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Ausgabe online lesen.... - beim AWO Ortsverein Herborn ev

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01 Titel 23.08.2005 14:25 Uhr Seite 1<br />

Weitere Themen<br />

Die <strong>AWO</strong> bewegt<br />

Von Bonn nach Berlin<br />

Großer <strong>AWO</strong> Staffellauf.<br />

In acht Tagen, 700 Kilometer,<br />

quer durch die Republik<br />

S. 4<br />

NR. 5<br />

Z G 11394 11394E<br />

E<br />

www.awo.org<br />

50. Jahrgang September/Oktober 2005<br />

Deutschland<br />

hat die Wahl<br />

Friedenspreis<br />

Mutig für Reformen –<br />

standhaft gegen Radikalismus<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder mit<br />

dem Heinrich-Albertz-Friedenspeis<br />

der <strong>AWO</strong> ausgezeichnet S. 10


IN DIESER AUSGABE<br />

4<br />

Von Bonn nach Berlin<br />

Der große <strong>AWO</strong>-Staffellauf:<br />

Bonn - Berlin<br />

Am 16. September fällt der Startschuss<br />

in Bonn, am 23. September ist Zieleinlauf und Eröffnung<br />

der neuen Bundesgeschäftsstelle der <strong>AWO</strong> in Berlin.<br />

6 Titel<br />

Deutschland hat die Wahl<br />

Am 18. September ist Bundestagswahl.<br />

In unserem „Wahl Spezial<br />

2005“ ziehen wir Bilanz und vergleichen<br />

die Programme der Parteien mit<br />

den Standpunkten der <strong>AWO</strong>.<br />

10 Friedenspreis<br />

Mutig für Reformen –<br />

standhaft gegen Radikalismus<br />

Die <strong>AWO</strong> hat Bundeskanzler Gerhard<br />

Schröder mit dem Heinrich-Albertz-<br />

Friedenspreis ausgezeichnet, „für seinen Einsatz für Demokratie<br />

und Toleranz und sein entschlossenes Handeln zur Sicherung des<br />

friedlichen Zusammenlebens der Völkergemeinschaft“.<br />

14 Report<br />

Mehr als nur reisen<br />

<strong>AWO</strong>-Reisedienste bieten nicht nur erstklassigen Service und<br />

Rundumbetreuung sondern eine ganz menschliche Atmosphäre.<br />

Beispiel Unna.<br />

16 Internationales<br />

Neues Vertrauen in der Stadt des Grauens<br />

Zehn Jahre ist es her, dass serbische Truppen in Srebrenica 8.000<br />

Jungen und Männer ermordet haben. Vertrauen wieder aufzubauen<br />

ist schwerer als zerstörte Gebäude. Das „Haus des Vertrauens“<br />

soll dazu einen Beitrag leisten.<br />

22<br />

26<br />

28<br />

32<br />

34<br />

46<br />

Titel: dpa<br />

Die <strong>AWO</strong> bewegt<br />

20 Kampagne<br />

Mit „Dr. Schnupper“ gesund bleiben<br />

Eine Informationskampagne in Kindertageseinrichtungen hat<br />

die <strong>AWO</strong> gemeinsam mit dem BKK Bundesverband und dem<br />

Deutschen Forum Prävention gestartet, um über kostenlose<br />

Präventionsleistungen aufzuklären.<br />

Aktuelles<br />

Für Sie ge<strong>lesen</strong><br />

Fachinformationen<br />

Impressum<br />

Ländermagazin<br />

Rätsel<br />

BLICKPUNKT<br />

Ilsa Diller-Murschall,<br />

stv. <strong>AWO</strong>-Bundesgeschäftsführerin<br />

Bildung von<br />

Anfang an<br />

„BILD dir Deine Meinung“ prangt es von den Plakatwänden der<br />

Republik und dieses Wortspiel gerät erst in Kenntnis des da beworbenen<br />

Blattes zum reinen Zynismus. Keinesfalls besser ergeht<br />

es einem jedoch <strong>beim</strong> Blick in das CDU-„Regierungsprogramm“.<br />

Da wird in einem knappen dreiseitigen Kapitel unter dem Stichwort<br />

„Zukunft für Familien: Bildung und Erziehung“ erwartungsgemäß<br />

die Familie als wichtigste Form des Zusammenlebens gepriesen,<br />

dann folgt frühkindliche Sprachförderung und Förderung<br />

der Eliten. Diese Gewichtung macht schon etwas sprachlos.<br />

Zentraler Schwerpunkt scheint dann aber die Stärkung des schulischen<br />

Religionsunterrichtes zu sein.<br />

Zu hoffen bleibt, dass der jüngst erschienene 12. Kinder- und<br />

Jugendbericht der Bundesregierung auf diesem schwarzen<br />

Hintergrund Licht in<br />

die Debatte trägt. Eine gute Bildung ist für die Jugend ein Zucht-<br />

Auch er verweist an<br />

mittel, für das Alter ein Trost, für den Armen<br />

verschiedenen Stellen<br />

auf die zentrale<br />

Reichtum und für den Reichen ein Schmuck.<br />

Rolle der Familie Diogenes von Sinope, 323 v. Chr., altgriechischer Philosoph und Satiriker<br />

befördert aber vor<br />

allem den Gedanken eines weiten Bildungsbegriffes, der auch<br />

und gerade die Angebote und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe<br />

als wichtigen Bestandteil kommunaler Bildungslandschaften<br />

herausarbeitet. Der enge Zusammenhang von sozialer<br />

Herkunft und Bildung ist in Deutschland extrem stark ausgeprägt<br />

– so ge<strong>lesen</strong> ist die PISA Studie auch eine Armutsstudie. Diesen<br />

Zusammenhang auf zu lösen muss Ziel einer zukunftsweisenden<br />

Bildungspolitik sein. Der gemeinsame Schulbesuch bis zur 8-<br />

10ten Klasse, d.h. die Verabschiedung vom dreigliedrigen Schulsystems,<br />

die flächendeckende Einführung der Ganztagsschule,<br />

die Festlegung bundesweit gültiger Bildungsstandards bei gleichzeitig<br />

stärkerer Autonomie der Einzelschulen können wichtige<br />

Schritte auf dem Weg hin zu mehr Chancengerechtigkeit sein.<br />

Aber Bildung fängt nicht erst in der Schule an. Sie ist von Anfang<br />

an notwendig. Da weist der 12. Kinder- und Jugendbericht<br />

in die richtige Richtung, wenn er den Rechtsanspruch für alle Kinder<br />

von Geburt an und die Beitragsfreiheit für die Bildung und Erziehung<br />

in unseren Kindertageseinrichtungen fordert.<br />

Von alle dem ist bei der CDU nichts zu <strong>lesen</strong>, weder im Bund<br />

noch in den Ländern. Eliten wachsen nicht auf Bäumen sondern<br />

erwachsen aus einer breiten, gut ausgebildeten Generation –<br />

dies ist nicht nur gerecht, sondern auch klug: Nicht nur wer mangelnde<br />

Geburten beklagt muss jedes einzelne Kind wichtig nehmen.<br />

Kinder und Jugendliche dürfen nicht vergessen oder ausgesondert<br />

werden. Frühe Förderung und späte Selektion sind zwei<br />

der Eckpunkte die die Arbeiterwohlfahrt auf ihrer letzten Bundeskonferenz<br />

bildungspolitisch beschlossen hat. In der von ihr einberufenen<br />

Bildungskommission arbeitet sie auf der Grundlage ihrer<br />

Grundwerte Solidarität, Gleichheit, Gerechtigkeit und Toleranz<br />

jetzt ihre Position weiter aus. Anfang 2006 soll ein Positionspapier<br />

verabschiedet werden, auf dessen Basis der Sozialbericht<br />

2006 erarbeit wird.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

3


4 DIE <strong>AWO</strong> BEWEGT<br />

Unterstützt von:<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Großer <strong>AWO</strong>-Staffellauf<br />

Von Bonn nach Berlin<br />

Unter dem Motto „Die <strong>AWO</strong> bewegt“ veranstaltet die <strong>AWO</strong> vom 16. bis 23. September einen<br />

großen <strong>AWO</strong>-Staffellauf von Bonn nach Berlin. Anlass ist die offizielle Eröffnung der neuen<br />

Bundesgeschäftsstelle in der Blücherstraße 62 in Berlin/Kreuzberg am 23. September.<br />

Am 16. September, um kurz<br />

nach 13 Uhr, wird Karin Clement,<br />

die Frau von Bundeswirtschaftsminister<br />

Wolfgang Clement,<br />

an der <strong>AWO</strong>-Bundesgeschäftsstelle<br />

in Bonn den Startschuss<br />

geben. Über 700 Kilometer stehen<br />

dann an acht Tagen auf dem Streckenplan<br />

für den großen <strong>AWO</strong>-Staffellauf<br />

quer durch Deutschland<br />

nach Berlin. Im Laufschritt wird der<br />

Staffelstab von Bonn über Köln,<br />

Düsseldorf, Dortmund, Bielefeld,<br />

Hannover, Braunschweig, Magdeburg<br />

und Brandenburg nach Berlin<br />

getragen (detaillierte Streckenführung<br />

siehe Kasten).<br />

Doch damit nicht genug. An<br />

der Wegstrecke beteiligen zahlreiche<br />

Landes-, Bezirks- und Kreisverbände,<br />

<strong>Ortsverein</strong>e und Einrichtungen<br />

an der Veranstaltung und richten<br />

eigene Feste und Feiern aus,<br />

wie etwa der Bezirksverband<br />

Mittelrhein in Köln-Fühlingen mit<br />

einer Dankeschön-Veranstaltung für<br />

WerberInnen der Mitgliederwerbekampagne,<br />

der Bezirksverband<br />

Ostwestfalen-Lippe mit Kaffeetafel<br />

und Musik im Aktivitätenzentrum<br />

Meinolfstraße sowie Kreisverbände<br />

und Einrichtungen in Herford,<br />

Bad Oeynhausen oder Minden, sowie<br />

die Bezirksverbände in Hanno-<br />

ver oder Braunschweig (ständig aktualisierte<br />

Informationen zu den<br />

Etappen-Veranstaltungen im Internet:<br />

www.awo.org, Button Bonn-<br />

Berlin).<br />

Pro Tag werden rund 100 Kilometer<br />

zurückgelegt, in einzelnen<br />

Etappen zu jeweils etwa zehn Kilometer.<br />

Die LäuferInnen können so –<br />

je nach eigener Kondition – Teilstrecken<br />

von rund 10, 20, 30 oder<br />

fast die Marathonstrecke von 40<br />

Kilometern laufen. Die Teilstrecken<br />

beginnen und enden jeweils an<br />

Kontrollpunkten, wo jede/r LäuferIn<br />

in den Staffellauf ein- oder aussteigen<br />

und sich mit Getränken


Vom 16. bis 23. September:<br />

In acht Tagen,<br />

700 Kilometer von<br />

Bonn nach Berlin,<br />

quer durch Deutschland<br />

oder Verpflegung versorgen kann.<br />

Am 23. September, gegen 15 Uhr,<br />

werden die LäuferInnen der Schlussetappe<br />

von Bundeswirtschaftsminister<br />

Wolfgang Clement, der voraussichtlich<br />

selbst zur Schar der<br />

SchlussläuferInnen gehören wird,<br />

in Berlin begrüßt. Um 16 Uhr findet<br />

dann die offizielle Eröffnung<br />

der neuen <strong>AWO</strong>-Bundesgeschäftsstelle<br />

in Berlin statt. Schirmherr des<br />

<strong>AWO</strong>-Staffellaufes ist der Regierende<br />

Bürgermeister von Berlin<br />

Klaus Wowereit. Finanziell wird<br />

der Lauf von zahlreichen Partnerfirmen<br />

der <strong>AWO</strong> unterstützt.<br />

(fer)<br />

Tagesetappen:<br />

1. Tag<br />

Freitag, 16. September 2005<br />

Start, 13 Uhr: Bonn, <strong>AWO</strong> Bundesverband,<br />

Oppelner Str. 130<br />

Bonn-Tannenbusch<br />

Wesseling<br />

Köln-Zentrum<br />

Köln-Chorweiler<br />

Ziel, 17 Uhr: Köln-Fühlingen, „Gasthaus<br />

Fühlingen“, Neusser Landstr. 98<br />

2. Tag<br />

Samstag, 17. September 2005<br />

Start, 8 Uhr: Köln-Fühlingen, „Gasthaus<br />

Fühlingen“, Neusser Landstr. 98<br />

Dormagen<br />

Neuss-Uedesheim<br />

Düsseldorf-Flehe<br />

Düsseldorf-Stadtwald<br />

Ratingen-Eggerscheidt<br />

Essen-Werden<br />

Hattingen<br />

Witten<br />

Ziel, 18 Uhr: Dortmund, Westfalenpark<br />

3. Tag<br />

Sonntag, 18. September 2005<br />

Start, 8 Uhr: Dortmund, Westfalenpark<br />

Kamen<br />

Hamm<br />

Beckum<br />

Oelde<br />

Rheda-Wiedenbrück<br />

Gütersloh<br />

Friedrichsdorf<br />

Ziel, 17 Uhr: Bielefeld, Aktivitätenzentrum,<br />

Meinolfstraße 4<br />

4. Tag<br />

Montag, 19. September 2005<br />

Start, 8 Uhr: Bielefeld, Elfriede-Eilers-<br />

Zentrum, Detmolder Str. 280<br />

Herford, 9.30 Uhr: <strong>AWO</strong> Kreisverband,<br />

Schillerstraße 20<br />

Bad Oeynhausen, 11.30 Uhr: „Rehmer<br />

Eck“ (Zufluss Wette-Weser)<br />

Minden, 13 Uhr: Schiffsmühle an der<br />

Weserpromenade<br />

Bückeburg/Röcke<br />

Vehlen<br />

Nienstädt<br />

Stadthagen<br />

Lindhorst<br />

Bad Nenndorf<br />

Bantof<br />

Barsinghausen<br />

Ziel, 18 Uhr: Hannover, <strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />

Hannover, Körtingsdorfer Weg 8<br />

Bonn - Berlin<br />

5. Tag<br />

Dienstag, 20. September 2005<br />

Start, 9 Uhr: Hannover, <strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />

Hannover, Körtingsdorfer Weg 8<br />

Sehnde<br />

Stedum<br />

Ilsede<br />

Lahstedt-Oberg<br />

Vechelde<br />

Wedtlenstedt<br />

Ziel, 17 Uhr: Braunschweig, <strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />

Braunschweig, Peterskamp 21<br />

6. Tag<br />

Mittwoch, 21. September 2005<br />

Start, 9 Uhr: Braunschweig, <strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />

Braunschweig, Peterskamp 21<br />

Klein-Schöppenstedt<br />

Bornum<br />

Lelm<br />

Helmstedt<br />

Erxleben<br />

Bornstedt<br />

Hohenwarsleben<br />

Magdeburg-Kannenstieg<br />

Ziel, 18 Uhr: Magdeburg,<br />

Neuer Sülzeweg 75<br />

7. Tag<br />

Donnerstag, 22. September 2005<br />

Start, 9 Uhr: Magdeburg,<br />

Neuer Sülzeweg 75<br />

Burg<br />

Ziesar<br />

Ziel, 18 Uhr: Brandenburg<br />

8. Tag<br />

Freitag, 23. September 2005,<br />

Start, 9 Uhr: Brandenburg<br />

Glindow<br />

Geltow<br />

Potsdam<br />

Wannsee<br />

Zehlendorf<br />

Kreuzberg<br />

Ziel, 15 Uhr: Berlin, <strong>AWO</strong> Bundesverband,<br />

Blücherstr. 62/63<br />

5


6 TITEL<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Fotos: dpa<br />

Wohin geht Deutschland nach dem 18. September?<br />

Deutschland<br />

Am 18. September ist Bundestagswahl. Ein Jahr früher<br />

als vorgesehen. Bundeskanzler Schröder ließ sich am<br />

1. Juli 2005 bewusst das Misstrauen im Deutschen<br />

Bundestag aussprechen, der Bundespräsident löste 20<br />

Tage später den Bundestag auf und verkündete Neuwahlen.<br />

Trotz der verkürzten Wahlperiode bleiben die<br />

Fragen vor einer anstehenden Wahl bestehen: Was hat<br />

die Regierung Schröder in den vergangenen drei Jahren<br />

geleistet? Was ist aus <strong>AWO</strong>-Sicht weiterhin dringend<br />

nötig? Was wollen die Parteien in ihren aktuellen<br />

Wahlprogrammen? In unserem „Wahl Spezial 2005“<br />

ziehen wir Bilanz und vergleichen die Programme der<br />

Parteien.<br />

sind die Enten<br />

fett“ pflegt Bundes-<br />

„Hinten<br />

kanzler Gerhard Schröder<br />

auf die Frage nach den Wahlaussichten<br />

der rot-grünen Koalition<br />

für die b<strong>ev</strong>orstehende Bundestags-<br />

wahl zu sagen. Die Wahlen entscheiden<br />

sich erst auf den letzten<br />

Metern und da wollen wir mal sehen,<br />

mag der Kanzler denken, wer<br />

das bessere Ende für sich hat. Sein<br />

Optimismus beruht nicht zuletzt


hat die Wahl<br />

auf einer ähnlichen Gemengelage<br />

wie vor den letzten Bundestagswahlen.<br />

Im Frühjahr/Sommer vor<br />

drei Jahren gaben weder Meinungsforscher<br />

noch die Schreiberlinge<br />

auf dem Boul<strong>ev</strong>ard und in<br />

den seriösen Medien einen Pfifferling<br />

auf den Kanzler und seine<br />

Koalition. Es kam anders: Edmund<br />

Stoiber war am frühen Wahlabend<br />

der selbsternannte, Gerhard Schröder<br />

nach Auszählung aller Wählerstimmen<br />

der wieder gewählte<br />

Bundeskanzler.<br />

Es ging ans Eingemachte<br />

Weder Opposition noch große<br />

Teile der Medien verschwiegen ihren<br />

Unbill darüber, dass rot-grün<br />

es „gewagt“ hat, noch einmal das<br />

Mandat der WählerInnen zu erhalten.<br />

Die Tinte unter dem mühsam<br />

ausgehandelten Koalitionsvertrag<br />

war noch nicht getrocknet, da versammelte<br />

sich die Opposition unter<br />

Roland Koch, um die rot-grüne<br />

Koalition massiv anzugehen. Es<br />

ging ans Eingemachte: Die Legitimation<br />

der Bundesregierung wurde<br />

kurzerhand in Frage gestellt.<br />

Ermitteln sollte dies ein Untersuchungsausschuss<br />

im Deutschen<br />

Bundestag. Geprüft wurde, ob die<br />

Bundesregierung das Land bewusst<br />

vor der Wahl belogen hat.<br />

In der Heftigkeit ein einmaliger<br />

Vorgang mit raschen Folgewirkungen.<br />

Koch wurde im Februar 2003<br />

mit absoluter Mehrheit in seinem<br />

Amt als Ministerpräsidenten von<br />

Hessen bestätigt. CDU und FDP<br />

brachten der SPD unter Ministerpräsident<br />

Sigmar Gabriel in Niedersachsen<br />

eine empfindliche Niederlage<br />

bei. Der Auftakt von Wahlniederlagen<br />

für die SPD in den Bundesländern,<br />

die nicht nur die Mehrheitsverhältnisse<br />

im Bundesrat sensibel<br />

veränderten, sondern auch<br />

als schwindende Legitimation des<br />

im März 2003 eingeschlagenen<br />

Weges mit der Politik der Agenda<br />

2010 verstanden werden konnte.<br />

Nimmt man das Stimmungsbild diverser<br />

Niederlagen bei Landtagswahlen<br />

und die Umfragewerte der<br />

SPD auf stabil bescheidenem Niveau<br />

(30 % plus/minus X), so mag<br />

der Wunsch des Bundeskanzlers<br />

nach einer neuen Legitimation seiner<br />

Reformpolitik durch das Wahlvolk<br />

berechtigt sein. Fakt bleibt<br />

auch: Die Verkündung der Agenda<br />

2010 war in der Tat eine Zäsur für<br />

die bisherige Regierungspolitik,<br />

insbesondere aber für die SPD.<br />

Angesichts einer lahmenden<br />

Konjunktur, geringem wirtschaftlichen<br />

Wachstum, Finanzlöchern<br />

in den Kassen von Bund, Ländern<br />

und Kommunen und steigenden<br />

Arbeitslosenzahlen brachte die<br />

Bundesregierung mit der Agenda<br />

2010 ein Bündel an Maßnahmen<br />

für den Arbeitsmarkt, die Steuerpolitik,<br />

zur Förderung von Familie<br />

und Beruf, der Bildung und der Sicherung<br />

des Gesundheitsversorgung<br />

auf den Weg. Mit der Agenda<br />

2010 glaubte die Bundesregierung<br />

ihr Programm für die kommenden<br />

Jahre gefunden zu haben.<br />

Einzig: Die BürgerInnen folgten<br />

nur unwillig diesem eingeschlagenen<br />

Reformweg. Dabei versteht<br />

das Gros der BürgerInnen, warum<br />

es Reformen, auch mit schmerzhaften<br />

Einschnitten geben muss. Nur<br />

möchte der Einzelne von den Entscheidungen<br />

nicht betroffen sein.<br />

Die Lust auf eine neue Kanzlerin<br />

scheint unterentwickelt<br />

30 Prozent der WählerInnen<br />

sind weiterhin unentschlossen,<br />

wen sie wählen sollen oder ob sie<br />

überhaupt zur Wahl gehen. Zwar<br />

befürworten in Umfragen die meisten<br />

Neuwahlen, aber die Lust auf<br />

eine neue Kanzlerin scheint unterentwickelt.<br />

Bundeskanzler Schröder<br />

liegt in Umfragen beständig<br />

zehn Prozent vor Frau Merkel.<br />

Schon die die Landtagswahlen in<br />

Schleswig-Holstein und Nordrhein-<br />

Westfalen aber haben gezeigt:<br />

Die Beliebtheit einer Person gibt<br />

nicht mehr den Auschlag für die<br />

Wahl. Die Amtsinhaber wurden<br />

abgewählt. Der Verdacht für die<br />

Bundestagswahl liegt nahe, dass<br />

auch hier rot-grün abgewählt werden<br />

soll, komme was wolle. Ob<br />

demnach in 2005 ein Wahlerfolg<br />

für die amtierende Bundesregierung<br />

auf den letzten Metern zu<br />

wiederholen ist, bleibt abzuwarten.<br />

Zu auffällig ist der kontinuierlich<br />

große Abstand in den Umfragen<br />

zwischen Union und SPD (im<br />

Schnitt etwa 15 Prozent). Dies war<br />

2002 anders. Dort lag die Differenz<br />

zwei Monate vor der Wahl<br />

bei gut fünf Prozent. Welche Auswirkungen<br />

zudem das neue Linksbündnis<br />

auf das Wahlverhalten<br />

und schließlich den Ausgang der<br />

Wahlen hat, ist ungewiss.<br />

kul/fer<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

7


8 TITEL<br />

Karikatur: Mester/CCC<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Programme auf dem <strong>AWO</strong>-Prüfstand<br />

