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Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Ausgabe 2/2009<br />

Zeitschrift des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>


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Weil Sie uns wichtig sind.


Freundliche Grüße<br />

aus der OF-Redaktion<br />

D<br />

as Publikumsinteresse am großen Sportgeschehen steht,<br />

liebe Leserinnen und Leser, im krassen Gegensatz zu den<br />

Besorgnis erregenden und immer häufiger auch katastrophalen<br />

Entwicklungen auf vielen Ebenen. Mag das Skandal-Szenario<br />

noch so offensichtlich sein, man kommt zu dem Schluss: Die<br />

Ereignislawine ist nicht zu stoppen, die Masse jubelt und fiebert,<br />

die Quote stimmt, und der Blätterwald rauscht. Nehmen wir das<br />

Beispiel Doping. Längst vorbei die Zeiten, als eine Enthüllung<br />

oder Entlarvung die sportlichen Grundfesten erschütterte und<br />

Überlebens- und Existenzfragen provozierte. Kreuz und quer<br />

durch die Sportarten verlaufen inzwischen die Orientierungslinien<br />

für Manipulationen aller Art.<br />

Und wenn Doping-Meldungen täglich die Ergebnislisten vervollständigen,<br />

werden sie zum Langweiler, der die allgemeine Jubelstimmung<br />

aber keineswegs stört. Sensationscharakter in der<br />

öffentlichen Wahrnehmung haben dann allenfalls noch Beiträge,<br />

die das Einhergehen von schlimmsten Befürchtungen mit der<br />

Realität des Sportalltags nachweisen. Weit scheint es jedenfalls<br />

nicht mehr bis zu den Monster-Rekorden, die von Rekord-<br />

Monstern erzielt werden. Kritische Geister vermuten sogar, dass<br />

genau die Etappe auf dem Irrweg des internationalen Sports in<br />

der einen oder anderen Disziplin schon erreicht ist. Auch in dieser<br />

OF-Ausgabe kommen wir nicht umhin, dem Komplex Doping und<br />

seinen vielfältigen Problemverästelungen genügend Raum zu<br />

geben. Bis hin zu der Tatsache, dass Athletenrechte auch Menschenrechte<br />

sind, die dem einerseits verständlichen Kontrolleifer<br />

andererseits gesetzliche Grenzen aufzeigen.<br />

Nochmal zum Stichwort "Publikumsinteresse". In einer Beitragsfolge<br />

dieses Heftes wird die Unterhaltungsware Sport vor dem<br />

Hintergrund ihrer medialen Inszenierung und immer häufiger<br />

sogar Verramschung beleuchtet. Da mögen die Veranstaltungs-<br />

Designer und Programm-Planer gerade mit Blick auf TV-Einschaltquoten<br />

in ihrem Erfindergeist kaum zu bremsen sein - der<br />

wahre Sportfreund und fachlich versierte Zuschauer fühlt sich oft<br />

nur noch belästigt. Und zwar vom aufgebauschten Begleitgetöse<br />

und zunehmenden Totgequatsche der angeblichen Top-Events,<br />

die durch das Wettkampfgeschehen eigentlich für sich selbst<br />

sprechen, aber so kein Ende nehmen wollen. In einem Dschungelcamp<br />

des Sports sollte weiteren Auswüchsen jedenfalls nichts<br />

mehr im Wege stehen. Gut, dass es auch noch andere Facetten<br />

sportlicher Erbauung und Begeisterung gibt. OF 2/2009 bleibt sie<br />

hoffentlich nicht schuldig.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Pere Miró 6<br />

Das Ende der Fairness? 8<br />

Matthias Wilke<br />

Das Katz- und Maus-Spiel Doping 12<br />

Holger Schück<br />

Über das Doping-Geschehen und seine 16<br />

teuflischen Kreisläufe<br />

Anno Hecker<br />

OF-Interview mit Hanns Michael Hölz 20<br />

Dr. Andreas Müller<br />

Die Unterhaltungsware Sport und ihre mediale 22<br />

Inszenierung oder Verramschung<br />

Philosophie? Welche Philosophie?<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

Erfolgreiche Laborversuche und permanente Gefährdungen 24<br />

Prof. Günther von Lojewski<br />

Sport-Infarkt oder Vom Frust eines Medienmenschen 25<br />

Wolfgang Avenarius<br />

Dunja Hayali - Fernseh-Frontfrau mit sportlichen 27<br />

Wurzeln und Ambitionen<br />

<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />

Frauen in der Leichtathletik auf Augenhöhe mit 28<br />

den Männern… nach einem langen Weg voller Hindernisse<br />

Michael Gernandt<br />

OF-Kommentare 30<br />

Günter Deister, Michael Gernandt, Harald Pieper<br />

Wenn aus Sportstätten Arenen werden ... 32<br />

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann<br />

Sind Turn- und Sportvereine zukunftsfähig? 36<br />

Prof. Dr. Helmut Digel<br />

Unkonventionelle Vereinsangebote oder Lebensfreude 40<br />

rund um die Uhr<br />

Karl Hoffmann<br />

Auch für arme Kinder soll der Sportverein ein Hort der 42<br />

Lebensfreude sein<br />

Torsten Haselbauer<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Turnfest - ein rauschendes Ereignis 44<br />

im Wandel der Zeit<br />

<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />

Was macht eigentlich ...? Uwe Hohn 48<br />

Jochen Frank<br />

Rede Sport und alle verstehen 50<br />

Johannes Chrysostomus und sein agonistischer Wortschatz<br />

Dr. Hans-Dieter Krebs<br />

OF-Galerie: Der Picasso mit der Kamera 54<br />

Erinnerungen an den Sportfotografen Heinrich von der Becke<br />

Manfred Nippe<br />

Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 58<br />

Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> 65<br />

Impressum 76<br />

Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie 77<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 80<br />

3


Frauensportwochen 2009:<br />

Sportvereine können sich<br />

jetzt anmelden<br />

F<br />

" rauen gewinnen - für Bewegung und<br />

Gesundheit!" Unter diesem Motto<br />

rufen DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-<br />

Melchers und Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt zu den Frauensportwochen<br />

auf, die vom 15. Mai bis zum 15.<br />

September 2009 stattfinden. Alle interessierten<br />

Sportvereine können sich anmelden,<br />

um im Rahmen der Frauensportwochen<br />

auf ihr vielfältiges Angebot an<br />

gesundheitsfördernden Sport- und Bewegungskursen<br />

aufmerksam zu machen.<br />

"Wir wollen gemeinsam mit unseren<br />

Verbänden und Vereinen viele noch<br />

sportferne Frauen und Mädchen ansprechen<br />

und für den Sport gewinnen", sagt<br />

Ilse Ridder-Melchers. "Sport und Bewe-<br />

D<br />

er <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />

ist für sein umweltpolitisches<br />

Engagement mit dem erstmals vergebenen<br />

IOC-Award für Sport und Umwelt<br />

ausgezeichnet worden. Der Leitfaden<br />

"Green<br />

Champions<br />

in Sport<br />

und<br />

Umwelt"<br />

für<br />

umweltfreundlicheSportgroßveranstaltungen,<br />

den<br />

der DOSB<br />

gemeinsam<br />

mit dem<br />

Bundesumweltministerium<br />

herausgibt, wurde auf<br />

der 8. Weltkonferenz Sport und Umwelt<br />

im kanadischen Vancouver als bester<br />

europäischer Beitrag gewürdigt. Das IOC<br />

veranstaltete die weltweite Konferenz<br />

gemeinsam mit der Umweltorganisation<br />

4<br />

gung stärken das Selbstbewusstsein und<br />

die Gesundheit", betont Ulla Schmidt.<br />

"Dabei muss es nicht immer gleich um<br />

Höchstleistungen gehen. Auch ein 3.000-<br />

Schritte-Spaziergang, etwa eine halbe<br />

Stunde Bewegung, hat bereits einen<br />

positiven Effekt auf die Gesundheit."<br />

Unter allen Vereinen, die sich bis zum 10.<br />

Mai 2009 zur Teilnahme an den Frauensportwochen<br />

anmelden, verlost der DOSB<br />

DOSB gewinnt IOC-Umweltpreis<br />

der Vereinten Nationen (UNEP) und dem<br />

Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />

Winterspiele Vancouver 2010 (VANOC).<br />

Der IOC-Award für Sport und Umwelt<br />

wird pro Kontinent jeweils einmal<br />

vergeben.<br />

"Dieser großartige Erfolg ist eine Bestätigung<br />

der Aktivitäten, mit denen der<br />

deutsche Sport umweltpolitische Verantwortung<br />

übernimmt", sagte DOSB-<br />

Präsident Thomas Bach, der den Preis in<br />

Vancouver entgegennahm. "Als verlässlicher<br />

Partner des Umwelt- und Naturschutzes<br />

setzen wir uns nachhaltig für<br />

die ökologisch verträgliche Ausrichtung<br />

von Sportgroßveranstaltungen ein. Dies<br />

soll auch ein besonderes Merkmal der<br />

Bewerbung von München um die<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspiele 2018 sein."<br />

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel<br />

erklärte in Berlin: "Mit dem Leitfaden<br />

haben wir eine Vorreiterrolle eingenommen.<br />

Wir haben bereits bei der<br />

Fußball-WM 2006 mit dem Green Goal-<br />

Konzept gezeigt, dass große Sportver-<br />

zehn Gutscheine im Wert von je 500 Euro<br />

für die Aktionen vor Ort. Vereine können<br />

sich unter www.die-praevention.de<br />

anmelden.<br />

Steffi Jones, Präsidentin des Organisationskomitees<br />

für die FIFA Frauen-Fußball-<br />

Weltmeisterschaft Deutschland 2011, Kati<br />

Wilhelm, Biathlon-Olympiasiegerin, sowie<br />

Anna Dogonadze, Trampolin-Olympiasiegerin<br />

und Integrationsbotschafterin des<br />

anstaltungen umweltverträglich ausgerichtet<br />

werden können. Auf die Anerkennung<br />

durch den IOC-Award für<br />

Sport und Umwelt können wir stolz<br />

sein."<br />

Der Vorsitzende der IOC-Kommission für<br />

Sport und Umwelt, Pal Schmitt, hatte<br />

zuvor die Vielzahl sehr guter Projekte<br />

gewürdigt und den etwa 40 Beiträgen<br />

ein insgesamt sehr hohes Wettbewerbsniveau<br />

mit engen Entscheidungen der<br />

Preis-Jury attestiert. Das Internationale<br />

<strong>Olympische</strong> Komitee hat den deutschen<br />

Leitfaden für seine ausgeprägte Vorbildwirkung<br />

für eine nachhaltige Sportentwicklung<br />

ausgezeichnet. Der Laudator,<br />

Tomas A. Ganda Sithole, IOC-Direktor<br />

"International Cooperation and Development",<br />

betonte, dass der deutsche<br />

Wettbewerbsbeitrag das Thema wissenschaftlich<br />

und konzeptionell vorbildlich<br />

aufgearbeitet hat und zugleich sehr<br />

praxisorientiert ist - zudem sei der<br />

DOSB der einzige Sportverband, der mit<br />

einem Preis ausgezeichnet wurde.<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK


DOSB, werden die gemeinsame Aktion<br />

von DOSB und Bundesgesundheitsministerium<br />

unterstützen.<br />

Die Verlosung erfolgt am 15. Mai 2009<br />

während der Auftaktveranstaltung der<br />

Frauensportwochen 2009 in Essen. Die<br />

teilnehmenden Vereine erhalten ab Mitte<br />

April ein Materialpaket, u. a. mit Schrittzählern,<br />

Flyern, Plakaten, T-Shirts und<br />

Tipps für die Durchführung.<br />

Weitere Informationen unter www.frauengewinnen.de<br />

und bei Kirsten Witte, Tel.<br />

069/6700-331 oder www.die-praevention.de.<br />

NADA-Kristall für<br />

Eberhard Gienger<br />

D<br />

OSB-Vizepräsident Eberhard Gienger<br />

bekam für sein Engagement im<br />

Kuratorium der Nationalen Anti Doping<br />

Der von DOSB und Bundesumweltministerium<br />

im Oktober 2007 gemeinsam<br />

herausgegebene Leitfaden "Green<br />

Champions" gibt Veranstaltern, Sportverbänden<br />

und Sponsoren Hinweise zu<br />

allen relevanten Umweltfragen. Er<br />

gliedert sich in fünf Phasen, von der<br />

Bewerbung über Bau, Umbau oder<br />

Erweiterung von Sportstätten, die<br />

Planung der Veranstaltung, ihre Durchführung<br />

und die Nachnutzung. Erstellt<br />

wurde der umfassende Leitfaden vom<br />

Öko-Institut Freiburg/Berlin und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule Köln.<br />

Der DOSB vertreibt ihn im deutschen<br />

und internationalen Sportsystem und<br />

nutzt ihn als Grundlage für vielfältige<br />

Informationskampagnen und Fachbeiträge.<br />

"Der Leitfaden erfreut sich<br />

unverändert hoher Beliebtheit. Wir<br />

haben bereits rund 2.000 Exemplare<br />

abgegeben und können über 10.000<br />

Downloads feststellen, darunter ein<br />

Viertel in englischer Sprache. Green<br />

Champions ist ein Erfolgsprodukt mit<br />

kontinuierlich hoher Nachfrage", so<br />

Andreas Klages, zuständiger DOSB-<br />

Ressortleiter.<br />

Agentur (NADA) anlässlich der Präsidialausschussitzung<br />

am 23. März den NADA-<br />

Kristall überreicht. Das für den Leistungssport<br />

zuständige Mitglied des DOSB-<br />

Präsidiums war von August 2006 bis Juli<br />

2008 Mitglied des NADA-Kuratoriums.<br />

"Wir danken Eberhard Gienger, der an<br />

herausragender Position im Leistungssport<br />

wirkt, für sein Engagement im Kuratorium",<br />

sagte der Kuratoriumsvorsitzende<br />

Hanns Michael Hölz, der die Auszeichnung<br />

vornahm, "er hat die wichtigen Aufbauarbeiten<br />

der NADA positiv begleitet."<br />

"Mein Olympia" - Nationaler<br />

und internationaler<br />

Jugend-Literaturwettbewerb<br />

W<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

ie bereits in den Jahren 2001 und<br />

2005 hat das Internationale <strong>Olympische</strong><br />

Komitee (IOC) bereits zum dritten<br />

Mal zu einem weltweiten Literaturwettbewerb<br />

für Schülerinnen und Schüler<br />

aufgerufen. Im Auftrag des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) und in<br />

Verbindung mit der Stiftung Lesen führt<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie (DOA)<br />

- unter dem Titel "Mein Olympia: Ein<br />

besonderes Sporterlebnis" - einen entsprechenden<br />

Wettbewerb auf nationaler<br />

Ebene durch, dessen Siegerinnen und<br />

Sieger dann auf internationaler Ebene ins<br />

Rennen gehen.<br />

Der Wettbewerb richtet sich an Schülerinnen<br />

und Schüler im Alter von acht bis 18<br />

Jahren und fordert sie auf, eigene sportliche<br />

Erfahrungen oder entsprechende<br />

Beobachtungen in Prosatexten (Erzählung,<br />

Kurzgeschichte, Essay) zu verarbeiten.<br />

Die Beurteilung und Prämierung der<br />

Arbeiten durch eine fachkundige Jury<br />

erfolgt in altersbezogenen Kategorien.<br />

Den jungen Autorinnen und Autoren<br />

winken neben einer wertvollen IOC-<br />

Trophäe auch hochwertige Sachpreise.<br />

Die Verantwortlichen hoffen, eine große<br />

Zahl von jugendlichen Interessenten zu<br />

erreichen und bitten insbesondere die<br />

Schulen und ihre Lehrerinnen und Lehrer<br />

um aktive Mithilfe. Den Wortlaut der<br />

Ausschreibung sowie weitere Informationen<br />

finden sich auf der Homepage der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie<br />

(www.doa-info.de).<br />

"Go-for-Gold!" - Mit der<br />

GlücksSpirale einen<br />

goldgelben Fox gewinnen<br />

D<br />

ie Lotterie GlücksSpirale ist ein<br />

Glücksfall für Viele und Vieles.<br />

Glückspilze können sich über eine lebenslange<br />

Rente von monatlich 7.500 Euro<br />

und weitere Geldgewinne freuen. Aber<br />

auch der Sport, die Wohlfahrtspflege und<br />

der Denkmalschutz profitieren aus den<br />

Erlösen der "Rentenlotterie, die Gutes tut".<br />

Als kleines Dankeschön für die vielfältige<br />

Unterstützung startet der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund aktuell unter dem<br />

Motto "Go-for-Gold" auch eine eigene<br />

Werbekampagne für die GlücksSpirale.<br />

Deutschlandweit werden über eine Viertelmillion<br />

Gewinnspielkarten verteilt - auch<br />

als Beilage dieser Zeitschrift. Für die Sieger<br />

gibt es einen goldgelben Fox von Volkswagen<br />

sowie 30 MP3-Player. Darüber hinaus<br />

hat der DOSB in diesem Jahr auch erstmalig<br />

eine eigene Webseite für die Aktionen<br />

konzipieren lassen. Teilnahmemöglichkeit<br />

noch bis Ende Juli 2009 im Internet unter<br />

www.go-for-gold.org.<br />

5


In diesen Tagen wurde in den Medien wieder jongliert<br />

mit zehnstelligen Summen, die sich das IOC als Einnahmen<br />

aus seinem Marketingprogramm für die Olympiade<br />

bis 2012 erhofft. Viele denken, das IOC schwimme trotz<br />

weltweiter Finanzkrise im Geld. Nur wenige wissen, wie sich<br />

die Gelder verteilen. Lediglich acht Prozent seiner Marketing-Erlöse<br />

beansprucht das IOC für eigene verwaltungstechnische<br />

Aufgaben. Die restlichen 92 Prozent fließen in<br />

den Weltsport mit seinen 205 NOKs, den Internationalen<br />

Fachverbänden, den vom IOC anerkannten Organisationen<br />

und Organisationskomitees <strong>Olympische</strong>r Spiele. Allein das<br />

<strong>Olympische</strong> Entwicklungshilfe-Programm Olympic Solidarity<br />

verfügt im Zeitraum 2009 bis 2012 über 311 Millionen<br />

Dollar. Das sind 22 Prozent mehr als in der zurückliegenden<br />

Olympiade 2005-2008.<br />

Was vom IOC ursprünglich als bescheidener Solidaritätsbeitrag<br />

für den Sport in Entwicklungsländern gedacht war, hat<br />

sich längst zum Erfolgsgeheimnis für die Universalität der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele entwickelt. Die Rekordzahl von 87<br />

Nationen holte 2008 in Peking olympische Medaillen. 81<br />

von Olympic Solidarity mit einem Stipendium direkt unterstützte<br />

Sportlerinnen und Sportler standen auf dem Treppchen<br />

und gewannen 19 Gold-, 33 Silber- und 29 Bronzemedaillen.<br />

16 Millionen Dollar investierte Olympic Solidarity<br />

allein in das "Stipendiumprogramm Peking 2008", das zwei<br />

Jahre und acht Monate vor den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />

China gestartet wurde. Es ermöglichte über tausend Sportlerinnen<br />

und Sportlern aus finanziell weniger gut ausgestatteten<br />

NOKs auf allen fünf Kontinenten, sich gezielt in Top-<br />

Leistungszentren auf die Pekinger Spiele vorzubereiten.<br />

591 IOC-Stipendiaten (389 Männer, 202 Frauen) aus 150<br />

Nationen konnten sich tatsächlich für Peking qualifizieren.<br />

Die Olympiateams von 40 NOKs bestanden zu mehr als 50<br />

Prozent aus Stipendiaten. Fünf NOKs (Dschibuti, Lesotho,<br />

Palästina, Timor-Leste, Nauru) hatten ausschließlich Stipendiaten<br />

im Team. Mit Hilfe von Olympic Solidarity gewannen<br />

mehrere Länder ihre ersten olympischen Medaillen überhaupt.<br />

Afghanistan durch Rohullah Nikpai im Taekwondo,<br />

Tadschikistan durch Rasul Bokiev im Judo und Togo durch<br />

Benjamin Boukpeti im Kanu. Der Schütze Abhinav Bindra<br />

holte das erste Einzel-Gold für Indien nach einem von<br />

Olympic Solidarity finanzierten zweijährigen Trainingsaufenthalt<br />

in den USA. Die Schwimmerin Kirsty Coventry aus<br />

Zimbabwe bestätigte ihren Olympiasieg von Athen und<br />

gewann nach Weltrekord über 200 m Brust noch weitere<br />

drei Silbermedaillen. Die ersten Goldmedaillen für ihr Land<br />

gewannen jeweils im Turnen Filip Ude (Kroatien) und Anton<br />

Fakin (Uzbekistan), Sara Isakovic (Slowenien) im Schwimmen<br />

und Nino Salukvadze (Georgien) im Schießen. 13 weitere<br />

Athleten holten für ihr Land die ersten Medaillen in<br />

bestimmten Sportarten: Alina Dumitru (Rumänien) mit<br />

6<br />

Judo-Gold, Anh Hoang (Vietnam) mit Gewichtheben-Silber,<br />

Natalia Silva Falavigna (Brasilien) mit Taekwondo-Bronze.<br />

Die Aufzählung aller Beispiele für erfolgreiche Entwicklungshilfe<br />

würde hier den Rahmen sprengen. Nur ein prominentes<br />

Beispiel sei noch erwähnt. 2003 bat Jamaika um finanzielle<br />

Unterstützung für ein Leichtathletik-Talent mit angeblich<br />

großem Potenzial. Der Junge sprintete von Jahr zu Jahr<br />

schneller, wurde Junioren-Weltmeister über 200 m und<br />

erhielt 2006 als logische Folge ein Stipendium von Olympic<br />

Solidarity. Seit Peking ist er ein Super-Star: Usain Bolt.<br />

Die Idee, die <strong>Olympische</strong> Bewegung mit einem Entwicklungshilfe-Programm<br />

auf breitere Füße zu stellen, stammt -<br />

wie könnte es anders sein - von einem französischen Landsmann<br />

des Baron de<br />

Coubertin. Auf der 58.<br />

Session des IOC 1960 in<br />

Rom machte Graf Jean<br />

de Beaumont den Vorschlag,<br />

die sportliche<br />

Entwicklungshilfe für die<br />

im Zuge der weltweiten<br />

Entkolonisierung entstehenden<br />

neuen Länder in<br />

Afrika und Asien durch<br />

ein Komitee zu steuern.<br />

So entstand das Committee<br />

for International<br />

Olympic Aid (CIOA).<br />

Daraus entstand 1968<br />

ein offizielles IOC-Komitee<br />

gleichen Namens und<br />

ab 1971 das Committee<br />

for Olympic Solidarity.<br />

Seinen Sitz hatte das<br />

Komitee bis 1979 beim italienischen NOK in Rom, seit 1980<br />

beim IOC in Lausanne unter dem Vorsitz (1982-2001) des<br />

damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch. Die<br />

"<strong>Olympische</strong> Familie" befand sich auf Wachstumskurs. Zwischen<br />

1960 und 1970 wurden mehr als 50 neue NOKs<br />

gegründet. Die meisten von ihnen waren finanziell absolut<br />

unzureichend ausgestattet. An eine gezielte Sportentwicklung<br />

in diesen Ländern war nicht zu denken. Deshalb formulierte<br />

die Weltvereinigung der NOKs (ANOC) bereits auf ihrer Gründungsversammlung<br />

1979 in Puerto Rico den Antrag an das<br />

IOC, zukünftig zwanzig Prozent seiner TV-Einnahmen als<br />

NOK-Sporthilfe bereitzustellen. Dies führte zur Gründung der<br />

bis heute bestehenden IOC Commission Olympic Solidarity<br />

durch den damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch<br />

und ANOC-Präsident Mario Vazquez Raña beim <strong>Olympische</strong>n<br />

Kongress 1981 in Baden-Baden.


Bis zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1984 in Los Angeles standen<br />

der Olympic Solidarity kaum Mittel zur Verfügung. Das Geld<br />

reichte nur für gezielte Einzelprojekte. Erst die kontrollierte<br />

Kommerzialisierung der <strong>Olympische</strong>n Spiele und wachsende<br />

Einnahmen aus dem Verkauf der weltweiten Fernsehrechte<br />

gaben Planungssicherheit für Vier-Jahres-Budgets, mit<br />

denen die NOKs langfristig operieren konnten. Bis heute<br />

generiert sich die Olympic Solidarity ausschließlich aus dem<br />

wachsenden Topf der olympischen TV-Einnahmen und<br />

verfügte dadurch über immer mehr Geld. In den vier Jahren<br />

bis zu den Spielen 2000 in Sydney standen Olympic Solidarity<br />

etwa 121 Millionen US-Dollar zu Verfügung. In den<br />

folgenden vier Jahren waren es 209 Millionen, und bis Ende<br />

2012 sind es 311 Millionen. Auf Betreiben von IOC-Präsident<br />

Jacques Rogge wurde die Verantwortung über die Geldver-<br />

teilung ab 2001 zunehmend dezentralisiert. Heute entscheiden<br />

hauptsächlich die Weltvereinigung ANOC und die jeweiligen<br />

Kontinentalverbände über die geförderten Maßnahmen.<br />

Besondere Projekte in Afrika (OlympAfrica), Asien<br />

(OlympAsia) und Ozeanien (OlympOceania) sind auch<br />

Bestandteile einer langjährigen Partnerschaft der Stuttgarter<br />

Daimler AG mit dem IOC.<br />

Innerhalb des Vierjahresplans 2009 - 2012 offeriert Olympic<br />

Solidarity den 205 NOKs insgesamt 19 sogenannte Weltprogramme.<br />

Diese umfassen der IOC-Charta entsprechend alle<br />

vier Bereiche für erfolgreichen Spitzensport: Gezielte Athletenförderung,<br />

systematische Trainerausbildung, professionelles<br />

NOK-Management und aktive Werbung für olympische<br />

Werte. Finanzielle, technische und administrative Hilfen gibt<br />

es auch für die darunter liegende Förderungsebene, die<br />

sogenannten Kontinental-Programme, die auf die jeweiligen<br />

Bedürfnisse der einzelnen Kontinente zugeschnitten sind. Sie<br />

beinhalten die Unterstützung bedürftiger NOKs vor, während<br />

und nach <strong>Olympische</strong>n Spielen. Vor <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

übernimmt Olympic Solidarity die Reisekosten für je<br />

einen NOK-Delegierten zur Teilnahme am Seminar der Chefs<br />

de Mission. Zu <strong>Olympische</strong>n Spielen reisen einige Sportler<br />

und Offizielle kostenlos, außerdem gibt es Zuschüsse für<br />

Transport und Unterbringung. Und nach den Spielen erhalten<br />

NOKs weitere Gelder entsprechend ihrem Abschneiden.<br />

Außerdem vorgesehen: Rückerstattung der Reisekosten für<br />

je einen Teilnehmer am <strong>Olympische</strong>n Jugendlager.<br />

Vor den <strong>Olympische</strong>n Sommerspielen 2008 in Peking vergab<br />

Olympic Solidarity weltweit 1.088 Stipendien für Trainings-<br />

OF-PODIUM<br />

<strong>Olympische</strong> Solidarität -<br />

Entwicklungshilfe zur Goldmedaille<br />

<strong>Von</strong> Pere Miró, Direktor „Olympic Solidarity“ des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

aufenthalte auf höchster Ebene. Dies geschah in enger<br />

Abstimmung mit den Kontinentalverbänden, den NOKs und<br />

Internationalen Fachverbänden. Mit im Boot war auch der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund. Für die von Olympic Solidarity<br />

geförderten Badminton-Spieler öffnete der DOSB die<br />

Anlagen des Olympiastützpunktes Saarbrücken. Peking 2008<br />

waren erst die fünften <strong>Olympische</strong>n Spiele, für die Olympic<br />

Solidarity besondere Programme entwickelt hat. Die Statistik<br />

spricht für den Erfolg dieser olympischen Entwicklungshilfe.<br />

Bei den Spielen von Barcelona 1992 schafften es 64 NOKs in<br />

den Medaillenspiegel. In Atlanta 1996 waren es schon 79<br />

NOKs, 2000 in Sydney 80. Einen kleinen Rückschritt gab es<br />

vier Jahre später in Athen mit 74 Nationen. Peking mit 87<br />

Nationen im Medaillenspiegel erlebte dann den bisherigen<br />

Höhepunkt dieser Erfolgsgeschichte zur Universalität der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele.<br />

7


Das Ende der Fairness?<br />

<strong>Von</strong> Matthias Wilke<br />

"<br />

N<br />

atürlich hätte ich ihn foulen müssen!" Dieses denkwürdige<br />

Eingeständnis entfuhr dem deutschen<br />

Nationalspieler Philipp Lahm unmittelbar nach dem<br />

Halbfinalspiel gegen die Türkei bei der Europameisterschaft<br />

2008. Nachdem ihm der Gegenspieler schlicht davon gelaufen<br />

war und mit einer Flanke das Ausgleichstor der Türken vorbereiten<br />

konnte, rechtfertigte sich der deutsche Abwehrspieler<br />

mit diesen Worten vor den Fernsehkameras. Die Rhetorik ist<br />

aufschlussreich, denn immerhin entschuldigte sich der Spieler<br />

für ein Foul, das er gar nicht begangen hatte. Offensichtlich<br />

war sie von ihm erwartet worden, die Notbremse, wie Fußballfans<br />

gerne billigend formulieren. Eine Notbremse zieht man<br />

nicht aus Spaß, sondern zu gegebenem Anlass. Foulspiel aus<br />

Opportunität sozusagen. Fairness dagegen als eine charakterliche<br />

Grundhaltung des Sportlers, die über dem Regelwerk<br />

steht und es sozusagen ergänzt, die aber gleichzeitig mit dem<br />

Wesen des Sports untrennbar verbunden zu sein schien, ist<br />

etwas ganz anderes. Ist sie auf dem Rückzug?<br />

Über Fair Play und Fairness ist eine Menge geschrieben worden<br />

in den letzten Jahrzehnten. Doch je jünger die Veröffentlichungen<br />

sind, desto auffälliger wird der resignative Ton. In<br />

Hochleistungssystemen, die den Erfolg absolut setzen und<br />

unnachgiebig anstreben, scheinen sich zwangsläufig Tendenzen<br />

zu rücksichtslosen und betrügerischen Strategien zu<br />

entwickeln. Dabei bildet sich, so meinte schon der Philosoph<br />

8<br />

Hans Lenk vor Jahrzehnten, das sogenannte "Elfte Gebot" -<br />

"Du sollst dich nicht erwischen lassen" - als heimliche Legitimation<br />

heraus. Es dominiert inzwischen auch den Spitzensport<br />

- wie längst unseren Fahrstil im Straßenverkehr oder<br />

unsere Einstellung bei der Steuererklärung. Regelverletzungen<br />

gelten zunehmend als Kavaliersdelikt, und Rücksichtslosigkeit<br />

wird zum Konzept für das siegreiche Bestehen in wirtschaftlichen,<br />

politischen und natürlich sportlichen Auseinandersetzungen.<br />

Sie wird durch den Verweis auf einen zunehmenden<br />

Konkurrenzdruck in allen Bereichen gerechtfertigt. Je höher<br />

der Druck im System, je wichtiger der Erfolg um jeden Preis,<br />

desto hoffnungs- und hilfloser wirken Vereinbarungen für<br />

einen sauberen Sport und Appelle zum Erhalt von Fairness<br />

und Fair Play.<br />

Doch ist die Situation wirklich so dramatisch, wie sportwissenschaftliche<br />

Kommentatoren sie wahrnehmen? Immerhin<br />

kommt eine noch unveröffentlichte Studie an der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sporthochschule die von der <strong>Deutsche</strong>n Telekom unterstützt<br />

wird, zum Ergebnis, dass der Sport immer noch stark mit<br />

Fairness in Verbindung gebracht wird und auch in anderen<br />

gesellschaftlichen Bereichen eine wichtige Rolle spielt. Die<br />

Zunahme von unfairen Strukturen, Mobbing am Arbeitsplatz<br />

oder in der Schule, Gewalt auf der Straße und anderen,<br />

negativen Trends in der <strong>Gesellschaft</strong> werden in paradoxer<br />

Weise gespiegelt durch eine gesteigerte sprachliche Verwen-


dung des Fairness-Begriffs: Er begegnet uns ständig in unterschiedlicher<br />

Form und in diversen Zusammenhängen. Die<br />

Werbung hat sich des Wortes bemächtigt und etikettiert<br />

damit angebotene Versicherungspolicen, Leasingverträge oder<br />

Pauschalreisen. <strong>Deutsche</strong> Milchbauern kämpfen für einen<br />

"fairen" Rohmilchpreis, und inzwischen kann man sogar einen<br />

"fair" gefangenen Hering verspeisen. Nicht zuletzt führen<br />

auch Politiker den Begriff gerne im Munde, wenn sie über<br />

Steuerbelastungen oder Diätenerhöhungen sprechen.<br />

Unser kollektives Bewusstsein verdeutlicht uns, dass unsere<br />

<strong>Gesellschaft</strong> auf die Vorbildwirkung sportlicher Werte wie z.B.<br />

der Fairness absolut angewiesen ist, um den elementaren<br />

Wertekonsens nicht zu gefährden, ohne den jedes soziale<br />

Gemeinwesen scheitern muss. Woher kommen denn eigentlich<br />

die Fairness oder die dafür grundlegenden ethischen<br />

Werte für den zwischenmenschlichen Umgang? Bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen der Antike gab es Fairness im zeitgenössischen<br />

Sinne sicherlich nicht, obwohl Bilddarstellungen<br />

beweisen, dass Schiedsrichter auf die Einhaltung von (Wett-)<br />

Kampfregeln z.B. beim Boxen streng achteten und Verstöße<br />

mit einer Peitsche rigoros ahndeten. Was das Mittelalter und<br />

die Kultur der Ritter und ihre rituellen Auseinandersetzungen<br />

betrifft, werden häufig die Turniere als Quelle von Fair Play<br />

im Sinne ritterlichen Verhaltens angesehen. Vor allem der<br />

Tjost, ein Zweikampf zu Pferde, kannte Situationen der spontanen<br />

Schonung des Gegners, nachdem dieser beispielsweise<br />

vom Pferd gefallen und eine Chancengleichheit deshalb nicht<br />

mehr gegeben war. Der Begriff der Ritterlichkeit hat später<br />

auch bei dem französischen Baron und Reformpädagogen<br />

Pierre de Coubertin eine große Rolle gespielt, als er den<br />

Gedanken der <strong>Olympische</strong>n Spiele aufgriff und für die Neuzeit<br />

wiederentdeckte. Doch das Gebot und die Praxis des Fair<br />

Play wurzeln nicht nur sprachlich in den aristokratischen<br />

Formen mannschaftssportlicher Betätigung in England seit<br />

dem 17. Jahrhundert. Dabei prägten zwei Grundelemente den<br />

Fair Play-Gedanken der englischen Oberschicht. Einerseits war<br />

dies die Ästhetik des schönen, moralisch korrekten Sports, der<br />

mit gebotener Höflichkeit verbunden war und dem Ideal des<br />

Gentleman zum Ausdruck verhalf. Das zweite Grundelement<br />

war die sportliche Konkurrenz, auf deren Ausgang gewettet<br />

wurde. Somit appellierte Fair Play an das Vertrauen der<br />

Kaufleute in die korrekte Handlungsweise des Geschäftspartners,<br />

die stets Grundlage einer Geschäftsbeziehung ist. Fairness<br />

war zudem Entscheidungsprinzip und Gebot des sportlichen<br />

Anstands zu einer Zeit, als es noch keine Schiedsrichter<br />

gab. Der Gedanke des Fair Play als Attitude des englischen<br />

Gentleman-Kodex' hat sich im Laufe der Zeit vor neuen<br />

sozialen Hintergründen gewandelt und den jeweiligen<br />

Bedürfnissen und Entwicklungen angepasst. Dabei wurde<br />

Fairness nicht nur in sportethischer Hinsicht konstituierend<br />

für den modernen Sport, sondern sie wurde zunehmend auch<br />

als allgemeinethischer Begriff verstanden, der im weiteren<br />

sozialen oder gesellschaftlichen Gefüge Bedeutung erhielt.<br />

Dass wie erwähnt Coubertin die Idee der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

der Antike quasi usurpiert und mit eigenen Absichten umgeformt<br />

hat, spiegelt sich am besten im olympischen Credo<br />

wider: "Das Wichtigste an den <strong>Olympische</strong>n Spielen ist nicht<br />

der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im<br />

Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel<br />

ist." Damit hat er eine Losung ausgegeben, die auch heute<br />

noch, über einhundert Jahre später, angesichts der Globalisierung<br />

und weltweiten Bemühungen um interkulturelle Integration<br />

eine wachsende Bedeutung gewinnt. 1998 bilanzierte<br />

der damalige NOK-Präsident Walter Tröger: "Die Faszination<br />

der <strong>Olympische</strong>n Spiele geht nicht nur von der sportlichen<br />

Höchstleistung aus, sondern auch von der internationalen<br />

Präsenz ihrer Teilnehmer, Besucher und der Kulturen, die sie<br />

vertreten und die sich zusammenfinden, um dieses Weltfest<br />

des Sports mit Offenheit füreinander, in gegenseitiger Achtung<br />

und im Sinne des Fair Play zu feiern. Die <strong>Olympische</strong><br />

Idee steht für diese Werte. Probleme und Missbräuche, die bei<br />

ihrer Verwirklichung erkennbar werden, können diese Ideale<br />

letztlich nicht außer Kraft setzen."<br />

Kann man denn die <strong>Olympische</strong> Idee mit Fairness gleichsetzen?<br />

Man hat schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

die Unterscheidung von "informeller" und "formeller"<br />

Fairness vorgeschlagen, wobei Hans Lenk in letzterer die<br />

Einhaltung von Wettkampf- und Spielregeln sieht, während<br />

er die informelle Fairness mit der goldenen Regel beschreibt:<br />

"Behandle und achte den Partner und Gegner so, wie du<br />

selbst von ihm behandelt und geachtet werden willst und wie<br />

du willst, dass allgemein Konkurrenzregeln eingehalten<br />

werden sollen." Diese Unterscheidung ist in der sportwissenschaftlichen<br />

Diskussion weitgehend angenommen worden.<br />

Darüber hinaus wird Fairness jedoch auch mit "Gerechtigkeit"<br />

in Verbindung gebracht. Denn so wie zwischen "Recht" und<br />

"Gerechtigkeit" unterschieden werden muss, geht auch "Fairness"<br />

über die schriftlich niedergelegte Verhaltensnorm<br />

hinaus. In ihr kommt eine Vorstellung von individueller<br />

Gerechtigkeit zum Ausdruck, auf die man keinen Anspruch<br />

hat. Fairness kann deshalb den Rahmen definierter Regeln<br />

und Normen überschreiten. Dieses "Über-die-Regeln-Hinausgehen"<br />

wird beim genauen Hinsehen bedeuten, dass Fairness<br />

die Regeln nicht ergänzt oder in ihrem tieferen Sinn erfüllt,<br />

wie immer wieder behauptet wurde. Vielmehr trägt Fairness<br />

den Charakter von Gnade, von Barmherzigkeit, die eine<br />

bestehende Regel oder Verhaltensnorm situativ außer Kraft<br />

setzt oder sogar konterkariert. Auch das Fairnessgebot selbst,<br />

nämlich Entscheidungen des Schiedsrichters nicht zu kommentieren<br />

oder zu kritisieren, könnte aus dem Motiv der<br />

Fairness verletzt werden, wenn ein Spieler auf eine Fehlentscheidung<br />

zu seinen Gunsten hinweisen würde. Fairness<br />

bekommt damit einen paradoxen Zug, in dem ein durch<br />

Regelwerk oder Gesetze geschaffener Handlungsrahmen<br />

verlassen wird und diese Überschreitung in keiner Weise<br />

Inhalt und Intention der Regel in Frage stellt, sondern im<br />

9


Sinne einer Ausnahme bestätigt. Denn Regeln sind konstituierend<br />

für den Sport, nicht ihre Überschreitung, und sei es<br />

auch durch situative Fairness.<br />

Wie losgelöst die Wahrnehmung von Fairness im Sinne der<br />

Unterscheidung von Sich-an-die-Regeln-Halten und Fair Play<br />

beispielsweise durch die Zuschauer ist, zeigt sich am Beispiel<br />

des Fußballers Michael Ballack. Er war bei der Europameisterschaft<br />

2008 nicht nur der am meisten gefoulte Spieler, sondern<br />

hat auch selbst die meisten Fouls begangen. Dennoch<br />

wird der Spieler gemeinhin nicht als besonders unfair wahrgenommen.<br />

Umgekehrt würde man einen Fußballer nicht<br />

allein deshalb als fair ansehen oder ihn für eine besondere<br />

Auszeichnung in dieser Hinsicht vorschlagen, nur weil er in<br />

den letzten fünfzig Pflichtspielen im Vergleich zu anderen<br />

Kandidaten die wenigsten gelben Karten eingesammelt hat.<br />

Fairness hat also mit Regelkonformität im Grunde nichts zu<br />

tun. Wenn man dies akzeptiert, ergibt sich ein weiterer<br />

Gedanke. Je ausgefeilter und differenzierter Regel- oder<br />

Gesetzeswerke sind, desto kleiner wird der Spielraum für<br />

Fairness. Denn die Situationsbezogenheit, die Relevanz des<br />

Einzelfalls und die daraus erwachsenen Handlungsoptionen<br />

des Fair Play setzen entsprechende Spielräume voraus. Fair<br />

Play kann sich dort am besten entfalten, wo der spontane<br />

"Regelungsbedarf" auf Grund des nur allgemein fixierten<br />

Spielgedankens respektive Rechtsgrundsatzes groß ist.<br />

Es liegt die Vermutung nahe, dass eine innere Haltung, also<br />

eine bestimmte, auf Fairness programmierte Verhaltenseinstellung<br />

beim Menschen, nicht allein ein Produkt der Sozialisation<br />

oder individueller Werteentwicklung ist, sondern dass<br />

sie genetisch vorgeprägt wurde. In diesem Zusammenhang<br />

muss auf die vergleichende Verhaltensforschung von Konrad<br />

Lorenz und seiner Mitarbeiter aus den sechziger Jahren<br />

verwiesen werden. Die Forscher belegten schon damals die<br />

These, dass "aggressives und altruistisches Verhalten durch<br />

stammesgeschichtliche Anpassungen (beim Menschen)<br />

vorprogrammiert sind". Beobachtungen von Primaten und<br />

Menschen wiesen nach, dass die Neigung zur Zusammenarbeit<br />

und zum gegenseitigen Beistand angeboren ist. Der<br />

Arterhaltung ist eben keineswegs nur das "Survival of the<br />

fittest" zuträglich, sondern auch eine stabile Solidarität<br />

innerhalb der Gruppe. Der biologischen Verhaltensforschung<br />

gelang es nachzuweisen, dass individuelles Konkurrenzverhalten<br />

beispielsweise bei Wölfen oder Hunden, die ihr Revier<br />

gegen andere Alphatiere behaupten, bei allen aggressiven<br />

Drohgebärden sorgfältig darauf bedacht ist, den anderen<br />

nicht ernsthaft zu verletzen. Kaum nimmt der Unterlegene<br />

eine entsprechende Demuts- oder Unterwerfungshaltung ein<br />

und ist die "soziale Ordnung"' wieder hergestellt, schlägt das<br />

Verhalten des Stärkeren in teilweise liebevolle Fürsorge um.<br />

Lorenz sprach in diesem Zusammenhang von "moralanalogen<br />

Verhaltensweisen" bei Tieren und Menschen. Nach<br />

Auffassung des Sozialbiologen Manfred Spitzer unterstützt<br />

10<br />

dabei moralisches Training unseren angeborenen Sinn für<br />

Fairness. Auch er sieht den evolutionären "‚Sinn"' darin,<br />

langfristig stabile Gemeinschaften kooperativer Individuen<br />

zu ermöglichen. Ein Gefühl für Fairness wäre demnach in<br />

uns biologisch verwurzelt. Das erklärt sich dadurch, dass<br />

Menschen schon immer in Gruppen gelebt haben. Eine<br />

Ellenbogenmentalität lohnt sich darin auf lange Sicht nicht -<br />

wichtiger ist, dass die Gruppe funktioniert. Denn beispielsweise<br />

die Jagd führt nur zum Erfolg, wenn die Mitglieder<br />

nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Daraus<br />

entwickelt sich ein Sinn für Fairness. Die Beobachtungen der<br />

vergleichenden Verhaltensbiologie werden durch neuere<br />

Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Neurobiologie<br />

unterstützt. Sie zeigen auf, dass Menschen wesentlich mehr<br />

auf Kooperation angelegt sind, als bisher angenommen<br />

wurde. An dieser Stelle sei besonders auf das Buch "‚Das<br />

Prinzip Menschlichkeit" des Neurobiologen Joachim Bauer<br />

verwiesen.<br />

Vermutlich aus diesen anthropologischen Gründen sind<br />

Aspekte von Fairness und Fair Play auch in der Kultur moderner<br />

Rechtssysteme tief verankert. Schon im ersten deutschsprachigen<br />

Rechtsbuch des Mittelalters, dem "Sachsenspiegel",<br />

heißt es u. a.: "Enes Mannes Rede ist kenes Mannes<br />

Rede, man muss sie hören alle bede." Das faire Abwägen<br />

ohne Ansehen der Person war dem Rechtswesen seit der<br />

Antike immanent. Die Grundsätze von "Treu und Glauben",<br />

die Begriffe der "guten Sitten" und der "Billigkeit" bzw. des<br />

"billigen Ermessens" waren bereits vorgeprägt, als ab Ende<br />

des 19. Jahrhunderts die noch heute wirksamen Kodifizierungen<br />

begannen. Ebenso gelten im staatlichen Recht die Prinzipien<br />

der Verhältnismäßigkeit bzw. das Verbot des Übermaßes<br />

bzw. der Überreaktion, das Gebot des öffentlichen Verfahrens<br />

oder die<br />

Unschuldsvermutung<br />

in Strafsachen.<br />

Im staatlichen<br />

Recht ist die<br />

Gerechtigkeit das<br />

entscheidende<br />

rechtsethische<br />

Prinzip, so wie<br />

etwa die Fairness<br />

im Sport. Eine<br />

rechtsethische<br />

Betrachtung muss<br />

von der Existenz<br />

von Gerechtigkeitsurteilen<br />

ebenso ausgehen<br />

wie von der<br />

Annahme der<br />

Gerechtigkeit als<br />

regulativer Idee


einer jeden Rechtsordnung. Die meisten Gesetze wie Spielregeln<br />

orientieren sich deshalb an Elementen der Gerechtigkeit.<br />

Die gesellschaftspolitische Diskussion über Fairness und<br />

Gerechtigkeit in der demokratischen, modernen <strong>Gesellschaft</strong><br />

(beispielsweise in den USA) wurde im 20. Jahrhundert besonders<br />

durch John Rawls beeinflusst. In seinem letzten Hauptwerk<br />

"Gerechtigkeit als Fairness. Ein Neuentwurf" setzte er<br />

sich besonders mit der Verteilungsgerechtigkeit auseinander<br />

und sieht in der Fairness dafür einen wesentlichen Aspekt.<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong> wird als ein System der Kooperation dargestellt.<br />

Rawls fordert eine "Optimierung der Chancen der<br />

Schwächsten in der <strong>Gesellschaft</strong>" und sieht im fairen Handeln<br />

eine Art der Kompensation natürlicher und<br />

gesellschaftlicher Benachteiligung. Den Begriff entlehnt er<br />

eindeutig dem Sport, auch wenn in den mehr agonal-kompetitiven<br />

Handlungszusammenhängen dem Aspekt der<br />

"ausgleichenden Gerechtigkeit" eine untergeordnete Rolle<br />

zukommt. Er hatte jedoch das ausgleichende Moment im<br />

Auge, und zwar im Zusammenhang mit sozialer Interaktion<br />

und der Vermehrung von Chancen auch für den Schwachen.<br />

Grundsätzlich müssten alle öffentlichen Ämter und Positionen<br />

jedem offen stehen. Diese Forderung nennt er eine<br />

"Grundstruktur der Gerechtigkeit". Sein Verständnis einer<br />

Gerechtigkeit als Fairness "sieht die <strong>Gesellschaft</strong> als ein<br />

Unternehmen der Zusammenarbeit zum gegenseitigen<br />

Vorteil". Die Teilhabe an den Chancen und Ergebnissen dieser<br />

Zusammenarbeit definiert er als Verfahrensgerechtigkeit,<br />

weil er bestimmte gesellschaftliche Prozesse (Verfahren) für<br />

die Partizipation aller am gemeinsam Erwirtschafteten<br />

verantwortlich macht. Dahinter steht wohl eine ethisch<br />

formulierte Variante des "American Dream", also der Vorstellung,<br />

dass jedem Amerikaner (grundsätzlich bzw. strukturell)<br />

jedes Amt und<br />

jede Chance zur<br />

Selbstverwirklichung<br />

offen<br />

stehen.<br />

Eine weitere<br />

Karriere hat der<br />

Fairnessbegriff in<br />

Unternehmensleitbildern<br />

von<br />

Konzernen und<br />

Großunternehmen<br />

gemacht. Besonders<br />

bei börsennotiertenUnternehmen<br />

ist es<br />

üblich geworden,<br />

ethische Grundsätze<br />

zu formulieren<br />

und zu veröf-<br />

fentlichen. Schon 1982 sah der damalige DIHT-Präsident<br />

Otto Wolff von Amerongen zahlreiche Parallelen zwischen<br />

Leistungssport und Wirtschaft und appellierte an das Fair<br />

Play-Prinzip im wirtschaftlichen Wettbewerb. In ethischen<br />

Leitlinien von Wirtschaftsunternehmen findet sich deshalb<br />

nicht überraschend häufig das Wort "Fairness" oder das<br />

Adjektiv "fair". So heißt es beispielsweise bei der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Post AG: "Wir werden den unterschiedlichen Interessen<br />

unserer Kunden und Geschäftspartnern durch integeres,<br />

faires und ehrliches Verhalten gerecht", und auf den Web-<br />

Seiten der <strong>Deutsche</strong>n Telekom heißt es: "Wir bekennen uns<br />

zum fairen Umgang mit unseren Wettbewerbern und unterstützen<br />

einen freien und unverfälschten Wettbewerb." Und<br />

die Bayer AG spricht in ihrer Sparte HEALTH CARE von<br />

"fairen Arbeitsbedingungen". Die Aufzählung soll an dieser<br />

Stelle genügen. Die Verbalisierung der Fairness-Thematik<br />

auf den Internet-Seiten von Unternehmen legt natürlich<br />

den Verdacht nahe, dass es sich um einen Aspekt der<br />

Öffentlichkeitsarbeit handelt. Doch auch in der Praxis erheben<br />

Unternehmen immer häufiger den Anspruch der Fairness,<br />

besonders, wenn es um die Vermeidung von Härten in<br />

Einzelfällen geht. Wenn beispielsweise die gesetzlichen<br />

Bedingungen der Gewährleistungsverpflichtung nicht mehr<br />

erfüllt werden, weil vielleicht eine Frist um wenige Tage<br />

überschritten wurde, kann ein Autohersteller dennoch eine<br />

kostenfreie Nachbesserung vornehmen. Er spricht dann von<br />

"Kulanz". Sie trägt sehr ähnliche Züge wie Fairness: Sie ist<br />

nicht einklagbar, erfolgt situativ, spontan und schafft<br />

dadurch einen ethisch-moralischen Handlungsspielraum für<br />

Einzelfallentscheidungen.<br />

Quintessenz: Wie dargestellt wurde, gibt es ein Delta zwischen<br />

expliziten Forderungen der Sportregeln, der allgemeinen<br />

Gesetze oder Regeln des Handels- und Wirtschaftsrechts<br />

und der Intention von Fairness und Fair Play. Diese Lücke<br />

kann nicht durch weitere, feiner verästelte Regularien<br />

geschlossen werden. Auch mehr Schiedsrichter und Videobeweise<br />

im Sport oder die Schaffung weiterer Gesetze und<br />

Ausführungsbestimmungen in der allgemeinen Rechtsprechung<br />

würden nicht weiterhelfen, im Gegenteil: Solche<br />

Maßnahmen würden die Verantwortung und den Handlungsund<br />

Entscheidungsspielraum des Einzelnen, der sich auf<br />

durch Erziehung vermittelte, ethisch-moralische Einsichten<br />

und Normen stützt, eher verengen. Das Gegenteil ist nötig.<br />

Die absolute "Zuständigkeit" für einen fairen Spielbetrieb<br />

oder Wettkampf muss wieder mehr an die Spieler und Akteure<br />

zurückgegeben werden. Fairness ist kein Gefühl, sondern<br />

eine Handlungsweise, die für unsere Zivilisation von grundlegender<br />

Bedeutung ist. Respekt und Höflichkeit gegenüber<br />

fremden Personen oder älteren Menschen beispielsweise<br />

begründen sich ja auch nicht durch eine besondere Zuneigung,<br />

sondern sind eine allgemeine Verhaltensnorm. Die<br />

Forderung muss also lauten: "Weniger Regeln, aber mehr Fair<br />

Play!"<br />

11


Der Kampf gegen Doping gleicht den literarisch überlieferten<br />

nutzlosen Gefechten gegen Windmühlenflügel<br />

eines Don Quichotte. Trotz anderer, sicherlich<br />

wohlmeinender Beteuerungen entfaltet sich eine Endloskette<br />

der größten, nicht gelösten Spitzensportproblematik. Alle<br />

Anstrengungen haben sich in den letzten Jahren überwiegend<br />

auf Dopingkontrollen konzentriert: Ein auffälliges teures und<br />

bürokratisches System wurde entwickelt, das konkurrenzlos<br />

richtig ist, aber in die Tiefen der unheilvollen Strudel gar nicht<br />

vordringen kann. Das dünne Kontrollnetz, das flächendeckend<br />

gespannt wird, hat zu große Maschen. Denn nur wer positiv<br />

getestet wird, kann als Dopingsünder sportrechtlich sanktioniert<br />

werden. Wer allerdings "clever dopt", entweder mit<br />

geringen Dosen (eine kleine Tablette unter der Zunge oder das<br />

im Radsport benutzte Testosteron-Hodenpflaster) oder mit<br />

(noch) nicht nachweisbaren Substanzen und Methoden manipuliert,<br />

erhält negative Befunde und somit Freibriefe, weiter<br />

das Unschuldslamm spielen zu können.<br />

Das heute nicht perfekte System mit seiner Schwarze-Schafe-<br />

Theorie gaukelt vor, der Großteil der Spitzenathleten sei<br />

sauber. Nur einige ertappte Dopingsünder, die bei ihrem<br />

pharmazeutischen Betrug Fehler gemacht haben, stehen als<br />

Sündenböcke am Pranger. Da mit Hilfe von Trainings- und<br />

Wettkampfkontrollen nur wenige Täter überführt werden<br />

können, hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) dafür<br />

gesorgt, dass auch fortgesetzte Meldeverstöße geahndet<br />

werden. Das erscheint auch gerade deshalb suspekt, weil<br />

Unredliche unentdeckt bleiben, die geschickt gedopt, alle<br />

Lücken genutzt, die besten Tricks angewandt oder die cleverste<br />

Verschleierung inszeniert haben.<br />

Doping ist und bliebt ein Katz- und Maus-Spiel zwischen der<br />

heimlichen Entwicklung neuer Betrugsformate und einer<br />

scheinbar perfekten Kontrolle. Die wissenschaftliche Innovationsdynamik,<br />

derer sich Falschspieler bedienen können, siegt<br />

über die schwachen finanziellen Rahmenbedingungen der<br />

Dopingbekämpfer. Die Betrüger mit ihren kriminellen Netzwerken,<br />

in das auch akademischer Sachverstand steckt, sind<br />

den Aufklärern immer mehrere Schritte voraus. Kontrolleure<br />

und Dopingsünder spielen also Hase und Igel. Immer, wenn<br />

die Laborchemiker frohlocken, sie seien auf dem neuesten<br />

Stand, haben die Blender und Schurken im Spitzensport schon<br />

längst ein neues Mittel organisiert.<br />

Im Umfeld der Athleten stecken kriminelle Energie und grenzenlose<br />

Profitgier. Medizinische Produkte, die von Pharmakonzernen<br />

gerade erst in Versuchsreihen entwickelt werden und<br />

noch gar nicht markttauglich sind, und modifizierte Substanzen,<br />

die in Untergrundlabors und Garagen zusammengemixt<br />

werden, ermöglichen ein Dopen unter Radar. Betrogen wird so<br />

geschickt, dass es nicht nachweisbar ist. Ein Beispiel hierfür<br />

lieferte die einstige US-amerikanische Leichtathletin Marion<br />

Jones: Sie gab 2007 vor Gericht Doping zu, zu erdrückend<br />

12<br />

waren die Beweise. Zuvor konnten ihr mit 160 Kontrollen<br />

Manipulationen nicht nachgewiesen werden, weil den Laboratorien<br />

die Referenzsubstanzen der verbotenen Mittel fehlten.<br />

"Leute werden nur erwischt, wenn es irgendwo eine Razzia<br />

gibt", erklärte Ende 2006 der deutsche Triathlon-Profi Faris Al-<br />

Sultan, einer der eifrigsten Antidoping-Aktivisten. "Wenn<br />

jemand bei einer Urinkontrolle erwischt wird, dann sind das<br />

meist Junioren oder Leute aus Randsportarten, die nicht<br />

genug Geld haben, um professionell zu dopen."<br />

Dennoch haben die unterfinanzierten Labors bei der Analyse<br />

von verbotenen Substanzen in den letzten Monaten Fortschritte<br />

vermelden können. Das Wachstumshormon, das<br />

körperidentische Insulin und EPO, selbst der dritten Generati-<br />

Das Katz- und<br />

Maus-Spiel Doping:<br />

Wie die Betrüger immer wieder<br />

die Analytiker austricksen<br />

<strong>Von</strong> Holger Schück<br />

on, sind aufspürbar. Und Mitte März konnten Kölner Antidoping-Forscher<br />

das Gendopingmittel GW1516, das gerade erst<br />

auf die schwarze Liste der verbotenen Substanzen gerückt<br />

war, massenspektrometrisch nachweisen. Zuvor hatten sie den<br />

Wirkstoff S-107 entschlüsselt, der momentan noch in der<br />

klinischen Erprobung als Präparat gegen Herzrhythmusstörungen<br />

ist. Trotz aller Erfolgsmeldungen laufen jedoch die<br />

Dopingjäger dem betrügenden Athleten und seinem hochprofessionell<br />

agierenden Umfeld hinterher. Mit immer neuen<br />

Substanzen und Methoden tricksen die Manipulierer das<br />

Kontrollsystem aus.<br />

"Wir können nicht behaupten, auf Augenhöhe zu sein; das<br />

wäre zuviel behauptet", urteilt Prof. Mario Thevis vom Zentrum<br />

für Präventive Dopingforschung an der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sporthochschule Köln. "Den Vorsprung, den die dopenden<br />

