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an.<strong>schläge</strong>03/<strong>2007</strong><br />
an.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN märz<br />
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-<br />
thema<br />
Rampenlicht<br />
macht Schatten: CEDAW – in New York wurden<br />
Staaten- und Schattenbericht präsentiert<br />
frauentag<br />
Rampensau<br />
werden: YOU CAN FEMINISM – die Show mit<br />
den Dos & Don’ts für die Popqueen
�<br />
juridikum<br />
zeitschrift im rechtsstaat<br />
4' % , %/<br />
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Die Zeitschrift für Kritik – Recht – Gesellschaft<br />
Diskussion & Film:<br />
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Migration – Sexarbeit – Frauenhandel<br />
27. April <strong>2007</strong> 18:30 Uhr Juridicum Wien<br />
Heftpräsentation 02/<strong>2007</strong><br />
Film-Preview in Kooperation mit<br />
"# + )'<br />
Amour Fou Film und Poool Film<br />
„KURZ DAVOR IST ES PASSIERT“<br />
ein Film von <strong>An</strong>ja Salomonowitz<br />
Wiener Filmpreis 2006 – Berlinale <strong>2007</strong><br />
Kinostart: Mai <strong>2007</strong><br />
www.juridikum.at<br />
www.anjasalomonowitz.com<br />
www.poool.at<br />
EINKOMMENSSCHERE INKOMMENSSCHERE<br />
SCHLIESSEN!<br />
SCHLIESSEN<br />
AKTION ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG <strong>2007</strong>.<br />
� Job- und Wiedereinstiegsoffensive für Frauen<br />
� Mehrstundenzuschlag für Teilzeitbeschäftigte<br />
� Bindung der Wirtschaftsförderung an<br />
Frauenförderung in Betrieben<br />
� Einkommensabhängiges Karenzgeld<br />
� 800,- Grundsicherung und 7,- gesetzlicher<br />
Mindestlohn auf Stundenbasis<br />
Die Grünen Frauen F auen Wien Wien<br />
Die feministische<br />
feministische<br />
Opposition<br />
�: 521 25/234,<br />
e-mail: gruene.frauen.wien@gruene.at,<br />
http://wien.gruene.at/frauenorganisation/<br />
,<br />
ARGEKULTUR SALZBURG<br />
PRÄSENTIERT ZUM<br />
INTERNATIONALEN FRAUENTAG<br />
ARGE THEATER<br />
DO/08.&FR/09.03./20:30<br />
ANNIE SPRINKLE &<br />
ELIZABETH<br />
STEVENS (US):<br />
"EXPOSED"<br />
EXPERIMENTS IN LOVE,<br />
SEX, DEATH AND ART<br />
(Performance in englischer Sprache)<br />
<strong>An</strong>nie Sprinkle & Elizabeth Stevens<br />
starten in ihrer Performance ein auf sieben<br />
Jahre angelegtes Love Art Laboratory,<br />
in welchem sie die Liebe als Kunstform<br />
entwickeln, ergründen und teilen.<br />
-<br />
ARGE KULTUR<br />
S A L Z B U R G<br />
ARGE LESUNG UND PARTY<br />
FR/09.03./22:00<br />
EVA UND DIE<br />
NEUE F-KLASSE<br />
IM ROTEN SALON<br />
LESUNG MIT EVA UMBAUER<br />
(Moderatorin/DJ FM4) aus aktuellen<br />
Frauenbildern von Eva Hermann<br />
bis Thea Dorn - anschließend Party.<br />
TICKETS UND INFOS/ARGEKULTUR SALZBURG/JOSEF-PREIS-ALLEE 16/5020 SALZBURG<br />
TELEFON +43/(0)662/848784 / OFFICE@ARGEKULTUR.AT / WWW.ARGEKULTUR.AT
auf.takt<br />
Aufregend neu II: Konturen statt Kästen nun,<br />
hauchzarter Strich statt grauer Balken. Sonst ist<br />
aber alles am gewohnten Platz – bis auf das<br />
neu.land, es fehlt in dieser Ausgabe. Tyma Kraitt<br />
hat leider keine Zeit mehr für die Kolumne, ab<br />
April haben wir also auch eine neue Autorin.<br />
Neu ist auch die Wiener Stadträtin für Frauen,<br />
Integration und KonsumentInnenschutz<br />
Sandra Frauenberger. Im Interview sagt sie Irmi<br />
Wutscher und Lea Susemichel, dass sie genau die<br />
Richtige für den Job ist (ab S.8).<br />
Keine Neuigkeit ist die mangelnde Umsetzung<br />
von Frauenrechten in Österreich. Paula<br />
Bolyos berichtet von der Präsentation des Staaten-<br />
und Schattenberichts vor dem CEDAW-Komitee<br />
in New York. Das ist gar nicht zufrieden:Welche<br />
Kritikpunkte es insbesondere für den Bereich<br />
weiblicher Erwerbs- und Hausarbeit gibt, fassen<br />
Gabi Horak und Bettina Surtmann zusammen<br />
(ab S.16).<br />
Neu auferstanden ist die Frauenuniversität.<br />
Und nach sechzehnjähriger Pause war selbst das<br />
Warten bis zum Sommer zu lang. Über den Frauenfrühling<br />
berichtet Eva Steinheimer (ab S.10).<br />
Ebenfalls universitär, aber weit weniger erfreulich<br />
ist das Thema von Burgi Pirolt. Denn<br />
Frauen haben’s in der Kultur- und Sozialanthropologie<br />
besonders schwer. Neben der üblichen Unterrepräsentanz<br />
in höheren Positionen gibt es in<br />
Österreich auch nur ein einziges Institut (ab S.28).<br />
Aufregend international sind wir in dieser<br />
Nummer nicht nur mit der Berichterstattung aus<br />
New York. Claudia Krieglsteiner war beim Weltsozialforum<br />
in Nairobi (ab S. 14), Judith Schoßböck<br />
bei der Konferenz „Performing and Queering Sadomasochism“<br />
in Berlin (ab S.32).<br />
Und Irene Tischler hat die Autorin Barbara<br />
Hundegger in Innsbruck getroffen (ab S.34).<br />
Aufregende Lektürestunden wünschen euch<br />
eure an.<strong>schläge</strong>-Redakteurinnen<br />
an.<strong>schläge</strong><br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
an.spruch<br />
Im Gleichschritt<br />
Journalistische Hetze gegen ein „feministisches Volkserziehungsprojekt”<br />
frauen.stadt.rätin<br />
Halbe-Halbe ist nicht retro<br />
Über Existenzsicherung und Kuba spricht Sandra Frauenberger<br />
f rühlings.uni<br />
Frauen – Frühling – Uni<br />
Platz da! Ab Ende <strong>März</strong> bevölkern wieder Massen von Frauen Wien<br />
welt.sozial.forum<br />
Die Welt in Nairobi<br />
Die afrikanische Wirklichkeit bleibt beim siebten WSF nicht außen vor<br />
an.sage<br />
Endlich<br />
Die Ära Rauch-Kallat ist vorbei. Zwei Nachrufe auf ihr Vermächtnis<br />
cedaw.schatten.bericht<br />
Wo viel Licht – da viel Schatten<br />
Österreichische NGOs reisten mit schwerem Gepäck nach New York<br />
forum.wissenschaft<br />
Schattig-schöne Märchen<br />
Ein Porträt über die Ausnahmekünstlerin Lotte Reininger<br />
wissenschaft.arbeit<br />
Among <strong>An</strong>thropologists<br />
Prekäre Arbeitsverhältnisse von Kultur- und Sozialanthropologinnen<br />
queer.sm<br />
The Power of Gender: Surrender?<br />
Subkulturelles Neuland mit „Performing and Queering Sadomsoschism”<br />
interview.hundegger<br />
Hochpolitisch & -poetisch<br />
Experiment Literatur – die Dichterin über das Konglomerat Gesellschaft<br />
welten.bummlerin<br />
Ich male, wie ich fühle!<br />
Picasso wollte sie heiraten – das bewegte Leben der Malerin Shosana<br />
an.klang<br />
Unübliche Attitüde<br />
Von Indie über Folk-Experiment zu Elektronik-Klassik und zurück<br />
lese.zeichen<br />
Dirty work, dirty deal<br />
Die „Drecksarbeit” erledigen immer öfter Migrantinnen für uns<br />
ge.sehen<br />
Red Indian<br />
Die Kunst von Amrita Sher-Gil: zwischen Identifikation und Begehren<br />
05<br />
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14<br />
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an.uns<br />
04 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
an.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,<br />
office@anschlaege.at, www.anschlaege.at<br />
Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />
Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra<br />
Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Silke Pixner/pix, Saskya<br />
Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt,<br />
Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination),<br />
Jenny Unger/jung<br />
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: <strong>An</strong>drea Auerbach/<strong>An</strong>dA, Paula<br />
Bolyos, Karin Eckert, Sonja Eismann, Gabi Horak/GaH, Ute<br />
Hölzl, Claudia Krieglsteiner, Melanie Letschnig, Ilkay<br />
Sari/IS, Elisabeth Schäfer, Lisi Schleicher/liS, Judith<br />
Schoßböck, Gabriele Susemichel, Irene Tischler/it, Michéle<br />
Thoma, Bärbel Traunsteiner, Irmi Wutscher/trude,<br />
<strong>An</strong>drea Zutz<br />
an.sage: Heidi Ambrosch und El Awadalla<br />
heim.spiel: Michèle Thoma<br />
lesben.nest: Jenny Unger<br />
ge.sehen: Elisabeth Schäfer<br />
an.klang: Sonja Eismann und Ute Hölzl<br />
plus.minus: Eva Steinheimer<br />
Cartoon: nic., pxxxnic@gmail.com<br />
Unsere Werbung: Nana Swiczinsky alias sawanni<br />
Cover: Helen Zangerle<br />
Fotos: an.<strong>schläge</strong>-Archiv, Thomas Aurin, Paula Bolyos, Stefan<br />
Falke, Eva Kuntschner, Mario Lang, pixelquelle.de, Maywald,<br />
Mobilefilm Produktion, Michaela Moser, Judith Schoßböck,<br />
Peter Shelven, Stadtmuseum Tübingen, Irene Tischler, Irmi<br />
Wutscher<br />
an.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: Lea Susemichel<br />
Druck: Tiskarna Druck, Wien<br />
© an.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
ISSN 1993-3002<br />
In 80 Pickerln um die Welt: an.<strong>schläge</strong> in Berlin<br />
Fo t o : M a r t i n a M a d n e r<br />
an.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:
Lea Susemichel<br />
Im Gleichschritt<br />
Wir sind Übles gewohnt. Dass im Standard ein „Experte“<br />
in neoliberaler Ungleichheitseuphorie dem<br />
Mittelstand „die Chance zum Abstieg“ einräumen<br />
will beispielsweise 1 . Und am folgenden Tag einen<br />
Kommentar schreiben darf, in dem er seine Expertise<br />
gegen die Abschaffung der Studiengebühr feilbietet. Wir<br />
sind Frank Schirrmachers Familienethik und Eva Hermans<br />
Küchenmoral gewohnt. Gewohnt, dass auch linke Wochenzeitungen<br />
wie der Falter und die Jungle World ums Verrecken<br />
kein „Innen“ drucken. Wir wissen, dass der Spiegel nicht mehr<br />
das ist, was österreichische Nachrichtenmagazine ohnehin<br />
nie waren, und die Zeit kein linksliberales Blatt. Und wir haben<br />
erlebt, dass eine neue österreichische Tageszeitung die<br />
sagenhafte Dreistigkeit besitzt, mit der feministischen Version<br />
des Martin-Luther-Kingschen Traumes zu werben<br />
(„ … Österreich gehört den Frauen“), um dann mit dem Titel<br />
„Kate Moss nackt in New York“ zu erscheinen.<br />
Trotz alledem macht ein Text mitunter immer noch genauso<br />
sauer wie er sollte. Mehrere Texte in diesem Fall, erschienen<br />
in größeren Abständen im letzen halben Jahr.<br />
Volker Zastrow hat die Reihe in der FAZ unter dem Titel „Politische<br />
Geschlechtsumwandlung“ eröffnet. René Pfister folgte<br />
ihm im Spiegel mit „Der neue Mensch“ und Alex Baur<br />
schloss sich den beiden mit „Gleichschaltung der Geschlechter.<br />
Feministische Nacherziehung“ kürzlich in der<br />
Weltwoche an. Allen drei Autoren bereitet der Begriff „Gender<br />
Mainstreaming“ große Probleme. Seine Unübersetzbarkeit<br />
zunächst. Zastrow folgert deshalb, dass seine „Unverständlichkeit<br />
gewollt ist“, dass sich das dahinter vermutete,<br />
abscheuliche Treiben als „unerklärliche und letztlich anonyme<br />
Strömung des Zeitgeistes“ wohl besser bemänteln ließe.<br />
Und der Zeitgeist ist brutal feministisch, glaubt man den<br />
Herren. Baur und Pfister überbieten sich mit der Aufzählung<br />
horrender Gelder, zahlloser, personell überbesetzter Institutionen<br />
und alberner Maßnahmen, die von deutscher bzw.<br />
schweizer Regierung klammheimlich in die schlechte Sache<br />
gepumpt werden. Neben hochsubventionierten Naturpark-<br />
Broschüren, die auf die Abbildung der Hirschbrunst verzichten<br />
und Motorsägekurse für Frauen anbieten, rechnet beispielsweise<br />
Baur auch das Vorgehen gegen sexistische Werbung<br />
zu den höchst kritisierbaren Kuriositäten. Ganz besonders<br />
deshalb, weil „die Gleichstellerinnen über den Ge-<br />
schlechterkampf“ hinausgehen und sich über rassistische<br />
Plakate gleich mit aufregen. Da sollen „andere politische <strong>An</strong>liegen“<br />
auch noch verwirklicht werden! Insgesamt handelt<br />
es sich um ein „feministisches Volkserziehungsprojekt“<br />
(Baur), „den neuen Menschen“ will man schaffen (Zastrow),<br />
wenn nötig durch die „Zerstörung von Identitäten“ (Pfister).<br />
<strong>An</strong>tisexistische Jungenarbeit des Vereins Dissens, das Elterngeld<br />
von Familienministerin von der Leyen, Machbarkeitsstudien<br />
zu Gender Budgeting und der „Girls Day“ – allesamt<br />
Elemente dieses revolutionären Großprojekts, bei dem alle<br />
bis auf ein paar verdutzte CDUler an einem Strang ziehen.<br />
Überdrehten GendertheoretikerInnen wie Judith Butler und<br />
Michel Foucault sind Pfister und Zastrow jeweils mit der<br />
aufrechten Empörung des Exklusivberichterstatters auf der<br />
Spur, ehrlich erschrocken über das Ausmaß der propagierten<br />
Geschlechtsverwirrung. Eingebrockt haben uns den ganzen<br />
Feminismus die Lesben, weiß Zastrow. Baur redet von „Filz“<br />
und „Selbstzweck“ im Gender-Mainstreaming-Netz:„Wenn<br />
eine Institution immer wieder daran erinnern muss, wie<br />
wichtig sie sei, dann liegt der Verdacht nahe, dass sie im<br />
Grunde überflüssig ist.“<br />
So grundfalsch diese Einschätzung ist, so bewährt ist<br />
die Taktik. Ein Mainstreamdiskurs inszeniert sich als von politischer<br />
Korrektheit bedrohte Minderheit. Tatsächlich repräsentiert<br />
er unangefochten die Mehrheit und die „Gleichstellerinnen“<br />
sind es, die sich angesichts dieser Übermacht nur<br />
noch verteidigen können. Wie Alexander van der Bellen im<br />
Wahlkampf in einer Runde von Rassisten mit der Wirtschaftlichkeit<br />
von Einwanderung und nicht mit Menschenrechten<br />
argumentierte, verwehrt sich nun Heide Oestreich in der taz<br />
vor allem gegen die Vorstellung, Feministinnen hingen der<br />
Idee beliebig erzeugbarer Geschlechtlichkeit an. Die anderen<br />
Reaktionen auf die Artikel sind erwartungsgemäß durchaus<br />
dankbar für den „Tabubruch“ und greifen auch den gern<br />
bemühten Nazi-Vergleich erfreut auf. Baur wird durch die<br />
„sprachlichen Verrenkungen“ einer geschlechtergerechten<br />
Sprache nämlich „an die 1930er Jahre“ erinnert „als zur Eindeutschung<br />
des völkischen Bewusstseins Bananen zu<br />
Schlauchäpfeln und Benzinmotoren zu Verpuffungsbeschleunigern<br />
wurden.“ „Ja! Im Gleichschritt marschieren sie<br />
heute wieder“ wird er im LeserInnen-Forum bestätigt.<br />
Nein. Es ist die Nachtigall, die trampelt. ❚<br />
1 „Richtig über Ungleichheit reden.<br />
Der Grazer Soziologe Christian Fleck<br />
hält die Diskussion über Armut in<br />
Österreich für weinerlich”, in Der<br />
Standard, 17.01.07<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 05
österreichan.riss<br />
voralberg<br />
Fraueninformations-Telefon<br />
Seit 2. Februar sind die Telefone unter 0810 006 362 acht Stunden in der<br />
Woche besetzt. Das Vorarlberger Fraueninformations-Telefon versteht<br />
sich als Beratungs- und Serviceline mit frauenspezifischen Schwerpunkten,<br />
die für alle Themen offen ist. Organisiert wird die Hotline vom Verein<br />
FEMAIL in Feldkirch, am Telefon sitzen langjährige MitarbeiterInnen<br />
sowie eine Beraterin mit Qualifizierung im Bereich interkulturelle Kommunikation<br />
für die türkisch-sprachigen Beratungsstunden. Im Moment<br />
läuft das Fraueninformations-Telefon in einer Pilotphase bis Ende Mai,<br />
finanziert vom Gesundheits- und Frauenministerium. Das Land Vorarlberg<br />
koordiniert und finanziert die landesweite Bewerbung. FEMAIL-Geschäftsführerin<br />
Sabine Kessler hofft natürlich, dass das Telefon – mit<br />
ausgebauter Erreichbarkeit – auch nach der Pilotphase weiter bestehen<br />
wird und setzt dabei auf finanzielle Unterstützung von Land und Frauenministerium.<br />
„Die Pilotphase soll als Konzept- und Aufbauphase genutzt<br />
werden.“ GaH<br />
T: 0810 006 362, Erreichbarkeit: Mo u. Fr 16-18.00 (türkisch), Di u. Fr 14-16.00 (deutsch), www.femail.at<br />
„… die Studenten …“<br />
Egal ob pro oder contra Studiengebühren,<br />
egal ob Interview oder Reportage, hartnäckig<br />
ist in der öffentlichen Debatte von<br />
„den Studenten“ die Rede. Erstens klingt da<br />
immer die abschätzige Haltung mit, die<br />
„den faulen Studenten, denen es viel zu gut<br />
geht“ in Österreich gern entgegengebracht<br />
wird. Zweitens wird damit die Existenz „der<br />
Studentinnen“, die an den Unis die Mehrheit<br />
bilden, geleugnet. Nicht einmal Rektoren<br />
haben es drauf, von „Studierenden“ zu<br />
sprechen, obwohl sich dieser geschlechtsneutrale<br />
Ausdruck in universitätsnahen<br />
Druckwerken oder Websites mittlerweile<br />
durchgesetzt hat. Ab zum Sprachcoaching!<br />
06 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
rollenklischees<br />
Fo t o : A rc h i v<br />
Kinderfasching<br />
salzburg<br />
Aus Verkleidungstrends im Fasching lässt sich<br />
so einiges ablesen, z. B. welche Filme gerade in<br />
sind. Was sich nicht ändert, ist die traditionelle<br />
Geschlechterrollenverteilung, die absurderweise<br />
auch im Fasching, wo endlich mal in andere<br />
Rollen geschlüpft werden darf, streng<br />
aufrecht erhalten bleibt. So preist eine Supermarktkette<br />
in ihrem Flugblatt Kinder-Kostüme<br />
an: „Mädchen Hexe mit Hut oder Knaben Spider<br />
Hero mit Kopfbedeckung“. „Piraten“-Kostüme<br />
gibt es zwar für Mädchen oder Knaben,<br />
Piratinnen haben aber kurze Röckchen und<br />
keine Waffen. Trauen wir uns doch mal, anders<br />
zu sein – und zwar nicht nur im Fasching! –<br />
Psychoterror vor Abtreibungsambulanz<br />
Die Volksabstimmung in Portugal und die Farce rund um das <strong>An</strong>gebot<br />
von Schwangerschaftsabbrüchen in der Wiener Lugner City haben radikalen<br />
AbtreibungsgegnerInnen offenbar neuen Zündstoff gegeben. Das<br />
Frauengesundheitszentrum ISIS berichtet, dass Patientinnen der Gynmed<br />
Abtreibungs-Ambulanz an der Salzburger Landesklinik in letzter<br />
Zeit wieder massiv belästigt wurden. Es musste sogar der Sicherheitsdienst<br />
eingeschaltet werden, um die Frauen vor Einschüchterungen und<br />
Beschimpfungen zu schützen. „Religiöse Fanatiker schleichen wieder in<br />
die Klinik, setzen sich demonstrativ vor die Gynmed Ambulanz und<br />
attackieren sogar Frauen“, erzählt ISIS-Beraterin Petra Schweiger. Die<br />
Gynmed Ambulanz in Salzburg ist jeweils an Samstagen geöffnet und<br />
derzeit warten Frauen zwei Wochen auf einen Termin. Die Politik muss<br />
endlich handeln und diesen Frauen, die sich keineswegs leichtfertig und<br />
spontan für einen Eingriff entscheiden, ungehinderte Inanspruchnahme<br />
ihres Rechtes auf Selbstbestimmung ermöglichen! GaH<br />
frauenpolitik<br />
Kritik an der Frauenministerin<br />
Die KPÖ-Frauen haben Kritik an der eben angelobten Frauenministerin<br />
Doris Bures geübt: wegen ihrer „mangelnden Kompetenz“ als Frauenministerin<br />
und dem „fehlenden Budget“. Die Ministerin reagierte in einem<br />
offenen Brief und verwies auf das ausverhandelte eigenständige Frauenministerium<br />
und beispielsweise die im Regierungsprogramm festgehaltene,<br />
geplante Verbesserung der Situation von Frauen am Arbeitsmarkt<br />
(200 Millionen Euro mehr für das AMS) sowie die Flexibilisierung<br />
des Kindergeldes. KPÖ-Bundessprecherin Melina Klaus zeigte sich zumindest<br />
über die <strong>An</strong>twort von Doris Bures als „wichtigen Schritt hin<br />
privatsache<br />
Kinderkriegen<br />
Von wegen Privatsache! Ein neuer Vorstoß zur<br />
Entmündigung Schwangerer kam vor kurzem<br />
aus der steirischen ÖVP: Raucherinnen soll das<br />
Kindergeld gekürzt werden. Das Kindergeld ist<br />
also keine Einkommensersatzleistung, sondern<br />
eine Belohnung fürs Kinderkriegen, aber<br />
nur für „brave“ Mütter, die der Gesellschaft<br />
entsprechenden Nachwuchs garantieren. Das<br />
System ist natürlich ausbaufähig: falsche<br />
Ernährung, zu wenig/zu gefährlicher Sport, zu<br />
viel Stress, zu faul, zu viele/zu wenige Schwangerschaften<br />
zum falschen Zeitpunkt. Von den<br />
Vätern ist keine Rede? Na, es ist schließlich der<br />
Körper der Frau! –
sichtlich eines offenen Dialogs“ erfreut, erneuerte aber zugleich ihre<br />
Forderung nach Einberufung eines bundesweiten „Frauenratschlags“<br />
unter Einbeziehung aller Frauenorganisationen und -initiativen. Denn<br />
das Frauenministerium brauche den Rückhalt der Frauenbewegung.<br />
Ebenfalls Kritik am Frauen-Programm der Rot-Schwarzen Regierung<br />
sowie an der „Teilzeit-Frauenministerin“ ohne eigenes Budget<br />
kommt von den Grünen. „Unkonkret, unambitioniert und unfinanziert“<br />
lautet das Urteil von Frauensprecherin Brigid Weinzinger. Sie<br />
setzt Frauenministerin Doris Bures eine Frist bis 1. Mai, bis dahin<br />
müssten „vier konkrete Dinge“ vorgelegt werden: Ein Modell zur Bindung<br />
der Wirtschaftsförderung an Gleichbehandlung und Einkommensgerechtigkeit<br />
im Betrieb, Frauenförderpläne für die Universitäten,<br />
ein Gesetzesvorschlag für Mehrstundenzu<strong>schläge</strong> bei Teilzeitarbeit<br />
sowie die Absicherung der Wiener Interventionsstellen. GaH<br />
genitalverstümmelung<br />
Politikerinnen gegen FGM<br />
Der 6. Februar war der internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung<br />
(FGM – Female Genital Mutilitation). Aus diesem <strong>An</strong>lass<br />
wurden auch in Österreich Aktionen und Pressekonferenzen zum Thema<br />
abgehalten, die alle die gleiche Nachricht hatten: Stoppt FGM, es<br />
gibt keine Rechtfertigung! SP-Nationalratspräsidentin Barbara Prammer,<br />
seit Jahren im Kampf gegen FGM aktiv, forderte in einer Pressekonferenz<br />
mit anderen prominenten Politikerinnen etwa, auch „die<br />
Männer ins Boot“ zu holen. Petra Bayer, SP-Politikerin und Sprecherin<br />
von „stopFGM“ (einer parteiübergreifenden, österreichweiten Plattform),<br />
honorierte, dass in Österreich auch Verstümmelungen im Rahmen<br />
von Auslandsaufenthalten nun strafrechtlich verfolgt werden<br />
können. Die Frauensprecherin der Grünen, Brigid Weinzinger, bekräftigte<br />
aus <strong>An</strong>lass des FGM-Tages eine jahrelange Forderung: FGM müsse<br />
in Österreich endlich offiziell als Asylgrund anerkannt werden, dazu<br />
brauche es eine Novelle des Fremdenrechtsgesetzes. Außerdem müsse<br />
im Asylverfahren das Recht der Betroffenen verankert werden, nur von<br />
Beamtinnen einvernommen zu werden. GaH<br />
www.stopfgm.net<br />
Für die Rechte von Sexarbeiterinnen<br />
Am 8. <strong>März</strong>, dem internationalen Frauentag, startet die österreichweite<br />
Kampagne „SexarbeiterInnen haben Lust … auf ihre Rechte!“ Initiatorinnen<br />
sind die unermüdlichen Kämpferinnen des Vereins LEFÖ in<br />
Wien, der seit über zwanzig Jahren für die Rechte von Migrantinnen in<br />
Österreich kämpft. Schwerpunkt von LEFÖ ist die Arbeit mit Betroffenen<br />
des Frauenhandels sowie mit Migrantinnen, die in der Sexarbeit<br />
tätig sind. Unterstützt werden sie in der Kampagne von den Vereinen<br />
MAIZ (Linz) und THEKLA (Graz). Gemeinsam wollen sie auf die gesellschaftliche<br />
Doppelmoral aufmerksam machen und die Menschen-, Arbeits-<br />
und MigrantInnenrechte von SexarbeiterInnen einfordern. Teil<br />
der Kampagne sind Plakate, Flyer sowie Veranstaltungen wie Filmpräsentationen,<br />
Diskussionen und Lesungen. Sie endet am 2. Juni, dem internationalen<br />
Hurentag. GaH<br />
www.lefoe.at<br />
kampagne<br />
Irmi Wutscher sprach mit <strong>An</strong>drea von Marschall über Jungenarbeit<br />
Mann-Werden, Mann-Sein<br />
Was sind die Arbeitsbereiche und Ziele des Vereins Dissens?<br />
an.rissösterreich<br />
Dissens e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Beratungs-, Bildungs-,<br />
Forschungs- und Jugendarbeitsprojekten. Wir arbeiten seit 1989 mit<br />
dem Ziel, Geschlechterdemokratie zu fördern, Geschlechterhierarchien<br />
abzubauen und Prävention von durch Männer und männliche<br />
Jugendliche ausgeübte Gewalt zu leisten.<br />
Sie haben sich laut Rene Pfister vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“<br />
der nicht-identitären Jungenarbeit verschrieben. Wie sieht die in der Praxis<br />
aus?<br />
Herr Pfister scheint dezidiert nach „Negativbeispielen“ gesucht zu<br />
haben, mit denen er die Strategie Gender Mainstreaming diskreditieren<br />
kann. Er hat nicht nur mehrere Stunden mit uns geredet, sondern<br />
auch mit fast allen anderen wichtigen Gender-AkteurInnen in<br />
Berlin (Genderkompetenzzentrum, Genderbüro, Geschäftsstelle Gendermainstreaming<br />
etc.). Wir alle haben ihm viele positive, nachvollziehbare<br />
Beispiele zur Umsetzung von GM gezeigt. Bezogen hat er<br />
sich dann auf einen Praktikumsbericht, in dem beschrieben wurde,<br />
wie der universitäre dekonstruktivistische <strong>An</strong>satz in die Praxis umgesetzt<br />
aussehen könnte. Hier wurden Begrifflichkeiten gebraucht,<br />
die missverstanden werden können – und die Herr Pfister auch noch<br />
nach Erklärung missverstehen wollte. Wir machen keine nicht-identitäre<br />
Jungenarbeit. Wir arbeiten überwiegend mit sozial auffälligen<br />
Jungen. Ziel unserer gesamten Arbeit ist es, Jungen zu stärken – auch<br />
dadurch, dass wir ihnen mehr Möglichkeiten eröffnen, auf ihr Mann-<br />
Sein zu schauen, indem wir Normen und Bilder, was Männer tun und<br />
nicht tun dürfen, in Frage stellen.<br />
Rene Pfister wirft Ihnen vor,„Teenagern die Existenz des Geschlechtsteils<br />
abzusprechen“ sowie die „Zerstörung von Identitäten“. Was haben Sie<br />
dem entgegenzuhalten?<br />
Die Projektwoche, auf die sich Herr Pfister bezieht, fand mit Jungen<br />
einer 9. Klasse Realschule zum Thema „Mann-Werden, Mann-Sein“<br />
statt. Hier ging es um die Erweiterung von Geschlechtervorstellungen<br />
und um die Infragestellung von tradierten und einengenden<br />
Männlichkeitsbildern. In dieser Projektwoche war das Klima von Vertrauen<br />
und von Wertschätzung geprägt, sodass die beiden Trainer<br />
mit Geschlechterbildern konfrontieren und spielen konnten.<br />
Dies hat nichts mit Zerstörung von persönlichen Identitäten zu tun,<br />
sondern ist ein Infragestellen der Bilder über die Geschlechter im<br />
Kopf.<br />
<strong>An</strong>drea von Marschall, Erziehungswissenschaftlerin, Selbstevaluationsberaterin und Fortbildnerin ist beim Verein Dissens<br />
für den Arbeitsbereich Jungenarbeit zuständig.<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 07
frauenstadträtin<br />
Sandra Frauenberger, SPÖ, 1966 in<br />
Wien geboren, verheiratet, sie hat zwei<br />
Söhne. Sie war lange in der GPA tätig:<br />
zunächst als Jugendreferentin, danach<br />
als Frauenbeauftragte.<br />
Seit 1998 Mitglied im Wiener Frauenkomitee<br />
und seit 2001 Gemeinderätin<br />
in Wien.<br />
Am 25.1.<strong>2007</strong> trat sie die Nachfolge<br />
Sonja Wehselys als Stadträtin für Frauenfragen,<br />
Integration, KonsumentInnenschutz<br />
und Personal an.<br />
08 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Fo t o s : I r m i Wu t s c h e r<br />
Halbe-Halbe ist nicht retro<br />
Die neue Wiener Frauen- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger will eine<br />
eigenständige Existenzsicherung und einen unabhängigen Aufenthaltstitel für alle Frauen.<br />
Lea Susemichel und Irmi Wutscher verriet sie außerdem, was sie an Kuba gut findet.<br />
an.<strong>schläge</strong>: Sind Sie Feministin?<br />
Sandra Frauenberger: Ja! Mit voller<br />
Überzeugung!<br />
Was heißt das konkret?<br />
Ich bin so sozialisiert. Ich bin 1982<br />
in die Gewerkschaftsjugend gekommen<br />
und das erste Seminar, das ich dort gemacht<br />
habe, war zur Selbstbewusstseinsbildung<br />
für Mädchen. Bald darauf<br />
hab ich dann in der GPA-Jugend die<br />
Funktion der Frauenreferentin übernommen.<br />
Das Thema begleitet mich also, seit<br />
ich politisch aktiv bin, ich war damals<br />
fünfzehn, sechzehn Jahre alt. Ich habe<br />
dann angefangen, die ganzen Feministinnen<br />
zu lesen, auch viel EMMA. Aber<br />
was mich wirklich geprägt hat, waren sicher<br />
die „Memoiren einer Tochter aus<br />
gutem Hause“ von Simone de Beauvoir.<br />
Grüne und ÖVP vermuten beide,<br />
dass Sie weniger aufgrund ihrer fachlichen<br />
Eignung das Amt bekommen haben,<br />
sondern vielmehr als Vertreterin des<br />
starken SPÖ-Bezirks Margareten.<br />
Ich denke, dass das eine Ablenkung<br />
ist. In Wirklichkeit freut es mich fast,<br />
dass es keine anderen <strong>An</strong>würfe gibt,<br />
weil mir inhaltlich offenbar wirklich<br />
nichts vorzuwerfen ist. Ich arbeite seit<br />
1984 engagiert am Frauenthema und<br />
habe mich immer für Frauen und Frauenförderung<br />
eingesetzt. Das ist ganz<br />
sicher der Grund, warum ich in der<br />
Funktion bin.<br />
Die Einkommensschere zwischen<br />
Frauen und Männern geht immer weiter<br />
auf, zunehmend leben vor allem Frauen<br />
unter der Armutsgrenze, was kann man<br />
da auf kommunaler Ebene überhaupt<br />
tun?<br />
Es gibt kein Patentrezept für die betriebliche<br />
