Offensives Auftreten - Hobsons.ch
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TITEL FRAUEN-POWER<br />
ALLEIN UNTER<br />
Eigentli<strong>ch</strong> wollte Pia Tis<strong>ch</strong>hauser Professorin werden. Jetzt ist die<br />
34-Jährige Partnerin – als einzige Frau im S<strong>ch</strong>weizer Büro von The<br />
Boston Consulting Group. Ihr Motto: Si<strong>ch</strong> selbst treu bleiben und<br />
einen sehr guten Job ma<strong>ch</strong>en.<br />
VON VERENA VON HERWARTH<br />
IMMER GRÜN UND IN VOLLER PRACHT steht<br />
der Lebensbaum in Pia Tis<strong>ch</strong>hausers Büro.<br />
Als ob er ein Zei<strong>ch</strong>en für ihre Arbeit ist, die<br />
seit jeher viele Frü<strong>ch</strong>te getragen hat. Innerhalb<br />
von nur a<strong>ch</strong>t Jahren hat sie es ges<strong>ch</strong>afft:<br />
Vom Associate zur Partnerin und Managing<br />
Director. «Jedes Mal wenn der Baum Blätter<br />
verliert, denke i<strong>ch</strong>, oh je, was wird mit mir<br />
passieren», sagt Tis<strong>ch</strong>hauser. Sie la<strong>ch</strong>t aber<br />
herzli<strong>ch</strong>, ganz so, als ob sie si<strong>ch</strong> auf viele<br />
weitere gute Jahre freut.<br />
Abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong> und viel unterwegs<br />
Die Beraterin arbeitet an diversen Projekten<br />
im Finanzberei<strong>ch</strong>. Während ihrer neun Jahre<br />
bei BCG in Züri<strong>ch</strong> und Chicago sammelte sie<br />
darüber hinaus Projekterfahrungen in der<br />
Health Care-, Konsum- sowie der Industriegüterbran<strong>ch</strong>e.<br />
Ihr S<strong>ch</strong>werpunkt liegt derzeit<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz. So kann sie bei Kundenterminen<br />
oft morgens hin und abends zurück.<br />
«Das ist mir heute wi<strong>ch</strong>tig», betont die gebürtige<br />
S<strong>ch</strong>weizerin aus Bir<strong>ch</strong>wil.<br />
Tis<strong>ch</strong>hauser ist aber au<strong>ch</strong> international<br />
unterwegs. Im Frühjahr war sie wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />
zwei Tage bei einem Kunden in Moskau,<br />
hatte Termine für einen lokalen Kunden in<br />
Züri<strong>ch</strong> und Meetings für einen europäis<strong>ch</strong>en<br />
Versi<strong>ch</strong>erer in London, Paris und Düsseldorf.<br />
Erst gestern war sie in der Nähe von Paris<br />
bei einem Strategieworkshop mit dem Kun-<br />
Pia Tis<strong>ch</strong>hauser auf dem<br />
Balkon des Zür<strong>ch</strong>er Büros und<br />
im Gesprä<strong>ch</strong> mit Consultants.<br />
«Meine Energie bekomme i<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> den Kundenkontakt<br />
und die Arbeit im Team.»<br />
denmanagement einer Firma. Übermorgen<br />
ist sie wieder in Düsseldorf. «Eine Wo<strong>ch</strong>e<br />
nur im Büro arbeiten, da würde mir etwas<br />
fehlen», ergänzt die 34-Jährige.<br />
Das Wo<strong>ch</strong>enende ist ihr heilig. «Lieber arbeite<br />
i<strong>ch</strong> unter der Wo<strong>ch</strong>e lange.» Im Winter<br />
ist sie jedes Wo<strong>ch</strong>enende auf dem Snowboard<br />
anzutreffen, im Sommer fährt sie<br />
gerne Inlineskates und joggt, «au<strong>ch</strong> wenn i<strong>ch</strong><br />
zu wenig Disziplin für einen Marathon<br />
