Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Ausgabe 2/2009<br />
Zeitschrift des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>
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Freundliche Grüße<br />
aus der OF-Redaktion<br />
D<br />
as Publikumsinteresse am großen Sportgeschehen steht,<br />
liebe Leserinnen und Leser, im krassen Gegensatz zu den<br />
Besorgnis erregenden und immer häufiger auch katastrophalen<br />
Entwicklungen auf vielen Ebenen. Mag das Skandal-Szenario<br />
noch so offensichtlich sein, man kommt zu dem Schluss: Die<br />
Ereignislawine ist nicht zu stoppen, die Masse jubelt und fiebert,<br />
die Quote stimmt, und der Blätterwald rauscht. Nehmen wir das<br />
Beispiel Doping. Längst vorbei die Zeiten, als eine Enthüllung<br />
oder Entlarvung die sportlichen Grundfesten erschütterte und<br />
Überlebens- und Existenzfragen provozierte. Kreuz und quer<br />
durch die Sportarten verlaufen inzwischen die Orientierungslinien<br />
für Manipulationen aller Art.<br />
Und wenn Doping-Meldungen täglich die Ergebnislisten vervollständigen,<br />
werden sie zum Langweiler, der die allgemeine Jubelstimmung<br />
aber keineswegs stört. Sensationscharakter in der<br />
öffentlichen Wahrnehmung haben dann allenfalls noch Beiträge,<br />
die das Einhergehen von schlimmsten Befürchtungen mit der<br />
Realität des Sportalltags nachweisen. Weit scheint es jedenfalls<br />
nicht mehr bis zu den Monster-Rekorden, die von Rekord-<br />
Monstern erzielt werden. Kritische Geister vermuten sogar, dass<br />
genau die Etappe auf dem Irrweg des internationalen Sports in<br />
der einen oder anderen Disziplin schon erreicht ist. Auch in dieser<br />
OF-Ausgabe kommen wir nicht umhin, dem Komplex Doping und<br />
seinen vielfältigen Problemverästelungen genügend Raum zu<br />
geben. Bis hin zu der Tatsache, dass Athletenrechte auch Menschenrechte<br />
sind, die dem einerseits verständlichen Kontrolleifer<br />
andererseits gesetzliche Grenzen aufzeigen.<br />
Nochmal zum Stichwort "Publikumsinteresse". In einer Beitragsfolge<br />
dieses Heftes wird die Unterhaltungsware Sport vor dem<br />
Hintergrund ihrer medialen Inszenierung und immer häufiger<br />
sogar Verramschung beleuchtet. Da mögen die Veranstaltungs-<br />
Designer und Programm-Planer gerade mit Blick auf TV-Einschaltquoten<br />
in ihrem Erfindergeist kaum zu bremsen sein - der<br />
wahre Sportfreund und fachlich versierte Zuschauer fühlt sich oft<br />
nur noch belästigt. Und zwar vom aufgebauschten Begleitgetöse<br />
und zunehmenden Totgequatsche der angeblichen Top-Events,<br />
die durch das Wettkampfgeschehen eigentlich für sich selbst<br />
sprechen, aber so kein Ende nehmen wollen. In einem Dschungelcamp<br />
des Sports sollte weiteren Auswüchsen jedenfalls nichts<br />
mehr im Wege stehen. Gut, dass es auch noch andere Facetten<br />
sportlicher Erbauung und Begeisterung gibt. OF 2/2009 bleibt sie<br />
hoffentlich nicht schuldig.<br />
Ihr Harald Pieper<br />
Inhalt<br />
OF Mosaik 4<br />
OF-Podium: Pere Miró 6<br />
Das Ende der Fairness? 8<br />
Matthias Wilke<br />
Das Katz- und Maus-Spiel Doping 12<br />
Holger Schück<br />
Über das Doping-Geschehen und seine 16<br />
teuflischen Kreisläufe<br />
Anno Hecker<br />
OF-Interview mit Hanns Michael Hölz 20<br />
Dr. Andreas Müller<br />
Die Unterhaltungsware Sport und ihre mediale 22<br />
Inszenierung oder Verramschung<br />
Philosophie? Welche Philosophie?<br />
Bianka Schreiber-Rietig<br />
Erfolgreiche Laborversuche und permanente Gefährdungen 24<br />
Prof. Günther von Lojewski<br />
Sport-Infarkt oder Vom Frust eines Medienmenschen 25<br />
Wolfgang Avenarius<br />
Dunja Hayali - Fernseh-Frontfrau mit sportlichen 27<br />
Wurzeln und Ambitionen<br />
<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />
Frauen in der Leichtathletik auf Augenhöhe mit 28<br />
den Männern… nach einem langen Weg voller Hindernisse<br />
Michael Gernandt<br />
OF-Kommentare 30<br />
Günter Deister, Michael Gernandt, Harald Pieper<br />
Wenn aus Sportstätten Arenen werden ... 32<br />
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann<br />
Sind Turn- und Sportvereine zukunftsfähig? 36<br />
Prof. Dr. Helmut Digel<br />
Unkonventionelle Vereinsangebote oder Lebensfreude 40<br />
rund um die Uhr<br />
Karl Hoffmann<br />
Auch für arme Kinder soll der Sportverein ein Hort der 42<br />
Lebensfreude sein<br />
Torsten Haselbauer<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Turnfest - ein rauschendes Ereignis 44<br />
im Wandel der Zeit<br />
<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />
Was macht eigentlich ...? Uwe Hohn 48<br />
Jochen Frank<br />
Rede Sport und alle verstehen 50<br />
Johannes Chrysostomus und sein agonistischer Wortschatz<br />
Dr. Hans-Dieter Krebs<br />
OF-Galerie: Der Picasso mit der Kamera 54<br />
Erinnerungen an den Sportfotografen Heinrich von der Becke<br />
Manfred Nippe<br />
Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 58<br />
Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> 65<br />
Impressum 76<br />
Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie 77<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 80<br />
3
Frauensportwochen 2009:<br />
Sportvereine können sich<br />
jetzt anmelden<br />
F<br />
" rauen gewinnen - für Bewegung und<br />
Gesundheit!" Unter diesem Motto<br />
rufen DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-<br />
Melchers und Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt zu den Frauensportwochen<br />
auf, die vom 15. Mai bis zum 15.<br />
September 2009 stattfinden. Alle interessierten<br />
Sportvereine können sich anmelden,<br />
um im Rahmen der Frauensportwochen<br />
auf ihr vielfältiges Angebot an<br />
gesundheitsfördernden Sport- und Bewegungskursen<br />
aufmerksam zu machen.<br />
"Wir wollen gemeinsam mit unseren<br />
Verbänden und Vereinen viele noch<br />
sportferne Frauen und Mädchen ansprechen<br />
und für den Sport gewinnen", sagt<br />
Ilse Ridder-Melchers. "Sport und Bewe-<br />
D<br />
er <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />
ist für sein umweltpolitisches<br />
Engagement mit dem erstmals vergebenen<br />
IOC-Award für Sport und Umwelt<br />
ausgezeichnet worden. Der Leitfaden<br />
"Green<br />
Champions<br />
in Sport<br />
und<br />
Umwelt"<br />
für<br />
umweltfreundlicheSportgroßveranstaltungen,<br />
den<br />
der DOSB<br />
gemeinsam<br />
mit dem<br />
Bundesumweltministerium<br />
herausgibt, wurde auf<br />
der 8. Weltkonferenz Sport und Umwelt<br />
im kanadischen Vancouver als bester<br />
europäischer Beitrag gewürdigt. Das IOC<br />
veranstaltete die weltweite Konferenz<br />
gemeinsam mit der Umweltorganisation<br />
4<br />
gung stärken das Selbstbewusstsein und<br />
die Gesundheit", betont Ulla Schmidt.<br />
"Dabei muss es nicht immer gleich um<br />
Höchstleistungen gehen. Auch ein 3.000-<br />
Schritte-Spaziergang, etwa eine halbe<br />
Stunde Bewegung, hat bereits einen<br />
positiven Effekt auf die Gesundheit."<br />
Unter allen Vereinen, die sich bis zum 10.<br />
Mai 2009 zur Teilnahme an den Frauensportwochen<br />
anmelden, verlost der DOSB<br />
DOSB gewinnt IOC-Umweltpreis<br />
der Vereinten Nationen (UNEP) und dem<br />
Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele Vancouver 2010 (VANOC).<br />
Der IOC-Award für Sport und Umwelt<br />
wird pro Kontinent jeweils einmal<br />
vergeben.<br />
"Dieser großartige Erfolg ist eine Bestätigung<br />
der Aktivitäten, mit denen der<br />
deutsche Sport umweltpolitische Verantwortung<br />
übernimmt", sagte DOSB-<br />
Präsident Thomas Bach, der den Preis in<br />
Vancouver entgegennahm. "Als verlässlicher<br />
Partner des Umwelt- und Naturschutzes<br />
setzen wir uns nachhaltig für<br />
die ökologisch verträgliche Ausrichtung<br />
von Sportgroßveranstaltungen ein. Dies<br />
soll auch ein besonderes Merkmal der<br />
Bewerbung von München um die<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspiele 2018 sein."<br />
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel<br />
erklärte in Berlin: "Mit dem Leitfaden<br />
haben wir eine Vorreiterrolle eingenommen.<br />
Wir haben bereits bei der<br />
Fußball-WM 2006 mit dem Green Goal-<br />
Konzept gezeigt, dass große Sportver-<br />
zehn Gutscheine im Wert von je 500 Euro<br />
für die Aktionen vor Ort. Vereine können<br />
sich unter www.die-praevention.de<br />
anmelden.<br />
Steffi Jones, Präsidentin des Organisationskomitees<br />
für die FIFA Frauen-Fußball-<br />
Weltmeisterschaft Deutschland 2011, Kati<br />
Wilhelm, Biathlon-Olympiasiegerin, sowie<br />
Anna Dogonadze, Trampolin-Olympiasiegerin<br />
und Integrationsbotschafterin des<br />
anstaltungen umweltverträglich ausgerichtet<br />
werden können. Auf die Anerkennung<br />
durch den IOC-Award für<br />
Sport und Umwelt können wir stolz<br />
sein."<br />
Der Vorsitzende der IOC-Kommission für<br />
Sport und Umwelt, Pal Schmitt, hatte<br />
zuvor die Vielzahl sehr guter Projekte<br />
gewürdigt und den etwa 40 Beiträgen<br />
ein insgesamt sehr hohes Wettbewerbsniveau<br />
mit engen Entscheidungen der<br />
Preis-Jury attestiert. Das Internationale<br />
<strong>Olympische</strong> Komitee hat den deutschen<br />
Leitfaden für seine ausgeprägte Vorbildwirkung<br />
für eine nachhaltige Sportentwicklung<br />
ausgezeichnet. Der Laudator,<br />
Tomas A. Ganda Sithole, IOC-Direktor<br />
"International Cooperation and Development",<br />
betonte, dass der deutsche<br />
Wettbewerbsbeitrag das Thema wissenschaftlich<br />
und konzeptionell vorbildlich<br />
aufgearbeitet hat und zugleich sehr<br />
praxisorientiert ist - zudem sei der<br />
DOSB der einzige Sportverband, der mit<br />
einem Preis ausgezeichnet wurde.<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK
DOSB, werden die gemeinsame Aktion<br />
von DOSB und Bundesgesundheitsministerium<br />
unterstützen.<br />
Die Verlosung erfolgt am 15. Mai 2009<br />
während der Auftaktveranstaltung der<br />
Frauensportwochen 2009 in Essen. Die<br />
teilnehmenden Vereine erhalten ab Mitte<br />
April ein Materialpaket, u. a. mit Schrittzählern,<br />
Flyern, Plakaten, T-Shirts und<br />
Tipps für die Durchführung.<br />
Weitere Informationen unter www.frauengewinnen.de<br />
und bei Kirsten Witte, Tel.<br />
069/6700-331 oder www.die-praevention.de.<br />
NADA-Kristall für<br />
Eberhard Gienger<br />
D<br />
OSB-Vizepräsident Eberhard Gienger<br />
bekam für sein Engagement im<br />
Kuratorium der Nationalen Anti Doping<br />
Der von DOSB und Bundesumweltministerium<br />
im Oktober 2007 gemeinsam<br />
herausgegebene Leitfaden "Green<br />
Champions" gibt Veranstaltern, Sportverbänden<br />
und Sponsoren Hinweise zu<br />
allen relevanten Umweltfragen. Er<br />
gliedert sich in fünf Phasen, von der<br />
Bewerbung über Bau, Umbau oder<br />
Erweiterung von Sportstätten, die<br />
Planung der Veranstaltung, ihre Durchführung<br />
und die Nachnutzung. Erstellt<br />
wurde der umfassende Leitfaden vom<br />
Öko-Institut Freiburg/Berlin und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule Köln.<br />
Der DOSB vertreibt ihn im deutschen<br />
und internationalen Sportsystem und<br />
nutzt ihn als Grundlage für vielfältige<br />
Informationskampagnen und Fachbeiträge.<br />
"Der Leitfaden erfreut sich<br />
unverändert hoher Beliebtheit. Wir<br />
haben bereits rund 2.000 Exemplare<br />
abgegeben und können über 10.000<br />
Downloads feststellen, darunter ein<br />
Viertel in englischer Sprache. Green<br />
Champions ist ein Erfolgsprodukt mit<br />
kontinuierlich hoher Nachfrage", so<br />
Andreas Klages, zuständiger DOSB-<br />
Ressortleiter.<br />
Agentur (NADA) anlässlich der Präsidialausschussitzung<br />
am 23. März den NADA-<br />
Kristall überreicht. Das für den Leistungssport<br />
zuständige Mitglied des DOSB-<br />
Präsidiums war von August 2006 bis Juli<br />
2008 Mitglied des NADA-Kuratoriums.<br />
"Wir danken Eberhard Gienger, der an<br />
herausragender Position im Leistungssport<br />
wirkt, für sein Engagement im Kuratorium",<br />
sagte der Kuratoriumsvorsitzende<br />
Hanns Michael Hölz, der die Auszeichnung<br />
vornahm, "er hat die wichtigen Aufbauarbeiten<br />
der NADA positiv begleitet."<br />
"Mein Olympia" - Nationaler<br />
und internationaler<br />
Jugend-Literaturwettbewerb<br />
W<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
ie bereits in den Jahren 2001 und<br />
2005 hat das Internationale <strong>Olympische</strong><br />
Komitee (IOC) bereits zum dritten<br />
Mal zu einem weltweiten Literaturwettbewerb<br />
für Schülerinnen und Schüler<br />
aufgerufen. Im Auftrag des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) und in<br />
Verbindung mit der Stiftung Lesen führt<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie (DOA)<br />
- unter dem Titel "Mein Olympia: Ein<br />
besonderes Sporterlebnis" - einen entsprechenden<br />
Wettbewerb auf nationaler<br />
Ebene durch, dessen Siegerinnen und<br />
Sieger dann auf internationaler Ebene ins<br />
Rennen gehen.<br />
Der Wettbewerb richtet sich an Schülerinnen<br />
und Schüler im Alter von acht bis 18<br />
Jahren und fordert sie auf, eigene sportliche<br />
Erfahrungen oder entsprechende<br />
Beobachtungen in Prosatexten (Erzählung,<br />
Kurzgeschichte, Essay) zu verarbeiten.<br />
Die Beurteilung und Prämierung der<br />
Arbeiten durch eine fachkundige Jury<br />
erfolgt in altersbezogenen Kategorien.<br />
Den jungen Autorinnen und Autoren<br />
winken neben einer wertvollen IOC-<br />
Trophäe auch hochwertige Sachpreise.<br />
Die Verantwortlichen hoffen, eine große<br />
Zahl von jugendlichen Interessenten zu<br />
erreichen und bitten insbesondere die<br />
Schulen und ihre Lehrerinnen und Lehrer<br />
um aktive Mithilfe. Den Wortlaut der<br />
Ausschreibung sowie weitere Informationen<br />
finden sich auf der Homepage der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie<br />
(www.doa-info.de).<br />
"Go-for-Gold!" - Mit der<br />
GlücksSpirale einen<br />
goldgelben Fox gewinnen<br />
D<br />
ie Lotterie GlücksSpirale ist ein<br />
Glücksfall für Viele und Vieles.<br />
Glückspilze können sich über eine lebenslange<br />
Rente von monatlich 7.500 Euro<br />
und weitere Geldgewinne freuen. Aber<br />
auch der Sport, die Wohlfahrtspflege und<br />
der Denkmalschutz profitieren aus den<br />
Erlösen der "Rentenlotterie, die Gutes tut".<br />
Als kleines Dankeschön für die vielfältige<br />
Unterstützung startet der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund aktuell unter dem<br />
Motto "Go-for-Gold" auch eine eigene<br />
Werbekampagne für die GlücksSpirale.<br />
Deutschlandweit werden über eine Viertelmillion<br />
Gewinnspielkarten verteilt - auch<br />
als Beilage dieser Zeitschrift. Für die Sieger<br />
gibt es einen goldgelben Fox von Volkswagen<br />
sowie 30 MP3-Player. Darüber hinaus<br />
hat der DOSB in diesem Jahr auch erstmalig<br />
eine eigene Webseite für die Aktionen<br />
konzipieren lassen. Teilnahmemöglichkeit<br />
noch bis Ende Juli 2009 im Internet unter<br />
www.go-for-gold.org.<br />
5
In diesen Tagen wurde in den Medien wieder jongliert<br />
mit zehnstelligen Summen, die sich das IOC als Einnahmen<br />
aus seinem Marketingprogramm für die Olympiade<br />
bis 2012 erhofft. Viele denken, das IOC schwimme trotz<br />
weltweiter Finanzkrise im Geld. Nur wenige wissen, wie sich<br />
die Gelder verteilen. Lediglich acht Prozent seiner Marketing-Erlöse<br />
beansprucht das IOC für eigene verwaltungstechnische<br />
Aufgaben. Die restlichen 92 Prozent fließen in<br />
den Weltsport mit seinen 205 NOKs, den Internationalen<br />
Fachverbänden, den vom IOC anerkannten Organisationen<br />
und Organisationskomitees <strong>Olympische</strong>r Spiele. Allein das<br />
<strong>Olympische</strong> Entwicklungshilfe-Programm Olympic Solidarity<br />
verfügt im Zeitraum 2009 bis 2012 über 311 Millionen<br />
Dollar. Das sind 22 Prozent mehr als in der zurückliegenden<br />
Olympiade 2005-2008.<br />
Was vom IOC ursprünglich als bescheidener Solidaritätsbeitrag<br />
für den Sport in Entwicklungsländern gedacht war, hat<br />
sich längst zum Erfolgsgeheimnis für die Universalität der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele entwickelt. Die Rekordzahl von 87<br />
Nationen holte 2008 in Peking olympische Medaillen. 81<br />
von Olympic Solidarity mit einem Stipendium direkt unterstützte<br />
Sportlerinnen und Sportler standen auf dem Treppchen<br />
und gewannen 19 Gold-, 33 Silber- und 29 Bronzemedaillen.<br />
16 Millionen Dollar investierte Olympic Solidarity<br />
allein in das "Stipendiumprogramm Peking 2008", das zwei<br />
Jahre und acht Monate vor den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />
China gestartet wurde. Es ermöglichte über tausend Sportlerinnen<br />
und Sportlern aus finanziell weniger gut ausgestatteten<br />
NOKs auf allen fünf Kontinenten, sich gezielt in Top-<br />
Leistungszentren auf die Pekinger Spiele vorzubereiten.<br />
591 IOC-Stipendiaten (389 Männer, 202 Frauen) aus 150<br />
Nationen konnten sich tatsächlich für Peking qualifizieren.<br />
Die Olympiateams von 40 NOKs bestanden zu mehr als 50<br />
Prozent aus Stipendiaten. Fünf NOKs (Dschibuti, Lesotho,<br />
Palästina, Timor-Leste, Nauru) hatten ausschließlich Stipendiaten<br />
im Team. Mit Hilfe von Olympic Solidarity gewannen<br />
mehrere Länder ihre ersten olympischen Medaillen überhaupt.<br />
Afghanistan durch Rohullah Nikpai im Taekwondo,<br />
Tadschikistan durch Rasul Bokiev im Judo und Togo durch<br />
Benjamin Boukpeti im Kanu. Der Schütze Abhinav Bindra<br />
holte das erste Einzel-Gold für Indien nach einem von<br />
Olympic Solidarity finanzierten zweijährigen Trainingsaufenthalt<br />
in den USA. Die Schwimmerin Kirsty Coventry aus<br />
Zimbabwe bestätigte ihren Olympiasieg von Athen und<br />
gewann nach Weltrekord über 200 m Brust noch weitere<br />
drei Silbermedaillen. Die ersten Goldmedaillen für ihr Land<br />
gewannen jeweils im Turnen Filip Ude (Kroatien) und Anton<br />
Fakin (Uzbekistan), Sara Isakovic (Slowenien) im Schwimmen<br />
und Nino Salukvadze (Georgien) im Schießen. 13 weitere<br />
Athleten holten für ihr Land die ersten Medaillen in<br />
bestimmten Sportarten: Alina Dumitru (Rumänien) mit<br />
6<br />
Judo-Gold, Anh Hoang (Vietnam) mit Gewichtheben-Silber,<br />
Natalia Silva Falavigna (Brasilien) mit Taekwondo-Bronze.<br />
Die Aufzählung aller Beispiele für erfolgreiche Entwicklungshilfe<br />
würde hier den Rahmen sprengen. Nur ein prominentes<br />
Beispiel sei noch erwähnt. 2003 bat Jamaika um finanzielle<br />
Unterstützung für ein Leichtathletik-Talent mit angeblich<br />
großem Potenzial. Der Junge sprintete von Jahr zu Jahr<br />
schneller, wurde Junioren-Weltmeister über 200 m und<br />
erhielt 2006 als logische Folge ein Stipendium von Olympic<br />
Solidarity. Seit Peking ist er ein Super-Star: Usain Bolt.<br />
Die Idee, die <strong>Olympische</strong> Bewegung mit einem Entwicklungshilfe-Programm<br />
auf breitere Füße zu stellen, stammt -<br />
wie könnte es anders sein - von einem französischen Landsmann<br />
des Baron de<br />
Coubertin. Auf der 58.<br />
Session des IOC 1960 in<br />
Rom machte Graf Jean<br />
de Beaumont den Vorschlag,<br />
die sportliche<br />
Entwicklungshilfe für die<br />
im Zuge der weltweiten<br />
Entkolonisierung entstehenden<br />
neuen Länder in<br />
Afrika und Asien durch<br />
ein Komitee zu steuern.<br />
So entstand das Committee<br />
for International<br />
Olympic Aid (CIOA).<br />
Daraus entstand 1968<br />
ein offizielles IOC-Komitee<br />
gleichen Namens und<br />
ab 1971 das Committee<br />
for Olympic Solidarity.<br />
Seinen Sitz hatte das<br />
Komitee bis 1979 beim italienischen NOK in Rom, seit 1980<br />
beim IOC in Lausanne unter dem Vorsitz (1982-2001) des<br />
damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch. Die<br />
"<strong>Olympische</strong> Familie" befand sich auf Wachstumskurs. Zwischen<br />
1960 und 1970 wurden mehr als 50 neue NOKs<br />
gegründet. Die meisten von ihnen waren finanziell absolut<br />
unzureichend ausgestattet. An eine gezielte Sportentwicklung<br />
in diesen Ländern war nicht zu denken. Deshalb formulierte<br />
die Weltvereinigung der NOKs (ANOC) bereits auf ihrer Gründungsversammlung<br />
1979 in Puerto Rico den Antrag an das<br />
IOC, zukünftig zwanzig Prozent seiner TV-Einnahmen als<br />
NOK-Sporthilfe bereitzustellen. Dies führte zur Gründung der<br />
bis heute bestehenden IOC Commission Olympic Solidarity<br />
durch den damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch<br />
und ANOC-Präsident Mario Vazquez Raña beim <strong>Olympische</strong>n<br />
Kongress 1981 in Baden-Baden.
Bis zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1984 in Los Angeles standen<br />
der Olympic Solidarity kaum Mittel zur Verfügung. Das Geld<br />
reichte nur für gezielte Einzelprojekte. Erst die kontrollierte<br />
Kommerzialisierung der <strong>Olympische</strong>n Spiele und wachsende<br />
Einnahmen aus dem Verkauf der weltweiten Fernsehrechte<br />
gaben Planungssicherheit für Vier-Jahres-Budgets, mit<br />
denen die NOKs langfristig operieren konnten. Bis heute<br />
generiert sich die Olympic Solidarity ausschließlich aus dem<br />
wachsenden Topf der olympischen TV-Einnahmen und<br />
verfügte dadurch über immer mehr Geld. In den vier Jahren<br />
bis zu den Spielen 2000 in Sydney standen Olympic Solidarity<br />
etwa 121 Millionen US-Dollar zu Verfügung. In den<br />
folgenden vier Jahren waren es 209 Millionen, und bis Ende<br />
2012 sind es 311 Millionen. Auf Betreiben von IOC-Präsident<br />
Jacques Rogge wurde die Verantwortung über die Geldver-<br />
teilung ab 2001 zunehmend dezentralisiert. Heute entscheiden<br />
hauptsächlich die Weltvereinigung ANOC und die jeweiligen<br />
Kontinentalverbände über die geförderten Maßnahmen.<br />
Besondere Projekte in Afrika (OlympAfrica), Asien<br />
(OlympAsia) und Ozeanien (OlympOceania) sind auch<br />
Bestandteile einer langjährigen Partnerschaft der Stuttgarter<br />
Daimler AG mit dem IOC.<br />
Innerhalb des Vierjahresplans 2009 - 2012 offeriert Olympic<br />
Solidarity den 205 NOKs insgesamt 19 sogenannte Weltprogramme.<br />
Diese umfassen der IOC-Charta entsprechend alle<br />
vier Bereiche für erfolgreichen Spitzensport: Gezielte Athletenförderung,<br />
systematische Trainerausbildung, professionelles<br />
NOK-Management und aktive Werbung für olympische<br />
Werte. Finanzielle, technische und administrative Hilfen gibt<br />
es auch für die darunter liegende Förderungsebene, die<br />
sogenannten Kontinental-Programme, die auf die jeweiligen<br />
Bedürfnisse der einzelnen Kontinente zugeschnitten sind. Sie<br />
beinhalten die Unterstützung bedürftiger NOKs vor, während<br />
und nach <strong>Olympische</strong>n Spielen. Vor <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
übernimmt Olympic Solidarity die Reisekosten für je<br />
einen NOK-Delegierten zur Teilnahme am Seminar der Chefs<br />
de Mission. Zu <strong>Olympische</strong>n Spielen reisen einige Sportler<br />
und Offizielle kostenlos, außerdem gibt es Zuschüsse für<br />
Transport und Unterbringung. Und nach den Spielen erhalten<br />
NOKs weitere Gelder entsprechend ihrem Abschneiden.<br />
Außerdem vorgesehen: Rückerstattung der Reisekosten für<br />
je einen Teilnehmer am <strong>Olympische</strong>n Jugendlager.<br />
Vor den <strong>Olympische</strong>n Sommerspielen 2008 in Peking vergab<br />
Olympic Solidarity weltweit 1.088 Stipendien für Trainings-<br />
OF-PODIUM<br />
<strong>Olympische</strong> Solidarität -<br />
Entwicklungshilfe zur Goldmedaille<br />
<strong>Von</strong> Pere Miró, Direktor „Olympic Solidarity“ des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
aufenthalte auf höchster Ebene. Dies geschah in enger<br />
Abstimmung mit den Kontinentalverbänden, den NOKs und<br />
Internationalen Fachverbänden. Mit im Boot war auch der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund. Für die von Olympic Solidarity<br />
geförderten Badminton-Spieler öffnete der DOSB die<br />
Anlagen des Olympiastützpunktes Saarbrücken. Peking 2008<br />
waren erst die fünften <strong>Olympische</strong>n Spiele, für die Olympic<br />
Solidarity besondere Programme entwickelt hat. Die Statistik<br />
spricht für den Erfolg dieser olympischen Entwicklungshilfe.<br />
Bei den Spielen von Barcelona 1992 schafften es 64 NOKs in<br />
den Medaillenspiegel. In Atlanta 1996 waren es schon 79<br />
NOKs, 2000 in Sydney 80. Einen kleinen Rückschritt gab es<br />
vier Jahre später in Athen mit 74 Nationen. Peking mit 87<br />
Nationen im Medaillenspiegel erlebte dann den bisherigen<br />
Höhepunkt dieser Erfolgsgeschichte zur Universalität der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele.<br />
7
Das Ende der Fairness?<br />
<strong>Von</strong> Matthias Wilke<br />
"<br />
N<br />
atürlich hätte ich ihn foulen müssen!" Dieses denkwürdige<br />
Eingeständnis entfuhr dem deutschen<br />
Nationalspieler Philipp Lahm unmittelbar nach dem<br />
Halbfinalspiel gegen die Türkei bei der Europameisterschaft<br />
2008. Nachdem ihm der Gegenspieler schlicht davon gelaufen<br />
war und mit einer Flanke das Ausgleichstor der Türken vorbereiten<br />
konnte, rechtfertigte sich der deutsche Abwehrspieler<br />
mit diesen Worten vor den Fernsehkameras. Die Rhetorik ist<br />
aufschlussreich, denn immerhin entschuldigte sich der Spieler<br />
für ein Foul, das er gar nicht begangen hatte. Offensichtlich<br />
war sie von ihm erwartet worden, die Notbremse, wie Fußballfans<br />
gerne billigend formulieren. Eine Notbremse zieht man<br />
nicht aus Spaß, sondern zu gegebenem Anlass. Foulspiel aus<br />
Opportunität sozusagen. Fairness dagegen als eine charakterliche<br />
Grundhaltung des Sportlers, die über dem Regelwerk<br />
steht und es sozusagen ergänzt, die aber gleichzeitig mit dem<br />
Wesen des Sports untrennbar verbunden zu sein schien, ist<br />
etwas ganz anderes. Ist sie auf dem Rückzug?<br />
Über Fair Play und Fairness ist eine Menge geschrieben worden<br />
in den letzten Jahrzehnten. Doch je jünger die Veröffentlichungen<br />
sind, desto auffälliger wird der resignative Ton. In<br />
Hochleistungssystemen, die den Erfolg absolut setzen und<br />
unnachgiebig anstreben, scheinen sich zwangsläufig Tendenzen<br />
zu rücksichtslosen und betrügerischen Strategien zu<br />
entwickeln. Dabei bildet sich, so meinte schon der Philosoph<br />
8<br />
Hans Lenk vor Jahrzehnten, das sogenannte "Elfte Gebot" -<br />
"Du sollst dich nicht erwischen lassen" - als heimliche Legitimation<br />
heraus. Es dominiert inzwischen auch den Spitzensport<br />
- wie längst unseren Fahrstil im Straßenverkehr oder<br />
unsere Einstellung bei der Steuererklärung. Regelverletzungen<br />
gelten zunehmend als Kavaliersdelikt, und Rücksichtslosigkeit<br />
wird zum Konzept für das siegreiche Bestehen in wirtschaftlichen,<br />
politischen und natürlich sportlichen Auseinandersetzungen.<br />
Sie wird durch den Verweis auf einen zunehmenden<br />
Konkurrenzdruck in allen Bereichen gerechtfertigt. Je höher<br />
der Druck im System, je wichtiger der Erfolg um jeden Preis,<br />
desto hoffnungs- und hilfloser wirken Vereinbarungen für<br />
einen sauberen Sport und Appelle zum Erhalt von Fairness<br />
und Fair Play.<br />
Doch ist die Situation wirklich so dramatisch, wie sportwissenschaftliche<br />
Kommentatoren sie wahrnehmen? Immerhin<br />
kommt eine noch unveröffentlichte Studie an der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sporthochschule die von der <strong>Deutsche</strong>n Telekom unterstützt<br />
wird, zum Ergebnis, dass der Sport immer noch stark mit<br />
Fairness in Verbindung gebracht wird und auch in anderen<br />
gesellschaftlichen Bereichen eine wichtige Rolle spielt. Die<br />
Zunahme von unfairen Strukturen, Mobbing am Arbeitsplatz<br />
oder in der Schule, Gewalt auf der Straße und anderen,<br />
negativen Trends in der <strong>Gesellschaft</strong> werden in paradoxer<br />
Weise gespiegelt durch eine gesteigerte sprachliche Verwen-
dung des Fairness-Begriffs: Er begegnet uns ständig in unterschiedlicher<br />
Form und in diversen Zusammenhängen. Die<br />
Werbung hat sich des Wortes bemächtigt und etikettiert<br />
damit angebotene Versicherungspolicen, Leasingverträge oder<br />
Pauschalreisen. <strong>Deutsche</strong> Milchbauern kämpfen für einen<br />
"fairen" Rohmilchpreis, und inzwischen kann man sogar einen<br />
"fair" gefangenen Hering verspeisen. Nicht zuletzt führen<br />
auch Politiker den Begriff gerne im Munde, wenn sie über<br />
Steuerbelastungen oder Diätenerhöhungen sprechen.<br />
Unser kollektives Bewusstsein verdeutlicht uns, dass unsere<br />
<strong>Gesellschaft</strong> auf die Vorbildwirkung sportlicher Werte wie z.B.<br />
der Fairness absolut angewiesen ist, um den elementaren<br />
Wertekonsens nicht zu gefährden, ohne den jedes soziale<br />
Gemeinwesen scheitern muss. Woher kommen denn eigentlich<br />
die Fairness oder die dafür grundlegenden ethischen<br />
Werte für den zwischenmenschlichen Umgang? Bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen der Antike gab es Fairness im zeitgenössischen<br />
Sinne sicherlich nicht, obwohl Bilddarstellungen<br />
beweisen, dass Schiedsrichter auf die Einhaltung von (Wett-)<br />
Kampfregeln z.B. beim Boxen streng achteten und Verstöße<br />
mit einer Peitsche rigoros ahndeten. Was das Mittelalter und<br />
die Kultur der Ritter und ihre rituellen Auseinandersetzungen<br />
betrifft, werden häufig die Turniere als Quelle von Fair Play<br />
im Sinne ritterlichen Verhaltens angesehen. Vor allem der<br />
Tjost, ein Zweikampf zu Pferde, kannte Situationen der spontanen<br />
Schonung des Gegners, nachdem dieser beispielsweise<br />
vom Pferd gefallen und eine Chancengleichheit deshalb nicht<br />
mehr gegeben war. Der Begriff der Ritterlichkeit hat später<br />
auch bei dem französischen Baron und Reformpädagogen<br />
Pierre de Coubertin eine große Rolle gespielt, als er den<br />
Gedanken der <strong>Olympische</strong>n Spiele aufgriff und für die Neuzeit<br />
wiederentdeckte. Doch das Gebot und die Praxis des Fair<br />
Play wurzeln nicht nur sprachlich in den aristokratischen<br />
Formen mannschaftssportlicher Betätigung in England seit<br />
dem 17. Jahrhundert. Dabei prägten zwei Grundelemente den<br />
Fair Play-Gedanken der englischen Oberschicht. Einerseits war<br />
dies die Ästhetik des schönen, moralisch korrekten Sports, der<br />
mit gebotener Höflichkeit verbunden war und dem Ideal des<br />
Gentleman zum Ausdruck verhalf. Das zweite Grundelement<br />
war die sportliche Konkurrenz, auf deren Ausgang gewettet<br />
wurde. Somit appellierte Fair Play an das Vertrauen der<br />
Kaufleute in die korrekte Handlungsweise des Geschäftspartners,<br />
die stets Grundlage einer Geschäftsbeziehung ist. Fairness<br />
war zudem Entscheidungsprinzip und Gebot des sportlichen<br />
Anstands zu einer Zeit, als es noch keine Schiedsrichter<br />
gab. Der Gedanke des Fair Play als Attitude des englischen<br />
Gentleman-Kodex' hat sich im Laufe der Zeit vor neuen<br />
sozialen Hintergründen gewandelt und den jeweiligen<br />
Bedürfnissen und Entwicklungen angepasst. Dabei wurde<br />
Fairness nicht nur in sportethischer Hinsicht konstituierend<br />
für den modernen Sport, sondern sie wurde zunehmend auch<br />
als allgemeinethischer Begriff verstanden, der im weiteren<br />
sozialen oder gesellschaftlichen Gefüge Bedeutung erhielt.<br />
Dass wie erwähnt Coubertin die Idee der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
der Antike quasi usurpiert und mit eigenen Absichten umgeformt<br />
hat, spiegelt sich am besten im olympischen Credo<br />
wider: "Das Wichtigste an den <strong>Olympische</strong>n Spielen ist nicht<br />
der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im<br />
Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel<br />
ist." Damit hat er eine Losung ausgegeben, die auch heute<br />
noch, über einhundert Jahre später, angesichts der Globalisierung<br />
und weltweiten Bemühungen um interkulturelle Integration<br />
eine wachsende Bedeutung gewinnt. 1998 bilanzierte<br />
der damalige NOK-Präsident Walter Tröger: "Die Faszination<br />
der <strong>Olympische</strong>n Spiele geht nicht nur von der sportlichen<br />
Höchstleistung aus, sondern auch von der internationalen<br />
Präsenz ihrer Teilnehmer, Besucher und der Kulturen, die sie<br />
vertreten und die sich zusammenfinden, um dieses Weltfest<br />
des Sports mit Offenheit füreinander, in gegenseitiger Achtung<br />
und im Sinne des Fair Play zu feiern. Die <strong>Olympische</strong><br />
Idee steht für diese Werte. Probleme und Missbräuche, die bei<br />
ihrer Verwirklichung erkennbar werden, können diese Ideale<br />
letztlich nicht außer Kraft setzen."<br />
Kann man denn die <strong>Olympische</strong> Idee mit Fairness gleichsetzen?<br />
Man hat schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
die Unterscheidung von "informeller" und "formeller"<br />
Fairness vorgeschlagen, wobei Hans Lenk in letzterer die<br />
Einhaltung von Wettkampf- und Spielregeln sieht, während<br />
er die informelle Fairness mit der goldenen Regel beschreibt:<br />
"Behandle und achte den Partner und Gegner so, wie du<br />
selbst von ihm behandelt und geachtet werden willst und wie<br />
du willst, dass allgemein Konkurrenzregeln eingehalten<br />
werden sollen." Diese Unterscheidung ist in der sportwissenschaftlichen<br />
Diskussion weitgehend angenommen worden.<br />
Darüber hinaus wird Fairness jedoch auch mit "Gerechtigkeit"<br />
in Verbindung gebracht. Denn so wie zwischen "Recht" und<br />
"Gerechtigkeit" unterschieden werden muss, geht auch "Fairness"<br />
über die schriftlich niedergelegte Verhaltensnorm<br />
hinaus. In ihr kommt eine Vorstellung von individueller<br />
Gerechtigkeit zum Ausdruck, auf die man keinen Anspruch<br />
hat. Fairness kann deshalb den Rahmen definierter Regeln<br />
und Normen überschreiten. Dieses "Über-die-Regeln-Hinausgehen"<br />
wird beim genauen Hinsehen bedeuten, dass Fairness<br />
die Regeln nicht ergänzt oder in ihrem tieferen Sinn erfüllt,<br />
wie immer wieder behauptet wurde. Vielmehr trägt Fairness<br />
den Charakter von Gnade, von Barmherzigkeit, die eine<br />
bestehende Regel oder Verhaltensnorm situativ außer Kraft<br />
setzt oder sogar konterkariert. Auch das Fairnessgebot selbst,<br />
nämlich Entscheidungen des Schiedsrichters nicht zu kommentieren<br />
oder zu kritisieren, könnte aus dem Motiv der<br />
Fairness verletzt werden, wenn ein Spieler auf eine Fehlentscheidung<br />
zu seinen Gunsten hinweisen würde. Fairness<br />
bekommt damit einen paradoxen Zug, in dem ein durch<br />
Regelwerk oder Gesetze geschaffener Handlungsrahmen<br />
verlassen wird und diese Überschreitung in keiner Weise<br />
Inhalt und Intention der Regel in Frage stellt, sondern im<br />
9
Sinne einer Ausnahme bestätigt. Denn Regeln sind konstituierend<br />
für den Sport, nicht ihre Überschreitung, und sei es<br />
auch durch situative Fairness.<br />
Wie losgelöst die Wahrnehmung von Fairness im Sinne der<br />
Unterscheidung von Sich-an-die-Regeln-Halten und Fair Play<br />
beispielsweise durch die Zuschauer ist, zeigt sich am Beispiel<br />
des Fußballers Michael Ballack. Er war bei der Europameisterschaft<br />
2008 nicht nur der am meisten gefoulte Spieler, sondern<br />
hat auch selbst die meisten Fouls begangen. Dennoch<br />
wird der Spieler gemeinhin nicht als besonders unfair wahrgenommen.<br />
Umgekehrt würde man einen Fußballer nicht<br />
allein deshalb als fair ansehen oder ihn für eine besondere<br />
Auszeichnung in dieser Hinsicht vorschlagen, nur weil er in<br />
den letzten fünfzig Pflichtspielen im Vergleich zu anderen<br />
Kandidaten die wenigsten gelben Karten eingesammelt hat.<br />
Fairness hat also mit Regelkonformität im Grunde nichts zu<br />
tun. Wenn man dies akzeptiert, ergibt sich ein weiterer<br />
Gedanke. Je ausgefeilter und differenzierter Regel- oder<br />
Gesetzeswerke sind, desto kleiner wird der Spielraum für<br />
Fairness. Denn die Situationsbezogenheit, die Relevanz des<br />
Einzelfalls und die daraus erwachsenen Handlungsoptionen<br />
des Fair Play setzen entsprechende Spielräume voraus. Fair<br />
Play kann sich dort am besten entfalten, wo der spontane<br />
"Regelungsbedarf" auf Grund des nur allgemein fixierten<br />
Spielgedankens respektive Rechtsgrundsatzes groß ist.<br />
Es liegt die Vermutung nahe, dass eine innere Haltung, also<br />
eine bestimmte, auf Fairness programmierte Verhaltenseinstellung<br />
beim Menschen, nicht allein ein Produkt der Sozialisation<br />
oder individueller Werteentwicklung ist, sondern dass<br />
sie genetisch vorgeprägt wurde. In diesem Zusammenhang<br />
muss auf die vergleichende Verhaltensforschung von Konrad<br />
Lorenz und seiner Mitarbeiter aus den sechziger Jahren<br />
verwiesen werden. Die Forscher belegten schon damals die<br />
These, dass "aggressives und altruistisches Verhalten durch<br />
stammesgeschichtliche Anpassungen (beim Menschen)<br />
vorprogrammiert sind". Beobachtungen von Primaten und<br />
Menschen wiesen nach, dass die Neigung zur Zusammenarbeit<br />
und zum gegenseitigen Beistand angeboren ist. Der<br />
Arterhaltung ist eben keineswegs nur das "Survival of the<br />
fittest" zuträglich, sondern auch eine stabile Solidarität<br />
innerhalb der Gruppe. Der biologischen Verhaltensforschung<br />
gelang es nachzuweisen, dass individuelles Konkurrenzverhalten<br />
beispielsweise bei Wölfen oder Hunden, die ihr Revier<br />
gegen andere Alphatiere behaupten, bei allen aggressiven<br />
Drohgebärden sorgfältig darauf bedacht ist, den anderen<br />
nicht ernsthaft zu verletzen. Kaum nimmt der Unterlegene<br />
eine entsprechende Demuts- oder Unterwerfungshaltung ein<br />
und ist die "soziale Ordnung"' wieder hergestellt, schlägt das<br />
Verhalten des Stärkeren in teilweise liebevolle Fürsorge um.<br />
Lorenz sprach in diesem Zusammenhang von "moralanalogen<br />
Verhaltensweisen" bei Tieren und Menschen. Nach<br />
Auffassung des Sozialbiologen Manfred Spitzer unterstützt<br />
10<br />
dabei moralisches Training unseren angeborenen Sinn für<br />
Fairness. Auch er sieht den evolutionären "‚Sinn"' darin,<br />
langfristig stabile Gemeinschaften kooperativer Individuen<br />
zu ermöglichen. Ein Gefühl für Fairness wäre demnach in<br />
uns biologisch verwurzelt. Das erklärt sich dadurch, dass<br />
Menschen schon immer in Gruppen gelebt haben. Eine<br />
Ellenbogenmentalität lohnt sich darin auf lange Sicht nicht -<br />
wichtiger ist, dass die Gruppe funktioniert. Denn beispielsweise<br />
die Jagd führt nur zum Erfolg, wenn die Mitglieder<br />
nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Daraus<br />
entwickelt sich ein Sinn für Fairness. Die Beobachtungen der<br />
vergleichenden Verhaltensbiologie werden durch neuere<br />
Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Neurobiologie<br />
unterstützt. Sie zeigen auf, dass Menschen wesentlich mehr<br />
auf Kooperation angelegt sind, als bisher angenommen<br />
wurde. An dieser Stelle sei besonders auf das Buch "‚Das<br />
Prinzip Menschlichkeit" des Neurobiologen Joachim Bauer<br />
verwiesen.<br />
Vermutlich aus diesen anthropologischen Gründen sind<br />
Aspekte von Fairness und Fair Play auch in der Kultur moderner<br />
Rechtssysteme tief verankert. Schon im ersten deutschsprachigen<br />
Rechtsbuch des Mittelalters, dem "Sachsenspiegel",<br />
heißt es u. a.: "Enes Mannes Rede ist kenes Mannes<br />
Rede, man muss sie hören alle bede." Das faire Abwägen<br />
ohne Ansehen der Person war dem Rechtswesen seit der<br />
Antike immanent. Die Grundsätze von "Treu und Glauben",<br />
die Begriffe der "guten Sitten" und der "Billigkeit" bzw. des<br />
"billigen Ermessens" waren bereits vorgeprägt, als ab Ende<br />
des 19. Jahrhunderts die noch heute wirksamen Kodifizierungen<br />
begannen. Ebenso gelten im staatlichen Recht die Prinzipien<br />
der Verhältnismäßigkeit bzw. das Verbot des Übermaßes<br />
bzw. der Überreaktion, das Gebot des öffentlichen Verfahrens<br />
oder die<br />
Unschuldsvermutung<br />
in Strafsachen.<br />
Im staatlichen<br />
Recht ist die<br />
Gerechtigkeit das<br />
entscheidende<br />
rechtsethische<br />
Prinzip, so wie<br />
etwa die Fairness<br />
im Sport. Eine<br />
rechtsethische<br />
Betrachtung muss<br />
von der Existenz<br />
von Gerechtigkeitsurteilen<br />
ebenso ausgehen<br />
wie von der<br />
Annahme der<br />
Gerechtigkeit als<br />
regulativer Idee
einer jeden Rechtsordnung. Die meisten Gesetze wie Spielregeln<br />
orientieren sich deshalb an Elementen der Gerechtigkeit.<br />
Die gesellschaftspolitische Diskussion über Fairness und<br />
Gerechtigkeit in der demokratischen, modernen <strong>Gesellschaft</strong><br />
(beispielsweise in den USA) wurde im 20. Jahrhundert besonders<br />
durch John Rawls beeinflusst. In seinem letzten Hauptwerk<br />
"Gerechtigkeit als Fairness. Ein Neuentwurf" setzte er<br />
sich besonders mit der Verteilungsgerechtigkeit auseinander<br />
und sieht in der Fairness dafür einen wesentlichen Aspekt.<br />
Die <strong>Gesellschaft</strong> wird als ein System der Kooperation dargestellt.<br />
Rawls fordert eine "Optimierung der Chancen der<br />
Schwächsten in der <strong>Gesellschaft</strong>" und sieht im fairen Handeln<br />
eine Art der Kompensation natürlicher und<br />
gesellschaftlicher Benachteiligung. Den Begriff entlehnt er<br />
eindeutig dem Sport, auch wenn in den mehr agonal-kompetitiven<br />
Handlungszusammenhängen dem Aspekt der<br />
"ausgleichenden Gerechtigkeit" eine untergeordnete Rolle<br />
zukommt. Er hatte jedoch das ausgleichende Moment im<br />
Auge, und zwar im Zusammenhang mit sozialer Interaktion<br />
und der Vermehrung von Chancen auch für den Schwachen.<br />
Grundsätzlich müssten alle öffentlichen Ämter und Positionen<br />
jedem offen stehen. Diese Forderung nennt er eine<br />
"Grundstruktur der Gerechtigkeit". Sein Verständnis einer<br />
Gerechtigkeit als Fairness "sieht die <strong>Gesellschaft</strong> als ein<br />
Unternehmen der Zusammenarbeit zum gegenseitigen<br />
Vorteil". Die Teilhabe an den Chancen und Ergebnissen dieser<br />
Zusammenarbeit definiert er als Verfahrensgerechtigkeit,<br />
weil er bestimmte gesellschaftliche Prozesse (Verfahren) für<br />
die Partizipation aller am gemeinsam Erwirtschafteten<br />
verantwortlich macht. Dahinter steht wohl eine ethisch<br />
formulierte Variante des "American Dream", also der Vorstellung,<br />
dass jedem Amerikaner (grundsätzlich bzw. strukturell)<br />
jedes Amt und<br />
jede Chance zur<br />
Selbstverwirklichung<br />
offen<br />
stehen.<br />
Eine weitere<br />
Karriere hat der<br />
Fairnessbegriff in<br />
Unternehmensleitbildern<br />
von<br />
Konzernen und<br />
Großunternehmen<br />
gemacht. Besonders<br />
bei börsennotiertenUnternehmen<br />
ist es<br />
üblich geworden,<br />
ethische Grundsätze<br />
zu formulieren<br />
und zu veröf-<br />
fentlichen. Schon 1982 sah der damalige DIHT-Präsident<br />
Otto Wolff von Amerongen zahlreiche Parallelen zwischen<br />
Leistungssport und Wirtschaft und appellierte an das Fair<br />
Play-Prinzip im wirtschaftlichen Wettbewerb. In ethischen<br />
Leitlinien von Wirtschaftsunternehmen findet sich deshalb<br />
nicht überraschend häufig das Wort "Fairness" oder das<br />
Adjektiv "fair". So heißt es beispielsweise bei der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Post AG: "Wir werden den unterschiedlichen Interessen<br />
unserer Kunden und Geschäftspartnern durch integeres,<br />
faires und ehrliches Verhalten gerecht", und auf den Web-<br />
Seiten der <strong>Deutsche</strong>n Telekom heißt es: "Wir bekennen uns<br />
zum fairen Umgang mit unseren Wettbewerbern und unterstützen<br />
einen freien und unverfälschten Wettbewerb." Und<br />
die Bayer AG spricht in ihrer Sparte HEALTH CARE von<br />
"fairen Arbeitsbedingungen". Die Aufzählung soll an dieser<br />
Stelle genügen. Die Verbalisierung der Fairness-Thematik<br />
auf den Internet-Seiten von Unternehmen legt natürlich<br />
den Verdacht nahe, dass es sich um einen Aspekt der<br />
Öffentlichkeitsarbeit handelt. Doch auch in der Praxis erheben<br />
Unternehmen immer häufiger den Anspruch der Fairness,<br />
besonders, wenn es um die Vermeidung von Härten in<br />
Einzelfällen geht. Wenn beispielsweise die gesetzlichen<br />
Bedingungen der Gewährleistungsverpflichtung nicht mehr<br />
erfüllt werden, weil vielleicht eine Frist um wenige Tage<br />
überschritten wurde, kann ein Autohersteller dennoch eine<br />
kostenfreie Nachbesserung vornehmen. Er spricht dann von<br />
"Kulanz". Sie trägt sehr ähnliche Züge wie Fairness: Sie ist<br />
nicht einklagbar, erfolgt situativ, spontan und schafft<br />
dadurch einen ethisch-moralischen Handlungsspielraum für<br />
Einzelfallentscheidungen.<br />
Quintessenz: Wie dargestellt wurde, gibt es ein Delta zwischen<br />
expliziten Forderungen der Sportregeln, der allgemeinen<br />
Gesetze oder Regeln des Handels- und Wirtschaftsrechts<br />
und der Intention von Fairness und Fair Play. Diese Lücke<br />
kann nicht durch weitere, feiner verästelte Regularien<br />
geschlossen werden. Auch mehr Schiedsrichter und Videobeweise<br />
im Sport oder die Schaffung weiterer Gesetze und<br />
Ausführungsbestimmungen in der allgemeinen Rechtsprechung<br />
würden nicht weiterhelfen, im Gegenteil: Solche<br />
Maßnahmen würden die Verantwortung und den Handlungsund<br />
Entscheidungsspielraum des Einzelnen, der sich auf<br />
durch Erziehung vermittelte, ethisch-moralische Einsichten<br />
und Normen stützt, eher verengen. Das Gegenteil ist nötig.<br />
Die absolute "Zuständigkeit" für einen fairen Spielbetrieb<br />
oder Wettkampf muss wieder mehr an die Spieler und Akteure<br />
zurückgegeben werden. Fairness ist kein Gefühl, sondern<br />
eine Handlungsweise, die für unsere Zivilisation von grundlegender<br />
Bedeutung ist. Respekt und Höflichkeit gegenüber<br />
fremden Personen oder älteren Menschen beispielsweise<br />
begründen sich ja auch nicht durch eine besondere Zuneigung,<br />
sondern sind eine allgemeine Verhaltensnorm. Die<br />
Forderung muss also lauten: "Weniger Regeln, aber mehr Fair<br />
Play!"<br />
11
Der Kampf gegen Doping gleicht den literarisch überlieferten<br />
nutzlosen Gefechten gegen Windmühlenflügel<br />
eines Don Quichotte. Trotz anderer, sicherlich<br />
wohlmeinender Beteuerungen entfaltet sich eine Endloskette<br />
der größten, nicht gelösten Spitzensportproblematik. Alle<br />
Anstrengungen haben sich in den letzten Jahren überwiegend<br />
auf Dopingkontrollen konzentriert: Ein auffälliges teures und<br />
bürokratisches System wurde entwickelt, das konkurrenzlos<br />
richtig ist, aber in die Tiefen der unheilvollen Strudel gar nicht<br />
vordringen kann. Das dünne Kontrollnetz, das flächendeckend<br />
gespannt wird, hat zu große Maschen. Denn nur wer positiv<br />
getestet wird, kann als Dopingsünder sportrechtlich sanktioniert<br />
werden. Wer allerdings "clever dopt", entweder mit<br />
geringen Dosen (eine kleine Tablette unter der Zunge oder das<br />
im Radsport benutzte Testosteron-Hodenpflaster) oder mit<br />
(noch) nicht nachweisbaren Substanzen und Methoden manipuliert,<br />
erhält negative Befunde und somit Freibriefe, weiter<br />
das Unschuldslamm spielen zu können.<br />
Das heute nicht perfekte System mit seiner Schwarze-Schafe-<br />
Theorie gaukelt vor, der Großteil der Spitzenathleten sei<br />
sauber. Nur einige ertappte Dopingsünder, die bei ihrem<br />
pharmazeutischen Betrug Fehler gemacht haben, stehen als<br />
Sündenböcke am Pranger. Da mit Hilfe von Trainings- und<br />
Wettkampfkontrollen nur wenige Täter überführt werden<br />
können, hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) dafür<br />
gesorgt, dass auch fortgesetzte Meldeverstöße geahndet<br />
werden. Das erscheint auch gerade deshalb suspekt, weil<br />
Unredliche unentdeckt bleiben, die geschickt gedopt, alle<br />
Lücken genutzt, die besten Tricks angewandt oder die cleverste<br />
Verschleierung inszeniert haben.<br />
Doping ist und bliebt ein Katz- und Maus-Spiel zwischen der<br />
heimlichen Entwicklung neuer Betrugsformate und einer<br />
scheinbar perfekten Kontrolle. Die wissenschaftliche Innovationsdynamik,<br />
derer sich Falschspieler bedienen können, siegt<br />
über die schwachen finanziellen Rahmenbedingungen der<br />
Dopingbekämpfer. Die Betrüger mit ihren kriminellen Netzwerken,<br />
in das auch akademischer Sachverstand steckt, sind<br />
den Aufklärern immer mehrere Schritte voraus. Kontrolleure<br />
und Dopingsünder spielen also Hase und Igel. Immer, wenn<br />
die Laborchemiker frohlocken, sie seien auf dem neuesten<br />
Stand, haben die Blender und Schurken im Spitzensport schon<br />
längst ein neues Mittel organisiert.<br />
Im Umfeld der Athleten stecken kriminelle Energie und grenzenlose<br />
Profitgier. Medizinische Produkte, die von Pharmakonzernen<br />
gerade erst in Versuchsreihen entwickelt werden und<br />
noch gar nicht markttauglich sind, und modifizierte Substanzen,<br />
die in Untergrundlabors und Garagen zusammengemixt<br />
werden, ermöglichen ein Dopen unter Radar. Betrogen wird so<br />
geschickt, dass es nicht nachweisbar ist. Ein Beispiel hierfür<br />
lieferte die einstige US-amerikanische Leichtathletin Marion<br />
Jones: Sie gab 2007 vor Gericht Doping zu, zu erdrückend<br />
12<br />
waren die Beweise. Zuvor konnten ihr mit 160 Kontrollen<br />
Manipulationen nicht nachgewiesen werden, weil den Laboratorien<br />
die Referenzsubstanzen der verbotenen Mittel fehlten.<br />
"Leute werden nur erwischt, wenn es irgendwo eine Razzia<br />
gibt", erklärte Ende 2006 der deutsche Triathlon-Profi Faris Al-<br />
Sultan, einer der eifrigsten Antidoping-Aktivisten. "Wenn<br />
jemand bei einer Urinkontrolle erwischt wird, dann sind das<br />
meist Junioren oder Leute aus Randsportarten, die nicht<br />
genug Geld haben, um professionell zu dopen."<br />
Dennoch haben die unterfinanzierten Labors bei der Analyse<br />
von verbotenen Substanzen in den letzten Monaten Fortschritte<br />
vermelden können. Das Wachstumshormon, das<br />
körperidentische Insulin und EPO, selbst der dritten Generati-<br />
Das Katz- und<br />
Maus-Spiel Doping:<br />
Wie die Betrüger immer wieder<br />
die Analytiker austricksen<br />
<strong>Von</strong> Holger Schück<br />
on, sind aufspürbar. Und Mitte März konnten Kölner Antidoping-Forscher<br />
das Gendopingmittel GW1516, das gerade erst<br />
auf die schwarze Liste der verbotenen Substanzen gerückt<br />
war, massenspektrometrisch nachweisen. Zuvor hatten sie den<br />
Wirkstoff S-107 entschlüsselt, der momentan noch in der<br />
klinischen Erprobung als Präparat gegen Herzrhythmusstörungen<br />
ist. Trotz aller Erfolgsmeldungen laufen jedoch die<br />
Dopingjäger dem betrügenden Athleten und seinem hochprofessionell<br />
agierenden Umfeld hinterher. Mit immer neuen<br />
Substanzen und Methoden tricksen die Manipulierer das<br />
Kontrollsystem aus.<br />
"Wir können nicht behaupten, auf Augenhöhe zu sein; das<br />
wäre zuviel behauptet", urteilt Prof. Mario Thevis vom Zentrum<br />
für Präventive Dopingforschung an der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sporthochschule Köln. "Den Vorsprung, den die dopenden<br />
Sportler noch vor einigen Jahren hatten, konnten wir deutlich<br />
verkürzen: dadurch, dass wir uns die Möglichkeiten des<br />
Dopings genauer vor Augen führten. Wir testen nämlich auch
auf Substanzen und Methoden, die eigentlich noch keine<br />
pharmakologische Zulassung haben. Wenn wir uns gedanklich<br />
in die Situation eines dopenden Sportlers versetzen, dann<br />
haben wir Möglichkeiten, die Lücken des Systems zu erkennen<br />
und versuchen sodann, diese zu verschließen."<br />
Doch nicht nur neue Substanzen, auch die Klassiker, also<br />
synthetische anabole Steroide, werden systematisch<br />
geschluckt und gespritzt. So wurden im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele von Peking 2008 einige Sportler überführt, die<br />
das Steroidhormon Methyltrienolon genommen hatten, eine<br />
schon seit 45 Jahren bekannte Substanz, die als Arzneimittel<br />
nie zugelassen war. Bei Methyltrienolon handelt es sich um<br />
ein oral anwendbares Steroid, das bereits 1963 für den Einsatz<br />
bei Tier- und Zellversuchen entwickelt wurde. Es wurde allerdings<br />
nicht zur Marktreife in der Humanmedizin entwickelt,<br />
weil es eines der leberschädlichsten Steroide überhaupt ist.<br />
Vor allem die Designer-Steroide öffnen Einfallstore für<br />
Doping. 2003 flog im US-Bundesstaat Kalifornien der sogenannte<br />
Balco-Skandal auf: Dutzendweise hatten sich Spitzensportler<br />
mit einer neu getunten Variante des Hormonpräparats<br />
Gestrinon gedopt. Vier Wasserstoffmoleküle wurden dem<br />
Mittel hinzugefügt, und schon war das Anabolikum nicht<br />
mehr detektierbar. Heute bieten chinesische Pharmaunternehmen<br />
und andere illegale Forschungsstätten Modifikationen<br />
von vielen gängigen Hormonen an. Die Grundstoffe sind<br />
relativ preiswert zur Weiterverarbeitung einzukaufen; sie<br />
können dann in Untergrundlabors zu Pillen und Tabletten<br />
gepresst werden.<br />
Steroide dieser und anderer Art werden im Dunkelfeld synthetisiert<br />
und modifiziert. Große Angebote hierzu sind im Inter-<br />
net zu finden. So gibt es schon seit sechs Jahren auf dem<br />
Schwarzmarkt eine Abwandlung von Oral-Turinabol, dem<br />
Anabolika-Klassiker aus der DDR. Das Retro-OT schwemmt<br />
aktuell aus Dubai auf den kontinentalen Schwarzmarkt. Primobolan<br />
S, ebenfalls modifiziert, zirkuliert in der Spitzensportszene<br />
genauso wie russisches Dianabol als Designer-<br />
Steroid, also Metalaxyl mit einer Strukturveränderung in der<br />
chemischen Substanz. Diese drei Produkte sind nicht nur in<br />
Fitnessstudios nachgefragt; im Spitzensport finden sie zum<br />
Herandopen an Topleistungen nach wie vor Anwendung.<br />
"Für neue Erythropoetin-Präparate wie CERA und Dynepo<br />
konnten erfolgreiche, effektive Nachweisverfahren entwickelt<br />
werden", macht Prof. Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für<br />
Biochemie der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule Köln, deutlich.<br />
"Problembereiche bestanden und bestehen möglicherweise<br />
noch bei EPO-Analogen, insbesondere EPO-Präparaten, die als<br />
Nachahmerprodukte, Biosimilars, in Ländern wie zum Beispiel<br />
China hergestellt werden. Hierzu konnten allerdings aktuell<br />
die Nachweisverfahren angepasst werden, so dass die Möglichkeit<br />
von Doping mit diesen Substanzen deutlich erschwert<br />
worden ist." EPO der vierten Generation ist noch in der pharmazeutischen<br />
Testphase, wird allerdings wohl schon zu<br />
Dopingzwecken vertickt. Sogenannte Mimetika, die auch die<br />
Ausreifung von roten Blutkörperchen beschleunigen, sind<br />
genauso wenig nachweisbar. Seit Januar ist mit Hermatide,<br />
das noch in der dritten klinischen Phase getestet wird, ein<br />
Präparat auf der Verbotsliste.<br />
Sogenannte Releasinghormone aus der Hirnanhangdrüse und<br />
andere Hypophysen-Hormone, etwa das LH-Hormon (es<br />
fördert im Körper des Mannes die Testosteron-Produktion und<br />
macht ihn männlich), gehören zur breiten Palette des biochemischen<br />
Sportbetrugs. "Das sind alles körperidentische Substanzen,<br />
die in Zukunft mit neuen Techniken analysiert werden<br />
können", erklärt Prof. Wilhelm Schänzer. "Diese sind<br />
allerdings die Modifikation von körperidentischen Substanzen,<br />
und deshalb wird der Nachweis schwierig werden. Wir müssen<br />
unterscheiden, was der Körper produziert und was nicht. Bei<br />
Insulin ist dies nach wie vor nicht möglich. Die Insulintests,<br />
die im Augenblick anlaufen, beziehen sich im wesentlichen<br />
auf synthetische Insuline. Das heißt: Die Athleten haben eine<br />
Möglichkeit, mit der Anwendung von körperidentischen<br />
Substanzen zu dopen." Das Gleiche gilt für verschiedene<br />
Wachstumsfaktoren, IGF-1 (Insulinähnlicher Wachstumsfaktor<br />
1) und LH (Luteinisierendes Hormon): Nachweisverfahren sind<br />
noch nicht in Sicht.<br />
Das Spektrum für Dopingmittel ist breit. So wird in Osteuropa<br />
das sogenannte "blue fluid" als Geheimprodukt hergestellt<br />
und in Bulgarien und Rumänien vertrieben; die "blaue Flüssigkeit"<br />
ist ein rein androgenes Hormon, das sublingual eingenommen<br />
wird: Ein paar Tropfen unter der Zunge, und Sprinter<br />
und Weitspringer werden gepusht. Vier bis fünf Anwendungen<br />
13
kosten auf dem Schwarzmarkt etwa 3.000 Euro. Selbst Präparate<br />
aus der Krebsforschung stoßen in der illegalen Dopingszene<br />
auf Interesse. Unter dem Sammelbegriff PPARS sind mit<br />
AICAR und GW1516 zwei Substanzen, welche die Genexpression<br />
beeinflussen, auf die Antidopingliste gerückt. In Tierversuchen<br />
wurde festgestellt, dass mit ihnen bis zu 47 Prozent<br />
längere Laufzeiten möglich sind. GW1516 ist inzwischen<br />
nachweisbar. AICAR wird auch vom menschlichen Organismus<br />
synthetisiert und kann somit von einer exogenen Zufuhr nicht<br />
unterschieden werden.<br />
In den letzten vier Jahren hat die Analytik große Fortschritte<br />
gemacht. So sind beispielsweise unter der Rubrik "Andere<br />
anabole Wirkstoffe" sogenannte SARMs detektierbar. Diese<br />
Selektiven Androgen-Rezeptor-Modulatoren, die schon klinische<br />
Studien der Phase 2 hinter sich gebracht haben, stehen<br />
seit Januar 2008 auf der Liste. Sie sind zur Anwendung bei<br />
Muskelschwund und Osteoporose entwickelt worden und<br />
zeigen ausschließlich anabole Effekte auf Muskulatur und<br />
Knochen; sie sind also rein synthetische, nicht steroidale<br />
Verbindungen.<br />
Dieses zielgerichtete, zukunftsweisende wissenschaftliche<br />
Vorpreschen ist nicht immer möglich. Zumeist stellen Pharmaunternehmen<br />
neue Substanzen, die sich für einen Missbrauch<br />
im Sport eignen könnten, den Analytikern nicht zur<br />
Verfügung - um ein Durchsickern der Forschungsergebnisse zu<br />
vermeiden, die einen hohen Kapitalaufwand hervorrufen. Die<br />
Kontrolllabors können schließlich gezielt nur nach dem<br />
suchen, was bekannt ist. Deshalb kommen Analytiker wie<br />
Thevis und Schänzer nicht umhin, Stoffe mit Gefährdungspotenzial<br />
selbst "nachzubauen". Dass andererseits immer wieder<br />
noch nicht zugelassene Arzneimittel in der Dopingszene<br />
kursieren, ist als gravierendes Problem von der Pharmaindustrie<br />
noch nicht gelöst worden.<br />
Der Abstand zwischen der Entwicklung von Dopingmethoden<br />
und ihrer Erkennbarkeit hat sich insgesamt gesehen verringert.<br />
Das Risiko, entdeckt zu werden, ist für die Täter durch den<br />
Einsatz intelligenter Trainingskontrollen nach dem Zielfahndungsprinzip<br />
höher geworden. Mittel und Möglichkeiten, dies<br />
zu unterlaufen, sind jedoch schier unbegrenzt. Was dem<br />
Dopingkompetenzzentrum Nationale Anti-Doping-Agentur<br />
(NADA) fehlt, ist die gute Recherche. NADA-Vorstandsvorsitzender<br />
Armin Baumert weist ostentativ darauf hin: "Ideal wäre<br />
es, wenn Undercover-Personal in die Strukturen des Dopings<br />
hineinkäme und, wie bei der richtigen Kriminalität, direkt im<br />
Geschehen erkunden könnte. Dafür ist allerdings die NADA<br />
nicht vorbereitet - auch die WADA nicht, denn dies brächte<br />
juristische Problemstellungen mit sich, die durch uns momentan<br />
nicht angegangen werden können." Eine bessere Kriminalprävention,<br />
die auf eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />
internationalen Polizeibehörden und Zollbehörden setzen sollte,<br />
wäre nötig. V-Leute im kriminellen Doping-Dealing-Milieu, die<br />
14<br />
Interpol zu koordinieren hätte, oder Privatdetektive im Auftrag<br />
von Antidoping-Organisationen könnten Doping-kreative<br />
Strukturen aufdecken, die sodann zu zerschlagen wären.<br />
Augenfällig ist, dass die Antidoping-Forschung weltweit<br />
unterfinanziert ist. Dr. Perikles Simon vom Institut für Sportmedizin<br />
am Universitätsklinikum Tübingen hat im Bundestags-<br />
Sportausschuss deutlich gemacht: Es werde zwar viel über<br />
Doping geredet, aber immer noch zu wenig in Nachweisverfahren<br />
investiert. Der Kampf gegen Doping sei für viele Wissenschaftler<br />
"schlichtweg uninteressant". Perikles Simon:<br />
"Deshalb können zweit- und drittklassige Chemiker und Mediziner<br />
mit nicht detektierbaren Mitteln weitgehend ungestört<br />
dopen. Was wir benötigen, ist die Beteiligung von Experten,<br />
die von außerhalb der Sportmedizin kommen und die Wissen<br />
und Know-how aus der Molekularbiologie und Genetik einbringen.<br />
Diese Wissenschaftler können wir nur für die Antidoping-Arbeit<br />
gewinnen, wenn auch finanziell etwas angeboten<br />
wird. Da die Förderung so schlecht ist, sind sehr viele Spezialisten,<br />
die uns eigentlich helfen könnten, den Spitzensport<br />
sauberer zu bekommen, prinzipiell gar nicht zu erreichen."<br />
Unterfinanziert ist der Haushalt der WADA: Aus dem aktuellen<br />
Volumen von 25 Millionen US-Dollar werden jährlich etwa<br />
sechs Millionen Dollar für die Verbesserung von Nachweisverfahren<br />
ausgeschüttet. Viel zu wenig!<br />
Perikles Simon beschrieb am 18. März 2009 in Berlin, wie er<br />
vor drei Jahren angetreten sei, ein hochsensitives Nachweisverfahren<br />
für Gendoping zu entwickeln, bei dem DNA von<br />
leistungsrelevanten Genen in die Körperzellen der Sportler<br />
eingeschleust wird. Er konnte ein Verfahren entwickeln, mit<br />
dem sich geringste Spuren transgener DNA auch im Blut<br />
nachweisen lassen. Für diesen Forschungsauftrag bekam der<br />
Tübinger Sportmediziner aus Montreal 500.000 Dollar. Die<br />
konsequente Fortführung scheiterte sodann an weiteren<br />
Fördermitteln. Seine Methode des direkten Nachweises hat ein<br />
Jahr nach Veröffentlichung der Patentschrift eine französische<br />
Forschergruppe aufgegriffen. Der endgültige Durchbruch<br />
könnte gelingen, wenn das Geld dafür ausreiche, meint der<br />
junge Wissenschaftler. Schließlich habe er aufstecken müssen,<br />
weil die <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft sein Projekt nicht<br />
habe fördern können - mit dem Hinweis: Dopingbekämpfung<br />
sei Sache des Bundes.<br />
Eine derart bornierte Forschungsverhinderungspolitik ist für eine<br />
konsequente Dopingbekämpfung kontraproduktiv. Sport und<br />
Staat, aber auch Wissenschaft und Wirtschaft sind gefordert,<br />
endlich den Grundstein dafür zu legen, dass die Fäulnis im<br />
Spitzensport entschiedener als bisher bekämpft werden kann.<br />
* * *<br />
Unser Autor Holger Schück, langjähriger verdienter OF-Mitarbeiter,<br />
ist wenige Tage nach Fertigstellung dieses Beitrags<br />
plötzlich verstorben.
