special - Carl Zeiss
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Innovation<br />
Das Magazin von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
■ Blick ins Universum<br />
■ Faszination Fotografie<br />
■ Nanostrukturen<br />
ISSN 1431-8040<br />
16
Inhalt<br />
2<br />
Editorial<br />
❚ Dieter Brocksch 3<br />
Im Fokus<br />
Rätselhafte astrophysikalische Phänomene ❚ Martin Matthias Roth 4<br />
Dunkle Materie in Spiralgalaxien ❚ Martin Matthias Roth 8<br />
Schwarzes Loch – Holmberg II Galaxie ❚ Martin Matthias Roth 10<br />
Schwarze Löcher ❚ Martin Matthias Roth 12<br />
Calar-Alto-Observatorium 13<br />
Himmelsbeobachtung 14<br />
Geschichtliche Eckpunkte der Potsdamer Astrophysik 20<br />
SIR sucht nach Eis und Mineralien auf dem Mond ❚ Urs Mall, Chris Weikert 22<br />
Die Sonne 24<br />
Extrasolarer Planet 25<br />
Sonnenspäher, Wetterfrosch, Kometenjäger 26<br />
Kleine Geschichte des Spiegelteleskops 27<br />
Der Weg zu den Sternen 28<br />
Planetarium: Der Weltraum im Raum 32<br />
Sternwarteninstrumente 36<br />
Augenblicke<br />
Faszination Fotografie 37<br />
Vom Anwender<br />
Differenzierung heißt das Zauberwort 44<br />
Nanostrukturierung mit der 3D-Depositionslithographie ❚ Hans W.P. Koops 46<br />
Jubiläum<br />
Spurensuche in der Nanowelt: 40 Jahre Rasterelektronenmikroskopie 50<br />
Auszeichnungen<br />
Vierter R&D 100 Award in Folge für die Mikroskopie von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> 54<br />
Designpreis für ZEISS Victory 32 FL 55<br />
1540XB CrossBeam ® zweifach ausgezeichnet 55<br />
Aus dem Unternehmen<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG übernimmt NaWoTec GmbH ❚ Hans W.P. Koops 56<br />
Beam me up 58<br />
P.A.L.M. kommt zum Unternehmensbereich Mikroskopie 59<br />
Impressum 59<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
tauchen Sie ein in die Welt der Bilder. Bilder aus dem<br />
Weltall. Bilder aus den Städten und dem Leben in unserer<br />
Welt. Bilder aus der Nanowelt. Lassen Sie sich faszinieren<br />
von Bildern, die uns nüchtern informieren aber auch<br />
Geschichten von der Vielfalt des Lebens erzählen. Schon<br />
Marcel Proust schrieb: „Ein Buch ist eine Art optisches Instrument,<br />
das der Autor dem Leser reicht, damit er in sich<br />
entdecke, was er ohne Hilfe des Buches nicht entdeckt<br />
hätte.“<br />
Aus den Weiten des<br />
Universums.<br />
Bilder aus dem Weltall, so kompliziert sie auch entstehen<br />
mögen, vermitteln uns ein Gefühl von der unermesslichen<br />
Weite des Universums. Seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden<br />
ist die Menschheit fasziniert und beeindruckt<br />
von Schauspielen am Himmel. Seit Tausenden von Jahren<br />
versuchen die Menschen das „himmlische“ Geschehen<br />
zu deuten und zu verstehen. Seit Hunderten von Jahren<br />
nimmt das Wissen um das Wie und Warum zu. Zuerst<br />
beobachtete man lediglich das Licht der Sterne, maß ihm<br />
Gesetzmäßigkeiten zu. Dann erlaubten erste optische Instrumente<br />
sich den Gestirnen zu nähern. Man entdeckte<br />
Monde und Ringe. Viele Erkenntnisse aus dieser Zeit<br />
führten zum heliozentrischen Weltbild. Heute verlassen<br />
wir unseren Planeten für die Erforschung des Universums,<br />
für die Erforschung unserer Herkunft, und beginnen das<br />
Universum fast „hautnah“ zu betrachten. Mit modernsten<br />
Instrumenten analysieren wir das Licht aus dem Universum<br />
und machen uns daraus ein Bild. Und je mehr wir<br />
davon erkennen umso mehr bestaunen wir die Unfassbarkeit<br />
des Ganzen.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Editorial<br />
Informationsquelle Bild<br />
Wichtige optische Entwicklungen und Erfindungen führten<br />
unter anderem auch zur Entwicklung der Fotografie.<br />
Seit Beginn der Fotografie nutzen die Fotografen das<br />
Bild, um dem Betrachter Geschichten zu erzählen, ihn zu<br />
informieren und mit ihm zu kommunizieren. Bilder von<br />
Szenen in Städten unserer Welt bieten Einblicke in Momente<br />
unseres Lebens, zeigen Organisationsstrukturen<br />
und vermitteln Lebensgefühl.<br />
Die Rasterelektronenmikroskopie, eine noch junge Erfindung,<br />
erschließt mit faszinierenden Bildern Details und<br />
Strukturen aus Natur und Umwelt. Diese Mikroskoptechnik<br />
macht Strukturen in Dimensionen sichtbar, die dem<br />
menschlichen Auge ohne optische Instrumente verborgen<br />
bleiben.<br />
Raffinierte optische Techniken auf dem Gebiet der Nanostrukturierung<br />
helfen elektronische Schaltkreise für<br />
modernste Kommunikationsmittel aufzubauen. Damit<br />
werden beispielsweise moderne Kommunikationsmittel<br />
schneller und verlässlicher in der Funktion und umfassender<br />
im Einsatz.<br />
Sichtbar machen<br />
Getreu dem Unternehmensslogan „We make it visible“<br />
verhelfen optische Systeme von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> zu vielen neuen,<br />
manchmal ungeahnten Ein- und Ausblicken. Optische<br />
Schlüsseltechnologien nutzen das Licht, um Neues zu erkennen<br />
und zu schaffen.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr<br />
November 2005<br />
3
Im Fokus<br />
Rätselhafte astrophysikalische Phänomene<br />
4<br />
Die Astrophysik gehört zu den<br />
wenigen Disziplinen der naturwissenschaftlichenGrundlagenforschung,<br />
aus deren Forschungsergebnissen<br />
wir in einem für uns<br />
überschaubaren Zeitraum noch<br />
einmal fundamentale Umwälzungen<br />
unseres physikalischen Weltbilds<br />
erwarten können, die man<br />
etwa mit den Paradigmenwechseln<br />
bei der Einführung der Quantentheorie<br />
oder der Einführung<br />
der Einstein’schen Relativitätstheorie<br />
vor rund 100 Jahren vergleichen<br />
könnte. Exotische Objekte<br />
wie Neutronensterne, schwarze<br />
Löcher, Supernovaüberreste und<br />
andere Gasnebel, aber auch ganze<br />
Sternsysteme wie Galaxien<br />
und Galaxienhaufen stellen ein<br />
einmaliges Laboratorium dar, in<br />
dem Materie bei so extremer<br />
Temperatur, Druck, Dichte, Magnetfeldstärke<br />
und anderen physikalischen<br />
Größen untersucht werden<br />
kann, wie dies in keinem<br />
irdischen Labor möglich wäre.<br />
Die Messung dieser Größen geschieht<br />
in der modernen Astrophysik<br />
mit bodengebundenen Teleskopen<br />
und Weltraumobservatorien,<br />
die zusammen das ganze<br />
elektromagnetische Spektrum vom<br />
Radio- bis hin zum Röntgen- und<br />
Gammastrahlenbereich abdecken.<br />
Ebenso wichtig wie die Lichtsammelleistung<br />
und das Auflösungsvermögen<br />
der verwendeten Teleskope<br />
sind die Fokalinstrumente,<br />
mit denen das schwache, vom Te-<br />
leskop gesammelte Lichtsignal in<br />
eine direkt interpretierbare Messgröße<br />
überführt werden kann.<br />
Direkt abbildende Kameras, Spektrographen<br />
mit geringem, mittlerem<br />
oder hohem spektralen Auflösungsvermögen,<br />
Polarimeter, Interferometer<br />
und andere Fokalinstrumente<br />
erlauben heute einen<br />
tiefen Blick in die Entstehungsgeschichte,<br />
in die Entwicklung, und<br />
in den physikalischen Aufbau von<br />
teilweise noch völlig unverstandenen<br />
physikalischen Phänomenen.<br />
Der Einsatz von Hochtechnologie<br />
für die Instrumentierung<br />
moderner Teleskope ist daher zu<br />
einem unverzichtbaren Baustein<br />
für die moderne astrophysikalische<br />
Forschung geworden.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
3D-Spektroskopie –<br />
ein neues Messverfahren<br />
der Astrophysik<br />
Das Astrophysikalische Institut Potsdam<br />
(AIP), eine der ältesten Sternwarten<br />
Deutschlands, hat seit seiner<br />
Neugründung im Jahre 1992 neben<br />
seinen klassischen Kompetenzfeldern<br />
wie Sternphysik, Extragalaktik und<br />
Kosmologie den planmäßigen Aufbau<br />
von Infrastruktur für die Entwicklung<br />
moderner astronomischer Teleskope<br />
und von Fokalinstrumenten vorangetrieben.<br />
Das erste konkrete Projekt<br />
in diesem Bereich begann 1996<br />
mit der Entwicklung von PMAS (Potsdamer<br />
Multi-Apertur Spektrophotometer),<br />
einem innovativen bildgebenden<br />
Spektrographen (Bild 1). Die neue<br />
Technik wird häufig auch als Integralfeld-Spektroskopie<br />
oder kurz 3D-<br />
Spektroskopie bezeichnet. Bild 2 vermittelt<br />
das Messprinzip: das in der<br />
Fokalebene des Teleskops entstehende<br />
reelle Bild eines Objekts, z.B. einer<br />
Galaxie, wird durch ein Linsenraster<br />
abgetastet und mit seiner endlichen<br />
Anzahl von mxn Linsenelementen in<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
eine diskrete Anzahl von mxn Bildelementen<br />
überführt. Das in jedes<br />
Bildelement einfallende Licht wird<br />
durch eine individuell zugeordnete<br />
Faser eines Lichtleiterbündels aus der<br />
Fokalebene ausgekoppelt und einem<br />
mehr oder weniger weit entfernten<br />
Faserspektrographen zugeführt.<br />
Durch Umordnen der rechteckig<br />
angeordneten Bildelemente zu einem<br />
linearen Faserarray in der Eintrittsebene<br />
des Spektrographen kann auf sehr<br />
einfache Weise eine Anpassung der<br />
Geometrie des flächenhaften Objekts<br />
an die lineare Struktur des Spektrographenspalts<br />
erreicht werden. Jede<br />
Faser wird nun durch die Optik des<br />
Spektrographen individuell als kleine<br />
Kreisfigur auf den CCD-Detektor abgebildet,<br />
wobei infolge der Dispersion<br />
des Beugungsgitters das Faserbild<br />
bei Beleuchtung mit einem Kontinuum<br />
zu einem Lichtband auseinandergezogen<br />
wird, bzw. bei der Beleuchtung<br />
mit einem Emissionslinienspektrum<br />
in einer Anzahl diskreter<br />
Lichtpunkte längs diese Lichtbandes<br />
sichtbar wird (Bild 3). Auf dem Detektor<br />
entsteht nun eine Familie von<br />
(mxn) Spektren, die nach Auslesen<br />
des Bilds in den Computer mit geeigneten<br />
Softwareprogrammen zunächst<br />
extrahiert, kalibriert, und<br />
schließlich zur Bildrekonstruktion zusammengefasst<br />
werden können. Das<br />
Ergebnis dieser Bildrekonstruktion<br />
wird als Datenkubus bezeichnet – daher<br />
auch der Begriff 3D-Spektroskopie<br />
(Bild 4). Je nach Sichtweise lässt<br />
sich der Datenkubus als Stapel monochromatischer<br />
Bildaufnahmen, oder<br />
als Bündel von in einem rechteckigen<br />
Raster angeordneten Einzelspektren<br />
interpretieren. Der Vorteil des Verfahrens<br />
liegt auf der Hand: 3D-Spektroskopie<br />
ist ein vollsimultanes Messverfahren,<br />
bei dem der gesamte Datensatz<br />
in einer einzigen Belichtung aufgenommen<br />
wird. Da die meisten astrophysikalisch<br />
interessanten Objekte<br />
extrem lichtschwach sind und den<br />
Einsatz von kostspieligen Großteleskopen<br />
erforderlich machen, gewinnt<br />
dieser Aspekt, besonders für die interessantesten<br />
aktuellen Problemstellungen,<br />
zunehmend an Bedeutung.<br />
Bild 1:<br />
PMAS, das Potsdamer<br />
Multiapertur Spektrophotometer<br />
am Cassegrainfokus<br />
des <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> 3,5m<br />
Spiegelteleskops am<br />
Calar Alto Observatorium<br />
in Südspanien.<br />
Bild 2:<br />
Prinzipieller Aufbau eines<br />
Integralfeld-Spektrographen<br />
mit Linsenarray und<br />
Faserkopplung.<br />
Bild 3:<br />
Bildausschnitt aus einer<br />
PMAS-Kalibrationsaufnahme<br />
mit Kontinuumslicht<br />
(durchgehende Streifen)<br />
und Emissionslinienspektrum<br />
(aufgeprägte Punkte).<br />
Im Ausschnitt sind zwei<br />
Gruppen von je 16 Spektren<br />
zu sehen, die Dispersionsrichtung<br />
verläuft von links<br />
nach rechts.<br />
1 2<br />
3<br />
5
Bild 4:<br />
Schematische Darstellung<br />
eines Datenkubus,<br />
der durch Umordnen der<br />
aus dem CCD-Bild extrahierten<br />
Spektren generiert<br />
werden kann: als Resultat<br />
erhält man einen Würfel<br />
mit zwei Ortskoordinaten<br />
und einer Wellenlängenachse.<br />
Den Kubus kann man<br />
als Stapel von Bildaufnahmen<br />
über das im Linsenarray<br />
abgetastete Gesichtsfeld<br />
betrachten, die alle bei<br />
unterschiedlicher Wellenlänge<br />
belichtet wurden.<br />
Bild 5:<br />
Schnittbild der PMAS<br />
Spektrographenoptik<br />
(unten: das Gesamtsystem<br />
in der von Kollimator- und<br />
Kameraachse aufgespannten<br />
Dispersionsebene; oben:<br />
Kollimatorobjektiv in einem<br />
Schnitt senkrecht dazu).<br />
6<br />
Das Potsdamer<br />
Multi-Apertur<br />
Spektrophotometer<br />
Mit der Konzeption für das erste AIP-<br />
Instrumentierungsprojekt startete ein<br />
ambitioniertes Projekt, das nichts weniger<br />
anstrebte, als den Bau des weltweit<br />
leistungsfähigsten 3D-Spektrographen<br />
im Spektralbereich vom nahen<br />
UV (350 nm) bis zum nahen IR<br />
(1000 nm), d.h. im dem spektralen<br />
Fenster, innerhalb dessen die Atmosphäre<br />
für bodengebundene Beobachtungen<br />
durchsichtig ist. Gleichzeitig<br />
wurde eine optimale Sensitivität<br />
angestrebt, um das Instrument für<br />
die Beobachtung schwächster Quellen<br />
konkurrenzfähig zu machen. Für das<br />
optische System konnte nur Hochleistungsoptik<br />
in Frage kommen (Anforderungen<br />
siehe Kasten). Partner für<br />
die Entwicklung der Optik des PMAS<br />
Faserspektrographen, der als die zentrale<br />
und wichtigste optische Baugruppe<br />
das Gesamtverhalten des Instruments<br />
dominiert, war <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>.<br />
Das Optikdesign des Faserspektrographen<br />
(Bild 5) entwarf Uwe Laux, Weimar.<br />
Das Startdesign beruhte auf der<br />
Annahme von Katalogangaben wie<br />
Brechzahl und Linsenradius. Eine dreistufige<br />
Optimierung erfolgte im Zuge<br />
der Materialbeschaffung sowie Fertigung<br />
und Integration des Systems:<br />
Nach der Beschaffung der von<br />
SCHOTT gelieferten optischen Gläser<br />
wurde mit den individuell für jeden<br />
Rohling gemessenen Schmelzenbrechzahlen<br />
eine Schmelzenrechnung<br />
durchgeführt. Schließlich wurde nach<br />
Herstellung und Prüfung der Einzellinsen<br />
mit den gemessenen Ist-Radien<br />
und Dicken eine dritte Optimierung<br />
durchgeführt, in der durch Anpassung<br />
der Schnittweiten, also eine mechanische<br />
Nachoptimierung, die kritischen<br />
Systemparameter auf optimale<br />
Werte eingestellt wurden.<br />
Der geplante Einsatz am Teleskop<br />
erhöhte die Anforderungen an PMAS<br />
nochmals. Wichtig war hierbei der<br />
Erhalt der spezifizierten Bildstabilität<br />
unter beliebigen geometrischen Lagen<br />
(Schwenken des Teleskops) sowie<br />
in dem extrem weiten Temperaturbereich<br />
von -20 ° bis +20 ° C. Das<br />
schließlich von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> hergestellte<br />
und komplett integrierte System besteht<br />
aus einem refraktiven Kollimator-<br />
und einem refraktiven Kameraobjektiv.<br />
Profitiert hat das Projekt im<br />
1<br />
2<br />
besonderen Maße von der Erfahrung<br />
im Bau von Apochromaten für astronomische<br />
Refraktorobjektive, vom<br />
Know-how in der Herstellung von<br />
Asphären und von lithographischen<br />
CaF 2-Objektiven. Im Ergebnis wurde<br />
1999 nach einer umfangreichen Prüfserie<br />
(Bild 6, 7) ein System ausgeliefert,<br />
das als weltweit einmalig gilt<br />
und mit der Entwicklung von PMAS<br />
eine kritische Komponente mit exzellenten<br />
Leistungsdaten zur Verfügung<br />
stellt.<br />
Einsatz am Calar Alto<br />
Observatorium<br />
Im Mai 2001 wurde PMAS am 3,5 m<br />
Teleskop am Calar Alto Observatorium<br />
erstmals zum Einsatz gebracht<br />
(Bild 8). Dieses vor 30 Jahren von <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong> entwickelte Teleskop verkörpert<br />
noch heute einen bedeutsamen technologischen<br />
Entwicklungsschritt insofern,<br />
als hier zum ersten Mal die von<br />
Schott eigens für die Astronomie entwickelte<br />
Glaskeramik ZERODUR zum<br />
Einsatz gekommen ist – ein Paradebeispiel<br />
für einen erfolgreichen Technologietransfer<br />
aus der Grundlagenforschung.<br />
17<br />
18<br />
3 4 5 6 7 8 9<br />
16 15 14 13 12 11 10<br />
4 5<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Seit Herbst 2002 wird PMAS im Rahmen<br />
eines Nutzungsvertrags zwischen<br />
dem Max-Planck-Institut für Astronomie<br />
in Heidelberg und dem Astrophysikalischen<br />
Institut Potsdam den<br />
deutschen und spanischen Astronomen<br />
als allgemein zugängliches Nutzerinstrument<br />
angeboten. Nach einer<br />
dreijährigen Laufzeit hat sich PMAS<br />
als das am zweitstärksten nachgefragte<br />
Fokalinstrument am 3,5 m Teleskop<br />
etabliert und hat in mehr als<br />
150 Nächten im Rahmen von insgesamt<br />
45 Beobachtungskampagnen<br />
seine Zuverlässigkeit nachgewiesen.<br />
Das Instrument wird für eine Vielzahl<br />
von wissenschaftlichen Fragestellungen<br />
eingesetzt, z.B. die Beobachtung<br />
von Jets bei jungen Sternen, die Umgebung<br />
heißer, leuchtkräftiger Sterne,<br />
galaktische planetarische Nebel,<br />
stellare Populationen in nahegelegenen<br />
Galaxien, Kinematik in hochrotverschobenen<br />
Galaxien, aktive Galaxienkerne,<br />
Gravitationslinsen…<br />
Martin Matthias Roth,<br />
Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />
http://www.aip.de<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
6<br />
7<br />
<strong>special</strong><br />
Anforderungen<br />
der PMAS<br />
Spektrographenoptik<br />
� Nominaltemperatur 20 °C<br />
� Betriebstemperaturbereich<br />
-10 … +20 °C<br />
� Lagerung -25 … +50 °C<br />
� Luftfeuchte bis 95 % relative<br />
Luftfeuchte<br />
� Stoßfestigkeit: bis 10 g,<br />
dynamisch: bis 2 g<br />
(0.5-100 Hz)<br />
� Orientierung: Nominalbetrieb<br />
bei jeder Orientierung<br />
� Nominalwellenlängenbereich:<br />
350-900 nm<br />
� Bildgüte: Bilddurchmesser<br />
typ. 15µ für 80% Energiekonzentration<br />
� Antireflexschichten: Breitbandentspiegelt<br />
350-900 nm,<br />
im Mittel max. 1% Restreflex<br />
� Thermisch kompensierte<br />
mechanische Fassungen<br />
� Fügetechnologie: spannungsfrei<br />
durch Ölimmersion<br />
8<br />
Bild 6:<br />
Kollimatorobjektiv beim<br />
Abnahmetest im Werk in<br />
Jena.<br />
Bild 7:<br />
Gesamtsystem beim<br />
Abnahmetest zur Verifikation<br />
der Bildortstabilität<br />
unter wechselnder<br />
Orientierung.<br />
Bild 8:<br />
Gesamtansicht des <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong> 3,5 m Spiegelteleskops<br />
mit PMAS im Cassegrainfokus.<br />
7
Dunkle Materie in Spiralgalaxien<br />
Bild 1:<br />
Die PPAK Faserbündel-IFU.<br />
Bild 2:<br />
Das PPAK-Faserbündel mit<br />
sechs kleinen Hilfsbündeln<br />
zur Messung der Helligkeit<br />
des Himmelshintergrunds.<br />
Bild 3:<br />
Aus einer PPAK-Aufnahme<br />
rekonstruiertes Bild der<br />
Spiralgalaxie UGC463<br />
(rechts) im Vergleich zu<br />
einer direkt gewonnenen<br />
Bildaufnahme mit dem<br />