habe». Frühestens Sonntagabend bereitet sie<br />
si<strong>ch</strong> für die kommende Wo<strong>ch</strong>e vor.<br />
Auswahl wie im Süsswarenladen<br />
Heute ist Bürotag. Der Kalender ist voll: Telefonate<br />
mit Kunden, zahlrei<strong>ch</strong>e Gesprä<strong>ch</strong>e<br />
und Sitzungen mit Teams und der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung.<br />
Die anderen Partner tragen viele Projekte<br />
und Aufgaben an sie heran. «Es ist dann wie<br />
im Süsswarenladen. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te am liebsten<br />
alles probieren. Die Gefahr des si<strong>ch</strong> Überessens<br />
an Süssigkeiten, spri<strong>ch</strong> des si<strong>ch</strong> Übernehmens<br />
an Aufgaben, ist immer gegeben.»<br />
Tis<strong>ch</strong>hausers Tipp: Es ist wi<strong>ch</strong>tig, si<strong>ch</strong> bei<br />
Projekten auf drei bis vier Sa<strong>ch</strong>en zu konzentrieren<br />
und zu überlegen, was man will<br />
und vor allem zu lernen, au<strong>ch</strong> mal nein zu<br />
sagen. «Natürli<strong>ch</strong> habe i<strong>ch</strong> bei Projekten<br />
au<strong>ch</strong> mal andere Ansi<strong>ch</strong>ten, die Neuland für<br />
Männer sind», erklärt Tis<strong>ch</strong>hauser. Heute<br />
weiss die Partnerin: «Glaubwürdigkeit gewinnt<br />
man dur<strong>ch</strong> jahrelang konstant herausragendes<br />
Arbeiten. Dur<strong>ch</strong> viele positive Reaktionen<br />
stellen si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell die Wei<strong>ch</strong>en.»<br />
Kreativ und strategis<strong>ch</strong><br />
Dabei kam sie per Zufall zu BCG. «Eigentli<strong>ch</strong><br />
wollte i<strong>ch</strong> in die Wissens<strong>ch</strong>aft und als Professorin<br />
für Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften immer<br />
ganz vorne dabei sein, um an Neuem für Firmen<br />
in der Wirts<strong>ch</strong>aft zu arbeiten.» Sie studierte<br />
damals an der Universität Bern Finanzmanagement<br />
und englis<strong>ch</strong>e Linguistik und<br />
wurde Mitarbeiterin am Institut für Finanzmanagement.<br />
Während ihres Studienaufenthaltes<br />
an der Kellog S<strong>ch</strong>ool of Management in<br />
Chicago erfuhr sie, wie die Amerikaner ihre<br />
Jobsu<strong>ch</strong>e angingen. «Meine amerikanis<strong>ch</strong>en<br />
Kommilitonen im MBA-Programm haben si<strong>ch</strong><br />
sehr früh gefragt, wie sie einen Job bekommen.<br />
Sie gingen zu Firmenevents und absolvierten<br />
Praktika. I<strong>ch</strong> hatte mi<strong>ch</strong> bis zu diesem<br />
Zeitpunkt ni<strong>ch</strong>t damit bes<strong>ch</strong>äftigt», erklärt sie.<br />
Und so wurde sie auf Unternehmensberatungen<br />
aufmerksam und bes<strong>ch</strong>loss, die Welt<br />
erst einmal dur<strong>ch</strong> ein Beratungsunternehmen<br />
kennen zu lernen und zu reisen. «Und so stieg<br />
i<strong>ch</strong> mit 25 Jahren als Associate ein, mit dem<br />
Gefühl, man kann die Welt erobern», s<strong>ch</strong>munzelt<br />
Tis<strong>ch</strong>hauser. «Erst später habe i<strong>ch</strong> gemerkt,<br />
dass es die ri<strong>ch</strong>tige Ents<strong>ch</strong>eidung war,<br />
18 forum 4/2007