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März 2007 (PDF) - An.schläge

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an.<strong>schläge</strong>03/<strong>2007</strong><br />

an.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN märz<br />

e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-<br />

thema<br />

Rampenlicht<br />

macht Schatten: CEDAW – in New York wurden<br />

Staaten- und Schattenbericht präsentiert<br />

frauentag<br />

Rampensau<br />

werden: YOU CAN FEMINISM – die Show mit<br />

den Dos & Don’ts für die Popqueen


�<br />

juridikum<br />

zeitschrift im rechtsstaat<br />

4' % , %/<br />

& ' * + . / % ' 0<br />

Die Zeitschrift für Kritik – Recht – Gesellschaft<br />

Diskussion & Film:<br />

" (" 0 , 4' " 1 * 5 - + - , -<br />

)<br />

' 0<br />

Migration – Sexarbeit – Frauenhandel<br />

27. April <strong>2007</strong> 18:30 Uhr Juridicum Wien<br />

Heftpräsentation 02/<strong>2007</strong><br />

Film-Preview in Kooperation mit<br />

"# + )'<br />

Amour Fou Film und Poool Film<br />

„KURZ DAVOR IST ES PASSIERT“<br />

ein Film von <strong>An</strong>ja Salomonowitz<br />

Wiener Filmpreis 2006 – Berlinale <strong>2007</strong><br />

Kinostart: Mai <strong>2007</strong><br />

www.juridikum.at<br />

www.anjasalomonowitz.com<br />

www.poool.at<br />

EINKOMMENSSCHERE INKOMMENSSCHERE<br />

SCHLIESSEN!<br />

SCHLIESSEN<br />

AKTION ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG <strong>2007</strong>.<br />

� Job- und Wiedereinstiegsoffensive für Frauen<br />

� Mehrstundenzuschlag für Teilzeitbeschäftigte<br />

� Bindung der Wirtschaftsförderung an<br />

Frauenförderung in Betrieben<br />

� Einkommensabhängiges Karenzgeld<br />

� 800,- Grundsicherung und 7,- gesetzlicher<br />

Mindestlohn auf Stundenbasis<br />

Die Grünen Frauen F auen Wien Wien<br />

Die feministische<br />

feministische<br />

Opposition<br />

�: 521 25/234,<br />

e-mail: gruene.frauen.wien@gruene.at,<br />

http://wien.gruene.at/frauenorganisation/<br />

,<br />

ARGEKULTUR SALZBURG<br />

PRÄSENTIERT ZUM<br />

INTERNATIONALEN FRAUENTAG<br />

ARGE THEATER<br />

DO/08.&FR/09.03./20:30<br />

ANNIE SPRINKLE &<br />

ELIZABETH<br />

STEVENS (US):<br />

"EXPOSED"<br />

EXPERIMENTS IN LOVE,<br />

SEX, DEATH AND ART<br />

(Performance in englischer Sprache)<br />

<strong>An</strong>nie Sprinkle & Elizabeth Stevens<br />

starten in ihrer Performance ein auf sieben<br />

Jahre angelegtes Love Art Laboratory,<br />

in welchem sie die Liebe als Kunstform<br />

entwickeln, ergründen und teilen.<br />

-<br />

ARGE KULTUR<br />

S A L Z B U R G<br />

ARGE LESUNG UND PARTY<br />

FR/09.03./22:00<br />

EVA UND DIE<br />

NEUE F-KLASSE<br />

IM ROTEN SALON<br />

LESUNG MIT EVA UMBAUER<br />

(Moderatorin/DJ FM4) aus aktuellen<br />

Frauenbildern von Eva Hermann<br />

bis Thea Dorn - anschließend Party.<br />

TICKETS UND INFOS/ARGEKULTUR SALZBURG/JOSEF-PREIS-ALLEE 16/5020 SALZBURG<br />

TELEFON +43/(0)662/848784 / OFFICE@ARGEKULTUR.AT / WWW.ARGEKULTUR.AT


auf.takt<br />

Aufregend neu II: Konturen statt Kästen nun,<br />

hauchzarter Strich statt grauer Balken. Sonst ist<br />

aber alles am gewohnten Platz – bis auf das<br />

neu.land, es fehlt in dieser Ausgabe. Tyma Kraitt<br />

hat leider keine Zeit mehr für die Kolumne, ab<br />

April haben wir also auch eine neue Autorin.<br />

Neu ist auch die Wiener Stadträtin für Frauen,<br />

Integration und KonsumentInnenschutz<br />

Sandra Frauenberger. Im Interview sagt sie Irmi<br />

Wutscher und Lea Susemichel, dass sie genau die<br />

Richtige für den Job ist (ab S.8).<br />

Keine Neuigkeit ist die mangelnde Umsetzung<br />

von Frauenrechten in Österreich. Paula<br />

Bolyos berichtet von der Präsentation des Staaten-<br />

und Schattenberichts vor dem CEDAW-Komitee<br />

in New York. Das ist gar nicht zufrieden:Welche<br />

Kritikpunkte es insbesondere für den Bereich<br />

weiblicher Erwerbs- und Hausarbeit gibt, fassen<br />

Gabi Horak und Bettina Surtmann zusammen<br />

(ab S.16).<br />

Neu auferstanden ist die Frauenuniversität.<br />

Und nach sechzehnjähriger Pause war selbst das<br />

Warten bis zum Sommer zu lang. Über den Frauenfrühling<br />

berichtet Eva Steinheimer (ab S.10).<br />

Ebenfalls universitär, aber weit weniger erfreulich<br />

ist das Thema von Burgi Pirolt. Denn<br />

Frauen haben’s in der Kultur- und Sozialanthropologie<br />

besonders schwer. Neben der üblichen Unterrepräsentanz<br />

in höheren Positionen gibt es in<br />

Österreich auch nur ein einziges Institut (ab S.28).<br />

Aufregend international sind wir in dieser<br />

Nummer nicht nur mit der Berichterstattung aus<br />

New York. Claudia Krieglsteiner war beim Weltsozialforum<br />

in Nairobi (ab S. 14), Judith Schoßböck<br />

bei der Konferenz „Performing and Queering Sadomasochism“<br />

in Berlin (ab S.32).<br />

Und Irene Tischler hat die Autorin Barbara<br />

Hundegger in Innsbruck getroffen (ab S.34).<br />

Aufregende Lektürestunden wünschen euch<br />

eure an.<strong>schläge</strong>-Redakteurinnen<br />

an.<strong>schläge</strong><br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

an.spruch<br />

Im Gleichschritt<br />

Journalistische Hetze gegen ein „feministisches Volkserziehungsprojekt”<br />

frauen.stadt.rätin<br />

Halbe-Halbe ist nicht retro<br />

Über Existenzsicherung und Kuba spricht Sandra Frauenberger<br />

f rühlings.uni<br />

Frauen – Frühling – Uni<br />

Platz da! Ab Ende <strong>März</strong> bevölkern wieder Massen von Frauen Wien<br />

welt.sozial.forum<br />

Die Welt in Nairobi<br />

Die afrikanische Wirklichkeit bleibt beim siebten WSF nicht außen vor<br />

an.sage<br />

Endlich<br />

Die Ära Rauch-Kallat ist vorbei. Zwei Nachrufe auf ihr Vermächtnis<br />

cedaw.schatten.bericht<br />

Wo viel Licht – da viel Schatten<br />

Österreichische NGOs reisten mit schwerem Gepäck nach New York<br />

forum.wissenschaft<br />

Schattig-schöne Märchen<br />

Ein Porträt über die Ausnahmekünstlerin Lotte Reininger<br />

wissenschaft.arbeit<br />

Among <strong>An</strong>thropologists<br />

Prekäre Arbeitsverhältnisse von Kultur- und Sozialanthropologinnen<br />

queer.sm<br />

The Power of Gender: Surrender?<br />

Subkulturelles Neuland mit „Performing and Queering Sadomsoschism”<br />

interview.hundegger<br />

Hochpolitisch & -poetisch<br />

Experiment Literatur – die Dichterin über das Konglomerat Gesellschaft<br />

welten.bummlerin<br />

Ich male, wie ich fühle!<br />

Picasso wollte sie heiraten – das bewegte Leben der Malerin Shosana<br />

an.klang<br />

Unübliche Attitüde<br />

Von Indie über Folk-Experiment zu Elektronik-Klassik und zurück<br />

lese.zeichen<br />

Dirty work, dirty deal<br />

Die „Drecksarbeit” erledigen immer öfter Migrantinnen für uns<br />

ge.sehen<br />

Red Indian<br />

Die Kunst von Amrita Sher-Gil: zwischen Identifikation und Begehren<br />

05<br />

08<br />

10<br />

14<br />

24<br />

16<br />

22<br />

28<br />

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39<br />

42


an.uns<br />

04 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

an.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,<br />

office@anschlaege.at, www.anschlaege.at<br />

Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />

Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra<br />

Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Silke Pixner/pix, Saskya<br />

Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt,<br />

Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination),<br />

Jenny Unger/jung<br />

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: <strong>An</strong>drea Auerbach/<strong>An</strong>dA, Paula<br />

Bolyos, Karin Eckert, Sonja Eismann, Gabi Horak/GaH, Ute<br />

Hölzl, Claudia Krieglsteiner, Melanie Letschnig, Ilkay<br />

Sari/IS, Elisabeth Schäfer, Lisi Schleicher/liS, Judith<br />

Schoßböck, Gabriele Susemichel, Irene Tischler/it, Michéle<br />

Thoma, Bärbel Traunsteiner, Irmi Wutscher/trude,<br />

<strong>An</strong>drea Zutz<br />

an.sage: Heidi Ambrosch und El Awadalla<br />

heim.spiel: Michèle Thoma<br />

lesben.nest: Jenny Unger<br />

ge.sehen: Elisabeth Schäfer<br />

an.klang: Sonja Eismann und Ute Hölzl<br />

plus.minus: Eva Steinheimer<br />

Cartoon: nic., pxxxnic@gmail.com<br />

Unsere Werbung: Nana Swiczinsky alias sawanni<br />

Cover: Helen Zangerle<br />

Fotos: an.<strong>schläge</strong>-Archiv, Thomas Aurin, Paula Bolyos, Stefan<br />

Falke, Eva Kuntschner, Mario Lang, pixelquelle.de, Maywald,<br />

Mobilefilm Produktion, Michaela Moser, Judith Schoßböck,<br />

Peter Shelven, Stadtmuseum Tübingen, Irene Tischler, Irmi<br />

Wutscher<br />

an.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: Lea Susemichel<br />

Druck: Tiskarna Druck, Wien<br />

© an.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

ISSN 1993-3002<br />

In 80 Pickerln um die Welt: an.<strong>schläge</strong> in Berlin<br />

Fo t o : M a r t i n a M a d n e r<br />

an.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:


Lea Susemichel<br />

Im Gleichschritt<br />

Wir sind Übles gewohnt. Dass im Standard ein „Experte“<br />

in neoliberaler Ungleichheitseuphorie dem<br />

Mittelstand „die Chance zum Abstieg“ einräumen<br />

will beispielsweise 1 . Und am folgenden Tag einen<br />

Kommentar schreiben darf, in dem er seine Expertise<br />

gegen die Abschaffung der Studiengebühr feilbietet. Wir<br />

sind Frank Schirrmachers Familienethik und Eva Hermans<br />

Küchenmoral gewohnt. Gewohnt, dass auch linke Wochenzeitungen<br />

wie der Falter und die Jungle World ums Verrecken<br />

kein „Innen“ drucken. Wir wissen, dass der Spiegel nicht mehr<br />

das ist, was österreichische Nachrichtenmagazine ohnehin<br />

nie waren, und die Zeit kein linksliberales Blatt. Und wir haben<br />

erlebt, dass eine neue österreichische Tageszeitung die<br />

sagenhafte Dreistigkeit besitzt, mit der feministischen Version<br />

des Martin-Luther-Kingschen Traumes zu werben<br />

(„ … Österreich gehört den Frauen“), um dann mit dem Titel<br />

„Kate Moss nackt in New York“ zu erscheinen.<br />

Trotz alledem macht ein Text mitunter immer noch genauso<br />

sauer wie er sollte. Mehrere Texte in diesem Fall, erschienen<br />

in größeren Abständen im letzen halben Jahr.<br />

Volker Zastrow hat die Reihe in der FAZ unter dem Titel „Politische<br />

Geschlechtsumwandlung“ eröffnet. René Pfister folgte<br />

ihm im Spiegel mit „Der neue Mensch“ und Alex Baur<br />

schloss sich den beiden mit „Gleichschaltung der Geschlechter.<br />

Feministische Nacherziehung“ kürzlich in der<br />

Weltwoche an. Allen drei Autoren bereitet der Begriff „Gender<br />

Mainstreaming“ große Probleme. Seine Unübersetzbarkeit<br />

zunächst. Zastrow folgert deshalb, dass seine „Unverständlichkeit<br />

gewollt ist“, dass sich das dahinter vermutete,<br />

abscheuliche Treiben als „unerklärliche und letztlich anonyme<br />

Strömung des Zeitgeistes“ wohl besser bemänteln ließe.<br />

Und der Zeitgeist ist brutal feministisch, glaubt man den<br />

Herren. Baur und Pfister überbieten sich mit der Aufzählung<br />

horrender Gelder, zahlloser, personell überbesetzter Institutionen<br />

und alberner Maßnahmen, die von deutscher bzw.<br />

schweizer Regierung klammheimlich in die schlechte Sache<br />

gepumpt werden. Neben hochsubventionierten Naturpark-<br />

Broschüren, die auf die Abbildung der Hirschbrunst verzichten<br />

und Motorsägekurse für Frauen anbieten, rechnet beispielsweise<br />

Baur auch das Vorgehen gegen sexistische Werbung<br />

zu den höchst kritisierbaren Kuriositäten. Ganz besonders<br />

deshalb, weil „die Gleichstellerinnen über den Ge-<br />

schlechterkampf“ hinausgehen und sich über rassistische<br />

Plakate gleich mit aufregen. Da sollen „andere politische <strong>An</strong>liegen“<br />

auch noch verwirklicht werden! Insgesamt handelt<br />

es sich um ein „feministisches Volkserziehungsprojekt“<br />

(Baur), „den neuen Menschen“ will man schaffen (Zastrow),<br />

wenn nötig durch die „Zerstörung von Identitäten“ (Pfister).<br />

<strong>An</strong>tisexistische Jungenarbeit des Vereins Dissens, das Elterngeld<br />

von Familienministerin von der Leyen, Machbarkeitsstudien<br />

zu Gender Budgeting und der „Girls Day“ – allesamt<br />

Elemente dieses revolutionären Großprojekts, bei dem alle<br />

bis auf ein paar verdutzte CDUler an einem Strang ziehen.<br />

Überdrehten GendertheoretikerInnen wie Judith Butler und<br />

Michel Foucault sind Pfister und Zastrow jeweils mit der<br />

aufrechten Empörung des Exklusivberichterstatters auf der<br />

Spur, ehrlich erschrocken über das Ausmaß der propagierten<br />

Geschlechtsverwirrung. Eingebrockt haben uns den ganzen<br />

Feminismus die Lesben, weiß Zastrow. Baur redet von „Filz“<br />

und „Selbstzweck“ im Gender-Mainstreaming-Netz:„Wenn<br />

eine Institution immer wieder daran erinnern muss, wie<br />

wichtig sie sei, dann liegt der Verdacht nahe, dass sie im<br />

Grunde überflüssig ist.“<br />

So grundfalsch diese Einschätzung ist, so bewährt ist<br />

die Taktik. Ein Mainstreamdiskurs inszeniert sich als von politischer<br />

Korrektheit bedrohte Minderheit. Tatsächlich repräsentiert<br />

er unangefochten die Mehrheit und die „Gleichstellerinnen“<br />

sind es, die sich angesichts dieser Übermacht nur<br />

noch verteidigen können. Wie Alexander van der Bellen im<br />

Wahlkampf in einer Runde von Rassisten mit der Wirtschaftlichkeit<br />

von Einwanderung und nicht mit Menschenrechten<br />

argumentierte, verwehrt sich nun Heide Oestreich in der taz<br />

vor allem gegen die Vorstellung, Feministinnen hingen der<br />

Idee beliebig erzeugbarer Geschlechtlichkeit an. Die anderen<br />

Reaktionen auf die Artikel sind erwartungsgemäß durchaus<br />

dankbar für den „Tabubruch“ und greifen auch den gern<br />

bemühten Nazi-Vergleich erfreut auf. Baur wird durch die<br />

„sprachlichen Verrenkungen“ einer geschlechtergerechten<br />

Sprache nämlich „an die 1930er Jahre“ erinnert „als zur Eindeutschung<br />

des völkischen Bewusstseins Bananen zu<br />

Schlauchäpfeln und Benzinmotoren zu Verpuffungsbeschleunigern<br />

wurden.“ „Ja! Im Gleichschritt marschieren sie<br />

heute wieder“ wird er im LeserInnen-Forum bestätigt.<br />

Nein. Es ist die Nachtigall, die trampelt. ❚<br />

1 „Richtig über Ungleichheit reden.<br />

Der Grazer Soziologe Christian Fleck<br />

hält die Diskussion über Armut in<br />

Österreich für weinerlich”, in Der<br />

Standard, 17.01.07<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 05


österreichan.riss<br />

voralberg<br />

Fraueninformations-Telefon<br />

Seit 2. Februar sind die Telefone unter 0810 006 362 acht Stunden in der<br />

Woche besetzt. Das Vorarlberger Fraueninformations-Telefon versteht<br />

sich als Beratungs- und Serviceline mit frauenspezifischen Schwerpunkten,<br />

die für alle Themen offen ist. Organisiert wird die Hotline vom Verein<br />

FEMAIL in Feldkirch, am Telefon sitzen langjährige MitarbeiterInnen<br />

sowie eine Beraterin mit Qualifizierung im Bereich interkulturelle Kommunikation<br />

für die türkisch-sprachigen Beratungsstunden. Im Moment<br />

läuft das Fraueninformations-Telefon in einer Pilotphase bis Ende Mai,<br />

finanziert vom Gesundheits- und Frauenministerium. Das Land Vorarlberg<br />

koordiniert und finanziert die landesweite Bewerbung. FEMAIL-Geschäftsführerin<br />

Sabine Kessler hofft natürlich, dass das Telefon – mit<br />

ausgebauter Erreichbarkeit – auch nach der Pilotphase weiter bestehen<br />

wird und setzt dabei auf finanzielle Unterstützung von Land und Frauenministerium.<br />

„Die Pilotphase soll als Konzept- und Aufbauphase genutzt<br />

werden.“ GaH<br />

T: 0810 006 362, Erreichbarkeit: Mo u. Fr 16-18.00 (türkisch), Di u. Fr 14-16.00 (deutsch), www.femail.at<br />

„… die Studenten …“<br />

Egal ob pro oder contra Studiengebühren,<br />

egal ob Interview oder Reportage, hartnäckig<br />

ist in der öffentlichen Debatte von<br />

„den Studenten“ die Rede. Erstens klingt da<br />

immer die abschätzige Haltung mit, die<br />

„den faulen Studenten, denen es viel zu gut<br />

geht“ in Österreich gern entgegengebracht<br />

wird. Zweitens wird damit die Existenz „der<br />

Studentinnen“, die an den Unis die Mehrheit<br />

bilden, geleugnet. Nicht einmal Rektoren<br />

haben es drauf, von „Studierenden“ zu<br />

sprechen, obwohl sich dieser geschlechtsneutrale<br />

Ausdruck in universitätsnahen<br />

Druckwerken oder Websites mittlerweile<br />

durchgesetzt hat. Ab zum Sprachcoaching!<br />

06 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

rollenklischees<br />

Fo t o : A rc h i v<br />

Kinderfasching<br />

salzburg<br />

Aus Verkleidungstrends im Fasching lässt sich<br />

so einiges ablesen, z. B. welche Filme gerade in<br />

sind. Was sich nicht ändert, ist die traditionelle<br />

Geschlechterrollenverteilung, die absurderweise<br />

auch im Fasching, wo endlich mal in andere<br />

Rollen geschlüpft werden darf, streng<br />

aufrecht erhalten bleibt. So preist eine Supermarktkette<br />

in ihrem Flugblatt Kinder-Kostüme<br />

an: „Mädchen Hexe mit Hut oder Knaben Spider<br />

Hero mit Kopfbedeckung“. „Piraten“-Kostüme<br />

gibt es zwar für Mädchen oder Knaben,<br />

Piratinnen haben aber kurze Röckchen und<br />

keine Waffen. Trauen wir uns doch mal, anders<br />

zu sein – und zwar nicht nur im Fasching! –<br />

Psychoterror vor Abtreibungsambulanz<br />

Die Volksabstimmung in Portugal und die Farce rund um das <strong>An</strong>gebot<br />

von Schwangerschaftsabbrüchen in der Wiener Lugner City haben radikalen<br />

AbtreibungsgegnerInnen offenbar neuen Zündstoff gegeben. Das<br />

Frauengesundheitszentrum ISIS berichtet, dass Patientinnen der Gynmed<br />

Abtreibungs-Ambulanz an der Salzburger Landesklinik in letzter<br />

Zeit wieder massiv belästigt wurden. Es musste sogar der Sicherheitsdienst<br />

eingeschaltet werden, um die Frauen vor Einschüchterungen und<br />

Beschimpfungen zu schützen. „Religiöse Fanatiker schleichen wieder in<br />

die Klinik, setzen sich demonstrativ vor die Gynmed Ambulanz und<br />

attackieren sogar Frauen“, erzählt ISIS-Beraterin Petra Schweiger. Die<br />

Gynmed Ambulanz in Salzburg ist jeweils an Samstagen geöffnet und<br />

derzeit warten Frauen zwei Wochen auf einen Termin. Die Politik muss<br />

endlich handeln und diesen Frauen, die sich keineswegs leichtfertig und<br />

spontan für einen Eingriff entscheiden, ungehinderte Inanspruchnahme<br />

ihres Rechtes auf Selbstbestimmung ermöglichen! GaH<br />

frauenpolitik<br />

Kritik an der Frauenministerin<br />

Die KPÖ-Frauen haben Kritik an der eben angelobten Frauenministerin<br />

Doris Bures geübt: wegen ihrer „mangelnden Kompetenz“ als Frauenministerin<br />

und dem „fehlenden Budget“. Die Ministerin reagierte in einem<br />

offenen Brief und verwies auf das ausverhandelte eigenständige Frauenministerium<br />

und beispielsweise die im Regierungsprogramm festgehaltene,<br />

geplante Verbesserung der Situation von Frauen am Arbeitsmarkt<br />

(200 Millionen Euro mehr für das AMS) sowie die Flexibilisierung<br />

des Kindergeldes. KPÖ-Bundessprecherin Melina Klaus zeigte sich zumindest<br />

über die <strong>An</strong>twort von Doris Bures als „wichtigen Schritt hin<br />

privatsache<br />

Kinderkriegen<br />

Von wegen Privatsache! Ein neuer Vorstoß zur<br />

Entmündigung Schwangerer kam vor kurzem<br />

aus der steirischen ÖVP: Raucherinnen soll das<br />

Kindergeld gekürzt werden. Das Kindergeld ist<br />

also keine Einkommensersatzleistung, sondern<br />

eine Belohnung fürs Kinderkriegen, aber<br />

nur für „brave“ Mütter, die der Gesellschaft<br />

entsprechenden Nachwuchs garantieren. Das<br />

System ist natürlich ausbaufähig: falsche<br />

Ernährung, zu wenig/zu gefährlicher Sport, zu<br />

viel Stress, zu faul, zu viele/zu wenige Schwangerschaften<br />

zum falschen Zeitpunkt. Von den<br />

Vätern ist keine Rede? Na, es ist schließlich der<br />

Körper der Frau! –


sichtlich eines offenen Dialogs“ erfreut, erneuerte aber zugleich ihre<br />

Forderung nach Einberufung eines bundesweiten „Frauenratschlags“<br />

unter Einbeziehung aller Frauenorganisationen und -initiativen. Denn<br />

das Frauenministerium brauche den Rückhalt der Frauenbewegung.<br />

Ebenfalls Kritik am Frauen-Programm der Rot-Schwarzen Regierung<br />

sowie an der „Teilzeit-Frauenministerin“ ohne eigenes Budget<br />

kommt von den Grünen. „Unkonkret, unambitioniert und unfinanziert“<br />

lautet das Urteil von Frauensprecherin Brigid Weinzinger. Sie<br />

setzt Frauenministerin Doris Bures eine Frist bis 1. Mai, bis dahin<br />

müssten „vier konkrete Dinge“ vorgelegt werden: Ein Modell zur Bindung<br />

der Wirtschaftsförderung an Gleichbehandlung und Einkommensgerechtigkeit<br />

im Betrieb, Frauenförderpläne für die Universitäten,<br />

ein Gesetzesvorschlag für Mehrstundenzu<strong>schläge</strong> bei Teilzeitarbeit<br />

sowie die Absicherung der Wiener Interventionsstellen. GaH<br />

genitalverstümmelung<br />

Politikerinnen gegen FGM<br />

Der 6. Februar war der internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung<br />

(FGM – Female Genital Mutilitation). Aus diesem <strong>An</strong>lass<br />

wurden auch in Österreich Aktionen und Pressekonferenzen zum Thema<br />

abgehalten, die alle die gleiche Nachricht hatten: Stoppt FGM, es<br />

gibt keine Rechtfertigung! SP-Nationalratspräsidentin Barbara Prammer,<br />

seit Jahren im Kampf gegen FGM aktiv, forderte in einer Pressekonferenz<br />

mit anderen prominenten Politikerinnen etwa, auch „die<br />

Männer ins Boot“ zu holen. Petra Bayer, SP-Politikerin und Sprecherin<br />

von „stopFGM“ (einer parteiübergreifenden, österreichweiten Plattform),<br />

honorierte, dass in Österreich auch Verstümmelungen im Rahmen<br />

von Auslandsaufenthalten nun strafrechtlich verfolgt werden<br />

können. Die Frauensprecherin der Grünen, Brigid Weinzinger, bekräftigte<br />

aus <strong>An</strong>lass des FGM-Tages eine jahrelange Forderung: FGM müsse<br />

in Österreich endlich offiziell als Asylgrund anerkannt werden, dazu<br />

brauche es eine Novelle des Fremdenrechtsgesetzes. Außerdem müsse<br />

im Asylverfahren das Recht der Betroffenen verankert werden, nur von<br />

Beamtinnen einvernommen zu werden. GaH<br />

www.stopfgm.net<br />

Für die Rechte von Sexarbeiterinnen<br />

Am 8. <strong>März</strong>, dem internationalen Frauentag, startet die österreichweite<br />

Kampagne „SexarbeiterInnen haben Lust … auf ihre Rechte!“ Initiatorinnen<br />

sind die unermüdlichen Kämpferinnen des Vereins LEFÖ in<br />

Wien, der seit über zwanzig Jahren für die Rechte von Migrantinnen in<br />

Österreich kämpft. Schwerpunkt von LEFÖ ist die Arbeit mit Betroffenen<br />

des Frauenhandels sowie mit Migrantinnen, die in der Sexarbeit<br />

tätig sind. Unterstützt werden sie in der Kampagne von den Vereinen<br />

MAIZ (Linz) und THEKLA (Graz). Gemeinsam wollen sie auf die gesellschaftliche<br />

Doppelmoral aufmerksam machen und die Menschen-, Arbeits-<br />

und MigrantInnenrechte von SexarbeiterInnen einfordern. Teil<br />

der Kampagne sind Plakate, Flyer sowie Veranstaltungen wie Filmpräsentationen,<br />

Diskussionen und Lesungen. Sie endet am 2. Juni, dem internationalen<br />

Hurentag. GaH<br />

www.lefoe.at<br />

kampagne<br />

Irmi Wutscher sprach mit <strong>An</strong>drea von Marschall über Jungenarbeit<br />

Mann-Werden, Mann-Sein<br />

Was sind die Arbeitsbereiche und Ziele des Vereins Dissens?<br />

an.rissösterreich<br />

Dissens e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Beratungs-, Bildungs-,<br />

Forschungs- und Jugendarbeitsprojekten. Wir arbeiten seit 1989 mit<br />

dem Ziel, Geschlechterdemokratie zu fördern, Geschlechterhierarchien<br />

abzubauen und Prävention von durch Männer und männliche<br />

Jugendliche ausgeübte Gewalt zu leisten.<br />

Sie haben sich laut Rene Pfister vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“<br />

der nicht-identitären Jungenarbeit verschrieben. Wie sieht die in der Praxis<br />

aus?<br />

Herr Pfister scheint dezidiert nach „Negativbeispielen“ gesucht zu<br />

haben, mit denen er die Strategie Gender Mainstreaming diskreditieren<br />

kann. Er hat nicht nur mehrere Stunden mit uns geredet, sondern<br />

auch mit fast allen anderen wichtigen Gender-AkteurInnen in<br />

Berlin (Genderkompetenzzentrum, Genderbüro, Geschäftsstelle Gendermainstreaming<br />

etc.). Wir alle haben ihm viele positive, nachvollziehbare<br />

Beispiele zur Umsetzung von GM gezeigt. Bezogen hat er<br />

sich dann auf einen Praktikumsbericht, in dem beschrieben wurde,<br />

wie der universitäre dekonstruktivistische <strong>An</strong>satz in die Praxis umgesetzt<br />

aussehen könnte. Hier wurden Begrifflichkeiten gebraucht,<br />

die missverstanden werden können – und die Herr Pfister auch noch<br />

nach Erklärung missverstehen wollte. Wir machen keine nicht-identitäre<br />

Jungenarbeit. Wir arbeiten überwiegend mit sozial auffälligen<br />

Jungen. Ziel unserer gesamten Arbeit ist es, Jungen zu stärken – auch<br />

dadurch, dass wir ihnen mehr Möglichkeiten eröffnen, auf ihr Mann-<br />

Sein zu schauen, indem wir Normen und Bilder, was Männer tun und<br />

nicht tun dürfen, in Frage stellen.<br />

Rene Pfister wirft Ihnen vor,„Teenagern die Existenz des Geschlechtsteils<br />

abzusprechen“ sowie die „Zerstörung von Identitäten“. Was haben Sie<br />

dem entgegenzuhalten?<br />

Die Projektwoche, auf die sich Herr Pfister bezieht, fand mit Jungen<br />

einer 9. Klasse Realschule zum Thema „Mann-Werden, Mann-Sein“<br />

statt. Hier ging es um die Erweiterung von Geschlechtervorstellungen<br />

und um die Infragestellung von tradierten und einengenden<br />

Männlichkeitsbildern. In dieser Projektwoche war das Klima von Vertrauen<br />

und von Wertschätzung geprägt, sodass die beiden Trainer<br />

mit Geschlechterbildern konfrontieren und spielen konnten.<br />

Dies hat nichts mit Zerstörung von persönlichen Identitäten zu tun,<br />

sondern ist ein Infragestellen der Bilder über die Geschlechter im<br />

Kopf.<br />

<strong>An</strong>drea von Marschall, Erziehungswissenschaftlerin, Selbstevaluationsberaterin und Fortbildnerin ist beim Verein Dissens<br />

für den Arbeitsbereich Jungenarbeit zuständig.<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 07


frauenstadträtin<br />

Sandra Frauenberger, SPÖ, 1966 in<br />

Wien geboren, verheiratet, sie hat zwei<br />

Söhne. Sie war lange in der GPA tätig:<br />

zunächst als Jugendreferentin, danach<br />

als Frauenbeauftragte.<br />

Seit 1998 Mitglied im Wiener Frauenkomitee<br />

und seit 2001 Gemeinderätin<br />

in Wien.<br />

Am 25.1.<strong>2007</strong> trat sie die Nachfolge<br />

Sonja Wehselys als Stadträtin für Frauenfragen,<br />

Integration, KonsumentInnenschutz<br />

und Personal an.<br />

08 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Fo t o s : I r m i Wu t s c h e r<br />

Halbe-Halbe ist nicht retro<br />

Die neue Wiener Frauen- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger will eine<br />

eigenständige Existenzsicherung und einen unabhängigen Aufenthaltstitel für alle Frauen.<br />

