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Unvergessliche Erlebnisse - Dresdner Philharmonie

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10. Oktober 2012<br />

<strong>Philharmonie</strong><br />

im Museum<br />

1. <strong>Dresdner</strong> Abend


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oktober<br />

2012<br />

10<br />

Mittwoch<br />

20.00<br />

<strong>Philharmonie</strong> im Museum<br />

Großer Saal, Deutsches Hygiene-Museum<br />

1. <strong>Dresdner</strong> Abend<br />

Philharmonisches Kammerorchester<br />

Wolfgang Hentrich | Violine und Leitung<br />

Christina Biwank | Viola<br />

Undine Röhner- Stolle | Oboe<br />

Isabel Kern | Englischhorn<br />

<strong>Dresdner</strong> Abend: HOMMAGE AN OTHMAR SCHOECK<br />

»… 1929 / 1930 …«<br />

OTHMAR SCHOECK (1886 – 1957)<br />

Serenade für Oboe, Englischhorn und Streicher op. 27<br />

ANTON WEBERN (1883 – 1945)<br />

Fünf Sätze für Streichorchester op. 5<br />

Heftig bewegt<br />

Sehr langsam<br />

Sehr lebhaft<br />

Sehr langsam<br />

In zarter Bewegung<br />

PAUl HINdEMITH (1895 – 1963)<br />

Konzertmusik für Solobratsche und größeres<br />

Kammerorchester op. 48<br />

Lebhaft<br />

Ruhig gehend<br />

Lebhaft<br />

Leicht bewegt<br />

Sehr lebhaft<br />

P A U S E<br />

OTHMAR SCHOECK (1886 – 1957)<br />

Suite As-Dur für Streichorchester op. 59<br />

Andante maestoso<br />

Pastorale tranquillo<br />

Tempo di marcia allegro<br />

Poco adagio<br />

Presto<br />

1


Liebesgeflüster und Seelenschau<br />

Othmar Schoecks Serenade op. 27 und Suite op. 59<br />

Othmar Schoecks Werken begegnet man nur äußerst selten im<br />

Konzertsaal. Im aktuellen Repertoire spielt der Schweizer Komponist<br />

so gut wie keine Rolle. Gelegentlich widmet sich ein Kammerorchester<br />

dem einen oder anderen seiner Instrumentalwerke. Von seinen acht<br />

Bühnenwerken gibt es lediglich seine Kleist-Oper »Penthesilea« (von<br />

1923/27) ab und zu mal zu sehen – wie etwa 2008 an der <strong>Dresdner</strong><br />

Semperoper, wo sie 1927 auch uraufgeführt wurde. Für sein riesiges<br />

Œuvre an mehr als 200 Einzelliedern und diversen Liedzyklen hat<br />

sich zwar einst der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau eingesetzt, auf<br />

andere Liedinterpreten hatte das aber offenbar wenig Wirkung: Auch<br />

in Liedrecitals sind Schoeck-Werke eine Rarität. Dabei ist das Lied – in<br />

der Nachfolge Schuberts, Schumanns und Wolfs – das Zentrum des<br />

Schaffens Schoecks. Ob begleitet vom Klavier, von einem Kammer-<br />

2<br />

orchester, Streichquartett oder großem Orchester: Schoecks Kunstliedschaffen<br />

