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Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann

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jahrelang in <strong>Kupferberg</strong> und Rudelstadt Kobalt suchen. Einige Funde konnte er aufweisen, doch war dies sächsischer Kobalt, der<br />

vorher in die Stollen geschmuggelt worden war. Der Betrug wurde schließlich entdeckt. Herzer machte sich auf und davon, wurde<br />

aber doch noch gefaßt.<br />

In <strong>Kupferberg</strong> geförderter Kupferkies ging <strong>zur</strong> Weiterverarbeitung in das große Vitriolwerk in Schreiberhau.<br />

<strong>Kupferberg</strong> war nicht nur Förderort von Kupfer, Kupferkies, Blei und Silber, sondern die Erze wurden dort und in der Umgebung<br />

auch gepocht, gewaschen und verhüttet. Im Münztal, unterhalb des Bolzenschlosses, wurde Silber zu Münzen geschlagen. Alte<br />

Schriften berichten: Kupferschmiede bauten ihre Hütten, <strong>über</strong> 70 an der Zahl, bei dem alten Städtchen <strong>Kupferberg</strong> am Bober. Der<br />

Ort, wo man das Kupfer schmiedete, wurde nach den Schlacken “Szlakengrunt“ genannt.<br />

Im 18. Jahrhundert waren Besitzer von <strong>Kupferberg</strong>: Christof Ferdinand Graf Nimptsch, Hans Heinrich von Ninptsch bis 1768,<br />

Hans Heinrich von Curschwandt bis 1769, Gräfin Schlabbrendorf bis 1774, Graf SchJabbrendorf bis 1780 und Ernst Hermann von<br />

Kölichen bis 1802.<br />

1785 hatte <strong>Kupferberg</strong> 796 Einwohner, davon waren 58 Gärtner und 70 Häusler.<br />

Im 19. Jahrhundert waren die Grafen Matuschka Besitzer von <strong>Kupferberg</strong>. Ernestine Gräfin Matuschka bis 1809, Josef Graf<br />

Matuschka bis 1813. Er baute das Schloß in den Jahren 1816 bis 1818 wieder neu auf. Ihm folgte Gustav Graf Matuschka<br />

bis 1838. Als Landrat Graf Matusehka verkaufte er 1838 die Herrschaft <strong>Kupferberg</strong> dem Reichsgraferi Wilhelm zu Stolberg-<br />

Wernigerode, Besitzer von Jannowitz und Waltersdorf. Dieser vereinigte 1838 die Herrschaften Jannowitz und <strong>Kupferberg</strong>, deren<br />

Güter seit 1562 getrennt waren. Die Herrschaft Rittergut <strong>Kupferberg</strong> hatte eine Fläche von 325 ha.<br />

Wilhelm Graf zu Stolberg-Wernigerode besaß <strong>Kupferberg</strong> bis zum Jahre 1898 und übte in seiner Zeit die Dominal- rechte <strong>über</strong><br />

die Stadt aus. Sein Nachfolger bis 1905 war Constantin Graf zu Stolberg-Wernigerode.<br />

Auch im 19. Jahrhundert wurde der Bergbau fortgesetzt, doch mit geringem Erfolg. 1804 - 1839 befand sich in <strong>Kupferberg</strong><br />

das königliche Bergamt des Fürstentums Schweidnitz und Jauer, bei welchem die Herren von Rohr als Direktor, Wolff als<br />

Hüttenmeister, Hirsch als Zehntner, Förster als Obereinfahrer, Schröter als Factor und <strong>Heinz</strong>e als Schichtmeister angestellt waren.<br />

Das <strong>Kupferberg</strong>er Bergamt wurde aufgelöst und mit dem Waldenburger vereinigt. Die Kommission, die die Leitung in<br />

<strong>Kupferberg</strong> hatte, verließ die Stadt.<br />

Am 12, Oktober 1824 bricht gegen Abend im Hause Nr. 84 Feuer aus, das schnell um sich greifen kann. Fast die ganze Stadt<br />

brennt nieder und nur wenige Häuser bleiben von den Flammen verschont. Wieder einmal ist der wirtschaftliche Aufschwung<br />

dahin. Armut und Not sind die Folgen.<br />

Pastor Kamnitz schreibt folgenden Bericht <strong>über</strong> den Brand: „Die Bauart und Beschaffenheit der Häuser, die alle aus Holz waren,<br />

erleichterte das Umsichgreifen des Feuers. Mit Schnelligkeit verbreitete es sich auf beiden Seiten, sowohl nach dem niederen als<br />

