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Tania! - Esa

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EUROPÄISCHE ASTRONAUTIN<br />

Pierre-Emmanuel Paulis und das Team des<br />

Europäischen Astronautenzentrums


<strong>Tania</strong>, Europäische Astronautin, BR-219 (D)<br />

Herausgeber:<br />

ESA Publications Division, ESTEC, PO Box 299, 2200 AG Noordwijk, Niederlande<br />

Übersetzung:<br />

Maren Stock<br />

ISBN:<br />

92-9092-575-2<br />

ISSN:<br />

0250-1589<br />

Gedruckt in:<br />

den Niederlanden<br />

©2004 European Space Agency


Köln, Deutschland.<br />

Europäisches Astronautenzentrum.<br />

Jetzt beginnt endlich mein neues Leben!<br />

ESA Astronautin! Super!<br />

Spannende neue Abenteuer in<br />

Aussicht...<br />

Frank De Winne gibt heute seine „Postfl ight“ Konferenz.<br />

Deswegen haben wir dich heute ins EAC* kommen lassen.<br />

* EAC: European Astronaut Centre<br />

Hallo <strong>Tania</strong>! Herzlich willkommen im Europäischen<br />

Astronautenzentrum.*<br />

Vielen Dank! Ich freue mich, zu euch zu stoßen.<br />

So können wir gleichzeitig unsere neue europäische Astronautin<br />

vorstellen.<br />

Außerdem haben wir heute eine Schülergruppe da. Die<br />

werden dir viele Fragen stellen.


Ah, <strong>Tania</strong>.<br />

Ich wünsche dir, dass du sehr bald mit uns ins All fl iegen<br />

kannst.<br />

Danke, Frank! Und Gratulation zu deiner Odissea-Mission!<br />

Was muss man studieren, um Astronaut zu<br />

werden?<br />

Hallo, wie geht’s dir? Willkommen im<br />

Europäischen Astronautencorps.<br />

Ich schlage vor, du triffst jetzt die Schüler, die uns heute<br />

besuchen. Einverstanden?<br />

Gerne, Jean.<br />

Es gibt leider keine Astronautenschule. Je nach Bedarf startet die Europäische<br />

Raumfahrtagentur eine Stellenausschreibung und nimmt dann eine Auswahl vor.


* 2004<br />

Der Kandidat muss studiert haben,<br />

einige Jahre Berufserfahrung<br />

vorweisen und über sehr gute<br />

Englischkenntnisse verfügen.<br />

Was haben Sie studiert,<br />

<strong>Tania</strong>?<br />

Also, ich bin Kampf- und Testpilotin und<br />

gleichzeitig Diplom-Ingenieurin.<br />

Außerdem muss man vollkommen gesund sein.<br />

Die medizinischen Kriterien sind sehr streng.<br />

Im Moment besteht das Astronautencorps<br />

aus 15 Mitgliedern.* Sie sind Piloten, Ärzte,<br />

Wissenschaftler, Ingenieure...<br />

Ich musste außerdem viele psychologische Tests machen, bei denen<br />

Gesellschaftsfähigkeit, Teamarbeit, Bewältigung von Krisensituationen usw.<br />

getestet werden.<br />

Wie Hervé aus der Trainingsdivision schon sagte, es gibt keine Schule, um<br />

Astronaut zu werden. Allerdings ist der Weg, bis man Astronaut ist, eine<br />

harte Schule, für die man Geduld aufbringen muss.


Der Auswahlprozess ist sehr streng. Mehrere tausend Kandidaten<br />

bewerben sich, aber nur eine Handvoll wird ausgewählt.<br />

Jetzt beginnt für mich das Basistraining, das meine<br />

europäischen Kollegen schon hinter sich haben. Es<br />

fi ndet hier im Astronautenzentrum statt.