Sport ist unsere Leidenschaft!<br />
Am gleichen Strang ziehen, für dasselbe Ziel kämpfen. Teamwork, Fair Play und Spaß an<br />
der Sache: Brillante Erfolge sind immer eine Mannschaftsleistung. Und weil wir wissen,<br />
wie wichtig Teamgeist für jedes Unternehmen ist, sind wir seit Jahren intensive Förderer<br />
des Spitzen-, Breiten- und Behindertensports.
Schlechte Zeiten für schlechte Nachrichten. Wer will<br />
noch vom nächsten Bankencrash lesen, von Bonuszahlungen<br />
in Millionenhöhe für Manager, die versagt<br />
haben? "In den Sportteil schauen wir", hat ein Wirtschaftsmagnat<br />
einmal gesagt, "weil wir uns an Siegen erfreuen<br />
wollen." Der Spitzensport als Launemacher, Erholungsressort<br />
für Erschöpfte, Ablenkung von der Tristesse des Alltags? Aus<br />
und vorbei. In Deutschland wird, 30 Jahre nach der ersten<br />
öffentlichen Debatte, wieder hingeschaut und aufgeschrieben:<br />
Ein Doping-Fall nach dem anderen, Verhaftungen im<br />
benachbarten Österreich, Vorwürfe gegen ehemalige DDR-<br />
Trainer, Schlampereien bei den Dopingkontrollen im Fußball<br />
und - auch die professionellen Gegner haben es schwer -<br />
Pannen im internationalen Anti-Dopingkampf. Der Einsatz<br />
verbotener Substanzen und Methoden ist - wie die Korruptionsfälle<br />
im Handball zeigen - nicht das einzige massive<br />
Problem. Aber das komplizierteste. Doping wollen wohl die<br />
wenigsten. Das behaupten sogar ehemalige Doper wie der<br />
Radprofi Patrick Sinkewitz. Sportler, die zwar mächtig zugelangt,<br />
aber letztlich doch gelitten haben in ihrem Manipulations-System:<br />
Als Patienten der Leistungsmedizin an der Transfusions-Kanüle,<br />
als kleine Lügner in der Wertschöpfungskette,<br />
als von allen Seiten gedrängte Täter.<br />
Die meisten Sportler machen sich inzwischen klein für ihren<br />
Lebenstraum, für Siege in sauberer Umgebung. Dafür haben<br />
deutsche Athleten ohne größeres Murren das größte Überwachungssystem<br />
in der Geschichte des Sports nach dem Ende<br />
der Stasi halbwegs akzeptiert. Seit dem 1.1.2009 gilt der neue<br />
Kodex der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Top-Athleten<br />
gefährdeter Sportarten wie Radfahren oder Leichtathletik<br />
müssen ein Vierteljahr im Voraus ihren jeweiligen Aufenthaltsort<br />
an jedem Tag bekanntgeben. Und nun noch eine<br />
Stunde angeben, in der sie anzutreffen sind. Sie tragen ihre<br />
Daten in das Athleten-Meldesystem ADAMS online ein, auf<br />
das aber nicht nur die Nationalen Anti-Doping-Agenturen,<br />
sondern auch die Internationalen Fachverbände in aller Welt<br />
Zugriff haben. Also zu "Gesundheits-Informationen", wie der<br />
Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium<br />
(BMI) Christoph Bergner kritisch anmerkte. Diese heiklen<br />
Details könnte man unter Umständen dort mitlesen, wo es<br />
für das deutsche Wort "Datenschutz" keine Übersetzung gibt,<br />
geschweige denn gesetzliche Vorschriften. Nicht mal George<br />
Orwell ist das eingefallen.<br />
Ist das nicht kurios? Zunehmend wehren sich die Bürger vor<br />
der Datensammelwut von Wirtschaft und Staat. Im Sport<br />
scheint es gerade umgekehrt. Das BMI hat höchste Bedenken<br />
angemeldet. Bergmann hält das Datenschutzprogramm der<br />
Wada zur Absicherung von ADAMS für nicht ausreichend. Die<br />
Agentur mit Sitz in Montreal bestreitet dies zwar. Aber auch<br />
der Datenschutzbeauftragte in Deutschland sagt ernsthafte<br />
Schwierigkeiten voraus, sollten die Bedenken der Artikelgruppe<br />
29 der Europäischen Kommission im Frühjahr nicht zerstreut<br />
werden. Demnach ist das Wada-Programm mit dem<br />
16<br />
europäischen und dem deutschen Datenschutzrecht nicht<br />
vereinbar. Als Konsequenz dürfte ADAMS allenfalls national<br />
genutzt werden. Damit aber ginge der große Vorteil verloren.<br />
Denn mit ADAMS glaubt die Wada, auffällige Kontrolllücken<br />
weltweit peu á peu schließen und damit weiter Vertrauen<br />
gewinnen zu können. <strong>Deutsche</strong> Sportler beklagen - etwa mit<br />
Blick gen Osten - immer wieder massive Kontrolldefizite.<br />
Mit den begründeten Vorbehalten gegen die weltweite Vernetzung<br />
durch ADAMS offenbart sich das Dilemma des Anti-<br />
Doping-Kampfes. Diese globale Online-Registrierung ist zwar<br />
nicht als Instrument zur Gängelung mündiger Bürger<br />
gedacht, sie entstammt nur der logischen Reaktion auf die<br />
(weiterhin funktionierende) Manipulationsmaschinerie; also<br />
Über das<br />
Doping-Geschehen<br />
und seine teuflischen<br />
Kreisläufe<br />
<strong>Von</strong> Anno Hecker<br />
dem verschärften Kampf gegen jene, die den Sport diskreditieren.<br />
Aber die Nebenwirkung von ADAMS stellt die Verhältnismäßigkeit<br />
in Frage: Darf jeder Athlet mit seinem Aufstieg<br />
in die Sonderklasse des Sports einem Kontrollsystem ausgesetzt<br />
werden, dessen Grundlage der Generalverdacht ist?<br />
Analysten in den Anti-Doping-Laboren kommen mit der<br />
Entdeckung neuer Dopingsubstanzen zwar hinterher. Die<br />
Zusammenarbeit zwischen Unternehmen der Pharma-Industrie<br />
und der Wada haben zur Entdeckung des Epo-Nachfolgers,<br />
dem Blutdoping-Mittel Cera, geführt. Aber die Labor-<br />
Fahnder müssen gleichzeitig zugeben, dass halbwegs kompetente<br />
Chemiker in aller Welt in der Lage sind, Beschleuniger<br />
zu entwickeln, die ihnen vorerst unbekannt sind. Wie aber<br />
kann man nach etwas suchen, von dessen Existenz man nicht<br />
weiß? Ganz zu schweigen von den Problemen, für allseits<br />
bekannte Substanzen und Methoden validierte Nachweisverfahren<br />
zu entwickeln und sie in allen Anti-Doping-Laboren
des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees zu implementieren.<br />
Synacthen nannte der frühere Radprofi Jörg Paffrath in<br />
seinem unbeachteten und von Funktionären wie Trainern<br />
heruntergespielten Geständnis vor der Tour de France 1997<br />
(!), Jan Ullrich gewann, als eines seiner Doping-Mittel. Den<br />
Nachweis für das unter anderem bei multipler Sklerose eingesetzte<br />
Medikament hat das Kölner Anti-Doping-Labor bereits<br />
im August 2007 erbracht. Trotzdem wurde er bei den Sommerspielen<br />
in Peking nicht angewendet. Soviel zum Jagdtempo.<br />
Eine deutliche Annäherung an Doper und ihre Hintermänner<br />
verspricht sich Bayerns Justizministerin Beate Merk dagegen<br />
auf einem anderen Gebiet. Sie versucht, die vor gut zwei<br />
Jahren heftig geführte Debatte um die strafrechtliche Verfolgung<br />
von Dopern zu beleben. Die Juristin ist überzeugt, dass<br />
die Novellierung des Arzneimittel-Gesetzes (AMG) 2007, das<br />
den Besitz nicht geringer Mengen bestimmter Dopingmittel<br />
unter Strafe stellt, dem Anti-Doping-Kampf nichts gebracht<br />
hat. "Ich verstehe nicht, dass immer noch kein Umdenken<br />
erfolgt ist. Ich kann Mediziner, Trainer, Betreuer bestrafen,<br />
wenn sie etwas verabreicht haben. Der Sportler, der bewusst<br />
Dopingmittel nimmt, bleibt außen vor", sagt Frau Merk, "man<br />
muss doch nur mit den Staatsanwälten sprechen, um herauszufinden,<br />
wie unpraktisch das AMG ist. Stattdessen ist den<br />
Ländern der Schwarze Peter zugeschoben worden. Man hat<br />
uns gesagt: ,Richtet ihr doch erst mal Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften<br />
ein, dann wird es gehen.' Aber so funktioniert es<br />
nicht."<br />
Nun hat sie getan, was der organisierte Sport seit Jahren<br />
fordert. Als erstes Bundesland richtete Bayern zum 1. März<br />
eine Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für den Kampf gegen<br />
Doping ein. Allerdings sieht die streitbare stellvertretende<br />
CDU-Vorsitzende diese Entscheidung allenfalls als ersten<br />
Schritt: "Ich habe die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft nicht<br />
eingerichtet in der Überzeugung, dass sie nun dokumentiert,<br />
wie wirksam das novellierte Arzneimittelgesetz sein kann. Ich<br />
habe sie eingerichtet, weil man uns permanent zum Vorwurf<br />
macht, die Überführung von Tätern würde nur scheitern, weil<br />
es diese Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften nicht gibt.<br />
Bitteschön, hier ist sie." Merk schöpft aus ihren Erfahrungen<br />
mit den Ermittlern. Die verstärkte Bereitschaft einzugreifen,<br />
sagte sie, gibt keinem Staatsanwalt mehr Rechte in die Hand,<br />
gegen Doper im Spitzen- wie Amateursport vorzugehen und<br />
dabei die Strukturen frei-, manchen Fluss sogar trocken zu<br />
legen. Der Lauschangriff und die Hausdurchsuchung<br />
bleiben verboten. Andernfalls hätten professionelle<br />
Ermittler zum Beispiel einen positiv<br />
getesteten Radsportler in die Mangel nehmen<br />
können. Einen in der Szene bekannten Athleten,<br />
der angeblich aus dem Bund <strong>Deutsche</strong>r Radfahrer<br />
den Hinweis erhalten hat, sich ein Hodenkrebs-<br />
Attest zu besorgen, um dann vom dringenden<br />
Dopingverdacht freigesprochen werden zu können.<br />
Der BDR bestreitet diese Version. Abgesehen von<br />
den Aussagen zweier glaubwürdiger Ohrenzeugen,<br />
denen der betroffene Sportler die Geschichte<br />
erzählt haben soll, gibt es keine Indizien. Die von<br />
Journalisten für die ARD enthüllte Affäre könnte<br />
im Sande versickern. "Unsere Waffen", sagt ein im<br />
Anti-Doping-Kampf versierter Staatsanwalt, "sind<br />
stumpf." Wer aber kämpft schon gerne auf verlorenem<br />
Posten?<br />
Bayerns Justizministerin hat allerdings wenig<br />
Rückendeckung. Werner E. Klatten, der neue<br />
Vorsitzende der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe, ließ<br />
zwar mehrmals erkennen, dass eine Diskussion über die<br />
Wirksamkeit der Anti-Doping-Bekämpfung erlaubt sein muss.<br />
Ausdrücklich auch über die Frage, ob der Straftatbestand<br />
"Besitz" nicht doch ein geeignetes Mittel ist, saubere von<br />
unsauberen Sportlern zu trennen. Solange aber die Wirkungslosigkeit<br />
von Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften nicht auch<br />
in der Praxis bewiesen ist, werden der organisierte Sport und<br />
das Bundesinnenministerium ihre ablehnende Haltung kaum<br />
aufgeben.<br />
Übertönt wird diese schwierige Thematik von den Nebengeräuschen<br />
des deutsch-deutschen Jubiläums. Zwanzig Jahre<br />
nach dem Fall der Mauer erscheint die Vergangenheit des<br />
Spitzensports Ost präsenter denn je. Wie geht man mit<br />
Trainern um, die ins flächendeckende Doping-System der<br />
DDR verstrickt waren? Immer wieder tauchen Zeugen, Dokumente<br />
auf, die prominente und unbekanntere Sportkameraden<br />
als Dopingexperten entlarven. Bereuen die Enttarnten,<br />
17
entschuldigen sie sich, haben sie in den vergangenen zwei<br />
Dekaden keinen Anlass für Misstrauen gegeben und geloben<br />
sie den ewigen Antidoping-Kampf, dann empfiehlt die eigens<br />
eingerichtete Überprüfungs-Kommission des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) eine Entlastung. Der DOSB<br />
hat diesen Rat im Fall von sechs Leichtathletik-Trainern<br />
angenommen. Sie können fortan in Ruhe weiterarbeiten.<br />
Und die Opfer der ehemaligen Täter? Immerhin werden sich<br />
einige gewürdigt fühlen. Manchen reicht nach Jahren der<br />
Missachtung schon die Anerkennung. Aber für viele kommt<br />
die Reue zu spät. Da hilft auch der hehre Wunsch der Kommission<br />
und des DOSB-Präsidiums nicht weiter. Dass nämlich<br />
"die Haltung derjenigen Trainer in der <strong>Deutsche</strong>n Demokratischen<br />
Republik in angemessener Weise gewürdigt wird, die<br />
zur Verabreichung von Dopingmitteln nicht bereit waren".<br />
Wie soll das möglich sein? Henner Misersky, der Vater der<br />
Biathlon-Olympiasiegerin von 1992, Antje Misersky, ist längst<br />
im Pensionsalter. Sie hatte 1992 vor laufenden Kameras von<br />
den Folgen ihrer Doping-Ablehnung berichtet, von den Konsequenzen<br />
für den Vater, ein leidenschaftlicher Sportler und<br />
Trainer. Misersky ist für seine Haltung hier und da bewundert,<br />
von den Sportkameraden aber ausgegrenzt worden. Einen<br />
angemessenen Job hat er vom vereinigten deutschen Sport<br />
nie erhalten. Weil zu viele alte Kameraden am Ruder blieben?<br />
18<br />
Die Fortsetzung des Spitzensports mit ehemaligen Dopern<br />
wird ein Ergebnis einer wissenschaftlichen "Aufarbeitung des<br />
Dopinggeschehens in Ost und West" sein, wie sie der DOSB<br />
anstrebt. Sie ist so notwendig wie gefährlich. Denn nach der<br />
Auswertung der ergiebigen Stasi-Akten muss die Schieflage<br />
zwischen Ost und West zur Befriedung begradigt werden.<br />
Zweifellos hat der Westen auf die Anabolika-Monsterproduktion<br />
im Osten reagiert und umgekehrt. Das gesamte Ausmaß<br />
in der Bundesrepublik ist aber auf Grund der vergleichsweise<br />
dünnen Aktenlage kaum beweisbar. Mal abgesehen von<br />
interessanten Nachlässen. Es sei denn, die Heroen der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele von München 1972, von Montreal und Innsbruck,<br />
Los Angeles wie Sarajevo, Seoul und Calgary bis zur<br />
Verjährungsgrenze Sydney (2000) erzählen endlich öffentlich,<br />
was sie allenfalls hinter vorgehaltener Hand ausplaudern.<br />
Vermutlich wäre die Erschütterung kaum auszuhalten. Allerdings<br />
schweigen potenzielle Mitwisser. Insider wie der ehemalige<br />
Olympiaarzt Dr. Georg Huber oder der Bundestrainer<br />
im Radfahren, Peter Weibel, verweigern sich. Dabei könnten<br />
sie erklären, wie es funktioniert hat. Man würde erkennen,<br />
was nötig ist, um manche Sportarten von einem teuflischen<br />
Kreislauf zu befreien: Denn wie kann man von einem ehemaligen<br />
Doper, der die Manipulation als systemimmanente<br />
Notwendigkeit kennenlernte, ernsthaft erwarten, dass er als<br />
Trainer einen überzeugenden Antidoping-Kurs fährt?
OF: Sie sind 58 Jahre alt, Präsident des Ski-Verbandes Schwarzwald-Nord,<br />
Diplom-Kaufmann und arbeiten als Managing Director<br />
bei der <strong>Deutsche</strong>n Bank. Wie verschlägt es einen Banker zur Nationalen<br />
Anti-Doping-Agentur (NADA) und in den Kampf um einen<br />
sauberen Sport?<br />
HÖLZ: Der erste Kontakt kam zustande, als vor Gründung der NADA<br />
der damalige Innenminister Otto Schily und Manfred von Richthofen,<br />
der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes (DSB), um Unterstützung<br />
aus der Wirtschaft baten. Deren gemeinsames Schreiben war<br />
damals bei mir als Verantwortlichen für Nachhaltigkeits-Fragen bei<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Bank gelandet. Ich hatte unserem Vorstand geraten,<br />
dass wir uns an der NADA beteiligen sollten. Das hat die <strong>Deutsche</strong><br />
Bank dann ja auch getan. Auch ich selbst habe mich eingebracht.<br />
Nachhaltigkeit beinhaltet auch Transparenz, den Ausgleich von<br />
Interessen und Verständnis für die Auffassungen anderer. Genau in<br />
diesem Sinne verstehe ich mich bei der NADA in der Rolle eines<br />
Moderators, der die verschiedenen Stakeholder zusammenführt.<br />
Letztendlich ist der Kampf gegen Doping nichts anderes als das<br />
Zusammenspiel zwischen Politik, Sport und Zivilgesellschaft - auch<br />
ein Spiegelbild für die Zusammensetzung des Kuratoriums der<br />
NADA.<br />
OF: Seit etwa viereinhalb Jahren stehen Sie an der Spitze des<br />
NADA-Kuratoriums. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?<br />
HÖLZ: Wir haben die NADA in dieser Phase absolut stabilisiert. Das<br />
gilt für die wirtschaftliche wie für die inhaltliche Seite mit ihren<br />
beiden Säulen Kontrollen und Prävention. Wobei ich der Auffassung<br />
bin, dass das Kontrollsystem eine bisher vielleicht zu wenig beachtete<br />
präventive Kraft in sich birgt. Mit der Verbesserung des Kontrollsystems<br />
ist nicht nur eine höhere Abschreckung verbunden. Das<br />
bedeutet zugleich einen Lernprozess und mehr Erfahrung im<br />
Umgang mit diesem System - für mich eindeutig präventive Komponenten.<br />
OF: Erschreckt es Sie sehr, dass der Fußball-Weltverband Fifa und<br />
der europäische Fußballverband Uefa das neue Meldesystem der<br />
Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ablehnen?<br />
HÖLZ: Dieses Verhalten ist unmöglich und nicht akzeptabel. An<br />
dieser Stelle kann man die unnachgiebige Position der WADA nur<br />
unterschreiben und hoffen, dass die Fußballverbände umschwenken.<br />
Glücklicherweise gibt es von Seiten des <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bundes<br />
durchaus positive Signale, die sich mehr an unseren Auffassungen<br />
bei der NADA orientieren.<br />
OF: <strong>Von</strong> Seiten des Fußballs wird moniert, dass "teilweise massiv ins<br />
Privatleben eingegriffen" werde…<br />
HÖLZ: Wenn man sich entscheidet, Spitzensportler zu werden oder<br />
den Sport als Beruf auszuüben, dann muss man natürlich auch mit<br />
den Konsequenzen leben. Das gilt in meinem Umfeld als Banker und<br />
in Bezug auf meinen Arbeitgeber ganz genau so. In bestimmten<br />
Funktionen muss man sich auf bestimmte Regularien einlassen, das<br />
ist nun einmal so. Okay, diese neue Einstunden-Regel ist wirklich<br />
hart. Wir hatten versucht, das im Konzert mit dem Bundesinnenmi-<br />
"Die Einstundenregel im Anti-Doping-Kampf<br />
ist meines Erachtens schon sehr heiß"<br />
Hanns Michael Hölz, Kuratoriumsvorsitzender der NADA<br />
20<br />
nisterium und mit dem <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund zu<br />
verhindern, waren aber in diesem Punkt nicht erfolgreich. Vielleicht<br />
lässt sich da noch Einiges nachjustieren.<br />
OF: In Brüssel beschäftigt sich inzwischen die EU-Kommission mit<br />
der Frage, ob der Anti-Doping-Kampf in der jetzigen Form mit den<br />
Persönlichkeitsrechten vereinbar ist. Macht Ihnen das angst?<br />
HÖLZ: Nein, deshalb wird mir nicht gleich angst und bange. Vielleicht<br />
weil ich es gewohnt bin, in meinem Beruf mit Risikoprozessen<br />
umzugehen. In Bezug auf Deutschland würde ich mir zum Beispiel<br />
sogar wünschen, dass von Seiten einer Obersten Gerichtszuständigkeit<br />
einmal geprüft wird, ob das WADA-Meldesystem gegen Persönlichkeitsrechte<br />
verstößt. Dass sich bei der EU-Kommission nun eine<br />
eigene Arbeitsgruppe mit diesem Thema befasst, auf deren Bericht<br />
wir im Übrigen gespannt warten, das ist Teil der Globalisierung.<br />
Damit müssen wir leben, das muss man ganz nüchtern sehen.<br />
Solche regulativen Prozesse können nützlich sein und zur Klärung<br />
der Rahmenbedingungen beitragen. Wir brauchen ja nicht gleich<br />
Verträge mit 1000 Seiten Inhalt, doch solche in komprimierter Form,<br />
die justitiabel sind. Dann muss uns nicht bange sein, weil es schließlich<br />
immer um einen Ausgleichsprozess geht. Die Regulation gilt<br />
letztlich immer dem Ausgleich zwischen den persönlichen Interes-<br />
OF-INTERVIEW
sen der Athleten und den Ansprüchen des weltweiten Kampfes<br />
gegen Doping, wobei der Schutz der sauberen Sportler eindeutig im<br />
Zentrum aller Bemühungen steht. Das wird zuweilen in der Diskussion<br />
vergessen.<br />
OF: Angenommen, die EU käme zu der Auffassung, die Persönlichkeitsrechte<br />
der Athleten wiegen schwerer als das Bemühen um<br />
einen sauberen Sport - was dann?<br />
HÖLZ: Das würde den Kampf gegen Doping natürlich nicht gerade<br />
leichter machen. Aber deswegen würde die NADA keineswegs in ein<br />
"schwarzes Loch" fallen und müsste alle Bemühungen einstellen.<br />
Nüchtern betrachtet, hieße das: Die Sportler müssten innerhalb des<br />
Kontrollsystems nicht mehr in der Weise verfügbar sein, wie es<br />
derzeit der Fall ist. Das würde doch nicht automatisch ein Ende<br />
effektiver Doping-Kontrollen bedeuten. Im Gegenteil müssten wir<br />
dann kreativ sein und andere Instrumente stärken, um die eingeschränkteKontrollverfügbarkeit<br />
der Sportler wieder<br />
auszugleichen.<br />
OF: Woran denken Sie?<br />
HÖLZ: Zum Beispiel,<br />
indem wir uns stärker<br />
darum bemühen, von<br />
großen Pharmaunternehmen<br />
Informationen über<br />
die Wirkungsweise neuer<br />
Präparate zu erhalten und<br />
auf diese Weise einen<br />
zeitlichen Vorlauf bekommen.<br />
Auch bei Sportärzten<br />
und Allgemein-Medizinern<br />
gibt es noch Informationsbedarf.<br />
Jeder Patient sollte gleich bei der Anmeldung gefragt<br />
werden, ob er Sportler ist Das sollte bei der Anamnese zu den<br />
Standardfragen gehören, damit der Arzt genau weiß, mit welch<br />
fatalen Konsequenzen eine falsche Medikamentierung bei einem<br />
Sportler verbunden sein kann. Eine weitere Reserve sehe ich in der<br />
verbesserten Aufklärungsarbeit in Schulen. Kenntnisse über den<br />
Umgang mit dem Meldesystem und allen anderen Regeln sollten<br />
für junge und potenzielle Leistungssportler noch regelmäßiger<br />
schon im Unterricht, im Verein oder im Olympiastützpunkt vermittelt<br />
werden.<br />
OF: Mancher kritisiert den hohen Grad der Kommerzialisierung im<br />
Spitzensport als eigentliche Triebfeder für Manipulationen und<br />
Betrug.<br />
HÖLZ: Die Kommerzialisierung zurückzudrehen, das wird meines<br />
Erachtens nicht funktionieren. Die langfristige Strategie im Kampf<br />
gegen Doping kann meines Erachtens nicht ausschließlich auf die<br />
Spitze abzielen, sondern es sind die Veränderungen von unten, die<br />
wir unbedingt brauchen. Es gilt, die Werte des Sports zu betonen,<br />
präventive Arbeit an der Basis zu leisten und so nach und nach<br />
neue Sportler-Generationen zu erziehen. Das ist für mich kein<br />
Kampf gegen Windmühlen. Durch meinen engen Kontakt zum<br />
OF-INTERVIEW<br />
Beirat der Athleten weiß ich sehr genau, dass sie hohe Leistungen<br />
vollbringen, aber Erfolge auf fairem, ehrlichem Wege erzielen<br />
wollen. Das ist genau die vorbildliche Einstellung, die unseren<br />
höchsten Respekt verdient. Ich habe das Gefühl, in dieser Richtung<br />
gibt es mehr und mehr eine Neujustierung.<br />
OF: Wo liegen für Sie persönlich im Kampf gegen Doping die<br />
Grenzen des Vertretbaren?<br />
HÖLZ: Die Einstundenregel ist, wie gesagt, meines Erachtens schon<br />
sehr heiß. Drei Monate vorher genau den Aufenthaltsort für eine<br />
bestimmten Stunde zu benennen, das ist natürlich schon an der<br />
Grenze des Zumutbaren, auch wenn es das Meldesystem erlaubt, bis<br />
unmittelbar vor der besagten Stunde darüber zu informieren, dass<br />
sich der Aufenthaltsort geändert hat. Wenn ein Athlet jedoch ein<br />
Recht darauf hat, kurzfristig über Abweichungen von seinen<br />
ursprünglichen Angaben zu informieren, dann müssen die technischen<br />
Systeme natürlich weltweit erreichbar und überall hundertprozentig<br />
funktionsfähig sein. Dass mittlerweile im Notfall auch<br />
eine Meldung per SMS möglich ist, macht es für die Sportler leichter.<br />
Natürlich brauchen die Athleten auch Informationen darüber,<br />
wer Zugriff auf welche ihrer persönlichen Daten hat. Neben diesen<br />
sozialen Aspekten gibt es für mich noch medizinische. Wir gehen<br />
dann zu weit, wenn wir mit unseren Kontroll-Mechanismen die<br />
Gesundheit der Sportler gefährden. Vorschläge, Athleten gleich<br />
einem Bypass einen Chip unter der Haut einzupflanzen, um eine<br />
ständige Übertragung von Daten zu gewährleisten, das geht eindeutig<br />
zu weit. Die persönliche Integrität und die Gesundheit der<br />
Athleten müssen gewahrt bleiben.<br />
OF: Wie lange wollen Sie noch bei der NADA an Bord bleiben?<br />
HÖLZ: Meine aktuelle Amtszeit reicht bis zum Jahr 2010, aber ich<br />
werde dann keinesfalls amtsmüde sein. Es gibt in dieser wichtigen<br />
Funktion noch viel zu bewegen, meine Ziele sind klar definiert.<br />
Unter dem Dach der NADA sollen künftig neben den Trainings- auch<br />
die Wettkampfkontrollen durchgeführt werden. Wir müssen in<br />
Kooperation mit der Pharma-Industrie klären, wie es mit der Forschung<br />
eingeschätzt wird. Es gilt nach wie vor, privates Geld zu<br />
generieren und vielleicht Mäzenaten aus der Privatwirtschaft zu<br />
finden, und wir müssen zu international vergleichbaren Maßstäben<br />
im Anti-Doping-Kampf kommen. Das haben wir WADA-Präsident<br />
John Fahey kürzlich bei seinem Besuch in Bonn mit auf den Weg<br />
gegeben. Den Schlüssel für die Vereinheitlichung der Standards hält<br />
das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee in der Hand. Wir können<br />
nicht weiterhin warten, dass überall in der Welt gleiche Maßstäbe<br />
angelegt werden. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen,<br />
natürlich müssen die Entwicklungsländer die Möglichkeit haben,<br />
sich an diese Standards heranzuarbeiten, aber irgendwann muss<br />
diese Übergangsphase ein Ende haben. Dieses Zeitfenster kann das<br />
IOC leicht öffnen. Es müsste nur vorgeben, dass die Teilnahme aller<br />
Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees an <strong>Olympische</strong>n Spielen an die<br />
Voraussetzung geknüpft ist, dass der aktuelle WADA-Code in den<br />
jeweiligen Ländern auch im Kontroll-Alltag umgesetzt wird. Warum<br />
sollte das nicht schon bis zu den nächsten Sommerspielen 2012 in<br />
London der Fall sein?<br />
Das Interview führte Andreas Müller<br />
21
Mit dramatischen Trailern zwischen den Werbespots<br />
wird auf das Spiel hingewiesen, in Nachrichtensendungen<br />
über die Bedeutung der Begegnung sinniert.<br />
Hallo? "Is' etwa schon Weltmeisterschaft?", möchte man mit<br />
Kaiser Franz verwundert fragen, angesichts des medialen Aufwands<br />
vor dem Länderspiel gegen Liechtenstein. Nee, es ist keine<br />
WM, sondern erst ein Qualifikationsspiel für Südafrika.<br />
Falsch: Früher war es einmal ein schlichtes Qualifikationsspiel<br />
gegen einen - wie man arrogant zu sagen pflegte - Fußballzwerg,<br />
den man mit Links besiegte (oder auch nicht). Doch nun<br />
ist es ein Event: Über alles drum herum wird berichtet, sogar der<br />
Fitnesstest der potenziellen DFB-Kicker wird übertragen, natürlich<br />
bleibt das ärztliche Bulletin ebenso wenig aus wie die obligatorische<br />
Pressekonferenz. Warum dies alles? Spielen die<br />
wirklich so schlecht, dass man Ablenkungsmanöver braucht?<br />
Nicht nur im Fußball - auch bei anderen Sportarten wird aus<br />
einem normalen Wettbewerb ein Event.<br />
Tonausfälle etwa bei DFB-Pressekonferenzen würden manchmal<br />
gut tun, denn selbst der geneigteste Sportfan kann es nicht<br />
mehr ab, wenn er zum siebenundneunzigsten Mal die Frage hört,<br />
welchen Einfluss die Befindlichkeit von Ballack auf die Stimmung<br />
in der Mannschaft oder sonst was hat. Oder ob Manager<br />
Oliver Bierhoff und Michael Ballack sich wirklich wieder lieb<br />
haben oder...? Dass da Ruhe bewahren oft nicht ganz leicht ist,<br />
lässt sich an den Gesichtern der Protagonisten dort vorne auf<br />
der Bühne erkennen - die Kamera ist dicht dran und lässt die<br />
Philosophie? Welche Philosophie?<br />
<strong>Von</strong> Bianka Schreiber-Rietig<br />
wahren Gedanken etwa eines auf dem Kiefer malmenden Bundestrainers<br />
ahnen.<br />
Fragen des Sportjournalisten - oft eine Qual für die Befragten,<br />
eine Nerv tötende Tortur für Sportfans und wohlgesinnte<br />
Zuschauer. Was soll man unmittelbar nach einer Niederlage<br />
sagen, außer, dass man gerne gewonnen hätte. Frage: "Ihre<br />
Spielphilosophie ging aber heute nicht auf oder?" Welche Philosophie<br />
bitte? Philosophie bedeutet "Streben nach Erkenntnis des<br />
Zusammenhanges der Dinge in der Welt."<br />
Wo ist da aber beim Kicken der philosophische Ansatz im eigentlichen<br />
Sinn? Ja, Sportverbände oder Profivereine haben natürlich<br />
eine Philosophie, die da heißt: Oben mitmischen bedeutet nicht<br />
nur Erfolg haben, sondern dafür auch Kohle absahnen. Profitmaximierung<br />
als Mogelpackung "homo ludens". Das haben kühne,<br />
schlitzohrige Manager und Fernsehleute tatsächlich schon lange<br />
umgesetzt. Brot und Spiele als Unterhaltungsgarant und spru-<br />
22<br />
delnde Geldquelle. Der Doppelpass zwischen öffentlich-rechtlichen<br />
Anstalten, Privaten und Sportorganisationen funktioniert<br />
auf dieser Ebene ausgezeichnet - und die Symbiose zwischen<br />
Sport und Sendern gedeiht und gedeiht.<br />
Manchmal zur Freude des Sportfans. Etwa des Fußballfreundes,<br />
der begeistert ist, wenn die Spiele in den europäischen Wettbewerben<br />
auch noch während der Woche übertragen werden. Die<br />
Spiele wohlgemerkt. Das Drumherum, nee, eher nicht. Wen interessiert<br />
es, ob der Bremer Diego ein Techtelmechtel mit einer<br />
Sängerin hat. Oder Schweini mit seiner Freundin auf dem Sofa<br />
knutscht. Oder Podolski in der Nase bohrt. "Langweilig", würde da<br />
Homer Simpson, unsäglicher Vater und Sportfan der gleichnamigen<br />
Comicserie den Sender auf jeden Fall lautstark wissen lassen.<br />
Doch wenn Poldi während des zweiten WM-Qualifikationsspiels<br />
gegen Wales - das natürlich auch vor dem<br />
Anstoß wieder rauf und runter durchleuchtet wurde,<br />
seinem Kapitän eine langt, dann würde man da schon<br />
mal wissen wollen, warum das ohne Folgen blieb. Grob<br />
unsportlich nennt man das. In den Nachrichtensendungen<br />
war diese "Watschn" nach G-20 Gipfel und<br />
Bahnskandal Top drei, doch der DFB war mit einer Entschuldigung<br />
von Podolski zufrieden. Der Fan reibt sich verwundert die Augen:<br />
"Das war`s? Sonst machen sie doch auch jede Menge Wirbel. Und<br />
hier? Schönes Vorbild. Beim nächsten Schülerspiel wird Kevin<br />
Mehmet auch eine scheuern, wenn er rummeckert."<br />
Vorbilder. Ja, die gibt es nicht nur auf dem Rasen, sondern auch<br />
in den Loipen, auf Pisten oder auf den Sprungschanzen dieser<br />
Welt: Die jungen Männer und Frauen, die da von November bis<br />
Ende März oder noch länger (Eishockey) von Wettbewerb zu<br />
Wettbewerb gehetzt werden. Und das Fernsehen ist immer<br />
dabei. Heile Welt allerorten, und wenn es nicht ganz so läuft,<br />
dann wird sie halt künstlich hergestellt. Die kernigen Jungen und<br />
Madeln erkennt man in den sonnigen Portraits zwischen ihren<br />
verhunzten oder erfolgreichen Starts kaum ohne Helm und<br />
Pudelmütze, wenn sie verträumt über sommerliche Almwiesen<br />
schlendern oder auf heimischen Seen im hohen Norden mit dem<br />
Kanu paddeln. Schön ist es.
