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VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...

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360 Dirk Stegmann<br />

sichern wollte 145 . Am 14. Februar wurde in Essen auf Initiative Hugenbergs die<br />

Gründung der sog. Auslands-GmbH ins Auge gefaßt, der 22 Firmen angehören<br />

sollten, die die mächtigsten und finanzkräftigsten Konzerne der rheinisch-westfälischen,<br />

der norddeutschen sowie der süd- und südwestdeutschen Kohle- und<br />

Eisenindustrie repräsentierten, u. a. die Fried. Krupp AG, die GBAG, der Bochumer<br />

Verein, die Rheinischen Stahlwerke, die Gutehoffnungshütte, Phoenix, Klöckner,<br />

Hoesch, Röchling und Stumm 146 . Mit dieser Ausland-GmbH, die der neuen<br />

Gesellschaft beitreten sollte, hoffte man, den Einfluß der westlichen Montanindustrie<br />

sichern und die Welthandelsgesellschaft finanziell majorisieren zu können.<br />

Der Bdl seinerseits versuchte über sein eigenes Vorgehen auf einer Vorstandssitzung<br />

am 17. Februar Klarheit zu gewinnen; der Entschluß, an der Gründung<br />

teilzunehmen, wurde einstimmig angenommen. Gleichzeitig bekräftigte seine Führung<br />

147 noch einmal ihre Bereitschaft, die zoll- und handelspolitische Linie eng mit<br />

der des Handelsvertragsvereins zu koordinieren 148 . Ungeachtet dieser Rückversicherung<br />

verhielt sich dieser aber gegenüber der neuen Welthandelsgesellschaft von<br />

Anfang an sehr zurückhaltend, weil er eine Majorisierung durch die großen Geldmittel<br />

des CDI <strong>für</strong>chtete 149 . Im Gegenzug forcierte er eigene Bemühungen, die<br />

von ihm kontrollierten doppelstaatlichen Wirtschaftsvereine seinerseits zu koordinieren<br />

150 .<br />

Die Stoßkraft der verarbeitenden Industrie wurde in der Folgezeit noch weiter<br />

dadurch geschwächt, daß der Verband Württembergischer Industrieller die Mitarbeit<br />

des Bdl in der geplanten Gesellschaft <strong>für</strong> Welthandel in der Öffentlichkeit<br />

angriff; die linksliberale Presse wandte sich auch dagegen 151 . Aufgrund dieses<br />

„Kesseltreibens" 152 wurden Stresemann und die BdI-Führung in die Defensive gedrängt<br />

153 . Wenn auch der Bdl immer wieder gegenüber der innerverbandlichen<br />

Kritik betonte, er stünde gerade auf zoll- und handelspolitischem Gebiet (Preispolitik<br />

der Rohstoffsyndikate, Dumping) „oft in scharfem sachlichen Gegensatz" 154<br />

145 Guratzsch, S. 113 f.<br />

146 Ebda., S. 109 ff., dort auch die Angaben über die Kapitalbeteiligungen. Nur die oberschlesische<br />

Industrie lehnte ab, vgl. Hugenberg an Hilger 26. 2. 1914.<br />

147 PA Bonn, NL Stresemann Bd. 119, Protokoll der Sitzung.<br />

148 Vorschlag des Zeißdirektors Fischer, ebda.; Deutscher Außenhandel, (Organ des HVV),<br />

1914, S. 48 ff., bes. S. 54 (Stresemann auf der GA-Sitzung des HVV am 21. 2. 1914).<br />

149 Vgl. den Beitrag von G. Gothein auf der in A. 148 erwähnten Sitzung des HVV, in der Stresemann<br />

dem HVV <strong>für</strong> seine bisherige „wohlwollende Neutralität" gedankt hatte.<br />

150 Gründung eines Verbandes deutsch-ausländischer Wirtschaftsvereine und als wiss. Pendant<br />

einer Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft, vgl. Frankfurter Zeitung Nr. 68, 9. 3.<br />

1914.<br />

151 Vgl. FZ 24.2.1914; WI, 3. H., März 1914. FZ Nr. 59, 28.2.14, 3.Morgenbl.; Berliner<br />

Tageblatt Nr. 104, 26.2.1914; Nr. 105, 27.2.14, Der Bund der Industriellen und die<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Welthandel.<br />

152 Schweighoffer, in: DIZ Nr. 14, 2. 4. 14, S. 243 f.<br />

153 VWI an Stresemann 2. 3. 14, NL Stresemann Bd. 119; Stresemann an VWI 6. 3. 14.<br />

154 DI Nr. 5, März 1914, 1. H., S. 80 ff., Der Gedanke einer Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Welt­<br />

handel und der Bund der Industriellen.

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