23.11.2012 Aufrufe

special - Carl Zeiss

special - Carl Zeiss

special - Carl Zeiss

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Innovation<br />

Das Magazin von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

■ Blick ins Universum<br />

■ Faszination Fotografie<br />

■ Nanostrukturen<br />

ISSN 1431-8040<br />

16


Inhalt<br />

2<br />

Editorial<br />

❚ Dieter Brocksch 3<br />

Im Fokus<br />

Rätselhafte astrophysikalische Phänomene ❚ Martin Matthias Roth 4<br />

Dunkle Materie in Spiralgalaxien ❚ Martin Matthias Roth 8<br />

Schwarzes Loch – Holmberg II Galaxie ❚ Martin Matthias Roth 10<br />

Schwarze Löcher ❚ Martin Matthias Roth 12<br />

Calar-Alto-Observatorium 13<br />

Himmelsbeobachtung 14<br />

Geschichtliche Eckpunkte der Potsdamer Astrophysik 20<br />

SIR sucht nach Eis und Mineralien auf dem Mond ❚ Urs Mall, Chris Weikert 22<br />

Die Sonne 24<br />

Extrasolarer Planet 25<br />

Sonnenspäher, Wetterfrosch, Kometenjäger 26<br />

Kleine Geschichte des Spiegelteleskops 27<br />

Der Weg zu den Sternen 28<br />

Planetarium: Der Weltraum im Raum 32<br />

Sternwarteninstrumente 36<br />

Augenblicke<br />

Faszination Fotografie 37<br />

Vom Anwender<br />

Differenzierung heißt das Zauberwort 44<br />

Nanostrukturierung mit der 3D-Depositionslithographie ❚ Hans W.P. Koops 46<br />

Jubiläum<br />

Spurensuche in der Nanowelt: 40 Jahre Rasterelektronenmikroskopie 50<br />

Auszeichnungen<br />

Vierter R&D 100 Award in Folge für die Mikroskopie von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> 54<br />

Designpreis für ZEISS Victory 32 FL 55<br />

1540XB CrossBeam ® zweifach ausgezeichnet 55<br />

Aus dem Unternehmen<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG übernimmt NaWoTec GmbH ❚ Hans W.P. Koops 56<br />

Beam me up 58<br />

P.A.L.M. kommt zum Unternehmensbereich Mikroskopie 59<br />

Impressum 59<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

tauchen Sie ein in die Welt der Bilder. Bilder aus dem<br />

Weltall. Bilder aus den Städten und dem Leben in unserer<br />

Welt. Bilder aus der Nanowelt. Lassen Sie sich faszinieren<br />

von Bildern, die uns nüchtern informieren aber auch<br />

Geschichten von der Vielfalt des Lebens erzählen. Schon<br />

Marcel Proust schrieb: „Ein Buch ist eine Art optisches Instrument,<br />

das der Autor dem Leser reicht, damit er in sich<br />

entdecke, was er ohne Hilfe des Buches nicht entdeckt<br />

hätte.“<br />

Aus den Weiten des<br />

Universums.<br />

Bilder aus dem Weltall, so kompliziert sie auch entstehen<br />

mögen, vermitteln uns ein Gefühl von der unermesslichen<br />

Weite des Universums. Seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden<br />

ist die Menschheit fasziniert und beeindruckt<br />

von Schauspielen am Himmel. Seit Tausenden von Jahren<br />

versuchen die Menschen das „himmlische“ Geschehen<br />

zu deuten und zu verstehen. Seit Hunderten von Jahren<br />

nimmt das Wissen um das Wie und Warum zu. Zuerst<br />

beobachtete man lediglich das Licht der Sterne, maß ihm<br />

Gesetzmäßigkeiten zu. Dann erlaubten erste optische Instrumente<br />

sich den Gestirnen zu nähern. Man entdeckte<br />

Monde und Ringe. Viele Erkenntnisse aus dieser Zeit<br />

führten zum heliozentrischen Weltbild. Heute verlassen<br />

wir unseren Planeten für die Erforschung des Universums,<br />

für die Erforschung unserer Herkunft, und beginnen das<br />

Universum fast „hautnah“ zu betrachten. Mit modernsten<br />

Instrumenten analysieren wir das Licht aus dem Universum<br />

und machen uns daraus ein Bild. Und je mehr wir<br />

davon erkennen umso mehr bestaunen wir die Unfassbarkeit<br />

des Ganzen.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Editorial<br />

Informationsquelle Bild<br />

Wichtige optische Entwicklungen und Erfindungen führten<br />

unter anderem auch zur Entwicklung der Fotografie.<br />

Seit Beginn der Fotografie nutzen die Fotografen das<br />

Bild, um dem Betrachter Geschichten zu erzählen, ihn zu<br />

informieren und mit ihm zu kommunizieren. Bilder von<br />

Szenen in Städten unserer Welt bieten Einblicke in Momente<br />

unseres Lebens, zeigen Organisationsstrukturen<br />

und vermitteln Lebensgefühl.<br />

Die Rasterelektronenmikroskopie, eine noch junge Erfindung,<br />

erschließt mit faszinierenden Bildern Details und<br />

Strukturen aus Natur und Umwelt. Diese Mikroskoptechnik<br />

macht Strukturen in Dimensionen sichtbar, die dem<br />

menschlichen Auge ohne optische Instrumente verborgen<br />

bleiben.<br />

Raffinierte optische Techniken auf dem Gebiet der Nanostrukturierung<br />

helfen elektronische Schaltkreise für<br />

modernste Kommunikationsmittel aufzubauen. Damit<br />

werden beispielsweise moderne Kommunikationsmittel<br />

schneller und verlässlicher in der Funktion und umfassender<br />

im Einsatz.<br />

Sichtbar machen<br />

Getreu dem Unternehmensslogan „We make it visible“<br />

verhelfen optische Systeme von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> zu vielen neuen,<br />

manchmal ungeahnten Ein- und Ausblicken. Optische<br />

Schlüsseltechnologien nutzen das Licht, um Neues zu erkennen<br />

und zu schaffen.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr<br />

November 2005<br />

3


Im Fokus<br />

Rätselhafte astrophysikalische Phänomene<br />

4<br />

Die Astrophysik gehört zu den<br />

wenigen Disziplinen der naturwissenschaftlichenGrundlagenforschung,<br />

aus deren Forschungsergebnissen<br />

wir in einem für uns<br />

überschaubaren Zeitraum noch<br />

einmal fundamentale Umwälzungen<br />

unseres physikalischen Weltbilds<br />

erwarten können, die man<br />

etwa mit den Paradigmenwechseln<br />

bei der Einführung der Quantentheorie<br />

oder der Einführung<br />

der Einstein’schen Relativitätstheorie<br />

vor rund 100 Jahren vergleichen<br />

könnte. Exotische Objekte<br />

wie Neutronensterne, schwarze<br />

Löcher, Supernovaüberreste und<br />

andere Gasnebel, aber auch ganze<br />

Sternsysteme wie Galaxien<br />

und Galaxienhaufen stellen ein<br />

einmaliges Laboratorium dar, in<br />

dem Materie bei so extremer<br />

Temperatur, Druck, Dichte, Magnetfeldstärke<br />

und anderen physikalischen<br />

Größen untersucht werden<br />

kann, wie dies in keinem<br />

irdischen Labor möglich wäre.<br />

Die Messung dieser Größen geschieht<br />

in der modernen Astrophysik<br />

mit bodengebundenen Teleskopen<br />

und Weltraumobservatorien,<br />

die zusammen das ganze<br />

elektromagnetische Spektrum vom<br />

Radio- bis hin zum Röntgen- und<br />

Gammastrahlenbereich abdecken.<br />

Ebenso wichtig wie die Lichtsammelleistung<br />

und das Auflösungsvermögen<br />

der verwendeten Teleskope<br />

sind die Fokalinstrumente,<br />

mit denen das schwache, vom Te-<br />

leskop gesammelte Lichtsignal in<br />

eine direkt interpretierbare Messgröße<br />

überführt werden kann.<br />

Direkt abbildende Kameras, Spektrographen<br />

mit geringem, mittlerem<br />

oder hohem spektralen Auflösungsvermögen,<br />

Polarimeter, Interferometer<br />

und andere Fokalinstrumente<br />

erlauben heute einen<br />

tiefen Blick in die Entstehungsgeschichte,<br />

in die Entwicklung, und<br />

in den physikalischen Aufbau von<br />

teilweise noch völlig unverstandenen<br />

physikalischen Phänomenen.<br />

Der Einsatz von Hochtechnologie<br />

für die Instrumentierung<br />

moderner Teleskope ist daher zu<br />

einem unverzichtbaren Baustein<br />

für die moderne astrophysikalische<br />

Forschung geworden.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


3D-Spektroskopie –<br />

ein neues Messverfahren<br />

der Astrophysik<br />

Das Astrophysikalische Institut Potsdam<br />

(AIP), eine der ältesten Sternwarten<br />

Deutschlands, hat seit seiner<br />

Neugründung im Jahre 1992 neben<br />

seinen klassischen Kompetenzfeldern<br />

wie Sternphysik, Extragalaktik und<br />

Kosmologie den planmäßigen Aufbau<br />

von Infrastruktur für die Entwicklung<br />

moderner astronomischer Teleskope<br />

und von Fokalinstrumenten vorangetrieben.<br />

Das erste konkrete Projekt<br />

in diesem Bereich begann 1996<br />

mit der Entwicklung von PMAS (Potsdamer<br />

Multi-Apertur Spektrophotometer),<br />

einem innovativen bildgebenden<br />

Spektrographen (Bild 1). Die neue<br />

Technik wird häufig auch als Integralfeld-Spektroskopie<br />

oder kurz 3D-<br />

Spektroskopie bezeichnet. Bild 2 vermittelt<br />

das Messprinzip: das in der<br />

Fokalebene des Teleskops entstehende<br />

reelle Bild eines Objekts, z.B. einer<br />

Galaxie, wird durch ein Linsenraster<br />

abgetastet und mit seiner endlichen<br />

Anzahl von mxn Linsenelementen in<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

eine diskrete Anzahl von mxn Bildelementen<br />

überführt. Das in jedes<br />

Bildelement einfallende Licht wird<br />

durch eine individuell zugeordnete<br />

Faser eines Lichtleiterbündels aus der<br />

Fokalebene ausgekoppelt und einem<br />

mehr oder weniger weit entfernten<br />

Faserspektrographen zugeführt.<br />

Durch Umordnen der rechteckig<br />

angeordneten Bildelemente zu einem<br />

linearen Faserarray in der Eintrittsebene<br />

des Spektrographen kann auf sehr<br />

einfache Weise eine Anpassung der<br />

Geometrie des flächenhaften Objekts<br />

an die lineare Struktur des Spektrographenspalts<br />

erreicht werden. Jede<br />

Faser wird nun durch die Optik des<br />

Spektrographen individuell als kleine<br />

Kreisfigur auf den CCD-Detektor abgebildet,<br />

wobei infolge der Dispersion<br />

des Beugungsgitters das Faserbild<br />

bei Beleuchtung mit einem Kontinuum<br />

zu einem Lichtband auseinandergezogen<br />

wird, bzw. bei der Beleuchtung<br />

mit einem Emissionslinienspektrum<br />

in einer Anzahl diskreter<br />

Lichtpunkte längs diese Lichtbandes<br />

sichtbar wird (Bild 3). Auf dem Detektor<br />

entsteht nun eine Familie von<br />

(mxn) Spektren, die nach Auslesen<br />

des Bilds in den Computer mit geeigneten<br />

Softwareprogrammen zunächst<br />

extrahiert, kalibriert, und<br />

schließlich zur Bildrekonstruktion zusammengefasst<br />

werden können. Das<br />

Ergebnis dieser Bildrekonstruktion<br />

wird als Datenkubus bezeichnet – daher<br />

auch der Begriff 3D-Spektroskopie<br />

(Bild 4). Je nach Sichtweise lässt<br />

sich der Datenkubus als Stapel monochromatischer<br />

Bildaufnahmen, oder<br />

als Bündel von in einem rechteckigen<br />

Raster angeordneten Einzelspektren<br />

interpretieren. Der Vorteil des Verfahrens<br />

liegt auf der Hand: 3D-Spektroskopie<br />

ist ein vollsimultanes Messverfahren,<br />

bei dem der gesamte Datensatz<br />

in einer einzigen Belichtung aufgenommen<br />

wird. Da die meisten astrophysikalisch<br />

interessanten Objekte<br />

extrem lichtschwach sind und den<br />

Einsatz von kostspieligen Großteleskopen<br />

erforderlich machen, gewinnt<br />

dieser Aspekt, besonders für die interessantesten<br />

aktuellen Problemstellungen,<br />

zunehmend an Bedeutung.<br />

Bild 1:<br />

PMAS, das Potsdamer<br />

Multiapertur Spektrophotometer<br />

am Cassegrainfokus<br />

des <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> 3,5m<br />

Spiegelteleskops am<br />

Calar Alto Observatorium<br />

in Südspanien.<br />

Bild 2:<br />

Prinzipieller Aufbau eines<br />

Integralfeld-Spektrographen<br />

mit Linsenarray und<br />

Faserkopplung.<br />

Bild 3:<br />

Bildausschnitt aus einer<br />

PMAS-Kalibrationsaufnahme<br />

mit Kontinuumslicht<br />

(durchgehende Streifen)<br />

und Emissionslinienspektrum<br />

(aufgeprägte Punkte).<br />

Im Ausschnitt sind zwei<br />

Gruppen von je 16 Spektren<br />

zu sehen, die Dispersionsrichtung<br />

verläuft von links<br />

nach rechts.<br />

1 2<br />

3<br />

5


Bild 4:<br />

Schematische Darstellung<br />

eines Datenkubus,<br />

der durch Umordnen der<br />

aus dem CCD-Bild extrahierten<br />

Spektren generiert<br />

werden kann: als Resultat<br />

erhält man einen Würfel<br />

mit zwei Ortskoordinaten<br />

und einer Wellenlängenachse.<br />

Den Kubus kann man<br />

als Stapel von Bildaufnahmen<br />

über das im Linsenarray<br />

abgetastete Gesichtsfeld<br />

betrachten, die alle bei<br />

unterschiedlicher Wellenlänge<br />

belichtet wurden.<br />

Bild 5:<br />

Schnittbild der PMAS<br />

Spektrographenoptik<br />

(unten: das Gesamtsystem<br />

in der von Kollimator- und<br />

Kameraachse aufgespannten<br />

Dispersionsebene; oben:<br />

Kollimatorobjektiv in einem<br />

Schnitt senkrecht dazu).<br />

6<br />

Das Potsdamer<br />

Multi-Apertur<br />

Spektrophotometer<br />

Mit der Konzeption für das erste AIP-<br />

Instrumentierungsprojekt startete ein<br />

ambitioniertes Projekt, das nichts weniger<br />

anstrebte, als den Bau des weltweit<br />

leistungsfähigsten 3D-Spektrographen<br />

im Spektralbereich vom nahen<br />

UV (350 nm) bis zum nahen IR<br />

(1000 nm), d.h. im dem spektralen<br />

Fenster, innerhalb dessen die Atmosphäre<br />

für bodengebundene Beobachtungen<br />

durchsichtig ist. Gleichzeitig<br />

wurde eine optimale Sensitivität<br />

angestrebt, um das Instrument für<br />

die Beobachtung schwächster Quellen<br />

konkurrenzfähig zu machen. Für das<br />

optische System konnte nur Hochleistungsoptik<br />

in Frage kommen (Anforderungen<br />

siehe Kasten). Partner für<br />

die Entwicklung der Optik des PMAS<br />

Faserspektrographen, der als die zentrale<br />

und wichtigste optische Baugruppe<br />

das Gesamtverhalten des Instruments<br />

dominiert, war <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>.<br />

Das Optikdesign des Faserspektrographen<br />

(Bild 5) entwarf Uwe Laux, Weimar.<br />

Das Startdesign beruhte auf der<br />

Annahme von Katalogangaben wie<br />

Brechzahl und Linsenradius. Eine dreistufige<br />

Optimierung erfolgte im Zuge<br />

der Materialbeschaffung sowie Fertigung<br />

und Integration des Systems:<br />

Nach der Beschaffung der von<br />

SCHOTT gelieferten optischen Gläser<br />

wurde mit den individuell für jeden<br />

Rohling gemessenen Schmelzenbrechzahlen<br />

eine Schmelzenrechnung<br />

durchgeführt. Schließlich wurde nach<br />

Herstellung und Prüfung der Einzellinsen<br />

mit den gemessenen Ist-Radien<br />

und Dicken eine dritte Optimierung<br />

durchgeführt, in der durch Anpassung<br />

der Schnittweiten, also eine mechanische<br />

Nachoptimierung, die kritischen<br />

Systemparameter auf optimale<br />

Werte eingestellt wurden.<br />

Der geplante Einsatz am Teleskop<br />

erhöhte die Anforderungen an PMAS<br />

nochmals. Wichtig war hierbei der<br />

Erhalt der spezifizierten Bildstabilität<br />

unter beliebigen geometrischen Lagen<br />

(Schwenken des Teleskops) sowie<br />

in dem extrem weiten Temperaturbereich<br />

von -20 ° bis +20 ° C. Das<br />

schließlich von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> hergestellte<br />

und komplett integrierte System besteht<br />

aus einem refraktiven Kollimator-<br />

und einem refraktiven Kameraobjektiv.<br />

Profitiert hat das Projekt im<br />

1<br />

2<br />

besonderen Maße von der Erfahrung<br />

im Bau von Apochromaten für astronomische<br />

Refraktorobjektive, vom<br />

Know-how in der Herstellung von<br />

Asphären und von lithographischen<br />

CaF 2-Objektiven. Im Ergebnis wurde<br />

1999 nach einer umfangreichen Prüfserie<br />

(Bild 6, 7) ein System ausgeliefert,<br />

das als weltweit einmalig gilt<br />

und mit der Entwicklung von PMAS<br />

eine kritische Komponente mit exzellenten<br />

Leistungsdaten zur Verfügung<br />

stellt.<br />

Einsatz am Calar Alto<br />

Observatorium<br />

Im Mai 2001 wurde PMAS am 3,5 m<br />

Teleskop am Calar Alto Observatorium<br />

erstmals zum Einsatz gebracht<br />

(Bild 8). Dieses vor 30 Jahren von <strong>Carl</strong><br />

<strong>Zeiss</strong> entwickelte Teleskop verkörpert<br />

noch heute einen bedeutsamen technologischen<br />

Entwicklungsschritt insofern,<br />

als hier zum ersten Mal die von<br />

Schott eigens für die Astronomie entwickelte<br />

Glaskeramik ZERODUR zum<br />

Einsatz gekommen ist – ein Paradebeispiel<br />

für einen erfolgreichen Technologietransfer<br />

aus der Grundlagenforschung.<br />

17<br />

18<br />

3 4 5 6 7 8 9<br />

16 15 14 13 12 11 10<br />

4 5<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Seit Herbst 2002 wird PMAS im Rahmen<br />