Die Unterhaltungsware<br />
Sport und ihre mediale<br />
Inszenierung oder<br />
Verramschung<br />
Und dann Bildschirm-Gehetze durch diese weiße Spur, die<br />
manchmal zum Elend für die Protagonisten wird, weil sie zu<br />
weich, zu rutschig, zu stumpf - einfach mistig ist. Und dann bei<br />
den Biathleten dieser unselige Wind von der falschen Seite, die<br />
Ladehemmung, der Fehlschuss und die unsägliche Strafrunde.<br />
Oder der verdammte Kampf durch diese Stangen auf dem<br />
schwierig gesteckten Hang und die wahnsinnigen Geschwindigkeiten,<br />
mit denen die Abfahrer die extra eisigen und steilen<br />
Pisten hinunter jagen - wo ein kleiner Fehler über Sieg oder<br />
Niederlage, Zieleinlauf oder Krankenhaus entscheiden kann.<br />
Oder wenn die jungen Männer über die Schanze abheben und<br />
wieder der Aufwind fehlt, Dauerschneefall oder Winde über<br />
Abbruch und somit eventuell den Sieger entscheiden. Die<br />
Dramatik dieser Sportarten kommt selten rüber, dafür wird zu<br />
oft und um jeden Preis übertragen. Da werden Wettbewerbe in<br />
die Länge gezogen und Risiken in Kauf genommen, weil Sponsoren<br />
und Sender sonst sauer wären, gar auf ihre vertraglichen<br />
Rechte pochen könnten. Da werden mit Schwafelrunden Jury-<br />
Entscheidungen überbrückt, die jeden, auch den Fan, zum<br />
Abschalten zwingen.<br />
Dann alles wieder eitel Sonnenschein - und kaum drehen die<br />
Athleten brav Runde um Runde, da platzt die Dopingbombe. Da<br />
wird nun der erfolgreiche Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich<br />
von seiner DDR-Vergangenheit eingeholt. Fast verschämt wird<br />
pflichtgemäß berichtet - mehr in den Nachrichtensendungen als<br />
in Sportstudios. Ball bloß flach halten - sich nicht die guten<br />
Connections kaputt machen. Schon 1989 war Ullrich deshalb<br />
Thema beim Skiverband und im Bundesinnenministerium. Ob<br />
Sponsoren oder Zuschauer - wenn juckt denn Doping? Das<br />
gehört dazu zum modernen Gladiatorentum. Wird uns ja vorgeführt,<br />
etwa im Radsport, wo nach Empörung sich nun alles<br />
wieder beruhigt hat. Außer gerade in Österreich - da ermittelt<br />
nach den Geständnissen einer Triathletin und eines Radlers nun<br />
wieder die Staatsanwaltschaft.<br />
Dass nicht nur mit dem Griff in die Medikamentenkiste betrogen,<br />
sondern auch mit Geld manipuliert wird - das erleben wir<br />
gerade im Handball, das hatten wir im Fußball. Geld regiert auch<br />
den Sport, lernen wir wieder einmal - in mehrfacher Hinsicht.<br />
Nicht nur Schiedsrichter, Spieler, Funktionäre Trainer werden<br />
eingekauft. Da legen sich etwa russische Millionäre oder arabische<br />
Scheichs eine Mannschaft oder einen Rennstall zu - und<br />
niemand findet das anstößig - nicht einmal unter dem Aspekt<br />
Chancengleichheit oder Fair Play. Warum auch? Die Weltwirtschaftskrise<br />
beweist, was wir schon immer wussten: "Money<br />
makes the world go round", und das gilt auch ganz besonders<br />
für den Sport. Doch nur solange ein Event das andere jagt,<br />
Superlative das Mindeste sind - wie immer dann Leistungsniveau<br />
oder Darbietung auch aussehen mögen. Wir werden in<br />
Berlin die Leichtathletikweltmeister bejubeln, werden feiern, die<br />
Sprint-Dollarstars bewundern, die zwanzig Meter vor dem Ziel<br />
zu aller Verwunderung noch mal Gas geben, als hätte es die<br />
Meter vorher nie gegeben. Kugeln, Speere, Hammer und Disken<br />
werden auf Rekordweiten katapultiert, als wäre das die leichteste<br />
Übung. Reporter und Kommentatoren werden sich wieder vor<br />
Begeisterung überschlagen und nette Anekdötchen über Stars<br />
und Sternchen erzählen.<br />
Und dann stehen die Akteure, Luft schnappend vor dem Mikrofon,<br />
das ihnen kumpelhaft oder bewundernd der Reporter mit<br />
einem "Herzlichen Glückwunsch - wie haben Sie das gemacht?"<br />
unter die Nase hält. Blöde Frage! "Mit ausreichend Training und<br />
gutem Timing. Und ich grüße meine Oma und danke meinem<br />
Meerschweinchen." Oder wenn es schief geht: "Was ist denn<br />
nicht so gelaufen?" Vielleicht der Athlet die Athletin? Oder was<br />
anderes hat nicht so hingehauen... Und dann blickt die Kamera<br />
in die traurigen Dackelaugen. Und wendet sich mit Freude dem<br />
nächsten Event zu: Boxen. Da sitzen sie nun, die Halbseidenen<br />
mit den Halbpromies und ein paar wirklichen prominenten<br />
Boxfans dicht und menschelnd. Mancher und manche vergessen<br />
sich im Anfeuerungsfieber. Das elektronische Auge hat alles im<br />
Visier. Auch Kirmeskämpfe werden promotet, als ob es um den<br />
Weltmeistertitel ginge. Und das bekommt dem Boxsport ebenso<br />
wenig wie dem übertragenden Sender.<br />
Aber wen interessiert das? Auch die Formel 1 dreht wieder ihre<br />
Runden, obwohl kein Mensch - nicht einmal die Beteiligten -<br />
bisher das neue Reglement begriffen hat. Und obwohl wieder in<br />
Malaysia das Rennen abgebrochen werden musste, weil - auch<br />
nicht zum ersten Mal - überraschend gerade zu dieser Zeit<br />
Monsunregenfälle niedergehen. Überhaupt das Wetter und diese<br />
Klimaveränderung. Es schmeißt Wettkampfkalender und Zeitpläne<br />
durcheinander. Behaupten die Veranstalter. Wer sich mit<br />
Meteorologen eingehend unterhielte, käme vermutlich nicht auf<br />
die Idee, immer noch am Saisonabschluss für die Nordischen im<br />
März in Skandinavien festzuhalten. Wetterfrösche haben da ihre<br />
Erfahrungswerte - ebenso wie Sportler.<br />
"Wir müssen das erst einmal analysieren", ist ein gern gesagter<br />
Satz von Trainern, wenn Niederlagen eingefahren wurden,<br />
Taktiken nicht griffen, die Umstände nicht stimmten. Der Satz<br />
sollte für Funktionäre, aber auch für Fernsehmacher nicht nur<br />
eine Phrase, sondern Handlungsanweisung sein.<br />
23
Viele Fans sind müde, überfüttert vom manchmal täglichen<br />
Übertragungswust, von Wintersportarten, die zu Ganzjahressportarten<br />
mutierten, monotonen Tennisturnieren, öden Radveranstaltungen<br />
oder gähnend langweiligen Reitturnieren. Masse<br />
statt Klasse ist geboten. Krisenzeiten. Auch der Sport spürt sie<br />
schon, und der Hochleistungssport wird sie sicher noch mehr zu<br />
spüren bekommen - das Geld sitzt bei kleinen wie großen Unternehmen<br />
nicht mehr so locker. Und auch Ministerien halten die<br />
Hand auf der Kasse. Krise als Chance - halten wir es mit US-<br />
Präsident Barack Obama. Was in diesem Fall heißt: Es geht auch<br />
eine Nummer kleiner.<br />
Und besinnen wir uns auf die einst "herrlichste Nebensache der<br />
Welt". Denn der Sport und seine - vor allem passiven - Vertreter<br />
nehmen sich zu wichtig. Die Folge davon ist, dass der Sport und<br />
mit ihm auch der Sportjournalismus noch gegen eine zweite<br />
Krise zu kämpfen hat - die Sinnkrise. Was wollen wir? Sport ist<br />
Fangen wir mal da an, wo <strong>Olympische</strong>s Feuer leuchtet,<br />
und nicht mit jenen Ärgernissen, die derzeit so viel<br />
Dunkel auf "den Sport" werfen: Biathlon zum Beispiel -<br />
was für ein Sport! Ich sehe sie immer wieder vor mir, die letzten<br />
echten Kerle in Wald und Schnee, Kilometer um Kilometer,<br />
"Gewehr über", auf der Spur des Wildes. Und dann der Triumph:<br />
Gesehen, geschossen, getroffen und wieder eine Trophäe fürs<br />
Wohnzimmer.<br />
Erfolgreiche Laborversuche und<br />
permanente Gefährdungen<br />
<strong>Von</strong> Günther von Lojewski<br />
Laufen, das entspricht einem menschlichen Urinstinkt und<br />
jagen auch. Beides zusammen ist Biathlon. Und wenn auch der<br />
Begriff der griechischen Mythologie entstammt, so ist die<br />
Sportart doch erst nach dem 2. Weltkrieg mit Weltmeisterschaften<br />
und <strong>Olympische</strong>n Spielen in unser Bewusstsein gedrungen.<br />
Heute ist Biathlon, ausweislich seiner "Quoten", einer der Magneten<br />
auf deutschen Bildschirmen; selbst im Hauptprogramm,<br />
gleichauf mit "Tagesschau" und "Tatort", Carmen Nebel und<br />
RTLs "Superstar". Die Anbieter reißen sich um die Übertragungsrechte.<br />
Das ist noch nicht lange so. Ich entsinne mich, wie<br />
dieser Sport gleich einem Mauerblümchen in den Nischen der<br />
Fernsehprogramme darbte. Programmbeobachtungen im Auftrag<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes ergaben noch Anfang dieses<br />
Jahrzehnts in ARD und ZDF eine Medienpräsenz von durch-<br />
24<br />
zur Unterhaltungsware verkommen oder wird oft nur als Mittel<br />
zum Zweck betrieben. Und wir, auch wir Sportjournalisten,<br />
sprechen so gerne von der Leichtigkeit des Spiels und des Sports<br />
und transportieren die Worthülsen der Funktionäre von Werten<br />
und Idealen, die sie als Nebelkerzen werfen, um von bestimmten<br />
Gebaren abzulenken, oft leichtfertig weiter. Ende der Scheinheiligkeit!<br />
"Markt oder Tempel?" forderte einst Baron Pierre de<br />
Coubertin eine Entscheidung von der neuen olympischen Bewegung.<br />
Beim Ethik-Seminar des Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
von Deutschland vor genau 20 Jahren (April 1989) in Hannover<br />
sagte die ehemalige Schwimmerin und Trainerin Ursel Wirth-<br />
Brunner: "Im Augenblick scheinen die Ziele des Hochleistungssports<br />
ins Grenzenlose zu führen. Wir müssen daher versuchen,<br />
den Sport wieder in feste Bahnen zu lenken, die notwendigen<br />
Grenzen abzustecken und ethische Werte klar zu formulieren.<br />
Eine neue Gesinnung ist nötig." Es gibt Wahrheiten, die gelten<br />
Jahrzehnte später noch immer.<br />
schnittlich 84 Minuten - im Jahr. Live-Übertragungen gab es<br />
nur im Traum.<br />
Freilich, die Biathleten selbst waren daran nicht schuldlos. Da traf<br />
sich einst, irgendwann und irgendwo zwischen Wind und Wetter<br />
und unter Ausschluss der Öffentlichkeit, eine verschworene<br />
Gemeinde von Überzeugungstätern. Einer nach dem anderen<br />
wurden sie ins Rennen "abgeschossen", verschwanden im Wald,<br />
nur selten waren sie zu sehen auf ihren langen Runden,<br />
ab und zu drangen ein paar laute Zurufe und ein<br />
Stöhnen herüber, dann auch Schüsse, ohne dass zu<br />
erkennen war, wem sie galten und was sie trafen. Und<br />
erst lange danach, wenn auch der Allerletzte im Ziel<br />
war, bekam der verehrte Zuschauer mitgeteilt, wer<br />
gesiegt hatte und warum.Biathlon kam ins Labor.<br />
Marktforscher, Marketing-Experten, Medienmacher<br />
analysierten Stärken und Schwächen und die Wünsche<br />
des Publikums. Bis, wie ein Homunculus aus der<br />
Retorte, ein völlig anderes Produkt herauskam, fit für das Medien-<br />
Zeitalter, durchgestylt und garantiert gewinnbringend.<br />
Da wurde - "man nehme" - zuerst Wald abgeschlagen - auf dass<br />
die Loipen besser einsehbar wurden. Dann wurden die Runden<br />
verkürzt - damit die Athleten häufiger vor den Zuschauern<br />
passieren mussten. Es wurden Schießstände und -scheiben mit<br />
Kameras bestückt und Großleinwände eingerichtet - so dass ein<br />
jeder Abdruck und Einschlag der Kugeln verfolgen konnte. Dazu<br />
gab es Staffeln, sogar "Mixeds", und Massenstarts - und Sieger<br />
war fortan, wer vor aller Augen als Erster ins Ziel kam; und sei es<br />
nur mit der Skispitze. Zu guter Letzt, in Erwartung einer fulminanten<br />
Publikumsvermehrung, wurden sogar Tribünen gebaut -<br />
da bedurfte es dann nur noch erfolgreicher Athleten, mit denen
sich immer mehr Fans identifizieren konnten. Der Laborversuch<br />
ist geglückt, die Kalkulation aufgegangen. Groß und Greis, Wilhelm<br />
und Neuner haben ihren Sport nicht nur populär gemacht.<br />
Sie laufen und schießen sich und ihm auch viel Geld zusammen;<br />
mit jedem Rennen mehr, es können gar nicht genug sein. Angebot<br />
und Nachfrage - so stürmt Biathlon nun in die Charts und in<br />
die freie Marktwirtschaft. Auch in alle Konsequenzen, die sich in<br />
deren "Krise" gerade offenbaren?<br />
Aufstieg und Fall sind auch im Sport nicht mehr unbekannt,<br />
seitdem Fußballer, Handballer und Eishockeyspieler sich nicht<br />
mehr mit einem Lorbeerkranz, Ruhm und Ehre zufrieden geben.<br />
Ergebnisse werden manipuliert oder erkauft. Große Clubs sind<br />
zahlungsunfähig, andere kommen nicht mehr aus dem Börsenkeller.<br />
Mancher Möchte-gern-kann-aber-nicht ist insolvent oder<br />
still verschieden. In Einzelsportarten, weil sich einer allein immer<br />
leichter tut als eine ganze Mannschaft, greift man immer eher<br />
zu Diabolika. Ob Leichtathleten, Gewichtheber oder Radfahrer,<br />
sie kennen zwar die Risiken für ihre Gesundheit - und spielen<br />
doch russisches Roulette. Als heilige der Sieg jedes Mittel, weil er<br />
Ruhm bringt und Ruhm Geld.<br />
Geld stinkt nicht, und freie Marktwirtschaft kennt keine Grenzen?<br />
Irrtum. Es geht um Sport. Und dessen Faszination macht gerade<br />
die Annahme aus, dass es anders zugeht als im täglichen Leben,<br />
dass Gleich und Gleich aufeinander treffen und ehrlich und fair<br />
ihre Kräfte messen. Daran glauben bis heute Millionen Menschen,<br />
und diesen Glauben wollen sie sich auch nicht nehmen lassen.<br />
Darum diskreditiert, wer immer manipuliert oder dopt, nicht nur<br />
seine Gegner und alle Sportkameraden. Nein, es schadet eine<br />
kleine, radikale Minderheit ihrem Sport, ja dem Sport "an sich". Sie<br />
verhöhnt den olympischen Geist - die Teilnahme, nicht der Sieg ist<br />
"alles" - , und sie unterminiert seine Glaubwürdigkeit. Und nun<br />
Biathlon. Herausragende Erfolge der deutschen Mannschaft haben<br />
" Sport ist eine der faszinierendsten Gemeinschaftsleistungen<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>", so Hessens Innen- und<br />
Sportminister Volker Bouffier - selbst einmal aktiver<br />
Leistungssportler. Natürlich hat sich der ursprüngliche Zeitvertreib<br />
aus Spiel und Vergnügen in Verbindung mit dem vergleichenden<br />
Leistungsgedanken weiterentwickelt. Gesundheitliche,<br />
erzieherische, zwischenmenschliche, charakterbildende und auch<br />
Unterhaltungselemente sorgten- vor allem auch im Jugendbereich<br />
- für wertvolle, kaum zu ersetzende positive Begleiterscheinungen,<br />
prägten Persönlichkeiten und Vorbilder. In unserer<br />
"fortschrittlichen", schnelllebigen, globalen Leistungs-, Konsumund<br />
Computer-<strong>Gesellschaft</strong> pervertiert die einstmals schönste<br />
Nebensache der Welt - offensichtlich fast unbemerkt - zur<br />
reinen Werbe- PR- und Medienshow mit noch gar nicht absehbaren<br />
Folgen und verheerenden Konsequenzen, natürlich und<br />
die abgelaufene Saison bestimmt. Doch zur Bilanz gehört auch,<br />
dass wg. Doping wieder (russische) Sportler aus dem Rennen<br />
genommen wurden. Dass eine ganze Reihe weiterer Fälle noch<br />
unerledigt bei den Verbänden liegt. Und dass sich die Verantwortlichen<br />
über ihre eigenen Regeln, Standards und Sanktionen nicht<br />
einig sind; dass womöglich der eine oder andere sogar selbst mit<br />
seinem persönlichen Fortkommen in erfolgreichem Systemdoping<br />
gefesselt ist und deshalb trickst. Alfons Hörmann, der deutsche<br />
Vizepräsident der Internationalen Biathlon Union (IBU), spricht<br />
bereits von "sportpolitischen Geisterfahrern".<br />
Gewiss wäre Biathlon nicht die erste Sportart, deren Weg aus<br />
den Labors des Marketing über die Labors der Chemie direkt in<br />
den totalen Kommerz führte. Doch fiele auch diese Disziplin, die<br />
über Jahrtausende herkommt und sich heute noch so gern hehr<br />
präsentiert, Drogen anheim und geböten die "sportpolitischen<br />
Geisterfahrer" einer solchen Fehlentwicklung nicht umgehend,<br />
unmissverständlich und konsequent Einhalt, die Folgen wären<br />
verhängnisvoll. Alfons Hörmann weiß das, darum sein Drängen.<br />
Spätestens wenn auch die "Blase" des Sportkommerzes platzte,<br />
stünden notgedrungen staatliche Strafverfolger ins Haus. Drohte<br />
dem organisierten Sport der Verlust autonomer Justiz. Gäbe es<br />
auch für seine Selbstverwaltung bald kein Halten mehr und für<br />
seine Substitution mit öffentlichen Geldern kaum noch eine<br />
Rechtfertigung. Vom Niedergang des olympischen Geistes ganz<br />
zu schweigen. Denn der Sport selbst hätte sein wichtigstes<br />
Alleinstellungsmerkmal preisgegeben: seine Glaubwürdigkeit. Wo<br />
endet, wer die verliert, können gerade Banker und Manager allen<br />
berichten, die es hören wollen.<br />
* * *<br />
Günther von Lojewski war Intendant des Senders Freies Berlin<br />
und langjähriger Vorsitzender der Medienkommission des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportbundes.<br />
vor allem auch im (mittlerweile finanziell total abhängigen)<br />
Amateur- und Breitensport. <strong>Von</strong> Werten, Moral und Ethikverlusten<br />
ganz zu schweigen.<br />
Kinder und Jugendliche verbringen ihre Freizeit anstatt auf<br />
Sportplätzen oder in Turn- und Schwimmhallen mit Computer,<br />
Sport-Infarkt oder Vom Frust<br />
eines Medienmenschen<br />
<strong>Von</strong> Wolfgang Avenarius<br />
25
Handy oder Flatrate-Partys und entsprechend frühreifen<br />
"Begleiterscheinungen". Der Schulsport ist eine Farce, Vereine<br />
sind "uncool"! Dafür gibt es schon jetzt gravierende Defizite<br />
einfachster Bewegungsabläufe, erschreckendes Übergewicht und<br />
gravierende Suchtprobleme. Im Hochleistungsbereiche müssen<br />
Top-Athleten auf Grund psychischer Überforderung ihre Karriere<br />
auf dem Zenit beenden, wobei andererseits die Gesundheit der<br />
Athleten z.T. unverantwortlich aufs Spiel gesetzt wird, gnadenlos<br />
dokumentiert bei einem TV Boxkampf mit doppelt gebrochenem<br />
Kiefer und tödlichem Risiko. Vor allem hat das Fernsehen mit<br />
seiner Quoten- und Vermarktungsabhängigkeit sowie stundenlangen<br />
"Endlos-Events" einiger international erfolgreicher Sportarten<br />
und Akteure in einer exzessiven Form von positiven und<br />
negativen Extremen und Übertreibungen - Athleten werden<br />
genau so schnell und gnadenlos demontiert wie sie aufgebaut<br />
wurden - längst jegliches Maß und Verantwortungsgefühl<br />
verloren.<br />
Auch haben ausgerechnet ARD und ZDF die mit Recht umstrittenste<br />
"Sport"art - mit dem Ziel einer vorsätzlichen Körperverletzung<br />
- aus dem Rotlicht- und Manipulationsmilieu wieder<br />
hoffähig gemacht, um mit - vom klassischen Amateurboxen<br />
(Faustfechten) weltenentfernten - blutigen Ringschlachten,<br />
Kirmesboxen ("Riese" gegen "Zwerg") und immer wieder neuen,<br />
aus dem Hut gezauberten Welt- und Sonstwas-Meistern Einschaltquoten<br />
zu erzielen. Dafür ringen sogenannte "Randsportarten"<br />
um jede Sendeminute und die entsprechenden Vereine<br />
und Verbände ums finanzielle Überleben.<br />
Die jahrzehntelang wider besseres Wissen verharmloste und<br />
unter den Tisch gekehrte, in letzter Zeit wenigstens endlich<br />
öffentlich diskutierte Doping-Problematik scheint vor allem<br />
weltweit unlösbar, weil nicht nachweis- und kontrollierbar, mit<br />
der katastrophalen Konsequenz eines Fragezeichens hinter jeder<br />
Höchstleistung. Wobei die Praxis mittlerweile auch in Deutschland<br />
ernüchternd und entlarvend ist, wenn Hausärzte immer<br />
öfter von Amateur- und Breitensportlern vor vollendete Doping-<br />
Tatsachen gestellt werden und im Behandlungsfall in Gewissenskonflikte<br />
geraten.<br />
Betroffen natürlich auch die Fußballer, deren z.B. exzessives<br />
Aggressionspotenzial mit gesunder Härte rein gar nichts mehr zu<br />
tun hat. Unser "Volkssport" - in seinem Ursprung eine der attraktivsten<br />
und schönsten Sportarten überhaupt - steht vor allem<br />
mit entsprechenden Auswirkungen mittlerweile leider an der<br />
Spitze der degenerierten und pervertierten "Freizeitbeschäftigungen"<br />
mit noch schlechteren Zukunftsperspektiven.<br />
Wett- und Schiedsrichter-Skandale erschüttern von Zeit zu Zeit<br />
außerdem die Glaubwürdigkeit des Fußballs in seinen Grundfesten.<br />
Gewaltbereite Hooligans mit immer niedrigerer Hemmschwelle<br />
- keinesfalls alle aus asozialen Verhältnissen - nutzen<br />
die konkurrierende Medienpräsenz als Plattform für Selbstbestätigung<br />
und abstruse Selbstverwirklichung.<br />
26<br />
Die "Schwalben"-Mentalität, bei Südländern, früher scharf<br />
kritisiert, haben wir leider mit deutscher Gründlichkeit perfektioniert<br />
und damit die Schiedsrichter offensichtlich so verunsichert,<br />
dass schon mehrfach Brutal-Fouls nicht mehr geahndet wurden.<br />
Nur die Trainer könnten die Unsitte - natürlich bei eigenen<br />
Spielern - unterbinden. Wofür gibt es eigentlich Trainer-Tagungen?<br />
Rechte- und Spieler-Vermarktung nehmen groteske Formen und<br />
Ausmaße an, wobei der Sport durch branchenfremde "professionelle<br />
Marketing-Experten" oft nur noch als Mittel zum (finanziellen)<br />
Zweck missbraucht wird. Erste Konsequenzen und Negativfolgen<br />
sind unübersehbar: z.T. hoch verschuldete Verbände<br />
und (Bundesliga-) Vereine, die außerdem wegen dauernd wechselnder<br />
Akteure ihre Identifikationsmöglichkeit - ein entscheidender<br />
Fan-Faktor - und damit ihre regionale Attraktivität mehr<br />
und mehr verlieren. Eine gefährliche, offensichtlich noch völlig<br />
unterschätzte Entwicklung. Auch bei den Amateuren und im<br />
Jugendbereich hat der Umgangston - aus welchen Gründen<br />
auch immer - zwischen Akteuren, Schiedsrichtern, Offiziellen<br />
und Zuschauern z. T. katastrophale Formen angenommen. Und<br />
nach einer euphorisierenden WM mit existenziellem Stellenwert,<br />
einer ergebnisbefriedigenden EM und Partystimmung in den<br />
neuen Stadien schwelgt der DFB in Nostalgie und Zukunftsvisionen,<br />
aber auch in Populismus, Selbstdarstellung und einer fußballkapitalistischen<br />
Expansionsgier. Im Übrigen droht nicht nur<br />
im sportlichen, sondern auch im Zuschauerbereich eine problematische<br />
Zweiklassengesellschaft.<br />
Zu nennen natürlich auch der fast schon wieder in Vergessenheit<br />
geratene Wettskandal im Tennis sowie vor allem jetzt der Manipulationssumpf<br />
im Handball "unserer" urdeutschen Traditionssportart.<br />
Auch im Formel-1-Zirkus werden "Urteile" und "Regeln"<br />
offensichtlich ausschließlich im Sinne eines attraktiven Wettbewerbs<br />
ausgelegt und bewertet. Dazu kommt: Lifestyl und Sex<br />
(be)nutzen und reduzieren die sportliche Leistung immer öfter<br />
nur noch als Mittel zum PR-, Quoten- und Auflage-Zweck.<br />
Der Sport sollte bei allem zeitgemäßen Fortschritt wieder zu sich<br />
selbst zurückfinden, sonst verliert er vollends sein Selbstverständnis<br />
und mutiert zum reinen Gladiatorentum. Nicht Geld<br />
und Gigantismus, sondern Lust und Freude sollten in unserer<br />
immer kälter werdenden unpersönlichen Welt die Garanten und<br />
die Triebfeder der Sportentwicklung sein und bleiben. Dies vor<br />
allem auch den Medien und ihrem Hang zur Sensation und zur<br />
Überbewertung des Oberflächlichen und Unwichtigen ins<br />
Stammbuch.<br />
* * *<br />
Fernsehjournalist und Filmemacher Wolfgang Avenarius war lange<br />
Jahre Kommentator, Reporter und Moderator und hat 40 Jahre die<br />
nationale und internationale Sport-Szene begleitet.
Vor einigen Monaten,<br />
beim Neujahrsempfang<br />
des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes,<br />
führte eine kleine, junge Frau<br />
gekonnt durch das Programm.<br />
Dunja Hayali, Co-Moderatorin<br />
im "Heute-Journal" des ZDF,<br />
ging dabei so locker mit dem<br />
Thema Sport um, dass sich<br />
eine engere Beziehung dazu<br />
vermuten ließ. Zugleich<br />
brachte sie dem Auditorium im Kaisersaal des Frankfurter Rathauses<br />
"Römer" den Jahresschwerpunkt des DOSB "Frauen<br />
gewinnen" nahe. Die Dreiunddreißigjährige stellt selbst ein gutes<br />
Beispiel dafür dar, wie man sich in der Männerwelt erfolgreich<br />
behauptet. Der Sport ist ihr dabei bis auf den heutigen Tag eine<br />
Leidenschaft, die ihr Freude und Lebenskraft gibt.<br />
Die Tatsache, dass ihre Eltern aus dem Irak stammen, legt erst<br />
einmal klischeehaft einen Fehlschluss nahe. Vater und Mutter<br />
sind nicht, wie man annehmen könne, wegen ihres christlichen<br />
Glaubens unter Sadam Hussein politisch verfolgt worden und<br />
deshalb in den Westen geflüchtet. Vielmehr verließen sie schon<br />
in den fünfziger Jahren die Stadt Mossul im Norden des Landes<br />
völlig undramatisch, um in Österreich Medizin (der Vater), und<br />
Pharmazie (die Mutter), zu studieren. Dauerhaft wurde daraus in<br />
Datteln die bürgerliche Existenz einer Arztpraxis, in der das<br />
Ehepaar zusammen arbeitete. In der Kleinstadt mit heute 35.000<br />
Einwohnern, wo vier Kanäle einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt<br />
bilden, wurde Dunja Hayali 1975 geboren. Hier im nördlichen<br />
Ruhrgebiet, wo das Industrierevier in die sanfte Landschaft<br />
des Münsterlands übergeht, verbrachte sie "eine wunderbare<br />
Kindheit. Wir haben viel draußen gespielt, auch oft gekickt. Als<br />
Dreijährige war ich in einen siebenjährigen Jungen verliebt. Bald<br />
teilte ich seine Begeisterung für Fußball und für Borussia Mönchengladbach."<br />
Die Anhänglichkeit hält bis zum heutigen Tag,<br />
trotz der bedrohlichen Lage "der Fohlen".<br />
Die Herkunft ihrer Eltern ist für sie nach wie vor von großer<br />
Bedeutung: "Auch wenn ich nicht im Irak geboren bin, schlagen<br />
doch zwei Herzen in meiner Brust. Ich fühle deutsch, und ich<br />
fühle arabisch." Dunja wuchs als Kind des Ruhrgebiets in wohltuender<br />
Normalität auf. Sie brachte sich in die Gemeinschaft ein,<br />
ob als Messdienerin in der katholischen Kirche oder in mehreren<br />
Sportvereinen, in denen sie Judo betrieb, Volleyball spielte und<br />
im Tennis so gut wurde, dass sie über eine Profikarriere nachdachte.<br />
"Aber irgendwann habe ich den Schläger an die Wand<br />
gehängt, habe mich für meine gewohnte Umgebung und für das<br />
Studium entschieden." An der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule in<br />
Köln studierte sie Medien- und Kommunikationswissenschaften.<br />
Damit setzte sie eine Absicht um, die sie schon als Dreizehnjährige<br />
fest im Visier hatte: "Ich wollte unbedingt Sportreporterin<br />
werden." Warum? "Ich hatte die Vorstellung, dass der Sportre-<br />
Dunja Hayali - Fernseh -<br />
Frontfrau mit sportlichen<br />
Wurzeln und Ambitionen<br />
<strong>Von</strong> <strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />
porter das ganze Jahr durch die Welt reist und viel mit Sportlern<br />
zu tun hat. Und der Sport hat mich fasziniert, zumal es die große<br />
Zeit von Boris Becker und Steffi Graf war und ich viel am Fernseher<br />
hing."<br />
Mit 24 Jahren wurde sie freie Sportmoderatorin bei der "<strong>Deutsche</strong>n<br />
Welle, Radio" in Bonn. Nebenbei volontierte sie bei einer<br />
Fernseh-Produktionsfirma und erwarb so das handwerkliche<br />
Rüstzeug für ihre spätere Karriere. 2006 wechselte sie zur "<strong>Deutsche</strong>n<br />
Welle TV" nach Berlin. Ein Jahr später erhielt sie einen<br />
Anruf vom "Heute-Journal"-Chef Claus Kleber, der sie zum ZDF<br />
holte. Hier moderiert sie die "Heute"-Nachrichten am Nachmittag,<br />
bringt sich frühmorgens von 5.30 Uhr an beim Morgenmagazin<br />
ein und sorgt beim "Heute-Journal", meist an der Seite von<br />
<strong>Steffen</strong> Seibert, für eine lockere Note. Seit April 2007 pendelt sie<br />
wochenweise zwischen ihrem ersten Wohnort Berlin-Kreuzberg<br />
und Mainz. "Wenn der Job Spaß macht, nimmt man diese<br />
Anstrengung gerne auf sich. Und das ist mein Traumberuf." Viel<br />
Zeit bleibt nicht mehr für ihre sportlichen Hobbys. Um sich fit zu<br />
halten, joggt sie regelmäßig mit ihrer Golden Retriever-Hündin<br />
"Emma". Im Urlaub surft und taucht sie gern, entspannt sich im<br />
Winter beim Skifahren und "Snowboarden".<br />
In den Live-Sendungen weiß sie, dass sich die Blicke von Millionen<br />
Fernsehzuschauern auf sie richten und jedes Wort sitzen muss.<br />
"Wir haben als Moderatoren eine wahnsinnige Verantwortung,<br />
aber wir operieren auch nicht am offenen Herzen." Dunja Hayali<br />
spürt eine besondere Verpflichtung gegenüber jungen Frauen, die<br />
an ihr sehen, dass jede eine Chance hat, sich durchzusetzen und<br />
Karriere zu machen. "Ich fülle diese Rolle gerne aus und habe ja<br />
auch viel Kontakt zu Jüngeren, die sich ermutigt fühlen durch<br />
jemanden wie mich. Und es ist schön zu hören, dass man die<br />
jungen Frauen durch das eigene Vorbild motivieren kann."<br />
Gerade Spitzensportlerinnen sieht sie als wichtige Leitfiguren:<br />
"Steffi Jones zum Beispiel hat es auch geschafft, als Organisations-Chefin<br />
für die Fußball-WM der Frauen 2011 in eine Position<br />
zu gelangen, in der sie etwas bewegen kann. Franziska van<br />
Almsick gestaltet jetzt als Stellvertretende Vorstandsvorsitzende<br />
der Sporthilfe den Sport mit." Solche Persönlichkeiten ermuntern<br />
die nachrückenden jungen Frauen, über exzellente Leistungen<br />
selbst den Erfolg zu suchen - wie Dunja Hayali.<br />
27
Frauen in der Leichtathletik auf Augenhöhe<br />
mit den Männern… nach einem langen Weg<br />
voller Hindernisse <strong>Von</strong> Michael Gernandt<br />
Was wohl Pierre de Coubertin, der erste Chauvinist<br />
des Olympismus, zu der Nachricht zu sagen<br />
gehabt hätte, die im März die Runde machte: Die<br />
Russin Yelena Isinbayeva, Allesgewinnerin im Stabhochsprung<br />
und Weltrekordlerin daselbst, unterzeichnete einen Fünfjahresvertrag<br />
mit dem chinesischen Sportartikelunternehmen Li<br />
Ning über insgesamt 7,5 Millionen Dollar. Ein solcher Kontrakt<br />
war bisher nicht im Besitz einer Sportlerin, zumindest<br />
nicht in der Leichtathletik, und auch nur ganz wenige Herren<br />
des leichtathletischen Daseins durften ob so viel garantierten<br />
Geldes aus einem Vertrag frohlocken. Auch wäre Coubertins<br />
28<br />
Reaktion interessant gewesen auf das jüngste Vorhaben des<br />
Leichtathletik-Weltverbands IAAF, den Frauen im Vorstand<br />
(Council) künftig nicht mehr nur vier, sondern sechs Positionen<br />
einzuräumen.<br />
Es sei hier dem Begründer der neuzeitlichen <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele nicht unterstellt, weiland zur Fraktion jener<br />
Geschlechtsgenossen gehört zu haben, welche die Frau ausschließlich<br />
am Herd zu Gange sehen wollte; verbürgt ist<br />
indes, dass er sie zumindest im aktiven Wettstreit auf dem<br />
Sportplatz nicht duldete, gleichwohl auf der Tribüne der
Körperertüchtigungsstätte - als Spenderin möglichst ehrerbietigen<br />
Beifalls für den um den Lorbeer ringenden Mann.<br />
Wenn wir nun einen Blick voraus werfen auf die XII. Leichtathletik-WM<br />
im August im Berliner Olympiastadion und uns<br />
das (tatsächlich mögliche) Szenario ausmalen, wie Frau<br />
Isinbayeva aus Wolgograd ihren vielleicht 30. Weltrekord<br />
erzielt und mit mehr Applaus bedacht wird als alle männlichen<br />
Sieger, inklusive des angeblichen Wunderläufers Bolt -<br />
ja dann wird klar, dass die Zeit des Ringens um Gleichstellung<br />
längst hinter den Leichtathletinnen liegt. Im Gegensatz zur<br />
Berufswelt und zu anderen <strong>Gesellschaft</strong>sbereichen der zivilisierten<br />
Welt steht in der Leichtathletik die Frau auf Augenhöhe<br />
mit dem Mann: Gleiche Erfolgsprämien bei der Weltmeisterschaft<br />
sowie im Grandprix - beim Tennis zum Beispiel<br />
erhalten Männer nach wie vor höhere Gagen - und seit der<br />
WM 2005 auch gleiche Disziplinen; lediglich das 50 km<br />
Gehen hat man den Athletinnen nicht zumuten wollen.<br />
Worüber die Damen wohl kein bisschen traurig sind.<br />
Bis die Gleichberechtigung hergestellt war, ist es allerdings<br />
ein langer und steiniger Weg gewesen. Als zu den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen 1928 in Amsterdam die IAAF leicht widerwillig<br />
erstmals fünf Wettbewerbe (100 m, 800 m, Hochsprung,<br />
Diskus, 4x100 m) zuließ, war die Männer-Leichtathletik schon<br />
32 und der allein Männern vorbehaltene Weltverband IAAF<br />
16 Jahre alt. Vor 1928 galt: Olympia, ein Fest von Männern<br />
für Männer. Die Sporthistorikerin Gertrud Pfister fand heraus,<br />
dass "die damalige Diskussion um die Zulassung (der Frau) im<br />
Zusammenhang steht mit verbreiteten stereotypen Vorstellungen<br />
(der Männer) über das Wesen der Frauen und dem<br />
Mythos von der weiblichen Schwäche".<br />
Der Multifunktionär und spätere NS-Reichssportführer Karl<br />
Ritter von Halt postulierte damals, der Kampf gebühre "dem<br />
Mann, der Natur des Weibes ist er wesensfremd". Und verriet<br />
so früh seine braune Gesinnung. Noch 1931 warnte der<br />
Leipziger Gynäkologe Hugo Sellheim: "Durch zu viel Sport<br />
nach männlichem Muster" werde der Frauenkörper "direkt<br />
vermännlicht, die weiblichen Unterleibsorgane verwelken".<br />
Der diplomierte Frauenkenner aus dem Sächsischen sprach<br />
vom "künstlich gezüchteten Mannweib".<br />
Vermutlich war die Sorge um das Wohl der Frau nur ein<br />
vorgeschobenes Argument und die Sorge um die Aufrechterhaltung<br />
der herrschenden Geschlechterordnung das eigentliche<br />
Problem. So ähnlich muss es die Suffragette Alice Millat<br />
empfunden und degoutiert haben. Folglich<br />
gründete sie 1921 in Monte Carlo den Internationalen<br />
Frauensportverband FSFI und veranstaltete<br />
ein Jahr später die "1. Jeux Olympiques<br />
Feminins". Was dann geschah, es war typisch<br />
Mann. Den Erfolg der Millat-Spiele zähneknirschend<br />
zur Kenntnis nehmend beanspruchte die<br />
Männergesellschaft der IAAF die Frauenleichtathletik nun<br />
doch für sich und meldete 1926 beim IOC fünf Wettbewerbe<br />
für Olympia in Amsterdam an. Das IOC stellte freilich eine<br />
Bedingung: Die nach wie vor neben der IAAF existierende FSFI<br />
muss bei ihren Frauenspielen auf den Zusatz "olympisch"<br />
verzichten. Fortan firmierte die FSFI-Veranstaltung als World<br />
Games für Frauen. Erst 1936 ging Millats Verband in der IAAF<br />
auf.<br />
Es zählt nun zu den Skurrilitäten der Frauenleichtathletik,<br />
dass Amsterdam 1928 sowohl hoffnungsvoller Start der<br />
Bemühungen um Emanzipation war als auch Dämpfer für sie.<br />
Die Männer wollten das Haar in der Suppe und sie fanden es:<br />
im 800-m-Finale, das von der Breslauerin Karoline ("Li")<br />
Radke in Weltrekordzeit gewonnen wurde (Radkes Sieg<br />
bedeutete das erste Olympiagold für die deutsche Leichtathletik<br />
überhaupt). Es ging um die Szenen, die sich hinter der<br />
sich taktisch klug verhaltenden Siegerin aus Deutschland<br />
abspielten. Kaum im Ziel legten sich gleich drei geschlagene<br />
Läuferinnen flach. Vor Erschöpfung, wie all die meinten, die<br />
schon immer vor der olympischen Zulassung von Leichtathletinnen<br />
gewarnt hatten. Aus Enttäuschung ob der entgangenen<br />
Goldmedaille, wie jene argumentierten, die es einfach<br />
nur besser wissen wollten. Gleich wie, die angeblichen Schreckensbilder<br />
von auf den Rasen niedergesunkenen Sportlerinnen<br />
waren den IOC- und IAAF-Männern Indiz genug für die<br />
Gefährlichkeit der Frauen-Leichtathletik. Also: Raus mit der<br />
Mittelstrecke aus dem Programm.<br />
Es hat dann noch einmal 32 Jahre gedauert, bis die Machos<br />
vom Olymp ihren Widerstand gegen die Mittelstrecke der<br />
Frauen aufgegeben haben - und die verstaubte Meinung der<br />
deutschen Sportbehörde ad acta gelegt werden konnte: "Der<br />
Laufsport gehört nicht zu den Sportzweigen, in denen die<br />
Frauen Aussicht auf Erfolg haben. Ihr Laufstil steht im Vergleich<br />
zu dem des männlichen wie das Watscheln der Ente<br />
zum stolzen Schritt des Rennpferds".<br />
Was der Frauenleichtathletik jetzt noch fehlt, das ist eine<br />
Weltmeisterschaft, deren Wiedererkennungswert zuvorderst<br />
vom Namen einer Athletin bestimmt wird. <strong>Olympische</strong> Spiele<br />
dagegen wurden schon von Sportlerinnen aus der Leichtathletik<br />
geprägt: 1948 von Fanny Blanckers-Koen, 1960 von<br />
Wilma Rudolph, 1972 von Ulrike Meyfarth und 2000 von<br />
Cathy Freeman. Gewiss, Merlene Ottey, Jackie Joyner-Kersee,<br />
Gail Devers und Astrid Kumbernuss haben WM-Geschichte<br />
geschrieben, aber vor allem auf Grund ihrer Siege bei mehreren<br />
Weltmeisterschaften. Vielleicht ist es ja<br />
Berlin 2009 vorbehalten, eine Weltmeisterin zu<br />
präsentieren, die die Erinnerung an die Taten<br />
der Männer verblassen lässt und selbst dem<br />
alten Coubertin dessen Voreingenommenheit<br />
gegen Frauen im Leistungssport ausgetrieben<br />
hätte. Mit Leistung und einem Lächeln.<br />
29
Notwendige IOC-Konsequenzen - doch ein<br />
großes Problem bleibt<br />
K<br />
ein Fackellauf mehr außerhalb eines Ausrichterlandes <strong>Olympische</strong>r<br />
Spiele, ein vorläufiges Übereinkommen mit dem NOK der USA<br />
über Finanzen, mit Mark Adams ein neuer Kommunikationsdirektor -<br />
das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee hat Korrekturen vorgenommen<br />
und dabei Konsequenzen aus beträchtlichen Fehlentwicklungen und<br />
eigenen Fehlern gezogen. Mit der Aufräumarbeit vor dem <strong>Olympische</strong>n<br />
Kongress Anfang Oktober in Kopenhagen geht es Jacques Rogge und<br />
der IOC-Führungsspitze auch darum, die Partner NOK und internationale<br />
Sportverbände ruhig zu stellen. Das olympische Gipfeltreffen zu<br />
Fraktionskämpfen ausarten zu lassen, das kann vor allem nicht im<br />
Interesse des IOC-Präsidenten sein. Ihm liegt an einer störungsfreien<br />
Krönungsmesse mit der Mandatsverlängerung um vier Jahre.<br />
Das Zugeständnis an China, vor den Sommerspielen in Peking den<br />
olympischen Fackellauf über 137.000 Kilometer durch 21 Länder zu<br />
genehmigen, wurde für das IOC zu einem PR-Desaster. Rogge ist<br />
zuzugestehen, dass er die Feuerproblematik von seinem Vorgänger<br />
Juan-Antonio Samaranch geerbt hat. Der Spanier erlaubte mit<br />
Athen 2004 erstmals einem Olympia-Ausrichter, das Ereignis zu<br />
internationalisieren. So wurden Berlin und München zu zwei deutschen<br />
Stationen, auf denen der Fackellauf als willkommenes Symbol<br />
für den Olympismus gefeiert wurde. Auch der Ausrichtervertrag<br />
Pekings 2001 für die Spiele 2008, der China den Lauf durch andere<br />
Länder gestattete, trug noch die Unterschrift Samaranchs. Rogge<br />
muss sich jedoch vorhalten lassen, das Missbrauchspotenzial des<br />
Fackellaufs verkannt und nicht noch rechtzeitig die Notbremse<br />
gezogen zu haben. Als Symbol der Maßlosigkeit durfte China dass<br />
Feuer sogar auf den 8.848 m hohen Mount Everest tragen.<br />
So wurde aus der dem IOC angepriesenen "Reise der Harmonie" ein<br />
internationales Spießrutenlaufen. Angesichts der Tibet-Problematik<br />
waren heftige Menschenrechtsdemonstrationen wie in Paris und<br />
London zumindest nicht auszuschließen. Ein Begleitkommando aus<br />
chinesischen Bodyguards zeigte seine Muskeln und verstärkte den<br />
Eindruck, es gehe um das Symbol des autoritär regierten Riesenreichs.<br />
Dieses Missverständnis ist ab den Spielen 2016 nicht mehr<br />
möglich. Zuvor muss jedoch noch Wladimir Putins russische Errungenschaft<br />
Sotschi vom IOC davon überzeugt werden, auf das<br />
vertraglich zugestandene Recht eines internationalen Fackellaufs für<br />
die Winterspiele 2014 zu verzichten.<br />
Auch der Ungeschicklichkeit, ja Unfähigkeit ihrer Kommunikationsabteilung<br />
war es zuzuschreiben, dass die olympische Führung vor<br />
und während der Peking-Spiele in Menschenrechtsfragen ein Bild<br />
der Unentschlossenheit und Richtungslosigkeit abgegeben hat.<br />
Giselle Davies, die von Rogge vom Formel-1-Rennstall Jordan vor<br />
sieben Jahren angeheuerte britische Kommunikationsdirektorin,<br />
musste gehen. Ende Mai soll Mark Adams die Nachfolge antreten.<br />
Der 45 Jahre alte Brite kann Universitätsabschlüsse in Wirtschaft,<br />
Politik und Kunstgeschichte vorweisen, war BBC-Reporter, Programmdirektor<br />
und Chefredakteur von TV-Privatsendern und seit<br />
2003 Manager und dann auch Kommunikationsdirektor des Weltwirtschafts-Forums<br />
in Davos. Adams soll nun vor allem auch das<br />
politische und wirtschaftliche Profil der olympischen Weltorganisation<br />
nach außen hin deutlich machen.<br />
30 OF-K<br />
Vor der Konsequenz, auch Kevan Gosper (75) abzulösen, ist Rogge<br />
jedoch zurückgeschreckt. Der eitle Australier darf unverändert den<br />
Vorsitz in der Pressekommission führen, obwohl er diese eigentlich<br />
bedeutende Gruppierung im IOC zur Bedeutungslosigkeit geführt<br />
hat; dem Iren Lord Killanin und Samaranch diente die Pressekommission<br />
einst als Sprungbrett zur Präsidentschaft. Während der<br />
vergangenen Sommerspiele trug der sehr gesprächige Gosper mit<br />
uninformierten, unqualifizierten Äußerungen zum Wirrwarr um die<br />
chinesische Internetzensur bei. Gosper entschuldigte sich, und<br />
Rogge ließ Milde walten.<br />
Eine vorsichtige Korrektur des Kurses von Samaranch bedeutet auch,<br />
dass Rogge dem US-NOK USOC ein finanzielles Entgegenkommen<br />
abgerungen hat. Laut Vertrag stehen den Amerikanern 20 Prozent<br />
der Sponsoreneinnahmen des IOC zu und ein 12,75-Prozent-Anteil<br />
an den Zahlungen des US-Fernsehens. Mit Befriedigung stellte der<br />
Belgier nach der jüngsten Sitzung des Exekutivkomitees fest, dass<br />
USOC von seinem Anrecht etwas abtreten werde, berichtet wurde<br />
von einer Summe von 38 Millionen Dollar. Gemessen an den rund<br />
450 Millionen Dollar, die USOC für die Periode 2009 bis 2012 als<br />
Ergebnis der Rechteverkäufe für die Spiele in Vancouver und London<br />
erwarten kann, eher ein Trostpflaster. Immerhin reicht es wohl<br />
aus, um beim Kongress in Kopenhagen einen Proteststurm der sich<br />
benachteiligt fühlenden Verbände und NOKs zu verhindern. Einen<br />
neuen Verteilerschlüssel soll es aber erst ab 2020 geben. Gut für<br />
Rogge, dass die Verhandlungen dafür dann vielleicht schon sein<br />
2013 zu inthronisierender Nachfolger zu führen hat.<br />
Ein großer Stein bleibt noch auf dem Weg der Präsidentschaft des<br />
Belgiers. Wegen der Weltkonjunkturkrise will Rogge erst nach der<br />
Wahl der Olympia-Stadt 2016 am 2. Oktober zwischen Chicago,<br />
Madrid, Rio de Janeiro und Tokio in die Verhandlungen über die US-<br />
Fernsehrechte eintreten. Bekommt Chicago die Spiele, werden die<br />
Einnahmen bedeutend höher ausfallen. Das heißt für die IOC-<br />
Mitglieder: Wer für Chicago stimmt, stimmt für zusätzlichen Profit.<br />
Eine unabhängige, ja auch an moralischen und ideellen Werten<br />
ausgerichtete Entscheidung kann das nicht werden.<br />
Günter Deister<br />
OF-KOMMENT OMMENTARE ARE
Klamauk um Klamotten:<br />
Im Twinset zum Rekord<br />
D<br />
ass der Mensch mit seinem immanenten Drang zur Erfindung<br />
den Spitzensport gleichsam als Spielwiese für seine Experimentierfreudigkeit<br />
erkannt hat - und die Sportler als seine weißen<br />
Mäuse -, ist hinlänglich bekannt. Dabei geht es ihm, auch das ist<br />
Allgemeingut, immer nur um die eine Frage: Wie lassen sich die<br />
natürlichen Grenzen der Leistungsfähigkeit sprengen? Wohl<br />
bemerkt, es muss ja nicht immer Doping sein. Andererseits: Gerade<br />
Doping vermag den Erfindergeist aufs Trefflichste anzuregen - wenn<br />
mal wieder eine neue Ausrede gebraucht wird, den Positivtest zu<br />
erklären. Die Ex oder die Schwiegermutter als Giftmischerinnen sind<br />
zu empfehlen. Köstlich, köstlich.<br />
Ein goldener Schmetterling 2009 für die originellste Ausrede<br />
gebührt aber nun erstmal der schwedischen Nixe Alshammar. Dazu<br />
sei zunächst erläutert, dass irgendein Einstein des Schwimmsports<br />
herausgefunden hatte, je mehr elastische Ganzkörperbadeanzüge<br />
jemand beim Sprung ins Wasser trage, desto besser der Auftrieb im<br />
nassen Element und das Resultat der Bemühung um dessen Verdrängung.<br />
Aus dem Klamauk um die Klamotten resultierten: 108<br />
Weltrekorde anno 2008 und Gewissensbisse beim Weltverband. Der<br />
hat deshalb jetzt die Doppelt- und Dreifachbeschichtung der Athletenkörper<br />
verboten, aber offenbar vergessen, Frau Alshammar<br />
darauf aufmerksam zu machen; schwamm die Schwedin doch drei<br />
Tage nach dem Verdikt Weltrekord - mit Twinset auf der nackten<br />
Haut. Die Maskerade hat sie damit begründet, sie trage im Wasser<br />
immer doppelt auf, aus Sorge, es könnte ein Teil reißen. Jugendgefährdend<br />
dem Pool zu entsteigen sei schließlich nicht ihr Ding.<br />
Mit Fragen wie der nach der Kleiderordnung der Schwimmer hat sich<br />
der Spitzensport schon immer beschäftigen müssen, seine Geschichte<br />
ist voll von Versuchen, die Natur zu überlisten. Um den perfekten<br />
Auftrieb im Wasser war es bereits 1976 gegangen, als sich deutsche<br />
Schwimmer bei den Spielen in Montreal Luft in den Darm pumpen<br />
ließen, um höher im Wasser zu liegen. Oder: Wer kennt noch Juri<br />
Stepanow und die Sache mit dem Katapultschuh? Der Sowjetsportler<br />
trug 1957 (nur) am Sprungbein einen Schuh mit fünf Zentimeter<br />
dicker Sohle und erreichte mit dessen Hebelwirkung Weltrekord (2,16<br />
m). Das Hilfsmittel des Hüpfers wurde später verboten, der Rekord<br />
dennoch anerkannt. Anders endete 1968 die Angelegenheit eines<br />
weiteren Schuhwerks: des Bürstenschuhs zur besseren Standfestigkeit<br />
auf den gerade eingeführten Kunststoffbelägen. Ihn trugen die<br />
amerikanischen Läufer Evans und Matthews bei ihren Rekordrennen<br />
über 400m. Die Zeiten und die Treter landeten auf dem Index. Keine<br />
lange Lebenszeit war auch den Anzügen der Tiroler Skispringer um<br />
den Trainer/Tüftler Preiml beschieden. Ihre Montur saugte sich beim<br />
Sprung voll und trug die Protagonisten wie auf einem Luftkissen zu<br />
Tal und Sieg. Letztes Beispiel: Bei den 68er-Winterspielen erhitzten<br />
die DDR-Rodler die Kufen ihrer Schlitten mit Lötkolben. Daraus<br />
wurde ein Politikum. Es war halt Kalter Krieg.<br />
Wie erwähnt, es muss nicht immer Doping im Spiel sein, auch wenn<br />
jetzt der Begriff Anzug-Doping die Runde macht. Und es sind die<br />
Experimente mit der Sporttechnik nicht grundsätzlich Betrug; der<br />
liegt ja bekanntlich erst dann vor, wenn eine Regel missachtet<br />
wurde. Nein, die Befürworter ständigen Leistungsaufschwungs im<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE<br />
Sport handeln nur nach der Devise: Erlaubt ist, was nicht verboten<br />
ist. Ob sie damit auf einem Weg der Vernunft sind, heutzutage, da<br />
jede Rekordverbesserung Argwohn auslöst, steht auf einem anderen<br />
Blatt.<br />
Michael Gernandt<br />
Fitnesswahn wird Wirklichkeit<br />
D<br />
as Zentralorgan für den gebündelten Blödsinn dieser Welt<br />
heißt bekanntlich Guiness-Buch der Rekorde. Hier finden<br />
Schrullen, die an Stammtischen geboren werden, ebenso ihren<br />
zweifelhaften Ehrenplatz wie alle möglichen Un- und Abarten<br />
menschlicher Bewegung. Rückwärtsrennen zum Beispiel darf man<br />
hier fast noch als seriös einstufen. Extrembügeln auf Berggipfeln,<br />
unter Wasser oder in der Wüste, Fahrradrückwärtsgeigen und<br />
Steckenpferdpolo lauten andere Stichworte des schrägen Zeitvertreibs.<br />
Und von da ist es ein kurzer Brückenschlag zum Sport, der<br />
ernst genommen werden will.<br />
Es gibt tatsächlich internationale Meisterschaften im Handy-<br />
Weitwurf, eine Sumpf-Fußball-WM, Luftkissenrennen auf Winterpisten<br />
- die Formel1 im Schnee - oder Hochhaus-Klettern als Alpinismus-Variante,<br />
um nur einige Beispiele für Zumutungen unter<br />
sportlichen Vorzeichen zu nennen. Doch auch jenseits solch skurriler<br />
Leistungsambitionen sammelt sich der Fitnessramsch und Freizeitmüll<br />
mit dem Stempel des ultimativen Selbstfindungsstrebens durch<br />
Bewegung in bedrohlichen Ausmaßen. Da wird beispielsweise der<br />
Natur zu Lande, zu Wasser und in der Luft auf jede uns denkbare<br />
Weise Gewalt angetan. Denn das simple Laufen, Radeln, Schwimmen,<br />
Paddeln, Skifahren oder Segelfliegen auch als erholsames<br />
Landschaftserlebnis reicht längst nicht mehr.<br />
Der fitnessbeseelte Mensch hat persönliche Rekordgelüste, und<br />
Bewegungsextremisten werden schnell zu Vorbildern. Klar, dass das<br />
üppige Aus- und Aufrüstungs-Arsenal der Freizeitindustrie hier<br />
unverzichtbar ist. Der ganz natürlichen Fortbewegung mit permanent<br />
neuem und möglichst aufwändigem technischen Schnickschnack<br />
auf die überdimensionierten Sprünge zu helfen, den<br />
Höhenflügen und Geschwindigkeiten Nachdruck zu verleihen - das<br />
gehört zur Philosophie sportiver Lebensgestaltung. Wo Besinnung<br />
und Entschleunigung den Prozess der aktiven Erholung weit wirkungsvoller<br />
befördern würden, da gibt man im wörtlichen wie im<br />
übertragenen Sinne Gas und lässt es krachen. Bis zum Fitnesswahn<br />
ist es dann nicht mehr weit. Und der führt unter Umständen schnell<br />
wieder ins Guiness-Buch der Rekorde.<br />
Harald Pieper<br />
31
Wenn aus Sportstätten Arenen werden ...<br />
Namensgebung nicht aufzuhalten<br />
Aus Stadien werden Arenen. Aus Sporthallen auch.<br />
Selbst wenn die Spielfeldmaße auf dem Rasen eines<br />
Fußballfeldes in all den Jahren immer noch die<br />
gleichen geblieben sind und der Elfmeterpunkt immer noch<br />
bei elf Metern liegt … die Architektur unserer Sportstätten<br />
drinnen und draußen ist unaufhörlich im Wandel. Dieser<br />
Wandel vollzieht sich in kontinuierlicher Konstanz. Es spricht<br />
sogar einiges dafür, dass die Vielfalt der Veränderungen in<br />
letzter Zeit mächtig an Fahrt zugenommen hat: Selbst das<br />
Auswechseln der Bezeichnungen von Sportstätten ist mittlerweile<br />
zum festen Bestandteil dieser Entwicklung geworden.<br />
Wir können das alles Woche für Woche buchstabengetreu<br />
nachlesen, wenn uns die sportlichen Darbietungen von den<br />
betreffenden Austragungsorten medial ins Haus transportiert<br />
werden: Willkommen zum Fußball-Bundesligaspiel aus der<br />