Palomar Schmidt Teleskop<br />
(links). PMAS besitzt mit<br />
der PPAK-IFU gegenwärtig<br />
das weltweit größte<br />
Gesichtsfeld unter allen<br />
3D-Spektrographen.<br />
8<br />
Eine der interessantesten und aktuellsten<br />
Fragestellungen in der<br />
Astrophysik ist das Rätsel der<br />
Dunklen Materie. Beobachtungsbefunde<br />
zeigen, dass etwa 90%<br />
der Materie im Kosmos als sogenannte<br />
Dunkle Materie vorliegen.<br />
Diese Hauptkomponente des Universums<br />
leuchtet zwar nicht und<br />
ist daher einer direkten Beobachtung<br />
nicht zugänglich. Sie kann<br />
aber indirekt erschlossen werden,<br />
z.B. durch die Beobachtung von<br />
Rotationskurven ferner Galaxien.<br />
Theoretische Astrophysiker am AIP<br />
entwickeln mit Hilfe modernster<br />
Supercomputer numerische Simulationsrechnungen<br />
zur Strukturbildung<br />
im Universum, die ganz<br />
wesentlich auf dem Vorhanden-<br />
sein von Dunkler Materie aufbauen.<br />
Auf der Beobachtungsseite<br />
hat das PMAS-Team in Zusammenarbeit<br />
mit M. Verheijen, Groningen,<br />
und M. Bershady, Wisconsin,<br />
Messungen in Angriff genommen,<br />
aus denen die Verteilung<br />
der Dunklen Materie in und um<br />
einzelne Galaxien ermittelt werden<br />
soll. Im Fokus der Untersuchungen<br />
stehen die nahegelegenen,<br />
sogenannten „face-on“ Spiralgalaxien,<br />
deren Scheibe in senkrechter<br />
Draufsicht vollständig<br />
sichtbar ist. Bei diesen gut sichtbaren<br />
Objekten soll untersucht<br />
werden, wie genau die Dunkle<br />
Materie innerhalb der Scheibe bis<br />
hinaus in den die Galaxie umgebenden<br />
Halo verteilt ist.<br />
1<br />
2<br />
Die Anwesenheit Dunkler Materie<br />
macht sich durch ihre Gravitationswirkung<br />
auf das dynamische Verhalten<br />
der etwa hundert Milliarden Sterne,<br />
die auf ihren Umlaufbahnen um<br />
das Zentrum der Galaxie kreisen, bemerkbar.<br />
Mit Hilfe der Spektroskopie<br />
des Sternenlichtes und der Verwendung<br />
des Dopplereffekts kann die<br />
Kinematik einer Galaxie vermessen<br />
werden. Die meisten Galaxien außerhalb<br />
der Milchstraße sind allerdings<br />
so weit von uns entfernt, dass die<br />
Sterne nicht mehr einzeln aufgelöst<br />
werden können, sondern zu einer diffus<br />
leuchtenden Lichtverteilung verschwimmen.<br />
Spektroskopie<br />
ausgedehnter<br />
Flächenquellen<br />
Zur Spektroskopie ausgedehnter Flächenquellen<br />
scheint die 3D-Spektroskopie<br />
in idealer Weise geeignet. Sie<br />
bietet gegenüber herkömmlichen Methoden<br />
zwei erhebliche Vorteile: Erstens<br />
können mehrere hundert Spektren<br />
in einem zweidimensionalen Gesichtsfeld<br />
gleichzeitig aufgenommen<br />
werden. Es entfällt somit bei ausgedehnten<br />
Objekten, wie den zu untersuchenden<br />
„face-on“ Galaxien, die<br />
Notwendigkeit einer zeitraubenden<br />
und kostspieligen sequentiellen Abtastung<br />
(scannen). Jeder Bildpunkt<br />
des beobachteten zweidimensionalen<br />
Gesichtsfeldes liefert ein eigenes<br />
Spektrum, d.h. das Licht jedes einzelnen<br />
Punkts der Galaxie wird nach<br />
Wellenlängen zerlegt. Auf diesem<br />
Weg wird die spektrale Information<br />
unmittelbar in Abhängigkeit von ihrer<br />
räumlichen Verteilung aufgezeichnet,<br />
was für die Vermessung der Dunklen<br />
Materie von zentraler Bedeutung ist.<br />
Zweitens ist es möglich, mit Methoden<br />
der digitalen Bildverarbeitung<br />
auch geringste Flächenhelligkeiten<br />
am Rand der Galaxien noch auszuwerten.<br />
Bisher waren selbst die weltweit<br />
größten Teleskope mit den empfindlichsten<br />
Instrumenten nicht imstande,<br />
dieses Beobachtungsproblem<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Dec. (2000)<br />
21’<br />
40’’<br />
14°, 20’, 20’’<br />
20’<br />
zu lösen. Die hohe Empfindlichkeit<br />
von PMAS und der Einsatz von 3D-<br />
Spektroskopie versprachen einen beobachtungstechnischen<br />
Durchbruch<br />
bei diesem Problem.<br />
Innovatives Upgrade<br />
von PMAS<br />
Allerdings war das Gesichtsfeld des<br />
Instruments ursprünglich für die<br />
Untersuchung kleinskaliger Phänomene<br />
optimiert worden und daher zu<br />
klein, um Galaxien zur Gänze in einer<br />
einzigen Belichtung zu erfassen. Aus<br />
diesem Grund wurde PMAS um eine<br />
technische Innovation erweitert, die<br />
in der Lage ist, das für die ausgedehnten<br />
Scheibengalaxien erforderliche<br />
Gesichtsfeld abzudecken. In der<br />
Rekordzeit von nur knapp einem halben<br />
Jahr wurde am AIP eine neue Integral-Field-Unit<br />
(IFU) entwickelt, die<br />
aus einem neuen, vergrößerten Glasfaserbündel<br />
und einer vorgeschalteten<br />
Linsenoptik besteht: PPAK (Pmas<br />
fiber PacK, Bild 1). Diese Einheit ist in<br />
2004 in Betrieb gegangen. PPAK besteht<br />
aus 331 dicht gepackten optischen<br />
Glasfasern, von denen jede<br />
Einzelne einen Bildpunkt mit einem<br />
Durchmesser von 2,7 Bogensekunden<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
UGC 463<br />
POSS-II PPak reconstruction<br />
349 309 0h ,43m ,329 R.A. (2000)<br />
Dec. (2000)<br />
21’<br />
40’’<br />
14°, 20’, 20’’<br />
20’<br />
349 309 0h ,43m ,329 R.A. (2000)<br />
am Himmel beobachtet. Zusätzlich<br />
wird mit sechs seperaten Glasfaserbündeln<br />
die Hintergrundstrahlung des<br />
Nachthimmels gemessen. 15 weitere<br />
Fasern dienen zur Wellenlängenkalibrierung<br />
der wissenschaftlichen Daten.<br />
Insbesondere die mikroskopische<br />
Anordnung von 400 Fasern auf engstem<br />
Raum, einem Sechseck der Ausmaße<br />
5 x 5 mm, stellte für die Entwickler<br />
am AIP eine substantielle technische<br />
Herausforderung dar (Bild 2).<br />
Mit einem Blickfeld von 74 x 65 Bogensekunden<br />
– das entspricht in etwa<br />
zwei Promille der Vollmondfläche<br />
– ist PPAK der weltweit größte<br />
3D-Spektrograph, der zusammenhängend<br />
ausgedehnte Objekte im Universum<br />
abtasten kann.<br />
Die erste mit der neuen PPAK-IFU<br />
gewonnene wissenschaftliche Aufnahme<br />
(Bild 3) zeigt die Galaxie mit<br />
der Katalogbezeichnung UGC463<br />
(rechts) in hervorragender Übereinstimmung<br />
mit einer direkten Bildaufnahme,<br />
die zu Vergleichszwecken<br />
dem Palomar Bildatlas (POSS) entnommen<br />
wurde.<br />
Martin Matthias Roth,<br />
Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />
http://www.aip.de<br />
3<br />
<strong>special</strong><br />
Instrumente für astronomische<br />
Beobachtung und Berechnungen<br />
Astrolabium<br />
Das Astrolabium ist ein Messgerät zur Winkelmessung<br />
am Himmel.<br />
Armillarsphäre<br />
Eine Armillarsphäre (lateinisch armillaris – Reifen/Ring<br />
und sphaera – Kugel) ist ein astronomisches Gerät.<br />
Es dient entweder der Messung von Koordinaten am<br />
Himmel oder der Darstellung der Bewegung von<br />
Himmelskörpern.<br />
Mauerquadrant<br />
Das historisch astronomische Instrument (Mauer)<br />
quadrant ermöglicht die Ermittlung von Höhen und<br />
Positionen der Gestirne. Er besteht aus einem Viertelkreis<br />
mit Gradeinteilung, einer Ablesevorrichtung,<br />
einem Visier und einem Senklot. Das zu bestimmende<br />
Gestirn wurde über Kimme und Korn anvisiert.<br />
Die Stellung des herabhängenden Lotes am Viertelkreis<br />
gab den Höhenwinkel an.<br />
Jakobsstab<br />
Der Jakobsstab (lateinisch baculus jacob) oder Gradstock<br />
ist ein früheres astronomisches Instrument zur Winkelmessung:<br />
Er wurde vor allem in der Seefahrt verwendet<br />
und gilt als der funktionelle Vorläufer des Sextanten.<br />
Wasseruhr<br />
Wasseruhren waren über Jahrtausende hinweg<br />
Apparate zur Zeitmessung mit dem Vorteil der Unabhängigkeit<br />
von Tageszeit und Witterung gegenüber<br />
den Sonnenuhren.<br />
Sonnenuhr<br />
Die Sonnenuhr nutzt als astronomisches Gerät den<br />
Stand der Sonne am Himmel zu einer genäherten<br />
Zeitangabe.<br />
Ringsonnenuhr<br />
Die Ringsonnenuhr ist eine tragbare Sonnenuhr mit<br />
einer Genauigkeit von fünf Minuten.<br />
9
Schwarzes Loch – Holmberg II Galaxie<br />
Bild 1 (großes Bild):<br />
Die Zwerggalaxie Holmberg<br />
II (Palomar Bildaufnahme).<br />
Bild 2:<br />
Positionskarten der<br />
Röntgendetektionen von<br />
Ho II-X1 als Overlay über<br />
einer Bildaufnahme im<br />
optischen Spektralbereich<br />
(Falschfarbendarstellung).<br />
Der mit PMAS gelungene<br />
Nachweis des hochangeregten<br />
Nebels um das Schwarze<br />
Loch ist als schwarzer Kreis<br />
markiert.<br />
10<br />
Galaxien sind Ansammlungen von<br />
Sternensystemen außerhalb der<br />
Milchstraße. Galaxien treten vor<br />
allem in zwei Arten auf. Elliptische<br />
Galaxien weisen eine homogene,<br />
triaxiale Struktur auf und haben<br />
eine einheitliche Sternpopulation.<br />
Spiralgalaxien zeigen eine Spiralstruktur<br />
sowie eine differentielle<br />
Rotation. Dabei sind die Spiralarme<br />
die Zentren der Sternentstehung.<br />
Die uns nächstgelegene<br />
Galaxie ist der Andromeda-Nebel<br />
(M 31, NGC 224), eine Spiralgalaxie<br />
vom Typ Sb im Sternbild Andromeda.<br />
Galaxien sind durch große,<br />
weitgehend leere Zwischenräume<br />
voneinander getrennt. Grob geschätzt,<br />
kann man mit heutiger<br />
Technik von der Erde aus über 50<br />
Milliarden Galaxien theoretisch beobachten.<br />
Die Anzahl der Sterne<br />
in einer durchschnittlichen Galaxie<br />
wird mit etwa 100 Milliarden<br />
angenommen.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
2
Das hellste Objekt in der Klasse ultraleuchtkräftiger<br />
Röntgenquellen (ULX)<br />
in der lokalen Gruppe, d.h. in der Ansammlung<br />
von Galaxien in nächster<br />
Nachbarschaft zu unserer Milchstraße,<br />
befindet sich in der Zwerggalaxie<br />
Holmberg II in einer Entfernung von<br />
rund 10 Millionen Lichtjahren (Bild 1).<br />
Neben der Untersuchung im Röntgenbereich<br />
ist das Auffinden von Emission<br />
im optischen Spektralbereich von<br />
höchstem Interesse, da man hofft,<br />
aus der Spektralanalyse Rückschlüsse<br />
auf die Natur der Akkretion und die<br />
Masse des Objekts ziehen zu können.<br />
Im Rahmen des PMAS Science Verification<br />
Runs am Calar Alto 3,5 m Teleskop<br />
wurde Ho II-X1 beobachtet<br />
und in der Tat die extrem schwache<br />
Signatur eines hochangeregten Gasnebels<br />
am Ort der Röntgenquelle<br />
nachgewiesen (Bild 2). Frühere Beobachtungen<br />
mit einem Langspaltspektrographen<br />
waren erfolglos geblieben,<br />
weil die unsichere Positionsangabe<br />
aus den Röntgendaten die<br />
Wahrscheinlichkeit eines zufälligen<br />
„Treffers“ beim Ausrichten des Teleskops<br />
minimal gemacht hatte. Das<br />
8x8 Bogensekunden 2 große PMAS-<br />
Gesichtsfeld hingegen konnte ohne<br />
Vorurteil über die vermuteten Koordi-<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
naten so ausgerichtet werden, dass<br />
die hochangeregte Helium II Emissionslinie<br />
bei 468,6 nm als Indikator<br />
am Rand des Gesichtsfelds zum Vorschein<br />
kam. Eine Auswertung der<br />
Ausdehnung des Objekts sowie seiner<br />
kinematischen Eigenschaften zusammen<br />
mit den Daten aus der Röntgenbeobachtung<br />
haben in der Tat<br />
gezeigt, dass es sich bei Ho II–X1<br />
höchstwahrscheinlich um ein Schwarzes<br />
Loch im intermediären Massebereich<br />
handelt. Die Ergebnisse der<br />
internationalen Forschergruppe um<br />
Lehmann (Max-Planck-Institut für<br />
Extraterrestrische Physik, Garching) in<br />
Zusammenarbeit mit dem PMAS-<br />
Team (AIP) wurden im März 2005 als<br />
Titelstory der renommierten Fachzeitschrift<br />
Astronomy & Astrophysics veröffentlicht.<br />
Bild 3a: Oben: Monochromatische<br />
Bilder bei verschiedenen wichtigen<br />
Wellenlängen, die aus dem Datenkubus<br />
einer PMAS-Aufnahme extrahiert<br />
wurden. Unten: Geschwindigkeitsfeld<br />
(Falschfarbenkarte) und Halbwertsbreite<br />
der Emissionslinien von Wasserstoff<br />
bei 486,1 nm (H-beta), bzw.<br />
Sauerstoff bei 500,7 nm ( [O III] ). Am<br />
linken unteren Bildrand markiert ein<br />
roter Kreis die Stelle, bei der die<br />
f � (1E-15)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
HE II<br />
H-beta<br />
hochangeregte Heliumemissionslinie<br />
nachgewiesen werden konnte.<br />
Bild 3b: Das Spektrum, das durch<br />
Aufaddieren aus dem roten Kreis<br />
(Bild 3a) erzeugt wurde. Die schwache<br />
Emissionslinie bei He II (einfach<br />
ionisiertes Helium) zeigt an, dass sich<br />
in diesem Bereich eine kompakte, extrem<br />
heiße Quelle befindet. In anderen<br />
Regionen ist diese Linie nicht<br />
nachweisbar.<br />
Bild 3c: Eine tatsächlich beobachtete<br />
Gravitationslinse, bei der kein<br />
Schwarzes Loch, sondern eine lichtschwache<br />
Vordergrundgalaxie (schwacher<br />
roter Fleck im Zentrum) das Licht<br />
eines weit entfernten, hellen Quasars<br />
hinter der Vordergrundgalaxie in<br />
4 Komponenten aufspaltet (PMAS-<br />
Beobachtung). Quasare sind enorm<br />
lichtstarke, aktive Galaxienkerne, bei<br />
denen Akkretion auf ein supermassereiches<br />
Schwarzes Loch eine Leuchtkraft<br />
entfaltet, die die Gesamthelligkeit<br />
der Galaxie bei weitem überstrahlt.<br />
[0 III]<br />
[0 III]<br />
Martin Matthias Roth,<br />
Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />
http://www.aip.de<br />
0<br />
4600 4800<br />
� (Å)<br />
5000<br />
3a 3b<br />
3c<br />
11
Schwarze Löcher<br />
12<br />
Schwarze Löcher wurden als mathematische<br />
Singularität im Rahmen<br />
der allgemeinen Relativitätstheorie<br />
von Albert Einstein vorausgesagt.<br />
Einstein selbst soll<br />
aber an die reale Existenz solcher<br />
Objekte nie geglaubt haben. Es<br />
war der damalige Direktor des<br />
Astrophysikalischen Observatoriums<br />
Potsdam, Karl Schwarzschild,<br />
der während des Ersten Weltkriegs<br />
im Jahre 1916 eine Lösung<br />
der Einstein’schen Feldgleichungen<br />
für den Fall einer in einem<br />
Punkt ohne Ausdehnung vereinigten<br />
Masse angeben konnte: ein<br />
so genanntes Schwarzes Loch.<br />
Durch populärwissenschaftliches Interesse<br />
und die Science Fiction Literatur<br />
ist die von Schwarzschild vorhergesagte<br />
Eigenschaft eines Ereignishorizonts,<br />
jenseits dessen keinerlei Materie<br />
oder Strahlung aus dem Gravitationspotential<br />
eines Schwarzen Lochs<br />
entfliehen kann, einem größeren Publikum<br />
bekannt geworden. Die Existenz<br />
von Schwarzen Löchern gilt<br />
heute durch zahlreiche astrophysikalische<br />
Messungen als gesichert. Obwohl<br />
per definitionem ein solches<br />
Objekt nicht „zu sehen“ ist, kann aus<br />
der Wirkung eines Schwarzen Lochs<br />
auf seine Umgebung auf seine<br />
Existenz geschlossen werden, so etwas<br />
aus der beobachteten Orbitalbewegung<br />
von Sternen in der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft der Singularität.<br />
Schwarze Löcher machen in spektakulärer<br />
Weise durch den Einfall von<br />
Masse (Akkretion) auf sich aufmerksam,<br />
der zur Ausbildung einer Akkretionsscheibe<br />
führt, innerhalb derer die<br />
Materie in einer Spirale unaufhaltsam<br />
in Richtung des Ereignishorizontes fällt<br />
und sich dabei zu extremen Temperaturen<br />
aufheizt. Die damit verbundene<br />
Energieabstrahlung des Millionen Kelvin<br />
heißen Plasmas wird besonders<br />
intensiv im Röntgenbereich sichtbar.<br />
Besonders aus der Beobachtung mit<br />
dem ROSAT Weltraumteleskop wissen<br />
Astronomen, dass der Kosmos<br />
voll von supermassereichen Schwarzen<br />
Löchern ist, die im Zentrum von<br />
Galaxien sitzen. Man glaubt heute,<br />
dass praktisch jede Galaxie von der<br />
Größe unserer Milchstraße in ihrem<br />
Zentrum ein Schwarzes Loch beherbergt,<br />
typischerweise mit einer Masse<br />
von etlichen Millionen Sonnenmassen.<br />
Aufgrund von ROSAT Beobachtungen<br />
kennen wir auch sog. ultraleuchtkräftige<br />
Röntgenquellen (ULX),<br />
die eine millionenfach größere Röntgenleuchtkraft<br />
als die Gesamtleuchtkraft<br />
der Sonne besitzen. Diese finden<br />
sich allerdings nicht im dynamischen<br />
Zentrum von Galaxien, sondern<br />
überwiegend in Regionen mit<br />
andauernder Sternentstehung oder<br />
relativ jungen Sternen. Man glaubt,<br />
dass es sich im Unterschied zu supermassereichen<br />
Schwarzen Löchern,<br />
die ihre enorme Masse durch Akkretion<br />
angesammelt haben, um<br />
Schwarze Löcher in einem mittleren<br />
Massenbereich von bis zu ≈100 Sonnenmassen<br />
handelt. Bisher sind erst<br />
wenige Kandidaten bekannt.<br />
Martin Matthias Roth,<br />
Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />
http://www.aip.de<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Das Deutsch-Spanisch Astronomische<br />
Zentrum/Centro Astronómico<br />
Hispano-Alemán (DSAZ/CAHA) ist<br />
eine Sternwarte auf dem 2168 m<br />
hohen Calar Alto in der Sierra de<br />
los Filabres im südlichen Teil Spaniens.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
2130<br />
Calar-Alto-Observatorium<br />
N<br />
2120<br />
2100<br />
to Almeria<br />
2110<br />
Service-<br />
Building<br />
2100<br />
Appartments<br />
2120<br />
2140<br />
Hotel<br />
König Juan <strong>Carl</strong>os I. von Spanien eröffnete<br />
1979 im September das Calar-Alto-Observatorium.<br />
Die Teleskope<br />
(1,23 m, 2,2 m und 3,5 m) standen<br />
in den vergangenen 25 Jahren überwiegend<br />
deutschen und spanischen<br />
Astronomen zur Verfügung. Seit dem<br />
1. Januar 2005 wird das Calar-Alto-<br />
Observatorium gemeinsam von der<br />
Max-Planck-Gesellschaft und dem spanischen<br />
Consejo Superior de Investigaciones<br />
Científicas (CSIC) mit je 50%<br />
Anteil betrieben.<br />
Am 3,5 m Teleskop ist PMAS (Potsdam<br />
MultiAperture Spektrophotometer)<br />
des Astrophysikalischen Instituts<br />
Potsdam installiert.<br />
Institute<br />
Powerplant<br />
Dormitories<br />
2110<br />
2120<br />
www.mpia.de/Public/<br />
2160<br />
Spanish<br />
1.5 m-Telescope<br />
Schmidt-<br />
Telescope<br />
2150<br />
0 100 200 300 m<br />
2140<br />
2150<br />
2160<br />
1.23 m-<br />
Telescope 2.2 m-Telescope<br />
3.5 m-Telescope<br />
2140<br />
2120<br />
Bild 1:<br />
Kuppelgebäude des<br />
3,5 Meter Teleskops.<br />
Bild 2:<br />
3,5 Meter Teleskop.<br />
0<br />
0<br />
2100<br />
13<br />
2090
Himmelsbeobachtung<br />
14<br />
Schon lange richtete sich die Aufmerksamkeit<br />
der Menschen auf<br />
den Himmel. Begonnen hat es<br />
mit visuellen Beobachtungen des<br />
Nachthimmels und der Beschreibung<br />
des Laufs der Sonne und<br />
der Sterne. Systematisch beobachten<br />
Menschen den Himmel<br />
seit dem dritten Jahrtausend vor<br />
Christus. Die Astronomie gilt deshalb<br />
als die älteste Naturwissenschaft.<br />
Viele der astronomischen<br />
Beobachtungen sind aus astrologischen<br />
Interessen entstanden. In<br />