eines Nutzungsvertrags zwischen<br />

dem Max-Planck-Institut für Astronomie<br />

in Heidelberg und dem Astrophysikalischen<br />

Institut Potsdam den<br />

deutschen und spanischen Astronomen<br />

als allgemein zugängliches Nutzerinstrument<br />

angeboten. Nach einer<br />

dreijährigen Laufzeit hat sich PMAS<br />

als das am zweitstärksten nachgefragte<br />

Fokalinstrument am 3,5 m Teleskop<br />

etabliert und hat in mehr als<br />

150 Nächten im Rahmen von insgesamt<br />

45 Beobachtungskampagnen<br />

seine Zuverlässigkeit nachgewiesen.<br />

Das Instrument wird für eine Vielzahl<br />

von wissenschaftlichen Fragestellungen<br />

eingesetzt, z.B. die Beobachtung<br />

von Jets bei jungen Sternen, die Umgebung<br />

heißer, leuchtkräftiger Sterne,<br />

galaktische planetarische Nebel,<br />

stellare Populationen in nahegelegenen<br />

Galaxien, Kinematik in hochrotverschobenen<br />

Galaxien, aktive Galaxienkerne,<br />

Gravitationslinsen…<br />

Martin Matthias Roth,<br />

Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />

http://www.aip.de<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

6<br />

7<br />

<strong>special</strong><br />

Anforderungen<br />

der PMAS<br />

Spektrographenoptik<br />

� Nominaltemperatur 20 °C<br />

� Betriebstemperaturbereich<br />

-10 … +20 °C<br />

� Lagerung -25 … +50 °C<br />

� Luftfeuchte bis 95 % relative<br />

Luftfeuchte<br />

� Stoßfestigkeit: bis 10 g,<br />

dynamisch: bis 2 g<br />

(0.5-100 Hz)<br />

� Orientierung: Nominalbetrieb<br />

bei jeder Orientierung<br />

� Nominalwellenlängenbereich:<br />

350-900 nm<br />

� Bildgüte: Bilddurchmesser<br />

typ. 15µ für 80% Energiekonzentration<br />

� Antireflexschichten: Breitbandentspiegelt<br />

350-900 nm,<br />

im Mittel max. 1% Restreflex<br />

� Thermisch kompensierte<br />

mechanische Fassungen<br />

� Fügetechnologie: spannungsfrei<br />

durch Ölimmersion<br />

8<br />

Bild 6:<br />

Kollimatorobjektiv beim<br />

Abnahmetest im Werk in<br />

Jena.<br />

Bild 7:<br />

Gesamtsystem beim<br />

Abnahmetest zur Verifikation<br />

der Bildortstabilität<br />

unter wechselnder<br />

Orientierung.<br />

Bild 8:<br />

Gesamtansicht des <strong>Carl</strong><br />

<strong>Zeiss</strong> 3,5 m Spiegelteleskops<br />

mit PMAS im Cassegrainfokus.<br />

7


Dunkle Materie in Spiralgalaxien<br />

Bild 1:<br />

Die PPAK Faserbündel-IFU.<br />

Bild 2:<br />

Das PPAK-Faserbündel mit<br />

sechs kleinen Hilfsbündeln<br />

zur Messung der Helligkeit<br />

des Himmelshintergrunds.<br />

Bild 3:<br />

Aus einer PPAK-Aufnahme<br />

rekonstruiertes Bild der<br />

Spiralgalaxie UGC463<br />

(rechts) im Vergleich zu<br />

einer direkt gewonnenen<br />

Bildaufnahme mit dem<br />

Palomar Schmidt Teleskop<br />

(links). PMAS besitzt mit<br />

der PPAK-IFU gegenwärtig<br />

das weltweit größte<br />

Gesichtsfeld unter allen<br />

3D-Spektrographen.<br />

8<br />

Eine der interessantesten und aktuellsten<br />

Fragestellungen in der<br />

Astrophysik ist das Rätsel der<br />

Dunklen Materie. Beobachtungsbefunde<br />

zeigen, dass etwa 90%<br />

der Materie im Kosmos als sogenannte<br />

Dunkle Materie vorliegen.<br />

Diese Hauptkomponente des Universums<br />

leuchtet zwar nicht und<br />

ist daher einer direkten Beobachtung<br />

nicht zugänglich. Sie kann<br />

aber indirekt erschlossen werden,<br />

z.B. durch die Beobachtung von<br />

Rotationskurven ferner Galaxien.<br />

Theoretische Astrophysiker am AIP<br />

entwickeln mit Hilfe modernster<br />

Supercomputer numerische Simulationsrechnungen<br />

zur Strukturbildung<br />

im Universum, die ganz<br />

wesentlich auf dem Vorhanden-<br />

sein von Dunkler Materie aufbauen.<br />

Auf der Beobachtungsseite<br />

hat das PMAS-Team in Zusammenarbeit<br />

mit M. Verheijen, Groningen,<br />

und M. Bershady, Wisconsin,<br />

Messungen in Angriff genommen,<br />

aus denen die Verteilung<br />

der Dunklen Materie in und um<br />

einzelne Galaxien ermittelt werden<br />

soll. Im Fokus der Untersuchungen<br />

stehen die nahegelegenen,<br />

sogenannten „face-on“ Spiralgalaxien,<br />

deren Scheibe in senkrechter<br />

Draufsicht vollständig<br />

sichtbar ist. Bei diesen gut sichtbaren<br />

Objekten soll untersucht<br />

werden, wie genau die Dunkle<br />

Materie innerhalb der Scheibe bis<br />

hinaus in den die Galaxie umgebenden<br />

Halo verteilt ist.<br />

1<br />

2<br />

Die Anwesenheit Dunkler Materie<br />

macht sich durch ihre Gravitationswirkung<br />

auf das dynamische Verhalten<br />

der etwa hundert Milliarden Sterne,<br />

die auf ihren Umlaufbahnen um<br />

das Zentrum der Galaxie kreisen, bemerkbar.<br />

Mit Hilfe der Spektroskopie<br />

des Sternenlichtes und der Verwendung<br />

des Dopplereffekts kann die<br />

Kinematik einer Galaxie vermessen<br />

werden. Die meisten Galaxien außerhalb<br />

der Milchstraße sind allerdings<br />

so weit von uns entfernt, dass die<br />

Sterne nicht mehr einzeln aufgelöst<br />

werden können, sondern zu einer diffus<br />

leuchtenden Lichtverteilung verschwimmen.<br />

Spektroskopie<br />

ausgedehnter<br />

Flächenquellen<br />

Zur Spektroskopie ausgedehnter Flächenquellen<br />

scheint die 3D-Spektroskopie<br />

in idealer Weise geeignet. Sie<br />

bietet gegenüber herkömmlichen Methoden<br />

zwei erhebliche Vorteile: Erstens<br />

können mehrere hundert Spektren<br />

in einem zweidimensionalen Gesichtsfeld<br />

gleichzeitig aufgenommen<br />

werden. Es entfällt somit bei ausgedehnten<br />

Objekten, wie den zu untersuchenden<br />

„face-on“ Galaxien, die<br />

Notwendigkeit einer zeitraubenden<br />

und kostspieligen sequentiellen Abtastung<br />

(scannen). Jeder Bildpunkt<br />

des beobachteten zweidimensionalen<br />

Gesichtsfeldes liefert ein eigenes<br />

Spektrum, d.h. das Licht jedes einzelnen<br />

Punkts der Galaxie wird nach<br />

Wellenlängen zerlegt. Auf diesem<br />

Weg wird die spektrale Information<br />

unmittelbar in Abhängigkeit von ihrer<br />

räumlichen Verteilung aufgezeichnet,<br />

was für die Vermessung der Dunklen<br />

Materie von zentraler Bedeutung ist.<br />

Zweitens ist es möglich, mit Methoden<br />

der digitalen Bildverarbeitung<br />

auch geringste Flächenhelligkeiten<br />

am Rand der Galaxien noch auszuwerten.<br />

Bisher waren selbst die weltweit<br />

größten Teleskope mit den empfindlichsten<br />

Instrumenten nicht imstande,<br />

dieses Beobachtungsproblem<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Dec. (2000)<br />

21’<br />

40’’<br />

14°, 20’, 20’’<br />

20’<br />

zu lösen. Die hohe Empfindlichkeit<br />

von PMAS und der Einsatz von 3D-<br />

Spektroskopie versprachen einen beobachtungstechnischen<br />

Durchbruch<br />

bei diesem Problem.<br />

Innovatives Upgrade<br />

von PMAS<br />

Allerdings war das Gesichtsfeld des<br />

Instruments ursprünglich für die<br />

Untersuchung kleinskaliger Phänomene<br />

optimiert worden und daher zu<br />

klein, um Galaxien zur Gänze in einer<br />

einzigen Belichtung zu erfassen. Aus<br />

diesem Grund wurde PMAS um eine<br />

technische Innovation erweitert, die<br />

in der Lage ist, das für die ausgedehnten<br />

Scheibengalaxien erforderliche<br />

Gesichtsfeld abzudecken. In der<br />

Rekordzeit von nur knapp einem halben<br />

Jahr wurde am AIP eine neue Integral-Field-Unit<br />

(IFU) entwickelt, die<br />

aus einem neuen, vergrößerten Glasfaserbündel<br />

und einer vorgeschalteten<br />

Linsenoptik besteht: PPAK (Pmas<br />

fiber PacK, Bild 1). Diese Einheit ist in<br />

2004 in Betrieb gegangen. PPAK besteht<br />

aus 331 dicht gepackten optischen<br />

Glasfasern, von denen jede<br />

Einzelne einen Bildpunkt mit einem<br />

Durchmesser von 2,7 Bogensekunden<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

UGC 463<br />

POSS-II PPak reconstruction<br />

349 309 0h ,43m ,329 R.A. (2000)<br />

Dec. (2000)<br />

21’<br />

40’’<br />

14°, 20’, 20’’<br />

20’<br />

349 309 0h ,43m ,329 R.A. (2000)<br />

am Himmel beobachtet. Zusätzlich<br />

wird mit sechs seperaten Glasfaserbündeln<br />

die Hintergrundstrahlung des<br />

Nachthimmels gemessen. 15 weitere<br />

Fasern dienen zur Wellenlängenkalibrierung<br />

der wissenschaftlichen Daten.<br />

Insbesondere die mikroskopische<br />

Anordnung von 400 Fasern auf engstem<br />

Raum, einem Sechseck der Ausmaße<br />

5 x 5 mm, stellte für die Entwickler<br />

am AIP eine substantielle technische<br />

Herausforderung dar (Bild 2).<br />

Mit einem Blickfeld von 74 x 65 Bogensekunden<br />

– das entspricht in etwa<br />

zwei Promille der Vollmondfläche<br />

– ist PPAK der weltweit größte<br />

3D-Spektrograph, der zusammenhängend<br />

ausgedehnte Objekte im Universum<br />

abtasten kann.<br />

Die erste mit der neuen PPAK-IFU<br />

gewonnene wissenschaftliche Aufnahme<br />

(Bild 3) zeigt die Galaxie mit<br />

der Katalogbezeichnung UGC463<br />

(rechts) in hervorragender Übereinstimmung<br />

mit einer direkten Bildaufnahme,<br />

die zu Vergleichszwecken<br />

dem Palomar Bildatlas (POSS) entnommen<br />

wurde.<br />

Martin Matthias Roth,<br />

Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />

http://www.aip.de<br />

3<br />

<strong>special</strong><br />

Instrumente für astronomische<br />

Beobachtung und Berechnungen<br />

Astrolabium<br />

Das Astrolabium ist ein Messgerät zur Winkelmessung<br />

am Himmel.<br />

Armillarsphäre<br />

Eine Armillarsphäre (lateinisch armillaris – Reifen/Ring<br />

und sphaera – Kugel) ist ein astronomisches Gerät.<br />

Es dient entweder der Messung von Koordinaten am<br />

Himmel oder der Darstellung der Bewegung von<br />

Himmelskörpern.<br />

Mauerquadrant<br />

Das historisch astronomische Instrument (Mauer)<br />

quadrant ermöglicht die Ermittlung von Höhen und<br />

Positionen der Gestirne. Er besteht aus einem Viertelkreis<br />

mit Gradeinteilung, einer Ablesevorrichtung,<br />

einem Visier und einem Senklot. Das zu bestimmende<br />

Gestirn wurde über Kimme und Korn anvisiert.<br />

Die Stellung des herabhängenden Lotes am Viertelkreis<br />

gab den Höhenwinkel an.<br />

Jakobsstab<br />

Der Jakobsstab (lateinisch baculus jacob) oder Gradstock<br />

ist ein früheres astronomisches Instrument zur Winkelmessung:<br />

Er wurde vor allem in der Seefahrt verwendet<br />

und gilt als der funktionelle Vorläufer des Sextanten.<br />

Wasseruhr<br />

Wasseruhren waren über Jahrtausende hinweg<br />

Apparate zur Zeitmessung mit dem Vorteil der Unabhängigkeit<br />

von Tageszeit und Witterung gegenüber<br />

den Sonnenuhren.<br />

Sonnenuhr<br />

Die Sonnenuhr nutzt als astronomisches Gerät den<br />

Stand der Sonne am Himmel zu einer genäherten<br />

Zeitangabe.<br />

Ringsonnenuhr<br />

Die Ringsonnenuhr ist eine tragbare Sonnenuhr mit<br />

einer Genauigkeit von fünf Minuten.<br />

9


Schwarzes Loch – Holmberg II Galaxie<br />

Bild 1 (großes Bild):<br />

Die Zwerggalaxie Holmberg<br />

II (Palomar Bildaufnahme).<br />

Bild 2:<br />

Positionskarten der<br />

Röntgendetektionen von<br />

Ho II-X1 als Overlay über<br />

einer Bildaufnahme im<br />

optischen Spektralbereich<br />

(Falschfarbendarstellung).<br />

Der mit PMAS gelungene<br />

Nachweis des hochangeregten<br />

Nebels um das Schwarze<br />

Loch ist als schwarzer Kreis<br />

markiert.<br />

10<br />

Galaxien sind Ansammlungen von<br />

Sternensystemen außerhalb der<br />

Milchstraße. Galaxien treten vor<br />

allem in zwei Arten auf. Elliptische<br />

Galaxien weisen eine homogene,<br />

triaxiale Struktur auf und haben<br />

eine einheitliche Sternpopulation.<br />

Spiralgalaxien zeigen eine Spiralstruktur<br />

sowie eine differentielle<br />

Rotation. Dabei sind die Spiralarme<br />

die Zentren der Sternentstehung.<br />

Die uns nächstgelegene<br />

Galaxie ist der Andromeda-Nebel<br />

(M 31, NGC 224), eine Spiralgalaxie<br />

vom Typ Sb im Sternbild Andromeda.<br />

Galaxien sind durch große,<br />

weitgehend leere Zwischenräume<br />

voneinander getrennt. Grob geschätzt,<br />

kann man mit heutiger<br />

Technik von der Erde aus über 50<br />

Milliarden Galaxien theoretisch beobachten.<br />

Die Anzahl der Sterne<br />

in einer durchschnittlichen Galaxie<br />

wird mit etwa 100 Milliarden<br />

angenommen.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

2


Das hellste Objekt in der Klasse ultraleuchtkräftiger<br />

Röntgenquellen (ULX)<br />

in der lokalen Gruppe, d.h. in der Ansammlung<br />

von Galaxien in nächster<br />

Nachbarschaft zu unserer Milchstraße,<br />

befindet sich in der Zwerggalaxie<br />

Holmberg II in einer Entfernung von<br />

rund 10 Millionen Lichtjahren (Bild 1).<br />

Neben der Untersuchung im Röntgenbereich<br />

ist das Auffinden von Emission<br />

im optischen Spektralbereich von<br />

höchstem Interesse, da man hofft,<br />

aus der Spektralanalyse Rückschlüsse<br />

auf die Natur der Akkretion und die<br />

Masse des Objekts ziehen zu können.<br />

Im Rahmen des PMAS Science Verification<br />

Runs am Calar Alto 3,5 m Teleskop<br />

wurde Ho II-X1 beobachtet<br />

und in der Tat die extrem schwache<br />

Signatur eines hochangeregten Gasnebels<br />

am Ort der Röntgenquelle<br />

nachgewiesen (Bild 2). Frühere Beobachtungen<br />

mit einem Langspaltspektrographen<br />

waren erfolglos geblieben,<br />

weil die unsichere Positionsangabe<br />

aus den Röntgendaten die<br />

Wahrscheinlichkeit eines zufälligen<br />

„Treffers“ beim Ausrichten des Teleskops<br />

minimal gemacht hatte. Das<br />

8x8 Bogensekunden 2 große PMAS-<br />

Gesichtsfeld hingegen konnte ohne<br />

Vorurteil über die vermuteten Koordi-<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

naten so ausgerichtet werden, dass<br />

die hochangeregte Helium II Emissionslinie<br />

bei 468,6 nm als Indikator<br />

am Rand des Gesichtsfelds zum Vorschein<br />

kam. Eine Auswertung der<br />

Ausdehnung des Objekts sowie seiner<br />

kinematischen Eigenschaften zusammen<br />

mit den Daten aus der Röntgenbeobachtung<br />

haben in der Tat<br />

gezeigt, dass es sich bei Ho II–X1<br />

höchstwahrscheinlich um ein Schwarzes<br />

Loch im intermediären Massebereich<br />

handelt. Die Ergebnisse der<br />

internationalen Forschergruppe um<br />

Lehmann (Max-Planck-Institut für<br />

Extraterrestrische Physik, Garching) in<br />

Zusammenarbeit mit dem PMAS-<br />

Team (AIP) wurden im März 2005 als<br />

Titelstory der renommierten Fachzeitschrift<br />

Astronomy & Astrophysics veröffentlicht.<br />

Bild 3a: Oben: Monochromatische<br />

Bilder bei verschiedenen wichtigen<br />

Wellenlängen, die aus dem Datenkubus<br />

einer PMAS-Aufnahme extrahiert<br />

wurden. Unten: Geschwindigkeitsfeld<br />

(Falschfarbenkarte) und Halbwertsbreite<br />

der Emissionslinien von Wasserstoff<br />

bei 486,1 nm (H-beta), bzw.<br />

Sauerstoff bei 500,7 nm ( [O III] ). Am<br />

linken unteren Bildrand markiert ein<br />

roter Kreis die Stelle, bei der die<br />

f � (1E-15)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

HE II<br />

H-beta<br />

hochangeregte Heliumemissionslinie<br />

nachgewiesen werden konnte.<br />

Bild 3b: Das Spektrum, das durch<br />

Aufaddieren aus dem roten Kreis<br />

(Bild 3a) erzeugt wurde. Die schwache<br />

Emissionslinie bei He II (einfach<br />

ionisiertes Helium) zeigt an, dass sich<br />

in diesem Bereich eine kompakte, extrem<br />

heiße Quelle befindet. In anderen<br />

Regionen ist diese Linie nicht<br />

nachweisbar.<br />

Bild 3c: Eine tatsächlich beobachtete<br />

Gravitationslinse, bei der kein<br />

Schwarzes Loch, sondern eine lichtschwache<br />

Vordergrundgalaxie (schwacher<br />

roter Fleck im Zentrum) das Licht<br />

eines weit entfernten, hellen Quasars<br />

hinter der Vordergrundgalaxie in<br />

4 Komponenten aufspaltet (PMAS-<br />

Beobachtung). Quasare sind enorm<br />

lichtstarke, aktive Galaxienkerne, bei<br />

denen Akkretion auf ein supermassereiches<br />

Schwarzes Loch eine Leuchtkraft<br />

entfaltet, die die Gesamthelligkeit<br />

der Galaxie bei weitem überstrahlt.<br />

[0 III]<br />

[0 III]<br />

Martin Matthias Roth,<br />

Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />

http://www.aip.de<br />

0<br />

4600 4800<br />

� (Å)<br />

5000<br />

3a 3b<br />

3c<br />

11


Schwarze Löcher<br />

12<br />

Schwarze Löcher wurden als mathematische<br />

Singularität im Rahmen<br />

der allgemeinen Relativitätstheorie<br />

von Albert Einstein vorausgesagt.<br />

Einstein selbst soll<br />

aber an die reale Existenz solcher<br />

Objekte nie geglaubt haben. Es<br />

war der damalige Direktor des<br />

Astrophysikalischen Observatoriums<br />

Potsdam, Karl Schwarzschild,<br />

der während des Ersten Weltkriegs<br />

im Jahre 1916 eine Lösung<br />

der Einstein’schen Feldgleichungen<br />

für den Fall einer in einem<br />

Punkt ohne Ausdehnung vereinigten<br />

Masse angeben konnte: ein<br />

so genanntes Schwarzes Loch.<br />

Durch populärwissenschaftliches Interesse<br />

und die Science Fiction Literatur<br />

ist die von Schwarzschild vorhergesagte<br />

Eigenschaft eines Ereignishorizonts,<br />

jenseits dessen keinerlei Materie<br />

oder Strahlung aus dem Gravitationspotential<br />

eines Schwarzen Lochs<br />

entfliehen kann, einem größeren Publikum<br />

bekannt geworden. Die Existenz<br />

von Schwarzen Löchern gilt<br />

heute durch zahlreiche astrophysikalische<br />

Messungen als gesichert. Obwohl<br />

per definitionem ein solches<br />

Objekt nicht „zu sehen“ ist, kann aus<br />

der Wirkung eines Schwarzen Lochs<br />

auf seine Umgebung auf seine<br />

Existenz geschlossen werden, so etwas<br />

aus der beobachteten Orbitalbewegung<br />

von Sternen in der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft der Singularität.<br />

Schwarze Löcher machen in spektakulärer<br />

Weise durch den Einfall von<br />

Masse (Akkretion) auf sich aufmerksam,<br />

der zur Ausbildung einer Akkretionsscheibe<br />

führt, innerhalb derer die<br />

Materie in einer Spirale unaufhaltsam<br />

in Richtung des Ereignishorizontes fällt<br />

und sich dabei zu extremen Temperaturen<br />

aufheizt. Die damit verbundene<br />

Energieabstrahlung des Millionen Kelvin<br />

heißen Plasmas wird besonders<br />

intensiv im Röntgenbereich sichtbar.<br />

Besonders aus der Beobachtung mit<br />

dem ROSAT Weltraumteleskop wissen<br />

Astronomen, dass der Kosmos<br />

voll von supermassereichen Schwarzen<br />

Löchern ist, die im Zentrum von<br />

Galaxien sitzen. Man glaubt heute,<br />

dass praktisch jede Galaxie von der<br />

Größe unserer Milchstraße in ihrem<br />

Zentrum ein Schwarzes Loch beherbergt,<br />

typischerweise mit einer Masse<br />

von etlichen Millionen Sonnenmassen.<br />

Aufgrund von ROSAT Beobachtungen<br />

kennen wir auch sog. ultraleuchtkräftige<br />

Röntgenquellen (ULX),<br />

die eine millionenfach größere Röntgenleuchtkraft<br />

als die Gesamtleuchtkraft<br />

der Sonne besitzen. Diese finden<br />

sich allerdings nicht im dynamischen<br />

Zentrum von Galaxien, sondern<br />

überwiegend in Regionen mit<br />

andauernder Sternentstehung oder<br />

relativ jungen Sternen. Man glaubt,<br />

dass es sich im Unterschied zu supermassereichen<br />

Schwarzen Löchern,<br />

die ihre enorme Masse durch Akkretion<br />

angesammelt haben, um<br />

Schwarze Löcher in einem mittleren<br />

Massenbereich von bis zu ≈100 Sonnenmassen<br />

handelt. Bisher sind erst<br />

wenige Kandidaten bekannt.<br />

Martin Matthias Roth,<br />

Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />

http://www.aip.de<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Das Deutsch-Spanisch Astronomische<br />

Zentrum/Centro Astronómico<br />

Hispano-Alemán (DSAZ/CAHA) ist<br />

eine Sternwarte auf dem 2168 m<br />

hohen Calar Alto in der Sierra de<br />

los Filabres im südlichen Teil Spaniens.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