Frauenförderung, aber sie<br />
muss auf jeden Fall auf drei bis vier<br />
Schienen stehen, um tatsächlich etwas<br />
für Frauen zu bewirken. Eine Schiene<br />
muss immer ein Maßnahmenpaket<br />
einschließen, das ein Durchbrechen der<br />
gläsernen Decke ermöglicht. Auf der<br />
kollektivvertragspolitischen Ebene müssen<br />
Frauen in den Gremien vertreten<br />
sein, die die Verträge aushandeln.<br />
Eine dritte Schiene zum Schließen<br />
der Einkommensschere ist sicher im Bereich<br />
der Aus- und Weiterbildung zu<br />
verfolgen, wo wir wirklich versuchen,<br />
Frauen mit punktgenauen Qualifizierungsprogrammen<br />
zu empowern. Der
vierte Punkt ist sicher die Gesellschaftspolitik<br />
und da hat man im Bereich der<br />
Kommune durchaus seine Möglichkeiten.<br />
Wir haben ein Programm zu Gender-Mainstreaming<br />
installiert und hatten<br />
gerade eine Diskussion zu den Piktogrammen.<br />
Alle haben mich gefragt,<br />
ob ich das notwendig finde: Ja natürlich!<br />
Weil alles, was Rollenbilder neu diskutiert<br />
und zur Diskussion anregt, absolut<br />
hilfreich ist.<br />
Wo also muss Frauenpolitik über Arbeitsmarktpolitik<br />
hinausgehen?<br />
Sie haben es angesprochen: Frauen<br />
sind natürlich viel stärker davon bedroht,<br />
in die Armutsfalle zu geraten. Der<br />
Schlüssel zu diesem Problem ist immer<br />
eine eigenständige Existenzsicherung.<br />
Und dafür brauchen wir sicher nicht nur<br />
Arbeitsmarktpolitik, sondern auch Gesellschaftspolitik,<br />
weil damit ein Frauenbild,Werte,<br />
eine Haltung geprägt werden,<br />
die dann letztendlich dazu beitragen,<br />
dass in dieser Gesellschaft eine eigenständige<br />
Existenzsicherung ein<br />
unabdingbares Recht auch für Frauen<br />
wird.<br />
Dadurch ändert sich aber die Arbeitsteilung<br />
im Haushalt und bei der Kindererziehung<br />
nicht zwangsläufig. Dafür<br />
muss es dann schon noch andere Maßnahmen<br />
geben.<br />
Halbe-Halbe ist zwar retro, aber immer<br />
noch angesagt. Ich habe vor, auch<br />
wieder etwas in Richtung Halbe-Halbe<br />
im Sinne der Bewusstseinsarbeit zu<br />
tun. Da wäre vielleicht auch diese angefangene<br />
Debatte rund um die Piktogramme<br />
eine ganz gute Möglichkeit. Es<br />
geht darum, mit neuen Rollenbildern<br />
und guten Beispielen darzustellen, wie<br />
eine partnerschaftliche Aufteilung aussehen<br />
könnte. Ich könnte mir gut vorstellen,<br />
dass man das auch wieder kampagnisiert.<br />
Touray Essa, der am 23. Dezember<br />
2006 während einer Drogenrazzia vor<br />
dem Flex im Donaukanal landete, ist Ende<br />
Januar nun tot aufgefunden worden.<br />
Die Polizei hat zunächst sogar den Einsatz<br />
selbst geleugnet. Was fällt Ihnen als<br />
Integrationsstadträtin dazu ein?<br />
Das große Problem an der Integration<br />
ist, dass sie sehr oft als Einbahnstraße<br />
verstanden wird. Ich bin angetreten,<br />
um in dieser Stadt ein breites<br />
Bündnis für Integration und gegen Rassismus<br />
zu schaffen, das sich durch alle<br />
Bevölkerungsgruppen und durch alle<br />
Gesellschaftsbereiche zieht. Das stärkere<br />
Einbinden aller Gruppen, der Dialog<br />
sind mir ganz wichtig. Die andere Sache<br />
ist, dass vieles am Integrationsthema<br />
eigentlich ein soziales Problem ist.<br />
Asyl in Not erhält seit dem Jahr<br />
2000 keinerlei Förderungen mehr vom<br />
Innenministerium und seit der Integrationsfond<br />
durch die Magistratsabteilung<br />
17 ersetzt wurde, auch keine mehr von<br />
der Stadt Wien. Werden Sie das ändern?<br />
Die MA 17 legt jedes Jahr Schwerpunkte<br />
für Förderungen fest. Im Jahr<br />
<strong>2007</strong> werden das vor allem Projekte<br />
sein, die das Zusammenleben im Stadtteil<br />
fördern. Ob Asyl in Not etwas von<br />
uns bekommt oder nicht, muss ich erst<br />
prüfen. Was ich aber weiß ist, dass z. B.<br />
ZARA sehr engagiert in der Bewusstseinsbildung<br />
gegen Rassismus arbeitet,<br />
ZARA wird jedenfalls von uns gefördert,<br />
die bekommen eine Menge,<br />
gerade jetzt im Jahr der Chancengleichheit.<br />
ZARA hat ja gerade eine „Beschmierungsambulanz“<br />
initiiert, um rassistische<br />
Graffitis zu bekämpfen. Wäre das nicht<br />
auch eine Aufgabe der Stadt?<br />
Wir fördern eine Studie, in deren<br />
Rahmen eine Datenerhebung zu diesem<br />
Thema und eine <strong>An</strong>alyse der Botschaften<br />
in Wien erstmals durchgeführt<br />
wird. Ich habe auch mit ZARA einen<br />
Termin und sie wollen mir ein paar<br />
Ideen und Projekte vorstellen. Vielleicht<br />
ist dieses auch dabei …<br />
Die Initiative Ehe ohne Grenzen demonstriert<br />
seit Inkrafttreten <strong>An</strong>fang<br />
2006 gegen das neue Fremdenrechtspaket<br />
und fordert bedingungsloses Arbeitsund<br />
Aufenthaltsrecht für EhepartnerInnen<br />
von ÖstereicherInnen. Unterstützen<br />
Sie diese Forderung?<br />
Es handelt sich da meistens um<br />
Frauen, ich habe mir das ganz genau<br />
angeschaut. Es ist mir wichtig, dass wir<br />
das gut regeln. Ich denke, dass es hier<br />
zu einer Überreglementierung gekommen<br />
ist. Ich habe mir auch schon von<br />
meinen zuständigen Referentinnen in<br />
der MA 35 einzelne Fälle vorlegen lassen,<br />
um das beurteilen zu können.<br />
Was wir auf jeden Fall brauchen –<br />
und das gilt jetzt nicht nur für die binationalen<br />
Ehen –, ist ein eigener Aufenthaltstitel<br />
für Frauen. Nur so haben sie<br />
Zugang zum Arbeitsmarkt, nur so haben<br />
sie die Möglichkeit eines selbstbestimmten<br />
Lebens.Was in der Frauenpolitik gilt,<br />
gilt für mich auch im Zuwanderungsbereich.<br />
Das werde ich natürlich auch dementsprechend<br />
politisch einfordern.<br />
Rauch-Kallat hat uns nach einem Interview<br />
alle Abos gekündigt, Förderungen<br />
gab es damals schon keine mehr, die<br />
sie uns hätte streichen können. Würden<br />
Sie das auch tun, wenn Ihnen unsere Fragen<br />
nicht gefallen?<br />
Das kommt gar nicht in Frage! Ich<br />
hatte schon bei der GPA ein an.<strong>schläge</strong>-<br />
Abo und hier haben wir auch eines!<br />
Was haben Sie am Frauentag vor?<br />
Hier gibt es ein Open Rathaus, eine<br />
Informationsveranstaltung zu Bildungund<br />
Weiterbildung für Frauen, das geschieht<br />
auch in Vernetzung mit Doris<br />
Bures und Barbara Prammer, wir möchten<br />
eine Art „Frauentagspfad“ machen.<br />
Privat feiere ich dann mit einer Gruppe<br />
von Frauen. Die Art, den Frauentag zu<br />
begehen, habe ich aus Kuba: Dort wünschen<br />
die Männer ja den Frauen „felicidades“<br />
zum Frauentag, die Frauen werden<br />
gefeiert und feiern sich selbst. Das<br />
habe ich in Österreich bis jetzt auch so<br />
gehalten. ❚<br />
stadträtinfrauen<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 09
frühlingsuni<br />
Fo t o : I r m i Wu t s c h e r<br />
an.<strong>schläge</strong>-Workshop bei der FFU:<br />
Feministische Medienarbeit:<br />
2.4., 10-13.00<br />
www.frauenuni.net<br />
Kontakt:<br />
frauenuni@oeh.ac.at<br />
T. 01/310 88 80 -57<br />
10 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Frauen – Frühling – Uni<br />
Vom 30. <strong>März</strong> bis 4. April findet in Wien die Frauenfrühlingsuniversität statt. In der Tradition<br />
der Frauensommerunis der 1970er und 80er Jahre nehmen Frauen den Raum Universität für<br />
sich ein. Von Eva Steinheimer<br />
Vor zirka zwei Jahren veranstalteten<br />
die ÖH Bundesvertretung<br />
und die ÖH Wien einen Kongress<br />
zu alternativen Bildungspolitiken<br />
(„Politiken des Wissens“).<br />
Dort hielt Birge Krondorfer von<br />
der Frauenhetz – die als Projekt übrigens<br />
selbst aus der Frauensommeruniversität<br />
(FSU) hervorging – einen Work–<br />
shop zur FSU.<br />
Geschichten. Die Vorstellung eines solchen<br />
Frauenraumes, in dem wissenschaftliche<br />
Theorie und frauenbewegte<br />
Praxis zusammenkommen, gefiel. Elisabeth<br />
Günther vom Organisationsteam<br />
der heuer stattfindenden Frauenuni erinnert<br />
sich:„Von Birges Erzählungen<br />
waren alle ziemlich begeistert und mo-<br />
tiviert – von der Vorstellung von 600<br />
Frauen, die die VHS Ottakring zum Frauenraum<br />
machten.“ In der ÖH Bundesvertretung<br />
wurde daraufhin beschlossen,<br />
nach 16 Jahren Unterbrechung wieder<br />
eine FSU zu initiieren. Im Herbst<br />
2006 gab es die ersten Vorbereitungstreffen,<br />
bei denen die Initiatorin ÖH<br />
auch als Mitorganisatorin aktiv wurde.<br />
Da die Amtszeit der jetzigen ÖH-Exekutive<br />
jedoch im Juni <strong>2007</strong> ausläuft, wurde<br />
beschlossen, aus der Frauen-Sommer-Uni<br />
eine Frauen-Frühlings-Uni<br />
(FFU) zu machen.<br />
Gegenwart. Zwar haben Frauenforschung<br />
und Gender Studies mittlerweile<br />
ihren Platz an Österreichs Universitäten<br />
und mehr als die Hälfte der Stu-<br />
dierenden sind Frauen, aber noch immer<br />
sind die Unis stark männerdominiert.<br />
Der deutlich höhere Männeranteil<br />
beim wissenschaftlichen Personal, mit<br />
der stärksten Dominanz unter den ProfessorInnen<br />
(87 Prozent Männer), spiegelt<br />
sich in Lehr- und Forschungsinhalten<br />
und einer patriarchalen Organisationskultur<br />
wider. Auch wenn die Situation<br />
heute besser ist als zu Zeiten der<br />
ersten Frauensommerunis, ist dieser<br />
Frauenraum immer noch wichtig. Dabei<br />
geht es nicht nur um ein Sichtbarsein<br />
und ein Raumnehmen von Frauen, sondern<br />
auch um eine Öffnung der Universitäten,<br />
ein Aufeinandertreffen von<br />
Theorie und Praxis, von Akademikerinnen<br />
und Nicht-Akademikerinnen, von<br />
Arbeit, Kultur und Feiern.
Geschichte. Die erste FSU im deutschsprachigen<br />
Raum fand 1976 in Berlin<br />
statt. In Österreich gab es zwischen<br />
1984 und 1990 sechs Mal eine FSU, zwei<br />
Mal in Wien, je einmal in Klagenfurt,<br />
Innsbruck, Salzburg und Linz. Die FSU<br />
entstand aus den Neuen Frauenbewegungen<br />
und leistete einen wichtigen<br />
Beitrag zur Etablierung von Frauen an<br />
den Universitäten. Allein die symbolische<br />
Wirkung von „massenhaft“ auftretenden<br />
Frauen darf nicht unterschätzt<br />
werden.<br />
Birge Krondorfer über die FSU in<br />
Klagenfurt in einem Interview aus dem<br />
Jahr 2003:„Es waren fünfhundert Frauen<br />
dort. Das war wirklich toll! Das war<br />
ein Medienereignis, und für die Uni war<br />
das völlig verrückt, dass da jetzt Massen<br />
von Frauen herumsitzen, also wirklich ...<br />
Aber einige Burschen und Herrschaften<br />
haben sich trotzdem dorthin verirrt,<br />
und ich kann mich an Situationen erinnern,<br />
wo die heftigen Wiener Frauen<br />
mit ihnen so rumgestritten und rumgeschrien<br />
haben, dass die hier nichts zu<br />
suchen haben … Das hat wirklich viel<br />
ausgelöst. Auch, dass diese Universität<br />
quasi nur von Frauen besetzt war. Es hat<br />
im Sinne des Nachhalts ganz viele Wellen<br />
geschlagen. Und warum jetzt Männer<br />
nicht teilnehmen dürfen … Da haben<br />
sich alle wieder aufgeregt – auch<br />
vom Mittelbau, quer durch die Abteilungen.“<br />
1 Leider war die sehr erfolgreiche<br />
FSU 1990 an der VHS Ottakring in<br />
Wien die vorerst letzte. Ein Grund für<br />
den Bruch in der Kontinuität ist sicher<br />
der enorme organisatorische Aufwand,<br />
der von den jeweiligen Organisatorinnen<br />
immer mit viel Enthusiasmus, aber<br />
wenigen Ressourcen bewältigt werden<br />
musste. Daran hat sich auch <strong>2007</strong> nicht<br />
viel geändert, so Elisabeth Günther:<br />
„Wir arbeiten genauso prekär/ausbeuterisch,<br />
wie frühere Organisatorinnen,<br />
wenn ich mir die Dokumentationen so<br />
ansehe.“<br />
Geladen. Seit Herbst 2006 gibt es regelmäßige<br />
organisatorische Vorbereitungstreffen<br />
und Treffen zu den drei inhaltlichen<br />
Achsen der FFU:„Körperpolitiken“,„Feminismus<br />
in Theorie, Kunst<br />
und Bewegung“ und „Prekäre Lebensverhältnisse“.<br />
Aber die Initiatorinnen gingen<br />
nicht unvorbereitet ans Werk, wie Elisabeth<br />
Günther berichtet:„Wir haben uns<br />
in vielen Punkten an den früheren FSU<br />
orientiert: wir haben im Vorfeld – also<br />
noch bevor wir zum ersten Vorbereitungstreffen<br />
eingeladen haben – mit<br />
Frauen gesprochen, die die frühere FSU<br />
(mit)organisiert haben und ihre Eindrücke,<br />
Erfahrungen, Tipps so gut es<br />
ging eingeholt; wir haben möglichst offen<br />
und breit eingeladen, explizit auch<br />
viele Frauenorganisationen und -initiativen,<br />
die nicht direkt im studentischen<br />
Kontext stehen.“<br />
Geballt. Ausgehend von den inhaltlichen<br />
Achsen spannt sich ein großer Themenbogen.<br />
Interessierte Frauen konnten bis<br />
<strong>An</strong>fang Februar Vor<strong>schläge</strong> für Workshops<br />
einreichen. Momentan wird an<br />
einem genauen Programm gefeilt, das<br />
ab <strong>An</strong>fang <strong>März</strong> auf der Homepage der<br />
FFU abrufbar sein soll. Bereits jetzt<br />
zeichnet sich jedoch eine bunte Mischung<br />
von Workshopleiterinnen ab:<br />
NGOs, Frauenprojekte, Wissenschaftlerinnen<br />
und Frauen aus Politik und Interessensvertretungen.<br />
Die Achse „Körperpolitiken“<br />
verspricht Workshops zu<br />
„Frauen und Behinderung“,„Einführung<br />
in den (Trans-)Gender-Begriff“ oder<br />
„Körpermanipulationen“. Das Themenfeld<br />
„Prekäre Lebensverhältnisse“ reicht<br />
von grundsätzlichen Diskursen zum Arbeitsbegriff<br />
bis zu konkreten Tipps im<br />
Umgang mit freien Dienst- und Werkverträgen.<br />
Der letzte Themenschwerpunkt<br />
„Feminismus in Theorie, Kunst und Bewegung“<br />
bietet schließlich von allem<br />
etwas: feministische Theorieentwicklungen,<br />
Geschichte(n) der Frauenbewegungen<br />
und auch einen Theater-<br />
Workshop.<br />
Aber FFU heißt nicht nur inhaltliche<br />
Auseinandersetzung. Genauso<br />
wichtig ist das soziale und kulturelle<br />
Programm. So beginnen die Seminartage<br />
jeweils mit einem gemeinsamen<br />
Frühstück, abends gibt es Kultur in<br />
Form von Lesungen oder Filmen, zu Beginn<br />
der FFU und am Ende ein Fest.<br />
Gesammelt. Eröffnet wird die FFU am 30.<br />
<strong>März</strong> mit einem „Thesenrap“ zur Frage,<br />
was Feminismus heute sein kann. In anfänglich<br />
moderierter Form werden zuerst<br />
geladene Frauen am Podium ihre<br />
Thesen auf Kärtchen schreiben und<br />
dem Publikum präsentieren. In weiterer<br />
Folge sind alle Teilnehmerinnen aufge-<br />
Fo t o : A rc h i v<br />
fordert, eigene Kärtchen zu schreiben<br />
und aufzuhängen. Aus allen Kärtchen,<br />
die im Laufe der ganzen FFU noch dazu<br />
kommen können, soll dann ein vielfältiges,<br />
buntes Bild entstehen.<br />
Daneben gibt es auch noch Zeit<br />
und Raum für Vernetzungen, Reflexionen<br />
im Plenum und die Planung von Aktionen.<br />
Hauptveranstaltungsort ist der<br />
Unicampus Altes AKH. Als zentrale <strong>An</strong>laufstelle<br />
ist ein Info-Café geplant, das<br />
außer einem Treff- und Vernetzungspunkt<br />
auch ein Ort zur Präsentation<br />
verschiedener Initiativen und Projekte<br />
sein wird.<br />
Ab <strong>An</strong>fang <strong>März</strong> kann frau sich für<br />
die Teilnahme anmelden. Eine <strong>An</strong>meldung<br />
im Vorfeld erleichtert die Organisation,<br />
damit alle in den Hörsälen Platz<br />
haben und jede ihr Frühstückssemmerl<br />
kriegt. Auch den Bedarf an Kinderbetreuung<br />
bitte rechtzeitig bekannt geben.<br />
Kurzentschlossene, die gerne frauenbewegte<br />
Osterferien verbringen wollen,<br />
sind aber auch willkommen. Einfach<br />
im Info-Café vorbeischauen – und vorher<br />
natürlich schon auf der Homepage! ❚<br />
unifrühling<br />
1 aus: ÖH Klagenfurt (2003): Zeitreisen.<br />
Die Geschichte des ÖH-Frauenreferats<br />
an der Uni Klagenfurt. Online<br />
unter: www.oeh-klagenfurt.at/downloads/broschueren/Zeitreisenweb.pdf<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 11
internationalan.riss<br />
Fo t o : A rc h i v<br />
usa<br />
Klage gegen Wal-Mart<br />
Dem größten US-amerikanischen Einzelhändler Wal-Mart droht eine<br />
Klage wegen Diskriminierung, der sich bis zu 1,6 Millionen ehemalige<br />
und derzeitige Mitarbeiterinnen anschließen könnten. Ein Bundesberufungsgericht<br />
in San Fransisco bestätigte vor wenigen Tagen eine Diskriminierungsklage<br />
als Sammelklage von 2001 mit Urteil von 2004. Sechs<br />
Frauen klagten damals den größten privaten Arbeitergeber der USA wegen<br />
Benachteiligungen bei Beförderung und Bezahlung. Wal-Mart soll<br />
seine weiblichen <strong>An</strong>gestellten im Vergleich zu ihren Kollegen systematisch<br />
schlechter bezahlt und bei Beförderungen übergangen haben. „Es<br />
ist an der Zeit, dass Wal-Mart die Suppe auslöffelt“, meint Brad Seligman,<br />
<strong>An</strong>walt von The Impact Fund, einer kalifornischen Nonprofit-Organisation,<br />
die Klägerinnen vertritt.<br />
Dies wäre der größte private BürgerInnenrechtsfall in der Geschichte<br />
der Vereinigten Staaten. Den Konzern könnte eine Verurteilung Milliarden<br />
US-Dollar an Gehaltsnachzahlungen und Wiedergutmachungen<br />
kosten. Wal-Mart hat angekündigt, die Entscheidung anfechten zu wollen.<br />
besu<br />
www.nzz.ch/<strong>2007</strong>/02/07/wi/newzzEXVNGXY8-12.html<br />
www.focus.de/finanzen/news/wal-mart_nid_44171.htm<br />
israel<br />
Katzav lässt Amt vorläufig ruhen<br />
Israelische Behörden haben eine <strong>An</strong>klage wegen Verdachts auf Vergewaltigung<br />
gegen Präsident Mosche Katzav angekündigt. Generalstaatsanwalt<br />
Meni Masus erklärte, es gäbe ausreichend Beweise für einen<br />
Prozess.<br />
Auslöser der Untersuchung waren Vorwürfe einer ehemaligen Mitarbeiterin<br />
im vergangenen Sommer, nun liegen Aussagen von insgesamt<br />
vier Frauen vor. PolitikerInnen aller Lager forderten mittlerweile<br />
den Rücktritt des 61-jährigen, darunter auch Ministerpräsident Ehud Ol<br />
12 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
mert, der selbst unter Korruptionsverdacht steht. Um seine politische<br />
Immunität nicht zu verlieren, gelang dem aus dem Iran stammenden<br />
Katzav ein Teilrückzug. Er hat in einem Brief an Parlamentspräsidentin<br />
Dalia Itzik vorübergehende Amtsunfähigkeit beantragt. Nach israelischem<br />
Recht kann ein amtierender Präsident nicht angeklagt werden.<br />
Die Knesset will sich in Kürze nochmals mit der Affäre beschäftigen, was<br />
einen möglichen Prozess um Monate verzögern könnte. Sollte Katzav im<br />
Fall einer <strong>An</strong>klage nicht zurücktreten, droht ihm ein Amtsenthebungsverfahren.<br />
Der Beschuldigte, dessen Amtszeit in wenigen Monaten zu Ende<br />
geht, wies die Vorwürfe als „schreckliche Lügen“ zurück und kündigte<br />
an,„sich nicht erpressen zu lassen“. besu<br />
http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/middle_east/291345.stm<br />
www.feminist.org/news<br />
china<br />
Einreiseverbot für Schwangere<br />
Die autonome chinesische Provinz Hong Kong erlässt mit 1. Februar ein<br />
neues Gesetz, wonach Chinesinnen, die nach der 28. Woche schwanger<br />
sind und kein gültiges Visum haben, nicht mehr einreisen dürfen. Als einen<br />
der Gründe nennt Gesundheitsminister Patrick Nip die große Zahl<br />
an Frauen, die ausschließlich zur Entbindung in die Millionen-Metropole<br />
kämen und dort mittlerweile die Kapazitäten der Geburtsstationen an<br />
ihre Grenzen führten. Die offiziellen Zahlen schwanken zwischen 12.000<br />
und 15.000 Geburten dieser Art im letzten Jahr.<br />
Viele Frauen umgehen durch eine Entbindung in Hong Kong die<br />
Ein-Kind-Politik Chinas und garantieren ihrem Kind gleichzeitig alle<br />
Rechte eines legalen Aufenthalts inklusive Zugang zu Gesundheitsversorgung<br />
und Bildungseinrichtungen. Aufgrund der neuen Rechtslage<br />
muss nun ein Platz in einer Geburtsstation beantragt werden. Zudem<br />
verdoppelt sich die Gebühr für medizinische Leistungen im Krankenhaus<br />
für all jene, die nicht in Hong Kong ansässig sind, sie muss bereits<br />
vor der Einreise geleistet werden. Danach wird eine Bestätigung ausgestellt,<br />
wird diese verweigert, können Frauen an der Grenze abgewiesen<br />
werden.<br />
Um die ZollbeamtInnen zu unterstützen und für Notfälle gerüstet<br />
zu sein, sollen Gesundheitsteams an den Grenzen stationiert werden.<br />
Kritik am neuen Gesetz kommt von der Demokratischen Partei:„Hong<br />
Kong braucht mehr EinwohnerInnen, denn bei uns gehen die Geburtenraten<br />
zurück“, argumentiert Vorsitzender Martin Lee. Die Volksrepublik<br />
wiederum kämpft nach eigenen <strong>An</strong>gaben für den Schutz neugeborener<br />
Mädchen aufgrund des drastischen Ungleichgewichts der Geschlechter.<br />
Bei einem Verhältnis von 118 neugeborenen Buben zu hundert Mädchen<br />
hat sich über Jahre ein signifikantes Defizit entwickelt. Illegale Spätabtreibungen,<br />
Zwangssterilisationen und Säuglingsmorde seien fatale<br />
Auswirkungen der Ein-Kind-Politik, kritisiert der chinesische Rechtsexperte<br />
Chen Guangcheng.<br />
Junge Chinesen gehen mittlerweile dazu über, ihre zukünftigen<br />
Frauen über Partneragenturen im benachbarten Ausland zu suchen,<br />
rund 10.000 US-Dollar kostet eine Vermittlung, die Geschäfte der Agenturen<br />
boomen. Darüber hinaus gibt es erste <strong>An</strong>zeichen für Menschenhandel,<br />
hauptsächlich sind es junge Vietnamesinnen die ins Land geschleppt<br />
und ausgebeutet werden. besu<br />
www.iht.com/bin/print.php?id=4240042<br />
www.feminist.org/news<br />
www.afp.com
kolumbien<br />
ad acta?<br />
Es sollte der erste Schultag für die Kinder des Zentrums vertriebener<br />
Mütter sein. Nun stehen die 500 BewohnerInnen vor den Resten ihrer<br />
einjährigen Arbeit. In der Nacht des 20. Jänner brannten wichtige Teile<br />
des Zentrums nieder. Für die „Liga Vertriebener Frauen“ ist klar, dass es<br />
sich um Brandstiftung handeln muss, da andere Ursachen bereits ausgeschlossen<br />
werden konnten. Örtliche Medien und Menschenrechtsorganisationen<br />
hatten bereits im Vorfeld auf die Bedrohtheit des Zentrums<br />
hingewiesen, das sich neben der direkten Hilfe für durch Gewalt<br />
vertriebene Frauen auch immer wieder politisch zu Wort meldet und<br />
Missstände anprangert. Marina Martínez, offizielle Vertreterin der Liga:<br />
„Wir wollen einfach ein normales Leben führen, für unsere Rechte<br />
kämpfen, aber man lässt uns nicht.“ Mord, Vergewaltigungen und zahl-<br />
www.wspacework.net<br />
Fo t o : a r b e i t e r fo t o g ra f i e . co m<br />
an.rissinternational<br />
reiche Morddrohungen wurden von den Behörden nicht weiter untersucht.<br />
Der seit vierzig Jahren tobende Bürgerkrieg hat etwa drei Millionen<br />
Menschen zu Flüchtlingen gemacht. 2006 wurde ein so genannter<br />
Prozess zur Demobilisierung der Paramilitärs abgeschlossen, ohne sichtliche<br />
Erfolge. Die vor einem Jahr von der Liga mit finanzieller Unterstützung<br />
der Vereinten Nationen aufgebaute „Stadt der Frauen“ wurde für<br />
verschiedene Preise nominiert. Das Flüchtlingshochkommissariat der<br />
Vereinten Nationen hat bereits Hilfe für den Wiederaufbau zugesagt.<br />
Bleibt nur zu hoffen, dass der Fall nicht wieder zu den Akten gelegt wird.<br />
keck<br />
http://www.ligademujeres.org<br />
eu<br />
Jahr der Chancengleichheit<br />
In Berlin eröffneten Vladimír Spidla, EU-Kommissar für Beschäftigung,<br />
Soziales und Chancengleichheit und die deutsche Bundesfrauenministerin<br />
Urusla von der Leyen am ersten europäischen Gleichstellungsgipfel<br />
das europäische Jahr der Chancengleichheit. In einer länderübergreifenden,<br />
vorbereitenden Studie wurde erhoben, dass rund 64 Prozent der<br />
EuropäerInnen Diskriminierung als weit verbreitetes Phänomen ansehen.<br />
Dennoch weiß lediglich ein Drittel, welche Rechte im Fall von Belästigung<br />
und Diskriminierung geltend gemacht werden können. Alle 25<br />
EU-Staaten, ebenso wie Liechtenstein, Norwegen und Island planen Veranstaltungen,<br />
Preisvergaben, Schulwettbewerbe und Trainings. Es werden<br />
Strategien erarbeitet, wie gegen Diskriminierungen aufgrund der<br />
ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion, des Alters, sexueller<br />
Orientierung, einer Behinderung oder der Weltanschauung vorgegangen<br />
wird. Ziel des Aktionsjahres sei es „der wirksamen Bekämpfung von<br />
Diskriminierung neue Impulse zu geben“, so EU-Kommissar Spidla. Alle<br />
Staaten verpflichten sich, zu einem EU-Förderbetrag eine fünfzigprozentige<br />
Kofinanzierung zu leisten, dies ergibt ein Mindestbudget von 15<br />
Millionen Euro pro Land. besu<br />
http://ec.europa.eu/employment_social/eyeq/index.cfm?cat_id=HW<br />
„womanspacework“ ist ein innerhalb des Kunstprogramms der International<br />
Woman’s University (ifu) entwickeltes Projekt, das seit 2002<br />
auch mit dem Projekt „First Story – Women Building/New Narratives<br />
for the 21st Century“, kooperiert. Ziel des Projektes ist, mit einer Internetplattform<br />
einen virtuellen Ausgangspunkt für den internationalen<br />
Austausch unterschiedlicher feministischer und lesbischer<br />
Theorien und Praxen zu bieten. Die Realisierung dieses Vorsatzes beschränkt<br />
sich nicht nur auf zahlreiche - auch sehr interessante - Linksammlungen<br />
zu den verschiedensten feministischen und lesbischen<br />
Themen, sondern es finden sich auch Artikel und Beiträge zu Geschichte<br />
und Intention des Projekts. Positiv fällt außerdem auf, dass<br />
aufgefordert wird, sich an „womanspacework“ zu beteiligen und somit<br />
neue Ideen und Vor<strong>schläge</strong>, aber auch Kritik (die beim unübersichtlichen<br />
Layout durchaus angebracht ist) einzubringen. pix<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 13
weltsozialforum<br />
Claudia Krieglsteiner ist Mitglied des<br />
Bundesvorstandes der KPÖ<br />
14 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Die Welt in Nairobi<br />
Vom 20. bis 25. Jänner <strong>2007</strong> fand in der kenianischen Hauptstadt Nairobi das siebte<br />
Weltsozialforum (WSF) statt. Claudia Krieglsteiner war dort.<br />
Das siebte Weltsozialforum.<br />
Schon. Keine ganz neuen Debatten<br />
mehr. Auch die Widersprüche<br />
und Probleme schon<br />
zuvor ausgesprochen, reflektiert,<br />
nicht zum ersten Mal Gegenstand<br />
der Diskussionen. Die Fragen der<br />
künftigen Entwicklung der Forumsbewegung<br />
drehen sich vor allem darum,<br />
ob sie sich, nachdem „sie es erfolgreich<br />
geschafft habe, im kollektiven Gedächtnis<br />
die Möglichkeit einer Alternative<br />
zur neoliberalen Globalisierung zu<br />
verankern, nun zur Schaffung eines<br />
neuen historischen Subjekts gelangen<br />
müsse, das neben der ArbeiterInnenklasse<br />
wie im 19. und 20. Jahrhundert,<br />
heute auch einen breiten Fächer sozialer<br />
AkteurInnen und Bewegungen<br />
einschließen müsse“. (Samir Amin,<br />
Francois Houtart in „Le monde diplo-<br />
matique“ im Mai 2006 zur Vorbereitung<br />
des WSF in Nairobi). Die andere<br />
Position, die zum Teil sehr energisch<br />
vertreten wird, will das Forum als sozialen<br />
Raum verstehen, in dem Austausch<br />
oder allenfalls Verabredungen<br />
zu neuen Allianzen und Aktionen unter<br />
jenen Teilnehmenden stattfinden,<br />
die sich daran beteiligen und sich bewusst<br />
dafür entscheiden. Beide Positionierungen<br />
gibt es seit Beginn der<br />
Bewegung, beide haben gute Argumente<br />
und VertreterInnen und gegen<br />
beide lässt sich Berechtigtes einwenden.<br />
Vom sinnlosen sozialen Getratsche<br />
in einem internationalen Durchhaus<br />
wurde da schon einmal gesprochen<br />
und von der unsichtbaren Hand,<br />
die angeblich den freien Markt wie<br />
auch das Forum regeln solle. Und davon,<br />
dass einige Linke ihre alten und<br />
Fo t o : M i c h a e l a M o s e r<br />
doch gründlich gescheiterten Vorstellungen<br />
von Vereinheitlichung und Disziplin<br />
wieder einer neuen Bewegung<br />
aufdrängen wollen.<br />
Afrikanische Wirklichkeit. Der Stellenwert<br />
dieser Debatten und Selbstreflexionen<br />
wird in meiner Wahrnehmung durch eine<br />
ganz neue Erfahrung relativiert: Die<br />
reale Verschränkung des Forums mit<br />
der afrikanischen Wirklichkeit. Sie beginnt<br />
für viele TeilnehmerInnen bereits<br />
am Flughafen, wo sie mit Transportproblemen<br />
in die Stadt konfrontiert<br />
sind und geht weiter mit der Erfahrung<br />
der Überbuchung des Hotels, in dem sie<br />
endlich doch angekommen sind. Sie<br />
können in Guesthouses am Rand der<br />
Stadt ausweichen, die aber nicht allen<br />
Vorstellungen der angereisten TeilnehmerInnen<br />
gerecht werden.
