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Der Apparat des Willens The Apparatus of Will - Roland-pfister.net

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E. Harleß 50<strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong>~~~<strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>Translated from: Harleß, E. (1861). <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong>. Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, 38(2), 50-73.by <strong>Roland</strong> Pfister and Markus Janczyk, Julius-Maximilians-University <strong>of</strong> Würzburg. See Notes for contact details.„<strong>Der</strong> angeborenen Farbe der EntschließungWird <strong>des</strong> Gedankens Blässe angekränkelt.“Hamlet“And thus the native hue <strong>of</strong> resolutionIs sicklied o’er with the pale cast <strong>of</strong> thought.”HamletNachdem das Band zwischen Philosophie und Naturforschunglängst wieder geknüpft ist, bedarf es an sich keiner Entschuldigung,wenn ich als Physiologe die geneigten Leser dieser1. <strong>The</strong> foundations <strong>of</strong> voluntary actionSince the bond between philosophy and natural sciencehas long been re-established, in fact, there is no need for me


E. Harleß 52moving beings. And even today, many believe spores andfilaments to be able to move voluntarily. <strong>The</strong> decisionwhether an action is ‘voluntary’ or ‘necessary’ thus neverhas an unambiguous objective basis, but can only be basedon the subjective assessment <strong>of</strong> the causes <strong>of</strong> an action andthe corresponding knowledge about connecting psychologicaland mechanical links.nicht schwer einem Kind die Fäden und Drähte zu verbergen,mit welchen die Mario<strong>net</strong>ten bewegt werden, und ihm diePuppen als willkührlich sich bewegende Wesen vorzuführen,und heute noch glauben Viele an die willkührlichen Bewegungender Schwärmsporen und Samenfäden. <strong>Der</strong> Entscheid, obfrei oder nothwendig, hat also nie eine einfache objective Basis,sondern beruht auf Werthschätzung der Ursachen und Kenntnißder zur Handlung führenden geistigen und mechanischenZwischenglieder.<strong>Der</strong> gewöhnliche Wortbegriff setzt für die Freiheit der Bewegungdie Unabhängigkeit ihres Ausgangspunktes von einemZwang durch mechanische Zwischenwirkungen voraus. Erfolgteine That durch den Zwang der Consequenz logischer oderethischer Werthbestimmungen, so bleibt sie darum noch einefreie. Das innere, subjective Kriterium bildet somit die Ueberzeugung,daß wir so oder ebensogut auch entgegensetzt hättenhandeln können, wenn wir der Veranlassung einen anderen,durch das innerste Wesen <strong>des</strong> Geistes selbst, also frei bestimmbarenWerth beigelegt hätten. Mit Recht verlangen wir für jedeHandlung ein Motiv, wie für je<strong>des</strong> actum überhaupt ein agens.Wir setzen bei der willkührlichen Bewegung eine wenn auchnoch so rasch verlaufende Kette untereinander nach den Gesetzen<strong>des</strong> vernünftigen Denkens verknüpfter Vorstellungen voraus,und verlangen als Beweis für die <strong>Will</strong>kühr: die Selbstständigkeitder Wahl in den Mitteln eine Absicht zu erreichen,wodurch der im Motiv liegenden Forderung Genüge gethanwird. Da nun jede Wahl eine Distinktion, jede Distinktion einWissen von Unterschieden und dieses selbst allgemein Bewußtseynvoraussetzt, so werden bewußte, zweckmäßige und willkührlicheBewegungen als synonyme Begriffe häufig zusammengeworfen.Nun kann man sich aber zum Oeftesten überzeugen,daß viele Bewegungen ganz unbewußt auftreten, welche für denBeobachter den Schein der Zweckmäßigkeit an sich tragen, weilUrsache und Folge für seinen Gedankengang einen vernünftigenZusammenhang zeigen. Wenn Jemand das Gleichgewicht verliert,und im Wanken den Arm ausstreckt um nicht auf die Nase1.1. Voluntariness, consciousness, and purposefulness<strong>The</strong> common term “voluntariness” presupposes that amovement is by no means the necessary consequence <strong>of</strong>mere mechanical factors. If a movement, however, is enforcedby consequences <strong>of</strong> logical or ethical considerations,it is still to be considered voluntary. <strong>The</strong> internal and subjectivecriterion is thus the belief that we could have actedthis way, but also entirely contrary – if only we had assigneda different value to the action by the innermost essence <strong>of</strong>our soul, that is, a freely chosen value. Rightly so do we askfor a motive for each action, just as we demand for an agensbehind each actum. For each voluntary action, we assume achain <strong>of</strong> processes which might follow in the most rapidsuccession and which are connected by the laws <strong>of</strong> sensiblethought. As a pro<strong>of</strong> for voluntariness, we then demand thefollowing: the autonomous and free choice between severalmeans to achieve a given end. And since every choice impliesa distinction, and every distinction implies knowledgeabout differences which, in turn, implies a conscious representation,the concepts <strong>of</strong> conscious, purposeful, and voluntaryactions are <strong>of</strong>ten used synonymously. Yet, one can frequentlyobserve that many actions occur unconsciously, butstill come with the impression <strong>of</strong> purposefulness to the observer,as cause and effect are connected in a reasonableway. If, for example, somebody loses his or her balance andraises the arm to prevent falling, this behaviour appearspurposeful when he or she stays unharmed. However, wedoubt the purposefulness <strong>of</strong> the action when his or her arm


E. Harleß 54würde der Materialismus eine sehr breite Basis haben, wenn alleMenschen allerwärts allgemein zweckmäßig handelten. Daß sieaber unzweckmäßig handeln können, bezeugt ihre Freiheit; niekönnen wir die Zweckmäßigkeit für sich als Zeichen der Freiheitbetrachten.Die Freiheit <strong>des</strong> menschlichen <strong>Will</strong>en documentirt sich nichtdurch die zweckmäßige Verknüpfung der Mittel, um der Forderungirgend einer Veranlassung allgemein befriedigen<strong>des</strong> Genügezu thun, sondern in der Wahl der Zwecke, welche ererfüllen will. Die kunstreichsten Handlungen der Thiere sindnicht <strong>des</strong>wegen frei, weil sie überhaupt um eines erkennbarenZweckes willen ausgeführt werden, wodurch sie sich im Gegentheilihrer der Gattung allgemein gestellten Aufgabe gegenüberals individuell unfrei erweisen, sondern nur in ihreneinzelnen Momenten, und zwar <strong>des</strong>wegen, weil ihnen eineWahl zwischen den Mitteln bleibt, mit welchen sie zu demstets gleichen Zweck gelangen. <strong>Der</strong> Trugschluß von der vermeintlichenoder erkennbaren Zweckmäßigkeit auf die Freiheiteines <strong><strong>Will</strong>ens</strong>, welcher nach ihrem Ideal handelt, hat in die<strong>The</strong>orie der sogenannten Reflexbewegungen unsägliche Verwirrungengebracht. Die Mittel, zwischen welchen zur Erreichungeines Zweckes gewählt werden kann, sind endlich undbei dem Menschen individuell beschränkt; in dieser Beziehungist die Freiheit <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ebenfalls beschränkt. Die Wahl derZwecke, welche sich mit den gebotenen Mitteln erreichenhave a strong base if all people all over the world acted universallypurposeful. <strong>The</strong> very fact that people are able to notact purposefully, however, proves their free will. Under nocircumstances can we treat purposefulness as a sign for voluntariness.Human free will is not evident in the purposeful combination<strong>of</strong> different means to reach a prescribed end, but inchoosing the end the actor wants to achieve. Even the mostelaborate and daedal behaviours in the animal kingdom arenot free for the reason that they are performed for a perceivablepurpose. To the contrary, when considering thephyloge<strong>net</strong>ic role <strong>of</strong> a species, these behaviours will evenappear individually involuntary rather than free. However,animal behaviour might appear voluntary in its single instanceswhen there is a choice between several means toreach the ever identical end. <strong>The</strong> fallacy <strong>of</strong> inferring voluntarinessand a free will from assumed or perceivable purposefulnesshas brought unspeakable confusion to the theory<strong>of</strong> reflex movements. <strong>The</strong> means one can choose fromto reach a given end are limited in number and vary betweenindividuals, and the freedom <strong>of</strong> the will is limited dueto this very fact. <strong>The</strong> choice between those ends that are attainablewith the available means is altogether infinitelyvariable. And the freedom <strong>of</strong> human will itself is certainly asvast as required by the greater role <strong>of</strong> humankind. –lassen, ist im Ganzen unendlich variabel, und die Freiheit <strong>des</strong>menschlichen <strong><strong>Will</strong>ens</strong> überhaupt sicher so ausgedehnt, als dieAufgabe <strong>des</strong> Menschengeschlechtes verlangt. –Das ungetrübte Bewußtseyn bei der Ausführung einer Handlungmacht den Menschen in praxi verantwortlich für die That.Es ist also von juridischem Standpunkt aus bewußte und willkührlicheHandlung identisch. Da wir bis jetzt schon darauf hingedeutethaben, daß eine im Sinne irgend eines Zweckes ausgeführteBewegung <strong>des</strong>halb, weil wir ihre Zweckmäßigkeit anerkennenzu müssen glauben, noch nicht willkührlich zu seynbraucht, so sehen wir, daß es Bewegungen geben kann, welche1.3. Voluntariness is not equal to conscious awareness<strong>The</strong> unclouded and conscious awareness <strong>of</strong> performingan action in praxi ascribes the liability for this action to theacting human agent. Thus, from a juridical point <strong>of</strong> view,conscious and voluntary actions are identical. We have alreadypointed out that actions pursuing any given purposeare not necessarily voluntary, even if we have to acknowledgetheir purposefulness. Following the same line <strong>of</strong> argument,we can easily see that purposefulness might mislead


