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Arbeitskreis - Deutsche Gesellschaft für Polarforschung (DGP)

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50 Jahre<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Polarforschung</strong> e.V.<br />

1959 - 2009


Südpolargebiet<br />

Kartenquelle: AWI (s. S. 26)


Inhalt<br />

Die <strong>DGP</strong> stellt sich vor 1<br />

Rückblick - 50 Jahre <strong>DGP</strong> 2<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> Geodäsie der Polargebiete 4<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> Geologie und Geophysik<br />

der Polargebiete 6<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> Geschichte der<br />

<strong>Polarforschung</strong> 8<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> Glaziologie 10<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> Permafrost 12<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> Polarlehrer 14<br />

Polargesellschaft und Biologie 16<br />

Die Zeitschrift „<strong>Polarforschung</strong>” 18<br />

Internationale Polartagungen 20<br />

Die <strong>DGP</strong> im Internationalen<br />

Polarjahr 2007/08 22<br />

Status und Ausblick 24<br />

Die <strong>DGP</strong> allgemein 26


Aufgabe der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> (<strong>DGP</strong>) ist<br />

laut Satzung die „Förderung von Wissenschaft und Forschung”,<br />

also die Förderung der Polar- und Gletscherforschung, und zwar<br />

in allen naturwissenschaftlichen und angrenzenden geisteswissenschaftlichen<br />

Disziplinen und Aspekten, die Werbung <strong>für</strong> die<br />

Erforschung der Polar- und Eisgebiete und die Vermittlung der<br />

Forschungsergebnisse über den Kreis der jeweiligen Fachwissenschaftler<br />

hinaus.<br />

Polar- und Gletscherforschung umfasst<br />

nicht nur die Polargebiete, sondern auch die<br />

Eisregionen der Hochgebirge. Wesentliches<br />

Anliegen der <strong>DGP</strong> ist der fachübergreifende<br />

Dialog und die gegenseitige Befruchtung der<br />

beteiligten Disziplinen - Prozesse, die sich<br />

in der <strong>Polarforschung</strong> meist in idealer Weise<br />

von selbst ergeben und von denen andere<br />

Wissenschaftsfelder nur träumen.<br />

Die Leitung der <strong>DGP</strong> obliegt einem sechsköpfi<br />

gen Vorstand. Ihm steht ein Wissenschaftlicher<br />

Beirat zur Seite, dem Wissenschaftler<br />

aus aller Welt angehören. Sie<br />

sollen in erster Linie die Zeitschrift „<strong>Polarforschung</strong>”<br />

fördern und die Internationalen<br />

Polartagungen inhaltlich mitgestalten.<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong> ist nicht nur <strong>für</strong> aktive (und<br />

ehemalige) Polarforscher offen, sondern <strong>für</strong><br />

alle an <strong>Polarforschung</strong> Interessierten, national<br />

wie international. In dieser Breite und<br />

Offenheit liegt die besondere Attraktivität<br />

der <strong>Gesellschaft</strong>. Außer Fachwissenschaftlern<br />

(Biologen, Chemiker, Ethnologen, Geodäten,<br />

Geographen, Geologen, Geophysiker,<br />

Glaziologen, Historiker, Mediziner, Meteorologen,<br />

Ozeanographen und Physiker) gehören<br />

der <strong>DGP</strong> die unterschiedlichsten, an<br />

<strong>Polarforschung</strong> interessierten Laien an:<br />

Bergsteiger, Journalisten, Künstler, Pädagogen/Lehrer,<br />

Philatelisten und Polarreisende.<br />

Die Mitglieder sind in 17 Ländern<br />

zu Hause.<br />

Die Mitgliederzahl ist von gut 100 im Jahr<br />

1959 kontinuierlich auf derzeit fast 500<br />

angestiegen, und sie steigt weiter. Unter<br />

den neuen Mitgliedern ist die Mehrheit<br />

erfreulicherweise zwischen 25 und 35<br />

Jahre alt.<br />

Seit 1999 führt die <strong>DGP</strong> das von Norbert<br />

Roland entworfene Logo.<br />

Satzungsgemäße Aktivitäten der <strong>DGP</strong>:<br />

> Herausgabe der Zeitschrift<br />

„<strong>Polarforschung</strong>” (s.S. 18/19)<br />

> Internationale Polartagungen<br />

(s.S. 20/21)<br />

> Einrichtung von <strong>Arbeitskreis</strong>en.<br />

Momentan hat die <strong>DGP</strong> sechs<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>e (s.S. 4 bis 15)<br />

> Ehrungen.<br />

Für besondere Verdienste um die <strong>DGP</strong><br />

wird die Ehrenmitgliedschaft, <strong>für</strong> besondere<br />

Verdienste in der <strong>Polarforschung</strong> die<br />

„Karl-Weyprecht-Medaille” verliehen.<br />

Karl-Weyprecht-Preisträger:<br />

1967 Paul Emile Victor<br />

1969 Bernhard Brockamp (posthum)<br />

1971 Fritz Loewe<br />

1978 Julius Büdel<br />

1991 Gotthilf Hempel<br />

1998 Dietrich Möller<br />

2001 Bernhard Stauffer<br />

2003 Karl Hinz<br />

2008 Hubert Miller<br />

Karl Weyprecht, geboren am 8.9.1838<br />

in Darmstadt, hat als k.u.k.-Marineoffi<br />

zier gemeinsam mit Julius von Payer<br />

1874 Kaiser-Franz-Josefs-Land entdeckt.<br />

Er gilt als Hauptinitiator der<br />

Internationalen Polarjahre (IPY; s.S.<br />

22/23). Weyprecht starb am 29.3.1881<br />

in Michelstadt. Nach ihm wurden in der<br />

Antarktis die Weyprechtberge und in<br />

der Arktis der Weyprechtgletscher auf<br />

Jan Mayen benannt. Der erste Plenarvortrag<br />

der seit 2004 zweijährig stattfi<br />

ndenden Open Science Conferences<br />

des Scientifi c Committee on Antarctic<br />

Research (SCAR) heißt seit 2008 (St.<br />

Petersburg) „Weyprecht Lecture”.<br />

Die <strong>DGP</strong><br />

Georg Kleinschmidt<br />

stellt sich vor 1


Rückblick<br />

2<br />

50 Jahre <strong>DGP</strong><br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> (<strong>DGP</strong>) besteht unter diesem<br />

Namen seit 1959. Allerdings existierte sie davor schon weitere 30 Jahre als<br />

Fördervereinigung, deren Gründung auf den Geophysiker Max Grotewahl<br />

zurückgeht. Er hatte 1926 in Kiel damit begonnen, ein Archiv <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong><br />

aufzubauen, um Informationen, Publikationen und Ausrüstungsmaterial<br />

<strong>für</strong> die Wiederaufnahme der deutschen <strong>Polarforschung</strong> nach dem<br />

Ersten Weltkrieg zur Verfügung zu stellen. Die Zeitschrift „<strong>Polarforschung</strong>”<br />

der <strong>DGP</strong> erschien erstmals 1931, dem Jahr der Wegener-Expedition nach<br />

Grönland, ebenfalls auf Betreiben von Max Grotewahl.<br />

Grotewahl-Expedition 1925 in Spitzbergen<br />

Max Grotewahl (1894-1958), Gründer und Leiter<br />

des Archivs <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong><br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg trieb Grotewahl die<br />

Erweiterung des Archivs und die Fortführung der<br />

Zeitschrift „<strong>Polarforschung</strong>” voran. Gleichzeitig<br />

wurde die Fördervereinigung zu einem Forum<br />

ehemaliger Mitglieder deutscher Polarexpeditionen,<br />

zu denen sich immer mehr aktive Polarforscher<br />

gesellten. Zu seinem 25-jährigen Jubiläum<br />

veranstaltete das Archiv <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> 1951<br />

in Kiel die erste internationale Polartagung.


Auf der 2. Internationalen Polartagung 1959 in<br />

Holzminden wurde die Fördervereinigung auf Anregung<br />

von Bernhard Brockamp in „<strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong>” umbenannt.<br />

Brockamp (1902-1968) war Geophysiker und hatte<br />

im Zuge der Wegener-Expedition 1931 seismische<br />

Messungen in Grönland durchgeführt. Er machte<br />

das Institut <strong>für</strong> Geophysik in Münster zum Mittelpunkt<br />

der deutschen <strong>Polarforschung</strong>, deren neuere<br />

Entwicklung er wesentlich bestimmte, u.a. durch<br />

die Einbindung in internationale Kampagnen.<br />

Das Polar-Archiv mit seiner Bibliothek ging an das<br />

Institut <strong>für</strong> Geophysik in Münster über und war dort<br />

<strong>für</strong> Mitglieder der <strong>Gesellschaft</strong> zugänglich. Heute<br />

befi ndet es sich im Alfred-Wegener-Institut <strong>für</strong> Polar-<br />

und Meeresforschung in Bremerhaven.<br />

Um die Diskussion von neuen Forschungsergebnissen zu<br />

fördern, führt die <strong>Gesellschaft</strong> seit 1959 im Abstand von<br />

zweieinhalb Jahren, also alternierend im Frühjahr und im<br />

Herbst, internationale Tagungen durch (s.S. 20/21).<br />

Ein wesentlicher Teil der Aktivitäten der <strong>DGP</strong> wird in den<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>en geleistet (s.S. 4-15). Die ersten <strong>Arbeitskreis</strong>e<br />

wurden 1983 gegründet (Glaziologie und Geologie).<br />

Die Antarktisforschung der Bundesrepublik Deutschland<br />

wird durch die Erarbeitung von Programmen und die Mitarbeit<br />

am DFG-Schwerpunktprogramm Antarktisforschung in<br />

den <strong>Arbeitskreis</strong>en unterstützt.<br />

Vorsitz der <strong>DGP</strong><br />

Bernhard Brockamp (rechts) bei der ersten Verleihung der Karl-Weyprecht-Medaille<br />

1967 an den französischen Ethnologen Paul Emile Victor<br />

Neben den <strong>Arbeitskreis</strong>en sind in der <strong>DGP</strong> Wissenschaftler<br />

anderer Fachrichtungen aktiv, z.B.<br />

Biologen, Ethnologen, Mediziner, Meteorologen<br />

und Ozeanographen.<br />

Cornelia Lüdecke, Reinhard Krause<br />

und Georg Kleinschmidt<br />

1959-1963 ORR Alfred Ritscher Kapitän Leiter der 3. deutschen Antarktisexpedition 1938/39<br />

