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100 Jahre Hamburg Airport Geschichte und Geschichten

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<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> 1911 – 2011<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschichte</strong>n


<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Geschichte</strong>n<br />

Die Geschäftsführer<br />

über ihre eindrucksvollsten<br />

Erlebnisse<br />

am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Passagiere am<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

1920<br />

240<br />

1955<br />

452.843<br />

„Kurz nachdem ich den Vorsitz der Geschäftsführung<br />

von meinem Vorgänger Werner Hauschild übernommen<br />

hatte, öffnete der neue Terminal 1 seine Türen. Wie<br />

alle Mitarbeiter, aus allen Bereichen <strong>und</strong> Tochtergesellschaften,<br />

monatelang mit Enthusiasmus auf dieses<br />

Großereignis hingearbeitet haben, hat mich tief beeindruckt.<br />

Gut erinnern kann ich mich an den Moment, als<br />

sie bereits einen Tag vor der offiziellen Eröffnung während<br />

eines Mitarbeiterfests ‚ihren‘ neuen Terminal zum<br />

ersten Mal betraten: Strahlende Augen <strong>und</strong> überall ein<br />

freudiges Lächeln sah ich bei allen Beteiligten. Die<br />

Freude über die Inbetriebnahme war überall spürbar.<br />

Als einen Tag später der erste Passagier um 4 Uhr<br />

morgens den Terminal 1 betrat, waren viele Mitarbeiter<br />

sowie Kollegen von Airlines <strong>und</strong> anderen Partnern extra<br />

gekommen, um diesen Moment mitzuerleben. Es<br />

macht mich stolz, Tag für Tag dieses engagierte Team<br />

am Neuen <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> zu erleben.“<br />

Michael Eggenschwiler,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

„Luftfahrt ist für mich Faszination pur. Seit ich meine<br />

Arbeit am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> aufgenommen habe, konnte<br />

ich hier viele ergreifende <strong>und</strong> besondere Momente<br />

erleben. Dazu gehört, neben vielen, vielen anderen, die<br />

erste Landung eines Airbus A380 am Flughafen <strong>Hamburg</strong><br />

während der <strong>Airport</strong> Days 2007. Sehr gern erinnere<br />

ich mich auch an den Besuch des Dalai Lama in<br />

<strong>Hamburg</strong> im Jahr 2007. Als Vertreter des <strong>Hamburg</strong>er<br />

Flughafens durfte ich Seine Heiligkeit direkt nach der<br />

Ankunft auf dem Vorfeld begrüßen. Ein weiterer wichtiger<br />

Moment war für mich im Herbst 2005, als ich<br />

gerade in der Geschäftsführung von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

angefangen hatte. Gemeinsam mit Michael Eggenschwiler<br />

habe ich einen Tag bei den Bodenverkehrsdiensten<br />

gearbeitet. Diese eigentlich beruflichen Erfahrungen<br />

sind für mich zu ganz persönlichen geworden,<br />

die ich keinesfalls missen möchte.“<br />

Claus-Dieter Wehr,<br />

Geschäftsführer<br />

1970<br />

3.000.000<br />

1987<br />

5.400.000<br />

2010<br />

r<strong>und</strong> 13.000.000<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> 1911–2011<br />

·· 3


Inhalt<br />

4 ·· <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> 1911–2011<br />

6 <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung<br />

6 Das ist unser Streckennetz<br />

Willkommen am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

8 Langstreckenflüge im Wandel<br />

Vom Jetset zum Normalbürger<br />

10 Flughafenarchitektur gestern<br />

<strong>und</strong> heute<br />

Eine <strong>Geschichte</strong> in Bildern<br />

16 So reisen Passagiere zum Flughafen<br />

Bevor es in die Lüfte geht<br />

18 Arbeit im Cockpit<br />

Zwei Piloten, die der Luftfahrt<br />

ein Gesicht geben<br />

20 Aus der Nachbarschaft<br />

Anwohner über ihre Beziehung<br />

zum <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

22 Flughafenentwicklung seit 1911<br />

22 Die großen Wendepunkte<br />

Aus der <strong>Geschichte</strong> von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

24 Zwischenfälle am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Von Spantax bis Eyjafjallajökull<br />

26 Projekte, die sich nicht<br />

durchgesetzt haben<br />

Luftschiffe <strong>und</strong> Überschallflieger<br />

28 So funktioniert ein Flughafen<br />

Immer im Team<br />

30 Das Geschäftsmodell <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Serviceunternehmen Flughafen<br />

32 <strong>Airport</strong> 2030<br />

Trends <strong>und</strong> Innovationen für die Zukunft<br />

34 Arbeitsplatz Flughafen<br />

34 So funktioniert eine<br />

Flugzeugabfertigung<br />

Mit der Stoppuhr auf dem Vorfeld<br />

36 Arbeitsplatz Vorfeldkontrolle<br />

Damals <strong>und</strong> heute<br />

38 Berufe am <strong>Airport</strong><br />

So vielfälltig sind die Aufgaben<br />

40 Umweltverantwortung am <strong>Airport</strong><br />

Das unternimmt der Flughafen<br />

42 Aus dem Berufsalltag<br />

einer Flugbegleiterin<br />

„Willkommen an Bord“<br />

44 Soziales Engagement des Flughafens<br />

Abseits der Piste<br />

46 Luftfracht am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Wenn es mal wieder schnell gehen soll<br />

48 Erlebniswelt <strong>Airport</strong><br />

48 Kanzler, Könige, Künstler<br />

So reisen Prominente<br />

50 Vom Flugbahnhof zur Erlebniswelt<br />

Auch ohne Ticket eine Reise wert<br />

52 Der Flughafen als Drehort<br />

Klappe, die Erste!<br />

54 Das fasziniert Menschen am Fliegen<br />

Ein Blick in die <strong>Geschichte</strong><br />

56 Unglaubliche <strong>Geschichte</strong>n<br />

Das Brautkleid auf dem Herrenklo<br />

58 Als Partner für die Metropolregion<br />

58 Gespräch mit Quickborns<br />

Bürgermeister Thomas Köppl<br />

Der Flughafen für Norddeutschland<br />

60 Erinnerungen von Helmut Schmidt<br />

<strong>Hamburg</strong> zur Luft<br />

62 Flugzeuge, die „<strong>Hamburg</strong>“ heißen<br />

Fliegende Botschafter in aller Welt<br />

64 Wirtschaftsfaktor <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Die Bedeutung des Flughafens für<br />

norddeutsche Unternehmen<br />

66 <strong>Hamburg</strong>: wo geforscht<br />

<strong>und</strong> gefördert wird<br />

Von Zeppelin bis Antares<br />

68 Lufthansa Technik<br />

Der Weltmarktführer aus <strong>Hamburg</strong><br />

70 Impressum<br />

71 <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> auf einen Blick<br />

Zeitleiste<br />

53° 37‘ 55‘‘ N, 9° 59‘ 22‘‘ O 6<br />

Flughafenarchitektur gestern <strong>und</strong> heute 10<br />

So funktioniert eine Flugzeugabfertigung 34<br />

Kanzler, Könige, Künstler 48<br />

Langstreckenflüge im Wandel 8<br />

Die großen Wendepunkte 22<br />

Umweltverantwortung am <strong>Airport</strong> 40<br />

Gespräch mit Quickborns Bürgermeister 58<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> 1911–2011<br />

·· 5


53° 37‘ 55‘‘ N<br />

9° 59‘ 22‘‘ O<br />

Willkommen am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Von Dubai bis New York, von La Palma bis St.<br />

Petersburg – vom <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> aus starten täglich<br />

mehr als 200 Flugzeuge in alle Himmelsrichtungen.<br />

Von den Nonstop­Langstrecken nach New York, Toronto,<br />

Dubai <strong>und</strong> Teheran über Cityverbindungen in<br />

europäische Metropolen wie London, Paris oder Helsinki<br />

bis hin zu Urlaubsflügen auf die Kanaren oder die<br />

deutschen Nordseeinseln, die Passagiere haben die<br />

Qual der Wahl. Über 60 Airlines starten zu 115 nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen Zielen. Ein weiter Weg, den<br />

der Flughafen gegangen ist, seit er am 10. Januar 1911<br />

auf einem damals sumpfigen Gelände im Norden<br />

<strong>Hamburg</strong>s als Hafen für Zeppeline gegründet wurde.<br />

Der Fokus am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> liegt im Punkt­zu­<br />

Punkt­Verkehr – in der Luftfahrtfachsprache sind das<br />

die direkten Verbindungen von einer Metropole zu einer<br />

anderen. Ein starkes Netz an Flugverbindungen<br />

nach Skandinavien <strong>und</strong> ins Baltikum macht den Flughafen<br />

<strong>Hamburg</strong> zum Tor nach Nordosteuropa <strong>und</strong><br />

bindet die norddeutsche Metropolregion zugleich an<br />

alle wichtigen europäischen Zentren an. Vielversprechend<br />

für einen <strong>Airport</strong> wie <strong>Hamburg</strong> mit einem<br />

vielfältigen Mix aus Kurz­ <strong>und</strong> Mittelstrecken sowie<br />

einigen Langstrecken sind Entwicklungen in der Flugzeugindustrie<br />

wie die Boeing 787 oder der Airbus<br />

Ob Abenteuerurlaub, Städtetrip oder<br />

Businessreise – <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> bietet<br />

ein starkes Netz an innereuropäischen<br />

<strong>und</strong> interkontinentalen Verbindungen<br />

A350. Denn Experten erwarten von diesen Langstrecken­Flugzeugtypen<br />

mit einer Kapazität von bis zu 300<br />

Passagieren eine Stärkung der Metropolflughäfen, deren<br />

Schwerpunkt auf Punkt­zu­Punkt­Verbindungen<br />

liegt, gegenüber den großen Umsteigeflughäfen.<br />

In den Anfangsjahren der Passagierluftfahrt in der<br />

jungen B<strong>und</strong>esrepublik war <strong>Hamburg</strong> ein zentraler<br />

Flughafen für die Lufthansa <strong>und</strong> lange auch Ausgangspunkt<br />

für den Interkontinentalverkehr der jungen<br />

Airline. Doch mit der Einführung der Düsenflugzeuge<br />

Anfang der 1960er <strong>Jahre</strong> verschob sich das Drehkreuz<br />

von Lufthansa allmählich nach Frankfurt am Main <strong>und</strong><br />

später zusätzlich nach München. Der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen<br />

konzentrierte sich stattdessen darauf, Norddeutschland<br />

einen Flugplan mit über 80 Europaverbindungen<br />

<strong>und</strong> vier Langstrecken zu bieten, der ideal auf<br />

die Anforderungen der Bevölkerung <strong>und</strong> der hier ansässigen<br />

Wirtschaft abgestimmt ist.<br />

Dieser Mix an Reisezielen sorgt bis heute dafür, dass<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> sowohl für Urlauber als auch für Ge ­<br />

schäftsleute so attraktiv ist. <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> hat sich<br />

zum bedeutenden internationalen Knotenpunkt für den<br />

Wirtschaftsstandort Norddeutschland entwickelt. Ganz<br />

offensichtlich haben die <strong>Hamburg</strong>er 1911 mit Gründung<br />

des Flughafens große Weitsicht bewiesen.<br />

6 ·· <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung ·· 7


Vom Jetset zum Normalbürger<br />

Langstreckenflüge im Wandel<br />

Die feinen Damast­Tischdecken<br />

strahlen weiß <strong>und</strong> im glänzenden Tafelsilber<br />

spiegeln sich die Wolken. Die Dame<br />

im eleganten Tweed­Kostüm wendet sich<br />

an eine der charmanten Gastgeberinnen<br />

<strong>und</strong> bittet höflich um ein Stück der köstlichen<br />

französischen Gänseleber. Nach dem<br />

Essen ziehen sich die Dame <strong>und</strong> ihr Begleiter<br />

diskret zu einem Mittagsschläfchen<br />

zurück. Die beiden befinden sich nicht<br />

etwa im Luxushotel einer internationalen<br />

Großstadt, sondern in einer Lockheed<br />

Super Star Ende der 1950er <strong>Jahre</strong>. Die<br />

Deutsche Lufthansa setzte vier dieser<br />

Flugzeuge ab 1958 in Ergänzung zu ihrer<br />

Super Constellation auf Nordatlantikrouten<br />

ein, zum Beispiel auf der Strecke <strong>Hamburg</strong>–New<br />

York. Flugreisen leisteten sich<br />

zu dieser Zeit nur privilegierte Menschen,<br />

der sogenannte Jetset.<br />

An Bord der „Super Connie“<br />

Dieter (Didi) Krauss war 1960 als Second<br />

Officer ab <strong>Hamburg</strong> auf der Super Constellation<br />

unterwegs <strong>und</strong> erinnert sich:<br />

„In der Super Connie war Platz für ca.<br />

86 Passagiere. Es herrschte ein bisschen<br />

Wohnzimmeratmosphäre. Wir waren oft<br />

30 St<strong>und</strong>en unterwegs, dadurch ergab<br />

sich natürlich auch innerhalb der Crew ein<br />

ganz besonderer Zusammenhalt. Teilweise<br />

In der Bar an Bord der Boeing 747-130 wurde in den 1970er <strong>Jahre</strong>n Exklusivität betont Individuelles Entertainmentprogramm auf einem Langstreckenflug heute<br />

hatten wir mehrere Tage Aufenthalt an einem<br />

Ort. Man hat viel Zeit miteinander ver ­<br />

bracht, beim Sightseeing oder am Strand.“<br />

Das Cockpit war damals etwas „belebter“<br />

als heute: „An Bord befanden sich drei<br />

Piloten: Der Kapitän, der Erste Offizier <strong>und</strong><br />

der Zweite Offizier, von der Crew auch<br />

scherzhaft ‚Baby Pilot‘ genannt. Außerdem<br />

gab es zwei Ingenieure, einen Funker <strong>und</strong><br />

bei Atlantikflügen noch einen Navigator.“<br />

Auf den heutigen Langstrecken befinden<br />

sich meistens nur noch zwei Piloten im<br />

Cockpit, außerdem sind zwei Austauschpiloten<br />

für den Dienstwechsel an Bord.<br />

Entwicklung am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Schon Mitte der 1930er <strong>Jahre</strong> wurde<br />

<strong>Hamburg</strong> zu einem wichtigen Knotenpunkt:<br />

Mehrmals pro Tag ging es z. B.<br />

nach Berlin, Kopenhagen, Zürich <strong>und</strong> London,<br />

außerdem einmal täglich nach Amsterdam<br />

<strong>und</strong> Brüssel. Neue Strecken weit<br />

über Mitteleuropa hinaus wurden aufgebaut.<br />

So beflog die Lufthansa von <strong>Hamburg</strong><br />

aus die damals längste Flugroute der<br />

Welt (4.050 Kilometer), die mit einer Flugzeit<br />

von fast 24 St<strong>und</strong>en von Belgrad über<br />

Athen, Rhodos <strong>und</strong> Damaskus nach Bagdad<br />

führte. Mit dem Bau der viermotorigen<br />

Verkehrsflugzeuge Ende der 1930er <strong>Jahre</strong><br />

änderte sich vieles: Die Kontinente waren<br />

dank höherer Passagierkapazitäten <strong>und</strong><br />

hoher Reisegeschwindigkeiten schnell miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en. Nach dem Ende des<br />

Zweiten Weltkrieges wuchs das Verkehrsaufkommen<br />

wieder schnell an. 1955 wurden<br />

schon 452.843 Passagiere abgefertigt,<br />

<strong>Hamburg</strong> war zum „Tor der Welt“ in<br />

der modernen Luftfahrt geworden. Mit<br />

Fluggesellschaften wie Pan Am oder SAS<br />

ging es z. B. nach New York, Chicago,<br />

Detroit, Rio de Janeiro oder Buenos Aires.<br />

Auch Verbindungen nach Johannesburg,<br />

Manila oder Hongkong starteten hier. Am<br />

8. Juni 1955 hob hier die erste Langstreckenmaschine<br />

der neugegründeten Lufthansa,<br />

eine Lockheed Super Constellation,<br />

zu ihrem Flug via Düsseldorf <strong>und</strong> Shannon<br />

nach New York ab.<br />

Didi Krauss erinnert sich: „In der Anfangszeit<br />

der Super Connie flogen viele<br />

Kapitäne ausländischer Fluggesellschaften,<br />

meistens von Trans World Airlines (TWA),<br />

das Flugzeug. Lufthansa lieh sich die Kapitäne,<br />

bis die eigenen ausgebildet waren.<br />

So ab 1960 kamen dann die ersten deutschen<br />

Kapitäne dazu.“ Mit Beginn des Jet­<br />

Zeitalters konnte <strong>Hamburg</strong> seinen Ruf als<br />

„Luftkreuz des Nordens“ weiter ausbauen<br />

<strong>und</strong> lag mit seinem Verkehrsaufkommen<br />

an zweiter Stelle hinter Frankfurt am Main.<br />

1959 eröffnete die Pan Am mit der Boeing<br />

707 die Strecke Kopenhagen–<strong>Hamburg</strong>–<br />

London–New York, <strong>und</strong> wenig später führte<br />

Air France mit dem gleichen Flugzeug<br />

die erste Langstrecke über den Nordpol<br />

von Paris über <strong>Hamburg</strong> nach Tokio ein.<br />

Dieter Krauss wurde 1965 Copilot auf der<br />

Boeing 707, bevor er 1967 zum Lufthansa­<br />

Kapitän ernannt wurde <strong>und</strong> im Cockpit die<br />

Convair Metropolitan flog.<br />

Die „Großen“ kommen<br />

Als am 30. März 1970 die erste Boeing 747<br />

der Lufthansa in <strong>Hamburg</strong> landete, war<br />

dies die Einführung der Großraumflugzeuge.<br />

Das Flugzeug wurde zum Massenverkehrsmittel,<br />

denn die Boeing 747 fasste<br />

mit r<strong>und</strong> 400 Sitzen mehr als doppelt so<br />

viele Passagiere wie der Vorgänger Boeing<br />

707. Der 1985 von Pan Am eröffnete tägliche<br />

Nonstop­Dienst nach New York wurde<br />

schnell zur Selbstverständlichkeit, die japanische<br />

JAL flog von <strong>Hamburg</strong> nach Tokio.<br />

Auch für die Besatzung an Bord änderte<br />

sich vieles. Didi Krauss wurde 1981 Kapitän<br />

auf der 747: „Bei dem Briefing der<br />

747­Crews sind heute je nach Strecke<br />

über 20 Besatzungsmitglieder dabei, sogenannte<br />

‚multiple crews‘, die sich den<br />

Dienst an Bord teilen. Manche Kollegen<br />

sieht man während des Fluges nicht einmal.<br />

Die Stopps sind kürzer als früher. Im<br />

Cockpit gilt das sogenannte ‚Crew Resource<br />

Management‘, das bedeutet, dass<br />

die Meinung jedes einzelnen Crewmitglieds<br />

mit in die Entscheidung einbezogen<br />

werden soll, es wird viel mehr auf Zusammenarbeit<br />

gesetzt als früher. Die Atmosphäre<br />

an Bord ist viel entspannter <strong>und</strong><br />

man gewinnt noch mehr an Sicherheit.“<br />

Langstrecke heute<br />

Der Schwerpunkt des Streckennetzes am<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> liegt auf deutschen <strong>und</strong><br />

europäischen Zielen. Die vier Langstrecken<br />

(New York, Dubai, Toronto <strong>und</strong> Teheran)<br />

sind eine optimale Ergänzung des Streckennetzes.<br />

Ein Ziel des <strong>Hamburg</strong>er Flughafens<br />

ist es, weitere Fernstrecken in die<br />

Hansestadt zu holen. Vielversprechend für<br />

einen <strong>Airport</strong> wie <strong>Hamburg</strong> mit einem großen<br />

Einzugsgebiet <strong>und</strong> etwa 40 Prozent<br />

Businessreisenden sind Entwicklungen in<br />

der Flugzeugindustrie wie der Boeing 787<br />

oder dem Airbus A350.<br />

Insgesamt 36 <strong>Jahre</strong> lang ist Didi Krauss als Verkehrspilot der Lufthansa auf<br />

allen Kontinenten unterwegs gewesen <strong>und</strong> hat dabei so gut wie jeden Flugzeugtyp<br />

geflogen. Seine Liebe <strong>und</strong> Leidenschaft gehört aber immer noch<br />

den Flugzeugen, die „brummen“. Nachdem er die Fliegerschule in Bremen<br />

abgeschlossen hatte, kam der gebürtige Schwabe 1960 nach <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>und</strong> ist geblieben. Das Unternehmen mit dem gelben Kranich ernannte den<br />

heute 74­Jährigen 1967 zum Kapitän. Gern erinnert er sich an DEN Treffpunkt<br />

für alle Crews <strong>und</strong> Mitarbeiter des <strong>Hamburg</strong>er Flughafens: das Restaurant<br />

Giele & Söhne im ersten Stock des historischen Terminalgebäudes:<br />

„Es ging eine Wendeltreppe hoch <strong>und</strong> die Fensterfront lag direkt am Vorfeld.<br />

Wir alle waren erst Anfang 20…“, schmunzelt Didi Krauss. Sein<br />

schönstes Langstreckenerlebnis war Anfang der 1960er <strong>Jahre</strong> ein sechswöchiger<br />

Charterflug mit zwei Super Constellations durch Südamerika, auf<br />

dem er <strong>und</strong> seine Crew die Bamberger Symphoniker auf einer Konzertreise<br />

begleiteten. „Lange Aufenthalte in Mexico City, Caracas,<br />

Bogota, Buenos Aires oder Rio de Janeiro trugen zu einer<br />

entspannten Atmosphäre innerhalb der Crew <strong>und</strong> des Orchesters<br />

bei. Es war fast wie im Zeltlager. Bei einer Zugabe<br />

eines Konzerts haben wir zur Überraschung des Dirigenten<br />

zwei seiner Streicher durch zwei unserer Crewmitglieder<br />

ersetzt“, erinnert sich Didi Krauss lächelnd.<br />

Didi Krauss (geb. 1936)<br />

8 ·· <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung ·· 9


Immer schön modern<br />

Flughafenarchitektur im Wandel der Zeit<br />

Von 1929 bis 2001 prägte das Empfangsgebäude der Architekten Dyrssen & Averhoff (u. re. ein Modell) den <strong>Hamburg</strong>er Flughafen. Ihr Gebäude zentralisierte alles, was zur Passagierabfertigung <strong>und</strong> Gepäckverladung notwendig war, sowie sämtliche Abteilungen <strong>und</strong> Behörden<br />

10 ·· <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung ·· 11


Typisch <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>: Zu den geschwungenen Dächern seines Entwurfs wurde Architekt Meinhard von Gerkan vom Querschnitt einer Flugzeug- tragfläche inspiriert. Viel Licht, kurze Wege <strong>und</strong> schnelle Orientierung machen den <strong>Hamburg</strong>er Flughafen bei den Passagieren so beliebt<br />

12 ·· <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung ·· 13


Auf dem Gelände, das heute <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> umfasst, fing 1911 alles mit einer Luftschiffhalle an, in der zwei Zeppeline Platz hatten. Diese Halle<br />

wurde nach Ende des Ersten Weltkriegs gesprengt. Die ungelenken Zeppeline wurden bald von den ersten Flugzeugen abgelöst. So prägten in den<br />

1920er <strong>Jahre</strong>n kleinere Flugzeughallen das Bild des Flughafens. Der Boden auf dem Luftschiff- bzw. Flughafen war morastig, so dass die Fahrwerke<br />

der Flugzeuge, die hier später landeten, oftmals in der Erde einsanken – später wurde das Gelände trockengelegt.<br />

Sie war die erste großzügig angelegte Halle am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen: die Halle A mit<br />

einer Gr<strong>und</strong>fläche von 1.800 m 2 . Die <strong>Hamburg</strong>er Luftverkehrs-Gesellschaft mbH war<br />

hier angesiedelt <strong>und</strong> führte Zeitungsflüge in die Nordseebäder <strong>und</strong> nach Berlin sowie<br />

Sonder-, Fracht-, R<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Fotoflüge durch.<br />

14 ··<br />

Den ersten Radarturm erhielt<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> 1955.<br />

Er stand gegenüber dem<br />

Flughafeneingang. Seit 1984<br />

steht ein neuer Radarturm im<br />

südlichen Teil des Geländes<br />

HAM STEP – weiter Richtung Zukunft<br />

Ein wichtiger Schritt für die Zukunft mit<br />

sieben Buchstaben: HAM STEP, die Strategische<br />

Entwicklungsplanung für den<br />

<strong>Hamburg</strong>er Flughafen (Kürzel: HAM). Bereichsübergreifende<br />

Arbeitsgruppen beschäftigen<br />

sich dabei mit der Frage, wie<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> sich entwickeln kann,<br />

um das von den Fachleuten vorausge­<br />

Das dörfliche Fuhlsbüttel war von Bauernhäusern geprägt –<br />

so stand auch vor dem Empfangsgebäude noch ein rustikales<br />

Wohnhaus.<br />

Die Luftsicherung – der Vorgänger der Deutschen Flugsicherung<br />

<strong>und</strong> der Vorfeldkontrolle von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – war<br />

zunächst in einem eigenen, kleinen Gebäude untergebracht.<br />

Per Fernglas wurden die ankommenden Flugzeuge beobachtet.<br />

Nach dem Bau des Empfangsgebäudes zogen die<br />

Beamten in den Turmaufbau des Gebäudes. Von dort gab<br />

die Luftsicherung per Lichtzeichen die Startfreigabe an<br />

einen Kollegen, der auf dem Vorfeld postiert war <strong>und</strong> den<br />

Piloten per Flagge die Freigabe signalisierte.<br />

sagte Wachstum im Luftverkehr bewältigen<br />

zu können. Und zwar innerhalb der<br />

Grenzen des <strong>Airport</strong>s – der ja von dicht<br />

besiedelten Stadtteilen <strong>und</strong> Gemeinden<br />

umgeben ist. Beteiligt sind Experten aus<br />

nahezu allen Bereichen des Unternehmens,<br />

die gemeinsam prüfen, wie der Flughafen<br />

dem wachsenden Verkehr gerecht werden<br />

Gut zu erkennen auf dem Flughafengebäude von 1929: der<br />

Turmaufbau für die Vorfeldkontrolle <strong>und</strong> Flugsicherung.<br />

In der ersten Etage erwartete das Restaurant August Giele seine Gäste. Durch die<br />

breite Fensterfront war der Blick auf das Vorfeld besonders beeindruckend. Viel Platz<br />

hatten die Bauherren für Besucher gelassen: Dachterrassen <strong>und</strong> Rasenflächen boten<br />

insgesamt Platz für 30.000 bis 35.000 Zuschauer, die zu Flugshows hierher kamen.<br />

In der Abflugebene war das Gebäude durch den langen, leicht gebogenen Gang charakterisiert. Die Fluggesellschaften hatten hier ihre Ticket- <strong>und</strong><br />

Check-in-Schalter. Besucher <strong>und</strong> Reisende, die das Gebäude betraten, wurden von der großen „Klappertafel“ begrüßt, die alle Starts bzw. Landungen<br />

ankündigte (im Bild rechts: die Ankunft).<br />

Neue Zufahrtsstraßen erleichtern seit 2005 die Anfahrt mit<br />

dem Auto. Auf zwei Ebenen erreichen Fahrer die Ankunft-<br />

oder die Abflugebene sowie 8.000 terminalnahe Parkplätze.<br />

kann. „Wichtig ist, die richtige Balance zwischen<br />

möglichen Maßnahmen für eine Erhöhung<br />

der Passagierkapazität <strong>und</strong> der<br />

Wirtschaftlichkeit des Unternehmens, den<br />

hohen Service­ <strong>und</strong> Sicherheitsstandards<br />

sowie der Einhaltung der Umweltschutzgr<strong>und</strong>sätze<br />

zu finden“, sagt David Liebert,<br />

der seit Mai 2010 das Projekt leitet. Der<br />

29­Jährige ist die Schnittstelle zwischen<br />

den Bereichen, sorgt für den Informations­<br />

Der Entwurf für den Neuen <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> von Meinhard von Gerkan wurde 1985<br />

erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. 1993 startete Terminal 4 (heute Terminal 2)<br />

seinen Betrieb. Als HAM 21 geht das größte Ausbauprogramm des Flughafens im Jahr<br />

2000 an den Start, bis 2009 entstanden der Terminal 1, neue terminalnahe Parkhäuser,<br />

Zufahrtsstraßen <strong>und</strong> die zentral gelegene <strong>Airport</strong> Plaza. Das Investitionsvolumen betrug<br />

356 Millionen Euro.<br />

austausch untereinander, unterstützt die<br />

Analysen der einzelnen Entwürfe <strong>und</strong> hält<br />

die Fäden in der Hand. Das für die notwendige<br />

Gr<strong>und</strong>lagenermittlung durchgeführte<br />

Projekt HAM STEP ist fester Bestandteil der<br />

Unternehmensstruktur geworden, angesiedelt<br />

im Real Estate Management unter<br />

Leitung von Carsten Wilmsen. Die Konzeptionen<br />

<strong>und</strong> Vorschläge entwickeln die<br />

Fachleute in den jeweiligen Arbeitsgrup­<br />

pen, wie z. B. für die Flugbetriebsflächen<br />

sowie die Erweiterungen der Frachtanlagen<br />

<strong>und</strong> der Parkflächen des Flughafens.<br />

„Die große Kunst dabei ist, die sehr langfristigen<br />

Planungen nachfragegerecht zu<br />

gestalten“, so David Liebert. Denn auch in<br />

Zukunft will <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> ein bedeutender<br />

Standortfaktor für die Region sein<br />

<strong>und</strong> allen K<strong>und</strong>en genau die Dienstleistung<br />

bieten, die sie sich wünschen.<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung<br />

·· 15


Von der Innenstadt<br />

zum Flughafen:<br />

damals wie heute<br />

in weniger<br />

als 30 Minuten<br />

Bevor es in die Lüfte geht<br />

So reisen Passagiere zum Flughafen<br />

Elegant <strong>und</strong> selbstverständlich immer gut behütet<br />

begannen die Passagiere noch bis in die 1960er <strong>Jahre</strong><br />

ihre Reise. Besonderen Service bot die Deutsche Luft<br />

Hansa in <strong>Hamburg</strong> schon Ende der 1920er/Anfang der<br />

1930er <strong>Jahre</strong>: Ein „Zubringerdienst“ mit sogenannten<br />

Kraftomnibussen holte die Gäste am Hauptbahnhof ab<br />

<strong>und</strong> fuhr sie zirka 25 Minuten bis zum Flughafen. „Die<br />

Fahrten zwischen Flughafen <strong>und</strong> Hauptbahnhof sind<br />

auf die Abflug­ <strong>und</strong> Landezeiten der Verkehrsflugzeuge<br />

abgestimmt“, hieß es in einem Informationsheft des<br />

Flughafens.<br />

Wer in jenen <strong>Jahre</strong>n bereits mit dem eigenen Auto<br />

den Flughafen ansteuerte, freute sich über die ersten<br />

Parkflächen <strong>und</strong> Zufahrtsstraßen vor dem Empfangsgebäude.<br />

Sie wurden 1930 in Betrieb genommen – auf<br />

dem Rasen. Heute nennt sich dieses System terminalnahes<br />

Parken <strong>und</strong> funktioniert immer noch: 8.000<br />

Stellplätze gibt es direkt vor den Terminals <strong>und</strong> 4.000<br />

auf den Holidayparkplätzen.<br />

Angeb<strong>und</strong>en ans öffentliche Verkehrsnetz ist <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong> seit jeher durch verschiedene Buslinien<br />