55 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>eben wegen ihrer Zweckmäßigkeit aus einer bewußten Ueberlegunghervorzugehen scheinen können, ohne daß der Impulsfür sie wirklich darin zu liegen braucht.Ganz allgemein gültige Forderungen einer Veranlassung zuHandlungen überheben den Einzelnen der Verantwortung fürsie, wenn die Mittel fehlen selbstständig die Forderung zurückzuweisen.Die Aeußerung <strong>des</strong> individuellen <strong><strong>Will</strong>ens</strong> bestehtalso sowohl in der selbstständigen Anregung zu einer Bewegung,als in der Zulassung einer nicht von ihm hervorgerufenen.Im letzteren Fall ist die Bewegung unwillkührlich, underfolgt in Beziehung auf die Verkettung von Veranlassung undFolge unbewußt. Das Bewußtseyn bleibt dabei ein passiverZuschauer. Es kann also vom Begriff <strong>des</strong> Gattungsbewußtseynsaus zweckmäßige und doch unwillkührliche und individuellbewußte Bewegungen geben.Mit dem intensivsten Eindruck der <strong>Will</strong>kühr sind <strong>des</strong>halbdie mit Bewußtseyn ausgeführten allgemein zweckwidrigen,oder zwecklosen, überhaupt „zufälligen Bewegungen“ behaftet,wie wir sie fortan nennen wollen. Bei ihnen fällt für die Beobachtungjede Spur einer irgend wie bestimmenden äußerenund dem Gattungsbwußtseyn verständlichen inneren Veranlassungweg und sie erscheinen ihr <strong>des</strong>halb direkt aus deminnersten, selbstbestimmenden Impuls <strong>des</strong> Individuums hervorgegangen.Von diesen zufälligen Bewegungen muß bei der Analyseder willkürlichen ausgegangen werden, man mag dem <strong>Will</strong>enden größten oder gar keinen Einfluß zuschreiben.Ist nehmlich der Erfolg der äußeren Anregung abhängigund allein abhängig von einer Punkt für Punkt innerhalb <strong>des</strong>St<strong>of</strong>flichen fortschreitenden Bewegung, so kann die unendlicheMannichfaltigkeit im Erfolg einer einzelnen, als Motiv derHandlung betrachteten Anregung aus der gleichzeitigen Wirkungeiner unendlich variablen Zusammenstellung mit anderweitigenAnregungen betrachtet werden. Indem man aus derganzen Summe solcher in einem Moment gegebenen Anregungeneine herausgreift, und diese aus irgend welchen Grünusto judge movements as the result <strong>of</strong> conscious reasoning,even though the true impulse for these movements is notnecessarily conscious.However, an individual cannot be held responsible foran action generally assumed as a consequence <strong>of</strong> a givencause when there are no means to autonomously refuse theaction. <strong>The</strong> individual will is expressed through both, theautonomous initiation <strong>of</strong> an action and permitting those actionsthat are not initiated voluntarily. In the latter case, theaction is involuntary and, regarding the relationship <strong>of</strong>cause and effect, unconscious: Consciousness stays a passivespectator. Regarding the human Gattungsbewußtseyn 3 , therecan thus be purposeful actions that are at the same time involuntary,but conscious, to the acting individual.To sum up, the most intense impression <strong>of</strong> voluntarinessarises from those actions that are performed consciouslybut at the same time do not serve any apparent purpose andmight even be detrimental regarding a phyloge<strong>net</strong>ically definedpurpose. We will refer to these actions as “incidentalactions” henceforth. For these incidental actions, we canneither perceive external nor phyloge<strong>net</strong>ically plausible internalcauses. That is why they seem to originate from theinnermost, self-contained impulse <strong>of</strong> the individual.<strong>The</strong>se incidental actions have to be the first step in anycomprehensive analysis <strong>of</strong> voluntary actions, either acknowledgingthe most pronounced impact <strong>of</strong> the will or noimpact <strong>of</strong> it at all.2. <strong>The</strong> physiology <strong>of</strong> incidental actionsFor the following argument, we assume the success <strong>of</strong> anexternal activation to depend entirely on a chain <strong>of</strong> physicalevents that is processed step by step. If this assumptionholds, the manifold number <strong>of</strong> potential outcomes <strong>of</strong> an activationthat we consider to be the motive <strong>of</strong> an action canbe seen in the context <strong>of</strong> an unlimited number <strong>of</strong> concurrentactivations which themselves take their own effect.Choosing any single activation out <strong>of</strong> the total activation


E. Harleß 56den für die motivirende betrachtet, entsteht wegen der unendlichenMannichfaltigkeit der Handlungsweisen verschiedenerIndividuen gegenüber der supponirten Anregung der Scheinder <strong>Will</strong>kühr. Ebenso scheint eine freie Wahl <strong>des</strong>wegen gestattet,weil bei ein und demselben Individuum dieselbe als Motivzu Handlung betrachtete äußere Anregung im Wiederholungsfallganz andere Bewegungen veranlaßt als früher. Nach dieserAnsicht, welche die Freiheit <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> leug<strong>net</strong>, ist <strong>des</strong>senAnnahme darauf entstanden, daß man einseitig die einzelnesinnenfällige Anregung als constant, und den Effekt als variabelbetrachtet hat, während in der Wirklichkeit letzterer immernur variirt ist im Sinne der Variation der Anregung, welchesich aus der supponirten und der ganzen Summe anderweitiger,aber versteckter Anregungen gemeinschaftlich zusammensetzt.Die außerordentlich große Anzahl von Uebergangsstellenund Verbindungswegen zwischen nervösen <strong>Apparat</strong>en, vonwelchen ein <strong>The</strong>il die Erregungen von außen central leitet,während der andere die Folgen der Erregung nach außen aufdie Bewegungsorgane übertragt, gestattet hiernach einen Abflußder von außen kommenden Erschütterung nach allenerdenklichen Richtungen. Daß in den einzelnen Fällen aberdoch nur bestimmte Handlungen erfolgen, hängt einerseitsdavon ab, daß gleichsam durch Gegenströme, welche vongleichzeitig erregten Punkten ausgehen, viele Bewegungenaufgehoben werden, also nur bestimmte Bewegungsformen zuTage treten; daß ferner vorausgegangene Bewegungen in denCentralorganen, als Stöße gedacht, bestimmte Wege gangbarergemacht haben, wenn sich die Gesammtform der Anregunghäufiger wiederholte; daß endlich gewisse Residuen vorausgegangenerVeränderungen im Gehirn als weitere Modificationender äußeren, in einem Moment gegebenen Anregungenmitwirken. Da von dem Allen der Beobachter nichts erkennenkann, als vielleicht eine der vielen veranlassenden Ursachen, somuß ihm die ihr folgende Bewegung als willkührlich erscheinen,obwohl sie in der That ebenso zwangsmäßig auftritt wiethat is present at any given moment, and further consideringthis activation – for whatever reasons – as the motivatingactivation, will inevitably give rise to the impression <strong>of</strong>voluntariness. This impression <strong>of</strong> voluntariness is thuscaused by the unconstrained number <strong>of</strong> potential behaviouralchoices <strong>of</strong> an individual. This free choice is evenmore apparent when considering that repeated exposure <strong>of</strong>an individual to the same stimulation may give rise to completelydifferent actions. However, this notion does not implythe concept <strong>of</strong> free will. To the contrary, it suggests thatthe notion <strong>of</strong> free will is based on the misleading assumptionthat the sensory activation is constant while the outcomeis assumed to be variable. Yet, the outcome variesonly in concert with its determining activation, which inturn comprises the external as well as the total <strong>of</strong> hiddenadditional activations.<strong>The</strong> nervous apparatus consists <strong>of</strong> pathways that propagateexternal activations to the central areas and, vice versa,those pathways that relay the activations to the effectors.<strong>The</strong>se pathways are characterised by a remarkable number<strong>of</strong> interconnections, allowing to project external activationsinto any imaginable direction. <strong>The</strong>re are several reasonswhy particular patterns <strong>of</strong> activation always produce thesame action. First, reverse projections which originate fromsimultaneously activated centres neutralise many potentialactions, such that only several types <strong>of</strong> movements areevoked. Secondly, previously executed movements will inevitablypave their way within the central organs when therespective pattern <strong>of</strong> activity is repeated. Thirdly, someresidues <strong>of</strong> previously experienced activity in the brain willinevitably modify the external activations that are present atany given moment. All these processes are not perceivablefor the observer, except for probably one single potentialcause for an observed action. This action will thus appear tobe voluntary to the observer, even if the action in fact is asinevitable as the movement <strong>of</strong> a pair <strong>of</strong> scales when weights


57 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>die Winkelstellung <strong>des</strong> Waagebalkens bei einer bestimmtenDifferenz der aufgelegten Gewichte.Hiernach wäre der Mensch ein nach dem Gesetz <strong>des</strong> Kräfteparallelogrammesauf seiner Lebensbahn fortgeschobenerMechanismus, ohne alle Verantwortlichkeit für sein Thun undLassen.Das in seiner praktischen Consequenz so widersinnige <strong>The</strong>oremhätte auch bei Physiologen der exaktesten Richtung nichtso festen Fuß fassen können, wenn man nur eine Handhabe zuzeigen vermocht hätte, an welcher es dem an sich so gernegeglaubten „freien <strong>Will</strong>en“ möglich wäre, einen vorliegendenMechanismus (die nervösen <strong>Apparat</strong>e) wirklich nach eigenerWahl zu benutzen. Unser Bewußtseyn sagt uns aber nichts überForm, Lage, Ort, Verbindung der einzelnen Elemente <strong>des</strong> Mechanismus,nichts von unseren Nerven und Muskeln überhaupt;der ganze Mechanismus ist für unser Bewußtseyn so gutwie gar nicht vorhanden, und wir sollen die Fähigkeit besitzen,auf ihn mit jener Präcision einzuwirken, welche wir an der Kunstfertigkeit<strong>des</strong> Menschen <strong>of</strong>t in so hohem Grad anstaunen? Wasnützen alle schlagfertigen Mechanismen, aus welchen das Nervensystemzusammengesetzt seyn soll, für alle erdenkbarenFälle gleichsam mit Tasten versehen, wenn man keine Ahnunghat, wo die Tasten liegen? Gewohnheit, Uebung, Gedächtniß –was nützt das Alles ohne Direkton für den <strong>Will</strong>en in jedemeinzelnen Fall? Wir stehen vor einer Fabrik, wir sehen verschiedeneRohst<strong>of</strong>fe hineintragen, Produkte der verschiedenenArt herauskommen, hören vielleicht auch dann und wann einZischen und Schnarren, aber sehen nichts von der Maschine;was nützte es uns, hundertmal Wollsäcke hinein-, Tuchballenherausbefördern zu sehen, wenn wir nicht einmal wüßten, woder Anfang der Umänderung <strong>des</strong> Rohst<strong>of</strong>fes in das Fabrikatdurch die Maschine gemacht wird, und wo wir etwa die Wollenur blindlings hinzuwerfen hätten, um sie als Tuchstreifen amanderen Ende wieder zu Gesicht zu bekommen.Gerade so verhalten wir uns aber mit unserem Bewußtseynder willkürlichen Handlung gegenüber. Wir gewahren den<strong>of</strong> a given difference are applied.Such reasoning implies seeing the human being merelyas a machine that is controlled by the laws <strong>of</strong> the parallelogram<strong>of</strong> forces for his entire life – without any responsibilityfor his deeds.Being paradoxical in its practical consequences, thistheorem would not have gained such a strong foothold evenfor physiologists <strong>of</strong> the most mechanistic school, if only itwas possible to show a single case where the appealing concept<strong>of</strong> “free will” was indeed able to use the existing mechanics(the nervous apparatus) to realise its own choice.Our consciousness, however, does not tell us anythingabout shape, orientation, location, and connections <strong>of</strong> individualelements <strong>of</strong> this (neural) mechanism. Nor does it tellus anything about our nerves and muscles; the entiremechanism is virtually non-existent for our consciousness.And against this background: We shall indeed be able tocontrol these mechanics as aptly as the virtuosity <strong>of</strong> thehuman abilities suggests? What is the use <strong>of</strong> all these adroitmechanisms that constitute the nervous system – <strong>of</strong>feringbuttons for any imaginable operation – if one has no cluewhere these buttons are located? Habits, training, memory– what can we achieve with these tools without a guidingline for the will in each specific case? We face a factory andobserve how raw materials are hauled inside and how products<strong>of</strong> different kinds come out. From time to time we possiblyhear some hushed fizzling and feel gentle vibrations,but we do not see anything <strong>of</strong> the machinery. What is theuse <strong>of</strong> observing a hundred times how somebody hauls bags<strong>of</strong> wool inside the machine and observing the produced fabrics,if we are not even aware where the transforming processbegins, and where to place the wool exactly to see it appearingas fabric somewhere else.2.1. Action control by sensory imagination?However, this is exactly the way how our consciousnessis related to voluntary action. We experience the raw mate-


