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auftrag 291 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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ISSN 1866-0843HEFT <strong>291</strong> – SEPTEMBER 201353. JAHRGANG• Militärethik -Zusammenfassung• Julius KardinalDöpfner zum 100.• Afghanistan –was nun?• Bundeskonferenzder GKS• Auf Patrouillein Afghanistan• EU zur Religionsfreiheit


INHALTAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013 • 53. JAHRGANGEDITORIAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3SEITE DES BUNDESVORSITZENDEN . . . . . . 4SEITE GEISTLICHER BEIRAT . . . . . . . . . . 5SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKMilitärethik – Zusammenfassung und Abschlussvon Reinhard Kloss . . . . . . . . . . . . . . . . 6Afghanistan – was nun?von Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 7Nürnberger Sicherheitstagungvon Rainer Zink . . . . . . . . . . . . . . . . . 8GESELLSCHAFT NAH UND FERNDialog im Geist der Freundschaftvon Philipp Weber . . . . . . . . . . . . . . . . 12BILD DES SOLDATENFußpatrouille in AfghanistanPressestelle GebJgBrig 23 . . . . . . . . . . . . 13Rad des Lebensvon Ulrike Karger . . . . . . . . . . . . . . . . 17Betreuung der <strong>Soldaten</strong> im EinsatzÜbergabe des OASE-BetreuungscontainersPressestelle KAS . . . . . . . . . . . . . . . . . 19KIRCHE UNTER SOLDATENGoldenes Priesterjubiläum Prälat Walter Theisvon Paul Schulz . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Einladung Mitgliederversammlung FGKS e.V.Schatzmeister FGKS e.V. . . . . . . . . . . . . . 31Bundeskonferenz GKS in Hamminkelnvon Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 32Woche der BegegnungEindrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSGKS-KREIS MAYENEinsatz in Afghanistan – als Soldat und Christ . 34GKS-KREIS NÖRVENICHSelig, die Frieden stiften . . . . . . . . . . . . . 35MILITÄRPFARRAMT VEITSHÖCHHEIMFußwallfahrt zur „Maria im grünen Tal“ . . . . . 36BUCHBESPRECHUNGEN: . . . . . . . . . 26, 27, 37, 38KURZ BERICHTET: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20TERMINE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40RELIGION UND GESELLSCHAFTEuropaparlament gegen Christenverfolgungvon Carl-Heinz Pierk . . . . . . . . . . . . . . . 21Tag der VerbändeSchaufenster der Kirchevon Bertram Bastiank . . . . . . . . . . . . . . 22Salzburger Hochschulwochen 2013„Gefährliches Wissen“Erzbischof Dr. Alois Kothgasser zur Eröffnung . . 23Salzburger Hochschulwochen 2013Gefährliches Wissen der Kirche(n)von Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 24BLICK IN DIE GESCHICHTEJulius Kardinal Döpfner zum 100. Geburtstagvon Stahl(KNA) und Wölfel (KNA) . . . . . . . . 28Redaktionsschluss fürAUFTRAG 292Freitag, 11. 10. 2013Titelbild: An den Autobahnen stehen Kapellen und Kirchen zur Verfügung, um in der Hektik der Reise eine Pause zurBesinnlichkeit einzulegen. Die gezeigte ökumenische Kapelle steht auf dem Rastplatz „Dammer Berge“ an der A1 inder Nord-Süd-Richtung. (Text und Bild: Bertram Bastian)2


AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013 • 53. JAHRGANGeditorial:Auch im Arbeitsalltag ist das Gefühl „die Zeit würdedahinrasen“ raue Wirklichkeit. Gerade in einer hektischen,von Nachrichten geradezu überfluteten Zeit,die dazu in diesem Jahr noch Wahlkampf beinhaltet,kommt der „Entschleunigung“ eine große Bedeutungzu. Lassen wir uns doch nicht zu Sklaven der elektronischenPostverteilung, der Hektik des Alltags machen.Der knappen Terminsetzung im Arbeitsleben sollte manim Verbandsleben nicht nacheifern. Ein ehrenamtlichesEngagement soll nicht dazu dienen, das Lebenweiterhin wie im Dienst auf Vollgas zu leben, sondernsoll dazu dienen, die eigenen Ressourcen so einzusetzen,dass man die andere Seite des Lebens fördert, sichder geistigen Erbauung aber auch der Weiterbildungwidmet, die man sonst nicht in Angriff nehmen würdeLiebe Leserschaft,das Jahr ist über die Hälfte vergangen, die Feriensind (fast überall) vorbei, und das Gefühl, dassdie Zeit dahinrast macht sich wieder bemerkbar.Wer mit den Kindern in Ferien war, kennt diese Gefühlslage.Während der Rückfahrt auf der Autobahnaus dem Urlaub nach Hause ist allerdings Stress dervorherrschende Faktor. Hier bieten die vorhandenenAutobahnkirchen und –kapellen eine gute Gelegenheit,während einer Reiseunterbrechung einen kurzenMoment der Besinnlichkeit einzulegen, um etwaszur Ruhe zu kommen. Manchmal muss man einStückchen von der Autobahn wegfahren – und lerntdabei schöne Landschaften kennen, die sonst nichtbemerkt würden – manchmal laden wie im TitelbildKapellen direkt am Rastplatz ein. Während sich dieFamilie körperlich erholt, sollte man auch dem Geisteine Pause gönnen und die „Seele baumeln lassen“.Vielleicht nimmt man dann ja den nächsten Stau gelassenerhin.Wenn dann darüber berichtet wird, dann ist daseine Freude für das Redaktionsteam. Auf Anregungvom Bereich West stellt der Webmaster nach Freigabedurch den verantwortlichen Redakteur ein Bild desEreignisses als Startseite ein und der ausführliche Berichtfolgt in der nächsten Ausgabe. Für die vorliegendeAusgabe darf ich mich bei zwei Kreisen bedanken,die sich der Mühe unterzogen haben, einen Berichtanzufertigen, Mayen und Nörvenich. Dazu kommt derBericht des Militärpfarramtes Veitshöchheim über diedurchgeführte Fußwallfahrt. Allen Autoren ein herzlichesDankeschön und den Leserinnen und Lesern interessanteLektüre3


SEITE DES GEISTLICHER BEIRATS„Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist“Das Wort des seligen Adolph Kolping, welches ichals Überschrift für die Seite des Geistlichen Beiratsgewählt habe, beschäftigt mich seit Anfang desJahres das Motto der diesjährigen „Woche der Begegnung“feststand: „Die Zeichen der Zeit erkennen undhandeln.“Griffig und anschaulich formulierte Kolping, dessen200. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird,im 19. Jahrhundert einenLeitsatz, der bis heuteGültigkeit besitzt undauch uns als <strong>Gemeinschaft</strong><strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>Richtschnur auf unseremWeg in Kirche undWelt sein kann.Um angemessen handelnzu können muss ichimmer zuerst wahrnehmen,in welche Situationhinein meine Handlungerfolgen soll. AlsMensch und Christ binich herausgefordert, puremAktionismus zu widerstehen,indem ichmeine Handlungsfelderunter der Lupe christlicherWerte und Normensensibel wahrnehme undbewerte, um anschließend<strong>auftrag</strong>sgemäß undwirkungsvoll handeln zukönnen.In der Pastoralkonstitutionüber die Kirche inder Welt von heute, „Gaudiumet spes“, formulierendie Väter des ZweitenVatikanischen Konzilsunter Artikel 4:„Zur Erfüllung dieses ihres Auftrags obliegt derKirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeitzu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten.So kann sie dann in einer jeweils einer Generationangemessenen Weise auf die bleibenden Fragen derMenschen nach dem Sinn des gegenwärtigen und deszukünftigen Lebens und nach dem Verhältnis beiderzueinander Antwort geben. Es gilt also, die Welt, in derwir leben, ihre Erwartungen, Bestrebungen und ihren oftdramatischen Charakter zu erfassen und zu verstehen.“Aus dem bereits Gesagten und Zitierten wird deutlich,dass es in der Woche der Begegnung – speziell inder Bundeskonferenz der GKS – nicht in erster Liniedarum gehen darf, welche Strukturen und Verfahrensweisenauf Zukunft hin zu ändern, abzuschaffen odereinzuführen sind, sondern vielmehr darum, ein brauchbaresSensorium dafürzu entwickeln, welcheFragen sich heute undmorgen gerade im speziellenLebens- und Arbeitsfelddes <strong>Soldaten</strong>stellen, um darauf danntragende Antworten gebenund Lösungsansätzeanbieten zu können.Nur wenn wir unsals <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong><strong>Soldaten</strong>von den Nöten der Zeit,der Anliegen der Menschen– im Besonderender <strong>Soldaten</strong> und ihresUmfeldes – lehren lassen,dann werden wir alsernstzunehmende ZeugenChristi in der Weltwahrgenommen undkönnen so als „Salz derErde“ (Mt 5,13) und als„Sauerteig“ (Mt 13,33)in der Welt wirken.Wenn wir uns alsGKS unter KolpingsSatz, „die Nöte der Zeitwerden euch lehren, waszu tun ist“ in Zukunftstellen, dann ist eines sosicher wie das Amen in der Kirche: Wir werden immerneue Aufgaben- und Handlungsfelder finden und innerhalbder Militärseelsorge und somit auch im Laienapostolatder deutschen Kirche einen Mehrwert darstellen!Bernd F. Schaller,Militärdekan Geistlicher Beiratder <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>auf BundesebeneAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 20135


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKMilitärethikErfüllt der gemeinsame Nenner der betrachtendenMilitärethiken die Forderungen des AMIan einen christlichen <strong>Soldaten</strong>.Z u1 Beginn unserer Artikelserieüber verschiedene Mitgliedsländerdes Apostolat Militaire International(AMI) stellten wir die Frage,ob es eine gemeinsame Militärethikgibt, die die Maßstäbe des Handelns,Verhaltens und der Haltung der <strong>Soldaten</strong>definiert und die über die nachlangem Ringen formulierten gemeinsamenErklärungen des AMI von Romim Jahr 2000 und von Berlin 2010 2hinausreicht.Um es vorwegzunehmen, eine solcheist derzeit nicht erkennbar. Esgibt in allen Ländern Richtlinien undVorgaben, die sowohl für den Einsatzvon Streitkräften als auch für das Verhaltendes einzelnen <strong>Soldaten</strong> Richtschnursind, aber deren gemeinsamerAnteil über alle Länder hinwegdeutlich hinter unseren Erklärungenzurückbleibt.In allen betrachteten Ländernwird in entsprechenden Papieren dieWechselwirkung zwischen Waffengewaltund Recht beschrieben. Dabeiwird überall der Einsatz militärischerGewalt durch Gesetze, Normen undWerte bestimmt.Oftmals haben diese Vorgabenihren Ursprung in der Aufstellungvon Streitkräften. Sie definieren einenCodex als Verhaltensmuster, derprimär dazu dient, diese einzuhegen.Daneben sind sie vielerorts, wie z.B.in den Niederlanden und Ungarn, geprägtdurch nationale Geschichte undgemachte, häufig negative Kriegserfahrung.Alle in den verschiedenen Artikelnbetrachteten Nationen habenzwischenzeitlich erkannt, dass eine1 Brigadegeneral Reinhard Kloss warvon Januar 2006 bis Dezember 2011Präsident AMI2 Berliner Erklärung fi nden Sie imAUFTRAG 280 im englischenOriginaltext ab Seite 23ff und in derautorisierten Übersetzung in Deutsch imAUFTRAG 283 ab Seite 8VON REINHARD KLOSS 1Militärethik, die Kriterien für einelegitime militärisch organisierte Gewaltanwendungund Gewaltandrohungdefiniert, für jeden Rechtsstaat einMuss darstellt.Dabei scheint allen Regierungenklar zu sein, dass moralischesMissverhalten ein hohes politischesRisiko für die angesprochene Legitimitätmilitärischer Einsätzen darstellt.Einhergehend mit dieser Erkenntnishat ein Wandel der Kriegsführungdazu beigetragen, dass wirheute im Einsatz von einem „strategischenUnteroffizier“ sprechen, d.h.nahezu jeder Dienstgrad kann heutemit Entscheidungen und Handlungenkonfrontiert werden, die von strategischerBedeutung und/oder immenserAußenwirkung sind.Militärethik, um es kurz zu fassen,dient auch der Gewissensbildung desEinzelnen, um negative Auswirkungenzu verhindern. Aus dem Blickwinkeleines <strong>Soldaten</strong> sind die Politikerzwar die Auftraggeber, aber wir<strong>Soldaten</strong> sind für die Art der Durchführungverantwortlich und tragen dieKonsequenzen.Wie die Erklärungen des AMI,enthalten alle Militärethiken die direkteBindung an die Menschenrechte,das humanitäre Kriegsvölkerrecht,die jeweilige Landesverfassung undden Schutz der Bevölkerung.Nationen wie Deutschland, Spanienund die Niederlande gehen darüberhinaus und gewähren dem einzelnen<strong>Soldaten</strong> in Erkenntnis seinerVerantwortung ein Recht auf Verweigerung,welches er vor seinem Gewissenauszumachen hat.Mit Blick auf die Erklärung vonRom, in der Antworten auf die Fragen:– Wozu dienen wir?– Worauf bauen wir?– Wofür stehen wir?– Was erwarten wir?gegeben wurden, basieren dieseebenfalls auf der Erklärung derMenschenrechte und der VN-Chartavon 1945.In den Forderungen an den einzelnen<strong>Soldaten</strong> geht aber bereits dieErklärung von Rom weit über den beschriebenengemeinsam getragenenAnteil der jeweiligen nationalen Militärethikhinaus. Diese Forderungenan den einzelnen <strong>Soldaten</strong>, in besonderemMaße aber für Vorgesetzte allerEbenen in ihrer Funktion als Kommandeure,Ausbilder und Erzieher:– im Glauben verwurzelt,– sittlich gebunden,– politisch gebildet,– fachlich kompetent,– gewissenhaft dienen,– dem Frieden verpflichtet,– um Zusammenarbeit bemüht,– ökumenisch aufgeschlossen,ergänzen die grundlegenden Eigenschaften(Kardinal-Tugenden)Klugheit auf dem Weg zur Urteilsbildung,Gerechtigkeit und Blick auf dieWürde eines jeden Menschen,Stärke zu seiner Werteordnung zustehen undMaß, als Fähigkeit Stärken undSchwächen aller zu erkennen zu berücksichtigen,die sich jeder Soldatanzueignen hat.Mit der Erklärung von Berlin wirdmit Blick auf die Entwicklungder vergangenen Jahre wie Glo-balisierung,Säkularismus, Informa-tionstechnologie,Weltfinanzkrise, NeueKriege und Terrorismus, der beschriebeneRahmen um Forderungen an diepolitischen Führungen ergänzt.Diese haben– sicherzustellen, dass z.B. die moralischenSchranken unserer bestimmendenGrundsätze eingehaltenwerden,6 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIK– Dialogbereitschaft zu zeigen, dieGrundsätze zur Förderung desFriedens weiterzuentwickeln,– die Wurzeln der Unzufriedenheitzu bekämpfen,– im Rahmen einer gelebten interkulturellenKompetenz andere Situationennachzuvollziehen undzu akzeptieren,– als auch zur Weiterentwicklungder VN beizutragen, um sie dahingehendzu stärken, dass sie zurBefriedung unstabiler Situationenbefähigt wird.Zusammenfassend lässt sich daherfeststellen, dass alle Nationen, diebetrachtet wurden, die Notwendigkeiteiner Militärethik erkannt haben. Vieleorientieren sich dabei am christlichenLeitbild und christlichen Werten,ohne diese expressis verbis zu benennen.Es reicht aber keine Nationdabei an die in den katholischen Organisationenin den jeweiligen Streitkräftenund deren Dachorganisation(AMI) formulierten Grundsätze undForderungen heran.Das bedeutet für AMI weiterhineine über die Grenzen der Nationalstaatenhinaus verbindliche gemeinsameMilitärethik zu (gestalten) fordern.❏Einsatz BundeswehrAfghanistan – was nun?Zwischenbilanz vor Ende der ISAF – Mission 2014Die Deutsche Atlantische Gesellschaft veranstaltete am Donnerstag, den 16. Mai 2013 in Zusammenarbeitmit dem Katholischen Studentenverein Arminia zu Bonn einen Vortragsabend unter dem oben angeführtenThema. Der Referent an diesem Abend war General a.D. Egon Ramms, von 2007 bis 2010 Befehlshaberdes Allied Joint Force Command in Brunssum/NL und in dieser Funktion verantwortlich für den Einsatzder alliierten ISAF-Kräfte in Afghanistan.General a.D. Egon Ramms beiseinem VortragUngefähr 100 Zuhörer – daruntergut die Hälfte junge Studierende– wollten von dem ehemaligenBefehlshaber (Bild 1) seine Einschätzungder Lage in Afghanistan vor demEnde der Internationalen Hilfsaktionwissen. Um einen gemeinsamen„Abholpunkt“ zu haben, stellte EgonRamms zuerst das Land Afghanistanseinen Zuhörern vor.Historisch betrachtet wurde 1747ein paschtunisches Königreich gegründet,welches als Vorläufer desheutigen Afghanistan gelten kann.Der Name Afghanistan kam erst im19. Jahrhundert auf und wurde 1919als Staatsname etabliert. Schon frühim Interessenbereich der KolonialmächteRussland und Großbritannien,gelang es den Afghanen erst im Vertragvon Rawalpindi die Unabhängigkeitvon Großbritannien zu erringen,wobei Teile des afghanischen Gebietesabgetrennt und später Pakistanzugeschlagen wurden. Er erinnertedaran, dass in diesem Bereich derWelt in der Zeit des Kolonialismusdie Grenzziehung zwischen Afghanistanund Pakistan durch die Britenvorgenommen worden sei, ohneRücksicht quer durch gewachseneStammesgebiete. So sei für PakistanAfghanistan Hinterland, in welchesman sich zurückziehen könne.Eine Lösung für Afghanistan sei deshalbnur in enger Abstimmung undBetrachtung Pakistans zu erreichen,betonte der ehemalige General diePosition der NATO. Leider sei durchden vorzeitigen Rückzug der VereinigtenStaaten – Frankreich hatte esvorgemacht – der geplante Abzug vonKampftruppen zu einem Wettrennengeworden, welches in den USA undin Deutschland zu einem innenpolitischemWahlkampfthema geworden sei.Geographisch gesehen sei Afghanistandoppelt so groß wie die wiedervereinigteBundesrepublik, habe abernur 30 Millionen Einwohner, wobei 3Millionen Rückkehrer zu berücksichtigensind, aber auch noch 1,4 MillionenFlüchtlinge, die immer nochaußerhalb der Staatsgrenzen leben.Diese Bevölkerung besteht aus 30unterschiedlichen Ethnien wie denPaschtunen und Tadschiken, um nurdiese zwei zu nennen. Diese Ethnien,die in Stämme gegliedert sind,seien nur schwer einer Zentralregierungunterzuordnen, führte Rammsaus. Das Land selbst sei ein Hochgebirgsland,welches über keinen Zugangzum Meer verfüge, die Infrastruktursei seit den 70er Jahren desletzten Jahrhunderts zerstört wordenund werde seit 2001 nur langsam wiederaufgebaut, erinnerte der Generaldaran, dass seit 30 Jahren dort Bürgerkriegmit Zerstörung geherrschthabe, bevor der internationale Einsatzab 2001 begonnen habe. Somit seider Wiederaufbau die vorherrschendeund zwingende Frage, die Herstellungund Gewährung der Sicherheit seieine Grundvoraussetzung dafür. Dabeisei eine falsche Wahrnehmung in denwestlichen Medien vorherrschend:AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 20137