Eine kleine Besichtigung unserer Räumlichkeiten gefällig?<br />

Super, auf<br />

geht’s.<br />

Das ATV* Modul ist ein unbemanntes europäisches<br />

Transportfahrzeug, mit dem alle für das Leben und die Arbeit<br />

in der Raumstation notwendigen Dinge transportiert werden<br />

können. Es fl iegt mit einer Ariane 5 Rakete von Kourou aus zur<br />

Raumstation.<br />

Sobald das ATV an die Station angedockt ist, kann<br />

man ins Innere des Moduls vordringen...<br />

* ATV: Automated Transfer Vehicle<br />

In der Halle befi nden sich alle Trainingsmodelle für die europäischen<br />

Beiträge zur ISS, die jedes Crewmitglied der Raumstation kennen muss.<br />

Von der Raumstation aus überwachen die Astronauten die Annäherung<br />

des ATV und können bei Unregelmäßigkeiten seinen Anfl ug<br />

unterbrechen. Diese heikle Situation wird hier trainiert.<br />

... und die Ausrüstungen ausladen, die in diesen Transportkisten<br />

untergebracht sind. So kann die Station mit dem vom Frachtschiff<br />

gebrachten Wasser und der Luft versorgt werden.


Zur ISS* gehört auch ein europäisches<br />

Labor, das sogenannte Columbus-Modul,<br />

in dem wissenschaftliche Experimente<br />

durchgeführt werden. Hier das<br />

Trainingsmodell.<br />

* ISS = International Space Station,<br />

Internationale Raumstation<br />

Außerdem gibt es Simulatoren für jedes „Payload Rack“ (Vorrichtung<br />

mit verschiedenen wissenschaftlichen Ausrüstungen), das an Bord<br />

ist. Das hier ist das „Biolab Rack“, mit dem komplexe biologische<br />

Experimente im Columbus-Modul durchgeführt werden können.<br />

Wow!<br />

Gehen wir das Tauchbecken<br />

anschauen?<br />

Aber klar!<br />

Hier können die Astronauten das Gefühl der<br />

Schwerelosigkeit trainieren.<br />

Im EAC werden alle internationalen Mannschaften, die<br />

zur Raumstation fl iegen, an den europäischen Modulen und<br />

Ausrüstungen der Raumstation trainiert.


Bereits am nächsten Tag beginnt <strong>Tania</strong> mit ihrem Basistraining.<br />

Theoriestunde. Einzelunterricht am Computer.<br />

... und hier ein 2. Impuls nahe am erdfernsten Punkt, genannt<br />

Apogäum, der deine Annäherungsbahn kreisförmig macht...<br />

Also schauen wir doch mal, wie das Thermalsystem<br />

der Raumstation funktioniert.<br />

Fitnesstraining. Praktische Arbeit. Sprachunterricht.<br />

Tauchtraining.<br />

Und halte vor allem während eines<br />

Tauchgangs niemals die Luft an, o.k.? Dieses<br />

Mal gehen wir auf 10m runter.*<br />

Bei jeder Übung schaust du dir erst genau<br />

meine Demonstration an und machst es dann<br />

genauso nach.<br />

* Tiefe des NBF Beckens (Neutral Buoyancy Facility) im EAC.<br />

Das ist genial, ich atme unter Wasser und habe das Gefühl<br />

schwerelos zu sein..


Außerdem muss ein Überlebenstraining absolviert werden.<br />

Dieses Training ermöglicht den Astronauten, die schwierigen Bedingungen im Falle einer<br />

Landung der Sojuskapsel außerhalb der vorgesehenen Landezone zu meistern.<br />

Errichtung eines Unterstandes.<br />

Benutzung der an Bord der Sojuskapsel vorhandenen<br />

Überlebensausrüstung und Evakuierungsübung im Falle einer<br />

Wasserlandung.


An Bord des Zero-G-Airbus wird sie in die Schwierigkeiten<br />

der Arbeit in der Schwerelosigkeit eingeführt.<br />

Wir steigen in einem Winkel von 47 Grad, drosseln die<br />

Motoren und folgen einer Parabelbahn. Für ungefähr 20<br />

Sekunden ist dann das Flugzeug samt seiner Insassen<br />

schwerelos.


Am Ende des Basistrainings empfängt<br />

<strong>Tania</strong> vom Chef der Trainingsdivision ihr<br />

Zertifi kat.<br />

Nun wird sie ins Technikzentrum der ESA nach Noordwijk in<br />

Holland versetzt, wo sie an der Entwicklung des europäischen<br />

Labors Columbus mitarbeiten wird.<br />

Kann man die Kamera bei der Annäherung<br />

fernsteuern?<br />

Im sogenannten Reinraum nimmt<br />

<strong>Tania</strong> an der Abnahme des „Biolab“<br />

Flugmodells teil. *<br />

* Hierbei handelt es sich um die<br />

Ausrüstung, die sie an Bord der<br />

Station benutzen wird.<br />

Danke, Hans!<br />

Training für das ATV.<br />

Es ist wichtig, so genau wie möglich zu<br />

bestimmen, bis zu welcher Entfernung die<br />

Crew das ATV kontrollieren kann.