E. Harleß 58Rohst<strong>of</strong>f der veranlassenden Anregung in Form einer empfundenenVorstellung, und das Produkt der versteckten Fabrik inder Form der Vorstellung von der That. Das sollen die beideneinzigen Elemente seyn, mittelst deren der <strong>Will</strong>e den Mechanismusin seine Hand bekommt? Führt etwa die willkührlicherzeugte Vorstellung eines Reizes unmittelbar zur Bewegung,welche jener Reiz in Wirklichkeit einmal nach sich gezogenhatte? Wer hat ein so scharfes Gedächtniß, den veranlassendenReiz mit allen anderen, in demselben Moment vorhandenwirksamen, aber ganz vernachlässigten Nebenreizen zu reproduciren?Und wenn auch! Schließe ich wirklich krampfhaft festdie Augen, wenn ich mir noch so lebhaft das blendende Lichtder Sonne bloß vorstelle? Man sieht: dieses eine Moment reichtnicht aus.Vielleicht das andere? Ich reproducire willkürlich das Erinnerungsbildan eine recht einfache Bewegung, welche ich öfterschon ausgeführt habe; ich gebe dem Bild alle erdenklicheKlarheit und Bestimmtheit; es sey zum Beispiel das Bild dergeballten Faust. Entsteht nun wirklich die Bewegung? Nein!Die Hand bleibt ausgestreckt, ruhig, bewegungslos. Jetzt willich die Faust machen und in demselben Augenblick geschiehtes, ohne daß ich weiß wie und wodurch.Es wäre in der That auch schlimm, wenn unsere Vorstellungenalle als Bewegungsreize und alle Phantasiebilder von früherausgeführten Bewegungen s<strong>of</strong>ort in neue Bewegungen umschlügen;wir würden uns an unseren Vorstellungen sehr bald zuTode gezappelt haben. Immer kehrt also wieder die alte Schwierigkeitfür die Erklärung zurück, wie man für eine gewollte Bewegungam Bewegungsapparat den geeig<strong>net</strong>en Anknüpfungspunktfindet. Müßte man dafür Kenntnisse zu Hülfe nehmen,welche der feineren Anatomie <strong>des</strong> Nervensystems, ihrer Angabenüber Faserverlauf und Verknüpfung entlehnt wären, sowürde man bei der großen Unsicherheit, welche auf diesemganzen Gebiet herrscht, nur eine sehr schwache Basis gewinnen.Glücklicher Weise kann aber das ganze feine Gefüge <strong>des</strong>Hirns und Rückenmarkes so seyn wie wir es uns gegenwärtigrial <strong>of</strong> an action-causing activation in the form <strong>of</strong> a sensoryimagination and the product <strong>of</strong> the hidden factory in theform <strong>of</strong> an imagined action. And these two elements shallbe the only constituents employed by the will in order toexert control <strong>of</strong> the entire apparatus? Is it really the casethat a voluntarily evoked imagination <strong>of</strong> a stimulus immediatelyand inevitably leads to a movement that previouslyfollowed that stimulus? Who does possess such a detailedmemory that he or she is able to reproduce the causingstimulus together with all the other simultaneously activatedyet unattended ancillary stimuli? And even if! Do Ireally close my eyes <strong>des</strong>perately when merely imagining thebright light <strong>of</strong> the sun? It is apparent from these examplesthat this single momentum is not sufficient.2.2. Action control by motor imagination?What about the other possibility? Instead <strong>of</strong> reproducingthe sensory antecedents <strong>of</strong> an action, I evoke the memory<strong>of</strong> a relatively simple movement that I have carried outa number <strong>of</strong> times. I try to evoke it as vividly and clearly aspossible; for example, the image <strong>of</strong> a clenched fist. Does thiscause the movement to be carried out? No! My hand staysopen, calm, motionless. Now I decide to clench my fist andin this very moment it happens – and I do not know howand by what cause.It would indeed be disastrous if all our imaginationsturned into action-causing stimuli and if all anticipations <strong>of</strong>previously executed movements immediately caused newmovements; we would instantly have floundered ourselvesto death. Thus, the difficulty remains to find a proper handlefor our motor system to evoke a <strong>des</strong>ired movement. Inorder to find this handle, we could draw on findings on thedetailed anatomy <strong>of</strong> the nervous system and the related <strong>des</strong>criptions<strong>of</strong> the orientation and connection <strong>of</strong> fibres. However,given the manifest uncertainty that is prevalent in thewhole discipline, we would only gain a very weak foothold.Fortunately, the whole subtle structure <strong>of</strong> the brain and the


59 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>vorstellen, oder ganz anders – es leidet darunter das nicht, wasich im Folgenden vorzutragen gedenke, weil dabei überhauptkeine Stütze aus der feineren Anatomie, sondern blos aus dergewöhnlichen Erfahrung und den Resultaten absolut feststehenderExperimente benutzt wird.<strong>Der</strong> ganze <strong><strong>Will</strong>ens</strong>akt setzt sich für unser Bewußtseyn auseinzelnen Empfindungsmomenten zusammen. Ich empfinde,was mich zur That veranlaßt; ich empfinde, was ich will; ichempfinde, daß ich will. Wie die gewollte Bewegung effectuirtwird, fließt unter Intervention mechanischer Bedingungenunmittelbar aus den Vorgängen, welche jene Empfindungenveranlaßt hatten, und von deren vermittelnden Processen ichwiederum nichts inne werde. Wir wissen, daß unser Nervensystemaus einer unzählbaren Menge von Verbindungsbewegungenbesteht, auf welchen die organischen Grundlagen derEmpfindungen mit den organischen Vermittlungsapparatender Bewegungen in functionellen Zusammenhang gebrachtsind. Vermöge dieses Zusammenhanges werden unausgesetztBewegungstendenzen angeregt, welche, auch ohne daß der<strong>Will</strong>e dabei beteiligt ist, zu wirklichen Bewegungen führenkönnen, wenn die Combination der Anregungen geeig<strong>net</strong> unddie Stärke ihrer Einwirkung nur groß genug ist. Stellenweisemuß jener Zusammenhang inniger gedacht werden, weil derAusschlag in Bewegung schwer oder gar nicht zu vermeidenist, und er stellt dann in der That einen automatischen Mechanismusdar.Man darf aber nicht annehmen, daß eine prästabilirte Verknüpfungsolcher Mechanismen für die unzähliche Mengezweckmäßiger Bewegungen vorhanden ist, deren Tastengleichsam nur niedergedrückt zu werden brauchten, um sie inGang zu setzen. Vielmehr werden die Bewegungen auch inihren einzelnen Elementen deckende Ausdrücke für die Concurenzder in der Gesammtanregung gegebenen Elementedarstellen. Diese Elemente selbst sind aber nicht undenklichklein und einfach, sondern nur so weit organisch und unveränderlichgruppirt, daß sie zusammenfließende Empfindungsspinalcord may be structured just like we conceive it at presentor completely different – what I am going to bring forwardin the following will not be afflicted because I am notgoing to rely on the mentioned subtle anatomy, but willstick to ordinary experience and to the results <strong>of</strong> definitelyestablished experiments.For our consciousness, the entire experience <strong>of</strong> will iscomposed <strong>of</strong> individual sensory moments. I sense whatprompts me to perform an action; I sense what I want; Isense that I want. How the <strong>des</strong>ired movement is eventuallyaddressed – by intervention <strong>of</strong> mechanical principles – is adirect consequence <strong>of</strong> the processes that were triggered bymy sensations, while I won’t notice anything <strong>of</strong> the interveningprocesses. We know that our nervous system consists<strong>of</strong> innumerable connecting pathways so that the organicbases <strong>of</strong> sensation have functional coherence with theorganic basis <strong>of</strong> movements. 4 This functional relation resultsin a continuous activation <strong>of</strong> movement tendenciesthat may lead to proper movements if the combination <strong>of</strong>activations is suitable and the intensity <strong>of</strong> their impact isstrong enough. This may happen even without involvement<strong>of</strong> the will. <strong>The</strong> mentioned relation has to be conceptualisedas being more deeply when the movement is hard or evenimpossible to inhibit. In this case, the relation can be seen asa truly automatic mechanism.One must, however, not assume a priori existing connectionsfor the unlimited number <strong>of</strong> purposeful movementswhich allow triggering all these movements by simplypressing the respective key. Rather, every single element<strong>of</strong> a movement mirrors the current total activation. <strong>The</strong>seelements, however, are not indefinitely small and simple,but only as much organic (i.e., hard-wired) and invariablyarranged as is necessary to merge into a ‘sensory entity’ anda ‘motoric entity’. Thus, we only regard them as elements <strong>of</strong>those mechanisms that are necessary to initiate a perceptionor a movement. For example, all nerve fibres in a muscle do


