101 Projektideen - Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im ...
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<strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong><br />
gegen<br />
Rechtsextremismus
<strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus<br />
entstanden in Zusammenarbeit von:<br />
Gewalt Akademie Villigst<br />
SOS-Rassismus-NRW<br />
Amt für <strong>Jugendarbeit</strong> der EKvW<br />
Evangelische Jugend von Westfalen, Ag Gegen Rechts der Hagener <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendräte<br />
Anti-Rassismus Informations-Centrum, ARIC-NRW e.V.<br />
Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in NRW, AEJ - NRW<br />
Arbeitskreis Entwicklungspolitik e.V. AKE - Bildungswerk, Vlotho<br />
Aktionsbündnis für Toleranz <strong>und</strong> Demokratie gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus, Hagen<br />
Archiv der Jugendkulturen e.V. Berlin<br />
Awolon Trainerkollektiv Leverkusen<br />
Barn<strong>im</strong>er Kampagne „Light me Amadeu“ / www.light-me-amadeu.de<br />
Beratungsnetzwerk Rechtsextremismus <strong>im</strong> Regierungsbezirk Arnsberg<br />
Bezirksjugendwerk der AWO OWL – Bielefeld<br />
B<strong>und</strong> der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) NRW e.V.<br />
Cross - Company, Witten<br />
CVJM - Westb<strong>und</strong><br />
Deeskalationsteam Kuhfuß & Sandvoß<br />
Deutsche Vereinigung für politische Bildung NW e.V., www.dvpb-nw.de<br />
DGB Jugend NRW<br />
Die Schokofront<br />
DLRG - Jugend Nordrhein<br />
DOJO TEAM - Training gegen Gewalt <strong>und</strong> mehr<br />
DRK - Landesverband Nordrhein - Düsseldorf<br />
Evangelische <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>im</strong> Kirchenkreis Barn<strong>im</strong><br />
Evangelische Jugend Bielefeld<br />
1 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Evangelische Jugend Bochum-Weitmar (ejvw)<br />
Evangelische Jugend Hagen<br />
Evangelische Jugend <strong>im</strong> Kirchenkreis Schwelm<br />
Evangelische Jugend <strong>im</strong> Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken<br />
Evangelische Jugend, Lukas-Zentrum, Raesfeld<br />
Evangelischer Kirchenkreis Recklinghausen, FB: Bildung <strong>und</strong> Soziale Gerechtigkeit<br />
Evangelischer Kirchenkreis Kleve, Jugendbildung<br />
Evangelisches Jugendpfarramt Bochum<br />
Evangelisches Jugendpfarramt Köln<br />
Evangelisches Jugendreferat <strong>im</strong> Kirchenkreis Vlotho<br />
Evangelisches Jugendreferat Hamm<br />
Evangelisches Jugendreferat, Kirchenkreis Münster<br />
Evangelisches Jugendreferat Iserlohn<br />
Evangelisches <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendzentrum Valdorf (EKJZ)<br />
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>im</strong> Zentrum Bildung der EKHN<br />
Fishermen’s Office - Evangelisches Jugendreferat Herne<br />
Forum-Pro-Demokratie Bad Münstereifel<br />
Friedensgruppe Lüdenscheid<br />
Gedenktag 2. April in Wewelsburg - Verein wider das Vergessen <strong>und</strong> für Demokratie e.V.<br />
Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V., Berlin<br />
GEW, Gewerkschaft Erziehung <strong>und</strong> Wissenschaft, Landesverband NRW<br />
Info- <strong>und</strong> Bildungsstelle der Stadt Köln<br />
Institut für konstruktive Konfliktlösung, Vettweiß<br />
Integrationsbüro der Stadt Bochum<br />
IN VIA-Katholische Jugendsozialarbeit Unna<br />
Jugendamt Stadt Schwerte<br />
Jugend der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Pesch<br />
Jugendinformations- <strong>und</strong> -beratungszentrum Stadt Münster<br />
Jugendreferat Evangelischer Kirchenkreis Kleve<br />
Jugendreferat des Kirchenkreises Siegen<br />
Jugendring Hagen e.V.<br />
2
Jugendrotkreuz LV Nordrhein<br />
Jugendschutz Dinslaken<br />
Jugendschutz, Stadt Langenfeld<br />
Jugendwerk Ostbevern e.V.<br />
Jugendzentrum Auf der Höhe, Kettwig<br />
Jugendzentrum Tempel Duisburg<br />
Junge Gruppe NRW / Gewerkschaft der Polizei<br />
Katholische Landesarbeitsgemeinschaft <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendschutz Nordrhein-Westfalen e.V.<br />
<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendreferat <strong>im</strong> Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg<br />
<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendring Bochum e.V.<br />
Kirchenkreis Paderborn, Amt für <strong>Jugendarbeit</strong><br />
Kreisjugendamt Hochsauerlandkreis<br />
Kreisjugendring L<strong>im</strong>burg-Weilburg e.V.<br />
Landeszentrale für politische Bildung Thüringen<br />
Lukas - Zentrum Raesfeld<br />
mob<strong>im</strong> – Mobile Beratung <strong>im</strong> Regierungsbezirk Münster. Gegen Rechtsextremismus, für Demokratie.<br />
Poltrain - Trainings gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />
Roth - Trainings, www.roth-trainings.de<br />
Q1 Jugendkulturzentrum - Bergisch Gladbach<br />
RAA der Stadt Dortm<strong>und</strong><br />
RAA Solingen<br />
Ruhrkanaker<br />
Schüler - Lehrer - Netz <strong>im</strong> Jenaer Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus<br />
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage / www.schule-ohne-rassismus.org<br />
SJD - Die Falken, Kreisverband Essen<br />
SJD - Die Falken, Kreisverband Neuss<br />
Stadtjugendring Hameln e.V.<br />
Verband Christlicher Pfadfinderinnen <strong>und</strong> Pfadfinder, Land Westfalen<br />
Verb<strong>und</strong> e.V. – Berlin<br />
VNB, Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V., Barnstorf<br />
3 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Diese Ausgabe von „<strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus“ ist eine aej-Sonderausgabe <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Initiative gegen Rechtsextremismus, in Kooperation mit der Gewalt Akademie Villigst. Alle Rechte liegen bei<br />
der Gewalt Akademie Villigst.<br />
Herausgeberin:<br />
Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej)<br />
Otto-Brenner-Straße 9, 30159 Hannover, E-Mail: info@evangelische-jugend.de, www.evangelische-jugend.de<br />
in Kooperation mit:<br />
Gewalt Akademie Villigst, c/o Ralf-Erik Posselt, Amt für <strong>Jugendarbeit</strong> der EKvW<br />
Haus Villigst, 58239 Schwerte, Tel: 02304-755190, E-Mail: netzwerk@afj-ekvw.de<br />
www.gewaltakademie.de / www.sos-rassismus-nrw.de<br />
Rechte: © Gewalt Akademie Villigst<br />
Redaktion: Maja, Stefanie, René, Maj-Leena, Diana, Hendrik, Ralf-Erik, Xenia, Shirin, Daniel, Ferray, Aslihan<br />
Redaktion der Sonderausgabe: Florian Dallmann, Ralf-Erik Posselt<br />
Textnachweis: Für einige Texte <strong>und</strong> Bilder in diesem Handbuch waren die Urheber(innen) oder Rechtsinhaber(innen)<br />
trotz großer Bemühungen nicht mehr festzustellen. Diese bitten wir, sich mit Ralf-Erik Posselt<br />
<strong>im</strong> Amt für <strong>Jugendarbeit</strong> der EKvW in Verbindung zu setzen, um rechtmäßige Ansprüche abzuklären.<br />
Grafische Überarbeitung, Satz <strong>und</strong> Titelgestaltung:<br />
STUDIOPROKOPY Agentur für Grafik <strong>und</strong> Fotografie Potsdam, www.prokopy.de<br />
Druck: Spreedruck GmbH Berlin<br />
gefördert vom:<br />
2010 | ISBN: 978-3-00-027320-9<br />
4
Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus <strong>und</strong> Rassismus<br />
– nicht bei uns!<br />
Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> rechtsextremes Gedankengut sind in unserer Gesellschaft kein<br />
Randphänomen. Rechtsextremismus ist ein zentrales Problem der demokratischen Gesellschaft<br />
in unserem Land <strong>und</strong> tritt auf vielfältige Art <strong>und</strong> Weise auf. Doch Abwandlungen<br />
dieses braunen Gedankenguts sind nicht nur auf rechte Gruppierungen beschränkt. In<br />
weiten Teilen der Gesellschaft fallen Teile rechtsextremer Propaganda auf fruchtbaren<br />
Boden. Auch <strong>im</strong> Alltagsleben finden sich intolerante Gr<strong>und</strong>einstellungen, autoritäre Denkmuster,<br />
Gewaltbereitschaft gegen Andersdenkende <strong>und</strong> eine Ablehnung von Menschen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> wieder. Diese Gr<strong>und</strong>st<strong>im</strong>mung mobilisiert rechtsextreme Gruppen,<br />
die versuchen, auf diese Potentiale aufzusetzen, die Gesellschaft zu radikalisieren <strong>und</strong><br />
politische Macht zu organisieren.<br />
Rechtsextremismus findet sich in der Mitte der Gesellschaft <strong>und</strong> allen Altersgruppen wieder.<br />
Die Jugend ist eine begehrte Zielgruppe rechtsextremer Organisationen. Beeinflusst<br />
durch eine schwierige Situation am Arbeitsmarkt, die Auswirkungen der zunehmenden<br />
Globalisierung <strong>und</strong> die Bedrohung der Umwelt sowie die Veränderung traditioneller<br />
Familien- <strong>und</strong> Sozialstrukturen sieht sich unsere Gesellschaft vor Problemen, die nicht<br />
von heute auf morgen gelöst werden können. Hier setzen rechtsextreme Parteien an. Sie<br />
bieten vermeintliche Lösungen <strong>und</strong> geben vor, bei ihnen sei Orientierung <strong>und</strong> soziale Halt<br />
zu finden.<br />
Jeder Rückzug demokratischer Organisationen aus der gesellschaftlichen Verantwortung<br />
bietet rechtsextremen Politik- <strong>und</strong> Identitätsangeboten die Möglichkeit der Entfaltung. Die<br />
Veränderung von sozio-kulturellen Milieus, in denen Demokratie gelebt wird, erleichtert<br />
die soziale <strong>und</strong> organisatorische Ausbreitung rechtsextremer Organisationen. Der Mangel<br />
an Angeboten demokratischer <strong>und</strong> wertgeb<strong>und</strong>ener <strong>Jugendarbeit</strong> hinterlässt Lücken,<br />
die Rechtsextreme nutzen <strong>und</strong> füllen. Die Reichweite demokratischer Institutionen wird<br />
dadurch beschränkt. Diese Schwäche der demokratischen Gesellschaft erhöht die Wirksamkeit<br />
rechtsextremer sozialer Initiativen.<br />
5 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Nächstenliebe braucht Klarheit!<br />
Als Christinnen <strong>und</strong> Christen beziehen wir klar zu diesen rechtsextremen Vorstößen Stellung,<br />
denn sie fordern uns <strong>und</strong> unser christliches Menschenbild heraus, wie es in unseren<br />
Gruppen, Verbänden <strong>und</strong> Gemeinden geglaubt <strong>und</strong> gelebt wird. Wir glauben an einen<br />
Gott, der sich allen Menschen in bedingungsloser Liebe zuwendet. Am klarsten wird dies<br />
dadurch, dass Jesus Christus für alle Menschen am Kreuz gestorben ist. Daher hat kein<br />
Mensch das Recht, sich über den anderen zu stellen.<br />
Jeder Mensch hat die unverfügbare gottgegebene Würde. Alle Ideologien <strong>und</strong> Haltungen,<br />
die Menschen diesen Wert <strong>und</strong> diese Würde aberkennen, lassen sich mit dem christlichen<br />
Glauben nicht vereinbaren.<br />
Wir bezeugen als mündige <strong>und</strong> tätige Gemeinde Jesu Christi das Evangelium <strong>und</strong> orientieren<br />
unser Handeln am Gebot der Nächstenliebe. Daher ist in der christlichen Gemeinschaft ein<br />
offenes <strong>und</strong> individuelles Zueinanderfinden möglich. Bei uns haben menschenverachtende<br />
Überzeugungen, Rechtsextremismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus <strong>und</strong><br />
Rassismus keinen Platz. Dies bedeutet zu allererst <strong>im</strong>mer wieder uns selbst <strong>und</strong> unser<br />
Zusammenleben zu prüfen <strong>und</strong> selbstkritisch diesen Anspruch <strong>im</strong>mer wieder zu erneuern<br />
<strong>und</strong> zu verwirklichen. Der kritische Dialog mit anderen Kulturen hilft uns dabei, Denken,<br />
Wirken <strong>und</strong> Handeln zu reflektieren.<br />
Die Verantwortung als Christinnen <strong>und</strong> Christen reicht darüber hinaus. Wir treten ein für<br />
Freiheit, Demokratie, die Einhaltung der Menschenrechte, Toleranz <strong>und</strong> Akzeptanz, Gleichberechtigung<br />
<strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Solidarität <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit.<br />
In unserer Arbeit zeigt sich dies beispielsweise in folgenden Formen:<br />
• In unseren vielfältigen Angeboten können <strong>Kinder</strong>, Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene<br />
Zugehörigkeit erfahren, die eigene Persönlichkeit entwickeln <strong>und</strong> eigenverantwortliches,<br />
solidarisches Handeln lernen. Wir bieten jungen Menschen Orientierungs- <strong>und</strong> Reibungsflächen<br />
auf ihrem Weg zur Entwicklung einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit.<br />
6
• Wir bieten ein breites Lebens-, Lern- <strong>und</strong> Erfahrungsfeld für junge Menschen <strong>und</strong> ermöglichen<br />
ihnen, in eine demokratische Gesellschaft hineinzuwachsen. Was wir <strong>im</strong> Alltag<br />
erleben <strong>und</strong> erfahren, setzen wir in politisches Handeln um. Das Hören <strong>und</strong> Diskutieren<br />
aller Meinungen ist uns wichtig; nicht alle Meinungen teilen wir. Die Arbeit <strong>im</strong> Verband<br />
fördert die eigene Meinungsbildung, ermöglicht persönliche Mitbest<strong>im</strong>mung <strong>und</strong> trägt<br />
dazu bei, ein demokratisches Gr<strong>und</strong>gefühl zu entwickeln <strong>und</strong> zu festigen.<br />
• Die Arbeit der Evangelischen Jugend ist darauf ausgelegt, auch bisher noch nicht erreichte<br />
Jugendliche in Gruppen <strong>und</strong> Gemeinschaften zu integrieren. Wir setzen uns für Integration<br />
ein <strong>und</strong> führen selbst Projekte <strong>und</strong> Aktionen in diesem Bereich durch.<br />
• Wir stehen in friedlichem <strong>und</strong> konstruktivem Austausch, auch über Grenzen <strong>und</strong> Konfessionen<br />
hinweg <strong>und</strong> bieten Räume <strong>und</strong> Begegnungsmöglichkeiten zum interreligiösen Dialog.<br />
• Durch unsere vielfältige Bildungsarbeit versetzen wir Jugendliche in die Lage, selbstständig<br />
zu einer reflektierten Sicht auf gesellschaftliche <strong>und</strong> politische Prozesse zu kommen.<br />
Wir machen uns für Gerechtigkeit stark <strong>und</strong> bringen dieses Anliegen in die Gesellschaft<br />
ein. Sozial benachteiligte Jugendliche erfahren bei uns Unterstützung. Junge Menschen<br />
brauchen verlässliche Zukunftsperspektiven. Die in der aej zusammengeschlossenen<br />
Mitglieder verpflichten sich<br />
• zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den biblischen Gr<strong>und</strong>lagen unseres Glaubens,<br />
die unmissverständlich auf die unverfügbare <strong>und</strong> gottgegebene Würde jedes Menschen<br />
verweisen.<br />
• zur kritischen Auseinandersetzung mit politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Positionen.<br />
• zu der Aufnahme des Themas Rechtsextremismus in die Aus- bzw. Weiterbildung von<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern.<br />
7 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
• die Zusammenarbeit mit anderen demokratischen Kräften der Gesellschaft zu suchen,<br />
entsprechende Bündnisse anzustreben <strong>und</strong> sich aktiv an Aktionen gegen den Rechtsextremismus<br />
zu beteiligen bzw. diese nach Möglichkeit zu unterstützen.<br />
• zu einer noch intensiveren Aufklärungsarbeit sowohl innerhalb der Evangelischen Jugend<br />
als auch in Schule <strong>und</strong> Gesellschaft.<br />
• besonderes Augenmerk auf demokratische Angebote auch in strukturschwachen ländlichen<br />
Räumen zu legen <strong>und</strong> dies nicht rechtsextremen Organisationen zu überlassen.<br />
Die jungen Menschen in den Angeboten <strong>und</strong> Gruppen der Evangelischen Jugend rufen<br />
wir auf:<br />
• Toleranz zu üben <strong>und</strong> gerechten Sprachgebrauch umzusetzen.<br />
• sich aktiv in die demokratische Gesellschaft einzubringen <strong>und</strong> vom Wahlrecht bewusst<br />
Gebrauch zu machen.<br />
• Zivilcourage zu zeigen <strong>und</strong> zu unterstützen: Hinsehen statt Wegsehen. Handeln statt<br />
Zögern.<br />
• Grenzen zwischen den Menschen zu überwinden <strong>und</strong> gemeinsam an der Entwicklung<br />
einer toleranten <strong>und</strong> offenen Gesellschaft mitzuwirken.<br />
Abst<strong>im</strong>mungsergebnis: einst<strong>im</strong>mig bei 1 Enthaltung beschlossen<br />
Beschluss der 120. Mitgliederversammlung<br />
der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland. e.V. (aej)<br />
8
Quelle: www.zentrum-demokratische-kultur.de<br />
Zwiebelmodell nach ZDK / Berlin<br />
Das „Zwiebelmodell“ des modernen Rechtsextremismus veranschaulicht grafisch die<br />
verschiedenen zusammenhängenden Elemente der rechtsextremen Bewegung.<br />
Nach diesem Modell besteht die rechtsextreme Bewegung aus mehreren Schichten, die<br />
gemeinsam ein zusammenhängendes Ganzes bilden.<br />
Den Organisationskern bilden die Amts- <strong>und</strong> Mandatsträger/innen der rechtsextremen<br />
Parteien sowie die Neo-Nazi-Kader <strong>und</strong> Kameradschaftsführer/innen.<br />
Die zweite Schicht umfasst die Mitglieder <strong>und</strong> Aktivist/innen der Szene.<br />
Im dritten Ring befindet sich das unmittelbare Umfeld (Mitläufer/innen),<br />
gefolgt von dem äußersten Ring mit dem<br />
kulturell-ideologische Umfeld (Sympathisant/innen).<br />
Alle Schichten sind wiederum geprägt von verschieden hohen Ideologie-<br />
sowie Organisationsgraden. Diese Grade steigen, je weiter man in<br />
den Kern vorstößt. Das verbindende Element <strong>im</strong> Rechtsextremismus ist<br />
die Ungleichwertigkeit von Menschen. In der Konsequenz führt dies zu<br />
einer Ablehnung der unantastbaren Menschenwürde.<br />
Die Differenzierung in verschiedene Zwiebelschalen ist notwendig, um die Grenzen von<br />
pädagogischer Prävention <strong>und</strong> Intervention zu verdeutlichen. Diese reicht nur bis zum<br />
unmittelbaren Umfeld.<br />
Verfestigt sich das rechte Gedankengut zu einem geschlossenen Weltbild, wechselt die<br />
Zuständigkeit in die Bereiche Polizei, Staatsschutz <strong>und</strong> Justiz.<br />
9 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Warum wir etwas tun müssen …<br />
Es ist ein langer Weg zu einer Gesellschaft ohne Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus, aber<br />
es ist ein guter <strong>und</strong> der richtige Weg. Der Staat muss seinen Teil dazu beitragen, aber wir<br />
dürfen uns nicht allein auf ihn verlassen.<br />
Wir brauchen Netzwerke, Kooperationen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen gegen rechtsextremistische<br />
Menschenverachtung. Wenn wir in einer weltoffenen <strong>und</strong> friedlichen Gesellschaft<br />
leben wollen, müssen wir selbst aktiv werden. Von alleine entsteht sie nicht.<br />
Jugendliche sind Zielgruppe Nr. 1 … Aktionen <strong>und</strong> Erscheinungsformen des Rechtsextremismus<br />
sind heute weder altbacken noch ewig gestrig - eine Szene <strong>im</strong> modernen Gewand<br />
fordert die politische Bildung heraus. Jugendliche sind die Zielgruppe Nummer eins: Websites<br />
als interaktives Medium zur Ansprache, kostenlose Musik-CDs als Köder, ein breites<br />
Bekleidungssort<strong>im</strong>ent als Ausdruck eines rechtsextremistischen Lifestyles, organisierte<br />
Freizeiten, <strong>Kinder</strong>betreuung, Hausaufgabenhilfen <strong>und</strong> Partys, Konzerte, Demonstrationen<br />
<strong>und</strong> Sonnwendfeiern als Events mit Unterhaltungswert - all dies steht für eine neue Qualität<br />
rechtsextremistischer Propaganda. Feindbilder <strong>und</strong> Identitätsangebote sind in dieser<br />
Erlebniswelt allgegenwärtig.<br />
Gerade an Jugendliche richtet die Szene ihre wichtigsten Werbebotschaften: „Kameradschaft“<br />
<strong>und</strong> Zusammenhalt in unsicheren Zeiten. Gleichzeitig nehmen Tarnungstendenzen<br />
zu: Aktivisten hüllen menschenverachtende Vorstellungen in Andeutungen <strong>und</strong> verbannen<br />
einschlägige Symbole zugunsten unverdächtiger Codes in die Schublade.<br />
Die Würde des Menschen ist unantastbar … ist die zentrale Gr<strong>und</strong>lage unseres Zusammenlebens.<br />
Deshalb beginnt damit unser Gr<strong>und</strong>gesetz.<br />
Dieser Gr<strong>und</strong>satz prägt auch internationale Menschenrechtsabkommen, zu denen sich die<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, wie die meisten Länder der Welt, verpflichtet hat.<br />
10
Deutschland ist ein Einwanderungsland … <strong>und</strong> das schon seit weit über 50 Jahren. Die<br />
Menschen kamen damals <strong>und</strong> heute aus anderen europäischen Ländern, aus Afrika, aus<br />
dem Nahen Osten, auch aus Asien <strong>und</strong> Amerika. Sie kamen <strong>und</strong> kommen als Flüchtlinge,<br />
Spätaussiedler, Arbeitsmigranten oder weil ihre Familien schon in Deutschland leben.<br />
Ihre <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Enke/innenl sind genauso Teil der vielfältigen deutschen Gesellschaft wie<br />
diejenigen, die deutsche <strong>und</strong> eingewanderte Vorfahren haben <strong>und</strong> wie diejenigen, die<br />
keine Wanderungsgeschichte in ihrer Familie haben. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe,<br />
diese vielen Geschichten, Erfahrungen <strong>und</strong> Hoffnungen gleichberechtigt zu gestalten.<br />
Abschottung <strong>und</strong> Ablehnung ist keine Lösung.<br />
Jede/r kann Opfer von Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus werden … denn Rassismus<br />
zielt nicht nur auf Herkunft oder Hautfarbe. Er richtet sich auch gegen Religionen, Weltanschauungen,<br />
sexuelle Identität, Geschlecht, Behinderung oder Alter. Rassistische<br />
Überzeugungen sind nicht »logisch«. Der Kampf gegen Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus<br />
in unserer Gesellschaft ist deshalb in unser aller Interesse, weil sich die Reihenfolge der<br />
Opfer (heute ich morgen du) willkürlich entwickelt <strong>und</strong> alsbald Alle betrifft.<br />
Rechtsextremisten widersprechen einer weltoffenen Gesellschaft … wie wir sie sein wollen<br />
<strong>und</strong> sein müssen. Eine Gesellschaft mit verschiedenen Kulturen, Religionen <strong>und</strong> Sprachen<br />
ist <strong>im</strong> Zeitalter der Globalisierung nicht mehr wegzudenken. Sie ist darauf angewiesen,<br />
für Menschen aus aller Welt attraktiv zu sein <strong>und</strong> ihnen Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten<br />
zu bieten.<br />
Rechtsextremismus gehört zum Alltag in Deutschland. Alltäglich engagieren sich aber<br />
auch viele Menschen vor Ort gegen rechtsextreme Taten <strong>und</strong> Geisteshaltungen. In vielen<br />
Initiativen <strong>und</strong> Organisationen vor Ort, in Schulen <strong>und</strong> Jugendeinrichtungen n<strong>im</strong>mt das<br />
Engagement breiten Raum ein. In christlichen <strong>und</strong> anderen religiösen Gemeinden, in den<br />
Gewerkschaften, in Sportverbänden, in Asylinitiativen <strong>und</strong> in der gewerblichen Wirtschaft<br />
ist die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus ein wichtiges Thema<br />
geworden. Menschen engagieren sich in der Projekt- <strong>und</strong> Bildungsarbeit, mit Angeboten<br />
11 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
für Aussteiger aus der rechten Szene, mit Informations- <strong>und</strong> Dokumentationszentren <strong>und</strong><br />
leisten damit einen wichtigen Beitrag für das friedliche Zusammenleben von Menschen<br />
verschiedener Nationalität, Hautfarbe, Kultur <strong>und</strong> Religion in Deutschland.<br />
12
Eines von vielen tollen Beispielen:<br />
Am 18. Oktober 2007 schrieb der Geschäftsführer<br />
eines Dresdner Hotels einen öffentlichen<br />
Brief an zwei NPD-Abgeordnete des<br />
Sächsischen Landtags. Diese hatten online<br />
ein Hotelz<strong>im</strong>mer bei ihm gebucht, doch der<br />
Geschäftsführer stellte ethische Gr<strong>und</strong>sätze<br />
über das Umsatzinteresse des Hotels:<br />
»Da Sie in unserem Hause nicht willkommen sind <strong>und</strong> ich es auch meinen Mitarbeitern<br />
nicht zumuten kann, Sie zu begrüßen <strong>und</strong> zu bedienen, haben wir<br />
[den Betreiber der Homepage] gebeten, die Buchung zu stornieren. Sollte dies aus<br />
vertraglichen Gründen nicht möglich sein, darf ich Sie darauf hinweisen, dass ich<br />
sämtliche in unserem Hause durch Sie getätigten Umsätze unmittelbar als Spende<br />
an die Dresdner Synagoge weiterleiten werde.<br />
Betrachten Sie dies als kleinen Beitrag zur Wiedergutmachung für die Schäden,<br />
die Ihre damaligen Gesinnungsgenossen der Synagoge <strong>und</strong> vor allem ihren früheren<br />
Besuchern zugefügt haben. […] In der Hoffnung, dass Sie eine zu Ihnen passende<br />
Unterkunft finden <strong>und</strong> uns Ihr Besuch erspart bleibt verbleiben wir mit fre<strong>und</strong>lichen<br />
Grüßen …«<br />
Was ich selber tun kann … Mitmachen! Egal, ob du eine Schulprojektwoche organisieren<br />
möchtest oder eine Sportveranstaltung nutzt, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu<br />
setzen, ob du ein Konzert mit internationalen Musikern oder einen Gedenkstättenbesuch<br />
planst – es gibt viele Wege, um dem Rechtsextremismus entgegenzutreten.<br />
Mehr Infos: www.interkultureller-rat.de & www.<strong>im</strong>.nrw.de<br />
13 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Damit wir uns richtig verstehen!<br />
„Wir haben es nicht nur mit Menschen zu tun, die wir bilden oder verändern können,<br />
sondern auch mit solchen, bei denen die Würfel bereits gefallen sind, vielfach solchen,<br />
für deren besondere Persönlichkeitsstruktur es charakteristisch ist, dass sie in einem<br />
gewissen Sinne verhärtet, nicht eigentlich der Erfahrung offen sind, nicht flexibel, kurz:<br />
unansprechbar.<br />
Diesen Menschen gegenüber, die <strong>im</strong> Prinzip lieber auf Autorität ansprechen, <strong>und</strong> die sich<br />
in ihrem Autoritätsglauben auch nur schwer erschüttern lassen, darf auf Autorität nicht<br />
verzichtet werden.<br />
Wo sie sich ernsthaft vorwagen bei antisemitischen Manifestationen, müssen die wirklich<br />
zur Verfügung stehenden Machtmittel ohne Sent<strong>im</strong>entalität angewendet werden, gar nicht<br />
aus Strafbedürfnis oder um sich an diesen Menschen zu rächen, sondern um ihnen zu<br />
zeigen, dass das Einzige, was ihnen wirklich <strong>im</strong>poniert, nämlich wirklich gesellschaftliche<br />
Autorität, einstweilen dann noch gegen sie steht ...<br />
Ich fürchte, durch Maßnahmen einer noch so<br />
weit gespannten Erziehung wird es sich kaum<br />
verhindern lassen, dass Schreibtischmörder<br />
nachwachsen. Aber dass es Menschen gibt,<br />
die unten, eben als Knechte das tun, wodurch<br />
sie ihre eigene Knechtschaft verewigen <strong>und</strong><br />
sich selbst entwürdigen ..., dagegen lässt<br />
sich doch durch Erziehung <strong>und</strong> Aufklärung<br />
ein Weniges unternehmen.“<br />
(aus: Erziehung nach Auschwitz,<br />
Theodor-W. Adorno)<br />
14
Ab[ART]ig: Promi - Kunst gegen rechte Gewalt<br />
Die Idee: Da Rechtsextremismus nicht allein ein Problem junger Menschen ist, sondern<br />
seine Wurzeln mitten in der Gesellschaft hat, sind alle aufgerufen, sich dagegen zu stellen.<br />
Um dieses deutlich zu machen, entwickelten die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der<br />
Evangelischen Jugend Bottrop einen originellen Plan, der auf die Bereitschaft möglichst<br />
vieler Menschen setzt - <strong>Kinder</strong>, Jugendlicher wie Erwachsener -, sich mit der Thematik<br />
auseinanderzusetzen <strong>und</strong> aktiv zu werden.<br />
Das Projekt: Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, Persönlichkeiten aus Politik,<br />
Wirtschaft, Musik, Film <strong>und</strong> Fernsehen, aber auch ganz normale Bürger <strong>und</strong> Schulklassen<br />
aus Bottrop, wurden angeschrieben. Sie erhielten nicht nur einen Brief, sondern auch ein<br />
Paket mit verschiedenen Inhalten. Das konnte ein Globus oder Felsbrocken, das konnten<br />
Turnschuhe, Bücher, Filzstifte oder andere Gegenstände sein. Die Empfänger wurden<br />
aufgefordert, „in irgendeiner Form zum Thema Rechtsextremismus gestalterisch tätig<br />
zu werden.“ Die anfängliche Skepsis, ob die Leute mitmachen, sich Zeit zur Beteiligung<br />
nehmen würden, war schnell verflogen. Zahlreiche Antworten trafen ein, darunter mehr<br />
als 25 Kunstwerke, die aus dem zugesandten Material entstanden sind.<br />
Daraus wurde eine Ausstellung zusammengestellt. Sie wurde in der Auferstehungskirche<br />
in Bottrop-Batenbrock gezeigt. Einige der Exponate sind <strong>im</strong> Internet <strong>und</strong> als Video zu<br />
sehen (www.ab-art-ig.de). Die Ausstellung: Kaum verschickt - schon wieder da. Wolf von<br />
Lojewski vom ZDF „heute journal“ hat als erster auf unsere Post reagiert <strong>und</strong> ein Gedicht<br />
zurückgeschickt:<br />
Es war eine Ente in Gonsenhe<strong>im</strong>, die war so stolz, was besonderes zu sein, sie kleckste<br />
unverhohlen auf Federvieh aus Polen <strong>und</strong> prügelte mit dem Fähnchen auf holländische<br />
Hähnchen. Doch eines Tages macht es knack, sie endete als Peking Duck.<br />
Infos: www.ab-art-ig.de<br />
15 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Aktion NOTEINGANG<br />
Bei der Aktion NOTEINGANG geht es darum, Bündnispartner zu suchen <strong>und</strong> zu finden <strong>und</strong><br />
dann zum Beispiel an der eigenen Haus-, Laden-, Auto-, Dienststellentür usw. den DIN A 5<br />
Aufkleber anzubringen.<br />
16<br />
Mit diesem Aufkleber sollen<br />
alle Menschen angesprochen<br />
werden, die in Bedrohungs-<br />
oder Gewaltsituationen Schutz<br />
benötigen. Jeder Mensch kann<br />
in eine Situation geraten, in der<br />
er Hilfe benötigt.<br />
Gut ist es dann zu wissen, wo<br />
ich Hilfe bekomme. Hilfeleistung<br />
für Menschen in Not ist<br />
Bürgerpflicht <strong>und</strong> eigentlich eine<br />
Selbstverständlichkeit. Oft ist<br />
dies in Vergessenheit geraten.<br />
Die Aktion NOTEINGANG kann ein geeignetes Mittel sein, wenn es darum geht, Sensibilität,<br />
Zivilcourage <strong>und</strong> Solidarität zu entwickeln <strong>und</strong> zu stabilisieren.<br />
Je größer die Zahl derer wird, die sich an der Aktion beteiligen, desto deutlicher wächst<br />
das Bekenntnis unserer Gesellschaft zu Zivilcourage <strong>und</strong> Solidarität.<br />
Mehr Infos: www.buendnis-ekvw.de (Aktion Noteingang), Die Aufkleber (DIN A 5) gibt es<br />
bei SOS-Rassismus-NRW.
