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Entstehung und Bedeutung des Harmel ... - Institut für Zeitgeschichte

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196 Helga Haftendorn<br />

Auf deutschen Vorschlag wurde in der zweiten Sitzung am 18. Mai beschlossen, <strong>für</strong><br />

die zu behandelnde Thematik den Oberbegriff „Sicherheitspolitik der Allianz" einzuführen.<br />

Die deutsche Delegation hatte ebenfalls Vorschläge <strong>für</strong> eine Modifikation der<br />

Agenda vorgelegt, nach der sich die Studie auf die Analyse der künftigen Bedingungen<br />

der Sicherheit <strong>des</strong> Westens konzentrieren sollte. Dabei sollten u. a. die Auswirkungen<br />

von Entspannungs- <strong>und</strong> Rüstungsbeschränkungs-Maßnahmen auf die Verteidigungsanstrengungen<br />

sowie auf den inneren Zusammenhalt der NATO untersucht werden.<br />

Hier dachte Bonn vor allem an den Nichtverbreitungsvertrag <strong>und</strong> an Streitkräftereduzierungen.<br />

Unter Berücksichtigung der verschiedenen Vorschläge formulierte die Arbeitsgruppe<br />

folgende Fragestellung: Welches sind die wesentlichen Elemente einer Sicherheitspolitik,<br />

die auch in Zukunft die Sicherheit <strong>und</strong> Freiheit <strong>des</strong> Westens als unabdingbare<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> politische Lösungen verbürgt, nach Möglichkeit aber auch einen direkten<br />

Beitrag zu den umfassenden politischen Zielen der Allianz, insbesondere zu einer<br />

dauerhaften europäischen Friedensordnung, leistet 53 ?<br />

Ende Mai übermittelte Kohler dem NATO-Generalsekretariat einen kurzen Status-<br />

Bericht über den Stand der Arbeiten der Arbeitsgruppe, dem eine ausführliche Disposition<br />

<strong>für</strong> den Gesamtbericht beigefügt war. In einem Schreiben an die Rapporteure, in<br />

dem er zugleich mitteilte, daß er zu seinem Bedauern nicht an dem Treffen der Rapporteure<br />

im Juli auf dem Petersberg bei Bonn teilnehmen könnte, legte Kohler seine Überlegungen<br />

zum Fortgang <strong>und</strong> zur Substanz der Arbeit der Untergruppe dar. Es sei seiner<br />

Auffassung nach unverändert notwendig, daß die NATO in Westeuropa eine<br />

angemessene Abschreckungskapazität aufrechterhalte. Er äußerte sich in diesem Zusammenhang<br />

besorgt über die Tendenz verschiedener Seiten, die konventionellen<br />

Streitkräfte der Allianz in einer Zeit zu reduzieren, in der die Sowjets ihre strategischen<br />

Nuklearstreitkräfte rapide aufbauten. Seiner Ansicht nach benutze Moskau die selektive<br />

Verminderung von Spannungen, um seine eigenen Interessen zu fördern, den Zusammenhalt<br />

<strong>des</strong> Bündnisses zu schwächen <strong>und</strong> vor allem, um einen Keil zwischen die<br />

Verbündeten in Westeuropa <strong>und</strong> in Nordamerika zu treiben. Dennoch wollte Kohler<br />

daraus nicht den Schluß ziehen, daß der Westen von seinem Bemühen ablassen sollte,<br />

das Ost-West-Verhältnis zu verbessern.<br />

Am 1. September ließ Kohler den Entwurf <strong>des</strong> Abschlußberichtes in einer vorläufigen<br />

Fassung zirkulieren, die dann auf der Sitzung der Untergruppe am 21. <strong>und</strong> 22. September<br />

diskutiert wurde. Diese fand - entgegen der üblichen Praxis, die Tagungen am<br />

Sitz der NATO abzuhalten - auf besonderen Wunsch Kohlers in Washington statt. Am<br />

27. September erhielten die Delegationen eine überarbeitete Fassung <strong>und</strong> am 6. Oktober<br />

die Endfassung <strong>des</strong> Berichtes zur Stellungnahme. Er betonte in seinem Begleitschreiben,<br />

daß es sich um seine eigene Interpretation der in der Arbeitsgruppe geäußerten<br />

Auffassungen handele. Zur Überraschung einiger Regierungen war in dem Bericht<br />

das Kapitel II, Nukleare Planung, unter Hinweis auf die Diskussion in der Arbeits-<br />

53 Vgl. United States Relations With NATO, <strong>Harmel</strong> Exercise; LBJ Library.

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