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKVon links: Felix Bläsius, Senior der Arminia zu Bonn und Moderator derFragerunde, General a.D. Egon Ramms hören dem Fragesteller aufmerksam zuKeine Waffen für Syriens DschihadistenDie Key-Note-Speech oblag Dr.Guido Westerwelle MdB (FDP),dem Bundesminister des Auswärtigen.Bei seiner Ansprache (Bild 1)verteidigte er den Kurs der Bundesregierung,auch weiterhin keine Waffenan die syrische Opposition zu liefern,denn niemand könne garantieren,dass die Waffen nicht an Dschihadistenoder Terroristen geraten, diedamit wiederum das angrenzende Isobwohlder militärische Anteil derinternationalen Hilfe nur 20 bis 30Prozent betrage, stünde dieser ständigim Fokus der Berichterstattungund die 70 bis 80 Prozent der zivilenUnterstützung fände kaum Beachtung.Anscheinend seien Schlagzeilen ausdem Bereich des Verteidigungsministeriumsbesser zu verkaufen als Berichteaus dem Ministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit, schlossder Redner aus der Tatsache.An den positiven Dingen, die imersten Petersberger Abkommen „abgearbeitet“wurden, sei zu verzeichnen,dass nun in Afghanistan 8 MillionenSchüler sich auf das Lebenvorbereiteten, darunter 2,1 MillionenMädchen. Diese jungen Menschenwollten in der überwiegenden Mehrheitvon fast 90 % nicht die Rückkehrder Taliban, erklärte der Rednerseinen Zuhörern. Dieser Wiederaufbauvon der Verwaltung her, überden Aufbau der Justiz genauso wieden Aufbau eines funktionierendenGesundheitswesens sei nun mal einegesamtstaatliche Angelegenheit, dienicht nur auf die Sicherheitslage reduziertwerden sollte. Alle Staatenaber auch alle Unterorganisationender Vereinten Nationen wie Flüchtlingshilfswerk,Kinderhilfswerk etc.müssten ihren Beitrag dazu leisten,führte Ramms aus.Der ehemalige General führteweiter aus, dass die zweite PetersbergerKonferenz den Zeitraum bis2024 abdecken würde, deshalb habedie NATO auch schon 2006 von einerRückverlegung der Kräfte gesprochenund nicht vom Abzug allerKräfte. Auch nach 2014 werde eseine Mission in Afghanistan geben,die mit Sicherheitsaufgaben betrautsein werde und die zur Durchführungihrer Aufgabe ein robustes Mandatbräuchte, erklärte Ramms seinenZuhörern. Dieses robuste Mandat seiunbedingt notwendig, bewege sichdoch der Kampf gegen fanatisierteTaliban im rechtsfreien Raum wie dieSelbstmordattentate und die verstecktenSprengstofffallen zeigen würden.Da es durch den vorzeitigen Abzugzu Unsicherheiten gekommen wäre,häuften sich die Anschläge und sicherheitsrelevantenZwischenfälle,um den nachgebenden westlichen Nationenden Mut zu nehmen, ihre bishererrungenen Erfolge zu sichern. Dabeistelle die afghanische Bevölkerungdie Frage „Bleibt Ihr?“ nicht nur wegender befürchteten Rache der dannwieder erstarkenden radikalen Taliban,sondern weil diese jungen Menschenkeine Krieg wollten, sie wolltenLeben, Familien gründen, arbeiten.Dabei dürfe man sie nicht allein lassen.Deutschland habe Verantwortungübernommen und müsse auch nach2014 dazu stehen. Man müsse allestun, um diese Jugend zu gewinnenund zu fördern und das in sicheremUmfeld. Dazu gehöre selbstverständlichauch wirtschaftliches Wachstum,um Arbeitsplätze und Stabilität zu gewährleisten,schloss der Redner denVortrag und stellte sich danach den interessiertenFragen der Zuhörer nachDetails (Bild 2). ❏(Text und Fotos: Bertram Bastian)Nürnberger Sicherheitstagung 20. bis 21.Juni 2013Am 20. bis 21. Juni 2013 fandim Marmorsaal des PresseclubsNürnberg die Sicherheitstagung 2013statt. Die komplett ausgebuchte Veranstaltungwar mit hochrangigen Referentenbestückt und wurde in zweiBlöcken vermittelt. Während am 20.Juni die Frage im Mittelpunkt stand:„Brauchen wir eine neue EuropäischeSicherheitsarchitektur? – Konsequenzenaus den Deutschen Erfahrungenmit Auslandseinsätzen“ wurde amVON RAINER ZINK21. Juni der Themenkomplex „Weiterentwicklungder gemeinsamen Außen-und Sicherheitspolitik der EU“behandelt. Die Begrüßung wurde vonGisela Bock, Friedrich Naumann-Stiftungfür die Freiheit/Thomas-Dehler-Stiftung durchgeführt, das Grußwortwurde vom Chefredakteur der NürnbergerZeitung, Raimund Kirch vorgenommen,die Einführung übernahmder Tagungsleiter Joachim Spatz MdB(FDP).8 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKrael bedrohen könnten. Der Außenministersieht in dieser Angelegenheiteine politische Lösung einem militärischenEingreifen vor. „Es gebeeine Reihe ziviler Möglichkeiten, dieOpposition zu unterstützen, von derBäckerei bis zur Schule“, betonteWesterwelle und er bezeichnete dieLage in Syrien als „bestürzend“. Inder Rede des US-Präsidenten BarackObama am Tag zuvor vor dem BrandenburgerTor hat Westerwelle keinenHinweis erkannt, dass die USA sichvon Europa abwenden würde, sonderneher das Gegenteil festgestellt.Das geplante transatlantische Freihandelsabkommenwerde außerdemUSA und Europa enger verbindenund dies sei auch notwendig, da dieWelt sich derzeit in einem Umbruchbefinde. Vor diesem Hintergrund gehees nicht nur um eine Sicherheitsarchitekturfür Europa, sondern für dieganze Welt.Erfahrungen aus AuslandseinsätzenIm Block 1 wurden durch Privatdozent(PD) Dr. Markus Kaim,dem Forschungsgruppenleiter beider Stiftung Wissenschaft und Politik(SWP), Berlin sowie Dr. AlmutWieland-Karimi, der Direktorin desZentrums für internationale Friedenseinsätze(ZIF), Berlin die theoretischenGrundlagen vermittelt.Insgesamt kann Deutschland nach20 Jahren Auslandseinsätze auf einebeachtliche Bilanz und Erfahrungenim Bereich der out-of-area-Missionenblicken. Im zweiten Block mitden Erfahrungen aus der Praxis referierteGeneralmajor Erhard Drews,der Amtschef im Amt für Heeresentwicklung,Köln.Im Anschluss daran fand einePodiumsdiskussion statt, in dem sich(von rechts im Bild 2) GeneralmajorDrews, Winfried Nachtweih MdBa.D., Sicherheitspolitiker Bündnis 90/Die Grünen, Bernd Mützelberg, Botschaftera.D., ehemaliger Sonderbe<strong>auftrag</strong>terfür Afghanistan und Pakistanund Marco Seliger, Chefredakteurder Zeitschrift loyal auf dem Podiumzur Verfügung stellten. Die Moderationlag in den Händen von Generalleutnanta.D. Heinz Marzi.Nach dieser angeregten Diskussiondurften die Besucher dieser Tagungein weiteres Grußwort hören,AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013jetzt durch den Oberbürgermeisterder Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly.AFestliches Abendessenb 20.00 Uhr versammelten sichdie Teilnehmer der Sicherheitstagungim Historischen Rathaussaal derStadt Nürnberg, um dort den Kurzvortragvon S.E. Dan Mulhall, Botschaftervon Irland in der BundesrepublikDeutschland und die längere Rede vonPetras Austrevicius MP, dem StellvertretendenParlamentspräsident derRepublik Litauen und Mitglied desAuswärtigen Ausschusses anzuhören.Bei einem anschließenden ausgezeichnetenfestlichen Abendessenund guten Gesprächen endete diesererste Tag gegen 23.00 Uhr.Weiterentwicklung der gemeinsamenAußen- und Sicherheitspolitik der EUAuch hier sollte dieser Themenkomplexwieder in zwei Blöckenstattfinden, im Block 1 wurde die„Entwicklung der Gemeinsamen Außen-und Sicherheitspolitik (GASP)und der Gemeinsamen SicherheitsundVerteidigungspolitik (GSVP) imSpannungsfeld zwischen Intergouvernementalismusund <strong>Gemeinschaft</strong>smethode“behandelt. Das Einführungsreferathielt Prof. Dr. JohannesVarvick, Professor für InternationaleBeziehungen und europäische Politikan der Universität Halle-Wittenberg.Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitikder EUIn seinem Vortrag erläuterte Varvick,Europa sei wieder einmal mitsich selbst beschäftigt und dabei seienstrategische Fragen wie die Notwendigkeiteiner wirklichen gemeinsamenAußen- und Sicherheitspolitikder EU zunehmend aus dem Blickgeraten. Die europäische Integrationim Rahmen der EG und heute der EUsei seit ihren ersten Schritten eine Sicherheitsgemeinschaftim doppeltenSinne gewesen: „Sicherheit voreinander“durch Integration auf wirtschaftlichemund politischem Gebiet und„Sicherheit miteinander“ vor äußerenBedrohungen durch Kooperationin außen-, sicherheits- und verteidigungspolitischenFragen. Die Problematikder „Sicherheit voreinander“könne mit dem hohen Grad an ökonomischer,politischer und militärischerVerflechtung innerhalb der EU als gelöstbetrachtet werden. Es sei kaumvorstellbar, dass ein Mitgliedsstaatder EU erneut zu einer militärischenBedrohung für einen anderen Mitgliedsstaatwerde. „Krieg als Mittelder Politik ist also im Binnenverhältnisder EU de jure und de facto undenkbargeworden“, so Varvick. Erstwenn insbesondere die großen Drei,Deutschland, Frankreich und Großbritannien,sich einigen, könnten hierwieder substantielle Fortschritte füreine gemeinsame Außen-, Sicherheits-und Verteidigungspolitik erwartetwerden, erwähnte der Professor.Zu anspruchsvollen Operationenwie etwa Kosovo, Libyen oder Malisei die EU aber ohne Unterstützungder USA weiterhin nicht in der Lageund die Auswirkungen der Finanzkriseund der damit verbundene Druckzu radikalen Einschnitten in die Verteidigungshaushaltedürften diesenBefund auch auf längere Sicht gültighalten. Ferner habe die GSVP bisheute eine geringe Bedeutung fürdie internationale Sicherheit: Auchals Organisationsrahmen für militärischeOperationen und zivile Missionenspiele die GSVP eine unwesentlicheRolle. „Bedeutsame Operationenwie Libyen und Mali findenohne Beteiligung der GSVP-Strukturenstatt, vielmehr übernimmt hierein EU-Mitgliedstaat die Initiativeund Führung und schafft es, eine Koalitionder Willigen zu formen. Dieseleisten dann nach ihrer jeweiligenInteressenslage Beiträge in Form vonRessourcen, <strong>Soldaten</strong> oder Logistik“,betonte Varvick.Weiterentwicklung der GemeinsamenDAußen- und Sicherheitspolitikie Staats- und Regierungschefswerden sich auf dem Dezember-Treffendes Europäischen Ratsmit der GASP der EU befassen. DieEU hat sich mit einer Vielzahl zivilerund militärischer Missionenzu einem Akteur im internationalenKrisenmanagement entwickelt;Deutschland ist auf vielfältige Weiseim Rahmen der GASP engagiert.Am Ende seines Vortrags stellte sichder Professor die Frage: Wie kann esnun weitergehen und kann der Dezembergipfelzur GASP Verbesserungenbringen?9


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKBild 2USA sei 2,5 mal so groß, wie der Verteidigungshaushaltder EU (EU 200Milliarden Euro, USA 500 MilliardenEuro). Zudem verfüge Europa heuteüber 27 einzelne eher nationale Armeen,ergo auch 27 Ministerien, die mit27 Militärhaushalten weitgehend unabhängigvoneinander 27 Streitkräftepläneerarbeiten und fortschreiben.In der Konsequenz mangele es Europaan elementaren militärischen Fähigkeiten,die es ihm erlauben würden,ohne Hilfe der USA seine Interessendurchzusetzen. „Insgesamt betrachtetgehen mehr und mehr Staaten dazuüber, einzelne Fähigkeiten (z.B. ihrePanzertruppe) aufzugeben. Nur nochwenige Staaten, wie Deutschland, unterhaltenStreitkräfte, die das gesamteFähigkeitsspektrum zumindest einmalabdecken. Eine Durchhaltefähigkeitim gesamten Fähigkeitsspektrum erreichtjedoch auch Deutschland nurmit Unterstützung seiner Partner“,bemerkte der General.Gemeinsame Europäische Armee?General Bentler verwies weiterdarauf, dass es unbestritten sei, dassdie europäischen Staaten bereits heutevoneinander abhängig sind. Dennochstehen der Vision einer EuropäischenArmee heute harte politischeund rechtliche Fakten gegenüber. Insbesonderedie Ausübung des militärischenGewaltmonopols stelle eineder tragenden Säulen eines souveränenStaates dar. „Das Bundesverfassungsgerichthat in seinem Urteilvom 30. Juni 2009 bestätigt, dass derVertrag von Lissabon grundgesetzkonformist. Die Bundesrepublik bleibtbei Inkrafttreten des Vertrages weiterhinein souveräner Staat und esAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013wurde deutlich herausgestellt, dassauch weiterhin der konstitutive Parlamentsvorbehaltfür den Auslandseinsatzder Streitkräfte fortbesteht. Dasist eine klare Grenze der Integration,die vorerst eine schnelle Realisierungeiner europäischen Armee eine Absageerteilt“, betonte der General. „AlsMittel der schnellen Krisenreaktionstellen die Mitgliedsstaaten der EUsogenannte „Battle Groups“ in einembereit. Es handelt sich um bis zu 3000<strong>Soldaten</strong> starke Heeresverbände, diebei Bedarf durch Luftwaffe und Marineverstärkt werden können. EineBattle Group ist bisher noch nie zumEinsatz gekommen und deshalb kannüber die genaue Fähigkeit der BattleGroups keine detaillierte Aussagegetroffen werden.Wege zu größerer HandlungsfähigkeitEuropa muss sich seiner Verantwortungals Global Player gerechtwerden und daher auch zukünftig außerhalbseiner Grenzen mit zivilensowie militärischen Fähigkeiten undMechanismen zur Wahrung seiner Interessenengagieren müssen. „Europamuss handeln können, auch wenndie Vereinigten Staaten nicht handelnkönnen oder wollen“, resümierte GeneralBentler und dabei sei es vonBedeutung, dass Europa handlungsfähigerwird und mit ihren Partnernzusammenarbeiten will. WesentlicheVoraussetzung für zielgerichtetes gemeinsamesHandeln bleibe das gemeinsameVerständnis strategischerZiele und Interessen. „In diesem Zusammenhangwird auch die Zukunftder Battlegroups als Mittel zur schnellenKrisenreaktion auf den Prüfstandgestellt werden müssen“, unterstrichder General. Die Bereitstellung einesrisikoangepassten Fähigkeitsspektrumsdurch die EU könne die Fähigkeitsentwicklungintensivieren und esgebe auch dazu schon aussichtsreicheInitiativen wie „Pooling & Sharing“,die jedoch durch die Mitgliedstaatenengagierter verfolgt werden müssten.Dabei komme es auf intensive partnerschaftlicheKooperation der Mitgliedstaatenan, unter bestmöglicherNutzung zivil-militärischer Synergien.Ein weiteres Fundament für dasnachhaltige Bereitstellen eines umfassendenFähigkeitsspektrums sei eineleistungsfähige europäische Verteidigungsindustrie,so der General. GeneralBentler bekräftigte ferner, dassviele Menschen aufgrund der finanziellenKosten mit Skepsis nach Europaschauten und in der politischenDiskussion werde deshalb in diesemZusammenhang das Subsidiaritätsprinzipangeführt. „Das bedeutet, dassdie Europäische Union nur das übernehmenmuss, was ein Staat nichtselbst regeln oder bewältigen kann.Nach meiner Auffassung gehört dieSicherheits- und Verteidigungspolitikdazu. Es bleibt zu hoffen, dass es inder Sicherheits- und Verteidigungspolitiknicht erst einer derartigen Krisebedarf, bevor man die erforderlichenSchritte macht“, beleuchtete der Generalund er beendete seinen äußerstspannenden und wissenswerten Vortragmit der Aussage, Europa könneseine Sicherheitsinteressen nur dannwirksam wahren, wenn die Staaten engerzusammenzuarbeiten! Aus Sichtdes Generals sei daher die zentraleVoraussetzung für eine zukunftsfähigeGSVP der mutige politische Wille zu„Mehr Europa“! Das schließe die partielleAufgabe von Souveränität ein!FazitIm Anschluss daran wurde durchGeneralleutnant a.D. Heinz Marzieine kurze Zusammenfassung und Bewertungdieser Sicherheitstagung vorgenommen.Gegen 14.00 Uhr endetedie Tagung mit einem gemeinsamenMittagessen, bei dem weiterhin regediskutiert wurde. Die Sicherheitstagungwurde von allen Besuchern sehrpositiv bewertet und viele Teilnehmerdieser Tagung haben angedeutet,bei der Nürnberger Sicherheitstagung2014 auch wieder vor Ort zu sein. ❏11


GESELLSCHAFT NAH UND FERNDialog im Geist der FreundschaftPax Christiana fördert orthodoxe Theologiestudentener theologische Dialog zwi-Katholiken und Ortho-„Dschendoxen wird vor allem dann gelingen,wenn er auf der Basis gegenseitigerSympathie und Freundschaft geführtwird.“ Mit diesen Worten beschreibtfr. Elija Oberndorfer, Benediktinermönchdes Stiftes Lambach in Oberösterreich,die Grundintention, die ihnveranlasst hat, gemeinsam mit einigenFreunden den Verein Pax Christianazu gründen. „Papst Benedikt XVI.schreibt in seinem Jesus-Buch, daszu jedem Verstehen ein Sympathievorschussgehört. Und wir möchten mitunserer Arbeit dazu beitragen, dassKatholiken und Orthodoxe für die jeweilsandere Seite einen solchen Sympathievorschussaufbringen.“Der in diesem Frühling in Österreichgegründete Verein ist im Wesentlichenauf zwei Gebieten aktiv.Zunächst fördert er orthodoxe Priesteramtskandidatenbei einem Studiumin einem westeuropäischen Land.Die Förderung umfasst dabei sowohleine finanzielle Unterstützung, meistin Form eines monatlichen Büchergeldes,aber auch ein ideelles Programm.Dieses ist derzeit auf Rombeschränkt, da hier ein Großteil derStipendiaten studiert. Angeboten werdengemeinsame Exkursionen, Vorträgeund wissenschaftliche Kolloquien.„Wir freuen uns, dass wir das RömischeInstitut der Görres-Gesellschaft,eines der renommierten deutschenAuslandsinstitute, dabei als Partnergewinnen konnten“, betont fr. Elija.Die Förderung orthodoxer Theologiestudentenist allerdings für die Initiatorenkein reiner Selbstzweck. ImHintergrund steht der Gedanke, dassdie Stipendiaten durch einen Aufenthaltin einem westeuropäischen Landvertieft Sympathie und Verständnisfür den Katholizismus und für die gemeinsamenWurzeln der Kirchen entwickeln.Für Alessandro Savych, biszu seiner kürzlich erfolgten HeimkehrStipendiat der Pax Christiana, scheintdies zu stimmen: „Tausend Jahre gemeinsameKirchengeschichte verbindenuns. Das wurde mir erst richtig bewusst,als ich in Rom die Gräber derersten Märtyrer besuchte. Wir habenja auch viele gemeinsame Heilige!“Die Hoffnung der Vereinsgründer istes, dass Alessandro und andere Stipendiatendiese Erfahrungen spätereinmal zum Anlass nehmen, den ökumenischenDialog der Orthodoxie mitder katholischen Kirche tatkräftig zufördern. Derzeit vergibt der Verein vorallem Kleinstipendien in Form einesBüchergeldes. Im kommenden Jahrwird er aber erstmals mit einem Vollstipendiumeinem weißrussischen Seminaristeneinen einjährigen Sprachkursin Österreich finanzieren können.Ein zweiter Arbeitsschwerpunktdes Vereins ist es, Kontakte zwischenjungen Katholiken und Orthodoxen(Bild 3) zu schaffen. In seinem erstenTätigkeitsjahr hat der Verein dabei vorallem regelmäßige Treffen zwischenjungen Katholiken und Orthodoxenin Rom initiiert. Ein Höhepunkt war,wie Stipendiaten und Vereinsmitarbeiterübereinstimmend bekräftigen außerdemder gegenseitige Besuch derOsterliturgien. „Ich bin heute nochganz beeindruckt von der Schönheitund Zeichenvielfalt der orthodoxenLiturgie“, berichtet Matthias Simperl,ein weiterer Mitarbeiter des Vereins,„ebenso wie von der Herzlichkeit, mitder wir in der orthodoxen Pfarrkirchein Rom aufgenommen wurden.“Begegnungen am Studienort werdenergänzt durch Besuche in den jeweiligenHeimatländern: In Stift Lambachsind in den Sommermonatenregelmäßig junge Orthodoxe zu Gast.fr. Elija ist wiederum auf Einladungdes orthodoxen Bischofs von Lembergin die Ukraine gefahren und konntedort bereichernde Einsichten in dieOrthodoxie erhalten, wie er erzählt.„Geplant ist, dass der Verein weiteresolcher Reisen zum gegenseitigenKennenlernen organisiert, die allerdingsrein privat finanziert werden.“Die Vereinsmittel sollen, abzüglichgeringer Verwaltungskosten, allein fürdie Förderung der Stipendiaten verwendetwerden, wie der LambacherMönch herausstellt.„Uns ist bewusst, dass wir mit unsererArbeit nur einen kleinen Beitragzu einem großen Ziel leisten“, meintfr. Elija abschließend. „Die EinheitFr. Elija Oberndorfer OSB mit einem orthodoxen Stipendiaten und einergemeinsamen Freundinkann zudem nur der Herr schenken:Deshalb ist unser erstes Anliegen dasGebet um Einheit. Zugleich aber könnenauch kleine Schritte, wie wir sietun, helfen, dass der ökumenischeWeg zwischen Katholiken und Orthodoxenweitergegangen wird.“ ❏(Text und Foto: Philipp Weber)12 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