2130<br />

Calar-Alto-Observatorium<br />

N<br />

2120<br />

2100<br />

to Almeria<br />

2110<br />

Service-<br />

Building<br />

2100<br />

Appartments<br />

2120<br />

2140<br />

Hotel<br />

König Juan <strong>Carl</strong>os I. von Spanien eröffnete<br />

1979 im September das Calar-Alto-Observatorium.<br />

Die Teleskope<br />

(1,23 m, 2,2 m und 3,5 m) standen<br />

in den vergangenen 25 Jahren überwiegend<br />

deutschen und spanischen<br />

Astronomen zur Verfügung. Seit dem<br />

1. Januar 2005 wird das Calar-Alto-<br />

Observatorium gemeinsam von der<br />

Max-Planck-Gesellschaft und dem spanischen<br />

Consejo Superior de Investigaciones<br />

Científicas (CSIC) mit je 50%<br />

Anteil betrieben.<br />

Am 3,5 m Teleskop ist PMAS (Potsdam<br />

MultiAperture Spektrophotometer)<br />

des Astrophysikalischen Instituts<br />

Potsdam installiert.<br />

Institute<br />

Powerplant<br />

Dormitories<br />

2110<br />

2120<br />

www.mpia.de/Public/<br />

2160<br />

Spanish<br />

1.5 m-Telescope<br />

Schmidt-<br />

Telescope<br />

2150<br />

0 100 200 300 m<br />

2140<br />

2150<br />

2160<br />

1.23 m-<br />

Telescope 2.2 m-Telescope<br />

3.5 m-Telescope<br />

2140<br />

2120<br />

Bild 1:<br />

Kuppelgebäude des<br />

3,5 Meter Teleskops.<br />

Bild 2:<br />

3,5 Meter Teleskop.<br />

0<br />

0<br />

2100<br />

13<br />

2090


Himmelsbeobachtung<br />

14<br />

Schon lange richtete sich die Aufmerksamkeit<br />

der Menschen auf<br />

den Himmel. Begonnen hat es<br />

mit visuellen Beobachtungen des<br />

Nachthimmels und der Beschreibung<br />

des Laufs der Sonne und<br />

der Sterne. Systematisch beobachten<br />

Menschen den Himmel<br />

seit dem dritten Jahrtausend vor<br />

Christus. Die Astronomie gilt deshalb<br />

als die älteste Naturwissenschaft.<br />

Viele der astronomischen<br />

Beobachtungen sind aus astrologischen<br />

Interessen entstanden. In<br />

fast allen Kulturen wird mit dem<br />

Himmel und seinen Zeichen etwas<br />

Höheres oder gar Göttliches verbunden.<br />

Die Gleichsetzung von<br />

Astronomie und Astrologie in der<br />

Berühmte As<br />

Anaximander (etwa 611-546 v. Chr.)<br />

entwarf als erster unter allen Menschen<br />

eine rein physikalische Kosmogonie:<br />

eine Entstehungsgeschichte, die sich ausschließlich<br />

auf Beobachtung und rein<br />

rationales Denken begründet. Er ist auch<br />

der erste, der unsere Welt als Kosmos,<br />

als planvoll geordnetes Ganzes, sieht.<br />

Anaximander entwirft als erster eine Erdkarte.<br />

Die Konstruktion einer ersten<br />

Sphäre, eines Himmelsglobus, wird ihm<br />

zugeschrieben.<br />

Antike lässt sich aus den Sternbildbezeichnungen<br />

der nördlichen<br />

Hemisphäre und aus dem Begriff<br />

Milchstraße schließen: sie sind<br />

vielfach aus der griechischen Mythologie<br />

oder Geschichte abgeleitet.<br />

Und schon früh waren die<br />

Sterne wichtige Orientierungspunkte<br />

für die Seefahrt und die<br />

Einteilung des Jahres mittels Kalender.<br />

Wann die Geschichte der<br />

Astronomie wirklich begonnen<br />

hat, ist heute nicht mehr eindeutig<br />

zu bestimmen. Viele der in der<br />

Antike existierenden Dokumente<br />

sind durch die mehrmalige Zerstörung<br />

der Bibliothek von Alexandria<br />

unwiederbringlich verloren<br />

gegangen.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


tronomen<br />

Aristarchos von Samos (ca. 310-230 v. Chr)<br />

zählt zu den ersten Vertretern des heliozentrischen<br />

Weltbilds. Bei der Untersuchung<br />

der wechselseitigen Beziehung von<br />

Sonne und Erde halfen ihm die Vorstellungen<br />

Epikurs und Demokrits über die<br />

Unendlichkeit der Welt. Ihm drängte sich<br />

die Überzeugung auf, die Erde bewege<br />

sich um die Sonne. Und er brach deshalb<br />

mit der Ansicht, die Erde befinde sich im<br />

Mittelpunkt der Welt. Jahrhunderte später<br />

wurden seine Ideen wieder aufgegriffen.<br />

Die stetigen Verbesserungen der Beobachtungsgeräte<br />

ermöglichten den<br />

Astronomen immer weitreichendere<br />

Erkenntnisse zu gewinnen. Den Entdeckern<br />

erschloss sich immer neues<br />

Wissen in den Forschungsschwerpunkten<br />

wie Planeten unseres Sonnensystems,<br />

entfernte Galaxien, andere<br />

Himmelskörper, die das Universum<br />

bestimmenden physikalischen<br />

Gesetze, die Entwicklung einzelner<br />

Sterne sowie des gesamten Universums.<br />

Seit etwa 400 Jahren gibt es<br />

das Fernrohr. Für astronomische Beobachtungen<br />

wurde es unter anderem<br />

von Galileo Galilei verwendet.<br />

Großen Fortschritt für die astronomische<br />

Forschung brachte das 19. Jahrhundert<br />

durch die Einbindung von<br />

Fotografie und Spektroskopie. Ab Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts kommt die<br />

unbemannte und bemannte Raumfahrt<br />

als Mittel zur Beobachtung und<br />

Forschung hinzu. Heute wird mit den<br />

verschiedensten physikalischen Messtechniken<br />

jede Form von elektromagnetischer<br />

und Teilchenstrahlung, die<br />

aus dem Weltall kommt, beobachtet:<br />

Die Astrophysik liefert die physikalischen<br />

Grundlagen für die Erforschung<br />

von Himmelserscheinungen.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Ptolemäus, griech. Klaudios Ptolemaios,<br />

lateinisch Claudius Ptolomaeus (87-150)<br />

wirkte vermutlich in Alexandria. Er schrieb<br />

die Mathematike Syntaxis sowie später die<br />

Megiste Syntaxis, die heute Almagest genannte<br />

Abhandlung zur Mathematik und<br />

Astronomie: Im Mittelalter das Standardwerk<br />

der Astronomie. Es enthielt neben<br />

einem Sternenkatalog auch das von Hipparchos<br />

von Nicäa vorgeschlagene geozentrische<br />

Weltbild, auch als Ptolemäisches<br />

Weltbild bezeichnet.<br />

Frühzeitliche<br />

Beobachtungen<br />

Schon zur Bronzezeit hat es vorzeitliche<br />

astronomische Beobachtungen,<br />

auf jeden Fall einfache Himmelsbeobachtungen<br />

gegeben. Das kann unter<br />

anderem durch die Himmelsscheibe<br />

von Nebra, aber auch durch die<br />

bronzezeitlichen Megalithbauten wie<br />

zum Beispiel die mehrere konzentrische<br />

Steinkreise umfassende Anlage<br />

von Stonehenge belegt werden. Die<br />

ältesten Spuren in Stonehenge reichten<br />

bis 3100 vor Christus zurück. Die<br />

Steine sind nach den Positionen der<br />

Sonnenwende und Tagundnachtgleiche<br />

angeordnet. Aus diesem Grunde<br />

wird häufig angenommen, dass Stonehenge<br />

ein vorzeitliches Observatorium<br />

darstellt.<br />

Die ältesten astronomischen Beobachtungen<br />

findet man in Schriften<br />

und Dokumentationen der Kulturvölker<br />

des Nahen und des Fernen Ostens.<br />

Aus dem dritten Jahrtausend<br />

vor Christus existieren Aufzeichnungen<br />

aus China über Sonnenfinsternisse.<br />

Ähnlich weit reichen Berichte<br />

aus dem indischen und babylonischen<br />

Kulturkreis. Aus babylonischen<br />

Abu ‘r-Raihan Muhammad ibn Ahmad<br />

al-Biruni (973-1048)<br />

stellte als erster einen Erdglobus her.<br />

Er arbeitete auch als Übersetzer und<br />

übersetzte zahlreiche arabische und<br />

griechische Werke ins Sanskrit, darunter<br />

die Elemente des Euklid. 1023 ermittelte<br />

er mit einem von ihm erfundenen<br />

Messverfahren den Radius der Erdkugel:<br />

6.339,6 km (Der Äquator-Radius<br />

beträgt tatsächlich 6378,1 Kilometer).<br />

Quellen gibt es Berichte über Mondund<br />

Sonnenfinsternisse. Auch die<br />

Mayavölker Mittelamerikas scheinen<br />

schon im vierten Jahrtausend vor<br />

Christus regelmäßige Himmelsbeobachtungen<br />

durchgeführt zu haben:<br />

Die Auslegung einer alten Mayahandschrift<br />

– der sogenannte Dresdener<br />

Kodex – weist auf die Beobachtung<br />

einer totalen Mondfinsternis<br />

am 15. Februar des Jahres 3379<br />

vor Christus hin.<br />

Die regelmäßigen Bewegungen<br />

der Sterne wurde schon von den<br />

Ägyptern beobachtet. Die Umwelt –<br />

der Nil, der Kreislauf von Leben und<br />

Wiedergeburt, die Luft und das Wasser<br />

– sowie das Weltbild gingen auf<br />

den Glauben an die Götter zurück.<br />

Anhand der aufgezeichneten astronomischen<br />

und geographischen Naturereignisse<br />

wie zum Beispiel die<br />

wiederkehrenden Überschwemmungen<br />

durch den Nil, wurde bereits früh<br />

in der ägyptischen Geschichte ein<br />

Jahreskalender entwickelt.<br />

Aus verschiedenen Darstellungen<br />

in ägyptischen Gräbern geht hervor,<br />

dass die alten Ägypter bereits fünf<br />

der Planeten unseres Sonnensystems<br />

kannten.<br />

15


16<br />

Berühmte Astronomen<br />

Mohammed ben Geber ben Senan Abu<br />

Abdallah al Batani, latinisiert Albategnius<br />

oder Albatanius (etwa 850-929)<br />

gilt als einer der größten arabischen Astronomen.<br />

Seine astronomischen Tafeln<br />

wurden 1537 unter dem Titel Scientia<br />

Stallarum in Nürnberg gedruckt. Er berechnete<br />

die Länge des Sonnenjahrs auf<br />

365 Tage 5 Stunden 46 Minuten 24 Sekunden<br />

und unterwarf die Exzentrizität<br />

der Sonnenbahn.<br />

Das geozentrische<br />

Weltbild der Antike<br />

Die größte Anzahl antiker astronomischer<br />

Kenntnisse stammen von griechischen<br />

Gelehrten. Die Pythagoreer<br />

beschreiben schon im sechsten Jahrhundert<br />

vor Christus die Kugelgestalt<br />

der Erde. Neben den großen Philosophen<br />

wie Sokrates, Aristoteles oder<br />

Platon interessierten sich auch andere,<br />

uns weniger bekannte Personen<br />

wie Aristarch von Samos und Eratosthenes<br />

für den Verlauf und den Aufbau<br />

der Gestirne. Aufbauend auf<br />

Vorarbeiten von Hipparch von Nikaia<br />

(196-125 v. Chr.) wird das lange gültige<br />

geozentrische Weltbild dem griechischen<br />

Mathematiker, Geograf und<br />

Nikolaus Kopernikus (1473-1543)<br />

begründete mit seinen Entdeckungen ein<br />

neues, nachmittelalterliches Weltbild.<br />

Seine Theorien von der Bewegung der<br />

Planeten auf Kreisbahnen um die Sonne<br />

machten ihn zu einem der bedeutendsten<br />

europäischen Astronomen. Meilenstein<br />

der Astronomie ist seine 1543 in Nürnberg<br />

gedruckte De Revolutionibus Orbium<br />

Coelestium (Von den Umdrehungen der<br />

Himmelskörper).<br />

Astronom Klaudios Ptolemaios zugeschrieben.<br />

Es sieht die Erde als Mittelpunkt<br />

des Universums an. Sieben Gestirne<br />

– Merkur, Venus, Mars, Jupiter<br />

und Saturn sowie Sonne und Mond –<br />

umkreisen sie. Die Anzahl und Position<br />

aller anderen Sterne am Himmel<br />

wurde fest geschrieben, woraus sich<br />

der Begriff Fixstern herleitet.<br />

Auf dem Weg zum<br />

Sonnensystem<br />

Früh schon griffen Astronomen die<br />

Hinweise und Ideen zu einem heliozentrischen<br />

Universum auf. Aber sie<br />

konnten sich gegen das geozentrische<br />

Weltbild, das mit der Aristotelischen<br />

Philosophie im Einklang stand,<br />

Galileo Galilei (1564-1642)<br />

1604 beobachtete er eine Nova im Sternbild<br />

des Schützen. Im Jahre 1609 führte<br />

Galilei einigen Kirchenvertretern aus<br />

Venedig einen Nachbau eines ursprünglich<br />

vom Holländer Lippershey erfundenen<br />

Fernrohres vor. Wegen seiner Überlegungen<br />

bezüglich des Verhältnisses zwischen<br />

den Worten der Bibel und der Lehre<br />

des Kopernikus wurde Galilei 1616 erstmals<br />

vor das Heilige Offizium, der obersten<br />

Inquisitionsbehörde in Rom zitiert.<br />

über Jahrhunderte hinweg nichtdurchsetzen.<br />

Vor allem philosophisch-religiöse<br />

Gründe wie das von Sokrates,<br />

Platon und Aristoteles gezeichnete<br />

Bild der Einzigartigkeit der Erde sowie<br />

der Menschen im Zentrum der Welt<br />

unterstützten den geozentrischen Aspekt.<br />

Arabische Gelehrte komplettierten<br />

vom achten bis zum dreizehnten<br />

Jahrhundert astronomische Berechnungsformeln.<br />

Peurbach (1423-1461)<br />

und sein Schreiber Johannes Müller,<br />

genannt Regiomontanus, (1436-1476)<br />

sammelten neue Planetenbeobachtungen<br />

und verbesserten das System<br />

des Ptolemäus. Nikolaus Kopernikus<br />

versuchte wie andere Gelehrte vor<br />

ihm die Mängel des ptolemäischen<br />

Weltbilds zu beheben. Er rechnete<br />

die Erde zu den Planeten und stellte<br />

die Sonne in die Mitte des Systems.<br />

Die Planeten bewegen sich dabei auf<br />

Kreisbahnen um die Sonne. Die Entdeckung<br />

eines „neuen“, stark leuchtenden<br />

Gestirns (Supernova) im Sternbild<br />

Cassiopeia erschütterte 1572 die<br />

Welt: Die These von den unveränderlichen<br />

Fixsternen im geozentrischen<br />

Weltbild wurde erstmals widerlegt.<br />

Der dänische Astronom Tycho Brahe<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Johannes Kepler (1571-1630)<br />

gilt als wissenschaftliches Multitalent.<br />

Er wirkte als Naturphilosoph, Mathematiker,<br />

Astronom, Astrologe und Optiker.<br />

Er entdeckte die Gesetze der Planetenbewegung,<br />

die Keplersche Gesetze genannt<br />

werden. In der Mathematik wurde die approximative<br />

Berechnung von numerischen<br />

Integralen nach ihm Keplersche Fassregel<br />

benannt. Mit dem 1611 erschienenen Werk<br />

Dioptrice legte Kepler die Grundlagen für<br />

die gesamte Optik als Wissenschaft.<br />

(1546-1601) versuchte aufgrund seiner<br />

Beobachtung einen Kompromiss<br />

zwischen geo- und heliozentrischem<br />

Weltbild herzustellen. Brahes Schüler<br />

und Assistent Johannes Kepler vollendete<br />

nach dessen Tod das Werk.<br />

Noch heute gilt die Keplersche Bahnmechanik<br />

bei der die Planeten auf elliptischen<br />

Bahnen um die Sonne kreisen.<br />

Der Dominikanermönch Giordano<br />

Bruno (1548-1600) erklärte das Weltall<br />

für unendlich und die Sonne sei<br />

der Mittelpunkt unserer Welt: Er behauptete<br />

sogar, es gäbe unendlich<br />

viele Welten, die jede ihre eigene Sonne<br />

hätten. Galileo Galilei baute das<br />

Fernrohr von Lippershey nach und<br />

nutzte dieses wahrscheinlich als erster<br />

für Himmelsbeobachtungen. Er entdeckte<br />

die Mondgebirge, die vier Jupitermonde,<br />

gleichzeitig mit anderen<br />

Forschern die Sonnenflecken, den Ring<br />

des Saturns sowie den Phasenwechsel<br />

der Venus. Galilei setzte sich leidenschaftlich<br />

für die kopernikanische<br />

Lehre ein. 1616 wurde er deshalb vor<br />

die Inquisition geladen und ermahnt,<br />

die „falsche“ Lehre des Kopernikus<br />

nicht weiter zu verbreiten. 1633 muss<br />

er endgültig der kopernikanischen<br />

Lehre abschwören.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

<strong>special</strong><br />

Ägyptischer Kalender<br />

Wahrscheinlich im 29. Jahrhundert v. Chr. wurde der<br />

ägyptische Kalender erfunden: Er besteht aus drei<br />

Jahreszeiten, die jeweils vier Monate zu je 30 Tagen<br />

aufweisen. Hinzu kommen noch 5 zusätzliche Tage,<br />

die Epagomenen, die für die Geburtstage der Götter<br />

Osiris, Horus, Seth, Isis und Nephthys stehen.<br />

Insgesamt hat der Kalender damit 365 Tage.<br />

Früheste astronomische Darstellung: nördlicher und<br />

südlicher Sternenhimmel im Grab des Senen-mut.<br />

Die südliche – obere – Hälfte zeigt eine Liste der<br />

Dekangestirne sowie dazu gehörende Sternbilder<br />

des Südhimmels, des Orion und der Sothis (Sopdet).<br />

Ferner finden sich die Planeten Jupiter, Saturn,<br />

Merkur und Venus, zum Teil als Götter, die in Barken<br />

über den Himmel fahren.<br />

Die nördliche – untere – Hälfte zeigt Sternbilder des<br />

Nordhimmels mit dem Großen Bären in der Mitte.<br />

Die übrigen Sternbilder ließen sich nicht identifizieren.<br />

Rechts und links davon stehen 8 bzw. 4 Kreise, unter<br />

denen jeweils eine Reihe von Göttern, die Sonnenscheiben<br />

tragen, zur Bildmitte hin schreiten.<br />

Die Inschriften der Kreise bezeichnen die ursprünglichen<br />

Monatsfeste im Mondkalender, die der Götter<br />

die ursprünglichen Tage des Mondmonats.<br />

17


18<br />

Jüngere Geschichte<br />

der Astronomie<br />

Der schottische Mathematiker James<br />

Gregory (1638-1675) entwickelte 1661<br />

das nach ihm benannte Spiegelteleskop.<br />

1671 bestimmt Giovanni Domenico<br />

Cassini (1625-1712) aus Pendelmessungen<br />

die Abplattung der Erde.<br />

Mit einem 11-14 Meter langen Luftfernrohr<br />

entdeckt er vier Saturnmonde<br />

und die nach ihm benannte Teilung<br />

des Saturnrings. 1675 wird das<br />

berühmte Observatorium zu Greenwich<br />

gegründet. Christiaan Huygens<br />

(1629-1695) baut ein Luftfernrohr mit<br />

einer Brennweite von 3,3 Metern und<br />

erkennt 1684 damit die wahre Gestalt<br />

von Saturn und seinem Ring.<br />

Und er entdeckt damit den Saturnmond<br />

Titan. 1687 erscheint Sir Isaac<br />

Newtons (1643 bis 1727) Hauptwerk<br />

„Philosophiae naturalis principia mathematica“,<br />

das unter anderem das<br />

Gravitationsgesetz enthält. Gottfried<br />

Wilhelm Leibniz (1646-1716) erreichte<br />

mit Hilfe der Kurfürstin Sophie<br />

Charlotte im Jahre 1700 die Gründung<br />

der Berliner Sternwarte. Gut<br />

ein halbes Jahrhundert später baute<br />

William Herschel (1738-1822) die größten<br />

Teleskope seiner Zeit und wurde<br />

vor allem durch die Entdeckung des<br />

Uranus, 1781, bekannt. Als einer der<br />

ersten Astronomen versuchte er, die<br />

Struktur der Milchstraße zu ergründen.<br />

Karl Friedrich Gauß (1777-1855)<br />

veröffentlicht 1809 in seinem Werk<br />

„Theoria motus corporum coelestium“<br />

seine klassische Methode zur Berechnung<br />

von Planetenbahnen. 1857 gelingen<br />

die ersten fotografischen Aufnahmen<br />

von Sternen. Der Heidelberger<br />

Astronom Maximilian Franz<br />

Joseph Cornelius Wolf (1863-1932)<br />

erzielte die ersten fotografischen<br />

Himmelsaufnahmen für Sternkarten.<br />

Mit einem Interferometer misst 1890<br />

der amerikanische Physiker Albert<br />

Abraham Michelson (1852-1931) auf<br />

dem Mount Wilson den Abstand sehr<br />

enger Doppelsterne und die Durchmesser<br />

heller Sterne. 1903 erfindet<br />

<strong>Carl</strong> Pulfrich (1858-1927) bei <strong>Carl</strong><br />

<strong>Zeiss</strong> in Jena den auf der Stereoskopie<br />

beruhenden Stereokomparator<br />

oder Blinkkomparator, um auf fotografischen<br />

Himmelsaufnahmen die<br />

sich bewegenden Sterne erkennen zu<br />

können. Der amerikanische Astronom<br />

Edwin Hubble (1889-1953) bestimmte<br />

1923 die Entfernung zweier<br />

naher Spiralnebel. Die Erkenntnisse<br />

trugen zur Entscheidung bei, dass<br />

Spiralnebel selbstständige Sternsysteme<br />

sind. Aufgrund der räumlichen<br />

Verteilung anderer Galaxien, sowie<br />

ihrer im Spektrum nachweisbaren<br />

Rotverschiebung, ergab sich Hubbles<br />

bekanntester Beitrag zur Astronomie:<br />

die Entdeckung der Expansion des<br />

Weltalls. Nach ihm wurde das Hubble-Weltraumteleskop<br />

benannt.<br />

Durch von der Erdatmosphäre ungestörte<br />

Beobachtungsmöglichkeiten<br />

können seit 1990 feinste Details der<br />

Planeten und Sternsysteme aufgenommen<br />

werden.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Der Einstieg in die<br />

Astronomie<br />

Ferngläser wie das Victory 32 T* FL<br />

und das Victory 42 T* FL, aber auch<br />

Spektivsysteme wie das Diascope 65<br />

T* FL und das Diascope 85 T* FL, eignen<br />

sich für die unkomplizierte Himmelsbeobachtung<br />

und bringen dem<br />

Betrachter den Himmel ein gutes<br />

Stück näher. Ferngläser und Spektive<br />

haben gegenüber einem astronomischen<br />

Teleskop den Vorteil der Vielseitigkeit:<br />

Beobachtungen im Gelände<br />

und im Urlaub sowie des Himmels<br />

lassen sich problemlos kombinieren.<br />

Für eine ruhige, erschütterungsfreie<br />

Himmelsbeobachtung bei hohen Vergrößerungen<br />

wird ein geeignetes Stativ<br />

empfohlen.<br />

Um Himmelsobjekte zu sehen,<br />

benötigt man neben der Optik auch<br />

eine gute Sternkarte, denn man muss<br />

sehr genau wissen, wo man am Himmel<br />

zu suchen hat.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Sonne, Mond und<br />

