21.11.2012 Aufrufe

101 Projektideen - Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im ...

101 Projektideen - Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im ...

101 Projektideen - Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong><br />

gegen<br />

Rechtsextremismus


<strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus<br />

entstanden in Zusammenarbeit von:<br />

Gewalt Akademie Villigst<br />

SOS-Rassismus-NRW<br />

Amt für <strong>Jugendarbeit</strong> der EKvW<br />

Evangelische Jugend von Westfalen, Ag Gegen Rechts der Hagener <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendräte<br />

Anti-Rassismus Informations-Centrum, ARIC-NRW e.V.<br />

Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in NRW, AEJ - NRW<br />

Arbeitskreis Entwicklungspolitik e.V. AKE - Bildungswerk, Vlotho<br />

Aktionsbündnis für Toleranz <strong>und</strong> Demokratie gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus, Hagen<br />

Archiv der Jugendkulturen e.V. Berlin<br />

Awolon Trainerkollektiv Leverkusen<br />

Barn<strong>im</strong>er Kampagne „Light me Amadeu“ / www.light-me-amadeu.de<br />

Beratungsnetzwerk Rechtsextremismus <strong>im</strong> Regierungsbezirk Arnsberg<br />

Bezirksjugendwerk der AWO OWL – Bielefeld<br />

B<strong>und</strong> der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) NRW e.V.<br />

Cross - Company, Witten<br />

CVJM - Westb<strong>und</strong><br />

Deeskalationsteam Kuhfuß & Sandvoß<br />

Deutsche Vereinigung für politische Bildung NW e.V., www.dvpb-nw.de<br />

DGB Jugend NRW<br />

Die Schokofront<br />

DLRG - Jugend Nordrhein<br />

DOJO TEAM - Training gegen Gewalt <strong>und</strong> mehr<br />

DRK - Landesverband Nordrhein - Düsseldorf<br />

Evangelische <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>im</strong> Kirchenkreis Barn<strong>im</strong><br />

Evangelische Jugend Bielefeld<br />

1 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Evangelische Jugend Bochum-Weitmar (ejvw)<br />

Evangelische Jugend Hagen<br />

Evangelische Jugend <strong>im</strong> Kirchenkreis Schwelm<br />

Evangelische Jugend <strong>im</strong> Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken<br />

Evangelische Jugend, Lukas-Zentrum, Raesfeld<br />

Evangelischer Kirchenkreis Recklinghausen, FB: Bildung <strong>und</strong> Soziale Gerechtigkeit<br />

Evangelischer Kirchenkreis Kleve, Jugendbildung<br />

Evangelisches Jugendpfarramt Bochum<br />

Evangelisches Jugendpfarramt Köln<br />

Evangelisches Jugendreferat <strong>im</strong> Kirchenkreis Vlotho<br />

Evangelisches Jugendreferat Hamm<br />

Evangelisches Jugendreferat, Kirchenkreis Münster<br />

Evangelisches Jugendreferat Iserlohn<br />

Evangelisches <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendzentrum Valdorf (EKJZ)<br />

<strong>Fachbereich</strong> <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>im</strong> Zentrum Bildung der EKHN<br />

Fishermen’s Office - Evangelisches Jugendreferat Herne<br />

Forum-Pro-Demokratie Bad Münstereifel<br />

Friedensgruppe Lüdenscheid<br />

Gedenktag 2. April in Wewelsburg - Verein wider das Vergessen <strong>und</strong> für Demokratie e.V.<br />

Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V., Berlin<br />

GEW, Gewerkschaft Erziehung <strong>und</strong> Wissenschaft, Landesverband NRW<br />

Info- <strong>und</strong> Bildungsstelle der Stadt Köln<br />

Institut für konstruktive Konfliktlösung, Vettweiß<br />

Integrationsbüro der Stadt Bochum<br />

IN VIA-Katholische Jugendsozialarbeit Unna<br />

Jugendamt Stadt Schwerte<br />

Jugend der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Pesch<br />

Jugendinformations- <strong>und</strong> -beratungszentrum Stadt Münster<br />

Jugendreferat Evangelischer Kirchenkreis Kleve<br />

Jugendreferat des Kirchenkreises Siegen<br />

Jugendring Hagen e.V.<br />

2


Jugendrotkreuz LV Nordrhein<br />

Jugendschutz Dinslaken<br />

Jugendschutz, Stadt Langenfeld<br />

Jugendwerk Ostbevern e.V.<br />

Jugendzentrum Auf der Höhe, Kettwig<br />

Jugendzentrum Tempel Duisburg<br />

Junge Gruppe NRW / Gewerkschaft der Polizei<br />

Katholische Landesarbeitsgemeinschaft <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendschutz Nordrhein-Westfalen e.V.<br />

<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendreferat <strong>im</strong> Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg<br />

<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendring Bochum e.V.<br />

Kirchenkreis Paderborn, Amt für <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Kreisjugendamt Hochsauerlandkreis<br />

Kreisjugendring L<strong>im</strong>burg-Weilburg e.V.<br />

Landeszentrale für politische Bildung Thüringen<br />

Lukas - Zentrum Raesfeld<br />

mob<strong>im</strong> – Mobile Beratung <strong>im</strong> Regierungsbezirk Münster. Gegen Rechtsextremismus, für Demokratie.<br />

Poltrain - Trainings gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />

Roth - Trainings, www.roth-trainings.de<br />

Q1 Jugendkulturzentrum - Bergisch Gladbach<br />

RAA der Stadt Dortm<strong>und</strong><br />

RAA Solingen<br />

Ruhrkanaker<br />

Schüler - Lehrer - Netz <strong>im</strong> Jenaer Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus<br />

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage / www.schule-ohne-rassismus.org<br />

SJD - Die Falken, Kreisverband Essen<br />

SJD - Die Falken, Kreisverband Neuss<br />

Stadtjugendring Hameln e.V.<br />

Verband Christlicher Pfadfinderinnen <strong>und</strong> Pfadfinder, Land Westfalen<br />

Verb<strong>und</strong> e.V. – Berlin<br />

VNB, Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V., Barnstorf<br />

3 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Diese Ausgabe von „<strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus“ ist eine aej-Sonderausgabe <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Initiative gegen Rechtsextremismus, in Kooperation mit der Gewalt Akademie Villigst. Alle Rechte liegen bei<br />

der Gewalt Akademie Villigst.<br />

Herausgeberin:<br />

Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej)<br />

Otto-Brenner-Straße 9, 30159 Hannover, E-Mail: info@evangelische-jugend.de, www.evangelische-jugend.de<br />

in Kooperation mit:<br />

Gewalt Akademie Villigst, c/o Ralf-Erik Posselt, Amt für <strong>Jugendarbeit</strong> der EKvW<br />

Haus Villigst, 58239 Schwerte, Tel: 02304-755190, E-Mail: netzwerk@afj-ekvw.de<br />

www.gewaltakademie.de / www.sos-rassismus-nrw.de<br />

Rechte: © Gewalt Akademie Villigst<br />

Redaktion: Maja, Stefanie, René, Maj-Leena, Diana, Hendrik, Ralf-Erik, Xenia, Shirin, Daniel, Ferray, Aslihan<br />

Redaktion der Sonderausgabe: Florian Dallmann, Ralf-Erik Posselt<br />

Textnachweis: Für einige Texte <strong>und</strong> Bilder in diesem Handbuch waren die Urheber(innen) oder Rechtsinhaber(innen)<br />

trotz großer Bemühungen nicht mehr festzustellen. Diese bitten wir, sich mit Ralf-Erik Posselt<br />

<strong>im</strong> Amt für <strong>Jugendarbeit</strong> der EKvW in Verbindung zu setzen, um rechtmäßige Ansprüche abzuklären.<br />

Grafische Überarbeitung, Satz <strong>und</strong> Titelgestaltung:<br />

STUDIOPROKOPY Agentur für Grafik <strong>und</strong> Fotografie Potsdam, www.prokopy.de<br />

Druck: Spreedruck GmbH Berlin<br />

gefördert vom:<br />

2010 | ISBN: 978-3-00-027320-9<br />

4


Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus <strong>und</strong> Rassismus<br />

– nicht bei uns!<br />

Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> rechtsextremes Gedankengut sind in unserer Gesellschaft kein<br />

Randphänomen. Rechtsextremismus ist ein zentrales Problem der demokratischen Gesellschaft<br />

in unserem Land <strong>und</strong> tritt auf vielfältige Art <strong>und</strong> Weise auf. Doch Abwandlungen<br />

dieses braunen Gedankenguts sind nicht nur auf rechte Gruppierungen beschränkt. In<br />

weiten Teilen der Gesellschaft fallen Teile rechtsextremer Propaganda auf fruchtbaren<br />

Boden. Auch <strong>im</strong> Alltagsleben finden sich intolerante Gr<strong>und</strong>einstellungen, autoritäre Denkmuster,<br />

Gewaltbereitschaft gegen Andersdenkende <strong>und</strong> eine Ablehnung von Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> wieder. Diese Gr<strong>und</strong>st<strong>im</strong>mung mobilisiert rechtsextreme Gruppen,<br />

die versuchen, auf diese Potentiale aufzusetzen, die Gesellschaft zu radikalisieren <strong>und</strong><br />

politische Macht zu organisieren.<br />

Rechtsextremismus findet sich in der Mitte der Gesellschaft <strong>und</strong> allen Altersgruppen wieder.<br />

Die Jugend ist eine begehrte Zielgruppe rechtsextremer Organisationen. Beeinflusst<br />

durch eine schwierige Situation am Arbeitsmarkt, die Auswirkungen der zunehmenden<br />

Globalisierung <strong>und</strong> die Bedrohung der Umwelt sowie die Veränderung traditioneller<br />

Familien- <strong>und</strong> Sozialstrukturen sieht sich unsere Gesellschaft vor Problemen, die nicht<br />

von heute auf morgen gelöst werden können. Hier setzen rechtsextreme Parteien an. Sie<br />

bieten vermeintliche Lösungen <strong>und</strong> geben vor, bei ihnen sei Orientierung <strong>und</strong> soziale Halt<br />

zu finden.<br />

Jeder Rückzug demokratischer Organisationen aus der gesellschaftlichen Verantwortung<br />

bietet rechtsextremen Politik- <strong>und</strong> Identitätsangeboten die Möglichkeit der Entfaltung. Die<br />

Veränderung von sozio-kulturellen Milieus, in denen Demokratie gelebt wird, erleichtert<br />

die soziale <strong>und</strong> organisatorische Ausbreitung rechtsextremer Organisationen. Der Mangel<br />

an Angeboten demokratischer <strong>und</strong> wertgeb<strong>und</strong>ener <strong>Jugendarbeit</strong> hinterlässt Lücken,<br />

die Rechtsextreme nutzen <strong>und</strong> füllen. Die Reichweite demokratischer Institutionen wird<br />

dadurch beschränkt. Diese Schwäche der demokratischen Gesellschaft erhöht die Wirksamkeit<br />

rechtsextremer sozialer Initiativen.<br />

5 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Nächstenliebe braucht Klarheit!<br />

Als Christinnen <strong>und</strong> Christen beziehen wir klar zu diesen rechtsextremen Vorstößen Stellung,<br />

denn sie fordern uns <strong>und</strong> unser christliches Menschenbild heraus, wie es in unseren<br />

Gruppen, Verbänden <strong>und</strong> Gemeinden geglaubt <strong>und</strong> gelebt wird. Wir glauben an einen<br />

Gott, der sich allen Menschen in bedingungsloser Liebe zuwendet. Am klarsten wird dies<br />

dadurch, dass Jesus Christus für alle Menschen am Kreuz gestorben ist. Daher hat kein<br />

Mensch das Recht, sich über den anderen zu stellen.<br />

Jeder Mensch hat die unverfügbare gottgegebene Würde. Alle Ideologien <strong>und</strong> Haltungen,<br />

die Menschen diesen Wert <strong>und</strong> diese Würde aberkennen, lassen sich mit dem christlichen<br />

Glauben nicht vereinbaren.<br />

Wir bezeugen als mündige <strong>und</strong> tätige Gemeinde Jesu Christi das Evangelium <strong>und</strong> orientieren<br />

unser Handeln am Gebot der Nächstenliebe. Daher ist in der christlichen Gemeinschaft ein<br />

offenes <strong>und</strong> individuelles Zueinanderfinden möglich. Bei uns haben menschenverachtende<br />

Überzeugungen, Rechtsextremismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus <strong>und</strong><br />

Rassismus keinen Platz. Dies bedeutet zu allererst <strong>im</strong>mer wieder uns selbst <strong>und</strong> unser<br />

Zusammenleben zu prüfen <strong>und</strong> selbstkritisch diesen Anspruch <strong>im</strong>mer wieder zu erneuern<br />

<strong>und</strong> zu verwirklichen. Der kritische Dialog mit anderen Kulturen hilft uns dabei, Denken,<br />

Wirken <strong>und</strong> Handeln zu reflektieren.<br />

Die Verantwortung als Christinnen <strong>und</strong> Christen reicht darüber hinaus. Wir treten ein für<br />

Freiheit, Demokratie, die Einhaltung der Menschenrechte, Toleranz <strong>und</strong> Akzeptanz, Gleichberechtigung<br />

<strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Solidarität <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit.<br />

In unserer Arbeit zeigt sich dies beispielsweise in folgenden Formen:<br />

• In unseren vielfältigen Angeboten können <strong>Kinder</strong>, Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene<br />

Zugehörigkeit erfahren, die eigene Persönlichkeit entwickeln <strong>und</strong> eigenverantwortliches,<br />

solidarisches Handeln lernen. Wir bieten jungen Menschen Orientierungs- <strong>und</strong> Reibungsflächen<br />

auf ihrem Weg zur Entwicklung einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit.<br />

6


• Wir bieten ein breites Lebens-, Lern- <strong>und</strong> Erfahrungsfeld für junge Menschen <strong>und</strong> ermöglichen<br />

ihnen, in eine demokratische Gesellschaft hineinzuwachsen. Was wir <strong>im</strong> Alltag<br />

erleben <strong>und</strong> erfahren, setzen wir in politisches Handeln um. Das Hören <strong>und</strong> Diskutieren<br />

aller Meinungen ist uns wichtig; nicht alle Meinungen teilen wir. Die Arbeit <strong>im</strong> Verband<br />

fördert die eigene Meinungsbildung, ermöglicht persönliche Mitbest<strong>im</strong>mung <strong>und</strong> trägt<br />

dazu bei, ein demokratisches Gr<strong>und</strong>gefühl zu entwickeln <strong>und</strong> zu festigen.<br />

• Die Arbeit der Evangelischen Jugend ist darauf ausgelegt, auch bisher noch nicht erreichte<br />

Jugendliche in Gruppen <strong>und</strong> Gemeinschaften zu integrieren. Wir setzen uns für Integration<br />

ein <strong>und</strong> führen selbst Projekte <strong>und</strong> Aktionen in diesem Bereich durch.<br />

• Wir stehen in friedlichem <strong>und</strong> konstruktivem Austausch, auch über Grenzen <strong>und</strong> Konfessionen<br />

hinweg <strong>und</strong> bieten Räume <strong>und</strong> Begegnungsmöglichkeiten zum interreligiösen Dialog.<br />

• Durch unsere vielfältige Bildungsarbeit versetzen wir Jugendliche in die Lage, selbstständig<br />

zu einer reflektierten Sicht auf gesellschaftliche <strong>und</strong> politische Prozesse zu kommen.<br />

Wir machen uns für Gerechtigkeit stark <strong>und</strong> bringen dieses Anliegen in die Gesellschaft<br />

ein. Sozial benachteiligte Jugendliche erfahren bei uns Unterstützung. Junge Menschen<br />

brauchen verlässliche Zukunftsperspektiven. Die in der aej zusammengeschlossenen<br />

Mitglieder verpflichten sich<br />

• zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den biblischen Gr<strong>und</strong>lagen unseres Glaubens,<br />

die unmissverständlich auf die unverfügbare <strong>und</strong> gottgegebene Würde jedes Menschen<br />

verweisen.<br />

• zur kritischen Auseinandersetzung mit politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Positionen.<br />

• zu der Aufnahme des Themas Rechtsextremismus in die Aus- bzw. Weiterbildung von<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern.<br />

7 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

• die Zusammenarbeit mit anderen demokratischen Kräften der Gesellschaft zu suchen,<br />

entsprechende Bündnisse anzustreben <strong>und</strong> sich aktiv an Aktionen gegen den Rechtsextremismus<br />

zu beteiligen bzw. diese nach Möglichkeit zu unterstützen.<br />

• zu einer noch intensiveren Aufklärungsarbeit sowohl innerhalb der Evangelischen Jugend<br />

als auch in Schule <strong>und</strong> Gesellschaft.<br />

• besonderes Augenmerk auf demokratische Angebote auch in strukturschwachen ländlichen<br />

Räumen zu legen <strong>und</strong> dies nicht rechtsextremen Organisationen zu überlassen.<br />

Die jungen Menschen in den Angeboten <strong>und</strong> Gruppen der Evangelischen Jugend rufen<br />

wir auf:<br />

• Toleranz zu üben <strong>und</strong> gerechten Sprachgebrauch umzusetzen.<br />

• sich aktiv in die demokratische Gesellschaft einzubringen <strong>und</strong> vom Wahlrecht bewusst<br />

Gebrauch zu machen.<br />

• Zivilcourage zu zeigen <strong>und</strong> zu unterstützen: Hinsehen statt Wegsehen. Handeln statt<br />

Zögern.<br />

• Grenzen zwischen den Menschen zu überwinden <strong>und</strong> gemeinsam an der Entwicklung<br />

einer toleranten <strong>und</strong> offenen Gesellschaft mitzuwirken.<br />

Abst<strong>im</strong>mungsergebnis: einst<strong>im</strong>mig bei 1 Enthaltung beschlossen<br />

Beschluss der 120. Mitgliederversammlung<br />

der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland. e.V. (aej)<br />

8


Quelle: www.zentrum-demokratische-kultur.de<br />

Zwiebelmodell nach ZDK / Berlin<br />

Das „Zwiebelmodell“ des modernen Rechtsextremismus veranschaulicht grafisch die<br />

verschiedenen zusammenhängenden Elemente der rechtsextremen Bewegung.<br />

Nach diesem Modell besteht die rechtsextreme Bewegung aus mehreren Schichten, die<br />

gemeinsam ein zusammenhängendes Ganzes bilden.<br />

Den Organisationskern bilden die Amts- <strong>und</strong> Mandatsträger/innen der rechtsextremen<br />

Parteien sowie die Neo-Nazi-Kader <strong>und</strong> Kameradschaftsführer/innen.<br />

Die zweite Schicht umfasst die Mitglieder <strong>und</strong> Aktivist/innen der Szene.<br />

Im dritten Ring befindet sich das unmittelbare Umfeld (Mitläufer/innen),<br />

gefolgt von dem äußersten Ring mit dem<br />

kulturell-ideologische Umfeld (Sympathisant/innen).<br />

Alle Schichten sind wiederum geprägt von verschieden hohen Ideologie-<br />

sowie Organisationsgraden. Diese Grade steigen, je weiter man in<br />

den Kern vorstößt. Das verbindende Element <strong>im</strong> Rechtsextremismus ist<br />

die Ungleichwertigkeit von Menschen. In der Konsequenz führt dies zu<br />

einer Ablehnung der unantastbaren Menschenwürde.<br />

Die Differenzierung in verschiedene Zwiebelschalen ist notwendig, um die Grenzen von<br />

pädagogischer Prävention <strong>und</strong> Intervention zu verdeutlichen. Diese reicht nur bis zum<br />

unmittelbaren Umfeld.<br />

Verfestigt sich das rechte Gedankengut zu einem geschlossenen Weltbild, wechselt die<br />

Zuständigkeit in die Bereiche Polizei, Staatsschutz <strong>und</strong> Justiz.<br />

9 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Warum wir etwas tun müssen …<br />

Es ist ein langer Weg zu einer Gesellschaft ohne Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus, aber<br />

es ist ein guter <strong>und</strong> der richtige Weg. Der Staat muss seinen Teil dazu beitragen, aber wir<br />

dürfen uns nicht allein auf ihn verlassen.<br />

Wir brauchen Netzwerke, Kooperationen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen gegen rechtsextremistische<br />

Menschenverachtung. Wenn wir in einer weltoffenen <strong>und</strong> friedlichen Gesellschaft<br />

leben wollen, müssen wir selbst aktiv werden. Von alleine entsteht sie nicht.<br />

Jugendliche sind Zielgruppe Nr. 1 … Aktionen <strong>und</strong> Erscheinungsformen des Rechtsextremismus<br />

sind heute weder altbacken noch ewig gestrig - eine Szene <strong>im</strong> modernen Gewand<br />

fordert die politische Bildung heraus. Jugendliche sind die Zielgruppe Nummer eins: Websites<br />

als interaktives Medium zur Ansprache, kostenlose Musik-CDs als Köder, ein breites<br />

Bekleidungssort<strong>im</strong>ent als Ausdruck eines rechtsextremistischen Lifestyles, organisierte<br />

Freizeiten, <strong>Kinder</strong>betreuung, Hausaufgabenhilfen <strong>und</strong> Partys, Konzerte, Demonstrationen<br />

<strong>und</strong> Sonnwendfeiern als Events mit Unterhaltungswert - all dies steht für eine neue Qualität<br />

rechtsextremistischer Propaganda. Feindbilder <strong>und</strong> Identitätsangebote sind in dieser<br />

Erlebniswelt allgegenwärtig.<br />

Gerade an Jugendliche richtet die Szene ihre wichtigsten Werbebotschaften: „Kameradschaft“<br />

<strong>und</strong> Zusammenhalt in unsicheren Zeiten. Gleichzeitig nehmen Tarnungstendenzen<br />

zu: Aktivisten hüllen menschenverachtende Vorstellungen in Andeutungen <strong>und</strong> verbannen<br />

einschlägige Symbole zugunsten unverdächtiger Codes in die Schublade.<br />

Die Würde des Menschen ist unantastbar … ist die zentrale Gr<strong>und</strong>lage unseres Zusammenlebens.<br />

Deshalb beginnt damit unser Gr<strong>und</strong>gesetz.<br />

Dieser Gr<strong>und</strong>satz prägt auch internationale Menschenrechtsabkommen, zu denen sich die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, wie die meisten Länder der Welt, verpflichtet hat.<br />

10


Deutschland ist ein Einwanderungsland … <strong>und</strong> das schon seit weit über 50 Jahren. Die<br />

Menschen kamen damals <strong>und</strong> heute aus anderen europäischen Ländern, aus Afrika, aus<br />

dem Nahen Osten, auch aus Asien <strong>und</strong> Amerika. Sie kamen <strong>und</strong> kommen als Flüchtlinge,<br />

Spätaussiedler, Arbeitsmigranten oder weil ihre Familien schon in Deutschland leben.<br />

Ihre <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Enke/innenl sind genauso Teil der vielfältigen deutschen Gesellschaft wie<br />

diejenigen, die deutsche <strong>und</strong> eingewanderte Vorfahren haben <strong>und</strong> wie diejenigen, die<br />

keine Wanderungsgeschichte in ihrer Familie haben. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe,<br />

diese vielen Geschichten, Erfahrungen <strong>und</strong> Hoffnungen gleichberechtigt zu gestalten.<br />

Abschottung <strong>und</strong> Ablehnung ist keine Lösung.<br />

Jede/r kann Opfer von Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus werden … denn Rassismus<br />

zielt nicht nur auf Herkunft oder Hautfarbe. Er richtet sich auch gegen Religionen, Weltanschauungen,<br />

sexuelle Identität, Geschlecht, Behinderung oder Alter. Rassistische<br />

Überzeugungen sind nicht »logisch«. Der Kampf gegen Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus<br />

in unserer Gesellschaft ist deshalb in unser aller Interesse, weil sich die Reihenfolge der<br />

Opfer (heute ich morgen du) willkürlich entwickelt <strong>und</strong> alsbald Alle betrifft.<br />

Rechtsextremisten widersprechen einer weltoffenen Gesellschaft … wie wir sie sein wollen<br />

<strong>und</strong> sein müssen. Eine Gesellschaft mit verschiedenen Kulturen, Religionen <strong>und</strong> Sprachen<br />

ist <strong>im</strong> Zeitalter der Globalisierung nicht mehr wegzudenken. Sie ist darauf angewiesen,<br />

für Menschen aus aller Welt attraktiv zu sein <strong>und</strong> ihnen Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten<br />

zu bieten.<br />

Rechtsextremismus gehört zum Alltag in Deutschland. Alltäglich engagieren sich aber<br />

auch viele Menschen vor Ort gegen rechtsextreme Taten <strong>und</strong> Geisteshaltungen. In vielen<br />

Initiativen <strong>und</strong> Organisationen vor Ort, in Schulen <strong>und</strong> Jugendeinrichtungen n<strong>im</strong>mt das<br />

Engagement breiten Raum ein. In christlichen <strong>und</strong> anderen religiösen Gemeinden, in den<br />

Gewerkschaften, in Sportverbänden, in Asylinitiativen <strong>und</strong> in der gewerblichen Wirtschaft<br />

ist die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus ein wichtiges Thema<br />

geworden. Menschen engagieren sich in der Projekt- <strong>und</strong> Bildungsarbeit, mit Angeboten<br />

11 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

für Aussteiger aus der rechten Szene, mit Informations- <strong>und</strong> Dokumentationszentren <strong>und</strong><br />

leisten damit einen wichtigen Beitrag für das friedliche Zusammenleben von Menschen<br />

verschiedener Nationalität, Hautfarbe, Kultur <strong>und</strong> Religion in Deutschland.<br />

12


Eines von vielen tollen Beispielen:<br />

Am 18. Oktober 2007 schrieb der Geschäftsführer<br />

eines Dresdner Hotels einen öffentlichen<br />

Brief an zwei NPD-Abgeordnete des<br />

Sächsischen Landtags. Diese hatten online<br />

ein Hotelz<strong>im</strong>mer bei ihm gebucht, doch der<br />

Geschäftsführer stellte ethische Gr<strong>und</strong>sätze<br />

über das Umsatzinteresse des Hotels:<br />

»Da Sie in unserem Hause nicht willkommen sind <strong>und</strong> ich es auch meinen Mitarbeitern<br />

nicht zumuten kann, Sie zu begrüßen <strong>und</strong> zu bedienen, haben wir<br />

[den Betreiber der Homepage] gebeten, die Buchung zu stornieren. Sollte dies aus<br />

vertraglichen Gründen nicht möglich sein, darf ich Sie darauf hinweisen, dass ich<br />

sämtliche in unserem Hause durch Sie getätigten Umsätze unmittelbar als Spende<br />

an die Dresdner Synagoge weiterleiten werde.<br />

Betrachten Sie dies als kleinen Beitrag zur Wiedergutmachung für die Schäden,<br />

die Ihre damaligen Gesinnungsgenossen der Synagoge <strong>und</strong> vor allem ihren früheren<br />

Besuchern zugefügt haben. […] In der Hoffnung, dass Sie eine zu Ihnen passende<br />

Unterkunft finden <strong>und</strong> uns Ihr Besuch erspart bleibt verbleiben wir mit fre<strong>und</strong>lichen<br />

Grüßen …«<br />

Was ich selber tun kann … Mitmachen! Egal, ob du eine Schulprojektwoche organisieren<br />

möchtest oder eine Sportveranstaltung nutzt, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu<br />

setzen, ob du ein Konzert mit internationalen Musikern oder einen Gedenkstättenbesuch<br />

planst – es gibt viele Wege, um dem Rechtsextremismus entgegenzutreten.<br />

Mehr Infos: www.interkultureller-rat.de & www.<strong>im</strong>.nrw.de<br />

13 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Damit wir uns richtig verstehen!<br />

„Wir haben es nicht nur mit Menschen zu tun, die wir bilden oder verändern können,<br />

sondern auch mit solchen, bei denen die Würfel bereits gefallen sind, vielfach solchen,<br />

für deren besondere Persönlichkeitsstruktur es charakteristisch ist, dass sie in einem<br />

gewissen Sinne verhärtet, nicht eigentlich der Erfahrung offen sind, nicht flexibel, kurz:<br />

unansprechbar.<br />

Diesen Menschen gegenüber, die <strong>im</strong> Prinzip lieber auf Autorität ansprechen, <strong>und</strong> die sich<br />

in ihrem Autoritätsglauben auch nur schwer erschüttern lassen, darf auf Autorität nicht<br />

verzichtet werden.<br />

Wo sie sich ernsthaft vorwagen bei antisemitischen Manifestationen, müssen die wirklich<br />

zur Verfügung stehenden Machtmittel ohne Sent<strong>im</strong>entalität angewendet werden, gar nicht<br />

aus Strafbedürfnis oder um sich an diesen Menschen zu rächen, sondern um ihnen zu<br />

zeigen, dass das Einzige, was ihnen wirklich <strong>im</strong>poniert, nämlich wirklich gesellschaftliche<br />

Autorität, einstweilen dann noch gegen sie steht ...<br />

Ich fürchte, durch Maßnahmen einer noch so<br />

weit gespannten Erziehung wird es sich kaum<br />

verhindern lassen, dass Schreibtischmörder<br />

nachwachsen. Aber dass es Menschen gibt,<br />

die unten, eben als Knechte das tun, wodurch<br />

sie ihre eigene Knechtschaft verewigen <strong>und</strong><br />

sich selbst entwürdigen ..., dagegen lässt<br />

sich doch durch Erziehung <strong>und</strong> Aufklärung<br />

ein Weniges unternehmen.“<br />

(aus: Erziehung nach Auschwitz,<br />

Theodor-W. Adorno)<br />

14


Ab[ART]ig: Promi - Kunst gegen rechte Gewalt<br />

Die Idee: Da Rechtsextremismus nicht allein ein Problem junger Menschen ist, sondern<br />

seine Wurzeln mitten in der Gesellschaft hat, sind alle aufgerufen, sich dagegen zu stellen.<br />

Um dieses deutlich zu machen, entwickelten die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der<br />

Evangelischen Jugend Bottrop einen originellen Plan, der auf die Bereitschaft möglichst<br />

vieler Menschen setzt - <strong>Kinder</strong>, Jugendlicher wie Erwachsener -, sich mit der Thematik<br />

auseinanderzusetzen <strong>und</strong> aktiv zu werden.<br />

Das Projekt: Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, Persönlichkeiten aus Politik,<br />

Wirtschaft, Musik, Film <strong>und</strong> Fernsehen, aber auch ganz normale Bürger <strong>und</strong> Schulklassen<br />

aus Bottrop, wurden angeschrieben. Sie erhielten nicht nur einen Brief, sondern auch ein<br />

Paket mit verschiedenen Inhalten. Das konnte ein Globus oder Felsbrocken, das konnten<br />

Turnschuhe, Bücher, Filzstifte oder andere Gegenstände sein. Die Empfänger wurden<br />

aufgefordert, „in irgendeiner Form zum Thema Rechtsextremismus gestalterisch tätig<br />

zu werden.“ Die anfängliche Skepsis, ob die Leute mitmachen, sich Zeit zur Beteiligung<br />

nehmen würden, war schnell verflogen. Zahlreiche Antworten trafen ein, darunter mehr<br />

als 25 Kunstwerke, die aus dem zugesandten Material entstanden sind.<br />

Daraus wurde eine Ausstellung zusammengestellt. Sie wurde in der Auferstehungskirche<br />

in Bottrop-Batenbrock gezeigt. Einige der Exponate sind <strong>im</strong> Internet <strong>und</strong> als Video zu<br />

sehen (www.ab-art-ig.de). Die Ausstellung: Kaum verschickt - schon wieder da. Wolf von<br />

Lojewski vom ZDF „heute journal“ hat als erster auf unsere Post reagiert <strong>und</strong> ein Gedicht<br />

zurückgeschickt:<br />

Es war eine Ente in Gonsenhe<strong>im</strong>, die war so stolz, was besonderes zu sein, sie kleckste<br />

unverhohlen auf Federvieh aus Polen <strong>und</strong> prügelte mit dem Fähnchen auf holländische<br />

Hähnchen. Doch eines Tages macht es knack, sie endete als Peking Duck.<br />

Infos: www.ab-art-ig.de<br />

15 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Aktion NOTEINGANG<br />

Bei der Aktion NOTEINGANG geht es darum, Bündnispartner zu suchen <strong>und</strong> zu finden <strong>und</strong><br />

dann zum Beispiel an der eigenen Haus-, Laden-, Auto-, Dienststellentür usw. den DIN A 5<br />

Aufkleber anzubringen.<br />

16<br />

Mit diesem Aufkleber sollen<br />

alle Menschen angesprochen<br />

werden, die in Bedrohungs-<br />

oder Gewaltsituationen Schutz<br />

benötigen. Jeder Mensch kann<br />

in eine Situation geraten, in der<br />

er Hilfe benötigt.<br />

Gut ist es dann zu wissen, wo<br />

ich Hilfe bekomme. Hilfeleistung<br />

für Menschen in Not ist<br />

Bürgerpflicht <strong>und</strong> eigentlich eine<br />

Selbstverständlichkeit. Oft ist<br />

dies in Vergessenheit geraten.<br />

Die Aktion NOTEINGANG kann ein geeignetes Mittel sein, wenn es darum geht, Sensibilität,<br />

Zivilcourage <strong>und</strong> Solidarität zu entwickeln <strong>und</strong> zu stabilisieren.<br />

Je größer die Zahl derer wird, die sich an der Aktion beteiligen, desto deutlicher wächst<br />

das Bekenntnis unserer Gesellschaft zu Zivilcourage <strong>und</strong> Solidarität.<br />

Mehr Infos: www.buendnis-ekvw.de (Aktion Noteingang), Die Aufkleber (DIN A 5) gibt es<br />

bei SOS-Rassismus-NRW.


Aktionstag zum Thema Rassismus<br />

Organisiert an eurer Schule einen Aktionstag, bei dem ihr Workshops zum Beispiel zu den<br />

Themen „Rassismus in der Schule“, „Codes <strong>und</strong> Symbole der rechten Neonaziszene“ oder<br />

„Zivilcourage“ diskutiert. So macht ihr euch <strong>und</strong> eure Mitschüler/innen schlau! Für Lehrer/<br />

innen sind solche Seminar best<strong>im</strong>mt auch von Interesse.<br />

Tipps: Zur Unterstützung könnt ihr euch auch Expert/innen zu den gewählten Themen<br />

einladen, die zu einem Thema referieren. Expert/innen findet ihr in örtlichen Jugendverbänden,<br />

z.B. bei der DGB Jugend oder den SJD die Falken. Einfach nachfragen!<br />

Achtung: Um deutlich zu machen, was ihr alles erfahren <strong>und</strong> gemacht habt, könnt ihr zur<br />

Dokumentation auch ein Plakat mit Fotos, Sprüchen oder Comics gestalten. Das könnt ihr gut<br />

ans schwarze Brett hängen, um noch mehr Schüler für dieses Thema zu sensibilisieren.<br />

Mehr Infos: www.bielefeld-dgb.de/jugend<br />

17 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Bahnhofshalle<br />

Alle Teilnehmenden (ca. 15-50 Leute) befinden sich (in einem Raum) in der „Bahnhofshalle“.<br />

Plötzlich taucht eine Clique von „Randalierern“ (zwei oder drei Leute, „bewaffnet“ zum<br />

Beispiel mit Encounter-bats/Schaumstoffschlägern/Kissen) auf. Jede/r soll nun einmal<br />

durch diese Gruppe, die sich in der Mitte des Raumes „bedrohlich“ postiert hat, hindurch<br />

laufen <strong>und</strong> über die Sprache, M<strong>im</strong>ik <strong>und</strong> Körpersprache deutlich signalisieren: „Mit mir<br />

nicht!“<br />

Mit der Zeit werden die „Randalierer“ weniger zaghaft, sie beginnen, einzelne Passant/<br />

innen „anzubaggern“. Immer wenn es Stress gibt (weil die Passanten sich möglicherweise<br />

zu helfen wissen), brechen sie ihre „Anmache“ ab <strong>und</strong> suchen sich ein neues Opfer. Je nach<br />

Spannung <strong>und</strong> St<strong>im</strong>mung kann diese Übung länger dauern (zum Beispiel, indem jede/r<br />

einzeln angebaggert wird).<br />

Nach jeder Übung sollte eine Reflexionsphase folgen.<br />

• Was wurde beobachtet?<br />

• Gab es etwas Besonderes?<br />

• Was für Gefühle waren spürbar?<br />

• Hatten best<strong>im</strong>mte Verhaltensweisen <strong>und</strong> eigene St<strong>im</strong>mungen oder Gefühle<br />

Auswirkungen auf die entsprechende Konfliktsituation?<br />

• Gab es eine Strategie?<br />

• Hat jemand eine neue oder andere Idee?<br />

Als Trainer sollten Sie sich mit gut gemeinten Ratschlägen <strong>und</strong> Rezepten zurückhalten,<br />

da dies zu schnell <strong>und</strong> zu leicht als Hinweis für „richtiges Verhalten“ bewertet wird. Bei<br />

diesen Übungen gibt es nur sehr eingeschränkte Kriterien für falsch <strong>und</strong> richtig. Wichtig<br />

bleibt allein, was die Teilnehmer für sich selber als günstig, gut, geeignet oder ungünstig,<br />

schlecht, ungeeignet herausfinden, formulieren <strong>und</strong> ausprobieren!<br />

18


19 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Banner <strong>und</strong> Websites gegen Rechtsextremismus<br />

Ein einfacher <strong>und</strong> öffentlich sichtbarer Weg, aktiv gegen Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />

Stellung zu beziehen, ist das Verwenden von antirassistischen Bannern auf Websites. Durch das<br />

Einbinden solcher Embleme macht man klar: Rechtsextreme haben hier nichts zu suchen.<br />

Viele Internet-Communities (z.B. Online-Gamer) binden in ihre Portale bereits seit langer<br />

Zeit solche antirassistischen Bilder ein. Viele Variationen dieser Banner sind <strong>im</strong> Netz zu<br />

finden, die man sich kostenlos herunterladen <strong>und</strong> in das eigene Angebot integrieren kann.<br />

Man kann auch mit einem Grafikprogramm ein eigenes Logo basteln.<br />

Darüber hinaus ist jede einzelne Website, die über die Zeit des Nationalsozialismus <strong>und</strong><br />

den heutigen Rechtsextremismus aufklärt, wichtig. Nach einer intensiven Beschäftigung mit<br />

dem Thema können solche Homepages mit geschichtlichen Hintergründen, Argumentationshilfen<br />

gegen rechtsextreme Thesen, Links <strong>und</strong> Buchtipps erstellt werden. Und natürlich<br />

haben dort auch eigene Erlebnisse mit Rassismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit, persönliche<br />

Statements oder Projektergebnisse ihren Platz.<br />

(aus: www.jugendschutz.net)<br />

20


Bauwagen gegen Rechts<br />

Seit Ende letzen Jahres arbeitet ein Projektteam des Fördervereins des Geschichtsortes Villa<br />

ten Hompel in Münster an dem Projekt „Bauwagen gegen Rechts“. Der Bauwagen soll eine<br />

Ergänzung der bestehenden Arbeit in Münster <strong>und</strong> seinen Ortsteilen sein mit der Chance,<br />

neue Schwerpunkte zu setzen <strong>und</strong> eine „Mittlerfunktion“ zu besetzen <strong>und</strong> die Besucher<br />

bei Interesse oder Bedarf an bestehende Einrichtungen <strong>und</strong> Projekte weiterzuleiten. Bei<br />

der Arbeit „gegen Rechts“ ist als Leitlinie <strong>im</strong>mer die Trias von „Erkennen – Abgrenzen –<br />

Argumentieren“ <strong>im</strong> Fokus, d. h. über eine bloße Aufklärung hinaus sollen argumentative<br />

Standpunkte <strong>im</strong> Sinne einer politischen Pädagogik vermittelt werden.<br />

Im Vorfeld der ersten Einsätze wurde mit Schulklassen zusammen überlegt, wie der<br />

Bauwagen gestaltet werden muss <strong>und</strong> v. a., welche Inhalte konkret potentielle Besucher<br />

anziehen würden. Ein Workshop mit Sozialarbeitern, Mitarbeitern des Jugendamtes, der<br />

Polizei <strong>und</strong> der betrieblichen Bildung hat weitere, fachliche Impulse gegeben. Wichtig dabei<br />

ist eine anerkennend - offene Einstellung gegenüber den Besuchern, die ein offenes Ohr<br />

suchen – allerdings <strong>im</strong>mer auf der Basis einer festen Argumentation gegen Rassismus,<br />

Nationalismus, Antisemitismus, Gewalt <strong>und</strong> Diskr<strong>im</strong>inierung, die von den Mitarbeitern<br />

diskursiv vertreten wird.<br />

Erste Einsätze <strong>und</strong> die Begegnung mit jugendlichen Besuchern zeigen das Potential, aber<br />

auch die Grenzen des Konzepts. Die Welt verändern will <strong>und</strong> kann das Projektteam nicht,<br />

aber in Diskussion kommen, das Thema „Rechtsextremismus“ öffentlich wahrnehmbar<br />

machen <strong>und</strong> die Besucher zum Denken anregen – das sollen Ziele <strong>und</strong> Aufgaben sein.<br />

Mehr Infos: www.jugend.muenster.de/vielfalt<br />

21 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Behindert<br />

Rechtsextremisten lieben es, hilflose Menschen<br />

oder Menschen mit Behinderungen zu<br />

demütigen oder abzuwerten, weil sie glauben,<br />

dadurch ihre eigene Stärke beweisen<br />

zu können. Um diesen Zusammenhang zu beleuchten,<br />

lohnt sich folgendes Exper<strong>im</strong>ent:<br />

1. Für einen Tag verabredet ihr euch, ganz<br />

ohne Sprache auszukommen. Verkriecht<br />

euch nicht in eure vier Wände, sondern<br />

versucht ganz normal zu leben. Ihr seid<br />

jetzt nur noch auf Gestik, M<strong>im</strong>ik usw. angewiesen.<br />

Straßenbahn fahren, Brötchen<br />

kaufen, in die Schule gehen, die Disko<br />

besuchen – alles könnte dazu gehören.<br />

2. Be<strong>im</strong> Diakonischen Werk oder der Caritas<br />

leiht ihr euch einige Rollstühle usw. <strong>und</strong><br />

verteilt in der Gruppe die Rollen, einige<br />

sind blind, andere können nicht laufen,<br />

einige gehen an Krücken usw.<br />

Nehmt eine Fotogruppe mit, dokumentiert<br />

eure Eindrücke schriftlich <strong>und</strong> nehmt Kontakt<br />

mit eurer Lokalredaktion auf – die warten<br />

schon auf euch.<br />

22


Beschweren über rechtsextreme Websites ...<br />

Jeder User kann sich über rechtsextreme Inhalte <strong>im</strong> Internet beschweren. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nehmen Behörden wie die Polizei, aber auch der Verfassungsschutz Hinweise auf strafbare<br />

Inhalte entgegen. Auch <strong>im</strong> Web existieren einige Meldestellen, an die man rechtsextreme<br />

Websites weiterleiten kann.<br />

Diese sichten <strong>und</strong> bewerten die Angebote. Stellen sie illegale Inhalte fest, dann prüfen<br />

sie mögliche Vorgehensweisen. Dies kann dazu führen, dass rechtsextreme Täter ermittelt<br />

<strong>und</strong> bestraft werden <strong>und</strong> dass Angebote aus dem Netz verschwinden. Eine dieser Meldestellen<br />

<strong>im</strong> Web ist jugendschutz.net. Über das Meldeformular (www.jugendschutz.net/<br />

hotline) können dort Beschwerden abgegeben werden. Gibt man seine E-Mail-Adresse als<br />

Kontakt an, bekommt man in der Regel auch ein Feedback darüber, welche Maßnahmen<br />

jugendschutz.net ergriffen hat.<br />

Stößt ein Internet-User auf fremdsprachige rassistische Inhalte, existiert die Möglichkeit,<br />

sich an das internationale Netzwerk INACH (International Network Against Cyber Hate<br />

– www.inach.net) zu wenden. Darin haben sich Meldestellen aus Europa <strong>und</strong> den USA<br />

zusammengeschlossen. Ein Hinweis an INACH wird von dort an die zuständige Meldestelle<br />