Wer die Wahl hat…<br />

Für die <strong>AWO</strong> steht fest, dass<br />

ein struktureller Umbau des<br />

Sozialstaates unumgänglich<br />

ist. „Aber wir setzen Umbau nicht<br />

mit Abbau gleich“. Denn neben<br />

der Nachhaltigkeit unserer sozialen<br />

Sicherungssysteme steht für die<br />

<strong>AWO</strong> auch unter den veränderten<br />

Vorzeichen die Solidarität mit den<br />

benachteiligten und bedürftigen<br />

Menschen im Vordergrund.<br />

Die Herausforderungen, vor<br />

denen die sozialen Sicherungssysteme<br />

und mit ihnen der deutsche<br />

Sozialstaat insgesamt stehen, sind<br />

bekannt:<br />

• Die Arbeitslosigkeit ist anhaltend<br />

hoch und verfestigt sich zunehmend,<br />

obwohl von 1998 bis<br />

2004 laut Statistischem Bundesamt<br />

ein Plus von 950.000 Erwerbstätigen<br />

zu verzeichnen<br />

war.<br />

• Die durchschnittliche Lebenserwartung<br />

und mit ihr der Anteil<br />

an Hochbetagten steigt; die Geburtenrate<br />

hingegen ist gleich<br />

bleibend niedrig. Heute kommen<br />

auf 100 Erwerbstätige etwa 56<br />

RentnerInnen. Für das Jahr 2035<br />

werden es zwischen 80 und 95<br />

sein.<br />

• Die Spielräume der öffentlichen<br />

Haushalte sind erschöpft; in<br />

Bund, Ländern und Gemeinden<br />

sind die Kassen leer.<br />

Zur Bundestagswahl 2005 hat die<br />

<strong>AWO</strong> in einem Standpunkte-Papier<br />

„Was uns wichtig ist“ (die Standpunkte<br />

sowie die Stellungnahme<br />

der Parteien unter www.awo.org)<br />

ihre wichtigsten Forderungen an<br />

die Parteien formuliert. Doch wie<br />

positionieren sich die Parteien im<br />

Vorfeld der Bundestagswahl in einzelnen<br />

Themenfeldern? Ein Vergleich<br />

mit den <strong>AWO</strong>-Positionen:<br />

Arbeit<br />

Die Reformen am Arbeitsmarkt<br />

(die sogenannten Hartz I-IV-Gesetze)<br />

waren notwendige Reformschritte,<br />

um den Arbeitsmarkt zu<br />

beleben und das nach wie vor<br />

größte Problem in Deutschland anzugehen:<br />

Die kontinuierlich hohe<br />

Arbeitslosigkeit. Es macht keinen<br />

Sinn, die eingeleiteten Reformen<br />

von Grund auf in Frage zu stellen,<br />

wie es etwa die FDP mit ihrer Forderung<br />

nach der Abschaffung der<br />

Bundesagentur für Arbeit fordert.<br />

Wichtig ist: Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

als zentrales In-<br />

strument der Wiedereingliederung<br />

in den 1. Arbeitsmarkt sind beizubehalten.<br />

Dies, wie auch die Verlängerung<br />

der Bezugsdauer von<br />

Arbeitslosengeld I (ALG. I) für die<br />

Zielgruppe der älteren Arbeitslosen<br />

von 12 auf 18 Monate bis<br />

zum 31.1.2008 werden von der<br />

SPD, anders als bei den Unionsparteien,<br />

gefordert.<br />

Im Zuge der Debatten um<br />

Hartz IV ist die Angleichung der<br />

Regelsätze von Arbeitslosengeld II<br />

(ALG II) in Ost und West ein wichtiges<br />

Vorhaben. Die flexible Gestaltung<br />

der Vermittlungsbemühungen<br />

vor Ort (hier sind Arbeitsgemeinschaft<br />

wie Kommunen gleichermaßen<br />

gefordert) ist unabdingbar.<br />

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

dafür bestehen.<br />

Inwieweit eine Erhöhung der<br />

Mehrwertsteuer um mindestens<br />

zwei Prozent zur Senkung der Beiträge<br />

für die Arbeitslosenversicherung<br />

sinnvoll ist, bleibt fragwürdig.<br />

Die Mehrwertsteuererhöhung träfe<br />

nämlich auch 35,5 Millionen Menschen,<br />

die gar nicht in die Arbeitslosenversicherung<br />

einzahlen, wie<br />

21,8 Millionen RentnerInnen, 1,4<br />

Millionen Pensionäre und Versorgungsempfänger,<br />

4,7 Millionen<br />

Arbeitslose oder 2 Millionen StudentInnen.<br />

Der Ausbildungspakt muss fortgeführt<br />

werden. Dies fordern Unionsparteien<br />

und SPD, die FDP<br />

lehnt dies ab.<br />

Gesundheit und Pflege<br />

Seit langem fordert die <strong>AWO</strong> sowohl<br />

Kranken- als auch die Pfleg<strong>ev</strong>ersicherung<br />

als Bürgerversicherung<br />

zu gestalten, im Sinne eines<br />

gerechten und solidarischen Gesundheitswesens,<br />

das allen gleichberechtigt<br />

den Zugang zu erforderlichen<br />

medizinischen Leistungen<br />

garantiert. In die Bürgerversicherung<br />

zahlen künftig alle, auch<br />

BeamtInnen, Selbständige oder PolitikerInnen,<br />

nach ihren jeweiligen<br />

Möglichkeiten. Dafür erhalten sie


Grafik: Globus<br />

die Leistungen, die nötig sind. Solidarität<br />

und Finanzierbarkeit des<br />

Gesundheitswesens können so gesichert<br />

werden. Eine Position, die<br />

sich mit dem rot-grünen Programm<br />

deckt.<br />

CDU/CSU wollen aus der solidarischen<br />

Gesundheitsversorgung<br />

aussteigen und plädieren für eine<br />

Kopfpauschale. Demnach zahlen<br />

alle das Gleiche, ManagerIn wie<br />

SekretärIn. Hohe Einkommen und<br />

gut verdienende Alleinstehende<br />

werden entlastet. Der Haken: Die<br />

Finanzierung zwischen gut und gering<br />

Verdienenden ist unklar, ja unmöglich.<br />

In der Pflege plädiert die<br />

Union für die Einführung einer Kapitaldeckung.<br />

Dies wäre der Einstieg<br />

in den Ausstieg aus der solidarischen<br />

Versicherung. Für eine<br />

komplett Entsolidarisierung tritt die<br />

FDP ein.<br />

Familie und Bildung<br />

Die Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf sowie gleiche Bildungschancen<br />

für alle Kinder sind Grundlagen<br />

für die zukunftsfähigkeit<br />

Deutschlands. In keinem anderen<br />

Industrieland ist der Bildungsabschluss<br />

so abhängig von dem<br />

Geldbeutel der Eltern. Die rot-grüne<br />

Bundesregierung hat in den vergangenen<br />

sieben Jahren die <strong>Ausgabe</strong>n<br />

für Bildung und Forschung<br />

um 37,5 Prozent gegenüber 1998<br />

erhöht. Ebenso wurden die Mittel<br />

zwischen 1998<br />

und 2004/2005<br />

für das BaföG<br />

von 1,2 auf 2,3<br />

Milliarden Euro<br />

fast verdoppelt.<br />

Jeder vierte Studienanfängererhält<br />

mittlerweile<br />

Bafög. Ergebnis:<br />

Deutlich gestiegeneStudentenzahlen.<br />

Seit dem 1.<br />

Januar 2005 ist<br />

das Gesetz zum<br />

Ausbau der Tagesbetreuung<br />

für<br />

Kinder unter drei<br />

Jahren in Kraft,<br />

mit dem bis<br />

2010 230.000<br />

zusätzliche Plätze<br />

in Kindergärten,<br />

Krippen und<br />

in der Tagespflege entstehen sollen<br />

- freiwilliges Geld des Bundes, für<br />

eine ureigene Aufgabe der Länder.<br />

Und die SPD will die schrittweise<br />

Einführung der Gebührenfreiheit<br />

von Kindertagesstätten (Kitas)<br />

und Sprachförderung von Kindern<br />

im Vorschulalter. Das Ganztagsschulenprogramm,<br />

wonach der<br />

Bund pro Jahr eine Milliarde Euro<br />

für die Länder zum Bau- und Ausbau<br />

von Ganztagsschulen zur Verfügung<br />

stellt, wollen SPD und Grüne<br />

fortführen.<br />

Die Programme von CDU/CSU<br />

(sie fordern etwa mehr Religionsunterricht<br />

und den Ausbau der Kinderbetreuung<br />

durch die Länder)<br />

und FDP fallen in den Punkten Familie<br />

und Bildung äußerst dürftig<br />

und wenig konkret aus.<br />

Ältere Generation achten<br />

Die Probleme der Rente sind bekannt:<br />

Deutlich steigende Lebenserwartung,<br />

immer weniger Kinder<br />

und weniger BeitragszahlerInnen<br />

durch Arbeitslosigkeit. Ein Umbau<br />

des Rentensystems ist zwingend<br />

nötig. Die sogenannte Riester-Rente<br />

ist ein erster Schritt auf dem<br />

Weg zu einer stärkeren privaten<br />

Altersvorsorge. Alle - Union, SPD<br />

und FDP - fordern eine Stärkung<br />

der betrieblichen und privaten Altersvorsorge.<br />

Union und FDP wollen<br />

den Beitragssatz in der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung auf 19<br />

Foto: dpa<br />

Prozent festschreiben.<br />

Dies hätte allein<br />

in 2006 eine<br />

Rentenkürzung von<br />

etwa zwei Prozent<br />

zur Folge. Die FDP<br />

will die Rentenversicherung<br />

zur „Basisabsicherung“zusammenschrumpfen.<br />

Migrationspolitik ist für alle gut<br />

Nach langem hin und her wurde<br />

in der vergangenen Legislaturperiode<br />

das Zuwanderungsgesetz<br />

verabschiedet. Für Zuwanderer besteht<br />

nun eine verbesserte und sichere<br />

Rechtsgrundlage. Integration<br />

von Neuzuwanderern und bereits<br />

hier lebenden MigrantInnen sind<br />

zwei Seiten der selben Medaille.<br />

Die Sprachförderung ist die wichtigste<br />

Maßnahme zur Integration.<br />

Hier sind sich die Parteien, mit einigen<br />

Nuancen, einig. Explizit fordert<br />

die CDU/CSU von nachziehenden<br />

Ehegatten ausreichende<br />

Deutschkenntnisse, die SPD eine<br />

Sprachförderung im Vorschulalter<br />

sowie berufsvorbereitende Maßnahmen<br />

am Ende der Schulzeit.<br />

Dies ist auch im Zusammenhang<br />

mit dem Armuts- und Reichtumsbericht<br />

zu sehen, wonach rund 18<br />

Prozent der jugendlichen Migrant-<br />

Innen keinen Hauptschulabschluss<br />

besitzen. SPD und Unionsparteien<br />

wollen Zwangsheiraten als Straftatbestand<br />

in das Strafgesetzbuch<br />

aufnehmen. Die SPD plädiert überdies<br />

für besondere Integrationsmaßnahmen<br />

für Frauen.<br />

kul/fer<br />

Anzeige HTS<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

9<br />

Bessere Integration<br />

durch bessere Sprachkenntnisse<br />

– darin<br />

sind sich die Parteien<br />

weitgehend einig.


10 FRIEDENSPREIS<br />

Aus den Händen des<br />

<strong>AWO</strong>-Vorsitzenden<br />

erhielt Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder den<br />

Heinrich-Albertz-<br />

Friedenspreis.<br />

Zentralratspräsident<br />

Paul Spiegel, <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesvorsitzender<br />

Wilhelm Schmidt,<br />

Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder,<br />

Berlins Regierender<br />

Bürgermeister Klaus<br />

Wowereit.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

<strong>AWO</strong> verleiht Heinrich-Albertz-Friedenspreis an<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder<br />

Mutig für Reformen –<br />

Mit dem Heinrich-Albertz-Friedenspreis hat die <strong>AWO</strong> Bundeskanzler Gerhard Schröder<br />

Anfang August in Berlin ausgezeichnet. Schröder, der auch seit 25 Jahren <strong>AWO</strong>-<br />

Mitglied ist, erhielt den Preis „für seinen Einsatz für Demokratie und Toleranz und sein<br />

entschlossenes Handeln zur Sicherung des friedlichen Zusammenlebens der Völkergemeinschaft“.<br />

Zum dritten Mal hat die <strong>AWO</strong><br />

den Heinrich-Albertz-Friedenspreis<br />

verliehen. Nach<br />

dem ehemaligen nordrhein-westfälischen<br />

Ministerpräsidenten, Johannes<br />

Rau (1999), und dem Präsidenten<br />

des Zentralrats der Juden<br />

in Deutschland, Paul Spiegel<br />

(2001), erhielt den Preis Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder unter<br />

enormem Medienaufgebot im<br />

Schöneberger Rathaus in Berlin.<br />

Die <strong>AWO</strong> würdigt mit dem<br />

Heinrich-Albertz-Preis Persönlichkeiten,<br />

„die sich um die Ausgestaltung<br />

der Grundwerte Solidarität,<br />

standhaft gegen<br />

Toleranz, Freiheit, Gleichheit und<br />

Gerechtigkeit, um den inneren und<br />

äußeren Frieden in besonderer<br />

Weise verdient gemacht haben“,<br />

wie es in den Statuten zur Verleihung<br />

heißt. Der Friedenspreis erinnert<br />

an das politische Wirken<br />

des Pastor Heinrich Albertz, der<br />

von 1949 bis 1965 <strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender<br />

war (siehe Seite 12).<br />

Für die <strong>AWO</strong> sei die Sicherung<br />

und Weiterentwicklung des Sozialstaats<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

„Eine große Aufgabe und ein Spagat,<br />

angesichts der Entwicklungen<br />

in einem wachsenden Europa und<br />

in der Realität einer globalisierten<br />

Welt“, erklärte <strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender<br />

Wilhelm Schmidt. Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder habe<br />

gewagt, wofür viele vor ihm nicht<br />

den Mut hatten: „Du hast erkannt,<br />

dass umgesteuert werden muss,<br />

wenn wir unseren sozialen Staat<br />

und mit ihm den sozialen Frieden<br />

auf lange Sicht erhalten wollen“,<br />

so Schmidt. Schröder sei dabei<br />

seinem selbst ernannten Ziel verpflichtet,<br />

eine neue Balance zu<br />

finden zwischen effektiver Wirtschaft<br />

und sozialer Verantwortung.<br />

Das werde langfristig zum sozia-


Radikalismus<br />

len Frieden in Deutschland beitragen.<br />

Gerhard Schröder habe sich<br />

aber auch immer gegen Rassismus,<br />

Fremdenfeindlichkeit und<br />

Antisemitismus gestellt und mit seiner<br />

deutlichen Haltung den inneren<br />

Frieden in Deutschland befördert.<br />

Und schließlich zeichne die<br />

Arbeiterwohlfahrt Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder auch für seine<br />

standhafte Haltung im Vorfeld des<br />

Irak-Krieges aus. „Du hast gegen<br />

politische Widerstände im eigenen<br />

Land und gegen unsere Verbündeten<br />

und befreundeten Staaten<br />

Deutschland davor bewahrt in<br />

diesen Krieg einzutreten“, so<br />

Schmidt. Die Prognosen und Warnungen<br />

von damals, seien heute<br />

leider bittere Realität. „Dieser<br />

Krieg hat die Welt nicht sicherer<br />

gemacht, ganz im Gegenteil.“<br />

Der Präsident des Zentralrates<br />

der Juden in Deutschland Paul<br />

Spiegel hob in seiner Laudatio be-<br />

sonders Schröders deutliche Worte<br />

und Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit,<br />

Rassismus und Antisemitismus<br />

hervor. So sei er nach dem<br />

Sprengstoffanschlag am 2. Oktober<br />

2000 auf die Synagoge in<br />

Düsseldorf vor Ort gewesen, um<br />

Zeichen zu setzen. „Ihr damaliger<br />

Aufruf zu einem ,Aufstand der Anständigen’<br />

wurde seitdem immer<br />

wieder zitiert“, sagte Spiegel<br />

bei der Preisverleihung. Diesen<br />

„Aufstand der Anständigen“ hätte<br />

Heinrich Albertz mit Worten und<br />

Taten unterstützt, so Spiegel, „da<br />

bin ich mir sicher.“ Ebenfalls hob<br />

Spiegel die Standfestigkeit des<br />

Kanzlers bei der Durchsetzung seiner<br />

Reformpolitik und das Eintreten<br />

gegen den Irak-Krieg hervor.<br />

Besondere Anerkennung gebühre<br />

Schröder auch für den Umgang<br />

mit den Wohlfahrtsverbänden<br />

bei der kritischen Begleitung<br />

des Reformprozesses. „Zum ersten<br />

Mal hat ein Bundeskanzler die Ver-<br />

Paul Spiegel:<br />

Deutliche Worte und<br />

Zeichen gegen<br />

Fremdenfeindlichkeit,<br />

Rassismus und<br />

Antisemitismus<br />

Wilhelm Schmidt: Du hast erkannt, dass umgesteuert<br />

werden muss, wenn wir unseren sozialen Staat und mit<br />

ihm den sozialen Frieden auf lange Sicht<br />

erhalten wollen<br />

bände in einen konstruktiven Dialog<br />

mit den gesamten für die Reformaufgaben<br />

zuständigen Bundesministerien<br />

institutionell eingebunden<br />

und damit nicht nur die zivilgesellschaftlichen<br />

Akteure in ihrer<br />

Kritik ernst genommen, sondern<br />

ihnen auch eine gestalterische<br />

Rolle im Sozialstaat zugewiesen,<br />

die sie in den letzten Jahren<br />

verloren geglaubt sah“, so Spiegel.<br />

Als jahrelanger Vorsitzender<br />

der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden<br />

wisse er um die Bedeutung<br />

der Freien Wohlfahrtspflege.<br />

„Dass ich diesen neuen Politikstil<br />

besonders würdige, werden sie<br />

mir deshalb zubilligen“, erklärte<br />

Spiegel.<br />

„Ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen<br />

in den Wohlfahrtsverbänden<br />

wäre unsere Republik ärmer“,<br />

sagte Gerhard Schröder in<br />

seiner Dankesrede. „Der Staat<br />

könnte es nicht bezahlen. Das<br />

wird gelegentlich vergessen.“<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

11<br />

Preisträger 2001 Paul<br />

Spiegel. In der Tradition<br />

der bisherigen Verleihungen<br />

hielt der Präsident<br />

des Zentralrates der<br />

Juden in Deutschland<br />

die Laudatio auf den<br />

Preisträger Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder.<br />

Wilhelm Schmidt<br />

begrüßte als Bundesvorsitzender<br />

der<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

die Gäste zur Verleihung<br />

des Heinrich-<br />

Albertz-Friedenspreises<br />

2005 im Schöneberger<br />

Rathaus.


12<br />

Heinrich Albertz<br />

Stationen<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

FRIEDENSPREIS<br />

Heinrich Albertz<br />

(Arichivbild 1966)<br />

– Am 22. Januar 1915 in Breslau geboren.<br />

– Nach dem Theologiestudium in Breslau, Halle<br />

und Berlin war er ab 1939 als Vikar in Breslau<br />

und in Kreutzburg/Oberschlesien tätig.<br />

– In den 40-er Jahren mehrfach von den Nazis<br />

verhaftet und eingesperrt.<br />

– Von 1945 bis 1949 Evangelischer Flüchtlingspastor<br />

in Celle.<br />

– 1946 trat er in die SPD ein.<br />

– 1947 als erster Flüchtlingsabgeordneter in den<br />

Niedersächsischen Landtag gewählt und ab Juni<br />

1948 Flüchtlingsminister.<br />

– 1949 bis 1965 Bundesvorsitzender der<br />

Arbeiterwohlfahrt.<br />

– 1955 folgte Albertz einem Ruf Willy Brandts<br />

nach Berlin, wurde zunächst Senatsdirektor <strong>beim</strong><br />

Berliner Senator für Volksbildung und 1959 Chef<br />

der Berliner Senatskanzlei.<br />

– 1961 Berliner Innensenator. 1963 Bürgermeister<br />

und Stellvertreter Brandts.<br />

– 1966 Regierender Bürgermeister von Berlin.<br />

– 26.9.1967 Rücktritt als Regierender Bürgermeister<br />

von Berlin. Offiziell übernahm er die<br />

Verantwortung für die Polizeieinsätze gegen die<br />

Studentenproteste während des Schah-Besuches<br />

im Juni 1967, bei denen der Student Benno<br />

Ohnesorg ums Leben kam.<br />

– Albertz zog sich in den Folgejahren gänzlich<br />

aus der Politik zurück, war „nur“ noch<br />

Gemeindepfarrer.<br />

– Das Foto des kantigen Pfarrers ging noch einmal<br />

1975 durch die Weltpresse, als er in Folge der<br />

Entführung des Berliner CDU-Vorsitzenden Peter<br />

Lorenz als Gewährsmann ein Flugzeug bestieg,<br />

das ihn mit den damals freigepressten Terroristen<br />

in den Südjemen ausflog.<br />

– Ende der 70-er und zu Beginn der 80-er Jahre<br />

engagierte sich Heinrich Albertz in der Friedensbewegung<br />

und verschiedenen Menschrechtsorganisationen.<br />

– 1986 zogen Heinrich Albertz und seine Frau Ilse<br />

in ein <strong>AWO</strong>-Altenheim nach Bremen.<br />

– Am 18. Mai 1993 starb Heinrich<br />

Albertz im Alter von 78 Jahren in Bremen.<br />

Schröder verteidigte und begründete<br />

auch den eingeschlagenen<br />

Reformweg: „So grundlegende Reformen,<br />

wie wir sie nötig hatten<br />

und nötig haben, ohne jedenfalls<br />

nennenswerte Auseinandersetzungen<br />

auf der Straße, zeigen Qualität<br />

von Politik, zeigen aber auch<br />

Qualität einer demokratischen Gesellschaft,<br />

die auch dann intakt ist<br />

und funktioniert, wenn es härteste<br />

Auseinandersetzungen über den<br />

richtigen Weg gibt."<br />

Schröder pflichtete Paul Spiegel<br />

bei, Friedlichkeit und Verantwortung<br />

nach innen müssten nach<br />

außen eine Entsprechung haben.<br />

Deshalb verstehe es die Bundesre-<br />

Gerhard Schröder: Eine<br />

Ehre und eine Freunde<br />

zugleich, weil ich mich<br />

dem Verband, den Inhalten,<br />

den Aufgaben, aber<br />

besonders den Menschen<br />

sehr verbunden fühle<br />

gierung als ihre Aufgabe „dafür<br />

zu sorgen, dass die mittlere Macht<br />

Deutschland ihre Stimme für Multilateralismus<br />

erhebt, das heißt für<br />

die Stärkung der Vereinten Nationen<br />

und für den möglichst friedlichen<br />

Ausgleich von Konflikten, so<br />

lange es irgendwie geht.“ Mit<br />

Blick auf die Entscheidung gegen<br />

eine Teilnahme am Irak-Krieg erklärte<br />

Schröder, Deutschland habe<br />

als zuverlässiger Bündnispartner<br />

die Erwartung der Verbündeten erfüllt:<br />

auf dem Balkan, in Afghanistan<br />

und in anderen Teilen der<br />

Welt. „Wir sind dort engagiert,<br />

um Frieden zu schaffen oder Frieden<br />

zu erhalten. Aber mit der Erfüllung<br />

dieser Pflichten haben wir<br />

uns das Recht erworben und nutzen<br />

es auch, deutlich zu machen,<br />

wann und inwieweit wir anderer<br />

Auffassung als die Freunde sind,<br />

die trotzdem Freunde bleiben und<br />

die mit uns im Bündnis sind.“<br />

Mit Blick auf den aktuellen<br />

Atomstreit mit dem Iran appellierte<br />

der Bundeskanzler an die iranische<br />

Regierung, den Weg der Verhandlungen<br />

über das Atomprogramm<br />

ohne einseitige Festlegungen<br />

fortzusetzen. Die Europäer<br />

seien zu weiten Zugeständnissen<br />

bereit, auch bei der wirtschaftlichen<br />

Zusammenarbeit. „Wir können<br />

aber das Verfügen des Landes<br />

über atomare Waffen nicht tolerieren.<br />

Ich hoffe, dass das verstanden<br />

wird und dass wir auf diese Weise<br />

als Europäer und zumal als Deutsche<br />

erneut einen Beitrag dazu<br />

leisten können, eine bedrohliche<br />

Situation zu deeskalieren“, sagte<br />

Friedenspreisträger Gerhard Schröder.<br />

Seit 25 Jahren Mitglied in der<br />

Arbeiterwohlfahrt. Dankbar und<br />

erfreut zeigte sich der Bundeskanzler<br />

über die Auszeichnung.<br />

Die Auszeichnung mit dem<br />

Heinrich-Albertz-Friedenspreis ist<br />

für Schröder „eine Ehre und eine<br />

Freunde zugleich, weil ich mich<br />

mit dem Verband, den Inhalten,<br />

den Aufgaben, aber auch besonders<br />

den Menschen sehr verbunden<br />

fühle.“<br />

Das Preisgeld von 5.000 Euro<br />

will Gerhard Schröder Kindern<br />

zugute kommen lassen: der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Kinder- und<br />

Jugendtelefone, die sich den Sorgen<br />

und Nöten von Kindern annimmt.<br />

Seine Gattin Doris Schröder-Köpf<br />

ist Schirmherrin dieser<br />

Stiftung.


14 REPORT<br />

Fotos: P. Dieckhoff<br />

Helga und Karl-Heinz<br />

Lange planen schon<br />

ihre nächste Reise mit<br />

der <strong>AWO</strong>.<br />

Auf dem Weg in die<br />

weite Welt (v.li): Franz<br />

Göbel, der Fahrer,<br />

Alleinunterhalter und<br />

Kofferträger Claudio<br />

Fabritius, Elfriede Göbel<br />

und Anita Symington.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2004<br />

sind wir immer allein<br />

und mit dem Auto gefah-<br />

„Früher<br />

ren, am liebsten an die<br />

Ostsee oder die Nordsee“, sagt<br />

Helga Lange aus Witten. Früher,<br />

das war noch vor fünf Jahren. Seit<br />

das Sehvermögen ihres Ehemannes<br />

nach einem Schlaganfall beeinträchtigt<br />

ist, musste die heute 80-<br />

Jährige, das Steuer übernehmen.<br />

Der Sohn hatte das Paar, das im<br />

vergangenen Jahr seine diamantene<br />

Hochzeit gefeiert hat, überredet,<br />

keine so langen Fahrten mehr allein<br />

mit dem Auto zu unternehmen. „Bekannte<br />

haben uns von den Reisen<br />

mit der <strong>AWO</strong> vorgeschwärmt“, erzählt<br />

Helga Lange und Ehemann<br />

Karl-Heinz ergänzt: „Wir waren zunächst<br />

sehr skeptisch“. Aber dann<br />

hatten sie doch eine Kur- und Erholungsreise<br />

nach Bad Königshofen in<br />

Franken gebucht.<br />

Sie waren sehr angetan von der<br />

guten Unterbringung und von den<br />

Tagesausflügen in die nähere und<br />

auch weitere Umgebung, die ihnen<br />

angeboten wurden. Dass der Hausherr<br />

nicht nur für vorzügliche Mahlzeiten<br />

sorgte, sondern die Gäste<br />

auch mit Musik unterhielt und Liederabende<br />

organisierte, kam nicht<br />

nur bei den beiden Wittenern gut<br />

an. Jetzt reist das Paar mit der<br />

<strong>AWO</strong> quer durch Deutschland.<br />

Sie sind eine reisefreudige Gesellschaft, die SeniorInnen<br />

von heute. Und da die meisten Geldbeutel nicht prall gefüllt<br />

sind, nehmen viele die Reiseangebote der <strong>AWO</strong> Reisedienste<br />

in Anspruch. Andere schätzen den guten Service, die<br />

freundliche, ja oft private Atmosphäre und manch weitere<br />

Vorzüge, die nicht überall selbstverständlich sind.<br />

Mit der <strong>AWO</strong> unterwegs<br />

Mehr als nur reisen<br />

Über Ostern waren sie in Bad Sachsa.<br />

Karl-Heinz Lange wollte seinen<br />

84. Geburtstag auf Reisen feiern.<br />

Zu seiner großen Überraschung<br />

gab es noch vier weitere Geburtstagskinder<br />

in der kleinen <strong>AWO</strong>-Reisegruppe.<br />

Und so waren Frühstückstisch<br />

mit einem großen Blumenstrauß<br />

gedeckt und am Nachmittag<br />

hatte der Hotelier ein Zitherkonzert<br />

organisiert.<br />

„Ich wollte da immer<br />

schon mal hin“<br />

Von der herzlichen und lockeren<br />

Atmosphäre in den <strong>AWO</strong>-Quartieren<br />

weiß auch Regina Theimer<br />

aus Witten zu berichten. In Bad Salzungen<br />

etwa hat „der Hotelier uns<br />

einen ganzen Tag lang herum gefahren“.<br />

Jeden Tag habe es ein anderes<br />

Programm gegeben. Die 73jährige<br />

fährt jedes Jahr mit der<br />

<strong>AWO</strong>. „Jetzt nur noch mit dem kleinen<br />

Bus, dann werden wir mit den<br />

Koffern von zu Hause abgeholt. Bequemer<br />

geht es nicht“.<br />

Die <strong>AWO</strong> fährt mit ihrem Seniorenreisedienst<br />

vorwiegend Heilbäder<br />

an. „Dort können die Urlauber<br />

mit einem Rezept vom Hausarzt Anwendungen<br />

in Anspruch nehmen“,<br />

sagt Marlene Korten vom <strong>AWO</strong>-Reisedienst<br />

in G<strong>ev</strong>elsberg, der für den<br />

gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis und<br />

Dortmund Reisen organisiert. Die<br />

Vertragshotels seien immer Senioren<br />

gerecht eingerichtet, Ort, Kurpark<br />

und Kuranlagen in der Nähe.<br />

Ein Umstand den das Ehepaar Elfriede<br />

und Franz Göbel aus Holzwickede<br />

sehr zu schätzen weiß. Sie<br />

fahren zum zweiten Mal nach Bad<br />

Kissingen. „Ich wollte da immer<br />

schon mal hin“, sagt Elfriede Göbel.<br />

Und im Reiseprogramm der<br />

<strong>AWO</strong> hatte sie ihr Traumziel entdeckt.<br />

Für die diesjährige Reise haben<br />

sie sich mit einer Mitreisenden<br />

aus dem vergangenen Jahr verabredet.<br />

Anita Symington aus Dortmund<br />

ist aus dem Kleinbus ausgestiegen<br />

und begrüßt lachend die<br />

Reisefreunde aus dem vergangenen<br />

Jahr, „wir haben uns von Anfang<br />

an gut verstanden“. Und während<br />

der Fahrer Claudio Fabrizius sich<br />

als Kofferträger betätigt, bestaunen<br />

die Frauen noch schnell den imposanten<br />

Vorgarten der Göbels. Die<br />

Vorfreude auf einen unbeschwerten<br />

Urlaub ist ihnen ins Gesicht geschrieben.<br />

Die Reiseziele mit dem klimatisierten<br />

Kleinbus seien alle im Umkreis<br />

von etwa 300 Kilometern zu<br />

suchen, so Marlene Korten. Und es<br />

sei kein Problem einen Rolli oder einen<br />

Rollstuhl mit zu nehmen. Großgruppenreisen<br />

mit großen Bussen<br />

und Reiseleitung führen auch bis<br />

nach Italien, Österreich oder an die<br />

Ostsee. Dann gibt es noch Aktiv-,<br />

und Erlebnisreisen in die Toskana,<br />

in den Spreewald oder als Donaukreuzfahrt<br />

und die Weihnachts- und<br />

Silvesterreisen. Übrigens: Wer mit<br />

der <strong>AWO</strong> reisen möchte, muss<br />

nicht Mitglied sein.<br />

Petra Dieckhoff<br />

Weitere Infos:<br />

<strong>AWO</strong>-G<strong>ev</strong>elsberg, Tel.: 02332/<br />

70 04 25; <strong>AWO</strong>-Witten, Tel.:<br />

02302/2 02 07 90 oder <strong>AWO</strong>-<br />

Dortmund, 0231/9 93 41 07.<br />

Internet: www.awo-en.de<br />

<strong>AWO</strong>-Reisedienste in ganz<br />

Deutschland bieten speziell auf<br />

SeniorInnen abgestimmte Reisen<br />

an. Infos bei Ihrer nächsten<br />

<strong>AWO</strong>.