1963-1972 Prof. Dr. Karl Weiken Geodät Teilnehmer an Alfred Wegeners Grönlandexpedition 1930/31<br />

1973-1976 Prof. Dr. Walther Hofmann Geodät Glaziologe bei Grönland- (1959) und Antarktis-Expeditionen<br />

(1962/63)<br />

1976-1996 Prof. Dr. Dietrich Möller Geodät Teilnehmer an Grönland- (1959, 1968) und Antarktis-Expeditionen<br />

(1980)<br />

seit 1996 Prof. Dr. Georg Kleinschmidt Geologe Teilnehmer an zahlreichen Antarktis-Expeditionen seit 1979<br />

Rückblick<br />

1926<br />

Gründung des Archivs <strong>für</strong><br />

<strong>Polarforschung</strong> in Kiel<br />

1928<br />

Gründung der Vereinigung<br />

zur Förderung des Archivs <strong>für</strong><br />

<strong>Polarforschung</strong> in Kiel<br />

1931<br />

Gründung des Mitteilungsblattes,<br />

später der Zeitschrift<br />

„<strong>Polarforschung</strong>”<br />

1951<br />

Erste Internationale<br />

Polartagung in Kiel<br />

1959<br />

Zweite Internationale Polartagung<br />

in Holzminden,<br />

dort Umbenennung in<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Polarforschung</strong><br />

2007<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong><br />

ist im Internet:<br />

www.<strong>DGP</strong>-EV.de<br />

Mitglieder<br />

1959 = ca. 100<br />

2009 = ca. 500<br />

3


<strong>Arbeitskreis</strong><br />

4<br />

Geodäsie der Polargebiete<br />

Die Vermessung der Erdoberfl äche und des äußeren Schwerefeldes<br />

der Erde sind Hauptaufgaben der Geodäsie, die auch in<br />

den Polargebieten intensiv bearbeitet werden. In enger interdisziplinärer<br />

Kooperation liefert die Geodäsie Grundlagen<br />

<strong>für</strong> viele weitere Anwendungen, vor allem in den Geowissenschaften,<br />

in der Glaziologie und in der Atmosphärenforschung.<br />

GPS-Messungen im Wohlthat-Massiv, Antarktis<br />

Zeitgleiche Messung auf der neuen und der alten GPS-Permanentstation<br />

in San Martín, Antarktis<br />

Die Bandbreite der eingesetzten geodätischen<br />

Methoden reicht von der statischen und kinematischen<br />

Positionierung mit Hilfe von GPS über<br />

satellitengestützte Verfahren wie Radar- und<br />

Laseraltimetrie, optische und mikrowellenbasierte<br />

Fernerkundung bis hin zur Satelliten- und terrestrischen<br />

Gravimetrie sowie den klassischen geodätischen<br />

Verfahren der Triangulation oder trigonometrischen<br />

Höhenübertragung. Damit lassen<br />

sich auch Geschwindigkeitsfelder von Gletschern<br />

ermitteln. International wird die Polargeodäsie im<br />

Rahmen des „Scientifi c Committee on Antarctic<br />

Research” (SCAR), speziell durch die „Expert<br />

Group Geodetic Infrastructure in Antarctica<br />

(GIANT)” koordiniert.


Schwerpunkte der geodätischen Forschung in den Polargebieten<br />

sind im Rahmen internationaler Kooperation<br />

die folgenden vier Themenbereiche.<br />

> Geodätische Grundlagen<br />

Dazu gehören das GPS-Referenznetz Antarktis und die<br />

SCAR-GPS-Kampagnen zur Anbindung an den internationalen<br />

terrestrischen Bezugsrahmen (ITRF), der Betrieb<br />

geodätischer Observatorien zur Absolut- und Gezeitengravimetrie<br />

und zu Pegelmessungen sowie geodätische<br />

Grundlagenarbeiten <strong>für</strong> Kartographie und Geographische<br />

Informationssysteme (GIS).<br />

Geschwindigkeitsfeld <strong>für</strong> den Jakobshavn Isbrae, West-<br />

Grönland<br />

Messungen mit Theodolit unweit der Station Molodeshnaya,<br />

Ostantarktis<br />

> Geodäsie und Geowissenschaften<br />

Dazu gehören geodätische Messungen zur Bestimmung<br />

horizontaler Deformationen und Bewegungen<br />

der Erdkruste im Zusammenhang mit Plattentektonik,<br />

rezenter Tektonik entlang von Störungszonen sowie<br />

gletscherinduzierten Beben; Messungen zu vertikalen<br />

Deformationen der Erdkruste als Ausdruck glazial-isostatischer<br />

Ausgleichsbewegungen sowie Messungen<br />

zum Schwerefeld in den Polarregionen.<br />

> Geodäsie und Glaziologie<br />

Dazu gehören die Ermittlung von Höhen und Höhenänderungen<br />

der Oberfl äche der Eisschilde und Gletscher,<br />

der Fließgeschwindigkeiten und -richtungen der Gletscher,<br />

die Bestimmung von glaziologischen Parametern<br />

wie Lage und Ausdehnung der Aufsetzzone oder Freibordhöhe<br />

und Dicke von Eisschelfen und Meereis sowie<br />

von Eismassenänderungen und der Massenbilanz der<br />

polaren Eisschilde.<br />

> Geodäsie und Atmosphärenforschung<br />

Dazu gehören die Bestimmung des Wasserdampfgehalts<br />

in der Troposphäre sowie des Elektronengehalts<br />

in der Ionosphäre.<br />

Mirko Scheinert<br />

<strong>Arbeitskreis</strong><br />

Geodäsie der Polargebiete<br />

seit 1991<br />

Der <strong>Arbeitskreis</strong><br />

Geodäsie der Polargebiete<br />

bietet ein Forum <strong>für</strong> alle,<br />

die an den geodätischen<br />

Arbeiten in den Polargebieten<br />

interessiert sind.<br />

Die Treffen dienen der<br />

Vorstellung aktueller und<br />

geplanter Arbeiten sowie der<br />

Diskussion möglicher<br />

Kooperationen.<br />

Treffen des <strong>Arbeitskreis</strong>es<br />

fi nden in der Regel einmal<br />

jährlich bzw. während der<br />

Internationalen Polartagung<br />

statt. Es besteht ein enger<br />

Austausch mit den anderen<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>en der <strong>DGP</strong>.<br />

Sprecher<br />

Dr. Mirko Scheinert<br />

(TU Dresden)<br />

scheinert@ipg.geo.tudresden.de<br />

Prof. Dr. Wilfried Korth<br />

(TFh Berlin)<br />

Korth@tfh-berlin.de<br />

5


<strong>Arbeitskreis</strong><br />

6<br />

Geologie und Geophysik<br />

der Polargebiete<br />

Die Polargebiete sind wesentliche Komponenten bei der Erforschung des Systems<br />

Erde und sie haben eine Schlüsselstellung im globalen Umwelt- und<br />

Klimageschehen. Geologen und Geophysiker arbeiten am Verständnis der in<br />

geologischen Zeiträumen hier<strong>für</strong> verantwortlichen Prozesse. Erklärtes Ziel<br />

des <strong>Arbeitskreis</strong>es „Geologie und Geophysik der Polargebiete” ist es, den Informationsaustausch<br />

zwischen beteiligten deutschen Geowissenschaftlern zu<br />

fördern und polarbezogene geowissenschaftliche Forschungsprogramme zu<br />

erarbeiten.<br />

Robertson Bay, Antarktis<br />

Faltenstrukturen in Gebirgen der kanadischen<br />

Arktis (CASE)<br />

Die Gründung des <strong>Arbeitskreis</strong>es markiert den Beginn der<br />

modernen deutschen geowissenschaftlichen <strong>Polarforschung</strong>.<br />

Sie erfolgte, nachdem die Bundesrepublik Deutschland dem<br />

Antarktisvertrag beigetreten und das Schwerpunktprogramm<br />

„Antarktisforschung” der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) erstmals aufgelegt, das GANOVEX Expeditionsprogramm<br />

der Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und<br />

Rohstoffe (BGR) initiiert, das Alfred-Wegener-Institut <strong>für</strong><br />

Polar- und Meeresforschung (AWI) eingerichtet und das Forschungsschiff<br />

„Polarstern” in Betrieb genommen worden war.<br />

Eine der ersten Aktivitäten war die Ausarbeitung der Strategieschrift<br />

1. Damit wurde der Rahmen <strong>für</strong> die geologischen<br />

Landarbeiten in der Antarktis abgesteckt. Daneben leistete<br />

der <strong>Arbeitskreis</strong> Beiträge zur Konzeption der marin-geologischen<br />

Forschungsprogramme, die sich zunächst auf das<br />

Weddellmeer konzentrierten.


In der Arktis fanden geologische Forschungsarbeiten zunächst<br />

im marinen Bereich statt. Nach Messfahrten der<br />

BGR seit 1975 an arktischen Kontinentalrändern folgten<br />

seit 1983 geowissenschaftliche Arktis-Expeditionen mit<br />

dem FS „Polarstern”. Der <strong>Arbeitskreis</strong> hat als wichtiges<br />

Diskussionsforum dazu die Forschungsstrategien mitentwickelt<br />

(Strategieschrift 2). Geologische Landarbeiten in<br />

der Arktis nahmen 1992 mit der ersten Expedition der<br />

BGR im Rahmen von CASE (Circum-Arctic Structural<br />

Events) ihren Anfang.<br />

Bohrturm im sibirischen Elgygytgynsee<br />

Nach der Wiedervereinigung wurden die ostdeutschen<br />

Polarforscher in den <strong>Arbeitskreis</strong> integriert. Sie brachten<br />

mit dem Dronning-Maud-Land der Ostantarktis und<br />

der sibirischen Arktis neue regionale Arbeitsziele in den<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>.<br />