<strong>im</strong> betreffenden Land weitergeleitet, die sich dann weiter um den Fall kümmert.<br />

(aus: www.jugendschutz.net)<br />

23 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Blaue Hand Projekt<br />

Jugendliche (oder andere Menschen) malen sich für einen Tag lang (mit einer hautfre<strong>und</strong>lichen<br />

Farbe) eine Hand blau an (anschließend mit einem Föhn o. ä. trocknen): eine angemalte<br />

blaue Hand als Symbol <strong>und</strong> Signal für das Akzeptieren von Andersartigkeit, für<br />

Zivilcourage, Frieden <strong>und</strong> Solidarität.<br />

24<br />

Wir wollen Menschen für 24 St<strong>und</strong>en<br />

in eine andere Haut schlüpfen lassen,<br />

um dabei selbst zu erfahren, was es<br />

heißt, anders zu sein. - Wir wollen, dass<br />

Menschen die direkten Zusammenhänge<br />

zwischen dem eigenen Handeln<br />

<strong>und</strong> Verhalten gegenüber anderen <strong>und</strong><br />

deren Reaktionen darauf erkennen <strong>und</strong><br />

verstehen lernen, insbesondere unter<br />

einer globalen Perspektive.<br />

Wir wollen interkulturelles Lernen<br />

fördern, die Vermittlung von Freude an<br />

diesem Prozess <strong>und</strong> das aktive Herstellen<br />

von Integration.<br />

Wir bieten die Initiierung <strong>und</strong> Ausbildung einer Kerngruppe von 15 bis 30 jungen Menschen,<br />

die an ihrer Schule als Multiplikatoren fungieren <strong>und</strong> daran mitarbeiten, Probleme<br />

hinsichtlich der Interaktion in Beziehungen, Akzeptanz <strong>und</strong> Integration an ihrer Schule<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> weiteren Umfeld zu lösen.<br />

Kontakt:<br />

ART at WORK, Janis Somerville <strong>und</strong> Pip Cozens, August-Bebel Str. 94, 33602 Bielefeld


Brücken gegen Rechtsextremismus<br />

An Brückengeländern, Bauzäunen, Gemeindezentren, <strong>Kinder</strong>gärten, usw. werden selbst<br />

gestaltete Transparente mit Botschaften zum Thema des Projektes aufgehängt.<br />

Vorgefertigten Transparente (können von der Tante oder Oma am Besten aus Leinenstoff<br />

genäht werden) (ca. 0,75 x 6 m) werden von der jeweiligen Gruppe mit der je eigenen<br />

Botschaft / Bild / Text gestaltet <strong>und</strong> öffentlich ausgehängt.<br />

Ziel: Menschen <strong>und</strong> Gruppen formulieren <strong>und</strong> artikulieren ihre Botschaften zum Thema<br />

Rechtsextremismus. Herstellung von Öffentlichkeit <strong>und</strong> Auseinandersetzungen mit den<br />

Inhalten des Projektes.<br />

Hinweis: Zum Aufhängen eurer Transparente holt ihr euch vorher die Genehmigung der<br />

Eigentümerin (z. B. des Geländers) oder des Ordnungsamtes eurer Stadt.<br />

25 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Carpark-Übung<br />

Die TN stellen sich in einer Linie an einer Schmalseite des Raumes auf. Jeder TN erhält ein<br />

vorbereitetes Kärtchen, auf der eine Rolle notiert ist. Diese Rolle soll bis zur Auswertung der<br />

Übung gehe<strong>im</strong> bleiben. Wenn alle TN sich innerhalb ihrer Rolle eingestellt haben <strong>und</strong> in der<br />

Reihe stehen, kündigt der Teamer an, dass er eine ganze Reihe von Fragen vorlesen wird. Jeder<br />

TN möge sich überlegen, ob er in seiner Rolle die Frage mit „Ja“ beantworten kann – dann<br />

geht er einen deutlichen Schritt vorwärts – oder mit einem „nein“, dann bleibt er stehen.<br />

Rollen:<br />

• Eine allein erziehende 27-jährige Sozialhilfeempfängerin<br />

• Ein 23-jähriger kurdischer Asylbewerber<br />

• Ein 30-jähriger deutscher Facharbeiter, verheiratet<br />

• Ein 36-jähriger schwarzer Maschinenbauingenieur<br />

• Eine 28-jährige, ledige, philippinische Krankenschwester<br />

• Eine Rollstuhlfahrerin<br />

• Eine 19-jährige Abiturientin türkischer Herkunft<br />

• Ein arbeitsloser Jugendlicher<br />

• Ein 22-jähriger, schwuler Theologiestudent<br />

• Ein 40-jähriger, deutscher Beamter, verheiratet<br />

• Ein minderjähriger Flüchtling aus Bosnien<br />

• Ein 18-jähriger marrokanischer Hilfsarbeiter mit Hauptschulabschluss<br />

• Ein 30-jähriger Roma ohne festen Wohnsitz<br />

• Eine 38-jährige polnische Aussiedlerin mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

• Eine schwarze Journalistin aus Nigeria<br />

• Eine 34-jährige, lesbische deutsche Bankangestellte<br />

• Ein ehemaliger Vertragsarbeiter aus Vietnam mit ungesichertem Aufenthaltsstatus<br />

• Ein querschnittsgelähmter ehemaliger Rennfahrer<br />

• Eine HIV-infizierte, schwangere Lehrerin<br />

26


Fragen zur Carpark-Übung:<br />

Kannst du…<br />

• eine faire Behandlung bei der Polizei erwarten, bei dem Versuch,<br />

einen Diebstahl anzuzeigen?<br />

• den Partner/die Partnerin deiner Wahl heiraten?<br />

• zahnärztliche Behandlung bekommen, wenn du sie möchtest?<br />

• eine Lebensversicherung abschließen?<br />

• bei einer Kommunalwahl teilnehmen?<br />

• öffentliche Verkehrsmittel überall in Anspruch nehmen?<br />

• einer legalen Beschäftigung nachgehen?<br />

• ein Bankdarlehn bekommen?<br />

• 20 Jahre <strong>im</strong> Voraus planen?<br />

• Sympathie <strong>und</strong> Unterstützung von deiner Familie erwarten?<br />

• dich nach Anbruch der Dunkelheit auf der Straße sicher fühlen?<br />

• dich mit durchschnittlichen Chancen auf eine Stelle bewerben?<br />

• dich von deinem Ehepartner scheiden lassen <strong>und</strong> dir ein neues Leben aufbauen?<br />

• dich in Deutschland frei bewegen?<br />

• alleine in die Disko gehen?<br />

• nach Frankreich oder Holland in den Urlaub fahren?<br />

• eine Familie planen?<br />

Nachdem alle Fragen vorgelesen wurden, werden die TN gebeten, für den ersten Teil der<br />

Auswertung an ihrem Platz stehen zu bleiben, <strong>und</strong> sich folgende Fragen zu überlegen:<br />

Schaut euch an, wo ihr steht, wer steht vor/hinter euch? Wie fühlt ihr euch an eurem Platz,<br />

was denkt ihr über die anderen? Welche Frage hat besondere Empfindungen ausgelöst?<br />

Reihum erzählen die TN nun, welche Rolle sie hatten <strong>und</strong> wie es ihnen dabei ging?<br />

Aus Edition Zebra „Gewalt löst keine Probleme. Villigster Trainingshandbuch zur Deeskalation<br />

von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus.“ S. 46f.<br />

27 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Comic gegen Rechts<br />

Eure Schulklasse oder Jugendclique hört sich um <strong>und</strong> interviewt Leute, die schon mal<br />

Erfahrungen gemacht haben oder Auseinandersetzungen mit Rechtsextremisten hatten.<br />

Auf diesem Hintergr<strong>und</strong> sucht ihr den Ort der Handlung wieder auf <strong>und</strong> stellt die Situation<br />

nach. Sinnvoll ist es dabei, eine Fotoserie zu dem Ereignis herzustellen.<br />

In einem zweiten Schritt überprüft ihr eure Story <strong>und</strong> entwickelt mögliche denkbare Alternativen<br />

<strong>und</strong> wie der Vorfall auch hätte verlaufen können. Danach beginnt die Arbeit am<br />

Comic <strong>und</strong> die Entscheidung, in welchen Stilen, zum Manga-Stil, ihr arbeiten wollt.<br />

(siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Manga).<br />

Euer Comic kann später <strong>im</strong> Internet veröffentlicht werden. Vielleicht druckt auch eure<br />

Lokalzeitung einen Ausschnitt oder den ganzen Comic ab, wenn er nicht zu groß ist. Fragt<br />

mal nach <strong>und</strong> guckt, was es sonst noch für Möglichkeiten der Veröffentlichung in eurer<br />

Stadt gibt. Z.B.: Stadtspiegel, Werbemagazine, regionale Internetseiten, usw.<br />

Zielgruppe: Jeder, es soll konkret auf bestehende Probleme in deiner Stadt mit Rechten<br />

hingewiesen werden.<br />

Anmerkung: Schaut euch mal den Comic Andy des Innenministers NRW an. Vielleicht<br />

bekommt ihr ein paar Anregungen:<br />

www.andi.nrw.de<br />

28


Culture on the Road<br />

Jugendkulturen sind aufregend, kreativ <strong>und</strong> in der Regel bunt, nicht braun, auch wenn<br />

<strong>im</strong>mer häufiger in den verschiedensten Jugendkulturen rechtsextreme <strong>und</strong> rassistische<br />

Einsprengsel sichtbar werden. In diesem Spannungsfeld bewegt sich das Projekt „Culture on<br />

the Road“. Es setzt bei dem an, was Jugendliche interessiert: Musik, Mode, die Freizeitwelt.<br />

Es lässt sie für einige St<strong>und</strong>en an der Faszination der Szenen teilhaben <strong>und</strong> das eigene kreative<br />

Potential austesten, thematisiert aber auch die Schattenseiten der jugendkulturellen<br />

Lebenswelten. Ziel ist es, jugendkulturelle Vielfalt f<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> authentisch zu vermitteln,<br />

das Bewusstsein für politische Themen zu schärfen, tolerante Haltungen zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> einen Beitrag zur Prävention gegen Gewalt- <strong>und</strong> Rechtsextremismus zu leisten.<br />

Culture on the Road ist das Konzept für einen oder mehrere „mobile“ Projekttage, die seit<br />

2002 b<strong>und</strong>esweit in Schulen, Ausbildungsstätten <strong>und</strong> Jugendhäusern veranstaltet werden.<br />

Politische Bildung über Rechtsextremismus, Rassismus <strong>und</strong> andere menschenverachtende<br />

Einstellungen wird mit Informationen über die Geschichte <strong>und</strong> Wurzeln der Jugendkulturen<br />

verb<strong>und</strong>en. Szene-Angehörige vermitteln lebensnah Ideen <strong>und</strong> Hintergründe, Stile <strong>und</strong><br />

Ausdrucksformen ihrer Jugendkulturen. Die Schüler/innen haben in zahlreichen Workshops<br />

selbst die Gelegenheit, Ausdrucksformen der verschiedenen Jugendszenen auszuprobieren.<br />

Wir bringen DJ-Anlagen, Mikrophone, Sprühdosen, Musik <strong>und</strong> Skateboards mit.<br />

Das Culture-on-the-Road-Team setzt sich aus Fachleuten der politischen Bildung <strong>und</strong> Vertreter/<br />

innen unterschiedlicher Jugendszenen zusammen: Hip Hop, Reggae/Dancehall, Skaten, Techno,<br />

Gothic, Punk, Hardcore, Emo, Heavy Metal, Streetdance, Skinheads <strong>und</strong> einige mehr.<br />

Die fortlaufend qualifizierten Szene-Angehörigen verfügen über ein prof<strong>und</strong>es Wissen zu<br />

ihrer eigenen <strong>und</strong> den anderen relevanten Jugendkulturen sowie zum Themenkomplex<br />

Rechtsextremismus/Rassismus. Als authentische Vorbilder stehen sie außerdem für<br />

Toleranz, Gewaltfreiheit <strong>und</strong> Gleichberechtigung. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

bilden einen bedeutenden Teil des Teams. Culture on the Road richtet sich an Jugendliche<br />

ab 14 Jahren <strong>und</strong> erwachsene Multiplikator/innen.<br />

Kontakt: Archiv der Jugendkulturen e.V., www.jugendkulturen.de<br />

29 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Dann eben mit Gewalt<br />

Wir haben in unserem Jugendzentrum ein<br />

supergutes Buch gef<strong>und</strong>en („Dann eben mit<br />

Gewalt“ von Jan de Zange, Anrich-Verlag)<br />

<strong>und</strong> wussten nur nicht, wie wir das Buch <strong>und</strong><br />

seinen Inhalt (es geht um harte rassistische<br />

Ausschreitungen in einer Jugendszene) den<br />

Jugendlichen „rüberbringen“ sollten. So<br />

haben wir dann das Buchcover auf DIN A3<br />

hochkopiert, ausgemalt (die Flammen so<br />

richtig feuerrot) <strong>und</strong> darunter geschrieben:<br />

Donnerstag, 19,00 Uhr Video.<br />

Am Donnerstag waren dann auch tatsächlich 13 Leute da <strong>und</strong> wollten das Video sehen - wir<br />

wollten aber erst mal eines drehen. Etwas Maulerei - als wir dann aber einige Getränke<br />

brachten <strong>und</strong> die Leute baten, sich bequem zurechtzusetzen - sie könnten sich sogar hinlegen<br />

- <strong>und</strong> als ich ihnen dann das Buch zeigte <strong>und</strong> fragte, ob ich mal was vorlesen darf,<br />

waren sie zuerst etwas verdutzt. Vielleicht, weil es draußen regnete <strong>und</strong> auch sonst nicht<br />

viel los war, lief keiner weg, ich fing mit der Geschichte an.<br />

Nach zwanzig Minuten musste plötzlich ein Junge aufs Klo <strong>und</strong> bat darum, dass ich meine<br />

Vorleserei bitte unterbreche - Maulerei der anderen … jetzt, wo es gerade spannend wird<br />

… aber <strong>im</strong>merhin, die Leute waren plötzlich von der Geschichte gefangen; ob es so etwas,<br />

wie in der Geschichte, auch bei uns gibt? Und wie geht´s weiter … wie geht´s weiter. Ich<br />

habe geschlagene zweieinhalb St<strong>und</strong>en vorgelesen, unsere Leute haben das Fernsehen<br />

verpasst <strong>und</strong> als unser Haus zumachte, musste ich versprechen, am nächsten Abend um<br />

sieben weiter zu lesen. Und tatsächlich, alle kamen wieder <strong>und</strong> brachten noch einige,<br />

denen sie von der Geschichte erzählt hatten, mit.<br />

30


So ging das einige Tage lang, bis das Buch aus war. Mit Einigen bin ich dann in einen Bücherladen<br />

gefahren, wo wir uns zwei neue Bücher gekauft haben. Also, für mich war das<br />

völlig neu, ich habe noch nie 15 bis 17jährigen vorgelesen, ich wusste gar nicht, dass ich<br />

so was kann, vielleicht war´s auch die vertrauliche Atmosphäre, so mit Tee, Getränken <strong>und</strong><br />

gemütlicher Ecke - Vielleicht muss man´s halt nur mal ausprobieren… <strong>und</strong> schon bist du<br />

mitten <strong>im</strong> Thema <strong>und</strong> sprichst plötzlich ganz anders mit deinen Leuten, die sonst <strong>im</strong>mer<br />

nur Ärger machen … .<br />

Das Elefanten & Trampel - Spiel<br />

Zwei spielerische Übungen, um Regeln <strong>und</strong> Grenzen zu entwickeln <strong>und</strong> um den in uns<br />

schlummernden „autoritären Charakter“ in Frage zu stellen …<br />

Das Elefanten- <strong>und</strong> das Trampel - Spiel stammen aus der Tradition des aktiven gewaltfreien<br />

Widerstandes <strong>und</strong> lehnen sich an die MILGRAM-Exper<strong>im</strong>ente der 1970er Jahre zur<br />

Gehorsamsbereitschaft der Menschen an. „Ganz normale, nette Menschen“, so erkannte<br />

damals Prof. Stanley Milgram, die nur schlicht ihre Aufgaben erfüllen <strong>und</strong> keinerlei persönliche<br />

Feindseligkeiten empfinden, können Menschen misshandeln <strong>und</strong> zu Handlangern<br />

in einem grausigen Vernichtungsprozess werden. Schl<strong>im</strong>mer noch: selbst, wenn ihnen<br />

die zerstörerischen Folgen ihres Handelns vor Augen geführt <strong>und</strong> klar bewusst gemacht<br />

werden, so verfügen doch nur vereinzelte Menschen über genügend Standfestigkeit, um<br />

der Autorität Widerstand entgegenzusetzen (siehe auch „autoritärer Charakter“ oder den<br />

Film: „Die Welle“).<br />

Beide Übungen eignen sich besonders gut für junge Leute <strong>und</strong> beginnen mit einem Gespräch<br />

über die Frage, wie sich alltägliche Gewalt äußert <strong>und</strong> ob es so etwas bei uns selber<br />

gibt. Bei ersten Anzeichen stockenden Gesprächsflusses kann die Diskussion durch diese<br />

Übungen unterbrochen werden.<br />

31 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Das Elefanten-Spiel<br />

Zeit: ca. 1 St<strong>und</strong>e / TN-Zahl: als Elefanten max. 25, als Elefantenjäger ca. 5, alle anderen<br />

sind Beobachter (UN-Blauhelme) / Material: Teppichboden wäre gut, Plakat zum Notieren<br />

der gemeinsamen Spielregeln.<br />

Es empfiehlt sich, alle härteren Gegenstände (Uhren, Brillen, Gürtelschnallen, Schuhe)<br />

abzulegen. Die Gruppe teilt sich. Eine größere Gruppe spielt den Elefanten <strong>und</strong> setzt (nicht<br />

stehen!) sich zusammen auf den Boden, jede/r hält <strong>und</strong> klammert sich am anderen fest,<br />

so dass aus der Elefantengruppe eine in sich geschlossene Einheit entsteht. Die andere,<br />

kleinere Gruppe hat nun die Aufgabe, den Elefanten wieder auseinander zu nehmen, zu<br />

ziehen, kitzeln, usw.<br />

Es gibt nur eine einzige Regel: Keine Gewalt.<br />

Dies besagt, dass das jeweilige Maß<br />

an „Kraftaufwand“ (Kraft ist nicht Gewalt!)<br />

von jedem selber auch verantwortet werden<br />

muss. Für jede/n ist es jederzeit möglich,<br />

den eigenen Einsatz zu reduzieren, zu ver-<br />

ändern oder abzubrechen.<br />

Von daher wäre es möglich, den Elefanten<br />

z.B. durch Kitzeln, Liebkosungen, Verlockungen<br />

etc. aufzulösen; das Gegenteil ist aber<br />

in der Regel der Fall. Nach anfänglichen zaghaften<br />

Versuchen beginnen die Elefantenjäger<br />

kräftig zu ziehen <strong>und</strong> der Elefant heftiger<br />

zusammen zu halten <strong>und</strong> zu stöhnen. Gerade<br />

die Elefanten-Leute scheinen plötzlich<br />

Lust dabei zu empfinden, wenn ihnen das<br />

Bein oder der Arm lang gezogen wird.<br />

32


Wichtig ist bei dieser Übung, das „Spiel“ durch „Regeln“ zu begleiten. Dazu sollte ein größeres<br />

Plakat mit der Überschrift „Regeln“ <strong>und</strong> dem Untertitel „Nicht erlaubt ist:“ aufgehängt<br />

werden. Schon vor dem Spiel können nun Regeln benannt werden (Haare ziehen, kneifen,<br />

spucken, treten, boxen, Geschlechtsteile anfassen, Kleidung zerreißen ...). Während des<br />

Elefantenspieles hat außerdem jede/r die Pflicht <strong>und</strong> das Recht, jederzeit laut „Stopp“<br />

zu rufen, wenn Gewalt auftaucht. Das Spiel wird bei einem „Stopp“ sofort durch den/die<br />

Anleiter/in unterbrochen, das Stopp wird begründet als neue Regel formuliert, auf dem<br />

Plakat fixiert (z.B.: Arme umdrehen, kratzen, würgen usw.) <strong>und</strong> weiter geht es.<br />

Diese Regel-Entwicklung ist notwendig <strong>und</strong> sinnvoll, weil die TN selber in diesem Spiel<br />

die unmittelbare Erfahrung machen, dass gemeinsam abgest<strong>im</strong>mte, ausgehandelte (<strong>und</strong><br />

eingehaltene) Regeln (<strong>und</strong> Werte) gut für sie, sinn- <strong>und</strong> wertvoll sind. Durch die Wiederholung<br />

(Übung) solcher <strong>und</strong> ähnlicher (Kampfes-) Spiele verinnerlicht sich mit der Zeit das<br />

gemeinsame Regelwerk.<br />

Sinn macht es, nach der Übung das Plakat mit den Regeln als Erinnerung <strong>und</strong> auch Ort<br />

für neue Reibungsprozesse öffentlich, z.B. in der Schule, <strong>im</strong> Jugendzentrum usw. (am Ort<br />

des Geschehens, damit der Bezug bestehen bleibt) auszuhängen.<br />

Reflexion: War Gewalt <strong>im</strong> Spiel? Hat jemand Zerrungen, Prellungen, Verletzungen? Warum<br />

ist dieser oder jener Arm so rot? Pulsiert das Herz, was ist mit der Atmung, war das nun<br />

ein Spiel, Ernst oder was? Warum haben manche Elefanten nicht losgelassen, als Schmerz<br />

ins „Spiel“ kam? Welche Wirkungen hatten bei dieser Übung Elemente wie „körperliche<br />

Nähe“, Zusammengehörigkeitsgefühl <strong>und</strong> vorgegebene „Spiel-Regeln“? Hat Gewalt Lust<br />

gemacht? Was war spaßig bei dieser Übung? Welche Erfahrungen haben die Elefantenjäger/<br />

innen gemacht, haben sie Gewalt (<strong>und</strong> wenn ja warum) oder nur Kraft angewandt? Welche<br />

Signale erhielten sie von den Elefanten? Was haben die UN-Beobachter erlebt?<br />

Warnung für die Praxis: Wir haben dieses Elefantenspiel mit Leuten (fast) aller Altersgruppen<br />

„gespielt“. Dabei kann es passieren, dass einige TN tatsächlich härtere Gewalt<br />

ausüben. Dies sollte sofort zur Unterbrechung führen <strong>und</strong> zur Fragestellung, ob es sich<br />

33 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

hier um ein Spiel oder um eine Schlägerei handelt. Warum wurde Gewalt von wem ausgeübt,<br />

wie wurde diese erfahren? Was ist denkbar, um aus diesem Spiel ein „richtiges“<br />

Spiel zu machen?<br />

Bei dieser Übung können <strong>Kinder</strong>, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene den Sinn von Werten <strong>und</strong><br />

Regeln <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“ <strong>und</strong> entwickeln! Also bitte, lasst sie auch<br />

selber eigene Regeln erfinden (<strong>und</strong> den Wert dieser Regeln selber benennen).<br />

Das Trampelspiel<br />

Zeit: ca. 20 min. / TN-Zahl: ab ca. 10 TN / Material: Teppichboden wäre gut, ein Topf o.ä.,<br />

um später den Takt lauter anzeigen zu können.<br />

Bei dieser Übung geht es zum Einen um viel Vertrauen, zum Anderen aber um die Entwicklung<br />

von Eigenverantwortung, gerade auch dann, wenn die „Lust“ am Spiel die Vernunft<br />

<strong>und</strong> die Verantwortung für das eigene Verhalten einzunebeln versucht. Die TN werden in<br />

zwei etwa gleich große Gruppen unterteilt.<br />

Gruppe 1 legt sich auf den Boden <strong>und</strong> streckt Arme <strong>und</strong> Beine auseinander, (wichtig: Arme<br />

<strong>und</strong> Beine der TN dürfen nicht zu dicht beieinander oder zu dicht am Körper sein, Finger<br />

müssen zusammen sein).<br />

Gruppe 2 erhält jetzt den Auftrag, sich <strong>im</strong> Kreis zwischen die Liegenden zu stellen <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong> Kreis herum (<strong>im</strong> Uhrzeigersinn) vorsichtig über sie zu steigen. Dabei sollen sie auch<br />

zwischen den Armen <strong>und</strong> Beinen der TN auftreten.<br />

Es gibt nur eine Regel: Über die Leute steigen ohne sie zu berühren oder gar zu verletzen.<br />

Wer glaubt, sich nicht an diese Regel halten zu können, kann bei diesem Spiel nicht mitmachen.<br />

Zunächst sollen alle sehr langsam gehen, dann wird das Tempo langsam erhöht.<br />

34


35 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Der/die Anleiter/in ermuntert nun langsam die Gruppe <strong>im</strong>mer wieder, schneller <strong>und</strong> schneller<br />

zu werden. Um diese Aufforderung zu unterstützen, hebt der/die Anleiter/in langsam<br />

die St<strong>im</strong>me, wird lauter <strong>und</strong> best<strong>im</strong>mter in der Aufforderung; dabei kann auch ein Topf<br />

o.ä. genutzt werden, um den Takt lauter anzuzeigen.<br />

Bei steigender Geschwindigkeit kann der/die Anleiter/in dann auch noch auf einen Stuhl<br />

steigen, um ein Hierarchiegefälle entstehen zu lassen (außerdem hat man als Anleiter/in<br />

einen besseren Überblick über das, was passiert <strong>und</strong> ob jemand jemanden berührt oder<br />

tritt). Anschließend Gruppenwechsel!<br />

Warnung: Vorsicht! Bei dieser Übung geht es sowohl um die Verführbarkeit als auch um<br />

die zu entwickelnde Selbstkontrolle <strong>und</strong> Eigenverantwortung der Teilnehmenden. Weil wir<br />

wissen, wie leicht Menschen verführt werden können, geht es hier nicht um das Bloßstellen<br />

einzelner TN, sondern um die Ermutigung, die Verantwortung für das eigene Verhalten<br />

(auch in Stress-, Lust-, Spaß-, Spiel- <strong>und</strong> ähnlichen Situationen) zu übernehmen <strong>und</strong> zu<br />

praktizieren.<br />

Reflexion: „Wie war es: unten zu liegen - oben zu gehen?“ „Was glaubt Ihr, warum wir<br />

diese Übung gemacht haben?“ ... Was hätte man tun können, um die Spielregel einzu-<br />

halten. Was war wichtiger: Die Lust am Spiel, der Befehlston, die St<strong>im</strong>mung, die eigene<br />

Verantwortung …? Es gibt kaum eine richtige oder falsche Antwort. Ziel ist vor Allem die<br />

Thematisierung von Eigenverantwortung.<br />

Ziel: Die TN sollen erfahren können, dass es in solchen <strong>und</strong> ähnlichen Situationen schnell<br />

dazu kommen kann, dass Eigenverantwortung abgegeben <strong>und</strong> gerne anderen (hier z.B.<br />

der Taktgeber/in) als „Schuld“ in die Schuhe geschoben wird.<br />

Die TN stabilisieren <strong>und</strong> benennen ihre eigene Verantwortlichkeit auch für solche Situationen,<br />

die man leicht anderen anlasten könnte. Die Übung zeigt, wie leicht Menschen<br />

verführt werden können; es geht nicht um das Bloßstellen einzelner TN, sondern um die<br />

Ermutigung, die Verantwortung für das eigene Verhalten (auch in Stress-, Lust-, Spaß-,<br />

Spiel- <strong>und</strong> ähnlichen Situationen) zu übernehmen <strong>und</strong> zu praktizieren.<br />

36


Das Leben ist schön?<br />

Die Idee: Angesichts steigender Zahlen rechtsextremer <strong>und</strong> nicht zuletzt antisemitischer<br />

Gewalttaten, wachsender Vorbehalte gegen Fremde <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer mehr junger Menschen,<br />

die Gewalt gegen Ausländer <strong>und</strong> Minderheiten billigen, ist es notwendiger denn je, neue<br />

Wege auszuprobieren, die Jugendliche zu einem tieferen Verständnis des Holocaust <strong>und</strong><br />

seiner Opfer führen.<br />

Der Film: Das Leben ist schön spielt <strong>im</strong> faschistischen Italien. Dem Lebenskünstler Guido<br />

gelingt es auf clowneske Art, die schöne Dora für sich zu gewinnen. Jahre später – die<br />

beiden haben geheiratet, einen Sohn, Giosuè, bekommen – beginnen die Anfeindungen<br />

gegen Juden. Guido ist Jude <strong>und</strong> wird zusammen mit seinem Sohn ins KZ deportiert. Dora,<br />

selbst keine Jüdin, folgt ihnen. Im KZ versteht Guido es <strong>im</strong>mer wieder, ihr Liebesgrüße zukommen<br />

zu lassen. Es gelingt ihm auch, Giosuè zu verstecken. Um ihn vor den Schrecken<br />

der Realität zu schützen, erklärt er ihm, dass alles ein Spiel sei: Man müsse auf Marmelade<br />

verzichten, dürfe nicht gesehen werden <strong>und</strong> könne so viele Punkte sammeln, um den<br />

Hauptpreis - einen richtigen Panzer, Giosuès Lieblingsspielzeug - zu gewinnen. Selbst <strong>im</strong><br />

Augenblick des Todes – er wird erschossen – spielt Guido dem Jungen weiter die Komödie<br />

vor. Am nächsten Morgen befreit die US-Armee das KZ <strong>und</strong> Giosuè steht vor dem Panzer,<br />

den sein Vater ihm versprochen hatte. Er findet seine Mutter wieder <strong>und</strong> ruft: „Mama, wir<br />

haben gewonnen!“<br />

Das Projekt: Der Vorführraum des Jugendzentrums ist bis auf den letzten Platz besetzt.<br />

Ohne einen Laut verfolgen die 15-jährigen den Film, sogar be<strong>im</strong> Nachspann bewegt sich<br />

niemand. Erst als das Licht wieder angeht, entlädt sich die Stille in heftigem Applaus.<br />

Dann wird gemalt. Im Format 1x2 Meter zu malen wird Jugendlichen nicht oft angeboten.<br />

(Sie schaffen sich diese Gelegenheit zuweilen an Häuserwänden, Bushaltestellen oder<br />

S-Bahnzügen.) Diesmal dürfen sich die Malenden ganz legal seelisch Luft machen. Einzige<br />

Vorgabe: Sie sollen – in Fortsetzung der ästhetischen Mittel des Films - in Brauntönen<br />

malen. Es entstehen eindrucksvolle Gestaltungen: Das Kind <strong>im</strong> Versteck, der abgeführte<br />

37 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Vater, der befreiende Panzer, Kind <strong>und</strong> Mutter wieder vereint. Be<strong>im</strong> Malen der leidvollen<br />

Szenen hellen sich die Gesichter der Jugendlichen langsam wieder auf. Scherzen, Ärgern,<br />

Lachen sind wieder erwacht.<br />

Die zweite Idee besteht darin, dass die Jugendlichen einen Brief an Josuè schreiben. Von<br />

Gefühlen zu schreiben macht Gefühle leichter. Gefühle, die bedrohlich sind, können mit<br />

kleinen schwarzen Symbolen auf weißem Papier oder auf einem weißen Bildschirm gebannt<br />

werden. So entstehen eindrucksvolle emotionale Texte.<br />

„Als wir deinen Film mit der Klasse gesehen haben, waren alle sehr erschüttert, weil sich<br />

vorher wirklich keiner ein Bild davon machen konnte, wie es früher war. Was mir auch sehr<br />

gut gefallen hat ist, dass der Film nicht nur ernste Szenen gehabt hat, sondern auch lustige.<br />

Ich fand den Film gut <strong>und</strong> habe eigentlich nichts mehr dazu zu sagen.“ (Dennis)<br />

Wenn möglich werden zu den Filmabenden Zeitzeugen eingeladen. Einmal hat ein Pfarrer<br />

aus dem Tagebuch einer inzwischen verstorbenen Jüdin vorgelesen, ein andermal hat<br />

eine Gruppe Konfirmand/innen sich den Film mit dem Seniorenkreis der Gemeinde angesehen.<br />

Erfahrungen: Bei den bislang durchgeführten Veranstaltungen mit sowohl Gymnasiast/<br />

innen als auch Hauptschüler/innen haben sich die Jugendlichen <strong>im</strong>mer begeistert gezeigt,<br />

sowohl von dem Film als auch von der Möglichkeit, mit ihren Mitteln, mit ihrer Sprache das<br />

Erfahrene auszudrücken. Da es um den emotionalen Aspekt von Gewalt <strong>und</strong> Intoleranz<br />

geht, bedarf es keines großen historischen Vorwissens. Manche Teilnehmer/innen haben<br />

sich weitere Filme gewünscht wie „Schindlers Liste“, „Das Tagebuch der Anne Frank“<br />

oder „Hitlerjunge Salomon“. Andere haben angeregt, am Computer nicht nur Texte zu<br />

schreiben, sondern auch Musik zu machen oder Fotos zu bearbeiten. Bedenken haben<br />

nur Eltern geäußert: „Meinen Sie, man muss so junge Menschen damit belasten? Das ist<br />

doch schon so lange her ...“<br />

Kontakt:<br />

Evangelisches Jugendbüro Hackenbroich, Moselstraße 20, 41540 Dormagen<br />

38


Demokratie in der Schule leben: Der Klassenrat<br />

Seit Februar 2008 wird der „Klassenrat“ an<br />

drei Gr<strong>und</strong>schulen in Münster in insgesamt<br />

sieben der 1. - 4. Klassen eingeführt. Die<br />

Idee hinter dem Konzept des Klassenrates<br />

ist, durch zuhören, miteinander reden <strong>und</strong><br />

diskutieren eine gemeinsame gewaltfreie<br />

Lösung für Probleme zu finden...<br />

In Vorbereitung auf den Klassenrat lernen<br />

die Schüler/innen demokratische Gr<strong>und</strong>regeln,<br />

die für ein gelungenes Miteinander<br />

nötig sind.<br />

Was ist der Klassenrat?<br />

• Der Klassenrat findet einmal wöchentlich statt.<br />

• Der Klassenrat wird durch den/die Klassenlehrer/in oder Schüler/in moderiert.<br />

• Die Schüler/innen sitzen <strong>im</strong> Gesprächskreis zusammen.<br />

• Es gibt feste Gesprächsregeln.<br />

Die Schüler/innen schreiben <strong>im</strong> Laufe der Woche Konflikte, Ärger, Themen, Wünsche (es<br />

müssen nicht <strong>im</strong>mer nur Probleme besprochen werden!) auf Karten <strong>und</strong> werfen diese in<br />

den Postkasten ein / schreiben ihr Anliegen in „Das Buch“. Die Themen werden in der Klassenratsitzung<br />

der Reihe nach bearbeitet. Die vereinbarten Lösungen/Ergebnisse werden<br />

in der darauf folgenden Woche noch einmal zum Thema <strong>und</strong> bei Bedarf nachgebessert.<br />

Mehr Infos: http://jugend.muenster.de/vielfalt<br />

39 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Demokratie ist POP©<br />

Jugendlicher:<br />

„Ich bin rechts <strong>und</strong> bleibe rechts, egal was hier passiert!“<br />

Referent:<br />

„Du findest also, rechts zu sein, ist besser <strong>und</strong> sinnvoller, als sich demokratisch zu<br />

orientieren?“<br />

Jugendlicher:<br />

„Ja genau, ich würde niemals links oder so was werden!“<br />

Referent:<br />

„Okay, du findest es für dich sinnvoller „rechts zu sein“. Und ich finde es sinnvoller, nach<br />

demokratischen Gr<strong>und</strong>sätzen zu leben.<br />

Viel wichtiger, als zu entscheiden, wer von uns beiden Recht hat, finde ich, dass jeder<br />

Mensch <strong>und</strong> alle hier <strong>im</strong> Raum die Möglichkeit haben sollten, sich frei <strong>und</strong> selbst best<strong>im</strong>mt<br />

zu entscheiden, welcher Weg für sie der richtige ist. St<strong>im</strong>mst du mir da zu?“<br />

Jugendlicher:<br />

„Ja, aber ich bleib rechts!“<br />

Entnommen aus:<br />

Demokratie ist POP© / Jugendbildung für Respekt <strong>und</strong> Courage. Arbeitstext von Cornelius<br />

Peltz; www.demokratie-ist-pop.de<br />

40


Deutsch für Deutsche - was ist deutsch?<br />

Aufgabe:<br />

Bitte suche drei Begriffe heraus, von denen Du sicher bist, dass sie wirklich der deutschen<br />

Sprache entstammen.<br />

Ananas, Auberginen, Avokados, Apfelsinen,<br />

Bananen, Balsaholz, Bambussprossen, Blues,<br />

Calamares, Cevapcici, Chicoree, Corned Beef, Couscous,<br />

Country & Western Music, Curry-Ketchup, Datteln,<br />

Demokratie, Diamanten, Diskotheken, Emmentaler, Erdnüsse,<br />

Erdöl, Espresso, Feigen, Flamenco, Flipperautomaten,<br />

Fondue, Frühlingsrollen, Gorgonzola, Grapefruitsaft, Gyros, Hamburger,<br />

Hard Rock, Heavy Metal, Hot Dogs, Ingwer,<br />

italienisches Eis, Jazz, Jeans, Joghurt, Kaffee, Kakao, Kautschuk, Kiwi,<br />

Knäckebrot, Knoblauch, Kokosnüsse, Kupfer, Lasagne, L<strong>im</strong>onen,<br />

L<strong>im</strong>ericks, Miniröcke, Musical, Nizza-Salat, Pullover, Oliven, Ölsardinen,<br />

Paprika, Parmesan, Pizza, Pommes frites, Punks,<br />

Quiche Lorraine, Radio Luxemburg, Ravioli, Reggae, Reis,<br />

Rock’n’Roll, Salami, Skateboards, Schaschlik, Science-Fiction,<br />

Sirtaki, Sojabohnensprossen, Spaghetti, Tabak, Teakholz, Tee,<br />

Tsatsiki, Tulpen, Thunfisch, Türkischer Honig,<br />

Ungarischer Gulasch, Urlaubsinseln, Vanille, Video,<br />

Wan-tan Suppe, Z<strong>im</strong>t, Zitronen,<br />

Zucchini, Zuckerrohr, Zwiebelsuppe<br />

41 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Der heiße Stuhl<br />

Ihr kennt den Stuhl noch aus dem Fernsehen? – exakt, so läuft unser Spiel.<br />

Ihr baut euch aus Holz ein solches Monstrum, stellt es in der Schulklasse auf, jeder von<br />

euch darf dann auf dem Stuhl Platz nehmen <strong>und</strong> sich in die Rolle eines waschechten<br />

Neonazis o.ä. versetzen.<br />

Du verkündest „deine rechtsextremen Parolen“ <strong>und</strong> argumentierst (danach oder gleichzeitig)<br />

mit ca. fünf Leuten, die gegenüber an einem Stehpult dagegenhalten. Der Rest der<br />

Schüler/innen ist das Publikum, das anschließend über die Pro <strong>und</strong> Contra-Argumente<br />

diskutiert.<br />

Tipps: Es macht wenig Sinn, die Argumente<br />

von Rechtsextremisten <strong>und</strong> Neonazis zu<br />

ignorieren oder einfach nur als blöde <strong>und</strong><br />

dumm abzutun.<br />

Wir wissen heute, dass, aus welchen Gründen<br />

auch <strong>im</strong>mer, viele Menschen den Neonazis<br />

Glauben schenken.<br />

Deshalb ist es wichtig zu wissen, was sie<br />

wollen <strong>und</strong> wie sie arbeiten.<br />

Vorsicht: Weil wir die Ziele, Programme <strong>und</strong><br />

Parolen der Neonazis genau kennen, ist es<br />

<strong>im</strong>mer sinnvoller, die Rolle (siehe oben) von<br />

Neonazis selber zu spielen, als sie selber<br />

direkt einzuladen <strong>und</strong> damit öffentlich<br />

aufzuwerten.<br />

42


Dialogwerkstatt<br />

Um Diskr<strong>im</strong>inierung abzubauen, unterschiedliche<br />

Wertvorstellungen kennen<br />

<strong>und</strong> Fremdes respektieren, wenn nicht<br />

sogar schätzen zu lernen, kann gemeinsam<br />

mit Jugendlichen (z.B. in der Schule<br />

oder <strong>im</strong> Jugendverband) eine Dialogwerkstatt<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Idee: Jugendliche mit unterschiedlicher<br />

Herkunft <strong>und</strong> /oder Religionszugehörigkeit<br />

bilden „Dialogteams“. In ihnen<br />

wird der respektvolle Austausch über<br />

das, was jedem einzelnen wichtig <strong>und</strong><br />

wertvoll ist, eingeübt. Dies geschieht mit<br />

Hilfe von Gegenständen oder Symbolen,<br />

mit Fotos, Texten <strong>und</strong> weiteren Ausdrucksformen.<br />

Die Jugendlichen bringen<br />

Symbole mit, die eine besondere Bedeutung für sie haben, bspw. Erinnerungsstücke, die<br />

wie Schätze bewahrt werden. Sie beschreiben den anderen, worin jeweils die Bedeutung<br />

<strong>und</strong> das Wertvolle für sie liegen. Daraus entwickeln sich Gespräche, in denen es um Hoffnungen,<br />

Wünsche, Träume, Erinnerungen <strong>und</strong> auch Glaubensbekenntnisse gehen kann.<br />

Aus all dem, den verschiedenen Gegenständen, Texten <strong>und</strong> Bildern, entsteht <strong>im</strong> Anschluss<br />

eine gemeinsame Ausstellung. Somit werden die Ergebnisse der Dialogwerkstatt einer<br />

größeren Öffentlichkeit vorgestellt <strong>und</strong> zugänglich gemacht <strong>und</strong> zugleich für den Dialog<br />

geworben.<br />

Kontakt: Katholische Landesarbeitsgemeinschaft <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendschutz Nordrhein-<br />

Westfalen e.V., mehr Infos unter: www.dialogbereit.de<br />

43 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Druck was dich drückt …<br />

Die Schüler/innen der Drucker-Unterstufe des Fritz-Henßler-Berufskolleg in Dortm<strong>und</strong> entwarfen<br />

<strong>und</strong> druckten <strong>im</strong> Rahmen des Schulprojektes „Schule ohne Rassismus“ Aufkleber,<br />

die für die Integration von Zuwanderer/innen insbesondere in der Arbeitswelt werben.<br />

Unter dem Motto „zusammen leben – zusammen arbeiten“ haben die Schüler/innen sich in<br />

den Fächern Politik <strong>und</strong> Reli zunächst inhaltlich mit der Situation von Zuwanderer/innen in<br />

unserer Gesellschaft auseinandergesetzt. Sie diskutierten die Chancen <strong>und</strong> Probleme von<br />

Integration <strong>im</strong> Allgemeinen <strong>und</strong> in der besonderen Situation von Ausbildung <strong>und</strong> Beruf.<br />

Dabei wurden bewusst auch die wirtschaftlichen Vorteile, die Unternehmen durch eine<br />

kulturell vielfältig zusammengesetzte Mitarbeiterschaft haben, in den Blick genommen.<br />

44<br />

Die Klasse entwickelte <strong>im</strong> Deutschunterricht<br />

Ideen <strong>und</strong> formulierte Slogans,<br />

die sich an verschiedene Zielgruppen,<br />

wie z.B. Ausbilder oder rechts eingestellte<br />

Jugendliche, wenden. In<br />

der Gestaltungstechnik wurde dies<br />

aufgenommen <strong>und</strong> zum Endprodukt<br />

weiterentwickelt, in der Drucktechnik<br />

schließlich umgesetzt.<br />

Die positiven Impulse der Integration<br />

wurden so auf den Punkt - in diesem<br />

Fall auf den Aufkleber - gebracht <strong>und</strong><br />

ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt!<br />

Infos: http://www.fhbk.de


Du deutsch?<br />

Mit großem Spaß haben wir <strong>im</strong>mer wieder die deutsche Sprache untersucht. Dies begann<br />

mit der Sammlung von Begriffen zu best<strong>im</strong>mten Themen, z.B. welche Lebensmittel gibt es<br />

