ARCHITECTURE!
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VORARLBERG<br />
84<br />
It might be from another planet, and yet it suits its environment: the Terminal V<br />
office building by Hugo Dworzak in Lauterach. / Wie von einem anderen<br />
Stern, aber trotzdem mit der Umgebung kompatibel: Bürogebäude<br />
Terminal V von Hugo Dworzak in Lauterach<br />
Doch in Vorarlberg ist es nicht schlimm. Denn es gibt eine junge<br />
Generation, wie die Brüder Bernhard und Stefan Marte oder die Arbeitspartner<br />
Helmut Dietrich und Much Untertrifaller, die mit dem Hinweis<br />
auf ihr Erbe, die Formen zu optimieren versucht. Und es gibt Botschafter,<br />
die ihr Potenzial nicht nur in der Heimat wie einen Schatz hüten und<br />
umsetzen. Sondern über internationale Aufträge und Lehrstühle an<br />
ausländischen Universitäten weit über die Grenzen des Landes hinaustragen.<br />
Baumschlager und Eberle bauen inzwischen in München, Berlin,<br />
Peking, Zürich. Dietmar Eberle lehrt an der ETH Zürich. Hermann<br />
Kaufmann „zimmert“ seine Holzbauten in der Schweiz, in Süddeutschland.<br />
Er unterrichtet an der TU München. Roland Gnaiger zieht eine<br />
Hotelanlage in der Schweiz hoch, leitet die Architekturklasse an der<br />
Kunstuniversität Linz, zählt zu den großen Begehrten bei internationalen<br />
Vorträgen und Veranstaltungen.<br />
Das angesehene, internationale Design-Magazin „Wallpaper“ widmete<br />
eine ganze Ausgabe dem Vorarlberger Phänomen und schreibt im Vor-<br />
BÜCHER UND ADRESSEN<br />
„austria west“ von LIESBETH WAECHTER-BÖHM, Verlag Birkhäuser, ca. 160 Seiten. 35,50 Euro.<br />
„Konstruktive Provokation. Neues Bauen in Vorarlberg“<br />
von OTTO KAPFINGER, Verlag Anton Pustet, 128 Seiten. 18,50 Euro.<br />
Weitere Bücher zum Thema Architektur in der Buchhandlung Prachner im MuseumsQuartier,<br />
7., Museumsplatz 1, Haupteingang, Tel.: +43/1/512 85 88<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
Hermann Kaufmann: www.kaufmann.archbuero.com<br />
Baumschlager & Eberle: www.baumschlager-eberle.com<br />
Marte & Marte: www.marte-marte.com<br />
Roland Gnaiger: www.ufg.ac.at<br />
www.architekturzentrum.at<br />
www.nextroom.at: Hier findet sich unter dem Link „Next Trip“ eine neue Service-Leiste, auf<br />
der man individuell Architektur-Trips zusammenstellen kann. Mit genauen Stadtplänen<br />
bzw. Übersichtskarten über die Region und Angaben über Bauten sowie Architekten.<br />
WOHNEN: Martinspark Hotel, Mozartstraße 2, 6850 Dornbirn, Tel.: +43/(0)5572/37 60;<br />
www.martinspark.at. Schickes, architektonisch interessantes Design-Hotel.<br />
MIETWAGEN FLUGHAFEN-ALTENRHEIN: Europcar Autovermietung, Brunner Straße 85,<br />
Tel.: +43/1/866 16 33; www.europcar.at; reservations@europcar.at<br />
Austrian fliegt bis zu fünfmal täglich von Wien nach Altenrhein. / Austrian flies up to five times a day from Vienna to Altenrhein.<br />
wort: „Wir haben die ganze Welt durchsucht<br />
und sind nun einhellig der Meinung: Nirgends<br />
auf unserem Planeten ist die neue Architektur<br />
progressiver als in Vorarlberg.“<br />
Tatsächlich herrscht im Ländle dem Bauthema<br />
eine bemerkenswerte Offenheit gegenüber,<br />
so dass es fast keine Tabu-Zonen mehr gibt.<br />
Konnten sich 1961 noch an der Erweiterung<br />
der Pfarrkirche Brand von Helmut Eisentle,<br />
Bernhard Haeckel und Leopold Kaufmann noch<br />
die Gemüter erhitzen – die drei Architekten<br />
stülpten dem spätgotischen Gotteshaus einfach<br />
einen schlichten, aber dominanten Holzkragen<br />
über –, so werden die ebenso spartanischen wie<br />
sinnlichen Totenkapellen von Marte & Marte<br />
mittlerweile mit wohlwollenden, geradezu<br />
stolzen Augen gesehen.<br />
Denn eine Betkapelle ist nicht einfach nur<br />
ein Ort der Stille. Ein Supermarkt nicht nur ein<br />
Tempel des Konsums. Eine Schule nicht nur<br />
eine Bildungsstätte. Eine Brücke nicht nur die<br />
Verbindung von A nach B. Und ein Haus nicht<br />
nur ein Dach über den Köpfen einer Familie.<br />
Sondern es sind Orte, an denen sich Menschen<br />
rühren und berühren. Das haben die Vorarlberger<br />
Architekten gut verstanden und bislang<br />
perfekt kommuniziert.<br />
„Wenn sich das Land kulturell darstellen<br />
möchte, dann läuft dies sicher über die Architektur“,<br />
sind Vorarlbergs Architekten unisono<br />
überzeugt. Roland Gnaiger etwa meint zu erkennen:<br />
„Der Unterschied zwischen Vorarlberg<br />
und dem restlichen Europa ist: Wir haben ein<br />
Architekturklima hier, das alle Bevölkerungsschichten<br />
erfasst. Es ist so wie das Theaterklima<br />
in Wien.“<br />
Die Tendenz dieser Position findet sich sogar<br />
statistisch belegt. Otto Kapfinger listete in seinem<br />
Buch „Konstruktive Provokation. Neues<br />
Bauen in Vorarlberg“ das Kulturangebot im<br />
Ländle auf. Da kommt eine Galerie auf 17.550<br />
Einwohner, ein Theater auf 10.000 Einwohner,<br />
ein Museum auf 7.486 Einwohner, eine Kirche<br />
auf 2.700 Einwohner und ein Architekt auf<br />
1.897 Einwohner.<br />
Es wird immer noch sehr viel gebetet. Aber<br />
es wird eben noch mehr gebaut.