Aktionstag zum Thema Rassismus<br />
Organisiert an eurer Schule einen Aktionstag, bei dem ihr Workshops zum Beispiel zu den<br />
Themen „Rassismus in der Schule“, „Codes <strong>und</strong> Symbole der rechten Neonaziszene“ oder<br />
„Zivilcourage“ diskutiert. So macht ihr euch <strong>und</strong> eure Mitschüler/innen schlau! Für Lehrer/<br />
innen sind solche Seminar best<strong>im</strong>mt auch von Interesse.<br />
Tipps: Zur Unterstützung könnt ihr euch auch Expert/innen zu den gewählten Themen<br />
einladen, die zu einem Thema referieren. Expert/innen findet ihr in örtlichen Jugendverbänden,<br />
z.B. bei der DGB Jugend oder den SJD die Falken. Einfach nachfragen!<br />
Achtung: Um deutlich zu machen, was ihr alles erfahren <strong>und</strong> gemacht habt, könnt ihr zur<br />
Dokumentation auch ein Plakat mit Fotos, Sprüchen oder Comics gestalten. Das könnt ihr gut<br />
ans schwarze Brett hängen, um noch mehr Schüler für dieses Thema zu sensibilisieren.<br />
Mehr Infos: www.bielefeld-dgb.de/jugend<br />
17 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Bahnhofshalle<br />
Alle Teilnehmenden (ca. 15-50 Leute) befinden sich (in einem Raum) in der „Bahnhofshalle“.<br />
Plötzlich taucht eine Clique von „Randalierern“ (zwei oder drei Leute, „bewaffnet“ zum<br />
Beispiel mit Encounter-bats/Schaumstoffschlägern/Kissen) auf. Jede/r soll nun einmal<br />
durch diese Gruppe, die sich in der Mitte des Raumes „bedrohlich“ postiert hat, hindurch<br />
laufen <strong>und</strong> über die Sprache, M<strong>im</strong>ik <strong>und</strong> Körpersprache deutlich signalisieren: „Mit mir<br />
nicht!“<br />
Mit der Zeit werden die „Randalierer“ weniger zaghaft, sie beginnen, einzelne Passant/<br />
innen „anzubaggern“. Immer wenn es Stress gibt (weil die Passanten sich möglicherweise<br />
zu helfen wissen), brechen sie ihre „Anmache“ ab <strong>und</strong> suchen sich ein neues Opfer. Je nach<br />
Spannung <strong>und</strong> St<strong>im</strong>mung kann diese Übung länger dauern (zum Beispiel, indem jede/r<br />
einzeln angebaggert wird).<br />
Nach jeder Übung sollte eine Reflexionsphase folgen.<br />
• Was wurde beobachtet?<br />
• Gab es etwas Besonderes?<br />
• Was für Gefühle waren spürbar?<br />
• Hatten best<strong>im</strong>mte Verhaltensweisen <strong>und</strong> eigene St<strong>im</strong>mungen oder Gefühle<br />
Auswirkungen auf die entsprechende Konfliktsituation?<br />
• Gab es eine Strategie?<br />
• Hat jemand eine neue oder andere Idee?<br />
Als Trainer sollten Sie sich mit gut gemeinten Ratschlägen <strong>und</strong> Rezepten zurückhalten,<br />
da dies zu schnell <strong>und</strong> zu leicht als Hinweis für „richtiges Verhalten“ bewertet wird. Bei<br />
diesen Übungen gibt es nur sehr eingeschränkte Kriterien für falsch <strong>und</strong> richtig. Wichtig<br />
bleibt allein, was die Teilnehmer für sich selber als günstig, gut, geeignet oder ungünstig,<br />
schlecht, ungeeignet herausfinden, formulieren <strong>und</strong> ausprobieren!<br />
18
19 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Banner <strong>und</strong> Websites gegen Rechtsextremismus<br />
Ein einfacher <strong>und</strong> öffentlich sichtbarer Weg, aktiv gegen Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />
Stellung zu beziehen, ist das Verwenden von antirassistischen Bannern auf Websites. Durch das<br />
Einbinden solcher Embleme macht man klar: Rechtsextreme haben hier nichts zu suchen.<br />
Viele Internet-Communities (z.B. Online-Gamer) binden in ihre Portale bereits seit langer<br />
Zeit solche antirassistischen Bilder ein. Viele Variationen dieser Banner sind <strong>im</strong> Netz zu<br />
finden, die man sich kostenlos herunterladen <strong>und</strong> in das eigene Angebot integrieren kann.<br />
Man kann auch mit einem Grafikprogramm ein eigenes Logo basteln.<br />
Darüber hinaus ist jede einzelne Website, die über die Zeit des Nationalsozialismus <strong>und</strong><br />
den heutigen Rechtsextremismus aufklärt, wichtig. Nach einer intensiven Beschäftigung mit<br />
dem Thema können solche Homepages mit geschichtlichen Hintergründen, Argumentationshilfen<br />
gegen rechtsextreme Thesen, Links <strong>und</strong> Buchtipps erstellt werden. Und natürlich<br />
haben dort auch eigene Erlebnisse mit Rassismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit, persönliche<br />
Statements oder Projektergebnisse ihren Platz.<br />
(aus: www.jugendschutz.net)<br />
20
Bauwagen gegen Rechts<br />
Seit Ende letzen Jahres arbeitet ein Projektteam des Fördervereins des Geschichtsortes Villa<br />
ten Hompel in Münster an dem Projekt „Bauwagen gegen Rechts“. Der Bauwagen soll eine<br />
Ergänzung der bestehenden Arbeit in Münster <strong>und</strong> seinen Ortsteilen sein mit der Chance,<br />
neue Schwerpunkte zu setzen <strong>und</strong> eine „Mittlerfunktion“ zu besetzen <strong>und</strong> die Besucher<br />
bei Interesse oder Bedarf an bestehende Einrichtungen <strong>und</strong> Projekte weiterzuleiten. Bei<br />
der Arbeit „gegen Rechts“ ist als Leitlinie <strong>im</strong>mer die Trias von „Erkennen – Abgrenzen –<br />
Argumentieren“ <strong>im</strong> Fokus, d. h. über eine bloße Aufklärung hinaus sollen argumentative<br />
Standpunkte <strong>im</strong> Sinne einer politischen Pädagogik vermittelt werden.<br />
Im Vorfeld der ersten Einsätze wurde mit Schulklassen zusammen überlegt, wie der<br />
Bauwagen gestaltet werden muss <strong>und</strong> v. a., welche Inhalte konkret potentielle Besucher<br />
anziehen würden. Ein Workshop mit Sozialarbeitern, Mitarbeitern des Jugendamtes, der<br />
Polizei <strong>und</strong> der betrieblichen Bildung hat weitere, fachliche Impulse gegeben. Wichtig dabei<br />
ist eine anerkennend - offene Einstellung gegenüber den Besuchern, die ein offenes Ohr<br />
suchen – allerdings <strong>im</strong>mer auf der Basis einer festen Argumentation gegen Rassismus,<br />
Nationalismus, Antisemitismus, Gewalt <strong>und</strong> Diskr<strong>im</strong>inierung, die von den Mitarbeitern<br />
diskursiv vertreten wird.<br />
Erste Einsätze <strong>und</strong> die Begegnung mit jugendlichen Besuchern zeigen das Potential, aber<br />
auch die Grenzen des Konzepts. Die Welt verändern will <strong>und</strong> kann das Projektteam nicht,<br />
aber in Diskussion kommen, das Thema „Rechtsextremismus“ öffentlich wahrnehmbar<br />
machen <strong>und</strong> die Besucher zum Denken anregen – das sollen Ziele <strong>und</strong> Aufgaben sein.<br />
Mehr Infos: www.jugend.muenster.de/vielfalt<br />
21 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Behindert<br />
Rechtsextremisten lieben es, hilflose Menschen<br />
oder Menschen mit Behinderungen zu<br />
demütigen oder abzuwerten, weil sie glauben,<br />
dadurch ihre eigene Stärke beweisen<br />
zu können. Um diesen Zusammenhang zu beleuchten,<br />
lohnt sich folgendes Exper<strong>im</strong>ent:<br />
1. Für einen Tag verabredet ihr euch, ganz<br />
ohne Sprache auszukommen. Verkriecht<br />
euch nicht in eure vier Wände, sondern<br />
versucht ganz normal zu leben. Ihr seid<br />
jetzt nur noch auf Gestik, M<strong>im</strong>ik usw. angewiesen.<br />
Straßenbahn fahren, Brötchen<br />
kaufen, in die Schule gehen, die Disko<br />
besuchen – alles könnte dazu gehören.<br />
2. Be<strong>im</strong> Diakonischen Werk oder der Caritas<br />
leiht ihr euch einige Rollstühle usw. <strong>und</strong><br />
verteilt in der Gruppe die Rollen, einige<br />
sind blind, andere können nicht laufen,<br />
einige gehen an Krücken usw.<br />
Nehmt eine Fotogruppe mit, dokumentiert<br />
eure Eindrücke schriftlich <strong>und</strong> nehmt Kontakt<br />
mit eurer Lokalredaktion auf – die warten<br />
schon auf euch.<br />
22
Beschweren über rechtsextreme Websites ...<br />
Jeder User kann sich über rechtsextreme Inhalte <strong>im</strong> Internet beschweren. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
nehmen Behörden wie die Polizei, aber auch der Verfassungsschutz Hinweise auf strafbare<br />
Inhalte entgegen. Auch <strong>im</strong> Web existieren einige Meldestellen, an die man rechtsextreme<br />
Websites weiterleiten kann.<br />
Diese sichten <strong>und</strong> bewerten die Angebote. Stellen sie illegale Inhalte fest, dann prüfen<br />
sie mögliche Vorgehensweisen. Dies kann dazu führen, dass rechtsextreme Täter ermittelt<br />
<strong>und</strong> bestraft werden <strong>und</strong> dass Angebote aus dem Netz verschwinden. Eine dieser Meldestellen<br />
<strong>im</strong> Web ist jugendschutz.net. Über das Meldeformular (www.jugendschutz.net/<br />
hotline) können dort Beschwerden abgegeben werden. Gibt man seine E-Mail-Adresse als<br />
Kontakt an, bekommt man in der Regel auch ein Feedback darüber, welche Maßnahmen<br />
jugendschutz.net ergriffen hat.<br />
Stößt ein Internet-User auf fremdsprachige rassistische Inhalte, existiert die Möglichkeit,<br />
sich an das internationale Netzwerk INACH (International Network Against Cyber Hate<br />
– www.inach.net) zu wenden. Darin haben sich Meldestellen aus Europa <strong>und</strong> den USA<br />
zusammengeschlossen. Ein Hinweis an INACH wird von dort an die zuständige Meldestelle<br />
<strong>im</strong> betreffenden Land weitergeleitet, die sich dann weiter um den Fall kümmert.<br />
(aus: www.jugendschutz.net)<br />
23 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Blaue Hand Projekt<br />
Jugendliche (oder andere Menschen) malen sich für einen Tag lang (mit einer hautfre<strong>und</strong>lichen<br />
Farbe) eine Hand blau an (anschließend mit einem Föhn o. ä. trocknen): eine angemalte<br />
blaue Hand als Symbol <strong>und</strong> Signal für das Akzeptieren von Andersartigkeit, für<br />
Zivilcourage, Frieden <strong>und</strong> Solidarität.<br />
24<br />
Wir wollen Menschen für 24 St<strong>und</strong>en<br />
in eine andere Haut schlüpfen lassen,<br />
um dabei selbst zu erfahren, was es<br />
heißt, anders zu sein. - Wir wollen, dass<br />
Menschen die direkten Zusammenhänge<br />
zwischen dem eigenen Handeln<br />
<strong>und</strong> Verhalten gegenüber anderen <strong>und</strong><br />
deren Reaktionen darauf erkennen <strong>und</strong><br />
verstehen lernen, insbesondere unter<br />
einer globalen Perspektive.<br />
Wir wollen interkulturelles Lernen<br />
fördern, die Vermittlung von Freude an<br />
diesem Prozess <strong>und</strong> das aktive Herstellen<br />
von Integration.<br />
Wir bieten die Initiierung <strong>und</strong> Ausbildung einer Kerngruppe von 15 bis 30 jungen Menschen,<br />
die an ihrer Schule als Multiplikatoren fungieren <strong>und</strong> daran mitarbeiten, Probleme<br />
hinsichtlich der Interaktion in Beziehungen, Akzeptanz <strong>und</strong> Integration an ihrer Schule<br />
<strong>und</strong> <strong>im</strong> weiteren Umfeld zu lösen.<br />
Kontakt:<br />
ART at WORK, Janis Somerville <strong>und</strong> Pip Cozens, August-Bebel Str. 94, 33602 Bielefeld
Brücken gegen Rechtsextremismus<br />
An Brückengeländern, Bauzäunen, Gemeindezentren, <strong>Kinder</strong>gärten, usw. werden selbst<br />
gestaltete Transparente mit Botschaften zum Thema des Projektes aufgehängt.<br />
Vorgefertigten Transparente (können von der Tante oder Oma am Besten aus Leinenstoff<br />
genäht werden) (ca. 0,75 x 6 m) werden von der jeweiligen Gruppe mit der je eigenen<br />
Botschaft / Bild / Text gestaltet <strong>und</strong> öffentlich ausgehängt.<br />
Ziel: Menschen <strong>und</strong> Gruppen formulieren <strong>und</strong> artikulieren ihre Botschaften zum Thema<br />
Rechtsextremismus. Herstellung von Öffentlichkeit <strong>und</strong> Auseinandersetzungen mit den<br />
Inhalten des Projektes.<br />
Hinweis: Zum Aufhängen eurer Transparente holt ihr euch vorher die Genehmigung der<br />
Eigentümerin (z. B. des Geländers) oder des Ordnungsamtes eurer Stadt.<br />
25 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Carpark-Übung<br />
Die TN stellen sich in einer Linie an einer Schmalseite des Raumes auf. Jeder TN erhält ein<br />
vorbereitetes Kärtchen, auf der eine Rolle notiert ist. Diese Rolle soll bis zur Auswertung der<br />
Übung gehe<strong>im</strong> bleiben. Wenn alle TN sich innerhalb ihrer Rolle eingestellt haben <strong>und</strong> in der<br />
Reihe stehen, kündigt der Teamer an, dass er eine ganze Reihe von Fragen vorlesen wird. Jeder<br />
TN möge sich überlegen, ob er in seiner Rolle die Frage mit „Ja“ beantworten kann – dann<br />
geht er einen deutlichen Schritt vorwärts – oder mit einem „nein“, dann bleibt er stehen.<br />
Rollen:<br />
• Eine allein erziehende 27-jährige Sozialhilfeempfängerin<br />
• Ein 23-jähriger kurdischer Asylbewerber<br />
• Ein 30-jähriger deutscher Facharbeiter, verheiratet<br />
• Ein 36-jähriger schwarzer Maschinenbauingenieur<br />
• Eine 28-jährige, ledige, philippinische Krankenschwester<br />
• Eine Rollstuhlfahrerin<br />
• Eine 19-jährige Abiturientin türkischer Herkunft<br />
• Ein arbeitsloser Jugendlicher<br />
• Ein 22-jähriger, schwuler Theologiestudent<br />
• Ein 40-jähriger, deutscher Beamter, verheiratet<br />
• Ein minderjähriger Flüchtling aus Bosnien<br />
• Ein 18-jähriger marrokanischer Hilfsarbeiter mit Hauptschulabschluss<br />
• Ein 30-jähriger Roma ohne festen Wohnsitz<br />
• Eine 38-jährige polnische Aussiedlerin mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />
• Eine schwarze Journalistin aus Nigeria<br />
• Eine 34-jährige, lesbische deutsche Bankangestellte<br />
• Ein ehemaliger Vertragsarbeiter aus Vietnam mit ungesichertem Aufenthaltsstatus<br />
• Ein querschnittsgelähmter ehemaliger Rennfahrer<br />
• Eine HIV-infizierte, schwangere Lehrerin<br />
26
Fragen zur Carpark-Übung:<br />
Kannst du…<br />
• eine faire Behandlung bei der Polizei erwarten, bei dem Versuch,<br />
einen Diebstahl anzuzeigen?<br />
• den Partner/die Partnerin deiner Wahl heiraten?<br />
• zahnärztliche Behandlung bekommen, wenn du sie möchtest?<br />
• eine Lebensversicherung abschließen?<br />
• bei einer Kommunalwahl teilnehmen?<br />
• öffentliche Verkehrsmittel überall in Anspruch nehmen?<br />
• einer legalen Beschäftigung nachgehen?<br />
• ein Bankdarlehn bekommen?<br />
• 20 Jahre <strong>im</strong> Voraus planen?<br />
• Sympathie <strong>und</strong> Unterstützung von deiner Familie erwarten?<br />
• dich nach Anbruch der Dunkelheit auf der Straße sicher fühlen?<br />
• dich mit durchschnittlichen Chancen auf eine Stelle bewerben?<br />
• dich von deinem Ehepartner scheiden lassen <strong>und</strong> dir ein neues Leben aufbauen?<br />
• dich in Deutschland frei bewegen?<br />
• alleine in die Disko gehen?<br />
• nach Frankreich oder Holland in den Urlaub fahren?<br />
• eine Familie planen?<br />
Nachdem alle Fragen vorgelesen wurden, werden die TN gebeten, für den ersten Teil der<br />
Auswertung an ihrem Platz stehen zu bleiben, <strong>und</strong> sich folgende Fragen zu überlegen:<br />
Schaut euch an, wo ihr steht, wer steht vor/hinter euch? Wie fühlt ihr euch an eurem Platz,<br />
was denkt ihr über die anderen? Welche Frage hat besondere Empfindungen ausgelöst?<br />
Reihum erzählen die TN nun, welche Rolle sie hatten <strong>und</strong> wie es ihnen dabei ging?<br />
Aus Edition Zebra „Gewalt löst keine Probleme. Villigster Trainingshandbuch zur Deeskalation<br />
von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus.“ S. 46f.<br />
27 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Comic gegen Rechts<br />
Eure Schulklasse oder Jugendclique hört sich um <strong>und</strong> interviewt Leute, die schon mal<br />
Erfahrungen gemacht haben oder Auseinandersetzungen mit Rechtsextremisten hatten.<br />
Auf diesem Hintergr<strong>und</strong> sucht ihr den Ort der Handlung wieder auf <strong>und</strong> stellt die Situation<br />
nach. Sinnvoll ist es dabei, eine Fotoserie zu dem Ereignis herzustellen.<br />
In einem zweiten Schritt überprüft ihr eure Story <strong>und</strong> entwickelt mögliche denkbare Alternativen<br />
<strong>und</strong> wie der Vorfall auch hätte verlaufen können. Danach beginnt die Arbeit am<br />
Comic <strong>und</strong> die Entscheidung, in welchen Stilen, zum Manga-Stil, ihr arbeiten wollt.<br />
(siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Manga).<br />
Euer Comic kann später <strong>im</strong> Internet veröffentlicht werden. Vielleicht druckt auch eure<br />
Lokalzeitung einen Ausschnitt oder den ganzen Comic ab, wenn er nicht zu groß ist. Fragt<br />
mal nach <strong>und</strong> guckt, was es sonst noch für Möglichkeiten der Veröffentlichung in eurer<br />
Stadt gibt. Z.B.: Stadtspiegel, Werbemagazine, regionale Internetseiten, usw.<br />
Zielgruppe: Jeder, es soll konkret auf bestehende Probleme in deiner Stadt mit Rechten<br />
hingewiesen werden.<br />
Anmerkung: Schaut euch mal den Comic Andy des Innenministers NRW an. Vielleicht<br />
bekommt ihr ein paar Anregungen:<br />
www.andi.nrw.de<br />
28
Culture on the Road<br />
Jugendkulturen sind aufregend, kreativ <strong>und</strong> in der Regel bunt, nicht braun, auch wenn<br />
<strong>im</strong>mer häufiger in den verschiedensten Jugendkulturen rechtsextreme <strong>und</strong> rassistische<br />
Einsprengsel sichtbar werden. In diesem Spannungsfeld bewegt sich das Projekt „Culture on<br />
the Road“. Es setzt bei dem an, was Jugendliche interessiert: Musik, Mode, die Freizeitwelt.<br />
Es lässt sie für einige St<strong>und</strong>en an der Faszination der Szenen teilhaben <strong>und</strong> das eigene kreative<br />
Potential austesten, thematisiert aber auch die Schattenseiten der jugendkulturellen<br />
Lebenswelten. Ziel ist es, jugendkulturelle Vielfalt f<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> authentisch zu vermitteln,<br />
das Bewusstsein für politische Themen zu schärfen, tolerante Haltungen zu unterstützen<br />
<strong>und</strong> einen Beitrag zur Prävention gegen Gewalt- <strong>und</strong> Rechtsextremismus zu leisten.<br />
Culture on the Road ist das Konzept für einen oder mehrere „mobile“ Projekttage, die seit<br />
2002 b<strong>und</strong>esweit in Schulen, Ausbildungsstätten <strong>und</strong> Jugendhäusern veranstaltet werden.<br />
Politische Bildung über Rechtsextremismus, Rassismus <strong>und</strong> andere menschenverachtende<br />
Einstellungen wird mit Informationen über die Geschichte <strong>und</strong> Wurzeln der Jugendkulturen<br />
verb<strong>und</strong>en. Szene-Angehörige vermitteln lebensnah Ideen <strong>und</strong> Hintergründe, Stile <strong>und</strong><br />
Ausdrucksformen ihrer Jugendkulturen. Die Schüler/innen haben in zahlreichen Workshops<br />
selbst die Gelegenheit, Ausdrucksformen der verschiedenen Jugendszenen auszuprobieren.<br />
Wir bringen DJ-Anlagen, Mikrophone, Sprühdosen, Musik <strong>und</strong> Skateboards mit.<br />
Das Culture-on-the-Road-Team setzt sich aus Fachleuten der politischen Bildung <strong>und</strong> Vertreter/<br />
innen unterschiedlicher Jugendszenen zusammen: Hip Hop, Reggae/Dancehall, Skaten, Techno,<br />
Gothic, Punk, Hardcore, Emo, Heavy Metal, Streetdance, Skinheads <strong>und</strong> einige mehr.<br />
Die fortlaufend qualifizierten Szene-Angehörigen verfügen über ein prof<strong>und</strong>es Wissen zu<br />
ihrer eigenen <strong>und</strong> den anderen relevanten Jugendkulturen sowie zum Themenkomplex<br />
Rechtsextremismus/Rassismus. Als authentische Vorbilder stehen sie außerdem für<br />
Toleranz, Gewaltfreiheit <strong>und</strong> Gleichberechtigung. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
bilden einen bedeutenden Teil des Teams. Culture on the Road richtet sich an Jugendliche<br />
ab 14 Jahren <strong>und</strong> erwachsene Multiplikator/innen.<br />
Kontakt: Archiv der Jugendkulturen e.V., www.jugendkulturen.de<br />
29 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Dann eben mit Gewalt<br />
Wir haben in unserem Jugendzentrum ein<br />
supergutes Buch gef<strong>und</strong>en („Dann eben mit<br />
Gewalt“ von Jan de Zange, Anrich-Verlag)<br />
<strong>und</strong> wussten nur nicht, wie wir das Buch <strong>und</strong><br />
seinen Inhalt (es geht um harte rassistische<br />
Ausschreitungen in einer Jugendszene) den<br />
Jugendlichen „rüberbringen“ sollten. So<br />
haben wir dann das Buchcover auf DIN A3<br />
hochkopiert, ausgemalt (die Flammen so<br />
richtig feuerrot) <strong>und</strong> darunter geschrieben:<br />
Donnerstag, 19,00 Uhr Video.<br />
Am Donnerstag waren dann auch tatsächlich 13 Leute da <strong>und</strong> wollten das Video sehen - wir<br />
wollten aber erst mal eines drehen. Etwas Maulerei - als wir dann aber einige Getränke<br />
brachten <strong>und</strong> die Leute baten, sich bequem zurechtzusetzen - sie könnten sich sogar hinlegen<br />
- <strong>und</strong> als ich ihnen dann das Buch zeigte <strong>und</strong> fragte, ob ich mal was vorlesen darf,<br />
waren sie zuerst etwas verdutzt. Vielleicht, weil es draußen regnete <strong>und</strong> auch sonst nicht<br />
viel los war, lief keiner weg, ich fing mit der Geschichte an.<br />
Nach zwanzig Minuten musste plötzlich ein Junge aufs Klo <strong>und</strong> bat darum, dass ich meine<br />
Vorleserei bitte unterbreche - Maulerei der anderen … jetzt, wo es gerade spannend wird<br />
… aber <strong>im</strong>merhin, die Leute waren plötzlich von der Geschichte gefangen; ob es so etwas,<br />
wie in der Geschichte, auch bei uns gibt? Und wie geht´s weiter … wie geht´s weiter. Ich<br />
habe geschlagene zweieinhalb St<strong>und</strong>en vorgelesen, unsere Leute haben das Fernsehen<br />
verpasst <strong>und</strong> als unser Haus zumachte, musste ich versprechen, am nächsten Abend um<br />
sieben weiter zu lesen. Und tatsächlich, alle kamen wieder <strong>und</strong> brachten noch einige,<br />
denen sie von der Geschichte erzählt hatten, mit.<br />
30
So ging das einige Tage lang, bis das Buch aus war. Mit Einigen bin ich dann in einen Bücherladen<br />
gefahren, wo wir uns zwei neue Bücher gekauft haben. Also, für mich war das<br />
völlig neu, ich habe noch nie 15 bis 17jährigen vorgelesen, ich wusste gar nicht, dass ich<br />
so was kann, vielleicht war´s auch die vertrauliche Atmosphäre, so mit Tee, Getränken <strong>und</strong><br />
gemütlicher Ecke - Vielleicht muss man´s halt nur mal ausprobieren… <strong>und</strong> schon bist du<br />
mitten <strong>im</strong> Thema <strong>und</strong> sprichst plötzlich ganz anders mit deinen Leuten, die sonst <strong>im</strong>mer<br />
nur Ärger machen … .<br />
Das Elefanten & Trampel - Spiel<br />
Zwei spielerische Übungen, um Regeln <strong>und</strong> Grenzen zu entwickeln <strong>und</strong> um den in uns<br />
schlummernden „autoritären Charakter“ in Frage zu stellen …<br />
Das Elefanten- <strong>und</strong> das Trampel - Spiel stammen aus der Tradition des aktiven gewaltfreien<br />
Widerstandes <strong>und</strong> lehnen sich an die MILGRAM-Exper<strong>im</strong>ente der 1970er Jahre zur<br />
Gehorsamsbereitschaft der Menschen an. „Ganz normale, nette Menschen“, so erkannte<br />
damals Prof. Stanley Milgram, die nur schlicht ihre Aufgaben erfüllen <strong>und</strong> keinerlei persönliche<br />
Feindseligkeiten empfinden, können Menschen misshandeln <strong>und</strong> zu Handlangern<br />
in einem grausigen Vernichtungsprozess werden. Schl<strong>im</strong>mer noch: selbst, wenn ihnen<br />
die zerstörerischen Folgen ihres Handelns vor Augen geführt <strong>und</strong> klar bewusst gemacht<br />
werden, so verfügen doch nur vereinzelte Menschen über genügend Standfestigkeit, um<br />
der Autorität Widerstand entgegenzusetzen (siehe auch „autoritärer Charakter“ oder den<br />
Film: „Die Welle“).<br />
Beide Übungen eignen sich besonders gut für junge Leute <strong>und</strong> beginnen mit einem Gespräch<br />
über die Frage, wie sich alltägliche Gewalt äußert <strong>und</strong> ob es so etwas bei uns selber<br />
gibt. Bei ersten Anzeichen stockenden Gesprächsflusses kann die Diskussion durch diese<br />
Übungen unterbrochen werden.<br />
31 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Das Elefanten-Spiel<br />
Zeit: ca. 1 St<strong>und</strong>e / TN-Zahl: als Elefanten max. 25, als Elefantenjäger ca. 5, alle anderen<br />
sind Beobachter (UN-Blauhelme) / Material: Teppichboden wäre gut, Plakat zum Notieren<br />
der gemeinsamen Spielregeln.<br />
Es empfiehlt sich, alle härteren Gegenstände (Uhren, Brillen, Gürtelschnallen, Schuhe)<br />
abzulegen. Die Gruppe teilt sich. Eine größere Gruppe spielt den Elefanten <strong>und</strong> setzt (nicht<br />
stehen!) sich zusammen auf den Boden, jede/r hält <strong>und</strong> klammert sich am anderen fest,<br />
so dass aus der Elefantengruppe eine in sich geschlossene Einheit entsteht. Die andere,<br />
kleinere Gruppe hat nun die Aufgabe, den Elefanten wieder auseinander zu nehmen, zu<br />
ziehen, kitzeln, usw.<br />
Es gibt nur eine einzige Regel: Keine Gewalt.<br />
Dies besagt, dass das jeweilige Maß<br />
an „Kraftaufwand“ (Kraft ist nicht Gewalt!)<br />
von jedem selber auch verantwortet werden<br />
muss. Für jede/n ist es jederzeit möglich,<br />
den eigenen Einsatz zu reduzieren, zu ver-<br />
ändern oder abzubrechen.<br />
Von daher wäre es möglich, den Elefanten<br />
z.B. durch Kitzeln, Liebkosungen, Verlockungen<br />
etc. aufzulösen; das Gegenteil ist aber<br />
in der Regel der Fall. Nach anfänglichen zaghaften<br />
Versuchen beginnen die Elefantenjäger<br />
kräftig zu ziehen <strong>und</strong> der Elefant heftiger<br />
zusammen zu halten <strong>und</strong> zu stöhnen. Gerade<br />
die Elefanten-Leute scheinen plötzlich<br />
Lust dabei zu empfinden, wenn ihnen das<br />
Bein oder der Arm lang gezogen wird.<br />
32
Wichtig ist bei dieser Übung, das „Spiel“ durch „Regeln“ zu begleiten. Dazu sollte ein größeres<br />
Plakat mit der Überschrift „Regeln“ <strong>und</strong> dem Untertitel „Nicht erlaubt ist:“ aufgehängt<br />
werden. Schon vor dem Spiel können nun Regeln benannt werden (Haare ziehen, kneifen,<br />
spucken, treten, boxen, Geschlechtsteile anfassen, Kleidung zerreißen ...). Während des<br />
Elefantenspieles hat außerdem jede/r die Pflicht <strong>und</strong> das Recht, jederzeit laut „Stopp“<br />
zu rufen, wenn Gewalt auftaucht. Das Spiel wird bei einem „Stopp“ sofort durch den/die<br />
Anleiter/in unterbrochen, das Stopp wird begründet als neue Regel formuliert, auf dem<br />
Plakat fixiert (z.B.: Arme umdrehen, kratzen, würgen usw.) <strong>und</strong> weiter geht es.<br />
Diese Regel-Entwicklung ist notwendig <strong>und</strong> sinnvoll, weil die TN selber in diesem Spiel<br />
die unmittelbare Erfahrung machen, dass gemeinsam abgest<strong>im</strong>mte, ausgehandelte (<strong>und</strong><br />
eingehaltene) Regeln (<strong>und</strong> Werte) gut für sie, sinn- <strong>und</strong> wertvoll sind. Durch die Wiederholung<br />
(Übung) solcher <strong>und</strong> ähnlicher (Kampfes-) Spiele verinnerlicht sich mit der Zeit das<br />
gemeinsame Regelwerk.<br />
Sinn macht es, nach der Übung das Plakat mit den Regeln als Erinnerung <strong>und</strong> auch Ort<br />
für neue Reibungsprozesse öffentlich, z.B. in der Schule, <strong>im</strong> Jugendzentrum usw. (am Ort<br />
des Geschehens, damit der Bezug bestehen bleibt) auszuhängen.<br />
Reflexion: War Gewalt <strong>im</strong> Spiel? Hat jemand Zerrungen, Prellungen, Verletzungen? Warum<br />
ist dieser oder jener Arm so rot? Pulsiert das Herz, was ist mit der Atmung, war das nun<br />
ein Spiel, Ernst oder was? Warum haben manche Elefanten nicht losgelassen, als Schmerz<br />
ins „Spiel“ kam? Welche Wirkungen hatten bei dieser Übung Elemente wie „körperliche<br />
Nähe“, Zusammengehörigkeitsgefühl <strong>und</strong> vorgegebene „Spiel-Regeln“? Hat Gewalt Lust<br />
gemacht? Was war spaßig bei dieser Übung? Welche Erfahrungen haben die Elefantenjäger/<br />
innen gemacht, haben sie Gewalt (<strong>und</strong> wenn ja warum) oder nur Kraft angewandt? Welche<br />
Signale erhielten sie von den Elefanten? Was haben die UN-Beobachter erlebt?<br />
Warnung für die Praxis: Wir haben dieses Elefantenspiel mit Leuten (fast) aller Altersgruppen<br />
„gespielt“. Dabei kann es passieren, dass einige TN tatsächlich härtere Gewalt<br />
ausüben. Dies sollte sofort zur Unterbrechung führen <strong>und</strong> zur Fragestellung, ob es sich<br />
33 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
hier um ein Spiel oder um eine Schlägerei handelt. Warum wurde Gewalt von wem ausgeübt,<br />
wie wurde diese erfahren? Was ist denkbar, um aus diesem Spiel ein „richtiges“<br />
Spiel zu machen?<br />
Bei dieser Übung können <strong>Kinder</strong>, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene den Sinn von Werten <strong>und</strong><br />
Regeln <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“ <strong>und</strong> entwickeln! Also bitte, lasst sie auch<br />
selber eigene Regeln erfinden (<strong>und</strong> den Wert dieser Regeln selber benennen).<br />
Das Trampelspiel<br />
Zeit: ca. 20 min. / TN-Zahl: ab ca. 10 TN / Material: Teppichboden wäre gut, ein Topf o.ä.,<br />
um später den Takt lauter anzeigen zu können.<br />
Bei dieser Übung geht es zum Einen um viel Vertrauen, zum Anderen aber um die Entwicklung<br />
von Eigenverantwortung, gerade auch dann, wenn die „Lust“ am Spiel die Vernunft<br />
<strong>und</strong> die Verantwortung für das eigene Verhalten einzunebeln versucht. Die TN werden in<br />
zwei etwa gleich große Gruppen unterteilt.<br />
Gruppe 1 legt sich auf den Boden <strong>und</strong> streckt Arme <strong>und</strong> Beine auseinander, (wichtig: Arme<br />
<strong>und</strong> Beine der TN dürfen nicht zu dicht beieinander oder zu dicht am Körper sein, Finger<br />
müssen zusammen sein).<br />
Gruppe 2 erhält jetzt den Auftrag, sich <strong>im</strong> Kreis zwischen die Liegenden zu stellen <strong>und</strong><br />
<strong>im</strong> Kreis herum (<strong>im</strong> Uhrzeigersinn) vorsichtig über sie zu steigen. Dabei sollen sie auch<br />
zwischen den Armen <strong>und</strong> Beinen der TN auftreten.<br />
Es gibt nur eine Regel: Über die Leute steigen ohne sie zu berühren oder gar zu verletzen.<br />
Wer glaubt, sich nicht an diese Regel halten zu können, kann bei diesem Spiel nicht mitmachen.<br />
Zunächst sollen alle sehr langsam gehen, dann wird das Tempo langsam erhöht.<br />
34
35 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Der/die Anleiter/in ermuntert nun langsam die Gruppe <strong>im</strong>mer wieder, schneller <strong>und</strong> schneller<br />
zu werden. Um diese Aufforderung zu unterstützen, hebt der/die Anleiter/in langsam<br />
die St<strong>im</strong>me, wird lauter <strong>und</strong> best<strong>im</strong>mter in der Aufforderung; dabei kann auch ein Topf<br />
o.ä. genutzt werden, um den Takt lauter anzuzeigen.<br />
Bei steigender Geschwindigkeit kann der/die Anleiter/in dann auch noch auf einen Stuhl<br />
steigen, um ein Hierarchiegefälle entstehen zu lassen (außerdem hat man als Anleiter/in<br />
einen besseren Überblick über das, was passiert <strong>und</strong> ob jemand jemanden berührt oder<br />
tritt). Anschließend Gruppenwechsel!<br />
Warnung: Vorsicht! Bei dieser Übung geht es sowohl um die Verführbarkeit als auch um<br />
die zu entwickelnde Selbstkontrolle <strong>und</strong> Eigenverantwortung der Teilnehmenden. Weil wir<br />
wissen, wie leicht Menschen verführt werden können, geht es hier nicht um das Bloßstellen<br />
einzelner TN, sondern um die Ermutigung, die Verantwortung für das eigene Verhalten<br />
(auch in Stress-, Lust-, Spaß-, Spiel- <strong>und</strong> ähnlichen Situationen) zu übernehmen <strong>und</strong> zu<br />
praktizieren.<br />
Reflexion: „Wie war es: unten zu liegen - oben zu gehen?“ „Was glaubt Ihr, warum wir<br />
diese Übung gemacht haben?“ ... Was hätte man tun können, um die Spielregel einzu-<br />
halten. Was war wichtiger: Die Lust am Spiel, der Befehlston, die St<strong>im</strong>mung, die eigene<br />
Verantwortung …? Es gibt kaum eine richtige oder falsche Antwort. Ziel ist vor Allem die<br />
Thematisierung von Eigenverantwortung.<br />
Ziel: Die TN sollen erfahren können, dass es in solchen <strong>und</strong> ähnlichen Situationen schnell<br />
dazu kommen kann, dass Eigenverantwortung abgegeben <strong>und</strong> gerne anderen (hier z.B.<br />
der Taktgeber/in) als „Schuld“ in die Schuhe geschoben wird.<br />
Die TN stabilisieren <strong>und</strong> benennen ihre eigene Verantwortlichkeit auch für solche Situationen,<br />
die man leicht anderen anlasten könnte. Die Übung zeigt, wie leicht Menschen<br />
verführt werden können; es geht nicht um das Bloßstellen einzelner TN, sondern um die<br />
Ermutigung, die Verantwortung für das eigene Verhalten (auch in Stress-, Lust-, Spaß-,<br />
Spiel- <strong>und</strong> ähnlichen Situationen) zu übernehmen <strong>und</strong> zu praktizieren.<br />
36
Das Leben ist schön?<br />
Die Idee: Angesichts steigender Zahlen rechtsextremer <strong>und</strong> nicht zuletzt antisemitischer<br />
Gewalttaten, wachsender Vorbehalte gegen Fremde <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer mehr junger Menschen,<br />
die Gewalt gegen Ausländer <strong>und</strong> Minderheiten billigen, ist es notwendiger denn je, neue<br />
Wege auszuprobieren, die Jugendliche zu einem tieferen Verständnis des Holocaust <strong>und</strong><br />
seiner Opfer führen.<br />
Der Film: Das Leben ist schön spielt <strong>im</strong> faschistischen Italien. Dem Lebenskünstler Guido<br />
gelingt es auf clowneske Art, die schöne Dora für sich zu gewinnen. Jahre später – die<br />
beiden haben geheiratet, einen Sohn, Giosuè, bekommen – beginnen die Anfeindungen<br />
gegen Juden. Guido ist Jude <strong>und</strong> wird zusammen mit seinem Sohn ins KZ deportiert. Dora,<br />
selbst keine Jüdin, folgt ihnen. Im KZ versteht Guido es <strong>im</strong>mer wieder, ihr Liebesgrüße zukommen<br />
zu lassen. Es gelingt ihm auch, Giosuè zu verstecken. Um ihn vor den Schrecken<br />
der Realität zu schützen, erklärt er ihm, dass alles ein Spiel sei: Man müsse auf Marmelade<br />
verzichten, dürfe nicht gesehen werden <strong>und</strong> könne so viele Punkte sammeln, um den<br />
Hauptpreis - einen richtigen Panzer, Giosuès Lieblingsspielzeug - zu gewinnen. Selbst <strong>im</strong><br />
Augenblick des Todes – er wird erschossen – spielt Guido dem Jungen weiter die Komödie<br />
vor. Am nächsten Morgen befreit die US-Armee das KZ <strong>und</strong> Giosuè steht vor dem Panzer,<br />
den sein Vater ihm versprochen hatte. Er findet seine Mutter wieder <strong>und</strong> ruft: „Mama, wir<br />
haben gewonnen!“<br />
Das Projekt: Der Vorführraum des Jugendzentrums ist bis auf den letzten Platz besetzt.<br />
Ohne einen Laut verfolgen die 15-jährigen den Film, sogar be<strong>im</strong> Nachspann bewegt sich<br />
niemand. Erst als das Licht wieder angeht, entlädt sich die Stille in heftigem Applaus.<br />
Dann wird gemalt. Im Format 1x2 Meter zu malen wird Jugendlichen nicht oft angeboten.<br />
(Sie schaffen sich diese Gelegenheit zuweilen an Häuserwänden, Bushaltestellen oder<br />
S-Bahnzügen.) Diesmal dürfen sich die Malenden ganz legal seelisch Luft machen. Einzige<br />
Vorgabe: Sie sollen – in Fortsetzung der ästhetischen Mittel des Films - in Brauntönen<br />
malen. Es entstehen eindrucksvolle Gestaltungen: Das Kind <strong>im</strong> Versteck, der abgeführte<br />
37 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Vater, der befreiende Panzer, Kind <strong>und</strong> Mutter wieder vereint. Be<strong>im</strong> Malen der leidvollen<br />
Szenen hellen sich die Gesichter der Jugendlichen langsam wieder auf. Scherzen, Ärgern,<br />
Lachen sind wieder erwacht.<br />
Die zweite Idee besteht darin, dass die Jugendlichen einen Brief an Josuè schreiben. Von<br />
Gefühlen zu schreiben macht Gefühle leichter. Gefühle, die bedrohlich sind, können mit<br />
kleinen schwarzen Symbolen auf weißem Papier oder auf einem weißen Bildschirm gebannt<br />
werden. So entstehen eindrucksvolle emotionale Texte.<br />
„Als wir deinen Film mit der Klasse gesehen haben, waren alle sehr erschüttert, weil sich<br />
vorher wirklich keiner ein Bild davon machen konnte, wie es früher war. Was mir auch sehr<br />
gut gefallen hat ist, dass der Film nicht nur ernste Szenen gehabt hat, sondern auch lustige.<br />
Ich fand den Film gut <strong>und</strong> habe eigentlich nichts mehr dazu zu sagen.“ (Dennis)<br />
Wenn möglich werden zu den Filmabenden Zeitzeugen eingeladen. Einmal hat ein Pfarrer<br />
aus dem Tagebuch einer inzwischen verstorbenen Jüdin vorgelesen, ein andermal hat<br />
eine Gruppe Konfirmand/innen sich den Film mit dem Seniorenkreis der Gemeinde angesehen.<br />
Erfahrungen: Bei den bislang durchgeführten Veranstaltungen mit sowohl Gymnasiast/<br />
innen als auch Hauptschüler/innen haben sich die Jugendlichen <strong>im</strong>mer begeistert gezeigt,<br />
sowohl von dem Film als auch von der Möglichkeit, mit ihren Mitteln, mit ihrer Sprache das<br />
Erfahrene auszudrücken. Da es um den emotionalen Aspekt von Gewalt <strong>und</strong> Intoleranz<br />
geht, bedarf es keines großen historischen Vorwissens. Manche Teilnehmer/innen haben<br />
sich weitere Filme gewünscht wie „Schindlers Liste“, „Das Tagebuch der Anne Frank“<br />
oder „Hitlerjunge Salomon“. Andere haben angeregt, am Computer nicht nur Texte zu<br />
schreiben, sondern auch Musik zu machen oder Fotos zu bearbeiten. Bedenken haben<br />
nur Eltern geäußert: „Meinen Sie, man muss so junge Menschen damit belasten? Das ist<br />
doch schon so lange her ...“<br />
Kontakt:<br />
Evangelisches Jugendbüro Hackenbroich, Moselstraße 20, 41540 Dormagen<br />
38
Demokratie in der Schule leben: Der Klassenrat<br />
Seit Februar 2008 wird der „Klassenrat“ an<br />
drei Gr<strong>und</strong>schulen in Münster in insgesamt<br />
sieben der 1. - 4. Klassen eingeführt. Die<br />
Idee hinter dem Konzept des Klassenrates<br />
ist, durch zuhören, miteinander reden <strong>und</strong><br />
diskutieren eine gemeinsame gewaltfreie<br />
Lösung für Probleme zu finden...<br />
In Vorbereitung auf den Klassenrat lernen<br />
die Schüler/innen demokratische Gr<strong>und</strong>regeln,<br />
die für ein gelungenes Miteinander<br />
nötig sind.<br />
Was ist der Klassenrat?<br />
• Der Klassenrat findet einmal wöchentlich statt.<br />
• Der Klassenrat wird durch den/die Klassenlehrer/in oder Schüler/in moderiert.<br />
• Die Schüler/innen sitzen <strong>im</strong> Gesprächskreis zusammen.<br />
• Es gibt feste Gesprächsregeln.<br />
Die Schüler/innen schreiben <strong>im</strong> Laufe der Woche Konflikte, Ärger, Themen, Wünsche (es<br />
müssen nicht <strong>im</strong>mer nur Probleme besprochen werden!) auf Karten <strong>und</strong> werfen diese in<br />
den Postkasten ein / schreiben ihr Anliegen in „Das Buch“. Die Themen werden in der Klassenratsitzung<br />
der Reihe nach bearbeitet. Die vereinbarten Lösungen/Ergebnisse werden<br />
in der darauf folgenden Woche noch einmal zum Thema <strong>und</strong> bei Bedarf nachgebessert.<br />
Mehr Infos: http://jugend.muenster.de/vielfalt<br />
39 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Demokratie ist POP©<br />
Jugendlicher:<br />
„Ich bin rechts <strong>und</strong> bleibe rechts, egal was hier passiert!“<br />
Referent:<br />
„Du findest also, rechts zu sein, ist besser <strong>und</strong> sinnvoller, als sich demokratisch zu<br />
orientieren?“<br />
Jugendlicher:<br />
„Ja genau, ich würde niemals links oder so was werden!“<br />
Referent:<br />
„Okay, du findest es für dich sinnvoller „rechts zu sein“. Und ich finde es sinnvoller, nach<br />
demokratischen Gr<strong>und</strong>sätzen zu leben.<br />
Viel wichtiger, als zu entscheiden, wer von uns beiden Recht hat, finde ich, dass jeder<br />