E. Harleß 60Ganze und Bewegungs-Ganze darstellen. Wir betrachten siealso nur als Elemente in Beziehung auf die <strong>Apparat</strong>e, welchenothwendig sind, um eine Empfindung oder Bewegung überhauptveranlassen zu können. So haben die in einem Muskelverbreiteten Nervenfasern einen combinirten centralen Heerd,<strong>des</strong>sen Reizung eine Totalwirkung aller Fasen in dem Muskelshare a common central point in the nervous system, andits stimulation propagates to all these nerve fibres. As a consequencethe muscle will perform the required movement.Similarly, simple tone- or colour-sensations and so on arebased on combinations <strong>of</strong> organic causes, the smallest elements<strong>of</strong> which are not consciously accessible.veranlaßt, in Folge <strong>des</strong>sen er eben die zur Bewegung geforderteVerknüpfung seiner Gesammtmasse ausführen kann. Ebensobasirt eine einfache Ton- oder Farbe-Empfindung und dergl.auf einer organisch combinirten Veranlassung, deren letzteElemente das Bewußtseyn nicht unmittelbar weiter auseinanderbreitet.Mit solchen Knotenpunkten organischer Anordnungen undderen Verknüpfung vermag die Seele in eine zu willkührlichenIntensitätsgraden gesteigerte Wechselwirkung einzugehen.Indem dies allgemein gilt, ist damit ausgedrückt, daß der <strong>Will</strong>eden sensitiven wie motorischen Nervencentren gegenüber ingleicher Weise thätig seyn kann. Unter <strong>Will</strong>en verstehe ich dieaus dem Wesen <strong>des</strong> Geistes heraus variable Intensität derWechselwirkung seines eigenen Substrates mit dem der nervösenCentren. Den motorischen Centren gegenüber wird dasgewöhnlich <strong><strong>Will</strong>ens</strong>äußerung genannt, den sensitiven Centrengegenüber heißt man es Aufmerksamkeit; bei<strong>des</strong> ist aber identisch,und nur durch den terminus ad quem unterschieden.Wir wissen, daß wir aus allen den gleichzeitig in uns veranlaßtenEmpfindungen willkührlich und momentan bald dieeine, bald die andere bevorzugen könne, so daß sie mit größererLebhaftigkeit vor unser Bewußtseyn tritt; und es bedarfdazu nicht eines Hin- und Herflatterns der Psyche, um sichgleichsam bald an dieser, bald an einer anderen Blume derimmer neu aufsprießenden Empfindungsflora zu ergötzen. Hatman die dualistische Anschauung aufgegeben, und setzt voraus,daß die Seele da ist, wo sich Seelenthätigkeit äußert, so istes einfach zu denken, wie ohne alles weitere Suchen die Intensitätder Empfindung lokal durch den <strong>Will</strong>en gesteigert werdenkann, sey es in dem Moment ihres Entstehens oder im Verlauf2.3. Interactions <strong>of</strong> the will and the nervous system inthe sensory and the motoric domainWith such no<strong>des</strong> <strong>of</strong> organic elements and their interconnectionsthe will is able to interact to a voluntarily chosendegree. Since this is a general contention, it implies thatthe will can interact with sensory or motor centres <strong>of</strong> thenervous system in the same manner. This varying degree <strong>of</strong>interaction with nervous centres is what I conceive as ‘will’.Regarding the motor centres one typically refers this interactionto as ‘volition’, regarding the sensory centres o<strong>net</strong>ypically refers to the term ‘attention’; in fact both are identicaland only distinguished by the terminus ad quem (i.e.,by the goal).We all know that we can voluntarily give preference toone perception over others, and that we can even switch betweenthose preferred stimulations rapidly, in order to experiencethis very perception all the more vividly; and itdoes not require a flattering soul to gloat over one flowerand then the other flower within the overly and overlysprouting flora <strong>of</strong> sensations. Let us abandon the dualisticview 5 for a moment and further assume that the mind is locatedexactly where it manifests itself. <strong>The</strong>n it is easy to understandhow the will can increase the intensity <strong>of</strong> a perceptionlocally, be it in the moment <strong>of</strong> its emergence or duringits decay. Moreover, all these perceptions – including thoseentirely endogenously envisaged – must give rise to further


61 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>ihres Abklingens, und wie überhaupt jede auch nicht von Außenveranlaßte Empfindung (Vorstellung) an dem Ort, wo siedurch äußere Veranlassungen primär hervorgerufen war, auchwieder Veranlassung zu tiefer greifender Wechselwirkunggeben muß. Die solchergestalt willkührlich an einem Ort dercentralen Nervenelemente gesteigerte Erregung in der Form,wie sie primär die bestimmte Empfindungsqualität erweckthatte, soll nun aber jetzt aus den von da aus nach allen Richtungenhin sich zerstreuenden Wirkungen auf die Bewegungscentraden Weg finden, welcher schließlich zu einer ganzbestimmten Bewegungsform führt.Könnten die motorischen Centra für sich etwas der EmpfindungAnaloges in dem Zustand <strong>des</strong> Geistigen veranlassen,interactions at the location where they were primarily elicited.Such voluntarily enhanced activation somewhere inthe central nervous system finally has to find the one andonly correct path within the multitude <strong>of</strong> the diverging possiblepaths that eventually will give rise to a specific movement.If motor centres themselves could produce an analogueto what one experiences via perception, then, similar to perception,no further connecting link would be required toorient the will. Since this is not the case, however, one’sonly possibility is to look for a contact point for the willwithin the stream <strong>of</strong> sensations in order to exert influenceon the motor centres <strong>of</strong> the nervous system.so wäre wie für die Empfindung kein weiteres Zwischengliedzur Orientirung <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> nothwendig. Da dies aber thatsächlichnicht der Fall ist, so hat man zuzusehen, wie sich ausdem Gang der Empfindungen der Wink für den Angriffspunkt<strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> auf der motorischen Seite <strong>des</strong> Nervenapparates3. <strong>The</strong> acquisition <strong>of</strong> behavioural competenceStill one has to trace back the entire way that enableshumans to use their limbs voluntarily. This is, as we know,not possible straightaway, but we have to learn this competencefirst. Here, however, learning means nothing but orientingoneself step by step in the opportunities given bymechanical means.To facilitate the understanding <strong>of</strong> these learning processes,I developed the following schematic. This schematicis not meant to represent the true <strong>des</strong>ign <strong>of</strong> our nervous system,but rather to give an overview <strong>of</strong> those mechanicalconstituents necessary for the process.<strong>The</strong> centre <strong>of</strong> the schematic contains several motor elementswith various and arbitrary interconnections. This innercircle thus represents the total <strong>of</strong> interconnected motorherausentwickelt.Zu dem Ende hat man aber den ganzen Gang zu verfolgen,auf welchem der Mensch endlich zum willkührlichen Gebrauchseiner Glieder gelangt. Denn wir wissen, daß dies nichtmit einemmal möglich wird, sondern daß wir dies erst lernenmüssen. Lernen heißt hier aber nichts anderes, als allmählichesOrientiren in den dazu von der Natur gebotenen mechanischenMitteln.Um ein schnelleres Verständniß der Methode zu erzielen,nach welcher wir dies erreichen, habe ich das beifolgendeSchema entworfen, welches uns nicht sowohl ein Bild von derwirklichen Anordnung in den nervösen <strong>Apparat</strong>en geben soll,als vielmehr eine rein fingirte Zusammenstellung der für dieganze Operation nothwendingen mechanischen Glieder.Ich habe um das Centrum eine größere Gruppe motorischerCentralelemente gestellt, welche unter einander auf dasMannichfaltigste und <strong>Will</strong>kührlichste verbunden sind. Dieinnerste Kreisperipherie soll die Totalität dieser unter einander


E. Harleß 62FEGAt s ruvwxηzαaδbcde gfqhponmlkiCDBverknüpften motorischen Elemente als solche darstellen, vondenen aus, im Gegensatz zu einer anderen Gruppe von Elementendirekt keine Empfindungen veranlaßt werden können.Auf die Peripherie <strong>des</strong> nächsten Kreises habe ich ein Systemsolcher Elemente gestellt, welche Empfindungen veranlassenkönnen, welche zugleich unter sich durch Stücke der Peripherie,und mit den Elementen <strong>des</strong> inneren Kreises durch dieRadien in funktionelle Beziehung gesetzt sind. Wir können fürbeide Gruppen den Namen motorium und sensorium beibehalten,dürfen uns aber nicht denken, daß diese punktförmigirgendwo im Nervensystem zusammengerückt sind, sonderndaß sie sich überhaupt nur mit vielfacher Wiederholung innerhalbvon Gehirn und Rückenmark vorfinden.<strong>Der</strong> äußerste Kreis stellt uns die Endpunkte der individuellenWirksamkeit vor, von welchen aus Empfindungen angeregt,elements as such. In contrast to another group <strong>of</strong> elements,these motor elements cannot give rise to sensations bythemselves. I placed this second group <strong>of</strong> elements on theouter circle. <strong>The</strong>se elements form functional relationshipsbetween each other and also with the motor elements locatedinside the inner circle. We may refer to these twogroups as motorium and sensorium, but one would bewrong to think <strong>of</strong> them as being located at a specific pointwithin the nervous system. In fact, they are widely distributedwithin the brain and the spinal cord.<strong>The</strong> outermost circle <strong>of</strong> the schematic contains the results<strong>of</strong> individual effectiveness, where sensations are initiatedand where impulses <strong>of</strong> the will are forwarded to fromthe inner circles, as indicated by the arrows.Regarding the relationship <strong>of</strong> muscles and skeleton it is


63 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>only worth mentioning that limb movements are due to antagonisticallyacting tractive forces. This ensures precisionand speed while maintaining smoothness and normallypreventing un<strong>des</strong>ired twitches.Once muscles and nerves <strong>of</strong> the unborn are developedto a degree that allows certain changes in the balance <strong>of</strong>their forces yielding actual movements, such movementsindeed occur, probably caused by a multitude <strong>of</strong> motives.Either external mechanical impacts, or a modified composition<strong>of</strong> the blood, or jerks <strong>of</strong> individual parts <strong>of</strong> a nervemay disrupt the balance <strong>of</strong> forces, and this can happen eitherto motor or sensory elements. <strong>The</strong> former case givesrise to directly initiated movements, in the latter case reflectivemovements (reflexes) will occur mediated by the linksfrom sensorium to motorium. Finally, the soul can playwith the elements <strong>of</strong> the motorium thereby producing voluntarybut still incidental movements that are not performedto fulfill any specific purpose. I believe that theselatter movements constitute a large proportion <strong>of</strong> the unborn’smovements; there is much less opportunity for reflectivemovements, because the environment <strong>of</strong> the unbornis held constant to ensure optimal conditions for its growing.<strong>The</strong> importance <strong>of</strong> children’s play is widely acknowledgedin the educational sciences; that <strong>of</strong> the soul with themotor elements <strong>of</strong> its nervous system is, however, just asimportant. Right after the child’s birth one can observe howthis play is continued. When observing carefully enough,one can frequently witness that a child systematically trainsits movements in the cradle.und zu welchen hin von innen her <strong><strong>Will</strong>ens</strong>impulse wirksamfortgeleitet werden, wie die Pfeile andeuten.Von dem Verhältniß der Muskeln zu dem Skelet ist nur zuerwähnen, daß die Gliederbewegung von der Differenz antagonistischeinander entgegenwirkender Zugkräfte abhängiggemacht ist, wodurch bei aller Präcision und Geschwindigkeitder Bewegung doch immer eine große Weichheit gesichert,und je<strong>des</strong> Zucken und Schnellen normal verhütet ist.Sind nun bei der menschlichen Frucht Muskeln und Nervenso weit entwickelt, daß gewisse Aenderungen im Gleichgewichtder ihnen anvertrauten Kräfte zu wirklichen Bewegungenüberhaupt führen, so entstehen solche Bewegungen, und zwarmöglicher Weise durch verschiedene Veranlassungen.Entweder es kann durch mechanische Wirkung von außenoder durch veränderte Blutmischung von innen her, oderdurch ruckweises Fortbilden einzelner Nervenparthien Störungin dem Gleichgewicht der Kräfte eintreten, und zwarentweder in denen der motorischen Elemente, oder in denender sensoriellen. Im ersteren Fall entstehen dann sogenanntedirekt angeregte Bewegungen, im zweiten Fall Bewegungen,welche durch die im Schema angedeutete radiäre Verknüpfungvermittelt sind, sogenannte Reflexbewegungen. Endlich aberkann die Seele gleichsam spielend auf verschiedene Elemente<strong>des</strong> motoriums wirken, wobei dann wohl willkührliche aberdoch blos zufällige, d. h. um keines bestimmten Zweckes willenausgeführte Bewegungen entstünden. Ich glaube, daß die letztereArt, also die zufällig vom <strong>Will</strong>en angeregten Bewegungenes in der weit größeren Anzahl von Fällen sind, welche in derungeborenen Frucht angeregt werden; denn für Reflexbewegungenist viel weniger Gelegenheit gegeben, da die Gleichmäßigkeitder äußeren Bedingungen schon um <strong>des</strong> normalenWachsens willen in der Umgebung der Frucht möglichst großgemacht ist. Das Spiel der Kinder hat in pädagogischer Beziehungeine anerkannt große Bedeutung; das Spiel <strong>des</strong> Geistesmit den motorischen <strong>Apparat</strong>en seines Nervensystems eine