Lea Susemichel und Irmi Wutscher verriet sie außerdem, was sie an Kuba gut findet.<br />

an.<strong>schläge</strong>: Sind Sie Feministin?<br />

Sandra Frauenberger: Ja! Mit voller<br />

Überzeugung!<br />

Was heißt das konkret?<br />

Ich bin so sozialisiert. Ich bin 1982<br />

in die Gewerkschaftsjugend gekommen<br />

und das erste Seminar, das ich dort gemacht<br />

habe, war zur Selbstbewusstseinsbildung<br />

für Mädchen. Bald darauf<br />

hab ich dann in der GPA-Jugend die<br />

Funktion der Frauenreferentin übernommen.<br />

Das Thema begleitet mich also, seit<br />

ich politisch aktiv bin, ich war damals<br />

fünfzehn, sechzehn Jahre alt. Ich habe<br />

dann angefangen, die ganzen Feministinnen<br />

zu lesen, auch viel EMMA. Aber<br />

was mich wirklich geprägt hat, waren sicher<br />

die „Memoiren einer Tochter aus<br />

gutem Hause“ von Simone de Beauvoir.<br />

Grüne und ÖVP vermuten beide,<br />

dass Sie weniger aufgrund ihrer fachlichen<br />

Eignung das Amt bekommen haben,<br />

sondern vielmehr als Vertreterin des<br />

starken SPÖ-Bezirks Margareten.<br />

Ich denke, dass das eine Ablenkung<br />

ist. In Wirklichkeit freut es mich fast,<br />

dass es keine anderen <strong>An</strong>würfe gibt,<br />

weil mir inhaltlich offenbar wirklich<br />

nichts vorzuwerfen ist. Ich arbeite seit<br />

1984 engagiert am Frauenthema und<br />

habe mich immer für Frauen und Frauenförderung<br />

eingesetzt. Das ist ganz<br />

sicher der Grund, warum ich in der<br />

Funktion bin.<br />

Die Einkommensschere zwischen<br />

Frauen und Männern geht immer weiter<br />

auf, zunehmend leben vor allem Frauen<br />

unter der Armutsgrenze, was kann man<br />

da auf kommunaler Ebene überhaupt<br />

tun?<br />

Es gibt kein Patentrezept für die betriebliche<br />

Frauenförderung, aber sie<br />

muss auf jeden Fall auf drei bis vier<br />

Schienen stehen, um tatsächlich etwas<br />

für Frauen zu bewirken. Eine Schiene<br />

muss immer ein Maßnahmenpaket<br />

einschließen, das ein Durchbrechen der<br />

gläsernen Decke ermöglicht. Auf der<br />

kollektivvertragspolitischen Ebene müssen<br />

Frauen in den Gremien vertreten<br />

sein, die die Verträge aushandeln.<br />

Eine dritte Schiene zum Schließen<br />

der Einkommensschere ist sicher im Bereich<br />

der Aus- und Weiterbildung zu<br />

verfolgen, wo wir wirklich versuchen,<br />

Frauen mit punktgenauen Qualifizierungsprogrammen<br />

zu empowern. Der


vierte Punkt ist sicher die Gesellschaftspolitik<br />

und da hat man im Bereich der<br />

Kommune durchaus seine Möglichkeiten.<br />

Wir haben ein Programm zu Gender-Mainstreaming<br />

installiert und hatten<br />

gerade eine Diskussion zu den Piktogrammen.<br />

Alle haben mich gefragt,<br />

ob ich das notwendig finde: Ja natürlich!<br />

Weil alles, was Rollenbilder neu diskutiert<br />

und zur Diskussion anregt, absolut<br />

hilfreich ist.<br />

Wo also muss Frauenpolitik über Arbeitsmarktpolitik<br />

hinausgehen?<br />

Sie haben es angesprochen: Frauen<br />

sind natürlich viel stärker davon bedroht,<br />

in die Armutsfalle zu geraten. Der<br />

Schlüssel zu diesem Problem ist immer<br />

eine eigenständige Existenzsicherung.<br />

Und dafür brauchen wir sicher nicht nur<br />

Arbeitsmarktpolitik, sondern auch Gesellschaftspolitik,<br />

weil damit ein Frauenbild,Werte,<br />

eine Haltung geprägt werden,<br />

die dann letztendlich dazu beitragen,<br />

dass in dieser Gesellschaft eine eigenständige<br />

Existenzsicherung ein<br />

unabdingbares Recht auch für Frauen<br />

wird.<br />

Dadurch ändert sich aber die Arbeitsteilung<br />

im Haushalt und bei der Kindererziehung<br />

nicht zwangsläufig. Dafür<br />

muss es dann schon noch andere Maßnahmen<br />

geben.<br />

Halbe-Halbe ist zwar retro, aber immer<br />

noch angesagt. Ich habe vor, auch<br />

wieder etwas in Richtung Halbe-Halbe<br />

im Sinne der Bewusstseinsarbeit zu<br />

tun. Da wäre vielleicht auch diese angefangene<br />

Debatte rund um die Piktogramme<br />

eine ganz gute Möglichkeit. Es<br />

geht darum, mit neuen Rollenbildern<br />

und guten Beispielen darzustellen, wie<br />

eine partnerschaftliche Aufteilung aussehen<br />

könnte. Ich könnte mir gut vorstellen,<br />

dass man das auch wieder kampagnisiert.<br />

Touray Essa, der am 23. Dezember<br />

2006 während einer Drogenrazzia vor<br />

dem Flex im Donaukanal landete, ist Ende<br />

Januar nun tot aufgefunden worden.<br />

Die Polizei hat zunächst sogar den Einsatz<br />

selbst geleugnet. Was fällt Ihnen als<br />

Integrationsstadträtin dazu ein?<br />

Das große Problem an der Integration<br />

ist, dass sie sehr oft als Einbahnstraße<br />

verstanden wird. Ich bin angetreten,<br />

um in dieser Stadt ein breites<br />

Bündnis für Integration und gegen Rassismus<br />

zu schaffen, das sich durch alle<br />

Bevölkerungsgruppen und durch alle<br />

Gesellschaftsbereiche zieht. Das stärkere<br />

Einbinden aller Gruppen, der Dialog<br />

sind mir ganz wichtig. Die andere Sache<br />

ist, dass vieles am Integrationsthema<br />

eigentlich ein soziales Problem ist.<br />

Asyl in Not erhält seit dem Jahr<br />

2000 keinerlei Förderungen mehr vom<br />

Innenministerium und seit der Integrationsfond<br />

durch die Magistratsabteilung<br />

17 ersetzt wurde, auch keine mehr von<br />

der Stadt Wien. Werden Sie das ändern?<br />

Die MA 17 legt jedes Jahr Schwerpunkte<br />

für Förderungen fest. Im Jahr<br />

<strong>2007</strong> werden das vor allem Projekte<br />

sein, die das Zusammenleben im Stadtteil<br />

fördern. Ob Asyl in Not etwas von<br />

uns bekommt oder nicht, muss ich erst<br />

prüfen. Was ich aber weiß ist, dass z. B.<br />

ZARA sehr engagiert in der Bewusstseinsbildung<br />

gegen Rassismus arbeitet,<br />

ZARA wird jedenfalls von uns gefördert,<br />

die bekommen eine Menge,<br />

gerade jetzt im Jahr der Chancengleichheit.<br />

ZARA hat ja gerade eine „Beschmierungsambulanz“<br />

initiiert, um rassistische<br />

Graffitis zu bekämpfen. Wäre das nicht<br />

auch eine Aufgabe der Stadt?<br />

Wir fördern eine Studie, in deren<br />

Rahmen eine Datenerhebung zu diesem<br />

Thema und eine <strong>An</strong>alyse der Botschaften<br />

in Wien erstmals durchgeführt<br />

wird. Ich habe auch mit ZARA einen<br />

Termin und sie wollen mir ein paar<br />

Ideen und Projekte vorstellen. Vielleicht<br />

ist dieses auch dabei …<br />

Die Initiative Ehe ohne Grenzen demonstriert<br />

seit Inkrafttreten <strong>An</strong>fang<br />

2006 gegen das neue Fremdenrechtspaket<br />

und fordert bedingungsloses Arbeitsund<br />

Aufenthaltsrecht für EhepartnerInnen<br />

von ÖstereicherInnen. Unterstützen<br />

Sie diese Forderung?<br />

Es handelt sich da meistens um<br />

Frauen, ich habe mir das ganz genau<br />

angeschaut. Es ist mir wichtig, dass wir<br />

das gut regeln. Ich denke, dass es hier<br />

zu einer Überreglementierung gekommen<br />

ist. Ich habe mir auch schon von<br />

meinen zuständigen Referentinnen in<br />

der MA 35 einzelne Fälle vorlegen lassen,<br />

um das beurteilen zu können.<br />

Was wir auf jeden Fall brauchen –<br />

und das gilt jetzt nicht nur für die binationalen<br />

Ehen –, ist ein eigener Aufenthaltstitel<br />

für Frauen. Nur so haben sie<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt, nur so haben<br />

sie die Möglichkeit eines selbstbestimmten<br />

Lebens.Was in der Frauenpolitik gilt,<br />

gilt für mich auch im Zuwanderungsbereich.<br />

Das werde ich natürlich auch dementsprechend<br />

politisch einfordern.<br />

Rauch-Kallat hat uns nach einem Interview<br />

alle Abos gekündigt, Förderungen<br />

gab es damals schon keine mehr, die<br />

sie uns hätte streichen können. Würden<br />

Sie das auch tun, wenn Ihnen unsere Fragen<br />

nicht gefallen?<br />

Das kommt gar nicht in Frage! Ich<br />

hatte schon bei der GPA ein an.<strong>schläge</strong>-<br />

Abo und hier haben wir auch eines!<br />

Was haben Sie am Frauentag vor?<br />

Hier gibt es ein Open Rathaus, eine<br />

Informationsveranstaltung zu Bildungund<br />

Weiterbildung für Frauen, das geschieht<br />

auch in Vernetzung mit Doris<br />

Bures und Barbara Prammer, wir möchten<br />

eine Art „Frauentagspfad“ machen.<br />

Privat feiere ich dann mit einer Gruppe<br />

von Frauen. Die Art, den Frauentag zu<br />

begehen, habe ich aus Kuba: Dort wünschen<br />

die Männer ja den Frauen „felicidades“<br />

zum Frauentag, die Frauen werden<br />

gefeiert und feiern sich selbst. Das<br />

habe ich in Österreich bis jetzt auch so<br />

gehalten. ❚<br />

stadträtinfrauen<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 09


frühlingsuni<br />

Fo t o : I r m i Wu t s c h e r<br />

an.<strong>schläge</strong>-Workshop bei der FFU:<br />

Feministische Medienarbeit:<br />

2.4., 10-13.00<br />

www.frauenuni.net<br />

Kontakt:<br />

frauenuni@oeh.ac.at<br />

T. 01/310 88 80 -57<br />

10 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Frauen – Frühling – Uni<br />

Vom 30. <strong>März</strong> bis 4. April findet in Wien die Frauenfrühlingsuniversität statt. In der Tradition<br />

der Frauensommerunis der 1970er und 80er Jahre nehmen Frauen den Raum Universität für<br />

sich ein. Von Eva Steinheimer<br />

Vor zirka zwei Jahren veranstalteten<br />

die ÖH Bundesvertretung<br />

und die ÖH Wien einen Kongress<br />

zu alternativen Bildungspolitiken<br />

(„Politiken des Wissens“).<br />

Dort hielt Birge Krondorfer von<br />

der Frauenhetz – die als Projekt übrigens<br />

selbst aus der Frauensommeruniversität<br />

(FSU) hervorging – einen Work–<br />

shop zur FSU.<br />

Geschichten. Die Vorstellung eines solchen<br />

Frauenraumes, in dem wissenschaftliche<br />

Theorie und frauenbewegte<br />

Praxis zusammenkommen, gefiel. Elisabeth<br />

Günther vom Organisationsteam<br />

der heuer stattfindenden Frauenuni erinnert<br />

sich:„Von Birges Erzählungen<br />

waren alle ziemlich begeistert und mo-<br />

tiviert – von der Vorstellung von 600<br />

Frauen, die die VHS Ottakring zum Frauenraum<br />

machten.“ In der ÖH Bundesvertretung<br />

wurde daraufhin beschlossen,<br />

nach 16 Jahren Unterbrechung wieder<br />

eine FSU zu initiieren. Im Herbst<br />

2006 gab es die ersten Vorbereitungstreffen,<br />

bei denen die Initiatorin ÖH<br />

auch als Mitorganisatorin aktiv wurde.<br />

Da die Amtszeit der jetzigen ÖH-Exekutive<br />

jedoch im Juni <strong>2007</strong> ausläuft, wurde<br />

beschlossen, aus der Frauen-Sommer-Uni<br />

eine Frauen-Frühlings-Uni<br />

(FFU) zu machen.<br />

Gegenwart. Zwar haben Frauenforschung<br />

und Gender Studies mittlerweile<br />

ihren Platz an Österreichs Universitäten<br />

und mehr als die Hälfte der Stu-<br />

dierenden sind Frauen, aber noch immer<br />

sind die Unis stark männerdominiert.<br />

Der deutlich höhere Männeranteil<br />

beim wissenschaftlichen Personal, mit<br />

der stärksten Dominanz unter den ProfessorInnen<br />

(87 Prozent Männer), spiegelt<br />

sich in Lehr- und Forschungsinhalten<br />

und einer patriarchalen Organisationskultur<br />

wider. Auch wenn die Situation<br />

heute besser ist als zu Zeiten der<br />

ersten Frauensommerunis, ist dieser<br />

Frauenraum immer noch wichtig. Dabei<br />

geht es nicht nur um ein Sichtbarsein<br />

und ein Raumnehmen von Frauen, sondern<br />

auch um eine Öffnung der Universitäten,<br />

ein Aufeinandertreffen von<br />

Theorie und Praxis, von Akademikerinnen<br />

und Nicht-Akademikerinnen, von<br />

Arbeit, Kultur und Feiern.


Geschichte. Die erste FSU im deutschsprachigen<br />

Raum fand 1976 in Berlin<br />

statt. In Österreich gab es zwischen<br />

1984 und 1990 sechs Mal eine FSU, zwei<br />

Mal in Wien, je einmal in Klagenfurt,<br />

Innsbruck, Salzburg und Linz. Die FSU<br />

entstand aus den Neuen Frauenbewegungen<br />

und leistete einen wichtigen<br />

Beitrag zur Etablierung von Frauen an<br />

den Universitäten. Allein die symbolische<br />

Wirkung von „massenhaft“ auftretenden<br />

Frauen darf nicht unterschätzt<br />

werden.<br />

Birge Krondorfer über die FSU in<br />

Klagenfurt in einem Interview aus dem<br />

Jahr 2003:„Es waren fünfhundert Frauen<br />

dort. Das war wirklich toll! Das war<br />

ein Medienereignis, und für die Uni war<br />

das völlig verrückt, dass da jetzt Massen<br />

von Frauen herumsitzen, also wirklich ...<br />

Aber einige Burschen und Herrschaften<br />

haben sich trotzdem dorthin verirrt,<br />

und ich kann mich an Situationen erinnern,<br />

wo die heftigen Wiener Frauen<br />

mit ihnen so rumgestritten und rumgeschrien<br />

haben, dass die hier nichts zu<br />

suchen haben … Das hat wirklich viel<br />

ausgelöst. Auch, dass diese Universität<br />

quasi nur von Frauen besetzt war. Es hat<br />

im Sinne des Nachhalts ganz viele Wellen<br />

geschlagen. Und warum jetzt Männer<br />

nicht teilnehmen dürfen … Da haben<br />

sich alle wieder aufgeregt – auch<br />

vom Mittelbau, quer durch die Abteilungen.“<br />

1 Leider war die sehr erfolgreiche<br />

FSU 1990 an der VHS Ottakring in<br />

Wien die vorerst letzte. Ein Grund für<br />

den Bruch in der Kontinuität ist sicher<br />

der enorme organisatorische Aufwand,<br />

der von den jeweiligen Organisatorinnen<br />

immer mit viel Enthusiasmus, aber<br />

wenigen Ressourcen bewältigt werden<br />

musste. Daran hat sich auch <strong>2007</strong> nicht<br />

viel geändert, so Elisabeth Günther:<br />

„Wir arbeiten genauso prekär/ausbeuterisch,<br />

wie frühere Organisatorinnen,<br />

wenn ich mir die Dokumentationen so<br />

ansehe.“<br />

Geladen. Seit Herbst 2006 gibt es regelmäßige<br />

organisatorische Vorbereitungstreffen<br />

und Treffen zu den drei inhaltlichen<br />

Achsen der FFU:„Körperpolitiken“,„Feminismus<br />

in Theorie, Kunst<br />

und Bewegung“ und „Prekäre Lebensverhältnisse“.<br />

Aber die Initiatorinnen gingen<br />

nicht unvorbereitet ans Werk, wie Elisabeth<br />

Günther berichtet:„Wir haben uns<br />

in vielen Punkten an den früheren FSU<br />

orientiert: wir haben im Vorfeld – also<br />

noch bevor wir zum ersten Vorbereitungstreffen<br />

eingeladen haben – mit<br />

Frauen gesprochen, die die frühere FSU<br />

(mit)organisiert haben und ihre Eindrücke,<br />

Erfahrungen, Tipps so gut es<br />

ging eingeholt; wir haben möglichst offen<br />

und breit eingeladen, explizit auch<br />

viele Frauenorganisationen und -initiativen,<br />

die nicht direkt im studentischen<br />

Kontext stehen.“<br />

Geballt. Ausgehend von den inhaltlichen<br />

Achsen spannt sich ein großer Themenbogen.<br />

Interessierte Frauen konnten bis<br />

<strong>An</strong>fang Februar Vor<strong>schläge</strong> für Workshops<br />

einreichen. Momentan wird an<br />

einem genauen Programm gefeilt, das<br />

ab <strong>An</strong>fang <strong>März</strong> auf der Homepage der<br />

FFU abrufbar sein soll. Bereits jetzt<br />

zeichnet sich jedoch eine bunte Mischung<br />

von Workshopleiterinnen ab:<br />

NGOs, Frauenprojekte, Wissenschaftlerinnen<br />

und Frauen aus Politik und Interessensvertretungen.<br />

Die Achse „Körperpolitiken“<br />

verspricht Workshops zu<br />

„Frauen und Behinderung“,„Einführung<br />

in den (Trans-)Gender-Begriff“ oder<br />

„Körpermanipulationen“. Das Themenfeld<br />

„Prekäre Lebensverhältnisse“ reicht<br />

von grundsätzlichen Diskursen zum Arbeitsbegriff<br />

bis zu konkreten Tipps im<br />

Umgang mit freien Dienst- und Werkverträgen.<br />

Der letzte Themenschwerpunkt<br />

„Feminismus in Theorie, Kunst und Bewegung“<br />

bietet schließlich von allem<br />

etwas: feministische Theorieentwicklungen,<br />

Geschichte(n) der Frauenbewegungen<br />

und auch einen Theater-<br />

Workshop.<br />

Aber FFU heißt nicht nur inhaltliche<br />

Auseinandersetzung. Genauso<br />

wichtig ist das soziale und kulturelle<br />

Programm. So beginnen die Seminartage<br />

jeweils mit einem gemeinsamen<br />

Frühstück, abends gibt es Kultur in<br />

Form von Lesungen oder Filmen, zu Beginn<br />

der FFU und am Ende ein Fest.<br />

Gesammelt. Eröffnet wird die FFU am 30.<br />

<strong>März</strong> mit einem „Thesenrap“ zur Frage,<br />

was Feminismus heute sein kann. In anfänglich<br />

moderierter Form werden zuerst<br />

geladene Frauen am Podium ihre<br />

Thesen auf Kärtchen schreiben und<br />

dem Publikum präsentieren. In weiterer<br />

Folge sind alle Teilnehmerinnen aufge-<br />

Fo t o : A rc h i v<br />

fordert, eigene Kärtchen zu schreiben<br />

und aufzuhängen. Aus allen Kärtchen,<br />

die im Laufe der ganzen FFU noch dazu<br />

kommen können, soll dann ein vielfältiges,<br />

buntes Bild entstehen.<br />

Daneben gibt es auch noch Zeit<br />

und Raum für Vernetzungen, Reflexionen<br />

im Plenum und die Planung von Aktionen.<br />

Hauptveranstaltungsort ist der<br />

Unicampus Altes AKH. Als zentrale <strong>An</strong>laufstelle<br />

ist ein Info-Café geplant, das<br />

außer einem Treff- und Vernetzungspunkt<br />

auch ein Ort zur Präsentation<br />

verschiedener Initiativen und Projekte<br />

sein wird.<br />

Ab <strong>An</strong>fang <strong>März</strong> kann frau sich für<br />

die Teilnahme anmelden. Eine <strong>An</strong>meldung<br />

im Vorfeld erleichtert die Organisation,<br />

damit alle in den Hörsälen Platz<br />

haben und jede ihr Frühstückssemmerl<br />

kriegt. Auch den Bedarf an Kinderbetreuung<br />

bitte rechtzeitig bekannt geben.<br />

Kurzentschlossene, die gerne frauenbewegte<br />

Osterferien verbringen wollen,<br />

sind aber auch willkommen. Einfach<br />

im Info-Café vorbeischauen – und vorher<br />

natürlich schon auf der Homepage! ❚<br />

unifrühling<br />

1 aus: ÖH Klagenfurt (2003): Zeitreisen.<br />

Die Geschichte des ÖH-Frauenreferats<br />

an der Uni Klagenfurt. Online<br />

unter: www.oeh-klagenfurt.at/downloads/broschueren/Zeitreisenweb.pdf<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 11


internationalan.riss<br />

Fo t o : A rc h i v<br />

usa<br />

Klage gegen Wal-Mart<br />

Dem größten US-amerikanischen Einzelhändler Wal-Mart droht eine<br />

Klage wegen Diskriminierung, der sich bis zu 1,6 Millionen ehemalige<br />

und derzeitige Mitarbeiterinnen anschließen könnten. Ein Bundesberufungsgericht<br />

in San Fransisco bestätigte vor wenigen Tagen eine Diskriminierungsklage<br />

als Sammelklage von 2001 mit Urteil von 2004. Sechs<br />

Frauen klagten damals den größten privaten Arbeitergeber der USA wegen<br />

Benachteiligungen bei Beförderung und Bezahlung. Wal-Mart soll<br />

seine weiblichen <strong>An</strong>gestellten im Vergleich zu ihren Kollegen systematisch<br />

schlechter bezahlt und bei Beförderungen übergangen haben. „Es<br />

ist an der Zeit, dass Wal-Mart die Suppe auslöffelt“, meint Brad Seligman,<br />

<strong>An</strong>walt von The Impact Fund, einer kalifornischen Nonprofit-Organisation,<br />

die Klägerinnen vertritt.<br />

Dies wäre der größte private BürgerInnenrechtsfall in der Geschichte<br />

der Vereinigten Staaten. Den Konzern könnte eine Verurteilung Milliarden<br />

US-Dollar an Gehaltsnachzahlungen und Wiedergutmachungen<br />

kosten. Wal-Mart hat angekündigt, die Entscheidung anfechten zu wollen.<br />

besu<br />

www.nzz.ch/<strong>2007</strong>/02/07/wi/newzzEXVNGXY8-12.html<br />

www.focus.de/finanzen/news/wal-mart_nid_44171.htm<br />

israel<br />

Katzav lässt Amt vorläufig ruhen<br />

Israelische Behörden haben eine <strong>An</strong>klage wegen Verdachts auf Vergewaltigung<br />

gegen Präsident Mosche Katzav angekündigt. Generalstaatsanwalt<br />

Meni Masus erklärte, es gäbe ausreichend Beweise für einen<br />

Prozess.<br />

Auslöser der Untersuchung waren Vorwürfe einer ehemaligen Mitarbeiterin<br />

im vergangenen Sommer, nun liegen Aussagen von insgesamt<br />

vier Frauen vor. PolitikerInnen aller Lager forderten mittlerweile<br />

den Rücktritt des 61-jährigen, darunter auch Ministerpräsident Ehud Ol<br />

12 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

mert, der selbst unter Korruptionsverdacht steht. Um seine politische<br />

Immunität nicht zu verlieren, gelang dem aus dem Iran stammenden<br />

Katzav ein Teilrückzug. Er hat in einem Brief an Parlamentspräsidentin<br />

Dalia Itzik vorübergehende Amtsunfähigkeit beantragt. Nach israelischem<br />

Recht kann ein amtierender Präsident nicht angeklagt werden.<br />

Die Knesset will sich in Kürze nochmals mit der Affäre beschäftigen, was<br />

einen möglichen Prozess um Monate verzögern könnte. Sollte Katzav im<br />

Fall einer <strong>An</strong>klage nicht zurücktreten, droht ihm ein Amtsenthebungsverfahren.<br />

Der Beschuldigte, dessen Amtszeit in wenigen Monaten zu Ende<br />

geht, wies die Vorwürfe als „schreckliche Lügen“ zurück und kündigte<br />

an,„sich nicht erpressen zu lassen“. besu<br />

http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/middle_east/291345.stm<br />

www.feminist.org/news<br />

china<br />

Einreiseverbot für Schwangere<br />

Die autonome chinesische Provinz Hong Kong erlässt mit 1. Februar ein<br />

neues Gesetz, wonach Chinesinnen, die nach der 28. Woche schwanger<br />

sind und kein gültiges Visum haben, nicht mehr einreisen dürfen. Als einen<br />

der Gründe nennt Gesundheitsminister Patrick Nip die große Zahl<br />

an Frauen, die ausschließlich zur Entbindung in die Millionen-Metropole<br />

kämen und dort mittlerweile die Kapazitäten der Geburtsstationen an<br />

ihre Grenzen führten. Die offiziellen Zahlen schwanken zwischen 12.000<br />

und 15.000 Geburten dieser Art im letzten Jahr.<br />

Viele Frauen umgehen durch eine Entbindung in Hong Kong die<br />

Ein-Kind-Politik Chinas und garantieren ihrem Kind gleichzeitig alle<br />

Rechte eines legalen Aufenthalts inklusive Zugang zu Gesundheitsversorgung<br />

und Bildungseinrichtungen. Aufgrund der neuen Rechtslage<br />

muss nun ein Platz in einer Geburtsstation beantragt werden. Zudem<br />

verdoppelt sich die Gebühr für medizinische Leistungen im Krankenhaus<br />

für all jene, die nicht in Hong Kong ansässig sind, sie muss bereits<br />

vor der Einreise geleistet werden. Danach wird eine Bestätigung ausgestellt,<br />

wird diese verweigert, können Frauen an der Grenze abgewiesen<br />

werden.<br />

Um die ZollbeamtInnen zu unterstützen und für Notfälle gerüstet<br />

zu sein, sollen Gesundheitsteams an den Grenzen stationiert werden.<br />

Kritik am neuen Gesetz kommt von der Demokratischen Partei:„Hong<br />

Kong braucht mehr EinwohnerInnen, denn bei uns gehen die Geburtenraten<br />

zurück“, argumentiert Vorsitzender Martin Lee. Die Volksrepublik<br />

wiederum kämpft nach eigenen <strong>An</strong>gaben für den Schutz neugeborener<br />

Mädchen aufgrund des drastischen Ungleichgewichts der Geschlechter.<br />

Bei einem Verhältnis von 118 neugeborenen Buben zu hundert Mädchen<br />

hat sich über Jahre ein signifikantes Defizit entwickelt. Illegale Spätabtreibungen,<br />

Zwangssterilisationen und Säuglingsmorde seien fatale<br />

Auswirkungen der Ein-Kind-Politik, kritisiert der chinesische Rechtsexperte<br />

Chen Guangcheng.<br />

Junge Chinesen gehen mittlerweile dazu über, ihre zukünftigen<br />

Frauen über Partneragenturen im benachbarten Ausland zu suchen,<br />

rund 10.000 US-Dollar kostet eine Vermittlung, die Geschäfte der Agenturen<br />

boomen. Darüber hinaus gibt es erste <strong>An</strong>zeichen für Menschenhandel,<br />

hauptsächlich sind es junge Vietnamesinnen die ins Land geschleppt<br />

und ausgebeutet werden. besu<br />

www.iht.com/bin/print.php?id=4240042<br />

www.feminist.org/news<br />

www.afp.com


kolumbien<br />

ad acta?<br />

Es sollte der erste Schultag für die Kinder des Zentrums vertriebener<br />

Mütter sein. Nun stehen die 500 BewohnerInnen vor den Resten ihrer<br />

einjährigen Arbeit. In der Nacht des 20. Jänner brannten wichtige Teile<br />

des Zentrums nieder. Für die „Liga Vertriebener Frauen“ ist klar, dass es<br />

sich um Brandstiftung handeln muss, da andere Ursachen bereits ausgeschlossen<br />

werden konnten. Örtliche Medien und Menschenrechtsorganisationen<br />

hatten bereits im Vorfeld auf die Bedrohtheit des Zentrums<br />

hingewiesen, das sich neben der direkten Hilfe für durch Gewalt<br />

vertriebene Frauen auch immer wieder politisch zu Wort meldet und<br />

Missstände anprangert. Marina Martínez, offizielle Vertreterin der Liga:<br />

„Wir wollen einfach ein normales Leben führen, für unsere Rechte<br />

kämpfen, aber man lässt uns nicht.“ Mord, Vergewaltigungen und zahl-<br />

www.wspacework.net<br />

Fo t o : a r b e i t e r fo t o g ra f i e . co m<br />

an.rissinternational<br />

reiche Morddrohungen wurden von den Behörden nicht weiter untersucht.<br />

Der seit vierzig Jahren tobende Bürgerkrieg hat etwa drei Millionen<br />

Menschen zu Flüchtlingen gemacht. 2006 wurde ein so genannter<br />

Prozess zur Demobilisierung der Paramilitärs abgeschlossen, ohne sichtliche<br />

Erfolge. Die vor einem Jahr von der Liga mit finanzieller Unterstützung<br />

der Vereinten Nationen aufgebaute „Stadt der Frauen“ wurde für<br />

verschiedene Preise nominiert. Das Flüchtlingshochkommissariat der<br />

Vereinten Nationen hat bereits Hilfe für den Wiederaufbau zugesagt.<br />

Bleibt nur zu hoffen, dass der Fall nicht wieder zu den Akten gelegt wird.<br />

keck<br />

http://www.ligademujeres.org<br />

eu<br />

Jahr der Chancengleichheit<br />

In Berlin eröffneten Vladimír Spidla, EU-Kommissar für Beschäftigung,<br />

Soziales und Chancengleichheit und die deutsche Bundesfrauenministerin<br />

Urusla von der Leyen am ersten europäischen Gleichstellungsgipfel<br />

das europäische Jahr der Chancengleichheit. In einer länderübergreifenden,<br />

vorbereitenden Studie wurde erhoben, dass rund 64 Prozent der<br />

EuropäerInnen Diskriminierung als weit verbreitetes Phänomen ansehen.<br />

Dennoch weiß lediglich ein Drittel, welche Rechte im Fall von Belästigung<br />

und Diskriminierung geltend gemacht werden können. Alle 25<br />

EU-Staaten, ebenso wie Liechtenstein, Norwegen und Island planen Veranstaltungen,<br />

Preisvergaben, Schulwettbewerbe und Trainings. Es werden<br />

Strategien erarbeitet, wie gegen Diskriminierungen aufgrund der<br />

ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion, des Alters, sexueller<br />

Orientierung, einer Behinderung oder der Weltanschauung vorgegangen<br />

wird. Ziel des Aktionsjahres sei es „der wirksamen Bekämpfung von<br />

Diskriminierung neue Impulse zu geben“, so EU-Kommissar Spidla. Alle<br />

Staaten verpflichten sich, zu einem EU-Förderbetrag eine fünfzigprozentige<br />

Kofinanzierung zu leisten, dies ergibt ein Mindestbudget von 15<br />

Millionen Euro pro Land. besu<br />

http://ec.europa.eu/employment_social/eyeq/index.cfm?cat_id=HW<br />

„womanspacework“ ist ein innerhalb des Kunstprogramms der International<br />

Woman’s University (ifu) entwickeltes Projekt, das seit 2002<br />

auch mit dem Projekt „First Story – Women Building/New Narratives<br />

for the 21st Century“, kooperiert. Ziel des Projektes ist, mit einer Internetplattform<br />

einen virtuellen Ausgangspunkt für den internationalen<br />

Austausch unterschiedlicher feministischer und lesbischer<br />

Theorien und Praxen zu bieten. Die Realisierung dieses Vorsatzes beschränkt<br />

sich nicht nur auf zahlreiche - auch sehr interessante - Linksammlungen<br />

zu den verschiedensten feministischen und lesbischen<br />

Themen, sondern es finden sich auch Artikel und Beiträge zu Geschichte<br />

und Intention des Projekts. Positiv fällt außerdem auf, dass<br />

aufgefordert wird, sich an „womanspacework“ zu beteiligen und somit<br />

neue Ideen und Vor<strong>schläge</strong>, aber auch Kritik (die beim unübersichtlichen<br />

Layout durchaus angebracht ist) einzubringen. pix<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 13


weltsozialforum<br />

Claudia Krieglsteiner ist Mitglied des<br />

Bundesvorstandes der KPÖ<br />

14 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Die Welt in Nairobi<br />

Vom 20. bis 25. Jänner <strong>2007</strong> fand in der kenianischen Hauptstadt Nairobi das siebte<br />

Weltsozialforum (WSF) statt. Claudia Krieglsteiner war dort.<br />

Das siebte Weltsozialforum.<br />

Schon. Keine ganz neuen Debatten<br />

mehr. Auch die Widersprüche<br />

und Probleme schon<br />

zuvor ausgesprochen, reflektiert,<br />

nicht zum ersten Mal Gegenstand<br />

der Diskussionen. Die Fragen der<br />

künftigen Entwicklung der Forumsbewegung<br />

drehen sich vor allem darum,<br />

ob sie sich, nachdem „sie es erfolgreich<br />

geschafft habe, im kollektiven Gedächtnis<br />

die Möglichkeit einer Alternative<br />

zur neoliberalen Globalisierung zu<br />

verankern, nun zur Schaffung eines<br />

neuen historischen Subjekts gelangen<br />

müsse, das neben der ArbeiterInnenklasse<br />

wie im 19. und 20. Jahrhundert,<br />

heute auch einen breiten Fächer sozialer<br />

AkteurInnen und Bewegungen<br />

einschließen müsse“. (Samir Amin,<br />

Francois Houtart in „Le monde diplo-<br />

matique“ im Mai 2006 zur Vorbereitung<br />

des WSF in Nairobi). Die andere<br />

Position, die zum Teil sehr energisch<br />

vertreten wird, will das Forum als sozialen<br />

Raum verstehen, in dem Austausch<br />

oder allenfalls Verabredungen<br />

zu neuen Allianzen und Aktionen unter<br />

jenen Teilnehmenden stattfinden,<br />

die sich daran beteiligen und sich bewusst<br />

dafür entscheiden. Beide Positionierungen<br />

gibt es seit Beginn der<br />

Bewegung, beide haben gute Argumente<br />

und VertreterInnen und gegen<br />

beide lässt sich Berechtigtes einwenden.<br />

Vom sinnlosen sozialen Getratsche<br />

in einem internationalen Durchhaus<br />

wurde da schon einmal gesprochen<br />

und von der unsichtbaren Hand,<br />

die angeblich den freien Markt wie<br />

auch das Forum regeln solle. Und davon,<br />

dass einige Linke ihre alten und<br />

Fo t o : M i c h a e l a M o s e r<br />

doch gründlich gescheiterten Vorstellungen<br />

von Vereinheitlichung und Disziplin<br />

wieder einer neuen Bewegung<br />

aufdrängen wollen.<br />

Afrikanische Wirklichkeit. Der Stellenwert<br />

dieser Debatten und Selbstreflexionen<br />

wird in meiner Wahrnehmung durch eine<br />

ganz neue Erfahrung relativiert: Die<br />

reale Verschränkung des Forums mit<br />

der afrikanischen Wirklichkeit. Sie beginnt<br />

für viele TeilnehmerInnen bereits<br />

am Flughafen, wo sie mit Transportproblemen<br />

in die Stadt konfrontiert<br />

sind und geht weiter mit der Erfahrung<br />

der Überbuchung des Hotels, in dem sie<br />

endlich doch angekommen sind. Sie<br />

können in Guesthouses am Rand der<br />

Stadt ausweichen, die aber nicht allen<br />

Vorstellungen der angereisten TeilnehmerInnen<br />

gerecht werden.