BILD DES SOLDATENBundeswehr im EinsatzSeit Ende Januar befindet sich einGroßteil des Gebirgsjägerbataillons231 als Partnering Unit auf demObservation Post (OP) North in derProvinz Baghlan in Afghanistan. Auftragist es unter anderem, die Bewegungsfreiheitinsbesondere auf denHauptverkehrsadern sicherzustellenund bis Ende Juni die Übergabe desAußenpostens an die Afghanische Armeeabzuschließen. Unter den Kräften„am Hügel“ befindet sich unter anderemder Hochgebirgsjägerzug unterFührung von Hauptfeldwebel W.,der hier als Sicherungszug eingesetztist. Für die Gebirgsjäger ist der OPNorth mit seinem mittelgebirgsähnlichemCharakter am süd-westlichenFußpatrouille in AfghanistanAusläufer des Hindukusch ein Ort, andem man sich durchaus wohl fühlenkann, zumindest wenn man die Bedrohungslageund die immer extremerwerdenden Klimabedingungenaußer Acht lässt.Zwar stehen die Vorbereitungenzur Übergabe des OP seit Wochen imVordergrund, jedoch darf die Präsenzim Raum und die damit verbundenenPatrouillen und Gespräche nicht vernachlässigtwerden. So führt der Sicherungszugseit Anfang Mai regelmäßigeFußpatrouillen im Nahbereichund in der nächstgelegenen OrtschaftPUZEH-YE ESHAN durch, um imZuge der Sicherungsmaßnahmen desOP North nicht einsehbare Bereicheaufzuklären, durch unmittelbareVerbindungsaufnahme mit der Bevölkerungdas zivile Lagebild weiterzu verdichten und die MISO-Truppe(Military Information Support Operations,d.h. Unterstützung der Truppemit psychologischen Hintergrundinformationen)bei der Durchführungdes „Radio Literacy Programs“ zuunterstützen.Wie bei jeder Fußpatrouille isteine ausgiebige Vorbereitung, vergleichbarmit der eines gefechtsmäßigenBergmarsches, sehr wichtig.Am Abend vor der Patrouille findetim Zelt des Sicherungszuges die Befehlsausgabedurch den Sicherungszugführerstatt. Dabei erhalten die<strong>Soldaten</strong> u.a. Informationen über denAuftrag, die Absicht des Zugführers,den Marschweg, Zeit und Dauer derPatrouille. Knapp 600 Höhenmeterauf zehn Kilometern Strecke erwartenden Sicherungszug am Folgetag. Auchder Anzug und die mitzunehmendeAusrüstung sowie Bewaffnung werdenklar befohlen. Jeder Soldat trägt denGefechtsanzug, also die Schutzweste,die Kampfmittelweste, den Gefechtshelm,die Splitterschutzbrille, Handschuheund den langärmligen Feldanzugmit Kampfstiefeln. GrundsätzlichSkizze des Fußweges der PatrouilleLinkes Bild: Hirtenjunge mit frisch erhaltenem Radio zum Empfang des Radio-Literacy-Program. Erläuterungen zumRadio-Literacy-Program siehe Kasten. Rechtes Bild: MG-Trupp in der SicherungAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 201313


BILD DES SOLDATENist jeder mit dem G36 und einer P8bewaffnet, wobei der Hauptgefreite M.in der Spitzengruppe ein MG3 anstelledes G36 und der Hauptgefreite H.ein G28 trägt.Bei sehr hohen Temperaturenund der schweren Ausrüstung ist beiden erfahrenen Gebirgsjägern einegewisse Marschvorbereitung selbstverständlich(Bild 1). Diese beginntschon mit der Vorbereitung der Ausrüstungam Vortag, mit ausreichenderFlüssigkeitszufuhr und ausreichendemSchlaf. Am Marschtag istein ausgiebiges Frühstück, welchesvon der Verpflegungsgruppe des Gebirgsjägerbataillons231 vorbereitetwird, sehr wichtig.Nach dem Frühstück und demAnlegen der Ausrüstung kann derAuftrag beginnen. Nach einem kurzenLageupdate durch den Sicherungszugführergeht es für zwölf Gebirgsjäger,zwei Sanitäter und einenBeförderung am höchsten Punkt im Nahbereich im OP 4Sprachmittler in zwei Halbgruppenund einem Führungstrupp durch dasSüdtor mit einem Schritt in die Bedrohungslagedes Nahbereichs herausaus dem sicheren OP North undhinein in die unsichere Umgebungdes Distrikts Baghlan-e Jadid. LetzteAufklärungsergebnisse ergaben, dasssich mehrere Selbstmordattentäterauf Motorrädern im Verantwortungs-Radio-Literacy-ProgramDas Radio-Literacy-Program ist ein Bildungsprogrammder amerikanischen MISO-Truppe (MilitaryInformation Support Operations/ ehemals Psy-Ops (Psychological Operations)) in Afghanistan. DasProgramm zielt auf die Alphabetisierung von Kindern,Frauen, ethnischen Minderheiten und sonstigenGruppierungen, die aufgrund Diskriminierung, Armut,Vorurteilen, mangelnder Infrastruktur, Aufenthalt inder Peripherie oder sonstigen Gründen keinen Zugangzur herkömmlichen Schulbildung erhalten können.Das Konzept ist denkbar simpel. In einfach zuverstehenden, täglichen Lektionen wird in mehrerenaufeinander aufbauenden Modulen in einem RadiofernkursLesen und Schreiben gelehrt. Als Lernmittelstehen dabei neben den Radioprogrammen und zugehörigenRadiogeräten, die als RBI (Relation BuildingItems) von eigener Truppe in der Bevölkerung verteiltwerden, begleitende Schulbücher zur Verfügung.Diese sollen durch Bilder und zusätzliche Übungenden Lernerfolg fördern. Das Programm kann jedochauch ohne diese Schulbücher betrieben werden. DasRadioprogramm wird hauptsächlich durch taktischeRadiosender ausgestrahlt, die von US-MISO Kräftenoder von PsyOps-<strong>Soldaten</strong> verbündeter Nationen betriebenwerden. Auf diese Weise werden die Hörer andiese Sender gebunden und können auch durch andereBotschaften im Sinne der Kommunikationsstrategieder eigenen Truppe erreicht werden. Auf diese Weisekann für die Truppenführer vor Ort ein Kommunikationskanalin Bevölkerungsgruppen oder Landesteilegeöffnet werden, die andernfalls nicht durch Mitteloperativer Kommunikation erreicht werden könnten.So kann auch in isolierten oder der Insurgency alsRückzugsraum dienenden Gebieten feindliche Propagandaunterlaufen und durch Informations- undAufklärungsmaßnahmen die Einstellungen und Meinungender Bevölkerung im Sinne der eigenen Operationsführungpositiv beeinflusst werden.Bestandteile des RLP14 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


BILD DES SOLDATENVersammlung der FrauenKinder begleiten die <strong>Soldaten</strong>AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013bereich der PU OP North befindensollen, weshalb noch einmal alle <strong>Soldaten</strong>sensibilisiert werden und derSicherungszug zusätzlich durch weitereMaßnahmen bei seinem Vorgehenüberwacht wird. Zum einen durcheinen Trupp des Sicherungszugs aufeinem Gefechtsfahrzeug von einemPlateau des OP aus und zum anderendurch das Persistent Ground SurveillanceSystem (PGSS), ein fliegenderBlimp, umgangssprachlich Zeppelingenannt. Dieser fliegt auf mehrerenhundert Metern über dem Außenpostenund ermöglicht mit seinen hochauflösendenKameras eine weitreichendeÜberwachung des Umfelds.Des Weiteren ist entlang des knappvier Kilometer langen Außenzaunseine Vielzahl von Kameras zur Rundumüberwachunginstalliert. Aufklärungsergebnissekönnen so unmittelbaran den Sicherungszug weitergegebenwerden.Nach kurzer Marschzeit begegnenden Gebirgsjägern bereits die erstenHirtenjungen. Obwohl die Kinder die<strong>Soldaten</strong> hauptsächlich innerhalb desOP North am Zaun oder in geschütztenFahrzeugen wahrnehmen, ist vonZurückhaltung keine Spur. Die Kinderkommen freudig auf die <strong>Soldaten</strong>zu und lassen sich neugierig mit Hilfedes Sprachmittlers das Radio erklärenund wie man damit Lesen lernenkann (Bild 2). Beiläufig werden einigeFragen, wie zum Beispiel zu ihrenWohnorten, zur Herde und anderenHirten gestellt, um herauszufindenmit welchen Bewegungen um den OPzu rechnen ist. Wiederholt wurdendurch die Sicherungsposten im VorfeldZivilisten mit Waffen gemeldet.Im Gespräch mit den Hirten konnteder Sachverhalt schnell geklärt werden.Bei den vermeintlichen Schützenhandelt es sich um Jugendliche,die mit einem Luftgewehr auf Vogeljagdgehen. Für die Sicherungskräfteist dies eine wesentliche Information,um angemessen und verhältnismäßigreagieren zu können. Zu einem späterenZeitpunkt ergab sich die Möglichkeit,den Malik der an den OP Northangrenzenden Ortschaft zu bitten, dieJugendlichen davon abzuhalten, vorden Stellungen des OP North auf Jagdzu gehen.Die Patrouille setzt ihren Marschfort und erreicht nach einer guten15


BILD DES SOLDATENStunde den höchsten Punkt außerhalbdes OP, während es zu weiteren kurzenBegegnungen mit Hirten kommt.Oben angekommen wird eine Rundumsicherungeingenommen und dasweitere Vorgehen mit Blick ins Geländebefohlen (Bild 3).Diese abgesessene Patrouille hältfür einen <strong>Soldaten</strong> des Sicherungszugeseine ganz besondere Überraschungbereit. Nachdem er den Anstiegmit dem schweren Maschinengewehrgemeistert hat, wird er amhöchsten Punkt im Nahbereich des OPNorth im Beisein seiner Kameradenzum Stabsgefreiten befördert. „Ichhabe nicht damit gerechnet, befördertzu werden. Ich bin sehr stolz, als Gebirgsjägerin einem so außergewöhnlichenRahmen im Nahbereich desOP North auf einem Gipfel befördertzu werden“, so der frisch beförderteStabsgefreite M. (Bild 4).Nach der Beförderung des Kameradenbeginnt Phase 2, der Abstiegin die Ortschaft PUZEH-YEESHAN. Diese liegt mit ihren 1.000Einwohnern am Fuße des OP North.Bereits am Ortseingang werden dieGebirgsjäger von 40 Kindern und einemfür uns gewöhnungsbedürftigenGeruch, der auf die ärmlichen, hygienischenBedingungen zurückzuführenist, empfangen. Es hat sich schnellherumgesprochen, dass <strong>Soldaten</strong> zuFuß in der Nähe sind. Die Kinder,hauptsächlich Jungen, begleiten dieGebirgsjäger den ganzen Weg durchden unübersichtlichen Ort und bettelnfast ununterbrochen nach „pen,pen, kalam, kalam“ und „ball, ball“.Mit Händen und Füßen versuchen die<strong>Soldaten</strong> des Sicherungszuges dabeiverstehen zu geben, dass sie keineBälle und auch nur wenige Stifte dabeihaben. Die meisten Kinder wollenes offensichtlich nicht wahrhaben undder Sprachmittler muss es schließlicheindrücklich erklären.Auffallend ist der Gesundheitszustandder Kinder. Verkrüppelte Beineund schlechte Haut sind nicht ungewöhnlich.Auch der Umgang der Kinderuntereinander ist befremdlich, daschnell vom Recht des Stärkeren Gebrauchgemacht wird, wenn es darumgeht einen Stift zu ergattern. Dennochgewinnt man den Eindruck, dass dieKinder auf ihre Art und Weise glücklichund zufrieden sind.Es sind kaum Mädchen undFrauen auf den Straßen. Manchmalschauen neugierige Frauengesichtervorsichtig aus Türspalten, ziehensich aber sofort zurück, wenn sie sichentdeckt fühlen. Die wenigen kleinenMädchen, die sich schließlich dochnäher heran wagen, ziehen gegenüberden Jungen grundsätzlich denKürzeren. Deshalb werden die Mädchendurch die Gebirgsjäger bei derAusgabe kleinerer Geschenke vonGeschenke werden verteiltden Jungen getrennt, damit auch beiden kleinen Mädchenaugen das Funkelnbei Erhalt einer Taschenlampe,eines Radios oder eines Stifts zumVorschein kommt. Um ebenfalls einenZugang zu den Frauen und Mädchenzu bekommen, wird in der Zusammenstellungder Patrouille daraufgeachtet, dass auch Soldatinnenin die abgesessenen Patrouillen integriertwerden. In einem Gesprächmit dem Malik der Ortschaft PUZEH-YE ESHAN wurde der Wunsch geäußert,auch einmal eine Versammlungder Frauen durchzuführen (Bild 5).Daraufhin organisierte ein Projektteamder Partnering Unit OP North inZusammenarbeit mit dem FemaleEngagement Team des RegionalCommand North (RC N) für dieFolgewoche eine Versammlung derFrauen, die einen sehr hohen Zuspruchfand. Da die Frauen in Afghanistaneine weitaus größere Rollespielen, als es nach außen hin vielleichtden Anschein erweckt, ist esauch im Sinne der Informationsgewinnungwichtig, engen Kontakt zudiesen zu halten.Nach einer weiteren Stunde verlässtdie Patrouille wieder den Ort mitseinen engen Gassen und vielen unüberschaubarenHinterhöfen. Beruhigend,dass das PGSS immer deutlichsichtbar über dem OP schwebt. DieKinder begleiten die <strong>Soldaten</strong> nochbis zum Ortsausgang und auch nichtweiter. Sie scheinen glücklich unddankbar zu sein, die eine oder andereKleinigkeit ergattert zu haben.(Bild 6 und 7)Außerhalb der Sichtweite derKinder, wird durch den Sicherungsführernoch einmal ein Beobachtungshaltbefohlen. Die Gebirgsjäger sindnun schon fast drei Stunden in vollerMontur auf den Beinen und stärkensich für den letzten Aufstieg zum OPNorth. Am befohlenen Tor zum OPsteht schon der zur Sicherung abgestellteTrupp bereit und nimmt die<strong>Soldaten</strong> auf. Nach dem Erreichen dessicheren OP findet durch den Zugführereine kurze Nachbesprechung statt.Der Zugführer ist zufrieden mit derLeistung seiner <strong>Soldaten</strong> und mit denErkenntnissen, die gewonnen wurden.Die Lage war ruhig, aber in dieser RegionAfghanistans kann die Ruhe trügerischsein. ❏(Fotos und Text: von Rennenkampff,Thierer, von PressestelleGebJgBrig 23 freundlicherweisezur Verfügung gestellt)16 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


BILD DES SOLDATENBundesvorsitzender Rüdiger Attermeyer (rechts) ließ es sich nicht nehmen,zur Durchführung des letzten Seminars in Cloppenburg vor Ort denlangjährigen Leiter Hans-Jürgen Mathias zu verabschiedenbeginnt an der Katholischen AkademieStapelfeld und endet an der Marienwallfahrtskirchein Bethen naheCloppenburg. An der ca. 15 km langenStrecke befinden sich mehrereWegmarken, die zur Besinnung in derNatur anregen sollen. Heinrich Siefer,der diesen Weg selbst mit gestaltethat, erläuterte an diesen Punktendie Intension, die mit den Wegmarkenverbunden ist. Im nördlichstenMarienwallfahrtsort Europas konntensich die Teilnehmer im Angesichtder „Mutter der sieben Schmerzen“,die ihren toten Sohn auf ihrem Schoßbirgt, still besinnen und zur GottesmutterMaria beten.Weitere Möglichkeiten zur geistigenRüstung ergaben sich durch diemorgens angebotenen kurzen Andachtenin der Hauskapelle, die durch denPfarrer des Hauses, Dr. Marc Röbel,aber auch durch Reinhard Kießnergestaltet wurden. Am Samstagabendgestaltete der Leitende MilitärdekanMonsignore Reiner Schadt aus Kieleine Vorabendmesse mit den Seminarteilnehmern.Auch er ging ganz speziellauf die Seminarziele und die neueLebenssituation der Teilnehmer ein.Dieses Seminar unterschied sichvon allen vorherigen dadurch, dassschon vorher bekannt war, dass eszum letzten Mal in den Räumen derKatholischen Akademie Stapelfelddurchgeführt werden sollte und Oberstabsfeldwebela. D. Mathias die Leitungan Reinhard Kießner weitergebenwürde. Aus diesem Grunde ließ essich der Bundesvorsitzende der GKS,Oberstleutnant Rüdiger Attermeyernicht nehmen, den Veranstaltungsortzu besuchen und sowohl Hans JürgenMathias (Bild 2) als auch der KatholischenAkademie für die jahrelangeerfolgreiche Durchführung diesesSeminars zu danken. Reinhard Kießner(Bild 3) und seiner Gattin Gudrunwünschte er für die weitere Durchführungdes Seminars am neuen Durchführungsortin Fulda alles Gute undeine glückliche Hand.Am Ende des Seminars kamendie Teilnehmer zu dem Schluss, dassüber die vier Tage der Reflexion zureigenen Situation und Zukunft manchesGefühl der Ungewissheit und Unsicherheiteiner positiven Erwartungdes Ruhestands und der Hoffnungauf die Realisierung neuer Chancenund lang gehegter Wünsche und Erwartungengewichen ist. Damit wurdedas Seminar dem gesetzten Ziel,den Teilnehmern richtungsweisendeImpulse für die bevorstehende „dritteLebensphase“ zu geben, in jederHinsicht gerecht. Für ihren Einsatzsei allen Mitwirkenden an dieser Stelleherzlich gedankt.(Text: Norbert Geihsler,Fotos: Bertram Bastian)Reinhold Kießner wird ab 2014 dieSeminare in Fulda leitenHinweisDas Seminar „Vorbereitung auf die 3. Lebensphase“ soll <strong>Soldaten</strong>und ihre Ehepartner auf die Zeit nach der Pensionierung vorbereiten.Diese neue Lebensphase muss von jedem persönlich angenommen, gestaltetund bewältigt werden.Diese Herausforderung an die neuen Lebensumstände, die Wünsche,Hoffnungen aber auch eventuell vorhandene Ängste sollen indiesem Seminar aufgearbeitet werden. Die Termine für die nächstenSeminare stehen auf Seite 31, Formulare für die Anmeldung sowieTeilnahmebestimmungen finden sie auf der Internetseite der GKS:www.katholische-soldaten.de unter der Rubrik „Veranstaltungen“.18 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