fast allen Kulturen wird mit dem<br />
Himmel und seinen Zeichen etwas<br />
Höheres oder gar Göttliches verbunden.<br />
Die Gleichsetzung von<br />
Astronomie und Astrologie in der<br />
Berühmte As<br />
Anaximander (etwa 611-546 v. Chr.)<br />
entwarf als erster unter allen Menschen<br />
eine rein physikalische Kosmogonie:<br />
eine Entstehungsgeschichte, die sich ausschließlich<br />
auf Beobachtung und rein<br />
rationales Denken begründet. Er ist auch<br />
der erste, der unsere Welt als Kosmos,<br />
als planvoll geordnetes Ganzes, sieht.<br />
Anaximander entwirft als erster eine Erdkarte.<br />
Die Konstruktion einer ersten<br />
Sphäre, eines Himmelsglobus, wird ihm<br />
zugeschrieben.<br />
Antike lässt sich aus den Sternbildbezeichnungen<br />
der nördlichen<br />
Hemisphäre und aus dem Begriff<br />
Milchstraße schließen: sie sind<br />
vielfach aus der griechischen Mythologie<br />
oder Geschichte abgeleitet.<br />
Und schon früh waren die<br />
Sterne wichtige Orientierungspunkte<br />
für die Seefahrt und die<br />
Einteilung des Jahres mittels Kalender.<br />
Wann die Geschichte der<br />
Astronomie wirklich begonnen<br />
hat, ist heute nicht mehr eindeutig<br />
zu bestimmen. Viele der in der<br />
Antike existierenden Dokumente<br />
sind durch die mehrmalige Zerstörung<br />
der Bibliothek von Alexandria<br />
unwiederbringlich verloren<br />
gegangen.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
tronomen<br />
Aristarchos von Samos (ca. 310-230 v. Chr)<br />
zählt zu den ersten Vertretern des heliozentrischen<br />
Weltbilds. Bei der Untersuchung<br />
der wechselseitigen Beziehung von<br />
Sonne und Erde halfen ihm die Vorstellungen<br />
Epikurs und Demokrits über die<br />
Unendlichkeit der Welt. Ihm drängte sich<br />
die Überzeugung auf, die Erde bewege<br />
sich um die Sonne. Und er brach deshalb<br />
mit der Ansicht, die Erde befinde sich im<br />
Mittelpunkt der Welt. Jahrhunderte später<br />
wurden seine Ideen wieder aufgegriffen.<br />
Die stetigen Verbesserungen der Beobachtungsgeräte<br />
ermöglichten den<br />
Astronomen immer weitreichendere<br />
Erkenntnisse zu gewinnen. Den Entdeckern<br />
erschloss sich immer neues<br />
Wissen in den Forschungsschwerpunkten<br />
wie Planeten unseres Sonnensystems,<br />
entfernte Galaxien, andere<br />
Himmelskörper, die das Universum<br />
bestimmenden physikalischen<br />
Gesetze, die Entwicklung einzelner<br />
Sterne sowie des gesamten Universums.<br />
Seit etwa 400 Jahren gibt es<br />
das Fernrohr. Für astronomische Beobachtungen<br />
wurde es unter anderem<br />
von Galileo Galilei verwendet.<br />
Großen Fortschritt für die astronomische<br />
Forschung brachte das 19. Jahrhundert<br />
durch die Einbindung von<br />
Fotografie und Spektroskopie. Ab Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts kommt die<br />
unbemannte und bemannte Raumfahrt<br />
als Mittel zur Beobachtung und<br />
Forschung hinzu. Heute wird mit den<br />
verschiedensten physikalischen Messtechniken<br />
jede Form von elektromagnetischer<br />
und Teilchenstrahlung, die<br />
aus dem Weltall kommt, beobachtet:<br />
Die Astrophysik liefert die physikalischen<br />
Grundlagen für die Erforschung<br />
von Himmelserscheinungen.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Ptolemäus, griech. Klaudios Ptolemaios,<br />
lateinisch Claudius Ptolomaeus (87-150)<br />
wirkte vermutlich in Alexandria. Er schrieb<br />
die Mathematike Syntaxis sowie später die<br />
Megiste Syntaxis, die heute Almagest genannte<br />
Abhandlung zur Mathematik und<br />
Astronomie: Im Mittelalter das Standardwerk<br />
der Astronomie. Es enthielt neben<br />
einem Sternenkatalog auch das von Hipparchos<br />
von Nicäa vorgeschlagene geozentrische<br />
Weltbild, auch als Ptolemäisches<br />
Weltbild bezeichnet.<br />
Frühzeitliche<br />
Beobachtungen<br />
Schon zur Bronzezeit hat es vorzeitliche<br />
astronomische Beobachtungen,<br />
auf jeden Fall einfache Himmelsbeobachtungen<br />
gegeben. Das kann unter<br />
anderem durch die Himmelsscheibe<br />
von Nebra, aber auch durch die<br />
bronzezeitlichen Megalithbauten wie<br />
zum Beispiel die mehrere konzentrische<br />
Steinkreise umfassende Anlage<br />
von Stonehenge belegt werden. Die<br />
ältesten Spuren in Stonehenge reichten<br />
bis 3100 vor Christus zurück. Die<br />
Steine sind nach den Positionen der<br />
Sonnenwende und Tagundnachtgleiche<br />
angeordnet. Aus diesem Grunde<br />
wird häufig angenommen, dass Stonehenge<br />
ein vorzeitliches Observatorium<br />
darstellt.<br />
Die ältesten astronomischen Beobachtungen<br />
findet man in Schriften<br />
und Dokumentationen der Kulturvölker<br />
des Nahen und des Fernen Ostens.<br />
Aus dem dritten Jahrtausend<br />
vor Christus existieren Aufzeichnungen<br />
aus China über Sonnenfinsternisse.<br />
Ähnlich weit reichen Berichte<br />
aus dem indischen und babylonischen<br />
Kulturkreis. Aus babylonischen<br />
Abu ‘r-Raihan Muhammad ibn Ahmad<br />
al-Biruni (973-1048)<br />
stellte als erster einen Erdglobus her.<br />
Er arbeitete auch als Übersetzer und<br />
übersetzte zahlreiche arabische und<br />
griechische Werke ins Sanskrit, darunter<br />
die Elemente des Euklid. 1023 ermittelte<br />
er mit einem von ihm erfundenen<br />
Messverfahren den Radius der Erdkugel:<br />
6.339,6 km (Der Äquator-Radius<br />
beträgt tatsächlich 6378,1 Kilometer).<br />
Quellen gibt es Berichte über Mondund<br />
Sonnenfinsternisse. Auch die<br />
Mayavölker Mittelamerikas scheinen<br />
schon im vierten Jahrtausend vor<br />
Christus regelmäßige Himmelsbeobachtungen<br />
durchgeführt zu haben:<br />
Die Auslegung einer alten Mayahandschrift<br />
– der sogenannte Dresdener<br />
Kodex – weist auf die Beobachtung<br />
einer totalen Mondfinsternis<br />
am 15. Februar des Jahres 3379<br />
vor Christus hin.<br />
Die regelmäßigen Bewegungen<br />
der Sterne wurde schon von den<br />
Ägyptern beobachtet. Die Umwelt –<br />
der Nil, der Kreislauf von Leben und<br />
Wiedergeburt, die Luft und das Wasser<br />
– sowie das Weltbild gingen auf<br />
den Glauben an die Götter zurück.<br />
Anhand der aufgezeichneten astronomischen<br />
und geographischen Naturereignisse<br />
wie zum Beispiel die<br />
wiederkehrenden Überschwemmungen<br />
durch den Nil, wurde bereits früh<br />
in der ägyptischen Geschichte ein<br />
Jahreskalender entwickelt.<br />
Aus verschiedenen Darstellungen<br />
in ägyptischen Gräbern geht hervor,<br />
dass die alten Ägypter bereits fünf<br />
der Planeten unseres Sonnensystems<br />
kannten.<br />
15
16<br />
Berühmte Astronomen<br />
Mohammed ben Geber ben Senan Abu<br />
Abdallah al Batani, latinisiert Albategnius<br />
oder Albatanius (etwa 850-929)<br />
gilt als einer der größten arabischen Astronomen.<br />
Seine astronomischen Tafeln<br />
wurden 1537 unter dem Titel Scientia<br />
Stallarum in Nürnberg gedruckt. Er berechnete<br />
die Länge des Sonnenjahrs auf<br />
365 Tage 5 Stunden 46 Minuten 24 Sekunden<br />
und unterwarf die Exzentrizität<br />
der Sonnenbahn.<br />
Das geozentrische<br />
Weltbild der Antike<br />
Die größte Anzahl antiker astronomischer<br />
Kenntnisse stammen von griechischen<br />
Gelehrten. Die Pythagoreer<br />
beschreiben schon im sechsten Jahrhundert<br />
vor Christus die Kugelgestalt<br />
der Erde. Neben den großen Philosophen<br />
wie Sokrates, Aristoteles oder<br />
Platon interessierten sich auch andere,<br />
uns weniger bekannte Personen<br />
wie Aristarch von Samos und Eratosthenes<br />
für den Verlauf und den Aufbau<br />
der Gestirne. Aufbauend auf<br />
Vorarbeiten von Hipparch von Nikaia<br />
(196-125 v. Chr.) wird das lange gültige<br />
geozentrische Weltbild dem griechischen<br />
Mathematiker, Geograf und<br />
Nikolaus Kopernikus (1473-1543)<br />
begründete mit seinen Entdeckungen ein<br />
neues, nachmittelalterliches Weltbild.<br />
Seine Theorien von der Bewegung der<br />
Planeten auf Kreisbahnen um die Sonne<br />
machten ihn zu einem der bedeutendsten<br />
europäischen Astronomen. Meilenstein<br />
der Astronomie ist seine 1543 in Nürnberg<br />
gedruckte De Revolutionibus Orbium<br />
Coelestium (Von den Umdrehungen der<br />
Himmelskörper).<br />
Astronom Klaudios Ptolemaios zugeschrieben.<br />
Es sieht die Erde als Mittelpunkt<br />
des Universums an. Sieben Gestirne<br />
– Merkur, Venus, Mars, Jupiter<br />
und Saturn sowie Sonne und Mond –<br />
umkreisen sie. Die Anzahl und Position<br />
aller anderen Sterne am Himmel<br />
wurde fest geschrieben, woraus sich<br />
der Begriff Fixstern herleitet.<br />
Auf dem Weg zum<br />
Sonnensystem<br />
Früh schon griffen Astronomen die<br />
Hinweise und Ideen zu einem heliozentrischen<br />
Universum auf. Aber sie<br />
konnten sich gegen das geozentrische<br />
Weltbild, das mit der Aristotelischen<br />
Philosophie im Einklang stand,<br />
Galileo Galilei (1564-1642)<br />
1604 beobachtete er eine Nova im Sternbild<br />
des Schützen. Im Jahre 1609 führte<br />
Galilei einigen Kirchenvertretern aus<br />
Venedig einen Nachbau eines ursprünglich<br />
vom Holländer Lippershey erfundenen<br />
Fernrohres vor. Wegen seiner Überlegungen<br />
bezüglich des Verhältnisses zwischen<br />
den Worten der Bibel und der Lehre<br />
des Kopernikus wurde Galilei 1616 erstmals<br />
vor das Heilige Offizium, der obersten<br />
Inquisitionsbehörde in Rom zitiert.<br />
über Jahrhunderte hinweg nichtdurchsetzen.<br />
Vor allem philosophisch-religiöse<br />
Gründe wie das von Sokrates,<br />
Platon und Aristoteles gezeichnete<br />
Bild der Einzigartigkeit der Erde sowie<br />
der Menschen im Zentrum der Welt<br />
unterstützten den geozentrischen Aspekt.<br />
Arabische Gelehrte komplettierten<br />
vom achten bis zum dreizehnten<br />
Jahrhundert astronomische Berechnungsformeln.<br />
Peurbach (1423-1461)<br />
und sein Schreiber Johannes Müller,<br />
genannt Regiomontanus, (1436-1476)<br />
sammelten neue Planetenbeobachtungen<br />
und verbesserten das System<br />
des Ptolemäus. Nikolaus Kopernikus<br />
versuchte wie andere Gelehrte vor<br />
ihm die Mängel des ptolemäischen<br />
Weltbilds zu beheben. Er rechnete<br />
die Erde zu den Planeten und stellte<br />
die Sonne in die Mitte des Systems.<br />
Die Planeten bewegen sich dabei auf<br />
Kreisbahnen um die Sonne. Die Entdeckung<br />
eines „neuen“, stark leuchtenden<br />
Gestirns (Supernova) im Sternbild<br />
Cassiopeia erschütterte 1572 die<br />
Welt: Die These von den unveränderlichen<br />
Fixsternen im geozentrischen<br />
Weltbild wurde erstmals widerlegt.<br />
Der dänische Astronom Tycho Brahe<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Johannes Kepler (1571-1630)<br />
gilt als wissenschaftliches Multitalent.<br />
Er wirkte als Naturphilosoph, Mathematiker,<br />
Astronom, Astrologe und Optiker.<br />
Er entdeckte die Gesetze der Planetenbewegung,<br />
die Keplersche Gesetze genannt<br />
werden. In der Mathematik wurde die approximative<br />
Berechnung von numerischen<br />
Integralen nach ihm Keplersche Fassregel<br />
benannt. Mit dem 1611 erschienenen Werk<br />
Dioptrice legte Kepler die Grundlagen für<br />
die gesamte Optik als Wissenschaft.<br />
(1546-1601) versuchte aufgrund seiner<br />
Beobachtung einen Kompromiss<br />
zwischen geo- und heliozentrischem<br />
Weltbild herzustellen. Brahes Schüler<br />
und Assistent Johannes Kepler vollendete<br />
nach dessen Tod das Werk.<br />
Noch heute gilt die Keplersche Bahnmechanik<br />
bei der die Planeten auf elliptischen<br />
Bahnen um die Sonne kreisen.<br />
Der Dominikanermönch Giordano<br />
Bruno (1548-1600) erklärte das Weltall<br />
für unendlich und die Sonne sei<br />
der Mittelpunkt unserer Welt: Er behauptete<br />
sogar, es gäbe unendlich<br />
viele Welten, die jede ihre eigene Sonne<br />
hätten. Galileo Galilei baute das<br />
Fernrohr von Lippershey nach und<br />
nutzte dieses wahrscheinlich als erster<br />
für Himmelsbeobachtungen. Er entdeckte<br />
die Mondgebirge, die vier Jupitermonde,<br />
gleichzeitig mit anderen<br />
Forschern die Sonnenflecken, den Ring<br />
des Saturns sowie den Phasenwechsel<br />
der Venus. Galilei setzte sich leidenschaftlich<br />
für die kopernikanische<br />
Lehre ein. 1616 wurde er deshalb vor<br />
die Inquisition geladen und ermahnt,<br />
die „falsche“ Lehre des Kopernikus<br />
nicht weiter zu verbreiten. 1633 muss<br />
er endgültig der kopernikanischen<br />
Lehre abschwören.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
<strong>special</strong><br />
Ägyptischer Kalender<br />
Wahrscheinlich im 29. Jahrhundert v. Chr. wurde der<br />
ägyptische Kalender erfunden: Er besteht aus drei<br />
Jahreszeiten, die jeweils vier Monate zu je 30 Tagen<br />
aufweisen. Hinzu kommen noch 5 zusätzliche Tage,<br />
die Epagomenen, die für die Geburtstage der Götter<br />
Osiris, Horus, Seth, Isis und Nephthys stehen.<br />
Insgesamt hat der Kalender damit 365 Tage.<br />
Früheste astronomische Darstellung: nördlicher und<br />
südlicher Sternenhimmel im Grab des Senen-mut.<br />
Die südliche – obere – Hälfte zeigt eine Liste der<br />
Dekangestirne sowie dazu gehörende Sternbilder<br />
des Südhimmels, des Orion und der Sothis (Sopdet).<br />
Ferner finden sich die Planeten Jupiter, Saturn,<br />
Merkur und Venus, zum Teil als Götter, die in Barken<br />
über den Himmel fahren.<br />
Die nördliche – untere – Hälfte zeigt Sternbilder des<br />
Nordhimmels mit dem Großen Bären in der Mitte.<br />
Die übrigen Sternbilder ließen sich nicht identifizieren.<br />
Rechts und links davon stehen 8 bzw. 4 Kreise, unter<br />
denen jeweils eine Reihe von Göttern, die Sonnenscheiben<br />
tragen, zur Bildmitte hin schreiten.<br />
Die Inschriften der Kreise bezeichnen die ursprünglichen<br />
Monatsfeste im Mondkalender, die der Götter<br />
die ursprünglichen Tage des Mondmonats.<br />
17
18<br />
Jüngere Geschichte<br />
der Astronomie<br />
Der schottische Mathematiker James<br />
Gregory (1638-1675) entwickelte 1661<br />
das nach ihm benannte Spiegelteleskop.<br />
1671 bestimmt Giovanni Domenico<br />
Cassini (1625-1712) aus Pendelmessungen<br />
die Abplattung der Erde.<br />
Mit einem 11-14 Meter langen Luftfernrohr<br />
entdeckt er vier Saturnmonde<br />
und die nach ihm benannte Teilung<br />
des Saturnrings. 1675 wird das<br />
berühmte Observatorium zu Greenwich<br />
gegründet. Christiaan Huygens<br />
(1629-1695) baut ein Luftfernrohr mit<br />
einer Brennweite von 3,3 Metern und<br />
erkennt 1684 damit die wahre Gestalt<br />
von Saturn und seinem Ring.<br />
Und er entdeckt damit den Saturnmond<br />
Titan. 1687 erscheint Sir Isaac<br />
Newtons (1643 bis 1727) Hauptwerk<br />
„Philosophiae naturalis principia mathematica“,<br />
das unter anderem das<br />
Gravitationsgesetz enthält. Gottfried<br />
Wilhelm Leibniz (1646-1716) erreichte<br />
mit Hilfe der Kurfürstin Sophie<br />
Charlotte im Jahre 1700 die Gründung<br />
der Berliner Sternwarte. Gut<br />
ein halbes Jahrhundert später baute<br />
William Herschel (1738-1822) die größten<br />
Teleskope seiner Zeit und wurde<br />
vor allem durch die Entdeckung des<br />
Uranus, 1781, bekannt. Als einer der<br />
ersten Astronomen versuchte er, die<br />
Struktur der Milchstraße zu ergründen.<br />
Karl Friedrich Gauß (1777-1855)<br />
veröffentlicht 1809 in seinem Werk<br />
„Theoria motus corporum coelestium“<br />
seine klassische Methode zur Berechnung<br />
von Planetenbahnen. 1857 gelingen<br />
die ersten fotografischen Aufnahmen<br />
von Sternen. Der Heidelberger<br />
Astronom Maximilian Franz<br />
Joseph Cornelius Wolf (1863-1932)<br />
erzielte die ersten fotografischen<br />
Himmelsaufnahmen für Sternkarten.<br />
Mit einem Interferometer misst 1890<br />
der amerikanische Physiker Albert<br />
Abraham Michelson (1852-1931) auf<br />
dem Mount Wilson den Abstand sehr<br />
enger Doppelsterne und die Durchmesser<br />
heller Sterne. 1903 erfindet<br />
<strong>Carl</strong> Pulfrich (1858-1927) bei <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong> in Jena den auf der Stereoskopie<br />
beruhenden Stereokomparator<br />
oder Blinkkomparator, um auf fotografischen<br />
Himmelsaufnahmen die<br />
sich bewegenden Sterne erkennen zu<br />
können. Der amerikanische Astronom<br />
Edwin Hubble (1889-1953) bestimmte<br />
1923 die Entfernung zweier<br />
naher Spiralnebel. Die Erkenntnisse<br />
trugen zur Entscheidung bei, dass<br />
Spiralnebel selbstständige Sternsysteme<br />
sind. Aufgrund der räumlichen<br />
Verteilung anderer Galaxien, sowie<br />
ihrer im Spektrum nachweisbaren<br />
Rotverschiebung, ergab sich Hubbles<br />
bekanntester Beitrag zur Astronomie:<br />
die Entdeckung der Expansion des<br />
Weltalls. Nach ihm wurde das Hubble-Weltraumteleskop<br />
benannt.<br />
Durch von der Erdatmosphäre ungestörte<br />
Beobachtungsmöglichkeiten<br />
können seit 1990 feinste Details der<br />
Planeten und Sternsysteme aufgenommen<br />
werden.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Der Einstieg in die<br />
Astronomie<br />
Ferngläser wie das Victory 32 T* FL<br />
und das Victory 42 T* FL, aber auch<br />
Spektivsysteme wie das Diascope 65<br />
T* FL und das Diascope 85 T* FL, eignen<br />
sich für die unkomplizierte Himmelsbeobachtung<br />
und bringen dem<br />
Betrachter den Himmel ein gutes<br />
Stück näher. Ferngläser und Spektive<br />
haben gegenüber einem astronomischen<br />
Teleskop den Vorteil der Vielseitigkeit:<br />
Beobachtungen im Gelände<br />
und im Urlaub sowie des Himmels<br />
lassen sich problemlos kombinieren.<br />
Für eine ruhige, erschütterungsfreie<br />
Himmelsbeobachtung bei hohen Vergrößerungen<br />
wird ein geeignetes Stativ<br />
empfohlen.<br />
Um Himmelsobjekte zu sehen,<br />
benötigt man neben der Optik auch<br />
eine gute Sternkarte, denn man muss<br />
sehr genau wissen, wo man am Himmel<br />
zu suchen hat.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Sonne, Mond und<br />
Sterne<br />
Größere Sonnenflecken und auch<br />
Gruppen von Sonnenflecken lassen<br />
sich mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen<br />
beobachten. Die Sonne<br />
darf niemals direkt mit einem Fernglas<br />
oder Spektiv beobachtet werden.<br />
Schwere, bleibende Augenschäden<br />
bis hin zur Erblindung können<br />
die Folge sein! Für eine direkte Sonnenbeobachtung<br />
müssen unbedingt<br />
Schutzeinrichtungen wie Objektiv-Sonnenfilter<br />
oder Sonnenfolie vor dem<br />
Objektiv angebracht sein. Statt der direkten<br />
Beobachtung ist immer die<br />
Sonnenprojektion vorzuziehen.<br />
Beim Mond kann man die größten<br />
Krater betrachten. In den Tagen kurz<br />
vor oder nach Neumond, wenn der<br />
Mond nur als schmale Sichel am Himmel<br />
steht, sieht man besonders schön<br />
das sekundäre Mondlicht: von der Erde<br />