Die Verschränkung gelingt auch<br />

beim Forum selbst nicht überall: Gerade<br />

jene Foren, die den Prozess der Forumsbewegung<br />

selbst reflektieren, sind europäisch<br />

und US-amerikanisch geprägt,<br />

manche sogar ausschließlich von<br />

Weißen besucht.<br />

Vielleicht macht das Unbehagen<br />

aufgrund dieses Umstands den Vorwurf<br />

der zu hohen TeilnehmerInnen-Gebühr,<br />

die den KenianerInnen abverlangt wird,<br />

so populär. Obwohl im Grunde alle,<br />

auch nicht mit feministischen Diskursen<br />

Vertraute, wissen, dass Zugangshürden<br />

nicht wesentlich aus dem Beitrag<br />

von sechs Euro, sondern aus einem<br />

dichten Wall von Hindernissen unterschiedlicher<br />

Art bestehen, bleibt diese<br />

Frage an allen Tagen des Forums wichtig.<br />

Sicher, der Betrag ist umgelegt so<br />

hoch, dass eine Slum-Familie damit für<br />

eine Woche Nahrung bekommen könnte<br />

– wenn es aber nur um den Beitrag<br />

gegangen wäre, hätte man auch vor Ort<br />

noch spontane Solidaritäts-Abgaben<br />

von europäischen TeilnehmerInnen<br />

sammeln können.<br />

Dennoch, die Hälfte der ca. 60.000<br />

TeilnehmerInnen sind AfrikanerInnen<br />

und die meisten natürlich aus Kenia.<br />

Obwohl sich so viele Menschen im Kasarani<br />

Moi Stadion an diesen Tagen<br />

durch Workshops, Konferenzen und Gespräche<br />

arbeiten, erkennt uns ein ganz<br />

junger Mann, dem wir im Hotel bei<br />

Mombasa begegnet sind, augenblicklich.<br />

Er sei zum ersten Mal auf so einer<br />

Veranstaltung, habe sich vom Trinkgeld,<br />

das er für das Fotografieren von Tourist-<br />

Innen aus dem Hotel bekommen habe,<br />

die Reise hierher leisten können und sei<br />

glücklich, so viele neue Menschen und<br />

Gedanken kennen zu lernen. Er strahlt<br />

eine solche Neugierde und Freude aus,<br />

die die Diskussionen über die innere<br />

Verfasstheit des Forums unendlich abstrakt<br />

erscheinen lassen.<br />

Raum nehmen. Die afrikanischen TeilnehmerInnen<br />

und Organisationen nehmen<br />

sich auch tatsächlich den Raum, den<br />

das Forum darstellt, für ihre Bedürfnisse<br />

und Belange: Die Debatten mit den<br />

meisten afrikanischen BesucherInnen<br />

handeln von sauberem Wasser, seiner<br />

Privatisierung und dem Kampf dagegen,<br />

von Land, das auch den Frauen<br />

gehören muss, vom Schuldendienst der<br />

afrikanischen Länder, den einseitig zu<br />

beenden jedenfalls gerechter ist, als ihn<br />

fortzusetzen. Der Raum rund um das<br />

Stadion, der die einzelnen Eingänge verbindet,<br />

gehört täglich mehr den HändlerInnen,<br />

die zum Teil um ihren Zugang<br />

ohne Teilnahme-Gebühr gerungen und<br />

ihn durchgesetzt haben.<br />

Bereits bei der Eröffnungskundgebung<br />

im Uhura-Park fällt auf, dass für<br />

die Rede-Beiträge mehrheitlich Frauen<br />

eingeladen wurden; für die sozialen Bewegungen<br />

aus Südafrika, Palästina, Indien<br />

und für Via Campesina sprechen<br />

starke Frauen und finden klare Worte<br />

für die Situationen, in denen ihre<br />

Schwestern – und Brüder – leben müssen<br />

und wen sie dafür verantwortlich<br />

machen: die kapitalistischen Weltorganisationen,<br />

wie IWF (Internationaler<br />

Währungsfonds) und Weltbank und die<br />

Regierungen der USA und der europäischen<br />

Unionsstaaten. Diplomatischer,<br />

aber durchaus mit dem glaubwürdigen<br />

geschichtlichen Bezug zu den antikolonialen<br />

Kämpfen, spricht der ehemalige<br />

Präsident Sambias als prominentester<br />

Redner der Kundgebung.<br />

So sind auch die Tage des siebten<br />

Weltsozialforums mit prominenten und<br />

berühmten TeilnehmerInnen – von Bischof<br />

Desmond Tutu über fünf NobelpreisträgerInnen<br />

aus verschiedenen<br />

Kontinenten bis zum Alternativ-Nobelpreisträger<br />

Chico Whitaker – doch nicht<br />

durch diese dominiert. In der unglaublich<br />

bunten Vielfalt – der inhaltlichen<br />

Diskussionen, der farbenprächtigen Verkaufsstände<br />

und der Herkunft der TeilnehmerInnen<br />

– haben sie ihren Platz,<br />

ohne wie Gurus zu wirken.<br />

Die Slums von Nairobi. Nachdem das Forum<br />

selbst schon beendet ist, treffen<br />

sich viele der TeilnehmerInnen in Korogocho<br />

zu einem mehrstündigen<br />

Marsch durch die Slums von Nairobi.<br />

Mehr als ein Drittel der Bevölkerung der<br />

Hauptstadt lebt wenige Kilometer von<br />

Downtown Nairobi entfernt in den<br />

Elendsvierteln der Stadt.<br />

Aber auch diese Wohnstätten sind<br />

(verhältnismäßig) teuer: Pro Raum, der<br />

ca. 2 x 3 Meter misst, werden 1.000 k Sh<br />

(kenianische Schilling), also ca. zwölf<br />

Euro, kassiert. Eigentümer dieser Baracken<br />

sind übrigens wohlhabende Kenianer,<br />

die diese illegal errichten.<br />

Manche BewohnerInnen, die ein regelmäßiges<br />

Einkommen haben – zum<br />

Beispiel eine Nähmaschine besitzen,<br />

oder ein kleines Fleckchen Erde, auf dem<br />

sie Erdäpfel oder Spinat ziehen können –<br />

bewohnen zwei solcher Räume. Die meisten<br />

Slum-BewohnerInnen sind aber allein<br />

erziehende Mütter (gelegentlich<br />

auch Väter), die mit drei bis sieben Kindern<br />

in einem Raum leben und täglich<br />

Sorge haben müssen, ob es ihnen gelingt,<br />

zu einer Mahlzeit zu kommen. Die<br />

Mehrheit der Bevölkerung Kenias, nämlich<br />

sechzig Prozent, kann sich keine drei<br />

Mahlzeiten am Tag leisten.<br />

Krankheiten, die vom „toten Wasser“<br />

kommen, sowie Fieber und AIDS,<br />

sind allgegenwärtige Begleiter der BewohnerInnen<br />

der Slums. Auch kommt<br />

eine sehr große Zahl der Kinder bereits<br />

mit dem HI-Virus infiziert zur Welt.<br />

Und dennoch gibt es einen Alltag<br />

in diesen Vierteln, der gelebt und täglich<br />

neu organisiert wird. Und zu ihm<br />

gehört auch der Wunsch der meisten<br />

Mütter und Väter, ihre Kinder zur Schule<br />

zu schicken. Zwar gibt es öffentliche<br />

Schulen, die im Gegensatz zu den privaten,<br />

die in allen Preisklassen existieren,<br />

keine Gebühren einheben, aber es sind<br />

Schuluniform, Schuhe, Bücher und Lernmaterialien<br />

zu kaufen. Viele Slum-BewohnerInnen<br />

versuchen auch, wieder in<br />

ihre ehemaligen Dörfer zurück zu kehren,<br />

weil sich ihre Träume vom Leben in<br />

der Stadt nicht erfüllt haben. Aber auch<br />

eine solche Übersiedlung und ein Neuanfang<br />

kosten Geld. Insbesondere afrikanische<br />

und europäische christliche<br />

Organisationen bieten den SlumbewohnerInnen<br />

Unterstützung, wenn es<br />

um den Schulbesuch der Kinder oder<br />

die Rücksiedlung in das ursprüngliche<br />

Dorf geht.<br />

In einer der Familien, die wir besuchen,<br />

taucht die Frage auf, wann denn<br />

das Sozialforum wieder in Nairobi<br />

stattfinden werde. Wir müssen darauf<br />

antworten, dass noch nichts entschieden<br />

sei. Wahrscheinlich sei eine Rückkehr<br />

aber nicht. Die <strong>An</strong>twort erzeugt<br />

völliges Unverständnis:„Ja, wie wollt<br />

ihr dann wissen, was ihr bewirkt habt?“<br />

Diese Reaktion zeigt uns ein letztes<br />

Mal während dieser Reise, dass die vielen<br />

Welten noch in vielfacher Weise zusammenwachsen<br />

müssen, um eine<br />

„andere Welt“ zu schaffen. ❚<br />

weltsozialforum<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 15


cedawschattenbericht<br />

1 Convention on the Elimination of all<br />

Forms of Discrimination against<br />

Women<br />

2 Tertinegg, Karin: Die UN-Frauenkonvention<br />

und ihre Umsetzung in Österreich.<br />

Diplomarbeit. Graz 2000<br />

16 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Wo viel Licht, …<br />

Eine Delegation der österreichischen Bundesregierung präsentierte <strong>An</strong>fang des Jahres<br />

den 6. Staatenbericht vor dem CEDAW-Komitee in New York. Vertreterinnen<br />

österreichischer NGOs reisten mit einem Schattenbericht an. Von Paula Bolyos<br />

CEDAW 1 wurde 1979 von der<br />

Generalversammlung der Vereinten<br />

Nationen als erstes<br />

rechtlich bindendes Instrument<br />

zur Durchsetzung von Frauenrechten<br />

angenommen. Ausgearbeitet<br />

wurde es von der Kommission zur<br />

rechtlichen Stellung der Frauen (Commission<br />

on the Status of Women, CSW).<br />

Österreich ratifizierte die Konvention im<br />

Jahr 1982. CEDAW bedeutet nicht nur<br />

eine rechtliche Gleichstellung von Frauen,<br />

sie sichert darüber hinaus Frauen<br />

die Möglichkeit zu, ihre Menschenrechte<br />

auch wahrnehmen zu können. Die<br />

Bestimmungen der Konvention sind allerdings<br />

nicht „self-executing“, sie werden<br />

erst durch den Erlass von Durchführungsgesetzen<br />

im betreffenden<br />

Land wirksam. 2 Die Konvention ist in<br />

sechs Teile gegliedert: In den Artikeln 1-<br />

6 wurden Definitionen und Aufgaben<br />

der Mitgliedsstaaten festgelegt, die Artikel<br />

7-9 beschäftigen sich mit dem politischen<br />

und öffentlichen Leben von<br />

Frauen, Artikel 10-14 beinhalten Gleichheitsgarantien<br />

in sozialen und wirtschaftlichen<br />

Bereichen, Artikel 15 und 16<br />

beziehen sich vor allem auf die Gleich-<br />

stellung im Recht, Artikel 17-22 bestimmen<br />

Kontrollmechanismen und Artikel<br />

23-30 regeln formale <strong>An</strong>gelegenheiten.<br />

Wer. Zur Überprüfung der Umsetzung<br />

von CEDAW werden alle vier Jahre 23<br />

Expertinnen nach den Vor<strong>schläge</strong>n der<br />

Mitgliedsländer gewählt, die drei Wochen<br />

pro Jahr tagen. Sie sind für die Begutachtung<br />

der Länderberichte zuständig<br />

und können nach der Prüfung der<br />

Länder – die für jedes Land alle vier Jahre<br />

stattfindet – „Concluding Comments“<br />

zum Fortschritt eines jeden Landes<br />

erstellen. Außerdem geben sie die<br />

„General Recommendations“ ab, die<br />

Leitlinien für die Umsetzung der Konvention<br />

beinhalten. Zwar ist laut Juristin<br />

Karin Tertinegg die Rechtsnatur der<br />

Empfehlungen unklar, jedoch „stellen sie<br />

einflussreiche Interpretationen der Bestimmungen<br />

der Konvention dar“. So<br />

legten die Empfehlungen 1992 beispielsweise<br />

Gewalt gegen Frauen als Diskriminierung<br />

im Sinne von CEDAW fest.<br />

Worüber. Vertreterinnen österreichischer<br />

NGOs haben in diesem Jahr, wie auch<br />

bereits im Jahr 2000, einen Schattenbe-<br />

Foto: Paula Bolyos<br />

richt erarbeitet, der diesmal die Periode<br />

von 2000 bis 2006 umfasst. Im Bericht<br />

wird zunächst Bezug auf einzelne Empfehlungen<br />

genommen, wie beispielsweise<br />

die Recommendation 226 zur<br />

stärkeren Zusammenarbeit mit NGOs<br />

oder die Recommendations 227 und 229<br />

zur Situation von Migrantinnen durch<br />

das Fremdenrecht. Danach werden einzelne<br />

Artikel der Konvention abgearbeitet<br />

und die Probleme und Unzulänglichkeiten<br />

bei der Umsetzung durch die<br />

österreichische Bundesregierung benannt<br />

sowie Empfehlungen abgegeben.<br />

Themen sind neben vielen anderen<br />

Gewalt gegen Frauen, Frauenhandel<br />

und die Unterfinanzierung von Opferschutzeinrichtungen,Benachteiligungen<br />

von Frauen im Erziehungs- und Bildungswesen<br />

und die Situation von<br />

Frauen in ländlichen Gebieten.<br />

Drei Vertreterinnen von NGOs –<br />

Rosa Logar, u. a. Geschäftsführerin der<br />

Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt,<br />

Rosy Weiss vom Frauenzirkel Austria,<br />

und ich selbst, Paula Bolyos, ebenfalls<br />

Mitarbeiterin der Wiener Interventionsstelle<br />

– präsentierten am Tag vor<br />

der Staatenprüfung den Schattenbe-


Foto: Paula Bolyos<br />

richt vor dem CEDAW-Komitee. Den Vertreterinnen<br />

eines Landes standen gemeinsam<br />

jeweils zehn Minuten zur Verfügung,<br />

um ihren Bericht vorzustellen.<br />

Danach wurden von den Expertinnen<br />

und dem einen Experten des Komitees<br />

Fragen an sie gerichtet, die dann in einer<br />

weiteren Runde beantwortet wurden.<br />

Ein Durchgang mit Nachfragemöglichkeiten<br />

für die ExpertInnen folgte. Interesse<br />

wurde insbesondere an der<br />

Frauenarmut in Österreich, an den Ungleichheiten<br />

in der Bezahlung von Männern<br />

und Frauen, an den prekären Arbeitsverhältnissen<br />

und an der Situation<br />

von Migrantinnen gezeigt.<br />

Wer fehlt? Am Tag darauf folgte die Präsentation<br />

des Staatenberichts Österreichs<br />

durch die insgesamt 17 Delegierten<br />

aus verschiedenen Bundesministerien.<br />

Frauenministerin Bures war nicht<br />

anwesend – was die Expertinnen ausdrücklich<br />

bedauerten. Die Expertinnen<br />

fragten wieder insbesondere nach der<br />

Armutsgefährdung und Armut von<br />

Frauen. Ein wichtiger Aspekt war auch<br />

der Aktionsplan, der zur Umsetzung unter<br />

anderem von CEDAW in der Konvention<br />

vorgesehen ist, und der bisher<br />

nicht vorliegt, ja noch nicht einmal in<br />

Arbeit ist. Die <strong>An</strong>tworten der Delegierten<br />

ließen zu Wünschen übrig, vermittelten<br />

aber ein treffendes Bild der (bisherigen?)<br />

österreichischen Frauenpolitik.<br />

So wüsste man/frau zwar noch<br />

nicht, ob es ein Frauenministerium gäbe<br />

oder eine Frauenministerin ohne eigenes<br />

Ministerium, das sei allerdings lediglich<br />

eine Organisationsfrage. <strong>An</strong> einem<br />

Aktionsplan würde gemeinsam<br />

mit den NGOs bereits intensiv gearbei-<br />

tet – eine Neuigkeit für die Vertreterinnen<br />

der NGOs.<br />

<strong>An</strong> zum Teil unwahren Aussagen –<br />

wissentlich oder unwissentlich sei dahingestellt<br />

– zeigte sich auch ein Problem<br />

bei der Staatenprüfung, nämlich<br />

die eingeschränkten Möglichkeiten, die<br />

Berichte der Länder im Detail auf ihren<br />

Wahrheitsgehalt zu prüfen. So war es<br />

für die Vertreterinnen der NGOs besonders<br />

wichtig, informell Lobby-Arbeit zu<br />

betreiben. Bei den Expertinnen des Komitees<br />

stießen wir damit auf große Offenheit,<br />

es war so auch möglich, einige<br />

neue Fragen auf die Tagesordnung zu<br />

bringen.<br />

Was fehlt? In den inzwischen veröffentlichten<br />

Concluding Comments bekräftigen<br />

die Expertinnen ihre Besorgnis über<br />

einen fehlenden Aktionsplan und die<br />

frauenpolitischen Rückschritte der letzten<br />

Jahre. Auch über anhaltende Gender-Stereotype,<br />

die Frauen immer noch<br />

als Mütter und Verantwortliche für den<br />

Haushalt und Männer als Familienernährer<br />

darstellen, zeigten sie sich besorgt.<br />

Gewalt gegen Frauen solle intensiv<br />

bekämpft, effektive Messinstrumente<br />

geschaffen und verstärkt mit entsprechenden<br />

NGOs zusammen<br />

gearbeitet werden. Außerdem sollen<br />

wirksame Maßnahmen gegen Frauenund<br />

Mädchenhandel gesetzt werden,<br />

der Bedarf an Unterstützung und Zufluchtsorten<br />

für Opfer des Frauen- und<br />

Mädchenhandels erfüllt und BeamtInnen-Schulungen<br />

durchgeführt werden,<br />

insbesondere auch für den Grenzschutz,<br />

damit Opfer erkannt und Maßnahmen<br />

zur Unterstützung der Opfer<br />

getroffen werden können. Auch das<br />

Fehlen (geschlechtsspezifischer) Statistiken<br />

insbesondere im Bereich von Gewalt<br />

an Frauen, aber auch generell zur<br />

Umsetzung der Konvention wird verurteilt<br />

und diese Zahlen eingefordert. In<br />

Bezug auf Migrantinnen, weibliche<br />

Flüchtlinge und Asylwerberinnen verlangt<br />

das Komitee die zahlreichen Diskriminierungen<br />

insbesondere in den Bereichen<br />

Erziehung, Gesundheit, Erwerbsarbeit,<br />

gesellschaftliche und politische<br />

Partizipation zu beseitigen und<br />

ermutigt die Regierung die „Internationale<br />

Konvention zum Schutz der Rechte<br />

aller ArbeiterInnen mit Migrationshintergrund<br />

und deren Familienmitglieder“<br />

(„International Convention on the Protection<br />

of the Rights of All Migrant Workers<br />

and Members of Their Families“) zu<br />

ratifizieren.<br />

Was folgt? Schritte, die kurzfristig von<br />

Seiten der Bundesregierung eingeleitet<br />

werden sollten, sind unter anderen die<br />

sofortige Einberufung einer kompetent<br />

besetzten Arbeitsgruppe zur Erstellung<br />

eines Aktionsplanes zur Umsetzung der<br />

Konvention. Darin müssen auch geeignete<br />

Messinstrumente implementiert<br />

sein, um die Fortschritte wirksam überprüfen<br />

zu können. Außerdem sollte eine<br />

hochrangige Verantwortliche ernannt<br />

werden, die die Maßnahmen zur Umsetzung<br />

von CEDAW überblickt und koordiniert.<br />

Wichtig für die Erarbeitung<br />

des Aktionsplanes ist weiters eine enge<br />

Kooperation mit den Expertinnen der<br />

österreichischen NGOs. Dann kann vielleicht<br />

bei der nächsten Staatenprüfung<br />

2011 von tatsächlichen Fortschritten bei<br />

der Durchsetzung von Frauenrechten<br />

gesprochen werden. ❚<br />

schattenberichtcedaw<br />

Links:<br />

Länderbericht und Concluding<br />

Comments:<br />

http://www.un.org/womenwatch/<br />

daw/cedaw/37sess.htm<br />

NGO-Schattenbericht:<br />

http://www.interventionsstellewien.at<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 17


cedawschattenberichtarbeit<br />

Gender Budgeting (GB) analysiert,<br />

ob Haushaltsmittel (also etwa das<br />

Budget der Regierungsressorts) gerecht<br />

unter den Geschlechtern aufgeteilt<br />

werden und welche Auswirkungen<br />

einzelne Maßnahmen auf die<br />

Gleichstellung haben.<br />

Im CEDAW-Schattenbericht wird<br />

bemängelt, dass es von der letzten<br />

Regierung zwar Bekenntnisse zum GB<br />

gegeben hat, es fehle aber an einer<br />

klaren Definition und erst recht an<br />

der Entwicklung und Umsetzung<br />

wirksamer GB-Strategien. Nur in einzelnen<br />

Bereichen, etwa im Wissenschaftsbereich,<br />

gäbe es in den letzten<br />

Jahren diesbezüglich Fortschritte.<br />

Die aktuelle SP-Frauenministerin<br />

Doris Bures hat erst kürzlich gefordert,<br />

bei den laufenden Budgetverhandlungen<br />

die Grundsätze des Gender<br />

Budgeting einzuhalten. Es soll ein<br />

Treffen mit den Gender-Beauftragten<br />

der Ministerien geben.<br />

18 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

… da viel Schatten<br />

Ein Blick auf die Situation von<br />

Frauen im Spannungsfeld zwischen<br />

Erwerbsarbeit und Familienarbeit<br />

zeigt das alte triste<br />

Bild: Die Einkommensschere ist<br />

weit offen, viel zu viele Frauen stecken<br />

in prekären Arbeitsverhältnissen und<br />

leisten den Großteil an unbezahlter Familienarbeit.<br />

Die folgenden aktuellen<br />

Fakten stammen aus dem NGO-Schattenbericht<br />

fürs CEDAW-Komitee, aus<br />

dem AK-Frauenbericht 2006 1 und einer<br />

AK-Studie zu unbezahlter Arbeit (2006).<br />

Erwerbsarbeit. Die EU-Lissabon-Ziele aus<br />

dem Jahr 2000 schreiben Österreich<br />

vor, bis 2010 eine Frauenerwerbsquote<br />

von 66,8 Prozent zu erreichen, 2004 lag<br />

diese bei 60,7 Prozent. Ebenso sind die<br />

meisten Arbeitnehmerinnen in weni-<br />

gen Branchen, die als typische Frauenberufe<br />

gelten, tätig: Dem Gesundheitsund<br />

Bildungswesen sowie der Gastronomie,<br />

wo jeweils rund zwei Drittel der<br />

Beschäftigen Frauen sind. Im Vergleich<br />

dazu sind gerade einmal ein Prozent der<br />

BauingeneurInnen weiblich. „Solange<br />

die geschlechtspezifische Arbeitsteilung<br />

nicht ausgeglichen ist, bestimmen<br />

Bezahlung und Qualität eines Arbeitsplatzes<br />

über die Beurteilung von Frauenerwerbsarbeit“,<br />

bringen die Expertinnen<br />

im AK-Frauenbericht die Lage auf<br />

den Punkt. Besonders bemerkenswert<br />

ist, dass zwar die Zahl der berufstätigen<br />

Frauen mit den Jahren gestiegen ist, deren<br />

Arbeitsvolumen jedoch seit langem<br />

stagniert bzw. sogar sinkt. In Vollzeitäquivalenten<br />

gemessen bedeutet dies<br />

eine Verringerung des Arbeitsvolumens<br />

Foto: Kathrin Schwab<br />

Das CEDAW-Komitee bemängelt unter anderem die Rollenverteilung in der Familie<br />

und die oft prekäre Arbeitssituation von Frauen. Ein Überblick von Gabi Horak und<br />

Bettina Surtmann<br />

von 53,4 Prozent (1995) auf 49 Prozent<br />

(2004). Ursachen dafür, so der AK Bericht,<br />

sind der hohe <strong>An</strong>teil an teilzeitbeschäftigten<br />

Frauen und ihre längeren<br />

Ausbildungszeiten.<br />

Weiterhin sind Frauen in Führungsetagen<br />

und Aufsichtsräten eine Seltenheit.<br />

Von allen börsennotierten Unternehmen<br />

Österreichs, das sind 829 Geschäftsführer/Vorstände,<br />

waren 2005<br />

2,9 Prozent Frauen, bei den Aufsichtsräten<br />

sind es 7,6 Prozent.<br />

Einkommen. Das durchschnittliche Medianeinkommen<br />

2 (ArbeiterInnen, <strong>An</strong>gestellte)<br />

von Frauen betrug 2003 siebzig<br />

Prozent von dem der Männer, bei den<br />

öffentlich Bediensteten waren es achtzig<br />

Prozent. Die AK nennt als Gründe einerseits<br />

die durchschnittlich geringeren


Arbeitszeiten, andererseits die andere<br />

Qualifikationsstruktur von Frauen. Zusätzlich<br />

verzerrt werden die Lohnunterschiede,<br />

weil unbezahlte Arbeit in Einkommensstatistiken<br />

nicht berücksichtigt<br />

wird.<br />

Atypische Beschäftigung und Armut. 2004<br />

lag Österreich mit einer Teilzeitquote<br />

von 19,4 Prozent im EU-Durchschnitt,<br />

davon waren fast vierzig Prozent Frauen.<br />

Als Gründe für Teilzeitbeschäftigung<br />

nennen die Betroffenen Pflegeleistungen<br />

in der Familie und Kinderbetreuung.<br />

Von allen Teilzeitbeschäftigten geben<br />

nur 15 Prozent an, nicht mehr Stunden<br />

arbeiten zu wollen. Ein deutlicher<br />

Nachteil bei Teilzeitarbeit ergibt sich<br />

aus der Regelung der Mehr-Arbeitsstunden,<br />

die im Gegensatz zu Überstunden<br />

bei Vollzeitbeschäftigten nicht<br />

höher bezahlt werden.<br />

Als offizielle Armutsgrenze gilt ein<br />

jährliches Netto-Einkommen von weniger<br />

als 9.425,- Euro. Besonders prekär ist<br />

die Situation für Frauen mit wenig qualifizierten<br />

Jobs, Arbeiterinnen verdienen<br />

durchschnittlich um die Hälfte weniger<br />

als ihre Kollegen und die Differenz ist<br />

seit 2000 sogar um zwei Prozentpunkte<br />

gewachsen.<br />

Atypisch Beschäftigte sind häufig,<br />

z. B. als geringfügig Beschäftigte, nicht<br />

arbeitslosenversichert: 2000 waren das<br />

22.218 Personen, vier Jahre später<br />

25.000 (ein Plus von zwölf Prozent). Das<br />

Phänomen, trotz Arbeit von Armut bedroht<br />

zu sein, ist kein Ausnahmeschicksal<br />

mehr: 2004 waren davon 277.000<br />

Haushalte betroffen.<br />

Arbeitslosigkeit. Offiziell lag 2005 die Arbeitslosenquote<br />

bei Frauen bei 6,8 Prozent.<br />

Vor allem Frauen ab 55 Jahren sind<br />

vermehrt von Arbeitslosigkeit betroffen,<br />

die AK kommt für diese Altersgruppe<br />

auf eine Quote von 15,6 Prozent (2004).<br />

Verfälscht werden die offiziellen Statistiken<br />

durch die Zahl der Arbeitsuchenden,<br />

die an einer AMS-Schulung teilnehmen<br />

oder Kindergeld beziehen, sie<br />

scheinen als erwerbstätig auf. Umgekehrt<br />

fallen jene Frauen, die auf Jobsuche<br />

sind, aus der Statistik, wenn sie aufgrund<br />

eines hohen Haushaltseinkommens<br />

kein eigenes Arbeitslosengeld<br />

bzw. Notstandshilfe beziehen.<br />

Nicht wenige Frauen geben nach<br />

erfolglosen Versuchen des Wiederein-<br />

stiegs überhaupt auf, melden sich vom<br />

AMS ab und verschwinden damit aus<br />

den Statistiken.<br />

Unbezahlte Familienarbeit. Bekanntlich verrichten<br />

Frauen den Großteil der unbezahlten<br />

Arbeit im Haushalt und bei der<br />

Betreuung und Pflege von Familienangehörigen.<br />

Die größten Arbeitsbelastungen<br />

haben übrigens berufstätige<br />

Frauen mit Kindern, wobei jene mit<br />

Partner sogar noch mehr Zeit mit Familienarbeit<br />

verbringen. „<strong>An</strong>scheinend<br />

sind Partner mehr Belastung als Unterstützung“,<br />

wird im AK-Frauenbericht<br />

2006 analysiert.<br />

Erwerbstätige Frauen haben eine<br />

wöchentliche Gesamtbelastung von<br />

durchschnittlich 64 Stunden, erwerbstätige<br />

Männer von 48 Stunden. Somit<br />

arbeiten Frauen für jede entlohnte Arbeitsstunde<br />

51 Minuten unbezahlt,<br />

Männer gerade mal 11 Minuten. Von<br />

Halbe-Halbe kann also noch lange nicht<br />

die Rede sein.<br />

Trotzdem: Dass Frauen überhaupt<br />

erwerbstätig sind, hat wesentliche Auswirkungen<br />

auf den Grad der Arbeitsteilung<br />

in Partnerschaften. Je länger die<br />

Frau daheim ist – etwa nach der Geburt<br />

eines Kindes –, umso fester werden die<br />

Rollenverteilungen zementiert.<br />

Das 2004 eingeführte Recht auf Elternteilzeit,<br />

das die Rückkehr in den Beruf<br />

nach der Karenz erleichtern soll, gilt<br />

nur für Betriebe mit mehr als zwanzig<br />

ArbeitnehmerInnen. Somit gilt dieser<br />

Rechtsanspruch nur für die Hälfte der<br />

Männer und gerade einmal für ein Drittel<br />

der Frauen.<br />

Kinderbetreuungspflichten wirken<br />

sich wesentlich auf die Entwicklung von<br />

Einkommen aus: Je länger Frauen ganz<br />

oder teilweise vom Arbeitsmarkt weg<br />

sind, umso größer sind die Auswirkungen<br />

auf die Verdiensthöhe. Das wurde<br />

durch die längere Bezugsdauer des Kinderbetreuungsgeldes<br />

noch verschärft.<br />

Kinderbetreuungsgeld. Das 2002 eingeführte<br />

Kinderbetreuungsgeld hat das<br />

einkommensabhängige Karenzgeld abgelöst.<br />

Derzeit gibt es in Österreich<br />

165.000 BezieherInnen, das entspricht<br />

einer Verdoppelung seit 2000.<br />

Die negativen Auswirkungen des<br />

Kinderbetreuungsgeldes etwa auf den<br />

Wiedereinstieg sind durch zahlreiche<br />

Studien belegt: Durch den längeren Be-<br />

zug kehren die Eltern – meist die Mütter<br />

– erst später in den Arbeitsprozess<br />

zurück, immer häufiger gar nicht. Die<br />

Quote der Frauen, die 33 Monate nach<br />

der Geburt wieder arbeiten, ist auf sieben<br />

Prozent gesunken, vierzig Prozent<br />

dieser Frauen sind arbeitslos.<br />

Die <strong>An</strong>zahl der Väter, die daheim<br />

bei den Kindern bleiben, ist nur unwesentlich<br />

auf drei Prozent gestiegen. Die<br />

Gründe dafür dürften vor allem ökonomische<br />

sein: Bezieherinnen von Kinderbetreuungsgeld<br />

verlieren durchschnittlich<br />

56 Prozent ihres Einkommens,<br />

Bezieher hingegen sogar siebzig<br />

Prozent.<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen. Im AK-Frauenbericht<br />