bietet eine wahre Fundgrube an reizvollen, unbekannten<br />

Schätzen dieser heute nicht allzu populären Gattung.<br />

Schoeck blieb sein Leben lang der Dur-Moll-Harmonik, der spät-<br />

romantischen Tonsprache und der Gedankenwelt der Romantik<br />

verpflichtet, scherte sich nicht um die diversen Avantgardeströmungen,<br />

distanzierte sich sogar ausdrücklich von modernen Kompositions-<br />

verfahren. Dennoch öffnete er sich natürlich auf der Ebene der<br />

Ausdrucksmöglichkeiten und der inhaltlichen Konkretisierung<br />

den kompositorischen Errungenschaften seiner Zeit, etwa was die<br />

Erweiterung der Tonalität angeht, den Verzicht auf ein durchgehendes<br />

Metrum, die Mischung gattungsspezifischer Merkmale oder das<br />

Experimentieren in Sachen Instrumentation.<br />

Schoeck wurde 1886 als Sohn eines Landschaftsmalers im schweize-<br />

rischen Brunnen am Vierwaldstättersee geboren. Zunächst wollte er<br />

wie sein Vater Maler werden, doch dann überwog seine Leidenschaft


für die Musik. Er studierte zunächst am Zürcher Konservatorium,<br />

anschließend in der Meisterklasse für Komposition bei Max Reger<br />

in Leipzig, bevorzugte aber bald die autodidaktische Weiterbildung.<br />

In seinen Lebensansprüchen scheint der Komponist sehr bescheiden<br />

gewesen zu sein: Er brauche »nur ein Loch mit einem Klavier darin<br />

und ein Wirtshüsli in der Nähe«. Zunächst arbeitete Schoeck als Chorleiter,<br />

dann leitete er von 1917 bis zu seinem schweren Herzinfarkt im<br />

Jahre 1944 als Dirigent die Sinfoniekonzerte in Sankt Gallen, arbeitete<br />

nebenher auch als Klavierbegleiter. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stand<br />

