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Universität, Religion und Kirchen / hrsg. von Rainer Christoph

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aus zwar einstellungsförderlich, nicht aber einstellungsentscheidend gewesen.<br />

Denn nach der Reformation sei das Hochschulwesen der Schweiz dadurch<br />

gekennzeichnet gewesen, daß 1525/28 in Bern wie in Zürich, Lausanne<br />

<strong>und</strong> Genf ein spezieller Schultyp unterhalb der <strong>Universität</strong>en eingerichtet<br />

wurde, der – obrigkeitlich gelenkt – gerade zur Ausbildung der lokalen<br />

Pfarrgeistlichkeit gedient habe. Wenn dennoch vor allem seit den<br />

1560er Jahren Absolventen dieser Schulen für gewisse Zeit an – fast ausschließlich<br />

religionspolitisch-konfessionell konforme – <strong>Universität</strong>en geschickt<br />

worden seien, so deswegen, weil Bern damit Anschluß an die reformierte<br />

Gelehrtenwelt habe halten wollen; ganz im Sinne einer Studienreise<br />

ohne Zwang des Graderwerbs hätten hier artistische bzw. theologische<br />

Kenntnisse vertieft werden sollen. Mit Hilfe auch graphisch aufbereiteter<br />

prosopographischer Daten spürt Immenhauser der Frequentierung sowohl<br />

der anderen schweizerischen Schulen als auch der <strong>Universität</strong>en, <strong>von</strong> denen<br />

Basel, Heidelberg, Marburg, Leipzig <strong>und</strong> Wittenberg die wichtigste Rolle<br />

gespielt hätten, durch Berner Söhne nach. 3<br />

Immerhin teils den christlichen Horizont verläßt Simone Haeberli <strong>und</strong> bezieht<br />

in ihre Überlegungen Vom Judenpriester zum Judendoktor. Zur veränderten<br />

Wahrnehmung des ‚Rabbi‘ durch die Entwicklung der <strong>Universität</strong>en<br />

(S. 175 - 204) erstmals auch das Judentum mit ein. Mit eher literaturwissenschaftlichem<br />

Instrumentarium untersucht sie die „christlichen Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Darstellungen jüdischer Mitmenschen“ im Kontext eines „als besonders<br />

virulent empf<strong>und</strong>enen Konkurrenzverhältnis[ses] zwischen den beiden <strong>Religion</strong>sgemeinschaften“<br />

(S. 175), indem sie am Beispiel des Rabbi eine<br />

gr<strong>und</strong>legende Bedeutungsverschiebung des Begriffs aufzeigt. Seit dem<br />

Frühmittelalter hätten Juden zunächst als religiöse Konkurrenz gegolten;<br />

entsprechend sei der Rabbi, vermittelt durch das Judenbild in den Evangelien,<br />

funktional <strong>und</strong> terminologisch mit dem Bischof als Gemeindeoberhaupt<br />

parallelisiert – <strong>und</strong> so auch ikonographisch dargestellt – worden. Im Judentum<br />

dagegen habe man unter Rabbi stets eine gelehrte <strong>und</strong> keine geistliche<br />

Autorität verstanden, <strong>und</strong> als im 12. <strong>und</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>ert insbesondere am<br />

Mittelrhein sich diese jüdische Gelehrsamkeit in Form <strong>von</strong> Rabbischulen<br />

institutionalisiert habe, sei diese Konkurrenzsituation allmählich auf den Bildungsbereich<br />

übergegangen, wie es sich auch terminologisch niedergeschlagen<br />

habe. Dabei kann Haeberli anhand zahlreicher Quellenzitate allerdings<br />

eine Diskrepanz zwischen historisch-nonfiktionalen <strong>und</strong> literarischnarrativen<br />

Texten feststellen: Während bei ersteren religiöse Konnotationen<br />

vorherrschten, seien dies bei letzteren gelehrte; so auch in der ihr als<br />

3 Zum Prozeß der Professionalisierung <strong>und</strong> Akademisierung verschiedenster Berufsbereiche<br />

im 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert vgl. die folgende Studie <strong>von</strong> Immenhauser,<br />

die gleichfalls auf den <strong>von</strong> ihm zusammengetragenen prosopographischen<br />

Daten beruht: Bildungswege - Lebenswege : <strong>Universität</strong>sbesucher aus dem Bistum<br />

Konstanz im 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert / <strong>von</strong> Beat Immenhauser. - Basel :<br />

Schwabe, 2007. - 632 S. : graph. Darst., Kt. ; 23 cm. - (Veröffentlichungen der Gesellschaft<br />

für <strong>Universität</strong>s- <strong>und</strong> Wissenschaftsgeschichte ; 8). - Zugl.: Bern, Univ.,<br />

Diss., 2006. - ISBN 978-3-7965-2286-4 : SFr. 98.00, EUR 68.50 [9514]. - Rez.:<br />

IFB 08-1/2-243 http://swbplus.bsz-bw.de/bsz259877298rez.htm

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