2006 ist zu lesen:„In den letzten<br />

Jahren ist zu beobachten, dass der<br />

österreichische Staat sich unter der Prämisse<br />

der sogenannten ,Wahlfreiheit‘<br />

zunehmend aus der Verantwortung für<br />

die Reproduktionsarbeit zurückzieht.<br />

Zeitgleich investiert er aber viel Geld,<br />

um traditionelle Arbeitsteilung zu fördern.“<br />

Ein Staat kann durch Rahmenbedingungen<br />

konkrete <strong>An</strong>reize für bestimmte<br />

Verhaltensweisen schaffen –<br />

oder eben nicht. Er kann somit wesentlich<br />

zum Aufbrechen von Geschlechterrollen<br />

beitragen – oder diese noch fester<br />

verankern. Die relevanteste Frage bezüglich<br />

staatlicher Verantwortung ist<br />

das <strong>An</strong>gebot von sozialen Dienstleistungen,<br />

beispielsweise Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />

Die Europäische Union hat diesbezüglich<br />

in den sogenannten Barcelona-<br />

Zielen klare Vorgaben gemacht: Erstens<br />

muss die Betreuungsrate bei Unter-<br />

Dreijährigen bis 2010 zumindest 33<br />

Prozent betragen. Dieses Ziel liegt für<br />

Österreich deutlich außer Reichweite.<br />

52.000 neue Betreuungsplätze für<br />

Kleinkinder müssten geschaffen werden,<br />

damit die EU-Vorgabe erfüllt werden<br />

kann. Zweitens muss die Betreuungsrate<br />

bei Kindern zwischen drei<br />

und sechs Jahren neunzig Prozent erreichen.<br />

In Österreich liegt sie derzeit<br />

bei etwa 83 Prozent. Allerdings: Bei genauerem<br />

Hinsehen erweisen sich nur<br />

vierzig Prozent dieser Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

auch als erwerbsfreundlich.<br />

3 Die Hälfte der Kindergärten<br />

– außerhalb von Wien – hat nach<br />

15.00 Uhr geschlossen. Soviel zur „freiwilligen“<br />

Elternteilzeit. ❚<br />

arbeitcedawschattenbericht<br />

1 Die Regierung (Frauenministerium<br />

bzw. Frauensektion im BKA) hat seit<br />

1975 alle zehn Jahre einen umfassenden<br />

Bericht zur Situation der Frau in<br />

Österreich erstellt. Im Jahr 2005 wäre<br />

er wieder fällig gewesen, wurde jedoch<br />

vom zuständigen Ministerium<br />

unter Rauch-Kallat nie erstellt. Die Arbeiterkammer<br />

(AK) hat deshalb 2006<br />

ihren eigenen Bericht herausgebracht,<br />

er beinhaltet: <strong>An</strong>alysen (im<br />

EU-Vergleich) zu Erwerbsposition und<br />

Arbeitslosigkeit von Frauen, zu Einkommensentwicklung<br />

und Absicherung<br />

bei Sozialleistungen sowie zur<br />

Verteilung von unbezahlter Arbeit<br />

zwischen den Geschlechtern.<br />

AK-Frauenbericht zum download:<br />

www.arbeiterkammer.at/pictures/d37<br />

/Frauen_Bericht.pdf<br />

2 Beim Medianeinkommen handelt<br />

es sich um mittlere Einkommen gezählt<br />

nach Köpfen: Fünfzig Prozent<br />

der Personen verdienen mehr, fünzig<br />

Prozent weniger.<br />

3 Mind. vierzig Wochenstunden geöffnet,<br />

4x in der Woche bis mind. 17.00,<br />

plus <strong>An</strong>gebot von Mittagessen<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 19


dorkypark<br />

an.<strong>schläge</strong>: Worum geht es in ihrem zweiteiligen<br />

Stück „I’m not the only one“?<br />

Constanza Macras: Im ersten Teil geht es<br />

um die Helden, die immer weggehen<br />

und einen verlassen. Wir konstruierten<br />

unterschiedliche Versionen von Heldensagen.<br />

Der zweite Teil handelt davon, sich fremd zu<br />

fühlen. Das Gefühl des Fremdseins, der Verfremdung.<br />

Darin steckt viel mehr Tanz, das<br />

kann man nicht mit Worten beschreiben. Da<br />

spielen nur Leute mit schwarzen Haaren mit,<br />

lauter „generische AusländerInnen“.<br />

Es geht auch um puren Pathos, um die<br />

Ideen und Vorstellungen von Emotionen. Es<br />

geht um die Pseudo-Globalisierung. Leute<br />

sind immer schon gewandert und herum gezogen.<br />

Jetzt ist alles im Internet. Es gibt eine<br />

Beschleunigung der Kommunikation, die uns<br />

das Gefühl gibt, integriert zu sein. Sind wir<br />

aber nicht. Es gibt keine wirkliche Integration,<br />

nur Schichten der Ignoranz. Du weißt nichts<br />

vom anderen, fast nichts, denn es gibt immer<br />

Missverständnisse. Es gibt schon genug Missverständnisse<br />

ohne Ausländerin zu sein …<br />

Wenn die Leute versuchen, bezüglich einer bestimmten<br />

Kultur sensibel zu sein, ist es<br />

manchmal noch verletzender. Bei einem<br />

Workshop dachten Berlinerinnen z. B., alle<br />

20 an.<strong>schläge</strong>februar <strong>2007</strong><br />

Herum hüpfende Leute<br />

Die Choreografin Constanza Macras arbeitete mit alten Damen und Kindern aus dem<br />

Libanon. Ihre Compagnie Dorky Park tanzt im Schauspielhaus die Liebe in Zeiten der<br />

Globalisierung. Ein Interview von Kerstin Kellermann<br />

muslimischen Frauen wären Vegetarierinnen,<br />

dabei gibt es in der Türkei wirklich viel Fleisch<br />

zu essen. Was wirklich wichtig ist, ist das, was<br />

die Leute dir selbst erzählen, zu welchen Plätzen<br />

sie dich bringen. Sicherlich reduzieren wir,<br />

aber die einzige Chance auf Kommunikation<br />

ist, sensibel zu sein. In meiner Compagnie sind<br />

alle AusländerInnen. Auch die Deutschen<br />

(lacht), auch für sie ist alles verschieden. Es gibt<br />

aber gewisse Tabus, die man nicht angreifen<br />

darf, meine koreanische Tänzerin wird z. B. niemals<br />

nackt tanzen.<br />

Interessieren Sie sich für transkulturelle<br />

Elemente?<br />

Die Entfremdung ist immer in uns, wir leben<br />

alle in einer Welt, die vorgibt, globalisiert<br />

zu sein. Liebe, Trennung, Tod sind überall<br />

gleich. Der Bruch, der Einbruch, sein Zuhause<br />

zu verlassen, seine Liebe in zwei Teile zu zerbrechen<br />

und zu gehen, ist für alle gleich. Auch<br />

wenn du wieder zurück kommst, es wird nicht<br />

das Gleiche sein. Erfahrung und neues Wissen<br />

machen dich zu jemand anderem. Trotz universeller,<br />

transkultureller Elemente arbeite ich<br />

aber sehr persönlich mit meinen SchauspielerInnen,<br />

mit Charakteren und Situationen, die<br />

Leute sind für mich überhaupt nicht austauschbar.<br />

Bleiben Emotionen in Zeiten der Globalisierung<br />

nicht noch sehr an der Oberfläche? Ein<br />

tiefes Gefühl und schnell wieder raus und<br />

weiter?<br />

Die Idee der Tiefe, der tiefen Emotionen<br />

ist relativ, persönlich und genau. Du hast ein<br />

Problem, dein Freund macht Schluss und dann<br />

legst du den Hörer auf und gehst arbeiten. Du<br />

bist durcheinander, aber du gehst auf jeden<br />

Fall in die Arbeit. Tiefe Gefühle und wieder<br />

raus. Das ist nett, finde ich. Das ist das Leben.<br />

Dieses Drama trägt jede/r.<br />

Kleine Gespräche, die eine Menge an<br />

Schmerz beinhalten, mag ich sehr gerne. <strong>An</strong>deutungen<br />

des Leides im alltäglichen Leben.<br />

Das ist nicht so oberflächlich, das kann zwar<br />

trivialisiert wirken, aber die Leute sind verzweifelt<br />

und allein.<br />

Ich will nicht die große Tiefe zeigen, sondern<br />

die Tiefe der Emotionen in kleinen Details.<br />

Die verbinde ich mit physischer Aggressivität.<br />

Auf der Bühne können sich die Leute gegenseitig<br />

hin und her ziehen, aber das ist<br />

nicht real. Im wirklichen Leben hüpfen die<br />

Menschen nicht so viel herum, oder sie sind<br />

verrückt.<br />

Vielleicht sollten die mehr hüpfen?<br />

Nein, die Leute hüpfen genug herum. ❚<br />

Fo t o : T h o m a s Au r i n


wissenschaftforum<br />

Melanie Letschnig hat Theater-, Film-<br />

und Medienwissenschaft mit Schwerpunkt<br />

Volkskunde in Wien studiert.<br />

2006 hat sie ihr Studium mit der<br />

Diplomarbeit:„Es war einmal kein<br />

Ofen. Über die märchenhaften<br />

Silhouettenfilme von Lotte Reiniger"<br />

abgeschlossen.<br />

22 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Schattig-schöne Märchen<br />

Die Ausnahmekünstlerin Lotte Reiniger. Ein Porträt von Melanie Letschnig<br />

2004 in der Ramschkiste einer<br />

Buchhandlung am Schottenring<br />

gekauft, machte mich Julia<br />

Knight mit ihrem Buch Frauen<br />

und der Neue Deutsche Film<br />

auf Lotte Reiniger aufmerksam. Bis dahin<br />

war mir das Werk dieser Regisseurin<br />

gänzlich unbekannt. Ich bin weder im<br />

Kino noch in einer der zahlreichen Publikationen<br />

zur Filmgeschichte – ob nun<br />

nach einem sakrosankten Kanon oder<br />

nach persönlicher Präferenz geschrieben<br />

– oder anderswo auf diese Regisseurin<br />

gestoßen. Erste Nachforschungen<br />

förderten eine (frisch erschienene)<br />

Biographie und eine Videokassettenedition<br />

zu Tage – so vergessen konnte Frau<br />

Reiniger demnach nicht sein. Und doch<br />

sind die Kreise, die sich dem beeindruckenden<br />

Werk des „verrückten Silhouettenmädchens“<br />

– wie ihr wohl einflussreichster<br />

Förderer Paul Wegener sie<br />

nannte – widmen, spezialisiert, beispielsweise<br />

auf das Genre Avantgardefilm<br />

oder auf die Kunst des Scherenschnitts.<br />

Sei es nun aus einer privaten<br />

Geschichte heraus, wie im Fall von Alfred<br />

Happ, Schattenspieler, Biograph<br />

und ein Freund Lotte Reinigers, oder aus<br />

einem ganz speziellen Interesse wissenschaftlicher<br />

Natur, wie im Fall von Julia<br />

Knight.<br />

Lotte Reiniger taucht auch einigermaßen<br />

selbstverständlich in Publikationen<br />

über den <strong>An</strong>imationsfilm auf, in<br />

den „großen“ Filmgeschichten, die ge-<br />

B i l d : S t a d t m u s e u m Tü b i n g e n<br />

schrieben wurden, wird sie aber bestenfalls<br />

in Nebensätzen, Fußnoten oder als<br />

Kollegin von Walt(h)er Ruttmann erwähnt.<br />

Die Tatsache, dass Lotte Reiniger<br />

eine der ersten, schon zu ihren Lebzeiten<br />

bekannten Regisseurinnen der Filmgeschichte<br />

war, wird nicht groß betont.<br />

Dieser Umstand scheint bedeutungslos<br />

und entspricht letztlich der lebenslangen<br />

Haltung von Lotte Reiniger, die es<br />

immer als Selbstverständlichkeit angesehen<br />

hat, das zu tun, was sie am besten<br />

konnte und ihr Leben lang machen<br />

wollte, selbst wenn ihr politische oder<br />

finanzielle Umstände übel mitspielten. 1<br />

Kinetische Lyrik. Lotte Reiniger verschrieb<br />

ihr kreatives Leben der Silhouette. Klein


teilig mit der Schere aus Papier und (für<br />

Filmfiguren) aus dünn gewalztem Blech<br />

ausgeschnitten, war sie die Hauptdarstellerin<br />

in den wunderbaren Geschichten,<br />

die von der Künstlerin mit ihren Filmen,<br />

Schattenspielen und Buchillustrationen<br />

erzählt wurden.<br />

1899 in Berlin geboren, verfolgt Reiniger<br />

von Kindheit an mit Begeisterung<br />

die Fortschritte des Kinos. Eine ihrer Leidenschaften<br />

gehört dem Schauspiel.<br />

Für eine Schulaufführung baut sie ihre<br />

erste Schattenbühne und erntet Bewunderung<br />

für ihr Spiel von Shakespeares<br />

Sturm.<br />

1916 hört Lotte Reiniger einen Vortrag<br />

von Paul Wegener mit dem Titel<br />

Neue Kinoziele – es geht um die künstlerischen<br />

Möglichkeiten des noch neuen<br />

Mediums Film. Wegener beschreibt<br />

seine Vision von „einer Art kinetische[n]<br />

Lyrik“, einer Welt,„die eigentlich nur in<br />

einem toten Bilde existiert“und meint<br />

damit die <strong>An</strong>imation.<br />

Begeistert von dieser Idee wird Lotte<br />

Reiniger Schauspielschülerin bei Max<br />

Reinhardt am Deutschen Theater und<br />

lernt dort Paul Wegener kennen. Sie<br />

schneidet Titelsilhouetten für Filme von<br />

Wegener und wird bei den Dreharbeiten<br />

zum Rattenfänger von Hameln mit<br />

jener Technik konfrontiert, die ihr gesamtes<br />

Filmschaffen prägen sollte – der<br />

<strong>An</strong>imation. Reiniger bewegt mit KollegInnen<br />

hölzerne Ratten in Stopmotion<br />

durch die Altstadt von Bautzen, nachdem<br />

lebende, als Ratten verkleidete<br />

Meerschweinchen den Regieanweisungen<br />

von Wegener nicht Folge leisten<br />

wollten.<br />

1919 eröffnet in Berlin unter der Leitung<br />

von Hans Cürlis das Institut für<br />

Kulturforschung, in dem <strong>An</strong>imationsfilme<br />

(zumeist Unterrichts- bzw. Kulturfilme)<br />

produziert werden. Dort dreht Lotte<br />

Reiniger ihren ersten Silhouettentrickfilm<br />

mit dem Titel „Das Ornament<br />

des verliebten Herzens“. Es folgen weitere<br />

Filme, produziert an einem Tricktisch,<br />

wie ihn die Regisseurin vom ersten<br />

bis zum letzten Film – mit kleinen<br />

Verbesserungen – zur Herstellung ihrer<br />

Werke verwendet. Reiniger beschreibt<br />

die Konstruktion wie folgt:„Man nehme<br />

einen Küchentisch, säge ein Loch hinein,<br />

lege eine Glasplatte darauf, nehme die<br />

Lampe von oben herunter und stelle sie<br />

unter die Glasplatte und hänge sich ei-<br />

ne Kamera oben drüber, so daß sie von<br />

oben herunter auf das Bild sieht.“ 2 Die<br />

Papier/Blechfiguren werden auf der<br />

Glasplatte platziert und von unten beleuchtet,<br />

so dass sie als Silhouette erscheinen.<br />

1923 bis 1926 entsteht in einem<br />

kleinen Atelier über der Garage des<br />

Hauses von Bankier Louis Hagen mit<br />

der Hilfe von Carl Koch (Lotte Reinigers<br />

Ehe- und Arbeitspartner), Walt(h)er<br />

Ruttmann, Berthold Bartosch, Alexander<br />

Kardan und Walter Türck, Lotte Reinigers<br />

Opus Magnum „Die Geschichte<br />

des Prinzen Achmed“, ein Silhouettentrickfilm<br />

von über einer Stunde Länge.<br />

Inhaltlich angelehnt an die „Erzählungen<br />

aus Tausend und eine Nacht“, befindet<br />

sich die Reiniger in der Interpretation<br />

eines Märchenstoffes in ihrem<br />

Element.<br />

Märchenhafte Silhouette. „Ich glaube mehr<br />

an Märchen als an Zeitungen“ 3 , so die<br />

überzeugte Position Reinigers. Unabhängig<br />

von zeitgeistigen Strömungen<br />

und cineastischen Bewegungen, sind<br />

die Oper und das Märchen die großen<br />

Inspirationen, aus denen Lotte Reiniger<br />

mit unerschöpflicher Fantasie ihre Silhouettenfilme<br />

schafft.<br />

1935 wird die Arbeits- und Lebenssituation<br />

in Deutschland für das Ehepaar<br />

Reiniger/ Koch zur Zumutung. Der<br />

Reichsfilmdramaturg Willy Krause deklarierte<br />

den Silhouettenfilm für tot:<br />

„Der Scherenschnittfilm ist unrealistisch,<br />

ist Illusion und seine Form ist romantisch<br />

[...] Wir haben keinen romantischen<br />

Raum mehr, sondern einen realistischen.“<br />

4 Koch war durch seine Zusammenarbeit<br />

mit Jean Renoir und<br />

aufgrund seiner offensiven Äußerungen<br />

gegen den Nationalsozialismus dem<br />

Regime ohnehin ein Dorn in Auge. Reiniger<br />

und Koch verlassen das ehemals<br />

künstlerisch pulsierende Berlin und gehen<br />

nach England. Sie kehren, 1943, für<br />

fünf Jahre nach Deutschland zurück.<br />

Schattenspiele. Nach dem Krieg endgültig<br />

in England angesiedelt, gelingt es Reiniger,<br />

wieder bei der G.P.O. Film Unit, nun<br />

unbenannt in Crown Film Unit, unterzukommen.<br />

Sie produziert Werbefilme<br />

und gestaltet Schattenspiele für die<br />

Bühne der Hogarth Puppets. 1952 gründen<br />

Louis Hagen jr. und Vivian Milroy<br />

die Primrose Productions, die Filme von<br />

Reiniger für das englische und US-amerikanische<br />

Fernsehen produziert. Im<br />

gleichen Jahr zieht das Ehepaar Reiniger/<br />

Koch in die Künstlerkolonie von<br />

William Ohly in New Barnet. Ein Jahr<br />

später beginnt Reiniger mit der Arbeit<br />

an einer Serie von 13 Märchenfilmen, einer<br />

davon eine Aschenputtel-Adaption.<br />

Schon 1922 entstand ein Aschenputtel,<br />

ästhetisch und inhaltlich geprägt von<br />

unzensierter Experimentierfreude. In<br />

der Nachkriegszeit verändert sich der<br />

Zugang. Die Filme der Märchenserie<br />

sind für Kinderaugen bestimmt. Lotte<br />

Reiniger, die in der Umsetzung ihrer Filme<br />

immer möglichst nach der Originalvorlage<br />

vorgehen wollte, sieht in der<br />

Hänsel und Gretel-Verfilmung, so wie<br />

es bei den Grimms geschrieben steht,<br />

die Verbrennung der Hexe vor. „Die Produzenten<br />

waren jedoch der Meinung,<br />

dass man auch in einem Silhouettenfilm<br />

so wenige Jahre nach dem Holocaust<br />

eine solche Szene nicht zeigen<br />

dürfe.“ 5<br />

Lotte Reiniger gab offen zu, sich<br />

nicht sonderlich für Politik zu interessieren.<br />

Trotzdem lesen sich die Arbeiten ihrer<br />

einzelnen Lebensabschnitte wie eine<br />

Mikrochronologie politischer, gesellschaftlicher<br />

und künstlerischer Umschwünge.<br />

1963 stirbt Carl Koch. Der Verlust ihres<br />

Lebensmenschen und wichtigsten<br />

Arbeitspartners veranlasst Lotte Reiniger<br />

dazu, vorerst keine Filme mehr zu<br />

drehen. Sie widmet sich dem Schattentheater<br />

und schreibt ein Buch mit<br />

dem Titel „Shadow Puppets. Shadow<br />

Theatre. Shadow Films“, das 1970 erscheint.<br />

6 Spät erinnert man sich in<br />

Deutschland wieder an die Silhouettenkünstlerin:<br />

1969 widmet ihr die<br />

Deutsche Kinemathek Berlin zum 70.<br />

Geburtstag eine Filmretrospektive und<br />

1972 erhält sie das Filmband in Gold für<br />

ihre Verdienste um den deutschen Film.<br />

Ein paar Monate vor ihrem Tod<br />

zieht Lotte Reiniger nach Dettenhausen<br />

in das Haus der Familie Happ. Sie<br />

stirbt am 19. Juni 1981 und hinterlässt<br />

ein riesiges Werk, voll mit ästhetischen<br />

Feinheiten, märchenhaften Figuren<br />

und schlauen Beobachtungen. Bis heute<br />

ist das filmische Werk Lotte Reinigers<br />

eine fantastische Ausnahmeerscheinung.<br />

❚<br />

forumwissenschaft<br />

1 Alfred Happ berichtet in einem<br />

Interview mit der Verfasserin, dass<br />

Lotte Reiniger ganz erstaunt war, als<br />

sie in den 1970er Jahren während einer<br />

Lecture-Tour durch die USA und<br />

Kanada darauf angesprochen wurde,<br />

eine Pionierin und Vorreiterin in der<br />

männlich dominierten Filmbranche<br />

zu sein. Sie habe, so Happ, nie darüber<br />

nachgedacht, ob ihr der Beruf, den sie<br />

als Frau ausführte, zustünde oder<br />

nicht.<br />

2 Lotte Reiniger im Gespräch mit Walter<br />

Schobert.<br />

3 Ashoff, Brigitta:„Ich glaube mehr an<br />

Märchen als an Zeitungen. Eine Begegnung<br />

mit der Filmpionierin Lotte<br />

Reiniger“ In: Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung vom 14. November 1981, ohne<br />

Paginierung.<br />

4 Willy Krause in der Deutschen Filmzeitung<br />

vom 30. Juni 1935, zitiert nach<br />

Happ, Alfred: Lotte Reiniger 1899 –<br />

1981. Schöpferin einer neuen Silhouettenkunst.<br />

Tübingen 2004, S. 48.<br />

5 Happ, S. 84.<br />

6 Die deutsche Ausgabe folgt 1981,<br />

vor kurzem hat das Stadtmuseum Tübingen<br />

das Buch neu aufgelegt.<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 23


Endlich<br />

Mit Schwarz-Blau-Orange ging auch die Ära veterinärmedizinischer Frauenpolitik zu Ende, von<br />

der vor allem Atemschutzmasken in Erinnerung geblieben sind. Heidi Ambrosch und<br />

El Awadalla sagen, was besonders schlimm war.<br />

Heidi Ambrosch<br />

Am <strong>An</strong>fang war der Mann das Haupt – und Rauch-<br />

Kallat war ÖVP-Generalsekretärin und mitverantwortlich,<br />

dass im Jahr 2000 – unter Tierarzt Herbert<br />

Haupt – die Frauenagenden dem Sozialministerium<br />

angegliedert wurden. Die sich in den Jahren<br />

zuvor in diversen Magazinen über die Emanzen<br />

ausweinenden Männer erhielten tierärztlichen Beistand.<br />

Schon ein Jahr später war die Ganze-Männer-Abteilung<br />

unter dem alles sagenden Kürzel<br />

VI/6/6 eingerichtet, der „gegenderte“ Paradigmenwechsel vollzogen: statt<br />

Frauen- Männerförderung. 2002 stand im Zeichen der Emanzen-Disziplinierung.<br />

<strong>An</strong> die 250 Vereine, darunter viele, die sich mit feministischer Medien-,<br />

Beratungs- und Bildungsarbeit befassen, wurden inquisitionsähnlich<br />

mittels eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses durchleuchtet.<br />

Subventionen wurden gekürzt, in einigen Fällen auch gänzlich<br />

gestrichen, ihre Finanzierung auf die Gemeinden und Bundesländer abgewälzt,<br />

die Subventionsvergabe an komplizierte Leistungsnachweise und<br />

Evaluierungsverfahren geknüpft. Auf dem Fuß folgte das geteilte Obsorgerecht,<br />

was geschiedenen Männern ein Erpressungsmittel in die Hand gibt,<br />

um sich bei mütterlicher Verweigerung einer väterlichen Mitentscheidung<br />

der lästigen Unterhaltsverpflichtung entledigen zu können.<br />

Die Ernennung von Rauch-Kallat als Frauen- und Gesundheitsministerin<br />

im Mai 2003 war eigentlich völlig nebensächlich, waren doch die<br />

weiteren Maßnahmen längst auf Schiene: die einschneidenden Veränderungen<br />

im Pensionsrecht mit massiven Verschlechterungen für Frauen,<br />

die Verschärfung des Asylgesetzes. Und so wirkte ihre große <strong>An</strong>sage:„Mit<br />

Frauenpower für Österreichs Frauen ins Jahr 2005“ wie eine Verhöhnung.<br />

Das Ergebnis ihrer dreieinhalbjährigen Amtszeit: Die Lohn- und Gehaltsschere<br />

ging weiter auf statt zu, die Verdrängung von Frauen in ungeschützte<br />

Beschäftigungsverhältnisse ist kontinuierlich gestiegen,<br />

ebenso die Zahl der Frauen, die an oder unter der Armutsschwelle leben.<br />

Kein Wunder, dass sie zugunsten Haubners Männerbericht auf den<br />

längst fälligen Frauenbericht verzichtete.<br />

Die Ad-hoc-<strong>An</strong>twort einer Freundin, auf die Frage, was ihr von der<br />

Rauch-Kallat-Ära in Erinnerung geblieben ist: weiße Schutzmasken. Ende<br />

letzten Jahres ließ die jetzige Frauenministerin Bures Rauch-Kallat via Presseaussendung<br />

zum Thema Kindergeld mitteilen:„Es geht darum, nicht alles<br />

anders, aber vieles besser zu machen.“ Wie jetzt? Hart aber herzlich? ❚<br />

Heidi Ambrosch ist KPÖ-Frauensprecherin<br />

24 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

El Awadalla<br />

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen,<br />

allein dieser Titel muss frau zu denken geben. Die<br />

Ministerin, die diesem seltsamen Konglomerat unter<br />

der mehr als sechs Jahre amtierenden schwarzblauorangen<br />

Regierung vorstand, war Maria<br />

Rauch-Kallat. Der Name des Ministeriums und die<br />

Reihenfolge der Zuständigkeiten implizieren, dass<br />

Frausein eine Krankheit ist. Jedenfalls ist frau ohne<br />

Familie nicht gesund, so ließen sich viele von<br />

Rauch-Kallats Aussagen interpretieren. Denn ihre Frauenpolitik war weitestgehend<br />

eine Familienpolitk - und zwar im konservativsten Sinn.<br />

<strong>An</strong>fang der neunziger Jahre war sie Wiener ÖVP-Frauen-Vorsitzende<br />

und Geschäftsführerin des Sozialen Hilfswerks und hat in dieser Eigenschaft<br />

schon damals bemerkenswerte Aktivitäten gesetzt: Aufgrund<br />

persönlicher Bekanntschaft mit „diesen netten jungen Leuten“ (Rauch-<br />

Kallat damals in einem Interview) förderte sie den österreichischen<br />

Zweig des fragwürdigen Schweizer „Vereins zur Förderung der psychologischen<br />

Menschenkenntnis“ (VPM). Die netten jungen Leute traten massiv<br />

gegen Einrichtungen für Suchtkranke ein, verbreiteten homophobe<br />

Thesen usw.<br />

Dank Rauch-Kallat fanden sie ihr Publikum. Mittlerweile hat sich der<br />

VPM aufgelöst, doch seine ehemaligen Mitglieder sind immer noch aktiv,<br />

beispielsweise als erklärte EU-GegnerInnen und VerfechterInnen der<br />

„intakten Familie“.<br />

Vor dem Nationalfeiertag 2005 hatte Rauch-Kallat die Idee, die Bundeshymne<br />

umzudichten. Die Frauen sollten endlich auch vorkommen.<br />

Aus „großer Söhne“ sollte „Töchter Söhne“ werden. Das hätte sich angehört<br />

wie „Töchtersöhne“. Eine großartige Änderung, denn Töchtersöhne<br />

sind schlicht und einfach männliche Enkel und somit wiederum nur<br />

Männer.<br />

Ach ja, sie riet einmal den Frauen, doch einen reichen Mann zu heiraten.<br />

Dass ihr selbst das schon gelungen war, sagte sie nicht dazu. Sie<br />

ist verheiratet mit dem „Grafen“ Mensdorf-Pouilly, der gern als Lobbyist<br />

und Großgrundbesitzer beschrieben wird. In einem Standard-Interview<br />

im Sommer 2006 sagte sie, sie wolle in die Geschichte eingehen als<br />

Schließerin der Lohnschere. Mit welchen Tricks sie das erreichen wollte,<br />

bleibt zum Glück im Dunklen. ❚<br />

El Awadalla ist Dialektautorin und Widerstandsleserin gegen Schwarzblauorange<br />

Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.