Neben dieser regionalen Erweiterung nahm die Paläoklimaforschung<br />

an Bedeutung zu, denn die Polarregionen<br />

wurden als Schlüsselgebiete <strong>für</strong> das globale Klimageschehen<br />

in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft er-<br />

Strategieschriften des <strong>Arbeitskreis</strong>es:<br />

1 Geologisches Antarktis-Forschungsprogramm <strong>für</strong> die<br />

Jahre 1984-1989 (1984)<br />

2 Geologische Erforschung arktischer Meeresräume<br />

(1984)<br />

3 Geowissenschaftliche <strong>Polarforschung</strong> (1999)<br />

kannt. Die neuen regionalen und thematischen Ausrichtungen<br />

fanden in der Strategieschrift 3 ihren Niederschlag.<br />

Für Klimauntersuchungen in den Polarregionen sind<br />

wissenschaftliche Tiefbohrungen ein wesentliches<br />

Instrument. Da deutsche Geowissenschaftler an allen<br />

wichtigen internationalen Bohrprojekten beteiligt sind,<br />

nehmen diese einen wichtigen Platz bei den <strong>Arbeitskreis</strong>treffen<br />

ein.<br />

Eis-Radar-Erkundung im ca. 1000 km langen<br />

Lambertgraben in der Ostantarktis<br />

Die Namensänderung des <strong>Arbeitskreis</strong>es (2005) hebt die<br />

zunehmende Vernetzung der beiden geowissenschaftlichen<br />

Teildisziplinen in der <strong>Polarforschung</strong> hervor. Schwerpunkt der<br />

geophysikalischen Arbeiten ist die Erforschung der Erdkruste<br />

unter Eis- und Meerbedeckung.<br />

Auf Anregung von Wissenschaftlern des <strong>Arbeitskreis</strong>es wird<br />

z.Z. an der BGR ein Nationales Polarprobenarchiv eingerichtet,<br />

in dem Festgesteinsproben langfristig gelagert werden<br />

und zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Martin Melles und Solveig Estrada<br />

Mitarbeit:<br />

am DFG-Schwerpunktprogramm „Antarktisforschung”<br />

sowie an der DFG-Denkschrift „<strong>Deutsche</strong><br />

Forschung in der Antarktis. Wissenschaftlicher<br />

Fortschritt und Perspektiven”<br />

<strong>Arbeitskreis</strong><br />

Geologie und Geophysik<br />

der Polargebiete<br />

seit 1983<br />

Gründung als <strong>Arbeitskreis</strong><br />

„Geologie der Polargebiete”<br />

durch Initiative von Dieter K.<br />

Fütterer, Hubert Miller und<br />

Georg Kleinschmidt.<br />

Sprecher:<br />

Dieter K. Fütterer und<br />

Hubert Miller (1983-1993)<br />

Hans-W. Hubberten und<br />

Hans-J. Paech (1993-2005)<br />

Martin Melles und<br />

Solveig Estrada (seit 2005)<br />

2005 wurde der Name des<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>es aktualisiert.<br />

Arbeitstreffen fi nden<br />

mindestens einmal jährlich<br />

an wechselnden Orten statt,<br />

auf denen von laufenden<br />

Projekten berichtet, neue<br />

Projektideen vorgestellt und<br />

programmatische Schriften<br />

erarbeitet werden.<br />

Sprecher<br />

Prof. Dr. Martin Melles<br />

(Uni Köln)<br />

mmelles@uni-koeln.de<br />

und<br />

Dr. Solveig Estrada<br />

(BGR Hannover)<br />

solveig.estrada@bgr.de<br />

7


<strong>Arbeitskreis</strong><br />

8<br />

Geschichte der <strong>Polarforschung</strong><br />

Der <strong>Arbeitskreis</strong> Geschichte der <strong>Polarforschung</strong> untersucht nicht nur<br />

Fortschritte der einzelnen in der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> vertretenen<br />

Disziplinen oder die technische Entwicklung bei der Expeditionslogistik,<br />

sondern auch die unterschiedlichen nationalen und internationalen<br />

Forschungskooperationen und die Schritte zur Institutionalisierung<br />

der <strong>Polarforschung</strong>. Aufgrund des breiten Forschungsspektrums wird<br />

die Geschichte der <strong>Polarforschung</strong> nicht isoliert betrachtet, sondern im<br />

politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontext.<br />

Alte Forschungsstation in der kanadischen Arktis<br />

Isolinien des Magnetischen Potentials in der<br />

Arktis und zirkumpolare Stationen im Internationalen<br />

Polarjahr 1882-83<br />

Konkrete Aufgaben des <strong>Arbeitskreis</strong>es<br />

betreffen das Auffi nden bzw. Zugänglichmachen<br />

von Polarforschernachlässen<br />

und das Aufspüren von unveröffentlichten<br />

Unterlagen in privaten und öffentlichen<br />

Archiven. Die Anlage von Bibliographien<br />

einzelner Expeditionen oder das Verfassen<br />

von Biographien ist von großem<br />

Interesse. Auch die Bewahrung von Originalmessaufzeichnungen<br />

und Beobachtungstagebüchern<br />

<strong>für</strong> künftige Vergleiche<br />

mit aktuellen Ergebnissen kann sich als<br />

lohnenswert erweisen.


Schreibzimmer des Archivs <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong><br />

in Kiel, April 1931<br />

Die Forschungsergebnisse des <strong>Arbeitskreis</strong>es<br />

werden vorzugsweise in der<br />

Zeitschrift „<strong>Polarforschung</strong>” veröffentlicht.<br />

Darüber hinaus verschickt der <strong>Arbeitskreis</strong><br />

jährlich einen Rundbrief. Um Anregungen<br />

<strong>für</strong> Forschungsarbeiten zu geben,<br />

widmen sich die Rundbriefe jeweils einem<br />

Schwerpunkt und ergänzen neues Material<br />

zu vorherigen Themen. Seit 1996<br />

erscheint der Rundbrief zweisprachig<br />

(deutsch/englisch).<br />

Während der Internationalen Polartagungen der <strong>DGP</strong> organisiert der<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> Vorträge zu historischen Themen und fördert den wissenschaftlichen<br />

Austausch in seinen Sitzungen. Gelegentlich beteiligt<br />

er sich auch an anderen Tagungen, wie 1996 am <strong>Deutsche</strong>n Wissenschaftshistorikertag<br />

in Berlin, 2001 an der Tagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und<br />

Ansicht des Gaussbergs aus dem Skizzenbuch von Hans Gazert, dem Arzt<br />

der 1. <strong>Deutsche</strong>n Südpolarexpedition (Privatbesitz)<br />

Technik in Hamburg und an Ausstellungen wie der zur 1. <strong>Deutsche</strong>n<br />

Südpolarexpedition 1901-1904, die anlässlich der Polartagung<br />

2004 in Dresden stattfand und vom Leibniz-Institut <strong>für</strong><br />

Länderkunde Leipzig ausgerichtet worden war.<br />

Bisherige Themen der Rundbriefe:<br />

Bibliographie; Archive; Hilfsmittel; Internationale Kooperationen; Polarphilatelie; Polarfi<br />

lme; Polarbelletristik; Frauen in Polargebieten; Politik und Militär in Polargebieten;<br />

10 Jahre <strong>Arbeitskreis</strong> Geschichte der <strong>Polarforschung</strong>; Logistik: Land-, Luft- und Seefahrzeuge;<br />

<strong>Deutsche</strong> und baltendeutsche Polarforscher in russischen Diensten; Kulturelles<br />

Erbe - Denkmalschutz in Polargebieten; Biographien; Institutionalisierung der <strong>Polarforschung</strong>;<br />

Die Internationalen Polarjahre 1882-83, 1932-33 und 1957-58; Polare Kunst.<br />

Cornelia Lüdecke<br />

<strong>Arbeitskreis</strong><br />

Geschichte der <strong>Polarforschung</strong><br />

seit 1991<br />

Unter den Mitgliedern des<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>es befi nden sich<br />

neben Polarforschern auch<br />

Historiker, Wissenschaftshistoriker<br />

und andere Interessenten<br />

aus dem In- und<br />

Ausland, die mit Methoden<br />

der historischen Forschung<br />

unterschiedliche Fragestellungen<br />

an Hand von Publikationen<br />

und unveröffentlichten<br />

Quellen bearbeiten.<br />

An den Arbeiten des <strong>Arbeitskreis</strong>es<br />

Geschichte der<br />

<strong>Polarforschung</strong> kann sich<br />

jeder beteiligen, der sich <strong>für</strong><br />

die Geschichte der <strong>Polarforschung</strong><br />

interessiert.<br />

Sprecher<br />

Dr. Cornelia Lüdecke<br />

(seit 1991)<br />

C.Luedecke@lrz.unimuenchen.de<br />

9


<strong>Arbeitskreis</strong><br />

10<br />

Glaziologie<br />

Im <strong>Arbeitskreis</strong> Glaziologie treffen sich die Wissenschaftler, die sich mit<br />

dem Eis selbst und den darin enthaltenen Klimainformationen beschäftigen.<br />

Die Abgrenzung zu anderen <strong>Arbeitskreis</strong>en der <strong>DGP</strong> ist fl ießend.<br />

Naturgemäß kommt es zu Überschneidungen mit Fragestellungen des<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>es Geodäsie, wenn Eisbewegung bestimmt werden soll, oder<br />

mit dem <strong>Arbeitskreis</strong> Geologie und Geophysik der Polargebiete, wenn<br />

es zum Beispiel um die Bestimmung der Eisdicke mit geophysikalischen<br />

Methoden geht oder mit beiden bei der Anwendung von Methoden der<br />

Satellitenfernerkundung.<br />

Front des Storstrømmen, Nordost-Grönland<br />

Bewegung sichtbar gemacht: Interferogramm<br />

des Ekströmschelfeises in der Westantarktis,<br />

abgeleitet aus der ERS-1/2 Tandem-Mission,<br />

19./20.02.1996<br />

Nach der Erlangung des Konsultativstatus<br />

(1981) im Antarktisvertrag intensivierte<br />

sich auch die glaziologische Forschung<br />

der Bundesrepublik Deutschland in der<br />

Antarktis und auf Grönland. Sie wird vor<br />

allem vom Alfred-Wegener-Institut <strong>für</strong> Polar-<br />

und Meeresforschung in Bremerhaven<br />

in Zusammenarbeit mit Universitätsinstituten<br />

durchgeführt. Die interdisziplinär<br />

angelegten glaziologischen Arbeiten zielen<br />

auf die chemischen und physikalischen<br />

Prozesse in Gletschern, Inlandeisen,<br />

Schelfeisen und Meereis. In den letzten<br />

Jahren gewann die Klimarelevanz von<br />

Schnee und Eis in den Polargebieten ganz<br />

wesentlich an Bedeutung.