<strong>und</strong> dem zweiten Schritt: der Klärung des jeweiligen Herkunftsortes.<br />

Aufgabe: Unterstreiche <strong>im</strong> folgenden Text alle ursprünglich arabischen Wörter.<br />

Nur eine Alltagslappalie<br />

Darf ich Sie in dieses Café einladen, gnädige Frau? Sie sind ermattet? Legen Sie bitte die<br />

Jacke ab, <strong>und</strong> nehmen Sie dort hinten auf dem Sofa mit der karminroten Matratze Platz!<br />

Der Konditor mit der steifen Mütze <strong>und</strong> dem weißen Kittel wird sofort eine Tasse Bohnenkaffee<br />

mit zwei Stückchen Zucker vor Sie hinstellen - oder lieber eine Karaffe eisgekühlte<br />

L<strong>im</strong>onade, falls Sie nicht Alkohol vorziehen? Nein? Dazu mögen Sie sicher eine Obsttorte<br />

mit Aprikosen <strong>und</strong> Bananen garniert. Natürlich, mein Fre<strong>und</strong>, sind Sie heute zum Essen<br />

mein Gast! Zur Eröffnung darf ich Ihnen ein Sorbet von Orangen reichen. Die gefüllten Artischocken<br />

werden Ihnen als Vorspeise gefallen. Und was halten Sie jetzt von bardiertem<br />

Kapaun auf pikantem Reis mit Spinat-Krusteln? Danach kann ich Ihnen die Z<strong>im</strong>tröllchen<br />

in Arraksauce sehr empfehlen. Und zum Schluss einen Mokka. Und machen Sie es sich<br />

bitte auf dem Diwan bequem.<br />

Lösungen:<br />

Café, ermattet, Jacke, Sofa, karmin, Matratze, Konditor, Mütze, Kittel, Tasse, Bohnenkaffee, Zucker, Karaffe,<br />

L<strong>im</strong>onade, Alkohol, Aprikosen, Bananen, Sorbet, Orangen, Artischocken, bardiert, Reis, Spinat, Z<strong>im</strong>t, Arrak,<br />

Mokka, Diwan.<br />

Aus der Materialmappe: Publik-Forum „Du doitsch?“, Oberursel, 1991<br />

45 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Du kommst hier nicht rein!<br />

Als Gruppe verabredet ihr, gemeinsam an verschieden Tagen, Kneipen <strong>und</strong> Discos in eurer<br />

Gegend anzutesten.<br />

Werden Besucher/innen problemlos eingelassen, auch wenn sie nicht wie „gute Deutsche“<br />

aussehen? Gebärden sich Türsteher rassistisch? Gibt es Anweisungen der Betriebsleitung,<br />

best<strong>im</strong>mte Menschen nicht hineinzulassen?<br />

Tipps:<br />

Wenn ihr wollt, dokumentiert euer Projekt<br />

mit Fotos <strong>und</strong> Reportagen.<br />

Achtung:<br />

Bevor ihr mit euren Reportagen in die<br />

Öffentlichkeit geht, sucht euch eine/n<br />

vertraute/n Reporter/in oder Journalist/in<br />

(eurer Tageszeitung) <strong>und</strong> lasst euch (auch)<br />

presserechtlich beraten.<br />

46


„Eine herrische <strong>und</strong> unerschrockene Jugend will ich“<br />

(Adolf Hitler)<br />

„Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muss weggehämmert werden. In meinen Ordensburgen<br />

wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine<br />

gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. Jugend muss das alles<br />

sein. Schmerzen muss sie ertragen. Es darf nichts Schwaches <strong>und</strong> Zärtliches an ihr sein.<br />

Das freie, herrliche Raubtier muss erst wieder aus ihren Augen blitzen. Stark <strong>und</strong> schön<br />

will ich meine Jugend. Ich werde sie in allen Leibesübungen ausbilden lassen. Ich will eine<br />

athletische Jugend. Das ist das Erste <strong>und</strong> Wichtigste. Ich will keine intellektuelle Erziehung.<br />

Mit Wissen verderbe ich mir meine Jugend. Aber Beherrschung müssen sie lernen. Sie sollen<br />

mir in den schwierigsten Proben die Todesfurcht besiegen lernen.“ (Adolf Hitler)<br />

In unsrem Jugendhaus haben wir uns,<br />

erschrocken durch dieses Zitat von Adolf<br />

Hitler, auf die Suche nach der Kindheit von<br />

A. Hitler gemacht <strong>und</strong> alle Hinweise, die<br />

wir dazu finden konnten, chronologisch<br />

sortiert.<br />

Danach haben wir in Gruppen diskutiert, was<br />

den Hitler so hart <strong>und</strong> kaputt gemacht hat<br />

<strong>und</strong> welche Ursachen wir dafür sehen. Die<br />

Ergebnisse haben wir uns dann gegenseitig<br />

vorgestellt <strong>und</strong> danach unsere eigenen<br />

Vorstellungen von „Erziehung mit menschlichem<br />

Angesicht“ dagegengestellt.<br />

47 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Erinnern für die Zukunft<br />

Die Idee:<br />

Geschichte rückt näher <strong>und</strong> wird lebendig für diejenigen, die sich in ihrem He<strong>im</strong>atort auf<br />

die Suche nach ihren Spuren begeben oder zuhören, wenn Zeitzeugen davon erzählen.<br />

Zwei beeindruckende Wege, <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen den Nationalsozialismus <strong>und</strong> den<br />

Holocaust erfahrbar zu machen, denn zum Einen ist die lokale NS-Vergangenheit meist nur<br />

unzureichend aufgearbeitet, so dass es genügend zu erforschen gibt. Zum Zweiten finden<br />

sich <strong>im</strong>mer noch Zeitzeug/innen, insbesondere Menschen, die den Holocaust überlebt<br />

haben, <strong>und</strong> ehemalige Zwangsarbeiter/innen, die bereit sind, mit Jugendlichen über ihre<br />

Geschichte zu diskutieren, damit sich so etwas nie wiederholt.<br />

In der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ in Rosbach findet sich ein Foto von Ruth Seligmann,<br />

der Nichte von Max Seligmann, dessen Wohnhaus heute die Gedenkstätte ist. Ruth<br />

Seligmann, 1929 in Rosbach/Sieg geboren, wird dort 1936 in die Evangelische Volksschule<br />

eingeschult, wo Käthe ihre Fre<strong>und</strong>in wird. In der Pogromnacht wird das Wohn- <strong>und</strong> Geschäftshaus<br />

der Seligmanns verwüstet, Ruth kann nicht mehr zur Schule gehen, die Fre<strong>und</strong>innen<br />

können, da es zu gefährlich ist, nicht mehr zusammen spielen. Ab 1939 wohnt die Familie<br />

Seligmann in einem Judenhaus in Köln. Ruth besucht eine jüdische Schule. 1940 treffen sich<br />

Ruth <strong>und</strong> Käthe noch einmal in Rosbach; am 7.12.1941 wird die Familie nach Riga deportiert.<br />

Dort stirbt der Vater 1942, kurze Zeit später wohl auch die Mutter <strong>und</strong> Ruth.<br />

Eine Gr<strong>und</strong>schulklasse auf Ruths Spuren: Auf die Spurensuche nach Ruth begeben sich<br />

22 <strong>Kinder</strong> der dritten Klasse der Franziskus-Gr<strong>und</strong>schule in Wissen, einem Nachbarort<br />

von Rosbach, 12 Jungen <strong>und</strong> 10 Mädchen, fünf von ihnen nichtdeutscher Herkunft. Die<br />

Veranstalter-/innen haben eine einjährige Unterrichtseinheit vorbereitet. Dazu gehören<br />

Bilder- <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>bücher zur Zeitgeschichte <strong>und</strong> zum Lebensalltag, die <strong>Kinder</strong> besuchen<br />

das zur Zeit leer stehende Seligmannsche Haus, entdecken Ruths Schaukel, gehen Ruths<br />

Schulweg nach, besuchen einen jüdischen Friedhof <strong>und</strong> die Kölner Synagoge, sprechen mit<br />

ihren Eltern <strong>und</strong> Großeltern <strong>und</strong> vor Allem befragen sie <strong>im</strong>mer wieder Ruths Fre<strong>und</strong>in.<br />

48


So können sie sich vorstellen, wie es ist, wenn ein Lehrer die jüdischen <strong>Kinder</strong> vor allen<br />

Anderen antreten lässt <strong>und</strong> ruft: „Ihr seid die Schande dieser Schule!“ So können sie sich<br />

einfühlen in Ruth, sich mit ihr identifizieren. Auf sehr emotionale Weise versuchen sie, das,<br />

was sie über Ruth erfahren haben, zu bewältigen: Sie malen für Käthe Heuser ein Bild von<br />

Ruth, weil es kaum noch Bilder von ihr gibt.<br />

Und sie setzen ihr Wissen spontan in die Gegenwart um: Als ein Mädchen der Projektklasse<br />

<strong>im</strong> Schulbus mit den Worten: „Pass auf, du wirst auch noch vergast!“ bedroht wird, handeln<br />

die Klassenkameraden entschieden. Sie erfragen die Namen der Beteiligten, schalten die<br />

Schulleitung ein. Die Täter müssen sich entschuldigen.<br />

„Ich glaube, du (die Lehrerin) machst das mit uns, damit wir auf die anderen <strong>Kinder</strong> aufpassen,<br />

die nicht aus Deutschland sind, damit die keiner wegschickt.“<br />

Kontakt :<br />

Jugendreferat des Ev. Kirchenkreises Altenkirchen,<br />

Stadthallenweg 16, 57610 Altenkirchen<br />

49 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Erinnerungsarbeit<br />

Erfahrungen in der Praxis zur Thematisierung von Gewalt, Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />

(aus der Projekt- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>) zeigen, dass<br />

1. Jugendliche über erhebliche Innovationspotentiale verfügen, wenn sie durch Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Wertschätzung flankiert werden <strong>und</strong> Projekte innerhalb der „Geborgenheit“<br />

stiftenden eigenen Gruppe „erf<strong>und</strong>en“ <strong>und</strong> realisiert werden.<br />

2. sie, allein durch ihre Fähigkeiten <strong>und</strong> ihr Wissen <strong>im</strong> Umgang mit den neuen Informationstechnologien<br />

über hervorragende „Recherchetechniken“ verfügen <strong>und</strong> sich bei der Suche<br />

nach Fakten, Daten <strong>und</strong> <strong>im</strong> Diskurs um Positionen selber gegenseitig motivieren.<br />

3. offene, auch spielerische Suchbewegungen Anreizcharakter haben <strong>und</strong> die Rolle des/<br />

der Pädagog/in als „Ermöglichende“ <strong>und</strong> „Raum-Zeit-Atmosphäre Sichernde“ neu<br />

schaffen.<br />

4. Ereignisse, die sich aus der unmittelbaren Alltagswelt von Jugendlichen ergeben, entwickeln,<br />

versehen/verknüpft mit einem „Forschungs-Charakter“ erhebliche Impulswirkung<br />

zur konstruktiven Bearbeitung derselben haben.<br />

5. Jugendliche <strong>im</strong> eigenen Diskurs zu der Fragestellung „Was ist gut für mich – was will<br />

ich wissen?“ erhebliche Potentiale an Energie, Ausdauer <strong>und</strong> Erfolgsorientierung mobilisieren.<br />

Beispiel: Stolpern über Stolpersteine<br />

In unserem Jugendzentrum (JUZ) kam informell <strong>und</strong> unintendiert das Verlegen eines<br />

„Stolpersteines“ mit dem Geburts- <strong>und</strong> Sterbedatum eines 12jährigen Mädchens in der<br />

Nähe des JUZ zur Sprache ( ...Wer macht denn sowas <strong>und</strong> warum eigentlich ...?). Nach<br />

einigem hin <strong>und</strong> her, was das Ganze denn nun soll, wer denn dieses 12jährige Mädchen<br />

gewesen sein könnte – <strong>und</strong> warum sie <strong>im</strong> Kindesalter von den Nazis umgebracht worden<br />

sein könnte (“... durften die Nazis denn überhaupt <strong>Kinder</strong> töten?“ ... ), führte die Diskussion<br />

in der Folge zur mehrtägigen „Besetzung des JUZ-Computers“ (<strong>und</strong> einem Besuch<br />

50


<strong>im</strong> Stadtarchiv) durch diese Jugendclique <strong>und</strong> zum Ausdrucken von Daten, Fotos <strong>und</strong><br />

Dokumenten <strong>und</strong> dann erst (durch Begleitung einer sozialpädagogischen Fachkraft) zu<br />

einer Bild- <strong>und</strong> Text- Dokumentation <strong>und</strong> Ausstellung zur Geschichte <strong>und</strong> zum Tod des<br />

Mädchens <strong>im</strong> Jugendzentrum.<br />

Erfahrungen: Unsere Jugendlichen diskutieren jetzt darüber, eine Fahrt in das KZ des o.g.<br />

Mädchens zu organisieren, um zu recherchieren wie es dem Mädchen dort ergangen ist,<br />

wie es gelebt hat, wie es zu Tode gekommen ist <strong>und</strong> um womöglich einen Film über die<br />

Geschichte <strong>und</strong> den Tod des Mädchens zu machen.<br />

51 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Etwas ändern...<br />

Ein furchtbarer Sturm kam auf. Das Meer wurde aufgewühlt...<br />

Als das Unwetter langsam nachließ, klarte der H<strong>im</strong>mel wieder auf. Am Strand aber lagen<br />

unzählige von Seesternen, die an das Land gespült waren. Ein kleiner Junge lief am Strand<br />

entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand <strong>und</strong> warf sie zurück ins Meer.<br />

Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen <strong>und</strong> sagte: „Junge, was du da machst,<br />

ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist?<br />

Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Außerdem<br />

werden sie sicher wieder an Land geworfen. Was du tust,<br />

ändert nicht das Geringste!“<br />

Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an, ging<br />

zum nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf<br />

<strong>und</strong> warf ihn ins Meer. Zu dem Mann gewandt sagte er:<br />

„Für ihn wird es etwas ändern!“<br />

(erzählt von Heike Borgstedt)<br />

52


Fata Morgana<br />

„Ich glaube nur, was ich auch sehe!“<br />

Sicher hast du diesen Spruch schon einmal<br />

gehört oder selber gesagt. Aber st<strong>im</strong>mt das<br />

auch? St<strong>im</strong>mt das <strong>im</strong>mer, was wir mit den<br />

Augen sehen? Versuche es mal: Zeige deinen<br />

Leuten (ohne weitere Bemerkungen) eines<br />

der folgenden Bilder <strong>und</strong> lasse sie das Bild<br />

beschreiben. Nach einer gewissen Zeit liest<br />

du ihnen die jeweils passende Frage vor:<br />

1. Welche Figur ist die größte?<br />

2. Sind die beiden Linien parallel?<br />

Danach können deine Leute nachmessen,<br />

was wirklich st<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> sich gemeinsam mit<br />

dir einen Kopf darüber machen, warum uns<br />

unsere Augen manchmal täuschen ...<br />

<strong>und</strong> was man dagegen unternehmen kann.<br />

53 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Filmvorführungen<br />

In Schule <strong>und</strong> Betrieb recht gut zu organisieren sind Filmvorführungen. Gleich, ob ihr<br />

einen aktuellen Film zum Rechtsextremismus, einen Dokumentarfilm über den Nationalsozialismus<br />

aussucht oder einen Spielfilm zur NS-Zeit - mit einem Film kann recht einfach<br />

ein Einstieg ins Thema gef<strong>und</strong>en werden, so dass anschließend leicht Diskussionen oder<br />

weitere Aktionen folgen können.<br />

Wie organisiere ich eine Filmvorführung?<br />

Im ersten Schritt solltet ihr überlegen, welcher Aspekt euch interessiert: z.B. Widerstand<br />

gegen den Nationalsozialismus, Einzelschicksale von Juden <strong>und</strong> Jüdinnen, der Alltag in der<br />

NS-Zeit oder ganz etwas anderes. Dann müsst ihr euch auf die Suche nach einem passenden<br />

Film machen <strong>und</strong> entsprechend die Ausleihe organisieren. Hilfe gibt es z.B. hier:<br />

1) Medien für Bildung <strong>und</strong> Freizeit, ein Angebot des Ministeriums für Schule<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung NRW: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/medianet/<br />

2) Informations- <strong>und</strong> Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA):<br />

http://idaev.de/<br />

3) Landeszentrale für politische Bildung NRW:<br />

http://www.lzpb.nrw.de/mult<strong>im</strong>edia/verleihpartner/index.html<br />

Es gilt einen Termin festzusetzen, einen Raum mit Stühlen zu organisieren <strong>und</strong> einen Fernseher<br />

mit DVD-Player oder einen Beamer mit einem Computer zu organisieren. Vielleicht<br />

können euch eure Lehrer oder Ausbilder helfen. Dann ist es an der Zeit, eine Einladung<br />

zu schreiben. Das kann ganz verschiedene Formen haben: Zum Beispiel könnt ihr Plakate<br />

erstellen, einen Flyer gestalten, einen Brief schreiben oder eine R<strong>und</strong>mail schicken. Euch<br />

fällt best<strong>im</strong>mt noch mehr ein. Am Tag der Filmvorführung selbst solltet ihr mit viel Zeit vor<br />

der Veranstaltung vor Ort sein <strong>und</strong> die Technik testen - dann kann es auch pünktlich losgehen!<br />

Wenn ihr es wünscht, kann anschließend eine Diskussion geführt werden. Wichtig<br />

ist es dabei, an eine Moderation zu denken.<br />

54


Flashmob<br />

Bei einem Flashmob treffen sich Leute, die<br />

sich sonst nicht kennen, nur durch eine Internetabsprache<br />

an einem best<strong>im</strong>mten Ort<br />

<strong>und</strong> tun auf Kommando alle das Gleiche. Ein<br />

Flashmob war ursprünglich ein ideologiefreier<br />

Nonsens - Spaß, wird heute aber auch ab <strong>und</strong><br />

an genutzt für politische Aktionen. Er sorgt<br />

für Aufsehen <strong>und</strong> Irritation, ist also in einem<br />

hohen Maße öffentlichkeitswirksam. Man ist<br />

dann in aller M<strong>und</strong>e (jedenfalls dann, wenn<br />

viele mitgemacht haben).<br />

Wie funktioniert ein Flashmob?<br />

Per mail-Verteiler oder per Eintrag auf einer Flashmobseite <strong>im</strong> Internet zur Aktion aufrufen.<br />

So eine Aktion ist ein nur ganz kurzes Ereignis, zum Beispiel könnten sich alle „Flashmobber“<br />

am Bahnhof treffen, holen um eine best<strong>im</strong>mte Zeit auf Kommando (meist eine<br />

Trillerpfeife) ihre Seifenblasen heraus <strong>und</strong> sorgen für viele, viele Seifenblasen. Vielleicht<br />

verteilt noch jemand Visitenkarten mit einer Website, die die Hintergründe erklärt. Bei<br />

der Aktion selbst darf es aber gehe<strong>im</strong>nisvoll, spannend, spaßig, irritierend zugehen. Die<br />

Neugierde der Menschen wird so in jedem Falle angestachelt: Was hat es mit dieser Aktion<br />

auf sich? Wichtig: Flashmobs haben einen hohen Spaßcharakter <strong>und</strong> in der Kürze liegt die<br />

Würze. Aber man darf natürlich der Presse einen „Wink“ geben ;-)<br />

Zielgruppe: Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene, bei der Aktion: Passanten<br />

Material: je nach Aktion, wichtig sind gute Mailverteiler <strong>und</strong> eine gute<br />

M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-Propaganda.<br />

Adressen: www.flash-mob.de, http://flashmob.twoday.net,<br />

http://www.flash-mobbers.net, http://de.wikipedia.org/wiki/Flashmob<br />

55 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Fleckenzwerge<br />

Die Idee: Seit langen Jahren verbringt die Sonderpädagogin Irmala Schramm, einen<br />

Spachtel <strong>und</strong> Azeton <strong>im</strong>mer in der Handtasche, ihre Freizeit damit, rechtsextreme Parolen<br />

- seien es Aufkleber, Plakate, Graffiti, Kritzeleien - in ganz Deutschland zu entfernen.<br />

Vorher fotografiert sie die Sprüche oder sie schreibt sie ab. 5.800 Fotos <strong>und</strong> mehr als 1.000<br />

Aufkleber hat sie gesammelt, die Schl<strong>im</strong>msten zu einer Ausstellung zusammengefasst,<br />

die vielerorts gezeigt wird.<br />

Das Projekt: Die „Fleckenzwerge“, so nennt sich die Gruppe Jugendlicher aus dem Jugendzentrum<br />

TEMPEL (Duisburg) - viele von ihnen kommen aus der Türkei, aus Spanien, Marokko,<br />

Serbien, Kroatien <strong>und</strong> Russland - können von Schulen, <strong>Kinder</strong>gärten, Kirchengemeinden<br />

<strong>und</strong> auch Privatpersonen angefordert werden, wenn deren Wände mit rechtsextremen oder<br />

rassistischen Sprüche beschmiert worden sind. In Absprache mit dem Besitzer der jeweiligen<br />

Wand werden die Hassparolen von den Fleckenzwergen beseitigt oder überstrichen.<br />

Die Fleckenzwerge entwerfen auf Wunsch auch ein Graffito für die Wand, <strong>im</strong> Notfall reißen<br />

sie die besudelte Wand ein <strong>und</strong> entsorgen sie. Die Fleckenzwerge suchen Menschen, die<br />

sie auf rechtextreme bzw. rassistische Wandschmierereien <strong>und</strong> Aufkleber aufmerksam<br />

machen, damit sie aktiv werden können.<br />

Erfahrungen: In ihrem Duisburger Stadtteil haben die Fleckenzwerge nicht so viele Hassparolen<br />

an den Wänden gef<strong>und</strong>en. Oft ist es passiert, dass die Hausbesitzer, als sie auf<br />

die Schmierereien hingewiesen wurden, diese selbst beseitigt haben. Meistens haben<br />

die Fleckenzwerge die Erklärung erhalten, dass man die Sprüche selbst entfernen wolle.<br />

Manchmal haben die Eigentümer so getan, als wüssten sie von nichts oder sie wollten den<br />

Eindruck erwecken, als seien sie über die Schmierereien entsetzt.<br />

Kontakt: www.jz-tempel.de<br />

56


Vorher . . . nachher<br />

57 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Flüchtlinge (be)suchen<br />

Um strukturellen Formen von Ausgrenzung <strong>und</strong> Rassismus auf die Spur zu kommen:<br />

• Erk<strong>und</strong>igt euch wo Flüchtlinge in eurer Nähe leben<br />

(Übergangswohnhe<strong>im</strong> (ÜWH) des Landkreises,<br />

Zentrale Aufnahmestelle des B<strong>und</strong>eslandes (ZASt)).<br />

• Versucht ein ÜWH / eine ZASt zu besichtigen, wenigstens von außen.<br />

• Ladet euch Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien <strong>und</strong> Fachleute vom Flüchtlingsrat,<br />

von der Diakonie oder der Caritas ein.<br />

• Lasst euch berichten, welche Erfahrungen sie hier machen, ob Flüchtlinge arbeiten oder<br />

eine Ausbildung machen dürfen, in welcher Form Hilfen zum Lebensunterhalt gewährt<br />

werden (bar, Wertgutscheine oder Sachleistungen), welche Strafen es gibt, wenn sie<br />

ohne Verlassenserlaubnis in den nächsten Landkreis fahren, was sie bei Polizeikontrollen<br />

erlebten, ...<br />

Danach bringt ihr euren Bericht mit Fotos in die Schülerzeitung, in die Presse, ins Gemeindeblatt<br />

... <strong>und</strong> dann macht eine Demo usw..<br />

58


59 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

60


Foren <strong>und</strong> Gästebücher<br />

Rechtsextreme Gästebücher <strong>und</strong> Foren sind<br />

Ansatzpunkte für konkretes Engagement.<br />

Hier kann sich jeder einzelne beteiligen <strong>und</strong><br />

rechtsextremen Sprüchen <strong>und</strong> Parolen <strong>im</strong><br />

direkten Austausch etwas erwidern, kann<br />

seinem Ärger über Hass <strong>und</strong> Gewalt Ausdruck<br />

verleihen <strong>und</strong> sich mit Argumenten<br />

gegen Rassismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />

wehren.<br />

Man wird sicher nicht überzeugte Neonazis<br />

mit ein paar Einträgen bekehren können.<br />

Doch jede Erwiderung auf ein rassistisches<br />

Statement ist in jedem Fall ein sichtbares<br />

Signal für Demokratie. Und man demonstriert,<br />

dass Rechtsextremismus <strong>und</strong><br />

menschenverachtende Äußerungen nicht<br />

unwidersprochen bleiben.<br />

Um unliebsame Post von Rechtsextremen zu<br />

vermeiden, ist zu empfehlen, keine E-Mail-<br />

Adressen oder gar persönliche Daten wie<br />

Namen <strong>und</strong> Adressen preiszugeben. Wenn<br />

unbedingt nötig, sollte man eine E-Mail-<br />

Adresse verwenden, die keinen Rückschluss<br />

auf die eigene Identität ermöglicht.<br />

(aus: www.jugendschutz.net)<br />

61 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Friedensstifter/innen<br />

Alle Jugendlichen haben schon davon gehört,<br />

manche haben selber die Erfahrung<br />

gemacht <strong>und</strong> erlebt, wie es ist, beleidigt,<br />

geschlagen oder getreten, erniedrigt,<br />

gedemütigt, misshandelt, ausgeschlossen,<br />

fertig gemacht, alleine gelassen,<br />

geschädigt oder verletzt zu werden. Um<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche gegen Rechtsextremismus<br />

zu <strong>im</strong>munisieren, haben wir<br />

u.a. das Projekt Friedensstifter/innen<br />

gemacht. Ziel des Projektes ist die Herstellung von aktivierendem Selbstverständnis:<br />

nämlich Jugendliche/r <strong>und</strong> Friedensstifter/in zugleich zu sein (Identitätsstiftung).<br />

Inhalt:<br />

Gruppen organisieren <strong>und</strong> verwirklichen ein Training <strong>und</strong> Projekt mit fachlich qualifizierter<br />

Hilfe, z. B. zum Thema „Gewalt & Rechtsextremismus überwinden“. Nach erfolgreicher<br />

Teilnahme erhalten alle „Friedensstifter“ ein entsprechendes Zertifikat.<br />

Trainingsinhalte: Gewalt erkennen <strong>und</strong> benennen können. Sensibilisierung für alle Formen<br />

der Gewalt. Körpersprache überprüfen <strong>und</strong> ausprobieren. Hilfe holen <strong>und</strong> Erprobung von<br />

aktivem, gewaltfreiem Handeln <strong>und</strong> Verhalten in Krisensituationen. Aktives, friedensstiftendes,<br />

streitschlichtendes, gewaltdeeskalierendes Eingreifen in Konflikt-, Bedrohungs- <strong>und</strong><br />

Gewalt-situationen (Konstruktive Konflikt-bearbeitung). Zivilcourage entwickeln.<br />

Infos unter:<br />

www.friedensstifter-baden.de, www.dekade2005.de, die Zertifikate (den Friedenspass <strong>und</strong><br />

ein Curriculum Friedensstifter) gibt es unter: www.sos-rassismus-nrw.de<br />

(Edition Zebra)<br />

62


Front Deutscher Äpfel<br />

Etwas für couragiertere Leute!<br />

„Am Wochenende konnte man am Berliner Hauptbahnhof einen ungewöhnlichen Protest<br />

erleben. Die „Front Deutscher Äpfel“ (FDÄ) skandierte „Heil Boskop! - Was gibt der<br />

deutschen Jugend Kraft: Apfelsaft“. Aktivisten gegen Rechtsextremismus parodierten<br />

ihre Gegner.<br />

Die Bilder kommen einem bekannt vor: eine Gruppe von schwarz gekleideten Menschen<br />

mit bekannten Armbinden, aber ohne Hakenkreuz, dafür mit einem Apfel. Eine Gruppe<br />

Männer trägt auf einem Stuhl einen Mann zu dem Protest <strong>und</strong> die Aktivisten rufen: „Alf, Alf,<br />

Alf!“ Die Satire-Gruppe gehört zur Veranstaltung „Aktionswochen gegen Rassismus“.<br />

Um eine solche Aktion durchzuführen, solltet<br />

ihr euch unbedingt die Texte <strong>und</strong> Videos<br />

unter: www.apfelfront.de ansehen <strong>und</strong><br />

dann diskutieren, ob <strong>und</strong> wie ihr es machen<br />

wollt.<br />

63 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

64


Geburtstagskerzen<br />

Jedes Jahr jähren sich Verbrechen der Nazis, auch in diesem Jahr feiern Rechtsextremisten<br />

einige Jubiläen: Wir setzen auf öffentlichen Plätzen dagegen mit ganz anderen Geburtstagskerzen<br />

<strong>und</strong> schreiben zum Beispiel „NIE WIEDER“ in die Dunkelheit. Man sollte aber<br />

darauf achten, dass es an diesem Tag nicht zu windig ist, bei etwas Wind n<strong>im</strong>mt man<br />

lieber Gläser statt Butterbrottüten oder aber weiße „Dauerbrenner“. Falls mal eine Tüte<br />

in Flammen aufgeht: Nicht gefährlich, sie brennt in wenigen Sek<strong>und</strong>en ab.<br />

Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />

Materialien: Teelichter, Vogelsand (mehrere Tüten), Butterbrottüten, usw.<br />

Hinweis: Vorher (z.B. <strong>im</strong> Ordnungsamt) Genehmigung einholen!<br />

65 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Gefrierfleischorden 1942<br />

Ein „Historisches Spiel“ zum Thema Zwang <strong>und</strong> Herrschaft.<br />

Das „Historische Spiel“ produziert <strong>im</strong>aginäre Bilder von Geschichte. In „Gefrierfleischorden“<br />

werden historische Strukturen aus der Zeit des Nationalsozialismus verwendet.<br />

Gesellschaftliche Mechanismen aus dieser Epoche werden transparent, sie sind auch<br />

heute noch relevant:<br />

• Wie entsteht hinter einer Fassade von Gemeinschaft ein Zwangssystem?<br />

• Wie beeinflussen ideologischen Stereotypen die Ausübung von Macht?<br />

• Wie stark ist die Verführung Macht auszuüben?<br />

• Wie verhalten sich Opfer, unterworfen unter der Willkür anderer Menschen?<br />

Ein offener <strong>und</strong> emotionaler Zugang zu<br />

diesem Themenfeld ist mit unterrichtlichen<br />

Methoden kaum möglich. Das „Historische<br />

Spiel“ besetzt genau dieses Spektrum. Die<br />

Schüler/-innen übernehmen Rollen. Diese<br />

Rollen funktionieren wie ein Deckmantel,<br />

unter dem geherrscht <strong>und</strong> gelitten werden<br />

kann, ohne dass sie direkte Auswirkungen<br />

auf den Alltag hätten. Die Erfahrungen aus<br />

dem Rollenspiel werden reflektiert.<br />

Die Schüler werden aufgeteilt in „Kapos“<br />

<strong>und</strong> „Zwangsarbeiter“ (1942) mit einer<br />

erkennbaren rud<strong>im</strong>entären Uniform. Der Anleiter<br />

spielt einen willkürlich herrschenden<br />

Uniformträger. Er sorgt für eine autoritäre<br />

66


<strong>und</strong> militärische Atmosphäre. Aufgabe der Kleingruppen ist es, die historische „Ostmedaille“,<br />

den sog. „Gefrierfleischorden“, zu produzieren. Die hand-werkliche Arbeit des<br />

Metallgusses führt bei den „Zwangsarbeitern“ zu einer absurden Identifikation mit dem<br />

Produkt. Denn die Orden sind für die Soldaten best<strong>im</strong>mt, die zugleich auch die Unterdrücker<br />

sind. Die Arbeit wird begleitet von Filmschlagern aus den 40er Jahren.<br />

Dem Spiel ist ein konzeptioneller Macht- <strong>und</strong> Gehorsamskonflikt zugr<strong>und</strong>e gelegt, in dem<br />

die Schüler arbeiten müssen.<br />

Eine Reflexionsr<strong>und</strong>e beendet das Projekt.<br />

Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Jugendamt der Stadt Schwerte <strong>und</strong> dem<br />

Museumspädagogen Olaf Fabian-Knöpges. Es dauert min. 2 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist für 20 bis<br />

40 Schüler/-innen ausgelegt. Es orientiert sich an den Jahrgangsstufen 9 <strong>und</strong> 10, ist aber<br />

modifizierbar für weitere Altersgruppen. Das Projekt ist buchbar für alle Schulformen <strong>und</strong><br />

auch für passende Veranstaltungen der Jugendämter geeignet.<br />

Kontakt:<br />

Olaf Fabian-Knöpges,<br />

olaf.knoepges@freenet.de,<br />

Tel.: 0177/6898044<br />

oder<br />

Thomas Schwengers,<br />

thomas.schwengers@stadt-schwerte.de,<br />

Tel.: 02304/104377<br />

67 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Gehe<strong>im</strong>nisse der Gewalt<br />

Zwei Teilnehmende schlagen sich mit<br />

Schaumstoffschlägern (Encounterbats /<br />

Batakas / Kissen) die Hucke voll (Regeln:<br />

nicht ins Gesicht <strong>und</strong> in die Genitalien).<br />

Vor Beginn dieser Übung werden sie allerdings<br />

aus dem Raum geschickt. Mit den anderen<br />

wird folgende Absprache getroffen:<br />

Alle bilden um die zwei „Schläger“ einen<br />

festen Kreis, der aus zwei „Fangruppen“<br />

besteht: Die eine Hälfte der Teilnehmer hält<br />

zu dem einen „Schläger“, zum Beispiel Alex,<br />

die anderen zum anderen, zum Beispiel<br />

Edda.<br />

Wichtig ist nun, dass alle „Zuschauer“ auf die Signale des Trainers aufpassen <strong>und</strong> reagieren:<br />

Wenn der Kampf losgeht, unterstützt (durch Anfeuerungsrufe) jede Gruppe ihren<br />

„Schläger“. Nach circa zehn Sek<strong>und</strong>en gibt der Trainer/die Trainerin (<strong>im</strong> Hintergr<strong>und</strong> für<br />

die Teilnehmenden sichtbar) das Signal für einen St<strong>im</strong>mungswechsel:<br />

• Circa fünf Sek<strong>und</strong>en unterstützen nun alle (beiden Gruppen) nur den Alex;<br />

• danach circa fünf Sek<strong>und</strong>en nur die Edda;<br />

• danach herrscht circa fünf Sek<strong>und</strong>en absolute Ruhe <strong>und</strong><br />

• danach werden die beiden „Schläger“ wieder heftig, so als wäre nichts gewesen,<br />

von ihrer jeweiligen Fangruppe angefeuert.<br />

68


Fragen an die „Schläger“:<br />

• Was ist passiert?<br />

• Welche Wirkungen hatte das Verhalten der Zuschauer/innen – wie schätzen diese ihre<br />

Wirkung ein?<br />

• Wer steuert eigentlich Schlägereien; die Gewalttäter/innen oder die Zuschauer/innen?<br />

• Wie verhält es sich in der Realität?<br />

Nachdem alle nun eine Bedrohungs- <strong>und</strong> Gewaltsituationen erprobt haben (<strong>und</strong> alle<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer sich mindestens einmal erfolgreich selbst behauptet<br />

haben), kann es nun Zeit sein, dass jetzt auch von den Teilnehmer/innen benannte <strong>und</strong><br />

selbst erlebte Situationen „durchgespielt“ <strong>und</strong> reflektiert werden.<br />

Bewerten Sie als Trainer/in nie die Lösungsversuche, sondern lassen Sie die Teilnehmenden<br />

den Wert oder Sinn des eigenen Verhaltens einschätzen!<br />

Ob eine Verhaltens- oder Handlungsmöglichkeit richtig ist oder nicht, hat <strong>im</strong>mer mit der<br />

jeweiligen Situation, der aktuellen „St<strong>im</strong>mung“, den besonderen Umständen des Ortes,<br />

der handelnden Person usw. zu tun.<br />

Stärkung erfahren Menschen in Trainings vor Allem durch den von ihnen geschaffenen<br />

(lokalen wie sozialen) Raum, die Zeit <strong>und</strong> die Atmosphäre, um einzeln <strong>und</strong> gemeinsam<br />

ihre Möglichkeiten zu (er)finden, zu erproben <strong>und</strong> zu reflektieren.<br />

69 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

GEHEIMWAFFEL gegen Gewalt<br />

TOP SECRET <strong>und</strong> nur für Menschen mit Gelassenheit, langem Atem, Humor <strong>und</strong> Empathie für<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die selber Spaß am Exper<strong>im</strong>entieren, Ausprobieren <strong>und</strong> Realisieren<br />

von auch scheinbar verrückten Ideen zur Deeskalation von Gewalt haben. Die <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendclique „Ruhrkanaker“ hat <strong>im</strong> Verlauf eines Gewalt–Deeskalationstrainings die unglaubliche,<br />

ult<strong>im</strong>ative, wohlschmeckende <strong>und</strong> exaktkonkrete ©Villigster Gehe<strong>im</strong>waffel zum<br />

Einsatz in Bedrohungs- <strong>und</strong> Gewaltsituationen entwickelt <strong>und</strong> realisiert. Die Gehe<strong>im</strong>waffel<br />

wird verdeckt getragen <strong>und</strong> in kritischen Situationen (zum Beispiel den Gewalttäter/innen)<br />

angeboten, um die Situation kurz zu entspannen oder zu unterbrechen. Die entstandene<br />

Verw<strong>und</strong>erung kann als „Schrecksek<strong>und</strong>e“ genutzt werden, um zum Beispiel:<br />

• mögliche Opfer in Sicherheit zu bringen…,<br />

• das Geschehen durch ein Gespräch zu entkrampfen…,<br />

• Öffentlichkeit <strong>und</strong> Solidarität mit dem Opfer herzustellen…,<br />

• Gewalttäter/innen in die Schranken zu verweisen…,<br />

• etwas Unerwartetes zu tun…,<br />

• Hilfe zu organisieren… usw.<br />

Weil es gut ist, <strong>im</strong>mer mindestens zwei<br />

Gehe<strong>im</strong>waffeln bei sich zu tragen<br />

(eine für die Täter/innen – eine als Nervennahrung<br />

für mich selber) gibt es die Gehe<strong>im</strong>waffel in der<br />

Gewalt Akademie Villigst.<br />

Mehr Infos:<br />

www.gewaltakademie.de/gaeste/html/gehe<strong>im</strong>waffel.html<br />

70


Gelbe Karte<br />

Wir Ruhrkanaker haben ein Gewalt-Deeskalationstraining<br />

gemacht <strong>und</strong> nach Möglichkeiten<br />

gesucht (<strong>und</strong> ausprobiert), wie man einen<br />

randalierenden Gewalttäter kurze Zeit, zum<br />

Beispiel für eine halbe Sek<strong>und</strong>e ohne Gewalt<br />

stoppen oder irritieren oder aus dem Konzept<br />

bringen kann, um sich selber oder ein anderes<br />

Opfer in Sicherheit zu bringen.<br />

Dabei hatten wir die superscharfe Idee: Wir bräuchten eine kleine gelbe Karte (wie die<br />

Schiedsrichter sie haben) mit etwas Information über die Wirkungen der Gewalt drauf. In<br />

Bedrohungs- oder Gewaltsituationen kann man diese gelbe Karte dann dem Gewalttäter in<br />

die Hand drücken, um ihn kurz von der Gewalttat abzulenken. Möglicherweise kann man<br />

dann mit ihm eine Diskussion führen, denn wer diskutiert prügelt (noch) nicht.<br />

Eine Rote Karte sollte es nicht sein, weil dann fliegt man ja (be<strong>im</strong> Fußball) vom Platz <strong>und</strong><br />

du hast keine Chance mehr <strong>und</strong> möglicherweise wird der Kerl dann erst richtig sauer <strong>und</strong><br />

haut dir auf den Kopf. Für dich oder das Opfer ist das nicht so gut <strong>und</strong> für Gewalttäter<br />

ist das auch nicht so gut, weil die sich ja bessern sollen <strong>und</strong> meistens eine neue Chance<br />

haben müssen, weil wir mit denen ja weiterleben <strong>und</strong> sie nicht weg sperren oder raus<br />

schmeißen wollen.<br />

Es funktioniert, wir haben es ausprobiert! Na ja, nicht <strong>im</strong>mer, aber wenn Mann oder Frau<br />

mit festem Stand, klarer Sprache, solider Körperhaltung auftritt, hat das schon seine<br />

Gewalt vermindernde Wirkung.<br />

Kontakt: Ruhrkanaker, Haus Villigst, 58239 Schwerte<br />

71 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Geschichte ist nicht von gestern<br />

“Meine - Deine - Unsere Geschichte(n)“ macht die Vergangenheit lebendig.<br />

Auf der Suche nach spannenden Geschichten aus der Vergangenheit erforschen Jugendliche<br />

aus Berlin <strong>und</strong> Brandenburg seit Monaten ihren „Kiez“. Sie sind aktiv <strong>und</strong> setzen sich<br />

innerhalb eigener Geschichtsprojekte in ihrer Freizeit mit Personen, Ereignissen, Straßen,<br />

Plätzen, Gebäuden <strong>und</strong> anderen historisch wichtigen Orten in ihrem Umfeld auseinander.<br />

Dazu besuchen die Jugendlichen <strong>im</strong> Alter von 12 bis 25 Jahren Archive, befragen Zeitzeuginnen<br />

<strong>und</strong> Zeitzeugen, forschen in Museen, filmen <strong>und</strong> fotografieren, deuten <strong>und</strong> bewerten<br />

gemeinsam Quellen, diskutieren <strong>und</strong> dokumentieren.<br />

Mehr Infos: www.vielfalt-tut-gut.de<br />

Gewalt in unserer Stadt<br />

Alle Mitglieder eurer Gruppe sind mit Kameras<br />

ausgestattet <strong>und</strong> machen sich auf die Suche nach<br />

Zerstörungen, Verwüstungen, öden oder abschreckenden<br />

Orten, Ecken, zertrümmerten Telefonzellen,<br />

üblen Bushaltestellen, aufgeschlitzten Sitzen<br />

in der U-Bahn usw. .<br />

Unter dem Titel „Gewalt in unserer Stadt / … unserem<br />

Stadtteil / … unserer Schule“ erstellt ihr<br />

dann eine Ausstellung <strong>und</strong> ladet Leute ein, um<br />

gemeinsam zu beraten, was man machen könnte<br />

<strong>und</strong> was ihr konkret tun wollt, um die Gewalt <strong>und</strong><br />

ihre Spuren zu verringern.<br />

72


Gottesdienst – Ausstellung - Film<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche setzten ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, Gewalt, Rassismus,<br />

<strong>und</strong> Antisemitismus.<br />

Mit künstlerischen Objekten, Bildern, Collagen sowie Skulpturen planten die drei Jugendgruppen<br />

aus dem Lukas-Zentrum eine Großausstellung <strong>im</strong> Raesfelder Rathaus.<br />

Das Gemeinsame <strong>im</strong> Aktionsmotto bezieht sich aber nicht allein auf das Tun in der Gruppe.<br />

Um zu zeigen, dass in Raesfeld die Demokratie eine feste Gr<strong>und</strong>lage hat, hat jeder teilnehmende<br />

Jugendliche eine/n Pat/in mit ins Boot geholt, eine/n Raesfelder Prominente/n aus<br />

Politik, Kirche, Sport, Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft.<br />

Viel Freude hat es den Jugendlichen bereitet, dass die angesprochenen Mitbürger/innen<br />

sofort zugesagt haben. Die bekannten Raesfelder haben kreative Arbeiten unterschiedlicher<br />

Prägung zu der Ausstellung beigesteuert.<br />

Es wurde <strong>im</strong> Lukas-Zentrum nicht nur künstlerisch das Thema aufgearbeitet. Unter der<br />

Mitwirkung von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern wurde ein Jugendgottesdienst zum<br />