16 INTERNATIONALES<br />

„Das Haus des<br />

Vertrauens“ im Herzen<br />

von Srebrenica.<br />

Der deutsche Botschafter<br />

in Bosnien<br />

und Herzegowina, Arne<br />

Freiherr von Kittlitz<br />

und Ottendorf (li.) und<br />

der Vorsitzende der<br />

<strong>AWO</strong> Bremerhaven,<br />

Lothar Knoring, eröffnen<br />

das neue Haus.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Fotos: <strong>AWO</strong><br />

<strong>AWO</strong>-Engagement in Srebrenica<br />

Neues Vertrauen in<br />

der Stadt des Grauens<br />

Zehn Jahre ist es her, dass serbische Truppen unter den Augen der UNO-Blauhelmsoldaten<br />

in der mehrheitlich von Bosniern bewohnten Stadt Srebrenica 8.000 Jungen und<br />

Männer ermordet haben. Vertrauen wieder aufzubauen ist schwerer als zerstörte<br />

Gebäude. Das „Haus des Vertrauens“ soll dazu einen Beitrag leisten.<br />

Tauben sind Symbole des Friedens.<br />

Manchmal aber auch<br />

Tankstellen, jedenfalls in Srebrenica,<br />

einer Stadt in Bosnien-<br />

Herzegowina, die zum traurigen<br />

Symbol für Krieg und Grausamkeit<br />

geworden ist. „Wir sind der lebende<br />

Beweis dafür, dass Serben und<br />

Bosniaken sich verständigen können“,<br />

schmunzelt der Pächter einer<br />

Tankstelle am Rande von Srebrenica,<br />

„ich bin bosnischer Serbe und<br />

meine Frau ist Bosniakin. Sollen<br />

wir uns deswegen nicht lieben?“<br />

Eine solche Haltung ist alles<br />

andere als selbstverständlich in<br />

Srebrenica. Am 11. Juli 1995, vor<br />

zehn Jahren, fielen serbische Truppen<br />

unter ihrem Kommandanten<br />

Ratko Mladic über die mehrheitlich<br />

von Bosniern bewohnte Stadt her,<br />

die inmitten einer Schutzzone der<br />

UNO lag. Die Blauhelmsoldaten<br />

nahmen vor der Übermacht Reißaus<br />

und überließen der Soldateska<br />

das Feld. Es folgte das blutigste<br />

Massaker auf europäischem Boden<br />

nach 1945: 8.000 Jungen<br />

und Männer wurden zusammen<br />

getrieben und ermordet. Der Internationale<br />

Kriegsgerichtshof in<br />

Den Haag fordert bis heute vergeblich<br />

die Auslieferung von Ratko<br />

Mladic.<br />

An das Massaker erinnert seit<br />

dem vorigen Jahr eine Gedenkstätte<br />

in Srebrenica-Potoãari. Am<br />

Rande der Stadt, auf einem weitläufigen<br />

Gelände, dessen Umriss<br />

wie eine Blüte geformt ist, liegen<br />

1.370 der ermordeten Männer.


Am 11. Juli 2005, dem zehnten<br />

Jahrestag des Kriegsverbrechens,<br />

sind weitere 600 Gräber hinzugekommen.<br />

Und noch längst nicht<br />

sind alle Massengräber von damals<br />

aufgefunden worden.<br />

Srebrenica hatte vor zehn Jahren<br />

30.000 Einwohner, heute sind<br />

es 5.000, vielleicht 7.000 – im<br />

Sommer. Im Winter bleiben kaum<br />

500 Menschen zurück. Die Stadt<br />

hat sich immer noch nicht erholt.<br />

Es fehlt praktisch an allem, nicht<br />

zuletzt an heizbaren Häusern.<br />

Und natürlich an Arbeit. Die, die<br />

hier geblieben waren oder die<br />

sich nach und nach wieder eingefunden<br />

haben nach den traumatischen<br />

Ereignissen, sie wollen vor<br />

allem eines: friedlich zusammenleben.<br />

„Sehen Sie“, sagt eine Frau,<br />

während sie mit einem Tuch einen<br />

Tisch in ihrem Café im Zentrum der<br />

Stadt abwischt, „die sechs Herren<br />

dort <strong>beim</strong> Tee: Sie gehören zu meinen<br />

besten Kunden. Sie wissen,<br />

dass ich Bosniakin bin, und ich<br />

weiß, dass sie Serben sind. Mein<br />

Geschäft läuft gut, und das verdanke<br />

ich auch diesen Männern.<br />

Mir soll keiner erzählen, dass das<br />

meine Feinde sind!“<br />

Damit diese Hoffnung eine<br />

Heimstätte hat, gibt es jetzt ein<br />

„Haus des Vertrauens“, auf Serbisch<br />

„Kuãa povjerenja“, in Srebrenica.<br />

Ein ehemaliges Jugend-<br />

Srebrenica hatte vor zehn Jahren<br />

30.000 EinwohnerInnen, heute sind es 5.000,<br />

vielleicht 7.000 – im Sommer. Im Winter<br />

bleiben kaum 500 Menschen zurück<br />

zentrum in zentraler Lage, das<br />

jahrelang trost- und herrenlos verfiel,<br />

wurde renoviert und am 24.<br />

Juni 2005 feierlich eingeweiht.<br />

„Haus des Vertrauens“, ein großer<br />

Wunsch und eine hohe Hoffnung<br />

drücken sich darin aus. Denn:<br />

Vertrauen wiederaufzubauen nach<br />

diesen schrecklichen Ereignissen,<br />

Vertrauen in die anderen, Vertrauen<br />

auf sich selbst, ist weitaus schwerer<br />

als der Wiederaufbau zerstörter<br />

Gebäude. Vertrauen, das bedeutet<br />

in Srebrenica Hoffnung, Zukunft,<br />

Leben.<br />

Und alle kamen zur Einweihung<br />

der Begegnungsstätte: BosniakInnen<br />

und SerbInnen, Pope und<br />

Imam, die Botschafter von Deutschland<br />

und Österreich, der bosnische<br />

Minister für Menschenrechte,<br />

sein Amtskollege für Innere Angelegenheiten,<br />

ein Vertreter des<br />

Deutschen Verbindungsbüros im<br />

Kosovo, KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen,<br />

Menschenrechtler-<br />

Innen, der Bürgermeister sowieso.<br />

Und Dr. Lothar Koring, Vorsitzen-<br />

der der Arbeiterwohlfahrt in Bremerhaven.<br />

Denn ohne das Engagement<br />

und ohne die finanzielle<br />

Unterstützung durch das Projekt<br />

„Heimgarten“ der Bremerhavener<br />

<strong>AWO</strong>, wäre dieser Festtag der<br />

Hoffnung nicht möglich gewesen.<br />

Ein Ort für alle, die Hilfe suchen,<br />

soll dieses Haus werden, betonten<br />

Volker Tegeler, Geschäftsführer<br />

der <strong>AWO</strong> Bremerhaven und<br />

Gabi Doliwa, Projektleiterin von<br />

„Heimatgarten“. Rückkehrer sollen<br />

hier Unterstützung und Beratung<br />

erhalten. Für sie stehen Zimmer bereit,<br />

in denen sie solange wohnen<br />

können, bis ihre Angelegenheiten<br />

geordnet sind, aber auch jeder andere<br />

im Ort, der dies wünscht. Das<br />

„Haus des Vertrauens“ hat viele<br />

Funktionen: Es ist soziale und kulturelle<br />

Begegnungsstätte für alle BürgerInnen,<br />

Suppenküche für die<br />

Armen oder Waschküche in einer<br />

Stadt, in der Waschmaschinen<br />

eben nicht in jeder Wohnung stehen.<br />

Im Haus untergebracht sind<br />

zudem eine Ambulanz, eine Rechts-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

17<br />

Bunte Ballons für<br />

den Frieden: Kinder<br />

<strong>beim</strong> Straßenfest am<br />

24. Juni in Srebrenica.


18 INTERNATIONALES<br />

Träumt von einem<br />

Tanzauftritt in Deutschland:<br />

Wesna (17) von<br />

der Folkloregruppe.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2004<br />

beratung und eine Beratungsstelle<br />

für ExistenzgründerInnen in einer<br />

wirtschaftlich ruinierten Region.<br />

Ein Hausmeister-Service hilft alleinstehenden<br />

Frauen bei schweren<br />

Gartenarbeiten und bei Hausreparaturen<br />

– eine ganz praktische vertrauensbildende<br />

Maßnahme.<br />

Die Bremerhavener haben sich<br />

vertraglich verpflichtet, zehn Jahre<br />

lang für die notwendige Unterstützung<br />

dieses Projekts zu sorgen.<br />

Bei der feierlichen Einweihung war<br />

das Haus noch nicht endgültig eingerichtet,<br />

und nach wie vor sind<br />

Spenden notwendig, um den vollständigen<br />

Betrieb zu sichern. Aber<br />

der Anfang ist gemacht.<br />

„Worte können die Vergangenheit<br />

nicht verändern“, mahnte Srebrenicas<br />

Bürgermeister Abdurahman<br />

Malkic und erinnerte damit<br />

daran, dass es vielen ehemaligen<br />

Das „Haus des Vertrauens“ hat viele Funktionen:<br />

soziale und kulturelle Begegnungsstätte für alle<br />

BürgerInnen, Suppenküche für die Armen und<br />

Waschküche in einer Stadt, in der Waschmaschinen<br />

eben nicht in jeder Wohnung stehen<br />

BewohnerInnen seiner Stadt immer<br />

noch schwer fällt bzw. unmöglich<br />

ist, an diesen Ort des Schreckens<br />

zurückzukehren. Aber, so sagte<br />

Malkic auch, die neue Begegnungsstätte<br />

sei eine Mahnung an<br />

die Lebenden, in Frieden und<br />

gegenseitigem Respekt zu leben.<br />

Das „Haus des Vertrauens“ stehe<br />

für neues Leben in Srebrenica und<br />

für die Hoffnung, dass die Stadt,<br />

deren Name von dem serbischen<br />

Wort für „Silber“ abgeleitet ist, eine<br />

strahlende Zukunft hat.<br />

Es waren vor allem die Kinder,<br />

die dieses neue Leben unbeschwert<br />

auf dem großen Kinderfest, das<br />

die <strong>AWO</strong> Hildesheim mit Mitarbeitern<br />

von KUM (serbokroatisch „Pate“,<br />

Kinderpatenschaften in Bosnien-Herzegowina)<br />

und NADA<br />

(serbokroatisch „Hoffnung“, Beratung,<br />

Therapie und Hilfe für behinderte<br />

junge Menschen und deren<br />

Familien in Bosnien-Herzegowina)<br />

organisiert hatte, verkörperten. Besonders<br />

überzeugend und bezaubernd<br />

wurde die Hoffnung auf Versöhnung<br />

und Lebensfreude von einer<br />

örtlichen Folkloregruppe präsentiert,<br />

die sich erst im vergangenen<br />

November zusammengefun-<br />

den hatte. Zwölf junge Mädchen<br />

zwischen 10 und 19 Jahren, die in<br />

farbenfrohen Trachten unter der<br />

Anleitung eines erfahrenen Choreographen<br />

traditionelle Tänze ihrer<br />

Heimat zeigten – nicht nur bosnische<br />

oder serbische, sondern Tänze<br />

aus dem ganzen Donauraum.<br />

Ein Symbol, das nicht besser passen<br />

könnte: Die Mädchen sind Serbinnen,<br />

der Choreograph, Ahmet<br />

Begiç, ist Bosniake. Einen Namen<br />

hat die Truppe vom Kulturverein<br />

„Wasojowanowic“ noch nicht,<br />

aber eine große Hoffnung: „Auch<br />

in Zukunft tanzen zu können“, sagt<br />

die 16-jährige Dragana, und ihre<br />

dunklen Augen leuchten. „Und“,<br />

kichert ihre Freundin Wesna, 17,<br />

„einmal zu einem Auftritt nach<br />

Deutschland eingeladen werden!“<br />

Fritz Schatschneider<br />

Weitere Infos:<br />

Heimatgarten<br />

Am Holzhafen 11b<br />

27570 Bremerhaven<br />

Tel.: 0471 / 961 51 – 41,<br />

Fax: - 42<br />

www.heimatgarten.de<br />

„Das Haus des Vertrauens“ steht, doch es gibt noch viel zu tun<br />

in Srebrenica. Heimatgarten der <strong>AWO</strong>-Bremerhaven bittet um<br />

Spenden:<br />

<strong>AWO</strong> Sozialdienste GmbH<br />

Bankhaus Neelmeyer<br />

BLZ: 290 200 00<br />

Konto: 1000 273 936<br />

Kennwort: „Haus des Vertrauens“ – Heimatgarten


20 KAMPAGNE<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2004<br />

Gemeinsame Initiative von <strong>AWO</strong>, BKK und<br />

Deutsches Forum Prävention und Gesundheitsförderung<br />

Dr. Schnupper kärt auf:<br />

Gesundheitsvorsorge<br />

für Kinder ist kostenfrei<br />

<strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender<br />

Wilhelm Schmidt<br />

stellte zum Auftakt der<br />

Kampagne Dr. Schnupper<br />

in der Europa-Kita in<br />

Berlin vor.<br />

Die Debatte um die Auswirkungen der Gesundheitsreform, wie<br />

Praxisgebühr und Zuzahlungen, hat viele Menschen verunsichert.<br />

Allen voran Eltern und genauer die Familienhaushalte<br />

mit geringen Einkommen und/oder Migrationshintergrund.<br />

Viele glauben, dass auch bei den ärztlichen<br />

Vorsorgemaßnahmen und Impfungen Zuzahlungen auf<br />

sie zukommen. Ein fataler Irrtum. Sie sparen an der<br />

Gesundheit ihrer Jüngsten. Eine Initiative der <strong>AWO</strong><br />

klärt auf: Gesundheitsvorsorge für Kinder ist kostenfrei.<br />

Im Mittelpunkt der Kampagne steht: „Dr. Schnupper“.<br />

Der Präsident der Kinder- und<br />

Jugendärzte in Deutschland<br />

schlug schon vor Monaten<br />

Alarm. Obwohl Kinder und Jugendliche<br />

im Gesundheitsmodernisierungsgesetz<br />

– kurz Gesundheitsreform<br />

– von der Praxisgebühr und<br />

weitgehend auch von Zuzahlungen<br />

befreit sind, vermeldeten die Kinderärzte<br />

einen auffälligen Rückgang<br />

ihrer jüngsten Patienten bei<br />

den Praxisbesuchen.<br />

Gut sechs bis zwölf Prozent weniger<br />

als in vergleichbaren Kalenderquartalen<br />

suchten Eltern mit ihren<br />

Kindern eine Kinderarztpraxis<br />

im letzten Jahr zu den Vorsorgeuntersuchungen<br />

(U-Untersuchungen)<br />

und Schutzimpfungen auf. Die Zahlen<br />

zeigen einen gefährlichen<br />

Trend: Insgesamt 25 Prozent Rückgang<br />

bei Impfleistungen (Masern-<br />

Mumps-Röteln), 11 Prozent weniger<br />

Schutzimpfungen gegen Diphterie,<br />

Wundstarrkrampf, Keuchhusten,<br />

Kinderlähmung u.ä. „Dies ist eine<br />

erschreckende Entwicklung“, warnte<br />

Ärztepräsident Wolfram Hartmann.<br />

Er forderte nachdrücklich dazu<br />

auf, dieser für die Gesundheit<br />

von Kindern und Jugendlichen bedrohlichen<br />

Entwicklung durch Aufklärungsaktionen<br />

zu begegnen. Insbesondere<br />

die ärmeren Familienhaushalte<br />

und Familien mit Migrationshintergrund<br />

bräuchten verständliche<br />

Informationen.<br />

Ärztepräsident Hartmann blieb<br />

kein einsamer Rufer. Ähnliche Beobachtungen<br />

und sorgenvolle Botschaften<br />

kamen auch aus den rund<br />

2300 Kindertagesstätten und Jugendeinrichtungen<br />

der Arbeiterwohlfahrt.<br />

Bei einer Fachveranstaltung<br />

mit den Leitungen von Kindertagesstätten<br />

wurde der <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesverband dringend dazu aufgefordert,<br />

an die Öffentlichkeit zu<br />

gehen und einen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge<br />

für Kinder mit<br />

entsprechender Aufklärungsarbeit<br />

für Eltern und Kinder zu leisten.<br />

Martina Soltendieck-Kuba, Kita-<br />

Leiterin in Niedersachsen hat ganz<br />

unterschiedliche Beobachtungen<br />

gemacht. „Informationen zur Gesundheitsvorsorge<br />

sind bei Eltern<br />

und Kindern eher Mangelware,<br />

wenn ihr Zuhause in einem so genannten<br />

sozialen Brennpunkt liegt“.<br />

Aus Gesprächen mit Eltern oder<br />

im Austausch mit Fachkolleginnen<br />

weiß sie, dass bei den Eltern aus<br />

einkommensschwachen Haushalten<br />

immer die Angst da ist, dass der<br />

Arztbesuch Geld kostet.<br />

„Fehlentwicklungen <strong>beim</strong> Sehen<br />

und Hören oder motorische Schwächen,<br />

die nicht behandelt werden,<br />

sind bei den ärmeren Kindern oder<br />

Migrantenkindern überaus häufig“,<br />

weiß Martina Soltendieck. „In einer<br />

Kita waren 50 Prozent der Eltern<br />

über kostenlose Vorsorgeuntersuchungen<br />

und kostenfreie ärztliche<br />

Leistungen gar nicht oder unzureichend<br />

informiert“.<br />

Überhaupt wird von den Kindertagesstätten<br />

beklagt, dass durch<br />

die Sparprogramme der Länder<br />

und Kommunen keine regelmäßigen<br />

Reihenuntersuchungen mehr<br />

stattfinden.<br />

Mit dem guten Rat „So bleibt Ihr<br />

Kind gesund“, wird sich deshalb<br />

nun in den nächsten Wochen und<br />

Monaten ein freundlicher Dr.<br />

Schnupper an die Kinder und die<br />

Eltern wenden, in den Kindertagesstätten<br />

und Jugendeinrichtungen


der <strong>AWO</strong> oder bei den Versicherten der<br />

Betriebskrankenkassen. Die Symbolfigur<br />

der Kampagne ist ein freundlicher<br />

Dachs-Doktor, der seine Praxis im Murmelwald<br />

hat. Für seine kleinen Patienten<br />

aus der Familie Nussknacker oder die<br />

Zwillinge der Braunbärenfamilie ist er<br />

immer da: Dr. Schnupper macht das<br />

kostenfrei.<br />

Mit farbenfrohen und kindgerechten<br />

Materialien werden Eltern und Familien<br />

informiert. „Wenn die vierjährige Dilara<br />

im Kindergarten unseren Dr. Schnupper<br />

kennenlernt, wird sie sicher davon zu<br />

Hause erzählen und vor dem nächsten<br />

Arztbesuch keine Angst mehr haben,“<br />

erläuterte <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesvorsitzender<br />

Wilhelm Schmidt<br />

die Zielrichtung der<br />

Kampagne bei der<br />

Press<strong>ev</strong>orstellung in<br />

der Europa-Kindertagesstätte<br />

der <strong>AWO</strong> in Berlin-Kreuzberg.<br />

Die Kampagne von <strong>AWO</strong>, BKK und<br />

Deutschem Forum hat vier Bausteine:<br />

Herzstück ist das besagte kleine Bilderbuch<br />

für Kindergartenkinder mit unterhaltsamen<br />

Tiergeschichten rund um das<br />

Thema „Gesundheit“.<br />

Ein Infoflyer richtet sich an die Eltern<br />

und zählt die wichtigsten und kostenlosen<br />

kinderärztlichen Leistungen auf.<br />

Ein Plakat soll in Kindertagesstätten,<br />

Beratungsstellen, Krankenkassen-Filialen<br />

oder Artzpraxen auf die Kampagne aufmerksam<br />

machen.<br />

Weil sich die Öffentlichkeitsinitiative<br />

besonders an Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund<br />

wendet, sind bis auf<br />

das Plakat alle Materialien in sieben<br />

Sprachen produziert worden (deutsch,<br />

englisch, französisch, türkisch, russisch,<br />

arabisch und serbokroatisch-bosnisch.<br />

„Um möglichst viele Familien auch<br />

außerhalb unserer 2300 Kinder- und Ju-<br />

Dr. Schnupper zeigt sich auf einem<br />

Plakat, informiert in einem Faltblatt,<br />

erzählt Geschichten in einem Bilderbuch<br />

und geht auf Aktionstour<br />

gendeinrichtungen zu erreichen, ist es<br />

gut, dass wir für unsere bundesweite<br />

Aufklärungskampagne kompetente Partner<br />

gewinnen konnten“, betonte <strong>AWO</strong>-<br />

Vorsitzender Schmidt zum Start der Aktion.<br />

„Wir haben uns spontan für eine<br />

Unterstützung entschieden“, erklärte K.-<br />

Dieter Voß, Vorstand des BKK Bundesverbandes.<br />

„Sie ergänzt unsere Initiative<br />

‘Mehr Gesundheit für alle‘, um ein<br />

wichtiges Modul. Wir müssen Kinder<br />

und Familien motivieren, vorhandene<br />

Angebote zur eigenen Gesundheitsvorsorge<br />

zu nutzen.“ Voß wusste u.a. aus<br />

der Krankenkassenstatistik zu berichten,<br />

dass 17 Prozent der Kinder kein Vorsorgeheft<br />

haben und<br />

21 Prozent an der<br />

U-9-Vorsorgeuntersuchung<br />

nicht teilnehmen.<br />

Auch das Deutsche<br />

Forum Prävention<br />

und Gesundheitsförderung zählt<br />

zu den Partnern der Initiative. „Dr.<br />

Schnupper führt die Kinder mit der Hilfe<br />

ihrer Eltern und ErzieherInnen wie selbstverständlich<br />

zur Vorsorge und legt so einen<br />

wichtigen Grundstein für ein späteres<br />

präventives Gesundheitshandeln“<br />

sagte Harald Lehmann vom Forum. Er<br />

hob besonders den integrativen Ansatz<br />

der Informationen hervor.<br />

„Die Gesundheit der Kinder liegt uns<br />

wirklich am Herzen“, sagte <strong>AWO</strong>-Vorsitzender<br />

Schmidt abschließend, „Dr.<br />

Schnupper wird uns sicher zum Erfolg<br />

führen“. Joachim F. Kendelbacher<br />

Die Materialien zur Kampagne – gefördert mit<br />

Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit und<br />

Soziales und der Fernsehlotterie Glücksspirale<br />

sind <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Bundesverband, Verlag & Vertrieb,<br />