E. Harleß 64nicht geringere. Sehr bald nach der Geburt kann man an demKind eine Fortsetzung dieses Spieles wahrnehmen, und werAcht hat, kann häufig genug sehen, wie es seine Bewegungenin der Wiege systematisch einübt.Wie dem nun aber immer seyn mag: wird aus irgend welcherUrsache die Bewegungsform A im Schema hervorgerufen,so ist eine unausbleibliche Folge, daß der Akt der Bewegungeine Empfindung veranlaßt; diese Empfindung a muß genaudie Form haben, als wenn sie durch die direkte Wechselwirkungvon α mit a entstanden, oder als wenn der Impuls für dieBewegung direkt von α ausgegangen wäre. Denn geschieht dasletztere, so entsteht wirklich das Empfindungsbild a; diesesentsteht aber auch, wenn bei einer irgend beliebigen Combinationder Erregungen in a – z, verbunden mit einer beliebigenCombination im Motorium, als Resultante eben jener Effekt Aherbeigeführt worden war.Wir wollen nun einen beliebigen resultirenden Zustand indem sensorium und einen ebenso beliebigen resultierendenZustand in dem motorium annehmen, weiter voraussetzen, eswürde an irgend einem Punkt, z. B. f, das Gleichgewicht gestört:es entstünde hier eine Empfindung; vermöge der funktionellen,aber rein mechanischen Verknüpfung beider Gruppencentraler Elemente entstünde die zufällige Bewegung B. InFolge <strong>des</strong>sen entsteht in d eine allein von der BewegungsformB abhängige Empfindung. Für das Bewußtseyn liegt also jetztdas Empfindungsbild der veranlassenden Ursache in f, dasEmpfindungsbild der effektuirten Bewegung in d. Beide Bilderbefinden sich also an verschiedenen, möglicher Weise sehrweit von einander entfernten Punkten. Von f aus ist immer nurein Rapport mit der Gesammtgruppe <strong>des</strong> motorium, eigentlichin gleichem Maaß mit jedem einzelnen seiner Elemente, geboten;von f geht kein bestimmt vorgezeich<strong>net</strong>er Weg nach δ,4. A physiological-psychological mechanism for voluntaryactionsIn any case: if the motor pattern A in the schematic isevoked for any reason, a particular sensation necessarilyand inevitably follows the movement; this sensation a mustbe the same as if it was provoked by the direct interaction <strong>of</strong>α and a, or if the movement was directly initiated by α. Inthe latter case, the sensation a <strong>of</strong> course arises; but a alsoarises if any combination <strong>of</strong> activations in a – z combinedwith any activation in the motorium results in the very effectA.Let us now assume an arbitrary resulting state in thesensorium and in the motorium, and let us further assumethat the balance is disturbed at some point, for example f: asensation would arise at this very point. And, as a consequence<strong>of</strong> the functional yet merely mechanical interconnections<strong>of</strong> both groups <strong>of</strong> central elements the incidentalmovement B follows. Consequently, then, the sensation darises which only depends on the movement B. Thus, to ourconsciousness, the percept <strong>of</strong> the causing motive is f, whilethe percept <strong>of</strong> the resulting movement is d. Both perceptstherefore may lie at different and possibly very distantpoints. Beginning with the percept f, one can only activatethe motorium as such, or more precisely, activate each element<strong>of</strong> the motorium to the same degree. <strong>The</strong>re is no specificand direct link from f to δ, the starting point for themovement B. Thus, even the most vivid reproduction <strong>of</strong> thepercept f cannot voluntarily reproduce the movement B,unless the will has been focused on δ in the motorium before.dem Ausgangspunkt für die Bewegung B. Die lebhafteste Reproduktion<strong>des</strong> Empfindungsbil<strong>des</strong> f kann also für sich nochnicht willkührlich B zum zweitenmal hervorrufen, wenn der<strong>Will</strong>e nicht erst auf δ im motorium gelenkt worden ist.


65 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>Ehe wir jetzt weiter gehen, und den Werth <strong>des</strong> Bewegungsbil<strong>des</strong>oder richtiger Effektbil<strong>des</strong> welches von d aus veranlaßtwird, für die willkührliche Handlung zu bestimmen suchen, isteiner vollkommen gesicherten, einfachen Thatsache aus demGebiet der experimentellen Physiologie Erwähnung zu thun.Hat man bei einem Thier oder bei dem Menschen irgend wieden <strong><strong>Will</strong>ens</strong>einfluß künstlich aufgehoben, so entstehen aufäußere Reize bekanntlich so genannte Reflexbewegungen.Diese sind bedingt von der Punkt für Punkt fortschreitendenInnervation, welche vom Reiz eingeleitet wurde, und sich aufder Bahn der sensitiven Nerven durch centrale Gruppen nachdem Gebiet der motorischen Nerven fortpflanzt. Dadurchentsteht eine von der Quantität, Qualität und Oertlichkeit <strong>des</strong>Reizes streng abhängige Bewegungsform.Von allen Eigenthümlichkeiten dieser Reflexbewegungenmüssen wir hier nur Eine hervorheben. Wird ein möglichstleiser Reiz an einer Zehe angebracht, so entsteht eine auf dieseZehe beschränkte Bewegung. Reizt man in ähnlicher Weise dieHaut <strong>des</strong> Bauches, so bleibt die Reflexbewegung auf dieBauchdecken beschränkt; kurz also: Ort <strong>des</strong> Reizes und Ort derBewegung fällt dabei sehr genau zusammen. Dies setzt voraus,daß die centrale Verknüpfung von sensiblen und motorischenNervenelementen für die einzelnen anatomischen Lokalitätenam innigsten ist. In unserem Schema ist dies durch die Linie aα, oder d δ etc. angedeutet. Von dieser unumstößlichen Thatsacheaus können wir jetzt in unserer Betrachtung weiter gehen.Zwischen den Punkten a und α besteht eine derartige Relation,daß immer von dem Empfindungsganzen (a) aus mitgroßer Leichtigkeit ein Bewegungsganzes A angeregt wird. DieLeichtigkeit, mit welcher dies geschieht, ist aber keine unbegrenzte,d.h. es gehört immer eine gewisse Intensität der Erregungdazu, um den Durchgang durch α nach A zu erzwingen,um also die Bewegung wirklich zu effektuiren. Da weiter alle4.1. Preconditions and assumptionsBefore moving on to further analysing the value <strong>of</strong>movement sensations and the movement’s contingent sensoryeffects (caused by d), we need to mention an entirelyconfirmed fact from experimental physiology. If in an animalor human the influence <strong>of</strong> the will is artificially cancelledout, external stimulation results in what are called reflexmovements. <strong>The</strong>se reflex movements are due to thepoint-by-point advancing activation that is initiated by theexternal stimulation and proceeds through the sensorynerves and central groups to the motor nerves. <strong>The</strong> resultingmovement is completely dependent on the stimulation’squality, quantity, and locality.Of all the peculiarities <strong>of</strong> such reflex movements weneed to highlight only one for the present purpose. If themost subtle stimulation is applied to a toe, then the resultingmovement is restricted to this toe alone. Similarly,stimulation <strong>of</strong> the belly results in a reflex that is also limitedto the belly; in other words: the locations <strong>of</strong> stimulation andmovement coincide. This suggests that the central link <strong>of</strong>sensory and motor nerves is the best established for one andthe same anatomical location. In our schematic, this is symbolisedby the connections a-α, or d-δ, etc. From this irrefutablefact we can now proceed with our analysis.<strong>The</strong> particular linkage <strong>of</strong> a and α allows that any instance<strong>of</strong> the sensory entity a can easily excite the motoricentity A. Note, however that the amount <strong>of</strong> involved activationmust exceed a particular level to certainly initiate thetransition from α to A. Furthermore, recent research hasshown that the nervous pathways are never unidirectionaland thus the connection <strong>of</strong> a and α must be a bidirectionalone as well. As a consequence, simple activation <strong>of</strong> α caninitiate excitation <strong>of</strong> a even though the movement A isnever really executed.neueren Untersuchungen gezeigt haben, daß es im Nervensys-