aber immer das Komponieren. Schoeck starb 1957 in Zürich.<br />

Schoecks Serenade für Oboe, Englischhorn und Streicher op. 27 ist<br />

eigentlich ein kurzes Opern-Intermezzo. Er komponierte es 1930,<br />

als seine vieraktige Komische Oper »Don Ranudo« (von 1917/18)<br />

in Dresden eine Neuinszenierung erlebte. Da er die Oper aus<br />

verschiedenen Gründen um zwei Akte kürzen musste – unter anderem,<br />

weil sie die Uraufführung von Schoecks dramatischer Kantate »Vom<br />

3


OTHMAR SCHOECK<br />

Geb. 01. September 1886, Brunnen<br />

am Vierwaldstätter See<br />

Gest. 08. März 1957, Zürich<br />

Serenade für Oboe, Englischhorn<br />

und Streicher op. 27<br />

Entstehung: 1930<br />

Uraufführung:<br />

3. Oktober 1930 an der Sächsischen<br />

Staatsoper in Dresden<br />

Spieldauer: Ca. 5 Minuten<br />

Suite As- Dur für Streichorchester<br />

op. 59<br />

Entstehung: 1945<br />

Uraufführung:<br />

14. September 1946 in Winterthur<br />

Spieldauer: Ca. 25 Minuten<br />

4<br />

Fischer un syner Fru« begleitete –,<br />

wünschte sich der Dirigent Fritz<br />

Busch als Ergänzung ein instrumentales<br />

Zwischenspiel. Als Vor-<br />

lage für die Oper hatte dem<br />

Librettisten Armin Rüeger das<br />

Theaterstück »Don Ranudo<br />

de Colibrados« des dänischnorwegischen<br />

Dichters Ludwig<br />

Holberg gedient, eine beißende<br />

Satire über den Standeshochmut<br />

Adeliger und die Rang- und Titelsucht<br />

bürgerlicher Schichten.<br />

Nach eigener Aussage erledigte<br />

Schoeck die Arbeit am Serenaden-<br />

Intermezzo an einem einzigen<br />

Nachmittag. Da die Oper in einem spanischen Kleinstädtchen um 1750<br />

spielt, ist das spanische Flair natürlich auch musikalisch eingefangen,<br />

ja, man fühlt sich ein wenig an den zwei Jahre zuvor entstandenen<br />

Boléro von Maurice Ravel erinnert – nicht nur was die Verwendung<br />

eines ostinaten, tänzerischen Rhythmus angeht, der hier freilich nicht<br />

von einer Trommel übernommen wird, sondern von den Streichern zart<br />

gezupft oder gestrichen wird. Schließlich handelt es sich hier ja um eine<br />

Serenade, um ein »Abendständchen«. Der wunderschöne, verträumte,<br />

frei schwebende Gesang, den das Englischhorn zunächst alleine,<br />

dann – nach einem bezirzenden rezitativischen Einwurf der Oboe – mit<br />

ihr gemeinsam bestreitet, entstammte der Liebesmusik des Helden Don<br />

Gonzalo aus dem ersten Akt der Oper. Und als solches muss man die<br />

Serenade auch hören: als ein Duett zweier Verliebter. Eingerahmt wird<br />

es von einem kurzen, schwelgerischen Streichervor- und -nachspiel.<br />

Die Suite in As-Dur für Streichorchester op. 59 schrieb Schoeck im<br />

Herbst 1945, also im Jahr nach seinem schweren Herzanfall. Sie ist


ein sehr elegisches Werk, voller Sehnsucht, Trauer und Weltschmerz.<br />

Eine Reihe von fünf Stücken, die jeweils unterschiedliche Seelen-<br />

zustände beschreiben. »Suite« hat Schoeck das Werk lapidar<br />

genannt. Aber mit Tanz hat nur das rasend schnelle Finale und der<br />

dritte Satz etwas gemein, letzterer ein dämonischer, grotesk fugierter<br />

Totentanz, der in seiner stampfenden Wucht an den düsteren Marsch<br />

»I Montecchi e i Capuleti« aus Sergei Prokofjews »Romeo und Julia«-<br />

Ballett erinnert.<br />

Der ausladende Kopfsatz dagegen zieht sofort hinein in seinen<br />

vorwärtsdrängenden, schwermütigen, angespannten und schmerzvoll<br />

fragenden Sog, der die Stimmung der ganzen Suite prägen wird.<br />

Hochexpressive, dichte Polyphonie, kontrapunktische Ausarbeitung,<br />

stark chromatisierte Harmonik: Der Einfluss Max Regers ist hier<br />

unverkennbar. Auf Kontraste innerhalb der Sätze verzichtet Schoeck.<br />

Alles verdichtet sich ständig, bleibt gefangen im dunkel sehnenden<br />

Fluss.<br />

Entspannter, heller und leichter gibt sich das lyrische »Pastorale<br />

tranquillo« an zweiter Stelle: eine Art Nocturne, fragend, in sich hinein-<br />

horchend, sich verströmend und hineingleitend in ein schwebendunbestimmtes<br />

Lebensgefühl. Einzig der Totentanz in der Mitte der Suite<br />

schafft einen echten Kontrast. Dann folgt wieder ein Trauergesang. Im<br />

Finale endlich sorgt der wuselnde punktierte Rhythmus für fröhliche<br />

Beschwingtheit. Aber auch diese Stimmungsaufhellungen dunkeln sich<br />

immer wieder ein und münden zweimal in dämonische Fugati.<br />

Kurz, knapp, differenziert<br />

Anton Weberns Fünf Sätze für Streichorchester op. 5<br />

Nach spätromantischen Anfängen gibt der österreichische Komponist<br />

Anton Webern die Tonalität auf und widmet sich neuen Kompositions-<br />

verfahren – zur gleichen Zeit wie sein berühmter Lehrer Arnold<br />

5


ANTON WEBERN<br />

Geb. 03. Dezember 1883, Wien<br />

Gest. 15. September 1945,<br />