Sportler noch vor einigen Jahren hatten, konnten wir deutlich<br />

verkürzen: dadurch, dass wir uns die Möglichkeiten des<br />

Dopings genauer vor Augen führten. Wir testen nämlich auch


auf Substanzen und Methoden, die eigentlich noch keine<br />

pharmakologische Zulassung haben. Wenn wir uns gedanklich<br />

in die Situation eines dopenden Sportlers versetzen, dann<br />

haben wir Möglichkeiten, die Lücken des Systems zu erkennen<br />

und versuchen sodann, diese zu verschließen."<br />

Doch nicht nur neue Substanzen, auch die Klassiker, also<br />

synthetische anabole Steroide, werden systematisch<br />

geschluckt und gespritzt. So wurden im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele von Peking 2008 einige Sportler überführt, die<br />

das Steroidhormon Methyltrienolon genommen hatten, eine<br />

schon seit 45 Jahren bekannte Substanz, die als Arzneimittel<br />

nie zugelassen war. Bei Methyltrienolon handelt es sich um<br />

ein oral anwendbares Steroid, das bereits 1963 für den Einsatz<br />

bei Tier- und Zellversuchen entwickelt wurde. Es wurde allerdings<br />

nicht zur Marktreife in der Humanmedizin entwickelt,<br />

weil es eines der leberschädlichsten Steroide überhaupt ist.<br />

Vor allem die Designer-Steroide öffnen Einfallstore für<br />

Doping. 2003 flog im US-Bundesstaat Kalifornien der sogenannte<br />

Balco-Skandal auf: Dutzendweise hatten sich Spitzensportler<br />

mit einer neu getunten Variante des Hormonpräparats<br />

Gestrinon gedopt. Vier Wasserstoffmoleküle wurden dem<br />

Mittel hinzugefügt, und schon war das Anabolikum nicht<br />

mehr detektierbar. Heute bieten chinesische Pharmaunternehmen<br />

und andere illegale Forschungsstätten Modifikationen<br />

von vielen gängigen Hormonen an. Die Grundstoffe sind<br />

relativ preiswert zur Weiterverarbeitung einzukaufen; sie<br />

können dann in Untergrundlabors zu Pillen und Tabletten<br />

gepresst werden.<br />

Steroide dieser und anderer Art werden im Dunkelfeld synthetisiert<br />

und modifiziert. Große Angebote hierzu sind im Inter-<br />

net zu finden. So gibt es schon seit sechs Jahren auf dem<br />

Schwarzmarkt eine Abwandlung von Oral-Turinabol, dem<br />

Anabolika-Klassiker aus der DDR. Das Retro-OT schwemmt<br />

aktuell aus Dubai auf den kontinentalen Schwarzmarkt. Primobolan<br />

S, ebenfalls modifiziert, zirkuliert in der Spitzensportszene<br />

genauso wie russisches Dianabol als Designer-<br />

Steroid, also Metalaxyl mit einer Strukturveränderung in der<br />

chemischen Substanz. Diese drei Produkte sind nicht nur in<br />

Fitnessstudios nachgefragt; im Spitzensport finden sie zum<br />

Herandopen an Topleistungen nach wie vor Anwendung.<br />

"Für neue Erythropoetin-Präparate wie CERA und Dynepo<br />

konnten erfolgreiche, effektive Nachweisverfahren entwickelt<br />

werden", macht Prof. Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für<br />

Biochemie der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule Köln, deutlich.<br />

"Problembereiche bestanden und bestehen möglicherweise<br />

noch bei EPO-Analogen, insbesondere EPO-Präparaten, die als<br />

Nachahmerprodukte, Biosimilars, in Ländern wie zum Beispiel<br />

China hergestellt werden. Hierzu konnten allerdings aktuell<br />

die Nachweisverfahren angepasst werden, so dass die Möglichkeit<br />

von Doping mit diesen Substanzen deutlich erschwert<br />

worden ist." EPO der vierten Generation ist noch in der pharmazeutischen<br />

Testphase, wird allerdings wohl schon zu<br />

Dopingzwecken vertickt. Sogenannte Mimetika, die auch die<br />

Ausreifung von roten Blutkörperchen beschleunigen, sind<br />

genauso wenig nachweisbar. Seit Januar ist mit Hermatide,<br />

das noch in der dritten klinischen Phase getestet wird, ein<br />

Präparat auf der Verbotsliste.<br />

Sogenannte Releasinghormone aus der Hirnanhangdrüse und<br />

andere Hypophysen-Hormone, etwa das LH-Hormon (es<br />

fördert im Körper des Mannes die Testosteron-Produktion und<br />

macht ihn männlich), gehören zur breiten Palette des biochemischen<br />

Sportbetrugs. "Das sind alles körperidentische Substanzen,<br />

die in Zukunft mit neuen Techniken analysiert werden<br />

können", erklärt Prof. Wilhelm Schänzer. "Diese sind<br />

allerdings die Modifikation von körperidentischen Substanzen,<br />

und deshalb wird der Nachweis schwierig werden. Wir müssen<br />

unterscheiden, was der Körper produziert und was nicht. Bei<br />

Insulin ist dies nach wie vor nicht möglich. Die Insulintests,<br />

die im Augenblick anlaufen, beziehen sich im wesentlichen<br />

auf synthetische Insuline. Das heißt: Die Athleten haben eine<br />

Möglichkeit, mit der Anwendung von körperidentischen<br />

Substanzen zu dopen." Das Gleiche gilt für verschiedene<br />

Wachstumsfaktoren, IGF-1 (Insulinähnlicher Wachstumsfaktor<br />

1) und LH (Luteinisierendes Hormon): Nachweisverfahren sind<br />

noch nicht in Sicht.<br />

Das Spektrum für Dopingmittel ist breit. So wird in Osteuropa<br />

das sogenannte "blue fluid" als Geheimprodukt hergestellt<br />

und in Bulgarien und Rumänien vertrieben; die "blaue Flüssigkeit"<br />

ist ein rein androgenes Hormon, das sublingual eingenommen<br />

wird: Ein paar Tropfen unter der Zunge, und Sprinter<br />

und Weitspringer werden gepusht. Vier bis fünf Anwendungen<br />

13


kosten auf dem Schwarzmarkt etwa 3.000 Euro. Selbst Präparate<br />

aus der Krebsforschung stoßen in der illegalen Dopingszene<br />

auf Interesse. Unter dem Sammelbegriff PPARS sind mit<br />

AICAR und GW1516 zwei Substanzen, welche die Genexpression<br />

beeinflussen, auf die Antidopingliste gerückt. In Tierversuchen<br />

wurde festgestellt, dass mit ihnen bis zu 47 Prozent<br />

längere Laufzeiten möglich sind. GW1516 ist inzwischen<br />

nachweisbar. AICAR wird auch vom menschlichen Organismus<br />

synthetisiert und kann somit von einer exogenen Zufuhr nicht<br />

unterschieden werden.<br />

In den letzten vier Jahren hat die Analytik große Fortschritte<br />

gemacht. So sind beispielsweise unter der Rubrik "Andere<br />

anabole Wirkstoffe" sogenannte SARMs detektierbar. Diese<br />

Selektiven Androgen-Rezeptor-Modulatoren, die schon klinische<br />

Studien der Phase 2 hinter sich gebracht haben, stehen<br />

seit Januar 2008 auf der Liste. Sie sind zur Anwendung bei<br />

Muskelschwund und Osteoporose entwickelt worden und<br />

zeigen ausschließlich anabole Effekte auf Muskulatur und<br />

Knochen; sie sind also rein synthetische, nicht steroidale<br />

Verbindungen.<br />

Dieses zielgerichtete, zukunftsweisende wissenschaftliche<br />

Vorpreschen ist nicht immer möglich. Zumeist stellen Pharmaunternehmen<br />

neue Substanzen, die sich für einen Missbrauch<br />

im Sport eignen könnten, den Analytikern nicht zur<br />

Verfügung - um ein Durchsickern der Forschungsergebnisse zu<br />

vermeiden, die einen hohen Kapitalaufwand hervorrufen. Die<br />

Kontrolllabors können schließlich gezielt nur nach dem<br />

suchen, was bekannt ist. Deshalb kommen Analytiker wie<br />

Thevis und Schänzer nicht umhin, Stoffe mit Gefährdungspotenzial<br />

selbst "nachzubauen". Dass andererseits immer wieder<br />

noch nicht zugelassene Arzneimittel in der Dopingszene<br />

kursieren, ist als gravierendes Problem von der Pharmaindustrie<br />

noch nicht gelöst worden.<br />

Der Abstand zwischen der Entwicklung von Dopingmethoden<br />

und ihrer Erkennbarkeit hat sich insgesamt gesehen verringert.<br />

Das Risiko, entdeckt zu werden, ist für die Täter durch den<br />

Einsatz intelligenter Trainingskontrollen nach dem Zielfahndungsprinzip<br />

höher geworden. Mittel und Möglichkeiten, dies<br />

zu unterlaufen, sind jedoch schier unbegrenzt. Was dem<br />

Dopingkompetenzzentrum Nationale Anti-Doping-Agentur<br />

(NADA) fehlt, ist die gute Recherche. NADA-Vorstandsvorsitzender<br />

Armin Baumert weist ostentativ darauf hin: "Ideal wäre<br />

es, wenn Undercover-Personal in die Strukturen des Dopings<br />

hineinkäme und, wie bei der richtigen Kriminalität, direkt im<br />

Geschehen erkunden könnte. Dafür ist allerdings die NADA<br />

nicht vorbereitet - auch die WADA nicht, denn dies brächte<br />

juristische Problemstellungen mit sich, die durch uns momentan<br />

nicht angegangen werden können." Eine bessere Kriminalprävention,<br />

die auf eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

internationalen Polizeibehörden und Zollbehörden setzen sollte,<br />

wäre nötig. V-Leute im kriminellen Doping-Dealing-Milieu, die<br />

14<br />

Interpol zu koordinieren hätte, oder Privatdetektive im Auftrag<br />

von Antidoping-Organisationen könnten Doping-kreative<br />

Strukturen aufdecken, die sodann zu zerschlagen wären.<br />

Augenfällig ist, dass die Antidoping-Forschung weltweit<br />

unterfinanziert ist. Dr. Perikles Simon vom Institut für Sportmedizin<br />

am Universitätsklinikum Tübingen hat im Bundestags-<br />

Sportausschuss deutlich gemacht: Es werde zwar viel über<br />

Doping geredet, aber immer noch zu wenig in Nachweisverfahren<br />

investiert. Der Kampf gegen Doping sei für viele Wissenschaftler<br />

"schlichtweg uninteressant". Perikles Simon:<br />

"Deshalb können zweit- und drittklassige Chemiker und Mediziner<br />

mit nicht detektierbaren Mitteln weitgehend ungestört<br />

dopen. Was wir benötigen, ist die Beteiligung von Experten,<br />

die von außerhalb der Sportmedizin kommen und die Wissen<br />

und Know-how aus der Molekularbiologie und Genetik einbringen.<br />

Diese Wissenschaftler können wir nur für die Antidoping-Arbeit<br />

gewinnen, wenn auch finanziell etwas angeboten<br />

wird. Da die Förderung so schlecht ist, sind sehr viele Spezialisten,<br />

die uns eigentlich helfen könnten, den Spitzensport<br />

sauberer zu bekommen, prinzipiell gar nicht zu erreichen."<br />

Unterfinanziert ist der Haushalt der WADA: Aus dem aktuellen<br />

Volumen von 25 Millionen US-Dollar werden jährlich etwa<br />

sechs Millionen Dollar für die Verbesserung von Nachweisverfahren<br />

ausgeschüttet. Viel zu wenig!<br />

Perikles Simon beschrieb am 18. März 2009 in Berlin, wie er<br />

vor drei Jahren angetreten sei, ein hochsensitives Nachweisverfahren<br />

für Gendoping zu entwickeln, bei dem DNA von<br />

leistungsrelevanten Genen in die Körperzellen der Sportler<br />

eingeschleust wird. Er konnte ein Verfahren entwickeln, mit<br />

dem sich geringste Spuren transgener DNA auch im Blut<br />

nachweisen lassen. Für diesen Forschungsauftrag bekam der<br />

Tübinger Sportmediziner aus Montreal 500.000 Dollar. Die<br />

konsequente Fortführung scheiterte sodann an weiteren<br />

Fördermitteln. Seine Methode des direkten Nachweises hat ein<br />

Jahr nach Veröffentlichung der Patentschrift eine französische<br />

Forschergruppe aufgegriffen. Der endgültige Durchbruch<br />

könnte gelingen, wenn das Geld dafür ausreiche, meint der<br />

junge Wissenschaftler. Schließlich habe er aufstecken müssen,<br />

weil die <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft sein Projekt nicht<br />

habe fördern können - mit dem Hinweis: Dopingbekämpfung<br />

sei Sache des Bundes.<br />

Eine derart bornierte Forschungsverhinderungspolitik ist für eine<br />

konsequente Dopingbekämpfung kontraproduktiv. Sport und<br />

Staat, aber auch Wissenschaft und Wirtschaft sind gefordert,<br />

endlich den Grundstein dafür zu legen, dass die Fäulnis im<br />

Spitzensport entschiedener als bisher bekämpft werden kann.<br />

* * *<br />

Unser Autor Holger Schück, langjähriger verdienter OF-Mitarbeiter,<br />

ist wenige Tage nach Fertigstellung dieses Beitrags<br />

plötzlich verstorben.


Sport ist unsere Leidenschaft!<br />

Am gleichen Strang ziehen, für dasselbe Ziel kämpfen. Teamwork, Fair Play und Spaß an<br />

der Sache: Brillante Erfolge sind immer eine Mannschaftsleistung. Und weil wir wissen,<br />

wie wichtig Teamgeist für jedes Unternehmen ist, sind wir seit Jahren intensive Förderer<br />

des Spitzen-, Breiten- und Behindertensports.


Schlechte Zeiten für schlechte Nachrichten. Wer will<br />

noch vom nächsten Bankencrash lesen, von Bonuszahlungen<br />

in Millionenhöhe für Manager, die versagt<br />

haben? "In den Sportteil schauen wir", hat ein Wirtschaftsmagnat<br />

einmal gesagt, "weil wir uns an Siegen erfreuen<br />

wollen." Der Spitzensport als Launemacher, Erholungsressort<br />

für Erschöpfte, Ablenkung von der Tristesse des Alltags? Aus<br />

und vorbei. In Deutschland wird, 30 Jahre nach der ersten<br />

öffentlichen Debatte, wieder hingeschaut und aufgeschrieben:<br />

Ein Doping-Fall nach dem anderen, Verhaftungen im<br />

benachbarten Österreich, Vorwürfe gegen ehemalige DDR-<br />

Trainer, Schlampereien bei den Dopingkontrollen im Fußball<br />

und - auch die professionellen Gegner haben es schwer -<br />

Pannen im internationalen Anti-Dopingkampf. Der Einsatz<br />

verbotener Substanzen und Methoden ist - wie die Korruptionsfälle<br />

im Handball zeigen - nicht das einzige massive<br />

Problem. Aber das komplizierteste. Doping wollen wohl die<br />

wenigsten. Das behaupten sogar ehemalige Doper wie der<br />

Radprofi Patrick Sinkewitz. Sportler, die zwar mächtig zugelangt,<br />

aber letztlich doch gelitten haben in ihrem Manipulations-System:<br />

Als Patienten der Leistungsmedizin an der Transfusions-Kanüle,<br />

als kleine Lügner in der Wertschöpfungskette,<br />

als von allen Seiten gedrängte Täter.<br />

Die meisten Sportler machen sich inzwischen klein für ihren<br />

Lebenstraum, für Siege in sauberer Umgebung. Dafür haben<br />

deutsche Athleten ohne größeres Murren das größte Überwachungssystem<br />

in der Geschichte des Sports nach dem Ende<br />

der Stasi halbwegs akzeptiert. Seit dem 1.1.2009 gilt der neue<br />

Kodex der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Top-Athleten<br />

gefährdeter Sportarten wie Radfahren oder Leichtathletik<br />

müssen ein Vierteljahr im Voraus ihren jeweiligen Aufenthaltsort<br />

an jedem Tag bekanntgeben. Und nun noch eine<br />

Stunde angeben, in der sie anzutreffen sind. Sie tragen ihre<br />

Daten in das Athleten-Meldesystem ADAMS online ein, auf<br />

das aber nicht nur die Nationalen Anti-Doping-Agenturen,<br />

sondern auch die Internationalen Fachverbände in aller Welt<br />

Zugriff haben. Also zu "Gesundheits-Informationen", wie der<br />

Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium<br />

(BMI) Christoph Bergner kritisch anmerkte. Diese heiklen<br />

Details könnte man unter Umständen dort mitlesen, wo es<br />

für das deutsche Wort "Datenschutz" keine Übersetzung gibt,<br />

geschweige denn gesetzliche Vorschriften. Nicht mal George<br />

Orwell ist das eingefallen.<br />

Ist das nicht kurios? Zunehmend wehren sich die Bürger vor<br />

der Datensammelwut von Wirtschaft und Staat. Im Sport<br />

scheint es gerade umgekehrt. Das BMI hat höchste Bedenken<br />

angemeldet. Bergmann hält das Datenschutzprogramm der<br />

Wada zur Absicherung von ADAMS für nicht ausreichend. Die<br />

Agentur mit Sitz in Montreal bestreitet dies zwar. Aber auch<br />

der Datenschutzbeauftragte in Deutschland sagt ernsthafte<br />

Schwierigkeiten voraus, sollten die Bedenken der Artikelgruppe<br />

29 der Europäischen Kommission im Frühjahr nicht zerstreut<br />

werden. Demnach ist das Wada-Programm mit dem<br />

16<br />

europäischen und dem deutschen Datenschutzrecht nicht<br />

vereinbar. Als Konsequenz dürfte ADAMS allenfalls national<br />

genutzt werden. Damit aber ginge der große Vorteil verloren.<br />

Denn mit ADAMS glaubt die Wada, auffällige Kontrolllücken<br />

weltweit peu á peu schließen und damit weiter Vertrauen<br />

gewinnen zu können. <strong>Deutsche</strong> Sportler beklagen - etwa mit<br />

Blick gen Osten - immer wieder massive Kontrolldefizite.<br />

Mit den begründeten Vorbehalten gegen die weltweite Vernetzung<br />

durch ADAMS offenbart sich das Dilemma des Anti-<br />

Doping-Kampfes. Diese globale Online-Registrierung ist zwar<br />

nicht als Instrument zur Gängelung mündiger Bürger<br />

gedacht, sie entstammt nur der logischen Reaktion auf die<br />

(weiterhin funktionierende) Manipulationsmaschinerie; also<br />

Über das<br />

Doping-Geschehen<br />

und seine teuflischen<br />

Kreisläufe<br />

<strong>Von</strong> Anno Hecker<br />

dem verschärften Kampf gegen jene, die den Sport diskreditieren.<br />

Aber die Nebenwirkung von ADAMS stellt die Verhältnismäßigkeit<br />

in Frage: Darf jeder Athlet mit seinem Aufstieg<br />

in die Sonderklasse des Sports einem Kontrollsystem ausgesetzt<br />

werden, dessen Grundlage der Generalverdacht ist?<br />

Analysten in den Anti-Doping-Laboren kommen mit der<br />

Entdeckung neuer Dopingsubstanzen zwar hinterher. Die<br />

Zusammenarbeit zwischen Unternehmen der Pharma-Industrie<br />

und der Wada haben zur Entdeckung des Epo-Nachfolgers,<br />

dem Blutdoping-Mittel Cera, geführt. Aber die Labor-<br />

Fahnder müssen gleichzeitig zugeben, dass halbwegs kompetente<br />

Chemiker in aller Welt in der Lage sind, Beschleuniger<br />

zu entwickeln, die ihnen vorerst unbekannt sind. Wie aber<br />

kann man nach etwas suchen, von dessen Existenz man nicht<br />

weiß? Ganz zu schweigen von den Problemen, für allseits<br />

bekannte Substanzen und Methoden validierte Nachweisverfahren<br />

zu entwickeln und sie in allen Anti-Doping-Laboren


des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees zu implementieren.<br />

Synacthen nannte der frühere Radprofi Jörg Paffrath in<br />

seinem unbeachteten und von Funktionären wie Trainern<br />

heruntergespielten Geständnis vor der Tour de France 1997<br />

(!), Jan Ullrich gewann, als eines seiner Doping-Mittel. Den<br />

Nachweis für das unter anderem bei multipler Sklerose eingesetzte<br />

Medikament hat das Kölner Anti-Doping-Labor bereits<br />

im August 2007 erbracht. Trotzdem wurde er bei den Sommerspielen<br />

in Peking nicht angewendet. Soviel zum Jagdtempo.<br />

Eine deutliche Annäherung an Doper und ihre Hintermänner<br />

verspricht sich Bayerns Justizministerin Beate Merk dagegen<br />

auf einem anderen Gebiet. Sie versucht, die vor gut zwei<br />

Jahren heftig geführte Debatte um die strafrechtliche Verfolgung<br />

von Dopern zu beleben. Die Juristin ist überzeugt, dass<br />

die Novellierung des Arzneimittel-Gesetzes (AMG) 2007, das<br />

den Besitz nicht geringer Mengen bestimmter Dopingmittel<br />

unter Strafe stellt, dem Anti-Doping-Kampf nichts gebracht<br />

hat. "Ich verstehe nicht, dass immer noch kein Umdenken<br />

erfolgt ist. Ich kann Mediziner, Trainer, Betreuer bestrafen,<br />

wenn sie etwas verabreicht haben. Der Sportler, der bewusst<br />

Dopingmittel nimmt, bleibt außen vor", sagt Frau Merk, "man<br />

muss doch nur mit den Staatsanwälten sprechen, um herauszufinden,<br />

wie unpraktisch das AMG ist. Stattdessen ist den<br />

Ländern der Schwarze Peter zugeschoben worden. Man hat<br />

uns gesagt: ,Richtet ihr doch erst mal Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften<br />

ein, dann wird es gehen.' Aber so funktioniert es<br />

nicht."<br />

Nun hat sie getan, was der organisierte Sport seit Jahren<br />

fordert. Als erstes Bundesland richtete Bayern zum 1. März<br />

eine Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für den Kampf gegen<br />

Doping ein. Allerdings sieht die streitbare stellvertretende<br />

CDU-Vorsitzende diese Entscheidung allenfalls als ersten<br />

Schritt: "Ich habe die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft nicht<br />

eingerichtet in der Überzeugung, dass sie nun dokumentiert,<br />

wie wirksam das novellierte Arzneimittelgesetz sein kann. Ich<br />

habe sie eingerichtet, weil man uns permanent zum Vorwurf<br />

macht, die Überführung von Tätern würde nur scheitern, weil<br />

es diese Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften nicht gibt.<br />

Bitteschön, hier ist sie." Merk schöpft aus ihren Erfahrungen<br />

mit den Ermittlern. Die verstärkte Bereitschaft einzugreifen,<br />

sagte sie, gibt keinem Staatsanwalt mehr Rechte in die Hand,<br />

gegen Doper im Spitzen- wie Amateursport vorzugehen und<br />

dabei die Strukturen frei-, manchen Fluss sogar trocken zu<br />

legen. Der Lauschangriff und die Hausdurchsuchung<br />

bleiben verboten. Andernfalls hätten professionelle<br />

Ermittler zum Beispiel einen positiv<br />

getesteten Radsportler in die Mangel nehmen<br />

können. Einen in der Szene bekannten Athleten,<br />

der angeblich aus dem Bund <strong>Deutsche</strong>r Radfahrer<br />

den Hinweis erhalten hat, sich ein Hodenkrebs-<br />

Attest zu besorgen, um dann vom dringenden<br />

Dopingverdacht freigesprochen werden zu können.<br />

Der BDR bestreitet diese Version. Abgesehen von<br />

den Aussagen zweier glaubwürdiger Ohrenzeugen,<br />

denen der betroffene Sportler die Geschichte<br />

erzählt haben soll, gibt es keine Indizien. Die von<br />

Journalisten für die ARD enthüllte Affäre könnte<br />

im Sande versickern. "Unsere Waffen", sagt ein im<br />

Anti-Doping-Kampf versierter Staatsanwalt, "sind<br />

stumpf." Wer aber kämpft schon gerne auf verlorenem<br />

Posten?<br />

Bayerns Justizministerin hat allerdings wenig<br />

Rückendeckung. Werner E. Klatten, der neue<br />

Vorsitzende der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe, ließ<br />

zwar mehrmals erkennen, dass eine Diskussion über die<br />

Wirksamkeit der Anti-Doping-Bekämpfung erlaubt sein muss.<br />

Ausdrücklich auch über die Frage, ob der Straftatbestand<br />

"Besitz" nicht doch ein geeignetes Mittel ist, saubere von<br />

unsauberen Sportlern zu trennen. Solange aber die Wirkungslosigkeit<br />

von Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften nicht auch<br />

in der Praxis bewiesen ist, werden der organisierte Sport und<br />

das Bundesinnenministerium ihre ablehnende Haltung kaum<br />

aufgeben.<br />

Übertönt wird diese schwierige Thematik von den Nebengeräuschen<br />

des deutsch-deutschen Jubiläums. Zwanzig Jahre<br />

nach dem Fall der Mauer erscheint die Vergangenheit des<br />

Spitzensports Ost präsenter denn je. Wie geht man mit<br />

Trainern um, die ins flächendeckende Doping-System der<br />

DDR verstrickt waren? Immer wieder tauchen Zeugen, Dokumente<br />

auf, die prominente und unbekanntere Sportkameraden<br />

als Dopingexperten entlarven. Bereuen die Enttarnten,<br />

17


entschuldigen sie sich, haben sie in den vergangenen zwei<br />

Dekaden keinen Anlass für Misstrauen gegeben und geloben<br />

sie den ewigen Antidoping-Kampf, dann empfiehlt die eigens<br />

eingerichtete Überprüfungs-Kommission des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) eine Entlastung. Der DOSB<br />

hat diesen Rat im Fall von sechs Leichtathletik-Trainern<br />

angenommen. Sie können fortan in Ruhe weiterarbeiten.<br />

Und die Opfer der ehemaligen Täter? Immerhin werden sich<br />

einige gewürdigt fühlen. Manchen reicht nach Jahren der<br />

Missachtung schon die Anerkennung. Aber für viele kommt<br />

die Reue zu spät. Da hilft auch der hehre Wunsch der Kommission<br />

und des DOSB-Präsidiums nicht weiter. Dass nämlich<br />

"die Haltung derjenigen Trainer in der <strong>Deutsche</strong>n Demokratischen<br />

Republik in angemessener Weise gewürdigt wird, die<br />

zur Verabreichung von Dopingmitteln nicht bereit waren".<br />

Wie soll das möglich sein? Henner Misersky, der Vater der<br />

Biathlon-Olympiasiegerin von 1992, Antje Misersky, ist längst<br />

im Pensionsalter. Sie hatte 1992 vor laufenden Kameras von<br />

den Folgen ihrer Doping-Ablehnung berichtet, von den Konsequenzen<br />

für den Vater, ein leidenschaftlicher Sportler und<br />

Trainer. Misersky ist für seine Haltung hier und da bewundert,<br />

von den Sportkameraden aber ausgegrenzt worden. Einen<br />

angemessenen Job hat er vom vereinigten deutschen Sport<br />

nie erhalten. Weil zu viele alte Kameraden am Ruder blieben?<br />

18<br />

Die Fortsetzung des Spitzensports mit ehemaligen Dopern<br />

wird ein Ergebnis einer wissenschaftlichen "Aufarbeitung des<br />

Dopinggeschehens in Ost und West" sein, wie sie der DOSB<br />

anstrebt. Sie ist so notwendig wie gefährlich. Denn nach der<br />

Auswertung der ergiebigen Stasi-Akten muss die Schieflage<br />

zwischen Ost und West zur Befriedung begradigt werden.<br />

Zweifellos hat der Westen auf die Anabolika-Monsterproduktion<br />

im Osten reagiert und umgekehrt. Das gesamte Ausmaß<br />

in der Bundesrepublik ist aber auf Grund der vergleichsweise<br />

dünnen Aktenlage kaum beweisbar. Mal abgesehen von<br />

interessanten Nachlässen. Es sei denn, die Heroen der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele von München 1972, von Montreal und Innsbruck,<br />

Los Angeles wie Sarajevo, Seoul und Calgary bis zur<br />

Verjährungsgrenze Sydney (2000) erzählen endlich öffentlich,<br />

was sie allenfalls hinter vorgehaltener Hand ausplaudern.<br />

Vermutlich wäre die Erschütterung kaum auszuhalten. Allerdings<br />

schweigen potenzielle Mitwisser. Insider wie der ehemalige<br />

Olympiaarzt Dr. Georg Huber oder der Bundestrainer<br />

im Radfahren, Peter Weibel, verweigern sich. Dabei könnten<br />

sie erklären, wie es funktioniert hat. Man würde erkennen,<br />

was nötig ist, um manche Sportarten von einem teuflischen<br />

Kreislauf zu befreien: Denn wie kann man von einem ehemaligen<br />

Doper, der die Manipulation als systemimmanente<br />

Notwendigkeit kennenlernte, ernsthaft erwarten, dass er als<br />

Trainer einen überzeugenden Antidoping-Kurs fährt?


OF: Sie sind 58 Jahre alt, Präsident des Ski-Verbandes Schwarzwald-Nord,<br />

Diplom-Kaufmann und arbeiten als Managing Director<br />

bei der <strong>Deutsche</strong>n Bank. Wie verschlägt es einen Banker zur Nationalen<br />

Anti-Doping-Agentur (NADA) und in den Kampf um einen<br />

sauberen Sport?<br />

HÖLZ: Der erste Kontakt kam zustande, als vor Gründung der NADA<br />

der damalige Innenminister Otto Schily und Manfred von Richthofen,<br />

der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes (DSB), um Unterstützung<br />

aus der Wirtschaft baten. Deren gemeinsames Schreiben war<br />

damals bei mir als Verantwortlichen für Nachhaltigkeits-Fragen bei<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Bank gelandet. Ich hatte unserem Vorstand geraten,<br />

dass wir uns an der NADA beteiligen sollten. Das hat die <strong>Deutsche</strong><br />

Bank dann ja auch getan. Auch ich selbst habe mich eingebracht.<br />

Nachhaltigkeit beinhaltet auch Transparenz, den Ausgleich von<br />

Interessen und Verständnis für die Auffassungen anderer. Genau in<br />

diesem Sinne verstehe ich mich bei der NADA in der Rolle eines<br />

Moderators, der die verschiedenen Stakeholder zusammenführt.<br />

Letztendlich ist der Kampf gegen Doping nichts anderes als das<br />

Zusammenspiel zwischen Politik, Sport und Zivilgesellschaft - auch<br />

ein Spiegelbild für die Zusammensetzung des Kuratoriums der<br />

NADA.<br />

OF: Seit etwa viereinhalb Jahren stehen Sie an der Spitze des<br />

NADA-Kuratoriums. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?<br />

HÖLZ: Wir haben die NADA in dieser Phase absolut stabilisiert. Das<br />

gilt für die wirtschaftliche wie für die inhaltliche Seite mit ihren<br />

beiden Säulen Kontrollen und Prävention. Wobei ich der Auffassung<br />

bin, dass das Kontrollsystem eine bisher vielleicht zu wenig beachtete<br />

präventive Kraft in sich birgt. Mit der Verbesserung des Kontrollsystems<br />

ist nicht nur eine höhere Abschreckung verbunden. Das<br />

bedeutet zugleich einen Lernprozess und mehr Erfahrung im<br />

Umgang mit diesem System - für mich eindeutig präventive Komponenten.<br />

OF: Erschreckt es Sie sehr, dass der Fußball-Weltverband Fifa und<br />

der europäische Fußballverband Uefa das neue Meldesystem der<br />

Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ablehnen?<br />

HÖLZ: Dieses Verhalten ist unmöglich und nicht akzeptabel. An<br />

dieser Stelle kann man die unnachgiebige Position der WADA nur<br />

unterschreiben und hoffen, dass die Fußballverbände umschwenken.<br />

Glücklicherweise gibt es von Seiten des <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bundes<br />

durchaus positive Signale, die sich mehr an unseren Auffassungen<br />

bei der NADA orientieren.<br />

OF: <strong>Von</strong> Seiten des Fußballs wird moniert, dass "teilweise massiv ins<br />

Privatleben eingegriffen" werde…<br />

HÖLZ: Wenn man sich entscheidet, Spitzensportler zu werden oder<br />

den Sport als Beruf auszuüben, dann muss man natürlich auch mit<br />

den Konsequenzen leben. Das gilt in meinem Umfeld als Banker und<br />

in Bezug auf meinen Arbeitgeber ganz genau so. In bestimmten<br />

Funktionen muss man sich auf bestimmte Regularien einlassen, das<br />

ist nun einmal so. Okay, diese neue Einstunden-Regel ist wirklich<br />

hart. Wir hatten versucht, das im Konzert mit dem Bundesinnenmi-<br />

"Die Einstundenregel im Anti-Doping-Kampf<br />

ist meines Erachtens schon sehr heiß"<br />

Hanns Michael Hölz, Kuratoriumsvorsitzender der NADA<br />

20<br />

nisterium und mit dem <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund zu<br />

verhindern, waren aber in diesem Punkt nicht erfolgreich. Vielleicht<br />

lässt sich da noch Einiges nachjustieren.<br />

OF: In Brüssel beschäftigt sich inzwischen die EU-Kommission mit<br />

der Frage, ob der Anti-Doping-Kampf in der jetzigen Form mit den<br />

Persönlichkeitsrechten vereinbar ist. Macht Ihnen das angst?<br />

HÖLZ: Nein, deshalb wird mir nicht gleich angst und bange. Vielleicht<br />

weil ich es gewohnt bin, in meinem Beruf mit Risikoprozessen<br />

umzugehen. In Bezug auf Deutschland würde ich mir zum Beispiel<br />

sogar wünschen, dass von Seiten einer Obersten Gerichtszuständigkeit<br />

einmal geprüft wird, ob das WADA-Meldesystem gegen Persönlichkeitsrechte<br />

verstößt. Dass sich bei der EU-Kommission nun eine<br />

eigene Arbeitsgruppe mit diesem Thema befasst, auf deren Bericht<br />

wir im Übrigen gespannt warten, das ist Teil der Globalisierung.<br />

Damit müssen wir leben, das muss man ganz nüchtern sehen.<br />

Solche regulativen Prozesse können nützlich sein und zur Klärung<br />

der Rahmenbedingungen beitragen. Wir brauchen ja nicht gleich<br />

Verträge mit 1000 Seiten Inhalt, doch solche in komprimierter Form,<br />

die justitiabel sind. Dann muss uns nicht bange sein, weil es schließlich<br />

immer um einen Ausgleichsprozess geht. Die Regulation gilt<br />

letztlich immer dem Ausgleich zwischen den persönlichen Interes-<br />

OF-INTERVIEW


sen der Athleten und den Ansprüchen des weltweiten Kampfes<br />

gegen Doping, wobei der Schutz der sauberen Sportler eindeutig im<br />

Zentrum aller Bemühungen steht. Das wird zuweilen in der Diskussion<br />

vergessen.<br />

OF: Angenommen, die EU käme zu der Auffassung, die Persönlichkeitsrechte<br />

der Athleten wiegen schwerer als das Bemühen um<br />

einen sauberen Sport - was dann?<br />

HÖLZ: Das würde den Kampf gegen Doping natürlich nicht gerade<br />

leichter machen. Aber deswegen würde die NADA keineswegs in ein<br />

"schwarzes Loch" fallen und müsste alle Bemühungen einstellen.<br />

Nüchtern betrachtet, hieße das: Die Sportler müssten innerhalb des<br />

Kontrollsystems nicht mehr in der Weise verfügbar sein, wie es<br />

derzeit der Fall ist. Das würde doch nicht automatisch ein Ende<br />

effektiver Doping-Kontrollen bedeuten. Im Gegenteil müssten wir<br />

dann kreativ sein und andere Instrumente stärken, um die eingeschränkteKontrollverfügbarkeit<br />

der Sportler wieder<br />

auszugleichen.<br />

OF: Woran denken Sie?<br />

HÖLZ: Zum Beispiel,<br />

indem wir uns stärker<br />

darum bemühen, von<br />

großen Pharmaunternehmen<br />

Informationen über<br />

die Wirkungsweise neuer<br />

Präparate zu erhalten und<br />

auf diese Weise einen<br />

zeitlichen Vorlauf bekommen.<br />

Auch bei Sportärzten<br />

und Allgemein-Medizinern<br />

gibt es noch Informationsbedarf.<br />

Jeder Patient sollte gleich bei der Anmeldung gefragt<br />

werden, ob er Sportler ist Das sollte bei der Anamnese zu den<br />

Standardfragen gehören, damit der Arzt genau weiß, mit welch<br />

fatalen Konsequenzen eine falsche Medikamentierung bei einem<br />

Sportler verbunden sein kann. Eine weitere Reserve sehe ich in der<br />

verbesserten Aufklärungsarbeit in Schulen. Kenntnisse über den<br />

Umgang mit dem Meldesystem und allen anderen Regeln sollten<br />

für junge und potenzielle Leistungssportler noch regelmäßiger<br />

schon im Unterricht, im Verein oder im Olympiastützpunkt vermittelt<br />

werden.<br />

OF: Mancher kritisiert den hohen Grad der Kommerzialisierung im<br />

Spitzensport als eigentliche Triebfeder für Manipulationen und<br />

Betrug.<br />

HÖLZ: Die Kommerzialisierung zurückzudrehen, das wird meines<br />

Erachtens nicht funktionieren. Die langfristige Strategie im Kampf<br />

gegen Doping kann meines Erachtens nicht ausschließlich auf die<br />

Spitze abzielen, sondern es sind die Veränderungen von unten, die<br />

wir unbedingt brauchen. Es gilt, die Werte des Sports zu betonen,<br />

präventive Arbeit an der Basis zu leisten und so nach und nach<br />

neue Sportler-Generationen zu erziehen. Das ist für mich kein<br />

Kampf gegen Windmühlen. Durch meinen engen Kontakt zum<br />

OF-INTERVIEW<br />

Beirat der Athleten weiß ich sehr genau, dass sie hohe Leistungen<br />

vollbringen, aber Erfolge auf fairem, ehrlichem Wege erzielen<br />

wollen. Das ist genau die vorbildliche Einstellung, die unseren<br />

höchsten Respekt verdient. Ich habe das Gefühl, in dieser Richtung<br />

gibt es mehr und mehr eine Neujustierung.<br />

OF: Wo liegen für Sie persönlich im Kampf gegen Doping die<br />

Grenzen des Vertretbaren?<br />

HÖLZ: Die Einstundenregel ist, wie gesagt, meines Erachtens schon<br />

sehr heiß. Drei Monate vorher genau den Aufenthaltsort für eine<br />

bestimmten Stunde zu benennen, das ist natürlich schon an der<br />

Grenze des Zumutbaren, auch wenn es das Meldesystem erlaubt, bis<br />

unmittelbar vor der besagten Stunde darüber zu informieren, dass<br />

sich der Aufenthaltsort geändert hat. Wenn ein Athlet jedoch ein<br />

Recht darauf hat, kurzfristig über Abweichungen von seinen<br />

ursprünglichen Angaben zu informieren, dann müssen die technischen<br />

Systeme natürlich weltweit erreichbar und überall hundertprozentig<br />

funktionsfähig sein. Dass mittlerweile im Notfall auch<br />

eine Meldung per SMS möglich ist, macht es für die Sportler leichter.<br />

Natürlich brauchen die Athleten auch Informationen darüber,<br />

wer Zugriff auf welche ihrer persönlichen Daten hat. Neben diesen<br />

sozialen Aspekten gibt es für mich noch medizinische. Wir gehen<br />

dann zu weit, wenn wir mit unseren Kontroll-Mechanismen die<br />

Gesundheit der Sportler gefährden. Vorschläge, Athleten gleich<br />

einem Bypass einen Chip unter der Haut einzupflanzen, um eine<br />

ständige Übertragung von Daten zu gewährleisten, das geht eindeutig<br />

zu weit. Die persönliche Integrität und die Gesundheit der<br />

Athleten müssen gewahrt bleiben.<br />

OF: Wie lange wollen Sie noch bei der NADA an Bord bleiben?<br />

HÖLZ: Meine aktuelle Amtszeit reicht bis zum Jahr 2010, aber ich<br />

werde dann keinesfalls amtsmüde sein. Es gibt in dieser wichtigen<br />

Funktion noch viel zu bewegen, meine Ziele sind klar definiert.<br />

Unter dem Dach der NADA sollen künftig neben den Trainings- auch<br />

die Wettkampfkontrollen durchgeführt werden. Wir müssen in<br />

Kooperation mit der Pharma-Industrie klären, wie es mit der Forschung<br />

eingeschätzt wird. Es gilt nach wie vor, privates Geld zu<br />

generieren und vielleicht Mäzenaten aus der Privatwirtschaft zu<br />

finden, und wir müssen zu international vergleichbaren Maßstäben<br />

im Anti-Doping-Kampf kommen. Das haben wir WADA-Präsident<br />

John Fahey kürzlich bei seinem Besuch in Bonn mit auf den Weg<br />

gegeben. Den Schlüssel für die Vereinheitlichung der Standards hält<br />

das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee in der Hand. Wir können<br />

nicht weiterhin warten, dass überall in der Welt gleiche Maßstäbe<br />

angelegt werden. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen,<br />

natürlich müssen die Entwicklungsländer die Möglichkeit haben,<br />

sich an diese Standards heranzuarbeiten, aber irgendwann muss<br />

diese Übergangsphase ein Ende haben. Dieses Zeitfenster kann das<br />

IOC leicht öffnen. Es müsste nur vorgeben, dass die Teilnahme aller<br />

Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees an <strong>Olympische</strong>n Spielen an die<br />

Voraussetzung geknüpft ist, dass der aktuelle WADA-Code in den<br />

jeweiligen Ländern auch im Kontroll-Alltag umgesetzt wird. Warum<br />

sollte das nicht schon bis zu den nächsten Sommerspielen 2012 in<br />

London der Fall sein?<br />

Das Interview führte Andreas Müller<br />

21


Mit dramatischen Trailern zwischen den Werbespots<br />

wird auf das Spiel hingewiesen, in Nachrichtensendungen<br />

über die Bedeutung der Begegnung sinniert.<br />

Hallo? "Is' etwa schon Weltmeisterschaft?", möchte man mit<br />

Kaiser Franz verwundert fragen, angesichts des medialen Aufwands<br />

vor dem Länderspiel gegen Liechtenstein. Nee, es ist keine<br />

WM, sondern erst ein Qualifikationsspiel für Südafrika.<br />

Falsch: Früher war es einmal ein schlichtes Qualifikationsspiel<br />

gegen einen - wie man arrogant zu sagen pflegte - Fußballzwerg,<br />

den man mit Links besiegte (oder auch nicht). Doch nun<br />

ist es ein Event: Über alles drum herum wird berichtet, sogar der<br />

Fitnesstest der potenziellen DFB-Kicker wird übertragen, natürlich<br />

bleibt das ärztliche Bulletin ebenso wenig aus wie die obligatorische<br />

Pressekonferenz. Warum dies alles? Spielen die<br />

wirklich so schlecht, dass man Ablenkungsmanöver braucht?<br />

Nicht nur im Fußball - auch bei anderen Sportarten wird aus<br />

einem normalen Wettbewerb ein Event.<br />

Tonausfälle etwa bei DFB-Pressekonferenzen würden manchmal<br />

gut tun, denn selbst der geneigteste Sportfan kann es nicht<br />

mehr ab, wenn er zum siebenundneunzigsten Mal die Frage hört,<br />

welchen Einfluss die Befindlichkeit von Ballack auf die Stimmung<br />

in der Mannschaft oder sonst was hat. Oder ob Manager<br />

Oliver Bierhoff und Michael Ballack sich wirklich wieder lieb<br />

haben oder...? Dass da Ruhe bewahren oft nicht ganz leicht ist,<br />

lässt sich an den Gesichtern der Protagonisten dort vorne auf<br />

der Bühne erkennen - die Kamera ist dicht dran und lässt die<br />

Philosophie? Welche Philosophie?<br />

<strong>Von</strong> Bianka Schreiber-Rietig<br />

wahren Gedanken etwa eines auf dem Kiefer malmenden Bundestrainers<br />

ahnen.<br />

Fragen des Sportjournalisten - oft eine Qual für die Befragten,<br />

eine Nerv tötende Tortur für Sportfans und wohlgesinnte<br />

Zuschauer. Was soll man unmittelbar nach einer Niederlage<br />

sagen, außer, dass man gerne gewonnen hätte. Frage: "Ihre<br />

Spielphilosophie ging aber heute nicht auf oder?" Welche Philosophie<br />

bitte? Philosophie bedeutet "Streben nach Erkenntnis des<br />

Zusammenhanges der Dinge in der Welt."<br />

Wo ist da aber beim Kicken der philosophische Ansatz im eigentlichen<br />

Sinn? Ja, Sportverbände oder Profivereine haben natürlich<br />

eine Philosophie, die da heißt: Oben mitmischen bedeutet nicht<br />

nur Erfolg haben, sondern dafür auch Kohle absahnen. Profitmaximierung<br />

als Mogelpackung "homo ludens". Das haben kühne,<br />

schlitzohrige Manager und Fernsehleute tatsächlich schon lange<br />

umgesetzt. Brot und Spiele als Unterhaltungsgarant und spru-<br />

22<br />

delnde Geldquelle. Der Doppelpass zwischen öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalten, Privaten und Sportorganisationen funktioniert<br />

auf dieser Ebene ausgezeichnet - und die Symbiose zwischen<br />

Sport und Sendern gedeiht und gedeiht.<br />

Manchmal zur Freude des Sportfans. Etwa des Fußballfreundes,<br />

der begeistert ist, wenn die Spiele in den europäischen Wettbewerben<br />

auch noch während der Woche übertragen werden. Die<br />

Spiele wohlgemerkt. Das Drumherum, nee, eher nicht. Wen interessiert<br />

es, ob der Bremer Diego ein Techtelmechtel mit einer<br />

Sängerin hat. Oder Schweini mit seiner Freundin auf dem Sofa<br />

knutscht. Oder Podolski in der Nase bohrt. "Langweilig", würde da<br />

Homer Simpson, unsäglicher Vater und Sportfan der gleichnamigen<br />

Comicserie den Sender auf jeden Fall lautstark wissen lassen.<br />

Doch wenn Poldi während des zweiten WM-Qualifikationsspiels<br />

gegen Wales - das natürlich auch vor dem<br />

Anstoß wieder rauf und runter durchleuchtet wurde,<br />

seinem Kapitän eine langt, dann würde man da schon<br />

mal wissen wollen, warum das ohne Folgen blieb. Grob<br />

unsportlich nennt man das. In den Nachrichtensendungen<br />

war diese "Watschn" nach G-20 Gipfel und<br />

Bahnskandal Top drei, doch der DFB war mit einer Entschuldigung<br />

von Podolski zufrieden. Der Fan reibt sich verwundert die Augen:<br />

"Das war`s? Sonst machen sie doch auch jede Menge Wirbel. Und<br />

hier? Schönes Vorbild. Beim nächsten Schülerspiel wird Kevin<br />

Mehmet auch eine scheuern, wenn er rummeckert."<br />

Vorbilder. Ja, die gibt es nicht nur auf dem Rasen, sondern auch<br />

in den Loipen, auf Pisten oder auf den Sprungschanzen dieser<br />

Welt: Die jungen Männer und Frauen, die da von November bis<br />

Ende März oder noch länger (Eishockey) von Wettbewerb zu<br />

Wettbewerb gehetzt werden. Und das Fernsehen ist immer<br />

dabei. Heile Welt allerorten, und wenn es nicht ganz so läuft,<br />

dann wird sie halt künstlich hergestellt. Die kernigen Jungen und<br />

Madeln erkennt man in den sonnigen Portraits zwischen ihren<br />

verhunzten oder erfolgreichen Starts kaum ohne Helm und<br />

Pudelmütze, wenn sie verträumt über sommerliche Almwiesen<br />

schlendern oder auf heimischen Seen im hohen Norden mit dem<br />

Kanu paddeln. Schön ist es.