Sterne<br />

Größere Sonnenflecken und auch<br />

Gruppen von Sonnenflecken lassen<br />

sich mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen<br />

beobachten. Die Sonne<br />

darf niemals direkt mit einem Fernglas<br />

oder Spektiv beobachtet werden.<br />

Schwere, bleibende Augenschäden<br />

bis hin zur Erblindung können<br />

die Folge sein! Für eine direkte Sonnenbeobachtung<br />

müssen unbedingt<br />

Schutzeinrichtungen wie Objektiv-Sonnenfilter<br />

oder Sonnenfolie vor dem<br />

Objektiv angebracht sein. Statt der direkten<br />

Beobachtung ist immer die<br />

Sonnenprojektion vorzuziehen.<br />

Beim Mond kann man die größten<br />

Krater betrachten. In den Tagen kurz<br />

vor oder nach Neumond, wenn der<br />

Mond nur als schmale Sichel am Himmel<br />

steht, sieht man besonders schön<br />

das sekundäre Mondlicht: von der Erde<br />

reflektiertes Sonnenlicht, das die<br />

Nachtseite des Mondes aufhellt.<br />

Für die Venusbeobachtung genügt<br />

schon ein stärker vergrößerndes Fernglas,<br />

um die Phasen sehen zu können.<br />

Und beim Jupiter erkennt man<br />

die vier größten Jupitermonde.<br />

www.zeiss.de<br />

<strong>special</strong><br />

Die Astrologie<br />

(griechisch – die Sternenkunde) ist nicht<br />

zu verwechseln mit der Astronomie. In der geozentrischen<br />

Betrachtungsweise der Astrologie wird eine<br />

systematische anthropologisch-mythologische Deutung<br />

der Stellung bestimmter Himmelskörper vorgenommen:<br />

Die Elemente des Horoskops beispielsweise<br />

beziehen sich auf den irdischen Ort und Zeitpunkt.<br />

Astronomie<br />

Die Astronomie (griechisch – die Gesetzmäßigkeit<br />

der Sterne, aus , ástro – der Stern<br />

und , nómos – das Gesetz) ist die Wissenschaft<br />

von der Gesetzmäßigkeit der Bewegung der Gestirne.<br />

Dazu zählen neben den Planeten und Fixsternen auch<br />

die Sonne, Sternhaufen, Galaxien, Galaxienhaufen,<br />

die interstellare Materie und die im Weltall auftretende<br />

Strahlung.<br />

Geozentrisches (Ptolemäisches)<br />

Weltbild<br />

Aufbauend auf Vorarbeiten von Hipparch (196-125<br />

v. Chr.) wird das lange gültige geozentrische Weltbild<br />

dem griechischen Mathematiker, Geograf und Astronom<br />

Klaudios Ptolemaios (87-150 n. Chr.) zugeschrieben.<br />

Es sieht die Erde als Mittelpunkt des Universums<br />

an. Sieben Gestirne – Merkur, Venus, Mars, Jupiter und<br />

Saturn sowie Sonne und Mond – umkreisen sie. Die<br />

Position aller anderen Sterne am Himmel wurde festgeschrieben,<br />

woraus sich der Begriff Fixstern herleitet.<br />

Heliozentrisches Weltbild<br />

Das heliozentrische Weltbild (griechisch helios:<br />

die Sonne, kentron: Mittelpunkt) bezeichnet die Auffassung,<br />

nach der sich die Erde wie andere Planeten<br />

um die Sonne bewegt. Heliozentrische Weltbilder gab<br />

es mindestens schon im 4. Jahrhundert vor Christus:<br />

Aristoteles schreibt in De Caelo (2. Buch, Kapitel 13):<br />

„Im Zentrum, sagen sie – die Pythagoräer – , ist Feuer,<br />

und die Erde ist einer der Sterne, Nacht und Tag durch<br />

kreisförmige Bewegung um das Zentrum erzeugend.“<br />

Dem amerikanischen Pionier der Astrophotographie<br />

John William Draper (1811-1882) gelang 1842 die<br />

erste photographische Aufnahme (Daguerreotypie)<br />

des Sonnenspektrums.<br />

19


Bild 1:<br />

Kuppel des Großen<br />

Refraktors.<br />

Bild 2:<br />

Großer Refraktor.<br />

Bild 3:<br />

Ehemaliges Hauptgebäude<br />

des Astrophysikalischen<br />

Observatoriums Potsdam<br />

auf dem Telegrafenberg.<br />

Bild 4:<br />

Einsteinturm.<br />

20<br />

Geschichtliche Eckpunkte der<br />

Mit der Einführung des sogenannten<br />

„Verbesserten Kalenders“ in den protestantischen<br />

Staaten Deutschlands<br />

um 1700 beginnt die Geschichte<br />

der Astrophysik in Potsdam. Der Erlass<br />

des Kalenderpatents für die zu gründende<br />

Berliner Sternwarte erfolgt im<br />

Mai 1700. Im gleichen Monat wird<br />

Gottfried Kirch zum Direktor der<br />

Sternwarte berufen. Zwei Monate später<br />

wird auf Anregung von Gottfried<br />

Wilhelm Leibniz die Brandenburgische<br />

Societät durch Kurfürst Friedrich<br />

III. gegründet, aus der später die<br />

Preußische Akademie der Wissenschaften<br />

hervorging. Das erste Sternwartengebäude<br />

wird 1711 errichtet.<br />

In den Jahren 1832 bis 1835 wird<br />

die neue Berliner Sternwarte durch<br />

Karl Friedrich Schinkel gebaut. 1874<br />

entsteht das Astronomische Recheninstitut<br />

und das Astrophysikalische<br />

Observatorium Potsdam.<br />

Von 1876 bis 1879 wird das Hauptgebäude<br />

des Astrophysikalischen Observatoriums<br />

auf dem Potsdamer Telegrafenberg<br />

gebaut. Der Potsdamer<br />

Große Refraktor wird 1899 fertigge-<br />

stellt. Von 1911-1913 wird die Sternwarte<br />

in Babelsberg gebaut, in das<br />

dann die Berliner Sternwarte umzieht.<br />

1915 wird der Babelsberger Große<br />

Refraktor fertiggestellt. Der Bau des<br />

Einstein-Turmes auf dem Telegrafenberg<br />

wird 1921 bis 1924 getätigt.<br />

1947 wird das Astrophysikalische Observatorium<br />

Potsdam und die Sternwarte<br />

Babelsberg durch die Deutsche<br />

Akademie der Wissenschaften übernommen.<br />

1969 erfolgt die Gründung des<br />

Zentralinstituts für Astrophysik. 1992<br />

erfolgt die Neugründung des Astrophysikalischen<br />

Instituts Potsdam (AIP)<br />

als Stiftung privaten Rechts und Mitglied<br />

der Leibniz Gemeinschaft.<br />

1881 startet der erste Michelson-<br />

Versuch in Potsdam. Eugen Goldstein<br />

entdeckt 1886 die Kanalstrahlen. Karl<br />

Friedrich Küstner weist 1888 die Polhöhenschwankung<br />

nach. Im gleichen<br />

Jahr macht Hermann <strong>Carl</strong> Vogel die<br />

erste fotografische Radialgeschwindigkeitsmessung.<br />

Johannes Wilsing und<br />

Julius Scheiner beginnen 1896 mit den<br />

Versuchen zum Nachweis der Radio-<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Potsdamer Astrophysik<br />

strahlung der Sonne. 1913 führt Paul<br />

Guthnick die lichtelektrische Fotometrie<br />

in Babelsberg ein.<br />

Das Turmteleskop der<br />

Einstein-Stiftung<br />

Der Einsteinturm auf dem Telegrafenberg<br />

ist im Park Sanssouci einer der<br />

stärksten Magnete für den Potsdam-<br />

Besucher. Das berühmte Bauwerk<br />

Erich Mendelsohns gilt als bedeutendste<br />

architektonische Leistung des<br />

deutschen Expressionismus. Der Einsteinturm<br />

beherbergt eine damals<br />

einzigartige Forschungsanlage für die<br />

Sonnenphysik: Einsteins Mitarbeiter<br />

Erwin Finlay-Freundlich hatte das Instrumentarium<br />

konzipiert und damit<br />

das erste Turmteleskop Europas mit<br />

einem der größten Spektrographen<br />

seiner Zeit geschaffen. In den 20er<br />

Jahren des letzten Jahrhunderts war<br />

der Einsteinturm das erste europäische<br />

Turmteleskop. Teleskop und Spektrograph<br />

gehörten lange zu den größten<br />

derartigen Instrumenten auf der<br />

Welt. Das Turmteleskop besteht aus<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

einer Kuppel von 4,2 Metern Innendurchmesser<br />

in einer Holzkonstruktion<br />

auf dem Turm und dient dem Schutz<br />

des 850 mm Coelostaten mit Hilfsspiegel.<br />

Der Coelostat besteht aus<br />

zwei Planspiegeln von 850 Millimetern<br />

Durchmessern, einem Stundenantrieb<br />

mit Elektromotor und ein<br />

elektrischer Regulator.<br />

Der Große Refraktor<br />

von Babelsberg<br />

Der 1899 eingeweihte Potsdamer Große<br />

Refraktor ist das viertgrößte Linsenteleskop<br />

der Welt und ein bedeutender<br />

Zeuge der feinmechanisch-optischen<br />

Fertigung und der frühen astrophysikalischen<br />

Forschung an der<br />

Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.<br />

1953 hat <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Jena das Instrument<br />

wiederhergestellt und dabei modernisiert.<br />

Der 1997 gegründete Förderverein<br />

verfolgt das Ziel, das unter<br />

Denkmalschutz stehende, seit über<br />

drei Jahrzehnten stillgelegte Teleskop<br />

wiederzubeleben und einer breiten<br />

Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />

Karl Friedrich Schinkel war ein<br />

preußischer Architekt und<br />

Maler, der den Klassizismus in<br />

Preußen entscheidend prägte.<br />

Seine berühmtesten Gebäude<br />

findet man in und um Berlin:<br />

das Schauspielhaus auf dem<br />

Gendarmenmarkt und das Alte<br />

Museum auf der Museumsinsel.<br />

Karl Friedrich Schinkel, 1781-1841<br />

Erich Mendelsohn war einer<br />

der bedeutendsten Architekten<br />

des 20. Jahrhunderts.<br />

Am bekanntesten sind seine<br />

expressionistischen Werke<br />

aus den 1920er Jahren.<br />

Erich Mendelsohn, 1887-1953<br />

21


SIR sucht nach Eis und Mineralien auf dem<br />

Bild 1:<br />

Die Sonde SMART-1<br />

(Small Missions for<br />

Advanced Research in<br />

Technology) umkreist<br />

den Mond. Das solarelektrische<br />

Triebwerk kommt<br />

ohne Wasserstoff aus.<br />

Bild 2:<br />

An Bord von SMART-1<br />

arbeiten zwei Spektrometer:<br />

das Röntgenspektrometer<br />

CIXS und das Infrarot-<br />

Spektrometer SIR.<br />

Bild 3:<br />

Das Spektrometer SIR an<br />

Bord der Raumsonde<br />

SMART-1 wird die Mondoberfläche<br />

im infraroten<br />

Spektralbereich kartieren.<br />

22<br />

Im September 2003 startete die<br />

Sonde SMART-1 der Europäischen<br />

Raumfahrtagentur ESA in Richtung<br />

Mond. Die Raumsonde hat<br />

inzwischen mit Hilfe eines neuartigen,<br />

aus Sonnenenergie gespeisten<br />

Ionenantriebs ihr Ziel erreicht<br />

und umrundet seit einigen Monaten<br />

den Erdtrabanten. An Bord<br />

befindet sich das Spektrometer SIR<br />

des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung<br />

in Katlenburg-Lindau.<br />

SIR beruht auf einem<br />

MMS NIR Spektrometer von <strong>Carl</strong><br />

<strong>Zeiss</strong>, welches modifiziert wurde,<br />

um es für seinen Einsatz am Mond<br />

weltraumtauglich zu machen. SIR<br />

soll zwei Hauptaufgaben erfüllen.<br />

Kartierung im Nahen<br />

Infraroten Licht<br />

Die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung<br />

der Mondoberfläche<br />

zählt immer noch zu den wichtigsten<br />

Aufgaben in der Mondforschung.<br />

Wie bei der Erde ist es auch beim<br />

Mond möglich, mit Hilfe von Spektrometern<br />

den Silikatanteil an der<br />

Mondoberfläche abzuschätzen und<br />

daraus auf die innere Zusammensetzung<br />

des Himmelskörpers zu schließen.<br />

Die Infrarot-Beobachtungen des<br />

Mondes von der Erde aus sind zwar<br />

nicht neu, haben aber zwei Nachteile.<br />

Erstens beschränken sich diese<br />

Messungen auf die der Erde zuge-<br />

wandten Mondseite und zweitens<br />

werden diese Messungen durch die<br />

Atmosphäre der Erde gestört.<br />

Das 2,1 kg leichte Spektrometer<br />

SIR misst somit als erstes NIR Spektrometer<br />

das von der Sonne an einzelnen<br />

Mineralien der Mondoberfläche<br />

reflektierte Licht. Dies erfolgt durchgängig<br />

in einem Wellenlängenbereich<br />

von 0,9 bis 2,4 µm auch auf der<br />

erdabgewandten Seite des Mondes<br />

frei von allen Störungen. Aus diesem<br />

Grund, und wegen seiner guten spektralen<br />

Auflösung von 18 nm, hat SIR<br />

grundsätzlich auch die Möglichkeit<br />

nachzuweisen, ob das viel diskutierte<br />

Eis auf dem Mond wirklich vorhanden<br />

ist.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Spannende Suche<br />

nach Wasser-Eis<br />

Dass Wasser für die Entstehung von<br />

Leben, wie wir es kennen, eine unabdingbare<br />

Voraussetzung ist, bedarf<br />

keiner besonderen Erläuterung. Sollte<br />

es auf dem Mond tatsächlich Wasser<br />

gegeben haben, müsste es wegen<br />

der extrem niedrigen Temperaturen<br />

als Eis vorliegen. Die Wissenschaftler<br />

vermuten es in den polaren und solchen<br />

Regionen des Mondes, in die<br />

nie direktes Sonnenlicht gelangt.<br />

Dort herrschen Temperaturen von<br />

rund -200 Grad Celsius. Das Wasser<br />

würde allerdings nicht vom Mond<br />

selbst stammen, sondern von Kometen,<br />

die vor langer Zeit auf dem<br />

Mond eingeschlagen sind. Eis lässt<br />

sich aufgrund seiner stark ausgeprägten<br />

Absorptionsspektren im Infraroten<br />

besonders leicht identifizieren.<br />

Deshalb würden erfolgreiche SMART-<br />

1-Beobachtungen sehr direkt und<br />

Mond<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

ohne weitere Annahmen beweisen,<br />

dass die von der Sonde überflogenen<br />

Gebiete wirklich mit Eis überzogen<br />

sind. Aber bis zu einer sicheren Aussage<br />

darüber muss eine Fülle von Daten<br />

ausgewertet werden, die SIR momentan<br />

aufnimmt und zur Erde sendet.<br />

Die ursprünglich vorgesehene<br />

Messzeit von täglich zehn Minuten<br />

konnte auf 7 bis 8 Stunden erweitert<br />

werden. Planmäßig soll die Sonde bis<br />

August 2006 im Einsatz sein.<br />

Mit der von der NASA beschlossenen<br />

Initiative, eine permanente bemannte<br />

Mondbasis zu errichten,<br />

erhält die Suche nach Wasser eine<br />

ganz neue Dimension.<br />

Urs Mall, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung,<br />

Katlenburg-Lindau,<br />

mall@mps.mpg.de, http://sci.esa.int/smart-1<br />

Chris Weikert, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, Spektralsensorik,<br />

weikert@zeiss.de, http://zeiss.de/spektral<br />

<strong>special</strong><br />

Bildquellenhinweis.<br />

One voter impeaches<br />

eight audits.<br />

Margaret Thatcher<br />

contradicts one very ivyleague<br />

audit, so overtly<br />

slippery ayatollahs partly<br />

uncoery ivy-league audit,<br />

so<br />

overtly slippery ® ayato<br />

llahs partly uncomfortably<br />

restructures three kin.<br />

Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung<br />

in Katlenburg-Lindau wurde ein NIR-<br />

Spektrometermodul aus der <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Spektrometerfamilie<br />

modifiziert. Dieses Serien MMS NIR wird u.a.<br />

in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie zur Qualitätskontrolle<br />

genutzt. Viele Materialien mussten gegen<br />

weltraumtaugliche ausgetauscht werden. Das betraf<br />

z.B. den Spektrometerkörper selbst, für den ein spezielles,<br />

gegen die Weltraumstrahlung unempfindliches<br />

Quarzglas eingesetzt wurde. Außerdem galt es, weltraumtaugliche<br />

Kleber zu finden und alle Möglichkeiten<br />

zur Gewichtseinsparung zu nutzen. SIR arbeitet auf<br />

256 verschiedenen Infrarot-Wellenlängen. Seine Leistungsfähigkeit<br />

ist so hoch, dass auch wesentlich kleinere<br />

Objekte an der Mondoberfläche als bisher untersucht<br />

werden können. Der Baustein SIR – Smart-1 Near Infrared<br />

Spectrometer – ist der einzige deutsche Beitrag<br />

der ersten Mondmission der Europäischen Raumfahrtagentur<br />

ESA.<br />

1 2 3<br />

23


24<br />

Die Sonne<br />

Von der Sonne als dem zentralen<br />

Gestirn an unserem Himmel hängt<br />

alles Leben auf der Erde ab. Diese<br />

Bedeutung war den Menschen seit<br />

Alters her bewusst und viele Kulturen<br />

verehrten sie als Gottheit.<br />

Das regelmäßige Wiederkehren<br />

der Sonne wurde oft mit Angst<br />

erwartet und sogar mittels kultischer<br />

oder magischer Rituale beschworen.<br />

Sonnenfinsternisse lösten<br />

große Furcht aus. Aus der Antike<br />

übernommen, ist die Sonne<br />

das Symbol der Vitalität in der Astrologie.<br />

Die Sonne ist die natürliche Uhr der<br />

Menschen und die Abfolge der Jahreszeiten<br />

führte durch Himmelsbeobachtungen<br />

und Bestimmung von Bahnpunkten<br />

der Gestirne (Tag- und Nachtgleiche,<br />

Sommer- und Wintersonnenwende)<br />

unabhängig voneinander in<br />

verschiedenen Kulturen zur Entwicklung<br />

von Kalendern. Wichtige jahreszeitliche<br />

Ereignisse konnten so vorherbestimmt<br />

werden, wie beispielsweise<br />

das Nilhochwasser und damit der günstigste<br />

Zeitpunkt der Saat. Vorchristliche<br />

Kultstätten, wie Stonehenge, waren<br />

offensichtlich zu derartigen Beobachtungszwecken<br />

errichtet worden.<br />

Einfache, gefahrlose<br />

Sonnenbeobachtung<br />

Die Okularprojektion ist ein Verfahren<br />

zur gefahrlosen Sonnenbeobachtung<br />

mit dem Fernrohr oder Fernglas, bei<br />

dem das Sonnenbild auf einen hinter<br />

dem Fernrohr angebrachten Schirm<br />

projiziert wird. Dieses Verfahren, das<br />

schon Galileo bekannt war, ist nicht<br />

nur absolut gefahrlos, sondern ermöglicht<br />

auch ein einfaches Abzeichnen<br />

des Sonnenbildes und die gleichzeitige<br />

Beobachtung durch mehrere<br />

Personen. Dabei ist unbedingt zu beachten,<br />

dass keine verkitteten Okulare<br />

eingesetzt werden. Spiegelteleskope<br />

sind für die Okularprojektion ungeeignet.<br />

<strong>special</strong><br />

Daten zur Sonne<br />

Zeit bis zum Ende des Wasserstoffbrennens<br />

im Zentrum<br />

etwa 4,5-5 Milliarden Jahre.<br />

mittlerer Durchmesser:<br />

1.392.500 km<br />

Masse:<br />

1,9884·10 30 kg<br />

Temperatur (Zentrum):<br />

14,8·10 6 °C<br />

Temperatur (Photosphäre):<br />

ca. 6.100°C<br />

Temperatur (Korona):<br />

ca. 1-2 Millionen K<br />

Rotationsdauer am Äquator:<br />

25 Tage, 9 Stunden, 7 Minuten<br />

Entfernung zum<br />

Zentrum der Galaxis:<br />

ca. 210.000.000 Jahre<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Extrasolarer Planet<br />

definition<br />

Exoplanet/<br />

Extrasolarer Planet<br />

Planet außerhalb unseres<br />

Sonnensystems.<br />

Planet<br />

Ein Planet (griechisch plánetes –<br />

Umherschweifender, Wanderer)<br />

ist ein nicht selbst leuchtender<br />

Himmelskörper. Er bewegt sich<br />

in einer keplerschen Umlaufbahn<br />

um einen Stern. Früher wurden<br />

Planeten auch als Wandelsterne<br />

bezeichnet. Die meisten Planeten<br />

des Sonnensystems werden von<br />

Monden umkreist.<br />

Stern<br />

Ein Stern ist ein selbstleuchtender,<br />

aus Plasma bestehender<br />

Himmelskörper, dessen Strahlungsenergie<br />

durch Kernfusion<br />

im Sterninneren entsteht. Der uns<br />

nächstgelegene Stern ist die<br />

Sonne, das Zentrum unseres Sonnensystems.<br />

Leben auf der Erde<br />

ist ohne die Wärmestrahlung der<br />

Sonne nicht möglich. Für die<br />

Astronomen des Mittelalters war<br />

nicht bekannt, dass die Sonne<br />

ein Stern ist.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Der Stern „HD 13189“ ist der erste<br />

extrasolare Planet, der mit einem Teleskop<br />

in Deutschland nachgewiesen<br />

wurde. Mit dem 2-Meter-Teleskop der<br />

Thüringer Landessternwarte Tautenburg<br />

hat einer der Pioniere der Planetensuche,<br />

Artie Hatzes, zeigen können,<br />

dass der Stern „HD 13189“ einen<br />

planetaren Begleiter besitzt. Seine<br />

Masse ist etwa 2- bis 7-mal größer<br />

als die unserer Sonne. „HD 13189“ ist<br />

etwa 6.000 Lichtjahre von der Erde<br />

entfernt. Er könnte der größte Stern<br />

sein, von dem bisher bekannt ist,<br />

dass er einen Planeten hat. Sein planetarer<br />

Begleiter benötigt für die Umrundung<br />

des Sterns 472 Tage. Wie die<br />

meisten bisher entdeckten Begleiter<br />

Im letzten Jahrzehnt wurden weltweit<br />

rund 150 Planeten um andere<br />

Sterne entdeckt. Die meisten<br />

Sternwarten konzentrieren sich<br />

bei der Suche nach extrasolaren<br />

Planeten auf Sterne, die unserer<br />

Sonne ähnlich sind und außerhalb<br />

unseres Sonnensystems liegen.<br />

Die Sternwarte Tautenburg sucht<br />

bewusst bei den Klassen von Sternen<br />

nach Begleitern, die von anderen<br />

Such- und Beobachtungsprogrammen<br />

nicht abgedeckt werden.<br />

Das sind beispielsweise sehr<br />

junge aktive Sterne, Braune Zwerge<br />

und Riesensterne, deren Masse<br />

größer als die Sonne ist.<br />

ist er ein riesiger Gasplanet – nicht<br />

vergleichbar mit der Erde. Bestätigt<br />

wurde die Entdeckung durch Beobachtungen<br />

am texanischen McDonald<br />

Observatory.<br />

Die Sternwarte Tautenburg betreibt<br />

ein ZEISS 2-Meter-Teleskop, das<br />

sogenannte Alfred-Jensch-Teleskop,<br />

das in den drei optischen Konfigurationen<br />

Schmidt-Teleskop, Quasi-Cassegrain-Teleskop,<br />

Coudé-Teleskop benutzt<br />

werden kann. Der Hauptspiegel<br />

des Fernrohrs hat eine Brennweite<br />

von 4 Metern. Gefertigt wurden alle<br />

Spiegel aus dem glaskeramischen Material<br />

SITALL, das praktisch keine Verformung<br />

bei Temperaturänderungen<br />

aufweist.<br />

Alfred Jensch, langjähriger<br />

Chefkonstrukteur der Astroabteilung<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> in<br />