Allianz Arena in München oder: Willkommen zum Eishockey<br />
Play-off in der TUI-Arena in Hannover etc. etc. Egal ob diese<br />
und andere Sportstätten neulich erst gebaut worden sind<br />
oder kürzlich nur zu einer Arena deklariert wurden: Ihre<br />
neuen kommerziellen Bezeichnungen verraten so oder so,<br />
was eine moderne Sportstätte ausmacht: Es gibt kaum noch<br />
eine Arena in der ersten Reihe ohne Terminus technicus<br />
oeconomicus!<br />
Der Kölner<br />
Sprachwissenschaftler<br />
Prof. Dr.<br />
Dietz Bering, zu<br />
dessen hauptsächlichen<br />
Arbeitsgebieten<br />
die historische<br />
Namenforschung<br />
gehört, hat in<br />
einer bemerkenswerten<br />
Studie<br />
über die Kommerzialisierung<br />
der<br />
Namensgebung<br />
von (bekannten)<br />
Fußballstadien in<br />
Deutschland einen<br />
klaren Trend<br />
festgemacht, der<br />
32<br />
Glückauf Kampfbahn, Schalke<br />
auch zahlenmäßig belegt, dass Firmennamen als offizielle<br />
Stadionbezeichnung auf dem Vormarsch sind. Dazu hat er<br />
alle bisherigen Stadionnamen von den Vereinen der beiden<br />
deutschen Profi-Fußballligen gesichtet und diese zeithistorisch<br />
in drei sogenannte Generationen unterteilt: Der<br />
ursprüngliche Name, der dem Stadion galt, als dieses einst<br />
eröffnet wurde, sodann sämtliche Bezeichnungen der zweiten<br />
Generation, die das Stadion danach einmal hatte. Und<br />
schließlich die junge (dritte) Generation mit dem aktuellen<br />
Namen, der offenbar in den meisten Fällen diese kommerzielle<br />
Semantik ausweist. Ein Beispiel: Die Kampfbahn "Rote Erde"<br />
in Dortmund wurde als solche 1926 eröffnet und für verschiedenste<br />
sportliche Darbietungen genutzt. Sie existiert<br />
zwar heute noch als geradezu museales, aber dennoch nutzbares<br />
Sportbauwerk mit einer 400-m-Rundbahn und einer<br />
offenen Tribüne. Viele Ältere fühlen sich bei ihrem Anblick<br />
erinnert an die Kinderzeit der Bundesliga in den frühen<br />
1960er Jahren. Der hundertjährige BVB spielt seit 1974<br />
allerdings auf einem reinen Fußballplatz, und zwar gleich<br />
nebenan im Westfalenstadion, das wiederum seit dem Jahr<br />
2005 nach einem in Dortmund und Hamburg ansässigen<br />
Finanzdienstleistungsunternehmen benannt wird: Wer das
ist die Kommerzialisierung der<br />
Team von BVB-Trainer Jürgen Klopp sehen will, der verweilt<br />
90 Minuten und mehr gepflegt im Park … nämlich im Signal<br />
Iduna Park, mit 80.552 Plätzen zugleich die größte Parkanlage<br />
in Deutschland, auf der Fußball gespielt wird. Auf diese<br />
Weise lassen sich in den meisten bundesweit bekannten<br />
(Fußball-)Stadien zeithistorisch diese Familiengenerationen<br />
an Namen zurückverfolgen - egal ob man dabei an das<br />
Waldstadion in Frankfurt denkt, das 1945 kurz von den<br />
Amerikanern in "Victory Stadium" umbenannt wurde und das<br />
sich heute zur kommerziellen Commerzbank-Arena gemausert<br />
hat, und egal, ob man als Beispiel das Stadion "Am<br />
Stadtpark" in Leverkusen nimmt, das kaum noch jemand<br />
unter diesem Namen kennt. Allenfalls ist es manchem noch<br />
als Ulrich-Haberland-Stadion geläufig, den meisten aber<br />
jedoch als die Bayarena, die gerade durch größere Umbauarbeiten<br />
neuen Glanz, aber wohl (noch) keinen weiteren neuen<br />
Namen erhalten soll.<br />
Verfolgt man die Spuren der Namensgebung der heute vor<br />
allem aus der Fußball-Bundesliga geläufigen Sportplätze,<br />
dann war man einst buchstäblich bodenständig und somit<br />
"lokal" verbunden: Es wurden einfach und völlig unkompli-<br />
ziert die schon<br />
existierenden<br />
Ortsbezeichnungen,<br />
auf denen<br />
die sportlichen<br />
Spiele stattfanden,<br />
als Namen<br />
gewählt: Toponyme<br />
nennen das<br />
die Linguisten<br />
und meinen damit beispielsweise das Stadion an der Grünwalder<br />
Straße in München, das an der Castroper Straße in<br />
Bochum oder das an der Helmstedter Straße in<br />
Braunschweig. In Mönchengladbach spielte man dagegen<br />
immer schon in höheren Regionen - nämlich im Bökelbergstadion<br />
… sehr viel höher ging es nur auf der "Alm" in Bielefeld<br />
zu, die eigentlich gar keine war. Aus der Vereinschronik<br />
wird nämlich überliefert, dass Arminia-Klubmitglied Heinrich<br />
Pehle wegen der unschönen Unebenheiten des Sportplatzes<br />
an der Melanchthonstraße in Bielefeld einst feststellte und<br />
lauthals ausrief: "Das sieht hier ja aus wie auf der Alm". Das<br />
war in den 1920er Jahren die Geburtstunde des Stadionnamens.<br />
Wenn heute der DSC Arminia Bielefeld hier spielt, dann<br />
öffnen sich für Fans und Spieler die Tore zur SchücoArena.<br />
<strong>Von</strong> Detlef Kuhlmann<br />
Neben den Toponymen als Bezeichnungen von Sportstadien<br />
gibt es auch sogenannte makrotoponyme Namen, mit denen<br />
sich dann sogar eine ganze Region über eine Sportanlage<br />
identifizieren kann, besser gesagt konnte: Das Niedersachsenstadion<br />
in Hannover und das Neckarstadion in Stuttgart<br />
ließen sich zwar genau in diese begriffliche Regionalliga<br />
einordnen. Sie gehören aber ebenso längst der Vergangenheit<br />
an, denn auch<br />
solche Namensverwurzelungen<br />
scheinen ebenso<br />
mehr und mehr<br />
zu schwinden.<br />
Eine Ausnahme<br />
ist so gesehen nur<br />
das jüngste<br />
Fußball-Bundesliga-Stadion<br />
in<br />
Deutschland, das<br />
erst neulich zum<br />
Rückrundenstart<br />
der Saison<br />
2008/2009 eröffnet<br />
wurde: die<br />
Rhein-Neckar-<br />
Arena in Sinsheim,<br />
die neue<br />
Heimstätte der<br />
TSG 1899 Hoffen-<br />
Allianz Arena, München<br />
33
heim mit einer Kapazität von genau 30.165 Plätzen. Gibt es<br />
also doch ein Zurück zu den erdverbundenen Wurzeln bei der<br />
Namensgebung, gar einen neuen Trend zum "Lokalnamen"?<br />
Man könnte dies fast vermuten, sollte aber wissen, dass der<br />
Eigentümer der Rhein-Neckar-Arena Dietmar Hopp heißt und<br />
ein inzwischen 69-jähriger viel schaffender Sport-Mäzen ist,<br />
der es offensichtlich nicht mehr nötig hat, mit seinem eigenen<br />
Namen zu werben, weil er ohnehin mit einem geschätzten<br />
Vermögen von über 6 Mrd. Euro zu den reichsten Männern<br />
der Welt gehört. Das Dietmar-Hopp-Stadion existiert im<br />
Übrigen schon länger woanders … in seinem Heimatort<br />
Hoffenheim.<br />
Weg von den Sportplätzen hinein in die Sporthallen: Die<br />
Geschichte der monumentalen Hallengroßbauten, die auch<br />
für den Sport hierzulande genutzt wurden, lässt sich bis in<br />
die 1920er Jahre zurückverfolgen und ist ursächlich eng mit<br />
der Verlagerung des Feldhandballspiels in die Halle verbunden,<br />
wie der Handballhistoriker Erik Eggers in seinen Chroniken<br />
vielfach belegt hat. Das erste Hallen-Handball-Turnier in<br />
der heutigen Handball-Hochburg Kiel wird beispielsweise<br />
1934 datiert in der Nord-Ostsee-Halle, eine 170 Meter lange<br />
und nur 42 Meter breite Messehalle, die im Zweiten Weltkrieg<br />
zerstört wurde. Seit dem Jahr 1951 ist die Ostseehalle - einst<br />
aus Gerüsten des Hangars eines Fliegerhorsts von List auf Sylt<br />
gebaut - die Spielstätte des THW Kiel. Moment mal: Seit dem<br />
1. Januar 2008 wird genau diese Halle als Sparkassen-Arena<br />
bezeichnet - trotz heftiger Gegenstimmen der großen Handball-Fangemeinde<br />
im hohen Norden.<br />
Größere Sporthallen in Deutschland hat es damals auch<br />
anderswo gegeben: Die Westfalenhalle in Dortmund stand für<br />
Sechstagerennen,<br />
Boxen und Eislaufen<br />
etc. Das<br />
Nonplusultra<br />
seiner Zeit war<br />
jedoch die<br />
Deutschlandhalle<br />
in Berlin. Sie<br />
wurde einst als<br />
modernste Halle<br />
in Europa errichtet<br />
für verschiedene<br />
Wettkämpfe<br />
bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele 1936<br />
in Berlin und war<br />
seitdem Austragungsstätte<br />
vieler<br />
großer Veranstaltungen<br />
im Sport.<br />
Mittlerweile ist sie<br />
marode geworden.<br />
34<br />
Deutschlandhalle, Berllin<br />
Der Tag des allerletzten Spiels steht nun unmittelbar bevor …<br />
das Spiel mit der Abrissbirne, dessen Ausgang schon feststeht,<br />
es sei den, die zahlreichen Proteste führten noch kurzfristig<br />
zum Erfolg bzw. zur weiteren Nutzung. Wie dem auch sei: Die<br />
Deutschlandhalle war gestern … heute beginnt die Zukunft:<br />
Die überall im Lande sprießenden Multifunktionsarenen<br />
bieten Bühnen für innovative Inszenierungen des Sports und<br />
anderer Darbietungen. Die derzeit modernste "Vielseitigkeitsbühne"<br />
dieser Art in Europa ist vor kurzem in Berlin nur<br />
wenige Kilometer entfernt von der Deutschlandhalle im<br />
Stadtteil Friedrichshain eröffnet worden: Willkommen in der<br />
"02 World"! Die äußere Gestaltung der Halle im schlichten<br />
Weiß mag die Multifunktionalität sogar auf den ersten Blick<br />
ein wenig marginalisieren. In Wirklichkeit sind die Nutzungsmöglichkeiten<br />
so bunt, dass sich Sport- und Show-Events<br />
nahezu täglich abwechseln können. Die 02 World ist eine<br />
multiple Welt, ihr Fassungsvermögen höchst flexibel. Bei<br />
Konzerten finden bis zu 17.000 Besucher Platz, bei großflächigen<br />
Sportspielen entsprechend weniger. Die Bühne, die<br />
Udo Jürgens eben noch beifallumjubelt und im Bademantel<br />
schwitzend verlassen hat, gefriert morgen schon zu hoch<br />
temperiertem Eis. Der "Wellblechpalast" war bis dato die<br />
Kultspielstätte des Eishockey-Teams der EHC Eisbären, heute<br />
brechen sie in "ihrem" neuen Hightech-Tempel alle Rekorde.<br />
Bei der Premiere gab es ein 11:0 gegen die Augsburger Panther.<br />
Meistens war die 02 World mit 14.500 Besuchern bei<br />
den Spielen seitdem ausverkauft, der Minusrekord liegt bei<br />
(nur) 11.000 Zuschauern.<br />
Die neue World-Arena in der Hauptstadt hat einen Besucher-Boom<br />
ausgelöst, der mit einem Hallen-Verdrängungs-
wettbewerb einhergeht - weg von der angestammten<br />
Sportstätte hinein in den neuen Sportpalast. Hier ist die<br />
Sportwelt zu Hause: Die Bundesliga-Basketballer von Alba<br />
Berlin spielen nicht mehr wie früher in der Max-Schmeling-Halle<br />
in Prenzlauer Berg. Die Handball-Füchse Berlin,<br />
in der zweiten Saison just in der ersten Liga etabliert,<br />
ziehen bei Spitzenbegegnungen von der Max-Schmeling-<br />
Halle ebenfalls um auf die World-Bühne. Gleiches gilt für<br />
das Volleyballspiel, obwohl mit Baggern und Schmettern in<br />
der Hauptstadt nicht die großen Menschenmassen ans Netz<br />
zu locken sind: Die Bundesliga-Volleyballer vom SCC Berlin<br />
verlassen von Mal zu Mal das heimische Spielfeld in der<br />
Sömmeringhalle in Charlottenburg und spielen dann vor<br />
Rekordkulisse in der Max-Schmeling-Halle, die 1997<br />
anlässlich der längst vergessenen, weil schnell und kläglich<br />
gescheiterten Olympiabewerbung Berlins für das Jahr 2000<br />
gebaut wurde und seitdem die größte Halle der Stadt war:<br />
Aus, Ende, vorbei! Die Welt-Arena ist die neuer Nummer<br />
eins und der lokale Global-Player: Bauherr und Investor ist<br />
das Unternehmen des heute 70-jährigen US-Milliardärs<br />
Philip Frederick Anschutz. Seiner Anschutz Entertainment<br />
Group gehören auch die Eisbären Berlin. Die Namensrechte<br />
für die 02 World liegen derzeit bei dem nach Kundenzahlen<br />
viertgrößten Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland. Über<br />
die Laufzeit des Namens gibt es unterschiedliche Angaben<br />
- aber soviel steht fest: Der Kommerz geht weiter! Entweder<br />
wird der Jetzige ausgewechselt oder verlängert. Die<br />
phonetische Prognose könnte dann lauten: Aus 02 wird<br />
"Oh two"!<br />
Der zeithistorische Wandel in sportbezogener Hallen-Architektur<br />
und ihrer zeitgemäßen Terminologie lässt sich außer-<br />
halb Berlins in vielen anderen großen Städten der Republik<br />
nachvollziehen. In Köln gab es einmal die Kölner Sporthalle.<br />
Sie wurde 1998 abgerissen und ersetzt durch die Kölnarena,<br />
seitdem die mit 20.000 Plätzen größte Indoor-Sportarena in<br />
Deutschland. Aber auch diese Kölnarena gibt es nicht mehr.<br />
Seit rund einem Jahr heißt sie nämlich Lanxess Arena. In der<br />
baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart liegen<br />
zwei ganz große Sportstätten ganz dicht nebeneinander und<br />
symbolisieren auf einen Blick den Übergang von der modernen<br />
Halle zur postmodernen Arena: Vor genau 25 Jahren<br />
wurde dort die Hanns-Martin-Schleyer-Halle eröffnet. Ihre<br />
Sanierung im Jahre 2006 fand zur selben Zeit statt, als gleich<br />
nebenan die Porsche-Arena in Montage ging. Zusammen sind<br />
beide heute Tür an Tür ein europaweit einzigartiges Sport-<br />
Event-Arenen-Ensemble. Ein wichtiger Orientierungshinweis<br />
für die weniger Ortskundigen darf nicht fehlen: Wer will,<br />
gelangt nämlich von dort - egal mit welchem Auto - über die<br />
Mercedesstraße zum ebenfalls benachbarten Gottlieb-Daimler-Stadion.<br />
Ein Fazit und Ausblick zum Schluss: Sportarenen wandeln sich<br />
und mit ihnen die nominellen Fassaden. Die zeitgemäße<br />
Architektur von Sportstätten wird gekrönt mit einer neuen<br />
Semantik bei der Namenstaufe. Im Trend liegen Namensgebungen<br />
auf Zeit. Das alles geschieht mit klarer Rollenverteilung<br />
des Gebens und Nehmens: Unternehmen versprechen<br />
sich die Steigerung des Bekanntheitsgrades ihrer Marke, und<br />
die Betreiber oder Klubs kassieren klar kalkulierbare Gelder -<br />
ganz abgesehen von den Dominoeffekten, die dadurch entstehen,<br />
dass z.B. Parkleitsysteme und Bushaltestellen in den<br />
Städten immer wieder auf die jeweils neue kommerzielle<br />
Marke umgerüstet werden müssen. Bleibt am Ende nur noch<br />
eine Frage: Ist<br />
denn irgendwann<br />
einmal das Ende<br />
der kommerziellen<br />
Fahnenstange in<br />
Sicht? Ja, vielleicht<br />
dann, wenn<br />
wirklich einmal in<br />
einer Fußballarena<br />
an allen vier<br />
Eckpunkten des<br />
Spielfeldes farbige<br />
Funny-Frisch-<br />
Fahnen mit fettem<br />
Firmenlogo an den<br />
trittfesten Stangen<br />
flattern ... Auf<br />
Wiedersehen in<br />
der Arena, in der<br />
noch Werbung für<br />
den Sport betrieben<br />
wird!<br />
Kölnarena<br />
35
Sind Turn- und Sportvereine<br />
Zwischen traditioneller Aufgabenstellung und zeitgemäßem Anforderungsprofil<br />
Aus der Sicht eines distanzierten Betrachters, der die<br />
Entwicklung der deutschen Turn- und Sportvereine<br />
im Blick hat, ist es keineswegs sicher, ob in der<br />
Zukunft weiterhin Turn- und Sportvereine existieren werden<br />
und ob sie weiterhin überhaupt notwendig sind. Diese Sichtweise<br />
wird vor allem dann verständlich, wenn man den Blick<br />
über die Grenzen Deutschlands richtet und dabei erkennt,<br />
dass es in anderen <strong>Gesellschaft</strong>en Sportsysteme gibt, die<br />
nicht auf der Idee der Turn- und Sportvereine gründen.<br />
Dennoch wird in diesen <strong>Gesellschaft</strong>en der Bevölkerung<br />
meistens ein ausreichendes und angemessenes Sportangebot<br />
unterbreitet. Betrachten wir zum Beispiel China, jenes Land,<br />
das vermutlich die größte Zukunft in der sich abzeichnenden<br />
Weltgesellschaft haben wird, so können wir erfahren, dass<br />
zumindest zum jetzigen Zeitpunkt in der chinesischen <strong>Gesellschaft</strong><br />
die Idee des Vereinswesens nicht bekannt ist. Dennoch<br />
gibt es eine aktive Sport-, Spiel- und Bewegungskultur, und<br />
vor allem im Bereich des Seniorensports lassen sich in China<br />
in beispielhafter Weise Formen des aktiven Sich-Bewegens<br />
erkennen, über die Millionen alte Menschen erfasst werden.<br />
Auch ein Blick in unsere nähere Umwelt macht deutlich, dass<br />
Vereine, so wie wir sie in Deutschland kennen, keine Selbstverständlichkeit<br />
für fortgeschrittene Industriegesellschaften<br />
36<br />
sein müssen. In Frankreich, England, Spanien oder Italien<br />
haben die jeweiligen Vereinskulturen eine je spezifische<br />
Qualität. Sie haben sich auf eine ganz andere Weise entwickelt<br />
und verändern sich auch heute in vieler Hinsicht anders,<br />
als dies derzeit bei uns in Deutschland üblich ist.<br />
Gleichzeitig können wir jedoch auf eine sehr erfolgreiche, mehr als<br />
hundertfünfzig-jährige Geschichte unserer Turn- und Sportvereine in<br />
Deutschland blicken, aus der heraus ein spezifisch deutsches Turn- und<br />
Sportsystem entstanden ist, von dem viele glauben, dass es auch für all<br />
jene Länder Modell sein könnte, die sich noch auf der<br />
Suche nach geeigneten Organisationsstrukturen für eine<br />
aktive Spiel-, Sport- und Bewegungskultur befinden.<br />
Aus einer vergleichenden Perspektive kann deshalb<br />
die Frage gestellt werden, ob der Verein in<br />
Deutschland eine sichere Zukunft haben wird, ja es<br />
kann die Frage diskutiert werden, was denn wäre,<br />
wenn es in Deutschland keine Vereine geben<br />
würde. Diese Fragen scheinen umso wichtiger zu<br />
sein, als schon seit längerer Zeit in den Vereinen<br />
Deutschlands ein schleichender Transformationsprozess<br />
zu beobachten ist, den die meisten Vereine<br />
aus sich selbst heraus so gut wie nicht steuern.<br />
Dieser Transformationsprozess verläuft in eine<br />
Richtung, bei der die klassische Idee des Vereins<br />
immer mehr in Frage gestellt wird.<br />
Diese Behauptung bedarf einer näheren Erläuterung.<br />
Die klassische Idee des deutschen Vereins<br />
zeichnet sich dadurch aus, dass sich sieben Personen<br />
mit gemeinsamen Interessen zusammenfinden, um einen<br />
Verein zu gründen. Auf diese Weise werden sie Mitglieder eines<br />
Vereins und sie sind dabei zunächst nur ihren eigenen Interessen<br />
verpflichtet. Gemeinsame Interessen sind die Grundlage für<br />
eine vertragliche Beziehung, zu der sie sich in Anwesenheit<br />
eines Notars verpflichten. Mitglieder eines Vereins müssen also<br />
nicht öffentlichen Interessen verpflichtet sein. Das Handeln in<br />
einem Verein kann und soll sich vorrangig an den Interessen<br />
der eingeschriebenen Mitglieder orientieren. Vereine sind somit<br />
Organisationen, denen beizutreten die Mitglieder keiner Motivation<br />
außerhalb der Organisationszwecks bedürfen. So möchten<br />
sieben Mitglieder Handball spielen und gründen einen<br />
Handballverein, andere richten ihre Interessen auf die Leichtathletik<br />
oder auf das Schwimmen, oder sie turnen gemeinsam
zukunftsfähig?<br />
muss kein Widerspruch bestehen <strong>Von</strong> Helmut Digel<br />
und gründen deshalb einen Turnverein. Die gemeinsame Interessensbekundung<br />
war der Ausgangspunkt der Vereinsentwicklung<br />
vor 150 Jahren, und diese Vereinsidee ist nach wie vor die<br />
tragende Grundlage des organisierten Sports in freiwilligen<br />
Vereinigungen, so wie sie heute existieren.<br />
Im Zuge der Veränderungen in fortgeschrittenen Industriegesellschaften<br />
fast überall in der Welt hat sich insbesondere in<br />
der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die Rolle des<br />
Sports in diesen <strong>Gesellschaft</strong>en erheblich verändert. Es ist zu<br />
einer "Versportlichung" dieser <strong>Gesellschaft</strong>en<br />
gekommen, ausgelöst von ihren spezifischen Problemen.<br />
Auf diese Weise sind von außen vielfältige<br />
neue Anforderungen an die Vereine herangetragen<br />
worden. Die Vereine standen und stehen seitdem<br />
unter einem fortdauernden Modernisierungsdruck.<br />
In der Vereinsarbeit ging und geht es nicht mehr<br />
lediglich nur um die Befriedigung der Mitgliederinteressen,<br />
zunehmend werden private Interessen mit<br />
öffentlichen Interessen vermischt, und immer<br />
häufiger dominieren öffentliche Interessen die<br />
Vereinsentwicklung. Der Verein wird instrumentalisiert<br />
und auf die Problemlagen der fortgeschrittenen<br />
Industriegesellschaft ausgerichtet. Dabei können<br />
einzelne Mitglieder der Vereine eine äußerst<br />
aktive Rolle spielen.<br />
Über diese Veränderungen ist es mittlerweile zu<br />
einer gesellschaftspolitischen Aufwertung des<br />
Sports gekommen. Diese hat zur Folge, dass es<br />
neben dem Vereinssport eine noch immer wachsende<br />
Zahl weiterer Sportanbieter gibt. Neben die freiwillige<br />
Vereinigung, die noch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
einen Monopolcharakter für Fragen des Sports in unserer<br />
<strong>Gesellschaft</strong> aufwies, sind kommerzielle Sportanbieter<br />
getreten. Immer häufiger interveniert auch der Staat selbst<br />
mit eigenständigen Sportangeboten.<br />
Den Vereinen wurde nun sowohl von Experten, als auch von<br />
der Politik nahegelegt, ganz gleich, ob dies objektiv notwendig<br />
war oder nicht, sich an der angeblichen oder tatsächlichen<br />
neuen Konkurrenz auszurichten, die um sie herum entstanden<br />
ist. Zunächst waren dies die kommunalen Anbieter, an ihrer<br />
Spitze die Volkshochschulen, dann kamen die kommerziellen<br />
und weitere Anbieter hinzu. Es entstand eine neue Angebots-<br />
und Organisationslandschaft,<br />
die sich durch eine kreative<br />
Vielfalt auszeichnet. In dieser<br />
Konstellation erweiterten die<br />
Vereine ihre Angebote, sie<br />
"modernisierten" ihre Sportstätten,<br />
ihr Personal und<br />
letztlich ihre gesamte Vereinsarbeit.<br />
Auch unter dem<br />
Aspekt der Führung und der Frage, wie demokratisch ihre<br />
Entscheidungsprozesse noch an der Basis ablaufen, kam es zu<br />
entscheidenden Veränderungen. Experte versus Laie, Ehrenamt<br />
versus Hauptamt, Professionalität versus Amateurhaftigkeit<br />
können dabei als Pole einer konfliktträchtigen Entwicklungsdiskussion<br />
genannt werden.<br />
Durch diese Beeinflussung von außen, durch die zunehmenden<br />
sozialpolitischen Entlastungsbemühungen der öffentlichen<br />
Hand, vor allem aber auch durch die angebliche oder tatsächli-<br />
che Konkurrenzsituation haben sich viele deutsche Turn- und<br />
Sportvereine in einen Transformationsprozess hineinbegeben,<br />
in dem sie sich immer mehr jenen Konkurrenten angeglichen<br />
haben, die mit ihnen gemeinsam auf dem neu entstandenen<br />
Markt des Sports antreten. Sie wurden ihnen immer ähnlicher.<br />
Aus einer kritischen Distanz betrachtet muss dabei erkannt<br />
werden, dass die Vereine selten neue Ideen entwickelt haben,<br />
sie haben vielmehr meist jenes kopiert, was auf dem Markt als<br />
modern galt, und sie haben alles in die Vereinsarbeit übernommen,<br />
was ihnen von außen als notwendig empfohlen wurde.<br />
Eine besonders aktive Rolle hat dabei der Staat gespielt, der<br />
sich immer häufiger von seinen öffentlichen Aufgaben entlasten<br />
wollte und viele der ehemals staatlichen Aufgaben den<br />
37
freiwilligen Vereinigungen als gesellschaftlichen Auftrag<br />
übertrug. Besonders deutlich lässt sich dies an der Gesundheitspolitik<br />
beobachten. Die Turn- und Sportvereine sollten<br />
zunehmend Aufgaben übernehmen, die zuvor primär staatliche<br />
Aufgaben gewesen sind. Für viele Vereine ist dadurch<br />
sowohl personell als auch finanziell eine Überforderungssituation<br />
entstanden, mit der sie nur teilweise oder gar nicht<br />
zurecht kommen. Verfolgten die Vereine früher vorrangig die<br />
lokalen Ziele ihrer Mitglieder, wurde dabei Geselligkeit in den<br />
Dienst von Sport gestellt und war umgekehrt Sport Anlass<br />
für Geselligkeit, so sind nun immer mehr Vereine auf die<br />
Organisationsform des Wirtschaftsunternehmens ausgerichtet.<br />
Vereine, die als Firma begriffen werden, haben Wachtumsinteresse,<br />
die sehr schnell aus der Region und dem<br />
freizeitlichen Umgang miteinander herausführen.<br />
Die Ausrichtung am Markt und an den angeblichen Konkurrenten<br />
hat bewirkt, dass Vereine sich heute angesichts des<br />
fortschreitenden Transformationsprozesses in der Gefahr<br />
befinden, dass sie ihre eigentliche substantielle Basis verlieren.<br />
Sie werden immer häufiger zu kommerziellen Akteuren und<br />
werfen damit die klassische Idee der Vereinsarbeit über Bord.<br />
Am Ende eines derartigen Transformationsprozesses wird der<br />
Verein kaum etwas anderes sein als ein privates Unternehmen,<br />
und er wird dann genauso zu behandeln sein wie dies bei<br />
jedem privaten Unternehmen der Fall ist. Dies gilt vor allem<br />
unter steuerrechtlichen Gesichtspunkten. Auf dem Prüfstand<br />
steht in diesem Transformationsprozess deshalb das Prinzip<br />
der ehrenamtlichen Arbeit und das Prinzip der Gemeinwohlorientierung.<br />
Schon längst stellt sich die Frage, warum ein<br />
Fitness-Studio in einem Mehrspartensportverein ein höheres<br />
Gemeinwohl aufweisen soll als das Fitness-Studio eines privaten<br />
Anbieters. Solche Fragen werden heute nicht nur von<br />
Juristen, Finanzwissenschaftlern und Politologen gestellt. Sie<br />
haben längst den Alltag des Vereins erreicht, denn die ökonomische<br />
und juristische Basis scheint über den sich ereignenden<br />
Transformationsprozess gefährdet zu sein.<br />
Die Schwierigkeiten in den Turn- und Sportvereinen ergeben<br />
sich jedoch nicht nur aus einer zunehmenden Außenorientierung.<br />
Sie zeigen sich auch in Bezug auf die Inhalte selbst, auf<br />
die die klassischen Vereinsinteressen ehedem ausgerichtet<br />
waren. Nach wie vor ist zum Beispiel die Überzeugung lebendig,<br />
dass eine Sportart wie die Leichtathletik in deutschen<br />
Sportvereinen gepflegt werden soll und dass Kinder und<br />
Jugendliche den Weg in diese Sportart finden sollen. Die<br />
Verantwortlichen in den Vereinen sind davon überzeugt, dass<br />
die Leichtathletik für unsere <strong>Gesellschaft</strong> eine wichtige Sportart<br />
ist, dass Laufen, Werfen und Springen auch zukünftig<br />
kultiviert werden müsse, dass die Pflege des Wetteiferns für<br />
unsere <strong>Gesellschaft</strong> notwendig ist, dass deshalb Wettkämpfe<br />
stattfinden. Die Verantwortlichen in den Vereinen gehen<br />
davon aus, dass die Leichtathletik ein tragfähiges Element für<br />
unsere <strong>Gesellschaft</strong> und für unsere Kultur darstellt.<br />
38<br />
Eine Sportart wie die Leichtathletik ist jedoch trotz dieser<br />
konsensualen Zustimmung durch unsere <strong>Gesellschaft</strong> in den<br />
Vereinen großen Gefahren ausgesetzt. Sie wird zum einen mit<br />
einer Konkurrenz konfrontiert, die jährlich wächst. In den<br />
Vereinen ist eine Vervielfältigung der Sportarten zu beobachten,<br />
die in vieler Hinsicht als einmalig gelten kann. Es gibt<br />
kaum ein anderes Land in der Welt, dass eine derartig dynamische<br />
Vielfalt an Sportarten und Aktivitäten aufweist. Dies<br />
bedeutet, dass sich der Sport für Kinder, Jugendliche, Erwachsene<br />
und Senioren durch vielfältige Optionen auszeichnet.<br />
Jedes Individuum kann dabei seine eigene Wahl treffen. Was<br />
gestern als wichtig galt, kann heute unwichtig sein, und bereits<br />
morgen können sich neue Sportinteressen abzeichnen. Für die<br />
Vereine bedeutet dies, dass stabile Angebotsstrukturen und<br />
Interessen der Vergangenheit angehören. Auch in den Vereinen<br />
kommt es wie in unserer <strong>Gesellschaft</strong> immer häufiger zu<br />
hybriden Strukturen, und die Bindung der Mitglieder muss<br />
täglich neu gesichert werden. Wollen Vereine noch die Interessen<br />
ihrer Mitglieder befriedigen, so bedarf es einer vereinsübergreifenden<br />
Kommunikation. Die Leichtathleten müssen<br />
Gemeinschaften bilden und übergreifende Organisationen<br />
finden. Reichen diese nicht mehr aus, so muss man in noch<br />
größere Verbünde übergehen, damit man überhaupt noch<br />
Trainings- und Wettkampfgemeinschaften sichern kann. Auch<br />
die Jugendarbeit ist in den Turn- und Sportvereinen längst<br />
problematisch geworden. Kinder und Jugendliche sind einer<br />
Konsumgesellschaft und einer Unterhaltungsindustrie ausgeliefert,<br />
die in Verbindung mit den noch immer wachsenden<br />
Belastungen im öffentlichen Schulwesen zu einer generellen<br />
Überforderung führen. Die Wahlfreiheiten der Schüler und<br />
Jugendlichen haben sich wohl erhöht, doch die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die Entscheidung zu Gunsten einer bestimmten<br />
Sportart getroffen werden kann, hat sich eher verringert.<br />
Wir müssen also erkennen, dass der von Sportsoziologen<br />
diskutierte Transformationsprozess der freiwilligen Vereinigungen<br />
in unserer <strong>Gesellschaft</strong> auch die alltägliche Arbeit in<br />
den Vereinen und Verbänden des Sports erreicht hat. Dies ist<br />
auch daran abzulesen, dass es zu einem Mitgliederschwund<br />
in bestimmten Sportarten kommt und dass sich die Beteiligungsverhältnisse<br />
in den freiwilligen Vereinigungen abgeschwächt<br />
haben. Immer weniger Mitglieder besuchen Mitgliederversammlungen,<br />
beteiligen sich an den demokratischen<br />
Delegierungs- und Entscheidungsprozessen. Eine an<br />
individuellen Interessen ausgerichtete Vereinspolitik gewinnt<br />
hingegen eine immer größere Bedeutung. Dies lässt sich auch<br />
an den neuen finanziellen Verteilungsmechanismen beobachten,<br />
die in den Haushalten der Vereine dokumentiert werden.<br />
Solidarbeiträge werden dabei zu Gunsten einer Preis-Nachfrage-Kalkulation<br />
in Frage gestellt.<br />
Angesichts dieser Veränderungen, die offensichtlich in ihren<br />
Nebenwirkungen nicht beabsichtigt waren, stellt sich die<br />
Frage, was zukünftig ein Turn- und Sportverein sein soll. Will
er sich auf das besinnen, was er einstmals war, so hat er sich<br />
auf die Grundpfeiler festzulegen, die ihn von den übrigen<br />
Sportanbietern unterscheidbar machen. Vereine hätten sich<br />
dann nicht am Markt zu orientieren, sie hätten nicht jenes zu<br />
kopieren, was die Märkte ihnen offerieren. Sie hätten ihre<br />
Stärke darin zu suchen, dass sie etwas anderes sind als alle<br />
anderen Anbieter. Gerade aus einer ökonomischen Sicht<br />
könnte den Vereinen deshalb empfohlen werden, sich auf die<br />
Suche nach "Alleinstellungsmerkmalen" zu machen. Die<br />
Stärke der Vereine könnte zum Beispiel darin zu suchen sein,<br />
dass sie als einzige Organisation in der Lage sind, Kinder- und<br />
Jugendarbeit auf kostengünstige Weise zu ermöglichen. Dazu<br />
bedarf es jedoch eines Eingriffs in den stattfindenden Transformationsprozess.<br />
Vereine hätten sich auf ihre ehemals<br />
intakten Strukturen zu besinnen. Es wäre wünschenswert,<br />
dass Vereine über Stoppregeln ihrer Kommerzialisierung<br />
nachdenken. Es wäre angebracht, dass Vereine überprüfen,<br />
inwiefern die oft unbeabsichtigten Transformationsprozesse<br />
noch ihre Legitimation und ihre demokratischen Entscheidungsstrukturen<br />
erhalten.<br />
Unser Gemeinwesen muss ein Interesse daran<br />
haben, dass demokratische Entscheidungsstrukturen<br />
in gemeinnützigen Organisationen aufrechterhalten<br />
werden. Die Modernisierung, die in den<br />
vergangenen Jahrzehnten in den Vereinen und<br />
Verbänden stattgefunden hat, kann durchaus als<br />
ein Prozess der Entdemokratisierung gedeutet<br />
werden. Jeder sucht schnellere Entscheidungswege.<br />
Kleinere Gremien sollen größere Gremien<br />
ersetzten. Jede Delegation von Entscheidungen<br />
soll verkürzt werden, weil man glaubt, nur auf<br />
diese Weise im Geschäft des Sportmarktes bestehen<br />
zu können. Deswegen befindet sich der deutsche<br />
Sport auf der Suche nach hauptamtlichen<br />
Präsidenten. Deshalb werden in Bezug auf die<br />
Führung der Sportorganisationen Aufsichtsratsmodelle<br />
der Wirtschaft diskutiert, und deswegen wird<br />
eine Aufwertung der Hauptamtlichkeit gefordert.<br />
Aber Hauptamtlichkeit und Professionalität bedeuten<br />
immer auch Entdemokratisierung. Dies wiederum bedeutet,<br />
dass die Beteiligung der Bürger an dem so wichtigen<br />
intermediären System der freiwilligen Vereinigungen, das<br />
zwischen Staat und Privatheit vermittelt, ständig abnimmt.<br />
Unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit mögen<br />
Verbandsräte, Kommissionen und Arbeitsgruppen überflüssig<br />
sein, unter den Gesichtspunkten einer gelebten Demokratie<br />
sind es sinnvolle Einrichtungen. Sie repräsentieren Landesverbände<br />
und Vereine, und sie repräsentieren die Interessen der<br />
Mitglieder.<br />
Auch in Bezug auf die Organisation der Vertreterverbände der<br />
Turn- und Sportvereine findet somit ebenfalls ein schleichender<br />
Transformationsprozess statt. Das einstmals bewährte<br />
Modell der Delegiertendemokratie wird abgebaut. Es wird<br />
verkleinert, und am Ende ist ein ökonomisches Modell des<br />
Sports in Sicht, das dem Prinzip des wirtschaftlichen Unternehmens<br />
entspricht. Solch ein Transformationsprozess kann<br />
gewollt sein, aber diejenigen, die ihn veranlassen, sollten<br />
wissen, was sie dabei tun. Entscheidend für den weiteren<br />
Verlauf dieses Prozesses müsste deshalb sein, dass die Basis in<br />
die Diskussion der Veränderungen einbezogen wird, dass die<br />
Vorstände, die diesen Prozess veranlassen, sich bewusst sind,<br />
dass sie selbst Teil eines Veränderungsprozesses sind, der<br />
Folgen und Nebenfolgen hat, die bedacht sein müssen.<br />
Einen weiteren Sachverhalt gilt es dabei zu beachten. Ist man<br />
auf der Suche nach Antworten, so ist sehr schnell zu erkennen,<br />
dass es für die Probleme, die sich in der Vereinsentwicklung<br />
von heute stellen, keine einfachen Lösungen gibt. Vielmehr<br />
ist man mit einer Komplexität konfrontiert, die geradezu<br />
typisch ist für unsere heutige Wissens- und Informationsgesellschaft,<br />
in die auch den Sport einbindet. Der Sport ist<br />
vernetzt mit vielen anderen Bereichen, mit der Wirtschaft,<br />
der Politik, der Kultur, den Kirchen und dem Bildungswesen.<br />
Wer immer über den Sport befindet, muss sich auf eine<br />
differenzierte Betrachtung einlassen. Vor Ideologen, die<br />
einfache Rezepte anbieten, muss deshalb gewarnt werden.<br />
Kontingenz ist das Merkmal unserer Zeit, und wer über<br />
Weichenstellungen zu entscheiden hat, der muss begreifen,<br />
dass es immer eine Vielfalt an Möglichkeiten gibt. Jede Möglichkeit,<br />
für die man sich entscheidet, hat dabei nicht nur<br />
Vorteile. Für die Vereine gilt das gleiche wie für die Politik.<br />
Man kann meist nur noch zwischen Möglichkeiten unterscheiden,<br />
von denen abzusehen ist, dass die eine, für die man<br />
sich entscheidet, weniger Fehler aufweist als die anderen.<br />
39
Die Frage, ob die deutschen Turn- und Sportvereine zukunftsfähig<br />
sind, ist gerade angesichts dieser Sachverhalte als offen<br />
zu bezeichnen. Eines kann dabei jedoch durchaus beruhigend<br />
sein. Hätten die Prognosen jener Zukunfts- und Freizeitwissenschaftler<br />
zugetroffen, wie sie vor Jahrzehnten in Bezug<br />
auf die Entwicklung der Turn- und Sportvereine geäußert<br />
wurden, so würde es sie schon längst nicht mehr geben. Die<br />
freiwilligen Vereinigungen haben sich gegenüber fragwürdigen<br />
wissenschaftlichen Empfehlungen, oberflächlichen empirischen<br />
Untersuchungen und ideologischen Manipulationen<br />
als resistent erwiesen. In gewisser Weise konnten sie kontinuierlich<br />
ein erfolgreiches Wachstum verbuchen.<br />
Ein genauerer Blick zeigt uns jedoch, dass es dabei auch<br />
gegenläufige Entwicklungen geben kann, dass auch Vereine<br />
und Verbände kommen und gehen können. Neben Wachstum<br />
gibt es Rückgang. Auch für Vereine und Verbände gilt dabei,<br />
dass, wer gut arbeitet, auch Anerkennung findet. Vereine, die<br />
Die Freiburger Turnerschaft von 1844 hat das Turnen für<br />
Eltern und Kinder um die Teilnahme der kleinen<br />
Geschwister erweitert. Die Gruppe von Müttern, Vätern<br />
und Kindern zwischen zwei und sechs Jahren bringt nun zusammen,<br />
was bisher getrennt war: nämlich die Lebensalter bis drei<br />
Jahre und ab vier. Dieses Modell ist attraktiv für die junge Familie,<br />
denn sie kann sich auf eine Übungszeit konzentrieren und erspart<br />
sich die bisher vielleicht erforderliche häusliche Aufsicht für kleine<br />
Daheimbleibende.<br />
In der Outdoor-Jugendgruppe des Skiclubs Pforzheim stellen sich<br />
die jungen Leute ihre Aktivitäten selbst zusammen. Snowboarden<br />
und Skifahren, Klettern und Kajakfahren, Wanderungen und<br />
Übernachtungen in den Hütten gehören zum Angebot. Auch im<br />
Turnverein Fürth 1860 geht eine Wind- und Wettergruppe kleiner<br />
Kinder zum Graben, Stochern, Schütteln und Tasten gerne nach<br />
draußen in den Wald. Sie tun dort alles, was Spaß und dreckig<br />
macht.<br />
Tanzen taugt besonders für mehr Lust am Leben. In der Turngemeinde<br />
1846 Worms lernen Senioren ständig neue Figuren und<br />
Formationen. Das erzeugt eine positive Spannung und bringt<br />
noch mehr Abwechslung im sowieso schon freudebetonten<br />
Miteinander. Junge Tänzerinnen des Oldenburger Turnerbundes<br />
und eine Kindergruppe des 1. Tanzsportclubs Dancemotion Oldenburg<br />
erarbeiten ein Programm und erfreuen damit ältere Menschen<br />
in einem Seniorenwohnstift.<br />
Das richtige Umfeld wirkt meistens anregend. "Im Kinder- und<br />
Jugendzentrum Dittrichshütte wurden wir im Irrgarten und auf<br />
sich durch schlechte und mangelhafte Führung auszeichnen,<br />
sind für Kinder nicht attraktiv. Wer keine guten Übungsleiter<br />
hat, hat keine guten Entwicklungsperspektiven aufzuweisen.<br />
Auch im organisierten Sport gibt es ein Auf und Ab. Schlafen<br />
Verbände, so befinden sie sich in der Gefahr, dass ihre Sportart<br />
überflüssig wird. Neue Sportarten können hinzukommen.<br />
Solch eine Entwicklung ist normal, wünschenswert und<br />
zeichnet die Attraktivität der freiwilligen Vereine aus. Auch in<br />
den Vereinen sollen jene belohnt werden, die engagiert sind.<br />
Und jene, die nicht engagiert sind, müssen mit den Konsequenzen<br />
leben. In einer Welt, in der alle Lebensbereiche<br />
Kosten-Nutzen-Kalkülen unterstellt sind, darf es nicht überraschen,<br />
dass auch die freiwilligen Vereinigungen von dieser<br />
Entwicklung nicht verschont bleiben. Alle Anbieter haben<br />
heute im freien Sportmarkt ihre Chance. Wenn es jedoch um<br />
den Wettkampfsport und um eine wünschenswerte Kinderund<br />
Jugendarbeit geht, so könnten sie gegenüber den freiwilligen<br />
Vereinigungen chancenlos sein. Ist die Vereinsarbeit<br />
Unkonventionelle Vereinsangebote oder Lebensfreude<br />
40<br />
den Kletter- und Spielgeräten selbst wieder zu Kindern",<br />
beschreibt eine gemischte Seniorengruppe ihre Eindrücke während<br />
einer Gesundheitswoche des Thüringer Turnverbandes.<br />
Die fachlich versierten Übungsleiter sind nicht nur aus- und fortgebildet,<br />
kompetent in Sportarten und fit für breitensportliche Aktivitäten.<br />
Sie lassen Freiheiten zur Selbstbestimmung, fördern aber<br />
auch und fordern. Die Eigenschaftswörter "bedürfnisgerecht" und<br />
"altersentsprechend" haben sie verinnerlicht. Schnelles Umschalten<br />
auf Teilnehmerwünsche ist eine Selbstverständlichkeit, das motivierende<br />
Gestalten nach eigenen Vorstellungen und Erfordernissen<br />
aber auch. Längst haben sie also ihr Bemühen um das körperliche<br />
Wohlbefinden hinaus erweitert. Sie vermitteln Lebenslust und<br />
Lebensfreude, ob mit Frühstück oder zum Feierabend.<br />
Beim Wassersportclub Fink Bremen paddeln die vom Arbeitstag<br />
Ermüdeten gemütlich und den Jahreszeiten angepasst in den<br />
Sonnenuntergang. Zum "Mitternachtsspezial" bis 24.00 Uhr<br />
animiert der Verein für Leibesübungen Pinneberg mit Aerobic,<br />
Bodyforming und Yoga, mit Sauna und leckerem Buffet, vom<br />
Übungsleiter-Team zusammengestellt, vor allem "als eine schöne<br />
Zeit außerhalb des hektischen Alltags" professionell geplant und<br />
prima umgesetzt. Der Post-Sportverein Nürnberg hat sehr großen<br />
Zuspruch mit Pool-Partys im vereinseigenen Hallenbad. Vor zwei<br />
Jahren zu Fasching wurde der Anfang gemacht mit entspannendem<br />
Schwimmen, Tanzen, mitreißender Musik, alkoholfreien<br />
Karibikdrinks. Dabei ist es nicht geblieben. Zu den Abendveranstaltungen<br />
wird inzwischen mit wechselnden Themen eingeladen.<br />
Zutritt haben dann auch Nichtmitglieder, um sich sportlich zu<br />
betätigen, mit zu feiern und die Angebote zu testen.
diesem Auftrag verpflichtet und wird dieser besser erledigt,<br />
als an jedem anderen Ort unserer <strong>Gesellschaft</strong>, so sind die<br />
Turn- und Sportvereine für unsere <strong>Gesellschaft</strong> unverzichtbar.<br />
Kann diesen Empfehlungen zugestimmt werden, so kann<br />
abschließend die Frage noch einmal gestellt werden, was das<br />
Besondere des Turn- und Sportvereins ist und warum ihm zu<br />
wünschen ist, dass er zukunftsfähig bleibt. Ist der Verein ein<br />
Dienstleistungsunternehmen, so kann er allenfalls auf Mitglieder<br />
verweisen, die für ihren Mitgliedsbeitrag "Waren" bzw.<br />
Leistungen wünschen, die ihrem Mitgliedsbeitrag entsprechen.<br />
Solche Mitglieder interessieren sich nicht dafür, ob ein Kind<br />
von einem Verein betreut wird, das in der Nachbarschaft in<br />
schwierigen Verhältnissen lebt. Solche Mitglieder sind nicht<br />
bereit, sich als Solidargemeinschaft für einen verantwortungsvollen<br />
und pädagogisch wertvollen Kinder- und Jugendsport<br />
einzusetzen. Solche Mitglieder sind nicht bereit, mit ihrem<br />
Jahresbeitrag einen Solidarbeitrag zu Gunsten des Wettkampf-<br />
rund um die Uhr <strong>Von</strong> Karl Hoffmann<br />
Der Verein für Akrobatik Motor Leipzig betreut eine Gruppe älterer<br />
Frauen ab 70 Jahre. Die Übungen finden als Stuhlgymnastik und<br />
in Form kleiner Bewegungsspiele statt. Das anschließende Kaffeetrinken<br />
tut der fröhlichen Gemeinschaft zusätzlich gut. "Kinderwelt<br />
ist Bewegungswelt" titelt die Turngemeinde 1879 Traisa. Drei<br />
Tage in der Woche ist zunächst eine Thematik vorgegeben: "die<br />
Sinne beleben", "den Körper erleben", "die Natur erkunden".<br />
Reichlich Raum bleibt für ungebundenes Spielen, Bewegen und<br />
Toben. Mit dem gemeinsamen Frühstück um 9.00 Uhr beginnt der<br />
Tag in diesem Kinder-Sport-Treff.<br />
Im Integrativen Treff Rostock können Eltern mit ihren Kindern<br />
gemeinsam Sport treiben. Zugleich werden Parallelangebote<br />
gemacht. Verantwortung und Organisation im Göttinger Netzwerk,<br />
das immer freitags von 20.30 bis 23.00 Uhr Jugendliche<br />
zwischen 14 und 18 Jahren zum schweißtreibenden "Moonsport"<br />
anregt, teilen sich sechs Sportvereine, dazu Schulen, die Universität,<br />
die Stadt Göttingen sowie die Jugendhilfe. Ab 6.00 Uhr<br />
besteht die Möglichkeit zum Frühschwimmen in der Vereinsanlage<br />
der Schwimmvereinigung Krefeld 1972. Bis 21.00 Uhr kann das<br />
Becken genutzt werden. Das sind ganze 15 Stunden pro Tag in<br />
Vereinsregie. Familien werden außerdem noch speziell mit Öffnungszeiten<br />
an Wochenenden und während der Feiertage<br />
umworben.<br />
Sportzeiten und Inhalte der Angebote sind wichtige technische<br />
Merkposten und Voraussetzungen dafür, dass sich Wohlgefühl<br />
und mehr Freude am Leben einstellen. Die älteren Vereine haben<br />
den unschätzbaren Vorteil der gewachsenen, sich vom Alter her<br />
ständig entwickelnden und ergänzenden Gruppen. Im Männer-<br />
sports zu leisten. Steht hingegen das Gemeinwohl in einem<br />
Verein im Mittelpunkt, so muss es für einen Verein vorrangig<br />
darauf ankommen, dass er für Kinder und Jugendliche attraktive<br />
Programme unterbreitet, dass er für seine Mitglieder ein<br />
Ort der Privatheit ist, dass sich der Verein als lokaler Gegenpol<br />
gegenüber aller Globalisierung auszeichnet. Schon seit längerer<br />
Zeit ist zu erkennen, dass für die Menschen die Gemeinde<br />
und der Ort, wo sie leben, zwangsläufig eine immer größere<br />
Bedeutung erhalten müssen angesichts der bindungslosen<br />
globalen Welt. Im Lokalen sucht man die Bindung, die anderenorts<br />
verloren gegangen ist. Dem Turn- und Sportverein<br />
kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Wenn man ihn nicht<br />
hätte, müsste man ihn erfinden. Die Bindung im Verein darf<br />
dabei keineswegs nur lose sein, Bindung muss sich durch<br />
Stabilität auszeichnen. Bürger benötigen heute soziale Netzwerke,<br />
die ihnen Lebensqualität ermöglichen. Vereine können<br />
dabei als zentrales Lebenselexier wahrgenommen werden.<br />
Leistet dies ein Verein, so ist er konkurrenzlos.<br />
turnverein 1846 Ludwigsburg halten es<br />
40- bis 80-jährige Sportler problemlos<br />
miteinander aus: bei Gymnastik mit Musik,<br />
beim Volleyball- und Prellballspielen und<br />
beim gemütlichen Beisammensein. Zwischen<br />
25 und 77 Jahre sind 15 Teilnehmerinnen einer Übungsstunde<br />
im Turnverein Bürgstadt alt. Die Generationenfrage ist da<br />
offensichtlich kein Thema.<br />
Mit guten Einfällen und pfiffigen Ideen lässt sich im organisierten<br />
Vereinssport auf dem Weg zum sportlich-geselligen Miteinander<br />
noch viel erreichen. Der Verein für Leibesübungen Wolfsburg fasst<br />
in Judokursen 7- bis 70-Jährige zusammen. Der Tennis-Verein<br />
Altlünen spielt seit einigen Jahren mit großem Erfolg den Ü-80-<br />
Pokal aus. Eine Spielerin und ein Spieler bilden in vorheriger<br />
Absprache das sportliche Paar. Sie dürfen in der jeweiligen<br />
Zusammensetzung diesen Breitensport-Wettbewerb nur einmal<br />
bestreiten. Die beiden Lebensalter addiert müssen über 80 Jahre<br />
liegen, z. B.: 21 und 68 oder 35 und 47 Jahre.<br />
Neues lässt immer wieder aufhorchen. Bekanntes ist immer<br />
wieder neu, auf- und anregend. Der Besuch eines Lamahofes war<br />
für die Sportgruppe "Menschen mit Behinderungen" im Soester<br />
Turn-Verein und ihre Angehörigen ein ganz besonderes Erlebnis.<br />
Der enge Kontakt mit den zahmen Tieren, auch beim Streicheln<br />
und Bürsten, bleibt lange in Erinnerung. Die Freie Turnerschaft<br />
München-Süd hat Erfolg mit ihrem wöchentlichen Zirkustraining.<br />
Vereinsvorstände auf der Höhe der Zeit erweitern den sportlichen<br />
und gesellschaftlichen Rahmen. Geschäftsführer und Geschäftsstellen<br />
lösen die organisatorischen Aufgaben. Das sind keine<br />
Fragen von Ehrenamt, Haupt- oder Nebenberuflichkeit. Entscheidend<br />
ist die Übereinstimmung in den Zielen und die Einbindung<br />
möglichst aller Mitglieder auf dem Weg in eine viel versprechende<br />
Vereinszukunft.<br />
41
Auch für arme Kinder soll der Sportverein ein<br />
Am Ende des Monats wurde bei den Akdogans das Geld<br />
mal wieder ziemlich knapp. Zwar hatte die Berliner<br />
Familie zuvor an allen Ecken und Enden gespart. Doch<br />
ob das verbleibende Restgeld für die alltäglichen Einkäufe und<br />
Unkosten ausreichen würde, das stand wie so oft bei der vierköpfigen<br />
Familie in den Sternen. Wie immer in solchen Tagen<br />
nahmen sich die Eltern die lange Liste der ausstehenden Rechnungen<br />
noch einmal gründlich vor. Zwanzig Euro für den<br />
Sportvereins-Mitgliedsbeitrag ihrer beiden Kinder, der siebenjährigen<br />
Onur und des zwei Jahre älteren Sohnes Berfin, waren<br />
da auch noch vermerkt. "Und weil wir in dem Monat zuvor den<br />
Beitrag für unsere beiden Kinder schon nicht bezahlen konnten,<br />
waren es schon vierzig Euro. In unserer Situation eigentlich<br />
unbezahlbar", erklärt der Vater Ertan Akdogan. Als er das<br />
erzählt, sitzt er auf einer Holzbank in einer Sporthalle im Berliner<br />
Stadtteil Moabit. In dem Karateverein Toruko ist gerade<br />
Trainingszeit für die Kinder- und Jugendgruppe. Es ist Montag,<br />
17.00 Uhr, und Onur und Akdogan sind wie immer dabei.<br />
"Noch vor zwei Monaten habe ich mir ernsthaft überlegt, meine<br />
Kinder aus dem Verein abzumelden. Es ging ja kaum anders. Die<br />
zwanzig Euro Mitgliedsbeitrag pro Monat haben wir für andere<br />
Sachen viel dringender benötigt", erklärt der Vater. Ertan Akdogan<br />
ist heute 33 Jahre alt. Er hatte mal an der Technischen<br />
Universität in Berlin Ingenieurwesen studiert, dann abgebrochen,<br />
schnell geheiratet und schließlich mit seiner Frau zwei<br />
Kinder bekommen. Einen festen, sicheren Job konnte er bisher<br />
nicht finden. Beide Eltern erhalten Hartz-4 und "die 240 Euro,<br />
die wir nun sparen, können wir jetzt anders in unsere Kinder<br />
investieren", erklärt Vater Ertan. In einen Karateanzug beispielsweise<br />
oder in die Gürtel, den die beiden Kids so stolz tragen.<br />
Denn das ist auch nicht ganz billig.<br />
Dass also Berfin und Onur überhaupt regelmäßig und mit<br />
großem Eifer und Spaß in einem Sportverein wie Toruko Karatesport<br />
treiben können, verdanken sie einem Aktionsprogramm<br />
der Berliner Sportjugend. "Kids in die Sportklubs" ist es tituliert.<br />
Es zielt darauf ab, "sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen<br />
eine kontinuierliche Teilhabe in einem Sportverein zu<br />
ermöglichen, sie in das regelmäßige Trainings- und Wettkampfprogramm<br />
oder in sonstige Angebot eines Vereins einzubinden",<br />
wie es in dem Konzeptionspapier zum Projekt etwas gestelzt<br />
formuliert ist. Konkret übernimmt die Berliner Sportjugend für<br />
arme Kinder und Jugendliche wie Berfin und Onur die Mitgliedsbeiträge.<br />
Die beiden Nachwuchskaratekämpfer sind nur zwei von über<br />
150.000 Berliner Kindern, die offiziell als arm gelten. Das geht aus<br />
einer neuen Studie, der "Bepanthen Kinderarmutsstudie" hervor,<br />
die Ende März veröffentlicht wurde. Danach gilt jedes dritte Kind<br />
42<br />
in der Hauptstadt als arm und wächst in einem Hartz-4-Haushalt<br />
auf. Nach Angaben der Berliner Sozialverwaltung erhalten rund<br />
144.000 von etwas mehr als 400.000 Kindern und Jugendlichen<br />
unter 15 Jahren Sozialgeld. Berlin ist damit trauriger Spitzenreiter<br />
in dieser Statistik vor Hamburg, wo jedes fünfte Kind als arm gilt<br />
und vor Köln (24,2 Prozent). Allein in den rund 325.000 Bedarfsgemeinschaften<br />