Die Unterhaltungsware<br />

Sport und ihre mediale<br />

Inszenierung oder<br />

Verramschung<br />

Und dann Bildschirm-Gehetze durch diese weiße Spur, die<br />

manchmal zum Elend für die Protagonisten wird, weil sie zu<br />

weich, zu rutschig, zu stumpf - einfach mistig ist. Und dann bei<br />

den Biathleten dieser unselige Wind von der falschen Seite, die<br />

Ladehemmung, der Fehlschuss und die unsägliche Strafrunde.<br />

Oder der verdammte Kampf durch diese Stangen auf dem<br />

schwierig gesteckten Hang und die wahnsinnigen Geschwindigkeiten,<br />

mit denen die Abfahrer die extra eisigen und steilen<br />

Pisten hinunter jagen - wo ein kleiner Fehler über Sieg oder<br />

Niederlage, Zieleinlauf oder Krankenhaus entscheiden kann.<br />

Oder wenn die jungen Männer über die Schanze abheben und<br />

wieder der Aufwind fehlt, Dauerschneefall oder Winde über<br />

Abbruch und somit eventuell den Sieger entscheiden. Die<br />

Dramatik dieser Sportarten kommt selten rüber, dafür wird zu<br />

oft und um jeden Preis übertragen. Da werden Wettbewerbe in<br />

die Länge gezogen und Risiken in Kauf genommen, weil Sponsoren<br />

und Sender sonst sauer wären, gar auf ihre vertraglichen<br />

Rechte pochen könnten. Da werden mit Schwafelrunden Jury-<br />

Entscheidungen überbrückt, die jeden, auch den Fan, zum<br />

Abschalten zwingen.<br />

Dann alles wieder eitel Sonnenschein - und kaum drehen die<br />

Athleten brav Runde um Runde, da platzt die Dopingbombe. Da<br />

wird nun der erfolgreiche Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich<br />

von seiner DDR-Vergangenheit eingeholt. Fast verschämt wird<br />

pflichtgemäß berichtet - mehr in den Nachrichtensendungen als<br />

in Sportstudios. Ball bloß flach halten - sich nicht die guten<br />

Connections kaputt machen. Schon 1989 war Ullrich deshalb<br />

Thema beim Skiverband und im Bundesinnenministerium. Ob<br />

Sponsoren oder Zuschauer - wenn juckt denn Doping? Das<br />

gehört dazu zum modernen Gladiatorentum. Wird uns ja vorgeführt,<br />

etwa im Radsport, wo nach Empörung sich nun alles<br />

wieder beruhigt hat. Außer gerade in Österreich - da ermittelt<br />

nach den Geständnissen einer Triathletin und eines Radlers nun<br />

wieder die Staatsanwaltschaft.<br />

Dass nicht nur mit dem Griff in die Medikamentenkiste betrogen,<br />

sondern auch mit Geld manipuliert wird - das erleben wir<br />

gerade im Handball, das hatten wir im Fußball. Geld regiert auch<br />

den Sport, lernen wir wieder einmal - in mehrfacher Hinsicht.<br />

Nicht nur Schiedsrichter, Spieler, Funktionäre Trainer werden<br />

eingekauft. Da legen sich etwa russische Millionäre oder arabische<br />

Scheichs eine Mannschaft oder einen Rennstall zu - und<br />

niemand findet das anstößig - nicht einmal unter dem Aspekt<br />

Chancengleichheit oder Fair Play. Warum auch? Die Weltwirtschaftskrise<br />

beweist, was wir schon immer wussten: "Money<br />

makes the world go round", und das gilt auch ganz besonders<br />

für den Sport. Doch nur solange ein Event das andere jagt,<br />

Superlative das Mindeste sind - wie immer dann Leistungsniveau<br />

oder Darbietung auch aussehen mögen. Wir werden in<br />

Berlin die Leichtathletikweltmeister bejubeln, werden feiern, die<br />

Sprint-Dollarstars bewundern, die zwanzig Meter vor dem Ziel<br />

zu aller Verwunderung noch mal Gas geben, als hätte es die<br />

Meter vorher nie gegeben. Kugeln, Speere, Hammer und Disken<br />

werden auf Rekordweiten katapultiert, als wäre das die leichteste<br />

Übung. Reporter und Kommentatoren werden sich wieder vor<br />

Begeisterung überschlagen und nette Anekdötchen über Stars<br />

und Sternchen erzählen.<br />

Und dann stehen die Akteure, Luft schnappend vor dem Mikrofon,<br />

das ihnen kumpelhaft oder bewundernd der Reporter mit<br />

einem "Herzlichen Glückwunsch - wie haben Sie das gemacht?"<br />

unter die Nase hält. Blöde Frage! "Mit ausreichend Training und<br />

gutem Timing. Und ich grüße meine Oma und danke meinem<br />

Meerschweinchen." Oder wenn es schief geht: "Was ist denn<br />

nicht so gelaufen?" Vielleicht der Athlet die Athletin? Oder was<br />

anderes hat nicht so hingehauen... Und dann blickt die Kamera<br />

in die traurigen Dackelaugen. Und wendet sich mit Freude dem<br />

nächsten Event zu: Boxen. Da sitzen sie nun, die Halbseidenen<br />

mit den Halbpromies und ein paar wirklichen prominenten<br />

Boxfans dicht und menschelnd. Mancher und manche vergessen<br />

sich im Anfeuerungsfieber. Das elektronische Auge hat alles im<br />

Visier. Auch Kirmeskämpfe werden promotet, als ob es um den<br />

Weltmeistertitel ginge. Und das bekommt dem Boxsport ebenso<br />

wenig wie dem übertragenden Sender.<br />

Aber wen interessiert das? Auch die Formel 1 dreht wieder ihre<br />

Runden, obwohl kein Mensch - nicht einmal die Beteiligten -<br />

bisher das neue Reglement begriffen hat. Und obwohl wieder in<br />

Malaysia das Rennen abgebrochen werden musste, weil - auch<br />

nicht zum ersten Mal - überraschend gerade zu dieser Zeit<br />

Monsunregenfälle niedergehen. Überhaupt das Wetter und diese<br />

Klimaveränderung. Es schmeißt Wettkampfkalender und Zeitpläne<br />

durcheinander. Behaupten die Veranstalter. Wer sich mit<br />

Meteorologen eingehend unterhielte, käme vermutlich nicht auf<br />

die Idee, immer noch am Saisonabschluss für die Nordischen im<br />

März in Skandinavien festzuhalten. Wetterfrösche haben da ihre<br />

Erfahrungswerte - ebenso wie Sportler.<br />

"Wir müssen das erst einmal analysieren", ist ein gern gesagter<br />

Satz von Trainern, wenn Niederlagen eingefahren wurden,<br />

Taktiken nicht griffen, die Umstände nicht stimmten. Der Satz<br />

sollte für Funktionäre, aber auch für Fernsehmacher nicht nur<br />

eine Phrase, sondern Handlungsanweisung sein.<br />

23


Viele Fans sind müde, überfüttert vom manchmal täglichen<br />

Übertragungswust, von Wintersportarten, die zu Ganzjahressportarten<br />

mutierten, monotonen Tennisturnieren, öden Radveranstaltungen<br />

oder gähnend langweiligen Reitturnieren. Masse<br />

statt Klasse ist geboten. Krisenzeiten. Auch der Sport spürt sie<br />

schon, und der Hochleistungssport wird sie sicher noch mehr zu<br />

spüren bekommen - das Geld sitzt bei kleinen wie großen Unternehmen<br />

nicht mehr so locker. Und auch Ministerien halten die<br />

Hand auf der Kasse. Krise als Chance - halten wir es mit US-<br />

Präsident Barack Obama. Was in diesem Fall heißt: Es geht auch<br />

eine Nummer kleiner.<br />

Und besinnen wir uns auf die einst "herrlichste Nebensache der<br />

Welt". Denn der Sport und seine - vor allem passiven - Vertreter<br />

nehmen sich zu wichtig. Die Folge davon ist, dass der Sport und<br />

mit ihm auch der Sportjournalismus noch gegen eine zweite<br />

Krise zu kämpfen hat - die Sinnkrise. Was wollen wir? Sport ist<br />

Fangen wir mal da an, wo <strong>Olympische</strong>s Feuer leuchtet,<br />

und nicht mit jenen Ärgernissen, die derzeit so viel<br />

Dunkel auf "den Sport" werfen: Biathlon zum Beispiel -<br />

was für ein Sport! Ich sehe sie immer wieder vor mir, die letzten<br />

echten Kerle in Wald und Schnee, Kilometer um Kilometer,<br />

"Gewehr über", auf der Spur des Wildes. Und dann der Triumph:<br />

Gesehen, geschossen, getroffen und wieder eine Trophäe fürs<br />

Wohnzimmer.<br />

Erfolgreiche Laborversuche und<br />

permanente Gefährdungen<br />

<strong>Von</strong> Günther von Lojewski<br />

Laufen, das entspricht einem menschlichen Urinstinkt und<br />

jagen auch. Beides zusammen ist Biathlon. Und wenn auch der<br />

Begriff der griechischen Mythologie entstammt, so ist die<br />

Sportart doch erst nach dem 2. Weltkrieg mit Weltmeisterschaften<br />

und <strong>Olympische</strong>n Spielen in unser Bewusstsein gedrungen.<br />

Heute ist Biathlon, ausweislich seiner "Quoten", einer der Magneten<br />

auf deutschen Bildschirmen; selbst im Hauptprogramm,<br />

gleichauf mit "Tagesschau" und "Tatort", Carmen Nebel und<br />

RTLs "Superstar". Die Anbieter reißen sich um die Übertragungsrechte.<br />

Das ist noch nicht lange so. Ich entsinne mich, wie<br />

dieser Sport gleich einem Mauerblümchen in den Nischen der<br />

Fernsehprogramme darbte. Programmbeobachtungen im Auftrag<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes ergaben noch Anfang dieses<br />

Jahrzehnts in ARD und ZDF eine Medienpräsenz von durch-<br />

24<br />

zur Unterhaltungsware verkommen oder wird oft nur als Mittel<br />

zum Zweck betrieben. Und wir, auch wir Sportjournalisten,<br />

sprechen so gerne von der Leichtigkeit des Spiels und des Sports<br />

und transportieren die Worthülsen der Funktionäre von Werten<br />

und Idealen, die sie als Nebelkerzen werfen, um von bestimmten<br />

Gebaren abzulenken, oft leichtfertig weiter. Ende der Scheinheiligkeit!<br />

"Markt oder Tempel?" forderte einst Baron Pierre de<br />

Coubertin eine Entscheidung von der neuen olympischen Bewegung.<br />

Beim Ethik-Seminar des Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

von Deutschland vor genau 20 Jahren (April 1989) in Hannover<br />

sagte die ehemalige Schwimmerin und Trainerin Ursel Wirth-<br />

Brunner: "Im Augenblick scheinen die Ziele des Hochleistungssports<br />

ins Grenzenlose zu führen. Wir müssen daher versuchen,<br />

den Sport wieder in feste Bahnen zu lenken, die notwendigen<br />

Grenzen abzustecken und ethische Werte klar zu formulieren.<br />

Eine neue Gesinnung ist nötig." Es gibt Wahrheiten, die gelten<br />

Jahrzehnte später noch immer.<br />

schnittlich 84 Minuten - im Jahr. Live-Übertragungen gab es<br />

nur im Traum.<br />

Freilich, die Biathleten selbst waren daran nicht schuldlos. Da traf<br />

sich einst, irgendwann und irgendwo zwischen Wind und Wetter<br />

und unter Ausschluss der Öffentlichkeit, eine verschworene<br />

Gemeinde von Überzeugungstätern. Einer nach dem anderen<br />

wurden sie ins Rennen "abgeschossen", verschwanden im Wald,<br />

nur selten waren sie zu sehen auf ihren langen Runden,<br />

ab und zu drangen ein paar laute Zurufe und ein<br />

Stöhnen herüber, dann auch Schüsse, ohne dass zu<br />

erkennen war, wem sie galten und was sie trafen. Und<br />

erst lange danach, wenn auch der Allerletzte im Ziel<br />

war, bekam der verehrte Zuschauer mitgeteilt, wer<br />

gesiegt hatte und warum.Biathlon kam ins Labor.<br />

Marktforscher, Marketing-Experten, Medienmacher<br />

analysierten Stärken und Schwächen und die Wünsche<br />

des Publikums. Bis, wie ein Homunculus aus der<br />

Retorte, ein völlig anderes Produkt herauskam, fit für das Medien-<br />

Zeitalter, durchgestylt und garantiert gewinnbringend.<br />

Da wurde - "man nehme" - zuerst Wald abgeschlagen - auf dass<br />

die Loipen besser einsehbar wurden. Dann wurden die Runden<br />

verkürzt - damit die Athleten häufiger vor den Zuschauern<br />

passieren mussten. Es wurden Schießstände und -scheiben mit<br />

Kameras bestückt und Großleinwände eingerichtet - so dass ein<br />

jeder Abdruck und Einschlag der Kugeln verfolgen konnte. Dazu<br />

gab es Staffeln, sogar "Mixeds", und Massenstarts - und Sieger<br />

war fortan, wer vor aller Augen als Erster ins Ziel kam; und sei es<br />

nur mit der Skispitze. Zu guter Letzt, in Erwartung einer fulminanten<br />

Publikumsvermehrung, wurden sogar Tribünen gebaut -<br />

da bedurfte es dann nur noch erfolgreicher Athleten, mit denen


sich immer mehr Fans identifizieren konnten. Der Laborversuch<br />

ist geglückt, die Kalkulation aufgegangen. Groß und Greis, Wilhelm<br />

und Neuner haben ihren Sport nicht nur populär gemacht.<br />

Sie laufen und schießen sich und ihm auch viel Geld zusammen;<br />

mit jedem Rennen mehr, es können gar nicht genug sein. Angebot<br />

und Nachfrage - so stürmt Biathlon nun in die Charts und in<br />

die freie Marktwirtschaft. Auch in alle Konsequenzen, die sich in<br />

deren "Krise" gerade offenbaren?<br />

Aufstieg und Fall sind auch im Sport nicht mehr unbekannt,<br />

seitdem Fußballer, Handballer und Eishockeyspieler sich nicht<br />

mehr mit einem Lorbeerkranz, Ruhm und Ehre zufrieden geben.<br />

Ergebnisse werden manipuliert oder erkauft. Große Clubs sind<br />

zahlungsunfähig, andere kommen nicht mehr aus dem Börsenkeller.<br />

Mancher Möchte-gern-kann-aber-nicht ist insolvent oder<br />

still verschieden. In Einzelsportarten, weil sich einer allein immer<br />

leichter tut als eine ganze Mannschaft, greift man immer eher<br />

zu Diabolika. Ob Leichtathleten, Gewichtheber oder Radfahrer,<br />

sie kennen zwar die Risiken für ihre Gesundheit - und spielen<br />

doch russisches Roulette. Als heilige der Sieg jedes Mittel, weil er<br />

Ruhm bringt und Ruhm Geld.<br />

Geld stinkt nicht, und freie Marktwirtschaft kennt keine Grenzen?<br />

Irrtum. Es geht um Sport. Und dessen Faszination macht gerade<br />

die Annahme aus, dass es anders zugeht als im täglichen Leben,<br />

dass Gleich und Gleich aufeinander treffen und ehrlich und fair<br />

ihre Kräfte messen. Daran glauben bis heute Millionen Menschen,<br />

und diesen Glauben wollen sie sich auch nicht nehmen lassen.<br />

Darum diskreditiert, wer immer manipuliert oder dopt, nicht nur<br />

seine Gegner und alle Sportkameraden. Nein, es schadet eine<br />

kleine, radikale Minderheit ihrem Sport, ja dem Sport "an sich". Sie<br />

verhöhnt den olympischen Geist - die Teilnahme, nicht der Sieg ist<br />

"alles" - , und sie unterminiert seine Glaubwürdigkeit. Und nun<br />

Biathlon. Herausragende Erfolge der deutschen Mannschaft haben<br />

" Sport ist eine der faszinierendsten Gemeinschaftsleistungen<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>", so Hessens Innen- und<br />

Sportminister Volker Bouffier - selbst einmal aktiver<br />

Leistungssportler. Natürlich hat sich der ursprüngliche Zeitvertreib<br />

aus Spiel und Vergnügen in Verbindung mit dem vergleichenden<br />

Leistungsgedanken weiterentwickelt. Gesundheitliche,<br />

erzieherische, zwischenmenschliche, charakterbildende und auch<br />

Unterhaltungselemente sorgten- vor allem auch im Jugendbereich<br />

- für wertvolle, kaum zu ersetzende positive Begleiterscheinungen,<br />

prägten Persönlichkeiten und Vorbilder. In unserer<br />

"fortschrittlichen", schnelllebigen, globalen Leistungs-, Konsumund<br />

Computer-<strong>Gesellschaft</strong> pervertiert die einstmals schönste<br />

Nebensache der Welt - offensichtlich fast unbemerkt - zur<br />

reinen Werbe- PR- und Medienshow mit noch gar nicht absehbaren<br />

Folgen und verheerenden Konsequenzen, natürlich und<br />

die abgelaufene Saison bestimmt. Doch zur Bilanz gehört auch,<br />

dass wg. Doping wieder (russische) Sportler aus dem Rennen<br />

genommen wurden. Dass eine ganze Reihe weiterer Fälle noch<br />

unerledigt bei den Verbänden liegt. Und dass sich die Verantwortlichen<br />

über ihre eigenen Regeln, Standards und Sanktionen nicht<br />

einig sind; dass womöglich der eine oder andere sogar selbst mit<br />

seinem persönlichen Fortkommen in erfolgreichem Systemdoping<br />

gefesselt ist und deshalb trickst. Alfons Hörmann, der deutsche<br />

Vizepräsident der Internationalen Biathlon Union (IBU), spricht<br />

bereits von "sportpolitischen Geisterfahrern".<br />

Gewiss wäre Biathlon nicht die erste Sportart, deren Weg aus<br />

den Labors des Marketing über die Labors der Chemie direkt in<br />

den totalen Kommerz führte. Doch fiele auch diese Disziplin, die<br />

über Jahrtausende herkommt und sich heute noch so gern hehr<br />

präsentiert, Drogen anheim und geböten die "sportpolitischen<br />

Geisterfahrer" einer solchen Fehlentwicklung nicht umgehend,<br />

unmissverständlich und konsequent Einhalt, die Folgen wären<br />

verhängnisvoll. Alfons Hörmann weiß das, darum sein Drängen.<br />

Spätestens wenn auch die "Blase" des Sportkommerzes platzte,<br />

stünden notgedrungen staatliche Strafverfolger ins Haus. Drohte<br />

dem organisierten Sport der Verlust autonomer Justiz. Gäbe es<br />

auch für seine Selbstverwaltung bald kein Halten mehr und für<br />

seine Substitution mit öffentlichen Geldern kaum noch eine<br />

Rechtfertigung. Vom Niedergang des olympischen Geistes ganz<br />

zu schweigen. Denn der Sport selbst hätte sein wichtigstes<br />

Alleinstellungsmerkmal preisgegeben: seine Glaubwürdigkeit. Wo<br />

endet, wer die verliert, können gerade Banker und Manager allen<br />

berichten, die es hören wollen.<br />

* * *<br />

Günther von Lojewski war Intendant des Senders Freies Berlin<br />

und langjähriger Vorsitzender der Medienkommission des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportbundes.<br />

vor allem auch im (mittlerweile finanziell total abhängigen)<br />

Amateur- und Breitensport. <strong>Von</strong> Werten, Moral und Ethikverlusten<br />

ganz zu schweigen.<br />

Kinder und Jugendliche verbringen ihre Freizeit anstatt auf<br />

Sportplätzen oder in Turn- und Schwimmhallen mit Computer,<br />

Sport-Infarkt oder Vom Frust<br />

eines Medienmenschen<br />

<strong>Von</strong> Wolfgang Avenarius<br />

25


Handy oder Flatrate-Partys und entsprechend frühreifen<br />

"Begleiterscheinungen". Der Schulsport ist eine Farce, Vereine<br />

sind "uncool"! Dafür gibt es schon jetzt gravierende Defizite<br />

einfachster Bewegungsabläufe, erschreckendes Übergewicht und<br />

gravierende Suchtprobleme. Im Hochleistungsbereiche müssen<br />

Top-Athleten auf Grund psychischer Überforderung ihre Karriere<br />

auf dem Zenit beenden, wobei andererseits die Gesundheit der<br />

Athleten z.T. unverantwortlich aufs Spiel gesetzt wird, gnadenlos<br />

dokumentiert bei einem TV Boxkampf mit doppelt gebrochenem<br />

Kiefer und tödlichem Risiko. Vor allem hat das Fernsehen mit<br />

seiner Quoten- und Vermarktungsabhängigkeit sowie stundenlangen<br />

"Endlos-Events" einiger international erfolgreicher Sportarten<br />

und Akteure in einer exzessiven Form von positiven und<br />

negativen Extremen und Übertreibungen - Athleten werden<br />

genau so schnell und gnadenlos demontiert wie sie aufgebaut<br />

wurden - längst jegliches Maß und Verantwortungsgefühl<br />

verloren.<br />

Auch haben ausgerechnet ARD und ZDF die mit Recht umstrittenste<br />

"Sport"art - mit dem Ziel einer vorsätzlichen Körperverletzung<br />

- aus dem Rotlicht- und Manipulationsmilieu wieder<br />

hoffähig gemacht, um mit - vom klassischen Amateurboxen<br />

(Faustfechten) weltenentfernten - blutigen Ringschlachten,<br />

Kirmesboxen ("Riese" gegen "Zwerg") und immer wieder neuen,<br />

aus dem Hut gezauberten Welt- und Sonstwas-Meistern Einschaltquoten<br />

zu erzielen. Dafür ringen sogenannte "Randsportarten"<br />

um jede Sendeminute und die entsprechenden Vereine<br />

und Verbände ums finanzielle Überleben.<br />

Die jahrzehntelang wider besseres Wissen verharmloste und<br />

unter den Tisch gekehrte, in letzter Zeit wenigstens endlich<br />

öffentlich diskutierte Doping-Problematik scheint vor allem<br />

weltweit unlösbar, weil nicht nachweis- und kontrollierbar, mit<br />

der katastrophalen Konsequenz eines Fragezeichens hinter jeder<br />

Höchstleistung. Wobei die Praxis mittlerweile auch in Deutschland<br />

ernüchternd und entlarvend ist, wenn Hausärzte immer<br />

öfter von Amateur- und Breitensportlern vor vollendete Doping-<br />

Tatsachen gestellt werden und im Behandlungsfall in Gewissenskonflikte<br />

geraten.<br />

Betroffen natürlich auch die Fußballer, deren z.B. exzessives<br />

Aggressionspotenzial mit gesunder Härte rein gar nichts mehr zu<br />

tun hat. Unser "Volkssport" - in seinem Ursprung eine der attraktivsten<br />

und schönsten Sportarten überhaupt - steht vor allem<br />

mit entsprechenden Auswirkungen mittlerweile leider an der<br />

Spitze der degenerierten und pervertierten "Freizeitbeschäftigungen"<br />

mit noch schlechteren Zukunftsperspektiven.<br />

Wett- und Schiedsrichter-Skandale erschüttern von Zeit zu Zeit<br />

außerdem die Glaubwürdigkeit des Fußballs in seinen Grundfesten.<br />

Gewaltbereite Hooligans mit immer niedrigerer Hemmschwelle<br />

- keinesfalls alle aus asozialen Verhältnissen - nutzen<br />

die konkurrierende Medienpräsenz als Plattform für Selbstbestätigung<br />

und abstruse Selbstverwirklichung.<br />

26<br />

Die "Schwalben"-Mentalität, bei Südländern, früher scharf<br />

kritisiert, haben wir leider mit deutscher Gründlichkeit perfektioniert<br />

und damit die Schiedsrichter offensichtlich so verunsichert,<br />

dass schon mehrfach Brutal-Fouls nicht mehr geahndet wurden.<br />

Nur die Trainer könnten die Unsitte - natürlich bei eigenen<br />

Spielern - unterbinden. Wofür gibt es eigentlich Trainer-Tagungen?<br />

Rechte- und Spieler-Vermarktung nehmen groteske Formen und<br />

Ausmaße an, wobei der Sport durch branchenfremde "professionelle<br />

Marketing-Experten" oft nur noch als Mittel zum (finanziellen)<br />

Zweck missbraucht wird. Erste Konsequenzen und Negativfolgen<br />

sind unübersehbar: z.T. hoch verschuldete Verbände<br />

und (Bundesliga-) Vereine, die außerdem wegen dauernd wechselnder<br />

Akteure ihre Identifikationsmöglichkeit - ein entscheidender<br />

Fan-Faktor - und damit ihre regionale Attraktivität mehr<br />

und mehr verlieren. Eine gefährliche, offensichtlich noch völlig<br />

unterschätzte Entwicklung. Auch bei den Amateuren und im<br />

Jugendbereich hat der Umgangston - aus welchen Gründen<br />

auch immer - zwischen Akteuren, Schiedsrichtern, Offiziellen<br />

und Zuschauern z. T. katastrophale Formen angenommen. Und<br />

nach einer euphorisierenden WM mit existenziellem Stellenwert,<br />

einer ergebnisbefriedigenden EM und Partystimmung in den<br />

neuen Stadien schwelgt der DFB in Nostalgie und Zukunftsvisionen,<br />

aber auch in Populismus, Selbstdarstellung und einer fußballkapitalistischen<br />

Expansionsgier. Im Übrigen droht nicht nur<br />

im sportlichen, sondern auch im Zuschauerbereich eine problematische<br />

Zweiklassengesellschaft.<br />

Zu nennen natürlich auch der fast schon wieder in Vergessenheit<br />

geratene Wettskandal im Tennis sowie vor allem jetzt der Manipulationssumpf<br />

im Handball "unserer" urdeutschen Traditionssportart.<br />

Auch im Formel-1-Zirkus werden "Urteile" und "Regeln"<br />

offensichtlich ausschließlich im Sinne eines attraktiven Wettbewerbs<br />

ausgelegt und bewertet. Dazu kommt: Lifestyl und Sex<br />

(be)nutzen und reduzieren die sportliche Leistung immer öfter<br />

nur noch als Mittel zum PR-, Quoten- und Auflage-Zweck.<br />

Der Sport sollte bei allem zeitgemäßen Fortschritt wieder zu sich<br />

selbst zurückfinden, sonst verliert er vollends sein Selbstverständnis<br />

und mutiert zum reinen Gladiatorentum. Nicht Geld<br />

und Gigantismus, sondern Lust und Freude sollten in unserer<br />

immer kälter werdenden unpersönlichen Welt die Garanten und<br />

die Triebfeder der Sportentwicklung sein und bleiben. Dies vor<br />

allem auch den Medien und ihrem Hang zur Sensation und zur<br />

Überbewertung des Oberflächlichen und Unwichtigen ins<br />

Stammbuch.<br />

* * *<br />

Fernsehjournalist und Filmemacher Wolfgang Avenarius war lange<br />

Jahre Kommentator, Reporter und Moderator und hat 40 Jahre die<br />

nationale und internationale Sport-Szene begleitet.


Vor einigen Monaten,<br />

beim Neujahrsempfang<br />

des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes,<br />

führte eine kleine, junge Frau<br />

gekonnt durch das Programm.<br />

Dunja Hayali, Co-Moderatorin<br />

im "Heute-Journal" des ZDF,<br />

ging dabei so locker mit dem<br />

Thema Sport um, dass sich<br />

eine engere Beziehung dazu<br />

vermuten ließ. Zugleich<br />

brachte sie dem Auditorium im Kaisersaal des Frankfurter Rathauses<br />

"Römer" den Jahresschwerpunkt des DOSB "Frauen<br />

gewinnen" nahe. Die Dreiunddreißigjährige stellt selbst ein gutes<br />

Beispiel dafür dar, wie man sich in der Männerwelt erfolgreich<br />

behauptet. Der Sport ist ihr dabei bis auf den heutigen Tag eine<br />

Leidenschaft, die ihr Freude und Lebenskraft gibt.<br />

Die Tatsache, dass ihre Eltern aus dem Irak stammen, legt erst<br />

einmal klischeehaft einen Fehlschluss nahe. Vater und Mutter<br />

sind nicht, wie man annehmen könne, wegen ihres christlichen<br />

Glaubens unter Sadam Hussein politisch verfolgt worden und<br />

deshalb in den Westen geflüchtet. Vielmehr verließen sie schon<br />

in den fünfziger Jahren die Stadt Mossul im Norden des Landes<br />

völlig undramatisch, um in Österreich Medizin (der Vater), und<br />

Pharmazie (die Mutter), zu studieren. Dauerhaft wurde daraus in<br />

Datteln die bürgerliche Existenz einer Arztpraxis, in der das<br />

Ehepaar zusammen arbeitete. In der Kleinstadt mit heute 35.000<br />

Einwohnern, wo vier Kanäle einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt<br />

bilden, wurde Dunja Hayali 1975 geboren. Hier im nördlichen<br />

Ruhrgebiet, wo das Industrierevier in die sanfte Landschaft<br />

des Münsterlands übergeht, verbrachte sie "eine wunderbare<br />

Kindheit. Wir haben viel draußen gespielt, auch oft gekickt. Als<br />

Dreijährige war ich in einen siebenjährigen Jungen verliebt. Bald<br />

teilte ich seine Begeisterung für Fußball und für Borussia Mönchengladbach."<br />

Die Anhänglichkeit hält bis zum heutigen Tag,<br />

trotz der bedrohlichen Lage "der Fohlen".<br />

Die Herkunft ihrer Eltern ist für sie nach wie vor von großer<br />

Bedeutung: "Auch wenn ich nicht im Irak geboren bin, schlagen<br />

doch zwei Herzen in meiner Brust. Ich fühle deutsch, und ich<br />

fühle arabisch." Dunja wuchs als Kind des Ruhrgebiets in wohltuender<br />

Normalität auf. Sie brachte sich in die Gemeinschaft ein,<br />

ob als Messdienerin in der katholischen Kirche oder in mehreren<br />

Sportvereinen, in denen sie Judo betrieb, Volleyball spielte und<br />

im Tennis so gut wurde, dass sie über eine Profikarriere nachdachte.<br />

"Aber irgendwann habe ich den Schläger an die Wand<br />

gehängt, habe mich für meine gewohnte Umgebung und für das<br />

Studium entschieden." An der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule in<br />

Köln studierte sie Medien- und Kommunikationswissenschaften.<br />

Damit setzte sie eine Absicht um, die sie schon als Dreizehnjährige<br />

fest im Visier hatte: "Ich wollte unbedingt Sportreporterin<br />

werden." Warum? "Ich hatte die Vorstellung, dass der Sportre-<br />

Dunja Hayali - Fernseh -<br />

Frontfrau mit sportlichen<br />

Wurzeln und Ambitionen<br />

<strong>Von</strong> <strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />

porter das ganze Jahr durch die Welt reist und viel mit Sportlern<br />

zu tun hat. Und der Sport hat mich fasziniert, zumal es die große<br />

Zeit von Boris Becker und Steffi Graf war und ich viel am Fernseher<br />

hing."<br />

Mit 24 Jahren wurde sie freie Sportmoderatorin bei der "<strong>Deutsche</strong>n<br />

Welle, Radio" in Bonn. Nebenbei volontierte sie bei einer<br />

Fernseh-Produktionsfirma und erwarb so das handwerkliche<br />

Rüstzeug für ihre spätere Karriere. 2006 wechselte sie zur "<strong>Deutsche</strong>n<br />

Welle TV" nach Berlin. Ein Jahr später erhielt sie einen<br />

Anruf vom "Heute-Journal"-Chef Claus Kleber, der sie zum ZDF<br />

holte. Hier moderiert sie die "Heute"-Nachrichten am Nachmittag,<br />

bringt sich frühmorgens von 5.30 Uhr an beim Morgenmagazin<br />

ein und sorgt beim "Heute-Journal", meist an der Seite von<br />

<strong>Steffen</strong> Seibert, für eine lockere Note. Seit April 2007 pendelt sie<br />

wochenweise zwischen ihrem ersten Wohnort Berlin-Kreuzberg<br />

und Mainz. "Wenn der Job Spaß macht, nimmt man diese<br />

Anstrengung gerne auf sich. Und das ist mein Traumberuf." Viel<br />

Zeit bleibt nicht mehr für ihre sportlichen Hobbys. Um sich fit zu<br />

halten, joggt sie regelmäßig mit ihrer Golden Retriever-Hündin<br />

"Emma". Im Urlaub surft und taucht sie gern, entspannt sich im<br />

Winter beim Skifahren und "Snowboarden".<br />

In den Live-Sendungen weiß sie, dass sich die Blicke von Millionen<br />

Fernsehzuschauern auf sie richten und jedes Wort sitzen muss.<br />

"Wir haben als Moderatoren eine wahnsinnige Verantwortung,<br />

aber wir operieren auch nicht am offenen Herzen." Dunja Hayali<br />

spürt eine besondere Verpflichtung gegenüber jungen Frauen, die<br />

an ihr sehen, dass jede eine Chance hat, sich durchzusetzen und<br />

Karriere zu machen. "Ich fülle diese Rolle gerne aus und habe ja<br />

auch viel Kontakt zu Jüngeren, die sich ermutigt fühlen durch<br />

jemanden wie mich. Und es ist schön zu hören, dass man die<br />

jungen Frauen durch das eigene Vorbild motivieren kann."<br />

Gerade Spitzensportlerinnen sieht sie als wichtige Leitfiguren:<br />

"Steffi Jones zum Beispiel hat es auch geschafft, als Organisations-Chefin<br />

für die Fußball-WM der Frauen 2011 in eine Position<br />

zu gelangen, in der sie etwas bewegen kann. Franziska van<br />

Almsick gestaltet jetzt als Stellvertretende Vorstandsvorsitzende<br />

der Sporthilfe den Sport mit." Solche Persönlichkeiten ermuntern<br />

die nachrückenden jungen Frauen, über exzellente Leistungen<br />

selbst den Erfolg zu suchen - wie Dunja Hayali.<br />

27


Frauen in der Leichtathletik auf Augenhöhe<br />

mit den Männern… nach einem langen Weg<br />

voller Hindernisse <strong>Von</strong> Michael Gernandt<br />

Was wohl Pierre de Coubertin, der erste Chauvinist<br />

des Olympismus, zu der Nachricht zu sagen<br />

gehabt hätte, die im März die Runde machte: Die<br />

Russin Yelena Isinbayeva, Allesgewinnerin im Stabhochsprung<br />

und Weltrekordlerin daselbst, unterzeichnete einen Fünfjahresvertrag<br />

mit dem chinesischen Sportartikelunternehmen Li<br />

Ning über insgesamt 7,5 Millionen Dollar. Ein solcher Kontrakt<br />

war bisher nicht im Besitz einer Sportlerin, zumindest<br />

nicht in der Leichtathletik, und auch nur ganz wenige Herren<br />

des leichtathletischen Daseins durften ob so viel garantierten<br />

Geldes aus einem Vertrag frohlocken. Auch wäre Coubertins<br />

28<br />

Reaktion interessant gewesen auf das jüngste Vorhaben des<br />

Leichtathletik-Weltverbands IAAF, den Frauen im Vorstand<br />

(Council) künftig nicht mehr nur vier, sondern sechs Positionen<br />

einzuräumen.<br />

Es sei hier dem Begründer der neuzeitlichen <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele nicht unterstellt, weiland zur Fraktion jener<br />

Geschlechtsgenossen gehört zu haben, welche die Frau ausschließlich<br />

am Herd zu Gange sehen wollte; verbürgt ist<br />

indes, dass er sie zumindest im aktiven Wettstreit auf dem<br />

Sportplatz nicht duldete, gleichwohl auf der Tribüne der


Körperertüchtigungsstätte - als Spenderin möglichst ehrerbietigen<br />

Beifalls für den um den Lorbeer ringenden Mann.<br />

Wenn wir nun einen Blick voraus werfen auf die XII. Leichtathletik-WM<br />

im August im Berliner Olympiastadion und uns<br />

das (tatsächlich mögliche) Szenario ausmalen, wie Frau<br />

Isinbayeva aus Wolgograd ihren vielleicht 30. Weltrekord<br />

erzielt und mit mehr Applaus bedacht wird als alle männlichen<br />

Sieger, inklusive des angeblichen Wunderläufers Bolt -<br />

ja dann wird klar, dass die Zeit des Ringens um Gleichstellung<br />

längst hinter den Leichtathletinnen liegt. Im Gegensatz zur<br />

Berufswelt und zu anderen <strong>Gesellschaft</strong>sbereichen der zivilisierten<br />

Welt steht in der Leichtathletik die Frau auf Augenhöhe<br />

mit dem Mann: Gleiche Erfolgsprämien bei der Weltmeisterschaft<br />

sowie im Grandprix - beim Tennis zum Beispiel<br />

erhalten Männer nach wie vor höhere Gagen - und seit der<br />

WM 2005 auch gleiche Disziplinen; lediglich das 50 km<br />

Gehen hat man den Athletinnen nicht zumuten wollen.<br />

Worüber die Damen wohl kein bisschen traurig sind.<br />

Bis die Gleichberechtigung hergestellt war, ist es allerdings<br />

ein langer und steiniger Weg gewesen. Als zu den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen 1928 in Amsterdam die IAAF leicht widerwillig<br />

erstmals fünf Wettbewerbe (100 m, 800 m, Hochsprung,<br />

Diskus, 4x100 m) zuließ, war die Männer-Leichtathletik schon<br />

32 und der allein Männern vorbehaltene Weltverband IAAF<br />

16 Jahre alt. Vor 1928 galt: Olympia, ein Fest von Männern<br />

für Männer. Die Sporthistorikerin Gertrud Pfister fand heraus,<br />

dass "die damalige Diskussion um die Zulassung (der Frau) im<br />

Zusammenhang steht mit verbreiteten stereotypen Vorstellungen<br />

(der Männer) über das Wesen der Frauen und dem<br />

Mythos von der weiblichen Schwäche".<br />

Der Multifunktionär und spätere NS-Reichssportführer Karl<br />

Ritter von Halt postulierte damals, der Kampf gebühre "dem<br />

Mann, der Natur des Weibes ist er wesensfremd". Und verriet<br />

so früh seine braune Gesinnung. Noch 1931 warnte der<br />

Leipziger Gynäkologe Hugo Sellheim: "Durch zu viel Sport<br />

nach männlichem Muster" werde der Frauenkörper "direkt<br />

vermännlicht, die weiblichen Unterleibsorgane verwelken".<br />

Der diplomierte Frauenkenner aus dem Sächsischen sprach<br />

vom "künstlich gezüchteten Mannweib".<br />

Vermutlich war die Sorge um das Wohl der Frau nur ein<br />

vorgeschobenes Argument und die Sorge um die Aufrechterhaltung<br />

der herrschenden Geschlechterordnung das eigentliche<br />

Problem. So ähnlich muss es die Suffragette Alice Millat<br />

empfunden und degoutiert haben. Folglich<br />

gründete sie 1921 in Monte Carlo den Internationalen<br />

Frauensportverband FSFI und veranstaltete<br />

ein Jahr später die "1. Jeux Olympiques<br />

Feminins". Was dann geschah, es war typisch<br />

Mann. Den Erfolg der Millat-Spiele zähneknirschend<br />

zur Kenntnis nehmend beanspruchte die<br />

Männergesellschaft der IAAF die Frauenleichtathletik nun<br />

doch für sich und meldete 1926 beim IOC fünf Wettbewerbe<br />

für Olympia in Amsterdam an. Das IOC stellte freilich eine<br />

Bedingung: Die nach wie vor neben der IAAF existierende FSFI<br />

muss bei ihren Frauenspielen auf den Zusatz "olympisch"<br />

verzichten. Fortan firmierte die FSFI-Veranstaltung als World<br />

Games für Frauen. Erst 1936 ging Millats Verband in der IAAF<br />

auf.<br />

Es zählt nun zu den Skurrilitäten der Frauenleichtathletik,<br />

dass Amsterdam 1928 sowohl hoffnungsvoller Start der<br />

Bemühungen um Emanzipation war als auch Dämpfer für sie.<br />

Die Männer wollten das Haar in der Suppe und sie fanden es:<br />

im 800-m-Finale, das von der Breslauerin Karoline ("Li")<br />

Radke in Weltrekordzeit gewonnen wurde (Radkes Sieg<br />

bedeutete das erste Olympiagold für die deutsche Leichtathletik<br />

überhaupt). Es ging um die Szenen, die sich hinter der<br />

sich taktisch klug verhaltenden Siegerin aus Deutschland<br />

abspielten. Kaum im Ziel legten sich gleich drei geschlagene<br />

Läuferinnen flach. Vor Erschöpfung, wie all die meinten, die<br />

schon immer vor der olympischen Zulassung von Leichtathletinnen<br />

gewarnt hatten. Aus Enttäuschung ob der entgangenen<br />

Goldmedaille, wie jene argumentierten, die es einfach<br />

nur besser wissen wollten. Gleich wie, die angeblichen Schreckensbilder<br />

von auf den Rasen niedergesunkenen Sportlerinnen<br />

waren den IOC- und IAAF-Männern Indiz genug für die<br />

Gefährlichkeit der Frauen-Leichtathletik. Also: Raus mit der<br />

Mittelstrecke aus dem Programm.<br />

Es hat dann noch einmal 32 Jahre gedauert, bis die Machos<br />

vom Olymp ihren Widerstand gegen die Mittelstrecke der<br />

Frauen aufgegeben haben - und die verstaubte Meinung der<br />

deutschen Sportbehörde ad acta gelegt werden konnte: "Der<br />

Laufsport gehört nicht zu den Sportzweigen, in denen die<br />

Frauen Aussicht auf Erfolg haben. Ihr Laufstil steht im Vergleich<br />

zu dem des männlichen wie das Watscheln der Ente<br />

zum stolzen Schritt des Rennpferds".<br />

Was der Frauenleichtathletik jetzt noch fehlt, das ist eine<br />

Weltmeisterschaft, deren Wiedererkennungswert zuvorderst<br />

vom Namen einer Athletin bestimmt wird. <strong>Olympische</strong> Spiele<br />

dagegen wurden schon von Sportlerinnen aus der Leichtathletik<br />

geprägt: 1948 von Fanny Blanckers-Koen, 1960 von<br />

Wilma Rudolph, 1972 von Ulrike Meyfarth und 2000 von<br />

Cathy Freeman. Gewiss, Merlene Ottey, Jackie Joyner-Kersee,<br />

Gail Devers und Astrid Kumbernuss haben WM-Geschichte<br />

geschrieben, aber vor allem auf Grund ihrer Siege bei mehreren<br />

Weltmeisterschaften. Vielleicht ist es ja<br />

Berlin 2009 vorbehalten, eine Weltmeisterin zu<br />

präsentieren, die die Erinnerung an die Taten<br />

der Männer verblassen lässt und selbst dem<br />

alten Coubertin dessen Voreingenommenheit<br />

gegen Frauen im Leistungssport ausgetrieben<br />

hätte. Mit Leistung und einem Lächeln.<br />

29


Notwendige IOC-Konsequenzen - doch ein<br />

großes Problem bleibt<br />

K<br />

ein Fackellauf mehr außerhalb eines Ausrichterlandes <strong>Olympische</strong>r<br />

Spiele, ein vorläufiges Übereinkommen mit dem NOK der USA<br />

über Finanzen, mit Mark Adams ein neuer Kommunikationsdirektor -<br />

das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee hat Korrekturen vorgenommen<br />

und dabei Konsequenzen aus beträchtlichen Fehlentwicklungen und<br />

eigenen Fehlern gezogen. Mit der Aufräumarbeit vor dem <strong>Olympische</strong>n<br />

Kongress Anfang Oktober in Kopenhagen geht es Jacques Rogge und<br />

der IOC-Führungsspitze auch darum, die Partner NOK und internationale<br />

Sportverbände ruhig zu stellen. Das olympische Gipfeltreffen zu<br />

Fraktionskämpfen ausarten zu lassen, das kann vor allem nicht im<br />

Interesse des IOC-Präsidenten sein. Ihm liegt an einer störungsfreien<br />

Krönungsmesse mit der Mandatsverlängerung um vier Jahre.<br />

Das Zugeständnis an China, vor den Sommerspielen in Peking den<br />

olympischen Fackellauf über 137.000 Kilometer durch 21 Länder zu<br />

genehmigen, wurde für das IOC zu einem PR-Desaster. Rogge ist<br />

zuzugestehen, dass er die Feuerproblematik von seinem Vorgänger<br />

Juan-Antonio Samaranch geerbt hat. Der Spanier erlaubte mit<br />

Athen 2004 erstmals einem Olympia-Ausrichter, das Ereignis zu<br />

internationalisieren. So wurden Berlin und München zu zwei deutschen<br />

Stationen, auf denen der Fackellauf als willkommenes Symbol<br />

für den Olympismus gefeiert wurde. Auch der Ausrichtervertrag<br />

Pekings 2001 für die Spiele 2008, der China den Lauf durch andere<br />

Länder gestattete, trug noch die Unterschrift Samaranchs. Rogge<br />

muss sich jedoch vorhalten lassen, das Missbrauchspotenzial des<br />

Fackellaufs verkannt und nicht noch rechtzeitig die Notbremse<br />

gezogen zu haben. Als Symbol der Maßlosigkeit durfte China dass<br />

Feuer sogar auf den 8.848 m hohen Mount Everest tragen.<br />

So wurde aus der dem IOC angepriesenen "Reise der Harmonie" ein<br />

internationales Spießrutenlaufen. Angesichts der Tibet-Problematik<br />

waren heftige Menschenrechtsdemonstrationen wie in Paris und<br />

London zumindest nicht auszuschließen. Ein Begleitkommando aus<br />

chinesischen Bodyguards zeigte seine Muskeln und verstärkte den<br />

Eindruck, es gehe um das Symbol des autoritär regierten Riesenreichs.<br />

Dieses Missverständnis ist ab den Spielen 2016 nicht mehr<br />

möglich. Zuvor muss jedoch noch Wladimir Putins russische Errungenschaft<br />

Sotschi vom IOC davon überzeugt werden, auf das<br />

vertraglich zugestandene Recht eines internationalen Fackellaufs für<br />

die Winterspiele 2014 zu verzichten.<br />

Auch der Ungeschicklichkeit, ja Unfähigkeit ihrer Kommunikationsabteilung<br />

war es zuzuschreiben, dass die olympische Führung vor<br />

und während der Peking-Spiele in Menschenrechtsfragen ein Bild<br />

der Unentschlossenheit und Richtungslosigkeit abgegeben hat.<br />

Giselle Davies, die von Rogge vom Formel-1-Rennstall Jordan vor<br />

sieben Jahren angeheuerte britische Kommunikationsdirektorin,<br />

musste gehen. Ende Mai soll Mark Adams die Nachfolge antreten.<br />

Der 45 Jahre alte Brite kann Universitätsabschlüsse in Wirtschaft,<br />

Politik und Kunstgeschichte vorweisen, war BBC-Reporter, Programmdirektor<br />

und Chefredakteur von TV-Privatsendern und seit<br />

2003 Manager und dann auch Kommunikationsdirektor des Weltwirtschafts-Forums<br />

in Davos. Adams soll nun vor allem auch das<br />

politische und wirtschaftliche Profil der olympischen Weltorganisation<br />

nach außen hin deutlich machen.<br />

30 OF-K<br />

Vor der Konsequenz, auch Kevan Gosper (75) abzulösen, ist Rogge<br />

jedoch zurückgeschreckt. Der eitle Australier darf unverändert den<br />

Vorsitz in der Pressekommission führen, obwohl er diese eigentlich<br />

bedeutende Gruppierung im IOC zur Bedeutungslosigkeit geführt<br />

hat; dem Iren Lord Killanin und Samaranch diente die Pressekommission<br />

einst als Sprungbrett zur Präsidentschaft. Während der<br />

vergangenen Sommerspiele trug der sehr gesprächige Gosper mit<br />

uninformierten, unqualifizierten Äußerungen zum Wirrwarr um die<br />

chinesische Internetzensur bei. Gosper entschuldigte sich, und<br />

Rogge ließ Milde walten.<br />

Eine vorsichtige Korrektur des Kurses von Samaranch bedeutet auch,<br />

dass Rogge dem US-NOK USOC ein finanzielles Entgegenkommen<br />

abgerungen hat. Laut Vertrag stehen den Amerikanern 20 Prozent<br />

der Sponsoreneinnahmen des IOC zu und ein 12,75-Prozent-Anteil<br />

an den Zahlungen des US-Fernsehens. Mit Befriedigung stellte der<br />

Belgier nach der jüngsten Sitzung des Exekutivkomitees fest, dass<br />

USOC von seinem Anrecht etwas abtreten werde, berichtet wurde<br />

von einer Summe von 38 Millionen Dollar. Gemessen an den rund<br />

450 Millionen Dollar, die USOC für die Periode 2009 bis 2012 als<br />

Ergebnis der Rechteverkäufe für die Spiele in Vancouver und London<br />

erwarten kann, eher ein Trostpflaster. Immerhin reicht es wohl<br />

aus, um beim Kongress in Kopenhagen einen Proteststurm der sich<br />

benachteiligt fühlenden Verbände und NOKs zu verhindern. Einen<br />

neuen Verteilerschlüssel soll es aber erst ab 2020 geben. Gut für<br />

Rogge, dass die Verhandlungen dafür dann vielleicht schon sein<br />

2013 zu inthronisierender Nachfolger zu führen hat.<br />

Ein großer Stein bleibt noch auf dem Weg der Präsidentschaft des<br />

Belgiers. Wegen der Weltkonjunkturkrise will Rogge erst nach der<br />

Wahl der Olympia-Stadt 2016 am 2. Oktober zwischen Chicago,<br />

Madrid, Rio de Janeiro und Tokio in die Verhandlungen über die US-<br />

Fernsehrechte eintreten. Bekommt Chicago die Spiele, werden die<br />

Einnahmen bedeutend höher ausfallen. Das heißt für die IOC-<br />

Mitglieder: Wer für Chicago stimmt, stimmt für zusätzlichen Profit.<br />

Eine unabhängige, ja auch an moralischen und ideellen Werten<br />

ausgerichtete Entscheidung kann das nicht werden.<br />

Günter Deister<br />

OF-KOMMENT OMMENTARE ARE


Klamauk um Klamotten:<br />

Im Twinset zum Rekord<br />

D<br />

ass der Mensch mit seinem immanenten Drang zur Erfindung<br />

den Spitzensport gleichsam als Spielwiese für seine Experimentierfreudigkeit<br />

erkannt hat - und die Sportler als seine weißen<br />

Mäuse -, ist hinlänglich bekannt. Dabei geht es ihm, auch das ist<br />

Allgemeingut, immer nur um die eine Frage: Wie lassen sich die<br />

natürlichen Grenzen der Leistungsfähigkeit sprengen? Wohl<br />

bemerkt, es muss ja nicht immer Doping sein. Andererseits: Gerade<br />

Doping vermag den Erfindergeist aufs Trefflichste anzuregen - wenn<br />

mal wieder eine neue Ausrede gebraucht wird, den Positivtest zu<br />

erklären. Die Ex oder die Schwiegermutter als Giftmischerinnen sind<br />

zu empfehlen. Köstlich, köstlich.<br />

Ein goldener Schmetterling 2009 für die originellste Ausrede<br />

gebührt aber nun erstmal der schwedischen Nixe Alshammar. Dazu<br />

sei zunächst erläutert, dass irgendein Einstein des Schwimmsports<br />

herausgefunden hatte, je mehr elastische Ganzkörperbadeanzüge<br />

jemand beim Sprung ins Wasser trage, desto besser der Auftrieb im<br />

nassen Element und das Resultat der Bemühung um dessen Verdrängung.<br />

Aus dem Klamauk um die Klamotten resultierten: 108<br />

Weltrekorde anno 2008 und Gewissensbisse beim Weltverband. Der<br />

hat deshalb jetzt die Doppelt- und Dreifachbeschichtung der Athletenkörper<br />

verboten, aber offenbar vergessen, Frau Alshammar<br />

darauf aufmerksam zu machen; schwamm die Schwedin doch drei<br />

Tage nach dem Verdikt Weltrekord - mit Twinset auf der nackten<br />

Haut. Die Maskerade hat sie damit begründet, sie trage im Wasser<br />

immer doppelt auf, aus Sorge, es könnte ein Teil reißen. Jugendgefährdend<br />

dem Pool zu entsteigen sei schließlich nicht ihr Ding.<br />

Mit Fragen wie der nach der Kleiderordnung der Schwimmer hat sich<br />

der Spitzensport schon immer beschäftigen müssen, seine Geschichte<br />

ist voll von Versuchen, die Natur zu überlisten. Um den perfekten<br />

Auftrieb im Wasser war es bereits 1976 gegangen, als sich deutsche<br />

Schwimmer bei den Spielen in Montreal Luft in den Darm pumpen<br />

ließen, um höher im Wasser zu liegen. Oder: Wer kennt noch Juri<br />

Stepanow und die Sache mit dem Katapultschuh? Der Sowjetsportler<br />

trug 1957 (nur) am Sprungbein einen Schuh mit fünf Zentimeter<br />

dicker Sohle und erreichte mit dessen Hebelwirkung Weltrekord (2,16<br />

m). Das Hilfsmittel des Hüpfers wurde später verboten, der Rekord<br />

dennoch anerkannt. Anders endete 1968 die Angelegenheit eines<br />

weiteren Schuhwerks: des Bürstenschuhs zur besseren Standfestigkeit<br />

auf den gerade eingeführten Kunststoffbelägen. Ihn trugen die<br />

amerikanischen Läufer Evans und Matthews bei ihren Rekordrennen<br />

über 400m. Die Zeiten und die Treter landeten auf dem Index. Keine<br />

lange Lebenszeit war auch den Anzügen der Tiroler Skispringer um<br />

den Trainer/Tüftler Preiml beschieden. Ihre Montur saugte sich beim<br />

Sprung voll und trug die Protagonisten wie auf einem Luftkissen zu<br />

Tal und Sieg. Letztes Beispiel: Bei den 68er-Winterspielen erhitzten<br />

die DDR-Rodler die Kufen ihrer Schlitten mit Lötkolben. Daraus<br />

wurde ein Politikum. Es war halt Kalter Krieg.<br />

Wie erwähnt, es muss nicht immer Doping im Spiel sein, auch wenn<br />

jetzt der Begriff Anzug-Doping die Runde macht. Und es sind die<br />

Experimente mit der Sporttechnik nicht grundsätzlich Betrug; der<br />

liegt ja bekanntlich erst dann vor, wenn eine Regel missachtet<br />

wurde. Nein, die Befürworter ständigen Leistungsaufschwungs im<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