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<strong>An</strong> die Redaktion<br />

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DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />

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tagung<br />

Frauen verdienen mehr<br />

Das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen<br />

veranstaltet im <strong>März</strong> gemeinsam mit der Gleichbehandlungsanwaltschaft<br />

Innsbruck ebendort eine Tagung unter dem Motto: Frauen verdienen<br />

mehr – Strategien gegen die Einkommenskluft zwischen Frauen<br />

und Männern. Neben Vorträgen der Psychologin und Pädagogin Barbara<br />

Stiegler und der Juristin Christine Baur wird es auch Workshops und<br />

Möglichkeiten des Austauschs geben. Weitere Informationen zum Thema<br />

bieten auch die Homepage von Klara! (Netzwerk für Equal Pay und<br />

Gendergleichstellung am Arbeitsmarkt) sowie der Klara! Ressourcenguide,<br />

der seit Jänner diesen Jahres online abrufbar ist. burgi<br />

22.3., 10-17.00, 6020 Innsbruck, Rennweg 12, Haus der Begegnung, Infos: netzwerkfrauenberatungibk@magnet.at<br />

www.netzwerk-frauenberatung.at<br />

mentoring<br />

Förderung zukünftiger Wissenschaftlerinnen I<br />

Das erfolgreiche und bisher drittmittelfinanzierte Mentoring-Programm<br />

für Nachwuchswissenschaftlerinnen (muv) wird an der Universität<br />

Wien ab <strong>2007</strong> institutionalisiert. Das Programm genießt auch international<br />

einen guten Ruf. „Es ist eine unserer erfolgreichsten Frauenfördermaßnahmen<br />

und gilt mittlerweile als Best-Practice-Modell für andere<br />

Universitäten“, so die zuständige Vizerektorin Martha Seeböck.<br />

Das Programm verschreibt sich dem Gruppenmentoring mit dem<br />

Ziel, die wissenschaftliche Laufbahn junger Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

zu fördern und Netzwerke auszubauen. Vierzig Mentees (Dissertantinnen,<br />

Postdoktorandinnen, Habilitandinnen) verschiedener Fächer<br />

und Fakultäten wurden drei Semester lang von zehn ProfessorInnen der<br />

Universität Wien bei ihrem Aufstieg auf der Karriereleiter begleitet und<br />

gefördert. 95 Prozent aller Teilnehmerinnen bewerteten dies als „sehr<br />

gut“. pix<br />

www.univie.ac.at/women/home/mentoring.html<br />

naturwissenschaft<br />

Förderung zukünftiger Wissenschaftlerinnen II<br />

Der Umstand, dass Mädchen seltener als Jungs eine naturwissenschaftliche<br />

Laufbahn anstreben, ist bekannt. Dass Frauen mit Migrationshintergrund<br />

bei Bildung und Beruf benachteiligt sind, auch. Um dem entgegen<br />

zu wirken, wurde nun vom Projekt PROMISE der „Club Lise“ ins Leben<br />

gerufen, um begabte und naturwissenschaftlich interessierte<br />

Mädchen, insbesondere Migrantinnen, zu fördern. Im „Club Lise“ (nach<br />

Lise Meitner) soll Mädchen die Möglichkeit geboten werden, unter <strong>An</strong>leitung<br />

von ForscherInnen die naturwissenschaftliche Praxis hautnah<br />

zu erleben. Neben Österreich gibt es auch in Deutschland, Bosnien und<br />

in der Türkei Partneruniversitäten dieses Projekts, durch das den<br />

Mädchen auch die spätere Studienwahl erleichtert werden soll.<br />

Die von der Europäischen Union geförderte Initiative will die Zahl<br />

der Naturwissenschaftlerinnen in den EU–Ländern erhöhen. Weitere<br />

Projekte von PROMISE sind außerdem die Entwicklung neuer Unterrichtskonzepte<br />

für Naturwissenschaften sowie die Fort- und Weiterbildung<br />

naturwissenschaftlicher LehrerInnen. <strong>An</strong>dA<br />

Fo t o : p i xe l q u e l l e<br />

pflege<br />

Programm für PflegerInnen<br />

an.rissarbeit<br />

<strong>An</strong>gehörigenpflege liegt noch immer in (häufig unbezahlter) Frauenhand.<br />

Die Frauen kämpfen neben körperlichen Beschwerden oft auch<br />

mit psychischen Problemen und sind einer ständigen Überlastung ausgesetzt.<br />

Die OÖGKK bietet für pflegende <strong>An</strong>gehörige im Krankheitsfall<br />

Kuraufenthalte an. Die zu pflegenden Personen werden während der<br />

Abwesenheit der Mutter/Tochter/Schwiegermutter/-tochter von der<br />

Krankenkasse versorgt.<br />

ANNA heißt das Programm und bietet besondere <strong>An</strong>gebote für die<br />

PflegerInnen, wie Rückenschule („Erlernen von ergonomisch richtigem<br />

Heben und Bücken“) und Ernährungstipps, aber auch psychologische<br />

Beratung. Alles in allem eine schöne Sache, die am Pflegenotstand aber<br />

nichts ändert und auch illegale Pflegekräfte nicht einschließt. Statt pflegenden<br />

Frauen drei Wochen im Jahr auf Kur – die ihnen auch ohne Pflegetätigkeit<br />

zusteht – zu schicken, sollten Betreuungsplätze für Pflegebedürftige<br />

ausgeweitet und finanziert werden. liS<br />

nominierung<br />

TechWoman <strong>2007</strong> gesucht<br />

Dass Frauen in technischen Berufen immer noch in der Minderheit sind,<br />

ist kein Geheimnis. Auch heuer gilt es deshalb wieder, jene Frauen ins<br />

Rampenlicht zu stellen, die es mit viel Engagement geschafft haben,<br />

sich in dieser männlich dominierten Branche zu etablieren. <strong>2007</strong> wird<br />

bereits zum dritten Mal die TechWoman-of-the-year gekürt. Dabei handelt<br />

es sich um einen Sonderpreis für erfolgreiche Technikerinnen, der<br />

im Rahmen des Leonardo Award – ein Preis für österreichische Unternehmen<br />

mit innovativen Automationslösungen – vergeben wird. Bis 31.<br />

Mai ist es möglich, engagierte Technikerinnen für diese Auszeichnung<br />

zu nominieren.<br />

Im Jahr 2005 ging der Preis an die Maschinenbauingenieurin Beate<br />

Guschal von General Motors Powertrain Austria. Die TechWoman 2005<br />

versucht junge Frauen zu motivieren, sich für die Technik zu entscheiden:„Ein<br />

technischer Beruf ist nicht nur spannend und interessant, er<br />

bietet auch – anders als viele klassische Frauenberufe – tolle Möglichkeiten<br />

zur Selbstverwirklichung.“ Denn „Technik macht einfach Spaß“<br />

und sollte nicht nur Männern überlassen werden. bek<br />

www.leonardoaward.at<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 27


wissenschaftsarbeit<br />

Fo t o : I r m i Wu t s c h e r<br />

Barbara Grubner, Lektorin am Institut<br />

für Kultur- und Sozialanthropologie<br />

der Universität Wien<br />

Elke Mader, Professorin am Institut für<br />

Kultur- und Sozialanthropologie der<br />

Universität Wien<br />

Sabine Strasser, Dozentin am Institut<br />

für Kultur- und Sozialanthropologie<br />

der Universität Wien und Forschungsbeauftragte<br />

an der ÖAW<br />

28 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Among <strong>An</strong>thropologists<br />

Frauen in der Wissenschaft: Kultur- und Sozialanthropologie. Mit Barbara Grubner,<br />

Elke Mader und Sabine Strasser sprach Burgi Pirolt.<br />

Werde ich nach meiner Studienrichtung<br />

gefragt, antworte<br />

ich brav „Kultur- und Sozialanthropologie“,<br />

was meist zu<br />

fragenden Mienen und nach<br />

einigen erklärenden Worten („früher<br />

hieß das Völkerkunde!“) zu einem „Ach,<br />

des!“ führt, das stets ein „Und, wos<br />

mocht ma damit?“ hinter sich herschleppt.<br />

Früher habe ich diese lästige<br />

Frage mit einem „viel“ oder „alles Mögliche“<br />

beantwortet. Heute bin ich mit<br />

dem „viel“ nicht mehr so freigiebig<br />

und das mit den Möglichkeiten sieht<br />

auch anders aus.<br />

<strong>An</strong>fang. Der Berufseinstieg gestaltet<br />

sich für EthnologInnen ähnlich<br />

schwierig wie für StudienabgängerInnen<br />

anderer geistes-, sozial- oder kulturwissenschaftlicher<br />

Fächer. Es gibt<br />

nicht genügend Jobs, von der Bezahlung<br />

mal ganz abgesehen. Im wissenschaftlichen<br />

Bereich ist die Situation<br />

noch prekärer. Für die Kultur- und Sozialanthropologie<br />

kommt noch erschwerend<br />

hinzu, dass es in Österreich nur<br />

eine sehr geringe <strong>An</strong>zahl entsprechender<br />

Institutionen gibt. Es existieren<br />

nicht – wie beispielsweise in der Soziologie<br />

oder der Politikwissenschaft –<br />

österreichweit mehrere Universitätsund<br />

Forschungsinstitute, sondern es<br />

gibt dieses Fach nur in Wien, erklärt<br />

Sabine Strasser, Dozentin am Institut<br />

für Kultur- und Sozialanthropologie


der Universität Wien. Die Arbeitsverhältnisse<br />

am Institut sind sehr schwierig,<br />

es gibt nur wenige fest angestellte<br />

wissenschaftliche MitarbeiterInnen.<br />

Demgegenüber steht eine große Gruppe<br />

externer Lehrender, deren unsichere<br />

Position an den Universitäten ja hinlänglich<br />

bekannt ist. Beschäftigung<br />

lässt sich eher noch in Form von Auftragsarbeiten<br />

als SelbstständigeR finden,<br />

so Barbara Grubner, Lektorin am<br />

selben Institut. Allerdings ist die Bezahlung<br />

meist eher gering und die<br />

KonkurrentInnen um Förderungen und<br />

Stellen werden immer zahlreicher. Ob<br />

man Forschungsgelder bekommt, ist<br />

von unterschiedlichsten Faktoren abhängig,<br />

u. a. immer auch von den Gutachten<br />

(und den GutachterInnen). Mit<br />

einer Spezialisierung auf ein öffentlich<br />

bzw. medial oder auch politisch gerade<br />

fokussiertes Thema, hätte man beispielsweise<br />

kurzfristig eventuell Vorteile,<br />

erläutert Grubner. Zudem würden<br />

Drittmittel auch für Universitäten<br />

oder geförderte Forschungseinrichtungen<br />

immer wichtiger, womit die „ungebundenen“<br />

ForscherInnen auch mit<br />

diesen in Konkurrenz um Mittel stünden,<br />

so Strasser.<br />

Als so genannteR „freieR“ WissenschaftlerIn<br />

hangelt man sich von Stipendium<br />

zu befristeter Stelle und<br />

zurück, ein paar Monate hier, ein Jahr<br />

dort. Nicht selten braucht man Förderungen<br />

von mehreren Stellen, um ein<br />

Forschungsvorhaben finanzieren zu<br />

können, und jedem muss man es dabei<br />

recht machen.<br />

Mittlerweile bietet selbst eine Professur<br />

nicht mehr unbedingt Sicherheit.<br />

Auch hier gibt es bereits befristete<br />

Stellen, ein Trend, der sich in Zukunft<br />

noch verstärken wird, prognostiziert<br />

Strasser. Dies erfordert Flexibilität bis<br />

ins hohe Alter und stets besteht die<br />

Möglichkeit, wieder in prekäre Situationen<br />

zu geraten, was mit zunehmendem<br />

Alter immer problematischer<br />

wird.<br />

Aufstieg. Im anglophonen Raum gab es<br />

in der Geschichte des Faches einige<br />

große Wissenschaftlerinnen – zu den<br />

bekanntesten zählen bspw. Margarete<br />

Mead und Ruth Benedict –, doch in der<br />

Wiener Forschungstradition sind Frauen<br />

rar. Das Fach war von <strong>An</strong>fang an eine<br />

Männerdomäne, die Tradition eine<br />

rein männliche, sagt die Professorin Elke<br />

Mader. Sie war die erste Frau am<br />

Institut für Kultur- und Sozialanthropologie<br />

in Wien, die sich habilitierte.<br />

Dies sei kein Studium für Frauen, wurde<br />

ihr am Beginn ihres Studiums von<br />

einem nun bereits lange emeritierten<br />

Professor mit auf den Weg gegeben.<br />

Die Situation hat sich zwar gebessert<br />

und der <strong>An</strong>teil weiblicher Studierender<br />

ist mittlerweile sehr hoch 1 , je weiter<br />

man jedoch in der Hierarchie nach<br />

oben blickt, desto weniger Frauen bekommt<br />

man zu Gesicht. Einen der<br />

Hauptgründe dafür sieht Strasser darin,<br />

dass diese Institutionen über Jahrhunderte<br />

von patriarchalen Strukturen<br />

geprägt wurden. Die informellen Netzwerke<br />

zwischen Männern und die<br />

berühmt-berüchtigten Seilschaften<br />

sind das logische Resultat. Die Mentoring-Programme<br />

an der Universität Wien<br />

wollen diesen Männerbünden etwas<br />

entgegensetzen, doch solche<br />

Mentoring-Beziehungen sind nicht zuletzt<br />

eine Sache der Chemie und dementsprechend<br />

schwer formalisiert<br />

durchzuführen. Feministische Perspektiven<br />

und eine theoretische und politische<br />

Positionierung, die an den patriarchalen<br />

Strukturen in Universität und<br />

Gesellschaft zu rütteln beginnen (wie<br />

sie auch im Mentoring-Programm der<br />

Universität Wien derzeit verfolgt werden),<br />

bilden eine wichtige Grundlage<br />

für Veränderungen dieser Strukturen,<br />

so Strasser.<br />

Ausstieg. Die Situation hat sich zwar<br />

durch die Einrichtung von Stipendien<br />

und Förderung frauenspezifischer<br />

Lehrinhalte etwas gebessert, doch die<br />

Quote ist längst nicht ausgeschöpft.<br />

Der Frauenanteil auf der Ebene der<br />

Professuren ist immer noch sehr niedrig<br />

und daran haben auch die Frauenförderprogramme<br />

der letzten zwanzig<br />

Jahre erstaunlich wenig verändert, betont<br />

Strasser. Bei den externen LektorInnen<br />

ist die Frauenquote hingegen<br />

sehr hoch, was viel über die strukturellen<br />

Gegebenheiten und die Einstellungspolitik<br />

der Uni verrät, so Mader.<br />

Die gläserne Decke wirkt, sind alle drei<br />

Wissenschaftlerinnen überzeugt. Die<br />

große Diskrepanz zwischen der <strong>An</strong>zahl<br />

jener Frauen, die in den Wissenschaftsbereich<br />

einsteigen und jenen, die in<br />

der Hierarchie auch aufsteigen, lasse<br />

sich keinesfalls mit persönlichen Gründen,<br />

Überlastung etc. erklären, die zum<br />

Ausstieg aus dem Wissenschaftsbetrieb<br />

führen. Es gibt zwar frauenfördernde<br />

Maßnahmen an den Unis, doch<br />

der Weg durch die Instanzen ist lang.<br />

Solange das Missverhältnis in den entscheidenden<br />

Positionen so groß ist,<br />

finden sich auch entsprechend weniger<br />

Frauen in den Entscheidungsgremien<br />

im Senat, in der Fakultät und in<br />

den Berufungskommissionen. Das<br />

macht Frauen das Nachrücken nicht<br />

leichter.<br />

<strong>An</strong>erkennung. Sollte man unter diesen<br />

Bedingungen überhaupt noch eine<br />

wissenschaftliche Karriere anstreben?<br />

Ja, es sollte unbedingt mehr Frauen in<br />

der Wissenschaft geben, darin ist man<br />

sich einig. Elke Mader wünscht sich,<br />

dass möglichst viele Frauen eine wissenschaftliche<br />

Karriere anstreben und<br />

versuchen, sich durchzusetzen, damit<br />

die Wissenschaft kein männlich dominierter<br />

Raum bleibt. Sabine Strasser<br />

möchte lieber keine Empfehlungen geben<br />

und die Entscheidung jeder Einzelnen<br />

überlassen. Auch deshalb, weil die<br />

Arbeit im Wissenschaftsbetrieb prinzipiell<br />

endlos scheint: Die Ferien nütze<br />

man zum Schreiben, die Abende, um<br />

E-Mails zu beantworten und die Wochenenden<br />

sollte man möglichst damit<br />

verbringen, sich Forschungsanträge<br />

zu überlegen. Fehlende Freizeit lasten<br />

sich viele zudem auch noch selbst<br />

an: weil sie sich die Zeit nicht effizient<br />

genug einteilten oder nicht gut genug<br />

seien.<br />

Es gibt auch kaum Maßstäbe um<br />

Leistungen objektiv messbar zu machen,<br />

die einzige wirklich sichtbare <strong>An</strong>erkennung<br />

wäre eine <strong>An</strong>stellung, die<br />

aber vielen verwehrt bleibt. Das universitäre<br />

System fördere diese Sichtweise<br />

der Selbstverschuldung, findet<br />

auch Grubner. Es sei schwer, an der<br />

Universität Menschen zu finden, die<br />

sich nicht für zu schlecht, unqualifiziert<br />

oder zu wenig intelligent halten<br />

und nicht mit dem Defizit leben, jederzeit<br />

„aufgedeckt“ werden zu können.<br />

Deswegen ist es ihr besonders wichtig,<br />

immer wieder zu betonen, dass<br />

Frauen systematisch und strukturell<br />

benachteiligt werden und für ihre Lage<br />

nicht unbedingt selbst verantwortlich<br />

sind. ❚<br />

arbeitwissenschaft<br />

1 Laut Studierenden-Statistik der<br />

Universität Wien mehr als 75%<br />

(http://studieren.univie.ac.at/<br />

index.php?id=959)<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 29


kulturan.riss<br />

fernsehshow<br />

You can feminism!<br />

Zum internationalen Frauentag gibt es beim Wiener Fernsehsender<br />

OKTO einen Fokus:„You can feminism!“ Eine Show beschäftigt sich<br />

zunächst mit den Dos und Don’ts auf dem Weg zur feministischen<br />

Rampensau. Ein Kollektiv aus den an.<strong>schläge</strong>n, fiber. werkstoff für feminismus<br />

und popkultur, le.f.t und collabor.at führt am 8.3. ab 22.00 durch<br />

den Abend.<br />

Die illustren Studiogästinnen Denice (Bonanza Jellybeans), Sue<br />

(suetoyou) und „Neomusikerin“ Irmi plaudern über den „echten“ feminist-Style,<br />

die korrekten Moves auf der Bühne und im Leben sowie über<br />

die feministische Kunst des Liedermachens. Musikvideos, Modenschau,<br />

Radical Cheerleading-Performances und kämpferisches Karaoke-Singen:<br />

lauter Paradeanweisungen für die Popqueen:„the most important is the<br />

attitude“.<br />

Im <strong>An</strong>schluss zeigt die feministische Filmnacht drei Dokumentationen<br />

zum Thema feministische/queere Musikerinnen/Bands und Clubszene.<br />

Kristen Wolfs „Club Q“ über den legendären Lesbenmusikclub in<br />

San Francisco. „Rampenfiber“, die Doku von Bea Bösinger und Roland de<br />

Roo entstand im Zuge des gleichnamigen Festivals der Zeitschrift fiber.<br />

werkstoff für feminismus und popkultur. Katharina Ellerbrocks Film „Female<br />

+ Queer Words + Beats“ porträtiert die aktuelle Musikszene in einer<br />

ungewohnt erfrischenden Ästhetik abseits diverser Clipmanier. We<br />

feminism you down, baby! s-r<br />

Oktofokus Frauentag, TV-Show„You can feminism“, anschließend Feministische Filmnacht, Erstausstrahlung auf Okto: 8.3.,<br />

22.00, Wiederholung10.3. 21.45, Live-Webstream unter www.okto.tv<br />

musik<br />

Female Songwriting<br />

Wer von Songwritern spricht, meint Männer. Bob Dylan und Leonard Cohen<br />

beispielsweise. Eine Gitarre, ein Schmerz, ein Mann. <strong>An</strong>lässlich des<br />

Internationalen Frauentags will die Vienna Songwriting Association<br />

(VSA) zeigen, dass es durchaus auch SongwriterINNEN gibt: Joni Mitchell<br />

und <strong>An</strong>i Di Franco zum Beispiel. Und auch in Österreich gibt es sie.<br />

Vier davon bittet die VSA bereits am 1. <strong>März</strong> auf die Bühne.<br />

Katrin Navessi begleitet ihre u. a. von Sinead O´Connor, Björk und P. J.<br />

Harvey beeinflussten Songs mit minimalistischem Gitarrenspiel. Die Singer/Songwriterin<br />

Magdalena Piatti nimmt mit ihrer Musik den Weg „von<br />

30 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Foto:Eva Kuntschner<br />

Herz zu Mensch“ und singt ihre romantischen Balladen am Klavier. Laura<br />

Rafetseder glaubt an den großen Song, der aus einem wunden Punkt<br />

entsteht und singt von Widersprüchen, wenn das Sprechen scheitert.<br />

Mika Vember gehört nicht nur zur Band Clara Luzia, sondern spielt auch<br />

solo. Ein Lied, eine Gitarre, eine Geschichte:Welcome to Planet Vember. les<br />

1.3., 20.00, Gasthaus Vorstadt, 1160 Wien, Herbststraße 37, www.vorstadt.at<br />

VVK: Jugendinfo Wien: 8,- Euro/ Abendkassa: 10,- Euro/ VSA-Mitglieder: 6,- Euro<br />

frauen.feiern<br />

Feierfrauen<br />

Am 8. <strong>März</strong> ist einiges los. Erstens findet natürlich die traditionelle Frauentagsdemo<br />

in Wien statt (Ort und Zeit bitte selbst googeln), in Graz die<br />

Aktion „sichtbar scharf“: Treffpunkt ist um 15.00, Bahnhofsvorplatz.<br />

<strong>An</strong>schließend gibt es einen Frauenspaziergang (ab 17.00, Tummelplatz 9).<br />

Radio Orange widmet sein Programm ebenfalls dem Frauentag, den gesamten<br />

Tag gibt es verschiedenste Beiträge von FemistInnen für FeministInnen.<br />

Aber am Frauentag soll ja nicht nur demonstriert und diskutiert,<br />

sondern schließlich auch gefeiert werden. Die verschiedenen Frauenzentren<br />

und -lokale lassen sich deshalb auch ein entsprechendes Programm<br />

einfallen, sodass frau nach erledigter Demo die Qual der Wahl<br />

hat: In Wien veranstaltet Club Quote im Marea Alta ein Special zum<br />

Frauentag. Am Beginn des Abends gibt es ein Screening des Okto-Themenabends<br />

„You can feminism“ zum Frauentag, anschließend legen die<br />

Quote-Frauen auf. Im Frauencafé ist ein Demo-Dinner und Chill-Out geplant,<br />

es gibt veganes Gulasch und Dhal sowie das übliche Musikprogramm.<br />

Auch die FZ-Bar lädt im <strong>An</strong>schluss an die Demo zum traditionellen<br />

Frauenfest mit Essen, Musik und mehr ein.<br />

Im TÜWI ist rund um den Frauentag eine Aktionswoche mit Workshops,<br />

Filmen etc. geplant, am Frauentag selbst gibt es ab 20.00 ein<br />

BäuerInnen Fest. In Graz wird ab 18.30 das neue Gebäude der DOKU<br />

Graz eröffnet, anschließend gemeinsamer Aufbruch zum women only<br />

Fest ab 20.00 im Nittle`s, wo als Live-Acts Chatterbox und 3 ladies of jazz<br />

auftreten werden. Die Innsbrucker kinovi[sie]on verknüpft seit 2005<br />

die gesellschaftspolitische Bewegung mit der filmischen: Im Leokino<br />

werden am Frauentag nicht nur bemerkenswerte Filme wie Helke Sanders<br />

„Mitten im Malestream“ gezeigt. Für Bewegung sorgt sicher auch<br />

Marie-Luise <strong>An</strong>gerers Vortrag sowie ab 23.00 die System Error_Peep-<br />

Subversive Show by ArchFem und der Sound mit DJane Jenny.<br />

Mit dem 8. <strong>März</strong> ist das Programm aber noch nicht vorbei, denn am<br />

10. <strong>März</strong> ist die große Frauentagsparty der Quote im Wiener Fluc, hier legen<br />

erstmals alle vierzehn Quote Frauen gemeinsam auf. Ebenfalls am<br />

10. <strong>März</strong> findet im Frauenzentrum EGA ein Fest zum internationalen<br />

Frauentag statt, geplant sind ein Talk mit Frauenministerin Doris Bures,<br />

eine Vernissage von Karikaturistin Marie Marcks und ein Konzert von<br />

Saint Privat, anschließend legt eine DJane auf. trude<br />

Radio Orange 94,0, www.o94.at,<br />

OKTO, www.okto.tv<br />

marea alta, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 28, www.marea-alta.at<br />

Frauencafé, 1080 Wien, Lange Gasse 11, www.frauencafe.com,<br />

FZ-Bar, 1090 Wien, Währingerstraße 59/6, www.fz-bar.wolfsmutter.com<br />

TÜWI, 1190 Wien, Peter-Jordan Straße 76, www.tuewi.action.at<br />

EGA, 1060 Wien, Windmühlgasse 26 , www.ega.or.at<br />

DOKU Graz, 8010 Graz, Radetzkystrasse 18 / Nelkengasse 5, www.doku.at<br />

Leokino, 6020 Innsbruck, <strong>An</strong>ichstr. 36, www.leokino.at/kinovisieon/kinovisieon.php<br />

Nittle`s, 8010 Graz, Grabenstraße 28, www.nittels.at


Foto: Mobilefilm Produktion<br />

film<br />

Wieder gefunden<br />

„Vienna´s lost daughters“ von Mirjam Unger erzählt die Geschichten<br />

von acht Frauen, die 1938/39 aus Wien fliehen mussten. Alle leben heute<br />

mit ihren Familien in New York. Einige vermissen Wien nach wie vor, die<br />

anderen können selbst den Gedanken an eine Rückkehr nicht ertragen.<br />

Unger zeigt, welche Verbindung zu Wien trotz dieser leidvollen Erfahrungen<br />

und Erinnerungen häufig weiterhin besteht. Auch die jüngere<br />

Generation beschäftigt die Geschichte ihrer Großmütter oder Mütter.<br />

Die Tochter einer Protagonistin kann beispielsweise keine Aufzüge benutzen<br />

oder mit der U-Bahn fahren, ein Enkelsohn bricht im Film in Tränen<br />

aus, als er die Geschichte seiner Großmutter reflektiert.<br />

Trotz allem ist es ein Film über das Leben und wie mit der eigenen<br />

Geschichte umgegangen wird, ohne daran zu zerbrechen. IS<br />

Ab 23.03.07 im Kino. Mehr Information unter: www.viennaslostdaugthers.at.<br />

akkordeon.festival<br />

Im Akkord<br />

Von 25.2. bis 25.3. findet in Wien das internationale Akkordeonfestival<br />

statt. Das Festival, das es bereits seit sieben Jahren gibt, hat sich mittlerweile<br />

als Kulturfestival mit breitem Spektrum etabliert. Alpenländische<br />

Schunkelmusik wird frau wohl vergeblich suchen, dafür findet sich alles<br />

andere, was eine „Quetschn“ so hergibt: von Tango und Klezmer über<br />

Wienerlied und schrägen Austro-Underground bis hin zum Jazzakkordeon<br />

und Swing. Österreichische Stars wie Otto Lechner oder Attwenger<br />

sind natürlich vertreten, ebenso wie Akkordeon-Weltstars. Neben den<br />

Konzertabenden gibt es außerdem Filmbrunches, Lesungen und Kinderunterhaltung.<br />

Besonders erfreulich auch, dass der <strong>An</strong>teil teilnehmender Frauen<br />

heuer bislang der höchste in der Geschichte des Festivals ist. Als Vertreterin<br />

der heimischen Szene tritt etwa Barbara Faast mit Wiener Schrammelmusik<br />

auf. Internationale Akkordeonistinnen bringen neue russische<br />

Musik, musikalische Seelentrips und sizilianischen Folk nach Wien. Besonders<br />

schräg klingt, was Tini Trampler & die dreckige Combo darbieten:<br />

eine gewagte Mischung aus Berliner Chanson, Italo-Pop und Western-Sound.<br />

trude<br />

Infos unter: www.akkordeonfestival.at oder T. 0676 512 91 04<br />

Fo t o : J e n s Pe t z Ka s t n e r<br />

michèle thoma<br />

Das Kondom ist geplatzt!<br />

an.risskultur<br />

Sie stehen vor dem Nudelregal. Sie schauen die Nudeln an und auch<br />

wieder nicht. Sie stehen so da.<br />

Hi ihr zwei, sage ich und strahle heran. Hallo, sagt Joy. Leise.<br />

Hallo, sagt Tarek. Leise.<br />

Sie haben etwas Geducktes an sich.<br />

Was ist denn los? frage ich. Was schaut ihr so?<br />

Das Kondom ist geplatzt! sagt Joy. O, sage ich. Das Kondom ist geplatzt!<br />

Was sollen wir jetzt machen? fragt Joy. Puh! Sage ich. Wann<br />

war der Eisprung? Gerade da, sagt Joy.<br />

Eine Frau tritt ans Nudelregal.<br />

Du hast doch eine Spirale, sage ich. Das ist doch gar nicht sicher,<br />

flüstert Joy.<br />

Tarek schaut nur. Woanders hin.<br />

Naja, sage ich. Ziemlich sicher doch. Die Frau studiert die Nudeln. Hm,<br />

sage ich. Vielleicht ein Promillerisiko. Ich will kein Promillerisikokind,<br />

sagt Joy. Ich will überhaupt kein Kind.<br />

Wenn du jetzt keine Ruh gibst, sagt eine Stimme hinter mir.<br />

Sie sagt es zu dem kleinen Wesen, das an ihr hängt und sich von ihr<br />

schleifen lässt. Waast eeh was dann!<br />

Ich will einen Schlecker, Oma! Ich nehme die Pille danach, sagt Joy.<br />

Nur … es ist schon über 24 Stunden her..<br />

Dann mal pronto, sage ich. Es ist kurz vor Ladenschluss und kurz nach<br />

so ziemlich allen Ordinationsschlüssen.<br />

So besonders gesund ist das auch nicht, grübele ich.<br />

Die Frau kann sich zwischen Spiralen, Nudeln mit und ohne Ei anscheinend<br />

nicht entscheiden.<br />

Das Blöde ist nur, sagt Joy. Was ist das Blöde? Das Blöde ist nur. Vor<br />

zwei Monaten. Da. Hab. Ich. Sie. Auch schon genommen.<br />

Was? Wieso?<br />

Da war das Kondom auch schon geplatzt.<br />

Tarek ist im Weltraum verschwunden. In der von Spermatozoidenfeuerwerken<br />

erleuchteten Unendlichkeit.<br />

Oma!! schreit das kleine Mädchen.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren…, sagt der Lautsprecher.<br />

Wir finden schon eine Lösung, sage ich vollautomatisch.<br />

Ich muss endlich meine Nudeln kaufen. Clever oder ja natürlich?<br />

Fo t o : A rc h i v<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 31


queersm<br />

Fo t o : J u d i t h S c h o ß b ö c k<br />

The Power of Gender: Surrender?<br />

32 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Eine interdisziplinäre Konferenz in Berlin widmete sich erstmals der Verschränkung von<br />

Sadomasochismus und Queer Studies, versprühte internationalen Charme und hatte<br />

mehr als nur Vorträge zu bieten. Ein Bericht von Judith Schoßböck<br />

Als Konzept, das gegen normative<br />

Geschlechteridentitäten<br />

ankämpfen will, ist Queer mittlerweile<br />

besonders im englischsprachigen<br />

Raum als anerkannter<br />

Forschungsbereich etabliert. Der Begriff<br />

wird oft als Sammelbezeichnung<br />

für Schwule und Lesben gebraucht, bezieht<br />

sich jedoch auf alles, was geschlechtlich<br />

der Norm der Dominanzkultur<br />

widerspricht. Queer meint Transgenders<br />

und Bisexuelle ebenso wie SadomasochistInnen<br />

und wendet sich mit<br />

einem erweiterten Identitätsbegriff gegen<br />

die gesellschaftlichen Mechanismen<br />

von Unterdrückung und Heteronormativität.<br />

Auch im deutschsprachigen Wissenschaftsraum<br />

denkt man zunehmend<br />

„queerer“. Zu Recht, denn an der<br />

Forschungsrichtung kommt man im<br />

Rahmen feministischer Fragestellungen<br />

nicht vorbei, wenn es darum geht, traditionelle<br />

Vorstellungen von Sexualität zu<br />

durchleuchten. Sadomasochismus ist<br />

dabei einer von zahlreichen möglichen<br />

Schwerpunkten.<br />

Die interdisziplinäre Konferenz<br />

„Performing and Queering Sadomasochism“<br />

vom 8.-11.2.<strong>2007</strong> in Berlin hat dabei<br />

einen innovativen Kurs eingeschlagen.<br />

Zum einen, weil sie – sieht man<br />

von Themenabenden in der Subkultur<br />

und Tagungen aus dem sexualwissenschaftlichen<br />

Bereich ab – kulturwissenschaftliches<br />

Neuland darstellt. Zum anderen,<br />

weil neben der theoretischen<br />

Auseinandersetzung auch Projekte geboten<br />

wurden, die das dichte Vortragsprogramm<br />

künstlerisch ergänzten. Im<br />

Rahmen des Sonderforschungsbereiches<br />

„Kulturen des Performativen“ der<br />

freien Universität Berlin konnte man<br />

von frühmorgens bis spätabends Stationen<br />

eines internationalen Wissenschaftsdiskurses<br />

durchlaufen.<br />

Station 1: Performance und Politik. Dass Sadomasochismus<br />

(SM) auch in Mainstream-Kulturen<br />

seinen Eingang gefun-<br />

den hat, wurde im Vortrag von David<br />

Savran (New York) deutlich. Seit 1990<br />

wird er auch in der Populärpresse nicht<br />

mehr ausschließlich als Krankheit rezipiert.<br />

Besonders der amerikanische Aktionismus<br />

kämpfte gegen eine Pathologisierung<br />

der Betroffenen. Auf politischer<br />

Ebene kritisierte Savran insbesondere<br />

die Vermengung zweier Welten: So<br />

wurde SM im selben Atemzug mit der<br />

Berichterstattung um die Foltermethoden<br />

im Irak genannt, eine Tendenz, die<br />

auch Margot Weiss (Durham) in ihrem<br />

Beitrag aufgriff. Statt SM wurde darum<br />

den Begriff „New Imperial Sadism“ vorgeschlagen,<br />

der einer Re-Pathologisierung<br />

entgegenwirken soll.<br />

„If I cut my body open, it is only because<br />

of my love for you.“ Lesbische Performances<br />

der Künstlerinnen Gina Pane<br />

und Catherine Opie standen im Mittelpunkt<br />

der Präsentation von Pawel Leszkowicz<br />

(Poznan).<br />

Die Verkörperung von Schmerz<br />

wird in der Konzeptkunst der 1970er


Jahre zum feministischen Statement.<br />

Pane, die in Weiß auftrat und Elemente<br />

wie Rosen und Rasiermesser miteinander<br />

verband, kann als kommerzielle<br />

queere Künstlerin bezeichnet werden.<br />

Liebesschmerz und die Position der Frau<br />

werden in ihrer Radikalität durch blutigen<br />

Aktionismus spürbar gemacht. Die<br />

Installationen verstehen sich als explizit<br />

lesbischer Kommentar zum Leiden in einer<br />

homophoben Umgebung.<br />

Ein eigener Vortragsblock setzte<br />

sich mit der Möglichkeit, Politik durch<br />

Sadomasochismus zu durch“queeren“,<br />

auseinander. <strong>An</strong>gieszka Weseli (Warszawa)<br />

stellte sich die Frage, wie lesbische<br />

Frauen in Polen mit SM umgehen und<br />

schlussfolgerte, dass Feminismus dort<br />

oft als ein Kontrapunkt zu SM erlebt<br />

wird. Während nahezu alle lesbischen<br />

Polinnen sich als Feministinnen definierten,<br />

leben wenige ihre sadomasochistischen<br />

Fantasien aus. Mangel<br />

herrscht auch an speziellen Interessensgemeinschaften<br />

bzw. Webseiten.<br />

Die Führung durch die Ausstellung<br />

„normal love“ begann mit den Fotografien<br />

einer „maid of all works“ aus dem<br />

viktorianischen London. Hannah Cullwick<br />

war sehr stolz auf ihre Männlichkeit<br />

und ihre schmutzigen, großen Hände,<br />

mit denen sie von morgens bis<br />

abends putzte. Die ausgestellten Porträts<br />

sind Ausdruck eines sadomasochistischen<br />

Verhältnisses, in das Hannah<br />

mit einem Mann der bürgerlichen Klasse<br />

involviert war.<br />

Um dieses historische Material<br />

sind weitere zeitgenössische Bilder, Videos<br />

und Installationen installiert. „normal<br />

love“ versteht sich als eine <strong>An</strong>regung,<br />

die historische sexuelle Arbeit in<br />

queere Politiken zu übersetzen.<br />

Nach Beiträgen zu sadomasochistischen<br />

Elementen in Filmen der 1970er<br />

Jahre und Rainer Werner Fassbinders,<br />

bot sich die Möglichkeit, der Vorführung<br />

des in Deutschland indizierten<br />

Films „Verführung: Die Grausame Frau“<br />

(D 1985) in <strong>An</strong>wesenheit der Regisseurin<br />

Monika Treut (Hamburg) beizuwohnen.<br />

Die anschließende Diskussion warf die<br />

Frage auf, inwieweit auch Indizierungsmechanismen<br />

durch bestehende Vorstellungen<br />

von Geschlechterrollen motiviert<br />

sein könnten. Vor allem aber wurde<br />

viel gelacht und gezeigt, dass Sadomasochismus<br />

kein todernstes Thema<br />

sein muss.<br />

Station 2: Körper und Macht. Die Vorträge<br />

rund um Transsexualität (Susan Stryker,<br />

San Francisco) und „Body Modification“<br />

im Rahmen eines neo-primitivistischen<br />

Diskurses (Christian Klesse, Manchester)<br />

rückten den Körper ins Zentrum des<br />

queeren Interesses. Der Beitrag von Camel<br />

Gupta (London) thematisierte die<br />

heilenden Möglichkeiten von SM. Sie<br />

verwies auf den Film „Secretary“ (Stephen<br />

Shainberg, 2002), in dem die Protagonistin<br />

ihre Selbstverletzung durch die<br />

sadomasochistische Beziehung zu<br />

ihrem Chef überwindet. Abseits dieser<br />

oberflächlichen Betrachtung kreiere der<br />

Film aber neue Schranken: SM werde positiv<br />

erlebt, dies geschehe aber nur in einer<br />

heteronormativen Umgebung.<br />

Nina Degele (Freiburg) legte dar,<br />

wie Schmerz zur Konstruktion sozialer<br />

Normen verwendet wird. Dass dieser<br />

zwar vermieden werden will, aber auch<br />

als Sinnstifter funktionieren kann, legte<br />

sie anhand auffälliger Parallelen zwischen<br />

MasochistInnen und SportlerInnen<br />

dar. Die Strategie dahinter bleibt<br />

letztendlich dieselbe: Schmerz fungiert<br />

als Medium für Exklusivität und steht<br />

ganz im Sinne sozialer Errungenschaften:„No<br />

pain – no gain.“<br />

Station 3: Subkultur und Repräsentation. Stéphanie<br />

Kunert und Céline Belledent (Paris)<br />

gingen der Frage nach, inwieweit<br />

queere und sadomasochistische Elemente<br />

in der Populärkultur oder Werbung<br />

vorhanden sind. So sehr mit „einschlägigen“<br />

Elementen gespielt wird, so<br />

selten sind spezifische Untergruppen<br />

sexueller Identitäten. Die Vortragenden<br />

vermissten besonders die Figur der dyke<br />

bzw. eine „butch-femme“-Dynamik in<br />

kommerziellen Abbildungen.<br />

Auch Daunja Brill (Berlin) kommt in<br />

Ihrem Beitrag über Repräsentationen<br />

von SM und Gender in der Gothic-Subkultur<br />

zu dem Schluss, dass dort nicht<br />

alle geschlechtlichen Positionen gleichermaßen<br />

vertreten sind. So scheint<br />

gerade die Kultur der „Gothics“ eine<br />

Feminisierung von Männern oder lesbische<br />

Aktivitäten zu begünstigen,<br />

während sie viele subversive Möglichkeiten<br />

durch die Herstellung eines subkulturell<br />

und medial präsentierten<br />

Schönheitsideales ausklammert.<br />

Station 4: (T)Raum und Utopie. Oder: All<br />

good things must die.<br />

Wir verlassen Berlin-Kreuzberg<br />

nach einer inspirierend-produktiven<br />

Konferenz und müssen einsehen, dass<br />

auch die traumhaftesten Räume, in denen<br />

Geschlechterrollen einmal nicht<br />

festgeschrieben sind, mit dem Austritt<br />

aus der (diesmal wissenschaftlichen)<br />

Subkultur irgendwann ihr Ende haben.<br />

„Performing and Queering Sadomasochism“<br />

war eine reibungslos organisierte<br />

Tagung, die interdisziplinäre<br />

Teilbereiche wie Recht, Filmtheorie, Soziologie<br />

oder Psychologie verband. Wer<br />

genauer nachlesen will, sollte nach dem<br />

Tagungsband, der im Sommer erscheinen<br />

und die Beiträge der Konferenz beinhalten<br />

wird, Ausschau halten. ❚<br />

Fo t o s : J u d i t h S c h o ß b ö c k<br />

smqueer<br />

Links<br />

Sonderforschungsbereich „Kulturen<br />

des Performativen“<br />

http://www.sfb-performativ.de<br />

Ausstellung:„normal love. precarious<br />

sex, precarious work.“ 19.1.-4.3.<strong>2007</strong><br />

www.normallove.de<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 33


interviewhundegger<br />

34 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Foto: Irene Tischler<br />