Mensch <strong>und</strong> alle hier <strong>im</strong> Raum die Möglichkeit haben sollten, sich frei <strong>und</strong> selbst best<strong>im</strong>mt<br />
zu entscheiden, welcher Weg für sie der richtige ist. St<strong>im</strong>mst du mir da zu?“<br />
Jugendlicher:<br />
„Ja, aber ich bleib rechts!“<br />
Entnommen aus:<br />
Demokratie ist POP© / Jugendbildung für Respekt <strong>und</strong> Courage. Arbeitstext von Cornelius<br />
Peltz; www.demokratie-ist-pop.de<br />
40
Deutsch für Deutsche - was ist deutsch?<br />
Aufgabe:<br />
Bitte suche drei Begriffe heraus, von denen Du sicher bist, dass sie wirklich der deutschen<br />
Sprache entstammen.<br />
Ananas, Auberginen, Avokados, Apfelsinen,<br />
Bananen, Balsaholz, Bambussprossen, Blues,<br />
Calamares, Cevapcici, Chicoree, Corned Beef, Couscous,<br />
Country & Western Music, Curry-Ketchup, Datteln,<br />
Demokratie, Diamanten, Diskotheken, Emmentaler, Erdnüsse,<br />
Erdöl, Espresso, Feigen, Flamenco, Flipperautomaten,<br />
Fondue, Frühlingsrollen, Gorgonzola, Grapefruitsaft, Gyros, Hamburger,<br />
Hard Rock, Heavy Metal, Hot Dogs, Ingwer,<br />
italienisches Eis, Jazz, Jeans, Joghurt, Kaffee, Kakao, Kautschuk, Kiwi,<br />
Knäckebrot, Knoblauch, Kokosnüsse, Kupfer, Lasagne, L<strong>im</strong>onen,<br />
L<strong>im</strong>ericks, Miniröcke, Musical, Nizza-Salat, Pullover, Oliven, Ölsardinen,<br />
Paprika, Parmesan, Pizza, Pommes frites, Punks,<br />
Quiche Lorraine, Radio Luxemburg, Ravioli, Reggae, Reis,<br />
Rock’n’Roll, Salami, Skateboards, Schaschlik, Science-Fiction,<br />
Sirtaki, Sojabohnensprossen, Spaghetti, Tabak, Teakholz, Tee,<br />
Tsatsiki, Tulpen, Thunfisch, Türkischer Honig,<br />
Ungarischer Gulasch, Urlaubsinseln, Vanille, Video,<br />
Wan-tan Suppe, Z<strong>im</strong>t, Zitronen,<br />
Zucchini, Zuckerrohr, Zwiebelsuppe<br />
41 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Der heiße Stuhl<br />
Ihr kennt den Stuhl noch aus dem Fernsehen? – exakt, so läuft unser Spiel.<br />
Ihr baut euch aus Holz ein solches Monstrum, stellt es in der Schulklasse auf, jeder von<br />
euch darf dann auf dem Stuhl Platz nehmen <strong>und</strong> sich in die Rolle eines waschechten<br />
Neonazis o.ä. versetzen.<br />
Du verkündest „deine rechtsextremen Parolen“ <strong>und</strong> argumentierst (danach oder gleichzeitig)<br />
mit ca. fünf Leuten, die gegenüber an einem Stehpult dagegenhalten. Der Rest der<br />
Schüler/innen ist das Publikum, das anschließend über die Pro <strong>und</strong> Contra-Argumente<br />
diskutiert.<br />
Tipps: Es macht wenig Sinn, die Argumente<br />
von Rechtsextremisten <strong>und</strong> Neonazis zu<br />
ignorieren oder einfach nur als blöde <strong>und</strong><br />
dumm abzutun.<br />
Wir wissen heute, dass, aus welchen Gründen<br />
auch <strong>im</strong>mer, viele Menschen den Neonazis<br />
Glauben schenken.<br />
Deshalb ist es wichtig zu wissen, was sie<br />
wollen <strong>und</strong> wie sie arbeiten.<br />
Vorsicht: Weil wir die Ziele, Programme <strong>und</strong><br />
Parolen der Neonazis genau kennen, ist es<br />
<strong>im</strong>mer sinnvoller, die Rolle (siehe oben) von<br />
Neonazis selber zu spielen, als sie selber<br />
direkt einzuladen <strong>und</strong> damit öffentlich<br />
aufzuwerten.<br />
42
Dialogwerkstatt<br />
Um Diskr<strong>im</strong>inierung abzubauen, unterschiedliche<br />
Wertvorstellungen kennen<br />
<strong>und</strong> Fremdes respektieren, wenn nicht<br />
sogar schätzen zu lernen, kann gemeinsam<br />
mit Jugendlichen (z.B. in der Schule<br />
oder <strong>im</strong> Jugendverband) eine Dialogwerkstatt<br />
durchgeführt werden.<br />
Die Idee: Jugendliche mit unterschiedlicher<br />
Herkunft <strong>und</strong> /oder Religionszugehörigkeit<br />
bilden „Dialogteams“. In ihnen<br />
wird der respektvolle Austausch über<br />
das, was jedem einzelnen wichtig <strong>und</strong><br />
wertvoll ist, eingeübt. Dies geschieht mit<br />
Hilfe von Gegenständen oder Symbolen,<br />
mit Fotos, Texten <strong>und</strong> weiteren Ausdrucksformen.<br />
Die Jugendlichen bringen<br />
Symbole mit, die eine besondere Bedeutung für sie haben, bspw. Erinnerungsstücke, die<br />
wie Schätze bewahrt werden. Sie beschreiben den anderen, worin jeweils die Bedeutung<br />
<strong>und</strong> das Wertvolle für sie liegen. Daraus entwickeln sich Gespräche, in denen es um Hoffnungen,<br />
Wünsche, Träume, Erinnerungen <strong>und</strong> auch Glaubensbekenntnisse gehen kann.<br />
Aus all dem, den verschiedenen Gegenständen, Texten <strong>und</strong> Bildern, entsteht <strong>im</strong> Anschluss<br />
eine gemeinsame Ausstellung. Somit werden die Ergebnisse der Dialogwerkstatt einer<br />
größeren Öffentlichkeit vorgestellt <strong>und</strong> zugänglich gemacht <strong>und</strong> zugleich für den Dialog<br />
geworben.<br />
Kontakt: Katholische Landesarbeitsgemeinschaft <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendschutz Nordrhein-<br />
Westfalen e.V., mehr Infos unter: www.dialogbereit.de<br />
43 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Druck was dich drückt …<br />
Die Schüler/innen der Drucker-Unterstufe des Fritz-Henßler-Berufskolleg in Dortm<strong>und</strong> entwarfen<br />
<strong>und</strong> druckten <strong>im</strong> Rahmen des Schulprojektes „Schule ohne Rassismus“ Aufkleber,<br />
die für die Integration von Zuwanderer/innen insbesondere in der Arbeitswelt werben.<br />
Unter dem Motto „zusammen leben – zusammen arbeiten“ haben die Schüler/innen sich in<br />
den Fächern Politik <strong>und</strong> Reli zunächst inhaltlich mit der Situation von Zuwanderer/innen in<br />
unserer Gesellschaft auseinandergesetzt. Sie diskutierten die Chancen <strong>und</strong> Probleme von<br />
Integration <strong>im</strong> Allgemeinen <strong>und</strong> in der besonderen Situation von Ausbildung <strong>und</strong> Beruf.<br />
Dabei wurden bewusst auch die wirtschaftlichen Vorteile, die Unternehmen durch eine<br />
kulturell vielfältig zusammengesetzte Mitarbeiterschaft haben, in den Blick genommen.<br />
44<br />
Die Klasse entwickelte <strong>im</strong> Deutschunterricht<br />
Ideen <strong>und</strong> formulierte Slogans,<br />
die sich an verschiedene Zielgruppen,<br />
wie z.B. Ausbilder oder rechts eingestellte<br />
Jugendliche, wenden. In<br />
der Gestaltungstechnik wurde dies<br />
aufgenommen <strong>und</strong> zum Endprodukt<br />
weiterentwickelt, in der Drucktechnik<br />
schließlich umgesetzt.<br />
Die positiven Impulse der Integration<br />
wurden so auf den Punkt - in diesem<br />
Fall auf den Aufkleber - gebracht <strong>und</strong><br />
ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt!<br />
Infos: http://www.fhbk.de
Du deutsch?<br />
Mit großem Spaß haben wir <strong>im</strong>mer wieder die deutsche Sprache untersucht. Dies begann<br />
mit der Sammlung von Begriffen zu best<strong>im</strong>mten Themen, z.B. welche Lebensmittel gibt es<br />
<strong>und</strong> dem zweiten Schritt: der Klärung des jeweiligen Herkunftsortes.<br />
Aufgabe: Unterstreiche <strong>im</strong> folgenden Text alle ursprünglich arabischen Wörter.<br />
Nur eine Alltagslappalie<br />
Darf ich Sie in dieses Café einladen, gnädige Frau? Sie sind ermattet? Legen Sie bitte die<br />
Jacke ab, <strong>und</strong> nehmen Sie dort hinten auf dem Sofa mit der karminroten Matratze Platz!<br />
Der Konditor mit der steifen Mütze <strong>und</strong> dem weißen Kittel wird sofort eine Tasse Bohnenkaffee<br />
mit zwei Stückchen Zucker vor Sie hinstellen - oder lieber eine Karaffe eisgekühlte<br />
L<strong>im</strong>onade, falls Sie nicht Alkohol vorziehen? Nein? Dazu mögen Sie sicher eine Obsttorte<br />
mit Aprikosen <strong>und</strong> Bananen garniert. Natürlich, mein Fre<strong>und</strong>, sind Sie heute zum Essen<br />
mein Gast! Zur Eröffnung darf ich Ihnen ein Sorbet von Orangen reichen. Die gefüllten Artischocken<br />
werden Ihnen als Vorspeise gefallen. Und was halten Sie jetzt von bardiertem<br />
Kapaun auf pikantem Reis mit Spinat-Krusteln? Danach kann ich Ihnen die Z<strong>im</strong>tröllchen<br />
in Arraksauce sehr empfehlen. Und zum Schluss einen Mokka. Und machen Sie es sich<br />
bitte auf dem Diwan bequem.<br />
Lösungen:<br />
Café, ermattet, Jacke, Sofa, karmin, Matratze, Konditor, Mütze, Kittel, Tasse, Bohnenkaffee, Zucker, Karaffe,<br />
L<strong>im</strong>onade, Alkohol, Aprikosen, Bananen, Sorbet, Orangen, Artischocken, bardiert, Reis, Spinat, Z<strong>im</strong>t, Arrak,<br />
Mokka, Diwan.<br />
Aus der Materialmappe: Publik-Forum „Du doitsch?“, Oberursel, 1991<br />
45 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Du kommst hier nicht rein!<br />
Als Gruppe verabredet ihr, gemeinsam an verschieden Tagen, Kneipen <strong>und</strong> Discos in eurer<br />
Gegend anzutesten.<br />
Werden Besucher/innen problemlos eingelassen, auch wenn sie nicht wie „gute Deutsche“<br />
aussehen? Gebärden sich Türsteher rassistisch? Gibt es Anweisungen der Betriebsleitung,<br />
best<strong>im</strong>mte Menschen nicht hineinzulassen?<br />
Tipps:<br />
Wenn ihr wollt, dokumentiert euer Projekt<br />
mit Fotos <strong>und</strong> Reportagen.<br />
Achtung:<br />
Bevor ihr mit euren Reportagen in die<br />
Öffentlichkeit geht, sucht euch eine/n<br />
vertraute/n Reporter/in oder Journalist/in<br />
(eurer Tageszeitung) <strong>und</strong> lasst euch (auch)<br />
presserechtlich beraten.<br />
46
„Eine herrische <strong>und</strong> unerschrockene Jugend will ich“<br />
(Adolf Hitler)<br />
„Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muss weggehämmert werden. In meinen Ordensburgen<br />
wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine<br />
gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. Jugend muss das alles<br />
sein. Schmerzen muss sie ertragen. Es darf nichts Schwaches <strong>und</strong> Zärtliches an ihr sein.<br />
Das freie, herrliche Raubtier muss erst wieder aus ihren Augen blitzen. Stark <strong>und</strong> schön<br />
will ich meine Jugend. Ich werde sie in allen Leibesübungen ausbilden lassen. Ich will eine<br />
athletische Jugend. Das ist das Erste <strong>und</strong> Wichtigste. Ich will keine intellektuelle Erziehung.<br />
Mit Wissen verderbe ich mir meine Jugend. Aber Beherrschung müssen sie lernen. Sie sollen<br />
mir in den schwierigsten Proben die Todesfurcht besiegen lernen.“ (Adolf Hitler)<br />
In unsrem Jugendhaus haben wir uns,<br />
erschrocken durch dieses Zitat von Adolf<br />
Hitler, auf die Suche nach der Kindheit von<br />
A. Hitler gemacht <strong>und</strong> alle Hinweise, die<br />
wir dazu finden konnten, chronologisch<br />
sortiert.<br />
Danach haben wir in Gruppen diskutiert, was<br />
den Hitler so hart <strong>und</strong> kaputt gemacht hat<br />
<strong>und</strong> welche Ursachen wir dafür sehen. Die<br />
Ergebnisse haben wir uns dann gegenseitig<br />
vorgestellt <strong>und</strong> danach unsere eigenen<br />
Vorstellungen von „Erziehung mit menschlichem<br />
Angesicht“ dagegengestellt.<br />
47 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Erinnern für die Zukunft<br />
Die Idee:<br />
Geschichte rückt näher <strong>und</strong> wird lebendig für diejenigen, die sich in ihrem He<strong>im</strong>atort auf<br />
die Suche nach ihren Spuren begeben oder zuhören, wenn Zeitzeugen davon erzählen.<br />
Zwei beeindruckende Wege, <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen den Nationalsozialismus <strong>und</strong> den<br />
Holocaust erfahrbar zu machen, denn zum Einen ist die lokale NS-Vergangenheit meist nur<br />
unzureichend aufgearbeitet, so dass es genügend zu erforschen gibt. Zum Zweiten finden<br />
sich <strong>im</strong>mer noch Zeitzeug/innen, insbesondere Menschen, die den Holocaust überlebt<br />
haben, <strong>und</strong> ehemalige Zwangsarbeiter/innen, die bereit sind, mit Jugendlichen über ihre<br />
Geschichte zu diskutieren, damit sich so etwas nie wiederholt.<br />
In der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ in Rosbach findet sich ein Foto von Ruth Seligmann,<br />
der Nichte von Max Seligmann, dessen Wohnhaus heute die Gedenkstätte ist. Ruth<br />
Seligmann, 1929 in Rosbach/Sieg geboren, wird dort 1936 in die Evangelische Volksschule<br />
eingeschult, wo Käthe ihre Fre<strong>und</strong>in wird. In der Pogromnacht wird das Wohn- <strong>und</strong> Geschäftshaus<br />
der Seligmanns verwüstet, Ruth kann nicht mehr zur Schule gehen, die Fre<strong>und</strong>innen<br />
können, da es zu gefährlich ist, nicht mehr zusammen spielen. Ab 1939 wohnt die Familie<br />
Seligmann in einem Judenhaus in Köln. Ruth besucht eine jüdische Schule. 1940 treffen sich<br />
Ruth <strong>und</strong> Käthe noch einmal in Rosbach; am 7.12.1941 wird die Familie nach Riga deportiert.<br />
Dort stirbt der Vater 1942, kurze Zeit später wohl auch die Mutter <strong>und</strong> Ruth.<br />
Eine Gr<strong>und</strong>schulklasse auf Ruths Spuren: Auf die Spurensuche nach Ruth begeben sich<br />
22 <strong>Kinder</strong> der dritten Klasse der Franziskus-Gr<strong>und</strong>schule in Wissen, einem Nachbarort<br />
von Rosbach, 12 Jungen <strong>und</strong> 10 Mädchen, fünf von ihnen nichtdeutscher Herkunft. Die<br />
Veranstalter-/innen haben eine einjährige Unterrichtseinheit vorbereitet. Dazu gehören<br />
Bilder- <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>bücher zur Zeitgeschichte <strong>und</strong> zum Lebensalltag, die <strong>Kinder</strong> besuchen<br />
das zur Zeit leer stehende Seligmannsche Haus, entdecken Ruths Schaukel, gehen Ruths<br />
Schulweg nach, besuchen einen jüdischen Friedhof <strong>und</strong> die Kölner Synagoge, sprechen mit<br />
ihren Eltern <strong>und</strong> Großeltern <strong>und</strong> vor Allem befragen sie <strong>im</strong>mer wieder Ruths Fre<strong>und</strong>in.<br />
48
So können sie sich vorstellen, wie es ist, wenn ein Lehrer die jüdischen <strong>Kinder</strong> vor allen<br />
Anderen antreten lässt <strong>und</strong> ruft: „Ihr seid die Schande dieser Schule!“ So können sie sich<br />
einfühlen in Ruth, sich mit ihr identifizieren. Auf sehr emotionale Weise versuchen sie, das,<br />
was sie über Ruth erfahren haben, zu bewältigen: Sie malen für Käthe Heuser ein Bild von<br />
Ruth, weil es kaum noch Bilder von ihr gibt.<br />
Und sie setzen ihr Wissen spontan in die Gegenwart um: Als ein Mädchen der Projektklasse<br />
<strong>im</strong> Schulbus mit den Worten: „Pass auf, du wirst auch noch vergast!“ bedroht wird, handeln<br />
die Klassenkameraden entschieden. Sie erfragen die Namen der Beteiligten, schalten die<br />
Schulleitung ein. Die Täter müssen sich entschuldigen.<br />
„Ich glaube, du (die Lehrerin) machst das mit uns, damit wir auf die anderen <strong>Kinder</strong> aufpassen,<br />
die nicht aus Deutschland sind, damit die keiner wegschickt.“<br />
Kontakt :<br />
Jugendreferat des Ev. Kirchenkreises Altenkirchen,<br />
Stadthallenweg 16, 57610 Altenkirchen<br />
49 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Erinnerungsarbeit<br />
Erfahrungen in der Praxis zur Thematisierung von Gewalt, Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />
(aus der Projekt- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>) zeigen, dass<br />
1. Jugendliche über erhebliche Innovationspotentiale verfügen, wenn sie durch Anerkennung<br />
<strong>und</strong> Wertschätzung flankiert werden <strong>und</strong> Projekte innerhalb der „Geborgenheit“<br />
stiftenden eigenen Gruppe „erf<strong>und</strong>en“ <strong>und</strong> realisiert werden.<br />
2. sie, allein durch ihre Fähigkeiten <strong>und</strong> ihr Wissen <strong>im</strong> Umgang mit den neuen Informationstechnologien<br />
über hervorragende „Recherchetechniken“ verfügen <strong>und</strong> sich bei der Suche<br />
nach Fakten, Daten <strong>und</strong> <strong>im</strong> Diskurs um Positionen selber gegenseitig motivieren.<br />
3. offene, auch spielerische Suchbewegungen Anreizcharakter haben <strong>und</strong> die Rolle des/<br />
der Pädagog/in als „Ermöglichende“ <strong>und</strong> „Raum-Zeit-Atmosphäre Sichernde“ neu<br />
schaffen.<br />
4. Ereignisse, die sich aus der unmittelbaren Alltagswelt von Jugendlichen ergeben, entwickeln,<br />
versehen/verknüpft mit einem „Forschungs-Charakter“ erhebliche Impulswirkung<br />
zur konstruktiven Bearbeitung derselben haben.<br />
5. Jugendliche <strong>im</strong> eigenen Diskurs zu der Fragestellung „Was ist gut für mich – was will<br />
ich wissen?“ erhebliche Potentiale an Energie, Ausdauer <strong>und</strong> Erfolgsorientierung mobilisieren.<br />
Beispiel: Stolpern über Stolpersteine<br />
In unserem Jugendzentrum (JUZ) kam informell <strong>und</strong> unintendiert das Verlegen eines<br />
„Stolpersteines“ mit dem Geburts- <strong>und</strong> Sterbedatum eines 12jährigen Mädchens in der<br />
Nähe des JUZ zur Sprache ( ...Wer macht denn sowas <strong>und</strong> warum eigentlich ...?). Nach<br />
einigem hin <strong>und</strong> her, was das Ganze denn nun soll, wer denn dieses 12jährige Mädchen<br />
gewesen sein könnte – <strong>und</strong> warum sie <strong>im</strong> Kindesalter von den Nazis umgebracht worden<br />
sein könnte (“... durften die Nazis denn überhaupt <strong>Kinder</strong> töten?“ ... ), führte die Diskussion<br />
in der Folge zur mehrtägigen „Besetzung des JUZ-Computers“ (<strong>und</strong> einem Besuch<br />
50
<strong>im</strong> Stadtarchiv) durch diese Jugendclique <strong>und</strong> zum Ausdrucken von Daten, Fotos <strong>und</strong><br />
Dokumenten <strong>und</strong> dann erst (durch Begleitung einer sozialpädagogischen Fachkraft) zu<br />
einer Bild- <strong>und</strong> Text- Dokumentation <strong>und</strong> Ausstellung zur Geschichte <strong>und</strong> zum Tod des<br />
Mädchens <strong>im</strong> Jugendzentrum.<br />
Erfahrungen: Unsere Jugendlichen diskutieren jetzt darüber, eine Fahrt in das KZ des o.g.<br />
Mädchens zu organisieren, um zu recherchieren wie es dem Mädchen dort ergangen ist,<br />
wie es gelebt hat, wie es zu Tode gekommen ist <strong>und</strong> um womöglich einen Film über die<br />
Geschichte <strong>und</strong> den Tod des Mädchens zu machen.<br />
51 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Etwas ändern...<br />
Ein furchtbarer Sturm kam auf. Das Meer wurde aufgewühlt...<br />
Als das Unwetter langsam nachließ, klarte der H<strong>im</strong>mel wieder auf. Am Strand aber lagen<br />
unzählige von Seesternen, die an das Land gespült waren. Ein kleiner Junge lief am Strand<br />
entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand <strong>und</strong> warf sie zurück ins Meer.<br />
Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen <strong>und</strong> sagte: „Junge, was du da machst,<br />
ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist?<br />
Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Außerdem<br />
werden sie sicher wieder an Land geworfen. Was du tust,<br />
ändert nicht das Geringste!“<br />
Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an, ging<br />
zum nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf<br />
<strong>und</strong> warf ihn ins Meer. Zu dem Mann gewandt sagte er:<br />
„Für ihn wird es etwas ändern!“<br />
(erzählt von Heike Borgstedt)<br />
52
Fata Morgana<br />
„Ich glaube nur, was ich auch sehe!“<br />
Sicher hast du diesen Spruch schon einmal<br />
gehört oder selber gesagt. Aber st<strong>im</strong>mt das<br />
auch? St<strong>im</strong>mt das <strong>im</strong>mer, was wir mit den<br />
Augen sehen? Versuche es mal: Zeige deinen<br />
Leuten (ohne weitere Bemerkungen) eines<br />
der folgenden Bilder <strong>und</strong> lasse sie das Bild<br />
beschreiben. Nach einer gewissen Zeit liest<br />
du ihnen die jeweils passende Frage vor:<br />
1. Welche Figur ist die größte?<br />
2. Sind die beiden Linien parallel?<br />
Danach können deine Leute nachmessen,<br />
was wirklich st<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> sich gemeinsam mit<br />
dir einen Kopf darüber machen, warum uns<br />
unsere Augen manchmal täuschen ...<br />
<strong>und</strong> was man dagegen unternehmen kann.<br />
53 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Filmvorführungen<br />
In Schule <strong>und</strong> Betrieb recht gut zu organisieren sind Filmvorführungen. Gleich, ob ihr<br />
einen aktuellen Film zum Rechtsextremismus, einen Dokumentarfilm über den Nationalsozialismus<br />
aussucht oder einen Spielfilm zur NS-Zeit - mit einem Film kann recht einfach<br />
ein Einstieg ins Thema gef<strong>und</strong>en werden, so dass anschließend leicht Diskussionen oder<br />
weitere Aktionen folgen können.<br />
Wie organisiere ich eine Filmvorführung?<br />
Im ersten Schritt solltet ihr überlegen, welcher Aspekt euch interessiert: z.B. Widerstand<br />
gegen den Nationalsozialismus, Einzelschicksale von Juden <strong>und</strong> Jüdinnen, der Alltag in der<br />
NS-Zeit oder ganz etwas anderes. Dann müsst ihr euch auf die Suche nach einem passenden<br />
Film machen <strong>und</strong> entsprechend die Ausleihe organisieren. Hilfe gibt es z.B. hier:<br />
1) Medien für Bildung <strong>und</strong> Freizeit, ein Angebot des Ministeriums für Schule<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung NRW: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/medianet/<br />
2) Informations- <strong>und</strong> Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA):<br />
http://idaev.de/<br />
3) Landeszentrale für politische Bildung NRW:<br />
http://www.lzpb.nrw.de/mult<strong>im</strong>edia/verleihpartner/index.html<br />
Es gilt einen Termin festzusetzen, einen Raum mit Stühlen zu organisieren <strong>und</strong> einen Fernseher<br />
mit DVD-Player oder einen Beamer mit einem Computer zu organisieren. Vielleicht<br />
können euch eure Lehrer oder Ausbilder helfen. Dann ist es an der Zeit, eine Einladung<br />
zu schreiben. Das kann ganz verschiedene Formen haben: Zum Beispiel könnt ihr Plakate<br />
erstellen, einen Flyer gestalten, einen Brief schreiben oder eine R<strong>und</strong>mail schicken. Euch<br />
fällt best<strong>im</strong>mt noch mehr ein. Am Tag der Filmvorführung selbst solltet ihr mit viel Zeit vor<br />
der Veranstaltung vor Ort sein <strong>und</strong> die Technik testen - dann kann es auch pünktlich losgehen!<br />
Wenn ihr es wünscht, kann anschließend eine Diskussion geführt werden. Wichtig<br />
ist es dabei, an eine Moderation zu denken.<br />
54
Flashmob<br />
Bei einem Flashmob treffen sich Leute, die<br />
sich sonst nicht kennen, nur durch eine Internetabsprache<br />
an einem best<strong>im</strong>mten Ort<br />
<strong>und</strong> tun auf Kommando alle das Gleiche. Ein<br />
Flashmob war ursprünglich ein ideologiefreier<br />
Nonsens - Spaß, wird heute aber auch ab <strong>und</strong><br />
an genutzt für politische Aktionen. Er sorgt<br />
für Aufsehen <strong>und</strong> Irritation, ist also in einem<br />
hohen Maße öffentlichkeitswirksam. Man ist<br />
dann in aller M<strong>und</strong>e (jedenfalls dann, wenn<br />
viele mitgemacht haben).<br />
Wie funktioniert ein Flashmob?<br />
Per mail-Verteiler oder per Eintrag auf einer Flashmobseite <strong>im</strong> Internet zur Aktion aufrufen.<br />
So eine Aktion ist ein nur ganz kurzes Ereignis, zum Beispiel könnten sich alle „Flashmobber“<br />
am Bahnhof treffen, holen um eine best<strong>im</strong>mte Zeit auf Kommando (meist eine<br />
Trillerpfeife) ihre Seifenblasen heraus <strong>und</strong> sorgen für viele, viele Seifenblasen. Vielleicht<br />
verteilt noch jemand Visitenkarten mit einer Website, die die Hintergründe erklärt. Bei<br />
der Aktion selbst darf es aber gehe<strong>im</strong>nisvoll, spannend, spaßig, irritierend zugehen. Die<br />
Neugierde der Menschen wird so in jedem Falle angestachelt: Was hat es mit dieser Aktion<br />
auf sich? Wichtig: Flashmobs haben einen hohen Spaßcharakter <strong>und</strong> in der Kürze liegt die<br />
Würze. Aber man darf natürlich der Presse einen „Wink“ geben ;-)<br />
Zielgruppe: Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene, bei der Aktion: Passanten<br />
Material: je nach Aktion, wichtig sind gute Mailverteiler <strong>und</strong> eine gute<br />
M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-Propaganda.<br />
Adressen: www.flash-mob.de, http://flashmob.twoday.net,<br />
http://www.flash-mobbers.net, http://de.wikipedia.org/wiki/Flashmob<br />
55 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Fleckenzwerge<br />
Die Idee: Seit langen Jahren verbringt die Sonderpädagogin Irmala Schramm, einen<br />
Spachtel <strong>und</strong> Azeton <strong>im</strong>mer in der Handtasche, ihre Freizeit damit, rechtsextreme Parolen<br />
- seien es Aufkleber, Plakate, Graffiti, Kritzeleien - in ganz Deutschland zu entfernen.<br />
Vorher fotografiert sie die Sprüche oder sie schreibt sie ab. 5.800 Fotos <strong>und</strong> mehr als 1.000<br />
Aufkleber hat sie gesammelt, die Schl<strong>im</strong>msten zu einer Ausstellung zusammengefasst,<br />
die vielerorts gezeigt wird.<br />
Das Projekt: Die „Fleckenzwerge“, so nennt sich die Gruppe Jugendlicher aus dem Jugendzentrum<br />
TEMPEL (Duisburg) - viele von ihnen kommen aus der Türkei, aus Spanien, Marokko,<br />
Serbien, Kroatien <strong>und</strong> Russland - können von Schulen, <strong>Kinder</strong>gärten, Kirchengemeinden<br />
<strong>und</strong> auch Privatpersonen angefordert werden, wenn deren Wände mit rechtsextremen oder<br />
rassistischen Sprüche beschmiert worden sind. In Absprache mit dem Besitzer der jeweiligen<br />
Wand werden die Hassparolen von den Fleckenzwergen beseitigt oder überstrichen.<br />
Die Fleckenzwerge entwerfen auf Wunsch auch ein Graffito für die Wand, <strong>im</strong> Notfall reißen<br />
sie die besudelte Wand ein <strong>und</strong> entsorgen sie. Die Fleckenzwerge suchen Menschen, die<br />
sie auf rechtextreme bzw. rassistische Wandschmierereien <strong>und</strong> Aufkleber aufmerksam<br />
machen, damit sie aktiv werden können.<br />
Erfahrungen: In ihrem Duisburger Stadtteil haben die Fleckenzwerge nicht so viele Hassparolen<br />
an den Wänden gef<strong>und</strong>en. Oft ist es passiert, dass die Hausbesitzer, als sie auf<br />
die Schmierereien hingewiesen wurden, diese selbst beseitigt haben. Meistens haben<br />
die Fleckenzwerge die Erklärung erhalten, dass man die Sprüche selbst entfernen wolle.<br />
Manchmal haben die Eigentümer so getan, als wüssten sie von nichts oder sie wollten den<br />
Eindruck erwecken, als seien sie über die Schmierereien entsetzt.<br />
Kontakt: www.jz-tempel.de<br />
56
Vorher . . . nachher<br />
57 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Flüchtlinge (be)suchen<br />
Um strukturellen Formen von Ausgrenzung <strong>und</strong> Rassismus auf die Spur zu kommen:<br />
• Erk<strong>und</strong>igt euch wo Flüchtlinge in eurer Nähe leben<br />
(Übergangswohnhe<strong>im</strong> (ÜWH) des Landkreises,<br />
Zentrale Aufnahmestelle des B<strong>und</strong>eslandes (ZASt)).<br />
• Versucht ein ÜWH / eine ZASt zu besichtigen, wenigstens von außen.<br />
• Ladet euch Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien <strong>und</strong> Fachleute vom Flüchtlingsrat,<br />
von der Diakonie oder der Caritas ein.<br />
• Lasst euch berichten, welche Erfahrungen sie hier machen, ob Flüchtlinge arbeiten oder<br />
eine Ausbildung machen dürfen, in welcher Form Hilfen zum Lebensunterhalt gewährt<br />
werden (bar, Wertgutscheine oder Sachleistungen), welche Strafen es gibt, wenn sie<br />
ohne Verlassenserlaubnis in den nächsten Landkreis fahren, was sie bei Polizeikontrollen<br />
erlebten, ...<br />
Danach bringt ihr euren Bericht mit Fotos in die Schülerzeitung, in die Presse, ins Gemeindeblatt<br />
... <strong>und</strong> dann macht eine Demo usw..<br />
58
59 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
60
Foren <strong>und</strong> Gästebücher<br />
Rechtsextreme Gästebücher <strong>und</strong> Foren sind<br />
Ansatzpunkte für konkretes Engagement.<br />
Hier kann sich jeder einzelne beteiligen <strong>und</strong><br />
rechtsextremen Sprüchen <strong>und</strong> Parolen <strong>im</strong><br />
direkten Austausch etwas erwidern, kann<br />
seinem Ärger über Hass <strong>und</strong> Gewalt Ausdruck<br />
verleihen <strong>und</strong> sich mit Argumenten<br />
gegen Rassismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />
wehren.<br />
Man wird sicher nicht überzeugte Neonazis<br />
mit ein paar Einträgen bekehren können.<br />
Doch jede Erwiderung auf ein rassistisches<br />
Statement ist in jedem Fall ein sichtbares<br />
Signal für Demokratie. Und man demonstriert,<br />
dass Rechtsextremismus <strong>und</strong><br />
menschenverachtende Äußerungen nicht<br />
unwidersprochen bleiben.<br />
Um unliebsame Post von Rechtsextremen zu<br />
vermeiden, ist zu empfehlen, keine E-Mail-<br />
Adressen oder gar persönliche Daten wie<br />
Namen <strong>und</strong> Adressen preiszugeben. Wenn<br />
unbedingt nötig, sollte man eine E-Mail-<br />
Adresse verwenden, die keinen Rückschluss<br />
auf die eigene Identität ermöglicht.<br />
(aus: www.jugendschutz.net)<br />
61 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Friedensstifter/innen<br />
Alle Jugendlichen haben schon davon gehört,<br />
manche haben selber die Erfahrung<br />
gemacht <strong>und</strong> erlebt, wie es ist, beleidigt,<br />
geschlagen oder getreten, erniedrigt,<br />
gedemütigt, misshandelt, ausgeschlossen,<br />
fertig gemacht, alleine gelassen,<br />
geschädigt oder verletzt zu werden. Um<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche gegen Rechtsextremismus<br />
zu <strong>im</strong>munisieren, haben wir<br />
u.a. das Projekt Friedensstifter/innen<br />
gemacht. Ziel des Projektes ist die Herstellung von aktivierendem Selbstverständnis:<br />
nämlich Jugendliche/r <strong>und</strong> Friedensstifter/in zugleich zu sein (Identitätsstiftung).<br />
Inhalt:<br />
Gruppen organisieren <strong>und</strong> verwirklichen ein Training <strong>und</strong> Projekt mit fachlich qualifizierter<br />
Hilfe, z. B. zum Thema „Gewalt & Rechtsextremismus überwinden“. Nach erfolgreicher<br />
Teilnahme erhalten alle „Friedensstifter“ ein entsprechendes Zertifikat.<br />
Trainingsinhalte: Gewalt erkennen <strong>und</strong> benennen können. Sensibilisierung für alle Formen<br />
der Gewalt. Körpersprache überprüfen <strong>und</strong> ausprobieren. Hilfe holen <strong>und</strong> Erprobung von<br />
aktivem, gewaltfreiem Handeln <strong>und</strong> Verhalten in Krisensituationen. Aktives, friedensstiftendes,<br />
streitschlichtendes, gewaltdeeskalierendes Eingreifen in Konflikt-, Bedrohungs- <strong>und</strong><br />
Gewalt-situationen (Konstruktive Konflikt-bearbeitung). Zivilcourage entwickeln.<br />
Infos unter:<br />
www.friedensstifter-baden.de, www.dekade2005.de, die Zertifikate (den Friedenspass <strong>und</strong><br />
ein Curriculum Friedensstifter) gibt es unter: www.sos-rassismus-nrw.de<br />
(Edition Zebra)<br />
62
Front Deutscher Äpfel<br />
Etwas für couragiertere Leute!<br />
„Am Wochenende konnte man am Berliner Hauptbahnhof einen ungewöhnlichen Protest<br />
erleben. Die „Front Deutscher Äpfel“ (FDÄ) skandierte „Heil Boskop! - Was gibt der<br />
deutschen Jugend Kraft: Apfelsaft“. Aktivisten gegen Rechtsextremismus parodierten<br />
ihre Gegner.<br />
Die Bilder kommen einem bekannt vor: eine Gruppe von schwarz gekleideten Menschen<br />
mit bekannten Armbinden, aber ohne Hakenkreuz, dafür mit einem Apfel. Eine Gruppe<br />
Männer trägt auf einem Stuhl einen Mann zu dem Protest <strong>und</strong> die Aktivisten rufen: „Alf, Alf,<br />
Alf!“ Die Satire-Gruppe gehört zur Veranstaltung „Aktionswochen gegen Rassismus“.<br />
Um eine solche Aktion durchzuführen, solltet<br />
ihr euch unbedingt die Texte <strong>und</strong> Videos<br />
unter: www.apfelfront.de ansehen <strong>und</strong><br />
dann diskutieren, ob <strong>und</strong> wie ihr es machen<br />
wollt.<br />
63 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
64
Geburtstagskerzen<br />
Jedes Jahr jähren sich Verbrechen der Nazis, auch in diesem Jahr feiern Rechtsextremisten<br />
einige Jubiläen: Wir setzen auf öffentlichen Plätzen dagegen mit ganz anderen Geburtstagskerzen<br />
<strong>und</strong> schreiben zum Beispiel „NIE WIEDER“ in die Dunkelheit. Man sollte aber<br />
darauf achten, dass es an diesem Tag nicht zu windig ist, bei etwas Wind n<strong>im</strong>mt man<br />
lieber Gläser statt Butterbrottüten oder aber weiße „Dauerbrenner“. Falls mal eine Tüte<br />
in Flammen aufgeht: Nicht gefährlich, sie brennt in wenigen Sek<strong>und</strong>en ab.<br />
Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />
Materialien: Teelichter, Vogelsand (mehrere Tüten), Butterbrottüten, usw.<br />
Hinweis: Vorher (z.B. <strong>im</strong> Ordnungsamt) Genehmigung einholen!<br />
65 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Gefrierfleischorden 1942<br />
Ein „Historisches Spiel“ zum Thema Zwang <strong>und</strong> Herrschaft.<br />
Das „Historische Spiel“ produziert <strong>im</strong>aginäre Bilder von Geschichte. In „Gefrierfleischorden“<br />
werden historische Strukturen aus der Zeit des Nationalsozialismus verwendet.<br />
Gesellschaftliche Mechanismen aus dieser Epoche werden transparent, sie sind auch<br />
heute noch relevant:<br />
• Wie entsteht hinter einer Fassade von Gemeinschaft ein Zwangssystem?<br />
• Wie beeinflussen ideologischen Stereotypen die Ausübung von Macht?<br />
• Wie stark ist die Verführung Macht auszuüben?<br />
• Wie verhalten sich Opfer, unterworfen unter der Willkür anderer Menschen?<br />
Ein offener <strong>und</strong> emotionaler Zugang zu<br />
diesem Themenfeld ist mit unterrichtlichen<br />
Methoden kaum möglich. Das „Historische<br />
Spiel“ besetzt genau dieses Spektrum. Die<br />
Schüler/-innen übernehmen Rollen. Diese<br />
Rollen funktionieren wie ein Deckmantel,<br />
unter dem geherrscht <strong>und</strong> gelitten werden<br />
kann, ohne dass sie direkte Auswirkungen<br />
auf den Alltag hätten. Die Erfahrungen aus<br />
dem Rollenspiel werden reflektiert.<br />
Die Schüler werden aufgeteilt in „Kapos“<br />
<strong>und</strong> „Zwangsarbeiter“ (1942) mit einer<br />
erkennbaren rud<strong>im</strong>entären Uniform. Der Anleiter<br />
spielt einen willkürlich herrschenden<br />
Uniformträger. Er sorgt für eine autoritäre<br />
66
<strong>und</strong> militärische Atmosphäre. Aufgabe der Kleingruppen ist es, die historische „Ostmedaille“,<br />
den sog. „Gefrierfleischorden“, zu produzieren. Die hand-werkliche Arbeit des<br />
Metallgusses führt bei den „Zwangsarbeitern“ zu einer absurden Identifikation mit dem<br />
Produkt. Denn die Orden sind für die Soldaten best<strong>im</strong>mt, die zugleich auch die Unterdrücker<br />
sind. Die Arbeit wird begleitet von Filmschlagern aus den 40er Jahren.<br />
Dem Spiel ist ein konzeptioneller Macht- <strong>und</strong> Gehorsamskonflikt zugr<strong>und</strong>e gelegt, in dem<br />
die Schüler arbeiten müssen.<br />
Eine Reflexionsr<strong>und</strong>e beendet das Projekt.<br />
Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Jugendamt der Stadt Schwerte <strong>und</strong> dem<br />
Museumspädagogen Olaf Fabian-Knöpges. Es dauert min. 2 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist für 20 bis<br />
40 Schüler/-innen ausgelegt. Es orientiert sich an den Jahrgangsstufen 9 <strong>und</strong> 10, ist aber<br />
modifizierbar für weitere Altersgruppen. Das Projekt ist buchbar für alle Schulformen <strong>und</strong><br />
auch für passende Veranstaltungen der Jugendämter geeignet.<br />
Kontakt:<br />
Olaf Fabian-Knöpges,<br />
olaf.knoepges@freenet.de,<br />
Tel.: 0177/6898044<br />
oder<br />
Thomas Schwengers,<br />
thomas.schwengers@stadt-schwerte.de,<br />
Tel.: 02304/104377<br />
67 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Gehe<strong>im</strong>nisse der Gewalt<br />
Zwei Teilnehmende schlagen sich mit<br />
Schaumstoffschlägern (Encounterbats /<br />
Batakas / Kissen) die Hucke voll (Regeln:<br />
nicht ins Gesicht <strong>und</strong> in die Genitalien).<br />
Vor Beginn dieser Übung werden sie allerdings<br />
aus dem Raum geschickt. Mit den anderen<br />
wird folgende Absprache getroffen:<br />
Alle bilden um die zwei „Schläger“ einen<br />
festen Kreis, der aus zwei „Fangruppen“<br />
besteht: Die eine Hälfte der Teilnehmer hält<br />
zu dem einen „Schläger“, zum Beispiel Alex,<br />
die anderen zum anderen, zum Beispiel<br />
Edda.<br />
Wichtig ist nun, dass alle „Zuschauer“ auf die Signale des Trainers aufpassen <strong>und</strong> reagieren:<br />
Wenn der Kampf losgeht, unterstützt (durch Anfeuerungsrufe) jede Gruppe ihren<br />
„Schläger“. Nach circa zehn Sek<strong>und</strong>en gibt der Trainer/die Trainerin (<strong>im</strong> Hintergr<strong>und</strong> für<br />
die Teilnehmenden sichtbar) das Signal für einen St<strong>im</strong>mungswechsel:<br />
• Circa fünf Sek<strong>und</strong>en unterstützen nun alle (beiden Gruppen) nur den Alex;<br />
• danach circa fünf Sek<strong>und</strong>en nur die Edda;<br />
• danach herrscht circa fünf Sek<strong>und</strong>en absolute Ruhe <strong>und</strong><br />
• danach werden die beiden „Schläger“ wieder heftig, so als wäre nichts gewesen,<br />
von ihrer jeweiligen Fangruppe angefeuert.<br />
68
Fragen an die „Schläger“:<br />
• Was ist passiert?<br />
• Welche Wirkungen hatte das Verhalten der Zuschauer/innen – wie schätzen diese ihre<br />
Wirkung ein?<br />
• Wer steuert eigentlich Schlägereien; die Gewalttäter/innen oder die Zuschauer/innen?<br />
• Wie verhält es sich in der Realität?<br />
Nachdem alle nun eine Bedrohungs- <strong>und</strong> Gewaltsituationen erprobt haben (<strong>und</strong> alle<br />
Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer sich mindestens einmal erfolgreich selbst behauptet<br />
haben), kann es nun Zeit sein, dass jetzt auch von den Teilnehmer/innen benannte <strong>und</strong><br />
selbst erlebte Situationen „durchgespielt“ <strong>und</strong> reflektiert werden.<br />
Bewerten Sie als Trainer/in nie die Lösungsversuche, sondern lassen Sie die Teilnehmenden<br />
den Wert oder Sinn des eigenen Verhaltens einschätzen!<br />
Ob eine Verhaltens- oder Handlungsmöglichkeit richtig ist oder nicht, hat <strong>im</strong>mer mit der<br />
jeweiligen Situation, der aktuellen „St<strong>im</strong>mung“, den besonderen Umständen des Ortes,<br />
der handelnden Person usw. zu tun.<br />
Stärkung erfahren Menschen in Trainings vor Allem durch den von ihnen geschaffenen<br />
(lokalen wie sozialen) Raum, die Zeit <strong>und</strong> die Atmosphäre, um einzeln <strong>und</strong> gemeinsam<br />
ihre Möglichkeiten zu (er)finden, zu erproben <strong>und</strong> zu reflektieren.<br />
69 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
GEHEIMWAFFEL gegen Gewalt<br />
TOP SECRET <strong>und</strong> nur für Menschen mit Gelassenheit, langem Atem, Humor <strong>und</strong> Empathie für<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die selber Spaß am Exper<strong>im</strong>entieren, Ausprobieren <strong>und</strong> Realisieren<br />
von auch scheinbar verrückten Ideen zur Deeskalation von Gewalt haben. Die <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong><br />
Jugendclique „Ruhrkanaker“ hat <strong>im</strong> Verlauf eines Gewalt–Deeskalationstrainings die unglaubliche,<br />
ult<strong>im</strong>ative, wohlschmeckende <strong>und</strong> exaktkonkrete ©Villigster Gehe<strong>im</strong>waffel zum<br />
Einsatz in Bedrohungs- <strong>und</strong> Gewaltsituationen entwickelt <strong>und</strong> realisiert. Die Gehe<strong>im</strong>waffel<br />
wird verdeckt getragen <strong>und</strong> in kritischen Situationen (zum Beispiel den Gewalttäter/innen)<br />