Mittersill bei Salzburg<br />

Fünf Sätze für<br />

Streichorchester op. 5<br />

Entstehung:<br />

1909, Überarbeitung für Streichorchester<br />

1928 / 1929<br />

Uraufführung:<br />

26. März 1930 in Philadelphia, USA<br />

Spieldauer: Ca. 12 Minuten<br />

6<br />

Schönberg, bei dem er von 1904<br />

bis 1908 Kompositionsunterricht<br />

nahm. Erstmals 1924 wendet<br />

sich Webern der Zwölftontechnik<br />

seines Lehrers zu und kehrt damit<br />

in einen sicheren kompositionstechnischen<br />

Rahmen zurück. Die<br />

Fünf Sätze für Streichquartett<br />

op. 5 entstanden dagegen 1909,<br />

in seiner experimentellen Phase<br />

und Zeit der künstlerischen Selbstfindung.<br />

Sie sind das erste Werk,<br />

in dem sich Weberns Neigung<br />

zum aphoristischen Stil voll entfalten<br />

kann. Fünf extrem kurze<br />

Sätze, von denen sich im ersten<br />

trotz schroffer Atonalität noch die knappe Kontur der Sonatenform<br />

mit Haupt- und Seitenthema, Durchführung und Reprise erkennen<br />

lässt. Aber den übrigen Sätzen fehlt jegliche Festlegung auf<br />

traditionelle Formen. Es sind Momentaufnahmen, die ohne Thema<br />

und Motive auskommen, stattdessen auf Intervallspannungen aufbauen<br />

und hochexpressive, kontrastierende Gesten formulieren,<br />

die sich in Ausdruck und Klang sehr prägnant und fein differenziert<br />

artikulieren. Einerseits durch Ausschöpfung aller Möglichkeiten der<br />

Spieltechniken: Etwa schnelle Wechsel zwischen gestrichenem Bogen<br />

und Pizzicato, durch Spiel mit dem Holz des Bogens und nahe am Steg,<br />

durch Flageolett und Tremolo. Andererseits durch ausdifferenzierte<br />

Dynamikbezeichnungen: vom vierfachen Piano bis zum dreifachen<br />

Forte. So werden immer wieder feinste Schattierungen und neue<br />

Farben hörbar. Auch durch unterschiedliche Anweisungen in den<br />

verschiedenen Stimmgruppen: etwa gleichzeitiges Einsetzen von<br />

crescendo und decrescendo.


Die Uraufführung des Werks fand im Februar 1910 statt, es folgten<br />

weitere Aufführungen, aber sogar noch 12 Jahre später, im Rahmen<br />

eines Musikfests der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik in<br />

Salzburg, sorgte Weberns Opus 5 für einen handfesten Skandal: »Es<br />

geschah während des stillen vierten Satzes, dass ein lauter Aufschrei<br />

›furchtbar‹ zu hören war«, berichtete ein Augenzeuge, »von der<br />

anderen Seite des Ganges kam ein ebenso lautstarkes ›Maulhalten‹,<br />

worauf die beiden Herren sich erhoben und aufeinander losgingen.<br />

Die Hälfte der Zuhörer verließ ebenfalls ihre Plätze und beteiligte sich<br />

aktiv am Handgemenge. Das Quartett hatte inzwischen die Flucht<br />

ergriffen, und Polizei stürmte von allen Seiten herein«.<br />

1929 bearbeitete Webern sein Quartett auf Anfrage seines Verlags<br />

Universal-Edition für Streichorchester.<br />

7


Vital und frisch<br />

Paul Hindemiths Konzertmusik für Solobratsche und größeres<br />

Kammerorchester op. 48<br />

Paul Hindemith war einer der bedeutendsten deutschen Komponisten<br />

des 20. Jahrhunderts, dazu ein exzellenter Bratscher und Dirigent sowie<br />

ein engagierter Pädagoge und Theoretiker. In all diesen Bereichen hat<br />

er Bedeutendes geleistet. Dennoch ist auch er heutzutage selten in<br />

deutschen Konzertsälen zu hören. Das ist unverständlich, ist doch<br />

gerade Hindemith die Gratwanderung zwischen Bewahrung und<br />

Erneuerung der Tradition und die Schöpfung einer modernen, vitalen<br />

Tonsprache auf sehr fassliche Weise gelungen, was sich auch in<br />

der am heutigen Abend gespielten Konzertmusik für Bratsche und<br />

Kammerorchester op. 48 zeigt.<br />

In den 1920er Jahren erregte Hindemith, geboren 1895, zunächst<br />

als junger Wilder mit unterhaltsam-anarchischen Werken wie dem<br />

8


Einakter »Nusch-Nuschi« oder dem Orchesterstück »Ragtime wohltemperiert«<br />

Aufsehen, widmete sich dann in zunehmendem Maße<br />

großen Formen wie der Oper und der Sinfonie und fand zu einer<br />

Musiksprache von betont ethischer Haltung. Der Zwölftontechnik<br />

Schönbergs und anderer atonaler Verfahren setzte er ein System<br />

freier Tonalität jenseits von Dur und Moll entgegen, das er in<br />

seiner »Unterweisung im Tonsatz« auch theoretisch fundierte.<br />

Seine 1934 mit großem Erfolg uraufgeführte Sinfonie »Mathis der<br />

Maler« brachte die Nationalsozialisten gegen ihn auf, der Komponist<br />

wurde von Joseph Goebbels öffentlich als »atonaler Geräusche-<br />

macher« diffamiert. 1936 folgte das Aufführungsverbot seiner<br />

Werke in Deutschland. Hindemith verlegte seine Konzerttätigkeit ins<br />

Ausland, ging ins Exil in die Schweiz und emigrierte schließlich 1940<br />

in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1946 annahm. Acht Jahre<br />