Die Verschränkung gelingt auch<br />
beim Forum selbst nicht überall: Gerade<br />
jene Foren, die den Prozess der Forumsbewegung<br />
selbst reflektieren, sind europäisch<br />
und US-amerikanisch geprägt,<br />
manche sogar ausschließlich von<br />
Weißen besucht.<br />
Vielleicht macht das Unbehagen<br />
aufgrund dieses Umstands den Vorwurf<br />
der zu hohen TeilnehmerInnen-Gebühr,<br />
die den KenianerInnen abverlangt wird,<br />
so populär. Obwohl im Grunde alle,<br />
auch nicht mit feministischen Diskursen<br />
Vertraute, wissen, dass Zugangshürden<br />
nicht wesentlich aus dem Beitrag<br />
von sechs Euro, sondern aus einem<br />
dichten Wall von Hindernissen unterschiedlicher<br />
Art bestehen, bleibt diese<br />
Frage an allen Tagen des Forums wichtig.<br />
Sicher, der Betrag ist umgelegt so<br />
hoch, dass eine Slum-Familie damit für<br />
eine Woche Nahrung bekommen könnte<br />
– wenn es aber nur um den Beitrag<br />
gegangen wäre, hätte man auch vor Ort<br />
noch spontane Solidaritäts-Abgaben<br />
von europäischen TeilnehmerInnen<br />
sammeln können.<br />
Dennoch, die Hälfte der ca. 60.000<br />
TeilnehmerInnen sind AfrikanerInnen<br />
und die meisten natürlich aus Kenia.<br />
Obwohl sich so viele Menschen im Kasarani<br />
Moi Stadion an diesen Tagen<br />
durch Workshops, Konferenzen und Gespräche<br />
arbeiten, erkennt uns ein ganz<br />
junger Mann, dem wir im Hotel bei<br />
Mombasa begegnet sind, augenblicklich.<br />
Er sei zum ersten Mal auf so einer<br />
Veranstaltung, habe sich vom Trinkgeld,<br />
das er für das Fotografieren von Tourist-<br />
Innen aus dem Hotel bekommen habe,<br />
die Reise hierher leisten können und sei<br />
glücklich, so viele neue Menschen und<br />
Gedanken kennen zu lernen. Er strahlt<br />
eine solche Neugierde und Freude aus,<br />
die die Diskussionen über die innere<br />
Verfasstheit des Forums unendlich abstrakt<br />
erscheinen lassen.<br />
Raum nehmen. Die afrikanischen TeilnehmerInnen<br />
und Organisationen nehmen<br />
sich auch tatsächlich den Raum, den<br />
das Forum darstellt, für ihre Bedürfnisse<br />
und Belange: Die Debatten mit den<br />
meisten afrikanischen BesucherInnen<br />
handeln von sauberem Wasser, seiner<br />
Privatisierung und dem Kampf dagegen,<br />
von Land, das auch den Frauen<br />
gehören muss, vom Schuldendienst der<br />
afrikanischen Länder, den einseitig zu<br />
beenden jedenfalls gerechter ist, als ihn<br />
fortzusetzen. Der Raum rund um das<br />
Stadion, der die einzelnen Eingänge verbindet,<br />
gehört täglich mehr den HändlerInnen,<br />
die zum Teil um ihren Zugang<br />
ohne Teilnahme-Gebühr gerungen und<br />
ihn durchgesetzt haben.<br />
Bereits bei der Eröffnungskundgebung<br />
im Uhura-Park fällt auf, dass für<br />
die Rede-Beiträge mehrheitlich Frauen<br />
eingeladen wurden; für die sozialen Bewegungen<br />
aus Südafrika, Palästina, Indien<br />
und für Via Campesina sprechen<br />
starke Frauen und finden klare Worte<br />
für die Situationen, in denen ihre<br />
Schwestern – und Brüder – leben müssen<br />
und wen sie dafür verantwortlich<br />
machen: die kapitalistischen Weltorganisationen,<br />
wie IWF (Internationaler<br />
Währungsfonds) und Weltbank und die<br />
Regierungen der USA und der europäischen<br />
Unionsstaaten. Diplomatischer,<br />
aber durchaus mit dem glaubwürdigen<br />
geschichtlichen Bezug zu den antikolonialen<br />
Kämpfen, spricht der ehemalige<br />
Präsident Sambias als prominentester<br />
Redner der Kundgebung.<br />
So sind auch die Tage des siebten<br />
Weltsozialforums mit prominenten und<br />
berühmten TeilnehmerInnen – von Bischof<br />
Desmond Tutu über fünf NobelpreisträgerInnen<br />
aus verschiedenen<br />
Kontinenten bis zum Alternativ-Nobelpreisträger<br />
Chico Whitaker – doch nicht<br />
durch diese dominiert. In der unglaublich<br />
bunten Vielfalt – der inhaltlichen<br />
Diskussionen, der farbenprächtigen Verkaufsstände<br />
und der Herkunft der TeilnehmerInnen<br />
– haben sie ihren Platz,<br />
ohne wie Gurus zu wirken.<br />
Die Slums von Nairobi. Nachdem das Forum<br />
selbst schon beendet ist, treffen<br />
sich viele der TeilnehmerInnen in Korogocho<br />
zu einem mehrstündigen<br />
Marsch durch die Slums von Nairobi.<br />
Mehr als ein Drittel der Bevölkerung der<br />
Hauptstadt lebt wenige Kilometer von<br />
Downtown Nairobi entfernt in den<br />
Elendsvierteln der Stadt.<br />
Aber auch diese Wohnstätten sind<br />
(verhältnismäßig) teuer: Pro Raum, der<br />
ca. 2 x 3 Meter misst, werden 1.000 k Sh<br />
(kenianische Schilling), also ca. zwölf<br />
Euro, kassiert. Eigentümer dieser Baracken<br />
sind übrigens wohlhabende Kenianer,<br />
die diese illegal errichten.<br />
Manche BewohnerInnen, die ein regelmäßiges<br />
Einkommen haben – zum<br />
Beispiel eine Nähmaschine besitzen,<br />
oder ein kleines Fleckchen Erde, auf dem<br />
sie Erdäpfel oder Spinat ziehen können –<br />
bewohnen zwei solcher Räume. Die meisten<br />
Slum-BewohnerInnen sind aber allein<br />
erziehende Mütter (gelegentlich<br />
auch Väter), die mit drei bis sieben Kindern<br />
in einem Raum leben und täglich<br />
Sorge haben müssen, ob es ihnen gelingt,<br />
zu einer Mahlzeit zu kommen. Die<br />
Mehrheit der Bevölkerung Kenias, nämlich<br />
sechzig Prozent, kann sich keine drei<br />
Mahlzeiten am Tag leisten.<br />
Krankheiten, die vom „toten Wasser“<br />
kommen, sowie Fieber und AIDS,<br />
sind allgegenwärtige Begleiter der BewohnerInnen<br />
der Slums. Auch kommt<br />
eine sehr große Zahl der Kinder bereits<br />
mit dem HI-Virus infiziert zur Welt.<br />
Und dennoch gibt es einen Alltag<br />
in diesen Vierteln, der gelebt und täglich<br />
neu organisiert wird. Und zu ihm<br />
gehört auch der Wunsch der meisten<br />
Mütter und Väter, ihre Kinder zur Schule<br />
zu schicken. Zwar gibt es öffentliche<br />
Schulen, die im Gegensatz zu den privaten,<br />
die in allen Preisklassen existieren,<br />
keine Gebühren einheben, aber es sind<br />
Schuluniform, Schuhe, Bücher und Lernmaterialien<br />
zu kaufen. Viele Slum-BewohnerInnen<br />
versuchen auch, wieder in<br />
ihre ehemaligen Dörfer zurück zu kehren,<br />
weil sich ihre Träume vom Leben in<br />
der Stadt nicht erfüllt haben. Aber auch<br />
eine solche Übersiedlung und ein Neuanfang<br />
kosten Geld. Insbesondere afrikanische<br />
und europäische christliche<br />
Organisationen bieten den SlumbewohnerInnen<br />
Unterstützung, wenn es<br />
um den Schulbesuch der Kinder oder<br />
die Rücksiedlung in das ursprüngliche<br />
Dorf geht.<br />
In einer der Familien, die wir besuchen,<br />
taucht die Frage auf, wann denn<br />
das Sozialforum wieder in Nairobi<br />
stattfinden werde. Wir müssen darauf<br />
antworten, dass noch nichts entschieden<br />
sei. Wahrscheinlich sei eine Rückkehr<br />
aber nicht. Die <strong>An</strong>twort erzeugt<br />
völliges Unverständnis:„Ja, wie wollt<br />
ihr dann wissen, was ihr bewirkt habt?“<br />
Diese Reaktion zeigt uns ein letztes<br />
Mal während dieser Reise, dass die vielen<br />
Welten noch in vielfacher Weise zusammenwachsen<br />
müssen, um eine<br />
„andere Welt“ zu schaffen. ❚<br />
weltsozialforum<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 15
cedawschattenbericht<br />
1 Convention on the Elimination of all<br />
Forms of Discrimination against<br />
Women<br />
2 Tertinegg, Karin: Die UN-Frauenkonvention<br />
und ihre Umsetzung in Österreich.<br />
Diplomarbeit. Graz 2000<br />
16 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Wo viel Licht, …<br />
Eine Delegation der österreichischen Bundesregierung präsentierte <strong>An</strong>fang des Jahres<br />
den 6. Staatenbericht vor dem CEDAW-Komitee in New York. Vertreterinnen<br />
österreichischer NGOs reisten mit einem Schattenbericht an. Von Paula Bolyos<br />
CEDAW 1 wurde 1979 von der<br />
Generalversammlung der Vereinten<br />
Nationen als erstes<br />
rechtlich bindendes Instrument<br />
zur Durchsetzung von Frauenrechten<br />
angenommen. Ausgearbeitet<br />
wurde es von der Kommission zur<br />
rechtlichen Stellung der Frauen (Commission<br />
on the Status of Women, CSW).<br />
Österreich ratifizierte die Konvention im<br />
Jahr 1982. CEDAW bedeutet nicht nur<br />
eine rechtliche Gleichstellung von Frauen,<br />
sie sichert darüber hinaus Frauen<br />
die Möglichkeit zu, ihre Menschenrechte<br />
auch wahrnehmen zu können. Die<br />
Bestimmungen der Konvention sind allerdings<br />
nicht „self-executing“, sie werden<br />
erst durch den Erlass von Durchführungsgesetzen<br />
im betreffenden<br />
Land wirksam. 2 Die Konvention ist in<br />
sechs Teile gegliedert: In den Artikeln 1-<br />
6 wurden Definitionen und Aufgaben<br />
der Mitgliedsstaaten festgelegt, die Artikel<br />
7-9 beschäftigen sich mit dem politischen<br />
und öffentlichen Leben von<br />
Frauen, Artikel 10-14 beinhalten Gleichheitsgarantien<br />
in sozialen und wirtschaftlichen<br />
Bereichen, Artikel 15 und 16<br />
beziehen sich vor allem auf die Gleich-<br />
stellung im Recht, Artikel 17-22 bestimmen<br />
Kontrollmechanismen und Artikel<br />
23-30 regeln formale <strong>An</strong>gelegenheiten.<br />
Wer. Zur Überprüfung der Umsetzung<br />
von CEDAW werden alle vier Jahre 23<br />
Expertinnen nach den Vor<strong>schläge</strong>n der<br />
Mitgliedsländer gewählt, die drei Wochen<br />
pro Jahr tagen. Sie sind für die Begutachtung<br />
der Länderberichte zuständig<br />
und können nach der Prüfung der<br />
Länder – die für jedes Land alle vier Jahre<br />
stattfindet – „Concluding Comments“<br />
zum Fortschritt eines jeden Landes<br />
erstellen. Außerdem geben sie die<br />
„General Recommendations“ ab, die<br />
Leitlinien für die Umsetzung der Konvention<br />
beinhalten. Zwar ist laut Juristin<br />
Karin Tertinegg die Rechtsnatur der<br />
Empfehlungen unklar, jedoch „stellen sie<br />
einflussreiche Interpretationen der Bestimmungen<br />
der Konvention dar“. So<br />
legten die Empfehlungen 1992 beispielsweise<br />
Gewalt gegen Frauen als Diskriminierung<br />
im Sinne von CEDAW fest.<br />
Worüber. Vertreterinnen österreichischer<br />
NGOs haben in diesem Jahr, wie auch<br />
bereits im Jahr 2000, einen Schattenbe-<br />
Foto: Paula Bolyos<br />
richt erarbeitet, der diesmal die Periode<br />
von 2000 bis 2006 umfasst. Im Bericht<br />
wird zunächst Bezug auf einzelne Empfehlungen<br />
genommen, wie beispielsweise<br />
die Recommendation 226 zur<br />
stärkeren Zusammenarbeit mit NGOs<br />
oder die Recommendations 227 und 229<br />
zur Situation von Migrantinnen durch<br />
das Fremdenrecht. Danach werden einzelne<br />
Artikel der Konvention abgearbeitet<br />
und die Probleme und Unzulänglichkeiten<br />
bei der Umsetzung durch die<br />
österreichische Bundesregierung benannt<br />
sowie Empfehlungen abgegeben.<br />
Themen sind neben vielen anderen<br />
Gewalt gegen Frauen, Frauenhandel<br />
und die Unterfinanzierung von Opferschutzeinrichtungen,Benachteiligungen<br />
von Frauen im Erziehungs- und Bildungswesen<br />
und die Situation von<br />
Frauen in ländlichen Gebieten.<br />
Drei Vertreterinnen von NGOs –<br />
Rosa Logar, u. a. Geschäftsführerin der<br />
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt,<br />
Rosy Weiss vom Frauenzirkel Austria,<br />
und ich selbst, Paula Bolyos, ebenfalls<br />
Mitarbeiterin der Wiener Interventionsstelle<br />
– präsentierten am Tag vor<br />
der Staatenprüfung den Schattenbe-
Foto: Paula Bolyos<br />
richt vor dem CEDAW-Komitee. Den Vertreterinnen<br />
eines Landes standen gemeinsam<br />
jeweils zehn Minuten zur Verfügung,<br />
um ihren Bericht vorzustellen.<br />
Danach wurden von den Expertinnen<br />
und dem einen Experten des Komitees<br />
Fragen an sie gerichtet, die dann in einer<br />
weiteren Runde beantwortet wurden.<br />
Ein Durchgang mit Nachfragemöglichkeiten<br />
für die ExpertInnen folgte. Interesse<br />
wurde insbesondere an der<br />
Frauenarmut in Österreich, an den Ungleichheiten<br />
in der Bezahlung von Männern<br />
und Frauen, an den prekären Arbeitsverhältnissen<br />
und an der Situation<br />
von Migrantinnen gezeigt.<br />
Wer fehlt? Am Tag darauf folgte die Präsentation<br />
des Staatenberichts Österreichs<br />
durch die insgesamt 17 Delegierten<br />
aus verschiedenen Bundesministerien.<br />
Frauenministerin Bures war nicht<br />
anwesend – was die Expertinnen ausdrücklich<br />
bedauerten. Die Expertinnen<br />
fragten wieder insbesondere nach der<br />
Armutsgefährdung und Armut von<br />
Frauen. Ein wichtiger Aspekt war auch<br />
der Aktionsplan, der zur Umsetzung unter<br />
anderem von CEDAW in der Konvention<br />
vorgesehen ist, und der bisher<br />
nicht vorliegt, ja noch nicht einmal in<br />
Arbeit ist. Die <strong>An</strong>tworten der Delegierten<br />
ließen zu Wünschen übrig, vermittelten<br />
aber ein treffendes Bild der (bisherigen?)<br />
österreichischen Frauenpolitik.<br />
So wüsste man/frau zwar noch<br />
nicht, ob es ein Frauenministerium gäbe<br />
oder eine Frauenministerin ohne eigenes<br />
Ministerium, das sei allerdings lediglich<br />
eine Organisationsfrage. <strong>An</strong> einem<br />
Aktionsplan würde gemeinsam<br />
mit den NGOs bereits intensiv gearbei-<br />
tet – eine Neuigkeit für die Vertreterinnen<br />
der NGOs.<br />
<strong>An</strong> zum Teil unwahren Aussagen –<br />
wissentlich oder unwissentlich sei dahingestellt<br />
– zeigte sich auch ein Problem<br />
bei der Staatenprüfung, nämlich<br />
die eingeschränkten Möglichkeiten, die<br />
Berichte der Länder im Detail auf ihren<br />
Wahrheitsgehalt zu prüfen. So war es<br />
für die Vertreterinnen der NGOs besonders<br />
wichtig, informell Lobby-Arbeit zu<br />
betreiben. Bei den Expertinnen des Komitees<br />
stießen wir damit auf große Offenheit,<br />
es war so auch möglich, einige<br />
neue Fragen auf die Tagesordnung zu<br />
bringen.<br />
Was fehlt? In den inzwischen veröffentlichten<br />
Concluding Comments bekräftigen<br />
die Expertinnen ihre Besorgnis über<br />
einen fehlenden Aktionsplan und die<br />
frauenpolitischen Rückschritte der letzten<br />
Jahre. Auch über anhaltende Gender-Stereotype,<br />
die Frauen immer noch<br />
als Mütter und Verantwortliche für den<br />
Haushalt und Männer als Familienernährer<br />
darstellen, zeigten sie sich besorgt.<br />
Gewalt gegen Frauen solle intensiv<br />
bekämpft, effektive Messinstrumente<br />
geschaffen und verstärkt mit entsprechenden<br />
NGOs zusammen<br />
gearbeitet werden. Außerdem sollen<br />
wirksame Maßnahmen gegen Frauenund<br />
Mädchenhandel gesetzt werden,<br />
der Bedarf an Unterstützung und Zufluchtsorten<br />
für Opfer des Frauen- und<br />
Mädchenhandels erfüllt und BeamtInnen-Schulungen<br />
durchgeführt werden,<br />
insbesondere auch für den Grenzschutz,<br />
damit Opfer erkannt und Maßnahmen<br />
zur Unterstützung der Opfer<br />
getroffen werden können. Auch das<br />
Fehlen (geschlechtsspezifischer) Statistiken<br />
insbesondere im Bereich von Gewalt<br />
an Frauen, aber auch generell zur<br />
Umsetzung der Konvention wird verurteilt<br />
und diese Zahlen eingefordert. In<br />
Bezug auf Migrantinnen, weibliche<br />
Flüchtlinge und Asylwerberinnen verlangt<br />
das Komitee die zahlreichen Diskriminierungen<br />
insbesondere in den Bereichen<br />
Erziehung, Gesundheit, Erwerbsarbeit,<br />
gesellschaftliche und politische<br />
Partizipation zu beseitigen und<br />
ermutigt die Regierung die „Internationale<br />
Konvention zum Schutz der Rechte<br />
aller ArbeiterInnen mit Migrationshintergrund<br />
und deren Familienmitglieder“<br />
(„International Convention on the Protection<br />
of the Rights of All Migrant Workers<br />
and Members of Their Families“) zu<br />
ratifizieren.<br />
Was folgt? Schritte, die kurzfristig von<br />
Seiten der Bundesregierung eingeleitet<br />
werden sollten, sind unter anderen die<br />
sofortige Einberufung einer kompetent<br />
besetzten Arbeitsgruppe zur Erstellung<br />
eines Aktionsplanes zur Umsetzung der<br />
Konvention. Darin müssen auch geeignete<br />
Messinstrumente implementiert<br />
sein, um die Fortschritte wirksam überprüfen<br />
zu können. Außerdem sollte eine<br />
hochrangige Verantwortliche ernannt<br />
werden, die die Maßnahmen zur Umsetzung<br />
von CEDAW überblickt und koordiniert.<br />
Wichtig für die Erarbeitung<br />
des Aktionsplanes ist weiters eine enge<br />
Kooperation mit den Expertinnen der<br />
österreichischen NGOs. Dann kann vielleicht<br />
bei der nächsten Staatenprüfung<br />
2011 von tatsächlichen Fortschritten bei<br />
der Durchsetzung von Frauenrechten<br />
gesprochen werden. ❚<br />
schattenberichtcedaw<br />
Links:<br />
Länderbericht und Concluding<br />
Comments:<br />
http://www.un.org/womenwatch/<br />
daw/cedaw/37sess.htm<br />
NGO-Schattenbericht:<br />
http://www.interventionsstellewien.at<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 17
cedawschattenberichtarbeit<br />
Gender Budgeting (GB) analysiert,<br />
ob Haushaltsmittel (also etwa das<br />
Budget der Regierungsressorts) gerecht<br />
unter den Geschlechtern aufgeteilt<br />
werden und welche Auswirkungen<br />
einzelne Maßnahmen auf die<br />
Gleichstellung haben.<br />
Im CEDAW-Schattenbericht wird<br />
bemängelt, dass es von der letzten<br />
Regierung zwar Bekenntnisse zum GB<br />
gegeben hat, es fehle aber an einer<br />
klaren Definition und erst recht an<br />
der Entwicklung und Umsetzung<br />
wirksamer GB-Strategien. Nur in einzelnen<br />
Bereichen, etwa im Wissenschaftsbereich,<br />
gäbe es in den letzten<br />
Jahren diesbezüglich Fortschritte.<br />
Die aktuelle SP-Frauenministerin<br />
Doris Bures hat erst kürzlich gefordert,<br />
bei den laufenden Budgetverhandlungen<br />
die Grundsätze des Gender<br />
Budgeting einzuhalten. Es soll ein<br />
Treffen mit den Gender-Beauftragten<br />
der Ministerien geben.<br />
18 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
… da viel Schatten<br />
Ein Blick auf die Situation von<br />
Frauen im Spannungsfeld zwischen<br />
Erwerbsarbeit und Familienarbeit<br />
zeigt das alte triste<br />
Bild: Die Einkommensschere ist<br />
weit offen, viel zu viele Frauen stecken<br />
in prekären Arbeitsverhältnissen und<br />
leisten den Großteil an unbezahlter Familienarbeit.<br />
Die folgenden aktuellen<br />
Fakten stammen aus dem NGO-Schattenbericht<br />
fürs CEDAW-Komitee, aus<br />
dem AK-Frauenbericht 2006 1 und einer<br />
AK-Studie zu unbezahlter Arbeit (2006).<br />
Erwerbsarbeit. Die EU-Lissabon-Ziele aus<br />
dem Jahr 2000 schreiben Österreich<br />
vor, bis 2010 eine Frauenerwerbsquote<br />
von 66,8 Prozent zu erreichen, 2004 lag<br />
diese bei 60,7 Prozent. Ebenso sind die<br />
meisten Arbeitnehmerinnen in weni-<br />
gen Branchen, die als typische Frauenberufe<br />
gelten, tätig: Dem Gesundheitsund<br />
Bildungswesen sowie der Gastronomie,<br />
wo jeweils rund zwei Drittel der<br />
Beschäftigen Frauen sind. Im Vergleich<br />
dazu sind gerade einmal ein Prozent der<br />
BauingeneurInnen weiblich. „Solange<br />
die geschlechtspezifische Arbeitsteilung<br />
nicht ausgeglichen ist, bestimmen<br />
Bezahlung und Qualität eines Arbeitsplatzes<br />
über die Beurteilung von Frauenerwerbsarbeit“,<br />
bringen die Expertinnen<br />
im AK-Frauenbericht die Lage auf<br />
den Punkt. Besonders bemerkenswert<br />
ist, dass zwar die Zahl der berufstätigen<br />
Frauen mit den Jahren gestiegen ist, deren<br />
Arbeitsvolumen jedoch seit langem<br />
stagniert bzw. sogar sinkt. In Vollzeitäquivalenten<br />
gemessen bedeutet dies<br />
eine Verringerung des Arbeitsvolumens<br />
Foto: Kathrin Schwab<br />
Das CEDAW-Komitee bemängelt unter anderem die Rollenverteilung in der Familie<br />
und die oft prekäre Arbeitssituation von Frauen. Ein Überblick von Gabi Horak und<br />
Bettina Surtmann<br />
von 53,4 Prozent (1995) auf 49 Prozent<br />
(2004). Ursachen dafür, so der AK Bericht,<br />
sind der hohe <strong>An</strong>teil an teilzeitbeschäftigten<br />
Frauen und ihre längeren<br />
Ausbildungszeiten.<br />
Weiterhin sind Frauen in Führungsetagen<br />
und Aufsichtsräten eine Seltenheit.<br />
Von allen börsennotierten Unternehmen<br />
Österreichs, das sind 829 Geschäftsführer/Vorstände,<br />
waren 2005<br />
2,9 Prozent Frauen, bei den Aufsichtsräten<br />
sind es 7,6 Prozent.<br />
Einkommen. Das durchschnittliche Medianeinkommen<br />
2 (ArbeiterInnen, <strong>An</strong>gestellte)<br />
von Frauen betrug 2003 siebzig<br />
Prozent von dem der Männer, bei den<br />
öffentlich Bediensteten waren es achtzig<br />
Prozent. Die AK nennt als Gründe einerseits<br />
die durchschnittlich geringeren
Arbeitszeiten, andererseits die andere<br />
Qualifikationsstruktur von Frauen. Zusätzlich<br />
verzerrt werden die Lohnunterschiede,<br />
weil unbezahlte Arbeit in Einkommensstatistiken<br />
nicht berücksichtigt<br />
wird.<br />
Atypische Beschäftigung und Armut. 2004<br />
lag Österreich mit einer Teilzeitquote<br />
von 19,4 Prozent im EU-Durchschnitt,<br />
davon waren fast vierzig Prozent Frauen.<br />
Als Gründe für Teilzeitbeschäftigung<br />
nennen die Betroffenen Pflegeleistungen<br />
in der Familie und Kinderbetreuung.<br />
Von allen Teilzeitbeschäftigten geben<br />
nur 15 Prozent an, nicht mehr Stunden<br />
arbeiten zu wollen. Ein deutlicher<br />
Nachteil bei Teilzeitarbeit ergibt sich<br />
aus der Regelung der Mehr-Arbeitsstunden,<br />
die im Gegensatz zu Überstunden<br />
bei Vollzeitbeschäftigten nicht<br />
höher bezahlt werden.<br />
Als offizielle Armutsgrenze gilt ein<br />
jährliches Netto-Einkommen von weniger<br />
als 9.425,- Euro. Besonders prekär ist<br />
die Situation für Frauen mit wenig qualifizierten<br />
Jobs, Arbeiterinnen verdienen<br />
durchschnittlich um die Hälfte weniger<br />
als ihre Kollegen und die Differenz ist<br />
seit 2000 sogar um zwei Prozentpunkte<br />
gewachsen.<br />
Atypisch Beschäftigte sind häufig,<br />
z. B. als geringfügig Beschäftigte, nicht<br />
arbeitslosenversichert: 2000 waren das<br />
22.218 Personen, vier Jahre später<br />
25.000 (ein Plus von zwölf Prozent). Das<br />
Phänomen, trotz Arbeit von Armut bedroht<br />
zu sein, ist kein Ausnahmeschicksal<br />
mehr: 2004 waren davon 277.000<br />
Haushalte betroffen.<br />
Arbeitslosigkeit. Offiziell lag 2005 die Arbeitslosenquote<br />
bei Frauen bei 6,8 Prozent.<br />
Vor allem Frauen ab 55 Jahren sind<br />
vermehrt von Arbeitslosigkeit betroffen,<br />
die AK kommt für diese Altersgruppe<br />
auf eine Quote von 15,6 Prozent (2004).<br />
Verfälscht werden die offiziellen Statistiken<br />
durch die Zahl der Arbeitsuchenden,<br />
die an einer AMS-Schulung teilnehmen<br />
oder Kindergeld beziehen, sie<br />
scheinen als erwerbstätig auf. Umgekehrt<br />
fallen jene Frauen, die auf Jobsuche<br />
sind, aus der Statistik, wenn sie aufgrund<br />
eines hohen Haushaltseinkommens<br />
kein eigenes Arbeitslosengeld<br />
bzw. Notstandshilfe beziehen.<br />
Nicht wenige Frauen geben nach<br />
erfolglosen Versuchen des Wiederein-<br />
stiegs überhaupt auf, melden sich vom<br />
AMS ab und verschwinden damit aus<br />
den Statistiken.<br />
Unbezahlte Familienarbeit. Bekanntlich verrichten<br />
Frauen den Großteil der unbezahlten<br />
Arbeit im Haushalt und bei der<br />
Betreuung und Pflege von Familienangehörigen.<br />
Die größten Arbeitsbelastungen<br />
haben übrigens berufstätige<br />
Frauen mit Kindern, wobei jene mit<br />
Partner sogar noch mehr Zeit mit Familienarbeit<br />
verbringen. „<strong>An</strong>scheinend<br />
sind Partner mehr Belastung als Unterstützung“,<br />
wird im AK-Frauenbericht<br />
2006 analysiert.<br />
Erwerbstätige Frauen haben eine<br />
wöchentliche Gesamtbelastung von<br />
durchschnittlich 64 Stunden, erwerbstätige<br />
Männer von 48 Stunden. Somit<br />
arbeiten Frauen für jede entlohnte Arbeitsstunde<br />
51 Minuten unbezahlt,<br />
Männer gerade mal 11 Minuten. Von<br />
Halbe-Halbe kann also noch lange nicht<br />
die Rede sein.<br />
Trotzdem: Dass Frauen überhaupt<br />
erwerbstätig sind, hat wesentliche Auswirkungen<br />
auf den Grad der Arbeitsteilung<br />
in Partnerschaften. Je länger die<br />
Frau daheim ist – etwa nach der Geburt<br />
eines Kindes –, umso fester werden die<br />
Rollenverteilungen zementiert.<br />
Das 2004 eingeführte Recht auf Elternteilzeit,<br />
das die Rückkehr in den Beruf<br />
nach der Karenz erleichtern soll, gilt<br />
nur für Betriebe mit mehr als zwanzig<br />
ArbeitnehmerInnen. Somit gilt dieser<br />
Rechtsanspruch nur für die Hälfte der<br />
Männer und gerade einmal für ein Drittel<br />
der Frauen.<br />
Kinderbetreuungspflichten wirken<br />
sich wesentlich auf die Entwicklung von<br />
Einkommen aus: Je länger Frauen ganz<br />
oder teilweise vom Arbeitsmarkt weg<br />
sind, umso größer sind die Auswirkungen<br />
auf die Verdiensthöhe. Das wurde<br />
durch die längere Bezugsdauer des Kinderbetreuungsgeldes<br />
noch verschärft.<br />
Kinderbetreuungsgeld. Das 2002 eingeführte<br />
Kinderbetreuungsgeld hat das<br />
einkommensabhängige Karenzgeld abgelöst.<br />
Derzeit gibt es in Österreich<br />
165.000 BezieherInnen, das entspricht<br />
einer Verdoppelung seit 2000.<br />
Die negativen Auswirkungen des<br />
Kinderbetreuungsgeldes etwa auf den<br />
Wiedereinstieg sind durch zahlreiche<br />
Studien belegt: Durch den längeren Be-<br />
zug kehren die Eltern – meist die Mütter<br />
– erst später in den Arbeitsprozess<br />
zurück, immer häufiger gar nicht. Die<br />
Quote der Frauen, die 33 Monate nach<br />
der Geburt wieder arbeiten, ist auf sieben<br />
Prozent gesunken, vierzig Prozent<br />
dieser Frauen sind arbeitslos.<br />
Die <strong>An</strong>zahl der Väter, die daheim<br />
bei den Kindern bleiben, ist nur unwesentlich<br />
auf drei Prozent gestiegen. Die<br />
Gründe dafür dürften vor allem ökonomische<br />
sein: Bezieherinnen von Kinderbetreuungsgeld<br />
verlieren durchschnittlich<br />
56 Prozent ihres Einkommens,<br />
Bezieher hingegen sogar siebzig<br />
Prozent.<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen. Im AK-Frauenbericht<br />
2006 ist zu lesen:„In den letzten<br />
Jahren ist zu beobachten, dass der<br />
österreichische Staat sich unter der Prämisse<br />
der sogenannten ,Wahlfreiheit‘<br />
zunehmend aus der Verantwortung für<br />
die Reproduktionsarbeit zurückzieht.<br />
Zeitgleich investiert er aber viel Geld,<br />
um traditionelle Arbeitsteilung zu fördern.“<br />
Ein Staat kann durch Rahmenbedingungen<br />
konkrete <strong>An</strong>reize für bestimmte<br />
Verhaltensweisen schaffen –<br />
oder eben nicht. Er kann somit wesentlich<br />
zum Aufbrechen von Geschlechterrollen<br />
beitragen – oder diese noch fester<br />
verankern. Die relevanteste Frage bezüglich<br />
staatlicher Verantwortung ist<br />
das <strong>An</strong>gebot von sozialen Dienstleistungen,<br />
beispielsweise Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />
Die Europäische Union hat diesbezüglich<br />
in den sogenannten Barcelona-<br />
Zielen klare Vorgaben gemacht: Erstens<br />
muss die Betreuungsrate bei Unter-<br />
Dreijährigen bis 2010 zumindest 33<br />
Prozent betragen. Dieses Ziel liegt für<br />
Österreich deutlich außer Reichweite.<br />
52.000 neue Betreuungsplätze für<br />
Kleinkinder müssten geschaffen werden,<br />
damit die EU-Vorgabe erfüllt werden<br />
kann. Zweitens muss die Betreuungsrate<br />
bei Kindern zwischen drei<br />
und sechs Jahren neunzig Prozent erreichen.<br />
In Österreich liegt sie derzeit<br />
bei etwa 83 Prozent. Allerdings: Bei genauerem<br />
Hinsehen erweisen sich nur<br />
vierzig Prozent dieser Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
auch als erwerbsfreundlich.<br />
3 Die Hälfte der Kindergärten<br />
– außerhalb von Wien – hat nach<br />
15.00 Uhr geschlossen. Soviel zur „freiwilligen“<br />
Elternteilzeit. ❚<br />
arbeitcedawschattenbericht<br />
1 Die Regierung (Frauenministerium<br />
bzw. Frauensektion im BKA) hat seit<br />
1975 alle zehn Jahre einen umfassenden<br />
Bericht zur Situation der Frau in<br />
Österreich erstellt. Im Jahr 2005 wäre<br />
er wieder fällig gewesen, wurde jedoch<br />
vom zuständigen Ministerium<br />
unter Rauch-Kallat nie erstellt. Die Arbeiterkammer<br />
(AK) hat deshalb 2006<br />
ihren eigenen Bericht herausgebracht,<br />
er beinhaltet: <strong>An</strong>alysen (im<br />
EU-Vergleich) zu Erwerbsposition und<br />
Arbeitslosigkeit von Frauen, zu Einkommensentwicklung<br />
und Absicherung<br />
bei Sozialleistungen sowie zur<br />