Der <strong>Arbeitskreis</strong> hat das DFG-Schwerpunktprogramm „Antarktisforschung”,<br />

das 1980 begann, in seinem Teilgebiet<br />

„Physik und Chemie der Atmosphäre, der Kryosphäre und<br />

des Ozeans” prägend gestaltet. Auch die das Eis betreffenden<br />

Abschnitte der DFG-Denkschrift „<strong>Deutsche</strong> Forschung in<br />

der Antarktis - Wissenschaftlicher Fortschritt und Perspektiven”<br />

(2005) wurden vom <strong>Arbeitskreis</strong> mitgestaltet.<br />

Die bundesdeutschen glaziologischen Arbeiten in der Antarktis<br />

konzentrierten sich zunächst auf das Filchner-Ronne-<br />

Schelfeis. Sie waren in das internationale Filcher-Ronne Ice<br />

Shelf Programme (FRISP) eingebunden.<br />

Skidoo-Gespann mit Bodenradaranlage<br />

bei einer Eis-Traverse der Universität<br />

Münster über die Berkner-Insel, Antarktis<br />

Eine moderne Methode der Glaziologie ist die numerische<br />

Modellierung. Dazu wird gegenwärtig das Wilkins-Schelfeis<br />

aus dem Weltraum beobachtet. Eine numerische Modellierung<br />

der beiden großen Eisschilde auf Grönland und in der<br />

Antarktis wurde parallel vom AWI und der TH Darmstadt<br />

(Theorie der Eisdynamik) durchgeführt.<br />

Zu Beginn der 1990er Jahre wurden die glaziologischen<br />

Arbeiten um das Hinterland der ehemaligen DDR-Antarktisstation<br />

„Georg Forster”, das Gebiet zwischen Schirmacher-<br />

Oase im Norden und den Gebirgen Orvinfjella und Wohlthat-Massif<br />

im Süden, erweitert. In jüngerer Zeit werden<br />

dort Untersuchungen zur Kalibrierung und Validierung von<br />

Sensoren des CryoSat-Satelliten der ESA durchgeführt.<br />

Ab Mitte der 1990er Jahre war EPICA, das European<br />

Project for Ice Coring in Antarctica (1993-<br />

2006), das zentrale Projekt im Dronning-Maud-<br />

Land. Die beiden 2774 bzw. 3260 m tiefen Eisbohrkerne<br />

von Dome C und aus dem Dronning<br />

Maud Land haben die Klimageschichte der vergangenen<br />

800.000 Jahre aufgeschlossen. Danach<br />

haben sich Warm- und Kaltzeiten im Rhythmus<br />

von etwa 100.000 Jahren abgewechselt.<br />

Eisbohrkern aus der EPICA-Tiefbohrung<br />

an der Kohnen-Station, Dronning-Maud-Land,<br />

Antarktis<br />

Probennahme in einem Schneeschacht<br />

nahe der Kohnen-Station<br />

in Dronning-Maud-Land<br />

Es wurde auch deutlich, dass der heutige<br />

Kohlendioxidgehalt in der Luft weit über<br />

den Konzentrationen liegt, die in den Eisbohrkernen<br />

während der früheren Warmzeiten<br />

eingeschlossen wurden. Die Bohrung<br />

aus Dronning-Maud-Land zeigte, dass die<br />

schnellen klimatischen Änderungen im letzten<br />

Glazial in Grönland und in der Antarktis<br />

miteinander gekoppelt waren, aber zeitversetzt<br />

abliefen (vgl. Grafi k auf S. 25).<br />

Hans Oerter<br />

<strong>Arbeitskreis</strong><br />

Glaziologie<br />

seit 1983<br />

Die Gründung des <strong>Arbeitskreis</strong>es<br />

geht auf eine Initiative<br />

von Dietrich Möller zurück.<br />

Erste Sprecher waren K.-O.<br />

Münnich und M. Kuhn. Während<br />

der 17. Internationalen<br />

Polartagung 1993 in Obergurgl<br />

wurde die Leitung an<br />

Hans Oerter übertragen.<br />

2005 übernahm<br />

Manfred Lange die Leitung.<br />

Der <strong>Arbeitskreis</strong> soll der<br />

wechselseitigen Information<br />

über einschlägige Forschungsprojekte<br />

und gegebenenfalls<br />

auch deren Abstimmung<br />

dienen.<br />

Arbeitstreffen fi nden vor<br />

allem begleitend zu den<br />

Internationalen Polartagungen<br />

der <strong>DGP</strong> statt.<br />

Sprecher<br />

Prof. Dr. Manfred Lange<br />

(The Cyprus Institute<br />

Research Center Nicosia)<br />

m.a.lange@cyi.ac.cy<br />

11


<strong>Arbeitskreis</strong><br />

12<br />

Permafrost<br />

Mit zunehmender globaler Erwärmung rückte das Thema Permafrost in<br />

das öffentliche Bewusstsein. Das von tauendem Permafrost ausgehende<br />

Gefahrenpotential wurde seit Beginn der 1960er Jahre erkannt. In den<br />

Polarregionen bewirkt es weitgreifende Landschaftsveränderungen durch<br />

Oberfl ächenabsenkungen, eine Zunahme der Küstenerosion sowie die Intensivierung<br />

der Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre. Hohe Murenaktivität<br />

und eine Zunahme von Felsstürzen sind deutliche Anzeichen<br />

<strong>für</strong> die Sensitivität des alpinen Permafrosts in den Hochgebirgen.<br />

Arktische Tundra mit Eiskeil-Polygonen<br />

Auftauender Permafrost verursacht rückschreitende<br />

Erosion an arktischer Küste<br />

Durch eine Initiative von Lorenz King, Gießen,<br />

ist Deutschland seit mehr als 20 Jahren<br />

Mitglied der International Permafrost<br />

Association (IPA). Gleichzeitig wurde ein<br />

deutsches Nationalkomitee „Permafrost”<br />

(DNP) ins Leben gerufen. Für einen gemeinsamen<br />

Informationsaustausch haben<br />

mehrfach Treffen des DNP zusammen mit<br />

Sitzungen des <strong>Arbeitskreis</strong>es Geologie<br />

stattgefunden. Ein Ergebnis dieser Aktivitäten<br />

war das Kapitel „Dynamik Periglazialer<br />

Landschaften” in dem vom <strong>Arbeitskreis</strong><br />

Geologie 1999 herausgegebenen<br />

Strategie-Papier „Geowissenschaftliche<br />

<strong>Polarforschung</strong>”.


Die brennenden Fragen zum Zustand des Permafrosts in den<br />

Polargebieten führten zu mehreren von der IPA initiierten Projekten,<br />

an denen deutsche Wissenschaftler teilweise federführend<br />

beteiligt waren.<br />

An der Forschungsstelle Postdam des Alfred-Wegener-Instituts<br />

<strong>für</strong> Polar- und Meeresforschung wurde zu Beginn der 1990er<br />

Jahre ein Forschungsschwerpunkt zur Erforschung der Periglazialräume<br />

eingerichtet. Unter Nutzung der Erfahrungen der<br />

ostdeutschen <strong>Polarforschung</strong> und in Kooperation mit russischen<br />

Wissenschaftlern wurden die weiten Permafrostlandschaften<br />

Sibiriens ein zentrales Forschungsfeld.<br />

In den arktischen Permafrostgebieten<br />

ist etwa ein<br />

Drittel des weltweiten organischenBodenkohlenstoffs<br />

gespeichert. Ein<br />

Teil davon wird durch Mikroorganismen<br />

zu Treibhausgasen<br />

wie Methan<br />

und Kohlendioxid umgewandelt.<br />

Messungen haben<br />

gezeigt, dass schon<br />

ein geringer Anstieg der<br />

Temperatur einen deutlichen<br />

Anstieg der Methanbildung<br />

bewirken<br />

kann.<br />

Um die Veränderungen<br />

von Permafrostküsten<br />

zu erkunden und die<br />

Bohrung im Permafrost<br />

verstärkten Einträge an<br />

Sediment, Kohlenstoff und<br />

Schadstoffen in die arktischen Küstenmeere und den Ozean abschätzen<br />

zu können, wurde mit der Einrichtung eines internationalen<br />

zirkumarktischen Netzwerks von Küstenobservatorien<br />

begonnen.<br />

An der deutsch-russischen Forschungsstation<br />

„Samoylov” im Lena-Delta und auf<br />

Spitzbergen wurden Langzeitmessungen<br />

durchgeführt, bei denen vor allem die<br />

Transportprozesse von Wärme und Wasser<br />

in verschiedenen arktischen Ökosystemen<br />

untersucht wurden. Zur Langzeiterfassung<br />

des Temperaturzustands des sibirischen<br />

Permafrosts wurden gemeinsam mit<br />

russischen Kollegen mehrere Bohrungen<br />

abgeteuft und mit Temperatursonden instrumentiert.<br />

Alpiner Permafrost in Lockersedimenten am Muragl-Gletscher<br />

Zwei russisch-deutsche Landexpeditionen<br />

zielten darauf ab, ein Bild der Permafrostdynamik<br />

während vergangener Klimaschwankungen<br />

zu erhalten.<br />

Hans-W. Hubberten<br />

<strong>Arbeitskreis</strong><br />

Permafrost<br />

seit 2008<br />

Die Mitglieder des <strong>Arbeitskreis</strong>es<br />

kommen jeweils zur Hälfte<br />

aus den Arbeitsrichtungen<br />

Polarer Permafrost bzw.<br />

Gebirgspermafrost.<br />

Der <strong>Arbeitskreis</strong> will den<br />

Informationsaustausch<br />

zwischen deutschsprachigen<br />

Wissenschaftlern, die sich<br />

mit Fragen des<br />

Permafrosts befassen,<br />

fördern und gemeinsame<br />

Projekte initiieren und<br />

koordinieren.<br />

In jährlich ein bis zwei<br />

Arbeitstreffen wird über<br />

neueste wissenschaftliche<br />

Ergebnisse und Feldarbeiten<br />

berichtet und es werden<br />

geplante Aktivitäten<br />

vorgestellt<br />

und diskutiert.<br />

Sprecher<br />

Prof. Dr. Hans-W. Hubberten<br />

(AWI Potsdam)<br />

hans-wolfgang.hubberten@<br />

awi.de<br />

Dr. Christof Kneisel<br />

(Uni Würzburg)<br />

Kneisel@uni-wuerzburg.de<br />

13


<strong>Arbeitskreis</strong><br />

14<br />

Polarlehrer<br />

Der <strong>Arbeitskreis</strong> Polarlehrer ist ein bundesweites Netzwerk von<br />

Lehrern der Fächer Geographie, Biologie, Physik, Chemie und Sozialkunde.<br />

Neue Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse der<br />

<strong>Polarforschung</strong> werden in die Klassenzimmer transferiert. Hier<strong>für</strong><br />

ist der direkte Kontakt zur Wissenschaft essentiell. Das im Initialprojekt<br />

„Coole Klassen” aufgebaute Lehrernetzwerk soll sein<br />

Tätigkeitsfeld entwickeln und ausbauen. Hierbei spielt die Interdisziplinarität<br />

der <strong>DGP</strong> eine wichtige Rolle, da die Polarlehrer in<br />

allen naturwissenschaftlichen und auch sozialkundlichen Fächern<br />

arbeiten.<br />

Beteiligung von Schülern an Lehrerexpeditionen durch Telefonkonferenzen,<br />

Übermittlung von Klimadaten, Beantwortung<br />

von Fragen und Erstellung von Internet-Blogs<br />

Seeablagerungen im Taylor Valley, Antarktis<br />

Die Ziele des <strong>Arbeitskreis</strong>es defi nieren<br />

sich aus der Situation der Polargebiete<br />

in Lehrplänen und Rahmenrichtlinien<br />

der Bundesländer und damit an den<br />

Schulen. Obwohl die Bedeutung dieser<br />

Gebiete, insbesondere bezogen auf den<br />

Klimawandel, auch in der Öffentlichkeit<br />

durch die Medien immer wieder hervorgehoben<br />

wird und sie allgemein bekannt<br />

sind, werden weder Arktis noch<br />

Antarktis im Schulunterricht ausreichend<br />

thematisiert.