reflektiertes Sonnenlicht, das die<br />
Nachtseite des Mondes aufhellt.<br />
Für die Venusbeobachtung genügt<br />
schon ein stärker vergrößerndes Fernglas,<br />
um die Phasen sehen zu können.<br />
Und beim Jupiter erkennt man<br />
die vier größten Jupitermonde.<br />
www.zeiss.de<br />
<strong>special</strong><br />
Die Astrologie<br />
(griechisch – die Sternenkunde) ist nicht<br />
zu verwechseln mit der Astronomie. In der geozentrischen<br />
Betrachtungsweise der Astrologie wird eine<br />
systematische anthropologisch-mythologische Deutung<br />
der Stellung bestimmter Himmelskörper vorgenommen:<br />
Die Elemente des Horoskops beispielsweise<br />
beziehen sich auf den irdischen Ort und Zeitpunkt.<br />
Astronomie<br />
Die Astronomie (griechisch – die Gesetzmäßigkeit<br />
der Sterne, aus , ástro – der Stern<br />
und , nómos – das Gesetz) ist die Wissenschaft<br />
von der Gesetzmäßigkeit der Bewegung der Gestirne.<br />
Dazu zählen neben den Planeten und Fixsternen auch<br />
die Sonne, Sternhaufen, Galaxien, Galaxienhaufen,<br />
die interstellare Materie und die im Weltall auftretende<br />
Strahlung.<br />
Geozentrisches (Ptolemäisches)<br />
Weltbild<br />
Aufbauend auf Vorarbeiten von Hipparch (196-125<br />
v. Chr.) wird das lange gültige geozentrische Weltbild<br />
dem griechischen Mathematiker, Geograf und Astronom<br />
Klaudios Ptolemaios (87-150 n. Chr.) zugeschrieben.<br />
Es sieht die Erde als Mittelpunkt des Universums<br />
an. Sieben Gestirne – Merkur, Venus, Mars, Jupiter und<br />
Saturn sowie Sonne und Mond – umkreisen sie. Die<br />
Position aller anderen Sterne am Himmel wurde festgeschrieben,<br />
woraus sich der Begriff Fixstern herleitet.<br />
Heliozentrisches Weltbild<br />
Das heliozentrische Weltbild (griechisch helios:<br />
die Sonne, kentron: Mittelpunkt) bezeichnet die Auffassung,<br />
nach der sich die Erde wie andere Planeten<br />
um die Sonne bewegt. Heliozentrische Weltbilder gab<br />
es mindestens schon im 4. Jahrhundert vor Christus:<br />
Aristoteles schreibt in De Caelo (2. Buch, Kapitel 13):<br />
„Im Zentrum, sagen sie – die Pythagoräer – , ist Feuer,<br />
und die Erde ist einer der Sterne, Nacht und Tag durch<br />
kreisförmige Bewegung um das Zentrum erzeugend.“<br />
Dem amerikanischen Pionier der Astrophotographie<br />
John William Draper (1811-1882) gelang 1842 die<br />
erste photographische Aufnahme (Daguerreotypie)<br />
des Sonnenspektrums.<br />
19
Bild 1:<br />
Kuppel des Großen<br />
Refraktors.<br />
Bild 2:<br />
Großer Refraktor.<br />
Bild 3:<br />
Ehemaliges Hauptgebäude<br />
des Astrophysikalischen<br />
Observatoriums Potsdam<br />
auf dem Telegrafenberg.<br />
Bild 4:<br />
Einsteinturm.<br />
20<br />
Geschichtliche Eckpunkte der<br />
Mit der Einführung des sogenannten<br />
„Verbesserten Kalenders“ in den protestantischen<br />
Staaten Deutschlands<br />
um 1700 beginnt die Geschichte<br />
der Astrophysik in Potsdam. Der Erlass<br />
des Kalenderpatents für die zu gründende<br />
Berliner Sternwarte erfolgt im<br />
Mai 1700. Im gleichen Monat wird<br />
Gottfried Kirch zum Direktor der<br />
Sternwarte berufen. Zwei Monate später<br />
wird auf Anregung von Gottfried<br />
Wilhelm Leibniz die Brandenburgische<br />
Societät durch Kurfürst Friedrich<br />
III. gegründet, aus der später die<br />
Preußische Akademie der Wissenschaften<br />
hervorging. Das erste Sternwartengebäude<br />
wird 1711 errichtet.<br />
In den Jahren 1832 bis 1835 wird<br />
die neue Berliner Sternwarte durch<br />
Karl Friedrich Schinkel gebaut. 1874<br />
entsteht das Astronomische Recheninstitut<br />
und das Astrophysikalische<br />
Observatorium Potsdam.<br />
Von 1876 bis 1879 wird das Hauptgebäude<br />
des Astrophysikalischen Observatoriums<br />
auf dem Potsdamer Telegrafenberg<br />
gebaut. Der Potsdamer<br />
Große Refraktor wird 1899 fertigge-<br />
stellt. Von 1911-1913 wird die Sternwarte<br />
in Babelsberg gebaut, in das<br />
dann die Berliner Sternwarte umzieht.<br />
1915 wird der Babelsberger Große<br />
Refraktor fertiggestellt. Der Bau des<br />
Einstein-Turmes auf dem Telegrafenberg<br />
wird 1921 bis 1924 getätigt.<br />
1947 wird das Astrophysikalische Observatorium<br />
Potsdam und die Sternwarte<br />
Babelsberg durch die Deutsche<br />
Akademie der Wissenschaften übernommen.<br />
1969 erfolgt die Gründung des<br />
Zentralinstituts für Astrophysik. 1992<br />
erfolgt die Neugründung des Astrophysikalischen<br />
Instituts Potsdam (AIP)<br />
als Stiftung privaten Rechts und Mitglied<br />
der Leibniz Gemeinschaft.<br />
1881 startet der erste Michelson-<br />
Versuch in Potsdam. Eugen Goldstein<br />
entdeckt 1886 die Kanalstrahlen. Karl<br />
Friedrich Küstner weist 1888 die Polhöhenschwankung<br />
nach. Im gleichen<br />
Jahr macht Hermann <strong>Carl</strong> Vogel die<br />
erste fotografische Radialgeschwindigkeitsmessung.<br />
Johannes Wilsing und<br />
Julius Scheiner beginnen 1896 mit den<br />
Versuchen zum Nachweis der Radio-<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Potsdamer Astrophysik<br />
strahlung der Sonne. 1913 führt Paul<br />
Guthnick die lichtelektrische Fotometrie<br />
in Babelsberg ein.<br />
Das Turmteleskop der<br />
Einstein-Stiftung<br />
Der Einsteinturm auf dem Telegrafenberg<br />
ist im Park Sanssouci einer der<br />
stärksten Magnete für den Potsdam-<br />
Besucher. Das berühmte Bauwerk<br />
Erich Mendelsohns gilt als bedeutendste<br />
architektonische Leistung des<br />
deutschen Expressionismus. Der Einsteinturm<br />
beherbergt eine damals<br />
einzigartige Forschungsanlage für die<br />
Sonnenphysik: Einsteins Mitarbeiter<br />
Erwin Finlay-Freundlich hatte das Instrumentarium<br />
konzipiert und damit<br />
das erste Turmteleskop Europas mit<br />
einem der größten Spektrographen<br />
seiner Zeit geschaffen. In den 20er<br />
Jahren des letzten Jahrhunderts war<br />
der Einsteinturm das erste europäische<br />
Turmteleskop. Teleskop und Spektrograph<br />
gehörten lange zu den größten<br />
derartigen Instrumenten auf der<br />
Welt. Das Turmteleskop besteht aus<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
einer Kuppel von 4,2 Metern Innendurchmesser<br />
in einer Holzkonstruktion<br />
auf dem Turm und dient dem Schutz<br />
des 850 mm Coelostaten mit Hilfsspiegel.<br />
Der Coelostat besteht aus<br />
zwei Planspiegeln von 850 Millimetern<br />
Durchmessern, einem Stundenantrieb<br />
mit Elektromotor und ein<br />
elektrischer Regulator.<br />
Der Große Refraktor<br />
von Babelsberg<br />
Der 1899 eingeweihte Potsdamer Große<br />
Refraktor ist das viertgrößte Linsenteleskop<br />
der Welt und ein bedeutender<br />
Zeuge der feinmechanisch-optischen<br />
Fertigung und der frühen astrophysikalischen<br />
Forschung an der<br />
Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.<br />
1953 hat <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Jena das Instrument<br />
wiederhergestellt und dabei modernisiert.<br />
Der 1997 gegründete Förderverein<br />
verfolgt das Ziel, das unter<br />
Denkmalschutz stehende, seit über<br />
drei Jahrzehnten stillgelegte Teleskop<br />
wiederzubeleben und einer breiten<br />
Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />
Karl Friedrich Schinkel war ein<br />
preußischer Architekt und<br />
Maler, der den Klassizismus in<br />
Preußen entscheidend prägte.<br />
Seine berühmtesten Gebäude<br />
findet man in und um Berlin:<br />
das Schauspielhaus auf dem<br />
Gendarmenmarkt und das Alte<br />
Museum auf der Museumsinsel.<br />
Karl Friedrich Schinkel, 1781-1841<br />
Erich Mendelsohn war einer<br />
der bedeutendsten Architekten<br />
des 20. Jahrhunderts.<br />
Am bekanntesten sind seine<br />
expressionistischen Werke<br />
aus den 1920er Jahren.<br />
Erich Mendelsohn, 1887-1953<br />
21
SIR sucht nach Eis und Mineralien auf dem<br />
Bild 1:<br />
Die Sonde SMART-1<br />
(Small Missions for<br />
Advanced Research in<br />
Technology) umkreist<br />
den Mond. Das solarelektrische<br />
Triebwerk kommt<br />
ohne Wasserstoff aus.<br />
Bild 2:<br />
An Bord von SMART-1<br />
arbeiten zwei Spektrometer:<br />
das Röntgenspektrometer<br />
CIXS und das Infrarot-<br />
Spektrometer SIR.<br />
Bild 3:<br />
Das Spektrometer SIR an<br />
Bord der Raumsonde<br />
SMART-1 wird die Mondoberfläche<br />
im infraroten<br />
Spektralbereich kartieren.<br />
22<br />
Im September 2003 startete die<br />
Sonde SMART-1 der Europäischen<br />
Raumfahrtagentur ESA in Richtung<br />
Mond. Die Raumsonde hat<br />
inzwischen mit Hilfe eines neuartigen,<br />
aus Sonnenenergie gespeisten<br />
Ionenantriebs ihr Ziel erreicht<br />
und umrundet seit einigen Monaten<br />
den Erdtrabanten. An Bord<br />
befindet sich das Spektrometer SIR<br />
des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung<br />
in Katlenburg-Lindau.<br />
SIR beruht auf einem<br />
MMS NIR Spektrometer von <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong>, welches modifiziert wurde,<br />
um es für seinen Einsatz am Mond<br />
weltraumtauglich zu machen. SIR<br />
soll zwei Hauptaufgaben erfüllen.<br />
Kartierung im Nahen<br />
Infraroten Licht<br />
Die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung<br />
der Mondoberfläche<br />
zählt immer noch zu den wichtigsten<br />
Aufgaben in der Mondforschung.<br />
Wie bei der Erde ist es auch beim<br />
Mond möglich, mit Hilfe von Spektrometern<br />
den Silikatanteil an der<br />
Mondoberfläche abzuschätzen und<br />
daraus auf die innere Zusammensetzung<br />
des Himmelskörpers zu schließen.<br />
Die Infrarot-Beobachtungen des<br />
Mondes von der Erde aus sind zwar<br />
nicht neu, haben aber zwei Nachteile.<br />
Erstens beschränken sich diese<br />
Messungen auf die der Erde zuge-<br />
wandten Mondseite und zweitens<br />
werden diese Messungen durch die<br />
Atmosphäre der Erde gestört.<br />
Das 2,1 kg leichte Spektrometer<br />
SIR misst somit als erstes NIR Spektrometer<br />
das von der Sonne an einzelnen<br />
Mineralien der Mondoberfläche<br />
reflektierte Licht. Dies erfolgt durchgängig<br />
in einem Wellenlängenbereich<br />
von 0,9 bis 2,4 µm auch auf der<br />
erdabgewandten Seite des Mondes<br />
frei von allen Störungen. Aus diesem<br />
Grund, und wegen seiner guten spektralen<br />
Auflösung von 18 nm, hat SIR<br />
grundsätzlich auch die Möglichkeit<br />
nachzuweisen, ob das viel diskutierte<br />
Eis auf dem Mond wirklich vorhanden<br />
ist.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Spannende Suche<br />
nach Wasser-Eis<br />
Dass Wasser für die Entstehung von<br />
Leben, wie wir es kennen, eine unabdingbare<br />
Voraussetzung ist, bedarf<br />
keiner besonderen Erläuterung. Sollte<br />
es auf dem Mond tatsächlich Wasser<br />
gegeben haben, müsste es wegen<br />
der extrem niedrigen Temperaturen<br />
als Eis vorliegen. Die Wissenschaftler<br />
vermuten es in den polaren und solchen<br />
Regionen des Mondes, in die<br />
nie direktes Sonnenlicht gelangt.<br />
Dort herrschen Temperaturen von<br />
rund -200 Grad Celsius. Das Wasser<br />
würde allerdings nicht vom Mond<br />
selbst stammen, sondern von Kometen,<br />
die vor langer Zeit auf dem<br />
Mond eingeschlagen sind. Eis lässt<br />
sich aufgrund seiner stark ausgeprägten<br />
Absorptionsspektren im Infraroten<br />
besonders leicht identifizieren.<br />
Deshalb würden erfolgreiche SMART-<br />
1-Beobachtungen sehr direkt und<br />
Mond<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
ohne weitere Annahmen beweisen,<br />
dass die von der Sonde überflogenen<br />
Gebiete wirklich mit Eis überzogen<br />
sind. Aber bis zu einer sicheren Aussage<br />
darüber muss eine Fülle von Daten<br />
ausgewertet werden, die SIR momentan<br />
aufnimmt und zur Erde sendet.<br />
Die ursprünglich vorgesehene<br />
Messzeit von täglich zehn Minuten<br />
konnte auf 7 bis 8 Stunden erweitert<br />
werden. Planmäßig soll die Sonde bis<br />
August 2006 im Einsatz sein.<br />
Mit der von der NASA beschlossenen<br />
Initiative, eine permanente bemannte<br />
Mondbasis zu errichten,<br />
erhält die Suche nach Wasser eine<br />
ganz neue Dimension.<br />
Urs Mall, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung,<br />
Katlenburg-Lindau,<br />
mall@mps.mpg.de, http://sci.esa.int/smart-1<br />
Chris Weikert, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, Spektralsensorik,<br />
weikert@zeiss.de, http://zeiss.de/spektral<br />
<strong>special</strong><br />
Bildquellenhinweis.<br />
One voter impeaches<br />
eight audits.<br />
Margaret Thatcher<br />
contradicts one very ivyleague<br />
audit, so overtly<br />
slippery ayatollahs partly<br />
uncoery ivy-league audit,<br />
so<br />
overtly slippery ® ayato<br />
llahs partly uncomfortably<br />
restructures three kin.<br />
Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung<br />
in Katlenburg-Lindau wurde ein NIR-<br />
Spektrometermodul aus der <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Spektrometerfamilie<br />
modifiziert. Dieses Serien MMS NIR wird u.a.<br />
in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie zur Qualitätskontrolle<br />
genutzt. Viele Materialien mussten gegen<br />
weltraumtaugliche ausgetauscht werden. Das betraf<br />
z.B. den Spektrometerkörper selbst, für den ein spezielles,<br />
gegen die Weltraumstrahlung unempfindliches<br />
Quarzglas eingesetzt wurde. Außerdem galt es, weltraumtaugliche<br />
Kleber zu finden und alle Möglichkeiten<br />
zur Gewichtseinsparung zu nutzen. SIR arbeitet auf<br />
256 verschiedenen Infrarot-Wellenlängen. Seine Leistungsfähigkeit<br />
ist so hoch, dass auch wesentlich kleinere<br />
Objekte an der Mondoberfläche als bisher untersucht<br />
werden können. Der Baustein SIR – Smart-1 Near Infrared<br />
Spectrometer – ist der einzige deutsche Beitrag<br />
der ersten Mondmission der Europäischen Raumfahrtagentur<br />
ESA.<br />
1 2 3<br />
23
24<br />
Die Sonne<br />
Von der Sonne als dem zentralen<br />
Gestirn an unserem Himmel hängt<br />
alles Leben auf der Erde ab. Diese<br />
Bedeutung war den Menschen seit<br />
Alters her bewusst und viele Kulturen<br />
verehrten sie als Gottheit.<br />
Das regelmäßige Wiederkehren<br />
der Sonne wurde oft mit Angst<br />
erwartet und sogar mittels kultischer<br />
oder magischer Rituale beschworen.<br />
Sonnenfinsternisse lösten<br />
große Furcht aus. Aus der Antike<br />
übernommen, ist die Sonne<br />
das Symbol der Vitalität in der Astrologie.<br />
Die Sonne ist die natürliche Uhr der<br />
Menschen und die Abfolge der Jahreszeiten<br />
führte durch Himmelsbeobachtungen<br />
und Bestimmung von Bahnpunkten<br />
der Gestirne (Tag- und Nachtgleiche,<br />
Sommer- und Wintersonnenwende)<br />
unabhängig voneinander in<br />
verschiedenen Kulturen zur Entwicklung<br />
von Kalendern. Wichtige jahreszeitliche<br />
Ereignisse konnten so vorherbestimmt<br />
werden, wie beispielsweise<br />
das Nilhochwasser und damit der günstigste<br />
Zeitpunkt der Saat. Vorchristliche<br />
Kultstätten, wie Stonehenge, waren<br />
offensichtlich zu derartigen Beobachtungszwecken<br />
errichtet worden.<br />
Einfache, gefahrlose<br />
Sonnenbeobachtung<br />
Die Okularprojektion ist ein Verfahren<br />
zur gefahrlosen Sonnenbeobachtung<br />
mit dem Fernrohr oder Fernglas, bei<br />
dem das Sonnenbild auf einen hinter<br />
dem Fernrohr angebrachten Schirm<br />
projiziert wird. Dieses Verfahren, das<br />
schon Galileo bekannt war, ist nicht<br />
nur absolut gefahrlos, sondern ermöglicht<br />
auch ein einfaches Abzeichnen<br />
des Sonnenbildes und die gleichzeitige<br />
Beobachtung durch mehrere<br />
Personen. Dabei ist unbedingt zu beachten,<br />
dass keine verkitteten Okulare<br />
eingesetzt werden. Spiegelteleskope<br />
sind für die Okularprojektion ungeeignet.<br />
<strong>special</strong><br />
Daten zur Sonne<br />
Zeit bis zum Ende des Wasserstoffbrennens<br />
im Zentrum<br />
etwa 4,5-5 Milliarden Jahre.<br />
mittlerer Durchmesser:<br />
1.392.500 km<br />
Masse:<br />
1,9884·10 30 kg<br />
Temperatur (Zentrum):<br />
14,8·10 6 °C<br />
Temperatur (Photosphäre):<br />
ca. 6.100°C<br />
Temperatur (Korona):<br />
ca. 1-2 Millionen K<br />
Rotationsdauer am Äquator:<br />
25 Tage, 9 Stunden, 7 Minuten<br />
Entfernung zum<br />
Zentrum der Galaxis:<br />
ca. 210.000.000 Jahre<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Extrasolarer Planet<br />
definition<br />
Exoplanet/<br />
Extrasolarer Planet<br />
Planet außerhalb unseres<br />
Sonnensystems.<br />
Planet<br />
Ein Planet (griechisch plánetes –<br />
Umherschweifender, Wanderer)<br />
ist ein nicht selbst leuchtender<br />
Himmelskörper. Er bewegt sich<br />
in einer keplerschen Umlaufbahn<br />
um einen Stern. Früher wurden<br />
Planeten auch als Wandelsterne<br />
bezeichnet. Die meisten Planeten<br />
des Sonnensystems werden von<br />
Monden umkreist.<br />
Stern<br />
Ein Stern ist ein selbstleuchtender,<br />
aus Plasma bestehender<br />
Himmelskörper, dessen Strahlungsenergie<br />
durch Kernfusion<br />
im Sterninneren entsteht. Der uns<br />
nächstgelegene Stern ist die<br />
Sonne, das Zentrum unseres Sonnensystems.<br />
Leben auf der Erde<br />
ist ohne die Wärmestrahlung der<br />
Sonne nicht möglich. Für die<br />
Astronomen des Mittelalters war<br />
nicht bekannt, dass die Sonne<br />
ein Stern ist.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Der Stern „HD 13189“ ist der erste<br />
extrasolare Planet, der mit einem Teleskop<br />
in Deutschland nachgewiesen<br />
wurde. Mit dem 2-Meter-Teleskop der<br />
Thüringer Landessternwarte Tautenburg<br />
hat einer der Pioniere der Planetensuche,<br />
Artie Hatzes, zeigen können,<br />
dass der Stern „HD 13189“ einen<br />
planetaren Begleiter besitzt. Seine<br />
Masse ist etwa 2- bis 7-mal größer<br />
als die unserer Sonne. „HD 13189“ ist<br />
etwa 6.000 Lichtjahre von der Erde<br />
entfernt. Er könnte der größte Stern<br />
sein, von dem bisher bekannt ist,<br />
dass er einen Planeten hat. Sein planetarer<br />
Begleiter benötigt für die Umrundung<br />
des Sterns 472 Tage. Wie die<br />
meisten bisher entdeckten Begleiter<br />
Im letzten Jahrzehnt wurden weltweit<br />
rund 150 Planeten um andere<br />
Sterne entdeckt. Die meisten<br />
Sternwarten konzentrieren sich<br />
bei der Suche nach extrasolaren<br />
Planeten auf Sterne, die unserer<br />
Sonne ähnlich sind und außerhalb<br />
unseres Sonnensystems liegen.<br />
Die Sternwarte Tautenburg sucht<br />
bewusst bei den Klassen von Sternen<br />
nach Begleitern, die von anderen<br />
Such- und Beobachtungsprogrammen<br />
nicht abgedeckt werden.<br />
Das sind beispielsweise sehr<br />
junge aktive Sterne, Braune Zwerge<br />
und Riesensterne, deren Masse<br />
größer als die Sonne ist.<br />
ist er ein riesiger Gasplanet – nicht<br />
vergleichbar mit der Erde. Bestätigt<br />