angeboten, um die Situation kurz zu entspannen oder zu unterbrechen. Die entstandene<br />
Verw<strong>und</strong>erung kann als „Schrecksek<strong>und</strong>e“ genutzt werden, um zum Beispiel:<br />
• mögliche Opfer in Sicherheit zu bringen…,<br />
• das Geschehen durch ein Gespräch zu entkrampfen…,<br />
• Öffentlichkeit <strong>und</strong> Solidarität mit dem Opfer herzustellen…,<br />
• Gewalttäter/innen in die Schranken zu verweisen…,<br />
• etwas Unerwartetes zu tun…,<br />
• Hilfe zu organisieren… usw.<br />
Weil es gut ist, <strong>im</strong>mer mindestens zwei<br />
Gehe<strong>im</strong>waffeln bei sich zu tragen<br />
(eine für die Täter/innen – eine als Nervennahrung<br />
für mich selber) gibt es die Gehe<strong>im</strong>waffel in der<br />
Gewalt Akademie Villigst.<br />
Mehr Infos:<br />
www.gewaltakademie.de/gaeste/html/gehe<strong>im</strong>waffel.html<br />
70
Gelbe Karte<br />
Wir Ruhrkanaker haben ein Gewalt-Deeskalationstraining<br />
gemacht <strong>und</strong> nach Möglichkeiten<br />
gesucht (<strong>und</strong> ausprobiert), wie man einen<br />
randalierenden Gewalttäter kurze Zeit, zum<br />
Beispiel für eine halbe Sek<strong>und</strong>e ohne Gewalt<br />
stoppen oder irritieren oder aus dem Konzept<br />
bringen kann, um sich selber oder ein anderes<br />
Opfer in Sicherheit zu bringen.<br />
Dabei hatten wir die superscharfe Idee: Wir bräuchten eine kleine gelbe Karte (wie die<br />
Schiedsrichter sie haben) mit etwas Information über die Wirkungen der Gewalt drauf. In<br />
Bedrohungs- oder Gewaltsituationen kann man diese gelbe Karte dann dem Gewalttäter in<br />
die Hand drücken, um ihn kurz von der Gewalttat abzulenken. Möglicherweise kann man<br />
dann mit ihm eine Diskussion führen, denn wer diskutiert prügelt (noch) nicht.<br />
Eine Rote Karte sollte es nicht sein, weil dann fliegt man ja (be<strong>im</strong> Fußball) vom Platz <strong>und</strong><br />
du hast keine Chance mehr <strong>und</strong> möglicherweise wird der Kerl dann erst richtig sauer <strong>und</strong><br />
haut dir auf den Kopf. Für dich oder das Opfer ist das nicht so gut <strong>und</strong> für Gewalttäter<br />
ist das auch nicht so gut, weil die sich ja bessern sollen <strong>und</strong> meistens eine neue Chance<br />
haben müssen, weil wir mit denen ja weiterleben <strong>und</strong> sie nicht weg sperren oder raus<br />
schmeißen wollen.<br />
Es funktioniert, wir haben es ausprobiert! Na ja, nicht <strong>im</strong>mer, aber wenn Mann oder Frau<br />
mit festem Stand, klarer Sprache, solider Körperhaltung auftritt, hat das schon seine<br />
Gewalt vermindernde Wirkung.<br />
Kontakt: Ruhrkanaker, Haus Villigst, 58239 Schwerte<br />
71 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Geschichte ist nicht von gestern<br />
“Meine - Deine - Unsere Geschichte(n)“ macht die Vergangenheit lebendig.<br />
Auf der Suche nach spannenden Geschichten aus der Vergangenheit erforschen Jugendliche<br />
aus Berlin <strong>und</strong> Brandenburg seit Monaten ihren „Kiez“. Sie sind aktiv <strong>und</strong> setzen sich<br />
innerhalb eigener Geschichtsprojekte in ihrer Freizeit mit Personen, Ereignissen, Straßen,<br />
Plätzen, Gebäuden <strong>und</strong> anderen historisch wichtigen Orten in ihrem Umfeld auseinander.<br />
Dazu besuchen die Jugendlichen <strong>im</strong> Alter von 12 bis 25 Jahren Archive, befragen Zeitzeuginnen<br />
<strong>und</strong> Zeitzeugen, forschen in Museen, filmen <strong>und</strong> fotografieren, deuten <strong>und</strong> bewerten<br />
gemeinsam Quellen, diskutieren <strong>und</strong> dokumentieren.<br />
Mehr Infos: www.vielfalt-tut-gut.de<br />
Gewalt in unserer Stadt<br />
Alle Mitglieder eurer Gruppe sind mit Kameras<br />
ausgestattet <strong>und</strong> machen sich auf die Suche nach<br />
Zerstörungen, Verwüstungen, öden oder abschreckenden<br />
Orten, Ecken, zertrümmerten Telefonzellen,<br />
üblen Bushaltestellen, aufgeschlitzten Sitzen<br />
in der U-Bahn usw. .<br />
Unter dem Titel „Gewalt in unserer Stadt / … unserem<br />
Stadtteil / … unserer Schule“ erstellt ihr<br />
dann eine Ausstellung <strong>und</strong> ladet Leute ein, um<br />
gemeinsam zu beraten, was man machen könnte<br />
<strong>und</strong> was ihr konkret tun wollt, um die Gewalt <strong>und</strong><br />
ihre Spuren zu verringern.<br />
72
Gottesdienst – Ausstellung - Film<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche setzten ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, Gewalt, Rassismus,<br />
<strong>und</strong> Antisemitismus.<br />
Mit künstlerischen Objekten, Bildern, Collagen sowie Skulpturen planten die drei Jugendgruppen<br />
aus dem Lukas-Zentrum eine Großausstellung <strong>im</strong> Raesfelder Rathaus.<br />
Das Gemeinsame <strong>im</strong> Aktionsmotto bezieht sich aber nicht allein auf das Tun in der Gruppe.<br />
Um zu zeigen, dass in Raesfeld die Demokratie eine feste Gr<strong>und</strong>lage hat, hat jeder teilnehmende<br />
Jugendliche eine/n Pat/in mit ins Boot geholt, eine/n Raesfelder Prominente/n aus<br />
Politik, Kirche, Sport, Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft.<br />
Viel Freude hat es den Jugendlichen bereitet, dass die angesprochenen Mitbürger/innen<br />
sofort zugesagt haben. Die bekannten Raesfelder haben kreative Arbeiten unterschiedlicher<br />
Prägung zu der Ausstellung beigesteuert.<br />
Es wurde <strong>im</strong> Lukas-Zentrum nicht nur künstlerisch das Thema aufgearbeitet. Unter der<br />
Mitwirkung von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern wurde ein Jugendgottesdienst zum<br />
Thema vorbereitet <strong>und</strong> gestaltet.<br />
Das Projekt wurde abger<strong>und</strong>et durch die Produktion eines Filmes gegen Rechts.<br />
Das Aktionsmotto „Gemeinsam gegen Rechts“ ist nicht nur ein Motto geblieben.<br />
Über 50 <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche (Ausstellung, Gottesdienst <strong>und</strong> Film) <strong>und</strong> 26 bekannte<br />
Raesfelder Erwachsene setzen stellvertretend für unsere Gemeinde ein Zeichen für<br />
Menschlichkeit gegen Gewalt.<br />
73 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Graffity<br />
Rechtsextremisten werben aggressiv auf<br />
Schulhöfen <strong>und</strong> sprechen direkt junge<br />
Menschen an, sie verteilen CDs mit rechter<br />
Musik <strong>und</strong> bewegen sich dabei am Rande<br />
der Legalität.<br />
Man kann nur mit Aktionen <strong>und</strong> Aufklärung<br />
gegen Rechts dagegen halten.<br />
Eine Möglichkeit wäre: mit einer kleinen<br />
Schablone <strong>und</strong> Sprühlack kann man Alles<br />
ansprühen, was angesprüht werden möchte<br />
(kein wildes Sprühen, das gibt Ärger), aber<br />
Schultornister, Collegeblöcke, Fahrräder,<br />
Jeans, Schuhsohlen... mit einem coolen<br />
Slogan laufen Schüler gern herum.<br />
Man kann sogar T-Shirts mit Textilfarbe<br />
(http://chapora.de/) besprühen, also eine<br />
ganz zeitgemäße Art der T-Shirt-Malerei...<br />
Zielgruppe: Schüler<br />
Material: Schablone, Farbspray<br />
(Lack oder Textilspray)<br />
74
Guter Rat<br />
Der Gute Rat besteht aus unterschiedlichen Beratungsgruppen <strong>und</strong> soll den Dialog in Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Politik vor allem mit jungen Menschen beleben. In diesem Beratungsprozess<br />
stehen die Beratungskompetenzen von jungen Menschen: jung sein, die Zukunft vor sich<br />
zu haben, Fehler machen zu dürfen, politisch „Macht-Los“ zu sein ebenso <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong><br />
wie der Schutz vor „Heruntermachen“, „Besserwisserei“ <strong>und</strong> Abwertung einzelner Beiträge<br />
oder einzelner Teilnehmenden.<br />
Ziel:<br />
Mitglieder, z. B. der Landesregierung NRW <strong>und</strong> Prominente (Promis) aus den Bereichen<br />
Kirche <strong>und</strong> Gesellschaft erhalten die Möglichkeit, konkrete, abgegrenzte Fragestellungen<br />
(z.B.: „Was brauchen die Menschen am allernotwendigsten, damit sie nicht rechtsextremistisch<br />
werden?“) an die jeweilige Beratungsgruppe zu stellen.<br />
75 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Jede Beratungsgruppe (bis ca. 20 Leute) unterteilt sich in kleinere Beratungsgruppen, die<br />
individuell nach Antworten suchen. Nach internen Beratungen (der Beteiligten untereinander)<br />
findet „Der Gute Rat“ statt. Die/der Fragesteller/in aus der Gesellschaft oder Politik<br />
sowie die Beratenden der jeweiligen Beratungsgruppe kommen zusammen. Die einzelnen<br />
Beratungsgruppen stellen ihr Beratungsergebnis vor, der/die Promi hört (schweigend) zu.<br />
Nach der Beratungsphase <strong>und</strong> kurzer Pause hat der/die „beratene Promi“ das Wort <strong>und</strong><br />
benennt die für sich wichtigen positiven Ergebnisse.<br />
Ein/e Moderator/in wacht darüber, dass kein Beitrag der Jugendlichen (oder sie selber)<br />
herabgesetzt oder abqualifiziert wird. Nach dieser eher straff gehaltenen Beratungsphase<br />
kann <strong>und</strong> sollte eine informelle Gesprächsr<strong>und</strong>e, möglicherweise mit Imbiss usw., die<br />
Atmosphäre positiv abr<strong>und</strong>en.<br />
76
77 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Hands on History<br />
Das Projekt „Hands on History - neugierig machen auf Geschichte“ widmet sich dem Thema<br />
„Früh ansetzende Prävention“ <strong>und</strong> dabei insbesondere dem Historischen Lernen. Es richtet<br />
sich an <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> jüngere Jugendliche.<br />
Mit dem neuen „Geschichtslabor“ des Jugend<br />
Museums Schöneberg in Berlin, das den<br />
ersten Teil des dreijährigen Modellprojektes<br />
bildet, bietet „Hands on History“ einen neuen<br />
Ansatz zur zeitgemäßen Geschichtsvermittlung,<br />
mit dem Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />
selbst auf Spurensuche gehen können:<br />
„Wie war das damals eigentlich mit dem<br />
Nationalsozialismus in Berlin? Was passierte<br />
mit den jüdischen <strong>Kinder</strong>n Manfred <strong>und</strong><br />
Steffi, die in Schöneberg zur Schule gingen?<br />
Warum musste sich Renate verstecken? Wie<br />
erging es Kurt als „P<strong>im</strong>pf“? Und wer hat den<br />
riesigen Betonbunker in der Pallasstraße<br />
gebaut?“ Diese <strong>und</strong> andere Fragen stellt <strong>und</strong><br />
beantwortet das Geschichtslabor mit seinem<br />
interaktiven Konzept.<br />
Mehr Infos: www.vielfalt-tut-gut.de<br />
78
Hass CDs<br />
In vielen Musiktiteln unverdächtiger Hip Hop-, Rap- <strong>und</strong> Rockgruppen wird Gewalt <strong>und</strong><br />
Rassismus legit<strong>im</strong>iert <strong>und</strong> propagiert. Besorgt euch solche Musik, übersetzt sie <strong>und</strong><br />
analysiert sie <strong>im</strong> Hinblick auf ihren menschenfeindlichen, sexistischen, demütigenden<br />
Charakter. Stellt eine „schwarze Liste“ her <strong>und</strong> dokumentiert die Diskr<strong>im</strong>inierungen <strong>und</strong><br />
nennt sie be<strong>im</strong> Namen.<br />
Hinweis:<br />
Seid nicht gleich sauer, wenn die Leute diese Musik weiterhin abspielen <strong>und</strong> hören;<br />
Veränderungsprozesse brauchen ihre Zeit <strong>und</strong> geschehen überhaupt nur dann, wenn ihr<br />
konkrete Anlässe <strong>und</strong> Argumente dazu bietet.<br />
Anmerkungen:<br />
In Bezug auf Discos, in denen menschenfeindliche Musik gespielt wird, lohnt sich zuweilen<br />
durchaus die Kooperation mit dem Jugendamt <strong>und</strong> der Polizei. Macht sie darauf aufmerksam,<br />
dass sie durch eure Eingabe verpflichtet sind, gegen Diskr<strong>im</strong>inierung, Rassismus <strong>und</strong><br />
die Verherrlichung von Gewalt vorzugehen.<br />
79 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Häuptling trifft Kanzlerin …<br />
Ein he<strong>im</strong>liches Gespräch, belauscht während der letzten USA Reise.<br />
Kanzlerin: Ich deutsch, du mich verstehen ...?<br />
Apache: Klar <strong>und</strong> deutlich, ich heiße Cochise vom Volk der Apachen; wie geht es ihnen,<br />
sind sie in unserem Dorf gut bewirtet worden?<br />
Kanzlerin: Na ja, das Essen hier, aber ich hörte, sie haben Probleme mit Ausländern <strong>und</strong><br />
so ... haben sie hier etwas gegen Ausländer?<br />
Cochise: Nein, wir haben nichts gegen Ausländer - Gäste sind uns heilig.<br />
Kanzlerin: Aber ich habe gehört, dass es da irgendwelche Schwierigkeiten geben soll,<br />
<strong>und</strong> wenn ich schon mal da bin, wir können doch über alles reden ...<br />
Cochise: Nun, seit einiger Zeit haben wir mit einigen Leuten ein kleines Problem, aber<br />
das betrifft nicht die Leute <strong>im</strong> Einzelnen. Es sind einfach zu viele. Vor allem die<br />
Briten, die Deutschen <strong>und</strong> die Franzosen.<br />
Kanzlerin: Die Deutschen?<br />
Cochise: Aber ja, 56 Millionen Nord-Amerikaner sind deutscher Abstammung.<br />
Kanzlerin: Ja, wie, ja, wo sind die denn alle hergekommen, <strong>und</strong> warum sind die denn alle<br />
zu ihnen gekommen?<br />
Cochise: Warum wohl - weil bei denen zu Hause der Terror los war.<br />
Kanzlerin: Terror?<br />
Cochise: Jawohl, Terror. Bitterste Armut, Hunger, größenwahnsinnige Despoten, ein<br />
H<strong>und</strong>eleben ... abgehauen sind die alle ...<br />
Kanzlerin: Sie meinen, wie heute in Asien <strong>und</strong> Afrika?<br />
Cochise: Richtig, genau. Einige Deutsche, die zu uns kamen, waren zwar politisch Ver<br />
folgte. Aber die meisten Deutschen, sage ich ihnen, waren reine Wirtschaftsflüchtlinge.<br />
Kanzlerin: Wirtschaft, wieso … sie meinen, die wollten bei ihnen nur reich werden?<br />
Cochise: Sind sie auch …<br />
Kanzlerin: Wie, was?<br />
80
Cochise: Na ja, heute leben wir Indianer hier in großer Not <strong>und</strong> müssen froh sein, wenn<br />
wir bei den „Ausländern“ Brot <strong>und</strong> Arbeit finden <strong>und</strong> selber nicht hungern<br />
müssen …<br />
Kanzlerin: Ja, wie ist denn das passiert? Und nun? … Aber sie können ja wohl nicht<br />
erwarten, dass all diese Wirtschafts- <strong>und</strong> Armutsflüchtlinge wieder nach<br />
Deutschland zurückkehren.<br />
Cochise: Wie gesagt, ich habe nichts gegen Ausländer … aber was zu viel ist, ist zu viel.<br />
Kanzlerin: 56 Millionen? Zurück nach Deutschland? Wo wir doch selber so viele Ausländer<br />
haben!<br />
Cochise: Genau, also passen Sie mal auf, ich schlage Ihnen ein Tauschgeschäft vor. Sie<br />
geben uns Indianern ihre neun Millionen Ausländer <strong>und</strong> wir geben ihnen ihre<br />
56 Millionen Deutsche zurück.<br />
Kanzlerin: Also ich weiß nicht …<br />
Cochise: Ja freuen sie sich denn gar nicht …<br />
Kanzlerin: Also näh, da muss ich doch erst mal unseren B<strong>und</strong>estag fragen …<br />
Cochise: Stellen sie sich das doch mal vor. 80 Millionen Deutsche haben sie schon. Wenn<br />
sie jetzt noch 56 Millionen aus Nordamerika dazu kriegen, sind das schon 136<br />
Millionen Deutsche auf einem Fleck. Das muss doch das Paradies auf Erden<br />
sein …<br />
Kanzlerin: Äh, na ja, also ich meine … äh <strong>und</strong> denken sie mal also … nee. Da krieg ich doch<br />
den totalen Stress dahe<strong>im</strong> …<br />
81 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Ich will,<br />
Foto einkleben<br />
dass alle Menschen in Deutschland in Frieden leben<br />
können <strong>und</strong> niemand wegen seiner Herkunft, Religion,<br />
Hautfarbe, Kultur, Kleidung, Nationalität, Mutter-<br />
sprache, Augenfarbe ... Angst haben muss.<br />
Aus dieser Idee lässt sich leicht ein tolles Projekt für eure Schule, Jugendzentrum usw.<br />
machen: Per PC macht ihr einen entsprechenden Entwurf für ein Plakat <strong>und</strong> vergrößert es<br />
per Kopierer auf DIN A3 oder DIN A2 <strong>und</strong> sucht dann Leute, die sich fotografieren lassen<br />
<strong>und</strong> einer Ausstellung eurer Plakate <strong>im</strong> Foyer o. ä. zust<strong>im</strong>men.<br />
82
83 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Internationale Jugendbegegnung<br />
auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges in Verdun<br />
(Weltfriedenshauptstadt) Frankreich<br />
Ziel: F<strong>und</strong>ament zur Versöhnung entwickeln; Verständigung <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft mit den<br />
Menschen in Frankreich.<br />
Eine Jugendbegegnung wird von der Reflexion an den Stätten unserer geschichtlichen<br />
Vergangenheit geprägt. In der Region r<strong>und</strong> um Verdun gibt es viele Mahnmale, die die<br />
Gruppe besuchen kann.<br />
Man sieht die grausamen Folgen des Krieges <strong>und</strong> fragt sich öfters: „Warum <strong>und</strong> wofür“?<br />
So können z. B. das Fort Douaumont, Mort Homme, Colonel Driant, das zerstörte Dorf<br />
Fleury, Vauquois usw. auf dem Programm stehen.<br />
Und dann ist noch das Gebeinhaus am Douaumont zu nennen, indem sich die Gebeine<br />
von 130.000 Gefallenen, nicht zu identifizierenden Soldaten befinden.<br />
Man kann jedoch auch eine Brücke zwischen 1. Weltkrieg <strong>und</strong> 2. Weltkrieg schlagen, indem<br />
man mit der Jugendgruppe die zweite Woche in die Normandie aufbricht.<br />
Dort sollten die Landungsbrücken in Arromanches, das Museum mit Originalfilmaufnahmen<br />
<strong>und</strong> einer Zusammenfassung der Invasion auf dem Programm stehen. Neben dem Besuch<br />
der Landungsstrände ist auch der Deutsche Soldatenfriedhof „La Camp“ vorzusehen.<br />
Auch die prunkvolle Anlage des amerikanischen Friedhofes mit seiner beeindruckenden<br />
D<strong>im</strong>ension begleitet die Gruppe.<br />
84
Neben dieser pädagogischen Friedensarbeit<br />
<strong>und</strong> Arbeiten auf deutschen Soldatenfriedhöfen<br />
(Reinigung der Kreuze) stehen auch<br />
das Kennenlernen von Kultur <strong>und</strong> Menschen<br />
auf dem Programm.<br />
Wir wollen Jugendlichen nicht nur Geschichte<br />
in Erinnerung rufen, sondern reale Hilfen<br />
zur Völkerverständigung <strong>und</strong> Friedensbereitschaft<br />
anhand geben.<br />
Dabei halten wir daran fest, dass den jungen<br />
Menschen, die auf den Kriegsgräberstätten<br />
<strong>und</strong> Mahnmalen mit den Folgen von Krieg<br />
<strong>und</strong> Gewaltherrschaft konfrontiert werden,<br />
auch die Möglichkeit zur Reflexion gegeben<br />
wird, die Konsequenzen aber dem Einzelnen<br />
überlassen bleibt.<br />
Zielgruppen:<br />
• Jugendliche zwischen 12 <strong>und</strong> 21 Jahren<br />
• Gewaltauffällige Jugendliche<br />
• Jugendliche die der rechten Szene angehören.<br />
Kontakt:<br />
Robeer Steinerbrunner, Kreisjugendring L<strong>im</strong>burg-Weilburg e. V.<br />
Kreuzweg 23, 65606 Villmar<br />
85 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Internationaler Tag gegen Rassismus der UN<br />
In vielen Kalendern steht am 21. März der Eintrag: Internationaler Antirassismustag.<br />
Vielleicht wirst du dich fragen, was damit gemeint ist. Eine Antwort darauf gibt folgendes<br />
Ereignis:<br />
Ein Demonstrationszug von 30.000 Menschen bewegte sich am 21. März 1960 in Sharpeville<br />
bei Johannesburg (Südafrika) durch die Straßen. Friedlich, mit leeren Händen, marschierten<br />
schwarze <strong>Kinder</strong>, Jugendliche, Frauen <strong>und</strong> Männer auf das Kommissariat zu. Aufgebracht<br />
durch die täglichen Schikanen wollten sie ihre Forderungen gegen das verhasste Passgesetz<br />
erheben. Es wurde „book of life“ genannt, das Papier, mit dem jede/r schwarze<br />
„Gastarbeiter/in“ sich ausweisen musste, wenn er oder sie die für Weiße reservierten<br />
Gebiete betreten wollte. Ohne Pass konnte die Polizei den- oder diejenige/n festnehmen<br />
<strong>und</strong> als Sklaven auf Zeit an einen weißen Farmer verleihen.<br />
Schusssalven aus Maschinenpistolen empfingen die friedlichen Demonstrant/innen. Sie<br />
wurden zur Zielscheibe der weißen Gewaltherrschaft über die schwarze Mehrheit. Die<br />
Bilanz des Tages: 69 Tote, 180 Verletzte.<br />
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte 1966 den 21. März zum „Internationalen<br />
Tag zur Überwindung von Rassismus“.<br />
Macht den 21. März zu einem Erinnerungstag; gestaltet eine öffentliche Lesung mit von<br />
euch ausgesuchten Texten, malt ein riesengroßes Transparent <strong>und</strong> hängt es an eure<br />
Schule, zeichnet Menschen <strong>und</strong> Gruppen aus, die sich zur Überwindung von Rassismus<br />
eingesetzt haben.<br />
Viele gute Hinweise finden sich dazu unter: www.interkultureller-rat.de<br />
86
Internationales Klassenz<strong>im</strong>mer<br />
Schaut euch in eurer Schule oder eurer Klasse um <strong>und</strong> überprüft, wie viele Kulturen oder<br />
Nationalitäten vertreten sind. An einem Projektnachmittag pro Halbjahr gestaltet ihr euer<br />
Klassenz<strong>im</strong>mer <strong>und</strong> dekoriert es mit Symbolen, Dingen, Informationen, Texten <strong>und</strong> Gedichten,<br />
Ausstellungsstücken (Teppiche usw. ) der jeweiligen Kultur.<br />
Jüdischer Friedhof<br />
Gibt es bei euch einen<br />
jüdischen Friedhof?<br />
Macht euch auf die Suche <strong>und</strong> dokumentiert<br />
seinen Zustand mit Fotos. Danach nehmt ihr<br />
Kontakt mit der jüdischen Gemeinde auf <strong>und</strong><br />
beratet euer Vorhaben. Bessert den Zaun<br />
aus, legt Wege frei, reinigt die Grabsteine,<br />
pflegt die Gräber <strong>und</strong> versucht etwas über<br />
die Geschichte des Friedhofs <strong>und</strong> die dort<br />
beerdigten Menschen herauszufinden. Vielleicht<br />
stellt ihr sogar eine kleine Dokumentation<br />
über den Friedhof zusammen.<br />
Hilfen: Euer Stadtarchiv, eure Stadtbücherei<br />
oder die Bürgermeisterin können euch bei<br />
Anfragen sicher weiterhelfen.<br />
87 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
„Juden sind Wucherer ...“<br />
„Sie kontrollieren die Finanzmärkte“, „Sie<br />
haben Jesus Christus ermordet“ – viele<br />
Vorurteile gegenüber der jüdischen Bevölkerung<br />
halten sich hartnäckig <strong>und</strong> sie sind<br />
schon mehr als einmal in Verfolgung <strong>und</strong><br />
Vertreibung gegipfelt.<br />
Der Naziideologie diente Antisemitismus<br />
zur Vorbereitung des Völkermordes. Auch<br />
60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
halten sich diese Lügen <strong>und</strong> Verleumdungen<br />
hartnäckig wie eh <strong>und</strong> je.<br />
Mit dem Buch „Alle Juden sind…“ <strong>und</strong> den<br />
dortigen „50 Fragen <strong>und</strong> Antworten“ werden<br />
Vorurteile mit Fakten widerlegt, um Klarheit<br />
<strong>und</strong> Wissen in die aggressive St<strong>im</strong>mung zu<br />
bringen. Fragen zur Geschichte des Judentums <strong>und</strong> des Antisemitismus“ werden ebenso<br />
thematisiert wie die Spannungen zwischen den Weltreligionen, der Israel-Palästina-Konflikt<br />
<strong>und</strong> der Völkermord an Juden während des Nationalsozialismus. Es ist ein Buch zur Recherche,<br />
gut geeignet für Ausstellungen, zum Nachschauen für den akuten Anlass, das<br />
auch be<strong>im</strong> Durchlesen durch die lebendige Gestaltung niemals an Attraktivität verliert.<br />
Also, alles andere als ein Schuld verteilendes, „gr<strong>und</strong>gutes“ Geschichtsbuch, mit dem man<br />
Jugendliche heute davonjagen könnte. Ein Werk - in Zusammenarbeit mit der Anne Frank<br />
Stiftung in Amsterdam herausgebracht – welches in möglichst viele Hände von Jugendlichen<br />
<strong>und</strong> Erwachsenen kommen sollte <strong>und</strong> natürlich auf viele Wirtshausstammtische.<br />
Für 14 – 99jährige, 184 Seiten, ISBN-13: 978-3-8346-0408-8,<br />
Verlag an der Ruhr, info@verlagruhr.de / www.verlagruhr.de<br />
88
Jugendkulturen<br />
Auch ganz aktuell werben Rechtsextremisten<br />
wieder für eine einheitliche deutsche<br />
Kultur, der sich jeder, der hier leben will,<br />
unterzuordnen hat.<br />
Weil jeder Mensch einzigartig ist, haben<br />
sich heute jugendliche Kulturen, Cliquen<br />
<strong>und</strong> Livestiles ausgeprägt, die alle ihren<br />
Platz haben. Spürt die Angehörigen der<br />
unterschiedlichen Kulturen <strong>und</strong> Cliquen <strong>und</strong><br />
Kulturen in eurer Stadt auf, macht Fotos <strong>und</strong><br />
interviewt sie.<br />
In einer Ausstellung mit dem Titel zum<br />
Beispiel: „Bunt statt braun“ oder „Vielfalt<br />
contra Einfalt“ stellt ihr eure Ergebnisse<br />
vor. Denkbar ist auch eine Ausstellung mit<br />
ausgeliehenen Schaufensterpuppen in<br />
lebensechtem Outfit.<br />
Hinweis: Manche rechtsextremistische<br />
Szenen schmücken sich heute mit Palästinensertüchern,<br />
Che Guevara Bildern oder<br />
sogar Punker Outfit. Versucht herauszufinden,<br />
warum sie das tun <strong>und</strong> was sie damit<br />
bezwecken wollen.<br />
89 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Kleine Schritte gegen Tritte<br />
Die Vorgeschichte: Ersen ist ein zehnjähriger, gelegentlicher Besucher unseres Jugendzentrums.<br />
Seine Eltern sind vor etwa 15 Jahren aus der Türkei hierher eingewandert. Eines<br />
Tages kam Ersen sichtlich sauer ins Jugendzentrum <strong>und</strong> erzählte uns folgenden Vorfall:<br />
„Am Donnerstag bin ich mit meinen vier Fre<strong>und</strong>en zur Ruhr gegangen, um Enten zu füttern.<br />
Als wir zur Ruhr kamen, saßen dort auf der Ufertreppe zwei ältere Mädchen <strong>und</strong> tranken<br />
Sangria. Zuerst kümmerten sie sich nicht um uns. Dann erschien plötzlich ein ca. 17-Jahre<br />
alter Junge, auf den sie wohl gewartet hatten. Daraufhin riefen die Mädchen zu uns:<br />
„Verpisst euch!“ <strong>und</strong> wollten uns wegjagen. Wir sind aber nicht gegangen. Da packten<br />
der 17jährige Junge <strong>und</strong> eines der Mädchen meinen Fre<strong>und</strong> Philip an den Beinen <strong>und</strong> den<br />
Armen, hoben ihn hoch <strong>und</strong> wollten ihn in die Ruhr werfen. Da habe ich daran gedacht,<br />
dass man Leuten in Not helfen sollte <strong>und</strong> dass ich etwas tun muss. Aus dem Gr<strong>und</strong> bin ich<br />
hin gerannt, um meinen deutschen Fre<strong>und</strong> zu befreien. Ich habe das wildere Mädchen zur<br />
Seite geschubst, so dass Philip frei kam <strong>und</strong> weglaufen konnte. Dann sind wir alle schnell<br />
weggelaufen. Etwa eine St<strong>und</strong>e später sind wir wieder zu der Ruhrtreppe gegangen. Als<br />
wir ankamen, waren die Jugendlichen noch da <strong>und</strong> das eine Mädchen sagte zu dem Jungen,<br />
dass er uns fangen <strong>und</strong> treten soll. Daraufhin haben wir Angst bekommen <strong>und</strong> sind weg<br />
gerannt; der 17-jährige ist hinter uns her, hat den Philip wieder erwischt <strong>und</strong> auf den Boden<br />
geworfen. Dann hat er mit einem Holz auf Philips Kehle gedrückt, bis dieser <strong>im</strong> Gesicht rot<br />
anlief. Da bin ich wieder dazwischen gegangen <strong>und</strong> hab den 17-jährigen vom Philip herunter<br />
geschubst. Da ist der 17-jährige aufgesprungen, hat mich gepackt, hochgehoben <strong>und</strong><br />
durch die Luft geschleudert, so dass ich auf dem Rücken aufschlug. Dann ist der Junge zu<br />
den Mädchen zurückgegangen. Ein Fre<strong>und</strong> von uns ist in der Zwischenzeit mit dem Rad<br />
nach Hause gefahren <strong>und</strong> hat meine Mutter verständigt. Die war ganz entsetzt <strong>und</strong> hat den<br />
Krankenwagen <strong>und</strong> die Polizei geholt. Die Polizei hat den Vorfall aufgenommen, der Krankenwagen<br />
hat mich ins Krankenhaus gebracht. Ich habe diese Geschichte aufgeschrieben,<br />
weil ich mit der Zivilcourage nicht zufrieden bin. Es ist doch blöd, wenn ich einem Opfer von<br />
Gewalt helfe <strong>und</strong> nachher selber als Opfer daliege <strong>und</strong> anstelle von einem Opfer plötzlich<br />
zwei die Opfer sind.“ (aus dem Protokoll von SOS-Rassismus-NRW).<br />
90
91 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
In unseren anschließenden Gesprächen mit Ersen <strong>und</strong> seiner Clique über diesen Vorfall <strong>und</strong><br />
die Wirkungen von Gewalt <strong>und</strong> Gegengewalt kam es zu dem nachdenklichen Ausspruch<br />
von Ersen: „Gewalt löst eigentlich gar keine Probleme, sondern schafft <strong>im</strong>mer nur neue...“.<br />
Diesen Satz (<strong>und</strong> andere) hatten wir <strong>im</strong> Büro unseres Jugendzentrums an eine Pinnwand<br />
geschrieben <strong>und</strong> festgehalten.<br />
Die Idee: Weil einmal die Jugendorganisation „Die Falken“ in NRW eine tolle Transparente-<br />
Aktion gemacht haben, haben wir dort nachgefragt, ob wir ein Transparent haben könnten.<br />
Bei dieser Aktion ging es darum, ein ca. 1 m x 6 m großes Transparent zum Thema Gewalt<br />
<strong>und</strong> Rechtsextremismus zu gestalten <strong>und</strong> für einen Monat gut sichtbar auf einer Brücke<br />
aufzuhängen. Unsere Idee war, das Erlebnis von Ersen <strong>und</strong> seiner Clique nicht einfach<br />
verpuffen zu lassen, sondern es als wichtige Erfahrung festzuhalten <strong>und</strong> öffentlich diskutierbar<br />
zu machen.<br />
Das Projekt: Um Worten Taten folgen zu lassen, haben wir mit Ersen <strong>und</strong> seinen Fre<strong>und</strong>/<br />
innen die Idee mit dem Transparent beraten, Farben, Schriftschablonen <strong>und</strong> Pinsel besorgt<br />
<strong>und</strong> los ging es. Mit dem großen Transparent <strong>und</strong> der Malaktion blockierten wir den ganzen<br />
Eingangsbereich des Jugendzentrums, so dass sich auch andere Jugendliche einmischten,<br />
Diskussionen entstanden <strong>und</strong> jeder wollte sich mit wenigstens einem Buchstaben verewi-<br />
gen - am Abend haben wir dann gemeinsam das Transparent an einer Fußgängerbrücke<br />
über der B1 aufgehängt.<br />
Erfahrungen: Natürlich haben unser Transparent <strong>und</strong> seine Botschaft „Gewalt löst kein<br />
Problem“ nicht nur Zust<strong>im</strong>mung, sondern auch vehementen Widerspruch erfahren. Genau<br />
darum ging es uns auch: den ständigen Konflikt mit der Gewalt <strong>und</strong> der Demütigung von<br />
Menschen nicht unter den Teppich zu kehren, sondern offen zu legen <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />
selbst herausfinden zu lassen, ob Gewalt gut oder schlecht für sie ist.<br />
Kontakt: Jugendzentrum „Auf der Höhe“, Rheinstr. 162, 45219 Essen–Kettwig<br />
92
Konsensfindung oder wie man dem Rechtsextremismus<br />
das Wasser abgraben kann…<br />
In unserem Jugendzentrum haben wir uns<br />
schon häufiger mit Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />
auseinandergesetzt <strong>und</strong> jetzt einen Konsensfindungsprozess<br />
durchgeführt, bei dem<br />
es darum ging, von allen Besucher/innen<br />
(<strong>im</strong> Schnitt so ca. 250 <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />
pro Woche) die Frage zu beantworten:<br />
Was brauchen <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche am<br />
allernotwendigsten, damit sie nicht gewalttätig<br />
oder rechtsextremistisch werden?<br />
Jede/r bekam einen Zettel <strong>und</strong> sollte max.<br />
12 soziale* Bedingungen benennen, die<br />
vorhanden sein müssen, damit <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong><br />
Jugendliche (z.B.) nicht gewalttätig oder<br />
rechts-extremistisch werden.<br />
Es folgte der Konsensfindungsprozess <strong>und</strong><br />
die Beantwortung der oben gestellten Frage:<br />
zuerst allein, dann zu zweit mit Vergleich, Diskussion<br />
<strong>und</strong> neuer Einigung, dann zu viert,<br />
danach zu acht. Die jeweils 12 Ergebnisse<br />
der einzelnen Achtergruppen wurden von<br />
uns gesammelt <strong>und</strong> auf einem Transparent<br />
<strong>im</strong> Jugendzentrum für alle Beteiligten notiert<br />
93 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
<strong>und</strong> öffentlich gemacht. In den nächsten 14<br />
Tagen passierte es durchaus, dass einzelne<br />
Jugendliche noch weitere Bedingungen auf<br />
diesem Transparent notierten.<br />
In einer Vollversammlung unseres Jugendzentrums<br />
haben wir dann die einzelnen<br />
genannten Bedingungen noch einmal beraten<br />
<strong>und</strong> mit einem Punktevergabesystem<br />
wieder die meistgenannten Bedingungen<br />
herauskristallisiert: Geborgenheit, vertraute<br />
<strong>und</strong> zuverlässige Partner, Vertrauen, Selbstwertgefühl,<br />
Anerkennung, Raum – Zeit – Atmosphäre,<br />
Orientierung.<br />
Danach haben wir die einzelnen Bedingungen<br />
in Workshops bearbeitet <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer<br />
wieder neu die Frage an uns, an jede/n<br />
einzelne/n <strong>und</strong> unser Jugendzentrum<br />
gestellt, wie denn die einzelnen Bedingungen,<br />
wie zum Beispiel Vertrauen oder<br />
Geborgenheit, in unserem Jugendzentrum<br />
auftauchen, realisiert werden oder realisiert<br />
werden könnten.<br />
Das Beispiel „Geborgenheit“ war besonders<br />
spannend, weil sich hier die tollsten Ideen<br />
entwickelten <strong>und</strong> einige Leute jetzt überprüfen,<br />
ob wir in unserem Haus z.B. einen<br />
offenen Kamin aufbauen sollten, um über<br />
94
die „kuschelige Atmosphäre von Lagerfeuer<br />
mit erzählen, lachen, staunen …“ mehr Geborgenheitsgefühle<br />
zu entfalten.<br />
In einem vorletzten Schritt haben wir die<br />
von uns gef<strong>und</strong>enen Begriffe in Bezug auf<br />
Rechtsextremismus überprüft <strong>und</strong> erstaunt<br />
festgestellt, dass Jugendliche in rechtsextremistischen<br />
Gruppen offensichtlich das<br />
Gleiche suchen, wie die Jugendlichen in<br />
unserem Haus, dass sie allerdings andere<br />
Begrifflichkeiten verwenden: Kameradschaft,<br />
Treue, Ehre.<br />
Weil wir aus unserem Prozess eine Ausstellung<br />
machen wollten, konnten dann Freiwillige<br />
einzelne Bedingungen heraussuchen<br />
<strong>und</strong> auf kleinere Transparente übertragen.<br />
Die einzelnen Leute haben wir mit ihrem<br />
jeweiligen Transparent fotografiert.<br />
*Es gibt auch physiologische Bedingungen wie Essen, Schlafen,<br />
Trinken, Kleidung, Wohnen usw., die wir hier gesondert bearbeitet<br />
haben, weil diese Bedingungen eigentlich durch unser<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>und</strong> die Sozialgesetzgebung abgesichert sind.<br />
Kontakt: Jugendzentrum „Auf der Höhe“,<br />
45219 Essen- Kettwig.<br />
Hinweis: Über unser Projekt haben wir eine<br />
Video-DVD gemacht, siehe: Edition Zebra:<br />
www.gewaltakademie.de<br />
95 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Konzert für viele Kulturen<br />
Der 9. November (Reichspogromnacht) wäre dafür ein gutes Datum. Nehmt mit dem Radiosender<br />
eurer Stadt bzw. dem örtlicher Lokalsender Kontakt auf <strong>und</strong> gestaltet eine eigene<br />
Sendung, wie zum Beispiel „Hörer machen Programm“. Stellt ein Konzert mit Musiktiteln<br />
möglichst aller Kulturen <strong>und</strong> Sprachen eurer Stadt zusammen. Kündigt die Musiktitel selber<br />
in den verschiedenen Sprachen an. Wenn ihr es hin bekommt, versucht in der Sendung<br />
auch zu erklären, warum ihr dieses Sendedatum gewählt habt.<br />
Hinweis: Ansprechpartner <strong>und</strong> Kontaktadressen eurer lokalen Radiosender findet ihr <strong>im</strong><br />
Internet. Macht euch vorher k<strong>und</strong>ig, was am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht<br />
geschehen ist.<br />
Kopftuch<br />
Und jetzt Frauen–Power: Ein Versuch, der unter die Haut geht. Alle Schülerinnen eurer<br />
Gruppe schlüpfen in die Kleidung <strong>und</strong> die Rolle türkischer Frauen <strong>und</strong> Mädchen. Wie reagieren<br />
die Menschen in der U-Bahn, an der Bushaltestelle, <strong>im</strong> Supermarkt, auf der Straße?<br />
Was müssen die Akteurinnen in dieser Rolle alles aushalten?<br />
Tipps: Nach eurem Projekt befragt ihr entsprechende, zum Beispiel türkische, Schülerinnen<br />
nach ihren Erfahrungen in unterschiedlichen Situationen <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />
Orten. Diese Erfahrungen haltet ihr schriftlich fest. Ebenso macht ihr es mit euren eigenen<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> stellt beide dann zum Beispiel eurer Schulklasse vor. Danach diskutiert<br />
ihr, was Toleranz bedeutet, Respekt beinhaltet, wo Diskr<strong>im</strong>inierung beginnt, wem sie nützt<br />
<strong>und</strong> wohin sie führen kann.<br />
Oft macht es auch Spaß, euer Projekt mit einer Kamera zu begleiten <strong>und</strong> als ein kommentiertes<br />
Fotoalbum festzuhalten.<br />
96
Kotzbrocken<br />
Macht eure Augen auf. Für den alltäglichen<br />
Rassismus in der Schule<br />
finden sich viele Belege: Zitate aus<br />
Schulbüchern, rassistische Sprüche<br />
(auch auf dem Klo), diskr<strong>im</strong>inierende<br />
Schüler- <strong>und</strong> Lehrertexte<br />
(Zitate).<br />
Ihr sammelt solche Belege (oder<br />
Fotos) <strong>und</strong> stellt die zusammengetragenen<br />
Beweisstücke zum Beispiel<br />
unter dem Titel „Kotzbrocken“<br />
in der Pausenhalle aus.<br />
Eure Ausstellung konterkariert ihr zum Beispiel mit folgendem Gericht:<br />
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte.<br />
Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Handlungen.<br />
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.<br />
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.<br />
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.<br />
(Klosterinschrift in England)<br />
97 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Lange Filmnacht gegen Rechts<br />
Die Idee: Mit der Aktion „Sie sind doch nicht vom H<strong>im</strong>mel gefallen“ wendet sich die<br />
Evangelische Jugend Essen gegen Gewalt <strong>und</strong> Rechtsextremismus. Angesprochen werden<br />
insbesondere auch <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die mit „rechtem Gedankengut“ sympathisieren,<br />
ohne wirklich rechts zu sein. Ziel der Aktion ist es, diese Jugendlichen ernst zu<br />
nehmen, zu fragen, was sie bei den Rechten suchen, was sie am Rechtssein fasziniert <strong>und</strong><br />
Alternativen anzubieten. Ein ideales Mittel dazu ist der Kinofilm. Ein Film, der seine Story<br />
packend erzählt, spricht jeden emotional an <strong>und</strong> es gibt eine Reihe Filme, die sich mit der<br />
rechten Szene auseinandersetzen.<br />
Das Projekt: Gezeigt werden zwei Filme: Oi! Warning (Deutschland 1999, von Dominik<br />
<strong>und</strong> Ben Reding) <strong>und</strong> American History X (USA 1998, von Tony Kaye). Oi! Warning, die<br />
Geschichte des 17-jährigen Janosch, der von zu Hause abhaut, ist ein eindringliches,<br />
vehement gespieltes Drama über das Skinheadmilieu. American History X, ein Film über<br />
Rassenhass <strong>und</strong> den Kreislauf der Gewalt in den USA, erzählt von dem jungen Neonazi<br />
Derek, der drei Schwarze umbringt, <strong>im</strong> Gefängnis Distanz zum Rechtsextremismus lernt<br />
<strong>und</strong> seinen jüngeren Bruder davor zu bewahren sucht. Beide Filme gehen unter die Haut<br />
- zum Durchatmen spielen in den Pausen Essener Bands.<br />
Wie es ablief: „Heftig war es, mehr als 700 Leute stürmten am 9. November zur Filmnacht<br />
für Toleranz <strong>und</strong> gegen Hass in die Lichtburg. Mit Rucksäcken ausgerüstet <strong>und</strong> in guter<br />
St<strong>im</strong>mung richtete man sich auf die Nacht ein. Der Gang zum Saft holen, Suche nach neuen<br />
Plätzen, lautstarkes Begrüßen der Fre<strong>und</strong>e nahmen die erste halbe St<strong>und</strong>e in Anspruch.<br />
Doch mit dem ersten Film - Oi! Warning - beruhigte sich das Publikum.<br />
Hard Stuff; für alle, die sich auf die Intensität dieser Bilder einlassen konnten. So kam<br />