Verteilung von unbezahlter Arbeit<br />
zwischen den Geschlechtern.<br />
AK-Frauenbericht zum download:<br />
www.arbeiterkammer.at/pictures/d37<br />
/Frauen_Bericht.pdf<br />
2 Beim Medianeinkommen handelt<br />
es sich um mittlere Einkommen gezählt<br />
nach Köpfen: Fünfzig Prozent<br />
der Personen verdienen mehr, fünzig<br />
Prozent weniger.<br />
3 Mind. vierzig Wochenstunden geöffnet,<br />
4x in der Woche bis mind. 17.00,<br />
plus <strong>An</strong>gebot von Mittagessen<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 19
dorkypark<br />
an.<strong>schläge</strong>: Worum geht es in ihrem zweiteiligen<br />
Stück „I’m not the only one“?<br />
Constanza Macras: Im ersten Teil geht es<br />
um die Helden, die immer weggehen<br />
und einen verlassen. Wir konstruierten<br />
unterschiedliche Versionen von Heldensagen.<br />
Der zweite Teil handelt davon, sich fremd zu<br />
fühlen. Das Gefühl des Fremdseins, der Verfremdung.<br />
Darin steckt viel mehr Tanz, das<br />
kann man nicht mit Worten beschreiben. Da<br />
spielen nur Leute mit schwarzen Haaren mit,<br />
lauter „generische AusländerInnen“.<br />
Es geht auch um puren Pathos, um die<br />
Ideen und Vorstellungen von Emotionen. Es<br />
geht um die Pseudo-Globalisierung. Leute<br />
sind immer schon gewandert und herum gezogen.<br />
Jetzt ist alles im Internet. Es gibt eine<br />
Beschleunigung der Kommunikation, die uns<br />
das Gefühl gibt, integriert zu sein. Sind wir<br />
aber nicht. Es gibt keine wirkliche Integration,<br />
nur Schichten der Ignoranz. Du weißt nichts<br />
vom anderen, fast nichts, denn es gibt immer<br />
Missverständnisse. Es gibt schon genug Missverständnisse<br />
ohne Ausländerin zu sein …<br />
Wenn die Leute versuchen, bezüglich einer bestimmten<br />
Kultur sensibel zu sein, ist es<br />
manchmal noch verletzender. Bei einem<br />
Workshop dachten Berlinerinnen z. B., alle<br />
20 an.<strong>schläge</strong>februar <strong>2007</strong><br />
Herum hüpfende Leute<br />
Die Choreografin Constanza Macras arbeitete mit alten Damen und Kindern aus dem<br />
Libanon. Ihre Compagnie Dorky Park tanzt im Schauspielhaus die Liebe in Zeiten der<br />
Globalisierung. Ein Interview von Kerstin Kellermann<br />
muslimischen Frauen wären Vegetarierinnen,<br />
dabei gibt es in der Türkei wirklich viel Fleisch<br />
zu essen. Was wirklich wichtig ist, ist das, was<br />
die Leute dir selbst erzählen, zu welchen Plätzen<br />
sie dich bringen. Sicherlich reduzieren wir,<br />
aber die einzige Chance auf Kommunikation<br />
ist, sensibel zu sein. In meiner Compagnie sind<br />
alle AusländerInnen. Auch die Deutschen<br />
(lacht), auch für sie ist alles verschieden. Es gibt<br />
aber gewisse Tabus, die man nicht angreifen<br />
darf, meine koreanische Tänzerin wird z. B. niemals<br />
nackt tanzen.<br />
Interessieren Sie sich für transkulturelle<br />
Elemente?<br />
Die Entfremdung ist immer in uns, wir leben<br />
alle in einer Welt, die vorgibt, globalisiert<br />
zu sein. Liebe, Trennung, Tod sind überall<br />
gleich. Der Bruch, der Einbruch, sein Zuhause<br />
zu verlassen, seine Liebe in zwei Teile zu zerbrechen<br />
und zu gehen, ist für alle gleich. Auch<br />
wenn du wieder zurück kommst, es wird nicht<br />
das Gleiche sein. Erfahrung und neues Wissen<br />
machen dich zu jemand anderem. Trotz universeller,<br />
transkultureller Elemente arbeite ich<br />
aber sehr persönlich mit meinen SchauspielerInnen,<br />
mit Charakteren und Situationen, die<br />
Leute sind für mich überhaupt nicht austauschbar.<br />
Bleiben Emotionen in Zeiten der Globalisierung<br />
nicht noch sehr an der Oberfläche? Ein<br />
tiefes Gefühl und schnell wieder raus und<br />
weiter?<br />
Die Idee der Tiefe, der tiefen Emotionen<br />
ist relativ, persönlich und genau. Du hast ein<br />
Problem, dein Freund macht Schluss und dann<br />
legst du den Hörer auf und gehst arbeiten. Du<br />
bist durcheinander, aber du gehst auf jeden<br />
Fall in die Arbeit. Tiefe Gefühle und wieder<br />
raus. Das ist nett, finde ich. Das ist das Leben.<br />
Dieses Drama trägt jede/r.<br />
Kleine Gespräche, die eine Menge an<br />
Schmerz beinhalten, mag ich sehr gerne. <strong>An</strong>deutungen<br />
des Leides im alltäglichen Leben.<br />
Das ist nicht so oberflächlich, das kann zwar<br />
trivialisiert wirken, aber die Leute sind verzweifelt<br />
und allein.<br />
Ich will nicht die große Tiefe zeigen, sondern<br />
die Tiefe der Emotionen in kleinen Details.<br />
Die verbinde ich mit physischer Aggressivität.<br />
Auf der Bühne können sich die Leute gegenseitig<br />
hin und her ziehen, aber das ist<br />
nicht real. Im wirklichen Leben hüpfen die<br />
Menschen nicht so viel herum, oder sie sind<br />
verrückt.<br />
Vielleicht sollten die mehr hüpfen?<br />
Nein, die Leute hüpfen genug herum. ❚<br />
Fo t o : T h o m a s Au r i n
wissenschaftforum<br />
Melanie Letschnig hat Theater-, Film-<br />
und Medienwissenschaft mit Schwerpunkt<br />
Volkskunde in Wien studiert.<br />
2006 hat sie ihr Studium mit der<br />
Diplomarbeit:„Es war einmal kein<br />
Ofen. Über die märchenhaften<br />
Silhouettenfilme von Lotte Reiniger"<br />
abgeschlossen.<br />
22 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Schattig-schöne Märchen<br />
Die Ausnahmekünstlerin Lotte Reiniger. Ein Porträt von Melanie Letschnig<br />
2004 in der Ramschkiste einer<br />
Buchhandlung am Schottenring<br />
gekauft, machte mich Julia<br />
Knight mit ihrem Buch Frauen<br />
und der Neue Deutsche Film<br />
auf Lotte Reiniger aufmerksam. Bis dahin<br />
war mir das Werk dieser Regisseurin<br />
gänzlich unbekannt. Ich bin weder im<br />
Kino noch in einer der zahlreichen Publikationen<br />
zur Filmgeschichte – ob nun<br />
nach einem sakrosankten Kanon oder<br />
nach persönlicher Präferenz geschrieben<br />
– oder anderswo auf diese Regisseurin<br />
gestoßen. Erste Nachforschungen<br />
förderten eine (frisch erschienene)<br />
Biographie und eine Videokassettenedition<br />
zu Tage – so vergessen konnte Frau<br />
Reiniger demnach nicht sein. Und doch<br />
sind die Kreise, die sich dem beeindruckenden<br />
Werk des „verrückten Silhouettenmädchens“<br />
– wie ihr wohl einflussreichster<br />
Förderer Paul Wegener sie<br />
nannte – widmen, spezialisiert, beispielsweise<br />
auf das Genre Avantgardefilm<br />
oder auf die Kunst des Scherenschnitts.<br />
Sei es nun aus einer privaten<br />
Geschichte heraus, wie im Fall von Alfred<br />
Happ, Schattenspieler, Biograph<br />
und ein Freund Lotte Reinigers, oder aus<br />
einem ganz speziellen Interesse wissenschaftlicher<br />
Natur, wie im Fall von Julia<br />
Knight.<br />
Lotte Reiniger taucht auch einigermaßen<br />
selbstverständlich in Publikationen<br />
über den <strong>An</strong>imationsfilm auf, in<br />
den „großen“ Filmgeschichten, die ge-<br />
B i l d : S t a d t m u s e u m Tü b i n g e n<br />
schrieben wurden, wird sie aber bestenfalls<br />
in Nebensätzen, Fußnoten oder als<br />
Kollegin von Walt(h)er Ruttmann erwähnt.<br />
Die Tatsache, dass Lotte Reiniger<br />
eine der ersten, schon zu ihren Lebzeiten<br />
bekannten Regisseurinnen der Filmgeschichte<br />
war, wird nicht groß betont.<br />
Dieser Umstand scheint bedeutungslos<br />
und entspricht letztlich der lebenslangen<br />
Haltung von Lotte Reiniger, die es<br />
immer als Selbstverständlichkeit angesehen<br />
hat, das zu tun, was sie am besten<br />
konnte und ihr Leben lang machen<br />
wollte, selbst wenn ihr politische oder<br />
finanzielle Umstände übel mitspielten. 1<br />
Kinetische Lyrik. Lotte Reiniger verschrieb<br />
ihr kreatives Leben der Silhouette. Klein
teilig mit der Schere aus Papier und (für<br />
Filmfiguren) aus dünn gewalztem Blech<br />
ausgeschnitten, war sie die Hauptdarstellerin<br />
in den wunderbaren Geschichten,<br />
die von der Künstlerin mit ihren Filmen,<br />
Schattenspielen und Buchillustrationen<br />
erzählt wurden.<br />
1899 in Berlin geboren, verfolgt Reiniger<br />
von Kindheit an mit Begeisterung<br />
die Fortschritte des Kinos. Eine ihrer Leidenschaften<br />
gehört dem Schauspiel.<br />
Für eine Schulaufführung baut sie ihre<br />
erste Schattenbühne und erntet Bewunderung<br />
für ihr Spiel von Shakespeares<br />
Sturm.<br />
1916 hört Lotte Reiniger einen Vortrag<br />
von Paul Wegener mit dem Titel<br />
Neue Kinoziele – es geht um die künstlerischen<br />
Möglichkeiten des noch neuen<br />
Mediums Film. Wegener beschreibt<br />
seine Vision von „einer Art kinetische[n]<br />
Lyrik“, einer Welt,„die eigentlich nur in<br />
einem toten Bilde existiert“und meint<br />
damit die <strong>An</strong>imation.<br />
Begeistert von dieser Idee wird Lotte<br />
Reiniger Schauspielschülerin bei Max<br />
Reinhardt am Deutschen Theater und<br />
lernt dort Paul Wegener kennen. Sie<br />
schneidet Titelsilhouetten für Filme von<br />
Wegener und wird bei den Dreharbeiten<br />
zum Rattenfänger von Hameln mit<br />
jener Technik konfrontiert, die ihr gesamtes<br />
Filmschaffen prägen sollte – der<br />
<strong>An</strong>imation. Reiniger bewegt mit KollegInnen<br />
hölzerne Ratten in Stopmotion<br />
durch die Altstadt von Bautzen, nachdem<br />
lebende, als Ratten verkleidete<br />
Meerschweinchen den Regieanweisungen<br />
von Wegener nicht Folge leisten<br />
wollten.<br />
1919 eröffnet in Berlin unter der Leitung<br />
von Hans Cürlis das Institut für<br />
Kulturforschung, in dem <strong>An</strong>imationsfilme<br />
(zumeist Unterrichts- bzw. Kulturfilme)<br />
produziert werden. Dort dreht Lotte<br />
Reiniger ihren ersten Silhouettentrickfilm<br />
mit dem Titel „Das Ornament<br />
des verliebten Herzens“. Es folgen weitere<br />
Filme, produziert an einem Tricktisch,<br />
wie ihn die Regisseurin vom ersten<br />
bis zum letzten Film – mit kleinen<br />
Verbesserungen – zur Herstellung ihrer<br />
Werke verwendet. Reiniger beschreibt<br />
die Konstruktion wie folgt:„Man nehme<br />
einen Küchentisch, säge ein Loch hinein,<br />
lege eine Glasplatte darauf, nehme die<br />
Lampe von oben herunter und stelle sie<br />
unter die Glasplatte und hänge sich ei-<br />
ne Kamera oben drüber, so daß sie von<br />
oben herunter auf das Bild sieht.“ 2 Die<br />
Papier/Blechfiguren werden auf der<br />
Glasplatte platziert und von unten beleuchtet,<br />
so dass sie als Silhouette erscheinen.<br />
1923 bis 1926 entsteht in einem<br />
kleinen Atelier über der Garage des<br />
Hauses von Bankier Louis Hagen mit<br />
der Hilfe von Carl Koch (Lotte Reinigers<br />
Ehe- und Arbeitspartner), Walt(h)er<br />
Ruttmann, Berthold Bartosch, Alexander<br />
Kardan und Walter Türck, Lotte Reinigers<br />
Opus Magnum „Die Geschichte<br />
des Prinzen Achmed“, ein Silhouettentrickfilm<br />
von über einer Stunde Länge.<br />
Inhaltlich angelehnt an die „Erzählungen<br />
aus Tausend und eine Nacht“, befindet<br />
sich die Reiniger in der Interpretation<br />
eines Märchenstoffes in ihrem<br />
Element.<br />
Märchenhafte Silhouette. „Ich glaube mehr<br />
an Märchen als an Zeitungen“ 3 , so die<br />
überzeugte Position Reinigers. Unabhängig<br />
von zeitgeistigen Strömungen<br />
und cineastischen Bewegungen, sind<br />
die Oper und das Märchen die großen<br />
Inspirationen, aus denen Lotte Reiniger<br />
mit unerschöpflicher Fantasie ihre Silhouettenfilme<br />
schafft.<br />
1935 wird die Arbeits- und Lebenssituation<br />
in Deutschland für das Ehepaar<br />
Reiniger/ Koch zur Zumutung. Der<br />
Reichsfilmdramaturg Willy Krause deklarierte<br />
den Silhouettenfilm für tot:<br />
„Der Scherenschnittfilm ist unrealistisch,<br />
ist Illusion und seine Form ist romantisch<br />
[...] Wir haben keinen romantischen<br />
Raum mehr, sondern einen realistischen.“<br />
4 Koch war durch seine Zusammenarbeit<br />
mit Jean Renoir und<br />
aufgrund seiner offensiven Äußerungen<br />
gegen den Nationalsozialismus dem<br />
Regime ohnehin ein Dorn in Auge. Reiniger<br />
und Koch verlassen das ehemals<br />
künstlerisch pulsierende Berlin und gehen<br />
nach England. Sie kehren, 1943, für<br />
fünf Jahre nach Deutschland zurück.<br />
Schattenspiele. Nach dem Krieg endgültig<br />
in England angesiedelt, gelingt es Reiniger,<br />
wieder bei der G.P.O. Film Unit, nun<br />
unbenannt in Crown Film Unit, unterzukommen.<br />
Sie produziert Werbefilme<br />
und gestaltet Schattenspiele für die<br />
Bühne der Hogarth Puppets. 1952 gründen<br />
Louis Hagen jr. und Vivian Milroy<br />
die Primrose Productions, die Filme von<br />
Reiniger für das englische und US-amerikanische<br />
Fernsehen produziert. Im<br />
gleichen Jahr zieht das Ehepaar Reiniger/<br />
Koch in die Künstlerkolonie von<br />
William Ohly in New Barnet. Ein Jahr<br />
später beginnt Reiniger mit der Arbeit<br />
an einer Serie von 13 Märchenfilmen, einer<br />
davon eine Aschenputtel-Adaption.<br />
Schon 1922 entstand ein Aschenputtel,<br />
ästhetisch und inhaltlich geprägt von<br />
unzensierter Experimentierfreude. In<br />
der Nachkriegszeit verändert sich der<br />
Zugang. Die Filme der Märchenserie<br />
sind für Kinderaugen bestimmt. Lotte<br />
Reiniger, die in der Umsetzung ihrer Filme<br />
immer möglichst nach der Originalvorlage<br />
vorgehen wollte, sieht in der<br />
Hänsel und Gretel-Verfilmung, so wie<br />
es bei den Grimms geschrieben steht,<br />
die Verbrennung der Hexe vor. „Die Produzenten<br />
waren jedoch der Meinung,<br />
dass man auch in einem Silhouettenfilm<br />
so wenige Jahre nach dem Holocaust<br />
eine solche Szene nicht zeigen<br />
dürfe.“ 5<br />
Lotte Reiniger gab offen zu, sich<br />
nicht sonderlich für Politik zu interessieren.<br />
Trotzdem lesen sich die Arbeiten ihrer<br />
einzelnen Lebensabschnitte wie eine<br />
Mikrochronologie politischer, gesellschaftlicher<br />
und künstlerischer Umschwünge.<br />
1963 stirbt Carl Koch. Der Verlust ihres<br />
Lebensmenschen und wichtigsten<br />
Arbeitspartners veranlasst Lotte Reiniger<br />
dazu, vorerst keine Filme mehr zu<br />
drehen. Sie widmet sich dem Schattentheater<br />
und schreibt ein Buch mit<br />
dem Titel „Shadow Puppets. Shadow<br />
Theatre. Shadow Films“, das 1970 erscheint.<br />
6 Spät erinnert man sich in<br />
Deutschland wieder an die Silhouettenkünstlerin:<br />
1969 widmet ihr die<br />
Deutsche Kinemathek Berlin zum 70.<br />
Geburtstag eine Filmretrospektive und<br />
1972 erhält sie das Filmband in Gold für<br />
ihre Verdienste um den deutschen Film.<br />
Ein paar Monate vor ihrem Tod<br />
zieht Lotte Reiniger nach Dettenhausen<br />
in das Haus der Familie Happ. Sie<br />
stirbt am 19. Juni 1981 und hinterlässt<br />
ein riesiges Werk, voll mit ästhetischen<br />
Feinheiten, märchenhaften Figuren<br />
und schlauen Beobachtungen. Bis heute<br />
ist das filmische Werk Lotte Reinigers<br />
eine fantastische Ausnahmeerscheinung.<br />
❚<br />
forumwissenschaft<br />
1 Alfred Happ berichtet in einem<br />
Interview mit der Verfasserin, dass<br />
Lotte Reiniger ganz erstaunt war, als<br />
sie in den 1970er Jahren während einer<br />
Lecture-Tour durch die USA und<br />
Kanada darauf angesprochen wurde,<br />
eine Pionierin und Vorreiterin in der<br />
männlich dominierten Filmbranche<br />
zu sein. Sie habe, so Happ, nie darüber<br />
nachgedacht, ob ihr der Beruf, den sie<br />
als Frau ausführte, zustünde oder<br />
nicht.<br />
2 Lotte Reiniger im Gespräch mit Walter<br />
Schobert.<br />
3 Ashoff, Brigitta:„Ich glaube mehr an<br />
Märchen als an Zeitungen. Eine Begegnung<br />
mit der Filmpionierin Lotte<br />
Reiniger“ In: Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung vom 14. November 1981, ohne<br />
Paginierung.<br />
4 Willy Krause in der Deutschen Filmzeitung<br />
vom 30. Juni 1935, zitiert nach<br />
Happ, Alfred: Lotte Reiniger 1899 –<br />
1981. Schöpferin einer neuen Silhouettenkunst.<br />
Tübingen 2004, S. 48.<br />
5 Happ, S. 84.<br />
6 Die deutsche Ausgabe folgt 1981,<br />
vor kurzem hat das Stadtmuseum Tübingen<br />
das Buch neu aufgelegt.<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 23
Endlich<br />
Mit Schwarz-Blau-Orange ging auch die Ära veterinärmedizinischer Frauenpolitik zu Ende, von<br />
der vor allem Atemschutzmasken in Erinnerung geblieben sind. Heidi Ambrosch und<br />
El Awadalla sagen, was besonders schlimm war.<br />
Heidi Ambrosch<br />
Am <strong>An</strong>fang war der Mann das Haupt – und Rauch-<br />
Kallat war ÖVP-Generalsekretärin und mitverantwortlich,<br />
dass im Jahr 2000 – unter Tierarzt Herbert<br />
Haupt – die Frauenagenden dem Sozialministerium<br />
angegliedert wurden. Die sich in den Jahren<br />
zuvor in diversen Magazinen über die Emanzen<br />
ausweinenden Männer erhielten tierärztlichen Beistand.<br />
Schon ein Jahr später war die Ganze-Männer-Abteilung<br />
unter dem alles sagenden Kürzel<br />
VI/6/6 eingerichtet, der „gegenderte“ Paradigmenwechsel vollzogen: statt<br />
Frauen- Männerförderung. 2002 stand im Zeichen der Emanzen-Disziplinierung.<br />
<strong>An</strong> die 250 Vereine, darunter viele, die sich mit feministischer Medien-,<br />
Beratungs- und Bildungsarbeit befassen, wurden inquisitionsähnlich<br />
mittels eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses durchleuchtet.<br />
Subventionen wurden gekürzt, in einigen Fällen auch gänzlich<br />
gestrichen, ihre Finanzierung auf die Gemeinden und Bundesländer abgewälzt,<br />
die Subventionsvergabe an komplizierte Leistungsnachweise und<br />
Evaluierungsverfahren geknüpft. Auf dem Fuß folgte das geteilte Obsorgerecht,<br />
was geschiedenen Männern ein Erpressungsmittel in die Hand gibt,<br />
um sich bei mütterlicher Verweigerung einer väterlichen Mitentscheidung<br />
der lästigen Unterhaltsverpflichtung entledigen zu können.<br />
Die Ernennung von Rauch-Kallat als Frauen- und Gesundheitsministerin<br />
im Mai 2003 war eigentlich völlig nebensächlich, waren doch die<br />
weiteren Maßnahmen längst auf Schiene: die einschneidenden Veränderungen<br />
im Pensionsrecht mit massiven Verschlechterungen für Frauen,<br />
die Verschärfung des Asylgesetzes. Und so wirkte ihre große <strong>An</strong>sage:„Mit<br />
Frauenpower für Österreichs Frauen ins Jahr 2005“ wie eine Verhöhnung.<br />
Das Ergebnis ihrer dreieinhalbjährigen Amtszeit: Die Lohn- und Gehaltsschere<br />
ging weiter auf statt zu, die Verdrängung von Frauen in ungeschützte<br />
Beschäftigungsverhältnisse ist kontinuierlich gestiegen,<br />
ebenso die Zahl der Frauen, die an oder unter der Armutsschwelle leben.<br />
Kein Wunder, dass sie zugunsten Haubners Männerbericht auf den<br />
längst fälligen Frauenbericht verzichtete.<br />
Die Ad-hoc-<strong>An</strong>twort einer Freundin, auf die Frage, was ihr von der<br />
Rauch-Kallat-Ära in Erinnerung geblieben ist: weiße Schutzmasken. Ende<br />
letzten Jahres ließ die jetzige Frauenministerin Bures Rauch-Kallat via Presseaussendung<br />
zum Thema Kindergeld mitteilen:„Es geht darum, nicht alles<br />
anders, aber vieles besser zu machen.“ Wie jetzt? Hart aber herzlich? ❚<br />
Heidi Ambrosch ist KPÖ-Frauensprecherin<br />
24 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
El Awadalla<br />
Bundesministerium für Gesundheit und Frauen,<br />
allein dieser Titel muss frau zu denken geben. Die<br />
Ministerin, die diesem seltsamen Konglomerat unter<br />
der mehr als sechs Jahre amtierenden schwarzblauorangen<br />
Regierung vorstand, war Maria<br />
Rauch-Kallat. Der Name des Ministeriums und die<br />
Reihenfolge der Zuständigkeiten implizieren, dass<br />
Frausein eine Krankheit ist. Jedenfalls ist frau ohne<br />
Familie nicht gesund, so ließen sich viele von<br />
Rauch-Kallats Aussagen interpretieren. Denn ihre Frauenpolitik war weitestgehend<br />
eine Familienpolitk - und zwar im konservativsten Sinn.<br />
<strong>An</strong>fang der neunziger Jahre war sie Wiener ÖVP-Frauen-Vorsitzende<br />
und Geschäftsführerin des Sozialen Hilfswerks und hat in dieser Eigenschaft<br />
schon damals bemerkenswerte Aktivitäten gesetzt: Aufgrund<br />
persönlicher Bekanntschaft mit „diesen netten jungen Leuten“ (Rauch-<br />
Kallat damals in einem Interview) förderte sie den österreichischen<br />
Zweig des fragwürdigen Schweizer „Vereins zur Förderung der psychologischen<br />
Menschenkenntnis“ (VPM). Die netten jungen Leute traten massiv<br />
gegen Einrichtungen für Suchtkranke ein, verbreiteten homophobe<br />
Thesen usw.<br />
Dank Rauch-Kallat fanden sie ihr Publikum. Mittlerweile hat sich der<br />
VPM aufgelöst, doch seine ehemaligen Mitglieder sind immer noch aktiv,<br />
beispielsweise als erklärte EU-GegnerInnen und VerfechterInnen der<br />
„intakten Familie“.<br />
Vor dem Nationalfeiertag 2005 hatte Rauch-Kallat die Idee, die Bundeshymne<br />
umzudichten. Die Frauen sollten endlich auch vorkommen.<br />
Aus „großer Söhne“ sollte „Töchter Söhne“ werden. Das hätte sich angehört<br />
wie „Töchtersöhne“. Eine großartige Änderung, denn Töchtersöhne<br />
sind schlicht und einfach männliche Enkel und somit wiederum nur<br />
Männer.<br />
Ach ja, sie riet einmal den Frauen, doch einen reichen Mann zu heiraten.<br />
Dass ihr selbst das schon gelungen war, sagte sie nicht dazu. Sie<br />
ist verheiratet mit dem „Grafen“ Mensdorf-Pouilly, der gern als Lobbyist<br />
und Großgrundbesitzer beschrieben wird. In einem Standard-Interview<br />
im Sommer 2006 sagte sie, sie wolle in die Geschichte eingehen als<br />
Schließerin der Lohnschere. Mit welchen Tricks sie das erreichen wollte,<br />
bleibt zum Glück im Dunklen. ❚<br />
El Awadalla ist Dialektautorin und Widerstandsleserin gegen Schwarzblauorange<br />
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
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tagung<br />
Frauen verdienen mehr<br />
Das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen<br />
veranstaltet im <strong>März</strong> gemeinsam mit der Gleichbehandlungsanwaltschaft<br />
Innsbruck ebendort eine Tagung unter dem Motto: Frauen verdienen<br />
mehr – Strategien gegen die Einkommenskluft zwischen Frauen<br />
und Männern. Neben Vorträgen der Psychologin und Pädagogin Barbara<br />
Stiegler und der Juristin Christine Baur wird es auch Workshops und<br />
Möglichkeiten des Austauschs geben. Weitere Informationen zum Thema<br />
bieten auch die Homepage von Klara! (Netzwerk für Equal Pay und<br />
Gendergleichstellung am Arbeitsmarkt) sowie der Klara! Ressourcenguide,<br />
der seit Jänner diesen Jahres online abrufbar ist. burgi<br />
22.3., 10-17.00, 6020 Innsbruck, Rennweg 12, Haus der Begegnung, Infos: netzwerkfrauenberatungibk@magnet.at<br />
www.netzwerk-frauenberatung.at<br />
mentoring<br />
Förderung zukünftiger Wissenschaftlerinnen I<br />
Das erfolgreiche und bisher drittmittelfinanzierte Mentoring-Programm<br />
für Nachwuchswissenschaftlerinnen (muv) wird an der Universität<br />
Wien ab <strong>2007</strong> institutionalisiert. Das Programm genießt auch international<br />
einen guten Ruf. „Es ist eine unserer erfolgreichsten Frauenfördermaßnahmen<br />
und gilt mittlerweile als Best-Practice-Modell für andere<br />
Universitäten“, so die zuständige Vizerektorin Martha Seeböck.<br />
Das Programm verschreibt sich dem Gruppenmentoring mit dem<br />
Ziel, die wissenschaftliche Laufbahn junger Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
zu fördern und Netzwerke auszubauen. Vierzig Mentees (Dissertantinnen,<br />
Postdoktorandinnen, Habilitandinnen) verschiedener Fächer<br />
und Fakultäten wurden drei Semester lang von zehn ProfessorInnen der<br />
Universität Wien bei ihrem Aufstieg auf der Karriereleiter begleitet und<br />
gefördert. 95 Prozent aller Teilnehmerinnen bewerteten dies als „sehr<br />
gut“. pix<br />
www.univie.ac.at/women/home/mentoring.html<br />
naturwissenschaft<br />
Förderung zukünftiger Wissenschaftlerinnen II<br />
Der Umstand, dass Mädchen seltener als Jungs eine naturwissenschaftliche<br />
Laufbahn anstreben, ist bekannt. Dass Frauen mit Migrationshintergrund<br />
bei Bildung und Beruf benachteiligt sind, auch. Um dem entgegen<br />
zu wirken, wurde nun vom Projekt PROMISE der „Club Lise“ ins Leben<br />
gerufen, um begabte und naturwissenschaftlich interessierte<br />
Mädchen, insbesondere Migrantinnen, zu fördern. Im „Club Lise“ (nach<br />
Lise Meitner) soll Mädchen die Möglichkeit geboten werden, unter <strong>An</strong>leitung<br />
von ForscherInnen die naturwissenschaftliche Praxis hautnah<br />
zu erleben. Neben Österreich gibt es auch in Deutschland, Bosnien und<br />
in der Türkei Partneruniversitäten dieses Projekts, durch das den<br />
Mädchen auch die spätere Studienwahl erleichtert werden soll.<br />
Die von der Europäischen Union geförderte Initiative will die Zahl<br />
der Naturwissenschaftlerinnen in den EU–Ländern erhöhen. Weitere<br />
Projekte von PROMISE sind außerdem die Entwicklung neuer Unterrichtskonzepte<br />
für Naturwissenschaften sowie die Fort- und Weiterbildung<br />
naturwissenschaftlicher LehrerInnen. <strong>An</strong>dA<br />
Fo t o : p i xe l q u e l l e<br />
pflege<br />
Programm für PflegerInnen<br />
an.rissarbeit<br />
<strong>An</strong>gehörigenpflege liegt noch immer in (häufig unbezahlter) Frauenhand.<br />
Die Frauen kämpfen neben körperlichen Beschwerden oft auch<br />
mit psychischen Problemen und sind einer ständigen Überlastung ausgesetzt.<br />
Die OÖGKK bietet für pflegende <strong>An</strong>gehörige im Krankheitsfall<br />
Kuraufenthalte an. Die zu pflegenden Personen werden während der<br />
Abwesenheit der Mutter/Tochter/Schwiegermutter/-tochter von der<br />
Krankenkasse versorgt.<br />
ANNA heißt das Programm und bietet besondere <strong>An</strong>gebote für die<br />
PflegerInnen, wie Rückenschule („Erlernen von ergonomisch richtigem<br />
Heben und Bücken“) und Ernährungstipps, aber auch psychologische<br />
Beratung. Alles in allem eine schöne Sache, die am Pflegenotstand aber<br />
nichts ändert und auch illegale Pflegekräfte nicht einschließt. Statt pflegenden<br />
Frauen drei Wochen im Jahr auf Kur – die ihnen auch ohne Pflegetätigkeit<br />
zusteht – zu schicken, sollten Betreuungsplätze für Pflegebedürftige<br />
ausgeweitet und finanziert werden. liS<br />
nominierung<br />
TechWoman <strong>2007</strong> gesucht<br />
Dass Frauen in technischen Berufen immer noch in der Minderheit sind,<br />
ist kein Geheimnis. Auch heuer gilt es deshalb wieder, jene Frauen ins<br />
Rampenlicht zu stellen, die es mit viel Engagement geschafft haben,<br />
sich in dieser männlich dominierten Branche zu etablieren. <strong>2007</strong> wird<br />
bereits zum dritten Mal die TechWoman-of-the-year gekürt. Dabei handelt<br />
es sich um einen Sonderpreis für erfolgreiche Technikerinnen, der<br />
im Rahmen des Leonardo Award – ein Preis für österreichische Unternehmen<br />
mit innovativen Automationslösungen – vergeben wird. Bis 31.<br />
Mai ist es möglich, engagierte Technikerinnen für diese Auszeichnung<br />
zu nominieren.<br />
Im Jahr 2005 ging der Preis an die Maschinenbauingenieurin Beate<br />
Guschal von General Motors Powertrain Austria. Die TechWoman 2005<br />
versucht junge Frauen zu motivieren, sich für die Technik zu entscheiden:„Ein<br />
technischer Beruf ist nicht nur spannend und interessant, er<br />
bietet auch – anders als viele klassische Frauenberufe – tolle Möglichkeiten<br />
zur Selbstverwirklichung.“ Denn „Technik macht einfach Spaß“<br />
und sollte nicht nur Männern überlassen werden. bek<br />
www.leonardoaward.at<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 27
wissenschaftsarbeit<br />
Fo t o : I r m i Wu t s c h e r<br />
Barbara Grubner, Lektorin am Institut<br />
für Kultur- und Sozialanthropologie<br />
der Universität Wien<br />
Elke Mader, Professorin am Institut für<br />
Kultur- und Sozialanthropologie der<br />
Universität Wien<br />
Sabine Strasser, Dozentin am Institut<br />
für Kultur- und Sozialanthropologie<br />
der Universität Wien und Forschungsbeauftragte<br />
an der ÖAW<br />
28 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Among <strong>An</strong>thropologists<br />
Frauen in der Wissenschaft: Kultur- und Sozialanthropologie. Mit Barbara Grubner,<br />
Elke Mader und Sabine Strasser sprach Burgi Pirolt.<br />
Werde ich nach meiner Studienrichtung<br />
gefragt, antworte<br />
ich brav „Kultur- und Sozialanthropologie“,<br />
was meist zu<br />
fragenden Mienen und nach<br />
einigen erklärenden Worten („früher<br />
hieß das Völkerkunde!“) zu einem „Ach,<br />
des!“ führt, das stets ein „Und, wos<br />
mocht ma damit?“ hinter sich herschleppt.<br />
Früher habe ich diese lästige<br />
Frage mit einem „viel“ oder „alles Mögliche“<br />