nach Kriegsende kehrte er nach Europa zurück, übersiedelte in die<br />

Schweiz an den Genfer See.<br />

Wie schon seine zwischen 1921 und 1927 entstandenen sieben<br />

»Kammermusiken«, von denen die meisten Solokonzerte sind,<br />

ist auch Hindemiths 1929 / 30 komponierte Konzertmusik für<br />

Solobratsche und größeres Kammerorchester op. 48 ganz dem<br />

Neoklassizismus verpflichtet. Als Gegenreaktion auf die über-<br />

bordende Emotionalität und klangliche Überladenheit der<br />

Spätromantik suchten Komponisten wie etwa Igor Strawinsky oder<br />

Maurice Ravel die Rückkehr zu Objektivität und Klangschärfung<br />

auf dem Weg der Wiederbelebung vorromantischer, etwa barocker<br />

Zustände. Das schlug sich in der Vorliebe für kleinere Besetzungen<br />

nieder, in der verstärkten Verwendung kontrapunktischer Strukturen<br />

innerhalb einer transparenten Instrumentation, in einer einfacheren<br />

Harmonik sowie in der Verwendung älterer Formen wie der Suite,<br />

Toccata, Passacaglia oder des Concerto grosso.<br />

Hindemiths Konzertmusik op. 48 ist ein divertimentoartiges Werk,<br />

dessen fünf untereinander kontrastierenden Sätze sich locker<br />

9


PAUl HINdEMITH<br />

Geb. 16. November 1895, Hanau / Main<br />

Gest. 28. Dezember 1963, Frankfurt / Main<br />

Konzertmusik für Solobratsche und<br />

größeres Kammerorchester op. 48<br />

Entstehung: 1930<br />

Uraufführung: 28. März 1930 in Hamburg<br />

mit dem Berliner Philharmonischen<br />

Orchester unter Wilhelm Furtwängler<br />

Spieldauer: Ca. 23 Minuten<br />

Besetzung:<br />

Kleine Flöte<br />

Große Flöte 3 Hörner (F)<br />

Oboe<br />

2 Trompeten (C)<br />

Englischhorn Posaune<br />

Klarinette (B) Basstuba<br />

Bassklarinette (B) 4 Violoncelli<br />

2 Fagotte<br />

4 Kontrabässe<br />

Kontrafagott Solobratsche<br />

10<br />

aneinanderreihen. Die Soloviola,<br />

deren Part absichtsvoll nicht sehr<br />

virtuos gestaltet ist, wird begleitet<br />

von einem Orchester aus vier<br />

Violoncelli, vier Kontrabässen,<br />

neun Holz- und sieben Blechblasinstrumenten.<br />

Die Bevorzugung<br />

von Blasinstrumenten in Orchester-<br />

werken ist typisch für Hindemith<br />

und zielte auf Klangerneuerung. Er<br />

stellte sich damit gegen die klangliche<br />

Dominanz, den die Streichergruppen<br />

in der Romantik erlangt<br />

hatten. In seiner Konzertmusik verzichtet<br />

er im Orchestersatz sogar<br />

ganz auf Geigen und Bratschen.<br />

Die Konzertmusik op. 48 entstand in einer Reihe diverser<br />

Kompositionen für Bratsche – darunter mehrere Solosonaten, die<br />

Kammermusik Nr. 5, »Der Schwanendreher« nach alten Volks-<br />

liedern für Viola und kleines Orchester und die »Trauermusik«<br />

für Viola und Streichorchester. Damit wurde Hindemith zu einem<br />

der wichtigsten Komponisten für dieses in der Musikgeschichte<br />

solistisch sonst eher stiefmütterlich behandelte Instrument.<br />

Verena Großkreutz


Dresdens Klang. Die Musiker der <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong><br />

