Mannschafts- gold für Deutschland - Pferd+Sport
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SPORTLICHES | WELTREITERSPIELE IN KENTUCKY<br />
jedes Pferd seine schlechten Momente“,<br />
meinte Teamchef George Morris nach dem<br />
Springen frustriert. Nachdem McLain Ward<br />
mit zwei Springfehlern von Sapphire aus dem<br />
Parcours gekommen war, verließen dann<br />
auch die meisten Zuschauer vor den letzten<br />
Reitern enttäuscht das Stadion.<br />
Einzelspringen<br />
Titel bleibt in Europa<br />
30 Pferde waren <strong>für</strong> die letzten beiden<br />
Umläufe, in denen es um die vier Startplätze<br />
im Finale ging, zugelassen. Nicht mehr dabei<br />
waren Top-Favoriten wie der Ire Denis Lynch,<br />
der auf Latinus im ersten Umlauf des Nationenpreises<br />
mit drei Abwürfen einen Einbruch<br />
hatte, und Laura Kraut (USA), die,<br />
schon weit von der Spitze entfernt, ihren<br />
Schimmel Cedric nicht mehr in der Verfassungsprüfung<br />
vorgestellt hatte. Auch Judy-<br />
Ann Melchior verzichtete auf einen Start. Sie<br />
hatte mit Cha Cha Z ihr Soll mehr als erfüllt<br />
und keine Chance auf eine Einzelplatzierung.<br />
Während die Hindernisse des zweiten Umlaufs<br />
„nur“ hoch und breit waren, hatte Kursdesigner<br />
Conrad Homfeld die erste Runde mit zahlreichen<br />
anspruchsvollen technischen Tücken<br />
versehen. Als besonderer Knackpunkt erwies<br />
sich die Dreifache. „Sie ließ sich schlechter<br />
reiten, als ich erwartet hatte“, sagte Springausschussmitglied<br />
Dr. Michael Rüping. „Das<br />
hatte sicherlich auch mit den sich verändernden<br />
Lichtverhältnissen zu tun“. Die dreifache<br />
Kombination wurde auch den deutschen Reitern<br />
zum Verhängnis. Meredith Michaels-<br />
Beerbaum nahm Checkmate nach einem<br />
Rumpler am zweiten Oxer heraus, gab auf und<br />
trat zur zweiten Runde nicht mehr an. Janne-<br />
Friederike Meyer kassierte dort mit Lambrasco<br />
einen ihrer beiden Abwürfe. Vor der<br />
letzten Runde zog die Schenefelderin ihren<br />
kleinen Dunkelbraunen zurück. „Wir haben<br />
uns von Anfang an auf den Nationenpreis<br />
konzentriert“, sagte die Championats-Debütantin,<br />
die im KHP einen tollen Job gemacht<br />
hat. „Die letzten Runden sind an die Substanz<br />
gegangen, und auf eine vordere Platzierung<br />
hätte ich keine Chance mehr gehabt.“ Carsten-<br />
Otto Nagel kostete der Abwurf Corradinas am<br />
zweiten Element der Kombination die Teilnahme<br />
am Finale. Da nutzte dem Holsteiner<br />
Paar auch die fehlerfreie Runde - das gelang<br />
auch Marcus Ehning mit Plot Blue - im zweiten<br />
Umlauf nicht mehr viel. Sie verpassten das<br />
Finale um ganze 0,17 Punkte. „Natürlich ist<br />
es ärgerlich, wenn man so nah dran ist, aber<br />
Fünfter zu werden, ist besser als Vierter“<br />
meinte der Wedeler nachdem sein Adrenalinspiegel<br />
wieder heruntergekommen war. Einen<br />
Platz hinter Carsten-Otto Nagel rangierte<br />
Rolf-Göran Bengtsson. Ninja La Silla war<br />
nach seiner Verletzung, die er sich in Aachen<br />
zugezogen hatte, wieder rechtzeitig in Form<br />
38 <strong>Pferd+Sport</strong> 11 I 10<br />
Der neue Welt -<br />
meister: Philippe<br />
Le Jeune aus Belgien<br />
mit Hickstead,<br />
dem besten Pferd<br />
des Finales<br />
Bis vor kurzem<br />
war SIEC Ledgepoint<br />
noch<br />
unter Sören von<br />
Rönne unterwegs<br />
gewesen. Jetzt<br />
ging der Lancer<br />
II-Sohn <strong>für</strong> die<br />
Türkei an den<br />
Start.<br />
gekommen und bis zu seinem Fehler an einem<br />
breiten Oxer im zweiten Umlauf ohne Abwurf<br />
gewesen. Der Breitenburger war die letzte große<br />
Hoffnung des schwedischen Teams, das<br />
ohne Medaillen in den „klassischen“ Disziplinen<br />
geblieben war.<br />
Reiter aus vier Kontinenten - Nordamerika,<br />
Asien, Europa und Südamerika - bestritten<br />
das Finale der besten vier. „Das wird dem<br />
Reitsport beim IOC sehr helfen“, freute sich<br />
dann auch die FEI-Präsidentin Prinzessin<br />
Haya. Am Ende blieb der Titel in Europa - in<br />
Belgien. Für unser Nachbarland hatte vor vier<br />
Jahren auch Jos Lansink gewonnen. Philippe<br />
Le Jeune gelang es als einzigem, alle vier<br />
Pferde, drei Hengste und eine Stute, ohne<br />
Fehler durch den Parcours zu bringen. „Ich<br />
hatte ganz viel Spaß mit den anderen Pferden“,<br />
sagte der Belgier, der nach dem Absteigen<br />