(Fax: 0228/6685-209, Email: verlag@awo.org)<br />

gegen eine Versandkostenpauschale erhältlich.<br />

Weitere Informationen unter: www.dr-schnupper.de<br />

<strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender<br />

Wilhelm Schmidt<br />

und K.-Dieter Voß,<br />

Vorstandsmitglied<br />

des BKK-Bundesverbandesstellten<br />

zum Auftakt<br />

der Kampagne<br />

Dr. Schnupper in<br />

der Europa-Kita<br />

in Berlin vor.<br />

Anzeige<br />

Connext<br />

21


22 AKTUELLES<br />

Wohlfahrtsverbände und Bundesregierung<br />

Politikberatung einmal anders<br />

Berlin. Das hat es in der Geschichte<br />

der Bundesrepublik<br />

noch nicht gegeben: Da stellt<br />

ein Bundeskanzler unter dem<br />

Stichwort „Agenda 2010“ vor<br />

dem Bundestag weitreichende<br />

Reformen in Aussicht, setzt diese<br />

tatsächlich um und will dann<br />

– das ist das Einmalige – die<br />

Auswirkungen seiner Politik<br />

von den Wohlfahrtsverbänden<br />

kontrolliert wissen.<br />

Im Oktober 2003 hatte<br />

Gerhard Schröder die Spitzenverbände<br />

der freien Wohlfahrtspflege<br />

(<strong>AWO</strong>, Caritas,<br />

Diakonie, Rotes Kreuz, Parität<br />

und Zentrale Wohlfahrtsstelle<br />

der Juden) zu gemeinsamen<br />

Gesprächen über die Auswirkungen<br />

der Agenda 2010 eingeladen.<br />

Er wollte wissen, ob<br />

die verschiedenen Reformgesetze<br />

– von der Gesundheitsreform<br />

bis zu Hartz IV – Menschen<br />

mit geringem Einkommen<br />

besonders benachteiligen.<br />

Von diesem Monitoring<br />

(zu Deutsch: Beobachten) sollen<br />

beide Seiten profitieren:<br />

Die Bundesregierung will Auskünfte<br />

aus der Praxis über unbeabsichtigte<br />

Auswirkungen ihrer<br />

Sozialreformen erhalten,<br />

die Freie Wohlfahrtspflege hat<br />

Gelegenheit, ihre Erkenntnisse<br />

kurz notiert<br />

Wettbewerb für Teilhabe und Integration<br />

Engagement wird ausgezeichnet<br />

und Vorschläge der Regierung<br />

auf gleicher Augenhöhe mitzuteilen.<br />

Angesichts der Bundestagswahlen<br />

und dem damit<br />

vorgezogenen Ende des Monitorings,<br />

trafen sich der Kanzler<br />

sowie die Vorsitzenden und<br />

Präsidenten der Verbände Anfang<br />

August zum vorerst letzten<br />

Austausch.<br />

Neben den inhaltlichen Ergebnissen<br />

und Nachbesserungen<br />

war vor allem der ernsthafte<br />

und fachlich konstruktive<br />

Dialog in vertrauter Atmosphäre<br />

für den Erfolg der Gespräche<br />

verantwortlich. Einige von<br />

den Wohlfahrtsverbänden angeregte<br />

Veränderungen im Einzelnen:<br />

Gesundheitsreform:<br />

Bei der Gesundheitsreform<br />

wurde ab 2005 die Darlehensregelung<br />

für HeimbewohnerInnen<br />

im Zusammenspiel mit den<br />

Krankenkassen und Sozialhilfeträgern<br />

unbürokratischer. Diese<br />

Regelung hat vor allem die<br />

Träger von Senioren- und Pflegeheimen<br />

entlastet.<br />

Zahlreiche Medikamente,<br />

die aus dem Katalog der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung<br />

(GKV) gestrichen wurden (wie<br />

Arzneimittel bei Aids/Hepati-<br />

Berlin. Mit einem bundesweiten Wettbewerb will die Stiftung<br />

Bürger für Bürger die Teilhabe und Integration von MigrantInnen<br />

durch bürgerschaftliches Engagement fördern. Gesucht<br />

werden Projekte, bei denen sich MigrantInnen gemeinsam mit<br />

Einheimischen oder MigrantInnen unterschiedlicher nationaler<br />

oder ethnischer Herkunft gemeinsam für das Gemeinwesen<br />

engagieren. Es werden Preisgelder zwischen 1.000 und<br />

2.500 Euro für die drei Erstplatzierten vergeben. Einsendeschluss<br />

ist der 30. November. Formlose Bewerbungen mit<br />

weiteren Infos wie Projektbeschreibung, Pressebeiträgen,<br />

Publikationen und Internetverweisen an: Stiftung Bürger für<br />

Bürger, Herrn Bernhard Schulz, Singerstr. 109, 10179 Berlin,<br />

E-Mail: info@buerger-fuer-buerger.de, Tel. 030 / 24 31 49-0.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Die Vorsitzenden und Präsidenten der Wohlfahrtsverbände <strong>beim</strong> Monitoring-Gespräch<br />

mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (Mitte).<br />

tis, künstliche Tränenflüssigkeit<br />

oder Gleitmittel für Katheter),<br />

sind wieder in die OTC-Liste<br />

der verschreibungspflichtigen<br />

Medikamente aufgenommen<br />

worden. Von den Verbänden<br />

erkannte Problemfälle werden<br />

auch künftig in die halbjährliche<br />

Überprüfung der Heil- und<br />

Hilfsmittelliste einbezogen.<br />

Nicht durchsetzen konnten<br />

sich die Wohlfahrtsverbände<br />

mit ihrer Forderung, Grundsicherungsempfänger<br />

insgesamt<br />

von der Zuzahlung zu befreien.<br />

Altersvorsorge:<br />

Übereinstimmend wird die Einführung<br />

zusätzlicher kapitalgedeckter<br />

privater Vorsorgemöglichkeiten<br />

als sinnvolle Ergänzung<br />

zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />

gesehen. Ausdrücklich<br />

begrüßt haben die<br />

Wohlfahrtsverbände die Einführung<br />

der Grundsicherung<br />

zum 1. Januar 2003 sowie die<br />

Bemühungen, die Dunkelziffer<br />

der Nichtanspruchnahme zu<br />

reduzieren.<br />

Hartz IV:<br />

Die jüngsten Arbeitsmarktreformen<br />

mit der Zusammenführung<br />

von Arbeitslosen- und Sozialhilfe<br />

zu Beginn dieses Jahres befinden<br />

sich noch in der Anlaufphase.<br />

Die Umsetzungsprobleme<br />

vor Ort werden im Sinne<br />

der Betroffenen beseitigt, erklärten<br />

Kanzler und Wohlfahrtsverbände.<br />

Außerdem hat<br />

die Bundesregierung in vielen<br />

von den Verbänden vorgetragenen<br />

Punkten Anpassungen<br />

in Aussicht gestellt, wie bei der<br />

Gewährung von Darlehen bei<br />

Mietschulden sowie die Gewährung<br />

einmaliger Leistungen<br />

bei den Mehrbedarfsregelungen<br />

für behinderte Leistungsempfänger<br />

oder bei der Baby-<br />

Erstausstattung.<br />

Das Problem der Weiterfinanzierung<br />

von Wohnungen<br />

trotz vorübergehender Abwesenheit<br />

will die Bundesregierung<br />

lösen: Auch bei Aufenthalt<br />

in einem Frauenhaus muss<br />

die Wohnungsmiete übernommen<br />

werden. Dies gilt auch für<br />

den Fall der Wohnungsverweisung<br />

des Ehemanns nach dem<br />

Gewaltschutzgesetz.<br />

Schließlich soll die besondere<br />

Stellung der Wohlfahrtsverbände<br />

auch bei der Vergabe<br />

von Leistungen (wie Eingliederung<br />

oder Beratung) durch die<br />

örtlichen Arbeitsgemeinschaften<br />

und Optionskommunen angemessen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die genannten Themenbereiche<br />

und Beispiele machen<br />

deutlich, dass es nicht nur<br />

bei einem fairen und konstruktiven<br />

Austausch unterschiedlicher<br />

Positionen geblieben ist.<br />

Vielmehr wurden auch gemeinsam<br />

Schritte unternommen, um<br />

Missverständnisse auszuräumen<br />

und Fehlentwicklungen zu<br />

vermeiden. Deshalb betonten<br />

zum Abschluss sowohl Bundesregierung<br />

wie Wohlfahrtspflege,<br />

den Monitoring-Prozess<br />

fortsetzen zu wollen. Abseits ihrer<br />

gewohnten Sozialanwaltsfunktion<br />

haben die Wohlfahrtsverbände<br />

als Akteure einer sogenannten<br />

„lernenden Gesetzgebung“<br />

eine neue, wichtige<br />

Form ihrer Politikberatung unter<br />

Beweis stellen können.<br />

Foto: BAGFW


Kommentiert<br />

Rainer Brückers<br />

Geschäftsführerndes<br />

Bundesvorstandsmitglied<br />

Schweigen<br />

ist manchmal Gold<br />

In der Mediengesellschaft soll man nicht nur Gutes tun, sondern<br />

auch darüber reden. Kaum ist ein neues Gesetz auf dem<br />

Markt, kann man am nächsten Tag schon in der Zeitung <strong>lesen</strong>,<br />

was Caritas oder <strong>AWO</strong> darüber denken. Und das ist gut<br />

so. Die Interessen von benachteiligten Menschen müssen wir<br />

auch und gerade in der Öffentlichkeit immer wieder deutlich<br />

machen.<br />

Können in einer solchen Zeit Gespräche über die wichtigsten<br />

Sozialreformen dieser Dekade in vertraulichen Gesprächen<br />

und unter Ausschluss der Öffentlichkeit überhaupt gelingen?<br />

Das Monitoring zur Agenda 2010 hat bewiesen, dass es<br />

geht. Denn die vertrauliche Atmosphäre hat zu konstruktiven<br />

Gesprächen geführt. Bundesregierung und Wohlfahrtspflege<br />

sind sich erstmals auf gleicher Augenhöhe begegnet. Und die<br />

Treffen haben gezeigt: Wenn die Gesprächspartner nicht<br />

fürchten müssen, von Erfolg oder Misserfolg sofort in der Zeitung<br />

zu <strong>lesen</strong>, kann sich ein für beide Seiten gewinnbringender<br />

Diskussionsprozess entwickeln.<br />

Deshalb konnte die Wohlfahrtspflege viele wichtige Kritikpunkte<br />

an die Bundesregierung herantragen. Für die HeimbewohnerInnen<br />

wurde etwa ein verträgliches System der Zuzahlungen<br />

entwickelt. Ihre Zuzahlungen werden bis zur Belastungsgrenze<br />

auf das ganze Jahr verteilt und zehren nicht<br />

mehr schon im Januar das komplette Taschengeld auf. Mit ihrer<br />

Forderung, HeimbewohnerInnen, ALG-II-EmpfängerInnen<br />

und andere komplett von den Zuzahlungen zu befreien, konnten<br />

sich die Wohlfahrtsverbände dennoch nicht durchsetzen.<br />

Die stärkere Eigenverantwortung auch von PatientInnen mit<br />

wenig Einkommen war stets ein Ziel der Gesundheitsreform<br />

und wurde deshalb von der Regierung nicht in Frage gestellt.<br />

Denn eines war klar: Die Bundesregierung hat die Wohlfahrtspflege<br />

nicht um Ratschläge zur Ausrichtung ihrer Sozialpolitik<br />

gebeten. Die Reformen im Gesundheitssystem oder auf<br />

dem Arbeitsmarkt muss jede Bundesregierung aus eigener<br />

Kraft und mit eigenen Zielvorstellungen anpacken. Die rot-grüne<br />

Regierung wollte aber Fehlentwicklungen und Anlaufschwierigkeiten<br />

der Agenda 2010 vermeiden und hat dazu<br />

die Praxiserfahrungen der Wohlfahrtsverbände genutzt. Diese<br />

institutionalisierte Form der Politikberatung ist neu und<br />

zeigt, dass die Wohlfahrtspflege in der politischen Landschaft<br />

ein wichtiger Faktor ist, der konstruktiv genutzt werden kann.<br />

Die <strong>AWO</strong> hofft jedenfalls, dass der Monitoring-Prozess<br />

auch nach der Bundestagswahl im Herbst fortgesetzt wird!<br />

Anzeige<br />

Menü Mobil<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

23


24 AKTUELLES<br />

Foto: Agentur Tost<br />

Leute<br />

Monika Hauser, die Gründerin der Frauenhilfsorganisation medica mondiale ist eine<br />

von 15 Frauen aus Deutschland, die gemeinsam mit insgesamt 1.000 Frauen aus der<br />

ganzen Welt in diesem Jahr für den Friedensnobelpreis nominiert worden sind. Die Initiative<br />

„1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005“ will „die oft namens- und gesichtslosen<br />

Friedenstifterinnen“ sichtbar machen. Mit der Frauenhilfsorganisation medica<br />

mondiale hat die <strong>AWO</strong> bereits bei mehreren Hilfsprojekten im Ausland zusammen<br />

gearbeitet.<br />

Neue Image-Broschüre<br />

Mit Herz und Hand<br />

Bonn. Eine neue Image-Broschüre<br />

der <strong>AWO</strong> hat der Bundesverband<br />

unter dem Titel „Mit Herz<br />

und Hand“ aufgelegt, nachdem<br />

das seit Mitte der 80-er Jahre<br />

auf dem Markt befindliche<br />

Werk nicht nur vergriffen, sondern<br />

auch inhaltlich überholt<br />

und von der Gestaltung veraltet<br />

war.<br />

Modern und informativ:<br />

Die neue Image-Broschüre der<br />

<strong>AWO</strong> „Mit Herz und Hand“.<br />

Mit der neuen Broschüre in<br />

ansprechendem Design beschreitet<br />

die <strong>AWO</strong> einen modernen<br />

Weg der Selbstdarstellung.<br />

Auf 32 Seiten werden mit<br />

doppelseitigen Bildern und auf<br />

das Wesentliche reduzierten<br />

Texten die Arbeitsfelder, die Geschichte<br />

und das Selbstverständnis<br />

der Arbeiterwohlfahrt dargestellt.<br />

Die Texte sind an den<br />

neuen gesellschaftlichen Realitäten<br />

und den modernen<br />

Dienstleistungsangeboten der<br />

<strong>AWO</strong> ausgerichtet. Durch ein in<br />

eine Tasche einzulegendes Blatt<br />

auf der zweiten Umschlagseite,<br />

können die dem Wandel unterworfenen<br />

Teile – wie statistische<br />

Angaben – oder ein Vorwort<br />

des Bundesvorsitzenden Wilhelm<br />

Schmidt, kostengünstig aktualisiert<br />

werden, ohne dass da-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

für die Broschüre komplett neu<br />

überarbeitet und gedruckt werden<br />

müsste. Zusätzlich können<br />

an dieser Stelle eigene Informationen<br />

von <strong>Ortsverein</strong>en, Kreis-,<br />

Bezirks- oder Landesverbänden<br />

sowie Einrichtungen, die die<br />

Broschüre verteilen, beigelegt<br />

werden. Die Broschüre ist in<br />

deutscher und erstmals auch in<br />

englischer Sprache erschienen.<br />

Die neue <strong>AWO</strong>-Imagebroschüre<br />

„Mit Herz<br />

und Hand“ kann bezogen<br />

werden <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesverband, Verlag,<br />

Oppelnerstr. 130, 53119<br />

Bonn, Fax: 0228 /<br />

66 85 – 209, E-Mail:<br />

Verlag@awo.org. Abgabe<br />

im Zehner-Gebinde.<br />

Deutsch: Bestellnummer<br />

01029, 10 Stück für 24,95<br />

Euro zzgl. MwSt. Englisch: Bestellnummer<br />

01035, 10 Stück<br />

29,96. Mengenbestellungen<br />

auf Anfrage. (fer)<br />

<strong>AWO</strong>-Fußballcup vor dem Aus?<br />

Mannschaften und Veranstalter gesucht<br />

Rudolstadt/Bonn. Sport macht<br />

nicht nur Spaß und ist gesund,<br />

er verbindet auch die Menschen.<br />

Deshalb hat der <strong>AWO</strong>-<br />

Cup eine besondere Bedeutung<br />

für den Verband. Neben dem<br />

sportlichen Wettkampf gibt es<br />

am Rand des Fußballturniers<br />

viele Möglichkeiten für persönliche<br />

Kontakte, bei denen über<br />

die Bundesländergrenzen hinweg,<br />

Freundschaften entstehen.<br />

Seit 1984 21 Mal ausgetragen,<br />

droht dem Fußballereignis, bei<br />

dem sich jedes Jahr etwa<br />

Kampagne für mehr Demokratie<br />

Der Schlüssel für<br />

ein anderes Europa<br />

Brüssel. Mit dem „Non“ in<br />

Frankreich und dem „Nee“ in<br />

den Niederlanden bei den<br />

Volksabstimmungen über die<br />

europäische Verfassung und<br />

den gescheiterten Finanzdebatten<br />

<strong>beim</strong> Europäischen Gipfel<br />

im Juni 2005 in Brüssel, scheint<br />

die EU in der Krise. Dabei soll<br />

gerade die Verfassung das gewährleisten,<br />

was die meisten<br />

Menschen an Europa kritisieren:<br />

Mehr demokratische Mitwirkungsrechte<br />

durch mehr<br />

Rechte für das europäische und<br />

die nationalen Parlamente oder<br />

die Möglichkeit eines europäischen<br />

Bürgerbegehrens.<br />

Deshalb hat Solidar zusammen<br />

mit anderen europäischen<br />

Nichtregierungs-Organisationen<br />

(NGO´s) die Initiative ergriffen<br />

und zu einer Kampagne<br />

„Citizens´ key to Europe, Campaign<br />

to support Plan D – for<br />

democracy“ aufgerufen, eine<br />

Kampagne für eine europäische<br />

Demokratie, in der die BürgerInnen<br />

in die politische Debatte<br />

einbezogen werden.<br />

Denn eine „demokratische Infrastruktur“<br />

ist der Schlüssel der<br />

BürgerInnen für Europa, glaubt<br />

Solidar. Zum Start der Kampagne<br />

wurde Margot Wallström,<br />

der Kommissarin für institutio-<br />

20 Mannschaften aus ganz<br />

Deutschland messen, nun aber<br />

das Aus. Zwei Mal – 2003 und<br />

2004 – hat die <strong>AWO</strong> aus Rudolstadt<br />

den Pokal geholt. Nun<br />

gehört es zur Tradition, dass<br />

der Sieger, jeweils den nächsten<br />

Cup ausrichtet. Nachdem<br />

die <strong>AWO</strong> Rudolstadt 2004 dieser<br />

Aufgabe nachgekommen<br />

war, sahen sich die Verantwortlichen<br />

aufgrund des organisatorischen<br />

und finanziellen Aufwandes<br />

jedoch nicht in der Lage<br />

auch 2005 das Turnier auf<br />

nelle Beziehungen und Kommunikationsstrategie,<br />

der „Schlüssel<br />

zur Demokratie“ überreicht.<br />

Der Aufruf wurde von über 40<br />

NGOs in ganz Europa unterstützt,<br />

darunter der <strong>AWO</strong>.<br />

Damit soll eine europaweite<br />

Debatte über die Zukunft Europas<br />

und Beteiligungsmöglichkeiten<br />

angestoßen werden. „Unsere<br />

Kampagne zeigt, dass<br />

NGOs ein anderes Europa wol-<br />

len – eines, das näher an den<br />

Bürgerinnen und Bürgern ist, sozialer<br />

und demokratischer. Wir<br />

sind bereit zusammen mit den<br />

europäischen Institutionen ein<br />

neues Europa zu schaffen. Ein<br />

anderes Europa ist möglich“,<br />

sagte Giampiero Alhadeff, Generalsekretär<br />

von Solidar bei<br />

der Schlüsselübergabe. (pm)<br />

die Beine zu stellen. Glücklicherweise<br />

sprang der <strong>AWO</strong>-<br />

Kreisverband Essen in die Bresche.<br />

Das Turnier kam in diesem<br />

Jahr aber wegen zu geringer<br />

Anmeldungen nicht zustande.<br />

Nun werden teilnehmende<br />

Mannschaften, wie auch Veranstalter<br />

gesucht. Interessenten<br />

melden sich bitte bei der <strong>AWO</strong>-<br />

Rudolstadt, Geschäftsführer<br />

Frank Retzlaff, Weststr. 10,<br />

07407 Rudolstadt, Tel.: 03672<br />

/ 30 91 76, Email: geschaeftsstelle@awo-rudolstadt.de<br />

(fer)


26 FÜR SIE GELESEN<br />

Alkohol<br />

Kein gewöhnliches<br />

Konsumgut<br />

„Alkoholkonsum ist weltweit einer<br />

der wichtigsten Risikofaktoren<br />

für Morbidität und Mortalität<br />

und deshalb gesundheitspolitisch<br />

höchst rel<strong>ev</strong>ant.“ So<br />

steht es im Vorwort II zur englisch-sprachigen<br />

<strong>Ausgabe</strong> des<br />

Buches von Babor u.a. „Alcohol:<br />

No Ordinary Commodity.“<br />

Für dieses Buch haben sich<br />

die führenden WissenschaftlerInnen<br />

der Alkoholforschung<br />

weltweit zusammengeschlossen,<br />

um im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation<br />

die Fakten,<br />

die für eine politische Wertung<br />

der notwendigen alkoholpolitischen<br />

Maßnahmen notwendig<br />

sind, zusammen zu tragen.<br />

Es ist das Verdienst einer<br />

Reihe von deutschen, schweizerischen<br />

und österreichischen<br />

ForscherInnen, dieses Buch ins<br />

Deutsche übersetzt zu haben.<br />

Dabei wurden nicht nur die en-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

glischen Kapitel übersetzt, die<br />

quasi den Weltwissensstand<br />

wiedergeben, sondern diese<br />

Aspekte auch in zusätzlichen<br />

Kapiteln auf die einzelnen Länder<br />

übertragen.<br />

Herausgekommen ist dabei<br />

ein Buch, das zur Grundlagenliteratur<br />

im Bereich der Alkoholpolitik<br />

gehört.<br />

Thomas Babor, Alkohol – Kein gewöhnliches<br />

Konsumgut, Verlag Hogrefe,<br />

59,95 Euro, ISBN 3-8017-1923-5.<br />

Einelternfamilien<br />

Hilfen für<br />

Alleinerziehende<br />

Die Anzahl alleinerziehender<br />

Eltern nimmt zu. Gleichzeitig<br />

wächst – wenn auch gering –<br />

die gesellschaftliche Anerkennung<br />

dieser Lebensform. Doch<br />

wie sieht die Lebenssituation<br />

von Einelternfamilien in Deutschland<br />

aus? Erhalten sie die<br />

Unterstützung, die sie eigentlich<br />

benötigen? Das Werk beschäftigt<br />

sich mit den sehr unterschiedlichen<br />

Modellen von<br />

Einelternfamilien, formuliert die<br />

daraus resultierenden Bedürfnisse<br />

nach institutioneller Unterstützung<br />

und eröffnet einen<br />

Blick auf die Einelternfamilie<br />

aus soziologischer, entwicklungspsychologischer<br />

und sozialrechtlicher<br />

Sicht. Kein Hand-<br />

buch für den Alltag, sondern<br />

für Fachleute und WissenschaftlerInnen.<br />

Jörg M. Fegert u.a. (Hrsg.), Hilfen für<br />

Alleinerziehende, Beltz/Votum-Verlag,<br />

312 Seiten, 27,90 Euro, ISBN 3-407-<br />

55996-8.<br />

Anzeige<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

Entwicklungschance<br />

Kinderbetreuung<br />

außer Haus<br />

Was brauchen Kinder für eine<br />

„gute“ Entwicklung? Die „Fremdbetreuung“<br />

in Krippen, Kindertagesstätten<br />

oder Horten wird<br />

angesichts des wachsenden<br />

Anspruchs der Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf sowie unter<br />

den Eindrücken der PISA-<br />

Studie mit dem Bildungsaspekt<br />

ausgebaut und immer bedeutsamer,<br />

Unsicherheiten und<br />

Schuldgefühle sind bei vielen<br />

Eltern aber nicht verschwunden:<br />

Leidet mein Kind unter<br />

meiner Abwesenheit? Kann es<br />

genauso gefördert werden, wie<br />

wenn sich die Eltern selbst darum<br />

kümmern? Neueste Untersuchungen<br />

zeigen deutlich,<br />

dass Familien ergänzende Betreuung<br />

sich positiv auf die Entwicklung<br />

auswirkt. Mit diesen<br />

Befunden befasst sich das Buch<br />

ebenso wie mit den Grundfragen<br />

von Eltern, Fachkräften und<br />

Politik. Dabei werden Angebo-


te und Rahmenbedingungen in<br />

Deutschland und der Schweiz<br />

unter die Lupe genommen und<br />

Perspektiven sowie Handlungsbedarf<br />

entwickelt.<br />

Andrea Lanfranchi u.a. (Hrsg.), Kinderbetreuung<br />

außer Haus, Haupt-Verlag,<br />

192 Seiten, 22 Euro, ISBN 3 258<br />

06748 1.<br />

Aufbruch oder Irrweg?<br />

Persönliche Budgets<br />

Persönliche Budgets in der Pfelge<br />

oder der Behindertenhilfe<br />

sind im Trend. In etlichen Ländern<br />

Europas werden dazu seit<br />

rund zehn Jahren bereits systemische<br />

Erfahrungen gesammelt.<br />

Doch können persönliche<br />

Budgets tatsächlich das halten,<br />

was sie versprechen: Unterstützung<br />

der Autonomie und der<br />

Selbstbestimmung, höhere Effizienz<br />

in der Leistungserbringung<br />

oder Kosteneinsparung?<br />

Damit setzten sich die AutorInnen<br />

kritisch auseinander und<br />

zeigen mögliche Chancen und<br />

Probleme des persönlichen<br />

Budgets auf. Erfahrungen und<br />

Modellprojekte aus der Praxis<br />

sowie konzeptionelle Beiträge<br />

dokumentieren die gegenwärtige<br />

nationale und internationale<br />

Diskussion. Ein Materialienteil<br />

mit Kommissionsberichten, gesetzlichen<br />

Grundlagen sowie<br />

Details zu Projekten runden das<br />

Arbeitshandbuch ab.<br />

Thomas Klie u.a. (Hrsg.), Persönliche<br />

Budgets – Aufbruch oder Irrweg.,<br />

Vincentz-Verlag, 466 Seiten, 29,80<br />

Euro, ISBN 3-87870-488-7.<br />

Ein Vergleich<br />

Armut und Kindheit<br />

Ursachen und Erscheinungsformen<br />

von Kinderarmut in Ostund<br />

Westdeutschland, auf dem<br />

Land und in der Stadt sowie in<br />

der sogenannten Ersten und<br />

Dritten Welt werden in diesem<br />

Band miteinander verglichen.<br />

Im Rahmen einer dualen Armutsforschung,<br />

die sowohl gesellschaftliche<br />

Strukturen und<br />

subjektive (Kinder-) Perspektiven<br />

einfängt als auch der Armutsstruktur<br />

auf den Grund<br />

Anzeige<br />

VBLU<br />

geht, entwickeln die ForscherInnen<br />

bildungs-, familien-, sozialund<br />

entwicklungspolitische<br />

Gegenstrategien sowie Konzepte<br />

für Soziale Arbeit und<br />

Sozialpädagogik.<br />

Christoph Butterwege u.a., Armut und<br />

Kindheit, Verlag für Sozialwissenschaften,<br />

319 Seiten, 19,90 Euro, ISBN<br />

3-531-33707-6.<br />

Soziale Unternehmen<br />

Kosten- und<br />

Leistungsrechnung<br />

Non-Profit-Organisationen (NPO)<br />

sehen sich immer komplexeren<br />

Veränderungen in ihrem Umfeld<br />

ausgesetzt. Durch Gesetzesänderungen<br />

verändern sich<br />

die Finanzierungsstrukturen und<br />

damit gleichzeitig die Leistungserbringung<br />

in allen Hilfebereichen<br />

von der Jugendhilfe über<br />

die Behindertenhilfe bis zur Altenhilfe.<br />

Das Handeln und Denken<br />

in einer sozialen NPO ist<br />

von operativen Verwaltungsansätzen<br />

geprägt, um so stärker<br />

müssen heute die Menschen in<br />

den Mittelpunkt des Interesses<br />

rücken, die die Budget- und Kostenstellenverantwortungübernehmen.<br />

Ferner wird der neu<br />

entstehende Berufsstand der<br />

SozialwirtIn/SozialmanagerIn<br />

angesprochen. Zunehmend stehen<br />

sie vor der Aufgabe, ihre<br />

Arbeit nicht nur fachlich, sondern<br />

auch wirtschaftlich begründen<br />

und verantworten zu<br />

müssen. Der Umgang mit betriebswirtschaftlichen<br />

Daten<br />

und Zahlen gehört immer mehr<br />

zur unabdingbaren Basiskompetenz.<br />

Dieses Fachbuch vermittelt<br />

die Grundlagen der Kosten- und<br />

Leistungsrechnung. Es versetzt<br />

Budgetverantwortliche in die Lage,<br />

die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

ihres Handelns zu<br />

verstehen, gegenüber internen<br />

und externen Verwaltungs- und<br />

Wirtschaftsleuten sprachfähiger<br />

zu werden und ihre fachlichen<br />

Anliegen auch wirtschaftlich<br />

durchsetzen zu können.<br />

Robert Bachert, Kosten- und Leistungsrechnung,<br />

Juventa-Verlag, 164 Seiten,<br />

12,50 Euro, ISBN 3-7799-0739-9.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