BILD DES SOLDATENFlexible Betreuung der <strong>Soldaten</strong> im EinsatzFeierliche Übergabe des OASE-BetreuungscontainersDie OASE-Einsatzbetreuung engagiert sich seit 1995 in der Unterstützung der im Auslandseinsatz befindlichendeutschen Soldatinnen und <strong>Soldaten</strong>. Dabei richtet sie ihr Angebot immer nach den örtlichen Gegebenheitenaus. Um noch flexibler auf die Einsätze der Bundeswehr reagieren und auch kleinen Truppenkontingentendie bewährten Betreuungsleistungen anbieten zu können, wurden in Zusammenarbeit mit demEinsatzführungskommando der Bundeswehr zwei OASE-Betreuungscontainer eingerichtet, die am 12. Augustsymbolisch an die Bundeswehr übergeben wurden und ab sofort zur Betreuung der im Einsatz befindlichen Soldatinnenund <strong>Soldaten</strong> bereit stehen.Über 6.300 deutsche Männer undFrauen der Bundeswehr sindweltweit im Auftrag des Parlamentsin unterschiedlichen Missionen imEinsatz. Viele von ihnen befindensich fernab der Heimat in einer unwirtlichenUmgebung, die oftmals keineMöglichkeiten zur Entspannungvom anstrengenden und gefährlichenDienstalltag bietet.Die OASE-Einsatzbetreuung,ein <strong>Gemeinschaft</strong>sprojekt der beidenchristlichen Verbände EvangelischeArbeitsgemeinschaft für <strong>Soldaten</strong>betreuung(EAS) und KatholischeArbeitsgemeinschaft für <strong>Soldaten</strong>betreuung(KAS), setzt sich seit 1995dafür ein, die Lebensumstände derMänner und Frauen im Einsatz zuverbessern und die Militärseelsorgervor Ort zu unterstützen.AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013von links: Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur Streitkräftebasis, MarkusGrübel (MdB, CDU), Vorsitzender der Katholischen Arbeitsgemeinschaftfür <strong>Soldaten</strong>betreuung (KAS) und Generalleutnant a.D. Wolfgang Otto,Vorsitzender der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für <strong>Soldaten</strong>betreuung(EAS)Dafür betreibt sie in den großenCamps der Bundeswehr in Afghanistanund im Kosovo die OASE-Restaurants,in denen die Soldatinnenund <strong>Soldaten</strong> leckere Speisen zu moderatenPreisen erhalten, Räume zurEntspannung finden oder mit Militärseelsorgernins Gespräch kommenkönnen. Darüber hinaus transportiertdie OASE vielfältiges Betreuungsmaterialin die entlegenen Einsatzgebiete,baut flexible und stationäre Gastronomiebetriebeauf und bietet mitkulturellen und sportlichen Aktionenwillkommene Abwechslung vomDienstalltag.Aufgrund der veränderten Einsatzbedingungenin den letzten Jahrensind viele deutsche <strong>Soldaten</strong> nichtmehr ausschließlich in großen Campsstationiert und können das vielfältigeBetreuungsangebot der OASE nichtwahrnehmen. Über 2.000 Männer undFrauen sind – wie aktuell in Mali undin der Türkei – in kleineren Einheitenim Auslandseinsatz und finden nurin begrenztem Maße Räume zur Erholungvor. Darüber hinaus sind dieseEinsätze oftmals zeitlich begrenzt,weswegen der Aufbau stationärer Betreuungsinfrastrukturnur schwer realisierbarist.Um auch kleinen Einsatzkontingentendie nötige Unterstützung bietenzu können, hat die OASE-Einsatzbetreuungin Zusammenarbeit mitdem Einsatzführungskommando derBundeswehr ein neues flexibles Betreuungsmodulentwickelt: Den OA-SE-Betreuungscontainer.Zwei dieser mit vielfältigen Betreuungsmaterialien,bequemem Mobiliar,Unterhaltungselektronik undeinem Mini-Café ausgestatteten Container,welche ab sofort das umfangreicheBetreuungsportfolio der OASE-Einsatzbetreuung ergänzen, wurdenam 12. August in Bonn präsentiertund von den Vorsitzenden von EASund KAS symbolisch an die Bundeswehrübergeben.„Der große Vorteil des OASE-Betreuungscontainersist, dass dieser flexibelund bedarfsgerecht zu der Truppean den Einsatzort gebracht werdenkann.“, so Markus Grübel (MdB), Vorsitzenderder KAS. „Dort bildet er imFeldlager einen wichtigen Treffpunktfür die <strong>Soldaten</strong> und die Militärseelsorger,die diesen als Gemeindezentrum,Aufenthaltsraum und Ort derEntspannung nutzen können.“„Wir hoffen im Sinne der Soldatinnenund <strong>Soldaten</strong>, dass die Bundeswehrin Ergänzung zu den eigenenAngeboten von diesem flexiblenBetreuungsangebot der OASE rege19


BILD DES SOLDATENGebrauch machen wird.“, so Generalleutnanta. D. Wolfgang Otto, Vorsitzenderder EAS. „Ein erster Einsatzortist bereits im Gespräch. Einer derbeiden OASE-Betreuungscontainerwird voraussichtlich in den kommendenWochen zu den Soldatinnen und<strong>Soldaten</strong> nach Mali geliefert.“Über 70 Vertreter von Evangelischerund <strong>Katholischer</strong> Kirche, Bundeswehr,Bundesministerium der Verteidigungund <strong>Soldaten</strong> aus den Bundeswehr-StandortenMayen und Koblenznutzten die Gelegenheit, undbesichtigten vor Verlegung in den Einsatzdie in einer Rekordzeit von vierLeitende Militärdekan Köln, Monsignore Rainer Schnettker (Bildmitte),segnete die BetreuungscontainerWochen geplanten und zusammengestelltenOASE-Betreuungscontainer.Zum Schutze der Container undaller Männer und Frauen, die sichim Einsatzgebiet in diesen aufhalten,segnete Monsignore Rainer Schnettkerbeide Container feierlich ein, sodassdiese an Vizeadmiral ManfredNielson, Inspekteur der Streitkräftebasis,übergeben werden konnten, derdiese stellvertretend für die Bundeswehrin Empfang nahm.Vizeadmiral Nielson dankte EASund KAS für ihr fortwährendes Engagementzur Unterstützung der Soldatinnenund <strong>Soldaten</strong>. „Die OASE-Einsatzbetreuung setzt sich seit vielenJahren für das Wohl der Kameradinnenund Kameraden im Einsatz einund ergänzt mit innovativen und bedarfsgerechtenAktionen die Angeboteder Bundeswehr“, so Nielson. „Fürdiese kontinuierliche und immer verlässlicheUnterstützung bedanke ichmich im Namen aller <strong>Soldaten</strong> ganzherzlich. “Einen weiteren Höhepunkt derFeierstunde bildete der musikalischeBeitrag von Rozan Hakim. Die Musikerinund Sängerin ist der OASE-Einsatzbetreuung eng verbunden undreiste bereits am Silvesterabend 2012mit ihren Kollegen der Band Prim[e]age in das Einsatzgebiet nach Afghanistanund gab für die in Kunduz stationiertenSoldatinnen und <strong>Soldaten</strong>ein Live-Konzert. ❏(Text und Fotos:Pressemitteilung KAS)KurzmitteilungKoptischer Bischof:Ägyptens Islamisten rächen sich an ChristenUnter dem gewaltsamen Machtkampf in Ägyptenleiden nach Darstellung der katholischenKirche auch Christen. „Die Islamisten rächen sichan uns Christen“, sagte der koptisch-katholischeBischof von Assiut, Kyrillos William Samaan, nachAngaben des internationalen katholischen Hilfswerks„Kirche in Not“ in München. In den StädtenSuhag, Fayum und Beni Suef sowie auf der Sinai-Halbinsel seien Kirchen von Islamisten angegriffenund Christen bedroht worden.Trotz der unsicheren Lage habe sich die Atmosphärefür Christen nach dem Sturz von PräsidentMohammed Mursi verbessert, betonte Samaan. Sosetzten sich auch nicht christliche Publizisten fürChristen ein. Als gutes Zeichen wertete er auch, dassin Suhag oder Assiut moderate Muslime christlicheKirchen gegen demonstrierende Islamisten verteidigthätten.Den Muslimbrüdern warf der Bischof vor, Versöhnungsangeboteder neuen Regierung nicht anzunehmen.Sie wollten nach wie vor einen islamischenStaat. Die Mehrheit der Ägypter sei aber froh,dass es nicht so weit gekommen sei. Optimistischäußerte sich Samaan in Bezug auf die künftige Verfassung.In dem Gremium aus 50 Personen, das dieunter Mursi entstandene Verfassung überarbeitensoll, sitzen auch Vertreter der ägyptischen Christen.(KNA)20 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


RELIGION UND GESELLSCHAFTEU zur ReligionsfreiheitEuropaparlament setzt Signal gegen ChristenverfolgungDie Ausübung der Religion gehörtgemäß Artikel 18 der „AllgemeinenErklärung der Menschenrechte“der UN Generalversammlungvom 10. Dezember 1948 zu den internationalanerkannten Rechten jedesMenschen. Dieses Recht auf uneingeschränkteAusübung der Religiongilt für alle Religionen – für Christen,Muslime, Hindus, Buddhistenund alle anderen Religionsgemeinschaftenauch – sofern die Ausübungihrer Religion die Rechte anderernicht verletzt. Fakt ist jedoch, dassMenschen überall auf der Welt auchbei der friedlichen Ausübung ihrerReligion bisweilen massiv gehindertoder verfolgt werden.Mindestens drei Viertel all derer,die weltweit um ihres Glaubens willenunterdrückt und verfolgt werden, sindChristen – und das, obwohl die Christennur etwa ein Fünftel der Weltbevölkerungausmachen. Mehr als 100Millionen Christen müssen deutlicheEinschränkungen ihrer religiösenFreiheit ertragen. Das darf man wederignorieren noch verschweigen. Auchnicht im Europaparlament.„Wenn Christen in einem Landihres Glaubens wegen verfolgt oderdiskriminiert werden, dann darf dieeuropäische Außenpolitik nicht darüberhinwegsehen“ – mit diesen Wortenfasst der CSU-EuropaabgeordneteMartin Kastler die Kernaussage einerResolution zusammen, die das EuropäischeParlament mit knapper Mehrheitverabschiedet hat. Nun gehe esdarum, dem Votum der Abgeordnetenkonkrete Taten folgen zu lassen: „DerAuftrag an die EU-Außenbe<strong>auftrag</strong>teAshton ist klar: Tun Sie etwas gegendie Verfolgung der Christen in derWelt! Mehr als 100 Millionen Christenweltweit hoffen auf unsere Unterstützung– und es stünde einem Friedensnobelpreisträgerwie der EU gutzu Gesicht, endlich etwas zu unternehmen.“„Ein vorrangiges Ziel der Außenpolitikder EU muss in der Förderungdes Rechts auf Religions- und Weltanschauungsfreiheitsowie im SchutzAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013VON CARL-H. PIERKvor Verstößen gegen diese Freiheitenbestehen“, so heißt es wortwörtlichin der mit 372 von 750 Stimmen verabschiedetenResolution des Europaparlaments.Die EU-Außenbe<strong>auftrag</strong>teAshton wird aufgefordert, einumfassendes Instrumentarium für dieÜberwachung, Bewertung und Unterstützungder Religionsfreiheit weltweiteinzurichten und beispielsweiseHandelsabkommen an die Gewährungderer zu binden. Kastler dazu im Plenum:„Wir brauchen im Rat eine dezidierteStrategie zur Durchsetzungdes Menschenrechts auf Religionsfreiheitund eine unmissverständlicheMaßnahmenliste gegen solche Staaten,die die Vielfalt der Glaubensgemeinschaftennicht anerkennen oderschützen wollen.“ Um dies durchzusetzen,rät Kastler auch zu konkreteninstitutionellen Schritten: „SchaffenSie endlich ein Referat für interkulturelleund religiöse Fragen, das sichdezidiert dieser wichtigen Frage widmet!“So solle der Auswärtige Dienstder EU in seinen Jahresberichten demBereich der Religionsfreiheit künftigein eigenes Kapitel widmen. Eine detaillierteCheckliste an zu prüfendenKriterien solle helfen, die Verfolgungvon Christen und andere Missachtungender Religionsfreiheit vergleichbarzu erfassen. Komme es zu eklatantenDiskriminierungen, „muss Europaauch den Mut haben, die finanzielleStellschraube zu bedienen und gegebenenfallsMittel der EU-Außenhilfevorübergehend einzufrieren“, so Kastler.Als Mitglied im Zentralkomiteeder deutschen Katholiken (ZdK)werde er sich „mit Nachdruck dafüreinsetzen, dass die verabschiedeteResolution kein Papiertiger bleibt,sondern hilft, sich der Verfolgung vonChristen weltweit entschlossen entgegenzu stellen.“Unverständlich ist für Kastlerdas Abstimmungsverhalten vielerLiberaler und Linker im StraßburgerPlenum. Ihr Nein zeige, „dass ihnengrundlegende Menschenrechte, Religionsfreiheitund das nachweisbareLeid von Millionen Christen weltweitnichts bedeuten. Es ist wichtig, dassin Deutschland bekannt ist, wie Linkeund Liberale aus Deutschland sichmit ihrem Nein aus ihrer Verantwortungfür die verfolgten Christen unddie Religionsfreiheit im Allgemeinenverweigert haben. Das ist traurig undbeschämend.“Die Religionsfreiheit ist das zentralsteMenschenrecht überhaupt.Wo man sie beschränkt, wird die Freiheitgrundsätzlich beschnitten. DieseAnsicht äußerte der Vorsitzende derCDU/CSU-Bundestagsfraktion, VolkerKauder, bei der 18. InternationalenBerliner Begegnung, die vom 6. bis8. Juni in der deutschen Hauptstadtstattfand. An ihr nahmen rund 350 Politiker,Diplomaten, Kirchenvertreterund Führungskräfte aus mehr als 40Ländern Europas, Afrikas, Amerikasund Asiens teil. Kauder regte an, dasThema Religionsfreiheit in den kommendenJahren auch einmal bei demTreffen zu behandeln. In diesem Zusammenhangerinnerte der evangelischeCDU-Politiker an die Menschen,die um ihres Glaubens willen in vielenTeilen der Welt verfolgt würden.In Deutschland und anderen westlichenLändern könne man nur mitStaunen sehen, dass christliche Gemeindenausgerechnet dort wüchsen,wo sie verfolgt würden, während sie inDeutschland schrumpften.So wie der CSU-AbgeordneteMartin Kastler sich im EuropäischenParlament als Bannerträger der Religionsfreiheitprofiliert, so ist VolkerKauder seit langem ein Verfechterdieses Menschenrechts.Religionsfreiheit ist ihm zu einemHerzensanliegen geworden. Der61-jährige Fraktionschef im Bundestagist regelmäßig in Ländernmit christlichen Minderheiten wiedie Türkei, Indonesien oder Ägyptenunterwegs. Resigniert hat er bishernicht. Seiner Meinung nach istes unerlässlich, sich immer wiedernach der Lage der Christen zu erkundigen.Damit würden man vor allemzwei Dinge klar machen: „Wir beob-21


RELIGION UND GESELLSCHAFTachten die Situation genau. Und wirwerden öffentliche Kritik anmelden,sollte die Lage besorgniserregendsein.“ Zwar lasse sich keine Regierungauf der Welt gern kritisieren.Jeder sei auf sein Ansehen bedacht.Letztlich hoffe er, dass durch persönlicheGespräche die Hemmschwellesteige, Christen schlecht zu behandeln.Kauder tritt dafür ein, dassMuslime in Deutschland Moscheenerrichten können. Zugleich erwarteter, dass auch Christen in der Türkei,in Indonesien und Malaysia Kirchenbauen können: „Die Religionsfreiheitdarf in der Türkei nicht nur auf demPapier stehen.“Christen haben weltweit am stärkstenunter Bedrängnis und Verfolgungzu leiden. Doch diese erschreckendeTatsache ist durch die Medien inDeutschland, von den Kirchen, aberauch in der deutschen Öffentlichkeitlange nicht wirklich wahrgenommenworden. Volker Kauder jedenfallsneigt beim Thema Religionsfreiheitnicht zu einfachen Parolen, sondernsetzt sich für ein differenziertes Den-Der Katholische Deutsche Frauenbund(KDFB) und die KatholischeFrauengemeinschaft Deutschlands(KFD) stellten ihr Projekt der Rentengerechtigkeitvor. Innerhalb kürzesterZeit sei es durch die verschiedenenAktionen gelungen, über 200.000Unterschriften zu sammeln für einegerechtere Rentenpolitik gegenüberFrauen, die vor 1992 Mütter wurden.Die Katholische Arbeitnehmer-Bekenein. Das zeigt auch das Buch„Verfolgte Christen. Einsatz für Religionsfreiheit“,das der Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit eigenenund Beiträgen anderer Fachautorenherausgegeben hat. Volker Kauderhat Thema Christenverfolgung zu einemvielbeachteten Thema in derdeutschen Tagespolitik gemacht. Damitliegt der Unionspolitiker auf einerLinie mit gleichgesinnten Politikernim Europäischen Parlamentwie Martin Kastler oder auch BerndPosselt. ❏Tag der VerbändeDie Deutsche Bischofskonferenzhatte am 29. Mai 2013 in Frankfurtam Main Vertreter der katholischenPersonalverbände zum Gesprächeingeladen. Das Treffen standunter dem Motto: „Die Sendung derVerbände aus Taufe und Charisma“.Gemeinsam wollte man darüber insGespräch kommen, welches der besondereAnteil der Personalverbändean der Sendung der Kirche seiund welchen spezifischen missionarischenBeitrag sie zur Neu-Evangelisierungund auch zur Weiterentwicklungder pastoralen Räumein Deutschland erbringen könnten,wie es der Vorsitzende der Bischofskonferenz,Erzbischof Dr. RobertZollitsch in seiner Begrüßung ausführte.Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaftder katholischen OrganisationenDeutschlands (AGKOD)Georg Hupfauer betonte die Brückenfunktionder Verbände. Die Mitgliedergäben im konkreten HandelnZeugnis von ihrem Glauben, der immerpersönlich sei, aber nie privat,Zeugnis von der Botschaft Jesu Christivon sozialer Gerechtigkeit und fürein gutes Leben. Die Nähe der Verbändezu den Menschen sei der entscheidendePunkte führte Hupfauerweiter aus und kündigte die praktischenBeispiele aus den Verbändenan.Schaufenster der KircheVON BERTRAM BASTIANErzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender derdeutschen Bischofskonferenz. Foto: ullsteinbild BPAwegung Deutschlands(KAB) brachte ihr Projektdes Treffens imlokalen Rahmen vonPflegedienstleitern zurSprache. Bei diesentreffen werde Erfahrungenausgetauscht und sowertvolle Informationengeteilt und eine Verbesserungder Pflegedienstleistungerreicht.Kolping stellte für denBereich der Jugendarbeitund der Jugendbildungdie Kampagne„Abschluss“ vor, dieüber vier Jahre angelegt,jungen Menschendurch Erlangen einesBerufsabschlusses einebessere Zukunft gebensoll. Der Bund der deutschenkatholischen Jugend(BDKJ) stellte diespirituelle Dimension der Jugendverbändein der Aktion „aufgekreuzt“dar und gab so ein Beispiel, dass dieBotschaft Christi mehr als ein Themasei, sondern ein handfestes Programm.Nach dem Mittagsimbiss gab BischofDr. Karl-Heinz Wiesemann, derVorsitzende der Jugendkommission,ein Statement zur Jugendarbeit ab.Ausgehend von der Sinusstudie „wie22 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