Zu viele Schüler kennen grundsätzliche<br />

geowissenschaftliche oder biologische<br />

Unterschiede zwischen beiden Polargebieten<br />

nicht und die Frage, warum der Eisbär<br />

keine Pinguine frisst, hat durchaus ihre<br />

Berechtigung. Es ist daher notwendig, den<br />

Schülern die Bedeutung dieser sensiblen<br />

und faszinierenden Systeme <strong>für</strong> die Menschen<br />

bewusst zu machen. Damit werden<br />

bei den Schülern unterschiedliche Kompetenzen<br />

in den Bereichen Fachwissen, räumliche<br />

Orientierung, Erkenntnisgewinnung,<br />

Beurteilung und Bewertung und Handlung<br />

angelegt.<br />

Als Multiplikatoren führen Lehrer<br />

gesellschaftsrelevante Fragen an<br />

junge Menschen heran und sorgen<br />

<strong>für</strong> eine breite Allgemeinbildung.<br />

Die im <strong>Arbeitskreis</strong> tätigen<br />

Pädagogen tragen durch das<br />

Engagement in ihren Klassen zu<br />

einer Sensibilisierung <strong>für</strong> die<br />

Polargebiete bei.<br />

Um die Lehrer an aktuelle wissenschaftliche<br />

Themen heranzuführen,<br />

wird ihre Teilnahme an Polarexpeditionen<br />

möglich gemacht, wie<br />

beispielsweise an einem Klimabohrprojekt in der Antarktis im<br />

Südsommer 2007/08 oder an Messfahrten mit dem Forschungsschiff<br />

„Polarstern”.<br />

Die Lehrer im <strong>Arbeitskreis</strong> werden mehrmals im Jahr durch<br />

Newsletter über Unterrichtsmaterial, Tagungen/Fortbildungen,<br />

Ausschreibungen von Wettbewerben und freie Expeditionsplätze<br />

oder Beiträge in den Medien informiert. Regelmäßige Treffen mit<br />

Fachvorträgen durch Wissenschaftler, Erfahrungsberichten der<br />

Expeditionslehrer und Diskussionsrunden sind Fortbildungsveranstaltungen,<br />

die an unterschiedlichen Standorten in Deutschland<br />

durchgeführt werden.<br />

Durch Wettbewerbe werden Schüler direkt in Projekte eingebunden.<br />

Die Expeditionslehrer berichten im Internet über ihre Tätigkeiten<br />

auf den Expeditionen und vermitteln<br />

interessierten Schülern und<br />

Lehrern in Deutschland zeitnah und<br />

authentisch ihre Erfahrungen.<br />

Im Anschluss an ihre Expedition<br />

stellen sie ihre Erlebnisse<br />

und neuen Erkenntnisse<br />

auf Lehrer-Fortbildungen<br />

und in Schulklassen<br />

vor. Aus ihrer Einbindung<br />

in die wissenschaftlichen<br />

werden dokumentiert und diskutiert<br />

Untersuchungen mit dem Mikroskop<br />

und an Bohrkernen<br />

Forschungsarbeiten in den Polargebieten heraus<br />

entwickeln sie neue Unterrichtsmaterialien. Die<br />

Schüler selbst engagieren sich speziell bei Wettbewerben<br />

und im Austausch mit Partnerschulen<br />

in den Polargebieten. Internationale Zusammenarbeit<br />

besteht mit Organisationen in Argentinien,<br />

Neuseeland, Schweden und den USA. Die<br />

Aktivitäten des IPY-Projekts „Coole Klassen”<br />

wurden durch die Robert-Bosch-Stiftung und das<br />

AWI gefördert.<br />

Rainer Lehmann<br />

<strong>Arbeitskreis</strong><br />

Polarlehrer<br />

seit 2008<br />

Die Mitglieder des<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>es sind<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

der Fächer Biologie,<br />

Chemie, Geographie,<br />

Mathematik<br />

und Physik.<br />

Sprecher<br />

Dr. Rainer Lehmann<br />

(Hannover;<br />

Geographie, Biologie)<br />

rainer.lehmann@gmx.net<br />

15


Polargesellschaft<br />

16<br />

und Biologie<br />

In der <strong>DGP</strong> arbeiten biologische Wissenschaftler engagiert mit, ohne bisher in einem<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> verbunden zu sein. Sie decken ein breites Untersuchungsfeld ab, das<br />

sich von terrestrischen Lebensgemeinschaften über eisgebundene Mikroorganismen<br />

bis hin zum Leben in fl achmarinen Lebensräumen und in der Tiefsee der Ozeane<br />

erstreckt. Die Schwerpunkte deutscher terrestrischer Biologie-Forschung sind einerseits<br />

die Überlebensmechanismen der Flechten und zum anderen die Reaktion von<br />

brütenden Seevogel-Gemeinschaften auf klimatische Veränderungen. In den polaren<br />

Meeren liefert die Bestandsaufnahme noch immer neue Arten, insbesondere aus dem<br />

Tiefseebereich. In den fl acheren Randmeeren werden vor allem die vielfältigen Verzahnungen<br />

um die Ökosysteme im Packeis (Krill) studiert.<br />

Polarer Boden, Kanadische Arktis<br />

Antarktische Flechten sind gegenüber<br />

extrem tiefen Temperaturen enorm<br />

widerstandsfähig<br />

An Land untersuchen deutsche Biologen<br />

Flechten und ihre Standorte sowie die<br />

fl ugfähigen Vögel. Mit kontinuierlichen<br />

Messungen des CO 2 -Gasaustauschs am<br />

natürlichen Standort wurde die photosynthetische<br />

Aktivität und Primärproduktion<br />

verschiedener Flechten in der maritimen<br />

und kontinentalen Antarktis sowie in der<br />

Arktis bestimmt.<br />

Seit 1979 wird auf King George Island in<br />

der Westantarktis ein Seevogel-Monitoring-Programm<br />

an Raubmöwen (Skuas)<br />

und Buntfußsturmschwalben durchgeführt.


Die Kombination von genetischen und ökologischen<br />

Arbeitsmethoden ermöglichte Aussagen<br />

zum Bildungsprozess der beiden Skua-Formen,<br />

die es heute gibt, aber auch die Verbreitung der<br />

südlichen Skua-Formen während der Eiszeit.<br />

Skua-Junges (Antarktis) Epimeria (Antarktis)<br />

In Hohlräumen an der Unterseite solcher<br />

Schelfeisschollen leben Organismen, von<br />

denen sich der Krill ernährt<br />

Marine Untersuchungen konzentrieren sich auf die Untersuchung<br />

von Lebensgemeinschaften im und direkt unter<br />

dem Meereis und auf die Verbreitung bedeutender am<br />

Meeresboden lebender Arten. Am Boden polarer Ozeane<br />

lebende Gemeinschaften zeichnen sich bis in größere Wassertiefen<br />

durch z.T. große Dichte und Artenvielfalt aus. In<br />

den meisten Fällen ist der Meeresboden aber relativ dünn<br />

besiedelt.<br />

Mit Hilfe molekulargenetischer Untersuchungen an Isopoden<br />

und Fischen konnte die Aufspaltung bzw. das Aussterben<br />

einiger Arten datiert werden. Auf der Südhemisphäre<br />

sind fossile Pinguine aus einer Zeit vor 24 bis 55 Millionen<br />

Jahren bekannt. Der Eisbär und die Inuit auf der nördlichen<br />

Halbinsel haben sich erst seit dem Ausgang der<br />

letzten Eiszeit vor ca. 10.000 bis 15.000 Jahren entwickelt.<br />

Im Gegensatz zu der geologisch „jungen”<br />

Arktis ist die „alte” Antarktis eine Brutstätte<br />

neuer Arten.<br />

Das System von Poren und Kanälen im Eis ist<br />

Lebensraum <strong>für</strong> eine Vielzahl von Kieselalgen<br />

und Kleintieren. Diese Organismen überdauern<br />

niedrige Temperaturen bis unter -10°C.<br />

Sie haben wesentliche Bedeutung <strong>für</strong> das winterliche<br />

Überleben des Krills in der Antarktis,<br />

der seinen Nahrungsbedarf in dieser Zeit über<br />

die Eisorganismen abdeckt.<br />

Angelika Brandt, Ludger Kappen,<br />

Hans-Ulrich Peter und Michael Spindler<br />

Biologie<br />

in den Polargebieten<br />

Die biologischen Wissenschaften<br />

sind in der <strong>DGP</strong><br />

durch mehrere<br />

Forschungsrichtungen<br />

(Botanik, Ornithologie,<br />

Meereis- und Meeresbodenbiologie)<br />

vertreten.<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Angelika Brandt<br />

(Hamburg;<br />

marine Bodenfauna)<br />

a.brandt@uni-hamburg.de<br />

Dr. Ludger Kappen<br />

(Dassel; Flechten)<br />

lkappen@t-online.de<br />

Dr. Hans-Ulrich Peter<br />

(Jena; Ornithologie)<br />

Hans-Ulrich.Peter@uni-jena.de<br />

Prof. Dr. Michael Spindler<br />

(Kiel; Polarökologie)<br />

mspindler@ipoe.uni-kiel.de<br />

17


Die Zeitschrift<br />

18<br />

„<strong>Polarforschung</strong>”<br />

Die Zeitschrift „<strong>Polarforschung</strong>” wird seit dem Jahrgang 1986 gemeinschaftlich von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> (<strong>DGP</strong>) und dem Alfed-Wegener-Institut <strong>für</strong> Polar- und Meeresforschung<br />

