Informativ Ausgabe 61 - AWO
Informativ Ausgabe 61 - AWO
Informativ Ausgabe 61 - AWO
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vor welche Herausforderungen steht die Sozialwirtschaft<br />
also?<br />
Zum einen werden viele Projekte in Zukunft unter<br />
einem Finanzierungsvorbehalt stehen. Wir werden immer<br />
wieder genau erklären müssen, was wir tun und was das<br />
für die Allgemeinheit einbringt. Deswegen ist dieser Sozialwirtschaftsbericht<br />
für uns auch so wichtig. Zum anderen<br />
müssen wir mit einem enormen Fachkräftebedarf zurechtkommen.<br />
Hochqualifizierte Experten in Altenhilfe, Kitas<br />
und Jugendhilfe sind heute schon rar. Und diese Situation<br />
wird sich deutlich verschärfen.<br />
Wie kann dem begegnet werden?<br />
Die <strong>AWO</strong> setzt vor allem auf Ausbildung und Umschulung.<br />
Aktuell bilden wir in unseren Einrichtungen rund<br />
200 Azubis zum Altenpfleger aus. Zahlreiche Mitarbeiter<br />
machen eine Umschulung zur Pflegefachkraft. Wir versuchen<br />
zudem, Qualifizierungen und Fortbildungen zu<br />
erleichtern, wo wir nur können. Trotzdem wird das nicht<br />
reichen. Wir sind deshalb ständig mit der Politik im<br />
Gespräch und kämpfen für bessere Rahmenbedingungen.<br />
Ein Beispiel: Thüringen hat im Moment mit Abstand die<br />
niedrigsten Entgelte in der Pflege. Das heißt, die Pflegekassen<br />
zahlen für die gleiche Leistung in Thüringen deutlich<br />
weniger Geld als zum Beispiel in Bayern. Das wirkt sich<br />
natürlich auch auf die Löhne in der Thüringer Pflege aus.<br />
Wenn wir also in Zukunft nicht mehr wollen, dass unsere<br />
Fachkräfte zum Beispiel nach Bayern oder Hessen abwandern,<br />
muss sich hier etwas tun. Die <strong>AWO</strong> arbeitet deshalb<br />
zum Beispiel eng mit den anderen LIGA-Verbänden zusammen<br />
und wirkt in einer interministeriellen Arbeitsgruppe<br />
mit, an der auch die Pflegekassen beteiligt sind. Die Verhandlungen<br />
sind oft zäh, die Ergebnisse häufig Kompromisse.<br />
Aber alle Beteiligten haben das Ziel, die Situation<br />
der Altenpflege hier in Thüringen zu verbessern.<br />
Was sind Ihre persönlichen Ziele, damit die <strong>AWO</strong> auch<br />
in den kommenden Jahren ein erfolgreicher Verband<br />
bleibt?<br />
Als Landesvorsitzender habe ich ja nur indirekten Einfluss<br />
auf die konkrete Politik der <strong>AWO</strong>-Unternehmen vor<br />
Ort. Ich merke aber, dass eine große Einigkeit darin besteht,<br />
dass wir als Arbeitgeber attraktiv sein müssen. Insbesondere<br />
in der Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
haben wir viele Möglichkeiten. Kita-Plätze für <strong>AWO</strong>-Mitarbeiter,<br />
eine gesicherte Teilnahme an <strong>AWO</strong>-Ferienfreizeiten,<br />
Dienstpläne, die sich wann immer möglich nach den Bedürfnissen<br />
der Mitarbeiter richten, das müssen Selbstverständlichkeiten<br />
werden. Ich persönlich möchte mich weiter stark<br />
machen für den Ausbau des Ehrenamtes. Das Potenzial ist<br />
durch den demografischen Wandel durchaus vorhanden,<br />
wenn wir den Ehrenamtlichen attraktive Möglichkeiten bieten<br />
können, sich in unseren Einrichtungen zu engagieren.<br />
Das Ehrenamt ist sowohl eine wichtige Perspektive für Menschen,<br />
die auch im Ruhestand noch etwas machen wollen.<br />
Für die <strong>AWO</strong> ist es ein wichtiger Faktor, um unsere Angebote<br />
weiter zu verbessern und damit auch attraktiv für Klienten<br />
und Kunden, aber auch für neue Mitarbeiter und Mitglieder<br />
zu bleiben. In den letzten Jahren ist uns das schon<br />
ziemlich erfolgreich gelungen. Die Zahl der Ehrenamtlichen<br />
hat sich spürbar erhöht. Darauf will ich aufbauen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Auf einem Arbeitstreffen mit Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, Finanzminister Dr. Wolfgang Voß, Sozialministerin<br />
Heike Taubert und Dr. Michael Beer vom Thüringer Wirtschaftsministerium in der Kita „Ringelblume“ wurden die Potenziale der<br />
Sozialwirtschaft diskutiert<br />
schwerpunkt / informativ 03.12 5