RELIGION UND GESELLSCHAFTticken Jugendliche“ von 2012, stellteer fest, dass die Jugendverbändeeine starke und vitale Seite der kirchlichenJugendpastorale sei. Notwendigsei eine Vertiefung und Vernetzungaller Kräfte der Jugendpastoral.Dabei dürfe die Zusammenarbeit mitkirchlichen Bewegungen und geistlichen<strong>Gemeinschaft</strong>en nicht außerAcht gelassen werden. Die Sensibilitätfür Armut müsse wachsen, forderteBischof Wiesemann zum Abschlussseiner Ausführungen.Der Vorsitzende der Kommissionfür Ehe und Familie Bischof Dr.Franz-Peter Tebartz-van Elst schlosssich mit seinem Statement an. Darinermutigte er die Verbände, denWert der Ehe zu fördern. Eine besondereAufgabe sei es, die Ehe auchgegen so manche Zeitströmung alszukunftsfähiges und zukunftseröffnendesLebensmodell stark zu machen,sagte der Bischof. WeihbischofDr. Bernhard Haßlberger (Münchenund Freising), Mitglied der Kommissionfür gesellschaftliche und sozialeFragen, lenkte den Blick auf das Zusammenwirkenvon Verbänden undPfarreien. Gerade in der Zeit, in derdie Pfarrgemeinden größer werden,brauche der Glaube ein Gesicht, führteder Weihbischof aus. Es müsse abersichergestellt sein, dass die Spiritualitätnicht zu kurz käme.In Tischgesprächen wurden dieThemen immer wieder aufgearbeitetund diskutiert. Als die Tischgruppenversuchten, ein kurzes, prägnantesSchlagwort für die Aufgabe der Verbändezu finden, wurde ein Zitat vonAdolf Kolping erweitert: „Die Nöteder Zeit werden Euch zeigen, was zutun ist und wer ihr seid“.Im Schlusswort des Vorsitzendender AGKOD Hupfauer, betonte dieser,dass die Verbände mit ihren Mitgliedernder Kirche ein Gesicht gäben.Die Verbände sollten sich unbedingtan der Politik beteiligen, um sodas katholische Gedankengut besserzur Geltung zu bringen. Er bedanktesich beim Vorsitzenden der DeutschenBischofskonferenz Zollitschfür die den Verbänden entgegengebrachteWertschätzung, die diesesTreffen zeige.Bischof Franz-Josef Bode begrüßtein seinem Schlusswort, dass andiesem Tag auch die kleineren Verbändezu Wort gekommen seien. Esgelte, die theologische Verortung derVerbände zu erweitern aus dem II.Vaticanum heraus und erinnerte andas gemeinsame Priestertum aus LumenGentium. Verbände seien näheran der Gesellschaft und deshalb geeignet,um Räume des Zuhörens unddes miteinander-Redens zu sein. ❏Salzburger Hochschulwochen 2013Gefährliches WissenErzbischof Dr. Alois Kothgasser eröffnet die HochschulwochenVON BERTRAM BASTIANZu Beginn der Berichterstattung über die Salzburger Hochschulwochen stellt die Redaktion die Eröffnungsrededes Salzburger Erzbischofs, Dr. Alois Kothgasser (SDB), der letztes Jahr seinen Rücktritt aus Altersgründenangeboten hatte. Der Erzbischof leitet das Erzbistum weiter, bis die Entscheidung über seinen Nachfolgergetroffen wird. Der Eröffnungsrede des Erzbischofs wird der Bericht über die Vorlesung der TheologieprofessorinDr. Johanna Rahner folgen. Weitere Berichte über diese Veranstaltung werden im nächsten AUFTRAG stehen.Die Katholische Akademikerarbeit Deutschlands, zu der auch die GKS gehört, hat den Schwerpunkt ihrerArbeit in den Salzburger Hochschulwochen.Dieses Jahr hat die Kirche überrascht:mit dem Rücktritt BenediktXVI., mit der Wahl Jorge MarioBergoglios zum Papst. Diese Wahlstellt in mancher Hinsicht eine Grenzüberschreitungdar. Ein Lateinamerikaner.Ein Jesuit. Der erste Papst,der den Namen Franziskus trägt. Wieden Poverello aus Assisi zieht es ihnzu den Menschen. Er bewegt sich wegaus dem Zentrum und lenkt den Blickder Kirche auf die Peripherien. Vonihnen hatte der Kardinal Bergoglio aufdem Vorkonklave gesprochen, als erein theologisches Programm für dasnächste Pontifikat umriss. Der Papst„vom anderen Ende der Welt“ hateinschlägige Erfahrungen mit kirchlichenGrenzbereichen. Die pastoralenRäume, in denen sich der „Kardinalder Armen“ bewegte, sind vomLeben mit marginalisierten Menschenbestimmt. In Randzonen gesellschaftlicherZustimmung und postmodernerLebenswirklichkeiten findet sich diekatholische Kirche selbst versetzt. Vorallem das ehemalige europäische Kirchenzentrumscheint peripher zu werden.Da gibt es Verlusterfahrungen.Aber nicht die Wiederherstellungalter Machtstrukturen interessiert denPapst. Macht ist selbstbezüglich, aufErhalt gepolt. Franziskus setzt stattdessenauf eine Kirche der Selbstüberschreitung,die sich aus den Zentrender Macht an die Grenzzonen erlittenerOhnmacht wagt. An den Rändernwird die alte Kirche jung, weilsie dort die Menschen erreicht. Weilsie dort den Auftrag des Evangeliumseinlöst: für die Menschen in ihren Nötenda zu sein.Auf dem Vorkonklave hat derPapst dafür deutliche Worte gefunden:„Die Kirche ist berufen, aus sichselbst herauszutreten und zu den Rändernzu gehen, nicht allein in einemgeographischen Sinn, sondern zu denAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 201323


RELIGION UND GESELLSCHAFTexistenziellen Rändern: denen desMysteriums der Sünde, des Schmerzes,der Ungerechtigkeit, der Ignoranz,des Lebens ohne Religion – bisan die Grenzen des Denkens und allenElends.“„Bis an die Grenzen des Denkens“:auch das gehört zum Auftragder Kirche. Kirche muss sich auf dasWissen ihrer Zeit einstellen, auf ihreHerausforderungen, ihre Risiken.Wissen ist gefährlich – die Kirche darfdem nicht ausweichen. Das verlangtdie Bereitschaft, im Kontakt mit derWelt auch nach den eigenen kirchlichenPlausibilitäten zu fragen. Kirchedarf nicht um sich selbst kreisen. Esgibt eine Eigendynamik kirchlicherInstitutionen, es gibt eine kirchlicheSelbstbezüglichkeit. Das macht Kirchekrank.In seiner Rede auf dem Vorkonklavespielte Kardinal Bergoglio aufeine Geschichte aus dem Lukasevangeliuman. Jesus trifft in der Synagogeeine Frau, deren Rücken verkrümmtist (Lk 13,10-27). „Sie konntenicht mehr aufrecht gehen.“ Jesusnimmt sie in ihrer Existenznot wahr.Er spricht sie an, er berührt sie. Dasgeht wie ein Ruck des Lebens durchdiese Frau. Die Lebensmacht Gottes,die sich ihr in Jesus zuwendet, richtetsie auf. Mit dieser Frau identifiziertBergoglio die Kirche. Die Konsequenzist aufregend: Auch die Kirche mussden aufrechten Gang neu lernen. InErzbischof Dr. Alois Kothgasser(Foto Sulzer)sich selbst verkrümmt, findet sie nichtzu den gebeugten Menschen ihrerZeit. Den Treibsatz dieses Gedankenszündet ein weiterer Vergleich.Jesus steht vor der Tür der Kircheund klopft an. Dieses Bild strapaziertBergoglio nun bis an die Grenze deskirchlich Vorstellbaren. „Ich denkean die Zeiten, in denen Jesus von innenanklopft, sodass wir ihn herauslassensollen. Die selbstbezüglicheKirche hält Jesus Christus in ihr undlässt ihn nicht heraus.“Die Kirche – ein Gefängnis Jesu?Ein gefährliches Bild, das sich zwischenden Zeilen entwickelt. Derkünftige Papst redet der Kirche insGewissen: Lasst Jesus Christus zuden Menschen! Das führt an die Ränderdes Lebens, hinaus zu den Ausgegrenzten,Vergessenen, Übersehenen.Ihnen gilt die AufmerksamkeitJesu. Sie richtet er auf. Das sprengtdie Grenzen einer Kirche, die sich inihren eigenen institutionellen Rahmeneinsperrt. In ihre Gesetze. InRituale des Selbstverständlichen. Indas, was Bergoglio „theologischenNarzissmus“ nennt.Hier setzt sich ein Wissen vonder Kirche durch, das etwas Gefährlichesbeinhaltet. Es verlangt nämlich,den Ort der Kirche und ihre Praxiszu überprüfen. Auf dieser Grundlagekann sich die Kirche den Herausforderungenihrer Zeit stellen und neu zuden Menschen finden. Papst Franziskuslebt dies auf eine beeindruckendeWeise vor. Die SHW im Jahr 2013 bewegtsich mit ihrem Thema „GefährlichesWissen“ auf dieser Linie. ❏Salzburger HochschulwochenWährend der diesjährigen SalzburgerHochschulwochen vom29.Juli bis 4.August hielt ProfessorinDr. Johanna Rahner1 die Vorlesungüberdas gefährliche Wissen derKirche(n). Zu Beginn ihrer Ausführungenam Montag, den 29.07. mach-1 Prof. Dr. Johanna Rahner, geb. 1962 inBaden-Baden, Studium der katholischenTheologie und Biologie in Freiburg/Breisgau. 1997 Promotion, habilitiertesich 2003 an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster für dieFächer Fundamentaltheologie undÖkumene. Zurzeit Professorin für SystematischeTheologie an der UniversitätKasselDas gefährliche Wissen der Kirche(n)VON BERTRAM BASTIANte sie deutlich, dass es hier nicht umEffekthascherei wie bei neuesten Romanengehe, sondern um die eigentlicheKirchengeschichte. Die erstenkleinen Gemeinden seien in der Tat„geheimbündlerisch“ gewesen, führteProf.‘in Rahner aus, schließlichsei diese Glaubensgemeinschaft janicht mit offenen Armen empfangenworden, sondern unterlag in der erstenZeit einer Verfolgung. Somit seies nicht verwunderlich gewesen,dasssich ein „Eliteverhalten“ herausgebildethätte, welches auf dem einzigwahren Wissen um die GeschichteJesu Christi beruht hätte. Ein solchesWissen sei immer dann gefährlich gewesen,führte Rahner aus, wenn dieKirche (mit ihrem Wissen) systemkritischgewesen sei. Beispiel dafür seidie frühe Christenverfolgung gewesen:zuerst bekämpft ging die Kirchein den Untergrund, nach der „Wende“wurde der christliche Glaube Staatsreligionund damit zum Systemstützerunter der Prämisse, sich anzupassen.Grundsätzlich habe in der Früzeit derKirche gegolten: Kirche in der Welt,aber nicht von dieser Welt. Damithabe man sich gut aus vielem heraushaltenkönnen, sagte Prof.‘in Rahnerweiter. Durch die Haltung „Kirche in24 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


RELIGION UND GESELLSCHAFTder Welt“ habe die Kirche den Standpunktder gnostischen Elite verlassenund sich zunehmend in den Dienstder Welt gestellt. Statt allzu großeAnpassung habe man stets versucht„Sauerteig“ in dieser Welt zu sein undfür positive Veränderung Sorge getragen.Rahner bezeichnete diese Phaseals Sieg des wissens der Kirche überdie Visionen der Philosophen. Diesebreite Entwicklung habe aber zurAusbildung einer doppelten Ordnunggeführt, so Rahner weiter. Auf der einenSeite die Kleriker mit dem dortgehüteten Sonderwisse, auf der anderenSeite die Laien (ignotes) als Nichtwissenden.Somit sei eine Konkurrenzentstanden zwischen den Herrschendender Welt (Monarchen) und dieklerikale Herrschaft, diese aber mitdem „wahren Wissen“ versehen. DieFolge dieser Konkurrenz sei die Säkularisationgewesen, erklärte Rahnerden Zuhörern. Als Reaktion auf dieseVerweltlichung habe sich die Kircheaus der Welt zurückgezogen, was sichin den zahllosen Ordensgründungengezeigt habe: folgend Jesu Christi,losgelöst von dieser Welt, nur an denRändern der Gesellschaft wahrnehmbar,habe das Wissen der Kirche hiernoch volle Wirkung gezeigt, so Rahnerweiter. Durch das sich herausbildendeinstituionskritische Wissen sei letztendlichdie Reformation entstandenführte die Rednerin weiter aus. DieHinwendung zur Welt habe aber auchzu einer „Profanisierung“ geführt, diedann später zu einer Übersteigerungdes eigenen Denkens führte und imBarock endete. Dieser Entwicklunghabe die Aufklärung ein Ende gesetzt,es kristallisierte sich ein Denken nebender Kirche heraus, nicht in derKirche. Die Erkenntnis habe gelautet,dass die Welt funktioniere auch ohnedas Wissen um Gott, sagte Prof.‘inRahner. Die Sprache der Kirche seidaraufhin defensiv geworden, führtedie Rednerin aus, nicht mehr progressivfordernd, gab es Erretung nurnoch in der Kirche. Fast sei es eineRückkehr zum gnostischen Weltbildgeworden. Die Kirche heute habe abermit dem II. Vaticanum die Rückkehrin die Wirklichkeit gefunden, in demdie Kirche den Zweck nicht mehr insich selbst sehe, sondern in dem Heilder anderen. Der Dienst der Kirchesei zum Dienst an der Welt geworden.AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013Professorin Dr. Johanna Rahner(Foto Sulzer)Ein neues Verkündigungserlebnis seizum gefährlichen Wissen für die Kirchegeworden: die Gnade sei ein GeschenkGottes, d.h. immer vorhandenund existent und nicht an Sakramentegebunden! So verlasse das Wissenum das Heil die Kirche, erläuterteRahner. Dieses Wissen sei existenzgefährdendfür die Kirche. Die Kircheselbst könne heute nicht wirken undmissionieren, wenn die Kirche nichtder Welt zuhöre, auf sie zugehe, umdann mit der Sprache der Welt dieseWelt anzusprechen, beendete die Rednerinden ersten Teil ihres Vortrages.Den Vortrag am Dienstag, den30.07. widmete Prof.‘in RahnerKonkretionen2, die sie unter dieÜberschriften stellte:– Entmächtigung und Aufklärung– Entfristung und Universalisierung– Befreit, um anfangen zu können– Gefährliche Erinnerungen undVollendung.Entmächtigungund AufklärungEin Monotheismus, der nurschwarz/weiß male, führe letztendlichzur Gewalt, da diejenigen, die nichtim Besitz der reinen Lehre sind, ausgegrenztwerden und sich somit radikalisieren.Die Theologie antworte auf2 Konkretionen im Sinne vonVergegenständlichung (Duden)diesen Fall, dass Heil und Herrschaftnicht identisch seien, führte Rahneraus. Damit ist aber vorgegeben, dasseine Heilssuche nur sensibel vorgehenkönne, da sie ja die Herrschaft,die nicht unbedingt wahr sein müsse,störe. Eine solche Erfahrung habejede Religion in jeglichem totelitäremStaatswesen gemacht. Wenn aber dieHerrschenden nicht die Heilsbringerseien, müssten sie entmächtigt werden,zumindest in der Hinsicht desHeils. Die Kultur des ganz anderenGottes, der sich unverwechselbar imDornbusch zeigte, ergebe eine Religionum sich selber willen. Gotteserfahrungseine gleichwohl gemachtworden, wie der Exodus aus Ägyptenzeige. Somit werde mit der Suche nachdem Heil nicht mehr ein personalisierbarerHerrscher verbunden, sonderndie Gotteserfahrung fülle dieseLeerstelle aus.Entfristung undUniversalisierungNachdem das menschliche Lebenbefristet ist, sei es grade in der Politikbeliebt, mit Endzeitstimmung Meinungenzu beeinflussen. Durch diepolitische Reaktion auf apokalyptischeÄngste werde manches erklärtund und gemacht, was in „normalen“Zeiten kontraproduktiv der Religionwäre: man male wieder in schwarz/weiß. Was früher nur latent als Tiefenströmungvorhanden gewesen sei, wirdjetzt wieder hervorgeholt, man grenzeAndersdenkende aus und propagiert,man wäre im Besitz der allein seligmachendenWahrheit. Deutlich würdediese Denkhaltung im vermehrtenGebrauch des Wortes „alternativlos“.Grundlage des theologischen Denkenssollte aber der Punkt der erfüllten Zeitsein, was bedeute eine Änderung (zumBesseren) sei ohne Weiteres möglich.Man nehem sich Zeit, um diese Änderungendurchzuführen, somit seider theologische Ansatz nicht: „dasEnde ist nah“ sondern „die Zeit isterfüllt“. Die Geschichte der Religionist Heilsgeschichte, beginnend mitder Übergabe seiner Schöpfung anden von ihm geschaffenen Menschen.Zur Bewahrung, aber auch zur Änderung:domine terram sei nicht Gewaltherrschaftüber die Schöpfung, sondernÜbernahme von Verantwortungfür dieselbe! Ebenso sei der Auszug25