nie vergaß, sie zu loben. Er hatte den<br />
zwölfjährigen Vigo D‘Arsouilles ins Finale gebracht.<br />
Mit dessen Vater Nabab de Rève gehörte<br />
Philippe Le Jeune bei den Weltreiterspielen<br />
in Jerez dem belgischen Team an, das<br />
Bronze gewann. Vor zwei Jahren hatte es bereits<br />
interessante Kaufangebote <strong>für</strong> den Fuchs<br />
gegeben. Doch sein Besitzer, Joris de Brabander,<br />
einer der größten Hengsthalter Belgiens,<br />
lehnte ab. „Da<strong>für</strong> bin ich ihm dankbar“,<br />
sagte Philippe Le Jeune, dessen internationale<br />
Karriere 1980 mit dem Sieg im Großen Preis<br />
von Rom begonnen hatte.<br />
Foto: www.sportfotos-lafrentz.de Foto: www.sportfotos-lafrentz.de<br />
Foto: www.sportfotos-lafrentz.de<br />
„Im Zeitspringen bin ich auf Nummer sicher gegangen“, erzählte der Saudi-<br />
Araber Abdulla Al Sharbbatly, dessen Pferd Seldana di Campalto das einzige war,<br />
dass ohne Springfehler das Finale erreicht hatte. Die Stute, die im vergangenen<br />
Jahr unter dem Italiener Natale Chiaudani <strong>Mannschafts</strong>bronze bei den Europameisterschaften<br />
in Windsor gewann, ist erst seit sechs Wochen unter dem Sattel<br />
des 28-Jährigen. Zwei Turniere - Gijon und Madrid - hatten die beiden im Vorfeld<br />
zusammen bestritten. Eine Stiftung, die mit einem Millionen-Topf den Reitsport<br />
in Saudi-Arabien unterstützen will, hatte ihren Ankauf ebenso möglich gemacht,<br />
wie den von Presely Boy (Khaled Al Eid) und des Holsteiners Cezanne (Kamahal<br />
Bahamdan). Ausgerechnet mit einem eigenen Pferd Seldana de Campalto<br />
unterliefen dem sehr stark reitenden Saudi zwei Abwürfe in der Finalrunde.<br />
„Die Stute hat sich vor den Schatten erschrocken“, erklärte ihr Reiter später. Keine<br />
große Überraschung war der Final-Einzug des Kanadiers Eric Lamarze mit Hickstead,<br />
die im Juli den Großen Preis von Aachen gewonnen hatten. Der 14-jährige<br />
KWPN-Hengst war am Ende das frischeste Pferd und blieb unter allen Reitern<br />
ohne Fehler. Hickstead kehrt nun nach Belgien zurück - er steht übrigens im gleichen<br />
Stall wie Seldana di Campalto -, um nach einer Pause an den wichtigen Hallenturnieren<br />
teilzunehmen.<br />
Ohne Medaille blieb der Weltmeister von 1998, Rodrigo Pessoa, der den von<br />
Alfonso Romo gezogenen HH Rebozo ritt. Dessen Vater Dollar de la Pierre (Thaloc<br />
La Silla) war unter dem Franzosen Reynald Angot 2002 <strong>Mannschafts</strong>weltmeister<br />
geworden. Der gekörte HH Rebozo stand als Sechsjähriger bei Jeroen<br />
Dubbeldam und wurde dann nach Amerika verkauft. „Mein Sponsor, Hunter Harrison,<br />
hat Rebozo im Frühjahr erworben. Bis dahin hatte ihn Candic King geritten<br />
“, erzählte Rodrigo Pessoa, der im Winter <strong>für</strong> die Hallenturniere seine Zelte<br />
in Europa aufschlagen wird. Zwei Abwürfe von Vigo D‘Arsouilles, die ersten Fehler<br />
des Hengstes, hatten alle Hoffnungen auf eine weitere WM-Medaille des Brasilianers<br />
zunichte gemacht. “Er war zum Schluss müde“, meinte sein Reiter Philippe<br />
Le Jeune.<br />
Björn Nagel<br />
Ein weiterer Holsteiner im KHP<br />
■ Die Überraschung war groß: Björn Nagel stand auf der Starterliste Springen. Er ritt<br />
ein Pferd mit dem unaussprechlichen Namen Va et Viens van de Zelm. „Alexander<br />
Onyschenko hat ihn <strong>für</strong> die Europameisterschaften in Windsor vor zwei Jahren von Marc<br />
van Dijck gekauft“, erzählt Björn Nagel. Der Nabab de Reve-Sohn verletzte sich jedoch<br />
in der Vorbereitungszeit, und der Wallach wurde von seinem Besitzer abgeholt. Cassio<br />
Rivetti – der Brasilianer mit dem ukrainischen Pass und Björns Teamkollege –, brachte<br />
ihn auf der Sunshine-Tour wieder in Schwung. U.a. ritt er ihn später beim CSIO in La Baule<br />
in der schweren Tour. Erst vor drei Monaten kam Va et Viens van de Zelm wieder zurück<br />
nach Friedrichskoog. „Da er sich seine Verletzung auf Grasboden zugezogen hatte, habe<br />
ich ihn bewusst nur auf guten Sandplätzen vornehmlich im Ausland gestartet“, erklärt<br />
Björn Nagel, warum man das Paar nicht auf den Ergebnislisten der einschlägigen Turniere<br />
gefunden hat. Die anvisierten Olympi schen Spiele in London sind nun nach dem 20. Platz<br />
nicht mehr in weiter Ferne.<br />
Wie ein Phoenix<br />
aus der Asche kam<br />
Björn Nagel, der<br />
auf Va et Viens van<br />
de Zelm das Finale<br />
der besten 30 erreichte.