E. Harleß 66tem keine spezifisch einseitige Leitung giebt, so muss auch dieVerbindungsbrücke zwischen α und a doppelsinniger Leitungfähig seyn: es kann also auch durch die primitive Erregung vonα aus eine Erregung in a eingeleitet werden, ohne daß es zurwirklichen Ausführung der Bewegung A kommt.Durch das Spiel <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> mit den motorischen Centrenentstehen bei der Frucht und bei dem Neugeborenen die verschiedenstenzufälligen Bewegungen (z. B. A B C D etc.). Je<strong>des</strong>olche Bewegung erzeugt ein Empfindungsbild der Bewegung(ein Effektbild) a d h m p s w. Die Erregung eines motorischenCentralelementes bringt, wenn sie schwach wirkt, ein ganzdumpfes Bewegungsbild durch den Rapport zwischen α und a,oder d und δ etc. hervor; wirkt sie stärker, so entstehen leise,äußerlich vielleicht gar nicht bemerkbare Bewegungen auf demdirekten Weg, z. B. von α nach A; dadurch wird aber das Bewegungsbildschon schärfer, und ist von intensiverer Empfindungbegleitet; wirkt die Erregung mit voller Kraft, so entstehts<strong>of</strong>ort von α aus die Bewegung A, und ihr Auftreten kann sorasch und so heftig auf die Empfindungsnerven zurückwirken,daß die Empfindung gesteigerte Intensität zu gewinnen vermag.Je öfter sich der gleiche Vorgang wiederholt, je öfter eineBewegung ausgeführt wird, <strong>des</strong>to breiter und gangbarer wirdgleichsam die Straße zwischen a und α. Ich habe dies im Schemadurch verschieden dick gezogene Radien auszudrückengesucht. Das ist ebenfalls keine Fiction! Wer einmal den Gefäßreichthumder grauen Substanz gesehen hat, wer von demSatz ubi irritatio, ibi affluxus durch Tausende von Analogienüberzeugt ist, wer mit uns die Folge der <strong><strong>Will</strong>ens</strong>thätigkeit alseine irritatio ansieht, wer endlich die wichtigen Folgen jenesaffluxus <strong>des</strong> Blutes und der Säfte auf Ernährung und damit aufFunctionsfähigkeit eines organischen Gebil<strong>des</strong> durchschauthat, wird begreifen können, daß in Folge häufig wiederholterWechselwirkung zwischen a und α immer kleinere und kleinereAenderungen <strong>des</strong> Gleichgewichtszustan<strong>des</strong>, d. h. immer4.2. <strong>The</strong> role <strong>of</strong> sensory anticipationsThrough the free play <strong>of</strong> the will on the motoric centres,a great variety <strong>of</strong> incidental movements results in the unbornand the newborn (e.g., A, B, C, D, etc.). Each <strong>of</strong> thesemovements causes a sensory image (effect image) <strong>of</strong> themovement (a d h m p s w). <strong>The</strong> excitation <strong>of</strong> a central motoricelement produces, if it is weak, a very dull movementimage through the connection between α and a, or δ and d,etc. 6 If it is stronger, weak movements, perhaps not evennoticeable from the outside, result directly. <strong>The</strong> more <strong>of</strong>tenthe same process is repeated the more <strong>of</strong>ten this particularmovement is executed, the wider and more passable theroad between a and α becomes. 7 In the schematic, this is expressedby lines <strong>of</strong> differing thickness. Note that this is notfictional! Those who have ever seen the vascular richness <strong>of</strong>the gray matter, who have been convinced <strong>of</strong> the sentenceubi irritatio, ibi affluxus 8 by thousands <strong>of</strong> analogues, whoacknowledge that each act <strong>of</strong> the will is an irritatio, whounderstand the importance <strong>of</strong> this affluxus <strong>of</strong> blood for ournutrition and thus the functionality <strong>of</strong> the organism – theywill eventually understand that, as a consequence <strong>of</strong> repeatedinteractions <strong>of</strong> a and α, smaller and smaller changesin the balance, i.e., successively decreased stimulations, aresufficient to carry forward activation from one point to thenext. As a consequence, the sensation accompanying thevoluntary evocation <strong>of</strong> a mental image becomes more vividand, in turn, this sensation can influence the related motorelements more easily; yet, even the most vivid experience <strong>of</strong>the effect does not cause a voluntary movement, perhaps atmost an involuntary and possibly un<strong>des</strong>ired movement.schwächere Impulse ausreichen werden, die Erregung voneinem Punkt auf den anderen zu übertragen. Damit steigert


67 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>sich die Lebhaftigkeit der Empfindung, welche das willkührlichhervorgerufene Erinnerungsbild begleitet, damit steigert sichdie Leichtigkeit, mit welcher das Erinnerungsbild auf den motorischenHeerd der zugehörigen Bewegung influirt; allein beialler Lebhaftigkeit <strong>des</strong> Effektbil<strong>des</strong> entsteht noch keine willkührliche,höchstens eine unwillkührliche, vielleicht selbstgegen unseren <strong>Will</strong>en auftretende Bewegung.Aber auch alle Intensität <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> für sich macht keineBewegung. Ich mag zehnmal mit aller Macht rufen: „ich will!ich will!“ und damit meine <strong><strong>Will</strong>ens</strong>kraft bis zum äußerstenMaaß aufstacheln – es erfolgt keine willkührliche Bewegung.Soll mein <strong>Will</strong>e etwas bewirken, so muß ich wissen was ichwill; außerdem entsteht nichts als höchstens ein Spiel vollkommenzufälliger, eigentlich willenloser Bewegungen, wie sieeinen <strong>The</strong>il der Geberden allerdings bedeutungsvoll begleiten.Eine intensive Empfindung <strong>des</strong> Effektbil<strong>des</strong> ist also allerdingsdas primäre und unerläßliche Erforderniß für die Ausführungeiner willkührlichen Bewegung, aber sie ist nicht dasvollkommen Effektuirende dabei.Man versuche sich einen Buchstaben zu denken: man wird,wenn man dies thut, ein Effektbild <strong>des</strong> lautgesprochenenBuchstaben hervorrufen. Dieses Effektbild setzt sich zusammenaus der akustischen Wirkung <strong>des</strong> Lautes und Bewegungserinnerungenan Vorgänge im pho<strong>net</strong>ischen <strong>Apparat</strong>, so weitvon ihm aus klare Bewegungsbilder erzeugt werden können. Jehöher man die Empfindung <strong>des</strong> Effektbil<strong>des</strong> durch die Aufmerksamkeitsteigert, <strong>des</strong>to bestimmter fühlt man kleine Bewegungen,oder Bewegungsantriebe an Trommelfell, Kehlkopf,Zunge, etc. Man kann deutlich verfolgen, wie sich die Schärfe<strong>des</strong> Effektbil<strong>des</strong> steigert durch die Rückwirkung jener allerleisestenBewegungen, weil ja jetzt das Hin- und Herwogen derErregung zwischen motorischen und sensiblen Centren immerlebhafter wird. Dieser Vorgang ist es, durch welchen die Seeleorientirt wird, und erfährt, gegen welchen Punkt der motorischenCentra sie ihre Thätigkeit richten muß, um, „wenn siewill“, den Buchstaben wirklich laut auszusprechen.4.3. <strong>The</strong> role <strong>of</strong> the willHowever, the mere intensity <strong>of</strong> the will cannot cause amovement on its own. With all force might I shout tentimes “I want! I want!”, and spur my will on acting with themaximal force – not a single voluntary movement will occur.I also have to know exactly what I want; otherwise onlyincidental and involuntary movements arise, similar tothose accompanying gestures (although possibly in a meaningfulway).An intense sensation <strong>of</strong> the effect image is thus the primaryand indispensable prerequisite for the execution <strong>of</strong> avoluntary movement, but it is not what completely effectuatesthe movement. 9Think for a moment <strong>of</strong> a letter: doing so will lead to thesensation <strong>of</strong> the pronounced letter. This sensation is madeup <strong>of</strong> the acoustic effect <strong>of</strong> the phoneme plus memoriesabout activity within the pho<strong>net</strong>ic apparatus, inasmuch as itcan produce defined movement perceptions. <strong>The</strong> more intensethe effect becomes through the allocation <strong>of</strong> attention,the more one feels subtle movements or at least the drive toact with the eardrum, the larynx, the tongue, and so on.One can almost feel how the effect becomes more and moredefined via the internal feedback <strong>of</strong> these subtle movementssince the pacing around <strong>of</strong> activation between sensory andmotor elements becomes more intense and vivid. This is theact by which the soul is oriented and knows which motorelement is the critical to articulate the certain letter, if thesoul “eventually wants so”.In thousands <strong>of</strong> instances, the just <strong>des</strong>cribed act can beobserved, in particular in those cases where the precision <strong>of</strong>


E. Harleß 68In tausend Fällen kann man den eben geschilderten Vorgangin sich verfolgen, in allen jenen Fällen nehmlich, in welchenes uns auf eine möglichst präcise Ausführung der Bewegungankommt; beim Billardspiel, dem Kegelschieben, demGehen auf gefährlichen Wegen und dergl. Dieses, ich möchtesagen innerliche Tasten, wobei zuerst durch die Anregung dermotorischen Centra mit dem Effektbild (um es kurz so auszudrücken)ganz leise Bewegungen und Bewegungstriebe hervorgerufenwerden, welche s<strong>of</strong>ort Bewegungsbilder erzeugen,deren Umrisse mit dem beabsichtigten Effektbild verglichenund so lange durch Suchen in den motorischen <strong>Apparat</strong>engeändert werden, bis sie mit denen <strong>des</strong> Effektbil<strong>des</strong> zusammenfallen.Erst wenn dieses geschehen ist, erfolgt die Wirkung<strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> auf die centralen motorischen Punkte, um dieBewegung auszuführen; in demselben Moment empfinden wirauch, daß wir gewollt haben. Das irritamentum <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong>the movement is <strong>of</strong> great importance; when playing pool,when bowling, when walking a dangerous path and so on.In sum, the motor centres are first activated by an anticipatedeffect yielding subtle movements or a movement tendencywhich is compared to the intended effect. Whilesearching through the motor centres they may be modifieduntil they exactly match the intended effect. If and only ifthis is achieved, the will exerts its influence on the motorcentres to execute the movement, and in the same momentwe feel that we “wanted to do so”. However, we do not feelthe impact <strong>of</strong> the will mediated by the motor centres, whichin fact cannot even cause a sensation. <strong>The</strong> sensation <strong>of</strong>“having wanted something” results from the retrogradefeedback to the source <strong>of</strong> the firstly anticipated effect andfrom the (proprioceptive) sensations resulting from the actualexecution <strong>of</strong> the movement.empfinden wir aber nicht unter Vermittlung der motorischenCentra; denn diese können überhaupt für sich keine Empfindungveranlassen. Die Empfindung, daß wir gewollt haben,entsteht vielmehr aus dem jetzt kräftigen Rückschlag gegenden Ort, von dem aus das Effektbild veranlaßt worden, undaus der gleichzeitig damit zusammenfallenden Empfindung,welche die wirkliche Ausführung der Bewegung erzeugt.Dressur und Uebung beruht auf der Verbesserung der Leistungsgütejener Brücken, welche in unserem Schema zwischena und α etc. liegen; und kann denkbarer Weise auch durchanatomische Hülfsmittel, d. h. durch Gewebsbildung oderGewebsveränderung in Beziehung auf Mischung und Volumunterstützt werden. Die Folge davon wird die seyn, daß schonblasse oder unvollkommen bewußte Effektbilder den <strong>Will</strong>enim motorischen Centrum präcis orientiren, daß über jenemZwischenvorgang, welchen wir oben mit „Hin- und Her-Tasten“ vergleichen haben, eine absolut unbemerkbare Zeitverstreicht. Man weiß, wir können die Uebung verlieren; wir4.4. Learning and relearningTraining and practice depend on the enhancement <strong>of</strong>those links connecting, e.g., a and α in the schematic; andthis process may possibly be facilitated by anatomicalmeans, i.e., through the creation <strong>of</strong> tissue or the modification<strong>of</strong> tissue composition and volume. As a consequence,even pale and only imperfectly conscious effect images aresufficient to orient the will precisely within the motor centre.In addition, the process I have above referred to as “thepacing around” <strong>of</strong> activation becomes too fast for us to becomeaware <strong>of</strong> it. We know that we can lose our practice; wecan regain it by starting from scratch again; however, in old