wurde die Entdeckung durch Beobachtungen<br />
am texanischen McDonald<br />
Observatory.<br />
Die Sternwarte Tautenburg betreibt<br />
ein ZEISS 2-Meter-Teleskop, das<br />
sogenannte Alfred-Jensch-Teleskop,<br />
das in den drei optischen Konfigurationen<br />
Schmidt-Teleskop, Quasi-Cassegrain-Teleskop,<br />
Coudé-Teleskop benutzt<br />
werden kann. Der Hauptspiegel<br />
des Fernrohrs hat eine Brennweite<br />
von 4 Metern. Gefertigt wurden alle<br />
Spiegel aus dem glaskeramischen Material<br />
SITALL, das praktisch keine Verformung<br />
bei Temperaturänderungen<br />
aufweist.<br />
Alfred Jensch, langjähriger<br />
Chefkonstrukteur der Astroabteilung<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> in<br />
Jena: Schöpfer des 2-Meter-<br />
Universalteleskops.<br />
Alfred Jensch, 1912-2001<br />
Bild:<br />
Thüringer Landessternwarte<br />
Tautenburg:<br />
2-Meter-Teleskop bei<br />
Nacht.<br />
25
Sonnenspäher, Wetterfrosch, Kometenjäger<br />
Bild 1:<br />
LASCO 2 Coronograph-<br />
Aufnahme einer Sonneneruption<br />
1998 (Detail).<br />
Bild 2:<br />
Komet Kudo-Fujikawa (Pfeil).<br />
Bild 3:<br />
ESA Ingenieure beim<br />
Zusammenbau in den<br />
Matra Marconi Werken<br />
vor dem Start auf dem<br />
Kennedy Space Center<br />
mit einer Atlas-Centaur<br />
AC-121.<br />
definition<br />
26<br />
LASCO<br />
Large Angle Spectrometric Coronograph:<br />
LASCO beobachtet – ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis<br />
– die Korona der Sonne über dem Sonnenrand,<br />
rund 21 Millionen Kilometer. In der Sonnenkorona<br />
befindliche Dinge können so sichtbar gemacht werden.<br />
CDS<br />
Coronal Diagnostic Spectrometer CDS nimmt die<br />
Emissionslinien von Ionen und Atomen der Sonnenkorona<br />
auf. Die Ergebnisse geben Auskunft über<br />
das Sonnenplasma im Temperaturbereich von 10.000<br />
bis über 1.000.000°C.<br />
Lagrange-Punkt L1<br />
Punkt an dem sich die Anziehungskräfte von Erde,<br />
Sonne und Mond gegenseitig aufheben.<br />
Das europäisch-amerikanische Sonnenobservatorium<br />
SOHO (Solar and<br />
Heliospheric Observatory) startete im<br />
Dezember 1995. Es ist 1,5 Millionen<br />
Kilometer von der Erde entfernt an<br />
dem so genannten Lagrange-Punkt<br />
L1 positioniert. Von dort beobachtet<br />
SOHO mit zwölf Spezialinstrumenten<br />
die Sonne in verschiedenen Spektralbereichen.<br />
Die Beobachtungen tragen<br />
zum Verständnis über den Aufbau<br />
des Sonneninneren, die Mechanismen<br />
der Koronabildung und die<br />
Entstehung und Beschleunigung des<br />
Sonnenwindes bei. „An Bord“ sind<br />
unter anderem Untersuchungsinstrumente<br />
LASCO und CDS. Daten über<br />
die Intensität des Sonnenwindes werden<br />
auch genutzt, um das Weltraumwetter<br />
– beispielsweise Sonnenstürme<br />
– vorherzusagen. Hinzu kommt die<br />
Entdeckung – quasi nebenbei – von<br />
bisher annähernd 500 unbekannte<br />
Kometen.<br />
Der im Dezember 2002 entdeckte<br />
Komet Kudo-Fujikawa fliegt um die<br />
Sonne. SOHO verfolgt den Kometen<br />
mit den Kameras seines Weitwinkel-<br />
Koronographen LASCO. Mit einer<br />
kleinen Abdeckscheibe wird in den<br />
Kameras eine Art künstliche Sonnenfinsternis<br />
erzeugt. So kann man die<br />
Sonnenkorona beobachten, die sonst<br />
von der Sonne selbst überstrahlt<br />
wird. Und nur durch diese künstliche<br />
Sonnenfinsternis ist auch der Schweif<br />
von Kudo-Fujikawa zu erkennen, der<br />
sich als weißer Punkt um unser Zentralgestirn<br />
bewegt.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Kleine Geschichte des Spiegelteleskops<br />
Newton-Teleskop<br />
Cassegrain-Teleskop<br />
Gregory-Teleskop<br />
Schmidt-Cassegrain-Teleskop<br />
Maksutov-Teleskop<br />
Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop<br />
Schwarzschild-Teleskop<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Bereits 1616 stellte der Jesuitenpater<br />
Nicolaus Zucchius das erste<br />
Spiegelteleskop vor. Dieses bestand<br />
aus einem Hohlspiegel und<br />
einer Zerstreuungslinse. In den folgenden<br />
Jahren beschäftigten sich<br />
unter anderem Cesare Caravaggi,<br />
der Mathematiker Bonaventura<br />
Cavalieri, Marin Mersenne und<br />
James Gregory mit der Konstruktion<br />
verschiedener Bauformen des<br />
Spiegelteleskops, von denen allerdings<br />
nur das Gregory-Teleskop<br />
eine gewisse Bedeutung erlangte.<br />
Gregory stellte sein Teleskop 1663<br />
fertig. Wenig später im Jahr 1668<br />
führten Isaac Newton und der Franzose<br />
Cassegrain ihre Teleskope der<br />
Öffentlichkeit vor. Unter den Gelehrten<br />
fand nun eine europaweite Diskussion<br />
über die Vor- und Nachteile<br />
dieser Systeme statt.<br />
Das Gregory-Teleskop wurde noch<br />
bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
gebaut. Das Newton-System<br />
wird wegen seines einfachen Aufbaus<br />
bis heute von Amateur-Astronomen<br />
beim Selbstbau ihrer Instrumente<br />
bevorzugt. Für große Teleskope<br />
haben sich Varianten und Weiterentwicklungen<br />
des Cassegrain-Teleskops<br />
durchgesetzt.<br />
27
Der Weg zu den Sternen<br />
Bild 1:<br />
In den frühen 30iger<br />
Jahren transportierte<br />
Dr. Robert H. Goddard<br />
seine Rakete mit einem<br />
Anhänger an seinem Ford<br />
Model A zur 15 Meilen<br />
nordwestlich von Roswell,<br />
New Mexico, gelegenen<br />
Startrampe.<br />
Bild 2:<br />
Ariane 5<br />
Bild 3:<br />
Konstantin Eduardowitsch<br />
Ziolkowski<br />
Bild 4:<br />
Robert Hutchings<br />
Goddard<br />
28<br />
Eigentlich ist die Raumfahrt eine<br />
Entwicklung der Neuzeit. Aber es<br />
gab schon um 7 nach Christus Berichte<br />
über erste Raketen aus<br />
Byzanz. Und um 1200 wurden Raketen<br />
bereits im Militär eingesetzt.<br />
Erste verlässliche Berichte<br />
stammen aus dem Jahr 1232 und<br />
kommen aus China. Nachweislich<br />
wurden in Europa 1241 bei der<br />
Schlacht bei Lieglitz erstmals Raketen<br />
eingesetzt. Und das Multitalent<br />
Leonardo da Vinci zeichnete<br />
eine Rakete. Um 1819 wurde die<br />
Signalrakete erfunden. Der richtige<br />
Aufbruch in den Weltraum er-<br />
folgte dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />
Eine Handvoll Männer<br />
gelten heute als die Pioniere der<br />
Raumfahrt. Sie sind sowohl Entdecker<br />
und Enthusiasten als auch<br />
Erfinder. Und sie arbeiten ein<br />
Leben lang für ihre Idee. Der Russe<br />
Konstantin E. Ziolkowski, der<br />
Amerikaner Robert H. Goddard<br />
und der Siebenbürgendeutsche<br />
Hermann Oberth machten die ersten<br />
Schritte auf dem langen Weg<br />
ins Universum. Eugen Sänger und<br />
Wernher von Braun haben viele<br />
der postulierten Ideen verwirklicht.<br />
1<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Konstantin Eduardowitsch<br />
Ziolkowski<br />
(1857-1935), durch eine Erkrankung<br />
nahezu taub, musste im Alter von<br />
zehn Jahren die Schule verlassen. Er<br />
bildete sich aber autodidaktisch weiter<br />
und studierte später in Moskau<br />
drei Jahre Physik, Astronomie, Mechanik<br />
und Geometrie. Anfangs unterrichtete<br />
er in seinem Heimatort Mathematik<br />
und Physik.<br />
Erzählungen von Jules Verne regten<br />
Ziolkowski an, selbst Geschichten<br />
über interplanetare Raumfahrt zu<br />
schreiben. Dabei entwickelte er sich<br />
zum Verfasser theoretischer Abhandlungen.<br />
Und ab etwa 1885 stellte er eine<br />
Vielzahl von Überlegungen zur Realisierung<br />
von Raumflügen an. 1886<br />
veröffentlichte Ziolkowski die Studie<br />
„Theoria Aerostatika“, es folgt 1892<br />
die Theorie eines Ganzmetall-Luftschiffes<br />
(Aerostat Metallitscheski).<br />
Bis 1935 veröffentlichte er insgesamt<br />
35 Bücher, Artikel und Schriften zur<br />
Luftschiffthematik. Gipfelpunkt seiner<br />
Arbeit war 1903 die Raketengrundgleichung,<br />
veröffentlicht 1903 in der<br />
russischen Zeitschrift „Wissenschaftliche<br />
Rundschau“ unter dem Titel „Erforschung<br />
des Weltraums mittels Reaktionsapparaten“.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Robert Hutchings<br />
Goddard<br />
(1882-1945) machte sich früh Gedanken<br />
über Raumflüge zum Mond<br />
und zum Mars, galt aber lange Zeit<br />
als Phantast. In der Raketenentwicklung<br />
war er wesentlich erfolgreicher.<br />
Bereits um 1918 entwickelte er militärische<br />
Feststoffraketen. Ab 1920 beschäftigte<br />
er sich mit der Entwicklung<br />
von Flüssigkeitsraketen. Zum Zwecke<br />
der Flugstabilisierung entwickelte Goddard<br />
ein Strahlruder, das mit Hilfe<br />
eines Kreisels gesteuert wurde. 1935<br />
startete er eine Rakete, die erstmals<br />
mit Überschallgeschwindigkeit flog.<br />
Die ESA (European Space Agency) ist die Raumfahrtorganisation<br />
der Europäer. 1975 gegründet zur<br />
besseren Koordination der europäischen Raumfahrtaktivitäten,<br />
hat sie ihren Sitz in Paris. Die ESA finanziert<br />
sich aus den Staatshaushalten der Mitgliedsstaaten.<br />
www.esa.int<br />
3<br />
4<br />
29
Bild 5:<br />
Hermann Oberth<br />
Bild 6:<br />
Bildmontage der Planeten<br />
in unserem Sonnensystem:<br />
Merkur, Venus, Erde mit<br />
Mond, Mars, Jupiter,<br />
Saturn, Uranus und Neptun<br />
(von oben nach unten);<br />
Jet Propulsion Laboratory<br />
in Pasadena.<br />
Bild 7:<br />
Eugen Sänger<br />
Bild 8:<br />
Wernher von Braun<br />
Raketengleichung:<br />
v (t) die Raketengeschwindigkeit<br />
zur Zeit t;<br />
v (g) die Ausströmgeschwindigkeit<br />
des Antriebsstrahles<br />
(typisch: 4,5 km/s<br />
bei chemischen Raketentriebwerken;<br />
m(0) die Startmasse der<br />
Rakete;<br />
m(t) die Masse der Rakete<br />
zur Zeit t (also um den<br />
verbrauchten Treibstoff<br />
verkleinerte Startmasse).<br />
30<br />
Hermann Oberth<br />
(1894-1989) begann wie Ziolkowski,<br />
angeregt durch die Lektüre von Jules<br />
Verne, schon als Gymnasialschüler an<br />
seinen ersten Raketenplänen zu arbeiten.<br />
1917 entwarf er eine Rakete, die<br />
mit Ethanol und Sauerstoff betrieben<br />
wurde. Sechs Jahre später beschrieb<br />
er wesentliche Elemente, die zum<br />
Bau von Großraketen mit Flüssigtreibstoff<br />
angetrieben werden. In seinen<br />
Werken „Die Rakete zu den Planetenräumen“<br />
(1923) und „Die Wege<br />
zur Raumschifffahrt“ (1929) schuf er<br />
die wissenschaftlichen Grundlagen der<br />
Technologie, die den Flug zu den<br />
Sternen ermöglichte, und beschrieb<br />
darin bereits fast jedes Raumfahrtkonzept,<br />
das bis heute Wirklichkeit<br />
wurde. Bei Fritz Langs visionärem Film<br />
„Die Frau im Mond“ wirkte er zusammen<br />
mit Rudolf Nebel als wissenschaftlicher<br />
Berater mit.<br />
5<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
6
Eugen Sänger<br />
(1905-1964) ließ sich mit 13 Jahren von<br />
Kurd Laßwitz’ Roman „Auf zwei Planeten“<br />
von für die (damals noch utopische)<br />
Raumfahrt begeistern. Sänger<br />
studierte in der 1920er Jahren Bauingenieurwesen.<br />
Sein erster Dissertationsentwurf<br />
mit dem Titel Raketenflugtechnik<br />
wurde an der Technischen<br />
Hochschule Wien abgelehnt. Ein Teil<br />
davon wurde später als Buch veröffentlicht.<br />
Sein stets verfolgtes Forschungsziel<br />
war die Entwicklung einer<br />
Raumfähre, die er „Raumboot“<br />
nannte, zum Transport von Personen<br />
und Fracht zwischen Erdboden und<br />
Orbit bzw. Raumstationen. Von 1961<br />
bis 1964 konzipierte er den als RT-8<br />
bezeichneten zweistufigen Raumtransporters,<br />
dessen Erststufe von einem<br />
Raumjet angetrieben wird. Über<br />
zehn Jahre später finden sich Teile der<br />
Arbeit im Space Shuttle wieder. Sängers<br />
Traum war die Entwicklung des<br />
Photonenantriebs für den interplanetaren<br />
und interstellaren Raumflug.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
7<br />
Wernher von Braun<br />
(1912-1977) experimentierte schon als<br />
Jugendlicher mit Raketen. Und er hat<br />
früh eine Abhandlung über Raumfahrt<br />
verfasst. Ab 1929 arbeitete er<br />
gemeinsam mit Hermann Oberth,<br />
durch dessen Buch „Die Rakete zu den<br />
Planetenräumen“ er maßgeblich beeinflusst<br />
worden war. Die während<br />
des Zweiten Weltkriegs unter Wernher<br />
von Braun entwickelte und erprobte<br />
Rakete A4 – oder besser bekannt als<br />
V2 – und ihre Technologie gehörte<br />
wohl zur bedeutendsten Kriegsbeute<br />
der Alliierten. Von Brauns Ziele waren<br />
aber eher auf die Raumfahrt gerichtet.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg wurde er<br />
technischer Berater des US-amerikanischen<br />
Raketenprogramms. Er war<br />
maßgeblich an den Mercury-, Gemini-<br />
und Apollo-Projekten beteiligt. Er<br />
war eingebunden in die Entwicklung<br />
der Saturn-V-Trägerrakete und wird<br />
daher als geistiger Vater der Mondrakete<br />
angesehen.<br />
Die NASA (National Aeronautics and Space Administration)<br />
wurde im Jahr 1958 gegründet und ist die zivile<br />
Bundesbehörde für Luft- und Raumfahrt in den USA.<br />
Sie besteht aus verschiedenen Einrichtungen wie beispielsweise<br />
dem Jet Propulsion Laboratory (JPL), das sich<br />
mit den Themen Raumsonden und Deep Space Network<br />
beschäftigt. Zur NASA gehören auch die Raumfahrtzentren<br />
Kennedy Space Center in Florida, Goddard<br />
Space Flight Center in Maryland, Johnson Space Center<br />
in Texas und Marshall Space Flight Center in Alabama.<br />
Viele Forschungseinrichtungen – unter anderem das<br />
NASA Institute for Advanced Concepts (NIAC) mit den<br />
Schwerpunkten Nanotechnologie und Weltraumlift –<br />
sind in der NASA verankert.<br />
www.nasa.gov<br />
Raketengrundgleichung<br />
Die Raketengrundgleichung beschreibt die grundlegenden<br />
Gesetzmäßigkeiten des Raketenantriebs.<br />
m(0)<br />
v (t) = v(g).ln( m(t) )<br />
8<br />
31
Planetarium: Der Weltraum im Raum<br />
Bild 1:<br />
Das Planetarium in Jena<br />
um 1927.<br />
Bild 2:<br />
Mechanisches Modell<br />
des Sonnensystems von<br />
Glikerson und Co.,<br />
Tower Hill, London<br />
(um1810).<br />
Bild 3:<br />
Planetariumsprojektor<br />
SKYMASTER ZKP 3/B.<br />
32<br />
Die Idee, den Himmel mit all seinen<br />
Phänomenen darzustellen,<br />
war schon früh geboren. Allein<br />
die Realisierung war das Problem.<br />
In Anlehnung an frühe, kleine Globen<br />
dachte man an eine Blechkugel<br />
mit sieben bis zehn Metern<br />
Durchmesser, an deren Innenseite<br />
die Sterne durch Lampen dargestellt<br />
werden sollten oder mit Hilfe<br />
von kleinen Löchern durch Licht<br />
von außen zum Leuchten gebracht<br />
werden sollten. Auch Sternenaufund<br />
-untergänge sollten dargestellt<br />
werden. Erste Entwürfe zur<br />
Realisierung dieses Vorhabens bedingten<br />
die Verwendung eines Kugellagers<br />
mit einem Durchmesser<br />
von fünf Metern.<br />
1<br />
Berühmte Ast<br />
Giovanni Domenico Cassini (1625-1712)<br />
wurde vom Sonnenkönig Ludwig XIV.<br />
zum Mitglied der erst 1667 gegründeten<br />
„Academie des sciences“ in Paris berufen.<br />
Ende 1669 wurde Cassini Direktor der<br />
noch nicht vollendeten Pariser Sternwarte.<br />
Dort entdeckte er in den Jahren 1671 und<br />
1672 die Saturnmonde Japetus und Rhea,<br />
bemerkte 1675 die nach ihm benannte<br />
Teilung des Saturnringes und fand 1684<br />
zwei weitere Trabanten – Thetys und<br />
Dione – des Ringplaneten.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
onomen<br />
Christiaan Huygens (1629-1695)<br />
entdeckte mit seinem selbstgebauten<br />
Teleskop 1655 erstmals den Saturnmond<br />
Titan. Durch die bessere Auflösung seines<br />
Teleskops entdeckte er die Saturnringe,<br />
die Galilei noch als die „Ohren“ des<br />
Saturns bezeichnet hatte sowie die Rotation<br />
des Mars. Er löste das Trapez im<br />
Zentrum des Orion-Nebels in vier einzelne<br />
Sterne auf und beschrieb weitere<br />
Nebel- und Doppelsternsysteme.<br />
Erste Gedanken<br />
Den Anregungen Oskar von Millers,<br />
Gründer der Deutschen Museums in<br />
München, und Max Wolfs, Direktor<br />
des Observatoriums in Heidelberg,<br />
war es zu verdanken, dass Walther<br />
Bauersfeld ein Konzept ausarbeitete,<br />
das die Projektion des Sternenhimmels,<br />
der Sonne, des Mondes und<br />
der Planeten möglich machte. Das<br />
Team um Bauersfeld arbeitete sehr<br />
hart an der Konstruktion und dem<br />
Bau des Gerätes. Im August 1923<br />
war es in Jena dann so weit:<br />
Zum ersten Mal erstrahlte ein<br />
künstlicher Sternenhimmel. Im Dezember<br />
1923 wurde das noch nicht<br />
ganz vollständige Projektionsplanetarium<br />
Modell I provisorisch in der bereits<br />
errichteten Gipskuppel des Deut-<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Sir Isaac Newton (1643-1727)<br />
ist der Verfasser der am 5. Juli 1687<br />
veröffentlichten Philosophiae Naturalis<br />
Principia Mathematica. Darin beschreibt<br />
er die universelle Gravitation und die<br />
Bewegungsgesetze: Der Grundstein für<br />
die klassische Mechanik. Er war damit<br />
in der Lage, die Planetenbewegungen<br />
nicht nur wie Johannes Kepler zu beschreiben,<br />
sondern erstmals auch zu<br />
begründen.<br />
schen Museums aufgestellt. Danach<br />
wurde es wieder zur Komplettierung<br />
nach Jena zurück transportiert. Nach<br />
einer Komplettierungsphase wurde<br />
es im Frühjahr 1925 wieder nach<br />
München geschickt und dort im Rahmen<br />
der Feierlichkeiten zur Einweihung<br />
des Deutschen Museums am<br />
7. Mai 1925 offiziell eröffnet.<br />
Noch während die ersten beiden<br />
Geräte des Modells I gebaut wurden,<br />
begann die Planung für die Modellreihe<br />
II. Dieses Projektionsgerät hatte<br />
bereits die lange Zeit für Planetarien<br />
typische Hantelform. Diese ermöglichte<br />
die Simulation des Sternenhimmels<br />
von jedem Ort der Erde. Das erste<br />
Planetarium des Typs Modell II<br />
wurde in Wuppertal installiert. Danach<br />
trat das Planetarium seinen Siegeszug<br />
durch die Welt an.<br />
Edmond Halley (1656-1742)<br />
wandte Newtons Gravitationsgesetz zur<br />
Berechnung der Kometenbahnen an.<br />
Er erkennt, dass es sich bei den Kometen<br />
von 1531, 1607, 1682 um ein und denselben<br />
Kometen handeln muss und kündigt<br />
für das Jahr 1758 das Wiedererscheinen<br />
des Kometen an.<br />
3<br />
33
Bild 4:<br />
Planetariumsprojektor<br />
STARMASTER.<br />
Bild 5:<br />
Planetariumsprojektor<br />
UNIVERSARIUM und<br />
Laserbildprojektor ZULIP.<br />
Bild 6:<br />
Planetarium Tycho Brahe<br />
Kopenhagen.<br />
Bild 7:<br />
ADLIP Laser-<br />
Ganzkuppelprojektion.<br />
34<br />
Berühmte Astronomen<br />
Sir Friedrich Wilhelm Herschel<br />
(1738-1822)<br />
gab sich nicht mit der Beobachtung von<br />
Mond, Planeten und Kometen zufrieden.<br />
Er wollte auch den Fixsternhimmel studieren.<br />
Da die um 1770 üblichen Linsenund<br />
