EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT AM KLINIKUM WIr SChENKEN uNSEr ohr „Wer der Gesellschaft etwas zurückgeben möchte, der sollte darüber nachdenken, ein Ehren<strong>am</strong>t zu übernehmen.“ Das sagt Dorothee Stratemann, die Leiterin der Grünen D<strong>am</strong>en <strong>am</strong> Klinikzentrum Mitte, und sie selbst tut es seit 20 Jahren. Ein kleiner, lichtdurchfluteter Raum aus Glaswänden, darin dicht an dicht Hunderte Bücher zum Ausleihen für die Patienten. Hier, zwischen hohen Regalen, Minisitzecke und Schreibtisch, steht eine Handvoll D<strong>am</strong>en in hellgrünen Kitteln zus<strong>am</strong>men und lacht. Es ist 12 Uhr <strong>am</strong> Mittag und eigentlich ist ihre „Schicht“ gerade zu Ende, aber für unseren Fototermin sind alle noch ein bisschen geblieben. Draußen vor der Tür steht ein Bücherwagen, aus dem sich immer wieder interessierte Patientinnen und Patienten bedienen. Diese Bücher sind zum Verkauf bestimmt – der Erlös dient dem Erwerb neuer Bücher. „Dies ist unser Treffpunkt, wir betreiben die Bücherei für alle Patienten des <strong>Klinikum</strong>s. Und wir gehen von hier aus auf unsere Stationen“, erklärt Dorothee Stratemann, die die Gruppe aus derzeit 42 D<strong>am</strong>en organisiert. Sie führt neue Mitarbeiterinnen ein, hält Kontakt und bereitet die gemeins<strong>am</strong>en Nachmittage vor, bei denen sich einmal im Monat alle D<strong>am</strong>en treffen. Unter der Telefonnummer 953-20000 sind die Grünen D<strong>am</strong>en in der Bücherei erreichbar. Dorothee Stratemann, Margret Winterk<strong>am</strong>p, Anita Möller, Elke Jaekel und Gudrun Schmiedinger (v. l.) sind Grüne D<strong>am</strong>en. MENSChEN WErDEN DurCh DIE BüChEr AufMErKSAM „Unser Bücherwagen ist oft der Anker, bei dem die Leute stehen bleiben. Viele sind auch auf der Suche nach einem Raum oder einem Arzt. Es gehört zu unseren Aufgaben, diese Menschen freundlich anzusprechen und ihnen den Weg zu zeigen. Oft entstehen dabei schon sehr intensive Gespräche, die den Besuchern und Patienten das Gefühl gehen: Die Grünen D<strong>am</strong>en sind für mich da, ich kann sie ansprechen, wenn ich ein Gespräch brauche.“ Wenn Dorothee Stratemann ihren wöchentlichen Dienst auf der Schwerkrankenstation beginnt, meldet sie sich im Pflegedienstbüro an und erhält hier erste Hinweise, welchen Patienten ein Gespräch mit ihr guttun könnte. Dort fragt sie dann freundlich an – und hängt ein kleines Schild an die Tür, wenn ein Gespräch gewünscht ist. Aber nur, um überflüssige Störungen zu vermeiden. „Natürlich gehen immer Pflege und Visite vor, wir ziehen uns dann zurück“, erklärt Dorothee Stratemann. Sie ist sich sicher, dass ihre Arbeit vielen Menschen den Umgang mit der Zeit im Krankenhaus erleichtert. » Man muss Menschen gerne haben und Krankheit als Teil des Lebens akzeptieren.« Dorothee Stratemann, Koordinatorin der Grünen D<strong>am</strong>en <strong>am</strong> <strong>Klinikum</strong> Mitte Lore Schulte und Ingrid Herrnberger stehen an der Pforte bereit, um Besucher und Patienten durch das Haus zu führen. Gespräche, Beistand und Zuhören – diese Dinge, für die das Pflegepersonal heute kaum Zeit noch hat, sind das, was die Grünen D<strong>am</strong>en zu verschenken haben. Sie bieten etwa Patienten, die gerade eine schlimme Diagnose erhalten haben, ein Gespräch an und viele Kranke sind froh über einen ersten Austausch mit jemandem, der nicht zur F<strong>am</strong>ilie gehört – dabei unterliegen sie natürlich der Schweigepflicht. Oder sie besuchen Menschen, die längere Marianne Wendzinski (links) und Karla Michenbach sind die beiden Patienten für sprecher innen – jede betreut ein Klinikzentrum. Zeit im Krankenhaus