69 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>können sie wieder gewinnen durch einen ganz neuen Anfangjener Orientierungsversuche; wir können uns aber z. B. invorgerückterem Alter vielleicht auch vergebens bemühen, unseinstige Fertigkeiten wieder auf’s Neue anzueignen. Abnahme<strong>des</strong> Gedächtnisses, Abnahme in der Schärfe <strong>des</strong> Effektbil<strong>des</strong>,age we may end in a wild-goose chase when trying to relearnformer abilities. A decrease in memory, decreasedprecision <strong>of</strong> the anticipated effect, and, in particular, an irreversiblydecreasing quality <strong>of</strong> the interaction between sensoryand motor elements can be the reasons behind this.wesentlich aber Abschwächung in der überhaupt noch gestattetenund nicht mehr zu verbessernden Wechselwirkung zwischenmotorischen und sensoriellen Centren kann die Ursachedavon seyn.Wir haben bis jetzt den Ausgangspunkt einer willkührlichenBewegung in den Geist verlegt gedacht, wobei durch dieAufmerksamkeit auf den Ort, von welchem aus ein Effektbildveranlaßt werden kann, ein irritamentum hervorgerufen wurde.Wenn wir jetzt zu denjenigen Bewegungen übergehen,welche durch äußere Veranlassungen entstehen, so müssen wirbemerken, daß wir bis jetzt „Effekt“ gleichgesetzt dachtenirgend einer schon mehr combinirten, in irgend welcher Beziehungvielleicht zweckmäßigen Bewegung.Es träfe z. B. ein äußerer Reiz so auf unsere empfindendenNerven, daß in Folge der bis zu c fortgepflanzten Erregung einEmpfindungsbild vor die Seele träte. Dieses repräsentirt aberkeine Vorstellung eines Effektes, wie etwa d oder a, sondernvielleicht nur die eines hell erleuchteten Gegenstan<strong>des</strong> außeruns. Vermöge der allgemein gültigen, nach allen Richtungenhin ausgebreiteten Verknüpfung von sensoriellen und motorischenCentren ist es möglich, daß ohne weiteres Zuthun <strong>des</strong><strong><strong>Will</strong>ens</strong>, ja selbst ihm entgegen, irgend eine Bewegung entsteht.Je nach dem Zustand <strong>des</strong> motorium, je nach der innigerenBeziehung zu dieser oder jener centralen motorischenGruppe wird die Bewegung mehr den Charakter reiner Zufälligkeit,oder einer erkennbaren Beziehung zur veranlassendenUrsache zeigen. <strong>Der</strong> Erfolg der Reizung kann aber durchauskein ganz constanter seyn. Trifft die äußere Erregung schließlichauf den Punkt d, oder a, oder h, so wird wegen der ganzbestimmt vorgezeich<strong>net</strong>en Verbindungsbrücke zwischen a undα etc. ausnahmslos der bestimmte und complicirtere Effekt A B4.5. <strong>The</strong> role <strong>of</strong> external stimulationSo far we have ascribed the initiation <strong>of</strong> a voluntarymovement to the soul and the irritamentum that is broughtabout when attention is allocated to the point that initiallycaused the anticipation <strong>of</strong> an effect. Let us now continuewith those movements that are caused by external events,and we must acknowledge that, up to now, we equated the“effect” with a more elaborate and (in some regard) purposefulmovement.For example, an external event might stimulate our sensorynerves such that the activation which is forwarded to cgives rise to a certain conscious percept. This percept, however,does not represent the imagination or anticipation <strong>of</strong>an effect like d or a, but only that <strong>of</strong> an illuminated objectbeyond our body. Due to the wi<strong>des</strong>pread connections <strong>of</strong>sensory and motor centres, some form <strong>of</strong> movement mightbe evoked without any involvement <strong>of</strong> the will or evenagainst it. Depending on the current state <strong>of</strong> the motor centre,depending on the connections to particular motor elements,this movement can either appear as completely incidentalor as having an apparent relationship to a causingevent. Yet, such stimulation does not necessarily bringabout the same movement in every single case. If the activationarrives at d, or a, or h, the existing links from a to α etc.will invariably give rise to the specific associated effect A BC. This may happen without any involvement <strong>of</strong> the will,and the effect will appear the easier and following lessstimulation if - metaphorically speaking – the path to the


E. Harleß 70C etc. veranlaßt, möglicher Weise ganz ohne Mithülfe <strong>des</strong><strong><strong>Will</strong>ens</strong>, und erscheint um so leichter und bei geringfügigeräußerer Veranlassung, wenn, um bildlich zu reden, der Wegzum motorischen Centrum, wie bei h, breiter ist, als wo anders.Gesetzt nun, es erfolgt nach Erregung von c irgend eineBewegung, bei welcher sich das Bewußtseyn nur als passiverZuschauer verhält, also unwillkührlich oder zufällig, so wirddas Kind durch die darauf folgenden neuen Empfindungennach und nach von der Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeitder Bewegung überzeugt, anfänglich natürlich nur in Beziehungauf ihre Veranlassung angenehmer oder unangenehmerEmpfindungen. Spielend lernt es zugleich Bewegungenausführen, welche solche verhüten, die unangenehme Empfindungenerwecken. Es sey z. B. A eine Bewegung, welche durchihren Effekt unter Vermittlung von b ein unangenehmes Gefühlhervorruft. Man sey nun bereits so weit im Bereich disponiblerBewegungsmittel orientirt, daß man sich bewußt bleibt,es verhüte die Bewegung B das unangenehme Gefühl dadurch,daß es den Bewegungseffekt A entweder gar nicht zustandekommenläßt, oder ihn entsprechend modificirt. <strong>Der</strong> äußereImpuls wirke jetzt auf a; es entsteht dadurch ein Effektbild,<strong>des</strong>sen unangenehme Folgen man kennt. Die in den Peripheriestückenangedeutete Verbindung zwischen a und d wirddem kein Hinderniß in den Weg legen, s<strong>of</strong>ort die Erregungvon jenem auf diesen Punkt zu übertragen. Damit ist, je häufigerzwischen d und δ bereits eine Wechselwirkung eingeleitetworden war, um so rascher und sicherer die Orientierung immotorischen Centrum hergestellt, um dem äußeren Bewegungsimpulseine andere als die unsprünglich durch die Verbindungvon a und α geforderte Folge zu geben. Wegen derverschiedenen Leitungsgüte auf den Verbindungswegen dermotorischen und sensoriellen Centren kann es nun kommen,daß bei heftigen äußeren Impulsen die Abwehr der gefürchte-bleibt, und so entstehen so häufig jene unzweckmäßigen Bemotorcentre, as in h, is broader than elsewhere.Assume now that a movement occurs after a stimulation<strong>of</strong> c, where consciousness is only a passive spectator (i.e., aninvoluntary and/or incidental movement). From the ensuingsensations, the child will step by step be convinced <strong>of</strong>whether the movement is purposeful or not, initially <strong>of</strong>course only regarding whether these sensations are comfortableor not. Easily, the child learns to execute movementsthat prevent other movements that would cause unpleasantsensations. In the following, I will <strong>des</strong>cribe amechanism for this process, based on the assumption thatmovement A in the schematic – mediated by b – gives riseto an unpleasant effect. Now let us assume that somebodyhas gained conscious insight into the fact that movement Bprevents the unpleasant sensation by either preventing ormodifying the movement A. <strong>The</strong> external stimulus operateson a; thereby an effect sensation occurs, the unpleasant consequences<strong>of</strong> which are known. Since there is a connectionfrom a to d, no barrier will prevent the forwarding <strong>of</strong> theactivation from one to the other point. Thus, the more <strong>of</strong>tenan interaction <strong>of</strong> d and δ occurred previously, an increasinglyfast and safe orientation in the motor centre is assured,which enables the will to redirect the external impulsefor the movement in order to achieve other consequencesthan those resulting from the link from a to α.Since the connections between sensory and motor centresare <strong>of</strong> varying speed and quality, preventing an unpleasantmovement or consequence might fail following intense externalstimulation. This is how movements arise that do notfulfill any apparent purpose and might even cause harm tous against our will. This is obvious, for example, from theclumsy movements <strong>of</strong> children that they have not yettrained sufficiently.ten Folge oder Bewegung mehr oder weniger unvollkommen