Jena: Schöpfer des 2-Meter-<br />

Universalteleskops.<br />

Alfred Jensch, 1912-2001<br />

Bild:<br />

Thüringer Landessternwarte<br />

Tautenburg:<br />

2-Meter-Teleskop bei<br />

Nacht.<br />

25


Sonnenspäher, Wetterfrosch, Kometenjäger<br />

Bild 1:<br />

LASCO 2 Coronograph-<br />

Aufnahme einer Sonneneruption<br />

1998 (Detail).<br />

Bild 2:<br />

Komet Kudo-Fujikawa (Pfeil).<br />

Bild 3:<br />

ESA Ingenieure beim<br />

Zusammenbau in den<br />

Matra Marconi Werken<br />

vor dem Start auf dem<br />

Kennedy Space Center<br />

mit einer Atlas-Centaur<br />

AC-121.<br />

definition<br />

26<br />

LASCO<br />

Large Angle Spectrometric Coronograph:<br />

LASCO beobachtet – ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis<br />

– die Korona der Sonne über dem Sonnenrand,<br />

rund 21 Millionen Kilometer. In der Sonnenkorona<br />

befindliche Dinge können so sichtbar gemacht werden.<br />

CDS<br />

Coronal Diagnostic Spectrometer CDS nimmt die<br />

Emissionslinien von Ionen und Atomen der Sonnenkorona<br />

auf. Die Ergebnisse geben Auskunft über<br />

das Sonnenplasma im Temperaturbereich von 10.000<br />

bis über 1.000.000°C.<br />

Lagrange-Punkt L1<br />

Punkt an dem sich die Anziehungskräfte von Erde,<br />

Sonne und Mond gegenseitig aufheben.<br />

Das europäisch-amerikanische Sonnenobservatorium<br />

SOHO (Solar and<br />

Heliospheric Observatory) startete im<br />

Dezember 1995. Es ist 1,5 Millionen<br />

Kilometer von der Erde entfernt an<br />

dem so genannten Lagrange-Punkt<br />

L1 positioniert. Von dort beobachtet<br />

SOHO mit zwölf Spezialinstrumenten<br />

die Sonne in verschiedenen Spektralbereichen.<br />

Die Beobachtungen tragen<br />

zum Verständnis über den Aufbau<br />

des Sonneninneren, die Mechanismen<br />

der Koronabildung und die<br />

Entstehung und Beschleunigung des<br />

Sonnenwindes bei. „An Bord“ sind<br />

unter anderem Untersuchungsinstrumente<br />

LASCO und CDS. Daten über<br />

die Intensität des Sonnenwindes werden<br />

auch genutzt, um das Weltraumwetter<br />

– beispielsweise Sonnenstürme<br />

– vorherzusagen. Hinzu kommt die<br />

Entdeckung – quasi nebenbei – von<br />

bisher annähernd 500 unbekannte<br />

Kometen.<br />

Der im Dezember 2002 entdeckte<br />

Komet Kudo-Fujikawa fliegt um die<br />

Sonne. SOHO verfolgt den Kometen<br />

mit den Kameras seines Weitwinkel-<br />

Koronographen LASCO. Mit einer<br />

kleinen Abdeckscheibe wird in den<br />

Kameras eine Art künstliche Sonnenfinsternis<br />

erzeugt. So kann man die<br />

Sonnenkorona beobachten, die sonst<br />

von der Sonne selbst überstrahlt<br />

wird. Und nur durch diese künstliche<br />

Sonnenfinsternis ist auch der Schweif<br />

von Kudo-Fujikawa zu erkennen, der<br />

sich als weißer Punkt um unser Zentralgestirn<br />

bewegt.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Kleine Geschichte des Spiegelteleskops<br />

Newton-Teleskop<br />

Cassegrain-Teleskop<br />

Gregory-Teleskop<br />

Schmidt-Cassegrain-Teleskop<br />

Maksutov-Teleskop<br />

Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop<br />

Schwarzschild-Teleskop<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Bereits 1616 stellte der Jesuitenpater<br />

Nicolaus Zucchius das erste<br />

Spiegelteleskop vor. Dieses bestand<br />

aus einem Hohlspiegel und<br />

einer Zerstreuungslinse. In den folgenden<br />

Jahren beschäftigten sich<br />

unter anderem Cesare Caravaggi,<br />

der Mathematiker Bonaventura<br />

Cavalieri, Marin Mersenne und<br />

James Gregory mit der Konstruktion<br />

verschiedener Bauformen des<br />

Spiegelteleskops, von denen allerdings<br />

nur das Gregory-Teleskop<br />

eine gewisse Bedeutung erlangte.<br />

Gregory stellte sein Teleskop 1663<br />

fertig. Wenig später im Jahr 1668<br />

führten Isaac Newton und der Franzose<br />

Cassegrain ihre Teleskope der<br />

Öffentlichkeit vor. Unter den Gelehrten<br />

fand nun eine europaweite Diskussion<br />

über die Vor- und Nachteile<br />

dieser Systeme statt.<br />

Das Gregory-Teleskop wurde noch<br />

bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

gebaut. Das Newton-System<br />

wird wegen seines einfachen Aufbaus<br />

bis heute von Amateur-Astronomen<br />

beim Selbstbau ihrer Instrumente<br />

bevorzugt. Für große Teleskope<br />

haben sich Varianten und Weiterentwicklungen<br />

des Cassegrain-Teleskops<br />

durchgesetzt.<br />

27


Der Weg zu den Sternen<br />

Bild 1:<br />

In den frühen 30iger<br />

Jahren transportierte<br />

Dr. Robert H. Goddard<br />

seine Rakete mit einem<br />

Anhänger an seinem Ford<br />

Model A zur 15 Meilen<br />

nordwestlich von Roswell,<br />

New Mexico, gelegenen<br />

Startrampe.<br />

Bild 2:<br />

Ariane 5<br />

Bild 3:<br />

Konstantin Eduardowitsch<br />

Ziolkowski<br />

Bild 4:<br />

Robert Hutchings<br />

Goddard<br />

28<br />

Eigentlich ist die Raumfahrt eine<br />

Entwicklung der Neuzeit. Aber es<br />

gab schon um 7 nach Christus Berichte<br />

über erste Raketen aus<br />

Byzanz. Und um 1200 wurden Raketen<br />

bereits im Militär eingesetzt.<br />

Erste verlässliche Berichte<br />

stammen aus dem Jahr 1232 und<br />

kommen aus China. Nachweislich<br />

wurden in Europa 1241 bei der<br />

Schlacht bei Lieglitz erstmals Raketen<br />

eingesetzt. Und das Multitalent<br />

Leonardo da Vinci zeichnete<br />

eine Rakete. Um 1819 wurde die<br />

Signalrakete erfunden. Der richtige<br />

Aufbruch in den Weltraum er-<br />

folgte dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Eine Handvoll Männer<br />

gelten heute als die Pioniere der<br />

Raumfahrt. Sie sind sowohl Entdecker<br />

und Enthusiasten als auch<br />

Erfinder. Und sie arbeiten ein<br />

Leben lang für ihre Idee. Der Russe<br />

Konstantin E. Ziolkowski, der<br />

Amerikaner Robert H. Goddard<br />

und der Siebenbürgendeutsche<br />

Hermann Oberth machten die ersten<br />

Schritte auf dem langen Weg<br />

ins Universum. Eugen Sänger und<br />

Wernher von Braun haben viele<br />

der postulierten Ideen verwirklicht.<br />

1<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Konstantin Eduardowitsch<br />

Ziolkowski<br />

(1857-1935), durch eine Erkrankung<br />

nahezu taub, musste im Alter von<br />

zehn Jahren die Schule verlassen. Er<br />

bildete sich aber autodidaktisch weiter<br />

und studierte später in Moskau<br />

drei Jahre Physik, Astronomie, Mechanik<br />

und Geometrie. Anfangs unterrichtete<br />

er in seinem Heimatort Mathematik<br />

und Physik.<br />

Erzählungen von Jules Verne regten<br />

Ziolkowski an, selbst Geschichten<br />

über interplanetare Raumfahrt zu<br />

schreiben. Dabei entwickelte er sich<br />

zum Verfasser theoretischer Abhandlungen.<br />

Und ab etwa 1885 stellte er eine<br />

Vielzahl von Überlegungen zur Realisierung<br />

von Raumflügen an. 1886<br />

veröffentlichte Ziolkowski die Studie<br />

„Theoria Aerostatika“, es folgt 1892<br />

die Theorie eines Ganzmetall-Luftschiffes<br />

(Aerostat Metallitscheski).<br />

Bis 1935 veröffentlichte er insgesamt<br />

35 Bücher, Artikel und Schriften zur<br />

Luftschiffthematik. Gipfelpunkt seiner<br />

Arbeit war 1903 die Raketengrundgleichung,<br />

veröffentlicht 1903 in der<br />

russischen Zeitschrift „Wissenschaftliche<br />

Rundschau“ unter dem Titel „Erforschung<br />

des Weltraums mittels Reaktionsapparaten“.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Robert Hutchings<br />

Goddard<br />

(1882-1945) machte sich früh Gedanken<br />

über Raumflüge zum Mond<br />

und zum Mars, galt aber lange Zeit<br />

als Phantast. In der Raketenentwicklung<br />

war er wesentlich erfolgreicher.<br />

Bereits um 1918 entwickelte er militärische<br />

Feststoffraketen. Ab 1920 beschäftigte<br />

er sich mit der Entwicklung<br />

von Flüssigkeitsraketen. Zum Zwecke<br />

der Flugstabilisierung entwickelte Goddard<br />

ein Strahlruder, das mit Hilfe<br />

eines Kreisels gesteuert wurde. 1935<br />

startete er eine Rakete, die erstmals<br />

mit Überschallgeschwindigkeit flog.<br />

Die ESA (European Space Agency) ist die Raumfahrtorganisation<br />

der Europäer. 1975 gegründet zur<br />

besseren Koordination der europäischen Raumfahrtaktivitäten,<br />

hat sie ihren Sitz in Paris. Die ESA finanziert<br />

sich aus den Staatshaushalten der Mitgliedsstaaten.<br />

www.esa.int<br />

3<br />

4<br />

29


Bild 5:<br />

Hermann Oberth<br />

Bild 6:<br />

Bildmontage der Planeten<br />

in unserem Sonnensystem:<br />

Merkur, Venus, Erde mit<br />

Mond, Mars, Jupiter,<br />

Saturn, Uranus und Neptun<br />

(von oben nach unten);<br />

Jet Propulsion Laboratory<br />

in Pasadena.<br />

Bild 7:<br />

Eugen Sänger<br />

Bild 8:<br />

Wernher von Braun<br />

Raketengleichung:<br />

v (t) die Raketengeschwindigkeit<br />

zur Zeit t;<br />

v (g) die Ausströmgeschwindigkeit<br />

des Antriebsstrahles<br />

(typisch: 4,5 km/s<br />

bei chemischen Raketentriebwerken;<br />

m(0) die Startmasse der<br />

Rakete;<br />

m(t) die Masse der Rakete<br />

zur Zeit t (also um den<br />

verbrauchten Treibstoff<br />

verkleinerte Startmasse).<br />

30<br />

Hermann Oberth<br />

(1894-1989) begann wie Ziolkowski,<br />

angeregt durch die Lektüre von Jules<br />

Verne, schon als Gymnasialschüler an<br />

seinen ersten Raketenplänen zu arbeiten.<br />

1917 entwarf er eine Rakete, die<br />

mit Ethanol und Sauerstoff betrieben<br />

wurde. Sechs Jahre später beschrieb<br />

er wesentliche Elemente, die zum<br />

Bau von Großraketen mit Flüssigtreibstoff<br />

angetrieben werden. In seinen<br />

Werken „Die Rakete zu den Planetenräumen“<br />

(1923) und „Die Wege<br />

zur Raumschifffahrt“ (1929) schuf er<br />

die wissenschaftlichen Grundlagen der<br />

Technologie, die den Flug zu den<br />

Sternen ermöglichte, und beschrieb<br />

darin bereits fast jedes Raumfahrtkonzept,<br />

das bis heute Wirklichkeit<br />

wurde. Bei Fritz Langs visionärem Film<br />

„Die Frau im Mond“ wirkte er zusammen<br />

mit Rudolf Nebel als wissenschaftlicher<br />

Berater mit.<br />

5<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

6


Eugen Sänger<br />

(1905-1964) ließ sich mit 13 Jahren von<br />

Kurd Laßwitz’ Roman „Auf zwei Planeten“<br />

von für die (damals noch utopische)<br />

Raumfahrt begeistern. Sänger<br />

studierte in der 1920er Jahren Bauingenieurwesen.<br />

Sein erster Dissertationsentwurf<br />

mit dem Titel Raketenflugtechnik<br />

wurde an der Technischen<br />

Hochschule Wien abgelehnt. Ein Teil<br />

davon wurde später als Buch veröffentlicht.<br />

Sein stets verfolgtes Forschungsziel<br />

war die Entwicklung einer<br />

Raumfähre, die er „Raumboot“<br />

nannte, zum Transport von Personen<br />

und Fracht zwischen Erdboden und<br />

Orbit bzw. Raumstationen. Von 1961<br />

bis 1964 konzipierte er den als RT-8<br />

bezeichneten zweistufigen Raumtransporters,<br />

dessen Erststufe von einem<br />

Raumjet angetrieben wird. Über<br />

zehn Jahre später finden sich Teile der<br />

Arbeit im Space Shuttle wieder. Sängers<br />

Traum war die Entwicklung des<br />

Photonenantriebs für den interplanetaren<br />

und interstellaren Raumflug.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

7<br />

Wernher von Braun<br />

(1912-1977) experimentierte schon als<br />

Jugendlicher mit Raketen. Und er hat<br />

früh eine Abhandlung über Raumfahrt<br />

verfasst. Ab 1929 arbeitete er<br />

gemeinsam mit Hermann Oberth,<br />

durch dessen Buch „Die Rakete zu den<br />

Planetenräumen“ er maßgeblich beeinflusst<br />

worden war. Die während<br />

des Zweiten Weltkriegs unter Wernher<br />

von Braun entwickelte und erprobte<br />

Rakete A4 – oder besser bekannt als<br />

V2 – und ihre Technologie gehörte<br />

wohl zur bedeutendsten Kriegsbeute<br />

der Alliierten. Von Brauns Ziele waren<br />

aber eher auf die Raumfahrt gerichtet.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurde er<br />

technischer Berater des US-amerikanischen<br />

Raketenprogramms. Er war<br />

maßgeblich an den Mercury-, Gemini-<br />

und Apollo-Projekten beteiligt. Er<br />

war eingebunden in die Entwicklung<br />

der Saturn-V-Trägerrakete und wird<br />

daher als geistiger Vater der Mondrakete<br />

angesehen.<br />

Die NASA (National Aeronautics and Space Administration)<br />

wurde im Jahr 1958 gegründet und ist die zivile<br />

Bundesbehörde für Luft- und Raumfahrt in den USA.<br />

Sie besteht aus verschiedenen Einrichtungen wie beispielsweise<br />

dem Jet Propulsion Laboratory (JPL), das sich<br />

mit den Themen Raumsonden und Deep Space Network<br />

beschäftigt. Zur NASA gehören auch die Raumfahrtzentren<br />

Kennedy Space Center in Florida, Goddard<br />

Space Flight Center in Maryland, Johnson Space Center<br />

in Texas und Marshall Space Flight Center in Alabama.<br />

Viele Forschungseinrichtungen – unter anderem das<br />

NASA Institute for Advanced Concepts (NIAC) mit den<br />

Schwerpunkten Nanotechnologie und Weltraumlift –<br />

sind in der NASA verankert.<br />

www.nasa.gov<br />

Raketengrundgleichung<br />

Die Raketengrundgleichung beschreibt die grundlegenden<br />

Gesetzmäßigkeiten des Raketenantriebs.<br />

m(0)<br />

v (t) = v(g).ln( m(t) )<br />

8<br />

31


Planetarium: Der Weltraum im Raum<br />

Bild 1:<br />

Das Planetarium in Jena<br />

um 1927.<br />

Bild 2:<br />

Mechanisches Modell<br />

des Sonnensystems von<br />

Glikerson und Co.,<br />

Tower Hill, London<br />

(um1810).<br />

Bild 3:<br />

Planetariumsprojektor<br />

SKYMASTER ZKP 3/B.<br />

32<br />

Die Idee, den Himmel mit all seinen<br />

Phänomenen darzustellen,<br />

war schon früh geboren. Allein<br />

die Realisierung war das Problem.<br />

In Anlehnung an frühe, kleine Globen<br />

dachte man an eine Blechkugel<br />

mit sieben bis zehn Metern<br />

Durchmesser, an deren Innenseite<br />

die Sterne durch Lampen dargestellt<br />

werden sollten oder mit Hilfe<br />

von kleinen Löchern durch Licht<br />

von außen zum Leuchten gebracht<br />

werden sollten. Auch Sternenaufund<br />

-untergänge sollten dargestellt<br />

werden. Erste Entwürfe zur<br />

Realisierung dieses Vorhabens bedingten<br />

die Verwendung eines Kugellagers<br />

mit einem Durchmesser<br />

von fünf Metern.<br />

1<br />

Berühmte Ast<br />

Giovanni Domenico Cassini (1625-1712)<br />

wurde vom Sonnenkönig Ludwig XIV.<br />

zum Mitglied der erst 1667 gegründeten<br />

„Academie des sciences“ in Paris berufen.<br />

Ende 1669 wurde Cassini Direktor der<br />

noch nicht vollendeten Pariser Sternwarte.<br />

Dort entdeckte er in den Jahren 1671 und<br />

1672 die Saturnmonde Japetus und Rhea,<br />

bemerkte 1675 die nach ihm benannte<br />

Teilung des Saturnringes und fand 1684<br />

zwei weitere Trabanten – Thetys und<br />

Dione – des Ringplaneten.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


onomen<br />

Christiaan Huygens (1629-1695)<br />

entdeckte mit seinem selbstgebauten<br />

Teleskop 1655 erstmals den Saturnmond<br />

Titan. Durch die bessere Auflösung seines<br />

Teleskops entdeckte er die Saturnringe,<br />

die Galilei noch als die „Ohren“ des<br />

Saturns bezeichnet hatte sowie die Rotation<br />

des Mars. Er löste das Trapez im<br />

Zentrum des Orion-Nebels in vier einzelne<br />

Sterne auf und beschrieb weitere<br />

Nebel- und Doppelsternsysteme.<br />

Erste Gedanken<br />

Den Anregungen Oskar von Millers,<br />

Gründer der Deutschen Museums in<br />

München, und Max Wolfs, Direktor<br />

des Observatoriums in Heidelberg,<br />

war es zu verdanken, dass Walther<br />

Bauersfeld ein Konzept ausarbeitete,<br />

das die Projektion des Sternenhimmels,<br />

der Sonne, des Mondes und<br />

der Planeten möglich machte. Das<br />

Team um Bauersfeld arbeitete sehr<br />

hart an der Konstruktion und dem<br />

Bau des Gerätes. Im August 1923<br />

war es in Jena dann so weit:<br />

Zum ersten Mal erstrahlte ein<br />

künstlicher Sternenhimmel. Im Dezember<br />

1923 wurde das noch nicht<br />

ganz vollständige Projektionsplanetarium<br />

Modell I provisorisch in der bereits<br />

errichteten Gipskuppel des Deut-<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Sir Isaac Newton (1643-1727)<br />