auch dem höher gelegenen Theile der Stadt. Ein scharfer Südwind trug das verheerende Element <strong>zur</strong> kath. Kirche und nun ward die<br />

kath. und evangl. Schule, so wie der nach Jannowitz zu gelegene Theil der Stadt von ihm ergriffen. Anfangs drohten die Flammen<br />

den ganzen oberen Theil der Stadt zu verzehren. Als sie sich aber bis <strong>zur</strong> Fechtergasse verderbend fortbewegt hatten, verwandelte<br />

sich der Südwind in einen heftigen Ostwind und brachte der Niederstadt Untergang und Verderben. Immer rascher und rascher<br />

griffen die Flammen um sich, immer verheerender wurde die Gewalt und schien der vereinten Kraft aller der Tausende zu spotten,<br />

die aus Nähe und Ferne herbeigeeilt waren, um ihrer Verwüstung Grenzen zu setzen,<br />

Lange Zeit hindurch war es gelungen, die in der Mitte der Stadt sich befindende evangl, Kirche zu erhalten, als sie aber mitten in<br />

dem Feuermeer noch allein unversehrt das Haupt erhob, da mußte auch sie ein Raub der Flammen werden.<br />

Es war eine Nacht des Schreckens, ein Morgen der Trauer. 67 Bürgerhäuser, die evangl. und kathl. Kirche, beide Schulen, das<br />

evangl. Pfarrhaus und das Hospital lagen in Asche; 146 Familien waren ohne Obdach und 503 Menschen befanden sich unter freiem<br />

Himmel, nicht wissend, wo sie am Abend ihr Haupt niederlegen und womit sie ihren schreienden Hunger zu stillen vermögen<br />

würden. In frommen Gebeten erhoben sich alle Herzen zu Gott und der Herr, der nahe ist mit seiner Hilfe allen, die ihn anrufen,<br />

erhörte ihr Flehen, erweckte die Herzen zu thätiger Liebe, so daß man von allen Orten sich beeilte, den Hilfsbedürftigen beizustehen<br />

und ihre Tränen zu trocknen.<br />

Der Abend fand keinen ohne Obdach, denn wer in den wenigen Häusern des Orts, welche von den Flammen verschont geblieben<br />

waren, nicht unterkommen konnte, wurde in den benachbarten Gemeinden freundlich aufgenommen.<br />

Schon nach dem zweiten Tag nach dem Brande bildete sich ein Verein für die Ausgebrannten, an dessen Spitze sich der damalige<br />

Besitzer <strong>Kupferberg</strong>s, der Herr Graf von Matuschka stellte. Die übrigen Mitglieder desselben waren: der konigl. Bergzehnter Hirsch,<br />

der kathl. Pfarrer Suckel, der Bürgermeister Beer, der evangl. Pfarrer Burkmann und der Wirtschaftsinspektor Karbille. Dieser<br />

Verein <strong>über</strong>nahm die von nah und fern reichlich gespendeten milden Gaben sowohl an Geld, als an Kleidern und Lebensmitteln, und<br />

sorgte für deren zweckmäßige Vertheilung.“<br />

“Der Bote aus dem Riesengebirge“ berichtete von dem großen Brande. Die Hirschberger gaben ein Konzert zum Besten der<br />

Abgebrannten. Viele adelige Herrschaften waren gekommen. Man zählte 450 Besucher. Das Geld des Reinerlöses wurde den<br />

Bürgern <strong>Kupferberg</strong>s <strong>über</strong>geben.<br />

Gräfin Reden aus Buchwald fuhr am 14. Oktober 1824 nach <strong>Kupferberg</strong>, Sie berichtet:<br />

“Ich näherte mich dem Trauerbild, von dem wer dergleichen nie sah, siech keinen Begriff machen kann - ich war anfangs wahrlich<br />

wie versteinert. Am Schloß, was vollkommen erhalten zwischen lauter Trümmern sich erhebt, empfingen mich Anton und Graf<br />

Matuschka mit unendlicher Liebe, sagten, ich käme wie gerufen, führten mich in die Mitte des kleinen versammelten Comitees,<br />

bestehend aus ihnen, beiden Geistlichen, dem Bergzehnter, Bürgermeister<br />

und Amtmann und baten daran teilzunehmen. Es wurde alles beschlossen, wie die Hilfsmittel verteilt, das Geld zum<br />

Wiederaufbau deponiert wird.“<br />

Gräfin Reden besuchte alle Bergleute, Verwundeten und Gesunden, sie wurde herzlich begrüßt.<br />

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