Spiegelteleskope keine ausreichende<br />
Beobachtungsleistung aufwiesen, begann<br />
er selbst Spiegelteleskope zu bauen.<br />
Schlagartig berühmt wurde Herschel,<br />
als er 1781 ein neues Objekt im Sonnensystem<br />
entdeckte: den Planeten Uranus.<br />
Pierre-Simon (Marquis de) Laplace<br />
(1749-1827)<br />
behandelte in seinem Werk Mécanique<br />
céleste Probleme der Himmelsmechanik:<br />
die Entstehung der Gezeiten, die Bahn<br />
des Erdmondes und die Planetenbahnen.<br />
Darüber hinaus entwickelt er eine Theorie<br />
zur Entstehung des Sonnensystems<br />
(Kant-Laplacesche Theorie).<br />
Johann <strong>Carl</strong> Friedrich Gauß (1777-1855)<br />
revolutionierte mit Hilfe seiner Ausgleichsrechnungen<br />
auf Basis der Methode<br />
der kleinsten Quadrate die Berechnung<br />
der Bahnen von Himmelskörpern und<br />
legte seine neuartigen Rechenverfahren<br />
in dem Werk Theorie der Bewegung der<br />
Himmelskörper 1809 nieder.<br />
4 5<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Angelo Secchi (1818-1878)<br />
zerlegte mithilfe von Prismen das Licht<br />
der Sterne und der Sonne. Durch die<br />
Verteilung der Farbmuster und dunklen<br />
Absorptionslinien ließ sich die chemische<br />
Zusammensetzung der Sonnen- und<br />
Sternatmosphäre bestimmen: vier unterschiedliche<br />
Spektralklassen wurden aufgestellt.<br />
Secchis bahnbrechende gelten als<br />
Wegbereiter der Spektralanalyse.<br />
Moderne Techniken<br />
Mit den Instrumenten eines Planetariums<br />
wird ein künstlicher Sternenhimmel<br />
erzeugt.<br />
Heute erlaubt die Glasfasertechnik<br />
die Sternenhimmel-Darstellungen in<br />
einer Brillanz, die die des echten Sternenhimmels<br />
sogar noch übertrifft.<br />
Die zukunftsträchtigste Weiterentwicklung<br />
der Projektionstechnik ist<br />
die Entwicklung des sogenannten digitalen<br />
Planetariums: Die Projektion<br />
von Ganzkuppelvideo mit Hilfe von<br />
Videobeamern. Ein besonders großer<br />
Schritt in diese Richtung gelang mit<br />
dem ZULIP (<strong>Zeiss</strong> Universal Laser Image<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
6<br />
7<br />
Projector) wobei der Videobeamer<br />
beweglich montiert werden kann. Er<br />
arbeitet auf der Basis von Laserlicht<br />
und erzeugt sensationell kontrastreiche<br />
Bilder von noch nie zuvor da gewesener<br />
Schärfe. Der erste ZULIP<br />
wurde während der IPS-Tagung 2000<br />
im Planetarium Montréal vorgestellt.<br />
Die Weiterentwicklung des ZULIP<br />
zum ADLIP (All Dome Laser Image<br />
Projector) ermöglicht nun die Projektion<br />
von kuppelfüllenden Videosequenzen<br />
mit Hilfe mehrerer festinstallierter<br />
ZULIPs. Aber egal, ob ein<br />
Planetarium klein oder groß ist, der<br />
Zuschauer befindet sich immer mitten<br />
im Geschehen.<br />
Die allererste Anregung zum Bau eines Planetariums,<br />
das den Sternenhimmel wie bei der Naturbeobachtung<br />
zeigt, kam von Max Wolf (1863-<br />
1932), dem Leiter der Heidelberger Sternwarte.<br />
Mit Wolfs Idee wandte sich Oskar von Miller,<br />
der im Deutschen Museum ein heliozentrisches<br />
und ein geozentrisches Planetarium einrichten<br />
wollte, in den Jahren 1912/13 auch an <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>.<br />
Walther Bauersfeld (1879-1959) konstruierte das<br />
erste Projektionsplanetarium. Er war 50 Jahre in<br />
der Geschäftsleitung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> tätig. Er hatte<br />
die Idee, die Bewegung der Sterne, der Sonne,<br />
des Mondes und der Planeten in einen Projektor<br />
zu verlegen, der im Zentrum einer kugelförmigen<br />
Kuppel aufgestellt werden sollte.<br />
35
36<br />
In einer Sternwarte werden mit<br />
Hilfe von Fernrohren und Teleskopen<br />
tatsächliche Himmelsobjekte<br />
beobachtet.<br />
Fernrohr oder<br />
Teleskop<br />
Das Wort Teleskop (griechisch tele –<br />
fern und skopein – betrachten) war<br />
früher gleichbedeutend mit Fernrohr.<br />
Allgemein gilt der im westfälischen<br />
Wesel geborene, aber bereits in jungen<br />
Jahren nach Holland ausgewanderte<br />
Brillenmacher Hans Lippershey<br />
(1570-1619) als Erfinder. Neuere, sorgfältige<br />
Recherchen weisen aber auf<br />
Leonardo da Vinci als eigentlichen Erfinder<br />
des Teleskops hin: Er baute<br />
und benutzte ein optisches Gerät,<br />
mit geringer Vergrößerung aber von<br />
ähnlichem Prinzip wie das der von<br />
Lippershey und Galilei.<br />
Die Entwicklung des eigentlichen<br />
astronomischen Fernrohrs wird dem<br />
deutschen Astronomen Johannes<br />
Sir Arthur Stanley Eddington<br />
(1882-1944)<br />
erkannte als einer der ersten Physiker die<br />
Bedeutung von Einsteins Relativitätstheorie:<br />
Bei der Sonnenfinsternis-Expedition<br />
auf die Vulkaninsel Principe im Golf<br />
von Guinea, wurde am 29. Mai 1919 nachgewiesen,<br />
dass – wie von der allgemeinen<br />
Relativitätstheorie postuliert – Licht von<br />
großen Massen abgelenkt wird.<br />
Sternwarteninstrumente<br />
Berühmte Astronomen<br />
Kepler (1571-1630) zugeschrieben,<br />
weshalb man bis heute vom Keplerschen<br />
Fernrohr spricht. Im Unterschied<br />
zum Galileischen Fernrohr benutzt<br />
das Keplersche Fernrohr als<br />
Okular eine bikonvexe Linse. Dieses<br />
Teleskop entwirft auf dem Kopf stehende<br />
Bilder. Alle heutigen Linsenteleskope<br />
– vom Amateurinstrument<br />
bis zum professionellen Sternwartengerät<br />
– beruhen auf dem Keplerschen<br />
Fernrohrprinzip. Da die Bilderzeugung<br />
bei dieser Teleskopart auf Brechung<br />
(„Refraktion“) beruht, spricht man<br />
auch von einem „Refraktor“.<br />
Spiegelteleskop<br />
Ein Spiegelteleskop ist ein Fernrohr,<br />
bei dem der wesentliche Teil der Optik<br />
aus spiegelnden Elementen – aus<br />
einem Hauptspiegel und einem Fangspiegel<br />
– besteht. Der Fangspiegel<br />
lenkt das Licht in Richtung Okular,<br />
Fotoplatte, Film oder digitalen Empfänger<br />
ab, wo es vor der Aufnahme<br />
normalerweise durch Farbfilter für<br />
Edwin Powell Hubble (1889-1953)<br />
wies 1923 am Mount-Wilson-Observatorium<br />
nach, dass der Andromedanebel<br />
M31 weit außerhalb unserer Milchstraße<br />
liegt. Aufgrund der räumlichen Verteilung<br />
anderer Galaxien, sowie ihrer im Spektrum<br />
nachweisbaren Rotverschiebung, ergab<br />
sich Hubbles bekanntester Beitrag zur<br />
Astronomie: Die Entdeckung der Expansion<br />
des Weltalls. Die Größe, welche diese<br />
Expansion beschreibt, wird ihm zu Ehren<br />
die Hubble-Konstante genannt.<br />
Bilder oder Spektrografen zur Spektralanalyse<br />
geschickt wird. Große<br />
Spiegel fangen mehr Licht ein: Die erreichbare<br />
scheinbare Helligkeit/ Grenzgröße<br />
noch messbarer Himmelsobjekte<br />
liegt bei diesen Spiegelteleskopen<br />
höher und gewährleisten einen<br />
noch tieferen Blick ins Weltall.<br />
Wegen der Beugung des Lichts ist<br />
das Auflösungsvermögen eines Spiegelteleskops<br />
begrenzt. Ein punktförmiges<br />
Beobachtungsobjekt (Stern)<br />
wird nicht etwa als Punkt abgebildet,<br />
sondern als Beugungsscheibchen.<br />
Um Bildfehler zu verringern, müssen<br />
die Spiegel sehr präzise bearbeitet<br />
werden. Das Schleifen und Polieren<br />
der Spiegel erfolgt auf 1/4 bis 1/20<br />
der Licht-Wellenlänge, also mit Genauigkeiten<br />
von 150 bis 30 Nanometer.<br />
Zusätzlich werden Teleskope fernab<br />
menschlicher Siedlungen in trockenen<br />
Regionen auf hohen Bergen gebaut,<br />
da die Bildqualität von Staub,<br />
dem Streulicht von Städten (Lichtverschmutzung)<br />
und dem Gehalt der<br />
Luft an Wasserdampf beeinflusst.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Faszination Fotografie<br />
1839 wurde das Wort Photographie<br />
zum ersten Mal verwendet:<br />
von dem deutschen Astronomen<br />
Johann Heinrich Mädler (1794-<br />
1874) und etwa gleichzeitig von<br />
dem britischen Astronomen John<br />
Frederick William Herschel (1792-<br />
1871).<br />
Vorläufer der Photographie ist die<br />
Camera obscura, von deren Namen<br />
sich auch das Wort Kamera ableitet.<br />
Die erste Photographie wurde 1826<br />
durch Joseph Nicéphore Niépce erzeugt.<br />
Zum entscheidenden Durchbruch<br />
verhalfen ihr zwei Erfinder in<br />
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
Der Franzose Louis Jacques<br />
Mandé Daguerre (1787-1851) baute<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
bei seinem photographischen Verfahren,<br />
Daguerreotypie genannt, auf<br />
den Erfahrungen von Joseph Nicéphore<br />
Niépce auf. Der englische Physiker<br />
und Chemiker William Henry<br />
Fox Talbot (1800-1877) gilt als der<br />
Schöpfer des 1841 patentierten photographischen<br />
Negativ-Positiv-Verfahrens<br />
Talbotypie. Das machte die photographische<br />
Abbildung praktisch unbegrenzt<br />
reproduzierbar. Erste hölzerne<br />
Daguerreotypie-Kameras wurden ab<br />
1839 von dem Pariser Kamerafabrikanten<br />
Alphonse Giroux verkauft.<br />
Nicht allein die aktuellen Bilder<br />
aus dem Universum begeistern. Die<br />
Natur- und Kunstphotographie weckte<br />
bereits mit Beginn der Photographie<br />
ein großes Interesse bei den<br />
Menschen. Je nach verwendeter Technik<br />
– Kameratyp, Filmformat, Fotoobjektiv,<br />
Filmmaterial, Filmnachbehandlung<br />
– ergeben sich vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Für die anspruchsvolle Architektur-,<br />
Sach- und Industrieaufnahmen sowie<br />
Städteporträts eignet sich das Objektiv<br />
Distagon ® T* 4/40 IF CFE.<br />
Es ist das klassische Weitwinkelobjektiv<br />
der Mittelformatphotographie und<br />
weist einen Bildwinkel von 88° über<br />
die Bildfelddiagonale auf. Durch Floating<br />
Elements wird die unvermeidliche<br />
Bildfeldwölbung im Nahbereich<br />
reduziert. Aufgrund der guten Korrektion<br />
aller Bildfehler, speziell der<br />
gut korrigierten Verzeichnung, ist es<br />
gut für Einsatz in der Architektur-,<br />
Sach- und Industriephotographie geeignet.<br />
In der Luftbildphotographie<br />
gehört es zu den bevorzugten Objektiven,<br />
da es das Arbeiten aus geringen<br />
Flughöhen erlaubt und damit<br />
atmosphärische Störungen durch beispielsweise<br />
Dunst umgeht. Auch die<br />
NASA gehört zu den überzeugten<br />
Verwendern dieses Objektivs und hat<br />
mehr als 30 Stück im Einsatz.<br />
Augenblicke<br />
37
38<br />
Berlin<br />
Die erste urkundliche Erwähnung<br />
stammt aus dem Jahr 1237. Die<br />
Grundlagen für ihren Aufstieg legte<br />
im 17. Jahrhundert der Große Kurfürst<br />
Friedrich Wilhelm. Sein Nachfolger,<br />
Kurfürst Friedrich III., erlangte<br />
1701 die preußische Königskrone<br />
und baute als Friedrich I. Berlin zur<br />
königlichen Residenzstadt aus. Im Zuge<br />
von Industrialisierung und Technisierung<br />
war Berlin, seit 1871 Hauptstadt<br />
des Deutschen Reichs, am Ende<br />
des 19. Jahrhunderts mit 2,7 Millionen<br />
Einwohnern die größte Industriestadt<br />
des Kontinents. Nach dem Ers-<br />
ten Weltkrieg entwickelte sich die<br />
Hauptstadt der ersten deutschen Demokratie<br />
vor allem zur pulsierenden<br />
internationalen Kulturmetropole. Der<br />
Kalte Krieg zwischen Ost und West<br />
teilte die Stadt mit dem Bau der Berliner<br />
Mauer am 13. August 1961. Mit<br />
dem Fall der Mauer am 9. November<br />
1989 und der Wiedervereinigung war<br />
die Teilung der Stadt überwunden.<br />
Am 20. Juni 1991 beschloss der<br />
Deutsche Bundestag, dass Parlament<br />
und Regierung ihren Sitz in Berlin<br />
nehmen werden und Berlin damit die<br />
Hauptstadt Deutschlands ist.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Paris<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Die Stadt entwickelte sich ab dem 3.<br />
Jahrhundert vor Christus aus der keltischen<br />
Siedlung Lutuhezi des Stammes<br />
der Parisier auf der Seine-Insel.<br />
Nach der Eroberung durch die Römer<br />
im Jahr 52 vor Christus brannten die<br />
Parisii ihr Inselfort nieder. Die Römer<br />
bauten die Stadt als Lutetia wieder<br />
auf. Im 5. Jahrhundert wurde die römische<br />
Herrschaft durch die Merowinger<br />
beendet. Unter Chlodwig I.<br />
wird im Jahre 508 Paris Hauptstadt<br />
des Merowingerreiches. Die Kapetinger<br />
machten Paris zur Hauptstadt<br />
Frankreichs. Philipp II. Augustus ließ<br />
die Stadt befestigen. Auf Veranlas-<br />
sung Ludwig XIV. sind Straßenbeleuchtungen<br />
angebracht, die Wasserversorgung<br />
modernisiert und die<br />
Krankenhäuser Invalides und Salpêtrière<br />
erbaut worden. Trotz Verlegung<br />
der Residenz des Königs nach Versailles<br />
blieb Paris das politische Zentrum<br />
Frankreichs. Die Französische Revolution<br />
führte zur Einführung der ersten<br />
französischen Republik. 1844 ist zu<br />
Verteidigungszwecken an Stelle des<br />
heutigen Boulevard Périphérique eine<br />
neue Stadtbefestigung errichtet worden.<br />
Es wurde die größte Befestigungsanlage<br />
der Welt.<br />
39
40<br />
Die Huronen, ein großes Indianervolk<br />
Nordamerikas, nannten den Ort Tarantua.<br />
Er war für die Indianer ein<br />
Treffpunkt, an dem sie Zusammenkünfte<br />
abhielten. Im 17. Jahrhundert<br />
nutzten die Pelzjäger den Ort für ihre<br />
Geschäfte. Der britische Gouverneur<br />
Simcoe ließ aus dem wirtschaftlichen<br />
Umschlagplatz ein Fort bauen. Die damals<br />
noch York genannte Siedlung<br />
entwickelte sich langsam und war<br />
auch Regierungssitz von Oberkanada.<br />
Mit den Loyalisten, nordamerikanische<br />
Kolonisten aus dem Königreich<br />
Großbritannien, kamen im 18. Jahrhundert<br />
Wasser- und Gasversorgung.<br />
In den 1950ern wurde das in Toronto<br />
umbenannte York durch die Eisenbahn<br />
mit den Märkten in den USA verbunden.<br />
Toronto<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Shanghai<br />
Die ersten Siedlungsspuren in der<br />
Region reichen bis etwa 4000 vor<br />
Christus zurück. Im Jahre 960 wurde<br />
Shanghai erstmals als Dorf erwähnt.<br />
1264 wurde es mit drei anderen Dörfern<br />
zusammengelegt. Mit dem wirtschaftlichen<br />
Aufschwung des Jangtse-Deltas<br />
wuchs auch Shanghai. Die<br />
Stadt besaß zu dieser Zeit einen<br />
wichtigen Handelshafen, von dem<br />
die stattliche Baumwollernte der Region<br />
nach Peking, ins Hinterland und<br />
nach Japan verschifft wurde. Seit den<br />
1840er Jahren wird Shanghai zum<br />
wichtigsten Geschäftsplatz Ostasiens.<br />
Durch die günstige Lage nahe der<br />
Haupthandelsroute der großen Seide<br />
und Tee produzierenden Regionen<br />
entwickelte sich Shanghai bis 1900<br />
zu einem wichtigen Hafen und Industriezentrum.<br />
Mit Ende des 19. Jahrhunderts<br />
bis in die 1920er Jahre wurde<br />
Shanghai eine echte Weltstadt.<br />
Die Drachenkopfmetropole ist heute<br />
die größte und bedeutendste Industriestadt<br />
der Volksrepublik China.<br />
41
42<br />
Moskau<br />
Erstmalige Erwähnung fand Moskau<br />
1147. 9 Jahre später entstand unter<br />
Fürst Juri Dolgoruki eine erste, hölzerne<br />
Wehranlage des Kreml, in deren<br />
Schutz sich der Marktflecken allmählich<br />
zu einer beachtlichen Ansiedlung<br />
entwickelte. In der ersten<br />
Hälfte des 14. Jahrhunderts zählte die<br />
Stadt rund 30.000 Einwohner. In den<br />
beiden letzten Jahrzehnten des 15.<br />
Jahrhunderts begann der Ausbau des<br />
Kreml. Zahlreiche Handwerker und<br />
Kaufleute ließen sich im Umkreis nieder.<br />
Die Einwohnerzahl stieg bald<br />
darauf auf mehr als 100.000, so dass<br />
um 1600 eine Ringmauer um Moskau<br />
und eine Erdverschanzung gebaut<br />
wurden. Im Vaterländischen<br />
Krieg von 1812 verlor die Stadt in einem<br />
Flächenbrand zwei Drittel ihrer<br />
Bausubstanz. Der im Frühjahr 1813<br />
beginnende Wieder- und Neuaufbau<br />
sprengte rasch den alten städtischen<br />
Verteidigungsring. Die Bevölkerung<br />
der Stadt war um 1900 auf etwa eine<br />
Million angewachsen. Am 12. März<br />
1918 wurde Moskau zur Hauptstadt<br />
des Landes erklärt und die Regierung<br />
übersiedelte in den Kreml am Roten<br />
Platz.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Bangalore<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
„Bengalooru“ wurde bereits in einem<br />
Dokument der Stadt Begur aus dem<br />
9. Jahrhundert erwähnt. Erbaut wurde<br />
die Stadt wahrscheinlich in der ersten<br />
Hälfte des 16. Jahrhunderts von<br />
Kempe Gowda I. Das Sultanat Bijapur<br />
eroberte und die Moguhls verkauften<br />
sie. Chikkadevaraja Wodeyar kaufte sie<br />
für 300.000 Rupees. Und sie war zu<br />
unterschiedlichen Zeiten im persönlichen<br />
Besitz von Shahji Bhonsley und<br />
Haider Ali. Nach Abschluss des Vertrags<br />
von Srirangapatnam wurde die<br />
Stadt an den Sultan Tippu zurückgegeben.<br />
Unter der Leitung von Lord<br />
Cornwallis, dem englischen General-<br />
gouverneur, wurde die Stadt 1791 eingenommen.<br />
Nach dem 4.Mysore Krieg<br />
wurde Bangalore 1799 Teil des Staates<br />
Mysore unter der Regentschaft<br />
von Krishna Raja Wodeyar III. 1831<br />
übernahmen die Briten die Administration<br />
und Banglore wurde von 1831<br />
bis 1881 das Zentrum von Mysore.<br />
1949 hatten die Stadt und die umgebenden<br />
Gebiete zusammen eine Fläche<br />
von 26,7 Quadratmeilen. 1956<br />
wurde Bangalore zur Metropolis des<br />
vergrößerten Staates Mysore. Heute<br />
ist Bangalore die Hauptstadt des Bundesstaates<br />
Karnataka und die viertgrößte<br />
Stadt Indiens.<br />
43
Vom Anwender<br />
Differenzierung heißt das Zauberwort<br />
44<br />
Brillenträger treffen ihre Kaufentscheidungen<br />
nicht mehr über den<br />
Preis allein, sondern über zusätzliche<br />
Leistungen, die der Augenoptiker<br />
bietet. Differenzierung heißt<br />
das Zauberwort: Nur wem als Optiker<br />
eine Differenzierung gegenüber<br />
dem Wettbewerb gelingt,<br />
ist für den Kunden ausreichend<br />
attraktiv. Ein Mehr an Dienstleistung<br />
ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen<br />
Differenzierung. Das<br />
Relaxed Vision Terminal bietet<br />
dem Optiker diese Plattform. Der<br />
Augenoptiker vermittelt seinem<br />
Kunden durch die Einbindung des<br />
Relaxed Vision Terminals in das<br />
Beratungsgespräch modernste optische<br />
Technologien und höchste<br />
Qualität. Nicht zuletzt trifft der<br />
Kunde seine Kaufentscheidung<br />
aufgrund der optimalen augenoptischen<br />
Betreuungs- und Beratungskompetenz.<br />
Im folgenden<br />
Gespräch schildert Frank Hammer<br />
seine Erfahrungen mit dem Relaxed<br />
Vision System, dem Konzept<br />
und den Reaktionen von<br />
Kunden.<br />
Mit den Worten eines Augenoptikers:<br />
Was verstehen Sie unter Relaxed<br />
Vision?<br />
Relaxed Vision ist die optimierte<br />
und sehr gelungene Kombination<br />
von Produktqualität, also vom Brillenglas<br />