Sport handeln nur nach der Devise: Erlaubt ist, was nicht verboten<br />

ist. Ob sie damit auf einem Weg der Vernunft sind, heutzutage, da<br />

jede Rekordverbesserung Argwohn auslöst, steht auf einem anderen<br />

Blatt.<br />

Michael Gernandt<br />

Fitnesswahn wird Wirklichkeit<br />

D<br />

as Zentralorgan für den gebündelten Blödsinn dieser Welt<br />

heißt bekanntlich Guiness-Buch der Rekorde. Hier finden<br />

Schrullen, die an Stammtischen geboren werden, ebenso ihren<br />

zweifelhaften Ehrenplatz wie alle möglichen Un- und Abarten<br />

menschlicher Bewegung. Rückwärtsrennen zum Beispiel darf man<br />

hier fast noch als seriös einstufen. Extrembügeln auf Berggipfeln,<br />

unter Wasser oder in der Wüste, Fahrradrückwärtsgeigen und<br />

Steckenpferdpolo lauten andere Stichworte des schrägen Zeitvertreibs.<br />

Und von da ist es ein kurzer Brückenschlag zum Sport, der<br />

ernst genommen werden will.<br />

Es gibt tatsächlich internationale Meisterschaften im Handy-<br />

Weitwurf, eine Sumpf-Fußball-WM, Luftkissenrennen auf Winterpisten<br />

- die Formel1 im Schnee - oder Hochhaus-Klettern als Alpinismus-Variante,<br />

um nur einige Beispiele für Zumutungen unter<br />

sportlichen Vorzeichen zu nennen. Doch auch jenseits solch skurriler<br />

Leistungsambitionen sammelt sich der Fitnessramsch und Freizeitmüll<br />

mit dem Stempel des ultimativen Selbstfindungsstrebens durch<br />

Bewegung in bedrohlichen Ausmaßen. Da wird beispielsweise der<br />

Natur zu Lande, zu Wasser und in der Luft auf jede uns denkbare<br />

Weise Gewalt angetan. Denn das simple Laufen, Radeln, Schwimmen,<br />

Paddeln, Skifahren oder Segelfliegen auch als erholsames<br />

Landschaftserlebnis reicht längst nicht mehr.<br />

Der fitnessbeseelte Mensch hat persönliche Rekordgelüste, und<br />

Bewegungsextremisten werden schnell zu Vorbildern. Klar, dass das<br />

üppige Aus- und Aufrüstungs-Arsenal der Freizeitindustrie hier<br />

unverzichtbar ist. Der ganz natürlichen Fortbewegung mit permanent<br />

neuem und möglichst aufwändigem technischen Schnickschnack<br />

auf die überdimensionierten Sprünge zu helfen, den<br />

Höhenflügen und Geschwindigkeiten Nachdruck zu verleihen - das<br />

gehört zur Philosophie sportiver Lebensgestaltung. Wo Besinnung<br />

und Entschleunigung den Prozess der aktiven Erholung weit wirkungsvoller<br />

befördern würden, da gibt man im wörtlichen wie im<br />

übertragenen Sinne Gas und lässt es krachen. Bis zum Fitnesswahn<br />

ist es dann nicht mehr weit. Und der führt unter Umständen schnell<br />

wieder ins Guiness-Buch der Rekorde.<br />

Harald Pieper<br />

31


Wenn aus Sportstätten Arenen werden ...<br />

Namensgebung nicht aufzuhalten<br />

Aus Stadien werden Arenen. Aus Sporthallen auch.<br />

Selbst wenn die Spielfeldmaße auf dem Rasen eines<br />

Fußballfeldes in all den Jahren immer noch die<br />

gleichen geblieben sind und der Elfmeterpunkt immer noch<br />

bei elf Metern liegt … die Architektur unserer Sportstätten<br />

drinnen und draußen ist unaufhörlich im Wandel. Dieser<br />

Wandel vollzieht sich in kontinuierlicher Konstanz. Es spricht<br />

sogar einiges dafür, dass die Vielfalt der Veränderungen in<br />

letzter Zeit mächtig an Fahrt zugenommen hat: Selbst das<br />

Auswechseln der Bezeichnungen von Sportstätten ist mittlerweile<br />

zum festen Bestandteil dieser Entwicklung geworden.<br />

Wir können das alles Woche für Woche buchstabengetreu<br />

nachlesen, wenn uns die sportlichen Darbietungen von den<br />

betreffenden Austragungsorten medial ins Haus transportiert<br />

werden: Willkommen zum Fußball-Bundesligaspiel aus der<br />

Allianz Arena in München oder: Willkommen zum Eishockey<br />

Play-off in der TUI-Arena in Hannover etc. etc. Egal ob diese<br />

und andere Sportstätten neulich erst gebaut worden sind<br />

oder kürzlich nur zu einer Arena deklariert wurden: Ihre<br />

neuen kommerziellen Bezeichnungen verraten so oder so,<br />

was eine moderne Sportstätte ausmacht: Es gibt kaum noch<br />

eine Arena in der ersten Reihe ohne Terminus technicus<br />

oeconomicus!<br />

Der Kölner<br />

Sprachwissenschaftler<br />

Prof. Dr.<br />

Dietz Bering, zu<br />

dessen hauptsächlichen<br />

Arbeitsgebieten<br />

die historische<br />

Namenforschung<br />

gehört, hat in<br />

einer bemerkenswerten<br />

Studie<br />

über die Kommerzialisierung<br />

der<br />

Namensgebung<br />

von (bekannten)<br />

Fußballstadien in<br />

Deutschland einen<br />

klaren Trend<br />

festgemacht, der<br />

32<br />

Glückauf Kampfbahn, Schalke<br />

auch zahlenmäßig belegt, dass Firmennamen als offizielle<br />

Stadionbezeichnung auf dem Vormarsch sind. Dazu hat er<br />

alle bisherigen Stadionnamen von den Vereinen der beiden<br />

deutschen Profi-Fußballligen gesichtet und diese zeithistorisch<br />

in drei sogenannte Generationen unterteilt: Der<br />

ursprüngliche Name, der dem Stadion galt, als dieses einst<br />

eröffnet wurde, sodann sämtliche Bezeichnungen der zweiten<br />

Generation, die das Stadion danach einmal hatte. Und<br />

schließlich die junge (dritte) Generation mit dem aktuellen<br />

Namen, der offenbar in den meisten Fällen diese kommerzielle<br />

Semantik ausweist. Ein Beispiel: Die Kampfbahn "Rote Erde"<br />

in Dortmund wurde als solche 1926 eröffnet und für verschiedenste<br />

sportliche Darbietungen genutzt. Sie existiert<br />

zwar heute noch als geradezu museales, aber dennoch nutzbares<br />

Sportbauwerk mit einer 400-m-Rundbahn und einer<br />

offenen Tribüne. Viele Ältere fühlen sich bei ihrem Anblick<br />

erinnert an die Kinderzeit der Bundesliga in den frühen<br />

1960er Jahren. Der hundertjährige BVB spielt seit 1974<br />

allerdings auf einem reinen Fußballplatz, und zwar gleich<br />

nebenan im Westfalenstadion, das wiederum seit dem Jahr<br />

2005 nach einem in Dortmund und Hamburg ansässigen<br />

Finanzdienstleistungsunternehmen benannt wird: Wer das


ist die Kommerzialisierung der<br />

Team von BVB-Trainer Jürgen Klopp sehen will, der verweilt<br />

90 Minuten und mehr gepflegt im Park … nämlich im Signal<br />

Iduna Park, mit 80.552 Plätzen zugleich die größte Parkanlage<br />

in Deutschland, auf der Fußball gespielt wird. Auf diese<br />

Weise lassen sich in den meisten bundesweit bekannten<br />

(Fußball-)Stadien zeithistorisch diese Familiengenerationen<br />

an Namen zurückverfolgen - egal ob man dabei an das<br />

Waldstadion in Frankfurt denkt, das 1945 kurz von den<br />

Amerikanern in "Victory Stadium" umbenannt wurde und das<br />

sich heute zur kommerziellen Commerzbank-Arena gemausert<br />

hat, und egal, ob man als Beispiel das Stadion "Am<br />

Stadtpark" in Leverkusen nimmt, das kaum noch jemand<br />

unter diesem Namen kennt. Allenfalls ist es manchem noch<br />

als Ulrich-Haberland-Stadion geläufig, den meisten aber<br />

jedoch als die Bayarena, die gerade durch größere Umbauarbeiten<br />

neuen Glanz, aber wohl (noch) keinen weiteren neuen<br />

Namen erhalten soll.<br />

Verfolgt man die Spuren der Namensgebung der heute vor<br />

allem aus der Fußball-Bundesliga geläufigen Sportplätze,<br />

dann war man einst buchstäblich bodenständig und somit<br />

"lokal" verbunden: Es wurden einfach und völlig unkompli-<br />

ziert die schon<br />

existierenden<br />

Ortsbezeichnungen,<br />

auf denen<br />

die sportlichen<br />

Spiele stattfanden,<br />

als Namen<br />

gewählt: Toponyme<br />

nennen das<br />

die Linguisten<br />

und meinen damit beispielsweise das Stadion an der Grünwalder<br />

Straße in München, das an der Castroper Straße in<br />

Bochum oder das an der Helmstedter Straße in<br />

Braunschweig. In Mönchengladbach spielte man dagegen<br />

immer schon in höheren Regionen - nämlich im Bökelbergstadion<br />

… sehr viel höher ging es nur auf der "Alm" in Bielefeld<br />

zu, die eigentlich gar keine war. Aus der Vereinschronik<br />

wird nämlich überliefert, dass Arminia-Klubmitglied Heinrich<br />

Pehle wegen der unschönen Unebenheiten des Sportplatzes<br />

an der Melanchthonstraße in Bielefeld einst feststellte und<br />

lauthals ausrief: "Das sieht hier ja aus wie auf der Alm". Das<br />

war in den 1920er Jahren die Geburtstunde des Stadionnamens.<br />

Wenn heute der DSC Arminia Bielefeld hier spielt, dann<br />

öffnen sich für Fans und Spieler die Tore zur SchücoArena.<br />

<strong>Von</strong> Detlef Kuhlmann<br />

Neben den Toponymen als Bezeichnungen von Sportstadien<br />

gibt es auch sogenannte makrotoponyme Namen, mit denen<br />

sich dann sogar eine ganze Region über eine Sportanlage<br />

identifizieren kann, besser gesagt konnte: Das Niedersachsenstadion<br />

in Hannover und das Neckarstadion in Stuttgart<br />

ließen sich zwar genau in diese begriffliche Regionalliga<br />

einordnen. Sie gehören aber ebenso längst der Vergangenheit<br />

an, denn auch<br />

solche Namensverwurzelungen<br />

scheinen ebenso<br />

mehr und mehr<br />

zu schwinden.<br />

Eine Ausnahme<br />

ist so gesehen nur<br />

das jüngste<br />

Fußball-Bundesliga-Stadion<br />

in<br />

Deutschland, das<br />

erst neulich zum<br />

Rückrundenstart<br />

der Saison<br />

2008/2009 eröffnet<br />

wurde: die<br />

Rhein-Neckar-<br />

Arena in Sinsheim,<br />

die neue<br />

Heimstätte der<br />

TSG 1899 Hoffen-<br />

Allianz Arena, München<br />

33


heim mit einer Kapazität von genau 30.165 Plätzen. Gibt es<br />

also doch ein Zurück zu den erdverbundenen Wurzeln bei der<br />

Namensgebung, gar einen neuen Trend zum "Lokalnamen"?<br />

Man könnte dies fast vermuten, sollte aber wissen, dass der<br />

Eigentümer der Rhein-Neckar-Arena Dietmar Hopp heißt und<br />

ein inzwischen 69-jähriger viel schaffender Sport-Mäzen ist,<br />

der es offensichtlich nicht mehr nötig hat, mit seinem eigenen<br />

Namen zu werben, weil er ohnehin mit einem geschätzten<br />

Vermögen von über 6 Mrd. Euro zu den reichsten Männern<br />

der Welt gehört. Das Dietmar-Hopp-Stadion existiert im<br />

Übrigen schon länger woanders … in seinem Heimatort<br />

Hoffenheim.<br />

Weg von den Sportplätzen hinein in die Sporthallen: Die<br />

Geschichte der monumentalen Hallengroßbauten, die auch<br />

für den Sport hierzulande genutzt wurden, lässt sich bis in<br />

die 1920er Jahre zurückverfolgen und ist ursächlich eng mit<br />

der Verlagerung des Feldhandballspiels in die Halle verbunden,<br />

wie der Handballhistoriker Erik Eggers in seinen Chroniken<br />

vielfach belegt hat. Das erste Hallen-Handball-Turnier in<br />

der heutigen Handball-Hochburg Kiel wird beispielsweise<br />

1934 datiert in der Nord-Ostsee-Halle, eine 170 Meter lange<br />

und nur 42 Meter breite Messehalle, die im Zweiten Weltkrieg<br />

zerstört wurde. Seit dem Jahr 1951 ist die Ostseehalle - einst<br />

aus Gerüsten des Hangars eines Fliegerhorsts von List auf Sylt<br />

gebaut - die Spielstätte des THW Kiel. Moment mal: Seit dem<br />

1. Januar 2008 wird genau diese Halle als Sparkassen-Arena<br />

bezeichnet - trotz heftiger Gegenstimmen der großen Handball-Fangemeinde<br />

im hohen Norden.<br />

Größere Sporthallen in Deutschland hat es damals auch<br />

anderswo gegeben: Die Westfalenhalle in Dortmund stand für<br />

Sechstagerennen,<br />

Boxen und Eislaufen<br />

etc. Das<br />

Nonplusultra<br />

seiner Zeit war<br />

jedoch die<br />

Deutschlandhalle<br />

in Berlin. Sie<br />

wurde einst als<br />

modernste Halle<br />

in Europa errichtet<br />

für verschiedene<br />

Wettkämpfe<br />

bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele 1936<br />

in Berlin und war<br />

seitdem Austragungsstätte<br />

vieler<br />

großer Veranstaltungen<br />

im Sport.<br />

Mittlerweile ist sie<br />

marode geworden.<br />

34<br />

Deutschlandhalle, Berllin<br />

Der Tag des allerletzten Spiels steht nun unmittelbar bevor …<br />

das Spiel mit der Abrissbirne, dessen Ausgang schon feststeht,<br />

es sei den, die zahlreichen Proteste führten noch kurzfristig<br />

zum Erfolg bzw. zur weiteren Nutzung. Wie dem auch sei: Die<br />

Deutschlandhalle war gestern … heute beginnt die Zukunft:<br />

Die überall im Lande sprießenden Multifunktionsarenen<br />

bieten Bühnen für innovative Inszenierungen des Sports und<br />

anderer Darbietungen. Die derzeit modernste "Vielseitigkeitsbühne"<br />

dieser Art in Europa ist vor kurzem in Berlin nur<br />

wenige Kilometer entfernt von der Deutschlandhalle im<br />

Stadtteil Friedrichshain eröffnet worden: Willkommen in der<br />

"02 World"! Die äußere Gestaltung der Halle im schlichten<br />

Weiß mag die Multifunktionalität sogar auf den ersten Blick<br />

ein wenig marginalisieren. In Wirklichkeit sind die Nutzungsmöglichkeiten<br />

so bunt, dass sich Sport- und Show-Events<br />

nahezu täglich abwechseln können. Die 02 World ist eine<br />

multiple Welt, ihr Fassungsvermögen höchst flexibel. Bei<br />

Konzerten finden bis zu 17.000 Besucher Platz, bei großflächigen<br />

Sportspielen entsprechend weniger. Die Bühne, die<br />

Udo Jürgens eben noch beifallumjubelt und im Bademantel<br />

schwitzend verlassen hat, gefriert morgen schon zu hoch<br />

temperiertem Eis. Der "Wellblechpalast" war bis dato die<br />

Kultspielstätte des Eishockey-Teams der EHC Eisbären, heute<br />

brechen sie in "ihrem" neuen Hightech-Tempel alle Rekorde.<br />

Bei der Premiere gab es ein 11:0 gegen die Augsburger Panther.<br />

Meistens war die 02 World mit 14.500 Besuchern bei<br />

den Spielen seitdem ausverkauft, der Minusrekord liegt bei<br />

(nur) 11.000 Zuschauern.<br />

Die neue World-Arena in der Hauptstadt hat einen Besucher-Boom<br />

ausgelöst, der mit einem Hallen-Verdrängungs-


wettbewerb einhergeht - weg von der angestammten<br />

Sportstätte hinein in den neuen Sportpalast. Hier ist die<br />

Sportwelt zu Hause: Die Bundesliga-Basketballer von Alba<br />

Berlin spielen nicht mehr wie früher in der Max-Schmeling-Halle<br />

in Prenzlauer Berg. Die Handball-Füchse Berlin,<br />

in der zweiten Saison just in der ersten Liga etabliert,<br />

ziehen bei Spitzenbegegnungen von der Max-Schmeling-<br />

Halle ebenfalls um auf die World-Bühne. Gleiches gilt für<br />

das Volleyballspiel, obwohl mit Baggern und Schmettern in<br />

der Hauptstadt nicht die großen Menschenmassen ans Netz<br />

zu locken sind: Die Bundesliga-Volleyballer vom SCC Berlin<br />

verlassen von Mal zu Mal das heimische Spielfeld in der<br />

Sömmeringhalle in Charlottenburg und spielen dann vor<br />

Rekordkulisse in der Max-Schmeling-Halle, die 1997<br />

anlässlich der längst vergessenen, weil schnell und kläglich<br />

gescheiterten Olympiabewerbung Berlins für das Jahr 2000<br />

gebaut wurde und seitdem die größte Halle der Stadt war:<br />

Aus, Ende, vorbei! Die Welt-Arena ist die neuer Nummer<br />

eins und der lokale Global-Player: Bauherr und Investor ist<br />

das Unternehmen des heute 70-jährigen US-Milliardärs<br />

Philip Frederick Anschutz. Seiner Anschutz Entertainment<br />

Group gehören auch die Eisbären Berlin. Die Namensrechte<br />

für die 02 World liegen derzeit bei dem nach Kundenzahlen<br />

viertgrößten Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland. Über<br />

die Laufzeit des Namens gibt es unterschiedliche Angaben<br />

- aber soviel steht fest: Der Kommerz geht weiter! Entweder<br />

wird der Jetzige ausgewechselt oder verlängert. Die<br />

phonetische Prognose könnte dann lauten: Aus 02 wird<br />

"Oh two"!<br />

Der zeithistorische Wandel in sportbezogener Hallen-Architektur<br />

und ihrer zeitgemäßen Terminologie lässt sich außer-<br />

halb Berlins in vielen anderen großen Städten der Republik<br />

nachvollziehen. In Köln gab es einmal die Kölner Sporthalle.<br />

Sie wurde 1998 abgerissen und ersetzt durch die Kölnarena,<br />

seitdem die mit 20.000 Plätzen größte Indoor-Sportarena in<br />

Deutschland. Aber auch diese Kölnarena gibt es nicht mehr.<br />

Seit rund einem Jahr heißt sie nämlich Lanxess Arena. In der<br />

baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart liegen<br />

zwei ganz große Sportstätten ganz dicht nebeneinander und<br />

symbolisieren auf einen Blick den Übergang von der modernen<br />

Halle zur postmodernen Arena: Vor genau 25 Jahren<br />

wurde dort die Hanns-Martin-Schleyer-Halle eröffnet. Ihre<br />

Sanierung im Jahre 2006 fand zur selben Zeit statt, als gleich<br />

nebenan die Porsche-Arena in Montage ging. Zusammen sind<br />

beide heute Tür an Tür ein europaweit einzigartiges Sport-<br />

Event-Arenen-Ensemble. Ein wichtiger Orientierungshinweis<br />

für die weniger Ortskundigen darf nicht fehlen: Wer will,<br />

gelangt nämlich von dort - egal mit welchem Auto - über die<br />

Mercedesstraße zum ebenfalls benachbarten Gottlieb-Daimler-Stadion.<br />

Ein Fazit und Ausblick zum Schluss: Sportarenen wandeln sich<br />

und mit ihnen die nominellen Fassaden. Die zeitgemäße<br />

Architektur von Sportstätten wird gekrönt mit einer neuen<br />

Semantik bei der Namenstaufe. Im Trend liegen Namensgebungen<br />

auf Zeit. Das alles geschieht mit klarer Rollenverteilung<br />

des Gebens und Nehmens: Unternehmen versprechen<br />

sich die Steigerung des Bekanntheitsgrades ihrer Marke, und<br />

die Betreiber oder Klubs kassieren klar kalkulierbare Gelder -<br />

ganz abgesehen von den Dominoeffekten, die dadurch entstehen,<br />

dass z.B. Parkleitsysteme und Bushaltestellen in den<br />

Städten immer wieder auf die jeweils neue kommerzielle<br />

Marke umgerüstet werden müssen. Bleibt am Ende nur noch<br />

eine Frage: Ist<br />

denn irgendwann<br />

einmal das Ende<br />

der kommerziellen<br />

Fahnenstange in<br />

Sicht? Ja, vielleicht<br />

dann, wenn<br />

wirklich einmal in<br />

einer Fußballarena<br />

an allen vier<br />

Eckpunkten des<br />

Spielfeldes farbige<br />

Funny-Frisch-<br />

Fahnen mit fettem<br />

Firmenlogo an den<br />

trittfesten Stangen<br />

flattern ... Auf<br />

Wiedersehen in<br />

der Arena, in der<br />

noch Werbung für<br />

den Sport betrieben<br />

wird!<br />

Kölnarena<br />

35


Sind Turn- und Sportvereine<br />

Zwischen traditioneller Aufgabenstellung und zeitgemäßem Anforderungsprofil<br />

Aus der Sicht eines distanzierten Betrachters, der die<br />

Entwicklung der deutschen Turn- und Sportvereine<br />

im Blick hat, ist es keineswegs sicher, ob in der<br />

Zukunft weiterhin Turn- und Sportvereine existieren werden<br />

und ob sie weiterhin überhaupt notwendig sind. Diese Sichtweise<br />

wird vor allem dann verständlich, wenn man den Blick<br />

über die Grenzen Deutschlands richtet und dabei erkennt,<br />

dass es in anderen <strong>Gesellschaft</strong>en Sportsysteme gibt, die<br />

nicht auf der Idee der Turn- und Sportvereine gründen.<br />

Dennoch wird in diesen <strong>Gesellschaft</strong>en der Bevölkerung<br />

meistens ein ausreichendes und angemessenes Sportangebot<br />

unterbreitet. Betrachten wir zum Beispiel China, jenes Land,<br />

das vermutlich die größte Zukunft in der sich abzeichnenden<br />

Weltgesellschaft haben wird, so können wir erfahren, dass<br />

zumindest zum jetzigen Zeitpunkt in der chinesischen <strong>Gesellschaft</strong><br />

die Idee des Vereinswesens nicht bekannt ist. Dennoch<br />

gibt es eine aktive Sport-, Spiel- und Bewegungskultur, und<br />

vor allem im Bereich des Seniorensports lassen sich in China<br />

in beispielhafter Weise Formen des aktiven Sich-Bewegens<br />

erkennen, über die Millionen alte Menschen erfasst werden.<br />

Auch ein Blick in unsere nähere Umwelt macht deutlich, dass<br />

Vereine, so wie wir sie in Deutschland kennen, keine Selbstverständlichkeit<br />

für fortgeschrittene Industriegesellschaften<br />

36<br />

sein müssen. In Frankreich, England, Spanien oder Italien<br />

haben die jeweiligen Vereinskulturen eine je spezifische<br />

Qualität. Sie haben sich auf eine ganz andere Weise entwickelt<br />

und verändern sich auch heute in vieler Hinsicht anders,<br />

als dies derzeit bei uns in Deutschland üblich ist.<br />

Gleichzeitig können wir jedoch auf eine sehr erfolgreiche, mehr als<br />

hundertfünfzig-jährige Geschichte unserer Turn- und Sportvereine in<br />

Deutschland blicken, aus der heraus ein spezifisch deutsches Turn- und<br />

Sportsystem entstanden ist, von dem viele glauben, dass es auch für all<br />

jene Länder Modell sein könnte, die sich noch auf der<br />

Suche nach geeigneten Organisationsstrukturen für eine<br />

aktive Spiel-, Sport- und Bewegungskultur befinden.<br />

Aus einer vergleichenden Perspektive kann deshalb<br />

die Frage gestellt werden, ob der Verein in<br />

Deutschland eine sichere Zukunft haben wird, ja es<br />

kann die Frage diskutiert werden, was denn wäre,<br />

wenn es in Deutschland keine Vereine geben<br />

würde. Diese Fragen scheinen umso wichtiger zu<br />

sein, als schon seit längerer Zeit in den Vereinen<br />

Deutschlands ein schleichender Transformationsprozess<br />

zu beobachten ist, den die meisten Vereine<br />

aus sich selbst heraus so gut wie nicht steuern.<br />

Dieser Transformationsprozess verläuft in eine<br />

Richtung, bei der die klassische Idee des Vereins<br />

immer mehr in Frage gestellt wird.<br />

Diese Behauptung bedarf einer näheren Erläuterung.<br />

Die klassische Idee des deutschen Vereins<br />

zeichnet sich dadurch aus, dass sich sieben Personen<br />

mit gemeinsamen Interessen zusammenfinden, um einen<br />

Verein zu gründen. Auf diese Weise werden sie Mitglieder eines<br />

Vereins und sie sind dabei zunächst nur ihren eigenen Interessen<br />

verpflichtet. Gemeinsame Interessen sind die Grundlage für<br />

eine vertragliche Beziehung, zu der sie sich in Anwesenheit<br />

eines Notars verpflichten. Mitglieder eines Vereins müssen also<br />

nicht öffentlichen Interessen verpflichtet sein. Das Handeln in<br />

einem Verein kann und soll sich vorrangig an den Interessen<br />

der eingeschriebenen Mitglieder orientieren. Vereine sind somit<br />

Organisationen, denen beizutreten die Mitglieder keiner Motivation<br />

außerhalb der Organisationszwecks bedürfen. So möchten<br />

sieben Mitglieder Handball spielen und gründen einen<br />

Handballverein, andere richten ihre Interessen auf die Leichtathletik<br />

oder auf das Schwimmen, oder sie turnen gemeinsam


zukunftsfähig?<br />

muss kein Widerspruch bestehen <strong>Von</strong> Helmut Digel<br />

und gründen deshalb einen Turnverein. Die gemeinsame Interessensbekundung<br />

war der Ausgangspunkt der Vereinsentwicklung<br />

vor 150 Jahren, und diese Vereinsidee ist nach wie vor die<br />

tragende Grundlage des organisierten Sports in freiwilligen<br />

Vereinigungen, so wie sie heute existieren.<br />

Im Zuge der Veränderungen in fortgeschrittenen Industriegesellschaften<br />

fast überall in der Welt hat sich insbesondere in<br />

der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die Rolle des<br />

Sports in diesen <strong>Gesellschaft</strong>en erheblich verändert. Es ist zu<br />

einer "Versportlichung" dieser <strong>Gesellschaft</strong>en<br />

gekommen, ausgelöst von ihren spezifischen Problemen.<br />

Auf diese Weise sind von außen vielfältige<br />

neue Anforderungen an die Vereine herangetragen<br />

worden. Die Vereine standen und stehen seitdem<br />

unter einem fortdauernden Modernisierungsdruck.<br />

In der Vereinsarbeit ging und geht es nicht mehr<br />

lediglich nur um die Befriedigung der Mitgliederinteressen,<br />

zunehmend werden private Interessen mit<br />

öffentlichen Interessen vermischt, und immer<br />

häufiger dominieren öffentliche Interessen die<br />

Vereinsentwicklung. Der Verein wird instrumentalisiert<br />

und auf die Problemlagen der fortgeschrittenen<br />

Industriegesellschaft ausgerichtet. Dabei können<br />

einzelne Mitglieder der Vereine eine äußerst<br />

aktive Rolle spielen.<br />

Über diese Veränderungen ist es mittlerweile zu<br />

einer gesellschaftspolitischen Aufwertung des<br />

Sports gekommen. Diese hat zur Folge, dass es<br />

neben dem Vereinssport eine noch immer wachsende<br />

Zahl weiterer Sportanbieter gibt. Neben die freiwillige<br />

Vereinigung, die noch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

einen Monopolcharakter für Fragen des Sports in unserer<br />

<strong>Gesellschaft</strong> aufwies, sind kommerzielle Sportanbieter<br />

getreten. Immer häufiger interveniert auch der Staat selbst<br />

mit eigenständigen Sportangeboten.<br />

Den Vereinen wurde nun sowohl von Experten, als auch von<br />

der Politik nahegelegt, ganz gleich, ob dies objektiv notwendig<br />

war oder nicht, sich an der angeblichen oder tatsächlichen<br />

neuen Konkurrenz auszurichten, die um sie herum entstanden<br />

ist. Zunächst waren dies die kommunalen Anbieter, an ihrer<br />

Spitze die Volkshochschulen, dann kamen die kommerziellen<br />

und weitere Anbieter hinzu. Es entstand eine neue Angebots-<br />

und Organisationslandschaft,<br />

die sich durch eine kreative<br />

Vielfalt auszeichnet. In dieser<br />

Konstellation erweiterten die<br />

Vereine ihre Angebote, sie<br />

"modernisierten" ihre Sportstätten,<br />

ihr Personal und<br />

letztlich ihre gesamte Vereinsarbeit.<br />

Auch unter dem<br />

Aspekt der Führung und der Frage, wie demokratisch ihre<br />

Entscheidungsprozesse noch an der Basis ablaufen, kam es zu<br />

entscheidenden Veränderungen. Experte versus Laie, Ehrenamt<br />

versus Hauptamt, Professionalität versus Amateurhaftigkeit<br />

können dabei als Pole einer konfliktträchtigen Entwicklungsdiskussion<br />

genannt werden.<br />

Durch diese Beeinflussung von außen, durch die zunehmenden<br />

sozialpolitischen Entlastungsbemühungen der öffentlichen<br />

Hand, vor allem aber auch durch die angebliche oder tatsächli-<br />

che Konkurrenzsituation haben sich viele deutsche Turn- und<br />

Sportvereine in einen Transformationsprozess hineinbegeben,<br />

in dem sie sich immer mehr jenen Konkurrenten angeglichen<br />

haben, die mit ihnen gemeinsam auf dem neu entstandenen<br />

Markt des Sports antreten. Sie wurden ihnen immer ähnlicher.<br />

Aus einer kritischen Distanz betrachtet muss dabei erkannt<br />

werden, dass die Vereine selten neue Ideen entwickelt haben,<br />

sie haben vielmehr meist jenes kopiert, was auf dem Markt als<br />

modern galt, und sie haben alles in die Vereinsarbeit übernommen,<br />

was ihnen von außen als notwendig empfohlen wurde.<br />

Eine besonders aktive Rolle hat dabei der Staat gespielt, der<br />

sich immer häufiger von seinen öffentlichen Aufgaben entlasten<br />

wollte und viele der ehemals staatlichen Aufgaben den<br />

37


freiwilligen Vereinigungen als gesellschaftlichen Auftrag<br />

übertrug. Besonders deutlich lässt sich dies an der Gesundheitspolitik<br />

beobachten. Die Turn- und Sportvereine sollten<br />

zunehmend Aufgaben übernehmen, die zuvor primär staatliche<br />

Aufgaben gewesen sind. Für viele Vereine ist dadurch<br />

sowohl personell als auch finanziell eine Überforderungssituation<br />

entstanden, mit der sie nur teilweise oder gar nicht<br />

zurecht kommen. Verfolgten die Vereine früher vorrangig die<br />

lokalen Ziele ihrer Mitglieder, wurde dabei Geselligkeit in den<br />

Dienst von Sport gestellt und war umgekehrt Sport Anlass<br />

für Geselligkeit, so sind nun immer mehr Vereine auf die<br />

Organisationsform des Wirtschaftsunternehmens ausgerichtet.<br />

Vereine, die als Firma begriffen werden, haben Wachtumsinteresse,<br />

die sehr schnell aus der Region und dem<br />

freizeitlichen Umgang miteinander herausführen.<br />

Die Ausrichtung am Markt und an den angeblichen Konkurrenten<br />

hat bewirkt, dass Vereine sich heute angesichts des<br />

fortschreitenden Transformationsprozesses in der Gefahr<br />

befinden, dass sie ihre eigentliche substantielle Basis verlieren.<br />

Sie werden immer häufiger zu kommerziellen Akteuren und<br />

werfen damit die klassische Idee der Vereinsarbeit über Bord.<br />

Am Ende eines derartigen Transformationsprozesses wird der<br />

Verein kaum etwas anderes sein als ein privates Unternehmen,<br />

und er wird dann genauso zu behandeln sein wie dies bei<br />

jedem privaten Unternehmen der Fall ist. Dies gilt vor allem<br />

unter steuerrechtlichen Gesichtspunkten. Auf dem Prüfstand<br />

steht in diesem Transformationsprozess deshalb das Prinzip<br />

der ehrenamtlichen Arbeit und das Prinzip der Gemeinwohlorientierung.<br />

Schon längst stellt sich die Frage, warum ein<br />

Fitness-Studio in einem Mehrspartensportverein ein höheres<br />

Gemeinwohl aufweisen soll als das Fitness-Studio eines privaten<br />

Anbieters. Solche Fragen werden heute nicht nur von<br />

Juristen, Finanzwissenschaftlern und Politologen gestellt. Sie<br />

haben längst den Alltag des Vereins erreicht, denn die ökonomische<br />

und juristische Basis scheint über den sich ereignenden<br />

Transformationsprozess gefährdet zu sein.<br />

Die Schwierigkeiten in den Turn- und Sportvereinen ergeben<br />

sich jedoch nicht nur aus einer zunehmenden Außenorientierung.<br />

Sie zeigen sich auch in Bezug auf die Inhalte selbst, auf<br />

die die klassischen Vereinsinteressen ehedem ausgerichtet<br />

waren. Nach wie vor ist zum Beispiel die Überzeugung lebendig,<br />

dass eine Sportart wie die Leichtathletik in deutschen<br />

Sportvereinen gepflegt werden soll und dass Kinder und<br />

Jugendliche den Weg in diese Sportart finden sollen. Die<br />

Verantwortlichen in den Vereinen sind davon überzeugt, dass<br />

die Leichtathletik für unsere <strong>Gesellschaft</strong> eine wichtige Sportart<br />

ist, dass Laufen, Werfen und Springen auch zukünftig<br />

kultiviert werden müsse, dass die Pflege des Wetteiferns für<br />

unsere <strong>Gesellschaft</strong> notwendig ist, dass deshalb Wettkämpfe<br />

stattfinden. Die Verantwortlichen in den Vereinen gehen<br />

davon aus, dass die Leichtathletik ein tragfähiges Element für<br />

unsere <strong>Gesellschaft</strong> und für unsere Kultur darstellt.<br />

38<br />

Eine Sportart wie die Leichtathletik ist jedoch trotz dieser<br />

konsensualen Zustimmung durch unsere <strong>Gesellschaft</strong> in den<br />

Vereinen großen Gefahren ausgesetzt. Sie wird zum einen mit<br />

einer Konkurrenz konfrontiert, die jährlich wächst. In den<br />

Vereinen ist eine Vervielfältigung der Sportarten zu beobachten,<br />

die in vieler Hinsicht als einmalig gelten kann. Es gibt<br />

kaum ein anderes Land in der Welt, dass eine derartig dynamische<br />

Vielfalt an Sportarten und Aktivitäten aufweist. Dies<br />

bedeutet, dass sich der Sport für Kinder, Jugendliche, Erwachsene<br />

und Senioren durch vielfältige Optionen auszeichnet.<br />

Jedes Individuum kann dabei seine eigene Wahl treffen. Was<br />

gestern als wichtig galt, kann heute unwichtig sein, und bereits<br />

morgen können sich neue Sportinteressen abzeichnen. Für die<br />

Vereine bedeutet dies, dass stabile Angebotsstrukturen und<br />

Interessen der Vergangenheit angehören. Auch in den Vereinen<br />

kommt es wie in unserer <strong>Gesellschaft</strong> immer häufiger zu<br />

hybriden Strukturen, und die Bindung der Mitglieder muss<br />

täglich neu gesichert werden. Wollen Vereine noch die Interessen<br />

ihrer Mitglieder befriedigen, so bedarf es einer vereinsübergreifenden<br />

Kommunikation. Die Leichtathleten müssen<br />

Gemeinschaften bilden und übergreifende Organisationen<br />

finden. Reichen diese nicht mehr aus, so muss man in noch<br />

größere Verbünde übergehen, damit man überhaupt noch<br />

Trainings- und Wettkampfgemeinschaften sichern kann. Auch<br />

die Jugendarbeit ist in den Turn- und Sportvereinen längst<br />

problematisch geworden. Kinder und Jugendliche sind einer<br />

Konsumgesellschaft und einer Unterhaltungsindustrie ausgeliefert,<br />

die in Verbindung mit den noch immer wachsenden<br />

Belastungen im öffentlichen Schulwesen zu einer generellen<br />

Überforderung führen. Die Wahlfreiheiten der Schüler und<br />

Jugendlichen haben sich wohl erhöht, doch die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass die Entscheidung zu Gunsten einer bestimmten<br />

Sportart getroffen werden kann, hat sich eher verringert.<br />

Wir müssen also erkennen, dass der von Sportsoziologen<br />

diskutierte Transformationsprozess der freiwilligen Vereinigungen<br />

in unserer <strong>Gesellschaft</strong> auch die alltägliche Arbeit in<br />

den Vereinen und Verbänden des Sports erreicht hat. Dies ist<br />

auch daran abzulesen, dass es zu einem Mitgliederschwund<br />

in bestimmten Sportarten kommt und dass sich die Beteiligungsverhältnisse<br />

in den freiwilligen Vereinigungen abgeschwächt<br />

haben. Immer weniger Mitglieder besuchen Mitgliederversammlungen,<br />

beteiligen sich an den demokratischen<br />

Delegierungs- und Entscheidungsprozessen. Eine an<br />

individuellen Interessen ausgerichtete Vereinspolitik gewinnt<br />

hingegen eine immer größere Bedeutung. Dies lässt sich auch<br />

an den neuen finanziellen Verteilungsmechanismen beobachten,<br />

die in den Haushalten der Vereine dokumentiert werden.<br />

Solidarbeiträge werden dabei zu Gunsten einer Preis-Nachfrage-Kalkulation<br />

in Frage gestellt.<br />

Angesichts dieser Veränderungen, die offensichtlich in ihren<br />

Nebenwirkungen nicht beabsichtigt waren, stellt sich die<br />

Frage, was zukünftig ein Turn- und Sportverein sein soll. Will


er sich auf das besinnen, was er einstmals war, so hat er sich<br />

auf die Grundpfeiler festzulegen, die ihn von den übrigen<br />

Sportanbietern unterscheidbar machen. Vereine hätten sich<br />

dann nicht am Markt zu orientieren, sie hätten nicht jenes zu<br />

kopieren, was die Märkte ihnen offerieren. Sie hätten ihre<br />

Stärke darin zu suchen, dass sie etwas anderes sind als alle<br />

anderen Anbieter. Gerade aus einer ökonomischen Sicht<br />

könnte den Vereinen deshalb empfohlen werden, sich auf die<br />

Suche nach "Alleinstellungsmerkmalen" zu machen. Die<br />

Stärke der Vereine könnte zum Beispiel darin zu suchen sein,<br />

dass sie als einzige Organisation in der Lage sind, Kinder- und<br />

Jugendarbeit auf kostengünstige Weise zu ermöglichen. Dazu<br />

bedarf es jedoch eines Eingriffs in den stattfindenden Transformationsprozess.<br />

Vereine hätten sich auf ihre ehemals<br />

intakten Strukturen zu besinnen. Es wäre wünschenswert,<br />

dass Vereine über Stoppregeln ihrer Kommerzialisierung<br />

nachdenken. Es wäre angebracht, dass Vereine überprüfen,<br />

inwiefern die oft unbeabsichtigten Transformationsprozesse<br />

noch ihre Legitimation und ihre demokratischen Entscheidungsstrukturen<br />

erhalten.<br />

Unser Gemeinwesen muss ein Interesse daran<br />

haben, dass demokratische Entscheidungsstrukturen<br />

in gemeinnützigen Organisationen aufrechterhalten<br />

werden. Die Modernisierung, die in den<br />

vergangenen Jahrzehnten in den Vereinen und<br />

Verbänden stattgefunden hat, kann durchaus als<br />

ein Prozess der Entdemokratisierung gedeutet<br />

werden. Jeder sucht schnellere Entscheidungswege.<br />

Kleinere Gremien sollen größere Gremien<br />

ersetzten. Jede Delegation von Entscheidungen<br />

soll verkürzt werden, weil man glaubt, nur auf<br />

diese Weise im Geschäft des Sportmarktes bestehen<br />

zu können. Deswegen befindet sich der deutsche<br />

Sport auf der Suche nach hauptamtlichen<br />

Präsidenten. Deshalb werden in Bezug auf die<br />

Führung der Sportorganisationen Aufsichtsratsmodelle<br />

der Wirtschaft diskutiert, und deswegen wird<br />

eine Aufwertung der Hauptamtlichkeit gefordert.<br />

Aber Hauptamtlichkeit und Professionalität bedeuten<br />

immer auch Entdemokratisierung. Dies wiederum bedeutet,<br />

dass die Beteiligung der Bürger an dem so wichtigen<br />

intermediären System der freiwilligen Vereinigungen, das<br />

zwischen Staat und Privatheit vermittelt, ständig abnimmt.<br />

Unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit mögen<br />

Verbandsräte, Kommissionen und Arbeitsgruppen überflüssig<br />

sein, unter den Gesichtspunkten einer gelebten Demokratie<br />

sind es sinnvolle Einrichtungen. Sie repräsentieren Landesverbände<br />

und Vereine, und sie repräsentieren die Interessen der<br />

Mitglieder.<br />

Auch in Bezug auf die Organisation der Vertreterverbände der<br />

Turn- und Sportvereine findet somit ebenfalls ein schleichender<br />

Transformationsprozess statt. Das einstmals bewährte<br />

Modell der Delegiertendemokratie wird abgebaut. Es wird<br />

verkleinert, und am Ende ist ein ökonomisches Modell des<br />

Sports in Sicht, das dem Prinzip des wirtschaftlichen Unternehmens<br />

entspricht. Solch ein Transformationsprozess kann<br />

gewollt sein, aber diejenigen, die ihn veranlassen, sollten<br />

wissen, was sie dabei tun. Entscheidend für den weiteren<br />

Verlauf dieses Prozesses müsste deshalb sein, dass die Basis in<br />

die Diskussion der Veränderungen einbezogen wird, dass die<br />

Vorstände, die diesen Prozess veranlassen, sich bewusst sind,<br />

dass sie selbst Teil eines Veränderungsprozesses sind, der<br />

Folgen und Nebenfolgen hat, die bedacht sein müssen.<br />

Einen weiteren Sachverhalt gilt es dabei zu beachten. Ist man<br />

auf der Suche nach Antworten, so ist sehr schnell zu erkennen,<br />

dass es für die Probleme, die sich in der Vereinsentwicklung<br />

von heute stellen, keine einfachen Lösungen gibt. Vielmehr<br />

ist man mit einer Komplexität konfrontiert, die geradezu<br />

typisch ist für unsere heutige Wissens- und Informationsgesellschaft,<br />

in die auch den Sport einbindet. Der Sport ist<br />

vernetzt mit vielen anderen Bereichen, mit der Wirtschaft,<br />

der Politik, der Kultur, den Kirchen und dem Bildungswesen.<br />

Wer immer über den Sport befindet, muss sich auf eine<br />

differenzierte Betrachtung einlassen. Vor Ideologen, die<br />

einfache Rezepte anbieten, muss deshalb gewarnt werden.<br />

Kontingenz ist das Merkmal unserer Zeit, und wer über<br />

Weichenstellungen zu entscheiden hat, der muss begreifen,<br />

dass es immer eine Vielfalt an Möglichkeiten gibt. Jede Möglichkeit,<br />

für die man sich entscheidet, hat dabei nicht nur<br />

Vorteile. Für die Vereine gilt das gleiche wie für die Politik.<br />

Man kann meist nur noch zwischen Möglichkeiten unterscheiden,<br />

von denen abzusehen ist, dass die eine, für die man<br />

sich entscheidet, weniger Fehler aufweist als die anderen.<br />

39


Die Frage, ob die deutschen Turn- und Sportvereine zukunftsfähig<br />

sind, ist gerade angesichts dieser Sachverhalte als offen<br />

zu bezeichnen. Eines kann dabei jedoch durchaus beruhigend<br />

sein. Hätten die Prognosen jener Zukunfts- und Freizeitwissenschaftler<br />

zugetroffen, wie sie vor Jahrzehnten in Bezug<br />

auf die Entwicklung der Turn- und Sportvereine geäußert<br />

wurden, so würde es sie schon längst nicht mehr geben. Die<br />

freiwilligen Vereinigungen haben sich gegenüber fragwürdigen<br />

wissenschaftlichen Empfehlungen, oberflächlichen empirischen<br />

Untersuchungen und ideologischen Manipulationen<br />

als resistent erwiesen. In gewisser Weise konnten sie kontinuierlich<br />

ein erfolgreiches Wachstum verbuchen.<br />

Ein genauerer Blick zeigt uns jedoch, dass es dabei auch<br />

gegenläufige Entwicklungen geben kann, dass auch Vereine<br />

und Verbände kommen und gehen können. Neben Wachstum<br />

gibt es Rückgang. Auch für Vereine und Verbände gilt dabei,<br />

dass, wer gut arbeitet, auch Anerkennung findet. Vereine, die<br />

Die Freiburger Turnerschaft von 1844 hat das Turnen für<br />

Eltern und Kinder um die Teilnahme der kleinen<br />

Geschwister erweitert. Die Gruppe von Müttern, Vätern<br />

und Kindern zwischen zwei und sechs Jahren bringt nun zusammen,<br />

was bisher getrennt war: nämlich die Lebensalter bis drei<br />

Jahre und ab vier. Dieses Modell ist attraktiv für die junge Familie,<br />

denn sie kann sich auf eine Übungszeit konzentrieren und erspart<br />

sich die bisher vielleicht erforderliche häusliche Aufsicht für kleine<br />

Daheimbleibende.<br />

In der Outdoor-Jugendgruppe des Skiclubs Pforzheim stellen sich<br />

die jungen Leute ihre Aktivitäten selbst zusammen. Snowboarden<br />

und Skifahren, Klettern und Kajakfahren, Wanderungen und<br />

Übernachtungen in den Hütten gehören zum Angebot. Auch im<br />

Turnverein Fürth 1860 geht eine Wind- und Wettergruppe kleiner<br />

Kinder zum Graben, Stochern, Schütteln und Tasten gerne nach<br />

draußen in den Wald. Sie tun dort alles, was Spaß und dreckig<br />

macht.<br />

Tanzen taugt besonders für mehr Lust am Leben. In der Turngemeinde<br />

1846 Worms lernen Senioren ständig neue Figuren und<br />

Formationen. Das erzeugt eine positive Spannung und bringt<br />

noch mehr Abwechslung im sowieso schon freudebetonten<br />

Miteinander. Junge Tänzerinnen des Oldenburger Turnerbundes<br />

und eine Kindergruppe des 1. Tanzsportclubs Dancemotion Oldenburg<br />

erarbeiten ein Programm und erfreuen damit ältere Menschen<br />

in einem Seniorenwohnstift.<br />

Das richtige Umfeld wirkt meistens anregend. "Im Kinder- und<br />

Jugendzentrum Dittrichshütte wurden wir im Irrgarten und auf<br />

sich durch schlechte und mangelhafte Führung auszeichnen,<br />

sind für Kinder nicht attraktiv. Wer keine guten Übungsleiter<br />

hat, hat keine guten Entwicklungsperspektiven aufzuweisen.<br />

Auch im organisierten Sport gibt es ein Auf und Ab. Schlafen<br />

Verbände, so befinden sie sich in der Gefahr, dass ihre Sportart<br />

überflüssig wird. Neue Sportarten können hinzukommen.<br />

Solch eine Entwicklung ist normal, wünschenswert und<br />

zeichnet die Attraktivität der freiwilligen Vereine aus. Auch in<br />

den Vereinen sollen jene belohnt werden, die engagiert sind.<br />

Und jene, die nicht engagiert sind, müssen mit den Konsequenzen<br />

leben. In einer Welt, in der alle Lebensbereiche<br />

Kosten-Nutzen-Kalkülen unterstellt sind, darf es nicht überraschen,<br />

dass auch die freiwilligen Vereinigungen von dieser<br />

Entwicklung nicht verschont bleiben. Alle Anbieter haben<br />

heute im freien Sportmarkt ihre Chance. Wenn es jedoch um<br />

den Wettkampfsport und um eine wünschenswerte Kinderund<br />

Jugendarbeit geht, so könnten sie gegenüber den freiwilligen<br />

Vereinigungen chancenlos sein. Ist die Vereinsarbeit<br />

Unkonventionelle Vereinsangebote oder Lebensfreude<br />

40<br />

den Kletter- und Spielgeräten selbst wieder zu Kindern",<br />

beschreibt eine gemischte Seniorengruppe ihre Eindrücke während<br />

einer Gesundheitswoche des Thüringer Turnverbandes.<br />

Die fachlich versierten Übungsleiter sind nicht nur aus- und fortgebildet,<br />

kompetent in Sportarten und fit für breitensportliche Aktivitäten.<br />

Sie lassen Freiheiten zur Selbstbestimmung, fördern aber<br />

auch und fordern. Die Eigenschaftswörter "bedürfnisgerecht" und<br />

"altersentsprechend" haben sie verinnerlicht. Schnelles Umschalten<br />

auf Teilnehmerwünsche ist eine Selbstverständlichkeit, das motivierende<br />

Gestalten nach eigenen Vorstellungen und Erfordernissen<br />

aber auch. Längst haben sie also ihr Bemühen um das körperliche<br />

Wohlbefinden hinaus erweitert. Sie vermitteln Lebenslust und<br />

Lebensfreude, ob mit Frühstück oder zum Feierabend.<br />

Beim Wassersportclub Fink Bremen paddeln die vom Arbeitstag<br />

Ermüdeten gemütlich und den Jahreszeiten angepasst in den<br />

Sonnenuntergang. Zum "Mitternachtsspezial" bis 24.00 Uhr<br />

animiert der Verein für Leibesübungen Pinneberg mit Aerobic,<br />

Bodyforming und Yoga, mit Sauna und leckerem Buffet, vom<br />

Übungsleiter-Team zusammengestellt, vor allem "als eine schöne<br />

Zeit außerhalb des hektischen Alltags" professionell geplant und<br />

prima umgesetzt. Der Post-Sportverein Nürnberg hat sehr großen<br />

Zuspruch mit Pool-Partys im vereinseigenen Hallenbad. Vor zwei<br />

Jahren zu Fasching wurde der Anfang gemacht mit entspannendem<br />

Schwimmen, Tanzen, mitreißender Musik, alkoholfreien<br />

Karibikdrinks. Dabei ist es nicht geblieben. Zu den Abendveranstaltungen<br />

wird inzwischen mit wechselnden Themen eingeladen.<br />

Zutritt haben dann auch Nichtmitglieder, um sich sportlich zu<br />

betätigen, mit zu feiern und die Angebote zu testen.


diesem Auftrag verpflichtet und wird dieser besser erledigt,<br />

als an jedem anderen Ort unserer <strong>Gesellschaft</strong>, so sind die<br />

Turn- und Sportvereine für unsere <strong>Gesellschaft</strong> unverzichtbar.<br />

Kann diesen Empfehlungen zugestimmt werden, so kann<br />

abschließend die Frage noch einmal gestellt werden, was das<br />

Besondere des Turn- und Sportvereins ist und warum ihm zu<br />

wünschen ist, dass er zukunftsfähig bleibt. Ist der Verein ein<br />

Dienstleistungsunternehmen, so kann er allenfalls auf Mitglieder<br />

verweisen, die für ihren Mitgliedsbeitrag "Waren" bzw.<br />

Leistungen wünschen, die ihrem Mitgliedsbeitrag entsprechen.<br />

Solche Mitglieder interessieren sich nicht dafür, ob ein Kind<br />

von einem Verein betreut wird, das in der Nachbarschaft in<br />

schwierigen Verhältnissen lebt. Solche Mitglieder sind nicht<br />

bereit, sich als Solidargemeinschaft für einen verantwortungsvollen<br />

und pädagogisch wertvollen Kinder- und Jugendsport<br />

einzusetzen. Solche Mitglieder sind nicht bereit, mit ihrem<br />

Jahresbeitrag einen Solidarbeitrag zu Gunsten des Wettkampf-<br />

rund um die Uhr <strong>Von</strong> Karl Hoffmann<br />

Der Verein für Akrobatik Motor Leipzig betreut eine Gruppe älterer<br />

Frauen ab 70 Jahre. Die Übungen finden als Stuhlgymnastik und<br />

in Form kleiner Bewegungsspiele statt. Das anschließende Kaffeetrinken<br />

tut der fröhlichen Gemeinschaft zusätzlich gut. "Kinderwelt<br />

ist Bewegungswelt" titelt die Turngemeinde 1879 Traisa. Drei<br />

Tage in der Woche ist zunächst eine Thematik vorgegeben: "die<br />

Sinne beleben", "den Körper erleben", "die Natur erkunden".<br />

Reichlich Raum bleibt für ungebundenes Spielen, Bewegen und<br />

Toben. Mit dem gemeinsamen Frühstück um 9.00 Uhr beginnt der<br />

Tag in diesem Kinder-Sport-Treff.<br />

Im Integrativen Treff Rostock können Eltern mit ihren Kindern<br />

gemeinsam Sport treiben. Zugleich werden Parallelangebote<br />

gemacht. Verantwortung und Organisation im Göttinger Netzwerk,<br />

das immer freitags von 20.30 bis 23.00 Uhr Jugendliche<br />

zwischen 14 und 18 Jahren zum schweißtreibenden "Moonsport"<br />

anregt, teilen sich sechs Sportvereine, dazu Schulen, die Universität,<br />

die Stadt Göttingen sowie die Jugendhilfe. Ab 6.00 Uhr<br />

besteht die Möglichkeit zum Frühschwimmen in der Vereinsanlage<br />

der Schwimmvereinigung Krefeld 1972. Bis 21.00 Uhr kann das<br />

Becken genutzt werden. Das sind ganze 15 Stunden pro Tag in<br />

Vereinsregie. Familien werden außerdem noch speziell mit Öffnungszeiten<br />

an Wochenenden und während der Feiertage<br />

umworben.<br />

Sportzeiten und Inhalte der Angebote sind wichtige technische<br />

Merkposten und Voraussetzungen dafür, dass sich Wohlgefühl<br />

und mehr Freude am Leben einstellen. Die älteren Vereine haben<br />

den unschätzbaren Vorteil der gewachsenen, sich vom Alter her<br />

ständig entwickelnden und ergänzenden Gruppen. Im Männer-<br />

sports zu leisten. Steht hingegen das Gemeinwohl in einem<br />

Verein im Mittelpunkt, so muss es für einen Verein vorrangig<br />

darauf ankommen, dass er für Kinder und Jugendliche attraktive<br />

Programme unterbreitet, dass er für seine Mitglieder ein<br />

Ort der Privatheit ist, dass sich der Verein als lokaler Gegenpol<br />

gegenüber aller Globalisierung auszeichnet. Schon seit längerer<br />

Zeit ist zu erkennen, dass für die Menschen die Gemeinde<br />

und der Ort, wo sie leben, zwangsläufig eine immer größere<br />

Bedeutung erhalten müssen angesichts der bindungslosen<br />

globalen Welt. Im Lokalen sucht man die Bindung, die anderenorts<br />

verloren gegangen ist. Dem Turn- und Sportverein<br />

kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Wenn man ihn nicht<br />

hätte, müsste man ihn erfinden. Die Bindung im Verein darf<br />

dabei keineswegs nur lose sein, Bindung muss sich durch<br />

Stabilität auszeichnen. Bürger benötigen heute soziale Netzwerke,<br />

die ihnen Lebensqualität ermöglichen. Vereine können<br />

dabei als zentrales Lebenselexier wahrgenommen werden.<br />

Leistet dies ein Verein, so ist er konkurrenzlos.<br />

turnverein 1846 Ludwigsburg halten es<br />

40- bis 80-jährige Sportler problemlos<br />

miteinander aus: bei Gymnastik mit Musik,<br />

beim Volleyball- und Prellballspielen und<br />

beim gemütlichen Beisammensein. Zwischen<br />

25 und 77 Jahre sind 15 Teilnehmerinnen einer Übungsstunde<br />

im Turnverein Bürgstadt alt. Die Generationenfrage ist da<br />

offensichtlich kein Thema.<br />

Mit guten Einfällen und pfiffigen Ideen lässt sich im organisierten<br />

Vereinssport auf dem Weg zum sportlich-geselligen Miteinander<br />

noch viel erreichen. Der Verein für Leibesübungen Wolfsburg fasst<br />

in Judokursen 7- bis 70-Jährige zusammen. Der Tennis-Verein<br />

Altlünen spielt seit einigen Jahren mit großem Erfolg den Ü-80-<br />

Pokal aus. Eine Spielerin und ein Spieler bilden in vorheriger<br />

Absprache das sportliche Paar. Sie dürfen in der jeweiligen<br />

Zusammensetzung diesen Breitensport-Wettbewerb nur einmal<br />

bestreiten. Die beiden Lebensalter addiert müssen über 80 Jahre<br />

liegen, z. B.: 21 und 68 oder 35 und 47 Jahre.<br />

Neues lässt immer wieder aufhorchen. Bekanntes ist immer<br />

wieder neu, auf- und anregend. Der Besuch eines Lamahofes war<br />

für die Sportgruppe "Menschen mit Behinderungen" im Soester<br />

Turn-Verein und ihre Angehörigen ein ganz besonderes Erlebnis.<br />

Der enge Kontakt mit den zahmen Tieren, auch beim Streicheln<br />

und Bürsten, bleibt lange in Erinnerung. Die Freie Turnerschaft<br />

München-Süd hat Erfolg mit ihrem wöchentlichen Zirkustraining.<br />

Vereinsvorstände auf der Höhe der Zeit erweitern den sportlichen<br />

und gesellschaftlichen Rahmen. Geschäftsführer und Geschäftsstellen<br />

lösen die organisatorischen Aufgaben. Das sind keine<br />

Fragen von Ehrenamt, Haupt- oder Nebenberuflichkeit. Entscheidend<br />

ist die Übereinstimmung in den Zielen und die Einbindung<br />

möglichst aller Mitglieder auf dem Weg in eine viel versprechende<br />

Vereinszukunft.<br />

41


Auch für arme Kinder soll der Sportverein ein<br />

Am Ende des Monats wurde bei den Akdogans das Geld<br />

mal wieder ziemlich knapp. Zwar hatte die Berliner<br />

Familie zuvor an allen Ecken und Enden gespart. Doch<br />

ob das verbleibende Restgeld für die alltäglichen Einkäufe und<br />

Unkosten ausreichen würde, das stand wie so oft bei der vierköpfigen<br />

Familie in den Sternen. Wie immer in solchen Tagen<br />

nahmen sich die Eltern die lange Liste der ausstehenden Rechnungen<br />

noch einmal gründlich vor. Zwanzig Euro für den<br />

Sportvereins-Mitgliedsbeitrag ihrer beiden Kinder, der siebenjährigen<br />

Onur und des zwei Jahre älteren Sohnes Berfin, waren<br />

da auch noch vermerkt. "Und weil wir in dem Monat zuvor den<br />

Beitrag für unsere beiden Kinder schon nicht bezahlen konnten,<br />

waren es schon vierzig Euro. In unserer Situation eigentlich<br />

unbezahlbar", erklärt der Vater Ertan Akdogan. Als er das<br />

erzählt, sitzt er auf einer Holzbank in einer Sporthalle im Berliner<br />

Stadtteil Moabit. In dem Karateverein Toruko ist gerade<br />

Trainingszeit für die Kinder- und Jugendgruppe. Es ist Montag,<br />

17.00 Uhr, und Onur und Akdogan sind wie immer dabei.<br />

"Noch vor zwei Monaten habe ich mir ernsthaft überlegt, meine<br />

Kinder aus dem Verein abzumelden. Es ging ja kaum anders. Die<br />

zwanzig Euro Mitgliedsbeitrag pro Monat haben wir für andere<br />

Sachen viel dringender benötigt", erklärt der Vater. Ertan Akdogan<br />

ist heute 33 Jahre alt. Er hatte mal an der Technischen<br />

Universität in Berlin Ingenieurwesen studiert, dann abgebrochen,<br />

schnell geheiratet und schließlich mit seiner Frau zwei<br />

Kinder bekommen. Einen festen, sicheren Job konnte er bisher<br />

nicht finden. Beide Eltern erhalten Hartz-4 und "die 240 Euro,<br />

die wir nun sparen, können wir jetzt anders in unsere Kinder<br />

investieren", erklärt Vater Ertan. In einen Karateanzug beispielsweise<br />

oder in die Gürtel, den die beiden Kids so stolz tragen.<br />

Denn das ist auch nicht ganz billig.<br />

Dass also Berfin und Onur überhaupt regelmäßig und mit<br />

großem Eifer und Spaß in einem Sportverein wie Toruko Karatesport<br />

treiben können, verdanken sie einem Aktionsprogramm<br />

der Berliner Sportjugend. "Kids in die Sportklubs" ist es tituliert.<br />

Es zielt darauf ab, "sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen<br />

eine kontinuierliche Teilhabe in einem Sportverein zu<br />

ermöglichen, sie in das regelmäßige Trainings- und Wettkampfprogramm<br />

oder in sonstige Angebot eines Vereins einzubinden",<br />

wie es in dem Konzeptionspapier zum Projekt etwas gestelzt<br />

formuliert ist. Konkret übernimmt die Berliner Sportjugend für<br />

arme Kinder und Jugendliche wie Berfin und Onur die Mitgliedsbeiträge.<br />

Die beiden Nachwuchskaratekämpfer sind nur zwei von über<br />

150.000 Berliner Kindern, die offiziell als arm gelten. Das geht aus<br />

einer neuen Studie, der "Bepanthen Kinderarmutsstudie" hervor,<br />

die Ende März veröffentlicht wurde. Danach gilt jedes dritte Kind<br />

42<br />

in der Hauptstadt als arm und wächst in einem Hartz-4-Haushalt<br />

auf. Nach Angaben der Berliner Sozialverwaltung erhalten rund<br />

144.000 von etwas mehr als 400.000 Kindern und Jugendlichen<br />

unter 15 Jahren Sozialgeld. Berlin ist damit trauriger Spitzenreiter<br />

in dieser Statistik vor Hamburg, wo jedes fünfte Kind als arm gilt<br />

und vor Köln (24,2 Prozent). Allein in den rund 325.000 Bedarfsgemeinschaften<br />

der Hauptstadt, die das Arbeitslosengeld II<br />

erhalten, sind rund 90.000 Haushalte mit Kindern.<br />

Seit September 2008 ist in Berlin das Aktionsprogramm "Kids in<br />

die Sportvereine" in der Spur. Es finanziert sich jeweils zur<br />

Hälfte aus dem Europäischen Sozialfond und aus Mitteln des<br />

Landes Berlin und läuft bis 2013. Rund 190.000 Euro stehen der<br />

Sportjugend für dieses Jahr zur Verfügung. "Das wird für rund<br />

1.000 Kids reichen", erklärt der Geschäftsführer der Sportjugend<br />

Berlin, Heiner Brandi. Ist das Geld ausgeschöpft, wird das Programm<br />

geschlossen. "Kids in die Sportklubs" kommt ursprünglich<br />

aus Hamburg, wo es die dortige Sportjugend vor fünf<br />

Jahren einführte und bis heute betreibt. Der Stadtstaat Bremen<br />

arbeitet gerade an der Umsetzung des Projektes, und das Land<br />

Niedersachsen möchte mit seiner Sportjugend schnell folgen.<br />

Zahlreiche andere Ballungsräume in Deutschland haben bereits<br />

starkes Interesse an diesem Aktionsprogramm bekundet. "Wir<br />

haben bisher nur gute Erfahrungen mit ‚Kids in die Sportklubs'<br />

gemacht. Es wirkt zielgenau dort, wo das Geld knapp ist und<br />

der Wunsch besteht, im Verein Sport zu treiben", erklärt Michael<br />

Sander, der Geschäftsführer der Hamburger Sportjugend.<br />

Sportvereine sind in Deutschland mehr und mehr zu einer<br />

Mittelschichtveranstaltung geworden. "Kinder aus armen<br />

Familien fallen da raus, und das wollen wir nicht hinnehmen",<br />

erklärt Heiner Brandi. Kinder armer Familie haben es besonders<br />

schwer. Der Hartz-4-Regelsatz sieht pro Jahr für Spielsachen<br />

beispielsweise ganze neun Euro vor. Für das tägliche Kinder-<br />

Essen stehen Hartz-4 Familien zwischen 2,57 Euro und 3,43<br />

Euro zur Verfügung. Die Teilhabe an vielen gesellschaftlichen<br />

Bereichen - darunter auch in den Sportvereinen - ist den<br />

Kindern meistens verschlossen. Sie werden nicht selten sozial<br />

ausgegrenzt. Die Mitgliedschaft in einem Sportklub gilt vielen<br />

jungen Menschen aus diesem sozialen Milieu als ein unbezahlbarer<br />

Luxus. Dadurch aber werden sowohl die Möglichkeiten der<br />

sozialen Integration als auch die Entwicklungschancen für die<br />

Kids leichtfertig verspielt. "Genau das gilt es zu verhindern!<br />

Wenn sich ungünstige Lebenslagen der Familien auf die Lebenschancen<br />

der Kids auswirken, müssen wir Anstrengungen zur<br />

Förderung dieser Zielgruppe unternehmen", erklärt die Berliner<br />

Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung, Claudia Zinke, die bis zum Dezember<br />