Chefdirigent<br />

Prof. Michael Sanderling<br />

1. Violinen<br />

Prof. Ralf-Carsten Brömsel KV<br />

Heike Janicke KV<br />

Prof. Wolfgang Hentrich KV<br />

Dalia Schmalenberg KV<br />

Eva Dollfuß<br />

Anna Fritzsch<br />

Julia Suslov-Wegelin<br />

Prof. Roland Eitrich KV<br />

Heide Schwarzbach KV<br />

Christoph Lindemann KV<br />

Marcus Gottwald KM<br />

Ute Kelemen KM<br />

Antje Bräuning KM<br />

Johannes Groth KM<br />

Alexander Teichmann KM<br />

Annegret Teichmann KM<br />

Juliane Kettschau KM<br />

Thomas Otto<br />

Eunyoung Lee<br />

Theresia Hänzsche<br />

2. Violinen<br />

Heiko Seifert KV<br />

Cordula Fest KM<br />

Günther Naumann KV<br />

Erik Kornek KV<br />

Reinhard Lohmann KV<br />

Viola Marzin KV<br />

Steffen Gaitzsch KV<br />

Dr. phil. Matthias Bettin KV<br />

Andreas Hoene KV<br />

Andrea Dittrich KV<br />

Constanze Sandmann KM<br />

Jörn Hettfleisch KM<br />

Dorit Schwarz KM<br />

Susanne Herberg KM<br />

Christiane Liskowsky<br />

N.N.<br />

Bratschen<br />

Christina Biwank KV<br />

Hanno Felthaus KM<br />

Beate Müller KM<br />

Steffen Seifert KV<br />

Steffen Neumann KV<br />

Heiko Mürbe KV<br />

Hans-Burkart Henschke KM<br />

Andreas Kuhlmann KM<br />

Joanna Szumiel<br />

Tilman Baubkus<br />

Irena Krause<br />

Sonsoles Jouve del Castillo<br />

Harald Hufnagel<br />

N.N.<br />

Violoncelli<br />

Matthias Bräutigam KV<br />

Ulf Prelle KV<br />

Victor Meister KV<br />

Petra Willmann KV<br />

Thomas Bäz KV<br />

Rainer Promnitz KV<br />

Karl-Bernhard v. Stumpff KM<br />

Clemens Krieger KM<br />

Daniel Thiele KM<br />

Alexander Will<br />

Bruno Borralhinho<br />

Dorothea Plans Casal<br />

Kontrabässe<br />

Prof. Peter Krauß KV<br />

Benedikt Hübner<br />

Tobias Glöckler KV<br />

Olaf Kindel KM<br />

Norbert Schuster KV<br />

Bringfried Seifert KV<br />

Thilo Ermold KV<br />

Donatus Bergemann KV<br />

Matthias Bohrig KM<br />

Ilíe Cozmatchi<br />

Flöten<br />

Karin Hofmann KV<br />

Mareike Thrun KM<br />

Birgit Bromberger KV<br />

Götz Bammes KV<br />

Claudia Rose KM<br />

Oboen<br />

Johannes Pfeiffer KM<br />

Undine Röhner-Stolle KM<br />

Guido Titze KV<br />

Jens Prasse KV<br />

Isabel Kern<br />

Klarinetten<br />

Prof. Hans-Detlef Löchner KV<br />

Fabian Dirr KV<br />

Prof. Henry Philipp KV<br />

Dittmar Trebeljahr KV<br />

Klaus Jopp KV<br />

Fagotte<br />

Daniel Bäz<br />

Philipp Zeller<br />

Robert-Christian Schuster KM<br />

Michael Lang KV<br />

Prof. Mario Hendel KV<br />

Hörner<br />

Michael Schneider KV<br />

Hanno Westphal<br />

Friedrich Kettschau KM<br />

Torsten Gottschalk<br />

Johannes Max KV<br />

Dietrich Schlät KM<br />

Peter Graf KV<br />

Carsten Gießmann KM<br />

Trompeten<br />

Andreas Jainz KM<br />

Christian Höcherl KM<br />

Csaba Kelemen<br />

Nikolaus v. Tippelskirch<br />

Björn Kadenbach<br />

11<br />

Posaunen<br />

Matthias Franz<br />

Stefan Langbein<br />

Joachim Franke KV<br />

Peter Conrad KM<br />

Dietmar Pester KV<br />

Tuba<br />

Prof. Jörg Wachsmuth KM<br />

Harfe<br />

Nora Koch KV<br />

Pauke / Schlagzeug<br />

N.N.<br />

Oliver Mills KM<br />

Gido Maier KM<br />

Alexej Bröse<br />

Orchestervorstand<br />

Norbert Schuster<br />

Peter Conrad<br />

Jörn Hettfleisch<br />

Nikolaus v. Tippelskirch<br />

Guido Titze<br />

KM = Kammermusiker<br />

KV = Kammervirtuos


Wolfgang Hentrich | Violine<br />

ist seit 1996 Erster Konzertmeister der <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong>. Er<br />

studierte an der <strong>Dresdner</strong> Musikhochschule »Carl Maria von Weber«<br />

