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BeWL Heft 18 - Departement BWL - Universität Bern

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Kommunizieren mit Händen und FüssenAbgesehen von ihren englischen Namen konnte, bisauf Mutter, niemand Englisch sprechen oder verstehen.Die Kommunikation beschränkte sich alsoauf Körperzeichen. Am Ende des Aufenthaltes warich zumindest dieser Kommunikationsart mächtigund verstand auch die anderen Familienmitgliedermeistens.Einmal winkte die Oma beim Frühstück mit einerleeren Milchschachtel. Ich dachte, sie benötigeMilch und reichte ihr sogleich eine volle Tüte. Sieaber schüttelte den Kopf und zog mich zum Ausgang,wo sie auf ein Fahrrad zeigte. Nach längeremKombinieren verstand ich, was sie mir sagen wollte:Sie brauchte den Fahrradschlüssel um Einkäufe mitdem Fahrrad machen zu können, da sie die schwereMilch nicht tragen konnte. Ich wäre nie auf dieIdee gekommen, dass das Winken mit einer leerenMilchschachtel bedeuten könnte, dass sie denFahrradschlüssel braucht.Gegessen wird alles, was vier Beine hatund kein Tisch istNicht nur die Sprache stellte eine Herausforderungdar, sondern auch das Essen war gewöhnungsbedürftig.Im Norden Chinas besagt ein weit verbreitetesSprichwort: «In Südchina wird gegessen,was vier Beine hat aber kein Tisch ist oder fliegtaber kein Flugzeug ist!». Im Süden Chinas kamenSachen auf den Tisch, von denen ich niemals geglaubthätte, dass man sie essen kann. Ich habeKuriositäten wie Froschhenkel, Hühnerdarm, Rindsmagenwandund die Hälfte eines Schweinehirnsprobiert. Witzig daran ist, dass ich mit Ausnahmedes Gehirns diese ungewöhnlichen Gerichte leckerfand. Es ist in Südchina üblich, dass alles roh serviertund dann in dem sogenannten Hot-Pot gekochtwird, der mit rotem Chiliöl gefüllt ist und sich inder Mitte des Tisches befindet – wie wir es vomChinafondue kennen. Dementsprechend scharf sinddie Gerichte dann auch. Diese Vorliebe für Schärfeist schon in sehr alten Quellen belegt und ist nichterst in der Neuzeit, durch die Einführung der Chiliaus Amerika, entstanden. Für mich war es allerdingsso scharf, dass ich inner halb von Minuten jeglichesTast- und Geschmacksgefühl im Mund verlor.«Hey handsome boy, you can havemy T-Shirt!»In Shanghai verändert sich für unsere Begriffe allesrasend schnell. Diese Dynamik ist ansteckend undso habe auch ich mich zu der einen oder anderenVeränderung entschlossen. Mein Äusseres habeich dank der günstigen Waren bereits nach einemknappen Monat so stark verändert, dass ich michdanach selbst kaum wieder erkennen konnte. Dieberühmte Einkaufspromenade, die Nanjing-Road,muss man als Tourist gesehen haben und sich dasÜber den Dächern der Stadt macht die Arbeit besonders viel Freude!Handeln mit den Verkäufern nicht entgehen lassen.Auf der Suche nach Marken-Imitaten führte michein Händler in eine dunkle Seitenstrasse um mich,so dachte ich zumindest, auf einen der so genannten«Fake Markets» zu bringen. Tatsächlich aberwaren wir bei einem Bordell gelandet! Als ich ausrief«No, I am searching for T-Shirts and not forthat!», grinste er schelmisch und an seiner Stelleantwortete eine Frauenstimme: «Hey handsomeboy, you can have my T-Shirt!». An meinem Arbeitsplatzwurde diese Geschichte zum Dauerbrenner.Linya International Ltd.Meine Arbeit bei Linya war sehr herausfordernd.Die neu erbaute AM-Lounge, auch Atelier Markgraph-Loungegenannt, sollte zum einen als Büround zum anderen als Veranstaltungsplattform fürzukünftige Events genutzt werden. Meine Aufgabewar es, dieses Potential auszuschöpfen. In derersten Phase generierten wir mittels Mitarbeiter­Interviews Ideen. In einer zweiten Phase analysiertenwir, welche Konzepte realisierbar sind understellten daraus ein erstes Grobkonzept. Diesesdiente als Grundlage für weitere Konzept-Entwürfe.In meiner Version des AM-Lounge-Konzepts konntenfünf verschiedene Kate gorien von Veranstaltungstypenunterschieden werden. Jede von ihnenbenötigte aufgrund der unterschiedlichen Zielgruppeneinen eigenen Marketingplan. Ich fokussiertemich auf die Kategorie «Party» und arbeitete dazueinen möglichen Marketingplan aus. Mein Chef,den ich sehr zu schätzen gelernt habe, schlug alsThema «Zauber schaffen» vor. Meiner Meinungnach vermochte eine Party in Neonfarben diesesMotto am besten auszudrücken. Da die Durchführungvon Veranstal tungen mit Kosten verbunden istund man bei der Organisation schell die Übersichtverliert, hatte ich den Auftrag, eine Excel-Datei mit<strong>BeWL</strong> <strong>18</strong>/2012 Praxis19

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