<strong>und</strong> seit Ende 2008 durch eine S­Bahn­Verbindung,<br />

die in 25 Minuten die <strong>Hamburg</strong>er Innenstadt erreicht.<br />

Nicht die ersten Schienen, die am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

enden, denn schon 1928 fuhr eine Straßenbahn zum<br />

Flughafen: Die Linie 28 brachte Besucher, Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Passagiere hierher – allerdings mit Umsteigen. An<br />

der Sengelmannstraße stieg man in die „Flughafenbahn“,<br />

die vor dem Hauptgebäude hielt, wendete <strong>und</strong><br />

anschließend zurückfuhr. Später fuhr die Straßenbahn<br />

dann bis zum Flughafen durch – ohne Umsteigen.<br />

1974 fand die letzte Fahrt, dann der Linie 9, statt. Wie<br />

die langjährige Flughafenanwohnerin Erika Pitschke<br />

(67) heute berichtet, nutzte die Jugend der 1950er<br />

<strong>Jahre</strong> diese Verbindung auch oft am Wochenende –<br />

denn in der Gaststätte „Flughafenblick“ in der Straßenbahnkehre<br />

wurde zu Livemusik getanzt.<br />

Ob mit dem Kielius, dem Busshuttle aus Kiel, mit dem<br />

Taxi, dem eigenen PKW oder der Ende 2008 eröffneten<br />

S-Bahn-Verbindung – <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> ist ideal ans Verkehrsnetz<br />

angeschlossen. Das war auch früher so: Busse<br />

<strong>und</strong> Autos fuhren direkt am alten Hauptgebäude vorbei;<br />

manchmal ging es sogar direkt aufs Vorfeld. Von den<br />

1920ern bis in die 1970er fuhr die Straßenbahn Nummer 9<br />

zum Flughafen (Fotos S. 17)<br />

Straßenbahnen, Omnibusse, Automobile – hier auf der<br />

Zeppelinstraße (heute Umgehung Fuhlsbüttel), die direkt<br />

am Flughafen vorbeiführte<br />

„Am 1. Juli 1964 begann ich bei BEA (British European<br />

Airways) meine ‚Karriere‘ als Bodenstewardess,<br />

offiziell ‚air traffic clerk‘. Zum Dienst am <strong>Hamburg</strong>er<br />

Flughafen fuhr ich per Straßenbahn Nr. 9 in Uniform<br />

wie die fliegenden Crews, adrett mit Schiffchen (Hut)<br />

<strong>und</strong> im Sommer weißen Baumwollhandschuhen,<br />

stets ein sauberes Reservepaar in der Tasche. Damals<br />

hatte jede Airline eigenes Bodenpersonal <strong>und</strong> einen<br />

eigenen Schalter mit frischen Blumen. Die verschiedenen<br />

Schalter standen dicht beieinander, man hatte<br />

viel Kontakt <strong>und</strong> jeder kannte jeden. Ein bisschen litten<br />

wir damals darunter, dass die Abflughalle nicht<br />

gut belüftet <strong>und</strong> ohne Tageslicht war.<br />

Jeder von uns machte alles, was am Boden zu tun<br />

war, von der telefonischen Beratung <strong>und</strong> Reservierung<br />

über Ticketausstellung, den Check­in bis hin<br />

zum Boarding mit den Durchsagen am Gate sowie<br />

Lost and Fo<strong>und</strong>. Die Passagiere begleiteten wir bei<br />

gutem Wetter zu Fuß über das Vorfeld zum Flugzeug<br />

<strong>und</strong> holten sie nach der Landung dort auch ab.<br />

In Kursen in London lernten wir ‚Load Control‘, die Berechnung<br />

der Beladung der verschiedenen Flugzeugtypen,<br />

die <strong>Hamburg</strong> anflogen.<br />

KLM transportierte des Öfteren lebende menschliche<br />

Organe vom Organtransplantationszentrum ‚Eurotransplant‘<br />

im holländischen Leiden nach <strong>Hamburg</strong>. Sie<br />

wurden ‚in hands of purser‘ befördert, d. h. der verantwortliche<br />

Flugbegleiter trug insbesondere auch die<br />

Verantwortung für das lebensspendende Organ <strong>und</strong><br />

dessen Übergabe an das Bodenpersonal. ‚In hands of<br />

purser‘ kam eines Tages auch die Asche des verstorbenen<br />

Gustav Gründgens in einer Urne aus Manila<br />

zurück. Als einmal ein Spenderherz in <strong>Hamburg</strong> eintraf,<br />

habe ich es in einer Kühlbox vom Flugzeug bis zu den<br />

wartenden Sanitätern getragen – ein sehr aufregendes,<br />

bewegendes Gefühl.“<br />

Georgia Siems­Heckhausen (geb. 1944)<br />

16 ·· <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung ·· 17


Mit vier Streifen auf dem Ärmel<br />

Zwei Piloten, die der Luftfahrt ein Gesicht geben<br />

Zwei Piloten, zwei<br />

<strong>Geschichte</strong>n: Jürgen<br />

Raps, Chefpilot <strong>und</strong><br />

Mitglied des Passagevorstands<br />

der Lufthansa<br />

(oben), <strong>und</strong> John Posern,<br />

Kapitän auf der A320-<br />

Familie bei airberlin<br />

Fliegen bleibt Faszination:<br />

Jürgen Raps<br />

„Als ich 1970 Flugschüler an der Lufthansa­Verkehrsfliegerschule<br />

in Bremen wurde,<br />

war die Welt des Luftverkehrs noch eine<br />

ganz andere als heute.“ Diese Feststellung<br />

stammt von einem, der es wissen muss:<br />

Jürgen Raps, Jahrgang 1951, hat nicht nur<br />

über 19.000 Flugst<strong>und</strong>en Erfahrung, sondern<br />

ist zudem Chefpilot <strong>und</strong> Mitglied des<br />

Lufthansa­Passagevorstandes. Als Segelflieger<br />

fing er an; danach kamen Flugzeuge<br />

mit Kolbenmotoren (etwa die Super<br />

Constellation) während seiner Flugschülerzeit.<br />

Seitdem ist er sein Berufsleben lang<br />

Jets geflogen: „Mein erster Arbeitsplatz<br />

war der rechte Sitz einer Boeing 737.<br />

Damals herrschte noch deutlich weniger<br />

Betrieb am Himmel als heute. Allein deswegen<br />

galt Fliegen als etwas ganz Besonderes<br />

<strong>und</strong> war natürlich deutlich teurer als<br />

heute.“<br />

Ermöglicht wurde diese kommerzielle<br />

Erfolgsgeschichte durch den entsprechenden<br />

Technologiefortschritt. Mit dem Beginn<br />

des Jet­Zeitalters – 1960 setzte die<br />

Deutsche Lufthansa zum ersten Mal eine<br />

Boeing 707 ein – wurden Flugzeuge deutlich<br />

schneller, aber auch größer. Diese<br />

Entwicklung setzte sich kontinuierlich fort<br />

bis zum heutigen Superlativ Airbus A380,<br />

für den Jürgen Raps als einer der vier<br />

ersten Linienpiloten weltweit eine Lizenz<br />

besitzt.<br />

„Durch den Technologiewandel hat sich<br />

auch die Arbeit der Piloten stark verändert“,<br />

erklärt Jürgen Raps. „Die Boeing 747<br />

wurde ursprünglich noch für ein Drei­<br />

Mann­Cockpit konzipiert <strong>und</strong> bis 1991<br />

auch noch so gebaut. Neben zwei Piloten<br />

war ein Flugingenieur vorgesehen, der unter<br />

anderem für die Überwachung <strong>und</strong> Be­<br />

dienung von Druckkabine, Treibstoffversorgung<br />

oder Triebwerken zuständig war.<br />

Heute werden diese Routineaufgaben von<br />

Computersystemen übernommen. Der Pilot<br />

ist damit nicht mehr nur ‚Flugzeugführer’,<br />

sondern zunehmend auch der Manager<br />

komplexer Systeme.“<br />

Konfrontiert mit dem Vorurteil, Piloten<br />

bräuchten also heute nach dem Start nur<br />

noch den Autopiloten einzuschalten, antwortet<br />

Jürgen Raps: „Durch den wachsenden<br />

Grad an Automatisierung steigt<br />

zweifellos die Sicherheit, denn Routineaufgaben<br />

werden in der Regel zuverlässiger<br />

von Computern erledigt als von Menschen.<br />

Bei unvorhergesehenen Situationen aber<br />

haben Computer wiederum deutliche<br />

Nachteile gegenüber dem flexiblen Menschen.<br />

Der Pilot bleibt also der ‚Entscheider‘<br />

an der Schnittstelle zwischen Mensch <strong>und</strong><br />

Maschine <strong>und</strong> muss ständig hellwach sein,<br />

um das selbst gesetzte Ziel eines Höchstmaßes<br />

an Sicherheit zu gewährleisten.“<br />

Die strenger werdenden Sicherheitsvorschriften<br />

führen ebenfalls zu einem Wandel<br />

des Pilotenalltags, so Jürgen Raps:<br />

„Nach den Ereignissen des 11. September<br />

wurden unsere Cockpittüren verstärkt <strong>und</strong><br />

mit Kameras ausgestattet. In der Regel<br />

bleibt die Cockpittür während des Fluges –<br />

im Gegensatz zu früher – nun geschlossen.<br />

Dabei geht es mir wie den meisten<br />

Piloten: Wir vermissen den Kontakt zu unseren<br />

Passagieren <strong>und</strong> unseren Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen in der Kabine.“ Trotzdem<br />

bekennt Jürgen Raps: „Fliegen bleibt eine<br />

Faszination, heute wie vor <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n.<br />

Und das wird auch künftig so sein.“<br />

Engagiert für die Luftfahrt:<br />

John Posern<br />

John Posern, 44, im Norden <strong>Hamburg</strong>s zu<br />

Hause, ist seit 2004 Airbus­Kapitän bei<br />

airberlin – die vier Kapitänsärmelstreifen<br />

hatte er schon früher erworben. Posern<br />

begann seine Laufbahn bei <strong>Hamburg</strong> International<br />

<strong>und</strong> flog jahrelang auch für die<br />

Deutsche BA <strong>und</strong> Germania. „Ich habe<br />

einen guten Arbeitsplatz mit guter Sicht“,<br />

lächelt er. „Ein Bürojob wäre nichts für<br />

mich. Die unregelmäßigen Arbeitszeiten<br />

sind zwar nicht immer schön, aber meine<br />

Arbeit ist immer interessant.“ Und dann<br />

bekennt der gelernte Elektroniker, der zudem<br />

Informatik studiert hat: „Im Gr<strong>und</strong>e<br />

war es immer mein Wunsch, Pilot zu werden.“<br />

Nur 17 Monate hat John Posern von<br />

seiner ersten Flugst<strong>und</strong>e bis zum Berufspilotenschein<br />

benötigt. Heute ist er zufrieden,<br />

dass er Kurzstrecken fliegt: „Ich habe<br />

drei Kinder. Da ist man froh, wenn man<br />

regelmäßig nach Hause kommt.“ John<br />

Posern, der anfangs De Havilland Dash 8,<br />

später fast alle Boeing­737­Versionen geflogen<br />

hat <strong>und</strong> bei airberlin auf den Airbus<br />

gewechselt hat, kann mittlerweile 9.500<br />

Flugst<strong>und</strong>en vorweisen <strong>und</strong> ist der Fliegerei<br />

immer engagiert verb<strong>und</strong>en. So hat er<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> auch gern zur Seite gestanden,<br />

als es um praktische Nachbarschaftshilfe<br />

ging. „Ich habe in Uniform auf<br />

Märkten den Menschen erklärt, was Fliegen<br />

ist. Dazu gehört auch, dass wir die Wä sche<br />

auf der Leine nicht schmutzig machen.<br />

Auch über Lärm­Probleme haben wir ehrlich<br />

gesprochen. Ich glaube, viele Menschen<br />

haben mich verstanden. Die Resonanz<br />

war positiv. Das zählt.“ Wer ihn fragt,<br />

was ihm am Fliegen am meisten gefällt,<br />

erhält sofort die Antwort: „Starten <strong>und</strong><br />

Landen.“ Diese Freude an der Fliegerei<br />

eint beide Flugkapitäne.<br />

Karl Morgenstern<br />

18 ·· <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung ·· 19


Von großen Fliegern <strong>und</strong> kleinen Taschen<br />

Junge Familie <strong>und</strong> alteingesessene<br />

Flughafennachbarn über ihre<br />

Beziehung zum <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Die Startrichtung der Flugzeuge hat<br />

sich gerade an dem Morgen unseres Besuchs<br />

in <strong>Hamburg</strong>­Niendorf geändert. In<br />

den Wochen vorher konnte Familie Engelhardt<br />

täglich aus ihrem Garten die aufsteigenden<br />

Flugzeuge beobachten, jetzt sieht<br />

man kein einziges. Ein bisschen schade<br />

findet das die Gastgeberin. „Ich freue mich<br />

richtig, nachmittags, wenn ich nach Hause<br />

komme, die Flugzeuge starten zu sehen“,<br />

sagt Annette Engelhardt (41). Seit gut einem<br />

Jahr leben sie <strong>und</strong> ihr Mann Achim<br />

(40) mit ihren drei Kindern Mieke (8), Maren<br />

(5) <strong>und</strong> Karla (1) im eigenen Haus ganz<br />

in Flughafennähe. „Wir wussten, als wir<br />

das Haus bauten, dass wir hier sicher<br />

Fluglärm hören würden“, sagt Annette Engelhardt.<br />

„Dafür kriegen wir aber auch viel<br />

zu sehen! Und als meine Schwiegermutter<br />

nach einem Besuch bei uns mit TUIfly zu­<br />

rück nach Köln flog, wussten die Kinder<br />

genau, dass sie in dem gelben Flugzeug<br />

saß, das wir aus dem Garten sehen konnten.“<br />

Niendorf ist aber viel mehr als einfach<br />

nur einer der Logenplätze für Flugzeugbegeisterte.<br />

Ein Stadtteil mit vielen alteingesessenen<br />

Geschäften zum Beispiel. Das<br />

können Familie Engelhardts Nachbarn, Liesel<br />

<strong>und</strong> Hans Hille (79 <strong>und</strong> 80), bestätigen,<br />

die heute auf der Terrasse des Einfamilienhauses<br />

zu Gast sind. Die beiden leben seit<br />

1957 gemeinsam in dem Haus, das Liesel<br />

Hilles Großeltern hier gebaut haben <strong>und</strong> in<br />

dem sie selbst auch aufgewachsen ist.<br />

Vom Bäcker um die Ecke über Mode­Boutiquen<br />

bis zu mehreren Supermärkten hat<br />

Niendorf alles zu bieten. Nicht zu vergessen<br />

das Niendorfer Gehege. „Hier kennt<br />

wirklich noch jeder jeden“, erzählt Liesel<br />

Hille. „Und junge Familien passen hier sehr<br />

gut her.“ „Die Kinder aus der Nachbarschaft<br />

bringen doch erst richtig Leben in<br />

die Bude“, ergänzt ihr Mann. Die Engelhardts,<br />

an die sie einen Teil ihres Gr<strong>und</strong>stücks<br />

verkauft haben, fühlen sich in der<br />

Straße mit Bebauung aus der Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

jedenfalls sehr wohl.<br />

In über 50 gemeinsamen <strong>Jahre</strong>n haben<br />

die Hilles natürlich viele Veränderungen im<br />

Stadtteil <strong>und</strong> auch am Flughafen miterlebt.<br />

„Mit den Düsenflugzeugen wurde es natürlich<br />

lauter“, sagt Hans Hille. „Dafür steigen<br />

die auch schneller in den Himmel.<br />

Wenn der erste Flieger allerdings morgens<br />

um fünf nach sechs abhebt, dann ist man<br />

natürlich wach. Aber das ist trotzdem alles<br />

annehmbar.“ Am meisten wünscht sich<br />

der agile Rentner daher, dass die Nachtflugbeschränkung<br />

auch in Zukunft bestehen<br />

bleibt, im Sinne aller Anwohner. Auch<br />

derer, die noch näher am Flughafenzaun<br />

wohnen. Seine erste Flugreise hat das<br />

Ehepaar übrigens 1983 gemacht: Zur Silberhochzeit<br />

ging es für drei Wochen nach<br />

Mallorca. Heute sind sie einmal im Jahr<br />

Passagiere am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>; zuletzt,<br />

zum 80. Geburtstag von Hans Hille, nach<br />

Athen, um von dort aus mit den beiden<br />

Söhnen <strong>und</strong> ihren Familien auf einem gecharterten<br />

16­Meter­Segelschiff durchs<br />

Mittelmeer zu schippern.<br />

Und wie sieht es bei den Allerjüngsten<br />

in der Nachbarschaft aus? Maren Engelhardt<br />

freut sich – zusammen mit ihrer<br />

Mutter –, wenn sie die große Boeing 777<br />

von Emirates starten sieht. „Die fliegt dahin,<br />

wo meine Kameltasche herkommt“,<br />

erzählt sie stolz <strong>und</strong> führt uns das modi­<br />

Liesel <strong>und</strong> Hans Hille<br />

mit Enie Peparolo <strong>und</strong><br />

Karla Engelhardt, ihrer<br />

großen Schwester<br />

Maren <strong>und</strong> Mutter<br />

Annette Engelhardt<br />

Den wohl spannendsten Spielplatz in ganz <strong>Hamburg</strong> hatte Harry Bahnemann<br />

in den 1920er <strong>und</strong> 1930er <strong>Jahre</strong>n. Als Oberwerkmeister der damaligen<br />

Luft Hansa stand seinem Vater eine Dienstwohnung im dreigeschossigen<br />

Seitenanbau der Flugzeughalle B zu, in der er mit seiner<br />

Familie bis nach dem Zweiten Weltkrieg lebte. „Oft war mein Vater auch<br />

nachts im Einsatz, daher war die Nähe zum Arbeitsplatz sehr wichtig“,<br />

erzählt Harry Bahnemann. Als er 1926 geboren wurde, bestand der<br />

Flughafen aus verschiedenen kleinen Hallen, das eindrucksvolle Empfangsgebäude<br />

wurde erst drei <strong>Jahre</strong> später eingeweiht. Halle B nutzte<br />

die Luft Hansa für ihre Flugzeuge <strong>und</strong> hatte dort ebenfalls Werkstätten,<br />

Lager­ <strong>und</strong> Büroräume. „Unsere Wohnung hatte einen<br />

unglaublich langen Flur, wahrscheinlich an die<br />

20 Meter“, erinnert sich Harry Bahnemann, „ich<br />

weiß noch, dass ich dort Fahrrad fahren konnte.“<br />

Begeistert haben ihn als Jungen die häufig stattfindenden<br />

Flugtage. Damals bewiesen die Piloten ihre<br />

Kunstflugfähigkeiten, indem sie u. a. im Flug mit einem<br />

Haken an der Tragfläche ein Taschentuch vom<br />

Boden aufnahmen. Dass Harry Bahnemann als echtes<br />

Flughafenkind Kerosin im Blut hat, zeigt auch<br />

seine spätere Berufswahl: Bis 1991 arbeitete der<br />

<strong>Hamburg</strong>­Uhlenhorster als Betriebsleiter für Lufthansa<br />

Cargo am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>. Mitte der 1970er<br />

<strong>Jahre</strong> wurde Halle B übrigens ins Charterterminal<br />

umgewandelt, seit 2005 kennt man das Gebäude<br />

als Terminal Tango, das für Veranstaltungen gemietet<br />

werden kann.<br />

sche Accessoire höchstpersönlich vor. Harry Bahnemann (geb. 1926)<br />

20 ·· <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> jung ·· 21


Die großen Meilensteine<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> im Schnelldurchlauf<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> hat in den vergangenen<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n viele Meilensteine, nicht<br />

nur der Flughafengeschichte, sondern<br />

auch der deutschen Luftfahrt, erlebt.<br />

Ein Zeppelinhafen für <strong>Hamburg</strong><br />

Die damals neue Technologie der Luftschiffe<br />

für die Hansestadt nutzen <strong>und</strong> bei<br />

deren Weiterentwicklung mitwirken, das<br />

wollten die <strong>Hamburg</strong>er Anfang des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Vorangetrieben von bedeutenden<br />

<strong>Hamburg</strong>ern, wie dem Kaufmann<br />

Edm<strong>und</strong> Siemers <strong>und</strong> dem Reeder Albert<br />

Ballin, fand am 10. Januar 1911 die konstituierende<br />

Sitzung der <strong>Hamburg</strong>er Luftschiffhallen<br />

GmbH statt. Die Einweihungsfeier<br />

im Frühjahr 1912 glich einem Volksfest.<br />

Die Flugzeuge kommen<br />

Als nach dem Ende des Ersten Weltkriegs<br />

der Luftverkehr mit Flugzeugen langsam<br />

Fahrt aufnahm, starteten 1919/1920 die<br />

ersten Linienflugverbindungen (z. B. nach<br />

Berlin, Amsterdam <strong>und</strong> nach Sylt). Schon<br />

1923 war der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen der<br />

erste in Deutschland, der eine Funkstation<br />

besaß. Drei <strong>Jahre</strong> später konnten die<br />

<strong>Hamburg</strong>er Techniker die ankommenden<br />

Flugzeuge per Funkpeilung orten.<br />

Das erste Gebäude steht<br />

Architektenwettbewerb 1928: Gesucht<br />

wurde ein Entwurf für ein Flughafengebäude.<br />

Von den 112 Teilnehmern setzte<br />

sich das Architekturbüro Dyrssen & Aver­<br />

hoff durch. Das leicht geschwungene Gebäude<br />

war fast 70 <strong>Jahre</strong> lang das Herzstück<br />

des Flughafens. Bis 1984 befand<br />

sich die Flugaufsicht in dem Turmaufbau<br />

auf dem Dach. Dass das Empfangsgebäude<br />

den Zweiten Weltkrieg unbeschadet<br />

überstand, verdankte es übrigens einer<br />

umfangreichen Tarnaktion des gesamten<br />

Geländes.<br />

Pfeiler der Luftbrücke<br />

Zwei <strong>Jahre</strong> bevor der Flughafen kurz vor<br />

Beginn des Zweiten Weltkriegs zur Militär­<br />

basis wurde, verzeichnete der Flughafen<br />

<strong>Hamburg</strong> seine bis dahin höchste Passagierzahl<br />

mit 57.194 (so viele sind es heute<br />

in eineinhalb Tagen). Als die zivile Luftfahrt<br />

unter der Flagge der Briten nach Kriegsende<br />

ganz langsam neu begann, ist <strong>Hamburg</strong><br />

auch einer der entscheidenden Flughäfen<br />

während der Berliner Luftbrücke.<br />

Allein während der militärischen Luftbrücke<br />

starteten hier täglich britische Flugzeuge,<br />

um die Hilfspakete nach West­Berlin<br />

zu fliegen.<br />

In <strong>Hamburg</strong> abgehoben:<br />

die Deutsche Lufthansa<br />

In <strong>Hamburg</strong> begann am 1. April 1955 das<br />

erste Kapitel der neuen Deutschen Luft­<br />

hansa, die von hier aus ihren Jungfernflug<br />

mit einer Convair Richtung München startet.<br />

Zeitgleich hob in der bayerischen<br />

Hauptstadt eine zweite Lufthansa Convair<br />

in Richtung <strong>Hamburg</strong> ab. Im südlichen Teil<br />

des <strong>Hamburg</strong>er Flughafengeländes ging<br />

die Lufthansa­Werft an den Start, die Vorläuferin<br />

der heutigen Lufthansa Technik.<br />

Der erste Jet<br />

Eine weitere Premiere erlebte <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong> 1960: Die Lufthansa­Piloten Rudolf<br />

Mayr <strong>und</strong> Werner Utter landeten eine<br />

frisch in Seattle ausgelieferte Boeing 707<br />

der Airline in <strong>Hamburg</strong>. Sie ist das erste<br />

Lufthansa­Düsenflugzeug. Bereits im<br />

Oktober 1959 hatte Pan Am das Jet­Zeitalter<br />

in <strong>Hamburg</strong> mit einem kurzen Besuch<br />

einer 707 auf der Start­ <strong>und</strong> Landebahn<br />

eingeläutet. Die größeren Jets boten<br />

doppelt so viele Sitzplätze wie die älteren<br />

Maschinen. Das Flugzeug wurde langsam<br />

zum Transportmittel für die Massen.<br />

Damit die Düsenflugzeuge auch vollbeladen<br />

starten konnten, wurde die Start­ <strong>und</strong><br />

Landebahn verlängert, das Flughafengelände<br />

wuchs auf 500 Hektar (also in etwa<br />

die heutige Größe).<br />

Größere Flugzeuge, mehr Passagiere,<br />

weniger Lärm<br />

Noch mehr Passagiere konnten ab 1970<br />

mit dem Großraumjet Boeing 747, auch<br />

Jumbo genannt, zu Interkontinentalflügen<br />

starten. Jetzt wurde das Vorfeld für die<br />

350 Tonnen schweren Giganten der Lüfte<br />

verstärkt, während der Flughafenterminal<br />

extra für den Riesenflieger eine neue Abfertigungsposition<br />

samt den beiden ersten<br />

Fluggastbrücken erhielt. Aus der in den<br />

1920ern für die Luft Hansa errichteten<br />

Flugzeughalle B wurde bis 1982 eine<br />

eigene Halle für den Charterflugverkehr.<br />

Anfang der 1970er startete der Flughafen<br />

zudem erste Lärmschutzmaßnahmen:<br />

Sogenannte Flüsterprämien boten den<br />

Fluggesellschaften Anreize, auf leisere<br />

Flugzeugtypen umzusteigen. Bis heute hat<br />

<strong>Hamburg</strong> außerdem r<strong>und</strong> 37 Millionen<br />

Euro für Schallschutzmaßnahmen in der<br />

Nachbarschaft bereitgestellt. 14.500 Wohnungen<br />

wurden mit Schallschutzfenstern<br />

ausgestattet, 8.000 Schalldämmlüfter eingebaut.<br />

11. September 2001<br />

Die Folgen des 11. September 2001 waren<br />

weltweit zu spüren. Das betraf den internationalen<br />

Luftverkehr genauso wie das<br />

Flughafenausbauprojekt HAM 21. Die Planer<br />

mussten auf die sich ändernden EU­<br />

Sicherheitsbestimmungen für den Luftverkehr<br />

flexibel reagieren <strong>und</strong> den<br />

Sicherheitsbereich entsprechend<br />

umrüsten.<br />

Ausbauprogramm HAM 21<br />

Fit fürs 21. Jahrh<strong>und</strong>ert machte<br />

sich <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> mit HAM 21, dem<br />

größten Ausbauprogramm seiner <strong>Geschichte</strong>.<br />

Das Investitionsvolumen von<br />

356 Millionen Euro brachte der Flughafen<br />

So viel wie er weiß kein anderer über den<br />

Flughafen, denn Alfred Fries hat alle<br />

Meilensteine der <strong>Hamburg</strong>er Flughafengeschichte<br />

seit 1945 miterlebt – zunächst<br />

als Flying Control Assistant bei<br />

der britischen Royal Air Force, später als<br />

Leiter der Verkehrsabteilung bei der Flughafen<br />

<strong>Hamburg</strong> GmbH. Die Verkehrskontrolle<br />

umfasste die Gesamt abfertigung<br />

der Bodendienste im Luftverkehr: Flugzeug,<br />

Gepäck <strong>und</strong> Fracht, Passagier­ <strong>und</strong><br />

Besucherdienst, Flugplangestaltung, Information<br />

<strong>und</strong> VIP­Betreuung. Zurück<br />

zum Anfang seiner Laufbahn: Da war zum<br />

Beispiel die Berliner Luftbrücke, an der<br />

auch <strong>Hamburg</strong> als Startflughafen beteiligt<br />

war. „Es herrschte absolute Perfektion<br />

in der Luft <strong>und</strong> auch am Boden“, erinnert<br />

sich der heute 91­Jährige an die Präzision<br />

des Flugbetriebs. „Auf die Minute war die<br />

jeweilige Startzeit einer Maschine vorge­<br />

selbst auf. Unter laufendem Betrieb entstanden<br />

neue Zufahrtsstraßen, terminalnahe<br />

Parkmöglichkeiten, die Erweiterung der<br />

Fluggastpier, der Terminal 1 <strong>und</strong> die <strong>Airport</strong><br />

Plaza.<br />

geben <strong>und</strong> abhängig von Flugzeugtyp <strong>und</strong><br />

der jeweiligen Fluggeschwindigkeit so koordiniert,<br />

dass in den Anflugkorridoren<br />

nach Berlin alles optimal funktionierte.“<br />

Das bedeutete auch, dass die Männer am<br />

Boden die Beladezeiten ebenfalls genauestens<br />

einhalten mussten – <strong>und</strong> das zumeist<br />

ohne technische Unterstützung durch<br />

Transportbänder oder Ähnliches. „Bei Nebel<br />

oder Dunst über <strong>Hamburg</strong> haben wir für<br />

die zurückkehrenden Rosinenbomber den<br />

jeweiligen Aufsetzpunkt mit gelber Signalmunition<br />

markiert“, erzählt Alfred Fries<br />

weiter. Entlang der Startbahn wurden bei<br />

schlechter Sicht sogenannte „Goose Necks“<br />

(„Gänsehälse“) aufgestellt; das waren mit<br />

Petroleum gefüllte Gefäße mit Dochten.<br />

Außer für die Beleuchtung der Landebahn<br />

sorgten sie durch die Wärmeentwicklung<br />

für ein Anheben des Nebels – <strong>und</strong> damit<br />

für die sichere Landung der Luftbrücken­<br />

flugzeuge. Damit die Flugzeuge problemlos<br />

starten <strong>und</strong> landen konnten, ersetzten<br />

zahlreiche Arbeiter die noch provisorische<br />

Stahlblechlandebahn durch eine<br />

Betonbahn. Auch nach Beendigung des<br />

militärischen Einsatzes blieb <strong>Hamburg</strong><br />

ein wichtiger Flughafen für den Transport<br />

hochwertiger Wirtschaftsgüter nach <strong>und</strong><br />

aus West­Berlin. Alfred Fries erinnert sich<br />

auch noch an die Winter der Anfangsjahre:<br />

„Da mussten alle raus <strong>und</strong> eigenhändig<br />

Schnee schippen.“ Nach seiner Pensionierung<br />

1984 blieb der Verkehrslei ­<br />

ter als Jagdbeauftragter<br />

am Flughafen tätig. Eine<br />

wichtige Aufgabe am<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>, die sicherstellt,<br />

dass keine<br />

Tiere den Flugbetrieb<br />

stören oder gefährden.<br />

Alfred Fries (geb. 1919)<br />

22 ·· Flughafenentwicklung seit 1911<br />

Flughafenentwicklung seit 1911 ·· 23


Von Spantax bis Eyjafjallajökull<br />

Zwischenfälle am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen<br />

Nr. 13 April 2003<br />

Absenkung des Vorfahrtbereichs<br />

Flugbetrieb geht normal weiter<br />

Der Flugbetrieb am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> läuft trotz des am Dienstag<br />