selbst, und der Möglichkeit, mit<br />
modernster, zukunftsicherer Messtechnik<br />
das optimale Brillenglas für<br />
den Kunden herzustellen. Augen sind<br />
von Kunde zu Kunde unterschiedlich.<br />
Die Brille von der Stange ist nicht optimal.<br />
Die Vermessung und Zentrierung<br />
mit dem Relaxed Vision System<br />
ermöglicht eine optimale Brillenglasanpassung.<br />
Der exakte Zuschnitt auf<br />
die individuellen Bedürfnisse des einzelnen<br />
Auges garantieren dem Brillenträger<br />
neben einer sehr guten<br />
Sehleistung auch einen maßgeschneiderten<br />
Sehkomfort.<br />
Wie erklären Sie einem Kunden<br />
das Relaxed Vision System?<br />
Das Relaxed Vision System ist<br />
selbsterklärend. Bei uns kommt jeder<br />
Kunde mit dem System in Kontakt,<br />
sei es während der Messung oder der<br />
nachfolgenden Glasberatung. Das Relaxed<br />
Vision System wird im Gespräch<br />
mit dem Kunden ganz einfach<br />
zur selbsterklärenden Dienstleistung.<br />
Was für Vorteile bringt der RV<br />
Terminal für den Optiker?<br />
Die Technologie ist ein Glücksfall<br />
für den professionellen Augenoptiker.<br />
Ich meine damit die Tatsache, dass<br />
man auf einem solch hohen Niveau<br />
in der Beratung arbeiten kann. Jedoch<br />
ist die beste Technologie untrennbar<br />
verbunden mit der Qualifizierung<br />
und Motivation der Mitarbeiter.<br />
Das ist die Basis und letztendlich<br />
die zwingende Voraussetzung für ein<br />
optimales Zusammenspiel zwischen<br />
Technologie und Mensch. Das Relaxed<br />
Vision System verhilft auch dem<br />
Optiker zu einem Erfolgserlebnis, weil<br />
der Kunde unmittelbar nachvollziehen<br />
kann, was ihm an gutem und<br />
stressfreien Sehen beim Augenoptiker<br />
angeboten werden kann.<br />
Welche Unterstützung bietet <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong> für die Einführung des RV<br />
Terminals an?<br />
Die ZEISS Akademie bietet Schulungen<br />
für die Mitarbeiter der Relaxed<br />
Vision Center an. Meine Mitarbeiter<br />
haben die Schulungen durchweg<br />
als sehr professionell und hilfreich<br />
bewertet. Zusätzlich unterstützt<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> den Augenoptiker mit einem<br />
Relaxed Vision Starter Kit.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Die Schulungen in Kombination mit<br />
dem Starter Kit unterstützen den Optiker<br />
in seiner Funktion als Relaxed<br />
Vision Berater.<br />
Welche besonderen Vorteile verschafft<br />
das System dem Augenoptiker?<br />
Aufgrund der Messgenauigkeit erhalten<br />
wir qualitativ hochwertige Endprodukte.<br />
Es kann deutlich besser und<br />
genauer gearbeitet werden. Natürlich<br />
ist es ebenso wichtig, dem Kunden<br />
seine augenoptische Beratungskompetenz<br />
vermitteln zu können. Dies<br />
wird durch das Relaxed Vision System<br />
ganz klar begünstigt und gesteigert.<br />
Welchen Nutzen zieht der Brillenträger<br />
aus dem Relaxed Vision<br />
System?<br />
Der Nutzen für den Brillenträger<br />
ergibt sich von alleine. Er bekommt<br />
für den gleichen Preis ein weitaus<br />
besser angepasstes Brillenglas. Die<br />
Brille passt sich dem Brillenträger an.<br />
Der Kunde muss sich nicht mehr in<br />
dem Maße, wie es bisher der Fall<br />
war, an das Produkt gewöhnen.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Warum empfehlen Sie Ihren Kunden<br />
die individuelle Messung des<br />
Auges?<br />
Das ist eine Frage der Zwangsläufigkeit.<br />
Bei der heutigen Qualität<br />
der Glasprodukte, und wir arbeiten<br />
bei Gleitsichtgläsern vornehmlich im<br />
Premiumbereich, ist es eine Verpflichtung,<br />
dass man die vorangehenden<br />
Aufgaben – in der Beratung bis hin zu<br />
den verfügbaren technischen Möglichkeiten<br />
– bestmöglich erfüllt. Aus<br />
diesem Grund habe ich mich dafür<br />
entschieden, alle Filialen mit dem Relaxed<br />
Vision System auszustatten.<br />
Mit welchen Aktionen schaffen<br />
Sie es, neue Kunden für das Relaxed<br />
Vision System zu gewinnen?<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> bietet auf der einen Seite<br />
ein gelungenes Konzept für die<br />
Beratungsarbeit des Augenoptikers.<br />
Auf der anderen Seite lebt das Gerät<br />
davon, dass der zufriedene Kunde<br />
wiederkommt und über seine Erfahrungen<br />
mit anderen spricht. Viele<br />
neue Kunden kommen aufgrund von<br />
Empfehlungen von Freunden und<br />
Verwandten in unsere Filialen.<br />
Vielen Dank für das interessante<br />
Gespräch.<br />
facts<br />
Relaxed Vision:<br />
Nie mehr Sehstress.<br />
Auge und Brille bilden ein optisches System. Das Zusammenspiel<br />
von Auge und Brillenglas ist komplex.<br />
Dank der Erkenntnisse aus der Forschung können wir<br />
weit über das Brillenglas hinausblicken: Der optimierte<br />
Dialog zwischen Auge und Brillenglas, zwischen Natur<br />
und hochentwickelten optischen Systemen ermöglicht<br />
heute ein entspannteres, brillanteres Sehen.<br />
Früher musste sich das Auge auf die Brille einstellen.<br />
Heute werden die Brillengläser an die Besonderheiten<br />
Ihrer Augen angepasst. Schon leichte Ungenauigkeiten<br />
halten das Auge, und damit uns, auf Trab: Auge und<br />
Hirn müssen mehr Arbeit leisten, um Unschärfen<br />
auszugleichen. Kleine Fehler bei der Anpassung des<br />
Brillenglases führen zu mehr oder minder starken<br />
Leistungseinbußen: 40 Prozent oder mehr Verlust an<br />
optischer Leistung sind bei konventioneller Brillenanpassung<br />
keine Seltenheit. Beim Vermessen des Auges<br />
geht es um 1/10 Millimeter.<br />
Die Vermessung des Auges<br />
Die Basis für besseres Sehen wird gebildet einerseits<br />
durch die exakte Augen-Vermessung und andererseits<br />
durch die lückenlose Messdaten-Auswertung. Anhand<br />
der Messdaten wird das Brillenglas exakt wie ein Maßanzug<br />
auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen<br />
Auges angepasst. Die punktgenaue Vermessung aller<br />
wichtigen Augen-Daten ist die Aufgabe der Relaxed<br />
Vision Terminal Geräte. Das System protokolliert millimetergenau<br />
die optischen Daten wie Augenabstand<br />
oder Position der Augenpupillen, die für die optimale<br />
Produktion eines individuellen Brillenglases notwendig<br />
sind. Mittels einer kurzen, stressfreien Messung am<br />
Relaxed Vision System, wobei bildgestützte Messverfahren<br />
Augenform und augenbedingte Kalibrier- und<br />
Zentrierdaten erfassen und das patentierte „speckle<br />
target“ Verfahren zur Vermeidung von Fixationsfehlern<br />
eingesetzt wird, werden die Brillengläser an die Besonderheiten<br />
eines jeden Auges angepasst.<br />
45
Nanostrukturierung mit der 3D-Deposition<br />
Bild 1:<br />
Elektronenstrahl-Maskenreparaturgerät<br />
MeRit TM MG.<br />
Bild 2:<br />
Schema der Nanostrukturierungstechnologie<br />
EBID.<br />
46<br />
Die Strukturierung von Materialien<br />
in Bereichen von bis zu einem<br />
millionstel Millimeter (Nanometer)<br />
wird entscheidend sein bei der<br />
Entwicklung von Technologien des<br />
21. Jahrhunderts. Um die Leistungsfähigkeit<br />
elektronischer Bauelemente<br />
zu steigern, werden immer<br />
niedrigere Strukturgrößen benötigt.<br />
Eines der wesentlichsten<br />
Probleme der Nanotechnologie ist<br />
die Massenproduktion. Nanostrukturierung<br />
mittels lithographischer<br />
Techniken ist notwendig, um großflächige<br />
und kostengünstige Herstellung<br />
von Nanostrukturen zu<br />
realisieren. In der Folge entstanden<br />
Eichstrukturen für Rasterkraftmikroskope<br />
mit Objektabständen<br />
unter 100 nm und EBID-Abtastspitzen<br />
mit 500 nm Höhe und 7 nm<br />
Krümmungsradius an der Spitze.<br />
Eine speziell entwickelte Software<br />
zur Elektronenstrahl-Führung<br />
innerhalb des Bildverarbeitungssystems<br />
VIDAS in der Forschungsgruppe<br />
um H.W.P. Koops<br />
wies die Besonderheit auf, dass<br />
die Belichtungszeit für jedes Pixel<br />
individuell einstellbar war, wie es<br />
die 3D-EBID Technologie erfordert.<br />
Mit der Technik 3D-Depositionslithographie<br />
führte man dann<br />
erstmals das „Rapid Prototyping“<br />
von elektrischen und optischen<br />
Elementen mit Sub-Mikrometer-<br />
Abmessungen durch.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
slithographie<br />
Die innovative<br />
Nanostrukturierungstechnologie<br />
EBID<br />
Bei Arbeiten zur verkleinernden Elektronenprojektion<br />
(Tübingen 1971,<br />
Darmstadt 1984) wurde klar, der<br />
Wunsch nach Hochauflösung in der<br />
Elektronenstrahl-Lithographie geht auf<br />
Kosten der Empfindlichkeit des Registrierverfahrens.<br />
Die höchste Auflösung<br />
ist erreichbar, wenn kleine Moleküle<br />
zur Registrierung durch direkte Metallisierungsdeposition<br />
verwendet werden.<br />
Bei der Nanostrukturierungstechnologie<br />
EBID (Elektron Beam Induced<br />
Deposition) wird ein Molekülstrahl<br />
aus organometallischen Molekülen<br />
auf das Substrat im Vakuum gerichtet.<br />
Die dort adsorbierten Moleküle<br />
werden durch den auf wenige Nanometer<br />
Durchmesser fokussierten Elektronenstrahl<br />
mit einem Energieeintrag<br />
mit bis zu 2 MW/cm 2 Energie-<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
dichte zerschlagen. Aus den Molekülbruchstücken<br />
und Atomen wachsen<br />
dann in wenigen Minuten 3-dimensionale<br />
Deponate. Da Moleküle einzeln<br />
verwendet werden, ist das Verfahren<br />
1 Million Mal langsamer als die<br />
herkömmliche Lack-Elektronenstrahl-<br />
Lithographie.<br />
Untersucht wurde die Nanostrukturierung<br />
durch Direktschreiben mit<br />
der Einzelstrahl-Lithographie am IBM<br />
T.J. Watson Research Center, USA,<br />
sowie mit der Elektronen-Schattenprojektion<br />
und der verkleinernden<br />
Elektronen-Projektion an der TU Darmstadt.<br />
Die Elektronen-Schattenprojektion<br />
ist heute als EPL Electron Projection<br />
Lithography bekannt. Weitere<br />
grundlegende Untersuchungen und<br />
erste Anwendungen entstanden mit<br />
dem Einzelstrahl-Depositions- und Ätz-<br />
Verfahren am Forschungszentrum der<br />
Deutschen Telekom FTZ.<br />
2<br />
<strong>special</strong><br />
Rapid Prototyping<br />
mit EBID<br />
Rapid-Prototyping-Verfahren sind<br />
Fertigungsverfahren, die das Ziel<br />
haben, vorhandene Konstruktionsdaten<br />
möglichst ohne manuelle<br />
Umwege direkt und schnell in Werkstücke<br />
umzusetzen. Die unter dem<br />
Begriff des Rapid Prototyping seit<br />
den 1980er Jahren bekannt gewordenen<br />
Verfahren sind in der Regel<br />
Urformverfahren, die das Werkstück<br />
schichtweise aus formlosem oder<br />
formneutralem Material unter Nutzung<br />
physikalischer und/oder chemischer<br />
Effekte aufbauen.<br />
Im Auftrag von Corning Inc.,<br />
USA, baute ein Forschungsteam der<br />
Deutschen Telekom AG ab Herbst<br />
1997 eine Rapid Prototyping Technik<br />
von Spektralfiltern basierend auf<br />
photonischen Kristallstrukturen auf.<br />
Photonische Kristalle sind 3-dimensionale<br />
periodische dielektrische<br />
Strukturen in EBID-Technik aufgebaut<br />
aus Stäben mit Durchmessern von<br />
1/5 der Wellenlänge und im Abstand<br />
von 1/3 der Wellenlänge. Das Infrarot-Licht<br />
der Telekommunikation mit<br />
1,5 µm Wellenlänge erfordert für ein<br />
PC-Filter rund 80 Stäbe mit 0.5 µm<br />
Stab-Abstand, 0.3 µm Dicke und<br />
2 µm Höhe, die aus einem Material<br />
mit möglichst hoher Brechzahl gefertigt<br />
sind (n > 2,8). Das Team entwickelte<br />
und patentierte die Herstellung<br />
von photonischen Kristallen (PC)<br />
und anderen Bauelementen der miniaturisierten<br />
planaren Optik mit Hilfe<br />
der EBID-Technologie. Spektralfilter<br />
(3 µm x 3 µm) wurden mit einer<br />
Bauzeit von nur 40 Minuten gefertigt<br />
und wiesen Nanometer-Präzision in<br />
Wellenleiter-Messstrukturen auf.<br />
47
Bild 3:<br />
Benutzeroberfläche mit<br />
Musterkopierfunktion.<br />
Bild 4:<br />
Musterkopierfunktion:<br />
Ermittlung der zu reparierenden<br />
Strukturgeometrie,<br />
Vergleichsmuster, Maskendefekt,<br />
Reparaturresultat.<br />
Bild 5/6:<br />
Photomaske – vorbereitet<br />
für Analyse und Reparatur.<br />
Bild 7:<br />
Bedienkonsole MeRit TM<br />
MG.<br />
48<br />
7<br />
3<br />
Die Photomaskenreparatur<br />
Die Entwicklungsvorleistungen im Rahmen<br />
der EBID-Technologie zur rechnergesteuerten<br />
Gasdosierung für organometallische<br />
und anorganische<br />
Gase, sowie sublimierbare Substanzen,<br />
welche die Materialzufuhr durch<br />
Kanülen auf die Substratoberfläche<br />
im Rasterelektronenmikroskop erlaubt,<br />
führte aus der Vielzahl der möglichen<br />
Anwendung der Elektronenstrahl<br />
induzierten Reaktionen zum<br />
tragfähigen und von der Industrie benötigten<br />
Technologie der Photomaskenreparatur,<br />
einer Anwendung bei<br />
der wenige Strukturen hochgenau<br />
bearbeitet werden müssen.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Photomasken haben<br />
im ersten Schritt<br />
der Fertigung immer<br />
Defekte<br />
Da die für die Maskenstruktur-Definition<br />
benützten Lithographie-Lacke<br />
nicht unendlich sauber gefiltert werden<br />
können, und da Trockenätzprozesse<br />
auf der Oberfläche liegende<br />
Partikel abbilden, haben alle gefertigten<br />
Masken eine Anzahl von Defekten.<br />
Deren Lagekoordinaten und Größe<br />
wird mit optischen Messsystemen<br />
ermittelt. Ist die Defektzahl zu hoch,<br />
z.B. > 20, so wird die Maske verworfen<br />
und neu gefertigt, auch wenn die<br />
Anfertigung bis dahin ca. 80.000 Euro<br />
gekostet hat! Bei einer Defekt-Anzahl<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
4 5 6<br />
< 20 wird die Maske repariert. Eine<br />
Maske zu reparieren dauert im<br />
Schnitt einen halben Tag. Eine Vorausschau<br />
der International Sematech<br />
besagt schon 2001, dass die Herstellung<br />
einer fehlerfreien Maske für<br />
feinste Schaltkreisstrukturen bis zu<br />
1 Million US$ kostet. Es zeigte sich,<br />
dass die bisher für die Reparaturen<br />
von Photomasken genutzte Metall-<br />
Ionen-Strahltechnik die Photomasken<br />
auch an den Stellen schwärzt, wo<br />
sie nach der Bearbeitung transparent<br />
sein sollten. Dadurch sanken die<br />
Produktionsergebnisse der Chip- und<br />
Rechnerbausteine Hersteller.<br />
Hans W.P. Koops, koops@smt.zeiss.com<br />
www.zeiss.de, www.smt.zeiss.com<br />
<strong>special</strong><br />
Photomaske<br />
Eine Photomaske ist eine Quarzplatte von 16 x 16 cm<br />
Größe und 6 mm Dicke, belegt mit einer Absorberstruktur<br />
in Form einer Chromschicht mit Löchern,<br />
welche die Information für einen Strukturierungs-Prozess<br />
bei der Herstellung der Halbleiterbauelemente<br />
und Rechnerchips trägt. Diese Strukturen werden durch<br />
Elektronenstrahlbelichtung und Trockenätzen erzeugt.<br />
Ca. 30 Photomasken bilden einen Satz, wie er zur Herstellung<br />
eines Pentium Chips benötigt wird. Dieser Satz<br />
enthält ca. 12 grobe Masken mit Strukturen von >1 µm<br />
Breite, ca. 10 Masken mit feineren Details und weitere<br />
8 sogenannte High-End Masken.Diese haben 260 nm<br />
breite Strukturen, um die feinsten Strukturen auf<br />
dem Wafer mit 65 nm Breite zu erzeugen. Die Maskenstrukturen<br />
sind 4 mal größer, als die Strukturen auf<br />
dem Wafer, denn zur Belichtung der Wafer werden<br />
z.B. ASML-Stepper mit 4-fach verkleinernder <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
UV-Optik eingesetzt. Photomasken können bis zu<br />
10 Millionen Strukturelemente enthalten, die alle fehlerfrei<br />
erzeugt sein müssen.<br />
49
Jubiläum<br />
Das erste kommerzielle Rasterelektronenmikroskop<br />
(REM) – Stereoscan<br />
Mark I – präsentiert 1965<br />
die britische Firma Cambridge Instruments.<br />
Heute gilt das REM als<br />
das ultimative Werkzeug in der<br />
Nanotechnologie.<br />
In den vergangenen 40 Jahren<br />
ist das REM zu einem unentbehrlichen<br />
Werkzeug in den unterschiedlichsten<br />
Disziplinen geworden.<br />
Ursprünglich in den Materialwissenschaften<br />
angesiedelt, hat<br />
das REM einen festen Platz in Bereichen<br />
wie Elektronik, Forensik,<br />
der Papierindustrie oder der Archäologie<br />
eingenommen. Auch in den<br />
Labors der Pharmaforschung, Nahrungsmitteltechnologie<br />
und Biologie,<br />
für deren ganz spezielle Anforderungen<br />
es modifiziert wurde,<br />
wird es eingesetzt. Nicht zuletzt<br />
nutzt auch die Halbleiterindustrie<br />
das REM intensiv in der Prozesskontrolle<br />
und Fehleranalyse.<br />
Spurensuche in der Nanowelt: 40 Jahre Ra<br />
50<br />
2 3 4<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Kontinuierliche<br />
Weiterentwicklung<br />
Seit der Einführung der ersten Rasterelektronenmikroskope<br />
kamen über<br />
einen ständigen Entwicklungsprozess<br />
ganz neue Funktionen hinzu. Zwei<br />
dieser Neuentwicklungen sind außergewöhnlich<br />
bedeutend: zum ersten<br />
die Entwicklung der ZEISS GEMINI ®<br />
Säule im Jahr 1992, mit der die Auflösung<br />
wesentlich gesteigert werden<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
1<br />
sterelektronenmikroskopie<br />
konnte, und zum zweiten die Kombination<br />
der REM-Säule mit einer fokussierten<br />
Ionenstrahl (FIB)-Säule, die<br />
das REM zu einem äußerst vielseitigen,<br />
und perfekten Analysesystem<br />
wandelte. Das CrossBeam ® genannte<br />
System ermöglicht dem Forscher einen<br />
ganz neuen Einblick unter die<br />
Oberfläche einer Probe. Der Vorteil<br />
der CrossBeam ® Technologie liegt in<br />
der zeitsparenden In-Situ-Betrachtung<br />
des Materialabtrags durch Ionenätzen<br />
bzw. Fräsen und Polieren. Die EVO ®<br />
Generation bietet die umfassendste<br />
REM-Palette für die Analyse. Der neu<br />
entwickelte Rückstreuelektronendetektor<br />
stellt dabei eine weitere Verbesserung<br />
der analytischen Fähigkeiten<br />
dar. Der neu aufkommenden<br />
Kombination aus Raman-Spektroskopie<br />
und REM Navigation wird mit einem<br />
anwendungsorientierten Mikroskop<br />
Rechnung getragen – dem EVO ®<br />
50Raman.<br />
Bild 1:<br />
Narbe, Teil des Stempels,<br />
Dahlie.<br />
Bild 2:<br />
Stereoscan I (1965)<br />
Bild 3:<br />
DSM 950 (1985)<br />
Bild 4:<br />
EVO® 50 (2005)<br />
51
52<br />
Variabler Druck<br />
Moderne REM Systeme können heute<br />
sowohl im traditionellen Hochvakuummodus<br />
als auch im VP-Modus<br />
(variabler Druck) betrieben werden.<br />
Im VP-Modus wird eine kleine Menge<br />
Gas, bis ca. 400 Pa, in die Kammer<br />
eingeleitet, das die Ladung ausgleicht,<br />
die sich auf der Oberfläche<br />
nichtleitender Proben bei hohem Vakuum<br />
bildet. Dadurch können von<br />
Natur aus nicht leitende Materialien<br />
5<br />
wie Papier und Plastik analysiert werden,<br />