Hochpolitisch & -poetisch<br />

Experiment Literatur – das Hineinhorchen ins Berauschende, Erhellende, Subversive<br />

und Gesellschaftspolitische der Sprache. Die Dichterin Barbara Hundegger sprach mit<br />

Irene Tischler.<br />

an.<strong>schläge</strong>: Du arbeitest seit Jahren<br />

als freie Schriftstellerin, hast vier<br />

Bücher geschrieben, Stipendien und<br />

Preise bekommen, publizierst in Zeitschriften.Wie<br />

sieht deine Arbeit aus?<br />

Barbara Hundegger: Ich sitze viel<br />

am Schreibtisch, recherchiere, denke<br />

viel nach, denke mir was aus, lasse<br />

mich heimsuchen, verwalte mein<br />

„Büro“ – und dazwischen flüchte ich in<br />

allerlei Dinge (Haushalt, Thera-Band-<br />

Übungen, Beziehungsdebatten etc.),<br />

um genau das nicht tun zu müssen:<br />

am Schreibtisch sitzen, nachdenken, re-<br />

cherchieren, schreiben. Grundsätzlich<br />

konzentriere ich mich auf eher wenige<br />

Sachen, und mache die dafür sehr intensiv<br />

– dazu braucht es auch „innere<br />

<strong>An</strong>sammlungsphasen“, bis man konkret<br />

mit etwas anfangen kann, und ich<br />

brauche Klausuren, um ein Projekt<br />

dann wirklich „aufzuschreiben“ und<br />

fertigzustellen. Das ist im normalen<br />

Alltagsbetrieb ziemlich schwer zu realisieren.<br />

Es ist auch eine einsame Sache,<br />

das Schreiben.<br />

Welche Relevanz hat die Reflexion<br />

von aktuellen, gesellschaftlichen, kultu-<br />

rellen und politischen Phänomenen in<br />

deiner Arbeit?<br />

Eine hohe: Sämtliche gesellschaftspolitischen<br />

Koordinaten sind für mich<br />

von Bedeutung, und nicht nur im vordergründigen<br />

Sinn. Was gewisse Entwicklungen,Normen,„Randerscheinungen“,„Sachzwänge“<br />

usw. sind, wer das<br />

definiert, wie das kommuniziert wird,<br />

welche Bevölkerungsgruppen überhaupt<br />

die Möglichkeit haben, sich öffentlich<br />

zu äußern, usw. – dieses ganze<br />

Konglomerat, das Gesellschaft heißt, ist<br />

die Welt, in der meine Literatur „spielt“,


weil es eben die Welt ist, in der wir leben.<br />

Die mehrbödige Verquickung von<br />

„hochpoetisch“ und „hochpolitisch“ ist<br />

sicher eine tragende Säule meiner literarischen<br />

Arbeit.<br />

Dein soeben erschienenes Buch „rom<br />

sehen und“ bezieht sich auf den Medienrummel<br />

um den Papst-Abgang<br />

2005. Wie viel Mythos brauchen Menschen<br />

und wie viel Mythen bieten uns<br />

tagtäglich Presse und Fernsehen?<br />

Menschen brauchen etliches an<br />

Mythen – ich kann mich selbst davon<br />

nicht ausnehmen, ich mag halt nur<br />

keine billigen Mythen. Die Medien<br />

decken einen Bedarf schleichend auf<br />

ihre Art ab.<br />

In die „Rom-Sache“ bin ich aus Zufall<br />

geraten – ich hab grad da ein Rom-<br />

Stipendium angetreten und während<br />

ich meinen Koffer gepackt habe, ist der<br />

Papst gestorben. Das war absehbar,<br />

dass das ein Wahnsinn wird. Aus der<br />

Mischung von Mediensprache, überhöhter,<br />

bilderreicher katholischer und<br />

meiner „persönlichen“ Sprache hat sich<br />

ein spannungsreiches Gewirr aufgeladen<br />

in mir. Es hat sich angeboten, daraus<br />

was zu machen. Auch weil ich noch<br />

nie so krass erlebt habe, dass Wirklichkeit<br />

und via Medien vermittelte Wirklichkeit<br />

zwei Paar Schuhe sind. Das hat<br />

was Erschreckendes, aber auch was Beruhigendes:<br />

Es gibt eine real existierende<br />

Welt außerhalb der Medien.<br />

Im Buch gibt es die „zeitungsluft“-<br />

Texte, wo ich Hunderte schon vor Ort<br />

gesammelte Zeitungszitate verarbeitet<br />

habe; dann die „roma papamania“-Texte,<br />

wo ich das, was ich real in Sachen<br />

Papstwahnsinn gesehen hab, versprachliche;<br />

es gibt die römischen<br />

Stadtszenen – die „roma centro“-Gedichte;<br />

und die „macchiato-denken“-<br />

Texte, die sich mit Liebe, Distanz, Gestaltung<br />

von Beziehung beschäftigen. Das<br />

bildet in seiner Gesamtheit diesen April<br />

05, wie er auf mehreren Ebenen für<br />

mich war, ziemlich authentisch ab.<br />

Mir ist bei deinen Texten neben ihrer<br />

Tiefe auch eine gewisse sprachliche<br />

Leichtigkeit aufgefallen.<br />

Das freut mich, denn der Vorwurf,<br />

den ich oft zu hören bekomme, ist:<br />

„Schreib nicht so schwierig.“ Bei meiner<br />

Herangehensweise gehe ich aber davon<br />

aus, dass neben den kommunizierten<br />

Inhalten unendlich viele atmosphärische<br />

Dinge in den Wörtern enthalten<br />

sind, die oft mehr sagen als ihr vordergründiges<br />

Auftreten. Meine Sachen<br />

wären ohne Sprachgenauigkeit und das<br />

Hineinhorchen in die Sprache und das<br />

Heraushören aus ihr undenkbar. Daraus<br />

ergeben sich oft auch witzige Dinge.<br />

Gerade die „wörtliche Nähe“ des Alltagsgegenstandes<br />

Sprache zum Kunstmedium<br />

Sprache macht die Spannung<br />

an der Sache aus.<br />

Bei deiner letzten Lesung im Innsbrucker<br />

Literaturhaus hast du über das<br />

Bild der bedürfnislosen Autorin gespottet.<br />

Welcher Art von Ignoranz stehst du<br />

humorlos gegenüber?<br />

Es gibt wenig, dem ich völlig humorlos<br />

gegenüberstehe. Dafür habe ich<br />

auch zu viel Selbstironie. Bei der Lesung<br />

ging es am Rande um die Ausstattung<br />

diverser Literaturstipendienörtlichkeiten<br />

und wie sich darin das allgemeine<br />

Klischee von DichterInnen widerspiegelt:<br />

dass wir eh nichts bräuchten außer<br />

Zettel und Bleistift. Zusätzlich kommt<br />

bei bestimmten Förderinstrumenten<br />

nur ein eingeschränkter Bezieherkreis in<br />

Frage – und der ist orientiert am sozialverpflichtungslosen,<br />

kinderlosen, mobilen,<br />

gesunden, weißen Mann. Eine<br />

Künstlerin mit zwei schulpflichtigen<br />

Kindern wird schwer ein sechsmonatiges<br />

New-York-Stipendium annehmen<br />

können. Insofern plädiere ich auch für<br />

viel mehr regionale Kunstförderung,<br />

die zumindest tendenziell Frauen begünstigt.<br />

Wie erlebst du die fortschreitende<br />

monetäre und soziale Prekarisierung des<br />

künstlerischen und schriftstellerischen<br />

Bereichs?<br />

Ich bin davon überzeugt, dass – abgesehen<br />

von einer Kunst-High-Society –<br />

der Kulturbetrieb in seiner Breite nur<br />

deshalb läuft, weil KünstlerInnen zu einem<br />

beträchtlichen Teil von einem tabuisierten<br />

privaten Mäzenatentum abhängig<br />

sind – inklusive aller negativen<br />

Begleiterscheinungen: Lebensgefährtinnen<br />

und -gefährten, die (mit)erhalten,<br />

Eltern, die Geld haben, Wohnungen, die<br />

geerbt wurden, usw. Darüber wird aber<br />

nichts geredet, weil das eine Status-<br />

Schmälerung zur Folge hat. Ich denke,<br />

für den ganzen Kunstbereich trifft zu,<br />

dass der überwiegende Teil der Primär-<br />

KünstlerInnen unter überaus prekären<br />

Lebensverhältnissen und an der Armutsgrenze<br />

lebt. Diese Situation wird<br />

von politischer Seite stillschweigend in<br />

Kauf genommen, während man sich<br />

mit den Ergebnissen der Arbeit von<br />

Kunstschaffenden schmückt.<br />

Wo sind denn Zentren, Orte und<br />

Leute, die gegen diese Situation mit kulturpolitischen<br />

Konzepten Widerstand<br />

leisten?<br />

Ich finde, dass es etliche Initiativen<br />

gibt, die unsere Interessen als KünstlerInnen<br />

sehr gut vertreten, wie z. B. die<br />

IG AutorInnen oder der Kulturrat Austria,<br />

und die sich seit Jahren äußern –<br />

nur: es wird nicht gehört. Gerade die<br />

letzten beiden Legislaturperioden waren<br />

von einer totalen Forcierung der Repräsentationskunst<br />

geprägt. Kunst, die<br />

ein Risiko eingeht, nicht auf Vermarktbarkeit<br />

schielt, führt ein Schattendasein.<br />

Es gibt keinen politischen Rückhalt<br />

dafür, dass diese Kunst aber für die<br />

Psychohygiene einer Gesellschaft unerlässlich<br />

ist. Es gibt in Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Forschung ein Bekenntnis<br />

zum Risikokapital, in der Kunstpolitik<br />

nicht. Und der Verweis auf das<br />

Sponsoring durch Private oder Firmen<br />

hilft da auch nicht weiter, weil wer<br />

möchte denn z. B. eine anspruchsvolle<br />

oder radikale Arbeit zu einem Thema<br />

wie Kindesmissbrauch finanzieren –<br />

Palmers, L’Oréal, Swarovski?<br />

Du bist ja eine der Sprecherinnen<br />

des Unabhängigen Personenkomitees für<br />

den Erhalt des Tiroler Frauenhauses –<br />

wie stellt sich für dich die momentane Situation<br />

dar?<br />

Es wird derzeit an einer „Lösung“<br />

für das Tiroler Frauenhaus gearbeitet,<br />

Ergebnisse und echte Perspektiven gibt<br />

es aber nach wie vor keine. Was im letzten<br />

halben Jahr passiert ist, war die<br />

„Akutbehandlung“ des Finanzierungsnotstandes<br />

für 2006. Es hat mehrere<br />

Monate, den Einsatz von dutzenden<br />

Frauen und an die 5000 Unterschriften<br />

gebraucht, um zumindest Bewegung in<br />

die Sache zu bringen. Teilweise war es<br />

auch wie eine skurrile Reise in die Vergangenheit:<br />

weil es immer wieder Fassungslosigkeit<br />

in uns auslöste, wie –<br />

nach so vielen Jahren, in denen man<br />

sich leicht kundig machen hätte können,<br />

denn die Fakten zu familiärer Gewalt<br />

gegen Frauen und Kinder liegen ja<br />

alle längst auf dem Tisch – mit diesem<br />

Thema in Tirol von politischer Seite her<br />

nach wie vor umgegangen wird. Man<br />

glaubt zwischendurch, man träumt –<br />

schlecht. ❚<br />

hundeggerinterview<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 35


weltenbummlerin<br />

36 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

„Ich male, wie ich fühle“<br />

Michèle Thoma liess sich von der Malerin Shosana die Augen für ihre Welt öffnen.<br />

Sie empfängt mich am Eingang<br />

des jüdischen Maimonides-Zentrums,<br />

zart, gebückt<br />

und in flammendes Rosa gekleidet.<br />

Aus ihrem schönen, lebendigen<br />

Gesicht sehen mich brennende<br />

Augen an. Sofort führt sie mich ins<br />

Atelier und zeigt mir ihre neuesten<br />

Schöpfungen: Sandbilder – eine Technik,<br />

die sie entworfen hat. Dämonen.<br />

Aber auch stille, verhaltene Gestalten –<br />

sind es Bäume? – die tiefen Frieden<br />

ausstrahlen.<br />

„Ich male, wie ich mich fühle,<br />

schreiben Sie das!“, sagt Soshana. Ich<br />

schreibe das. Und Soshanas (Gefühls-)<br />

Leben ist groß, bunt, reich – wie ihre Bilder.<br />

Farbe, Schwärze auch. Energie. Bewegung.<br />

Ekstase und Explosion. Hauchfeines<br />

Schweben. Die Kunstströmungen<br />

der Zeit und der Lebensstrom.<br />

Ein Strom, in dem ich nicht weiß,<br />

wo mich einschiffen.<br />

<strong>An</strong> der Quelle. In Wien. Susanne<br />

Schüller.<br />

1927 wird sie in Wien geboren.<br />

Beim <strong>An</strong>schluss Österreichs ans deutsche<br />

Reich geht die Familie Schüller<br />

über die Schweiz und Paris nach London.<br />

Während der Blitzkrieg tobt, besucht<br />

sie Malkurse. 1941 zieht die Familie<br />

nach New York. Fremde in der Mega-<br />

Metropole: Das Leben ist mühsam,<br />

muss erst wieder aus dem Nichts erschaffen<br />

werden.<br />

Susanne Schüller begegnet dem<br />

Maler Beys Afroyim. Er unterstützt<br />

ihre künstlerische Entfaltung, sie malt<br />

intensiv. Gemeinsam bereisen sie<br />

Amerika im Auto. Sie ist gerade mal 17<br />

Jahre alt.<br />

Sie porträtiert Künstler, Staatsmänner,<br />

Wissenschaftler: u. a. Thomas<br />

Mann, Arnold Schönberg, Franz Werfel,<br />

Hans Eisler, Lion Feuchtwanger – die<br />

crème de la crème des Exils in L.A.<br />

Foto: Maywald<br />

Während dieser Reise heiratet sie<br />

Beys Afroyim in Chicago. Ein Jahr später<br />

wird sie Mutter eines Sohnes.<br />

Nach ihrer ersten großen Ausstellung<br />

in Havanna ist sie schon die Malerin<br />

Soshana. So hat sie ihr Mann genannt:<br />

Soshana – hebräisch für Susanne,<br />

die Lilie.<br />

Ehe, Mutterschaft, Kunst, Hunger<br />

auf Welt:Wie ist das zu vereinen? Für einen<br />

Mann ist das alles viel leichter, befindet<br />

Soshana. Ein Künstler findet immer<br />

eine, die ihm den Haushalt macht<br />

und die Kinder großzieht!<br />

Sie verlässt Amerika 1948. Europa<br />

lockt, sie lebt in vielen Ländern, auch in<br />

Österreich, wohin ihr Vater zurückgekehrt<br />

ist.<br />

Soshanas Leben erfährt eine entscheidende<br />

Wende: Sie entscheidet sich<br />

gegen die Ehe und auch gegen das Zusammenleben<br />

mit ihrem Sohn und für<br />

ein Leben als Künstlerin, die ihren Weg<br />

Fo t o : J o d y K ra m e r, Pi n c h ( 2 0 0 6 )