das Ende einer Erlösung gleich; <strong>und</strong> Hypro Glow, die Hard Rocker aus dem EMO, wurden<br />
mit ihrem Angebot zum Austoben gern ernst genommen. Stage Diving <strong>und</strong> wildes Pogen<br />
in den Gängen ließen den Gefühlslevel wieder auf Normalmaß sinken. Etwas müde, weil<br />
mittlerweile die Zeit den Veranstaltern davongelaufen war, rafften sich um 4 Uhr noch 400<br />
98
Leute zum zweiten Film auf. American History X; Hollywood mit starkem Tobak <strong>und</strong> ohne<br />
Happy End. Aber das ist bei diesem Thema auch nicht zu erwarten!“<br />
Kontakt: www.ev-jugend-essen.de<br />
Liebe, Hass <strong>und</strong> die Gleichgültigkeit<br />
Angesichts zunehmender Vereinsamung (Isolation) <strong>und</strong> der Suche nach Geborgenheit,<br />
Anerkennung <strong>und</strong> Identität in vielen <strong>Kinder</strong>-, Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenszenen soll mit<br />
diesem schöpferisch-künstlerischen Projekt in Gruppen der Frage nachgegangen werden,<br />
welche wesentlichen Lebensinhalte unseren Alltag best<strong>im</strong>men, Perspektiven eröffnen <strong>und</strong><br />
die Lust am Leben <strong>und</strong> an anderen Menschen befördern.<br />
Ziel: Schöpferische Auseinandersetzung von interkulturellen Gruppen zum Thema: „Verantwortung<br />
für <strong>und</strong> miteinander“.<br />
Inhalt: Mädchen, Jungen, Männer <strong>und</strong> Frauen setzen sich mit dem Zitat von Elie Wiesel:<br />
„Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit“<br />
auseinander, beraten <strong>und</strong> diskutieren die „St<strong>im</strong>migkeit“ dieses Zitates <strong>und</strong> setzen ihre<br />
Phantasien <strong>und</strong> Ideen als Bild, Foto, Video, Kollage, Tanz, Theaterstück, Film, Rap, Pantom<strong>im</strong>e,<br />
Musik, Break-dance, Text, Skulptur usw. kreativ <strong>und</strong> künstlerisch um.<br />
Mit diesem Projekt kann insbesondere das Gespräch zwischen den Kulturen befördert <strong>und</strong><br />
eine Praxis aufgegriffen werden, die gemeinsame Alltagserfahrungen aller Beteiligten zu<br />
zentralen Themen wie Liebe, Hass <strong>und</strong> Gleichgültigkeit thematisiert.<br />
99 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
100
Londsdale<br />
Weil in einer Jugendgruppe einem Jungen mit einem „Londsdale“ Pullover Schläge angedroht<br />
wurde <strong>und</strong> die Jugendleiterin aufgefordert wurde, diesen „Nazi“ aus dem Haus<br />
zu werfen, begann (auf deren Hinweis hin) Recherchearbeit über die Firma Londsdale<br />
<strong>und</strong> deren (Anti-Nazi) Positionen, Recherche zur Geschichte des Labels „Consdaple“, der<br />
Bedeutung von „NSDAP“, die Auseinandersetzung über die Attraktivität von „Markenklamotten“,<br />
Nazi-Codes, Symbole, Lifestyle usw., die sich später in einem offen ausliegenden<br />
Tagebuch dokumentierten.<br />
Im Zentrum stand dabei <strong>im</strong>mer die Frage: „Warum greifen rechtsextremistische Jugendliche<br />
<strong>und</strong> Gruppen auf dieses oder jenes Logo zurück <strong>und</strong> welche Bedeutung hat es in<br />
Wirklichkeit?“<br />
<strong>101</strong> <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Mach den Test: Bin ich ein ein Rechtsextremist?<br />
Hauche auf den Punkt!<br />
Testergebnis:<br />
1. Verfärbt sich der Punkt rot, solltest du schnellstes einen Internisten aufsuchen <strong>und</strong> deine<br />
Leber überprüfen lassen: oder aber die Partei wechseln!<br />
2. Färbt sich der Punkt grün, ist dir heute best<strong>im</strong>mt nicht gut. Du solltest dich einige Tage ins<br />
Bett legen <strong>und</strong> mal richtig ausspannen, oder mach einfach mal Pause <strong>und</strong> erhole dich.<br />
3. Wird der Punkt blau, suche bitte sofort die Polizei auf. Mach umgehend einen Alkotest.<br />
Bitte wiederhole den Test, wenn du deinen Führerschein wieder hast.<br />
4. Fängt der Punkt bei dir an zu tanzen, setze dich bitte hin. Konzentriere dich <strong>und</strong> versuche<br />
es noch einmal. Tanzt der Punkt weiter, wird es Zeit für einen gründlichen Check-Up bei<br />
deinem Hausarzt.<br />
5. Löst sich der Punkt plötzlich in Luft auf, fang ihn bitte wieder ein <strong>und</strong> klebe ihn wieder<br />
an Ort <strong>und</strong> Stelle. Ja, wo kämen wir denn da hin!<br />
6. Bleibt der Punkt aber unverändert wie eh <strong>und</strong> je, besteht kein Gr<strong>und</strong> zur Sorge. Du bist<br />
geistig <strong>und</strong> körperlich kernges<strong>und</strong>. Anlass also, darüber nachzudenken, was du heute<br />
gegen Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus tun kannst.<br />
102
Mach den Test: Habe ich Vorurteile?<br />
fre<strong>und</strong>lich<br />
sauber<br />
pünktlich<br />
herrschsüchtig<br />
tolerant<br />
arrogant<br />
frauenfeindlich<br />
kinderfre<strong>und</strong>lich<br />
humorvoll<br />
geizig<br />
gewalttätig<br />
Bitte kreuze an, welche Eigenschaften auf welche Menschen am ehesten zutreffen.<br />
Mehrfachnennungen sind nicht möglich.<br />
Franzosen Türken Polen Deutsche Iren<br />
Testauflösung: Liebe Testperson, dieser Test ist der größte Blödsinn <strong>und</strong> eine große Falle. Falls du auch nur eine<br />
Eigenschaft zugeordnet hast, bist du schon in die Vorurteilsfalle gelaufen, musst jetzt sofort den folgenden Text<br />
auswendig lernen <strong>und</strong> zwei<strong>und</strong>sechzigmal abschreiben:<br />
Vorurteile sind Vorstellungen, die ohne Prüfung auf deren Richtigkeit übernommen werden. Wenn diese<br />
Vorstellungen dauerhafte Form annehmen, werden sie Stereotype genannt. Wenn jemand voreingenommen ist, neigt<br />
er/sie dazu, nur die Dinge zu sehen, die seine/ihre Vorstellungen bestätigen, er/sie sieht nur noch das, was er/sie<br />
sehen will <strong>und</strong> seine/ihre Vorurteile oder Stereotypen bestätigt.<br />
Vorurteile sind verletzend. Vor allem, wenn sie dazu gebraucht werden, um jemanden ungerecht zu behandeln.<br />
Vorurteile nehmen anderen Menschen die Möglichkeit zu zeigen, wer sie sind <strong>und</strong> was sie können. Zum Beispiel der<br />
Unternehmer, der keine Schwedinnen einstellen will, weil er gehört hat, dass „sie“ <strong>im</strong>mer zu spät kommen. Manche<br />
Menschen halten hartnäckig an Vorurteilen <strong>und</strong> Stammtischgeschwätz fest, obwohl sie selber überhaupt niemanden<br />
kennen, auf den oder die diese negativen Bilder zutreffen.<br />
Vorurteile sind hartnäckig <strong>und</strong> daher schwer zu bekämpfen. Aber es gibt Hoffnung: Niemand wird mit Vorurteilen<br />
geboren. Sie sind angelernt <strong>und</strong> können des wegen auch wieder verlernt werden. Bevor du über jemanden urteilst,<br />
kannst du ihn oder sie besser fragen, warum er oder sie sich so oder so verhält. Denk daran, dass es dir best<strong>im</strong>mt<br />
auch nicht gefallen würde, wenn du von anderen ständig über deinen Kopf hinweg beurteilt würdest.<br />
103 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Mauer der Vorurteile - Tor der Toleranz<br />
Die Mauer <strong>und</strong> das Tor haben 40 Schüler/innen der Vorklasse <strong>und</strong> der 12. Klasse der Fachoberschule,<br />
Abteilung für Land- <strong>und</strong> Gartenbau, in Letmathe gebaut. Zunächst wurden in<br />
einem Brainstorming Vorurteile gegenüber anderen Gruppen, Nationen, Kulturen usw.<br />
<strong>und</strong> Ängste vor diesen gesammelt, in einer zweiten Phase dann gemeinsam überlegt,<br />
wie solche Vorurteile entstehen, was sie <strong>im</strong> Miteinander der Menschen auslösen <strong>und</strong> wie<br />
ihnen zu begegnen ist.<br />
Anschließend haben die Schüler/innen ausgesprochene Vorurteile <strong>und</strong> Ängste in Schlagworte<br />
gefasst <strong>und</strong> auf DIN A3-Blätter geschrieben. Aus Umzugskartons wurde eine Wand<br />
gebaut <strong>und</strong> mit Zeitungsausschnitten zum Thema Gewalt <strong>und</strong> Rassismus <strong>und</strong> mit den<br />
A3-Blättern beklebt. Für Kommentare <strong>und</strong> Ergänzungen war auf leeren A3-Blättern Platz.<br />
Die Mauer wurde am Projekttag in der Pausenhalle aufgebaut <strong>und</strong> dort für zwei Wochen<br />
stehen gelassen.<br />
104
Das Tor der Toleranz<br />
Für das „Tor der Toleranz“ haben die Schüler/innen aufgeschrieben, was für ein tolerantes<br />
Miteinander wichtig ist, wie jeder sich für Menschenwürde einsetzen kann <strong>und</strong> was hilft,<br />
Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus aufzudecken <strong>und</strong> zu überwinden. Auch hier wurde<br />
alles in Schlagworte gefasst, auf Poster geschrieben <strong>und</strong> zusammen mit Kernsätzen aus<br />
der Bibel, dem Koran, der Menschenrechts-Erklärung <strong>und</strong> dem Gr<strong>und</strong>gesetz auf Umzugskartons<br />
geklebt.<br />
Da hier Handlungsmöglichkeiten gezeigt werden, die Wege des Miteinanders eröffnen,<br />
haben die Schüler/innen aus den Kartons ein großes Tor gebaut, durch das jeder hindurchgehen<br />
konnte. Das „Tor der Toleranz“ wurde am Projekttag genau gegenüber der „Mauer<br />
der Vorurteile <strong>und</strong> Ängste“ aufgestellt <strong>und</strong> blieb dort zwei Wochen stehen.<br />
Erfahrungen: Am Projekttag hat die Konfrontation mit der „Mauer der Vorurteile <strong>und</strong><br />
Ängste“ eine Menge Diskussionen ausgelöst, viele Schüler/innen haben Ergänzungen<br />
<strong>und</strong> Kommentare hingeschrieben, die deutlich machen, wie viele unter Vorurteilen leiden<br />
<strong>und</strong> dass diese auch Aggressionen schüren.<br />
Am „Tor der Toleranz“ drückten die Kommentare auch die Ohnmacht <strong>und</strong> Resignation<br />
angesichts weltweiter Gewalt <strong>und</strong> Ungerechtigkeit, aber auch gegenüber der Gewalt<br />
untereinander aus.<br />
Kontakt: Evangelischer Kirchenkreis Iserlohn, Rodener Str. 35, 58644 Iserlohn<br />
105 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Mit Tattoos ein Zeichen setzen<br />
Mosaik gegen rechts<br />
Wie kann ich eigentlich deutlicher ein<br />
Zeichen setzen als mit einer Tatowierung?<br />
Es gibt Nazis, die sich sogar Hakenkreuze<br />
tätowieren lassen. Was kann ein Tattoo<br />
gegen rechts sein?<br />
Am Computer kann man leicht eines entwerfen<br />
<strong>und</strong> per Tintenstrahldrucker auf<br />
Tattootransferfolie bringen.<br />
Gerade <strong>im</strong> Sommer gibt es viel freie Haut,<br />
sei es <strong>im</strong> Freibad oder auf Festivals, selbstklebende<br />
Tattoos werden gerne genommen,<br />
auch wenn die Botschaft gegen rechts nicht<br />
ewig haltbar ist.<br />
Material:<br />
Tattootransferfolie, Tintenstrahldrucker;<br />
interessante Adressen: www.pearl.de<br />
Mittlerweile kennt man schon die Mosaik-Bilder, die aus vielen kleinen Einzelbildern bestehen.<br />
Im Internet gibt es einige Freeware-Versionen, mit denen man solche Mosaike selbst<br />
herstellen kann. Ein Mosaik gegen rechts könnte so aussehen: Ihr fotografiert ganz viele<br />
Leute, die alle ein Plakat „gegen rechts“ hochhalten <strong>und</strong> setzt aus diesen vielen Bekenntnissen<br />
ein Großes zusammen. Aus diesem Mosaik lassen sich pr<strong>im</strong>a Plakate drucken.<br />
106
Nachtwache bis zum „MorgenGrauen“<br />
Gedenken an den 9. November 1938<br />
Die Idee: Seit Jahren nehmen wir an den kommunalen Gedenkfeiern zum 9. November teil,<br />
allerdings mit wachsender Unzufriedenheit, denn den offiziellen Reden fehlt oft jeglicher<br />
Gegenwartsbezug. Daraus ist der Wunsch erwachsen, selbst eine Gedenkfeier zu gestalten.<br />
So kommen die jungen Leute nun zu einer Nachtwache zusammen, um wach zu bleiben<br />
<strong>im</strong> Gedanken an die Pogromnacht 1938 <strong>und</strong> um genau hinzusehen, welche Formen von<br />
Gewalt <strong>und</strong> Ungerechtigkeit, von Rassismus <strong>und</strong> Antisemitismus heute hier <strong>und</strong> anderswo<br />
existieren. Gemeinsam wird überlegt, wo <strong>und</strong> wie jede/r selbst daran Beteiligte(r) ist <strong>und</strong><br />
was jede/r dagegen tun kann.<br />
Das Projekt: Zur Nachtwache <strong>im</strong> Gedenken an die Pogromnacht treffen sich fast 40 junge<br />
Menschen am 9. November um 23 Uhr in der Christuskirche in Meckenhe<strong>im</strong> bei Bonn.<br />
Zu Beginn lassen alle an Hand von Dokumenten aus dem Jahr 1938 die Ereignisse jener<br />
Nacht in der He<strong>im</strong>atregion Revue passieren: Ein Videofilm mit Bildern <strong>und</strong> Aussagen von<br />
Zeitzeugen wird gezeigt. Einsatzbefehle, nachträgliche Auswertungen der Verantwortlichen<br />
über den Erfolg der Aktionen <strong>und</strong> – als Gegenbild - literarische Zeugnisse aus dem KZ<br />
werden verlesen. Erinnerungsarbeit muss einen Ausdruck finden: Eine Rolle Stacheldraht<br />
steht symbolisch <strong>im</strong> Mittelpunkt bei der Frage, was heute trennt, verletzt <strong>und</strong> entfremdet.<br />
Dann wird das sperrige <strong>und</strong> bedrohliche Material in die Hand genommen <strong>und</strong> mit Hilfe von<br />
Drahtscheren <strong>und</strong> Zangen entstehen daraus Symbole der Verständigung: eine Hand; ein<br />
Zweig, aus dem Blumen wachsen, der Davidstern. Der Film Das Leben ist schön gibt ein<br />
Beispiel für die Überwindung brutaler Unmenschlichkeit <strong>und</strong> Menschenverachtung durch<br />
Liebe <strong>und</strong> Lebensfreude. Live-Musik jüdischer Komponisten lässt innehalten, führt durch<br />
die Nacht. Be<strong>im</strong> stärkenden Morgenmahl ist die Freude groß, dass (fast) alle Wachenden<br />
durchgehalten haben. Gestärkt auch durch die Gemeinschaft – nicht allein sein –, verabschieden<br />
sie sich in den grauen Morgen.<br />
Kontakt: Ev. Jugend Meckenhe<strong>im</strong>, Assenmachergasse 16 a, 53343 Wachtberg-Fritzdorf<br />
107 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Nazis raus! Ja wohin denn eigentlich?<br />
Hallo ihr lieben Germanen,<br />
mein Name ist Ole, ich bin Schüler <strong>und</strong> wohne in Antwerpen, das liegt in Belgien knapp<br />
neben Holland <strong>und</strong> nicht weit von euch.<br />
Mir ist aufgefallen, dass ganz viele Leute bei euch in Deutschland mit Sprüchen, wie z.B.<br />
„Nazis raus“ auf der Jacke oder Tasche herumlaufen oder hier <strong>und</strong> dort auftauchen. Zuerst<br />
fand ich das gar nicht so schlecht, aber dann hab ich festgestellt, dass wir hier zum Beispiel<br />
in Belgien eure Nazis auf gar keinen Fall wollen ... wir haben selber schon genug davon.<br />
Also, wenn die Nazis bei euch raus sollen, wo sollen die denn dann eigentlich hin? Ich hab<br />
mal rumgefragt. Die Dänen, Russen, Polen <strong>und</strong> Schweizer wollen sie auch nicht <strong>und</strong> die<br />
Österreicher haben gemeint, sie hätten selber auch schon zu viele davon.<br />
Erschreckt hat mich aber dann meine Fre<strong>und</strong>in aus Frankreich; die meinte, dass viele Leute<br />
deshalb mit solchen Sprüchen wie „Nazis raus“ rumlaufen würden, weil sie glauben würden,<br />
damit genug getan zu haben <strong>und</strong> sonst nichts mehr tun müssten - also aus Bequemlichkeit,<br />
auch wenn die Gr<strong>und</strong>st<strong>im</strong>mung eigentlich erst mal ganz o.k. ist.<br />
Außerdem meinte sie, dass der Spruch gefährlich ist, weil er spiegelbildlich <strong>und</strong> he<strong>im</strong>lich<br />
den Nazis das Recht einräumt „Ausländer raus“ zu rufen. Ja, weil mich das nachdenklich<br />
gemacht hat, hab ich bei SOS-Rassismus angerufen - aber die haben gesagt, ich soll das<br />
mal alles schreiben - was ich somit jetzt gemacht habe. Und nun nichts für ungut, bis die<br />
Tage in Antwerpen,<br />
euer Ole.<br />
108
Neun<strong>und</strong>neunzig Luftballons<br />
In Deutschland leben zurzeit ca. 8,8 % Ausländer. Hört sich das wenig an oder viel? Zu<br />
viel? Man kann die Zahl gut durch Luftballons darstellen: An einer langen Schnur werden<br />
91 weiße <strong>und</strong> dazwischen 9 bunte Ballons befestigt.<br />
Dadurch wird zum einen deutlich, wie wenige es sind, auch wenn sie durch die Farbigkeit<br />
hervorstechen. Und noch eins wird deutlich: Nur weiß? Das wäre doch auch trist, farblos<br />
<strong>und</strong> langweilig, oder? Zwischen den Ballons lassen sich auf Karteikarten noch Infos zu<br />
den Hintergründen befestigen.<br />
Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />
Material: 91 weiße <strong>und</strong> 9 bunte Luftballons, Luftballonpumpe,<br />
Karteikarten, Edding, Schnur<br />
Oase in der Schule<br />
Macht euch auf die Suche nach einem geeigneten Raum <strong>und</strong> richtet ihn mit engagierten<br />
Lehrer/innen <strong>und</strong> Eltern zum Beispiel als Meditationsraum oder als „Halle der Stille“ ein.<br />
Dann ladet ihr regelmäßig Vertreter/innen aller bei euch vorhandenen Religionen <strong>und</strong><br />
Kulturen ein <strong>und</strong> bittet sie, gemeinsam mit euch attraktive Veranstaltungen zum Sinn des<br />
Lebens, zum Friedensauftrag der Religionen, euren Zukunftsperspektiven, über Gewalt<br />
<strong>und</strong> die Lust am Leben zu veranstalten.<br />
Tipps: Denkbar wäre auch, wenn ihr zum Beispiel entsprechend dem Anlass<br />
die Ausstellungen zur Geschichte mit Elementen, Bildern <strong>und</strong> Symbolen<br />
der jeweiligen Religionen ausstellt. Vergesst nicht, eure Ethik- oder<br />
Relilehrer/innen mit einzuspannen.<br />
109 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
On Air! Mädchen machen mobil gegen Rechts<br />
“Sind Skinheads <strong>und</strong> Rechtsradikale eigentlich das Gleiche?“, diese <strong>und</strong> viele andere Fragen<br />
beantwortet die Mädchengruppe des Ev. Gemeindezentrums „Brücke“ in Unna-Königsborn<br />
in einer Bürgerfunksendung zum Thema Rechtsextremismus.<br />
Das Gemeindezentrum liegt in einer Hochhaus- <strong>und</strong> Eigenhe<strong>im</strong>siedlung aus den 70er<br />
Jahren, in der 6.000 Menschen wohnen.<br />
Ausgangspunkt war, dass Julia, ein Mitglied der Mädchengruppe, mit ihrer Clique von<br />
Neonazis besch<strong>im</strong>pft <strong>und</strong> angegriffen wurde. Die sechs Mädchen begannen sich damit<br />
zu beschäftigen, warum Jugendliche – zunehmend auch Mädchen - dieser Ideologie<br />
anhängen, gewalttätig werden <strong>und</strong> wie man sich davor schützen kann. Angesichts der<br />
großen Verbreitung rechter Ideologien unter Jugendlichen kam die Idee auf, daraus eine<br />
Lokalfunksendung zu machen.<br />
Im Tonstudio des Evangelischen Kirchenkreises Unna ist so eine 52 Minuten lange Sendung<br />
entstanden, in dem die Mädchen vom Überfall der Neonazis berichten, die Hintergründe<br />
erklären <strong>und</strong> Tipps geben, was der Einzelne in solchen Situationen tun kann. Umrahmt von<br />
vielen Musikbeiträgen gegen Rechts ist daraus eine informative, unterhaltsame Sendung<br />
geworden.<br />
Kontakt: Gemeindezentrum „Brücke“, Berliner Allee 16, 59427 Unna-Königsborn<br />
110
Patchwork<br />
In Amerika ist das Patchworken oder Quilten groß in Mode. Aus verschiedenen Stoffen<br />
werden kleine Quadrate geschnitten <strong>und</strong> bunt zusammengewürfelt wieder zusammengenäht.<br />
Aus diesen bunten Stoffen werden oft Decken oder Kissen genäht. Stoffe können<br />
Geschichten erzählen, es gibt in jedem Land traditionelle Stoffe oder landestypische<br />
Drucke, in Deutschland gibt es zum Beispiel Westfalenstoffe, es gibt orientalische Drucke,<br />
russische Motive, etc. Stoffe sind gewebte Kultur <strong>und</strong> es macht Spaß, sich mit den<br />
Hintergründen zu beschäftigen.<br />
Wenn man sich bei ortsansässigen anderen Kulturen erk<strong>und</strong>igt, wird man sicher schnell<br />
fündig, vielleicht bekommt man Stoff gespendet oder man bekommt Hinweise zu den<br />
landestypischen Stoffen oder sogar Hilfe be<strong>im</strong> Nähen der Patchworkdecke. Diese ist bunt,<br />
zeigt die Vielfalt der Stadt, wärmt <strong>und</strong> kann nach Fertigstellung verschenkt werden, z.B.<br />
dem Bürgermeister oder als Gastgeschenk für eine neue Zuwandererfamilie.<br />
111 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Plakatwand<br />
Diese Aktion ist meist billiger als gedacht (ca. 10,- € pro Tag / oft auch nach Rücksprachen<br />
mit den Firmen kostenlos) <strong>und</strong> ist sehr wirkungsvoll.<br />
Ihr mietet euch für die Dauer einer Woche eine Plakatwand (googelt mal nach: Plakatwerbung<br />
/ Plakatwand mieten / usw.) <strong>und</strong> nutzt die Fläche, um positive Signale der kulturellen<br />
Verständigung oder internationalen Zusammenarbeit sichtbar zu machen. Bringt eure<br />
Botschaft mit wenigen Worten auf die Plakatwand <strong>und</strong> veranschaulicht sie mit einem<br />
passenden Bild. Bilder, die Menschen aus vielen Kulturen fre<strong>und</strong>lich zeigen, haben eine<br />
gute Signalwirkung.<br />
Tipps: Mit einem Overheadprojektor (oder Beamer) kann man die Schrift <strong>und</strong> die Motive<br />
gut an die Plakatwand werfen <strong>und</strong> dann mit Leiter <strong>und</strong> Filzstift nachmalen. Oder aber, ihr<br />
malt das Bild zu Hause fertig (in Einzelteilen) <strong>und</strong> klebt es dann auf.<br />
Die Anschrift von Plakatwandvermietern (zum Beispiel bei euch um die Ecke), findest du<br />
in der Regel auf schon gestalteten Plakatwänden unten rechts in der Ecke mit Telefonnummer.<br />
Nazis fügen Ihnen <strong>und</strong> den<br />
Menschen in Ihrer<br />
Umgebung erheblichen<br />
Schaden zu<br />
112
Platzwechsel<br />
Zeitbedarf: mind. 10 Min<br />
Gruppengröße: max. 30 Personen<br />
Einsatzmöglichkeiten <strong>und</strong> Ziele: Die Übung kann gut genutzt werden, um einen Einstieg<br />
in das Thema Rechtsextremismus zu erleichtern. Steht zu Beginn eines Workshops häufig<br />
noch die Frage <strong>im</strong> Raum, was das Thema denn mit den Teilnehmenden zu tun hat, verdeutlicht<br />
die Übung schnell, dass es nicht nur um den knallharten Nazi geht. Vielmehr wird<br />
deutlich, dass alle Aspekte rechtsextremen Gedankengutes in der Gesellschaft präsent<br />
sind <strong>und</strong> somit auch <strong>im</strong> Alltag der Teilnehmenden vorkommen.<br />
113 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Ablauf: Die Gruppe setzt sich in einen Kreis. Angekündigt wird, dass nun best<strong>im</strong>mte Aussagen<br />
vorgelesen werden <strong>und</strong> jede/r, der die Aussage bejahen kann, aufstehen soll (oder alle die<br />
aufstehen tauschen die Plätze, damit hat man auch noch einen aktivierenden Effekt). So wird<br />
schnell sichtbar bei welchen Themen der Alltag der Teilnehmen berührt wird <strong>und</strong> womit man<br />
sich also einmal genauer beschäftigen könnte. Im Nachgang zu der Methode sollte Zeit bleiben<br />
um einzelne Dinge noch einmal zu diskutieren, da einiger Redebedarf entstehen könnte.<br />
Mögliche Fragen könnten sein:<br />
• Alle, die schon mal rechte Schmierereien in ihrem Stadtteil gesehen haben, stehen auf<br />
(wechseln die Plätze)<br />
• Alle, die gewisse Plätze in ihrem Stadtteil meiden, weil sie wissen, dass es dort Ärger<br />
geben könnte,…<br />
• Alle, die schon mal mit rechten Schülerzeitungen in Kontakt gekommen sind,…<br />
• Alle, die schon mal ein rechtes Lied gehört haben,…<br />
• Alle, die die Band Landser kennen,….<br />
• Alle, die sich in einer Situation schon mal hilflos gefühlt haben, wo sie mit fremdenfeindlichen<br />
Sprüchen zu tun hatten, …<br />
• Alle, die in der Schule oder in der Freizeit schon mal mit rechten Jugendlichen in Kontakt<br />
gekommen sind, ....<br />
• Alle, die in der Schule zum Thema Rechtsextremismus gearbeitet haben, …<br />
• Alle, die der Meinung sind, dass man in der Schule zu viel über den Nationalsozialismus<br />
spricht,…<br />
114
Pogromnacht 9. November<br />
Was passiert eigentlich, wenn ihr euch am Abend des 9. November mit einem Davidstern an<br />
der Jacke zum Beispiel auf der Straße vor der ehemaligen Synagoge oder einem Treffpunkt<br />
der jüdischen Gemeinde aufhaltet? Was passiert, wenn ihr dort als Gruppe schweigend<br />
steht? Was sagen die Leute? Was für ein Gefühl hast du? Was passiert, wenn ihr alleine<br />
oder in kleinen Gruppen in die Stadt geht <strong>und</strong> mit dem Stern Äpfel kauft oder in einem<br />
Café Tee bestellt?<br />
Genau darum geht es: Herauszufinden, wie sich die Menschen fühlen, wenn sie daran<br />
erinnert werden – <strong>und</strong> wie ihr euch fühlt, wenn ihr erinnert.<br />
Achtung: Vor einer Aktion mit dem Davidstern solltet ihr auf jeden Fall ein Gespräch mit<br />
der jüdischen Gemeinde oder mit jüdischen Bürger/innen in eurem Ort führen. Können sie<br />
zulassen, was ihr vorhabt; wollen sie euch unterstützen oder sogar mitmachen?<br />
115 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Projekttag organisieren<br />
• Setzt euch am Besten gemeinsam mit der Schülervertretung zusammen <strong>und</strong> legt das<br />
Thema eures Projekttags fest.<br />
• Sammelt Vorschläge zu inhaltlich passenden Workshops <strong>und</strong> Arbeitsgruppen.<br />
• Geht mit diesen Vorschlägen an die Schulleitung, um diese zu informieren <strong>und</strong> einen<br />
verbindlichen Termin für den Projekttag auszumachen. Auch wenn scheinbar kein passender<br />
Termin <strong>im</strong> laufenden Schuljahr gef<strong>und</strong>en werden kann, gebt nicht auf <strong>und</strong> sucht<br />
weiter. Am Ende wird es in der Regel klappen.<br />
• Informiert euch, welche Referentinnen <strong>und</strong> Referenten zu euren Workshops passen<br />
würden.<br />
• Kontaktiert eure Wunschkandidaten: Haben sie Zeit <strong>und</strong> Interesse? Benötigen sie ein Honorar?<br />
Manche Angebote der Kooperationspartner sind kostenlos, aber leider nicht alle.<br />
• Beratet euch gemeinsam mit der Schulleitung über die Abdeckung der Kosten. Hier<br />
bietet sich eine Spendensammelaktion an. Zum Beispiel über den Verkauf von Kuchen<br />
<strong>und</strong> Brötchen in den Pausen oder auch ganz andere Aktivitäten.<br />
• Nun sind die Formalitäten geklärt <strong>und</strong> es kann unter Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern <strong>und</strong><br />
dem Lehrerkollegium publik gemacht werden. Das geht zum Beispiel über Plakate, Flyer,<br />
eure Schulzeitung, das Schulradio oder auch über einen Brief an alle Klassen.<br />
• Legt die max<strong>im</strong>ale Teilnehmerzahl für jeden Workshop fest, um eine Überfüllung eines<br />
Kurses zu vermeiden.<br />
• Nun werden die Workshops bekannt gegeben, <strong>und</strong> die Schüler erhalten ein Schreiben,<br />
auf dem sie ihren favorisierten Kurs angeben. Um Alternativen zu bieten, sollten mehrere<br />
Wünsche abgegeben werden.<br />
• Nun geht es zur Planung des Projekttags.Auf einem Treffen der Aktivengruppe wird nun<br />
über viele Punkte entschieden: Wann geht es los? Wo treffen sich die Teilnehmer/innen?<br />
Wer begrüßt <strong>und</strong> betreut die schulfremden Gäste? Wo finden die Workshops statt? Sind<br />
die Räume ausgeschildert <strong>und</strong> mit benötigtem Material <strong>und</strong> der Technik (Fernseher,<br />
Beamer, Video, CD-Player etc.) ausgestattet?<br />
• Und wie sieht es mit der Verpflegung während des Projekttags aus?<br />
116
• Wie <strong>und</strong> durch wen (Schulsprecher, Schulleitung, ein besonderer Gast) wird der Projekttag<br />
eröffnet <strong>und</strong> wie soll er wieder ausklingen? Benötigt ihr dazu eine Musikanlage, Beamer,<br />
Mikrofone?<br />
Den größten Teil der Arbeit habt ihr jetzt geschafft. Am Projekttag solltet ihr für die Teilnehmer/innen<br />
ständig zu erreichen sein damit ihr bei möglichen Problemen <strong>und</strong> Fragen<br />
behilflich sein könnt.<br />
Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass die Schüler/innen von den Angeboten viel lernen <strong>und</strong><br />
mit Begeisterung den Tag genießen. Wenn alles getan ist, könnt ihr mit Stolz auf euren<br />
selbst organisierten Projekttag zurückblicken.<br />
117 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Prügelstrafe oder der Klaps auf den Po<br />
Zum Beispiel vor der nächsten Kommunal-, Landtags- oder B<strong>und</strong>estagswahl schreibt ihr<br />
Politiker/innen eures Wahlkreises oder eurer Gegend einen Brief:<br />
Sehr geehrte/r Landtagsabgeordnete/r,<br />
Wir Jugendlichen haben uns mit Ihrem Wahlprogramm beschäftigt. Jetzt wollen wir gerne<br />
von Ihnen wissen, was für eine Politik Sie ganz genau machen.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong>e möchten wir von Ihnen wissen, ob „der Klaps auf den Po“ zulässig<br />
<strong>und</strong> noch erlaubt ist.<br />
Wir bitten Sie, uns diese Frage kurz <strong>und</strong> knapp, am Besten mit einem deutlichen „Ja“ oder<br />
„Nein“ zu beantworten. Falls Sie Ihr Ja oder Nein begründen wollen, bitten wir Sie um eine<br />
kurze Begründung. Dies deshalb, weil wir unsere Recherche (mit Ihrer Antwort) in unserer<br />
Schülerzeitung (oder Ähnlichem) veröffentlichen wollen. Wir würden uns sehr freuen, wenn<br />
Sie uns antworten <strong>und</strong> verbleiben mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
Ihre (Es folgen die Unterschriften der beteiligten Jugendlichen.)<br />
Hinweis: Das Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung: „<strong>Kinder</strong> haben ein Recht<br />
auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen <strong>und</strong> andere<br />
entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ steht <strong>im</strong> § 1631 Absatz 2 des Bürgerlichen<br />
Gesetzbuches.<br />
Mit diesem Gesetz werden sowohl die <strong>Kinder</strong> selbst als auch die Erwachsenen direkt<br />
angesprochen. Allen <strong>Kinder</strong>n wird ein Recht auf die Erfahrung eingeräumt, dass ein Zu-<br />
118
sammenleben in der Familie auch in Konfliktsituationen ohne Gewaltanwendung möglich<br />
ist. Alle Erwachsenen werden verpflichtet, ihre erzieherische Verantwortung, also ihre<br />
Erziehungspflicht <strong>und</strong> ihr Erziehungsrecht, ohne den Einsatz von Gewalt wahrzunehmen<br />
<strong>und</strong> zu erfüllen.<br />
Anmerkung: Was hat Prügelstrafe mit den Nazis zu tun? In diesem Projekt geht es weniger<br />
um Nazis als vielmehr um die Quellen <strong>und</strong> Wurzeln der Gewalt in der Mitte unserer Gesellschaft,<br />
aus denen sich die Parolen <strong>und</strong> das Handeln der Rechtsextremisten speisen.<br />
119 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Quiz oder Gewinnspiel<br />
Ein Gewinnspiel ist eine weitere Möglichkeit mit einem einfachen Zugang Geschichte<br />
zum Thema zu machen. Es eignet sich vor Allem als Begleitaktion zu Diskussionsr<strong>und</strong>en,<br />
Workshops, Seminaren oder anderen Veranstaltungen, in denen dann intensivere Diskussionen<br />
möglich sind.<br />
• In einem ersten Schritt solltet ihr überlegen, in welchem Rahmen das Gewinnspiel stehen<br />
soll. Ist es zum Beispiel eine Aktion <strong>im</strong> Rahmen eines Projekttages gegen Rechtsextremismus<br />
<strong>und</strong> Rassismus? Oder ist es eine Aktion der Schülerzeitung <strong>und</strong> wird begleitet<br />
von mehreren Artikeln <strong>im</strong> aktuellen Heft?<br />
• Entsprechend ist es wichtig, das Thema des Gewinnspiels genauer zu benennen <strong>und</strong><br />
passende Fragen zu entwickeln.<br />
Beispiele können sein:<br />
• Was bedeutet die Abkürzung „NSDAP“?<br />
• Was geschah am 30. Januar 1933?<br />
• Was geschah in der sogenannten Reichspogromnacht?<br />
• Wofür steht die Abkürzung „KZ“?<br />
• Wer war „Gröhfaz“ <strong>und</strong> was bedeutet der Name?<br />
• Wenn ihr technisch fit seid, könnt ihr diese Fragen natürlich online als einen Internetfragebogen<br />
aufbauen oder ihr erstellt ganz klassisch einen Fragenbogen, der einfach<br />
kopiert werden kann.<br />
Achtung nicht vergessen: Ihr müsst natürlich ein Feld für die Adresse der Mitspieler/<br />
innen vorsehen. Und: ihr müsst einen Zeitraum benennen, in dem an dem Gewinnspiel<br />
teilgenommen werden kann. Die Antworten kommen bei der Online-Fassung automatisch<br />
zusammen, in der Papierform heißt es Sammeln.<br />
120
• Zwischenzeitlich müssen die Preise gekauft oder organisiert werden. Je nach Budget<br />
können dies ganz unterschiedliche Dinge sein, z.B. ein Buch, ein Gutschein für die kostenfreie<br />
Teilnahme an einem Seminar, ein CD-Gutschein oder ein schöner Stift.<br />
• Es gilt, die Leute gezielt anzusprechen <strong>und</strong> auf eure Aktion aufmerksam zu machen. Bringt<br />
euer Angebot mit Hilfe von Lehrern, Ausbildern, Mitschülern, Kollegen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />
unter die Leute.<br />
• Schließlich müsst ihr alle richtigen Antworten zusammenstellen <strong>und</strong> per Zufallsprinzip<br />
die Gewinnerin oder den Gewinner auslosen.<br />
• Zuletzt wird ein Preis an den Gewinner oder die Gewinnerin verschickt bzw. übergeben.<br />
Rassistische Lieder<br />
„Negeraufstand ist in Kuba, Schüsse gellen durch die Nacht…“ – viele Lieder, die bei Klassenfahrten<br />
<strong>und</strong> <strong>im</strong> Skilager geschmettert werden, propagieren einen ungeschönten Rassismus. Im<br />
Musikunterricht werden besonders abstoßende Beispiele solchen Liedguts zusammengetragen.<br />
Dabei geht es um diffamierende, herabsetzende, beleidigende Merkmale <strong>und</strong> Eigenschaften,<br />
die Menschen angedichtet <strong>und</strong> zugeschrieben werden. Es könnte sich auch lohnen, die an der<br />
Schule eingeführten Liederbücher auf mögliche Relikte aus der NS-Zeit zu durchforsten.<br />
Tipps: Versucht herauszukriegen, wer die Texte geschrieben hat, wann sie entstanden<br />
sind <strong>und</strong> wofür sie gedacht waren. Fragt eure Musiklehrerinnen <strong>und</strong> Musiklehrer. Fragt<br />
Eltern <strong>und</strong> Großeltern, wo man sie gelernt <strong>und</strong> wann man sie gesungen hat. Ihr werdet<br />
überrascht sein!<br />
Hilfe <strong>und</strong> Informationen gibt es auch be<strong>im</strong> Duisburger Institut für Sprache <strong>und</strong> Sozialforschung:<br />
http://www.diss-duisburg.de/index.htm<br />
121 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Rechte Sondermülltüte<br />
“Deutschland den Deutschen, Ausländer raus, erst Deutschland - dann Europa“. Sie sind<br />
wieder da, die braunen Sprücheklopfer, die <strong>im</strong>mer noch nichts gelernt haben <strong>und</strong> ihre<br />
eigenen Probleme heute den Zuwanderer/innen <strong>und</strong> morgen uns in die Tasche schieben<br />
wollen. Werfen Sie den braunen Schmutz, der Ihnen in den nächsten Monaten ins Haus<br />
flattert, nicht einfach in den Müll, sondern entsorgen sie ihn, indem sie ihn den Rechtsextremisten<br />
zurücksenden.<br />
So wird‘s gemacht: Den Text (oben) ausschneiden <strong>und</strong> auf einen braunen DIN A5 Briefumschlag<br />
kopieren oder drucken. Wenn ihr wisst, welche rechtsextremistische Gruppe Müll<br />
verteilt, könnt ihr gleich deren Anschrift einfügen.<br />
Anschließend geht es los: Zusammen mit der Oberbürgermeisterin, der Presse, dem<br />
Pastor <strong>und</strong> wer sonst noch zu haben ist, an alle Haushalte, Firmen, Jugendzentren, Discos,<br />
Pommesbuden ... verteilen.<br />
Rechte Sondermülltonne<br />
Diese Idee ist schon erfolgreich in vielen Schulen, Jugendzentren, Gemeinde- <strong>und</strong> Gewerkschaftshäusern<br />
realisiert worden.<br />
Anstelle der Tüte nehmt ihr eine braune Mülltonne. (Über die Gewerkschaft findet ihr<br />
schnell Kontakt zur Müllabfuhr <strong>und</strong> einer entsprechenden braunen Tonne). Zum Abschluss<br />
der Aktion packt ihr den braunen Müll in kleine Kartons <strong>und</strong> schickt ihn (nehmt die Presse<br />
zur Post mit) den Verursachern zurück.<br />
122
123 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
„Rechtsextremismus ist …“<br />
Eine einfache Aktion, um nicht „nur“ Gesicht, sondern auch thematische Auseinandersetzung<br />
zu zeigen.<br />
Viele Menschen sind „gegen Rechts“, wollen sich engagieren <strong>und</strong> Zivilcourage „gegen<br />
Nazis“ zeigen. Bei Stadtteil- <strong>und</strong> Gemeindefesten, in der Schulprojektwoche oder für eine<br />
Zeitungsreihe gibt es häufig die Idee, mit Fotos „dagegen“ zu sein. Aber wogegen sind wir<br />
denn überhaupt? Was ist denn Rechtsextremismus – für jeden das Gleiche oder doch mit<br />
unterschiedlichen Schwerpunkten besetzt? Gibt es überhaupt „den“ Rechtsextremismus<br />
– <strong>und</strong> was denken die Menschen um uns herum darüber? Wie könnt ihr also auch in einer<br />
plakativen Aktion trotzdem inhaltliche Auseinandersetzung fördern <strong>und</strong> die Menschen <strong>im</strong><br />
Verein, in der Schule <strong>und</strong> in der Stadt aktivieren?<br />
Fordert einfach dazu auf, Fotos zu machen „gegen Rechts“. Jede <strong>und</strong> jeder darf sich fotografieren<br />
lassen: Allerdings nur mit einem Schild, auf dem der Satz<br />
„Rechtsextremismus ist …“<br />
zu ergänzen ist. Dabei kommen ganz unterschiedliche Meinungen, Anregungen oder Sichtweisen<br />
heraus, die sich in einer Ausstellung, in der Zeitung oder auf eurer Internetseite<br />
veröffentlichen lassen.<br />
Zwei Tipps dazu:<br />
• Einlaminierte Din A 4-Bögen <strong>und</strong> abwaschbare Stifte erleichtern die Arbeit <strong>und</strong> machen<br />
weniger Müll.<br />
• Holt euch jeweils die Einverständniserklärung der Fotografierten, damit ihr auch später<br />
noch die Fotos nutzen <strong>und</strong> veröffentlichen könnt.<br />
Kontakt: mob<strong>im</strong> – Mobile Beratung <strong>im</strong> Regierungsbezirk Münster. Gegen Rechtsextremismus,<br />
für Demokratie. www.mob<strong>im</strong>.info<br />
124
125 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
126
Rock für Courage<br />
Gebt den Schülerbands in eurer Gegend den Auftrag für ein „Rock gegen Rechts Festival“ an<br />
eurer Schule. Die Schülervertretung eurer Schule organisiert das Festival. Überlegt schon<br />
einmal, weil gutes Geld zusammen kommen könnte, wie dieses Geld für weitere Projekte<br />
zur Thematisierung von Rechtsextremismus eingesetzt werden kann.<br />
Achtung: Rechtsextreme Gruppen wollen solche Konzerte nicht <strong>und</strong> werden möglicherweise<br />
versuchen, sie zu stören. Wenn ihr selber diese Vermutung habt, nehmt Kontakt (über die<br />
Schulleitung) mit der Polizei auf <strong>und</strong> lasst euch von dieser beraten. Rechtsextremisten<br />
sollen wissen, dass wir uns unser Recht von niemandem nehmen lassen.<br />
127 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Rosa Weiß<br />
In dem Bilderbuch „Rosa Weiß“ von R. Innocenti findet das Mädchen Rosa in ihrer kindlichen<br />
Neugier ein abgelegenes Konzentrationslager. Betroffen über ihre Entdeckung macht Rosa<br />
in der Folge weitere Bobachtungen in ihrer Stadt <strong>und</strong> versucht, den <strong>Kinder</strong>n <strong>im</strong> KZ mit Lebensmitteln<br />
zu helfen, bis sie in den Wirrnissen der letzten Kriegstage selber umkommt.<br />
Mit <strong>Kinder</strong>n in unserem Jugendzentrum haben wir dieses Buch zusammen gelesen <strong>und</strong><br />
kamen über die eigene Betroffenheit der <strong>Kinder</strong>, ihrer Identifikation mit Rosa Weiß <strong>und</strong><br />
den vielen Fragen über das Thema Nationalsozialismus auf die Idee, mit den <strong>Kinder</strong>n einen<br />
Videofilm mit dem Inhalt des Buches zu drehen, der uns hilft, die Geschichte zusammen<br />
mit den <strong>Kinder</strong>n aufzuarbeiten.<br />
Von jedem Bild des Bilderbuches haben wir ein Standbild von ca. 45 Sek<strong>und</strong>en Länge<br />
hergestellt. Danach wurde eine passende Hintergr<strong>und</strong>musik herausgesucht <strong>und</strong> der Film<br />
zusammen mit den <strong>Kinder</strong>n vertont.<br />