beantwortet. Heute bin ich mit<br />
dem „viel“ nicht mehr so freigiebig<br />
und das mit den Möglichkeiten sieht<br />
auch anders aus.<br />
<strong>An</strong>fang. Der Berufseinstieg gestaltet<br />
sich für EthnologInnen ähnlich<br />
schwierig wie für StudienabgängerInnen<br />
anderer geistes-, sozial- oder kulturwissenschaftlicher<br />
Fächer. Es gibt<br />
nicht genügend Jobs, von der Bezahlung<br />
mal ganz abgesehen. Im wissenschaftlichen<br />
Bereich ist die Situation<br />
noch prekärer. Für die Kultur- und Sozialanthropologie<br />
kommt noch erschwerend<br />
hinzu, dass es in Österreich nur<br />
eine sehr geringe <strong>An</strong>zahl entsprechender<br />
Institutionen gibt. Es existieren<br />
nicht – wie beispielsweise in der Soziologie<br />
oder der Politikwissenschaft –<br />
österreichweit mehrere Universitätsund<br />
Forschungsinstitute, sondern es<br />
gibt dieses Fach nur in Wien, erklärt<br />
Sabine Strasser, Dozentin am Institut<br />
für Kultur- und Sozialanthropologie
der Universität Wien. Die Arbeitsverhältnisse<br />
am Institut sind sehr schwierig,<br />
es gibt nur wenige fest angestellte<br />
wissenschaftliche MitarbeiterInnen.<br />
Demgegenüber steht eine große Gruppe<br />
externer Lehrender, deren unsichere<br />
Position an den Universitäten ja hinlänglich<br />
bekannt ist. Beschäftigung<br />
lässt sich eher noch in Form von Auftragsarbeiten<br />
als SelbstständigeR finden,<br />
so Barbara Grubner, Lektorin am<br />
selben Institut. Allerdings ist die Bezahlung<br />
meist eher gering und die<br />
KonkurrentInnen um Förderungen und<br />
Stellen werden immer zahlreicher. Ob<br />
man Forschungsgelder bekommt, ist<br />
von unterschiedlichsten Faktoren abhängig,<br />
u. a. immer auch von den Gutachten<br />
(und den GutachterInnen). Mit<br />
einer Spezialisierung auf ein öffentlich<br />
bzw. medial oder auch politisch gerade<br />
fokussiertes Thema, hätte man beispielsweise<br />
kurzfristig eventuell Vorteile,<br />
erläutert Grubner. Zudem würden<br />
Drittmittel auch für Universitäten<br />
oder geförderte Forschungseinrichtungen<br />
immer wichtiger, womit die „ungebundenen“<br />
ForscherInnen auch mit<br />
diesen in Konkurrenz um Mittel stünden,<br />
so Strasser.<br />
Als so genannteR „freieR“ WissenschaftlerIn<br />
hangelt man sich von Stipendium<br />
zu befristeter Stelle und<br />
zurück, ein paar Monate hier, ein Jahr<br />
dort. Nicht selten braucht man Förderungen<br />
von mehreren Stellen, um ein<br />
Forschungsvorhaben finanzieren zu<br />
können, und jedem muss man es dabei<br />
recht machen.<br />
Mittlerweile bietet selbst eine Professur<br />
nicht mehr unbedingt Sicherheit.<br />
Auch hier gibt es bereits befristete<br />
Stellen, ein Trend, der sich in Zukunft<br />
noch verstärken wird, prognostiziert<br />
Strasser. Dies erfordert Flexibilität bis<br />
ins hohe Alter und stets besteht die<br />
Möglichkeit, wieder in prekäre Situationen<br />
zu geraten, was mit zunehmendem<br />
Alter immer problematischer<br />
wird.<br />
Aufstieg. Im anglophonen Raum gab es<br />
in der Geschichte des Faches einige<br />
große Wissenschaftlerinnen – zu den<br />
bekanntesten zählen bspw. Margarete<br />
Mead und Ruth Benedict –, doch in der<br />
Wiener Forschungstradition sind Frauen<br />
rar. Das Fach war von <strong>An</strong>fang an eine<br />
Männerdomäne, die Tradition eine<br />
rein männliche, sagt die Professorin Elke<br />
Mader. Sie war die erste Frau am<br />
Institut für Kultur- und Sozialanthropologie<br />
in Wien, die sich habilitierte.<br />
Dies sei kein Studium für Frauen, wurde<br />
ihr am Beginn ihres Studiums von<br />
einem nun bereits lange emeritierten<br />
Professor mit auf den Weg gegeben.<br />
Die Situation hat sich zwar gebessert<br />
und der <strong>An</strong>teil weiblicher Studierender<br />
ist mittlerweile sehr hoch 1 , je weiter<br />
man jedoch in der Hierarchie nach<br />
oben blickt, desto weniger Frauen bekommt<br />
man zu Gesicht. Einen der<br />
Hauptgründe dafür sieht Strasser darin,<br />
dass diese Institutionen über Jahrhunderte<br />
von patriarchalen Strukturen<br />
geprägt wurden. Die informellen Netzwerke<br />
zwischen Männern und die<br />
berühmt-berüchtigten Seilschaften<br />
sind das logische Resultat. Die Mentoring-Programme<br />
an der Universität Wien<br />
wollen diesen Männerbünden etwas<br />
entgegensetzen, doch solche<br />
Mentoring-Beziehungen sind nicht zuletzt<br />
eine Sache der Chemie und dementsprechend<br />
schwer formalisiert<br />
durchzuführen. Feministische Perspektiven<br />
und eine theoretische und politische<br />
Positionierung, die an den patriarchalen<br />
Strukturen in Universität und<br />
Gesellschaft zu rütteln beginnen (wie<br />
sie auch im Mentoring-Programm der<br />
Universität Wien derzeit verfolgt werden),<br />
bilden eine wichtige Grundlage<br />
für Veränderungen dieser Strukturen,<br />
so Strasser.<br />
Ausstieg. Die Situation hat sich zwar<br />
durch die Einrichtung von Stipendien<br />
und Förderung frauenspezifischer<br />
Lehrinhalte etwas gebessert, doch die<br />
Quote ist längst nicht ausgeschöpft.<br />
Der Frauenanteil auf der Ebene der<br />
Professuren ist immer noch sehr niedrig<br />
und daran haben auch die Frauenförderprogramme<br />
der letzten zwanzig<br />
Jahre erstaunlich wenig verändert, betont<br />
Strasser. Bei den externen LektorInnen<br />
ist die Frauenquote hingegen<br />
sehr hoch, was viel über die strukturellen<br />
Gegebenheiten und die Einstellungspolitik<br />
der Uni verrät, so Mader.<br />
Die gläserne Decke wirkt, sind alle drei<br />
Wissenschaftlerinnen überzeugt. Die<br />
große Diskrepanz zwischen der <strong>An</strong>zahl<br />
jener Frauen, die in den Wissenschaftsbereich<br />
einsteigen und jenen, die in<br />
der Hierarchie auch aufsteigen, lasse<br />
sich keinesfalls mit persönlichen Gründen,<br />
Überlastung etc. erklären, die zum<br />
Ausstieg aus dem Wissenschaftsbetrieb<br />
führen. Es gibt zwar frauenfördernde<br />
Maßnahmen an den Unis, doch<br />
der Weg durch die Instanzen ist lang.<br />
Solange das Missverhältnis in den entscheidenden<br />
Positionen so groß ist,<br />
finden sich auch entsprechend weniger<br />
Frauen in den Entscheidungsgremien<br />
im Senat, in der Fakultät und in<br />
den Berufungskommissionen. Das<br />
macht Frauen das Nachrücken nicht<br />
leichter.<br />
<strong>An</strong>erkennung. Sollte man unter diesen<br />
Bedingungen überhaupt noch eine<br />
wissenschaftliche Karriere anstreben?<br />
Ja, es sollte unbedingt mehr Frauen in<br />
der Wissenschaft geben, darin ist man<br />
sich einig. Elke Mader wünscht sich,<br />
dass möglichst viele Frauen eine wissenschaftliche<br />
Karriere anstreben und<br />
versuchen, sich durchzusetzen, damit<br />
die Wissenschaft kein männlich dominierter<br />
Raum bleibt. Sabine Strasser<br />
möchte lieber keine Empfehlungen geben<br />
und die Entscheidung jeder Einzelnen<br />
überlassen. Auch deshalb, weil die<br />
Arbeit im Wissenschaftsbetrieb prinzipiell<br />
endlos scheint: Die Ferien nütze<br />
man zum Schreiben, die Abende, um<br />
E-Mails zu beantworten und die Wochenenden<br />
sollte man möglichst damit<br />
verbringen, sich Forschungsanträge<br />
zu überlegen. Fehlende Freizeit lasten<br />
sich viele zudem auch noch selbst<br />
an: weil sie sich die Zeit nicht effizient<br />
genug einteilten oder nicht gut genug<br />
seien.<br />
Es gibt auch kaum Maßstäbe um<br />
Leistungen objektiv messbar zu machen,<br />
die einzige wirklich sichtbare <strong>An</strong>erkennung<br />
wäre eine <strong>An</strong>stellung, die<br />
aber vielen verwehrt bleibt. Das universitäre<br />
System fördere diese Sichtweise<br />
der Selbstverschuldung, findet<br />
auch Grubner. Es sei schwer, an der<br />
Universität Menschen zu finden, die<br />
sich nicht für zu schlecht, unqualifiziert<br />
oder zu wenig intelligent halten<br />
und nicht mit dem Defizit leben, jederzeit<br />
„aufgedeckt“ werden zu können.<br />
Deswegen ist es ihr besonders wichtig,<br />
immer wieder zu betonen, dass<br />
Frauen systematisch und strukturell<br />
benachteiligt werden und für ihre Lage<br />
nicht unbedingt selbst verantwortlich<br />
sind. ❚<br />
arbeitwissenschaft<br />
1 Laut Studierenden-Statistik der<br />
Universität Wien mehr als 75%<br />
(http://studieren.univie.ac.at/<br />
index.php?id=959)<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 29
kulturan.riss<br />
fernsehshow<br />
You can feminism!<br />
Zum internationalen Frauentag gibt es beim Wiener Fernsehsender<br />
OKTO einen Fokus:„You can feminism!“ Eine Show beschäftigt sich<br />
zunächst mit den Dos und Don’ts auf dem Weg zur feministischen<br />
Rampensau. Ein Kollektiv aus den an.<strong>schläge</strong>n, fiber. werkstoff für feminismus<br />
und popkultur, le.f.t und collabor.at führt am 8.3. ab 22.00 durch<br />
den Abend.<br />
Die illustren Studiogästinnen Denice (Bonanza Jellybeans), Sue<br />
(suetoyou) und „Neomusikerin“ Irmi plaudern über den „echten“ feminist-Style,<br />
die korrekten Moves auf der Bühne und im Leben sowie über<br />
die feministische Kunst des Liedermachens. Musikvideos, Modenschau,<br />
Radical Cheerleading-Performances und kämpferisches Karaoke-Singen:<br />
lauter Paradeanweisungen für die Popqueen:„the most important is the<br />
attitude“.<br />
Im <strong>An</strong>schluss zeigt die feministische Filmnacht drei Dokumentationen<br />
zum Thema feministische/queere Musikerinnen/Bands und Clubszene.<br />
Kristen Wolfs „Club Q“ über den legendären Lesbenmusikclub in<br />
San Francisco. „Rampenfiber“, die Doku von Bea Bösinger und Roland de<br />
Roo entstand im Zuge des gleichnamigen Festivals der Zeitschrift fiber.<br />
werkstoff für feminismus und popkultur. Katharina Ellerbrocks Film „Female<br />
+ Queer Words + Beats“ porträtiert die aktuelle Musikszene in einer<br />
ungewohnt erfrischenden Ästhetik abseits diverser Clipmanier. We<br />
feminism you down, baby! s-r<br />
Oktofokus Frauentag, TV-Show„You can feminism“, anschließend Feministische Filmnacht, Erstausstrahlung auf Okto: 8.3.,<br />
22.00, Wiederholung10.3. 21.45, Live-Webstream unter www.okto.tv<br />
musik<br />
Female Songwriting<br />
Wer von Songwritern spricht, meint Männer. Bob Dylan und Leonard Cohen<br />
beispielsweise. Eine Gitarre, ein Schmerz, ein Mann. <strong>An</strong>lässlich des<br />
Internationalen Frauentags will die Vienna Songwriting Association<br />
(VSA) zeigen, dass es durchaus auch SongwriterINNEN gibt: Joni Mitchell<br />
und <strong>An</strong>i Di Franco zum Beispiel. Und auch in Österreich gibt es sie.<br />
Vier davon bittet die VSA bereits am 1. <strong>März</strong> auf die Bühne.<br />
Katrin Navessi begleitet ihre u. a. von Sinead O´Connor, Björk und P. J.<br />
Harvey beeinflussten Songs mit minimalistischem Gitarrenspiel. Die Singer/Songwriterin<br />
Magdalena Piatti nimmt mit ihrer Musik den Weg „von<br />
30 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Foto:Eva Kuntschner<br />
Herz zu Mensch“ und singt ihre romantischen Balladen am Klavier. Laura<br />
Rafetseder glaubt an den großen Song, der aus einem wunden Punkt<br />
entsteht und singt von Widersprüchen, wenn das Sprechen scheitert.<br />
Mika Vember gehört nicht nur zur Band Clara Luzia, sondern spielt auch<br />
solo. Ein Lied, eine Gitarre, eine Geschichte:Welcome to Planet Vember. les<br />
1.3., 20.00, Gasthaus Vorstadt, 1160 Wien, Herbststraße 37, www.vorstadt.at<br />
VVK: Jugendinfo Wien: 8,- Euro/ Abendkassa: 10,- Euro/ VSA-Mitglieder: 6,- Euro<br />
frauen.feiern<br />
Feierfrauen<br />
Am 8. <strong>März</strong> ist einiges los. Erstens findet natürlich die traditionelle Frauentagsdemo<br />
in Wien statt (Ort und Zeit bitte selbst googeln), in Graz die<br />
Aktion „sichtbar scharf“: Treffpunkt ist um 15.00, Bahnhofsvorplatz.<br />
<strong>An</strong>schließend gibt es einen Frauenspaziergang (ab 17.00, Tummelplatz 9).<br />
Radio Orange widmet sein Programm ebenfalls dem Frauentag, den gesamten<br />
Tag gibt es verschiedenste Beiträge von FemistInnen für FeministInnen.<br />
Aber am Frauentag soll ja nicht nur demonstriert und diskutiert,<br />
sondern schließlich auch gefeiert werden. Die verschiedenen Frauenzentren<br />
und -lokale lassen sich deshalb auch ein entsprechendes Programm<br />
einfallen, sodass frau nach erledigter Demo die Qual der Wahl<br />
hat: In Wien veranstaltet Club Quote im Marea Alta ein Special zum<br />
Frauentag. Am Beginn des Abends gibt es ein Screening des Okto-Themenabends<br />
„You can feminism“ zum Frauentag, anschließend legen die<br />
Quote-Frauen auf. Im Frauencafé ist ein Demo-Dinner und Chill-Out geplant,<br />
es gibt veganes Gulasch und Dhal sowie das übliche Musikprogramm.<br />
Auch die FZ-Bar lädt im <strong>An</strong>schluss an die Demo zum traditionellen<br />
Frauenfest mit Essen, Musik und mehr ein.<br />
Im TÜWI ist rund um den Frauentag eine Aktionswoche mit Workshops,<br />
Filmen etc. geplant, am Frauentag selbst gibt es ab 20.00 ein<br />
BäuerInnen Fest. In Graz wird ab 18.30 das neue Gebäude der DOKU<br />
Graz eröffnet, anschließend gemeinsamer Aufbruch zum women only<br />
Fest ab 20.00 im Nittle`s, wo als Live-Acts Chatterbox und 3 ladies of jazz<br />
auftreten werden. Die Innsbrucker kinovi[sie]on verknüpft seit 2005<br />
die gesellschaftspolitische Bewegung mit der filmischen: Im Leokino<br />
werden am Frauentag nicht nur bemerkenswerte Filme wie Helke Sanders<br />
„Mitten im Malestream“ gezeigt. Für Bewegung sorgt sicher auch<br />
Marie-Luise <strong>An</strong>gerers Vortrag sowie ab 23.00 die System Error_Peep-<br />
Subversive Show by ArchFem und der Sound mit DJane Jenny.<br />
Mit dem 8. <strong>März</strong> ist das Programm aber noch nicht vorbei, denn am<br />
10. <strong>März</strong> ist die große Frauentagsparty der Quote im Wiener Fluc, hier legen<br />
erstmals alle vierzehn Quote Frauen gemeinsam auf. Ebenfalls am<br />
10. <strong>März</strong> findet im Frauenzentrum EGA ein Fest zum internationalen<br />
Frauentag statt, geplant sind ein Talk mit Frauenministerin Doris Bures,<br />
eine Vernissage von Karikaturistin Marie Marcks und ein Konzert von<br />
Saint Privat, anschließend legt eine DJane auf. trude<br />
Radio Orange 94,0, www.o94.at,<br />
OKTO, www.okto.tv<br />
marea alta, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 28, www.marea-alta.at<br />
Frauencafé, 1080 Wien, Lange Gasse 11, www.frauencafe.com,<br />
FZ-Bar, 1090 Wien, Währingerstraße 59/6, www.fz-bar.wolfsmutter.com<br />
TÜWI, 1190 Wien, Peter-Jordan Straße 76, www.tuewi.action.at<br />
EGA, 1060 Wien, Windmühlgasse 26 , www.ega.or.at<br />
DOKU Graz, 8010 Graz, Radetzkystrasse 18 / Nelkengasse 5, www.doku.at<br />
Leokino, 6020 Innsbruck, <strong>An</strong>ichstr. 36, www.leokino.at/kinovisieon/kinovisieon.php<br />
Nittle`s, 8010 Graz, Grabenstraße 28, www.nittels.at
Foto: Mobilefilm Produktion<br />
film<br />
Wieder gefunden<br />
„Vienna´s lost daughters“ von Mirjam Unger erzählt die Geschichten<br />
von acht Frauen, die 1938/39 aus Wien fliehen mussten. Alle leben heute<br />
mit ihren Familien in New York. Einige vermissen Wien nach wie vor, die<br />
anderen können selbst den Gedanken an eine Rückkehr nicht ertragen.<br />
Unger zeigt, welche Verbindung zu Wien trotz dieser leidvollen Erfahrungen<br />
und Erinnerungen häufig weiterhin besteht. Auch die jüngere<br />
Generation beschäftigt die Geschichte ihrer Großmütter oder Mütter.<br />
Die Tochter einer Protagonistin kann beispielsweise keine Aufzüge benutzen<br />
oder mit der U-Bahn fahren, ein Enkelsohn bricht im Film in Tränen<br />
aus, als er die Geschichte seiner Großmutter reflektiert.<br />
Trotz allem ist es ein Film über das Leben und wie mit der eigenen<br />
Geschichte umgegangen wird, ohne daran zu zerbrechen. IS<br />
Ab 23.03.07 im Kino. Mehr Information unter: www.viennaslostdaugthers.at.<br />
akkordeon.festival<br />
Im Akkord<br />
Von 25.2. bis 25.3. findet in Wien das internationale Akkordeonfestival<br />
statt. Das Festival, das es bereits seit sieben Jahren gibt, hat sich mittlerweile<br />
als Kulturfestival mit breitem Spektrum etabliert. Alpenländische<br />
Schunkelmusik wird frau wohl vergeblich suchen, dafür findet sich alles<br />
andere, was eine „Quetschn“ so hergibt: von Tango und Klezmer über<br />
Wienerlied und schrägen Austro-Underground bis hin zum Jazzakkordeon<br />
und Swing. Österreichische Stars wie Otto Lechner oder Attwenger<br />
sind natürlich vertreten, ebenso wie Akkordeon-Weltstars. Neben den<br />
Konzertabenden gibt es außerdem Filmbrunches, Lesungen und Kinderunterhaltung.<br />
Besonders erfreulich auch, dass der <strong>An</strong>teil teilnehmender Frauen<br />
heuer bislang der höchste in der Geschichte des Festivals ist. Als Vertreterin<br />
der heimischen Szene tritt etwa Barbara Faast mit Wiener Schrammelmusik<br />
auf. Internationale Akkordeonistinnen bringen neue russische<br />
Musik, musikalische Seelentrips und sizilianischen Folk nach Wien. Besonders<br />
schräg klingt, was Tini Trampler & die dreckige Combo darbieten:<br />
eine gewagte Mischung aus Berliner Chanson, Italo-Pop und Western-Sound.<br />
trude<br />
Infos unter: www.akkordeonfestival.at oder T. 0676 512 91 04<br />
Fo t o : J e n s Pe t z Ka s t n e r<br />
michèle thoma<br />
Das Kondom ist geplatzt!<br />
an.risskultur<br />
Sie stehen vor dem Nudelregal. Sie schauen die Nudeln an und auch<br />
wieder nicht. Sie stehen so da.<br />
Hi ihr zwei, sage ich und strahle heran. Hallo, sagt Joy. Leise.<br />
Hallo, sagt Tarek. Leise.<br />
Sie haben etwas Geducktes an sich.<br />
Was ist denn los? frage ich. Was schaut ihr so?<br />
Das Kondom ist geplatzt! sagt Joy. O, sage ich. Das Kondom ist geplatzt!<br />
Was sollen wir jetzt machen? fragt Joy. Puh! Sage ich. Wann<br />
war der Eisprung? Gerade da, sagt Joy.<br />
Eine Frau tritt ans Nudelregal.<br />
Du hast doch eine Spirale, sage ich. Das ist doch gar nicht sicher,<br />
flüstert Joy.<br />
Tarek schaut nur. Woanders hin.<br />
Naja, sage ich. Ziemlich sicher doch. Die Frau studiert die Nudeln. Hm,<br />
sage ich. Vielleicht ein Promillerisiko. Ich will kein Promillerisikokind,<br />
sagt Joy. Ich will überhaupt kein Kind.<br />
Wenn du jetzt keine Ruh gibst, sagt eine Stimme hinter mir.<br />
Sie sagt es zu dem kleinen Wesen, das an ihr hängt und sich von ihr<br />
schleifen lässt. Waast eeh was dann!<br />
Ich will einen Schlecker, Oma! Ich nehme die Pille danach, sagt Joy.<br />
Nur … es ist schon über 24 Stunden her..<br />
Dann mal pronto, sage ich. Es ist kurz vor Ladenschluss und kurz nach<br />
so ziemlich allen Ordinationsschlüssen.<br />
So besonders gesund ist das auch nicht, grübele ich.<br />
Die Frau kann sich zwischen Spiralen, Nudeln mit und ohne Ei anscheinend<br />
nicht entscheiden.<br />
Das Blöde ist nur, sagt Joy. Was ist das Blöde? Das Blöde ist nur. Vor<br />
zwei Monaten. Da. Hab. Ich. Sie. Auch schon genommen.<br />
Was? Wieso?<br />
Da war das Kondom auch schon geplatzt.<br />
Tarek ist im Weltraum verschwunden. In der von Spermatozoidenfeuerwerken<br />
erleuchteten Unendlichkeit.<br />
Oma!! schreit das kleine Mädchen.<br />
Sehr geehrte Damen und Herren…, sagt der Lautsprecher.<br />
Wir finden schon eine Lösung, sage ich vollautomatisch.<br />
Ich muss endlich meine Nudeln kaufen. Clever oder ja natürlich?<br />
Fo t o : A rc h i v<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 31
queersm<br />
Fo t o : J u d i t h S c h o ß b ö c k<br />
The Power of Gender: Surrender?<br />
32 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Eine interdisziplinäre Konferenz in Berlin widmete sich erstmals der Verschränkung von<br />
Sadomasochismus und Queer Studies, versprühte internationalen Charme und hatte<br />
mehr als nur Vorträge zu bieten. Ein Bericht von Judith Schoßböck<br />
Als Konzept, das gegen normative<br />
Geschlechteridentitäten<br />
ankämpfen will, ist Queer mittlerweile<br />
besonders im englischsprachigen<br />
Raum als anerkannter<br />
Forschungsbereich etabliert. Der Begriff<br />
wird oft als Sammelbezeichnung<br />
für Schwule und Lesben gebraucht, bezieht<br />
sich jedoch auf alles, was geschlechtlich<br />
der Norm der Dominanzkultur<br />
widerspricht. Queer meint Transgenders<br />
und Bisexuelle ebenso wie SadomasochistInnen<br />
und wendet sich mit<br />
einem erweiterten Identitätsbegriff gegen<br />
die gesellschaftlichen Mechanismen<br />
von Unterdrückung und Heteronormativität.<br />
Auch im deutschsprachigen Wissenschaftsraum<br />
denkt man zunehmend<br />
„queerer“. Zu Recht, denn an der<br />
Forschungsrichtung kommt man im<br />
Rahmen feministischer Fragestellungen<br />
nicht vorbei, wenn es darum geht, traditionelle<br />
Vorstellungen von Sexualität zu<br />
durchleuchten. Sadomasochismus ist<br />
dabei einer von zahlreichen möglichen<br />
Schwerpunkten.<br />
Die interdisziplinäre Konferenz<br />
„Performing and Queering Sadomasochism“<br />
vom 8.-11.2.<strong>2007</strong> in Berlin hat dabei<br />
einen innovativen Kurs eingeschlagen.<br />
Zum einen, weil sie – sieht man<br />
von Themenabenden in der Subkultur<br />
und Tagungen aus dem sexualwissenschaftlichen<br />
Bereich ab – kulturwissenschaftliches<br />
Neuland darstellt. Zum anderen,<br />
weil neben der theoretischen<br />
Auseinandersetzung auch Projekte geboten<br />
wurden, die das dichte Vortragsprogramm<br />
künstlerisch ergänzten. Im<br />
Rahmen des Sonderforschungsbereiches<br />
„Kulturen des Performativen“ der<br />
freien Universität Berlin konnte man<br />
von frühmorgens bis spätabends Stationen<br />
eines internationalen Wissenschaftsdiskurses<br />
durchlaufen.<br />
Station 1: Performance und Politik. Dass Sadomasochismus<br />
(SM) auch in Mainstream-Kulturen<br />
seinen Eingang gefun-<br />
den hat, wurde im Vortrag von David<br />
Savran (New York) deutlich. Seit 1990<br />
wird er auch in der Populärpresse nicht<br />
mehr ausschließlich als Krankheit rezipiert.<br />
Besonders der amerikanische Aktionismus<br />
kämpfte gegen eine Pathologisierung<br />
der Betroffenen. Auf politischer<br />
Ebene kritisierte Savran insbesondere<br />
die Vermengung zweier Welten: So<br />
wurde SM im selben Atemzug mit der<br />
Berichterstattung um die Foltermethoden<br />
im Irak genannt, eine Tendenz, die<br />
auch Margot Weiss (Durham) in ihrem<br />
Beitrag aufgriff. Statt SM wurde darum<br />
den Begriff „New Imperial Sadism“ vorgeschlagen,<br />
der einer Re-Pathologisierung<br />
entgegenwirken soll.<br />
„If I cut my body open, it is only because<br />
of my love for you.“ Lesbische Performances<br />
der Künstlerinnen Gina Pane<br />
und Catherine Opie standen im Mittelpunkt<br />
der Präsentation von Pawel Leszkowicz<br />
(Poznan).<br />
Die Verkörperung von Schmerz<br />
wird in der Konzeptkunst der 1970er
Jahre zum feministischen Statement.<br />
Pane, die in Weiß auftrat und Elemente<br />
wie Rosen und Rasiermesser miteinander<br />
verband, kann als kommerzielle<br />
queere Künstlerin bezeichnet werden.<br />
Liebesschmerz und die Position der Frau<br />
werden in ihrer Radikalität durch blutigen<br />
Aktionismus spürbar gemacht. Die<br />
Installationen verstehen sich als explizit<br />
lesbischer Kommentar zum Leiden in einer<br />
homophoben Umgebung.<br />
Ein eigener Vortragsblock setzte<br />
sich mit der Möglichkeit, Politik durch<br />
Sadomasochismus zu durch“queeren“,<br />
auseinander. <strong>An</strong>gieszka Weseli (Warszawa)<br />
stellte sich die Frage, wie lesbische<br />
Frauen in Polen mit SM umgehen und<br />
schlussfolgerte, dass Feminismus dort<br />
oft als ein Kontrapunkt zu SM erlebt<br />
wird. Während nahezu alle lesbischen<br />
Polinnen sich als Feministinnen definierten,<br />
leben wenige ihre sadomasochistischen<br />
Fantasien aus. Mangel<br />
herrscht auch an speziellen Interessensgemeinschaften<br />
bzw. Webseiten.<br />
Die Führung durch die Ausstellung<br />
„normal love“ begann mit den Fotografien<br />
einer „maid of all works“ aus dem<br />
viktorianischen London. Hannah Cullwick<br />
war sehr stolz auf ihre Männlichkeit<br />
und ihre schmutzigen, großen Hände,<br />
mit denen sie von morgens bis<br />
abends putzte. Die ausgestellten Porträts<br />
sind Ausdruck eines sadomasochistischen<br />
Verhältnisses, in das Hannah<br />
mit einem Mann der bürgerlichen Klasse<br />
involviert war.<br />
Um dieses historische Material<br />
sind weitere zeitgenössische Bilder, Videos<br />
und Installationen installiert. „normal<br />
love“ versteht sich als eine <strong>An</strong>regung,<br />
die historische sexuelle Arbeit in<br />
queere Politiken zu übersetzen.<br />
Nach Beiträgen zu sadomasochistischen<br />
Elementen in Filmen der 1970er<br />
Jahre und Rainer Werner Fassbinders,<br />
bot sich die Möglichkeit, der Vorführung<br />
des in Deutschland indizierten<br />
Films „Verführung: Die Grausame Frau“<br />
(D 1985) in <strong>An</strong>wesenheit der Regisseurin<br />
Monika Treut (Hamburg) beizuwohnen.<br />
Die anschließende Diskussion warf die<br />
Frage auf, inwieweit auch Indizierungsmechanismen<br />
durch bestehende Vorstellungen<br />
von Geschlechterrollen motiviert<br />
sein könnten. Vor allem aber wurde<br />
viel gelacht und gezeigt, dass Sadomasochismus<br />
kein todernstes Thema<br />
sein muss.<br />
Station 2: Körper und Macht. Die Vorträge<br />
rund um Transsexualität (Susan Stryker,<br />
San Francisco) und „Body Modification“<br />
im Rahmen eines neo-primitivistischen<br />
Diskurses (Christian Klesse, Manchester)<br />
rückten den Körper ins Zentrum des<br />
queeren Interesses. Der Beitrag von Camel<br />
Gupta (London) thematisierte die<br />
heilenden Möglichkeiten von SM. Sie<br />
verwies auf den Film „Secretary“ (Stephen<br />
Shainberg, 2002), in dem die Protagonistin<br />
ihre Selbstverletzung durch die<br />
sadomasochistische Beziehung zu<br />
ihrem Chef überwindet. Abseits dieser<br />
oberflächlichen Betrachtung kreiere der<br />
Film aber neue Schranken: SM werde positiv<br />
erlebt, dies geschehe aber nur in einer<br />
heteronormativen Umgebung.<br />
Nina Degele (Freiburg) legte dar,<br />
wie Schmerz zur Konstruktion sozialer<br />
Normen verwendet wird. Dass dieser<br />
zwar vermieden werden will, aber auch<br />
als Sinnstifter funktionieren kann, legte<br />
sie anhand auffälliger Parallelen zwischen<br />
MasochistInnen und SportlerInnen<br />
dar. Die Strategie dahinter bleibt<br />
letztendlich dieselbe: Schmerz fungiert<br />
als Medium für Exklusivität und steht<br />
ganz im Sinne sozialer Errungenschaften:„No<br />
pain – no gain.“<br />
Station 3: Subkultur und Repräsentation. Stéphanie<br />
Kunert und Céline Belledent (Paris)<br />
gingen der Frage nach, inwieweit<br />
queere und sadomasochistische Elemente<br />
in der Populärkultur oder Werbung<br />
vorhanden sind. So sehr mit „einschlägigen“<br />
Elementen gespielt wird, so<br />
selten sind spezifische Untergruppen<br />
sexueller Identitäten. Die Vortragenden<br />
vermissten besonders die Figur der dyke<br />
bzw. eine „butch-femme“-Dynamik in<br />
kommerziellen Abbildungen.<br />
Auch Daunja Brill (Berlin) kommt in<br />
Ihrem Beitrag über Repräsentationen<br />
von SM und Gender in der Gothic-Subkultur<br />
zu dem Schluss, dass dort nicht<br />
alle geschlechtlichen Positionen gleichermaßen<br />
vertreten sind. So scheint<br />
gerade die Kultur der „Gothics“ eine<br />
Feminisierung von Männern oder lesbische<br />
Aktivitäten zu begünstigen,<br />
während sie viele subversive Möglichkeiten<br />
durch die Herstellung eines subkulturell<br />
und medial präsentierten<br />
Schönheitsideales ausklammert.<br />
Station 4: (T)Raum und Utopie. Oder: All<br />
good things must die.<br />
Wir verlassen Berlin-Kreuzberg<br />
nach einer inspirierend-produktiven<br />
Konferenz und müssen einsehen, dass<br />
auch die traumhaftesten Räume, in denen<br />
Geschlechterrollen einmal nicht<br />
festgeschrieben sind, mit dem Austritt<br />
aus der (diesmal wissenschaftlichen)<br />
Subkultur irgendwann ihr Ende haben.<br />
„Performing and Queering Sadomasochism“<br />
war eine reibungslos organisierte<br />
Tagung, die interdisziplinäre<br />
Teilbereiche wie Recht, Filmtheorie, Soziologie<br />
oder Psychologie verband. Wer<br />
genauer nachlesen will, sollte nach dem<br />
Tagungsband, der im Sommer erscheinen<br />
und die Beiträge der Konferenz beinhalten<br />
wird, Ausschau halten. ❚<br />
Fo t o s : J u d i t h S c h o ß b ö c k<br />
smqueer<br />