2008 Vorsitzende der Sportjugend Berlin war.


Hort der Lebensfreude sein <strong>Von</strong> Torsten Haselbauer<br />

Und genau da kommt der Sportverein ins Spiel. Die Vorteile<br />

eines aktiven Sporttreibens im Verein sind hinlänglich bekannt.<br />

Sie sind Orte des sozialen Lernens. Sie tragen zur Entwicklung<br />

eines positiven Sozialverhaltens und aktiven, oft auch gesunden<br />

Lebensstils bei. Sie vermitteln Normen und Werte und regen<br />

nicht selten zum bürgerschaftlichen Engagement an. In der<br />

Regel sind Sportvereine niedrigschwellige, soziale Orte. Sie sind<br />

so gut wie offen für alle Bevölkerungs- und Altersschichten.<br />

Doch sind gerade sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche<br />

sowie sozial schwächere Familien in den Vereinen immer noch<br />

unterrepräsentiert. Oft auch deswegen, weil die erhobenen (und<br />

für die Vereine ökonomisch notwendigen) Mitgliedsbeiträge<br />

gerade von dieser Zielgruppe nicht mehr aufzubringen sind. Die<br />

monatlichen Gebühren sind so - unfreiwillig - zu sozialen<br />

Selektionsmechanismen geworden. "Diese Barriere zur Teilhabe<br />

am organisierten Sporttreiben im Verein für alle Kinder, unabhängig<br />

von ihrer ethnischen und sozialen Herkunft, wollten wir<br />

mit dem Projekt ‚Kids in die Sportvereine' aufbrechen. Und das<br />

ist uns gelungen", erklärt der Hamburger Sportjugend-<br />

Geschäftsführer Michael Sander.<br />

Das Aktionsprogramm ist allen Kindern und Jugendlichen im<br />

Alter von sechs bis 18 Jahren zugänglich. Der Nachweis zur<br />

Teilnahme erfolgt über eine so genannte "Einkommens- und<br />

Bedürftigkeitsprüfung" in den Sportvereinen. "Es soll möglichst<br />

unbürokratisch sein, und vor allem soll auch der den Eltern<br />

lästige und oft von Scham geprägte Einkommensstriptease<br />

verhindert werden", so Heiner Brandi. In der Hauptstadt legen<br />

die betroffenen Familien den Vereinsverantwortlichen einfach<br />

den Sozialpass vor. Dieser gilt seit diesem Jahr als behördlich<br />

anerkannter Nachweis für "Bedürftigkeit". Den Pass erhalten<br />

Empfänger von Arbeitslosengeld II bzw. Sozialgeld, Sozialhilfeempfänger<br />

und Empfänger von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.<br />

Im Idealfall<br />

prüfen die Eltern zunächst ihre<br />

Anspruchsberechtigung. Dann informieren<br />

sie sich über Sportvereine und<br />

Sportarten vor Ort und nehmen Kontakt<br />

zu einem Verein auf. "Wir verstärken<br />

unsere eigene Öffentlichkeitsarbeit über<br />

das Projekt. Nach der zentralen Infoveranstaltung<br />

für die Verbände wird das<br />

Programm jetzt auch vermehrt in<br />

Stadtteilläden, in Schulen und sozialen<br />

Einrichtungen bekannt gemacht. Dort<br />

werden die Familien informiert und<br />

motiviert, ihre Kids in die Sportvereine<br />

zu schicken. Denn, es kostet ja nichts",<br />

berichtet Berlins Sportjugend-<br />

Geschäftsführer Heiner Brandi. Geförderte Mitgliedschaften in<br />

mehreren Vereinen sind selbstverständlich ausgeschlossen. Der<br />

Verein selbst fordert die für ihn und das Projekt relevanten<br />

Informationsblätter und Formulare bei der Sportjugend an und<br />

stellt anschließend einen Förderantrag.<br />

Die Beitragssätze im Kinder- und Jugendbereich von Berliner<br />

Sportvereinen bewegen sich, bis auf wenige Ausnahmen (Golf,<br />

Tennis, Segeln, Tanzen), zwischen fünf bis 15 Euro. Eine maximale<br />

Förderung von zehn Euro gilt in dem Aktionsprogramm<br />

"Kids in die Sportvereine" für Berlin angemessen. Beim Berliner<br />

Karateverein Toruku ging die Aufnahme in das Programm<br />

- und damit die Übernahme der Mitgliedsbeiträge der betroffenen<br />

Kids durch die Sportjugend - unbürokratisch und<br />

schnell über die Bühne. Der Verein aus dem Stadtteil Moabit<br />

war einer der ersten im September 2008, der sich daran<br />

beteiligte. Wenn sich Eltern in dem Verein melden oder von<br />

den Vereinsverantwortlichen auf das Programm aufmerksam<br />

gemacht werden, dann ist alles andere meist nur noch Formsache.<br />

"Wir haben uns im Geschäftszimmer des Vereins<br />

getroffen. Der Vereinsvorsitzende hat mir dann in aller Ruhe<br />

erklärt, was über das Projekt für meine beiden Kinder machbar<br />

ist und vor allem, dass wir Anspruch darauf haben. Natürlich<br />

habe ich mich sehr gefreut und schnell zugesagt", erinnert<br />

sich Ertan Akdogan.<br />

Im Verein wird nicht publik gemacht, welche Kinder über das<br />

Programm "Kids in die Sportvereine" Mitglied sind und welche<br />

nicht. "Das ist uns eigentlich auch egal. Wir freuen uns über<br />

jeden neuen Jugendlichen, egal woher er kommt", so der Vereinsvorsitzende<br />

von Toruko Berlin, Murat Salbas. Seitdem der<br />

Karate-Verein aus dem Stadtteil Moabit als einer der 26 Berliner<br />

Vereine an dem Aktionsprogramm teilnimmt, plagt ihn eine<br />

große Sorge weniger. "Wir haben jetzt<br />

wieder eine Menge neuer Mitglieder in<br />

unserem Club. Wir sind ja ein kleiner<br />

Verein und da tut uns Nachwuchs<br />

immer gut", freut sich Salbas.<br />

Die erste Bilanz fällt also bei allen<br />

Beteiligten sehr positiv aus, egal ob in<br />

Berlin, Hamburg oder nun auch in<br />

Bremen. In Berlin ist das Aktionsprogramm<br />

offiziell seit dem 1. September<br />

2008 angelaufen. Bis zum Ende des<br />

vergangenen Jahres konnten 141 junge<br />

Menschen, davon 102 Jungen und 39<br />

Mädchen, als Teilnehmer den besagten<br />

Sportvereinen gewonnen werden.<br />

43


Das <strong>Deutsche</strong> Turnfest - ein<br />

rauschendes Ereignis im<br />

Wandel der Zeit <strong>Von</strong> <strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> Turnfeste sind seit eh und je Spektakel von<br />

gewaltigen Ausmaßen. Das ist diesmal nicht anders,<br />

wenn vom 30. Mai bis 6. Juni die Turnbewegung zu<br />

ihrer gigantischen Messe der Selbstdarstellung in Frankfurt<br />

am Main zusammenkommt. Gewiss, die Zahl von 65.000<br />

Teilnehmern aus 3.400 Vereinen (plus Tagesbesucher aus der<br />

Region) bei der 33. Auflage unterschreitet diesmal die<br />

Prognosen um 10.000 bis 20.000. Und dies, obwohl sich<br />

Akteure aus rund fünfzig Ländern angemeldet haben, was<br />

sich in dem sperrigen Zusatz "Internationales" <strong>Deutsche</strong>s<br />

Turnfest ausdrückt. Es wird aufzuspüren sein, ob wirklich die<br />

Wirtschaftskrise der Schlüssel zu diesem Rückgang ist, wie<br />

Rainer Brechtken, der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Turner-<br />

44<br />

Bundes (DTB), meint. Oder ob nicht das Interesse an dieser<br />

größten Breitensportveranstaltung der Welt ein wenig<br />

nachgelassen hat.<br />

Die Frage "Sind <strong>Deutsche</strong> Turnfeste noch zeitgemäß?" wird an<br />

den Tagen rund um Pfingsten zu beantworten sein. Eine Frage,<br />

die so alt sein dürfte wie das Ereignis selbst, das 1860 in<br />

Coburg mit geschätzt zwischen 900 und 1.300 Turnern seine<br />

Premiere hatte. Die Turnbewegung balancierte stets auf dem<br />

schmalen Grat zwischen Tradition und Fortschritt. Sie verwies<br />

einst stolz darauf, dass sie sich weit stärker als der englisch<br />

geprägte Sport anspruchsvollen pädagogischen Zielen verpflichtet<br />

fühlte. Zugleich brachte sie sich politisch ein und<br />

begab sich damit in brisante<br />

Konfliktzonen.<br />

Schon Turnvater Friedrich<br />

Ludwig Jahn legte die<br />

Zündschnur, indem er<br />

mittels seiner neuen<br />

Turnübungen die Wehrkraft<br />

der deutschen<br />

Jugend für die Befreiungskriege<br />

gegen Napoleon<br />

stärkte. <strong>Von</strong> der staatstragenden<br />

Kraft des neuen<br />

Preußen entwickelten sich<br />

die Turner zu einer fortschrittlichen<br />

Bewegung,<br />

die gegen die reaktionären<br />

Methoden der Ära Metternich<br />

mit Zensur und<br />

polizeilicher Unterdrückung<br />

Sturm lief. Im<br />

Rahmen der so genannten<br />

Demagogenverfolgung<br />

wurde 1820 für das Gebiet<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Bundes die<br />

Coburg, 1860


Turnsperre verhängt, mit der das Turnen verboten wurde. Ein<br />

Verbot, das in einigen Regionen bis 1842 galt.<br />

1848 setzten sich die Turner gemeinsam mit den Burschenschaften<br />

für ein vereintes, demokratisches Deutschland ein. In<br />

der Revolution jenes Jahres standen auch Turner auf den<br />

Barrikaden in Frankfurt. 1849 kämpften das berühmte Hanauer<br />

Turnbataillon und andere Turnkompanien, die sich nicht<br />

mit der herrschenden Staatsmacht arrangieren und gleich die<br />

totale Demokratie wollten, in Baden an der Seite von radikalen<br />

Aufständischen. Und es ist tragisch, dass die während<br />

dieser beiden Jahre in der Frankfurter Paulskirche tagende,<br />

von der Mehrheit der Turner unterstützte erste deutsche<br />

Nationalversammlung die Erhebungen von preußischen und<br />

österreichischen Truppen niederschlagen ließ. Damit wurde<br />

den alten Ordnungsmächten zum Sieg verholfen und wohl<br />

auch eine Entwicklung der Turnbewegung zum Konservativen<br />

hin eingeleitet.<br />

Die ersten Turnfeste und zahlreiche Gründungen<br />

von Turnvereinen, allein tausend zwischen 1860<br />

und 1862, zeugten von einem neuen Aufbruch der<br />

Turnbewegung. In Berlin 1861, Leipzig 1863, Bonn<br />

1872 nahmen mehrere tausend Turner teil. In<br />

Frankfurt 1880 - hier trübte beim abschließenden<br />

Feuerwerk ein schwerer Unfall mit 2 Toten und 23<br />

Verletzten die Feststimmung - und in Dresden<br />

1885 wurde mit mehr als 10.000 Teilnehmern eine<br />

neue Dimension erreicht. 1889 zogen 20.000<br />

Turner nach München. Damals gehörten der 1868<br />

gegründeten <strong>Deutsche</strong>n Turnerschaft (DT) immerhin<br />

schon 370.000 Mitglieder an.<br />

Die zunehmende Industrialisierung hatte im Obrigkeitsstaat<br />

des 1871 gegründeten Kaiserreichs<br />

soziale Spannungen mit sich gebracht, die im<br />

Turnerlager zu unüberbrückbaren Gegensätzen<br />

zwischen den bürgerlichen und den proletarischen<br />

Turnern führten. Die Gründung des Arbeiter-<br />

Turnerbunds (ATB) im Jahre 1893 war die Konsequenz<br />

daraus.<br />

Aufschlussreich ist der Umgang beider Organisationen<br />

mit dem Frauen-Turnen. Der ATB hatte von<br />

Beginn an die Gleichberechtigung der Frau auf<br />

seine Fahne geschrieben. Ab 1895 wurden mit der<br />

Gründung einer Damen-Abteilung im TV Fichte<br />

Berlin Turnerinnen als Mitglieder gezählt. Die<br />

<strong>Deutsche</strong> Turnerschaft folgte diesem Beispiel erst<br />

zwei Jahre später, obwohl da schon Frauen im<br />

Allgemeinen Leipziger Turnverein zehn Jahre lang<br />

in der "Abteilung für das weibliche Geschlecht"<br />

aktiv waren. Die Ursprünge für die Entwicklung<br />

lagen im Schul-Turnen der Mädchen, bei dem noch<br />

lange Zeit die Vorhänge an den Turnhallen-Fenstern zugezogen<br />

wurden. Und auch sonst bestimmten Gesichtspunkte der<br />

Moral und Schicklichkeit das Frauen-Turnen. Noch Anfang des<br />

20. Jahrhunderts musste eine Anstandsdame anwesend sein,<br />

wenn ein männlicher Vorturner die Übungsstunde leitete.<br />

Die Turnfeste waren über Jahrzehnte hinweg eine Domäne<br />

der Männer. 1894 wurde beim 8. <strong>Deutsche</strong>n Turnfest in<br />

Breslau erstmals fünfzig Damen des Alten Breslauer Turnvereins<br />

auf Anfrage "die Erlaubnis erteilt", öffentlich aufzutreten.<br />

Diese couragierte Tat, die bestehende Regeln unterlief, wirkte<br />

wie ein Fanal. Viele Mädchen und Frauen fühlten sich<br />

dadurch ermutigt, eigene Abteilungen in den Turnvereinen<br />

oder sogar außerhalb der DT und des ATB selbständige<br />

Damen-Turnvereine zu gründen. Erst im Jahr 1923 durften<br />

Frauen offiziell an <strong>Deutsche</strong>n Turnfesten teilnehmen und<br />

erhielten dosiert Zugang zu Leitungsfunktionen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Turnerschaft. Nach heftigen Diskussionen wurden die<br />

strengen modischen Gepflogenheiten durchlöchert. Die<br />

Breslau, 1938<br />

45


langen dunkelblauen Röcke mit blauer Bluse, Matrosenkragen<br />

und Kopfbedeckung wurden allmählich von einer fortschrittlicheren<br />

Turnkleidung abgelöst. Beim <strong>Deutsche</strong>n Turnfest in<br />

Leipzig 1913 turnten die Frauen in weiten, schwarzen Pumphosen,<br />

in weißer Bluse mit kurzem Arm. Die Turnfeste waren<br />

immer auch eine kleine Modemesse, die neue Trends der<br />

Turnkleidung beförderte bis hin zu den eng anliegenden<br />

Gymnastikanzügen von heute. Doch das war ein langer Weg.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die <strong>Deutsche</strong>n Turnfeste<br />

so arriviert, dass die Veranstaltungsstädte wie selbstverständlich<br />

tief in den Stadtsäckel griffen und Honoratioren<br />

sich an die Spitze der Festausschüsse setzten. Eindrucksvolle<br />

architektonische Bauten wurden aus Anlass der Turnfeste<br />

gebaut. So zum Beispiel die berühmte Frankfurter Festhalle,<br />

die mit ihrer frei tragenden kühnen Konstruktion 1908 beim<br />

11. <strong>Deutsche</strong>n Turnfest 10.000 Menschen zur "Weihe" und auf<br />

Dauer Platz bot.<br />

Vier Jahre nach dem Ersten Weltkrieg setzte das 1. <strong>Deutsche</strong><br />

Arbeiter Turn- und Sportfest in Leipzig - das im Nachhinein<br />

als 13. <strong>Deutsche</strong>s Turnfest geführt wird - mit 100.000 Teilnehmern<br />

einen neuen, kräftigen Akzent. Das spiegelte das<br />

Erstarken des Arbeiter-Turn- und Sportbundes (ATSB, auch<br />

ATUS genannt), der damals 163.000 Mitglieder umfasste und<br />

in den Jahren der Weimarer Republik auf 750.000 Aktive<br />

anwuchs. Es zeigt die gefährliche Spaltung der <strong>Gesellschaft</strong><br />

jener Jahre, dass die bürgerlichen Turner und Sportler sowie<br />

46<br />

die "freien Turner" und Sportler des ATSB sich feindlich<br />

gegenüber standen.<br />

Gleich zu Beginn des "Dritten Reichs" wurde der ATSB aufgelöst,<br />

und in der Folgezeit wurden viele seiner Mitglieder verfolgt.<br />

Währenddessen überbot sich die <strong>Deutsche</strong> Turnerschaft<br />

mit ihrem fanatischen Präsidenten Edmund Neuendorff in<br />

Ergebenheitsbekundungen gegenüber Adolf Hitler und seinem<br />

Gefolge. Das 17. <strong>Deutsche</strong> Turnfest in Stuttgart 1933 wurde<br />

zu einer Mammutveranstaltung mit 600.000 Festbesuchern,<br />

150.000 Festzugteilnehmern sowie 42.000 Turnern und 17.000<br />

Turnerinnen bei den Massen-Freiübungen. Dieser Hang zum<br />

Gigantischen passte in die Zeit, entsprach auch der Entwicklung<br />

der bürgerlichen Turnfeste sowie der Arbeiter-Bundesfeste.<br />

Und doch war die Politisierung des Ereignisses nicht zu<br />

übersehen, die mit einem Vormarsch der Uniformen streckenweise<br />

zu einer Heerschau für die neuen Machthaber geriet.<br />

Neuendorff sah sich genötigt, dem zwei Tage vor dem Turnfest<br />

zum "Reichssportführer" ernannten Hans von Tschammer<br />

und Osten feierlich die <strong>Deutsche</strong> Turnerschaft zu überschreiben,<br />

die drei Jahre später wie alle Sportverbände im <strong>Deutsche</strong>n<br />

(ab 1937: Nationalsozialistischen) Reichsbund für<br />

Leibesübungen gleichgeschaltet wurde.<br />

Das 18. <strong>Deutsche</strong> Turnfest in Breslau 1938 orientierte sich<br />

zwar an Formen seiner Vorgänger. 150.000 Teilnehmer am<br />

Festzug und 500.000 auf der Festwiese waren jedoch eingebunden<br />

in eine überdimensionale Propagandaschau, zu der<br />

die zeitweilige<br />

Anwesenheit von<br />

Hitler passte. In<br />

der schlesischen<br />

Metropole hatten<br />

unübersehbar die<br />

Nationalsozialisten<br />

und die<br />

Wehrmacht der<br />

Veranstaltung<br />

ihren Stempel<br />

aufgedrückt. Und<br />

Turnen wurde, ein<br />

Jahr vor dem<br />

Überfall auf<br />

Polen, unübersehbar<br />

als Mittel zur<br />

Wehrertüchtigung<br />

präsentiert.<br />

Frankfurt/M, 1983<br />

1948 markierte<br />

das 19. <strong>Deutsche</strong><br />

Turnfest nach der<br />

großen Katastrophe<br />

der NS-Zeit<br />

und des Zweiten


Weltkriegs einen ungewöhnlichen Neubeginn. Offiziell durfte<br />

sich das Ereignis bescheiden nur "Frankfurter Turnfest" nennen.<br />

Denn die Besatzungsmächte betrachteten argwöhnisch<br />

die Tendenz zu überregionalen Verbandsstrukturen. Auch war<br />

es nur Bewohnern der aus der amerikanischen und britischen<br />

Besatzungszone gebildeten Bi-Zone erlaubt, am Turnfest<br />

teilzunehmen. Doch auf verschlungenen Wegen fanden auch<br />

zahlreiche Turner aus dem französisch und dem sowjetisch<br />

verwalteten Gebiet in die zerstörte Stadt. Deren Oberbürgermeister<br />

Walter Kolb hatte gerufen, und 30.000 Turner kamen,<br />

die zum Großteil in einem Zeltlager nächtigten. Sie feierten<br />

auf den Sandhöfer Wiesen vor der Ruinen-Kulisse der Messestadt<br />

ein Fest der Hoffnung.<br />

Frankfurt hatte nicht zuletzt die Weichen zu mehr Gemeinsamkeit<br />

zwischen dem bürgerlichen und dem Arbeiter-Lager<br />

der Turner gestellt. Mit der Gründung des <strong>Deutsche</strong>n Turner-<br />

Bundes (DTB) wurde zwei Jahre später die Kluft zwischen den<br />

feindlichen Brüdern von einst endgültig überwunden. Eine<br />

Voraussetzung dafür, dass im gleichen Jahr die Dach-Organisation<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes geschaffen werden konnte.<br />

Mit einer gewissen Folgerichtigkeit wurde Walter Kolb<br />

1950 zum ersten Vorsitzenden des DTB gewählt, dessen<br />

Entwicklung im demokratischen Deutschland eine Erfolgsgeschichte<br />

ist. Während das Turn- und Sportfest der DDR sich<br />

mehr und mehr als eine propagandistische Leistungsschau<br />

des ostdeutschen Sports mit Lichtdom und Fahnenweihe<br />

gerierte, offenbarten und stärkten die Turnfeste im Westen<br />

des Landes die sozialintegrative Kraft der Turnvereine.<br />

Und wieder war es Frankfurt, das 1983 der Turnbewegung<br />

eine neue Dimension eröffnete. In einem nicht gekannten<br />

Umfang gelang es mit dem 26. <strong>Deutsche</strong>n Turnfest, die<br />

Bevölkerung in die heitere Stimmung jener sonnigen Tage am<br />

Main einzubeziehen. Mit entscheidend dafür war die erstmals<br />

installierte "Festmeile", die in der Innenstadt die Menschen<br />

zum Mitfeiern animierte. Das Wort vom "Swinging Frankfurt"<br />

machte die Runde. In der Euphorie, die sich rund um die<br />

65.000 Turner verbreitete, träumte der spätere DTB-Präsident,<br />

Oberbürgermeister Walter Wallmann, sogar von <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen in seiner Stadt.<br />

"Wir schlagen Brücken", heißt das Motto, wenn die Turner<br />

zum 5. Mal in Frankfurt zu ihrem Fest zusammen kommen.<br />

Brücken überspannen den Main, der, wie der Name der Stadt<br />

sagt, schon früher kein unüberwindliches Hindernis darstellte.<br />

Vor knapp zwei Jahrzehnten wurde die Brücke der deutschen<br />

Vereinigung geschlagen. Und auch sonst werden in vielerlei<br />

Hinsicht mit dem Turnfest Gegensätze überbrückt. Der<br />

(gesamt-)<strong>Deutsche</strong> Turner-Bund ist auf fünf Millionen Mitglieder<br />

angewachsen, davon 3,4 Millionen weibliche. Das<br />

zeugt von einer erstaunlichen Umkehrung der einstigen<br />

männlichen Ausschließlichkeit. Am Pfingst-Samstag erinnert<br />

zum Auftakt ein Festakt in der Paulskirche im Zeichen von<br />

Turnvater Jahn und zum 250. Geburtstag von Christoph<br />

Friedrich GutsMuths an die historischen Wurzeln. Anschließend<br />

ziehen 7.000 Turner und Turnerinnen, angeführt von<br />

1.000 Fahnenträgern und begleitet von 500 Spielleuten der<br />

Musikkorps, in die Stadt ein. An der "Flussfestmeile", wo am<br />

Abend bei der Eröffnungsfeier von Lasereffekten belebte<br />

Wasserwände für ein Aha-Erlebnis sorgen werden, soll eine<br />

Woche lang Feierstimmung herrschen. Nicht zuletzt bei der<br />

"Tuju-Party" der Turnerjugend. Überhaupt dürfte das Bild von<br />

den alten Turnbrüdern und Turnschwestern sich auch in<br />

Frankfurt als überholt erweisen. Das Turnfest wird wie in<br />

Berlin 2005, wo mehr als die Hälfte der Teilnehmer unter 29<br />

Jahre alt waren, ziemlich jugendlich daherkommen. Dazu<br />

passt auch das<br />

Jugendlager mit<br />

420 Turnern aus 12<br />

Ländern.<br />

Die Messe bildet das<br />

inhaltliche Herzstück<br />

des Turnfests. Hier<br />

wird nicht zuletzt<br />

die "Turnfest-Akademie"<br />

in 620 Workshops<br />

mit 220<br />

Referenten aus 18<br />

Ländern 20. 000<br />

Trainern, Übungsleitern<br />

und anderen<br />

Interessierten neue<br />

Trends in der<br />

Gesundheits- und<br />

Bewegungslandschaft<br />

vorstellen.<br />

Traditionell kann<br />

jeder, der an den Wahlwettkämpfen teilnimmt, zum "Turnfestsieger"<br />

avancieren. Doch auch weniger anspruchsvolle<br />

Mitmachangebote laden zu Aktivitäten ein. Fabian Hambüchen<br />

wird bei der <strong>Deutsche</strong>n Meisterschaft und beim neuen<br />

Wettkampf-Format "Champions Trophy" den kräftigsten<br />

Spitzensport-Akzent setzen und den schon gewohnten Hype<br />

um seine Person verursachen.<br />

Die Gala bietet 50.000 Besuchern in der Commerzbank-Arena<br />

und zahlreichen Fernsehzuschauern einen rauschenden<br />

Abschluss. 3.000 Tänzerinnen, Sänger, Turner und Amateurdarsteller<br />

werden sich nach der Vorstellung von Performance-<br />

Designer Enno Uhde ohne Massendrill zu einer neunzigminütigen<br />

lockeren Choreographie finden. Keine Frage, das <strong>Deutsche</strong><br />

Turnfest von Frankfurt wird seine Teilnehmer und sonstigen<br />

Besucher mit vielfältigen, fast schon erdrückenden<br />

Erlebnissen beschenken. Erlebnissen, die in die deutsche<br />

Turnbewegung mit ihren mehr als 19.000 Vereinen hinein<br />

wirken werden.<br />

47


Was as macht eigentlich ...?<br />

Uwe Hohn<br />

<strong>Von</strong> Jochen Frank<br />

Y<br />

outube macht's möglich. Wer Uwe Hohns Weltrekordwurf<br />

mit dem Speer noch einmal sehen möchte, kann<br />

es via Internet tun. So oft er will. Nein, es war nicht<br />

irgendein Rekord. Es war ein Rekord für die Ewigkeit. Der<br />

erste und bisher einzige Speerwurf über 100 Meter. 25 Jahre<br />

ist das jetzt her. Ob's ihm recht ist oder nicht, um dieses<br />

Jubiläum kommt Uwe Hohn nicht herum. Das Telefon zu<br />

Hause in Potsdam<br />

wird dann, im Juli,<br />

wieder häufiger<br />

klingeln. Obwohl er<br />

"Störungen" dieser<br />

Art momentan gar<br />

nicht gebrauchen<br />

kann, weil ihn der<br />

Umbau des Hauses<br />

voll in Anspruch<br />

nimmt.<br />

"Ein Tag wie jeder<br />

andere", weist er<br />

etwaige Vermutungen<br />

zurück, der 20.<br />

Juli könne bei<br />

Familie Hohn<br />

Anlass zu knallenden<br />

Sektkorken<br />

geben. Viel Wirbel<br />

um sich und um jenen Rekordwurf mochte er ohnehin nie.<br />

Damals nicht und heute erst recht nicht. "Meine Freude spielt<br />

sich mehr innerlich ab", hat er schon früher einmal gesagt.<br />

Und der Speer, Objekt der Begierde und kostbares Erinnerungsstück,<br />

ist ohnehin nicht mehr im Hause. Ihn hat Uwe<br />

Hohn dem Museum im finnischen Pihtipudas überlassen, wo<br />

er beim Speerwurf-Festival Keihäskarnevaalit seit Jahren gern<br />

gesehener Gast ist.<br />

Wer bei jenem erwähnten Video darauf achtet, erkennt, wie<br />

Hohn unmittelbar nach dem Abwurf des Gerätes die Arme<br />

48<br />

nach oben reißt. Zu diesem Zeitpunkt, so bekannte er später,<br />

habe er gespürt, dass der Speer die 100 Meter erreichen<br />

würde. Ein anderer wäre vielleicht jubelnd ums Stadionrund<br />

gelaufen oder hätte Speer und Tartan geküsst. Für Hohn kam<br />

so etwas nicht in Frage. Kurz vor 20.00 Uhr war es. So wurde<br />

es von Chronisten festgehalten. Zweiter Durchgang des Speerwurf-Wettbewerbs<br />

der Männer. "Wir haben alle gedacht, der<br />

Speer kommt nie<br />

wieder runter",<br />

erinnert sich Manfred<br />

Blessin aus<br />

Stralsund, der<br />

damals als Kampfrichter<br />

im Berliner<br />

Friedrich-Ludwig-<br />

Jahn-Sportpark<br />

dabei war. Und der<br />

Berliner Schriftsteller<br />

Thomas Brussig,<br />

als 18-Jähriger<br />

unter den 21.000<br />

Zuschauern,<br />

erzählte einmal,<br />

wie dankbar er<br />

dem Platzwart<br />

noch heute sei,<br />

"dass er nicht im<br />

Stile von Wir-sindauf-alles-vorbereitet<br />

und in Erwartung des Hundertmeterwurfes<br />

eine fünfstellige Anzeigetafel herbei schaffte".<br />

Zum Gaudi des begeisterten Publikums hatte sich nämlich<br />

einer der "Männer in Weiß" vergebens bemüht, der Würde des<br />

historischen Ereignisses gerecht zu werden und die exakt<br />

vermessene Weite von 104,80 m auf eine Anzeigetafel zu<br />

bringen, die nur vierstellige Zahlen erlaubte. Letztlich entschied<br />

er sich für die Variante "04,80". Das Foto mit der<br />

nachsichtig lächelnden Hauptperson vor der Tafel ging um<br />

die Welt.


Händeschütteln, Schulterklopfen,<br />

Umarmungen,<br />

Dopingkontrolle, Siegerfanfare,<br />

Blumen, Autogramme<br />

und viele, viele<br />

Fragen aus der Journalistentraube,<br />

die ihn<br />

umringte - als all das<br />

überstanden war, setzte<br />

sich der Held des Abends<br />

ins Auto und fuhr mit<br />

Ehefrau Iris nach Hause.<br />

Eben einer jener Momente<br />

stiller, innerlicher Freude…<br />

Gerade erst 22 Jahre alt geworden, stieß Uwe Hohn mit<br />

diesem phänomenalen Raketenwurf in einer technisch so<br />

anspruchsvollen Disziplin das Tor zu neuen Dimensionen auf.<br />

Der Vollständigkeit halber sollte hinzugefügt werden, dass<br />

sich seinerzeit auch der US-Amerikaner Tom Petranoff als<br />

Rekord-Vorgänger mit 99,72 m schon an die Traumgrenze<br />

herangepirscht hatte. Doch Uwe Hohn hatte zwei Monate vor<br />

dem denkwürdigen Ereignis seine Anwartschaft auf den<br />

ersten "Hunderter" mit neuem Europarekord (99,52 m) schon<br />

angemeldet.<br />

Weiten, die von der Fachwelt auch mit steigendem Unbehagen<br />

registriert wurden. Besorgte Frage: Werden unsere Stadien<br />

zu klein? Bei Hohns Rekordwurf schließlich war der<br />

Speer über die gesamte Länge des Fußballfeldes gesegelt und<br />

am Ende des Rasens gelandet, nur einige Meter von der<br />

Anlage der Stabhochspringer entfernt. Resultat: Die IAAF,<br />

Weltverband der Leichtathleten, setzte ein Stoppsignal und<br />

beschloss, den Schwerpunkt des Gerätes um vier Zentimeter<br />

nach vorn zu verlegen. Ab 1. April 1986 wurden nur noch<br />

Weiten mit dem "neuen" Speer anerkannt.<br />

Im Übrigen fehlen mittlerweile von der jetzigen, aber schon<br />

13 Jahre alten Weltrekordweite des Tschechen Jan Zelezny<br />

auch nur noch rund anderthalb Meter an der 100-m-Marke.<br />

Nach dem Rücktritt Zeleznys sieht Uwe Hohn "im Augenblick<br />

keinen, der so weit werfen kann". Gewiss, es gäbe international<br />

eine Menge junger Athleten, "die man im Auge behalten<br />

muss". Nach seiner Ansicht "wird heute zuviel Wert auf sehr<br />

hohe Kraftleistungen gelegt". Die Technik leide darunter und<br />

sollte "wieder mehr in den Vordergrund des Trainings gerückt<br />

werden", meint er. Als Trainer versuchte und versucht er seine<br />

Erfahrungen weiterzugeben.<br />

Noch einmal zurück ins Jahr 1984. Die Hoffnung vieler DDR-<br />

Athleten, die Früchte jahrelanger Anstrengungen beim olympischen<br />

Höhepunkt ernten zu können, wurde zunichte gemacht.<br />

Die DDR gehörte zu den 19 NOKs, die Olympia in Los Angeles<br />

boykottierten. Bitter auch und besonders für Uwe Hohn, der in<br />

elf Wettkämpfen des Olympiajahres einen Schnitt von sage und<br />

schreibe 94,09 m erreicht hatte. Gold gab es in Los Angeles für<br />

86,76 m (Härkonen/Finnland). Exweltrekordler Petranoff landete<br />

übrigens abgeschlagen auf Rang zehn.<br />

Als sich vier Jahre später in Seoul die nächste olympische<br />

Bewährung hätte bieten können, war Uwe Hohns sportliche<br />

Laufbahn bereits beendet. Mit Siegen beim Europacup in<br />

Moskau (92,88 m) und beim Weltcup in Canberra (96,96 m)<br />

hatte er sich 1985 sportlich verabschieden müssen. "Viel zu<br />

früh", bedauert er noch heute. Der Weltrekord von Berlin<br />

hatte verständlicherweise Appetit auf mehr gemacht.<br />

Gesundheitliche Probleme hatten sich dermaßen verschärft<br />

und insgesamt vier Operationen notwendig gemacht. Durch<br />

eine Versteifung der Wirbelsäule ist er nach wie vor sehr<br />

eingeschränkt, versucht das Beste daraus zu machen. Mit<br />

dem Handikap müsse er leben, sagt er.<br />

Olympia hat er im vergangenen Jahr doch noch erleben<br />

können. Als Trainer holte er in Peking nach, was ihm als<br />

Aktiven verwehrt geblieben ist. In einem Satz fasst er seine<br />

Eindrücke zusammen. "Es war schön dabei zu sein." Nichts<br />

Weiterführendes, nichts Schwärmerisches. Hohn war und ist<br />

kein Freund großer Worte. Erst als wir auf das <strong>Olympische</strong><br />

Dorf zu sprechen kommen, erwähnt er, dass er Athleten und<br />

Bekannte aus früheren Zeiten getroffen habe.<br />

Mit dem Ausgang des Wettkampfes war er nicht ganz zufrieden.<br />

Verletzungsrückschläge hatten die Vorbereitung seines<br />

Schützlings Jarrod Bannister beeinträchtigt. Der Australier<br />

belegte mit 83,45 m Rang sechs. Ein halbes Jahr zuvor hatte<br />

er mit einem 89,02-Meter-Wurf in Brisbane sogar Hoffnungen<br />

auf eine Medaille geweckt. Die langwierigen Folgen eines<br />

Muskelabrisses lassen leider auch keinen Start bei den Weltmeisterschaften<br />

im August in Berlin zu.<br />

Mit einem veranlagten Athleten langfristig auf ein großes Ziel<br />

hinzuarbeiten, hatte sich Uwe Hohn immer gewünscht. Im<br />

Falle Bannister schränkt er allerdings ein, dass ihn sechs<br />

Wochen Canberra und zwei Wochen Hongkong in der Vorbereitung<br />

zu lange von Frau und Kindern getrennt hätten. Bei<br />

einem entsprechenden Angebot würde er eine Aufgabe im<br />

unmittelbaren Umfeld vorziehen.<br />

Dort, wo er zu Hause ist, wo er sich wohl fühlt, wo er Freunde<br />

hat. Kugelstoß-Heroe Udo Beyer zum Beispiel, der nur ein<br />

paar Straßen weiter wohnt. Uwe Hohn ist ein<br />

Familienmensch, und für den Zusammenhalt im Hause Hohn<br />

spricht wohl auch, dass Tochter Marie-Christin (23) und Sohn<br />

Paul (20) noch bei den Eltern leben. Ehefrau Iris ist Physiotherapeutin<br />

und arbeitet freiberuflich. Im vergangenen Jahr<br />

feierte das Ehepaar Silberne Hochzeit. Nun steht "eine sportliche<br />

25" bevor, der 104,80-Meter-Wurf von Berlin. Wirklich<br />

nur "ein Tag wie jeder andere"?<br />

49


Dem "Volk aufs Maul zu schauen",<br />

dieser Rat Luthers in seinem<br />

"Sendbrief vom Dolmetschen"<br />

von 1530 war keine neue<br />

Erkenntnis. Allerdings hat der Reformator<br />

diese Wahrheit erstmals so präzise<br />

formuliert. Ein Redner, Prediger oder<br />

Schriftsteller kommt dann bei den<br />

Menschen jeglichen Bildungsgrades an,<br />

wird von ihnen aufgenommen und<br />

verstanden, wenn er einfühlsam und<br />

kenntnisreich ihre Sprache spricht, ihr<br />

Denken durch bekannte plastische<br />

Bilder aktiviert und in gängigen Metaphern<br />

und Begriffen verstanden wird.<br />

Das haben lange vor Luther schon die<br />

großen antiken Redner wie Demosthenes<br />

oder Cicero praktiziert.<br />

Luther wollte "schwer verständliche<br />

Vergleiche und Bilder der Heiligen<br />

Schrift, die in der Welt der Beduinen<br />

und des israelischen Volkes ihren<br />

Ursprung hatten, in die Lebenswirklichkeit<br />

der Menschen seiner Zeit" übertragen.<br />

Das hat schon im 5. Jahrhundert<br />

ein anderer großer Prediger und Bibeldeuter<br />

praktiziert, der ebenso anschaulich<br />

gesprochen und geschrieben die<br />

Dinge auf den Punkt gebracht hat:<br />

Johannes Chrysostomus (349/344-407).<br />

Der Ehrentitel "Chrysostomus / Goldmund" des in Antiochia<br />

Geborenen bezeugt die Redegewalt, die nicht nur seine<br />

Zeitgenossen gepackt hat, sondern auch über die Stenogramme<br />

seiner gut ausgearbeiteten, aber frei gehaltenen Predigten<br />

mit Biss auf uns gekommen ist.<br />

Was aber hat der spätere Bischof von Konstantinopel, einer<br />

der vier Kirchenlehrer der Ostkirche, im "<strong>Olympische</strong>n Feuer"<br />

zu suchen? Vielleicht die Zeitgenossenschaft mit Kaiser<br />

Theodosios I., der 392/3 n. Chr. das erste, freilich nicht befolgte<br />

Verbot der "heidnischen" Kulte in Olympia erlassen hat?<br />

Oder die aus dem gleichen Geist erwachsene scharfe Ablehnung<br />

des un- oder gar widerchristlichen Sports, den Chrysostomus<br />

in den olympischen Wettkämpfen von Daphne, einer<br />

Vorstadt Antiochias, kenngelernt hat, die sogar über seinen<br />

Tod hinaus bis 520 n. Chr. Stattfanden?<br />

Diese offenbar negative und ablehnende Verbindung zum<br />

antiken olympischen Wettkampfwesen, der Agonistik, besitzt<br />

eine andere leuchtende Seite, denn Chrysostomus hat wie<br />

kaum ein anderer Kirchenvater in seinen populären und<br />

direkten Predigten und Bibelkommentaren für das Volk, für<br />

die einfachen Leute (die feinen Leute haben ihn als Kritiker<br />

50<br />

Rede Sport und<br />

alle verstehen<br />

Johannes Chrysostomus und<br />

sein agonistischer Wortschatz<br />

<strong>Von</strong> Hans-Dieter Krebs<br />

ihrer (Un)Sitten abgelehnt und in die Verbannung gezwungen)<br />

auf die offenbar weitverbreiteten Bilder und Vergleiche<br />

der Alltagssprache zurückgegriffen. Dazu zählte neben Metaphern<br />

aus dem Soldatenleben auch die antike "Sportsprache".<br />

Die bei den Zeitgenossen verankerten Bilder und Begriffe<br />

überhöhte er in die christliche Lebens- und Gedankenwelt.<br />

Die ursprünglich aus dem heidnischen Körperkult stammenden<br />

Metaphern und Vergleiche übertrug Chrysostomus<br />

geschickt mit Einfühlungsvermögen in die Denkart seiner<br />

Zuhörer und Leser und schenkte ihnen einen christlichen<br />

Inhalt. Sehr vereinfacht nach dem Motto: Rede Sport und alle<br />

verstehen dich!<br />

Der am 2. Februar 2009 verstorbene Jesuit Alois Koch, gleichermaßen<br />

profunder Kenner der Patristik, des antiken Sports<br />

und der modernen Sportethik, hat in seinem aufschlussreichen<br />

Buch "Johannes Chrysostomus und seine Kenntnisse der<br />

antiken Agonistik im Spiegel der in seinen Schriften verwendeten<br />

Bilder und Vergleiche" (Verlag Weidmann Hildesheim<br />

2007) diese in die christliche Botschaft umgesetzten volkstümlichen<br />

Sprachbilder aus der zeitgenössischen Agonistik<br />

gesammelt und dem modernen Leser erschlossen.


Der ganze Sport als Wortarsenal<br />

Unsere Darstellung vermag nur einige der zahlreichen Beispiele<br />

aus dem Werk von Alois Koch herauszugreifen. Sie<br />

beweisen, wie tief im Volk die sportlichen / agonistischen<br />

Begriffe und Metaphern verwurzelt waren. Dabei fallen vier<br />

Aspekte sofort ins Auge: Erstens die genauen Kenntnisse des<br />

asketischen Predigers über die Abläufe und Struktur des<br />

antiken Sports von den Anlagen über das Training bis zum<br />

Wettkampf in den verschiedenen Disziplinen von Lauf, Springen,<br />

Faustkampf, Ringen und dem Pankration, die auf "Vernichtung"<br />

des Gegners zielende Kombination von Ringen und<br />

Faustkampf. Ob Chrysostomus jemals solche "teuflischen",<br />

weil den heidnischen Göttern gewidmeten Wettbewerbe<br />

besucht und verfolgt hat, lässt sich nicht nachweisen. Er<br />

wusste jedenfalls, was Sport bedeutet und wie er ablief. So<br />

diente die Breite des Sports als Wortarsenal für Predigten und<br />

Schriften.<br />

Zweitens: der Siegeskranz (>stephanos


ner nehmen am Kampf teil, damit die Frauen nicht wegen der<br />

Schwäche der Natur einen Grund zur Flucht haben." Und<br />

weiter bekennt sich der Prediger eindeutig zur Gleichberechtigung<br />

im Glaubenskampf: "In den Kämpfen der Frömmigkeit<br />

ist der Kampfplatz allen gemeinsam. Auch Frauen beteiligen<br />

sich; sie werden nicht vom Kampf ausgeschlossen." Frauen<br />

hatten sogar das Diakonenamt inne. Davon zeugen Chrysostomus'<br />

Briefe an die Diakoninnen Pentadia und Amprukla.<br />

Schließlich bejaht er im oftmaligen Rückgriff auf die Metaphorik<br />

des Agonistik mit der Nutzanwendung für den Christen<br />

den Leib als menschliche Grundbedingung; er ist nicht nur<br />

äußere Hülle der zu rettenden Seele. Johannes Chrysostomus,<br />

der ausgesprochene Asket, entkräftet die bis heute nachgeplapperten<br />

pauschalen Vorwürfe, die Kirche sei leibfeindlich.<br />

Ja, er betont nachdrücklich, dass nicht nur die Seele, sondern<br />

auch der Körper den Siegeskranz verdient: "Hat das Fleisch<br />

(der Leib) etwa an Siegeskränzen keinen Anteil?"<br />

Auf dem Weg zum ewigen Siegeskranz der Tugend befindet<br />

sich der Christ als leibseelische Einheit in einer nahezu permanenten<br />

Kampfsituation. Das ist ein Ausgangspunkt der<br />

Gedanken Chrysostomus', in die sich die vielen anderen<br />

sportlichen Attribute überzeugend sub specie aeternitatis<br />

(mit Blick auf das ewige Ziel) einfügen.<br />

Stadion, Palästra und Gymnasion<br />

Greifen wir exemplarisch einige der wichtigsten Begriffe<br />

heraus: Zu den meistgebrauchten Worten gehört das "Stadion"<br />

als Stätte oder Bühne des Wettkampfes, schließlich<br />

gehörte in jeder antiken Stadt neben dem Theater das Stadion<br />

zur Grundausstattung. Allerdings gelten auf dem "Kampfplatz<br />

des Himmels" eindeutig andere Grundsätze: "Den anderen<br />

besiegen, indem man ihm böse mitspielt, ist eines von der<br />

Geboten des Teufels. Auf dem Kampfplatz Christi … gilt das<br />

Gesetz, daß der, welcher die Schläge erhält, und nicht der,<br />

welcher die Schläge austeilt, den Siegeskranz erhält."<br />

Daneben besitzt die Palästra, der Trainings- und Kampfort im<br />

Ringkampf, große Bedeutung als "Schule der Tugendübung",<br />

denn die Palästren "geben dem Leib Kraft und vermitteln<br />

Geschicklichkeit in der athletischen Technik". Noch eine<br />

einschneidende Umdeutung: Während bei den weltlichen<br />

52<br />

Wettkämpfen der Trainer am Rande sitzt und durch Zurufe<br />

den Schützling aufmuntert, ist bei den "Kämpfen der Frömmigkeit<br />

… derselbe Mann (hier der Apostel Paulus) Lehrmeister<br />

und Kämpfer zugleich. Daher steht er nicht außerhalb des<br />

Kampfplatzes, daher stürzt er sich selbst in den Kampf und<br />

stärkt seine Mitkämpfer".<br />

Für den Wettkampf und seine Aktiven greift Chrysostomus<br />

auf zahlreiche Begriffe zurück, die in unsere moderne Alltagssprache<br />

eingegangen sind, wie Athlet, Gymnastik oder Gymnasium.<br />

Selbst die Askese besitzt bei Chrysostomus eine<br />

durchaus positive Bedeutung als Übung oder Leibesübung:<br />

"Die körperliche Übung . . bringt keinen Gewinn, höchstens<br />

nützt sie dem Körper ein wenig. Aber die Übung (askesis) der<br />

Frömmigkeit trägt auch in der Ewigkeit Frucht." Ähnlich<br />

interpretiert Chrysostomus >gymnasia


antiken Wettkampfarten auch dazu dienen kann, den Verlauf<br />

der Wettkämpfe, vor allem im Laufen, Ringen und Faustkampf,<br />

lebensnah den Zuhörern seiner Zeit, aber auch den<br />

modernen Menschen im Detail zu schildern.<br />

Läufer, Ringer und Faustkämpfer im<br />

Dienst der Verkündigung<br />

Der Läufer, der nach dem Siegeskranz strebt, ist seit Paulus<br />

eine bekannte biblische Figur. Chrysostomus nutzt sie besonders<br />

einfühlsam: "Wer sich anstrengt, der strebt sozusagen<br />

mit dem ganzen Körper danach, den Füßen, so schnell sie<br />

auch laufen, voran zu eilen. Er beugt sich vorwärts und<br />

streckt die Hände aus, um den Lauf zu beschleunigen. Dazu<br />

treibt ihn der Ernst seines Strebens, die Hitze seines Eifers: so<br />

muß der Läufer laufen, mit solcher Unverdrossenheit, mit<br />

solcher Freudigkeit, ohne die Lust zu verlieren." Der Läufer<br />

wird vom Siegespreis angezogen. Im Gegensatz zum olympischen<br />

Wettkampf, der nur einen Gewinner kennt, während<br />

alle anderen Mitstreiter in die Anonymität der Verlierer fallen,<br />

kann jeder Christ frei von irdischen Fesseln den Siegespreis<br />

erlangen. Allerdings ist diese Ausdauerprüfung offen, denn es<br />

bleibt ungewiss, wie oft die Strecke zu durchlaufen ist. So<br />

schreibt Chrysostomus von sich selbst: "Vielleicht hat es Gott<br />

gefallen, meinen Lauf zu verlängern, damit die Siegeskränze<br />

um so herrlicher werden." Selbst die Startschwellen, die heute<br />

noch in antiken Stadien zu bewundern sind, haben ihren<br />

übergeordneten Sinn: Es genüge nicht, von diesen Schwellen<br />

stolz aufzuspringen, sondern auf die Ausdauer kommt es an.<br />

Mehr als der Hauch eines Trainingskompendiums und Anruf<br />

zum Durchhalten für christliche Streiter durchzieht die Predigten.<br />

Dies spürt der heutige Leser besonders in den Texten,<br />

in denen Bilder vom Ringen verwendet werden, übertragen<br />

auf das Ringen zwischen Mensch und Dämonen. Diese Kämpfe,<br />

heißt es, sollen nachgeahmt werden, das "ist schön und<br />

nützlich". Hier kommt am Rande sogar eine ästhetische Komponente<br />

zur Geltung. Ja, Chrysostomus geht einen Schritt<br />

weiter: Im Kampf gegen Mächte und Gewalten "ist es notwendig,<br />

unbekleidet zu sein, damit wir dem Teufel, der mit<br />

uns im Kampf liegt, keine schwache Stelle bieten". Und niemand<br />

soll aufgeben: "Es ist kein Unglück, wenn der Ringkämpfer<br />

stürzt; wohl aber, wenn er am Boden liegen bleibt."<br />

Denn so lautet die unbestreitbare Moral: "Wir haben Athleten<br />

erlebt, die nach vielen Stürzen noch bekränzte Sieger wurden."<br />

Selbst den bis zum Niederschlag des Gegners führenden<br />

Faustkampf nahm Chrysostomus in seine Predigten auf. Das<br />

ganze Repertoire dieses rauhen Zweikampfes wird eingesetzt:<br />

Das Training, das der Christ nachahmen soll, die Übungen mit<br />

dem Sandsack, das Schattenboxen und schließlich der Endzweck,<br />

den Gegner hart am Kopf zu treffen und sozusagen<br />

k.o. schlagen. Die Quintessenz für die Auseinandersetzung mit<br />

den Dämonen lautet neben konsequentem Training: "Diejenigen,<br />

denen es um den Siegeskranz geht, müssen unzählige<br />

Schläge aushalten." Oder: "Seien wir überzeugt, daß unser<br />

ganzes Leben ein Kampf ist und wir nicht Ruhe suchen."<br />

Noch deutlichere und allseits bekannte Parallelen für den<br />

Christen zieht Chrysostomus aus dem Pankration, einer<br />

Kombination aus Ringen und Faustkampf, die die "Vernichtung",<br />

also den vollständigen Knockout des Gegners anstrebte.<br />

Hier sind die Ausdauer und die kämpferische Kunst der<br />

wuchtigen Schläge sehr drastische Exempel für die Erlangung<br />

des Heils. "Denn es wird in höherem Maße dann gewirkt...<br />

wenn wir zu leiden haben und alles starkmütig ertragen."<br />

Die Krönung all dieser Anstrengungen war für die antiken<br />

Athleten und übertragen für die "Athleten der Frömmigkeit"<br />

die Siegeszeremonie. Alois Koch verweist auf die zahllosen<br />

Analogien für den Sieg im Wettkampf und im Leidenskampf<br />

des Christen. <strong>Von</strong> den Märtyrern heißt es: "Hier (auf Erden)<br />

hat er den Sieg errungen; dort im Himmel wird er als Sieger<br />

öffentlich ausgerufen." Der unvergängliche Siegeskranz ist<br />

kein verwelkender Lorbeerkranz oder Ölbaumzweig, sondern<br />

das ewige Leben, das Himmelreich. Es wird dem Christen mit<br />

Leib und Seele in der zukünftigen Welt verliehen - die Auferstehung<br />

des Fleisches wird im wahrsten Sinne des Wortes von<br />

Gott gekrönt.<br />

Der umfangreiche Sprachschatz des antiken Sports findet im<br />

Werk des Chrysostomus - und das berechtigt diesen Artikel<br />

im "<strong>Olympische</strong>n Feuer" - in außergewöhnlicher Genauigkeit<br />

und Treffsicherheit wie beim Pankration seinen Widerhall und<br />

seine Umdeutung zum Vorbild "für das sittliche Bemühen des<br />

Christen". Die von Chrysostomus abgelehnten heidnischen<br />

olympischen Wettkämpfe als Konkurrenz für die jungen<br />

Christengemeinden halten dennoch den Blick frei für die<br />

wesentlichen Inhalte und Abläufe als anspornende Analogien<br />

für den christlichen Wettkämpfer im Stadion des Lebens. So<br />

bleibt am Ende auch das positive Resümee über sprachliche<br />

Studien hinaus: Chrysostomus' "Ideal ist religiös-moralischethisch"<br />

mit dem "Primat der Ethik", das dem "klassischen<br />

Erziehungsziel der antiken Oberschicht" entsprach. Auch hier<br />

geben sich die Antike und das Christentum sozusagen den<br />

(erst in unserer Moderne aufkommenden) Staffelstab in die<br />

Hand.<br />

53


1<br />

Der Picasso mit der Kamera<br />

Erinnerungen an den Sportfotografen Heinrich von der Becke<br />

M<br />

it einer kleinen Ausstellung im Lichthof des früheren<br />

"Haus des <strong>Deutsche</strong>n Sports" auf dem Gelände des<br />

Olympiaparks Berlin erinnert das Sportmuseum Berlin an das<br />

Wirken des 1997 verstorbenen Sportfotografen Heinrich von<br />

der Becke. Der "Fotograf mit der Mütze" war in Berlin und bei<br />

internationalen Sportveranstaltungen eine bekannte Erscheinung.<br />

<strong>Von</strong> 1936 bis 1976 berichtete er von 15 <strong>Olympische</strong>n<br />

Sommer- und Winterspielen, fotografierte exklusiv für die<br />

großen Illustrierten und überregionale Tageszeitungen, u.a.<br />

auch für Bildbände des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes und die Olympia-Standardwerke<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

und des NOK für Deutschland. Es gibt kaum einen großen<br />

54<br />

Namen des Weltsports, der nicht in seinen Bildkarteien vertreten<br />

ist.<br />

Heinrich von der Becke bekam als Zwölfjähriger seinen ersten<br />

Fotoapparat - eine Agfa-Billy - geschenkt und beschloss,<br />

Sportfotograf zu werden. Das Fotografenhandwerk - auf<br />

Wunsch seines Vaters unterschrieb er einen Lehrvertrag zum<br />

kaufmännischen Angestellten - erlernte er "nebenbei" seit 1928<br />

in der Firma des Altmeisters der Pressefotografie Max Schirner,<br />

der neben Gerhard Riebicke zu den Wegbereitern der Sportfotografie<br />

in der Reichshauptstadt zählte. Bei Pressefoto Schirner<br />

arbeitete er bis 1933 und wechselte dann zur Berliner Presse-<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


2<br />

bildzentrale. Mit der Plattenkamera und dann mit der von<br />

vielen Kollegen noch belächelten Kleinbildkamera machte er<br />

seine ersten Sportfotos bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1936 in<br />

Garmisch-Partenkirchen und Berlin. Sein Foto vom Verlust des<br />

Staffelstabes der deutschen 4x100-Meter Frauenstaffel wurde<br />

auf allen Kontinenten abgedruckt. Die Spiele von Berlin führten<br />

ihn mit dem 4-fachen Olympiasieger Jesse Owens zusammen,<br />

mit dem er bei späteren Berlinbesuchen und bis zu dessen Tod<br />

1980 freundschaftlich verbunden blieb. Im zweiten Weltkrieg<br />

war er Soldat und zeitweise auch als Kriegsberichterstatter<br />

eingesetzt. Nach dem Krieg machte er sich mit seiner Frau<br />

Theresia als Bildjournalist in Berlin selbstständig. Eine kleine<br />

Firma, die gut florierte. Er hat seitdem alle Sportgrößen abgelichtet,<br />

Siege und Niederlagen, Euphorie und Trauer im Sport<br />

festgehalten. Er war allen olympischen und nicht-olympischen<br />

Sportarten gleichermaßen zugetan, wobei seine besondere<br />

Aufmerksamkeit dem Kinder- und Jugendsport galt, wenn<br />

damit als Fotograf auch kaum Geld zu verdienen war.<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