An die <strong>Kinder</strong> wurden dann die verschiedenen Texte zu den Bildern verteilt, damit sie das<br />
flüssige Vorlesen üben konnten. Der Film wurde danach in einem Stück vertont. Sobald ein<br />
neues Standbild auf dem Monitor erschien, wurde die Hintergr<strong>und</strong>musik heruntergeregelt<br />
<strong>und</strong> der Bildtext dazu <strong>im</strong>mer von einem Kind ins Mikrophon gesprochen.<br />
Den ganzen Film zu drehen <strong>und</strong> zu vertonen hatte nicht länger als zwei St<strong>und</strong>en in Anspruch<br />
genommen <strong>und</strong> das Ergebnis konnte sich sehen lassen, wie wir auf späteren Vorführungen,<br />
auch mit Eltern der <strong>Kinder</strong>, feststellen konnten.<br />
Das Buch „Rosa Weiß“ ist erschienen <strong>im</strong> Alibaba Verlag,<br />
Frankfurt, ISBN: 3-922 723-34-9<br />
128
129 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Rote Karte - Platzverweis gegen Nazis<br />
Zeigt den Rechten in eurer Stadt doch einfach mal die rote Karte. Bittet Schüler/innen eurer<br />
Schule <strong>und</strong> vielleicht ja auch noch Passant/innen in der Fußgängerzone sich zusammenzustellen<br />
<strong>und</strong> die rote Karte hochzuhalten.<br />
Tipps: Die Roten Karten mit der Aufschrift „Rote Karte gegen Rechts“ könnt ihr gut über<br />
den Computer gestalten <strong>und</strong> auf roten Papier ausdrucken. Haltet eure Aktion am Besten<br />
mit einer Kamera fest, um es später z.B. in der Schule auszustellen oder an die Presse zu<br />
schicken.<br />
Achtung: Versucht auf dem<br />
Bild darzustellen, wem ihr<br />
die rote Karte zeigen wollt,<br />
z.B. mit einem Anti-Nazi<br />
Symbol auf der Karte.<br />
Mehr Infos: www.bielefelddgb.de/jugend<br />
130
Rote Karte Rheinland - Keine Spielzeit für Rassisten!<br />
„Elf Fre<strong>und</strong>e müsst ihr sein!“, sagte einst Sepp Herberger <strong>und</strong> er hatte mit diesem Ausspruch<br />
sicherlich keinen Appell gegen Rassismus <strong>im</strong> Sinn. Trotzdem unterstreicht der Satz<br />
eindrucksvoll, welch eine wichtige Rolle der Fußball-Sport bei der Integration spielt. In der<br />
Fußballmannschaft ist es egal, welche Hautfarbe oder welche Religion ein Mensch hat – alle<br />
arbeiten <strong>und</strong> fighten zusammen, um den Sieg für das eigene Team zu erringen. Da versteht<br />
es sich von selbst, dass dieser Sieg anschließend auch gemeinsam gefeiert wird.<br />
Die Ablehnung jeglicher Form von Diskr<strong>im</strong>inierung ist die Botschaft von „Rote Karte<br />
Rheinland“. Das Projekt nutzt den Fußball-Sport als Träger für diese Botschaft. Bisher<br />
gibt es Kooperationen mit Bayer 04 Leverkusen <strong>und</strong> dem 1.FC Köln; weitere Vereine aus<br />
dem Rheinland sollen folgen.<br />
Das Prinzip unserer Aktion ist einfach: Die<br />
Clubs stellen uns jeweils ein Trikot mit dem<br />
Schriftzug „Zeig“ Rassismus die Rote Karte“<br />
zur Verfügung. Die verschiedenen Trikots<br />
nehmen wir mit zu unseren Treffen mit<br />
prominenten, hauptsächlich deutschsprachigen<br />
Künstlern. Die Künstler präsentieren<br />
sich auf einem Foto mit dem Trikot „ihrer<br />
Wahl“ <strong>und</strong> zeigen symbolisch die Rote Karte<br />
in die Kamera, um ihre Ablehnung von Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
zu dokumentieren. Wir haben<br />
schon einige namhafte Künstler wie Jürgen<br />
von der Lippe, Mirja Boes, Doro Pesch, Lordi,<br />
u.v.a. für unsere Aktion gewinnen können.<br />
Die Fotos veröffentlichen wir auf unserer<br />
Homepage: www.rote-karte-rheinland.de<br />
131 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Rote Karte gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />
Die rote Karte gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus ist ein Symbol gegen Hass <strong>und</strong> Menschenverachtung.<br />
Sie kann überall dort zum Einsatz kommen, wo Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene<br />
sich entscheiden, aktiv etwas gegen Rechtsextremismus zu unternehmen. So wurde sie<br />
beispielsweise 2008 anlässlich des Sternlaufs in Hagen zum Gedenken an die Reichspogromnacht<br />
von mehr als tausend Jugendlichen getragen. Sie dient als Zeichen der Solidarität<br />
mit den Opfern von Rassismus, aber auch als Symbol der Intoleranz gegenüber<br />
Rechtsextremismus.<br />
Wer nicht gerade eine solch große Aktion plant,<br />
kann z.B. durch Fotos mit der roten Karte gegen<br />
Gewalt <strong>und</strong> Rassismus seinen Protest gegen<br />
Rechtsextremismus zum Ausdruck bringen. Es sind<br />
aber natürlich auch Verteil-Aktionen möglich, bei<br />
denen den Menschen auf der Straße die rote Karte<br />
übergeben <strong>und</strong> näher gebracht <strong>und</strong> die Aufmerksamkeit<br />
der Bevölkerung geweckt wird.<br />
Die rote Karte ist ein s<strong>im</strong>ples, aber doch wirkungsvolles<br />
Mittel seine Intoleranz gegenüber<br />
Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus zu zeigen <strong>und</strong><br />
es ist wichtig dies auch zu tun, da selbst in unserer<br />
heutigen Gesellschaft längst nicht alle Menschen<br />
über Rassismus informiert, bzw. couragiert genug<br />
sind etwas dagegen zu unternehmen.<br />
Erhältlich ist die rote Karte gegen Gewalt <strong>und</strong> Rassismus be<strong>im</strong> Jugendring Hagen unter<br />
der Telefonnummer 02331/34 92 00.<br />
132
133 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
„RUHIG, BRAUNER!“<br />
ist eine Mit-Mach-Aktion der Evangelischen Jugend in der EKBO, mit der wir Position gegen<br />
rechtes Gedankengut beziehen. Sie will dich ermutigen nicht stillschweigend zu zusehen,<br />
sondern mit Phantasie eindeutig dagegen Position zu beziehen.<br />
Mit vier kreativ gestalteten Postkarten hat es angefangen. Viele neue Vorschläge haben uns<br />
in den letzten Jahren erreicht. Eine zweite Serie mit fünf neuen Motiven wurde gedruckt.<br />
Im Herbst 2006 fand in Berlin ein Konzert mit Bands der Evangelischen Jugend statt, bei<br />
der die Musiker ihren Beitrag zu „RUHIG, BRAUNER!“ präsentierten. Vom Konzert gab es<br />
eine Live-CD.<br />
Gern kannst du für dich, deine Fre<strong>und</strong>e, für die nächste Demo oder Straßenfest unter www.<br />
verb<strong>und</strong>ev.de Postkarten <strong>und</strong> Buttons bestellen. Dort findest du auch die Motive zum<br />
selbst Herstellen von T-Shirts.<br />
Die Aktion geht weiter!<br />
Wir wünschen uns viele Ideen, Entwürfe <strong>und</strong> fertig gestaltete Motive, die eindeutig Position<br />
gegen RECHTES DENKEN beziehen. Diese Entwürfe sollen möglichst einfach, klar <strong>und</strong> nicht<br />
verbissen sein. Besonders gelungen sind sie, wenn sie auch zum Lächeln ermutigen.<br />
Mach mit! Schick uns deine Ideen <strong>und</strong> Entwürfe.<br />
Einsendungen bitte an:<br />
Verb<strong>und</strong> e.V., Goethestr. 26-30, 10625 Berlin oder per Mail: service@verb<strong>und</strong>ev.de. Weitere<br />
Informationen: www.verb<strong>und</strong>ev.de oder 030-3191 181<br />
134
135 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage<br />
ist ein Projekt von <strong>und</strong> für Schüler/innen, die gegen alle Formen von Diskr<strong>im</strong>inierung, insbesondere<br />
Rassismus, aktiv vorgehen <strong>und</strong> einen Beitrag zu einer gewaltfreien, demokratischen<br />
Gesellschaft leisten wollen. In der Regel erfahren sie von dem Netzwerk des Gesamtprojektes<br />
über das Internet, aus den Medien oder durch Berichte anderer Schüler/innen.<br />
Die Schüler/innen müssen selbst entscheiden, in welcher Weise sie die formale Voraussetzung<br />
zur Teilnahme am Projekt SOR-SMC erfüllen, nämlich die Unterschrift von mindestens<br />
70 Prozent aller direkten Angehörigen ihrer Schule (Schüler/innen, Lehrer/innen, Sozialpädagogen/innen,<br />
Sekretär/innen, Hausmeister, etc.) zu sammeln.<br />
Manche „Initiativgruppe“ hängt die Unterschriftenlisten während eines Schulfestes aus<br />
<strong>und</strong> sammelt die benötigte Anzahl binnen weniger St<strong>und</strong>en. Andere nehmen sich dafür viel<br />
Zeit, suchen jede Klasse einzeln auf, diskutieren mit den Mitschüler/innen über die Zielsetzung<br />
des Projektes <strong>und</strong> haben erst nach mehreren Monaten die erforderliche Anzahl von<br />
Unterschriften beisammen. Der Titel wird den Schüler/innen <strong>und</strong> somit der Schule in einem<br />
feierlichen Festakt übergeben.<br />
Mehr Infos: www.schule-ohne-rassismus.org<br />
Schweißwarzen<br />
Die Idee: Die Berichterstattung über Rechtsextremismus vermittelt oft den Eindruck, dass<br />
die neuen B<strong>und</strong>esländer ein Versammlungsort rechtsextremer Jugendlicher sind. Nur selten<br />
wird gezeigt, dass es dort auch viele unspektakuläre Initiativen <strong>und</strong> nette Menschen gibt,<br />
die sich gegen Gewalt, Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus engagieren. Unser Kooperationspartner<br />
war ein Tipp des ehemaligen B<strong>und</strong>estagspräsidenten Thierse, der in einem „Zeit“-<br />
Interview auf die Schweißwarzen <strong>und</strong> ihre Arbeit gegen Rechts aufmerksam machte.<br />
136
Das Projekt: Gemeinsam werden Szenen zum Thema Gewalt, Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus<br />
entwickelt <strong>und</strong> dann in der Öffentlichkeit vorgeführt. Im Glauben, es handle sich um<br />
realistische Situationen, soll das Publikum zum Eingreifen motiviert werden. Die Spieler/innen<br />
proben drei Konfliktszenen, die sie jeweils in Frankfurt <strong>und</strong> in Eisenhüttenstadt spielen.<br />
Schwule <strong>im</strong> Café: Nacheinander betreten acht Personen ein Café. Ein schwules Paar flirtet<br />
<strong>im</strong> Café. Zwei Mädchen regen sich darüber auf, dass Schwule sich so in der Öffentlichkeit<br />
zeigen <strong>und</strong> lassen bei ihrem lautstarken Gesch<strong>im</strong>pfe kaum ein Vorurteil aus. Drei andere<br />
junge Frauen beziehen für das schwule Paar Position.<br />
Die Café-Besucher/innen <strong>und</strong> –Mitarbeiter/innen bitten zunächst darum, die Diskussion<br />
nicht so laut zu führen. Dann aber ergreifen Alle Partei für die Schwulen. Die Sch<strong>im</strong>pfenden<br />
werden mit Sachargumenten <strong>und</strong> der Frage konfrontiert, wie man so jung <strong>und</strong> so intolerant<br />
sein könne. Als sie bemerken, dass sie isoliert bleiben, verlassen die beiden Mädchen das<br />
Café. Alle Gäste applaudieren als sie gehen, obwohl keine/r weiß, dass er/sie Mitspieler/<br />
in in einem Theaterstück ist. In Eisenhüttenstadt verläuft die Szene ähnlich. Einige äußern<br />
aber auch, dass sie Homosexualität ekelhaft finden.<br />
Erfahrungen: Das Unsichtbare Theater kann die Welt sicherlich nicht verändern. Die Spieler/<br />
innen entdecken aber, dass es aufregend <strong>und</strong> spannend sein kann, sich in Alltagssituationen<br />
ungewöhnlich zu verhalten <strong>und</strong> sich in aller Öffentlichkeit zu exponieren. Das Publikum,<br />
das nicht weiß, dass es Publikum ist, geht vielleicht mit der Erkenntnis nach Hause, in<br />
einer Bedrohungssituation dem/der Bedrohten geholfen zu haben, ohne dabei selbst in<br />
Gefahr geraten zu sein. Diese Erfahrung kann Mut machen, auch in anderen Situationen<br />
gegen Gewalt <strong>und</strong> Rechtsextremismus einzugreifen.<br />
Was n<strong>im</strong>mst du mit nach Hause?: „Jedenfalls weniger, als ich mitgebracht habe. Alle<br />
dummen Vorurteile gegenüber dem Osten nehm ich jedenfalls nicht wieder mit. Ansonsten<br />
weiß ich jetzt viel mehr über Rassismus <strong>und</strong> bew<strong>und</strong>ere die Schweißwarzen für das, was<br />
sie geleistet haben. Und die neuen Fre<strong>und</strong>schaften gehören irgendwie auch dazu.“<br />
Kontakt : Kontaktstelle Evangelische Jugend Dortm<strong>und</strong>, Jägerstr. 5, 44145 Dortm<strong>und</strong><br />
137 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Schalke 04: Rechtsradikale Musik ist Kündigungsgr<strong>und</strong><br />
Veranstaltet ein für ein Fußball-Fanprojekt Verantwortlicher rechtsradikale Konzerte,<br />
so begründet dies eine fristlose Kündigung.<br />
Der Fall:<br />
Der Sozialarbeiter war seit 1996 be<strong>im</strong> Gelsenkirchener Fußballverein als hauptamtlicher<br />
Mitarbeiter <strong>im</strong> Rahmen eines Fußball-Fanprojekts beschäftigt. Der Arbeit <strong>im</strong> Fanprojekt<br />
liegt das nationale Konzept „Sport <strong>und</strong> Sicherheit“ zugr<strong>und</strong>e. Ziel ist es unter anderem,<br />
Gewalt einzudämmen <strong>und</strong> extremistische Orientierungen abzubauen. Der Sozialarbeiter<br />
veranstaltete ab 1996 in unregelmäßigen Abständen Musikveranstaltungen mit rechtsradikaler<br />
Musik. Als der Fußballverein davon erfuhr, kündigte er dem Sozialarbeiter fristlos.<br />
Die Klage dagegen hatte keinen Erfolg.<br />
Das Landesarbeitsgericht:<br />
Die in den Musikveranstaltungen auftretenden Musikgruppen sind eindeutig der rechten<br />
Szene zuzuordnen. Als Leiter des Projektes hatte der Sozialarbeiter auch repräsentative<br />
Funktionen gegenüber anderen gesellschaftlichen Institutionen wahrzunehmen. Die Eignung<br />
dafür hat er durch sein außerdienstliches Verhalten in Frage gestellt.<br />
Obwohl er gegen extremistische Orientierungen arbeiten sollte, hat er in seiner Freizeit<br />
rechtsextreme Musik nicht lediglich privat gehört <strong>und</strong> sich mit ihr auseinandergesetzt,<br />
sondern sie nach Außen ohne kritische Distanz verbreitet. Da dieser Widerspruch für ihn<br />
auch erkennbar gewesen ist <strong>und</strong> er nicht damit habe rechnen können, dass der Arbeitgeber<br />
dies hinn<strong>im</strong>mt, hat es einer vorherigen Abmahnung nicht bedurft.<br />
Landesarbeitsgericht Hamm, Urteil vom 4. November 2008 - 14 Sa 157/08<br />
(Quelle: einblick 1/2009)<br />
138
139 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Schwung gegen rechts<br />
Da, wo <strong>Kinder</strong> stehen bleiben, da bleiben auch deren Eltern stehen. Und Trampoline sind<br />
nicht nur für <strong>Kinder</strong> spannend, auch die „Großen“ schwingen sich gern mal in die Luft. Mit<br />
einem Plakat „Mit Schwung gegen Rechts“ wird auch schnell klar, wofür gesprungen wird,<br />
ein nahe stehender Infotisch oder Flyer klären über weitere Hintergründe auf.<br />
Zielgruppe: Familien <strong>und</strong> Junggebliebene in der Fußgängerzone<br />
Material: 2 bis 3 kleinere Trampoline oder ein großes,<br />
ausleihbar bei Familien mit <strong>Kinder</strong>n oder in <strong>Kinder</strong>gärten,<br />
Schulen, Sportvereinen.<br />
140
Sensibilisierung für den eigenen Körper<br />
Diese Übung eignet sich besonders<br />
gut, um Grenzen <strong>und</strong><br />
Grenzüberschreitungen in Bezug<br />
auf Körperkontakte sichtbar<br />
zu machen.<br />
Sie hat ihren didaktischen Platz<br />
insbesondere <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit Übungen, die unangenehme<br />
Körperkontakte signalisieren sollen<br />
oder zum Inhalt haben.<br />
Diese Übung (<strong>und</strong> nachfolgende<br />
Transfer-Spiele) hat zum<br />
Ziel, durch Selbst- <strong>und</strong> Fremdwahrnehmung<br />
Respekt vor der<br />
Körperlichkeit von Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen zu entwickeln, der<br />
besonderen Sensibilität von<br />
Männern <strong>und</strong> Frauen für ihre<br />
je eigenen Körperzonen nachzuspüren<br />
<strong>und</strong> insbesondere<br />
die Tabuzonen von Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen (in ganz normalen<br />
Alltagssituationen) zu thematisieren<br />
<strong>und</strong> be<strong>im</strong> Namen zu<br />
benennen.<br />
141 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Schritt 1:<br />
Die Teilnehmer/innen bewerten (je weiblich/männlich) ihre eigenen Körperzonen auf<br />
einem vorliegenden Arbeitsblatt (vgl. Kopiervorlage; Körperzonen).<br />
Schritt 2:<br />
a. ) Jeweils die männlichen Teilnehmer nehmen getrennt von den weiblichen Teilnehmerinnen<br />
eine Gesamtauswertung vor. Dabei ist es sinnvoll, je einen Teilnehmenden um die<br />
Regie in der Gruppe zu bitten. Das Sammeln <strong>und</strong> Addieren aller Einzelnoten <strong>und</strong> Teilen<br />
durch die Anzahl der Teilnehmer/Teilnehmerinnen ergibt die neue Gesamtnote für die<br />
jeweilige Körperzone.<br />
b.) Der Vergleich <strong>und</strong> die Beratung der weiblichen <strong>und</strong> männlichen Noten ist alleine schon<br />
spannend. Denkbar ist dabei auch die Berechnung der jeweiligen Gesamtnote aller<br />
weiblichen <strong>und</strong> männlichen Teilnehmenden je Körperzone.<br />
Oftmals werden nun bei körperlichen Kontakten die vorhandenen Bewertungen <strong>und</strong> Noten<br />
spaßvoll-spielerisch zur Sprache gebracht. Im Anschluss an diese Übung sollte unbedingt<br />
eine Spielphase (z.B. Blinde-Kuh-Spiele) folgen, in der die oben genannten Erfahrungen<br />
reflektiert <strong>und</strong> spielerisch erprobt werden können.<br />
142
143 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Sinn des Lebens<br />
Die Idee:<br />
Bei dem Projekt „Sinn des Lebens“ geht es um die Zusammenarbeit vieler Menschen <strong>und</strong><br />
Gruppen, um dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.<br />
Inhalt:<br />
Erwachsene, Jugendliche, <strong>Kinder</strong> oder sogar alle zusammen machen kleine Workshops,<br />
suchen, schreiben oder sammeln die schönsten, schärfsten <strong>und</strong> besten Gedichte, Texte,<br />
Gedanken <strong>und</strong> Sprüche über den Sinn des Lebens oder „warum es sich zu leben lohnt“<br />
<strong>und</strong> wählen einen dieser Texte als den persönlich zutreffendsten aus.<br />
Mit unserem Projekt „Sinn des Lebens“ haben wir vor allem zwei Ziele verfolgt:<br />
Zum Einen wollten wir Jugendliche ermutigen, die häufig gestellte Frage „Was das ganze<br />
Leben denn soll ...“ selber zu beantworten, um dann in einen reflektierenden Austausch<br />
über den Sinn des Lebens mit anderen Jugendlichen, Politiker/innen, Promis, Presbyter/<br />
innen usw. zu treten.<br />
Zum Anderen wollten wir überprüfen, welche Bedingungen einem solchen Prozess sinnvollerweise<br />
vorausgehen. Welchen Rahmen brauchen die Menschen, um die schwierige<br />
Frage nach dem Sinn, nach Werten, nach Orientierung überhaupt stellen <strong>und</strong> beantworten<br />
zu können?<br />
Mehr Infos unter: www.dekade2005.de (Sinn des Lebens)<br />
144
145 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Sinn-Stiftend<br />
Mit Poesie für Vielfalt <strong>und</strong> Toleranz;<br />
ein „Schreibtischprojekt für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche“ in Wiesbaden.<br />
In dem Projekt „Sinn-Stiftend“ haben <strong>Kinder</strong><br />
<strong>und</strong> Jugendliche zwischen acht <strong>und</strong><br />
20 Jahren die Möglichkeit, ihre Gedanken<br />
<strong>und</strong> Geschichten zu Vielfalt <strong>und</strong> Toleranz<br />
niederzuschreiben. Mobile Schreibtische<br />
wurden dazu überall dort aufgestellt, wo<br />
sich junge Menschen aufhalten: auf <strong>Kinder</strong>-<br />
<strong>und</strong> Jugendfesten, an Schulen <strong>und</strong><br />
in Bibliotheken. Gefragt waren ihre ganz<br />
persönlichen Gedichte <strong>und</strong> Geschichten,<br />
wie sie „He<strong>im</strong>at, Demokratie, Toleranz <strong>und</strong><br />
Zusammenleben“ empfinden <strong>und</strong> was sie<br />
unter diesen Begriffen verstehen.<br />
Das Projekt richtete sich aber nicht nur an<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die ohnehin gerne<br />
schreiben, sondern vor Allem auch an die,<br />
denen es bislang schwer fiel, ihre Gedanken<br />
zu Papier zu bringen.<br />
Schriftstellerinnen <strong>und</strong> Schriftsteller sowie Journalistinnen <strong>und</strong> Journalisten des Wiesbadener<br />
Kuriers ermutigten <strong>und</strong> unterstützten sie deshalb be<strong>im</strong> Formulieren, Dichten <strong>und</strong><br />
Schreiben.<br />
Mehr Infos: www.vielfalt-tut-gut.de<br />
146
147 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
SOS in Feuerland<br />
Die Idee: <strong>Kinder</strong> sollen sich spielerisch mit Vorurteilen, Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>und</strong> Ausgrenzung<br />
auseinandersetzen. So wurde gemeinsam mit Theater- <strong>und</strong> Sozialpädagogen ein Theaterstück<br />
geschrieben, das von Mädchen <strong>und</strong> Jungen <strong>im</strong> Alter von acht bis zwölf Jahren<br />
aufgeführt werden kann: S.O.S. in Feuerland.<br />
Schulklassen oder <strong>Kinder</strong>gruppen können sich an die Spiel & Theaterwerkstatt Villigst<br />
wenden, die das Stück <strong>im</strong> Rahmen einer Projektwoche mit den <strong>Kinder</strong>n einübt <strong>und</strong> auf<br />
die Bühne bringt, Bühnenbild inklusive. Außerdem gibt es ein Buch mit Rollentexten,<br />
Regieanweisungen, Spielübungen, Tipps zur Herstellung der Kostüme (die man auch<br />
ausleihen kann), technischen Hinweisen <strong>und</strong> Erfahrungsberichten. So können Lehrer <strong>und</strong><br />
Betreuer die jungen Akteure vorbereiten <strong>und</strong> die eigentliche Probenzeit kann opt<strong>im</strong>al<br />
genutzt werden.<br />
Das Theaterstück: Die Tiger <strong>und</strong> die Zebras, zwei feindliche Pinguin-Cliquen <strong>im</strong> <strong>im</strong>aginären<br />
Feuerland, bekämpfen sich, wo sie nur können. Bei einer Mutprobe geht der Eisheilige,<br />
Feuerlands Statue, kaputt. Als Sündenböcke müssen die kürzlich nach Feuerland gekommenen<br />
Pelikane herhalten.<br />
Fortan wird jeder Pelikan von Eisbullen <strong>und</strong> Aasgeier-TV gejagt. Doch dann kommt die<br />
Wahrheit ans Licht: Die Pelikane sind unschuldig, aber...<br />
Es geht - das ist klar - um Anderssein, Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>und</strong> Ausgrenzung, aber auch um<br />
die Frage, was dagegen zu tun ist. Dank der witzigen, ins Reich der Fantasie verlagerten<br />
Handlung müssen diese Themen nicht explizit angesprochen werden. Und daher lassen sich<br />
über die Spielfreude der <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> ihre Identifikation mit den Spielfiguren ganz best<strong>im</strong>mt<br />
Vorurteile in Frage stellen <strong>und</strong> sensiblere Verhaltensweisen erreichen.<br />
Mehr Infos: www.sos.rassismus-nrw.de (Edition Zebra: Buch: SOS in Feuerland)<br />
148
149 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Spurensuche <strong>im</strong> „Geschichtslabor“<br />
Um <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen heute einen Zugang zu dem sensiblen Thema „Nationalsozialismus“<br />
zu schaffen, werden in dem Projekt Bildergeschichten <strong>und</strong> Comiczeichnungen<br />
ausgewählt <strong>und</strong> an den Wänden des Jugend Museums installiert, die erzählerisch stark<br />
<strong>und</strong> visuell eindrücklich verschiedene thematische Einheiten vermitteln. So zum Beispiel<br />
die Ausgrenzung jüdischer Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, das Überleben jüdischer Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger <strong>im</strong> Versteck oder auch, was hinter Begriffen wie „Angriffskrieg“, „He<strong>im</strong>atfront“<br />
<strong>und</strong> „Hitlerjugend“ steckt.<br />
Alle Bildergeschichten enthalten Objekte, die sich als reale Gegenstände <strong>und</strong> Dokumente<br />
in den sieben Schausammlungen des Geschichtslabors wiederfinden. Auf diese Weise<br />
können die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eigene „historische Ermittlungen“ anstellen. Ein<br />
altersgerecht aufbereitetes Archiv unterstützt sie darin zusätzlich.<br />
Mehr Infos: www.vielfalt-tut-gut.de, www.andi.nrw.de<br />
150
Stammtisch-Parolen<br />
Paroli bieten<br />
Die Party ist schön, die St<strong>im</strong>mung<br />
gelöst, die Gespräche angeregt. Und<br />
plötzlich erzählt der Mensch neben<br />
dir: „Ist doch schrecklich mit der Arbeitslosigkeit<br />
heutzutage. Gut ausgebildete<br />
junge Deutsche sitzen zu<br />
Hause <strong>und</strong> finden keinen Job <strong>und</strong> die<br />
Ausländer nehmen ihnen die Arbeitsplätze<br />
weg.“ Die anderen am Tisch<br />
starren schweigend auf ihre Getränke.<br />
Und was kannst du jetzt tun?<br />
Einfach ignorieren?<br />
Hat leider unangenehme Folgen: Der Parolenschwinger kann sich ausbreiten, fühlt sich<br />
durch den fehlenden Widerspruch bestärkt <strong>und</strong> als „Gewinner“. Vielleicht macht er, bestärkt<br />
durch den Erfolg, einfach weiter.<br />
Fakten allein helfen leider selten.<br />
Muss der Gesprächspartner nicht überzeugt werden können, wenn er sieht, dass seine<br />
Argumentation faktisch falsch ist? Leider nicht. In der Regel wird er sie ignorieren oder<br />
dir, wie es so schön heißt, das Wort <strong>im</strong> M<strong>und</strong> umdrehen <strong>und</strong> den Fakt passend zu seiner<br />
Wahrnehmung umformen.<br />
Aber: Es gibt Fakten, die funktionieren besser als andere. Die solltest du nutzen: Fakten, die<br />
Aha-Erlebnisse ermöglichen, Nachdenklichkeit provozieren, Irritationen auslösen. Vermittelt<br />
werden die am Besten in Form persönlicher Geschichten, Anekdoten, eigener Erfahrunge<br />
151 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Logik ist taktisch klug.<br />
„Woher weißt du das denn?“, „Kannst du mir erklären, wie a) <strong>und</strong> b) zusammenpassen?“,<br />
„Hast du dafür mal ein konkretes Beispiel?“ Nachfragen verstrickt Parolenschwinger oft in<br />
Widersprüche oder weist auf Absurditäten der Argumentation hin. Schön demontierend.<br />
Nicht verzetteln lassen!<br />
Der Parolenschwinger haut dir eine Stammtischweisheit nach der anderen um die Ohren?<br />
Dann fordere ihn auf, mal bei seiner ersten These zu bleiben, um darüber zu diskutieren. Besser,<br />
eine Parole zu entschärfen, als sich an vielen Argumentationssträngen zu verzetteln.<br />
152
Willst du das wirklich?<br />
Konsequenzen können ein Argument sein. Denke die Parole laut weiter. Wozu führt der<br />
(z.B. menschenverachtende oder demokratiefeindliche) Spruch, wenn er in Handlungen<br />
mündet? Will der Diskussionspartner das wirklich? Weiterdenken hilft auch bei kurz gegriffenen<br />
Aussagen (etwa: „Wie sähe denn dein Leben aus, wenn morgen alle sogenannten<br />
Ausländer das Land verlassen würden?“).<br />
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.<br />
Verbissenheit tut Diskussionen niemals gut. Ein passender Witz, eine Portion Selbstironie<br />
können W<strong>und</strong>er wirken, um das Kl<strong>im</strong>a zu entspannen <strong>und</strong> alle Gesprächsteilnehmer wieder<br />
für Argumente zu öffnen.<br />
Kein Oberlehrertum!<br />
Wie reagierst du, wenn dich jemand belehren will – oder auch mit der Moralkeule kommt?<br />
Genervt, abwehrend, weniger offen für das, was gesagt wird? Eben.<br />
Schaff dir Verbündete.<br />
Wer argumentiert schon gern allein gegen den Rest der Welt. Wenn jemand am Tisch ein<br />
wirkungsvolles Argument nennt oder es einige gemeinsame Punkte gibt – einfach in deinen<br />
nächsten Gesprächsbeitrag noch einmal aufnehmen, die Gemeinsamkeit benennen. Das<br />
n<strong>im</strong>mt der Angesprochene positiv wahr, unterstützt deine Punkte dann wohlmöglich auch.<br />
Du darfst auch mal zust<strong>im</strong>men.<br />
Jetzt nennt das Gegenüber eine These, von der du findest, dass vielleicht „etwas Wahres<br />
dran“ ist? Dann kannst du ruhig mal in Teilen zust<strong>im</strong>men, Verständnis zeigen. Aber nicht<br />
nachlassen, pauschale Aussagen zu relativieren, Vielschichtigkeit aufzuzeigen <strong>und</strong> alternative<br />
Denkweisen anzuregen.<br />
153 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Schön still sein.<br />
Die Diskussion kocht, der Ton wird laut? Rede bewusst leise <strong>und</strong> ruhig. Oft hört man dir<br />
dann aufmerksamer <strong>und</strong> offener zu, als wenn du <strong>im</strong> Kampf um die lautstärkste Meinung<br />
mit brüllst.<br />
Lasse den Wortführer auflaufen.<br />
Einer am Tisch quatscht die ganze Zeit. Natürlich reizt das, auf ihn zu reagieren. Ist taktisch<br />
aber nicht klug: Die Unentschiedenen <strong>und</strong> Indifferenten, die schweigend am Tisch stehen<br />
<strong>und</strong> zuhören, sind viel interessanter! Sie können eher zum Nachdenken angeregt werden.<br />
Und wenn man sie gezielt nach ihrer Meinung oder Erfahrung befragt, könnten sie sich als<br />
Kooperationspartner herausstellen, die deine Überzeugungskraft unterstützen können.<br />
Körperlich überzeugen.<br />
Nein, nein, das ist kein Plädoyer für schlagkräftige Argumente. Vielmehr kann Körpersprache<br />
helfen, Situationen zu entschärfen. Jeder möchte gern ernst genommen werden <strong>und</strong><br />
den Eindruck haben, dass der Gesprächspartner zuhört. Lehne dich zurück, strecke die<br />
Beine aus – gib dich ganz gelassen <strong>und</strong> offen für den Anderen. Weniger zur Entwicklung<br />
von Empathie geeignet: Verschränkte Arme (signalisiert Blockieren), weit über den Tisch<br />
beugen (wirkt wie „Über-den-Tisch-ziehen-wollen“).<br />
Manchmal muss man es sein lassen.<br />
Dir fehlen gerade die Worte? Möglicherweise sogar die nötigen Hintergr<strong>und</strong>informationen,<br />
um gut zu argumentieren? Es ist legit<strong>im</strong>, eine Diskussion auf einen späteren Zeitpunkt zu<br />
verschieben, zu dem man sich besser vorbereiten kann.<br />
Text in Anlehnung an: S<strong>im</strong>one Rafael, aus: www.mut-gegen-rechte-gewalt.de<br />
154
Stadt ist voll<br />
Um von den wirklichen Problemen abzulenken<br />
behaupten manche Leute, dass<br />
Deutschland zu viele Ausländer hat. Manche<br />
behaupten auch, dass sie Schuld an unseren<br />
Problemen sind <strong>und</strong> uns Alles wegnehmen<br />
wollen.<br />
Bitte besorgt euch <strong>im</strong> Ordnungsamt die<br />
wirkliche Zahl der Ausländer in eurer Stadt<br />
oder eurem Dorf <strong>und</strong> befragt dann mit eurer<br />
Projektgruppe zum Beispiel in der Einkaufszone<br />
ca. 1000 Bürger/innen: „Wie viele Ausländer/innen,<br />
leben in unserer Stadt?“<br />
Bitte notiert euch dabei auch das geschätzte Alter der Befragten (unter 20 Jahre, 20- 30<br />
Jahre, 30 - 40 Jahre usw.).<br />
Anschießend berechnet ihr (zum Beispiel in Mathe) den Durchschnittswert <strong>und</strong> stellt euch<br />
selber <strong>und</strong> Vertreter/innen der Parteien, Kirchen, Gewerkschaften usw. die Frage „Warum<br />
haben die Bürger/innen sich so maßlos überschätzt <strong>und</strong> woher kommt das wohl?“<br />
Eure Ergebnisse veröffentlicht ihr in der (Schüler-) Zeitung, <strong>im</strong> Lokalradio <strong>und</strong> vergesst das<br />
Fernsehen nicht, die sind scharf auf solche Storys.<br />
Hinweis:<br />
Bitte beachtet, dass Ausländer nur Menschen ohne deutschen Pass sind <strong>und</strong> viele<br />
Menschen aus Zuwandererfamilien (mit deutschem Pass) dennoch häufig als Ausländer<br />
bezeichnet werden.<br />
155 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Stadt X hat keinen Platz für Rechtsextremismus<br />
Die Idee:<br />
Gesucht werden Initiativen, Schüler/innen- <strong>und</strong> Jugendgruppen, Bürger/-innen, Politiker/<br />
innen, Gewerkschafter/innen, Kirchenleute, Ratsmitglieder oder ganz einfach Menschen<br />
zur Realisierung des Projektes: „Stadt X hat keinen Platz für Rechtsextremismus“. Bei<br />
diesem Projekt geht es darum, ein von ganz normalen Menschen (wie du <strong>und</strong> ich) angestoßenes<br />
<strong>und</strong> von allen demokratischen Parteien getragenes öffentliches Signal zu setzen<br />
<strong>und</strong> wirkungsvolle Initiativen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Überwindung von Rechtsextremismus<br />
in Gang zu bringen.<br />
Das Beispiel:<br />
Mit folgender oder sinngemäßer Erklärung können die Räte aller Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />
in Deutschland ihr Engagement für ein respektvolles <strong>und</strong> menschenwürdiges Miteinander<br />
aller Menschen bekräftigen <strong>und</strong> öffentlich bek<strong>und</strong>en. Erklärung des Rates der Stadt Essen<br />
von 1998:<br />
“Der Rat der Stadt Essen ist sich bewusst, dass in unserer Gesellschaft Menschen aufgr<strong>und</strong><br />
ihres Geschlechtes, ihrer Religion, ihrer Nationalität oder Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer<br />
sexuellen Identität, ihres Alters, ihrer Behinderung, ihrer sozialen Stellung oder ihrer<br />
persönlichen Umstände ausgegrenzt <strong>und</strong> benachteiligt werden.<br />
Der Rat der Stadt Essen stellt fest, dass diese Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>im</strong> Widerspruch zu dem<br />
in Artikel 1 Gr<strong>und</strong>gesetz garantierten Schutz der Menschenwürde <strong>und</strong> dem in Artikel 3<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz enthaltenen Gleichbehandlungsgebot steht <strong>und</strong> verpflichtet sich daher, <strong>im</strong><br />
Rahmen seiner rechtlichen Möglichkeiten, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen,<br />
um jeder Art von Diskr<strong>im</strong>inierung in der Stadt Essen entgegenzuwirken. Darüber hinaus<br />
fordert der Rat der Stadt Essen alle Essener Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger sowie alle in Essen<br />
ansässigen oder tätigen Unternehmen, Betriebe, Behörden, Institutionen, Vereine <strong>und</strong><br />
Verbände auf, sich dieser Selbstverpflichtungserklärung anzuschließen.“<br />
156
Das Projekt:<br />
Für den Fall, dass der Rat eurer<br />
Stadt eine sinngemäße Erklärung<br />
mit mindestens Zwei-Drittel-<br />
Mehrheit verabschiedet, soll er<br />
alle Ortseingangsschilder mit dem<br />
Zusatz versehen: xxx hat keinen<br />
Platz für Rechtsextremismus.<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> „Fallgruben“:<br />
Zur Realisierung des Projekts ist<br />
es notwendig, Bündnispartner/<br />
innen zu suchen <strong>und</strong> zu finden, die<br />
einen entsprechenden Antrag <strong>im</strong><br />
Rat der Stadt einbringen. Dabei empfehlen wir dringend, auf die Fixierung von Feindbildern<br />
zu verzichten. Die Verhärtung von Fronten, Beleidigung <strong>und</strong> Verletzung schadet allen<br />
Beteiligten. Dieses Projekt will vielmehr Sympathien für die Auseinandersetzung (klar in<br />
der Sprache - mäßigend <strong>im</strong> Ton) mit diesem schwierigen Thema entwickeln.<br />
Gerade weil rechtsextremistische Orientierungen seine Ursachen „in der Mitte unserer<br />
Gesellschaft“ hat, ist es sinnvoll, durch dieses Projekt sich selber <strong>und</strong> andere (emphatisch)<br />
<strong>im</strong>mer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass Rechtsextremismus (auch in seinen<br />
he<strong>im</strong>lichen Ausformungen) keinen Platz mehr hat <strong>und</strong> haben soll. Feindbilder <strong>und</strong> (parteipolitische)<br />
Schuldzuschreibungen lösen unsere Probleme nicht. Städte wie Essen, Bonn,<br />
Eisenhüttenstadt, Eschweiler, Marl, Übach-Palenberg <strong>und</strong> Potsdam mit schon ähnlichen<br />
Beschlüssen können dabei gute Beispiele sein. Dort haben die Stadträte den jeweiligen<br />
Beschluss mit den St<strong>im</strong>men aller demokratischen Parteien gefasst.<br />
Kontakt : www.sos-rassismus-nrw.de (Stadt X)<br />
157 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
St<strong>im</strong>men der Kids!<br />
Hört die St<strong>im</strong>men der Kids!<br />
Jeder Mensch, jedes Kind <strong>und</strong> jeder Jugendliche möchte beachtet werden, hat Wünsche<br />
<strong>und</strong> Ideen zu seine Lebenswelt. Die Nichtbeachtung kann zu Gewalt <strong>und</strong> Rassismus führen.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> müssen wir einen Weg finden, die St<strong>im</strong>men der <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
zu hören <strong>und</strong> zu beachten.<br />
Dies geschieht be<strong>im</strong> Jugendwerk Ostbevern e. V. in verschiedenen Bereichen, in denen<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche das Sagen haben. Dafür werden Methoden angewandt, die dem<br />
jeweiligen Alter entsprechen.<br />
Es werden Zukunftswerkstätten für <strong>Kinder</strong> z. B. zum Thema Umwelt durchgeführt. Daraus<br />
entstanden die Umweltforscher. Spielplatzuntersuchungen <strong>und</strong> Stadtdetektive erk<strong>und</strong>en<br />
ihre Lebenswelt <strong>und</strong> geben diese Rückmeldungen an die Politik weiter. Die Politik reagiert<br />
auf die Anregung der <strong>Kinder</strong>.<br />
Jugendliche werden zu Moderatoren für Partizipationsprojekte ausgebildet <strong>und</strong> starten<br />
Projekte in Schule <strong>und</strong> Freizeit, um ihre Lebenswelt zu gestalten.<br />
Oder macht es ganz einfach <strong>und</strong> sprecht nur mit diesen. Es reicht manchmal schon, einen<br />
kleinen Ausflug zu organisieren.<br />
Mehr Infos:<br />
Jugendwerk Ostbevern e. V. / jugendcafe@jwo-ostbevern.de<br />
158
Nur für den Fall,<br />
dass ihr morgen dem Islam den Krieg erklärt,<br />
erkläre ich heute schon<br />
allen Musl<strong>im</strong>en den Frieden.<br />
159 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Stolpersteine I<br />
Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die<br />
Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten<br />
selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus<br />
Messing ins Trottoir einlässt.<br />
Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in über<br />
300 Orten Deutschlands, ebenso in Österreich,<br />
Ungarn <strong>und</strong> in den Niederlanden.<br />
“Ein Mensch ist erst vergessen,<br />
wenn sein Name vergessen ist“,<br />
sagt Gunter Demnig.<br />
Mit den Steinen vor den Häusern wird die<br />
Erinnerung an die Menschen lebendig, die<br />
einst hier wohnten.<br />
Auf den Steinen steht geschrieben:<br />
HIER WOHNTE...<br />
Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung<br />
<strong>und</strong> Verlegung eines STOLPERSTEINS übernehmen.<br />
Anfragen bitte an info@stolpersteine.com,<br />
Infos: www.stolpersteine.com<br />
160
161 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Stolpersteine II<br />
Mittlerweile kennt fast jeder die Aktion „Stolpersteine“ vom Künstler Gunter Demnig, der<br />
mit seinen in Bürgersteigen eingelassenen Gedenktafeln aus Messing an Opfer aus der<br />
NS-Zeit erinnert, die einstmals in den entsprechenden Wohnhäusern gelebt haben.<br />
Unter www.stolpersteine.com kann man auch eine Patenschaft für einen Stolperstein<br />
übernehmen.<br />
Eine dazu passende Aktion in Einkaufsstraßen können ausgelegte „Stolpersteine“ aus<br />
Karton sein, die mit Fragen bestückt sind, die nachdenklich machen, über die man nicht<br />
nur mit dem Fuß, sondern auch in Gedanken stolpern kann.<br />
Natürlich sollte man seine „Stolpersteine“ nicht unbeaufsichtigt lassen oder sie zu echten<br />
Stolperfallen werden lassen!<br />
Zielgruppe:<br />
Passanten in der Fußgängerzone<br />
Material:<br />
Kartons verschiedener Größe, eventuell<br />
mit Packpapier einheitlich eingepackt,<br />
Eddings.<br />
162
163 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
164
Stolpern über Stolpersteine<br />
In unserem Jugendzentrum (JUZ) kam informell <strong>und</strong> unintendiert das Verlegen eines „Stolpersteines“<br />
mit dem Geburts- <strong>und</strong> Sterbedatum eines 12jährigen Mädchens in der Nähe<br />
des JUZ zur Sprache ( ...“Wer macht denn sowas <strong>und</strong> warum eigentlich ...?“)<br />
Nach einigem hin <strong>und</strong> her, was das Ganze denn nun soll, wer denn dieses 12jährige Mädchen<br />
