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Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann

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Ihm folgte als zweites Opfer eine von den Bolschewisten vergewaltigte und umgebrachte junge Bäuerin in der abseits gelegenen<br />

Höhenortschaft Kreuzwiese am Ochsenkopf. Nach dem Abzug der Russen aber hatte die Jannowitzer Miliz drei weitere deutsche<br />

Todesopfer auf dem Gewissen: einen heimtückisch aus der Entfernung niedergeknallten Eisenbahner (wahrscheinlich Robert<br />

Böhm), den aus Norwegen heimgekehrten Volkssturmhauptmann und Rektor a. D. Gehde, der im <strong>Kupferberg</strong>er Elternhaus seiner<br />

Frau nach abenteuerlicher Flucht durch böhmische Wälder Zuflucht gefunden hatte und als Nazi mit Holzknüppeln auf den Kopf<br />

spitalfähig geprügelt wurde, und schließlich eine Bäuerin aus dem benachbarten Waltersdorf, die sich aus Verzweiflung <strong>über</strong> ihre<br />

Vertreibung von Haus und Hof im “Arrestkeller“ des Schwarzen Adlers zu <strong>Kupferberg</strong>, dem Standort der Miliz, erhängte. Rektor<br />

Gehde verstarb an seinen nicht mehr heilen wollenden Gehirneiterungen nach wochenlangem Krankenlager am 9. März 1946 zu<br />

Knpferberg. Der Schulleiter hatte eine kleine Kindergruppe auf dem Friedhof Gehdes Lieblingslied “Im schönsten Wiesengrunde“<br />

anstimmen lassen.<br />

Die Schießwut der Milizhelden endete zu guter Letzt mit einer Katastrophe, bei der die Jannowitzer Miliz den Bandenführer der<br />

<strong>Kupferberg</strong>er Kameraden im Alkoholexeß durch einen Bauchschuß liquidierte, wonach die <strong>Kupferberg</strong>er Miliz verschwand.<br />

„Herrlichen Zeiten führe ich euch entgegen“, hatte einmal ein Führer prophezeit. Aus dem Haus gewiesen und verprügelt, weil<br />

man angeblich in seinem Garten vergrabene Waffen gefunden hatte, wurde Brauereibesitzer Georg Franzky. Er mußte heilfroh<br />

sein, als Lehnarbeiter ohne Gehalt für eine Entschädigung mit drei Flaschen Bier täglich als “Kapitalist“ sein Leben fristen zu<br />

dürfen, die er dann notgedrungen veräußern mußte, um Brot kaufen zu können, das 45 Zloty oder ebensoviel Reichsmark kostete.<br />

Nun besaß er nach völligem “Zappzerapp“ nicht einmal eine Unterhose zum Wäschewechseln mehr, der Besitzer einer schmucken<br />

Villa in <strong>Kupferberg</strong>.<br />

Sein Nachfolger war Pan Inwanitzki aus Warschau, der bei seinem Alkoholismus zwischen Wutanfällen und moralischem Suffkater<br />

pendelte und auf einen guten Tisch hielt. Konnte ihm einer daheim als guter Pianist zu Vortragsmusik und Tanz aufwarten, so<br />

umarmte er ihn brüderlich, selbst dann, wenn die Herren “Musikprofessoren“ die ominöse weiße Armbinde als Deutsche diffamierte.<br />

Pan Wypschlak, der polnische Bürgermeister, meinte einmal spaßig zu dem deutschen Klavierzyimbelmeister: “Tennenboom immer<br />

mit Stock in der Hand, Iwanitzki immer mit Schnapsflasche in Tasche. Aber lwanitzki alter Kämpfer der Partija Polska Rohotnicza.<br />

Wenn einer ihm deutsche Freund, dem nichts passieren“!<br />

In der Nacht vom 23. zum 24. März 1946 wurde die so hübsch gelegene, komfortabel eingerichtete Rosenbaude auf den Bleibergen,<br />

beliebtes Ausflugsziel vieler Bewohner des Katzbachgebirges und Tales, von jungen polnischen Banditen in Brand gesteckt und<br />

völlig eingeäschert.<br />

Um den 20. Mai 1946 kündigten große braunrote Plakate des Hirschberger polnischen Landratsamtes an, daß im Einvernehmen<br />

mit der britischen Alliiertenbehörde (U) die deutsche Bevölkerung Niederschlesiens “repatriiert“ und nach dem britischen<br />