27


28 FACHINFORMATIONEN<br />

A LTENHILFE/<br />

A MBULANTE<br />

D IENSTE<br />

BAGSO<br />

EU: Ältere nicht<br />

ausklammern<br />

Anlässlich der Anrufung des<br />

Vermittlungsausschusses zum<br />

Antidiskriminierungsgesetz hat<br />

die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisationen<br />

(BAGSO) erklärt, sie halte ein<br />

Antidiskriminierungsgesetz, in<br />

dem die Merkmale „Alter“ und<br />

„Behinderung“ in gleicher<br />

Weise wie andere Diskriminierungstatbestände<br />

behandelt<br />

werden, für notwendig. Das im<br />

Juli vom Bundesrat gestoppte<br />

und an den Vermittlungsausschuss<br />

überwiesene Gesetz,<br />

hatte diese Gruppen explizit<br />

eingeschlossen. Bei einer Neufassung<br />

muss das gleichermaßen<br />

der Fall sein, fordert die<br />

BAGSO.<br />

Zurzeit gebe es nicht nur in<br />

der Arbeitswelt, sondern auch<br />

im Zivilrechtsverkehr zahlreiche<br />

offene und verdeckte Benachteiligungen<br />

wegen des Lebensalters.<br />

Daher fordert die<br />

BAGSO, das Merkmal „Alter“<br />

auch in den zivilrechtlichen Teil<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

eines Gesetzes gegen Diskriminierungen<br />

einzubeziehen. Speziell<br />

im Versicherungsbereich<br />

sieht sie vordringlichen Handlungsbedarf.<br />

Die ausführliche<br />

Stellungnahme der BAGSO zu<br />

einem Antidiskriminierungsgesetz<br />

findet sich im Internet unter<br />

www.bagso.de/positionen.htm.<br />

Pilotstudie<br />

Betreute Wohngruppen<br />

Auf der Suche nach zukunftsträchtigen<br />

Wohnformen für<br />

hilfe- und pflegebedürftige ältere<br />

Menschen rücken seit geraumer<br />

Zeit Wohnformen in den<br />

Blick, bei denen Hilfe- und Pflegebedürftige<br />

in kleinen Gruppen<br />

in einem gemeinsamen<br />

Haushalt zusammenleben und<br />

von Betreuungskräften unterstützt<br />

werden. Sowohl bei älteren<br />

Menschen und deren Angehörigen<br />

als auch bei Akteuren<br />

der Altenhilfe stößt dieses<br />

Wohnkonzept auf wachsendes<br />

Interesse. Jedoch haben diese<br />

Wohnprojekte – vor allem wenn<br />

sie ambulant betrieben werden<br />

–mit einer Fülle von Problemen<br />

bei der Umsetzung zu kämpfen.<br />

Hinzu kommt, dass wenig<br />

Erfahrungswissen über die Projektlandschaft<br />

vorliegt.<br />

Anzeige<br />

Bank für<br />

Sozialwirtschaft<br />

Eine Pilotstudie, welche im<br />

Rahmen des Gemeinschaftsprojektes<br />

der Bertelsmann Stiftung<br />

und des Kuratorium Deutsche<br />

Altershilfe „Leben und<br />

Wohnen im Alter“ erstellt worden<br />

ist, leistet einen ersten Beitrag,<br />

um diese Informationslücken<br />

zu schließen. Ihre Ergebnisse<br />

werden in Band 4<br />

und 5 der gleichnamigen Reihe<br />

veröffentlicht.<br />

Band 4 „Betreute Wohngruppen<br />

– Pilotstudie“ gibt einen<br />

Überblick über die wichtigsten<br />

Strukturdaten ambulant<br />

betreuter Wohngruppen. Er<br />

enthält eine ausführliche Darstellung<br />

der Bewohner-, Leistungs-<br />

und Kostenstruktur der<br />

praktizierten Wohnprojekte.<br />

Die Studie gibt auch einen Einblick<br />

in unterschiedliche Betreuungskonzepte<br />

und Probleme<br />

bei der praktischen Umsetzung.<br />

Band 5 „Betreute Wohngruppen:<br />

Fallbeispiele und<br />

Adressliste“ enthält eine ausführliche<br />

Darstellung von Beispielen<br />

aus den Fallstudien und<br />

bietet dem interessierten Leser<br />

eine Fülle von Einzelinformationen<br />

über den Wohn- und Lebensalltag<br />

in vier untersuchten<br />

betreuten Wohngemeinschaften.<br />

Darüber hinaus enthält der<br />

Band einen quantitativen Überblick<br />

über das Angebot an<br />

ambulant betreuten Wohngemeinschaften<br />

in Deutschland.<br />

Dafür wurde eine umfassende<br />

Adressenrecherche durchgeführt<br />

und in einer Adressenliste<br />

zusammengestellt.<br />

Band 4 (8,- Euro zzgl. Versandkosten)<br />

und Band 5 (4,50<br />

Euro zzgl. Versandkosten) können<br />

bestellt werden bei: Kuratorium<br />

Deutsche Altershilfe,<br />

Abteilung Versand, An der<br />

Pauluskirche, 350677 Köln,<br />

Tel.: 02 21/ 93 18 -470, Fax:<br />

-476, E-Mail: versand@kda.de,<br />

Internet: www.kda.de<br />

Zehn Eckpunkte<br />

Entbürokratisierung<br />

im Heimrecht<br />

Mit zehn Eckpunkten will das<br />

Bundesministerium für Familien,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

(BMFSFJ) das Heimrecht weniger<br />

bürokratisch gestalten und<br />

damit den Pflegekräften mehr<br />

Zeit für ihre eigentlich Aufgabe,<br />

nämlich die Pflege von<br />

Menschen, verschaffen sowie<br />

neue Wohnformen fördern.<br />

Nachfolgend das dem Kabinett<br />

im Juli vorgelegte Zehnpunktepapier<br />

im Wortlaut:<br />

„Angesichts der Herausforderungen,<br />

die sich aus den Veränderungen<br />

im Altersaufbau<br />

unserer Gesellschaft ergeben,<br />

ist es eine der zentralen Aufgaben<br />

der Politik, die Weiterentwicklung<br />

der ambulanten, teilstationären<br />

und stationären<br />

Pflege durch neue Konzepte,<br />

besonders aber auch durch<br />

den Abbau unnötiger Vorschriften<br />

zu fördern. Die Vorschriften<br />

des Heimrechts spiegeln das<br />

Schutzbedürfnis aus der Zeit<br />

des Ausbaus der klassischen<br />

Heimstrukturen wider. Dieses<br />

Schutzbedürfnis hat sich heute<br />

gewandelt, weil viele Menschen<br />

ein Bedürfnis nach individuellem,<br />

„normalem“ Wohnen<br />

auch in Einrichtungen haben.<br />

Die Vorschriften müssen so gestaltet<br />

werden, dass Entwicklungen,<br />

die den Bedürfnissen der<br />

Menschen entsprechen, nicht<br />

behindert, sondern erleichtert<br />

werden.


Um diese Zielsetzung zu erreichen,<br />

sind die vorhandenen<br />

Möglichkeiten, das Heimrecht<br />

zu entbürokratisieren und in seinem<br />

Kontrollcharakter zu verändern,<br />

intensiv zu nutzen.<br />

Ein Schwerpunkt im Rahmen<br />

dieses Prozesses zum Abbau bürokratischer<br />

Vorschriften liegt<br />

darin, das Entstehen neuer<br />

Wohn- und Betreuungsformen<br />

nicht nur zu erleichtern, sondern<br />

auch gezielt zu fördern. Darüber<br />

hinaus sind die Streichung<br />

einzelner Vorschriften, die Harmonisierung<br />

widersprüchlicher<br />

und missverständlicher Regelungen<br />

in Heimgesetz und SGB XI<br />

und die Verbesserung der Koordination<br />

zwischen den Prüfungsinstanzen<br />

vorgesehen.<br />

Zur Entbürokratisierung der<br />

Pflege und zur Ermunterung,<br />

neue Wohnformen zu entwikkeln,<br />

werden daher folgende<br />

Eckpunkte vorgelegt:<br />

1. Auf ambulant betreute Wohngemeinschaften<br />

findet das<br />

Heimrecht keine Anwendung.<br />

Dies gilt, wenn folgende Kriterien<br />

erfüllt sind:<br />

Bewohnerinnen und Bewohner<br />

können Betreuungs- und Pflegedienste<br />

frei wählen (auch den<br />

Pflegedienst des Trägers).<br />

Bewohnerinnen und Bewohner<br />

können ihr Zusammenleben in<br />

der Wohngemeinschaft selbstbestimmt<br />

gestalten.<br />

In der Wohngemeinschaft leben<br />

nicht mehr als 12 betreuungsbedürftige<br />

Personen.<br />

2. Die Erprobung von neuen<br />

Wohn- und Betreuungsformen<br />

wird unterstützt und unbefristet<br />

zugelassen.<br />

Um das Entstehen neuer Wohnund<br />

Betreuungsformen zu unterstützen<br />

wird die Erprobungsregel<br />

des § 25 a Heimgesetz neu<br />

gestaltet. Die Befristung der Geltungsdauer<br />

entfällt.<br />

Zur Erprobung neuer Wohn- und<br />

Betreuungsformen soll von Vorgaben<br />

des Heimgesetzes und<br />

seiner Verordnungen befreit werden,<br />

wenn dies mit den Interessen<br />

und Bedürfnissen der Bewohnerinnen<br />

und Bewohner vereinbar<br />

ist.<br />

3. Die Anzeigepflichten werden<br />

reduziert.<br />

4. Mehrfachprüfungen durch<br />

Heimaufsicht und MDK (Medi-<br />

zinischer Dienst der Krankenversicherungen)<br />

werden vermieden.<br />

Die Regelung zur Zusammenarbeit<br />

von Heimaufsicht und MDK<br />

nach § 20 Abs. 5 HeimG wird<br />

so gestaltet, dass Mehrfachprüfungen<br />

vermieden werden.<br />

5. Sich widersprechende Regelungen<br />

in HeimG und SGB XI<br />

werden harmonisiert.<br />

Die derzeit unterschiedlichen<br />

Regelungen zur Beendigung<br />

des Heimvertrages im Todesfall<br />

im Heimgesetz (§ 8 Abs. 8)<br />

und im SGB XI (§ 87a Abs. 1)<br />

werden harmonisiert. Gleiches<br />

gilt für die derzeit unterschiedlichen<br />

Regelungen zum Inkrafttreten<br />

einer Entgelterhöhung im<br />

Heimgesetz (§ 7 Abs. 3) und<br />

im SGB XI (§ 85 Abs. 6).<br />

6. Einrichtungen der Tages- und<br />

Nachtpflege werden von den<br />

Vorgaben der Heimpersonalverordnung<br />

und der Heimmindestbauverordnung<br />

ausgenommen.<br />

Es hat sich gezeigt, dass die<br />

strengen Anforderungen der<br />

Heimpersonalverordnung und<br />

der Heimmindestbauverordnung<br />

in teilstationären Einrichtungen<br />

wie Tages- und Nachtpflege<br />

nicht erforderlich sind.<br />

Anzeige<br />

Orochemie<br />

7. Entbürokratisierungsinitiative<br />

zu Landesregelungen<br />

Das Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

wird mit den Ländern Gespräche<br />

aufnehmen, um einen<br />

Abbau von Vorschriften und Vorgaben<br />

auch in deren Zuständigkeitsbereichen<br />

(z.B. im Brandschutz,<br />

in der Durchführung der<br />

Lebensmittelhygiene und in der<br />

Gesundheitsvorsorge) zu erreichen.<br />

8. Effektivere Beratung soll Prüftätigkeit<br />

ersetzen<br />

Das Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Ju-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

29


30 FACHINFORMATIONEN<br />

gend wird im Rahmen der Gespräche<br />

mit den Ländern darauf<br />

hinwirken, dass die Prüftätigkeit<br />

der Heimaufsicht kooperativ beratend<br />

und ergebnisorientiert<br />

ausgestaltet wird.<br />

Das Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

wird gemeinsam mit allen Beteiligten<br />

Modelle der Zusammenarbeit<br />

von Heimaufsicht und MDK<br />

erarbeiten und gute Beispiele<br />

der Zusammenarbeit von Heimaufsicht<br />

und MDK sammeln und<br />

allen Beteiligten anbieten.<br />

9. Qualifizierungsmaßnahmen<br />

Das Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

wird ein Qualifizierungsprogramm<br />

für das Personal in<br />

Diensten und Einrichtungen initiieren,<br />

bei dem das Thema „Entbürokratisierung“<br />

im Mittelpunkt<br />

steht. Hierzu gehört u. a.<br />

• die Vereinfachung der Pflegedokumentation,<br />

• ein Multiplikatorenprogramm<br />

zur Ausschöpfung von Entbürokratisierungspotenzialen,<br />

• die Entwicklung von Kompetenzteams<br />

zur Beratung von<br />

Einrichtungen im Hinblick auf<br />

die Vermeidung unnötigen<br />

Verwaltungsaufwandes.<br />

10. Beispiele bester Praxis austauschen<br />

Das Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

wird bestpractice-Beispiele<br />

aus der Praxis zusammenführen,<br />

<strong>ev</strong>aluieren und durch geeignete<br />

Informationsmaßnahmen den<br />

Einrichtungen zur Verfügung stellen.“<br />

■ E UROPA<br />

Europa altert<br />

„Lokale Ansätze haben<br />

Vorrang“<br />

„Wie die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten<br />

mit den Folgen<br />

des demografischen Wandels<br />

umgehen, ist Angelegenheit<br />

der jeweiligen Mitgliedstaaten“,<br />

betont der Deutsche Verein<br />

in seiner Stellungnahme<br />

„Angesichts des demografischen<br />

Wandels – Eine neue Solidarität<br />

zwischen den Generationen“.<br />

Europäische Initiativen<br />

seien als flankierende Maß-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

nahmen sinnvoll, rechtlich<br />

seien sie jedoch nachrangig.<br />

„Der demografische Wandel<br />

in Europa ist ein Länder<br />

übergreifendes Phänomen – zu<br />

lösen sind die Probleme aber<br />

vor Ort“, erklärt der Vorsitzende<br />

des Deutschen Vereins für<br />

öffentliche und private Fürsorge<br />

Konrad Deufel, die Stellungnahme<br />

zum Grünbuch der Europäischen<br />

Kommission. Jeder<br />

Mitgliedstaat, jede Region, jede<br />

Kommune und jeder Bürger<br />

erlebe den demografischen<br />

Wandel auf eine andere<br />

Weise. Daher dürfe Europa<br />

nur dort tätig werden, wo das<br />

gemeinsame Handeln einen<br />

Mehrwert biete. So sehe es<br />

auch das Europarecht vor.<br />

Der Deutsche Verein begrüßt,<br />

dass das Grünbuch erstmals<br />

die Generationensolidarität<br />

und -gerechtigkeit in den<br />

Mittelpunkt der Überlegungen<br />

stellt. Dieser Gedanke müsse<br />

sich in politischen Ansätzen<br />

wieder finden.<br />

■ G ESUNDHEIT<br />

Studie<br />

Jugendliche trinken<br />

weniger Alkohol<br />

Jugendliche trinken wieder weniger<br />

Alkohol. Nach den alarmierenden<br />

Zahlen der vergangenen<br />

Jahre vor allem <strong>beim</strong> Konsum<br />

von Alkopops hat eine Untersuchung<br />

der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA)<br />

nun einen Rückgang festgestellt.<br />

Dabei geht der Anteil der 12- bis<br />

17-jährigen Jugendlichen, die<br />

mindestens einmal im Monat spirituosenhaltige<br />

Alkopops trinken,<br />

von 28 Prozent im Jahr 2004<br />

auf 16 Prozent im Jahr 2005 zurück.<br />

Noch deutlicher reduzieren<br />

die 12- bis 15-Jährigen den Konsum:<br />

Von 20 Prozent in 2004<br />

auf 10 Prozent in 2005.<br />

Der Alkopopkonsum steht<br />

dabei im Mittelpunkt der Erhebung.<br />

Ziel der Untersuchung ist<br />

die Überprüfung der Auswirkungen<br />

des „Alkopopsgesetzes“<br />

vom 2. August 2004, in dem eine<br />

Sondersteuer auf spirituosenhaltige<br />

Alkopops sowie eine<br />

Kennzeichnungspflicht festge-<br />

legt wurden. Die jetzt vorliegenden<br />

Ergebnisse zeigen, dass bei<br />

Jugendlichen sowohl der Alkopopkonsum<br />

als auch der Alkoholkonsum<br />

insgesamt zurückgegangen<br />

sind.<br />

Wesentliche Gründe für diese<br />

Entwicklung sind der gestiegene<br />

Preis dieser Getränke<br />

durch die Einführung der Alkopopsteuer<br />

und ein besseres Wissen<br />

über die gesundheitlichen<br />

Gefahren.<br />

Die BZgA hat die Jugendlichen<br />

auch zum Konsum weinund<br />

bierhaltiger Alkopops und<br />

zum Alkopopspulver befragt.<br />

Beide Produktarten unterliegen<br />

nicht der Sondersteuer. Trotzdem<br />

geht auch hier der Anteil<br />

von 23 auf 21 Prozent zurück.<br />

Das Alkopops-Brausepulver<br />

spielt so gut wie keine Rolle für<br />

junge Menschen. 0,58 Prozent<br />

der 12- bis 15-Jährigen und<br />

0,78 Prozent der 12- bis 17-Jährigen<br />

haben dieses Produkt pro<br />

Monat getrunken.<br />

Um zu prüfen, ob der Konsumrückgang<br />

bei den Alkopops<br />

durch andere Alkoholika ersetzt<br />

wird, hat die Bundeszentrale für<br />

gesundheitliche Aufklärung<br />

auch den Konsum weiterer Alkoholarten<br />

untersucht. Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass Bier und Spirituosen<br />

in unveränderter Menge<br />

getrunken werden. Ein Rükkgang<br />

ist bei Wein/Sekt und<br />

Cocktails/Longdrinks zu beobachten,<br />

vor allem bei männlichen<br />

Jugendlichen.<br />

Insgesamt zeichnet sich so<br />

ein Rückgang in der Alkoholmenge<br />

bei Jugendlichen ab.<br />

Nahmen die 12- bis 17-Jährigen<br />

im Jahr 2004 noch 43,9<br />

Gramm pro Woche durch<br />

alkoholische Getränke zu sich,<br />

so liegt die konsumierte Alkoholmenge<br />

im Jahr 2005 bei 35,7<br />

Gramm pro Woche. Auch der<br />

riskante Alkoholkonsum nimmt<br />

in dieser Altersgruppe ab: Der<br />

Anteil Jugendlicher, die in den<br />

letzten 30 Tagen mindestens einmal<br />

fünf oder mehr Gläser<br />

hintereinander getrunken haben<br />

(Binge Drinking) geht von 23<br />

auf 19 Prozent zurück.<br />

Dennoch dürfe laut BZgA<br />

keine Entwarnung <strong>beim</strong> Alkoholkonsum<br />

junger Menschen gegeben<br />

werden.<br />

Der Kurzbericht der Studie<br />

„Entwicklung des Alkoholkonsums<br />

Jugendlicher“ ist im Internet<br />

(www.bzga.de) zu finden.<br />

■ K INDER- UND<br />

J UGENDHILFE<br />

Medienpaket<br />

Damit Jugendliche nicht<br />

schwanger werden<br />

Die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA) hat<br />

ein neues Medienpaket für Beratungskräfte<br />

zur Prävention<br />

von Schwangerschaften bei<br />

Minderjährigen vor gestellt. Die<br />

große Mehrheit der Jugendlichen<br />

verhält sich <strong>beim</strong> ersten<br />

Geschlechtsverkehr verantwortungsbewusst,<br />

stellt die BZgA<br />

fest. 63 Prozent der Mädchen<br />

und 65 Prozent der Jungen verhüten<br />

<strong>beim</strong> ersten Mal mit Kondom<br />

und/oder 33/26 Prozent<br />

(Mädchen/Jungen) mit der Pille.<br />

Mit zunehmender Erfahrung<br />

verbessert sich das Verhütungsverhalten<br />

und die große Mehrheit<br />

der Jugendlichen nutzt Verhütungsmittel.<br />

Obwohl im internationalen<br />

Vergleich die Zahl<br />

der Teenager-Schwangerschaften<br />

in Deutschland auf einem<br />

niedrigen Niveau liegt, beobachtet<br />

die BZgA seit Jahren ein<br />

gleichmäßiger Anstieg.<br />

Deshalb müssten Kinder<br />

und Jugendliche frühzeitig zu<br />

Fragen der Sexualität informiert<br />

und aufgeklärt werden.<br />

„Davon ausgehend, dass eine<br />

umfassende, lebensbegleitende<br />

Sexualaufklärung die beste<br />

Prävention ist, hat die Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche<br />

Aufklärung ein neues Medienpaket<br />

für Beratungskräfte, Gynäkologen,<br />

Gesundheitsämter<br />

und pädagogische Fachkräfte<br />

entwickelt“, erklärt die Direktorin<br />

Elisabeth Pott. Damit werde<br />

MultiplikatorInnen aus Beratungsstellen,<br />

Schulen und der<br />

Jugendarbeit eine Fülle an Informationen<br />

zur Verfügung gestellt,<br />

wie Studienergebnisse,<br />

Expertisen, Antworten auf die<br />

am häufigsten gestellten Fragen,<br />

eine Übersicht aller BZgA-<br />

Materialien zu Körperwissen<br />

und Verhütung und ein neues<br />

Medium speziell für Mädchen.