Links<br />
Sonderforschungsbereich „Kulturen<br />
des Performativen“<br />
http://www.sfb-performativ.de<br />
Ausstellung:„normal love. precarious<br />
sex, precarious work.“ 19.1.-4.3.<strong>2007</strong><br />
www.normallove.de<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 33
interviewhundegger<br />
34 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Foto: Irene Tischler<br />
Hochpolitisch & -poetisch<br />
Experiment Literatur – das Hineinhorchen ins Berauschende, Erhellende, Subversive<br />
und Gesellschaftspolitische der Sprache. Die Dichterin Barbara Hundegger sprach mit<br />
Irene Tischler.<br />
an.<strong>schläge</strong>: Du arbeitest seit Jahren<br />
als freie Schriftstellerin, hast vier<br />
Bücher geschrieben, Stipendien und<br />
Preise bekommen, publizierst in Zeitschriften.Wie<br />
sieht deine Arbeit aus?<br />
Barbara Hundegger: Ich sitze viel<br />
am Schreibtisch, recherchiere, denke<br />
viel nach, denke mir was aus, lasse<br />
mich heimsuchen, verwalte mein<br />
„Büro“ – und dazwischen flüchte ich in<br />
allerlei Dinge (Haushalt, Thera-Band-<br />
Übungen, Beziehungsdebatten etc.),<br />
um genau das nicht tun zu müssen:<br />
am Schreibtisch sitzen, nachdenken, re-<br />
cherchieren, schreiben. Grundsätzlich<br />
konzentriere ich mich auf eher wenige<br />
Sachen, und mache die dafür sehr intensiv<br />
– dazu braucht es auch „innere<br />
<strong>An</strong>sammlungsphasen“, bis man konkret<br />
mit etwas anfangen kann, und ich<br />
brauche Klausuren, um ein Projekt<br />
dann wirklich „aufzuschreiben“ und<br />
fertigzustellen. Das ist im normalen<br />
Alltagsbetrieb ziemlich schwer zu realisieren.<br />
Es ist auch eine einsame Sache,<br />
das Schreiben.<br />
Welche Relevanz hat die Reflexion<br />
von aktuellen, gesellschaftlichen, kultu-<br />
rellen und politischen Phänomenen in<br />
deiner Arbeit?<br />
Eine hohe: Sämtliche gesellschaftspolitischen<br />
Koordinaten sind für mich<br />
von Bedeutung, und nicht nur im vordergründigen<br />
Sinn. Was gewisse Entwicklungen,Normen,„Randerscheinungen“,„Sachzwänge“<br />
usw. sind, wer das<br />
definiert, wie das kommuniziert wird,<br />
welche Bevölkerungsgruppen überhaupt<br />
die Möglichkeit haben, sich öffentlich<br />
zu äußern, usw. – dieses ganze<br />
Konglomerat, das Gesellschaft heißt, ist<br />
die Welt, in der meine Literatur „spielt“,
weil es eben die Welt ist, in der wir leben.<br />
Die mehrbödige Verquickung von<br />
„hochpoetisch“ und „hochpolitisch“ ist<br />
sicher eine tragende Säule meiner literarischen<br />
Arbeit.<br />
Dein soeben erschienenes Buch „rom<br />
sehen und“ bezieht sich auf den Medienrummel<br />
um den Papst-Abgang<br />
2005. Wie viel Mythos brauchen Menschen<br />
und wie viel Mythen bieten uns<br />
tagtäglich Presse und Fernsehen?<br />
Menschen brauchen etliches an<br />
Mythen – ich kann mich selbst davon<br />
nicht ausnehmen, ich mag halt nur<br />
keine billigen Mythen. Die Medien<br />
decken einen Bedarf schleichend auf<br />
ihre Art ab.<br />
In die „Rom-Sache“ bin ich aus Zufall<br />
geraten – ich hab grad da ein Rom-<br />
Stipendium angetreten und während<br />
ich meinen Koffer gepackt habe, ist der<br />
Papst gestorben. Das war absehbar,<br />
dass das ein Wahnsinn wird. Aus der<br />
Mischung von Mediensprache, überhöhter,<br />
bilderreicher katholischer und<br />
meiner „persönlichen“ Sprache hat sich<br />
ein spannungsreiches Gewirr aufgeladen<br />
in mir. Es hat sich angeboten, daraus<br />
was zu machen. Auch weil ich noch<br />
nie so krass erlebt habe, dass Wirklichkeit<br />
und via Medien vermittelte Wirklichkeit<br />
zwei Paar Schuhe sind. Das hat<br />
was Erschreckendes, aber auch was Beruhigendes:<br />
Es gibt eine real existierende<br />
Welt außerhalb der Medien.<br />
Im Buch gibt es die „zeitungsluft“-<br />
Texte, wo ich Hunderte schon vor Ort<br />
gesammelte Zeitungszitate verarbeitet<br />
habe; dann die „roma papamania“-Texte,<br />
wo ich das, was ich real in Sachen<br />
Papstwahnsinn gesehen hab, versprachliche;<br />
es gibt die römischen<br />
Stadtszenen – die „roma centro“-Gedichte;<br />
und die „macchiato-denken“-<br />
Texte, die sich mit Liebe, Distanz, Gestaltung<br />
von Beziehung beschäftigen. Das<br />
bildet in seiner Gesamtheit diesen April<br />
05, wie er auf mehreren Ebenen für<br />
mich war, ziemlich authentisch ab.<br />
Mir ist bei deinen Texten neben ihrer<br />
Tiefe auch eine gewisse sprachliche<br />
Leichtigkeit aufgefallen.<br />
Das freut mich, denn der Vorwurf,<br />
den ich oft zu hören bekomme, ist:<br />
„Schreib nicht so schwierig.“ Bei meiner<br />
Herangehensweise gehe ich aber davon<br />
aus, dass neben den kommunizierten<br />
Inhalten unendlich viele atmosphärische<br />
Dinge in den Wörtern enthalten<br />
sind, die oft mehr sagen als ihr vordergründiges<br />
Auftreten. Meine Sachen<br />
wären ohne Sprachgenauigkeit und das<br />
Hineinhorchen in die Sprache und das<br />
Heraushören aus ihr undenkbar. Daraus<br />
ergeben sich oft auch witzige Dinge.<br />
Gerade die „wörtliche Nähe“ des Alltagsgegenstandes<br />
Sprache zum Kunstmedium<br />
Sprache macht die Spannung<br />
an der Sache aus.<br />
Bei deiner letzten Lesung im Innsbrucker<br />
Literaturhaus hast du über das<br />
Bild der bedürfnislosen Autorin gespottet.<br />
Welcher Art von Ignoranz stehst du<br />
humorlos gegenüber?<br />
Es gibt wenig, dem ich völlig humorlos<br />
gegenüberstehe. Dafür habe ich<br />
auch zu viel Selbstironie. Bei der Lesung<br />
ging es am Rande um die Ausstattung<br />
diverser Literaturstipendienörtlichkeiten<br />
und wie sich darin das allgemeine<br />
Klischee von DichterInnen widerspiegelt:<br />
dass wir eh nichts bräuchten außer<br />
Zettel und Bleistift. Zusätzlich kommt<br />
bei bestimmten Förderinstrumenten<br />
nur ein eingeschränkter Bezieherkreis in<br />
Frage – und der ist orientiert am sozialverpflichtungslosen,<br />
kinderlosen, mobilen,<br />
gesunden, weißen Mann. Eine<br />
Künstlerin mit zwei schulpflichtigen<br />
Kindern wird schwer ein sechsmonatiges<br />
New-York-Stipendium annehmen<br />
können. Insofern plädiere ich auch für<br />
viel mehr regionale Kunstförderung,<br />
die zumindest tendenziell Frauen begünstigt.<br />
Wie erlebst du die fortschreitende<br />
monetäre und soziale Prekarisierung des<br />
künstlerischen und schriftstellerischen<br />
Bereichs?<br />
Ich bin davon überzeugt, dass – abgesehen<br />
von einer Kunst-High-Society –<br />
der Kulturbetrieb in seiner Breite nur<br />
deshalb läuft, weil KünstlerInnen zu einem<br />
beträchtlichen Teil von einem tabuisierten<br />
privaten Mäzenatentum abhängig<br />
sind – inklusive aller negativen<br />
Begleiterscheinungen: Lebensgefährtinnen<br />
und -gefährten, die (mit)erhalten,<br />
Eltern, die Geld haben, Wohnungen, die<br />
geerbt wurden, usw. Darüber wird aber<br />
nichts geredet, weil das eine Status-<br />
Schmälerung zur Folge hat. Ich denke,<br />
für den ganzen Kunstbereich trifft zu,<br />
dass der überwiegende Teil der Primär-<br />
KünstlerInnen unter überaus prekären<br />
Lebensverhältnissen und an der Armutsgrenze<br />
lebt. Diese Situation wird<br />
von politischer Seite stillschweigend in<br />
Kauf genommen, während man sich<br />
mit den Ergebnissen der Arbeit von<br />
Kunstschaffenden schmückt.<br />
Wo sind denn Zentren, Orte und<br />
Leute, die gegen diese Situation mit kulturpolitischen<br />
Konzepten Widerstand<br />
leisten?<br />
Ich finde, dass es etliche Initiativen<br />
gibt, die unsere Interessen als KünstlerInnen<br />
sehr gut vertreten, wie z. B. die<br />
IG AutorInnen oder der Kulturrat Austria,<br />
und die sich seit Jahren äußern –<br />
nur: es wird nicht gehört. Gerade die<br />
letzten beiden Legislaturperioden waren<br />
von einer totalen Forcierung der Repräsentationskunst<br />
geprägt. Kunst, die<br />
ein Risiko eingeht, nicht auf Vermarktbarkeit<br />
schielt, führt ein Schattendasein.<br />
Es gibt keinen politischen Rückhalt<br />
dafür, dass diese Kunst aber für die<br />
Psychohygiene einer Gesellschaft unerlässlich<br />
ist. Es gibt in Wirtschaft, Wissenschaft<br />
und Forschung ein Bekenntnis<br />
zum Risikokapital, in der Kunstpolitik<br />
nicht. Und der Verweis auf das<br />
Sponsoring durch Private oder Firmen<br />
hilft da auch nicht weiter, weil wer<br />
möchte denn z. B. eine anspruchsvolle<br />
oder radikale Arbeit zu einem Thema<br />
wie Kindesmissbrauch finanzieren –<br />
Palmers, L’Oréal, Swarovski?<br />
Du bist ja eine der Sprecherinnen<br />
des Unabhängigen Personenkomitees für<br />
den Erhalt des Tiroler Frauenhauses –<br />
wie stellt sich für dich die momentane Situation<br />
dar?<br />
Es wird derzeit an einer „Lösung“<br />
für das Tiroler Frauenhaus gearbeitet,<br />
Ergebnisse und echte Perspektiven gibt<br />
es aber nach wie vor keine. Was im letzten<br />
halben Jahr passiert ist, war die<br />
„Akutbehandlung“ des Finanzierungsnotstandes<br />
für 2006. Es hat mehrere<br />
Monate, den Einsatz von dutzenden<br />
Frauen und an die 5000 Unterschriften<br />
gebraucht, um zumindest Bewegung in<br />
die Sache zu bringen. Teilweise war es<br />
auch wie eine skurrile Reise in die Vergangenheit:<br />
weil es immer wieder Fassungslosigkeit<br />
in uns auslöste, wie –<br />
nach so vielen Jahren, in denen man<br />
sich leicht kundig machen hätte können,<br />
denn die Fakten zu familiärer Gewalt<br />
gegen Frauen und Kinder liegen ja<br />
alle längst auf dem Tisch – mit diesem<br />
Thema in Tirol von politischer Seite her<br />
nach wie vor umgegangen wird. Man<br />
glaubt zwischendurch, man träumt –<br />
schlecht. ❚<br />
hundeggerinterview<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 35
weltenbummlerin<br />
36 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
„Ich male, wie ich fühle“<br />
Michèle Thoma liess sich von der Malerin Shosana die Augen für ihre Welt öffnen.<br />
Sie empfängt mich am Eingang<br />
des jüdischen Maimonides-Zentrums,<br />
zart, gebückt<br />
und in flammendes Rosa gekleidet.<br />
Aus ihrem schönen, lebendigen<br />
Gesicht sehen mich brennende<br />
Augen an. Sofort führt sie mich ins<br />
Atelier und zeigt mir ihre neuesten<br />
Schöpfungen: Sandbilder – eine Technik,<br />
die sie entworfen hat. Dämonen.<br />
Aber auch stille, verhaltene Gestalten –<br />
sind es Bäume? – die tiefen Frieden<br />
ausstrahlen.<br />
„Ich male, wie ich mich fühle,<br />
schreiben Sie das!“, sagt Soshana. Ich<br />
schreibe das. Und Soshanas (Gefühls-)<br />
Leben ist groß, bunt, reich – wie ihre Bilder.<br />
Farbe, Schwärze auch. Energie. Bewegung.<br />
Ekstase und Explosion. Hauchfeines<br />
Schweben. Die Kunstströmungen<br />
der Zeit und der Lebensstrom.<br />
Ein Strom, in dem ich nicht weiß,<br />
wo mich einschiffen.<br />
<strong>An</strong> der Quelle. In Wien. Susanne<br />
Schüller.<br />
1927 wird sie in Wien geboren.<br />
Beim <strong>An</strong>schluss Österreichs ans deutsche<br />
Reich geht die Familie Schüller<br />
über die Schweiz und Paris nach London.<br />
Während der Blitzkrieg tobt, besucht<br />
sie Malkurse. 1941 zieht die Familie<br />
nach New York. Fremde in der Mega-<br />
Metropole: Das Leben ist mühsam,<br />
muss erst wieder aus dem Nichts erschaffen<br />
werden.<br />
Susanne Schüller begegnet dem<br />
Maler Beys Afroyim. Er unterstützt<br />
ihre künstlerische Entfaltung, sie malt<br />
intensiv. Gemeinsam bereisen sie<br />
Amerika im Auto. Sie ist gerade mal 17<br />
Jahre alt.<br />
Sie porträtiert Künstler, Staatsmänner,<br />
Wissenschaftler: u. a. Thomas<br />
Mann, Arnold Schönberg, Franz Werfel,<br />
Hans Eisler, Lion Feuchtwanger – die<br />
crème de la crème des Exils in L.A.<br />
Foto: Maywald<br />
Während dieser Reise heiratet sie<br />
Beys Afroyim in Chicago. Ein Jahr später<br />
wird sie Mutter eines Sohnes.<br />
Nach ihrer ersten großen Ausstellung<br />
in Havanna ist sie schon die Malerin<br />
Soshana. So hat sie ihr Mann genannt:<br />
Soshana – hebräisch für Susanne,<br />
die Lilie.<br />
Ehe, Mutterschaft, Kunst, Hunger<br />
auf Welt:Wie ist das zu vereinen? Für einen<br />
Mann ist das alles viel leichter, befindet<br />
Soshana. Ein Künstler findet immer<br />
eine, die ihm den Haushalt macht<br />
und die Kinder großzieht!<br />
Sie verlässt Amerika 1948. Europa<br />
lockt, sie lebt in vielen Ländern, auch in<br />
Österreich, wohin ihr Vater zurückgekehrt<br />
ist.<br />
Soshanas Leben erfährt eine entscheidende<br />
Wende: Sie entscheidet sich<br />
gegen die Ehe und auch gegen das Zusammenleben<br />
mit ihrem Sohn und für<br />
ein Leben als Künstlerin, die ihren Weg<br />
Fo t o : J o d y K ra m e r, Pi n c h ( 2 0 0 6 )
adikal geht – in der Gewissheit, dass er<br />
in der Obhut ihres Vaters eine beschützte<br />
Kindheit haben wird.<br />
1952 dann Paris. La vie! Dort boomt<br />
die Kunstszene. „Paris war meine beste<br />
Zeit,“ sagt Soshana, und zählt die<br />
berühmten Maler und Bildhauer auf,<br />
mit denen sie befreundet war. Max<br />
Ernst, Yves Klein, Brancusi ist ein guter<br />
Freund, mit Giacometti trifft sie sich in<br />
„La Coupole“. Sie arbeitet die nächsten<br />
zwanzig Jahre im ehemaligen Atelier<br />
von Gauguin. Dort besuchen sie Henry<br />
Miller, Peter Ustinov, Sartre, der ihr ein<br />
Bild entlockt, ohne es je zu zahlen, und<br />
Simone de Beauvoir. Picasso zeichnet<br />
sie: ihren ernsten Blick, der auch heute<br />
noch in ihren Augen brennt.<br />
Immer wieder unternimmt sie lange<br />
Reisen in den Fernen Osten, durch<br />
Afrika, nach Süd- und Zentralamerika.<br />
Die ganze Welt fließt in ihre Bilder<br />
ein – tibetische Dämonen, die Energie<br />
Afrikas, die Straßenschluchten New<br />
Yorks. Die strenge, schwebende Zartheit<br />
der Kalligraphie, die sie bei japanischen<br />
Mönchen in Kyoto und in China erlernt.<br />
Spezielle Aquarell- und Tuschtechniken<br />
eignet sie sich hier an, mit denen sie<br />
auf Reispapier malt. Den kräftigen, oft<br />
auch düsteren Expressionismus der Jugendbilder<br />
lässt sie hinter sich. Und<br />
doch wieder nicht: Die Inspirationen der<br />
Reisen in alle Erdteile, die Techniken, die<br />
sie unterwegs lernt, die Einflüsse indischer<br />
Philosophie kehren immer wieder<br />
– keine Epoche ist je abgeschlossen: In<br />
Bildern der späten Neunziger finden wir<br />
finsteren Expressionismus wieder. Abstrakt,<br />
konkret, figurativ – sie lernt, experimentiert,<br />
öffnet sich immer neuen<br />
Techniken, Richtungen. Von der Abstraktion,<br />
mit der sich die Nachkriegszeit von<br />
dem von Diktaturen eingeforderten Figurativen<br />
befreit, wieder hin zu krass<br />
„Realistischem.“ Stark mystisch-religiöse<br />
Atmosphäre ( v. a. in der Israel- Phase<br />
entstandene Bilder), dann wieder zarte<br />
Schwerelosigkeit. Sie malt in Acryl und<br />
Öl, auf Reisen entstehen Aquarelle.<br />
Sie stellt in der ganzen Welt aus,<br />
trifft Albert Schweitzer, Fidel Castro,<br />
Tschu En Lai. Eine enge Freundschaft<br />
verbindet sie mit dem Philosophen und<br />
indischen Präsidenten Radhakrishnan.<br />
Sie besucht den König von Sikkim, porträtiert<br />
ihn später in London. 1957 wird<br />
sie eingeladen, im kaiserlichen Palast in<br />
Peking auszustellen: Ihr Werk, nicht das<br />
Max Weilers, wie überall vermerkt ist, ist<br />
das erste Werk eines/r österreichischen<br />
Kunstschaffenden, dem diese Ehre zuteil<br />
wird.<br />
Aber sie erfährt auch, dass die Lebens-<br />
und Überlebensumstände der<br />
Künstlerin schwieriger sind als die des<br />
Künstlers. Sie fühlt sich der COBRA-<br />
Gruppe (u. a. Karel Appel, Asger Jorn)<br />
eng verbunden, die wieder eine neue figurative<br />
Bildsprache der Nachkriegszeit<br />
vertritt: Als Frau wird ihr der Beitritt verwehrt.<br />
Die GaleristInnen sind häufig<br />
Frauen, sagt Soshana, dennoch verweigern<br />
sie sich oft den Künstlerinnen.<br />
„Man investiert zwanzig Jahre, um eine<br />
Künstlerin aufzubauen, und dann kriegen<br />
sie Kinder,“ muss sie sich in der Galerie<br />
de France in Paris anhören. Das<br />
war in den Sechzigern, jetzt sei es doch<br />
etwas besser.<br />
1973 möchte sie sich in Israel niederlassen.<br />
Am Tag ihrer Ausstellung in<br />
der schönen Old Jaffa Gallery bricht der<br />
Yom-Kippur-Krieg aus: Gerade ist sie dabei,<br />
sich für den Abend herzurichten.<br />
Stell nach dem Krieg aus, rät der Galerist.<br />
Das wird lange dauern, die nächste<br />
Station wird New York sein.<br />
Um ihrer Familie wieder näher zu<br />
sein, kehrt Soshana 1985 nach Wien<br />
zurück. Die hiesige Kunstszene enttäuscht<br />
sie. Sie vermisst die Lockerheit,<br />
den offenen Umgang der Szene der<br />
großen Kunstmetropolen.<br />
Aber in ihrer Stammgalerie PRISMA<br />
am Franziskanerplatz gibt es seit 1987<br />
regelmäßig Ausstellungen ihrer Werke.<br />
„Das Reisen fehlt mir,“ sagt Soshana<br />
jetzt. Eben ist sie ins Maimonides-<br />
Heim am Wertheimsteinpark gezogen.<br />
Im Foyer, umgeben von schönen Gemälden,<br />
lädt sie zu Kaffee und Kuchen.<br />
Nicht ohne zu erwähnen, wie schwierig<br />
es für eine Vegetarierin und Liebhaberin<br />
der asiatischen Küche ist, ziemlich oft<br />
Paniertes essen zu müssen.<br />
Zu ihrem 80. Geburtstag wird eine<br />
große Ausstellung ihres Lebenswerkes<br />
stattfinden, in der zum ersten Mal auch<br />
ihre neuesten Werke, die Sandbilder, zu<br />
sehen sein werden.<br />
Geburtstag in der Geburtsstadt<br />
Wien: Endlich die Gelegenheit, das Lebens-<br />
Wunderwerk einer großen Künstlerin<br />
zu bewundern, die uns die Welt so<br />
groß zeigt, in ihren Farben, in ihrer Dunkelheit<br />
– und uns so schön die Augen<br />
öffnet! ❚<br />
jenny unger<br />
immer und überall<br />
bummlerinwelten<br />
wenn dir eigentlich alle menschen egal sind du auf der<br />
straße deinen finger in der nase hast wenn einer aus deiner<br />
klasse hinter dir in der straßenbahn sitzt und du so tust als<br />
würdest du ihn nicht erkennen du lieber deine nase in ein<br />
buch steckst und das speckbrot dir in den mund wenn du die<br />
leute die neben dir atmen nicht ausstehen kannst du die<br />
nicht magst die im auto sitzen und gerlinde die am handy<br />
gefragt wird ob sie einen dampfstrahlreiniger hat dir sowas<br />
von egal ist und es dich aufregt dass die kellnerin zur kundin<br />
sagt dass das neue jahr so schnell vergehen wird wie das alte<br />
und weder das eine noch das andere ein schaltjahr ist wenn<br />
du nach zehn stunden schlaf aussiehst als wärst du zweiundfünfzig<br />
wach wenn du am montag dir schon frei nehmen<br />
musst du alles einfach überhaupt nur zum kotzen findest<br />
wenn dir weder zum frühstück noch zu mittag noch am<br />
abend das essen schmeckt wenn du dir denkst dein ohr muss<br />
gleich abfallen wenn du noch eine minute länger telefonieren<br />
musst wenn du die party schon in der ersten minute<br />
langweilig findest wenn dir musik immer viel zu laut ist<br />
wenn dir die sonne auf die nerven geht wenn du das gefühl<br />
hast überall falsch zu sein und wenn du mit allem überfordert<br />
bist wenn du nicht mehr den mund aufmachen magst<br />
wenn du deine therapeutin hasst und wenn du schreiben<br />
sollst du nicht schreiben kannst und wenn du an der kassa<br />
wartest und sie dann vor deiner nase zugemacht wird oder<br />
zwei sich in der schlange über ihre kunstnägel unterhalten<br />
und wenn dir im ersten stock die puste ausgeht dann haben<br />
früher immer lesben geholfen dann hast du den finger aus<br />
dem ohr genommen dann hast du geschaut hast gelauscht<br />
warst interessiert warst fröhlich und freundlich und zuvorkommend<br />
und lieb und alles war schön und leicht und toll<br />
und gut und einfach und die sonne hat geschienen und du<br />
bist in den ersten stock gesprungen geflogen die vögel haben<br />
gezwitschert du hast sie erkannt sie haben dich erkannt<br />
aber jetzt willst du niemanden erkennen magst nicht dass<br />
sie immer und überall sind magst eine leere stadt haben<br />
magst schlafen magst allein sein magst wieder fröhlich sein<br />
Fo t o : A rc h i v<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 37
Au Revoir Simone: The Bird of Music<br />
Joanna Newsom: Ys<br />
Mira Calix: Eyes Set Against The Sun<br />
Lady Sovereign: Public Warning<br />
Luise Pop: Gas Station/Turn It Off<br />
38 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Unübliche Attitüde<br />
Neue Platten aus allen Ecken und Ende des Genre-Universums.<br />
Von Sonja Eismann und Ute Hölzl<br />
Heather D’<strong>An</strong>gelo, Erika Forster<br />
und <strong>An</strong>nie Hart sind drei junge<br />
Frauen aus Brooklyn, New York,<br />
die sich im Bühnenleben Au Revoir<br />
Simone nennen. Wem da<br />
der Nachname der Beauvoir in den Sinn<br />
kommt, hat sich leider getäuscht, postfeministisch<br />
sind vielleicht manche<br />
Aspekte der Band, benannt haben sie<br />
sich aber nach einer Nebenfigur aus einem<br />
Tim Burton-Film. Dieser Tage erscheint<br />
ihr zweites Album,„The Bird of<br />
Music“, ein Album voller sanfter Songperlen<br />
und Keyboard-Harmonien. Alle<br />
drei singen und spielen Keyboard, die<br />
luftigen und leichten Stimmen schweben<br />
über den Synthie-Beats und Keyboard-Melodien.<br />
Was auf der ersten Platte<br />
noch frisch und neu war, klingt jetzt ein<br />
bisschen erwartbar. Aber Au Revoir Simone<br />
versprechen auf jeden Fall einen<br />
angenehmen Frühling.<br />
Unübliche Instrumente im Popzirkus,<br />
das kommt immer gut an. Umso<br />
besser, wenn die dazugehörende Musik<br />
auch den Erwartungen standhält. Joanna<br />
Newsom ist so ein Fall, eine Harfistin,<br />
die in den letzten Jahren die Pop- und<br />
Folkszene ziemlich aufgewirbelt hat.<br />
Vor kurzem ist „Ys“ (Drag City) erschienen,<br />
ihr zweites Album, auf dem es nur<br />
fünf Songs gibt, dafür aber keinen unter<br />
sieben Minuten. Newsom macht keine<br />
Musik, die man so auf die Schnelle, einfach<br />
mal nebenbei konsumieren kann.<br />
Joanna Newsom verlangt volle Aufmerksamkeit<br />
und mit ihrer einzigartigen<br />
Stimme und den komplexen, poetischen<br />
Songs bekommt sie sie auch. Be-<br />
gleitet wird sie von einem Orchester,<br />
das im Hintergrund immer wieder weitere<br />
Ebenen und Schichten zu den Songs<br />
hinzufügt. „Ys“ ist eine Platte, die<br />
man entdecken muss, wer sich die Zeit<br />
dafür nimmt, kann nur gewinnen.<br />
Das gleiche lässt sich ohne Zweifel<br />
auch über Mira Calix sagen, die zwar auf<br />
dem Elektronik-Label Warp veröffentlicht,<br />
deren Kompositionen sich aber beim besten<br />
Willen in keine Dancefloor-Schublade<br />
quetschen lassen. Vielmehr hat man<br />
bei der in England lebenden Südafrikanerin<br />
den Eindruck, ihre so sorgfältig wie<br />
sparsamen Sample-Gebilde auf „Eyes Set<br />
Against The Sun“ (Warp) könnten die<br />
Vorhut ultramoderner E-Musik bilden.<br />
„Contemporary classical composer“<br />
nennt ihre Presseinfo die Frau, die im<br />
bürgerlichen Leben den Rotwein-edlen<br />
Namen Chantal Passamonte trägt, dann<br />
auch.Wer ihre, in stundenlangen, liebevollen<br />
„Field Recordings“ aufgenommenen,<br />
Versatzstücke von schmelzendem<br />
Schnee und raschelnden Zweigen hört,<br />
die sich mit dem Kindergesang des<br />
Woodbridge School Junior Choir und fragilen<br />
bis bizarren Synthiegeräuschen mischen,<br />
versteht sofort, wie das gemeint<br />
ist. Nach diversen Auftragsarbeiten für<br />
Museen und Klassik-Festivals ist Mira<br />
Calix eine Frau, von der definitiv noch<br />
(mehr) Großes zu erwarten ist.<br />
Großes kann man nicht nur von<br />
Lady Sovereign erwarten, es ist in einer<br />
unvergleichbaren Hypewelle rund um<br />
den Globus sogar schon eingetreten.<br />
Und das, obwohl die zierliche, junge<br />
Engländerin doch von sich selbst sagt,<br />
sie sei „officially the biggest midget in<br />
the game“. Das „Game“ ist natürlich HipHop,<br />
und da konnte die freche Göre aus<br />
dem heruntergekommenen Nordwesten<br />
Londons immerhin als erste Britin<br />
einen Deal mit DefJam-Mogul Jay-Z absahnen<br />
– obwohl sie, wie sie in ihrem<br />
Stück „9 to 5“ rappt, absolut keine Lust<br />
hat, die gängigen Klischees für Frauen<br />
im HipHop zu bedienen. Stattdessen<br />
hüpft die Rapperin, die eigentlich Louise<br />
Harman heißt und angeblich immer<br />
noch bei ihrer Mutter wohnt, in bequemer<br />
Working-Class-Sportswear durch<br />
ihre Videos und dekonstruiert sämtliche<br />
Klischees. Ihre absolut respektlosen, witzigen<br />
Lyrics rappt sie dabei mit so viel<br />
Verve über ihre dreckigen, Grime-gepowerten<br />
Beats, dass sogar Großmeisterin<br />
Missy Elliott nicht widerstehen konnte:<br />
der letzte Track auf ihrem fulminanten<br />
Debüt-Album „Public Warning“ (DefJam)<br />
ist eine Zusammenarbeit mit Miss E.<br />
Aber auch aus Wien gibt es ein Debüt<br />
zu begrüßen, das allerdings aus einem<br />
ganz anderen Genre kommt. Das<br />
Trio Luise Pop, deren Mitglieder Lisa Berger,<br />
Ina Freudenschuss und Vera Kropf<br />
nicht nur von zahlreichen Live-Auftritten,<br />
sondern von ihren Vorgänger-Projekten<br />
bekannt sind (u.a. Skizze, Minx<br />
und Törpeauto), haben endlich eine<br />
Single veröffentlicht. Die beiden Songs<br />
von „Gas Station/Turn It Off“ (myspace.com/luisepop)<br />
verschmelzen Indie-<br />
Schrammel-Pop mit melancholischen<br />
Elektronik-Einsprengseln und gehauchtem<br />
englischen Gesang. Da können wir<br />
das erste Album kaum abwarten. ❚
Dirty work, dirty deal<br />
Hausarbeit ist nach wie vor Frauensache – mittlerweile zunehmend die Sache<br />
migrantischer Frauen. Eine Rezension von Lea Susemichel<br />
Die Differenzen zwischen Frauen<br />
wurden nicht erst von den Postmodernen<br />
entdeckt. Schon um<br />
die Jahrhundertwende mussten<br />
sich Feministinnen der bürgerlichen<br />
Frauenbewegung die so genannte<br />
„Dienstbotenfrage“ stellen und sich entscheiden,<br />
ob sie die Forderungen der<br />
DienstbotInnen nach besseren Arbeitsbedingungen<br />
unterstützen oder ihre Interessen<br />
als Arbeitgeberinnen verteidigen<br />
wollten. <strong>An</strong>fang der 1980er machte<br />
Audre Lorde weiße Feministinnen darauf<br />
aufmerksam, dass sie sich den Luxus ihres<br />
feministischen Engagements lediglich<br />
erlauben könnten, weil andere Frauen<br />
derweil ihre Kinder hüten und ihren<br />
Dreck wegmachen würden. Männer die<br />
Hälfte der Hausarbeit und Kinderbetreuung<br />
erledigen zu lassen, hat bis heute<br />
nirgendwo geklappt. Frauen gelingt es in<br />
der Regel nur, sich von diesen Pflichten<br />
zu befreien, indem sie andere Frauen für<br />
diese Arbeiten bezahlen. Die Alterung<br />
der Gesellschaft in Verbindung mit dem<br />
Abbau sozialstaatlicher Versorgung und<br />
neoliberaler Reprivatisierung von Pflegeund<br />
Betreuungsarbeiten, lässt den Bedarf<br />
an häuslichen Dienstleistungen zusätzlich<br />
steigen, die Nachfrage nach<br />
HausarbeiterInnen wächst stetig.<br />
„Sklavenarbeit“ nennt Bridget <strong>An</strong>derson<br />
diese neue Form der Haushaltshilfe<br />
in ihrem Buch „Doing the Dirty<br />
Work? Migrantinnen in der bezahlten<br />
Hausarbeit in Europa“. Und die dort versammelten<br />
Beispiele für unmenschliche<br />
Ausbeutung strafen diese Drastik nicht<br />
Lügen.„Ein Großteil der reproduktiven<br />
Arbeit in Europa wird derzeit von Nicht-<br />
Staatsangehörigen erledigt“, behauptet<br />
<strong>An</strong>derson. Denn neben Sexarbeit bleibt<br />
neu nach Europa gelangten Migrantinnen<br />
meist nur die Arbeit in privaten<br />
Haushalten. Illegalität zwingt Frauen<br />
außerdem häufig in so genannte „Livein“-Beschäftigungsverhältnisse,<br />
bei denen<br />
sie mit im Haus ihrer DienstgeberInnen<br />
wohnen. Neben häufig miserabler<br />
Bezahlung und extrem langen Arbeitszeiten,<br />
die oft Abrufbereitschaft rund um<br />
die Uhr voraussetzen, öffnet dieses<br />
rechtlich vollkommen ungesicherte Arbeitsverhältnis<br />
auch anderen Formen<br />
des Missbrauchs, wie physischen Misshandlungen<br />
und sexualisierter Gewalt,<br />
Tür und Tor. Diese Ethnifizierung der<br />
Hausarbeit vollzieht sich aber noch weit<br />
differenzierter, wie <strong>An</strong>derson anhand der<br />
in Barcelona, Bologna, Athen, Berlin und<br />
Paris untersuchten Arbeitsbedingungen<br />
belegen kann. Rassistisch ist nicht alleine<br />
die Tatsache, dass diese Arbeit Migrantinnen<br />
überlassen wird, sondern auch<br />