ist der Verfasser der am 5. Juli 1687<br />

veröffentlichten Philosophiae Naturalis<br />

Principia Mathematica. Darin beschreibt<br />

er die universelle Gravitation und die<br />

Bewegungsgesetze: Der Grundstein für<br />

die klassische Mechanik. Er war damit<br />

in der Lage, die Planetenbewegungen<br />

nicht nur wie Johannes Kepler zu beschreiben,<br />

sondern erstmals auch zu<br />

begründen.<br />

schen Museums aufgestellt. Danach<br />

wurde es wieder zur Komplettierung<br />

nach Jena zurück transportiert. Nach<br />

einer Komplettierungsphase wurde<br />

es im Frühjahr 1925 wieder nach<br />

München geschickt und dort im Rahmen<br />

der Feierlichkeiten zur Einweihung<br />

des Deutschen Museums am<br />

7. Mai 1925 offiziell eröffnet.<br />

Noch während die ersten beiden<br />

Geräte des Modells I gebaut wurden,<br />

begann die Planung für die Modellreihe<br />

II. Dieses Projektionsgerät hatte<br />

bereits die lange Zeit für Planetarien<br />

typische Hantelform. Diese ermöglichte<br />

die Simulation des Sternenhimmels<br />

von jedem Ort der Erde. Das erste<br />

Planetarium des Typs Modell II<br />

wurde in Wuppertal installiert. Danach<br />

trat das Planetarium seinen Siegeszug<br />

durch die Welt an.<br />

Edmond Halley (1656-1742)<br />

wandte Newtons Gravitationsgesetz zur<br />

Berechnung der Kometenbahnen an.<br />

Er erkennt, dass es sich bei den Kometen<br />

von 1531, 1607, 1682 um ein und denselben<br />

Kometen handeln muss und kündigt<br />

für das Jahr 1758 das Wiedererscheinen<br />

des Kometen an.<br />

3<br />

33


Bild 4:<br />

Planetariumsprojektor<br />

STARMASTER.<br />

Bild 5:<br />

Planetariumsprojektor<br />

UNIVERSARIUM und<br />

Laserbildprojektor ZULIP.<br />

Bild 6:<br />

Planetarium Tycho Brahe<br />

Kopenhagen.<br />

Bild 7:<br />

ADLIP Laser-<br />

Ganzkuppelprojektion.<br />

34<br />

Berühmte Astronomen<br />

Sir Friedrich Wilhelm Herschel<br />

(1738-1822)<br />

gab sich nicht mit der Beobachtung von<br />

Mond, Planeten und Kometen zufrieden.<br />

Er wollte auch den Fixsternhimmel studieren.<br />

Da die um 1770 üblichen Linsenund<br />

Spiegelteleskope keine ausreichende<br />

Beobachtungsleistung aufwiesen, begann<br />

er selbst Spiegelteleskope zu bauen.<br />

Schlagartig berühmt wurde Herschel,<br />

als er 1781 ein neues Objekt im Sonnensystem<br />

entdeckte: den Planeten Uranus.<br />

Pierre-Simon (Marquis de) Laplace<br />

(1749-1827)<br />

behandelte in seinem Werk Mécanique<br />

céleste Probleme der Himmelsmechanik:<br />

die Entstehung der Gezeiten, die Bahn<br />

des Erdmondes und die Planetenbahnen.<br />

Darüber hinaus entwickelt er eine Theorie<br />

zur Entstehung des Sonnensystems<br />

(Kant-Laplacesche Theorie).<br />

Johann <strong>Carl</strong> Friedrich Gauß (1777-1855)<br />

revolutionierte mit Hilfe seiner Ausgleichsrechnungen<br />

auf Basis der Methode<br />

der kleinsten Quadrate die Berechnung<br />

der Bahnen von Himmelskörpern und<br />

legte seine neuartigen Rechenverfahren<br />

in dem Werk Theorie der Bewegung der<br />

Himmelskörper 1809 nieder.<br />

4 5<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Angelo Secchi (1818-1878)<br />

zerlegte mithilfe von Prismen das Licht<br />

der Sterne und der Sonne. Durch die<br />

Verteilung der Farbmuster und dunklen<br />

Absorptionslinien ließ sich die chemische<br />

Zusammensetzung der Sonnen- und<br />

Sternatmosphäre bestimmen: vier unterschiedliche<br />

Spektralklassen wurden aufgestellt.<br />

Secchis bahnbrechende gelten als<br />

Wegbereiter der Spektralanalyse.<br />

Moderne Techniken<br />

Mit den Instrumenten eines Planetariums<br />

wird ein künstlicher Sternenhimmel<br />

erzeugt.<br />

Heute erlaubt die Glasfasertechnik<br />

die Sternenhimmel-Darstellungen in<br />

einer Brillanz, die die des echten Sternenhimmels<br />

sogar noch übertrifft.<br />

Die zukunftsträchtigste Weiterentwicklung<br />

der Projektionstechnik ist<br />

die Entwicklung des sogenannten digitalen<br />

Planetariums: Die Projektion<br />

von Ganzkuppelvideo mit Hilfe von<br />

Videobeamern. Ein besonders großer<br />

Schritt in diese Richtung gelang mit<br />

dem ZULIP (<strong>Zeiss</strong> Universal Laser Image<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

6<br />

7<br />

Projector) wobei der Videobeamer<br />

beweglich montiert werden kann. Er<br />

arbeitet auf der Basis von Laserlicht<br />

und erzeugt sensationell kontrastreiche<br />

Bilder von noch nie zuvor da gewesener<br />

Schärfe. Der erste ZULIP<br />

wurde während der IPS-Tagung 2000<br />

im Planetarium Montréal vorgestellt.<br />

Die Weiterentwicklung des ZULIP<br />

zum ADLIP (All Dome Laser Image<br />

Projector) ermöglicht nun die Projektion<br />

von kuppelfüllenden Videosequenzen<br />

mit Hilfe mehrerer festinstallierter<br />

ZULIPs. Aber egal, ob ein<br />

Planetarium klein oder groß ist, der<br />

Zuschauer befindet sich immer mitten<br />

im Geschehen.<br />

Die allererste Anregung zum Bau eines Planetariums,<br />

das den Sternenhimmel wie bei der Naturbeobachtung<br />

zeigt, kam von Max Wolf (1863-<br />

1932), dem Leiter der Heidelberger Sternwarte.<br />

Mit Wolfs Idee wandte sich Oskar von Miller,<br />

der im Deutschen Museum ein heliozentrisches<br />

und ein geozentrisches Planetarium einrichten<br />

wollte, in den Jahren 1912/13 auch an <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>.<br />

Walther Bauersfeld (1879-1959) konstruierte das<br />

erste Projektionsplanetarium. Er war 50 Jahre in<br />

der Geschäftsleitung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> tätig. Er hatte<br />

die Idee, die Bewegung der Sterne, der Sonne,<br />

des Mondes und der Planeten in einen Projektor<br />

zu verlegen, der im Zentrum einer kugelförmigen<br />

Kuppel aufgestellt werden sollte.<br />

35


36<br />

In einer Sternwarte werden mit<br />

Hilfe von Fernrohren und Teleskopen<br />

tatsächliche Himmelsobjekte<br />

beobachtet.<br />

Fernrohr oder<br />

Teleskop<br />

Das Wort Teleskop (griechisch tele –<br />

fern und skopein – betrachten) war<br />

früher gleichbedeutend mit Fernrohr.<br />

Allgemein gilt der im westfälischen<br />

Wesel geborene, aber bereits in jungen<br />

Jahren nach Holland ausgewanderte<br />

Brillenmacher Hans Lippershey<br />

(1570-1619) als Erfinder. Neuere, sorgfältige<br />

Recherchen weisen aber auf<br />

Leonardo da Vinci als eigentlichen Erfinder<br />

des Teleskops hin: Er baute<br />

und benutzte ein optisches Gerät,<br />

mit geringer Vergrößerung aber von<br />

ähnlichem Prinzip wie das der von<br />

Lippershey und Galilei.<br />

Die Entwicklung des eigentlichen<br />

astronomischen Fernrohrs wird dem<br />

deutschen Astronomen Johannes<br />

Sir Arthur Stanley Eddington<br />

(1882-1944)<br />

erkannte als einer der ersten Physiker die<br />

Bedeutung von Einsteins Relativitätstheorie:<br />

Bei der Sonnenfinsternis-Expedition<br />

auf die Vulkaninsel Principe im Golf<br />

von Guinea, wurde am 29. Mai 1919 nachgewiesen,<br />

dass – wie von der allgemeinen<br />

Relativitätstheorie postuliert – Licht von<br />

großen Massen abgelenkt wird.<br />

Sternwarteninstrumente<br />

Berühmte Astronomen<br />

Kepler (1571-1630) zugeschrieben,<br />

weshalb man bis heute vom Keplerschen<br />

Fernrohr spricht. Im Unterschied<br />

zum Galileischen Fernrohr benutzt<br />

das Keplersche Fernrohr als<br />

Okular eine bikonvexe Linse. Dieses<br />

Teleskop entwirft auf dem Kopf stehende<br />

Bilder. Alle heutigen Linsenteleskope<br />

– vom Amateurinstrument<br />

bis zum professionellen Sternwartengerät<br />

– beruhen auf dem Keplerschen<br />

Fernrohrprinzip. Da die Bilderzeugung<br />

bei dieser Teleskopart auf Brechung<br />

(„Refraktion“) beruht, spricht man<br />

auch von einem „Refraktor“.<br />

Spiegelteleskop<br />

Ein Spiegelteleskop ist ein Fernrohr,<br />

bei dem der wesentliche Teil der Optik<br />

aus spiegelnden Elementen – aus<br />

einem Hauptspiegel und einem Fangspiegel<br />

– besteht. Der Fangspiegel<br />

lenkt das Licht in Richtung Okular,<br />

Fotoplatte, Film oder digitalen Empfänger<br />

ab, wo es vor der Aufnahme<br />

normalerweise durch Farbfilter für<br />

Edwin Powell Hubble (1889-1953)<br />

wies 1923 am Mount-Wilson-Observatorium<br />

nach, dass der Andromedanebel<br />

M31 weit außerhalb unserer Milchstraße<br />

liegt. Aufgrund der räumlichen Verteilung<br />

anderer Galaxien, sowie ihrer im Spektrum<br />

nachweisbaren Rotverschiebung, ergab<br />

sich Hubbles bekanntester Beitrag zur<br />

Astronomie: Die Entdeckung der Expansion<br />

des Weltalls. Die Größe, welche diese<br />

Expansion beschreibt, wird ihm zu Ehren<br />

die Hubble-Konstante genannt.<br />

Bilder oder Spektrografen zur Spektralanalyse<br />

geschickt wird. Große<br />

Spiegel fangen mehr Licht ein: Die erreichbare<br />

scheinbare Helligkeit/ Grenzgröße<br />

noch messbarer Himmelsobjekte<br />

liegt bei diesen Spiegelteleskopen<br />

höher und gewährleisten einen<br />

noch tieferen Blick ins Weltall.<br />

Wegen der Beugung des Lichts ist<br />

das Auflösungsvermögen eines Spiegelteleskops<br />

begrenzt. Ein punktförmiges<br />

Beobachtungsobjekt (Stern)<br />

wird nicht etwa als Punkt abgebildet,<br />

sondern als Beugungsscheibchen.<br />

Um Bildfehler zu verringern, müssen<br />

die Spiegel sehr präzise bearbeitet<br />

werden. Das Schleifen und Polieren<br />

der Spiegel erfolgt auf 1/4 bis 1/20<br />

der Licht-Wellenlänge, also mit Genauigkeiten<br />

von 150 bis 30 Nanometer.<br />

Zusätzlich werden Teleskope fernab<br />

menschlicher Siedlungen in trockenen<br />

Regionen auf hohen Bergen gebaut,<br />

da die Bildqualität von Staub,<br />

dem Streulicht von Städten (Lichtverschmutzung)<br />

und dem Gehalt der<br />

Luft an Wasserdampf beeinflusst.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Faszination Fotografie<br />

1839 wurde das Wort Photographie<br />

zum ersten Mal verwendet:<br />

von dem deutschen Astronomen<br />

Johann Heinrich Mädler (1794-<br />

1874) und etwa gleichzeitig von<br />

dem britischen Astronomen John<br />

Frederick William Herschel (1792-<br />

1871).<br />

Vorläufer der Photographie ist die<br />

Camera obscura, von deren Namen<br />

sich auch das Wort Kamera ableitet.<br />

Die erste Photographie wurde 1826<br />

durch Joseph Nicéphore Niépce erzeugt.<br />

Zum entscheidenden Durchbruch<br />

verhalfen ihr zwei Erfinder in<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Der Franzose Louis Jacques<br />

Mandé Daguerre (1787-1851) baute<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

bei seinem photographischen Verfahren,<br />

Daguerreotypie genannt, auf<br />

den Erfahrungen von Joseph Nicéphore<br />

Niépce auf. Der englische Physiker<br />

und Chemiker William Henry<br />

Fox Talbot (1800-1877) gilt als der<br />

Schöpfer des 1841 patentierten photographischen<br />

Negativ-Positiv-Verfahrens<br />

Talbotypie. Das machte die photographische<br />

Abbildung praktisch unbegrenzt<br />

reproduzierbar. Erste hölzerne<br />

Daguerreotypie-Kameras wurden ab<br />

1839 von dem Pariser Kamerafabrikanten<br />

Alphonse Giroux verkauft.<br />

Nicht allein die aktuellen Bilder<br />

aus dem Universum begeistern. Die<br />

Natur- und Kunstphotographie weckte<br />

bereits mit Beginn der Photographie<br />

ein großes Interesse bei den<br />

Menschen. Je nach verwendeter Technik<br />

– Kameratyp, Filmformat, Fotoobjektiv,<br />

Filmmaterial, Filmnachbehandlung<br />

– ergeben sich vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Für die anspruchsvolle Architektur-,<br />

Sach- und Industrieaufnahmen sowie<br />

Städteporträts eignet sich das Objektiv<br />

Distagon ® T* 4/40 IF CFE.<br />

Es ist das klassische Weitwinkelobjektiv<br />

der Mittelformatphotographie und<br />

weist einen Bildwinkel von 88° über<br />

die Bildfelddiagonale auf. Durch Floating<br />

Elements wird die unvermeidliche<br />

Bildfeldwölbung im Nahbereich<br />

reduziert. Aufgrund der guten Korrektion<br />

aller Bildfehler, speziell der<br />

gut korrigierten Verzeichnung, ist es<br />

gut für Einsatz in der Architektur-,<br />

Sach- und Industriephotographie geeignet.<br />

In der Luftbildphotographie<br />

gehört es zu den bevorzugten Objektiven,<br />

da es das Arbeiten aus geringen<br />

Flughöhen erlaubt und damit<br />

atmosphärische Störungen durch beispielsweise<br />

Dunst umgeht. Auch die<br />

NASA gehört zu den überzeugten<br />

Verwendern dieses Objektivs und hat<br />

mehr als 30 Stück im Einsatz.<br />

Augenblicke<br />

37


38<br />

Berlin<br />

Die erste urkundliche Erwähnung<br />

stammt aus dem Jahr 1237. Die<br />

Grundlagen für ihren Aufstieg legte<br />

im 17. Jahrhundert der Große Kurfürst<br />

Friedrich Wilhelm. Sein Nachfolger,<br />

Kurfürst Friedrich III., erlangte<br />

1701 die preußische Königskrone<br />

und baute als Friedrich I. Berlin zur<br />

königlichen Residenzstadt aus. Im Zuge<br />

von Industrialisierung und Technisierung<br />

war Berlin, seit 1871 Hauptstadt<br />

des Deutschen Reichs, am Ende<br />

des 19. Jahrhunderts mit 2,7 Millionen<br />

Einwohnern die größte Industriestadt<br />

des Kontinents. Nach dem Ers-<br />

ten Weltkrieg entwickelte sich die<br />

Hauptstadt der ersten deutschen Demokratie<br />

vor allem zur pulsierenden<br />

internationalen Kulturmetropole. Der<br />

Kalte Krieg zwischen Ost und West<br />

teilte die Stadt mit dem Bau der Berliner<br />

Mauer am 13. August 1961. Mit<br />

dem Fall der Mauer am 9. November<br />

1989 und der Wiedervereinigung war<br />

die Teilung der Stadt überwunden.<br />

Am 20. Juni 1991 beschloss der<br />

Deutsche Bundestag, dass Parlament<br />

und Regierung ihren Sitz in Berlin<br />

nehmen werden und Berlin damit die<br />

Hauptstadt Deutschlands ist.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Paris<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Die Stadt entwickelte sich ab dem 3.<br />

Jahrhundert vor Christus aus der keltischen<br />

Siedlung Lutuhezi des Stammes<br />

der Parisier auf der Seine-Insel.<br />

Nach der Eroberung durch die Römer<br />

im Jahr 52 vor Christus brannten die<br />

Parisii ihr Inselfort nieder. Die Römer<br />

bauten die Stadt als Lutetia wieder<br />

auf. Im 5. Jahrhundert wurde die römische<br />

Herrschaft durch die Merowinger<br />

beendet. Unter Chlodwig I.<br />

wird im Jahre 508 Paris Hauptstadt<br />

des Merowingerreiches. Die Kapetinger<br />

machten Paris zur Hauptstadt<br />

Frankreichs. Philipp II. Augustus ließ<br />

die Stadt befestigen. Auf Veranlas-<br />

sung Ludwig XIV. sind Straßenbeleuchtungen<br />

angebracht, die Wasserversorgung<br />

modernisiert und die<br />

Krankenhäuser Invalides und Salpêtrière<br />

erbaut worden. Trotz Verlegung<br />

der Residenz des Königs nach Versailles<br />

blieb Paris das politische Zentrum<br />

Frankreichs. Die Französische Revolution<br />

führte zur Einführung der ersten<br />

französischen Republik. 1844 ist zu<br />

Verteidigungszwecken an Stelle des<br />

heutigen Boulevard Périphérique eine<br />

neue Stadtbefestigung errichtet worden.<br />

Es wurde die größte Befestigungsanlage<br />

der Welt.<br />

39


40<br />

Die Huronen, ein großes Indianervolk<br />

Nordamerikas, nannten den Ort Tarantua.<br />

Er war für die Indianer ein<br />

Treffpunkt, an dem sie Zusammenkünfte<br />

abhielten. Im 17. Jahrhundert<br />

nutzten die Pelzjäger den Ort für ihre<br />

Geschäfte. Der britische Gouverneur<br />

Simcoe ließ aus dem wirtschaftlichen<br />

Umschlagplatz ein Fort bauen. Die damals<br />

noch York genannte Siedlung<br />

entwickelte sich langsam und war<br />

auch Regierungssitz von Oberkanada.<br />

Mit den Loyalisten, nordamerikanische<br />

Kolonisten aus dem Königreich<br />

Großbritannien, kamen im 18. Jahrhundert<br />

Wasser- und Gasversorgung.<br />

In den 1950ern wurde das in Toronto<br />

umbenannte York durch die Eisenbahn<br />

mit den Märkten in den USA verbunden.<br />

Toronto<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Shanghai<br />

Die ersten Siedlungsspuren in der<br />

Region reichen bis etwa 4000 vor<br />

Christus zurück. Im Jahre 960 wurde<br />

Shanghai erstmals als Dorf erwähnt.<br />

1264 wurde es mit drei anderen Dörfern<br />

zusammengelegt. Mit dem wirtschaftlichen<br />

Aufschwung des Jangtse-Deltas<br />

wuchs auch Shanghai. Die<br />

Stadt besaß zu dieser Zeit einen<br />

wichtigen Handelshafen, von dem<br />

die stattliche Baumwollernte der Region<br />

nach Peking, ins Hinterland und<br />

nach Japan verschifft wurde. Seit den<br />

1840er Jahren wird Shanghai zum<br />

wichtigsten Geschäftsplatz Ostasiens.<br />

Durch die günstige Lage nahe der<br />

Haupthandelsroute der großen Seide<br />

und Tee produzierenden Regionen<br />

entwickelte sich Shanghai bis 1900<br />

zu einem wichtigen Hafen und Industriezentrum.<br />

Mit Ende des 19. Jahrhunderts<br />

bis in die 1920er Jahre wurde<br />

Shanghai eine echte Weltstadt.<br />

Die Drachenkopfmetropole ist heute<br />

die größte und bedeutendste Industriestadt<br />

der Volksrepublik China.<br />

41


42<br />

Moskau<br />

Erstmalige Erwähnung fand Moskau<br />

1147. 9 Jahre später entstand unter<br />

Fürst Juri Dolgoruki eine erste, hölzerne<br />

Wehranlage des Kreml, in deren<br />

Schutz sich der Marktflecken allmählich<br />

zu einer beachtlichen Ansiedlung<br />

entwickelte. In der ersten<br />

Hälfte des 14. Jahrhunderts zählte die<br />

Stadt rund 30.000 Einwohner. In den<br />

beiden letzten Jahrzehnten des 15.<br />

Jahrhunderts begann der Ausbau des<br />

Kreml. Zahlreiche Handwerker und<br />

Kaufleute ließen sich im Umkreis nieder.<br />

Die Einwohnerzahl stieg bald<br />

darauf auf mehr als 100.000, so dass<br />

um 1600 eine Ringmauer um Moskau<br />

und eine Erdverschanzung gebaut<br />

wurden. Im Vaterländischen<br />

Krieg von 1812 verlor die Stadt in einem<br />

Flächenbrand zwei Drittel ihrer<br />

Bausubstanz. Der im Frühjahr 1813<br />

beginnende Wieder- und Neuaufbau<br />

sprengte rasch den alten städtischen<br />

Verteidigungsring. Die Bevölkerung<br />

der Stadt war um 1900 auf etwa eine<br />

Million angewachsen. Am 12. März<br />

1918 wurde Moskau zur Hauptstadt<br />

des Landes erklärt und die Regierung<br />

übersiedelte in den Kreml am Roten<br />

Platz.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Bangalore<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