Nachmittag eingetretenen Schadens im Vorfahrtsbereich reibungslos<br />

weiter. Als Folge eines Wassereinbruchs in den S-Bahn-Tunnel<br />

wurde die Abflug-Vorfahrt zum Terminal 4 großflächig beschädigt.<br />

Die Baugrube des S-Bahn Tunnels, die eine Tiefe von 18 Metern aufweist<br />

wird durch so genannte Schlitzwände gegen das Eindringen<br />

von Wasser geschützt. Durch eine <strong>und</strong>ichte Stelle <strong>und</strong> den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Wasser <strong>und</strong> Bodeneintrag<br />

sackte das Erdreich außerhalb der<br />

Baugrube ab; in der Folge brach eine<br />

höher gelegene Druckwasserleitung.<br />

Die Pfeiler der Zufahrtsbrücke wurden<br />

unterspült, sanken ein <strong>und</strong> führten zu<br />

einer instabilen Statik der aufliegenden<br />

Platte.<br />

Polizei <strong>und</strong> Feuerwehr evakuierten<br />

zunächst zwei der vier Terminals <strong>und</strong><br />

sperrten die Zufahrtsstrassen. Terminal<br />

4 wurde schon nach kurzer Zeit<br />

wieder geöffnet <strong>und</strong> war für alle Reisenden<br />

über die Frachtzufahrt erreichbar, so dass der Flugverkehr<br />

reibungslos weiterlief. Es gab vereinzelt Verspätungen aber keine<br />

Streichungen. Auch Terminal 3 steht dem Ein Flugbetrieb kleiner seit 09.04.,<br />

11.00 Uhr wieder uneingeschränkt zur Verfügung. Vor(fahrts­)Fall<br />

Der Terminplan für das Ausbauprogramm HAM 21 ist weiterhin ge-<br />

Das muss eine<br />

Verwechslung sein<br />

Die beschädigte Zufahrtsbrücke<br />

Das kann man schon mal durcheinander­ Die Kraft des Wassers wurde im April<br />

sichert. 2005 wird das Terminal 2 fertiggestellt sein <strong>und</strong> die S-Bahn<br />

bringen: Am 31. Mai 1967 landete eine 2003 unter Beweis gestellt, mitten in der<br />

wird wie geplant 2007 zum <strong>Airport</strong> fahren“, versichert der Vorsitzen-<br />

Spantax Convair de der Coronado Geschäftsführung nicht wie Werner geHauschild.<br />

Hochphase des größten Ausbauproplant<br />

am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – für den der gramms des Flughafens: HAM 21. In die<br />

Tower bereits die Landeerlaubnis erteilt Baugrube für den S­Bahn­Tunnel drang<br />

hatte –, sondern Wie auf es dem jetzt Werkflughafen weitergeht Wasser ein, Erdreich rutschte nach, der<br />

der <strong>Hamburg</strong>er Flugzeugbau in Finkenwer­ Vorfahrtsbereich sackte ab. Polizei <strong>und</strong><br />

Analysen <strong>und</strong> Bohrproben geben Aufschluss<br />

der, einem Vorgängerunternehmen von Feuerwehr evakuierten die damals beste­<br />

Airbus. An Bord Ingenieure des aus <strong>und</strong> Palma Experten de sind Mallor­ in den nächsten henden Tagen Terminals damit beschäf- <strong>und</strong> alle Zufahrtsstraca<br />

kommenden tigt, Flugzeugs den bestehenden waren Schaden 128 Ur­ zu analysieren ßen. Während <strong>und</strong> einer der Auswei- mehrmonatigen Intung<br />

vorzubeugen.<br />

lauber. Um den deutschen Journalisten standsetzung lief das Ausbauprogramm<br />

die in den Medien damals heiß diskutierte HAM 21 parallel weiter. Im Oktober wur­<br />

Zuverlässigkeit Herausgeber: der spanischen Charter­ den die Umleitungen aufgehoben <strong>und</strong> auf<br />

Flughafen <strong>Hamburg</strong> GmbH, Pressestelle, e-Mail: SKoall@ham.airport.de<br />

Airline persönlich Redaktion: zu Schellenberg präsentieren, & Kirchberg, hatte e-Mail: mail@schellenberg-kirchberg-pr.de<br />

der Abflugebene rollte der Verkehr wieder.<br />

Spantax­Präsident Layout: fraujansen Rodolfo kommunikation Bay extra zur<br />

Pressekonferenz in <strong>Hamburg</strong> geladen <strong>und</strong><br />

sich selbst ins Cockpit gesetzt. Und dann<br />

das: Der 56­jährige erfahrene Pilot, der<br />

zuvor noch nie in <strong>Hamburg</strong> gelandet war,<br />

verwechselte die beiden Flughäfen. Während<br />

der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen vergeblich<br />

auf das Flugzeug aus Palma wartete <strong>und</strong><br />

bereits Großalarm vorbereitete, vollbrachte<br />

Bay auf der nur 1.360 Meter langen Piste<br />

in Finkenwerder ein fliegerisches Glanzstück:<br />

Er landete nach Sicht auf der für die<br />

Coronado eigentlich 300 Meter zu kurzen<br />

Landebahn. <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> hatte die<br />

Landebahn 05 mit über 3.000 Metern für<br />

die Landung vorgesehen. Rodolfo Bays<br />

Kommentar: „Es war mein Fehler.“<br />

Sturmlandung<br />

im März<br />

Während Orkantief Emma im März 2008<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong> ganz Deutschland fest im<br />

Griff hatte, gingen diese Bilder per Internet<br />

um die Welt: Ein Lufthansa­Airbus A320<br />

wurde während der Landung bei starkem<br />

Seitenwind von einer Sturmböe erfasst,<br />

so dass die linke Tragfläche kurzzeitig die<br />

Landebahn berührte. Die Piloten starteten<br />

durch <strong>und</strong> landeten den Jet mit 131 Passagieren<br />

anschließend sicher auf dem<br />

Flughafen. Wie sich die Medienlandschaft<br />

durch Internet, Videoportale <strong>und</strong> soziale<br />

Netzwerke verändert hat, bewies diese sogenannte<br />

Sturmlandung. Denn innerhalb<br />

weniger St<strong>und</strong>en landete der von einem<br />

Plane Spotter aufgezeichnete Film auf<br />

Computern in aller Welt <strong>und</strong> erlangte<br />

dadurch für kurze Zeit eine gewisse Berühmtheit.<br />

Notlandung auf der<br />

Autobahn<br />

Das wohl schwerste Unglück in seiner<br />

<strong>Geschichte</strong> erlebte der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen<br />

am 6. September 1971. Eine BAC<br />

1­11 der Fluggesellschaft Paninternational<br />

(Ziel: Malaga) musste nach dem Start<br />

eine Notlandung auf einem noch nicht<br />

eröffneten Teilstück der A7 bei Hasloh<br />

durchführen. Versehentlich war anstelle<br />

von destilliertem Wasser Kerosin in die<br />

Wassereinspritzanlage gefüllt worden,<br />

das kurz nach dem Take­off in <strong>Hamburg</strong><br />

explodierte. Die Triebwerke fingen Feuer.<br />

Flugkapitän Reinhold Hüls <strong>und</strong> Copilotin<br />

Elisabeth Friske konnten den Jet auf der<br />

leeren Autobahn landen; jedoch blieben<br />

die Tragflächen <strong>und</strong> das Leitwerk an einer<br />

Brücke hängen. Das Flugzeug stand sofort<br />

in Flammen. 22 Menschen starben, 99<br />

der 121 Menschen an Bord überlebten<br />

diesen schweren Unfall.<br />

Ein tragischer<br />

Fehler<br />

Ein Pilotenfehler brachte eine Cessna 421<br />

am 6. April 1998 zum Absturz in <strong>Hamburg</strong>­Niendorf.<br />

Nachdem das linke Triebwerk<br />

ausgefallen war, bat Pilot Jochen<br />

Witzke direkt nach dem Start um Landegenehmigung<br />

<strong>und</strong> drehte um. Dabei lenkte<br />

er die Cessna nach links über den ausgefallenen<br />

Motor – das Flugzeug wurde<br />

instabil, verlor an Höhe <strong>und</strong> stürzte in ein<br />

Einfamilienhaus in Niendorf. Der 32­jährige<br />

Pilot kam im brennenden Flugzeug um. Die<br />

Bewohner des Hauses, die zum Zeitpunkt<br />

des Absturzes am Mittagstisch saßen,<br />

konnten unverletzt aus dem Haus flüchten.<br />

Aus der Türkei entführt<br />

Ein offenbar verwirrter Mann entführte am<br />

19. Oktober 1999 eine Boeing 757 von<br />

Egypt Air auf dem Weg von Istanbul nach<br />

Kairo mit 47 Passagieren an Bord. Er zwang<br />

die Piloten in <strong>Hamburg</strong> zu landen, weil er<br />

„Deutschland mag <strong>und</strong> Steffi Graf heiraten“<br />

wollte. Am Flughafen waren 500 Polizisten<br />

zusammengezogen, die GSG 9 schon auf<br />

dem Weg in die Hansestadt. Als die Polizei<br />

dem Entführer nach kurzer Verhandlung<br />

versprach, seinen Asylwunsch zu prüfen,<br />

verließ er das Flugzeug – <strong>und</strong> wurde festge ­<br />

nommen. Alle Passagiere konnten am folgenden<br />

Tag ihre Reise nach Kairo fortsetzen.<br />

Vulkanasche<br />

über Europa<br />

Im Frühjahr 2010 legte ein für Nicht­Isländer<br />

unaussprechlicher Vulkan den westeuropäischen<br />

Flugverkehr lahm: Der Eyjafjallajökull<br />

stieß nach über 200 <strong>Jahre</strong>n<br />

Ruhepause Lava aus. Gefährlich für den<br />

Luftverkehr ist die Vulkanasche, denn sie<br />

kann aufgr<strong>und</strong> ihrer extrem harten Konsistenz<br />

nicht nur Flugzeuglack <strong>und</strong> Fensterscheiben<br />

beschädigen, sondern auch<br />

Triebwerke zum Ausfall bringen. Ungünstige<br />

Windbedingungen trieben im April<br />

2010 isländische Vulkanasche in Richtung<br />

des europäischen Kontinents, wo aus<br />

Sicherheitsgründen mehrere Tausend<br />

Flugzeuge am Boden bleiben mussten.<br />

Am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> ging es vom 15. bis<br />

zum 20. April ungewöhnlich ruhig zu.<br />

Fast gespenstisch hallten die Ansagen<br />

durch die leeren Terminals, denn es fanden<br />

keine Starts <strong>und</strong> Landungen statt. Immerhin:<br />

Dank der umfassenden Berichterstattung<br />

können die meisten Deutschen<br />

nun „Eyjafjallajökull“ sagen.<br />

24 ·· Flughafenentwicklung seit 1911 Flughafenentwicklung seit 1911 ·· 25


Luftschiffe <strong>und</strong> Überschallflieger für <strong>Hamburg</strong><br />

Projekte, die sich nicht durchgesetzt haben<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

ist der älteste<br />

Flughafen, der<br />

noch an seinem<br />

Ursprungsstandort<br />

betrieben wird<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> ist Norddeutschlands größter<br />

internationaler Flughafen, Wirtschaftsmotor <strong>und</strong> wichtiger<br />

Arbeitgeber für <strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong> seine Metropolregion.<br />

Viele Entwicklungs­, Umbau­ <strong>und</strong> Ausbauphasen<br />

trugen dazu bei, dass <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> sich in seinem<br />

heutigen Gewand präsentiert. Manche Planungen <strong>und</strong><br />

Ideen der Vergangenheit haben sich jedoch nicht<br />

durchgesetzt.<br />

<strong>Hamburg</strong> als Luftschiffhafen<br />

Die Nähe zum Meer, das große Einzugsgebiet <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeiten arktischer Expeditionen sprachen eindeutig<br />

dafür: <strong>Hamburg</strong> war Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

der ideale Standort für einen der größten Luftschiffhäfen<br />

Deutschlands. „<strong>Hamburg</strong> muss sofort<br />

Schritte tun, um sich die Stellung als Zentrale für die<br />

Eroberung der Luft über dem Meer zu sichern“, hieß es<br />

1910 in einem Aufruf zur Gründung einer „Zeppelin­<br />

Hallengesellschaft“, die am 10. Januar 1911 als <strong>Hamburg</strong>er<br />

Luftschiffhallen GmbH ihre Tätigkeit aufnahm.<br />

Die Gesellschaft bat den Senat um einen Platz zum<br />

Bau der Luftschiffhalle. Die Vermietung des geeigneten<br />

Geländes war verb<strong>und</strong>en mit der kostenlosen Bereitstellung<br />

der Infrastruktur seitens der Stadt, die<br />

hierfür Mittel in Höhe von 119.500 Mark aufwendete.<br />

Die Gründung dieses Zeppelinhafens war gleichzeitig<br />

die Geburtsst<strong>und</strong>e des heutigen <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>. Er<br />

ist damit der weltweit älteste Flughafen, der sich noch<br />

an seinem ursprünglichen Standort befindet.<br />

1912 feierten die <strong>Hamburg</strong>er ein riesiges Volksfest<br />

zur Einweihung der 160 Meter langen, 45 Meter breiten<br />

<strong>und</strong> 25 Meter hohen Halle. Die Bevölkerung bew<strong>und</strong>erte<br />

die majestätischen, riesigen Luftschiffe <strong>und</strong><br />

als der erste Zeppelin, die „Viktoria Luise“, in <strong>Hamburg</strong><br />

eintraf, kannte die Begeisterung keine Grenzen. Für<br />

200 Mark konnte man eine R<strong>und</strong>fahrt von <strong>100</strong> bis 120<br />

Kilometern Länge unternehmen.<br />

Doch schon bald kamen die ersten Flugzeuge: Die<br />

Fliegerschule von Carl Caspar, die „Centrale für Aviatik“,<br />

wechselte vom Wandsbeker Exerzierplatz zum<br />

„Wollen Sie einer der Ersten sein?“ lautete die Überschrift einer Stellenanzeige<br />

in der Zeitung von 1968. Hartmut Freitag wollte – <strong>und</strong> zwar Mitwirken<br />

an dem Bau des geplanten Flughafens in Kaltenkirchen. Der studierte Bauingenieur<br />

stand im Planungsteam Rede <strong>und</strong> Antwort <strong>und</strong> wirkte maßgeblich<br />

an der Entwicklung des Großflughafens mit – bis zu dessen „Aus“<br />

Anfang der 1980er <strong>Jahre</strong>. Dann legte er jedoch erst richtig los: Als Generalbevollmächtigter<br />

leitete der heute 69­Jährige den gesamten Flughafenausbau.<br />

„Eigentlich habe ich überall mitgemischt“, resümiert Hartmut Freitag<br />

seine Berufsjahre am <strong>Airport</strong>. Nach sieben <strong>Jahre</strong>n im<br />

Ruhestand hat er etwas Abstand gewonnen <strong>und</strong> kann<br />

inzwischen entspannt am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> landen, ohne<br />

zu überlegen, was er hätte besser machen können. „Für<br />

mich ist <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> mit seiner ansprechenden<br />

Architektur <strong>und</strong> dem hochwertigen Material einer der<br />

schönsten Flughäfen überhaupt.“<br />

Hartmut Freitag (geb. 1941)<br />

Flughafen in Fuhlsbüttel. Der nördliche Teil des Platzes<br />

war den Luftschiffen vorbehalten <strong>und</strong> der südöstliche<br />

Teil diente den Flugzeugen. Als die Nachteile der Zeppeline,<br />

wie komplizierte Landemanöver oder schwer zu<br />

kontrollierende Bewegungen, deutlich wurden, gewannen<br />

die Flugzeuge immer mehr an Einfluss.<br />

Projekt Kaltenkirchen<br />

Mitte der 1950er <strong>Jahre</strong> lagen die Prognosen für den<br />

Passagierzuwachs in <strong>Hamburg</strong> bei 10 bis 15 Prozent.<br />

Das stellte den Flughafen vor Herausforderungen, denn<br />

Erweiterungen der Abfertigungsanlagen <strong>und</strong> des Start­<br />

<strong>und</strong> Landebahn­Systems waren bereits dringend notwendig.<br />

Daraus ergab sich der Plan, einen neuen<br />

Flughafen in der norddeutschen Region zu errichten.<br />

1968 schloss <strong>Hamburg</strong> einen Vertrag mit Schleswig­<br />

Holstein, der den Bau eines neuen <strong>Hamburg</strong>er Flughafens<br />

bei Kaltenkirchen vorsah, nur 28 Kilometer von<br />

seinem Standort entfernt. Hartmut Freitag, damaliger<br />

Planer <strong>und</strong> späterer Generalbevollmächtigter für den<br />

Flughafenausbau, erinnert sich: „Zudem erwartete<br />

man, dass sich die Überschallflugzeuge weiter durchsetzen<br />

würden. Kaltenkirchen bot bei Start <strong>und</strong> Landung<br />

dieser sehr lauten Flugzeuge optimale Bedingungen<br />

durch die Nähe zum Meer <strong>und</strong> seine Lage in dünn<br />

besiedeltem Gebiet.“<br />

Das Planziel für Kaltenkirchen lag bei 30 Millionen<br />

Passagieren. „Man ging außerdem davon aus, dass der<br />

Flughafen weiterhin am Standort Fuhlsbüttel betrieben<br />

wird. Insbesondere mit Rücksicht auf die Lufthansa<br />

Werft“, so der Bauingenieur. „So entstand der grobe<br />

Plan, den Inlandsverkehr über <strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong> den internationalen<br />

Verkehr über Kaltenkirchen laufen zu lassen.“<br />

Für die Planungen dienten Flughäfen wie Berlin Tegel<br />

oder Dallas Fort Worth als Vorbild: ein Flughafen nach<br />

dem Baukasten­Prinzip, bestehend aus halbringförmigen<br />

Abfertigungseinheiten, die je nach Verkehrsnachfrage<br />

stufenweise erweitert <strong>und</strong> ergänzt werden konnten.<br />

Die Fluggäste sollten kurze Wege haben, deshalb<br />

wurde das To­the­Gate­Verfahren zugr<strong>und</strong>egelegt: die<br />

Möglichkeit, mit dem Auto möglichst nah an die Abfertigungsschalter<br />

heranzufahren. „Unter den Standards<br />

der heutigen Sicherheitskontrollen <strong>und</strong> der notwendigen<br />

zentralen Einrichtungen, insbesondere für den<br />

Non­Aviation­Bereich, wäre dieses Konzept natürlich<br />

<strong>und</strong>enkbar“, sagt Hartmut Freitag. Der Ölpreisschock<br />

<strong>und</strong> ein geringeres Wirtschaftswachstum führten dazu,<br />

dass die erwarteten Zuwachsraten im Luftverkehr nicht<br />

eintrafen. 1983 erklärten der B<strong>und</strong>, <strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong><br />

Schleswig­Holstein, dass sie nicht mehr beabsichtigten,<br />

das Projekt Kaltenkirchen weiter zu verfolgen. Mit<br />

dem Anstieg der Passagierzahlen in den 1980er <strong>Jahre</strong>n<br />

stieß die Kapazität des Flughafens immer mehr an<br />

seine Grenzen, es musste wieder umgedacht werden:<br />

1985 wurden der Öffentlichkeit erstmals Ausbaupläne<br />

vorgestellt, die Anfang 2010 unter dem Projektnamen<br />

„HAM 21“ vollendet wurden.<br />

Mit 160 Metern Länge, 45 Metern<br />

Breite <strong>und</strong> einer Höhe von 25 Metern<br />

bot die <strong>Hamburg</strong>er Zeppelinhalle<br />

zwei Luftschiffen Platz<br />

Das Gr<strong>und</strong>modell<br />

des Flughafens Kaltenkirchen<br />

(Mitte)<br />

ließ sich beliebig um<br />

weitere baugleiche<br />

Module erweitern<br />

(li. <strong>und</strong> re.)<br />

26 ·· Flughafenentwicklung seit 1911 Flughafenentwicklung seit 1911 ·· 27


Immer im Team<br />

So funktioniert ein Flughafen<br />

Ob New York oder Oslo, Moskau<br />

oder Lissabon – für jedes Flugzeug, das<br />

vom <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> startet, geben die<br />

insgesamt 1.600 Mitarbeiter des Flughafens<br />

ihr Bestes: Sie arbeiten an den Infoschaltern,<br />

bei der Gepäckbeförderung, den<br />

Sicherheitsdiensten, in der Vorfeldkontrolle<br />

<strong>und</strong> vielen anderen Orten. Im Vergleich zur<br />

Frühzeit des Fliegens hat sich an den<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Aufgaben gar nicht so viel<br />

verändert. Vieles läuft heute schneller, mit<br />

größerer technischer Unterstützung <strong>und</strong><br />

enger miteinander verzahnt als in früheren<br />

Jahrzehnten.<br />

Gepäckförderanlage<br />

Die aktuelle Gepäckförderanlage ist 1,9 Kilometer lang<br />

<strong>und</strong> kann 9.300 Gepäckstücke in der St<strong>und</strong>e sortieren<br />

Ramp Agent<br />

Der Ramp Agent ist Schnittstelle zwischen Flugzeug,<br />

Crew, Technikern <strong>und</strong> Boarding Gate<br />

Check­in<br />

Vor dem Flug berät Daniel Anderson die Fluggäste<br />

Anne <strong>und</strong> Dieter Berroth am Check-in-Automaten<br />

Sicherheitskontrolle<br />

Über die zentrale Sicherheitskontrolle in der <strong>Airport</strong> Plaza gelangen die<br />

Passagiere in den Sicherheitsbereich <strong>und</strong> zu den Shops <strong>und</strong> Restaurants<br />

Catering<br />

Auf Kurz- <strong>und</strong> Mittelstreckenflügen gibt es heute meist Snacks,<br />

früher gingen auf der Langstrecke sogar Köche an Bord<br />

Vor dem Start sorgt das Team von CATS <strong>und</strong> anderen<br />

Reinigungsunternehmen für ein sauberes Flugzeug<br />

30 Minuten vor Abflug kommen die Passagiere an Bord.<br />

In <strong>Hamburg</strong> gibt es 17 Fluggastbrücken zum direkten Einsteigen<br />

Dafür, dass auf dem Vorfeld alles stimmt, dafür sorgt die Verkehrskontrolle.<br />

Sie ist auch fürs Einwinken der Flugzeuge zuständig<br />

Vor Abflug geben Kapitän <strong>und</strong> Copilot die Route in den Bordcomputer<br />

ein, überprüfen die Geräte <strong>und</strong> machen ihren R<strong>und</strong>gang ums Flugzeug<br />

Flugzeuge haben keinen Rückwärtsgang. Parken sie an der Pier, werden<br />

sie mit einem Pushback-Fahrzeug aus der Parkposition geschoben<br />

Alles, was auf dem Vorfeld passiert, überwacht die Vorfeldkontrolle.<br />

Die Start- <strong>und</strong> Landebahnen kontrolliert die Deutsche Flugsicherung<br />

28 ·· Flughafenentwicklung seit 1911 Flughafenentwicklung seit 1911 ·· 29<br />

Cleaning<br />

Boarding<br />

Verkehrskontrolle<br />

Cockpit<br />

Pushback<br />

Tower


Serviceunternehmen Flughafen<br />

Das Geschäftsmodell <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Interessen der<br />

hier tätigen<br />

Unternehmen<br />

bündeln<br />

Eigentlich hat sich an der Aufgabe des Flughafens,<br />

nämlich einen sicheren Flugverkehr auf seinem<br />

Gelände zu ermöglichen, in den vergangenen <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

nichts geändert. Eigentlich. Denn das „Geschäftsmodell<br />

Flughafen“ hat sich seither stark gewandelt.<br />

Anfangs, so ist zu mutmaßen, folgten die Gründer weniger<br />

einem unternehmerischen, auf Gewinn angelegten<br />

Gestaltungswillen, sondern dem Wunsch, ein damals<br />

brandneues technisches W<strong>und</strong>erwerk nach<br />

<strong>Hamburg</strong> zu holen. Schon am 5. März 1910 wurde per<br />

Aufruf die Gesellschaft für Luftschiffahrt in <strong>Hamburg</strong><br />

gegründet, um die „Erforschung <strong>und</strong> Eroberung der<br />

Atmosphäre im Freiballon <strong>und</strong> im Motorballon“ zu betreiben.<br />

Der Flughafen ist Dienstleister<br />

Heute bringt Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>, den Wandel<br />

auf den Punkt: „Der Flughafen ist vom Anbieter der<br />

Infrastruktur zum Systemintegrator <strong>und</strong> Dienstleister<br />

geworden. Wir bündeln die Interessen aller hier tätigen<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Behörden, stehen für pünktlichen<br />

<strong>und</strong> k<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>lichen Flughafenbetrieb <strong>und</strong> suchen<br />

immer nach Wegen, das Reisen für die Passagiere<br />

noch angenehmer zu machen.“<br />

Der gelungene Wandel wird besonders deutlich,<br />

wenn man auf das Jahr 1985 zurückblickt. Damals<br />

befand sich der Flughafen noch in öffentlicher Hand,<br />

als Anteilseigner fungierten der B<strong>und</strong>, die Freie <strong>und</strong><br />

Hansestadt <strong>Hamburg</strong> sowie das Land Schleswig­<br />

Holstein. Die Flughafengesellschaft bot den Airlines<br />

die Infrastruktur an. Wenige Einzelhan delsgeschäfte<br />

wie das Geschäft mit zoll­ <strong>und</strong> steuerbefreiten Waren<br />

für Auslandsreisende, ein Blumengeschäft, ein Kiosk<br />

<strong>und</strong> ein Minimarkt versorgten Reisende <strong>und</strong> Flughafenbeschäftigte<br />

ebenso wie das große Restaurant <strong>und</strong><br />

einzelne „Snackbars“ in den verschiedenen Terminalbereichen.<br />

Hinzu kam die Vermietung der Parkplatzflächen.<br />

Die Haupteinnahmequellen blieben aber die<br />

fixen Start­ <strong>und</strong> Landeentgelte für Flugzeuge, die pro<br />

beförderten Passagier abgerechneten variablen Entgelte<br />

<strong>und</strong> die Einnahmen aus der Flugzeugabfertigung auf<br />

dem Vorfeld.<br />

Unternehmerischer Umbruch<br />

Doch 1987 stellte die Politik die Weichen für die Liberalisierung<br />

des Luftverkehrs in Europa – <strong>und</strong> plötzlich<br />

wurden „Nutzer“ zu „K<strong>und</strong>en“. Der Wettbewerb unter<br />

den Fluggesellschaften wurde forciert, mittelfristig<br />

zeichnete sich ab, dass auch die Flughäfen untereinander<br />

in Wettbewerb um die Airlines als K<strong>und</strong>en treten<br />

<strong>und</strong> angestammte Monopole fallen würden. Für die<br />

Flughafen <strong>Hamburg</strong> GmbH war damit eine völlig neue<br />

Unternehmensstruktur geboten– es wurden operative<br />

Tochtergesellschaften mit eigenen Tarifverträgen gegründet.<br />

Werner Hauschild, der von 1994 bis 2005 Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> war,<br />

erinnert sich heute an die Zeit des Umbruchs: „Der<br />

größte Vorteil der neuen Unternehmensstruktur war,<br />

dass an den entscheidenden Stellen nun Menschen<br />

mit einer echten Verantwortlichkeit saßen. Die Geschäftsführer<br />

der Tochtergesellschaften waren mit eigener<br />

Ergebnisverantwortung, der Verantwortung für<br />

Vielfältiges Geschäftsmodell: Einzelhandelsflächen für unterschiedliche Shopkonzepte sowie Autovermietungen, Parkhäuser <strong>und</strong> Gastronomie<br />

Kosten, Erlöse <strong>und</strong> das Funktionieren ausgestattet, die<br />

sie alle gern <strong>und</strong> schnell übernommen haben. Das hat<br />

zu besserer Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> mehr Flexibilität<br />

geführt.“<br />

Mit Betriebsrat <strong>und</strong> Gewerkschaften wurde eine<br />

neue Tarifstruktur vereinbart. Werner Hauschild: „Wir<br />

brauchten Wettbewerbsfähigkeit. Andernfalls hätten<br />

viele unserer Geschäftsteile nicht überleben können.<br />

Bei den Reinigungsdiensten <strong>und</strong> im Transport haben<br />

wir uns private Partner geholt, die ihre Tarifverträge<br />

mitbrachten. Im nächsten Schritt, bei den Bodenverkehrsdiensten,<br />

hatten wir bereits eigene Tarifverträge.“<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> war nun auf dem Weg vom Infrastrukturanbieter<br />

zu einem echten Dienstleistungsunternehmen:<br />

Airlines konnten jetzt aus den angebotenen<br />

Diensten des Flughafens (von der Flugzeuginnenreinigung<br />

über die Be­ <strong>und</strong> Entladung bis zum Pushback<br />

aus der Parkposition) die für sie passenden auswählen.<br />

Zudem begann <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> auf der sogenannten<br />

Landseite, also vor der Sicherheitskontrolle, auf die<br />

Wünsche der Besucher mit beispielsweise einer attraktiven<br />

Auswahl an unterschiedlichen Shops einzugehen.<br />

Den inzwischen abgesenkten Start­ <strong>und</strong> Landeentgelten<br />

stehen nunmehr stark wachsende Einnahmen<br />

aus dem flugunabhängigen Geschäft – in der Branche<br />

„Non Aviation Revenues“ genannt – gegenüber.<br />

Teilprivatisierung des Flughafens<br />

Im Juli 2000 wurden 36 Prozent der Anteile, darunter<br />

alle Anteile des B<strong>und</strong>es, für 540 Millionen DM an ein<br />

privatwirtschaftliches Konsortium verkauft. Aktuell<br />

gehören die Eigentumsrechte an der Flughafen<br />

<strong>Hamburg</strong> GmbH zu 51 Prozent der Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong> zu 49 Prozent HOCHTIEF Concessions.<br />

Mit Eröffnung der <strong>Airport</strong> Plaza im Dezember 2008<br />

setzte der Flughafen ein umfangreiches Shopping­,<br />

Gastronomie­ <strong>und</strong> Dienstleistungskonzept um. Außerdem<br />

wurden zusätzliche Park­ <strong>und</strong> Büroflächen am<br />

Flughafen geschaffen <strong>und</strong> 2009 wurde in unmittelbarer<br />

Nähe der Terminals ein Hotel eröffnet. Mit Erfolg:<br />

R<strong>und</strong> ein Drittel seiner Einnahmen erzielt <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong> im Non­Aviation­Geschäft. Damit ist der Flughafen<br />

zu einer Plattform für die vielen Beteiligten am<br />

System Luftverkehr geworden.<br />

Auch deshalb blickt Flughafenchef Michael Eggenschwiler<br />

optimistisch in die Zukunft: „In den <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

unserer <strong>Geschichte</strong> sind über 300 Millionen Passagiere<br />

am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> gestartet <strong>und</strong> gelandet,<br />

davon fast ein Drittel allein in den vergangenen zehn<br />

<strong>Jahre</strong>n. 15.000 Menschen sind heute hier beschäftigt.<br />

Der Luftverkehr in Norddeutschland wird auch in den<br />

kommenden Jahrzehnten ein Wachstumsmotor für die<br />

gesamte Metropolregion sein.“<br />

Werner Hauschild,<br />

Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung<br />

von 1994 bis 2005<br />

30 ·· Flughafenentwicklung seit 1911 Flughafenentwicklung seit 1911 ·· 31


Wie wird der Flughafen der Zukunft aussehen?<br />

B<strong>und</strong>esforschungsministerium fördert<br />

„<strong>Airport</strong> 2030“ in <strong>Hamburg</strong><br />

„Wann genau geht nun mein Flug?<br />

Wie viel Zeit bleibt mir? Reicht das noch<br />

für einen kleinen Einkaufsbummel?“ All<br />

diese Fragen könnten bald schon der Vergangenheit<br />

angehören. Am Flughafen der<br />

Zukunft sollen die Passagiere schneller<br />

<strong>und</strong> noch umfangreicher informiert werden.<br />

Sobald der Gast im Terminal unterwegs<br />

ist, soll er mit seiner Fluggesellschaft<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Hamburg</strong>er Flughafen direkt in<br />