(AWI) herausgegeben. Sie ist eine multidisziplinäre Zeitschrift, die Forschungsergebnisse aus beiden<br />

Polargebieten - Arktis und Antarktis - sowie aus Gebirgsregionen mit polarem Klima veröffentlicht. Die<br />

Originalbeiträge kommen fächerübergreifend aus allen Disziplinen der Naturwissenschaften, also Physik,<br />

Chemie, Biologie und Geowissenschaften, sowie aus den Sozial- und den Historischen Wissenschaften,<br />

die sich im weitesten Sinne mit <strong>Polarforschung</strong> beschäftigen.<br />

Die Zeitschrift „<strong>Polarforschung</strong>” befi ndet sich<br />

2009 in ihrem 79. Jahrgang, ist also deutlich<br />

älter als die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong>.<br />

Im Laufe der Zeit ist das anfängliche<br />

Mitteilungsblatt zu einer modernen wissenschaftlichen<br />

Zeitschrift gewachsen, die<br />

im internationalen Schriftentausch des AWI<br />

und im Mitgliederkreis der <strong>DGP</strong> sowie über<br />

das Internet international verfügbar ist.<br />

Die publizierten Beiträge gliedern sich in<br />

zwei Kategorien. Wissenschaftliche Originalbeiträge<br />

werden meist in englischer sowie in<br />

deutscher Sprache veröffentlicht, während<br />

Mitteilungen vor allem in deutscher Sprache<br />

erscheinen. Dazu gehören allgemeine<br />

Berichte, Buchbesprechungen, Berichte<br />

über polare Ereignisse, Aktivitäten der <strong>DGP</strong>,<br />

Ehrungen oder Nachrufe.


Die erste Ausgabe der „<strong>Polarforschung</strong>” wurde 1931<br />

von Max Grotewahl auf vier Druckseiten zusammengestellt.<br />

Auf der Titelseite stand die Nachricht über<br />

den Forschertod von Alfred Wegener während der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Inlandeis-Expedition 1929/31.<br />

Herausgeber war das Archiv <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong>.<br />

Zur Zielsetzung schrieb Arnulf Scholz, der in den<br />

ersten Jahren die inhaltliche Gestaltung federführend<br />

begleitete: „Möge sie hinausgehen und<br />

unserer Wissenschaft, an der heute weiteste<br />

Volkskreise Interesse nehmen, neue Freunde<br />

erwerben.” Diese von Arnulf Scholz formulierte<br />

Zielsetzung gilt bis heute unverändert.<br />

Bis 1940 blieb die halbjährlich erscheinende<br />

Zeitschrift mit acht Druckseiten ein schmächtiges<br />

Mitteilungsblatt, das erst durch die Schriftleitung<br />

von Kurt Ruthe mehr an Dynamik gewann.<br />

Seiner Aktivität über viele Jahre war es<br />

zu verdanken, dass die Zeitschrift in den Kriegsjahren<br />

und folgend an Inhalt und sogar Umfang<br />

weiter wuchs.<br />

Die 1959 erfolgte Bildung eines Wissenschaftlichen<br />

Beirats und die Umbenennung des „Fördervereins”<br />

in <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong><br />

verstärkte die wissenschaftliche Basis<br />

<strong>für</strong> die Zeitschrift weiter. Mit dem Jahrgang 1960<br />

wurde das in seinen Grundzügen bis heute beibehaltene<br />

Umschlagbild, Arktis und Antarktis in<br />

blau-weißer Farbgebung, eingeführt.<br />

Dokumentation bei der Forschungsarbeit<br />

1972 übernahm Erhard Treude die Schriftleitung. Er<br />

sorgte <strong>für</strong> eine striktere Trennung zwischen wissenschaftlichen<br />

Originalbeiträgen mit Begutachtung und<br />

Mitteilungen. Dadurch wandelte sich die „<strong>Polarforschung</strong>”<br />

von einem Mitteilungsblatt zu einer wissenschaftlichen<br />

Zeitschrift.<br />

Seit dem Jahrgang 1986 erscheint die Zeitschrift mit<br />

drei Heften pro Jahr. Seit dieser Zeit erfolgt die redaktionelle<br />

Gestaltung der Zeitschrift durch zwei Schriftleiter,<br />

die vom Vorstand der <strong>DGP</strong> und dem AWI in gegenseitigem<br />

Einvernehmen nominiert werden.<br />

Die letzte Anpassung an die modernen Möglichkeiten<br />

der Zeitschriftengestaltung erfolgte 2006 mit Band 74<br />

des Jahrgangs 2004 und der Einführung farbiger Umschlagbilder,<br />

die nicht nur Blickfänger sind, sondern<br />

auch zur leichteren Unterscheidbarkeit der Hefte beitragen.<br />

Dieter K. Fütterer<br />

Die Zeitschrift<br />

„<strong>Polarforschung</strong>”<br />

Gründung 1931<br />

von Max Grotewahl als<br />

„Mitteilungen <strong>für</strong> die<br />

Vereinigung zur Förderung des<br />

Archivs <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> Kiel”<br />

Wissenschaftliche<br />

Schriftleitung:<br />

Karl Lampe 1931†<br />

Arnulf Scholz 1931-1940<br />

Kurt Ruthe 1940-1971<br />

Erhard Treude 1972-2003<br />

Dieter K. Fütterer seit 1983<br />

Eva-Maria Pfeiffer seit 2007<br />

Mitglieder der <strong>DGP</strong> erhalten<br />

die Zeitschrift im Rahmen ihres<br />

Mitgliedsbeitrags.<br />

Seit 1.3.2008<br />

stehen alle Inhalte der Zeitschrift<br />

komplett online zur Verfügung.<br />

Diese Einträge werden laufend<br />

aktualisiert.<br />

Online-Zugang<br />

www.<strong>DGP</strong>-EV.de<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Dieter K. Fütterer<br />

(AWI Bremerhaven)<br />

dieter.fuetterer@awi.de<br />

Prof. Dr. Eva-Maria Pfeiffer<br />

(Uni Hamburg)<br />

e.m.pfeiffer@ifb.unihamburg.de<br />

19


Internationale<br />

20<br />

Polartagungen<br />

Die internationalen Polartagungen sollen zeigen, dass <strong>Polarforschung</strong> ein<br />

wichtiges Forschungsgebiet von globaler Bedeutung ist, denn die Erforschung<br />

des Systems Erde ist ohne die Polargebiete nicht denkbar. Erfolgreiche<br />

<strong>Polarforschung</strong> wird heute nicht nur logistisch, sondern vor allem<br />

auch wissenschaftlich in internationaler Kooperation betrieben, wie dies<br />

schon vor gut 125 Jahren von Karl Weyprecht und Georg von Neumayer<br />

be<strong>für</strong>wortet worden ist. Die erste der Polartagungen mit internationaler Beteiligung<br />

fand schon im Juni 1951, also noch vor der offi ziellen Gründung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> in Kiel statt, und zwar aus Anlass<br />

des 25-jährigen Bestehens der „Vereinigung zur Förderung des Archivs <strong>für</strong><br />

<strong>Polarforschung</strong>”, dem Vorläufer der <strong>DGP</strong>.<br />

Diskussionen vor den Postern sind ein modernes<br />

Element der Internationalen Polartagungen der <strong>DGP</strong><br />

Nach der Einbindung deutscher Polarforscher in die<br />

internationale <strong>Polarforschung</strong> nach dem 2. Weltkrieg<br />

fand die 2. Internationale Polartagung 1959<br />

in Holzminden statt. In der Mitgliederversammlung<br />

der Fördervereinigung wurde die Umbenennung<br />

in „<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> e.V.”<br />

beschlossen. Der kurz zuvor unter der Leitung von<br />

Bernhard Brockamp gegründete Wissenschaftliche<br />

Beirat wurde verstärkt, was der wissenschaftlichen<br />

Ausrichtung der <strong>DGP</strong> einen kräftigen Auftrieb gab.<br />

Bis zur 11. Polartagung 1978 in Berlin standen die<br />

Tagungen in der Regel unter einem Rahmenthema.<br />

Thematische Schwerpunktsetzungen der Tagungen<br />

sind auch den Festvorträgen bzw. den Vorträgen<br />

eingeladener Fachleute zu entnehmen. Auf den


meisten Tagungen wurden, besonders in jüngerer<br />

Zeit, öffentliche Abendvorträge veranstaltet, um die<br />

Allgemeinheit <strong>für</strong> die Thematik der <strong>Polarforschung</strong><br />

zu interessieren. Die Kurzfassungen von Vorträgen<br />

und Postern werden seit der 18. Polartagung in der<br />

Bisherige Internationale Polartagungen der <strong>DGP</strong><br />

Schriftenreihe TERRA NOSTRA der GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung<br />

veröffentlicht. Die auf den Polartagungen<br />

vorgetragenen Ergebnisse können in der Zeitschrift „<strong>Polarforschung</strong>”<br />

veröffentlicht werden.<br />

Dieter K. Fütterer und Georg Kleinschmidt<br />

1. Kiel 1951 Jubiläumstagung der Vereinigung zur Förderung des Archivs <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> aus<br />

Anlass des 25-jährigen Bestehens des Archivs <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong><br />

2. Holzminden 1959 Schaffung der <strong>DGP</strong> durch Umbenennung des Vereins zur Förderung des Archivs <strong>für</strong><br />

<strong>Polarforschung</strong><br />

3. Münster 1961 Neue Ergebnisse der <strong>Polarforschung</strong>: Symposium über wissenschaftliche Probleme der<br />

Grönlandforschung (Th)<br />

4. Karlsruhe 1963 Arktis und Antarktis im Lichte neuerer Forschung (EV, F. Loewe, Melbourne)<br />

5. Hamburg 1965 Das Meereis der Polargebiete: Ozeanographie und Biologie der Polargebiete (Th)<br />

6. Stuttgart 1967 Neuere Ergebnisse in der <strong>Polarforschung</strong> (Th)<br />

7. Münster 1969 Die Schwankungen von Gletschern und Inlandeisen (Th)<br />

8. Bad Harzburg 1971 Moderne Methoden der <strong>Polarforschung</strong>(Th)<br />

9. München 1973 Die Eisgebiete der Erde in ihren klimatischen und ökologischen Bedingungen (Th)<br />

10. Zürich 1976 Klima und Umwelt der vereisten Regionen (Th); Infi ltration der amerikanischen Arktis<br />

durch den prähistorischen Menschen (FV, H.-G. Baudi)<br />

11. Berlin 1978 <strong>Polarforschung</strong> - eine interdisziplinäre Aufgabe (Th); <strong>Polarforschung</strong> - aktueller denn je<br />