Das Medienpaket (Bestell-<br />

Nr. 13 050 000) richtet sich<br />

an Beratungskräfte und Fachpersonal<br />

und ist kostenlos zu<br />

beziehen bei: Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung,<br />

51101 Köln, Fax: 0221-<br />

8992257, E-Mail: order@<br />

bzga.de, www.bzga.de<br />

ErzieherInnen<br />

Ausbildung im Ausland<br />

Eine frühe individuelle Förderung<br />

von Kindern ist entscheidend<br />

für spätere Bildungschancen.<br />

Das Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung (BMBF)<br />

legt daher in dem europäischen<br />

Berufsbildungsprogramm LEO-<br />

NARDO DA VINCI einen besonderen<br />

Schwerpunkt auf die Ausund<br />

Weiterbildung von Erzieher-<br />

Innen. Mit zwei Millionen Euro<br />

werden jetzt Auslandsaufenthalte<br />

von rund 1.200 ErzieherInnen<br />

aus Deutschland gefördert.<br />

Sie können so einen Teil ihrer<br />

Ausbildung in anderen europäischen<br />

Ländern absolvieren<br />

oder sich dort weiterbilden.<br />

Sie verbessern dabei ihre<br />

fachlichen und interkulturellen<br />

Kompetenzen und lernen weitere<br />

innovative pädagogische<br />

Ansätze anderer Staaten kennen.<br />

Schwerpunkte sind vor allem<br />

die frühkindliche und individuelle<br />

Förderung sowie die<br />

Förderung von Kindern mit<br />

Migrationshintergrund. Damit<br />

werden ErzieherInnen besser<br />

auf neue und steigende Anforderungen<br />

in Kindertagesstätten<br />

und auf die intensivere Zusammenarbeit<br />

mit Grundschulen<br />

vorbereitet.<br />

Anträge können über Berufsbildungseinrichtungen<br />

ab<br />

sofort bis zum 10. Februar<br />

2006 eingereicht werden, bei<br />

der InWEnt gGmbH, Weyerstr.<br />

79-83, 50676 Köln.<br />

Weitere Infos bei: Sibilla<br />

Drews, Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung<br />

gGmbH (InWEnt), Tel.: 0221 /<br />

20 98 -320, Fax: -114 oder<br />

Katharina Wiegmann, Nationale<br />

Agentur „Bildung für Europa“<br />

<strong>beim</strong> Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(NA <strong>beim</strong> BIBB),<br />

Tel.: 02 28 / 107-1019, Fax:<br />

- 2964, wiegmann@bibb.de.<br />

LBS-Kinderbarometer<br />

Von der Schulbank zum<br />

Schönheitschirurgen<br />

Fett absaugen, Nase richten<br />

– Schönheitsoperationen sind<br />

längst nicht mehr ungewöhnlich.<br />

Selbst Kinder verschwenden immer<br />

häufiger Gedanken daran,<br />

der Natur etwas nachzuhelfen,<br />

so das LBS-Kinderbarometer, eine<br />

repräsentative Untersuchung<br />

unter Kindern und Jugendlichen<br />

in Nordrhein-Westfalen. Demnach<br />

haben nach eigenen Angaben<br />

18 Prozent der Neun- bis<br />

14-jährigen bereits daran gedacht,<br />

durch eine Schönheitsoperation<br />

den in den Medien<br />

verbreiteten Idealen nahe zu<br />

kommen. „Ähnlich wie in Amerika<br />

denken die Mädchen häufiger<br />

an eine Schönheits-OPs als<br />

die Jungen“, erläutert Brigitte<br />

Niemer, Projektleiterin der LBSlnitiative<br />

Junge Familie, die die<br />

Studie in Auftrag gab. Am ehesten<br />

würden die Jugendlichen<br />

sich Fett absaugen lassen, was<br />

nach Einschätzung der Wissenschaftler<br />

des LBS-Kinderbarometers<br />

auf den erheblichen Problemdruck<br />

in diesem Bereich<br />

hinweist. Denn diese Präferenz<br />

entspricht einer anderen Aussage,<br />

wonach sich 25 Prozent der<br />

befragten Kinder und Jugendlichen<br />

als übergewichtig bezeichnen.<br />

„Das sind noch einmal<br />

zwei Prozentpunkte mehr<br />

als im letzten Erhebungsjahr“,<br />

so Brigitte Niemer, die darauf<br />

verweist, dass die Unzufriedenheit<br />

mit der eigenen Figur vor allem<br />

ein Problem der Mädchen<br />

sei. „Mädchen finden sich wesentlich<br />

häufiger zu dick als Jungen.<br />

Ihre Unzufriedenheit steigt<br />

mit dem Alter.“ Als zu dünn bezeichneten<br />

sich wie im Vorjahr<br />

sieben Prozent, für genau richtig<br />

hielten sich mehr als zwei Drittel<br />

(68 Prozent) der Kinder.<br />

Das LBS-Kinderbarometer ist<br />

eine Untersuchung der LBS-lnitiative<br />

Junge Familie, die vom Ministerium<br />

für Schule, Jugend und<br />

Kinder des Landes NRW unterstützt<br />

wird. Bereits im sechsten<br />

Jahr in Folge befragten die WissenschaftlerInnen<br />

des ProKidslnstituts<br />

aus Herten 2.000 repräsentativ<br />

ausgewählte Schulkinder<br />

an rund 100 Schulen in<br />

Anzeige<br />

Waldmann<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

31


32 FACHINFORMATIONEN<br />

NRW. Ziel ist es, Kindern eine<br />

Stimme zur Vertretung ihrer Interessen<br />

in der Öffentlichkeit zu<br />

verschaffen. Weitere Infos: Brigitte<br />

Niemer Telefon: 0251/<br />

412-5360 Fax: 0251/412-<br />

5190 E-Mail: brigitte.niemer@<br />

lbswest.de.<br />

■ M IGRATION<br />

Statistik<br />

Zahl der Asylanträge<br />

auf Rekordtief<br />

Im ersten Halbjahr 2005 wurden<br />

in Deutschland 14.428<br />

Asylerstanträge gestellt. Damit<br />

ist die Zahl der Asylbewerber<br />

im Vergleich zum zweiten Halbjahr<br />

2004 noch einmal um<br />

2.497 Personen oder 14,8 Prozent<br />

gesunken. Gegenüber<br />

dem Vergleichszeitraum des<br />

Vorjahres, dem ersten Halbjahr<br />

2004, ging die Zahl der Asylbewerber<br />

um 4.254 Personen<br />

oder 22,8 Prozent zurück.<br />

„Die Asylbewerberzahlen in<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

sind auch in diesem Jahr wieder<br />

spürbar gesunken“, erklärte dazu<br />

Bundesinnenminister Otto<br />

Schily. Seit Beginn seiner Amtszeit<br />

habe sich ihre Zahl von<br />

100.421 im Jahr 1998 auf<br />

34.560 im Jahr 2004 kontinuierlich<br />

verringert. „Dies ist auf<br />

die erfolgreiche Politik der<br />

Bundesregierung zurückzuführen:<br />

Zum einen hat sie durch ihr<br />

internationales Engagement zur<br />

Stabilisierung zahlreicher Krisengebiete<br />

und zur Eindämmung<br />

von Flüchtlingsströmen<br />

beigetragen“, so Schily. Eine gezielte<br />

Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />

vor Ort habe viele<br />

BürgerInnen beispielsweise aus<br />

Serbien und Montenegro oder<br />

Afghanistan veranlasst, in ihrer<br />

Heimat zu bleiben.<br />

Zum anderen sei der stetige<br />

Rückgang der Bewerberzahlen<br />

das Resultat einer erfolgreichen<br />

Zuwanderungspolitik, die den<br />

Missbrauch des Asylrechtes<br />

konsequent bekämpft und einen<br />

raschen Vollzug der Ausreisepflicht<br />

ermöglicht. Schily: „Mit<br />

dem Zuwanderungsgesetz ist<br />

erstmals eine wirksame Steuerung<br />

und Begrenzung der Zu-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

wanderung nach Deutschland<br />

durchgesetzt worden.“ Weiterhin<br />

deutlich rückläufig ist die<br />

Zahl der Asylbewerber aus den<br />

meisten Hauptherkunftsstaaten,<br />

etwa aus der Türkei. Hier sank<br />

die Zahl der Asylantragsteller im<br />

ersten Halbjahr 2005 im Vergleich<br />

zum Vorjahreszeitraum<br />

um 726 Erstanträge. Die Türkei<br />

bleibt damit allerdings weiterhin<br />

der zweitstärkste Herkunftsstaat<br />

für Asylbewerber.<br />

Memorandum<br />

Situation des<br />

Asylverfahrens<br />

Zusammen mit einem breiten<br />

Bündnis aus anderen Wohlfahrtsorganisationen,Richterund<br />

Anwaltsvereinigungen sowieMenschenrechtsorganisationen<br />

hat der <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

ein gemeinsames „Memorandum<br />

zur derzeitigen Situation<br />

des deutschen Asylverfahrens“<br />

veröffentlicht. Auf der Basis<br />

der Erfahrungen von Beratungsstellen,<br />

AnwältInnen und<br />

RechtsberaterInnen wird darin<br />

die gegenwärtige deutsche Praxis<br />

im Umgang mit Asylsuchenden<br />

dargestellt und an mehreren<br />

Punkten deutlich kritisiert.<br />

Sorge bereitet den Unterzeichnern<br />

des Papiers insbesondere<br />

die Qualität von Anhörungen<br />

und Entscheidungen im<br />

Asylverfahren. So wird etwa<br />

festgestellt, dass das Asylverfahren<br />

zum „Ort eines verdichteten<br />

Misstrauens“ geworden<br />

ist, in dem die Klärung des Reisewegs<br />

und der Zuständigkeit<br />

deutliche Priorität hat gegenüber<br />

der Ermittlung der Fluchtgründe.<br />

Obwohl die persönliche<br />

Anhörung das Herzstück<br />

des Verfahrens zur Ermittlung<br />

individueller Fluchtgründe darstellt,<br />

werden häufig Entscheidungen<br />

von Personen vorgenommen,<br />

die die Flüchtlinge<br />

nicht persönlich kennen gelernt<br />

haben. In der Abfassung der<br />

Entscheidungen werden zunehmend<br />

Textbausteine verwendet,<br />

die den individuellen Fluchtgründen<br />

nur wenig gerecht<br />

werden. Eine faire und ergebnisoffene<br />

Entscheidungsfindung<br />

wird unter solchen Bedingungen<br />

immer unwahrscheinlicher,<br />

heißt es in dem Memorandum.<br />

Darüber hinaus wird die aktuelle<br />

Praxis der in großer Zahl<br />

eingeleiteten Widerrufsverfahren<br />

gegen einmal gewährtes<br />

Asyl (insbesondere für Flüchtlinge<br />

aus Afghanistan und dem<br />

Irak) angesprochen, die in dieser<br />

Form den flüchtlingsrechtlichen<br />

Grundsätzen der Genfer<br />

Flüchtlingskonvention widerspreche.<br />

Mit dem Widerruf werden<br />

aus Flüchtlingen mit einem<br />

festen Aufenthaltsstatus in vielen<br />

Fällen lediglich noch Geduldete.<br />

Diese Statusverschlechterung<br />

geschieht, obwohl die Betroffenen<br />

auf absehbare Zeit nicht<br />

abgeschoben werden können.<br />

Die Bündnisorganisationen<br />

schlagen im Memorandum konkrete<br />

und teilweise auch kurzfristig<br />

umsetzbare Maßnahmen<br />

vor, um zu gewährleisten, dass<br />

Schutzbedürftige ihren Rechtsanspruch<br />

in einem fairen Verfahren<br />

geltend machen können.<br />

Ziel des Memorandums ist<br />

eine öffentliche Debatte sowie<br />

ein Kurswechsel der Politik.<br />

Das Memorandum findet<br />

sich auf den Internetseiten der<br />

<strong>AWO</strong> (www.awo.org) und ist<br />

als Broschüre in Einzelexemplaren<br />

im Fachbereich Migration<br />

des Bundesverbandes erhältlich.<br />

Weitere Infos bei Susanne<br />

Bourgeois, brg@awobu.awo.<br />

org, Tel.: 0228/66 85 -255.<br />

■ S UCHTHILFE<br />

Drogen und Sucht<br />

Broschüre zum<br />

Aktionsplan<br />

Die Drogenbeauftragte der<br />

Bundesregierung hat eine neue<br />

Broschüre „Drogen und Sucht“<br />

herausgebracht. Damit wird auf<br />

den zur Zeit geltenden Aktionsplan<br />

Drogen und Sucht hingewiesen<br />

und Eckpunkte werden<br />

erläutert. Sie kann bestellt werden<br />

mit der Best-Nr. A 600 bei:<br />

Bundesministerium für Gesundheit<br />

und Soziale Sicherung, Ref.<br />

Information, Publikation, Redaktion,<br />

Postfach 500, 53108<br />

Bonn, Tel.: 018 05 /15 15 10,<br />

Fax: 01805/151511, E-Mail:<br />

info@bmgs.bund.de, Internet:<br />

www.bmgs.bund.de.<br />

Selbsthilfe Sucht<br />

Beratung bei Problemen<br />

im Internet<br />

Bereits im vergangenen Jahr hat<br />

die die Deutsche Hauptstelle für<br />

Suchtfragen eine Tagung zum<br />

Thema „Suchtselbsthilfe <strong>online</strong><br />

veranstaltet. Mit Unterstützung<br />

der Fördergemeinschaft der Ersatzkassen<br />

ist es möglich, diese<br />

Arbeit zu vertiefen, und die<br />

DHS kann damit freiwillige MitarbeiterInnen<br />

aus den Selbsthilfegruppen<br />

und Selbsthilfeorganisationen,<br />

die eine eigene<br />

Webseite anbieten, nach Hamburg<br />

zu einem Seminar einladen.<br />

Das Programm entnehmen<br />

findet sich auf der DHS-Homepage<br />

(www.optiserver.de/dhs/<br />

veranstaltungen/index.html).<br />

Weitere Infos: E-Mail: Meyer@<br />

dhs.de und Schulte@dhs.de.<br />

Pünktlich zu dieser Tagung<br />

bietet die DHS einen Leitfaden<br />

an für Selbsthilfegruppen, die im<br />

Internet über Abhängigkeiten informieren<br />

wollen. Der Leitfaden<br />

kann mit einem mit 1,44 Euro<br />

frankierten DIN A5 Rückumschlag<br />

bestellt werden bei: DHS,<br />

Postfach 1369, 59003 Hamm.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

e. V., Oppelner Straße 130,<br />

53119 Bonn, Tel. 02 28/66 85-0,<br />

Fax 02 28/66 85-2 09,<br />

Internet:http://www.awo.org,<br />

e-mail: awomagazin@awobu.awo.org.<br />

Redaktion: Joachim F. Kendelbacher<br />

(v. i. S. d. P.), Jürgen Fergg. Länderredaktionen:<br />

Axel Sommer (Berlin),<br />

Sabine Ivert-Klinke (Schleswig-<br />

Holstein), Beate Rink-Pohl (Bremen),<br />

Martina Bartling (Niedersachsen),<br />

Klaus Neubauer, Erwin Tälkers<br />

(Nordrhein-Westfalen), Sigrid Wieder<br />

(Hessen), Arnd von Boehmer, Ute<br />

Eisenacher (Baden-Württemberg),<br />

Roland Märker (Saarland).<br />

Layout: Monika Penno, Bonn. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />

der Redaktion. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos kann keine Haftung übernommen<br />

werden. Die Redaktion behält<br />

sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.<br />

Anzeigen: FMS Fach Media Service,<br />

Verlagsgesellschaft mbH, Siemensstr.<br />

6, 61352 Bad Homburg, Tel.<br />

06172/6 70-507, Fax: 0 6172/<br />

6 70-5 36. Anzeigenschluss 6 Wochen<br />

vor dem 1. des Erscheinungsmonats.<br />

Z. Z. gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24.<br />

Druck: L. N. Schaffrath, Geldern<br />

Jahresabonnement: Das <strong>AWO</strong>-<br />

Magazin erscheint zweimonatlich<br />

und kostet 6 Euro (zzgl. 7% MwSt.)<br />

Adressenänderungen an den <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesverband senden. Abbestellungen:<br />

3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.


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34 LÄNDERMAGAZIN<br />

Praktikant Marco<br />

(mit der <strong>AWO</strong>-Kappe)<br />

wurde von den Kolleg-<br />

Innen des Pflegepersonals<br />

gut aufgenommen.<br />

Soviel Eigenarbeit wie<br />

möglich, soviel Versorgung<br />

wie nötig ist das<br />

Motto der betreuten<br />

Hausgemeinschaften.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Behinderter Jugendlicher schnupperte ins Berufsleben<br />

Marco im Seniorenzentrum: Bei allen beliebt<br />

Villingen-Schwenningen. Marco ist<br />

20 Jahre alt und Schüler der Karl-<br />

Wacker-Schule in Donaueschingen<br />

für geistig behinderte Kinder und<br />

Betreute Hausgemeinschaften in Nordhessen<br />

Sontra/Kassel. Mit dem Konzept<br />

der „Betreuten Hausgemeinschaften“<br />

reagiert die <strong>AWO</strong> Hessen-<br />

Nord auf die zunehmende Zahl<br />

demenzkranker Menschen. Im Januar<br />

2005 hat sie das nach diesem<br />

Konzept erbaute <strong>AWO</strong>-Seniorenheim<br />

in Sontra nahe Kassel eröffnet.<br />

Nach einem halben Jahr ist<br />

die Bilanz positiv: Die BewohnerInnen<br />

sind ausgeglichener und zu-<br />

Jugendliche. Zwei Monate lang erlebte<br />

er eine „Schule am anderen<br />

Ort“, wie es sein Klassenlehrer<br />

nennt: Marco absolvierte ein Praktikum<br />

im <strong>AWO</strong>-Seniorenzentrum<br />

VS-Schwenningen. Hier half er<br />

<strong>beim</strong> Essen servieren, Geschirr<br />

spülen, Betten machen und <strong>beim</strong><br />

Reinigen der Zimmer. Jeden Tag<br />

stand Marco um fünf Uhr auf und<br />

fuhr selbstständig mit dem Bus zur<br />

Arbeit, abends schrieb er noch einen<br />

Bericht in seine Praktikumsmappe.<br />

Obwohl es anstrengend für ihn<br />

war, war Marco von seinem Praktikum<br />

begeistert. Ihm gefiel der Kontakt<br />

mit den Menschen und er<br />

kannte bald schon fast alle <strong>beim</strong><br />

Namen, die in der <strong>AWO</strong>-Einrichtung<br />

wohnen und arbeiten. Diese<br />

wiederum erlebten Marco als<br />

Selbständig und doch betreut<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

friedener, weil sie ihren durch Aufgaben<br />

strukturierten Alltag in der<br />

Wohngemeinschaft als sinnvoll<br />

und freudvoll erleben, und das<br />

Pflege- und Servicepersonal ist gut<br />

eingespielt und mit der Arbeit zufrieden,<br />

weil es permanent die<br />

Rückmeldung der betreuten SeniorenInnen<br />

erfährt.<br />

„Betreute Hausgemeinschaften<br />

werden nicht in allen Pflegeheimen<br />

durchführbar sein, aber es ist eine<br />

Richtschnur für die Zukunft unserer<br />

stationären Altenhilfe. Die <strong>AWO</strong><br />

hat damit begonnen, neue Pflegeheime<br />

nach diesem Konzept zu erbauen<br />

und in bestehenden Häusern<br />

Teilbereiche danach umzustellen“,<br />

resümiert Michael Schmidt,<br />

Geschäftsführer der <strong>AWO</strong> gGmbH<br />

Nordhessen.<br />

Das <strong>AWO</strong>-Seniorenzentrum<br />

Sontra ist für 32 ständige BewohnerInnen<br />

ausrichtet und bietet<br />

außerdem sieben Kurzzeitpflegeplätze<br />

und vier Tagespflegeplätze.<br />

Kernstück des Lebens ist für jede<br />

der insgesamt drei Wohngruppen<br />

die geräumige Wohnküche, beste-<br />

freundlichen und hilfsbereiten jungen<br />

Mann, der offen auf andere<br />

zugeht. Viele schlossen ihn in den<br />

wenigen Wochen ins Herz.<br />

Ein Höhepunkt seines Praktikums<br />

war für Marco der Besuch<br />

von acht seiner MitschülerInnen. Er<br />

zeigte ihnen den Wohnbereich, für<br />

den er eingeteilt war, stellte ihnen<br />

die BewohnerInnen vor und erzählte<br />

von seinen Aufgaben. Wie Marco<br />

befinden sich derzeit zehn junge<br />

Frauen und Männer von der<br />

Karl-Wacker-Schule im Übergangsstadium<br />

zwischen Schule und Beruf<br />

– mit den Praktika sollen sie auf<br />

das Arbeitsleben vorbereitet werden.<br />

Marco zum Beispiel sammelte<br />

schon Erfahrungen in einer<br />

Gärtnerei, in der Küche einer<br />

Metzgerei und als Parkarbeiter.<br />

(UE)<br />

hend aus einem ausgebauten Küchenbereich<br />

mit Esstisch und einer<br />

gemütlichen Wohnecke. Hier spielt<br />

sich unter Betreuung einer ständig<br />

anwesenden Alltagsbegleiterin<br />

das Leben ab, das möglichst viel<br />

von einem ganz normalen Alltag<br />

beibehält. Kochen, Waschen und<br />

Putzen werden dabei als sinnvolle<br />

und tagesstrukturierende Aktivitäten<br />

in den Tagesablauf integriert.<br />

Hier wird erzählt, gespielt, gekocht<br />

und aufgeräumt. Hier findet<br />

der durch gemeinsame Aktivitäten<br />

strukturierte Alltag statt. Nach dem<br />

Prinzip „soviel Eigenarbeit wie<br />

möglich, soviel Versorgung wie nötig“<br />

wird der gesamte Lebensalltag<br />

der HeimbewohnerInnen gestaltet.<br />

„Das Konzept der alltagsorientierten<br />

Hausgemeinschaft funktioniert.<br />

Das bestätigt uns auch die<br />

Rückmeldung der Mitarbeiter und<br />

der Angehörigen. Sie merken,<br />

dass es den alten Menschen besser<br />

geht, dass sie sich ganz anders<br />

einbringen können und so sinngestaltend<br />

mehr am Leben teilhaben,“<br />

so der Einrichtungsleiter,<br />

Karl Janrond.<br />

Weitere Infos:<br />

<strong>AWO</strong>-Seniorenzentrum Sontra<br />

Tel.: 0 56 53 / 91 77-00


Foto: <strong>AWO</strong><br />

Senioren-Residenz St. Matheis<br />

Gute Luft, weiter Blick und<br />

Pflege auf höchstem Niveau<br />

Weiskirchen. Nach nur eineinhalbjähriger<br />

Bauzeit ist in<br />

Weiskirchen die Senioren-Residenz<br />

St. Matheis eröffnet worden.<br />

Acht Millionen Euro hat<br />

der <strong>AWO</strong>-Landesverband Saar<br />

in das neue Haus investiert und<br />

55 Arbeitsplätze geschaffen.<br />

St. Matheis verfügt über 101<br />

Plätze in 51 Einzel- und 25<br />

Zweibettzimmern. 25 Zimmer<br />

sind rollstuhlgerecht ausgebaut.<br />

Zum Angebot gehören<br />

stationäre Pflege und Kurzzeitpflege<br />

sowie betreutes Wohnen<br />

für Demenz-Kranke. Das<br />

Haus steht auch Angehörigen<br />

von Kurgästen offen.<br />

Gute Luft, weiter Blick und<br />

Pflege auf höchstem Niveau<br />

seien Kennzeichen des neuen<br />

Hauses, sagte <strong>AWO</strong>- Landesvorsitzender<br />

Paul Quirin bei der<br />

Eröffnung. „Wir bauen unsere<br />

Einrichtungen so, dass sie auch<br />

in Jahrzehnten noch attraktiv<br />

sind.“, so Quirin. Mit Blick auf<br />

die Lebensqualität alter und<br />

kranker Menschen verdiene dieser<br />

Aspekt durchaus mehr Beachtung<br />

– auch bei Aufsichtsbehörden<br />

und Kassen. (pm)<br />

Henriette-Fürth-Preis für<br />

Susanne Magnus<br />

Die Geschäftsführerin des Jugendwerks der <strong>AWO</strong> Hessen-Süd und<br />

Absolventin der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, Susanne<br />

Magnus (Mitte), hat für ihre Masterarbeit über Frauen in Führungspositionen<br />

den Henriette-Fürth-Preis bekommen. Die fünf Gutachterinnen,<br />

Expertinnen hessischer Hochschulen, waren sich in ihrem<br />

Urteil einig. Die Arbeit der 43-Jährigen sei von „herausragendem<br />

theoretischem Niveau in Argumentation und methodischem<br />

Vorgehen“. Sie sei ein Erkenntnisgewinn für die Frauen- und Genderforschung<br />

und decke „blinde Flecken“ der Forschung ab. Überreicht<br />

wurde ihr die Auszeichnung, die für die beste Diplom- oder<br />

Masterarbeit eines Jahrgangs zur Genderthematik an hessischen<br />

Fachhochschulen vergeben wird und gezielt den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs in der Frauen- und Genderforschung fördern<br />

soll, durch die EFH-Präsidentin Alexa Köhler-Offierski (rechts). Der<br />

Henriette-Führt-Preis ist mit 500 Euro dotiert und wird seit 2004 einmal<br />

jährlich vom gemeinsamen Frauenforschungszentrum der hessischen<br />

Fachhochschulen vergeben. Benannt ist der Preis nach der<br />

jüdischen Sozialpolitikerin, Frauenrechtlerin und Wissenschaftlerin<br />

Henriette Fürth, die 1861 in Gießen geboren wurde und bis zu ihrem<br />

Tod 1938 auch in Darmstadt und Frankfurt gewirkt hat.<br />

Anzeige<br />

Waldmann<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

35


36 LÄNDERMAGAZIN<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Jürgen Brockmann<br />

(von links), Gabriele<br />

Butzke, Hannelore<br />

Steenbock, Elke<br />

Stamer und Kai Bellstedt<br />

gehören zum<br />

neuen Beirat der<br />

Familienbildungsstätte<br />

in Schönkirchen.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Fragebogenaktion der Familienbildungsstätte<br />

Stärker auf Wünsche eingehen<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Schönkirchen. Gleich in seiner ersten<br />

Sitzung einigte sich der Beirat<br />

der <strong>AWO</strong>-Familienbildungsstätte<br />

(FBS) Probstei in Schönkirchen auf<br />

einige Neuerungen. Die Themenpalette<br />

der Seminarangebote soll<br />

erweitert werden. Stärker berücksichtigt<br />

werden sollen dabei die<br />

Interessen der 25- bis 35-Jährigen.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen ist für<br />