Kontakt sein. Über sein eigenes Smartphone<br />

kann sich der Passagier aktuelle<br />

Hinweise zusenden lassen <strong>und</strong> so in Sek<strong>und</strong>enschnelle<br />

erfahren, wie viel Zeit ihm<br />

bis zum Abflug bleibt oder wo es genau<br />

die Shoppingangebote gibt, nach denen er<br />

sucht. Noch entspannter fliegen!<br />

Die Zukunft hat am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen<br />

schon begonnen. Wie sie aussehen<br />

kann, wird derzeit im Rahmen des Projekts<br />

„<strong>Airport</strong> 2030“ erforscht. Der „<strong>Airport</strong><br />

2030“ ist eines von drei Leuchtturmprojekten<br />

am Luftfahrtstandort <strong>Hamburg</strong>, das<br />

vom B<strong>und</strong> gefördert wird. Neben dem<br />

Flughafen der Zukunft geht es um innovative<br />

Antriebstechniken (Brennstoffzellen)<br />

für die zivile Luftfahrt <strong>und</strong> um neue War­<br />

tungskonzepte. Die Projekte laufen bis<br />

Ende 2013. Über fünf <strong>Jahre</strong> fließen insgesamt<br />

40 Millionen Euro an Fördergeldern.<br />

Darum geht es außerdem beim<br />

„<strong>Airport</strong> 2030“<br />

Das Forschungsprojekt betrachtet die Abläufe<br />

an Flughäfen unter verschiedenen<br />

Gesichtspunkten. Unter anderem geht es<br />

auch um die Abfertigung der Flugzeuge<br />

am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>, die für Passagiere im<br />

Verborgenen stattfindet – vom Einladen<br />

der Koffer in das Flugzeug bis zur Startfreigabe<br />

durch Lotsen der Deutschen Flugsicherung.<br />

Viele Hände sind im Spiel. Koordination<br />

ist gefragt, damit alles wie am<br />

Schnürchen läuft. Jetzt geht es darum,<br />

wie diese Abläufe noch präziser <strong>und</strong><br />

schneller abgewickelt werden können. Damit<br />

steht Pünktlichkeit an erster Stelle am<br />

<strong>Airport</strong> 2030.<br />

Die Experten kümmern sich auch um<br />

das Thema Umwelt <strong>und</strong> erforschen, wie<br />

Schadstoffemissionen noch weiter gesenkt<br />

werden können. Etwa indem Triebwerke<br />

der Flugzeuge erst zum Start angeschaltet<br />

werden; das spart Kerosin <strong>und</strong><br />

schont die Umwelt. Die Mitarbeiter der<br />

Projektgruppe tauschen sich derzeit intensiv<br />

aus.<br />

Weiteres wichtiges Thema: digitale<br />

Kommunikation. Ab dem Einchecken am<br />

Schalter oder Ticketautomaten sollen die<br />

Fluggäste nicht mehr allein im Terminal<br />

unterwegs sein. Mobile Geräte von morgen<br />

versorgen die Passagiere permanent<br />

mit allen verfügbaren Informationen. Ein<br />

Blick auf das Smartphone verrät einen<br />

möglichen Gatewechsel oder wie viel Zeit<br />

beim Einkaufsbummel vor dem Abflug<br />

noch bleibt. So macht Reisen noch mehr<br />

Spaß!<br />

Hintergr<strong>und</strong> – das Projekt<br />

„<strong>Airport</strong> 2030“<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> das Forschungsministerium<br />

haben das „Luftfahrtcluster<br />

Metropolregion <strong>Hamburg</strong>“ zum Sieger im<br />

sogenannten Spitzenclusterwettbewerb<br />

gekürt. <strong>Hamburg</strong> hat sich mit dem Luftfahrtcluster<br />

gegen 33 Mitbewerber durchgesetzt<br />

<strong>und</strong> erhält Fördergelder für innovative<br />

Forschungsprojekte. Der „<strong>Airport</strong><br />

2030“ ist eines von diesen Projekten. Im<br />

„Luftfahrtcluster Metropolregion <strong>Hamburg</strong>“<br />

haben sich die Unternehmen, Hochschulen<br />

<strong>und</strong> Forschungsinstitutionen aus der<br />

norddeutschen Luftfahrtbranche zusammengeschlossen,<br />

um ihre Aktivitäten zu<br />

bündeln <strong>und</strong> gemeinsam den Luftfahrtstandort<br />

weiter voranzubringen.<br />

Die Federführung für den „<strong>Airport</strong> 2030“<br />

hat das Deutsche Zentrum für Luft­ <strong>und</strong><br />

„Ich möchte gern einen anschaulichen Teilaspekt des<br />

‚<strong>Airport</strong> 2030‘ herausgreifen, der alle Passagiere an<br />

Flughäfen betrifft”, sagt Torsten W<strong>und</strong>erlich, in dessen<br />

Aufgabenbereich als Leiter Business Development<br />

auch das umfangreiche Projekt fällt. „Künftig<br />

werden Airlines <strong>und</strong> <strong>Airport</strong>s verstärkt die Möglichkeiten<br />

des mobilen Internets zur Prozesssteuerung<br />

<strong>und</strong> Passagierinformation nutzen. Mit den neuen Generationen<br />

von Smartphones <strong>und</strong> Smartpads, die<br />

mittelfristig die bestehenden Handys ablösen werden,<br />

können jederzeit Informationen an den Reisenden<br />

übermittelt werden. Dazu gehören Daten zu<br />

Flugstatus, dem Abfluggate, möglichen Gastro­ <strong>und</strong><br />

Shoppingangeboten oder zu möglichen freien Park­<br />

Raumfahrt (DLR) übernommen. Prof. Volker<br />

Gollnick vom Institut für Lufttransportkonzepte<br />

beim DLR freut sich: „Dieses<br />

Projekt bietet für das gesamte Team um<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> <strong>und</strong> für das DLR die große<br />

Chance, praxisnah neue Technologien<br />

zu entwickeln, zu testen <strong>und</strong> zu bewerten.<br />

Somit legen wir die Gr<strong>und</strong>lagen für den<br />

Einsatz innovativer Technologien in der<br />

plätzen. Gemeinsam mit unseren Forschungspartnern<br />

untersuchen wir, wie die Passagierprozesse<br />

noch weiter optimiert <strong>und</strong> der Komfort erhöht werden<br />

kann.“ <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> bietet hierfür die ideale Forschungsplattform,<br />

aufgr<strong>und</strong> des Passagiervolumens,<br />

der zentralen Rolle in Norddeutschland, der neuen<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> des Zusammentreffens<br />

von verschiedenen Aviation­<br />

<strong>und</strong> Forschungspartnern, die<br />

alle das gleiche Ziel haben: die Flugreise<br />

oder den Urlaub so angenehm<br />

wie möglich zu Hause <strong>und</strong> am <strong>Airport</strong><br />

beginnen zu lassen.<br />

Torsten W<strong>und</strong>erlich (geb. 1971)<br />

Luftverkehrsbranche.“ Auch die Wirtschaft<br />

unterstützt die neuen Projekte. Sie will sich<br />

mit mehr als 200 Millionen Euro an der<br />

Umsetzung beteiligen, heißt es aus der<br />

<strong>Hamburg</strong>er Handelskammer. Denn die Luft­<br />

fahrt ist in <strong>Hamburg</strong> sowohl eine Erfolgs­<br />

als auch eine Zukunftsgeschichte.<br />

Michael Immel<br />

32 ·· Flughafenentwicklung seit 1911 Flughafenentwicklung seit 1911 ·· 33


Mit der Stoppuhr auf dem Vorfeld<br />

So funktioniert eine Flugzeugabfertigung<br />

09:50 Pünktlicher Touchdown des Fluges EZY 5343 aus London-Gatwick,<br />

gestartet um 7:10 Uhr Ortszeit, auf der Bahn 15 aus Richtung Norderstedt<br />

09:53 Mit schweren Holzblöcken fixieren die Mitarbeiter<br />

des Gro<strong>und</strong> Handling die Räder des Fahrwerks<br />

09:54 Busse stehen bereit für die ankommenden Passagiere <strong>und</strong><br />

bringen sie zum Non-Schengen-Eingang der Terminals zur Passkontrolle.<br />

Gleichzeitig wird das Gepäck auf der anderen Seite der A319 entladen<br />

09:52 Der vor vier Wochen ausgelieferte<br />

Airbus A319 G-EZFX rollt auf das nördliche Vorfeld,<br />

wo er auf Position 55 eingewinkt wird<br />

Auf der linken Seite werden zwei Treppen zum Aussteigen<br />

der 137 Passagiere ans Flugzeug gerollt<br />

09:56 Der Erste Offizier Manuel Vignoni auf seinem R<strong>und</strong>gang<br />

ums Flugzeug, der vor jedem Start stattfindet. Das zweiköpfige<br />

Team im Cockpit wechselt sich bei den Flügen ab: Nach <strong>Hamburg</strong><br />

ist Vignoni geflogen, den Rückflug wird Flugkapitän Chris Hammond<br />

übernehmen.<br />

Die A319 benötigt für ihren Flug nach London-Gatwick r<strong>und</strong><br />

4.000 Liter Kerosin. Die Betankung dauert etwa 10 Minuten<br />

10:00 In der Kabine ist das vierköpfige Team schon auf den Rückflug nach England<br />

vorbereitet. Die Handgepäckfächer sind leer, die Gurte auf den Sitzen für die nächsten<br />

Fluggäste ordentlich bereitgelegt<br />

10:03 69 Gepäckstücke<br />

mit 1.042 Kilogramm Gesamt -<br />

gewicht werden eingeladen<br />

10:06 Fast zeitgleich kommen die 135 Passagiere per Bus zum Vorfeld.<br />

„Plus 2“ heißt es in der Fachsprache, wenn zwei Babys gebucht sind, die keinen eigenen Sitzplatz haben.<br />

Ihre Kinderkarren kommen in den Gepäckraum<br />

10:12 Ramp Agent Andreas Zinke bei seinem letzten R<strong>und</strong>gang. Er hat mit dem<br />

Cockpit bereits Informationen zu Passagierzahl, Beladung, Wetter <strong>und</strong> Slots ausgetauscht.<br />

Flugkapitän Hammond holt die Erlaubnis zum Start der Turbinen ein <strong>und</strong> gibt<br />

das Zeichen, dass alles für den Start bereit ist.<br />

Nach Rücksprache mit den Piloten werden auf Andreas Zinkes Zeichen die Blöcke<br />

von den Reifen von einem Vorfeldmitarbeiter weggezogen<br />

10:14 „Two running engines. Prepare aircraft to taxi”, hört Andreas Zinke per Funk<br />

aus dem Cockpit. „Aircraft prepared to taxi“, gibt er zurück. Zu Deutsch: Das Flugzeug<br />

ist bereit zum Rollen<br />

Die Informationen zum nächsten<br />

Flug gibt Manuel Vignoni in den<br />

Bordcomputer ein<br />

10:15 Das Flugzeug rollt zur Startbahn<br />

10:20 EZY 5344 nach London-Gatwick hebt ab<br />

34 ·· Arbeitsplatz Flughafen<br />

Arbeitsplatz Flughafen ·· 35


Sie regeln den Verkehr auf dem Vorfeld<br />

Der Beruf der Lotsen damals <strong>und</strong> heute<br />

Die AY853 aus Helsinki ist auf dem<br />

<strong>Hamburg</strong>er Flughafen gelandet. „Rollbahn<br />

Sierra, Taxilane 3“, spricht Vorfeldlotse<br />

Björn Adomeit in das Mikrofon der Luft­<br />

Bodenfunkstelle „<strong>Hamburg</strong> Apron“. „Wenn<br />

das Flugzeug die Landebahn verlässt <strong>und</strong><br />

über eine der Rollbahnen das Vorfeld 1 erreicht,<br />

hört der Zuständigkeitsbereich der<br />

Deutschen Flugsicherung (DFS) auf <strong>und</strong><br />

wir übernehmen die Rollführung der Flugzeuge<br />

bis zur Parkposition“, erklärt der<br />

41­Jährige. Beim Start läuft es umgekehrt:<br />

„Nach dem Anlassen der Triebwerke meldet<br />

sich der Pilot bei uns. Wir erteilen ihm<br />

die Rollfreigabe <strong>und</strong> informieren ihn über<br />

den Weg zur Startbahn. Dort beginnt wiederum<br />

die Zuständigkeit der DFS.“ Die<br />

DFS ist für die Erbringung der Flugsicherungskontrolldienste<br />

auf den Start­ <strong>und</strong><br />

Landebahnen, den Rollbahnen <strong>und</strong> im<br />

Luftraum zuständig, während die Vorfeld­<br />

kontrolle („<strong>Hamburg</strong> Apron“) die Verkehre<br />

auf dem Vorfeld lenkt <strong>und</strong> überwacht.<br />

Start- <strong>und</strong> Landezeiten<br />

Insgesamt 27 Monitore stehen vor der<br />

Fensterfront mit direktem Blick auf das<br />

Vorfeld. Neben der Koordination aller Flug­<br />

<strong>und</strong> Fahrzeuge auf dem Vorfeld übernehmen<br />

die jeweils vier Lotsen je Schicht von<br />

hier aus auch die Belegung der äußeren<br />

Parkpositionen. Das sind die Plätze, an denen<br />

Flugzeuge parken, die nicht direkt an<br />

die Pier andocken. Auch die Daten über<br />

Lande­, Stand­ oder Startzeiten werden<br />

hier erfasst. Über das Touchscreen des<br />

seit fünf <strong>Jahre</strong>n existierenden Systems<br />

„smartstrip“ (digitaler Kontrollstreifen) erfasst<br />

Björn Adomeit die Flugzeug­ <strong>und</strong><br />

Bewegungsdaten.<br />

Kollegin Christina Jonas arbeitet heute<br />

als Disponentin in der Verkehrszentrale,<br />

die gleich nebenan ist. Der Bereich gehört<br />

mit zur Vorfeldkontrolle, so dass die Beschäftigten<br />

rotierend als Lotsen <strong>und</strong> als<br />

Disponenten eingesetzt werden. Zu den<br />

Aufgaben der Disponenten gehört, die Belegung<br />

der Parkpositionen <strong>und</strong> der direkt<br />

angeschlossenen Warteräume (Gates) an<br />

der zentralen Fluggastbrücke zu koordinieren.<br />

„Dabei muss man natürlich genau unterscheiden,<br />

ob es sich um Ankünfte oder<br />

Abflüge aus dem Geltungsbereich des<br />

Schengener Abkommens handelt. Auch<br />

die Flugzeuge von außerhalb der Europäischen<br />

Union gelegenen Flughäfen müssen<br />

bei der Wahl der Position am Gebäude besonders<br />

berücksichtigt werden. Bei diesen<br />

Flügen muss bei Ankunft <strong>und</strong> Abflug eine<br />

Pass­ bzw. Sicherheitskontrolle stattfinden“,<br />

erklärt die 31­Jährige. Nebenbei<br />

„füttert“ sie das System mit weiteren Daten<br />

wie z. B. Verspätungen oder Rotationsänderungen.<br />

Aufbau der eigenen Vorfeldkontrolle<br />

Dieter Wolf betritt den Raum der Vorfeldkontrolle.<br />

Der 74­Jährige arbeitete 36 <strong>Jahre</strong><br />

als Fluglotse <strong>und</strong> ist noch heute als Berater<br />

des Flughafens tätig. 1958 begann er<br />

seine Laufbahn am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> <strong>und</strong><br />

hat seitdem viele Veränderungen erlebt:<br />

„Im alten Tower konnten wir direkt auf das<br />

Vorfeld sehen <strong>und</strong> die Flugzeuge führen.<br />

Das ist heute im neuen Kontrollturm der<br />

DFS vor dem Werftgelände der Lufthansa<br />

Technik nicht mehr möglich.“ Daher muss<br />

die Vorfeldkontrolle des <strong>Hamburg</strong>er Flughafens<br />

den Rollverkehr sowie die Bewegungslenkung<br />

<strong>und</strong> ­kontrolle nun in Eigenregie<br />

über Funk durchführen. Für diesen<br />

Job hat Dieter Wolf nach seiner Pensionierung<br />

Flughafenangestellte ausgebildet.<br />

„Wenn ich heute in den Tower komme,<br />

kenne ich keinen Knopf mehr. Es ist kein<br />

Quadratmeter mehr so wie früher. Dabei<br />

mussten alle Änderungen scheibchenweise<br />

vorgenommen werden, denn der Betrieb<br />

lief ja immer nebenher weiter“, erzählt<br />

der Luftfahrtenthusiast. Zu seiner Zeit<br />

gab es weder ein Touchscreen noch das<br />

neue Bodenradarsystem, mit Hilfe dessen<br />

Flugzeuge auf dem Vorfeld <strong>und</strong> den Rollbahnen<br />

von den Lotsen besser kontrolliert,<br />

schneller koordiniert <strong>und</strong> somit sicherer<br />

gelenkt werden können.<br />

Früher: Startposten auf dem Vorfeld<br />

Diese technischen Hilfsmittel waren den<br />

Mitarbeitern des <strong>Hamburg</strong>er Flughafens in<br />

den Anfangsjahren noch völlig fremd:<br />

„Inmitten des Rollfeldes hat tagsüber ein<br />

Beamter der Luftaufsicht seinen Startposten<br />

inne“, heißt es in „Der Flughafen­Führer<br />

durch den Flughafen <strong>Hamburg</strong>­Fuhlsbüttel“<br />

(1932). Der Posten auf dem<br />

Turmaufbau des Gebäudes gab über rote<br />

bzw. grüne Scheinwerfer Lichtsignale <strong>und</strong><br />

Nur zwei Kilometer nördlich der heutigen Flughafenfeuerwehr<br />

bezogen meine Eltern 1956 mit uns Kindern<br />

ein kleines Häuschen. Sonntägliche Spaziergänge<br />

führten uns stets durch den Jugendpark zum<br />

<strong>Hamburg</strong>er Flughafen, wo wir die startenden <strong>und</strong><br />

landenden Flugzeuge beobachteten. Ab etwa 1966<br />

verbrachte ich mit einem Schulfre<strong>und</strong> fast jeden Tag<br />

am Flughafen in Fuhlsbüttel. Da das spärliche Taschengeld<br />

einen täglichen Besuch der Aussichtsterrasse<br />

nicht erlaubte, suchten wir abseits des Terminals<br />

nach Standorten, an denen wir den Fliegern<br />

trotzdem „nahe“ sein konnten. Einige dieser Beobachtungspunkte<br />

lagen auch im eigentlich nicht öffentlich<br />

zugänglichen Bereich des Flughafens, <strong>und</strong> so erregten<br />

wir gelegentlich die Aufmerksamkeit der wachsamen<br />

„Follow­me­Fahrer“ in ihren schwarz­gelb karierten<br />

Kontrollwagen. Herrn Sonnemann war<br />

besonders ich ein Dorn im Auge, weil ich mich schon<br />

die dementsprechende Freigabe. „Alle<br />

startenden Flugzeuge müssen erst in der<br />

Nähe des Postens auf dem Rollfelde rollen,<br />

der, da alle Flugzeuge immer gegen den<br />

Wind landen <strong>und</strong> starten müssen, jeweils<br />

seinen Platz wechseln muss. Zum Start<br />

darf erst geschritten werden, wenn der<br />

Beamte mit einer Flagge das Freizeichen<br />

gegeben hat.“<br />

Heute arbeiten etwa 15.000 Menschen<br />

auf dem Gelände des Flughafens. Beim<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> <strong>und</strong> seinen 14 Tochterunternehmen<br />

sind ca. 1.600 Menschen<br />

beschäftigt. R<strong>und</strong> 50 Auszubildende erlernen<br />

zurzeit fünf unterschiedliche Berufe.<br />

2011 wird das Ausbildungsangebot um<br />

den Bereich „Fachinformatik“ erweitert, so<br />

dass 15 neue Azubis starten können.<br />

Beim Rollen zur Parkposition<br />

übernimmt der<br />

Follow-Me-Fahrer die<br />

Führung. Beim Einwinken<br />

gelten heute noch<br />

die gleichen Regeln wie<br />

vor etwa 50 <strong>Jahre</strong>n<br />

Björn Adomeit (li.),<br />

Christina Jonas<br />

mal etwas weiter vorwagte als ihm tolerierbar erschien.<br />

Von ihm „aufgesammelt“, wurde ich zu Alfred Fries in<br />

die Verkehrsabteilung gefahren, wo ich eine Standpauke<br />

über mich ergehen lassen musste. Nach einem<br />

halben Dutzend solcher „Vergatterungen“ war Herrn<br />

Fries anzusehen, dass er bald mit seinem Latein am<br />

Ende sein würde. Besänftigen konnte ich ihn nur, indem<br />

ich ihm klarmachte, dass ich nach dem Ende<br />

meiner Schulzeit auf jeden Fall am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen<br />

eine Ausbildung beginnen wollte. Dass ich tatsächlich<br />

„Flugsicherungsassistent“ bei der B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für Flugsicherung wurde, trug maßgeblich zur Versöhnung<br />

mit Follow­me­Fahrer Sonnemann <strong>und</strong> Verkehrsleiter<br />

Fries bei. Nur wenige <strong>Jahre</strong> später erhielt ich die<br />

Gelegenheit zu einem Aufstiegslehrgang <strong>und</strong> konnte<br />

endlich Fluglotse werden – ein Traum ging für mich in<br />

Erfüllung.<br />

Norbert Oertel (geb. 1952)<br />

36 ·· Arbeitsplatz Flughafen Arbeitsplatz Flughafen ·· 37


Berufe am <strong>Airport</strong><br />

So vielfältig sind die Aufgaben<br />

Fensterputzer Kontrollwagenfahrer<br />

B<strong>und</strong>espolizistin<br />

Mechaniker<br />

Stationsleiter<br />

Busfahrer<br />

Mitarbeiter Gro<strong>und</strong> Handling<br />

Mitarbeiter Modellschau<br />

Betriebsleiter Elektrotechnik<br />

Stewardess<br />

Jäger<br />

Schlepperfahrer<br />

Zollbeamte Wachleiter<br />

Mitarbeiterin Kantine<br />

Flughafenpastor<br />

Bodenstewardess<br />

38 ·· Arbeitsplatz Flughafen Arbeitsplatz Flughafen ·· 39<br />

Enteiser<br />

Feuerwehrmann Sicherheitsexperte Umweltberaterin<br />

Sanitäter Gepäcklader<br />

Bäcker Betriebsleiter Elektroanlagen<br />

Fluglotsen<br />

Ramp Agent<br />

Sekretärin<br />

Barkeeper Geschäftsführer Mitarbeiterin Telefonzentrale


Umweltschutz sieht vielfältig aus: Frisch gemähtes Gras wird auf<br />

Rückstände überprüft <strong>und</strong> geht jeden Tag zum Tierpark Hagenbeck<br />

Die alte Lärmschutzhalle, ein moderner Erdgasschlepper, der „Umweltpreis der Wirtschaft“ aus Schleswig-Holstein 2008<br />

Bewusster Umgang mit Ressourcen<br />

Umweltschutz ist Chefsache am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

„Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie gehen bei<br />

uns Hand in Hand“, sagt Axel Schmidt,<br />

Leiter der Umweltabteilung des Flughafens.<br />

„Denn wenn der Flughafen bewusst<br />

mit den natürlichen Ressourcen umgeht,<br />

hat er gleichzeitig ein hohes finanzielles<br />

Einsparpotenzial. Bei steigenden Energiepreisen<br />

<strong>und</strong> knapper werdenden Energievorräten<br />

wird dieses Thema in jeder<br />

Branche künftig noch wichtiger.“ Damit<br />

trifft Axel Schmidt den Kern: Mit Augenmaß<br />

zu wirtschaften <strong>und</strong> gleichzeitig sorgfältig<br />

mit der Umwelt umzugehen ist ein<br />

zentrales Anliegen von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>.<br />

Zielgerichtetes Handeln mit einer nachweisbaren<br />

Verringerung von Emissionen –<br />

so lautet das Credo des Flughafens, das<br />

die vierzehnköpfige Mannschaft um Axel<br />

Schmidt täglich mit umsetzt.<br />

Außer auf die weitreichenden Energiesparmaßnahmen<br />

in den Flughafengebäuden<br />

ist die Abteilung auf die erfolgreichen<br />

freiwilligen Lärmschutzprogramme für die<br />

Nachbarschaft besonders stolz. 14.500<br />

Wohnungen wurden bereits mit Schallschutzfenstern<br />

ausgestattet, 8.000 Schalldämmlüfter<br />

eingebaut. „<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

hat in den vergangenen 30 <strong>Jahre</strong>n freiwillig<br />

etwa 37 Millionen Euro in solche<br />

Schallschutzmaßnahmen investiert“, so<br />

Axel Schmidt. Der Einsatz leiserer Flugzeugtypen<br />

wird über das Entgeltsystem<br />

von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> gefördert <strong>und</strong> die<br />

Flugzeuge dürfen während ihrer Standzeit<br />

die eigenen lauteren Hilfstriebwerke nicht<br />

benutzen. U. a. durch diese Maßnahmen<br />

hat sich die Fläche r<strong>und</strong> um den Flughafen,<br />

bei der eine bestimmte Lärmobergrenze<br />

herrscht, seit 1997 um 38 Prozent<br />

reduziert. Bereits seit 1972 gibt es in <strong>Hamburg</strong><br />

die Funktion des Lärmschutzbeauftragten,<br />

der sich um alle Fragen aus der<br />

Bevölkerung hinsichtlich des Fluglärms<br />

kümmert. Ebenfalls in den 1970ern führte<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> die ersten „Flüsterprämien“<br />

für leisere Flugzeuge ein. Seit Januar<br />

2010 geben emissionsabhängige Landeentgelte<br />

den Airlines zudem weitere Anreize,<br />

moderne Flugzeuge einzusetzen, die<br />

emissionsärmer sind als ältere.<br />

Weiterer Beweis für die erfolgreiche<br />

Arbeit des Umweltteams sind die 32 Erdgasschlepper<br />

<strong>und</strong> 4 erdgasbetriebenen<br />

Bus se auf dem Vorfeld. Trends setzt der<br />

<strong>Hamburg</strong>er Flughafen zudem mit dem<br />

Testbetrieb von Wasserstoffschleppern.<br />

Nach zweijährigem Einsatz lautet die positive<br />

Bilanz: Die Gepäckschlepper mit Wasserstoffantrieb<br />

sind mit den erdgasbetriebenen<br />

absolut gleichwertig.<br />

Das Know­how der <strong>Hamburg</strong>er Umweltexperten<br />

ist inzwischen weltweit gefragt:<br />

Sie sind als Berater u. a. für die Flughäfen<br />

Sydney, Budapest, München, aber auch<br />

Sylt tätig. Darüber hinaus wurde die Umweltabteilung<br />

mehrfach ausgezeichnet.<br />

„Reden kann man viel, wir handeln“, so<br />

lautet das Motto der Abteilung. Einige weitere<br />

Beispiele ihrer erfolgreichen Arbeit:<br />

Das Thermolabyrinth in Terminal 1 wärmt<br />

bzw. kühlt Luft vor <strong>und</strong> senkt somit den<br />

Gebrauch der Klimaanlage. Ersparnis jährlich:<br />

400 Tonnen CO 2 . Durch die Herabsetzung<br />

der Heizwerte <strong>und</strong> Hinaufsetzung der<br />

Klimatisierungswerte spart der Flughafen<br />

pro Jahr 1.750 Tonnen CO 2 ein. Durch ein<br />

neues Bodenradarsystem, das effizienteres<br />

Führen aller Fahrzeuge am Boden ermöglicht,<br />

können noch einmal 3.400 Tonnen<br />

CO 2 eingespart werden. Dass Umweltschutz<br />

auch direkt den Mitarbeitern zu<br />

Gute kommt, weiß Axel Schmidt: „Wenn<br />

die Flugzeuge ihre eigenen lauteren <strong>und</strong><br />

abgasreichen Hilfsaggregate nicht mehr<br />

benutzen, während sie bei uns stehen,<br />

sondern Strom <strong>und</strong> Klimatisierung über die<br />

Fluggastpier bekommen, verbessert das<br />

auch die Luftqualität. Das ist direkter Arbeitsschutz,<br />

den jeder spürt.“<br />

Seit mehr als 20 <strong>Jahre</strong>n<br />

ist er der Mann für Umweltfragen<br />

am <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong>: Axel Schmidt<br />

40 ·· Arbeitsplatz Flughafen Arbeitsplatz Flughafen ·· 41


„Willkommen an Bord“<br />

Aus dem Berufsalltag einer Flugbegleiterin<br />

„Sie sind gerne Gastgeber? Dann<br />

steigen Sie doch auf an Bord der airberlin<br />

group“, heißt es auf der Internetseite der<br />

Fluggesellschaft. Das konnte sich Rebecca<br />

Franzen vorstellen, allerdings dachte sie<br />

anfangs an zwei <strong>Jahre</strong>. Daraus sind mittlerweile<br />

neun geworden <strong>und</strong> ein Ende ist<br />

nicht abzusehen: „Ich habe unverhofft<br />

meinen Traumberuf gef<strong>und</strong>en“, so die<br />

32­Jährige. „Dabei bin ich erst mit 18 das<br />

erste Mal geflogen. Die Leidenschaft für<br />

die Luftfahrt hat sich bei mir erst spät entwickelt.“<br />

Sie erinnert sich noch gut an ihre<br />

Anfangszeit bei airberlin: „Nach dem<br />

sechswöchigen Lehrgang trat ich meinen<br />

Dienst am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen an. Damals<br />

hatte airberlin hier erst ein Flugzeug<br />

stehen, mittlerweile sind es acht bis neun.<br />

Ich bin sozusagen mit dem Unternehmen<br />

gewachsen.“ Seit vier <strong>Jahre</strong>n ist die ehemalige<br />

Veterinärmedikantin zudem Stationsleiterin<br />

in <strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong> damit Ansprechpartnerin<br />

für die Flugbegleiter <strong>und</strong><br />

Flugbegleiterinnen von airberlin. „Ich führe<br />

Mitarbeitergespräche, kümmere mich um<br />

die Abläufe im Crewraum <strong>und</strong> habe immer<br />

ein offenes Ohr für Anregungen oder Sorgen<br />

der Kollegen.<br />

Das Fliegen hat sie dabei nicht aufgegeben.<br />

„Ich bin gern mit Menschen zusammen,<br />

man muss in diesem Job außerdem<br />

flexibel sein <strong>und</strong> gut koordinieren können.<br />

Im Laufe der <strong>Jahre</strong> habe ich auch gelernt,<br />

Kritik nicht persönlich zu nehmen, das ist<br />

wichtig.“ Eine abgeschlossene Berufsausbildung,<br />

möglichst in einem Dienstleistungsberuf,<br />

eine Mindestgröße von 1,65<br />

Metern <strong>und</strong> englische Sprachkenntnisse<br />

sind die wichtigsten Bewerbungsvoraussetzungen<br />

für Flugbegleiter/­innen bei airberlin.<br />

Morgenmuffel haben keine Chance,<br />

denn frühes Aufstehen ist manchmal ein<br />

Muss: „Das Briefing der Crew erfolgt in<br />

der Regel eine St<strong>und</strong>e vor Abflug“, erklärt<br />

Rebecca Franzen (oben)<br />

ist begeistert von ihrem<br />

Job als Flugbegleiterin<br />

bei airberlin<br />

Zusammen mit ihrer<br />

Crew auf dem Vorfeld<br />

von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Rebecca Franzen den Ablauf. „Das Senior<br />