Violine bei Gudrun Schröter und in der Meisterklasse von Gustav<br />

Schmahl. Eine zusätzliche Ausbildung erhielt er in den Fächern Streichquartett<br />

bei Rudolf Ulbrich und Dirigieren bei Volker Rohde. 1987 bis<br />

1996 war er Erster Konzertmeister der Robert-Schumann-<strong>Philharmonie</strong><br />

Chemnitz. Seitdem widmet er sich neben dem Orchesterspiel intensiv<br />

der Kammermusik. Er leitet das Philharmonische Kammerorchester<br />

Dresden, ist Primarius des <strong>Dresdner</strong> Streichquintetts und des Carus<br />

Ensembles Dresden.<br />

Als Solist spielte er mehrfach mit der <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong> und<br />

führte u.a. Violinkonzerte von Prokofjew, Hindemith, Hartmann<br />

(Concert funèbre), Bernstein (Serenade) und Bruch (Schottische<br />

Fantasie) sowie Peteris Vasks auf.<br />

An CD-Produktionen sind u.a. zu nennen: Violinkonzerte von Kurt<br />

Schwaen und Ruth Zechlin, Orchesterwerke von Johann Strauß,<br />

Vivaldis »Vier Jahreszeiten« mit dem Philharmonischen Kammer-<br />

orchester Dresden, »Arabesque« mit der Harfenistin Nora Koch,<br />

Werke von Paganini für Violine und Gitarre mit Markus Gottschall,<br />

Mozarts Sonaten für Klavier und Violine mit Camillo Radicke und<br />

»Romantischer Streicherklang« mit dem Philharmonischen Kammerorchester<br />

Dresden.<br />

Nach dem Vorbild des legendären Wiener Konzertmeisters Willi<br />

Boskovsky dirigierte er seit 1999 zahlreiche Neujahrskonzerte der<br />

<strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong> und der Robert-Schumann-<strong>Philharmonie</strong><br />

Chemnitz.<br />

Seit 2003 ist Wolfgang Hentrich Honorarprofessor für Violine an der<br />

<strong>Dresdner</strong> Musikhochschule.<br />

13


Christina Biwank | Viola<br />

Christina Biwank studierte bei Emile Cantor an der Musikhochschule Trossingen, von 1990 bis 1994 bei<br />

Hariolf Schlichtig an der Hochschule für Musik in München und im Anschluss daran in der Klasse von David<br />

Takeno an der Guildhall School of Music in London.<br />

Verschiedene internationale Meisterkurse – etwa bei Wolfram Christ, Atar Arad oder Thomas Riebl –<br />

ergänzten ihre künstlerische Ausbildung. Sie war Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes<br />

und der Siftung »Villa Musica«.<br />

Seit 1998 ist Christina Biwank Solobratschistin der <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong>; mit dem Orchester trat sie u.a.<br />

als Solistin von Hector Berlioz´ »Harold in Italien« und »Don Quixote« von Richard Strauss auf.<br />

Anregungen zu Kammermusikkonzerten ergaben sich u.a. aus der regelmäßigen Teilnahme am »Open<br />

Chambermusic Festival« in Prussia Cove, England, sowie aus der Begegnung mit Musikern aus dem In- und<br />

Ausland.<br />

Sie gründete 1998 das »Robert Sterl Streichtrio«, mit dem Pianisten C. Berner widmet sie sich intensiv der<br />

Pflege des Duo-Repertoires für Viola und Klavier. Seit 2004 hat sie einen Lehrauftrag der Hochschule »Carl<br />

Maria von Weber« in Dresden.


Undine Röhner-Stolle | Oboe<br />

Undine Röhner-Stolle, in Berlin geboren, begann als 13-Jährige mit dem Oboenspiel und studierte an<br />

der Musikhochschule Leipzig bei Burkhard Glaetzner. Meisterkurse bei Ingo Goritzki und Hansjörg<br />

Schellenberger ergänzten ihre Ausbildung. Als Mendelssohn-Stipendiatin errang sie erste Preise bei den<br />

Internationalen Wettbewerben in Genf (1988) und Manchester (1989) und war daraufhin Preisträgerin des<br />