3<br />

Heinrich von der Becke war vom Sport fasziniert. Er war Reporter,<br />

Künstler und Regisseur. Fotografische Experimente mochte<br />

er nicht, er liebte scharfe Bilder, achtete auf Hintergrund und<br />

Flair, vor allem drückte er in der richtigen Tausendstelsekunde<br />

auf den Auslöser. Mehrmals schoss er das "Sportbild des Jahres"<br />

und mit Preisen ausgezeichnete Reihenbilder. Ein Foto aus der<br />

Deutschlandhalle wurde in die Internationale Bibliothek der<br />

Fotografie aufgenommen: Es zeigte einen Radsportler, der noch<br />

nicht bemerkte, dass sein Vorderrad gebrochen war.<br />

Als Sportfotograf war er in den Sportstadien der Welt zuhause,<br />

aber auch als Berliner Stadtreporter wurde er zur Legende: Ihm<br />

entging kein politisches oder kulturelles Ereignis in der Viersektorenstadt,<br />

von der Berliner Blockade über den Mauerbau bis zu<br />

den Filmfestspielen und Rock-Festivals. Seine Fotos aus der<br />

geteilten Stadt - vom 17. Juni und Kennedybesuch auch in<br />

Time-Life - machten ihn weltweit bekannt. Einer seiner drei<br />

Söhne - Ludwig - hat einhundert seiner nach dem 13. August<br />

55


4 5<br />

1961 aufgenommenen "Mauerfotos" auf einer zu seinen Ehren<br />

eingerichteten Webseite veröffentlicht. Im Europäischen Kulturjahr<br />

Berlin 1988 zeichnete ihn zu seinem 75. Geburtstag die<br />

Sportjugend Berlin mit ihrer höchsten Ehrung - der Zeus-<br />

Plakette - aus. Sportlich hielt sich Heinrich von der Becke durch<br />

tägliches Schwimmen fit. Er gehörte zu den Frühschwimmern<br />

im Schwimmstadion des Olympiageländes. Einmal war er<br />

Lebensretter, er zog den Architekten des Olympiastadions<br />

Werner March nach einem Schwächeanfall aus dem Wasser,<br />

was der alte Herr mit einem Exklusivinterview belohnte.<br />

Auch im hohen Alter war Heinrich von der Becke in seiner<br />

Stadt weiter bei von ihm sorgfältig ausgewählten Veranstaltungen<br />

- wie immer mit Mütze und Leiter - unterwegs. Er<br />

fotografierte zur deutschen Einheit und hielt die ersten<br />

gemeinsamen Sportbegegnungen im vereinten Berlin im Bild<br />

fest. 1993 kaufte er sich einen Computer, sortierte sein Archiv<br />

und setzte sich zur Ruhe.<br />

56<br />

Mit 84 Jahren ist Heinrich von der Becke am 25. Juni 1997 in<br />

Berlin verstorben, ein nachdenklicher und bescheidener<br />

Mensch, liebenswerter Sportkamerad, hochbegnadeter Fotograf<br />

und Künstler.<br />

Sein umfangreiches Lebenswerk - 1,2 Millionen Negative,<br />

darunter 5000 Fotoplatten, 65.000 s/w-Abzüge und ca. 2.000<br />

Farbfilme - wird im Sportmuseum Berlin bewahrt und erschlossen.<br />

Manfred Nippe<br />

Weitere Informationen: Sportmuseum Berlin, <strong>Deutsche</strong>s Sportforum/Hanns-Braun-Straße,<br />

14053 Berlin-Charlottenburg,<br />

Telefon: 030 - 305 83 00.<br />

Im Internet: www.germanroadraces.de und<br />

www.vonderbecke.de.<br />

OF-GALERIE<br />

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6 7<br />

8<br />

OF-GALERIE<br />

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Zu den Bildern<br />

1 Aufschrei der 100.000: Beim letzten Wechsel verliert die in Führung<br />

befindliche 4x100-Meter-Frauenstaffel bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

am 9. August 1936 den Staffelstab und scheidet aus.<br />

2 Luftikus: Sportfoto des Jahres 1968 und 1. Preis des Verbandes<br />

<strong>Deutsche</strong>r Sportpresse, aufgenommen beim <strong>Deutsche</strong>n Turnfest Berlin<br />

am 1. Juni 1968 in der Deutschlandhalle.<br />

3 Heinrich von der Becke, Porträtfoto von Gerhard Grosskopf.<br />

4 Kopfball: Schüler-Fußballspiel des gerade wieder zugelassenen<br />

Sportclub Charlottenburg (Amerikanischer Sektor) gegen Kommunalsport<br />

Spandau Altstadt (Britischer Sektor) am 13. Oktober 1949 am<br />

Berliner Funkturm. Das Foto wurde zuletzt 2008 als Titelbild (koloriert)<br />

der Neuauflage des 1955 von Sammy Drechsel geschriebenen Fußball-Klassikers<br />

"Elf Freunde müsst ihr sein" veröffentlicht.<br />

5 Emil Zatopek gehörte neben Paovo Nurmi und Jesse Owens zu den<br />

am meisten fotografierten Leichtathleten des vorigen Jahrhunderts.<br />

Die Aufnahme entstand im Juni 1951 im Walter-Ulbricht-Stadion,<br />

dem späteren "Stadion der Weltjugend" in Berlin (Ost).<br />

6 <strong>Olympische</strong>s Schattenspiel: Gymnastinnen beim ersten gemeinsamen<br />

Jugendsportfest nach dem Mauerfall am 16. September 1990 im<br />

Berliner Olympiastadion. Motto: Berlins Jugend auf Olympiakurs 2000.<br />

7 Freundschaft und Fairness: Heinrich von der Becke stellt das legendäre<br />

Foto der Freundschaft zwischen Jesse Owens und Luz Long bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen 1936 im Berliner Olympiastadion nach: 1964<br />

fotografiert er an gleicher Stelle Jesse Owens mit Kay Long, dem Sohn<br />

des 1943 auf Sizilien gefallenen Olympiazweiten im Weitsprung.<br />

8 Speichensalat: Peter <strong>Von</strong>hof (Olympiasieger von Melbourne 1976) hat<br />

den Bruch seines Vorderrades bei den 4-Tage-Sport-Hits 1976 in der<br />

Deutschlandhalle noch nicht bemerkt, Behrendt und Colombo<br />

stürzen.<br />

57


Nachrichten des DOSB<br />

Informationen aus dem<br />

DOSB-Präsidium<br />

Am 3. März traf sich das DOSB-Präsidium zu<br />

seiner 25. Sitzung in der Legislaturperiode<br />

2006 bis 2010. Im Haus des Sports in<br />

Frankfurt/Main. Dabei stellte Willy Bogner<br />

einen Teil der Einkleidung der Olympiamannschaft<br />

bei den kommenden XXI.<br />

Das Haus des deutschen Sports im Frankfurter Stadtwald<br />

...<br />

Winterspielen in Vancouver 2010 vor.<br />

Michael Vesper und Bernhard Schwank<br />

berichteten über das Chef de Mission-<br />

Seminar, das im Februar Vertreter von rund<br />

80 teilnehmenden Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees in Vancouver und Whistler zusammengeführt<br />

hatte: die Vorbereitungen sind<br />

im Plan, die Sportstätten stehen, die <strong>Olympische</strong>n<br />

Dörfer stehen kurz vor der Fertigstellung.<br />

Sportlich will der DOSB den Platz<br />

von Turin verteidigen, die aktuellen Ergebnisse<br />

dieses Winters verdeutlichen aber, wie<br />

ambitioniert dieses Vorhaben ist. Es ist mit<br />

einer Dreiergruppe zu rechnen, zu der<br />

Norwegen, Kanada und Deutschland gehören<br />

- knapp gefolgt von den USA.<br />

Auf Vorschlag von Leistungssport-Vizepräsident<br />

Eberhard Gienger verabschiedete das<br />

Präsidium das neue Stützpunktkonzept<br />

"Weiterentwicklung des Stützpunktsystems<br />

ab 01.01.2009". Diese Fortschreibung des<br />

bereits bestehenden Konzeptes wurde<br />

58<br />

aufgrund des neuen Steuerungsmodells<br />

notwendig. Das Konzept greift seit dem 1.<br />

Januar 2009 und setzt die zentralen Punkte<br />

des Steuerungsmodells für den Zeitraum der<br />

nächsten Olympiade im Sommer- und<br />

Wintersport um. Durch die Fortschreibung<br />

wurden mehrere Punkte angepasst. Unter<br />

anderem wird der Bundesstützpunkt als das<br />

zentrale und integrative Element der Spitzensportförderung<br />

definiert. Die Kooperationsvereinbarungen<br />

der Spitzenverbände mit<br />

den Olympiastützpunkten<br />

und die<br />

Regionalkonzepte<br />

werden konkretisiert.<br />

Die Förderrichtlinien<br />

des Bundes für den<br />

Spitzensport sind in<br />

dem Konzept berücksichtigt.<br />

Im Dezember 2008<br />

hatte das Präsidium<br />

scharfe Kritik an<br />

dem Beschluss der<br />

Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) über die<br />

künftige Fachlehrerausbildung<br />

im Sport<br />

geäußert. Seither steht der DOSB in ständiger<br />

Diskussion mit den verantwortlichen<br />

Gremien der KMK. Die Gespräche benötigen<br />

noch einige Zeit. Der DOSB zielt auf eine<br />

endgültige Klarstellung.<br />

Auch die World Games, die vom 16. bis 26.<br />

Juli 2009 in Kaohsiung (Chinese Taipei)<br />

stattfinden, werfen ihre Schatten voraus.<br />

Das Präsidium informierte sich über den<br />

Stand der Vorbereitungen. Beauftragter der<br />

deutschen World-Games-Verbände ist<br />

Gunter Fahrion, Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verbandes.<br />

Zur Unterstützung der Verbände wird<br />

Michael John, Ressortleiter im Geschäftsbereich<br />

Leistungssport, als "Liason Officer" vor<br />

Ort sein. Deutschland tritt mit etwa 140<br />

Sportlerinnen und Sportlern an.<br />

Am 4. Februar 2009 fand ein gemeinsamer<br />

Workshop von DOSB, der Bundesagentur für<br />

Arbeit, dem BMAS sowie Mitgliedsorganisa-<br />

tionen des DOSB und dsj statt. Inhalt des<br />

Treffens war, bestehende Projekte der<br />

Sportorganisationen an der Schnittstelle<br />

zwischen Sport und Arbeitsagentur darzustellen.<br />

Auf der Grundlage der dort vorgestellten<br />

Aktivitäten der Mitgliedsorganisationen<br />

hat die Bundesagentur für Arbeit<br />

eine strategische Partnerschaft mit dem<br />

DOSB vorgeschlagen. Das Präsidium unterstützt<br />

dieses Anliegen. Das Direktorium wird<br />

mit der Umsetzung beauftragt.<br />

… ist auch zentraler Tagungsort für viele DOSB-<br />

Gremien.<br />

Vor dem Hintergrund der Beschlussfassung<br />

der Mitgliederversammlung im Dezember<br />

2008 in Rostock zur Beitragsanpassung ab<br />

1. Januar 2010 beschloss das Präsidium auf<br />

gemeinsamen Vorschlag der Vizepräsidenten<br />

Hans-Peter Krämer und Walter Schneeloch,<br />

zusätzlich 100.000 Euro für die Sportentwicklung<br />

bereitzustellen. Sie sollen zum<br />

einen den Innovationsfonds 2009 in Höhe<br />

von 80.000 Euro finanzieren, der den<br />

Mitgliedsorganisationen für besonders<br />

innovative Projekte der Sportentwicklung an<br />

der Basis zur Verfügung steht, und zum<br />

anderen für die innovative Weiterentwicklung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens verwendet<br />

werden.<br />

Das DOSB-Netzwerkprojekt "Bewegung und<br />

Gesundheit: mehr Migrantinnen in den<br />

Sport" geht in die praktische Umsetzung. An<br />

dem vom Bundesministerium für Gesundheit<br />

geförderten Projekt sind der <strong>Deutsche</strong><br />

Turner-Bund, der Ju-Jutsu-Verband, die


<strong>Deutsche</strong> Lebensrettungsgesellschaft, der<br />

LSB Baden-Württemberg sowie die Sportjugend<br />

Berlin beteiligt. Zielsetzung ist es, in<br />

Kombination von Sport und anderen Qualifizierungsangeboten<br />

lokale Netzwerkstrukturen<br />

zur Integration von Migrantinnen<br />

aufzubauen.<br />

Beschlossen wurde eine ganze Reihe von<br />

Terminen, so u.a. drei Regionalgespräche im<br />

Jahr 2009. Als Termine vorgesehen sind:<br />

Anfang Mai in Berlin, 4. Juli in Aachen und<br />

21. August in Berlin. Am 1. Juli veranstaltet<br />

der DOSB anstelle des Parlamentarischen<br />

Abends in Berlin ein Wahlhearing zur<br />

Bundestagswahl 2009.<br />

DOSB-Ehrenmedaille für<br />

Bundespräsident Köhler<br />

Bundespräsident Horst Köhler hat am 10.<br />

März 2009 die Ehrenmedaille des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) empfangen.<br />

Die von Professor Markus Lüpertz neu<br />

geschaffene höchste Auszeichnung des<br />

DOSB wurde zum ersten Mal verliehen.<br />

DOSB-Präsident Thomas Bach würdigte<br />

Bundespräsident Horst Köhler bei der<br />

Bundespräsident Köhler und DOSB-Präsident Bach mit<br />

DOSB-Ehrenmedaille<br />

Übergabe der Ehrenmedaille in der Bonner<br />

Villa Hammerschmidt: "Für Bundespräsident<br />

Horst Köhler ist der Sport ein wichtiger Teil<br />

seines täglichen Lebens. Nicht zuletzt<br />

deshalb hat er den Sport auch als Grundnahrungsmittel<br />

bezeichnet. Treffender kann<br />

die Bedeutung und der Stellenwert des<br />

Sports nicht ausgedrückt werden. Horst<br />

Köhler redet nicht nur über Sport, er hält<br />

sich durch das Sportabzeichen fit wie<br />

Millionen andere in diesem Land. Er setzt<br />

sich Woche für Woche für die Werte des<br />

Sports - Integration, Verständigung, Toleranz,<br />

Erziehung zur Demokratie - ein, und er<br />

hat eine enge Verbindung auch zu den 27,5<br />

Millionen Mitgliedern des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes. Dies bringt er jedes<br />

Jahr durch sein Treffen mit dem DOSB-<br />

Präsidium zum Ausdruck, bei dem er sich<br />

nicht nur über alle Themen des Sports<br />

informiert, sondern das Gespräch auch mit<br />

seinen Anregungen und Ansichten bereichert.<br />

Deshalb ist es uns eine große Freude,<br />

einen außergewöhnlichen Menschen für<br />

seinen Einsatz im Sport mit einer außergewöhnlichen<br />

Medaille, geschaffen von einem<br />

der wichtigsten Künstler unseres Landes, zu<br />

ehren."<br />

Prof. Markus Lüpertz war es ein besonderes<br />

Anliegen, "mit der Medaille die Verbindung<br />

von Sport und Kultur zum Ausdruck zu<br />

bringen. Der Sport ist eine wichtige gesellschaftliche<br />

Kraft in unserem Land." "Der<br />

DOSB ist sehr glücklich, dass wir einen<br />

derart renommierten Künstler für die<br />

Gestaltung der Medaille gewinnen konnten.<br />

Dies gibt ihr einen zusätzlichen besonderen<br />

Wert", sagte Thomas Bach. Bundespräsident<br />

Horst Köhler sagte: "Sport ist ein Schlüsselelement<br />

für den Menschen zu<br />

seiner Zufriedenheit und seiner<br />

Erfüllung. Sport ist ein ganz<br />

wichtiger Bereich auch in<br />

meinem Leben, ich bin jemand,<br />

der den Sport braucht. Deshalb<br />

ist diese Medaille für mich auch<br />

Ausdruck dafür, dass wir gemeinsame<br />

Ziele haben: den<br />

Sport in dieser Krise, die wir<br />

momentan haben, nicht unter<br />

die Räder kommen zu lassen.<br />

Der Sport ist gerade in dieser<br />

Zeit ein wichtiges Medium, um<br />

damit fertig zu werden und<br />

auch an anderer Stelle Kraft und<br />

Zuversicht zu tanken." Bei<br />

dem jährlichen Treffen des<br />

DOSB-Präsidiums mit dem<br />

Bundespräsidenten informierte<br />

sich Horst Köhler über den Stand der<br />

Vorbereitungen auf die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

2010 in Vancouver und der Bewerbung<br />

Münchens um die Winterspiele 2018.<br />

Dabei wurde auch die Situation des deutschen<br />

Leistungssports im internationalen<br />

Vergleich erörtert. Zu München sagte<br />

Köhler: "Das ist ein wichtiges Vorhaben, das<br />

ich voll unterstütze."<br />

Breiten Raum in dem einstündigen Gespräch<br />

nahmen vor allem die Leistungen des<br />

Sports im Bereich Integration für Menschen<br />

mit Migrationshintergrund und sozial<br />

isolierte Schichten, der Sportentwicklungsbericht<br />

und das vom DOSB für 2009 erklärte<br />

"Jahr der Frauen im Sport" ein. Köhler<br />

beglückwünschte den DOSB dazu, sich das<br />

Thema Frauen für das ganze Jahr vorgenommen<br />

zu haben und sagte: "Die <strong>Gesellschaft</strong><br />

leistet sich noch diese Ungleichbehandlung,<br />

das muss man ansprechen, da<br />

hat mich der Sport an seiner Seite."<br />

Beirat der Aktiven fordert Neuauflage<br />

des ADAMS-Systems<br />

Die Athletenvertretung des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sports, der Beirat der Aktiven im DOSB,<br />

fordert Verbesserungen des Online-Anti-<br />

Doping-Meldesystems ADAMS für Athleten<br />

im Bereich Datensicherheit und Handhabung.<br />

"Das Online-Meldesystem ist nicht<br />

selbst erklärend und in der praktischen<br />

Handhabung sehr umständlich", erklärte<br />

Marion Rodewald, Vertreterin des Beirats<br />

der Aktiven. "In Deutschland funktioniert<br />

die Zusammenarbeit mit der NADA sehr gut.<br />

Sie bemüht sich mit allen Kräften, die<br />

Athleten mit der neuen Version des ADAMS<br />

Systems vertraut zu machen. Aber für die<br />

Umsetzung der Verbesserungsvorschläge der<br />

Athleten sind die zuständigen Personen der<br />

Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zuständig",<br />

erklärt die Athletenvertretung. Viele<br />

Alltagssituationen der Sportler sind selbst<br />

nach Einführung der Einstundenregelung in<br />

dem System nicht erfasst und deshalb für<br />

die Sportler schlecht abbildbar.<br />

Sorgen bereitet den Athleten auch der<br />

Datenschutz. Die eingegeben Daten werden<br />

nicht adäquat gefiltert und stehen den<br />

Kontrolleuren jederzeit zur Verfügung. Hier<br />

bedarf es einer klaren Definition, welche<br />

Daten von welchen Kontrolleuren zu welchem<br />

Zeitpunkt und Zweck eingesehen<br />

werden dürfen. "Unsere nationalen Datenschutz-Richtlinien<br />

müssen bei der Umsetzung<br />

internationaler Bestimmungen und<br />

beim Umgang mit persönlichen Athletendaten<br />

Anwendung finden. Zur Zeit haben die<br />

Kontrolleure deutschlandweit Einblick in die<br />

persönlichen Profile aller Athleten", sagte<br />

Christian Breuer, Vorsitzender des Beirats<br />

der Aktiven. Der Beirat der Aktiven im DOSB<br />

fordert, dass andauernd an Verbesserungen<br />

59


im Meldesystem und dem Kontrollsystem<br />

gearbeitet werden muss, da ein standardisiertes<br />

Meldesystem bei der Vielfältigkeit der<br />

einzelnen Sportarten und Disziplinen mehr<br />

Zeit erfordert, als sich die WADA in der<br />

Erstellungsphase des ADAMS-Systems<br />

genommen hat. Nachhaltige Zusammenarbeit<br />

bedeutet für den Beirat, ständig konstruktive<br />

Verbesserungsvorschläge aus der<br />

alltäglichen ADAMS-Anwendung der Athleten<br />

über die NADA in Bonn an die Welt<br />

Anti-Doping Agentur mit Sitz in Montreal<br />

weiter zu leiten.<br />

"Durch die hervorragende Zusammenarbeit<br />

mit der NADA sind die deutschen Athleten<br />

im Vergleich zu anderen Ländern in einer<br />

komfortablen Situation, da wir mit unseren<br />

Anliegen direkt Gehör finden. Zudem<br />

können wir unseren Einfluss auch in den<br />

internationalen Gremien der WADA geltend<br />

machen, wo wir mit Claudia Bokel und<br />

Meike Evers in der Athletenkommission gut<br />

besetzt sind", so Christian Breuer. Claudia<br />

Bokel hat den Forderungskatalog der<br />

Aktiven den Vertretern der WADA bei einem<br />

Treffen in Bonn überreicht.<br />

Fehler und Makel in den ADAMS-Abmeldeprozessen<br />

müssen schnell ausgelöscht<br />

werden, wenn Kontrollen funktionieren<br />

sollen und damit einher gehend auch das<br />

dahinter stehende Dopingkontrollsystem.<br />

Dafür ist in erster Linie die WADA zuständig.<br />

Das Kontrollsystem wird durch die von<br />

Athleten angeregten Veränderungen und<br />

Verbesserungen nicht nur effizienter,<br />

sondern die Athleten bekommen mehr<br />

Sicherheit im täglichen Umgang mit ihren<br />

Abmeldungen. Der Fokus der Athleten sollte<br />

auf dem Training und dem Wettkampf<br />

liegen und nicht in der Sorge um softwarebegründete<br />

Abmeldefehler. Die Athleten<br />

setzen sich aktiv mit dem Meldesystem<br />

auseinander und beteiligen sich rege an<br />

einer Verbesserung, was die zahlreichen<br />

Antworten auf ein Rundschreiben des<br />

Beirats belegen. Die Kritik und Unzufriedenheit<br />

von Athletenseite betrifft nicht das<br />

Kontrollsystem oder den WADA-Code an<br />

sich, sondern überwiegend die Benutzerfreundlichkeit<br />

des ADAMS-Systems. Aufgrund<br />

des Umfangs der berechtigten Kritik<br />

Silke Kassner (Referentin), Mirko Heid, Jana Miglitsch, Claudia Bokel, Marion Rodewald,<br />

Christian Breuer (Vorsitzender) und Marcel Gölden bilden den Beirat der Aktiven im DOSB.<br />

60<br />

strebt der Beirat der Aktiven in naher<br />

Zukunft eine vollständige und athletenerprobte<br />

Neuauflage des Online-Meldesystems<br />

der WADA an. Ein neues, benutzerfreundliches<br />

Meldesystem, vorab über<br />

längere Zeit von einem Athletenpool<br />

getestet, minimiere die zeitliche und<br />

organisatorische Belastung der Athleten<br />

und gewährleistet den weiterhin effektiven<br />

Kampf gegen Doping.<br />

Ulf Tippelt neuer DOSB-<br />

Direktor Leistungssport<br />

Der 45 Jahre alte Diplomsportlehrer Dr. Ulf<br />

Tippelt wurde zum 15. April 2009 Leistungssportdirektor<br />

im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund. Tippelt, seit 1991 im Landessportbund<br />

Sachsen als Geschäftsführer und<br />

Generalsekretär tätig, übernahm die Aufgaben<br />

von Bernhard Schwank, der als Geschäftsführer<br />

in die Bewerbungsgesellschaft<br />

München für die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

2018 wechselte. Ulf Tippelt: "Ich sehe eine<br />

spannende und sehr arbeitsintensive Aufgabe<br />

vor mir, in die ich meine Erfahrung und<br />

meine Kraft voll einbringen werde."<br />

"Wir freuen uns sehr, dass Ulf Tippelt diese<br />

Aufgabe angenommen hat. Der DOSB<br />

gewinnt in ihm einen ausgewiesenen Fachmann,<br />

der eine hohe Anerkennung und<br />

Akzeptanz im deutschen Sport genießt", sagt<br />

Eberhard Gienger, DOSB-Vizepräsident<br />

Leistungssport. "Ulf Tippelt kennt die Belange<br />

der Spitzenverbände und insbesondere die<br />

Anforderungen des Hochleistungssports. Wir<br />

freuen uns auf eine gute und erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit mit ihm", erklärte Christa<br />

Thiel, Sprecherin der Spitzenverbände im<br />

DOSB. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper<br />

Dr. Ulf Tippelt ist neuer Leistungssportchef.<br />

sagte: "Ulf Tippelt arbeitet seit langem im<br />

Beirat Leistungssport mit, kennt die Strukturen<br />

aus erster Hand und wird die begonnenen<br />

Reformen im Leistungssport in Abstimmung<br />

mit den Spitzenverbänden nahtlos<br />

weiterentwickeln und umsetzen." Zum<br />

stellvertretenden Direktor Leistungssport<br />

wurde Wolfgang Kindinger (58) ernannt.<br />

EOC EU Büro in Brüssel<br />

eröffnet<br />

Die erfolgreiche Arbeit des EU-Büros des<br />

deutschen Sports in Brüssel wird zukünftig<br />

auf europäischer Ebene weitergeführt. Der<br />

DOSB hatte bereits kurz nach seiner Gründung<br />

im Jahr 2006 seine europapolitischen<br />

Aktivitäten verstärkt und darauf hingearbeitet,<br />

das EU-Büro des deutschen Sports zu<br />

einem EOC EU Büro auszubauen. Anlass<br />

waren die sportpolitischen Entwicklungen<br />

auf europäischer Ebene wie die Vorlage des<br />

Weißbuchs Sport und dem damit verbundenen<br />

Aktionsplan Coubertin und die Diskussion<br />

um die Aufnahme eines Sportartikels in<br />

den Lissabon-Vertrag.


Am Freitag, 20. Februar 2009, wurde das EOC<br />

EU Büro offiziell eröffnet. Im Brüsseler<br />

Europaviertel weihten die Europäischen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees (EOC) in Anwesenheit<br />

von IOC-Präsident Jacques Rogge, EOC-<br />

Präsident Patrick Hickey, DOSB-Präsident<br />

Thomas Bach, EU-Kommissar Jan Figel und<br />

vieler weiterer Repräsentanten des olympischen<br />

Sports ihre neue Vertretung bei der<br />

Patrick Hickey, Jacques Rogge und Thomas Bach in Brüssel.<br />

Europäischen Union ein. Das Büro wird von<br />

Folker Hellmund geleitet, der im Auftrag des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB)<br />

seit Oktober 2007 das EU-Büro des deutschen<br />

Sports geführt hatte, das 1993 gemeinsam<br />

von DSB, NOK und Landessportbünden<br />

gegründet wurde. In den Folgejahren<br />

konnten die Dachorganisationen des Sports<br />

aus den Niederlanden, Frankreich, Österreich,<br />

Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegen<br />

und dem Vereinigten Königreich sowie die<br />

EOC und die European Athletic Association<br />

als Kooperationspartner gewonnen werden.<br />

DOSB-Präsident Bach sagte nach einer<br />

symbolischen Staffelübergabe an EOC-<br />

Präsident Hickey: "Wir haben das Projekt<br />

bereits kurz nach unserer Gründung initiiert<br />

und werden auch in Zukunft unseren<br />

Beitrag zur Interessenvertretung des Sports<br />

in Europa leisten. Der Sport muss in Brüssel<br />

gemeinsam auftreten, die Entwicklungen<br />

auf europäischer Ebene lassen keine andere<br />

Entscheidung zu. Wir wollen den von der<br />

Europäischen Kommission angekündigten<br />

"Strukturierten Dialog" annehmen, damit<br />

sportbezogene Fragen künftig unter direkter<br />

Beteiligung des Sports und der Wahrung<br />

seiner Autonomie beantwortet werden. Das<br />

EOC EU Büro hat dabei die volle Unterstützung<br />

des DOSB." Das neue EOC EU Büro<br />

wird die bisherige Arbeit des EU-Büro des<br />

deutschen Sports weiterführen und die<br />

Interessen der olympischen Sportbewegung<br />

gegenüber den Europäischen Institutionen<br />

vertreten. Insbesondere geht es dabei um<br />

Themen wie Autonomie des Sports, die<br />

Anwendung des europäischen Wettbewerbsrechts<br />

auf den Sport, die künftige<br />

Finanzierung des Sports, die Förderung von<br />

Sportprojekten in<br />

den europäischen<br />

Förderprogrammen<br />

und den gemeinsamen<br />

Kampf gegen<br />

Doping und illegale<br />

Wettpraktiken.<br />

EOC-Präsident<br />

Hickey verwies auf<br />

die Pionierrolle der<br />

deutschen Sportorganisationen<br />

bei der<br />

Zusammenarbeit<br />

mit der EU und<br />

betonte, das Verhältnis<br />

von Sport<br />

und EU erhalte<br />

zusätzliche Bedeutung,<br />

wenn der<br />

Sportartikel im Lissabonvertrag realisiert<br />

wird. Hickey sagte: "Wir möchten daher<br />

schon jetzt mit den EU-Institutionen in<br />

einen konstruktiven Dialog treten und sind<br />

davon überzeugt, dass das EOC EU-Büro<br />

unter der Leitung von Folker Hellmund der<br />

ideale Partner dafür ist."<br />

DOSB begrüßt Empfehlungen<br />

der Bundesärztekammer<br />

Der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, begrüßt<br />

die Empfehlungen der Ethikkommission der<br />

Bundesärztekammer zum Thema Doping im<br />

ärztlichen Bereich. Bach sagte: "Eine Umsetzung<br />

der Stellungnahme der Ethikkommission<br />

wäre ein wichtiger Beitrag im Kampf<br />

gegen das Doping, denn Doping wird heute<br />

so spezialisiert und mit wissenschaftlichem<br />

Know-How betrieben, dass es ohne ärztliche<br />

Hilfe kaum durchführbar ist." Der DOSB<br />

fordert seit seiner Gründung 2006 Maßnahmen<br />

gegen das Umfeld und die Hintermänner<br />

von Dopingtätern.<br />

Die Ethikkommission, zu deren externen<br />

Beratern auch der Vorsitzende der Medizini-<br />

schen Expertenkommission des DOSB, Prof.<br />

Dr. Wilfried Kindermann gehört, bezeichnet<br />

in ihrer Stellungnahme Doping als unvereinbar<br />

mit dem ärztlichen Ehrenkodex. Durch<br />

die Verankerung des Anti-Doping-Kampfes<br />

im Arzneimittelgesetz lasse sich dazu ein<br />

rechtliches Verbot des Dopings für den Arzt<br />

ableiten. "Daraus ergibt sich eine Erweiterung<br />

der Sanktionsmöglichkeit gegen am<br />

Prof. Dr. Kindermann, Vorsitzender der Medizinischen<br />

Expertenkommission des DOSB<br />

Doping beteiligte Ärzte bis hin zum Entzug<br />

der Approbation. Dies hat Urban Wiesing,<br />

der Vorsitzende der Zentralen Ethikkommission<br />

der Bundesärztekammer, bei der<br />

Vorstellung des Berichts klar herausgestellt.<br />

Diese Möglichkeiten müssen genutzt werden",<br />

sagte Thomas Bach.<br />

Vizepräsident Schneeloch:<br />

"Umweltrecht sportfreundlich<br />

gestalten"<br />

Der Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbunds, Walter Schneeloch, fordert,<br />

dass Sportlerinnen und Sportler nicht per<br />

Definition am "Betreten" von Naturräumen<br />

gehindert werden. Anlässlich der Aufnahme<br />

der parlamentarischen Beratungen mehrerer<br />

Einzelgesetze, mit denen die Bundesregierung<br />

das Naturschutzrecht neu gestalten<br />

will, sagte Schneeloch, die Neuregelungen<br />

müssten einen natur- und landschaftsverträglichen<br />

Sport auch in Zukunft möglich<br />

machen.<br />

Schneeloch sagte, der Gesetzesentwurf der<br />

Bundesregierung gehe grundsätzlich in die<br />

richtige Richtung, indem er bundesweit<br />

einheitliche Regelungen schaffe: "Der DOSB<br />

begrüßt, dass der Erholungswert von Natur<br />

und Landschaft einen hohen Stellenwert<br />

61


erhält und vertragliche Regelungen aufgewertet<br />

werden". Trotz einiger Verbesserungen<br />

bestehe jedoch dringender Bedarf,<br />

wichtige Punkte sportfreundlicher zu<br />

gestalten. "Wir appellieren an die Abgeordneten,<br />

sich für einen natur- und land-<br />

DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch<br />

schaftsverträglichen Sport einzusetzen und<br />

ein entsprechendes Zugangsrecht zu verabschieden",<br />

so Schneeloch. So schließe die<br />

derzeitige restriktive Formulierung eines<br />

"Betretensrechts" Sportarten wie z.B. Reiten<br />

oder Wassersport einfach aus. Außerdem<br />

forderte Schneeloch, dass Natursportverbände<br />

auch zukünftig als Naturschutzverbände<br />

anerkannt werden, um ihre Mitwirkungsrechte<br />

zu bewahren. Weiterhin kritisierte<br />

Schneeloch, dass die Erholungsfunktion<br />

der Gewässer bislang im Wasserhaushaltsgesetz<br />

nicht berücksichtigt sei: "Wir<br />

brauchen eine entsprechende Formulierung<br />

sowie eine Ergänzung zum Gemeingebrauch<br />

der Gewässer, um einer Zersplitterung<br />

dieses für den Wassersport wichtigen<br />

Aspekts vorzubeugen." Die ausführliche<br />

Stellungnahme des DOSB finden Sie im<br />

Internet auf www.dosb.de.<br />

DOSB erweitert internationales<br />

Netzwerk um Partnerschaft<br />

mit Katar<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

und das Nationale <strong>Olympische</strong> Komitee von<br />

Katar (QOC) haben ein Abkommen über eine<br />

62<br />

Zusammenarbeit unterzeichnet. DOSB-<br />

Präsident Thomas Bach kündigte bei der<br />

Unterzeichnung in Doha unter anderem<br />

eine Kooperation im Bereich Anti-Doping<br />

an. Ausgangspunkt der Kooperation war<br />

eine gemeinsame humanitäre Aktion beider<br />

Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking zugunsten<br />

der Opfer des Erbebens in der Provinz<br />

Sichuan.<br />

Bach zeigte sich anlässlich seines Besuches<br />

in Katar beeindruckt vom dortigen "Schools<br />

Olympic Day": "Die Veranstaltung überzeugt<br />

durch die gelungene Verbindung des sportlichen<br />

Wettkampfs mit einem gesellschaftlichen<br />

Thema." Die mit der deutschen Reihe<br />

"Jugend Trainiert für Olympia" vergleichbare<br />

Aktion verbindet in jedem Jahr Sport mit<br />

einem gesellschaftspolitischen Bereich und<br />

steht in 2009 unter dem Motto "Sport und<br />

Umwelt".<br />

<strong>Gesellschaft</strong>liches Potential<br />

der Sportvereine wird wissenschaftlich<br />

untersucht<br />

Im April startet ein Forschungsprojekt, dass<br />

untersuchen soll, was die Sportvereine in<br />

einer sich wandelnden <strong>Gesellschaft</strong> leisten<br />

können. Es trägt den Titel "Die Sportvereine<br />

im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />

Kinder stehen im Mittelpunkt der Sportvereinsarbeit.<br />

(DOSB) als zivilgesellschaftliche Akteure im<br />

Wohlfahrtsmix" und wird von Professor<br />

Sebastian Braun (Humboldt Universität<br />

Berlin) geleitet. Ziel der Untersuchung:<br />

welche zivilgesellschaftlichen Potentiale<br />

haben die Vereine vor dem Hintergrund<br />

eines sich wandelnden Staatsverständnisses<br />

und einer veränderten Aufgabenteilung<br />

zwischen Staat, Markt, Zivilgesellschaft und<br />

Familie.<br />

Die Studie wird sich auf Themenfelder wie<br />

bürgerschaftliches Engagement, Integration,<br />

demografischer Wandel oder Übernahme<br />

bislang öffentlicher Aufgaben durch Sportvereine<br />

konzentrieren. Das in enger Kooperation<br />

mit dem DOSB realisierte Projekt wird<br />

über zwei Jahre vom Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

gefördert. Sebastian Braun ist Mitglied des<br />

Beirats für Sportentwicklung des DOSB und<br />

wurde kürzlich in das siebenköpfige Expertengremium<br />

berufen, das Bundesinnenminister<br />

Wolfgang Schäuble und Bundesfamilienministerin<br />

Ursula von der Leyen zum<br />

Thema "Zusammen in Deutschland - Stärkung<br />

des gesellschaftlichen Zusammenhalts"<br />

berät.<br />

DOSB unterstützt bundesweite<br />

Kampagne zum ehrenamtlichen<br />

Engagement<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

unterstützt die bundesweite Kampagne zum<br />

ehrenamtlichen<br />

Engagement "Geben<br />

gibt". Gemeinsam<br />

mit den Bündnispartnern<br />

hat die<br />

DOSB-Vizepräsidentin<br />

Prof. Dr. Gudrun<br />

Doll-Tepper Mitte<br />

März in Berlin den<br />

Startschuss für die<br />

auf drei Jahre<br />

angelegte Kampagne<br />

gegeben. "Mehr<br />

als 7,5 Millionen<br />

freiwillige Helfer<br />

legen sich im Sport<br />

für gemeinnützige<br />

Ziele ins Zeug, jeder<br />

einzelne von Ihnen<br />

hat unseren Respekt<br />

verdient und muss<br />

aktiv gefördert werden", sagte Doll-Tepper<br />

auf der Startpressekonferenz am 12. März<br />

im Haus der Bundespressekonferenz. Die


unter dem Titel "Geben gibt - Bündnis für<br />

Engagement" angetretene Initiative möchte<br />

in allen gesellschaftlichen Bereichen die<br />

Anerkennung für freiwilliges Engagement<br />

stärken und gleichzeitig Zugangshürden<br />

zum Engagement abbauen.<br />

Die Internetseite der Ehrenamtskampagne "Geben gibt"<br />

Für Bundesfamilienministerin Ursula von der<br />

Leyen liegt im freiwilligen Engagement eine<br />

große Chance für die <strong>Gesellschaft</strong>: "Engagement<br />

heißt verändern und mitgestalten.<br />

Außerdem ist es einfach ein schönes Gefühl,<br />

gebraucht zu werden." Das Bundesfamilienministerium<br />

(BMFSFJ) und der Zukunftsfonds<br />

von Generali fördern das Bündnis,<br />

welches vom DOSB, über die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der freien Wohlfahrtspflege<br />

(BAGFW), den Bundesverband <strong>Deutsche</strong>r<br />

Stiftungen (BVDS) bis zum Bündnis Bürgerschaftliches<br />

Engagement (BBE) und weitere<br />

Partner reicht. Die Kampagne soll die<br />

Anerkennungskultur für freiwilliges Geben<br />

von Zeit, Geld und Wissen stärken. Eine für<br />

die Kampagne in Auftrag gegebene emnid-<br />

Umfrage verdeutlicht das Engagement in<br />

der Bevölkerung: Ein Drittel der <strong>Deutsche</strong>n<br />

leistet bereits einen Beitrag für das Gemeinwohl.<br />

Doch es könnten deutlich mehr sein.<br />

Wie der Freiwilligensurvey (2004) und der<br />

Engagementatlas 09 der Generali Deutschland<br />

belegen, sind mehr als 36 Prozent der<br />

bisher nicht engagierten Bürger grundsätzlich<br />

bereit, sich für die <strong>Gesellschaft</strong> einzusetzen.<br />

Zugleich zeigen die neuen emnid-Umfrageergebnisse,<br />

dass die große Herausforderung<br />

darin besteht, bildungsferne und materiell<br />

benachteiligte Bevölkerungsschichten an<br />

passende Engagementformen heranzuführen.<br />

Ziel der Kampagne ist deshalb zweierlei:<br />

Die Anerkennungskultur zu stärken und<br />

schlummernde Engagement-Potenziale<br />

generationenübergreifend zu mobilisieren.<br />

Zum Nutzen aller:<br />

Denn freiwilliges<br />

Engagement ist gut<br />

für den gesellschaftlichenZusammenhalt<br />

und verleiht<br />

den Engagierten<br />

Selbstvertrauen<br />

und Kompetenzen.<br />

Mit der Stifterin<br />

Brigitte Ott-Göbel,<br />

dem ehrenamtlichen<br />

Boxtrainer Daniel<br />

Tischer und der<br />

Spenderin Lisa<br />

Dahm sind drei von<br />

23 Millionen engagierten<br />

<strong>Deutsche</strong>n<br />

ab sofort auf den<br />

Anzeigen der Kampagne<br />

zu sehen. Der<br />

Kabarettist und Autor Dr. Eckart von Hirschhausen,<br />

selbst engagierter Stifter, sprach<br />

ihnen zum Start Anerkennung und Dank für<br />

ihren Einsatz aus: "Deutschland ist engagiert<br />

- diese drei machen es vor. Ich bin mir sicher,<br />

dass "Geben gibt." viele weitere zu aktivem<br />

Engagement mobilisieren<br />

wird." Um<br />

auch anderen die<br />

Gelegenheit zu<br />

einem Dankeschön<br />

zu geben, wollen<br />

"Geben gibt." und<br />

das Bundesnetzwerk<br />

Bürgerschaftliches<br />

Engagement (BBE)<br />

den <strong>Deutsche</strong>n<br />

Engagementpreis<br />

vergeben. Einsendeschluss<br />

für Vorschläge<br />

zu Personen oder<br />

Projekten per<br />

Postkarte oder auf<br />

der Internetseite<br />

www.geben-gibt.de<br />

ist der 31. August<br />

2009. Es können<br />

Vorschläge in vier Kategorien eingereicht<br />

werden: <strong>Von</strong> engagierten Unternehmen über<br />

Politik und Verwaltung sowie Initiativen,<br />

Verbänden und Stiftungen bis zu Einzelpersonen,<br />

zudem ist ein Publikumspreis vorge-<br />

sehen. Informationen und Hintergründe zu<br />

der Kampagne finden sich auf der Kampagnenwebseite<br />

unter www.geben-gibt.de.<br />

Wieder gesucht: Deutschlands<br />

aktivste Stadt!<br />

Der Städtewettbewerb Mission Olympic<br />

startete Mitte März zum dritten Mal! Der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

und Coca-Cola Deutschland suchen wieder<br />

"Deutschlands aktivste Stadt". Bei Mission<br />

Olympic sind neben attraktiven Sport- und<br />

Freizeitangeboten vor allem Projekte zur<br />

Förderung von Bewegung und Sport sowie<br />

das ehrenamtliche Engagement sportlicher<br />

Mitmenschen gefragt. Bewerben können<br />

sich alle deutschen Städte ab sofort bis 3.<br />

Juli 2009. Die Siegerstadt erhält neben dem<br />

Titel "Deutschlands aktivste Stadt" 75.000<br />

Euro zur Förderung des Breitensports, die<br />

vier weiteren Finalstädte werden mit jeweils<br />

10.000 Euro prämiert. Mit Mission Olympic<br />

möchten der DOSB und Coca-Cola den<br />

Breitensport in Deutschland nachhaltig<br />

fördern und eine aktive Lebensweise in den<br />

Mittelpunkt stellen.<br />

"Fast 140 Städte haben sich bisher bei<br />

Mission Olympic beworben, jede von ihnen<br />

mit beeindruckendem sportlichen Engage-<br />

Zum dritten Mal wird Deutschlands aktivste Stadt gesucht!<br />

ment und kreativen Ideen für das städtische<br />

Sportprogramm. In Speyer haben wir im<br />

vorigen Jahr einen würdigen Sieger gefunden<br />

- nun sind wir gespannt, welche Städte<br />

die sportliche Herausforderung annehmen<br />

63


und die Nachfolge von Speyer antreten<br />

möchten", sagt Walter Schneeloch, DOSB-<br />

Vizepräsident und Jurymitglied von Mission<br />

Olympic. Béatrice Guillaume-Grabisch,<br />

Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH,<br />

ergänzt: "Hinter der Initiative Mission<br />

Olympic steht die Idee, Menschen nachhaltig<br />

für einen aktiven und gesunden Lebensstil<br />

zu begeistern. Alle Teilnehmerstädte von<br />

Mission Olympic haben gezeigt, dass dies<br />

auch ihr Ziel ist. Dieses Engagement möchten<br />

wir nachhaltig unterstützen und in<br />

Zukunft weiterhin fördern."<br />

Auch in diesem Jahr wird ein Sonderpreis im<br />

Rahmen von Mission Olympic vergeben.<br />

2009 steht dieser Sonderpreis unter dem<br />

Motto "Frauen gewinnen!" und knüpft damit<br />

an das "Jahr der Frauen im Sport" des DOSB<br />

an. Der Sonderpreis ist mit insgesamt 10.000<br />

Euro für die ersten drei Plätze dotiert. Aus<br />

allen Bewerbungen wählt die unabhängige<br />

Jury nach festgelegten Kriterien maximal 50<br />

Städte für die zweite Phase des Wettbewerbs<br />

aus. Die nominierten Kandidatenstädte<br />

sollen dann möglichst viele sportliche<br />

Initiativen aus ihrer Stadt für die Teilnahme<br />

an Mission Olympic motivieren. Gesucht sind<br />

Menschen, die durch ihr bürgerschaftliches<br />

Engagement für mehr Aktivität in der Stadt<br />

sorgen oder neue Bewegungsräume schaffen.<br />

Initiativen, Teams, Treffs, Interessengruppen<br />

oder Vereine unterstützen so ihre<br />

Heimatstadt auf dem Weg zum Titel<br />

"Deutschlands aktivste Stadt".<br />

Zuletzt werden fünf Finalstädte von Mission<br />

Olympic anhand der Städtebewerbung<br />

sowie der aktivierten Initiativen ausgewählt.<br />

Im Sommer 2010 bringen diese Städte ihre<br />

Bürgerinnen und Bürger richtig in Bewegung:<br />

Sie werden jeweils Veranstalter eines<br />

Festivals des Sports, dem Finale von Mission<br />

Olympic. Der Titel "Deutschlands aktivste<br />

Stadt" wird nach der Auswertung vergeben<br />

und der Preis im November 2010 überreicht.<br />

Aktuelle Pressefotos und Informationen zu<br />

Mission Olympic finden Sie unter<br />

www.mission-olympic.de/presse<br />

100 Trimmy-Kindergärten<br />

für mehr Bewegung<br />

Viele Kinder in Deutschland bewegen sich<br />

zu wenig. Nach den Ergebnissen der Studie<br />

zur Gesundheit von Kindern und Jugendli-<br />

64<br />

chen in Deutschland (KiGGS) treibt etwa<br />

jedes vierte Kind im Alter von 3 bis 10<br />

Jahren nicht regelmäßig und jedes achte<br />

Kind nie Sport. Gleichzeitig führt eine<br />

unausgewogene und fettreiche Ernährung<br />

dazu, dass immer mehr Kinder bereits im<br />

frühen Alter zu Übergewicht oder sogar<br />

Fettsucht neigen.<br />

Bereits im Jahr 2008 haben die Molkerei<br />

Alois Müller und der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Sportbund (DOSB) im Rahmen ihrer Zusammenarbeit<br />

die Trimm-Dich-Bewegung der<br />

1970iger-Jahre wieder aufgenommen. Das<br />

Unternehmen aus dem bayerischen Aretsried<br />

weitet sein Engagement für mehr<br />

Bewegung in diesem Jahr aus und schreibt<br />

bundesweit 100 Trimmy-Kindergärten® aus,<br />

wobei den ausgewählten Kindergärten die<br />

Geräte zum Aufbau der Parcours zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Das jetzt gestartete Projekt wurde mit der<br />

fachlichen Unterstützung des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes entwickelt.<br />

Martin Schönwandt, DOSB-Direktor Jugend-<br />

Kindergärten machen es möglich: ein Wiedersehen mit Trimmy!<br />

sport: "Uns war es wichtig, dass die Parcours<br />

kindgerecht und vielseitig sind. Im Vordergrund<br />

steht der Spaß - die Beweglichkeit,<br />

Balance und Motorik der Kinder wird<br />

begleitend gefördert und geschult." Die<br />

Bewegungsparcours sind für den Innenund<br />

Außeneinsatz geeignet und bieten den<br />

Kindergarten-Kindern Anregung zu regelmäßiger<br />

Bewegung. Der natürliche, kindliche<br />

Bewegungsdrang wird häufig schon<br />

früh durch die Lebensumstände wie beeng-<br />

ter Wohnraum, wenig gefahrenfreie Spielflächen<br />

oder die finanzielle Lage von Familien<br />

eingeschränkt. Hier setzt das Engagement<br />

der Molkerei Alois Müller an. "Wir<br />

wollen Kinder dort abholen, wo sie sich im<br />

Alltag aufhalten - das ist in vielen Fällen der<br />

Kindergarten. Dort können wir gleichzeitig<br />

viele Kinder erreichen und ihnen eine<br />

barriere- und kostenfreie Möglichkeit für<br />

spielerische Bewegung in ihrem gewohnten<br />

Umfeld anbieten", sagt Sabine Kraus, Leiterin<br />

Marketing Marke Müller Deutschland.<br />

Eine Fortbildung für die Erzieher/Innen ist<br />

Bestandteil des Konzepts. Ergänzt wird es<br />

durch ein Begleithandbuch für die<br />

Erzieher/Innen und Trimmy-Tagebücher für<br />

die Kinder. Alle Kindergärten in Deutschland<br />

können an der Ausschreibung teilnehmen,<br />

indem sie sich auf der Internetseite<br />

www.trimmy.de registrieren.<br />

Ab sofort bis zum 31. Mai 2009 können<br />

Eltern, Verwandte und alle Bekannten von<br />

Kindergarten-Kindern für ihren Kindergarten-Favoriten<br />

stimmen. Die Stimmabgabe<br />

erfolgt im<br />

Internet<br />

unter<br />

www.trimmy.de.<br />

Das<br />

Wahlverfahren<br />

ist<br />

einfach: Die<br />

1.000<br />

Kindergärten,<br />

die - im<br />

Verhältnis zu<br />

ihrer Größe<br />

- die meistenStimmenerhalten,<br />

können<br />

sich von<br />

Anfang Juni<br />

bis Ende Juli<br />

2009 mit<br />

einem<br />

Konzept<br />

rund um das Thema Bewegung im Kindergarten<br />

bewerben. Eine Fach-Jury wählt aus<br />

allen Einsendungen die besten 100 Konzepte<br />

aus.<br />

Unter dem Motto "Mitmachen, weitersagen<br />

und abstimmen" sind auf www.trimmy.de<br />

viele weitere Informationen für Kindergärten<br />

und Eltern zu der Initiative von Müller®<br />

zusammengestellt.