RELIGION UND GESELLSCHAFTaus Ägypten Bestandteil der Heilsgeschichtedes Volkes Israel, welchesich beim Übergang vom Alten in dasNeue Testament auf alle Völker ausdehne,führte Prof.‘in Rahner weiteraus. Damit sei der Übergang zurUniversalisierung geschaffen, durchWissen.Befreit, um anfangenzu könnenDas Christentum denke vom Anfangher, begann Rahner diesen Teil,dies zeige sich schon mit dem Beginndes Kirchenjahres im Advent.So werde Weihnachten zum erfahrbarenHeil. „Gott ist Mensch geworden“,mit dieser zentralen Botschaftzeige sich der unverwechselbare Gottals eigene Schöpfung. Eine Nähe zuGott sei damit den Menschen gegeben,die einzigartig sei und somitauch theologisch zum Mitttelpunkt derBotschaft gehöre. Die Menschenwürdesei von Gott gegeben, was sich jain dieser Menschwerdung nur manifestiere,sagte Rahner den Zuhörern.Damit schließe sich im christlichenGlauben der Kreis – ein geschenkterAnfang durch Gott selbst: befreit, umanfangen zu können.Gefährliche Erinnerungenund VollendungDiesen Teil ihrer Vorlesung begannProfessorin Rahner mit einemZitat von Nietzsche: „Selig sind dieVergeßlichen, denn sie werden mitihren Dummheiten fertig“. Frei nachdiesem Zitat mache sich in der heutigenZeit eine gewisse Geschichtsmüdigkeitbemerkbar, die fast schoneiner kulturellen Amnesie gleiche,führte Rahner weiter aus. Dabei pflegegerade die jüdisch-christliche Religionan die Individualität, Einzigartigkeitund Verantwortung zu erinnern,denn eine gute Gedächtniskultur verhindereOberflächlichkeit und förderedie Identität, die aus der Geschichtekäme. Wenn das Vergangene vergessenwürde, so sei der „Sieger“ dereinzige, der die Zukunft beherrsche,man verdränge dadurch die Opfer,die dadurch zum zweitenmal zu Opfernwürden. Deshalb sei eine umfassendeErinnerung, nicht eine selektierte,so wichtig. Die Erfahrung derAbwesenheit Gottes im Leid, welchesschon Hiob erfahren musste, gehöreebenso zur Gotteserfahrung, denn dasLeid von Menschen, begangen vonMenschen sei Realität. Das Christentumverkünde nicht eine ewigeWahrheit, sondern Heilsgeschichte.In diesem Sinne blicke der „Engelder Geschichte“ von Walter Benjamin3 auf die Trümmer der Geschichte.Er nehme sich Zeit zu erinnern – umwiederzuholen im Sinne der Vollendung– die Zeit sei erfüllt. Mit diesemBild schloss Dr. Johanna Rahner ihrenVortrag.3 Es handelt sich um die Interpretationdes Bildes von Paul Klee: AngelusNovus. Benjamin schreibt: Ein Engel istdarauf dargestellt, der aussieht, als wäreer im Begriff, sich von etwas zu entfernen,worauf er starrt. Seine Augen sindaufgerissen, sein Mund steht offen undseine Flügel sind ausgespannt.Der Engelder Geschichte muß so aussehen. Er hatdas Antlitz der Vergangenheit zugewendet.Wo eine Kette von Begebenheiten voruns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe,die unablässig Trümmer aufTrümmer häuft und sie ihm vor die Füßeschleudert. Er möchte wohl verweilen, dieToten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen.Aber ein Sturm weht vomParadiese her, der sich in seinen Flügelnverfangen hat und so stark ist, daß derEngel sie nicht mehr schließen kann. DerSturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft,der er den Rücken kehrt, währendder Trümmerhaufen vor ihm zum Himmelwächst. Das, was wir Fortschritt nennen,ist dieser Sturm.BuchbesprechungDie Truppe wird bunter:Streitkräfte und MinderheitenDer Herausgeber des BuchesGerhard Kümmel hat von verschiedenenAutoren interessante Aufsätzezusammengeführt, die das Thema„Streitkräfte und Minderheiten“ vonden unterschiedlichsten Aspekten heruntersuchen. Der Bogen spannt sichvom römischen Militär, welches schondie besiegten Stämme in ihre Legionenintegrierte, bis hin zur Behandlungenvon Homosexuellen in denStreitkräften.Seine Einleitung betitelt der Herausgeber„Die Minderheiten, dasFremde und das Militär“, wobei ererwähnt, dass dieser Artikel seinePrivatmeinung wiedergibt. So stelltKümmel dar, dass eine Einteilungin eine Minderheit auch von denKriterien abhängt. EinleuchtendesBeispiel: die Frauen sind inder Gesellschaft in der Mehrheit,wenn man ihre Repräsentanz inführenden Positionen in Staat undWirtschaft ausgeht jedoch in derMinderheit. So leitet Kümmel überin das Thema Minderheiten, Identitätsfragen,Politisierbarkeit und dieBundeswehr. Nach einer Einführungin die Theorie des Tokenism-Ansat-zes,bringt Kümmel einen Ausblickin die multi-ethische deutsche Gesellschaftund die Bundeswehr, bevorer mit dem Minderheiten-Managementder Bundeswehr seine Einleitungbeschließt.Den Anfang der Aufsätze machendie Autoren Frank Geldmacher undAndreas Rauch über „Christen alsMinderheiten im Römischen Militär“.Eine historische Betrachtung26 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


BUCHBESPRECHUNGENanhand gewählter Fallbeispiele über„Diversity Management im Militär“von Thomas Hallmann folgt danach.Interessanterweise hat Hallmann inseinen historischen Rückblick auchdie Integration der polnischen Rekrutenin das preussische Heer eingeschlossen.Auch die Integration derKolonialvölker in die französischeoder die britischen Streitkräfte bishin zum Kampfeinsatz geschlossenerKolonialeinheiten beschäftigen denAutor. Die Situation in der französischenFremdenlegion wird von PaulKlein geschildert und in einem zweitenAufsatz dieses Autors werden diejüdischen <strong>Soldaten</strong> in Deutschlandin Vergangenheit und heute vorgestellt.Ines Michalowski stellt einenVergleich zwischen Deutschland undden vereinigten Staaten im Umgangmit religiöser Diversität an. MarenTomforde beschäftigt sich mit denMuslimen in der Bundeswehr unduntersucht die Grade der Integrationund Anpassungsstrategien der Betroffenen.Georg Eichhorn beschäftigtsich mit der Situation in Deutschlandspeziell im Hinblick auf die demographischeEntwicklung. Er überschreibtseinen Beitrag: „Integrationsprozessevon Menschen mit Migrationshintergrundin Deutschlandim Lichte ihrer Relevanz für die Bundeswehr“.Peer Uhlmann und WolfgangScheel beleuchten den Umgangder Bundeswehr mit dem Thema Homosexualität,bevor Johanna LouiseThiel dieses Thema mit internationalenBeispielen aus USA, Großbritannien,Israel und den Niedrlandenuntersucht. Den Schluss dieser Aufsätzemacht Andreas Gronimus, der„Minderheiten und Minderheitenpolitikaus Rechtlicher Sicht“ demLeser näher bringt.Gerade das Thema Minderheitenmit Migrationshintergrundvon Maren Tomforde wird in nächsterZukunft in der Bundeswehr eineRolle spielen, sind doch – wie dieAutorin in ihrem Beitrag auch hervorhebt– speziell in der Bundeswehrdie Chancen besser als in der offenenWirtschaft. (BB)Die Truppe wird bunter:Streitkräfte und Minderheitenvon Gerhard Kümmel (Herausgeber),Nomos Verlagsgesellschaft,Baden-Baden 2012, 209Seiten, ISBN 978-3-8329-7802-0BuchbesprechungDer Deutsch-Dänische Krieg 1864Vorgeschichte – Verlauf – FolgenAUFTRAG 290 • SEPTEMBER 2013Die Autoren Maik Ohnezeit, OlafHaselhorst und Jan Ganschow beschreibendiesen Konflikt aus derSicht des Historikers und nicht durchdie deutsche, dänische oder österreichischeBrille. Ohnezeit machtden Anfang und schildert im Kapitel„Deutschland, Dänemark und dieElbherzogtümer nach dem WienerKongress 1815“ die Vorgeschichtedieses Krieges, die Entwicklung imDeutschen Bund mit dem speziellenDualismus zwischen Österreich undPreußen und in Dänemark bis zumThronwechsel.Haselhorst widmet sich der Heeresreformund dem Verfassungskonfliktin Preußen und schildert danachdie Kriegsvorbereitungen undden Kriegsausbruch. Der Verlauf desLandkrieges, aber auch der Verlaufdes Seekrieges sowohl in Ost- als auchin der Nordsee wird hier dem Lesernahegebracht. Die Kriegsereignissean Land nach dem Waffenstillstandbis zum Frieden von Wien werdenebenfalls beleuchtet, sind diese dochin der allgemeinen Geschichtserinnerung„abhanden gekommen“.Ganschow hingegenbeleuchtet diekriegsvölkerrechtlichenAspekte dieserAuseinandersetzung,ist es doch der ersteKrieg nach Gründungdes Roten Kreuzes(nach der Schlachtvon Solferino 1859),bevor Maik Ohnezeitdie Folgen diesesKrieges untersucht.Dabei schautder Autor zuerst aufPreußen, Österreichund das Ende desDeutschen Bundes,bevor er sich den Folgen fürDänemark zuwendet und die deutschdänischeGrenze unter dem Gesichtspunktder Minderheitenfrage darstellt.Zum Schluss noch ein Kapitel vonOlaf Haselhorst über die Erinnerungskulturin Dänemark und Deutschland.hier spielt eine Rolle, dass TheodorFontane als„Kriegsberichterstatter“in seinemReisetagebuchEinträgehinterlies aberauch Gedichteschrieb wie „DerTag von Düppel“.Zahlreiche Bilderund Kar-ten vervollständigenneben demausführlichenQuellen- und Literaturverzeich-nis dieses umfangreichund interessanteWerk überdiesen Krieg. (BB)Der Deutsch-Dänische Krieg 1864,Vorgeschichte – Verlauf – Folgen,Jan Ganschow, Olaf Haselhorstund Maik Ohnezeit,Ares Verlag Graz, 2013,332 Seiten,ISBN 978-3-902732-16-327


BLICK IN DIE GESCHICHTEMaßstäbe in Kirche und WeltVor 100 Jahren wurde Kardinal Julius Döpfner geborenEr war eine Führungspersönlichkeit,dessen Kraft, Mut und Glaubenicht nur für die Zukunft der KircheMaßstäbe setzte: Am 26. Augustwäre Kardinal Julius Döpfner100 Jahre alt geworden.Seine Herkunft aus bescheidenenVerhältnissenließ nicht erahnen,dass er einmal zu denherausragenden Gestaltendes Weltepiskopatesaufsteigen würde. SeinVater war Hausmeisterin einem Hotel in Unterfranken.Döpfners Begabungwurde schon bald erkannt.Den größten Teilseiner theologischenAusbildung absolvierteDöpfner in Rom, wo er1939 zum Priester geweihtwurde. Im gleichenJahr legte er seineDoktorarbeit überden englischen KardinalHenry Newman vor.Nach einigen Jahren inder Seelsorgewurde erRegens des WürzburgerPriesterseminars und1948 mit 35 Jahren inWürzburg damals jüngsterBischof in Europa.Döpfner musste einBistum wieder aufbauen,in dem Nationalsozialismusund Kriegihre Spuren hinterlassenhatten. 1957 wurdeer nach Berlin gesandt. Dort verwehrtenihm die kommunistischen Behördenden Zugang zu dem Teil seinerDiözese, der auf DDR-Gebiet lag. EinJahr später berief ihn Papst JohannesXXIII. als jüngsten Purpurträger derWelt ins Kardinalskollegium. Döpfnersdrittes Bistum wurde die ErzdiözeseMünchen-Freising, deren Leitunger 1961 nach dem überraschendenTod von Kardinal Joseph Wendelübernahm.VON NORBERT STAHLEine Wende im Leben des eherkonservativ geprägten Kardinals bedeutetedas Zweite Vatikanische Konzil(1962 bis 1965). Döpfner sah sichmit der Aufgabe konfrontiert, an derJulius Kardinal Döpfner(Foto: ullstein bild – Harry Wagner)Öffnung der Kirche zur Welt mitzuwirken.Es ging darum, den Geist derErneuerung in einer Kirche freizusetzen,die sich nicht mehr wie eineFestung auf Verteidigung einrichtensollte, wie sie es bis dahin gegenüberder modernen Welt und ihrer Freiheitsideegetan hatte.Döpfner wurde Mitglied der vorbereitendenZentralkommission undwar einer der vier Moderatoren desKonzils. Die Kirchenversammlungwurde von ihm deutlich mitgeprägt.Dabei zeigte er sich weniger als „Progressiver“,sondern als Vertreter einer„offenen Mitte“, bei dem Extreme keineChance hatten.Die Last des Konzils spürte derKardinal jedoch erst nach dessenBeendigung auf seinen Schultern.Döpfner wirkte in der PäpstlichenKommission für Ehefragen mit. SeineEnttäuschung war groß, als PapstPaul VI., der das Konzil zu Ende geführthatte, das Mehrheitsgutachtenseiner Berater verwarf. Die Folge war1968 die umstrittene Enzyklika „Humanaevitae“ mit dem Verbot empfängnisverhüten-derMittel.Döpfner, der den Ernst der entstandenenpastoralen Lage sofort erkannte,brach seinen Urlaub ab, beriefals Vorsitzender der DeutschenBischofskonferenz eine Sondersitzungnach Königsstein ein und ließeine Stellungnahme vorbereiten, dieals „Königssteiner Erklärung“ verabschiedetwurde. Mit ihr gelang es,das Gewissen der Eheleute in Fragender Geburtenregelung anzusprechenund gleichzeitig die Einheitmit dem Papst und seinem Lehramtzu wahren.Zu Döpfners herausragendenLeistungen zählt die Einberufungund Durchführung der GemeinsamenSynode der bundesdeutschenBistümer (1971 bis 1975) in Würzburg.In acht Sitzungsperioden solltedie aus Laien und Klerikern mit gleichemStimmrecht zusammengesetzteVersammlung das Konzil „eindeutschen“.Dabei musste der Kardinalals Präsident bisweilen großen Einsatzdarauf verwenden, die Auseinandersetzungenzu einem versöhnlichenAbschluss zu bringen.Umso enttäuschender war es fürihn, dass die Beschlüsse der Synodein Rom kaum Beachtung fan-den.Dazu gehörte auch der von Döpfnerunterstützte Vorschlag, dem Priestermangeldurch die Wei-he von inBeruf und Ehe bewährten Männernzu begegnen. „Die Hirten der Kir-28 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


BLICK IN DIE GESCHICHTEche brauchen Mut, ein klares Wortzu sprechen, wenn ihr Gewissen esgebietet. Mögen sie auch dort nichtzurückschrecken, wo sie für einenAugenblick nicht verstanden undvielleicht kritisiert werden“, äußerteDöpfner einmal in einer Predigt.Nach diesem Grundsatz gestalteteer sein bischöfliches Wirken. Am24. Juli 1976, kurz vor Vollendungseines 63. Lebensjahrs, ereilte denKardinal der plötzliche Herztod. ❏„Ich bleib Euer Julius vom Berg“VON CHRISTIAN WÖLFELIn Döpfners Heimatort Hausen erinnertein Museum an den KardinalUm einen ersten Eindruck vom berühmtestenSohn seines Ortes zu vermitteln,drückt Hans Georg Keßler dieAbspieltaste seines Kassettenrekorders.Aus dem Gerät dringt die Stimmevon Kardinal Julius Döpfner. Esist eine Radioansprache, die Keßlerselbst aufgenommen hat. „Für uns warDöpfner eine Identifikationsfigur undein Hoffnungsträger.“ Damals in den1960er Jahren, als Keßler noch studierte.Deshalb ist das Döpfner-Museumfür den pensionierten Gymnasiallehrernicht nur eine nette Sammlungvon Andenken an den Kardinal, dervor 100 Jahren am 23. August geborenwurde.Keßler geht es um die Gedankenund Ideen, mit denen der Priesteraus Hausen in der fränkischen Rhöndie Weltkirche geprägt hat: Der Berufdes Pastoralreferenten, die Mitspracheder Laien in Räten oder auch derGottesdienst in Landessprache – alldas sei Döpfners Verdienst, ebensodie Umsetzung dieser Reformen mitder Würzburger Synode der westdeutschenBistümer (1971 bis 1975). „Erist der deutsche Kirchenführer, derdie Kirche in die Gegenwart geführthat.“ Solche Menschen bräuchte esauch heute in der Kirche, sagt Keßlerdann noch, bevor er weiter durchdas kleine Museum führt.In drei Räumen ist das LebenDöpfners chronologisch nachgezeichnet:anhand von Dokumenten und Exponatenwie seiner Armbanduhr, seinerZigarrenschachtel oder seinemBierkrug. 2001 hat es der vor einemJahr verstorbene Hausener PfarrerGeorg Hirschbrich zusammengestellt.Ein Schaukelpferd, auf dem nur nochwenig von der roten Farbe übrig gebliebenist, steht da aus Kindertagen,AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013die für Döpfner keine leichten waren.Zehn Jahre ist der Junge alt, als seinVater stirbt.Er studiert gerade Theologie ander Gregoriana in Rom, da verliert erauch seine Mutter. Die Priesterweihe1939 in Italien bekommt sie nichtmehr mit. Und auch nicht die Promotionan der Päpstlichen Universität,von der eine Kopie der prachtvollenVerleihungsurkunde zeugt.Fotos erinnern an den Privatmenschen,der sich in seiner Jugend fürdas Theater begeisterte. „Er spielteimmer führende Rollen“, erklärtKeßler. Am 11. August 1948 betritter mit gerade einmal 35 Jahren eineneue Bühne. Seine Ernennung zumBischof von Würzburg ist ein Signalder Hoffnung für die Menschen, wieKeßler sagt. Döpfner ist „in dieserZeit ein junger Mann, voller Elan“.Im vom Krieg völlig zerstörten Würzburggründet er eine kirchliche Wohnungsbaugesellschaft.Die Hausener schenken ihm denBischofsstab. Der kostet 1.500 Mark,eine Stange Geld so kurz nach derWährungsreform. Bei einem Empfangin der Heimat will ihn der Bürgermeisterbesonders feierlich begrüßen.„Hör auf, Bürgermeister“, wehrt derBischof ab, „ich bin und bleib EuerJulius vom Berg. “ Auch solche Anekdotensind im Museum festgehalten.Bescheiden sei Döpfner immergewesen, erzählt Keßler. Ein roter,etwas abgewetzter Fernsehsessel ausseiner Zeit als Münchner Kardinalund ein Foto seines Zimmers dienendem Museumsführer als Beleg. Oderauch jener einfache Wäschekorb, derDöpfner von einer Bischofsstadt in dienächste begleitet.Von seiner sportlichen Leidenschaftkünden die Langlaufski odersein Rucksack. Mit zwei befreundetenPriestern besteigt er den höchsten Alpengipfel– inkognito. In den Hüttenam Montblanc schlafen sie auf Stroh.Der italienische Bergführer sagt hinterher:Wenn er gewusst hätte, dass ereinen Kardinal führe, hätte er wenigerenergisch Befehle gegeben. DenKontakt in seine Heimat lässt Döpfnerzeitlebens nicht abreißen. Immer wiedermacht er Station in dem Ortsteilvon Bad Kissingen. Und er schreibtBriefe. Sein letzter kommt an seinemTodestag in Hausen an, am 24. Juli1976. Auch er hängt im Museum, nebender Titelseite der Abendzeitungvon damals: „Kardinal wie ein Königzu Grabe getragen. “ Etwas schlichterhätte es ihm sicherlich besser gefallen.❏Sowohl die Vita von Julius Kardinal Döpfner als auch der Artikel über dasMuseum sind bei KNA anlässlich des Jubiläums veröffentlicht worden.Redaktionsschluss fürAUFTRAG 292Freitag, 11. 10. 201329