Cabin Crew Member, der oder die<br />

Kabinenchef/­in, bereitet die Flugunterlagen<br />

vor, informiert über die Passagierzahlen,<br />

über spezielle Essen an Bord <strong>und</strong> bespricht<br />

mit der Crew ein Sicherheits­ oder<br />

Erste­Hilfe­Thema.“ Der Kapitän <strong>und</strong> der<br />

Copilot erläutern weitere Besonderheiten<br />

des Fluges, wie zum Beispiel das Wetter.<br />

„Man weiß morgens nicht, was im Laufe<br />

des Tages noch so passiert. Das macht<br />

den Beruf so spannend <strong>und</strong> abwechslungsreich“,<br />

sagt die Flugbegleiterin, die in<br />

der Nähe von Buchholz wohnt. „Wir fliegen<br />

von <strong>Hamburg</strong> aus europäische Ziele,<br />

vor allem Spanien, an. Das Arbeiten an<br />

Bord ist oft auch körperlich recht anstrengend,<br />

dessen muss man sich bewusst<br />

sein. Es ist wichtig, sich einen Ausgleich<br />

zu suchen, sich viel an der frischen Luft zu<br />

bewegen <strong>und</strong> sich ges<strong>und</strong> zu ernähren.“<br />

Rebecca Franzens Ausgleich ist H<strong>und</strong> Bilbo,<br />

ein Australian Shepherd. Er ist immer<br />

bei ihr, außer beim Fliegen, <strong>und</strong> verlangt<br />

viel Bewegung.<br />

Ihre positive Energie <strong>und</strong> Motivation gewinnt<br />

die junge Frau auch durch die Begegnungen<br />

mit Passagieren an Bord. „Wir<br />

hatten einmal einen sehr anstrengenden<br />

Flug auf die Kanaren. Eine ältere Dame<br />

war nicht ganz unschuldig daran, sie hielt<br />

uns ganz schön auf Trab. Kurz vor dem<br />

Aussteigen nahm sie mich jedoch spontan<br />

in die Arme <strong>und</strong> bedankte sich für die<br />

schöne Zeit an Bord. Sie war länger nicht<br />

geflogen <strong>und</strong> eben auch unsicher. Ihr<br />

emotionales Dankeschön hat mich sehr<br />

gerührt.“<br />

Rebecca Franzen schätzt an „ihrer“ Airline<br />

vor allem das kollegiale Miteinander:<br />

„Wir duzen uns alle untereinander <strong>und</strong> der<br />

Teamgedanke steht immer an erster Stelle.“<br />

Die Idee, sich als Flugbegleiterin zu bewerben,<br />

kam ihr übrigens durch den Beruf<br />

ihres Mannes. Er ist Pilot – allerdings bei<br />

Lufthansa. Diskussionen über die Luftfahrt<br />

bleiben daher natürlich auch zuhause<br />

nicht aus, das Thema Fluggesellschaften<br />

vermeiden die beiden jedoch: „Das führt<br />

zu nichts“, lacht Rebecca Franzen.<br />

„Mein Mann ist durch <strong>und</strong> durch Lufthanseat<br />

<strong>und</strong> ich aus vollem Herzen eine<br />

‚airberlinerin‘.“<br />

Berufsbild: Vielfalt. Von der Betreuung alleinreisender Kinder über die<br />

Begrüßung der Passagiere <strong>und</strong> das Tragen top­modischer Uniformen<br />

bis zur Hilfe beim Einsteigen <strong>und</strong> dem Servieren an Bord reichen <strong>und</strong><br />

reichten die Aufgaben von Flugbegleitern <strong>und</strong> ihren Vorgängern. Die<br />

ersten (männlichen) Stewards gab es bereits in den Zeppelinen, sie<br />

servierten den Gästen edle Köstlichkeiten von Masthuhn bis Champagner.<br />

Als erste weibliche Stewardess gilt die Amerikanerin Ellen Church,<br />

die 1930 bei „Boeing Air Transport“ (BAT), einem Vorgänger von United<br />

Airlines, ihre Laufbahn begann. Am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen kannte man<br />

zu der Zeit die sogenannten Flugbuben (oder auch Flugboys, 2. Foto v.<br />

re.), die die Passagiere aus der Empfangshalle abholten, um sie zu ihrem<br />

Flugzeug zu geleiten oder sie dort nach ihrer Ankunft zu empfangen –<br />

ihre Arbeitskleidung war einer Pagenuniform nachempf<strong>und</strong>en.<br />

„Eine Stewardess darf nicht in Sahnetorten schwelgen, sondern muss<br />

schlank wie eine Gerte sein“, hieß es in der Ausgabe der Frankfurter<br />

R<strong>und</strong>schau vom August 1964, die über den ersten Kurs der neuen<br />

Flugbegleiter­Schule der Lufthansa in Frankfurt berichtete. Die damalige<br />

Teilnehmerin Margret Paech kann das bestätigen, sie musste erst fünf<br />

Kilo abnehmen bevor sie an dem Lehrgang teilnehmen durfte. Neben<br />

der Mannequin­Figur waren noch weitere Kriterien zu erfüllen: „Wir<br />

mussten sprachbegabt sein, unverheiratet, durften keine Brille tragen<br />

<strong>und</strong> sollten möglichst aus gutem Hause stammen.“ Damit die Figur nicht<br />

gar zu aufreizend wirkte, gehörte ein Korsett zur Uniformordnung. Die<br />

heute 71­Jährige erinnert sich immer noch gern an ihre Zeit als Lufthansa­Stewardess<br />

am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen: „Unser Beruf genoss damals<br />

ein sehr hohes Ansehen in der Öffentlichkeit. Außerdem war es eine<br />

Möglichkeit, viel von der Welt kennenzulernen.“ Margret Paech flog zunächst<br />

auf der Super Constellation <strong>und</strong> spricht heute<br />

noch begeistert von der familiären Atmosphäre<br />

an Bord <strong>und</strong> den sehr „coolen“ amerikanischen Piloten.<br />

Die Super Constellation war damals auch als<br />

sogenannter „Airbus“ unterwegs: „Sie wurde eingesetzt<br />

als <strong>Hamburg</strong>­Frankfurt­Shuttle. Die Tickets für<br />

r<strong>und</strong> 70 DM pro Strecke wurden direkt von uns an<br />

Bord verkauft“, erinnert sich die heutige Heilpraktikerin.<br />

Nur einmal wäre die ehemalige Stewardess<br />

am liebsten „im Mauseloch verschw<strong>und</strong>en“: Als<br />

sie einem eleganten Herrn aus Versehen eiskalten<br />

Tomatensaft den Rücken runterlaufen ließ. „Wir versuchten<br />

noch, das Sakko vor dem Ofen zu trocknen,<br />

aber ohne Erfolg.“ Der Herr trug es jedoch mit Fassung,<br />

sehr zur Erleichterung von Margret Paech.<br />

Margret Paech (geb. 1939)<br />

42 ·· Arbeitsplatz Flughafen Arbeitsplatz Flughafen ·· 43


Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr hat im Rahmen von „Chefs lesen Kindern vor“ kleine Gäste<br />

Die <strong>Airport</strong> Tiger<br />

zeigen auf der<br />

Abschiedsveranstaltung,<br />

was sie in<br />

den Sommerferien<br />

gelernt haben<br />

Abseits der Piste<br />

Das soziale Engagement des Flughafens<br />

Wenn die 25 kleinen „<strong>Airport</strong> Tiger“ am Flughafen<br />

unterwegs sind, dann freut das auch Claus­Dieter<br />

Wehr. „Aus einer Idee von Mitarbeitern, Kinderbetreuung<br />

während der Ferienzeit anzubieten, hat sich jetzt<br />

im vierten Jahr eine echte Institution entwickelt“, sagt<br />

der Flughafengeschäftsführer. „Und davon profitieren<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Unternehmen gleichermaßen.“ Die<br />

„<strong>Airport</strong> Tiger“, das ist die Sommerferiengruppe für<br />

Kinder von Flughafenmitarbeitern. Dass die Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf auch außerhalb der Sommerferien<br />

unterstützt wird, beweist auch die wachsende<br />

Zahl von Home­Office­Arbeitsplätzen für Eltern, die<br />

aus dem Erziehungsurlaub in den Beruf zurückkehren<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig teilweise von zuhause aus arbeiten<br />

möchten. Claus­Dieter Wehr: „Noch sind das individuel­<br />

le Lösungen. Wie wir solche Arbeitsplätze künftig noch<br />

besser organisieren können, überlegen wir derzeit.“<br />

Als Ausbildungsbetrieb übernimmt <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

zudem jungen Menschen gegenüber Verantwortung.<br />

Servicekaufleute im Luftverkehr, Bürokaufleute, Fachinformatiker,<br />

Industriemechaniker, Elektroniker – 50 Auszubildende<br />

erlernen am Flughafen fünf Berufe. Zudem<br />

gibt es die Möglichkeit, im dualen Studium in Kooperation<br />

mit der Nordakademie einen Bachelor of Science<br />

in Betriebswirtschaftslehre zu erwerben. Und zur Orientierung<br />

für Schüler bietet der Flughafen jedes Jahr<br />

Praktikumsplätze an. „Die Luftfahrt wird auch künftig<br />

eine Wachstumsbranche bleiben“, sagt Wehr, „so dass<br />

gut ausgebildete Mitarbeiter für den Unternehmenserfolg<br />

sehr wichtig sind.“<br />

Soziales Engagement wird im gesamten Unternehmen<br />

großgeschrieben, davon zeugt auch die Förderung<br />

unterschiedlichster gemeinnütziger Projekte.<br />

Selbstständig organisieren Mitarbeiter der Informations­<br />

<strong>und</strong> Serviceabteilung die jährliche Versteigerung<br />

von F<strong>und</strong>sachen. Welchem guten Zweck der Erlös jeweils<br />

zukommt, entscheiden die Mitarbeiter jedes Mal<br />

neu. Im Jahr 2010 gingen 10.000 Euro aus der Versteigerung<br />

an die Arche Jenfeld. Der Verein bietet Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen aus schwierigen familiären Verhältnissen<br />

kostenloses Mittagessen, Hausaufgabenhilfe,<br />

sinnvolle Freizeitbeschäftigungen <strong>und</strong> vor allem viel<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Als stadtnaher Flughafen unterstützt das Unternehmen<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> außerdem Einrichtungen in der<br />

erweiterten Nachbarschaft. Ein Beispiel: Jeden Abend<br />

werden die Zeitungen der Airlines, die nicht gelesen<br />

wurden, an die Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel geliefert.<br />

„Im Netzwerk Common Purpose hat eine unserer<br />

Führungskräfte erfahren, dass Lesestoff im Gefängnis<br />

rar ist, <strong>und</strong> kam auf die Idee zu helfen“, sagt Claus­<br />

Dieter Wehr. Ein weiteres Betätigungsfeld ist das<br />

Sponsoring von Sportvereinen, Schulen, Freiwilligen<br />

Feuerwehren, Bürger­ <strong>und</strong> Kulturvereinen in der Flughafennachbarschaft.<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> ist jedes Jahr<br />

beim „Girls‘ Day“ <strong>und</strong> bei „Neue Wege für Jungs“<br />

dabei, um Mädchen <strong>und</strong> Jungen Perspektiven in geschlechtsuntypischen<br />

Berufen aufzuzeigen. Am Sozialen<br />

Tag „arbeiten“ Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler am<br />

Flughafen, um ihren Lohn für Hilfsprojekte zu spenden.<br />

Zudem unterstützt der Flughafen Projekte der Aktion<br />

„<strong>Hamburg</strong>er Weg“, einer Initiative des <strong>Hamburg</strong>er<br />

Sport­Vereins <strong>und</strong> in der Stadt ansässiger Unternehmen.<br />

So fördert der Flughafen als Partner von „<strong>Hamburg</strong><br />

für <strong>Hamburg</strong>“ das Projekt „Neustart“ des <strong>Hamburg</strong>er<br />

Ausbildungszentrums (HAZ). Junge Menschen<br />

ohne Hauptschulabschluss erhalten dort eine Ausbildung<br />

in einem Metall­ <strong>und</strong> Elektroberuf.<br />

„Wir haben als Unternehmen, das die Mobilität der<br />

gesamten Metropolregion sichert, auch eine Verantwortung<br />

gegenüber den Menschen, die hier leben“,<br />

fasst Claus­Dieter Wehr das Engagement von <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong> zusammen.<br />

Mitarbeiter<br />

profitieren vom<br />

Engagement des<br />

Unternehmens<br />

Am Arbeitsplatz von Sebastian Lazar springt der Funke über. Und das nicht nur<br />

beim Flexen eines Metallteils. Der 17­jährige <strong>Hamburg</strong>er macht eine Ausbildung<br />

zum Industriemechaniker <strong>und</strong> ist begeistert von der Abwechslung in<br />

seinem Job. Das ist auch Lisa Faustmann: Die 20­jährige Brandenburgerin lernt<br />

Bürokauffrau <strong>und</strong> ist sich im zweiten Ausbildungsjahr sicher: „Der Flughafen<br />

bietet als Großbetrieb Aufstiegsmöglichkeiten <strong>und</strong> ist ein zukunftsorientierter<br />

Arbeitgeber. Die Aufgaben sind sehr unterschiedlich, alle zwei bis fünf Wochen<br />

wechsle ich die Abteilung <strong>und</strong> bekomme dadurch einen R<strong>und</strong>umblick. Man<br />

erlangt jede Menge Hintergr<strong>und</strong>wissen <strong>und</strong> begreift auch, wie wichtig ein gut<br />

aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel am Flughafen ist. Der Bereich Umwelt<br />

hat mich sehr beeindruckt, ich könnte mir vorstellen, später etwas in dieser<br />

Richtung zu studieren.“ Der 22­jährige Dennis Baumann sorgt mit seiner Arbeit<br />

für sicheres Ankommen <strong>und</strong> Abfliegen: Zu seinen Aufgaben als angehender<br />

Elektroniker gehört es auch, die Lampen der Start­ <strong>und</strong> Landebahnen auszutauschen.<br />

Am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> erlernen r<strong>und</strong> 50 Auszubildende fünf unterschiedliche<br />

Berufe: Bachelor of Science (Betriebswirt/­in), Servicekaufmann/frau<br />

im Luftverkehr, Bürokaufmann/­frau, Elektroniker/­in in Betriebstechnik<br />

sowie Industriemechaniker/­in. 2011 wird das Ausbildungsangebot um den<br />

Bereich „Fachinformatik“ erweitert, so dass 15 neue Azubis starten können.<br />

Lisa Faustmann (geb. 1990), Dennis Baumann (geb. 1987), Sebastian Lazar (geb. 1992)<br />

44 ·· Arbeitsplatz Flughafen Arbeitsplatz Flughafen ·· 45


Wenn es mal wieder schnell gehen soll<br />

Air Cargo am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

Kleines Teil, große Wirkung. Wenn<br />

ein einzelnes Bauteil in einem Airbus A321<br />

defekt <strong>und</strong> ein Austauschteil nicht vor Ort<br />

verfügbar ist, sind schnelle Reaktionen gefragt:<br />

Als Expressfracht geht das erforderliche<br />

Ersatzteil per Air Cargo auf die Reise,<br />

um das Flugzeug möglichst schnell wieder<br />

in die Luft zu bekommen <strong>und</strong> so den Flugplan<br />

der Airline im Takt zu halten. Das ist<br />

nur eines von unzähligen Beispielen für<br />

den Luftfrachtstandort <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>.<br />

Mit dem Hauptsitz von Airbus Spares<br />

Support and Services <strong>und</strong> der Lufthan sa<br />

Technik sowie vielen internationalen<br />

Reedereien sind insbesondere Expresslieferungen<br />

ein bedeutendes Standbein<br />

des Luftfrachtzentrums am Flughafen.<br />

Wird irgendwo auf der Welt ein Schiffs­<br />

oder ein Flugzeugersatzteil benötigt, dann<br />

ist die Chance hoch, dass es aus <strong>Hamburg</strong><br />

Per Hand wurden in den 1930ern Pakete verladen,<br />

eine JAL-Boeing 707 transportierte einen<br />

VW-Käfer, das Bühnenequipment der Band Iron<br />

Maiden ging auf dem Charter-Frachtflieger von<br />

Cargo Italia zum nächsten Auftrittsort (v.li.).<br />

Als Azubi einer Luftfrachtspedition hatte<br />

ich 1958 meinen ersten Kontakt mit dem<br />

Flughafen: Ich musste die eine oder andere<br />

Kleinsendung mit der Straßenbahn linie<br />

9 oder mit dem Fahrrad zur Abfertigung<br />

dorthin transportiert wird. „Die Metropolregion<br />

<strong>Hamburg</strong> ist ein Dienstleistungsstandort,<br />

von hier aus werden eher wenig<br />

Industrieprodukte exportiert“, erläutert<br />

Torsten W<strong>und</strong>erlich, Leiter Business Development<br />

& Air Cargo Management. „Dafür<br />

sind schnelle Reaktionen <strong>und</strong> eine hohe<br />

Durchlaufgeschwindigkeit gefragt. Und<br />

genau darauf hat sich <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

perfekt eingestellt.“<br />

Anders als an den großen Umsteigeflughäfen<br />

wie Frankfurt am Main oder spezialisierten<br />

Air­Cargo­Flughäfen wie Leipzig<br />

oder Köln/Bonn sind die Luftfrachtzahlen<br />

in <strong>Hamburg</strong>, Deutschlands fünftgrößtem<br />

Flughafen, vergleichsweise gering. „Je<br />

mehr Langstreckenverbindungen es gibt,<br />

umso höher ist auch das geflogene Frachtaufkommen“,<br />

erklärt Torsten W<strong>und</strong>erlich<br />

diesen Unterschied. „Zudem erfordert ein<br />

großer Frachtumschlagsplatz einen<br />

24­St<strong>und</strong>en­Flugbetrieb, den wir hier wegen<br />

der Nachtflugbeschränkungen nicht<br />

haben.“ Im Jahr 2010 haben die über<br />

bringen. Besonders in Erinnerung geblieben<br />

ist mir meine Zeit in der Frachtabteilung<br />

von SAS. Die wohl spektakulärste<br />

Fracht war im Jahr 1962 Deutschlands<br />

damals bestes Trabrennpferd „Eidelstedter“,<br />

gefahren von Hänschen Frömming.<br />

Von <strong>Hamburg</strong> flogen die beiden mit einer<br />

Curtiss­Commando­Propellermaschine<br />

zum European Meeting nach Mailand. Ein<br />

anderes Mal erreichte mich während der<br />

Nachtschicht ein dringender Anruf vom<br />

SAS­Leiter in Paris­Orly: Man hatte ein<br />

eiliges Schiffsersatzteil, klein, aber sehr<br />

<strong>100</strong> Cargo­Unternehmen <strong>und</strong> Spediteure,<br />

die sich in der <strong>Hamburg</strong>­<strong>Airport</strong>­Region<br />

angesiedelt haben, über 140.000 Tonnen<br />

Luftfracht umgeschlagen. Zum Vergleich: In<br />

Frankfurt sind es knapp 2 Millionen Tonnen.<br />

Innerhalb Deutschlands wird Luftfracht<br />

nach Ankunft von der Langstrecke zudem<br />

häufig per LKW weitertransportiert.<br />

Am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen macht diese<br />

„getruckte“ Fracht ungefähr drei Viertel<br />

des gesamten Cargo­Aufkommens aus.<br />

Tendenz steigend.<br />

Für die Zukunft rüstet sich <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong> derzeit: In Kooperation mit den<br />

K<strong>und</strong>en entwickelt der Flughafen ein modernes<br />

Luftfrachtzentrum an einem neuen<br />

Standort auf dem Gelände, das die bestehenden<br />

Anlagen ablösen soll. Torsten<br />

W<strong>und</strong>erlich: „Mit dieser Investition legen<br />

wir die Gr<strong>und</strong>lage für ein bedarfsgerechtes<br />

Wachstum sowie zukunftsweisende <strong>und</strong><br />

innovative Prozesse. Eine Maßnahme, die<br />

den Logistik­ <strong>und</strong> Luftfrachtstandort <strong>Hamburg</strong><br />

stärken wird.“<br />

schwer, für <strong>Hamburg</strong> geladen. Erst in letzter<br />

Minute hatte man erkannt, dass die<br />

Auflagefläche vergrößert werden musste,<br />

um das Flugzeug nicht zu beschädigen.<br />

So kurzfristig wusste man sich nur mit der<br />

Bürotür des Stationsleiters<br />

zu helfen. Telefonisch<br />

bat er darum, ihm die Tür<br />

unter allen Umständen<br />

schnell wieder zurückzusenden.<br />

Den Erhalt be ­<br />

stätigte er auch einen Tag<br />

später dankend per Telex.<br />

Bahne Ingwersen (geb. 1938)<br />

Das größte Frachtflugzeug der Welt, die Antonov 225,<br />

nimmt Teile einer Laser-Schweißanlage an Bord<br />

46 ·· Arbeitsplatz Flughafen Arbeitsplatz Flughafen ·· 47


7<br />

1 2 3 4 5 6 28 29 30 31 32 33<br />

Kanzler, Könige, Künstler<br />

So reisen Prominente<br />

Großartige Schätze verbergen sich<br />

im Fotoarchiv des Flughafens: Weltstars<br />

wie Sammy Davis Jr., Aretha Franklin, die<br />

Rolling Stones, aber auch Politiker wie<br />

Hans­Dietrich Genscher, Walter Scheel<br />

<strong>und</strong> unzählige andere haben die Flughafenfotografen<br />

über Jahrzehnte am <strong>Hamburg</strong>er<br />

Flughafen abgelichtet. Flugreisen<br />

waren lange Zeit noch exklusive, weil<br />

teure Unternehmungen. Heute reisen Prominente<br />

meist etwas unauffälliger <strong>und</strong><br />

nutzen häufig den VIP­Service, der auch<br />

am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> für die Abwicklung<br />

der Formalitäten, den persönlichen Service<br />

in der Lounge <strong>und</strong> die Begleitung bis zum<br />

8<br />

9<br />

Flugzeug sorgt. Dass sich Fans auf dem<br />

Vorfeld vor ein Flugzeug stellen, um es<br />

am Abflug zu hindern – wie zum Höhepunkt<br />

der Beatles­Manie – kann heute<br />

allein aufgr<strong>und</strong> umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen<br />

nicht mehr passieren.<br />

Natürlich nutzen auch Politiker <strong>und</strong><br />

Staatsoberhäupter <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>. An<br />

den B<strong>und</strong>estagswahlkampf 1969 erinnert<br />

sich Wolfgang Gläser, damaliger Prokurist<br />

bei der Handling­Agentur <strong>und</strong> Geschäftsfluggesellschaft<br />

Intair, noch gut: „Willy<br />

Brandt charterte unsere Hubschrauber, um<br />

seine Termine wahrzunehmen. Sehr oft<br />

war er mit unserem Piloten unterwegs.“<br />

10<br />

11<br />

VIP-Service garantiert Ruhe<br />

„Diskretion ist unsere große Stärke“, sagt<br />

Uwe Scharlock, Betriebsleiter im Passagierservice<br />

am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>. Denn<br />

wenn das Team dieser Abteilung für die<br />

Betreuung von VIPs angefordert wird,<br />

dann erwarten die Promis, Politiker oder<br />

gekrönten Häupter natürlich, dass ihr Besuch<br />

am Flughafen entspannt verläuft <strong>und</strong><br />

keine Kameras oder neugierigen Blicke auf<br />

sie gerichtet sind. So vermeidet Uwe<br />

Scharlock es auch, Details seiner Arbeit<br />

auszuplaudern. Einen Tipp zur Wahrung<br />

der Anonymität gibt er aber gern: „Keine<br />

großen Sonnenbrillen <strong>und</strong> als Mann keine<br />

12 13<br />

34 35 36 37 38 39 40<br />

14 15 16 17 18<br />

41 42 43 44 45<br />

19<br />

20<br />

24 25<br />

26 27<br />

21<br />

22 23<br />

46<br />

rosa Rüschenhemden tragen; dann wird<br />

man auch nicht sofort von den anderen<br />

Passagieren erkannt.“ Steffi Graf konnte so<br />

als junge Mutter mit ihrem Sohn von Medien<br />

<strong>und</strong> Fans unbemerkt ihr Flugzeug in<br />

<strong>Hamburg</strong> boarden. Ebenfalls Teil des Service:<br />

das Gepäck der K<strong>und</strong>en am Gepäckband<br />

entgegenzunehmen. 007­Darsteller<br />

Pierce Brosnan wollte sich das jedoch<br />

nicht nehmen lassen. Er überraschte seine<br />

Mitreisenden höchstpersönlich am Kofferband.<br />

Protokollarisch kennt sich das VIP­Team<br />

am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> bestens aus. „Bei<br />

Staatsbesuchen informiert uns die Senatskanzlei<br />

rechtzeitig über die jeweiligen besonderen<br />

Anforderungen, also beispielsweise<br />

wie viele Limousinen zum Flugzeug<br />

kommen <strong>und</strong> wer wann, wie <strong>und</strong> von wem<br />

begrüßt wird“, berichtet die langjährige<br />

47 48 49 50<br />

51 52 53 54<br />

Sie sind alle am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> gelandet: Wer wer ist, lesen Sie auf Seite 70<br />

Mitarbeiterin Heike Kretzschmar, ebenfalls<br />

Betriebsleiterin im Passagierservice.<br />

Manchmal überraschen aber sogar Mitglieder<br />

von Königshäusern, erzählt Heike<br />

Kretzschmars Kollegin Kirsten Möller:<br />

„Kronprinz Felipe von Spanien stellte nach<br />

seinem Lounge­Besuch sein Geschirr<br />

nämlich höchstpersönlich zurück in die<br />

Küche.“<br />

Übrigens ist der VIP­Service für 250 Euro<br />

auch für „Normalsterbliche“ zu buchen.<br />

Jährlich nutzen etwa 1.300 Menschen diese<br />

Exklusivität vor Abflug oder nach Ankunft.<br />

„Einmal bin ich während des Besuchs einiger Mitglieder eines Königshauses<br />

in ein Fettnäpfchen getreten. Als sich Seine Königliche Hoheit<br />

hinter das Steuer der schwarzen Limousine, die ihn abholte, anstatt auf<br />

die Rückbank des Wagens gesetzt hatte, sagte ich zu<br />

einer blonden Dame, die neben mir stand: ‚Wenn sich<br />

Seine Königliche Hoheit jetzt nach hinten setzen würde,<br />

könnte es losgehen.‘ Ihre Antwort war: ‚Na ja, mein<br />

Schwiegervater fährt immer selbst.‘ Dass ich die Dame<br />

als Mitglied des Königshauses nicht erkannt habe, war<br />

mir schon ein wenig unangenehm.“<br />

Uwe Scharlock (geb. 1949)<br />

48 ·· Erlebniswelt <strong>Airport</strong><br />

Erlebniswelt <strong>Airport</strong> ·· 49


Vom Flugbahnhof zur Erlebniswelt<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>: auch ohne Ticket eine Reise wert<br />

Zukunftsfähig<br />

durch neue<br />

Einnahmequellen<br />

Im Restaurant mit tollem Ausblick auf die landenden<br />

<strong>und</strong> startenden Flugzeuge schlemmen, in der<br />

Boutique das neue Lieblingsstück entdecken, etwas<br />

Entertainment am Flughafenmodell genießen bevor<br />

man zum Friseur geht, <strong>und</strong> wer vor dem Abflug noch<br />

einige Minuten Zeit hat, kann sich sogar eine Massage<br />

auf der Fluggastpier gönnen – das ist die Erlebniswelt<br />

von <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>. Hier hat man die Auswahl unter<br />

50 Shops in der <strong>Airport</strong> Plaza, auf der Pier <strong>und</strong> in den<br />

Terminals, etwa die Hälfte davon exklusiv für Reisende,<br />

sowie 26 Cafés, Bars <strong>und</strong> Restaurants.<br />

„Jeder Passagier gibt heute durchschnittlich 35 Euro<br />

am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> aus. R<strong>und</strong> 16 Prozent aller Passagiere<br />

kaufen hier ein“, sagt Flughafen­Geschäftsführer<br />

Michael Eggenschwiler. „Der reine Flugbetrieb an<br />

einem Flughafen deckt in den seltensten Fällen alle<br />

anfallenden Kosten. Die Flughäfen müssen neue Geschäftsfelder<br />

erschließen. Die sogenannten Non­Aviation­Einnahmen<br />

aus Einzelhandel, Gastronomie, Werbung<br />

<strong>und</strong> Parkraumbewirtschaftung haben sich zu<br />

einer wichtigen Säule für den Umsatz entwickelt.“<br />

Die im Dezember 2008 eröffnete <strong>Airport</strong> Plaza, das<br />

Herzstück der Erlebniswelt <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>, verbindet<br />

Terminal 1 <strong>und</strong> Terminal 2. Hier befindet sich neben<br />

einer Vielfalt an Shops <strong>und</strong> einem 2.600 Quadratmeter<br />

großen Gastronomiebereich auch die zentrale Sicherheitskontrolle<br />

für alle Fluggäste. Mit der Eröffnung der<br />

Plaza wurden die Einzelhandelsflächen verdoppelt <strong>und</strong><br />

330 neue Arbeitsplätze geschaffen.<br />

Erlebniswelt früher<br />

Diese Weitläufigkeit <strong>und</strong> Angebotsvielfalt gab es 1932<br />

noch nicht am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen. Im Erdgeschoss<br />

der Empfangshalle befand sich die Schalterhalle, die<br />

Post, der Zoll, Bade­ <strong>und</strong> Frisierräume, die Polizei, der<br />

Wetterdienst <strong>und</strong> kleinere Läden, wie eine Buchhandlung:<br />

„Zur linken Hand, beim Betreten der Wandelhalle,<br />

findet der Fluggast eine reichliche Auswahl in Reiselektüre<br />

<strong>und</strong> Reiseandenken“, heißt es in „Der Flughafen­<br />

Führer durch den Flughafen <strong>Hamburg</strong>­Fuhlsbüttel“ aus<br />

dem Jahr 1932. Im ersten Stock gab es das Restaurant<br />

August Giele & Söhne mit 400 Sitzplätzen drinnen <strong>und</strong><br />

auf den Aussichtsterrassen. Auf dem Außengelände<br />

standen den Besuchern nochmals 200 Sitz­ <strong>und</strong> 300<br />

Stehplätze sowie eine Rasenfläche zur Verfügung.<br />

Schon damals hatten die Gäste des <strong>Hamburg</strong>er Flughafens<br />

also die Möglichkeit, einen herrlichen Blick auf<br />

das Flugfeld zu werfen. Wie wichtig all diese Annehmlichkeiten<br />

für den Flughafen 70 <strong>Jahre</strong> später werden<br />

würden, ahnten die Flughafenlenker damals noch nicht.<br />

Wie sich die Erlebniswelt heute entwickelt hat<br />

Die Liberalisierung des Luftverkehrs innerhalb der EU­<br />

Staaten im Jahr 1997 hatte auch für den <strong>Hamburg</strong>er<br />

Flughafen Auswirkungen. Mit der Öffnung des Wettbewerbs<br />

im Abfertigungsbereich, in dem der Flughafen<br />

zuvor die Betriebshoheit hatte, <strong>und</strong> dem Preisverfall<br />

bei den Airlines, schrumpften die Erlöse aus dem<br />

Aviationbereich. Die Alternative hieß Non­Aviation. Der<br />

Begriff bezeichnet im allgemeinen alle Leistungen <strong>und</strong><br />

Bereiche, die an einem Flughafen nicht direkt mit dem<br />

Flugverkehr in Verbindung stehen, wie zum Beispiel<br />

Einzelhandel <strong>und</strong> Gastronomie, Besuchereinrichtungen,<br />

Management von Flughafenimmobilien oder die<br />

Parkraumbewirtschaftung.<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> zeigte sich zu der Zeit unter der<br />