Nachrichten der DOG<br />

Aktuelles aus der Bundesgeschäftsstelle<br />

Kooperation NADA<br />

Der Grundstein für eine zukünftig engere<br />

Zusammenarbeit zwischen der Nationalen<br />

Anti Doping Agentur (NADA) und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> ist<br />

gesetzt. Aufbauend auf die Anregungen der<br />

letzten Bundestagung wurde insbesondere<br />

eine Unterstützung in Bezug auf präventive<br />

Maßnahmen und der Öffentlichkeitsarbeit<br />

besprochen. Dies haben der NADA-Vorstandsvorsitzende<br />

Armin Baumert und<br />

DOG-Präsident Harald Denecken bei einem<br />

Treffen in Bonn vereinbart.<br />

"Die NADA und die DOG haben ja die<br />

gleichen Ziele. Beide sind einem fairen und<br />

sauberen Sport verpflichtet," sagte Armin<br />

Baumert. Auch Harald Denecken sieht in<br />

dieser Kooperation viel Potential: "Wir<br />

wollen mithelfen, dass Leistung wirklich<br />

Spaß macht!" bekräftigte der Präsident. Um<br />

diese Ziele zu erreichen, ist neben einem<br />

effektiven Kontrollsystem besonders eine<br />

wirksame Prävention vonnöten. Vor allem<br />

auf diesem Feld wollen die NADA und die<br />

DOG künftig voneinander profitieren. Durch<br />

den Austausch von Materialien und gemeinsame<br />

Informationsveranstaltungen soll<br />

die Reichweite der Doping-Prävention<br />

erweitert werden.<br />

Bewegungspatenschaft<br />

Präsident Harald Denecken, Geschäftsführerin Kathrin Hillgärtner<br />

und der Vorstandsvorsitzende der NADA Armin Baumert begrüßen<br />

die Kooperation.<br />

Um möglichst viele Kindertageseinrichtungen<br />

im Rahmen der Bewegungspatenschaft<br />

unterstützen zu können, sammelt die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> weiterhin<br />

Spendengelder für die "Bewegungspatenschaft".<br />

Zuletzt konnte sich das Präsidium<br />

über die Übergabe eines thinkpad-Notebooks<br />

des Herstellers Lenovo freuen. Dieser<br />

wurde während der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

2008 in Peking von der zweifachen Olympiasiegerin<br />

im<br />

Schwimmen, Britta<br />

<strong>Steffen</strong>, handsigniert<br />

und wird nun<br />

im Rahmen einer<br />

Versteigerung an<br />

den Meistbietenden<br />

verkauft. Auch der<br />

<strong>Deutsche</strong> Fußballbund<br />

unterstützt<br />

den Aufruf und<br />

stellte ebenfalls für<br />

eine Versteigerung<br />

jüngst ein handsigniertes<br />

Trikot sowie<br />

einen handsignier-<br />

ten Ball der Nationalmannschaft<br />

zur<br />

Verfügung. Weitere<br />

Informationen zur<br />

Versteigerung<br />

befinden sich auf der Homepage der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> www.DOGbewegt.de.<br />

Im Rahmen der "Käpt'n iglo's Happy Birthday<br />

Fischstäbchen-Tour" erhält die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> durch iglo ebenfalls<br />

Unterstützung für das Projekt. In einer<br />

interaktiven Wanderausstellung lernen<br />

Kinder nicht nur, wie der Fisch in die Stäbchen<br />

kommt, sondern ebenso Spannendes<br />

über gesunde Ernährung und nachhaltigen<br />

Fischfang. Stationen der Tour sind das<br />

Labyrinth Kindermuseum in Berlin (21.03. -<br />

01.04.2009), das KL!CK Kindermuseum in<br />

Hamburg (05. - 22.04.2009), der turmdersinne<br />

in Nürnberg (25.04. - 10.05.2009) und<br />

das Ravensburger Spieleland (01. -<br />

14.06.2009). An jeder Station der Tour<br />

übernimmt iglo eine Patenschaft für eine<br />

Kindertageseinrichtung in der Umgebung<br />

und sammelt zudem Spendengelder. Außerdem<br />

wird zugunsten des Projekts ein großer<br />

Malwettbewerb organisiert. Die besten<br />

Bilder werden mit prominenter Unterstützung<br />

versteigert, der Erlös kommt ebenfalls<br />

dem Förderprojekt zugute.<br />

Sie möchten auch handeln? Sie können<br />

direkt online auf der Homepage www.DOGbewegt.de<br />

oder Ihren Beitrag auf das<br />

Spendenkonto 200 313 592 bei der Frankfurter<br />

Sparkasse (BLZ 500 502 01) spenden.<br />

Helfen Sie mit, denn jeder Euro zählt!<br />

Regionaltreffen<br />

In Anlehnung an den Workshop des Präsidiums<br />

im vergangenen Jahr fand unter der<br />

Anleitung der Führungsakademie des DOSB<br />

im Rahmen von Regionaltreffen eine<br />

Auseinandersetzung mit den Zielen, Aufgaben<br />

und Visionen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> statt. In einem gemeinsamen<br />

Dialog mit dem Präsidium, den<br />

Landesverbänden und den Zweigstellen<br />

wurden in den Treffen in Frankfurt, Leipzig<br />

und Stuttgart neben den aktuellen Themen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

ebenfalls die Chancen, Risiken, laufenden<br />

Projekte und Probleme der fast 60-jährigen<br />

Existenzzeit aufgegriffen.<br />

Die Tagesordnung behielt Themen wie die<br />

Zusammenarbeit der Zweigstellen mit dem<br />

Präsidium und der Bundesgeschäftsstelle<br />

sowie die Aufgaben und Ziele der Zweigstellen<br />

vor. In den verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

wurden zukünftige Projektideen<br />

und Zukunftsziele generiert. Insbesondere<br />

die Mitgliedergewinnung stand dabei im<br />

65


Fokus der inhaltlichen Ausrichtung. Am 25.<br />

April findet in Hannover das letzte Regionaltreffen<br />

statt. Die anschließende Auswertung<br />

aller Treffen wird allen Zweigstellen<br />

zur Verfügung gestellt sowie im <strong>Olympische</strong>n<br />

Feuer veröffentlicht.<br />

Lassen Sie sich anstecken!<br />

Noch bis zum 15. Juni haben alle Neumitglieder<br />

ab 18 Jahren und ihre Werber die<br />

Chance auf 3x3 Tagestickets für einen<br />

Veranstaltungstag im Zeitraum vom 16-<br />

21.08.09 der 12. Leichtathletik-Weltmeisterschaft<br />

im Berliner Olympiastadion.<br />

Die Faszination Olympia lässt auch in<br />

diesem Jahr nicht los. Mit der Mitgliederwerbeaktion<br />

"Lassen Sie sich anstecken!"<br />

werden alle dazu aufgerufen, sich weiterhin<br />

für die Ziele der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> einzusetzen und neue Mitglieder<br />

zu gewinnen.<br />

Dank der freundlichen Unterstützung des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Leichtathletikverbandes<br />

(www.leichtathletik.de), sowie des Berliner<br />

WM-Organisationskomitees (www.berlin2009.org)<br />

können in diesem Jahr Tagestickets<br />

für die Leichtathletik-WM verlost<br />

66<br />

werden. Darüber hinaus werden Sie am<br />

Ende der Veranstaltung in den WM-Club<br />

eingeladen - treffen Sie regionale und<br />

nationale Persönlichkeiten sowie Gleichgesinnte<br />

des Sports. Genießen Sie das größte<br />

Sportereignis 2009. Alle 213 Mitgliedsländer<br />

des Weltverbandes IAAF und rund 2000<br />

Athletinnen und Athleten kämpfen um 47<br />

Titel. Viele tausend Sportfans werden in der<br />

Hauptstadt erwartet. Alle Hobbyläufer<br />

haben darüber hinaus die Möglichkeit am<br />

Zehn-Kilometerlauf "Champions-Run" auf<br />

der originalen WM-Strecke teilzunehmen.<br />

Sie müssen sich nur auf der Homepage der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

www.DOG-bewegt.de anmelden oder<br />

fordern Sie eine Beitrittserklärung in der<br />

Bundesgeschäftsstelle unter 069 69501613<br />

an. Jede Beitrittserklärung, die bis zum 15.<br />

Juni 2009 eingereicht wird, macht mit.<br />

Geben Sie dabei den Namen Ihres Werbers<br />

an, denn dieser erhält ebenfalls die Chance<br />

auf den Gewinn.<br />

Wer sich jetzt schnell mit seiner Familie<br />

(Ehepartner oder Kinder, etc.) als Familienmitglied<br />

anmeldet, erhält in jedem Fall<br />

eines der 50 Familienstarterpakete. Hier<br />

erwarten Sie entweder hochwertige Bildbände,<br />

Fair Play-Tassen, T-Shirts der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, uvm. Seien<br />

Sie gespannt!<br />

Wilhelm-Garbe-Preis<br />

Die Führung im Wilhelm-Garbe-Preis konnte<br />

der Landesverband Berlin nicht nur verteidigen<br />

sondern sogar weiterhin ausbauen.<br />

Neun weitere Mitglieder wurden durch die<br />

Hauptstädter in den vergangenen zwei<br />

Monaten bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> begrüßt. Auch die Zweigstelle<br />

Baden-Baden/Mittelbaden kann sieben<br />

weitere Mitglieder in ihren Reihen willkommen<br />

heißen und steht nur noch knapp vor<br />

der Wertungsgrenze von 15 Mitgliedern.<br />

Diese ist Bedingung für die Aufnahme in<br />

den mit insgesamt 3000 Euro dotierten<br />

Preis. Noch bis zum 31.07.2009 haben alle<br />

Zweigstellen die Gelegenheit durch gezielte<br />

Mitgliederwerbung von den Preisen des<br />

Wilhelm-Garbe-Preises zu profitieren.<br />

50 Jahre Mitgliedschaft<br />

Auch in dieser Ausgabe des <strong>Olympische</strong>n<br />

Feuers möchte sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> bei ihren langjährigen<br />

Mitgliedern bedanken, die seit März bzw.<br />

April 1959 Teil der <strong>Olympische</strong>n Familie sind<br />

und diese mit ihrem Engagement aus tiefer<br />

Verbundenheit unterstützen. Der Dank gilt<br />

folgenden Personen und Vereinen:<br />

Ludwig Sittinger, Wolfgang Matt, Geestemünder<br />

Sport Club von Bremerhaven von<br />

1945 e.V., Keglerverein Bremerhaven e.V.<br />

und Sport-Freizeit Leherheide Bremerhaven<br />

e.V.<br />

Viele Mitglieder sind seit dem Gründungsjahr<br />

1951 treue Begleiter und Unterstützer<br />

der <strong>Olympische</strong>n Idee. Zu ihnen gehört<br />

beispielsweise Günter Staab. Alle Mitglieder<br />

tragen durch ihr Engagement dazu bei, dass<br />

die <strong>Olympische</strong>n Werte weiterhin in der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> verbreitet werden - herzlichen<br />

Dank.<br />

Die <strong>Olympische</strong> Idee läuft<br />

weiter<br />

In gemeinsamer Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie (DOA)<br />

und der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> (DOG), beauftragt<br />

vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund (DOSB), werden die<br />

DOG-Zweigstellen auch in<br />

diesem Jahr den Olympic Day<br />

Run ausrichten. Das sportliche<br />

Highlight steht wieder ganz im<br />

Zeichen der verbindenden Kraft<br />

des Sports. Einen Aufruf zur<br />

Ausrichtung der jährlichen<br />

Sportveranstaltung für "Jedermann"<br />

richtet das Internationale<br />

<strong>Olympische</strong> Komitee (IOC)


alljährlich an die Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees. Auf dem ganzen Globus soll mit<br />

diesem Event an die Gründung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung am 23. Juni 1894 durch<br />

den französischen Baron Pierre de Coubertin<br />

erinnert werden.<br />

Nach aktuellem Stand werden sich bundesweit<br />

sieben Veranstalter diesem einzigartigen<br />

Ereignis widmen, welches wie in den<br />

vergangenen Jahren die erneute Unterstützung<br />

durch den nationalen Sponsor McDonalds<br />

erfährt. In Abstimmung mit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie wurden<br />

die Städte ausgewählt, die dieses Highlight<br />

im Jahr 2009 durchführen werden. Am 31.<br />

Mai fällt während des Internationalen<br />

<strong>Deutsche</strong>n Turnfestes in Frankfurt der<br />

Startschuss zum Olympic Day Run 2009. Im<br />

Anschluss daran werden die Laufveranstaltungen<br />

in Kiel/Eckernförde (18. Juni),<br />

Bergisch-Gladbach (19. Juni), Kiel (24. Juni),<br />

Odenwald-Tauber (26. Juni), Berlin (28. Juni)<br />

und Stuttgart-Degerloch (18. Juli) folgen.<br />

Gemeinsam Sport treiben und etwas erreichen,<br />

ist das wesentliche Anliegen des<br />

Olympic Day Run für Jung und Alt. Der Sieg<br />

soll wie bei <strong>Olympische</strong>n Spielen nicht im<br />

Blickpunkt des Interesses stehen. Darüber<br />

hinaus sollen vor allem die <strong>Olympische</strong>n<br />

Werte wie Teamgeist, Leistungsbereitschaft,<br />

Völkerverständigung und Fair Play allen<br />

Beteiligten, insbesondere Kindern und<br />

Behinderten, näher gebracht werden.<br />

Für alle, die an der werteorientierten Veranstaltung<br />

teilnehmen und den <strong>Olympische</strong>n<br />

Tag gemeinsam verbringen möchten, gibt es<br />

auf der Internetseite: www.DOG-bewegt.de<br />

oder bei der Bundesgeschäftsstelle<br />

(069/6950160) weitere Informationen.<br />

Jugend<br />

24 Stunden für Fair Play<br />

Etwas sehr spontan kam die DOG-Jugend<br />

ebenso wie der Athlet Danny Strasser zu<br />

einem Snowboardweltrekordversuch im<br />

Österreichischen Heiligenblut am Großglockner.<br />

Ziel war es, innerhalb von 24<br />

Stunden möglichst viele Höhenmeter zu<br />

sammeln.<br />

Drei Skifahrer aus Österreich und Deutschland<br />

sowie ein Snowboarder wollten den<br />

aktuellen Weltrekord im 24 Stunden-<br />

Höhenmeter-Fahren vom Tiroler Ausdauersportler<br />

Franz Venier (Rangger Köpfl bei<br />

Innsbruck) mit 92.160 Höhenmeter einstellen.<br />

Unter dem Motto "24h für Fair Play"<br />

war die DOG-Jugend mit im Team von<br />

Danny Strasser und betreute diesen vor Ort.<br />

Columbia stattete die 24h Fair Play Botschafter mit<br />

warmer Kleidung aus: Stellv. Bundesjugendausschußvorsitzender<br />

Dennis Buttler, Stefan Strobel, Weltrekordhalter<br />

Danny Strasser, Tobias Bürkle und Benny Strasser.<br />

Eine sportliche Extremleistung aus Sicht des<br />

Snowboarders Danny Strasser, der bereits<br />

mehrere Dauerrekorde im 24h Rennen sowie<br />

7 Tage Rennen aufgestellt hat, bei denen er<br />

Spitzengeschwindigkeiten über 120km/ h<br />

auf der Piste gefahren ist. Erst eine Woche<br />

vor Start erfuhr der Athlet von der Veranstaltung<br />

und meldete sich spontan und<br />

ohne jegliche Vorbereitung an. Über ein<br />

Internet-Sportportal nahm er Kontakt zu<br />

Dennis Buttler auf, der sich in der DOG-<br />

Initiative Fair Play engagiert. Dieser stellte<br />

sich Danny Strasser kurzweg als Teamer zur<br />

Verfügung. So entstand um Bruder Benny<br />

Strasser sowie zwei weiteren Supportern das<br />

Fair Play Team, welches sich während des<br />

24-Stunden-Rennens unter anderem um die<br />

Ernährung und alle weiteren Belange<br />

gekümmert hat.<br />

Am Samstag, 14.03.2009 fiel um 14 Uhr an<br />

der Schareck-Bergstation der Startschuss.<br />

Am Start war Dauerski-Weltrekordhalter<br />

Christian Flühr, die beiden Mölltaler Lokalmatadoren<br />

und Herausforderer Heinrich und<br />

Balthasar Egger und als einziger Snowboarder<br />

Danny Strasser. Stolze 2,29 Meter<br />

Snowboardlänge verhalfen zu Höchstgeschwindigkeiten<br />

weit über 100 km/h. <strong>Von</strong><br />

Anfang an fiel das faire Verhalten des<br />

Liftpersonals allen Beteiligten gegenüber<br />

auf: Ob das Snowboard aus der Gondel<br />

gehievt oder an der Talstation ein Ski<br />

geöffnet werden musste, immer war jemand<br />

unaufgefordert zur Stelle und stellte sich in<br />

den Dienst von Fair Play.<br />

Bereits nach wenigen Abfahrten wurde dem<br />

Extremsportler bewusst, dass er das enorme<br />

Tempo der Egger-Brüder nicht halten<br />

konnte und sein eigenes Tempo<br />

fahren musste. Auf der mittlerweile<br />

frisch präparierten Piste<br />

schaffte es Strasser seine<br />

Höchstgeschwindigkeit auf rund<br />

130 km/h hochzuschrauben und<br />

fuhr die 802 Höhenmeter<br />

Abfahrt im ausklingenden<br />

Tageslicht in 1,5 Minuten<br />

(Spitzenzeiten). Der Einbruch<br />

der Dunkelheit sorgte für einige<br />

Stürze der Athleten, so brach<br />

sich Heinrich Egger bei einem<br />

schweren Sturz ein Fußgelenk<br />

und zog sich zudem einen<br />

Kreuzbandanriss zu. Deshalb<br />

entschied sich Danny Strasser<br />

zusammen mit seinem Team um<br />

21 Uhr bis zum Morgengrauen<br />

auszusetzen. Mit 33.684 Höhenmetern<br />

hatte er sich bereits ein gutes<br />

Polster verschafft, um sein definiertes Ziel<br />

von 60.000 Höhenmetern zu erreichen.<br />

Am frühen Morgen gegen 6 Uhr setzte er<br />

sein Fair Play Rennen fort. Christian Flühr<br />

hatte um 1 Uhr mit 37.694 Höhenmeter<br />

und einem gebrochenen Skischuh aufgegeben,<br />

somit war Balthasar Egger nur noch<br />

allein auf der gut 2 km langen Piste unterwegs.<br />

Unter dem tosenden Beifall mehrerer<br />

hundert Zuschauer fuhren Balthasar Egger<br />

und Danny Strasser am Sonntag gegen 14<br />

Uhr ins Ziel. Balthasar hat den Weltrekord<br />

auf unglaubliche 103.458 Höhenmeter<br />

geschraubt, Strasser konnte mit 62.556<br />

Höhenmetern einen Snowboard-Weltrekord<br />

bei neun Stunden "Zwangspause" verbuchen.<br />

Dennis Buttler<br />

Baden-Baden / Mittelbaden<br />

Sportlerehrung in Bühlertal<br />

Für die Gemeinde Bühlertal war es bereits<br />

die 40. Sportlerehrung in Folge. 47 Athleten<br />

sind für ihre Leistung im vergangenen Jahr<br />

ausgezeichnet worden. Umrahmt mit<br />

anspruchsvollen Darbietungen der Nachwuchssportler<br />

verschiedenster Vereine<br />

erhielten die Geehrten im Haus des Gastes<br />

67


in Bühlertal einen würdevollen Empfang.<br />

Premiere war allerdings bei dieser Veranstaltung<br />

die Anwesenheit der Zweigstelle<br />

Baden-Baden / Mittelbaden. Vertreten<br />

durch die beiden Vorsitzenden Armin<br />

Zeitvogel sowie dem Handballweltmeister<br />

von 1978 Arnulf Meffle nutzten diese die<br />

Möglichkeit über die Projekte zur Talentund<br />

Nachwuchsförderung in Baden-Baden<br />

zu berichten. Zudem wurde das Ziel, 2011<br />

den IOC-Kongress nach Baden-Baden zu<br />

holen, kurz skizziert. Ebenfalls als Ehrengast<br />

vor Ort war der Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> Harald Denecken.<br />

Mit kurzweiligen Erzählungen berichtete er<br />

über seine Tätigkeit und erläuterte die<br />

Entstehung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>. Das vornehmliche Ziel, junge<br />

Menschen zum Sporttreiben zu motivieren<br />

und dabei "sauber zu bleiben", untermauerte<br />

der Erste Bürgermeister der Stadt Karlsruhe<br />

mit Projektinhalten wie "Kinder<br />

bewegen".<br />

Der Leistungssport beginne immer ganz<br />

unten, daher legte Denecken auch der<br />

Gemeinde Bühlertal eine Mitgliedschaft bei<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

ans Herz.<br />

Stadt Bühlertal und<br />

Grenke-Leasing AG<br />

Den Worten des Präsidenten bei der<br />

Sportlerehrung folge die Gemeinde Bühlertal<br />

und trat der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> als Mitglied bei. Der Sport<br />

spielt bereits seit vielen Jahren eine herausragende<br />

Rolle in der mit 8.000 Ein-<br />

68<br />

wohnern im Landkreis<br />

Rastatt liegenden<br />

Gemeinde.<br />

Zudem konnte die<br />

Zweigstelle Baden-<br />

Baden/Mittelbaden<br />

ein weiteres Mitglied<br />

gewinnen,<br />

welches dem Sport<br />

mehr als wohlwollend<br />

zur Seite steht.<br />

Die Grenke Leasing<br />

AG in Baden-Baden<br />

ist mittlerweile der<br />

größte Sportförderer<br />

der Region. Als eine<br />

der größten deutschen<br />

hersteller- und bankenunabhängigen<br />

Mobilien-Leasinggesellschaften liegt der<br />

Fokus vor allem im Schachsport. Der Gründer<br />

und Vorstandsvorsitzende Wolfgang<br />

Grenke sieht in diesem Engagement vielerlei<br />

Nutzen. "Meine persönliche Vorliebe zum<br />

Schach ist dabei untergeordnet, es ist für<br />

uns ein Geschäft, von dem wir überzeugt<br />

sind, dass beide Seiten sehr davon profitieren."<br />

Armin Zeitvogel ist stolz auf den<br />

Beitritt der Grenke Leasing AG zur <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. "Ohne<br />

Sponsoren ist im Sport heutzutage kaum<br />

noch etwas möglich. Dem Engagement der<br />

Grenke Leasing AG ist großer Respekt zu<br />

zollen und wir freuen uns sehr, dieses<br />

Unternehmen für die Umsetzung der<br />

<strong>Olympische</strong>n Idee in unseren Reihen begrüßen<br />

zur dürfen."<br />

Bad Sobernheim<br />

Im Jubeljahr weiterhin<br />

nach vorne blicken<br />

Die Kreisgruppe Bad Sobernheim setzt ihr<br />

Engagement und ihre Aktivitäten auch<br />

weiterhin mit dem Fokus der Bewegungsförderung<br />

der Kinder und die Vermittlung<br />

der <strong>Olympische</strong>n Werte fort. In einer Rückschau<br />

der vergangenen drei Jahre wurde bei<br />

der Jahreshauptversammlung reflektiert, wie<br />

viel in der Vergangenheit geleistet werden<br />

konnte.<br />

Ein besonderer Dank gilt den beiden Nahe-<br />

Großvereinen TuS 04 Monzingen und TuS<br />

Kirn mit ihren Vorsitzenden Hoseus und<br />

Lieser für die vertrauensvolle Zusammenar-<br />

beit mit der Kreisgruppe. Im Jahr 2005<br />

wurde im Rahmen des hoch gelobten<br />

Projektes "Kinder bewegen" der Startschuss<br />

in dem Gemeindekindergarten "Sien"<br />

gemacht. Insbesondere Mario Bender<br />

leistete an dieser Stelle hervorragende<br />

Arbeit in der Projektleitung.<br />

Zudem konnte die Patenschaft für Stefan<br />

Keller (Leichtathlet) vom der TuS Kirn<br />

übernommen werden.<br />

Neben der Fortsetzung des Projektes stand<br />

2006 die Förderung weiterer Einrichtungen<br />

im Fokus. Neun Kindergärten der Region<br />

erhielten eine Spende, um zusätzliche<br />

Sport- und Spielgeräte für die tägliche<br />

Bewegungszeit anzuschaffen. Gemeinsam<br />

mit der Zweigstelle Mainz/Rheinhessen war<br />

die Kreisgruppe Bad Sobernheim im Jahr<br />

2007 auf dem LSB Kinderfest mit einem<br />

Stand vertreten. Neben der Informationsweitergabe<br />

stand hier der therapeutische<br />

Bewegungsablauf im Vordergrund. Die<br />

finanzielle Unterstützung einer weiteren<br />

Kindertageseinrichtung (KiGa Argenthal)<br />

wurde ebenso ermöglicht wie der Besuch<br />

des ISTAF in Berlin. Ein großes Highlight,<br />

genau wie der 2. Olympic Day Run in<br />

Monzingen. Das Olympiajahr 2008 ermöglichte<br />

die Umsetzung der im Modellprojekt<br />

gesammelten Erfahrung in der gesamten VG<br />

Herrstein; eine Initiative des neuen VG-<br />

Bürgermeisters Uwe Weber.<br />

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der<br />

Kreisgruppe Bad Sobernheim im Jahr 2009<br />

ist neben einer Ausstellung die Erstellung<br />

einer Chronik (25 Jahre) geplant. Zudem<br />

werden Auszeichnungen und Ehrungen<br />

anlässlich "Fair Play" und "Leistung macht<br />

Spaß" vorgenommen. Wie in den vergangenen<br />

Jahren werden Kindergärten bei der<br />

Initiierung von Bewegung unter dem<br />

Motto "Olympia - Kinder bewegen" unterstützt.<br />

Diese vielfältigen Arbeiten sind nur in der<br />

Zusammenarbeit des Vorstandes und der<br />

Unterstützung ihrer Familienangehörigen<br />

möglich. Der Dank für den Einsatz sind die<br />

leuchtenden, dankbaren Augen der Kinder,<br />

denen nach und nach durch die gesellschaftliche<br />

Kompression das Kennenlernen<br />

des kindlichen Lebens genommen wird.<br />

Materialismus und Statuseigenschaften<br />

engen diesen Lebensraum Mensch drastisch<br />

ein. Diese Tatsachen versucht die<br />

DOG-Zweigstelle Bad Sobernheim zu<br />

entschärfen - zum Wohle der Kinder.


Berlin<br />

Wolf-Dieter Poschmann<br />

beim 10. Round-Table-Talk<br />

"Die Geschichten über Spitzensportler<br />

werden nicht besser, wenn ihr Ruhm größer<br />

wird." Über diese Erkenntnis, aber auch über<br />

andere Details aus seinen langjährigen<br />

beruflichen Erfahrungen berichtete der<br />

Fernsehjournalist Wolf-Dieter Poschmann,<br />

Chefreporter der Hauptabteilung Sport des<br />

Zweiten <strong>Deutsche</strong>n Fernsehens, beim 10.<br />

Round Table "Olympia hautnah" des Landesverbandes<br />

Berlin. Die Moderatorin Ulrike<br />

Ufert-Hoffmann (rechts im Bild), die als<br />

Präsidiumsmitglied des Landesverbandes<br />

den Abend vorbereitet hatte und durch ihn<br />

gekonnt moderierte, präsentierte einen<br />

Prominenten aus der Praxis, der keine<br />

Fragen über den TV-Sport und über Hintergründe<br />

des Sportbusiness unbeantwortet<br />

ließ. Wie immer fand das hochklassige<br />

Hintergrundgespräch in der Dresdner Bank<br />

im Eugen-Gutmann-Haus, in unmittelbarer<br />

Nähe des Brandenburger Tors, statt.<br />

"Poschi", wie er in der Branche liebevoll<br />

genannt wird, warf differenzierte Schlaglichter<br />

auf die Medienwirklichkeit rund um<br />

den Hochleistungssport. Der Jubiläums-<br />

Round Table, an dem LSB-Vizepräsident Dr.<br />

Dietrich Gerber und Berlins Sport-Staatssekretär<br />

Thomas Härtel als Gäste teilnahmen,<br />

hatte großen Informations- und Unterhaltungswert:<br />

Schließlich ist der Leichtathletikund<br />

Eisschnelllauf-Experte nicht nur stets<br />

bei Olympia hautnah dabei; er konnte auch<br />

aus seinem großen Erzählpotential schöpfen<br />

und spannend und packend vortragen.<br />

Poschmann äußerte sich betont kritisch<br />

über die negativen Auswüchse des kommerzialisierten<br />

Spitzensports. Seine präzise<br />

formulierten Standpunkte sorgten im voll<br />

besetzten Kaminzimmer bei den meisten<br />

Teilnehmern für Nachdenkprozesse.<br />

Der gebürtige Kölner sagte über den hohen<br />

Anspruch, einen qualifizierten Fernsehsportjournalismus<br />

zwischen den Polen Information<br />

und Unterhaltung zu betreiben: "Wir<br />

Moderatoren und Reporter müssen unsere<br />

Natürlichkeit behalten, die Echtheit. Die<br />

Zuschauer haben ein gutes Gespür dafür,<br />

was echt ist und was gekünstelt herüberkommt."<br />

Der TV-Journalist, der in seiner<br />

Jugend Mittelstreckenläufer war und 15<br />

Berufungen in die Nationalmannschaft des<br />

DLV hatte, führte aus: Zu Beginn seiner<br />

beruflichen Laufbahn 1986 sei das öffentlich-rechtliche<br />

Fernsehen noch ein<br />

Angebotsmedium<br />

gewesen, heute sei<br />

es ein "Nachfragemedium"<br />

mit dem<br />

alltäglichen Quotendruck.<br />

Im Sport, so<br />

urteilte er, werde bei<br />

Höchstleistungen<br />

inzwischen nicht<br />

mehr die Leistung<br />

gefördert, sondern:<br />

"Der Erfolg wird<br />

belohnt."<br />

Wolf-Dieter Poschmann,<br />

der<br />

Pädagogik, Sport,<br />

Germanistik und<br />

Geschichte studiert und das Erste Staatsexamen<br />

für das Lehramt der Sekundarstufe I<br />

erworben hat, ging ausführlich auf aktuelle<br />

Fragen und Problemstellungen des Dopings<br />

ein. So berichtete er in dem Hintergrundgespräch<br />

über sein "Damaskuserlebnis" vor<br />

drei Jahren, als er für die ZDF-Sportreportage<br />

den spanischen Radsportler und bekennenden<br />

Dopingsünder Jesus Manzano<br />

interviewte; dabei sei ihm das Ausmaß der<br />

biochemischen Manipulation und die<br />

Durchherrschung des Dopings im Spitzensport<br />

deutlich geworden.<br />

Voraussichtlich im Juni wird die Veranstaltungsreihe<br />

des Landesverbandes fortgesetzt:<br />

mit Gesprächspartnern, die im Vorfeld der<br />

Leichtathletik-WM in Berlin Details über den<br />

letzten Stand der Vorbereitungen des sportlichen<br />

Großereignisses erzählen können. Der<br />

erste Round Table - von Ulrike Ufert-Hoffmann,<br />

Kommunikationsberaterin bei der<br />

Dresdner Bank, initiiert - fand am 23. August<br />

2005 mit Radsportler Robert Bartko statt. Bei<br />

den weiteren Terminen des Gesprächsforums<br />

waren Klaus Wowereit, Claudia Pechstein, Dr.<br />

Thomas Bach, Andre Niklaus, Klaus Schor-<br />

mann/Lena Schöneborn, Dr. Jochen Zinner,<br />

Zhang Yunhui (Presseattache der chinesischen<br />

Botschaft) sowie bei der neunten<br />

Auflage Britta <strong>Steffen</strong> gefragte Gäste.<br />

Die DOG Berlin mit Präsident Hans-Jürgen<br />

Bartsch an der Spitze hat sich für 2009 ein<br />

umfangreiches Arbeits- und Veranstaltungsprogramm<br />

vorgenommen. Monatlich finden<br />

Präsidiumssitzungen statt, bei der die<br />

Planungen im Detail besprochen werden.<br />

Für den Frühsommer ist eine öffentliche<br />

Diskussionsveranstaltung zur Situation des<br />

Der 10. Round-Table war erneut ein informativer Blick hinter die<br />

Kulissen.<br />

Spitzensports in Deutschland geplant: Der<br />

ehemalige Tagesschau-Reporter Hans-<br />

Joachim Lorenz bereitet die hochklassige<br />

Runde vor. Weitere Informationen über die<br />

Berliner Aktivitäten sind auf der neuen<br />

Homepage zu finden: unter www.Berliner-<br />

DOG.de<br />

Holger Schück<br />

Bremen<br />

Olympia-Infos<br />

aus erster Hand<br />

Wer hat schon die Gelegenheit, Infos von<br />

den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking aus<br />

erster Hand zu bekommen? Der Vorstand<br />

und Beirat der Bremer Landesgruppe hatte<br />

diese Möglichkeit. Denn die beiden Bremer<br />

Olympia-Teilnehmerinnen - Joanna Tilgner<br />

und Carolin Nytra - erzählten als Gäste<br />

kurzweilig und mit privaten Bildern untermalt<br />

bei der Vorstandssitzung der Landesgruppe<br />

von ihren Peking-Erlebnissen.<br />

69


Natürlich stand der Sport bei beiden Läuferinnen<br />

(400m und 110m Hürden) im Vordergrund.<br />

Aber auch, wie sie Peking ganz privat<br />

nach ihrem sportlichen Engagement erlebt<br />

hatten. Chinesische Mauer, Platz des Himmlischen<br />

Friedens oder Verbotene Stadt - es<br />

gab einiges zu sehen. So erfuhren die<br />

Zuhörer, dass Carolin Nytra morgens auf<br />

ihren Latte Macchiato nur ungern verzichtet,<br />

dass in der riesigen Mensa des <strong>Olympische</strong>n<br />

Dorfes die Wartezeiten zwischen<br />

sieben und 35 Minuten lagen. Oder, dass die<br />

Basketballer fluchtartig das Dorf verließen,<br />

Der 1. Vorsitzende der Landesgruppe Bremen Oliver<br />

Rau und der Geschäftsführer Wolfgang Häseker<br />

bedanken sich bei den Referenten Joana Tilgner und<br />

Carolin Nytra für die Peking-Berichterstattung.<br />

weil sie sich vor Autogrammjägern kaum<br />

retten konnten. Zahlreiche Sportler aus<br />

aller Welt umlagerten so z.B. Dirk Nowitzki.<br />

"Er konnte zwar ganz in Ruhe essen, aber<br />

sobald er fertig war und aufstand, waren im<br />

Handumdrehen hunderte Menschen um ihn<br />

herum, um Autogramme zu ergattern",<br />

berichtete Joana Tilgner schmunzelnd. "Das<br />

waren Sportler, aber auch viele Volunteers,<br />

die sich am "Run nach Unterschriften"<br />

beteiligten. Aber Dirk hat das alles bis zum<br />

Schluss ruhig über sich ergehen lassen".<br />

So viel Aufmerksamkeit haben die beiden<br />

Bremerinnen allerdings nicht erhalten. Im<br />

Gegenteil: "Wir mussten dafür büßen, dass<br />

die deutschen Leichtathleten in diesem Jahr<br />

nicht so gut abgeschnitten hatten", erzählt<br />

Joana Tilgner. Sie war mit der deutschen<br />

4x400m-Staffel immerhin ins <strong>Olympische</strong><br />

Finale eingezogen. Ein Erfolg, den der Staffel<br />

eigentlich niemand zugetraut hatte und der<br />

als kleine Sensation zu werten war. "Aber<br />

statt Lob seitens der Presse ernteten wir<br />

Kritik", bedauerte Tilgner. "Wir hatten am<br />

Abschlusstag der Leichtathleten nur Rang<br />

70<br />

acht im Finale belegt. Das war dann leider<br />

der Grund für die Kritik", bedauerte sie.<br />

Die Schlussfeier von Peking erlebten beide<br />

im Stadion hautnah mit. "Das war zwar ein<br />

riesiges Erlebnis, aber ganz soviel haben wir<br />

dann doch nicht gesehen, vor allem nicht<br />

vom großen Feuerwerk", erzählte Carolin<br />

Nytra. Sie hatte die Feier von Freunden<br />

aufnehmen lassen. "Als ich die Tage später<br />

im Fernsehen gesehen hatte, habe ich<br />

geglaubt, bei einer ganz anderen Veranstaltung<br />

gewesen zu sein...". Beide Sportlerinnen<br />

bedauerten, dass ihr Heimtrainer<br />

Jens Ellroth vom TuS<br />

Komet Arsten nicht mit nach<br />

Peking kommen durfte. "Vielleicht<br />

hätte er uns noch ein<br />

wenig mehr motivieren können",<br />

meinte Joana Tilgner. "Aber er<br />

hätte uns mit seiner Nervosität<br />

auch noch anstecken können",<br />

ergänzte Carolin Nytra lächelnd.<br />

Auf jeden Fall wird sich in der<br />

deutschen Leichtathletik vieles<br />

tun. So berichteten beide über<br />

Trainerwechsel und den Austausch<br />

von Verantwortlichen.<br />

Das allerdings wird sie nicht<br />

davon abhalten, sich für die<br />

nächsten<br />

großen<br />

Ziele<br />

vorzubereiten: die<br />

WM in Berlin sowie<br />

die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele in London<br />

2012. "Da wollen wir<br />

beide eigentlich<br />

wieder dabei sein",<br />

versprach Joana<br />

Tilgner. "Wir wollen<br />

versuchen die Beiden<br />

durch die DOG erneut<br />

zu unterstützen, auch<br />

wenn die Kassenlage<br />

nicht rosig ist",<br />

versprach Oliver Rau,<br />

der seit wenigen<br />

Tagen amtierende<br />

neue Vorsitzende der<br />

Landesgruppe Bremen.<br />

Er selbst ist vor<br />

vielen Jahren als Ruderer ebenfalls in den<br />

Genuss der Unterstützung gekommen. "Und<br />

das hat auch mir sehr geholfen", unterstrich<br />

der Marketing-Verantwortliche von Werder<br />

Bremen.<br />

Klaus-Peter Berg<br />

Cottbus<br />

Sportlerehrung 2009<br />

Die <strong>Olympische</strong>n Spiele und die Paralympics<br />

in Peking waren begeisternde und außergewöhnliche<br />

Wettbewerbe im vergangenen<br />

Jahr. Auch die Sportlerinnen und Sportler<br />

aus Cottbus haben mit ihren Leistungen<br />

und Engagement dazu beigetragen, dass die<br />

<strong>Deutsche</strong> Nationalmannschaft bei diesen<br />

Weltsporthöhepunkten erfolgreich abgeschnitten<br />

hat. Die Cottbuser verfolgten die<br />

spannenden Wettkämpfe von Roger Kluge,<br />

Maximilian Levy, Olaf Pollack und Trixi<br />

Worrack im Radsport, Philipp Boy und<br />

Robert Juckel im Turnen sowie Frances<br />

Hermann im Diskuswerfen. Nach den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen feierten die Einwohner<br />

mit Stolz ihre zurückgekehrten, erfolgreichen<br />

Athleten. Vor zahlreich geladenen<br />

Gästen und der Presse trugen sich die<br />

verdienstvollen Sportler samt Trainer in das<br />

"Goldene Buch" der Stadt Cottbus ein. Die<br />

Medaillengewinner Frances Hermann, Roger<br />

Kluge und Maximilian Levy enthüllten<br />

anschließend ihre Medaillen auf dem Weg<br />

des Ruhmes vor dem Rathaus. Somit sind<br />

jetzt 46 Medaillen von 35 Sportlerinnen und<br />

Sportlern in dem 2006 seitens der Stadt-<br />

Ein buntes Rahmenprogramm sorgte für eine rundum gelungene<br />

Sportlerehrung in Cottbus.<br />

gruppe Cottbus initiierten "Weg des Ruhms"<br />

als bleibende Erinnerung verankert.<br />

Mit der Sportgala 2009 wurden diese<br />

Leistungen sowie die aller Sportlerinnen<br />

und Sportler geehrt. Darüber hinaus stand


wie in den Jahren zuvor das erfolgreiche<br />

Wirken des Ehrenamtes im Mittelpunkt.<br />

Ehrenamtliche Übungsleiter, Trainer, Sportorganisatoren,<br />

Kampf- und Schiedsrichter<br />

der Sportvereine und Sportfachverbände<br />

sowie Sportlehrer und viele weitere Helfer<br />

und Förderer des Sports der Stadt erhielten<br />

Anerkennung und Würdigung.<br />

Durch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

erfolgten die Auszeichnungen mit der<br />

"Plakette für besondere Leistungen im Sport<br />

und der <strong>Olympische</strong>n Idee" für die Olympiatrainer<br />

Michael Max, Rainer Gatzke, Carsten<br />

Oelsch, Ralf Paulo und Hagen Clement, einen<br />

verdienten Kampfsporttrainer und Aktiven<br />

sowie mit der "Goldenen Ehrennadel" der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für den<br />

Schulsportkoordinator, Hans-Joachim Stellmacher<br />

und den "Vater" des Radsports in der<br />

Stadt Cottbus, Eberhard Pöschke.<br />

Ausrichter der sportlichen und feierlichen<br />

Gala waren die Stadtverwaltung Cottbus, der<br />

Stadtsportbund Cottbus e.V. und die Zweigstelle<br />

Cottbus. Die Sparkasse Spree-Neiße als<br />

großer Förderer des Sports in der Region<br />

erfüllte die Gastgeberrolle zur besten Zufriedenheit<br />

aller Gäste. Traditionell nutzten die<br />

Lausitzer Rundschau und Antenne Brandenburg<br />

diese Veranstaltung, um die besten bzw.<br />

beliebtesten Sportlerinnen, Sportler und<br />

Mannschaften der Stadt Cottbus, die aus der<br />

Umfrage der Lausitzer Rundschau und<br />

Antenne Brandenburg hervorgegangen sind,<br />

öffentlich zu ehren.<br />

Katja Schammel<br />

Frankfurt<br />

Acht Mal Gold für<br />

Frankfurt/Rhein-Main<br />

Bei der Mitgliederversammlung der Zweigstelle<br />

Frankfurt/Rhein-Main wurden nicht<br />

nur verdiente Mitglieder geehrt, die Beteiligten<br />

konnten auch auf ein erfolgreiches<br />

Jahr 2008 zurückblicken, sich auf viele<br />

Projekte im neuen Jahr freuen und weitere<br />

Ämter besetzen.<br />

Gold für Frankfurt/Rhein-Main<br />

Für langjährige DOG-Treue empfingen<br />

verdiente Mitglieder Gold in Form von<br />

Nadel und Urkunde vom Vorsitzenden Karl<br />

Eyerkaufer. Dr. Günter Pelshenke, der in den<br />

1950er-Jahren für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> Planungen im Sportstättenbau<br />

gestaltete und sich als langjähriger Geschäftsführer<br />

der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe<br />

verdient machte, nahm die Ehrung für<br />

50 Jahre Verbundenheit entgegen. Ebenfalls<br />

für ein halbes Jahrhundert der Mitgliedschaft<br />

wurde die Adam Opel GmbH geehrt.<br />

Bei Hans Schomburgk, Sohn des Tennis-<br />

Olympiasiegers von Stockholm 1912, Heinrich<br />

Schomburgk, bedankte sich die Zweigstelle<br />

Frankfurt/Rhein-Main für 40 Jahre<br />

Angehörigkeit. Gold gab es auch für Alfred<br />

Gaida, der vor 30 Jahren der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> beitrat, nachdem<br />

er in den frühen 1970ern die Tour de France<br />

absolvierte und die Luxemburg-Rundfahrt<br />

gewann.Außerdem wurden für 25 Jahre<br />

Unterstützung neben Winfried Hoffmann,<br />

Frank W. Schulz und dem früheren DOG-<br />

Präsidenten Prof. Wolfgang Strutz auch<br />

Vorstandsmitglied Ulrich Schulze Forsthövel<br />

geehrt.<br />

Erfolgreiches Jahr 2008<br />

Zu Beginn des Jahres fiel in Zusammenarbeit<br />

mit dem Caritasverband Frankfurt der<br />

Startschuss für die Sport- und Gesundheitsinitiative<br />

"Gemeinsam mehr bewegen", in<br />

deren Rahmen eine Kinderolympiade in<br />

Fechenheim stattfand. Die Schirmherrin und<br />

zweifache Olympiasiegerin Heike Drechsler<br />

sowie Olympia-Starterin im Hammerwurf<br />

Betty Heidler eröffneten die Veranstaltung.<br />

Insgesamt vertraten 250 Kinder mit ihren<br />

Teams die Nationen aller fünf Kontinente.<br />

Ebenfalls gut aus den Startblöcken kam das<br />

Projekt zur Suchtprävention "Zu stark für<br />

Drogen", dass bei einer Veranstaltung mit<br />

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky<br />

in der Turngemeinde Hanau 1837 e.V. anlief.<br />

Beim 2. <strong>Olympische</strong>n Abend, veranstaltet in<br />

Zusammenarbeit mit der IHK Frankfurt am<br />

Main, waren mehr als 100 Besucher aus<br />

Wirtschaft, Sport und Politik zu Gast, die Dr.<br />

Harald Schmid, 400m-Hürden-Medaillengewinner<br />

der <strong>Olympische</strong>n Spiele 1984, "<strong>Von</strong><br />

der Antike bis Peking 2008" führte.<br />

Erfreulich war auch das starke Interesse am<br />

Infostand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> in Wiesbaden auf der <strong>Olympische</strong>n<br />

Ballnacht und der Verbrauchermesse<br />

HAFA life, wo die Zweigstelle<br />

Frankfurt/Rhein-Main zusammen mit der<br />

Bundesgeschäftsstelle für die Idee und die<br />

Arbeit der DOG warb. Die Zweigstelle<br />

Frankfurt/Rhein-Main blieb aber nicht nur<br />

in Hessen. Wie im letzten Jahr konnte eine<br />

Fahrt für DOG-Mitglieder sowie Kinder und<br />

Jugendliche aus Sportvereinen der Region<br />

zum Internationalen Leichtathletik-Wettbewerb,<br />

dem ISTAF im Berliner Olympiastadion<br />

organisiert werden.<br />

Neben der Fortführung der erfolgreichen<br />

Projekte wird die Zweigstelle<br />

Frankfurt/Rhein-Main im Jahr 2009 beim<br />

Internationalen <strong>Deutsche</strong>n Turnfest in<br />

Frankfurt mit einem Stand vertreten sein<br />

und viele Aktivitäten vor Ort durchführen.<br />

So unter anderem den Olympic Day Run, zu<br />

dem etwa 1.000 Teilnehmer erwartet<br />

werden.<br />

Neue Vorstandsämter besetzt<br />

Bei der Mitgliederversammlung konnten<br />

zwei neue Positionen besetzt werden.<br />

Christian Eiselstein als Marketing- und<br />

Eventkoordinator sowie Christoph Spieß als<br />

Pressesprecher freuen sich, künftig den<br />

Zweigstellenvorstand unterstützen zu<br />

können.<br />

Christoph Spieß<br />

Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr<br />

Anerkennende Unterstützung<br />

durch regionale Partner<br />

Stolze 36.000 Euro hat die Regionalgruppe<br />

Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr zuletzt an<br />

Preisgeldern ausgelobt. Das war nur durch<br />

Sponsoring aus der Wirtschaft und durch<br />

Unterstützung von verschiedenen Institutionen<br />

möglich. Rainer Brechtken, Präsident<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Turnerbundes (DTB) sowie<br />

des Schwäbischen Turnerbundes (STB),<br />

fasste bei einer DOG-Veranstaltung in<br />

Schorndorf dieses Engagement in einem<br />

Satz zusammen: "Sport ist ohne Sponsoren<br />

nicht möglich."<br />

Trotzdem sieht der Funktionär den Sport<br />

nicht als reinen Bittsteller: "Der Sport gibt<br />

immer etwas zurück." Brechtken weiter:<br />

"Gerade in der jetzigen Zeit der vielschichtigen<br />

Veränderungen brauchen die Menschen<br />

wieder mehr Verbundenheit. Die Vereine<br />

sind dabei der Kitt unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Und<br />

wer den Sport fördert, als Verein, Ehrenamtlicher<br />

oder Sponsor, leistet gleichzeitig<br />

einen sozialen Dienst in der <strong>Gesellschaft</strong>."<br />

71


Der STB-Präsident wies nachdrücklich auf<br />

den kommenden "fundamentalen Veränderungsdruck"<br />

in allen Lebensbereichen durch<br />

die Wirtschaftskrise hin. Für diesen Druck<br />

bräuchten die Menschen einen Ausgleich.<br />

"Der Sport ist dafür zwar kein Allheilmittel,<br />

aber er kann ein Mittel dafür sein", erklärte<br />

er und fügte mit entschiedenen Worten an:<br />

"Der Ellenbogen kann nicht das wichtigste<br />

Körperteil sein."<br />

Entscheidend für die Zukunft ist für Rainer<br />

Brechtken die Frage der Entwicklung und<br />

Bildung der Jugend. Auch hier sieht der<br />

Funktionär wichtige Funktionen für den<br />

Sport. Nicht nur die Koordination des<br />

Körpers, sondern ebenfalls die Zentrale des<br />

Gehirns wird durch eine konstruktive Förderung<br />

im Kindbereich positiv beeinflusst.<br />

Deshalb müsse bereits frühzeitig damit<br />

begonnen werden. Beispielsweise schon im<br />

Kindergartenalter. Auch warnte er eindrück-<br />

lich vor einer zu frühen Spezialisierung der<br />

Kinder und Jugendlichen im Sport. Unter<br />

dem Strich steht für den STB-Präsidenten<br />

fest: "Der Sport und dessen Förderung ist<br />

eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Deshalb<br />

danke ich auch allen Sponsoren."<br />

Auf die sozial-wichtigen Komponenten wies<br />

Karl-Otto Völker hin, der die Räume der AOK<br />

Rems-Murr für die Veranstaltung zur<br />

Verfügung gestellt hatte: "Gewinnen ist<br />

einfach, Verlieren schwieriger." Gerade im<br />

Sport müssen diese Situationen durchlebt<br />

werden, deshalb unterstütze die AOK<br />

zusammen mit der Sparkasse Waiblingen<br />

auch die Aktion "Fair Play" des Sportkreises<br />

Rems-Murr und der Zweigstelle Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr.<br />

Diese Steilvorlage<br />

72<br />

nahm der Abteilungsdirektor der SWN-<br />

Kreissparkasse Bernd Lorinser auf: "Der<br />

Sport ist eine Säule der <strong>Gesellschaft</strong>, prägt<br />

den Teamgeist und das Fair Play." Jeder<br />

dritte Mitarbeiter der Sparkassen sei übrigens<br />

Mitglied in einem Sportverein. Nach<br />

dem Staat sei das Unternehmen mit 70<br />

Millionen Euro der größte Förderer des<br />

Sports. Mit 175.000 Euro unterstütze die<br />

SWN-Waiblingen vor Ort den Sport, erklärte<br />

Lorinser und ergänzte: "Rund 90 Prozent<br />

davon gehen in den Breitensport."<br />

Als "Antrieb" für eine positive Entwicklung im<br />

sportlichen und menschlichen Bereich versteht<br />

Moderversender Peter Hahn in Winterbach<br />

sein Engagement von rund 12.000 Euro<br />

für die Aktion "Vorbild sein." Überhaupt sei<br />

das Engagement des Unternehmens im<br />

regionalen Bereich wichtig, wie Geschäftsführer<br />

Roland Allgeyer wissen ließ. Zudem sei die<br />

Förderung des Fair Play-Gedankens nicht nur<br />

Bilden eine Einheit: Sportler, Vereinsmitarbeiter, Funktionäre und die Sponsoren, ohne die<br />

weder der Breiten- noch der Leistungssport möglich wäre.<br />

für den Sport, sondern für die gesamte<br />

Lebenseinstellung von Bedeutung.<br />

Ob Turnen, Fußball oder Jugendarbeit - das<br />

Energieversorgungsunternehmen EnBW<br />

Baden-Württemberg sei ein zuverlässiger<br />

Partner des Sports, hob der Zweigstellenvorsitzende<br />

Erich Hägele hervor und ergänzte:<br />

"Der Spitzensport soll der Jugend als Vorbild<br />

dienen. Gleichzeitig aber fördern Unternehmen<br />

wie die EnBW vor allem den Nachwuchs<br />

in großem Maße." Anerkennung gab<br />

es vom Funktionär aus dem Weissacher Tal<br />

gleichfalls für die Polizei: "Es gibt viele<br />

Berührungspunkte und eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit." Durch Präventionsaktionen<br />

wie beispielsweise "Keine Macht den<br />

Drogen" sorge die Polizei vor Ort für Aufklä-<br />

rung. Ein von den Beamten organisierte<br />

Fußballturnier habe ebenfalls großen<br />

Anklang gefunden.<br />

Das Fazit vom DOG-Regionalvorsitzenden<br />

Hägele am Ende ist zwar nicht neu, dafür<br />

aber eindeutig: Im Sport, vor allem im<br />

Jugendbereich, ist das Geld zukunftsträchtig<br />

angelegt.<br />

23 Vorbilder geehrt<br />

Dass der Sport ohne ehrenamtliches Engagement<br />

auf verlorenen Posten stünde, ist<br />

hinlänglich bekannt. Unter dem Motto<br />

"Vorbild sein" hatte deshalb die Regionalgruppe<br />

Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr im<br />

vergangenen Jahr wieder einen Wettbewerb<br />

ausgelobt, um den Einsatz der vielen stillen<br />

Helfer zu würdigen, die sonst weniger im<br />

Mittepunkt stehen. Regionalgruppenvorsitzender<br />

Erich Hägele zeichnete insgesamt 23<br />

Vorbilder des Sports im Rems-Murr-Kreis aus.<br />

Für die Preisverleihung hatte der Modeversender<br />

Peter Hahn in Winterbach nicht nur<br />

die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt<br />

sondern insgesamt 12.000 Euro für Aktion<br />

und ihre Gewinner gestiftet, die jeweils<br />

einen Scheck über 400 Euro erhielten.<br />

Firmenvertreter Jörg Finkenzeller lobte all<br />

diejenigen, die sich Kinder und Jugendlichen<br />

als Vorbilder an die Seite stellten: "Hut ab<br />

vor allen." Die Begleitung und Unterstützung<br />

von Vereinen und Organisationen im<br />

lokalen Umfeld sei für das Unternehmen ein<br />

wichtiger Anker in der Region. Geschäftsführer<br />

Roland Allgeyer ließ ausrichten, dass<br />

die Firma besonders stolz darauf sei, gerade<br />

die Aktion "Vorbild sein" auch diesmal<br />

unterstützen zu können. Und durch den<br />

Gedanken des "Fair Plays" würde jungen<br />

Menschen auch der Einstieg in das berufliche<br />

Umfeld erleichtert.<br />

"Das Ehrenamt leidet in der heutigen Zeit<br />

etwas", erklärte Erich Hägele, fügte aber<br />

trotzdem zufrieden an: "Dass wir diesmal<br />

deutlich mehr Meldungen als in den vergangenen<br />

Jahren hatten, zeigt, wie wichtig auch<br />

die öffentliche Anerkennung dieser Leistungen<br />

ist." Jeder Einzelne, ob Trainer, Betreuer,<br />

Helfer oder Funktionär - die Geehrten seien<br />

tatsächliche Vorbilder und hätten diese<br />

Auszeichnung verdient: "Sie alle haben<br />

Freizeit, Wissen und Unterstützung anderen<br />

zur Verfügung gestellt."<br />

Jürgen Klein


Hochstift Paderborn<br />

Kurt Bendlin läd seine<br />

"Patenkinder" in sein<br />

"Abenteuer-Camp"<br />

Das Thermometer zeigte 3 Grad und im<br />

Display von Papas Auto war eine Schneeflocke<br />

zu sehen - trotzdem kamen fast alle 80<br />

Kinder des Dahler Kindergartens mit ihren<br />

Vätern der Einladung ihres "Olympia-Patens"<br />

Kurt Bendlin nach und erlebten kreative und<br />

ereignisreiche Stunden in dessen Garten.<br />

Bei einem Rundgang über das Gelände<br />

stellte er seinen Gästen u. a. die beiden<br />

Familienmitglieder "Berta" und Tochter<br />

"Luise" vor, zwei Gänse, die mit ihrem<br />

Gelege die Kinder sehr beeindruckten.<br />

Anschließend präsentierte er die anderen<br />

Sehenswürdigkeiten des Gartens, von<br />

Managern der Industrie gebaute Spiel- und<br />

Kletterhäuser und den "Sanitätsbereich" für<br />

Löffel für alle! Kurt Bendlin zeigt den Vätern und Kindern, wie<br />

einfache Gegenstände aus Holz herstellt werden.<br />

schwächelnde Bäume und Sträucher, die er<br />

liebevoll "repariert".<br />

Bei seinen kreativen Anleitungen zum Bau<br />

von Pfeil und Bogen sowie dem Anfertigen<br />

von Holzlöffeln wurde er von der "Juniorpatin"<br />

des Dahler Kindergartens, der jungen<br />

Siebenkämpferin Elena Reichold, und vom 2.<br />

Vorsitzenden der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> Heiner Kortebusch tatkräftig<br />

unterstützt. Unter einem gut geheizten<br />

Lastenfallschirm zeigten die hoch motivier-<br />

ten Väter ihrem Nachwuchs ihre kreativen<br />

Seiten und stellten aus Pappelrinde garantiert<br />

rostfreie Löffel her. Söhne und Töchter<br />

waren mächtig stolz auf ihre Papas, die sie<br />

für sich ganz allein hatten. Die Erzieherinnen<br />

und Eltern hatten zudem für warme<br />

und kalte Getränke sowie für reichlich<br />

Kuchen gesorgt. Als mittags auch noch die<br />

Sonne schien, war der Tag rundum gelungen.<br />

Wie im Lebensmittelgeschäft zu erfahren<br />

war, hatten sich die Kinder schon Tage<br />

zuvor auf dieses Ereignis gefreut. Kommentar<br />

in der Bäckerei: Da sind 80 Kinder richtig<br />

glücklich gemacht worden!<br />

4. <strong>Olympische</strong>r Abend in<br />

Paderborn<br />

Zum vierten Mal bot der Spiegelsaal der<br />

Fürstbischöflichen Residenz in Paderborn -<br />

Schloß Neuhaus einen glänzenden Rahmen<br />

für den <strong>Olympische</strong>n Abend der Bezirks-<br />

gruppe Hochstift<br />

Paderborn. Über 200<br />

geladene Gäste aus<br />

Wissenschaft,<br />

Politik, Wirtschaft<br />

und Erziehungsein-<br />

richtungen waren der Einladung des Vorstandes<br />

um Margit Budde gefolgt, um sich<br />

mit dem Leitthema des Abends: "Faszination<br />

Olympia - Kinder bewegen - unsere Zukunft!"<br />

zu beschäftigen.<br />

In ihrer Begrüßungsrede hob die Vorsitzende<br />

Margit Budde die Wichtigkeit des Themas<br />

hervor und bedankte sich bei den Sponsoren,<br />

insbesondere der Sparkasse Paderborn, EON<br />

- Westfalen/Weser und der Stadt Paderborn<br />

für die Unterstützung bei der Planung und<br />

Durchführung des Abends. Zurzeit werden<br />

insgesamt sechs Kindergärten im Hochstift<br />

Paderborn durch die Sparkasse und die DOG<br />

gefördert - für dieses Engagement gab es<br />

Lob von allen Seiten.<br />

Im Mittelpunkt des von ZDF Chefreporter<br />

Wolf-Dieter Poschmann hervorragend<br />

moderierten Abends stand der Vortrag von<br />

Prof. Dr. Renate Zimmer (Universität Osnabrück)<br />

mit der zentralen Botschaft: Bildung<br />

braucht Bewegung - früh übt sich, wer<br />

nicht sitzen bleiben will. Ein gezieltes<br />

Hinführen zum Spitzensport bei diesem<br />

Bestreben sei sicherlich kein vorrangiges<br />

Ziel. Kinder lernen so Vertrauen in die<br />

eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Es<br />

kommt zu einer psychischen Stabilisierung<br />

als Basis für das spätere Leben, so die<br />

Hans Laven (Sparkasse), Daniela Kortebusch (DOG Pressearbeit), Dr.<br />

Norbert Börste (DOG Geschäftsführer), Prof. Dr. Renate Zimmer<br />

(Uni Osnabrück), Heiner Kortebusch (DOG - Vize und Schatzmeister),<br />

Marius Nolte (Paderborn-Baskets), Anja Schache (Fecht-<br />

Vizeweltmeisterin), Fabian Lau (Musikkabarettist), Wolf-Dieter<br />

Poschmann (ZDF), Margit Budde (Vorsitzende), Martin Nixdorf<br />

(Stiftung Westfalen) Willi Schluer (DOG Vorstand) Lauflegende Willi<br />

Wülbeck (v.l.)<br />

Referentin weiter. Leider würden die Kinder<br />

in der heutigen Zeit geradezu in die Bewegungslosigkeit<br />

hineingeboren.<br />

Unterstützung erhielt sie bei ihrer Aussage<br />

auch von Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brett-<br />

73


schneider, dem anerkannten Sportwissenschaftler<br />

der Universität Paderborn, der im<br />

Publikum als Gast anwesend war. Für<br />

geistige Entspannung sorgte mehrfach der<br />

Musikkabarettist Fabian Lau, bevor ZDF-<br />

Chefreporter Wolf-Dieter Poschmann erneut<br />

das Ruder übernahm und die Podiumsdiskussion<br />

mit Prof. Dr. Renate Zimmer, Hans<br />

Laven (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />

Paderborn) Martin Nixdorf (Stiftung Westfalen)<br />

Anja Schache (Vizeweltmeisterin im<br />

Fechten) Willi Wühlbeck (Weltmeister über<br />

800 m) und Bundesligaspieler Marius Nolte<br />

(Paderborn-Baskets) moderierte.<br />

Alle sind persönlich besonders in<br />

der Arbeit mit Kindern engagiert<br />

bzw. Paten in Modellkindergärten<br />

und Schulen. Sie berichteten<br />

aus ihrem reichen Erfahrungsschatz:<br />

Lauflegende Willi Wülbeck<br />

veranstaltet seit Jahren Staffelwettbewerbe<br />

- Die Kinder<br />

laufen wie der Teufel - und<br />

stehlen den Topsportlern fast<br />

die Schau - so der Inhaber des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Rekords über 800 m.<br />