KIRCHE UNTER SOLDATENPrälat Walter Theis feierte Goldenes PriesterjubiläumVON PAUL A. SCHULZIn der GKS unvergessen ist Militärdekan a.D. Prälat Walter Theis (75). 20 Jahre lang, von 1981 bis 2001,war er als Geistlicher Beirat der GKS spiritueller Begleiter und Mentor für das Laienapostolat in der Kirche unter<strong>Soldaten</strong>. Am 28. Juli 2013 konnte Walter Theis bei guter Gesundheit in der St. Stephanskirche in Mainzsein Goldenes Priesterjubiläum begehen. Der Mainzer Bischof Hermann Volk hatte ihn an diesem Tag vor 50Jahren im Mainzer Dom zum Priester geweiht.Nach nur fünf Priesterjahren in Pfungstadt und Offenbachwar Kaplan Theis von seinem Diözesanbischoffür den Dienst in der Katholischen Militärseelsorge freigestelltworden. Militärbischof Dr. Franz Hengsbach beriefihn 1968 als Standortpfarrer zunächst nach Kassel.Es folgten Verwendungen als Militärgeistlicher in denStandorten Mainz und Fort Bliss (USA). Im März 1981ließ Militärbischof Erzbischof Dr. Elmar Maria Kredelden bewährten Militärgeistlichen in das Katholische Militärbischofsamt(KMBA) nach Bonn versetzen. In dieserBundesoberbehörde übernahm Walter Theis die Leitungdes Referats „Kirche und Gemeinde“, wurde als Priesterin das Dienstverhältnis eines Bundesbeamten auf Lebenszeitübernommen und zum Militärdekan befördert. Mit derReferatsleitung ernannte ihn der Militärbischof zum „BischöflichenBe<strong>auftrag</strong>ten für die Laienarbeit in der KatholischenMilitärseelsorge“ und übertrug ihm auch dieAufgaben des Geistlichen Beirats der GKS (nach PrälatAlfons Mappes [1966-1974] und Prälat Werner Köster[1974-1980]). 20 Jahre lang war Theis nicht nur Berater,sondern auch Ideengeber für das Laienapostolat in derMilitärseelsorge, zudem eine ausgleichende Brücke zwischenkirchlichem Amt sowie den in Räten und Verbandorganisierten <strong>Soldaten</strong> und ihren Familien.Der seit den Anfängen des Königsteiner Offizierkreises(KOK) schwelende Gedanke einer Akademie für dieethische Bildung katholischer <strong>Soldaten</strong> bewegte WalterTheis. Bei der 25. Woche der Begegnung 1985 in Königsteinschlug er der Bundeskonferenz der GKS vor, eine„Offene Akademie“ ins Leben zu rufen und die nachdem charismatischen ersten Sprecher des KOK OberstDr. Helmut Korn († 1983) zu benennen. Am 29. Oktober1987 wurde diese GKS-Akademie „Oberst Helmut Korn“im Bonifatiushaus in Fulda gegründet. Das erste Seminarstand unter dem Thema: „Grundwerte leben – Soldat imSpannungsfeld ethischer und sicherheitspolitischer Fragen“.Seit dem finden die einwöchigen Akademieveranstaltungenalle zwei Jahre dort statt. Viele der grundlegendenGedanken und Anregungen von Walter Theis zumLaienapostolat sind in den Publikationen der GKS (z.B.AUFTRAG und Chronik mit Anlagen) dokumentiert. Fürseine Verdienste um die <strong>Gemeinschaft</strong> verlieh der Bundesvorstandseinem Geistlichen Beirat am 10. Oktober 1987als erster Persönlichkeit das als Ehrenzeichen gestifteteGroße Kreuz der GKS.Kirchliche Ehrungen wurden Walter Theis durchPapst Johannes Paul II. zuteil mit den Ernennungen zum„Päpstlichen Ehrenkaplan“ (Titelanrede „Monsignore“)im Mai 1985 sowie im Januar 1996 zum Ehrenprälaten.Während der 41. Woche der Begegnung in Berlinentpflichtet Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut(Mitte) am 26. April 2001 Militärdekan Prälat WalterTheis(l.) von seinen Aufgaben für das Laienapostolatin der Militärseelsorge. Zugleich stellt er Msgr. GeorgKestel (r.), Referatsleiter „Seelsorge“ im KMBA, alsneuen Bischöflichen Be<strong>auftrag</strong>ten und Geistlichen Beiratder GKS vor. (Foto: F. Brockmeier, Archiv GKS)Nach Umzug des KMBA 1990 nach Berlin und dessenUmgliederung wurde Theis zum 1. März 2001 „DienstaufsichtsführenderMilitärdekan Ausland und Einsatz“. SeinNachfolger als vierter Geistlicher Beirat der GKS wurdeMilitärdekan Msgr. Georg Kestel. Walter Theis wurde mitErreichen der Altersgrenze am 24. Juni 2003 in der Julius-Leber-Kasernein Berlin feierlich aus dem Dienst inder Militärseelsorge in den Ruhestand verabschiedet under kehrte in sein Heimatbistum zurück.In Mainz wohnt Prälat Theis in der innerstädtischenGemeinde der St. Stephanskirche, bekannt durch ihresehenswerten Chagall-Fenster. Dort unterstützt er, wannimmer er gerufen wird, das Seelsorgeteam; und hier feierteer am 28. Juli 2013 aus Anlass des Jubiläums einenDankgottesdienst, wie der Jubilar es in der Begrüßungausdrückte: zum Lob und zur Ehre des Hohen PriestersJesus Christus, dem allein Dank zukomme, weil er es ist,der Menschen in seinen Dienst beruft.Nach dem Dankgottesdienst hatte Prälat Walter Theiszu einem Empfang eingeladen. In einer humor-voll lockeren,dennoch von tiefgehenden Gedankenanstößengeprägten Ansprache an seine Gäste, ließ der Jubilar 50Priesterjahre Revue passieren. Es waren, wie er zum Ausdruckbrachte, „50 Jahre kritische Zeitgenossenschaft undWeggemeinschaft als geistliche Begleitung. Geprägt warensie vom Geist und durch die Aufbruchstimmung des30 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATENII. Vatikanischen Konzils, um in den Zeichen der Zeitwachsam und geistesgegenwärtig den Ansatz der veränderndenKraft des Evangeliums nicht zu verpassen“. Ersei besonders dankbar, dass es ihm vergönnt war, 35 Jahreals Militärgeistlicher in sehr unterschiedlichen Aufgabenund dennoch immer als Seelsorger und geistlicherBegleiter zu wirken.Die GKS ist dankbar, dass sie zwanzig segensreicheJahre mit Walter Theis erleben durfte. Unsere <strong>Gemeinschaft</strong>konnte mit seiner seelsorglichen und Werte vermittelndenBegleitung in aller Freiheit und Selbstständigkeitsich bewähren und weiter entwickeln. Gottes Segen mögePrälat Walter Theis weiterhin auf all seinen Wegen undbei allem Tun begleiten. ❏AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 201331


KIRCHE UNTER SOLDATENBundeskonferenz GKSZeichen der Zeit deuten – und handelnDie 53. Woche der Begegnung steht unter diesem Mottound wird in der Akademie Klausenhof in Hamminkelnvom Sonntag, den 19.September 2013 bis Freitag, den20.September 2013 stattfinden. Zuerst tagt – wie üblich– die Vollversammlung des Katholikenrates beimKatholischen Militärbischof, bevor die Delegierten derBundeskonferenz der GKS am Dienstag anreisen. Der „gemeinsame“Teil wird das Pontifikalamt des MilitärbischofsDr. Franz-Josef Overbeck sein, bevor am Mittwoch um09.00 Uhr der Bundesvorsitzende Oberstleutnant i.G.Rüdiger Attermeyer die Bundeskonferenz eröffnen wird.Der Mittwoch ist dem Thema gewidmet „Wege zurVerbesserung der Arbeitsfähigkeit unseres Verbandes“.In dieser offenen Diskussion soll über die Möglichkeitender Intensivierung der inhaltlichen und organisatorischenZusammenarbeit auf allen Ebenen der <strong>Gemeinschaft</strong><strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> gesprochen werden. Nach dieser„Stoffsammlung“ wird am Donnerstag das Hauptthema derBundeskonferenz „Zeichen der Zeit deuten und handeln –das geht jeden an“ in einer „open space“ Form abgehandeltwerden. Hier werden in Kleingruppen, die offen sindfür Wechsel zwischen den Gruppen, die nächsten Schrittefür die Arbeit in unserer <strong>Gemeinschaft</strong> erarbeitet. Sinnund Zweck ist es, die Delegierten der Bundeskonferenz,die das höchste Entscheidungsgremium im Verband darstellt,besser in die operative Arbeit einzubinden, umso die Bedeutung der Bundeskonferenz besser zu dokumentieren.Das Ergebnis sollen klare Vorgaben seinfür den Bundesvorstand und seiner Arbeitsorgane, denSachausschüssen.Wie der Bundesvorsitzende auf seiner Seite schon gesagthat: es wird darauf ankommen, über die Analyse hinaus,zu eigenem Handeln und Gestalten zu kommen. Dabeisind im letzten Jahr auch durch die Rede BrigadegeneralsReinhard Kloss Impulse gegeben worden, die es umzusetzengilt. ❏Woche der Begegnung 2012Eindrücke und BegegnungenApostolischer Protonotar Walter Wakenhut,Militärgeneralvikar seit Oktober 2000, undsein designierter Nachfolger MonsignoreReinhold Bartmannn im Gespräch währendder Vollversammlung des Katholikenrates2012 (Foto: Bertram Bastian)MilitärgeneralvikarWakenhut bei seinemBericht zur Lage derMilitärseelsorgeim Jahr 2012(Foto: Bertram Bastian)32 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATENHöhepunkt jeder Woche derBegegnung: das Pontifikalamtdes Militärbischofs an demdie Delegierten sowohl desKatholikenrates als auch derBundeskonferenz teilnehmen(Foto: Friedrich Brockmeier)Aufmerksam hören (von links)Militärbischof Dr. Franz-JosefOverbeck, Leitender MilitärdekanBerlin Stephan van Dongen, derdamalige geistliche Beirat der GKSauf Bundesebene MilitärdekanJohann Meyer sowie dessenNachfolger Militärdekan BerndF. Schaller den Beiträgen in derVollversammlung zu(Foto: Friedrich Brockmeier)Bild links: Nach seiner Rede stand BrigadegeneralReinhard Kloss unter der Moderation desBundesvorsitzenden den Delegierten für ihre Fragenzur VerfügungBild unten: Blick in das Plenum der Bundeskonferenzder GKS, Bundesvorsitzender Rüdiger Attermeyer (rechts)mit Gästen (Fotos: Friedrich Brockmeier)AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 201333


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSGKS-Kreis Mayen„Einsatz in Afghanistan – als Soldatund Christ“Der GKS-Kreis Mayen führte vom 14. bis 16. Juni 2013in Horath zu diesem Thema ein Familienwochenendeunter der Leitung von Frau Oberstabsarzt Dr. KarinSchrödl durch.Nach der individuellen Anreise startete das Wochenendemit einem gemeinsamen Abendessen und anschließenderVorstellungsrunde der einzelnen Familien. Darauffolgte eine Einführung in das Thema durch Oberstabsarztseinem sehr lebhaften und mit persönlichen Erfahrungenbereichertem Vortrag hatte der in Mayen stationierte OTLSchaum die Zuhörer schnell in seinen Bann gezogen. Sehrbeeindruckend waren die mitgebrachten Filmausschnitteund Fotographien des Einsatz-Kamera-Teams, zu demauch OTL Schaum gehört.Im Anschluss an die Eindrücke aus der Sicht eines<strong>Soldaten</strong> in Afghanistan, berichtete der zweite ReferentMilitärdekan Stefan Jurkiewicz (Bild 2) seine Erfahrungenund Erlebnisse aus der Sicht eines Seelsorgers in Afghanistan.In seiner fesselnden und die Zuhörer ansprechendenVortragsweise berichtete er über die Problematik wie auchVereinbarkeit von Soldat- und Christ-sein in Afghanistan.Beide Referenten standen den Zuhörern für Fragen undDiskussionen im Anschluss zur Verfügung.Für die Kinder wurde ebenfalls ein abwechslungsreichesProgramm geboten. Die Altersgruppe der Kinder bis12 Jahre nahm an der Kinderbetreuung des FamilienhotelsBild 1 Bild 2Dr. Schrödl. Anschließend konnten die vielseitigen Möglichkeitendes Familienhotels mit Schwimmbad, Sauna,Spielplätzen und Spazierwegen genutzt werden. Und esfand sich ein gemeinsamer Abschluss des ersten Abendsin der Hotelbar.Am nächsten Morgen wurde die <strong>Gemeinschaft</strong> mit einemdurch Familie Ternes gestalteten Morgenimpuls in denTag eingestimmt. Nach einem reichhaltigen Frühstück berichteteder erste Referent Oberstleutnant Kristian Schaum(Bild 1) aus dem Alltag des <strong>Soldaten</strong> in Afghanistan. MitBild 3teil. Hier wurde vom Spaziergang in den Wald zum Eichhörnchenbau,über Kegeln und gemeinsames Schwimmenauf die Wünsche und Bedürfnisse der Gruppe eingegangen.Die Jugendlichen ab 12 Jahren wurden durchvon der KAS gestellte Jugendbetreuer in die Geheimnissedes Geocaching eingewiesen. Nachmittags wurden dann jenach Kondition der Jugendlichen unterschiedliche Cachesangeboten.Der Abschluss des Familienwochenendes fand mit einemWortgottesdienst, der durch Familie Haase gestaltetwurde, in der hoteleigenenKapellestatt. Anschließendgab es nocheine gemeinsameAbschlussrundemit durchweg positivemFeedback derteilnehmenden Familien(Bild 3) fürdie Referenten, Betreuerund Organisationdes Wochenendes.Insgesamt wares ein rundherumgelungenes, informativesund besinnlichesWochenendemit neuen Eindrücken, interessanten Gesprächenund Zeit für die Familie. ❏(Text und Fotos: M. Simka)34 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSGKS-Kreis Nörvenich„Selig die, die Frieden stiften“Berufliches Selbstverständnis des <strong>Soldaten</strong> / der SoldatinDas vierte Familienwochenende des GKS-Kreises Nörvenichfand vom 07. bis 09. Juni 2013 an einem besonderenOrt statt: Der Kreisvorsitzende OberstabsfeldwebelMatthias Hasebrink (Bild 1) hatte in die Ardennen, in denwallonischen Kurort Spa eingeladen. Hier, in der oberhalbdes bekannten Kurortes gelegenen Familienferienanlage„Sol Cress“, hatte man einen phantastischen Ausblick.Die Bezeichnung SPA (sanus per aquam) kommt aus demLateinischenund bedeutet soviel wie Gesundheitdurch Wasser.Ebenfallswäre es möglich,dass sichder Name SPAvom belgischenBadeort Spa ableitet.Seit demBild 116. Jahrhundertgenossen damalsbritische Touristen dort Anwendungen. Ursprünglich bedeuteteSPA jegliche Art von Mineralquelle. Erst vieleJahrhunderte später bezog sich das Wort SPA auf Badebereicheund Wellness Institutionen.Nachdem alle Teilnehmer mit mehr oder weniger Staudie Reise nach Spa erfolgreich gemeistert und sich mit demschmackhaften Abendessen gestärkt hatten, konnte OSt-Fw Matthias Hasebrink in dem Tagungsraum insgesamt 28Personen, acht Familien mit Kindern und Jugendlichenbegrüßen (Bild 2).Bild 2Als Referenten stellte er Dr. Hermann Josef Beckers(Bild 3) von der Fachhochschule Aachen vor. Nach einerkurzen Vorstellungsrunde und Einführung in das Thema„Selig die, die Frieden stiften“ – Berufliches Selbstverständnisdes <strong>Soldaten</strong>/der Soldatin – durch den Kreisvorsitzenden,übernahm Dr. Beckers die Regie. Der Referentbetonte, dass er mit dem Blick von „ Außen“, Einblicke aufAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013die Staatsbürger in Uniform geben und zum Nachdenkenüber das Soldat-Sein anregen will. Diese erste Arbeitseinheitendete mit dem Ausfüllen eines Fragebogens, getrenntnach Soldat/Soldatin bzw. Ehefrau/Partnerin oder Partner.Fragestellungen: Warum man sich bzw. der Partner sichfür die Bundeswehr entschieden hat und zur Zufriedenheitmit der Situation bei der Bundeswehr als Soldat oderAngehöriger des <strong>Soldaten</strong>.Die Kinder und Jugendlichen wurden zwischenzeitlichund im weiteren Verlauf des Wochenendes von der bewährtenKinderbetreuerin Ina Wolters ideenreich betreut. Nachder, von Militärpfarrer Andreas Temme gehaltenen, kurzenMorgenandacht und dem folgenden reichlichen Frühstückgingen die Teilnehmer am Samstag physisch und psychischgestärktin die thematischeArbeit.Dr. Beckersstellte den Teilnehmerndie Sinus-Milieusvor;diese verbindendemografischeEigenschaftenwieBildung,Bild 3Beruf oder Einkommenmit denrealen Lebenswelten der Menschen, d.h. mit ihrer Alltagswelt,ihren unterschiedlichen Lebensauffassungen undLebensweisen:– Welche grundlegenden Werte sind von Bedeutung?– Wie sehen die Einstellungen zu Arbeit, Familie, Freizeit,Geld oder Konsum aus?Dadurch wird der Mensch ganzheitlich wahrgenommen,im Bezugssystem all dessen, was für sein Leben Bedeutunghat.Im Besonderen die Sinus-Milieus in Deutschland 2010mit den Einzelergebnissen für die Bundeswehr fanden regesInteresse im Plenum. Die Präsentation der Ergebnisseder Fragebogenauswertung vom Vortag brachte einigeÜberraschungen. Mit einer Gesprächsrunde zur Berufszufriedenheitder einzelnen <strong>Soldaten</strong>/Soldatinnen wurde derThemenblock zum Mittagessen beendet.Am Nachmittag gab es für die Teilnehmer die Gelegenheit,den Wallfahrtsort Banneux zu besuchen. Banneux,der größte belgische Wallfahrtsort, liegt auf einer kargenHochebene in den wallonischen Ardennen, 20 Kilometersüdöstlich von Lüttich. Zwischen Januar und März 1933erschien hier dem 11-jährigen Mädchen Mariette Becoachtmal die heilige Jungfrau. Hier hielt MilitärpfarrerTemme eine Heilige Messe im Freien.Nach dem Frühstück und dem Räumen der Zimmerfeierte Militärpfarrer Temme am Sonntag mit allen Teilnehmerndie Heilige Messe. Danach ging es in die Finalrunde.Dr. Beckers gab eine Zusammenfassung des umfangreichenThemenpaketes der Vortage. In der abschließendenGesprächsrunde, in der sich die Ehefrauen/Partnerinnenbzw. Partner der <strong>Soldaten</strong> / Soldatinnen zum Beruf Soldatäußerten, gab es für alle Teilnehmer eine emotionale Er-35