Deutschen Musikrates.<br />

Im Anschluss an das Studium erhielt Undine Röhner-Stolle 1988 ihr erstes Engagement als Solo-Oboistin<br />

bei der Radio-<strong>Philharmonie</strong> Leipzig, spielte seit 1992 in derselben Position beim MDR-Sinfonieorchester<br />

und wechselte 2005 als Solo-Oboistin zur <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong>. Als Solistin trat sie sowohl mit dem<br />

Leipziger Orchester sowie mit zahlreichen anderen deutschlandweit in Erscheinung.<br />

1999 wurde Undine Röhner-Stolle von der Toho Gakuen School of Music in Japan als Gastprofessorin an<br />

die dortige Orchesterakademie eingeladen.<br />

Undine Röhner-Stolle war mehr als 10 Jahre Mitglied des MDR-Bläserquintetts, pflegt nun die Kammer-<br />

musik innerhalb des Carus-Ensembles Dresden und spielt regelmäßig im Ensemble Avantgarde, bei den<br />

Virtuosi Saxoniae sowie dem Bachorchester Leipzig.


Isabel Kern | Englischhorn<br />

Isabel Kern absolvierte ihr Studium an den Musikhochschulen<br />

Karlsruhe und Würzburg bei Prof. Thomas Indermühle und Prof.<br />

Jochen Müller-Brincken. Sie war Mitglied der Jungen Deutschen<br />

<strong>Philharmonie</strong> und spielte noch während des Studiums im Orchester<br />

der Staatsoper Stuttgart. Seit Oktober 2006 ist Isabel Kern Solo-<br />

Englischhornistin in der <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong>.<br />

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GROSSE KUNST BRAUCHT GUTE FREUNdE


WIR dANKEN dEN FöRdERERN dER dRESdNER PHIlHARMONIE<br />

Heide Süß & Julia Distler<br />

Förderverein <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong> e.V.<br />

Kulturpalast am Altmarkt<br />

PF 120 424 · 01005 Dresden<br />

Telefon +49 (0) 351 | 4 866 369<br />

Fax +49 (0) 351 | 4 866 350<br />

foerderverein@dresdnerphilharmonie.de


Impressum<br />

<strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong> Spielzeit 2012 | 2013<br />

Postfach 120 424 · 01005 Dresden<br />

Chefdirigent: Prof. Michael Sanderling<br />

Ehrendirigent: Prof. Kurt Masur<br />

Erster Gastdirigent: Markus Poschner<br />

Intendant: Anselm Rose<br />

Redaktion: Dr. Karen Kopp<br />

Der Text von Verena Großkreutz ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.<br />

Bildnachweise: Titelfotos: Marco Borggreve; Bilderarchiv d. <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong>.<br />

W. Hentrich: Marco Borggreve; Musiker der <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong>: Mathias Bothor.<br />

Hinweis: Wo möglich, haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Illustrationen<br />

ausfindig gemacht. Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zu<br />

Fehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu melden, damit wir<br />

berechtigten Forderungen umgehend nachkommen können.<br />

20<br />

Grafische Gestaltung: www.victoriabraunschweig.de<br />

Anzeigenverwaltung: Sächsische Presseagentur Seibt<br />

+ 49 (0) 351 | 3 17 99 36 · presse.seibt@gmx.de<br />

Druck: Elbtal Druck GmbH · + 49 (0) 351 | 21 30 35 - 0<br />

Floraldekoration: Kay Bunjes, DESIGN & PROMOTION FLORAL DRESDEN<br />

Preis: 2,00 Euro<br />

www.dresdnerphilharmonie.de<br />

Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/ oder Bildaufnahmen unserer<br />

Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.<br />

Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.


Heike Janicke | 1. Konzertmeisterin der <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong><br />

Wir auch<br />

DREWAG. Wir sind <strong>Dresdner</strong> und für Dresden da. Wir arbeiten hier,<br />

erzeugen und liefern Strom, Wärme und Wasser, bilden aus und<br />

engagieren uns für Vieles, was <strong>Dresdner</strong> lieben.<br />

www.drewag.de<br />

In Dresden verwurzelt<br />

Die <strong>Dresdner</strong> <strong>Philharmonie</strong>


<strong>Unvergessliche</strong><br />

<strong>Erlebnisse</strong><br />

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

Tel. 0351 8131-0<br />

www.DDVRB.de<br />

Wir machen den Weg frei.

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