gewesen sein könnte – <strong>und</strong> warum sie <strong>im</strong> Kindesalter von den Nazis umgebracht<br />
worden sein könnte (“... durften die Nazis denn überhaupt <strong>Kinder</strong> töten?“ ... ), führte die<br />
Diskussion in der Folge zur mehrtägigen „Besetzung des JUZ-Computers“ (<strong>und</strong> einem<br />
Besuch <strong>im</strong> Stadtarchiv) durch diese Jugendclique <strong>und</strong> zum Ausdruck von Daten, Fotos<br />
<strong>und</strong> Dokumenten ...<br />
... <strong>und</strong> dann erst (durch Begleitung einer sozialpädagogischen Fachkraft) zu einer Bild-<br />
<strong>und</strong> Text-Dokumentation <strong>und</strong> Ausstellung zur Geschichte <strong>und</strong> zum Tod des Mädchens <strong>im</strong><br />
Jugendzentrum.<br />
Erfahrungen:<br />
Unsere Jugendlichen diskutieren jetzt darüber, eine Fahrt in das KZ des o.g. Mädchens zu<br />
organisieren, um zu recherchieren wie es dem Mädchen dort ergangen ist, wie es gelebt<br />
hat, wie es zu Tode gekommen ist <strong>und</strong> um womöglich einen Film über die Geschichte <strong>und</strong><br />
den Tod des Mädchens zu machen.<br />
165 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
STOPP-Schrei-Übung<br />
Bei dieser kurzen Übung (die jede/r eigentlich mehrmals gemacht haben sollte) stehen<br />
die Teilnehmer <strong>im</strong> Kreis <strong>und</strong> beginnen mit einer ersten Atemübung:<br />
„Was passiert eigentlich, wenn ich schreien will <strong>und</strong> vorher tief ausatme? (...) Wir werden<br />
das einmal ausprobieren. Bitte atmet gleich ganz tief ein, danach ganz tief aus <strong>und</strong> dann,<br />
auf mein Zeichen hin, brüllen wir dieses eine Wort „Stopp“ gemeinsam in die Mitte des<br />
Kreises.“<br />
Danach gibt der Trainer/die Trainerin mit Sprache <strong>und</strong> Handbewegungen das Zeichen zum<br />
Einatmen, Ausatmen <strong>und</strong> dann rufen die Teilnehmer: „STOPP.“<br />
Die zweite Variation der Übung kann wie folgt angeleitet werden:<br />
„Na ja, nicht schlecht, jetzt probieren wir es einmal genau umgekehrt. Wir atmen zuerst<br />
tief aus, dann feste ein, so feste, dass fast die Lunge platzt <strong>und</strong> dann brüllen wir gemeinsam<br />
„Stopp‘.“<br />
Danach gibt der Trainer/die Trainerin erneut mit Sprache <strong>und</strong> Handbewegungen das Zeichen<br />
zum Ausatmen, Einatmen <strong>und</strong> dann brüllen die Teilnehmenden erneut: „STOPP.“<br />
Reflexion: Wie schätzt ihr selber die Wirkung eurer Atemtechnik ein …?<br />
166
167 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Straße der Gewalt – Straße des Friedens<br />
Etwa 30 Jugendliche <strong>und</strong> fünf Trainer/innen von der Gewalt Akademie Villigst gestalteten<br />
<strong>im</strong> „Zentrum Jugend“ auf dem Kirchentag in Köln den Aktionsparcours „Straße der Gewalt<br />
– Straße des Friedens“.<br />
Dabei ging es darum, auf den ausgelegten, sich kreuzenden Teppichstraßen (Straße der<br />
Gewalt – Straße des Friedens) durch jugendliche Provokateure Gruppen oder einzelne Besucher/innen<br />
zu stoppen <strong>und</strong> durchaus auch kritisch „anzumachen“: „Gib Handy! - Haste<br />
mal fünf Euro? – Her mit der Jacke, aber ratzfatz! usw.<br />
Übergriffe jeglicher Art waren dabei ausgeschlossen. Schon vorher hatten die jugendlichen<br />
Provokateure ein Gewalt–Deeskalationstraining absolviert <strong>und</strong> gelernt, in solch kritischen,<br />
spielerischen Übungen konzentriert die eigenen Hände auf dem Rücken festzuhalten, um<br />
ohne jeden Körperkontakt fremde Personen zum Stehen <strong>und</strong> zur Herausgabe des Geforderten<br />
zu bewegen.<br />
Die entstandene Verblüffung der Betroffenen sollte nur kurz sein, schon bei der geringsten<br />
Reaktion der Betroffenen wurde die Übung (um jede weitere Grenzüberschreitung zu<br />
verhindern) abgebrochen <strong>und</strong> durch die zu Hilfe eilenden „Peacemaker“ unterbrochen<br />
<strong>und</strong> entschärft.<br />
Neben den „Provokateuren“ warteten nämlich (leicht versteckt) in unmittelbarer Nähe<br />
jeweils ca. acht, durch ihre leuchtend-orangenen Warnwesten gut erkennbare „Peacemaker“,<br />
um den entstandenen Konflikt (noch vor einer etwaigen Bedrohungssituation oder<br />
gar Gewalttat) abzubrechen, aufzulösen <strong>und</strong> um Beratung anzubieten. Dabei schoben sie<br />
sich jeweils wie ein Keil zwischen die Kontrahent/innen, stellten sich dann „schützend“ um<br />
die Betroffenen, erklärten den Sinn der Aktion <strong>und</strong> leiteten zu den Fragen über:<br />
168
169 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
„Hast du mitbekommen, was hier gerade<br />
passiert ist? Was glaubst du, wie sich diese<br />
Situation weiterentwickelt hätte? Was war<br />
dein Gefühl, was hättest du jetzt als Nächstes<br />
gemacht?“<br />
Begleitet wurden die „Peacemaker“ jeweils<br />
durch eine/n erfahrene/n Trainer/<br />
in, um auch in schwierigeren Situationen<br />
das Geschehen deeskalierend steuern zu<br />
können. Allerdings war ein solches Eingreifen<br />
bei den etwa 180 stattgef<strong>und</strong>enen<br />
„Provokations–Attacken“ nie erforderlich –<br />
durch den jeweils frühzeitigen Abbruch der<br />
Provokationen (<strong>und</strong> die vorherigen Trainings<br />
der beteiligten Jugendlichen) kam es nie zu<br />
Übergriffen – ganz <strong>im</strong> Gegenteil, die Verblüffung<br />
der Besucher war in der Regel Anlass<br />
genug; um auf das Beratungsangebot der<br />
Peacemaker einzugehen.<br />
Dazu gab es in dem Infozelt des Projektes (neben einer Creperie, Info- <strong>und</strong> Literaturstand,<br />
Cafebereich) ausreichend Platz, Zeit <strong>und</strong> Leute, um Erfahrungen zu reflektieren, Hilfe zu<br />
vermitteln, Gefühle zu äußern <strong>und</strong> die Frage zu beantworten, wie man denn in (noch nicht<br />
gewalttätigen) solchen <strong>und</strong> anderen Konflikt- <strong>und</strong> Bedrohungssituationen Gewalt ohne<br />
Gewalt vermindern oder sogar überwinden kann.<br />
Mehr Infos unter: www.gewaltakademie.de/gaeste/html/kirchentag_07.html<br />
170
Straßenmalerei<br />
Wir malen alle an einem gemeinsamen Traum: Mit einem Riesenbild auf der Straße, nur mit<br />
vorgegebenem Schriftzug, ansonsten frei zum Ausmalen, kann jeder Passant aufgefordert<br />
werden, nur „ein wenig“ mit zu malen an der gemeinsamen Vision.<br />
Die Straßenkreide sollte möglichst bunt <strong>und</strong> leuchtend sein, man kann sie sogar vorher<br />
selbst herstellen, genügend Rezepte gibt es dafür <strong>im</strong> Internet (Suche nach Straßenmalkreide).<br />
Abgegrenzt wird das Bild durch Luftballons an einer mit Steinen beschwerten Schnur,<br />
so wird das Straßenbild auch unausgemalt noch zu einem echten Hingucker.<br />
Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />
Material: Straßenmalkreide, Schnur, Luftballons, einige Steine<br />
171 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Sweap & Clean-Aktion<br />
Stromkästen bemalen<br />
Schulen <strong>und</strong>/oder Klassen bemalen Stromkästen in ihrer Stadt<br />
(in Absprache <strong>und</strong> mit Genehmigung der Stadtwerke) mit Motiven<br />
gegen Rechts, entlarven braune Parolen. (z.B. „Deutsche kauft nur<br />
deutsche Bananen“ usw. )<br />
Vorher sollte eine Auseinandersetzung mit den Parolen <strong>und</strong> Programmen der Rechtsextremisten<br />
stattfinden. Bemalte Stromkästen <strong>und</strong> eine ausgestellte Dokumentation (Fotos)<br />
eures Projektes bilden den sichtbaren Abschluss der Aktion.<br />
In gemeinsamer praktischer Projektarbeit renovierten Jugendliche ein mit dummen rechten<br />
<strong>und</strong> rassistischen Parolen beschmiertes Buswartehäuschen.<br />
Das selbst gestaltete Projektlogo wirbt seitdem für Toleranz <strong>und</strong> Zivilcourage.<br />
Dem Rassismus sollte auch in seinen subtilen <strong>und</strong> unterschwelligen Bereichen entschieden<br />
begegnet werden. Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas, durfte aber auch der „Spaß-Faktor“<br />
nicht zu kurz kommen.<br />
Ein Dorn <strong>im</strong> Auge war den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern des EKJZ<br />
-Valdorf schon seit längerer Zeit das Buswartehäuschen an der Vlothoer Bäderstraße<br />
gegenüber dem Seniorenhe<strong>im</strong> „S<strong>im</strong>eonsstift“.<br />
Über <strong>und</strong> über mit dummen rechten Sprüchen <strong>und</strong> anderen Parolen besprüht oder beschmiert<br />
stellte es einen optischen Schandfleck <strong>und</strong> eine inhaltliche Provokation dar.<br />
Nachdem wir uns mit der Stadtverwaltung als Eigentümerin geeinigt hatten, konnten wir<br />
172
das Buswartehäuschen an einem Tag mit fast 20 engagierten Jugendlichen weiß gr<strong>und</strong>ieren<br />
<strong>und</strong> in der Woche darauf dann knall-blau anstreichen. Nun ist es wieder ansehnlich <strong>und</strong><br />
ein richtiger Farbklecks in der Landschaft.<br />
Mittlerweile können wir sehen: Die blaue Farbgebung dieses Bushäuschens hat offensichtlich<br />
auch bei der Farbauswahl be<strong>im</strong> neu eingeführten Vlothoer Stadtbussystem Pate gestanden.<br />
Herzlichen Dank allen die mitgeholfen haben. Auch dem unbekannten Anrufer, der die<br />
Aktion so klasse fand, dass er die Farben spendieren wollte!<br />
Nachdem nun auch das Aktionslogo noch auf eine Sperrholzplatte gemalt <strong>und</strong> am Buswartehäuschen<br />
angebracht wurde, mahnt es nun weithin leuchtend zu mehr Toleranz <strong>und</strong><br />
Zivilcourage in Vlotho <strong>und</strong> anderswo.<br />
Kontakt: Ev. Jugendreferat <strong>im</strong> Kirchenkreis Vlotho, Siekweg 3, 32602 Vlotho<br />
173 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
174
Tag der offenen Moschee<br />
Herzlich Willkommen. Der Tag der offenen Moschee<br />
wird auf Initiative des Zentralrats der Musl<strong>im</strong>e in<br />
Deutschland jedes Jahr b<strong>und</strong>esweit am 3. Oktober<br />
veranstaltet.<br />
Ein Tag der offenen Moschee wird veranstaltet zur<br />
Information, Eigendarstellung <strong>und</strong> zum gegenseitigen<br />
Kennenlernen. Öffnung <strong>und</strong> Dialog sollen stattfinden.<br />
Immer mehr Menschen wollen sich heute ein eigenes<br />
Bild vom Islam <strong>und</strong> den Menschen, die als Musl<strong>im</strong>e<br />
leben, machen <strong>und</strong> sich selbst ihre Meinung bilden.<br />
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass fehlendes Wissen zu vielen Vorurteilen geführt<br />
hat, die oftmals ein gedeihliches Miteinander in der Gesellschaft schwierig werden lassen.<br />
Dies lag auch an den nicht vorhandenen Möglichkeiten der Musl<strong>im</strong>e, Wissen weiterzugeben<br />
<strong>und</strong> Fragen zu beantworten. Sprachliche Barrieren <strong>und</strong> fehlende Bereitschaft der<br />
Ansprechpartner kamen hinzu.<br />
Die Musl<strong>im</strong>e werden allerorts Fragen beantworten <strong>und</strong> für Gespräche zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Es kommt vielleicht nicht so sehr auf ein einwandfreies Beherrschen der Sprache an, als<br />
vielmehr auf den aufrichtigen Wunsch, miteinander in guter Weise umzugehen.<br />
Mehr Informationen:<br />
Zentralrat der Musl<strong>im</strong>e in Deutschland, Indestr. 93, D-52249 Eschweiler, www.zentralrat.de<br />
175 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Tanzbein<br />
Tänze wie Rumba <strong>und</strong> Foxtrott sind ja bekannt. Wie wär´s, wenn ihr Schüler/innen aus<br />
Zuwandererfamilien einladet <strong>und</strong> euch von ihnen ihre Tänze beibringen <strong>und</strong> ihre Kultur<br />
zeigen lasst.<br />
Tipp: Manchmal trauen sich Jugendliche aus Zuwandererfamilien nicht so richtig. Dann hilft<br />
nur eins: Ladet die Eltern gleich mit ein! Und außerdem: Vermutlich helfen die gleich mit,<br />
für euch die richtigen Kostüme zu schneidern, originale Bands aufzutreiben <strong>und</strong> überhaupt,<br />
zu Essen müsste es dann auch was geben ….<br />
176
Türkenwitz – Judenwitz – Auschwitz<br />
Wie funktioniert eigentlich ein Witz <strong>und</strong> warum neigen wir oft so leicht dazu, scheinbar<br />
schwächere zum Ziel von Spott, Hohn <strong>und</strong> Häme zu machen?<br />
Beispiele finden sich in Ostfriesenwitzen ebenso wie in Judenwitzen <strong>und</strong> zeigen, wie Menschen<br />
zu Opfern <strong>und</strong> Unmenschen gemacht werden können.<br />
Tipps: Recherchiert mal <strong>im</strong> Internet sowohl zur Funktion von Witzen, als auch zu Witzen<br />
(sucht ruhig mal nach Türken- oder „Negerwitzen“) selber. Ihr werdet euch w<strong>und</strong>ern, wie<br />
selbstverständlich die Beleidigung, Demütigung <strong>und</strong> Verächtlichmachung von Menschen<br />
zu sein scheint. Manchmal entsteht sogar der Eindruck, dass Häme (demütigende Gehässigkeit)<br />
heute zu einem Volkssport geworden ist.<br />
Hinweis: In vielen Kulturen sind Witze eine kulturelle Besonderheit (z.B. Jüdische Witze).<br />
Auch hier lohnt es sich, solche zu sammeln <strong>und</strong> die Frage zu stellen: Was unterscheidet<br />
sie von der Häme <strong>und</strong> der Erniedrigung Anderer?<br />
Türkenwitz<br />
Judenwitz<br />
Auschwitz<br />
177 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Toleranzampel<br />
Zeitbedarf: mind. 30 - 60 Min<br />
Material: vorbereitete Überschriften zu best<strong>im</strong>mten Situationen, Ampelkärtchen<br />
Gruppengröße: max. 20 Personen<br />
Einsatzmöglichkeiten <strong>und</strong> Ziele:<br />
Die Teilnehmenden sollen sich zu best<strong>im</strong>mten antisemitisch konnotierten* Situation positionieren<br />
<strong>und</strong> Wissen über die Einstellungen anderer in der Gruppe, beispielsweise der<br />
Klasse, erlangen. Dies kann Anlass dazu sein, ggf. die eigene Position zu überprüfen. Die<br />
Methode eignet sich als Einstieg.<br />
Ablauf:<br />
Jeder Teilnehmende sucht sich eine Karte mit einer best<strong>im</strong>mten Situation aus, die möglicherweise<br />
(aber nicht notwendigerweise) antisemitisch konnotiert ist. Dies könnte sein:<br />
„Eine Schülerin bezeichnet einen Mitschüler als „Du Jude’“ oder „In der Schultoilette ist<br />
„Stopp Israel“ an die Wand geschmiert“ oder „Im Unterricht sagt ein Lehrer „Die Juden<br />
haben schon etwas Besonderes an sich’“.<br />
Die Karten werden entweder rot („Ich toleriere das nicht <strong>und</strong> schreite ein“) oder gelb („Ich<br />
bin mir unsicher, wie ich mich verhalten solle <strong>und</strong> frage wenn möglich noch einmal nach“)<br />
oder grün („Es gibt keinen Gr<strong>und</strong>, in dieser Situation tätig zu werden“) zugeordnet. Ggf.<br />
muss der Teilnehmende oder die Gruppenleitung die Situation spezifizieren, da sie in<br />
dieser Allgemeinheit schwer einzuordnen ist. Nachdem alle Karten gelegt sind, fragt die<br />
Gruppenleitung, ob MitschülerInnen best<strong>im</strong>mte Karten anders legen würden. Dies bietet<br />
Anlass zur Diskussion. Mitunter ist kein Konsens zu erreichen.<br />
* Konnotation: Die mit einem Wort verb<strong>und</strong>ene Vorstellung.<br />
178
179 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
TT - Germanen <strong>im</strong> Jugendtreff<br />
Ein Tischtennis-Verein macht sich auf den Weg. Die Germanen gehen in die Jugendhe<strong>im</strong>e<br />
<strong>und</strong> Jugendtreffs (Langenfeld, Leverkusen <strong>und</strong> Düsseldorf) <strong>und</strong> absolvieren gemeinsam<br />
mit den Jugendlichen attraktive Übungsst<strong>und</strong>en, um der Zielgruppe den Tischtennis-Sport<br />
näher zu bringen. In einem richtigen Ausscheidungsturnier werden die Besten ermittelt <strong>und</strong><br />
zu einem Finalturnier eingeladen, das <strong>im</strong> Rahmen der Tischtennis-Stadtmeisterschaften<br />
parallel ausgetragen wird. Die TT - Germanen organisieren für die jungen Teilnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer einen eigenen Fahrdienst.<br />
Für die Finalisten gibt es Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Pokale. Erfahrene Pädagogen der Projekte führen<br />
direkt <strong>im</strong> Anschluss an die Übungseinheiten Workshops zum Thema „Gewalt <strong>und</strong><br />
Rechtsextremismus“. Diese Kooperation ist einzigartig, zumal auch tischtennisspielende<br />
Pädagogen vom SC Germania Reusrath in die fachliche Konzeption eingeb<strong>und</strong>en sind.<br />
Kontakt: www.germania-reusrath.de<br />
180
Übung mit dem Ei<br />
Diese Übung beabsichtigt die Thematisierung <strong>und</strong> Inszenierung eigener Peinlichkeit, um<br />
auch in (heftigeren) Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben <strong>und</strong> um sich selber <strong>und</strong><br />
andere (unter Inkaufnahme eigener Peinlichkeit) schützen zu können. Die Übung mit dem<br />
Ei bezieht sich auf kritische Bedrohungs- oder Gewaltsituationen <strong>und</strong> basiert auf einer<br />
Erkenntnis <strong>und</strong> einer ebenso verrückten Geschichte.<br />
Die Erkenntnis, in Bedrohungs- <strong>und</strong> Angriffssituationen aus der Rolle zu fallen, etwas<br />
Unerwartetes, Ungewöhnliches zu tun <strong>und</strong> den Überraschungseffekt zur Deeskalation zu<br />
nutzen ist durchweg bekannt. Nur, – wie verinnerlichen wir bei den Teilnehmenden (TN)<br />
ihre Fähigkeit, in kritischen Situationen Ungewöhnliches – Unerwartetes zu Stande zu<br />
bringen <strong>und</strong> praktizieren zu können <strong>und</strong> zu dürfen?<br />
„In einer Einkaufspassage hatte ich dazu eine verrückte Geschichte erlebt. Aus mir unbekannten<br />
Gründen waren dort einige Männer in Streit geraten <strong>und</strong> gingen sich schon an<br />
die Wäsche als plötzlich mit lauter St<strong>im</strong>me eine Frau auf sich aufmerksam machte. Sie<br />
öffnete ihre Einkaufstasche, nahm eine Schachtel mit 10 Eiern heraus, um diese daraufhin<br />
zu einem besonders günstigen Sonderpreis zu verkaufen. Dabei drängelte sie sich zu den<br />
Kampfhähnen durch, erklärte denen etwas über das Verfallsdatum frischer Eier <strong>und</strong> die<br />
gefährlichen Mangel- <strong>und</strong> Ausfallerscheinungen bei Menschen, wenn sie zu wenig Eier<br />
essen … sie brachte die Männer <strong>und</strong> die Umstehenden völlig aus dem Konzept … <strong>und</strong><br />
überhaupt, sei der Erlös aus den Eiern für die Selbsthilfegruppe gewalttätiger Männer in<br />
der Stadt gedacht…“<br />
Die Übung mit dem Ei geht so: Gegen Ende eines Trainings (wenn die Leute zeigen wollen<br />
<strong>und</strong> sollen, „was sie drauf haben“) kaufen sie für jeden TN Eier (am Besten ist je ein<br />
Sechserpack mit Karton). Dann geht ihr in eine Fußgängerzone <strong>und</strong> los geht es: Jede/r<br />
hat den Auftrag, in den nächsten 20 Minuten seine Eier an freilaufende Passant/innen zu<br />
verkaufen; der Erlös ist für die Finanzierung eures Trainings best<strong>im</strong>mt.<br />
181 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
182
Bei unserer Übung mit dem Ei geht es um die Fähigkeit:<br />
• scheinbar „das eigene Gesicht verlieren“ zu können.<br />
• „sich selber zum Narren zu machen“.<br />
• sich blamieren zu dürfen.<br />
• eigene Eitelkeiten zu überwinden.<br />
• sich selber zurück- oder herabsetzen zu können.<br />
• sich „klein zu machen“,<br />
um in kritischen Situationen, Bedrohungen <strong>und</strong> Gewalt zu entschärfen.<br />
Erfahrungen: „Ich habe solche Übungen mehrfach praktiziert (zum Beispiel auch: in einer<br />
Passage Leute sammeln, um gemeinsam das Lied „Ein Männlein steht <strong>im</strong> Walde …“ zu<br />
singen / einzelne Leute fixieren <strong>und</strong> nonverbal zum Lachen bringen / sich den schnellsten<br />
Weg zum Vatikan erklären lassen, auf einer Apfelsinenkiste eine Rede über den Sinn von<br />
Kondomen halten, usw.) <strong>und</strong> fast <strong>im</strong>mer einzelne „bockige“ TN erlebt, die dann in der ersten<br />
R<strong>und</strong>e als Beobachter das Geschehen begleiteten <strong>und</strong> erst durch den Spaß der Anderen<br />
selber angesteckt wurden. Toll war es, wenn wir genug Zeit hatten <strong>und</strong> mit verdeckter<br />
Kamera arbeiteten, um uns nachher den Film anzusehen. Überzeugt hat mich diese (doch<br />
eher sehr sehr schwere) Übung, weil ich nach den Trainings <strong>im</strong>mer wieder von den TN auf<br />
diese Geschichte angesprochen wurde.<br />
Offensichtlich löst diese Übung so starke Effekte aus, dass sie die Erkenntnis, bewusst aus<br />
der Rolle fallen zu dürfen, verinnerlicht; also fest <strong>im</strong> Bewusstsein oder Unterbewusstsein<br />
verankert.<br />
Mehr Infos in dem Buch:<br />
„Gewalt zum Thema machen“, www.gewaltakademie.de/gaeste/html/buch_gewalt.htm<br />
183 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Unsere Schule<br />
zur NS-Zeit<br />
Anhand alter Schulchroniken, Schulakten<br />
Schularchiven <strong>und</strong> Zeitungsartikeln, lässt<br />
sich nachforschen, in wie weit eure Schule<br />
(falls sie schon so lange besteht) in das<br />
System der Nazis eingeb<strong>und</strong>en war.<br />
Welche Rolle haben die Lehrer/innen gespielt,<br />
gibt es Zitate von ihnen, gibt es noch<br />
Zeitzeuginnen, die diese Zeit als Schüler/<br />
innen erlebt haben <strong>und</strong> die berichten können?<br />
Wie viele Schüler/innen haben in der Zeit<br />
von 1933 bis 1945 die Schule abgebrochen,<br />
sind verschw<strong>und</strong>en – was ist mit ihnen<br />
geschehen?<br />
184
Unsichtbares Theater<br />
Eine irre Sache, die außerdem noch Spaß<br />
macht: Ihr spielt zusammen mit euren Mitschülerinnen<br />
<strong>und</strong> Mitschülern Theater – in<br />
der Fußgängerzone, auf dem Fußballplatz,<br />
in der Straßenbahn. Nur: die „Zuschauerinnen<br />
<strong>und</strong> Zuschauer“ wissen gar nicht, dass<br />
Alles nur Theater ist. Das Zusammenleben<br />
von Menschen aus Zuwandererfamilien <strong>und</strong><br />
Einhe<strong>im</strong>ischen bietet dafür Stoff genug.<br />
Eine „germanische“ Schüler/innengruppe<br />
schikaniert <strong>und</strong> verhaut mit viel Palaver<br />
in der Fußgängerzone einen „ungermanischen“<br />
Schüler. Was passiert? Bleiben<br />
die Passanten stehen? St<strong>im</strong>men sie zu?<br />
Klatschen sie?...<br />
Wenn sich der/die erste Passant/in einmischt <strong>und</strong> den Streit schlichten will, löst sich<br />
aus dem Hintergr<strong>und</strong> eine kleine Schüler/innengruppe (3 Leute) mit einem Strauß roter<br />
Rosen <strong>und</strong> überreicht ihm/ihr eine. Gleichzeitig hört ihr sofort mit dem Streit auf <strong>und</strong> klärt<br />
die Menschen über euer „Spiel“ auf <strong>und</strong> stellt die Frage, was schl<strong>im</strong>mer ist: Zuzuhauen<br />
oder zu gaffen? Wichtig ist, dass ihr euch bei dem/der Friedenstifter/in für seine/ihre<br />
Courage bedankt <strong>und</strong> ihm/ihr öffentlich belobigend eine Rose (es können auch drei sein)<br />
überreicht.<br />
Literatur: Die Theaterform <strong>und</strong> viele tolle Übungen sind in dem Taschenbuch „Theater<br />
der Unterdrückten – Übungen <strong>und</strong> Spiele für Schauspieler <strong>und</strong> Nicht-Schauspieler“ von<br />
Augusto Boal beschrieben (edition suhrkamp 1361).<br />
185 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
186
Verbrannte Dichter<br />
Die Bücherverbrennung der Nazis 1933 war ein Versuch Alles zu zerstören, was den Nazis<br />
<strong>und</strong> ihren Interessen nicht diente.<br />
In eurer Schule, <strong>im</strong> Jugendzentrum, <strong>im</strong> Gemeindehaus, auf dem Marktplatz organisiert ihr<br />
eine „Lesung der verbrannten Dichter“.<br />
Besorgt euch die damals verbrannte Literatur <strong>und</strong> sucht euch Passagen heraus, die euch<br />
gut gefallen. Erklärt den Leuten, warum ihr was lest <strong>und</strong> was euch daran gefällt.<br />
Vergessene Synagogen<br />
Ihr fragt eure Eltern oder Großeltern, wo es in eurer Gegend früher einmal eine Synagoge<br />
(oder zum Beispiel einen jüdischen Friedhof) gegeben hat <strong>und</strong> macht euch auf die<br />
Spurensuche.<br />
Die Route führt euch dann zu ehemaligen Standorten, Ruinen usw. Fotografiert diese Plätze<br />
<strong>und</strong> stellt Postkarten mit kurzen Texten zur Geschichte des entsprechenden Platzes her.<br />
Spannend ist es auch, wenn ihr noch ein Bild z.B. der alten Synagoge bekommen könnt<br />
<strong>und</strong> auf einer Postkarte eine Gegenüberstellung nach dem Motto „Vorher <strong>und</strong> Nachher“<br />
erstellt.<br />
187 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Wahlen – Position beziehen!<br />
Neonazistische Parteien nutzen Wahlen <strong>im</strong>mer als Plattform, um ihre menschenverachtende<br />
Ideologie zu verbreiten <strong>und</strong> um sich durch Mandate zu finanzieren. Macht vor Ort<br />
deutlich, dass ihr diese Leute nicht in Parlamenten <strong>und</strong> kommunalen Vertretungen wollt.<br />
Sucht unter den örtlichen Organisationen <strong>und</strong> Gruppen Mitstreiter/innen. Gestaltet ein<br />
Banner, das Eure Meinung zum Ausdruck bringt <strong>und</strong> verseht es mit Emblemen aller Mitstreitergruppen.<br />
Dokumentiert damit eine breite öffentliche Stellungnahme gegen Neonazis<br />
in Eurer Kommunalvertretung.<br />
Die Friedensgruppe Lüdenscheid hat bereits ein solches Banner (s. Bild) in Nutzung für<br />
eine Kampagne zu den anstehenden Kommunalwahlen in NRW. Dieses kann auch gegen<br />
Selbstkosten, gegebenenfalls versehen mit entsprechenden Emblemen, bestellt werden.<br />
Oder Ihr nutzt die Vorlage für eigene Transparente, Flugblätter, Plakate usw.<br />
Mehr Infos: Friedensgruppe Lüdenscheid, Südstraße 50, 58509 Lüdenscheid, info@<br />
friedensgruppe-luedenscheid.de, www.friedensgruppe-luedenscheid.de<br />
Wahlen-Aktion „Loch in den Bauch“<br />
Achtet darauf, wenn Rechtsextremisten oder andere Neonazis zu Wahlen Infostände in<br />
eurer Stadt machen. Geht gleich zu Beginn hin <strong>und</strong> holt euch deren Flugblätter ab. Die<br />
studiert ihr dann kurz. Geht dann zum Stand <strong>und</strong> löchert die Verteiler mit Fragen. Nicht<br />
diskutieren, nur einfach Fragen zum Inhalt stellen: „Was meint ihr denn damit...?“ usw.<br />
Ganz nach dem Motto, es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten! Und auf die<br />
könnt ihr getrost hoffen, denn meistens sind die Verteiler vor Ort nicht besonders gut über<br />
die Inhalte ihrer Flugblätter informiert. Wenn andere Passanten dann mitbekommen, wie<br />
die Herrschaften ins Trudeln kommen, ist das w<strong>und</strong>erbar abträglich für ihre Propaganda.<br />
188
Geht möglichst zu Zweit direkt zum Stand <strong>und</strong> achtet vor Allem darauf, dass möglichst<br />
einige Passanten dabei stehen, zum Einen natürlich wegen der Wirkung, zum Anderen aber<br />
auch zu eurem eigenen Schutz, falls die Herrschaften in ihrer Hilflosigkeit „unsachlich“<br />
werden.<br />
Mehr Infos: Friedensgruppe Lüdenscheid, Südstraße 50, 58509 Lüdenscheid,<br />
info@friedensgruppe-luedenscheid.de, www.friedensgruppe-luedenscheid.de<br />
189 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Walk of Fame<br />
Es gibt auch andere Berühmtheiten als amerikanische<br />
Stars: Widerstandskämpfer aus der<br />
Zeit des Nationalsozialismus, aktuelle Personen,<br />
die eintreten für eine Welt ohne Rassismus,<br />
aber auch traurige Berühmtheiten,<br />
wie die <strong>im</strong>mer wiederkehrenden Anschläge<br />
gegen Menschen mit anderer Hautfarbe.<br />
Hier wird zum Beispiel auf jedem Stern ein<br />
Widerstandskämpfer geschrieben, zwischendurch<br />
titelt ein Stern „The walk of fame“.<br />
Einige werden bekannt sein, bei anderen<br />
Namen wird man ins Grübeln kommen.<br />
Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />
Materialien: große Sterne aus Wachs-<br />
tuchtischdecken oder Silofolie, bei gutem<br />
<strong>und</strong> windfreiem Wetter auch aus Papier,<br />
Eddings<br />
Anmerkung: Der Walk of Fame ist ein Gehweg<br />
in Los Angeles. Auf dem zur Zeit etwa 2.379<br />
Sterne eingelassen, mit denen Prominente<br />
geehrt werden, die eine wichtige Rolle vor<br />
Allem in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie<br />
spielten oder noch spielen.<br />
190
Welcome Diversity<br />
Ziel:<br />
Das Ziel der Übung ist es Unterschiede zu verdeutlichen <strong>und</strong> anzuerkennen. Gerade die<br />
vielen Einwanderer - Generationen haben die Kultur in unserem Land positiv geprägt <strong>und</strong><br />
unendlich bereichert. Das hat Respekt verdient <strong>und</strong> darf durchaus auch mal richtig laut<br />
beklatscht werden.<br />
Aufbau:<br />
Der Spielleiter liest folgende Statements vor. Wer sich dazu bekennt, geht in die Mitte <strong>und</strong><br />
erhält von allen Beteiligten Beifall<br />
In die Mitte geht:<br />
• Wer gerne Pizza isst.<br />
• Wer denkt, dass Zinedine Zidane ein super guter Fußballer war.<br />
• Wer gern einmal in die Türkei reisen würde.<br />
• Wer findet, dass Boris ein cooler Name ist.<br />
• Wer Beyonce oder 50 Cent richtig cool findet.<br />
• Wer glaubt, dass Mehmet Scholl ein guter Manager wäre.<br />
• Wer in den letzten 2 Wochen mindestens einmal Döner gegessen hat.<br />
• Wer einen Fre<strong>und</strong> oder eine Fre<strong>und</strong>in hat, deren Eltern nicht in Deutschland<br />
geboren wurden.<br />
• Wer einen MP 3 Player besitzt.<br />
• Wer schon mal Auto, Roller, Mofa gefahren ist<br />
(der Vergaser ist eine ungarische Erfindung).<br />
• Wer Karneval schon mal eine Polonaise (kommt aus Polen) getanzt hat.<br />
• Wer schon mal Sch<strong>im</strong>anski <strong>im</strong> TV gesehen hat.<br />
• Wer einen Palästinenser Schal hat.<br />
• Wer gern die Serie Türkisch für Anfänger sieht.<br />
191 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
• Wer gerne mal eine Moschee besuchen würde.<br />
• Wer Soul Music richtig geil findet.<br />
• Wer gerne Baguette isst.<br />
• Wer einen Fre<strong>und</strong>/ eine Fre<strong>und</strong>in hat, die keinen deutschen Vornamen haben.<br />
• Wer eine bekannte Organisation kennt, die als Symbol ein Kreuz, einen Halbmond <strong>und</strong><br />
einen Kristall hat ( Rotkreuz Bewegung).<br />
• Wer den Song „Hamma“ von Culcha Candela kennt.<br />
• Wer weiß, wie die Sieger der letzten beiden Staffeln von DSDS (Deutschland sucht<br />
den Superstar) hießen ( Mark Medlock <strong>und</strong> Thomas Godoj).<br />
• Wer das Weihnachtslied, eines griechischen Sängers kennt, dass jedes Jahr regelmäßig.<br />
• Wer einen der letzten Sturmspitzen der deutschen Fußballmannschaft kennt<br />
(Mario Gomez, Miroslav Klose, Lukas Podolski, Kevin Kuranyi, Gerald Asamoah,<br />
David Odonkor ......).<br />
• Wer den WM Song Dieser Weg von Xavier Naido <strong>im</strong>mer noch <strong>im</strong> Ohr hat.<br />
• Wer Filme aus Bollywood toll findet.<br />
• Wer einen Spieler von Energie Cottbus kennt, der einen typisch deutschen Namen hat.<br />
• Wer in den der letzten Woche für jemanden couragiert eingetreten ist, weil dieser<br />
aufgr<strong>und</strong> seiner Herkunft beleidigt worden ist.<br />
• Wer sich eigentlich gerne entschuldigen würde, weil er respektlos gegenüber<br />
jemanden gewesen ist, nur weil er anders ist.<br />
• Wer sich schon einmal in Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden geschämt hat, weil er nichts gegen<br />
rechte Parolen gemacht hat.<br />
192
Widerstehen können<br />
Wer aktive Gewaltfreiheit erfolgreich praktizieren will, braucht „festen Gr<strong>und</strong> unter den<br />
Füßen“ <strong>und</strong> eine eigene, solide Position. Wer in Krisensituationen widerstehen will, muss<br />
wieder - stehen - lernen, muss widerstehen können, auch dann, wenn der Wind etwas härter<br />
ins Gesicht weht. Genau dies probieren wir heute aus: „... Bitte stellt euch Alle <strong>im</strong> Raum so<br />
auf, dass keiner eine/n andere/n berührt; stellt euch fest hin, damit euch auch ein Sturm<br />
nicht umblasen kann; versucht, einen guten Stand zu finden, euren Besten, probiert es aus,<br />
damit ihr nicht gleich umfallt, wenn ich gleich als „böser Strolch“ vorbei komme <strong>und</strong> euch<br />
provoziere <strong>und</strong> anrempele.“ Danach geht die Trainer/in durch den Raum <strong>und</strong> schubst die<br />
Teilnehmenden sanft an. Falls jemand zur Gegenwehr greift, lohnen sich schon leichtere<br />
herausfordernde Provokationen: „Aha, du packst mich also an (...) du suchst also Streit<br />
(...) du willst also was auf die Nase usw.“<br />
Fragen zur Reflexion:<br />
• Welche praktisch-technischen Möglichkeiten haben wir, um tatsächlich<br />
fest zu stehen: Fußstellung, Körperhaltung?<br />
• Ist es besser, den Körper stramm <strong>und</strong> starr (wie Beton) zu halten oder empfiehlt sich<br />
Beweglichkeit <strong>und</strong> Flexibilität in den Hüften, Knien, dem ganzen Körper, dem Kopf?<br />
• Wie verhält sich eigentlich die Natur, das Gras, wenn der Sturm tobt?<br />
• Können <strong>und</strong> wollen wir uns überhaupt dem Sturm aussetzen oder wäre die Flucht eine<br />
Alternative?<br />
• Wie verhalten sich eigentlich Körper <strong>und</strong> Geist (Vernunft) in solchen Konflikt- <strong>und</strong><br />
Bedrohungssituationen zueinander?<br />
• St<strong>im</strong>mt mein eigenes Verhalten mit meiner Vernunft überein?<br />
• Verhalte ich mich in Konflikt- <strong>und</strong> Bedrohungssituationen eher deeskalierend<br />
oder eskalierend?<br />
193 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Wir haben einen antifaschistischen <strong>Kinder</strong>film<br />
gemacht: Judith & Lisa<br />
Im Gr<strong>und</strong>e war Alles ganz einfach, in der Bücherei hatten wir <strong>Kinder</strong>bücher zum Thema<br />
„Drittes Reich“ gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der <strong>Kinder</strong>gruppe unseres Jugendhauses mitgebracht <strong>und</strong><br />
die <strong>Kinder</strong> gefragt, welches dieser Bücher sie besser fänden <strong>und</strong> warum <strong>und</strong> weshalb. In<br />
dem „schönsten Bilderbuch“ geht es um zwei Fre<strong>und</strong>innen (Judith <strong>und</strong> Lisa ), die zusammen<br />
die Schule besuchen; erzählt wird dabei die Stigmatisierung <strong>und</strong> das Verschwinden von<br />
Judith sowie die hilflose Betroffenheit von Lisa.<br />
Die Betroffenheit, die deutliche Sympathie der <strong>Kinder</strong> für die Hauptfigur <strong>und</strong> die vielen<br />
plötzlichen Fragen brachten uns dann auf die Idee, mit unseren <strong>Kinder</strong>n einen Videofilm<br />
zu drehen; <strong>und</strong> das haben wir so gemacht:<br />
1. Zuerst haben wir mit der Videokamera jedes Bild ca. 30 Sek. abgefilmt<br />
(Achtung: Stativ, Ausleuchtlampen benutzen).<br />
2. Dann haben wir uns mit den <strong>Kinder</strong>n eine passende Instrumentalmusik<br />
ausgesucht <strong>und</strong> diese als Hintergr<strong>und</strong>musik abgespielt.<br />
3. Gleichzeitig haben die <strong>Kinder</strong> dann die jeweiligen Bilduntertexte vorgelesen.<br />
Mit dem Lautstärkeregler haben wir bei dieser Nachvertonung <strong>im</strong>mer dann nachgeregelt<br />
(leise), wenn die <strong>Kinder</strong> gelesen haben bzw. die Lautstärke erhöht, wenn der Text beendet<br />
war, aber das Bild noch stand.<br />
Die <strong>Kinder</strong> waren nach den Aufnahmen richtig scharf <strong>und</strong> stolz auf unseren Film, so dass<br />
wir auch die Eltern eingeladen haben <strong>und</strong> gemeinsam mit den „Produzent/innen“ die<br />
Filme betrachtet <strong>und</strong> besprochen haben. Das war schon ganz schön toll <strong>und</strong> hat Spaß<br />
gemacht.<br />
Judith <strong>und</strong> Lisa, Verlag Heinrich Ellermann München, ISBN: 3-7707-6291-6<br />
194
195 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Wir haben einen Traum, der nicht platzen darf<br />
Kleine oder große Seifenblasen sind echte Publikumsmagneten.<br />
Vielleicht findet man einen Kleinkünstler für die großen Seifenblasen, oder aber man macht<br />
selbst Seifenblasen in unterschiedlichen Größen (es gibt nicht nur die normalen kleinen<br />
Seifenblasen <strong>im</strong> Handel) oder man macht gleich die Seifenblasenlauge selbst, Anleitungen<br />
dafür <strong>im</strong> Netz zum Beispiel unter den Bastelanleitungen für die Sendung mit der Maus<br />
(http://www.wdrmaus.de).<br />
Dazu gibt es ein Plakat mit der Aufschrift:<br />
„Wir haben einen Traum von einem friedlichen Miteinander.“<br />
Vielleicht sammelt man dazu auf einem großen Plakat die Träume der Passanten.<br />
Eine passende verträumte Musik r<strong>und</strong>et die Aktion noch ab.<br />
Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />
Material: Seifenblasen, Plakate, Karteikarten, Tesakrepp, Eddings, Musik<br />
196
197 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Wünsche auf H<strong>im</strong>melslaternen<br />
In Thailand ist es Brauch, in der Dunkelheit H<strong>im</strong>melslaternen<br />
steigen zu lassen <strong>und</strong> kurz vorm Loslassen<br />
einen Wunsch in die Laterne zu flüstern.<br />
Alternativ kann man aber auch Wünsche auf das dünne<br />
Reispapier schreiben <strong>und</strong> in die Abenddämmerung<br />
schicken.<br />
Was könnten das für Wünsche sein? Eine friedlichere<br />
Welt? Eine Schule ohne Gewalt? Ein Leben als Ausländer<br />
in Deutschland ohne Hass?<br />
Den Passanten wird sicher einiges einfallen, auch um den poetischen Anblick von steigenden<br />
H<strong>im</strong>melslaternen miterleben zu können.<br />
Man kann die Laternen einzeln steigen lassen oder sammeln <strong>und</strong> dann gemeinsam nach<br />
oben schicken. Auf jeden Fall ein schönes Bild für die lokale Presse!<br />
Zielgruppe: Passanten in der Fußgängerzone<br />
Infos über den Gebrauch von H<strong>im</strong>melslaternen <strong>und</strong> Bezugsquellen<br />
unter www.h<strong>im</strong>melslaterne.info<br />
198
Yavas arkadas<br />
Türke: Soll ich dir auf türkisch beibringen, was du sagen kannst, wenn dich in der<br />
Stadt jemand blöd anmacht?<br />
Deutscher: Ja, sag mal.<br />
Türke: Wenn die auf dich zukommen, dich schubsen wollen oder so, dann sagst du:<br />
Yavas. Sags mal.<br />
Deutscher: Yavas. Ja, wasch dich mal (lacht).<br />
Türke: Yavas heißt langsam. Oder vorsichtig.<br />
Deutscher: Immer schön langsam oder vorsichtig waschen?<br />
Türke: Sag mal jetzt: Yavas arkadas.<br />
Deutscher: Yavas arkadas. Und was hat das zu bedeuten?<br />
Türke: Arkadas. Fre<strong>und</strong> heißt das. Mach mal langsam Fre<strong>und</strong>.<br />
Deutscher: Ich will doch nicht Fre<strong>und</strong> sagen.<br />
Türke: Aber Schläge willst du doch auch nicht. Also sags noch mal.<br />
Deutscher: Yavas arkadas.<br />
Türke: Yavas arkadas.<br />
(aus: widu-Theater: Angst <strong>im</strong> Kopf: www.kultur-<strong>und</strong>-medien.com)<br />
199 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
200
Zeichen setzen<br />
Eine Aktion, die alle Schüler/innen einer Schule gemeinsam durchführen können ist es,<br />
ein Symbol <strong>und</strong> einen Schriftzug gegen Rechts auf einem Sportplatz oder dem Schulhof<br />
zu stellen.<br />
So haben die Rietberger Schulen den Schriftzug<br />
„Schulen in Rietberg ohne Rassismus“<br />
mit vielen Schüler/innen gestellt.<br />
Möglich ist es auch, vorher festzulegen, welche Stufen sich an dem Tag in welchen Farben<br />
kleiden. Dann lassen sich auch Farbflächen gestalten.<br />
Wichtig: Neben dem Spaß <strong>und</strong> der Symbolwirkung einer solchen Aktion, ist das Entscheidende,<br />
dass Ihr für gute Fotos sorgt.<br />
Bei kleineren Schulen reicht vielleicht schon das Schuldach als gute Aufnahmeposition.<br />
Ansonsten solltet Ihr ein Flugzeug mieten.<br />