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSfahrung. In der anschließenden Abschlussrunde mit Manöverkritikwaren die Teilnehmer angetan von einem Familienwochenendemit einem sehr guten Referenten, in einemfür Familien bestens geeigneten Haus und in angenehmer<strong>Gemeinschaft</strong> mit reger Mitarbeit. OStFw Matthias Hasebrinkdankte den Anwesenden für ihr Engagement und hobhier im Besonderen die ausgezeichnete Kinderbetreuunghervor sowie die tatkräftige Unterstützung in Vorbereitungund Durchführung des Wochenendes durch den PfarrhelferNörvenich Bernd Steinhoff. Er versäumte es auch nicht, denTeilnehmern noch Grüße des Bereichsvorsitzenden Westder GKS, Oberstleutnant i.G. Albert Hecht auszurichten.Ebenfalls sprach er in diesem Kreise auch die Möglichkeitan, die Aufgaben und Ziele der GKS mit einem kleinenfinanziellen Jahresbeitrag zum Förderkreis e.V. zu unterstützen.Nach dem gemeinsamen Mittagessen traten dieTeilnehmer ihre individuelle Heimreise an.Das von allen Teilnehmern als „runde Sache“ bewerteteFamilienwochenende soll – nach derzeitigem Planungsstand– im Juni 2014 seine Fortsetzung finden. ❏(Text: Karl-Heinz Kreßler,Fotos: Petra Kreßler)Katholisches Militärpfarramt VeitshöchheimFußwallfahrt zur „Maria im grünen TalBereits zum 15. Mal trafen sich am frühen Morgen des16.05.2013 ca. 160 <strong>Soldaten</strong>, Zivilangestellte undFreunde der Katholischen Militärseelsorge am Kreuz Hubschrauberlandeplatzin der Balthasar-Neumann-Kaserne inVeitshöchheim, um auf Einladung des Katholischen StandortpfarrersVeitshöchheim, Militärpfarrer Martin Klein gemeinsamdie Fußwallfahrt nach Retzbach zur Wallfahrtskirche„Maria im grünen Tal“ durchzuführen.Wie jedes Jahr stimmte ein Bläserquintett des Heeresmusikkorps12 am Kreuz des Hubschrauberlandeplatzesdie Teilnehmer auf die Wallfahrt ein. Militärpfarrer MartinKlein hatte zur Wallfahrt eingeladen und er begannsein erstes Gebet mit den Worten: „Der Wallfahrtstag isteine Gelegenheit, sich sowohl symbolisch als auch innerlichauf den Weg zu machen und zu fragen, wozu wir eigentlichberufen sind“. Jeder Mensch sei etwas Besonderesund dazu aufgerufen etwas Besonderes für andere zusein. Darüber hinaus wurde ein Textblatt verteilt mit demLeitgedanken: „Meditation zum Thema Weg“. Aus diesemTextblatt sollten verschiedene Impulse vorgetragen werden.So wurde zitiert, dass der Begriff Weg unsere Spracheprägt, ja bewegt, da er uns immer wieder begegnet in allseiner Vielfältigkeit. Dennoch sei ein Weg etwas Alltäglichesund Allgemeines und für viele zugänglich. Letztendlichwurde resümiert, dass Wege sowohl die schweren, alsauch die leichten Sinnbild unseres Lebens - unseres Lebenswegesseien und keiner von uns kennt den leichten,den unbeschwerlichen Weg. Unseren Lebensweg geprägthaben neben vielen schönen, auch und gerade die schwerenWegstrecken. Nach dieser kurzen Andacht und demSegen des Standortpfarrers machten sich die Wallfahrerbei blauem Himmel auf den Weg. Alle eilten in zügigemTempo voran und führten während der Wallfahrt gute Gespräche.Die jüngste Teilnehmerin war in diesem Jahr diekleine Mia Sophie mit acht Monaten, die von ihrer MutterAnischa den ganzen Weg gefahren oder getragen wurde.Die erste Rast fand nach etwa zwei Stunden statt, undes war an der Zeit nach den bisherigen Strapazen Nahrungund vor allen Dingen Flüssigkeit auf zunehmen. Nach derVerpflegung wurde wieder gebetet und gesungen, wie auchan den weiteren Stationen. An der vorletzten Station beschäftigtesich der Militärpfarrer mit dem Thema „Steine“.„Die Kirche Gottes ist kein Haus aus Stein, das sind wirMenschen“, betonte der Standortpfarrer. Ferner erwähnteer, dass Steine immer Schmerzen und Leid verursachen,denn meistens sei es so, dass Menschen den Stein, dersie trifft, streift oder knapp an ihnen vorbei geht, aufhebenund zurückwerfen und meistens noch ein paar weiterehintendrein. „Einmal sagte einer zu den Steinen: Seiddoch menschlich. Da antworteten diese: Wir sind nicht hartgenug. Steine haben wir Menschen nichtnur in der Hand, sondern vor allem aufdem Herzen und jeder wäre froh, würdendie Steine endlich von seinem Herzen rollenoder fallen“, intonierte MilitärpfarrerKlein und er endete diese kleine Erzählungmit den Worten: „Der Stein auf demHerzen kann vieles sein: Krankheit, Konflikte,Streit, Alleinsein oder Unverständnis“.Auf der letzten Station durften sichalle Wallfahrer aufstellen zum Gruppenfoto.„Nicht nur das Nachdenken über unsund unser Leben, auch die Möglichkeit,mit anderen ins Gespräch zu kommen,macht eine Fußwallfahrt aus“, unterstrichder Militärpfarrer. Nach etwa vier Stundenwar das Ziel erreicht und in der Wallfahrtskirche wurdeein feierlicher Gottesdienst durch den Standortpfarrer zelebriert.Im Anschluss daran bestand die Möglichkeit einerzweiten Stärkung, denn Militärpfarrer Klein lud zumgemeinsamen Mittagessen im Kolpinghaus ein. ❏(Text: Rainer Zink, Foto: Daniel Janus)36 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


BUCHBESPRECHUNGENKirchliche Beiträge zur nachhaltigen Friedenskonsolidierungin Post-Konflikt-GesellschaftenDer Autor des Buches Marcel Baumann erzählt in seinemVorwort, dass diese Studie neben der Literaturauswertungauch auf zahlreichen Gesprächen mit Vertreternund Mitarbeitern des kirchlichen HilfswerkesMISEREOR, missio und caritas internationalberuht. Damit schlägt er in seinemWerk die Brücke zwischen der Theorie undder erlebten Praxis der zivilen Helfer vor Ort.In seiner Einleitung geht Baumann vonden Grundlagen aus, typisiert die verschiedenenEbenen bei der Konfliktforschung underläutert die Bedeutung religiöser Akteure ininnerstaatlichen Konflikten. Sodann leitet erüber zu den kirchlichen Akteuren in den Post-Konflikt-Gesellschaften, wobei er das Selbstverständnisdes kirchlichen Engagements indiesen Gesellschaften beschreibt. Danach schildert er seineHerangehensweise und seine Methodik zu dieser Literaturauswertung,was für das Verständnis der folgenden Kapitelwesentlich ist. Es folgen ausgewählte Beispiele für kirchlicheBeiträge zur nachhaltigen Friedenskonsolidierung, von Südafrikaangefangen über Zentralafrika, vom Nahen Osten überAsien bis hin zu Süd- und Lateinamerika. Aus Europa hat ereine Literaturstudiesich den Konflikt in Bosnien-Herzegowina ausgewählt, wasbesonders die dort eingesetzten <strong>Soldaten</strong> interessieren dürfte.Nach allen Beispielen widmet sich Marcel Baumannder Spurensuche und bringt positive Beispielekirchlichen Engagements, bevor er die kirchlichenAkteure als Täter schildert. Hier dient ihm der Konfliktin Nordirland als Beispiel, welches er analysiert.Zum Schluss widmet sich der Autor weiterführendenÜberlegungen: Friedenskonsolidierung im Schattender Theologie. Dabei schildert er die Vorteile derkirchlichen Akteure in den Feldern Friedenskonsolidierungund Versöhnung. Gerade auf die Versöhnunggeht er dann näher ein. Dieses Thema ist – wie manzurzeit in Afghanistan sieht – untrennbar mit einerfriedlichen Entwicklung nach einem innerstaatlichenKonflikt verbunden. Gut lesbares Buch, das nicht nur denreligiös sozialisierten <strong>Soldaten</strong> interessieren sollte.Kirchliche Beiträge zur nachhaltigenFriedenskonsolidierung in Post-Konflikt-Gesellschaftenvon Marcel M. Baumann,Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2013,131 Seiten, ISBN 978-3-8487-0169-8Laien helfen LaienAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern hat im November2012 die neue Ausgabe des Handbuches fürPfarrgemeinderäte veröffentlicht. Der ständige Vertreterfür die <strong>Gemeinschaft</strong> der Katholischen <strong>Soldaten</strong> imLandeskomitee ist Oberstabsfeldwebel a.D. ReinhardKießner. Als Delegierter unseres Verbandes vertritt erim Komitee alle Belange der katholischen <strong>Soldaten</strong>.Unter dem Motto „Mitmachen heißt die Devise“sind alle kirchlichen Laien zur Mitarbeit aufgefordert.Insbesondere ist es für die <strong>Gemeinschaft</strong> derKatholischen <strong>Soldaten</strong> von besonderer Bedeutung,sich in dieses lebende Dokument einzubringen. DieZusammenarbeit zwischen der Militärseelsorge undden zivilen Kirchengemeinden, besonders die Betreuungvon Familien der im Einsatz befindlichen<strong>Soldaten</strong> sollte hier Erwähnung finden. Eine Vernetzungder seelsorgerischen Laienarbeit auf diesemGebiet ist anzustreben.Darüber hinaus kann dieses Handbuch aber auch wichtigerLieferant von Informationen für die Arbeit eines Pfarrgemeinderates/Militärpfarrgemeinderatessein. In dem Handbuchfinden diese umfangreiche Unterstützung und eine Füllevon Anregungen, die als Anstöße in den Gemeinden/Bundeswehrgetragen werden können. Zudem soll das Handbuchals Ratgeber noch stärker in die Praxis der Pfarrgemeinderäte/Militärpfarrgemeinderäteintegriert werden. Neben dergedruckten Version des Handbuches istder Online-Auftritt (www.pgr-handbuch.de/) (Sie erreichen diese Seite auch überdie Adresse des Landeskomitee der Katholikenin Bayern: www.landeskomitee.de, Red)mehr als nur ein passives Begleitmedium.Die Online-Möglichkeiten werden genutzt,um 150 Praxis-Stichworte der Buchausga-be fortlaufend um weitere, neue Stichwortezu ergänzen. Die Aktualität der Buchausgabesetzt sich also im Internet fort. Neue Stichwor-te für die kirchliche Laienarbeit aber werdennicht nur von der Redaktion vorgegeben, son-dern sie können auch von Lesern vorgeschlagenwerden. Das Handbuch Pfarrgemeinderat ist im Buchhandelund im Internet erhältlich.(Reinhard Kießner)Landeskomitee der Katholiken in Bayern (Hrsg.):Handbuch Pfarrgemeinderat. Freiburg, 2012.260 Seiten, IABN 978-3-451-34150-2.37


BUCHBESPRECHUNGENKapitalismus – eine Religion in der Krise IGrundprobleme von Risiko, Vertrauen und SchuldDie Herausgeber Georg Pfleiderer und Peter Seele habenAufsätze von Ökonomen und Theologen einer Forschungsgruppezusammengestellt und bringen diese akademischenAbhandlungen im praktischen Ansatz des „BaselerManifestes zur ökonomischen Auklärung“ zum Schlussdes Buches dem Leser zur Kenntnis.Während Birger Priddat in seinem Aufsatz den Kapitalismusals Religion betrachtet und daran erinnert,dass nach der Religion jetzt der Kapitalismus seineAufklärung durchlaufe, skizziert Jochen Hörisch in seinemBeitrag ebendiese multidisziplinäre „ökologischtheologischeAufklärung“. Nach dem Ökonomen unddem Philosophen der Forschungsgruppe untersucht derTheologe Christoph Weber-Berg das Handeln des „homooeconomicus“ im Hinblick auf die Ego-zentrizität (Sünde)und Befreiungserfahrung (Gnade). Der Ökonom PaulDembinski beschäftigt sich mit der Frage der Zeit in derFinanzwelt. Dabei untersucht er sowohl die Termingeschäfte,aber auch die Fremdzeit, mit der gehandelt wird unddie Lebenszeit der Menschen (Stichwort Lebensversicherungen).Die vielfältigen Vorkommnisse in der Finanzwelt lassensich auf diese Wiese miteinander verknüpfen, wie der Autordieses Beitrages schlüssig zeigt. Marc Chesney stellt in seinemBeitrag die Umwandlung des Kapitalismus vor. Er gehtdavon aus, dass an die Stelle der ethisch-moralischen Urteiledas ökonomische Effizienzdenken getreten sei, welches jedesMittel für den finanziellen Erfolg zu legitimieren scheine.Alle diese Beiträge führten letztendlichzum „Baseler Manifest zur ökonomischenAufklärung“. In diesem Dokument werdendie wesentlichen Thesen der Autoren imSinne des Untertitels zum themenfeld Risiko,Vertrauen und Schuld verdichtet und inpraktische Anregungen übersetzt. Geradediese Verbindung zwischen der theoretischenAbhandlung eines komplexen Sachverhaltesmit den praktischen Vorschlägenmachen diese Buch lesenswert und zurAusnahme in der Fülle von Erscheinungenzu dem Thema Finanzkrise. (BB)Kapitalismus – eine Religion in der Krise I,Grundprobleme von Risiko, Vertrauen und Schuld,herausgegeben von Peter Seele und Georg Pfleiderer,Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2013,386 Seiten, ISBN 978-3-8487-0016-5Walter Blasi stellt der Leserschaft in diesem Buch Lebenund Wirken des österreichischen <strong>Soldaten</strong> EmilLiebitzky vor. Nach kurzen Abhandlungen über Jugendjahreund Dienstzeit im Ersten Weltkrieg, geht Blasi ausführlicherauf die Jahre in der ersten Republik ein. Die aus derZerschlagung des Habsburger-Reiches entstandenen Schwierigkeitenschildert Blasi am Beispiel derFamilie Liebitzky und macht so deutlich,dass Zerrissenheit/Zugehörigkeitsgefühldamals die Begleiterscheinungen derneuen Staatsgründungen waren. Ein fürheutige Zeiten kaum nachzuempfindendesGefühl.Dieser Zeit in der ersten Republikwidmet sich Blasi in detaillierter Form,war es doch die Zeit, in der Emil Liebitzkynach seinem Studium der Politikwissenschaften,in immer stärkererForm in die politische Umorientierung des Heereseingebunden wurde. Im Jahr der Machtergreifung Adolf Hitlersin Deutschland wurde Emil Liebitzky zum Militärattachéin Rom ernannt, einem Schlüsselposten in der damaligenZeit. Mit einem Rückblick auf die politische Lage Österreichsunter Einbeziehung Italiens macht der Autor dies dem Leserdeutlich. Die Rolle Liebitzkys in dem Geflecht der diplomatischenAnnäherungen und Entfremdungen der europäischenGeneral der Artillerie Ing. Dr. Emil LiebitzkyÖsterreichs „Heusinger“?Staaten wird anschaulich geschildert. Die politischen Wirrenin Europa, der nazionalsozialistische Putsch 1934 in Österreich,die Besetzung des Rheinlandes, der AbessinienkriegItaliens, die Zeit war alles andere als ruhig. Durch seine Tätigkeitenhatte sich Liebitzky derart exponiert, dass nachdem März 1938 eine Verwendung in der Wehrmacht für ihnnicht vorgesehen war.Diese Einschätzung „politisch untragbar“ erwies sichnach dem Ende 1945 als wertvoll und verhängnisvoll zugleich.Wertvoll, weil er politisch unbelastet mit den Alliiertenüber die Aufstellung der B-Gendarmerie verhandelnkonnte, einem Vorläufer des Bundesheeres, verhängnisvoll,weil man ihm von denen, die ihm nicht wohlgesonnen waren,vorwarf, er habe nur Kriegserfahrungen aus dem ErstenWeltkrieg und sei somit für moderne Armeen nicht „aktuell“genug. Auch hier sind die detaillierten Schilderungen der politischenZusammenhänge interessant und gut leserlich demLeser dargeboten. Das Ringen um eine dienstliche VerlängerungLiebitzkys und eine Darstellung seiner Pensionsjahrebeschließen dieses Buch um einen der Gründerväter des östereichischenBundesheeres nach dem Zweiten Weltkrieg. (BB)General der Artillerie Ing. Dr. Emil Liebitzky –Österreichs „Heusinger“? von Walter Blasi,Bernd & Graefe Verlag, Bonn 2002,223 Seiten, ISBN 3-7637-6239-638 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013


TERMINETermine für das Laienapostolatin der Kath. Militärseelsorge2013 Allg. Termine u. Bundesebene14.09. Vorkonferenz zur Woche der Begegnung15.09. – 20.09. 53. Woche der Begegnung, Hamminkeln16. – 20.10. Seminar 3. Lebensphase, Nürnberg04. – 08.11. GKS-Akademie Oberst Korn, Fulda08. – 09.11. Vorstand Katholikenrat, Berlin09.11. Jahreshauptversammlung KAD in Bonn16. – 17.11. GKS Bundesvorstand, Bonn22. – 23.11 VV ZdK, Bonn-Bad Godesberg29.11. VerwaltungsratBereichs- / Arbeitskonferenzen / FamilienwochenendenKMilD Kiel / GKS Nord / KüsteKeine weiteren Termine 2013KMilD Berlin / GKS MitteKeine weiteren Termine 2013KMilD Köln / GKS West27.09. – 29.09. DAK, Ort wird noch bekannt gegeben29.11. – 1.12. Bereichskonferenz, WermelskirchenKMilD München / GKS Süd11.10. – 13.10. Ferienhaus LambachArb.Konf. Bereich AuslandKeine weiteren Termine 2013GKS-SachausschüsseVorschau 201414. – 16.03. Bundesvorstand GKS (geplant)14. – 20.05. 56. Int. <strong>Soldaten</strong>wallfahrt nach Lourdes14. – 18.05. Seminar 3. Lebensphase, Nürnberg27. – 28.05. VV ZdK, Regensburg28.05. – 01.06. 99.Katholikentag, Regensburg„mit Christus Brücken bauen“02. – 06.07. Seminar 3. Lebensphase, Fulda28.07. – 03.08. Salzburger Hochschulwochen13. -14.09. Vorstand KR, Cloppenburg14. – 19.09. 54.Woche der Begegnung, Cloppenburg15. – 19.10. Seminar 3. Lebensphase, Nürnberg07. – 08.11. Vorstand KR, Berlin21. – 22.11. VV ZdK, Bonn-Bad Godesberg21. – 23.11. Bundesvorstand GKS, Mülheim (geplant)Regionale Zuständigkeit der KatholischenMilitärdekanateKMilD Kiel: Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, BremenKMilD Köln: Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,SaarlandKMilD München: Bayern, Baden-WürttembergKMilD Berlin: Berlin, Brandenburg, Thüringen, Sachsen,Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-VorpommernSA „Innere Führung“Keine weiteren Termine bekanntSA „Sicherheit und Frieden“25.10. Sitzung in BonnSA „Internationaler Sachausschuss“Bei Redaktionsschluss keine Termine bekanntVERWENDETE ABKÜRZUNGEN: BK – Konferenz der GKS im Bereich ..., BuKonf – Bundeskonferenz der GKS,BV GKS – Bundesvorstand der GKS, DAK – Dekanatsarbeitskonferenz im Bereich….., GKMD – <strong>Gemeinschaft</strong> der kath. MännerDeutschlands, IS – Internationaler Sachausschuss, IThF – Institut Theologie und Frieden, Hamburg, KAD – Katholische AkademikerarbeitDeutschlands, KMilD – Kath. Militärdekanat, MGV – Militärgeneralvikar, SA InFü – Sachausschuss »Innere Führung«,SA S+F – Sachausschuss »Sicherheit und Frieden«, WdB – Woche der Begegnung, KR – Katholikenrat beim Militärbischof,VV ZdK – Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 201339


Der Königsteiner EngelDer »siebte Engel mit der siebten Posaune«(Offb 11,15–19) ist der Bote der Hoffnung,der die uneingeschränkte HerrschaftGottes ankündigt. Dieser apokalyptischeEngel am Haus der Begegnung in Königstein/Ts., dem Grün dungsort des KönigsteinerOffi zier kreises (KOK), ist heute noch dasTra di tionszeichen der GKS, das die katholischeLaienarbeit in der Militärseelsorgeseit mehr als 40 Jahren begleitet.Das Kreuz der GKSDas »Kreuz der GKS« ist das Symbolder <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>.Vier Kreise als Symbol für dieGKS-Kreise an der Basis formen ineinem größeren Kreis, der wiederumdie <strong>Gemeinschaft</strong> ver sinnbildlicht, einKreuz, unter dem sich katholische <strong>Soldaten</strong>versammeln.ImpressumAUFTRAG ist das Organ derGEMEINSCHAFT KATHOLISCHER SOLDATEN(GKS) und er scheint viermal im Jahr.Hrsg.: GKS, Am Weidendamm 2,10117 Berlinwww.katholische-soldaten.deRedaktion: verantwortlicher RedakteurBertram Bastian (BB),Rainer Zink (RZ), Oberstlt a.D., RedakteurZuschriften: Redaktion AUFTRAGc/o Bertram Bastian,Alter Heerweg 104, 53123 Bonn,Tel: 0177-7054965, Fax: 0228-6199164,E-Mail: redaktion-<strong>auftrag</strong>@kath-soldaten.deFür unverlangte Einsendungen wird keineHaftung übernommen. Namensartikel werdenallein vom Verfasser verantwortet. Nicht immersind bei Nachdrucken die Inhaber von Rechtenfeststellbar oder erreichbar. In solchen Ausnahmefällenverpflichtet sich der Herausgeber,nachträglich geltend gemachte rechtmäßigeAnsprüche nach den üblichen Honorarsätzenzu vergüten.Layout: VISUELL, AachenDruck: MVG MedienproduktionBoxgraben 73, 52064 AachenÜberweisungen und Spenden an:GKS e.V. Berlin, Pax Bank eG Köln,BLZ: 370 601 93, Konto-Nr.: 1 017 495 018.Nachdruck, auch auszugsweise, nur mitGenehmigung der Redaktion und mitQuellenangabe. Nach be stellung gegeneine Schutzgebühr von EUR 10,- anden ausliefernden Verlag.ISSN 1866-0843

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