die Arbeitsteilung im Detail.Während<br />
Kinder- und Altenbetreuung häufiger<br />
hellhäutigeren Frauen überantwortet<br />
wird, überlässt man den dunkelhäutigeren<br />
das Grobe. Die Lohnniveaus sinken<br />
mit dem Hautton und Stigmatisierungen<br />
wie bspw. die Sexualisierung von<br />
Thailänderinnen führen dazu, dass man<br />
diese nur ungern für Pflegearbeiten einsetzt<br />
und mit Schwarzen Körperkontakt<br />
überhaupt möglichst vermeidet.<br />
Die Fälle, die Maria S. Rerrich in „Die<br />
ganze Welt zu Hause. Cosmobile Putzfrauen<br />
in privaten Haushalten“ schildert,<br />
sind weniger schlimm. Ihre Studie beschränkt<br />
sich auf Deutschland und hier<br />
sind bislang „Live-out“-Dienstverhältnisse<br />
die Regel. Die Frauen arbeiten dort<br />
meist in mehreren Haushalten parallel,<br />
wodurch die Abhängigkeit von einem/r<br />
ArbeitgeberIn weniger groß ist. Lange Arbeitzeiten,<br />
niedriger Lohn, psychische<br />
und physische Dauerbelastungen gibt es<br />
aber auch hier. Neben Frauen ohne Aufenthaltstitel<br />
arbeiten in Deutschland viele<br />
auch mit einem Touristenvisum. Insbesondere<br />
das Modell „polnische Cousinen“<br />
erlaubt dabei die gleichzeitige Versorgung<br />
des eigenen Haushalts im<br />
Herkunftsland. Zwei Frauen teilen sich<br />
sowohl die Pflichten zuhause als auch<br />
die Arbeitsstelle und reisen nach Visumsablauf<br />
wieder zurück und neu ein. Aber<br />
auch jene, die länger bleiben, brauchen<br />
nicht selten Betreuung für die eigenen<br />
Kinder. Polnische Frauen stellen dafür Arbeiterinnen<br />
aus der Ukraine ein, die mitunter<br />
ihrerseits nun wieder billigere Arbeitskräfte<br />
für den zurückgelassenen<br />
Haushalt brauchen. Diese „Globale Betreuungskette“<br />
spannt sich einmal um<br />
den ganzen Erdball, vermutet Rerrich.<br />
Unberücksichtigt bleibt in ihrem<br />
Buch ein Umstand, dem <strong>An</strong>derson viel<br />
Gewicht verleiht. Frauen kaufen mit der<br />
migrantischen Arbeitskraft nicht nur<br />
Dienstleistungen ein. Sie sichern sich<br />
damit gleichzeitig immer auch die Position<br />
der Haus„herrin“.„Wenn es nicht<br />
funktioniert, tu etwas anderes“ hat Audre<br />
Lorde auch einmal gesagt. Etwas anderes<br />
sollten Frauen sich dringend einfallen lassen,<br />
um die Drecksarbeit loszuwerden. ❚<br />
Bridget <strong>An</strong>derson: Doing the<br />
Dirty Work? Migrantinnen in der<br />
bezahlten Hausarbeit in Europa<br />
Assoziation A 2006, 14 Euro (D)<br />
Maria S. Rerrich: Die ganze Welt<br />
zu Hause. Cosmobile Putzfrauen<br />
in privaten Haushalten<br />
Hamburger Edition, 2006, 16 Euro (D)<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 39
lese.zeichen<br />
Alterserscheinungen<br />
Wir werden so alt wie<br />
in keiner Generation<br />
zuvor! Was <strong>An</strong>lass zur<br />
Freude sein sollte,<br />
wird getrübt durch<br />
die drohende Rentenunsicherheit<br />
und<br />
den grassierenden Jugendwahn.<br />
Durch<br />
späte Reproduktion<br />
mit wesentlich jüngeren<br />
Frauen versuchen manche Männer ihrem<br />
Schicksal zu entgehen, Frauen begeben sich immer<br />
häufiger vertrauensvoll in die Hände der<br />
Schönheitschirurgie. Der verbleibende Rest ergeht<br />
sich in der Hoffnung auf Altersweisheit<br />
und Gelassenheit. Mit Illusionen wie dieser<br />
räumt Silvia Bovenschen, 1946 geboren, Literaturwissenschaftlerin<br />
und Essayistin, in ihrem<br />
Buch „Älter werden“, gründlich auf. In sehr persönlichen<br />
Reflexionen über ihre Kindheit im<br />
Nachkriegsdeutschland, ihre sehr früh aufgetretene<br />
MS-Erkrankung und den mühevollen Prozess<br />
der Akzeptanz der sich häufenden Jahre ist<br />
ein kluges Buch entstanden.<br />
Es erzählt vom täglichen Gedanken an den<br />
Tod, genauso wie von der Koketterie, uns selbst<br />
noch für jung zu halten, während wir andere<br />
schon für alt hielten, als wir selbst noch jung<br />
waren, über die untrüglichen Symptome des Alterns,<br />
wie den Wechsel von hochhackigen<br />
Pumps zu flacherem Schuhwerk, die plötzliche<br />
Leidenschaft für Tierfilme und die Hoffnung,<br />
wenn schon alt, dann doch wenigstens so ein<br />
schlecht gelauntes, aber partiell witziges Monster<br />
wie Adele Sandrock zu werden (aber wer<br />
kennt eigentlich noch Adele Sandrock?). Es erzählt<br />
über den Konflikt zwischen gesellschaftspolitischer<br />
Liberalität und der eigenen ästhetischen<br />
Belastbarkeit beim <strong>An</strong>blick alter Körper,<br />
von all den Widersprüchen zwischen dem, was<br />
man weiß, und dem, was man so genau nicht<br />
wissen will. Es erzählt von all unseren „Luxusleiden“<br />
und – leider nicht allzu viel – von den überwiegend<br />
weiblichen „Alten“, die unter oder<br />
knapp über der Armutsgrenze leben, aus ande-<br />
40 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
ren Lebenswelten kommen und für die sich<br />
ganz andere Fragen stellen. Existenziellere als<br />
die nach der fehlerhaften Grammatik des Satzes,<br />
dass eine ältere Frau jünger ist als eine alte<br />
Frau.<br />
Gabriele Susemichel<br />
Silvia Bovenschen: Älter werden<br />
S. Fischer Verlag 2006, 17,90 Euro<br />
Marokkotour<br />
Ausgehend von dem<br />
touristischen Surferparadies<br />
Essauoira<br />
treffen sich zwei EuropäerInnen<br />
zu einer<br />
touristischen Individualreise<br />
durch den marokkanischen<br />
Süden.<br />
Die Leserin klappert<br />
auf der nur wenige Tage<br />
dauernden Fahrt<br />
zusammen mit den westlichen ProtagonistInnen<br />
die bekanntesten Sightseeingorte dieses<br />
Teils des nördlichen Afrikas ab.<br />
Wenngleich die Fahrt auch mit einer autobiografischen<br />
Spurensuche verknüpft ist, liest<br />
sich das Buch über weite Strecken wie ein Reiseführer<br />
– nur ohne konkrete Informationen. Soweit<br />
zum Romaninhalt.<br />
Wer sich Landschaftsbilder gerne in Worten<br />
ansieht, wird bei der Lektüre von „Der letzte<br />
Gast“ gefesselt sein. Für alle anderen können die<br />
außerordentlich blumigen Ausführungen zu<br />
raumeinnehmend erscheinen. Gesellschaftliche<br />
oder sozialpolitische Erläuterungen erhalten<br />
vergleichsweise kaum Platz. Ärgerlich ist der kolonialistische<br />
Stil der Beschreibungen: MarokkanerInnen<br />
kommen bei Karin Rüttimann nur als<br />
StatistInnen vor.<br />
Bärbel Traunsteiner<br />
Rüttimann, Karin: Der letzte Gast<br />
Orlanda Les(e)bar 2006, 10,30 Euro (A)<br />
Aufgewärmtes und Leckerbissen<br />
Die Titel der einzelnen<br />
Texte klingen schräg<br />
und wecken den Appetit,<br />
sich gleich den einen<br />
oder anderen<br />
Sprachhappen einzuverleiben:„Das<br />
Lied<br />
des Grießbreis“,„Die<br />
Traurigkeit des Wachtelbrustessers“,„Oktopusse<br />
küsst man<br />
nicht“,„Der Geschmack der Elektrizität“,„Fühllose<br />
Gaumen“. Was frau serviert bekommt,<br />
schmeckt allerdings teilweise aufgewärmt, teilweise<br />
nach Wiedergekautem, teilweise schal.<br />
Vor allem, wenn sie bereits andere Arbeiten der<br />
Autorin genießen konnte, vermisst sie in der „Leberwurst“<br />
oft inhaltliche Originalität, sprachliche<br />
Nuancierungen. Sich tapfer durchzukosten<br />
lohnt trotzdem, ein paar Leckerbissen lassen<br />
sich durchaus herauspicken. Zum Beispiel in<br />
„Unterm Zimtstern“: Vor den Augen der Erzählerin<br />
verwandelt sich ein Steuerberater in einen<br />
Lauch, ein Kellner mutiert zu einer alten Brezenstange,<br />
Kaffeehausbesucher werden zu Fischstäbchen<br />
oder Brokkoliröschen. Die vermeintlichen<br />
Ursachen dieser Wahrnehmung sind genauso<br />
aberwitzig wie die Tatsache, dass an den<br />
Tagen,„an denen ich nur Menschen sehe, eine<br />
gewisse Langeweile über mich kommt“. Eine<br />
sehr liebevolle Erinnerung an die böhmische<br />
Köchin <strong>An</strong>tonia ist in „<strong>An</strong>tonia on my mind“ zu<br />
verkosten. Viel Biss enthält das „Geständnis einer<br />
Rodomanin“. Da wird der (geheimen)<br />
Fleisch(fr)ess-Lust, dem Röhrenknochen-<br />
Knacken, dem zügellosen Gänsekopf-Verspeisen<br />
gefrönt. Und welcher diese ungezügelten Lüste<br />
dann doch zu bissig sind, kann sich an den „Katastrophen,<br />
die bei Tisch drohen“ gütlich tun,<br />
wenn beispielsweise der Dampftopf einen<br />
Milchreis-<strong>An</strong>schlag verübt.<br />
Petra Öllinger<br />
Keto von Waberer: Vom Glück, eine Leberwurst zu lieben und andere kulinarische<br />
Glossen.<br />
edition ebersbach 2006, 13,40 Euro (A)
Sprachlos<br />
Sabine Scholl beschreibt<br />
in ihrem Buch<br />
Japan von der etwas<br />
anderen Seite. Es ist<br />
nicht das futuristische<br />
Japan oder das Japan<br />
des Zenbuddhismus,<br />
das man aus Reisemagazinen<br />
kennt, sondern<br />
es ist das Japan<br />
des Alltags. Die Autorin<br />
ist dort im wahrsten Sinne des Wortes<br />
sprachlos, denn sie beherrscht weder Japanisch<br />
noch kann sie sich mit irgendeiner anderen<br />
Sprache weiterhelfen. Einzig und allein auf ihr<br />
Gespür muss sie sich verlassen. So kommt es,<br />
dass die kleinsten Alltäglichkeiten zu großen<br />
Hürden werden. Beispielsweise schüttet sie sich<br />
einen Joghurtdrink in den Kaffee, weil sie aufgrund<br />
der auf der Packung abgebildeten Kuh<br />
glaubt, dass es sich um Milch handelt. Immer<br />
wieder versucht die Autorin, Parallelen zu anderen<br />
Ländern zu ziehen, in denen sie bereits gelebt<br />
hat, aber Japan ist unvergleichlich.<br />
„Nicht erst, seit ich in Japan bin, versuche<br />
ich herauszufinden, worauf es bei der Wahrnehmung<br />
des Fremden ankommt. Soll ich Unterschiede<br />
festhalten oder Ähnlichkeiten? Immer<br />
mehr neige ich zu Letzterem und kann nicht aufhören,<br />
Vertrautes und vermeintlich Bekanntes<br />
hier zu finden.“ Als sie dann endlich nach Hause<br />
zurückkehrt, stellt sie fest: Japan hat sich ihr eingeschrieben,<br />
körperlich und seelisch. Und sie hat<br />
ständig den Wunsch, nach Japan zurückzukehren.<br />
<strong>An</strong>drea Zutz<br />
Sabine Scholl: Sprachlos in Japan<br />
Sonderzahl 2006, 16,- Euro<br />
Zwei Frauen – zwei Welten<br />
Im Mittelpunkt von<br />
Kirstin Breitenfellners<br />
Roman „Falsche Fragen“<br />
stehen zwei Frauen,<br />
Maya und Teresa,<br />
ehemaligen Jugendfreundinnen,<br />
die mittlerweile<br />
verschiedener<br />
nicht sein könnten.<br />
Maya ist Ehefrau und<br />
Mutter, lebt im Bergland<br />
des Himalajas und ist <strong>An</strong>hängerin einer<br />
strengen Religionsgemeinschaft, deren Regeln<br />
sie strikt befolgt. Teresa, die städtische Werbetexterin,<br />
lebt in einer lockeren Beziehung und<br />
möchte frei von allen Zwängen sein.<br />
Als Maya nach Jahren der Trennung wieder<br />
ihre Familie in der Stadt besucht, werden Erinnerungen<br />
wach. In Rückblenden wird die Geschichte<br />
der beiden Frauen aus ihren Perspektiven<br />
erzählt, über ihre Freundschaft von Kindesbeinen<br />
an und ihre Entwicklungen, mit und ohne<br />
Religion.<br />
Am Ende der Erzählung treffen die ehemaligen<br />
Freundinnen noch einmal aufeinander und<br />
somit auch zwei Welten, zwei Kulturen, zwei<br />
Denkweisen, die ihre eigene Definition von<br />
Wahrheit oder Freiheit haben. Ihre Fragen aneinander<br />
bleiben ohne <strong>An</strong>twort.<br />
Kirstin Breitenfellner erzählt die Geschichte<br />
der beiden Frauen im Spannungsfeld zwischen<br />
fundamentaler Religion und Atheismus, zwischen<br />
freiwilligen Einschränkungen und vorgetäuschter<br />
Freiheit. Durch die detailreiche Erzählung,<br />
fällt es nicht schwer, sich in die handelnden<br />
Personen hineinzuversetzen, allerdings<br />
können dadurch die 230 Seiten ganz schön lang<br />
werden – Spannung kommt kaum auf.<br />
<strong>An</strong>drea Auerbach<br />
Kirstin Breitenfellner: Falsche Fragen.<br />
Skarabaeus 2006, 19,90 Euro<br />
Mehr als ein Kalender<br />
Frau schlägt das spiralgebundene,<br />
relativ<br />
dicke Buch auf und findet<br />
eine Schatzkiste<br />
aus poetischen Texten<br />
und magischen Bildern,<br />
Planetenzeichen,<br />
Mondseiten und vielem<br />
anderen.<br />
Gegen die anfängliche<br />
Verwirrtheit ob dieser<br />
Vielfältigkeit, helfen die Erläuterungen, wie mit<br />
dem Buch gearbeitet werden kann. Gestaltet<br />
wurde diese außergewöhnliche, spirituelle Jahresbegleiterin<br />
von We’Moon, einer Gemeinschaft<br />
von Frauen („a wimmin’s land-based<br />
community“), nahe Estcada/Oregon. Viele<br />
Beiträge stammen von Frauen aus unterschiedlichen<br />
Ländern und eröffnen eine bunte, inspirierende,<br />
weibliche Welt-Sicht. Auch für jene, die<br />
mit Sonnentransit, Erdrhythmus, Ephemeriden<br />
für Planeten und dergleichen nicht viel am Hut<br />
haben, ist das Jahrbuch ein nützliches „Utensil“.<br />
Es bietet viel Platz zum Eintragen; Texte und Bil-<br />
der laden zum Verweilen ein und verleiten zu eigener<br />
Kreativität. Während herkömmliche Kalender<br />
am Jahresende meistens ausgedient haben,<br />
sollte für „Mit Gaia den Rhythmus finden“<br />
ein Plätzchen im Buchregal reserviert werden.<br />
Das „Handbuch zu den Naturkreisläufen“ (so die<br />
treffende Bezeichnung in der Einleitung) hält Inhalte<br />
parat, die 2008 noch gültig sein werden.<br />
Mit einem Wort – ein Kalender, der mehr ist als<br />
ein Kalender.<br />
Petra Öllinger<br />
Mother Tongue Ink. (Hrsgin.): We’Moon-Kalender <strong>2007</strong>: Mit Gaia den<br />
Rhythmus finden.<br />
Christel Göttert Verlag 2006, 19,20 Euro (A)<br />
Dissidente Alternative<br />
Allen Aufsätzen in diesem,<br />
von der Stiftung<br />
Fraueninitiative herausgegebenen<br />
Werk,<br />
ist gemeinsam, dass<br />
sie Bemühungen von<br />
Menschen darstellen,<br />
sich selbst zu organisieren<br />
und sich dissident<br />
zu verhalten. Besonders<br />
zwei Essays<br />
sind bemerkenswert: Sharon Howell stellt Detroit<br />
Summer vor, eine Vereinigung von AktivistInnen,<br />
die Arbeitslosigkeit, Jugendkriminalität,<br />
sowie den rassistisch motivierten Übergriffen<br />
der Exekutive gegenüber der afroamerikanischen<br />
Bevölkerung entgegenwirken<br />
wollen. Ihr Engagement besteht darin, ihre<br />
Stadt durch Selbstorganisation wieder aufzubauen.<br />
Ein weiterer interessanter Beitrag unter<br />
vielen anderen ist auch der von <strong>An</strong>nette<br />
Schlemm, er behandelt das Thema Freiheit. Sie<br />
zitiert Marx und Engels, wonach Freiheit nur zu<br />
erreichen ist, wenn jedeR die Möglichkeit zur<br />
Selbstentfaltung hat. Die Freiheit des/der Einzelnen<br />
ist die Vorraussetzung der Freiheit aller.<br />
Das Buch stellt viele unterschiedliche Strategien<br />
für Selbstorganisation vor und versucht, alternative<br />
Lebenspraktiken aufzuzeigen, wie ein<br />
freieres Leben in verschiedensten Regionen der<br />
Welt bereits realisiert wird.<br />
Ilkay Sari<br />
lese.zeichen<br />
Stiftung Fraueninitiative, Carola Möller, Ulla Peters, Irina Valley (Hg.): Dissidente<br />
Praktiken. Erfahrungen mit herrschafts- und warenkritscher<br />
Selbstorganisation.<br />
Ulrike Helmer Verlag 2006, 20,50 Euro<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 41
ge.sehen<br />
42 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
B i l d : Vi v a n S u n d a ra m<br />
Red Indian<br />
Amrita Sher-Gil ist eine ungarisch-indische Künstlerin, die wir kennen lernen müssen, meint<br />
Elisabeth Schäfer.<br />
Sie kann nur in Indien malen.<br />
Sagt sie 1938. Da bleibt schon<br />
nicht mehr viel Zeit – was sie<br />
nicht weiß. Sie ist seit 1934<br />
wieder in Indien. Ihr Handwerk<br />
hat sie an der École des Beaux Arts in<br />
Paris gelernt. Amrita Sher-Gil ist zwischen<br />
Welten zuhause, die sie nicht erfunden<br />
hat. Wie wir alle vielleicht. Aber<br />
sie hat gemalt. Und die Welten nicht<br />
genau so wiedererfunden. Aus der Mitte<br />
ihres Bildes „Hill Women“ von 1935<br />
strahlt ein Gefäß in kräftigem Rot. Dieses<br />
Rot klafft und strahlt in ihren Bildern<br />
wie ein leicht geöffneter Mund<br />
oder wie eine Wunde. Das Rot ist Morgen-<br />
und Abendrot, es ist ein Zwischenton<br />
einer Malerin, die zwischen<br />
Morgen- und Abendland vermitteln<br />
wollte.<br />
Geeta Kapur, Indiens berühmte<br />
Kunsthistorikerin, beschreibt Amrita<br />
Sher-Gils Arbeit als einen Versuch,„alles<br />
auf einmal zu überwinden: die Entfremdungen<br />
auf Grund ihrer Klassenzugehörigkeit,<br />
ihrer indo-europäischen Herkunft<br />
und ihres Geschlechts“. Amrita<br />
Sher-Gil ist im Westen noch fast gänzlich<br />
unbekannt. Um sie bekannt zu machen,<br />
wird sie gerne die „Frida Kahlo des<br />
Ostens“ genannt. Aber zwei verschiedene<br />
Künstlerinnen sind zwei verschiedene<br />
Künstlerinnen – und zwei sind eine<br />
mehr als eine. Also:Was kann erzählt<br />
werden von Amrita Sher-Gil, der Male-<br />
rin des Westens und des Ostens: Amrita<br />
wurde am 30. Januar 1913 in Budapest<br />
geboren. Ihre Mutter, Marie <strong>An</strong>toinette<br />
Gottesmann, war Opernsängerin und<br />
ihr Vater, Umrao Singh Sher-Gil ist in Indien<br />
als Literat, Philosoph, anti-britischer<br />
Nationalist und Fotograf berühmt<br />
geworden. Bis zu ihrem neunten Lebensjahr<br />
lebte Amrita in Budapest, bevor<br />
die Familie nach dem Ersten Weltkrieg<br />
nach Punjab in Nordindien zog. In<br />
der künstlerisch ambitionierten Familie<br />
wurde Amritas Talent früh entdeckt. Mit<br />
16 Jahren zog die Familie mit ihr nach<br />
Paris, wo sie Malerei und die ästhetischen<br />
Traditionen des Abendlandes studierte.<br />
Ihre frühen Gemälde stehen unter<br />
dem Einfluss des Realismus. Sie portraitiert<br />
eine Freundin: Das Gesicht von<br />
Marie Louise mit den sehr roten Lippen<br />
ist nicht das einer Frau, nicht das eines<br />
Mannes, es ist beides und vor allem ist<br />
es viel mehr. Ihrer Mutter versichert<br />
Amrita, dass sie keine sexuelle Beziehung<br />
mit einer Frau habe. Aber sie<br />
schreibt offen von ihrer Sehnsucht nach<br />
einer Frau. Das ist – auch – ihr Thema.<br />
Es changiert in ihrem Werk zwischen<br />
Identifikation und Begehren.<br />
Paul Gaugin und der Blick der europäischen<br />
Avantgarde auf ‚exotische<br />
Motive’ waren für sie inspirierend.<br />
Zurück in Indien, studiert sie u. a. die<br />
frühen buddhistischen Felsenmalereien<br />
B i l d : Vi v a n S u n d a ra m<br />
von Ajanta und die mittelalterliche Miniaturmalerei<br />
der Mogule Nordindiens.<br />
Ihr Blick auf Indien zeugt von großer<br />
Aufmerksamkeit für die indische Gesellschaft.<br />
Sie malt Frauen und Männer bei<br />
rituellen Handlungen, Gesichter von<br />
Menschen und was sie sagen. Sie sagt:<br />
„Europe belongs to Picasso, Matisse and<br />
Braque and many others. India belongs<br />
only to me.“<br />
Amrita Sher-Gil starb 1941 im Alter<br />
von 28 Jahren.<br />
Das Haus der Kunst in München<br />
zeigte von Oktober 2006 bis Januar<br />
<strong>2007</strong> eine Ausstellung unter dem Titel<br />
„Amrita Sher-Gil. Eine indische Künstlerfamilie<br />
im 20. Jahrhundert“. Die Ausstellung<br />
widmete sich nicht nur Amritas<br />
Werk, sondern auch seiner Rezeption innerhalb<br />
ihrer eigenen Familie. Vater<br />
Umrao hat seine Tochter zeitlebens<br />
fotografiert. Ihr Neffe Vivan Sundaram<br />
versucht in „Re-take of Amrita“ (2000/<br />
2001) die Selbstportraits des Vaters,<br />
die Portraits der Tochter und Amritas<br />
Bilder miteinander in Beziehung zu<br />
setzen.<br />
Was die Ausstellung nicht fragt:<br />
Wie gelungen ist dieses Projekt „Retaking<br />
Amrita“? In welchen Blick ist Amrita<br />
Sher-Gil zu Lebzeiten verstrickt gewesen<br />
und über sie hinaus verstrickt geblieben?<br />
Ich warte und freue mich auf<br />
eine feministische Rezeption des Werkes<br />
von Amrita Sher-Gil! ❚<br />
B i l d : A m r i t a S h e r- G i l
musik.tanz<br />
01.03., 20.00, Wien<br />
VSA presents zum Internationalen<br />
Frauentag: Katrin Navessi, Magdalena<br />
Piatti, Laura Rafetseder, Mika Vember<br />
Die Vienna Songwriting Association<br />
stellt vier Musikerinnen vor<br />
Gasthaus VORSTADT, 1160 Wien,<br />
Herbststrasse 37, kulturgasthaus@<br />
vorstadt.at, Kosten: 10,- Euro<br />
05.03., Wien<br />
Klavierabend Helene Grimaud. Hagen<br />
Quartett. Frederic Chopin, Johannes<br />
Brahms, Robert Schumann<br />
Wiener Konzerthaus, 1030 Wien,<br />
Lothringerstrasse 20, T. 01/242002,<br />
ticket@konzerthaus.at, www.konzerthaus.at,<br />
Kosten: 12,- bis 62,- Euro<br />
08.03., 20.00, Wien<br />
Evelyn Petrova.Ohne Kompromisse<br />
nach den Sternen greifen. Evelyn Petrova<br />
führt mit ihrem Akkordeon und<br />
ihrer Stimme in die Welt der russischen<br />
Volkslieder. „The Year‘s Cycle“<br />
heißt ihre energetisch aufgeladene<br />
Tour de force zwischen tief verwurzelten<br />
Traditionen, feiner Virtuosität und<br />
Jazzimprovisation<br />
SfabrikG, 1140 Wien, Goldschlagstrasse 169,<br />
T. 01/988 981 11, kulturhaus@sargfabrik.at,<br />
www.sargfabrik.at, Kosten: 18,- Euro<br />
17.03., Linz<br />
„Mystik“ Ein hip hop female act.<br />
Mystic aus Oakland ist eine der interessantesten<br />
Stimmen innerhalb der<br />
kreativen Hip Hop Szene Kaliforniens.<br />
Sie verbindet Rap und Soul<br />
KAPU, 4020 Linz, Kapuzinerstrasse 36,<br />
T. 0732/779660, kapu@servus.at,<br />
www.kapu.or.at<br />
22.03., 20.00, Wien<br />
Susana Baca. Die bewegende Stimme<br />
Perus Sie engagiert sich gegen Rassismus<br />
und für ein neues schwarzes<br />
Selbstbewusstsein. In ihre Arbeit integriert<br />
sie brasilianische Bossa Nova<br />
und französisches Chanson<br />
SfabrikG, 1140 Wien, Goldschlagstrasse 169,<br />
T. 01/98898/111, kulturhaus@sargfabrik.at,<br />
www.sargfabrik.at, Kosten: 25,- Euro<br />
22.03., 21.00, Wien<br />
Iva Nova,eine russische Frauenband,<br />
spielen Musik, in der russische traditionelle<br />
Musik mit Ska, Punk Rock und<br />
Jazz in Einklang gebracht werden<br />
Ost Klub, 1040 Wien, Schwindgasse 1,<br />
T. 01/5056228, www.ost-klub.at<br />
09.03., 20.00, Wien<br />
Barbara Faast. Als Allroundakkordeonistin<br />
meistert sie Tastenakkordeon,<br />
chromatisches Knopfakkordeon,<br />
diatonische Steirische Knöpferlharmonika,<br />
die diatonische Garmoschka aus<br />
Russland und das Bandoneon<br />
AERA, 1010 Wien, Gonzagagasse 11,<br />
T. 01/5335314, www.aera.at<br />
10.03., 20.00, Wien<br />
Rachelle Garniez. Die New Yorkerin<br />
macht mit ihrem Akkordeon Musik,<br />
die sich aus Swing, Tango, Walzer, Tex-<br />
Mex und Latin-Jazz zusammen setzt<br />
Baumgartner Casino, 1140 Wien,<br />
Linzer Strasse 297, T. 01/9143325<br />
11.03., 20.00, Wien<br />
Cathrin Pfeifer & Etta Scollo. Die Voodoomeisterin<br />
& die Vulkanin.<br />
Etta Scollo, die Vulkanin, zeichnet sich<br />
durch eine vulkanische Stimme aus.<br />
Die musikalische Begleitung zu dieser<br />
bebenden Stimme bereitet die Akkordeonistin<br />
Cathrin Pfeiffer<br />
Schutzhaus Zukunft, 1150 Wien, Auf der<br />
Schmelz, verl. Guntherstrasse,<br />
T. 01/ 9820127, www.schutzhaus-zukunft.at<br />
film<br />
01.-5.3., Wien<br />
Tricky Women 07<br />
Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1,<br />
www.topkino.at<br />
08.-15.03., Wien<br />
„FrauenWelten“. Frauenfilmtage <strong>2007</strong><br />
Filmcasino, 1050 Wien, Margaretenstrasse 78,<br />
T. 01/5879062, www.frauenfilmtage.at,<br />
www.filmcasino.at<br />
11.03., 12.30, Wien<br />
Sehnsucht. Regisseurin: Valeska<br />
Griesebach<br />
Votiv, 1090 Wien, Währinger Strasse 12,<br />
T. 01/3173571, www.votivkino.at<br />
18.03., 12.00, Wien<br />
Marie <strong>An</strong>toinette. Ein junges Mädchen<br />
versucht ihre Einsamkeit und sexuelle<br />
Frustration durch Shopping zu kompensieren<br />
Votiv, 1090 Wien, Währinger Strasse 12,<br />
T. 01/3173571, www.votivkino.<br />
theater.kabarett<br />
02. & 03.03, 19.30, Wien<br />
V-Day Vienna <strong>2007</strong> Benefizveranstaltung.<br />
Der „V-Day“ ist eine von der<br />
Künstlerin und Aktivistin Eve Ensler ins<br />
Leben gerufene globale Bewegung, die<br />
gegen die Gewalt an Frauen und<br />
Mädchen auftritt. Die „<strong>2007</strong> V-Day“-<br />
Schwerpunktaktion unterstützt Frauen<br />
in Konfliktregionen. Die Einnahmen<br />
gehen an die Organisation „Frauen ohne<br />
Grenzen“ und Lefö<br />
Kosmos Theater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T. 01/5231226,<br />
www.kosmostheater.at, Karten: 19,-/15,- Euro<br />
07.-31.03., 20.00, Wien<br />
Durst. Eine Mutter sperrt ihre beiden<br />
Söhne in ihr Zimmer, spült den Schlüssel<br />
in der Toilette hinunter und kommt<br />
dreizehn Tage nicht in ihre Wohnung<br />
zurück<br />
das TAG, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67,<br />
T. 01/5865 222, Mi-Sa: 20.00<br />
08.-09.03., Salzburg<br />
<strong>An</strong>nie Sprinkle & Elisabeth Stevens<br />
(US):„Exposed“.Ein Theaterstück über<br />
Experimente in Liebe, Sex, Tod und<br />
Kunst<br />
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg,<br />
Josef.Preis-Allee 16, T. 0 622/848 78 40,<br />
www.argekultur.at<br />
08.-17.03, 20.30, außer So/Mo, Wien<br />
Wie man wird, was man ist.<br />
Regie: Beate Göbel. Inhaftierte Frauen<br />
in der Justizanstalt Favoriten arbeiten<br />
am Theaterstück und bringen ihre<br />
spezifische Sicht auf reale wie imaginierte<br />
Grenzen ein<br />
Kosmos Theater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T.01/5231226,<br />
www.kosmostheater.at, Kosten: 15,-/13,- Euro<br />
20.03., 17.04., 15.05., Wien<br />
Ladies Night. Der Weiberstammtisch<br />
lädt <strong>2007</strong> wieder zur Ladies Night in<br />
den Kosmosclub. Mit: Eva D., Susanne<br />
Draxler, Christina Förster, Claudia Martini,<br />
Ingeborg Schwab, Gerti Tröbinger,<br />
Christa Urbanek u.v.a.<br />
Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse<br />
42, T. 01/5231226,<br />
office@kosmostheater, www.kosmostheater.at,<br />
Karten: 13,-/11,- Euro<br />
27.03-31.03, 20.30, Wien<br />
Mata Hari & M‘greet.<br />
Offiziersgattin – Nackttänzerin – Doppelagentin<br />
von und mit nio<br />
Kosmostheater, 1070 Wien, Siebensterng. 42,<br />
T. 01/5231226, office@kosmostheater.at,<br />
www.kosmostheater.at,<br />
Kosten: 15,-/13,-Euro<br />
Fo t o : S t e fa n Fa l ke<br />
frauenwelten<br />
seminar.workshop<br />
02.03., 03.03, Wien<br />
Selbstbewusst Auftreten -–Sich wirksam<br />
präsentieren. Kursleiterin: Regina Reiter<br />
Volkshochschule Penzing, 1140 Wien, Linzer<br />
Str. 146, T. 01/914 22 55, office@vhspenzing.at,<br />
www.vhspenzing.at, Kosten: 62,- Euro<br />
05.03., 17:30, Graz<br />
Rund um’s Gleichbehandlungsgesetz:<br />
In diesem Workshop diskutieren wir<br />
über den Zusammenhang zwischen<br />
Stereotypenbildung und Benachteiligungen<br />
aufgrund des Geschlechts im<br />
Arbeitsleben<br />
Gleichbehandlungsanwaltschaft für<br />
Frauen und Männer in der Arbeitswelt,<br />
8020 Graz, Europaplatz 12, T. 0316/ 720590<br />
06.03., 03.04., Wien<br />
MigrantInnen in der mobilen Pflege<br />
und Betreuung.Im Rahmen des Equal-<br />
Projekts „MigrantInnen in der mobilen<br />
Pflege und Betreuung“ bietet die Caritas<br />
Wien Informationen über Pflege<br />
und Betreuungsberufe<br />
WIK-Vernetzungsbüro, 1050 Wien,<br />
Margaretengürtel 96/4/1a,<br />
T. 01/641 84 30, vereine@wik-vernetzungsbuero.at,<br />
08.03., vorauss. 9-12, Neunkirchen<br />
Mit voller Kraft neu durchstarten..<br />
Thema: Frauen/Wiedereinsteigerinnen<br />
und Arbeitsmarkt<br />
AMS, 2620 Neunkirchen,<br />
Dr. Stockhammergasse 31, T.0227262236<br />
ster@ibg.co.at, Kosten: 60,-Euro,<br />
<strong>An</strong>meldeschluss: 26.02.<br />
16.-18.03., Linz<br />
Der Duft des Doppelpunktes.<br />
Eine sinnlich kreative Schreibwerkstatt<br />
in Linz mit Petra Öllinger<br />
Frauengesundheitszentrum Linz, 4020 Linz,<br />
Kaplanhofstrasse 1, T.0732/774460,<br />
office@fgz-linz.at<br />
21.03.,18.30-20.30, Wien<br />
Frühlingsfrisch - mit Heilpflanzen -<br />
und Kräutern gesund ins Frühjahr<br />
Cafe Ephata, 1060 Wien, Garbergasse 14,<br />
T. 01/5977554, info@petra-oelllinger.at Wien 3<br />
23.03., 24.03., Wien<br />
Rhetorik für Menschen mit Nichtdeutscher<br />
Muttersprache. Kursleiterin:<br />
Regina Reiter<br />
Volkshochschule Penzing, 1140 Wien, Linzer<br />
Strasse 146, T.01/9142255,<br />
office@vhspenzing.at, www.vhspenzing.at,<br />
Kosten: 78,- Euro<br />
27.-28.03, Wr.Neustadt<br />
Teamgeist - Im Projektteam Lösungsfokussiert<br />
zum Ziel. Das Seminar richtet<br />
sich an Menschen, die das Gefühl<br />
haben, auf der Stelle zu treten, Energie<br />
in Konflikten und Machtkämpfen zu<br />