Thema vorbereitet <strong>und</strong> gestaltet.<br />

Das Projekt wurde abger<strong>und</strong>et durch die Produktion eines Filmes gegen Rechts.<br />

Das Aktionsmotto „Gemeinsam gegen Rechts“ ist nicht nur ein Motto geblieben.<br />

Über 50 <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche (Ausstellung, Gottesdienst <strong>und</strong> Film) <strong>und</strong> 26 bekannte<br />

Raesfelder Erwachsene setzen stellvertretend für unsere Gemeinde ein Zeichen für<br />

Menschlichkeit gegen Gewalt.<br />

73 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Graffity<br />

Rechtsextremisten werben aggressiv auf<br />

Schulhöfen <strong>und</strong> sprechen direkt junge<br />

Menschen an, sie verteilen CDs mit rechter<br />

Musik <strong>und</strong> bewegen sich dabei am Rande<br />

der Legalität.<br />

Man kann nur mit Aktionen <strong>und</strong> Aufklärung<br />

gegen Rechts dagegen halten.<br />

Eine Möglichkeit wäre: mit einer kleinen<br />

Schablone <strong>und</strong> Sprühlack kann man Alles<br />

ansprühen, was angesprüht werden möchte<br />

(kein wildes Sprühen, das gibt Ärger), aber<br />

Schultornister, Collegeblöcke, Fahrräder,<br />

Jeans, Schuhsohlen... mit einem coolen<br />

Slogan laufen Schüler gern herum.<br />

Man kann sogar T-Shirts mit Textilfarbe<br />

(http://chapora.de/) besprühen, also eine<br />

ganz zeitgemäße Art der T-Shirt-Malerei...<br />

Zielgruppe: Schüler<br />

Material: Schablone, Farbspray<br />

(Lack oder Textilspray)<br />

74


Guter Rat<br />

Der Gute Rat besteht aus unterschiedlichen Beratungsgruppen <strong>und</strong> soll den Dialog in Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Politik vor allem mit jungen Menschen beleben. In diesem Beratungsprozess<br />

stehen die Beratungskompetenzen von jungen Menschen: jung sein, die Zukunft vor sich<br />

zu haben, Fehler machen zu dürfen, politisch „Macht-Los“ zu sein ebenso <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong><br />

wie der Schutz vor „Heruntermachen“, „Besserwisserei“ <strong>und</strong> Abwertung einzelner Beiträge<br />

oder einzelner Teilnehmenden.<br />

Ziel:<br />

Mitglieder, z. B. der Landesregierung NRW <strong>und</strong> Prominente (Promis) aus den Bereichen<br />

Kirche <strong>und</strong> Gesellschaft erhalten die Möglichkeit, konkrete, abgegrenzte Fragestellungen<br />

(z.B.: „Was brauchen die Menschen am allernotwendigsten, damit sie nicht rechtsextremistisch<br />

werden?“) an die jeweilige Beratungsgruppe zu stellen.<br />

75 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Jede Beratungsgruppe (bis ca. 20 Leute) unterteilt sich in kleinere Beratungsgruppen, die<br />

individuell nach Antworten suchen. Nach internen Beratungen (der Beteiligten untereinander)<br />

findet „Der Gute Rat“ statt. Die/der Fragesteller/in aus der Gesellschaft oder Politik<br />

sowie die Beratenden der jeweiligen Beratungsgruppe kommen zusammen. Die einzelnen<br />

Beratungsgruppen stellen ihr Beratungsergebnis vor, der/die Promi hört (schweigend) zu.<br />

Nach der Beratungsphase <strong>und</strong> kurzer Pause hat der/die „beratene Promi“ das Wort <strong>und</strong><br />

benennt die für sich wichtigen positiven Ergebnisse.<br />

Ein/e Moderator/in wacht darüber, dass kein Beitrag der Jugendlichen (oder sie selber)<br />

herabgesetzt oder abqualifiziert wird. Nach dieser eher straff gehaltenen Beratungsphase<br />

kann <strong>und</strong> sollte eine informelle Gesprächsr<strong>und</strong>e, möglicherweise mit Imbiss usw., die<br />

Atmosphäre positiv abr<strong>und</strong>en.<br />

76


77 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Hands on History<br />

Das Projekt „Hands on History - neugierig machen auf Geschichte“ widmet sich dem Thema<br />

„Früh ansetzende Prävention“ <strong>und</strong> dabei insbesondere dem Historischen Lernen. Es richtet<br />

sich an <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> jüngere Jugendliche.<br />

Mit dem neuen „Geschichtslabor“ des Jugend<br />

Museums Schöneberg in Berlin, das den<br />

ersten Teil des dreijährigen Modellprojektes<br />

bildet, bietet „Hands on History“ einen neuen<br />

Ansatz zur zeitgemäßen Geschichtsvermittlung,<br />

mit dem Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

selbst auf Spurensuche gehen können:<br />

„Wie war das damals eigentlich mit dem<br />

Nationalsozialismus in Berlin? Was passierte<br />

mit den jüdischen <strong>Kinder</strong>n Manfred <strong>und</strong><br />

Steffi, die in Schöneberg zur Schule gingen?<br />

Warum musste sich Renate verstecken? Wie<br />

erging es Kurt als „P<strong>im</strong>pf“? Und wer hat den<br />

riesigen Betonbunker in der Pallasstraße<br />

gebaut?“ Diese <strong>und</strong> andere Fragen stellt <strong>und</strong><br />

beantwortet das Geschichtslabor mit seinem<br />

interaktiven Konzept.<br />

Mehr Infos: www.vielfalt-tut-gut.de<br />

78


Hass CDs<br />

In vielen Musiktiteln unverdächtiger Hip Hop-, Rap- <strong>und</strong> Rockgruppen wird Gewalt <strong>und</strong><br />

Rassismus legit<strong>im</strong>iert <strong>und</strong> propagiert. Besorgt euch solche Musik, übersetzt sie <strong>und</strong><br />

analysiert sie <strong>im</strong> Hinblick auf ihren menschenfeindlichen, sexistischen, demütigenden<br />

Charakter. Stellt eine „schwarze Liste“ her <strong>und</strong> dokumentiert die Diskr<strong>im</strong>inierungen <strong>und</strong><br />

nennt sie be<strong>im</strong> Namen.<br />

Hinweis:<br />

Seid nicht gleich sauer, wenn die Leute diese Musik weiterhin abspielen <strong>und</strong> hören;<br />

Veränderungsprozesse brauchen ihre Zeit <strong>und</strong> geschehen überhaupt nur dann, wenn ihr<br />

konkrete Anlässe <strong>und</strong> Argumente dazu bietet.<br />

Anmerkungen:<br />

In Bezug auf Discos, in denen menschenfeindliche Musik gespielt wird, lohnt sich zuweilen<br />

durchaus die Kooperation mit dem Jugendamt <strong>und</strong> der Polizei. Macht sie darauf aufmerksam,<br />

dass sie durch eure Eingabe verpflichtet sind, gegen Diskr<strong>im</strong>inierung, Rassismus <strong>und</strong><br />

die Verherrlichung von Gewalt vorzugehen.<br />

79 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Häuptling trifft Kanzlerin …<br />

Ein he<strong>im</strong>liches Gespräch, belauscht während der letzten USA Reise.<br />

Kanzlerin: Ich deutsch, du mich verstehen ...?<br />

Apache: Klar <strong>und</strong> deutlich, ich heiße Cochise vom Volk der Apachen; wie geht es ihnen,<br />

sind sie in unserem Dorf gut bewirtet worden?<br />

Kanzlerin: Na ja, das Essen hier, aber ich hörte, sie haben Probleme mit Ausländern <strong>und</strong><br />

so ... haben sie hier etwas gegen Ausländer?<br />

Cochise: Nein, wir haben nichts gegen Ausländer - Gäste sind uns heilig.<br />

Kanzlerin: Aber ich habe gehört, dass es da irgendwelche Schwierigkeiten geben soll,<br />

<strong>und</strong> wenn ich schon mal da bin, wir können doch über alles reden ...<br />

Cochise: Nun, seit einiger Zeit haben wir mit einigen Leuten ein kleines Problem, aber<br />

das betrifft nicht die Leute <strong>im</strong> Einzelnen. Es sind einfach zu viele. Vor allem die<br />

Briten, die Deutschen <strong>und</strong> die Franzosen.<br />

Kanzlerin: Die Deutschen?<br />

Cochise: Aber ja, 56 Millionen Nord-Amerikaner sind deutscher Abstammung.<br />

Kanzlerin: Ja, wie, ja, wo sind die denn alle hergekommen, <strong>und</strong> warum sind die denn alle<br />

zu ihnen gekommen?<br />

Cochise: Warum wohl - weil bei denen zu Hause der Terror los war.<br />

Kanzlerin: Terror?<br />

Cochise: Jawohl, Terror. Bitterste Armut, Hunger, größenwahnsinnige Despoten, ein<br />

H<strong>und</strong>eleben ... abgehauen sind die alle ...<br />

Kanzlerin: Sie meinen, wie heute in Asien <strong>und</strong> Afrika?<br />

Cochise: Richtig, genau. Einige Deutsche, die zu uns kamen, waren zwar politisch Ver<br />

folgte. Aber die meisten Deutschen, sage ich ihnen, waren reine Wirtschaftsflüchtlinge.<br />

Kanzlerin: Wirtschaft, wieso … sie meinen, die wollten bei ihnen nur reich werden?<br />

Cochise: Sind sie auch …<br />

Kanzlerin: Wie, was?<br />

80


Cochise: Na ja, heute leben wir Indianer hier in großer Not <strong>und</strong> müssen froh sein, wenn<br />

wir bei den „Ausländern“ Brot <strong>und</strong> Arbeit finden <strong>und</strong> selber nicht hungern<br />

müssen …<br />

Kanzlerin: Ja, wie ist denn das passiert? Und nun? … Aber sie können ja wohl nicht<br />

erwarten, dass all diese Wirtschafts- <strong>und</strong> Armutsflüchtlinge wieder nach<br />

Deutschland zurückkehren.<br />

Cochise: Wie gesagt, ich habe nichts gegen Ausländer … aber was zu viel ist, ist zu viel.<br />

Kanzlerin: 56 Millionen? Zurück nach Deutschland? Wo wir doch selber so viele Ausländer<br />

haben!<br />

Cochise: Genau, also passen Sie mal auf, ich schlage Ihnen ein Tauschgeschäft vor. Sie<br />

geben uns Indianern ihre neun Millionen Ausländer <strong>und</strong> wir geben ihnen ihre<br />

56 Millionen Deutsche zurück.<br />

Kanzlerin: Also ich weiß nicht …<br />

Cochise: Ja freuen sie sich denn gar nicht …<br />

Kanzlerin: Also näh, da muss ich doch erst mal unseren B<strong>und</strong>estag fragen …<br />

Cochise: Stellen sie sich das doch mal vor. 80 Millionen Deutsche haben sie schon. Wenn<br />

sie jetzt noch 56 Millionen aus Nordamerika dazu kriegen, sind das schon 136<br />

Millionen Deutsche auf einem Fleck. Das muss doch das Paradies auf Erden<br />

sein …<br />

Kanzlerin: Äh, na ja, also ich meine … äh <strong>und</strong> denken sie mal also … nee. Da krieg ich doch<br />

den totalen Stress dahe<strong>im</strong> …<br />

81 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Ich will,<br />

Foto einkleben<br />

dass alle Menschen in Deutschland in Frieden leben<br />

können <strong>und</strong> niemand wegen seiner Herkunft, Religion,<br />

Hautfarbe, Kultur, Kleidung, Nationalität, Mutter-<br />

sprache, Augenfarbe ... Angst haben muss.<br />

Aus dieser Idee lässt sich leicht ein tolles Projekt für eure Schule, Jugendzentrum usw.<br />

machen: Per PC macht ihr einen entsprechenden Entwurf für ein Plakat <strong>und</strong> vergrößert es<br />

per Kopierer auf DIN A3 oder DIN A2 <strong>und</strong> sucht dann Leute, die sich fotografieren lassen<br />

<strong>und</strong> einer Ausstellung eurer Plakate <strong>im</strong> Foyer o. ä. zust<strong>im</strong>men.<br />

82


83 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Internationale Jugendbegegnung<br />

auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges in Verdun<br />

(Weltfriedenshauptstadt) Frankreich<br />

Ziel: F<strong>und</strong>ament zur Versöhnung entwickeln; Verständigung <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft mit den<br />

Menschen in Frankreich.<br />

Eine Jugendbegegnung wird von der Reflexion an den Stätten unserer geschichtlichen<br />

Vergangenheit geprägt. In der Region r<strong>und</strong> um Verdun gibt es viele Mahnmale, die die<br />

Gruppe besuchen kann.<br />

Man sieht die grausamen Folgen des Krieges <strong>und</strong> fragt sich öfters: „Warum <strong>und</strong> wofür“?<br />

So können z. B. das Fort Douaumont, Mort Homme, Colonel Driant, das zerstörte Dorf<br />

Fleury, Vauquois usw. auf dem Programm stehen.<br />

Und dann ist noch das Gebeinhaus am Douaumont zu nennen, indem sich die Gebeine<br />

von 130.000 Gefallenen, nicht zu identifizierenden Soldaten befinden.<br />

Man kann jedoch auch eine Brücke zwischen 1. Weltkrieg <strong>und</strong> 2. Weltkrieg schlagen, indem<br />

man mit der Jugendgruppe die zweite Woche in die Normandie aufbricht.<br />

Dort sollten die Landungsbrücken in Arromanches, das Museum mit Originalfilmaufnahmen<br />

<strong>und</strong> einer Zusammenfassung der Invasion auf dem Programm stehen. Neben dem Besuch<br />

der Landungsstrände ist auch der Deutsche Soldatenfriedhof „La Camp“ vorzusehen.<br />

Auch die prunkvolle Anlage des amerikanischen Friedhofes mit seiner beeindruckenden<br />

D<strong>im</strong>ension begleitet die Gruppe.<br />

84


Neben dieser pädagogischen Friedensarbeit<br />

<strong>und</strong> Arbeiten auf deutschen Soldatenfriedhöfen<br />

(Reinigung der Kreuze) stehen auch<br />

das Kennenlernen von Kultur <strong>und</strong> Menschen<br />

auf dem Programm.<br />

Wir wollen Jugendlichen nicht nur Geschichte<br />

in Erinnerung rufen, sondern reale Hilfen<br />

zur Völkerverständigung <strong>und</strong> Friedensbereitschaft<br />

anhand geben.<br />

Dabei halten wir daran fest, dass den jungen<br />

Menschen, die auf den Kriegsgräberstätten<br />

<strong>und</strong> Mahnmalen mit den Folgen von Krieg<br />

<strong>und</strong> Gewaltherrschaft konfrontiert werden,<br />

auch die Möglichkeit zur Reflexion gegeben<br />

wird, die Konsequenzen aber dem Einzelnen<br />

überlassen bleibt.<br />

Zielgruppen:<br />

• Jugendliche zwischen 12 <strong>und</strong> 21 Jahren<br />

• Gewaltauffällige Jugendliche<br />

• Jugendliche die der rechten Szene angehören.<br />

Kontakt:<br />

Robeer Steinerbrunner, Kreisjugendring L<strong>im</strong>burg-Weilburg e. V.<br />

Kreuzweg 23, 65606 Villmar<br />

85 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Internationaler Tag gegen Rassismus der UN<br />

In vielen Kalendern steht am 21. März der Eintrag: Internationaler Antirassismustag.<br />

Vielleicht wirst du dich fragen, was damit gemeint ist. Eine Antwort darauf gibt folgendes<br />

Ereignis:<br />

Ein Demonstrationszug von 30.000 Menschen bewegte sich am 21. März 1960 in Sharpeville<br />

bei Johannesburg (Südafrika) durch die Straßen. Friedlich, mit leeren Händen, marschierten<br />

schwarze <strong>Kinder</strong>, Jugendliche, Frauen <strong>und</strong> Männer auf das Kommissariat zu. Aufgebracht<br />

durch die täglichen Schikanen wollten sie ihre Forderungen gegen das verhasste Passgesetz<br />

erheben. Es wurde „book of life“ genannt, das Papier, mit dem jede/r schwarze<br />

„Gastarbeiter/in“ sich ausweisen musste, wenn er oder sie die für Weiße reservierten<br />

Gebiete betreten wollte. Ohne Pass konnte die Polizei den- oder diejenige/n festnehmen<br />

<strong>und</strong> als Sklaven auf Zeit an einen weißen Farmer verleihen.<br />

Schusssalven aus Maschinenpistolen empfingen die friedlichen Demonstrant/innen. Sie<br />

wurden zur Zielscheibe der weißen Gewaltherrschaft über die schwarze Mehrheit. Die<br />

Bilanz des Tages: 69 Tote, 180 Verletzte.<br />

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte 1966 den 21. März zum „Internationalen<br />

Tag zur Überwindung von Rassismus“.<br />

Macht den 21. März zu einem Erinnerungstag; gestaltet eine öffentliche Lesung mit von<br />

euch ausgesuchten Texten, malt ein riesengroßes Transparent <strong>und</strong> hängt es an eure<br />

Schule, zeichnet Menschen <strong>und</strong> Gruppen aus, die sich zur Überwindung von Rassismus<br />

eingesetzt haben.<br />

Viele gute Hinweise finden sich dazu unter: www.interkultureller-rat.de<br />

86


Internationales Klassenz<strong>im</strong>mer<br />

Schaut euch in eurer Schule oder eurer Klasse um <strong>und</strong> überprüft, wie viele Kulturen oder<br />

Nationalitäten vertreten sind. An einem Projektnachmittag pro Halbjahr gestaltet ihr euer<br />

Klassenz<strong>im</strong>mer <strong>und</strong> dekoriert es mit Symbolen, Dingen, Informationen, Texten <strong>und</strong> Gedichten,<br />

Ausstellungsstücken (Teppiche usw. ) der jeweiligen Kultur.<br />

Jüdischer Friedhof<br />

Gibt es bei euch einen<br />

jüdischen Friedhof?<br />

Macht euch auf die Suche <strong>und</strong> dokumentiert<br />

seinen Zustand mit Fotos. Danach nehmt ihr<br />

Kontakt mit der jüdischen Gemeinde auf <strong>und</strong><br />

beratet euer Vorhaben. Bessert den Zaun<br />

aus, legt Wege frei, reinigt die Grabsteine,<br />

pflegt die Gräber <strong>und</strong> versucht etwas über<br />

die Geschichte des Friedhofs <strong>und</strong> die dort<br />

beerdigten Menschen herauszufinden. Vielleicht<br />

stellt ihr sogar eine kleine Dokumentation<br />

über den Friedhof zusammen.<br />

Hilfen: Euer Stadtarchiv, eure Stadtbücherei<br />

oder die Bürgermeisterin können euch bei<br />

Anfragen sicher weiterhelfen.<br />

87 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

„Juden sind Wucherer ...“<br />

„Sie kontrollieren die Finanzmärkte“, „Sie<br />

haben Jesus Christus ermordet“ – viele<br />

Vorurteile gegenüber der jüdischen Bevölkerung<br />

halten sich hartnäckig <strong>und</strong> sie sind<br />

schon mehr als einmal in Verfolgung <strong>und</strong><br />

Vertreibung gegipfelt.<br />

Der Naziideologie diente Antisemitismus<br />

zur Vorbereitung des Völkermordes. Auch<br />

60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

halten sich diese Lügen <strong>und</strong> Verleumdungen<br />

hartnäckig wie eh <strong>und</strong> je.<br />

Mit dem Buch „Alle Juden sind…“ <strong>und</strong> den<br />

dortigen „50 Fragen <strong>und</strong> Antworten“ werden<br />

Vorurteile mit Fakten widerlegt, um Klarheit<br />

<strong>und</strong> Wissen in die aggressive St<strong>im</strong>mung zu<br />

bringen. Fragen zur Geschichte des Judentums <strong>und</strong> des Antisemitismus“ werden ebenso<br />

thematisiert wie die Spannungen zwischen den Weltreligionen, der Israel-Palästina-Konflikt<br />

<strong>und</strong> der Völkermord an Juden während des Nationalsozialismus. Es ist ein Buch zur Recherche,<br />

gut geeignet für Ausstellungen, zum Nachschauen für den akuten Anlass, das<br />

auch be<strong>im</strong> Durchlesen durch die lebendige Gestaltung niemals an Attraktivität verliert.<br />

Also, alles andere als ein Schuld verteilendes, „gr<strong>und</strong>gutes“ Geschichtsbuch, mit dem man<br />

Jugendliche heute davonjagen könnte. Ein Werk - in Zusammenarbeit mit der Anne Frank<br />

Stiftung in Amsterdam herausgebracht – welches in möglichst viele Hände von Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> Erwachsenen kommen sollte <strong>und</strong> natürlich auf viele Wirtshausstammtische.<br />

Für 14 – 99jährige, 184 Seiten, ISBN-13: 978-3-8346-0408-8,<br />

Verlag an der Ruhr, info@verlagruhr.de / www.verlagruhr.de<br />

88


Jugendkulturen<br />

Auch ganz aktuell werben Rechtsextremisten<br />

wieder für eine einheitliche deutsche<br />

Kultur, der sich jeder, der hier leben will,<br />

unterzuordnen hat.<br />

Weil jeder Mensch einzigartig ist, haben<br />

sich heute jugendliche Kulturen, Cliquen<br />

<strong>und</strong> Livestiles ausgeprägt, die alle ihren<br />

Platz haben. Spürt die Angehörigen der<br />

unterschiedlichen Kulturen <strong>und</strong> Cliquen <strong>und</strong><br />

Kulturen in eurer Stadt auf, macht Fotos <strong>und</strong><br />

interviewt sie.<br />

In einer Ausstellung mit dem Titel zum<br />

Beispiel: „Bunt statt braun“ oder „Vielfalt<br />

contra Einfalt“ stellt ihr eure Ergebnisse<br />

vor. Denkbar ist auch eine Ausstellung mit<br />

ausgeliehenen Schaufensterpuppen in<br />

lebensechtem Outfit.<br />

Hinweis: Manche rechtsextremistische<br />

Szenen schmücken sich heute mit Palästinensertüchern,<br />

Che Guevara Bildern oder<br />

sogar Punker Outfit. Versucht herauszufinden,<br />

warum sie das tun <strong>und</strong> was sie damit<br />

bezwecken wollen.<br />

89 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Kleine Schritte gegen Tritte<br />

Die Vorgeschichte: Ersen ist ein zehnjähriger, gelegentlicher Besucher unseres Jugendzentrums.<br />

Seine Eltern sind vor etwa 15 Jahren aus der Türkei hierher eingewandert. Eines<br />

Tages kam Ersen sichtlich sauer ins Jugendzentrum <strong>und</strong> erzählte uns folgenden Vorfall:<br />

„Am Donnerstag bin ich mit meinen vier Fre<strong>und</strong>en zur Ruhr gegangen, um Enten zu füttern.<br />

Als wir zur Ruhr kamen, saßen dort auf der Ufertreppe zwei ältere Mädchen <strong>und</strong> tranken<br />

Sangria. Zuerst kümmerten sie sich nicht um uns. Dann erschien plötzlich ein ca. 17-Jahre<br />

alter Junge, auf den sie wohl gewartet hatten. Daraufhin riefen die Mädchen zu uns:<br />

„Verpisst euch!“ <strong>und</strong> wollten uns wegjagen. Wir sind aber nicht gegangen. Da packten<br />

der 17jährige Junge <strong>und</strong> eines der Mädchen meinen Fre<strong>und</strong> Philip an den Beinen <strong>und</strong> den<br />

Armen, hoben ihn hoch <strong>und</strong> wollten ihn in die Ruhr werfen. Da habe ich daran gedacht,<br />

dass man Leuten in Not helfen sollte <strong>und</strong> dass ich etwas tun muss. Aus dem Gr<strong>und</strong> bin ich<br />

hin gerannt, um meinen deutschen Fre<strong>und</strong> zu befreien. Ich habe das wildere Mädchen zur<br />

Seite geschubst, so dass Philip frei kam <strong>und</strong> weglaufen konnte. Dann sind wir alle schnell<br />

weggelaufen. Etwa eine St<strong>und</strong>e später sind wir wieder zu der Ruhrtreppe gegangen. Als<br />

wir ankamen, waren die Jugendlichen noch da <strong>und</strong> das eine Mädchen sagte zu dem Jungen,<br />

dass er uns fangen <strong>und</strong> treten soll. Daraufhin haben wir Angst bekommen <strong>und</strong> sind weg<br />

gerannt; der 17-jährige ist hinter uns her, hat den Philip wieder erwischt <strong>und</strong> auf den Boden<br />

geworfen. Dann hat er mit einem Holz auf Philips Kehle gedrückt, bis dieser <strong>im</strong> Gesicht rot<br />

anlief. Da bin ich wieder dazwischen gegangen <strong>und</strong> hab den 17-jährigen vom Philip herunter<br />

geschubst. Da ist der 17-jährige aufgesprungen, hat mich gepackt, hochgehoben <strong>und</strong><br />

durch die Luft geschleudert, so dass ich auf dem Rücken aufschlug. Dann ist der Junge zu<br />

den Mädchen zurückgegangen. Ein Fre<strong>und</strong> von uns ist in der Zwischenzeit mit dem Rad<br />

nach Hause gefahren <strong>und</strong> hat meine Mutter verständigt. Die war ganz entsetzt <strong>und</strong> hat den<br />

Krankenwagen <strong>und</strong> die Polizei geholt. Die Polizei hat den Vorfall aufgenommen, der Krankenwagen<br />

hat mich ins Krankenhaus gebracht. Ich habe diese Geschichte aufgeschrieben,<br />

weil ich mit der Zivilcourage nicht zufrieden bin. Es ist doch blöd, wenn ich einem Opfer von<br />

Gewalt helfe <strong>und</strong> nachher selber als Opfer daliege <strong>und</strong> anstelle von einem Opfer plötzlich<br />

zwei die Opfer sind.“ (aus dem Protokoll von SOS-Rassismus-NRW).<br />

90


91 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

In unseren anschließenden Gesprächen mit Ersen <strong>und</strong> seiner Clique über diesen Vorfall <strong>und</strong><br />

die Wirkungen von Gewalt <strong>und</strong> Gegengewalt kam es zu dem nachdenklichen Ausspruch<br />

von Ersen: „Gewalt löst eigentlich gar keine Probleme, sondern schafft <strong>im</strong>mer nur neue...“.<br />

Diesen Satz (<strong>und</strong> andere) hatten wir <strong>im</strong> Büro unseres Jugendzentrums an eine Pinnwand<br />

geschrieben <strong>und</strong> festgehalten.<br />

Die Idee: Weil einmal die Jugendorganisation „Die Falken“ in NRW eine tolle Transparente-<br />

Aktion gemacht haben, haben wir dort nachgefragt, ob wir ein Transparent haben könnten.<br />

Bei dieser Aktion ging es darum, ein ca. 1 m x 6 m großes Transparent zum Thema Gewalt<br />

<strong>und</strong> Rechtsextremismus zu gestalten <strong>und</strong> für einen Monat gut sichtbar auf einer Brücke<br />

aufzuhängen. Unsere Idee war, das Erlebnis von Ersen <strong>und</strong> seiner Clique nicht einfach<br />

verpuffen zu lassen, sondern es als wichtige Erfahrung festzuhalten <strong>und</strong> öffentlich diskutierbar<br />

zu machen.<br />

Das Projekt: Um Worten Taten folgen zu lassen, haben wir mit Ersen <strong>und</strong> seinen Fre<strong>und</strong>/<br />

innen die Idee mit dem Transparent beraten, Farben, Schriftschablonen <strong>und</strong> Pinsel besorgt<br />

<strong>und</strong> los ging es. Mit dem großen Transparent <strong>und</strong> der Malaktion blockierten wir den ganzen<br />

Eingangsbereich des Jugendzentrums, so dass sich auch andere Jugendliche einmischten,<br />

Diskussionen entstanden <strong>und</strong> jeder wollte sich mit wenigstens einem Buchstaben verewi-<br />

gen - am Abend haben wir dann gemeinsam das Transparent an einer Fußgängerbrücke<br />

über der B1 aufgehängt.<br />

Erfahrungen: Natürlich haben unser Transparent <strong>und</strong> seine Botschaft „Gewalt löst kein<br />

Problem“ nicht nur Zust<strong>im</strong>mung, sondern auch vehementen Widerspruch erfahren. Genau<br />

darum ging es uns auch: den ständigen Konflikt mit der Gewalt <strong>und</strong> der Demütigung von<br />

Menschen nicht unter den Teppich zu kehren, sondern offen zu legen <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

selbst herausfinden zu lassen, ob Gewalt gut oder schlecht für sie ist.<br />

Kontakt: Jugendzentrum „Auf der Höhe“, Rheinstr. 162, 45219 Essen–Kettwig<br />

92


Konsensfindung oder wie man dem Rechtsextremismus<br />

das Wasser abgraben kann…<br />

In unserem Jugendzentrum haben wir uns<br />

schon häufiger mit Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />

auseinandergesetzt <strong>und</strong> jetzt einen Konsensfindungsprozess<br />

durchgeführt, bei dem<br />

es darum ging, von allen Besucher/innen<br />

(<strong>im</strong> Schnitt so ca. 250 <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

pro Woche) die Frage zu beantworten:<br />

Was brauchen <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche am<br />

allernotwendigsten, damit sie nicht gewalttätig<br />

oder rechtsextremistisch werden?<br />

Jede/r bekam einen Zettel <strong>und</strong> sollte max.<br />

12 soziale* Bedingungen benennen, die<br />

vorhanden sein müssen, damit <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche (z.B.) nicht gewalttätig oder<br />

rechts-extremistisch werden.<br />

Es folgte der Konsensfindungsprozess <strong>und</strong><br />

die Beantwortung der oben gestellten Frage:<br />

zuerst allein, dann zu zweit mit Vergleich, Diskussion<br />

<strong>und</strong> neuer Einigung, dann zu viert,<br />

danach zu acht. Die jeweils 12 Ergebnisse<br />

der einzelnen Achtergruppen wurden von<br />

uns gesammelt <strong>und</strong> auf einem Transparent<br />

<strong>im</strong> Jugendzentrum für alle Beteiligten notiert<br />

93 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

<strong>und</strong> öffentlich gemacht. In den nächsten 14<br />

Tagen passierte es durchaus, dass einzelne<br />

Jugendliche noch weitere Bedingungen auf<br />

diesem Transparent notierten.<br />

In einer Vollversammlung unseres Jugendzentrums<br />

haben wir dann die einzelnen<br />

genannten Bedingungen noch einmal beraten<br />

<strong>und</strong> mit einem Punktevergabesystem<br />

wieder die meistgenannten Bedingungen<br />

herauskristallisiert: Geborgenheit, vertraute<br />

<strong>und</strong> zuverlässige Partner, Vertrauen, Selbstwertgefühl,<br />

Anerkennung, Raum – Zeit – Atmosphäre,<br />

Orientierung.<br />

Danach haben wir die einzelnen Bedingungen<br />

in Workshops bearbeitet <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer<br />

wieder neu die Frage an uns, an jede/n<br />

einzelne/n <strong>und</strong> unser Jugendzentrum<br />

gestellt, wie denn die einzelnen Bedingungen,<br />

wie zum Beispiel Vertrauen oder<br />

Geborgenheit, in unserem Jugendzentrum<br />

auftauchen, realisiert werden oder realisiert<br />

werden könnten.<br />

Das Beispiel „Geborgenheit“ war besonders<br />

spannend, weil sich hier die tollsten Ideen<br />

entwickelten <strong>und</strong> einige Leute jetzt überprüfen,<br />

ob wir in unserem Haus z.B. einen<br />

offenen Kamin aufbauen sollten, um über<br />

94


die „kuschelige Atmosphäre von Lagerfeuer<br />

mit erzählen, lachen, staunen …“ mehr Geborgenheitsgefühle<br />

zu entfalten.<br />

In einem vorletzten Schritt haben wir die<br />

von uns gef<strong>und</strong>enen Begriffe in Bezug auf<br />

Rechtsextremismus überprüft <strong>und</strong> erstaunt<br />

festgestellt, dass Jugendliche in rechtsextremistischen<br />

Gruppen offensichtlich das<br />

Gleiche suchen, wie die Jugendlichen in<br />

unserem Haus, dass sie allerdings andere<br />

Begrifflichkeiten verwenden: Kameradschaft,<br />

Treue, Ehre.<br />

Weil wir aus unserem Prozess eine Ausstellung<br />

machen wollten, konnten dann Freiwillige<br />

einzelne Bedingungen heraussuchen<br />

<strong>und</strong> auf kleinere Transparente übertragen.<br />

Die einzelnen Leute haben wir mit ihrem<br />

jeweiligen Transparent fotografiert.<br />

*Es gibt auch physiologische Bedingungen wie Essen, Schlafen,<br />

Trinken, Kleidung, Wohnen usw., die wir hier gesondert bearbeitet<br />

haben, weil diese Bedingungen eigentlich durch unser<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>und</strong> die Sozialgesetzgebung abgesichert sind.<br />

Kontakt: Jugendzentrum „Auf der Höhe“,<br />

45219 Essen- Kettwig.<br />

Hinweis: Über unser Projekt haben wir eine<br />

Video-DVD gemacht, siehe: Edition Zebra:<br />

www.gewaltakademie.de<br />

95 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Konzert für viele Kulturen<br />

Der 9. November (Reichspogromnacht) wäre dafür ein gutes Datum. Nehmt mit dem Radiosender<br />

eurer Stadt bzw. dem örtlicher Lokalsender Kontakt auf <strong>und</strong> gestaltet eine eigene<br />

Sendung, wie zum Beispiel „Hörer machen Programm“. Stellt ein Konzert mit Musiktiteln<br />

möglichst aller Kulturen <strong>und</strong> Sprachen eurer Stadt zusammen. Kündigt die Musiktitel selber<br />

in den verschiedenen Sprachen an. Wenn ihr es hin bekommt, versucht in der Sendung<br />

auch zu erklären, warum ihr dieses Sendedatum gewählt habt.<br />

Hinweis: Ansprechpartner <strong>und</strong> Kontaktadressen eurer lokalen Radiosender findet ihr <strong>im</strong><br />

Internet. Macht euch vorher k<strong>und</strong>ig, was am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht<br />

geschehen ist.<br />

Kopftuch<br />

Und jetzt Frauen–Power: Ein Versuch, der unter die Haut geht. Alle Schülerinnen eurer<br />

Gruppe schlüpfen in die Kleidung <strong>und</strong> die Rolle türkischer Frauen <strong>und</strong> Mädchen. Wie reagieren<br />

die Menschen in der U-Bahn, an der Bushaltestelle, <strong>im</strong> Supermarkt, auf der Straße?<br />

Was müssen die Akteurinnen in dieser Rolle alles aushalten?<br />

Tipps: Nach eurem Projekt befragt ihr entsprechende, zum Beispiel türkische, Schülerinnen<br />

nach ihren Erfahrungen in unterschiedlichen Situationen <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />

Orten. Diese Erfahrungen haltet ihr schriftlich fest. Ebenso macht ihr es mit euren eigenen<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> stellt beide dann zum Beispiel eurer Schulklasse vor. Danach diskutiert<br />

ihr, was Toleranz bedeutet, Respekt beinhaltet, wo Diskr<strong>im</strong>inierung beginnt, wem sie nützt<br />

<strong>und</strong> wohin sie führen kann.<br />

Oft macht es auch Spaß, euer Projekt mit einer Kamera zu begleiten <strong>und</strong> als ein kommentiertes<br />

Fotoalbum festzuhalten.<br />

96


Kotzbrocken<br />

Macht eure Augen auf. Für den alltäglichen<br />

Rassismus in der Schule<br />

finden sich viele Belege: Zitate aus<br />

Schulbüchern, rassistische Sprüche<br />

(auch auf dem Klo), diskr<strong>im</strong>inierende<br />

Schüler- <strong>und</strong> Lehrertexte<br />

(Zitate).<br />

Ihr sammelt solche Belege (oder<br />

Fotos) <strong>und</strong> stellt die zusammengetragenen<br />

Beweisstücke zum Beispiel<br />

unter dem Titel „Kotzbrocken“<br />

in der Pausenhalle aus.<br />

Eure Ausstellung konterkariert ihr zum Beispiel mit folgendem Gericht:<br />

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte.<br />

Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Handlungen.<br />

Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.<br />

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.<br />

Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.<br />

(Klosterinschrift in England)<br />

97 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Lange Filmnacht gegen Rechts<br />

Die Idee: Mit der Aktion „Sie sind doch nicht vom H<strong>im</strong>mel gefallen“ wendet sich die<br />

Evangelische Jugend Essen gegen Gewalt <strong>und</strong> Rechtsextremismus. Angesprochen werden<br />

insbesondere auch <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die mit „rechtem Gedankengut“ sympathisieren,<br />

ohne wirklich rechts zu sein. Ziel der Aktion ist es, diese Jugendlichen ernst zu<br />

nehmen, zu fragen, was sie bei den Rechten suchen, was sie am Rechtssein fasziniert <strong>und</strong><br />

Alternativen anzubieten. Ein ideales Mittel dazu ist der Kinofilm. Ein Film, der seine Story<br />

packend erzählt, spricht jeden emotional an <strong>und</strong> es gibt eine Reihe Filme, die sich mit der<br />

rechten Szene auseinandersetzen.<br />

Das Projekt: Gezeigt werden zwei Filme: Oi! Warning (Deutschland 1999, von Dominik<br />

<strong>und</strong> Ben Reding) <strong>und</strong> American History X (USA 1998, von Tony Kaye). Oi! Warning, die<br />

Geschichte des 17-jährigen Janosch, der von zu Hause abhaut, ist ein eindringliches,<br />

vehement gespieltes Drama über das Skinheadmilieu. American History X, ein Film über<br />

Rassenhass <strong>und</strong> den Kreislauf der Gewalt in den USA, erzählt von dem jungen Neonazi<br />

Derek, der drei Schwarze umbringt, <strong>im</strong> Gefängnis Distanz zum Rechtsextremismus lernt<br />

<strong>und</strong> seinen jüngeren Bruder davor zu bewahren sucht. Beide Filme gehen unter die Haut<br />

- zum Durchatmen spielen in den Pausen Essener Bands.<br />

Wie es ablief: „Heftig war es, mehr als 700 Leute stürmten am 9. November zur Filmnacht<br />

für Toleranz <strong>und</strong> gegen Hass in die Lichtburg. Mit Rucksäcken ausgerüstet <strong>und</strong> in guter<br />

St<strong>im</strong>mung richtete man sich auf die Nacht ein. Der Gang zum Saft holen, Suche nach neuen<br />

Plätzen, lautstarkes Begrüßen der Fre<strong>und</strong>e nahmen die erste halbe St<strong>und</strong>e in Anspruch.<br />

Doch mit dem ersten Film - Oi! Warning - beruhigte sich das Publikum.<br />

Hard Stuff; für alle, die sich auf die Intensität dieser Bilder einlassen konnten. So kam<br />

das Ende einer Erlösung gleich; <strong>und</strong> Hypro Glow, die Hard Rocker aus dem EMO, wurden<br />

mit ihrem Angebot zum Austoben gern ernst genommen. Stage Diving <strong>und</strong> wildes Pogen<br />

in den Gängen ließen den Gefühlslevel wieder auf Normalmaß sinken. Etwas müde, weil<br />

mittlerweile die Zeit den Veranstaltern davongelaufen war, rafften sich um 4 Uhr noch 400<br />

98


Leute zum zweiten Film auf. American History X; Hollywood mit starkem Tobak <strong>und</strong> ohne<br />

Happy End. Aber das ist bei diesem Thema auch nicht zu erwarten!“<br />

Kontakt: www.ev-jugend-essen.de<br />

Liebe, Hass <strong>und</strong> die Gleichgültigkeit<br />

Angesichts zunehmender Vereinsamung (Isolation) <strong>und</strong> der Suche nach Geborgenheit,<br />

Anerkennung <strong>und</strong> Identität in vielen <strong>Kinder</strong>-, Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenszenen soll mit<br />

diesem schöpferisch-künstlerischen Projekt in Gruppen der Frage nachgegangen werden,<br />

welche wesentlichen Lebensinhalte unseren Alltag best<strong>im</strong>men, Perspektiven eröffnen <strong>und</strong><br />

die Lust am Leben <strong>und</strong> an anderen Menschen befördern.<br />

Ziel: Schöpferische Auseinandersetzung von interkulturellen Gruppen zum Thema: „Verantwortung<br />

für <strong>und</strong> miteinander“.<br />

Inhalt: Mädchen, Jungen, Männer <strong>und</strong> Frauen setzen sich mit dem Zitat von Elie Wiesel:<br />

„Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit“<br />

auseinander, beraten <strong>und</strong> diskutieren die „St<strong>im</strong>migkeit“ dieses Zitates <strong>und</strong> setzen ihre<br />

Phantasien <strong>und</strong> Ideen als Bild, Foto, Video, Kollage, Tanz, Theaterstück, Film, Rap, Pantom<strong>im</strong>e,<br />

Musik, Break-dance, Text, Skulptur usw. kreativ <strong>und</strong> künstlerisch um.<br />

Mit diesem Projekt kann insbesondere das Gespräch zwischen den Kulturen befördert <strong>und</strong><br />

eine Praxis aufgegriffen werden, die gemeinsame Alltagserfahrungen aller Beteiligten zu<br />

zentralen Themen wie Liebe, Hass <strong>und</strong> Gleichgültigkeit thematisiert.<br />

99 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

100


Londsdale<br />

Weil in einer Jugendgruppe einem Jungen mit einem „Londsdale“ Pullover Schläge angedroht<br />

wurde <strong>und</strong> die Jugendleiterin aufgefordert wurde, diesen „Nazi“ aus dem Haus<br />

zu werfen, begann (auf deren Hinweis hin) Recherchearbeit über die Firma Londsdale<br />

<strong>und</strong> deren (Anti-Nazi) Positionen, Recherche zur Geschichte des Labels „Consdaple“, der<br />

Bedeutung von „NSDAP“, die Auseinandersetzung über die Attraktivität von „Markenklamotten“,<br />

Nazi-Codes, Symbole, Lifestyle usw., die sich später in einem offen ausliegenden<br />

Tagebuch dokumentierten.<br />

Im Zentrum stand dabei <strong>im</strong>mer die Frage: „Warum greifen rechtsextremistische Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Gruppen auf dieses oder jenes Logo zurück <strong>und</strong> welche Bedeutung hat es in<br />

Wirklichkeit?“<br />

<strong>101</strong> <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Mach den Test: Bin ich ein ein Rechtsextremist?<br />

Hauche auf den Punkt!<br />

Testergebnis:<br />

1. Verfärbt sich der Punkt rot, solltest du schnellstes einen Internisten aufsuchen <strong>und</strong> deine<br />

Leber überprüfen lassen: oder aber die Partei wechseln!<br />

2. Färbt sich der Punkt grün, ist dir heute best<strong>im</strong>mt nicht gut. Du solltest dich einige Tage ins<br />

Bett legen <strong>und</strong> mal richtig ausspannen, oder mach einfach mal Pause <strong>und</strong> erhole dich.<br />

3. Wird der Punkt blau, suche bitte sofort die Polizei auf. Mach umgehend einen Alkotest.<br />

Bitte wiederhole den Test, wenn du deinen Führerschein wieder hast.<br />

4. Fängt der Punkt bei dir an zu tanzen, setze dich bitte hin. Konzentriere dich <strong>und</strong> versuche<br />

es noch einmal. Tanzt der Punkt weiter, wird es Zeit für einen gründlichen Check-Up bei<br />

deinem Hausarzt.<br />

5. Löst sich der Punkt plötzlich in Luft auf, fang ihn bitte wieder ein <strong>und</strong> klebe ihn wieder<br />

an Ort <strong>und</strong> Stelle. Ja, wo kämen wir denn da hin!<br />

6. Bleibt der Punkt aber unverändert wie eh <strong>und</strong> je, besteht kein Gr<strong>und</strong> zur Sorge. Du bist<br />

geistig <strong>und</strong> körperlich kernges<strong>und</strong>. Anlass also, darüber nachzudenken, was du heute<br />

gegen Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus tun kannst.<br />

102


Mach den Test: Habe ich Vorurteile?<br />

fre<strong>und</strong>lich<br />

sauber<br />

pünktlich<br />

herrschsüchtig<br />

tolerant<br />

arrogant<br />

frauenfeindlich<br />

kinderfre<strong>und</strong>lich<br />

humorvoll<br />

geizig<br />

gewalttätig<br />

Bitte kreuze an, welche Eigenschaften auf welche Menschen am ehesten zutreffen.<br />