September eine Fragebogenaktion<br />

geplant, in der FBS-Kursteilnehmer<br />

ihre Wünsche vorbringen können.<br />

Als neue Angebote werden ein<br />

Kurs „Gestalten einer eigenen Homepage“<br />

sowie ein Seminar über<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

vorbereitet.<br />

Projekt „Technische Früherziehung“<br />

Wie kommt das Ei in die Flasche?<br />

Wolfsburg. Wenn Filmdosen fliegen<br />

und Münzen tanzen, wenn Gummibärchen<br />

tauchen und Knete<br />

schwimmt, wenn Brausepulver-Raketen<br />

starten und ein Sieb plötzlich<br />

wasserdicht ist, dann ist mal wieder<br />

Im Beirat der<br />

FBS arbeiten der<br />

<strong>AWO</strong>-Kreisvorsitzende<br />

Kai Bellstedt,<br />

die Vorsitzende<br />

des <strong>AWO</strong>-<strong>Ortsverein</strong>sSchönkirchen<br />

Elke Stamer,<br />

der stellvertretende<br />

Geschäftsführer<br />

der <strong>AWO</strong> Mittelholstein<br />

gGmbH<br />

Jürgen Brockmann,<br />

die Leiterin der FBS<br />

Hannelore Steenbock und die<br />

Landtagsabgeordnete Annette<br />

Langner zusammen.<br />

1979 war die FBS vom Kreisverband<br />

gegründet worden. Im Zuge<br />

der Strukturreform wurde der<br />

Betrieb an die <strong>AWO</strong> Mittelholstein<br />

gGmbH überführt. Rund 80 Honorarkräfte<br />

gehören zum Stamm der<br />

DozentInnen der FBS in Schönkirchen.<br />

Mehr Aufmerksamkeit für die<br />

Arbeit der FBS will der Beirat mit einem<br />

jährlichen Fest erreichen, auf<br />

dem Kursangebote präsentiert werden.<br />

Zudem soll ein FBS-Newsletter<br />

eingeführt werden, der per e-mail<br />

verschickt wird, teilte der Kreisvorsitzende<br />

Bellstedt mit. (siv)<br />

Experimentierstunde in der <strong>AWO</strong>-<br />

Kindertagesstätte Westhagen in<br />

Wolfsburg. Das Projekt „Technische<br />

Früherziehung“ wird von VW-Coaching<br />

mit EU-Mitteln unterstützt und<br />

soll Kinder in verschiedenen europäischen<br />

Ländern unter geschlechtsspezifischen<br />

Gesichtspunkten an<br />

naturwissenschaftliche Phänomene<br />

heranführen.<br />

Während einer Fachtagung erfuhren<br />

die Kita-Mitarbeiterinnen<br />

von einer Chemiedidaktin, wie naturwissenschaftliche<br />

Bildung bereits<br />

im Vorschulbereich etabliert werden<br />

kann. Außerdem sammelten sie auf<br />

einem Studientag eigene Erfahrungen.<br />

Seitdem experimentieren sie<br />

mit den Kindern regelmäßig in den<br />

unterschiedlichsten Bereichen. „Kin-<br />

Angebot aus Potsdam<br />

Reisen<br />

mit Herz<br />

Potsdam. Seit zwölf Jahren bietet<br />

die <strong>AWO</strong>-Reisedienst GmbH<br />

Potsdam ein breites Angebot an<br />

Seniorenreisen an. Bereits im<br />

zehnten Jahr haben 10.000 SeniorInnen<br />

davon Gebrauch gemacht,<br />

nicht nur aus Potsdam,<br />

sondern aus dem weiteren Umkreis,<br />

von Berlin, über Mecklenburg-Vorpommern,Brandenburg,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

bis hin zu den alten Bundesländern.<br />

Mittlerweile nehmen acht<br />

Hauptbuchungsstellen und fünf<br />

weitere, erst kürzlich dazu gekommene<br />

Außenstellen, Anmeldungen<br />

entgegen. Die neuen<br />

Reiseangebote, mit Donauebenso<br />

wie Nil- oder Mittelmeerkreuzfahrten,Familienurlauben<br />

und Zielen von den norwegischen<br />

Fjorden über das<br />

Wattenmeer, Schlesien und<br />

Österreich bis Italien, ist in einem<br />

130 Seiten starken Katalog<br />

zusammengestellt.<br />

Weitere Infos: <strong>AWO</strong>-Reisedienst<br />

GmbH, Reisen mit Herz,<br />

Konrad-Wolf-Allee 1-3, 14480<br />

Potsdam, Tel.: 0331/60069-0,<br />

E-Mail: service@awo-reisedienst.<br />

de und im Internet: www.aworeisedienst.de.<br />

(fer)<br />

dertagesstätten sind Werkstätten<br />

des Lernens, das heißt unter anderem,<br />

dass Kinder mit allen Sinnen<br />

und in Zusammenhängen lernen“,<br />

erläutert Kita-Leiterin Sabine Wagner.<br />

„Gemäß dem Bildungsauftrag,<br />

dass Kinder an der realen Welt teilhaben<br />

und sie lebenspraktische<br />

Kompetenzen und Weltwissen erwerben<br />

sollen, praktizieren wir<br />

die technische Früherziehung. Im<br />

Vordergrund steht nicht ein fertiges<br />

Produkt, sondern der Prozess in seiner<br />

ganzen Vielfältigkeit. Die Kinder<br />

erweitern durch die vielseitigen<br />

Erfahrungen ihr Wissen, ihre Neugier<br />

wird geweckt, und sie werden<br />

auf natürliche und ganzheitliche Art<br />

und Weise auf die Schule vorbereitet.“<br />

(pm)


Brandenburgische Seniorenwoche<br />

Gemeinsam, statt einsam<br />

Seelkow. Unter dem Motto<br />

„Jung und Alt gestalten gemeinsam<br />

die Zukunft“ fand Anfang<br />

Juni im Land Brandenburg die<br />

12. Brandenburgische Seniorenwoche<br />

statt. Die Tradition<br />

dieses Ereignisses geht auf die<br />

frühere Sozialministerin Regine<br />

Hildebrandt zurück. Ihr Antrieb:<br />

Das Wissen und die Erfahrung<br />

der älteren Generation<br />

dürften nicht zum alten Eisen<br />

geworfen werden, sondern<br />

hier schlummere ein Schatz,<br />

den es zu heben gelte.<br />

So kamen in den vergangenen<br />

Wochen an vielen verschiedenen<br />

Orten, Menschen<br />

aller Altersgruppen zusammen,<br />

kurz notiert<br />

Erfolge in der Sturzprävention<br />

um zu sprechen, sich zu beraten<br />

aber auch um zu feiern. Ein<br />

Beispiel für die beständige Suche<br />

nach einem lebendigen<br />

Miteinander war das Stadtseniorenfest<br />

in Seelow (Kreis<br />

Märkisch Oderland). Auf dem<br />

Hof des <strong>AWO</strong>-Seniorenzentrums<br />

„Anne Frank“ trafen sich<br />

HeimbewohnerInnen, Angehörige<br />

und viele SeniorInnen.<br />

Aus der nur wenige Kilometer<br />

entfernten polnischen Partnerstadt<br />

Kostrzyn waren ebenfalls<br />

SeniorInnen angereist,<br />

wie in jedem Jahr wurden neue<br />

Lieder vorgestellt und die BesucherInnen<br />

zum Mitsingen animiert.<br />

In Zukunft werden die<br />

Singen. Von Ende 2003 bis Ende 2004 ist ein Modellversuch<br />

zur Sturzprävention in Pflegeheimen, ausgehend vom geriatrischen<br />

Zentrum Ulm gelaufen, an dem sich das Michael-Herler-<br />

Heim der <strong>AWO</strong> in Singen (Kreis Konstanz) und das Haus Rheinaue<br />

in Graben-Neudorf (Karlsruhe-Land) des <strong>AWO</strong>-Bezirksverbandes<br />

Baden beteiligt haben (<strong>AWO</strong>magazin berichtete). Jetzt<br />

liegen die überraschend positiven Ergebnisse vor: 25 Prozent<br />

weniger Stürze, 30 Prozent weniger Folgebehandlungen im<br />

Krankenhaus. Das Konzept umfasst eine Mitarbeiterschulung,<br />

ein Sturzprotokoll im Einzelfall und ein Trainingsprogramm für<br />

die gefährdeten älteren Menschen. Sehr gut kam das Kraft- und<br />

Balance-Training an, bei dem mit Hanteln und Softbällen Fitnessübungen<br />

gemacht werden. (UE)<br />

Fußballturnier Kids und Cops<br />

Essen. Die Kicker vom Jugendzentrum Schonnebeck des Jugendwerks<br />

der <strong>AWO</strong> haben mit ihrem ersten Platz <strong>beim</strong> Kids und<br />

Cops Fußballturnier in Katernberg den Wanderpokal verteidigt.<br />

Auswahlmannschaften der Polizei Essen, der Jugendhäuser, der<br />

Mosch<strong>ev</strong>ereine und der RAG Ausbildungsgesellschaft kämpften<br />

um die begehrte Trophäe. Nach packenden Vorrunden- und<br />

Halbfinalspielen standen sich die Auswahlmannschaft der Polizei<br />

und die Kicker des Jugendzentrums im Finale gegenüber.<br />

Nach einem 12-minütigen Finalspiel stand es fest: Das Jugendzentrum<br />

Schonnebeck ist die fußballerische Nr. 1 im Essener<br />

Norden. Während der Spielpausen sorgten ehrenamtliche Helfer<br />

des Jugendzentrums und der Mosch<strong>ev</strong>ereine für eine ausgewogene<br />

Verpflegung der Spieler und der BesucherInnen. (jwe)<br />

Unterschiede zwischen den älteren<br />

Menschen an der ehemaligen<br />

EU-Außengrenze weiter<br />

verschwinden, dass hat unmittelbare<br />

positive wie auch<br />

negative Konsequenzen, für<br />

Geschäftsführer/in<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

Kreisverband Karlsruhe e.V.<br />

Beim <strong>AWO</strong> Kreisverband Karlsruhe e.V. ist wegen<br />

des Erreichens der Altersgrenze des bisherigen<br />

Stelleninhabers zum 1. Juni 2006 die Stelle des<br />

Geschäftsführers/<br />

der Geschäftsführerin<br />

neu zu besetzen.<br />

uns kommt es darauf an damit<br />

umzugehen, so die Vorsitzende<br />

des Stadtseniorenrates Gisela<br />

Reich.<br />

(pm)<br />

Wir erwarten folgende Qualifikationen:<br />

– Fachhochschulausbildung zum/zur Sozialarbeiter/in /<br />

Sozialpädagogen bzw. Sozialpädagogin, Betriebswirt/in<br />

oder mit gleichwertiger Ausbildung<br />

– Berufserfahrungen sowohl im sozial- als auch im<br />

betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Bereich.<br />

– Erfahrungen im Umgang mit Gremien/Ausschüssen<br />

innerhalb und außerhalb des Verbandes<br />

– Erwartet wird ein kooperativer Führungsstil und der<br />

Nachweis bisheriger Führungserfahrung<br />

– Informationen über die <strong>AWO</strong> Kreisverband Karlsruhe e.V.<br />

und unsere Tätigkeitsfelder finden Sie auf unserer<br />

Homepage www.awo-karlsruhe.de<br />

Die Anstellung und Bezahlung erfolgt nach BMT-<strong>AWO</strong><br />

(angelehnt an BAT).<br />

Die Satzung der <strong>AWO</strong>-Karlsruhe sieht vor, dass der<br />

Geschäftsführer/die Geschäftsführerin zum Vorstandsmitglied<br />

nach § 26 BGB gewählt wird. Er/Sie ist zuständig für das<br />

gesamte operative Geschäft des Kreisverbandes.<br />

Eine Bewerbung aus dem eigenen Haus wird erwartet.<br />

Wenn Sie an der Stelle interessiert sind, erbitten wir Ihre<br />

Bewerbung bis zum 30. September an<br />

<strong>AWO</strong> Kreisverband Karlsruhe-Stadt e.V.<br />

z. H. Franz Hoß (Vorsitzender), Kronenstr. 15<br />

(Kontakt mit Franz Hoß kann direkt erfolgen über:<br />

Telefon 07 21/ 5 65 57 20; Fax 07 21/8 24 57 25;<br />

E-Mail: Franz.Hoss@arcor.d<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

37


38 LÄNDERMAGAZIN<br />

Verlag & Vertrieb<br />

■ Aktuelle Titel und Angebote<br />

Die neue <strong>AWO</strong>-Imagebroschüre<br />

„Helfen mit Herz und Hand“<br />

34 S., repräs. Verarbeitung, mit Beilagen (2005)<br />

Art.Nr. 01029 10 Stk. 24,95 €<br />

bei größeren Mengen Staffelpreise<br />

Engl. Version „With our hearts and our hands“<br />

34 S., repräs. Verarbeitung, mit Beilagen (2005)<br />

Art.Nr. 01035 10 Stk. 29,95 €<br />

„Potenzial Assessment an der<br />

Schnittstelle Schule-Beruf“ (2005)<br />

Art.Nr. 02047 kostenfrei<br />

(pauschale Versandkosten 5,00 €/Stk.)<br />

„Die zeitnahe Mittelverwendung“<br />

die Rücklagenbildung und der Nachweis…, (2002)<br />

Art.Nr. 01030 (bisher 5,00 €) Sonderpreis 3,20 €<br />

„Zur Bedeutung von Risikomanagement und<br />

KontraG für die <strong>AWO</strong>“, (2002)<br />

Art.Nr. 05017 (bisher 5,00 €) Sonderpreis 3,20 €<br />

■ Bewährte Artikel<br />

„<strong>AWO</strong>-Mousepad“<br />

blaue Oberfläche, matt, rutschfest,<br />

mit 2-farbigem <strong>AWO</strong>-Signet, 19 x 24 cm<br />

Art.Nr. 70650 (bisher 3,00 €) Sonderpreis 1,42 €<br />

<strong>AWO</strong>-Aufkleber<br />

9 cm Durchmesser, <strong>AWO</strong>-Signet und Text:<br />

„Arbeiterwohlfahrt …naheliegend“<br />

Art.Nr. 70502 100 Stück (bisher 10,00 €)<br />

Sonderpreis 4,39 €<br />

<strong>AWO</strong>-Aufkleber<br />

27 cm Durchmesser, transparent, <strong>AWO</strong>-Signet<br />

Art.Nr. 70516 10 Stück (bisher 5,50 €)<br />

Sonderpreis 2,99 €<br />

(Die Sonderpreise gelten solange der Vorrat reicht,<br />

spätestens bis zum 31.10.2005; zu allen Preisen wird<br />

der geltende MwSt.-Satz hinzugerechnet.)<br />

Den aktuellen Katalog mit ca. 200 Artikeln finden Sie<br />

selbstverständlich im Internet (www.awo.org) auf der<br />

Seite des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes unter <strong>AWO</strong>-Shop.<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

Verlag & Vertrieb<br />

Postfach 410163, 53023 Bonn<br />

Fax: 02 28 / 6 68 52 09<br />

e-mail: verlag@awo.org<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Im Seniorenzentrum in Traunreut<br />

„Paradiesgarten“ für Demenzkranke<br />

Traunreut. „Unser Paradiesgarten für Demenzkranke<br />

ist ein echter Glücksfall“,<br />

sagt Monika Samar, Leiterin des <strong>AWO</strong>-<br />

Seniorenzentrums in Traunreut, im bayerischen<br />

Chiemgau. Ein Glücksfall, weil<br />

gleich mehrere Umstände so harmonisch<br />

zusammen gewirkt haben.<br />

Oft sind die Demenzkranken von einer<br />

inneren Unruhe beherrscht und haben<br />

einen starken Bewegungsdrang. „Ein<br />

Garten der diesen Bewegungsdrang ausleben<br />

lässt, die Sinne anregt aber nicht<br />

überfordert steigert die Lebensqualität<br />

der BewohnerInnen und kann eine echte<br />

Hilfe in der täglichen pflegerischen Arbeit<br />

mit Demenzerkrankten sein“, so Monika<br />

Samar.<br />

Vor drei Jahren wurde die Idee geboren<br />

im Seniorenzentrum Traunreut einen<br />

Garten für die speziellen Bedürfnisse von<br />

Demenzerkrankten anzulegen. Verwirklicht<br />

werden konnte das Gartenprojekt<br />

dann in Zusammenarbeit mit der Integrationsfirma<br />

„Horizont“. Der Garten ist Teil<br />

der Sozialtherapeutischen Einrichtung<br />

(STE) der <strong>AWO</strong> in Traunreut und bietet<br />

psychisch Kranken Beschäftigung. „Wir<br />

sind sehr stolz, dass wir dieses Projekt so<br />

gelungen umsetzen konnten.“, so Manfred<br />

Egersdoerfer, Gartenbauingenieur<br />

und Bereichsleiter bei Horizont. „Hier haben<br />

erstmalig in äußerst kreativer Weise<br />

Klienten für Klienten gearbeitet“ erläutert<br />

Egersdoerfer seine besondere Begeisterung<br />

für dieses Projekt.<br />

Zur Verfügung stand ein langes,<br />

schmales Grundstück, das von oben betrachtet<br />

ein wenig die Form eines Knochens<br />

hat. Darauf wurde ein rollstuhlgerechter<br />

Weg in Form einer Endlosschlaufe<br />

gestaltet. Das Gefühl des eingesperrt<br />

Seins kommt somit gar nicht auf, da der<br />

Weg ja immer weiter führt. In kurzen Abständen<br />

finden sich Nischen und Sitzplätze,<br />

die zur besseren Orientierung mit<br />

unterschiedlichen Farben gestaltet wurden.<br />

Die ausgewählten Pflanzen tragen<br />

zur jahreszeitlichen Orientierung bei: Ein<br />

wechselndes Spektrum von Blütenfarben,<br />

Gerüchen, Früchten und Laubformen und<br />

die Verwendung von Pflanzenarten, die<br />

für die meisten Menschen seit Kindheit an<br />

Symbolwert besitzen, beispielsweise Krokus,<br />

Narzisse, Tulpe, Flieder, Erdbeeren,<br />

Mohn, Kornblumen. Drei Hochbeete wurden<br />

entlang der Wegstrecke angelegt.<br />

Die Düfte und Farben der Kräuter, das<br />

Bearbeiten der Kräuter und auch die Verwendung<br />

in der Küche, sprechen die vielfältigen<br />

Sinne der alten Menschen an. Alle<br />

Pflanzen sind ungiftig und dornenfrei.<br />

Ein Steinbrunnen ermöglicht das Berühren<br />

von Wasser, das sanfte Plätschern<br />

wirkt anregend und beruhigend zugleich.<br />

Ganz bewusst wurden viele unterschiedliche<br />

Figuren im Garten „eingestreut“. Im<br />

Einklang mit Bebauung, Sitzmöglichkeiten<br />

und Bepflanzung sollen sie unterstützende<br />

„Hingucker“ sein, die dem bereits<br />

vorhandenen Bewegungsdrang der Erkrankten<br />

Richtung geben und sie auf ihrem<br />

Weg durch den Garten tatsächlich<br />

immer wieder etwas Neues entdecken<br />

lassen. Abgerundet wird das Gesamtbild<br />

der Gartenanlage durch die Einbeziehung<br />

eines Kleingeheges für Haustiere,<br />

wo drei Kaninchen leben.<br />

(sam/bes)<br />

Im Paradiesgarten<br />

werden<br />

etwa mit Kräuter-Hochbeeten<br />

oder einem<br />

Brunnen viele<br />

Sinne angesprochen.


Hilfe für junge Mütter im Mutter-Kind-Haus der <strong>AWO</strong> Lübeck<br />

Lernen, regelmäßig die Windeln zu wechseln<br />

Lübeck. „Früher war ich jedes Wochenende<br />

unterwegs und manchmal<br />

auch unter der Woche“, erzählt<br />

Sarah. Aber das fehlt ihr<br />

nicht wirklich. Nun gehe sie nur<br />

noch einmal in der Woche weg.<br />

Das Leben der 21-Jährigen änderte<br />

sich schlagartig, als sich Töchterchen<br />

Aylina ankündigte. Inzwischen<br />

ist die Kleine neun Monate<br />

alt. Und Sarah kann sagen: „Es<br />

läuft gut.“ Zu Verdanken hat sie<br />

das auch den Mitarbeiterinnen im<br />

Mutter-Kind-Haus der <strong>AWO</strong>-Lübeck.<br />

Die Leiterin Maren Mischlisch-Berth<br />

und ihr Team helfen hier<br />

jungen Frauen, die ihre Kinder in<br />

einer schwierigen Lebenssituation<br />

bekommen haben. Nicht wenige<br />

von ihnen sind selbst noch fast Kinder<br />

oder gar noch minderjährig.<br />

Wer hier einzieht, bestimmt das Jugendamt.<br />

Bis Mai 2006 will die<br />

21-jährige Sarah mit ihrer kleinen<br />

Tochter Aylina auf jeden Fall in ihrer<br />

Wohnung im Mutter-Kind-Haus<br />

bleiben. Wenn alles gut geht, hat<br />

sie bis dahin ihren Realschulabschluss<br />

nachgemacht. Sind die<br />

Noten gut, kann sie sich vorstellen<br />

auch noch Abitur zu machen,<br />

sonst möchte sie eine Ausbildung<br />

im sozialen Bereich, vielleicht zur<br />

Arzthelferin, beginnen.<br />

„Ich konnte es erst nicht wirklich<br />

glauben, habe es nicht an<br />

mich herangelassen. Ich wusste<br />

auch nicht, ob ich das Kind behalten<br />

will“, erinnert sich die junge<br />

Mutter. Sie war in der sechsten<br />

Woche als die Schwangerschaft<br />

festgestellt worden war. Die Zeit<br />

der Verwirrung ist vorbei. Nach<br />

der ersten Ablehnung hat sich<br />

auch ihre Mutter in die kleine Aylina<br />

verguckt. „Oma passt schon<br />

mal auf die Kleine auf, aber sie<br />

hat selbst immer noch viel vor.“ Da<br />

sind zum Glück noch die Eltern<br />

von Sarahs Freund. Die nehmen<br />

das Enkelkind gern alle zwei Wochen<br />

zu sich. Auch der Vater hält<br />

zu Sarah und seiner süßen Tochter.<br />

„Ausschlafen kann ich nicht“.<br />

Selbst wenn die Kleine nicht da ist,<br />

wache sie morgens um 8 Uhr auf,<br />

sagt Sarah. Windeln zu wechseln<br />

mache ihr nichts aus. Einmal im<br />

Monat kaufe sie Gläschenkost für<br />

ihre Tochter auf Vorrat ein. „Mich<br />

nervt es, dass ich der Kleinen alles<br />

hinterher räumen muss“, gibt Sarah<br />

zu.<br />

Die alten Freunde können ihre<br />

neue Situation nicht alle nachvollziehen.<br />

Dafür hat Sarah Verständnis.<br />

Warum sollten sich die anderen<br />

auch für Themen wie Windeln<br />

interessieren. „Wir telefonieren<br />

oft“. Deshalb geht Sarah davon<br />

aus, dass die meisten Freundschaften<br />

halten werden.<br />

Außerdem hat sie noch während<br />

der Schwangerschaft in einer<br />

Gruppe zwei andere junge Mütter<br />

kennen gelernt, die auf ihrer Wellenlänge<br />

liegen. Wenn Sarah ihre<br />

Mittlere Reife bestanden hat,<br />

möchte sie mit Aylinas Vater zusammen<br />

ziehen.<br />

Gute Aussichten für die Zukunft<br />

von Sarah und ihrer Tochter sieht<br />

auch Maren Mischlisch-Berth, die<br />

Leiterin der <strong>AWO</strong>-Einrichtung.<br />

Großen Respekt zollt sie Sarah für<br />

ihre Zielstrebigkeit. Sechs Wochen<br />

nach der Geburt habe die junge<br />

Mutter abgestillt, damit sie wieder<br />

zur Schule gehen konnte. „Vorher<br />

war schon die Sorge da, dass Sarah<br />

im Alltag mit Baby nicht klar<br />

kommen würde“, berichtet Maren<br />

Mischlisch-Berth. Schließlich sei sie<br />

nicht ohne Grund in die Betreuungseinrichtung<br />

gezogen. Sarah<br />

habe vorher in einer psychiatrisch<br />

betreuten Wohngruppe gelebt.<br />

Schicksalsschläge hätten bei der<br />

jungen Frau zu Depressionen geführt.<br />

„Dort hat man ihr geraten,<br />

nicht allein in eine Wohnung zu<br />

ziehen.“<br />

Unter den jungen Müttern, die<br />

im <strong>AWO</strong>-Haus leben, gehört Sarah<br />

zu den glücklicheren Fällen. Elf<br />

Frauen mit Kindern können hier<br />

untergebracht werden. Es gibt sieben<br />

Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften<br />

für je zwei Frauen<br />

mit Kindern. Treffpunkt für alle sind<br />

die Gemeinschaftsräume. Die<br />

Gründe für eine Zuweisung vom<br />

Jugendamt sind vielfältig: Extrem<br />

junge Mütter mit 14 oder 15 Jahren<br />

sind darunter, Drogenabhängige<br />

und geistig Behinderte sowie<br />

Frauen mit psychiatrischen Störungen.<br />

Derzeit wohne eine Mutter<br />

auf gerichtliche Anweisung in der<br />

Einrichtung. Sie muss zeigen, dass<br />

sie gut für ihre Kinder sorgen<br />

kann.<br />

Die tägliche Versorgung der<br />

Kleinen ist oft ein großes Problem.<br />

„Die jungen<br />

Frauen müssen<br />

lernen strukturiert<br />

zu handeln.<br />

Oft müssen wir<br />

einen geregelten<br />

Tagesablauf vorgeben.<br />

Ihnen<br />

klar machen,<br />

dass ihr Kind alle<br />

drei Stunden<br />

etwas zu essen<br />

braucht, auch<br />

wenn sie selbst<br />

keinen Hunger<br />

haben“, erzählt<br />

Mischlisch-Berth.<br />

Meist müssen<br />

die Mütter erst<br />

lernen zu kochen.<br />

Geachtet<br />

werden muss auf<br />

viele Kleinigkeiten.<br />

Schimmel im<br />

Sauger, Alkohol<br />

im Fläschchen,<br />

Babys in schmutziger<br />

Wäsche<br />

und überfälligen vollen Windeln<br />

gehören zu den Vorfällen, wo das<br />

Team einschreitet. Je nach Alter<br />

und Lebenserfahrung bringen die<br />

Frauen andere Probleme mit. „Eine<br />

Frau mit Essstörungen findet ihr Baby<br />

schnell zu dick. Dann kann es<br />

sein, dass sie die Milch fürs Fläschchen<br />

zu dünn zubereitet.“<br />

Mit seinen elf Plätzen deckt<br />

das Mutter-Kind-Haus in Lübeck<br />

nicht den tatsächlichen Bedarf ab.<br />

Hauptsächlich aus Lübeck, aber<br />

auch aus den Kreisen Ostholstein,<br />

Lauenburg und Stormarn sowie<br />

aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

kommen die Frauen in die <strong>AWO</strong>-<br />

Einrichtung. (siv)<br />

Foto: S. Ivert-Klinke<br />

Weitere Infos:<br />

Einrichtung für junge Mütter<br />

des Jugendhilfe- und Sozialverbundes<br />

der <strong>AWO</strong> in Lübeck,<br />

Tel.: 0451 / 50 41 280.<br />

Noch lebt Sarah mit<br />

ihrer kleinen Tochter<br />

Aylina im betreuten<br />

Mutter-Kind-Haus der<br />

<strong>AWO</strong> in Lübeck. Die<br />

Betreuerinnen unterstützen<br />

sie dabei, für<br />

sich und das Kind eineZukunftsperspektive<br />

aufzubauen. Die<br />

junge Mutter holt gerade<br />

ihren Realschulabschluss<br />

nach.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

39


40 LÄNDERMAGAZIN<br />

Geprüfte Qualität bei<br />

der <strong>AWO</strong> Rheinland:<br />

Ob Umgang mit<br />

Beschwerden, Mahlzeiten,Blutdruckmessen<br />

oder, wie<br />

auf unserem Bild,<br />

Nägelschneiden –<br />

Der TÜV hatte nichts<br />

auszusetzen.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Professionelle Energieberatung<br />