adikal geht – in der Gewissheit, dass er<br />

in der Obhut ihres Vaters eine beschützte<br />

Kindheit haben wird.<br />

1952 dann Paris. La vie! Dort boomt<br />

die Kunstszene. „Paris war meine beste<br />

Zeit,“ sagt Soshana, und zählt die<br />

berühmten Maler und Bildhauer auf,<br />

mit denen sie befreundet war. Max<br />

Ernst, Yves Klein, Brancusi ist ein guter<br />

Freund, mit Giacometti trifft sie sich in<br />

„La Coupole“. Sie arbeitet die nächsten<br />

zwanzig Jahre im ehemaligen Atelier<br />

von Gauguin. Dort besuchen sie Henry<br />

Miller, Peter Ustinov, Sartre, der ihr ein<br />

Bild entlockt, ohne es je zu zahlen, und<br />

Simone de Beauvoir. Picasso zeichnet<br />

sie: ihren ernsten Blick, der auch heute<br />

noch in ihren Augen brennt.<br />

Immer wieder unternimmt sie lange<br />

Reisen in den Fernen Osten, durch<br />

Afrika, nach Süd- und Zentralamerika.<br />

Die ganze Welt fließt in ihre Bilder<br />

ein – tibetische Dämonen, die Energie<br />

Afrikas, die Straßenschluchten New<br />

Yorks. Die strenge, schwebende Zartheit<br />

der Kalligraphie, die sie bei japanischen<br />

Mönchen in Kyoto und in China erlernt.<br />

Spezielle Aquarell- und Tuschtechniken<br />

eignet sie sich hier an, mit denen sie<br />

auf Reispapier malt. Den kräftigen, oft<br />

auch düsteren Expressionismus der Jugendbilder<br />

lässt sie hinter sich. Und<br />

doch wieder nicht: Die Inspirationen der<br />

Reisen in alle Erdteile, die Techniken, die<br />

sie unterwegs lernt, die Einflüsse indischer<br />

Philosophie kehren immer wieder<br />

– keine Epoche ist je abgeschlossen: In<br />

Bildern der späten Neunziger finden wir<br />

finsteren Expressionismus wieder. Abstrakt,<br />

konkret, figurativ – sie lernt, experimentiert,<br />

öffnet sich immer neuen<br />

Techniken, Richtungen. Von der Abstraktion,<br />

mit der sich die Nachkriegszeit von<br />

dem von Diktaturen eingeforderten Figurativen<br />

befreit, wieder hin zu krass<br />

„Realistischem.“ Stark mystisch-religiöse<br />

Atmosphäre ( v. a. in der Israel- Phase<br />

entstandene Bilder), dann wieder zarte<br />

Schwerelosigkeit. Sie malt in Acryl und<br />

Öl, auf Reisen entstehen Aquarelle.<br />

Sie stellt in der ganzen Welt aus,<br />

trifft Albert Schweitzer, Fidel Castro,<br />

Tschu En Lai. Eine enge Freundschaft<br />

verbindet sie mit dem Philosophen und<br />

indischen Präsidenten Radhakrishnan.<br />

Sie besucht den König von Sikkim, porträtiert<br />

ihn später in London. 1957 wird<br />

sie eingeladen, im kaiserlichen Palast in<br />

Peking auszustellen: Ihr Werk, nicht das<br />

Max Weilers, wie überall vermerkt ist, ist<br />

das erste Werk eines/r österreichischen<br />

Kunstschaffenden, dem diese Ehre zuteil<br />

wird.<br />

Aber sie erfährt auch, dass die Lebens-<br />

und Überlebensumstände der<br />

Künstlerin schwieriger sind als die des<br />

Künstlers. Sie fühlt sich der COBRA-<br />

Gruppe (u. a. Karel Appel, Asger Jorn)<br />

eng verbunden, die wieder eine neue figurative<br />

Bildsprache der Nachkriegszeit<br />

vertritt: Als Frau wird ihr der Beitritt verwehrt.<br />

Die GaleristInnen sind häufig<br />

Frauen, sagt Soshana, dennoch verweigern<br />

sie sich oft den Künstlerinnen.<br />

„Man investiert zwanzig Jahre, um eine<br />

Künstlerin aufzubauen, und dann kriegen<br />

sie Kinder,“ muss sie sich in der Galerie<br />

de France in Paris anhören. Das<br />

war in den Sechzigern, jetzt sei es doch<br />

etwas besser.<br />

1973 möchte sie sich in Israel niederlassen.<br />

Am Tag ihrer Ausstellung in<br />

der schönen Old Jaffa Gallery bricht der<br />

Yom-Kippur-Krieg aus: Gerade ist sie dabei,<br />

sich für den Abend herzurichten.<br />

Stell nach dem Krieg aus, rät der Galerist.<br />

Das wird lange dauern, die nächste<br />

Station wird New York sein.<br />

Um ihrer Familie wieder näher zu<br />

sein, kehrt Soshana 1985 nach Wien<br />

zurück. Die hiesige Kunstszene enttäuscht<br />

sie. Sie vermisst die Lockerheit,<br />

den offenen Umgang der Szene der<br />

großen Kunstmetropolen.<br />

Aber in ihrer Stammgalerie PRISMA<br />

am Franziskanerplatz gibt es seit 1987<br />

regelmäßig Ausstellungen ihrer Werke.<br />

„Das Reisen fehlt mir,“ sagt Soshana<br />

jetzt. Eben ist sie ins Maimonides-<br />

Heim am Wertheimsteinpark gezogen.<br />

Im Foyer, umgeben von schönen Gemälden,<br />

lädt sie zu Kaffee und Kuchen.<br />

Nicht ohne zu erwähnen, wie schwierig<br />

es für eine Vegetarierin und Liebhaberin<br />

der asiatischen Küche ist, ziemlich oft<br />

Paniertes essen zu müssen.<br />

Zu ihrem 80. Geburtstag wird eine<br />

große Ausstellung ihres Lebenswerkes<br />

stattfinden, in der zum ersten Mal auch<br />

ihre neuesten Werke, die Sandbilder, zu<br />

sehen sein werden.<br />

Geburtstag in der Geburtsstadt<br />

Wien: Endlich die Gelegenheit, das Lebens-<br />

Wunderwerk einer großen Künstlerin<br />

zu bewundern, die uns die Welt so<br />

groß zeigt, in ihren Farben, in ihrer Dunkelheit<br />

– und uns so schön die Augen<br />

öffnet! ❚<br />

jenny unger<br />

immer und überall<br />

bummlerinwelten<br />

wenn dir eigentlich alle menschen egal sind du auf der<br />

straße deinen finger in der nase hast wenn einer aus deiner<br />

klasse hinter dir in der straßenbahn sitzt und du so tust als<br />

würdest du ihn nicht erkennen du lieber deine nase in ein<br />

buch steckst und das speckbrot dir in den mund wenn du die<br />

leute die neben dir atmen nicht ausstehen kannst du die<br />

nicht magst die im auto sitzen und gerlinde die am handy<br />

gefragt wird ob sie einen dampfstrahlreiniger hat dir sowas<br />

von egal ist und es dich aufregt dass die kellnerin zur kundin<br />

sagt dass das neue jahr so schnell vergehen wird wie das alte<br />

und weder das eine noch das andere ein schaltjahr ist wenn<br />

du nach zehn stunden schlaf aussiehst als wärst du zweiundfünfzig<br />

wach wenn du am montag dir schon frei nehmen<br />

musst du alles einfach überhaupt nur zum kotzen findest<br />

wenn dir weder zum frühstück noch zu mittag noch am<br />

abend das essen schmeckt wenn du dir denkst dein ohr muss<br />

gleich abfallen wenn du noch eine minute länger telefonieren<br />

musst wenn du die party schon in der ersten minute<br />

langweilig findest wenn dir musik immer viel zu laut ist<br />

wenn dir die sonne auf die nerven geht wenn du das gefühl<br />

hast überall falsch zu sein und wenn du mit allem überfordert<br />

bist wenn du nicht mehr den mund aufmachen magst<br />

wenn du deine therapeutin hasst und wenn du schreiben<br />

sollst du nicht schreiben kannst und wenn du an der kassa<br />

wartest und sie dann vor deiner nase zugemacht wird oder<br />

zwei sich in der schlange über ihre kunstnägel unterhalten<br />

und wenn dir im ersten stock die puste ausgeht dann haben<br />

früher immer lesben geholfen dann hast du den finger aus<br />

dem ohr genommen dann hast du geschaut hast gelauscht<br />

warst interessiert warst fröhlich und freundlich und zuvorkommend<br />

und lieb und alles war schön und leicht und toll<br />

und gut und einfach und die sonne hat geschienen und du<br />

bist in den ersten stock gesprungen geflogen die vögel haben<br />

gezwitschert du hast sie erkannt sie haben dich erkannt<br />

aber jetzt willst du niemanden erkennen magst nicht dass<br />

sie immer und überall sind magst eine leere stadt haben<br />

magst schlafen magst allein sein magst wieder fröhlich sein<br />

Fo t o : A rc h i v<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 37


Au Revoir Simone: The Bird of Music<br />

Joanna Newsom: Ys<br />

Mira Calix: Eyes Set Against The Sun<br />

Lady Sovereign: Public Warning<br />

Luise Pop: Gas Station/Turn It Off<br />

38 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Unübliche Attitüde<br />

Neue Platten aus allen Ecken und Ende des Genre-Universums.<br />

Von Sonja Eismann und Ute Hölzl<br />

Heather D’<strong>An</strong>gelo, Erika Forster<br />

und <strong>An</strong>nie Hart sind drei junge<br />

Frauen aus Brooklyn, New York,<br />

die sich im Bühnenleben Au Revoir<br />

Simone nennen. Wem da<br />

der Nachname der Beauvoir in den Sinn<br />

kommt, hat sich leider getäuscht, postfeministisch<br />

sind vielleicht manche<br />

Aspekte der Band, benannt haben sie<br />

sich aber nach einer Nebenfigur aus einem<br />

Tim Burton-Film. Dieser Tage erscheint<br />

ihr zweites Album,„The Bird of<br />

Music“, ein Album voller sanfter Songperlen<br />

und Keyboard-Harmonien. Alle<br />

drei singen und spielen Keyboard, die<br />

luftigen und leichten Stimmen schweben<br />

über den Synthie-Beats und Keyboard-Melodien.<br />

Was auf der ersten Platte<br />

noch frisch und neu war, klingt jetzt ein<br />

bisschen erwartbar. Aber Au Revoir Simone<br />

versprechen auf jeden Fall einen<br />

angenehmen Frühling.<br />

Unübliche Instrumente im Popzirkus,<br />

das kommt immer gut an. Umso<br />

besser, wenn die dazugehörende Musik<br />

auch den Erwartungen standhält. Joanna<br />

Newsom ist so ein Fall, eine Harfistin,<br />

die in den letzten Jahren die Pop- und<br />

Folkszene ziemlich aufgewirbelt hat.<br />

Vor kurzem ist „Ys“ (Drag City) erschienen,<br />

ihr zweites Album, auf dem es nur<br />

fünf Songs gibt, dafür aber keinen unter<br />

sieben Minuten. Newsom macht keine<br />

Musik, die man so auf die Schnelle, einfach<br />

mal nebenbei konsumieren kann.<br />

Joanna Newsom verlangt volle Aufmerksamkeit<br />

und mit ihrer einzigartigen<br />

Stimme und den komplexen, poetischen<br />

Songs bekommt sie sie auch. Be-<br />

gleitet wird sie von einem Orchester,<br />

das im Hintergrund immer wieder weitere<br />

Ebenen und Schichten zu den Songs<br />

hinzufügt. „Ys“ ist eine Platte, die<br />

man entdecken muss, wer sich die Zeit<br />

dafür nimmt, kann nur gewinnen.<br />

Das gleiche lässt sich ohne Zweifel<br />

auch über Mira Calix sagen, die zwar auf<br />

dem Elektronik-Label Warp veröffentlicht,<br />

deren Kompositionen sich aber beim besten<br />

Willen in keine Dancefloor-Schublade<br />

quetschen lassen. Vielmehr hat man<br />

bei der in England lebenden Südafrikanerin<br />

den Eindruck, ihre so sorgfältig wie<br />

sparsamen Sample-Gebilde auf „Eyes Set<br />

Against The Sun“ (Warp) könnten die<br />

Vorhut ultramoderner E-Musik bilden.<br />

„Contemporary classical composer“<br />

nennt ihre Presseinfo die Frau, die im<br />

bürgerlichen Leben den Rotwein-edlen<br />

Namen Chantal Passamonte trägt, dann<br />

auch.Wer ihre, in stundenlangen, liebevollen<br />

„Field Recordings“ aufgenommenen,<br />

Versatzstücke von schmelzendem<br />

Schnee und raschelnden Zweigen hört,<br />

die sich mit dem Kindergesang des<br />

Woodbridge School Junior Choir und fragilen<br />

bis bizarren Synthiegeräuschen mischen,<br />

versteht sofort, wie das gemeint<br />

ist. Nach diversen Auftragsarbeiten für<br />

Museen und Klassik-Festivals ist Mira<br />

Calix eine Frau, von der definitiv noch<br />

(mehr) Großes zu erwarten ist.<br />

Großes kann man nicht nur von<br />

Lady Sovereign erwarten, es ist in einer<br />

unvergleichbaren Hypewelle rund um<br />

den Globus sogar schon eingetreten.<br />

Und das, obwohl die zierliche, junge<br />

Engländerin doch von sich selbst sagt,<br />

sie sei „officially the biggest midget in<br />

the game“. Das „Game“ ist natürlich HipHop,<br />

und da konnte die freche Göre aus<br />

dem heruntergekommenen Nordwesten<br />

Londons immerhin als erste Britin<br />

einen Deal mit DefJam-Mogul Jay-Z absahnen<br />

– obwohl sie, wie sie in ihrem<br />

Stück „9 to 5“ rappt, absolut keine Lust<br />

hat, die gängigen Klischees für Frauen<br />

im HipHop zu bedienen. Stattdessen<br />

hüpft die Rapperin, die eigentlich Louise<br />

Harman heißt und angeblich immer<br />

noch bei ihrer Mutter wohnt, in bequemer<br />

Working-Class-Sportswear durch<br />

ihre Videos und dekonstruiert sämtliche<br />

Klischees. Ihre absolut respektlosen, witzigen<br />

Lyrics rappt sie dabei mit so viel<br />

Verve über ihre dreckigen, Grime-gepowerten<br />

Beats, dass sogar Großmeisterin<br />

Missy Elliott nicht widerstehen konnte:<br />

der letzte Track auf ihrem fulminanten<br />

Debüt-Album „Public Warning“ (DefJam)<br />

ist eine Zusammenarbeit mit Miss E.<br />

Aber auch aus Wien gibt es ein Debüt<br />

zu begrüßen, das allerdings aus einem<br />

ganz anderen Genre kommt. Das<br />

Trio Luise Pop, deren Mitglieder Lisa Berger,<br />

Ina Freudenschuss und Vera Kropf<br />

nicht nur von zahlreichen Live-Auftritten,<br />

sondern von ihren Vorgänger-Projekten<br />

bekannt sind (u.a. Skizze, Minx<br />

und Törpeauto), haben endlich eine<br />

Single veröffentlicht. Die beiden Songs<br />

von „Gas Station/Turn It Off“ (myspace.com/luisepop)<br />

verschmelzen Indie-<br />

Schrammel-Pop mit melancholischen<br />

Elektronik-Einsprengseln und gehauchtem<br />

englischen Gesang. Da können wir<br />

das erste Album kaum abwarten. ❚


Dirty work, dirty deal<br />

Hausarbeit ist nach wie vor Frauensache – mittlerweile zunehmend die Sache<br />

migrantischer Frauen. Eine Rezension von Lea Susemichel<br />

Die Differenzen zwischen Frauen<br />

wurden nicht erst von den Postmodernen<br />

entdeckt. Schon um<br />

die Jahrhundertwende mussten<br />

sich Feministinnen der bürgerlichen<br />

Frauenbewegung die so genannte<br />

„Dienstbotenfrage“ stellen und sich entscheiden,<br />

ob sie die Forderungen der<br />

DienstbotInnen nach besseren Arbeitsbedingungen<br />

unterstützen oder ihre Interessen<br />

als Arbeitgeberinnen verteidigen<br />

wollten. <strong>An</strong>fang der 1980er machte<br />

Audre Lorde weiße Feministinnen darauf<br />

aufmerksam, dass sie sich den Luxus ihres<br />

feministischen Engagements lediglich<br />

erlauben könnten, weil andere Frauen<br />

derweil ihre Kinder hüten und ihren<br />

Dreck wegmachen würden. Männer die<br />

Hälfte der Hausarbeit und Kinderbetreuung<br />

erledigen zu lassen, hat bis heute<br />

nirgendwo geklappt. Frauen gelingt es in<br />

der Regel nur, sich von diesen Pflichten<br />

zu befreien, indem sie andere Frauen für<br />

diese Arbeiten bezahlen. Die Alterung<br />

der Gesellschaft in Verbindung mit dem<br />

Abbau sozialstaatlicher Versorgung und<br />

neoliberaler Reprivatisierung von Pflegeund<br />

Betreuungsarbeiten, lässt den Bedarf<br />

an häuslichen Dienstleistungen zusätzlich<br />

steigen, die Nachfrage nach<br />

HausarbeiterInnen wächst stetig.<br />

„Sklavenarbeit“ nennt Bridget <strong>An</strong>derson<br />

diese neue Form der Haushaltshilfe<br />

in ihrem Buch „Doing the Dirty<br />

Work? Migrantinnen in der bezahlten<br />

Hausarbeit in Europa“. Und die dort versammelten<br />

Beispiele für unmenschliche<br />

Ausbeutung strafen diese Drastik nicht<br />

Lügen.„Ein Großteil der reproduktiven<br />

Arbeit in Europa wird derzeit von Nicht-<br />

Staatsangehörigen erledigt“, behauptet<br />

<strong>An</strong>derson. Denn neben Sexarbeit bleibt<br />

neu nach Europa gelangten Migrantinnen<br />

meist nur die Arbeit in privaten<br />

Haushalten. Illegalität zwingt Frauen<br />

außerdem häufig in so genannte „Livein“-Beschäftigungsverhältnisse,<br />

bei denen<br />

sie mit im Haus ihrer DienstgeberInnen<br />

wohnen. Neben häufig miserabler<br />

Bezahlung und extrem langen Arbeitszeiten,<br />

die oft Abrufbereitschaft rund um<br />

die Uhr voraussetzen, öffnet dieses<br />

rechtlich vollkommen ungesicherte Arbeitsverhältnis<br />

auch anderen Formen<br />

des Missbrauchs, wie physischen Misshandlungen<br />

und sexualisierter Gewalt,<br />

Tür und Tor. Diese Ethnifizierung der<br />

Hausarbeit vollzieht sich aber noch weit<br />

differenzierter, wie <strong>An</strong>derson anhand der<br />

in Barcelona, Bologna, Athen, Berlin und<br />

Paris untersuchten Arbeitsbedingungen<br />

belegen kann. Rassistisch ist nicht alleine<br />

die Tatsache, dass diese Arbeit Migrantinnen<br />

überlassen wird, sondern auch<br />

die Arbeitsteilung im Detail.Während<br />

Kinder- und Altenbetreuung häufiger<br />

hellhäutigeren Frauen überantwortet<br />

wird, überlässt man den dunkelhäutigeren<br />

das Grobe. Die Lohnniveaus sinken<br />

mit dem Hautton und Stigmatisierungen<br />

wie bspw. die Sexualisierung von<br />

Thailänderinnen führen dazu, dass man<br />

diese nur ungern für Pflegearbeiten einsetzt<br />

und mit Schwarzen Körperkontakt<br />

überhaupt möglichst vermeidet.<br />

Die Fälle, die Maria S. Rerrich in „Die<br />

ganze Welt zu Hause. Cosmobile Putzfrauen<br />

in privaten Haushalten“ schildert,<br />

sind weniger schlimm. Ihre Studie beschränkt<br />

sich auf Deutschland und hier<br />

sind bislang „Live-out“-Dienstverhältnisse<br />

die Regel. Die Frauen arbeiten dort<br />

meist in mehreren Haushalten parallel,<br />

wodurch die Abhängigkeit von einem/r<br />

ArbeitgeberIn weniger groß ist. Lange Arbeitzeiten,<br />

niedriger Lohn, psychische<br />

und physische Dauerbelastungen gibt es<br />

aber auch hier. Neben Frauen ohne Aufenthaltstitel<br />

arbeiten in Deutschland viele<br />

auch mit einem Touristenvisum. Insbesondere<br />

das Modell „polnische Cousinen“<br />

erlaubt dabei die gleichzeitige Versorgung<br />

des eigenen Haushalts im<br />

Herkunftsland. Zwei Frauen teilen sich<br />

sowohl die Pflichten zuhause als auch<br />

die Arbeitsstelle und reisen nach Visumsablauf<br />

wieder zurück und neu ein. Aber<br />

auch jene, die länger bleiben, brauchen<br />

nicht selten Betreuung für die eigenen<br />

Kinder. Polnische Frauen stellen dafür Arbeiterinnen<br />

aus der Ukraine ein, die mitunter<br />

ihrerseits nun wieder billigere Arbeitskräfte<br />

für den zurückgelassenen<br />

Haushalt brauchen. Diese „Globale Betreuungskette“<br />

spannt sich einmal um<br />

den ganzen Erdball, vermutet Rerrich.<br />

Unberücksichtigt bleibt in ihrem<br />

Buch ein Umstand, dem <strong>An</strong>derson viel<br />

Gewicht verleiht. Frauen kaufen mit der<br />

migrantischen Arbeitskraft nicht nur<br />

Dienstleistungen ein. Sie sichern sich<br />

damit gleichzeitig immer auch die Position<br />

der Haus„herrin“.„Wenn es nicht<br />

funktioniert, tu etwas anderes“ hat Audre<br />

Lorde auch einmal gesagt. Etwas anderes<br />

sollten Frauen sich dringend einfallen lassen,<br />

um die Drecksarbeit loszuwerden. ❚<br />

Bridget <strong>An</strong>derson: Doing the<br />

Dirty Work? Migrantinnen in der<br />

bezahlten Hausarbeit in Europa<br />

Assoziation A 2006, 14 Euro (D)<br />

Maria S. Rerrich: Die ganze Welt<br />

zu Hause. Cosmobile Putzfrauen<br />

in privaten Haushalten<br />

Hamburger Edition, 2006, 16 Euro (D)<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 39


lese.zeichen<br />

Alterserscheinungen<br />

Wir werden so alt wie<br />

in keiner Generation<br />

zuvor! Was <strong>An</strong>lass zur<br />

Freude sein sollte,<br />

wird getrübt durch<br />

die drohende Rentenunsicherheit<br />

und<br />

den grassierenden Jugendwahn.<br />

Durch<br />

späte Reproduktion<br />

mit wesentlich jüngeren<br />

Frauen versuchen manche Männer ihrem<br />

Schicksal zu entgehen, Frauen begeben sich immer<br />

häufiger vertrauensvoll in die Hände der<br />

Schönheitschirurgie. Der verbleibende Rest ergeht<br />

sich in der Hoffnung auf Altersweisheit<br />

und Gelassenheit. Mit Illusionen wie dieser<br />

räumt Silvia Bovenschen, 1946 geboren, Literaturwissenschaftlerin<br />

und Essayistin, in ihrem<br />

Buch „Älter werden“, gründlich auf. In sehr persönlichen<br />

Reflexionen über ihre Kindheit im<br />

Nachkriegsdeutschland, ihre sehr früh aufgetretene<br />

MS-Erkrankung und den mühevollen Prozess<br />

der Akzeptanz der sich häufenden Jahre ist<br />

ein kluges Buch entstanden.<br />

Es erzählt vom täglichen Gedanken an den<br />

Tod, genauso wie von der Koketterie, uns selbst<br />

noch für jung zu halten, während wir andere<br />

schon für alt hielten, als wir selbst noch jung<br />

waren, über die untrüglichen Symptome des Alterns,<br />

wie den Wechsel von hochhackigen<br />

Pumps zu flacherem Schuhwerk, die plötzliche<br />

Leidenschaft für Tierfilme und die Hoffnung,<br />

wenn schon alt, dann doch wenigstens so ein<br />

schlecht gelauntes, aber partiell witziges Monster<br />

wie Adele Sandrock zu werden (aber wer<br />

kennt eigentlich noch Adele Sandrock?). Es erzählt<br />

über den Konflikt zwischen gesellschaftspolitischer<br />

Liberalität und der eigenen ästhetischen<br />

Belastbarkeit beim <strong>An</strong>blick alter Körper,<br />

von all den Widersprüchen zwischen dem, was<br />

man weiß, und dem, was man so genau nicht<br />

wissen will. Es erzählt von all unseren „Luxusleiden“<br />

und – leider nicht allzu viel – von den überwiegend<br />

weiblichen „Alten“, die unter oder<br />

knapp über der Armutsgrenze leben, aus ande-<br />

40 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

ren Lebenswelten kommen und für die sich<br />

ganz andere Fragen stellen. Existenziellere als<br />

die nach der fehlerhaften Grammatik des Satzes,<br />

dass eine ältere Frau jünger ist als eine alte<br />

Frau.<br />

Gabriele Susemichel<br />

Silvia Bovenschen: Älter werden<br />

S. Fischer Verlag 2006, 17,90 Euro<br />

Marokkotour<br />

Ausgehend von dem<br />

touristischen Surferparadies<br />

Essauoira<br />

treffen sich zwei EuropäerInnen<br />

zu einer<br />

touristischen Individualreise<br />

durch den marokkanischen<br />

Süden.<br />

Die Leserin klappert<br />

auf der nur wenige Tage<br />

dauernden Fahrt<br />

zusammen mit den westlichen ProtagonistInnen<br />

die bekanntesten Sightseeingorte dieses<br />

Teils des nördlichen Afrikas ab.<br />

Wenngleich die Fahrt auch mit einer autobiografischen<br />

Spurensuche verknüpft ist, liest<br />

sich das Buch über weite Strecken wie ein Reiseführer<br />

– nur ohne konkrete Informationen. Soweit<br />

zum Romaninhalt.<br />

Wer sich Landschaftsbilder gerne in Worten<br />

ansieht, wird bei der Lektüre von „Der letzte<br />

Gast“ gefesselt sein. Für alle anderen können die<br />

außerordentlich blumigen Ausführungen zu<br />

raumeinnehmend erscheinen. Gesellschaftliche<br />

oder sozialpolitische Erläuterungen erhalten<br />

vergleichsweise kaum Platz. Ärgerlich ist der kolonialistische<br />

Stil der Beschreibungen: MarokkanerInnen<br />

kommen bei Karin Rüttimann nur als<br />

StatistInnen vor.<br />

Bärbel Traunsteiner<br />

Rüttimann, Karin: Der letzte Gast<br />

Orlanda Les(e)bar 2006, 10,30 Euro (A)<br />

Aufgewärmtes und Leckerbissen<br />

Die Titel der einzelnen<br />

Texte klingen schräg<br />

und wecken den Appetit,<br />

sich gleich den einen<br />

oder anderen<br />

Sprachhappen einzuverleiben:„Das<br />

Lied<br />

des Grießbreis“,„Die<br />

Traurigkeit des Wachtelbrustessers“,„Oktopusse<br />

küsst man<br />

nicht“,„Der Geschmack der Elektrizität“,„Fühllose<br />

Gaumen“. Was frau serviert bekommt,<br />

schmeckt allerdings teilweise aufgewärmt, teilweise<br />

nach Wiedergekautem, teilweise schal.<br />

Vor allem, wenn sie bereits andere Arbeiten der<br />

Autorin genießen konnte, vermisst sie in der „Leberwurst“<br />

oft inhaltliche Originalität, sprachliche<br />

Nuancierungen. Sich tapfer durchzukosten<br />

lohnt trotzdem, ein paar Leckerbissen lassen<br />

sich durchaus herauspicken. Zum Beispiel in<br />

„Unterm Zimtstern“: Vor den Augen der Erzählerin<br />

verwandelt sich ein Steuerberater in einen<br />

Lauch, ein Kellner mutiert zu einer alten Brezenstange,<br />

Kaffeehausbesucher werden zu Fischstäbchen<br />

oder Brokkoliröschen. Die vermeintlichen<br />

Ursachen dieser Wahrnehmung sind genauso<br />

aberwitzig wie die Tatsache, dass an den<br />

Tagen,„an denen ich nur Menschen sehe, eine<br />

gewisse Langeweile über mich kommt“. Eine<br />

sehr liebevolle Erinnerung an die böhmische<br />

Köchin <strong>An</strong>tonia ist in „<strong>An</strong>tonia on my mind“ zu<br />

verkosten. Viel Biss enthält das „Geständnis einer<br />

Rodomanin“. Da wird der (geheimen)<br />

Fleisch(fr)ess-Lust, dem Röhrenknochen-<br />

Knacken, dem zügellosen Gänsekopf-Verspeisen<br />

gefrönt. Und welcher diese ungezügelten Lüste<br />

dann doch zu bissig sind, kann sich an den „Katastrophen,<br />

die bei Tisch drohen“ gütlich tun,<br />

wenn beispielsweise der Dampftopf einen<br />

Milchreis-<strong>An</strong>schlag verübt.<br />

Petra Öllinger<br />

Keto von Waberer: Vom Glück, eine Leberwurst zu lieben und andere kulinarische<br />

Glossen.<br />

edition ebersbach 2006, 13,40 Euro (A)


Sprachlos<br />

Sabine Scholl beschreibt<br />

in ihrem Buch<br />

Japan von der etwas<br />

anderen Seite. Es ist<br />

nicht das futuristische<br />

Japan oder das Japan<br />

des Zenbuddhismus,<br />

das man aus Reisemagazinen<br />

kennt, sondern<br />

es ist das Japan<br />

des Alltags. Die Autorin<br />

ist dort im wahrsten Sinne des Wortes<br />

sprachlos, denn sie beherrscht weder Japanisch<br />

noch kann sie sich mit irgendeiner anderen<br />

Sprache weiterhelfen. Einzig und allein auf ihr<br />

Gespür muss sie sich verlassen. So kommt es,<br />

dass die kleinsten Alltäglichkeiten zu großen<br />

Hürden werden. Beispielsweise schüttet sie sich<br />

einen Joghurtdrink in den Kaffee, weil sie aufgrund<br />

der auf der Packung abgebildeten Kuh<br />

glaubt, dass es sich um Milch handelt. Immer<br />

wieder versucht die Autorin, Parallelen zu anderen<br />

Ländern zu ziehen, in denen sie bereits gelebt<br />

hat, aber Japan ist unvergleichlich.<br />

„Nicht erst, seit ich in Japan bin, versuche<br />

ich herauszufinden, worauf es bei der Wahrnehmung<br />

des Fremden ankommt. Soll ich Unterschiede<br />

festhalten oder Ähnlichkeiten? Immer<br />

mehr neige ich zu Letzterem und kann nicht aufhören,<br />

Vertrautes und vermeintlich Bekanntes<br />

hier zu finden.“ Als sie dann endlich nach Hause<br />

zurückkehrt, stellt sie fest: Japan hat sich ihr eingeschrieben,<br />

körperlich und seelisch. Und sie hat<br />

ständig den Wunsch, nach Japan zurückzukehren.<br />

<strong>An</strong>drea Zutz<br />

Sabine Scholl: Sprachlos in Japan<br />

Sonderzahl 2006, 16,- Euro<br />

Zwei Frauen – zwei Welten<br />

Im Mittelpunkt von<br />

Kirstin Breitenfellners<br />

Roman „Falsche Fragen“<br />

stehen zwei Frauen,<br />

Maya und Teresa,<br />

ehemaligen Jugendfreundinnen,<br />

die mittlerweile<br />

verschiedener<br />

nicht sein könnten.<br />

Maya ist Ehefrau und<br />

Mutter, lebt im Bergland<br />

des Himalajas und ist <strong>An</strong>hängerin einer<br />

strengen Religionsgemeinschaft, deren Regeln<br />

sie strikt befolgt. Teresa, die städtische Werbetexterin,<br />

lebt in einer lockeren Beziehung und<br />

möchte frei von allen Zwängen sein.<br />

Als Maya nach Jahren der Trennung wieder<br />

ihre Familie in der Stadt besucht, werden Erinnerungen<br />

wach. In Rückblenden wird die Geschichte<br />

der beiden Frauen aus ihren Perspektiven<br />

erzählt, über ihre Freundschaft von Kindesbeinen<br />

an und ihre Entwicklungen, mit und ohne<br />

Religion.<br />

Am Ende der Erzählung treffen die ehemaligen<br />

Freundinnen noch einmal aufeinander und<br />

somit auch zwei Welten, zwei Kulturen, zwei<br />

Denkweisen, die ihre eigene Definition von<br />

Wahrheit oder Freiheit haben. Ihre Fragen aneinander<br />

bleiben ohne <strong>An</strong>twort.<br />

Kirstin Breitenfellner erzählt die Geschichte<br />

der beiden Frauen im Spannungsfeld zwischen<br />

fundamentaler Religion und Atheismus, zwischen<br />

freiwilligen Einschränkungen und vorgetäuschter<br />

Freiheit. Durch die detailreiche Erzählung,<br />

fällt es nicht schwer, sich in die handelnden<br />

Personen hineinzuversetzen, allerdings<br />

können dadurch die 230 Seiten ganz schön lang<br />

werden – Spannung kommt kaum auf.<br />

<strong>An</strong>drea Auerbach<br />

Kirstin Breitenfellner: Falsche Fragen.<br />

Skarabaeus 2006, 19,90 Euro<br />

Mehr als ein Kalender<br />

Frau schlägt das spiralgebundene,<br />

relativ<br />

dicke Buch auf und findet<br />

eine Schatzkiste<br />

aus poetischen Texten<br />

und magischen Bildern,<br />

Planetenzeichen,<br />

Mondseiten und vielem<br />

anderen.<br />

Gegen die anfängliche<br />

Verwirrtheit ob dieser<br />

Vielfältigkeit, helfen die Erläuterungen, wie mit<br />

dem Buch gearbeitet werden kann. Gestaltet<br />

wurde diese außergewöhnliche, spirituelle Jahresbegleiterin<br />

von We’Moon, einer Gemeinschaft<br />

von Frauen („a wimmin’s land-based<br />

community“), nahe Estcada/Oregon. Viele<br />

Beiträge stammen von Frauen aus unterschiedlichen<br />

Ländern und eröffnen eine bunte, inspirierende,<br />

weibliche Welt-Sicht. Auch für jene, die<br />

mit Sonnentransit, Erdrhythmus, Ephemeriden<br />

für Planeten und dergleichen nicht viel am Hut<br />

haben, ist das Jahrbuch ein nützliches „Utensil“.<br />

Es bietet viel Platz zum Eintragen; Texte und Bil-<br />

der laden zum Verweilen ein und verleiten zu eigener<br />

Kreativität. Während herkömmliche Kalender<br />

am Jahresende meistens ausgedient haben,<br />

sollte für „Mit Gaia den Rhythmus finden“<br />

ein Plätzchen im Buchregal reserviert werden.<br />

Das „Handbuch zu den Naturkreisläufen“ (so die<br />

treffende Bezeichnung in der Einleitung) hält Inhalte<br />

parat, die 2008 noch gültig sein werden.<br />

Mit einem Wort – ein Kalender, der mehr ist als<br />

ein Kalender.<br />

Petra Öllinger<br />

Mother Tongue Ink. (Hrsgin.): We’Moon-Kalender <strong>2007</strong>: Mit Gaia den<br />

Rhythmus finden.<br />

Christel Göttert Verlag 2006, 19,20 Euro (A)<br />

Dissidente Alternative<br />

Allen Aufsätzen in diesem,<br />

von der Stiftung<br />

Fraueninitiative herausgegebenen<br />

Werk,<br />

ist gemeinsam, dass<br />

sie Bemühungen von<br />

Menschen darstellen,<br />

sich selbst zu organisieren<br />

und sich dissident<br />

zu verhalten. Besonders<br />

zwei Essays<br />

sind bemerkenswert: Sharon Howell stellt Detroit<br />

Summer vor, eine Vereinigung von AktivistInnen,<br />

die Arbeitslosigkeit, Jugendkriminalität,<br />

sowie den rassistisch motivierten Übergriffen<br />

der Exekutive gegenüber der afroamerikanischen<br />

Bevölkerung entgegenwirken<br />

wollen. Ihr Engagement besteht darin, ihre<br />

Stadt durch Selbstorganisation wieder aufzubauen.<br />

Ein weiterer interessanter Beitrag unter<br />

vielen anderen ist auch der von <strong>An</strong>nette<br />

Schlemm, er behandelt das Thema Freiheit. Sie<br />

zitiert Marx und Engels, wonach Freiheit nur zu<br />

erreichen ist, wenn jedeR die Möglichkeit zur<br />

Selbstentfaltung hat. Die Freiheit des/der Einzelnen<br />

ist die Vorraussetzung der Freiheit aller.<br />

Das Buch stellt viele unterschiedliche Strategien<br />

für Selbstorganisation vor und versucht, alternative<br />

Lebenspraktiken aufzuzeigen, wie ein<br />

freieres Leben in verschiedensten Regionen der<br />

Welt bereits realisiert wird.<br />

Ilkay Sari<br />

lese.zeichen<br />

Stiftung Fraueninitiative, Carola Möller, Ulla Peters, Irina Valley (Hg.): Dissidente<br />

Praktiken. Erfahrungen mit herrschafts- und warenkritscher<br />

Selbstorganisation.<br />

Ulrike Helmer Verlag 2006, 20,50 Euro<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 41


ge.sehen<br />

42 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

B i l d : Vi v a n S u n d a ra m<br />

Red Indian<br />

Amrita Sher-Gil ist eine ungarisch-indische Künstlerin, die wir kennen lernen müssen, meint<br />

Elisabeth Schäfer.<br />

Sie kann nur in Indien malen.<br />

Sagt sie 1938. Da bleibt schon<br />

nicht mehr viel Zeit – was sie<br />

nicht weiß. Sie ist seit 1934<br />

wieder in Indien. Ihr Handwerk<br />

hat sie an der École des Beaux Arts in<br />

Paris gelernt. Amrita Sher-Gil ist zwischen<br />

Welten zuhause, die sie nicht erfunden<br />

hat. Wie wir alle vielleicht. Aber<br />

sie hat gemalt. Und die Welten nicht<br />

genau so wiedererfunden. Aus der Mitte<br />

ihres Bildes „Hill Women“ von 1935<br />

strahlt ein Gefäß in kräftigem Rot. Dieses<br />

Rot klafft und strahlt in ihren Bildern<br />

wie ein leicht geöffneter Mund<br />

oder wie eine Wunde. Das Rot ist Morgen-<br />

und Abendrot, es ist ein Zwischenton<br />

einer Malerin, die zwischen<br />

Morgen- und Abendland vermitteln<br />

wollte.<br />

Geeta Kapur, Indiens berühmte<br />

Kunsthistorikerin, beschreibt Amrita<br />

Sher-Gils Arbeit als einen Versuch,„alles<br />

auf einmal zu überwinden: die Entfremdungen<br />

auf Grund ihrer Klassenzugehörigkeit,<br />

ihrer indo-europäischen Herkunft<br />

und ihres Geschlechts“. Amrita<br />

Sher-Gil ist im Westen noch fast gänzlich<br />

unbekannt. Um sie bekannt zu machen,<br />

wird sie gerne die „Frida Kahlo des<br />

Ostens“ genannt. Aber zwei verschiedene<br />

Künstlerinnen sind zwei verschiedene<br />

Künstlerinnen – und zwei sind eine<br />

mehr als eine. Also:Was kann erzählt<br />

werden von Amrita Sher-Gil, der Male-<br />

rin des Westens und des Ostens: Amrita<br />

wurde am 30. Januar 1913 in Budapest<br />

geboren. Ihre Mutter, Marie <strong>An</strong>toinette<br />

Gottesmann, war Opernsängerin und<br />

ihr Vater, Umrao Singh Sher-Gil ist in Indien<br />

als Literat, Philosoph, anti-britischer<br />

Nationalist und Fotograf berühmt<br />

geworden. Bis zu ihrem neunten Lebensjahr<br />

lebte Amrita in Budapest, bevor<br />

die Familie nach dem Ersten Weltkrieg<br />

nach Punjab in Nordindien zog. In<br />

der künstlerisch ambitionierten Familie<br />

wurde Amritas Talent früh entdeckt. Mit<br />

16 Jahren zog die Familie mit ihr nach<br />

Paris, wo sie Malerei und die ästhetischen<br />

Traditionen des Abendlandes studierte.<br />

Ihre frühen Gemälde stehen unter<br />

dem Einfluss des Realismus. Sie portraitiert<br />

eine Freundin: Das Gesicht von<br />

Marie Louise mit den sehr roten Lippen<br />

ist nicht das einer Frau, nicht das eines<br />

Mannes, es ist beides und vor allem ist<br />

es viel mehr. Ihrer Mutter versichert<br />

Amrita, dass sie keine sexuelle Beziehung<br />

mit einer Frau habe. Aber sie<br />

schreibt offen von ihrer Sehnsucht nach<br />

einer Frau. Das ist – auch – ihr Thema.<br />

Es changiert in ihrem Werk zwischen<br />

Identifikation und Begehren.<br />

Paul Gaugin und der Blick der europäischen<br />

Avantgarde auf ‚exotische<br />

Motive’ waren für sie inspirierend.<br />

Zurück in Indien, studiert sie u. a. die<br />

frühen buddhistischen Felsenmalereien<br />

B i l d : Vi v a n S u n d a ra m<br />

von Ajanta und die mittelalterliche Miniaturmalerei<br />

der Mogule Nordindiens.<br />

Ihr Blick auf Indien zeugt von großer<br />

Aufmerksamkeit für die indische Gesellschaft.<br />

Sie malt Frauen und Männer bei<br />

rituellen Handlungen, Gesichter von<br />

Menschen und was sie sagen. Sie sagt:<br />

„Europe belongs to Picasso, Matisse and<br />

Braque and many others. India belongs<br />

only to me.“<br />

Amrita Sher-Gil starb 1941 im Alter<br />

von 28 Jahren.<br />

Das Haus der Kunst in München<br />

zeigte von Oktober 2006 bis Januar<br />

<strong>2007</strong> eine Ausstellung unter dem Titel<br />

„Amrita Sher-Gil. Eine indische Künstlerfamilie<br />

im 20. Jahrhundert“. Die Ausstellung<br />

widmete sich nicht nur Amritas<br />

Werk, sondern auch seiner Rezeption innerhalb<br />

ihrer eigenen Familie. Vater<br />

Umrao hat seine Tochter zeitlebens<br />

fotografiert. Ihr Neffe Vivan Sundaram<br />

versucht in „Re-take of Amrita“ (2000/<br />

2001) die Selbstportraits des Vaters,<br />

die Portraits der Tochter und Amritas<br />

Bilder miteinander in Beziehung zu<br />

setzen.<br />

Was die Ausstellung nicht fragt:<br />

Wie gelungen ist dieses Projekt „Retaking<br />

Amrita“? In welchen Blick ist Amrita<br />

Sher-Gil zu Lebzeiten verstrickt gewesen<br />

und über sie hinaus verstrickt geblieben?<br />

Ich warte und freue mich auf<br />

eine feministische Rezeption des Werkes<br />

von Amrita Sher-Gil! ❚<br />

B i l d : A m r i t a S h e r- G i l


musik.tanz<br />

01.03., 20.00, Wien<br />

VSA presents zum Internationalen<br />

Frauentag: Katrin Navessi, Magdalena<br />

Piatti, Laura Rafetseder, Mika Vember<br />

Die Vienna Songwriting Association<br />

stellt vier Musikerinnen vor<br />

Gasthaus VORSTADT, 1160 Wien,<br />

Herbststrasse 37, kulturgasthaus@<br />

vorstadt.at, Kosten: 10,- Euro<br />

05.03., Wien<br />

Klavierabend Helene Grimaud. Hagen<br />

Quartett. Frederic Chopin, Johannes<br />

Brahms, Robert Schumann<br />

Wiener Konzerthaus, 1030 Wien,<br />

Lothringerstrasse 20, T. 01/242002,<br />

ticket@konzerthaus.at, www.konzerthaus.at,<br />

Kosten: 12,- bis 62,- Euro<br />

08.03., 20.00, Wien<br />

Evelyn Petrova.Ohne Kompromisse<br />

nach den Sternen greifen. Evelyn Petrova<br />

führt mit ihrem Akkordeon und<br />

ihrer Stimme in die Welt der russischen<br />

Volkslieder. „The Year‘s Cycle“<br />

heißt ihre energetisch aufgeladene<br />

Tour de force zwischen tief verwurzelten<br />

Traditionen, feiner Virtuosität und<br />

Jazzimprovisation<br />

SfabrikG, 1140 Wien, Goldschlagstrasse 169,<br />

T. 01/988 981 11, kulturhaus@sargfabrik.at,<br />

www.sargfabrik.at, Kosten: 18,- Euro<br />

17.03., Linz<br />

„Mystik“ Ein hip hop female act.<br />

Mystic aus Oakland ist eine der interessantesten<br />

Stimmen innerhalb der<br />

kreativen Hip Hop Szene Kaliforniens.<br />

Sie verbindet Rap und Soul<br />

KAPU, 4020 Linz, Kapuzinerstrasse 36,<br />

T. 0732/779660, kapu@servus.at,<br />

www.kapu.or.at<br />

22.03., 20.00, Wien<br />

Susana Baca. Die bewegende Stimme<br />

Perus Sie engagiert sich gegen Rassismus<br />

und für ein neues schwarzes<br />

Selbstbewusstsein. In ihre Arbeit integriert<br />

sie brasilianische Bossa Nova<br />

und französisches Chanson<br />

SfabrikG, 1140 Wien, Goldschlagstrasse 169,<br />

T. 01/98898/111, kulturhaus@sargfabrik.at,<br />

www.sargfabrik.at, Kosten: 25,- Euro<br />

22.03., 21.00, Wien<br />

Iva Nova,eine russische Frauenband,<br />

spielen Musik, in der russische traditionelle<br />

Musik mit Ska, Punk Rock und<br />

Jazz in Einklang gebracht werden<br />

Ost Klub, 1040 Wien, Schwindgasse 1,<br />

T. 01/5056228, www.ost-klub.at<br />

09.03., 20.00, Wien<br />

Barbara Faast. Als Allroundakkordeonistin<br />

meistert sie Tastenakkordeon,<br />

chromatisches Knopfakkordeon,<br />

diatonische Steirische Knöpferlharmonika,<br />

die diatonische Garmoschka aus<br />

Russland und das Bandoneon<br />

AERA, 1010 Wien, Gonzagagasse 11,<br />

T. 01/5335314, www.aera.at<br />

10.03., 20.00, Wien<br />

Rachelle Garniez. Die New Yorkerin<br />

macht mit ihrem Akkordeon Musik,<br />

die sich aus Swing, Tango, Walzer, Tex-<br />

Mex und Latin-Jazz zusammen setzt<br />

Baumgartner Casino, 1140 Wien,<br />

Linzer Strasse 297, T. 01/9143325<br />

11.03., 20.00, Wien<br />

Cathrin Pfeifer & Etta Scollo. Die Voodoomeisterin<br />

& die Vulkanin.<br />

Etta Scollo, die Vulkanin, zeichnet sich<br />

durch eine vulkanische Stimme aus.<br />

Die musikalische Begleitung zu dieser<br />

bebenden Stimme bereitet die Akkordeonistin<br />

Cathrin Pfeiffer<br />

Schutzhaus Zukunft, 1150 Wien, Auf der<br />

Schmelz, verl. Guntherstrasse,<br />

T. 01/ 9820127, www.schutzhaus-zukunft.at<br />

film<br />

01.-5.3., Wien<br />

Tricky Women 07<br />

Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1,<br />

www.topkino.at<br />

08.-15.03., Wien<br />

„FrauenWelten“. Frauenfilmtage <strong>2007</strong><br />

Filmcasino, 1050 Wien, Margaretenstrasse 78,<br />

T. 01/5879062, www.frauenfilmtage.at,<br />

www.filmcasino.at<br />

11.03., 12.30, Wien<br />

Sehnsucht. Regisseurin: Valeska<br />

Griesebach<br />

Votiv, 1090 Wien, Währinger Strasse 12,<br />

T. 01/3173571, www.votivkino.at<br />

18.03., 12.00, Wien<br />

Marie <strong>An</strong>toinette. Ein junges Mädchen<br />

versucht ihre Einsamkeit und sexuelle<br />

Frustration durch Shopping zu kompensieren<br />

Votiv, 1090 Wien, Währinger Strasse 12,<br />

T. 01/3173571, www.votivkino.<br />

theater.kabarett<br />

02. & 03.03, 19.30, Wien<br />

V-Day Vienna <strong>2007</strong> Benefizveranstaltung.<br />

Der „V-Day“ ist eine von der<br />

Künstlerin und Aktivistin Eve Ensler ins<br />

Leben gerufene globale Bewegung, die<br />

gegen die Gewalt an Frauen und<br />

Mädchen auftritt. Die „<strong>2007</strong> V-Day“-<br />

Schwerpunktaktion unterstützt Frauen<br />

in Konfliktregionen. Die Einnahmen<br />

gehen an die Organisation „Frauen ohne<br />

Grenzen“ und Lefö<br />

Kosmos Theater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/5231226,<br />