Mehrfachnennungen sind nicht möglich.<br />

Franzosen Türken Polen Deutsche Iren<br />

Testauflösung: Liebe Testperson, dieser Test ist der größte Blödsinn <strong>und</strong> eine große Falle. Falls du auch nur eine<br />

Eigenschaft zugeordnet hast, bist du schon in die Vorurteilsfalle gelaufen, musst jetzt sofort den folgenden Text<br />

auswendig lernen <strong>und</strong> zwei<strong>und</strong>sechzigmal abschreiben:<br />

Vorurteile sind Vorstellungen, die ohne Prüfung auf deren Richtigkeit übernommen werden. Wenn diese<br />

Vorstellungen dauerhafte Form annehmen, werden sie Stereotype genannt. Wenn jemand voreingenommen ist, neigt<br />

er/sie dazu, nur die Dinge zu sehen, die seine/ihre Vorstellungen bestätigen, er/sie sieht nur noch das, was er/sie<br />

sehen will <strong>und</strong> seine/ihre Vorurteile oder Stereotypen bestätigt.<br />

Vorurteile sind verletzend. Vor allem, wenn sie dazu gebraucht werden, um jemanden ungerecht zu behandeln.<br />

Vorurteile nehmen anderen Menschen die Möglichkeit zu zeigen, wer sie sind <strong>und</strong> was sie können. Zum Beispiel der<br />

Unternehmer, der keine Schwedinnen einstellen will, weil er gehört hat, dass „sie“ <strong>im</strong>mer zu spät kommen. Manche<br />

Menschen halten hartnäckig an Vorurteilen <strong>und</strong> Stammtischgeschwätz fest, obwohl sie selber überhaupt niemanden<br />

kennen, auf den oder die diese negativen Bilder zutreffen.<br />

Vorurteile sind hartnäckig <strong>und</strong> daher schwer zu bekämpfen. Aber es gibt Hoffnung: Niemand wird mit Vorurteilen<br />

geboren. Sie sind angelernt <strong>und</strong> können des wegen auch wieder verlernt werden. Bevor du über jemanden urteilst,<br />

kannst du ihn oder sie besser fragen, warum er oder sie sich so oder so verhält. Denk daran, dass es dir best<strong>im</strong>mt<br />

auch nicht gefallen würde, wenn du von anderen ständig über deinen Kopf hinweg beurteilt würdest.<br />

103 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Mauer der Vorurteile - Tor der Toleranz<br />

Die Mauer <strong>und</strong> das Tor haben 40 Schüler/innen der Vorklasse <strong>und</strong> der 12. Klasse der Fachoberschule,<br />

Abteilung für Land- <strong>und</strong> Gartenbau, in Letmathe gebaut. Zunächst wurden in<br />

einem Brainstorming Vorurteile gegenüber anderen Gruppen, Nationen, Kulturen usw.<br />

<strong>und</strong> Ängste vor diesen gesammelt, in einer zweiten Phase dann gemeinsam überlegt,<br />

wie solche Vorurteile entstehen, was sie <strong>im</strong> Miteinander der Menschen auslösen <strong>und</strong> wie<br />

ihnen zu begegnen ist.<br />

Anschließend haben die Schüler/innen ausgesprochene Vorurteile <strong>und</strong> Ängste in Schlagworte<br />

gefasst <strong>und</strong> auf DIN A3-Blätter geschrieben. Aus Umzugskartons wurde eine Wand<br />

gebaut <strong>und</strong> mit Zeitungsausschnitten zum Thema Gewalt <strong>und</strong> Rassismus <strong>und</strong> mit den<br />

A3-Blättern beklebt. Für Kommentare <strong>und</strong> Ergänzungen war auf leeren A3-Blättern Platz.<br />

Die Mauer wurde am Projekttag in der Pausenhalle aufgebaut <strong>und</strong> dort für zwei Wochen<br />

stehen gelassen.<br />

104


Das Tor der Toleranz<br />

Für das „Tor der Toleranz“ haben die Schüler/innen aufgeschrieben, was für ein tolerantes<br />

Miteinander wichtig ist, wie jeder sich für Menschenwürde einsetzen kann <strong>und</strong> was hilft,<br />

Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus aufzudecken <strong>und</strong> zu überwinden. Auch hier wurde<br />

alles in Schlagworte gefasst, auf Poster geschrieben <strong>und</strong> zusammen mit Kernsätzen aus<br />

der Bibel, dem Koran, der Menschenrechts-Erklärung <strong>und</strong> dem Gr<strong>und</strong>gesetz auf Umzugskartons<br />

geklebt.<br />

Da hier Handlungsmöglichkeiten gezeigt werden, die Wege des Miteinanders eröffnen,<br />

haben die Schüler/innen aus den Kartons ein großes Tor gebaut, durch das jeder hindurchgehen<br />

konnte. Das „Tor der Toleranz“ wurde am Projekttag genau gegenüber der „Mauer<br />

der Vorurteile <strong>und</strong> Ängste“ aufgestellt <strong>und</strong> blieb dort zwei Wochen stehen.<br />

Erfahrungen: Am Projekttag hat die Konfrontation mit der „Mauer der Vorurteile <strong>und</strong><br />

Ängste“ eine Menge Diskussionen ausgelöst, viele Schüler/innen haben Ergänzungen<br />

<strong>und</strong> Kommentare hingeschrieben, die deutlich machen, wie viele unter Vorurteilen leiden<br />

<strong>und</strong> dass diese auch Aggressionen schüren.<br />

Am „Tor der Toleranz“ drückten die Kommentare auch die Ohnmacht <strong>und</strong> Resignation<br />

angesichts weltweiter Gewalt <strong>und</strong> Ungerechtigkeit, aber auch gegenüber der Gewalt<br />

untereinander aus.<br />

Kontakt: Evangelischer Kirchenkreis Iserlohn, Rodener Str. 35, 58644 Iserlohn<br />

105 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Mit Tattoos ein Zeichen setzen<br />

Mosaik gegen rechts<br />

Wie kann ich eigentlich deutlicher ein<br />

Zeichen setzen als mit einer Tatowierung?<br />

Es gibt Nazis, die sich sogar Hakenkreuze<br />

tätowieren lassen. Was kann ein Tattoo<br />

gegen rechts sein?<br />

Am Computer kann man leicht eines entwerfen<br />

<strong>und</strong> per Tintenstrahldrucker auf<br />

Tattootransferfolie bringen.<br />

Gerade <strong>im</strong> Sommer gibt es viel freie Haut,<br />

sei es <strong>im</strong> Freibad oder auf Festivals, selbstklebende<br />

Tattoos werden gerne genommen,<br />

auch wenn die Botschaft gegen rechts nicht<br />

ewig haltbar ist.<br />

Material:<br />

Tattootransferfolie, Tintenstrahldrucker;<br />

interessante Adressen: www.pearl.de<br />

Mittlerweile kennt man schon die Mosaik-Bilder, die aus vielen kleinen Einzelbildern bestehen.<br />

Im Internet gibt es einige Freeware-Versionen, mit denen man solche Mosaike selbst<br />

herstellen kann. Ein Mosaik gegen rechts könnte so aussehen: Ihr fotografiert ganz viele<br />

Leute, die alle ein Plakat „gegen rechts“ hochhalten <strong>und</strong> setzt aus diesen vielen Bekenntnissen<br />

ein Großes zusammen. Aus diesem Mosaik lassen sich pr<strong>im</strong>a Plakate drucken.<br />

106


Nachtwache bis zum „MorgenGrauen“<br />

Gedenken an den 9. November 1938<br />

Die Idee: Seit Jahren nehmen wir an den kommunalen Gedenkfeiern zum 9. November teil,<br />

allerdings mit wachsender Unzufriedenheit, denn den offiziellen Reden fehlt oft jeglicher<br />

Gegenwartsbezug. Daraus ist der Wunsch erwachsen, selbst eine Gedenkfeier zu gestalten.<br />

So kommen die jungen Leute nun zu einer Nachtwache zusammen, um wach zu bleiben<br />

<strong>im</strong> Gedanken an die Pogromnacht 1938 <strong>und</strong> um genau hinzusehen, welche Formen von<br />

Gewalt <strong>und</strong> Ungerechtigkeit, von Rassismus <strong>und</strong> Antisemitismus heute hier <strong>und</strong> anderswo<br />

existieren. Gemeinsam wird überlegt, wo <strong>und</strong> wie jede/r selbst daran Beteiligte(r) ist <strong>und</strong><br />

was jede/r dagegen tun kann.<br />

Das Projekt: Zur Nachtwache <strong>im</strong> Gedenken an die Pogromnacht treffen sich fast 40 junge<br />

Menschen am 9. November um 23 Uhr in der Christuskirche in Meckenhe<strong>im</strong> bei Bonn.<br />

Zu Beginn lassen alle an Hand von Dokumenten aus dem Jahr 1938 die Ereignisse jener<br />

Nacht in der He<strong>im</strong>atregion Revue passieren: Ein Videofilm mit Bildern <strong>und</strong> Aussagen von<br />

Zeitzeugen wird gezeigt. Einsatzbefehle, nachträgliche Auswertungen der Verantwortlichen<br />

über den Erfolg der Aktionen <strong>und</strong> – als Gegenbild - literarische Zeugnisse aus dem KZ<br />

werden verlesen. Erinnerungsarbeit muss einen Ausdruck finden: Eine Rolle Stacheldraht<br />

steht symbolisch <strong>im</strong> Mittelpunkt bei der Frage, was heute trennt, verletzt <strong>und</strong> entfremdet.<br />

Dann wird das sperrige <strong>und</strong> bedrohliche Material in die Hand genommen <strong>und</strong> mit Hilfe von<br />

Drahtscheren <strong>und</strong> Zangen entstehen daraus Symbole der Verständigung: eine Hand; ein<br />

Zweig, aus dem Blumen wachsen, der Davidstern. Der Film Das Leben ist schön gibt ein<br />

Beispiel für die Überwindung brutaler Unmenschlichkeit <strong>und</strong> Menschenverachtung durch<br />

Liebe <strong>und</strong> Lebensfreude. Live-Musik jüdischer Komponisten lässt innehalten, führt durch<br />

die Nacht. Be<strong>im</strong> stärkenden Morgenmahl ist die Freude groß, dass (fast) alle Wachenden<br />

durchgehalten haben. Gestärkt auch durch die Gemeinschaft – nicht allein sein –, verabschieden<br />

sie sich in den grauen Morgen.<br />

Kontakt: Ev. Jugend Meckenhe<strong>im</strong>, Assenmachergasse 16 a, 53343 Wachtberg-Fritzdorf<br />

107 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Nazis raus! Ja wohin denn eigentlich?<br />

Hallo ihr lieben Germanen,<br />

mein Name ist Ole, ich bin Schüler <strong>und</strong> wohne in Antwerpen, das liegt in Belgien knapp<br />

neben Holland <strong>und</strong> nicht weit von euch.<br />

Mir ist aufgefallen, dass ganz viele Leute bei euch in Deutschland mit Sprüchen, wie z.B.<br />

„Nazis raus“ auf der Jacke oder Tasche herumlaufen oder hier <strong>und</strong> dort auftauchen. Zuerst<br />

fand ich das gar nicht so schlecht, aber dann hab ich festgestellt, dass wir hier zum Beispiel<br />

in Belgien eure Nazis auf gar keinen Fall wollen ... wir haben selber schon genug davon.<br />

Also, wenn die Nazis bei euch raus sollen, wo sollen die denn dann eigentlich hin? Ich hab<br />

mal rumgefragt. Die Dänen, Russen, Polen <strong>und</strong> Schweizer wollen sie auch nicht <strong>und</strong> die<br />

Österreicher haben gemeint, sie hätten selber auch schon zu viele davon.<br />

Erschreckt hat mich aber dann meine Fre<strong>und</strong>in aus Frankreich; die meinte, dass viele Leute<br />

deshalb mit solchen Sprüchen wie „Nazis raus“ rumlaufen würden, weil sie glauben würden,<br />

damit genug getan zu haben <strong>und</strong> sonst nichts mehr tun müssten - also aus Bequemlichkeit,<br />

auch wenn die Gr<strong>und</strong>st<strong>im</strong>mung eigentlich erst mal ganz o.k. ist.<br />

Außerdem meinte sie, dass der Spruch gefährlich ist, weil er spiegelbildlich <strong>und</strong> he<strong>im</strong>lich<br />

den Nazis das Recht einräumt „Ausländer raus“ zu rufen. Ja, weil mich das nachdenklich<br />

gemacht hat, hab ich bei SOS-Rassismus angerufen - aber die haben gesagt, ich soll das<br />

mal alles schreiben - was ich somit jetzt gemacht habe. Und nun nichts für ungut, bis die<br />

Tage in Antwerpen,<br />

euer Ole.<br />

108


Neun<strong>und</strong>neunzig Luftballons<br />

In Deutschland leben zurzeit ca. 8,8 % Ausländer. Hört sich das wenig an oder viel? Zu<br />

viel? Man kann die Zahl gut durch Luftballons darstellen: An einer langen Schnur werden<br />

91 weiße <strong>und</strong> dazwischen 9 bunte Ballons befestigt.<br />

Dadurch wird zum einen deutlich, wie wenige es sind, auch wenn sie durch die Farbigkeit<br />

hervorstechen. Und noch eins wird deutlich: Nur weiß? Das wäre doch auch trist, farblos<br />

<strong>und</strong> langweilig, oder? Zwischen den Ballons lassen sich auf Karteikarten noch Infos zu<br />

den Hintergründen befestigen.<br />

Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />

Material: 91 weiße <strong>und</strong> 9 bunte Luftballons, Luftballonpumpe,<br />

Karteikarten, Edding, Schnur<br />

Oase in der Schule<br />

Macht euch auf die Suche nach einem geeigneten Raum <strong>und</strong> richtet ihn mit engagierten<br />

Lehrer/innen <strong>und</strong> Eltern zum Beispiel als Meditationsraum oder als „Halle der Stille“ ein.<br />

Dann ladet ihr regelmäßig Vertreter/innen aller bei euch vorhandenen Religionen <strong>und</strong><br />

Kulturen ein <strong>und</strong> bittet sie, gemeinsam mit euch attraktive Veranstaltungen zum Sinn des<br />

Lebens, zum Friedensauftrag der Religionen, euren Zukunftsperspektiven, über Gewalt<br />

<strong>und</strong> die Lust am Leben zu veranstalten.<br />

Tipps: Denkbar wäre auch, wenn ihr zum Beispiel entsprechend dem Anlass<br />

die Ausstellungen zur Geschichte mit Elementen, Bildern <strong>und</strong> Symbolen<br />

der jeweiligen Religionen ausstellt. Vergesst nicht, eure Ethik- oder<br />

Relilehrer/innen mit einzuspannen.<br />

109 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

On Air! Mädchen machen mobil gegen Rechts<br />

“Sind Skinheads <strong>und</strong> Rechtsradikale eigentlich das Gleiche?“, diese <strong>und</strong> viele andere Fragen<br />

beantwortet die Mädchengruppe des Ev. Gemeindezentrums „Brücke“ in Unna-Königsborn<br />

in einer Bürgerfunksendung zum Thema Rechtsextremismus.<br />

Das Gemeindezentrum liegt in einer Hochhaus- <strong>und</strong> Eigenhe<strong>im</strong>siedlung aus den 70er<br />

Jahren, in der 6.000 Menschen wohnen.<br />

Ausgangspunkt war, dass Julia, ein Mitglied der Mädchengruppe, mit ihrer Clique von<br />

Neonazis besch<strong>im</strong>pft <strong>und</strong> angegriffen wurde. Die sechs Mädchen begannen sich damit<br />

zu beschäftigen, warum Jugendliche – zunehmend auch Mädchen - dieser Ideologie<br />

anhängen, gewalttätig werden <strong>und</strong> wie man sich davor schützen kann. Angesichts der<br />

großen Verbreitung rechter Ideologien unter Jugendlichen kam die Idee auf, daraus eine<br />

Lokalfunksendung zu machen.<br />

Im Tonstudio des Evangelischen Kirchenkreises Unna ist so eine 52 Minuten lange Sendung<br />

entstanden, in dem die Mädchen vom Überfall der Neonazis berichten, die Hintergründe<br />

erklären <strong>und</strong> Tipps geben, was der Einzelne in solchen Situationen tun kann. Umrahmt von<br />

vielen Musikbeiträgen gegen Rechts ist daraus eine informative, unterhaltsame Sendung<br />

geworden.<br />

Kontakt: Gemeindezentrum „Brücke“, Berliner Allee 16, 59427 Unna-Königsborn<br />

110


Patchwork<br />

In Amerika ist das Patchworken oder Quilten groß in Mode. Aus verschiedenen Stoffen<br />

werden kleine Quadrate geschnitten <strong>und</strong> bunt zusammengewürfelt wieder zusammengenäht.<br />

Aus diesen bunten Stoffen werden oft Decken oder Kissen genäht. Stoffe können<br />

Geschichten erzählen, es gibt in jedem Land traditionelle Stoffe oder landestypische<br />

Drucke, in Deutschland gibt es zum Beispiel Westfalenstoffe, es gibt orientalische Drucke,<br />

russische Motive, etc. Stoffe sind gewebte Kultur <strong>und</strong> es macht Spaß, sich mit den<br />

Hintergründen zu beschäftigen.<br />

Wenn man sich bei ortsansässigen anderen Kulturen erk<strong>und</strong>igt, wird man sicher schnell<br />

fündig, vielleicht bekommt man Stoff gespendet oder man bekommt Hinweise zu den<br />

landestypischen Stoffen oder sogar Hilfe be<strong>im</strong> Nähen der Patchworkdecke. Diese ist bunt,<br />

zeigt die Vielfalt der Stadt, wärmt <strong>und</strong> kann nach Fertigstellung verschenkt werden, z.B.<br />

dem Bürgermeister oder als Gastgeschenk für eine neue Zuwandererfamilie.<br />

111 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Plakatwand<br />

Diese Aktion ist meist billiger als gedacht (ca. 10,- € pro Tag / oft auch nach Rücksprachen<br />

mit den Firmen kostenlos) <strong>und</strong> ist sehr wirkungsvoll.<br />

Ihr mietet euch für die Dauer einer Woche eine Plakatwand (googelt mal nach: Plakatwerbung<br />

/ Plakatwand mieten / usw.) <strong>und</strong> nutzt die Fläche, um positive Signale der kulturellen<br />

Verständigung oder internationalen Zusammenarbeit sichtbar zu machen. Bringt eure<br />

Botschaft mit wenigen Worten auf die Plakatwand <strong>und</strong> veranschaulicht sie mit einem<br />

passenden Bild. Bilder, die Menschen aus vielen Kulturen fre<strong>und</strong>lich zeigen, haben eine<br />

gute Signalwirkung.<br />

Tipps: Mit einem Overheadprojektor (oder Beamer) kann man die Schrift <strong>und</strong> die Motive<br />

gut an die Plakatwand werfen <strong>und</strong> dann mit Leiter <strong>und</strong> Filzstift nachmalen. Oder aber, ihr<br />

malt das Bild zu Hause fertig (in Einzelteilen) <strong>und</strong> klebt es dann auf.<br />

Die Anschrift von Plakatwandvermietern (zum Beispiel bei euch um die Ecke), findest du<br />

in der Regel auf schon gestalteten Plakatwänden unten rechts in der Ecke mit Telefonnummer.<br />

Nazis fügen Ihnen <strong>und</strong> den<br />

Menschen in Ihrer<br />

Umgebung erheblichen<br />

Schaden zu<br />

112


Platzwechsel<br />

Zeitbedarf: mind. 10 Min<br />

Gruppengröße: max. 30 Personen<br />

Einsatzmöglichkeiten <strong>und</strong> Ziele: Die Übung kann gut genutzt werden, um einen Einstieg<br />

in das Thema Rechtsextremismus zu erleichtern. Steht zu Beginn eines Workshops häufig<br />

noch die Frage <strong>im</strong> Raum, was das Thema denn mit den Teilnehmenden zu tun hat, verdeutlicht<br />

die Übung schnell, dass es nicht nur um den knallharten Nazi geht. Vielmehr wird<br />

deutlich, dass alle Aspekte rechtsextremen Gedankengutes in der Gesellschaft präsent<br />

sind <strong>und</strong> somit auch <strong>im</strong> Alltag der Teilnehmenden vorkommen.<br />

113 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Ablauf: Die Gruppe setzt sich in einen Kreis. Angekündigt wird, dass nun best<strong>im</strong>mte Aussagen<br />

vorgelesen werden <strong>und</strong> jede/r, der die Aussage bejahen kann, aufstehen soll (oder alle die<br />

aufstehen tauschen die Plätze, damit hat man auch noch einen aktivierenden Effekt). So wird<br />

schnell sichtbar bei welchen Themen der Alltag der Teilnehmen berührt wird <strong>und</strong> womit man<br />

sich also einmal genauer beschäftigen könnte. Im Nachgang zu der Methode sollte Zeit bleiben<br />

um einzelne Dinge noch einmal zu diskutieren, da einiger Redebedarf entstehen könnte.<br />

Mögliche Fragen könnten sein:<br />

• Alle, die schon mal rechte Schmierereien in ihrem Stadtteil gesehen haben, stehen auf<br />

(wechseln die Plätze)<br />

• Alle, die gewisse Plätze in ihrem Stadtteil meiden, weil sie wissen, dass es dort Ärger<br />

geben könnte,…<br />

• Alle, die schon mal mit rechten Schülerzeitungen in Kontakt gekommen sind,…<br />

• Alle, die schon mal ein rechtes Lied gehört haben,…<br />

• Alle, die die Band Landser kennen,….<br />

• Alle, die sich in einer Situation schon mal hilflos gefühlt haben, wo sie mit fremdenfeindlichen<br />

Sprüchen zu tun hatten, …<br />

• Alle, die in der Schule oder in der Freizeit schon mal mit rechten Jugendlichen in Kontakt<br />

gekommen sind, ....<br />

• Alle, die in der Schule zum Thema Rechtsextremismus gearbeitet haben, …<br />

• Alle, die der Meinung sind, dass man in der Schule zu viel über den Nationalsozialismus<br />

spricht,…<br />

114


Pogromnacht 9. November<br />

Was passiert eigentlich, wenn ihr euch am Abend des 9. November mit einem Davidstern an<br />

der Jacke zum Beispiel auf der Straße vor der ehemaligen Synagoge oder einem Treffpunkt<br />

der jüdischen Gemeinde aufhaltet? Was passiert, wenn ihr dort als Gruppe schweigend<br />

steht? Was sagen die Leute? Was für ein Gefühl hast du? Was passiert, wenn ihr alleine<br />

oder in kleinen Gruppen in die Stadt geht <strong>und</strong> mit dem Stern Äpfel kauft oder in einem<br />

Café Tee bestellt?<br />

Genau darum geht es: Herauszufinden, wie sich die Menschen fühlen, wenn sie daran<br />

erinnert werden – <strong>und</strong> wie ihr euch fühlt, wenn ihr erinnert.<br />

Achtung: Vor einer Aktion mit dem Davidstern solltet ihr auf jeden Fall ein Gespräch mit<br />

der jüdischen Gemeinde oder mit jüdischen Bürger/innen in eurem Ort führen. Können sie<br />

zulassen, was ihr vorhabt; wollen sie euch unterstützen oder sogar mitmachen?<br />

115 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Projekttag organisieren<br />

• Setzt euch am Besten gemeinsam mit der Schülervertretung zusammen <strong>und</strong> legt das<br />

Thema eures Projekttags fest.<br />

• Sammelt Vorschläge zu inhaltlich passenden Workshops <strong>und</strong> Arbeitsgruppen.<br />

• Geht mit diesen Vorschlägen an die Schulleitung, um diese zu informieren <strong>und</strong> einen<br />

verbindlichen Termin für den Projekttag auszumachen. Auch wenn scheinbar kein passender<br />

Termin <strong>im</strong> laufenden Schuljahr gef<strong>und</strong>en werden kann, gebt nicht auf <strong>und</strong> sucht<br />

weiter. Am Ende wird es in der Regel klappen.<br />

• Informiert euch, welche Referentinnen <strong>und</strong> Referenten zu euren Workshops passen<br />

würden.<br />

• Kontaktiert eure Wunschkandidaten: Haben sie Zeit <strong>und</strong> Interesse? Benötigen sie ein Honorar?<br />

Manche Angebote der Kooperationspartner sind kostenlos, aber leider nicht alle.<br />

• Beratet euch gemeinsam mit der Schulleitung über die Abdeckung der Kosten. Hier<br />

bietet sich eine Spendensammelaktion an. Zum Beispiel über den Verkauf von Kuchen<br />

<strong>und</strong> Brötchen in den Pausen oder auch ganz andere Aktivitäten.<br />

• Nun sind die Formalitäten geklärt <strong>und</strong> es kann unter Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern <strong>und</strong><br />

dem Lehrerkollegium publik gemacht werden. Das geht zum Beispiel über Plakate, Flyer,<br />

eure Schulzeitung, das Schulradio oder auch über einen Brief an alle Klassen.<br />

• Legt die max<strong>im</strong>ale Teilnehmerzahl für jeden Workshop fest, um eine Überfüllung eines<br />

Kurses zu vermeiden.<br />

• Nun werden die Workshops bekannt gegeben, <strong>und</strong> die Schüler erhalten ein Schreiben,<br />

auf dem sie ihren favorisierten Kurs angeben. Um Alternativen zu bieten, sollten mehrere<br />

Wünsche abgegeben werden.<br />

• Nun geht es zur Planung des Projekttags.Auf einem Treffen der Aktivengruppe wird nun<br />

über viele Punkte entschieden: Wann geht es los? Wo treffen sich die Teilnehmer/innen?<br />

Wer begrüßt <strong>und</strong> betreut die schulfremden Gäste? Wo finden die Workshops statt? Sind<br />

die Räume ausgeschildert <strong>und</strong> mit benötigtem Material <strong>und</strong> der Technik (Fernseher,<br />

Beamer, Video, CD-Player etc.) ausgestattet?<br />

• Und wie sieht es mit der Verpflegung während des Projekttags aus?<br />

116


• Wie <strong>und</strong> durch wen (Schulsprecher, Schulleitung, ein besonderer Gast) wird der Projekttag<br />

eröffnet <strong>und</strong> wie soll er wieder ausklingen? Benötigt ihr dazu eine Musikanlage, Beamer,<br />

Mikrofone?<br />

Den größten Teil der Arbeit habt ihr jetzt geschafft. Am Projekttag solltet ihr für die Teilnehmer/innen<br />

ständig zu erreichen sein damit ihr bei möglichen Problemen <strong>und</strong> Fragen<br />

behilflich sein könnt.<br />

Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass die Schüler/innen von den Angeboten viel lernen <strong>und</strong><br />

mit Begeisterung den Tag genießen. Wenn alles getan ist, könnt ihr mit Stolz auf euren<br />

selbst organisierten Projekttag zurückblicken.<br />

117 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Prügelstrafe oder der Klaps auf den Po<br />

Zum Beispiel vor der nächsten Kommunal-, Landtags- oder B<strong>und</strong>estagswahl schreibt ihr<br />

Politiker/innen eures Wahlkreises oder eurer Gegend einen Brief:<br />

Sehr geehrte/r Landtagsabgeordnete/r,<br />

Wir Jugendlichen haben uns mit Ihrem Wahlprogramm beschäftigt. Jetzt wollen wir gerne<br />

von Ihnen wissen, was für eine Politik Sie ganz genau machen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e möchten wir von Ihnen wissen, ob „der Klaps auf den Po“ zulässig<br />

<strong>und</strong> noch erlaubt ist.<br />

Wir bitten Sie, uns diese Frage kurz <strong>und</strong> knapp, am Besten mit einem deutlichen „Ja“ oder<br />

„Nein“ zu beantworten. Falls Sie Ihr Ja oder Nein begründen wollen, bitten wir Sie um eine<br />

kurze Begründung. Dies deshalb, weil wir unsere Recherche (mit Ihrer Antwort) in unserer<br />

Schülerzeitung (oder Ähnlichem) veröffentlichen wollen. Wir würden uns sehr freuen, wenn<br />

Sie uns antworten <strong>und</strong> verbleiben mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Ihre (Es folgen die Unterschriften der beteiligten Jugendlichen.)<br />

Hinweis: Das Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung: „<strong>Kinder</strong> haben ein Recht<br />

auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen <strong>und</strong> andere<br />

entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ steht <strong>im</strong> § 1631 Absatz 2 des Bürgerlichen<br />

Gesetzbuches.<br />

Mit diesem Gesetz werden sowohl die <strong>Kinder</strong> selbst als auch die Erwachsenen direkt<br />

angesprochen. Allen <strong>Kinder</strong>n wird ein Recht auf die Erfahrung eingeräumt, dass ein Zu-<br />

118


sammenleben in der Familie auch in Konfliktsituationen ohne Gewaltanwendung möglich<br />

ist. Alle Erwachsenen werden verpflichtet, ihre erzieherische Verantwortung, also ihre<br />

Erziehungspflicht <strong>und</strong> ihr Erziehungsrecht, ohne den Einsatz von Gewalt wahrzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu erfüllen.<br />

Anmerkung: Was hat Prügelstrafe mit den Nazis zu tun? In diesem Projekt geht es weniger<br />

um Nazis als vielmehr um die Quellen <strong>und</strong> Wurzeln der Gewalt in der Mitte unserer Gesellschaft,<br />

aus denen sich die Parolen <strong>und</strong> das Handeln der Rechtsextremisten speisen.<br />

119 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Quiz oder Gewinnspiel<br />

Ein Gewinnspiel ist eine weitere Möglichkeit mit einem einfachen Zugang Geschichte<br />

zum Thema zu machen. Es eignet sich vor Allem als Begleitaktion zu Diskussionsr<strong>und</strong>en,<br />

Workshops, Seminaren oder anderen Veranstaltungen, in denen dann intensivere Diskussionen<br />

möglich sind.<br />

• In einem ersten Schritt solltet ihr überlegen, in welchem Rahmen das Gewinnspiel stehen<br />

soll. Ist es zum Beispiel eine Aktion <strong>im</strong> Rahmen eines Projekttages gegen Rechtsextremismus<br />

<strong>und</strong> Rassismus? Oder ist es eine Aktion der Schülerzeitung <strong>und</strong> wird begleitet<br />

von mehreren Artikeln <strong>im</strong> aktuellen Heft?<br />

• Entsprechend ist es wichtig, das Thema des Gewinnspiels genauer zu benennen <strong>und</strong><br />

passende Fragen zu entwickeln.<br />

Beispiele können sein:<br />

• Was bedeutet die Abkürzung „NSDAP“?<br />

• Was geschah am 30. Januar 1933?<br />

• Was geschah in der sogenannten Reichspogromnacht?<br />

• Wofür steht die Abkürzung „KZ“?<br />

• Wer war „Gröhfaz“ <strong>und</strong> was bedeutet der Name?<br />

• Wenn ihr technisch fit seid, könnt ihr diese Fragen natürlich online als einen Internetfragebogen<br />

aufbauen oder ihr erstellt ganz klassisch einen Fragenbogen, der einfach<br />

kopiert werden kann.<br />

Achtung nicht vergessen: Ihr müsst natürlich ein Feld für die Adresse der Mitspieler/<br />

innen vorsehen. Und: ihr müsst einen Zeitraum benennen, in dem an dem Gewinnspiel<br />

teilgenommen werden kann. Die Antworten kommen bei der Online-Fassung automatisch<br />

zusammen, in der Papierform heißt es Sammeln.<br />

120


• Zwischenzeitlich müssen die Preise gekauft oder organisiert werden. Je nach Budget<br />

können dies ganz unterschiedliche Dinge sein, z.B. ein Buch, ein Gutschein für die kostenfreie<br />

Teilnahme an einem Seminar, ein CD-Gutschein oder ein schöner Stift.<br />

• Es gilt, die Leute gezielt anzusprechen <strong>und</strong> auf eure Aktion aufmerksam zu machen. Bringt<br />

euer Angebot mit Hilfe von Lehrern, Ausbildern, Mitschülern, Kollegen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />

unter die Leute.<br />

• Schließlich müsst ihr alle richtigen Antworten zusammenstellen <strong>und</strong> per Zufallsprinzip<br />

die Gewinnerin oder den Gewinner auslosen.<br />

• Zuletzt wird ein Preis an den Gewinner oder die Gewinnerin verschickt bzw. übergeben.<br />

Rassistische Lieder<br />

„Negeraufstand ist in Kuba, Schüsse gellen durch die Nacht…“ – viele Lieder, die bei Klassenfahrten<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> Skilager geschmettert werden, propagieren einen ungeschönten Rassismus. Im<br />

Musikunterricht werden besonders abstoßende Beispiele solchen Liedguts zusammengetragen.<br />

Dabei geht es um diffamierende, herabsetzende, beleidigende Merkmale <strong>und</strong> Eigenschaften,<br />

die Menschen angedichtet <strong>und</strong> zugeschrieben werden. Es könnte sich auch lohnen, die an der<br />

Schule eingeführten Liederbücher auf mögliche Relikte aus der NS-Zeit zu durchforsten.<br />

Tipps: Versucht herauszukriegen, wer die Texte geschrieben hat, wann sie entstanden<br />

sind <strong>und</strong> wofür sie gedacht waren. Fragt eure Musiklehrerinnen <strong>und</strong> Musiklehrer. Fragt<br />

Eltern <strong>und</strong> Großeltern, wo man sie gelernt <strong>und</strong> wann man sie gesungen hat. Ihr werdet<br />

überrascht sein!<br />

Hilfe <strong>und</strong> Informationen gibt es auch be<strong>im</strong> Duisburger Institut für Sprache <strong>und</strong> Sozialforschung:<br />

http://www.diss-duisburg.de/index.htm<br />

121 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Rechte Sondermülltüte<br />

“Deutschland den Deutschen, Ausländer raus, erst Deutschland - dann Europa“. Sie sind<br />

wieder da, die braunen Sprücheklopfer, die <strong>im</strong>mer noch nichts gelernt haben <strong>und</strong> ihre<br />

eigenen Probleme heute den Zuwanderer/innen <strong>und</strong> morgen uns in die Tasche schieben<br />

wollen. Werfen Sie den braunen Schmutz, der Ihnen in den nächsten Monaten ins Haus<br />

flattert, nicht einfach in den Müll, sondern entsorgen sie ihn, indem sie ihn den Rechtsextremisten<br />

zurücksenden.<br />

So wird‘s gemacht: Den Text (oben) ausschneiden <strong>und</strong> auf einen braunen DIN A5 Briefumschlag<br />

kopieren oder drucken. Wenn ihr wisst, welche rechtsextremistische Gruppe Müll<br />

verteilt, könnt ihr gleich deren Anschrift einfügen.<br />

Anschließend geht es los: Zusammen mit der Oberbürgermeisterin, der Presse, dem<br />

Pastor <strong>und</strong> wer sonst noch zu haben ist, an alle Haushalte, Firmen, Jugendzentren, Discos,<br />

Pommesbuden ... verteilen.<br />

Rechte Sondermülltonne<br />

Diese Idee ist schon erfolgreich in vielen Schulen, Jugendzentren, Gemeinde- <strong>und</strong> Gewerkschaftshäusern<br />

realisiert worden.<br />

Anstelle der Tüte nehmt ihr eine braune Mülltonne. (Über die Gewerkschaft findet ihr<br />

schnell Kontakt zur Müllabfuhr <strong>und</strong> einer entsprechenden braunen Tonne). Zum Abschluss<br />

der Aktion packt ihr den braunen Müll in kleine Kartons <strong>und</strong> schickt ihn (nehmt die Presse<br />

zur Post mit) den Verursachern zurück.<br />

122


123 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

„Rechtsextremismus ist …“<br />

Eine einfache Aktion, um nicht „nur“ Gesicht, sondern auch thematische Auseinandersetzung<br />

zu zeigen.<br />

Viele Menschen sind „gegen Rechts“, wollen sich engagieren <strong>und</strong> Zivilcourage „gegen<br />

Nazis“ zeigen. Bei Stadtteil- <strong>und</strong> Gemeindefesten, in der Schulprojektwoche oder für eine<br />

Zeitungsreihe gibt es häufig die Idee, mit Fotos „dagegen“ zu sein. Aber wogegen sind wir<br />

denn überhaupt? Was ist denn Rechtsextremismus – für jeden das Gleiche oder doch mit<br />

unterschiedlichen Schwerpunkten besetzt? Gibt es überhaupt „den“ Rechtsextremismus<br />

– <strong>und</strong> was denken die Menschen um uns herum darüber? Wie könnt ihr also auch in einer<br />

plakativen Aktion trotzdem inhaltliche Auseinandersetzung fördern <strong>und</strong> die Menschen <strong>im</strong><br />

Verein, in der Schule <strong>und</strong> in der Stadt aktivieren?<br />

Fordert einfach dazu auf, Fotos zu machen „gegen Rechts“. Jede <strong>und</strong> jeder darf sich fotografieren<br />

lassen: Allerdings nur mit einem Schild, auf dem der Satz<br />

„Rechtsextremismus ist …“<br />

zu ergänzen ist. Dabei kommen ganz unterschiedliche Meinungen, Anregungen oder Sichtweisen<br />

heraus, die sich in einer Ausstellung, in der Zeitung oder auf eurer Internetseite<br />

veröffentlichen lassen.<br />

Zwei Tipps dazu:<br />

• Einlaminierte Din A 4-Bögen <strong>und</strong> abwaschbare Stifte erleichtern die Arbeit <strong>und</strong> machen<br />

weniger Müll.<br />

• Holt euch jeweils die Einverständniserklärung der Fotografierten, damit ihr auch später<br />

noch die Fotos nutzen <strong>und</strong> veröffentlichen könnt.<br />

Kontakt: mob<strong>im</strong> – Mobile Beratung <strong>im</strong> Regierungsbezirk Münster. Gegen Rechtsextremismus,<br />

für Demokratie. www.mob<strong>im</strong>.info<br />

124


125 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

126


Rock für Courage<br />

Gebt den Schülerbands in eurer Gegend den Auftrag für ein „Rock gegen Rechts Festival“ an<br />

eurer Schule. Die Schülervertretung eurer Schule organisiert das Festival. Überlegt schon<br />

einmal, weil gutes Geld zusammen kommen könnte, wie dieses Geld für weitere Projekte<br />

zur Thematisierung von Rechtsextremismus eingesetzt werden kann.<br />

Achtung: Rechtsextreme Gruppen wollen solche Konzerte nicht <strong>und</strong> werden möglicherweise<br />

versuchen, sie zu stören. Wenn ihr selber diese Vermutung habt, nehmt Kontakt (über die<br />

Schulleitung) mit der Polizei auf <strong>und</strong> lasst euch von dieser beraten. Rechtsextremisten<br />

sollen wissen, dass wir uns unser Recht von niemandem nehmen lassen.<br />

127 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Rosa Weiß<br />

In dem Bilderbuch „Rosa Weiß“ von R. Innocenti findet das Mädchen Rosa in ihrer kindlichen<br />

Neugier ein abgelegenes Konzentrationslager. Betroffen über ihre Entdeckung macht Rosa<br />

in der Folge weitere Bobachtungen in ihrer Stadt <strong>und</strong> versucht, den <strong>Kinder</strong>n <strong>im</strong> KZ mit Lebensmitteln<br />

zu helfen, bis sie in den Wirrnissen der letzten Kriegstage selber umkommt.<br />

Mit <strong>Kinder</strong>n in unserem Jugendzentrum haben wir dieses Buch zusammen gelesen <strong>und</strong><br />

kamen über die eigene Betroffenheit der <strong>Kinder</strong>, ihrer Identifikation mit Rosa Weiß <strong>und</strong><br />

den vielen Fragen über das Thema Nationalsozialismus auf die Idee, mit den <strong>Kinder</strong>n einen<br />

Videofilm mit dem Inhalt des Buches zu drehen, der uns hilft, die Geschichte zusammen<br />

mit den <strong>Kinder</strong>n aufzuarbeiten.<br />

Von jedem Bild des Bilderbuches haben wir ein Standbild von ca. 45 Sek<strong>und</strong>en Länge<br />

hergestellt. Danach wurde eine passende Hintergr<strong>und</strong>musik herausgesucht <strong>und</strong> der Film<br />

zusammen mit den <strong>Kinder</strong>n vertont.<br />

An die <strong>Kinder</strong> wurden dann die verschiedenen Texte zu den Bildern verteilt, damit sie das<br />

flüssige Vorlesen üben konnten. Der Film wurde danach in einem Stück vertont. Sobald ein<br />

neues Standbild auf dem Monitor erschien, wurde die Hintergr<strong>und</strong>musik heruntergeregelt<br />

<strong>und</strong> der Bildtext dazu <strong>im</strong>mer von einem Kind ins Mikrophon gesprochen.<br />

Den ganzen Film zu drehen <strong>und</strong> zu vertonen hatte nicht länger als zwei St<strong>und</strong>en in Anspruch<br />

genommen <strong>und</strong> das Ergebnis konnte sich sehen lassen, wie wir auf späteren Vorführungen,<br />

auch mit Eltern der <strong>Kinder</strong>, feststellen konnten.<br />

Das Buch „Rosa Weiß“ ist erschienen <strong>im</strong> Alibaba Verlag,<br />

Frankfurt, ISBN: 3-922 723-34-9<br />

128


129 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Rote Karte - Platzverweis gegen Nazis<br />

Zeigt den Rechten in eurer Stadt doch einfach mal die rote Karte. Bittet Schüler/innen eurer<br />

Schule <strong>und</strong> vielleicht ja auch noch Passant/innen in der Fußgängerzone sich zusammenzustellen<br />

<strong>und</strong> die rote Karte hochzuhalten.<br />

Tipps: Die Roten Karten mit der Aufschrift „Rote Karte gegen Rechts“ könnt ihr gut über<br />

den Computer gestalten <strong>und</strong> auf roten Papier ausdrucken. Haltet eure Aktion am Besten<br />

mit einer Kamera fest, um es später z.B. in der Schule auszustellen oder an die Presse zu<br />

schicken.<br />

Achtung: Versucht auf dem<br />

Bild darzustellen, wem ihr<br />

die rote Karte zeigen wollt,<br />

z.B. mit einem Anti-Nazi<br />

Symbol auf der Karte.<br />

Mehr Infos: www.bielefelddgb.de/jugend<br />

130


Rote Karte Rheinland - Keine Spielzeit für Rassisten!<br />

„Elf Fre<strong>und</strong>e müsst ihr sein!“, sagte einst Sepp Herberger <strong>und</strong> er hatte mit diesem Ausspruch<br />

sicherlich keinen Appell gegen Rassismus <strong>im</strong> Sinn. Trotzdem unterstreicht der Satz<br />

eindrucksvoll, welch eine wichtige Rolle der Fußball-Sport bei der Integration spielt. In der<br />

Fußballmannschaft ist es egal, welche Hautfarbe oder welche Religion ein Mensch hat – alle<br />

arbeiten <strong>und</strong> fighten zusammen, um den Sieg für das eigene Team zu erringen. Da versteht<br />

es sich von selbst, dass dieser Sieg anschließend auch gemeinsam gefeiert wird.<br />

Die Ablehnung jeglicher Form von Diskr<strong>im</strong>inierung ist die Botschaft von „Rote Karte<br />