der Hauptstadt, die das Arbeitslosengeld II<br />
erhalten, sind rund 90.000 Haushalte mit Kindern.<br />
Seit September 2008 ist in Berlin das Aktionsprogramm "Kids in<br />
die Sportvereine" in der Spur. Es finanziert sich jeweils zur<br />
Hälfte aus dem Europäischen Sozialfond und aus Mitteln des<br />
Landes Berlin und läuft bis 2013. Rund 190.000 Euro stehen der<br />
Sportjugend für dieses Jahr zur Verfügung. "Das wird für rund<br />
1.000 Kids reichen", erklärt der Geschäftsführer der Sportjugend<br />
Berlin, Heiner Brandi. Ist das Geld ausgeschöpft, wird das Programm<br />
geschlossen. "Kids in die Sportklubs" kommt ursprünglich<br />
aus Hamburg, wo es die dortige Sportjugend vor fünf<br />
Jahren einführte und bis heute betreibt. Der Stadtstaat Bremen<br />
arbeitet gerade an der Umsetzung des Projektes, und das Land<br />
Niedersachsen möchte mit seiner Sportjugend schnell folgen.<br />
Zahlreiche andere Ballungsräume in Deutschland haben bereits<br />
starkes Interesse an diesem Aktionsprogramm bekundet. "Wir<br />
haben bisher nur gute Erfahrungen mit ‚Kids in die Sportklubs'<br />
gemacht. Es wirkt zielgenau dort, wo das Geld knapp ist und<br />
der Wunsch besteht, im Verein Sport zu treiben", erklärt Michael<br />
Sander, der Geschäftsführer der Hamburger Sportjugend.<br />
Sportvereine sind in Deutschland mehr und mehr zu einer<br />
Mittelschichtveranstaltung geworden. "Kinder aus armen<br />
Familien fallen da raus, und das wollen wir nicht hinnehmen",<br />
erklärt Heiner Brandi. Kinder armer Familie haben es besonders<br />
schwer. Der Hartz-4-Regelsatz sieht pro Jahr für Spielsachen<br />
beispielsweise ganze neun Euro vor. Für das tägliche Kinder-<br />
Essen stehen Hartz-4 Familien zwischen 2,57 Euro und 3,43<br />
Euro zur Verfügung. Die Teilhabe an vielen gesellschaftlichen<br />
Bereichen - darunter auch in den Sportvereinen - ist den<br />
Kindern meistens verschlossen. Sie werden nicht selten sozial<br />
ausgegrenzt. Die Mitgliedschaft in einem Sportklub gilt vielen<br />
jungen Menschen aus diesem sozialen Milieu als ein unbezahlbarer<br />
Luxus. Dadurch aber werden sowohl die Möglichkeiten der<br />
sozialen Integration als auch die Entwicklungschancen für die<br />
Kids leichtfertig verspielt. "Genau das gilt es zu verhindern!<br />
Wenn sich ungünstige Lebenslagen der Familien auf die Lebenschancen<br />
der Kids auswirken, müssen wir Anstrengungen zur<br />
Förderung dieser Zielgruppe unternehmen", erklärt die Berliner<br />
Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft<br />
und Forschung, Claudia Zinke, die bis zum Dezember<br />
2008 Vorsitzende der Sportjugend Berlin war.
Hort der Lebensfreude sein <strong>Von</strong> Torsten Haselbauer<br />
Und genau da kommt der Sportverein ins Spiel. Die Vorteile<br />
eines aktiven Sporttreibens im Verein sind hinlänglich bekannt.<br />
Sie sind Orte des sozialen Lernens. Sie tragen zur Entwicklung<br />
eines positiven Sozialverhaltens und aktiven, oft auch gesunden<br />
Lebensstils bei. Sie vermitteln Normen und Werte und regen<br />
nicht selten zum bürgerschaftlichen Engagement an. In der<br />
Regel sind Sportvereine niedrigschwellige, soziale Orte. Sie sind<br />
so gut wie offen für alle Bevölkerungs- und Altersschichten.<br />
Doch sind gerade sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche<br />
sowie sozial schwächere Familien in den Vereinen immer noch<br />
unterrepräsentiert. Oft auch deswegen, weil die erhobenen (und<br />
für die Vereine ökonomisch notwendigen) Mitgliedsbeiträge<br />
gerade von dieser Zielgruppe nicht mehr aufzubringen sind. Die<br />
monatlichen Gebühren sind so - unfreiwillig - zu sozialen<br />
Selektionsmechanismen geworden. "Diese Barriere zur Teilhabe<br />
am organisierten Sporttreiben im Verein für alle Kinder, unabhängig<br />
von ihrer ethnischen und sozialen Herkunft, wollten wir<br />
mit dem Projekt ‚Kids in die Sportvereine' aufbrechen. Und das<br />
ist uns gelungen", erklärt der Hamburger Sportjugend-<br />
Geschäftsführer Michael Sander.<br />
Das Aktionsprogramm ist allen Kindern und Jugendlichen im<br />
Alter von sechs bis 18 Jahren zugänglich. Der Nachweis zur<br />
Teilnahme erfolgt über eine so genannte "Einkommens- und<br />
Bedürftigkeitsprüfung" in den Sportvereinen. "Es soll möglichst<br />
unbürokratisch sein, und vor allem soll auch der den Eltern<br />
lästige und oft von Scham geprägte Einkommensstriptease<br />
verhindert werden", so Heiner Brandi. In der Hauptstadt legen<br />
die betroffenen Familien den Vereinsverantwortlichen einfach<br />
den Sozialpass vor. Dieser gilt seit diesem Jahr als behördlich<br />
anerkannter Nachweis für "Bedürftigkeit". Den Pass erhalten<br />
Empfänger von Arbeitslosengeld II bzw. Sozialgeld, Sozialhilfeempfänger<br />
und Empfänger von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.<br />
Im Idealfall<br />
prüfen die Eltern zunächst ihre<br />
Anspruchsberechtigung. Dann informieren<br />
sie sich über Sportvereine und<br />
Sportarten vor Ort und nehmen Kontakt<br />
zu einem Verein auf. "Wir verstärken<br />
unsere eigene Öffentlichkeitsarbeit über<br />
das Projekt. Nach der zentralen Infoveranstaltung<br />
für die Verbände wird das<br />
Programm jetzt auch vermehrt in<br />
Stadtteilläden, in Schulen und sozialen<br />
Einrichtungen bekannt gemacht. Dort<br />
werden die Familien informiert und<br />
motiviert, ihre Kids in die Sportvereine<br />
zu schicken. Denn, es kostet ja nichts",<br />
berichtet Berlins Sportjugend-<br />
Geschäftsführer Heiner Brandi. Geförderte Mitgliedschaften in<br />
mehreren Vereinen sind selbstverständlich ausgeschlossen. Der<br />
Verein selbst fordert die für ihn und das Projekt relevanten<br />
Informationsblätter und Formulare bei der Sportjugend an und<br />
stellt anschließend einen Förderantrag.<br />
Die Beitragssätze im Kinder- und Jugendbereich von Berliner<br />
Sportvereinen bewegen sich, bis auf wenige Ausnahmen (Golf,<br />
Tennis, Segeln, Tanzen), zwischen fünf bis 15 Euro. Eine maximale<br />
Förderung von zehn Euro gilt in dem Aktionsprogramm<br />
"Kids in die Sportvereine" für Berlin angemessen. Beim Berliner<br />
Karateverein Toruku ging die Aufnahme in das Programm<br />
- und damit die Übernahme der Mitgliedsbeiträge der betroffenen<br />
Kids durch die Sportjugend - unbürokratisch und<br />
schnell über die Bühne. Der Verein aus dem Stadtteil Moabit<br />
war einer der ersten im September 2008, der sich daran<br />
beteiligte. Wenn sich Eltern in dem Verein melden oder von<br />
den Vereinsverantwortlichen auf das Programm aufmerksam<br />
gemacht werden, dann ist alles andere meist nur noch Formsache.<br />
"Wir haben uns im Geschäftszimmer des Vereins<br />
getroffen. Der Vereinsvorsitzende hat mir dann in aller Ruhe<br />
erklärt, was über das Projekt für meine beiden Kinder machbar<br />
ist und vor allem, dass wir Anspruch darauf haben. Natürlich<br />
habe ich mich sehr gefreut und schnell zugesagt", erinnert<br />
sich Ertan Akdogan.<br />
Im Verein wird nicht publik gemacht, welche Kinder über das<br />
Programm "Kids in die Sportvereine" Mitglied sind und welche<br />
nicht. "Das ist uns eigentlich auch egal. Wir freuen uns über<br />
jeden neuen Jugendlichen, egal woher er kommt", so der Vereinsvorsitzende<br />
von Toruko Berlin, Murat Salbas. Seitdem der<br />
Karate-Verein aus dem Stadtteil Moabit als einer der 26 Berliner<br />
Vereine an dem Aktionsprogramm teilnimmt, plagt ihn eine<br />
große Sorge weniger. "Wir haben jetzt<br />
wieder eine Menge neuer Mitglieder in<br />
unserem Club. Wir sind ja ein kleiner<br />
Verein und da tut uns Nachwuchs<br />
immer gut", freut sich Salbas.<br />
Die erste Bilanz fällt also bei allen<br />
Beteiligten sehr positiv aus, egal ob in<br />
Berlin, Hamburg oder nun auch in<br />
Bremen. In Berlin ist das Aktionsprogramm<br />
offiziell seit dem 1. September<br />
2008 angelaufen. Bis zum Ende des<br />
vergangenen Jahres konnten 141 junge<br />
Menschen, davon 102 Jungen und 39<br />
Mädchen, als Teilnehmer den besagten<br />
Sportvereinen gewonnen werden.<br />
43
Das <strong>Deutsche</strong> Turnfest - ein<br />
rauschendes Ereignis im<br />
Wandel der Zeit <strong>Von</strong> <strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />
<strong>Deutsche</strong> Turnfeste sind seit eh und je Spektakel von<br />
gewaltigen Ausmaßen. Das ist diesmal nicht anders,<br />
wenn vom 30. Mai bis 6. Juni die Turnbewegung zu<br />
ihrer gigantischen Messe der Selbstdarstellung in Frankfurt<br />
am Main zusammenkommt. Gewiss, die Zahl von 65.000<br />
Teilnehmern aus 3.400 Vereinen (plus Tagesbesucher aus der<br />
Region) bei der 33. Auflage unterschreitet diesmal die<br />
Prognosen um 10.000 bis 20.000. Und dies, obwohl sich<br />
Akteure aus rund fünfzig Ländern angemeldet haben, was<br />
sich in dem sperrigen Zusatz "Internationales" <strong>Deutsche</strong>s<br />
Turnfest ausdrückt. Es wird aufzuspüren sein, ob wirklich die<br />
Wirtschaftskrise der Schlüssel zu diesem Rückgang ist, wie<br />
Rainer Brechtken, der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Turner-<br />
44<br />
Bundes (DTB), meint. Oder ob nicht das Interesse an dieser<br />
größten Breitensportveranstaltung der Welt ein wenig<br />
nachgelassen hat.<br />
Die Frage "Sind <strong>Deutsche</strong> Turnfeste noch zeitgemäß?" wird an<br />
den Tagen rund um Pfingsten zu beantworten sein. Eine Frage,<br />
die so alt sein dürfte wie das Ereignis selbst, das 1860 in<br />
Coburg mit geschätzt zwischen 900 und 1.300 Turnern seine<br />
Premiere hatte. Die Turnbewegung balancierte stets auf dem<br />
schmalen Grat zwischen Tradition und Fortschritt. Sie verwies<br />
einst stolz darauf, dass sie sich weit stärker als der englisch<br />
geprägte Sport anspruchsvollen pädagogischen Zielen verpflichtet<br />
fühlte. Zugleich brachte sie sich politisch ein und<br />
begab sich damit in brisante<br />
Konfliktzonen.<br />
Schon Turnvater Friedrich<br />
Ludwig Jahn legte die<br />
Zündschnur, indem er<br />
mittels seiner neuen<br />
Turnübungen die Wehrkraft<br />
der deutschen<br />
Jugend für die Befreiungskriege<br />
gegen Napoleon<br />
stärkte. <strong>Von</strong> der staatstragenden<br />
Kraft des neuen<br />
Preußen entwickelten sich<br />
die Turner zu einer fortschrittlichen<br />
Bewegung,<br />
die gegen die reaktionären<br />
Methoden der Ära Metternich<br />
mit Zensur und<br />
polizeilicher Unterdrückung<br />
Sturm lief. Im<br />
Rahmen der so genannten<br />
Demagogenverfolgung<br />
wurde 1820 für das Gebiet<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Bundes die<br />
Coburg, 1860
Turnsperre verhängt, mit der das Turnen verboten wurde. Ein<br />
Verbot, das in einigen Regionen bis 1842 galt.<br />
1848 setzten sich die Turner gemeinsam mit den Burschenschaften<br />
für ein vereintes, demokratisches Deutschland ein. In<br />
der Revolution jenes Jahres standen auch Turner auf den<br />
Barrikaden in Frankfurt. 1849 kämpften das berühmte Hanauer<br />
Turnbataillon und andere Turnkompanien, die sich nicht<br />
mit der herrschenden Staatsmacht arrangieren und gleich die<br />
totale Demokratie wollten, in Baden an der Seite von radikalen<br />
Aufständischen. Und es ist tragisch, dass die während<br />
dieser beiden Jahre in der Frankfurter Paulskirche tagende,<br />
von der Mehrheit der Turner unterstützte erste deutsche<br />
Nationalversammlung die Erhebungen von preußischen und<br />
österreichischen Truppen niederschlagen ließ. Damit wurde<br />
den alten Ordnungsmächten zum Sieg verholfen und wohl<br />
auch eine Entwicklung der Turnbewegung zum Konservativen<br />
hin eingeleitet.<br />
Die ersten Turnfeste und zahlreiche Gründungen<br />
von Turnvereinen, allein tausend zwischen 1860<br />
und 1862, zeugten von einem neuen Aufbruch der<br />
Turnbewegung. In Berlin 1861, Leipzig 1863, Bonn<br />
1872 nahmen mehrere tausend Turner teil. In<br />
Frankfurt 1880 - hier trübte beim abschließenden<br />
Feuerwerk ein schwerer Unfall mit 2 Toten und 23<br />
Verletzten die Feststimmung - und in Dresden<br />
1885 wurde mit mehr als 10.000 Teilnehmern eine<br />
neue Dimension erreicht. 1889 zogen 20.000<br />
Turner nach München. Damals gehörten der 1868<br />
gegründeten <strong>Deutsche</strong>n Turnerschaft (DT) immerhin<br />
schon 370.000 Mitglieder an.<br />
Die zunehmende Industrialisierung hatte im Obrigkeitsstaat<br />
des 1871 gegründeten Kaiserreichs<br />
soziale Spannungen mit sich gebracht, die im<br />
Turnerlager zu unüberbrückbaren Gegensätzen<br />
zwischen den bürgerlichen und den proletarischen<br />
Turnern führten. Die Gründung des Arbeiter-<br />
Turnerbunds (ATB) im Jahre 1893 war die Konsequenz<br />
daraus.<br />
Aufschlussreich ist der Umgang beider Organisationen<br />
mit dem Frauen-Turnen. Der ATB hatte von<br />
Beginn an die Gleichberechtigung der Frau auf<br />
seine Fahne geschrieben. Ab 1895 wurden mit der<br />
Gründung einer Damen-Abteilung im TV Fichte<br />
Berlin Turnerinnen als Mitglieder gezählt. Die<br />
<strong>Deutsche</strong> Turnerschaft folgte diesem Beispiel erst<br />
zwei Jahre später, obwohl da schon Frauen im<br />
Allgemeinen Leipziger Turnverein zehn Jahre lang<br />
in der "Abteilung für das weibliche Geschlecht"<br />
aktiv waren. Die Ursprünge für die Entwicklung<br />
lagen im Schul-Turnen der Mädchen, bei dem noch<br />
lange Zeit die Vorhänge an den Turnhallen-Fenstern zugezogen<br />
wurden. Und auch sonst bestimmten Gesichtspunkte der<br />
Moral und Schicklichkeit das Frauen-Turnen. Noch Anfang des<br />
20. Jahrhunderts musste eine Anstandsdame anwesend sein,<br />
wenn ein männlicher Vorturner die Übungsstunde leitete.<br />
Die Turnfeste waren über Jahrzehnte hinweg eine Domäne<br />
der Männer. 1894 wurde beim 8. <strong>Deutsche</strong>n Turnfest in<br />
Breslau erstmals fünfzig Damen des Alten Breslauer Turnvereins<br />
auf Anfrage "die Erlaubnis erteilt", öffentlich aufzutreten.<br />
Diese couragierte Tat, die bestehende Regeln unterlief, wirkte<br />
wie ein Fanal. Viele Mädchen und Frauen fühlten sich<br />
dadurch ermutigt, eigene Abteilungen in den Turnvereinen<br />
oder sogar außerhalb der DT und des ATB selbständige<br />
Damen-Turnvereine zu gründen. Erst im Jahr 1923 durften<br />
Frauen offiziell an <strong>Deutsche</strong>n Turnfesten teilnehmen und<br />
erhielten dosiert Zugang zu Leitungsfunktionen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Turnerschaft. Nach heftigen Diskussionen wurden die<br />
strengen modischen Gepflogenheiten durchlöchert. Die<br />
Breslau, 1938<br />
45
langen dunkelblauen Röcke mit blauer Bluse, Matrosenkragen<br />
und Kopfbedeckung wurden allmählich von einer fortschrittlicheren<br />
Turnkleidung abgelöst. Beim <strong>Deutsche</strong>n Turnfest in<br />
Leipzig 1913 turnten die Frauen in weiten, schwarzen Pumphosen,<br />
in weißer Bluse mit kurzem Arm. Die Turnfeste waren<br />
immer auch eine kleine Modemesse, die neue Trends der<br />
Turnkleidung beförderte bis hin zu den eng anliegenden<br />
Gymnastikanzügen von heute. Doch das war ein langer Weg.<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die <strong>Deutsche</strong>n Turnfeste<br />
so arriviert, dass die Veranstaltungsstädte wie selbstverständlich<br />
tief in den Stadtsäckel griffen und Honoratioren<br />
sich an die Spitze der Festausschüsse setzten. Eindrucksvolle<br />
architektonische Bauten wurden aus Anlass der Turnfeste<br />
gebaut. So zum Beispiel die berühmte Frankfurter Festhalle,<br />
die mit ihrer frei tragenden kühnen Konstruktion 1908 beim<br />
11. <strong>Deutsche</strong>n Turnfest 10.000 Menschen zur "Weihe" und auf<br />
Dauer Platz bot.<br />
Vier Jahre nach dem Ersten Weltkrieg setzte das 1. <strong>Deutsche</strong><br />
Arbeiter Turn- und Sportfest in Leipzig - das im Nachhinein<br />
als 13. <strong>Deutsche</strong>s Turnfest geführt wird - mit 100.000 Teilnehmern<br />
einen neuen, kräftigen Akzent. Das spiegelte das<br />
Erstarken des Arbeiter-Turn- und Sportbundes (ATSB, auch<br />
ATUS genannt), der damals 163.000 Mitglieder umfasste und<br />
in den Jahren der Weimarer Republik auf 750.000 Aktive<br />
anwuchs. Es zeigt die gefährliche Spaltung der <strong>Gesellschaft</strong><br />
jener Jahre, dass die bürgerlichen Turner und Sportler sowie<br />
46<br />
die "freien Turner" und Sportler des ATSB sich feindlich<br />
gegenüber standen.<br />
Gleich zu Beginn des "Dritten Reichs" wurde der ATSB aufgelöst,<br />
und in der Folgezeit wurden viele seiner Mitglieder verfolgt.<br />
Währenddessen überbot sich die <strong>Deutsche</strong> Turnerschaft<br />
mit ihrem fanatischen Präsidenten Edmund Neuendorff in<br />
Ergebenheitsbekundungen gegenüber Adolf Hitler und seinem<br />
Gefolge. Das 17. <strong>Deutsche</strong> Turnfest in Stuttgart 1933 wurde<br />
zu einer Mammutveranstaltung mit 600.000 Festbesuchern,<br />
150.000 Festzugteilnehmern sowie 42.000 Turnern und 17.000<br />
Turnerinnen bei den Massen-Freiübungen. Dieser Hang zum<br />
Gigantischen passte in die Zeit, entsprach auch der Entwicklung<br />
der bürgerlichen Turnfeste sowie der Arbeiter-Bundesfeste.<br />
Und doch war die Politisierung des Ereignisses nicht zu<br />
übersehen, die mit einem Vormarsch der Uniformen streckenweise<br />
zu einer Heerschau für die neuen Machthaber geriet.<br />
Neuendorff sah sich genötigt, dem zwei Tage vor dem Turnfest<br />
zum "Reichssportführer" ernannten Hans von Tschammer<br />
und Osten feierlich die <strong>Deutsche</strong> Turnerschaft zu überschreiben,<br />
die drei Jahre später wie alle Sportverbände im <strong>Deutsche</strong>n<br />
(ab 1937: Nationalsozialistischen) Reichsbund für<br />
Leibesübungen gleichgeschaltet wurde.<br />
Das 18. <strong>Deutsche</strong> Turnfest in Breslau 1938 orientierte sich<br />
zwar an Formen seiner Vorgänger. 150.000 Teilnehmer am<br />
Festzug und 500.000 auf der Festwiese waren jedoch eingebunden<br />
in eine überdimensionale Propagandaschau, zu der<br />
die zeitweilige<br />
Anwesenheit von<br />
Hitler passte. In<br />
der schlesischen<br />
Metropole hatten<br />
unübersehbar die<br />
Nationalsozialisten<br />
und die<br />
Wehrmacht der<br />
Veranstaltung<br />
ihren Stempel<br />
aufgedrückt. Und<br />
Turnen wurde, ein<br />
Jahr vor dem<br />
Überfall auf<br />
Polen, unübersehbar<br />
als Mittel zur<br />
Wehrertüchtigung<br />
präsentiert.<br />
Frankfurt/M, 1983<br />
1948 markierte<br />
das 19. <strong>Deutsche</strong><br />
Turnfest nach der<br />
großen Katastrophe<br />
der NS-Zeit<br />
und des Zweiten
Weltkriegs einen ungewöhnlichen Neubeginn. Offiziell durfte<br />
sich das Ereignis bescheiden nur "Frankfurter Turnfest" nennen.<br />
Denn die Besatzungsmächte betrachteten argwöhnisch<br />
die Tendenz zu überregionalen Verbandsstrukturen. Auch war<br />
es nur Bewohnern der aus der amerikanischen und britischen<br />
Besatzungszone gebildeten Bi-Zone erlaubt, am Turnfest<br />
teilzunehmen. Doch auf verschlungenen Wegen fanden auch<br />
zahlreiche Turner aus dem französisch und dem sowjetisch<br />
verwalteten Gebiet in die zerstörte Stadt. Deren Oberbürgermeister<br />
Walter Kolb hatte gerufen, und 30.000 Turner kamen,<br />
die zum Großteil in einem Zeltlager nächtigten. Sie feierten<br />
auf den Sandhöfer Wiesen vor der Ruinen-Kulisse der Messestadt<br />
ein Fest der Hoffnung.<br />
Frankfurt hatte nicht zuletzt die Weichen zu mehr Gemeinsamkeit<br />
zwischen dem bürgerlichen und dem Arbeiter-Lager<br />
der Turner gestellt. Mit der Gründung des <strong>Deutsche</strong>n Turner-<br />
Bundes (DTB) wurde zwei Jahre später die Kluft zwischen den<br />
feindlichen Brüdern von einst endgültig überwunden. Eine<br />
Voraussetzung dafür, dass im gleichen Jahr die Dach-Organisation<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes geschaffen werden konnte.<br />
Mit einer gewissen Folgerichtigkeit wurde Walter Kolb<br />
1950 zum ersten Vorsitzenden des DTB gewählt, dessen<br />
Entwicklung im demokratischen Deutschland eine Erfolgsgeschichte<br />
ist. Während das Turn- und Sportfest der DDR sich<br />
mehr und mehr als eine propagandistische Leistungsschau<br />
des ostdeutschen Sports mit Lichtdom und Fahnenweihe<br />
gerierte, offenbarten und stärkten die Turnfeste im Westen<br />
des Landes die sozialintegrative Kraft der Turnvereine.<br />
Und wieder war es Frankfurt, das 1983 der Turnbewegung<br />
eine neue Dimension eröffnete. In einem nicht gekannten<br />
Umfang gelang es mit dem 26. <strong>Deutsche</strong>n Turnfest, die<br />
Bevölkerung in die heitere Stimmung jener sonnigen Tage am<br />
Main einzubeziehen. Mit entscheidend dafür war die erstmals<br />
installierte "Festmeile", die in der Innenstadt die Menschen<br />
zum Mitfeiern animierte. Das Wort vom "Swinging Frankfurt"<br />
machte die Runde. In der Euphorie, die sich rund um die<br />
65.000 Turner verbreitete, träumte der spätere DTB-Präsident,<br />
Oberbürgermeister Walter Wallmann, sogar von <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen in seiner Stadt.<br />
"Wir schlagen Brücken", heißt das Motto, wenn die Turner<br />
zum 5. Mal in Frankfurt zu ihrem Fest zusammen kommen.<br />
Brücken überspannen den Main, der, wie der Name der Stadt<br />
sagt, schon früher kein unüberwindliches Hindernis darstellte.<br />
Vor knapp zwei Jahrzehnten wurde die Brücke der deutschen<br />
Vereinigung geschlagen. Und auch sonst werden in vielerlei<br />
Hinsicht mit dem Turnfest Gegensätze überbrückt. Der<br />
(gesamt-)<strong>Deutsche</strong> Turner-Bund ist auf fünf Millionen Mitglieder<br />
angewachsen, davon 3,4 Millionen weibliche. Das<br />
zeugt von einer erstaunlichen Umkehrung der einstigen<br />
männlichen Ausschließlichkeit. Am Pfingst-Samstag erinnert<br />
zum Auftakt ein Festakt in der Paulskirche im Zeichen von<br />
Turnvater Jahn und zum 250. Geburtstag von Christoph<br />
Friedrich GutsMuths an die historischen Wurzeln. Anschließend<br />
ziehen 7.000 Turner und Turnerinnen, angeführt von<br />
1.000 Fahnenträgern und begleitet von 500 Spielleuten der<br />
Musikkorps, in die Stadt ein. An der "Flussfestmeile", wo am<br />
Abend bei der Eröffnungsfeier von Lasereffekten belebte<br />
Wasserwände für ein Aha-Erlebnis sorgen werden, soll eine<br />
Woche lang Feierstimmung herrschen. Nicht zuletzt bei der<br />
"Tuju-Party" der Turnerjugend. Überhaupt dürfte das Bild von<br />
den alten Turnbrüdern und Turnschwestern sich auch in<br />
Frankfurt als überholt erweisen. Das Turnfest wird wie in<br />
Berlin 2005, wo mehr als die Hälfte der Teilnehmer unter 29<br />
Jahre alt waren, ziemlich jugendlich daherkommen. Dazu<br />
passt auch das<br />
Jugendlager mit<br />
420 Turnern aus 12<br />
Ländern.<br />
Die Messe bildet das<br />
inhaltliche Herzstück<br />
des Turnfests. Hier<br />
wird nicht zuletzt<br />
die "Turnfest-Akademie"<br />
in 620 Workshops<br />
mit 220<br />
Referenten aus 18<br />
Ländern 20. 000<br />
Trainern, Übungsleitern<br />
und anderen<br />
Interessierten neue<br />
Trends in der<br />
Gesundheits- und<br />
Bewegungslandschaft<br />
vorstellen.<br />
Traditionell kann<br />
jeder, der an den Wahlwettkämpfen teilnimmt, zum "Turnfestsieger"<br />
avancieren. Doch auch weniger anspruchsvolle<br />
Mitmachangebote laden zu Aktivitäten ein. Fabian Hambüchen<br />
wird bei der <strong>Deutsche</strong>n Meisterschaft und beim neuen<br />
Wettkampf-Format "Champions Trophy" den kräftigsten<br />
Spitzensport-Akzent setzen und den schon gewohnten Hype<br />
um seine Person verursachen.<br />
Die Gala bietet 50.000 Besuchern in der Commerzbank-Arena<br />
und zahlreichen Fernsehzuschauern einen rauschenden<br />
Abschluss. 3.000 Tänzerinnen, Sänger, Turner und Amateurdarsteller<br />
werden sich nach der Vorstellung von Performance-<br />
Designer Enno Uhde ohne Massendrill zu einer neunzigminütigen<br />
lockeren Choreographie finden. Keine Frage, das <strong>Deutsche</strong><br />
Turnfest von Frankfurt wird seine Teilnehmer und sonstigen<br />
Besucher mit vielfältigen, fast schon erdrückenden<br />
Erlebnissen beschenken. Erlebnissen, die in die deutsche<br />
Turnbewegung mit ihren mehr als 19.000 Vereinen hinein<br />
wirken werden.<br />
47
Was as macht eigentlich ...?<br />
Uwe Hohn<br />
<strong>Von</strong> Jochen Frank<br />
Y<br />
outube macht's möglich. Wer Uwe Hohns Weltrekordwurf<br />
mit dem Speer noch einmal sehen möchte, kann<br />
es via Internet tun. So oft er will. Nein, es war nicht<br />
irgendein Rekord. Es war ein Rekord für die Ewigkeit. Der<br />
erste und bisher einzige Speerwurf über 100 Meter. 25 Jahre<br />
ist das jetzt her. Ob's ihm recht ist oder nicht, um dieses<br />
Jubiläum kommt Uwe Hohn nicht herum. Das Telefon zu<br />
Hause in Potsdam<br />
wird dann, im Juli,<br />
wieder häufiger<br />
klingeln. Obwohl er<br />
"Störungen" dieser<br />
Art momentan gar<br />
nicht gebrauchen<br />
kann, weil ihn der<br />
Umbau des Hauses<br />
voll in Anspruch<br />
nimmt.<br />
"Ein Tag wie jeder<br />
andere", weist er<br />
etwaige Vermutungen<br />
zurück, der 20.<br />
Juli könne bei<br />
Familie Hohn<br />
Anlass zu knallenden<br />
Sektkorken<br />
geben. Viel Wirbel<br />
um sich und um jenen Rekordwurf mochte er ohnehin nie.<br />
Damals nicht und heute erst recht nicht. "Meine Freude spielt<br />
sich mehr innerlich ab", hat er schon früher einmal gesagt.<br />
Und der Speer, Objekt der Begierde und kostbares Erinnerungsstück,<br />
ist ohnehin nicht mehr im Hause. Ihn hat Uwe<br />
Hohn dem Museum im finnischen Pihtipudas überlassen, wo<br />
er beim Speerwurf-Festival Keihäskarnevaalit seit Jahren gern<br />
gesehener Gast ist.<br />
Wer bei jenem erwähnten Video darauf achtet, erkennt, wie<br />
Hohn unmittelbar nach dem Abwurf des Gerätes die Arme<br />
48<br />
nach oben reißt. Zu diesem Zeitpunkt, so bekannte er später,<br />
habe er gespürt, dass der Speer die 100 Meter erreichen<br />
würde. Ein anderer wäre vielleicht jubelnd ums Stadionrund<br />
gelaufen oder hätte Speer und Tartan geküsst. Für Hohn kam<br />
so etwas nicht in Frage. Kurz vor 20.00 Uhr war es. So wurde<br />
es von Chronisten festgehalten. Zweiter Durchgang des Speerwurf-Wettbewerbs<br />
der Männer. "Wir haben alle gedacht, der<br />
Speer kommt nie<br />
wieder runter",<br />
erinnert sich Manfred<br />
Blessin aus<br />
Stralsund, der<br />
damals als Kampfrichter<br />
im Berliner<br />
Friedrich-Ludwig-<br />
Jahn-Sportpark<br />
dabei war. Und der<br />
Berliner Schriftsteller<br />
Thomas Brussig,<br />
als 18-Jähriger<br />
unter den 21.000<br />
Zuschauern,<br />
erzählte einmal,<br />
wie dankbar er<br />
dem Platzwart<br />
noch heute sei,<br />
"dass er nicht im<br />
Stile von Wir-sindauf-alles-vorbereitet<br />
und in Erwartung des Hundertmeterwurfes<br />
eine fünfstellige Anzeigetafel herbei schaffte".<br />
Zum Gaudi des begeisterten Publikums hatte sich nämlich<br />
einer der "Männer in Weiß" vergebens bemüht, der Würde des<br />
historischen Ereignisses gerecht zu werden und die exakt<br />
vermessene Weite von 104,80 m auf eine Anzeigetafel zu<br />
bringen, die nur vierstellige Zahlen erlaubte. Letztlich entschied<br />
er sich für die Variante "04,80". Das Foto mit der<br />
nachsichtig lächelnden Hauptperson vor der Tafel ging um<br />
die Welt.
Händeschütteln, Schulterklopfen,<br />
Umarmungen,<br />
Dopingkontrolle, Siegerfanfare,<br />
Blumen, Autogramme<br />
und viele, viele<br />
Fragen aus der Journalistentraube,<br />
die ihn<br />
umringte - als all das<br />
überstanden war, setzte<br />
sich der Held des Abends<br />
ins Auto und fuhr mit<br />
Ehefrau Iris nach Hause.<br />
Eben einer jener Momente<br />
stiller, innerlicher Freude…<br />
Gerade erst 22 Jahre alt geworden, stieß Uwe Hohn mit<br />
diesem phänomenalen Raketenwurf in einer technisch so<br />
anspruchsvollen Disziplin das Tor zu neuen Dimensionen auf.<br />
Der Vollständigkeit halber sollte hinzugefügt werden, dass<br />
sich seinerzeit auch der US-Amerikaner Tom Petranoff als<br />
Rekord-Vorgänger mit 99,72 m schon an die Traumgrenze<br />
herangepirscht hatte. Doch Uwe Hohn hatte zwei Monate vor<br />
dem denkwürdigen Ereignis seine Anwartschaft auf den<br />
ersten "Hunderter" mit neuem Europarekord (99,52 m) schon<br />
angemeldet.<br />
Weiten, die von der Fachwelt auch mit steigendem Unbehagen<br />
registriert wurden. Besorgte Frage: Werden unsere Stadien<br />
zu klein? Bei Hohns Rekordwurf schließlich war der<br />
Speer über die gesamte Länge des Fußballfeldes gesegelt und<br />
am Ende des Rasens gelandet, nur einige Meter von der<br />
Anlage der Stabhochspringer entfernt. Resultat: Die IAAF,<br />
Weltverband der Leichtathleten, setzte ein Stoppsignal und<br />
beschloss, den Schwerpunkt des Gerätes um vier Zentimeter<br />
nach vorn zu verlegen. Ab 1. April 1986 wurden nur noch<br />
Weiten mit dem "neuen" Speer anerkannt.<br />
Im Übrigen fehlen mittlerweile von der jetzigen, aber schon<br />
13 Jahre alten Weltrekordweite des Tschechen Jan Zelezny<br />
auch nur noch rund anderthalb Meter an der 100-m-Marke.<br />
Nach dem Rücktritt Zeleznys sieht Uwe Hohn "im Augenblick<br />
keinen, der so weit werfen kann". Gewiss, es gäbe international<br />
eine Menge junger Athleten, "die man im Auge behalten<br />
muss". Nach seiner Ansicht "wird heute zuviel Wert auf sehr<br />
hohe Kraftleistungen gelegt". Die Technik leide darunter und<br />
sollte "wieder mehr in den Vordergrund des Trainings gerückt<br />
werden", meint er. Als Trainer versuchte und versucht er seine<br />
Erfahrungen weiterzugeben.<br />
Noch einmal zurück ins Jahr 1984. Die Hoffnung vieler DDR-<br />
Athleten, die Früchte jahrelanger Anstrengungen beim olympischen<br />
Höhepunkt ernten zu können, wurde zunichte gemacht.<br />
Die DDR gehörte zu den 19 NOKs, die Olympia in Los Angeles<br />
boykottierten. Bitter auch und besonders für Uwe Hohn, der in<br />
elf Wettkämpfen des Olympiajahres einen Schnitt von sage und<br />
schreibe 94,09 m erreicht hatte. Gold gab es in Los Angeles für<br />
86,76 m (Härkonen/Finnland). Exweltrekordler Petranoff landete<br />
übrigens abgeschlagen auf Rang zehn.<br />
Als sich vier Jahre später in Seoul die nächste olympische<br />
Bewährung hätte bieten können, war Uwe Hohns sportliche<br />
Laufbahn bereits beendet. Mit Siegen beim Europacup in<br />
Moskau (92,88 m) und beim Weltcup in Canberra (96,96 m)<br />
hatte er sich 1985 sportlich verabschieden müssen. "Viel zu<br />
früh", bedauert er noch heute. Der Weltrekord von Berlin<br />
hatte verständlicherweise Appetit auf mehr gemacht.<br />
Gesundheitliche Probleme hatten sich dermaßen verschärft<br />
und insgesamt vier Operationen notwendig gemacht. Durch<br />
eine Versteifung der Wirbelsäule ist er nach wie vor sehr<br />
eingeschränkt, versucht das Beste daraus zu machen. Mit<br />
dem Handikap müsse er leben, sagt er.<br />
Olympia hat er im vergangenen Jahr doch noch erleben<br />
können. Als Trainer holte er in Peking nach, was ihm als<br />
Aktiven verwehrt geblieben ist. In einem Satz fasst er seine<br />
Eindrücke zusammen. "Es war schön dabei zu sein." Nichts<br />
Weiterführendes, nichts Schwärmerisches. Hohn war und ist<br />
kein Freund großer Worte. Erst als wir auf das <strong>Olympische</strong><br />
Dorf zu sprechen kommen, erwähnt er, dass er Athleten und<br />
Bekannte aus früheren Zeiten getroffen habe.<br />
Mit dem Ausgang des Wettkampfes war er nicht ganz zufrieden.<br />
Verletzungsrückschläge hatten die Vorbereitung seines<br />
Schützlings Jarrod Bannister beeinträchtigt. Der Australier<br />
belegte mit 83,45 m Rang sechs. Ein halbes Jahr zuvor hatte<br />
er mit einem 89,02-Meter-Wurf in Brisbane sogar Hoffnungen<br />
auf eine Medaille geweckt. Die langwierigen Folgen eines<br />
Muskelabrisses lassen leider auch keinen Start bei den Weltmeisterschaften<br />
im August in Berlin zu.<br />
Mit einem veranlagten Athleten langfristig auf ein großes Ziel<br />
hinzuarbeiten, hatte sich Uwe Hohn immer gewünscht. Im<br />
Falle Bannister schränkt er allerdings ein, dass ihn sechs<br />
Wochen Canberra und zwei Wochen Hongkong in der Vorbereitung<br />
zu lange von Frau und Kindern getrennt hätten. Bei<br />
einem entsprechenden Angebot würde er eine Aufgabe im<br />
unmittelbaren Umfeld vorziehen.<br />
Dort, wo er zu Hause ist, wo er sich wohl fühlt, wo er Freunde<br />
hat. Kugelstoß-Heroe Udo Beyer zum Beispiel, der nur ein<br />
paar Straßen weiter wohnt. Uwe Hohn ist ein<br />
Familienmensch, und für den Zusammenhalt im Hause Hohn<br />
spricht wohl auch, dass Tochter Marie-Christin (23) und Sohn<br />
Paul (20) noch bei den Eltern leben. Ehefrau Iris ist Physiotherapeutin<br />
und arbeitet freiberuflich. Im vergangenen Jahr<br />
feierte das Ehepaar Silberne Hochzeit. Nun steht "eine sportliche<br />
25" bevor, der 104,80-Meter-Wurf von Berlin. Wirklich<br />
nur "ein Tag wie jeder andere"?<br />
49
Dem "Volk aufs Maul zu schauen",<br />
dieser Rat Luthers in seinem<br />
"Sendbrief vom Dolmetschen"<br />
von 1530 war keine neue<br />
Erkenntnis. Allerdings hat der Reformator<br />
diese Wahrheit erstmals so präzise<br />
formuliert. Ein Redner, Prediger oder<br />
Schriftsteller kommt dann bei den<br />
Menschen jeglichen Bildungsgrades an,<br />
wird von ihnen aufgenommen und<br />
verstanden, wenn er einfühlsam und<br />
kenntnisreich ihre Sprache spricht, ihr<br />
Denken durch bekannte plastische<br />
Bilder aktiviert und in gängigen Metaphern<br />
und Begriffen verstanden wird.<br />
Das haben lange vor Luther schon die<br />
großen antiken Redner wie Demosthenes<br />
oder Cicero praktiziert.<br />
Luther wollte "schwer verständliche<br />
Vergleiche und Bilder der Heiligen<br />
Schrift, die in der Welt der Beduinen<br />
und des israelischen Volkes ihren<br />
Ursprung hatten, in die Lebenswirklichkeit<br />
der Menschen seiner Zeit" übertragen.<br />
Das hat schon im 5. Jahrhundert<br />
ein anderer großer Prediger und Bibeldeuter<br />
praktiziert, der ebenso anschaulich<br />
gesprochen und geschrieben die<br />
Dinge auf den Punkt gebracht hat:<br />
Johannes Chrysostomus (349/344-407).<br />
Der Ehrentitel "Chrysostomus / Goldmund" des in Antiochia<br />
Geborenen bezeugt die Redegewalt, die nicht nur seine<br />
Zeitgenossen gepackt hat, sondern auch über die Stenogramme<br />
seiner gut ausgearbeiteten, aber frei gehaltenen Predigten<br />
mit Biss auf uns gekommen ist.<br />
Was aber hat der spätere Bischof von Konstantinopel, einer<br />
der vier Kirchenlehrer der Ostkirche, im "<strong>Olympische</strong>n Feuer"<br />
zu suchen? Vielleicht die Zeitgenossenschaft mit Kaiser<br />
Theodosios I., der 392/3 n. Chr. das erste, freilich nicht befolgte<br />
Verbot der "heidnischen" Kulte in Olympia erlassen hat?<br />
Oder die aus dem gleichen Geist erwachsene scharfe Ablehnung<br />
des un- oder gar widerchristlichen Sports, den Chrysostomus<br />
in den olympischen Wettkämpfen von Daphne, einer<br />
Vorstadt Antiochias, kenngelernt hat, die sogar über seinen<br />
Tod hinaus bis 520 n. Chr. Stattfanden?<br />
Diese offenbar negative und ablehnende Verbindung zum<br />
antiken olympischen Wettkampfwesen, der Agonistik, besitzt<br />
eine andere leuchtende Seite, denn Chrysostomus hat wie<br />
kaum ein anderer Kirchenvater in seinen populären und<br />
direkten Predigten und Bibelkommentaren für das Volk, für<br />
die einfachen Leute (die feinen Leute haben ihn als Kritiker<br />
50<br />
Rede Sport und<br />
alle verstehen<br />
Johannes Chrysostomus und<br />
sein agonistischer Wortschatz<br />
<strong>Von</strong> Hans-Dieter Krebs<br />
ihrer (Un)Sitten abgelehnt und in die Verbannung gezwungen)<br />
auf die offenbar weitverbreiteten Bilder und Vergleiche<br />
der Alltagssprache zurückgegriffen. Dazu zählte neben Metaphern<br />
aus dem Soldatenleben auch die antike "Sportsprache".<br />
Die bei den Zeitgenossen verankerten Bilder und Begriffe<br />
überhöhte er in die christliche Lebens- und Gedankenwelt.<br />
Die ursprünglich aus dem heidnischen Körperkult stammenden<br />
Metaphern und Vergleiche übertrug Chrysostomus<br />
geschickt mit Einfühlungsvermögen in die Denkart seiner<br />
Zuhörer und Leser und schenkte ihnen einen christlichen<br />
Inhalt. Sehr vereinfacht nach dem Motto: Rede Sport und alle<br />
verstehen dich!<br />
Der am 2. Februar 2009 verstorbene Jesuit Alois Koch, gleichermaßen<br />
profunder Kenner der Patristik, des antiken Sports<br />
und der modernen Sportethik, hat in seinem aufschlussreichen<br />
Buch "Johannes Chrysostomus und seine Kenntnisse der<br />
antiken Agonistik im Spiegel der in seinen Schriften verwendeten<br />
Bilder und Vergleiche" (Verlag Weidmann Hildesheim<br />
2007) diese in die christliche Botschaft umgesetzten volkstümlichen<br />
Sprachbilder aus der zeitgenössischen Agonistik<br />
gesammelt und dem modernen Leser erschlossen.
