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EINBLICKE - KHSB

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AugeNblick<br />

prof. Dr.<br />

Birgit Bertram<br />

professorin für mikrosoziologie<br />

Warum möchten Sie ausgerechnet an einer<br />

katholischen Hochschule für Sozialwesen unterrichten?<br />

Es entspricht meiner Vision vom Menschen,<br />

dass jeder Mensch, ob groß oder<br />

klein und egal in welchem Kontext, immer<br />

ein ganzer Mensch ist und damit ein<br />

Ebenbild Gottes.<br />

Was finden Sie an Ihrer Arbeit an der <strong>KHSB</strong><br />

besonders erfüllend, herausfordernd, oder änderungsbedürftig?<br />

Das hängt mit der ersten Frage zusammen.<br />

Ich mag es, wie menschenfreundliche<br />

und zugleich kompetente Lösungen<br />

gesucht und auch gefunden werden. In<br />

meinem Leben bin ich kreuz und quer<br />

durch die Republik gezogen und habe<br />

immer im Kontext der Caritas in der<br />

Kinder- und Jugendhilfe gearbeitet und<br />

dabei eine eindrückliche Kombination von<br />

Professionalität mit Herzlichkeit erlebt.<br />

Und das finde ich hier an der Hochschule<br />

fortgesetzt, nämlich eine hohe Übereinstimmung<br />

von Menschenfreundlichkeit<br />

und Herzlichkeit, gepaart mit hoher<br />

Professionalität. Das finde ich großartig.<br />

Ich bin seit 18 Jahren hier und habe viel<br />

miterlebt – Umzüge, Reformen, Änderungen,<br />

was nicht immer einfach war. Dadurch<br />

aber ist ein Ethos entstanden, das<br />

die Menschen hier zusammenhält, trotz<br />

aller Differenzen.<br />

Wenn Sie Ihren Studierenden eins vermitteln<br />

könnten, was wäre das?<br />

Die Person ihres Gegenübers ganzheitlich<br />

ernst zu nehmen, weder auf den »Kopf«<br />

zu reduzieren noch auf das »Problem«,<br />

aber auch nicht auf die Interessen der Institutionen<br />

– sonst wird schnell übersehen,<br />

was wirklich hilft. Nützlich ist das Wissen,<br />

dass die kleinen Lebenskreise Stabilität<br />

und Hilfe ermöglichen. Das Schöne an der<br />

Mikrosoziologie ist, die Wirksamkeit der<br />

sozialen Netzwerkstrukturen zu erkennen<br />

– Familien, Freundschaften, Nachbarschaften<br />

– eben den Menschen in seinen<br />

Beziehungen zu seinen Mikrosystemen.<br />

Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Strömung<br />

in der Sozialen Arbeit bzw. Heilpädagogik, die<br />

mehr beachtet werden müsste?<br />

Ich lehre in den sog. Bezugswissenschaften,<br />

aber ich würde sagen: das Studium<br />

der gelebten Familienwirklichkeit aus der<br />

Perspektive ihrer Mitglieder, und dazu die<br />

empirischen Befunde ernst nehmen.<br />

Glauben Sie, dass es in den Sozialen Berufen<br />

Fortschritt gibt?<br />

Auf jeden Fall. Wir wissen jetzt viel dezidierter<br />

über die Entwicklungspotentiale<br />

von Menschen Bescheid, und das ist ein<br />

Ergebnis der Integration von verschiedenen<br />

Disziplinen: Neurologie, Medizin, Pädagogik,<br />

Psychologie, Soziologie – all das<br />

ergibt ein Mosaik, das hilft, die menschliche<br />

Entwicklung in unterschiedlichen<br />

Kontexten besser zu verstehen. Einige<br />

Entwicklungen tragen schon Früchte.<br />

Kinder werden zunehmend ganzheitlich<br />

ernst genommen, sozusagen schon als<br />

kleiner Mensch ein ganzer Mensch. Im<br />

Mittelpunkt sollte nicht stehen, wo es erst<br />

hinkommen soll, sondern wie es jetzt sein<br />

Leben mitgestalten kann. Kinder haben<br />

das Recht, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen<br />

werden.<br />

Haben Sie eine Person im Umfeld der Sozialen<br />

Berufe, die Sie als Vorbild sehen?<br />

Weiß ich ehrlich gesagt nicht.<br />

Welche Autorin oder welchen Autor lesen Sie<br />

besonders gern?<br />

Ich lese viel Belletristik und auch »gute«<br />

Krimis, und es fällt mir schwer, einzelne<br />

Namen zu nennen. Diese Lektüre brauche<br />

ich als Gegengewicht zu den wissenschaftlichen<br />

Texten. Ich habe zuerst Psychologie<br />

studiert und schwankte damals,<br />

ob ich nicht doch Kriminalistin werden<br />

könnte, denn mich fasziniert es herauszufinden,<br />

warum ein Mensch so handelt,<br />

wie er es tut. Das kann ich gut in meine<br />

Arbeit integrieren: Im Biographie-Seminar<br />

gibt es neben der wissenschaftlichen Literatur<br />

auch eine Romanliste für den »biographischen<br />

Blick«, was die Studierenden<br />

sehr schätzen.<br />

Was würden die meisten Menschen von Ihnen<br />

gar nicht erwarten?<br />

Die meisten sind völlig verblüfft – ich<br />

mache große Teppichbilder, die jeweils<br />

zwischen 3 und 5 Jahre dauern, und zwar<br />

Bilder, die ich im Kopf habe und denen<br />

ich mit Wolle und Farbe Gestalt gebe. Ich<br />

brauche etwas, was ich mit den Händen<br />

anfertige. Der letzte Teppich heißt »Californian<br />

Stranded Goods«, und gerade<br />

entsteht einer über Musik: »Hallelujah«!

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