71 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>wegungen, durch welche wir uns gegen unseren <strong>Will</strong>en Schadenzufügen, jene „Unschicklichkeiten“, wie sie bei Kindern,bei Ausführung noch nicht gehörig eingeübter Bewegungen u.dgl. vorkommen.Um mit sicherem Takt und zweckmäßig handeln zu könnenist es nothwendig, mit großer Raschheit und Präcision dasEffektbild zu reproduciren, welches mit dem Empfindungsbildder veranlassenden Ursache in dem den Zwecken entsprechendenVerhältnis steht. Je häufiger dieselbe veranlassendeUrsache wiederkehrt, welche allgemeinen Zweckbegriffenzufolge bestimmte Bewegungen verlangt, und demgemäß auchdie geeig<strong>net</strong>en Effektbilder erzeugt, <strong>des</strong>to breiter und gangbarerwird auch auf dem sensoriellen Gebiet die Verbindungsbrücke,wie ich die an einzelnen Peripheriestücken zu versinnlichengesucht habe. Je lockerer dieser Verband ist, <strong>des</strong>to häufigerwird es kommen, daß von dem primär erregten Punkt ausStellen erreicht werden, an welchen ungeeig<strong>net</strong>e Bewegungsbilderauftauchen. Je stärker der äußere Impuls ist, und je größerdie Neigung <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> in einer gegebenen Situationüberhaupt nur Etwas zu thun, <strong>des</strong>to leichter werden die beabsichtigtenBewegungen unkorrekt ausgeführt, wegen ihrerVermischung mit zufälligen Bewegungen, oder ganz und garunzweckmäßig für diese Situation. So entstehen die <strong>of</strong>t lächerlichenBewegungen in der Verlegenheit, Zerstreutheit etc.Da wir nicht anstehen dürfen anzunehmen, daß die Leichtigkeit,mit welcher sowohl z. B. z mit a, als a mit α in Wechselwirkungtreten könne, wesentlich auch bedingt ist durch allmählichsich mehr ausbildende organische Hülfsmittel, wieetwa der Muskel kräftiger wird durch Uebung, so läßt es sichleicht erklären, wie auch an geköpften Thieren in Folge äußererReize Bewegungen auftreten können, welche mit zweckmäßigenund willkührlichen <strong>des</strong> unversehrten Thieres diegrößte Aehnlichkeit haben. Dazu braucht man dann keine<strong>The</strong>ilbarkeit der Seele, noch untergeord<strong>net</strong>e sonst unter einerdominirenden Seelenmonade stehende Untergeister anzunehmen,weil ja die im Schema versinnlichte Anordnung in tau-4.6. <strong>The</strong> role <strong>of</strong> the situationIn order to act competently and purposefully, it is necessaryto reproduce the particular effect image fast and precisely.This effect anticipation is related to the respectivecausing sensation via the to-be-reached purpose. <strong>The</strong> more<strong>of</strong>ten a purpose is to be achieved that demands for specificmovements (thereby producing suitable effects), the morepassable the connections between sensory elements will become(i.e., the connections between elements on the secondcircle in the schematic). If such a group is rather loosely assembledit may happen more <strong>of</strong>ten that a primarily activatedpoint forwards the excitation to other points that inturn give rise to improper movement sensations. <strong>The</strong> moreintense the external stimulation is and the more intense thewill’s drive to do something is in a given situation, the morelikely the intended movements will be performed incorrectly,as they are intermixed with incidental movements oreven completely inappropriate in a given situation. Examplesare the ridiculous movements <strong>of</strong> the embarrassed orthe absent-minded.4.7. Physiological organisationIt is reasonable to further assume that the ease <strong>of</strong> interactionsbetween z and a or a and α is also facilitated by organicchanges, such as when muscles become strongerthrough practice. This easily explains why in beheadedanimals external stimulation can give rise to movementsmost similar to the purposeful and voluntary movements <strong>of</strong>the intact animal. For this we do not need to rely on a divisibility<strong>of</strong> the soul or some “sub-minds” under the control<strong>of</strong> a superordinate mind, since the pattern indicated in theschematic repeats itself many thousand times within differentlayers <strong>of</strong> the central nervous system, while the soul – byour definition – is located exactly where it expresses itself.


E. Harleß 72senden von Querschnitten <strong>des</strong> centralen Nervensystems sichwiederholt, und unserer Voraussetzung nach die Seele da ist,wo sie sich äußert. Ebenso wenig ist aber auch anzunehmen,daß allenthalben unveränderliche, schlagfertige Mechanismenzur Ausführung bestimmter, complicirterer Bewegungen vorhandenseyn müßten.Verfolgen wir schließlich noch die Bewegungen der Thiere.Sie besitzen denselben nervösen <strong>Apparat</strong>; sie besitzen notorischGedächtniß, also die Fähigkeit Empfindungs- und Effektbilderhervorzurufen; sie sind der Dressur fähig, und dadurchzunächst fremdem <strong>Will</strong>en unterthan, was aber nicht möglichist, ohne eigenen <strong>Will</strong>en. Haben sie aber <strong>Will</strong>en, so müssen siesich genau auf dieselbe Weise wie der Mensch in ihrem motorischenCentrum orientiren. Was bei dem Menschen selbstgewählterZweck macht, thut bei dem dressirten Thier das Erinnerungsbild<strong>des</strong> Peitschenhiebes. Aus eigener Wahl kommt dasThier nicht über die Bewegungstendenzen zum Zweck seinerErhaltung und Fortpflanzung hinaus; und dem entsprechendwerden gewisse Verbindungswege zwischen z und a, und a undα in unserem Schema von Haus aus schon besser geeb<strong>net</strong> seyn,in Folge <strong>des</strong>sen das Thier ohne lange Lehrzeit seine Instinkthandlungenauszuüben versteht, ohne daß eine größere Unfreiheitin den Bewegungsmöglichkeiten liegt. Denken wir unsaber alle Bewegungen von A bis G nur im Dienst eines sehrengen Kreise von Zwecken so wird uns die Lebensweise <strong>des</strong>Similarly, there is no need to assume the existence <strong>of</strong> someinvariable and adroit mechanisms to execute particular andmore complicated movements.Let us finally delve into movements <strong>of</strong> the animals inmore detail. Animals possess the same nervous system ashumans; they come with memory, thus the ability to evokeperceptions and effects; they can be trained, i.e., they areinitially submissive to a foreign will, which is not possiblewithout own will. However, if animals possess a will, theyneed to orient themselves in the motor centres in the verysame way as humans do. What to the human is the selfchosenpurpose is the memory <strong>of</strong> a whip’s lash to thetrained animal. For themselves, animals can never get beyondmovement tendencies for purposes <strong>of</strong> conservationand reproduction. <strong>The</strong>refore, several links, e.g., from z to a,and from a to α in our schematic, will at birth already bebetter established than others. <strong>The</strong>se links allow the animalto learn their instinctive movements quickly, while the potentialfreedom <strong>of</strong> the animal will is not restricted by theanimal’s behavioural abilities. If we assume all movementsfrom A to G only to subserve a very circumscribed number<strong>of</strong> purposes, an animal’s way <strong>of</strong> live may appear monotonousto us, even though its richness <strong>of</strong> individual movementsis by no means smaller than that <strong>of</strong> a human.Thieres im Ganzen sehr einförmig erscheinen, wenn auch derReichthum der einzelnen Bewegungen nicht kleiner ist als beidem Menschen.In dieser ganzen Deduktion habe ich mir keine einzige Fiktionerlaubt, um eine Lücke unserer Detailkenntnisse auszufüllen,ich habe von den letzteren kein einziges Moment benutzt,welches je umgestoßen werden könnte, ich habe keine irgendwiezu beanstandende Verbindungsweise zwischen Psychischemund Somatischem postulirt, und h<strong>of</strong>fe jetzt einen bisherganz dunkel gebliebenen physisch-psychischen Mechanismusmit bleibender Klarheit aufgedeckt zu haben. Mein Verdienst5. ConclusionsDuring this whole deduction I have not used any fictiveidea to fill gaps in our detailed knowledge. Of the latter Ihave not used any argument subject to criticism, I have notpostulated any objectionable link <strong>of</strong> psychological and somaticfactors, and I hope to have illuminated an up to nowcryptic psycho-physical mechanism. It is <strong>of</strong> course not mymerit to have uncovered the single elements <strong>of</strong> this wholeprocess. Yet, neither the emphasis on sensations nor on


73 <strong>Der</strong> <strong>Apparat</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Will</strong>ens</strong> ~ <strong>The</strong> <strong>Apparat</strong>us <strong>of</strong> <strong>Will</strong>ist es keineswegs, die einzelnen Momente <strong>des</strong> ganzen Hergangeserst an’s Licht gezogen zu haben; aber weder die Betonung<strong>des</strong> Empfindungsbil<strong>des</strong> für sich, noch die <strong>des</strong> Effektbil<strong>des</strong>,noch die der geord<strong>net</strong>en Verbindung gewisser centraler Nervengruppenkonnte das Geheimniß aufdecken, wie wir uns ineinem <strong>Apparat</strong> von motorischen Centren zurecht finden, derenThätigkeit für sich unfähig ist, Empfindungen zu veranlassen,also unfähig einen dazu absolut geforderten Zustand unseresGeistes bewußt werden zu lassen.Möge das Anziehende <strong>des</strong> Geheimnisses, welches Jeder sich(anticipated) effects, nor on the orderly links <strong>of</strong> particularcentral nerves was by itself capable to uncover the secret <strong>of</strong>how we orient ourselves within the motor centres, whichare by themselves not able to elicit certain sensations, i.e., togive consciousness to an absolutely necessary state.May the appeal <strong>of</strong> this secret, which everybody carrieswithin him- or herself, help to attract attention to this isolatedchapter <strong>of</strong> physiological psychology not only from amerely physiological but also from a much broader point <strong>of</strong>view.selbst ist, dazu beitragen, diesem vereinzelten Capitel einer~~~physiologischen Psychologie auch von höherem als dem physiologischenStandpunkt herab Aufmerksamkeit zu schenken.~~~


E. Harleß 74Notes1[p. 51] Harleß refers to the 18 th /19 th century Germanphilosophers Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) and RudolfHerrmann Lotze (1817-1881). In fact, the latter author formulatedan earlier version <strong>of</strong> ideomotor theory in his 1852book Medicinische Psychologie oder Physiologie der Seele[Medical psychology or the physiology <strong>of</strong> the mind], publishedby Weidmann’sche Buchhandlung, Leipzig, Germany.2[p. 51] A more literal translation <strong>of</strong> „willkührliche Bewegungen“would be the term „willed movements“. However,for the sake <strong>of</strong> clarity, we use the term <strong>of</strong> “voluntarymovements” or “voluntary actions” instead. We refer toactions whenever the term is used in a broader sense (e.g.,including action goals and motor cognition) whereas werefer to movements whenever the focus is on the mechanismsthat eventually result in muscle twitches.3[p. 55] Harleß introduces the cryptic term “Gattungsbewußtseyn”(literally: “species awareness”) to <strong>des</strong>cribe phyloge<strong>net</strong>icallyadaptive actions. <strong>The</strong> term does not have a directtranslation into modern German or English and is thus usedas it stands. In order to maintain readability, we will substitutethe term with the adjective “phyloge<strong>net</strong>ical” wheneverpossible.4[p. 59] <strong>The</strong> wording <strong>of</strong> the latter part <strong>of</strong> this sentence isadapted from Stock, A., & Stock, C. (2004). A short history<strong>of</strong> ideomotor action. Psychological Research, 68, 176-188 (p.182).5[p. 60] Although not expressed explicitly by Harleß, it ismost likely that the “dualistic view” refers to the Cartesianapproach to the mind-body problem as <strong>des</strong>cribed by RenéDescartes.6[p. 66] Even though Harleß referred to a connection betweenthe no<strong>des</strong> d and δ, he did not include this connectionin the original version <strong>of</strong> his schematic. We decided to stickto the original version and retained this inconsistency in theredrawn schematic.7[p. 66] This paragraph was adapted from Stock, A. &Stock, C. (2004). A short history <strong>of</strong> ideomotor action. PsychologicalResearch, 68, 176-188 (p. 182).8[p. 66] “Ubi irritatio, ibi affluxus [est]” is a classical medicalmaxim translating to “where the irritation is, there isincreased blood flow”.9[p. 67] This paragraph was adapted from Stock andStock (2004). A short history <strong>of</strong> ideomotor action. PsychologicalResearch, 68, 176-188 (p. 182).Contact:<strong>Roland</strong> Pfister • Markus JanczykDepartment <strong>of</strong> Psychology IIIUniversity <strong>of</strong> WürzburgRöntgenring 1197070 WürzburgGermanyroland.<strong>pfister</strong>@uni-wuerzburg.de •markus.janczyk@uni-wuerzburg.de

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