Der ganze Sport als Wortarsenal<br />
Unsere Darstellung vermag nur einige der zahlreichen Beispiele<br />
aus dem Werk von Alois Koch herauszugreifen. Sie<br />
beweisen, wie tief im Volk die sportlichen / agonistischen<br />
Begriffe und Metaphern verwurzelt waren. Dabei fallen vier<br />
Aspekte sofort ins Auge: Erstens die genauen Kenntnisse des<br />
asketischen Predigers über die Abläufe und Struktur des<br />
antiken Sports von den Anlagen über das Training bis zum<br />
Wettkampf in den verschiedenen Disziplinen von Lauf, Springen,<br />
Faustkampf, Ringen und dem Pankration, die auf "Vernichtung"<br />
des Gegners zielende Kombination von Ringen und<br />
Faustkampf. Ob Chrysostomus jemals solche "teuflischen",<br />
weil den heidnischen Göttern gewidmeten Wettbewerbe<br />
besucht und verfolgt hat, lässt sich nicht nachweisen. Er<br />
wusste jedenfalls, was Sport bedeutet und wie er ablief. So<br />
diente die Breite des Sports als Wortarsenal für Predigten und<br />
Schriften.<br />
Zweitens: der Siegeskranz (>stephanos
ner nehmen am Kampf teil, damit die Frauen nicht wegen der<br />
Schwäche der Natur einen Grund zur Flucht haben." Und<br />
weiter bekennt sich der Prediger eindeutig zur Gleichberechtigung<br />
im Glaubenskampf: "In den Kämpfen der Frömmigkeit<br />
ist der Kampfplatz allen gemeinsam. Auch Frauen beteiligen<br />
sich; sie werden nicht vom Kampf ausgeschlossen." Frauen<br />
hatten sogar das Diakonenamt inne. Davon zeugen Chrysostomus'<br />
Briefe an die Diakoninnen Pentadia und Amprukla.<br />
Schließlich bejaht er im oftmaligen Rückgriff auf die Metaphorik<br />
des Agonistik mit der Nutzanwendung für den Christen<br />
den Leib als menschliche Grundbedingung; er ist nicht nur<br />
äußere Hülle der zu rettenden Seele. Johannes Chrysostomus,<br />
der ausgesprochene Asket, entkräftet die bis heute nachgeplapperten<br />
pauschalen Vorwürfe, die Kirche sei leibfeindlich.<br />
Ja, er betont nachdrücklich, dass nicht nur die Seele, sondern<br />
auch der Körper den Siegeskranz verdient: "Hat das Fleisch<br />
(der Leib) etwa an Siegeskränzen keinen Anteil?"<br />
Auf dem Weg zum ewigen Siegeskranz der Tugend befindet<br />
sich der Christ als leibseelische Einheit in einer nahezu permanenten<br />
Kampfsituation. Das ist ein Ausgangspunkt der<br />
Gedanken Chrysostomus', in die sich die vielen anderen<br />
sportlichen Attribute überzeugend sub specie aeternitatis<br />
(mit Blick auf das ewige Ziel) einfügen.<br />
Stadion, Palästra und Gymnasion<br />
Greifen wir exemplarisch einige der wichtigsten Begriffe<br />
heraus: Zu den meistgebrauchten Worten gehört das "Stadion"<br />
als Stätte oder Bühne des Wettkampfes, schließlich<br />
gehörte in jeder antiken Stadt neben dem Theater das Stadion<br />
zur Grundausstattung. Allerdings gelten auf dem "Kampfplatz<br />
des Himmels" eindeutig andere Grundsätze: "Den anderen<br />
besiegen, indem man ihm böse mitspielt, ist eines von der<br />
Geboten des Teufels. Auf dem Kampfplatz Christi … gilt das<br />
Gesetz, daß der, welcher die Schläge erhält, und nicht der,<br />
welcher die Schläge austeilt, den Siegeskranz erhält."<br />
Daneben besitzt die Palästra, der Trainings- und Kampfort im<br />
Ringkampf, große Bedeutung als "Schule der Tugendübung",<br />
denn die Palästren "geben dem Leib Kraft und vermitteln<br />
Geschicklichkeit in der athletischen Technik". Noch eine<br />
einschneidende Umdeutung: Während bei den weltlichen<br />
52<br />
Wettkämpfen der Trainer am Rande sitzt und durch Zurufe<br />
den Schützling aufmuntert, ist bei den "Kämpfen der Frömmigkeit<br />
… derselbe Mann (hier der Apostel Paulus) Lehrmeister<br />
und Kämpfer zugleich. Daher steht er nicht außerhalb des<br />
Kampfplatzes, daher stürzt er sich selbst in den Kampf und<br />
stärkt seine Mitkämpfer".<br />
Für den Wettkampf und seine Aktiven greift Chrysostomus<br />
auf zahlreiche Begriffe zurück, die in unsere moderne Alltagssprache<br />
eingegangen sind, wie Athlet, Gymnastik oder Gymnasium.<br />
Selbst die Askese besitzt bei Chrysostomus eine<br />
durchaus positive Bedeutung als Übung oder Leibesübung:<br />
"Die körperliche Übung . . bringt keinen Gewinn, höchstens<br />
nützt sie dem Körper ein wenig. Aber die Übung (askesis) der<br />
Frömmigkeit trägt auch in der Ewigkeit Frucht." Ähnlich<br />
interpretiert Chrysostomus >gymnasia
antiken Wettkampfarten auch dazu dienen kann, den Verlauf<br />
der Wettkämpfe, vor allem im Laufen, Ringen und Faustkampf,<br />
lebensnah den Zuhörern seiner Zeit, aber auch den<br />
modernen Menschen im Detail zu schildern.<br />
Läufer, Ringer und Faustkämpfer im<br />
Dienst der Verkündigung<br />
Der Läufer, der nach dem Siegeskranz strebt, ist seit Paulus<br />
eine bekannte biblische Figur. Chrysostomus nutzt sie besonders<br />
einfühlsam: "Wer sich anstrengt, der strebt sozusagen<br />
mit dem ganzen Körper danach, den Füßen, so schnell sie<br />
auch laufen, voran zu eilen. Er beugt sich vorwärts und<br />
streckt die Hände aus, um den Lauf zu beschleunigen. Dazu<br />
treibt ihn der Ernst seines Strebens, die Hitze seines Eifers: so<br />
muß der Läufer laufen, mit solcher Unverdrossenheit, mit<br />
solcher Freudigkeit, ohne die Lust zu verlieren." Der Läufer<br />
wird vom Siegespreis angezogen. Im Gegensatz zum olympischen<br />
Wettkampf, der nur einen Gewinner kennt, während<br />
alle anderen Mitstreiter in die Anonymität der Verlierer fallen,<br />
kann jeder Christ frei von irdischen Fesseln den Siegespreis<br />
erlangen. Allerdings ist diese Ausdauerprüfung offen, denn es<br />
bleibt ungewiss, wie oft die Strecke zu durchlaufen ist. So<br />
schreibt Chrysostomus von sich selbst: "Vielleicht hat es Gott<br />
gefallen, meinen Lauf zu verlängern, damit die Siegeskränze<br />
um so herrlicher werden." Selbst die Startschwellen, die heute<br />
noch in antiken Stadien zu bewundern sind, haben ihren<br />
übergeordneten Sinn: Es genüge nicht, von diesen Schwellen<br />
stolz aufzuspringen, sondern auf die Ausdauer kommt es an.<br />
Mehr als der Hauch eines Trainingskompendiums und Anruf<br />
zum Durchhalten für christliche Streiter durchzieht die Predigten.<br />
Dies spürt der heutige Leser besonders in den Texten,<br />
in denen Bilder vom Ringen verwendet werden, übertragen<br />
auf das Ringen zwischen Mensch und Dämonen. Diese Kämpfe,<br />
heißt es, sollen nachgeahmt werden, das "ist schön und<br />
nützlich". Hier kommt am Rande sogar eine ästhetische Komponente<br />
zur Geltung. Ja, Chrysostomus geht einen Schritt<br />
weiter: Im Kampf gegen Mächte und Gewalten "ist es notwendig,<br />
unbekleidet zu sein, damit wir dem Teufel, der mit<br />
uns im Kampf liegt, keine schwache Stelle bieten". Und niemand<br />
soll aufgeben: "Es ist kein Unglück, wenn der Ringkämpfer<br />
stürzt; wohl aber, wenn er am Boden liegen bleibt."<br />
Denn so lautet die unbestreitbare Moral: "Wir haben Athleten<br />
erlebt, die nach vielen Stürzen noch bekränzte Sieger wurden."<br />
Selbst den bis zum Niederschlag des Gegners führenden<br />
Faustkampf nahm Chrysostomus in seine Predigten auf. Das<br />
ganze Repertoire dieses rauhen Zweikampfes wird eingesetzt:<br />
Das Training, das der Christ nachahmen soll, die Übungen mit<br />
dem Sandsack, das Schattenboxen und schließlich der Endzweck,<br />
den Gegner hart am Kopf zu treffen und sozusagen<br />
k.o. schlagen. Die Quintessenz für die Auseinandersetzung mit<br />
den Dämonen lautet neben konsequentem Training: "Diejenigen,<br />
denen es um den Siegeskranz geht, müssen unzählige<br />
Schläge aushalten." Oder: "Seien wir überzeugt, daß unser<br />
ganzes Leben ein Kampf ist und wir nicht Ruhe suchen."<br />
Noch deutlichere und allseits bekannte Parallelen für den<br />
Christen zieht Chrysostomus aus dem Pankration, einer<br />
Kombination aus Ringen und Faustkampf, die die "Vernichtung",<br />
also den vollständigen Knockout des Gegners anstrebte.<br />
Hier sind die Ausdauer und die kämpferische Kunst der<br />
wuchtigen Schläge sehr drastische Exempel für die Erlangung<br />
des Heils. "Denn es wird in höherem Maße dann gewirkt...<br />
wenn wir zu leiden haben und alles starkmütig ertragen."<br />
Die Krönung all dieser Anstrengungen war für die antiken<br />
Athleten und übertragen für die "Athleten der Frömmigkeit"<br />
die Siegeszeremonie. Alois Koch verweist auf die zahllosen<br />
Analogien für den Sieg im Wettkampf und im Leidenskampf<br />
des Christen. <strong>Von</strong> den Märtyrern heißt es: "Hier (auf Erden)<br />
hat er den Sieg errungen; dort im Himmel wird er als Sieger<br />
öffentlich ausgerufen." Der unvergängliche Siegeskranz ist<br />
kein verwelkender Lorbeerkranz oder Ölbaumzweig, sondern<br />
das ewige Leben, das Himmelreich. Es wird dem Christen mit<br />
Leib und Seele in der zukünftigen Welt verliehen - die Auferstehung<br />
des Fleisches wird im wahrsten Sinne des Wortes von<br />
Gott gekrönt.<br />
Der umfangreiche Sprachschatz des antiken Sports findet im<br />
Werk des Chrysostomus - und das berechtigt diesen Artikel<br />
im "<strong>Olympische</strong>n Feuer" - in außergewöhnlicher Genauigkeit<br />
und Treffsicherheit wie beim Pankration seinen Widerhall und<br />
seine Umdeutung zum Vorbild "für das sittliche Bemühen des<br />
Christen". Die von Chrysostomus abgelehnten heidnischen<br />
olympischen Wettkämpfe als Konkurrenz für die jungen<br />
Christengemeinden halten dennoch den Blick frei für die<br />
wesentlichen Inhalte und Abläufe als anspornende Analogien<br />
für den christlichen Wettkämpfer im Stadion des Lebens. So<br />
bleibt am Ende auch das positive Resümee über sprachliche<br />
Studien hinaus: Chrysostomus' "Ideal ist religiös-moralischethisch"<br />
mit dem "Primat der Ethik", das dem "klassischen<br />
Erziehungsziel der antiken Oberschicht" entsprach. Auch hier<br />
geben sich die Antike und das Christentum sozusagen den<br />
(erst in unserer Moderne aufkommenden) Staffelstab in die<br />
Hand.<br />
53
1<br />
Der Picasso mit der Kamera<br />
Erinnerungen an den Sportfotografen Heinrich von der Becke<br />
M<br />
it einer kleinen Ausstellung im Lichthof des früheren<br />
"Haus des <strong>Deutsche</strong>n Sports" auf dem Gelände des<br />
Olympiaparks Berlin erinnert das Sportmuseum Berlin an das<br />
Wirken des 1997 verstorbenen Sportfotografen Heinrich von<br />
der Becke. Der "Fotograf mit der Mütze" war in Berlin und bei<br />
internationalen Sportveranstaltungen eine bekannte Erscheinung.<br />
<strong>Von</strong> 1936 bis 1976 berichtete er von 15 <strong>Olympische</strong>n<br />
Sommer- und Winterspielen, fotografierte exklusiv für die<br />
großen Illustrierten und überregionale Tageszeitungen, u.a.<br />
auch für Bildbände des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes und die Olympia-Standardwerke<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
und des NOK für Deutschland. Es gibt kaum einen großen<br />
54<br />
Namen des Weltsports, der nicht in seinen Bildkarteien vertreten<br />
ist.<br />
Heinrich von der Becke bekam als Zwölfjähriger seinen ersten<br />
Fotoapparat - eine Agfa-Billy - geschenkt und beschloss,<br />
Sportfotograf zu werden. Das Fotografenhandwerk - auf<br />
Wunsch seines Vaters unterschrieb er einen Lehrvertrag zum<br />
kaufmännischen Angestellten - erlernte er "nebenbei" seit 1928<br />
in der Firma des Altmeisters der Pressefotografie Max Schirner,<br />
der neben Gerhard Riebicke zu den Wegbereitern der Sportfotografie<br />
in der Reichshauptstadt zählte. Bei Pressefoto Schirner<br />
arbeitete er bis 1933 und wechselte dann zur Berliner Presse-<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE
2<br />
bildzentrale. Mit der Plattenkamera und dann mit der von<br />
vielen Kollegen noch belächelten Kleinbildkamera machte er<br />
seine ersten Sportfotos bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1936 in<br />
Garmisch-Partenkirchen und Berlin. Sein Foto vom Verlust des<br />
Staffelstabes der deutschen 4x100-Meter Frauenstaffel wurde<br />
auf allen Kontinenten abgedruckt. Die Spiele von Berlin führten<br />
ihn mit dem 4-fachen Olympiasieger Jesse Owens zusammen,<br />
mit dem er bei späteren Berlinbesuchen und bis zu dessen Tod<br />
1980 freundschaftlich verbunden blieb. Im zweiten Weltkrieg<br />
war er Soldat und zeitweise auch als Kriegsberichterstatter<br />
eingesetzt. Nach dem Krieg machte er sich mit seiner Frau<br />
Theresia als Bildjournalist in Berlin selbstständig. Eine kleine<br />
Firma, die gut florierte. Er hat seitdem alle Sportgrößen abgelichtet,<br />
Siege und Niederlagen, Euphorie und Trauer im Sport<br />
festgehalten. Er war allen olympischen und nicht-olympischen<br />
Sportarten gleichermaßen zugetan, wobei seine besondere<br />
Aufmerksamkeit dem Kinder- und Jugendsport galt, wenn<br />
damit als Fotograf auch kaum Geld zu verdienen war.<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
3<br />
Heinrich von der Becke war vom Sport fasziniert. Er war Reporter,<br />
Künstler und Regisseur. Fotografische Experimente mochte<br />
er nicht, er liebte scharfe Bilder, achtete auf Hintergrund und<br />
Flair, vor allem drückte er in der richtigen Tausendstelsekunde<br />
auf den Auslöser. Mehrmals schoss er das "Sportbild des Jahres"<br />
und mit Preisen ausgezeichnete Reihenbilder. Ein Foto aus der<br />
Deutschlandhalle wurde in die Internationale Bibliothek der<br />
Fotografie aufgenommen: Es zeigte einen Radsportler, der noch<br />
nicht bemerkte, dass sein Vorderrad gebrochen war.<br />
Als Sportfotograf war er in den Sportstadien der Welt zuhause,<br />
aber auch als Berliner Stadtreporter wurde er zur Legende: Ihm<br />
entging kein politisches oder kulturelles Ereignis in der Viersektorenstadt,<br />
von der Berliner Blockade über den Mauerbau bis zu<br />
den Filmfestspielen und Rock-Festivals. Seine Fotos aus der<br />
geteilten Stadt - vom 17. Juni und Kennedybesuch auch in<br />
Time-Life - machten ihn weltweit bekannt. Einer seiner drei<br />
Söhne - Ludwig - hat einhundert seiner nach dem 13. August<br />
55
4 5<br />
1961 aufgenommenen "Mauerfotos" auf einer zu seinen Ehren<br />
eingerichteten Webseite veröffentlicht. Im Europäischen Kulturjahr<br />
Berlin 1988 zeichnete ihn zu seinem 75. Geburtstag die<br />
Sportjugend Berlin mit ihrer höchsten Ehrung - der Zeus-<br />
Plakette - aus. Sportlich hielt sich Heinrich von der Becke durch<br />
tägliches Schwimmen fit. Er gehörte zu den Frühschwimmern<br />
im Schwimmstadion des Olympiageländes. Einmal war er<br />
Lebensretter, er zog den Architekten des Olympiastadions<br />
Werner March nach einem Schwächeanfall aus dem Wasser,<br />
was der alte Herr mit einem Exklusivinterview belohnte.<br />
Auch im hohen Alter war Heinrich von der Becke in seiner<br />
Stadt weiter bei von ihm sorgfältig ausgewählten Veranstaltungen<br />
- wie immer mit Mütze und Leiter - unterwegs. Er<br />
fotografierte zur deutschen Einheit und hielt die ersten<br />
gemeinsamen Sportbegegnungen im vereinten Berlin im Bild<br />
fest. 1993 kaufte er sich einen Computer, sortierte sein Archiv<br />
und setzte sich zur Ruhe.<br />
56<br />
Mit 84 Jahren ist Heinrich von der Becke am 25. Juni 1997 in<br />
Berlin verstorben, ein nachdenklicher und bescheidener<br />
Mensch, liebenswerter Sportkamerad, hochbegnadeter Fotograf<br />
und Künstler.<br />
Sein umfangreiches Lebenswerk - 1,2 Millionen Negative,<br />
darunter 5000 Fotoplatten, 65.000 s/w-Abzüge und ca. 2.000<br />
Farbfilme - wird im Sportmuseum Berlin bewahrt und erschlossen.<br />
Manfred Nippe<br />
Weitere Informationen: Sportmuseum Berlin, <strong>Deutsche</strong>s Sportforum/Hanns-Braun-Straße,<br />
14053 Berlin-Charlottenburg,<br />
Telefon: 030 - 305 83 00.<br />
Im Internet: www.germanroadraces.de und<br />
www.vonderbecke.de.<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE
6 7<br />
8<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
Zu den Bildern<br />
1 Aufschrei der 100.000: Beim letzten Wechsel verliert die in Führung<br />
befindliche 4x100-Meter-Frauenstaffel bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
am 9. August 1936 den Staffelstab und scheidet aus.<br />
2 Luftikus: Sportfoto des Jahres 1968 und 1. Preis des Verbandes<br />
<strong>Deutsche</strong>r Sportpresse, aufgenommen beim <strong>Deutsche</strong>n Turnfest Berlin<br />
am 1. Juni 1968 in der Deutschlandhalle.<br />
3 Heinrich von der Becke, Porträtfoto von Gerhard Grosskopf.<br />
4 Kopfball: Schüler-Fußballspiel des gerade wieder zugelassenen<br />
Sportclub Charlottenburg (Amerikanischer Sektor) gegen Kommunalsport<br />
Spandau Altstadt (Britischer Sektor) am 13. Oktober 1949 am<br />
Berliner Funkturm. Das Foto wurde zuletzt 2008 als Titelbild (koloriert)<br />
der Neuauflage des 1955 von Sammy Drechsel geschriebenen Fußball-Klassikers<br />
"Elf Freunde müsst ihr sein" veröffentlicht.<br />
5 Emil Zatopek gehörte neben Paovo Nurmi und Jesse Owens zu den<br />
am meisten fotografierten Leichtathleten des vorigen Jahrhunderts.<br />
Die Aufnahme entstand im Juni 1951 im Walter-Ulbricht-Stadion,<br />
dem späteren "Stadion der Weltjugend" in Berlin (Ost).<br />
6 <strong>Olympische</strong>s Schattenspiel: Gymnastinnen beim ersten gemeinsamen<br />
Jugendsportfest nach dem Mauerfall am 16. September 1990 im<br />
Berliner Olympiastadion. Motto: Berlins Jugend auf Olympiakurs 2000.<br />
7 Freundschaft und Fairness: Heinrich von der Becke stellt das legendäre<br />
Foto der Freundschaft zwischen Jesse Owens und Luz Long bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen 1936 im Berliner Olympiastadion nach: 1964<br />
fotografiert er an gleicher Stelle Jesse Owens mit Kay Long, dem Sohn<br />
des 1943 auf Sizilien gefallenen Olympiazweiten im Weitsprung.<br />
8 Speichensalat: Peter <strong>Von</strong>hof (Olympiasieger von Melbourne 1976) hat<br />
den Bruch seines Vorderrades bei den 4-Tage-Sport-Hits 1976 in der<br />
Deutschlandhalle noch nicht bemerkt, Behrendt und Colombo<br />
stürzen.<br />
57
Nachrichten des DOSB<br />
Informationen aus dem<br />
DOSB-Präsidium<br />
Am 3. März traf sich das DOSB-Präsidium zu<br />
seiner 25. Sitzung in der Legislaturperiode<br />
2006 bis 2010. Im Haus des Sports in<br />
Frankfurt/Main. Dabei stellte Willy Bogner<br />
einen Teil der Einkleidung der Olympiamannschaft<br />
bei den kommenden XXI.<br />
Das Haus des deutschen Sports im Frankfurter Stadtwald<br />
...<br />
Winterspielen in Vancouver 2010 vor.<br />
Michael Vesper und Bernhard Schwank<br />
berichteten über das Chef de Mission-<br />
Seminar, das im Februar Vertreter von rund<br />
80 teilnehmenden Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees in Vancouver und Whistler zusammengeführt<br />
hatte: die Vorbereitungen sind<br />
im Plan, die Sportstätten stehen, die <strong>Olympische</strong>n<br />
Dörfer stehen kurz vor der Fertigstellung.<br />
Sportlich will der DOSB den Platz<br />
von Turin verteidigen, die aktuellen Ergebnisse<br />
dieses Winters verdeutlichen aber, wie<br />
ambitioniert dieses Vorhaben ist. Es ist mit<br />
einer Dreiergruppe zu rechnen, zu der<br />
Norwegen, Kanada und Deutschland gehören<br />
- knapp gefolgt von den USA.<br />
Auf Vorschlag von Leistungssport-Vizepräsident<br />
Eberhard Gienger verabschiedete das<br />
Präsidium das neue Stützpunktkonzept<br />
"Weiterentwicklung des Stützpunktsystems<br />
ab 01.01.2009". Diese Fortschreibung des<br />
bereits bestehenden Konzeptes wurde<br />
58<br />
aufgrund des neuen Steuerungsmodells<br />
notwendig. Das Konzept greift seit dem 1.<br />
Januar 2009 und setzt die zentralen Punkte<br />
des Steuerungsmodells für den Zeitraum der<br />
nächsten Olympiade im Sommer- und<br />
Wintersport um. Durch die Fortschreibung<br />
wurden mehrere Punkte angepasst. Unter<br />
anderem wird der Bundesstützpunkt als das<br />
zentrale und integrative Element der Spitzensportförderung<br />
definiert. Die Kooperationsvereinbarungen<br />
der Spitzenverbände mit<br />
den Olympiastützpunkten<br />
und die<br />
Regionalkonzepte<br />
werden konkretisiert.<br />
Die Förderrichtlinien<br />
des Bundes für den<br />
Spitzensport sind in<br />
dem Konzept berücksichtigt.<br />
Im Dezember 2008<br />
hatte das Präsidium<br />
scharfe Kritik an<br />
dem Beschluss der<br />
Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) über die<br />
künftige Fachlehrerausbildung<br />
im Sport<br />
geäußert. Seither steht der DOSB in ständiger<br />
Diskussion mit den verantwortlichen<br />
Gremien der KMK. Die Gespräche benötigen<br />
noch einige Zeit. Der DOSB zielt auf eine<br />
endgültige Klarstellung.<br />
Auch die World Games, die vom 16. bis 26.<br />
Juli 2009 in Kaohsiung (Chinese Taipei)<br />
stattfinden, werfen ihre Schatten voraus.<br />
Das Präsidium informierte sich über den<br />
Stand der Vorbereitungen. Beauftragter der<br />
deutschen World-Games-Verbände ist<br />
Gunter Fahrion, Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verbandes.<br />
Zur Unterstützung der Verbände wird<br />
Michael John, Ressortleiter im Geschäftsbereich<br />
Leistungssport, als "Liason Officer" vor<br />
Ort sein. Deutschland tritt mit etwa 140<br />
Sportlerinnen und Sportlern an.<br />
Am 4. Februar 2009 fand ein gemeinsamer<br />
Workshop von DOSB, der Bundesagentur für<br />
Arbeit, dem BMAS sowie Mitgliedsorganisa-<br />
tionen des DOSB und dsj statt. Inhalt des<br />
Treffens war, bestehende Projekte der<br />
Sportorganisationen an der Schnittstelle<br />
zwischen Sport und Arbeitsagentur darzustellen.<br />
Auf der Grundlage der dort vorgestellten<br />
Aktivitäten der Mitgliedsorganisationen<br />
hat die Bundesagentur für Arbeit<br />
eine strategische Partnerschaft mit dem<br />
DOSB vorgeschlagen. Das Präsidium unterstützt<br />
dieses Anliegen. Das Direktorium wird<br />
mit der Umsetzung beauftragt.<br />
… ist auch zentraler Tagungsort für viele DOSB-<br />
Gremien.<br />
Vor dem Hintergrund der Beschlussfassung<br />
der Mitgliederversammlung im Dezember<br />
2008 in Rostock zur Beitragsanpassung ab<br />
1. Januar 2010 beschloss das Präsidium auf<br />
gemeinsamen Vorschlag der Vizepräsidenten<br />
Hans-Peter Krämer und Walter Schneeloch,<br />
zusätzlich 100.000 Euro für die Sportentwicklung<br />
bereitzustellen. Sie sollen zum<br />
einen den Innovationsfonds 2009 in Höhe<br />
von 80.000 Euro finanzieren, der den<br />
Mitgliedsorganisationen für besonders<br />
innovative Projekte der Sportentwicklung an<br />
der Basis zur Verfügung steht, und zum<br />
anderen für die innovative Weiterentwicklung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens verwendet<br />
werden.<br />
Das DOSB-Netzwerkprojekt "Bewegung und<br />
Gesundheit: mehr Migrantinnen in den<br />
Sport" geht in die praktische Umsetzung. An<br />
dem vom Bundesministerium für Gesundheit<br />
geförderten Projekt sind der <strong>Deutsche</strong><br />
Turner-Bund, der Ju-Jutsu-Verband, die
<strong>Deutsche</strong> Lebensrettungsgesellschaft, der<br />
LSB Baden-Württemberg sowie die Sportjugend<br />
Berlin beteiligt. Zielsetzung ist es, in<br />
Kombination von Sport und anderen Qualifizierungsangeboten<br />
lokale Netzwerkstrukturen<br />
zur Integration von Migrantinnen<br />
aufzubauen.<br />
Beschlossen wurde eine ganze Reihe von<br />
Terminen, so u.a. drei Regionalgespräche im<br />
Jahr 2009. Als Termine vorgesehen sind:<br />
Anfang Mai in Berlin, 4. Juli in Aachen und<br />
21. August in Berlin. Am 1. Juli veranstaltet<br />
der DOSB anstelle des Parlamentarischen<br />
Abends in Berlin ein Wahlhearing zur<br />
Bundestagswahl 2009.<br />
DOSB-Ehrenmedaille für<br />
Bundespräsident Köhler<br />
Bundespräsident Horst Köhler hat am 10.<br />
März 2009 die Ehrenmedaille des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) empfangen.<br />
Die von Professor Markus Lüpertz neu<br />
geschaffene höchste Auszeichnung des<br />
DOSB wurde zum ersten Mal verliehen.<br />
DOSB-Präsident Thomas Bach würdigte<br />
Bundespräsident Horst Köhler bei der<br />
Bundespräsident Köhler und DOSB-Präsident Bach mit<br />
DOSB-Ehrenmedaille<br />
Übergabe der Ehrenmedaille in der Bonner<br />
Villa Hammerschmidt: "Für Bundespräsident<br />
Horst Köhler ist der Sport ein wichtiger Teil<br />
seines täglichen Lebens. Nicht zuletzt<br />
deshalb hat er den Sport auch als Grundnahrungsmittel<br />
bezeichnet. Treffender kann<br />
die Bedeutung und der Stellenwert des<br />
Sports nicht ausgedrückt werden. Horst<br />
Köhler redet nicht nur über Sport, er hält<br />
sich durch das Sportabzeichen fit wie<br />
Millionen andere in diesem Land. Er setzt<br />
sich Woche für Woche für die Werte des<br />
Sports - Integration, Verständigung, Toleranz,<br />
Erziehung zur Demokratie - ein, und er<br />
hat eine enge Verbindung auch zu den 27,5<br />
Millionen Mitgliedern des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes. Dies bringt er jedes<br />
Jahr durch sein Treffen mit dem DOSB-<br />
Präsidium zum Ausdruck, bei dem er sich<br />
nicht nur über alle Themen des Sports<br />
informiert, sondern das Gespräch auch mit<br />
seinen Anregungen und Ansichten bereichert.<br />
Deshalb ist es uns eine große Freude,<br />
einen außergewöhnlichen Menschen für<br />
seinen Einsatz im Sport mit einer außergewöhnlichen<br />
Medaille, geschaffen von einem<br />
der wichtigsten Künstler unseres Landes, zu<br />
ehren."<br />
Prof. Markus Lüpertz war es ein besonderes<br />
Anliegen, "mit der Medaille die Verbindung<br />
von Sport und Kultur zum Ausdruck zu<br />
bringen. Der Sport ist eine wichtige gesellschaftliche<br />
Kraft in unserem Land." "Der<br />
DOSB ist sehr glücklich, dass wir einen<br />
derart renommierten Künstler für die<br />
Gestaltung der Medaille gewinnen konnten.<br />
Dies gibt ihr einen zusätzlichen besonderen<br />
Wert", sagte Thomas Bach. Bundespräsident<br />
Horst Köhler sagte: "Sport ist ein Schlüsselelement<br />
für den Menschen zu<br />
seiner Zufriedenheit und seiner<br />
Erfüllung. Sport ist ein ganz<br />
wichtiger Bereich auch in<br />
meinem Leben, ich bin jemand,<br />
der den Sport braucht. Deshalb<br />
ist diese Medaille für mich auch<br />
Ausdruck dafür, dass wir gemeinsame<br />
Ziele haben: den<br />
Sport in dieser Krise, die wir<br />
momentan haben, nicht unter<br />
die Räder kommen zu lassen.<br />
Der Sport ist gerade in dieser<br />
Zeit ein wichtiges Medium, um<br />
damit fertig zu werden und<br />
auch an anderer Stelle Kraft und<br />
Zuversicht zu tanken." Bei<br />
dem jährlichen Treffen des<br />
DOSB-Präsidiums mit dem<br />
Bundespräsidenten informierte<br />
sich Horst Köhler über den Stand der<br />
Vorbereitungen auf die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
2010 in Vancouver und der Bewerbung<br />
Münchens um die Winterspiele 2018.<br />
Dabei wurde auch die Situation des deutschen<br />
Leistungssports im internationalen<br />
Vergleich erörtert. Zu München sagte<br />
Köhler: "Das ist ein wichtiges Vorhaben, das<br />
ich voll unterstütze."<br />
Breiten Raum in dem einstündigen Gespräch<br />
nahmen vor allem die Leistungen des<br />
Sports im Bereich Integration für Menschen<br />
mit Migrationshintergrund und sozial<br />
isolierte Schichten, der Sportentwicklungsbericht<br />
und das vom DOSB für 2009 erklärte<br />
"Jahr der Frauen im Sport" ein. Köhler<br />
beglückwünschte den DOSB dazu, sich das<br />
Thema Frauen für das ganze Jahr vorgenommen<br />
zu haben und sagte: "Die <strong>Gesellschaft</strong><br />
leistet sich noch diese Ungleichbehandlung,<br />
das muss man ansprechen, da<br />
hat mich der Sport an seiner Seite."<br />
Beirat der Aktiven fordert Neuauflage<br />
des ADAMS-Systems<br />
Die Athletenvertretung des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sports, der Beirat der Aktiven im DOSB,<br />
fordert Verbesserungen des Online-Anti-<br />
Doping-Meldesystems ADAMS für Athleten<br />
im Bereich Datensicherheit und Handhabung.<br />
"Das Online-Meldesystem ist nicht<br />
selbst erklärend und in der praktischen<br />
Handhabung sehr umständlich", erklärte<br />
Marion Rodewald, Vertreterin des Beirats<br />
der Aktiven. "In Deutschland funktioniert<br />
die Zusammenarbeit mit der NADA sehr gut.<br />
Sie bemüht sich mit allen Kräften, die<br />
Athleten mit der neuen Version des ADAMS<br />
Systems vertraut zu machen. Aber für die<br />
Umsetzung der Verbesserungsvorschläge der<br />
Athleten sind die zuständigen Personen der<br />
Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zuständig",<br />
erklärt die Athletenvertretung. Viele<br />
Alltagssituationen der Sportler sind selbst<br />
nach Einführung der Einstundenregelung in<br />
dem System nicht erfasst und deshalb für<br />
die Sportler schlecht abbildbar.<br />
Sorgen bereitet den Athleten auch der<br />
Datenschutz. Die eingegeben Daten werden<br />
nicht adäquat gefiltert und stehen den<br />
Kontrolleuren jederzeit zur Verfügung. Hier<br />
bedarf es einer klaren Definition, welche<br />
Daten von welchen Kontrolleuren zu welchem<br />
Zeitpunkt und Zweck eingesehen<br />
werden dürfen. "Unsere nationalen Datenschutz-Richtlinien<br />
müssen bei der Umsetzung<br />
internationaler Bestimmungen und<br />
beim Umgang mit persönlichen Athletendaten<br />
Anwendung finden. Zur Zeit haben die<br />
Kontrolleure deutschlandweit Einblick in die<br />
persönlichen Profile aller Athleten", sagte<br />
Christian Breuer, Vorsitzender des Beirats<br />
der Aktiven. Der Beirat der Aktiven im DOSB<br />
fordert, dass andauernd an Verbesserungen<br />
59
im Meldesystem und dem Kontrollsystem<br />
gearbeitet werden muss, da ein standardisiertes<br />
Meldesystem bei der Vielfältigkeit der<br />
einzelnen Sportarten und Disziplinen mehr<br />
Zeit erfordert, als sich die WADA in der<br />
Erstellungsphase des ADAMS-Systems<br />
genommen hat. Nachhaltige Zusammenarbeit<br />
bedeutet für den Beirat, ständig konstruktive<br />
Verbesserungsvorschläge aus der<br />
alltäglichen ADAMS-Anwendung der Athleten<br />
über die NADA in Bonn an die Welt<br />
Anti-Doping Agentur mit Sitz in Montreal<br />
weiter zu leiten.<br />
"Durch die hervorragende Zusammenarbeit<br />
mit der NADA sind die deutschen Athleten<br />
im Vergleich zu anderen Ländern in einer<br />
komfortablen Situation, da wir mit unseren<br />
Anliegen direkt Gehör finden. Zudem<br />
können wir unseren Einfluss auch in den<br />
internationalen Gremien der WADA geltend<br />
machen, wo wir mit Claudia Bokel und<br />
Meike Evers in der Athletenkommission gut<br />
besetzt sind", so Christian Breuer. Claudia<br />
Bokel hat den Forderungskatalog der<br />
Aktiven den Vertretern der WADA bei einem<br />
Treffen in Bonn überreicht.<br />
Fehler und Makel in den ADAMS-Abmeldeprozessen<br />
müssen schnell ausgelöscht<br />
werden, wenn Kontrollen funktionieren<br />
sollen und damit einher gehend auch das<br />
dahinter stehende Dopingkontrollsystem.<br />
Dafür ist in erster Linie die WADA zuständig.<br />
Das Kontrollsystem wird durch die von<br />
Athleten angeregten Veränderungen und<br />
Verbesserungen nicht nur effizienter,<br />
sondern die Athleten bekommen mehr<br />
Sicherheit im täglichen Umgang mit ihren<br />
Abmeldungen. Der Fokus der Athleten sollte<br />
auf dem Training und dem Wettkampf<br />
liegen und nicht in der Sorge um softwarebegründete<br />
Abmeldefehler. Die Athleten<br />
setzen sich aktiv mit dem Meldesystem<br />
auseinander und beteiligen sich rege an<br />
einer Verbesserung, was die zahlreichen<br />
Antworten auf ein Rundschreiben des<br />
Beirats belegen. Die Kritik und Unzufriedenheit<br />
von Athletenseite betrifft nicht das<br />
Kontrollsystem oder den WADA-Code an<br />
sich, sondern überwiegend die Benutzerfreundlichkeit<br />
des ADAMS-Systems. Aufgrund<br />
des Umfangs der berechtigten Kritik<br />
Silke Kassner (Referentin), Mirko Heid, Jana Miglitsch, Claudia Bokel, Marion Rodewald,<br />
Christian Breuer (Vorsitzender) und Marcel Gölden bilden den Beirat der Aktiven im DOSB.<br />
60<br />
strebt der Beirat der Aktiven in naher<br />
Zukunft eine vollständige und athletenerprobte<br />
Neuauflage des Online-Meldesystems<br />
der WADA an. Ein neues, benutzerfreundliches<br />
Meldesystem, vorab über<br />
längere Zeit von einem Athletenpool<br />
getestet, minimiere die zeitliche und<br />
organisatorische Belastung der Athleten<br />
und gewährleistet den weiterhin effektiven<br />
Kampf gegen Doping.<br />
Ulf Tippelt neuer DOSB-<br />
Direktor Leistungssport<br />
Der 45 Jahre alte Diplomsportlehrer Dr. Ulf<br />
Tippelt wurde zum 15. April 2009 Leistungssportdirektor<br />
im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund. Tippelt, seit 1991 im Landessportbund<br />
Sachsen als Geschäftsführer und<br />
Generalsekretär tätig, übernahm die Aufgaben<br />
von Bernhard Schwank, der als Geschäftsführer<br />
in die Bewerbungsgesellschaft<br />
München für die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
2018 wechselte. Ulf Tippelt: "Ich sehe eine<br />
spannende und sehr arbeitsintensive Aufgabe<br />
vor mir, in die ich meine Erfahrung und<br />
meine Kraft voll einbringen werde."<br />
"Wir freuen uns sehr, dass Ulf Tippelt diese<br />
Aufgabe angenommen hat. Der DOSB<br />
gewinnt in ihm einen ausgewiesenen Fachmann,<br />
der eine hohe Anerkennung und<br />
Akzeptanz im deutschen Sport genießt", sagt<br />
Eberhard Gienger, DOSB-Vizepräsident<br />
Leistungssport. "Ulf Tippelt kennt die Belange<br />
der Spitzenverbände und insbesondere die<br />
Anforderungen des Hochleistungssports. Wir<br />
freuen uns auf eine gute und erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit mit ihm", erklärte Christa<br />
Thiel, Sprecherin der Spitzenverbände im<br />
DOSB. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper<br />
Dr. Ulf Tippelt ist neuer Leistungssportchef.<br />
sagte: "Ulf Tippelt arbeitet seit langem im<br />
Beirat Leistungssport mit, kennt die Strukturen<br />
aus erster Hand und wird die begonnenen<br />
Reformen im Leistungssport in Abstimmung<br />
mit den Spitzenverbänden nahtlos<br />
weiterentwickeln und umsetzen." Zum<br />
stellvertretenden Direktor Leistungssport<br />
wurde Wolfgang Kindinger (58) ernannt.<br />
EOC EU Büro in Brüssel<br />
eröffnet<br />
Die erfolgreiche Arbeit des EU-Büros des<br />
deutschen Sports in Brüssel wird zukünftig<br />
auf europäischer Ebene weitergeführt. Der<br />
DOSB hatte bereits kurz nach seiner Gründung<br />
im Jahr 2006 seine europapolitischen<br />
Aktivitäten verstärkt und darauf hingearbeitet,<br />
das EU-Büro des deutschen Sports zu<br />
einem EOC EU Büro auszubauen. Anlass<br />
waren die sportpolitischen Entwicklungen<br />
auf europäischer Ebene wie die Vorlage des<br />
Weißbuchs Sport und dem damit verbundenen<br />
Aktionsplan Coubertin und die Diskussion<br />
um die Aufnahme eines Sportartikels in<br />
den Lissabon-Vertrag.
Am Freitag, 20. Februar 2009, wurde das EOC<br />
EU Büro offiziell eröffnet. Im Brüsseler<br />
Europaviertel weihten die Europäischen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees (EOC) in Anwesenheit<br />
von IOC-Präsident Jacques Rogge, EOC-<br />
Präsident Patrick Hickey, DOSB-Präsident<br />
Thomas Bach, EU-Kommissar Jan Figel und<br />
vieler weiterer Repräsentanten des olympischen<br />
Sports ihre neue Vertretung bei der<br />
Patrick Hickey, Jacques Rogge und Thomas Bach in Brüssel.<br />
Europäischen Union ein. Das Büro wird von<br />
Folker Hellmund geleitet, der im Auftrag des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB)<br />
seit Oktober 2007 das EU-Büro des deutschen<br />
Sports geführt hatte, das 1993 gemeinsam<br />
von DSB, NOK und Landessportbünden<br />
gegründet wurde. In den Folgejahren<br />
konnten die Dachorganisationen des Sports<br />
aus den Niederlanden, Frankreich, Österreich,<br />
Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegen<br />
und dem Vereinigten Königreich sowie die<br />
EOC und die European Athletic Association<br />
als Kooperationspartner gewonnen werden.<br />
DOSB-Präsident Bach sagte nach einer<br />
symbolischen Staffelübergabe an EOC-<br />
Präsident Hickey: "Wir haben das Projekt<br />
bereits kurz nach unserer Gründung initiiert<br />
und werden auch in Zukunft unseren<br />
Beitrag zur Interessenvertretung des Sports<br />
in Europa leisten. Der Sport muss in Brüssel<br />
gemeinsam auftreten, die Entwicklungen<br />
auf europäischer Ebene lassen keine andere<br />
Entscheidung zu. Wir wollen den von der<br />
Europäischen Kommission angekündigten<br />
"Strukturierten Dialog" annehmen, damit<br />
sportbezogene Fragen künftig unter direkter<br />
Beteiligung des Sports und der Wahrung<br />
seiner Autonomie beantwortet werden. Das<br />
EOC EU Büro hat dabei die volle Unterstützung<br />
des DOSB." Das neue EOC EU Büro<br />
wird die bisherige Arbeit des EU-Büro des<br />
deutschen Sports weiterführen und die<br />
Interessen der olympischen Sportbewegung<br />
gegenüber den Europäischen Institutionen<br />
vertreten. Insbesondere geht es dabei um<br />
Themen wie Autonomie des Sports, die<br />
Anwendung des europäischen Wettbewerbsrechts<br />
auf den Sport, die künftige<br />
Finanzierung des Sports, die Förderung von<br />
Sportprojekten in<br />
den europäischen<br />
Förderprogrammen<br />
und den gemeinsamen<br />
Kampf gegen<br />
Doping und illegale<br />
Wettpraktiken.<br />
EOC-Präsident<br />
Hickey verwies auf<br />
die Pionierrolle der<br />
deutschen Sportorganisationen<br />
bei der<br />
Zusammenarbeit<br />
mit der EU und<br />
betonte, das Verhältnis<br />
von Sport<br />
und EU erhalte<br />
zusätzliche Bedeutung,<br />
wenn der<br />
Sportartikel im Lissabonvertrag realisiert<br />
wird. Hickey sagte: "Wir möchten daher<br />
schon jetzt mit den EU-Institutionen in<br />
einen konstruktiven Dialog treten und sind<br />
davon überzeugt, dass das EOC EU-Büro<br />
unter der Leitung von Folker Hellmund der<br />
ideale Partner dafür ist."<br />
DOSB begrüßt Empfehlungen<br />
der Bundesärztekammer<br />
Der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, begrüßt<br />
die Empfehlungen der Ethikkommission der<br />
Bundesärztekammer zum Thema Doping im<br />
ärztlichen Bereich. Bach sagte: "Eine Umsetzung<br />
der Stellungnahme der Ethikkommission<br />
wäre ein wichtiger Beitrag im Kampf<br />
gegen das Doping, denn Doping wird heute<br />
so spezialisiert und mit wissenschaftlichem<br />
Know-How betrieben, dass es ohne ärztliche<br />
Hilfe kaum durchführbar ist." Der DOSB<br />
fordert seit seiner Gründung 2006 Maßnahmen<br />
gegen das Umfeld und die Hintermänner<br />
von Dopingtätern.<br />
Die Ethikkommission, zu deren externen<br />
Beratern auch der Vorsitzende der Medizini-<br />
schen Expertenkommission des DOSB, Prof.<br />
Dr. Wilfried Kindermann gehört, bezeichnet<br />
in ihrer Stellungnahme Doping als unvereinbar<br />
mit dem ärztlichen Ehrenkodex. Durch<br />
die Verankerung des Anti-Doping-Kampfes<br />
im Arzneimittelgesetz lasse sich dazu ein<br />
rechtliches Verbot des Dopings für den Arzt<br />
ableiten. "Daraus ergibt sich eine Erweiterung<br />
der Sanktionsmöglichkeit gegen am<br />
Prof. Dr. Kindermann, Vorsitzender der Medizinischen<br />
Expertenkommission des DOSB<br />
Doping beteiligte Ärzte bis hin zum Entzug<br />
der Approbation. Dies hat Urban Wiesing,<br />
der Vorsitzende der Zentralen Ethikkommission<br />
der Bundesärztekammer, bei der<br />
Vorstellung des Berichts klar herausgestellt.<br />
Diese Möglichkeiten müssen genutzt werden",<br />
sagte Thomas Bach.<br />
Vizepräsident Schneeloch:<br />
"Umweltrecht sportfreundlich<br />
gestalten"<br />
Der Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbunds, Walter Schneeloch, fordert,<br />
dass Sportlerinnen und Sportler nicht per<br />
Definition am "Betreten" von Naturräumen<br />
gehindert werden. Anlässlich der Aufnahme<br />
der parlamentarischen Beratungen mehrerer<br />
Einzelgesetze, mit denen die Bundesregierung<br />
das Naturschutzrecht neu gestalten<br />
will, sagte Schneeloch, die Neuregelungen<br />
müssten einen natur- und landschaftsverträglichen<br />
Sport auch in Zukunft möglich<br />
machen.<br />
Schneeloch sagte, der Gesetzesentwurf der<br />
Bundesregierung gehe grundsätzlich in die<br />
richtige Richtung, indem er bundesweit<br />
einheitliche Regelungen schaffe: "Der DOSB<br />
begrüßt, dass der Erholungswert von Natur<br />
und Landschaft einen hohen Stellenwert<br />
61
erhält und vertragliche Regelungen aufgewertet<br />
werden". Trotz einiger Verbesserungen<br />
bestehe jedoch dringender Bedarf,<br />
wichtige Punkte sportfreundlicher zu<br />
gestalten. "Wir appellieren an die Abgeordneten,<br />
sich für einen natur- und land-<br />
DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch<br />
schaftsverträglichen Sport einzusetzen und<br />
ein entsprechendes Zugangsrecht zu verabschieden",<br />
so Schneeloch. So schließe die<br />
derzeitige restriktive Formulierung eines<br />
"Betretensrechts" Sportarten wie z.B. Reiten<br />
oder Wassersport einfach aus. Außerdem<br />
forderte Schneeloch, dass Natursportverbände<br />
auch zukünftig als Naturschutzverbände<br />
anerkannt werden, um ihre Mitwirkungsrechte<br />
zu bewahren. Weiterhin kritisierte<br />
Schneeloch, dass die Erholungsfunktion<br />
der Gewässer bislang im Wasserhaushaltsgesetz<br />
nicht berücksichtigt sei: "Wir<br />
brauchen eine entsprechende Formulierung<br />
sowie eine Ergänzung zum Gemeingebrauch<br />
der Gewässer, um einer Zersplitterung<br />
dieses für den Wassersport wichtigen<br />
Aspekts vorzubeugen." Die ausführliche<br />
Stellungnahme des DOSB finden Sie im<br />
Internet auf www.dosb.de.<br />
DOSB erweitert internationales<br />
Netzwerk um Partnerschaft<br />
mit Katar<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
und das Nationale <strong>Olympische</strong> Komitee von<br />
Katar (QOC) haben ein Abkommen über eine<br />
62<br />
Zusammenarbeit unterzeichnet. DOSB-<br />
Präsident Thomas Bach kündigte bei der<br />
Unterzeichnung in Doha unter anderem<br />
eine Kooperation im Bereich Anti-Doping<br />
an. Ausgangspunkt der Kooperation war<br />
eine gemeinsame humanitäre Aktion beider<br />
Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking zugunsten<br />
der Opfer des Erbebens in der Provinz<br />
Sichuan.<br />
Bach zeigte sich anlässlich seines Besuches<br />
in Katar beeindruckt vom dortigen "Schools<br />
Olympic Day": "Die Veranstaltung überzeugt<br />
durch die gelungene Verbindung des sportlichen<br />
Wettkampfs mit einem gesellschaftlichen<br />
Thema." Die mit der deutschen Reihe<br />
"Jugend Trainiert für Olympia" vergleichbare<br />
Aktion verbindet in jedem Jahr Sport mit<br />
einem gesellschaftspolitischen Bereich und<br />
steht in 2009 unter dem Motto "Sport und<br />
Umwelt".<br />
<strong>Gesellschaft</strong>liches Potential<br />
der Sportvereine wird wissenschaftlich<br />
untersucht<br />
Im April startet ein Forschungsprojekt, dass<br />
untersuchen soll, was die Sportvereine in<br />
einer sich wandelnden <strong>Gesellschaft</strong> leisten<br />
können. Es trägt den Titel "Die Sportvereine<br />
im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />
Kinder stehen im Mittelpunkt der Sportvereinsarbeit.<br />
(DOSB) als zivilgesellschaftliche Akteure im<br />
Wohlfahrtsmix" und wird von Professor<br />
Sebastian Braun (Humboldt Universität<br />
Berlin) geleitet. Ziel der Untersuchung:<br />
welche zivilgesellschaftlichen Potentiale<br />
haben die Vereine vor dem Hintergrund<br />
eines sich wandelnden Staatsverständnisses<br />
und einer veränderten Aufgabenteilung<br />
zwischen Staat, Markt, Zivilgesellschaft und<br />
Familie.<br />
Die Studie wird sich auf Themenfelder wie<br />
bürgerschaftliches Engagement, Integration,<br />
demografischer Wandel oder Übernahme<br />
bislang öffentlicher Aufgaben durch Sportvereine<br />
konzentrieren. Das in enger Kooperation<br />
mit dem DOSB realisierte Projekt wird<br />
über zwei Jahre vom Bundesministerium für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
gefördert. Sebastian Braun ist Mitglied des<br />
Beirats für Sportentwicklung des DOSB und<br />
wurde kürzlich in das siebenköpfige Expertengremium<br />
berufen, das Bundesinnenminister<br />
Wolfgang Schäuble und Bundesfamilienministerin<br />
Ursula von der Leyen zum<br />
Thema "Zusammen in Deutschland - Stärkung<br />
des gesellschaftlichen Zusammenhalts"<br />
berät.<br />
DOSB unterstützt bundesweite<br />
Kampagne zum ehrenamtlichen<br />
Engagement<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
unterstützt die bundesweite Kampagne zum<br />
ehrenamtlichen<br />
Engagement "Geben<br />
gibt". Gemeinsam<br />
mit den Bündnispartnern<br />
hat die<br />
DOSB-Vizepräsidentin<br />
Prof. Dr. Gudrun<br />
Doll-Tepper Mitte<br />
März in Berlin den<br />
Startschuss für die<br />
auf drei Jahre<br />
angelegte Kampagne<br />
gegeben. "Mehr<br />
als 7,5 Millionen<br />
freiwillige Helfer<br />
legen sich im Sport<br />
für gemeinnützige<br />
Ziele ins Zeug, jeder<br />
einzelne von Ihnen<br />
hat unseren Respekt<br />
verdient und muss<br />
aktiv gefördert werden", sagte Doll-Tepper<br />
auf der Startpressekonferenz am 12. März<br />
im Haus der Bundespressekonferenz. Die
unter dem Titel "Geben gibt - Bündnis für<br />
Engagement" angetretene Initiative möchte<br />
in allen gesellschaftlichen Bereichen die<br />
Anerkennung für freiwilliges Engagement<br />
stärken und gleichzeitig Zugangshürden<br />
zum Engagement abbauen.<br />
Die Internetseite der Ehrenamtskampagne "Geben gibt"<br />
Für Bundesfamilienministerin Ursula von der<br />
Leyen liegt im freiwilligen Engagement eine<br />
große Chance für die <strong>Gesellschaft</strong>: "Engagement<br />
heißt verändern und mitgestalten.<br />
Außerdem ist es einfach ein schönes Gefühl,<br />
gebraucht zu werden." Das Bundesfamilienministerium<br />
(BMFSFJ) und der Zukunftsfonds<br />
von Generali fördern das Bündnis,<br />
welches vom DOSB, über die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der freien Wohlfahrtspflege<br />
(BAGFW), den Bundesverband <strong>Deutsche</strong>r<br />
Stiftungen (BVDS) bis zum Bündnis Bürgerschaftliches<br />
Engagement (BBE) und weitere<br />
Partner reicht. Die Kampagne soll die<br />
Anerkennungskultur für freiwilliges Geben<br />
von Zeit, Geld und Wissen stärken. Eine für<br />
die Kampagne in Auftrag gegebene emnid-<br />
Umfrage verdeutlicht das Engagement in<br />
der Bevölkerung: Ein Drittel der <strong>Deutsche</strong>n<br />
leistet bereits einen Beitrag für das Gemeinwohl.<br />
Doch es könnten deutlich mehr sein.<br />
Wie der Freiwilligensurvey (2004) und der<br />
Engagementatlas 09 der Generali Deutschland<br />
belegen, sind mehr als 36 Prozent der<br />
bisher nicht engagierten Bürger grundsätzlich<br />
bereit, sich für die <strong>Gesellschaft</strong> einzusetzen.<br />
Zugleich zeigen die neuen emnid-Umfrageergebnisse,<br />
dass die große Herausforderung<br />
darin besteht, bildungsferne und materiell<br />
benachteiligte Bevölkerungsschichten an<br />
passende Engagementformen heranzuführen.<br />
Ziel der Kampagne ist deshalb zweierlei:<br />
Die Anerkennungskultur zu stärken und<br />
schlummernde Engagement-Potenziale<br />
generationenübergreifend zu mobilisieren.<br />
Zum Nutzen aller:<br />
Denn freiwilliges<br />
Engagement ist gut<br />
für den gesellschaftlichenZusammenhalt<br />
und verleiht<br />
den Engagierten<br />
Selbstvertrauen<br />
und Kompetenzen.<br />
Mit der Stifterin<br />
Brigitte Ott-Göbel,<br />
dem ehrenamtlichen<br />
Boxtrainer Daniel<br />
Tischer und der<br />
Spenderin Lisa<br />
Dahm sind drei von<br />
23 Millionen engagierten<br />
<strong>Deutsche</strong>n<br />
ab sofort auf den<br />
Anzeigen der Kampagne<br />
zu sehen. Der<br />
Kabarettist und Autor Dr. Eckart von Hirschhausen,<br />
selbst engagierter Stifter, sprach<br />
ihnen zum Start Anerkennung und Dank für<br />
ihren Einsatz aus: "Deutschland ist engagiert<br />
- diese drei machen es vor. Ich bin mir sicher,<br />
dass "Geben gibt." viele weitere zu aktivem<br />
Engagement mobilisieren<br />
wird." Um<br />
auch anderen die<br />
Gelegenheit zu<br />
einem Dankeschön<br />
zu geben, wollen<br />
"Geben gibt." und<br />
das Bundesnetzwerk<br />
Bürgerschaftliches<br />
Engagement (BBE)<br />
den <strong>Deutsche</strong>n<br />
Engagementpreis<br />
vergeben. Einsendeschluss<br />
für Vorschläge<br />
zu Personen oder<br />
Projekten per<br />
Postkarte oder auf<br />
der Internetseite<br />
www.geben-gibt.de<br />
ist der 31. August<br />
2009. Es können<br />
Vorschläge in vier Kategorien eingereicht<br />
werden: <strong>Von</strong> engagierten Unternehmen über<br />
Politik und Verwaltung sowie Initiativen,<br />
Verbänden und Stiftungen bis zu Einzelpersonen,<br />
zudem ist ein Publikumspreis vorge-<br />
sehen. Informationen und Hintergründe zu<br />
der Kampagne finden sich auf der Kampagnenwebseite<br />
unter www.geben-gibt.de.<br />
Wieder gesucht: Deutschlands<br />
aktivste Stadt!<br />
Der Städtewettbewerb Mission Olympic<br />
startete Mitte März zum dritten Mal! Der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
und Coca-Cola Deutschland suchen wieder<br />
"Deutschlands aktivste Stadt". Bei Mission<br />
Olympic sind neben attraktiven Sport- und<br />
Freizeitangeboten vor allem Projekte zur<br />
Förderung von Bewegung und Sport sowie<br />
das ehrenamtliche Engagement sportlicher<br />
Mitmenschen gefragt. Bewerben können<br />
sich alle deutschen Städte ab sofort bis 3.<br />
Juli 2009. Die Siegerstadt erhält neben dem<br />
Titel "Deutschlands aktivste Stadt" 75.000<br />
Euro zur Förderung des Breitensports, die<br />
vier weiteren Finalstädte werden mit jeweils<br />
10.000 Euro prämiert. Mit Mission Olympic<br />
möchten der DOSB und Coca-Cola den<br />
Breitensport in Deutschland nachhaltig<br />
fördern und eine aktive Lebensweise in den<br />
Mittelpunkt stellen.<br />
"Fast 140 Städte haben sich bisher bei<br />
Mission Olympic beworben, jede von ihnen<br />
mit beeindruckendem sportlichen Engage-<br />
Zum dritten Mal wird Deutschlands aktivste Stadt gesucht!<br />
ment und kreativen Ideen für das städtische<br />
Sportprogramm. In Speyer haben wir im<br />
vorigen Jahr einen würdigen Sieger gefunden<br />
- nun sind wir gespannt, welche Städte<br />
die sportliche Herausforderung annehmen<br />
63
und die Nachfolge von Speyer antreten<br />
möchten", sagt Walter Schneeloch, DOSB-<br />
Vizepräsident und Jurymitglied von Mission<br />
Olympic. Béatrice Guillaume-Grabisch,<br />
Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH,<br />
ergänzt: "Hinter der Initiative Mission<br />
Olympic steht die Idee, Menschen nachhaltig<br />
für einen aktiven und gesunden Lebensstil<br />
zu begeistern. Alle Teilnehmerstädte von<br />
Mission Olympic haben gezeigt, dass dies<br />
auch ihr Ziel ist. Dieses Engagement möchten<br />
wir nachhaltig unterstützen und in<br />
Zukunft weiterhin fördern."<br />
Auch in diesem Jahr wird ein Sonderpreis im<br />
Rahmen von Mission Olympic vergeben.<br />
2009 steht dieser Sonderpreis unter dem<br />
Motto "Frauen gewinnen!" und knüpft damit<br />
an das "Jahr der Frauen im Sport" des DOSB<br />
an. Der Sonderpreis ist mit insgesamt 10.000<br />
Euro für die ersten drei Plätze dotiert. Aus<br />
allen Bewerbungen wählt die unabhängige<br />
Jury nach festgelegten Kriterien maximal 50<br />
Städte für die zweite Phase des Wettbewerbs<br />
aus. Die nominierten Kandidatenstädte<br />
sollen dann möglichst viele sportliche<br />
Initiativen aus ihrer Stadt für die Teilnahme<br />
an Mission Olympic motivieren. Gesucht sind<br />
Menschen, die durch ihr bürgerschaftliches<br />
Engagement für mehr Aktivität in der Stadt<br />
sorgen oder neue Bewegungsräume schaffen.<br />
Initiativen, Teams, Treffs, Interessengruppen<br />
oder Vereine unterstützen so ihre<br />
Heimatstadt auf dem Weg zum Titel<br />
"Deutschlands aktivste Stadt".<br />
Zuletzt werden fünf Finalstädte von Mission<br />
Olympic anhand der Städtebewerbung<br />
sowie der aktivierten Initiativen ausgewählt.<br />
Im Sommer 2010 bringen diese Städte ihre<br />
Bürgerinnen und Bürger richtig in Bewegung:<br />
Sie werden jeweils Veranstalter eines<br />
Festivals des Sports, dem Finale von Mission<br />
Olympic. Der Titel "Deutschlands aktivste<br />
Stadt" wird nach der Auswertung vergeben<br />
und der Preis im November 2010 überreicht.<br />
Aktuelle Pressefotos und Informationen zu<br />
Mission Olympic finden Sie unter<br />
www.mission-olympic.de/presse<br />
100 Trimmy-Kindergärten<br />
für mehr Bewegung<br />
Viele Kinder in Deutschland bewegen sich<br />
zu wenig. Nach den Ergebnissen der Studie<br />
zur Gesundheit von Kindern und Jugendli-<br />
64<br />
chen in Deutschland (KiGGS) treibt etwa<br />
jedes vierte Kind im Alter von 3 bis 10<br />
Jahren nicht regelmäßig und jedes achte<br />
Kind nie Sport. Gleichzeitig führt eine<br />
unausgewogene und fettreiche Ernährung<br />
dazu, dass immer mehr Kinder bereits im<br />
frühen Alter zu Übergewicht oder sogar<br />
Fettsucht neigen.<br />
Bereits im Jahr 2008 haben die Molkerei<br />
Alois Müller und der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Sportbund (DOSB) im Rahmen ihrer Zusammenarbeit<br />
die Trimm-Dich-Bewegung der<br />
1970iger-Jahre wieder aufgenommen. Das<br />
Unternehmen aus dem bayerischen Aretsried<br />
weitet sein Engagement für mehr<br />
Bewegung in diesem Jahr aus und schreibt<br />
bundesweit 100 Trimmy-Kindergärten® aus,<br />
wobei den ausgewählten Kindergärten die<br />
Geräte zum Aufbau der Parcours zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Das jetzt gestartete Projekt wurde mit der<br />
fachlichen Unterstützung des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes entwickelt.<br />
Martin Schönwandt, DOSB-Direktor Jugend-<br />
Kindergärten machen es möglich: ein Wiedersehen mit Trimmy!<br />
sport: "Uns war es wichtig, dass die Parcours<br />
kindgerecht und vielseitig sind. Im Vordergrund<br />
steht der Spaß - die Beweglichkeit,<br />
Balance und Motorik der Kinder wird<br />
begleitend gefördert und geschult." Die<br />
Bewegungsparcours sind für den Innenund<br />
Außeneinsatz geeignet und bieten den<br />
Kindergarten-Kindern Anregung zu regelmäßiger<br />
Bewegung. Der natürliche, kindliche<br />
Bewegungsdrang wird häufig schon<br />
früh durch die Lebensumstände wie beeng-<br />
ter Wohnraum, wenig gefahrenfreie Spielflächen<br />
oder die finanzielle Lage von Familien<br />
eingeschränkt. Hier setzt das Engagement<br />
der Molkerei Alois Müller an. "Wir<br />
wollen Kinder dort abholen, wo sie sich im<br />
Alltag aufhalten - das ist in vielen Fällen der<br />
Kindergarten. Dort können wir gleichzeitig<br />
viele Kinder erreichen und ihnen eine<br />
barriere- und kostenfreie Möglichkeit für<br />
spielerische Bewegung in ihrem gewohnten<br />
Umfeld anbieten", sagt Sabine Kraus, Leiterin<br />
Marketing Marke Müller Deutschland.<br />
Eine Fortbildung für die Erzieher/Innen ist<br />
Bestandteil des Konzepts. Ergänzt wird es<br />
durch ein Begleithandbuch für die<br />
Erzieher/Innen und Trimmy-Tagebücher für<br />
die Kinder. Alle Kindergärten in Deutschland<br />
können an der Ausschreibung teilnehmen,<br />
indem sie sich auf der Internetseite<br />
www.trimmy.de registrieren.<br />
Ab sofort bis zum 31. Mai 2009 können<br />
Eltern, Verwandte und alle Bekannten von<br />
Kindergarten-Kindern für ihren Kindergarten-Favoriten<br />
stimmen. Die Stimmabgabe<br />
erfolgt im<br />
Internet<br />
unter<br />
www.trimmy.de.<br />
Das<br />
Wahlverfahren<br />
ist<br />
einfach: Die<br />
1.000<br />
Kindergärten,<br />
die - im<br />
Verhältnis zu<br />
ihrer Größe<br />
- die meistenStimmenerhalten,<br />
können<br />
sich von<br />
Anfang Juni<br />
bis Ende Juli<br />
2009 mit<br />
einem<br />
Konzept<br />
rund um das Thema Bewegung im Kindergarten<br />
bewerben. Eine Fach-Jury wählt aus<br />
allen Einsendungen die besten 100 Konzepte<br />
aus.<br />
Unter dem Motto "Mitmachen, weitersagen<br />
und abstimmen" sind auf www.trimmy.de<br />
viele weitere Informationen für Kindergärten<br />
und Eltern zu der Initiative von Müller®<br />
zusammengestellt.