Geschäftsführung von Werner Hauschild weitsichtig<br />

<strong>und</strong> führte erfolgreich das sogenannte <strong>Hamburg</strong>er<br />

Eröffnung der <strong>Airport</strong> Plaza Dezember 2008<br />

Modell ein, eine flexible Konzernstruktur mit wettbewerbsfähigen<br />

Tochtergesellschaften. Die Umstrukturierung<br />

<strong>und</strong> die Konzentration auf die neuen Geschäftsfelder<br />

hatte auch Folgen für die Architektur des<br />

<strong>Hamburg</strong>er Flughafens. Statt eines weiteren Terminals<br />

in der Mitte, wie es ursprünglich vom Architekturbüro<br />

von Gerkan, Marg <strong>und</strong> Partner geplant wurde, entschied<br />

sich der Flughafen für den Bau der <strong>Airport</strong> Plaza.<br />

Gutachten kamen zu dem Schluss, dass Passagiere<br />

entspannter einkaufen, wenn sie die Sicherheitskontrolle<br />

hinter sich gelassen haben. Eine Variante, für die<br />

sich auch die Planer der <strong>Airport</strong> Plaza entschieden <strong>und</strong><br />

die sich nach den ersten beiden Betriebsjahren der<br />

<strong>Airport</strong> Plaza als erfolgreich erwies. Heute stehen den<br />

Passagieren im Sicherheitsbereich 26 Shops zur Verfügung.<br />

Ob modisch oder praktisch, ob Edeka oder<br />

Timberland – auch Abholer <strong>und</strong> Besucher können<br />

365 Tage im Jahr am Flughafen einkaufen, <strong>und</strong> zwar in<br />

über 20 Geschäften im öffentlichen Bereich.<br />

20 Mitarbeiter sind im Geschäftsbereich Center Management<br />

verantwortlich für die flugunabhängigen<br />

Aktivitäten am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>. Der Bereich betreut<br />

<strong>und</strong> vermarktet die Werbeflächen sowie alle Einzelhandels­<br />

<strong>und</strong> Gastronomieaktivitäten am Flughafen. Auch<br />

die Parkraumbewirtschaftung ist Aufgabe des Bereiches.<br />

Hier angesiedelt sind ebenfalls die Flughafen­<br />

Modellschau sowie die Leitung der Flughafen­Werbegemeinschaft<br />

SkyWorld.<br />

Café in Museums-Constellation Aussichtsterrasse neben Halle B Modellschau Restaurant Giele & Söhne<br />

Wartebereich<br />

Wenn Sarah Smith durch die <strong>Airport</strong> Plaza läuft, ist sie immer wieder<br />

ein bisschen stolz: „Beim Umzug in die Plaza haben wir alle mit angepackt,<br />

das hat unseren Teamgeist geweckt <strong>und</strong> irgendwie ist es<br />

wie mit einem Baby, das man gemeinsam großgezogen hat.“ Die<br />

26­Jährige ist frisch gebackene Handelsassistentin bei Gebr. Heinemann,<br />

einem globalen Distributeur für die Duty­Free­Branche <strong>und</strong><br />

selbst Einzelhändler im Reisehandel. Das <strong>Hamburg</strong>er Familienunternehmen<br />

betreibt insgesamt neun Läden am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>, darunter<br />

auch den 1.400 m 2 großen Duty Free Shop in der <strong>Airport</strong> Plaza. Als<br />

es 1999 zur Abschaffung von Duty Free innerhalb der EU kam, entwickelte<br />

Gebr. Heinemann zusammen mit der herstellenden Industrie,<br />

Marken eignern, Konzessionsgebern <strong>und</strong> Shopbetreibern das mittlerweile<br />

erfolgreich etablierte Nachfolgemodell „Travel Value“. Dadurch ist<br />

günstiges Einkaufen am Flughafen auch weiterhin möglich.<br />

„Gerade bei dem Markenangebot in unserem großen Duty Free Shop<br />

kann <strong>Hamburg</strong> mit jedem internationalen Flughafen mithalten“, erzählt<br />

Sarah Smith. Und sie muss es wissen, denn die fremdsprachenbegabte<br />

<strong>Hamburg</strong>erin hat schon fast die ganze Welt bereist. Ihr Herz gehöre<br />

„der Fläche“, damit meint die Handelsassistentin, die<br />

schon ihr Schülerpraktikum am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen<br />

absolviert hat, den Verkauf. Hier berät sie Asiaten bei<br />

dem Kauf der beliebten „<strong>Hamburg</strong>­Andenken“, hilft<br />

Russen bei der Auswahl teurer Cognacs <strong>und</strong> hochwertiger<br />

Kosmetikartikel <strong>und</strong> Passagieren aus Dubai präsentiert<br />

sie die neuesten Schokoladenkreationen,<br />

selbstverständlich ohne Alkohol.<br />

Sarah Smith (geb. 1984)<br />

Duty Free Shop<br />

50 ·· Erlebniswelt <strong>Airport</strong> Erlebniswelt <strong>Airport</strong> ·· 51


Dreh für die „Glücksspirale“<br />

Klappe, die Erste!<br />

Der Flughafen als Drehort<br />

Einer der wohl beliebtesten Orte für<br />

Filmdrehs der Freien <strong>und</strong> Hansestadt ist<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>. Von der berühmten<br />

„<strong>Hamburg</strong>: wieder mal Regen“­Haarspray­<br />

Werbung bis hin zu „James Bond: Der<br />

Morgen stirbt nie“ <strong>und</strong> Fatih Akins „Soul<br />

Kitchen“ sind hier unzählige Werbespots,<br />

Fernsehserien <strong>und</strong> Filme – zumindest teilweise<br />

– entstanden. „Der <strong>Hamburg</strong>er<br />

Flughafen stellt häufig andere <strong>Airport</strong>s auf<br />

der ganzen Welt dar, so war er z. B. in dem<br />

ARD­Film ‚Bis nichts mehr bleibt‘ der Flughafen<br />

in Tampa, Florida“, erzählt Bodo<br />

Hoppenworth, Medienbetreuer am <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong>. „Und eine russische Fernsehcrew<br />

hat hier eine Szene gedreht, die am<br />

Flughafen Los Angeles spielen soll.“ Die<br />

wohl ungewöhnlichste Szenerie, die am<br />

<strong>Hamburg</strong>er Flughafen geschaffen wurde:<br />

Der Terminal Tango, der stillgelegte Charterterminal,<br />

wurde zum Fährterminal von<br />

der Nordseeinsel Amrum.<br />

Dass auf der Mattscheibe nicht immer<br />

alles so ist, wie es scheint, beweist auch<br />

ein Blick in die Werbehistorie. Denn auch<br />

wenn die erfolgreiche Geschäftsfrau mit<br />

der perfekten Frisur im Fernsehen von<br />

München nach London <strong>und</strong> anschließend<br />

über den großen Teich jettete, blieb sie<br />

doch die ganze Zeit in <strong>Hamburg</strong>. „Die<br />

Concorde, die die Dame nach New York<br />

fliegen sollte, war eine Attrappe der Flugzeugnase<br />

bis zur ersten Tür, mehr nicht“,<br />

erinnert sich Hans­Jürgen Utermühl.<br />

Nachdem der heute 79­Jährige 25<br />

<strong>Jahre</strong> für Pan Am in <strong>Hamburg</strong> gearbeitet<br />

hatte, wurde er 1987 Ansprechpartner<br />

für Film­ <strong>und</strong> Fernsehteams<br />

<strong>und</strong> während der Dreharbeiten ihr Begleiter<br />

im Sicherheitsbereich.<br />

So unterschiedliche Produktionen wie<br />

„Tatort“, „Peter Strohm“ mit Klaus Löwitsch,<br />

eine Schuhcreme­Werbung <strong>und</strong> die NDR­<br />

Talkshow „Hermann & Tietjen“ hat Hans­<br />

Jürgen Utermühl betreut. „Mit einem kleinen<br />

Schrecken haben wir den Schuhcreme­Dreh<br />

in der Fluggastpier über die<br />

Bühne gebracht“, so Utermühl. „Dass die<br />

Sicherungen der Stromanschlüsse in der<br />

Pier nicht für die 63­Ampère­Scheinwerfer<br />

ausgelegt waren, konnten wir vorher nicht<br />

wissen. Leider brannten sie durch <strong>und</strong> legten<br />

damit auch den Computer des Lufthansa­Gates<br />

direkt gegenüber lahm. Die<br />

Crew musste daher alle Boarding­Pässe<br />

für den anstehenden Flug per Hand neu<br />

ausstellen <strong>und</strong> konnte erst mit 45­minütiger<br />

Verspätung starten.“ Unangenehm ist<br />

das dem Vollblut­Airliner Utermühl heute<br />

noch.<br />

Ob Ähnliches auch bei den großen Filmproduktionen<br />

vorgekommen ist, weiß zumindest<br />

am Flughafen niemand mehr.<br />

Curd Jürgens hat hier 1954 die Außenaufnahmen<br />

zu „Des Teufels General“ gedreht,<br />

Marika Rökk drehte mit ihrem Mann am<br />

<strong>Hamburg</strong>er Flughafen <strong>und</strong> sogar Edgar<br />

Wallace‘ mörderische <strong>Geschichte</strong>n wurden<br />

auf dem Flughafengelände auf Zelluloid<br />

gebannt.<br />

Seit 1997 ist Bodo Hoppenworth der<br />

Medienmann für alle Fälle. „Dank meiner<br />

20­jährigen Berufserfahrung bei Airlines<br />

<strong>und</strong> anschließend im operativen Geschäft<br />

des Flughafens kenne ich die Abläufe hier<br />

sehr gut <strong>und</strong> weiß, wann <strong>und</strong> wie sich<br />

Wünsche der Filmcrews umsetzen lassen“,<br />

sagt er. „Schließlich finden solche Filmdrehs<br />

meist neben dem laufenden Flugbetrieb<br />

<strong>und</strong> ohne Absperrungen statt.“ Was<br />

die ungewöhnlichsten Drehs seiner Karriere<br />

waren? „Für einen Werbespot der Fernsehlotterie<br />

fuhr ein Pferd mit drei Kindern<br />

auf dem Rücken über das Rollband in der<br />

Fluggastpier“, erzählt Bodo Hoppenworth.<br />

Keine Frage, dass das den Passagieren<br />

den Kopf verdreht hat.<br />

Michael Mendl als Willy Brandt<br />

in „Im Schatten der Macht“<br />

Fernsehdreh im Flugzeug<br />

Der saarländische Tatort in <strong>Hamburg</strong><br />

„Die Rettungsflieger“ landen am <strong>Airport</strong><br />

Experiment für „clever! Die Show die Wissen schafft“<br />

Dreh zu „Im Schatten der Macht“<br />

Pierce Brosnan in „Der Morgen stirbt nie“<br />

Q (Desmond Llewelyn) mit James Bond im Terminal<br />

Pheline Roggan, Adam Bousdoukos in „Soul Kitchen“<br />

Michèle Marian, Klaus Löwitsch in „Napoleon Fritz“<br />

Bodo Hoppenworth<br />

ist Ansprechpartner<br />

für alle Film- <strong>und</strong><br />

Werbedrehanfragen<br />

Erlebniswelt <strong>Airport</strong><br />

·· 53


Dädalus<br />

<strong>und</strong><br />

Ikarus<br />

Reichweite:<br />

Passagiere:<br />

Besonderheit:<br />

Leonardo<br />

da Vinci<br />

15. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Die einzigen<br />

Fluggeräte, die von<br />

einem Künstler<br />

erdacht wurden<br />

Lilienthals<br />

Derwitzer­Apparat<br />

1891<br />

Bis 25 m<br />

1 Pilot<br />

Otto Lilienthals Gleiter<br />

diente den Brüdern<br />

Wright als Vorlage<br />

Wright<br />

Flyer<br />

1903<br />

260 m (2. Versuch)<br />

1 Pilot<br />

Erstes flugfähiges<br />

motorgetriebenes<br />

Flugzeug<br />

Blériot XI<br />

1909<br />

Ca. 50 km<br />

1 Pilot<br />

Löste nach Flug<br />

über Ärmelkanal<br />

Flugzeugboom aus<br />

Junkers<br />

F 13<br />

1919<br />

1.300 km<br />

4 (plus Besatzung)<br />

Im 1. Ganzmetall-Passagierflugzeug<br />

waren<br />

Reisende vor Wind<br />

<strong>und</strong> Wetter geschützt<br />

Faszination Fliegen<br />

Am Anfang war ein Traum: Der Mensch<br />

wollte fliegen können wie ein Vogel<br />

Laut griechischer Mythologie baute Dädalus für<br />

sich <strong>und</strong> seinen Sohn Ikarus für die Flucht aus dem<br />

Labyrinth des Minotaurus auf Kreta ein leichtes Flügelgestänge<br />

aus Holz, Federn <strong>und</strong> Wachs. Ikarus kam der<br />

Sonne zu nahe <strong>und</strong> so kam es – der Sage nach – zum<br />

ersten tödlichen Flugunfall der Menschheit. Aber auch<br />

zum ersten Triumph. Denn Dädalus landete angeblich<br />

sicher auf Sizilien.<br />

Nach Experimenten mit Flugdrachen <strong>und</strong> chinesischen<br />

Heißluftlaternen griff Leonardo da Vinci (1452–<br />

1519) das Thema des Fliegens wieder auf. Der geniale<br />

Erfinder schaffte es aber nie selbst, sich mit einem<br />

seiner Flugapparate in die Luft zu erheben. Dafür<br />

stammt aus seiner Feder die Gr<strong>und</strong>lagenforschung für<br />

den Fallschirm. Und für den ersten Hubschrauber.<br />

Trotz der vielen Fehlschläge <strong>und</strong> Unfälle blieb die<br />

Faszination fürs Fliegen ungebrochen. Als sich im Juni<br />

1783 der erste Ballon über die Köpfe der staunenden<br />

Zuschauer in Frankreich erhob, waren drei Versuchstiere<br />

an Bord – ein Hammel, ein Hahn <strong>und</strong> eine Ente.<br />

Sie überlebten.<br />

Damals galt die Luft als Meer, das der Ballonfahrer<br />

durchkreuzen musste wie ein Schiff die See. Das<br />

schwerelos anmutende Gleiten durch dieses „Luftmeer”<br />

gelang erst Otto Lilienthal im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

„Otto Lilienthal wollte es den Vögeln gleichtun. Er studierte<br />

ihren Flug <strong>und</strong> baute nach den daraus gewonne­<br />

Die Faszination an der Luftfahrt ist Manfred Schönhöbel<br />

praktisch in die Wiege gelegt. „Meine ersten vier<br />

Lebensjahre habe ich auf einem Gr<strong>und</strong>stück verbracht,<br />

das heute Teil des Flughafengeländes ist“, erzählt der<br />

52­jährige Mitarbeiter der <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> Modellschau.<br />

„Jetzt befindet sich dort, wo das Haus meiner<br />

Großeltern bis 1962 stand, die Flughafenfeuerwehr.“<br />

Die Straße gibt es nicht mehr, aber Manfred Schönhöbel<br />

<strong>und</strong> seine Eltern zogen nur ein paar Straßen<br />

weiter. Und auch heute noch wohnt er<br />

Manfred Schönhöbel (geb. 1957) mit seiner eigenen Familie in unmittel­<br />

Vickers<br />

Vimy<br />

1919<br />

1.448 km<br />

2 (Besatzung)<br />

1. Nonstop-<br />

Atlantiküberquerung<br />

endete in einem<br />

irischen Moor<br />

nen Erkenntnissen viele Gleitflugzeuge. Von 1891 an<br />

gelangen ihm Gleitflüge von bis zu 300 Metern Länge.<br />

Doch auch er stürzte mit einem seiner Flugzeuge tödlich<br />

ab“, sagt Prof. Dr. Hartmut Zingel vom Department<br />

Fahrzeugtechnik <strong>und</strong> Flugzeugbau der Hochschule für<br />

Angewandte Wissenschaften <strong>Hamburg</strong>.<br />

Nach Angaben des Flugzeugbau­Experten gelang es<br />

erst durch die Motorisierung, die Flugzeuge zu steuern<br />

<strong>und</strong> große Strecken sicher zurückzulegen. Prof. Zingel:<br />

„Wenngleich der erste Motorflug der Brüder Wright im<br />

Jahr 1903 nur über eine Strecke von 37 Metern ging<br />

<strong>und</strong> 19 Sek<strong>und</strong>en dauerte.“<br />

Nur sechs <strong>Jahre</strong> später gelang dem Piloten <strong>und</strong><br />

Flugzeug­Entwickler Louis Blériot das Überfliegen des<br />

Ärmelkanals von Calais nach Dover in 37 Minuten.<br />

Und ab April 1917 waren es seine Jagdflugzeuge der<br />

Société Pour l’Aviation et ses Dérivés (SPAD), die mit<br />

234 St<strong>und</strong>enkilometern allen Gegnern im Ersten Weltkrieg<br />

davonflogen.<br />

Nach Kriegsende startete am 5. Februar 1919 der<br />

deutsche Luftverkehr zwischen Berlin <strong>und</strong> Weimar mit<br />

der „Deutschen Luftreederei“. Auch die Strecke <strong>Hamburg</strong>–Berlin<br />

gehörte zu den ersten Flugverbindungen.<br />

Junkers Konstrukteur Otto Reuter entwickelte in nur<br />

einem halben Jahr das erste Ganzmetall­Kabinen­Verkehrsflugzeug<br />

der Welt, das am 25. Juni 1919 zum<br />

Jungfernflug abhob <strong>und</strong> am 13. September mit acht<br />

barer Flughafennähe mit Blick auf die landenden<br />

Flugzeuge. „Meine Tante <strong>und</strong> mein Onkel haben sich<br />

Ende der 1940er <strong>Jahre</strong> am Flughafen kennengelernt“,<br />

verrät Manfred Schönhöbel. „Mein Onkel hat für die<br />

englische Armee an der Betonierung der Start­ <strong>und</strong><br />

Landebahnen gearbeitet. Und einige <strong>Jahre</strong> vorher<br />

hatte meine Tante in der Flughafenkantine angefangen.“<br />

Seit 1980 arbeitet Manfred Schönhöbel am<br />

Flughafen, inzwischen ist er – gemeinsam mit einem<br />

Kollegen – für die Modellschau des Flughafens zuständig.<br />

54 ·· Erlebniswelt <strong>Airport</strong> Erlebniswelt <strong>Airport</strong> ·· 55<br />

Spirit of<br />

St. Louis<br />

1927<br />

4.000 Meilen<br />

1 Pilot<br />

Sicht aus<br />

Cockpit nur<br />

durch Periskop<br />

möglich<br />

De Havilland<br />

Comet<br />

1949<br />

2.415 km<br />

Bis zu 60<br />

1. Düsenverkehrsflugzeug<br />

der Welt<br />

Lockheed Super<br />

Constellation<br />

1950<br />

6.486 km<br />

Bis 99<br />

Gilt als das<br />

schönste<br />

Passagierflugzeug<br />

Personen an Bord auf 6.750 Meter Höhe stieg <strong>und</strong><br />

damit einen Weltrekord aufstellte.<br />

Der nächste Meilenstein in der deutschen Luftfahrt:<br />

1926 schlossen sich Aero­Lloyd <strong>und</strong> die Junkers Luftverkehr<br />

AG zur Luft­Hansa zusammen. <strong>Hamburg</strong> entwickelte<br />

sich zu einem bedeutenden Knotenpunkt für<br />

den Luftverkehr Europas.<br />

Höher, schneller <strong>und</strong> weiter – die Faszination Fliegen<br />

ist bis heute auch immer das Streben nach neuen Extremen.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es der<br />

Transatlantikluftverkehr <strong>und</strong> der Eintritt ins zivile Jet­<br />

Zeitalter. Eine Vickers Vimy überquerte den Atlantik<br />

bereits 1919 <strong>und</strong> am Steuer der „Spirit of St. Louis“<br />

ging Charles Lindbergh 1927 mit der ersten Solo­<br />

Überquerung in die <strong>Geschichte</strong> ein. Aber es sollte noch<br />

bis 1958 dauern, bis mit der De Havilland DH 106 der<br />

erste Passagierjet im Liniendienst der britischen BOAC<br />

(British Overseas Airways Corporation) zur Atlantik­<br />

Überquerung von New York nach London abhob.<br />

Prof. Zingel: „Zunächst wurden Flugzeuge wie die<br />

berühmte Lockheed Super Constellation von großen<br />

Kolbenmotoren angetrieben. Doch schon bald dominierten<br />

Düsenflugzeuge wie die Boeing 707 den Luftverkehr.<br />

Ein Höhepunkt wurde mit der überschallschnellen<br />

Concorde erreicht, die aber nie wirtschaftlich<br />

betrieben werden konnte.“ Das fliegende Flaggschiff<br />

unserer Zeit ist der Doppelstockjet A380 von Airbus. Er<br />

trägt im Vergleich zum Boeing­Klassiker 747­400 mehr<br />

Passagiere, ist leiser <strong>und</strong> verbraucht weniger Kraftstoff.<br />

Und die A380 soll noch wachsen – es sind Varianten<br />

mit über 800 Passagieren geplant.<br />

Trotz aller Fortschritte – von Lilienthals Gleiter bis<br />

zum Erstflug der A380 vor fünf <strong>Jahre</strong>n – bleibt doch<br />

ein letzter großer Traum vom Fliegen. Der Mensch<br />

würde sich gern wie ein Vogel erheben. Nur mit Muskelkraft<br />

ist das aber nicht zu schaffen. Und der mechanische<br />

Flügelschlag konnte bisher nicht verwirklicht<br />

werden. Diese unerfüllte Sehnsucht hält die Faszination<br />

Fliegen am Leben.<br />

Jörg Köhnemann<br />

Boeing<br />

707<br />

1959<br />

ca. 8.000 km<br />

Bis zu 179<br />

Erster Langstreckenjet<br />

Concorde<br />

1969<br />

7.250 km<br />

Bis zu <strong>100</strong><br />

War 1971 ein einziges<br />

Mal am <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong> zu Gast,<br />

erreicht 2.405 km/h<br />

Boeing<br />

747<br />

1970<br />

9.800 km<br />

Bis zu 452<br />

Spitzname Jumbo,<br />

wird häufig zum<br />

luxuriösen VIP-Jet<br />

umgebaut<br />

Airbus<br />

A380<br />

2007<br />

15.200 km<br />

Bis zu 853<br />

1. komplett<br />

doppelstöckiger<br />

Passagierjet


Das Brautkleid auf dem Herrenklo<br />

Und andere unglaubliche <strong>Geschichte</strong>n<br />

Wenn täglich bis zu 35.000 Menschen<br />

an einem Ort wie dem Flughafen<br />

zusammenkommen, dann passiert auch<br />

das ein oder andere Ereignis, das einem ein<br />

wenig drollig vorkommt. Oder das man<br />

kaum glauben mag.<br />

F<strong>und</strong>stück: Brautkleid<br />

Da gab es zum Beispiel die <strong>Geschichte</strong><br />

des Brautkleids auf der Herrentoilette. Vor<br />

einigen <strong>Jahre</strong>n tauchte diese sehr ungewöhnliche<br />

F<strong>und</strong>sache am Flughafen auf –<br />

offensichtlich war das Kleid bereits „gebraucht“,<br />

denn es war schon leicht<br />

schmutzig <strong>und</strong> etwas zerschlissen. Catharina<br />

Rathjens, Mitarbeiterin des <strong>Airport</strong><br />

Office, das sich u. a. um die F<strong>und</strong>sachen<br />

kümmert, w<strong>und</strong>ert sich über derlei Stücke<br />

schon lange nicht mehr. Vom Kronleuchter<br />

über Zimmerpflanzen bis hin zur Autotür<br />

haben sie <strong>und</strong> ihre Kollegen schon alles<br />

gesehen. „Abgeholt wurde das Hochzeitskleid<br />

übrigens nie“, erinnert sie sich. So<br />

wird es wohl auch auf ewig ein Geheimnis<br />

bleiben, wieso es ausgerechnet auf einer<br />

Herrentoilette vergessen werden konnte.<br />

Fluggast: Eule<br />

Den wohl ungewöhnlichsten Fluggast beförderte<br />

Finnair 1992 zum Nulltarif: Eine<br />

66 Zentimeter große Schnee­Eule hatte<br />

sich zuvor aus den finnischen Wäldern<br />

nach <strong>Hamburg</strong> „verflogen“ – zwei Wochen<br />

lang war sie durch Nordeuropa unterwegs<br />

bis sie hier gef<strong>und</strong>en wurde. Der damalige<br />

Schwanenvater Harald Nieß päppelte die<br />

einjährige Eule in der Hansestadt wieder<br />

auf, der finnische Konsul Unto Tanskanen<br />

sorgte für die Rückkehr des unter Artenschutz<br />

stehenden Tieres. Im Frachtraum<br />

des Finnair­Fluges 854 kehrte die Eule zurück<br />

in ihre Heimat <strong>und</strong> wurde dort wohlbehalten<br />

in die Freiheit entlassen.<br />

Fracht: Bär<br />

Da steppte der Bär auf dem Vorfeld – im<br />

wahrsten Sinne des Wortes. 1975 flog<br />

Bärentrainer Dieter Kraml mit Bärin Nancy<br />

von <strong>Hamburg</strong> nach Japan, wo er an einem<br />

Forschungsprojekt teilnahm. „Vor dem Abflug<br />

habe ich mit Nancy noch ein paar tierische<br />

Scherze gemacht. Dabei ist dann<br />

dieses Foto entstanden“, erinnert sich<br />

Kraml heute. Seine Tiere kennt man übrigens<br />

aus Film <strong>und</strong> Fernsehen, u. a. aus<br />

Jean­Jacques Annauds „Der Bär“ (1988) –<br />

die Jungtiere hatte Dieter Kraml ausgebildet.<br />

Heute lebt er mit acht Bären in der<br />

Nähe von Hildesheim.<br />

Diebstahl: Flaggen<br />

In einem Paket, adressiert an den Flughafen,<br />

fand sich im Herbst 1990 neben vier<br />

Flaggen, die zuvor noch vor dem damaligen<br />

Hauptgebäude geweht hatten, ein<br />

Brief: „Meine Söhne hielten das Fahnenklauen<br />

für einen herrlich gelungenen<br />

Spaß, ich leider nicht! Entschuldigen Sie<br />

bitte. Herr <strong>und</strong> Frau Unbekannt“. Wie genau<br />

die Fahnen von den Masten geholt<br />

wurden, weiß bis heute am Flughafen niemand.<br />

Nach ihrer Rückgabe schmückten<br />

sie bald wieder die Masten.<br />

Rasenmäher: Schafe<br />

Nicht zum Schäfchenzählen, sondern um<br />

das Gras auf dem Flughafenvorfeld kurz zu<br />

halten <strong>und</strong> den Boden festzutrampeln, lebte<br />

eine ganze Schafherde in den Anfangsjahren<br />

des Flughafens auf dem Gelände.<br />

500 Schafe hielt Schäfer Brede hier. Die<br />

Schafställe befanden sich im Süden des<br />

Flughafens, die Schäferfamilie lebte etwa<br />

dort, wo sich heute Lufthansa Technik befindet.<br />

Betoniert wurden Teile des Vorfelds<br />

bis 1930, die Start­ <strong>und</strong> Landebahnen<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg, so dass die<br />

Schafe nicht mehr benötigt wurden.<br />

Vorfeld: Swimmingpool<br />

Wenn das kein Service ist: Eine Zeit lang<br />

hatte der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen hinter dem<br />

Empfangsgebäude auf der Vorfeldseite<br />

seinen eigenen Pool. Ursprünglich als<br />

Brunnen in die Grünanlage eingebettet,<br />

nutzten ihn in den Sommern der 1950er<br />

<strong>Jahre</strong> oft Stewardessen der skandinavischen<br />

Airlines als Schwimmbecken. Ihre<br />

Badeanzüge brachten sie mit <strong>und</strong><br />

schwammen während der Standzeiten ihrer<br />

Flugzeuge im rechteckigen Becken, um<br />

sich zu erfrischen. Direkt dahinter stand<br />

damals ein Verwaltungsgebäude. Im Rahmen<br />

von Umbauarbeiten verschwand der<br />

Pool um 1960 vom Flughafengelände.<br />

56 ·· Erlebniswelt <strong>Airport</strong> Erlebniswelt <strong>Airport</strong> ·· 57


Thomas Köppl (CDU) ist seit 2005 Bürgermeister von<br />

Quickborn. Die Stadt zählt knapp über 20.000 Einwohner,<br />

liegt zehn Kilometer nördlich von <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>und</strong> gehört zum Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein)<br />

Der Flughafen für Norddeutschland<br />

Gespräch mit Quickborns<br />

Bürgermeister Thomas Köppl<br />

<strong>und</strong> Flughafenchef<br />

Michael Eggenschwiler<br />

Michael Eggenschwiler ist seit 2003 Geschäftsführer der<br />

Flughafen <strong>Hamburg</strong> GmbH, 2007 wurde er Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung. Auf dem Flughafengelände sind<br />

15.000 Menschen beschäftigt<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> – das bedeutet auch<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> gute Nachbarschaft mit den Menschen, die<br />

r<strong>und</strong> um den Flughafen leben. Zum großen Interview<br />

baten wir Thomas Köppl, Bürgermeister der Stadt<br />

Quickborn, <strong>und</strong> Flughafenchef Michael Eggenschwiler.<br />

Herr Köppl, Herr Eggenschwiler, Flughafen <strong>und</strong> Anwohner,<br />

das scheint eine Konstellation mit Spannung:<br />

Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne,<br />

Stichwort Lärm.<br />

Thomas Köppl: So negativ sehe ich das gar nicht.<br />

Schließlich leben bei uns in Quickborn viele Menschen,<br />

die am Flughafen arbeiten <strong>und</strong> dort ihr Geld<br />

verdienen. Ich vergleiche die Situation mit der in einer<br />

Familie. Man lebt zusammen. Aber man kann es sich<br />

nicht aussuchen. Eine Familie hat man, ob man sie will<br />

oder nicht. Deshalb gilt es, sich zu arrangieren…<br />

Michael Eggenschwiler: …<strong>und</strong> über Probleme zu<br />

reden. Der Flughafen hat ein großes Interesse an einem<br />

offenen Dialog mit seinen Nachbarn. Wir nehmen<br />

die Sorgen <strong>und</strong> Ängste der Menschen r<strong>und</strong> um unser<br />