vergeudenTrainerin: Brigitte Lube<br />
Bildungshaus St. Bernhard, 2700 Wr.<br />
Neustadt, Neuklostergasse 1,<br />
an.künden<br />
Vom 8.-15.3. gibt es wieder die Frauenfilmtage im Filmcasino mit vielen Produktionen<br />
von Frauen oder Filmen, die unterschiedlichste weibliche Lebensrealitäten zeigen.<br />
Eröffnet wird das Festival mit dem international viel beachteten Spielfilm von<br />
<strong>An</strong>drea Staka „Das Fräulein“. Ein persönlicher Film von drei Frauen aus Exjugoslawien<br />
und ihrem Leben in der Schweiz.<br />
In „La bestia nel cuore“ von Cristina Comencini verändert sich das Leben einer beruflich<br />
erfolgreichen Frau mit ihrer Schwangerschaft völlig. Sie beginnt an Albträumen<br />
zu leiden, deren Ursprünge in ihrer Kindheit und bei ihrem Vater liegen und<br />
mit ihrem Vater im Zusammenhang stehen. Der Abschlussfilm von Fernando Léon<br />
„Princesas“ zeigt die Freundschaft zweier ungleicher Frauen im madrilenischen<br />
Rotlichtmilieu. Diskutiert wird im <strong>An</strong>schluss mit Expertinnen und Politikerinnen.<br />
^<br />
8.-15.3., Filmcasino, 1050 Wien, Margaretenstr. 78, www.frauenfilmtage.at, www.filmcasino.at<br />
T. 0699/10746256, s.schuster@ibg.co.at,<br />
Kosten: 60,-Euro, <strong>An</strong>meldeschluss: 06.03<br />
02.-04.03, Wien<br />
Burn-out Wochnendseminar.<br />
Leiterin: Sabine Fabach<br />
Institut Frauensache, 1150 Wien, Reindorfg. 29,<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at<br />
19.-20.04., Rust<br />
Projektevaluation und Qualitätssicherung.<br />
In dem Seminar soll ein allgemeiner<br />
Überblick über gängige Evaluationsmöglichkeiten<br />
gegeben<br />
werden<br />
Leiterin: Trude Hausegger, Seehotel Rust,<br />
7071 Rust, Am Seekanal 2-4,<br />
T. 0699/10400883, s.krabb@igb.co.at,<br />
Kosten: 60,-Euro, <strong>An</strong>meldung bis 23.03.<br />
vortrag.diskussion<br />
06.03., 16.00, Linz<br />
TEqualitiy – Technik. Gender. Equality.<br />
Ergebnisse des Forschungsprojektes<br />
an der Johannes Kepler Universität<br />
Linz. Hintergrund dieses Projektes ist<br />
die hartnäckige Unterrepräsentanz<br />
von Frauen in technischen Studienrichtungen<br />
Landhaus, Brauner Saal, 4040 Linz,<br />
Klosterstrasse 7, um <strong>An</strong>meldung bis 03.03<br />
<strong>2007</strong> wird gebeten, <strong>An</strong>meldung: T. 0732-<br />
2468-9203,<br />
astrid.faltinger@jku.at<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 43
an.künden<br />
07.03., 19:00 , Graz<br />
Diskussionsveranstaltung zum Thema<br />
Lesben in Arbeits- und Ausbildungszusammenhängen<br />
Stadtteilcafé palaver connected,<br />
8010 Graz, Griesgasse 8, Info:<br />
http://www.gundl.at/go/labrys/<br />
21.03., Steyr<br />
<strong>An</strong>tje Schrupp erzählt über Victoria<br />
Woodhall, eine Frau, die 1872 als amerikanische<br />
Präsidentin kandidierte. Sie<br />
trat gegen Sklaverei und Unterdrückung<br />
der Frau und für die freie<br />
Liebe auf<br />
Kulturzentrum AKKU, 4400 Steyr,<br />
Färbergasse 5, T. 07252/48542,<br />
akku@servus.at, www.akku-steyr.at<br />
22.-24.03., Innsbruck<br />
Kritik der Gefühle. Feministische Positionen.<br />
Die internationale Tagung wird der<br />
Auseinandersetzung mit feministischen<br />
Positionen gewidmet<br />
Management Center Innsbruck,<br />
6020 Innsbruck, Universitätsstrasse 15,<br />
<strong>An</strong>meldung bis 12.03. unter:<br />
fem@ubik.ac.at, www.uibk.ac.at/<br />
frauenbuero/gender-studies/<br />
ausstellung<br />
bis 02.03., Wien<br />
Nichts für uns, Alles für Alle.<br />
Strategischer Universalismus und politische<br />
Zeichnung.<br />
Die Ausstellung fragt nach Möglichkeiten<br />
eines „strategischen Universalismus“<br />
und damit nach der politischen<br />
Perspektive der Gleichheit<br />
Galerie IG Bildende Kunst, 1060 Wien,<br />
Gumpendorfer Strasse 10-12,<br />
T. 01/5240909, galerie@igbildendekunst.at,<br />
www.igbildendekunst.at<br />
bis 04.03., Wien<br />
Family Reunion. Eine Fotoausstellung<br />
über lesbische Mütter und schwule<br />
Väter<br />
Grün-Raum, 1040 Wien, Favoritenstrasse<br />
22, Mo-Do 17 -19.00, Fr, Sa, So 15-19.00<br />
08.-17.03., Wien<br />
WIR_HIER, Frauenkunst unter Strafe.<br />
Dokumentation der vierjährigen<br />
Theaterarbeit der geschlossenen<br />
Frauenabteilung. Künstlerische<br />
Leitung: Beate Göbel<br />
Kosmos Theater, 1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T.01/521226,<br />
office@kosmostheater.at,<br />
www.kosmostheater.at, Eintritt frei, außer<br />
So/Mo, geöffnet ab 19.00<br />
17.03., ab 15.00, Wien<br />
Alexandra Uccusic – Zwei<br />
in der kexfabrik, 1020 Wien,<br />
Dr. Natterergasse 6, www.kexfabrik.at<br />
44 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
bis 25.3., Wien<br />
Susanne Hammer, eine der bedeutendsten<br />
Vertreterinnen des zeitgenössischen<br />
Schmuckdesigns in<br />
Österreich zeigt Short Storys:<br />
Schmuck 1996-2006<br />
MAK, 1010 Wien, Stubenring 5,<br />
T. 01/711 36-0, office@MAK.at,<br />
www.MAK.at, Mi-So 10-18.00, Di 10-24.00,<br />
Kosten: 5,50/9,90 Euro, Sa Eintritt frei<br />
bis 01.04., Wien<br />
LIQUID LOGIC. The Height of Knowledge<br />
and the Speed of Thought.<br />
Elke Krystufek<br />
MAK, 1010 Wien, Stubenring 5,<br />
T. 01/711 36-0, office@mak.at, www.mak.at<br />
bis 29.04., Wien<br />
Exil des Imaginären. Politik Ästhetik<br />
Liebe. Mit Werken von: <strong>An</strong>drea Geyer,<br />
Sharon Hayes, Stefanie Taylor, Dolores<br />
Zinny, Juan Maidagan u. a.<br />
Die amerikanische Kunsthistorikerin<br />
Juli Carson thematisiert in ihrer Ausstellung<br />
die Liebe in Zeiten von politischen<br />
Turbulenzen<br />
Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner<br />
Hauptstrasse 15, T.01/5049880,<br />
foudation@generali.at,<br />
foundation.generali.at<br />
1<br />
lesung<br />
09.03., 20.30, Salzburg<br />
EVA und die neue F-Klasse im roten<br />
Salon. Eine Lesung mit Eva Umbauer<br />
(Moderatorin/DJ FM4) aus aktuellen<br />
Frauenbildern von Eva Hermann bis<br />
Thea Dorn. Danach gibt es eine Party<br />
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg,<br />
Josef-Preis-Allee 16, T. 0622/848784/0,<br />
www.argekultur.at<br />
aktivitäten<br />
08.03., 15.00 – 17.00, Graz<br />
Aktion „sichtbar scharf“:„Selber denken<br />
– solidarisch handeln – gemeinsam<br />
verändern - … lieber heute als gar<br />
nicht!“<br />
Treffpunkt 15.00 Uhr Bahnhofsvorplatz,<br />
Ende 17:00 Uhr Tummelplatz 9<br />
08.03., 17.00, Graz<br />
FrauenStadtSpaziergang „Outside-Inside“<br />
Die Frauenbeauftragte und ihr<br />
Team greifen Probleme, Beschwerden<br />
und <strong>An</strong>regungen von Frauen auf, gehen<br />
Diskriminierungen nach und<br />
schaffen nach Möglichkeit Abhilfe<br />
Leitung: Ilse Wieser, Treffpunkt: 8010 Graz,<br />
Tummelplatz 9, die Teilnahme ist kostenlos.<br />
Eine <strong>An</strong>meldung ist nicht erforderlich.<br />
08.03, Wien<br />
Osterwerkstatt für Mütter mit Ihren<br />
Kindern (ab 4 Jahre).<br />
Atelier Seiz, 1140 Wien, Linzer Straße 36,<br />
T. 01/9142255, Kosten: Erwachsene: 36,-/<br />
Kinder: 18,- Euro, <strong>An</strong>meldung im<br />
Sekretariat der VHS Penzing, eine Woche<br />
vor Kursbeginn<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Diskuthek im Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />
www.frauenzentrum.at,<br />
jeden 1. Mo im Monat, 18.-22.00<br />
Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />
„Dykes on bikes“ Stammtisch.<br />
Der Motorradclub für Lesben<br />
7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,<br />
dykes.on.bikes@gmx.at,<br />
www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich da nicht so sicher sind.<br />
Mit Sabine Fabach (Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at,<br />
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />
<strong>An</strong>m. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />
Lambda für politisch und rechtlich<br />
interessierte Schwule und Lesben<br />
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />
Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,<br />
www.rklambda.at, jeden 1. Mo<br />
„Zwischen den Welten“ -<br />
Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />
für lesbische [Co]Mütter<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />
<strong>An</strong>meldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />
First love. Sexualberatung für<br />
Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz,<br />
3., Juchg. 25/1. Stock,<br />
jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />
Dienstag<br />
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />
Mit Sylvia Möstl<br />
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />
2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />
abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />
Welser Runde – Lesben-, Bi- und<br />
Schwulen-Treff<br />
Cafe - Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />
Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />
SHG 1 im Frauennotruf, 5020 Salzburg,<br />
Haydnstraße 2, wöchentlich jeden Di von<br />
18-19.30; SHG 2 14-tägiges Treffen, Di von<br />
19.30-21.30, T. 0664/82 84 263,<br />
shg.ueberlebt@aon.at, <strong>An</strong>meldung erforderlich,<br />
kostenlos, www.akzente.net<br />
Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß.<br />
Leitung Karin Weingartmann<br />
Volksschule Brockmanngasse, 8010 Graz,<br />
Brockmanngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm,<br />
<strong>An</strong>meldung unter 0316/837 998, Di 19-<br />
21.00, Kosten: 102,- Euro für 17 Abende<br />
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen<br />
<strong>An</strong>gebot, bei dem Kleinstkinder in den<br />
Kinosaal mitgenommen werden können<br />
Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,<br />
www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />
jeden 2. Di ab 11.00<br />
Frauenplenum der Grünen<br />
Alternativen Jugend<br />
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />
jeden letzten Di um 18:30<br />
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen<br />
aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Info: T. 01/545 43 93<br />
Offenes Atelier für Frauen.<br />
Kunsttherapeutin: <strong>An</strong>na Rakos<br />
Atelier, 18., <strong>An</strong>astasius Grüng. 14,<br />
Info und <strong>An</strong>meldung: T. 0676/963 43 26,<br />
www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />
Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />
jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat,<br />
jeweils von 18.30-21.00<br />
ViennaMix. Verein von und für<br />
les.bi.schwul.transgender<br />
MigrantInnen in Wien<br />
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />
jeden 2. Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />
sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />
jeden Di 19.30-21.00<br />
Mittwoch<br />
Frauencafé<br />
Jugendzentrum Agathon,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />
jeden 1. Mi ab 19.30<br />
Frauencafè<br />
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />
Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />
Transgender-Treff<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00<br />
Deutsch Konversation<br />
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,<br />
jeden Mi von14-18<br />
Vereinscafé <strong>An</strong>chorage.<br />
Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />
Offen für alle Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />
Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,<br />
info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />
und Fr ab 20.30<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reinisch<br />
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />
Telefonische <strong>An</strong>meldung: T. 01/523 22 22,<br />
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />
Lesben-Fußballgruppe<br />
Aufschlag-BALLerinas<br />
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />
jeden Mi ab 19.00<br />
Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />
Körpertherapeutisch orientierte<br />
Gruppe für Frauen.<br />
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />
Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50,<br />
Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,<br />
Offene Frauengruppe<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
und Frauen in Trennungssituationen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />
Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />
18-20.00, <strong>An</strong>m. Frauen beraten Frauen,<br />
T. 01/587 67 50<br />
Offenes Atelier für Frauen.<br />
Kunsttherapeutin: <strong>An</strong>na Rakos<br />
Atelier, 18., <strong>An</strong>astasius Grüng. 14, Info und<br />
<strong>An</strong>meldung: T. 0676/963 43 26,<br />
www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />
Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />
jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.30-21.00<br />
Resis.danse. FrauenTanzClub.<br />
Tanzabend<br />
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />
www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00<br />
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />
lesbische und bisexuelle Frauen.<br />
Leiterin: Christine Swarowsky<br />
Beratungsstelle Courage, 6.,Windmühlg. 15/1/7,<br />
T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at,<br />
www.courage-beratung.at, 14-tägig,<br />
Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro,<br />
kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />
anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00<br />
Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen,<br />
Portraitmalen für Frauen und Mädchen<br />
Offenes Atelier funkundküste, 3504<br />
Krems/Stein, Steiner Landstr. 14,<br />
T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive<br />
Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00<br />
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />
Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck,<br />
Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_<br />
regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00<br />
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />
Salon de Femme<br />
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />
jeden Do 20.30<br />
Barbetrieb mit Musik, Billiard,<br />
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />
Von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-<br />
24.00, bzw. nach Voranküdigung<br />
FZ-Plenum<br />
FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6,<br />
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />
Mahnwache und Speakerscorner<br />
gegen Schwarzorange<br />
Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen<br />
20 u. 20.15, jeden Do<br />
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />
Lesben, Mädchen!<br />
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, <strong>An</strong>meldung<br />
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />
Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme Ess-<br />
Süchtige<br />
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00<br />
Treffen der „Jungen Herzen“<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
jeden Do ab 19.00<br />
Freitag<br />
1. Linzer Lesbenstammtisch<br />
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />
www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00<br />
Die Grünen <strong>An</strong>dersrum OÖ- Lesben,<br />
Schwule u. TG-Personen Treffen<br />
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17,<br />
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />
Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />
Bi Stammtisch<br />
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />
jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-<br />
Pantherinnen – der Abend für<br />
Lesben und Freundinnen<br />
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />
<strong>An</strong>nenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />
T. 0316/366 601, Fr 19-23.00<br />
Vereinscafé <strong>An</strong>chorage.<br />
Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />
Offen für alle Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839,<br />
info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
jeden Mi und Fr ab 20.30<br />
Fo t o : M a r i o L a n g<br />
Rebellen und Rebellinnen gesucht<br />
Barbetrieb mt Musik, Billiard,<br />
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />
Von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />
19-24.00, bzw. nach Vorankündigung<br />
g.spot for queers to check in &<br />
freak out<br />
Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />
jeden 1. Fr ab 22.00<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migrantinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr<br />
Resis.danse. FrauenTanzClub.<br />
Tanzabend<br />
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />
www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00<br />
First love. Sexualberatung für<br />
Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22.,<br />
Langobardenstr. 122<br />
Queerulantinnen –<br />
die neue Unigruppe.<br />
<strong>An</strong>laufstelle für Lesben, Feministinnen,<br />
Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante<br />
Identitäten<br />
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />
Kontakt: queerulantinnen@gmx.at<br />
Samstag<br />
Frauenstammtisch – Treffen für<br />
Lesben, bisexuelle und transgender<br />
Frauen und Freundinnen<br />
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55,<br />
www.stammtischkrems.info/Frauen/Lilith,<br />
jeden 3. Sa ab 16.00<br />
Mostviertel <strong>An</strong>dersrum.<br />
Lesbisch/schwules Treffen<br />
Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com,<br />
T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />
Orlando-Party<br />
Club <strong>An</strong>derwelt, 6., Theobaldg. 10,<br />
jeden 2. Sa ab 22.00<br />
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch<br />
Café Steinschlag, 5020 Salzburg,<br />
Glockeng. 4, Frühstücksbuffet,<br />
jeden 3. So ab 11.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />
jeden 1. So ab 10.30<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />
www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro,<br />
<strong>An</strong>m. bis jeweils Sa unter<br />
sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214,<br />
jeden 3. So 16-20.00<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veganes Buffet<br />
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />
alles anders? Beratung und Mediation<br />
für Lesben und Schwule<br />
aus.weg. D-80469 München, Baaderstr. 36/4,<br />
info@aus-weg.de, www.aus-weg.de<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenland,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />
Frauenleserunde<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: T. 02626/677 10<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />
T. 02682/661 24<br />
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />
Auch muttersprachliche Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00<br />
Maiz – Autonomes<br />
Integrationszentrum von & für<br />
Migrantinnen<br />
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />
maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />
Beratung im Schwangerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen und Essstörungen<br />
an.künden<br />
Wer möchte mitarbeiten an einer Herzblatt/Bauersuchtfrau/Traumschiff-Parodie, die dann im Wiener Fernsehsender<br />
OKTO zu sehen sein wird? Gesucht werden in erster Linie Heiratswillige, aber auch Begeisterte für andere<br />
Jobs vor und hinter den Kameras, Kostümen und Kulissen. Ein eleganter Balanceakt am Rande des Gesetzes soll<br />
zelebriert und die Narrenfreiheit der Kunst genutzt werden, um die Skrupellosigkeit der Migrationspolitik zu verhöhnen.<br />
Herauskommen soll dabei eine Serie, in der es darum geht, papierlosen Flüchtlingen per Heirat zu Papieren<br />
zu verhelfen und dabei alle absurden und menschenfeindlichen und entwürdigenden Bestimmungen über<br />
Scheinehen angemessen zu verhöhnen.<br />
InteressentInnen bitte melden bei Tina Leisch unter 0699 194 222 09 oder augustine.leisch@gmx.at<br />
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />
T. 0662/442 255, kostenlos<br />
Hotline Essstörungen des<br />
Frauengesundheitszentrums Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />
Patchwork-Familien-Service.<br />
Mit Margit Picher<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99,<br />
<strong>An</strong>meldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />
Schwangerschaftstest, Infos zur<br />
Schwangerschaft<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,<br />
www.fgz.co.at, Mo-Mi u. Fr 9-13.00, Do 15-19.00<br />
Verhütungsberatung für Mädchen<br />
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,<br />
<strong>An</strong>meldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />
abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />
junge schwangere Frauen und junge<br />
Frauen mit Kind<br />
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />
T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />
www.abzaustria.at,<br />
Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre <strong>An</strong>gehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
T. 01/714 39 39<br />
märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 45
an.künden<br />
Female Hiphop<br />
Mystik aus Oakland ist eine der interessantesten<br />
Stimmen innerhalb der kreativen kalifornischen HipHop<br />
Szene. Seit über zehn Jahren aktiv, verbindet<br />
sie Rap und Soul – als gäbe es nichts Einfacheres auf<br />
der Welt. Auf diversen Labels beheimatet, wurde ihr<br />
2005 erschienenes Album von Kritikern hochgelobt,<br />
von der breiten Masse aber leider (oder zum Glück)<br />
übersehen. Umso mehr kann man sich auf ihren einzigen<br />
Österreich-Auftritt in der KAPU freuen, den sie<br />
am 17.3. gemeinsam mit den Rappern Dave Ghetto<br />
und Hezekiah haben wird.<br />
17.03., Kapu, 4020 Linz, Kapuzinerstrasse 36, www.kapu.or.at<br />
Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />
1. Beratungsstelle für FGM<br />
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Coming Out Gruppe<br />
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,<br />
www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />
<strong>An</strong>meldungen: Mi 17-20.00<br />
Einzelberatung für Frauen in<br />
Krisensituationen<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />
Alles muss man nicht alleine schaffen!<br />
Leiterin: Martina Nöster<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5772, Beratung kostenlos<br />
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, dich in<br />
deinem Körper wohl zu fühlen.<br />
Mit Martina Rainer<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99<br />
47, Kosten: 35,- Euro<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771<br />
46 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />
Fo t o : G e o rg S c h w a r z /MA K<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71<br />
Progressive Muskelentspannung.<br />
Mit Petra Öllinger<br />
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />
petra.oellinger@web.de,<br />
www.petra-oellinger.at<br />
Selbsterfahrungsgruppe mit spirituellem<br />
Schwerpunkt.<br />
Mit <strong>An</strong>drea Scheutz<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at, Info unter<br />
T. 0699/194 52 624, Erstgespräch erforderlich<br />
Sexualberatung. Mit Julia Kastenhuber<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71, Erstgespräch kostenlos,<br />
Kosten für 4 weitere Gespräche: 10,- Euro<br />
Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Khanum – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />
jeden 1. Mo<br />
Di 13.00-14.00<br />
Globale Dialoge. Woman on air.<br />
Weibliche Realitäten in den Ländern<br />
des „Südens“<br />
Orange 94.00 MHz<br />
Mi 18.00-18.30<br />
Frauenzimmer. Die Plattform für eine<br />
frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />
Mi 17.00-18.00<br />
femme totale – feministisches Radio<br />
Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)<br />
Mi 18.00-19.00<br />
Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung<br />
für die ganze Frau<br />
Orange 94.00 MHz<br />
Do 18.00-19.00<br />
HOSI Lesbenradio<br />
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />
Fr 19.00-20.00<br />
Space FEM FM Frauenradio<br />
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />
jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />
für Lesben/Frauenforum<br />
Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />
FrauenForums<br />
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />
Sa 13.00-14.00<br />
Rainbow City-Radio für Lesben und<br />
Schwule<br />
Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />
UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)<br />
08.03., ab 20.00, Graz<br />
Das Frauenfest zum Internationalen<br />
Frauentag – women only!<br />
Live-Act: Chatterbox, 3 ladies of jazz,<br />
anschließend: Djanes<br />
Nittle`s, 8010 Graz, Grabenstraße 28, Eintritt:<br />
3,- Euro (Büffet inkludiert)<br />
10.2., 31.03., 19-21.00, Wien<br />
Tango Night. Tango Classico & Tango<br />
Argentino<br />
Cafe STANDARD, 1050 Wien,<br />
Margaretenstrasse 63, www.resisdanse.at,<br />
Kosten: 3,-<br />
tanz.fest<br />
diverses<br />
Rebellen und Rebellinnen gesucht<br />
Wer möchte mitarbeiten an einer Okto-TV<br />
Show, in der MigrantInnen verkuppelt<br />
werden sollen, um durch die<br />
Ehe zu Papieren zu kommen<br />
Kontakt: T. 069919422209,<br />
augustine.leisch@gmx.at<br />
08.03., 18.30, Graz<br />
Eröffnung der neuen Räumlichkeiten<br />
des DOKU Graz<br />
Mit: Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-<br />
Michl, Landesrätin Dr.in Bettina Vollath.<br />
Performance by DIVANOVA<br />
DOKU Graz, 8010 Graz, Radetzkystrasse 18/<br />
Nelkengasse 5, T. 0316/ 820 628,<br />
www.doku.at<br />
radio.fixtermin Redaktionsschluss<br />
Termine 04/07: 13.03.<strong>2007</strong><br />
termine@anschlaege.at<br />
an.<strong>schläge</strong> im April<br />
kultur<br />
Wie man wird, was man ist<br />
Beate Göbel bringt Lina Loos und weibliche Häftlinge<br />
auf die Bühne.<br />
politik<br />
Wie es weiter geht<br />
<strong>An</strong>tonella Corsani spricht über die Kämpfe der<br />
Intermittents du spectacle in Frankreich<br />
You can Feminism<br />
und an.<strong>schläge</strong> tv<br />
auf OKTO, Kanal 8, www.okto.tv<br />
8.3.: 21.00 und 22.00<br />
3. und 10. 03.07<br />
um 22.00 bzw. 21.45<br />
an.<strong>schläge</strong> gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen<br />
Buch Media Service 1010<br />
Kuppitsch<br />
1010<br />
Morawa<br />
1010<br />
Winter<br />
1010<br />
Frick International 1010<br />
Lhotzkys Literaturbuffet 1020<br />
Buchh. Polycollege 1050<br />
Südwind<br />
1070<br />
Frauenzimmer<br />
1070<br />
Kunsthalle Shop 1070<br />
Prachner<br />
1070<br />
Riedl<br />
1080<br />
Löwenherz<br />
1090<br />
Südwind<br />
1090<br />
Kulturver. Waschaecht 4600<br />
Bücher Wiederin 6020<br />
Wagnersche Buchh. 6020<br />
Amazone-Zentrum 6900<br />
Mex-Unibuchhandlung 8010<br />
Hacek-Bücherei 9020<br />
Rathausstr. 41<br />
Schottengasse 4<br />
Wollzeile 11<br />
Landesgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Taborstr. 28<br />
Reinprechtsdorferstr. 38<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Museumsquartier<br />
Museumsquartier<br />
Alser Str. 39<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzspanierstr. 15<br />
Dragonerstr. 22<br />
Sparkassenplatz 4<br />
Museumstr. 4<br />
Kirchstr. 39<br />
Brockmanng. 15<br />
Paulitschgasse 5/7
I<br />
FRECH<br />
Frauen ergreifen Chancen<br />
Mit FRECH unterstützt der waff<br />
erwerbstätige Frauen, die sich<br />
beruflich verändern wollen.<br />
Das FRECH-Team erarbeitet mit Ihnen<br />
die persönliche Strategie zu Ihrer beruflichen<br />
Veränderung und berät Sie gerne<br />
über Weiterbildungsmaßnahmen und<br />
mögliche Förderungen.<br />
Wiener ArbeitnehmerInnen<br />
Förderungsfonds<br />
2 217 48 -555 E-Mail: frech@waff.at www.waff.at<br />
Mittwoch und Freitag, 21.00<br />
Resisdanse Tanzabend
an.<strong>schläge</strong> Nr. 03/07, <strong>März</strong> <strong>2007</strong> 21. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M