sind und sich gerne einmal mit jemandem intensiv austauschen wollen. „Dabei reden wir kaum über die Krankheit, die wir ja auch gar nicht beurteilen können. Allein das Sprechen tut den Menschen gut, es öffnet die Seele und viele Sorgen werden weniger drükkend, wenn sie einmal ausgesprochen sind. Das erleben wir immer wieder und freuen uns über die vielen positiven Reaktionen, die wir zurückbekommen“, so Dorothee Stratemann. Auch der Zus<strong>am</strong>menhalt in der Gruppe ist für sie wichtig. „Wir freuen uns über die gute Gemeinschaft in der Gruppe. Einmal im Monat treffen wir uns, entweder zu einem offenen Nachmittag oder zu einem Fachvortrag eines medizinischen Experten, 10 11 KLINIKUM Do 04 und jedes Jahr machen wir gemein s<strong>am</strong> einen erlebnisreichen Ausflug.“ WAS MuSS EINE GrüNE DAME KöNNEN? „Man muss einfach Menschen gern haben und Krankheit als Teil des Lebens akzeptieren.“ So erlebt Dorothee Stratemann immer wieder, dass viele Menschen hier im Kran ken haus ihre Hilfsbereitschaft gerne an nehmen. „Wir sind alle gestandene, selbstbewusste Frauen und kön nen auf Menschen zugehen. Das kann nicht jeder. Wir erhalten auch Schulungen in Gesprächs führung, aber für mich ist die wichtigste Hilfe der Austausch untereinander, der hier direkt nach einem Gespräch in der Bücherei erfolgen kann. Das gibt mir immer wieder neue Kraft.“ ehreNaMt dEr patiEntEn - bEglEitdiEnst An der Pforte des <strong>Klinikum</strong>s werden jeden Tag Hunderte von Fragen beantwortet. Fast jeder, der hierherkommt, fragt auch nach einem Weg. Wo liegt mein Verwandter oder Bekannter? Wie komme ich zum Röntgen? Wo finde ich einen bestimmten Arzt? Wer schon mal im <strong>Klinikum</strong> war, weiß, dass die Wege zuweilen nicht einfach zu merken sind. Zwar haben die Mitarbeiter an der Pforte einen Plan, den sie den Besuchern mitgeben und auf dem sie den Weg markieren können, aber viele sind trotzdem überfordert mit den komplizierten Anweisungen, gerade in der Aufregung. Hier kommen die ehren<strong>am</strong>tlichen Mitarbeiterinnen des Patientenbegleitdienstes ins Spiel. Sie führen ältere oder hilfsbedürftige Menschen durch das Haus, bringen sie zu den Ambulanzen und Stationen, helfen bei organisatorischen Maßnahmen in der Klinik, hören zu und geben so wichtige Hilfestellungen. Derzeit sind es 16 D<strong>am</strong>en, die wechselweise ihren Dienst an der Pforte verrichten. Ihr Engagement hat ähnliche Beweggründe wie das der Grünen D<strong>am</strong>en: Sie helfen gern und stellen einen Teil ihrer Zeit in den selbstlosen Dienst <strong>am</strong> Menschen. Auch diese Gruppe, die von Lore Schulte geleitet wird, ist offen für neue Mitstreiter. Unter der Nummer der Pforte 953-21261 erreichen Sie Lore Schulte mittwochs in der Zeit von 9 bis 12 Uhr. diE patiEntEnfürsprEchErinnEn Zwei D<strong>am</strong>en haben es sich zur Aufgabe gemacht, bei Unstimmigkeiten zwischen Patienten und Mitarbeitern des <strong>Klinikum</strong>s als unabhängige Ansprechpartnerinnen zu vermitteln. Ihr Angebot wird in einer Broschüre an den Pforten der beiden Klinikzentren vorgestellt. So erhält jeder Besucher und Patient die Möglichkeit hat, Marianne Wendzinski (Mitte) oder Karla Michenbach (Nord) persönlich zu erreichen oder ihnen eine schriftliche Nachricht zukommen zu lassen. Hierfür hängen entsprechende Briefkästen in den Eingangsbereichen. Dieses Angebot soll allen Patienten die Sicherheit geben, dass sie bei negativen oder belastenden Eindrücken während des Aufenthalts, die sie nicht mit den Pflegenden oder den Ärzten besprechen möchten, jemanden finden, der sich ihrer Anliegen annimmt. Dorothee Stratemann: Sie begleitet Menschen in der schweren Zeit der Krankheit.