„Bengalooru“ wurde bereits in einem<br />

Dokument der Stadt Begur aus dem<br />

9. Jahrhundert erwähnt. Erbaut wurde<br />

die Stadt wahrscheinlich in der ersten<br />

Hälfte des 16. Jahrhunderts von<br />

Kempe Gowda I. Das Sultanat Bijapur<br />

eroberte und die Moguhls verkauften<br />

sie. Chikkadevaraja Wodeyar kaufte sie<br />

für 300.000 Rupees. Und sie war zu<br />

unterschiedlichen Zeiten im persönlichen<br />

Besitz von Shahji Bhonsley und<br />

Haider Ali. Nach Abschluss des Vertrags<br />

von Srirangapatnam wurde die<br />

Stadt an den Sultan Tippu zurückgegeben.<br />

Unter der Leitung von Lord<br />

Cornwallis, dem englischen General-<br />

gouverneur, wurde die Stadt 1791 eingenommen.<br />

Nach dem 4.Mysore Krieg<br />

wurde Bangalore 1799 Teil des Staates<br />

Mysore unter der Regentschaft<br />

von Krishna Raja Wodeyar III. 1831<br />

übernahmen die Briten die Administration<br />

und Banglore wurde von 1831<br />

bis 1881 das Zentrum von Mysore.<br />

1949 hatten die Stadt und die umgebenden<br />

Gebiete zusammen eine Fläche<br />

von 26,7 Quadratmeilen. 1956<br />

wurde Bangalore zur Metropolis des<br />

vergrößerten Staates Mysore. Heute<br />

ist Bangalore die Hauptstadt des Bundesstaates<br />

Karnataka und die viertgrößte<br />

Stadt Indiens.<br />

43


Vom Anwender<br />

Differenzierung heißt das Zauberwort<br />

44<br />

Brillenträger treffen ihre Kaufentscheidungen<br />

nicht mehr über den<br />

Preis allein, sondern über zusätzliche<br />

Leistungen, die der Augenoptiker<br />

bietet. Differenzierung heißt<br />

das Zauberwort: Nur wem als Optiker<br />

eine Differenzierung gegenüber<br />

dem Wettbewerb gelingt,<br />

ist für den Kunden ausreichend<br />

attraktiv. Ein Mehr an Dienstleistung<br />

ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen<br />

Differenzierung. Das<br />

Relaxed Vision Terminal bietet<br />

dem Optiker diese Plattform. Der<br />

Augenoptiker vermittelt seinem<br />

Kunden durch die Einbindung des<br />

Relaxed Vision Terminals in das<br />

Beratungsgespräch modernste optische<br />

Technologien und höchste<br />

Qualität. Nicht zuletzt trifft der<br />

Kunde seine Kaufentscheidung<br />

aufgrund der optimalen augenoptischen<br />

Betreuungs- und Beratungskompetenz.<br />

Im folgenden<br />

Gespräch schildert Frank Hammer<br />

seine Erfahrungen mit dem Relaxed<br />

Vision System, dem Konzept<br />

und den Reaktionen von<br />

Kunden.<br />

Mit den Worten eines Augenoptikers:<br />

Was verstehen Sie unter Relaxed<br />

Vision?<br />

Relaxed Vision ist die optimierte<br />

und sehr gelungene Kombination<br />

von Produktqualität, also vom Brillenglas<br />

selbst, und der Möglichkeit, mit<br />

modernster, zukunftsicherer Messtechnik<br />

das optimale Brillenglas für<br />

den Kunden herzustellen. Augen sind<br />

von Kunde zu Kunde unterschiedlich.<br />

Die Brille von der Stange ist nicht optimal.<br />

Die Vermessung und Zentrierung<br />

mit dem Relaxed Vision System<br />

ermöglicht eine optimale Brillenglasanpassung.<br />

Der exakte Zuschnitt auf<br />

die individuellen Bedürfnisse des einzelnen<br />

Auges garantieren dem Brillenträger<br />

neben einer sehr guten<br />

Sehleistung auch einen maßgeschneiderten<br />

Sehkomfort.<br />

Wie erklären Sie einem Kunden<br />

das Relaxed Vision System?<br />

Das Relaxed Vision System ist<br />

selbsterklärend. Bei uns kommt jeder<br />

Kunde mit dem System in Kontakt,<br />

sei es während der Messung oder der<br />

nachfolgenden Glasberatung. Das Relaxed<br />

Vision System wird im Gespräch<br />

mit dem Kunden ganz einfach<br />

zur selbsterklärenden Dienstleistung.<br />

Was für Vorteile bringt der RV<br />

Terminal für den Optiker?<br />

Die Technologie ist ein Glücksfall<br />

für den professionellen Augenoptiker.<br />

Ich meine damit die Tatsache, dass<br />

man auf einem solch hohen Niveau<br />

in der Beratung arbeiten kann. Jedoch<br />

ist die beste Technologie untrennbar<br />

verbunden mit der Qualifizierung<br />

und Motivation der Mitarbeiter.<br />

Das ist die Basis und letztendlich<br />

die zwingende Voraussetzung für ein<br />

optimales Zusammenspiel zwischen<br />

Technologie und Mensch. Das Relaxed<br />

Vision System verhilft auch dem<br />

Optiker zu einem Erfolgserlebnis, weil<br />

der Kunde unmittelbar nachvollziehen<br />

kann, was ihm an gutem und<br />

stressfreien Sehen beim Augenoptiker<br />

angeboten werden kann.<br />

Welche Unterstützung bietet <strong>Carl</strong><br />

<strong>Zeiss</strong> für die Einführung des RV<br />

Terminals an?<br />

Die ZEISS Akademie bietet Schulungen<br />

für die Mitarbeiter der Relaxed<br />

Vision Center an. Meine Mitarbeiter<br />

haben die Schulungen durchweg<br />

als sehr professionell und hilfreich<br />

bewertet. Zusätzlich unterstützt<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> den Augenoptiker mit einem<br />

Relaxed Vision Starter Kit.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Die Schulungen in Kombination mit<br />

dem Starter Kit unterstützen den Optiker<br />

in seiner Funktion als Relaxed<br />

Vision Berater.<br />

Welche besonderen Vorteile verschafft<br />

das System dem Augenoptiker?<br />

Aufgrund der Messgenauigkeit erhalten<br />

wir qualitativ hochwertige Endprodukte.<br />

Es kann deutlich besser und<br />

genauer gearbeitet werden. Natürlich<br />

ist es ebenso wichtig, dem Kunden<br />

seine augenoptische Beratungskompetenz<br />

vermitteln zu können. Dies<br />

wird durch das Relaxed Vision System<br />

ganz klar begünstigt und gesteigert.<br />

Welchen Nutzen zieht der Brillenträger<br />

aus dem Relaxed Vision<br />

System?<br />

Der Nutzen für den Brillenträger<br />

ergibt sich von alleine. Er bekommt<br />

für den gleichen Preis ein weitaus<br />

besser angepasstes Brillenglas. Die<br />

Brille passt sich dem Brillenträger an.<br />

Der Kunde muss sich nicht mehr in<br />

dem Maße, wie es bisher der Fall<br />

war, an das Produkt gewöhnen.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Warum empfehlen Sie Ihren Kunden<br />

die individuelle Messung des<br />

Auges?<br />

Das ist eine Frage der Zwangsläufigkeit.<br />

Bei der heutigen Qualität<br />

der Glasprodukte, und wir arbeiten<br />

bei Gleitsichtgläsern vornehmlich im<br />

Premiumbereich, ist es eine Verpflichtung,<br />

dass man die vorangehenden<br />

Aufgaben – in der Beratung bis hin zu<br />

den verfügbaren technischen Möglichkeiten<br />

– bestmöglich erfüllt. Aus<br />

diesem Grund habe ich mich dafür<br />

entschieden, alle Filialen mit dem Relaxed<br />

Vision System auszustatten.<br />

Mit welchen Aktionen schaffen<br />

Sie es, neue Kunden für das Relaxed<br />

Vision System zu gewinnen?<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> bietet auf der einen Seite<br />

ein gelungenes Konzept für die<br />

Beratungsarbeit des Augenoptikers.<br />

Auf der anderen Seite lebt das Gerät<br />

davon, dass der zufriedene Kunde<br />

wiederkommt und über seine Erfahrungen<br />

mit anderen spricht. Viele<br />

neue Kunden kommen aufgrund von<br />

Empfehlungen von Freunden und<br />

Verwandten in unsere Filialen.<br />

Vielen Dank für das interessante<br />

Gespräch.<br />

facts<br />

Relaxed Vision:<br />

Nie mehr Sehstress.<br />

Auge und Brille bilden ein optisches System. Das Zusammenspiel<br />

von Auge und Brillenglas ist komplex.<br />

Dank der Erkenntnisse aus der Forschung können wir<br />

weit über das Brillenglas hinausblicken: Der optimierte<br />

Dialog zwischen Auge und Brillenglas, zwischen Natur<br />

und hochentwickelten optischen Systemen ermöglicht<br />

heute ein entspannteres, brillanteres Sehen.<br />

Früher musste sich das Auge auf die Brille einstellen.<br />

Heute werden die Brillengläser an die Besonderheiten<br />

Ihrer Augen angepasst. Schon leichte Ungenauigkeiten<br />

halten das Auge, und damit uns, auf Trab: Auge und<br />

Hirn müssen mehr Arbeit leisten, um Unschärfen<br />

auszugleichen. Kleine Fehler bei der Anpassung des<br />

Brillenglases führen zu mehr oder minder starken<br />

Leistungseinbußen: 40 Prozent oder mehr Verlust an<br />

optischer Leistung sind bei konventioneller Brillenanpassung<br />

keine Seltenheit. Beim Vermessen des Auges<br />

geht es um 1/10 Millimeter.<br />

Die Vermessung des Auges<br />

Die Basis für besseres Sehen wird gebildet einerseits<br />

durch die exakte Augen-Vermessung und andererseits<br />

durch die lückenlose Messdaten-Auswertung. Anhand<br />

der Messdaten wird das Brillenglas exakt wie ein Maßanzug<br />

auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen<br />

Auges angepasst. Die punktgenaue Vermessung aller<br />

wichtigen Augen-Daten ist die Aufgabe der Relaxed<br />

Vision Terminal Geräte. Das System protokolliert millimetergenau<br />

die optischen Daten wie Augenabstand<br />

oder Position der Augenpupillen, die für die optimale<br />

Produktion eines individuellen Brillenglases notwendig<br />

sind. Mittels einer kurzen, stressfreien Messung am<br />

Relaxed Vision System, wobei bildgestützte Messverfahren<br />

Augenform und augenbedingte Kalibrier- und<br />

Zentrierdaten erfassen und das patentierte „speckle<br />

target“ Verfahren zur Vermeidung von Fixationsfehlern<br />

eingesetzt wird, werden die Brillengläser an die Besonderheiten<br />

eines jeden Auges angepasst.<br />

45


Nanostrukturierung mit der 3D-Deposition<br />

Bild 1:<br />

Elektronenstrahl-Maskenreparaturgerät<br />

MeRit TM MG.<br />

Bild 2:<br />

Schema der Nanostrukturierungstechnologie<br />

EBID.<br />

46<br />

Die Strukturierung von Materialien<br />

in Bereichen von bis zu einem<br />

millionstel Millimeter (Nanometer)<br />

wird entscheidend sein bei der<br />

Entwicklung von Technologien des<br />

21. Jahrhunderts. Um die Leistungsfähigkeit<br />

elektronischer Bauelemente<br />

zu steigern, werden immer<br />

niedrigere Strukturgrößen benötigt.<br />

Eines der wesentlichsten<br />

Probleme der Nanotechnologie ist<br />

die Massenproduktion. Nanostrukturierung<br />

mittels lithographischer<br />

Techniken ist notwendig, um großflächige<br />

und kostengünstige Herstellung<br />

von Nanostrukturen zu<br />

realisieren. In der Folge entstanden<br />

Eichstrukturen für Rasterkraftmikroskope<br />

mit Objektabständen<br />

unter 100 nm und EBID-Abtastspitzen<br />

mit 500 nm Höhe und 7 nm<br />

Krümmungsradius an der Spitze.<br />

Eine speziell entwickelte Software<br />

zur Elektronenstrahl-Führung<br />

innerhalb des Bildverarbeitungssystems<br />

VIDAS in der Forschungsgruppe<br />

um H.W.P. Koops<br />

wies die Besonderheit auf, dass<br />

die Belichtungszeit für jedes Pixel<br />

individuell einstellbar war, wie es<br />

die 3D-EBID Technologie erfordert.<br />

Mit der Technik 3D-Depositionslithographie<br />

führte man dann<br />

erstmals das „Rapid Prototyping“<br />

von elektrischen und optischen<br />

Elementen mit Sub-Mikrometer-<br />

Abmessungen durch.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


slithographie<br />

Die innovative<br />

Nanostrukturierungstechnologie<br />

EBID<br />

Bei Arbeiten zur verkleinernden Elektronenprojektion<br />

(Tübingen 1971,<br />

Darmstadt 1984) wurde klar, der<br />

Wunsch nach Hochauflösung in der<br />

Elektronenstrahl-Lithographie geht auf<br />

Kosten der Empfindlichkeit des Registrierverfahrens.<br />

Die höchste Auflösung<br />

ist erreichbar, wenn kleine Moleküle<br />

zur Registrierung durch direkte Metallisierungsdeposition<br />

verwendet werden.<br />

Bei der Nanostrukturierungstechnologie<br />

EBID (Elektron Beam Induced<br />

Deposition) wird ein Molekülstrahl<br />

aus organometallischen Molekülen<br />

auf das Substrat im Vakuum gerichtet.<br />

Die dort adsorbierten Moleküle<br />

werden durch den auf wenige Nanometer<br />

Durchmesser fokussierten Elektronenstrahl<br />

mit einem Energieeintrag<br />

mit bis zu 2 MW/cm 2 Energie-<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

dichte zerschlagen. Aus den Molekülbruchstücken<br />

und Atomen wachsen<br />

dann in wenigen Minuten 3-dimensionale<br />

Deponate. Da Moleküle einzeln<br />

verwendet werden, ist das Verfahren<br />

1 Million Mal langsamer als die<br />

herkömmliche Lack-Elektronenstrahl-<br />

Lithographie.<br />

Untersucht wurde die Nanostrukturierung<br />

durch Direktschreiben mit<br />

der Einzelstrahl-Lithographie am IBM<br />

T.J. Watson Research Center, USA,<br />

sowie mit der Elektronen-Schattenprojektion<br />

und der verkleinernden<br />

Elektronen-Projektion an der TU Darmstadt.<br />

Die Elektronen-Schattenprojektion<br />

ist heute als EPL Electron Projection<br />

Lithography bekannt. Weitere<br />

grundlegende Untersuchungen und<br />

erste Anwendungen entstanden mit<br />

dem Einzelstrahl-Depositions- und Ätz-<br />

Verfahren am Forschungszentrum der<br />

Deutschen Telekom FTZ.<br />

2<br />

<strong>special</strong><br />

Rapid Prototyping<br />

mit EBID<br />

Rapid-Prototyping-Verfahren sind<br />

Fertigungsverfahren, die das Ziel<br />

haben, vorhandene Konstruktionsdaten<br />

möglichst ohne manuelle<br />

Umwege direkt und schnell in Werkstücke<br />

umzusetzen. Die unter dem<br />

Begriff des Rapid Prototyping seit<br />

den 1980er Jahren bekannt gewordenen<br />

Verfahren sind in der Regel<br />

Urformverfahren, die das Werkstück<br />

schichtweise aus formlosem oder<br />

formneutralem Material unter Nutzung<br />

physikalischer und/oder chemischer<br />

Effekte aufbauen.<br />

Im Auftrag von Corning Inc.,<br />

USA, baute ein Forschungsteam der<br />

Deutschen Telekom AG ab Herbst<br />

1997 eine Rapid Prototyping Technik<br />

von Spektralfiltern basierend auf<br />

photonischen Kristallstrukturen auf.<br />

Photonische Kristalle sind 3-dimensionale<br />

periodische dielektrische<br />

Strukturen in EBID-Technik aufgebaut<br />

aus Stäben mit Durchmessern von<br />

1/5 der Wellenlänge und im Abstand<br />

von 1/3 der Wellenlänge. Das Infrarot-Licht<br />

der Telekommunikation mit<br />

1,5 µm Wellenlänge erfordert für ein<br />

PC-Filter rund 80 Stäbe mit 0.5 µm<br />

Stab-Abstand, 0.3 µm Dicke und<br />

2 µm Höhe, die aus einem Material<br />

mit möglichst hoher Brechzahl gefertigt<br />

sind (n > 2,8). Das Team entwickelte<br />

und patentierte die Herstellung<br />

von photonischen Kristallen (PC)<br />

und anderen Bauelementen der miniaturisierten<br />

planaren Optik mit Hilfe<br />

der EBID-Technologie. Spektralfilter<br />

(3 µm x 3 µm) wurden mit einer<br />

Bauzeit von nur 40 Minuten gefertigt<br />

und wiesen Nanometer-Präzision in<br />

Wellenleiter-Messstrukturen auf.<br />

47


Bild 3:<br />

Benutzeroberfläche mit<br />

Musterkopierfunktion.<br />

Bild 4:<br />

Musterkopierfunktion:<br />

Ermittlung der zu reparierenden<br />

Strukturgeometrie,<br />

Vergleichsmuster, Maskendefekt,<br />

Reparaturresultat.<br />

Bild 5/6:<br />

Photomaske – vorbereitet<br />

für Analyse und Reparatur.<br />

Bild 7:<br />

Bedienkonsole MeRit TM<br />

MG.<br />

48<br />

7<br />

3<br />

Die Photomaskenreparatur<br />

Die Entwicklungsvorleistungen im Rahmen<br />

der EBID-Technologie zur rechnergesteuerten<br />

Gasdosierung für organometallische<br />

und anorganische<br />

Gase, sowie sublimierbare Substanzen,<br />

welche die Materialzufuhr durch<br />

Kanülen auf die Substratoberfläche<br />

im Rasterelektronenmikroskop erlaubt,<br />

führte aus der Vielzahl der möglichen<br />

Anwendung der Elektronenstrahl<br />

induzierten Reaktionen zum<br />

tragfähigen und von der Industrie benötigten<br />

Technologie der Photomaskenreparatur,<br />

einer Anwendung bei<br />

der wenige Strukturen hochgenau<br />

bearbeitet werden müssen.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Photomasken haben<br />

im ersten Schritt<br />

der Fertigung immer<br />

Defekte<br />

Da die für die Maskenstruktur-Definition<br />

benützten Lithographie-Lacke<br />

nicht unendlich sauber gefiltert werden<br />

können, und da Trockenätzprozesse<br />

auf der Oberfläche liegende<br />

Partikel abbilden, haben alle gefertigten<br />

Masken eine Anzahl von Defekten.<br />

Deren Lagekoordinaten und Größe<br />

wird mit optischen Messsystemen<br />

ermittelt. Ist die Defektzahl zu hoch,<br />

z.B. > 20, so wird die Maske verworfen<br />

und neu gefertigt, auch wenn die<br />

Anfertigung bis dahin ca. 80.000 Euro<br />

gekostet hat! Bei einer Defekt-Anzahl<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

4 5 6<br />

< 20 wird die Maske repariert. Eine<br />

Maske zu reparieren dauert im<br />

Schnitt einen halben Tag. Eine Vorausschau<br />

der International Sematech<br />

besagt schon 2001, dass die Herstellung<br />

einer fehlerfreien Maske für<br />

feinste Schaltkreisstrukturen bis zu<br />

1 Million US$ kostet. Es zeigte sich,<br />

dass die bisher für die Reparaturen<br />

von Photomasken genutzte Metall-<br />

Ionen-Strahltechnik die Photomasken<br />

auch an den Stellen schwärzt, wo<br />

sie nach der Bearbeitung transparent<br />

sein sollten. Dadurch sanken die<br />

Produktionsergebnisse der Chip- und<br />

Rechnerbausteine Hersteller.<br />

Hans W.P. Koops, koops@smt.zeiss.com<br />

www.zeiss.de, www.smt.zeiss.com<br />

<strong>special</strong><br />

Photomaske<br />

Eine Photomaske ist eine Quarzplatte von 16 x 16 cm<br />

Größe und 6 mm Dicke, belegt mit einer Absorberstruktur<br />

in Form einer Chromschicht mit Löchern,<br />

welche die Information für einen Strukturierungs-Prozess<br />

bei der Herstellung der Halbleiterbauelemente<br />

und Rechnerchips trägt. Diese Strukturen werden durch<br />

Elektronenstrahlbelichtung und Trockenätzen erzeugt.<br />

Ca. 30 Photomasken bilden einen Satz, wie er zur Herstellung<br />

eines Pentium Chips benötigt wird. Dieser Satz<br />

enthält ca. 12 grobe Masken mit Strukturen von >1 µm<br />

Breite, ca. 10 Masken mit feineren Details und weitere<br />

8 sogenannte High-End Masken.Diese haben 260 nm<br />

breite Strukturen, um die feinsten Strukturen auf<br />

dem Wafer mit 65 nm Breite zu erzeugen. Die Maskenstrukturen<br />

sind 4 mal größer, als die Strukturen auf<br />

dem Wafer, denn zur Belichtung der Wafer werden<br />

z.B. ASML-Stepper mit 4-fach verkleinernder <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

UV-Optik eingesetzt. Photomasken können bis zu<br />

10 Millionen Strukturelemente enthalten, die alle fehlerfrei<br />

erzeugt sein müssen.<br />

49


Jubiläum<br />

Das erste kommerzielle Rasterelektronenmikroskop<br />

(REM) – Stereoscan<br />

Mark I – präsentiert 1965<br />

die britische Firma Cambridge Instruments.<br />

Heute gilt das REM als<br />

das ultimative Werkzeug in der<br />

Nanotechnologie.<br />

In den vergangenen 40 Jahren<br />

ist das REM zu einem unentbehrlichen<br />

Werkzeug in den unterschiedlichsten<br />

Disziplinen geworden.<br />

Ursprünglich in den Materialwissenschaften<br />

angesiedelt, hat<br />

das REM einen festen Platz in Bereichen<br />

wie Elektronik, Forensik,<br />

der Papierindustrie oder der Archäologie<br />

eingenommen. Auch in den<br />

Labors der Pharmaforschung, Nahrungsmitteltechnologie<br />

und Biologie,<br />

für deren ganz spezielle Anforderungen<br />

es modifiziert wurde,<br />

wird es eingesetzt. Nicht zuletzt<br />

nutzt auch die Halbleiterindustrie<br />

das REM intensiv in der Prozesskontrolle<br />

und Fehleranalyse.<br />

Spurensuche in der Nanowelt: 40 Jahre Ra<br />

50<br />

2 3 4<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung<br />

Seit der Einführung der ersten Rasterelektronenmikroskope<br />

kamen über<br />

einen ständigen Entwicklungsprozess<br />

ganz neue Funktionen hinzu. Zwei<br />

dieser Neuentwicklungen sind außergewöhnlich<br />

bedeutend: zum ersten<br />

die Entwicklung der ZEISS GEMINI ®<br />

Säule im Jahr 1992, mit der die Auflösung<br />

wesentlich gesteigert werden<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