Nachrichten der DOG<br />
Aktuelles aus der Bundesgeschäftsstelle<br />
Kooperation NADA<br />
Der Grundstein für eine zukünftig engere<br />
Zusammenarbeit zwischen der Nationalen<br />
Anti Doping Agentur (NADA) und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> ist<br />
gesetzt. Aufbauend auf die Anregungen der<br />
letzten Bundestagung wurde insbesondere<br />
eine Unterstützung in Bezug auf präventive<br />
Maßnahmen und der Öffentlichkeitsarbeit<br />
besprochen. Dies haben der NADA-Vorstandsvorsitzende<br />
Armin Baumert und<br />
DOG-Präsident Harald Denecken bei einem<br />
Treffen in Bonn vereinbart.<br />
"Die NADA und die DOG haben ja die<br />
gleichen Ziele. Beide sind einem fairen und<br />
sauberen Sport verpflichtet," sagte Armin<br />
Baumert. Auch Harald Denecken sieht in<br />
dieser Kooperation viel Potential: "Wir<br />
wollen mithelfen, dass Leistung wirklich<br />
Spaß macht!" bekräftigte der Präsident. Um<br />
diese Ziele zu erreichen, ist neben einem<br />
effektiven Kontrollsystem besonders eine<br />
wirksame Prävention vonnöten. Vor allem<br />
auf diesem Feld wollen die NADA und die<br />
DOG künftig voneinander profitieren. Durch<br />
den Austausch von Materialien und gemeinsame<br />
Informationsveranstaltungen soll<br />
die Reichweite der Doping-Prävention<br />
erweitert werden.<br />
Bewegungspatenschaft<br />
Präsident Harald Denecken, Geschäftsführerin Kathrin Hillgärtner<br />
und der Vorstandsvorsitzende der NADA Armin Baumert begrüßen<br />
die Kooperation.<br />
Um möglichst viele Kindertageseinrichtungen<br />
im Rahmen der Bewegungspatenschaft<br />
unterstützen zu können, sammelt die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> weiterhin<br />
Spendengelder für die "Bewegungspatenschaft".<br />
Zuletzt konnte sich das Präsidium<br />
über die Übergabe eines thinkpad-Notebooks<br />
des Herstellers Lenovo freuen. Dieser<br />
wurde während der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
2008 in Peking von der zweifachen Olympiasiegerin<br />
im<br />
Schwimmen, Britta<br />
<strong>Steffen</strong>, handsigniert<br />
und wird nun<br />
im Rahmen einer<br />
Versteigerung an<br />
den Meistbietenden<br />
verkauft. Auch der<br />
<strong>Deutsche</strong> Fußballbund<br />
unterstützt<br />
den Aufruf und<br />
stellte ebenfalls für<br />
eine Versteigerung<br />
jüngst ein handsigniertes<br />
Trikot sowie<br />
einen handsignier-<br />
ten Ball der Nationalmannschaft<br />
zur<br />
Verfügung. Weitere<br />
Informationen zur<br />
Versteigerung<br />
befinden sich auf der Homepage der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> www.DOGbewegt.de.<br />
Im Rahmen der "Käpt'n iglo's Happy Birthday<br />
Fischstäbchen-Tour" erhält die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> durch iglo ebenfalls<br />
Unterstützung für das Projekt. In einer<br />
interaktiven Wanderausstellung lernen<br />
Kinder nicht nur, wie der Fisch in die Stäbchen<br />
kommt, sondern ebenso Spannendes<br />
über gesunde Ernährung und nachhaltigen<br />
Fischfang. Stationen der Tour sind das<br />
Labyrinth Kindermuseum in Berlin (21.03. -<br />
01.04.2009), das KL!CK Kindermuseum in<br />
Hamburg (05. - 22.04.2009), der turmdersinne<br />
in Nürnberg (25.04. - 10.05.2009) und<br />
das Ravensburger Spieleland (01. -<br />
14.06.2009). An jeder Station der Tour<br />
übernimmt iglo eine Patenschaft für eine<br />
Kindertageseinrichtung in der Umgebung<br />
und sammelt zudem Spendengelder. Außerdem<br />
wird zugunsten des Projekts ein großer<br />
Malwettbewerb organisiert. Die besten<br />
Bilder werden mit prominenter Unterstützung<br />
versteigert, der Erlös kommt ebenfalls<br />
dem Förderprojekt zugute.<br />
Sie möchten auch handeln? Sie können<br />
direkt online auf der Homepage www.DOGbewegt.de<br />
oder Ihren Beitrag auf das<br />
Spendenkonto 200 313 592 bei der Frankfurter<br />
Sparkasse (BLZ 500 502 01) spenden.<br />
Helfen Sie mit, denn jeder Euro zählt!<br />
Regionaltreffen<br />
In Anlehnung an den Workshop des Präsidiums<br />
im vergangenen Jahr fand unter der<br />
Anleitung der Führungsakademie des DOSB<br />
im Rahmen von Regionaltreffen eine<br />
Auseinandersetzung mit den Zielen, Aufgaben<br />
und Visionen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> statt. In einem gemeinsamen<br />
Dialog mit dem Präsidium, den<br />
Landesverbänden und den Zweigstellen<br />
wurden in den Treffen in Frankfurt, Leipzig<br />
und Stuttgart neben den aktuellen Themen<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
ebenfalls die Chancen, Risiken, laufenden<br />
Projekte und Probleme der fast 60-jährigen<br />
Existenzzeit aufgegriffen.<br />
Die Tagesordnung behielt Themen wie die<br />
Zusammenarbeit der Zweigstellen mit dem<br />
Präsidium und der Bundesgeschäftsstelle<br />
sowie die Aufgaben und Ziele der Zweigstellen<br />
vor. In den verschiedenen Arbeitsgruppen<br />
wurden zukünftige Projektideen<br />
und Zukunftsziele generiert. Insbesondere<br />
die Mitgliedergewinnung stand dabei im<br />
65
Fokus der inhaltlichen Ausrichtung. Am 25.<br />
April findet in Hannover das letzte Regionaltreffen<br />
statt. Die anschließende Auswertung<br />
aller Treffen wird allen Zweigstellen<br />
zur Verfügung gestellt sowie im <strong>Olympische</strong>n<br />
Feuer veröffentlicht.<br />
Lassen Sie sich anstecken!<br />
Noch bis zum 15. Juni haben alle Neumitglieder<br />
ab 18 Jahren und ihre Werber die<br />
Chance auf 3x3 Tagestickets für einen<br />
Veranstaltungstag im Zeitraum vom 16-<br />
21.08.09 der 12. Leichtathletik-Weltmeisterschaft<br />
im Berliner Olympiastadion.<br />
Die Faszination Olympia lässt auch in<br />
diesem Jahr nicht los. Mit der Mitgliederwerbeaktion<br />
"Lassen Sie sich anstecken!"<br />
werden alle dazu aufgerufen, sich weiterhin<br />
für die Ziele der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> einzusetzen und neue Mitglieder<br />
zu gewinnen.<br />
Dank der freundlichen Unterstützung des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Leichtathletikverbandes<br />
(www.leichtathletik.de), sowie des Berliner<br />
WM-Organisationskomitees (www.berlin2009.org)<br />
können in diesem Jahr Tagestickets<br />
für die Leichtathletik-WM verlost<br />
66<br />
werden. Darüber hinaus werden Sie am<br />
Ende der Veranstaltung in den WM-Club<br />
eingeladen - treffen Sie regionale und<br />
nationale Persönlichkeiten sowie Gleichgesinnte<br />
des Sports. Genießen Sie das größte<br />
Sportereignis 2009. Alle 213 Mitgliedsländer<br />
des Weltverbandes IAAF und rund 2000<br />
Athletinnen und Athleten kämpfen um 47<br />
Titel. Viele tausend Sportfans werden in der<br />
Hauptstadt erwartet. Alle Hobbyläufer<br />
haben darüber hinaus die Möglichkeit am<br />
Zehn-Kilometerlauf "Champions-Run" auf<br />
der originalen WM-Strecke teilzunehmen.<br />
Sie müssen sich nur auf der Homepage der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
www.DOG-bewegt.de anmelden oder<br />
fordern Sie eine Beitrittserklärung in der<br />
Bundesgeschäftsstelle unter 069 69501613<br />
an. Jede Beitrittserklärung, die bis zum 15.<br />
Juni 2009 eingereicht wird, macht mit.<br />
Geben Sie dabei den Namen Ihres Werbers<br />
an, denn dieser erhält ebenfalls die Chance<br />
auf den Gewinn.<br />
Wer sich jetzt schnell mit seiner Familie<br />
(Ehepartner oder Kinder, etc.) als Familienmitglied<br />
anmeldet, erhält in jedem Fall<br />
eines der 50 Familienstarterpakete. Hier<br />
erwarten Sie entweder hochwertige Bildbände,<br />
Fair Play-Tassen, T-Shirts der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, uvm. Seien<br />
Sie gespannt!<br />
Wilhelm-Garbe-Preis<br />
Die Führung im Wilhelm-Garbe-Preis konnte<br />
der Landesverband Berlin nicht nur verteidigen<br />
sondern sogar weiterhin ausbauen.<br />
Neun weitere Mitglieder wurden durch die<br />
Hauptstädter in den vergangenen zwei<br />
Monaten bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> begrüßt. Auch die Zweigstelle<br />
Baden-Baden/Mittelbaden kann sieben<br />
weitere Mitglieder in ihren Reihen willkommen<br />
heißen und steht nur noch knapp vor<br />
der Wertungsgrenze von 15 Mitgliedern.<br />
Diese ist Bedingung für die Aufnahme in<br />
den mit insgesamt 3000 Euro dotierten<br />
Preis. Noch bis zum 31.07.2009 haben alle<br />
Zweigstellen die Gelegenheit durch gezielte<br />
Mitgliederwerbung von den Preisen des<br />
Wilhelm-Garbe-Preises zu profitieren.<br />
50 Jahre Mitgliedschaft<br />
Auch in dieser Ausgabe des <strong>Olympische</strong>n<br />
Feuers möchte sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> bei ihren langjährigen<br />
Mitgliedern bedanken, die seit März bzw.<br />
April 1959 Teil der <strong>Olympische</strong>n Familie sind<br />
und diese mit ihrem Engagement aus tiefer<br />
Verbundenheit unterstützen. Der Dank gilt<br />
folgenden Personen und Vereinen:<br />
Ludwig Sittinger, Wolfgang Matt, Geestemünder<br />
Sport Club von Bremerhaven von<br />
1945 e.V., Keglerverein Bremerhaven e.V.<br />
und Sport-Freizeit Leherheide Bremerhaven<br />
e.V.<br />
Viele Mitglieder sind seit dem Gründungsjahr<br />
1951 treue Begleiter und Unterstützer<br />
der <strong>Olympische</strong>n Idee. Zu ihnen gehört<br />
beispielsweise Günter Staab. Alle Mitglieder<br />
tragen durch ihr Engagement dazu bei, dass<br />
die <strong>Olympische</strong>n Werte weiterhin in der<br />
<strong>Gesellschaft</strong> verbreitet werden - herzlichen<br />
Dank.<br />
Die <strong>Olympische</strong> Idee läuft<br />
weiter<br />
In gemeinsamer Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie (DOA)<br />
und der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> (DOG), beauftragt<br />
vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund (DOSB), werden die<br />
DOG-Zweigstellen auch in<br />
diesem Jahr den Olympic Day<br />
Run ausrichten. Das sportliche<br />
Highlight steht wieder ganz im<br />
Zeichen der verbindenden Kraft<br />
des Sports. Einen Aufruf zur<br />
Ausrichtung der jährlichen<br />
Sportveranstaltung für "Jedermann"<br />
richtet das Internationale<br />
<strong>Olympische</strong> Komitee (IOC)
alljährlich an die Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees. Auf dem ganzen Globus soll mit<br />
diesem Event an die Gründung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung am 23. Juni 1894 durch<br />
den französischen Baron Pierre de Coubertin<br />
erinnert werden.<br />
Nach aktuellem Stand werden sich bundesweit<br />
sieben Veranstalter diesem einzigartigen<br />
Ereignis widmen, welches wie in den<br />
vergangenen Jahren die erneute Unterstützung<br />
durch den nationalen Sponsor McDonalds<br />
erfährt. In Abstimmung mit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie wurden<br />
die Städte ausgewählt, die dieses Highlight<br />
im Jahr 2009 durchführen werden. Am 31.<br />
Mai fällt während des Internationalen<br />
<strong>Deutsche</strong>n Turnfestes in Frankfurt der<br />
Startschuss zum Olympic Day Run 2009. Im<br />
Anschluss daran werden die Laufveranstaltungen<br />
in Kiel/Eckernförde (18. Juni),<br />
Bergisch-Gladbach (19. Juni), Kiel (24. Juni),<br />
Odenwald-Tauber (26. Juni), Berlin (28. Juni)<br />
und Stuttgart-Degerloch (18. Juli) folgen.<br />
Gemeinsam Sport treiben und etwas erreichen,<br />
ist das wesentliche Anliegen des<br />
Olympic Day Run für Jung und Alt. Der Sieg<br />
soll wie bei <strong>Olympische</strong>n Spielen nicht im<br />
Blickpunkt des Interesses stehen. Darüber<br />
hinaus sollen vor allem die <strong>Olympische</strong>n<br />
Werte wie Teamgeist, Leistungsbereitschaft,<br />
Völkerverständigung und Fair Play allen<br />
Beteiligten, insbesondere Kindern und<br />
Behinderten, näher gebracht werden.<br />
Für alle, die an der werteorientierten Veranstaltung<br />
teilnehmen und den <strong>Olympische</strong>n<br />
Tag gemeinsam verbringen möchten, gibt es<br />
auf der Internetseite: www.DOG-bewegt.de<br />
oder bei der Bundesgeschäftsstelle<br />
(069/6950160) weitere Informationen.<br />
Jugend<br />
24 Stunden für Fair Play<br />
Etwas sehr spontan kam die DOG-Jugend<br />
ebenso wie der Athlet Danny Strasser zu<br />
einem Snowboardweltrekordversuch im<br />
Österreichischen Heiligenblut am Großglockner.<br />
Ziel war es, innerhalb von 24<br />
Stunden möglichst viele Höhenmeter zu<br />
sammeln.<br />
Drei Skifahrer aus Österreich und Deutschland<br />
sowie ein Snowboarder wollten den<br />
aktuellen Weltrekord im 24 Stunden-<br />
Höhenmeter-Fahren vom Tiroler Ausdauersportler<br />
Franz Venier (Rangger Köpfl bei<br />
Innsbruck) mit 92.160 Höhenmeter einstellen.<br />
Unter dem Motto "24h für Fair Play"<br />
war die DOG-Jugend mit im Team von<br />
Danny Strasser und betreute diesen vor Ort.<br />
Columbia stattete die 24h Fair Play Botschafter mit<br />
warmer Kleidung aus: Stellv. Bundesjugendausschußvorsitzender<br />
Dennis Buttler, Stefan Strobel, Weltrekordhalter<br />
Danny Strasser, Tobias Bürkle und Benny Strasser.<br />
Eine sportliche Extremleistung aus Sicht des<br />
Snowboarders Danny Strasser, der bereits<br />
mehrere Dauerrekorde im 24h Rennen sowie<br />
7 Tage Rennen aufgestellt hat, bei denen er<br />
Spitzengeschwindigkeiten über 120km/ h<br />
auf der Piste gefahren ist. Erst eine Woche<br />
vor Start erfuhr der Athlet von der Veranstaltung<br />
und meldete sich spontan und<br />
ohne jegliche Vorbereitung an. Über ein<br />
Internet-Sportportal nahm er Kontakt zu<br />
Dennis Buttler auf, der sich in der DOG-<br />
Initiative Fair Play engagiert. Dieser stellte<br />
sich Danny Strasser kurzweg als Teamer zur<br />
Verfügung. So entstand um Bruder Benny<br />
Strasser sowie zwei weiteren Supportern das<br />
Fair Play Team, welches sich während des<br />
24-Stunden-Rennens unter anderem um die<br />
Ernährung und alle weiteren Belange<br />
gekümmert hat.<br />
Am Samstag, 14.03.2009 fiel um 14 Uhr an<br />
der Schareck-Bergstation der Startschuss.<br />
Am Start war Dauerski-Weltrekordhalter<br />
Christian Flühr, die beiden Mölltaler Lokalmatadoren<br />
und Herausforderer Heinrich und<br />
Balthasar Egger und als einziger Snowboarder<br />
Danny Strasser. Stolze 2,29 Meter<br />
Snowboardlänge verhalfen zu Höchstgeschwindigkeiten<br />
weit über 100 km/h. <strong>Von</strong><br />
Anfang an fiel das faire Verhalten des<br />
Liftpersonals allen Beteiligten gegenüber<br />
auf: Ob das Snowboard aus der Gondel<br />
gehievt oder an der Talstation ein Ski<br />
geöffnet werden musste, immer war jemand<br />
unaufgefordert zur Stelle und stellte sich in<br />
den Dienst von Fair Play.<br />
Bereits nach wenigen Abfahrten wurde dem<br />
Extremsportler bewusst, dass er das enorme<br />
Tempo der Egger-Brüder nicht halten<br />
konnte und sein eigenes Tempo<br />
fahren musste. Auf der mittlerweile<br />
frisch präparierten Piste<br />
schaffte es Strasser seine<br />
Höchstgeschwindigkeit auf rund<br />
130 km/h hochzuschrauben und<br />
fuhr die 802 Höhenmeter<br />
Abfahrt im ausklingenden<br />
Tageslicht in 1,5 Minuten<br />
(Spitzenzeiten). Der Einbruch<br />
der Dunkelheit sorgte für einige<br />
Stürze der Athleten, so brach<br />
sich Heinrich Egger bei einem<br />
schweren Sturz ein Fußgelenk<br />
und zog sich zudem einen<br />
Kreuzbandanriss zu. Deshalb<br />
entschied sich Danny Strasser<br />
zusammen mit seinem Team um<br />
21 Uhr bis zum Morgengrauen<br />
auszusetzen. Mit 33.684 Höhenmetern<br />
hatte er sich bereits ein gutes<br />
Polster verschafft, um sein definiertes Ziel<br />
von 60.000 Höhenmetern zu erreichen.<br />
Am frühen Morgen gegen 6 Uhr setzte er<br />
sein Fair Play Rennen fort. Christian Flühr<br />
hatte um 1 Uhr mit 37.694 Höhenmeter<br />
und einem gebrochenen Skischuh aufgegeben,<br />
somit war Balthasar Egger nur noch<br />
allein auf der gut 2 km langen Piste unterwegs.<br />
Unter dem tosenden Beifall mehrerer<br />
hundert Zuschauer fuhren Balthasar Egger<br />
und Danny Strasser am Sonntag gegen 14<br />
Uhr ins Ziel. Balthasar hat den Weltrekord<br />
auf unglaubliche 103.458 Höhenmeter<br />
geschraubt, Strasser konnte mit 62.556<br />
Höhenmetern einen Snowboard-Weltrekord<br />
bei neun Stunden "Zwangspause" verbuchen.<br />
Dennis Buttler<br />
Baden-Baden / Mittelbaden<br />
Sportlerehrung in Bühlertal<br />
Für die Gemeinde Bühlertal war es bereits<br />
die 40. Sportlerehrung in Folge. 47 Athleten<br />
sind für ihre Leistung im vergangenen Jahr<br />
ausgezeichnet worden. Umrahmt mit<br />
anspruchsvollen Darbietungen der Nachwuchssportler<br />
verschiedenster Vereine<br />
erhielten die Geehrten im Haus des Gastes<br />
67
in Bühlertal einen würdevollen Empfang.<br />
Premiere war allerdings bei dieser Veranstaltung<br />
die Anwesenheit der Zweigstelle<br />
Baden-Baden / Mittelbaden. Vertreten<br />
durch die beiden Vorsitzenden Armin<br />
Zeitvogel sowie dem Handballweltmeister<br />
von 1978 Arnulf Meffle nutzten diese die<br />
Möglichkeit über die Projekte zur Talentund<br />
Nachwuchsförderung in Baden-Baden<br />
zu berichten. Zudem wurde das Ziel, 2011<br />
den IOC-Kongress nach Baden-Baden zu<br />
holen, kurz skizziert. Ebenfalls als Ehrengast<br />
vor Ort war der Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> Harald Denecken.<br />
Mit kurzweiligen Erzählungen berichtete er<br />
über seine Tätigkeit und erläuterte die<br />
Entstehung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>. Das vornehmliche Ziel, junge<br />
Menschen zum Sporttreiben zu motivieren<br />
und dabei "sauber zu bleiben", untermauerte<br />
der Erste Bürgermeister der Stadt Karlsruhe<br />
mit Projektinhalten wie "Kinder<br />
bewegen".<br />
Der Leistungssport beginne immer ganz<br />
unten, daher legte Denecken auch der<br />
Gemeinde Bühlertal eine Mitgliedschaft bei<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
ans Herz.<br />
Stadt Bühlertal und<br />
Grenke-Leasing AG<br />
Den Worten des Präsidenten bei der<br />
Sportlerehrung folge die Gemeinde Bühlertal<br />
und trat der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> als Mitglied bei. Der Sport<br />
spielt bereits seit vielen Jahren eine herausragende<br />
Rolle in der mit 8.000 Ein-<br />
68<br />
wohnern im Landkreis<br />
Rastatt liegenden<br />
Gemeinde.<br />
Zudem konnte die<br />
Zweigstelle Baden-<br />
Baden/Mittelbaden<br />
ein weiteres Mitglied<br />
gewinnen,<br />
welches dem Sport<br />
mehr als wohlwollend<br />
zur Seite steht.<br />
Die Grenke Leasing<br />
AG in Baden-Baden<br />
ist mittlerweile der<br />
größte Sportförderer<br />
der Region. Als eine<br />
der größten deutschen<br />
hersteller- und bankenunabhängigen<br />
Mobilien-Leasinggesellschaften liegt der<br />
Fokus vor allem im Schachsport. Der Gründer<br />
und Vorstandsvorsitzende Wolfgang<br />
Grenke sieht in diesem Engagement vielerlei<br />
Nutzen. "Meine persönliche Vorliebe zum<br />
Schach ist dabei untergeordnet, es ist für<br />
uns ein Geschäft, von dem wir überzeugt<br />
sind, dass beide Seiten sehr davon profitieren."<br />
Armin Zeitvogel ist stolz auf den<br />
Beitritt der Grenke Leasing AG zur <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. "Ohne<br />
Sponsoren ist im Sport heutzutage kaum<br />
noch etwas möglich. Dem Engagement der<br />
Grenke Leasing AG ist großer Respekt zu<br />
zollen und wir freuen uns sehr, dieses<br />
Unternehmen für die Umsetzung der<br />
<strong>Olympische</strong>n Idee in unseren Reihen begrüßen<br />
zur dürfen."<br />
Bad Sobernheim<br />
Im Jubeljahr weiterhin<br />
nach vorne blicken<br />
Die Kreisgruppe Bad Sobernheim setzt ihr<br />
Engagement und ihre Aktivitäten auch<br />
weiterhin mit dem Fokus der Bewegungsförderung<br />
der Kinder und die Vermittlung<br />
der <strong>Olympische</strong>n Werte fort. In einer Rückschau<br />
der vergangenen drei Jahre wurde bei<br />
der Jahreshauptversammlung reflektiert, wie<br />
viel in der Vergangenheit geleistet werden<br />
konnte.<br />
Ein besonderer Dank gilt den beiden Nahe-<br />
Großvereinen TuS 04 Monzingen und TuS<br />
Kirn mit ihren Vorsitzenden Hoseus und<br />
Lieser für die vertrauensvolle Zusammenar-<br />
beit mit der Kreisgruppe. Im Jahr 2005<br />
wurde im Rahmen des hoch gelobten<br />
Projektes "Kinder bewegen" der Startschuss<br />
in dem Gemeindekindergarten "Sien"<br />
gemacht. Insbesondere Mario Bender<br />
leistete an dieser Stelle hervorragende<br />
Arbeit in der Projektleitung.<br />
Zudem konnte die Patenschaft für Stefan<br />
Keller (Leichtathlet) vom der TuS Kirn<br />
übernommen werden.<br />
Neben der Fortsetzung des Projektes stand<br />
2006 die Förderung weiterer Einrichtungen<br />
im Fokus. Neun Kindergärten der Region<br />
erhielten eine Spende, um zusätzliche<br />
Sport- und Spielgeräte für die tägliche<br />
Bewegungszeit anzuschaffen. Gemeinsam<br />
mit der Zweigstelle Mainz/Rheinhessen war<br />
die Kreisgruppe Bad Sobernheim im Jahr<br />
2007 auf dem LSB Kinderfest mit einem<br />
Stand vertreten. Neben der Informationsweitergabe<br />
stand hier der therapeutische<br />
Bewegungsablauf im Vordergrund. Die<br />
finanzielle Unterstützung einer weiteren<br />
Kindertageseinrichtung (KiGa Argenthal)<br />
wurde ebenso ermöglicht wie der Besuch<br />
des ISTAF in Berlin. Ein großes Highlight,<br />
genau wie der 2. Olympic Day Run in<br />
Monzingen. Das Olympiajahr 2008 ermöglichte<br />
die Umsetzung der im Modellprojekt<br />
gesammelten Erfahrung in der gesamten VG<br />
Herrstein; eine Initiative des neuen VG-<br />
Bürgermeisters Uwe Weber.<br />
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der<br />
Kreisgruppe Bad Sobernheim im Jahr 2009<br />
ist neben einer Ausstellung die Erstellung<br />
einer Chronik (25 Jahre) geplant. Zudem<br />
werden Auszeichnungen und Ehrungen<br />
anlässlich "Fair Play" und "Leistung macht<br />
Spaß" vorgenommen. Wie in den vergangenen<br />
Jahren werden Kindergärten bei der<br />
Initiierung von Bewegung unter dem<br />
Motto "Olympia - Kinder bewegen" unterstützt.<br />
Diese vielfältigen Arbeiten sind nur in der<br />
Zusammenarbeit des Vorstandes und der<br />
Unterstützung ihrer Familienangehörigen<br />
möglich. Der Dank für den Einsatz sind die<br />
leuchtenden, dankbaren Augen der Kinder,<br />
denen nach und nach durch die gesellschaftliche<br />
Kompression das Kennenlernen<br />
des kindlichen Lebens genommen wird.<br />
Materialismus und Statuseigenschaften<br />
engen diesen Lebensraum Mensch drastisch<br />
ein. Diese Tatsachen versucht die<br />
DOG-Zweigstelle Bad Sobernheim zu<br />
entschärfen - zum Wohle der Kinder.
Berlin<br />
Wolf-Dieter Poschmann<br />
beim 10. Round-Table-Talk<br />
"Die Geschichten über Spitzensportler<br />
werden nicht besser, wenn ihr Ruhm größer<br />
wird." Über diese Erkenntnis, aber auch über<br />
andere Details aus seinen langjährigen<br />
beruflichen Erfahrungen berichtete der<br />
Fernsehjournalist Wolf-Dieter Poschmann,<br />
Chefreporter der Hauptabteilung Sport des<br />
Zweiten <strong>Deutsche</strong>n Fernsehens, beim 10.<br />
Round Table "Olympia hautnah" des Landesverbandes<br />
Berlin. Die Moderatorin Ulrike<br />
Ufert-Hoffmann (rechts im Bild), die als<br />
Präsidiumsmitglied des Landesverbandes<br />
den Abend vorbereitet hatte und durch ihn<br />
gekonnt moderierte, präsentierte einen<br />
Prominenten aus der Praxis, der keine<br />
Fragen über den TV-Sport und über Hintergründe<br />
des Sportbusiness unbeantwortet<br />
ließ. Wie immer fand das hochklassige<br />
Hintergrundgespräch in der Dresdner Bank<br />
im Eugen-Gutmann-Haus, in unmittelbarer<br />
Nähe des Brandenburger Tors, statt.<br />
"Poschi", wie er in der Branche liebevoll<br />
genannt wird, warf differenzierte Schlaglichter<br />
auf die Medienwirklichkeit rund um<br />
den Hochleistungssport. Der Jubiläums-<br />
Round Table, an dem LSB-Vizepräsident Dr.<br />
Dietrich Gerber und Berlins Sport-Staatssekretär<br />
Thomas Härtel als Gäste teilnahmen,<br />
hatte großen Informations- und Unterhaltungswert:<br />
Schließlich ist der Leichtathletikund<br />
Eisschnelllauf-Experte nicht nur stets<br />
bei Olympia hautnah dabei; er konnte auch<br />
aus seinem großen Erzählpotential schöpfen<br />
und spannend und packend vortragen.<br />
Poschmann äußerte sich betont kritisch<br />
über die negativen Auswüchse des kommerzialisierten<br />
Spitzensports. Seine präzise<br />
formulierten Standpunkte sorgten im voll<br />
besetzten Kaminzimmer bei den meisten<br />
Teilnehmern für Nachdenkprozesse.<br />
Der gebürtige Kölner sagte über den hohen<br />
Anspruch, einen qualifizierten Fernsehsportjournalismus<br />
zwischen den Polen Information<br />
und Unterhaltung zu betreiben: "Wir<br />
Moderatoren und Reporter müssen unsere<br />
Natürlichkeit behalten, die Echtheit. Die<br />
Zuschauer haben ein gutes Gespür dafür,<br />
was echt ist und was gekünstelt herüberkommt."<br />
Der TV-Journalist, der in seiner<br />
Jugend Mittelstreckenläufer war und 15<br />
Berufungen in die Nationalmannschaft des<br />
DLV hatte, führte aus: Zu Beginn seiner<br />
beruflichen Laufbahn 1986 sei das öffentlich-rechtliche<br />
Fernsehen noch ein<br />
Angebotsmedium<br />
gewesen, heute sei<br />
es ein "Nachfragemedium"<br />
mit dem<br />
alltäglichen Quotendruck.<br />
Im Sport, so<br />
urteilte er, werde bei<br />
Höchstleistungen<br />
inzwischen nicht<br />
mehr die Leistung<br />
gefördert, sondern:<br />
"Der Erfolg wird<br />
belohnt."<br />
Wolf-Dieter Poschmann,<br />
der<br />
Pädagogik, Sport,<br />
Germanistik und<br />
Geschichte studiert und das Erste Staatsexamen<br />
für das Lehramt der Sekundarstufe I<br />
erworben hat, ging ausführlich auf aktuelle<br />
Fragen und Problemstellungen des Dopings<br />
ein. So berichtete er in dem Hintergrundgespräch<br />
über sein "Damaskuserlebnis" vor<br />
drei Jahren, als er für die ZDF-Sportreportage<br />
den spanischen Radsportler und bekennenden<br />
Dopingsünder Jesus Manzano<br />
interviewte; dabei sei ihm das Ausmaß der<br />
biochemischen Manipulation und die<br />
Durchherrschung des Dopings im Spitzensport<br />
deutlich geworden.<br />
Voraussichtlich im Juni wird die Veranstaltungsreihe<br />
des Landesverbandes fortgesetzt:<br />
mit Gesprächspartnern, die im Vorfeld der<br />
Leichtathletik-WM in Berlin Details über den<br />
letzten Stand der Vorbereitungen des sportlichen<br />
Großereignisses erzählen können. Der<br />
erste Round Table - von Ulrike Ufert-Hoffmann,<br />
Kommunikationsberaterin bei der<br />
Dresdner Bank, initiiert - fand am 23. August<br />
2005 mit Radsportler Robert Bartko statt. Bei<br />
den weiteren Terminen des Gesprächsforums<br />
waren Klaus Wowereit, Claudia Pechstein, Dr.<br />
Thomas Bach, Andre Niklaus, Klaus Schor-<br />
mann/Lena Schöneborn, Dr. Jochen Zinner,<br />
Zhang Yunhui (Presseattache der chinesischen<br />
Botschaft) sowie bei der neunten<br />
Auflage Britta <strong>Steffen</strong> gefragte Gäste.<br />
Die DOG Berlin mit Präsident Hans-Jürgen<br />
Bartsch an der Spitze hat sich für 2009 ein<br />
umfangreiches Arbeits- und Veranstaltungsprogramm<br />
vorgenommen. Monatlich finden<br />
Präsidiumssitzungen statt, bei der die<br />
Planungen im Detail besprochen werden.<br />
Für den Frühsommer ist eine öffentliche<br />
Diskussionsveranstaltung zur Situation des<br />
Der 10. Round-Table war erneut ein informativer Blick hinter die<br />
Kulissen.<br />
Spitzensports in Deutschland geplant: Der<br />
ehemalige Tagesschau-Reporter Hans-<br />
Joachim Lorenz bereitet die hochklassige<br />
Runde vor. Weitere Informationen über die<br />
Berliner Aktivitäten sind auf der neuen<br />
Homepage zu finden: unter www.Berliner-<br />
DOG.de<br />
Holger Schück<br />
Bremen<br />
Olympia-Infos<br />
aus erster Hand<br />
Wer hat schon die Gelegenheit, Infos von<br />
den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking aus<br />
erster Hand zu bekommen? Der Vorstand<br />
und Beirat der Bremer Landesgruppe hatte<br />
diese Möglichkeit. Denn die beiden Bremer<br />
Olympia-Teilnehmerinnen - Joanna Tilgner<br />
und Carolin Nytra - erzählten als Gäste<br />
kurzweilig und mit privaten Bildern untermalt<br />
bei der Vorstandssitzung der Landesgruppe<br />
von ihren Peking-Erlebnissen.<br />
69
Natürlich stand der Sport bei beiden Läuferinnen<br />
(400m und 110m Hürden) im Vordergrund.<br />
Aber auch, wie sie Peking ganz privat<br />
nach ihrem sportlichen Engagement erlebt<br />
hatten. Chinesische Mauer, Platz des Himmlischen<br />
Friedens oder Verbotene Stadt - es<br />
gab einiges zu sehen. So erfuhren die<br />
Zuhörer, dass Carolin Nytra morgens auf<br />
ihren Latte Macchiato nur ungern verzichtet,<br />
dass in der riesigen Mensa des <strong>Olympische</strong>n<br />
Dorfes die Wartezeiten zwischen<br />
sieben und 35 Minuten lagen. Oder, dass die<br />
Basketballer fluchtartig das Dorf verließen,<br />
Der 1. Vorsitzende der Landesgruppe Bremen Oliver<br />
Rau und der Geschäftsführer Wolfgang Häseker<br />
bedanken sich bei den Referenten Joana Tilgner und<br />
Carolin Nytra für die Peking-Berichterstattung.<br />
weil sie sich vor Autogrammjägern kaum<br />
retten konnten. Zahlreiche Sportler aus<br />
aller Welt umlagerten so z.B. Dirk Nowitzki.<br />
"Er konnte zwar ganz in Ruhe essen, aber<br />
sobald er fertig war und aufstand, waren im<br />
Handumdrehen hunderte Menschen um ihn<br />
herum, um Autogramme zu ergattern",<br />
berichtete Joana Tilgner schmunzelnd. "Das<br />
waren Sportler, aber auch viele Volunteers,<br />
die sich am "Run nach Unterschriften"<br />
beteiligten. Aber Dirk hat das alles bis zum<br />
Schluss ruhig über sich ergehen lassen".<br />
So viel Aufmerksamkeit haben die beiden<br />
Bremerinnen allerdings nicht erhalten. Im<br />
Gegenteil: "Wir mussten dafür büßen, dass<br />
die deutschen Leichtathleten in diesem Jahr<br />
nicht so gut abgeschnitten hatten", erzählt<br />
Joana Tilgner. Sie war mit der deutschen<br />
4x400m-Staffel immerhin ins <strong>Olympische</strong><br />
Finale eingezogen. Ein Erfolg, den der Staffel<br />
eigentlich niemand zugetraut hatte und der<br />
als kleine Sensation zu werten war. "Aber<br />
statt Lob seitens der Presse ernteten wir<br />
Kritik", bedauerte Tilgner. "Wir hatten am<br />
Abschlusstag der Leichtathleten nur Rang<br />
70<br />
acht im Finale belegt. Das war dann leider<br />
der Grund für die Kritik", bedauerte sie.<br />
Die Schlussfeier von Peking erlebten beide<br />
im Stadion hautnah mit. "Das war zwar ein<br />
riesiges Erlebnis, aber ganz soviel haben wir<br />
dann doch nicht gesehen, vor allem nicht<br />
vom großen Feuerwerk", erzählte Carolin<br />
Nytra. Sie hatte die Feier von Freunden<br />
aufnehmen lassen. "Als ich die Tage später<br />
im Fernsehen gesehen hatte, habe ich<br />
geglaubt, bei einer ganz anderen Veranstaltung<br />
gewesen zu sein...". Beide Sportlerinnen<br />
bedauerten, dass ihr Heimtrainer<br />
Jens Ellroth vom TuS<br />
Komet Arsten nicht mit nach<br />
Peking kommen durfte. "Vielleicht<br />
hätte er uns noch ein<br />
wenig mehr motivieren können",<br />
meinte Joana Tilgner. "Aber er<br />
hätte uns mit seiner Nervosität<br />
auch noch anstecken können",<br />
ergänzte Carolin Nytra lächelnd.<br />
Auf jeden Fall wird sich in der<br />
deutschen Leichtathletik vieles<br />
tun. So berichteten beide über<br />
Trainerwechsel und den Austausch<br />
von Verantwortlichen.<br />
Das allerdings wird sie nicht<br />
davon abhalten, sich für die<br />
nächsten<br />
großen<br />
Ziele<br />
vorzubereiten: die<br />
WM in Berlin sowie<br />
die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele in London<br />
2012. "Da wollen wir<br />
beide eigentlich<br />
wieder dabei sein",<br />
versprach Joana<br />
Tilgner. "Wir wollen<br />
versuchen die Beiden<br />
durch die DOG erneut<br />
zu unterstützen, auch<br />
wenn die Kassenlage<br />
nicht rosig ist",<br />
versprach Oliver Rau,<br />
der seit wenigen<br />
Tagen amtierende<br />
neue Vorsitzende der<br />
Landesgruppe Bremen.<br />
Er selbst ist vor<br />
vielen Jahren als Ruderer ebenfalls in den<br />
Genuss der Unterstützung gekommen. "Und<br />
das hat auch mir sehr geholfen", unterstrich<br />
der Marketing-Verantwortliche von Werder<br />
Bremen.<br />
Klaus-Peter Berg<br />
Cottbus<br />
Sportlerehrung 2009<br />
Die <strong>Olympische</strong>n Spiele und die Paralympics<br />
in Peking waren begeisternde und außergewöhnliche<br />
Wettbewerbe im vergangenen<br />
Jahr. Auch die Sportlerinnen und Sportler<br />
aus Cottbus haben mit ihren Leistungen<br />
und Engagement dazu beigetragen, dass die<br />
<strong>Deutsche</strong> Nationalmannschaft bei diesen<br />
Weltsporthöhepunkten erfolgreich abgeschnitten<br />
hat. Die Cottbuser verfolgten die<br />
spannenden Wettkämpfe von Roger Kluge,<br />
Maximilian Levy, Olaf Pollack und Trixi<br />
Worrack im Radsport, Philipp Boy und<br />
Robert Juckel im Turnen sowie Frances<br />
Hermann im Diskuswerfen. Nach den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen feierten die Einwohner<br />
mit Stolz ihre zurückgekehrten, erfolgreichen<br />
Athleten. Vor zahlreich geladenen<br />
Gästen und der Presse trugen sich die<br />
verdienstvollen Sportler samt Trainer in das<br />
"Goldene Buch" der Stadt Cottbus ein. Die<br />
Medaillengewinner Frances Hermann, Roger<br />
Kluge und Maximilian Levy enthüllten<br />
anschließend ihre Medaillen auf dem Weg<br />
des Ruhmes vor dem Rathaus. Somit sind<br />
jetzt 46 Medaillen von 35 Sportlerinnen und<br />
Sportlern in dem 2006 seitens der Stadt-<br />
Ein buntes Rahmenprogramm sorgte für eine rundum gelungene<br />
Sportlerehrung in Cottbus.<br />
gruppe Cottbus initiierten "Weg des Ruhms"<br />
als bleibende Erinnerung verankert.<br />
Mit der Sportgala 2009 wurden diese<br />
Leistungen sowie die aller Sportlerinnen<br />
und Sportler geehrt. Darüber hinaus stand
wie in den Jahren zuvor das erfolgreiche<br />
Wirken des Ehrenamtes im Mittelpunkt.<br />
Ehrenamtliche Übungsleiter, Trainer, Sportorganisatoren,<br />
Kampf- und Schiedsrichter<br />
der Sportvereine und Sportfachverbände<br />
sowie Sportlehrer und viele weitere Helfer<br />
und Förderer des Sports der Stadt erhielten<br />
Anerkennung und Würdigung.<br />
Durch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
erfolgten die Auszeichnungen mit der<br />
"Plakette für besondere Leistungen im Sport<br />
und der <strong>Olympische</strong>n Idee" für die Olympiatrainer<br />
Michael Max, Rainer Gatzke, Carsten<br />
Oelsch, Ralf Paulo und Hagen Clement, einen<br />
verdienten Kampfsporttrainer und Aktiven<br />
sowie mit der "Goldenen Ehrennadel" der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für den<br />
Schulsportkoordinator, Hans-Joachim Stellmacher<br />
und den "Vater" des Radsports in der<br />
Stadt Cottbus, Eberhard Pöschke.<br />
Ausrichter der sportlichen und feierlichen<br />
Gala waren die Stadtverwaltung Cottbus, der<br />
Stadtsportbund Cottbus e.V. und die Zweigstelle<br />
Cottbus. Die Sparkasse Spree-Neiße als<br />
großer Förderer des Sports in der Region<br />
erfüllte die Gastgeberrolle zur besten Zufriedenheit<br />
aller Gäste. Traditionell nutzten die<br />
Lausitzer Rundschau und Antenne Brandenburg<br />
diese Veranstaltung, um die besten bzw.<br />
beliebtesten Sportlerinnen, Sportler und<br />
Mannschaften der Stadt Cottbus, die aus der<br />
Umfrage der Lausitzer Rundschau und<br />
Antenne Brandenburg hervorgegangen sind,<br />
öffentlich zu ehren.<br />
Katja Schammel<br />
Frankfurt<br />
Acht Mal Gold für<br />
Frankfurt/Rhein-Main<br />
Bei der Mitgliederversammlung der Zweigstelle<br />
Frankfurt/Rhein-Main wurden nicht<br />
nur verdiente Mitglieder geehrt, die Beteiligten<br />
konnten auch auf ein erfolgreiches<br />
Jahr 2008 zurückblicken, sich auf viele<br />
Projekte im neuen Jahr freuen und weitere<br />
Ämter besetzen.<br />
Gold für Frankfurt/Rhein-Main<br />
Für langjährige DOG-Treue empfingen<br />
verdiente Mitglieder Gold in Form von<br />
Nadel und Urkunde vom Vorsitzenden Karl<br />
Eyerkaufer. Dr. Günter Pelshenke, der in den<br />
1950er-Jahren für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> Planungen im Sportstättenbau<br />
gestaltete und sich als langjähriger Geschäftsführer<br />
der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe<br />
verdient machte, nahm die Ehrung für<br />
50 Jahre Verbundenheit entgegen. Ebenfalls<br />
für ein halbes Jahrhundert der Mitgliedschaft<br />
wurde die Adam Opel GmbH geehrt.<br />
Bei Hans Schomburgk, Sohn des Tennis-<br />
Olympiasiegers von Stockholm 1912, Heinrich<br />
Schomburgk, bedankte sich die Zweigstelle<br />
Frankfurt/Rhein-Main für 40 Jahre<br />
Angehörigkeit. Gold gab es auch für Alfred<br />
Gaida, der vor 30 Jahren der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> beitrat, nachdem<br />
er in den frühen 1970ern die Tour de France<br />
absolvierte und die Luxemburg-Rundfahrt<br />
gewann.Außerdem wurden für 25 Jahre<br />
Unterstützung neben Winfried Hoffmann,<br />
Frank W. Schulz und dem früheren DOG-<br />
Präsidenten Prof. Wolfgang Strutz auch<br />
Vorstandsmitglied Ulrich Schulze Forsthövel<br />
geehrt.<br />
Erfolgreiches Jahr 2008<br />
Zu Beginn des Jahres fiel in Zusammenarbeit<br />
mit dem Caritasverband Frankfurt der<br />
Startschuss für die Sport- und Gesundheitsinitiative<br />
"Gemeinsam mehr bewegen", in<br />
deren Rahmen eine Kinderolympiade in<br />
Fechenheim stattfand. Die Schirmherrin und<br />
zweifache Olympiasiegerin Heike Drechsler<br />
sowie Olympia-Starterin im Hammerwurf<br />
Betty Heidler eröffneten die Veranstaltung.<br />
Insgesamt vertraten 250 Kinder mit ihren<br />
Teams die Nationen aller fünf Kontinente.<br />
Ebenfalls gut aus den Startblöcken kam das<br />
Projekt zur Suchtprävention "Zu stark für<br />
Drogen", dass bei einer Veranstaltung mit<br />
Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky<br />
in der Turngemeinde Hanau 1837 e.V. anlief.<br />
Beim 2. <strong>Olympische</strong>n Abend, veranstaltet in<br />
Zusammenarbeit mit der IHK Frankfurt am<br />
Main, waren mehr als 100 Besucher aus<br />
Wirtschaft, Sport und Politik zu Gast, die Dr.<br />
Harald Schmid, 400m-Hürden-Medaillengewinner<br />
der <strong>Olympische</strong>n Spiele 1984, "<strong>Von</strong><br />
der Antike bis Peking 2008" führte.<br />
Erfreulich war auch das starke Interesse am<br />
Infostand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> in Wiesbaden auf der <strong>Olympische</strong>n<br />
Ballnacht und der Verbrauchermesse<br />
HAFA life, wo die Zweigstelle<br />
Frankfurt/Rhein-Main zusammen mit der<br />
Bundesgeschäftsstelle für die Idee und die<br />
Arbeit der DOG warb. Die Zweigstelle<br />
Frankfurt/Rhein-Main blieb aber nicht nur<br />
in Hessen. Wie im letzten Jahr konnte eine<br />
Fahrt für DOG-Mitglieder sowie Kinder und<br />
Jugendliche aus Sportvereinen der Region<br />
zum Internationalen Leichtathletik-Wettbewerb,<br />
dem ISTAF im Berliner Olympiastadion<br />
organisiert werden.<br />
Neben der Fortführung der erfolgreichen<br />
Projekte wird die Zweigstelle<br />
Frankfurt/Rhein-Main im Jahr 2009 beim<br />
Internationalen <strong>Deutsche</strong>n Turnfest in<br />
Frankfurt mit einem Stand vertreten sein<br />
und viele Aktivitäten vor Ort durchführen.<br />
So unter anderem den Olympic Day Run, zu<br />
dem etwa 1.000 Teilnehmer erwartet<br />
werden.<br />
Neue Vorstandsämter besetzt<br />
Bei der Mitgliederversammlung konnten<br />
zwei neue Positionen besetzt werden.<br />
Christian Eiselstein als Marketing- und<br />
Eventkoordinator sowie Christoph Spieß als<br />
Pressesprecher freuen sich, künftig den<br />
Zweigstellenvorstand unterstützen zu<br />
können.<br />
Christoph Spieß<br />
Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr<br />
Anerkennende Unterstützung<br />
durch regionale Partner<br />
Stolze 36.000 Euro hat die Regionalgruppe<br />
Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr zuletzt an<br />
Preisgeldern ausgelobt. Das war nur durch<br />
Sponsoring aus der Wirtschaft und durch<br />
Unterstützung von verschiedenen Institutionen<br />
möglich. Rainer Brechtken, Präsident<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Turnerbundes (DTB) sowie<br />
des Schwäbischen Turnerbundes (STB),<br />
fasste bei einer DOG-Veranstaltung in<br />
Schorndorf dieses Engagement in einem<br />
Satz zusammen: "Sport ist ohne Sponsoren<br />
nicht möglich."<br />
Trotzdem sieht der Funktionär den Sport<br />
nicht als reinen Bittsteller: "Der Sport gibt<br />
immer etwas zurück." Brechtken weiter:<br />
"Gerade in der jetzigen Zeit der vielschichtigen<br />
Veränderungen brauchen die Menschen<br />
wieder mehr Verbundenheit. Die Vereine<br />
sind dabei der Kitt unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Und<br />
wer den Sport fördert, als Verein, Ehrenamtlicher<br />
oder Sponsor, leistet gleichzeitig<br />
einen sozialen Dienst in der <strong>Gesellschaft</strong>."<br />
71
Der STB-Präsident wies nachdrücklich auf<br />
den kommenden "fundamentalen Veränderungsdruck"<br />
in allen Lebensbereichen durch<br />
die Wirtschaftskrise hin. Für diesen Druck<br />
bräuchten die Menschen einen Ausgleich.<br />
"Der Sport ist dafür zwar kein Allheilmittel,<br />
aber er kann ein Mittel dafür sein", erklärte<br />
er und fügte mit entschiedenen Worten an:<br />
"Der Ellenbogen kann nicht das wichtigste<br />
Körperteil sein."<br />
Entscheidend für die Zukunft ist für Rainer<br />
Brechtken die Frage der Entwicklung und<br />
Bildung der Jugend. Auch hier sieht der<br />
Funktionär wichtige Funktionen für den<br />
Sport. Nicht nur die Koordination des<br />
Körpers, sondern ebenfalls die Zentrale des<br />
Gehirns wird durch eine konstruktive Förderung<br />
im Kindbereich positiv beeinflusst.<br />
Deshalb müsse bereits frühzeitig damit<br />
begonnen werden. Beispielsweise schon im<br />
Kindergartenalter. Auch warnte er eindrück-<br />
lich vor einer zu frühen Spezialisierung der<br />
Kinder und Jugendlichen im Sport. Unter<br />
dem Strich steht für den STB-Präsidenten<br />
fest: "Der Sport und dessen Förderung ist<br />
eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Deshalb<br />
danke ich auch allen Sponsoren."<br />
Auf die sozial-wichtigen Komponenten wies<br />
Karl-Otto Völker hin, der die Räume der AOK<br />
Rems-Murr für die Veranstaltung zur<br />
Verfügung gestellt hatte: "Gewinnen ist<br />
einfach, Verlieren schwieriger." Gerade im<br />
Sport müssen diese Situationen durchlebt<br />
werden, deshalb unterstütze die AOK<br />
zusammen mit der Sparkasse Waiblingen<br />
auch die Aktion "Fair Play" des Sportkreises<br />
Rems-Murr und der Zweigstelle Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr.<br />
Diese Steilvorlage<br />
72<br />
nahm der Abteilungsdirektor der SWN-<br />
Kreissparkasse Bernd Lorinser auf: "Der<br />
Sport ist eine Säule der <strong>Gesellschaft</strong>, prägt<br />
den Teamgeist und das Fair Play." Jeder<br />
dritte Mitarbeiter der Sparkassen sei übrigens<br />
Mitglied in einem Sportverein. Nach<br />
dem Staat sei das Unternehmen mit 70<br />
Millionen Euro der größte Förderer des<br />
Sports. Mit 175.000 Euro unterstütze die<br />
SWN-Waiblingen vor Ort den Sport, erklärte<br />
Lorinser und ergänzte: "Rund 90 Prozent<br />
davon gehen in den Breitensport."<br />
Als "Antrieb" für eine positive Entwicklung im<br />
sportlichen und menschlichen Bereich versteht<br />
Moderversender Peter Hahn in Winterbach<br />
sein Engagement von rund 12.000 Euro<br />
für die Aktion "Vorbild sein." Überhaupt sei<br />
das Engagement des Unternehmens im<br />
regionalen Bereich wichtig, wie Geschäftsführer<br />
Roland Allgeyer wissen ließ. Zudem sei die<br />
Förderung des Fair Play-Gedankens nicht nur<br />
Bilden eine Einheit: Sportler, Vereinsmitarbeiter, Funktionäre und die Sponsoren, ohne die<br />
weder der Breiten- noch der Leistungssport möglich wäre.<br />
für den Sport, sondern für die gesamte<br />
Lebenseinstellung von Bedeutung.<br />
Ob Turnen, Fußball oder Jugendarbeit - das<br />
Energieversorgungsunternehmen EnBW<br />
Baden-Württemberg sei ein zuverlässiger<br />
Partner des Sports, hob der Zweigstellenvorsitzende<br />
Erich Hägele hervor und ergänzte:<br />
"Der Spitzensport soll der Jugend als Vorbild<br />
dienen. Gleichzeitig aber fördern Unternehmen<br />
wie die EnBW vor allem den Nachwuchs<br />
in großem Maße." Anerkennung gab<br />
es vom Funktionär aus dem Weissacher Tal<br />
gleichfalls für die Polizei: "Es gibt viele<br />
Berührungspunkte und eine vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit." Durch Präventionsaktionen<br />
wie beispielsweise "Keine Macht den<br />
Drogen" sorge die Polizei vor Ort für Aufklä-<br />
rung. Ein von den Beamten organisierte<br />
Fußballturnier habe ebenfalls großen<br />
Anklang gefunden.<br />
Das Fazit vom DOG-Regionalvorsitzenden<br />
Hägele am Ende ist zwar nicht neu, dafür<br />
aber eindeutig: Im Sport, vor allem im<br />
Jugendbereich, ist das Geld zukunftsträchtig<br />
angelegt.<br />
23 Vorbilder geehrt<br />
Dass der Sport ohne ehrenamtliches Engagement<br />
auf verlorenen Posten stünde, ist<br />
hinlänglich bekannt. Unter dem Motto<br />
"Vorbild sein" hatte deshalb die Regionalgruppe<br />
Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr im<br />
vergangenen Jahr wieder einen Wettbewerb<br />
ausgelobt, um den Einsatz der vielen stillen<br />
Helfer zu würdigen, die sonst weniger im<br />
Mittepunkt stehen. Regionalgruppenvorsitzender<br />
Erich Hägele zeichnete insgesamt 23<br />
Vorbilder des Sports im Rems-Murr-Kreis aus.<br />
Für die Preisverleihung hatte der Modeversender<br />
Peter Hahn in Winterbach nicht nur<br />
die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt<br />
sondern insgesamt 12.000 Euro für Aktion<br />
und ihre Gewinner gestiftet, die jeweils<br />
einen Scheck über 400 Euro erhielten.<br />
Firmenvertreter Jörg Finkenzeller lobte all<br />
diejenigen, die sich Kinder und Jugendlichen<br />
als Vorbilder an die Seite stellten: "Hut ab<br />
vor allen." Die Begleitung und Unterstützung<br />
von Vereinen und Organisationen im<br />
lokalen Umfeld sei für das Unternehmen ein<br />
wichtiger Anker in der Region. Geschäftsführer<br />
Roland Allgeyer ließ ausrichten, dass<br />
die Firma besonders stolz darauf sei, gerade<br />
die Aktion "Vorbild sein" auch diesmal<br />
unterstützen zu können. Und durch den<br />
Gedanken des "Fair Plays" würde jungen<br />
Menschen auch der Einstieg in das berufliche<br />
Umfeld erleichtert.<br />
"Das Ehrenamt leidet in der heutigen Zeit<br />
etwas", erklärte Erich Hägele, fügte aber<br />
trotzdem zufrieden an: "Dass wir diesmal<br />
deutlich mehr Meldungen als in den vergangenen<br />
Jahren hatten, zeigt, wie wichtig auch<br />
die öffentliche Anerkennung dieser Leistungen<br />
ist." Jeder Einzelne, ob Trainer, Betreuer,<br />
Helfer oder Funktionär - die Geehrten seien<br />
tatsächliche Vorbilder und hätten diese<br />
Auszeichnung verdient: "Sie alle haben<br />
Freizeit, Wissen und Unterstützung anderen<br />
zur Verfügung gestellt."<br />
Jürgen Klein
Hochstift Paderborn<br />
Kurt Bendlin läd seine<br />
"Patenkinder" in sein<br />
"Abenteuer-Camp"<br />
Das Thermometer zeigte 3 Grad und im<br />
Display von Papas Auto war eine Schneeflocke<br />
zu sehen - trotzdem kamen fast alle 80<br />
Kinder des Dahler Kindergartens mit ihren<br />
Vätern der Einladung ihres "Olympia-Patens"<br />
Kurt Bendlin nach und erlebten kreative und<br />
ereignisreiche Stunden in dessen Garten.<br />
Bei einem Rundgang über das Gelände<br />
stellte er seinen Gästen u. a. die beiden<br />
Familienmitglieder "Berta" und Tochter<br />
"Luise" vor, zwei Gänse, die mit ihrem<br />
Gelege die Kinder sehr beeindruckten.<br />
Anschließend präsentierte er die anderen<br />
Sehenswürdigkeiten des Gartens, von<br />
Managern der Industrie gebaute Spiel- und<br />
Kletterhäuser und den "Sanitätsbereich" für<br />
Löffel für alle! Kurt Bendlin zeigt den Vätern und Kindern, wie<br />
einfache Gegenstände aus Holz herstellt werden.<br />
schwächelnde Bäume und Sträucher, die er<br />
liebevoll "repariert".<br />
Bei seinen kreativen Anleitungen zum Bau<br />
von Pfeil und Bogen sowie dem Anfertigen<br />
von Holzlöffeln wurde er von der "Juniorpatin"<br />
des Dahler Kindergartens, der jungen<br />
Siebenkämpferin Elena Reichold, und vom 2.<br />
Vorsitzenden der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> Heiner Kortebusch tatkräftig<br />
unterstützt. Unter einem gut geheizten<br />
Lastenfallschirm zeigten die hoch motivier-<br />
ten Väter ihrem Nachwuchs ihre kreativen<br />
Seiten und stellten aus Pappelrinde garantiert<br />
rostfreie Löffel her. Söhne und Töchter<br />
waren mächtig stolz auf ihre Papas, die sie<br />
für sich ganz allein hatten. Die Erzieherinnen<br />
und Eltern hatten zudem für warme<br />
und kalte Getränke sowie für reichlich<br />
Kuchen gesorgt. Als mittags auch noch die<br />
Sonne schien, war der Tag rundum gelungen.<br />
Wie im Lebensmittelgeschäft zu erfahren<br />
war, hatten sich die Kinder schon Tage<br />
zuvor auf dieses Ereignis gefreut. Kommentar<br />
in der Bäckerei: Da sind 80 Kinder richtig<br />
glücklich gemacht worden!<br />
4. <strong>Olympische</strong>r Abend in<br />
Paderborn<br />
Zum vierten Mal bot der Spiegelsaal der<br />
Fürstbischöflichen Residenz in Paderborn -<br />
Schloß Neuhaus einen glänzenden Rahmen<br />
für den <strong>Olympische</strong>n Abend der Bezirks-<br />
gruppe Hochstift<br />
Paderborn. Über 200<br />
geladene Gäste aus<br />
Wissenschaft,<br />
Politik, Wirtschaft<br />
und Erziehungsein-<br />
richtungen waren der Einladung des Vorstandes<br />
um Margit Budde gefolgt, um sich<br />
mit dem Leitthema des Abends: "Faszination<br />
Olympia - Kinder bewegen - unsere Zukunft!"<br />
zu beschäftigen.<br />
In ihrer Begrüßungsrede hob die Vorsitzende<br />
Margit Budde die Wichtigkeit des Themas<br />
hervor und bedankte sich bei den Sponsoren,<br />
insbesondere der Sparkasse Paderborn, EON<br />
- Westfalen/Weser und der Stadt Paderborn<br />
für die Unterstützung bei der Planung und<br />
Durchführung des Abends. Zurzeit werden<br />
insgesamt sechs Kindergärten im Hochstift<br />
Paderborn durch die Sparkasse und die DOG<br />
gefördert - für dieses Engagement gab es<br />
Lob von allen Seiten.<br />
Im Mittelpunkt des von ZDF Chefreporter<br />
Wolf-Dieter Poschmann hervorragend<br />
moderierten Abends stand der Vortrag von<br />
Prof. Dr. Renate Zimmer (Universität Osnabrück)<br />
mit der zentralen Botschaft: Bildung<br />
braucht Bewegung - früh übt sich, wer<br />
nicht sitzen bleiben will. Ein gezieltes<br />
Hinführen zum Spitzensport bei diesem<br />
Bestreben sei sicherlich kein vorrangiges<br />
Ziel. Kinder lernen so Vertrauen in die<br />
eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Es<br />
kommt zu einer psychischen Stabilisierung<br />
als Basis für das spätere Leben, so die<br />
Hans Laven (Sparkasse), Daniela Kortebusch (DOG Pressearbeit), Dr.<br />
Norbert Börste (DOG Geschäftsführer), Prof. Dr. Renate Zimmer<br />
(Uni Osnabrück), Heiner Kortebusch (DOG - Vize und Schatzmeister),<br />
Marius Nolte (Paderborn-Baskets), Anja Schache (Fecht-<br />
Vizeweltmeisterin), Fabian Lau (Musikkabarettist), Wolf-Dieter<br />