Zonengebiet via Kohlfurt transportiert werden sollte. Nur ein geringer Prozentsatz der einheimischen Bevölkerung, soweit er für<br />

die Polen unentbehrlich und genehm war, blieb vorderhand von dieser brutalen Anordnung verschont, für die also unsere von<br />

gewisser kompetenter Stelle so wohlgeschätzten Natofreunde, nämlich die Engländer, voll und ganz die Mitschuld an unserem<br />

Ostvertriebenenelend tragen, was man höher hängen sollte, wenn man nur von Politik gegen Moskau spricht! Der Räumungsukas<br />

des Hirschberger Landratsamtes traf bereits auf diesen Schicksalsschlag Vorbereitete. Drangsale und Verfolgungen hatten die Südschlesier<br />

bereits so apathisch und mürbe gemacht, daß so mancher, dem gutwillige Polen angeboten hatten, seinen Namen erst<br />

ganz zuletzt die Ausweisungsliste zu setzen, am Ende seiner zerrütteten Nerven mit Haus und Hof, Arbeitsfleiß und Erbe der Väter,<br />

kampflos kapitulierte und so bald wie möglich abgeschrieben zu werden wünschte. Es war dies das Ende eines zähen Ausharrens,<br />

im blinden Vertrauen auf die Hilfe eines zerbrochenen Reiches, das die Stimmen seiner verlassenen Brüder im Osten nicht mehr<br />

hören wollte oder konnte!<br />

Soweit dieser Bericht, den Heimatfreund Hermann Hirsch <strong>zur</strong> Verfügung stellte<br />

Schluß<br />

Maximilian von Glyschinsky hat mit seiner Familie bis Juli 1957 in <strong>Kupferberg</strong> gelebt. Am 9.3.1957 hat er als letzter Deutscher<br />

seine Geburtsstadt verlassen. In einem Brief vom 7.11.1957, geschrieben an Graf Christian-Friedrich zu Stolberg-Wernigerode,<br />

schildert er folgendes:<br />

Am 9. Juli 1957 von <strong>Kupferberg</strong> mit Lastwagen nach Stettin und von dort mit der Bahn ins Lager Friedland.<br />

Schloß Jannowitz ist .Altersheim geworden. Die Gärtnerei ist im Betrieb und Wirtschaftsgebäude in gutem Zustand. Das<br />

Zollhäuschen, in dem Familie Stief wohnte, ist eingestürzt, ebenso auch die Meierei. Schloß Rohrlach ist Staatsdomäne.<br />

Am schlimmsten sieht es in <strong>Kupferberg</strong> aus.<br />

Seit 1948 hatten wir in <strong>Kupferberg</strong> eine der größten Urangruben des Ostens. Sie wurde von Russen geleitet und auch das<br />

gewonnene Uran wurde nach Rußland geschafft. Der Hauptschacht befand sich auf dem Grundstück des Bauern Gräbel. Die<br />

Wirtschaft wurde einfach weggerissen und an dieser Stelle ein 300 m tiefer Förderschacht getrieben. Der Schutt wurde auf<br />

das unterhalb liegende Ackerstück geschüttet. Das Dominium wurde völlig liquidiert, die Ställe wurden Werkstätten und der<br />

Hofraum Lagerplatz. Im Schloß waren zwei russische Kompanien <strong>zur</strong> Bewachung der Grube einquartiert. Nach Stillegung<br />

der Grube dient das Schloß als Ferienheim für Kinder. Um <strong>Kupferberg</strong> herum wurden insgesamt 34 Schächte gegraben<br />

und ebenso viele Halden aufgeschüttet. Die Bergmühle ist stillgelegt worden. Die Turbine wurde verschrottet, die übrigen<br />

Maschinen sind noch drin. Es ist auch derselbe Pole noch dort, der Herrn Fürle in die Wohnung gesetzt wurde. Die Holzbrücke<br />

(<strong>über</strong> den Bober) ist eingestürzt, ebenso die Häuser von Teige. Unmittelbar neben der Bergmühle ist ein Wasserpumpwerk für<br />

<strong>Kupferberg</strong> gebaut worden, weil die Wasserversorgung für die großen Kompressoren (für die Urangruben) aus der Wasserleitung<br />

nicht ausreichte. Hierzu wurde oberhalb des Viehmarktes ein großes Wasserbassin errichtet, das ein Fassungsvermögen<br />

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