Auch Anja Schache und Marius<br />

Nolte, der Pate im Kindergarten<br />

"Schwalbennest" ist, berichteten<br />

von ihren höchst positiven<br />

Erfahrungen. Als "Überzeugungstäter"<br />

stelle sich auch der<br />

Sparkassenvorstand Hans Laven<br />

vor: "Wir sind sehr angetan von dem<br />

Konzept der DOG und unterstützen die<br />

Vorhaben deshalb sehr gerne." DOG-Geschäftsführerin<br />

Kathrin Hillgärtner zeigte<br />

sich begeistert vom <strong>Olympische</strong>n Abend und<br />

vom großen Engagement des DOG-Vorstandes.<br />

"Hier wird innovativ und praxisnah<br />

gearbeitet. Die Umsetzung der "Kinder<br />

bewegen"- Projekte ist vorbildlich", so<br />

Hillgärtner.<br />

Daniela Kortebusch<br />

Miltenberg<br />

Im Raumschiff zur<br />

Psychomotorik<br />

Anknüpfend an den großen Erfolg des<br />

Vorjahres führte die Zweigstelle Miltenberg<br />

erneut in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen<br />

Schulamt im Landkreis Miltenberg<br />

74<br />

auch 2009 ein Fortbildungsseminar "Bewegungserziehung<br />

- Psychomotorische Förderung"<br />

für Erzieher/innen und Grundschullehrer/innen<br />

durch. Mehr als 30 Frauen, in<br />

der deutlichen Überzahl Erzieherinnen,<br />

waren am Samstag, 7. März in der Elsenfelder<br />

Sparkassen-Arena unter sich. Referent<br />

Reinhard Liebisch von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Bewegungs- und Haltungsförderung<br />

Wiesbaden hatte ein facettenreiches,<br />

fantasievolles und animierendes<br />

Bewegungsprogramm unter dem Motto<br />

"Psychomotorische Förderung" für Kindergarten-<br />

und Grundschulkinder arrangiert,<br />

das von den Seminarteilnehmerinnen<br />

eingehend und mit viel Spaß an der Freude<br />

"getestet" wurde.<br />

Das Erlebnis der Psychomotorik begann als<br />

"Abenteuer im Weltall", mit Start dorthin in<br />

Gruppen, Flugeinlagen, dem Bau einer<br />

Weltraumstation und später der Landung<br />

auf einer großen, dicken Matte. Während<br />

des Fluges galt es zahlreichen Asteroiden<br />

geschickt auszuweichen und Aliens aus dem<br />

Weg zu gehen - was stets durch bestimmte,<br />

geschickte Bewegungsabläufe im großen<br />

Raumschiff (Gebilde aus Stühlen, Zollstöcken,<br />

Rollen, Pappbechern) ausgeführt<br />

wurde.<br />

Anschließend wurde das Konzept der<br />

Psychomotorik im Rahmen einer Präsentation<br />

detailliert dargelegt. Es folgte die erlebnisorientierte<br />

Wahrnehmungsförderung.<br />

Seine gelungene Abrundung erfuhr das<br />

Seminar durch fantasiereiche, variable<br />

Spiele zur Ausweitung der Möglichkeiten in<br />

der motorischen Förderung.<br />

Die Seminarleiterin und Vorsitzende der<br />

Zweigstelle Miltenberg Rosi Dauphin machte<br />

darauf aufmerksam, dass im Rahmen der<br />

Aktion "Kinder bewegen" - Bewegungserziehung<br />

in Kindergärten - noch Sponsoren für<br />

"Sportspielekästen mit Fachliteratur" gesucht<br />

werden.<br />

Helmut Gieserich<br />

Niederrhein<br />

Olympia- und<br />

Sportlertreff 2009<br />

Seit vielen Jahren treffen sich Ende Januar<br />

junge und alte Olympioniken und Weltmeister<br />

auf Einladung der Bezirksgruppe Niederrhein<br />

und der Volksbank Rhein-Ruhr zum<br />

traditionellen Sportlertreff in Duisburg.<br />

Mehr als 80 Olympiateilnehmer, Welt- und<br />

Europameistester sowie Gäste aus Politik<br />

und Wirtschaft konnten neben einer spannenden<br />

Podiumsdiskussion den Abend<br />

ebenso dazu nutzen, alte Verbindungen<br />

aufzufrischen und neue Kontakte zu knüpfen.<br />

In einer hochkarätigen Diskussionsrunde<br />

beleuchteten der Vorsitzende der Bezirksgruppe<br />

und das langjährige NOK-Mitglied<br />

Paul Hoffmann, der Ehrenpräsident des<br />

Internationalen Kanuverbandes (ICF) Ulrich<br />

Feldhoff, Dr. Klaus Schormann als Präsident<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Verbandes Moderner Fünfkampf,<br />

Rolf Milser, Goldmedaillengewinner<br />

von 1984 im Schwergewicht und Manfred<br />

Germar, Bronzemedaillengewinner mit der<br />

4x100m-Staffel 1956 das Verhältnis von<br />

Sport und Wirtschaft sowie die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele gestern und heute.<br />

Das traditionsreiche Treffen konnte auch in<br />

diesem Jahr erneut zeigen, wie eng und<br />

freundschaftlich Sport und Wirtschaft in der<br />

heutigen Zeit miteinander verbunden sind.<br />

Hans Weber, Vorstandsvorsitzender der<br />

Volksband Rhein-Ruhr zeigte sich sehr<br />

erfreut, über die gelungene Veranstaltung in<br />

diesem Jahr.<br />

Odenwaldkreis<br />

Frühjahrsaktivitäten<br />

In der gut besuchten Januarsitzung des<br />

Vorstandes räumte der Vorsitzende Johann<br />

Weyrich den Planungsaktivitäten für 2009


große Bedeutung ein. So konnten alle<br />

Mitglieder von ihren eigenen Erfahrungen<br />

aus praktischen Schritten an der Basis<br />

berichten. Insbesondere von der positiven<br />

Arbeit in den Paten-Bewegungskindergärten<br />

sei sehr positiv. Auch weiterhin bleibt die<br />

Zielsetzung, in jeder Gemeinde des Odenwaldkreises<br />

Kontakte zu den Kindergärten<br />

aufzubauen. So steigt bereits in naher<br />

Zukunft die Zahl der aktiv in die Arbeit der<br />

Kreisgruppe Odenwald einbezogenen<br />

Bewegungskindergärten auf 15 an. Insbesondere<br />

die verantwortlichen Erzieherinnen<br />

zeigen große Bereitschaft und hohes Interesse<br />

bei den laufenden Angeboten der<br />

Zweigstelle.<br />

Dank der guten Kontakte des Vorstandsmitgliedes<br />

Wilfried Gutjahr wurde beispielsweise<br />

der Besuch des Kinder-Turnkongresses<br />

vom 26.03. bis 28.03.2009 in Karlsruhe von<br />

fünf Erzieherinnen des Kindergartens<br />

Beerfelden im Odenwald ermöglicht. Sehr<br />

bewährt hat sich<br />

das jährliche Erfahrungstreffen<br />

der<br />

Erzieherinnen der<br />

Paten-Bewegungskindergärten.<br />

Am<br />

31.03.2009 wurde<br />

dieser Erfahrungsaustausch<br />

erneut<br />

wiederholt.<br />

Breiten Raum nahm<br />

die Diskussion um<br />

den Stellenwert der<br />

Schulen auf Anregung<br />

von Vorstandsmitglied,<br />

Rektor Manfred<br />

Kirschner, ein. Der<br />

Kreativ-Wettbewerb<br />

im Jahre 2008 mit<br />

dem Gymnasium<br />

Michelstadt wurde<br />

zu einem vollen<br />

Erfolg. Unter Einbeziehung<br />

weiterer<br />

Gymnasien ist für<br />

2009 eine Fortsetzung geplant. Im Mittelpunkt<br />

soll dabei das Thema "<strong>Olympische</strong><br />

Winterspiele 2010" stehen.<br />

Auf positive Resonanz stieß der Vorschlag,<br />

die besten Sportler der Bundesjugendspiele<br />

in die Förderaktion "Junge Könner brauche<br />

Gönner" aufzunehmen und die Kandidaten<br />

mit Medaillen und Urkunden zu ehren.<br />

Aus Anlass der Sportlerehrung des Odenwaldkreises<br />

hatte die Kreisgruppe am<br />

25.03.2009 die Ehrung zur "Juniorsportlerin<br />

des Jahres" ausgerufen. Die mit 200 Euro<br />

prämierte Auszeichnung ging an die national<br />

und international aktive Inline-Skaterin<br />

Madelaine Graupner.<br />

Gesund und fit<br />

Mit einer Demonstrationswoche für gesunde<br />

Ernährung der Kinder hat der Paten-<br />

Bewegungskindergarten Flohzirkus in<br />

Michelstadt eine neue Aufklärungskampagne<br />

für Eltern und Kinder eingeleitet.<br />

Jeden Tag bei der morgendlichen Begegnung<br />

finden Kinder und Eltern einen beispielhaft<br />

gestalteten Tisch mit abwechslungsreichen<br />

Speisen, wie Müsli, Käse-<br />

Spieße, Obstsalate oder gekochte und<br />

gebackene Nahrung. Die zuckerarme und<br />

mit wenig Fett zubereitete Kost soll ein<br />

praktischer Anreiz für gesunde Ernährung<br />

schaffen. Der Speisezettel wird den Jahreszeiten<br />

angepasst und sorgt so für ausreichend<br />

Abwechslung.<br />

Das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung<br />

ist für Eltern durchaus erlernbar und<br />

bei der verbreiteten Neigung zum Überge-<br />

wicht der Kinder auch ein dringendes<br />

Gebot.<br />

Gesunde Ernährung und aktive Bewegung<br />

sind nützliche Ergänzungsziele für die<br />

Gesundheit unserer Kinder - ein richtiger<br />

Weg auch im Sinne der Kreisgruppe Odenwaldkreis.<br />

Die ersten Reaktionen der Eltern sind nach<br />

den Schilderungen von Christina Schuller,<br />

Leiterin des Kindergartens Flohzirkus und<br />

Geschäftsführerin der Kreisgruppe, ausgesprochen<br />

positiv. Der Merksatz der Kinder:<br />

"Ja, ich will fit sein", fängt, so lehrt die<br />

Erfahrung, mit einer gesunden Kost am<br />

Morgen an - ein Beispiel, das Schule machen<br />

sollte!<br />

Odenwald-Tauber<br />

Ehrungs-Gala<br />

Zur inzwischen bereits achten Ehrungs-<br />

Gala der Zweigstelle Odenwald-Tauber<br />

fanden zahlreiche Interessenten den Weg<br />

in den Konferenzsaal der Sparkasse in<br />

Mosbach.<br />

Den Grußwort-Reigen eröffnete Bankdirektor<br />

Augustin als Gastgeber, der auf den<br />

Stellenwert hinwies, den die Sparkasse dem<br />

Sport beimesse und warum sie ihn auch<br />

fördere. Oberbürgermeister Jann entbot<br />

Grüße der Sportstadt Mosbach und betonte,<br />

dass angesichts der großen Herausforderungen<br />

an den Sport einen Sportbeirat als<br />

"Stimme des Sports" im Gemeinderat<br />

installiert wurde. Grüße des Neckar-Odenwald-Kreises<br />

überbrachte Landrat Dr. Brötel.<br />

Er unterstrich die Bedeutung des Sports<br />

und begrüßte das Engagement der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> um die<br />

Vermittlung <strong>Olympische</strong>r Werte wie Fair<br />

Play, Leistungsbereitschaft, Teamgeist und<br />

Völkerverständigung. Die anstehenden<br />

Ehrungen seien ein Meilenstein auf diesem<br />

Weg und für Sportler und Ehrenamtliche ein<br />

positives Zeichen.<br />

In einer imposanten Powerpoint-Präsentation<br />

vermittelten Matthias Götzelmann und<br />

Michael Geidl Impressionen ihrer Peking-<br />

Reise. Damiano Belvedere, als Psychotherapeut<br />

der Gewichtheber-Nationalmannschaft<br />

in Peking bereits zum dritten Male dabei,<br />

nahm seine Zuhörer mit zu einem Gang<br />

durch das <strong>Olympische</strong> Dorf, vermittelte mit<br />

75


seinen Ausführungen zum Alltag der<br />

Olympioniken, über ihre Quartiere, die<br />

medizinische Betreuung sowie die Vorbereitung<br />

auf die Wettkämpfe völlig neues<br />

Hintergrundwissen und damit auch neue<br />

Perspektiven für die Bewertung der ‚Aktion<br />

Olympia'.<br />

Für vorbildliches Engagement im Ehrenamt<br />

gab es für drei langgediente Sport- und<br />

Vereinsidealisten die Ehrenplakette. Aus dem<br />

Sportkreis MOS für Karl-Heinz Waldi vom<br />

LAZ Mosbach-Elztal, der sich den olympischen<br />

Grundsportarten verschrieben hat<br />

und seit 1973 bis heute unermüdlich in<br />

verschiedensten Ämtern in Verein und<br />

Verband aktiv ist. Aus dem Sportkreis TBB<br />

wurde Edwin Schad vom TV Königshofen<br />

diese Auszeichnung zuteil. Seine Ehrenamts-Karriere<br />

begann 1967. Ob Vereinsgründung,<br />

aktiver Handballer, Trainer oder<br />

Fachwart, ob Veranstaltungen zu organisieren<br />

waren oder Turniere bzw. auch internationale<br />

Handballbegegnungen, Edwin Schad<br />

war immer an vorderster Front für den<br />

Handballsport. Aus dem Sportkreis BCH<br />

wurde Manfred Jehle vom TSV Buchen<br />

geehrt. Er, seit 2008 Ehrenvorsitzender des<br />

TSV Buchen, engagierte sich seit 1972<br />

zunächst in der Handballabteilung und<br />

übernahm 1996 den Vereinsvorsitz. Er<br />

begleitete in mehr als drei Jahrzehnten<br />

verschiedene Positionen und führte den<br />

Verein zu einem bemerkenswerten Standard.<br />

Er aktualisierte und modernisierte die<br />

Vereinsstruktur, erweitere das sportliche<br />

Vereinsangebot beträchtlich und forcierte<br />

vor allem auch die Integration.<br />

Der Fairness-Preis 2008 wurde dem Ü-40-<br />

Team des TSV Rosenberg zuerkannt, das<br />

sich bei den Hallenkreismeisterschaften<br />

vorbildlich fair präsentierte und dadurch<br />

letztlich sogar seine Chance zum greifbar<br />

nahen Turniersieg ‚verspielte'. Julia Seus<br />

vom TV Königshofen wurde die Ehrenplakette<br />

für eine bemerkenswerte Leistung<br />

überreicht. Sie zeigte sich bei einem<br />

Schwimm/Wasserwettkampf, an dem<br />

behinderte Jugendliche teilnahmen, hellwach<br />

und einsatzfreudig, rettete durch<br />

beherztes und rasches Eingreifen wahrscheinlich<br />

einem Mädchen das Leben,<br />

wobei sie ihre Siegchancen im Wettbewerb<br />

hintanstellte. Nicht von ungefähr hat die<br />

Astrid-Lindgren-Schule in Weikersheim-<br />

Elpersheim das Grundschul-Gütesiegel "Mit<br />

sport- und bewegungsfreundlichem<br />

Schwerpunkt". Für ihr beispielhaftes und<br />

nachahmenswertes Sport-Profil und die<br />

76<br />

vielfältigen Sportaktivitäten im alltäglichen<br />

Schulbetrieb durfte Rektor Blank den<br />

Schulehrenpreis entgegennehmen. Allen<br />

Geehrten galten Beifall und herzliche<br />

Glückwünsche und zu den Plaketten nebst<br />

Urkunde gab es noch einen von der Sparkasse<br />

Neckartal-Odenwald gestifteten<br />

Scheck als Präsent.<br />

In seinem Schlusswort gratulierte Gerd<br />

Teßmer nochmals allen Geehrten und<br />

verwies auf deren Vorbildfunktion und<br />

dankte der Sparkasse als Gastgeber. Er<br />

dankte auch dem scheidenden Zweigstellen-Vorsitzenden<br />

Michael Knaus und<br />

gratulierte dessen neu gewählter Nachfolgerin<br />

Elisabeth Krug Mit seinem Aufruf zu<br />

mehr Fairness im Sport und der besseren<br />

Würdigung des Ehrenamtes endete die<br />

beeindruckende und durch ein nachhaltiges<br />

Beiprogramm aufgewertete Veranstaltung.<br />

Walter Jaufmann<br />

Pfalz<br />

Kinderolympiade<br />

in Neuhof<br />

Vier Neuhofener Kindergärten trafen sich in<br />

der Rehbachhalle zur großen Kinderolympiade.<br />

58 Kinder im Alter von fünf und<br />

sechs Jahren traten in den verschiedenen<br />

Disziplinen wie Hürdenlauf, Balancieren,<br />

Rollbrett fahren und Zielwerfen an. Für<br />

jeden Wettbewerb gab es Punktrichter, die<br />

die Ergebnisse bewerteten und festhielten.<br />

Viele Eltern feuerten dabei ihre Jüngsten an<br />

und so glich die Sporthalle in Neuhofen<br />

nahezu einem Olympiastadion. Mit viel<br />

Begeisterung erlebte der stellvertretende<br />

Vorsitzende der Zweigstelle Pfalz, Dr. Alois<br />

Bierl, diese Olympiade. Er selbst holte 1972<br />

als Ruderer im Vierer eine Goldmedaille und<br />

somit unterstütze er ebenso wie Heiner<br />

Dopp, ehemaliger Feldhockeyspieler und<br />

dreimaliger Olympiateilnehmer, die jungen<br />

Sportler. "Der Tag soll vor allem Spaß<br />

machen und die Bewegung fördern",<br />

unterstrich Dopp das Engagement. Dieses<br />

Ziel ist eindrucksvoll erreicht worden und so<br />

gab es am Ende der Veranstaltung nur<br />

Sieger. Einige davon haben es sogar auf das<br />

Siegerpodest geschafft und wurden ebenso<br />

wie ihre Vorbilder mit einer Medaille und<br />

Urkunden belohnt. Ein rundum erfolgreicher<br />

Tag in den Augen aller Beteiligten.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />

Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

Herausgeberkollegium:<br />

Gerd Graus (DOSB), Harald Denecken (DOG),<br />

<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong>, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Daniela Doerinckel<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />

bzw. der DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Dennis Buttler Helmut Gesierich<br />

Jürgen Klein Gerhard Mester<br />

Markus Stegner Eberhard Stroot<br />

Bernd Zimehl


Nachrichten der DOA<br />

"Mein Olympia":<br />

Jugend schreibt<br />

Die <strong>Olympische</strong>n Spiele sind das größte<br />

regelmäßig wiederkehrende Ereignis unserer<br />

Zeit und schon von daher im Fokus des<br />

öffentlichen Interesses. So wird das Großfest<br />

des Sports weltweit konsumiert, kommentiert<br />

und reflektiert - und auf ganz unterschiedliche<br />

Weise rezipiert. Diesbezüglich fühlen sich<br />

naturgemäß Vertreter von Medien, Politik<br />

und Wissenschaft herausgefordert, doch<br />

vielfach lassen sich auch Künstlerinnen und<br />

Künstler entsprechend animieren. Wenn aber<br />

Bewegung und Wettkampf auch zum Gegenstand<br />

künstlerischer Betrachtung erhoben<br />

werden, wird dies von der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung nicht nur gerne registriert, sondern<br />

auch gezielt gefördert.<br />

So verpflichtet das Internationale <strong>Olympische</strong><br />

Komitee ganz im Sinne seines Begründers<br />

Pierre de Coubertin, der mit der Wiederbelebung<br />

der antiken Spiele nicht zuletzt eine<br />

"Hochzeit von Körper und Geist" und damit<br />

eine Verbindung von Sport und Kultur<br />

propagierte, nicht nur die Ausrichter der<br />

Spiele zu einem hochkarätigen Kulturprogramm,<br />

sondern schreibt auch selbst immer<br />

wieder Wettbewerbe aus, die zu einer künstlerischen<br />

Beschäftigung mit den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen animieren sollen. In diesem<br />

Sinne erfolgte nun, nach 2001 und 2005<br />

bereits zum dritten Mal, ein Aufruf an<br />

Schülerinnen und Schüler, sich der Thematik<br />

literarisch anzunehmen.<br />

Im Auftrag des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes führt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Akademie einen entsprechenden Wettbewerb<br />

auf nationaler Ebene durch, dessen Siegerinnen<br />

und Sieger dann auf internationaler<br />

Ebene ins Rennen gehen. Der Wettbewerb ist<br />

für zwei Altersgruppen ausgeschrieben: Bis<br />

elf Jahre und bis 18 Jahre. Stichtag ist jeweils<br />

der 31. August 2009.<br />

Zugelassen sind Prosatexte (Erzählung,<br />

Kurzgeschichte, Aufsatz), die einen Umfang<br />

von vier DIN-A4-Seiten nicht überschreiten.<br />

Die eingereichten Arbeiten sollen der übergeordneten<br />

Thematik "Mein Olympia: Ein Sport-<br />

Erlebnis", also etwa den Aspekten Wettkampf,<br />

Leistung, Fairplay oder Freundschaft gewidmet<br />

sein und dabei auch eigene Erlebnisse,<br />

Erfahrungen und Meinungen widerspiegeln.<br />

Die Arbeiten müssen - in elektronischer Form<br />

(Word-Dokument) - bis zum 17. Juli 2009 bei<br />

der DOA eingegangen sein. Die Begutachtung<br />

der eingereichten Texte obliegt einer<br />

fachkundigen Jury.<br />

Die Gewinner der 1. Preise der beiden Alterskategorien<br />

erhalten eine wertvolle vom IOC<br />

gestiftete Trophäe, die Zweit- und Drittplatzierten<br />

Sachpreise. Weitere Auszeichnungen<br />

durch das IOC winken den Siegerarbeiten im<br />

Rahmen der internationalen Ausscheidung.<br />

Die Ausschreibung ist in vollem Wortlauf auf<br />

der Homepage der DOA abrufbar.<br />

"Jugend trainiert für Olympia":<br />

DOA setzt Akzente in Nesselwang<br />

Olympia ist ein weltberühmter Ort in Griechenland,<br />

der als Austragungsstätte und<br />

Namensgeber jenes Großsportfestes Karriere<br />

machte, das wie in der Antike auch in<br />

modernen Zeiten für Furore sorgt. So ist der<br />

Name auch Programm, gleichsam ein Label<br />

für höchste Ansprüche und Ziele, für einen<br />

Felix Loch, Richard Trautmann und Natalie Geisenberger im Gespräch<br />

mit Kai Gemeinder (v.l.).<br />

Traum, für dessen Erfüllung die "Jugend"<br />

weltweit, zum Beispiel auch in Nesselwang<br />

"trainiert".<br />

Doch ist "Olympia" nicht nur ein Synonym<br />

für Rekorde und Medaillen - es steht auch<br />

für eine faszinierende Idee. Schon dem<br />

Erfinder der <strong>Olympische</strong>n Spiele der Neuzeit,<br />

dem französischen Baron Pierre de Coubertin<br />

war es nämlich darum zu tun, den sportlichen<br />

Wettkampf mit einem pädagogischen<br />

Auftrag zu verbinden und in den Dienst<br />

"einer friedlichen und besseren Welt" zu<br />

stellen. Ein hehrer Anspruch, der angesichts<br />

der vielfältigen Risiken und Nebenwirkungen<br />

des internationalen Spitzensports immer<br />

wieder an der Wirklichkeit zu scheitern droht.<br />

Gleichwohl scheint auch und gerade in<br />

Zeiten von Doping und Kommerz ein unbeirrtes<br />

Eintreten für die olympischen Werte,<br />

für einen respektvollen Umgang mit sich und<br />

dem Gegner, für Fairness und Menschlichkeit<br />

jeden Einsatz zu lohnen. <strong>Von</strong> dieser Überzeugung<br />

ist jedenfalls das Engagement der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie und auch<br />

die schon bewährte Beteiligung an den<br />

zentralen Veranstaltungen von "Jugend<br />

trainiert für Olympia" getragen. Denn der<br />

Nachwuchs von heute ist die Elite von<br />

morgen. So wirbt die DOA im Rahmen des<br />

traditionellen Schulwettbewerbs immer<br />

wieder gerne für ihr Credo, dass nicht nur<br />

dem Ziel, sondern<br />

auch dem Weg<br />

Bedeutung zukommt,<br />

dass sich<br />

sportliches Handeln<br />

mit einer sportlichen<br />

Haltung verbinden<br />

sollte und dass<br />

Erfolg nicht allein<br />

am blanken Ergebnis<br />

zu ermessen ist.<br />

In diesem Sinne hat<br />

die DOA auch beim<br />

diesjährigen Winterfinale<br />

in Nesselwang<br />

Akzente gesetzt und<br />

versucht, die vielen<br />

talentierten und<br />

77


ambitionierten jungen Sportlerinnen<br />

und Sportler für die<br />

olympischen Werte und dafür zu<br />

gewinnen, einen gesunden<br />

Ehrgeiz mit Fairness und Respekt<br />

zu verbinden.<br />

Dabei griff man ebenso auf<br />

bewährte Bausteine, wie Infostand,<br />

verschiedene Ausstellungen<br />

und Olympia-Quiz wie auf<br />

neue Angebote zurück, etwa<br />

einen Wettbewerb im Stand-<br />

Weitsprung oder eine Spielkonsole<br />

zum virtuellen Erproben<br />

verschiedener Sportarten und Fitnessprogramme.<br />

Ein besonderes Ausrufezeichen setzte wieder<br />

einmal die "DOA-Actiontime". Die von Kai<br />

Gemeinder erfrischend jugendgemäß moderierte<br />

große Abendveranstaltung stand unter<br />

dem Motto "<strong>Von</strong> Peking nach Vancouver:<br />

Olympia in Nesselwang" und wurde von<br />

vielen Besuchern als glanzvoller Höhepunkt<br />

der gesamten Finalwoche empfunden. Neben<br />

hochkarätigen Vorführungen junger Artisten,<br />

etwa vom Fürstenfeldbrucker Schulzirkus<br />

"Kunterbunt" oder der Trampolin-Künstler<br />

"Flying Bananas" fanden insbesondere auch<br />

die Gespräche mit Topathleten großes<br />

Interesse. So sprachen Felix Loch und Natalie<br />

Geisenberger über ihre noch ganz frischen<br />

Erfolgserlebnisse als Erst- und Zweitplatzierte<br />

der Rodel-WM, während der zweifache<br />

Bronzemedaillengewinner im Judo, Richard<br />

Trautmann, den gebannten Zuhörern Tipps<br />

für eine Vereinbarkeit von sportlicher und<br />

schulischer oder beruflicher Karriere gab.<br />

So nahm der Stellvertretende DOA-Vorsitzende,<br />

Prof. Dr. Helmut Altenberger, im Rahmen<br />

der Abschlussveranstaltung den wohlverdienten<br />

Dank der Organisatoren entgegen und<br />

versicherte seinerseits, dass sich die DOA<br />

auch in Zukunft gerne im Sinne einer <strong>Olympische</strong>n<br />

Erziehung bei "Jugend trainiert für<br />

Olympia" engagieren wird.<br />

DOA in Malaysia<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie ist nicht<br />

nur an einer engen Verbindung zur Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Akademie (IOA) in<br />

Olympia (Griechenland), sondern stets auch<br />

an guten Kontakten zu nationalen Akademien<br />

interessiert. So leistete man gerne einer<br />

Einladung der NOA von Malaysia Folge und<br />

entsandte Referent Tobias Knoch als Teilneh-<br />

78<br />

mer an der 12. Session "for young leaders"<br />

nach Kuala Lumpur. Dabei stellte er nicht nur<br />

die Aktivitäten der DOA vor, sondern tauschte<br />

sich mit anderen Nachwuchskräften aus<br />

26 Ländern über Fragen der <strong>Olympische</strong>n<br />

Erziehung sowie die "Erfahrungen von Peking<br />

als Wegweiser für Vancouver" aus. Beide<br />

Akademien vereinbarten bei dieser Gelegenheit<br />

auch, die begonnene Kooperation in<br />

Zukunft zu intensivieren.<br />

"Olympia ruft: Mach mit!"<br />

Schulprojekte ausgezeichnet<br />

Wie bereits gemeldet, hat der mit der Versendung<br />

der Unterrichtsmaterialien zu den<br />

Spielen von Peking, "Olympia ruft: Mach<br />

mit!", verbundene Aufruf der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Akademie zum Nachweis<br />

entsprechender Aktivitäten an deutschen<br />

Grundschulen eine große Resonanz erfahren.<br />

Nachdem eine Jury unter Leitung von DOA-<br />

Geschäftsführer Achim Bueble die knapp 100<br />

eingereichten Dokumentationen von insgesamt<br />

bemerkenswerter Qualität einer eingehenden<br />

Prüfung unterzogen hat, wurde das<br />

ausgelobte Preisgeld von insgesamt<br />

3.200 Euro wie folgt<br />

verteilt:<br />

Die Friedrich-Reimann-Grundschule<br />

in Zeulenrode, die Johann-Heinrich-Büttner-Schule<br />

in<br />

Altenheim, die Grundschule<br />

Niederbrombach und die Katholische<br />

Grundschule Leuth in<br />

Nettetal erhalten je 500 Euro. Je<br />

200 Euro haben die Berliner<br />

Kiekemal-Grundschule, die<br />

Grundschule Olbersdorf, die<br />

Friedrich-Engels-Schule in<br />

Meerane sowie die Grundschule<br />

Birkenfeld gewonnen. Und je 100 Euro gehen<br />

an die Albert-Schweitzer-Schule in Bargteheide,<br />

die gleichnamige Schule in Frankenthal,<br />

die Zwickauer Schule am Windberg<br />

sowie die Tabaluga-Förderschule in Leinefelde-Worbis.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie gratuliert<br />

allen Gewinnern und hofft, dass die prämierten<br />

sowie die diesmal nicht berücksichtigten<br />

Schulen auch in Zukunft tatkräftige Partner<br />

einer <strong>Olympische</strong>n Erziehung sein werden. Im<br />

Übrigen wird die DOA auch im Blick auf die<br />

bevorstehenden Winterspiele in Vancouver<br />

wieder praxisnahe und hoffentlich anregende<br />

Materialien erarbeiten und den Schulen zur<br />

Verfügung stellen.<br />

DOA unterstützt Mainzer<br />

"Fallstudienwettbewerb"<br />

Bereits zum vierten Mal unterstützte die DOA<br />

einen von Prof. Dr. Holger Preuß mit Studentinnen<br />

und Studenten des Schwerpunktes<br />

Sportökonomie am sportwissenschaftlichen<br />

Institut der Universität Mainz durchgeführten<br />

"Fallstudienwettbewerb", bei dem dieses<br />

Mal Konzepte für die Finanzierung eines<br />

<strong>Olympische</strong>n Jugendlagers erarbeitet und<br />

professionell präsentiert werden sollte. Eine<br />

Aufgabe, der seitens der DOA schon insofern<br />

besonders großes Interesse entgegengebracht<br />

wurde, da sie sich mit eben dieser Herausforderung<br />

zur Zeit tatsächlich konfrontiert sieht.<br />

Für die Austragung der Finalrunde der drei<br />

besten Gruppen hatte die DOA wie in den<br />

vergangenen Jahren ins Haus des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sports nach Frankfurt am Main eingeladen.<br />

Dort erwartete die Studierenden eine fachkundige<br />

Jury, der neben Prof. Preuß die DOA-<br />

Vertreter Achim Bueble und Andreas Höfer<br />

<strong>Olympische</strong> Fallstudien: Sieger (mit Urkunde) und Jury.


und DOSB-Pressesprecher Michael Schirp<br />

auch der Geschäftsführer der Agentur<br />

ProSport, Stefan Klos, also ein ausgewiesener<br />

Profi in Sachen Vermarktung angehörte.<br />

Schließlich war ProSport bereits verschiedentlich<br />

in die Bewerbungskampagnen für<br />

<strong>Olympische</strong> Spiele involviert und zeichnet<br />

auch verantwortlich für die Machbarkeitsstudie<br />

für die Münchner Bewerbung um die<br />

Ausrichtung der Winterspiele von 2018.<br />

So mochte gerade das Lob aus seinem<br />

berufenen Munde für alle Präsentationen die<br />

Beteiligten darüber hinwegtrösten, dass sie<br />

nicht mit einem olympischen Großauftrag,<br />

sondern nur mit einer DOA-Urkunde und<br />

einem Buchpräsent ausgezeichnet wurden.<br />

<strong>Olympische</strong>s Jugendlager:<br />

Vancouver 2010<br />

Nachdem das IOC die Ausrichter <strong>Olympische</strong>r<br />

Spiele aus der Pflicht entlassen hat, ein<br />

internationales Jugendlager auszurichten,<br />

hat sich das NOK für Deutschland, und in<br />

dessen Nachfolge der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Sportbund, die Aufgabe zu Eigen gemacht,<br />

entsprechende Initiativen auf nationaler<br />

Basis zu ergreifen. Mit der Organisation sind<br />

alternierend die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Akademie (Winterspiele) und die <strong>Deutsche</strong><br />

Sportjugend (Sommerspiele) beauftragt.<br />

Gemäß diesem Auftrag und auf der Basis der<br />

ausgesprochen guten Erfahrungen mit den<br />

Jugendlagern in Salt Lake City, Athen und<br />

Turin trifft die DOA nun entsprechende<br />

Vorbereitungen für Vancouver, damit im<br />

Auf den Spuren der Inuit: Achim Bueble<br />

auf Quartiersuche in Kanada.<br />

kommenden Februar etwa 50<br />

Jugendliche auf die olympische<br />

Reise nach Kanada geschickt<br />

werden können. Als Zielgruppe<br />

sind Nachwuchssportler aus dem<br />

Bereich des Wintersports vorgesehen,<br />

deren Auswahl und<br />

Vorbereitung wiederum in<br />

Verbindung mit den zuständigen<br />

Fachverbänden erfolgen wird.<br />

Eine Ausschreibung mit den<br />

Modalitäten für eine Bewerbung<br />

wird in Kürze veröffentlicht,<br />

nachdem DOA-Geschäftsführer<br />

Achim Bueble bei einer Inspektionsreise<br />

vor Ort das bisher<br />

drängende Problem der Quartiersuche<br />

gelöst zu haben scheint. Jedenfalls<br />

bietet die verfügbare "Copperdome Lodge" in<br />

Pemberton, unweit von Whistler, dem Austragungsort<br />

der olympischen Schneewettbewerbe,<br />

beste Voraussetzungen, die Intention des<br />

Jugendlagers umzusetzen. Schließlich sollen<br />

den jungen Sportlerinnen und Sportlern nicht<br />

nur <strong>Olympische</strong> Spiele "zum Anfassen",<br />

sondern auch ein intensives Erleben der<br />

<strong>Olympische</strong>n Idee geboten werden. Die<br />

begeisterte Rückmeldung bisheriger Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer bestätigt die<br />

Verantwortlichen in ihrer Meinung, dass der<br />

damit verbundene Aufwand einen erheblichen<br />

Mehrwert gerade auch im Sinne einer<br />

<strong>Olympische</strong>n Erziehung verspricht.<br />

Deutschland läuft:<br />

Olympic Day Run 2009<br />

Auch in diesem Jahr fordert das IOC zu einer<br />

weltweiten Durchführung eines "Olympic Day<br />

Run" auf. Unter diesem Titel soll "laufend" an<br />

die Gründung der <strong>Olympische</strong>n Bewegung<br />

am 23. Juni 1894 durch den französischen<br />

Baron Pierre de Coubertin erinnert werden.<br />

Die Verantwortung für die Umsetzung der<br />

traditionellen Initiative liegt hierzulande bei<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie und<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Mit Unterstützung des langjährigen Partners<br />

McDonald's sollen auch in diesem Jahr<br />

wieder viele Laufbegeisterte gewonnen<br />

werden, um mit einer Teilnahme an der<br />

Veranstaltung ein Zeichen im Sinne olympischer<br />

Werte wie Fairness, Leistungsbereitschaft,<br />

Teamgeist und Völkerverständigung<br />

zu setzen. Gelegenheit dafür bietet sich<br />

Alt und Jung läuft mit: Olympic Day Run im Berliner<br />

Olympiastadion.<br />

dieses Jahr in sieben deutschen Städten. Den<br />

Anfang macht Frankfurt am Main, wo am 31.<br />

Mai, also Pfingstsonntag, nicht nur möglichst<br />

viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Turnfestes auf die Strecke gehen<br />

sollen. Es folgen Eckernförde (18. Juni),<br />

Bergisch Gladbach-Bensberg (19. Juni), Kiel<br />

(24. Juni), Odenwald-Tauber (26. Juni) sowie<br />

Stuttgart (18. Juli) und Berlin (Termin wird<br />

noch bekanntgegeben). Veranstalter vor Ort<br />

sind die jeweiligen DOG-Zweigstellen, die<br />

sich gemeinsam vorgenommen haben, die<br />

Teilnehmerzahl des Vorjahres, etwa 10.000,<br />

zu übertreffen.<br />

Weitere Informationen zu den Olympic Day<br />

Run-Veranstaltungen in Deutschland finden<br />

sich unter www.doa-info.de und www.dogbewegt.de.<br />

Lehrerfortbildung<br />

Mit der Ausschreibung einer Lehrerfortbildungsmaßnahme<br />

zur "<strong>Olympische</strong>n Erziehung<br />

in der Schule" knüpft die DOA an eine<br />

seit 1991 mit großem Erfolg durchgeführte<br />

Veranstaltungsreihe des damaligen NOK für<br />

Deutschland an.<br />

Dieses Mal richtet sich das Angebot speziell<br />

an Lehrerinnen und Lehrer der Eliteschulen<br />

des Sports sowie der sportbetonten Schulen.<br />

Das Thema der Maßnahme lautet: "Erziehung<br />

zu Leistung, Fairplay und gegenseitiger<br />

Achtung". Die Veranstaltung findet vom 29.<br />

August bis 3. September 2009 in Feriendorf<br />

Inzell des Bayerischen Landessportverbandes<br />

statt. Anmeldungen nimmt die DOA bis zum<br />

15. Mai entgegen. Nähere Auskünfte erteilt<br />

die Geschäftsstelle.<br />

79


<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 29 - Heft 2/2009<br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum.info<br />

Die X. Sammlerbörse in Köln -<br />

so erfolgreich wie nie zuvor<br />

Am 21. und 22. März 2009 fand zum<br />

zehnten Mal die IMOS-Sammlerbörse im<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum statt.<br />

Auch wenn das ursprüngliche Konzept für<br />

die X. Sammlerbörse - eine Auktion mit<br />

einzubeziehen - behördlich nicht genehmigt<br />

wurde, war die zweite Neuerung erfolgreich:<br />

die Zweitagesveranstaltung. Ein<br />

abwechslungsreiches Programm, das schon<br />

am Freitag begann, sorgt für eine gute<br />

Stimmung bei den Teilnehmern. Es konnten<br />

internationaltätige Händler und Sammler<br />

gewonnen werden. Bereits am Samstag<br />

waren etwa dreißig Tische besetzt. Durch<br />

die Besucher aus dem europäischen Ausland,<br />

wie Polen, Norwegen, Österreich und<br />

Italien, aber auch aus Übersee war sehr<br />

interessantes Material im Angebot. Der<br />

große Saal des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museums war sehr nett vom Team um<br />

Klaus H. Schopen vorbereitet worden.<br />

Viele internationale Gäste schätzten auch<br />

die gute Betreuung, die beispielsweise durch<br />

ein Kölsches Buffet am Freitag und einen<br />

festlichen Olympia - Abend am Samstag<br />

neue Freundschaften begünstigte. Als<br />

Ehrengäste waren zum Festabend erschienen:<br />

Heide Ecker - Rosendahl, zweifache<br />

Olympiasiegerin und Silbermedaillengewinnerin<br />

in München, der Leichtathlet Manfred<br />

Germar, früherer Weltrekordler, mehrfacher<br />

Europameister und Bronzemedaillengewinner<br />

in Melbourne 1956 und Rainer Borkowsky,<br />

der als Steuermann im "Zweier mit"<br />

1956 in Melbourne Silber gewann. Alle<br />

Sportler wurden mit einem kurzen Filmbeitrag<br />

vorgestellt. Die Übersetzung der<br />

Beiträge ins Englische hatte Ansgar Molzberger<br />

übernommen. Einen genussvollen<br />

Eindruck in ein weiteres Hobby von Rainer<br />

80<br />

Borkowsky konnten die Gäste des Olympia-<br />

Abends gewinnen: Der Wein des Abends<br />

wurde von ihm gesponsert, da er gemeinsam<br />

mit zwei Freunden einen Weinberg an<br />

der hessischen Bergstraße bewirtschaftet.<br />

Einige Gäste haben noch für dieses Jahr ihre<br />

Besuch angekündigt - Weinprobe eingeschlossen,<br />

versteht sich.<br />

Für die Sammler war die Begegnung mit<br />

den Olympiateilnehmern Manfred Germar,<br />

Heide Ecker-Rosendahl und Rainer Borkowsky<br />

einer der Höhepunkte des Olympia-Abends.<br />

Am Sonntag waren dann auch die letzten<br />

Tische besetzt. Insgesamt waren über 40<br />

Anbieter vor Ort. Viele IMOS - Mitglieder<br />

nutzten diese Veranstaltung zudem, um Ihre<br />

Dubletten anzubieten oder um Sammlungslücken<br />

zu füllen. Neben Philatelie wurden in<br />

Reger Andrang herrschte auf der X. Sammlerbörse<br />

diesem Jahr zahlreiche Pins angeboten, aber<br />

auch Tickets und Batches, sowie Maskottchen<br />

waren gefragt. Das wohl teuerste<br />

Stück, das an diesen Tagen den Besitzer<br />

wechselte, war eine Original - Fackel der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele von Peking 2008, zudem<br />

wurden Original - Fackeln der Winterspiele<br />

von Turin 2006 und der Sommerspiele von<br />

Moskau 1980 angeboten.<br />

Zur traditionellen Autogrammstunde am<br />

Sonntagmittag konnten Frau Ulrike Nasse -<br />

Meyfarth, Goldmedaille 1972 und 1984 im<br />

Hochsprung, Rainer Borkowsky, Silber als<br />

Die Autogramme von Heinrich Popow,<br />

Marina Mohnen, Rainer Borkowsky und<br />

Ulrike Nasse-Meyfaht waren sehr gefragt.<br />

Steuermann im "Zweier mit" 1956, Marina<br />

Mohnen, Silber im Rollstuhl - Basketball bei<br />

den Paralympics 2008 und Heinrich Popow,<br />

mehrfacher Medaillengewinner als Leichtathlet<br />

bei Paralympics 2004 und 2008<br />

begrüßt werden. Der Andrang am Autogrammtisch<br />

war riesig und sowohl den<br />

Sportlern wie auch den Sammlern war die<br />

Freude anzusehen.<br />

Ebenfalls zum zehnten Male gab es ein<br />

Sonderpostamt mit einem wunderbar<br />

gestalteten Sonderstempel, der auf die<br />

diesjährige Leichtathletik-WM in Berlin<br />

hinweißt. Zum Abschluss der Tage äußerten<br />

sich alle Händler bzw. Sammler, die in


diesem Jahr<br />

zum ersten<br />

Mal in Köln<br />

waren, sehr<br />

positiv über<br />

die Sammlerbörse.<br />

Alle wollen<br />

im nächsten<br />

Jahr wiederkommen. Nach Schätzung der<br />

Veranstalter haben über 1000 Gäste wahrend<br />

der zwei Tage die Sammlerbörse<br />

besucht.<br />

Charly Biernat<br />

Die Nummer 173<br />

Als einer der Stargäste des Olympia-Abends<br />

im Rahmen der X. Sammlerbörse am Samstag,<br />

dem 21. März 2009, im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museum war, neben<br />

Manfred Germar und Rainer Borkowsky,<br />

Heide Ecker-Rosendahl gekommen. Die<br />

erfolgreiche Leichtathletin, die 1972 bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen in München Gold im<br />

Weitsprung und in der 4x100 Meter-Staffel<br />

sowie Silber im Fünfkampf gewann, hielt an<br />

diesem Abend für das <strong>Deutsche</strong> Sport &<br />

Olympia Museum eine wunderbare Überraschung<br />

bereit und beschenkte es neben<br />

ihrem Athletenausweis, ihrer Akkreditierung<br />

und ihrem Teilnehmer-Abzeichen "Leichtathletik"<br />

von <strong>Olympische</strong>n Spielen 1968 in<br />

Mexiko mit ihrer Startnummer der Spiele in<br />

München. Jene Startnummer, die 173, mit<br />

der sie die zuvor genannten Erfolge in<br />

München erzielen konnte und so zum<br />

"Gesicht der Spiele" avancierte.<br />

Heide Ecker-Rosendahl mit der Startnummer<br />

173 in Aktion<br />

Den Gästen des Abends fiel auf, dass die<br />

Startnummer in Gegensatz zu heutigen<br />

Startnummern aus 100% Baumwolle bestand.<br />

Heide Ecker-Rosendahl berichtet<br />

darauf hin, dass die Startnummer bei Nässe<br />

schwer wurden und mitunter sehr störten. In<br />

einem anschließend eingespielten Filmbeitrag<br />

von ihrem „Goldsprung“ konnte die Startnummer<br />

deutlich erkannt werden. Gemeinsam<br />

gaben Film und Startnummer viele<br />

Anknüpfungspunkte um sich über die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele von 1972 auszutauschen.<br />

Dr. Otto Schröder<br />

Als am 18. März 1883 Vertreter von 34<br />

Rudervereinen im Kölner Gürzenich zusammenkommen,<br />

um den <strong>Deutsche</strong>n Ruderverband<br />

(DRV) zu gründen, schreiben sie<br />

Sportgeschichte. Denn mit dem DRV wird<br />

der erste nationale deutsche Sportverband<br />

ins Leben<br />

gerufen. Am<br />

13. März<br />

2008 wurde<br />

aus diesem<br />

Anlass im<br />

<strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport &<br />

Olympia<br />

Museum die<br />

Ausstellung<br />

"Der Glanz<br />

des Sieges"<br />

eröffnet und<br />

damit das<br />

125-jährige<br />

Jubiläum<br />

dieser<br />

Gründung<br />

gewürdigt.<br />

Präsentiert<br />

wurde,<br />

neben mehr<br />

als vierzig<br />

Ein Blick ins Innere des<br />

Rennbootes "Dr. Otto<br />

Schröder"<br />

hochwertigen Siegpreise aus den Schatzkammern<br />

deutscher Rudervereinen, als<br />

zentrales Objekt der Ausstellung, der "Vierer<br />

mit Steuermann: Dr. Otto Schröder" aus<br />

Berlin.<br />

Dr. Otto Schröder (1887 - 1962) trat 1909<br />

in den Berliner Ruder-Club (BRC) ein. Nach<br />

erfolgreicher Laufbahn als Steuermann war<br />

er von 1924 bis zu seinem Tod im Vorstand<br />

des BRC tätig. Noch zu Lebzeiten ehrte der<br />

BRC 1962 Dr. Otto Schröder mit der Taufe<br />

eines werftneuen Bootes, das in der Schweizer<br />

Bootswerft Stämpfli nach neuesten<br />

strömungstechnischen Erkenntnissen<br />

gebaut worden war. In dem Boot gewannen<br />

Bernd-Jürgen Marschner, Peter Neusel, Dr.<br />

Bernhard Britting und Manfred Ross mit<br />

Steuermann Jürgen Oelke unter Trainer<br />

Walter Volle die Goldmedaille bei den ersten<br />

Ruder-Weltmeisterschaften 1962 auf dem<br />

Rotsee in Luzern. 1963 errangen Egbert<br />

Hirschfelder, Joachim Werner, Dr. Bernhard<br />

Britting und Peter Neusel mit Steuermann<br />

Jürgen Oelke in dem Boot die Europameisterschaft.<br />

1964 gewannen sie in diesem<br />

Boot bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Tokio<br />

die Goldmedaille; 1964 die einzige Ruder-<br />

Goldmedaille für die damals gesamtdeutsche<br />

Mannschaft.<br />

Das Boot wurde dem <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museum vom Berliner Ruder-Club<br />

als Dauerleihgabe überlassen. Nach dem<br />

Ende der Ausstellung hat es nun seinen<br />

Platz im Foyer des Museums gefunden und<br />

zieht die Blicke der Besucher auf sich.<br />

Nachwuchsförderung<br />

Die 15. Auflage des Kölner Sporttreffs, am 6.<br />

März 2009, widmete sich der Nachwuchsförderung<br />

im Sport. Es diskutierten Erhard<br />

Wunderlich, deutscher Handballer des<br />

Jahrhunderts und Vorsitzender des Förderverein<br />

handballfriends e.V., Köln, Erich<br />

Kühnhackl, deutscher Eishockeyspieler des<br />

Jahrhunderts und Vorstand der Erich-<br />

Kühnhackl-Stiftung in Landshut, Thomas<br />

Eichin, Geschäftsführer KEC Kölner Haie und<br />

Dr. Klaus Steinbach, Schwimmweltmeister,<br />

ehemaliger Präsident des NOK für Deutschland<br />

und heute ärztlicher Direktor der<br />

Hochwaldkliniken Weiskirchen. Die engagiert<br />

und lebhaft geführte Diskussion wurde<br />

moderiert von Hans Meiser.<br />

Im Mittelpunkt des Gespräch, zu dem sich<br />

über 220 Gäste in der Wechselausstellung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums<br />

eingefunden hatten, stand die Frage, ob sich<br />

Profimannschaften die kostspielige Förderung<br />

der Nachwuchsmannschaften überhaupt<br />

noch leisten können. Im Profisport<br />

zählen nur Siege und Titel, wie viele Spieler<br />

einer Mannschaft aus dem eigenen Nachwuchs<br />

kommen spiele dabei keine Rolle.<br />

In der Diskussion mit dem Publikum rückte<br />

dann der gesellschaftliche Aspekt des Sports<br />

81


In neuem Glanz<br />

Regelmäßigen Lesern/innen dieser Rubrik ist<br />

sicherlich aufgefallen, dass der Fundus des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums in den<br />

vergangenen Monaten durch Schenkungen<br />

einiger attraktiver Memorabilia aus dem Bereich<br />

des Wintersports bereichert wurde. Dieser<br />

erfreuliche Umstand hat uns dazu bewogen, die<br />

Wintersport-Abteilung im <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museum neu zu gestalten.<br />

Blick in die neu gestaltete Wintersport-Abteilung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museums.<br />

Beim<br />

Betreten<br />

des Raumes,<br />

fällt<br />

der Blick<br />

nun sofort<br />

auf die in<br />

der Mitte<br />

platzierten,<br />

drei neuen,<br />

großformatigenTischvitri-<br />

nen, deren Sockel mit der Darstellung eines<br />

winterlichen Bergpanoramas für die entsprechend<br />

frostige Atmosphäre sorgen. In den, von<br />

unten beleuchteten, Vitrinen kommen die dort<br />

ausgestellten Exponate besonders wirkungsvoll<br />

zur Geltung. Die schwarzen Schlittschuhe der<br />

5.000 Meter-Eisschnelllauf-Olympiasiegerin von<br />

Lillehammer 1994, Claudia Pechstein, deren fest<br />

verschraubte Kufen angesichts der heute<br />

gebräuchlichen Klappschlittschuhe schon<br />

antiquiert anmuten, gehören ebenso dazu wie<br />

die beiden grundverschiedenen Eishockey-<br />

Masken der Jahre 1968 und 1996, die die Kölner<br />

"Haie"-Torhüter-Idole, Dieter Horky und Peppi<br />

Heiß, vor schwerwiegenden Verletzungen<br />

bewahrt haben. Freunde/innen des Eiskunstlaufs<br />

können sich dann noch an - bei den Europameisterschaften<br />

2007 und den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen von Turin 2006 getragenen - Schuhen<br />

und Wettkampfkleidung des neuen deutschen<br />

Traum- und Weltmeisterpaars Aljona Savchenko/Robin<br />

Szolkowy erfreuen. Für die imposanten<br />

Sprungskier des Doppel-Olympiasiegers der<br />

82<br />

Nordischen Kombination von Turin 2006, Georg<br />

Hettich, musste indes ein anderer Platz gesucht<br />

werden. Diese schmücken nun die Wand füllende<br />

Großraumvitrine, in der sich weitere, zahlreiche<br />

Objekt-Highlights aus allen Bereichen des<br />

Wintersports finden. Ein - kufenloser - Viererbob,<br />

in den man sich auch hineinsetzen darf, und ein<br />

altes und neues Modell eines Rennrodelschlittens<br />

komplettieren die sehenswerte Abteilung.<br />

Perspektivisch besteht zudem die Hoffnung, dass<br />

weitere, anschauliche Exponate hinzukommen<br />

werden, da unsere deutschen Wintersport-<br />

Athleten international weiterhin Erfolge feiern.<br />

So liegt uns bereits eine feste Zusage von der<br />

mehrfachen Weltmeisterin und Gewinnerin des<br />

Gesamtweltcups 2009 im Rennrodeln, Tatjana<br />

Hüfner, vor, die uns einen Teil ihrer Ausrüstung<br />

schenken will. Eine dankenswerte und hilfreiche<br />

Unterstützung - zur allgemeinen Nachahmung<br />

empfohlen!<br />

Timo Boll: Schlägerspende<br />

mehr in den Mittelpunkt.<br />

Insbesondere<br />

ging es um die Funktion<br />

des Sports in der Jugendarbeit.<br />

Alle Beteiligten<br />

waren sich einige,<br />

dass sportliche Aktivität<br />

sowohl der körperlichen<br />

als auch der sozialen<br />

Sammlungsgeschichten<br />

Die Tischtennis-Weltmeisterschaften im Damenund<br />

Herren-Einzel, die vom 28.04. bis 05.05.2009<br />

in Yokohama/Japan ausgetragen werden, stellen<br />

für Timo Boll eine besondere Herausforderung<br />

dar. Dort will der 28-jährige Linkshänder, seit<br />

Jahren Europas bester und in der Weltrangliste<br />

momentan an vierter Stelle platzierter deutscher<br />

Profi-Tischtennisspieler, ein Ziel erreichen, das<br />

ihm in seiner langjährigen, überaus erfolgreichen<br />

Karriere<br />

bislang<br />

verwehrt<br />

geblieben<br />

ist: der<br />

Gewinn des<br />

Einzel-<br />

Titels.<br />

Damit<br />

würde er<br />

die Tischtennis-Heroen Eberhard Schöler, der<br />

1969 Vize-Weltmeister im Einzel wurde, und Jörg<br />

Rosskopf, der gemeinsam mit <strong>Steffen</strong> Fetzner 20<br />

Jahre später den WM-Titel im Doppel gewinnen<br />

konnte, überflügeln und sich damit einen<br />

Entwicklung junger Menschen diene. Neben<br />

der Förderung der Jugendlichen durch<br />

Schulen und Vereine wurden aber auch die<br />

Eltern in die Pflicht genommen, den ohne<br />

deren Unterstützungen ist eine erfolgreiche<br />

Entwicklung eines Jugendlichen im Sport<br />

nicht möglich, so die Meinung der Teilnehmer<br />

des 15. Sporttreffs in Köln.<br />

dauerhaften Platz im Tischtennis-Olymp sichern.<br />

Dass er das kämpferische und spielerische<br />

Potenzial dazu hat, die schier übermächtige,<br />

chinesische Phalanx besiegen zu können, hat er<br />

in verschiedenen Aufeinandertreffen bewiesen -<br />

zuletzt als Pro-Tour-Sieger 2009 in Katar.<br />

Vor diesem Hintergrund bedarf es keiner weiteren<br />

Erklärung, warum es seit langem Ziel des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums war, dem<br />

Ballartisten Timo Boll, der im Januar 2003 zudem<br />

als erster <strong>Deutsche</strong>r Rang Eins der Weltrangliste<br />

einnehmen konnte, einen dauerhaften Platz im<br />

Museum einzuräumen. Dabei richtete sich unser<br />

Augenmerk in erster Linie auf seinen Tischtennisschläger,<br />

dem Sportgerät, mit dem er seine<br />

zahllosen Erfolge errungen hat.<br />

Dass aus Wunsch letztlich Wirklichkeit wurde,<br />

verdanken wir dabei der tatkräftigen Mithilfe des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Tischtennis-Bundes, namentlich<br />

seines<br />

Präsidenten<br />

Thomas<br />

Weikert. Er<br />

arrangierte<br />

im Rahmen<br />

des Europe-<br />

Thomas Weikert, DTTB-Präsident,<br />

übergibt den Schläger von Timo<br />

Boll an Wolfgang Lewitzki,<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia<br />

Museum.<br />

Top-12-<br />

Turniers am<br />

08.02.2009<br />

im Burg<br />

Wächter<br />

Castello in<br />

Düsseldorf<br />

ein Zusammentreffen mit dem - auch dort<br />

letztlich siegreichen - Ausnahmespieler. Als<br />

Einstimmung auf die Siegerehrung wurde der<br />

Schläger, mit dem Timo Boll bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen von Peking im Mannschafts-Halbfinale<br />

am 16.08.2008 das japanische Team mit 3:2 zu<br />

besiegen half, als Geschenk an das Museum<br />

übergeben. Leider ging zwei Tage später das<br />

Endspiel gegen China mit 0:3 verloren, so dass es<br />

beim Gewinn der <strong>Olympische</strong>n Silbermedaille<br />

blieb - für Timo Boll und seine Mitstreiter<br />

sicherlich ein bitterer, für uns als Beschenkte<br />

jedoch ein eher kleiner Wermutstropfen.


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