Page 1 11. Jahrgang Do., 24.11. – Mi., 30.11.2011 WALLSTRASSE ...
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DIABOLO WOCHENZEITUNG | Ausgabe 47/11 POLITIK 3<br />
Will Politik auf Augenhöhe<br />
Die zweite Oldenburger Bürgermeisterin, Susanne Menge von den Grünen<br />
TEXT UND FOTO | WENZEL HERZIG<br />
In einer zweiteiligen Serie stellt DIABOLO<br />
derzeit die neuen Oldenburger Bürgermeisterinnen<br />
vor. Nachdem wir vergangene<br />
Ausgabe erste Bürgermeisterin Germaid<br />
Eilers-Dörfler mit einem Porträt bedacht<br />
haben, folgt diese Woche die zweite Bürgermeisterin,<br />
die Grünen-Politikerin Susanne<br />
Menge. Die 51-jährige Lehrerin ist <strong>Mi</strong>tglied<br />
des Verkehrs- und Sportausschusses.<br />
Es gibt viele Gründe dafür, weshalb Menschen<br />
Parteien beitreten und politisch<br />
aktiv werden. Bei Susanne Menge war es<br />
zunächst der Unmut über die städtebauliche<br />
Entwicklung ihrer Heimatgemeinde<br />
Bad Zwischenahn. Diese Entwicklung<br />
habe verstärkt den harten Tagestourismus<br />
beflügelt, erzählt die Grünen-Politikerin.<br />
Teurer Spaß<br />
Geldgeber zu finden. „Wir sind recht spät<br />
mit der Planung“, gab Fachdienstleiter<br />
Norbert Klostermann zu. Gegen Jahresende<br />
hätten viele Unternehmen ihre<br />
Sponsorgelder bereits vergeben.<br />
Für Diskussion sorgte die Verkehrsberuhigung<br />
Am Festungsgraben. Die von der<br />
Initiative Festungsgraben-Viertel favorisierte<br />
„Ringlösung“, die die Durchfahrt<br />
zwischen der Amalienstraße und Damm<br />
sperrt, lehnte die Verwaltung ab. „Wir<br />
haben viele Tempo-30-Straßen, die deutlich<br />
stärker befahren sind“, begründete<br />
Fachdienstleister Norbert Klostermann.<br />
Eine Sperrung sei weder rechtlich möglich,<br />
noch entspreche sie der Verkehrssituation.<br />
Stattdessen sollen nun kleinere<br />
Maßnahmen die Zufahrten ins Quartier<br />
beruhigen. „Wir sind enttäuscht“, erklärte<br />
die Sprecherin der Bürgerinitiative,<br />
Susann Finger-Vosgerau und forderte, die<br />
Die Gemeinde habe intensiv auf die Uferbebauung<br />
und Angebotserweiterung nur<br />
zugunsten der Kurgäste und Tagestouristen<br />
gesetzt. „Die Lebensqualität von uns<br />
Jugendlichen wurde davon direkt beeinflusst“,<br />
sagt Menge. Das habe sie damals<br />
nicht hinnehmen wollen. Nachhaltig politisch<br />
beeinflusst habe sie ebenfalls die Zeit<br />
an der Universität Oldenburg, an der sie<br />
Politik und Sport auf Lehramt für die<br />
Sekundarstufe II studierte. „Als Studienanfängerin<br />
hatte ich bereits meinen ältesten<br />
Sohn, Philipp, zu versorgen“, erzählt<br />
die Mutter dreier erwachsener Kinder.<br />
„Krippen gab es damals noch nicht, deshalb<br />
mussten wir Eltern uns gegenseitig<br />
helfen.“ In dieser Zeit habe sie erfahren,<br />
wie wichtig Betreuungsplätze sind. Als sie<br />
ihr Studium 1986 beendete, zog sie in<br />
den Bad Zwischenahner Gemeinderat ein<br />
Fahrbahn zwischen Mühlgraben und<br />
Amalienstraße so zu verengen, dass ein<br />
einspuriger Abschnitt entsteht. Dazu bat<br />
sie die Verwaltung, ein Verbot für LKW<br />
im Musikantenviertel zu prüfen. Bei den<br />
Fraktionen stieß der Verwaltungsvorschlag<br />
auf geteiltes Echo. „Kleinmaßnahmen<br />
finde ich sinnvoll, doch glaube ich<br />
nicht, dass sie ausreichen“, gab Jonas<br />
Christopher Höpken (Die Linke) zu<br />
bedenken. Gesine Multhaupt (SPD)<br />
begrüßte die Vorschläge der Verwaltung<br />
und der Bürgerinitiative und schlug vor,<br />
die Vorschläge der Anwohner in die Vorlage<br />
mit aufzunehmen. <strong>Mi</strong>chael Rosenkranz<br />
(CDU) sprach sich hingegen dafür<br />
aus, zunächst die Maßnahmen der Vorlage<br />
umzusetzen und erst später zu schauen,<br />
inwieweit weitere Eingriffe möglich<br />
seien. Das sah die Verwaltung ähnlich.<br />
und gründete mit anderen Eltern die erste<br />
Kinderkrippe im Ort. „Damals hatte die<br />
CDU uns noch vorgeworfen, wir würden<br />
DDR-Prinzipien umsetzen“, erzählt<br />
sie lachend. Die Zeiten haben sich mittlerweile<br />
geändert.<br />
Susanne Menge hat unterschiedliche<br />
berufliche Erfahrungen sammeln können.<br />
Als sie 1986 ihr Lehramtsexamen<br />
abschloss, hatte das Land Niedersachsen<br />
einen Einstellungsstopp für Lehrkräfte<br />
ausgesprochen. Sie begleitete als Sozialarbeiterin<br />
fünf Jahre lang ein Bremer<br />
Holzprojekt, in dem sie mit jungen Menschen<br />
ohne Schulabschluss zusammenarbeitete.<br />
Danach machte sie sich mit einem<br />
Laden für Kunstbedarf und einer kleinen<br />
Buchbinderei selbstständig. Als das Land<br />
erstmals 2001 wieder Stellen für Politik<br />
und Sport ausschrieb, konnte sie in den<br />
ersehnten Schuldienst wechseln. Heute<br />
unterrichtet die Lehrerin am Graf-Anton-<br />
Günter-Gymnasium Politik, Sport und<br />
Werte und Normen.<br />
Als Bürgermeisterin hofft Susanne Menge,<br />
den hochoffiziellen Habitus ihres<br />
Amtes „etwas entschärfen“ zu können,<br />
um direkter auf die Menschen zuzugehen.<br />
Sie möchte vor allem engagierte Bürgerinnen<br />
und Bürger an einem Tisch<br />
zusammenbringen. „Vereine und Initiativen<br />
bieten ein enormes Potenzial an<br />
Erfahrungen und Wissen, von dem andere<br />
Projekte und wir profitieren könnten“,<br />
sagt die Politikerin. Sie hat sogleich ein<br />
aktuelles Beispiel parat: „Die Stadtverwaltung<br />
plant 2012 eine Südafrika-<br />
Woche, ohne den Afrika-Tag an der Helene-Lange-Schule<br />
mit einzubeziehen.“<br />
Hier hätten Verwaltung, kooperierende<br />
Schulen und Organisationen eine gemeinsame<br />
Veranstaltung initiieren können.