www.kosmostheater.at, Karten: 19,-/15,- Euro<br />

07.-31.03., 20.00, Wien<br />

Durst. Eine Mutter sperrt ihre beiden<br />

Söhne in ihr Zimmer, spült den Schlüssel<br />

in der Toilette hinunter und kommt<br />

dreizehn Tage nicht in ihre Wohnung<br />

zurück<br />

das TAG, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67,<br />

T. 01/5865 222, Mi-Sa: 20.00<br />

08.-09.03., Salzburg<br />

<strong>An</strong>nie Sprinkle & Elisabeth Stevens<br />

(US):„Exposed“.Ein Theaterstück über<br />

Experimente in Liebe, Sex, Tod und<br />

Kunst<br />

ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg,<br />

Josef.Preis-Allee 16, T. 0 622/848 78 40,<br />

www.argekultur.at<br />

08.-17.03, 20.30, außer So/Mo, Wien<br />

Wie man wird, was man ist.<br />

Regie: Beate Göbel. Inhaftierte Frauen<br />

in der Justizanstalt Favoriten arbeiten<br />

am Theaterstück und bringen ihre<br />

spezifische Sicht auf reale wie imaginierte<br />

Grenzen ein<br />

Kosmos Theater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T.01/5231226,<br />

www.kosmostheater.at, Kosten: 15,-/13,- Euro<br />

20.03., 17.04., 15.05., Wien<br />

Ladies Night. Der Weiberstammtisch<br />

lädt <strong>2007</strong> wieder zur Ladies Night in<br />

den Kosmosclub. Mit: Eva D., Susanne<br />

Draxler, Christina Förster, Claudia Martini,<br />

Ingeborg Schwab, Gerti Tröbinger,<br />

Christa Urbanek u.v.a.<br />

Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse<br />

42, T. 01/5231226,<br />

office@kosmostheater, www.kosmostheater.at,<br />

Karten: 13,-/11,- Euro<br />

27.03-31.03, 20.30, Wien<br />

Mata Hari & M‘greet.<br />

Offiziersgattin – Nackttänzerin – Doppelagentin<br />

von und mit nio<br />

Kosmostheater, 1070 Wien, Siebensterng. 42,<br />

T. 01/5231226, office@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at,<br />

Kosten: 15,-/13,-Euro<br />

Fo t o : S t e fa n Fa l ke<br />

frauenwelten<br />

seminar.workshop<br />

02.03., 03.03, Wien<br />

Selbstbewusst Auftreten -–Sich wirksam<br />

präsentieren. Kursleiterin: Regina Reiter<br />

Volkshochschule Penzing, 1140 Wien, Linzer<br />

Str. 146, T. 01/914 22 55, office@vhspenzing.at,<br />

www.vhspenzing.at, Kosten: 62,- Euro<br />

05.03., 17:30, Graz<br />

Rund um’s Gleichbehandlungsgesetz:<br />

In diesem Workshop diskutieren wir<br />

über den Zusammenhang zwischen<br />

Stereotypenbildung und Benachteiligungen<br />

aufgrund des Geschlechts im<br />

Arbeitsleben<br />

Gleichbehandlungsanwaltschaft für<br />

Frauen und Männer in der Arbeitswelt,<br />

8020 Graz, Europaplatz 12, T. 0316/ 720590<br />

06.03., 03.04., Wien<br />

MigrantInnen in der mobilen Pflege<br />

und Betreuung.Im Rahmen des Equal-<br />

Projekts „MigrantInnen in der mobilen<br />

Pflege und Betreuung“ bietet die Caritas<br />

Wien Informationen über Pflege<br />

und Betreuungsberufe<br />

WIK-Vernetzungsbüro, 1050 Wien,<br />

Margaretengürtel 96/4/1a,<br />

T. 01/641 84 30, vereine@wik-vernetzungsbuero.at,<br />

08.03., vorauss. 9-12, Neunkirchen<br />

Mit voller Kraft neu durchstarten..<br />

Thema: Frauen/Wiedereinsteigerinnen<br />

und Arbeitsmarkt<br />

AMS, 2620 Neunkirchen,<br />

Dr. Stockhammergasse 31, T.0227262236<br />

ster@ibg.co.at, Kosten: 60,-Euro,<br />

<strong>An</strong>meldeschluss: 26.02.<br />

16.-18.03., Linz<br />

Der Duft des Doppelpunktes.<br />

Eine sinnlich kreative Schreibwerkstatt<br />

in Linz mit Petra Öllinger<br />

Frauengesundheitszentrum Linz, 4020 Linz,<br />

Kaplanhofstrasse 1, T.0732/774460,<br />

office@fgz-linz.at<br />

21.03.,18.30-20.30, Wien<br />

Frühlingsfrisch - mit Heilpflanzen -<br />

und Kräutern gesund ins Frühjahr<br />

Cafe Ephata, 1060 Wien, Garbergasse 14,<br />

T. 01/5977554, info@petra-oelllinger.at Wien 3<br />

23.03., 24.03., Wien<br />

Rhetorik für Menschen mit Nichtdeutscher<br />

Muttersprache. Kursleiterin:<br />

Regina Reiter<br />

Volkshochschule Penzing, 1140 Wien, Linzer<br />

Strasse 146, T.01/9142255,<br />

office@vhspenzing.at, www.vhspenzing.at,<br />

Kosten: 78,- Euro<br />

27.-28.03, Wr.Neustadt<br />

Teamgeist - Im Projektteam Lösungsfokussiert<br />

zum Ziel. Das Seminar richtet<br />

sich an Menschen, die das Gefühl<br />

haben, auf der Stelle zu treten, Energie<br />

in Konflikten und Machtkämpfen zu<br />

vergeudenTrainerin: Brigitte Lube<br />

Bildungshaus St. Bernhard, 2700 Wr.<br />

Neustadt, Neuklostergasse 1,<br />

an.künden<br />

Vom 8.-15.3. gibt es wieder die Frauenfilmtage im Filmcasino mit vielen Produktionen<br />

von Frauen oder Filmen, die unterschiedlichste weibliche Lebensrealitäten zeigen.<br />

Eröffnet wird das Festival mit dem international viel beachteten Spielfilm von<br />

<strong>An</strong>drea Staka „Das Fräulein“. Ein persönlicher Film von drei Frauen aus Exjugoslawien<br />

und ihrem Leben in der Schweiz.<br />

In „La bestia nel cuore“ von Cristina Comencini verändert sich das Leben einer beruflich<br />

erfolgreichen Frau mit ihrer Schwangerschaft völlig. Sie beginnt an Albträumen<br />

zu leiden, deren Ursprünge in ihrer Kindheit und bei ihrem Vater liegen und<br />

mit ihrem Vater im Zusammenhang stehen. Der Abschlussfilm von Fernando Léon<br />

„Princesas“ zeigt die Freundschaft zweier ungleicher Frauen im madrilenischen<br />

Rotlichtmilieu. Diskutiert wird im <strong>An</strong>schluss mit Expertinnen und Politikerinnen.<br />

^<br />

8.-15.3., Filmcasino, 1050 Wien, Margaretenstr. 78, www.frauenfilmtage.at, www.filmcasino.at<br />

T. 0699/10746256, s.schuster@ibg.co.at,<br />

Kosten: 60,-Euro, <strong>An</strong>meldeschluss: 06.03<br />

02.-04.03, Wien<br />

Burn-out Wochnendseminar.<br />

Leiterin: Sabine Fabach<br />

Institut Frauensache, 1150 Wien, Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at<br />

19.-20.04., Rust<br />

Projektevaluation und Qualitätssicherung.<br />

In dem Seminar soll ein allgemeiner<br />

Überblick über gängige Evaluationsmöglichkeiten<br />

gegeben<br />

werden<br />

Leiterin: Trude Hausegger, Seehotel Rust,<br />

7071 Rust, Am Seekanal 2-4,<br />

T. 0699/10400883, s.krabb@igb.co.at,<br />

Kosten: 60,-Euro, <strong>An</strong>meldung bis 23.03.<br />

vortrag.diskussion<br />

06.03., 16.00, Linz<br />

TEqualitiy – Technik. Gender. Equality.<br />

Ergebnisse des Forschungsprojektes<br />

an der Johannes Kepler Universität<br />

Linz. Hintergrund dieses Projektes ist<br />

die hartnäckige Unterrepräsentanz<br />

von Frauen in technischen Studienrichtungen<br />

Landhaus, Brauner Saal, 4040 Linz,<br />

Klosterstrasse 7, um <strong>An</strong>meldung bis 03.03<br />

<strong>2007</strong> wird gebeten, <strong>An</strong>meldung: T. 0732-<br />

2468-9203,<br />

astrid.faltinger@jku.at<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 43


an.künden<br />

07.03., 19:00 , Graz<br />

Diskussionsveranstaltung zum Thema<br />

Lesben in Arbeits- und Ausbildungszusammenhängen<br />

Stadtteilcafé palaver connected,<br />

8010 Graz, Griesgasse 8, Info:<br />

http://www.gundl.at/go/labrys/<br />

21.03., Steyr<br />

<strong>An</strong>tje Schrupp erzählt über Victoria<br />

Woodhall, eine Frau, die 1872 als amerikanische<br />

Präsidentin kandidierte. Sie<br />

trat gegen Sklaverei und Unterdrückung<br />

der Frau und für die freie<br />

Liebe auf<br />

Kulturzentrum AKKU, 4400 Steyr,<br />

Färbergasse 5, T. 07252/48542,<br />

akku@servus.at, www.akku-steyr.at<br />

22.-24.03., Innsbruck<br />

Kritik der Gefühle. Feministische Positionen.<br />

Die internationale Tagung wird der<br />

Auseinandersetzung mit feministischen<br />

Positionen gewidmet<br />

Management Center Innsbruck,<br />

6020 Innsbruck, Universitätsstrasse 15,<br />

<strong>An</strong>meldung bis 12.03. unter:<br />

fem@ubik.ac.at, www.uibk.ac.at/<br />

frauenbuero/gender-studies/<br />

ausstellung<br />

bis 02.03., Wien<br />

Nichts für uns, Alles für Alle.<br />

Strategischer Universalismus und politische<br />

Zeichnung.<br />

Die Ausstellung fragt nach Möglichkeiten<br />

eines „strategischen Universalismus“<br />

und damit nach der politischen<br />

Perspektive der Gleichheit<br />

Galerie IG Bildende Kunst, 1060 Wien,<br />

Gumpendorfer Strasse 10-12,<br />

T. 01/5240909, galerie@igbildendekunst.at,<br />

www.igbildendekunst.at<br />

bis 04.03., Wien<br />

Family Reunion. Eine Fotoausstellung<br />

über lesbische Mütter und schwule<br />

Väter<br />

Grün-Raum, 1040 Wien, Favoritenstrasse<br />

22, Mo-Do 17 -19.00, Fr, Sa, So 15-19.00<br />

08.-17.03., Wien<br />

WIR_HIER, Frauenkunst unter Strafe.<br />

Dokumentation der vierjährigen<br />

Theaterarbeit der geschlossenen<br />

Frauenabteilung. Künstlerische<br />

Leitung: Beate Göbel<br />

Kosmos Theater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T.01/521226,<br />

office@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at, Eintritt frei, außer<br />

So/Mo, geöffnet ab 19.00<br />

17.03., ab 15.00, Wien<br />

Alexandra Uccusic – Zwei<br />

in der kexfabrik, 1020 Wien,<br />

Dr. Natterergasse 6, www.kexfabrik.at<br />

44 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

bis 25.3., Wien<br />

Susanne Hammer, eine der bedeutendsten<br />

Vertreterinnen des zeitgenössischen<br />

Schmuckdesigns in<br />

Österreich zeigt Short Storys:<br />

Schmuck 1996-2006<br />

MAK, 1010 Wien, Stubenring 5,<br />

T. 01/711 36-0, office@MAK.at,<br />

www.MAK.at, Mi-So 10-18.00, Di 10-24.00,<br />

Kosten: 5,50/9,90 Euro, Sa Eintritt frei<br />

bis 01.04., Wien<br />

LIQUID LOGIC. The Height of Knowledge<br />

and the Speed of Thought.<br />

Elke Krystufek<br />

MAK, 1010 Wien, Stubenring 5,<br />

T. 01/711 36-0, office@mak.at, www.mak.at<br />

bis 29.04., Wien<br />

Exil des Imaginären. Politik Ästhetik<br />

Liebe. Mit Werken von: <strong>An</strong>drea Geyer,<br />

Sharon Hayes, Stefanie Taylor, Dolores<br />

Zinny, Juan Maidagan u. a.<br />

Die amerikanische Kunsthistorikerin<br />

Juli Carson thematisiert in ihrer Ausstellung<br />

die Liebe in Zeiten von politischen<br />

Turbulenzen<br />

Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner<br />

Hauptstrasse 15, T.01/5049880,<br />

foudation@generali.at,<br />

foundation.generali.at<br />

1<br />

lesung<br />

09.03., 20.30, Salzburg<br />

EVA und die neue F-Klasse im roten<br />

Salon. Eine Lesung mit Eva Umbauer<br />

(Moderatorin/DJ FM4) aus aktuellen<br />

Frauenbildern von Eva Hermann bis<br />

Thea Dorn. Danach gibt es eine Party<br />

ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg,<br />

Josef-Preis-Allee 16, T. 0622/848784/0,<br />

www.argekultur.at<br />

aktivitäten<br />

08.03., 15.00 – 17.00, Graz<br />

Aktion „sichtbar scharf“:„Selber denken<br />

– solidarisch handeln – gemeinsam<br />

verändern - … lieber heute als gar<br />

nicht!“<br />

Treffpunkt 15.00 Uhr Bahnhofsvorplatz,<br />

Ende 17:00 Uhr Tummelplatz 9<br />

08.03., 17.00, Graz<br />

FrauenStadtSpaziergang „Outside-Inside“<br />

Die Frauenbeauftragte und ihr<br />

Team greifen Probleme, Beschwerden<br />

und <strong>An</strong>regungen von Frauen auf, gehen<br />

Diskriminierungen nach und<br />

schaffen nach Möglichkeit Abhilfe<br />

Leitung: Ilse Wieser, Treffpunkt: 8010 Graz,<br />

Tummelplatz 9, die Teilnahme ist kostenlos.<br />

Eine <strong>An</strong>meldung ist nicht erforderlich.<br />

08.03, Wien<br />

Osterwerkstatt für Mütter mit Ihren<br />

Kindern (ab 4 Jahre).<br />

Atelier Seiz, 1140 Wien, Linzer Straße 36,<br />

T. 01/9142255, Kosten: Erwachsene: 36,-/<br />

Kinder: 18,- Euro, <strong>An</strong>meldung im<br />

Sekretariat der VHS Penzing, eine Woche<br />

vor Kursbeginn<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Diskuthek im Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />

www.frauenzentrum.at,<br />

jeden 1. Mo im Monat, 18.-22.00<br />

Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />

www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />

„Dykes on bikes“ Stammtisch.<br />

Der Motorradclub für Lesben<br />

7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,<br />

dykes.on.bikes@gmx.at,<br />

www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich da nicht so sicher sind.<br />

Mit Sabine Fabach (Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at,<br />

jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />

<strong>An</strong>m. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda für politisch und rechtlich<br />

interessierte Schwule und Lesben<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />

Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,<br />

www.rklambda.at, jeden 1. Mo<br />

„Zwischen den Welten“ -<br />

Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische [Co]Mütter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />

<strong>An</strong>meldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz,<br />

3., Juchg. 25/1. Stock,<br />

jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />

Dienstag<br />

Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />

Mit Sylvia Möstl<br />

Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />

2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />

Welser Runde – Lesben-, Bi- und<br />

Schwulen-Treff<br />

Cafe - Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />

Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />

Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />

SHG 1 im Frauennotruf, 5020 Salzburg,<br />

Haydnstraße 2, wöchentlich jeden Di von<br />

18-19.30; SHG 2 14-tägiges Treffen, Di von<br />

19.30-21.30, T. 0664/82 84 263,<br />

shg.ueberlebt@aon.at, <strong>An</strong>meldung erforderlich,<br />

kostenlos, www.akzente.net<br />

Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß.<br />

Leitung Karin Weingartmann<br />

Volksschule Brockmanngasse, 8010 Graz,<br />

Brockmanngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm,<br />

<strong>An</strong>meldung unter 0316/837 998, Di 19-<br />

21.00, Kosten: 102,- Euro für 17 Abende<br />

Babykino. Ein Film aus dem aktuellen<br />

<strong>An</strong>gebot, bei dem Kleinstkinder in den<br />

Kinosaal mitgenommen werden können<br />

Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,<br />

www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />

jeden 2. Di ab 11.00<br />

Frauenplenum der Grünen<br />

Alternativen Jugend<br />

Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />

jeden letzten Di um 18:30<br />

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 01/545 43 93<br />

Offenes Atelier für Frauen.<br />

Kunsttherapeutin: <strong>An</strong>na Rakos<br />

Atelier, 18., <strong>An</strong>astasius Grüng. 14,<br />

Info und <strong>An</strong>meldung: T. 0676/963 43 26,<br />

www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />

Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />

jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat,<br />

jeweils von 18.30-21.00<br />

ViennaMix. Verein von und für<br />

les.bi.schwul.transgender<br />

MigrantInnen in Wien<br />

Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />

jeden 2. Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />

jeden Di 19.30-21.00<br />

Mittwoch<br />

Frauencafé<br />

Jugendzentrum Agathon,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />

jeden 1. Mi ab 19.30<br />

Frauencafè<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />

Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />

www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />

Transgender-Treff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00<br />

Deutsch Konversation<br />

Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,<br />

jeden Mi von14-18<br />

Vereinscafé <strong>An</strong>chorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />

Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />

und Fr ab 20.30<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reinisch<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische <strong>An</strong>meldung: T. 01/523 22 22,<br />

www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />

Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe<br />

Aufschlag-BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />

Körpertherapeutisch orientierte<br />

Gruppe für Frauen.<br />

Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />

Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50,<br />

Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,<br />

Offene Frauengruppe<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />

Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

und Frauen in Trennungssituationen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />

Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />

18-20.00, <strong>An</strong>m. Frauen beraten Frauen,<br />

T. 01/587 67 50<br />

Offenes Atelier für Frauen.<br />

Kunsttherapeutin: <strong>An</strong>na Rakos<br />

Atelier, 18., <strong>An</strong>astasius Grüng. 14, Info und<br />

<strong>An</strong>meldung: T. 0676/963 43 26,<br />

www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />

Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />

jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.30-21.00<br />

Resis.danse. FrauenTanzClub.<br />

Tanzabend<br />

Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00<br />

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />

lesbische und bisexuelle Frauen.<br />

Leiterin: Christine Swarowsky<br />

Beratungsstelle Courage, 6.,Windmühlg. 15/1/7,<br />

T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at,<br />

www.courage-beratung.at, 14-tägig,<br />

Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro,<br />

kostenloses Vorgespräch erforderlich


Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />

anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00<br />

Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen,<br />

Portraitmalen für Frauen und Mädchen<br />

Offenes Atelier funkundküste, 3504<br />

Krems/Stein, Steiner Landstr. 14,<br />

T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive<br />

Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00<br />

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />

Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck,<br />

Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_<br />

regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />

Salon de Femme<br />

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

Barbetrieb mit Musik, Billiard,<br />

Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-<br />

24.00, bzw. nach Voranküdigung<br />

FZ-Plenum<br />

FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6,<br />

T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />

Mahnwache und Speakerscorner<br />

gegen Schwarzorange<br />

Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen<br />

20 u. 20.15, jeden Do<br />

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />

Lesben, Mädchen!<br />

Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, <strong>An</strong>meldung<br />

erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />

http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />

Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />

Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme Ess-<br />

Süchtige<br />

7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00<br />

Treffen der „Jungen Herzen“<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Freitag<br />

1. Linzer Lesbenstammtisch<br />

Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />

www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00<br />

Die Grünen <strong>An</strong>dersrum OÖ- Lesben,<br />

Schwule u. TG-Personen Treffen<br />

Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17,<br />

Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />

Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />

Bi Stammtisch<br />

Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />

SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />

jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-<br />

Pantherinnen – der Abend für<br />

Lesben und Freundinnen<br />

Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />

<strong>An</strong>nenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />

T. 0316/366 601, Fr 19-23.00<br />

Vereinscafé <strong>An</strong>chorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

jeden Mi und Fr ab 20.30<br />

Fo t o : M a r i o L a n g<br />

Rebellen und Rebellinnen gesucht<br />

Barbetrieb mt Musik, Billiard,<br />

Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />

19-24.00, bzw. nach Vorankündigung<br />

g.spot for queers to check in &<br />

freak out<br />

Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />

jeden 1. Fr ab 22.00<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migrantinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr<br />

Resis.danse. FrauenTanzClub.<br />

Tanzabend<br />

Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22.,<br />

Langobardenstr. 122<br />

Queerulantinnen –<br />

die neue Unigruppe.<br />

<strong>An</strong>laufstelle für Lesben, Feministinnen,<br />

Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante<br />

Identitäten<br />

Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />

Kontakt: queerulantinnen@gmx.at<br />

Samstag<br />

Frauenstammtisch – Treffen für<br />

Lesben, bisexuelle und transgender<br />

Frauen und Freundinnen<br />

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55,<br />

www.stammtischkrems.info/Frauen/Lilith,<br />

jeden 3. Sa ab 16.00<br />

Mostviertel <strong>An</strong>dersrum.<br />

Lesbisch/schwules Treffen<br />

Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com,<br />

T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />

Orlando-Party<br />

Club <strong>An</strong>derwelt, 6., Theobaldg. 10,<br />

jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg,<br />

Glockeng. 4, Frühstücksbuffet,<br />

jeden 3. So ab 11.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />

jeden 1. So ab 10.30<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />

www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro,<br />

<strong>An</strong>m. bis jeweils Sa unter<br />

sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214,<br />

jeden 3. So 16-20.00<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veganes Buffet<br />

E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles anders? Beratung und Mediation<br />

für Lesben und Schwule<br />

aus.weg. D-80469 München, Baaderstr. 36/4,<br />

info@aus-weg.de, www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenland,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Frauenleserunde<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: T. 02626/677 10<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />

Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />

70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />

T. 02682/661 24<br />

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />

Auch muttersprachliche Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />

T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00<br />

Maiz – Autonomes<br />

Integrationszentrum von & für<br />

Migrantinnen<br />

Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />

maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />

Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />

Beratung im Schwangerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen und Essstörungen<br />

an.künden<br />

Wer möchte mitarbeiten an einer Herzblatt/Bauersuchtfrau/Traumschiff-Parodie, die dann im Wiener Fernsehsender<br />

OKTO zu sehen sein wird? Gesucht werden in erster Linie Heiratswillige, aber auch Begeisterte für andere<br />

Jobs vor und hinter den Kameras, Kostümen und Kulissen. Ein eleganter Balanceakt am Rande des Gesetzes soll<br />

zelebriert und die Narrenfreiheit der Kunst genutzt werden, um die Skrupellosigkeit der Migrationspolitik zu verhöhnen.<br />

Herauskommen soll dabei eine Serie, in der es darum geht, papierlosen Flüchtlingen per Heirat zu Papieren<br />

zu verhelfen und dabei alle absurden und menschenfeindlichen und entwürdigenden Bestimmungen über<br />

Scheinehen angemessen zu verhöhnen.<br />

InteressentInnen bitte melden bei Tina Leisch unter 0699 194 222 09 oder augustine.leisch@gmx.at<br />

ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />

T. 0662/442 255, kostenlos<br />

Hotline Essstörungen des<br />

Frauengesundheitszentrums Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />

u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />

Patchwork-Familien-Service.<br />

Mit Margit Picher<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99,<br />

<strong>An</strong>meldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />

Schwangerschaftstest, Infos zur<br />

Schwangerschaft<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Joanneumring 3, T. 0316/837 998,<br />

www.fgz.co.at, Mo-Mi u. Fr 9-13.00, Do 15-19.00<br />

Verhütungsberatung für Mädchen<br />

und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Joanneumring 3, T. 0316/837 998,<br />

<strong>An</strong>meldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />

abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />

junge schwangere Frauen und junge<br />

Frauen mit Kind<br />

abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />

T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />

www.abzaustria.at,<br />

Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre <strong>An</strong>gehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

T. 01/714 39 39<br />

märz <strong>2007</strong>an.<strong>schläge</strong> 45


an.künden<br />

Female Hiphop<br />

Mystik aus Oakland ist eine der interessantesten<br />

Stimmen innerhalb der kreativen kalifornischen HipHop<br />

Szene. Seit über zehn Jahren aktiv, verbindet<br />

sie Rap und Soul – als gäbe es nichts Einfacheres auf<br />

der Welt. Auf diversen Labels beheimatet, wurde ihr<br />

2005 erschienenes Album von Kritikern hochgelobt,<br />

von der breiten Masse aber leider (oder zum Glück)<br />

übersehen. Umso mehr kann man sich auf ihren einzigen<br />

Österreich-Auftritt in der KAPU freuen, den sie<br />

am 17.3. gemeinsam mit den Rappern Dave Ghetto<br />

und Hezekiah haben wird.<br />

17.03., Kapu, 4020 Linz, Kapuzinerstrasse 36, www.kapu.or.at<br />

Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />

1. Beratungsstelle für FGM<br />

Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />

9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />

9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Coming Out Gruppe<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,<br />

www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />

<strong>An</strong>meldungen: Mi 17-20.00<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />

Alles muss man nicht alleine schaffen!<br />

Leiterin: Martina Nöster<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5772, Beratung kostenlos<br />

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, dich in<br />

deinem Körper wohl zu fühlen.<br />

Mit Martina Rainer<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99<br />

47, Kosten: 35,- Euro<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771<br />

46 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2007</strong><br />

Fo t o : G e o rg S c h w a r z /MA K<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71<br />

Progressive Muskelentspannung.<br />

Mit Petra Öllinger<br />

6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />

petra.oellinger@web.de,<br />

www.petra-oellinger.at<br />

Selbsterfahrungsgruppe mit spirituellem<br />

Schwerpunkt.<br />

Mit <strong>An</strong>drea Scheutz<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, Info unter<br />

T. 0699/194 52 624, Erstgespräch erforderlich<br />

Sexualberatung. Mit Julia Kastenhuber<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71, Erstgespräch kostenlos,<br />

Kosten für 4 weitere Gespräche: 10,- Euro<br />

Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Khanum – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />

jeden 1. Mo<br />

Di 13.00-14.00<br />

Globale Dialoge. Woman on air.<br />

Weibliche Realitäten in den Ländern<br />

des „Südens“<br />

Orange 94.00 MHz<br />

Mi 18.00-18.30<br />

Frauenzimmer. Die Plattform für eine<br />

frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />

Mi 17.00-18.00<br />

femme totale – feministisches Radio<br />

Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung<br />

für die ganze Frau<br />

Orange 94.00 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio<br />

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />

Fr 19.00-20.00<br />

Space FEM FM Frauenradio<br />

Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />

jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />

für Lesben/Frauenforum<br />

Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />

FrauenForums<br />

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />

Sa 13.00-14.00<br />

Rainbow City-Radio für Lesben und<br />

Schwule<br />

Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />

UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)<br />

08.03., ab 20.00, Graz<br />

Das Frauenfest zum Internationalen<br />

Frauentag – women only!<br />

Live-Act: Chatterbox, 3 ladies of jazz,<br />

anschließend: Djanes<br />

Nittle`s, 8010 Graz, Grabenstraße 28, Eintritt:<br />

3,- Euro (Büffet inkludiert)<br />

10.2., 31.03., 19-21.00, Wien<br />

Tango Night. Tango Classico & Tango<br />

Argentino<br />

Cafe STANDARD, 1050 Wien,<br />

Margaretenstrasse 63, www.resisdanse.at,<br />

Kosten: 3,-<br />

tanz.fest<br />

diverses<br />

Rebellen und Rebellinnen gesucht<br />

Wer möchte mitarbeiten an einer Okto-TV<br />

Show, in der MigrantInnen verkuppelt<br />

werden sollen, um durch die<br />

Ehe zu Papieren zu kommen<br />

Kontakt: T. 069919422209,<br />

augustine.leisch@gmx.at<br />

08.03., 18.30, Graz<br />

Eröffnung der neuen Räumlichkeiten<br />

des DOKU Graz<br />

Mit: Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-<br />

Michl, Landesrätin Dr.in Bettina Vollath.<br />

Performance by DIVANOVA<br />

DOKU Graz, 8010 Graz, Radetzkystrasse 18/<br />

Nelkengasse 5, T. 0316/ 820 628,<br />

www.doku.at<br />

radio.fixtermin Redaktionsschluss<br />

Termine 04/07: 13.03.<strong>2007</strong><br />

termine@anschlaege.at<br />

an.<strong>schläge</strong> im April<br />

kultur<br />

Wie man wird, was man ist<br />

Beate Göbel bringt Lina Loos und weibliche Häftlinge<br />

auf die Bühne.<br />

politik<br />

Wie es weiter geht<br />

<strong>An</strong>tonella Corsani spricht über die Kämpfe der<br />

Intermittents du spectacle in Frankreich<br />

You can Feminism<br />

und an.<strong>schläge</strong> tv<br />

auf OKTO, Kanal 8, www.okto.tv<br />

8.3.: 21.00 und 22.00<br />

3. und 10. 03.07<br />

um 22.00 bzw. 21.45<br />

an.<strong>schläge</strong> gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen<br />

Buch Media Service 1010<br />

Kuppitsch<br />

1010<br />

Morawa<br />

1010<br />

Winter<br />

1010<br />

Frick International 1010<br />

Lhotzkys Literaturbuffet 1020<br />

Buchh. Polycollege 1050<br />

Südwind<br />

1070<br />

Frauenzimmer<br />

1070<br />

Kunsthalle Shop 1070<br />

Prachner<br />

1070<br />

Riedl<br />

1080<br />

Löwenherz<br />

1090<br />

Südwind<br />

1090<br />

Kulturver. Waschaecht 4600<br />

Bücher Wiederin 6020<br />

Wagnersche Buchh. 6020<br />

Amazone-Zentrum 6900<br />

Mex-Unibuchhandlung 8010<br />

Hacek-Bücherei 9020<br />

Rathausstr. 41<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

Landesgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Taborstr. 28<br />

Reinprechtsdorferstr. 38<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Museumsquartier<br />

Museumsquartier<br />

Alser Str. 39<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzspanierstr. 15<br />

Dragonerstr. 22<br />

Sparkassenplatz 4<br />

Museumstr. 4<br />

Kirchstr. 39<br />

Brockmanng. 15<br />

Paulitschgasse 5/7


I<br />

FRECH<br />

Frauen ergreifen Chancen<br />

Mit FRECH unterstützt der waff<br />

erwerbstätige Frauen, die sich<br />

beruflich verändern wollen.<br />

Das FRECH-Team erarbeitet mit Ihnen<br />

die persönliche Strategie zu Ihrer beruflichen<br />

Veränderung und berät Sie gerne<br />

über Weiterbildungsmaßnahmen und<br />

mögliche Förderungen.<br />

Wiener ArbeitnehmerInnen<br />

Förderungsfonds<br />

2 217 48 -555 E-Mail: frech@waff.at www.waff.at<br />

Mittwoch und Freitag, 21.00<br />

Resisdanse Tanzabend


an.<strong>schläge</strong> Nr. 03/07, <strong>März</strong> <strong>2007</strong> 21. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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