Rheinland“. Das Projekt nutzt den Fußball-Sport als Träger für diese Botschaft. Bisher<br />

gibt es Kooperationen mit Bayer 04 Leverkusen <strong>und</strong> dem 1.FC Köln; weitere Vereine aus<br />

dem Rheinland sollen folgen.<br />

Das Prinzip unserer Aktion ist einfach: Die<br />

Clubs stellen uns jeweils ein Trikot mit dem<br />

Schriftzug „Zeig“ Rassismus die Rote Karte“<br />

zur Verfügung. Die verschiedenen Trikots<br />

nehmen wir mit zu unseren Treffen mit<br />

prominenten, hauptsächlich deutschsprachigen<br />

Künstlern. Die Künstler präsentieren<br />

sich auf einem Foto mit dem Trikot „ihrer<br />

Wahl“ <strong>und</strong> zeigen symbolisch die Rote Karte<br />

in die Kamera, um ihre Ablehnung von Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

zu dokumentieren. Wir haben<br />

schon einige namhafte Künstler wie Jürgen<br />

von der Lippe, Mirja Boes, Doro Pesch, Lordi,<br />

u.v.a. für unsere Aktion gewinnen können.<br />

Die Fotos veröffentlichen wir auf unserer<br />

Homepage: www.rote-karte-rheinland.de<br />

131 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Rote Karte gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />

Die rote Karte gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus ist ein Symbol gegen Hass <strong>und</strong> Menschenverachtung.<br />

Sie kann überall dort zum Einsatz kommen, wo Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene<br />

sich entscheiden, aktiv etwas gegen Rechtsextremismus zu unternehmen. So wurde sie<br />

beispielsweise 2008 anlässlich des Sternlaufs in Hagen zum Gedenken an die Reichspogromnacht<br />

von mehr als tausend Jugendlichen getragen. Sie dient als Zeichen der Solidarität<br />

mit den Opfern von Rassismus, aber auch als Symbol der Intoleranz gegenüber<br />

Rechtsextremismus.<br />

Wer nicht gerade eine solch große Aktion plant,<br />

kann z.B. durch Fotos mit der roten Karte gegen<br />

Gewalt <strong>und</strong> Rassismus seinen Protest gegen<br />

Rechtsextremismus zum Ausdruck bringen. Es sind<br />

aber natürlich auch Verteil-Aktionen möglich, bei<br />

denen den Menschen auf der Straße die rote Karte<br />

übergeben <strong>und</strong> näher gebracht <strong>und</strong> die Aufmerksamkeit<br />

der Bevölkerung geweckt wird.<br />

Die rote Karte ist ein s<strong>im</strong>ples, aber doch wirkungsvolles<br />

Mittel seine Intoleranz gegenüber<br />

Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus zu zeigen <strong>und</strong><br />

es ist wichtig dies auch zu tun, da selbst in unserer<br />

heutigen Gesellschaft längst nicht alle Menschen<br />

über Rassismus informiert, bzw. couragiert genug<br />

sind etwas dagegen zu unternehmen.<br />

Erhältlich ist die rote Karte gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus be<strong>im</strong> Jugendring Hagen unter<br />

der Telefonnummer 02331/34 92 00.<br />

132


133 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

„RUHIG, BRAUNER!“<br />

ist eine Mit-Mach-Aktion der Evangelischen Jugend in der EKBO, mit der wir Position gegen<br />

rechtes Gedankengut beziehen. Sie will dich ermutigen nicht stillschweigend zu zusehen,<br />

sondern mit Phantasie eindeutig dagegen Position zu beziehen.<br />

Mit vier kreativ gestalteten Postkarten hat es angefangen. Viele neue Vorschläge haben uns<br />

in den letzten Jahren erreicht. Eine zweite Serie mit fünf neuen Motiven wurde gedruckt.<br />

Im Herbst 2006 fand in Berlin ein Konzert mit Bands der Evangelischen Jugend statt, bei<br />

der die Musiker ihren Beitrag zu „RUHIG, BRAUNER!“ präsentierten. Vom Konzert gab es<br />

eine Live-CD.<br />

Gern kannst du für dich, deine Fre<strong>und</strong>e, für die nächste Demo oder Straßenfest unter www.<br />

verb<strong>und</strong>ev.de Postkarten <strong>und</strong> Buttons bestellen. Dort findest du auch die Motive zum<br />

selbst Herstellen von T-Shirts.<br />

Die Aktion geht weiter!<br />

Wir wünschen uns viele Ideen, Entwürfe <strong>und</strong> fertig gestaltete Motive, die eindeutig Position<br />

gegen RECHTES DENKEN beziehen. Diese Entwürfe sollen möglichst einfach, klar <strong>und</strong> nicht<br />

verbissen sein. Besonders gelungen sind sie, wenn sie auch zum Lächeln ermutigen.<br />

Mach mit! Schick uns deine Ideen <strong>und</strong> Entwürfe.<br />

Einsendungen bitte an:<br />

Verb<strong>und</strong> e.V., Goethestr. 26-30, 10625 Berlin oder per Mail: service@verb<strong>und</strong>ev.de. Weitere<br />

Informationen: www.verb<strong>und</strong>ev.de oder 030-3191 181<br />

134


135 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage<br />

ist ein Projekt von <strong>und</strong> für Schüler/innen, die gegen alle Formen von Diskr<strong>im</strong>inierung, insbesondere<br />

Rassismus, aktiv vorgehen <strong>und</strong> einen Beitrag zu einer gewaltfreien, demokratischen<br />

Gesellschaft leisten wollen. In der Regel erfahren sie von dem Netzwerk des Gesamtprojektes<br />

über das Internet, aus den Medien oder durch Berichte anderer Schüler/innen.<br />

Die Schüler/innen müssen selbst entscheiden, in welcher Weise sie die formale Voraussetzung<br />

zur Teilnahme am Projekt SOR-SMC erfüllen, nämlich die Unterschrift von mindestens<br />

70 Prozent aller direkten Angehörigen ihrer Schule (Schüler/innen, Lehrer/innen, Sozialpädagogen/innen,<br />

Sekretär/innen, Hausmeister, etc.) zu sammeln.<br />

Manche „Initiativgruppe“ hängt die Unterschriftenlisten während eines Schulfestes aus<br />

<strong>und</strong> sammelt die benötigte Anzahl binnen weniger St<strong>und</strong>en. Andere nehmen sich dafür viel<br />

Zeit, suchen jede Klasse einzeln auf, diskutieren mit den Mitschüler/innen über die Zielsetzung<br />

des Projektes <strong>und</strong> haben erst nach mehreren Monaten die erforderliche Anzahl von<br />

Unterschriften beisammen. Der Titel wird den Schüler/innen <strong>und</strong> somit der Schule in einem<br />

feierlichen Festakt übergeben.<br />

Mehr Infos: www.schule-ohne-rassismus.org<br />

Schweißwarzen<br />

Die Idee: Die Berichterstattung über Rechtsextremismus vermittelt oft den Eindruck, dass<br />

die neuen B<strong>und</strong>esländer ein Versammlungsort rechtsextremer Jugendlicher sind. Nur selten<br />

wird gezeigt, dass es dort auch viele unspektakuläre Initiativen <strong>und</strong> nette Menschen gibt,<br />

die sich gegen Gewalt, Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus engagieren. Unser Kooperationspartner<br />

war ein Tipp des ehemaligen B<strong>und</strong>estagspräsidenten Thierse, der in einem „Zeit“-<br />

Interview auf die Schweißwarzen <strong>und</strong> ihre Arbeit gegen Rechts aufmerksam machte.<br />

136


Das Projekt: Gemeinsam werden Szenen zum Thema Gewalt, Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus<br />

entwickelt <strong>und</strong> dann in der Öffentlichkeit vorgeführt. Im Glauben, es handle sich um<br />

realistische Situationen, soll das Publikum zum Eingreifen motiviert werden. Die Spieler/innen<br />

proben drei Konfliktszenen, die sie jeweils in Frankfurt <strong>und</strong> in Eisenhüttenstadt spielen.<br />

Schwule <strong>im</strong> Café: Nacheinander betreten acht Personen ein Café. Ein schwules Paar flirtet<br />

<strong>im</strong> Café. Zwei Mädchen regen sich darüber auf, dass Schwule sich so in der Öffentlichkeit<br />

zeigen <strong>und</strong> lassen bei ihrem lautstarken Gesch<strong>im</strong>pfe kaum ein Vorurteil aus. Drei andere<br />

junge Frauen beziehen für das schwule Paar Position.<br />

Die Café-Besucher/innen <strong>und</strong> –Mitarbeiter/innen bitten zunächst darum, die Diskussion<br />

nicht so laut zu führen. Dann aber ergreifen Alle Partei für die Schwulen. Die Sch<strong>im</strong>pfenden<br />

werden mit Sachargumenten <strong>und</strong> der Frage konfrontiert, wie man so jung <strong>und</strong> so intolerant<br />

sein könne. Als sie bemerken, dass sie isoliert bleiben, verlassen die beiden Mädchen das<br />

Café. Alle Gäste applaudieren als sie gehen, obwohl keine/r weiß, dass er/sie Mitspieler/<br />

in in einem Theaterstück ist. In Eisenhüttenstadt verläuft die Szene ähnlich. Einige äußern<br />

aber auch, dass sie Homosexualität ekelhaft finden.<br />

Erfahrungen: Das Unsichtbare Theater kann die Welt sicherlich nicht verändern. Die Spieler/<br />

innen entdecken aber, dass es aufregend <strong>und</strong> spannend sein kann, sich in Alltagssituationen<br />

ungewöhnlich zu verhalten <strong>und</strong> sich in aller Öffentlichkeit zu exponieren. Das Publikum,<br />

das nicht weiß, dass es Publikum ist, geht vielleicht mit der Erkenntnis nach Hause, in<br />

einer Bedrohungssituation dem/der Bedrohten geholfen zu haben, ohne dabei selbst in<br />

Gefahr geraten zu sein. Diese Erfahrung kann Mut machen, auch in anderen Situationen<br />

gegen Gewalt <strong>und</strong> Rechtsextremismus einzugreifen.<br />

Was n<strong>im</strong>mst du mit nach Hause?: „Jedenfalls weniger, als ich mitgebracht habe. Alle<br />

dummen Vorurteile gegenüber dem Osten nehm ich jedenfalls nicht wieder mit. Ansonsten<br />

weiß ich jetzt viel mehr über Rassismus <strong>und</strong> bew<strong>und</strong>ere die Schweißwarzen für das, was<br />

sie geleistet haben. Und die neuen Fre<strong>und</strong>schaften gehören irgendwie auch dazu.“<br />

Kontakt : Kontaktstelle Evangelische Jugend Dortm<strong>und</strong>, Jägerstr. 5, 44145 Dortm<strong>und</strong><br />

137 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Schalke 04: Rechtsradikale Musik ist Kündigungsgr<strong>und</strong><br />

Veranstaltet ein für ein Fußball-Fanprojekt Verantwortlicher rechtsradikale Konzerte,<br />

so begründet dies eine fristlose Kündigung.<br />

Der Fall:<br />

Der Sozialarbeiter war seit 1996 be<strong>im</strong> Gelsenkirchener Fußballverein als hauptamtlicher<br />

Mitarbeiter <strong>im</strong> Rahmen eines Fußball-Fanprojekts beschäftigt. Der Arbeit <strong>im</strong> Fanprojekt<br />

liegt das nationale Konzept „Sport <strong>und</strong> Sicherheit“ zugr<strong>und</strong>e. Ziel ist es unter anderem,<br />

Gewalt einzudämmen <strong>und</strong> extremistische Orientierungen abzubauen. Der Sozialarbeiter<br />

veranstaltete ab 1996 in unregelmäßigen Abständen Musikveranstaltungen mit rechtsradikaler<br />

Musik. Als der Fußballverein davon erfuhr, kündigte er dem Sozialarbeiter fristlos.<br />

Die Klage dagegen hatte keinen Erfolg.<br />

Das Landesarbeitsgericht:<br />

Die in den Musikveranstaltungen auftretenden Musikgruppen sind eindeutig der rechten<br />

Szene zuzuordnen. Als Leiter des Projektes hatte der Sozialarbeiter auch repräsentative<br />

Funktionen gegenüber anderen gesellschaftlichen Institutionen wahrzunehmen. Die Eignung<br />

dafür hat er durch sein außerdienstliches Verhalten in Frage gestellt.<br />

Obwohl er gegen extremistische Orientierungen arbeiten sollte, hat er in seiner Freizeit<br />

rechtsextreme Musik nicht lediglich privat gehört <strong>und</strong> sich mit ihr auseinandergesetzt,<br />

sondern sie nach Außen ohne kritische Distanz verbreitet. Da dieser Widerspruch für ihn<br />

auch erkennbar gewesen ist <strong>und</strong> er nicht damit habe rechnen können, dass der Arbeitgeber<br />

dies hinn<strong>im</strong>mt, hat es einer vorherigen Abmahnung nicht bedurft.<br />

Landesarbeitsgericht Hamm, Urteil vom 4. November 2008 - 14 Sa 157/08<br />

(Quelle: einblick 1/2009)<br />

138


139 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Schwung gegen rechts<br />

Da, wo <strong>Kinder</strong> stehen bleiben, da bleiben auch deren Eltern stehen. Und Trampoline sind<br />

nicht nur für <strong>Kinder</strong> spannend, auch die „Großen“ schwingen sich gern mal in die Luft. Mit<br />

einem Plakat „Mit Schwung gegen Rechts“ wird auch schnell klar, wofür gesprungen wird,<br />

ein nahe stehender Infotisch oder Flyer klären über weitere Hintergründe auf.<br />

Zielgruppe: Familien <strong>und</strong> Junggebliebene in der Fußgängerzone<br />

Material: 2 bis 3 kleinere Trampoline oder ein großes,<br />

ausleihbar bei Familien mit <strong>Kinder</strong>n oder in <strong>Kinder</strong>gärten,<br />

Schulen, Sportvereinen.<br />

140


Sensibilisierung für den eigenen Körper<br />

Diese Übung eignet sich besonders<br />

gut, um Grenzen <strong>und</strong><br />

Grenzüberschreitungen in Bezug<br />

auf Körperkontakte sichtbar<br />

zu machen.<br />

Sie hat ihren didaktischen Platz<br />

insbesondere <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit Übungen, die unangenehme<br />

Körperkontakte signalisieren sollen<br />

oder zum Inhalt haben.<br />

Diese Übung (<strong>und</strong> nachfolgende<br />

Transfer-Spiele) hat zum<br />

Ziel, durch Selbst- <strong>und</strong> Fremdwahrnehmung<br />

Respekt vor der<br />

Körperlichkeit von Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen zu entwickeln, der<br />

besonderen Sensibilität von<br />

Männern <strong>und</strong> Frauen für ihre<br />

je eigenen Körperzonen nachzuspüren<br />

<strong>und</strong> insbesondere<br />

die Tabuzonen von Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen (in ganz normalen<br />

Alltagssituationen) zu thematisieren<br />

<strong>und</strong> be<strong>im</strong> Namen zu<br />

benennen.<br />

141 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Schritt 1:<br />

Die Teilnehmer/innen bewerten (je weiblich/männlich) ihre eigenen Körperzonen auf<br />

einem vorliegenden Arbeitsblatt (vgl. Kopiervorlage; Körperzonen).<br />

Schritt 2:<br />

a. ) Jeweils die männlichen Teilnehmer nehmen getrennt von den weiblichen Teilnehmerinnen<br />

eine Gesamtauswertung vor. Dabei ist es sinnvoll, je einen Teilnehmenden um die<br />

Regie in der Gruppe zu bitten. Das Sammeln <strong>und</strong> Addieren aller Einzelnoten <strong>und</strong> Teilen<br />

durch die Anzahl der Teilnehmer/Teilnehmerinnen ergibt die neue Gesamtnote für die<br />

jeweilige Körperzone.<br />

b.) Der Vergleich <strong>und</strong> die Beratung der weiblichen <strong>und</strong> männlichen Noten ist alleine schon<br />

spannend. Denkbar ist dabei auch die Berechnung der jeweiligen Gesamtnote aller<br />

weiblichen <strong>und</strong> männlichen Teilnehmenden je Körperzone.<br />

Oftmals werden nun bei körperlichen Kontakten die vorhandenen Bewertungen <strong>und</strong> Noten<br />

spaßvoll-spielerisch zur Sprache gebracht. Im Anschluss an diese Übung sollte unbedingt<br />

eine Spielphase (z.B. Blinde-Kuh-Spiele) folgen, in der die oben genannten Erfahrungen<br />

reflektiert <strong>und</strong> spielerisch erprobt werden können.<br />

142


143 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Sinn des Lebens<br />

Die Idee:<br />

Bei dem Projekt „Sinn des Lebens“ geht es um die Zusammenarbeit vieler Menschen <strong>und</strong><br />

Gruppen, um dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.<br />

Inhalt:<br />

Erwachsene, Jugendliche, <strong>Kinder</strong> oder sogar alle zusammen machen kleine Workshops,<br />

suchen, schreiben oder sammeln die schönsten, schärfsten <strong>und</strong> besten Gedichte, Texte,<br />

Gedanken <strong>und</strong> Sprüche über den Sinn des Lebens oder „warum es sich zu leben lohnt“<br />

<strong>und</strong> wählen einen dieser Texte als den persönlich zutreffendsten aus.<br />

Mit unserem Projekt „Sinn des Lebens“ haben wir vor allem zwei Ziele verfolgt:<br />

Zum Einen wollten wir Jugendliche ermutigen, die häufig gestellte Frage „Was das ganze<br />

Leben denn soll ...“ selber zu beantworten, um dann in einen reflektierenden Austausch<br />

über den Sinn des Lebens mit anderen Jugendlichen, Politiker/innen, Promis, Presbyter/<br />

innen usw. zu treten.<br />

Zum Anderen wollten wir überprüfen, welche Bedingungen einem solchen Prozess sinnvollerweise<br />

vorausgehen. Welchen Rahmen brauchen die Menschen, um die schwierige<br />

Frage nach dem Sinn, nach Werten, nach Orientierung überhaupt stellen <strong>und</strong> beantworten<br />

zu können?<br />

Mehr Infos unter: www.dekade2005.de (Sinn des Lebens)<br />

144


145 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Sinn-Stiftend<br />

Mit Poesie für Vielfalt <strong>und</strong> Toleranz;<br />

ein „Schreibtischprojekt für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche“ in Wiesbaden.<br />

In dem Projekt „Sinn-Stiftend“ haben <strong>Kinder</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche zwischen acht <strong>und</strong><br />

20 Jahren die Möglichkeit, ihre Gedanken<br />

<strong>und</strong> Geschichten zu Vielfalt <strong>und</strong> Toleranz<br />

niederzuschreiben. Mobile Schreibtische<br />

wurden dazu überall dort aufgestellt, wo<br />

sich junge Menschen aufhalten: auf <strong>Kinder</strong>-<br />

<strong>und</strong> Jugendfesten, an Schulen <strong>und</strong><br />

in Bibliotheken. Gefragt waren ihre ganz<br />

persönlichen Gedichte <strong>und</strong> Geschichten,<br />

wie sie „He<strong>im</strong>at, Demokratie, Toleranz <strong>und</strong><br />

Zusammenleben“ empfinden <strong>und</strong> was sie<br />

unter diesen Begriffen verstehen.<br />

Das Projekt richtete sich aber nicht nur an<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die ohnehin gerne<br />

schreiben, sondern vor Allem auch an die,<br />

denen es bislang schwer fiel, ihre Gedanken<br />

zu Papier zu bringen.<br />

Schriftstellerinnen <strong>und</strong> Schriftsteller sowie Journalistinnen <strong>und</strong> Journalisten des Wiesbadener<br />

Kuriers ermutigten <strong>und</strong> unterstützten sie deshalb be<strong>im</strong> Formulieren, Dichten <strong>und</strong><br />

Schreiben.<br />

Mehr Infos: www.vielfalt-tut-gut.de<br />

146


147 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

SOS in Feuerland<br />

Die Idee: <strong>Kinder</strong> sollen sich spielerisch mit Vorurteilen, Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>und</strong> Ausgrenzung<br />

auseinandersetzen. So wurde gemeinsam mit Theater- <strong>und</strong> Sozialpädagogen ein Theaterstück<br />

geschrieben, das von Mädchen <strong>und</strong> Jungen <strong>im</strong> Alter von acht bis zwölf Jahren<br />

aufgeführt werden kann: S.O.S. in Feuerland.<br />

Schulklassen oder <strong>Kinder</strong>gruppen können sich an die Spiel & Theaterwerkstatt Villigst<br />

wenden, die das Stück <strong>im</strong> Rahmen einer Projektwoche mit den <strong>Kinder</strong>n einübt <strong>und</strong> auf<br />

die Bühne bringt, Bühnenbild inklusive. Außerdem gibt es ein Buch mit Rollentexten,<br />

Regieanweisungen, Spielübungen, Tipps zur Herstellung der Kostüme (die man auch<br />

ausleihen kann), technischen Hinweisen <strong>und</strong> Erfahrungsberichten. So können Lehrer <strong>und</strong><br />

Betreuer die jungen Akteure vorbereiten <strong>und</strong> die eigentliche Probenzeit kann opt<strong>im</strong>al<br />

genutzt werden.<br />

Das Theaterstück: Die Tiger <strong>und</strong> die Zebras, zwei feindliche Pinguin-Cliquen <strong>im</strong> <strong>im</strong>aginären<br />

Feuerland, bekämpfen sich, wo sie nur können. Bei einer Mutprobe geht der Eisheilige,<br />

Feuerlands Statue, kaputt. Als Sündenböcke müssen die kürzlich nach Feuerland gekommenen<br />

Pelikane herhalten.<br />

Fortan wird jeder Pelikan von Eisbullen <strong>und</strong> Aasgeier-TV gejagt. Doch dann kommt die<br />

Wahrheit ans Licht: Die Pelikane sind unschuldig, aber...<br />

Es geht - das ist klar - um Anderssein, Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>und</strong> Ausgrenzung, aber auch um<br />

die Frage, was dagegen zu tun ist. Dank der witzigen, ins Reich der Fantasie verlagerten<br />

Handlung müssen diese Themen nicht explizit angesprochen werden. Und daher lassen sich<br />

über die Spielfreude der <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> ihre Identifikation mit den Spielfiguren ganz best<strong>im</strong>mt<br />

Vorurteile in Frage stellen <strong>und</strong> sensiblere Verhaltensweisen erreichen.<br />

Mehr Infos: www.sos.rassismus-nrw.de (Edition Zebra: Buch: SOS in Feuerland)<br />

148


149 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Spurensuche <strong>im</strong> „Geschichtslabor“<br />

Um <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen heute einen Zugang zu dem sensiblen Thema „Nationalsozialismus“<br />

zu schaffen, werden in dem Projekt Bildergeschichten <strong>und</strong> Comiczeichnungen<br />

ausgewählt <strong>und</strong> an den Wänden des Jugend Museums installiert, die erzählerisch stark<br />

<strong>und</strong> visuell eindrücklich verschiedene thematische Einheiten vermitteln. So zum Beispiel<br />

die Ausgrenzung jüdischer Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, das Überleben jüdischer Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger <strong>im</strong> Versteck oder auch, was hinter Begriffen wie „Angriffskrieg“, „He<strong>im</strong>atfront“<br />

<strong>und</strong> „Hitlerjugend“ steckt.<br />

Alle Bildergeschichten enthalten Objekte, die sich als reale Gegenstände <strong>und</strong> Dokumente<br />

in den sieben Schausammlungen des Geschichtslabors wiederfinden. Auf diese Weise<br />

können die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eigene „historische Ermittlungen“ anstellen. Ein<br />

altersgerecht aufbereitetes Archiv unterstützt sie darin zusätzlich.<br />

Mehr Infos: www.vielfalt-tut-gut.de, www.andi.nrw.de<br />

150


Stammtisch-Parolen<br />

Paroli bieten<br />

Die Party ist schön, die St<strong>im</strong>mung<br />

gelöst, die Gespräche angeregt. Und<br />

plötzlich erzählt der Mensch neben<br />

dir: „Ist doch schrecklich mit der Arbeitslosigkeit<br />

heutzutage. Gut ausgebildete<br />

junge Deutsche sitzen zu<br />

Hause <strong>und</strong> finden keinen Job <strong>und</strong> die<br />

Ausländer nehmen ihnen die Arbeitsplätze<br />

weg.“ Die anderen am Tisch<br />

starren schweigend auf ihre Getränke.<br />

Und was kannst du jetzt tun?<br />

Einfach ignorieren?<br />

Hat leider unangenehme Folgen: Der Parolenschwinger kann sich ausbreiten, fühlt sich<br />

durch den fehlenden Widerspruch bestärkt <strong>und</strong> als „Gewinner“. Vielleicht macht er, bestärkt<br />

durch den Erfolg, einfach weiter.<br />

Fakten allein helfen leider selten.<br />

Muss der Gesprächspartner nicht überzeugt werden können, wenn er sieht, dass seine<br />

Argumentation faktisch falsch ist? Leider nicht. In der Regel wird er sie ignorieren oder<br />

dir, wie es so schön heißt, das Wort <strong>im</strong> M<strong>und</strong> umdrehen <strong>und</strong> den Fakt passend zu seiner<br />

Wahrnehmung umformen.<br />

Aber: Es gibt Fakten, die funktionieren besser als andere. Die solltest du nutzen: Fakten, die<br />

Aha-Erlebnisse ermöglichen, Nachdenklichkeit provozieren, Irritationen auslösen. Vermittelt<br />

werden die am Besten in Form persönlicher Geschichten, Anekdoten, eigener Erfahrunge<br />

151 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Logik ist taktisch klug.<br />

„Woher weißt du das denn?“, „Kannst du mir erklären, wie a) <strong>und</strong> b) zusammenpassen?“,<br />

„Hast du dafür mal ein konkretes Beispiel?“ Nachfragen verstrickt Parolenschwinger oft in<br />

Widersprüche oder weist auf Absurditäten der Argumentation hin. Schön demontierend.<br />

Nicht verzetteln lassen!<br />

Der Parolenschwinger haut dir eine Stammtischweisheit nach der anderen um die Ohren?<br />

Dann fordere ihn auf, mal bei seiner ersten These zu bleiben, um darüber zu diskutieren. Besser,<br />

eine Parole zu entschärfen, als sich an vielen Argumentationssträngen zu verzetteln.<br />

152


Willst du das wirklich?<br />

Konsequenzen können ein Argument sein. Denke die Parole laut weiter. Wozu führt der<br />

(z.B. menschenverachtende oder demokratiefeindliche) Spruch, wenn er in Handlungen<br />

mündet? Will der Diskussionspartner das wirklich? Weiterdenken hilft auch bei kurz gegriffenen<br />

Aussagen (etwa: „Wie sähe denn dein Leben aus, wenn morgen alle sogenannten<br />

Ausländer das Land verlassen würden?“).<br />

Humor ist, wenn man trotzdem lacht.<br />

Verbissenheit tut Diskussionen niemals gut. Ein passender Witz, eine Portion Selbstironie<br />

können W<strong>und</strong>er wirken, um das Kl<strong>im</strong>a zu entspannen <strong>und</strong> alle Gesprächsteilnehmer wieder<br />

für Argumente zu öffnen.<br />

Kein Oberlehrertum!<br />

Wie reagierst du, wenn dich jemand belehren will – oder auch mit der Moralkeule kommt?<br />

Genervt, abwehrend, weniger offen für das, was gesagt wird? Eben.<br />

Schaff dir Verbündete.<br />

Wer argumentiert schon gern allein gegen den Rest der Welt. Wenn jemand am Tisch ein<br />

wirkungsvolles Argument nennt oder es einige gemeinsame Punkte gibt – einfach in deinen<br />

nächsten Gesprächsbeitrag noch einmal aufnehmen, die Gemeinsamkeit benennen. Das<br />

n<strong>im</strong>mt der Angesprochene positiv wahr, unterstützt deine Punkte dann wohlmöglich auch.<br />

Du darfst auch mal zust<strong>im</strong>men.<br />

Jetzt nennt das Gegenüber eine These, von der du findest, dass vielleicht „etwas Wahres<br />

dran“ ist? Dann kannst du ruhig mal in Teilen zust<strong>im</strong>men, Verständnis zeigen. Aber nicht<br />

nachlassen, pauschale Aussagen zu relativieren, Vielschichtigkeit aufzuzeigen <strong>und</strong> alternative<br />

Denkweisen anzuregen.<br />

153 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Schön still sein.<br />

Die Diskussion kocht, der Ton wird laut? Rede bewusst leise <strong>und</strong> ruhig. Oft hört man dir<br />

dann aufmerksamer <strong>und</strong> offener zu, als wenn du <strong>im</strong> Kampf um die lautstärkste Meinung<br />

mit brüllst.<br />

Lasse den Wortführer auflaufen.<br />

Einer am Tisch quatscht die ganze Zeit. Natürlich reizt das, auf ihn zu reagieren. Ist taktisch<br />

aber nicht klug: Die Unentschiedenen <strong>und</strong> Indifferenten, die schweigend am Tisch stehen<br />

<strong>und</strong> zuhören, sind viel interessanter! Sie können eher zum Nachdenken angeregt werden.<br />

Und wenn man sie gezielt nach ihrer Meinung oder Erfahrung befragt, könnten sie sich als<br />

Kooperationspartner herausstellen, die deine Überzeugungskraft unterstützen können.<br />

Körperlich überzeugen.<br />

Nein, nein, das ist kein Plädoyer für schlagkräftige Argumente. Vielmehr kann Körpersprache<br />

helfen, Situationen zu entschärfen. Jeder möchte gern ernst genommen werden <strong>und</strong><br />

den Eindruck haben, dass der Gesprächspartner zuhört. Lehne dich zurück, strecke die<br />

Beine aus – gib dich ganz gelassen <strong>und</strong> offen für den Anderen. Weniger zur Entwicklung<br />

von Empathie geeignet: Verschränkte Arme (signalisiert Blockieren), weit über den Tisch<br />

beugen (wirkt wie „Über-den-Tisch-ziehen-wollen“).<br />

Manchmal muss man es sein lassen.<br />

Dir fehlen gerade die Worte? Möglicherweise sogar die nötigen Hintergr<strong>und</strong>informationen,<br />

um gut zu argumentieren? Es ist legit<strong>im</strong>, eine Diskussion auf einen späteren Zeitpunkt zu<br />

verschieben, zu dem man sich besser vorbereiten kann.<br />

Text in Anlehnung an: S<strong>im</strong>one Rafael, aus: www.mut-gegen-rechte-gewalt.de<br />

154


Stadt ist voll<br />

Um von den wirklichen Problemen abzulenken<br />

behaupten manche Leute, dass<br />

Deutschland zu viele Ausländer hat. Manche<br />

behaupten auch, dass sie Schuld an unseren<br />

Problemen sind <strong>und</strong> uns Alles wegnehmen<br />

wollen.<br />

Bitte besorgt euch <strong>im</strong> Ordnungsamt die<br />

wirkliche Zahl der Ausländer in eurer Stadt<br />

oder eurem Dorf <strong>und</strong> befragt dann mit eurer<br />

Projektgruppe zum Beispiel in der Einkaufszone<br />

ca. 1000 Bürger/innen: „Wie viele Ausländer/innen,<br />

leben in unserer Stadt?“<br />

Bitte notiert euch dabei auch das geschätzte Alter der Befragten (unter 20 Jahre, 20- 30<br />

Jahre, 30 - 40 Jahre usw.).<br />

Anschießend berechnet ihr (zum Beispiel in Mathe) den Durchschnittswert <strong>und</strong> stellt euch<br />

selber <strong>und</strong> Vertreter/innen der Parteien, Kirchen, Gewerkschaften usw. die Frage „Warum<br />

haben die Bürger/innen sich so maßlos überschätzt <strong>und</strong> woher kommt das wohl?“<br />

Eure Ergebnisse veröffentlicht ihr in der (Schüler-) Zeitung, <strong>im</strong> Lokalradio <strong>und</strong> vergesst das<br />

Fernsehen nicht, die sind scharf auf solche Storys.<br />

Hinweis:<br />

Bitte beachtet, dass Ausländer nur Menschen ohne deutschen Pass sind <strong>und</strong> viele<br />

Menschen aus Zuwandererfamilien (mit deutschem Pass) dennoch häufig als Ausländer<br />

bezeichnet werden.<br />

155 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Stadt X hat keinen Platz für Rechtsextremismus<br />

Die Idee:<br />

Gesucht werden Initiativen, Schüler/innen- <strong>und</strong> Jugendgruppen, Bürger/-innen, Politiker/<br />

innen, Gewerkschafter/innen, Kirchenleute, Ratsmitglieder oder ganz einfach Menschen<br />

zur Realisierung des Projektes: „Stadt X hat keinen Platz für Rechtsextremismus“. Bei<br />

diesem Projekt geht es darum, ein von ganz normalen Menschen (wie du <strong>und</strong> ich) angestoßenes<br />

<strong>und</strong> von allen demokratischen Parteien getragenes öffentliches Signal zu setzen<br />

<strong>und</strong> wirkungsvolle Initiativen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Überwindung von Rechtsextremismus<br />

in Gang zu bringen.<br />

Das Beispiel:<br />

Mit folgender oder sinngemäßer Erklärung können die Räte aller Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

in Deutschland ihr Engagement für ein respektvolles <strong>und</strong> menschenwürdiges Miteinander<br />

aller Menschen bekräftigen <strong>und</strong> öffentlich bek<strong>und</strong>en. Erklärung des Rates der Stadt Essen<br />

von 1998:<br />

“Der Rat der Stadt Essen ist sich bewusst, dass in unserer Gesellschaft Menschen aufgr<strong>und</strong><br />

ihres Geschlechtes, ihrer Religion, ihrer Nationalität oder Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer<br />

sexuellen Identität, ihres Alters, ihrer Behinderung, ihrer sozialen Stellung oder ihrer<br />

persönlichen Umstände ausgegrenzt <strong>und</strong> benachteiligt werden.<br />

Der Rat der Stadt Essen stellt fest, dass diese Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>im</strong> Widerspruch zu dem<br />

in Artikel 1 Gr<strong>und</strong>gesetz garantierten Schutz der Menschenwürde <strong>und</strong> dem in Artikel 3<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz enthaltenen Gleichbehandlungsgebot steht <strong>und</strong> verpflichtet sich daher, <strong>im</strong><br />

Rahmen seiner rechtlichen Möglichkeiten, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen,<br />

um jeder Art von Diskr<strong>im</strong>inierung in der Stadt Essen entgegenzuwirken. Darüber hinaus<br />

fordert der Rat der Stadt Essen alle Essener Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger sowie alle in Essen<br />

ansässigen oder tätigen Unternehmen, Betriebe, Behörden, Institutionen, Vereine <strong>und</strong><br />

Verbände auf, sich dieser Selbstverpflichtungserklärung anzuschließen.“<br />

156


Das Projekt:<br />

Für den Fall, dass der Rat eurer<br />

Stadt eine sinngemäße Erklärung<br />

mit mindestens Zwei-Drittel-<br />

Mehrheit verabschiedet, soll er<br />

alle Ortseingangsschilder mit dem<br />

Zusatz versehen: xxx hat keinen<br />

Platz für Rechtsextremismus.<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> „Fallgruben“:<br />

Zur Realisierung des Projekts ist<br />

es notwendig, Bündnispartner/<br />

innen zu suchen <strong>und</strong> zu finden, die<br />

einen entsprechenden Antrag <strong>im</strong><br />

Rat der Stadt einbringen. Dabei empfehlen wir dringend, auf die Fixierung von Feindbildern<br />

zu verzichten. Die Verhärtung von Fronten, Beleidigung <strong>und</strong> Verletzung schadet allen<br />

Beteiligten. Dieses Projekt will vielmehr Sympathien für die Auseinandersetzung (klar in<br />

der Sprache - mäßigend <strong>im</strong> Ton) mit diesem schwierigen Thema entwickeln.<br />

Gerade weil rechtsextremistische Orientierungen seine Ursachen „in der Mitte unserer<br />

Gesellschaft“ hat, ist es sinnvoll, durch dieses Projekt sich selber <strong>und</strong> andere (emphatisch)<br />

<strong>im</strong>mer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass Rechtsextremismus (auch in seinen<br />

he<strong>im</strong>lichen Ausformungen) keinen Platz mehr hat <strong>und</strong> haben soll. Feindbilder <strong>und</strong> (parteipolitische)<br />

Schuldzuschreibungen lösen unsere Probleme nicht. Städte wie Essen, Bonn,<br />

Eisenhüttenstadt, Eschweiler, Marl, Übach-Palenberg <strong>und</strong> Potsdam mit schon ähnlichen<br />

Beschlüssen können dabei gute Beispiele sein. Dort haben die Stadträte den jeweiligen<br />

Beschluss mit den St<strong>im</strong>men aller demokratischen Parteien gefasst.<br />

Kontakt : www.sos-rassismus-nrw.de (Stadt X)<br />

157 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

St<strong>im</strong>men der Kids!<br />

Hört die St<strong>im</strong>men der Kids!<br />

Jeder Mensch, jedes Kind <strong>und</strong> jeder Jugendliche möchte beachtet werden, hat Wünsche<br />

<strong>und</strong> Ideen zu seine Lebenswelt. Die Nichtbeachtung kann zu Gewalt <strong>und</strong> Rassismus führen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> müssen wir einen Weg finden, die St<strong>im</strong>men der <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

zu hören <strong>und</strong> zu beachten.<br />

Dies geschieht be<strong>im</strong> Jugendwerk Ostbevern e. V. in verschiedenen Bereichen, in denen<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche das Sagen haben. Dafür werden Methoden angewandt, die dem<br />

jeweiligen Alter entsprechen.<br />

Es werden Zukunftswerkstätten für <strong>Kinder</strong> z. B. zum Thema Umwelt durchgeführt. Daraus<br />

entstanden die Umweltforscher. Spielplatzuntersuchungen <strong>und</strong> Stadtdetektive erk<strong>und</strong>en<br />

ihre Lebenswelt <strong>und</strong> geben diese Rückmeldungen an die Politik weiter. Die Politik reagiert<br />

auf die Anregung der <strong>Kinder</strong>.<br />

Jugendliche werden zu Moderatoren für Partizipationsprojekte ausgebildet <strong>und</strong> starten<br />

Projekte in Schule <strong>und</strong> Freizeit, um ihre Lebenswelt zu gestalten.<br />

Oder macht es ganz einfach <strong>und</strong> sprecht nur mit diesen. Es reicht manchmal schon, einen<br />

kleinen Ausflug zu organisieren.<br />

Mehr Infos:<br />

Jugendwerk Ostbevern e. V. / jugendcafe@jwo-ostbevern.de<br />

158


Nur für den Fall,<br />

dass ihr morgen dem Islam den Krieg erklärt,<br />

erkläre ich heute schon<br />

allen Musl<strong>im</strong>en den Frieden.<br />

159 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Stolpersteine I<br />

Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die<br />

Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten<br />

selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus<br />

Messing ins Trottoir einlässt.<br />

Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in über<br />

300 Orten Deutschlands, ebenso in Österreich,<br />

Ungarn <strong>und</strong> in den Niederlanden.<br />

“Ein Mensch ist erst vergessen,<br />

wenn sein Name vergessen ist“,<br />

sagt Gunter Demnig.<br />

Mit den Steinen vor den Häusern wird die<br />

Erinnerung an die Menschen lebendig, die<br />

einst hier wohnten.<br />

Auf den Steinen steht geschrieben:<br />

HIER WOHNTE...<br />

Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung<br />

<strong>und</strong> Verlegung eines STOLPERSTEINS übernehmen.<br />

Anfragen bitte an info@stolpersteine.com,<br />

Infos: www.stolpersteine.com<br />

160


161 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Stolpersteine II<br />

Mittlerweile kennt fast jeder die Aktion „Stolpersteine“ vom Künstler Gunter Demnig, der<br />

mit seinen in Bürgersteigen eingelassenen Gedenktafeln aus Messing an Opfer aus der<br />

NS-Zeit erinnert, die einstmals in den entsprechenden Wohnhäusern gelebt haben.<br />

Unter www.stolpersteine.com kann man auch eine Patenschaft für einen Stolperstein<br />

übernehmen.<br />

Eine dazu passende Aktion in Einkaufsstraßen können ausgelegte „Stolpersteine“ aus<br />

Karton sein, die mit Fragen bestückt sind, die nachdenklich machen, über die man nicht<br />

nur mit dem Fuß, sondern auch in Gedanken stolpern kann.<br />

Natürlich sollte man seine „Stolpersteine“ nicht unbeaufsichtigt lassen oder sie zu echten<br />

Stolperfallen werden lassen!<br />

Zielgruppe:<br />

Passanten in der Fußgängerzone<br />

Material:<br />

Kartons verschiedener Größe, eventuell<br />

mit Packpapier einheitlich eingepackt,<br />

Eddings.<br />

162


163 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

164


Stolpern über Stolpersteine<br />

In unserem Jugendzentrum (JUZ) kam informell <strong>und</strong> unintendiert das Verlegen eines „Stolpersteines“<br />

mit dem Geburts- <strong>und</strong> Sterbedatum eines 12jährigen Mädchens in der Nähe<br />

des JUZ zur Sprache ( ...“Wer macht denn sowas <strong>und</strong> warum eigentlich ...?“)<br />

Nach einigem hin <strong>und</strong> her, was das Ganze denn nun soll, wer denn dieses 12jährige Mädchen<br />

gewesen sein könnte – <strong>und</strong> warum sie <strong>im</strong> Kindesalter von den Nazis umgebracht<br />

worden sein könnte (“... durften die Nazis denn überhaupt <strong>Kinder</strong> töten?“ ... ), führte die<br />

Diskussion in der Folge zur mehrtägigen „Besetzung des JUZ-Computers“ (<strong>und</strong> einem<br />

Besuch <strong>im</strong> Stadtarchiv) durch diese Jugendclique <strong>und</strong> zum Ausdruck von Daten, Fotos<br />

<strong>und</strong> Dokumenten ...<br />

... <strong>und</strong> dann erst (durch Begleitung einer sozialpädagogischen Fachkraft) zu einer Bild-<br />

<strong>und</strong> Text-Dokumentation <strong>und</strong> Ausstellung zur Geschichte <strong>und</strong> zum Tod des Mädchens <strong>im</strong><br />

Jugendzentrum.<br />

Erfahrungen:<br />

Unsere Jugendlichen diskutieren jetzt darüber, eine Fahrt in das KZ des o.g. Mädchens zu<br />

organisieren, um zu recherchieren wie es dem Mädchen dort ergangen ist, wie es gelebt<br />

hat, wie es zu Tode gekommen ist <strong>und</strong> um womöglich einen Film über die Geschichte <strong>und</strong><br />

den Tod des Mädchens zu machen.<br />

165 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

STOPP-Schrei-Übung<br />

Bei dieser kurzen Übung (die jede/r eigentlich mehrmals gemacht haben sollte) stehen<br />

die Teilnehmer <strong>im</strong> Kreis <strong>und</strong> beginnen mit einer ersten Atemübung:<br />

„Was passiert eigentlich, wenn ich schreien will <strong>und</strong> vorher tief ausatme? (...) Wir werden<br />

das einmal ausprobieren. Bitte atmet gleich ganz tief ein, danach ganz tief aus <strong>und</strong> dann,<br />

auf mein Zeichen hin, brüllen wir dieses eine Wort „Stopp“ gemeinsam in die Mitte des<br />

Kreises.“<br />

Danach gibt der Trainer/die Trainerin mit Sprache <strong>und</strong> Handbewegungen das Zeichen zum<br />

Einatmen, Ausatmen <strong>und</strong> dann rufen die Teilnehmer: „STOPP.“<br />

Die zweite Variation der Übung kann wie folgt angeleitet werden:<br />

„Na ja, nicht schlecht, jetzt probieren wir es einmal genau umgekehrt. Wir atmen zuerst<br />

tief aus, dann feste ein, so feste, dass fast die Lunge platzt <strong>und</strong> dann brüllen wir gemeinsam<br />

„Stopp‘.“<br />

Danach gibt der Trainer/die Trainerin erneut mit Sprache <strong>und</strong> Handbewegungen das Zeichen<br />

zum Ausatmen, Einatmen <strong>und</strong> dann brüllen die Teilnehmenden erneut: „STOPP.“<br />

Reflexion: Wie schätzt ihr selber die Wirkung eurer Atemtechnik ein …?<br />

166


167 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Straße der Gewalt – Straße des Friedens<br />

Etwa 30 Jugendliche <strong>und</strong> fünf Trainer/innen von der Gewalt Akademie Villigst gestalteten<br />