Kosten um zehn Prozent gesenkt<br />

Bremerhaven. Der Tipp kam von<br />

der Insel Rügen. „Versucht es doch<br />

mal mit professioneller Energieberatung“,<br />

riet der Leiter des neuen<br />

Pflegeheims, das der <strong>AWO</strong>-Kreisverband<br />

Bremerhaven zusammen<br />

mit der Kommune in Saßnitz errichtet<br />

hatte. Die Bremerhavener hatten<br />

sich mit ihren KollegInnen vom<br />

Ostseestrand über die „immens<br />

hohen und von Einrichtung zu<br />

Einrichtung sehr unterschiedlichen“<br />

Energiekosten ausgetauscht, erzählt<br />

der stellvertretende Geschäftsführer<br />

Manfred Jabs. Die waren<br />

den <strong>AWO</strong>-Verantwortlichen schon<br />

geraume Zeit ein Dorn im Auge.<br />

„Das sind immerhin mehrere hunderttausend<br />

Euro“, betont Controller<br />

Gerhard Weber, „der größte<br />

Teilbetrag bei den Sachkosten“.<br />

Der Saßnitzer Heimleiter hatte<br />

noch einen Tipp parat: Er berichtete<br />

von seinen Erfahrungen mit den<br />

Beratern von BFE Institut für Energie<br />

und Umwelt. Bald danach schloss<br />

der Kreisverband Bremerhaven einen<br />

Vertrag über eine dreijährige<br />

Zusammenarbeit mit dem in Mühl-<br />

Koblenz. Stolz und glücklich sind<br />

die MitarbeiterInnen des <strong>AWO</strong><br />

Alten- und Pflegeheims „Laubach“<br />

der <strong>AWO</strong> Rheinland. Gleich <strong>beim</strong><br />

ersten Anlauf haben sie die Hürde<br />

„Zertifizierung“ nach dem Tandem<br />

QM-Verfahren der <strong>AWO</strong> genommen.<br />

Welche Auswirkungen hat die<br />

Zertifizierung auf die BewohnerInnen<br />

eines Altenpflegeheimes? „Diese<br />

sind mittelbar, nicht unmittelbar,“<br />

sagt Harald Becker, Leiter Stabsstelle<br />

Qualitätsmanagement <strong>beim</strong><br />

Foto: M. Wolff-Hehl<br />

hausen bei Heidelberg ansässigen<br />

Institut. Das Ergebnis kann sich – so<br />

Jabs und Weber – durchaus sehen<br />

lassen. Bereits jetzt, da noch nicht<br />

alle von den Energieberatern vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen eingeleitet<br />

sind, spare man zwischen<br />

10.000 und 20.000 Euro jährlich.<br />

„In diesem Jahr werden wir unser<br />

Ziel erreichen, 10 Prozent der<br />

Jahresenergiekosten einzusparen“,<br />

sagt Weber.<br />

Insgesamt sieben Einrichtungen<br />

ließ die <strong>AWO</strong> Bremerhaven untersuchen:<br />

sämtliche Unterlagen für eine<br />

kaufmännische Analyse, Lieferverträge<br />

mit den Energi<strong>ev</strong>ersorgern,<br />

Verbrauchsabrechnungen,<br />

den gesamten Schriftverkehr. Zunächst<br />

wurde geprüft, ob die Konditionen<br />

„stimmen“. In der Folge<br />

wurde nach harten Verhandlungen<br />

der Energi<strong>ev</strong>ersorger gewechselt.<br />

Doch die Berater machten sich<br />

nicht nur durch ihr Verhandlungsgeschick<br />

nützlich. Sie nahmen die Abnahmestellen<br />

für Strom, Wasser,<br />

Gas, Öl und Fernwärme auch technisch<br />

unter die Lupe und machten<br />

Alten- und Pflegeheim „Laubach“ zertifiziert<br />

Siegel im ersten Anlauf<br />

<strong>AWO</strong>-Bezirksverband Rheinland.<br />

Beispiele hierfür sind: Die Pflegeplanung<br />

ist transparenter und die<br />

BewohnerInnen werden in diese<br />

Planung einbezogen. Das, was die<br />

BewohnerInnen an Pflege erhalten,<br />

wird nach europäischem Standard<br />

gemessen und dieser Standard<br />

wird als gut bewertet. Der Vorteil einer<br />

Zertifizierung liegt auch darin,<br />

dass ein TÜV-Stempel eine verbriefte<br />

Qualität darstellt.<br />

Ein weiteres Beispiel ist das Essen.<br />

„Es gibt sechs Mahlzeiten pro<br />

Tag, individuelle Essenszeiten und<br />

mittags Wahlmenüs. Hier gibt es<br />

keine Beliebigkeit mehr. Oder das<br />

Beschwerde-Management. Jede Beschwerde<br />

wird innerhalb von drei<br />

Tagen bearbeitet,“ ergänzt Jürgen<br />

Gerz, Leiter des Alten- und Pflegeheims<br />

„Laubach“. Die Pflegemitarbeiter<br />

werden regelmäßig geschult.<br />

Die <strong>AWO</strong> stellt Anforderungen an<br />

Verbesserungsvorschläge. „Das<br />

waren manchmal nur Kleinigkeiten,<br />

die aber enorm effektiv sind“,<br />

heißt es bei der <strong>AWO</strong>.<br />

Gerhard Weber vom Controlling<br />

weiß die Zusammenarbeit mit<br />

den Energie-Experten „von draußen“<br />

zu schätzen. „Es ist für uns<br />

günstiger, den Sachverstand einzukaufen“.<br />

Neben dem Grundhonorar<br />

zahlte der <strong>AWO</strong>-Kreisverband<br />

einen angemessenen Anteil an den<br />

tatsächlich realisierten Einsparungen<br />

an das Institut. Sollte sich der<br />

Kreisverband im Herbst für eine<br />

weitere Zusammenarbeit mit BFE<br />

entscheiden, könnte er – wie alle<br />

anderen <strong>AWO</strong>-Einrichtungen auch<br />

– künftig von den noch besseren<br />

Konditionen eines Rahmenvertrages<br />

über Energieberatung profitieren,<br />

den der <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

mit BFE Institut für Energie und Umwelt<br />

ausgehandelt hat und der seit<br />

Januar 2005 in Kraft ist. (krü)<br />

Weitere Infos:<br />

<strong>AWO</strong> Kreisverband Bremerhaven<br />

Tel.: 04 71/ 95 47-104,<br />

BFE Institut für Energie u. Umwelt<br />

Tel.: 0 62 22 / 9 55 -111<br />

oder <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

Tel.: 02 28 / 66 85 -0<br />

die Inhalte der Schulungen und<br />

prüft, wie sich die Schulung im Arbeitsalltag<br />

auswirkt. Die <strong>AWO</strong> legt<br />

Wert auf hohe Mitarbeiterzufriedenheit<br />

und fragt regelmäßig nach.<br />

94 Prozent der befragten Mitarbeiter<br />

äußerten sich bei der jüngsten<br />

Befragung zufrieden mit ihrem Arbeitgeber.<br />

19 von 20 befragten Angehörigen<br />

waren mit den <strong>AWO</strong> Altenpflegeheimen<br />

zufrieden.<br />

Zum Schluss: Nach Aussagen<br />

von Prüfern sind zehn Normabweichungen<br />

und mehr während der<br />

Zertifizierung einer einzigen Einrichtung<br />

keine Seltenheit. Bei der<br />

<strong>AWO</strong> Rheinland wurden vier Altenpflegheime<br />

– neben Koblenz noch<br />

Höhr-Grenzhausen, Mayen und<br />

Worms – und ein Teil der Bezirksgeschäftstelle<br />

begutachtet und zertifiziert.<br />

Mit lediglich insgesamt vier<br />

Abweichungen. Sie sind inzwischen<br />

alle abgearbeitet. (ah/aw)


Aktion Mensch und Henkel unterstützen <strong>AWO</strong> Deutschkurse<br />

Am PC die Sprache erlernen<br />

Düsseldorf. Der Leiter der betrieblichen<br />

Sozialarbeit der Firma Henkel,<br />

Hermann-Josef Moths, war<br />

schnell überzeugt von dem neuen<br />

Sprachlernprogramm des <strong>AWO</strong>-<br />

Familientreffs. Mit dem Hinweis<br />

„absolut förderungswürdig“ stellte<br />

er das Projekt der Henkel-Spendenabteilung<br />

vor. Diese stiftete im Juli<br />

2005 vier Laptops mit moderner<br />

Lernsoftware und zusätzlich 900<br />

Euro. Von der „Aktion Mensch“ kamen<br />

weitere 5000 Euro.<br />

Im Stadtteil Düsseldorfer Stadtteil<br />

Holthausen, in dem Henkel und<br />

der <strong>AWO</strong>-Familientreff Nachbarn<br />

sind, leben zahlreiche ausländische<br />

und Aussiedlerfamilien. In der<br />

Schülerhilfe des <strong>AWO</strong>-Familientreffs<br />

werden die Kinder schulisch<br />

gefördert. Aber sie (und ihre Eltern)<br />

beherrschen die deutsche Sprache<br />

nur unzureichend und sie haben<br />

Konzentrationsschwierigkeiten in<br />

der Schule. Deshalb setzt die neue<br />

Sprachförderung <strong>beim</strong> gemeinsamen<br />

familiären Lernen an. „Kinder<br />

lernen mit Eltern – Eltern lernen mit<br />

Kindern“ heißt die Methode, die<br />

ein besonderes pädagogisches<br />

Konzept mit dem Einsatz von PC’s<br />

verbindet: Im Halbstundentakt üben<br />

die Kinder mit einem Elternteil mit<br />

einer speziellen Lernsoftware die<br />

deutsche Sprache. Danach benötigen<br />

sie eine Pause mit Spiel und<br />

Entspannung. Geistig gestärkt geht<br />

es dann noch mal an die Laptops<br />

und an die Tücken der Grammatik.<br />

Die Leiterin des Familientreffs,<br />

Carmen Schumann-Breithardt, legt<br />

Wert auf die Wechselwirkung von<br />

Konzentration und Entspannung,<br />

um eine dauerhafte Verbesserung<br />

der Sprachkompetenz bei Eltern<br />

und Kindern zu erreichen. „Diese<br />

Sprachförderung ist gleichzeitig<br />

ein soziales Training für die Fami-<br />

Anzeige<br />

All for one<br />

lie. Viele Kinder müssen auch erst<br />

einmal die Ruhe kennen lernen.“<br />

Der Kurs „Sprachförderung einmal<br />

anders“, geleitet von zwei Sozialpädagoginnen,<br />

dauert 12 Wochen.<br />

Zwei Gruppen mit jeweils<br />

vier Kindern und Erwachsenen<br />

wechseln sich an den Computern<br />

ab. (bnw)<br />

Weitere Infos:<br />

<strong>AWO</strong>-Familientreff<br />

Tel.: 0211 / 60 025 - 534<br />

E-Mail: carmen.schumann.<br />

breithardt@awo-duesseldorf.de<br />

Sie riefen das Sprachlernprogramm<br />

ins leben,<br />

v.r.n.l.: Josef-Hermann<br />

Moths, Leiter der<br />

Sozialabteilung der<br />

Firma Henkel, Gunder<br />

Heimlich, stellv. <strong>AWO</strong>-<br />

Vorsitzender, Holger<br />

von Bardeleben, IT-Koordinator<br />

des Henkel-<br />

Spendenmanagements,<br />

Carmen Schumann-<br />

Breithardt, Leiterin des<br />

Familientreffs und<br />

Gudrun Siebel, Leiterin<br />

des <strong>AWO</strong>-Familienbildungswerks.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

41


42 LÄNDERMAGAZIN<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

„Dementia Care Mapping“<br />

Erfolg an den Gesichtern abzu<strong>lesen</strong><br />

Kassel. Das Dementia Care Mapping<br />

(DCM) – eine aus England<br />

stammende spezielle Methode für<br />

demente (altersverwirrte) Menschen<br />

– wird seit dem Sommer<br />

2004 in allen Altenzentren der<br />

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GEK<br />

<strong>AWO</strong> gemeinnützigen Gesellschaft<br />

für soziale Einrichtungen<br />

und Dienste in Nordhessen mbH<br />

erfolgreich durchgeführt. Mit dieser<br />

Methode soll das Wohlbefinden<br />

dementer BewohnerInnen ge-<br />

zielt ermittelt und verbessert werden.<br />

„Wir haben das DCM zunächst<br />

als Pilotprojekt in vier Altenzentren<br />

erprobt. Der Erfolg ist an<br />

den Gesichtern und am Verhalten<br />

altersverwirrter Bewohner abzu<strong>lesen</strong>.<br />

Deshalb haben wir diese Methode<br />

nach einjähriger Pilotphase<br />

auch in allen übrigen zehn Altenzentren<br />

nach und nach eingeführt“,<br />

so Michael Schmidt, Geschäftsführer<br />

der <strong>AWO</strong>-Nordhessen<br />

gGmbH.<br />

DCM setzt unter anderem eine<br />

spezielle Mitarbeiterschulung voraus.<br />

Zur Zeit sind in den Altenzentren<br />

14 MitarbeiterInnen des bestehenden<br />

Personals als so genannte<br />

Mapper (Beobachter) ausgebildet.<br />

Ein Mapper beobachtet über sechs<br />

Stunden sechs bis sieben altersverwirrte<br />

BewohnerInnen im öffentlichen<br />

Bereich eines Altenzentrums,<br />

etwa im Tages- oder Speiseraum.<br />

Die Privatsphäre wie etwa<br />

das Zimmer der BewohnerInnen ist<br />

tabu. Der Mapper beobachtet<br />

nach vorgegebenen Verhaltenskategorien<br />

mit geschultem Blick, in<br />

welchen Situationen sich die BewohnerInnen<br />

unwohl fühlen. Danach<br />

wird ein Maßnahmenplan<br />

mit dem Pflegeteam entwickelt und<br />

besprochen, wie das Wohlbefinden<br />

der Betroffenen verbessert<br />

werden kann.<br />

Sigrid Junge, Pflegereferentin<br />

der <strong>AWO</strong>-Nordhessen und Initiatorin<br />

der Einführung des DCM in den<br />

<strong>AWO</strong>-Altenzentren, gibt ein Beispiel<br />

aus dem Alltag: „Der Mapper<br />

konnte während des Mittagessens<br />

beobachten, dass einer dementen<br />

älteren Bewohnerin ein Tablett<br />

mit einem Glas Orangensaft,<br />

einem Teller Suppe, dem Hauptgericht<br />

sowie einem Dessert angereicht<br />

wurde. Mit diesem Angebot<br />

fühlte sie sich völlig überfordert<br />

und schüttete den Orangensaft<br />

über das Gemüse oder sie versuchte,<br />

den Saft aus dem Glas zu<br />

löffeln. Der Mapper präsentierte<br />

seine Aufzeichnungen und Ergebnisse<br />

dem Team. Hier wurde gemeinsam<br />

besprochen, dass der Bewohnerin<br />

immer nur ein Teil nach<br />

dem anderen serviert werden sollte.<br />

Seither hat die alte Dame keine<br />

Probleme mehr, sie zeigt wieder<br />

Selbstbewusstsein und fühlt sich<br />

sichtlich wohler.“<br />

(wie)


Westfalenfleiß feiert 80. Geburtstag<br />

Wichtiger Akteur im sozialen Gefüge<br />

Münster. In einer Feierstunde zum<br />

80-jährigen Bestehen der Westfalenfleiß<br />

gGmbH in Münster bekannte<br />

sich die ehemalige Gesundheitsministerin<br />

des Landes<br />

NRW, Birgit Fischer, nachdrücklic<br />

zu dem Auftrag, „sich nicht dem<br />

Diktat der Ökonomie zu unterwerfen,<br />

sondern Menschenrechte in<br />

den Vordergrund zu stellen und<br />

Selbstbestimmung durch Teilhabe<br />

und Integration zu gewährleisten,<br />

damit jeder seinen Platz in seinem<br />

Leben und in der Gesellschaft finden<br />

kann“. Zwei Modelle, die<br />

auch und gerade bei Westfalenfleiß<br />

entwickelt wurden, hob die<br />

Familie und Beruf besser vereinbaren<br />

Ministerin als zukunftsweisend hervor:<br />

Die Integrationsfirmen wie die<br />

MDS (Münsteraner Dienstleistungsservice),<br />

die heute in 870 Firmen<br />

des Landes über 1500 Menschen<br />

beschäftige. Und das Projekt „Sozialführerschein“,<br />

das in der Westfalenfleiß-Wohnstätte<br />

Telgte entwickelt<br />

wurde und junge SchülerInnen<br />

in einem vierwöchigen Praktikum<br />

an Menschen mit Behinderungen<br />

in Wohnstätten heranführt.<br />

„Hierzu“, so die Ministerin, „kann<br />

ich Sie nur beglückwünschen“.<br />

„Es ist eine Erfolgsgeschichte -<br />

80 Jahre Westfalenfleiß, die seit<br />

30 Jahren in gemeinsamer Träger-<br />

Neu: Tagesmütter-Agentur<br />

Bielefeld. Die <strong>AWO</strong> in Ostwestfalen-Lippe<br />

hat ihre Angebote zur<br />

Kinderbetreuung um ein wichtiges<br />

Angebot ergänzt. Zum 1. Juli hat<br />

die Tagesmütter-Agentur-OWL ihre<br />

Arbeit aufgenommen. Sie wird Tagespflege<br />

vermitteln, Tagesmütter<br />

qualifizieren und beraten sowie Erziehungshilfen<br />

und Bereitschaftspflege<br />

organisieren.<br />

Für berufstätige Mütter (und<br />

Väter) ist es schwierig, die Betreuung<br />

ihrer unter dreijährigen Kinder<br />

und die Erwerbstätigkeit miteinander<br />

zu verbinden. Für arbeitslose<br />

Alleinerziehende ist dies ein fast<br />

unüberwindliches Hindernis bei<br />

der Rückkehr in den Arbeitsmarkt.<br />

Die Tagesmütter-Agentur-OWL will<br />

hier helfen.<br />

In Abstimmung mit den örtlichen<br />

Jugendämtern wird sie Tagesmütter<br />

vermitteln und qualifizieren<br />

sowie besondere Erziehungshilfen<br />

anbieten. Familien mit behinderten<br />

Kindern soll eine zeitweise<br />

Entlastung durch die Tagesmutter<br />

angeboten werden. Ziel der <strong>AWO</strong><br />

ist es, zusätzlich zu den bereits in<br />

Kitas, Spielgruppen und bei Tagesmüttern<br />

vorhandenen 860 Plätzen<br />

für Kinder unter 3 Jahren mittelfristig<br />

weitere 1.300 Plätze zu schaffen,<br />

500 davon bei Tagesmüttern.<br />

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Service Call<br />

schaft der <strong>AWO</strong> und der Lebenshilfe<br />

steht“, so Eckard Andersson,<br />

stellvertretender Vorsitzender des<br />

<strong>AWO</strong> Bezirksverbandes Westliches<br />

Westfalen. Eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit mit der Stadt<br />

Münster und dem Landschaftsverband<br />

Westfalen Lippe (LWL) habe<br />

in der Vergangenheit dazu geführt,<br />

„dass unsere zehn Einrichtungen<br />

heute 510 Mitarbeiter beschäftigen,<br />

die 840 Menschen auf ihrem<br />

Lebens- und Arbeitsweg begleiten“,<br />

bilanzierte Andersson. Der Westfalenfleiß<br />

bescheinigte er: „Der Name<br />

hat einen guten Klang in der<br />

Region“. (top)<br />

Bedarfsgerecht und ortsnah soll<br />

das Angebot sein.<br />

Die <strong>AWO</strong> kann <strong>beim</strong> Aufbau<br />

der Tagesmütter-Agentur-OWL auf<br />

Erfahrungen und Kompetenzen zurückgreifen.<br />

Ludger Schabbing,<br />

Leiter der Tagesmütter-Agentur, hat<br />

bisher die Tagesmüttervermittlung<br />

der <strong>AWO</strong> im Kreis Herford organisiert.<br />

In OWL ist darüber hinaus<br />

mit den Kindertageseinrichtungen<br />

bereits ein gut funktionierendes<br />

Netzwerk der Betreuung von der<br />

<strong>AWO</strong> aufgebaut worden. (pm)<br />

Weitere Infos:<br />

Tagesmütter-Agentur-OWL der<br />

<strong>AWO</strong>, Detmolder Str. 280,<br />

33605 Bielefeld<br />

Tel.: 05 21/ 9216 -460<br />

E-Mail: tagesmuetter@awo-owl.de<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

43


44 LÄNDERMAGAZIN<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

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Vielfältiges Programm in Köln<br />

Seniorenwoche<br />

mit Tag der Nationen<br />

Köln. Um Themen, die Senioren<br />

bewegen, ging es in der<br />

Seniorenwoche des Marie-Juchacz-Altenzentrums,<br />

die Anfang<br />

Juni in der Einrichtung der<br />

<strong>AWO</strong> Mittelrhein im Kölner<br />

Norden stattfand. Ob Tanzvorführungen<br />

der HeimbewohnerInnen,<br />

Fachvorträge zu „Psychischen<br />

Störungen im Alter“<br />

und „Patientenrechten“ oder<br />

Führungen durch das Zentrum<br />

und die Wohngruppen – für<br />

ein vielfältiges Programm war<br />

gesorgt. Im Rahmen der Seniorenwoche<br />

fand ein „Tag der<br />

Nationen“ als Teil der Kam-<br />

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Waldhotel Mühlenhof<br />

2 sp/25 mm<br />

pagne für eine kultursensible<br />

Altenhilfe statt. Schirmherrin<br />

der bundesweiten Kampagne<br />

ist Renate Schmidt, Bundesministerin<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend. Am „Tag<br />

der Nationen“ sorgte ein buntes<br />

multikulturelles Unterhaltungsprogramm<br />

im Coeln-Saal<br />

der Einrichtung für Unterhaltung<br />

und kulinarische Köstlichkeiten<br />

trugen zum leiblichen<br />

Wohl bei. Das Marie-Juchacz-<br />

Altenzentrum veranstaltete die<br />

Seniorenwoche in Kooperation<br />

mit dem „Runden Tisch“ des<br />

Stadtbezirks Chorweiler. (-gs-)<br />

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Ferien-Zentrum Lieberhausen<br />

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Ulla Schmidt: Lasten gerecht verteilen<br />

Pfleg<strong>ev</strong>ersicherung als Bürgerversicherung<br />

Hannover. In der kommenden<br />

Legislaturperiode will die<br />

Bundesregierung die Pfleg<strong>ev</strong>ersicherung<br />

zu einer Bürgerversicherung<br />

umbauen. Das erklärte<br />

Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt (SPD) bei der Veranstaltung<br />

„Zukunft der Pflege“<br />

im <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum<br />

Schleswiger Straße in Hannover.<br />

Schmidt zog eine positive<br />

Bilanz der Pfleg<strong>ev</strong>ersicherung,<br />

aus der mittlerweile rund zwei<br />

Millionen Pflegebedürftige regelmäßig<br />

Leistungen erhielten.<br />

Die Pfleg<strong>ev</strong>ersicherung habe<br />

zu einer massiven Verbesserung<br />

der Pflegeinfrastruktur geführt.<br />

Dennoch müssten die<br />

Weichen für eine nachhaltige<br />

und gerechtere Finanzierung<br />

gestellt werden. Deshalb will<br />

Landgasthof Wickert<br />

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Gut Kronberg<br />

1 sp/35 mm<br />

Mittelmosel-<br />

Hotelgemeinschft<br />

1 sp/75 mm<br />

die SPD die Pfleg<strong>ev</strong>ersicherung<br />

zu einer Bürgerversicherung<br />

umzubauen, um der Diskrepanz<br />

zwischen privater und<br />

gesetzlicher Versicherung entgegen<br />

zu wirken. Ulla Schmidt:<br />

„Alle Betroffenen erhalten die<br />

gleichen Leistungen, so müssen<br />

auch alle in gleicher Weise zur<br />

Finanzierung des Pflegerisikos<br />

beitragen.“ Um eine gerechte<br />

Verteilung der mit der Absicherung<br />

des Pflegerisikos verbundenen<br />

Finanzierungslasten auf<br />

die einzelnen B<strong>ev</strong>ölkerungsgruppen<br />

zu erreichen, werde<br />

die Finanzierung der heutigen<br />

gesetzlichen und privaten Pfleg<strong>ev</strong>ersicherung<br />

in einem System<br />

verbunden, das die Vorteile<br />

beider Systeme kombiniere.<br />

(pm)<br />

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2sp./20 mm<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt im<br />

Gespräch im<br />

<strong>AWO</strong> SeniorenzentrumSchleswiger<br />

Straße in<br />

Hannover.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

45


46 RÄTSEL<br />

tropische<br />

Frucht<br />

(birnenförmig)<br />

mittelfränkische<br />

Stadt<br />

Fechthieb<br />

Bogenreihe<br />

gemauertes<br />

Ufer<br />

Lehr-,<br />

ForschungsanstaltMilchorgan<br />

bei<br />

Tieren<br />

Zeichen<br />

für<br />

Eisen<br />

(Ferrum)<br />

Dickhäuter<br />

betriebsam<br />

s1312.1-82<br />

Teil<br />

des<br />

Kopfes<br />

Stadt<br />

im Erzgebirge<br />

Hohlnadel<br />

für<br />

Injektionen<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2005<br />

4<br />

elternlos,<br />

einsam<br />

2<br />

Abk.:<br />

Erdgeschoss<br />

bergmännisch:<br />

Tiefe<br />

Spielkartenfarbe<br />

Wasservogelprodukt<br />

ehem.<br />

Minister<br />

in islam.<br />

Staaten<br />

Stadt<br />

an der<br />

Lippe 1<br />

Mittelmeerwinde<br />

5<br />

Verhalten,Benehmen<br />

planieren<br />

seltsam,<br />

wunderlich<br />

6<br />

knapp,<br />

schmal<br />

Zeichen<br />

für<br />

Neon<br />

Fluss<br />

zur<br />

Sieg 7<br />

Waschfaß<br />

Durchfuhr<br />

giftige<br />

Waldstaude<br />

(...stab)<br />

Ansprache<br />

Ackergerät<br />

Platzdeckchen<br />

arab.<br />

Volksstamm<br />

Wehgeschrei<br />

Abk.:<br />

zu<br />

Händen 3<br />

Reptil<br />

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Einsendeschluss ist der 20. Oktober 2005.<br />

Alle richtigen Einsendungen nehmen an der<br />

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MitarbeiterInnen des Bundesverbandes<br />

sind von der Teilnahmeausgeschlossen.<br />

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Eine Reisetasche haben gewonnen: Gisela<br />

Benker (Neustadt), Gerd Dember (Laudenbach),<br />

Herta Hedrich (Hannover), Herta Heydecke<br />

(Seelze), Wolfgang Heuser (Eitorf), Helga Möller<br />

(Wolfenbüttel), Irmburg Ruf (Leopoldshafen), Erika<br />

Scheib (Bad Sobernheim), Elfriede Schmidt<br />

(Minden) und Herbert Timmerhoff (Essen).<br />

Herzlichen Glückwunsch!

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