Gelände sehr ernst. Deshalb unternehmen wir sehr<br />

viel, um die Belastungen durch den Flugverkehr erträglicher<br />

zu machen.<br />

Und was bedeutet das konkret?<br />

Eggenschwiler: Seit 1997 haben wir die Fläche, auf<br />

der eine bestimmte Lärmobergrenze herrscht, von 20<br />

auf aktuell 13 Quadratkilometer reduziert – <strong>und</strong> das bei<br />

40 Prozent mehr Passagieren, aber ungefähr gleicher<br />

Zahl an Flügen. Das mindert die Belastung der betroffenen<br />

Anwohner. Außerdem haben wir vor vier <strong>Jahre</strong>n<br />

mit Anwohnern <strong>und</strong> Hausbesitzern in Schleswig­Holstein<br />

ein weiteres freiwilliges Lärmschutzprogramm<br />

beschlossen. Dazu gehören beispielsweise Lärmschutzfenster<br />

<strong>und</strong> Lüfter für ein deutlich größeres Gebiet<br />

als gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Das hört sich harmonisch an. Dennoch gibt es Initiativen,<br />

die klagen wollen oder schon Klage eingereicht<br />

haben…<br />

Köppl: Noch einmal der Vergleich mit der Familie:<br />

Wenn ein Familienmitglied dauernd nachts die Stereoanlage<br />

voll aufdreht, dann gibt es natürlich Familienzoff.<br />

Dann muss eine Lösung her <strong>und</strong> gegenseitige<br />

Rücksichtnahme ist gefordert.<br />

Was genau fordern die Initiativen?<br />

Köppl: Problematisch sind vor allem die Tagesrandzeiten<br />

<strong>und</strong> Nachtflüge…<br />

Es gibt doch Nachtflugbeschränkungen…<br />

Köppl: In der Theorie. Tatsächlich ist es doch aber so,<br />

dass die Fluglinien diese Regelungen aushebeln, indem<br />

sie ihre Flugintervalle so planen, dass die Maschinen<br />

gar nicht pünktlich sein können. Dann landen sie<br />

nach 23 Uhr <strong>und</strong> bezahlen dafür.<br />

Eggenschwiler: Von 0 bis 6 Uhr herrscht absolute<br />

Ruhe. Das Problem der verspäteten Flüge bis Mitternacht<br />

ist uns bewusst, deshalb stehen meine Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>und</strong> ich in ständigen persönlichen<br />

Verhandlungen mit den Fluglinien, um sie zu<br />

motivieren <strong>und</strong> zu sensibilisieren, ihren Flugplan einzuhalten.<br />

Ein anderer Weg führt auch über die Piloten<br />

selbst. Viele von ihnen wohnen in der Nähe eines Flughafens,<br />

so dass auch sie ein Interesse daran haben, die<br />

Lärmbelästigung vor allem nachts einzudämmen. Wie<br />

gesagt, es ist uns ein Anliegen, den Dialog mit den<br />

betroffenen Anwohnern fortzuführen. Wir sind nicht an<br />

Verhandlungen vor Gerichten interessiert.<br />

Köppl: Machen Sie sich doch mal für ein flugfreies<br />

Wochenende über Quickborn stark. Das wäre ein Zeichen,<br />

eine Geste, die die Anwohner freuen <strong>und</strong> die hart ­<br />

näckigsten Gegner vielleicht milder stimmen würde…<br />

Eggenschwiler: Sie wissen selbst, dass sich das nicht<br />

in die Realität umsetzen lässt. Es liegt nicht in der<br />

Macht des Flughafens, solch weitreichende Entscheidungen<br />

zu treffen. Aber wir stehen in ständigem Kontakt<br />

mit der Politik <strong>und</strong> mit Fachleuten, um möglichst<br />

vielen Interessen gerecht zu werden. Dennoch darf<br />

man eines nicht vergessen: Ein Flughafen muss betriebswirtschaftlich<br />

sinnvoll geführt werden, sonst hat<br />

die gesamte Region ein Problem.<br />

Was ist mit der Forderung, Flüge in eine andere Richtung<br />

umzuleiten?<br />

Köppl: Genau. Statt alles über den Norden abzuwickeln,<br />

könnte man die Anwohner dort entlasten, indem<br />

mehr Flüge über die Außenalster gingen.<br />

Eggenschwiler: Auch das liegt nicht in der Entscheidungshoheit<br />

des Flughafens. Ansprechpartner ist der<br />

<strong>Hamburg</strong>er Senat. Der hat verfügt, dass die An­ <strong>und</strong><br />

Abflüge Richtung Norden stärker genutzt werden müssen,<br />

weil es dort erheblich weniger Anwohner gibt.<br />

Genau genommenen geht es um 700.000 gegenüber<br />

50.000 Bewohnern.<br />

Köppl: Und? Wir haben hier den typischen Fall der<br />

Frage von ‚Was ist Gerechtigkeit <strong>und</strong> was ist rechtlich<br />

einwandfrei?‘. Natürlich fühlen sich die Anwohner im<br />

Norden der Stadt ungerecht behandelt, wenn sie allein<br />

ausbaden sollen, dass <strong>Hamburg</strong> einen florierenden<br />

Flughafen hat.<br />

Eggenschwiler: Was ist die Lösung? Soll man den<br />

einen Lärm wegnehmen, um ihn anderen zu geben?<br />

Das kann es auch nicht sein. Seit über 30 <strong>Jahre</strong>n investiert<br />

der Flughafen in Lärmschutzprogramme <strong>und</strong> hat<br />

für den Einbau von Lüftern <strong>und</strong> Schallschutzfenstern<br />

bisher mehr als 37 Millionen Euro bereitgestellt. R<strong>und</strong><br />

14.500 Wohnungen wurden in den abgeschlossenen<br />

Programmen mit Schallschutzfenstern ausgestattet.<br />

Außerdem haben wir 2010 emissionsabhängige Start­<br />

<strong>und</strong> Landeentgelte eingeführt. Der Einsatz leiser <strong>und</strong><br />

moderner Flugzeuge wird dabei belohnt. Ich habe das<br />

Gefühl, dass ein Großteil der Anwohner unsere Anstrengungen<br />

inzwischen akzeptiert <strong>und</strong> uns dafür Respekt<br />

entgegenbringt. Das ist für uns Motivation, uns<br />

weiter zu bemühen.<br />

Köppl: Das ist auch mein Anliegen. Wir müssen die<br />

Bevölkerung mitnehmen <strong>und</strong> den Lärm insgesamt reduzieren.<br />

Andererseits gilt es, Maß zu halten bei den<br />

Forderungen, es bringt nichts, unmöglich erfüllbare<br />

Forderungen zu stellen, allerdings erwarten wir, dass<br />

das Machbare auch gemacht wird! Es gibt Menschen,<br />

die nachweisbar unter dem Fluglärm ges<strong>und</strong>heitlich<br />

leiden <strong>und</strong> selbstverständlich müssen deren Ängste<br />

<strong>und</strong> Nöte ernst genommen werden.<br />

Das Gespräch führte Martina Goy.<br />

Anliegen des<br />

Flughafens:<br />

den Dialog mit<br />

Anwohnern<br />

fortzuführen<br />

58 ·· Als Partner für die Metropolregion Als Partner für die Metropolregion ·· 59


<strong>Hamburg</strong> zur Luft<br />

Erinnerungen von Helmut Schmidt<br />

Der Mann, der Ende August 1952 an<br />

einen gewissen Hans M. Bongers in Köln<br />

einen ebenso vertraulichen wie folgenschweren<br />

Brief schrieb, hieß Helmut<br />

Schmidt, war 34 <strong>Jahre</strong> alt, lebte in <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>und</strong> bezog sich auf eine geheime<br />

Studie, die der Kölner laut gültigem Besatzungsrecht<br />

überhaupt nicht hätte erdenken,<br />

geschweige denn verfassen dürfen.<br />

„Die technische Basis einer deutschen<br />

Luftverkehrsgesellschaft“ war der Titel.<br />

Dabei wusste Bongers genau, dass die<br />

besiegten Deutschen bei drohender Abschussgefahr<br />

mindestens ein Vierteljahrh<strong>und</strong>ert<br />

lang gar nicht fliegen durften. Ihn<br />

<strong>und</strong> Schmidt ließ das offenbar aber kalt.<br />

Planungen für Lufthansa-Basis<br />

in <strong>Hamburg</strong><br />

„Ich kann Ihnen aufgr<strong>und</strong> einer Rücksprache<br />

mit der Finanzbehörde zusichern, dass<br />

es möglich sein wird, Ihren Wünschen in<br />

angemessener Weise entgegenzukommen“,<br />

schrieb der Mann an der Elbe ungerührt<br />

an den Mann am Rhein…<br />

58 <strong>Jahre</strong> sind seither vergangen <strong>und</strong><br />

nichts ist vergessen: „Ich war damals Leiter<br />

des Amtes für Verkehr <strong>und</strong> außer dem<br />

Hafen <strong>und</strong> den Freudenhäusern gehörte<br />

alles andere mir. Mitgewirkt bei diesem<br />

Angebot haben natürlich unser Bürger­<br />

meister Max Brauer <strong>und</strong> andere, <strong>und</strong> was<br />

dabei herauskam, ist bekannt: die Lufthansa­Technik­Basis,<br />

die auf dem Gelände<br />

einer Ex­Pferderennbahn am Flughafen<br />

<strong>Hamburg</strong> rechtzeitig zur Flugbetriebsaufnahme<br />

der nach dem Krieg neu gegründeten<br />

Deutschen Lufthansa fertig geworden<br />

war <strong>und</strong> zu einer der tragenden drei<br />

Säulen der Luftfahrtmetropole im Norden<br />

wurde“, sagt Helmut Schmidt heute. Lufthansa­Gründungsvater<br />

Bongers hatte dies<br />

allerdings nicht mehr erleben dürfen.<br />

Grünes Licht<br />

Dessen Brieffre<strong>und</strong> Schmidt, der so frühzeitig<br />

„grünes Licht“ gegeben hatte, feierte<br />

Lufthansa­Chef Wolfgang Mayrhuber aber<br />

beim 50. Geburtstag der Kranich­Linie mit<br />

den Worten: „Sie hatten die Weisheit <strong>und</strong><br />

den Glauben, dass die Lufthansa im gesch<strong>und</strong>enen<br />

Nachkriegs­Deutschland wieder<br />

eine wichtige Rolle spielen würde.“<br />

Und den Luftverkehr hat der Kanzler a. D.<br />

auch heute noch im Visier:<br />

„Er wird weiter wachsen durch einen<br />

Riesenschub aus China <strong>und</strong> Indien, <strong>und</strong><br />

die steigenden Ölpreise <strong>und</strong> die Umweltprobleme<br />

werden es nicht verhindern<br />

können“, ist er überzeugt. Dass <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong>, der älteste noch an seinem<br />

Gründungsort betriebene Flughafen der<br />

Gäste beim „Ball<br />

über den Wolken“<br />

der Luftfahrtbranche<br />

1954: Helmut <strong>und</strong><br />

Loki Schmidt<br />

(ganz rechts)<br />

Welt, nicht zu einem internationalen Großflughafen<br />

geworden ist, nagt allerdings<br />

immer noch am Herzen des 91­jährigen<br />

Hanseaten, der diesen ehemaligen „Flughafen<br />

auf dem Dorf“ während seiner<br />

Dienstjahre als B<strong>und</strong>eskanzler vorübergehend<br />

zu einem Regierungsflughafen gemacht<br />

hatte.<br />

„Warum nicht? Weil <strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong><br />

Schleswig­Holstein dagegen waren! Die<br />

verlorenen Steuereinnahmen <strong>und</strong> Landegebühren<br />

<strong>und</strong> verletzter Lokalstolz! Vielleicht<br />

aber auch“, <strong>und</strong> er lächelt hintergründig,<br />

„weil ich nach Bonn musste…“<br />

Was dahinter steckt?<br />

„In <strong>Hamburg</strong> ist mir damals klar geworden,<br />

dass Fuhlsbüttel für den zu erwartenden<br />

Luftverkehr zu klein sein würde. Mit<br />

meinem Mitarbeiter Wolfgang Loah habe<br />

ich frühzeitig einen Plan für einen Großflughafen<br />

bei Kaltenkirchen entwickelt. Es<br />

ist nichts daraus geworden, weil <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>und</strong> Schleswig­Holstein ihn nicht wollten.<br />

<strong>Hamburg</strong> verpasste die Chance, ein Luftfahrt­Drehkreuz<br />

zu werden. <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

wird ein Metropol­Flughafen bleiben<br />

wie Berlin auch.“<br />

Langenhorner Begegnungen<br />

<strong>Hamburg</strong> zur Luft – in Helmut Schmidts<br />

Arbeitszimmer regnet es Erinnerungen:<br />

Schmidts stachelige Prophezeiung beim<br />

800. Hafengeburtstag: „Mit dem Hafen<br />

wird diese Stadt im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert nicht<br />

fett werden. Viel schöner wäre es doch,<br />

wenn <strong>Hamburg</strong> einen Weltstadt­Flughafen<br />

feiern könnte!“<br />

Oder sein zivilisationskritischer Ausbruch:<br />

„Alle wollen nach Mallorca fliegen,<br />

aber keiner will einen Flughafen in der Nähe<br />

dulden. Daran hat sich nichts geändert.“<br />

Oder eine der berühmten Langenhorner<br />

Begegnungen: als der Kanzler während<br />

einer Hochphase des Kalten Krieges den<br />

bärbeißigen Sowjetführer Leonid Breschnew<br />

nach <strong>Hamburg</strong> einlud, ihn – ein damals<br />

unvorstellbarer Vorgang – in eine<br />

Boeing 707 der feindlichen B<strong>und</strong>eswehr<br />

„mitsnackte“, im Bungalow am Neuberger­<br />

gerechnet unter den Werken von Marx<br />

<strong>und</strong> Engels mit polnischem Wodka traktierte,<br />

Spargel <strong>und</strong> Rumtopf servieren ließ,<br />

dem Datscha­Besitzer <strong>und</strong> KPdSU­Generalsekretär<br />

schonungslos klarmachte, dass<br />

er sich nicht etwa in einer hermetisch abgeschotteten<br />

Wohnanlage für Staatsfunktionäre,<br />

sondern in einer „stinknormalen“<br />

bürgerlichen Ansiedlung für jedermann<br />

befinde, um anschließend in der engen<br />

Schmidt’schen Arbeitszelle unter acht Augen<br />

– mehr ging nicht – ein Geheimgespräch<br />

über Atomraketen <strong>und</strong> Panzerdivisionen<br />

zu führen, bei dem Außenminister<br />

Genscher nur noch auf einer Bücherleiter<br />

Platz fand.<br />

Vorbei <strong>und</strong> verweht! Unzerstör­ <strong>und</strong> unverrückbar<br />

überstanden hat <strong>Hamburg</strong>s<br />

„Nest der Kraniche“ ein Jahrh<strong>und</strong>ert irdische<br />

<strong>und</strong> himmlische <strong>Geschichte</strong> auf der<br />

ehemaligen Sumpflandschaft nordwestlich<br />

der Alster, auf 53° 37’ 55’’ N geografischer<br />

Breite, 09° 59’ 22’’ O geografischer Länge.<br />

Es ist heute einer der größten Luftfahrtstandorte<br />

der Welt, <strong>und</strong> damit, laut<br />

Schmidt’scher Ankündigung, unvermeidlicherweise<br />

immer noch im Aufstieg.<br />

Günter Stiller<br />

Wie die britische Royal Air Force 1948<br />

<strong>und</strong> 1949 die Berliner Luftbrücke mit Flügen<br />

aus <strong>Hamburg</strong> unterstütze, hat Friedrich­Wilhelm<br />

Strohdiek als Jugendlicher<br />

miterlebt. Seine Eltern besaßen bis zu ihrem<br />

Umzug nach Niedersachsen im Jahr<br />

1954 das Hotel „Deutsches Eck“ an der<br />

Flughafenstraße. „Nach dem Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs diente es kurzzeitig<br />

als Offizierskasino der Engländer“, erinnert<br />

sich der heute 67­Jährige. Nach einem<br />

kurzen Zwischenaufenthalt in einer<br />

Behelfsunterkunft übernahm Familie<br />

Strohdiek das Hotel dann aber bald wieder.<br />

Viele der Piloten der Rosinenbomber<br />

In den 1950er <strong>Jahre</strong>n stellte<br />

Helmut Schmidt, hier in<br />

seinem Langenhorner Haus,<br />

die Weichen für den<br />

Luftfahrtstandort <strong>Hamburg</strong><br />

wohnten während ihres Einsatzes bei der<br />

Luftbrücke im „Deutschen Eck“. „Ich kann<br />

mich noch gut daran erinnern, dass die<br />

Dakota­Flugzeuge, wenn sie von ihren Flügen<br />

nach Berlin zurückkamen, während<br />

des Landeanflugs mit den Tragflächen wackelten.<br />

Das war das Zeichen der Piloten an<br />

die Küche, dass sie im Hotel gleich etwas<br />

zu essen haben wollten.“ Sein allererster<br />

Flug ist dem heutigen Stadtpräsidenten von<br />

Neumünster in besonderer Erinnerung geblieben:<br />

„Ein junger Schweizer, dessen Vater<br />

meine Eltern kannten, nahm mich als<br />

Junge in seiner zweimotorigen Piper mit.<br />

Die Tragflächen des kleinen Flugzeugs wa­<br />

ren mit lackiertem Leinen bespannt, insgesamt<br />

also sowieso schon eine recht<br />

wacklige Angelegenheit. Als wir nach<br />

dem R<strong>und</strong>flug wieder über dem Flughafen<br />

waren, sind wir in ein Luftloch geraten,<br />

das uns fahrstuhlartig nach unten<br />

fallen ließ. Ich dachte in dem Moment:<br />

‚Jetzt fliege ich das erste Mal <strong>und</strong> stürze<br />

gleich ab!‘ Natürlich<br />

sind wir sicher gelandet<br />

<strong>und</strong> seither machen<br />

mir Turbulenzen, ob in<br />

großen oder kleine Maschinen,<br />

keine Sorgen<br />

mehr.“<br />

weg im Stadtteil Langenhorn einlud, aus­ Friedrich­Wilhelm Strohdiek (geb. 1933)<br />

60 ·· Als Partner für die Metropolregion<br />

Als Partner für die Metropolregion ·· 61


„<strong>Hamburg</strong>“ D-ABTD, Boeing 747-400 „Schleswig-Holstein“ D-ABVX, Boeing 747-400 „<strong>Hamburg</strong>“ D-ABOB, Boeing 707 „Stade“ D-AISW, Airbus A321 „Clipper <strong>Hamburg</strong>“ N804PA, Airbus A310<br />

„Norderstedt“ D-AILH, Airbus A319<br />

<strong>Hamburg</strong>s fliegende Botschafter in aller Welt<br />

Der Name „<strong>Hamburg</strong>“ –<br />

eine gute Tradition auf Flugzeuglack<br />

Taufe in der<br />

Luftfahrt:<br />

Der Champagner<br />

wird vorsichtig<br />

über die<br />

Flugzeugnase<br />

gegossen<br />

Dass Schiffe mit viel Pomp, Ehrengästen <strong>und</strong><br />

einer am Bug zerplatzenden Champagner­Flasche<br />

getauft werden, weiß jeder. Im <strong>Hamburg</strong>er Hafen<br />

sind solche Zeremonien seit Jahrh<strong>und</strong>erten üblich. Bei<br />

Flugzeugen prangen dagegen vor allem der Name <strong>und</strong><br />

das Logo der Fluggesellschaft auffällig auf dem Rumpf.<br />

So dürfte es manchem verborgen bleiben, dass auch<br />

in der Luftfahrt Taufnamen durchaus verbreitet sind.<br />

Fast immer handelt es sich hier um Städtenamen, seltener<br />

um solche prominenter Bürger. Meist wird der<br />

Taufname in kleinen Lettern auf die Flugzeugnase geschrieben<br />

oder steht neben der Haupteinstiegstür am<br />

Rumpf, dabei ist er stets weit weniger auffällig als der<br />

prominent platzierte Namenszug am Schiffsbug. Und<br />

auch die Zeremonie der Namensgebung ist ein wenig<br />

anders – schließlich würde das Zerschlagen einer Flasche<br />

auf der dünnen Aluminiumhaut das Flugzeug<br />

beschädigen. So bleibt den Taufpaten, die meist nicht<br />

weniger prominent sind als jene in der Seefahrt, nur die<br />

sanfte Tour: Vorsichtig gießen sie ein paar Tropfen edlen<br />

Schaumweins über die Flugzeugnase, sagen einen<br />

Taufspruch, das muss reichen.<br />

Die Deutsche Lufthansa pflegt bereits eine lange<br />

Tradition, ihre Flugzeuge auf die Namen deutscher<br />

Städte <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esländer zu taufen. Dabei spielte<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong> sein Umland stets eine wichtige Rolle.<br />

Auf diese Weise wird der Name der Hansestadt <strong>und</strong> ihr<br />

Wappen in alle Welt getragen, da sie meist an Langstreckenflugzeuge<br />

vergeben wurden. Diejenigen von<br />

Umlandstädten prangen meist auf Mittelstrecken­<br />

Fluggerät <strong>und</strong> sind somit in ganz Europa präsent. So­<br />

weit es sich heute noch rekonstruieren lässt, begann<br />

die lange <strong>Geschichte</strong> von Flugzeugen mit Taufnamen<br />

„<strong>Hamburg</strong>“ bei der Lufthansa bereits 1928: Ein Flugboot<br />

des Typs Dornier Wal mit dem Kennzeichen<br />

D­1488 eröffnete die bis heute andauernde lange Reihe<br />

der <strong>Hamburg</strong>­Flieger. Am 12. Oktober 1960 taufte<br />

Bürgermeister Max Brauer die erste „<strong>Hamburg</strong>“ der<br />

Nachkriegszeit. Die Boeing 707­430, Registration D­<br />

ABOB, war nicht irgendein Flugzeug. Sie eröffnete für<br />

die Kranich­Linie bereits am 17. März 1960 das Düsenzeitalter<br />

auf der Strecke <strong>Hamburg</strong>–Frankfurt–New<br />

York. Ende 1976 ging der Name der Elb­Metropole an<br />

ein moderneres Großraumflugzeug über, als die Douglas<br />

DC­10 mit dem Kennzeichen D­ADDO knapp drei<br />

<strong>Jahre</strong> nach ihrer Indienststellung mit dem Wappen von<br />

<strong>Hamburg</strong> am Rumpf unterwegs war.<br />

Obwohl die Douglas DC­10 insgesamt 20 <strong>Jahre</strong> im<br />

Lufthansa­Dienst stand, von April 1974 bis April 1994,<br />

trug sie ihren norddeutschen Namen nur vier <strong>Jahre</strong>, bis<br />

Ende 1980. Denn von nun an benannte die Lufthansa<br />

vorrangig ihre Boeing­747­Flotte nach B<strong>und</strong>esländern,<br />

zu denen ja <strong>Hamburg</strong> als Stadtstaat auch gehört. Am<br />

22. Januar 1981 unterzeichnete Bürgermeister Hans­<br />

Ulrich Klose im Rathaus die Taufurk<strong>und</strong>e für die kurz<br />

zuvor neu gelieferte Boeing 747­230B mit dem Kennzeichen<br />

D­ABYT. Gut zwei <strong>Jahre</strong> zuvor erhielt bereits<br />

ein anderer Lufthansa­Jumbo, die D­ABYM, den Namen<br />

„Schleswig­Holstein“. Dieser Jet machte nach<br />

seiner Ausmusterung eine erstaunliche Karriere – denn<br />

heute steht er, spektakulär auf einem eigens errichteten<br />

Gerüst, im Technik Museum Speyer in Rheinland­<br />

Pfalz zur Besichtigung offen. Mit der Einführung der<br />

nächsten Jumbo­Generation, der 747­400, gingen die<br />

Namen der B<strong>und</strong>esländer auf diese verbesserte Version<br />

über. Am 29. April 1990 taufte Bürgermeistergattin<br />

Annerose Voscherau das Flugzeug mit dem Kennzeichen<br />

D­ABTA auf den Namen „<strong>Hamburg</strong>“, obwohl eigentlich<br />

die D­ABTD vorgesehen war. Diese wurde jedoch<br />

verspätet ausgeliefert. Nachdem die A­ABTD in<br />

Betrieb ging, bekam sie 1990 den Namen formlos<br />

übertragen. Seit dem 23. Oktober 2003 schließlich<br />

fliegt auch eine neue „Schleswig­Holstein“, nämlich die<br />

Boeing 747­400 mit der Registration D­ABVX.<br />

Traditionell erhalten Mittelstreckenflugzeuge der<br />

Lufthansa ebenfalls Städtenamen, <strong>und</strong> hier finden sich<br />

auch immer wieder solche aus dem <strong>Hamburg</strong>er Umland<br />

(siehe Kasten). Eine echte Ausnahme allerdings ist<br />

die erste A321, die Lufthansa mit dem Kennzeichen<br />

D­AIRA im Januar 1994 übernahm – sie trägt zu Ehren<br />

der Produktionsstätte von Airbus als einzige überhaupt<br />

den Namen eines Stadtteils, nämlich „Finkenwerder“.<br />

Es gab aber auch Flugzeuge bei anderen Fluggesellschaften,<br />

die den stolzen Namen der Hansestadt am<br />

Rumpf trugen. Eine längere Tradition hatte Pan American<br />

World Airways, die bereits 1966 die Boeing 727­<br />

21 mit dem Kennzeichen N328PA als „Clipper <strong>Hamburg</strong>“<br />

u. a. nach London <strong>und</strong> Berlin einsetzte, später<br />

folgte der gleiche Typ mit der Registration N321PA.<br />

1984 ließ Pan Am erstmals ein Großraumflugzeug als<br />

„Clipper <strong>Hamburg</strong>“ fliegen, zunächst nach Berlin, später<br />

sogar nach New York: Der Airbus A310­221 mit<br />

dem Kennzeichen N804PA war bis zur Pleite der Flug­<br />

gesellschaft im November 1991 für die Amerikaner<br />

unterwegs. Im Regionalverkehr, u. a. auch von <strong>Hamburg</strong><br />

nach Rotterdam, setzte die belgische VLM ab<br />

2001 die Turboprop Fokker 50 mit dem Kennzeichen<br />

OO­VLS als „City of <strong>Hamburg</strong>“ ein. Auch nachdem die<br />

Gesellschaft 2009 in CityJet umbenannt wurde, ist<br />

dieser belgische Gunstbeweis an die Hansestadt weiter<br />

in Europa unterwegs.<br />

Andreas Spaeth<br />

Lufthansa­Flugzeuge mit Taufnamen<br />

aus dem <strong>Hamburg</strong>er Umland<br />

„Buxtehude“<br />

D-AIPA, Airbus A320, seit 1990<br />

„Bad Segeberg“<br />

D-ABJA, Boeing 737-500, seit 1993<br />

„Lüneburg“<br />

D-AIAC, Airbus A300B2, 1976–1983<br />

D-AICH, Airbus A310, 1984–1993<br />

D-AIRP, Airbus A321, seit 1996<br />

„Neumünster“<br />

D-ABIT, Boeing 737-500, seit 1992<br />

„Norderstedt“<br />

D-ABMC, Boeing 737-200, 1985–1996<br />

D-AILH, Airbus A319, seit 1997<br />

„Stade“<br />

D-AIAL, Airbus A300B4, 1990–2009<br />

D-AISW, Airbus A321, seit 2009<br />

62 ·· Als Partner für die Metropolregion<br />

Als Partner für die Metropolregion ·· 63


„ Der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen bietet<br />

hervorragende Verbindungen“<br />

Alexander Otto: Reisen in Sachen Shopping­Center<br />

Fliegen bleibt für<br />

Unternehmen<br />

gr<strong>und</strong>legend:<br />

Persönlicher<br />

Kontakt ist<br />

unverzichtbar<br />

Shopping verbindet – auch am<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> ist die Einkaufs- <strong>und</strong><br />

Erlebnisqualität von großer Bedeutung<br />

Dezenter Anzug <strong>und</strong> Krawatte, graumeliertes<br />

Haar, eine unauffällige Brille,<br />

aber neugierige Augen. Alexander Otto<br />

geht durch das Flughafenterminal zum<br />

Gate. Der ECE­Chef, Mitglied der bekannten<br />

<strong>Hamburg</strong>er Familie Otto, könnte leicht<br />

einige eigene Mitarbeiter treffen. Denn<br />

täglich sind deutlich mehr als <strong>100</strong> von ihnen<br />

ebenfalls auf Reisen. „Die Zahl<br />

schwankt stark. In Bauphasen eines neuen<br />

Shopping­Centers reisen wöchentlich ganze<br />

Projektteams hin <strong>und</strong> her“, berichtet er.<br />

ECE entwickelt <strong>und</strong> baut Einkaufszentren<br />

in 15 Ländern. Prominente Beispiele sind<br />

das Flaggschiff, das Alstertal­Einkaufszentrum<br />

in <strong>Hamburg</strong>, die Potsdamer Platz Arkaden<br />

in Berlin <strong>und</strong> die Altmarkt­Galerie in<br />

Dresden. 130 Shopping­Center managt<br />

das Unternehmen, 21 werden gerade geplant<br />

oder gebaut. 3.000 Mitarbeiter hat<br />

Otto, davon 1.500 in der Firmenzentrale in<br />

<strong>Hamburg</strong>.<br />

„Unsere Entwickler suchen in Städten<br />

passende Standorte <strong>und</strong> bauen persönliche<br />

Kontakte zu Politik <strong>und</strong> Verwaltung sowie<br />

zu Gr<strong>und</strong>stückseigentümern auf“, beschreibt<br />

Alexander Otto die Aufgaben der<br />

Reisenden. Architekten <strong>und</strong> Bauingenieure<br />

organisieren <strong>und</strong> überwachen die Verwirklichung<br />

der Projekte. Und natürlich gibt es<br />

einen beständigen Strom an nicht in der<br />

Zentrale ansässigen Angestellten, die zu<br />

Sitzungen <strong>und</strong> Workshops nach <strong>Hamburg</strong><br />

kommen. Der jährliche Reiseetat der Gruppe<br />

erreicht einen zweistelligen Millionenbetrag.<br />

Alexander Otto selbst reist vorwiegend<br />

innerhalb Deutschlands <strong>und</strong> in Europa,<br />

eben dorthin, wo das Unternehmen aktiv<br />

ist. „Die geschäftlichen Aktivitäten meiner<br />

Familie in Nordamerika <strong>und</strong> familiäre Bindungen<br />

führen mich aber auch regelmäßig<br />

in die USA.“<br />

Der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen ist ein zentrales<br />

Verkehrsdrehkreuz für die ECE­Gruppe.<br />

„Trotz der Erweiterung ist der Flughafen<br />

immer noch erfreulich überschaubar <strong>und</strong><br />

vor allem von der ECE­Zentrale aus schnell<br />

erreichbar, so dass ich problemlos auch<br />

recht kurz vor dem Abflug ankommen<br />

kann. Das wäre in Frankfurt oder München<br />

so nie möglich.“ Durch die Erweiterungen<br />

<strong>und</strong> Modernisierungen in den vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>n sowie die „überfällige S­Bahn­<br />

Anbindung“ habe der <strong>Airport</strong> endlich jegliche<br />

Provinzialität verloren.<br />

Das war auch nötig, denn durch die Geschäftsbeziehungen<br />

mit ECE kommen<br />

zahlreiche internationale Besucher nach<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong> erleben den Flughafen als<br />