<strong>im</strong> „Zentrum Jugend“ auf dem Kirchentag in Köln den Aktionsparcours „Straße der Gewalt<br />

– Straße des Friedens“.<br />

Dabei ging es darum, auf den ausgelegten, sich kreuzenden Teppichstraßen (Straße der<br />

Gewalt – Straße des Friedens) durch jugendliche Provokateure Gruppen oder einzelne Besucher/innen<br />

zu stoppen <strong>und</strong> durchaus auch kritisch „anzumachen“: „Gib Handy! - Haste<br />

mal fünf Euro? – Her mit der Jacke, aber ratzfatz! usw.<br />

Übergriffe jeglicher Art waren dabei ausgeschlossen. Schon vorher hatten die jugendlichen<br />

Provokateure ein Gewalt–Deeskalationstraining absolviert <strong>und</strong> gelernt, in solch kritischen,<br />

spielerischen Übungen konzentriert die eigenen Hände auf dem Rücken festzuhalten, um<br />

ohne jeden Körperkontakt fremde Personen zum Stehen <strong>und</strong> zur Herausgabe des Geforderten<br />

zu bewegen.<br />

Die entstandene Verblüffung der Betroffenen sollte nur kurz sein, schon bei der geringsten<br />

Reaktion der Betroffenen wurde die Übung (um jede weitere Grenzüberschreitung zu<br />

verhindern) abgebrochen <strong>und</strong> durch die zu Hilfe eilenden „Peacemaker“ unterbrochen<br />

<strong>und</strong> entschärft.<br />

Neben den „Provokateuren“ warteten nämlich (leicht versteckt) in unmittelbarer Nähe<br />

jeweils ca. acht, durch ihre leuchtend-orangenen Warnwesten gut erkennbare „Peacemaker“,<br />

um den entstandenen Konflikt (noch vor einer etwaigen Bedrohungssituation oder<br />

gar Gewalttat) abzubrechen, aufzulösen <strong>und</strong> um Beratung anzubieten. Dabei schoben sie<br />

sich jeweils wie ein Keil zwischen die Kontrahent/innen, stellten sich dann „schützend“ um<br />

die Betroffenen, erklärten den Sinn der Aktion <strong>und</strong> leiteten zu den Fragen über:<br />

168


169 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

„Hast du mitbekommen, was hier gerade<br />

passiert ist? Was glaubst du, wie sich diese<br />

Situation weiterentwickelt hätte? Was war<br />

dein Gefühl, was hättest du jetzt als Nächstes<br />

gemacht?“<br />

Begleitet wurden die „Peacemaker“ jeweils<br />

durch eine/n erfahrene/n Trainer/<br />

in, um auch in schwierigeren Situationen<br />

das Geschehen deeskalierend steuern zu<br />

können. Allerdings war ein solches Eingreifen<br />

bei den etwa 180 stattgef<strong>und</strong>enen<br />

„Provokations–Attacken“ nie erforderlich –<br />

durch den jeweils frühzeitigen Abbruch der<br />

Provokationen (<strong>und</strong> die vorherigen Trainings<br />

der beteiligten Jugendlichen) kam es nie zu<br />

Übergriffen – ganz <strong>im</strong> Gegenteil, die Verblüffung<br />

der Besucher war in der Regel Anlass<br />

genug; um auf das Beratungsangebot der<br />

Peacemaker einzugehen.<br />

Dazu gab es in dem Infozelt des Projektes (neben einer Creperie, Info- <strong>und</strong> Literaturstand,<br />

Cafebereich) ausreichend Platz, Zeit <strong>und</strong> Leute, um Erfahrungen zu reflektieren, Hilfe zu<br />

vermitteln, Gefühle zu äußern <strong>und</strong> die Frage zu beantworten, wie man denn in (noch nicht<br />

gewalttätigen) solchen <strong>und</strong> anderen Konflikt- <strong>und</strong> Bedrohungssituationen Gewalt ohne<br />

Gewalt vermindern oder sogar überwinden kann.<br />

Mehr Infos unter: www.gewaltakademie.de/gaeste/html/kirchentag_07.html<br />

170


Straßenmalerei<br />

Wir malen alle an einem gemeinsamen Traum: Mit einem Riesenbild auf der Straße, nur mit<br />

vorgegebenem Schriftzug, ansonsten frei zum Ausmalen, kann jeder Passant aufgefordert<br />

werden, nur „ein wenig“ mit zu malen an der gemeinsamen Vision.<br />

Die Straßenkreide sollte möglichst bunt <strong>und</strong> leuchtend sein, man kann sie sogar vorher<br />

selbst herstellen, genügend Rezepte gibt es dafür <strong>im</strong> Internet (Suche nach Straßenmalkreide).<br />

Abgegrenzt wird das Bild durch Luftballons an einer mit Steinen beschwerten Schnur,<br />

so wird das Straßenbild auch unausgemalt noch zu einem echten Hingucker.<br />

Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />

Material: Straßenmalkreide, Schnur, Luftballons, einige Steine<br />

171 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Sweap & Clean-Aktion<br />

Stromkästen bemalen<br />

Schulen <strong>und</strong>/oder Klassen bemalen Stromkästen in ihrer Stadt<br />

(in Absprache <strong>und</strong> mit Genehmigung der Stadtwerke) mit Motiven<br />

gegen Rechts, entlarven braune Parolen. (z.B. „Deutsche kauft nur<br />

deutsche Bananen“ usw. )<br />

Vorher sollte eine Auseinandersetzung mit den Parolen <strong>und</strong> Programmen der Rechtsextremisten<br />

stattfinden. Bemalte Stromkästen <strong>und</strong> eine ausgestellte Dokumentation (Fotos)<br />

eures Projektes bilden den sichtbaren Abschluss der Aktion.<br />

In gemeinsamer praktischer Projektarbeit renovierten Jugendliche ein mit dummen rechten<br />

<strong>und</strong> rassistischen Parolen beschmiertes Buswartehäuschen.<br />

Das selbst gestaltete Projektlogo wirbt seitdem für Toleranz <strong>und</strong> Zivilcourage.<br />

Dem Rassismus sollte auch in seinen subtilen <strong>und</strong> unterschwelligen Bereichen entschieden<br />

begegnet werden. Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas, durfte aber auch der „Spaß-Faktor“<br />

nicht zu kurz kommen.<br />

Ein Dorn <strong>im</strong> Auge war den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern des EKJZ<br />

-Valdorf schon seit längerer Zeit das Buswartehäuschen an der Vlothoer Bäderstraße<br />

gegenüber dem Seniorenhe<strong>im</strong> „S<strong>im</strong>eonsstift“.<br />

Über <strong>und</strong> über mit dummen rechten Sprüchen <strong>und</strong> anderen Parolen besprüht oder beschmiert<br />

stellte es einen optischen Schandfleck <strong>und</strong> eine inhaltliche Provokation dar.<br />

Nachdem wir uns mit der Stadtverwaltung als Eigentümerin geeinigt hatten, konnten wir<br />

172


das Buswartehäuschen an einem Tag mit fast 20 engagierten Jugendlichen weiß gr<strong>und</strong>ieren<br />

<strong>und</strong> in der Woche darauf dann knall-blau anstreichen. Nun ist es wieder ansehnlich <strong>und</strong><br />

ein richtiger Farbklecks in der Landschaft.<br />

Mittlerweile können wir sehen: Die blaue Farbgebung dieses Bushäuschens hat offensichtlich<br />

auch bei der Farbauswahl be<strong>im</strong> neu eingeführten Vlothoer Stadtbussystem Pate gestanden.<br />

Herzlichen Dank allen die mitgeholfen haben. Auch dem unbekannten Anrufer, der die<br />

Aktion so klasse fand, dass er die Farben spendieren wollte!<br />

Nachdem nun auch das Aktionslogo noch auf eine Sperrholzplatte gemalt <strong>und</strong> am Buswartehäuschen<br />

angebracht wurde, mahnt es nun weithin leuchtend zu mehr Toleranz <strong>und</strong><br />

Zivilcourage in Vlotho <strong>und</strong> anderswo.<br />

Kontakt: Ev. Jugendreferat <strong>im</strong> Kirchenkreis Vlotho, Siekweg 3, 32602 Vlotho<br />

173 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

174


Tag der offenen Moschee<br />

Herzlich Willkommen. Der Tag der offenen Moschee<br />

wird auf Initiative des Zentralrats der Musl<strong>im</strong>e in<br />

Deutschland jedes Jahr b<strong>und</strong>esweit am 3. Oktober<br />

veranstaltet.<br />

Ein Tag der offenen Moschee wird veranstaltet zur<br />

Information, Eigendarstellung <strong>und</strong> zum gegenseitigen<br />

Kennenlernen. Öffnung <strong>und</strong> Dialog sollen stattfinden.<br />

Immer mehr Menschen wollen sich heute ein eigenes<br />

Bild vom Islam <strong>und</strong> den Menschen, die als Musl<strong>im</strong>e<br />

leben, machen <strong>und</strong> sich selbst ihre Meinung bilden.<br />

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass fehlendes Wissen zu vielen Vorurteilen geführt<br />

hat, die oftmals ein gedeihliches Miteinander in der Gesellschaft schwierig werden lassen.<br />

Dies lag auch an den nicht vorhandenen Möglichkeiten der Musl<strong>im</strong>e, Wissen weiterzugeben<br />

<strong>und</strong> Fragen zu beantworten. Sprachliche Barrieren <strong>und</strong> fehlende Bereitschaft der<br />

Ansprechpartner kamen hinzu.<br />

Die Musl<strong>im</strong>e werden allerorts Fragen beantworten <strong>und</strong> für Gespräche zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Es kommt vielleicht nicht so sehr auf ein einwandfreies Beherrschen der Sprache an, als<br />

vielmehr auf den aufrichtigen Wunsch, miteinander in guter Weise umzugehen.<br />

Mehr Informationen:<br />

Zentralrat der Musl<strong>im</strong>e in Deutschland, Indestr. 93, D-52249 Eschweiler, www.zentralrat.de<br />

175 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Tanzbein<br />

Tänze wie Rumba <strong>und</strong> Foxtrott sind ja bekannt. Wie wär´s, wenn ihr Schüler/innen aus<br />

Zuwandererfamilien einladet <strong>und</strong> euch von ihnen ihre Tänze beibringen <strong>und</strong> ihre Kultur<br />

zeigen lasst.<br />

Tipp: Manchmal trauen sich Jugendliche aus Zuwandererfamilien nicht so richtig. Dann hilft<br />

nur eins: Ladet die Eltern gleich mit ein! Und außerdem: Vermutlich helfen die gleich mit,<br />

für euch die richtigen Kostüme zu schneidern, originale Bands aufzutreiben <strong>und</strong> überhaupt,<br />

zu Essen müsste es dann auch was geben ….<br />

176


Türkenwitz – Judenwitz – Auschwitz<br />

Wie funktioniert eigentlich ein Witz <strong>und</strong> warum neigen wir oft so leicht dazu, scheinbar<br />

schwächere zum Ziel von Spott, Hohn <strong>und</strong> Häme zu machen?<br />

Beispiele finden sich in Ostfriesenwitzen ebenso wie in Judenwitzen <strong>und</strong> zeigen, wie Menschen<br />

zu Opfern <strong>und</strong> Unmenschen gemacht werden können.<br />

Tipps: Recherchiert mal <strong>im</strong> Internet sowohl zur Funktion von Witzen, als auch zu Witzen<br />

(sucht ruhig mal nach Türken- oder „Negerwitzen“) selber. Ihr werdet euch w<strong>und</strong>ern, wie<br />

selbstverständlich die Beleidigung, Demütigung <strong>und</strong> Verächtlichmachung von Menschen<br />

zu sein scheint. Manchmal entsteht sogar der Eindruck, dass Häme (demütigende Gehässigkeit)<br />

heute zu einem Volkssport geworden ist.<br />

Hinweis: In vielen Kulturen sind Witze eine kulturelle Besonderheit (z.B. Jüdische Witze).<br />

Auch hier lohnt es sich, solche zu sammeln <strong>und</strong> die Frage zu stellen: Was unterscheidet<br />

sie von der Häme <strong>und</strong> der Erniedrigung Anderer?<br />

Türkenwitz<br />

Judenwitz<br />

Auschwitz<br />

177 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Toleranzampel<br />

Zeitbedarf: mind. 30 - 60 Min<br />

Material: vorbereitete Überschriften zu best<strong>im</strong>mten Situationen, Ampelkärtchen<br />

Gruppengröße: max. 20 Personen<br />

Einsatzmöglichkeiten <strong>und</strong> Ziele:<br />

Die Teilnehmenden sollen sich zu best<strong>im</strong>mten antisemitisch konnotierten* Situation positionieren<br />

<strong>und</strong> Wissen über die Einstellungen anderer in der Gruppe, beispielsweise der<br />

Klasse, erlangen. Dies kann Anlass dazu sein, ggf. die eigene Position zu überprüfen. Die<br />

Methode eignet sich als Einstieg.<br />

Ablauf:<br />

Jeder Teilnehmende sucht sich eine Karte mit einer best<strong>im</strong>mten Situation aus, die möglicherweise<br />

(aber nicht notwendigerweise) antisemitisch konnotiert ist. Dies könnte sein:<br />

„Eine Schülerin bezeichnet einen Mitschüler als „Du Jude’“ oder „In der Schultoilette ist<br />

„Stopp Israel“ an die Wand geschmiert“ oder „Im Unterricht sagt ein Lehrer „Die Juden<br />

haben schon etwas Besonderes an sich’“.<br />

Die Karten werden entweder rot („Ich toleriere das nicht <strong>und</strong> schreite ein“) oder gelb („Ich<br />

bin mir unsicher, wie ich mich verhalten solle <strong>und</strong> frage wenn möglich noch einmal nach“)<br />

oder grün („Es gibt keinen Gr<strong>und</strong>, in dieser Situation tätig zu werden“) zugeordnet. Ggf.<br />

muss der Teilnehmende oder die Gruppenleitung die Situation spezifizieren, da sie in<br />

dieser Allgemeinheit schwer einzuordnen ist. Nachdem alle Karten gelegt sind, fragt die<br />

Gruppenleitung, ob MitschülerInnen best<strong>im</strong>mte Karten anders legen würden. Dies bietet<br />

Anlass zur Diskussion. Mitunter ist kein Konsens zu erreichen.<br />

* Konnotation: Die mit einem Wort verb<strong>und</strong>ene Vorstellung.<br />

178


179 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

TT - Germanen <strong>im</strong> Jugendtreff<br />

Ein Tischtennis-Verein macht sich auf den Weg. Die Germanen gehen in die Jugendhe<strong>im</strong>e<br />

<strong>und</strong> Jugendtreffs (Langenfeld, Leverkusen <strong>und</strong> Düsseldorf) <strong>und</strong> absolvieren gemeinsam<br />

mit den Jugendlichen attraktive Übungsst<strong>und</strong>en, um der Zielgruppe den Tischtennis-Sport<br />

näher zu bringen. In einem richtigen Ausscheidungsturnier werden die Besten ermittelt <strong>und</strong><br />

zu einem Finalturnier eingeladen, das <strong>im</strong> Rahmen der Tischtennis-Stadtmeisterschaften<br />

parallel ausgetragen wird. Die TT - Germanen organisieren für die jungen Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer einen eigenen Fahrdienst.<br />

Für die Finalisten gibt es Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Pokale. Erfahrene Pädagogen der Projekte führen<br />

direkt <strong>im</strong> Anschluss an die Übungseinheiten Workshops zum Thema „Gewalt <strong>und</strong><br />

Rechtsextremismus“. Diese Kooperation ist einzigartig, zumal auch tischtennisspielende<br />

Pädagogen vom SC Germania Reusrath in die fachliche Konzeption eingeb<strong>und</strong>en sind.<br />

Kontakt: www.germania-reusrath.de<br />

180


Übung mit dem Ei<br />

Diese Übung beabsichtigt die Thematisierung <strong>und</strong> Inszenierung eigener Peinlichkeit, um<br />

auch in (heftigeren) Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben <strong>und</strong> um sich selber <strong>und</strong><br />

andere (unter Inkaufnahme eigener Peinlichkeit) schützen zu können. Die Übung mit dem<br />

Ei bezieht sich auf kritische Bedrohungs- oder Gewaltsituationen <strong>und</strong> basiert auf einer<br />

Erkenntnis <strong>und</strong> einer ebenso verrückten Geschichte.<br />

Die Erkenntnis, in Bedrohungs- <strong>und</strong> Angriffssituationen aus der Rolle zu fallen, etwas<br />

Unerwartetes, Ungewöhnliches zu tun <strong>und</strong> den Überraschungseffekt zur Deeskalation zu<br />

nutzen ist durchweg bekannt. Nur, – wie verinnerlichen wir bei den Teilnehmenden (TN)<br />

ihre Fähigkeit, in kritischen Situationen Ungewöhnliches – Unerwartetes zu Stande zu<br />

bringen <strong>und</strong> praktizieren zu können <strong>und</strong> zu dürfen?<br />

„In einer Einkaufspassage hatte ich dazu eine verrückte Geschichte erlebt. Aus mir unbekannten<br />

Gründen waren dort einige Männer in Streit geraten <strong>und</strong> gingen sich schon an<br />

die Wäsche als plötzlich mit lauter St<strong>im</strong>me eine Frau auf sich aufmerksam machte. Sie<br />

öffnete ihre Einkaufstasche, nahm eine Schachtel mit 10 Eiern heraus, um diese daraufhin<br />

zu einem besonders günstigen Sonderpreis zu verkaufen. Dabei drängelte sie sich zu den<br />

Kampfhähnen durch, erklärte denen etwas über das Verfallsdatum frischer Eier <strong>und</strong> die<br />

gefährlichen Mangel- <strong>und</strong> Ausfallerscheinungen bei Menschen, wenn sie zu wenig Eier<br />

essen … sie brachte die Männer <strong>und</strong> die Umstehenden völlig aus dem Konzept … <strong>und</strong><br />

überhaupt, sei der Erlös aus den Eiern für die Selbsthilfegruppe gewalttätiger Männer in<br />

der Stadt gedacht…“<br />

Die Übung mit dem Ei geht so: Gegen Ende eines Trainings (wenn die Leute zeigen wollen<br />

<strong>und</strong> sollen, „was sie drauf haben“) kaufen sie für jeden TN Eier (am Besten ist je ein<br />

Sechserpack mit Karton). Dann geht ihr in eine Fußgängerzone <strong>und</strong> los geht es: Jede/r<br />

hat den Auftrag, in den nächsten 20 Minuten seine Eier an freilaufende Passant/innen zu<br />

verkaufen; der Erlös ist für die Finanzierung eures Trainings best<strong>im</strong>mt.<br />

181 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

182


Bei unserer Übung mit dem Ei geht es um die Fähigkeit:<br />

• scheinbar „das eigene Gesicht verlieren“ zu können.<br />

• „sich selber zum Narren zu machen“.<br />

• sich blamieren zu dürfen.<br />

• eigene Eitelkeiten zu überwinden.<br />

• sich selber zurück- oder herabsetzen zu können.<br />

• sich „klein zu machen“,<br />

um in kritischen Situationen, Bedrohungen <strong>und</strong> Gewalt zu entschärfen.<br />

Erfahrungen: „Ich habe solche Übungen mehrfach praktiziert (zum Beispiel auch: in einer<br />

Passage Leute sammeln, um gemeinsam das Lied „Ein Männlein steht <strong>im</strong> Walde …“ zu<br />

singen / einzelne Leute fixieren <strong>und</strong> nonverbal zum Lachen bringen / sich den schnellsten<br />

Weg zum Vatikan erklären lassen, auf einer Apfelsinenkiste eine Rede über den Sinn von<br />

Kondomen halten, usw.) <strong>und</strong> fast <strong>im</strong>mer einzelne „bockige“ TN erlebt, die dann in der ersten<br />

R<strong>und</strong>e als Beobachter das Geschehen begleiteten <strong>und</strong> erst durch den Spaß der Anderen<br />

selber angesteckt wurden. Toll war es, wenn wir genug Zeit hatten <strong>und</strong> mit verdeckter<br />

Kamera arbeiteten, um uns nachher den Film anzusehen. Überzeugt hat mich diese (doch<br />

eher sehr sehr schwere) Übung, weil ich nach den Trainings <strong>im</strong>mer wieder von den TN auf<br />

diese Geschichte angesprochen wurde.<br />

Offensichtlich löst diese Übung so starke Effekte aus, dass sie die Erkenntnis, bewusst aus<br />

der Rolle fallen zu dürfen, verinnerlicht; also fest <strong>im</strong> Bewusstsein oder Unterbewusstsein<br />

verankert.<br />

Mehr Infos in dem Buch:<br />

„Gewalt zum Thema machen“, www.gewaltakademie.de/gaeste/html/buch_gewalt.htm<br />

183 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Unsere Schule<br />

zur NS-Zeit<br />

Anhand alter Schulchroniken, Schulakten<br />

Schularchiven <strong>und</strong> Zeitungsartikeln, lässt<br />

sich nachforschen, in wie weit eure Schule<br />

(falls sie schon so lange besteht) in das<br />

System der Nazis eingeb<strong>und</strong>en war.<br />

Welche Rolle haben die Lehrer/innen gespielt,<br />

gibt es Zitate von ihnen, gibt es noch<br />

Zeitzeuginnen, die diese Zeit als Schüler/<br />

innen erlebt haben <strong>und</strong> die berichten können?<br />

Wie viele Schüler/innen haben in der Zeit<br />

von 1933 bis 1945 die Schule abgebrochen,<br />

sind verschw<strong>und</strong>en – was ist mit ihnen<br />

geschehen?<br />

184


Unsichtbares Theater<br />

Eine irre Sache, die außerdem noch Spaß<br />

macht: Ihr spielt zusammen mit euren Mitschülerinnen<br />

<strong>und</strong> Mitschülern Theater – in<br />

der Fußgängerzone, auf dem Fußballplatz,<br />

in der Straßenbahn. Nur: die „Zuschauerinnen<br />

<strong>und</strong> Zuschauer“ wissen gar nicht, dass<br />

Alles nur Theater ist. Das Zusammenleben<br />

von Menschen aus Zuwandererfamilien <strong>und</strong><br />

Einhe<strong>im</strong>ischen bietet dafür Stoff genug.<br />

Eine „germanische“ Schüler/innengruppe<br />

schikaniert <strong>und</strong> verhaut mit viel Palaver<br />

in der Fußgängerzone einen „ungermanischen“<br />

Schüler. Was passiert? Bleiben<br />

die Passanten stehen? St<strong>im</strong>men sie zu?<br />

Klatschen sie?...<br />

Wenn sich der/die erste Passant/in einmischt <strong>und</strong> den Streit schlichten will, löst sich<br />

aus dem Hintergr<strong>und</strong> eine kleine Schüler/innengruppe (3 Leute) mit einem Strauß roter<br />

Rosen <strong>und</strong> überreicht ihm/ihr eine. Gleichzeitig hört ihr sofort mit dem Streit auf <strong>und</strong> klärt<br />

die Menschen über euer „Spiel“ auf <strong>und</strong> stellt die Frage, was schl<strong>im</strong>mer ist: Zuzuhauen<br />

oder zu gaffen? Wichtig ist, dass ihr euch bei dem/der Friedenstifter/in für seine/ihre<br />

Courage bedankt <strong>und</strong> ihm/ihr öffentlich belobigend eine Rose (es können auch drei sein)<br />

überreicht.<br />

Literatur: Die Theaterform <strong>und</strong> viele tolle Übungen sind in dem Taschenbuch „Theater<br />

der Unterdrückten – Übungen <strong>und</strong> Spiele für Schauspieler <strong>und</strong> Nicht-Schauspieler“ von<br />

Augusto Boal beschrieben (edition suhrkamp 1361).<br />

185 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

186


Verbrannte Dichter<br />

Die Bücherverbrennung der Nazis 1933 war ein Versuch Alles zu zerstören, was den Nazis<br />

<strong>und</strong> ihren Interessen nicht diente.<br />

In eurer Schule, <strong>im</strong> Jugendzentrum, <strong>im</strong> Gemeindehaus, auf dem Marktplatz organisiert ihr<br />

eine „Lesung der verbrannten Dichter“.<br />

Besorgt euch die damals verbrannte Literatur <strong>und</strong> sucht euch Passagen heraus, die euch<br />

gut gefallen. Erklärt den Leuten, warum ihr was lest <strong>und</strong> was euch daran gefällt.<br />

Vergessene Synagogen<br />

Ihr fragt eure Eltern oder Großeltern, wo es in eurer Gegend früher einmal eine Synagoge<br />

(oder zum Beispiel einen jüdischen Friedhof) gegeben hat <strong>und</strong> macht euch auf die<br />

Spurensuche.<br />

Die Route führt euch dann zu ehemaligen Standorten, Ruinen usw. Fotografiert diese Plätze<br />

<strong>und</strong> stellt Postkarten mit kurzen Texten zur Geschichte des entsprechenden Platzes her.<br />

Spannend ist es auch, wenn ihr noch ein Bild z.B. der alten Synagoge bekommen könnt<br />

<strong>und</strong> auf einer Postkarte eine Gegenüberstellung nach dem Motto „Vorher <strong>und</strong> Nachher“<br />

erstellt.<br />

187 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Wahlen – Position beziehen!<br />

Neonazistische Parteien nutzen Wahlen <strong>im</strong>mer als Plattform, um ihre menschenverachtende<br />

Ideologie zu verbreiten <strong>und</strong> um sich durch Mandate zu finanzieren. Macht vor Ort<br />

deutlich, dass ihr diese Leute nicht in Parlamenten <strong>und</strong> kommunalen Vertretungen wollt.<br />

Sucht unter den örtlichen Organisationen <strong>und</strong> Gruppen Mitstreiter/innen. Gestaltet ein<br />

Banner, das Eure Meinung zum Ausdruck bringt <strong>und</strong> verseht es mit Emblemen aller Mitstreitergruppen.<br />

Dokumentiert damit eine breite öffentliche Stellungnahme gegen Neonazis<br />

in Eurer Kommunalvertretung.<br />

Die Friedensgruppe Lüdenscheid hat bereits ein solches Banner (s. Bild) in Nutzung für<br />

eine Kampagne zu den anstehenden Kommunalwahlen in NRW. Dieses kann auch gegen<br />

Selbstkosten, gegebenenfalls versehen mit entsprechenden Emblemen, bestellt werden.<br />

Oder Ihr nutzt die Vorlage für eigene Transparente, Flugblätter, Plakate usw.<br />

Mehr Infos: Friedensgruppe Lüdenscheid, Südstraße 50, 58509 Lüdenscheid, info@<br />

friedensgruppe-luedenscheid.de, www.friedensgruppe-luedenscheid.de<br />

Wahlen-Aktion „Loch in den Bauch“<br />

Achtet darauf, wenn Rechtsextremisten oder andere Neonazis zu Wahlen Infostände in<br />

eurer Stadt machen. Geht gleich zu Beginn hin <strong>und</strong> holt euch deren Flugblätter ab. Die<br />

studiert ihr dann kurz. Geht dann zum Stand <strong>und</strong> löchert die Verteiler mit Fragen. Nicht<br />

diskutieren, nur einfach Fragen zum Inhalt stellen: „Was meint ihr denn damit...?“ usw.<br />

Ganz nach dem Motto, es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten! Und auf die<br />

könnt ihr getrost hoffen, denn meistens sind die Verteiler vor Ort nicht besonders gut über<br />

die Inhalte ihrer Flugblätter informiert. Wenn andere Passanten dann mitbekommen, wie<br />

die Herrschaften ins Trudeln kommen, ist das w<strong>und</strong>erbar abträglich für ihre Propaganda.<br />

188


Geht möglichst zu Zweit direkt zum Stand <strong>und</strong> achtet vor Allem darauf, dass möglichst<br />

einige Passanten dabei stehen, zum Einen natürlich wegen der Wirkung, zum Anderen aber<br />

auch zu eurem eigenen Schutz, falls die Herrschaften in ihrer Hilflosigkeit „unsachlich“<br />

werden.<br />

Mehr Infos: Friedensgruppe Lüdenscheid, Südstraße 50, 58509 Lüdenscheid,<br />

info@friedensgruppe-luedenscheid.de, www.friedensgruppe-luedenscheid.de<br />

189 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Walk of Fame<br />

Es gibt auch andere Berühmtheiten als amerikanische<br />

Stars: Widerstandskämpfer aus der<br />

Zeit des Nationalsozialismus, aktuelle Personen,<br />

die eintreten für eine Welt ohne Rassismus,<br />

aber auch traurige Berühmtheiten,<br />

wie die <strong>im</strong>mer wiederkehrenden Anschläge<br />

gegen Menschen mit anderer Hautfarbe.<br />

Hier wird zum Beispiel auf jedem Stern ein<br />

Widerstandskämpfer geschrieben, zwischendurch<br />

titelt ein Stern „The walk of fame“.<br />

Einige werden bekannt sein, bei anderen<br />

Namen wird man ins Grübeln kommen.<br />

Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />

Materialien: große Sterne aus Wachs-<br />

tuchtischdecken oder Silofolie, bei gutem<br />

<strong>und</strong> windfreiem Wetter auch aus Papier,<br />

Eddings<br />

Anmerkung: Der Walk of Fame ist ein Gehweg<br />

in Los Angeles. Auf dem zur Zeit etwa 2.379<br />

Sterne eingelassen, mit denen Prominente<br />

geehrt werden, die eine wichtige Rolle vor<br />

Allem in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie<br />

spielten oder noch spielen.<br />

190


Welcome Diversity<br />

Ziel:<br />

Das Ziel der Übung ist es Unterschiede zu verdeutlichen <strong>und</strong> anzuerkennen. Gerade die<br />

vielen Einwanderer - Generationen haben die Kultur in unserem Land positiv geprägt <strong>und</strong><br />

unendlich bereichert. Das hat Respekt verdient <strong>und</strong> darf durchaus auch mal richtig laut<br />

beklatscht werden.<br />

Aufbau:<br />

Der Spielleiter liest folgende Statements vor. Wer sich dazu bekennt, geht in die Mitte <strong>und</strong><br />

erhält von allen Beteiligten Beifall<br />

In die Mitte geht:<br />

• Wer gerne Pizza isst.<br />

• Wer denkt, dass Zinedine Zidane ein super guter Fußballer war.<br />

• Wer gern einmal in die Türkei reisen würde.<br />

• Wer findet, dass Boris ein cooler Name ist.<br />

• Wer Beyonce oder 50 Cent richtig cool findet.<br />

• Wer glaubt, dass Mehmet Scholl ein guter Manager wäre.<br />

• Wer in den letzten 2 Wochen mindestens einmal Döner gegessen hat.<br />

• Wer einen Fre<strong>und</strong> oder eine Fre<strong>und</strong>in hat, deren Eltern nicht in Deutschland<br />

geboren wurden.<br />

• Wer einen MP 3 Player besitzt.<br />

• Wer schon mal Auto, Roller, Mofa gefahren ist<br />

(der Vergaser ist eine ungarische Erfindung).<br />

• Wer Karneval schon mal eine Polonaise (kommt aus Polen) getanzt hat.<br />

• Wer schon mal Sch<strong>im</strong>anski <strong>im</strong> TV gesehen hat.<br />

• Wer einen Palästinenser Schal hat.<br />

• Wer gern die Serie Türkisch für Anfänger sieht.<br />

191 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

• Wer gerne mal eine Moschee besuchen würde.<br />

• Wer Soul Music richtig geil findet.<br />

• Wer gerne Baguette isst.<br />

• Wer einen Fre<strong>und</strong>/ eine Fre<strong>und</strong>in hat, die keinen deutschen Vornamen haben.<br />

• Wer eine bekannte Organisation kennt, die als Symbol ein Kreuz, einen Halbmond <strong>und</strong><br />

einen Kristall hat ( Rotkreuz Bewegung).<br />

• Wer den Song „Hamma“ von Culcha Candela kennt.<br />

• Wer weiß, wie die Sieger der letzten beiden Staffeln von DSDS (Deutschland sucht<br />

den Superstar) hießen ( Mark Medlock <strong>und</strong> Thomas Godoj).<br />

• Wer das Weihnachtslied, eines griechischen Sängers kennt, dass jedes Jahr regelmäßig.<br />

• Wer einen der letzten Sturmspitzen der deutschen Fußballmannschaft kennt<br />

(Mario Gomez, Miroslav Klose, Lukas Podolski, Kevin Kuranyi, Gerald Asamoah,<br />

David Odonkor ......).<br />

• Wer den WM Song Dieser Weg von Xavier Naido <strong>im</strong>mer noch <strong>im</strong> Ohr hat.<br />

• Wer Filme aus Bollywood toll findet.<br />

• Wer einen Spieler von Energie Cottbus kennt, der einen typisch deutschen Namen hat.<br />

• Wer in den der letzten Woche für jemanden couragiert eingetreten ist, weil dieser<br />

aufgr<strong>und</strong> seiner Herkunft beleidigt worden ist.<br />

• Wer sich eigentlich gerne entschuldigen würde, weil er respektlos gegenüber<br />

jemanden gewesen ist, nur weil er anders ist.<br />

• Wer sich schon einmal in Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden geschämt hat, weil er nichts gegen<br />

rechte Parolen gemacht hat.<br />

192


Widerstehen können<br />

Wer aktive Gewaltfreiheit erfolgreich praktizieren will, braucht „festen Gr<strong>und</strong> unter den<br />

Füßen“ <strong>und</strong> eine eigene, solide Position. Wer in Krisensituationen widerstehen will, muss<br />

wieder - stehen - lernen, muss widerstehen können, auch dann, wenn der Wind etwas härter<br />

ins Gesicht weht. Genau dies probieren wir heute aus: „... Bitte stellt euch Alle <strong>im</strong> Raum so<br />

auf, dass keiner eine/n andere/n berührt; stellt euch fest hin, damit euch auch ein Sturm<br />

nicht umblasen kann; versucht, einen guten Stand zu finden, euren Besten, probiert es aus,<br />

damit ihr nicht gleich umfallt, wenn ich gleich als „böser Strolch“ vorbei komme <strong>und</strong> euch<br />

provoziere <strong>und</strong> anrempele.“ Danach geht die Trainer/in durch den Raum <strong>und</strong> schubst die<br />

Teilnehmenden sanft an. Falls jemand zur Gegenwehr greift, lohnen sich schon leichtere<br />

herausfordernde Provokationen: „Aha, du packst mich also an (...) du suchst also Streit<br />

(...) du willst also was auf die Nase usw.“<br />

Fragen zur Reflexion:<br />

• Welche praktisch-technischen Möglichkeiten haben wir, um tatsächlich<br />

fest zu stehen: Fußstellung, Körperhaltung?<br />

• Ist es besser, den Körper stramm <strong>und</strong> starr (wie Beton) zu halten oder empfiehlt sich<br />

Beweglichkeit <strong>und</strong> Flexibilität in den Hüften, Knien, dem ganzen Körper, dem Kopf?<br />

• Wie verhält sich eigentlich die Natur, das Gras, wenn der Sturm tobt?<br />

• Können <strong>und</strong> wollen wir uns überhaupt dem Sturm aussetzen oder wäre die Flucht eine<br />

Alternative?<br />

• Wie verhalten sich eigentlich Körper <strong>und</strong> Geist (Vernunft) in solchen Konflikt- <strong>und</strong><br />

Bedrohungssituationen zueinander?<br />

• St<strong>im</strong>mt mein eigenes Verhalten mit meiner Vernunft überein?<br />

• Verhalte ich mich in Konflikt- <strong>und</strong> Bedrohungssituationen eher deeskalierend<br />

oder eskalierend?<br />

193 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Wir haben einen antifaschistischen <strong>Kinder</strong>film<br />

gemacht: Judith & Lisa<br />

Im Gr<strong>und</strong>e war Alles ganz einfach, in der Bücherei hatten wir <strong>Kinder</strong>bücher zum Thema<br />

„Drittes Reich“ gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der <strong>Kinder</strong>gruppe unseres Jugendhauses mitgebracht <strong>und</strong><br />

die <strong>Kinder</strong> gefragt, welches dieser Bücher sie besser fänden <strong>und</strong> warum <strong>und</strong> weshalb. In<br />

dem „schönsten Bilderbuch“ geht es um zwei Fre<strong>und</strong>innen (Judith <strong>und</strong> Lisa ), die zusammen<br />

die Schule besuchen; erzählt wird dabei die Stigmatisierung <strong>und</strong> das Verschwinden von<br />

Judith sowie die hilflose Betroffenheit von Lisa.<br />

Die Betroffenheit, die deutliche Sympathie der <strong>Kinder</strong> für die Hauptfigur <strong>und</strong> die vielen<br />

plötzlichen Fragen brachten uns dann auf die Idee, mit unseren <strong>Kinder</strong>n einen Videofilm<br />

zu drehen; <strong>und</strong> das haben wir so gemacht:<br />

1. Zuerst haben wir mit der Videokamera jedes Bild ca. 30 Sek. abgefilmt<br />

(Achtung: Stativ, Ausleuchtlampen benutzen).<br />

2. Dann haben wir uns mit den <strong>Kinder</strong>n eine passende Instrumentalmusik<br />

ausgesucht <strong>und</strong> diese als Hintergr<strong>und</strong>musik abgespielt.<br />

3. Gleichzeitig haben die <strong>Kinder</strong> dann die jeweiligen Bilduntertexte vorgelesen.<br />

Mit dem Lautstärkeregler haben wir bei dieser Nachvertonung <strong>im</strong>mer dann nachgeregelt<br />

(leise), wenn die <strong>Kinder</strong> gelesen haben bzw. die Lautstärke erhöht, wenn der Text beendet<br />

war, aber das Bild noch stand.<br />

Die <strong>Kinder</strong> waren nach den Aufnahmen richtig scharf <strong>und</strong> stolz auf unseren Film, so dass<br />

wir auch die Eltern eingeladen haben <strong>und</strong> gemeinsam mit den „Produzent/innen“ die<br />

Filme betrachtet <strong>und</strong> besprochen haben. Das war schon ganz schön toll <strong>und</strong> hat Spaß<br />

gemacht.<br />

Judith <strong>und</strong> Lisa, Verlag Heinrich Ellermann München, ISBN: 3-7707-6291-6<br />

194


195 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Wir haben einen Traum, der nicht platzen darf<br />

Kleine oder große Seifenblasen sind echte Publikumsmagneten.<br />

Vielleicht findet man einen Kleinkünstler für die großen Seifenblasen, oder aber man macht<br />

selbst Seifenblasen in unterschiedlichen Größen (es gibt nicht nur die normalen kleinen<br />

Seifenblasen <strong>im</strong> Handel) oder man macht gleich die Seifenblasenlauge selbst, Anleitungen<br />

dafür <strong>im</strong> Netz zum Beispiel unter den Bastelanleitungen für die Sendung mit der Maus<br />

(http://www.wdrmaus.de).<br />

Dazu gibt es ein Plakat mit der Aufschrift:<br />

„Wir haben einen Traum von einem friedlichen Miteinander.“<br />

Vielleicht sammelt man dazu auf einem großen Plakat die Träume der Passanten.<br />

Eine passende verträumte Musik r<strong>und</strong>et die Aktion noch ab.<br />

Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />

Material: Seifenblasen, Plakate, Karteikarten, Tesakrepp, Eddings, Musik<br />

196


197 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Wünsche auf H<strong>im</strong>melslaternen<br />

In Thailand ist es Brauch, in der Dunkelheit H<strong>im</strong>melslaternen<br />

steigen zu lassen <strong>und</strong> kurz vorm Loslassen<br />

einen Wunsch in die Laterne zu flüstern.<br />

Alternativ kann man aber auch Wünsche auf das dünne<br />

Reispapier schreiben <strong>und</strong> in die Abenddämmerung<br />

schicken.<br />

Was könnten das für Wünsche sein? Eine friedlichere<br />

Welt? Eine Schule ohne Gewalt? Ein Leben als Ausländer<br />

in Deutschland ohne Hass?<br />

Den Passanten wird sicher einiges einfallen, auch um den poetischen Anblick von steigenden<br />

H<strong>im</strong>melslaternen miterleben zu können.<br />

Man kann die Laternen einzeln steigen lassen oder sammeln <strong>und</strong> dann gemeinsam nach<br />

oben schicken. Auf jeden Fall ein schönes Bild für die lokale Presse!<br />

Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />

Infos über den Gebrauch von H<strong>im</strong>melslaternen <strong>und</strong> Bezugsquellen<br />

unter www.h<strong>im</strong>melslaterne.info<br />

198


Yavas arkadas<br />

Türke: Soll ich dir auf türkisch beibringen, was du sagen kannst, wenn dich in der<br />

Stadt jemand blöd anmacht?<br />

Deutscher: Ja, sag mal.<br />

Türke: Wenn die auf dich zukommen, dich schubsen wollen oder so, dann sagst du:<br />

Yavas. Sags mal.<br />

Deutscher: Yavas. Ja, wasch dich mal (lacht).<br />

Türke: Yavas heißt langsam. Oder vorsichtig.<br />

Deutscher: Immer schön langsam oder vorsichtig waschen?<br />

Türke: Sag mal jetzt: Yavas arkadas.<br />

Deutscher: Yavas arkadas. Und was hat das zu bedeuten?<br />

Türke: Arkadas. Fre<strong>und</strong> heißt das. Mach mal langsam Fre<strong>und</strong>.<br />

Deutscher: Ich will doch nicht Fre<strong>und</strong> sagen.<br />

Türke: Aber Schläge willst du doch auch nicht. Also sags noch mal.<br />

Deutscher: Yavas arkadas.<br />

Türke: Yavas arkadas.<br />

(aus: widu-Theater: Angst <strong>im</strong> Kopf: www.kultur-<strong>und</strong>-medien.com)<br />

199 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

200


Zeichen setzen<br />

Eine Aktion, die alle Schüler/innen einer Schule gemeinsam durchführen können ist es,<br />

ein Symbol <strong>und</strong> einen Schriftzug gegen Rechts auf einem Sportplatz oder dem Schulhof<br />

zu stellen.<br />

So haben die Rietberger Schulen den Schriftzug<br />

„Schulen in Rietberg ohne Rassismus“<br />

mit vielen Schüler/innen gestellt.<br />

Möglich ist es auch, vorher festzulegen, welche Stufen sich an dem Tag in welchen Farben<br />

kleiden. Dann lassen sich auch Farbflächen gestalten.<br />

Wichtig: Neben dem Spaß <strong>und</strong> der Symbolwirkung einer solchen Aktion, ist das Entscheidende,<br />

dass Ihr für gute Fotos sorgt.<br />

Bei kleineren Schulen reicht vielleicht schon das Schuldach als gute Aufnahmeposition.<br />

Ansonsten solltet Ihr ein Flugzeug mieten.<br />

Unser Foto wurde von der SV des Gymnasium Nepomucenum Rietberg zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Mehr Infos:<br />

Landeskoordination Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage – NRW RAA Hauptstelle,<br />

Tiegelstraße 27, 45141 Essen, 0201/8328307,<br />

schule-ohne-rassismus-nrw@netcologne.de<br />

201 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Zeitzeugengespräche<br />

Im Gespräch mit Zeitzeugen können viele Themen sehr intensiv <strong>und</strong> persönlich angegangen<br />

werden. Sie erzählen ihre eigene Geschichte, berichten von persönlichen Erfahrungen,<br />

was wesentlich interessanter ist, als einfach einen Text zu lesen oder gar geschichtliche<br />

Daten als Liste vorzusetzen.<br />

Junge Menschen können sich durch die Erzählung in die Lage der Personen besser hineinversetzen,<br />

können es nachvollziehen <strong>und</strong> beginnen zu verstehen.<br />

Wie organisiere ich ein Zeitzeugengespräch?<br />

• Zum Glück leben noch einige ältere Menschen, die selbst als Jugendliche oder junge<br />

Erwachsene den Nationalsozialismus erlebt haben. Meist sind sie heute selbst schon<br />

recht betagt, alt <strong>und</strong> auch körperlich schon etwas gebrechlich. Daher ist eine gute Vorbereitung<br />

<strong>und</strong> viel Rücksichtnahme gefragt.<br />

• Am Besten überlegt ihr also zuerst sehr gut, welches Thema euch eigentlich interessiert,<br />

was ihr gerne wissen möchtet <strong>und</strong> recherchiert vorab mit Hilfe von Büchern oder Informationen<br />