Poschmann (ZDF), Margit Budde (Vorsitzende), Martin Nixdorf<br />
(Stiftung Westfalen) Willi Schluer (DOG Vorstand) Lauflegende Willi<br />
Wülbeck (v.l.)<br />
Referentin weiter. Leider würden die Kinder<br />
in der heutigen Zeit geradezu in die Bewegungslosigkeit<br />
hineingeboren.<br />
Unterstützung erhielt sie bei ihrer Aussage<br />
auch von Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brett-<br />
73
schneider, dem anerkannten Sportwissenschaftler<br />
der Universität Paderborn, der im<br />
Publikum als Gast anwesend war. Für<br />
geistige Entspannung sorgte mehrfach der<br />
Musikkabarettist Fabian Lau, bevor ZDF-<br />
Chefreporter Wolf-Dieter Poschmann erneut<br />
das Ruder übernahm und die Podiumsdiskussion<br />
mit Prof. Dr. Renate Zimmer, Hans<br />
Laven (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />
Paderborn) Martin Nixdorf (Stiftung Westfalen)<br />
Anja Schache (Vizeweltmeisterin im<br />
Fechten) Willi Wühlbeck (Weltmeister über<br />
800 m) und Bundesligaspieler Marius Nolte<br />
(Paderborn-Baskets) moderierte.<br />
Alle sind persönlich besonders in<br />
der Arbeit mit Kindern engagiert<br />
bzw. Paten in Modellkindergärten<br />
und Schulen. Sie berichteten<br />
aus ihrem reichen Erfahrungsschatz:<br />
Lauflegende Willi Wülbeck<br />
veranstaltet seit Jahren Staffelwettbewerbe<br />
- Die Kinder<br />
laufen wie der Teufel - und<br />
stehlen den Topsportlern fast<br />
die Schau - so der Inhaber des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Rekords über 800 m.<br />
Auch Anja Schache und Marius<br />
Nolte, der Pate im Kindergarten<br />
"Schwalbennest" ist, berichteten<br />
von ihren höchst positiven<br />
Erfahrungen. Als "Überzeugungstäter"<br />
stelle sich auch der<br />
Sparkassenvorstand Hans Laven<br />
vor: "Wir sind sehr angetan von dem<br />
Konzept der DOG und unterstützen die<br />
Vorhaben deshalb sehr gerne." DOG-Geschäftsführerin<br />
Kathrin Hillgärtner zeigte<br />
sich begeistert vom <strong>Olympische</strong>n Abend und<br />
vom großen Engagement des DOG-Vorstandes.<br />
"Hier wird innovativ und praxisnah<br />
gearbeitet. Die Umsetzung der "Kinder<br />
bewegen"- Projekte ist vorbildlich", so<br />
Hillgärtner.<br />
Daniela Kortebusch<br />
Miltenberg<br />
Im Raumschiff zur<br />
Psychomotorik<br />
Anknüpfend an den großen Erfolg des<br />
Vorjahres führte die Zweigstelle Miltenberg<br />
erneut in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen<br />
Schulamt im Landkreis Miltenberg<br />
74<br />
auch 2009 ein Fortbildungsseminar "Bewegungserziehung<br />
- Psychomotorische Förderung"<br />
für Erzieher/innen und Grundschullehrer/innen<br />
durch. Mehr als 30 Frauen, in<br />
der deutlichen Überzahl Erzieherinnen,<br />
waren am Samstag, 7. März in der Elsenfelder<br />
Sparkassen-Arena unter sich. Referent<br />
Reinhard Liebisch von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Bewegungs- und Haltungsförderung<br />
Wiesbaden hatte ein facettenreiches,<br />
fantasievolles und animierendes<br />
Bewegungsprogramm unter dem Motto<br />
"Psychomotorische Förderung" für Kindergarten-<br />
und Grundschulkinder arrangiert,<br />
das von den Seminarteilnehmerinnen<br />
eingehend und mit viel Spaß an der Freude<br />
"getestet" wurde.<br />
Das Erlebnis der Psychomotorik begann als<br />
"Abenteuer im Weltall", mit Start dorthin in<br />
Gruppen, Flugeinlagen, dem Bau einer<br />
Weltraumstation und später der Landung<br />
auf einer großen, dicken Matte. Während<br />
des Fluges galt es zahlreichen Asteroiden<br />
geschickt auszuweichen und Aliens aus dem<br />
Weg zu gehen - was stets durch bestimmte,<br />
geschickte Bewegungsabläufe im großen<br />
Raumschiff (Gebilde aus Stühlen, Zollstöcken,<br />
Rollen, Pappbechern) ausgeführt<br />
wurde.<br />
Anschließend wurde das Konzept der<br />
Psychomotorik im Rahmen einer Präsentation<br />
detailliert dargelegt. Es folgte die erlebnisorientierte<br />
Wahrnehmungsförderung.<br />
Seine gelungene Abrundung erfuhr das<br />
Seminar durch fantasiereiche, variable<br />
Spiele zur Ausweitung der Möglichkeiten in<br />
der motorischen Förderung.<br />
Die Seminarleiterin und Vorsitzende der<br />
Zweigstelle Miltenberg Rosi Dauphin machte<br />
darauf aufmerksam, dass im Rahmen der<br />
Aktion "Kinder bewegen" - Bewegungserziehung<br />
in Kindergärten - noch Sponsoren für<br />
"Sportspielekästen mit Fachliteratur" gesucht<br />
werden.<br />
Helmut Gieserich<br />
Niederrhein<br />
Olympia- und<br />
Sportlertreff 2009<br />
Seit vielen Jahren treffen sich Ende Januar<br />
junge und alte Olympioniken und Weltmeister<br />
auf Einladung der Bezirksgruppe Niederrhein<br />
und der Volksbank Rhein-Ruhr zum<br />
traditionellen Sportlertreff in Duisburg.<br />
Mehr als 80 Olympiateilnehmer, Welt- und<br />
Europameistester sowie Gäste aus Politik<br />
und Wirtschaft konnten neben einer spannenden<br />
Podiumsdiskussion den Abend<br />
ebenso dazu nutzen, alte Verbindungen<br />
aufzufrischen und neue Kontakte zu knüpfen.<br />
In einer hochkarätigen Diskussionsrunde<br />
beleuchteten der Vorsitzende der Bezirksgruppe<br />
und das langjährige NOK-Mitglied<br />
Paul Hoffmann, der Ehrenpräsident des<br />
Internationalen Kanuverbandes (ICF) Ulrich<br />
Feldhoff, Dr. Klaus Schormann als Präsident<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Verbandes Moderner Fünfkampf,<br />
Rolf Milser, Goldmedaillengewinner<br />
von 1984 im Schwergewicht und Manfred<br />
Germar, Bronzemedaillengewinner mit der<br />
4x100m-Staffel 1956 das Verhältnis von<br />
Sport und Wirtschaft sowie die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele gestern und heute.<br />
Das traditionsreiche Treffen konnte auch in<br />
diesem Jahr erneut zeigen, wie eng und<br />
freundschaftlich Sport und Wirtschaft in der<br />
heutigen Zeit miteinander verbunden sind.<br />
Hans Weber, Vorstandsvorsitzender der<br />
Volksband Rhein-Ruhr zeigte sich sehr<br />
erfreut, über die gelungene Veranstaltung in<br />
diesem Jahr.<br />
Odenwaldkreis<br />
Frühjahrsaktivitäten<br />
In der gut besuchten Januarsitzung des<br />
Vorstandes räumte der Vorsitzende Johann<br />
Weyrich den Planungsaktivitäten für 2009
große Bedeutung ein. So konnten alle<br />
Mitglieder von ihren eigenen Erfahrungen<br />
aus praktischen Schritten an der Basis<br />
berichten. Insbesondere von der positiven<br />
Arbeit in den Paten-Bewegungskindergärten<br />
sei sehr positiv. Auch weiterhin bleibt die<br />
Zielsetzung, in jeder Gemeinde des Odenwaldkreises<br />
Kontakte zu den Kindergärten<br />
aufzubauen. So steigt bereits in naher<br />
Zukunft die Zahl der aktiv in die Arbeit der<br />
Kreisgruppe Odenwald einbezogenen<br />
Bewegungskindergärten auf 15 an. Insbesondere<br />
die verantwortlichen Erzieherinnen<br />
zeigen große Bereitschaft und hohes Interesse<br />
bei den laufenden Angeboten der<br />
Zweigstelle.<br />
Dank der guten Kontakte des Vorstandsmitgliedes<br />
Wilfried Gutjahr wurde beispielsweise<br />
der Besuch des Kinder-Turnkongresses<br />
vom 26.03. bis 28.03.2009 in Karlsruhe von<br />
fünf Erzieherinnen des Kindergartens<br />
Beerfelden im Odenwald ermöglicht. Sehr<br />
bewährt hat sich<br />
das jährliche Erfahrungstreffen<br />
der<br />
Erzieherinnen der<br />
Paten-Bewegungskindergärten.<br />
Am<br />
31.03.2009 wurde<br />
dieser Erfahrungsaustausch<br />
erneut<br />
wiederholt.<br />
Breiten Raum nahm<br />
die Diskussion um<br />
den Stellenwert der<br />
Schulen auf Anregung<br />
von Vorstandsmitglied,<br />
Rektor Manfred<br />
Kirschner, ein. Der<br />
Kreativ-Wettbewerb<br />
im Jahre 2008 mit<br />
dem Gymnasium<br />
Michelstadt wurde<br />
zu einem vollen<br />
Erfolg. Unter Einbeziehung<br />
weiterer<br />
Gymnasien ist für<br />
2009 eine Fortsetzung geplant. Im Mittelpunkt<br />
soll dabei das Thema "<strong>Olympische</strong><br />
Winterspiele 2010" stehen.<br />
Auf positive Resonanz stieß der Vorschlag,<br />
die besten Sportler der Bundesjugendspiele<br />
in die Förderaktion "Junge Könner brauche<br />
Gönner" aufzunehmen und die Kandidaten<br />
mit Medaillen und Urkunden zu ehren.<br />
Aus Anlass der Sportlerehrung des Odenwaldkreises<br />
hatte die Kreisgruppe am<br />
25.03.2009 die Ehrung zur "Juniorsportlerin<br />
des Jahres" ausgerufen. Die mit 200 Euro<br />
prämierte Auszeichnung ging an die national<br />
und international aktive Inline-Skaterin<br />
Madelaine Graupner.<br />
Gesund und fit<br />
Mit einer Demonstrationswoche für gesunde<br />
Ernährung der Kinder hat der Paten-<br />
Bewegungskindergarten Flohzirkus in<br />
Michelstadt eine neue Aufklärungskampagne<br />
für Eltern und Kinder eingeleitet.<br />
Jeden Tag bei der morgendlichen Begegnung<br />
finden Kinder und Eltern einen beispielhaft<br />
gestalteten Tisch mit abwechslungsreichen<br />
Speisen, wie Müsli, Käse-<br />
Spieße, Obstsalate oder gekochte und<br />
gebackene Nahrung. Die zuckerarme und<br />
mit wenig Fett zubereitete Kost soll ein<br />
praktischer Anreiz für gesunde Ernährung<br />
schaffen. Der Speisezettel wird den Jahreszeiten<br />
angepasst und sorgt so für ausreichend<br />
Abwechslung.<br />
Das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung<br />
ist für Eltern durchaus erlernbar und<br />
bei der verbreiteten Neigung zum Überge-<br />
wicht der Kinder auch ein dringendes<br />
Gebot.<br />
Gesunde Ernährung und aktive Bewegung<br />
sind nützliche Ergänzungsziele für die<br />
Gesundheit unserer Kinder - ein richtiger<br />
Weg auch im Sinne der Kreisgruppe Odenwaldkreis.<br />
Die ersten Reaktionen der Eltern sind nach<br />
den Schilderungen von Christina Schuller,<br />
Leiterin des Kindergartens Flohzirkus und<br />
Geschäftsführerin der Kreisgruppe, ausgesprochen<br />
positiv. Der Merksatz der Kinder:<br />
"Ja, ich will fit sein", fängt, so lehrt die<br />
Erfahrung, mit einer gesunden Kost am<br />
Morgen an - ein Beispiel, das Schule machen<br />
sollte!<br />
Odenwald-Tauber<br />
Ehrungs-Gala<br />
Zur inzwischen bereits achten Ehrungs-<br />
Gala der Zweigstelle Odenwald-Tauber<br />
fanden zahlreiche Interessenten den Weg<br />
in den Konferenzsaal der Sparkasse in<br />
Mosbach.<br />
Den Grußwort-Reigen eröffnete Bankdirektor<br />
Augustin als Gastgeber, der auf den<br />
Stellenwert hinwies, den die Sparkasse dem<br />
Sport beimesse und warum sie ihn auch<br />
fördere. Oberbürgermeister Jann entbot<br />
Grüße der Sportstadt Mosbach und betonte,<br />
dass angesichts der großen Herausforderungen<br />
an den Sport einen Sportbeirat als<br />
"Stimme des Sports" im Gemeinderat<br />
installiert wurde. Grüße des Neckar-Odenwald-Kreises<br />
überbrachte Landrat Dr. Brötel.<br />
Er unterstrich die Bedeutung des Sports<br />
und begrüßte das Engagement der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> um die<br />
Vermittlung <strong>Olympische</strong>r Werte wie Fair<br />
Play, Leistungsbereitschaft, Teamgeist und<br />
Völkerverständigung. Die anstehenden<br />
Ehrungen seien ein Meilenstein auf diesem<br />
Weg und für Sportler und Ehrenamtliche ein<br />
positives Zeichen.<br />
In einer imposanten Powerpoint-Präsentation<br />
vermittelten Matthias Götzelmann und<br />
Michael Geidl Impressionen ihrer Peking-<br />
Reise. Damiano Belvedere, als Psychotherapeut<br />
der Gewichtheber-Nationalmannschaft<br />
in Peking bereits zum dritten Male dabei,<br />
nahm seine Zuhörer mit zu einem Gang<br />
durch das <strong>Olympische</strong> Dorf, vermittelte mit<br />
75
seinen Ausführungen zum Alltag der<br />
Olympioniken, über ihre Quartiere, die<br />
medizinische Betreuung sowie die Vorbereitung<br />
auf die Wettkämpfe völlig neues<br />
Hintergrundwissen und damit auch neue<br />
Perspektiven für die Bewertung der ‚Aktion<br />
Olympia'.<br />
Für vorbildliches Engagement im Ehrenamt<br />
gab es für drei langgediente Sport- und<br />
Vereinsidealisten die Ehrenplakette. Aus dem<br />
Sportkreis MOS für Karl-Heinz Waldi vom<br />
LAZ Mosbach-Elztal, der sich den olympischen<br />
Grundsportarten verschrieben hat<br />
und seit 1973 bis heute unermüdlich in<br />
verschiedensten Ämtern in Verein und<br />
Verband aktiv ist. Aus dem Sportkreis TBB<br />
wurde Edwin Schad vom TV Königshofen<br />
diese Auszeichnung zuteil. Seine Ehrenamts-Karriere<br />
begann 1967. Ob Vereinsgründung,<br />
aktiver Handballer, Trainer oder<br />
Fachwart, ob Veranstaltungen zu organisieren<br />
waren oder Turniere bzw. auch internationale<br />
Handballbegegnungen, Edwin Schad<br />
war immer an vorderster Front für den<br />
Handballsport. Aus dem Sportkreis BCH<br />
wurde Manfred Jehle vom TSV Buchen<br />
geehrt. Er, seit 2008 Ehrenvorsitzender des<br />
TSV Buchen, engagierte sich seit 1972<br />
zunächst in der Handballabteilung und<br />
übernahm 1996 den Vereinsvorsitz. Er<br />
begleitete in mehr als drei Jahrzehnten<br />
verschiedene Positionen und führte den<br />
Verein zu einem bemerkenswerten Standard.<br />
Er aktualisierte und modernisierte die<br />
Vereinsstruktur, erweitere das sportliche<br />
Vereinsangebot beträchtlich und forcierte<br />
vor allem auch die Integration.<br />
Der Fairness-Preis 2008 wurde dem Ü-40-<br />
Team des TSV Rosenberg zuerkannt, das<br />
sich bei den Hallenkreismeisterschaften<br />
vorbildlich fair präsentierte und dadurch<br />
letztlich sogar seine Chance zum greifbar<br />
nahen Turniersieg ‚verspielte'. Julia Seus<br />
vom TV Königshofen wurde die Ehrenplakette<br />
für eine bemerkenswerte Leistung<br />
überreicht. Sie zeigte sich bei einem<br />
Schwimm/Wasserwettkampf, an dem<br />
behinderte Jugendliche teilnahmen, hellwach<br />
und einsatzfreudig, rettete durch<br />
beherztes und rasches Eingreifen wahrscheinlich<br />
einem Mädchen das Leben,<br />
wobei sie ihre Siegchancen im Wettbewerb<br />
hintanstellte. Nicht von ungefähr hat die<br />
Astrid-Lindgren-Schule in Weikersheim-<br />
Elpersheim das Grundschul-Gütesiegel "Mit<br />
sport- und bewegungsfreundlichem<br />
Schwerpunkt". Für ihr beispielhaftes und<br />
nachahmenswertes Sport-Profil und die<br />
76<br />
vielfältigen Sportaktivitäten im alltäglichen<br />
Schulbetrieb durfte Rektor Blank den<br />
Schulehrenpreis entgegennehmen. Allen<br />
Geehrten galten Beifall und herzliche<br />
Glückwünsche und zu den Plaketten nebst<br />
Urkunde gab es noch einen von der Sparkasse<br />
Neckartal-Odenwald gestifteten<br />
Scheck als Präsent.<br />
In seinem Schlusswort gratulierte Gerd<br />
Teßmer nochmals allen Geehrten und<br />
verwies auf deren Vorbildfunktion und<br />
dankte der Sparkasse als Gastgeber. Er<br />
dankte auch dem scheidenden Zweigstellen-Vorsitzenden<br />
Michael Knaus und<br />
gratulierte dessen neu gewählter Nachfolgerin<br />
Elisabeth Krug Mit seinem Aufruf zu<br />
mehr Fairness im Sport und der besseren<br />
Würdigung des Ehrenamtes endete die<br />
beeindruckende und durch ein nachhaltiges<br />
Beiprogramm aufgewertete Veranstaltung.<br />
Walter Jaufmann<br />
Pfalz<br />
Kinderolympiade<br />
in Neuhof<br />
Vier Neuhofener Kindergärten trafen sich in<br />
der Rehbachhalle zur großen Kinderolympiade.<br />
58 Kinder im Alter von fünf und<br />
sechs Jahren traten in den verschiedenen<br />
Disziplinen wie Hürdenlauf, Balancieren,<br />
Rollbrett fahren und Zielwerfen an. Für<br />
jeden Wettbewerb gab es Punktrichter, die<br />
die Ergebnisse bewerteten und festhielten.<br />
Viele Eltern feuerten dabei ihre Jüngsten an<br />
und so glich die Sporthalle in Neuhofen<br />
nahezu einem Olympiastadion. Mit viel<br />
Begeisterung erlebte der stellvertretende<br />
Vorsitzende der Zweigstelle Pfalz, Dr. Alois<br />
Bierl, diese Olympiade. Er selbst holte 1972<br />
als Ruderer im Vierer eine Goldmedaille und<br />
somit unterstütze er ebenso wie Heiner<br />
Dopp, ehemaliger Feldhockeyspieler und<br />
dreimaliger Olympiateilnehmer, die jungen<br />
Sportler. "Der Tag soll vor allem Spaß<br />
machen und die Bewegung fördern",<br />
unterstrich Dopp das Engagement. Dieses<br />
Ziel ist eindrucksvoll erreicht worden und so<br />
gab es am Ende der Veranstaltung nur<br />
Sieger. Einige davon haben es sogar auf das<br />
Siegerpodest geschafft und wurden ebenso<br />
wie ihre Vorbilder mit einer Medaille und<br />
Urkunden belohnt. Ein rundum erfolgreicher<br />
Tag in den Augen aller Beteiligten.<br />
Impressum<br />
Impressum<br />
<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />
Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
Herausgeberkollegium:<br />
Gerd Graus (DOSB), Harald Denecken (DOG),<br />
<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong>, Michael Gernandt<br />
Chefredakteur: Harald Pieper<br />
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />
Daniela Doerinckel<br />
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Dr. Stefan Volknant<br />
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<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> abgegolten.<br />
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Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />
unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />
bzw. der DOG entsprechen.<br />
Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />
picture-alliance/dpa<br />
Dennis Buttler Helmut Gesierich<br />
Jürgen Klein Gerhard Mester<br />
Markus Stegner Eberhard Stroot<br />
Bernd Zimehl
Nachrichten der DOA<br />
"Mein Olympia":<br />
Jugend schreibt<br />
Die <strong>Olympische</strong>n Spiele sind das größte<br />
regelmäßig wiederkehrende Ereignis unserer<br />
Zeit und schon von daher im Fokus des<br />
öffentlichen Interesses. So wird das Großfest<br />
des Sports weltweit konsumiert, kommentiert<br />
und reflektiert - und auf ganz unterschiedliche<br />
Weise rezipiert. Diesbezüglich fühlen sich<br />
naturgemäß Vertreter von Medien, Politik<br />
und Wissenschaft herausgefordert, doch<br />
vielfach lassen sich auch Künstlerinnen und<br />
Künstler entsprechend animieren. Wenn aber<br />
Bewegung und Wettkampf auch zum Gegenstand<br />
künstlerischer Betrachtung erhoben<br />
werden, wird dies von der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung nicht nur gerne registriert, sondern<br />
auch gezielt gefördert.<br />
So verpflichtet das Internationale <strong>Olympische</strong><br />
Komitee ganz im Sinne seines Begründers<br />
Pierre de Coubertin, der mit der Wiederbelebung<br />
der antiken Spiele nicht zuletzt eine<br />
"Hochzeit von Körper und Geist" und damit<br />
eine Verbindung von Sport und Kultur<br />
propagierte, nicht nur die Ausrichter der<br />
Spiele zu einem hochkarätigen Kulturprogramm,<br />
sondern schreibt auch selbst immer<br />
wieder Wettbewerbe aus, die zu einer künstlerischen<br />
Beschäftigung mit den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen animieren sollen. In diesem<br />
Sinne erfolgte nun, nach 2001 und 2005<br />
bereits zum dritten Mal, ein Aufruf an<br />
Schülerinnen und Schüler, sich der Thematik<br />
literarisch anzunehmen.<br />
Im Auftrag des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes führt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Akademie einen entsprechenden Wettbewerb<br />
auf nationaler Ebene durch, dessen Siegerinnen<br />
und Sieger dann auf internationaler<br />
Ebene ins Rennen gehen. Der Wettbewerb ist<br />
für zwei Altersgruppen ausgeschrieben: Bis<br />
elf Jahre und bis 18 Jahre. Stichtag ist jeweils<br />
der 31. August 2009.<br />
Zugelassen sind Prosatexte (Erzählung,<br />
Kurzgeschichte, Aufsatz), die einen Umfang<br />
von vier DIN-A4-Seiten nicht überschreiten.<br />
Die eingereichten Arbeiten sollen der übergeordneten<br />
Thematik "Mein Olympia: Ein Sport-<br />
Erlebnis", also etwa den Aspekten Wettkampf,<br />
Leistung, Fairplay oder Freundschaft gewidmet<br />
sein und dabei auch eigene Erlebnisse,<br />
Erfahrungen und Meinungen widerspiegeln.<br />
Die Arbeiten müssen - in elektronischer Form<br />
(Word-Dokument) - bis zum 17. Juli 2009 bei<br />
der DOA eingegangen sein. Die Begutachtung<br />
der eingereichten Texte obliegt einer<br />
fachkundigen Jury.<br />
Die Gewinner der 1. Preise der beiden Alterskategorien<br />
erhalten eine wertvolle vom IOC<br />
gestiftete Trophäe, die Zweit- und Drittplatzierten<br />
Sachpreise. Weitere Auszeichnungen<br />
durch das IOC winken den Siegerarbeiten im<br />
Rahmen der internationalen Ausscheidung.<br />
Die Ausschreibung ist in vollem Wortlauf auf<br />
der Homepage der DOA abrufbar.<br />
"Jugend trainiert für Olympia":<br />
DOA setzt Akzente in Nesselwang<br />
Olympia ist ein weltberühmter Ort in Griechenland,<br />
der als Austragungsstätte und<br />
Namensgeber jenes Großsportfestes Karriere<br />
machte, das wie in der Antike auch in<br />
modernen Zeiten für Furore sorgt. So ist der<br />
Name auch Programm, gleichsam ein Label<br />
für höchste Ansprüche und Ziele, für einen<br />
Felix Loch, Richard Trautmann und Natalie Geisenberger im Gespräch<br />
mit Kai Gemeinder (v.l.).<br />
Traum, für dessen Erfüllung die "Jugend"<br />
weltweit, zum Beispiel auch in Nesselwang<br />
"trainiert".<br />
Doch ist "Olympia" nicht nur ein Synonym<br />
für Rekorde und Medaillen - es steht auch<br />
für eine faszinierende Idee. Schon dem<br />
Erfinder der <strong>Olympische</strong>n Spiele der Neuzeit,<br />
dem französischen Baron Pierre de Coubertin<br />
war es nämlich darum zu tun, den sportlichen<br />
Wettkampf mit einem pädagogischen<br />
Auftrag zu verbinden und in den Dienst<br />
"einer friedlichen und besseren Welt" zu<br />
stellen. Ein hehrer Anspruch, der angesichts<br />
der vielfältigen Risiken und Nebenwirkungen<br />
des internationalen Spitzensports immer<br />
wieder an der Wirklichkeit zu scheitern droht.<br />
Gleichwohl scheint auch und gerade in<br />
Zeiten von Doping und Kommerz ein unbeirrtes<br />
Eintreten für die olympischen Werte,<br />
für einen respektvollen Umgang mit sich und<br />
dem Gegner, für Fairness und Menschlichkeit<br />
jeden Einsatz zu lohnen. <strong>Von</strong> dieser Überzeugung<br />
ist jedenfalls das Engagement der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie und auch<br />
die schon bewährte Beteiligung an den<br />
zentralen Veranstaltungen von "Jugend<br />
trainiert für Olympia" getragen. Denn der<br />
Nachwuchs von heute ist die Elite von<br />
morgen. So wirbt die DOA im Rahmen des<br />
traditionellen Schulwettbewerbs immer<br />
wieder gerne für ihr Credo, dass nicht nur<br />
dem Ziel, sondern<br />
auch dem Weg<br />
Bedeutung zukommt,<br />
dass sich<br />
sportliches Handeln<br />
mit einer sportlichen<br />
Haltung verbinden<br />
sollte und dass<br />
Erfolg nicht allein<br />
am blanken Ergebnis<br />
zu ermessen ist.<br />
In diesem Sinne hat<br />
die DOA auch beim<br />
diesjährigen Winterfinale<br />
in Nesselwang<br />
Akzente gesetzt und<br />
versucht, die vielen<br />
talentierten und<br />
77
ambitionierten jungen Sportlerinnen<br />
und Sportler für die<br />
olympischen Werte und dafür zu<br />
gewinnen, einen gesunden<br />
Ehrgeiz mit Fairness und Respekt<br />
zu verbinden.<br />
Dabei griff man ebenso auf<br />
bewährte Bausteine, wie Infostand,<br />
verschiedene Ausstellungen<br />
und Olympia-Quiz wie auf<br />
neue Angebote zurück, etwa<br />
einen Wettbewerb im Stand-<br />
Weitsprung oder eine Spielkonsole<br />
zum virtuellen Erproben<br />
verschiedener Sportarten und Fitnessprogramme.<br />
Ein besonderes Ausrufezeichen setzte wieder<br />
einmal die "DOA-Actiontime". Die von Kai<br />
Gemeinder erfrischend jugendgemäß moderierte<br />
große Abendveranstaltung stand unter<br />
dem Motto "<strong>Von</strong> Peking nach Vancouver:<br />
Olympia in Nesselwang" und wurde von<br />
vielen Besuchern als glanzvoller Höhepunkt<br />
der gesamten Finalwoche empfunden. Neben<br />
hochkarätigen Vorführungen junger Artisten,<br />
etwa vom Fürstenfeldbrucker Schulzirkus<br />
"Kunterbunt" oder der Trampolin-Künstler<br />
"Flying Bananas" fanden insbesondere auch<br />
die Gespräche mit Topathleten großes<br />
Interesse. So sprachen Felix Loch und Natalie<br />
Geisenberger über ihre noch ganz frischen<br />
Erfolgserlebnisse als Erst- und Zweitplatzierte<br />
der Rodel-WM, während der zweifache<br />
Bronzemedaillengewinner im Judo, Richard<br />
Trautmann, den gebannten Zuhörern Tipps<br />
für eine Vereinbarkeit von sportlicher und<br />
schulischer oder beruflicher Karriere gab.<br />
So nahm der Stellvertretende DOA-Vorsitzende,<br />
Prof. Dr. Helmut Altenberger, im Rahmen<br />
der Abschlussveranstaltung den wohlverdienten<br />
Dank der Organisatoren entgegen und<br />
versicherte seinerseits, dass sich die DOA<br />
auch in Zukunft gerne im Sinne einer <strong>Olympische</strong>n<br />
Erziehung bei "Jugend trainiert für<br />
Olympia" engagieren wird.<br />
DOA in Malaysia<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie ist nicht<br />
nur an einer engen Verbindung zur Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Akademie (IOA) in<br />
Olympia (Griechenland), sondern stets auch<br />
an guten Kontakten zu nationalen Akademien<br />
interessiert. So leistete man gerne einer<br />
Einladung der NOA von Malaysia Folge und<br />
entsandte Referent Tobias Knoch als Teilneh-<br />
78<br />
mer an der 12. Session "for young leaders"<br />
nach Kuala Lumpur. Dabei stellte er nicht nur<br />
die Aktivitäten der DOA vor, sondern tauschte<br />
sich mit anderen Nachwuchskräften aus<br />
26 Ländern über Fragen der <strong>Olympische</strong>n<br />
Erziehung sowie die "Erfahrungen von Peking<br />
als Wegweiser für Vancouver" aus. Beide<br />
Akademien vereinbarten bei dieser Gelegenheit<br />
auch, die begonnene Kooperation in<br />
Zukunft zu intensivieren.<br />
"Olympia ruft: Mach mit!"<br />
Schulprojekte ausgezeichnet<br />
Wie bereits gemeldet, hat der mit der Versendung<br />
der Unterrichtsmaterialien zu den<br />
Spielen von Peking, "Olympia ruft: Mach<br />
mit!", verbundene Aufruf der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Akademie zum Nachweis<br />
entsprechender Aktivitäten an deutschen<br />
Grundschulen eine große Resonanz erfahren.<br />
Nachdem eine Jury unter Leitung von DOA-<br />
Geschäftsführer Achim Bueble die knapp 100<br />
eingereichten Dokumentationen von insgesamt<br />
bemerkenswerter Qualität einer eingehenden<br />
Prüfung unterzogen hat, wurde das<br />
ausgelobte Preisgeld von insgesamt<br />
3.200 Euro wie folgt<br />
verteilt:<br />
Die Friedrich-Reimann-Grundschule<br />
in Zeulenrode, die Johann-Heinrich-Büttner-Schule<br />
in<br />
Altenheim, die Grundschule<br />
Niederbrombach und die Katholische<br />
Grundschule Leuth in<br />
Nettetal erhalten je 500 Euro. Je<br />
200 Euro haben die Berliner<br />
Kiekemal-Grundschule, die<br />
Grundschule Olbersdorf, die<br />
Friedrich-Engels-Schule in<br />
Meerane sowie die Grundschule<br />
Birkenfeld gewonnen. Und je 100 Euro gehen<br />
an die Albert-Schweitzer-Schule in Bargteheide,<br />
die gleichnamige Schule in Frankenthal,<br />
die Zwickauer Schule am Windberg<br />
sowie die Tabaluga-Förderschule in Leinefelde-Worbis.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie gratuliert<br />
allen Gewinnern und hofft, dass die prämierten<br />
sowie die diesmal nicht berücksichtigten<br />
Schulen auch in Zukunft tatkräftige Partner<br />
einer <strong>Olympische</strong>n Erziehung sein werden. Im<br />
Übrigen wird die DOA auch im Blick auf die<br />
bevorstehenden Winterspiele in Vancouver<br />
wieder praxisnahe und hoffentlich anregende<br />
Materialien erarbeiten und den Schulen zur<br />
Verfügung stellen.<br />
DOA unterstützt Mainzer<br />
"Fallstudienwettbewerb"<br />
Bereits zum vierten Mal unterstützte die DOA<br />
einen von Prof. Dr. Holger Preuß mit Studentinnen<br />
und Studenten des Schwerpunktes<br />
Sportökonomie am sportwissenschaftlichen<br />
Institut der Universität Mainz durchgeführten<br />
"Fallstudienwettbewerb", bei dem dieses<br />
Mal Konzepte für die Finanzierung eines<br />
<strong>Olympische</strong>n Jugendlagers erarbeitet und<br />
professionell präsentiert werden sollte. Eine<br />
Aufgabe, der seitens der DOA schon insofern<br />
besonders großes Interesse entgegengebracht<br />
wurde, da sie sich mit eben dieser Herausforderung<br />
zur Zeit tatsächlich konfrontiert sieht.<br />
Für die Austragung der Finalrunde der drei<br />
besten Gruppen hatte die DOA wie in den<br />
vergangenen Jahren ins Haus des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sports nach Frankfurt am Main eingeladen.<br />
Dort erwartete die Studierenden eine fachkundige<br />
Jury, der neben Prof. Preuß die DOA-<br />
Vertreter Achim Bueble und Andreas Höfer<br />
<strong>Olympische</strong> Fallstudien: Sieger (mit Urkunde) und Jury.
und DOSB-Pressesprecher Michael Schirp<br />
auch der Geschäftsführer der Agentur<br />
ProSport, Stefan Klos, also ein ausgewiesener<br />
Profi in Sachen Vermarktung angehörte.<br />
Schließlich war ProSport bereits verschiedentlich<br />
in die Bewerbungskampagnen für<br />
<strong>Olympische</strong> Spiele involviert und zeichnet<br />
auch verantwortlich für die Machbarkeitsstudie<br />
für die Münchner Bewerbung um die<br />
Ausrichtung der Winterspiele von 2018.<br />
So mochte gerade das Lob aus seinem<br />
berufenen Munde für alle Präsentationen die<br />
Beteiligten darüber hinwegtrösten, dass sie<br />
nicht mit einem olympischen Großauftrag,<br />
sondern nur mit einer DOA-Urkunde und<br />
einem Buchpräsent ausgezeichnet wurden.<br />
<strong>Olympische</strong>s Jugendlager:<br />
Vancouver 2010<br />
Nachdem das IOC die Ausrichter <strong>Olympische</strong>r<br />
Spiele aus der Pflicht entlassen hat, ein<br />
internationales Jugendlager auszurichten,<br />
hat sich das NOK für Deutschland, und in<br />
dessen Nachfolge der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Sportbund, die Aufgabe zu Eigen gemacht,<br />
entsprechende Initiativen auf nationaler<br />
Basis zu ergreifen. Mit der Organisation sind<br />
alternierend die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Akademie (Winterspiele) und die <strong>Deutsche</strong><br />
Sportjugend (Sommerspiele) beauftragt.<br />
Gemäß diesem Auftrag und auf der Basis der<br />
ausgesprochen guten Erfahrungen mit den<br />
Jugendlagern in Salt Lake City, Athen und<br />
Turin trifft die DOA nun entsprechende<br />
Vorbereitungen für Vancouver, damit im<br />
Auf den Spuren der Inuit: Achim Bueble<br />
auf Quartiersuche in Kanada.<br />
kommenden Februar etwa 50<br />
Jugendliche auf die olympische<br />
Reise nach Kanada geschickt<br />
werden können. Als Zielgruppe<br />
sind Nachwuchssportler aus dem<br />
Bereich des Wintersports vorgesehen,<br />
deren Auswahl und<br />
Vorbereitung wiederum in<br />
Verbindung mit den zuständigen<br />
Fachverbänden erfolgen wird.<br />
Eine Ausschreibung mit den<br />
Modalitäten für eine Bewerbung<br />
wird in Kürze veröffentlicht,<br />
nachdem DOA-Geschäftsführer<br />
Achim Bueble bei einer Inspektionsreise<br />
vor Ort das bisher<br />
drängende Problem der Quartiersuche<br />
gelöst zu haben scheint. Jedenfalls<br />
bietet die verfügbare "Copperdome Lodge" in<br />
Pemberton, unweit von Whistler, dem Austragungsort<br />
der olympischen Schneewettbewerbe,<br />
beste Voraussetzungen, die Intention des<br />
Jugendlagers umzusetzen. Schließlich sollen<br />
den jungen Sportlerinnen und Sportlern nicht<br />
nur <strong>Olympische</strong> Spiele "zum Anfassen",<br />
sondern auch ein intensives Erleben der<br />
<strong>Olympische</strong>n Idee geboten werden. Die<br />
begeisterte Rückmeldung bisheriger Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer bestätigt die<br />
Verantwortlichen in ihrer Meinung, dass der<br />
damit verbundene Aufwand einen erheblichen<br />
Mehrwert gerade auch im Sinne einer<br />
<strong>Olympische</strong>n Erziehung verspricht.<br />
Deutschland läuft:<br />
Olympic Day Run 2009<br />
Auch in diesem Jahr fordert das IOC zu einer<br />
weltweiten Durchführung eines "Olympic Day<br />
Run" auf. Unter diesem Titel soll "laufend" an<br />
die Gründung der <strong>Olympische</strong>n Bewegung<br />
am 23. Juni 1894 durch den französischen<br />
Baron Pierre de Coubertin erinnert werden.<br />
Die Verantwortung für die Umsetzung der<br />
traditionellen Initiative liegt hierzulande bei<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie und<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Mit Unterstützung des langjährigen Partners<br />
McDonald's sollen auch in diesem Jahr<br />
wieder viele Laufbegeisterte gewonnen<br />
werden, um mit einer Teilnahme an der<br />
Veranstaltung ein Zeichen im Sinne olympischer<br />
Werte wie Fairness, Leistungsbereitschaft,<br />
Teamgeist und Völkerverständigung<br />
zu setzen. Gelegenheit dafür bietet sich<br />
Alt und Jung läuft mit: Olympic Day Run im Berliner<br />
Olympiastadion.<br />
dieses Jahr in sieben deutschen Städten. Den<br />
Anfang macht Frankfurt am Main, wo am 31.<br />
Mai, also Pfingstsonntag, nicht nur möglichst<br />
viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Turnfestes auf die Strecke gehen<br />
sollen. Es folgen Eckernförde (18. Juni),<br />
Bergisch Gladbach-Bensberg (19. Juni), Kiel<br />
(24. Juni), Odenwald-Tauber (26. Juni) sowie<br />
Stuttgart (18. Juli) und Berlin (Termin wird<br />
noch bekanntgegeben). Veranstalter vor Ort<br />
sind die jeweiligen DOG-Zweigstellen, die<br />
sich gemeinsam vorgenommen haben, die<br />
Teilnehmerzahl des Vorjahres, etwa 10.000,<br />
zu übertreffen.<br />
Weitere Informationen zu den Olympic Day<br />
Run-Veranstaltungen in Deutschland finden<br />
sich unter www.doa-info.de und www.dogbewegt.de.<br />
Lehrerfortbildung<br />
Mit der Ausschreibung einer Lehrerfortbildungsmaßnahme<br />
zur "<strong>Olympische</strong>n Erziehung<br />
in der Schule" knüpft die DOA an eine<br />
seit 1991 mit großem Erfolg durchgeführte<br />
Veranstaltungsreihe des damaligen NOK für<br />
Deutschland an.<br />
Dieses Mal richtet sich das Angebot speziell<br />
an Lehrerinnen und Lehrer der Eliteschulen<br />
des Sports sowie der sportbetonten Schulen.<br />
Das Thema der Maßnahme lautet: "Erziehung<br />
zu Leistung, Fairplay und gegenseitiger<br />
Achtung". Die Veranstaltung findet vom 29.<br />
August bis 3. September 2009 in Feriendorf<br />
Inzell des Bayerischen Landessportverbandes<br />
statt. Anmeldungen nimmt die DOA bis zum<br />
15. Mai entgegen. Nähere Auskünfte erteilt<br />
die Geschäftsstelle.<br />
79
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />
Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 29 - Heft 2/2009<br />
Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />
Internet: www.sportmuseum.info<br />
Die X. Sammlerbörse in Köln -<br />
so erfolgreich wie nie zuvor<br />
Am 21. und 22. März 2009 fand zum<br />
zehnten Mal die IMOS-Sammlerbörse im<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum statt.<br />
Auch wenn das ursprüngliche Konzept für<br />
die X. Sammlerbörse - eine Auktion mit<br />
einzubeziehen - behördlich nicht genehmigt<br />
wurde, war die zweite Neuerung erfolgreich:<br />
die Zweitagesveranstaltung. Ein<br />
abwechslungsreiches Programm, das schon<br />
am Freitag begann, sorgt für eine gute<br />
Stimmung bei den Teilnehmern. Es konnten<br />
internationaltätige Händler und Sammler<br />
gewonnen werden. Bereits am Samstag<br />
waren etwa dreißig Tische besetzt. Durch<br />
die Besucher aus dem europäischen Ausland,<br />
wie Polen, Norwegen, Österreich und<br />
Italien, aber auch aus Übersee war sehr<br />
interessantes Material im Angebot. Der<br />
große Saal des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museums war sehr nett vom Team um<br />
Klaus H. Schopen vorbereitet worden.<br />
Viele internationale Gäste schätzten auch<br />
die gute Betreuung, die beispielsweise durch<br />
ein Kölsches Buffet am Freitag und einen<br />
festlichen Olympia - Abend am Samstag<br />
neue Freundschaften begünstigte. Als<br />
Ehrengäste waren zum Festabend erschienen:<br />
Heide Ecker - Rosendahl, zweifache<br />
Olympiasiegerin und Silbermedaillengewinnerin<br />
in München, der Leichtathlet Manfred<br />
Germar, früherer Weltrekordler, mehrfacher<br />
Europameister und Bronzemedaillengewinner<br />
in Melbourne 1956 und Rainer Borkowsky,<br />
der als Steuermann im "Zweier mit"<br />
1956 in Melbourne Silber gewann. Alle<br />
Sportler wurden mit einem kurzen Filmbeitrag<br />
vorgestellt. Die Übersetzung der<br />
Beiträge ins Englische hatte Ansgar Molzberger<br />
übernommen. Einen genussvollen<br />
Eindruck in ein weiteres Hobby von Rainer<br />
80<br />
Borkowsky konnten die Gäste des Olympia-<br />
Abends gewinnen: Der Wein des Abends<br />
wurde von ihm gesponsert, da er gemeinsam<br />
mit zwei Freunden einen Weinberg an<br />
der hessischen Bergstraße bewirtschaftet.<br />
Einige Gäste haben noch für dieses Jahr ihre<br />
Besuch angekündigt - Weinprobe eingeschlossen,<br />
versteht sich.<br />
Für die Sammler war die Begegnung mit<br />
den Olympiateilnehmern Manfred Germar,<br />
Heide Ecker-Rosendahl und Rainer Borkowsky<br />
einer der Höhepunkte des Olympia-Abends.<br />
Am Sonntag waren dann auch die letzten<br />
Tische besetzt. Insgesamt waren über 40<br />
Anbieter vor Ort. Viele IMOS - Mitglieder<br />
nutzten diese Veranstaltung zudem, um Ihre<br />
Dubletten anzubieten oder um Sammlungslücken<br />
zu füllen. Neben Philatelie wurden in<br />
Reger Andrang herrschte auf der X. Sammlerbörse<br />
diesem Jahr zahlreiche Pins angeboten, aber<br />
auch Tickets und Batches, sowie Maskottchen<br />
waren gefragt. Das wohl teuerste<br />
Stück, das an diesen Tagen den Besitzer<br />
wechselte, war eine Original - Fackel der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele von Peking 2008, zudem<br />
wurden Original - Fackeln der Winterspiele<br />
von Turin 2006 und der Sommerspiele von<br />
Moskau 1980 angeboten.<br />
Zur traditionellen Autogrammstunde am<br />
Sonntagmittag konnten Frau Ulrike Nasse -<br />
Meyfarth, Goldmedaille 1972 und 1984 im<br />
Hochsprung, Rainer Borkowsky, Silber als<br />
Die Autogramme von Heinrich Popow,<br />
Marina Mohnen, Rainer Borkowsky und<br />
Ulrike Nasse-Meyfaht waren sehr gefragt.<br />
Steuermann im "Zweier mit" 1956, Marina<br />
Mohnen, Silber im Rollstuhl - Basketball bei<br />
den Paralympics 2008 und Heinrich Popow,<br />
mehrfacher Medaillengewinner als Leichtathlet<br />
bei Paralympics 2004 und 2008<br />
begrüßt werden. Der Andrang am Autogrammtisch<br />
war riesig und sowohl den<br />
Sportlern wie auch den Sammlern war die<br />
Freude anzusehen.<br />
Ebenfalls zum zehnten Male gab es ein<br />
Sonderpostamt mit einem wunderbar<br />
gestalteten Sonderstempel, der auf die<br />
diesjährige Leichtathletik-WM in Berlin<br />
hinweißt. Zum Abschluss der Tage äußerten<br />
sich alle Händler bzw. Sammler, die in
diesem Jahr<br />
zum ersten<br />
Mal in Köln<br />
waren, sehr<br />
positiv über<br />
die Sammlerbörse.<br />
Alle wollen<br />
im nächsten<br />
Jahr wiederkommen. Nach Schätzung der<br />
Veranstalter haben über 1000 Gäste wahrend<br />
der zwei Tage die Sammlerbörse<br />
besucht.<br />
Charly Biernat<br />
Die Nummer 173<br />
Als einer der Stargäste des Olympia-Abends<br />
im Rahmen der X. Sammlerbörse am Samstag,<br />
dem 21. März 2009, im <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museum war, neben<br />
Manfred Germar und Rainer Borkowsky,<br />
Heide Ecker-Rosendahl gekommen. Die<br />
erfolgreiche Leichtathletin, die 1972 bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen in München Gold im<br />
Weitsprung und in der 4x100 Meter-Staffel<br />
sowie Silber im Fünfkampf gewann, hielt an<br />
diesem Abend für das <strong>Deutsche</strong> Sport &<br />
Olympia Museum eine wunderbare Überraschung<br />
bereit und beschenkte es neben<br />
ihrem Athletenausweis, ihrer Akkreditierung<br />
und ihrem Teilnehmer-Abzeichen "Leichtathletik"<br />
von <strong>Olympische</strong>n Spielen 1968 in<br />
Mexiko mit ihrer Startnummer der Spiele in<br />
München. Jene Startnummer, die 173, mit<br />
der sie die zuvor genannten Erfolge in<br />
München erzielen konnte und so zum<br />
"Gesicht der Spiele" avancierte.<br />
Heide Ecker-Rosendahl mit der Startnummer<br />
173 in Aktion<br />
Den Gästen des Abends fiel auf, dass die<br />
Startnummer in Gegensatz zu heutigen<br />
Startnummern aus 100% Baumwolle bestand.<br />
Heide Ecker-Rosendahl berichtet<br />
darauf hin, dass die Startnummer bei Nässe<br />
schwer wurden und mitunter sehr störten. In<br />
einem anschließend eingespielten Filmbeitrag<br />
von ihrem „Goldsprung“ konnte die Startnummer<br />
deutlich erkannt werden. Gemeinsam<br />
gaben Film und Startnummer viele<br />
Anknüpfungspunkte um sich über die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele von 1972 auszutauschen.<br />
Dr. Otto Schröder<br />
Als am 18. März 1883 Vertreter von 34<br />
Rudervereinen im Kölner Gürzenich zusammenkommen,<br />
um den <strong>Deutsche</strong>n Ruderverband<br />
(DRV) zu gründen, schreiben sie<br />
Sportgeschichte. Denn mit dem DRV wird<br />
der erste nationale deutsche Sportverband<br />
ins Leben<br />
gerufen. Am<br />
13. März<br />
2008 wurde<br />
aus diesem<br />
Anlass im<br />
<strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport &<br />
Olympia<br />
Museum die<br />
Ausstellung<br />
"Der Glanz<br />
des Sieges"<br />
eröffnet und<br />
damit das<br />
125-jährige<br />
Jubiläum<br />
dieser<br />
Gründung<br />
gewürdigt.<br />
Präsentiert<br />
wurde,<br />
neben mehr<br />
als vierzig<br />
Ein Blick ins Innere des<br />
Rennbootes "Dr. Otto<br />
Schröder"<br />
hochwertigen Siegpreise aus den Schatzkammern<br />
deutscher Rudervereinen, als<br />
zentrales Objekt der Ausstellung, der "Vierer<br />
mit Steuermann: Dr. Otto Schröder" aus<br />
Berlin.<br />
Dr. Otto Schröder (1887 - 1962) trat 1909<br />
in den Berliner Ruder-Club (BRC) ein. Nach<br />
erfolgreicher Laufbahn als Steuermann war<br />
er von 1924 bis zu seinem Tod im Vorstand<br />
des BRC tätig. Noch zu Lebzeiten ehrte der<br />
BRC 1962 Dr. Otto Schröder mit der Taufe<br />
eines werftneuen Bootes, das in der Schweizer<br />
Bootswerft Stämpfli nach neuesten<br />
strömungstechnischen Erkenntnissen<br />
gebaut worden war. In dem Boot gewannen<br />
Bernd-Jürgen Marschner, Peter Neusel, Dr.<br />
Bernhard Britting und Manfred Ross mit<br />
Steuermann Jürgen Oelke unter Trainer<br />
Walter Volle die Goldmedaille bei den ersten<br />
Ruder-Weltmeisterschaften 1962 auf dem<br />
Rotsee in Luzern. 1963 errangen Egbert<br />
Hirschfelder, Joachim Werner, Dr. Bernhard<br />
Britting und Peter Neusel mit Steuermann<br />
Jürgen Oelke in dem Boot die Europameisterschaft.<br />
1964 gewannen sie in diesem<br />
Boot bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Tokio<br />
die Goldmedaille; 1964 die einzige Ruder-<br />
Goldmedaille für die damals gesamtdeutsche<br />
Mannschaft.<br />
Das Boot wurde dem <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museum vom Berliner Ruder-Club<br />
als Dauerleihgabe überlassen. Nach dem<br />
Ende der Ausstellung hat es nun seinen<br />
Platz im Foyer des Museums gefunden und<br />
zieht die Blicke der Besucher auf sich.<br />
Nachwuchsförderung<br />
Die 15. Auflage des Kölner Sporttreffs, am 6.<br />
März 2009, widmete sich der Nachwuchsförderung<br />
im Sport. Es diskutierten Erhard<br />
Wunderlich, deutscher Handballer des<br />
Jahrhunderts und Vorsitzender des Förderverein<br />
handballfriends e.V., Köln, Erich<br />
Kühnhackl, deutscher Eishockeyspieler des<br />
Jahrhunderts und Vorstand der Erich-<br />
Kühnhackl-Stiftung in Landshut, Thomas<br />
Eichin, Geschäftsführer KEC Kölner Haie und<br />
Dr. Klaus Steinbach, Schwimmweltmeister,<br />
ehemaliger Präsident des NOK für Deutschland<br />
und heute ärztlicher Direktor der<br />
Hochwaldkliniken Weiskirchen. Die engagiert<br />
und lebhaft geführte Diskussion wurde<br />
moderiert von Hans Meiser.<br />
Im Mittelpunkt des Gespräch, zu dem sich<br />
über 220 Gäste in der Wechselausstellung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums<br />
eingefunden hatten, stand die Frage, ob sich<br />
Profimannschaften die kostspielige Förderung<br />
der Nachwuchsmannschaften überhaupt<br />
noch leisten können. Im Profisport<br />
zählen nur Siege und Titel, wie viele Spieler<br />
einer Mannschaft aus dem eigenen Nachwuchs<br />
kommen spiele dabei keine Rolle.<br />
In der Diskussion mit dem Publikum rückte<br />
dann der gesellschaftliche Aspekt des Sports<br />
81
In neuem Glanz<br />
Regelmäßigen Lesern/innen dieser Rubrik ist<br />
sicherlich aufgefallen, dass der Fundus des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums in den<br />
vergangenen Monaten durch Schenkungen<br />
einiger attraktiver Memorabilia aus dem Bereich<br />
des Wintersports bereichert wurde. Dieser<br />
erfreuliche Umstand hat uns dazu bewogen, die<br />
Wintersport-Abteilung im <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museum neu zu gestalten.<br />
Blick in die neu gestaltete Wintersport-Abteilung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museums.<br />
Beim<br />
Betreten<br />
des Raumes,<br />
fällt<br />
der Blick<br />
nun sofort<br />
auf die in<br />
der Mitte<br />
platzierten,<br />
drei neuen,<br />
großformatigenTischvitri-<br />
nen, deren Sockel mit der Darstellung eines<br />
winterlichen Bergpanoramas für die entsprechend<br />
frostige Atmosphäre sorgen. In den, von<br />
unten beleuchteten, Vitrinen kommen die dort<br />
ausgestellten Exponate besonders wirkungsvoll<br />
zur Geltung. Die schwarzen Schlittschuhe der<br />
5.000 Meter-Eisschnelllauf-Olympiasiegerin von<br />
Lillehammer 1994, Claudia Pechstein, deren fest<br />
verschraubte Kufen angesichts der heute<br />
gebräuchlichen Klappschlittschuhe schon<br />
antiquiert anmuten, gehören ebenso dazu wie<br />
die beiden grundverschiedenen Eishockey-<br />
Masken der Jahre 1968 und 1996, die die Kölner<br />
"Haie"-Torhüter-Idole, Dieter Horky und Peppi<br />
Heiß, vor schwerwiegenden Verletzungen<br />
bewahrt haben. Freunde/innen des Eiskunstlaufs<br />
können sich dann noch an - bei den Europameisterschaften<br />
2007 und den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen von Turin 2006 getragenen - Schuhen<br />
und Wettkampfkleidung des neuen deutschen<br />
Traum- und Weltmeisterpaars Aljona Savchenko/Robin<br />
Szolkowy erfreuen. Für die imposanten<br />
Sprungskier des Doppel-Olympiasiegers der<br />
82<br />
Nordischen Kombination von Turin 2006, Georg<br />
Hettich, musste indes ein anderer Platz gesucht<br />
werden. Diese schmücken nun die Wand füllende<br />
Großraumvitrine, in der sich weitere, zahlreiche<br />
Objekt-Highlights aus allen Bereichen des<br />
Wintersports finden. Ein - kufenloser - Viererbob,<br />
in den man sich auch hineinsetzen darf, und ein<br />
altes und neues Modell eines Rennrodelschlittens<br />
komplettieren die sehenswerte Abteilung.<br />
Perspektivisch besteht zudem die Hoffnung, dass<br />
weitere, anschauliche Exponate hinzukommen<br />
werden, da unsere deutschen Wintersport-<br />
Athleten international weiterhin Erfolge feiern.<br />
So liegt uns bereits eine feste Zusage von der<br />
mehrfachen Weltmeisterin und Gewinnerin des<br />
Gesamtweltcups 2009 im Rennrodeln, Tatjana<br />
Hüfner, vor, die uns einen Teil ihrer Ausrüstung<br />
schenken will. Eine dankenswerte und hilfreiche<br />
Unterstützung - zur allgemeinen Nachahmung<br />
empfohlen!<br />
Timo Boll: Schlägerspende<br />
mehr in den Mittelpunkt.<br />
Insbesondere<br />
ging es um die Funktion<br />
des Sports in der Jugendarbeit.<br />
Alle Beteiligten<br />
waren sich einige,<br />
dass sportliche Aktivität<br />
sowohl der körperlichen<br />
als auch der sozialen<br />
Sammlungsgeschichten<br />
Die Tischtennis-Weltmeisterschaften im Damenund<br />
Herren-Einzel, die vom 28.04. bis 05.05.2009<br />
in Yokohama/Japan ausgetragen werden, stellen<br />
für Timo Boll eine besondere Herausforderung<br />
dar. Dort will der 28-jährige Linkshänder, seit<br />
Jahren Europas bester und in der Weltrangliste<br />
momentan an vierter Stelle platzierter deutscher<br />
Profi-Tischtennisspieler, ein Ziel erreichen, das<br />
ihm in seiner langjährigen, überaus erfolgreichen<br />
Karriere<br />
bislang<br />
verwehrt<br />
geblieben<br />
ist: der<br />
Gewinn des<br />
Einzel-<br />
Titels.<br />
Damit<br />
würde er<br />
die Tischtennis-Heroen Eberhard Schöler, der<br />
1969 Vize-Weltmeister im Einzel wurde, und Jörg<br />
Rosskopf, der gemeinsam mit <strong>Steffen</strong> Fetzner 20<br />
Jahre später den WM-Titel im Doppel gewinnen<br />
konnte, überflügeln und sich damit einen<br />
Entwicklung junger Menschen diene. Neben<br />
der Förderung der Jugendlichen durch<br />
Schulen und Vereine wurden aber auch die<br />
Eltern in die Pflicht genommen, den ohne<br />
deren Unterstützungen ist eine erfolgreiche<br />
Entwicklung eines Jugendlichen im Sport<br />
nicht möglich, so die Meinung der Teilnehmer<br />
des 15. Sporttreffs in Köln.<br />
dauerhaften Platz im Tischtennis-Olymp sichern.<br />
Dass er das kämpferische und spielerische<br />
Potenzial dazu hat, die schier übermächtige,<br />
chinesische Phalanx besiegen zu können, hat er<br />
in verschiedenen Aufeinandertreffen bewiesen -<br />
zuletzt als Pro-Tour-Sieger 2009 in Katar.<br />
Vor diesem Hintergrund bedarf es keiner weiteren<br />
Erklärung, warum es seit langem Ziel des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums war, dem<br />
Ballartisten Timo Boll, der im Januar 2003 zudem<br />
als erster <strong>Deutsche</strong>r Rang Eins der Weltrangliste<br />
einnehmen konnte, einen dauerhaften Platz im<br />
Museum einzuräumen. Dabei richtete sich unser<br />
Augenmerk in erster Linie auf seinen Tischtennisschläger,<br />
dem Sportgerät, mit dem er seine<br />
zahllosen Erfolge errungen hat.<br />
Dass aus Wunsch letztlich Wirklichkeit wurde,<br />
verdanken wir dabei der tatkräftigen Mithilfe des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Tischtennis-Bundes, namentlich<br />
seines<br />
Präsidenten<br />
Thomas<br />
Weikert. Er<br />
arrangierte<br />
im Rahmen<br />
des Europe-<br />
Thomas Weikert, DTTB-Präsident,<br />
übergibt den Schläger von Timo<br />
Boll an Wolfgang Lewitzki,<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia<br />
Museum.<br />
Top-12-<br />
Turniers am<br />
08.02.2009<br />
im Burg<br />
Wächter<br />
Castello in<br />
Düsseldorf<br />
ein Zusammentreffen mit dem - auch dort<br />
letztlich siegreichen - Ausnahmespieler. Als<br />
Einstimmung auf die Siegerehrung wurde der<br />
Schläger, mit dem Timo Boll bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen von Peking im Mannschafts-Halbfinale<br />
am 16.08.2008 das japanische Team mit 3:2 zu<br />
besiegen half, als Geschenk an das Museum<br />
übergeben. Leider ging zwei Tage später das<br />
Endspiel gegen China mit 0:3 verloren, so dass es<br />
beim Gewinn der <strong>Olympische</strong>n Silbermedaille<br />
blieb - für Timo Boll und seine Mitstreiter<br />
sicherlich ein bitterer, für uns als Beschenkte<br />
jedoch ein eher kleiner Wermutstropfen.
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