90 Jahre Bund Naturschutz - Bund Naturschutz in Bayern eV
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Foto: Leidorf<br />
Initiiert hatte das erste deutsch-deutsche Naturschützertreffen<br />
nach der Wende Prof. Hubert Weiger<br />
vom <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> (BN). Und auch die Grundidee<br />
zum Grünen Band stammte aus den Reihen des Verbands.<br />
Schon seit <strong>Jahre</strong>n war der Ornithologe Dr. Kai<br />
Frobel Vogel-Seltenheiten h<strong>in</strong>ter den Grenzanlagen auf<br />
der Spur, wenn auch nur mit dem Fernglas. Er blickte <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e ökologische Schatzkammer. Feuchtwiesen, Magerrasen,<br />
Moore, Wälder, Uferzonen lagen gleich e<strong>in</strong>er<br />
Perlenkette aufgereiht an e<strong>in</strong>em Brachestreifen quer<br />
durchs Land. E<strong>in</strong>e historische Chance!<br />
An sich war es gewagt, die Grenze, auf welche Weise<br />
auch immer, schützen zu wollen. Trotzdem stieß das<br />
Grüne Band <strong>in</strong> Politik und Öffentlichkeit auf offene<br />
durch das Raster des behördlichen <strong>Naturschutz</strong>es fallen<br />
oder die Zeit drängt, gehen der BN und se<strong>in</strong><br />
<strong>Bund</strong>esverband BUND auf eigene Faust vor. Mit Spendengeldern<br />
haben sie bereits über 130 Hektar erworben,<br />
die fürs Grüne Band unverzichtbar s<strong>in</strong>d.<br />
Große Vision<br />
Frischen W<strong>in</strong>d brachte das neu gefasste <strong>Bund</strong>esnaturschutzgesetz,<br />
das überregionalen Biotopverbund fordert.<br />
So konnte der BN im Auftrag des <strong>Bund</strong>esamts für<br />
<strong>Naturschutz</strong> die erste vollständige Biotopkartierung<br />
des Grünen Bandes vornehmen. Demnach s<strong>in</strong>d auch<br />
heute noch 85 Prozent unbee<strong>in</strong>trächtigt. Und fast die<br />
Hälfte der Fläche beherbergt Biotoptypen, die laut<br />
Das Grüne Band<br />
Grenzfall im<br />
<strong>Naturschutz</strong><br />
Wendezeit im Dezember ’89. Politisches Tauwetter hat den »Eisteich« erfasst. In der Hofer<br />
Gaststätte feilen 400 Naturschützer aus Ost und West an e<strong>in</strong>er Vision: Aus der mörderischen<br />
<strong>in</strong>nerdeutschen Grenze soll e<strong>in</strong> lebendiges Symbol der E<strong>in</strong>heit werden – und zugleich der<br />
größte Biotopverbund Deutschlands.<br />
Ohren. Doch der schlüsselfertige Naturkorridor litt<br />
unter den Erfordernissen und Wirren der Wendezeit.<br />
Bald war er vielfach von Landstraßen, Autobahnen zerschnitten,<br />
legal oder illegal beackert oder sogar von<br />
Gewerbegebieten angenagt. Ohne Lobby, so zeigte<br />
sich, hatte das Grüne Band ke<strong>in</strong>e Chance. Deshalb<br />
machte es der BN zu e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er wichtigsten Projekte.<br />
Spenden retten Leben<br />
Doch <strong>Naturschutz</strong> auf 1400 Kilometer Strecke ist e<strong>in</strong><br />
Präzedenz- und Grenzfall: Mangelnde gesetzliche<br />
Grundlagen, e<strong>in</strong>e Vielzahl von Zuständigkeiten, Akteuren<br />
und Hemmnissen bremsten die Ausweisung von<br />
Schutzgebieten. Da waren Traktoren und Bagger oft<br />
schneller als die Kartierer.<br />
Um die Aktivitäten besser abstimmen zu können,<br />
gründete der Verband eigens e<strong>in</strong> Projektbüro. Unter<br />
Leitung von Dr. Liana Geidezis und Dr. Kai Frobel koord<strong>in</strong>iert<br />
und plant es bundesweit Pressearbeit, Ausstellungen,<br />
Kunstaktionen, Grundstückskäufe und nicht<br />
zuletzt die Zusammenarbeit mit Partnern. Mit Erfolg:<br />
Das Grüne Band ist als Schutzziel etabliert, e<strong>in</strong> Drittel<br />
steht rechtmäßig unter Schutz. Wo wertvolle Flächen<br />
Roter Liste als gefährdet gelten. 32 Abschnitte gelten<br />
nun als bundes- oder landesweit bedeutsame Schwerpunkt-<br />
und Entwicklungsgebiete – zusammen über<br />
drei Viertel der Fläche. Aber für e<strong>in</strong>en überregionalen<br />
Biotopverbund s<strong>in</strong>d im Pr<strong>in</strong>zip alle Flächen relevant,<br />
auch die sche<strong>in</strong>bar wertlosen. Es lohnt sich, die Lücken<br />
zu schließen.<br />
E<strong>in</strong> Quantensprung für alle Schutzbemühungen<br />
wäre, wenn sich die <strong>Bund</strong>esregierung an den Koalitionsvertrag<br />
er<strong>in</strong>nerte. Dort versprach sie, ökologisch<br />
besonders wertvolle <strong>Bund</strong>esliegenschaften wie im<br />
Grünen Band zu »sichern«. Sie müsste dazu lediglich<br />
die bundeseigenen Flächen den Ländern oder <strong>Naturschutz</strong>verbänden<br />
kostenlos und zweckgebunden übertragen.<br />
Knapp zwei Drittel des Grünen Bandes wären<br />
auf e<strong>in</strong>en Streich gerettet.<br />
Die jüngsten Visionen des BN gehen über die Resolution<br />
aus dem »Eisteich« weit h<strong>in</strong>aus. Seit im vergangenen<br />
Sommer Michail Gorbatschow die Schirmherrschaft<br />
für das Grüne Band übernommen hat, wird es<br />
zusehends <strong>in</strong>ternational. Der Eiserne Vorhang als Vorlage?<br />
Es gibt viel zu tun zwischen Eismeer und Adria.<br />
T<strong>in</strong>o Schlag<strong>in</strong>tweit<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 25<br />
Foto: Schmidl<br />
Spuren im Band<br />
Ohne Schutz wäre<br />
das Grüne Band,<br />
Deutschlands<br />
größter Biotopverbund<br />
an der ehemaligen<br />
Grenze,<br />
bald Vergangenheit.<br />
Noch 85 Prozent<br />
s<strong>in</strong>d heute<br />
<strong>in</strong>takt, aber erst<br />
e<strong>in</strong> Drittel steht<br />
unter rechtlichem<br />
Schutz. Im Juni<br />
2002 machte<br />
Hubert Weiger,<br />
hier mit Michail<br />
Gorbatschow,<br />
BUND-Vorsitzender<br />
Angelika<br />
Zahrndt und<br />
<strong>Bund</strong>esumweltm<strong>in</strong>ister<br />
Jürgen<br />
Tritt<strong>in</strong>, erstmals<br />
die Idee »Grünes<br />
Band Europa«<br />
publik.