ohne dass ihre Oberfläche vorher<br />
beschichtet werden muss. Dieser<br />
Wegfall der Probenbeschichtung verkürzt<br />
die zeitaufwändige Probenpräparation,<br />
macht die Bedienung des<br />
Mikroskops insgesamt einfacher, erweitert<br />
das Spektrum der Anwendungsgebiete,<br />
bei denen das REM eine<br />
Rolle spielen kann, und erhöht den<br />
Probendurchsatz. Diese größere Flexibilität<br />
ist einer der wichtigsten Gründe<br />
für den Einsatz des REM bei Unter-<br />
suchungen von Keramikteilen, Kunststoffen,<br />
forensischen Proben und<br />
Kunstobjekten.<br />
Wasserdampf<br />
Ein direkter Nachkomme jener ersten<br />
fünf in Cambridge hergestellten Mikroskope<br />
ist die kürzlich eingeführte<br />
neue Generation der ZEISS EVO ® XVP/<br />
EP REMs. Ihre neue Konstruktion<br />
ermöglicht die Anwendung wesentlich<br />
höherer Drücke und lässt selbst<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
die Einführung von Wasserdampf zu.<br />
Im Modus XVP (erweiterter variabler<br />
Druck) und EP (erweiterter Druck)<br />
sind bis zu 750 Pa bzw. 3000 Pa möglich.<br />
Dadurch öffnen sich der Forschung<br />
in den Bereichen Bio- und<br />
Medizinwissenschaften, Gesundheitswesen,<br />
Nahrungsmittel und Pharmazie<br />
ganz neue Möglichkeiten, und es<br />
entsteht ein Brückenkopf in die neue<br />
Wissenschaft der Bioelektronik.<br />
www.zeiss.de<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
6 7<br />
8<br />
Bild 5:<br />
TEM-Lamelle, aus<br />
Schnittgraben entnommen.<br />
Bild 6:<br />
Tungstenkristalle<br />
Bild 7:<br />
Ciliat<br />
Bild 8:<br />
Bruch in Schweißnaht von<br />
Betonstahl: Wabenbruch<br />
mit Manganoxid als<br />
Wabenkeim.<br />
53
Auszeichnungen<br />
Vierter R&D 100 Award in Folge für die<br />
Mikroskopie von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
54<br />
LSM 5 LIVE – das konfokale Live Cell<br />
Imaging System ist im Juli 2005 mit<br />
dem „Oscar der Erfindungen“ ausgezeichnet<br />
worden und gehört damit<br />
zu den bedeutendsten 100 Technikprodukten<br />
des Jahres. Das im Oktober<br />
2004 auf dem Markt eingeführte<br />
konfokale Live Cell Imaging System<br />
LSM 5 LIVE aus der erfolgreichen LSM<br />
5 Familie bietet den Wissenschaftlern<br />
aus dem Life Science Bereich einzigartige<br />
Einblicke mit seiner einzigartigen<br />
Kombination von Scangeschwindigkeit,<br />
Bildqualität und Sensitivität.<br />
Mit bis zu 120 konfokalen Bildern<br />
„filmt“ das LSM 5 LIVE zelluläre Prozesse<br />
bei einer gleichzeitig perfekten<br />
Bildqualität von 512 x 512 Bildpunkten<br />
und einer außergewöhnlichen<br />
Empfindlichkeit. Das gesamte optische<br />
Konzept wurde konsequent für<br />
die biomedizinische Lebendzellanwendung<br />
konzipiert. Das LSM 5 LIVE bietet<br />
dank präziser Optik, kreativem<br />
Strahlteilerkonzept und innovativer<br />
Strahlführung Fluoreszenzausbeute an<br />
der Grenze des Möglichen.<br />
www.zeiss.de<br />
www.rdmag.com<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
Designpreis für ZEISS Victory 32 FL<br />
Die Fernglasreihe ZEISS Victory 32 FL<br />
des Bereichs Sports Optics wurde von<br />
der international besetzten Jury des<br />
Design Zentrum Nordrhein Westfalen<br />
mit dem „red dot award“ 2005 für die<br />
herausragende Designqualität ausgezeichnet.<br />
Die kompakten, leichten und ergonomischen<br />
Ferngläser sind High-<br />
End-Ferngläser mit fluoridhaltigen<br />
Gläsern (FL) für höchste Ansprüche.<br />
Sie weisen ein großes Sehfeld sowie<br />
einen sehr guten Nahbereich auf. Mit<br />
guten Reserven in der Dämmerung<br />
bieten sie hohe Auflösung und Detailerkennbarkeit.<br />
Das Victory 8x32 T* FL ist besonders<br />
geeignet für Reisen, bei<br />
Wanderungen oder auf der Pirsch.<br />
Das Victory 10x32 T* FL ist für die<br />
anspruchsvollen Einsätze von Ornithologen,<br />
Jägern, Naturliebhabern<br />
konzipiert.<br />
1540XB CrossBeam ®<br />
zweifach ausgezeichnet<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
www.zeiss.de<br />
http://de.red-dot.org<br />
Schon 2004, auf der Semicon Europe<br />
in München, wurde das Elektronenmikroskop<br />
1540XB CrossBeam ® ‚ mit<br />
dem „Editors' Choice Best Product<br />
Award“ des Magazins „Semiconductor<br />
International“ ausgezeichnet. Während<br />
der Semicon West in San Francisco<br />
2005 erhielt das Mikroskop<br />
eine weitere Auszeichnung: „Best<br />
Tool Award“ in der Kategorie „Yield<br />
Management“ des Wettbewerbs um<br />
den „Eurosemi IC Industry Award“.<br />
www.smt.zeiss.com<br />
www.eurosemi.eu.com/<br />
www.reed-electronics.com/semiconductor/<br />
55
Aus dem Unternehmen<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG übernimmt NaWoTec<br />
56<br />
Inspection AIMS TM<br />
Kurz vor dem Markteintritt der elektronenstrahl-basierendenMaskenreparaturgeräte<br />
übernahm 2005 die<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG das innovative Herstellerunternehmen<br />
NaWoTec GmbH.<br />
Diese entwickelte seit 2001 in einem<br />
Kooperationsvertrag mit der <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
SMT AG das MeRiT TM MG Gerät aus<br />
dem GEMINI ® 1560 FE SEM und setzte<br />
zur Prüfung und Simulation der<br />
Reparaturergebnisse die von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
SMT AG hergestellten und vor kurzem<br />
prämierten UV-Mikroskopen AIMS TM<br />
FAB 248 und MSM193 zur Masken-<br />
Inspektion und zur Stepper-Simulation<br />
ein. Nun kommt die vollständige<br />
Lösung für Photomaskenprobleme aus<br />
Cleaning<br />
Pellicle<br />
E-Beam<br />
Repair<br />
einer Hand. Die Marke und Technologie<br />
des elektronenstrahl-basierten<br />
Maskenreparaturgerätes ist durch eine<br />
Reihe von Patentanmeldungen geschützt.<br />
Weitere, zukunftsträchtige Patente<br />
zu Anwendungen der dreidimensionalen<br />
Nanostrukturierung mit<br />
Elektronenstrahlen in Medizin-Diagnostik<br />
und -Therapie, Elektrotechnik,<br />
Elektronik, Optik, Mechanik und Elektronenoptik<br />
liegen vor.<br />
Hans W.P Kopps<br />
koops@smt.zeiss.de<br />
www.zeiss.de<br />
www.smt.zeiss.de<br />
<strong>special</strong><br />
MeRiT TM MG<br />
Das MeRiT TM MG Elektronenstrahl-Maskenreparaturgerät<br />
löst<br />
mit seinen Prozessen und seiner<br />
Genauigkeit die Anforderungen<br />
der Maskenhersteller für den<br />
65 nm und im Upgrade auch den<br />
45 nm „node“. Es ist reinraumtauglich<br />
mit der für die Maskenfertigung<br />
erforderlichen Güte<br />
und Zertifizierung. Defekte können<br />
mit einer Genauigkeit von<br />
5 nm reproduzierbar repariert<br />
werden: Fehlendes Material beim<br />
offenen Defekt (z.B. im chrom-<br />
Absorber, Bild 1), wird durch<br />
Deposition von chromhaltigem<br />
Material ersetzt. Überstehendes<br />
Material beim closed defect<br />
(Bild 2) wird durch elektronenstrahl-induziertes<br />
Ätzen entfernt.<br />
Dabei darf die Unterlage nicht<br />
in Mitleidenschaft gezogen<br />
werden. Fehlende Maskenbereiche<br />
werden nach der Struktur-<br />
Zeichnungsvorlage CAD (Computer<br />
Aided Design) deponiert oder<br />
von anderen intakten Stellen<br />
mit gleichen Strukturen kopiert<br />
und am Ort des Defektes eingefügt,<br />
bzw. abgeätzt.<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
GmbH<br />
Mag=24.00 K X 200 nm<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
Mag=24.00 K X 200 nm 1<br />
Mag=24.00 K X 200 nm Mag=24.00 K X 200 nm<br />
2<br />
details<br />
NaWoTec GmbH<br />
Der Name NaWoTec ist die Abkürzung<br />
für Nano World Technologies<br />
und umfasst die vielfältigen<br />
Anwendungsmöglichkeiten der<br />
elektronenstrahl-basierten Nanostrukturierung<br />
durch induziertes<br />
Ätzen und Deponieren von 3-dimensionalen<br />
Strukturen für die<br />
Messtechnik, Optik, Lichterzeugung,<br />
Detektion, Höchstfrequenzelektronik,<br />
Halbleitertechnik,<br />
Energietechnik, Bio-Technologie,<br />
Medizin-Analytik und -Therapie.<br />
Mit dem Photomaskenreparaturgerät<br />
MeRiT TM MG steht ein weltweit<br />
anerkanntes System zur Verfügung.<br />
Während der Technologie-Entwicklung<br />
wurden verschiedene<br />
Demonstratoren entworfen,<br />
gebaut, und patentiert: Anwendungen<br />
wie beispielsweise miniaturisierte,<br />
elektrostatische Linsen<br />
mit besonders kleinen Linsenfehlern,<br />
Mini-Elektronenquellen,<br />
Mikroröhren für GHz-Schaltverstärker,<br />
ein Vielsonden-Tastkopf<br />
für die Messtechnik und Nanoanalytik,<br />
und ein Free Electron<br />
Laser als THz Strahlungsquelle für<br />
Sicherheits-, medizinische und<br />
analytische Anwendungen, Feld-<br />
Elektronenquellen für Elektronenmikroskope<br />
und Flachbildschirme<br />
wurden untersucht.<br />
2000 Gründung der NaWoTec<br />
GmbH mit Unterstützung der<br />
Deutschen Telekom aus der Gruppe<br />
Mikrostrukturtechnik am<br />
Forschungszentrum der T-Nova<br />
der DTAG.<br />
2001 C. Hockemeyer und H.W.P.<br />
Koops starten mit 6 Mitarbeitern<br />
die ersten Entwicklungsaktivitäten.<br />
2001 Im Kooperationsvertrag mit<br />
der <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Tochter LEO GmbH<br />
wird die Lieferung von Grundgeräten<br />
sowie der weltweite Vertrieb<br />
und Service vereinbart: NaWoTec<br />
entwickelt und liefert die Geräte-<br />
Ausrüstung zum Photomasken-<br />
Reparaturgerät mit Prozessgaszufuhr<br />
und Prozess-Steuerungs-<br />
Software, Kunden Demonstration<br />
und spezifische Kundenwunsch<br />
Prozess-Entwicklung, sowie Applikationslabor<br />
zum Thema Photomaskenreparatur.<br />
2002 Vergrößerung des Mitarbeiterteams<br />
auf 30 zum Jahresende.<br />
2003 Lieferung des ersten Geräts<br />
für den Einsatz im Entwicklungslabor<br />
an Intel im Herbst.<br />
2003 NaWoTec erhält den Innovationspreis<br />
der Deutschen Wirtschaft<br />
(Kategorie Start-Up) im<br />
Dezember.<br />
2004 Das elektronenstrahl-basierte<br />
Maskenreparaturgerät MeRiT<br />
MG wird als Multi-Generations-<br />
Tool von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG auf<br />
der Semicon 2004 in Europa, USA<br />
und Japan vorgestellt.<br />
2005 <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG übernimmt<br />
die NaWoTec<br />
57
Beam me up<br />
58<br />
„Scotty, beam me up!“ In der Welt<br />
des Science-fiction ist es schon in<br />
den 1970er Jahren Wirklichkeit geworden.<br />
Immer wenn es am Ende<br />
der Galaxy für die Crew der Enterprise<br />
brenzlig wurde, genügte<br />
ein kurzer Befehl und Captain Cirk<br />
und seine Crew verschwanden im<br />
glitzernden Nichts, um im selben<br />
Augenblick weit entfernt wieder<br />
aufzutauchen.<br />
Diese fantastische Vorstellung ist für<br />
einen kleinen unscheinbaren Wurm<br />
inzwischen zur Realität geworden.<br />
C. elegans, ein nur 1 mm großer Nematode<br />
der sich normalerweise eher<br />
in der Erde verbirgt, ist nun der Enterprise<br />
Crew gefolgt. Das als Laser<br />
Microdissection and Pressure Catapulting<br />
(LMPC) bezeichnete Verfahren<br />
ermöglicht es, einen einzelnen,<br />
mehrzelligen Organismus kontaktfrei<br />
entgegen der Schwerkraft lebend aus<br />
seiner Umgebung heraus zu „beamen“<br />
und eröffnet dadurch völlig<br />
neue Möglichkeiten z.B. im Bereich<br />
der Isolierung von Lebendzellen.<br />
Kontaktfreie<br />
Isolierung<br />
Intakte Organismen können völlig<br />
kontaktfrei isoliert werden, ohne deren<br />
Vitalität zu beeinflussen. Dieser<br />
Prozess kennzeichnet den Durchbruch<br />
in modernen, auf Laser basierenden,<br />
Isolationsmethoden und ermöglicht,<br />
eine vollständig kontaminationsfreie<br />
Präparation von reinen<br />
und homogenen Proben zu erhalten.<br />
Morphologisch exakt definiertes Ausgangsmaterial<br />
z.B. aus Gewebeproben<br />
verschiedenster Applikationsfelder<br />
der Medizin, Biotechnologie, Krebsforschung<br />
oder pharmazeutischen<br />
Forschung ist eines der anspruchsvollsten<br />
Aufgaben in der genomischen<br />
und proteomischen Forschung.<br />
Transferprozess<br />
Die verwendeten Laser – ein pulsierender<br />
UV-Laser zum Schneiden und<br />
ein kontinuierlich emittierender Infrarot-Laser<br />
für optisches Trapping –<br />
können an ein Mikroskop angekoppelt<br />
und mit Hilfe eines Objektivs mit<br />
hoher numerischer Apertur zu einer<br />
minimalen Punktgröße fokussiert werden.<br />
Spezielle Linsen- und Spiegel-<br />
Halterungen stellen sicher, dass das<br />
Laserlicht parallel zur optischen Achse<br />
des Lichtmikroskops verläuft und<br />
dass der Laser-Fokus während des Arbeitens<br />
stabil an seiner vorgegebenen<br />
Position bleibt: präzise Laser-Mikromanipulation<br />
mit höchst möglicher<br />
Bearbeitungsgenauigkeit von unter<br />
1µm werden erreicht.<br />
Der Energie-Transfer reicht aus zur<br />
exakten Fragmentierung ohne einen<br />
Kontakt zur Probe. Da dieser Prozess<br />
sehr schnell ohne jeglichen Hitze-<br />
Transfer abläuft, werden anhängendes<br />
biologisches Material oder Biomoleküle,<br />
wie DNA, RNA oder Proteine<br />
außerhalb des Fokus, nicht beeinflusst.<br />
Nach dem Schneideprozess<br />
wird der ausgewählte Bereich durch<br />
einen einzelnen Laser-Puls von der<br />
Objektoberfläche isoliert. Die Probe<br />
kann mehrere Millimeter gegen die<br />
Schwerkraft direkt in ein Auffanggefäß<br />
transportiert werden.<br />
www.palm-microlaser.com<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005
P.A.L.M. kommt zum Unternehmensbereich<br />
Mikroskopie<br />
Microlaser Technologies<br />
Die vereinten Kräfte von P.A.L.M. und<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> schaffen neue Möglichkeiten<br />
für biomedizinische Applikationen.<br />
Bereits seit vielen Jahren hat die<br />
Mikroskopie von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> und die<br />
Firma P.A.L.M. auf dem Gebiet der<br />
Laser basierten Mikromanipulation<br />
zusammengearbeitet. Im Laufe der<br />
Jahre hat sich eine starke vertriebliche<br />
Allianz zwischen <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> und<br />
P.A.L.M. gebildet und bewährt. Die<br />
Vereinigung ist daher eine logische<br />
Konsequenz einer erfolgreichen Partnerschaft,<br />
aber auch Teil einer fortwährenden<br />
Investment-Strategie, um<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
das applikative Know-how von <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong> permanent zu steigern. Das Ziel<br />
ist die Integration von technischem<br />
und applikativem Wissen in Gesamtlösungen,<br />
die die Bedürfnisse der modernen<br />
biomedizinischen und klinischen<br />
Forschung und Routine perfekt<br />
abdecken. Zusätzlich wird die Vereinigung<br />
eine beachtliche Stärkung des<br />
weltweiten Service und Support Netzwerkes<br />
beider Firmen sein.<br />
www.zeiss.de<br />
www.palm-microlaser.com<br />
Impressum<br />
Innovation, Das Magazin von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
Nummer 16, Novemver 2005<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, Oberkochen<br />
Konzernfunktion Kommunikation<br />
Marc Cyrus Vogel.<br />
Redaktion:<br />
Dr. Dieter Brocksch, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
73446 Oberkochen<br />
Telefon (07364) 203408<br />
Telefax (07364) 203370<br />
brocksch@zeiss.de<br />
Gudrun Vogel, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Jena GmbH<br />
07740 Jena<br />
Telefon (03641) 642770<br />
Telefax (03641) 642941<br />
g.vogel@zeiss.de<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />
entsprechen nicht unbedingt der<br />
Meinung der Redaktion.<br />
Autoren: Falls nicht anders angegeben,<br />
über die Redaktion zu erreichen.<br />
Autoren von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>:<br />
innovation@zeiss.de<br />
www.zeiss.de<br />
Anfragen zum Bezug der Zeitschrift<br />
und Adressenänderungen mit Angabe<br />
der Kundennummer (wenn vorhanden)<br />
bitte an die Redaktion richten.<br />
Bildquellen:<br />
M. Stich, Service-Center Oberkochen,<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG<br />
NASA<br />
NASA’s Planetary Photojournal Development<br />
Team<br />
NASA/CXC/M.Weiss<br />
ESA<br />
SOHO LASCO<br />
Tautenburg Landessternwarte Thüringen<br />
Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />
Sven Kohle & Till Credner, AlltheSky.com<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG<br />
Planetarium Jena<br />
Armagh Observatoriums (M. Popescu)<br />
Wenn nicht besonders vermerkt,<br />
wurden die Bilder von den Verfassern<br />
der Beiträge zur Verfügung gestellt<br />
bzw. sind Werkfotos oder Archivbilder<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>.<br />
Gestaltung: Corporate Design,<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, 73446 Oberkochen.<br />
Layout und Satz: MSW,<br />
73431 Aalen, www.msw.de.<br />
Druck: C. Maurer, Druck und Verlag,<br />
73312 Geislingen a. d. Steige.<br />
ISSN 1431-8040<br />
© 2005, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, Oberkochen.<br />
Nachdruck einzelner Beiträge und Bilder<br />
nur nach vorheriger Rücksprache mit der<br />
Redaktion und mit Quellenangabe.<br />
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Das Magazin von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
Innovation<br />
Sombrero-Galaxie (Galaxie Messier 104)<br />
Spiralgalaxie aus dem Virgo Galaxiehaufen in<br />
einer Distanz von 28 Millionen Lichtjahren.<br />
Für die Aufnahme wurden Daten von den Teleskopen<br />
Hubble und Spitzer verwendet. R. Kennicutt<br />
(Steward Obs.) et al., SSC, JPL, Caltech, NASA.<br />
<strong>Carl</strong> Spitzweg, Der Astrologe (Sternengucker),<br />
1860/64<br />
Der Astrologe sieht selbst aus wie von einem<br />
anderen Stern. Das Studium hat ihn körperlich<br />
aufgezehrt und zur androgynen Gestalt abmagern<br />
lassen. Hager und knöchern hat er selbst eulengleich<br />
das Antlitz eines Wesens der Nacht angenommen,<br />
dabei das Dunkel des nur über viele<br />
Stufen zu erreichenden Turmzimmers suchend.<br />
Spitzweg karikierte den Gelehrten mit Spitzbart<br />
und Augen weitenden Spezialgläsern. Seine blaue<br />
Kappe, das bodenlange Gewand und die hervorblitzenden<br />
Ärmel runden seine weltfremde Erscheinung<br />
im Antlitz eines Merlin ab. Doch es<br />
ist nicht der Wissenschaftler, der im Mittelpunkt,<br />
im Licht steht, sondern ein Herr in vornehmer<br />
Amtstracht des 17. Jahrhunderts. Für die zu<br />
erblickende Weisheit ist er vor dem hölzernen<br />
Fernrohr in die Knie gegangen, hat sein Haupt<br />
entblößt und sein Schwert funktionslos nach<br />
hinten gesteckt. Mit weit geöffnetem Mund versucht<br />
er, Erkenntnisse auszumachen, während<br />
sich der Fachmann in der Ecke die Hände reibt.<br />
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt<br />
www.museumgeorgschaefer.de