1<br />

sterelektronenmikroskopie<br />

konnte, und zum zweiten die Kombination<br />

der REM-Säule mit einer fokussierten<br />

Ionenstrahl (FIB)-Säule, die<br />

das REM zu einem äußerst vielseitigen,<br />

und perfekten Analysesystem<br />

wandelte. Das CrossBeam ® genannte<br />

System ermöglicht dem Forscher einen<br />

ganz neuen Einblick unter die<br />

Oberfläche einer Probe. Der Vorteil<br />

der CrossBeam ® Technologie liegt in<br />

der zeitsparenden In-Situ-Betrachtung<br />

des Materialabtrags durch Ionenätzen<br />

bzw. Fräsen und Polieren. Die EVO ®<br />

Generation bietet die umfassendste<br />

REM-Palette für die Analyse. Der neu<br />

entwickelte Rückstreuelektronendetektor<br />

stellt dabei eine weitere Verbesserung<br />

der analytischen Fähigkeiten<br />

dar. Der neu aufkommenden<br />

Kombination aus Raman-Spektroskopie<br />

und REM Navigation wird mit einem<br />

anwendungsorientierten Mikroskop<br />

Rechnung getragen – dem EVO ®<br />

50Raman.<br />

Bild 1:<br />

Narbe, Teil des Stempels,<br />

Dahlie.<br />

Bild 2:<br />

Stereoscan I (1965)<br />

Bild 3:<br />

DSM 950 (1985)<br />

Bild 4:<br />

EVO® 50 (2005)<br />

51


52<br />

Variabler Druck<br />

Moderne REM Systeme können heute<br />

sowohl im traditionellen Hochvakuummodus<br />

als auch im VP-Modus<br />

(variabler Druck) betrieben werden.<br />

Im VP-Modus wird eine kleine Menge<br />

Gas, bis ca. 400 Pa, in die Kammer<br />

eingeleitet, das die Ladung ausgleicht,<br />

die sich auf der Oberfläche<br />

nichtleitender Proben bei hohem Vakuum<br />

bildet. Dadurch können von<br />

Natur aus nicht leitende Materialien<br />

5<br />

wie Papier und Plastik analysiert werden,<br />

ohne dass ihre Oberfläche vorher<br />

beschichtet werden muss. Dieser<br />

Wegfall der Probenbeschichtung verkürzt<br />

die zeitaufwändige Probenpräparation,<br />

macht die Bedienung des<br />

Mikroskops insgesamt einfacher, erweitert<br />

das Spektrum der Anwendungsgebiete,<br />

bei denen das REM eine<br />

Rolle spielen kann, und erhöht den<br />

Probendurchsatz. Diese größere Flexibilität<br />

ist einer der wichtigsten Gründe<br />

für den Einsatz des REM bei Unter-<br />

suchungen von Keramikteilen, Kunststoffen,<br />

forensischen Proben und<br />

Kunstobjekten.<br />

Wasserdampf<br />

Ein direkter Nachkomme jener ersten<br />

fünf in Cambridge hergestellten Mikroskope<br />

ist die kürzlich eingeführte<br />

neue Generation der ZEISS EVO ® XVP/<br />

EP REMs. Ihre neue Konstruktion<br />

ermöglicht die Anwendung wesentlich<br />

höherer Drücke und lässt selbst<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


die Einführung von Wasserdampf zu.<br />

Im Modus XVP (erweiterter variabler<br />

Druck) und EP (erweiterter Druck)<br />

sind bis zu 750 Pa bzw. 3000 Pa möglich.<br />

Dadurch öffnen sich der Forschung<br />

in den Bereichen Bio- und<br />

Medizinwissenschaften, Gesundheitswesen,<br />

Nahrungsmittel und Pharmazie<br />

ganz neue Möglichkeiten, und es<br />

entsteht ein Brückenkopf in die neue<br />

Wissenschaft der Bioelektronik.<br />

www.zeiss.de<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

6 7<br />

8<br />

Bild 5:<br />

TEM-Lamelle, aus<br />

Schnittgraben entnommen.<br />

Bild 6:<br />

Tungstenkristalle<br />

Bild 7:<br />

Ciliat<br />

Bild 8:<br />

Bruch in Schweißnaht von<br />

Betonstahl: Wabenbruch<br />

mit Manganoxid als<br />

Wabenkeim.<br />

53


Auszeichnungen<br />

Vierter R&D 100 Award in Folge für die<br />

Mikroskopie von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

54<br />

LSM 5 LIVE – das konfokale Live Cell<br />

Imaging System ist im Juli 2005 mit<br />

dem „Oscar der Erfindungen“ ausgezeichnet<br />

worden und gehört damit<br />

zu den bedeutendsten 100 Technikprodukten<br />

des Jahres. Das im Oktober<br />

2004 auf dem Markt eingeführte<br />

konfokale Live Cell Imaging System<br />

LSM 5 LIVE aus der erfolgreichen LSM<br />

5 Familie bietet den Wissenschaftlern<br />

aus dem Life Science Bereich einzigartige<br />

Einblicke mit seiner einzigartigen<br />

Kombination von Scangeschwindigkeit,<br />

Bildqualität und Sensitivität.<br />

Mit bis zu 120 konfokalen Bildern<br />

„filmt“ das LSM 5 LIVE zelluläre Prozesse<br />

bei einer gleichzeitig perfekten<br />

Bildqualität von 512 x 512 Bildpunkten<br />

und einer außergewöhnlichen<br />

Empfindlichkeit. Das gesamte optische<br />

Konzept wurde konsequent für<br />

die biomedizinische Lebendzellanwendung<br />

konzipiert. Das LSM 5 LIVE bietet<br />

dank präziser Optik, kreativem<br />

Strahlteilerkonzept und innovativer<br />

Strahlführung Fluoreszenzausbeute an<br />

der Grenze des Möglichen.<br />

www.zeiss.de<br />

www.rdmag.com<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


Designpreis für ZEISS Victory 32 FL<br />

Die Fernglasreihe ZEISS Victory 32 FL<br />

des Bereichs Sports Optics wurde von<br />

der international besetzten Jury des<br />

Design Zentrum Nordrhein Westfalen<br />

mit dem „red dot award“ 2005 für die<br />

herausragende Designqualität ausgezeichnet.<br />

Die kompakten, leichten und ergonomischen<br />

Ferngläser sind High-<br />

End-Ferngläser mit fluoridhaltigen<br />

Gläsern (FL) für höchste Ansprüche.<br />

Sie weisen ein großes Sehfeld sowie<br />

einen sehr guten Nahbereich auf. Mit<br />

guten Reserven in der Dämmerung<br />

bieten sie hohe Auflösung und Detailerkennbarkeit.<br />

Das Victory 8x32 T* FL ist besonders<br />

geeignet für Reisen, bei<br />

Wanderungen oder auf der Pirsch.<br />

Das Victory 10x32 T* FL ist für die<br />

anspruchsvollen Einsätze von Ornithologen,<br />

Jägern, Naturliebhabern<br />

konzipiert.<br />

1540XB CrossBeam ®<br />

zweifach ausgezeichnet<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

www.zeiss.de<br />

http://de.red-dot.org<br />

Schon 2004, auf der Semicon Europe<br />

in München, wurde das Elektronenmikroskop<br />

1540XB CrossBeam ® ‚ mit<br />

dem „Editors' Choice Best Product<br />

Award“ des Magazins „Semiconductor<br />

International“ ausgezeichnet. Während<br />

der Semicon West in San Francisco<br />

2005 erhielt das Mikroskop<br />

eine weitere Auszeichnung: „Best<br />

Tool Award“ in der Kategorie „Yield<br />

Management“ des Wettbewerbs um<br />

den „Eurosemi IC Industry Award“.<br />

www.smt.zeiss.com<br />

www.eurosemi.eu.com/<br />

www.reed-electronics.com/semiconductor/<br />

55


Aus dem Unternehmen<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG übernimmt NaWoTec<br />

56<br />

Inspection AIMS TM<br />

Kurz vor dem Markteintritt der elektronenstrahl-basierendenMaskenreparaturgeräte<br />

übernahm 2005 die<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG das innovative Herstellerunternehmen<br />

NaWoTec GmbH.<br />

Diese entwickelte seit 2001 in einem<br />

Kooperationsvertrag mit der <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

SMT AG das MeRiT TM MG Gerät aus<br />

dem GEMINI ® 1560 FE SEM und setzte<br />

zur Prüfung und Simulation der<br />

Reparaturergebnisse die von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

SMT AG hergestellten und vor kurzem<br />

prämierten UV-Mikroskopen AIMS TM<br />

FAB 248 und MSM193 zur Masken-<br />

Inspektion und zur Stepper-Simulation<br />

ein. Nun kommt die vollständige<br />

Lösung für Photomaskenprobleme aus<br />

Cleaning<br />

Pellicle<br />

E-Beam<br />

Repair<br />

einer Hand. Die Marke und Technologie<br />

des elektronenstrahl-basierten<br />

Maskenreparaturgerätes ist durch eine<br />

Reihe von Patentanmeldungen geschützt.<br />

Weitere, zukunftsträchtige Patente<br />

zu Anwendungen der dreidimensionalen<br />

Nanostrukturierung mit<br />

Elektronenstrahlen in Medizin-Diagnostik<br />

und -Therapie, Elektrotechnik,<br />

Elektronik, Optik, Mechanik und Elektronenoptik<br />

liegen vor.<br />

Hans W.P Kopps<br />

koops@smt.zeiss.de<br />

www.zeiss.de<br />

www.smt.zeiss.de<br />

<strong>special</strong><br />

MeRiT TM MG<br />

Das MeRiT TM MG Elektronenstrahl-Maskenreparaturgerät<br />

löst<br />

mit seinen Prozessen und seiner<br />

Genauigkeit die Anforderungen<br />

der Maskenhersteller für den<br />

65 nm und im Upgrade auch den<br />

45 nm „node“. Es ist reinraumtauglich<br />

mit der für die Maskenfertigung<br />

erforderlichen Güte<br />

und Zertifizierung. Defekte können<br />

mit einer Genauigkeit von<br />

5 nm reproduzierbar repariert<br />

werden: Fehlendes Material beim<br />

offenen Defekt (z.B. im chrom-<br />

Absorber, Bild 1), wird durch<br />

Deposition von chromhaltigem<br />

Material ersetzt. Überstehendes<br />

Material beim closed defect<br />

(Bild 2) wird durch elektronenstrahl-induziertes<br />

Ätzen entfernt.<br />

Dabei darf die Unterlage nicht<br />

in Mitleidenschaft gezogen<br />

werden. Fehlende Maskenbereiche<br />

werden nach der Struktur-<br />

Zeichnungsvorlage CAD (Computer<br />

Aided Design) deponiert oder<br />

von anderen intakten Stellen<br />

mit gleichen Strukturen kopiert<br />

und am Ort des Defektes eingefügt,<br />

bzw. abgeätzt.<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


GmbH<br />

Mag=24.00 K X 200 nm<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

Mag=24.00 K X 200 nm 1<br />

Mag=24.00 K X 200 nm Mag=24.00 K X 200 nm<br />

2<br />

details<br />

NaWoTec GmbH<br />

Der Name NaWoTec ist die Abkürzung<br />

für Nano World Technologies<br />

und umfasst die vielfältigen<br />

Anwendungsmöglichkeiten der<br />

elektronenstrahl-basierten Nanostrukturierung<br />

durch induziertes<br />

Ätzen und Deponieren von 3-dimensionalen<br />

Strukturen für die<br />

Messtechnik, Optik, Lichterzeugung,<br />

Detektion, Höchstfrequenzelektronik,<br />

Halbleitertechnik,<br />

Energietechnik, Bio-Technologie,<br />

Medizin-Analytik und -Therapie.<br />

Mit dem Photomaskenreparaturgerät<br />

MeRiT TM MG steht ein weltweit<br />

anerkanntes System zur Verfügung.<br />

Während der Technologie-Entwicklung<br />

wurden verschiedene<br />

Demonstratoren entworfen,<br />

gebaut, und patentiert: Anwendungen<br />

wie beispielsweise miniaturisierte,<br />

elektrostatische Linsen<br />

mit besonders kleinen Linsenfehlern,<br />

Mini-Elektronenquellen,<br />

Mikroröhren für GHz-Schaltverstärker,<br />

ein Vielsonden-Tastkopf<br />

für die Messtechnik und Nanoanalytik,<br />

und ein Free Electron<br />

Laser als THz Strahlungsquelle für<br />

Sicherheits-, medizinische und<br />

analytische Anwendungen, Feld-<br />

Elektronenquellen für Elektronenmikroskope<br />

und Flachbildschirme<br />

wurden untersucht.<br />

2000 Gründung der NaWoTec<br />

GmbH mit Unterstützung der<br />

Deutschen Telekom aus der Gruppe<br />

Mikrostrukturtechnik am<br />

Forschungszentrum der T-Nova<br />

der DTAG.<br />

2001 C. Hockemeyer und H.W.P.<br />

Koops starten mit 6 Mitarbeitern<br />

die ersten Entwicklungsaktivitäten.<br />

2001 Im Kooperationsvertrag mit<br />

der <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Tochter LEO GmbH<br />

wird die Lieferung von Grundgeräten<br />

sowie der weltweite Vertrieb<br />

und Service vereinbart: NaWoTec<br />

entwickelt und liefert die Geräte-<br />

Ausrüstung zum Photomasken-<br />

Reparaturgerät mit Prozessgaszufuhr<br />

und Prozess-Steuerungs-<br />

Software, Kunden Demonstration<br />

und spezifische Kundenwunsch<br />

Prozess-Entwicklung, sowie Applikationslabor<br />

zum Thema Photomaskenreparatur.<br />

2002 Vergrößerung des Mitarbeiterteams<br />

auf 30 zum Jahresende.<br />

2003 Lieferung des ersten Geräts<br />

für den Einsatz im Entwicklungslabor<br />

an Intel im Herbst.<br />

2003 NaWoTec erhält den Innovationspreis<br />

der Deutschen Wirtschaft<br />

(Kategorie Start-Up) im<br />

Dezember.<br />

2004 Das elektronenstrahl-basierte<br />

Maskenreparaturgerät MeRiT<br />

MG wird als Multi-Generations-<br />

Tool von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG auf<br />

der Semicon 2004 in Europa, USA<br />

und Japan vorgestellt.<br />

2005 <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT AG übernimmt<br />

die NaWoTec<br />

57


Beam me up<br />

58<br />

„Scotty, beam me up!“ In der Welt<br />

des Science-fiction ist es schon in<br />

den 1970er Jahren Wirklichkeit geworden.<br />

Immer wenn es am Ende<br />

der Galaxy für die Crew der Enterprise<br />

brenzlig wurde, genügte<br />

ein kurzer Befehl und Captain Cirk<br />

und seine Crew verschwanden im<br />

glitzernden Nichts, um im selben<br />

Augenblick weit entfernt wieder<br />

aufzutauchen.<br />

Diese fantastische Vorstellung ist für<br />

einen kleinen unscheinbaren Wurm<br />

inzwischen zur Realität geworden.<br />

C. elegans, ein nur 1 mm großer Nematode<br />

der sich normalerweise eher<br />

in der Erde verbirgt, ist nun der Enterprise<br />

Crew gefolgt. Das als Laser<br />

Microdissection and Pressure Catapulting<br />

(LMPC) bezeichnete Verfahren<br />

ermöglicht es, einen einzelnen,<br />

mehrzelligen Organismus kontaktfrei<br />

entgegen der Schwerkraft lebend aus<br />

seiner Umgebung heraus zu „beamen“<br />

und eröffnet dadurch völlig<br />

neue Möglichkeiten z.B. im Bereich<br />

der Isolierung von Lebendzellen.<br />

Kontaktfreie<br />

Isolierung<br />

Intakte Organismen können völlig<br />

kontaktfrei isoliert werden, ohne deren<br />

Vitalität zu beeinflussen. Dieser<br />

Prozess kennzeichnet den Durchbruch<br />

in modernen, auf Laser basierenden,<br />

Isolationsmethoden und ermöglicht,<br />

eine vollständig kontaminationsfreie<br />

Präparation von reinen<br />

und homogenen Proben zu erhalten.<br />

Morphologisch exakt definiertes Ausgangsmaterial<br />

z.B. aus Gewebeproben<br />

verschiedenster Applikationsfelder<br />

der Medizin, Biotechnologie, Krebsforschung<br />

oder pharmazeutischen<br />

Forschung ist eines der anspruchsvollsten<br />

Aufgaben in der genomischen<br />

und proteomischen Forschung.<br />

Transferprozess<br />

Die verwendeten Laser – ein pulsierender<br />

UV-Laser zum Schneiden und<br />

ein kontinuierlich emittierender Infrarot-Laser<br />

für optisches Trapping –<br />

können an ein Mikroskop angekoppelt<br />

und mit Hilfe eines Objektivs mit<br />

hoher numerischer Apertur zu einer<br />

minimalen Punktgröße fokussiert werden.<br />

Spezielle Linsen- und Spiegel-<br />

Halterungen stellen sicher, dass das<br />

Laserlicht parallel zur optischen Achse<br />

des Lichtmikroskops verläuft und<br />

dass der Laser-Fokus während des Arbeitens<br />

stabil an seiner vorgegebenen<br />

Position bleibt: präzise Laser-Mikromanipulation<br />

mit höchst möglicher<br />

Bearbeitungsgenauigkeit von unter<br />

1µm werden erreicht.<br />

Der Energie-Transfer reicht aus zur<br />

exakten Fragmentierung ohne einen<br />

Kontakt zur Probe. Da dieser Prozess<br />

sehr schnell ohne jeglichen Hitze-<br />

Transfer abläuft, werden anhängendes<br />

biologisches Material oder Biomoleküle,<br />

wie DNA, RNA oder Proteine<br />

außerhalb des Fokus, nicht beeinflusst.<br />

Nach dem Schneideprozess<br />

wird der ausgewählte Bereich durch<br />

einen einzelnen Laser-Puls von der<br />

Objektoberfläche isoliert. Die Probe<br />

kann mehrere Millimeter gegen die<br />

Schwerkraft direkt in ein Auffanggefäß<br />

transportiert werden.<br />

www.palm-microlaser.com<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005


P.A.L.M. kommt zum Unternehmensbereich<br />

Mikroskopie<br />

Microlaser Technologies<br />

Die vereinten Kräfte von P.A.L.M. und<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> schaffen neue Möglichkeiten<br />

für biomedizinische Applikationen.<br />

Bereits seit vielen Jahren hat die<br />

Mikroskopie von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> und die<br />

Firma P.A.L.M. auf dem Gebiet der<br />

Laser basierten Mikromanipulation<br />

zusammengearbeitet. Im Laufe der<br />

Jahre hat sich eine starke vertriebliche<br />

Allianz zwischen <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> und<br />

P.A.L.M. gebildet und bewährt. Die<br />

Vereinigung ist daher eine logische<br />

Konsequenz einer erfolgreichen Partnerschaft,<br />

aber auch Teil einer fortwährenden<br />

Investment-Strategie, um<br />

Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />

das applikative Know-how von <strong>Carl</strong><br />

<strong>Zeiss</strong> permanent zu steigern. Das Ziel<br />

ist die Integration von technischem<br />

und applikativem Wissen in Gesamtlösungen,<br />

die die Bedürfnisse der modernen<br />

biomedizinischen und klinischen<br />

Forschung und Routine perfekt<br />

abdecken. Zusätzlich wird die Vereinigung<br />

eine beachtliche Stärkung des<br />

weltweiten Service und Support Netzwerkes<br />

beider Firmen sein.<br />

www.zeiss.de<br />

www.palm-microlaser.com<br />

Impressum<br />

Innovation, Das Magazin von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

Nummer 16, Novemver 2005<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, Oberkochen<br />

Konzernfunktion Kommunikation<br />

Marc Cyrus Vogel.<br />

Redaktion:<br />

Dr. Dieter Brocksch, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

73446 Oberkochen<br />

Telefon (07364) 203408<br />

Telefax (07364) 203370<br />

brocksch@zeiss.de<br />

Gudrun Vogel, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Jena GmbH<br />

07740 Jena<br />

Telefon (03641) 642770<br />

Telefax (03641) 642941<br />

g.vogel@zeiss.de<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

entsprechen nicht unbedingt der<br />

Meinung der Redaktion.<br />

Autoren: Falls nicht anders angegeben,<br />

über die Redaktion zu erreichen.<br />

Autoren von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>:<br />

innovation@zeiss.de<br />

www.zeiss.de<br />

Anfragen zum Bezug der Zeitschrift<br />

und Adressenänderungen mit Angabe<br />

der Kundennummer (wenn vorhanden)<br />

bitte an die Redaktion richten.<br />

Bildquellen:<br />

M. Stich, Service-Center Oberkochen,<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG<br />

NASA<br />

NASA’s Planetary Photojournal Development<br />

Team<br />

NASA/CXC/M.Weiss<br />

ESA<br />

SOHO LASCO<br />

Tautenburg Landessternwarte Thüringen<br />

Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />

Sven Kohle & Till Credner, AlltheSky.com<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG<br />

Planetarium Jena<br />

Armagh Observatoriums (M. Popescu)<br />

Wenn nicht besonders vermerkt,<br />

wurden die Bilder von den Verfassern<br />

der Beiträge zur Verfügung gestellt<br />

bzw. sind Werkfotos oder Archivbilder<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>.<br />

Gestaltung: Corporate Design,<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, 73446 Oberkochen.<br />

Layout und Satz: MSW,<br />

73431 Aalen, www.msw.de.<br />

Druck: C. Maurer, Druck und Verlag,<br />

73312 Geislingen a. d. Steige.<br />

ISSN 1431-8040<br />

© 2005, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, Oberkochen.<br />

Nachdruck einzelner Beiträge und Bilder<br />

nur nach vorheriger Rücksprache mit der<br />

Redaktion und mit Quellenangabe.<br />

59


Das Magazin von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

Innovation<br />

Sombrero-Galaxie (Galaxie Messier 104)<br />

Spiralgalaxie aus dem Virgo Galaxiehaufen in<br />

einer Distanz von 28 Millionen Lichtjahren.<br />

Für die Aufnahme wurden Daten von den Teleskopen<br />

Hubble und Spitzer verwendet. R. Kennicutt<br />

(Steward Obs.) et al., SSC, JPL, Caltech, NASA.<br />

<strong>Carl</strong> Spitzweg, Der Astrologe (Sternengucker),<br />

1860/64<br />

Der Astrologe sieht selbst aus wie von einem<br />

anderen Stern. Das Studium hat ihn körperlich<br />

aufgezehrt und zur androgynen Gestalt abmagern<br />

lassen. Hager und knöchern hat er selbst eulengleich<br />

das Antlitz eines Wesens der Nacht angenommen,<br />

dabei das Dunkel des nur über viele<br />

Stufen zu erreichenden Turmzimmers suchend.<br />

Spitzweg karikierte den Gelehrten mit Spitzbart<br />

und Augen weitenden Spezialgläsern. Seine blaue<br />

Kappe, das bodenlange Gewand und die hervorblitzenden<br />

Ärmel runden seine weltfremde Erscheinung<br />

im Antlitz eines Merlin ab. Doch es<br />

ist nicht der Wissenschaftler, der im Mittelpunkt,<br />

im Licht steht, sondern ein Herr in vornehmer<br />

Amtstracht des 17. Jahrhunderts. Für die zu<br />

erblickende Weisheit ist er vor dem hölzernen<br />

Fernrohr in die Knie gegangen, hat sein Haupt<br />

entblößt und sein Schwert funktionslos nach<br />

hinten gesteckt. Mit weit geöffnetem Mund versucht<br />

er, Erkenntnisse auszumachen, während<br />

sich der Fachmann in der Ecke die Hände reibt.<br />

Museum Georg Schäfer, Schweinfurt<br />

www.museumgeorgschaefer.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!