Kulturhauptstadt Rotterdam:
Kulturhauptstadt Rotterdam:
Kulturhauptstadt Rotterdam:
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PHOTOS: AGENTUR ANZENBERGER/GIACCONE (4)<br />
WAHRZEICHEN: DAS ALTE HOTEL NEW YORK DER HOLLAND AMERIKA LINE,<br />
EIN TRADITIONSREICHER BAU MIT ZEITGEMÄSSEM INNENLEBEN.<br />
LANDMARK: THE HOLLAND AMERIKA LINE’S HISTORIC HOTEL NEW YORK,<br />
OUTWARDLY OLD-WORLD, INWARDLY PULSING WITH MODERN LIFE.<br />
Da ist dieses Foto, auf das<br />
man in <strong>Rotterdam</strong> immer wieder<br />
stößt: Es hängt in Büros oder Museen,<br />
taucht auf Broschüren und<br />
in Reiseführern auf. Eine Stadtansicht<br />
in schwarz-weiß, datiert aus<br />
den 40er Jahren. Darauf zu sehen:<br />
eine Wüste aus Schutt und Asche.<br />
Da, wo einst das Stadtzentrum<br />
war, hinterließen deutsche Bomber<br />
im Auftrag Hitlers eine gähnende<br />
Leere. Die Gebäude, die<br />
sich davon abheben, kann man an<br />
zehn Fingern abzählen. Daneben:<br />
nichts. Bis zum Horizont.<br />
Bettina Herrlich, eine 30-jährige<br />
Architekturstudentin aus<br />
Deutschland, kennt dieses Foto.<br />
Für 36 Gulden pro Stunde führt sie<br />
Touristen durch <strong>Rotterdam</strong> und erzählt<br />
ihnen von den ehrgeizigen<br />
Architekturprojekten der diesjährigen<br />
<strong>Kulturhauptstadt</strong>. Von<br />
dem Mut zum Neuen, den die<br />
Stadtväter gleich nach dem Krieg<br />
bewiesen hatten, als sie eine der<br />
damals modernsten Städte Europas<br />
entwarfen. Wohn- und Bürozentren<br />
wurden radikal getrennt,<br />
Achsen für den immer wichtigeren<br />
Autoverkehr quer durch die Stadt<br />
gelegt. „Es gibt hier keine Zucker-<br />
bäckerarchitektur wie in Amsterdam“, sagt Bettina<br />
und zieht sich ihre Mütze tiefer ins Gesicht, um die<br />
Stirn vor Wind und Regen zu schützen.<br />
Mit dem unbeständigen Wetter hat sie sich abgefunden,<br />
das Kühle in der modernen niederländischen<br />
Architektur mag sie sogar. Die harten Kontraste,<br />
wie hier im Viertel „Kop van Zuid“, wo neben alten<br />
Fabriken neue Hochhäuser in den Himmel wachsen.<br />
5000 Wohnungen und kein Baum weit und breit.<br />
Bettina fasziniert das, daher behandelt ihre Diplomarbeit<br />
auch ein Gebäude in <strong>Rotterdam</strong>. Drei Jahre<br />
wollte sie bleiben, acht sind es geworden. Mittlerweile<br />
spricht sie besser holländisch als deutsch.<br />
Für Architekten ist <strong>Rotterdam</strong> ein idealer<br />
Boden, ein überdimensionaler Sandkasten voller<br />
Projekte, in dem Ideen und ihre Gegenbewegung<br />
konserviert wurden und nebeneinander stehen.<br />
Hier entstand in den 50er Jahren die weltweit erste<br />
autofreie Einkaufszone „Lijnbaan“, auf der heute<br />
zwischen billigen Fastfood-Lokalen sieben Tage in<br />
der Woche munter drauflosgekauft wird – der<br />
niederländischen Konjunktur sei Dank.<br />
Hier baute Piet Blom seine berühmten Würfelhäuser<br />
als Antwort auf die anonymen Betonbunker<br />
der 60er Jahre. Die Wohnzimmer haben das Flair<br />
einer Weltraumstation: schräge Wände mit Fenstern<br />
in Hüfthöhe. Bei aller Originalität sind die engen<br />
Räume, 20 Meter über Grund, längst nicht mehr der<br />
letzte Schrei, noch dazu wenn man für die maßgefertigte<br />
Einrichtung ein Vermögen ausgeben<br />
muss. Aus der Nähe wirken die 51 Häuser wie ein<br />
auf den Kopf gestellter Gemeindebau.<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
<strong>Kulturhauptstadt</strong> <strong>Rotterdam</strong>.<br />
Buchung und Information: Mauritsweg<br />
4, 3012 JR <strong>Rotterdam</strong>, Tel.:<br />
+31/(0)10/402 20 01; P.O. Box 1320,<br />
3000 BH <strong>Rotterdam</strong><br />
HYPERLINK<br />
„http://www.rotterdam01.nl“<br />
PROGRAMMÜBERSICHT:<br />
< 13. 1.–15. 4.: „PANORAMA ROTTER-<br />
DAM“. Die Kunsthalle zeigt Stadtansichten<br />
von <strong>Rotterdam</strong>, die beispielsweise<br />
von Turner oder Kandinsky<br />
stammen.<br />
< Ab 9. 2.: „AISJA AND THE WOMEN<br />
OF MEDINA“. Musiktheater über den<br />
Propheten Mohammed und seine<br />
Frauen im „Zuidplein Theater“.<br />
< 21. und 22. 3: „THE HEAVENLY<br />
WARBLINGS OF FAIRUZ AND THE<br />
ROTTERDAM PHILHARMONIC ORCHE-<br />
STRA“. Die <strong>Rotterdam</strong>er Philharmonie<br />
gibt gemeinsam mit der Sängerin<br />
Fairuz aus dem Libanon einen Musikabend.<br />
Ein außergewöhnliches Treffen<br />
orientalischer und westlicher Kultur.<br />
Ort: De Doelen.<br />
< April bis Oktober: „AT HOME IN<br />
ROTTERDAM“. Eine internationale<br />
Ausstellung über verschiedene<br />
Lebensstile im 20. Jahrhundert.<br />
Mehrere Schauplätze.<br />
< Während der Sommermonate:<br />
„ROTTERDAM’S COAT“. Schwimmende<br />
Bühne im Leuvehaven mit<br />
Video und Laserprojektionen, Bildern<br />
und Musik.<br />
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