Topp-Ausbilder: Azubis erneut geehrt - Rüdinger Spedition GmbH

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Rüdinger
Das Krautheimer Wappen von 1594
Wachstum auf der Landesgrenze
Krautheim, Firmensitz der Spedition
Rüdinger, liegt im Dreieck der Landkreise
Neckar-Odenwald (MOS), Hohenlohe
(KÜN) und Main-Tauber (TBB). Auf der
Gemarkung und durch das Firmengelände
verläuft die einstige Grenze zwischen
Baden und Württemberg. Was soll’s
fragt der vom grenzenlosen Internet
geprägte Zeitgenosse. Doch auf die
Spuren der einstigen Teilung zwischen
Badenern und Württembergern, Franken
und Hohenlohern, Katholiken und
Protestanten stößt Unternehmer Roland
Rüdinger noch heute fast täglich.
Mehr noch: Napoleons Grenzziehung
von 1806 bremste den Landstrich für
150 Jahre aus. Der französische Kaiser
teilte das Reich entlang der Jagst in
das protestantische Württemberg und
das katholische Baden. Das einstige
Handelszentrum Krautheim, Oberamt
des Kurfürsten von Mainz, wurde zum
Grenzposten. Kloster Schöntal (Jagst) und
der Deutsche Orden in Bad Mergentheim
(Tauber) wurden säkularisiert. Die
weltlichen und kirchlichen Höfe mit
ihren Steuereinnahmen, Handelsplätzen,
Bildungseinrichtungen, Verwaltungen
und Gerichten stürzten in die
Bedeutungslosigkeit.
Baden
Württemberg
150 Jahre Grenzgebiet haben Spuren hinterlassen
Erst seit 1953 das Bundesland Baden-
Württemberg gegründet wurde, heilen die
alten Wunden allmählich. Der eigentliche
Aufschwung kam 1989 mit der deutschen
Wiedervereinigung. Die Autobahn
Heilbronn-Würzburg und weiter
nach Thüringen und Berlin wurde zur
Hauptverkehrsader, entlang der Betriebe
wieder prosperierten und neue sich
ansiedelten. Denn, auch das darf nicht
vergessen werden, die Nationalsozialisten
mit ihrer fanatischen Judenverfolgung
zerstörten auch die Handelsstrukturen,
die die jüdischen Kaufleute in Hohenlohe
ausgebildet hatten.
Das heißt für die Firma Rüdinger heute
konkret: Auf ihrer Grenze befinden
sich zweierlei Hydranten für die
württembergische und die badische
Feuerwehr, zwei Kreissparkassen beatmen
denLandstrichmitKrediten,zweiDiözesen
prägen die Kultur und drei Tageszeitungen
fühlen sich nur grenzwertig zuständig für
die Berichterstattung. Das heißt konkret,
dreifache Anzeigenkosten, um etwa Stellen
zu bewerben oder potentielle Kunden zu
gewinnen.
Die 150 Jahre dauernde Teilung hat
den Landstrich in seiner industriellen
Der Grenzstein auf dem Firmengelände verursacht
Bürokratie.L.G.=Landesgrenze,G.B.=Großherzogtum
Baden, Rückseite: K.W. = Königreich Württemberg.
Entwicklung gehemmt und bäuerliche
Strukturen konserviert. Wunderbare
Fluss- und bewaldete Hügellandschaften,
die touristisch reizvoll sind, sind eine
positive Folge. Die dörfliche Soziokultur,
die wahlweise durch katholische
Bescheidenheit oder evangelischen
Pietismus geprägt ist, ist eine andere
Folge. Denn auf dem Land galten
Anpassung und formale Gleichheit als
Konsens. Wer etwa auf‘s Gymnasium ging,
sah sich rasch dem Vorwurf ausgesetzt,
etwas besseres sein und sich abgrenzen
zu wollen. So war und ist auch der Neid
nicht weit von den christlichen Tugenden
entfernt, was es insbesondere den vielen
Markt- und Technologieführern in
Hohenlohe erschwert, sich so erfolgreich
Baden
zu zeigen, wie sie sind.
Württemberg
„Wir sind nicht schlecht“ ist hierzulande
das Äußerste, was man über sich selbst
als lobende Aussage formuliert. Im
Rheinland, in München oder Berlin, wo
die Bewohner vor Selbstbewusstsein und
Eloquenz fast platzen, hören sich solche
Aussagen wie Inkompetenz an. Trotz
dieser modernen werbepsychologischen
Hemmnisse entwickelt sich der
Bekanntheitsgrad der Region.