<strong>im</strong> Internet, damit ihr gut vorbereitet seid.<br />

• Manchmal ergibt sich ein Zufall <strong>und</strong> es gibt in der eigenen Familie oder in der Familie<br />

von Fre<strong>und</strong>en oder Bekannten, ältere Menschen, die bereit sind über ihre Erfahrungen<br />

zu berichten. Es gibt jedoch gerade in dieser Generation auch viele Menschen, die nicht<br />

über die NS-Zeit sprechen möchten.<br />

• Mehr Erfolg verspricht daher ein Besuch oder ein Anruf bei der örtlichen Gedenkstätte. In<br />

vielen Städten <strong>und</strong> Kreisen gibt es Gedenkstätten zur NS-Zeit, die gerne auch mit jungen<br />

Leuten arbeiten <strong>und</strong> oft sehr hilfsbereit sind. Hier könnt ihr um Hilfe bei der Vermittlung<br />

eines Zeitzeugen fragen.<br />

202


• Im nächsten Schritt müsst ihr einen Raum organisieren. Wo soll das Gespräch stattfinden?<br />

Gibt es einen Raum in eurer Schule? Im Betrieb? Vielleicht können euch eure Lehrer oder<br />

Ausbilder helfen.<br />

• Dann ist es an der Zeit, eine Einladung zu schreiben. Das kann ganz verschiedene Formen<br />

haben: Zum Beispiel könnt ihr Plakate erstellen, einen Flyer gestalten, einen Brief<br />

schreiben oder eine R<strong>und</strong>mail schreiben... Euch fällt best<strong>im</strong>mt noch mehr ein.<br />

Zum Gespräch selbst könnt ihr - je nach Finanzbudget - auch Getränke oder einen Snack<br />

organisieren. In jedem Fall solltet ihr wenigstens für euren Gast - den Zeitzeugen - ein Glas<br />

Wasser bereit stellen.<br />

203 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Wer Courage hat, soll es zeigen!<br />

Was ich, du <strong>und</strong> wir<br />

<strong>im</strong> Alltag gegen Gewalt <strong>und</strong> Rechtsextremismus tun können.<br />

Gewalt <strong>und</strong> rassistische Übergriffe finden tagtäglich in der Schule, am Arbeitsplatz, auf<br />

der Straße, in der Bahn, in der Kneipe usw. statt. Viele Menschen reagieren verunsichert<br />

<strong>und</strong> schauen oder hören einfach weg. Sie merken kaum, dass sie damit selbst ein Kl<strong>im</strong>a<br />

von Gewalt fördern <strong>und</strong> verstärken.<br />

Im Umgang mit Gewalt, Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus liegen heute viele positive<br />

Erfahrungen vor, die zeigen können, wie Gewalttäter/innen <strong>und</strong> Rassist/innen in die<br />

Schranken verwiesen werden können. Sie zeigen, was du <strong>und</strong> ich tun können, damit Gewalt<br />

<strong>und</strong> Rassismus erst gar nicht entstehen.<br />

Weil Gewalttäter/innen <strong>und</strong> Rassist/innen es überhaupt nicht mögen, wenn sie <strong>und</strong> ihre<br />

Taten <strong>und</strong> Sprüche in die Öffentlichkeit gebracht werden, macht es Sinn, sie öffentlich zur<br />

Rede zu stellen <strong>und</strong> zur Rechenschaft zu ziehen.<br />

Oft versuchen sie, uns lachend, mit ihren blöden Sprüchen <strong>und</strong> erniedrigenden Witzen, auf<br />

ihre Seite zu ziehen; meistens vertrauen sie darauf, dass ihnen keiner widerspricht oder<br />

wir ihnen keinen Widerstand entgegensetzen.<br />

Einige gr<strong>und</strong>sätzliche Gedanken:<br />

Verwende keine Abwehrwaffen oder -geräte. Alle bisherigen Erfahrungen deuten darauf<br />

hin, dass die damit von dir ausgehenden Signale die Wut <strong>und</strong> die Gewalt der Angreifer/<br />

innen verstärken oder sogar scheinbar legit<strong>im</strong>ieren. Außerdem wirst du nie sicher sein<br />

können, dass sich deine Waffe nicht plötzlich gegen dich selber richtet.<br />

204


Als Alternative gibt es Signalgeräte, wie z.B. Trillerpfeifen oder kleine Alarmgeräte: Damit<br />

kannst du Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Öffentlichkeit herstellen <strong>und</strong> Täter/innen für eine erste<br />

Schrecksek<strong>und</strong>e stoppen. Auch Handys oder einfache (billige) Photoapparate (mit Blitzlicht)<br />

haben aus sicherer Entfernung eine erhebliche Störwirkung. Gewalttäter/innen schrecken<br />

oft von ihrem Vorhaben zurück, wenn sie Angst haben müssen, wiedererkannt zu werden.<br />

Es gibt keine richtigen Rezepte, Tipps oder Verhaltensregeln:<br />

Jede Situation ist zuerst einmal abhängig von dir selber <strong>und</strong> deinen Fähigkeiten. Von daher<br />

empfehlen wir dir die Teilnahme an einem Gewalt- oder Rassismus-Deeskalationstraining*.<br />

Dort lernst du deine Möglichkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten (dir selber oder anderen zu helfen) zu<br />

entwickeln, sie selbstsicher <strong>und</strong> wirkungsvoller einzusetzen.<br />

Was du tun kannst!<br />

In der Öffentlichkeit:<br />

• Mach den M<strong>und</strong> auf wenn du Zeuge von rassistischen Besch<strong>im</strong>pfungen <strong>und</strong> erniedrigenden<br />

Witzen wirst. Widerspreche laut <strong>und</strong> deutlich.<br />

• Lass nicht zu, dass <strong>im</strong> Gespräch über Behinderte, Ausländer/innen oder Flüchtlinge eine<br />

verhetzende Sprache gebraucht wird. Weise darauf hin, dass niemand ohne Not seine<br />

He<strong>im</strong>at verlässt <strong>und</strong> Wanderungs- <strong>und</strong> Fluchtursachen sehr vielfältig sind.<br />

• Lasst Leute aus Zuwandererfamilien <strong>und</strong> Flüchtlinge zu Wort kommen <strong>und</strong> schaffe Gelegenheiten,<br />

in denen Deutsche <strong>und</strong> Menschen aus Zuwandererfamilien sich begegnen<br />

<strong>und</strong> verständigen können.<br />

205 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

• Wende dich mit Leserbriefen gegen rechtsextremistische Aktionen <strong>und</strong> diskr<strong>im</strong>inierende<br />

Berichterstattungen in der Zeitung. Setz dich in solchen Briefen für ein Zusammenleben<br />

der Bevölkerung ein.<br />

• Fordere die Abgeordneten deines Wahlkreises auf, sich eindeutig gegen Gewalt <strong>und</strong><br />

Rechtsextremismus zu wenden. Politiker/innen haben Vorbildfunktion.<br />

• Wende dich an die Medien, wenn diese eine Sprache oder Bilder verwenden, die Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

fördern, erzeugen oder billigen.<br />

• N<strong>im</strong>m die Ängste <strong>und</strong> Probleme, die Menschen in deiner Nähe z.B. mit „Ausländer/innen“<br />

haben, ernst <strong>und</strong> respektiere sie. Greife die Ängste <strong>und</strong> Probleme auf <strong>und</strong> versuche, sie<br />

mit Sachargumenten zu entkräften. Jemand, der Angst, Bedenken oder Probleme hat,<br />

ist noch lange kein Rechtsextremist.<br />

• Stelle Strafanzeige bei der Polizei, wenn du mitbekommst, dass in deiner Umgebung<br />

rechtsextremistische Lieder, Computerspiele, Zeitschriften, Propaganda usw. kursieren.<br />

Informiere über deine Beobachtungen die verantwortlichen Organisationen, Parteien<br />

<strong>und</strong> Politiker/innen in deiner Stadt <strong>und</strong> frage nach, was sie unternehmen werden.<br />

Bei Schlägereien:<br />

• Wenn <strong>Kinder</strong>, Jugendliche oder Erwachsene sich schlagen, schlage Alarm, mach Krach,<br />

stell Öffentlichkeit (aus sicherer Entfernung) her. Mach Andere auf die Schlägerei aufmerksam<br />

<strong>und</strong> schick sie los, um Hilfe oder die Polizei zu holen.<br />

• Gewalttäter/innen haben Angst wiedererkannt <strong>und</strong> zur Rechenschaft gezogen zu werden.<br />

Also sprich sie direkt an (wenn du einen Namen gehört hast) oder benenne deutliche<br />

Wiedererkennungsmerkmale: „Du mit der Stirnglatze, wir kennen dich, hör auf... wir<br />

haben schon die Polizei angerufen...“<br />

206


207 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

• Viele <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen behaupten, zur Rede gestellt, „Alles wäre nur ein Spaß“<br />

gewesen. Sie werden schnell nachdenklich, wenn du die vorausgegangene Gewalt be<strong>im</strong><br />

Namen nennen kannst: „Dann lass mal deinen Arm sehen, den roten Fleck (die blutende<br />

Lippe, das blaue Auge, die zerrissene Hose usw.), nennst du das einen Spaß? - Ich nenne<br />

das Körperverletzung ...“ (<strong>und</strong> schon bist du in der Offensive).<br />

In der Bahn, <strong>im</strong> Bus:<br />

In der Bahn, <strong>im</strong> Bus usw. wird jemand angegriffen, erniedrigt, verletzt. Die Mitfahrenden<br />

sind schockiert oder eingeschüchtert, sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.<br />

Folgendes kannst du tun:<br />

• Du kannst den/die Fahrer/in auffordern, die Polizei zu rufen. Er/sie ist verpflichtet, dies<br />

zu tun. Sonst kann er/sie wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden.<br />

• Wenn du nicht direkt zum/zur Fahrer/in gelangen kannst, kannst du diejenigen, die<br />

vorne sitzen, laut anschreien: „Der Fahrer soll die Polizei informieren’.<br />

• Du kannst andere Mitfahrende auffordern, mit dir laut zu pfeifen <strong>und</strong> zu rufen. „Hört auf,<br />

hört auf!“ Anfangs machen dabei wenige, dann i. d. R. <strong>im</strong>mer mehr mit. Jetzt wird die<br />

Situation für Gewalttäter/innen riskant, weil sie unüberschaubar <strong>und</strong> unberechenbar<br />

ist. Sie scheuen das Risiko <strong>und</strong> versuchen wahrscheinlich, sich vom Ort des Geschehens<br />

zu entfernen.<br />

• Je nach Sachlage <strong>und</strong> Situation kannst du auch den/die Fahrer/in auffordern, die Türen<br />

abzusperren, so dass sich die Täter/innen nicht entfernen können, bis die Polizei ankommt.<br />

Es ist wichtig, möglichst viele Mitfahrenden direkt anzusprechen <strong>und</strong> in die Verantwortung<br />

zu nehmen – umso stärker ist die Wirkung gegenüber den Angreifer/innen!<br />

208


Wenn du selber bedroht oder angegriffen wirst:<br />

• Vorbereiten! Bereite dich auf mögliche Bedrohungssituationen seelisch vor: Spiel Situationen<br />

für dich allein <strong>und</strong> <strong>im</strong> Gespräch mit Anderen durch. Werde dir gr<strong>und</strong>sätzlich klar<br />

darüber, zu welchem persönlichen Risiko du bereit bist. Es ist besser, sofort die Polizei<br />

zu alarmieren <strong>und</strong> Hilfe herbeizuholen, als sich nicht für oder gegen das Eingreifen<br />

entscheiden zu können <strong>und</strong> gar nichts zu tun.<br />

• Ruhig bleiben! Panik <strong>und</strong> Hektik vermeiden <strong>und</strong> möglichst keine hastigen Bewegungen<br />

machen, die reflexartige Reaktionen herausfordern könnten. Wenn ich „in mir ruhe’, bin ich<br />

kreativer in meinen Handlungen <strong>und</strong> wirke meist auch auf andere Beteiligte beruhigend<br />

• Aktiv werden! Wichtig ist, sich von der Angst nicht lähmen zu lassen. Eine Kleinigkeit zu<br />

tun ist besser, als über große Heldentaten nachzudenken.<br />

209 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

210


Wenn du Zeuge/in von Gewalt bist:<br />

• Zeig, dass du bereit bist, gemäß deinen Möglichkeiten einzugreifen. Ein einziger Schritt,<br />

ein kurzes Ansprechen, jede Aktion verändert die Situation <strong>und</strong> kann Andere dazu anregen,<br />

ihrerseits einzugreifen.<br />

• Geh aus der dir zugewiesenen Opferrolle!<br />

Wenn du angegriffen wirst:<br />

• Flehe nicht <strong>und</strong> verhalte dich nicht unterwürfig. Sei dir über deine Prioritäten <strong>im</strong> Klaren<br />

<strong>und</strong> zeige deutlich, was du willst. Ergreif die Initiative, um die Situation in deinem Sinne<br />

zu prägen: Schreib dein eigenes Drehbuch! Halte den Kontakt zum/r Angreifer/in!<br />

• Stelle Blickkontakt her <strong>und</strong> versuche, Kommunikation herzustellen bzw. aufrechtzuerhalten.<br />

• Reden <strong>und</strong> zuhören! Teile das Offensichtliche mit, sprich ruhig, laut <strong>und</strong> deutlich. Hör<br />

zu, was dein/e Gegner/in bzw. Angreifer/in sagt. Aus seinen/ihren Antworten kannst<br />

du deine nächsten Schritte ableiten.<br />

• Nicht drohen oder beleidigen! Mach keine geringschätzigen Äußerungen über den/die<br />

Angreifer/in. Versuche nicht, ihn/sie einzuschüchtern, ihm/ihr zu drohen oder Angst<br />

zu machen. Kritisier das Verhalten, aber werte ihn/sie persönlich nicht ab: Klar in der<br />

Sprache – mäßigend <strong>im</strong> Ton.<br />

• Hole dir Hilfe!<br />

211 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

• Sprich nicht eine anonyme Masse an, sondern einzelne Personen. Dies gilt sowohl für<br />

Opfer als auch für Zuschauer/innen. Sie sind bereit zu helfen, wenn jemand anderes den<br />

ersten Schritt macht oder sie persönlich angesprochen werden.<br />

• Tu das Unerwartete!<br />

• Fall aus der Rolle, sei kreativ <strong>und</strong> nutz den Überraschungseffekt zu deinem Vorteil aus.<br />

• Vermeide möglichst jeden Körperkontakt!<br />

• Wenn du jemandem zu Hilfe kommst, vermeide es möglichst, den/die Angreifer/in anzufassen,<br />

es sei denn, ihr seid in der Überzahl, so dass ihr jemanden beruhigend festhalten<br />

könnt. Körperkontakt ist in der Regel eine Grenzüberschreitung, die zu weiterer Gewalt<br />

führen kann. Wenn nötig, n<strong>im</strong>m lieber direkten Kontakt zum Opfer auf.<br />

• Aktives gewaltfreies Verhalten ist erlernbar. Indem wir uns unsere Ängste <strong>und</strong> Handlungsgrenzen<br />

bewusst machen, erfahren wir gleichzeitig auch mehr über den Bereich, der<br />

zwischen diesen Grenzen liegt. Oft unterschätzen wir die Vielfalt unserer Möglichkeiten.<br />

In Rollenspielen <strong>und</strong> konkreten Übungen zum Umfang mit direkter Gewalt können wir<br />

neue kreative Antworten auf Konfliktsituationen entdecken. Gewalt- <strong>und</strong> Rassismus-<br />

Deeskalationstrainings* bieten uns die Chance, bisher ungewohntes Verhalten auszuprobieren,<br />

einzuüben <strong>und</strong> auf seine Wirkungen hin zu überprüfen.<br />

212


213 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

In der Kneipe:<br />

Du bekommst mit, wie einige über die anderen<br />

herziehen, sie beleidigen oder angreifen.<br />

Oder sie fangen an, rassistische Sprüche<br />

<strong>und</strong> Witze abzulassen. Wenn jemand versucht,<br />

die Leute zur Vernunft zu bringen,<br />

zeigen sie möglicherweise mit einem zackig<br />

gebrüllten „Heil Hitler’, wer in dieser Kneipe<br />

das Sagen hat. Möglicherweise werden sie<br />

sogar gewalttätig <strong>und</strong> fangen an, „ausländisch“<br />

aussehende Gäste anzupöbeln.<br />

• Hol dir Hilfe! Bitte andere Gäste, gleichzeitig mit mehreren aufzustehen. Stellt euch,<br />

wenn ihr eine deutliche Mehrheit seid, zwischen oder um die Randalierer <strong>und</strong> fordert<br />

sie gemeinsam auf, aufzuhören.<br />

• Du kannst zum/r Wirt/in (oder zu Gästen mit Handy (Tel.110)) gehen <strong>und</strong> ihn/sie bitten,<br />

die Polizei anzurufen. Der/die Wirt/in hat die Pflicht, Straftaten in ihrem/seinem Lokal<br />

zu verhindern. Wenn er/sie dieses Verhalten seiner Gäste duldet, kann ihn/ihr das die<br />

Lizenz kosten.<br />

• Du kannst die Polizei selber anrufen <strong>und</strong> vor der Gaststätte auf sie warten. Da kannst<br />

du in Ruhe erklären, was passiert ist.<br />

214


In der Fußgängerzone:<br />

• Lass dich in rassistischen oder gewalttätigen Situationen nicht provozieren! Gewalt<br />

entsteht oft, weil ein Wort das andere gibt.<br />

• Duze die Angreifer/in nicht. Andere Passanten könnten leicht einen rein privaten Konflikt<br />

vermuten.<br />

• Übern<strong>im</strong>m die „Regie’, sprich andere Anwesende direkt <strong>und</strong> persönlich an: „Hallo, Sie<br />

da <strong>im</strong> grünen Mantel, bitte helfen Sie mir, rufen Sie sofort die Polizei!“ Wenn diese/r<br />

Passant/in darauf reagiert, dann ist meist der Knoten geplatzt <strong>und</strong> der sogenannte<br />

Schneeballeffekt tritt ein. Jetzt kannst du auch andere Passant/innen aktivieren. Für die<br />

Randalierer/innen wird jetzt die Situation schwierig. Sie sind überrascht, denn bisher<br />

war ihre Erfahrung, dass die Menschen gleichgültig oder verschüchtert reagieren.<br />

Wichtig:<br />

Eine Anzeige bildet erfahrungsgemäß den besten Schutz vor erneuten rassistischen<br />

Gewalttaten, da die Täter/innen durch polizeiliche Ermittlungen <strong>und</strong> Gerichtsverfahren<br />

erhebliche Unannehmlichkeiten zu befürchten haben. Gewalttäter/innen müssen wissen,<br />

dass sie für ihre Untaten zur Rechenschaft gezogen werden. Die Polizei ist r<strong>und</strong> um die<br />

Uhr da: am schnellsten über den Notruf 110.<br />

215 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

In deiner Stadt oder Gemeinde:<br />

• Tritt dafür ein, dass die Themen Rechtsextremismus, Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in den Bereichen<br />

<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Schule, Kultur, Theater, Museen <strong>und</strong> Konzerte eingeb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> berücksichtigt wird. Frage die Vereine (am Besten schriftlich), wie viele Leute aus<br />

Zuwandererfamilien <strong>und</strong> Flüchtlinge bei ihnen Mitglied sind. Versuche bei öffentlichen<br />

Veranstaltungen, Personen aus der Wirtschaft, Gewerkschaft, Kultur, Wissenschaft, Kirche,<br />

Initiativen, Stadt <strong>und</strong> Politik an einen „R<strong>und</strong>en Tisch“ zu bekommen.<br />

• Organisiere Veranstaltungen, insbesondere zum Tag des Flüchtlings (Freitag, letzte<br />

Septemberwoche), Tag der Menschenrechte (10.12.) oder zum Internationalen Antirassismustag<br />

(21.3.).<br />

In der Nachbarschaft:<br />

• Sorge alleine oder mit Anderen dafür, dass rassistische Parolen an Brücken, Mauern usw.<br />

beseitigt (oder verändert) werden. (So kann z.B. aus „Ausländer raus“ leicht „Deutsche<br />

<strong>und</strong> Ausländer raus zum 1. Mai“ o.ä. werden).<br />

• Frage schriftlich bei der Polizei an, was sie gegen rassistische Parolen untern<strong>im</strong>mt.<br />

• Eröffne Leuten aus Zuwandererfamilien <strong>und</strong> Flüchtlingen Treffpunkte (z.B. <strong>im</strong> kirchlichen<br />

Gemeindehaus, <strong>im</strong> Kulturzentrum, <strong>im</strong> Sport-Café usw.).<br />

• Unterstütze die Selbstorganisationen von Flüchtlingen <strong>und</strong> von Leuten aus Zuwandererfamilien.<br />

216


217 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Im <strong>Kinder</strong>garten <strong>und</strong> in der Schule:<br />

• Frage Erzieherinnen <strong>und</strong> Erzieher, Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer, wie sie sich für Verständigung<br />

einsetzen <strong>und</strong> was sie gegen Rechtsextremismus, Gewalt <strong>und</strong> Rassismus unternehmen.<br />

• Gleiches gilt für Elternbeiräte, Klassenpflegschaften, Schulkonferenzen <strong>und</strong> SV‘en.<br />

• Meistens macht es Sinn, die Anfrage schriftlich zu stellen <strong>und</strong> später nachzuhaken.<br />

• Überprüft eure Beteiligung an dem Projekt „Schule Ohne Rassismus - Schule mit Courage’.<br />

Fragt nach (<strong>und</strong> gebt Hinweise), ob Gewalt- <strong>und</strong> Rassismus- Deeskalationstrainings<br />

durchgeführt <strong>und</strong> angeboten werden.<br />

Im Betrieb <strong>und</strong> bei der Arbeit:<br />

• Diskutiere mit deinen Kolleg/innen, ob sie dir bei deinen Vorhaben zur Verständigung<br />

helfen können <strong>und</strong> warum du das (was du machst) tust.<br />

• Nutzt eure Betriebszeitung, um über das Leben <strong>und</strong> die Geschichte von Leuten aus<br />

Zuwanderfamilien <strong>und</strong> Flüchtlingen zu berichten. Unterstützt Solidaritätsaktionen <strong>und</strong><br />

berichtet darüber.<br />

218


In der Kirche, Moschee, Synagoge <strong>und</strong> in deiner Religionsgemeinschaft:<br />

• Feiert all eure Feste mit Angehörigen anderer Religionen <strong>und</strong> ladet sie dazu ein. Lasst<br />

euch selber zu Festtagen anderer Religionen einladen, betone dabei das Gemeinsame<br />

<strong>und</strong> den Respekt vor dem anderen.<br />

• Bitte den Vorstand deiner Kirche oder Religionsgemeinschaft, den anderen Gemeinschaften<br />

zu deren Festen einen Brief mit Gratulation zu schreiben; mach es mit deiner<br />

Gruppe selber.<br />

• Nehmt <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche aus Flüchtlings- <strong>und</strong> Zuwandererfamilien mit in eure<br />

Ferienprojekte <strong>und</strong> Gruppen. Bietet ihnen Raum für Freizeit <strong>und</strong> ehrenamtliches Engagement.<br />

*Eskalation ist die stufenweise Steigerung <strong>und</strong> Verschärfung vorhandener Mittel (z.B.<br />

Gewalt), um ein Ziel zu erreichen. Dieser Begriff wird häufig <strong>im</strong> militärischen <strong>und</strong> politischen<br />

Bereich verwendet, wenn es um Gewalt geht. Deeskalation bezeichnet exakt das<br />

Gegenteil.<br />

*Deeskalations-Trainings bietet an: www.gewaltakademie.de<br />

219 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Edition Zebra<br />

Materialien, Texte <strong>und</strong> Arbeitshilfen zur Thematisierung<br />

von Rechtsextremismus, Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />

• Aktion NOTEINGANG<br />

Plakat mit Erklärung <strong>und</strong> Ratschlägen zur Aktion NOTEINGANG ca. 30 x 80 cm. 0,20 € /<br />

Außen- oder Innen-PVC-Aufkleber ca. 14 x 20 cm. 1,- €<br />

• Der Sinn des Lebens<br />

Die schönsten, sanftesten <strong>und</strong> schärfsten Gedanken <strong>und</strong> Gedichte zum Sinn des Lebens.<br />

Komplett überarbeitete Neuauflage 2005, 100 Seiten, 2005, 6,- €<br />

• Die schärfsten Rätsel aus dem Orient für 1001 Nacht<br />

Das Buch der multikulturellen <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendclique „Ruhrkanaker“ gegen Langeweile<br />

<strong>und</strong> Rassismus. 97 Seiten, 1996, 6,- €<br />

• ENCOUNTER – BATAKAS (Schaumstoffschläger)<br />

In erster Linie wurden ENCOUNTER - BATAKAS (oder Encounter-bats) für den fairen Kampf<br />

zwischen Menschen entwickelt. Heute werden die ENCOUNTER aber auch zunehmend<br />

zur Aggressionsbearbeitung <strong>und</strong> -entladung <strong>im</strong> pädagogisch-psychologischen Feld<br />

eingesetzt.<br />

Die Encounter - Batakas gibt es, so lange jeweils der Vorrat reicht, je Paar für 80,- €<br />

• Erzähl doch mal… Märchen <strong>und</strong> Geschichten aus der Fremde<br />

Mit viel Engagement haben die ehrenamtlich Tätigen aus dem Fre<strong>und</strong>eskreises Asyl<br />

Neckarvorstadt/Hallschlag (Stuttgart) die in diesem Buch veröffentlichten Märchen<br />

<strong>und</strong> Geschichten während ihrer Besuche bei Flüchtlingen gesammelt <strong>und</strong> aufgeschrieben.<br />

Die Illustrationen sind der ehrenamtliche Beitrag der Künstlerin Heidrun Mürdter.<br />

96 Seiten, 2002, 6,- €<br />

220


• Europäischer Integrations-Pass<br />

Mit Impulsen, Texten <strong>und</strong> Gedichten zur Integration mit aufrechtem Gang. 36 Seiten,<br />

DIN A 6, 2004, 1,- €<br />

• Friedens-Pass<br />

Mit Impulsen, Texten <strong>und</strong> Gedichten für einen gerechten Frieden 36 S., DIN A 6,<br />

2005, 1,- €<br />

• Gelbe Karte<br />

mit Ratschlägen für Bedrohungs- <strong>und</strong> Gewaltsituationen, um in kritischen Situationen<br />

eine „Schrecksek<strong>und</strong>e“ zu schaffen <strong>und</strong> zu nutzen … DIN A 7, 100 Karten für 5,- €<br />

• Gewalt Akademie Villigst<br />

Geschichte, Perspektiven, Aufgaben, Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung. Vorstellung der<br />

Gewaltakademie. Flyer, kostenlos.<br />

• Gewalt begreifen<br />

Erprobte <strong>und</strong> spannende Texte, Lösungswege, Übungen <strong>und</strong> Materialien zur Thematisierung<br />

von Gewalt in der Jugendhilfe, Schule <strong>und</strong> Bildungsarbeit.<br />

120 Seiten, 2004, 6,- €<br />

• Gewalt löst keine Probleme<br />

Villigster Trainingshandbuch zur Deeskalation von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />

Es ist nicht die Gewalt, die den Konflikt auslöst ... es sind die Konflikte, die Gewalt auslösen!<br />

In unseren Trainings überprüfen wir, begreifend, erfahrend, verstehend <strong>und</strong> mit<br />

allen Sinnen, wie Gewalt funktioniert, woran ich sie erkennen kann, was wir tun können,<br />

um die Gewaltspirale zu durchbrechen <strong>und</strong> ob <strong>und</strong> wie wir den verantwortlichen Umgang<br />

mit Gewalt <strong>und</strong> Gewaltverzicht bei uns <strong>und</strong> anderen verinnerlichen können. 120 Seiten,<br />

2000, 6,- €<br />

221 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

• Gewalt zum Thema machen<br />

In diesem Band werden fachwissenschaftliche Erkenntnisse sowie hilfreiche Praxis-,<br />

Seminar- <strong>und</strong> Trainingsmodelle aus dem Bereich der Gewaltprävention präsentiert,<br />

„auf den Teppich geholt“ <strong>und</strong> konstruktive Wege zur Thematisierung von Gewalt aufgezeigt.<br />

Hrsg.: Heinz Ulrich Brinkmann, Siegfried Frech, Ralf-Erik Posselt, BpB, Bonn 2008, 257<br />

Seiten, ISBN: 978-3-89331-869-8, Kosten: Bereitstellungsgebühr 6,- €<br />

• Handbuch Gewaltprävention von Günther Gugel<br />

Für die Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> die Arbeit mit <strong>Kinder</strong>n. Gr<strong>und</strong>lagen - Lernfelder - Handlungsmöglichkeiten.<br />

Bausteine decken das gesamte Feld der Gewaltprävention in der Gr<strong>und</strong>schule<br />

ab. Jeder Baustein beinhaltet einen Problemaufriss, verb<strong>und</strong>en mit wichtigen<br />

Hintergr<strong>und</strong>informationen. Der Materialienteil beinhaltet konkrete Unterrichtsvorschläge,<br />

Arbeitsblätter, Spiele, Übungen. Vielfältige methodisch-didaktische Ansätze wie z.B.<br />

Fotogeschichten, Rollenspiele oder Bastelbögen wechseln sich ab.<br />

Tübingen 2008, 536 Seiten, 16 x 24 cm, vierfarbig, geb<strong>und</strong>en,<br />

ISBN 978-3-932444-22-7, 34,80 €<br />

• Interkultureller Antirassismuskalender (jedes Jahr ab Okt. neu)<br />

mit Fest-, Gedenk- <strong>und</strong> Feiertagen aller großen Kulturen <strong>und</strong> Weltreligionen, für Menschen,<br />

die schon <strong>im</strong>mer gerne über den eigenen Horizont geblickt haben.<br />

DIN A 6, 208 Seiten, 4,- € +Porto<br />

• Kampfesspiele<br />

machen Spaß <strong>und</strong> unterstützen nicht nur Jungen in ihrer persönlichen Entwicklung.<br />

84 praktische Kampfesspiele für einen positiven Umgang mit männlicher Kraft <strong>und</strong> Aggression,<br />

zur Stärkung des Selbstvertrauens, zur Auseinandersetzung mit den eigenen<br />

Gefühlen (<strong>und</strong> denen der Anderen) <strong>und</strong> zur Thematisierung der Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen<br />

von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus. 120 Seiten, 2003, 6,- €<br />

222


• <strong>Kinder</strong>trainings<br />

zur Thematisierung von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in der Arbeit mit <strong>Kinder</strong>n. Die beiden<br />

Villigster Gewalt- <strong>und</strong> Rassismus Deeskalationstrainerinnen Renate Schmitz <strong>und</strong> Ilka Essers<br />

stellen je ihr detailliertes Trainingsprogramm als methodisch entwickelte Bausteine<br />

vor. Ein längst überfälliges Buch zur Entwicklung von Gewaltpräventionsprogrammen<br />

<strong>im</strong> Elternhaus, <strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten <strong>und</strong> in der Gr<strong>und</strong>schule. 120 Seiten, 2003, 6,- €<br />

• Kotzbrocken<br />

Mitarbeiter/innen von SOS-Rassismus-NRW haben seit 1985 Sprüche <strong>und</strong> Zitate von<br />

Politiker/innen, hart an der Grenze zum Rassismus oder schon darüber, gesammelt.<br />

Dazu gibt es ein „Gespenstisches Theaterstück“ mit dem Titel: „Randale <strong>im</strong> B<strong>und</strong>estag“<br />

<strong>und</strong> reichlich Hinweise zur Bearbeitung von Alltagsrassismen. 110 Seiten, 2003, 6,- €<br />

• Lexikon für die Anti-Rassismusarbeit<br />

Das tägliche ABC für Alle, die der Gewalt <strong>und</strong> dem Rassismus das Wasser abgraben wollen.<br />

Zusammengetragen <strong>und</strong> erarbeitet von über dreißig Jugendinitiativen, Fachleuten <strong>und</strong><br />

den „Ruhrkanakern“, einer türkisch-finnisch-tamilisch-belgisch-bosnisch-jugoslawischmarokkanisch-rheinisch-westf.<br />

Jugendclique aus dem Ruhrgebiet.<br />

74 Seiten, 1999, 2,- €<br />

• Männer …<br />

Versuch einer Auseinandersetzung <strong>und</strong> Annäherung an Volker Elis Pilgr<strong>im</strong>. Ein Männerbuch<br />

von Christof Görlich, ISBN 978-3-00-026781-9, 140 Seiten, 2009, 6,- €<br />

• Marokko: Das Projekt<br />

Die Geschichte <strong>und</strong> Entwicklung einer engagierten <strong>und</strong> andauernden Partnerschaft<br />

zwischen den Berber-/innen in der Atlas-Sahara Grenzregion <strong>und</strong> Jugendinitiativen <strong>und</strong><br />

-zentren aus NRW. 88 Seiten, 1997, 6,- €<br />

223 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

• Mobbing – Praxis- <strong>und</strong> Methodenhandbuch<br />

Dieses Buch liefert Verhaltens- <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten gegen die „stille Gewalt“<br />

Vermittelt werden theoretische Kenntnisse <strong>und</strong> praktische Übungen <strong>und</strong> Methoden, um<br />

wirkungsvolle Handlungsstrategien für den sensibilisierenden Umgang mit Mobbing zu<br />

entwickeln. Komplett überarbeitete Neuauflage. 120 Seiten, 2009, 6,- €<br />

• Mobbing DVD Coole Monkeys mit Booklet (Didaktische Hinweise)<br />

4 Kurzfilme zur Thematisierung von Mobbing <strong>und</strong> Gewalt mit didaktischen Arbeitsmaterialien<br />

für Lernprozesse in der Schule, in der Arbeit mit Eltern <strong>und</strong> in der <strong>Jugendarbeit</strong>. Ein<br />

Projekt in Kooperation der Spiel- <strong>und</strong> Theaterwerkstatt Villigst <strong>und</strong> der Gewalt Akademie<br />

Villigst. 2007, 15,- €<br />

• No Nazis – Plakat <strong>und</strong> Aufkleberset<br />

Weil die neuen (<strong>und</strong> einige alte) Nazis <strong>im</strong>mer dreister werden <strong>und</strong> begonnen haben,<br />

überall in Deutschland „national befreite Zonen“ auszurufen <strong>und</strong> insbesondere Jugendliche<br />

für ihre Vorhaben einladen <strong>und</strong> missbrauchen, haben wir das Plakat <strong>und</strong> den<br />

Aufkleberbogen „No Nazis“ hergestellt. Unser gemeinsames Plakat kann neben anderen<br />

erprobten Strategien insbesondere auch bei Nazi-Aufmärschen <strong>und</strong> -demos dienen. Die<br />

„No Nazis“ DINA2 Plakate <strong>und</strong> DINA4 Aufkleber können je zu: 10 Ex = 5,- / 50 Ex = 20,- /<br />

100 Ex = 30,- / jedes weitere 0,30 € bestellt werden.<br />

• Politik begreifen<br />

Erfahrungen, Ideen <strong>und</strong> 40 handlungspraktische, konkrete Beispiele aus dem Projekt:<br />

Jugendliche machen Politik 128 Seiten, 2001, 6,- €<br />

• Projekthandbuch Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />

Handlungsorientierte <strong>und</strong> offensive Projekte, Aktionen <strong>und</strong> Ideen zur Auseinandersetzung<br />

<strong>und</strong> Überwindung von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in <strong>Jugendarbeit</strong>, Schule <strong>und</strong> Betrieb.<br />

Ausgezeichnet mit dem Gustav–Heinemann–Friedenspreis. 350 Seiten, Neuauflage 2000,<br />

(vergriffen)<br />

224


• Projekthandbuch Rechtsextremismus<br />

Handlungsorientierte Ideen, praktische Gegenstrategien <strong>und</strong> offensive Auseinandersetzungsformen<br />

mit rechtsextremistischen <strong>und</strong> rassistischen Tendenzen in Jugendszenen.<br />

248 Seiten, 1993, 10,- €<br />

• Rassismus begreifen<br />

Was ich schon <strong>im</strong>mer über Gewalt <strong>und</strong> Rassismus wissen wollte. Jugendliche haben ein<br />

schwieriges Thema in seine „Essentials“ zerlegt <strong>und</strong> in „verstehbare“ Sprache übersetzt.<br />

96 Seiten, 1997, 6,- €<br />

• Schule ohne Rassismus<br />

Nur noch über: www.schule-ohne-rassismus.org<br />

• SOS in Feuerland<br />

<strong>Kinder</strong> spielen für <strong>Kinder</strong> gegen Rassismus <strong>und</strong> Gewalt. Ein <strong>Kinder</strong>theaterprojekt mit<br />

Rollentexten, Regieanweisungen, Spielübungen, technischen Hinweisen <strong>und</strong> Erfahrungsberichten.<br />

84 Seiten plus Hörspielkassette <strong>im</strong> Set, 1997, 12,80 €<br />

• Soziales Lernen<br />

begreifen - verstehen - einüben … mit <strong>Kinder</strong>n in <strong>Kinder</strong>tagesstätten, Gr<strong>und</strong>schulen <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong> Kirchlichen Unterricht. Die Praktiker Martin Gürtler & Hans-Jörg Rosenstock haben<br />

mit diesem Praxis- <strong>und</strong> Methodenhandbuch eigene Erfahrungen „aus der Praxis für die<br />

Praxis“ überschaubar <strong>und</strong> griffig zusammengestellt. 124 Seiten, 2007, 6,- €<br />

• Spiele, Impulse <strong>und</strong> Übungen (Band 1)<br />

zur Thematisierung von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in der <strong>Jugendarbeit</strong>, Schule <strong>und</strong> Bildungsarbeit.<br />

Ca. 150 Übungen, um ohne „moralischen Zeigefinger“ Gewalt <strong>und</strong> Rassismus zu<br />

„begreifen“. 156 Seiten, 1996, 6,- €<br />

225 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

• Impulse <strong>und</strong> Übungen (Band 2)<br />

zur Thematisierung von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in der <strong>Jugendarbeit</strong>, Schule <strong>und</strong> Bildungsarbeit.<br />

Ca. 150 neue Übungen, um ohne „moralischen Zeigefinger“ Gewalt <strong>und</strong><br />

Rassismus zu „begreifen“. 140 Seiten, 2003, 6,- €<br />

• Übungen & Impulse (Band 3)<br />

zur Thematisierung von + Sensibilisierung für Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in der <strong>Jugendarbeit</strong>,<br />

Schule <strong>und</strong> Bildungsarbeit. Neue Übungen aus der Praxis von Trainer/innen der Gewalt<br />

Akademie Villigst. 124 Seiten, 2007, 6,- €<br />

• Theorien zur Gewalt<br />

Was jeder über die Theorien, Ursachen, Bedingungen, Erklärungs- <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

von Gewalt wissen sollte. - Die beiden in der Kampfkunst <strong>und</strong> Gewalt Akademie Villigst<br />

behe<strong>im</strong>ateten Praktiker- <strong>und</strong> Deeskalationstrainer/innen Sibylle & T<strong>im</strong> Bärsch haben,<br />

auch als Reflexion ihrer eigenen Praxis, in <strong>im</strong>menser Fleißarbeit die unterschiedlichsten<br />

wissenschaftlichen Forschungs-, Theorie- <strong>und</strong> Erklärungsansätze zur Gewalt recherchiert,<br />

geordnet <strong>und</strong> stellen diese nun verständlich, illustriert <strong>und</strong> gut lesbar für Praktiker/innen<br />

in der Gewaltpräventionsarbeit zur Vergewisserung der eigenen Praxis <strong>und</strong> Arbeit vor.<br />

148 Seiten, 2007, 6,- €<br />

• Villigster Gehe<strong>im</strong>waffel<br />

TOP SECRET <strong>und</strong> nur für Trainer/innen mit Gelassenheit, langem Atem, Humor <strong>und</strong> Empathie<br />

für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die selber Spaß am Exper<strong>im</strong>entieren, Ausprobieren<br />

<strong>und</strong> Realisieren von auch scheinbar verrückten Ideen zur Deeskalation von Gewalt haben.<br />

Weil es gut ist, <strong>im</strong>mer mindestens zwei Gehe<strong>im</strong>waffeln bei sich zu tragen (eine für die<br />

Täter/innen – eine als Nervennahrung für mich selber) gibt es ab sofort die Gehe<strong>im</strong>waffel<br />

(6x6x1,3cm) als Schoko-Haselnuss-Schnitte <strong>im</strong> 12er Pack für 3,- €.<br />

226


• Was ist nur los in Feuerland?<br />

Bilderbuch <strong>und</strong> Video von dem Künstler Klaus D. Schiemann zur Auseinandersetzung<br />

mit <strong>und</strong> zur Thematisierung von Vorurteilen, Gewalt <strong>und</strong> Rassismus. Als vierfarbiges<br />

Bilderbuch oder VHS-Video erhältlich. Buch oder Video je 10,- €<br />

• Wie die Elefanten auf die Bäume kommen<br />

Annita Kalpaka entwickelt in drei Kapiteln Chancen <strong>und</strong> Risiken interkulturellen <strong>und</strong><br />

pädagogischen Handelns in der Einwanderergesellschaft. Ein Buch aus der Praxis für<br />

Praktiker/innen. 120 Seiten, 2004, 6,- €<br />

• Villigster Deeskalationsteam Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />

Nur noch über: www.gewaltakademie.de / siehe Trainer/innenverzeichnis<br />

• Zebra Augenbinden<br />

Für Vertrauensübungen, Blinde – Kuh Spiele <strong>und</strong> mehr … Baumwolle, Zebramuster, 100<br />

x 7 cm, 10 Stück für 20,- €<br />

Bestellungen an:<br />

Gewalt Akademie Villigst <strong>im</strong> Amt für <strong>Jugendarbeit</strong> der EKvW<br />

Haus Villigst<br />

58239 Schwerte<br />

Tel: 02304-755190<br />

Fax: 02304-755-248<br />

Email: g.kirchhoff@afj-ekvw.de<br />

www.gewaltakademie.de | www.sos-rassismus-nrw.de<br />

www.buendnis-ekvw.de | www.aej-haus-villigst.de<br />

227 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus


<strong>101</strong><br />

Hinweise:<br />

Weil sich über 70 Initiativen <strong>und</strong> Gruppen an der Herausgabe dieses Handbuches beteiligt<br />

<strong>und</strong> Beiträge beigesteuert haben, ist unser Handbuch umfangreicher geworden als wir es<br />

ursprünglich geplant hatten.<br />

Aus Platzgründen haben wir deshalb ...<br />

a. auf ein Anschriftenverzeichnis aller mit herausgebenden Gruppen verzichtet<br />

(sie sind über eine Internet-Suche leicht auffindbar).<br />

b. alle Projekte alphabetisch (<strong>und</strong> nicht nach Themen) sortiert, um sie wie Stichworte schnell<br />

(wieder) finden zu können. So konnten wir uns vier Seiten Inhaltsverzeichnis sparen.<br />

Aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit werden in unserem Handbuch fast <strong>im</strong>mer<br />

Mädchen, Jungen, Männer <strong>und</strong> Frauen gleichermaßen angesprochen; manchmal sprechen<br />

wir (aus Platzgründen) allerdings von z.B. der „Oberbürgermeisterin“ <strong>und</strong> denken uns die<br />

männliche Form einfach mit.<br />

Häufig hören wir die Frage ... was denn die Pinguine (auf dem Umschlag) mit Rechtsextremismus<br />

zu tun haben ...?<br />

Wir sind der Meinung: Wer anfängt, Fragen zu stellen, fängt schon an zu verstehen!<br />

Eine Antwort auf diese Frage haben die Ruhrkanaker mit ihrem Buch: „Was ist nur los in Feuerland?“<br />

(Edition Zebra) gegeben. Eine andere Antwort ergibt sich aus der Gegenfrage<br />

... wie willkürlich Feindbilder in unserer Gesellschaft entstehen <strong>und</strong> sich verfestigen.<br />

228

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!