Unser Foto wurde von der SV des Gymnasium Nepomucenum Rietberg zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Mehr Infos:<br />
Landeskoordination Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage – NRW RAA Hauptstelle,<br />
Tiegelstraße 27, 45141 Essen, 0201/8328307,<br />
schule-ohne-rassismus-nrw@netcologne.de<br />
201 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Zeitzeugengespräche<br />
Im Gespräch mit Zeitzeugen können viele Themen sehr intensiv <strong>und</strong> persönlich angegangen<br />
werden. Sie erzählen ihre eigene Geschichte, berichten von persönlichen Erfahrungen,<br />
was wesentlich interessanter ist, als einfach einen Text zu lesen oder gar geschichtliche<br />
Daten als Liste vorzusetzen.<br />
Junge Menschen können sich durch die Erzählung in die Lage der Personen besser hineinversetzen,<br />
können es nachvollziehen <strong>und</strong> beginnen zu verstehen.<br />
Wie organisiere ich ein Zeitzeugengespräch?<br />
• Zum Glück leben noch einige ältere Menschen, die selbst als Jugendliche oder junge<br />
Erwachsene den Nationalsozialismus erlebt haben. Meist sind sie heute selbst schon<br />
recht betagt, alt <strong>und</strong> auch körperlich schon etwas gebrechlich. Daher ist eine gute Vorbereitung<br />
<strong>und</strong> viel Rücksichtnahme gefragt.<br />
• Am Besten überlegt ihr also zuerst sehr gut, welches Thema euch eigentlich interessiert,<br />
was ihr gerne wissen möchtet <strong>und</strong> recherchiert vorab mit Hilfe von Büchern oder Informationen<br />
<strong>im</strong> Internet, damit ihr gut vorbereitet seid.<br />
• Manchmal ergibt sich ein Zufall <strong>und</strong> es gibt in der eigenen Familie oder in der Familie<br />
von Fre<strong>und</strong>en oder Bekannten, ältere Menschen, die bereit sind über ihre Erfahrungen<br />
zu berichten. Es gibt jedoch gerade in dieser Generation auch viele Menschen, die nicht<br />
über die NS-Zeit sprechen möchten.<br />
• Mehr Erfolg verspricht daher ein Besuch oder ein Anruf bei der örtlichen Gedenkstätte. In<br />
vielen Städten <strong>und</strong> Kreisen gibt es Gedenkstätten zur NS-Zeit, die gerne auch mit jungen<br />
Leuten arbeiten <strong>und</strong> oft sehr hilfsbereit sind. Hier könnt ihr um Hilfe bei der Vermittlung<br />
eines Zeitzeugen fragen.<br />
202
• Im nächsten Schritt müsst ihr einen Raum organisieren. Wo soll das Gespräch stattfinden?<br />
Gibt es einen Raum in eurer Schule? Im Betrieb? Vielleicht können euch eure Lehrer oder<br />
Ausbilder helfen.<br />
• Dann ist es an der Zeit, eine Einladung zu schreiben. Das kann ganz verschiedene Formen<br />
haben: Zum Beispiel könnt ihr Plakate erstellen, einen Flyer gestalten, einen Brief<br />
schreiben oder eine R<strong>und</strong>mail schreiben... Euch fällt best<strong>im</strong>mt noch mehr ein.<br />
Zum Gespräch selbst könnt ihr - je nach Finanzbudget - auch Getränke oder einen Snack<br />
organisieren. In jedem Fall solltet ihr wenigstens für euren Gast - den Zeitzeugen - ein Glas<br />
Wasser bereit stellen.<br />
203 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Wer Courage hat, soll es zeigen!<br />
Was ich, du <strong>und</strong> wir<br />
<strong>im</strong> Alltag gegen Gewalt <strong>und</strong> Rechtsextremismus tun können.<br />
Gewalt <strong>und</strong> rassistische Übergriffe finden tagtäglich in der Schule, am Arbeitsplatz, auf<br />
der Straße, in der Bahn, in der Kneipe usw. statt. Viele Menschen reagieren verunsichert<br />
<strong>und</strong> schauen oder hören einfach weg. Sie merken kaum, dass sie damit selbst ein Kl<strong>im</strong>a<br />
von Gewalt fördern <strong>und</strong> verstärken.<br />
Im Umgang mit Gewalt, Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus liegen heute viele positive<br />
Erfahrungen vor, die zeigen können, wie Gewalttäter/innen <strong>und</strong> Rassist/innen in die<br />
Schranken verwiesen werden können. Sie zeigen, was du <strong>und</strong> ich tun können, damit Gewalt<br />
<strong>und</strong> Rassismus erst gar nicht entstehen.<br />
Weil Gewalttäter/innen <strong>und</strong> Rassist/innen es überhaupt nicht mögen, wenn sie <strong>und</strong> ihre<br />
Taten <strong>und</strong> Sprüche in die Öffentlichkeit gebracht werden, macht es Sinn, sie öffentlich zur<br />
Rede zu stellen <strong>und</strong> zur Rechenschaft zu ziehen.<br />
Oft versuchen sie, uns lachend, mit ihren blöden Sprüchen <strong>und</strong> erniedrigenden Witzen, auf<br />
ihre Seite zu ziehen; meistens vertrauen sie darauf, dass ihnen keiner widerspricht oder<br />
wir ihnen keinen Widerstand entgegensetzen.<br />
Einige gr<strong>und</strong>sätzliche Gedanken:<br />
Verwende keine Abwehrwaffen oder -geräte. Alle bisherigen Erfahrungen deuten darauf<br />
hin, dass die damit von dir ausgehenden Signale die Wut <strong>und</strong> die Gewalt der Angreifer/<br />
innen verstärken oder sogar scheinbar legit<strong>im</strong>ieren. Außerdem wirst du nie sicher sein<br />
können, dass sich deine Waffe nicht plötzlich gegen dich selber richtet.<br />
204
Als Alternative gibt es Signalgeräte, wie z.B. Trillerpfeifen oder kleine Alarmgeräte: Damit<br />
kannst du Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Öffentlichkeit herstellen <strong>und</strong> Täter/innen für eine erste<br />
Schrecksek<strong>und</strong>e stoppen. Auch Handys oder einfache (billige) Photoapparate (mit Blitzlicht)<br />
haben aus sicherer Entfernung eine erhebliche Störwirkung. Gewalttäter/innen schrecken<br />
oft von ihrem Vorhaben zurück, wenn sie Angst haben müssen, wiedererkannt zu werden.<br />
Es gibt keine richtigen Rezepte, Tipps oder Verhaltensregeln:<br />
Jede Situation ist zuerst einmal abhängig von dir selber <strong>und</strong> deinen Fähigkeiten. Von daher<br />
empfehlen wir dir die Teilnahme an einem Gewalt- oder Rassismus-Deeskalationstraining*.<br />
Dort lernst du deine Möglichkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten (dir selber oder anderen zu helfen) zu<br />
entwickeln, sie selbstsicher <strong>und</strong> wirkungsvoller einzusetzen.<br />
Was du tun kannst!<br />
In der Öffentlichkeit:<br />
• Mach den M<strong>und</strong> auf wenn du Zeuge von rassistischen Besch<strong>im</strong>pfungen <strong>und</strong> erniedrigenden<br />
Witzen wirst. Widerspreche laut <strong>und</strong> deutlich.<br />
• Lass nicht zu, dass <strong>im</strong> Gespräch über Behinderte, Ausländer/innen oder Flüchtlinge eine<br />
verhetzende Sprache gebraucht wird. Weise darauf hin, dass niemand ohne Not seine<br />
He<strong>im</strong>at verlässt <strong>und</strong> Wanderungs- <strong>und</strong> Fluchtursachen sehr vielfältig sind.<br />
• Lasst Leute aus Zuwandererfamilien <strong>und</strong> Flüchtlinge zu Wort kommen <strong>und</strong> schaffe Gelegenheiten,<br />
in denen Deutsche <strong>und</strong> Menschen aus Zuwandererfamilien sich begegnen<br />
<strong>und</strong> verständigen können.<br />
205 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
• Wende dich mit Leserbriefen gegen rechtsextremistische Aktionen <strong>und</strong> diskr<strong>im</strong>inierende<br />
Berichterstattungen in der Zeitung. Setz dich in solchen Briefen für ein Zusammenleben<br />
der Bevölkerung ein.<br />
• Fordere die Abgeordneten deines Wahlkreises auf, sich eindeutig gegen Gewalt <strong>und</strong><br />
Rechtsextremismus zu wenden. Politiker/innen haben Vorbildfunktion.<br />
• Wende dich an die Medien, wenn diese eine Sprache oder Bilder verwenden, die Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
fördern, erzeugen oder billigen.<br />
• N<strong>im</strong>m die Ängste <strong>und</strong> Probleme, die Menschen in deiner Nähe z.B. mit „Ausländer/innen“<br />
haben, ernst <strong>und</strong> respektiere sie. Greife die Ängste <strong>und</strong> Probleme auf <strong>und</strong> versuche, sie<br />
mit Sachargumenten zu entkräften. Jemand, der Angst, Bedenken oder Probleme hat,<br />
ist noch lange kein Rechtsextremist.<br />
• Stelle Strafanzeige bei der Polizei, wenn du mitbekommst, dass in deiner Umgebung<br />
rechtsextremistische Lieder, Computerspiele, Zeitschriften, Propaganda usw. kursieren.<br />
Informiere über deine Beobachtungen die verantwortlichen Organisationen, Parteien<br />
<strong>und</strong> Politiker/innen in deiner Stadt <strong>und</strong> frage nach, was sie unternehmen werden.<br />
Bei Schlägereien:<br />
• Wenn <strong>Kinder</strong>, Jugendliche oder Erwachsene sich schlagen, schlage Alarm, mach Krach,<br />
stell Öffentlichkeit (aus sicherer Entfernung) her. Mach Andere auf die Schlägerei aufmerksam<br />
<strong>und</strong> schick sie los, um Hilfe oder die Polizei zu holen.<br />
• Gewalttäter/innen haben Angst wiedererkannt <strong>und</strong> zur Rechenschaft gezogen zu werden.<br />
Also sprich sie direkt an (wenn du einen Namen gehört hast) oder benenne deutliche<br />
Wiedererkennungsmerkmale: „Du mit der Stirnglatze, wir kennen dich, hör auf... wir<br />
haben schon die Polizei angerufen...“<br />
206
207 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
• Viele <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen behaupten, zur Rede gestellt, „Alles wäre nur ein Spaß“<br />
gewesen. Sie werden schnell nachdenklich, wenn du die vorausgegangene Gewalt be<strong>im</strong><br />
Namen nennen kannst: „Dann lass mal deinen Arm sehen, den roten Fleck (die blutende<br />
Lippe, das blaue Auge, die zerrissene Hose usw.), nennst du das einen Spaß? - Ich nenne<br />
das Körperverletzung ...“ (<strong>und</strong> schon bist du in der Offensive).<br />
In der Bahn, <strong>im</strong> Bus:<br />
In der Bahn, <strong>im</strong> Bus usw. wird jemand angegriffen, erniedrigt, verletzt. Die Mitfahrenden<br />
sind schockiert oder eingeschüchtert, sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.<br />
Folgendes kannst du tun:<br />
• Du kannst den/die Fahrer/in auffordern, die Polizei zu rufen. Er/sie ist verpflichtet, dies<br />
zu tun. Sonst kann er/sie wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden.<br />
• Wenn du nicht direkt zum/zur Fahrer/in gelangen kannst, kannst du diejenigen, die<br />
vorne sitzen, laut anschreien: „Der Fahrer soll die Polizei informieren’.<br />
• Du kannst andere Mitfahrende auffordern, mit dir laut zu pfeifen <strong>und</strong> zu rufen. „Hört auf,<br />
hört auf!“ Anfangs machen dabei wenige, dann i. d. R. <strong>im</strong>mer mehr mit. Jetzt wird die<br />
Situation für Gewalttäter/innen riskant, weil sie unüberschaubar <strong>und</strong> unberechenbar<br />
ist. Sie scheuen das Risiko <strong>und</strong> versuchen wahrscheinlich, sich vom Ort des Geschehens<br />
zu entfernen.<br />
• Je nach Sachlage <strong>und</strong> Situation kannst du auch den/die Fahrer/in auffordern, die Türen<br />
abzusperren, so dass sich die Täter/innen nicht entfernen können, bis die Polizei ankommt.<br />
Es ist wichtig, möglichst viele Mitfahrenden direkt anzusprechen <strong>und</strong> in die Verantwortung<br />
zu nehmen – umso stärker ist die Wirkung gegenüber den Angreifer/innen!<br />
208
Wenn du selber bedroht oder angegriffen wirst:<br />
• Vorbereiten! Bereite dich auf mögliche Bedrohungssituationen seelisch vor: Spiel Situationen<br />
für dich allein <strong>und</strong> <strong>im</strong> Gespräch mit Anderen durch. Werde dir gr<strong>und</strong>sätzlich klar<br />
darüber, zu welchem persönlichen Risiko du bereit bist. Es ist besser, sofort die Polizei<br />
zu alarmieren <strong>und</strong> Hilfe herbeizuholen, als sich nicht für oder gegen das Eingreifen<br />
entscheiden zu können <strong>und</strong> gar nichts zu tun.<br />
• Ruhig bleiben! Panik <strong>und</strong> Hektik vermeiden <strong>und</strong> möglichst keine hastigen Bewegungen<br />
machen, die reflexartige Reaktionen herausfordern könnten. Wenn ich „in mir ruhe’, bin ich<br />
kreativer in meinen Handlungen <strong>und</strong> wirke meist auch auf andere Beteiligte beruhigend<br />
• Aktiv werden! Wichtig ist, sich von der Angst nicht lähmen zu lassen. Eine Kleinigkeit zu<br />
tun ist besser, als über große Heldentaten nachzudenken.<br />
209 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
210
Wenn du Zeuge/in von Gewalt bist:<br />
• Zeig, dass du bereit bist, gemäß deinen Möglichkeiten einzugreifen. Ein einziger Schritt,<br />
ein kurzes Ansprechen, jede Aktion verändert die Situation <strong>und</strong> kann Andere dazu anregen,<br />
ihrerseits einzugreifen.<br />
• Geh aus der dir zugewiesenen Opferrolle!<br />
Wenn du angegriffen wirst:<br />
• Flehe nicht <strong>und</strong> verhalte dich nicht unterwürfig. Sei dir über deine Prioritäten <strong>im</strong> Klaren<br />
<strong>und</strong> zeige deutlich, was du willst. Ergreif die Initiative, um die Situation in deinem Sinne<br />
zu prägen: Schreib dein eigenes Drehbuch! Halte den Kontakt zum/r Angreifer/in!<br />
• Stelle Blickkontakt her <strong>und</strong> versuche, Kommunikation herzustellen bzw. aufrechtzuerhalten.<br />
• Reden <strong>und</strong> zuhören! Teile das Offensichtliche mit, sprich ruhig, laut <strong>und</strong> deutlich. Hör<br />
zu, was dein/e Gegner/in bzw. Angreifer/in sagt. Aus seinen/ihren Antworten kannst<br />
du deine nächsten Schritte ableiten.<br />
• Nicht drohen oder beleidigen! Mach keine geringschätzigen Äußerungen über den/die<br />
Angreifer/in. Versuche nicht, ihn/sie einzuschüchtern, ihm/ihr zu drohen oder Angst<br />
zu machen. Kritisier das Verhalten, aber werte ihn/sie persönlich nicht ab: Klar in der<br />
Sprache – mäßigend <strong>im</strong> Ton.<br />
• Hole dir Hilfe!<br />
211 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
• Sprich nicht eine anonyme Masse an, sondern einzelne Personen. Dies gilt sowohl für<br />
Opfer als auch für Zuschauer/innen. Sie sind bereit zu helfen, wenn jemand anderes den<br />
ersten Schritt macht oder sie persönlich angesprochen werden.<br />
• Tu das Unerwartete!<br />
• Fall aus der Rolle, sei kreativ <strong>und</strong> nutz den Überraschungseffekt zu deinem Vorteil aus.<br />
• Vermeide möglichst jeden Körperkontakt!<br />
• Wenn du jemandem zu Hilfe kommst, vermeide es möglichst, den/die Angreifer/in anzufassen,<br />
es sei denn, ihr seid in der Überzahl, so dass ihr jemanden beruhigend festhalten<br />
könnt. Körperkontakt ist in der Regel eine Grenzüberschreitung, die zu weiterer Gewalt<br />
führen kann. Wenn nötig, n<strong>im</strong>m lieber direkten Kontakt zum Opfer auf.<br />
• Aktives gewaltfreies Verhalten ist erlernbar. Indem wir uns unsere Ängste <strong>und</strong> Handlungsgrenzen<br />
bewusst machen, erfahren wir gleichzeitig auch mehr über den Bereich, der<br />
zwischen diesen Grenzen liegt. Oft unterschätzen wir die Vielfalt unserer Möglichkeiten.<br />
In Rollenspielen <strong>und</strong> konkreten Übungen zum Umfang mit direkter Gewalt können wir<br />
neue kreative Antworten auf Konfliktsituationen entdecken. Gewalt- <strong>und</strong> Rassismus-<br />
Deeskalationstrainings* bieten uns die Chance, bisher ungewohntes Verhalten auszuprobieren,<br />
einzuüben <strong>und</strong> auf seine Wirkungen hin zu überprüfen.<br />
212
213 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
In der Kneipe:<br />
Du bekommst mit, wie einige über die anderen<br />
herziehen, sie beleidigen oder angreifen.<br />
Oder sie fangen an, rassistische Sprüche<br />
<strong>und</strong> Witze abzulassen. Wenn jemand versucht,<br />
die Leute zur Vernunft zu bringen,<br />
zeigen sie möglicherweise mit einem zackig<br />
gebrüllten „Heil Hitler’, wer in dieser Kneipe<br />
das Sagen hat. Möglicherweise werden sie<br />
sogar gewalttätig <strong>und</strong> fangen an, „ausländisch“<br />
aussehende Gäste anzupöbeln.<br />
• Hol dir Hilfe! Bitte andere Gäste, gleichzeitig mit mehreren aufzustehen. Stellt euch,<br />
wenn ihr eine deutliche Mehrheit seid, zwischen oder um die Randalierer <strong>und</strong> fordert<br />
sie gemeinsam auf, aufzuhören.<br />
• Du kannst zum/r Wirt/in (oder zu Gästen mit Handy (Tel.110)) gehen <strong>und</strong> ihn/sie bitten,<br />
die Polizei anzurufen. Der/die Wirt/in hat die Pflicht, Straftaten in ihrem/seinem Lokal<br />
zu verhindern. Wenn er/sie dieses Verhalten seiner Gäste duldet, kann ihn/ihr das die<br />
Lizenz kosten.<br />
• Du kannst die Polizei selber anrufen <strong>und</strong> vor der Gaststätte auf sie warten. Da kannst<br />
du in Ruhe erklären, was passiert ist.<br />
214
In der Fußgängerzone:<br />
• Lass dich in rassistischen oder gewalttätigen Situationen nicht provozieren! Gewalt<br />
entsteht oft, weil ein Wort das andere gibt.<br />
• Duze die Angreifer/in nicht. Andere Passanten könnten leicht einen rein privaten Konflikt<br />
vermuten.<br />
• Übern<strong>im</strong>m die „Regie’, sprich andere Anwesende direkt <strong>und</strong> persönlich an: „Hallo, Sie<br />
da <strong>im</strong> grünen Mantel, bitte helfen Sie mir, rufen Sie sofort die Polizei!“ Wenn diese/r<br />
Passant/in darauf reagiert, dann ist meist der Knoten geplatzt <strong>und</strong> der sogenannte<br />
Schneeballeffekt tritt ein. Jetzt kannst du auch andere Passant/innen aktivieren. Für die<br />
Randalierer/innen wird jetzt die Situation schwierig. Sie sind überrascht, denn bisher<br />
war ihre Erfahrung, dass die Menschen gleichgültig oder verschüchtert reagieren.<br />
Wichtig:<br />
Eine Anzeige bildet erfahrungsgemäß den besten Schutz vor erneuten rassistischen<br />
Gewalttaten, da die Täter/innen durch polizeiliche Ermittlungen <strong>und</strong> Gerichtsverfahren<br />
erhebliche Unannehmlichkeiten zu befürchten haben. Gewalttäter/innen müssen wissen,<br />
dass sie für ihre Untaten zur Rechenschaft gezogen werden. Die Polizei ist r<strong>und</strong> um die<br />
Uhr da: am schnellsten über den Notruf 110.<br />
215 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
In deiner Stadt oder Gemeinde:<br />
• Tritt dafür ein, dass die Themen Rechtsextremismus, Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in den Bereichen<br />
<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Schule, Kultur, Theater, Museen <strong>und</strong> Konzerte eingeb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> berücksichtigt wird. Frage die Vereine (am Besten schriftlich), wie viele Leute aus<br />
Zuwandererfamilien <strong>und</strong> Flüchtlinge bei ihnen Mitglied sind. Versuche bei öffentlichen<br />
Veranstaltungen, Personen aus der Wirtschaft, Gewerkschaft, Kultur, Wissenschaft, Kirche,<br />
Initiativen, Stadt <strong>und</strong> Politik an einen „R<strong>und</strong>en Tisch“ zu bekommen.<br />
• Organisiere Veranstaltungen, insbesondere zum Tag des Flüchtlings (Freitag, letzte<br />
Septemberwoche), Tag der Menschenrechte (10.12.) oder zum Internationalen Antirassismustag<br />
(21.3.).<br />
In der Nachbarschaft:<br />
• Sorge alleine oder mit Anderen dafür, dass rassistische Parolen an Brücken, Mauern usw.<br />
beseitigt (oder verändert) werden. (So kann z.B. aus „Ausländer raus“ leicht „Deutsche<br />
<strong>und</strong> Ausländer raus zum 1. Mai“ o.ä. werden).<br />
• Frage schriftlich bei der Polizei an, was sie gegen rassistische Parolen untern<strong>im</strong>mt.<br />
• Eröffne Leuten aus Zuwandererfamilien <strong>und</strong> Flüchtlingen Treffpunkte (z.B. <strong>im</strong> kirchlichen<br />
Gemeindehaus, <strong>im</strong> Kulturzentrum, <strong>im</strong> Sport-Café usw.).<br />
• Unterstütze die Selbstorganisationen von Flüchtlingen <strong>und</strong> von Leuten aus Zuwandererfamilien.<br />
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217 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Im <strong>Kinder</strong>garten <strong>und</strong> in der Schule:<br />
• Frage Erzieherinnen <strong>und</strong> Erzieher, Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer, wie sie sich für Verständigung<br />
einsetzen <strong>und</strong> was sie gegen Rechtsextremismus, Gewalt <strong>und</strong> Rassismus unternehmen.<br />
• Gleiches gilt für Elternbeiräte, Klassenpflegschaften, Schulkonferenzen <strong>und</strong> SV‘en.<br />
• Meistens macht es Sinn, die Anfrage schriftlich zu stellen <strong>und</strong> später nachzuhaken.<br />
• Überprüft eure Beteiligung an dem Projekt „Schule Ohne Rassismus - Schule mit Courage’.<br />
Fragt nach (<strong>und</strong> gebt Hinweise), ob Gewalt- <strong>und</strong> Rassismus- Deeskalationstrainings<br />
durchgeführt <strong>und</strong> angeboten werden.<br />
Im Betrieb <strong>und</strong> bei der Arbeit:<br />
• Diskutiere mit deinen Kolleg/innen, ob sie dir bei deinen Vorhaben zur Verständigung<br />
helfen können <strong>und</strong> warum du das (was du machst) tust.<br />
• Nutzt eure Betriebszeitung, um über das Leben <strong>und</strong> die Geschichte von Leuten aus<br />
Zuwanderfamilien <strong>und</strong> Flüchtlingen zu berichten. Unterstützt Solidaritätsaktionen <strong>und</strong><br />
berichtet darüber.<br />
218
In der Kirche, Moschee, Synagoge <strong>und</strong> in deiner Religionsgemeinschaft:<br />
• Feiert all eure Feste mit Angehörigen anderer Religionen <strong>und</strong> ladet sie dazu ein. Lasst<br />
euch selber zu Festtagen anderer Religionen einladen, betone dabei das Gemeinsame<br />
<strong>und</strong> den Respekt vor dem anderen.<br />
• Bitte den Vorstand deiner Kirche oder Religionsgemeinschaft, den anderen Gemeinschaften<br />
zu deren Festen einen Brief mit Gratulation zu schreiben; mach es mit deiner<br />
Gruppe selber.<br />
• Nehmt <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche aus Flüchtlings- <strong>und</strong> Zuwandererfamilien mit in eure<br />
Ferienprojekte <strong>und</strong> Gruppen. Bietet ihnen Raum für Freizeit <strong>und</strong> ehrenamtliches Engagement.<br />
*Eskalation ist die stufenweise Steigerung <strong>und</strong> Verschärfung vorhandener Mittel (z.B.<br />
Gewalt), um ein Ziel zu erreichen. Dieser Begriff wird häufig <strong>im</strong> militärischen <strong>und</strong> politischen<br />
Bereich verwendet, wenn es um Gewalt geht. Deeskalation bezeichnet exakt das<br />
Gegenteil.<br />
*Deeskalations-Trainings bietet an: www.gewaltakademie.de<br />
219 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Edition Zebra<br />
Materialien, Texte <strong>und</strong> Arbeitshilfen zur Thematisierung<br />
von Rechtsextremismus, Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />
• Aktion NOTEINGANG<br />
Plakat mit Erklärung <strong>und</strong> Ratschlägen zur Aktion NOTEINGANG ca. 30 x 80 cm. 0,20 € /<br />
Außen- oder Innen-PVC-Aufkleber ca. 14 x 20 cm. 1,- €<br />
• Der Sinn des Lebens<br />
Die schönsten, sanftesten <strong>und</strong> schärfsten Gedanken <strong>und</strong> Gedichte zum Sinn des Lebens.<br />
Komplett überarbeitete Neuauflage 2005, 100 Seiten, 2005, 6,- €<br />
• Die schärfsten Rätsel aus dem Orient für 1001 Nacht<br />
Das Buch der multikulturellen <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendclique „Ruhrkanaker“ gegen Langeweile<br />
<strong>und</strong> Rassismus. 97 Seiten, 1996, 6,- €<br />
• ENCOUNTER – BATAKAS (Schaumstoffschläger)<br />
In erster Linie wurden ENCOUNTER - BATAKAS (oder Encounter-bats) für den fairen Kampf<br />
zwischen Menschen entwickelt. Heute werden die ENCOUNTER aber auch zunehmend<br />
zur Aggressionsbearbeitung <strong>und</strong> -entladung <strong>im</strong> pädagogisch-psychologischen Feld<br />
eingesetzt.<br />
Die Encounter - Batakas gibt es, so lange jeweils der Vorrat reicht, je Paar für 80,- €<br />
• Erzähl doch mal… Märchen <strong>und</strong> Geschichten aus der Fremde<br />
Mit viel Engagement haben die ehrenamtlich Tätigen aus dem Fre<strong>und</strong>eskreises Asyl<br />
Neckarvorstadt/Hallschlag (Stuttgart) die in diesem Buch veröffentlichten Märchen<br />
<strong>und</strong> Geschichten während ihrer Besuche bei Flüchtlingen gesammelt <strong>und</strong> aufgeschrieben.<br />
Die Illustrationen sind der ehrenamtliche Beitrag der Künstlerin Heidrun Mürdter.<br />
96 Seiten, 2002, 6,- €<br />
220
• Europäischer Integrations-Pass<br />
Mit Impulsen, Texten <strong>und</strong> Gedichten zur Integration mit aufrechtem Gang. 36 Seiten,<br />
DIN A 6, 2004, 1,- €<br />
• Friedens-Pass<br />
Mit Impulsen, Texten <strong>und</strong> Gedichten für einen gerechten Frieden 36 S., DIN A 6,<br />
2005, 1,- €<br />
• Gelbe Karte<br />
mit Ratschlägen für Bedrohungs- <strong>und</strong> Gewaltsituationen, um in kritischen Situationen<br />
eine „Schrecksek<strong>und</strong>e“ zu schaffen <strong>und</strong> zu nutzen … DIN A 7, 100 Karten für 5,- €<br />
• Gewalt Akademie Villigst<br />
Geschichte, Perspektiven, Aufgaben, Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung. Vorstellung der<br />
Gewaltakademie. Flyer, kostenlos.<br />
• Gewalt begreifen<br />
Erprobte <strong>und</strong> spannende Texte, Lösungswege, Übungen <strong>und</strong> Materialien zur Thematisierung<br />
von Gewalt in der Jugendhilfe, Schule <strong>und</strong> Bildungsarbeit.<br />
120 Seiten, 2004, 6,- €<br />
• Gewalt löst keine Probleme<br />
Villigster Trainingshandbuch zur Deeskalation von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />
Es ist nicht die Gewalt, die den Konflikt auslöst ... es sind die Konflikte, die Gewalt auslösen!<br />
In unseren Trainings überprüfen wir, begreifend, erfahrend, verstehend <strong>und</strong> mit<br />
allen Sinnen, wie Gewalt funktioniert, woran ich sie erkennen kann, was wir tun können,<br />
um die Gewaltspirale zu durchbrechen <strong>und</strong> ob <strong>und</strong> wie wir den verantwortlichen Umgang<br />
mit Gewalt <strong>und</strong> Gewaltverzicht bei uns <strong>und</strong> anderen verinnerlichen können. 120 Seiten,<br />
2000, 6,- €<br />
221 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
• Gewalt zum Thema machen<br />
In diesem Band werden fachwissenschaftliche Erkenntnisse sowie hilfreiche Praxis-,<br />
Seminar- <strong>und</strong> Trainingsmodelle aus dem Bereich der Gewaltprävention präsentiert,<br />
„auf den Teppich geholt“ <strong>und</strong> konstruktive Wege zur Thematisierung von Gewalt aufgezeigt.<br />
Hrsg.: Heinz Ulrich Brinkmann, Siegfried Frech, Ralf-Erik Posselt, BpB, Bonn 2008, 257<br />
Seiten, ISBN: 978-3-89331-869-8, Kosten: Bereitstellungsgebühr 6,- €<br />
• Handbuch Gewaltprävention von Günther Gugel<br />
Für die Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> die Arbeit mit <strong>Kinder</strong>n. Gr<strong>und</strong>lagen - Lernfelder - Handlungsmöglichkeiten.<br />
Bausteine decken das gesamte Feld der Gewaltprävention in der Gr<strong>und</strong>schule<br />
ab. Jeder Baustein beinhaltet einen Problemaufriss, verb<strong>und</strong>en mit wichtigen<br />
Hintergr<strong>und</strong>informationen. Der Materialienteil beinhaltet konkrete Unterrichtsvorschläge,<br />
Arbeitsblätter, Spiele, Übungen. Vielfältige methodisch-didaktische Ansätze wie z.B.<br />
Fotogeschichten, Rollenspiele oder Bastelbögen wechseln sich ab.<br />
Tübingen 2008, 536 Seiten, 16 x 24 cm, vierfarbig, geb<strong>und</strong>en,<br />
ISBN 978-3-932444-22-7, 34,80 €<br />
• Interkultureller Antirassismuskalender (jedes Jahr ab Okt. neu)<br />
mit Fest-, Gedenk- <strong>und</strong> Feiertagen aller großen Kulturen <strong>und</strong> Weltreligionen, für Menschen,<br />
die schon <strong>im</strong>mer gerne über den eigenen Horizont geblickt haben.<br />
DIN A 6, 208 Seiten, 4,- € +Porto<br />
• Kampfesspiele<br />
machen Spaß <strong>und</strong> unterstützen nicht nur Jungen in ihrer persönlichen Entwicklung.<br />
84 praktische Kampfesspiele für einen positiven Umgang mit männlicher Kraft <strong>und</strong> Aggression,<br />
zur Stärkung des Selbstvertrauens, zur Auseinandersetzung mit den eigenen<br />
Gefühlen (<strong>und</strong> denen der Anderen) <strong>und</strong> zur Thematisierung der Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen<br />
von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus. 120 Seiten, 2003, 6,- €<br />
222
• <strong>Kinder</strong>trainings<br />
zur Thematisierung von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in der Arbeit mit <strong>Kinder</strong>n. Die beiden<br />
Villigster Gewalt- <strong>und</strong> Rassismus Deeskalationstrainerinnen Renate Schmitz <strong>und</strong> Ilka Essers<br />
stellen je ihr detailliertes Trainingsprogramm als methodisch entwickelte Bausteine<br />
vor. Ein längst überfälliges Buch zur Entwicklung von Gewaltpräventionsprogrammen<br />
<strong>im</strong> Elternhaus, <strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten <strong>und</strong> in der Gr<strong>und</strong>schule. 120 Seiten, 2003, 6,- €<br />
• Kotzbrocken<br />
Mitarbeiter/innen von SOS-Rassismus-NRW haben seit 1985 Sprüche <strong>und</strong> Zitate von<br />
Politiker/innen, hart an der Grenze zum Rassismus oder schon darüber, gesammelt.<br />
Dazu gibt es ein „Gespenstisches Theaterstück“ mit dem Titel: „Randale <strong>im</strong> B<strong>und</strong>estag“<br />
<strong>und</strong> reichlich Hinweise zur Bearbeitung von Alltagsrassismen. 110 Seiten, 2003, 6,- €<br />
• Lexikon für die Anti-Rassismusarbeit<br />
Das tägliche ABC für Alle, die der Gewalt <strong>und</strong> dem Rassismus das Wasser abgraben wollen.<br />
Zusammengetragen <strong>und</strong> erarbeitet von über dreißig Jugendinitiativen, Fachleuten <strong>und</strong><br />
den „Ruhrkanakern“, einer türkisch-finnisch-tamilisch-belgisch-bosnisch-jugoslawischmarokkanisch-rheinisch-westf.<br />
Jugendclique aus dem Ruhrgebiet.<br />
74 Seiten, 1999, 2,- €<br />
• Männer …<br />
Versuch einer Auseinandersetzung <strong>und</strong> Annäherung an Volker Elis Pilgr<strong>im</strong>. Ein Männerbuch<br />
von Christof Görlich, ISBN 978-3-00-026781-9, 140 Seiten, 2009, 6,- €<br />
• Marokko: Das Projekt<br />
Die Geschichte <strong>und</strong> Entwicklung einer engagierten <strong>und</strong> andauernden Partnerschaft<br />
zwischen den Berber-/innen in der Atlas-Sahara Grenzregion <strong>und</strong> Jugendinitiativen <strong>und</strong><br />
-zentren aus NRW. 88 Seiten, 1997, 6,- €<br />
223 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
• Mobbing – Praxis- <strong>und</strong> Methodenhandbuch<br />
Dieses Buch liefert Verhaltens- <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten gegen die „stille Gewalt“<br />
Vermittelt werden theoretische Kenntnisse <strong>und</strong> praktische Übungen <strong>und</strong> Methoden, um<br />
wirkungsvolle Handlungsstrategien für den sensibilisierenden Umgang mit Mobbing zu<br />
entwickeln. Komplett überarbeitete Neuauflage. 120 Seiten, 2009, 6,- €<br />
• Mobbing DVD Coole Monkeys mit Booklet (Didaktische Hinweise)<br />
4 Kurzfilme zur Thematisierung von Mobbing <strong>und</strong> Gewalt mit didaktischen Arbeitsmaterialien<br />
für Lernprozesse in der Schule, in der Arbeit mit Eltern <strong>und</strong> in der <strong>Jugendarbeit</strong>. Ein<br />
Projekt in Kooperation der Spiel- <strong>und</strong> Theaterwerkstatt Villigst <strong>und</strong> der Gewalt Akademie<br />
Villigst. 2007, 15,- €<br />
• No Nazis – Plakat <strong>und</strong> Aufkleberset<br />
Weil die neuen (<strong>und</strong> einige alte) Nazis <strong>im</strong>mer dreister werden <strong>und</strong> begonnen haben,<br />
überall in Deutschland „national befreite Zonen“ auszurufen <strong>und</strong> insbesondere Jugendliche<br />
für ihre Vorhaben einladen <strong>und</strong> missbrauchen, haben wir das Plakat <strong>und</strong> den<br />
Aufkleberbogen „No Nazis“ hergestellt. Unser gemeinsames Plakat kann neben anderen<br />
erprobten Strategien insbesondere auch bei Nazi-Aufmärschen <strong>und</strong> -demos dienen. Die<br />
„No Nazis“ DINA2 Plakate <strong>und</strong> DINA4 Aufkleber können je zu: 10 Ex = 5,- / 50 Ex = 20,- /<br />
100 Ex = 30,- / jedes weitere 0,30 € bestellt werden.<br />
• Politik begreifen<br />
Erfahrungen, Ideen <strong>und</strong> 40 handlungspraktische, konkrete Beispiele aus dem Projekt:<br />
Jugendliche machen Politik 128 Seiten, 2001, 6,- €<br />
• Projekthandbuch Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />
Handlungsorientierte <strong>und</strong> offensive Projekte, Aktionen <strong>und</strong> Ideen zur Auseinandersetzung<br />
<strong>und</strong> Überwindung von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in <strong>Jugendarbeit</strong>, Schule <strong>und</strong> Betrieb.<br />
Ausgezeichnet mit dem Gustav–Heinemann–Friedenspreis. 350 Seiten, Neuauflage 2000,<br />
(vergriffen)<br />
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• Projekthandbuch Rechtsextremismus<br />
Handlungsorientierte Ideen, praktische Gegenstrategien <strong>und</strong> offensive Auseinandersetzungsformen<br />
mit rechtsextremistischen <strong>und</strong> rassistischen Tendenzen in Jugendszenen.<br />
248 Seiten, 1993, 10,- €<br />
• Rassismus begreifen<br />
Was ich schon <strong>im</strong>mer über Gewalt <strong>und</strong> Rassismus wissen wollte. Jugendliche haben ein<br />
schwieriges Thema in seine „Essentials“ zerlegt <strong>und</strong> in „verstehbare“ Sprache übersetzt.<br />
96 Seiten, 1997, 6,- €<br />
• Schule ohne Rassismus<br />
Nur noch über: www.schule-ohne-rassismus.org<br />
• SOS in Feuerland<br />
<strong>Kinder</strong> spielen für <strong>Kinder</strong> gegen Rassismus <strong>und</strong> Gewalt. Ein <strong>Kinder</strong>theaterprojekt mit<br />
Rollentexten, Regieanweisungen, Spielübungen, technischen Hinweisen <strong>und</strong> Erfahrungsberichten.<br />
84 Seiten plus Hörspielkassette <strong>im</strong> Set, 1997, 12,80 €<br />
• Soziales Lernen<br />
begreifen - verstehen - einüben … mit <strong>Kinder</strong>n in <strong>Kinder</strong>tagesstätten, Gr<strong>und</strong>schulen <strong>und</strong><br />
<strong>im</strong> Kirchlichen Unterricht. Die Praktiker Martin Gürtler & Hans-Jörg Rosenstock haben<br />
mit diesem Praxis- <strong>und</strong> Methodenhandbuch eigene Erfahrungen „aus der Praxis für die<br />
Praxis“ überschaubar <strong>und</strong> griffig zusammengestellt. 124 Seiten, 2007, 6,- €<br />
• Spiele, Impulse <strong>und</strong> Übungen (Band 1)<br />
zur Thematisierung von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in der <strong>Jugendarbeit</strong>, Schule <strong>und</strong> Bildungsarbeit.<br />
Ca. 150 Übungen, um ohne „moralischen Zeigefinger“ Gewalt <strong>und</strong> Rassismus zu<br />
„begreifen“. 156 Seiten, 1996, 6,- €<br />
225 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
• Impulse <strong>und</strong> Übungen (Band 2)<br />
zur Thematisierung von Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in der <strong>Jugendarbeit</strong>, Schule <strong>und</strong> Bildungsarbeit.<br />
Ca. 150 neue Übungen, um ohne „moralischen Zeigefinger“ Gewalt <strong>und</strong><br />
Rassismus zu „begreifen“. 140 Seiten, 2003, 6,- €<br />
• Übungen & Impulse (Band 3)<br />
zur Thematisierung von + Sensibilisierung für Gewalt <strong>und</strong> Rassismus in der <strong>Jugendarbeit</strong>,<br />
Schule <strong>und</strong> Bildungsarbeit. Neue Übungen aus der Praxis von Trainer/innen der Gewalt<br />
Akademie Villigst. 124 Seiten, 2007, 6,- €<br />
• Theorien zur Gewalt<br />
Was jeder über die Theorien, Ursachen, Bedingungen, Erklärungs- <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />
von Gewalt wissen sollte. - Die beiden in der Kampfkunst <strong>und</strong> Gewalt Akademie Villigst<br />
behe<strong>im</strong>ateten Praktiker- <strong>und</strong> Deeskalationstrainer/innen Sibylle & T<strong>im</strong> Bärsch haben,<br />
auch als Reflexion ihrer eigenen Praxis, in <strong>im</strong>menser Fleißarbeit die unterschiedlichsten<br />
wissenschaftlichen Forschungs-, Theorie- <strong>und</strong> Erklärungsansätze zur Gewalt recherchiert,<br />
geordnet <strong>und</strong> stellen diese nun verständlich, illustriert <strong>und</strong> gut lesbar für Praktiker/innen<br />
in der Gewaltpräventionsarbeit zur Vergewisserung der eigenen Praxis <strong>und</strong> Arbeit vor.<br />
148 Seiten, 2007, 6,- €<br />
• Villigster Gehe<strong>im</strong>waffel<br />
TOP SECRET <strong>und</strong> nur für Trainer/innen mit Gelassenheit, langem Atem, Humor <strong>und</strong> Empathie<br />
für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die selber Spaß am Exper<strong>im</strong>entieren, Ausprobieren<br />
<strong>und</strong> Realisieren von auch scheinbar verrückten Ideen zur Deeskalation von Gewalt haben.<br />
Weil es gut ist, <strong>im</strong>mer mindestens zwei Gehe<strong>im</strong>waffeln bei sich zu tragen (eine für die<br />
Täter/innen – eine als Nervennahrung für mich selber) gibt es ab sofort die Gehe<strong>im</strong>waffel<br />
(6x6x1,3cm) als Schoko-Haselnuss-Schnitte <strong>im</strong> 12er Pack für 3,- €.<br />
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• Was ist nur los in Feuerland?<br />
Bilderbuch <strong>und</strong> Video von dem Künstler Klaus D. Schiemann zur Auseinandersetzung<br />
mit <strong>und</strong> zur Thematisierung von Vorurteilen, Gewalt <strong>und</strong> Rassismus. Als vierfarbiges<br />
Bilderbuch oder VHS-Video erhältlich. Buch oder Video je 10,- €<br />
• Wie die Elefanten auf die Bäume kommen<br />
Annita Kalpaka entwickelt in drei Kapiteln Chancen <strong>und</strong> Risiken interkulturellen <strong>und</strong><br />
pädagogischen Handelns in der Einwanderergesellschaft. Ein Buch aus der Praxis für<br />
Praktiker/innen. 120 Seiten, 2004, 6,- €<br />
• Villigster Deeskalationsteam Gewalt <strong>und</strong> Rassismus<br />
Nur noch über: www.gewaltakademie.de / siehe Trainer/innenverzeichnis<br />
• Zebra Augenbinden<br />
Für Vertrauensübungen, Blinde – Kuh Spiele <strong>und</strong> mehr … Baumwolle, Zebramuster, 100<br />
x 7 cm, 10 Stück für 20,- €<br />
Bestellungen an:<br />
Gewalt Akademie Villigst <strong>im</strong> Amt für <strong>Jugendarbeit</strong> der EKvW<br />
Haus Villigst<br />
58239 Schwerte<br />
Tel: 02304-755190<br />
Fax: 02304-755-248<br />
Email: g.kirchhoff@afj-ekvw.de<br />
www.gewaltakademie.de | www.sos-rassismus-nrw.de<br />
www.buendnis-ekvw.de | www.aej-haus-villigst.de<br />
227 <strong>101</strong> <strong>Projektideen</strong> gegen Rechtsextremismus
<strong>101</strong><br />
Hinweise:<br />
Weil sich über 70 Initiativen <strong>und</strong> Gruppen an der Herausgabe dieses Handbuches beteiligt<br />
<strong>und</strong> Beiträge beigesteuert haben, ist unser Handbuch umfangreicher geworden als wir es<br />
ursprünglich geplant hatten.<br />
Aus Platzgründen haben wir deshalb ...<br />
a. auf ein Anschriftenverzeichnis aller mit herausgebenden Gruppen verzichtet<br />
(sie sind über eine Internet-Suche leicht auffindbar).<br />
b. alle Projekte alphabetisch (<strong>und</strong> nicht nach Themen) sortiert, um sie wie Stichworte schnell<br />
(wieder) finden zu können. So konnten wir uns vier Seiten Inhaltsverzeichnis sparen.<br />
Aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit werden in unserem Handbuch fast <strong>im</strong>mer<br />
Mädchen, Jungen, Männer <strong>und</strong> Frauen gleichermaßen angesprochen; manchmal sprechen<br />
wir (aus Platzgründen) allerdings von z.B. der „Oberbürgermeisterin“ <strong>und</strong> denken uns die<br />
männliche Form einfach mit.<br />
Häufig hören wir die Frage ... was denn die Pinguine (auf dem Umschlag) mit Rechtsextremismus<br />
zu tun haben ...?<br />
Wir sind der Meinung: Wer anfängt, Fragen zu stellen, fängt schon an zu verstehen!<br />
Eine Antwort auf diese Frage haben die Ruhrkanaker mit ihrem Buch: „Was ist nur los in Feuerland?“<br />
(Edition Zebra) gegeben. Eine andere Antwort ergibt sich aus der Gegenfrage<br />
... wie willkürlich Feindbilder in unserer Gesellschaft entstehen <strong>und</strong> sich verfestigen.<br />
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