(FV, F. Müller)<br />

12. Innsbruck 1981 Der Einfl uss der Polargebiete auf das Klima der Erde (Th)<br />

13. Bamberg 1983 Problemgebiet Arktis (FV, E. Treude); Neue deutsche Antarktisforschung (ÖV/FV, G. Hempel)<br />

14. Bremerhaven 1986 Die Polarmeere - ein biologischer Vergleich (FV, G. Hempel)<br />

15. Heidelberg 1988 Die Bedeutung der Polargebiete <strong>für</strong> den globalen CO 2 -Haushalt (FV, K.O.Münnich)<br />

16. Göttingen 1991 Antarktika - Schlüssel zum Gondwana-Puzzle (FV, K. Weber)<br />

17. Obergurgl 1993 Das Antarktische Paradoxon - oder die Steuerung des Produktionsprozesses im<br />

Südlichen Ozean (FV, M. Tilzer)<br />

18. Potsdam 1996 Geowissenschaftliche Antarktisforschung - Beispiel Shackleton Range (FV, G. Kleinschmidt)<br />

19. Bern 1998 Beiträge der Fernerkundung zur Erforschung der Antarktis (FV, H. Rott)<br />

20. Dresden 2001 Tiefe Bohrungen in polare Eiskappen - Archive der globalen Klimageschichte<br />

(ÖV, H. Miller); Drygalski-Ausstellung: 100 Jahrfeier der ersten deutschen Südpolar-<br />

Expedition 1901-1903<br />

21. Kiel 2003 Schlangensterne - dominierende Faunenelemente der Bodenfauna arktischer Schelfe<br />

(ÖV, D. Piepenburg)<br />

22. Jena 2005 Unter Pinguinen und Robben - 25 Jahre zoologische Forschung auf King George<br />

Island (ÖV, H.-U. Peter); Antarctic History: from dogs to skidoos, from compass to<br />

GPS, from Morse Key to emails (ÖV, D. Fletcher); In der Antarktis auf Shackletons<br />

Spuren (ÖV, H. Wolski); Berichtskolloquium zum DFG-Schwerpunkt „Antarktisforschung”<br />

23. Münster 2008 Das Internationale Polarjahr 2007-2009 (Th); Auf Skiern übers Grönlandeis - Dem Klimawandel<br />

auf der Spur (ÖV, W. Korth) und Neumayer III - die neue Antarktis-Station des AWI<br />

(ÖV, H. Gernandt)<br />

24. Obergurgl 2010 in Vorbereitung<br />

Th=Tagungsthema; FV=Festvortrag; EV=Eingeladener Vortrag; ÖV=Öffentlicher Vortrag<br />

Internationale Polartagungen<br />

seit 1951<br />

Die <strong>DGP</strong> führt internationale<br />

Polartagungen im Abstand von<br />

2 1/2 Jahren durch.<br />

Die internationalen Polartagungen<br />

fi nden in Deutschland<br />

oder im deutschsprachigen<br />

Ausland statt und werden zusammen<br />

mit dort ansässigen, in<br />

den Polargebieten forschenden<br />

Instituten organisiert.<br />

Traditionell sind die internationalen<br />

Polartagungen der<br />

<strong>DGP</strong> mit der Mitgliederversammlung<br />

sowie mit<br />

Sitzungen der wissenschaftlichen<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>e verbunden.<br />

in Vorbereitung:<br />

6.-11.09.2010<br />

24. Internationale Polartagung<br />

in Obergurgl, Tirol<br />

(Österreich)<br />

mit Berichtskolloquium zum<br />

DFG-Schwerpunkt „Antarktisforschung<br />

mit vergleichenden<br />

Untersuchungen in arktischen<br />

Eisgebieten”<br />

Aktuelle<br />

Informationen<br />

www.<strong>DGP</strong>-EV.de<br />

21


Die <strong>DGP</strong> im<br />

22<br />

Internationalen Polarjahr 2007/08<br />

Im Internationalen Polarjahr 2007/08 standen wissenschaftliche<br />

Schlüsselfragen mit globalen Konsequenzen im Brennpunkt der<br />

Forschung. Schmilzt das Eis an den Polkappen, so sind alle Küsten<br />

vom Meeresspiegelanstieg betroffen. Auch Änderungen in der<br />

Dynamik von Atmosphäre und Ozean sind in ihren Wirkungen global.<br />

Die Polarexpeditionen hatten umfangreiche und komplexe<br />

Forschungsarbeiten zum Ziel, die nur in internationalen Kooperationen<br />

möglich waren. Viele Mitglieder der <strong>DGP</strong> haben sich daran<br />

auf verschiedenste Weise engagiert, z.B. als Koordinatoren von<br />

Lead-Projekten sowie bei der Vermittlung der Ideen des Polarjahres<br />

in die Öffentlichkeit.<br />

Im Projekt GATES wurden polare Meerengen untersucht<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Komitee <strong>für</strong> das Internationale Polarjahr<br />

2007/08<br />

Im Internationalen Polarjahr 2007/08 hat Deutschland<br />

mit seiner exzellenten Infrastruktur und einer<br />

bipolar aktiven Wissenschaftsgemeinde einen<br />

führenden Beitrag geleistet. Von mehr als 40 deutschen<br />

Programmvorschlägen wurden etliche als<br />

„Lead Project” größerer Programme eingestuft und<br />

die Antragsteller, unter ihnen viele <strong>DGP</strong>-Mitglieder,<br />

haben die internationale Koordination dieser Programme<br />

zugesprochen bekommen. Bundespräsident<br />

Dr. Horst Köhler hat die Schirmherrschaft<br />

<strong>für</strong> die deutsche Beteiligung am Internationalen<br />

Polarjahr übernommen.


Für die Modellierung bevorstehender Klimaänderungen benötigen<br />

wir Informationen über den Verlauf solcher Veränderungen<br />

in früheren Zeiten. Hier beherbergen die Polargebiete<br />

mit den Eisschilden einzigartige Klimaarchive, die<br />

es weiter zu erschließen gilt.<br />

Wie in geologischer Vergangenheit reagieren auch heute<br />

die Polargebiete besonders sensibel auf Änderungen der<br />

Umwelt. Wir können sie sozusagen als Frühwarnsysteme<br />

ansehen, bei denen sich früher als in anderen Regionen<br />

der Erde Auswirkungen des Klimawandels zeigen.<br />

Schmelzendes Meereis in der Arktis<br />

Auch die Entstehung der polaren Vereisung selbst durch<br />

die Verschiebung der Kontinente und die Ausbildung und<br />

Veränderungen entsprechender ozeanischer Zirkulationssysteme<br />

bedarf immer noch gründlicher Erforschung.<br />

Als Folge der Vereisung der Pole vor vielen Millionen<br />

Jahren haben sich dort hoch spezialisierte und sensibel<br />

reagierende Lebensformen entwickelt, deren Lebensweise<br />

und Funktion bis heute nur lückenhaft bekannt sind<br />

und daher ebenfalls gründlich erforscht werden müssen.<br />

Eine Besonderheit des Internationalen Polarjahrs<br />

2007/08 war die stärkere Einbindung der Öffentlichkeit.<br />

Nicht nur die Wissenschaft, sondern auch Öffentlichkeit<br />

und Politik haben die Bedeutung der Polargebiete <strong>für</strong> die<br />

Zukunft der Menschheit erkannt, da sich viele Prozesse<br />

in diesen Regionen in starker Weise global auswirken.<br />

Einen weiteren wichtigen Schwerpunkt<br />

dieses Polarjahres bildete die Einbeziehung<br />

von Schülern und Studenten, denn aus ihren<br />

Reihen sollen ja einmal die Polarforscher<br />

der nächsten Generation hervortreten. Hier<br />

hat die <strong>DGP</strong> mit speziellen Programmen <strong>für</strong><br />

Studenten sowie <strong>für</strong> Lehrer und Schüler<br />

sehr wirkungsvolle Beiträge leisten können.<br />

So wurden zwei Polarexpeditionen <strong>für</strong> Studenten<br />

nach King George Island (Antarktis)<br />

und nach Spitzbergen (Arktis) unterstützt.<br />

Studentenexpedition auf King George Island,<br />

Antarktis<br />

Das Projekt „Coole Klassen ” (s.S. 14) wurde von<br />

der <strong>DGP</strong> ebenfalls wesentlich gefördert.<br />

Mit dem Ende des Internationalen Polarjahres<br />

2007/08 beginnt <strong>für</strong> die Wissenschaft die eingehende<br />

Analyse aller Daten und Proben, die unter<br />

den rauen Bedingungen der Polarnatur gewonnen<br />

wurden. Es wird noch viel Mühe notwendig sein,<br />

daraus fundierte, gesicherte neue Erkenntnisse<br />

zu gewinnen. Aber die Bedeutung der <strong>Polarforschung</strong><br />

<strong>für</strong> eine nachhaltige Gestaltung unserer<br />

Zukunft ist am Ende des Polarjahres bereits<br />

offensichtlich.<br />

Reinhard Dietrich und Karsten Gohl<br />

Die <strong>DGP</strong> und das<br />

Internationale<br />

Polarjahr 2007/08<br />

Die Internationalen Polarjahre<br />

werden von der World Meteorological<br />

Organization (WMO)<br />

und dem International Counsil<br />

for Science (ICSU) organisiert.<br />

Chronik:<br />

Internationales Polarjahr<br />

1882/93<br />

Internationales Polarjahr<br />

1932/33<br />

Internationales<br />

Geophysikalisches Jahr<br />

1957/58<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Reinhard Dietrich,<br />

Dresden<br />

dietrich@tu-dresden.de<br />

Dr. Karsten Gohl,<br />

Bremerhaven<br />

karsten.gohl@awi.de<br />

23


Status<br />

24<br />

und Ausblick<br />

<strong>Polarforschung</strong> ist eine große wissenschaftliche und logistische Herausforderung,<br />

die nur im interdisziplinären Dialog zu bewältigen ist. Die<br />

wissenschaftlichen Fragestellungen <strong>für</strong> die <strong>Polarforschung</strong> und damit<br />