Tor zur Stadt. „Unsere Gäste <strong>und</strong> Geschäftspartner<br />

kommen aus Deutschland,<br />

aus Europa mit Schwerpunkt Mittel­ <strong>und</strong><br />

Osteuropa sowie zum kleineren Teil aus<br />

den USA.“ Dabei sind sämtliche Managementebenen<br />

vertreten – von Bauspezialisten,<br />

Architekten <strong>und</strong> Journalisten über die<br />

Expansionsleiter großer Filialisten bis hin<br />

zu den CEOs von Investmentfirmen, Banken<br />

oder großen Handelsketten. „Von der<br />

Stadt <strong>und</strong> dem Hafen sind unsere Besucher<br />

immer sehr begeistert, genauso wie<br />

von der Lage des ECE­Campus im grünen<br />

Alstertal.“<br />

Der persönliche Kontakt sei bisher durch<br />

kein anderes Kommunikationsmittel zu ersetzen,<br />

meint der Firmenlenker. Insbesondere<br />

bei schwierigen Verhandlungen ist<br />

der unmittelbare Kontakt unverzichtbar.<br />

„Außerdem ist es für uns als Entwickler<br />

unverzichtbar, die Städte <strong>und</strong> Standorte<br />

am eigenen Leib zu erfahren oder besser:<br />

zu erlaufen.“<br />

Wer so viel reist, wünscht sich natürlich<br />

optimale Verbindungen. Doch Alexander<br />

Otto blickt ganz ohne Neid auf die großen<br />

Luftverkehrsdrehkreuze Frankfurt <strong>und</strong><br />

München mit ihren vielen Langstreckenverbindungen.<br />

„Wenn ich zu einem Ziel in<br />

den USA möchte, muss ich meist ohnehin<br />

einmal umsteigen – dann kann ich auch<br />

von <strong>Hamburg</strong> direkt nach New York fliegen<br />

<strong>und</strong> es dort tun.“ Ansonsten fliegt er<br />

beruflich meistens innereuropäisch. Da<br />

biete der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen hervorragende<br />

Verbindungen. Dann schiebt er<br />

aber doch noch nach: „Natürlich wären<br />

mehr Langstreckenziele ab <strong>Hamburg</strong> trotzdem<br />

attraktiv für mich.“<br />

Es kam sogar schon vor, dass es sich<br />

Alexander Otto auf dem Flughafen fast so<br />

gemütlich machte wie im Wohnzimmer:<br />

„Als ich einmal knapp einen Flug nach<br />

Frankfurt verpasst hatte, habe ich mich mit<br />

einem Cappuccino in die Lounge gesetzt<br />

– <strong>und</strong> prompt einen alten Schulfre<strong>und</strong> getroffen.<br />

Die Unterhaltung war offenbar so<br />

angeregt, dass ich sämtliche Aufrufe überhört<br />

habe <strong>und</strong> gleich noch der nächste<br />

Flieger ohne mich gestartet ist.“<br />

Georg Jegminat<br />

Die ECE­Gruppe<br />

Alexander Otto am<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

ECE entwickelt, realisiert, vermietet <strong>und</strong> managt Immobilien. Hauptstandbein<br />

sind Shopping­Center, Verkehrsimmobilien wie die Hauptbahnhöfe<br />

in Köln <strong>und</strong> Leipzig sowie Büroimmobilien. Die 130 Shopping­<br />

Center bieten zusammen 4,1 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche <strong>und</strong><br />

locken täglich drei Millionen K<strong>und</strong>en an. Umsatzvolumen: 13,3 Milliarden<br />

Euro pro Jahr. Aktiv ist ECE in 15 Ländern Zentral­ <strong>und</strong> Osteuropas sowie<br />

in Spanien <strong>und</strong> Katar.<br />

64 ·· Als Partner für die Metropolregion Als Partner für die Metropolregion ·· 65


Von Zeppelin bis Antares<br />

<strong>Hamburg</strong>: wo geforscht <strong>und</strong> gefördert wird<br />

<strong>Hamburg</strong> als<br />

Keimzelle für die<br />

Fliegerei leistet<br />

auch heute noch<br />

einen großen<br />

Beitrag zur<br />

Entwicklung der<br />

Luftfahrt<br />

Eines der berühmtesten Luftschiffe der 1920er/1930er, die Graf Zeppelin, zu Besuch am <strong>Hamburg</strong>er Flughafen Erstflug des bemannten Brennstoffzellenflugzeugs Antares<br />

Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit.<br />

Was wir heute Forschung <strong>und</strong> Entwicklung nennen,<br />

ersetzten früher die Pioniere der Luftfahrt durch<br />

Wagemut <strong>und</strong> Entschlossenheit. Und es bedurfte<br />

Men schen <strong>und</strong> Institutionen, die diesen Traum unterstützten,<br />

den Pionieren Raum gaben, um sich zu entfalten.<br />

<strong>Hamburg</strong> war so ein Raum <strong>und</strong> der <strong>Hamburg</strong>er Flughafen<br />

die Keimzelle für die Fliegerei, die die Hansestadt<br />

zu einem der bedeutendsten Luftfahrtstandorte der<br />

Welt gebracht hat. Auch heute leistet <strong>Hamburg</strong> einen<br />

großen Beitrag zur Entwicklung der modernen Luftfahrt.<br />

Nur drei Beispiele dafür:<br />

Antrieb Brennstoffzelle<br />

Am 7. Juli 2009 wurde <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> Schauplatz<br />

einer Weltpremiere: In Zusammenarbeit von BASF Fuel<br />

Cells <strong>und</strong> der Firma Serenergy (Dänemark) sowie der<br />

Firma Lange Aviation startete der erste Motorsegler,<br />

der mit Brennstoffzellen als Antrieb arbeitet. Um 12.58<br />

Uhr erhob sich die „Antares DLR­H2“ von der Startbahn<br />

23 in die Lüfte. Völlig geräuschlos glitt der Segler<br />

mit einer Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro<br />

St<strong>und</strong>e über den <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>. Nach sechs Minuten<br />

setzte die Maschine wieder auf.<br />

Für die Luftfahrt ist diese Premiere ein Fingerzeig in<br />

die Zukunft, denn die hocheffiziente Brennstoffzelle<br />

entlastet die Umwelt gleich zweifach – erstens weil<br />

kein schädliches Kohlendioxid freigesetzt wird <strong>und</strong><br />

zweitens weil Lärmemissionen fast gänzlich entfallen.<br />

Auch ökonomisch wird die Brennstoffzelle eine tragende<br />

Rolle spielen. So wird bei Airbus schon jetzt an<br />

einem System gearbeitet, das die Energie für die Klimatisierung<br />

<strong>und</strong> den Bordstrom liefern soll. Und weil<br />

bei der Reaktion von Wasserstoff <strong>und</strong> Sauerstoff Wasser<br />

entsteht, könnten damit zum Beispiel auch Toiletten<br />

gespült werden.<br />

Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung<br />

Den bisherigen Forschungshöhepunkt hat <strong>Hamburg</strong><br />

kürzlich erreicht. Mit dem Zentrum für Angewandte<br />

Luftfahrtforschung, kurz ZAL genannt, hat die Hansestadt<br />

im Mai 2010 ihre Stellung als einer der weltweit<br />

führenden Standorte für die Luftfahrtindustrie weiter<br />

festigen, ja sogar ausbauen können. Auf Initiative der<br />

Stadt <strong>und</strong> von acht starken Partnern aus der Luftfahrtindustrie,<br />

u. a. Airbus, Lufthansa Technik <strong>und</strong> das Deutsche<br />

Zentrum für Luft­ <strong>und</strong> Raumfahrt (DLR), wurde die<br />

Einrichtung gegründet <strong>und</strong> mit knapp 12 Millionen<br />

Euro ausgestattet. Sitz der ZAL­Geschäftsführung ist,<br />

wie könnte es anders sein, am Flughafen.<br />

Ziel der Institution ist es, innerhalb des <strong>Hamburg</strong>er<br />

Luftfahrtclusters die Industrialisierung von Luftfahrttechnologien<br />

voranzutreiben <strong>und</strong> die Metropolregion in<br />

ihrer Rolle in der zivilen Luftfahrt zu profilieren.<br />

Das Netzwerk zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

zu stärken steht dabei genauso im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

wie eine Think­Tank­Kultur aufzubauen <strong>und</strong> nutzbare<br />

Test­Infrastrukturen anzubieten. Wer eine gute Idee<br />

hat, aber nicht die Mittel, sie umzusetzen, kann sich<br />

nicht nur Rat beim <strong>und</strong> durch das ZAL holen, er kann<br />

diese Idee auch testen <strong>und</strong> sein Wissen mit Spezialisten<br />

teilen <strong>und</strong> weiterentwickeln. Leiter des ZAL ist Dr.<br />

Andreas Vahl. Er bringt für die Aufgabe vielfältige Erfahrungen<br />

mit, arbeitete in verschiedensten Positionen<br />

bei Airbus <strong>und</strong> hat einen Lehrauftrag an der Technischen<br />

Universität <strong>Hamburg</strong>­Harburg. Seine Vision: „Ich<br />

sehe beim ZAL die Integration <strong>und</strong> Industrialisierung<br />

von Technologien als prioritäre Aufgabe.”<br />

Was der große Trend bei der Weiterentwicklung in<br />

der Luftfahrt sein wird, zeigt das eben erwähnte zweite<br />

Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Denn auch<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> nach der Eröffnung des Flughafens gibt es<br />

immer noch Pionierarbeit zu leisten, die die Luftfahrt<br />

bereichert <strong>und</strong> neue Horizonte eröffnet.<br />

Ohne Fahrwerk Kraftstoff sparen<br />

Dass bei der Forschung auch schon weit in die Zukunft<br />

geschaut werden muss, zeigt das dritte Beispiel. Stellen<br />

Sie sich vor: Ein Flugzeug ohne Räder, ohne Fahrwerk<br />

<strong>und</strong> trotzdem kann es sicher landen. Beängstigend?<br />

Nein, das könnte in 20 <strong>Jahre</strong>n zunächst für Frachtflugzeuge<br />

Realität sein. Das Prinzip, das dahintersteckt,<br />

haben die beiden ehemaligen Studenten der Technischen<br />

Universität <strong>Hamburg</strong>­Harburg, Jan Binnebesel<br />

<strong>und</strong> Till Marquardt entwickelt. Es nennt sich GroLaS,<br />

was für „Gro<strong>und</strong>­based Landing Gear System” steht.<br />

Hierbei landet das Flugzeug auf einer Art Schlitten, der<br />

von einem Schienensystem unterhalb der Landebahn<br />

zentimetergenau unter den Flieger gebracht wird.<br />

So könnte eine Landung in 20 oder 30 <strong>Jahre</strong>n aussehen:<br />

Während das Flugzeug einschwebt, sorgt ein Computer<br />

dafür, dass sich Flugzeug <strong>und</strong> Fahrwerk absolut gleich<br />

schnell bewegen – die Maschine kann präzise aufsetzen<br />

Der Vorteil der Technik liegt auf der Hand: Fahrwerke<br />

machen bis zu 15 Prozent des Gewichts eines Flugzeugs<br />

aus, werden aber während des Flugs nicht gebraucht.<br />

Mit GroLaS könnten bis zu 20 Prozent Kraftstoff<br />

<strong>und</strong> bis zu 12 Prozent Betriebskosten eingespart<br />

werden.<br />

In der Simulation hat die Landung schon geklappt.<br />

Und die Branche nimmt den Vorstoß ernst: So wurde<br />

GroLaS in das b<strong>und</strong>esweite Spitzenförderprojekt „<strong>Airport</strong><br />

2030” aufgenommen (s. Seite 32), welches vom<br />

DLR geführt wird.<br />

Deutlich wird: Nur in enger Zusammenarbeit aller<br />

Partner kann eine Vision, ein Projekt zum Erfolg wachsen.<br />

Martin Schnitker<br />

Die Ingenieure Till<br />

Marquardt (li.) <strong>und</strong><br />

Jan Binnebesel<br />

freuen sich über<br />

das positive Echo<br />

auf ihre Erfindung<br />

66 ·· Als Partner für die Metropolregion Als Partner für die Metropolregion ·· 67


Der Weltmarktführer aus <strong>Hamburg</strong><br />

8.000 Menschen arbeiten<br />

heute bei Lufthansa Technik<br />

Am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> laufen alle Fäden<br />

zusammen: Lufthansa Technik hat hier<br />

ihren Unternehmenssitz, gleichzeitig ist die<br />

Basis Kompetenzzentrum <strong>und</strong> Steuerzentrale.<br />

Mehr als 8.000 Menschen arbeiten<br />

auf dem über 750.000 Quadratmeter großen<br />

Lufthansa­eigenen Gelände im Westen<br />

des Flughafens. In den zahlreichen<br />

Hallen werden große Verkehrsflugzeuge<br />

von Airbus <strong>und</strong> Boeing <strong>und</strong> ihre Triebwerke<br />

komplett überholt oder mit technischen<br />

Neuheiten <strong>und</strong> Produktverbesserungen<br />

ausgestattet.<br />

Das Verhältnis zwischen Lufthansa<br />

Technik <strong>und</strong> <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> ist traditionell<br />

eng. August Wilhelm Henningsen,<br />

Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Technik,<br />

sagt: „Seit über 55 <strong>Jahre</strong>n kann die<br />

Lufthansa Technik die dynamische Entwicklung<br />

des Flughafens aus Sicht des unmittelbaren<br />

Nachbarn verfolgen. Und so<br />

wie aus der 1954 gebauten Lufthansa<br />

Werft inzwischen eine kleine Stadt als Sitz<br />

eines Weltkonzerns geworden ist, so hat<br />

auch <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> sein Gesicht gewandelt.<br />

Vom Landeplatz für Luftschiffe<br />

<strong>und</strong> erste Flugzeuge zum Dienstleistungszentrum<br />

für Mobilität in Norddeutschland.“<br />

Vom Fahrwerk bis zur Kaffeemaschine<br />

Wahrzeichen des heutigen Weltmarktführers<br />

Lufthansa Technik am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

ist die Jumbo­Halle. Sie bietet Hallenflächenplatz<br />

für gleichzeitige Arbeiten an<br />

drei Großraumflugzeugen. Mit ihrem 54<br />

Meter hohen Bogen setzt die Halle ein architektonisches<br />

Ausrufezeichen. Auf mehr<br />

als 30.000 Quadratmetern Fläche erstrecken<br />

sich die unterschiedlichen Teilewerkstätten<br />

der Technik­Basis. Hier werden je­<br />

des Jahr r<strong>und</strong> 200.000 Komponenten<br />

bearbeitet – vom Fahrwerk über den Navigationscomputer,<br />

hydraulische <strong>und</strong> pneumatische<br />

Systeme bis zur Kaffeemaschine.<br />

Das Cabin Innovation Center auf der <strong>Hamburg</strong>er<br />

Basis ist ein Forschungs­ <strong>und</strong> Entwicklungszentrum<br />

mit Testlaboren, Fertigungsbereichen<br />

<strong>und</strong> Ausstellungsflächen<br />

für neue Produkte.<br />

Der <strong>Hamburg</strong>er Triebwerks­Shop ist das<br />

größte von einem Hersteller unabhängige<br />

Überholungszentrum für Triebwerke weltweit.<br />

Das Arbeitsspektrum reicht von<br />

einzelnen Reparaturen von Modulen, Einzelteilen<br />

<strong>und</strong> Anbaugeräten bis hin zu<br />

kompletten Überholungen von Triebwerken<br />

zahlreicher Hersteller. Mit der Lackierhalle<br />

verfügt Lufthansa Technik auf ihrer<br />

<strong>Hamburg</strong>er Basis über eine der weltweit<br />

modernsten Hallen zur Lackierung von Ver ­<br />

kehrsflugzeugen. Die Halle bietet Platz für<br />

Flugzeuge bis zur Größe eines Jumbo Jets.<br />

Schon seit Jahrzehnten ist Lufthansa<br />

Technik in <strong>Hamburg</strong> die erste Adresse für<br />

die individuelle Ausstattung von VIP­, Geschäftsreise­<br />

<strong>und</strong> Regierungsflugzeugen<br />

nach den Wünschen der K<strong>und</strong>en. Das Produktportfolio<br />

umfasst dabei Innenausbauten<br />

von Mittelstreckenflugzeugen wie der<br />

Boeing 737­ oder der Airbus A320­Familie<br />

bis hin zu „fliegenden Palästen“ von der<br />

Größe einer Boeing 747 oder eines Airbus<br />

A380. Die Flugzeuge können mit nahezu<br />

jedem erdenklichen Komfort <strong>und</strong> Luxus<br />

ausgestattet werden.<br />

Startschuss für Lufthansa Technik<br />

Vor über 50 <strong>Jahre</strong>n dachte allerdings noch<br />

niemand daran: Im Jahr 1952 legten die<br />

Planer der Nachkriegs­Lufthansa detaillierte<br />

Argumente für die Ansiedelung der<br />

Technik in <strong>Hamburg</strong> vor: Zum einen müsse<br />

die Wartung an einem Ort konzentriert<br />

werden, wo möglichst viele Flugzeuge<br />

planmäßig übernachten. Zum anderen würden<br />

im ebenfalls in Betracht gezogenen<br />

München jährlich mehr als zwei Millionen<br />

DM an zusätzlichen Betriebskosten anfallen.<br />

Und schließlich könnten wegen der<br />

höheren Lage (522 m über N. N.) <strong>und</strong> der<br />

häufig höheren Temperaturen die Maschinen<br />

vom Flughafen Riem nur mit verringerter<br />

Nutzlast starten. Das Resümee: „Der<br />

Flughafen <strong>Hamburg</strong> erfüllt praktisch alle<br />

Forderungen, die sowohl hinsichtlich der<br />

Gestaltung des Flugplans nach verkehrswirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten als auch<br />

für die Ortswahl der technischen Basis<br />

(Werftbetrieb) des Unternehmens gelten.“<br />

Die Hansestadt bot an, die erforderlichen<br />

Gebäude zu errichten <strong>und</strong> zu einem<br />

günstigen Preis an die künftige Fluggesellschaft<br />

zu vermieten. Investitionskapital:<br />

knapp 12 Millionen DM. Als Starthilfe gab<br />

es für die ersten <strong>Jahre</strong> gestaffelte Mietnachlässe<br />

<strong>und</strong> auch ein Entgegenkommen<br />

bei der Lohnsummensteuer.<br />

Wenn man bedenkt, dass Lufthansa<br />

Technik heute Weltmarktführer für Flugzeuginstandhaltung<br />

<strong>und</strong> ­überholung ist,<br />

war das Startsignal für den Aufbau der<br />

Technik­Abteilung in <strong>Hamburg</strong> alles andere<br />

als spektakulär: Am 28. August 1952<br />

teilte die Behörde in fein abgewogenem<br />

Amtsdeutsch mit, dass es möglich sein<br />

werde, „Ihren Wünschen in angemessener<br />

Weise entgegenzukommen.“ Ein – später<br />

in der ganzen Welt bekannter <strong>und</strong> geschätzter<br />

– <strong>Hamburg</strong>er bereitete den Weg<br />

für diese bedeutende Unternehmensansiedlung:<br />

der damalige Amtsleiter in der<br />

Wirtschaftsbehörde Helmut Schmidt.<br />

Gemeinsam mit dem damaligen <strong>Hamburg</strong>er<br />

Wirtschaftssenator Prof. Karl Schiller<br />

bewies er Weitsicht, denn Politik <strong>und</strong><br />

Verwaltung leisteten ihren Beitrag, um<br />

<strong>Hamburg</strong> zur Heimat von Lufthansa Technik<br />

werden zu lassen. 8.000 Arbeitsplätze<br />

sind bis heute hier entstanden.<br />

Dass dieser Erfolgsgeschichte noch einige<br />

Kapitel hinzugefügt werden können,<br />

dessen ist sich August Wilhelm Henningsen<br />

sicher, denn „am weltweit drittgrößten<br />

zivilen Luftfahrtstandort <strong>Hamburg</strong> sind<br />

beide Unternehmen gut aufgehoben. Und<br />

so wird sich unsere gute Nachbarschaft<br />

auch weiterhin bestens entwickeln.“<br />

August Wilhelm<br />

Henningsen<br />

Bester Service für die internationalen K<strong>und</strong>en – ob Boeing 747 heute...<br />

...oder Lockheed Super Constellation (<strong>und</strong> Convair im Vordergr<strong>und</strong>) in den 1950er <strong>Jahre</strong>n<br />

68 ·· Als Partner für die Metropolregion Als Partner für die Metropolregion ·· 69


Auflösung von S. 48-49: Unsere Prominenten am <strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

1. Max Schmeling, 2. Willy Brandt, 3. Sammy Davis, Jr., 4. Heinz Erhardt, 5. Amani Abeid Karume, 6. Karel Gott, 7. Freddy Quinn, 8. Fürst Albert II. von Monaco,<br />

9. Benny Goodman, 10. Hildegard Knef, 11. Henry Kissinger, 12. Aretha Franklin, 13. Cornelia Funke, 14. Salman Rushdie, 15. Dalai Lama, 16. Curd Jürgens (mit Ehefrau<br />

Margie), 17. Sophia Loren, 18. Jürgen Prochnow mit Karoline Eichhorn, 19. Helmut Lohner <strong>und</strong> Romy Schneider, 20. Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen, 21. Louis<br />

Armstrong, 22. Königin Beatrix I. der Niederlande, 23. Heidi Kabel, 24. Walter Scheel, 25. Mick Jagger <strong>und</strong> Brian Jones, 26. Pelé, 27. Roger Moore, 28. Hans Albers,<br />

29. Peter Ustinov, 30. Angela Merkel, 31. Ruud van Nistelrooy, 32. Walt Disney, 33. Gerhard Schröder, 34. James Last, 35. Hannelore Elsner, 36. Count Basie, 37. Mireille<br />

Mathieu, 38. Robert Redford, 39. Cliff Richard, 40. Wolfgang Petersen, 41. Bill Clinton, 42. Kirk Douglas, 43. Wladimir Klitschko, 44. Kronprinzessin Maha Chakri Sirindhorn<br />

von Thailand, 45. Michail Gorbatschow, 46. König Carl XVI. Gustaf von Schweden <strong>und</strong> Königin Silvia, 47. Valéry Giscard d’Estaing, 48. Lang Lang, 49. Karl Lagerfeld,<br />

50. Prinz Carl Philip von Schweden, 51. Omar Sharif, 52. Deutsche Fußballnationalmannschaft von 1974, 53. Paul McCartney, Ringo Starr, George Harrison, 54. Beatles-Fans<br />

70 ··<br />

Piste 15/33 Länge 3666 Meter, Breite 45,8 Meter<br />

Piste 05/23 Länge 3250 Meter, Breite 45,8 Meter<br />

Impressum<br />

Flughafen <strong>Hamburg</strong> GmbH<br />

Flughafenstr. 1-3<br />

22335 <strong>Hamburg</strong><br />

Verantwortlich für den Inhalt: Stefanie Harder<br />

Projektleitung: Katja Tempel<br />

Redaktion: Schellenberg & Kirchberg PR,<br />

Nina Jaspert, Madeleine Lange, Cord Schellenberg<br />

Autoren: Martina Goy, Michael Immel, Georg Jegminat,<br />

Jörg Köhnemann, Karl Morgenstern, Martin Schnitker,<br />

Andreas Spaeth, Günter Stiller<br />

Art Direction: Barbara Kloth<br />

hamburg-airport.de<br />

<strong>100</strong>-jahre-hamburg-airport.de<br />

facebook.de/<strong>Hamburg</strong><strong>Airport</strong><br />

twitter.de/<strong>Hamburg</strong><strong>Airport</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> 1911–2011<br />

Fotos: Air France Agence Audiovisuelle DXVO, Krafft<br />

Angerer, Arpingstone, Christian Brinkmann, by-studio/Fotolia,<br />

Hans George Dammann, Danish Aviation Photo, Deutsches<br />

Museum München, Wolfgang Döring, Flughafen<br />

<strong>Hamburg</strong> Fotoarchiv, Gebr. Heinemann, Wolfgang Gross,<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>, Bahne Ingwersen, <strong>Hamburg</strong> International,<br />

hvoya, imageteam/Fotolia, istockphoto, Horst Jahnke,<br />

Nina Jaspert, Barbara Kloth, Hendrik Kossmann, Nicole<br />

Kuchenbecker, Andreas Laible, Otto-Lilienthal-Museum,<br />

Liveleak, Lufthansa Bildarchiv FRA CI/I, Lufthansa Technik,<br />

mb+Partner, Peter-Henning Meier, moodboard/fotolia.com,<br />

NDR, Stadt Neumünster, Norbert Oertel, Pandora Film,<br />

Yuriy Panyukov/Fotolia, Patrick Piel, Michael Penner, Sandra<br />

Platzer, Rimowa, Georgia Siems-Heckhausen, sis · Horst &<br />

Wicke Design, Lukas Skarits/fotolia.com, Andreas Spaeth,<br />

Studien- <strong>und</strong> Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen<br />

Wirtschaft e. V., ullstein bild/Conti-Press (S. 24),<br />

Heinz Waldukat/Fotolia, Mike Watson Images Limited<br />

Titelmontage: Barbara Kloth<br />

Litho: Lithografie Doris Zimmer GmbH<br />

Druck: Beisner Druck


Zeitleiste<br />

1911–2011<br />

1939<br />

1945<br />

Der <strong>Hamburg</strong>er Flug- Als „<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>“<br />

hafen wurde Stützpunkt stand der Flughafen<br />

der Luftwaffe <strong>und</strong> damit nach dem Zweiten<br />

für die zivile Luftfahrt Weltkrieg bis 1950<br />

geschlossen. Durch unter der Kontrolle der<br />

eine umfangreiche britischen Royal Air<br />

Tarnung überstand der<br />

Flughafen den Zweiten<br />

Weltkrieg unbeschadet.<br />

Force.<br />

1960<br />

Im ersten Duty Free<br />

Shop am <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Airport</strong> begann der<br />

Verkauf zollfreier Ware.<br />

1975<br />

Die Flugzeughalle B<br />

wurde zur Charterhalle<br />

umgebaut. 600 Passagiere<br />

konnten hier<br />

gleichzeitig auf ihre<br />

Flugzeuge warten.<br />

Im irischen Shannon<br />

hatte man den Verkauf<br />

von zollfreier Ware auf<br />

Zwischenlandungen<br />

der Interkontinentalflieger<br />

erprobt.<br />

1982<br />

Ein Anbau erweiterte<br />

die Charterhalle.<br />

1911<br />

Am 10. Januar wurde<br />

die <strong>Hamburg</strong>er Luftschiffhallen<br />

GmbH auf<br />

Initiative bedeutender<br />

<strong>Hamburg</strong>er Kaufleute<br />

<strong>und</strong> Politiker gegründet.<br />

1948<br />

Die britische Verwaltung<br />

ließ die Pisten<br />

betonieren, damit die<br />

neuen, schwereren<br />

Flugzeuge starten <strong>und</strong><br />

landen konnten.<br />

Am 2. März landete die<br />

erste Lufthansa-Boeing<br />

707 direkt aus Seattle<br />

kommend in <strong>Hamburg</strong>.<br />

1984<br />

Ein neuer Radarturm<br />

ging in Betrieb.<br />

1912<br />

Das erste Luftschiff<br />

legte an:<br />

die Viktoria-Luise.<br />

Während der Berliner<br />

Luftbrücke war<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> einer<br />

der Startflughäfen der<br />

Rosinenbomber.<br />

Im Oktober ging die für<br />

die neuen Düsenflugzeuge<br />

auf 3.250 Meter<br />

verlängerte Startbahn I<br />

in Betrieb.<br />

1993<br />

Der Terminal 4 (heute<br />

Terminal 2) nahm den<br />

Betrieb auf.<br />

1919<br />

Die Deutsche Luftreederei<br />

nahm den<br />

ersten Linienbetrieb<br />

mit Flugzeugen in<br />

<strong>Hamburg</strong> auf: Es ging<br />

nach Berlin.<br />

1950<br />

Am 1. Oktober ging die<br />

Flughafenverwaltung in<br />

deutsche Hände über.<br />

1961<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> hatte<br />

erstmals mehr als<br />

eine Million Passagiere<br />

pro Jahr.<br />

2000<br />

Erster Schritt zur Teilprivatisierung<br />

im Juli:<br />

36 Prozent der Anteile<br />

an der Flughafen<br />

<strong>Hamburg</strong> GmbH<br />

wurden an Aer Rianta<br />

<strong>und</strong> Hochtief AirPort<br />

verkauft.<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> 1911–2011<br />

·· 71<br />

1920<br />

1923<br />

Erstmals stand Als erster deutscher<br />

Westerland auf Sylt Flughafen erhielt<br />

auf dem Streckenplan. <strong>Hamburg</strong> eine eigene<br />

Die erste interna- Funkstation.<br />

tionale Verbindung Reichweite: London,<br />

ging von Kopenhagen Zürich, Stockholm,<br />

über <strong>Hamburg</strong> nach<br />

Amsterdam <strong>und</strong><br />

Rotterdam.<br />

Warschau.<br />

1951<br />

Das Instrumentenlandesystem<br />

(ILS)<br />

wurde eingeführt.<br />

1964<br />

Verlängerung<br />

Startbahn II auf ihre<br />

heutige Länge von<br />

3.666 Metern.<br />

2001<br />

Das größte Ausbauprogramm<br />

des <strong>Hamburg</strong>er<br />

Flughafens<br />

ging unter dem<br />

Namen HAM 21 an<br />

den Start. Das 1929<br />

eröffnete ehemalige<br />

Empfangsgebäude<br />

wurde abgerissen.<br />

1954<br />

Die Lufthansa-Werft,<br />

heute Lufthansa<br />

Technik, wurde<br />

gebaut.<br />

1966<br />

Erstmals starteten<br />

mehr als zwei<br />

Millionen Menschen<br />

ab <strong>Hamburg</strong> ihre<br />

Flugreise.<br />

2005<br />

Im Mai eröffnete der<br />

neue Terminal 1.<br />

Der bisherige Terminal<br />

4 erhielt die neue<br />

Nummer 2. Die<br />

Charterhalle wurde<br />

zur Event-Location<br />

„Terminal Tango“.<br />

1928<br />

Der Flughafen wurde<br />

ans Straßenbahnnetz<br />

(Linie 28/Flughafenbahn)<br />

angeschlossen.<br />

Später fuhr hier<br />

die Linie 9.<br />

1955<br />

<strong>Hamburg</strong> war Ausgangspunkt<br />

für den<br />

ersten Flug der<br />

Deutschen Lufthansa<br />

(<strong>Hamburg</strong>–Düsseldorf–München).<br />

1970<br />

Die erste Boeing 747<br />

(von Lufthansa)<br />

landete am<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong>.<br />

2008<br />

Mit der Eröffnung der<br />

<strong>Airport</strong> Plaza war<br />

Ende des <strong>Jahre</strong>s der<br />

Großteil des Ausbauprogramms<br />

HAM 21<br />

abgeschlossen.<br />

1929<br />

Das Empfangsgebäude<br />

nach Plänen<br />

des Architektenbüros<br />

Dyrssen & Averhoff<br />

öffnete im Oktober<br />

seine Türen.<br />

Vor dem Hauptgebäude<br />

entstand der<br />

erste Radarturm.<br />

1971<br />

Am 25. April war<br />

die Concorde der<br />

Air France zu Gast.<br />

Im Dezember erhielt<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

seine S-Bahn-Anbindung.<br />

1932<br />

Umbenennung in<br />

<strong>Hamburg</strong>er<br />

Flughafen-Verwaltung<br />

GmbH.<br />

1959<br />

Pan Am war die erste<br />

Airline, die am<br />

25. Oktober mit dem<br />

Jet Boeing 707 in<br />

<strong>Hamburg</strong> landete.<br />

1974<br />

Die letzte Straßenbahn<br />

der Linie 9<br />

fuhr am 26. Mai zum<br />

Flughafen.<br />

2011<br />

Am 10. Januar feiert<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong><br />

seinen<br />

<strong>100</strong>. Geburtstag.<br />

<strong>Hamburg</strong> <strong>Airport</strong> 1911–2011<br />

·· 72


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