<strong>für</strong> die <strong>DGP</strong> sind zur Zeit mehr denn je an drängende Fragen <strong>für</strong> die<br />

Menschheit gekoppelt. Die Klimaproblematik ist eine der wichtigsten.<br />

Die Erforschung der polaren Ökosysteme sowie der Krustenstruktur<br />

unter den Polkappen im Gesamtsystem Erde sind weitere wichtige perspektivische<br />

Ziele der <strong>DGP</strong>. Daneben ist die „Übersetzung” und Weitergabe<br />

der Forschungsergebnisse an die breite Öffentlichkeit ein gerade<br />

begonnenes neues Aufgabenfeld <strong>für</strong> die Zukunft.<br />

Meereis im Nordpolarmeer, Monitor zunehmender Erwärmung<br />

Flugzeuge, Nansenschlitten und Skidoos sind <strong>für</strong><br />

Polarforscher wichtige Fortbewegungsmittel<br />

Die <strong>DGP</strong> hebt sich von anderen wissenschaftlichen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en durch das in<br />

ihr vertretene breite Spektrum von Forschungsrichtungen<br />

ab - sie ist a priori<br />

interdisziplinär. Daher ist sie in der Lage,<br />

aus den eigenen Reihen heraus Fragen<br />

aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu<br />

beleuchten und auch kontrovers zu diskutieren.<br />

<strong>Polarforschung</strong> ist eine Gemeinschaftsaufgabe,<br />

deren Grundsteine in den<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>en gelegt werden. Die Aufgaben<br />

<strong>für</strong> die nächsten Jahre basieren auf<br />

den Erfahrungen und Erkenntnissen, die in<br />

den vergangenen Jahrzehnten gewonnen<br />

wurden und kontinuierlich an die nächste<br />

Generation von Polarforschern weitergegeben<br />

werden.


Die Klimaforschung ist das beste Beispiel <strong>für</strong> die in der <strong>DGP</strong><br />

angesiedelte Vielfalt der Forschungsaspekte. Aufgrund ihrer<br />

extremen geographischen Lage und der Entwicklungsgeschichte<br />

sind die Polargebiete einzigartige Lebensräume mit<br />

weitgehend unbekannten und unberührten Ökosystemen,<br />

die eine große Bedeutung <strong>für</strong> den Wärmehaushalt der Erde<br />

und das globale Klima haben. Hier werden in den nächsten<br />

Jahren tiefgreifende Klima- und Umweltveränderungen<br />

stattfi nden, die zu bisher kaum absehbaren Folgen <strong>für</strong> unseren<br />

Lebensraum führen werden.<br />

In der Klima- und Umweltforschung und bei der wissenschaftlichen<br />

Bewertung von Klimaänderungen und ihren<br />

weltweiten Auswirkungen spielen die Veränderungen daher<br />

eine zentrale Rolle. Ergebnisse aus Klimabohrungen, die<br />

über Gas- und Isotopenkonzentrationen die relative Temperaturverteilung<br />

in der Vergangenheit abbilden, zeigen<br />

eine erstaunliche Übereinstimmung in der Aufeinanderfolge<br />

von Kalt- und Warmzeiten über die letzten 800.000 Jahre.<br />

Die Erforschung der Krustenstrukturen unter den Polkappen<br />

ist ein wichtiger Beitrag zur Kenntnis des Gesamtsystems<br />

Erde. Gerade bei ihr verzahnen sich die verschiedenen Disziplinen,<br />

die in der <strong>DGP</strong> vertreten sind - die geologische<br />

Erkundung der polaren Gebirge und Küsten, die Durch-<br />

leuchtung von Eiskappen und Meeren mit geophysikalischen Messverfahren<br />

(<strong>für</strong> die die deutsche <strong>Polarforschung</strong> durch die bestehende Flug- und<br />

Schiffslogistik besonders prädestiniert ist), satellitengestützte geodätische<br />

Messungen von Hebung und Drift sowie Bohrungen in Eis und Sedimente<br />

zur Klimaanalyse vor der Zeit menschlicher Einfl üsse.<br />

Auch <strong>für</strong> die Vermittlung wissenschaftlicher Ergebnisse an die Öffentlichkeit<br />

ist das breite Spektrum der <strong>DGP</strong>-Mitglieder ein wichtiger Ausgangspunkt.<br />

Wie die Erfahrungen im Internationalen Polarjahr 2007/08 gezeigt haben,<br />

ist <strong>Polarforschung</strong> nach wie vor einer der buntesten und spannendsten<br />

Abschmelzender Gletscher, Antarktis Gegenüberstellung der Klimadaten aus den Eiskernboh- Arktische Weide (Salix arctica) auf Felsgestein,<br />

rungen VOSTOK und EPICA (Erläuterungen auf S. 11)<br />

Nordgrönland<br />

„Stoffe” <strong>für</strong> die Öffentlichkeit. Speziell die Jugend kann, auch in der Zeit<br />

von Fernsehen und Computern, <strong>für</strong> dieses Forschungsabenteuer begeistert<br />

werden. An den Schulen ist das Thema ebenfalls interdisziplinär - neben<br />

der Geographie wird es in Biologie, Physik, Chemie und Sozialkunde angesprochen.<br />

Die <strong>DGP</strong> zählte schon immer interessierte Laien zu ihren Mitgliedern.<br />

Durch die Gründung des <strong>Arbeitskreis</strong>es Polarlehrer wurde jetzt ein wichtiger<br />

Schritt zur Aufbereitung und Weitergabe der aktuellen wissenschaftlichen<br />

Ergebnisse <strong>für</strong> die Schulen getan. Eine der zentralen Missionen der<br />

<strong>DGP</strong> wird es auch in der Zukunft sein, interessierten Nachwuchs über die<br />

Grenzen von Disziplinen und Organisationen hinweg zu fördern.<br />

Monika Huch und Franz Tessensohn<br />

25


Die <strong>DGP</strong><br />

26<br />

allgemein<br />

Vorstand<br />

Prof. Dr. Georg Kleinschmidt (Vorsitzender)<br />

Prof. Dr. Michael Spindler (stellv. Vorsitzender)<br />

Prof. Dr. Heinz Miller (Geschäftsführer)<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Ritter (Schatzmeister)<br />

Prof. Dr. Dieter K. Fütterer (Schriftleiter)<br />

Prof. Dr. Eva-Maria Pfeiffer (Schriftleiter)<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Dr. Heidi Kassens (Vorsitzende)<br />

Prof. Dr. Ludger Kappen (stellv. Vorsitzender)<br />

Geschäftsstelle<br />

Alfred-Wegener-Institut <strong>für</strong> Polar- und<br />

Meeresforschung<br />

Postfach 12 01 61<br />

D-27515 Bremerhaven<br />

Weiterführende Literatur<br />

Jack D. Ives und David Sugden (1994) Polarregionen.<br />

Die illustrierte Enzyklopädie der Erde. Jahr-Verlag<br />

Hamburg<br />

Gert Lange (Herausgeber, 2002) Eiskalte Entdeckungen.<br />

Forschungsreisen zwischen Nord- und Südpol.<br />

2. Aufl age (mit CD-ROM). Delius Klasing Verlag<br />

Bielefeld<br />

Klaus Fleischmann (2005) Zu den Kältepolen der Erde.<br />

50 Jahre deutsche <strong>Polarforschung</strong>. Delius Klasing<br />

Verlag Bielefeld<br />

DFG (2005) <strong>Deutsche</strong> Forschung in der Antarktis. Wissenschaftlicher<br />

Fortschritt und Perspektiven. Denkschrift.<br />

Wiley-VCH Weinheim<br />

Dieter K. Fütterer und Eberhard Fahrbach (Hrsg.)<br />

(2008) Polarstern: 25 Jahre Forschung in Arktis und<br />

Antarktis. Delius Klasing Verlag Bielefeld<br />

Norbert W. Roland (2009) Antarktis. Forschung im ewigen<br />

Eis. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg<br />

Bildnachweis<br />

Archiv <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> (4), AWI (3), M. Bölter (1),<br />

V. Damm (1), Elgygytgyn-Partie (1), EPICA Team (1),<br />

Landschaft am Kongsfjord, Spitzbergen<br />

K. Gohl (1), geoskript (1), L. Huffmann (1),<br />

H. Kassens (2), G. Kleinschmidt (1), C. Kneisel<br />

(2), M. Kopp (1), Kreissparkasse Köln (2),<br />

H. Lantuit (1), R. Lehmann (6), S. Michelbach<br />

(1), E. Lopez Morgan (1), C. Lüdecke (2), H.<br />

Oerter (5), H.-U. Peter (4), K. Piel (1), R. Rosenau<br />

(1), A. Rülke (1), F. Tessensohn (17),<br />

S. Wetterich (1)<br />

Titelfoto: Forschungslager in der Antarktis<br />

(Sledgers Gletscher, Nord-Victorialand)<br />

Rückseite: Tundra in der Arktis (Tal am<br />

Fryggfjord, Nordgrönland)<br />

Kartenquellen<br />

Alfred-Wegener-Institut, Kartographie:<br />

D. Graffe.<br />

Antarktis: modifi ziert nach IOC, IHO and<br />

BODC (2003), Centenary Edition of the<br />

GEBCO Digital Atlas, publ. on CD-ROM on behalf<br />

of the Intergovernmental Oceanographic<br />

Commission and the International Hydrographic<br />

Organization as part of the General<br />

Bathymetric Chart of the Oceans, British<br />

Oceanographic Data Centre Liverpool, UK<br />

Arktis: modifi ziert nach Jakobsson, M., R.<br />

Macnab, L. Mayer, R. Anderson, M. Edwards,<br />

J. Hatzky, H.W. Schenke, and P. Johnson<br />

(2008), An improved bathymetric portrayal of<br />

the Arctic Ocean: Implications for ocean modeling<br />

and geological, geophysical and oceanographic<br />

analyses, Geophysical Research<br />

Letters, DOI: doi: 10.1029/2008gl/033520<br />

Koordinierung und Gestaltung<br />

Monika Huch und Franz Tessensohn<br />

Pressekontakt<br />

geoskript Agentur <strong>für</strong> Geowissenschaften<br />

+ Öffentlichkeit<br />

Lindenring 6<br />

D-29352 Adelheidsdorf<br />

mfgeo@t-online.de<br />

<strong>DGP</strong> im Internet<br />

www.<strong>DGP</strong>-EV.de


Nordpolargebiet<br />

Kartenquelle: AWI (s. S. 26)


www.<strong>DGP</strong>-EV.de

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