Sechs Monate später trainiert <strong>Tania</strong> mit einer Gruppe internationaler Astronauten, um sich mit den Systemen der Raumstation vertraut zu<br />

machen. Dies ist die Phase des sogenannten Advanced Trainings (Training für Fortgeschrittene), das absolviert wird, bevor man für einen<br />

bestimmten Flug benannt wird.<br />

Alles beginnt im Johnson Space Center in Houston (Texas) mit dem Kennenlernen der amerikanischen Module.<br />

Sel Payload on, sel execute, check locker 1 power on. *<br />

* Nutzlastaktivierung auswählen, ausführen, Überprüfung der Stromversorgung Schrank 1 OK.<br />

Das ist immer wieder<br />

sehr beeindruckend.


Im NBL* macht sie sich mit dem amerikanischen Raumanzug für Ausstiege ins All vertraut.<br />

All tethers secured to the<br />

handrail.*<br />

Tja, sieht so aus, als<br />

werde ich mich jetzt<br />

einige Stunden lang<br />

nicht an der Nase<br />

kratzen können!<br />

* Alle Sicherheitsleinen am Handlauf festgemacht.<br />

* Neutral Buoyancy Laboratory<br />

<strong>Tania</strong> wird ins 12 m tiefe Becken gelassen, in dem sich ein<br />

originalgroßes Modell der Raumstation befi ndet.<br />

Roger, <strong>Tania</strong>, you are ”GO“ for the<br />

translation.**<br />

** Alles klar, <strong>Tania</strong>, du hast ein OK für die<br />

nächste Bewegung.


Nach einigen Wochen kehrt <strong>Tania</strong> nach<br />

Europa zurück.<br />

Wir treffen sie im Europäischen Astronautenzentrum in Köln wieder.<br />

Übungskurs für das Columbus-Labor und Trainingseinheiten im Simulator.<br />

Arbeitsablauf am FSL Simulator.*<br />

* Fluid Science Laboratory.<br />

Im ATV Trainer simuliert <strong>Tania</strong> den Trinkwassertransfer zur ISS.


Im darauffolgenden Frühjahr fl iegt <strong>Tania</strong> ins Sternenstädtchen nahe Moskau.<br />

Dort macht sie Bekanntschaft mit den russischen Modulen der<br />

Raumstation...<br />

...und dem Sojussimulator.<br />

Hier hat sie die Möglichkeit, ihre während des Basistrainings erlangten Russischkenntnisse anzuwenden.<br />

* OK. Habt ihr verstanden? Treffen in<br />

einer Stunde am Becken.


Von Moskau geht’s weiter nach Japan. Nach einem 9,5 Stunden<br />

langen Flug kommt sie im Tsukuba Space Center an, das ungefähr<br />

fünfzig Kilometer nordöstlich von Tokio am Fuße des Bergs Tsukuba<br />

liegt.<br />

Endlich bin ich in der Astronaut Training<br />

Facility (ATF) der JAXA angekommen.*<br />

Ich kann es kaum erwarten, meine<br />

japanischen Kollegen kennen zu lernen.<br />

* Japanese Aerospace Exploration Agency<br />

Das ist das WETS.* Im Becken siehst du das Modell des<br />

japanischen Moduls der ISS, das JEM (Japanese Experiment<br />

Module), das Kibo heißt, was „Hoffnung“ bedeutet.<br />

* Weightless Environmental<br />

Test System<br />

In zwei Wochen erhält <strong>Tania</strong> zusammen mit ihrem Astronautenkollegen Léopold Eyharts eine intensive Ausbildung über die JEM<br />

Systeme und die japanischen Experimente. Léopold ist wieder in Japan, um zum „Kibo Modul Spezialisten“ ausgebildet zu werden.<br />

Alle unsere Experimente sind in die Racks „Saibo“, „Taikiro“,<br />

„Ryutai“ und „Kobairo“ eingebaut.<br />

Hier steht <strong>Tania</strong> vor der Cell Biology<br />

Experiment Facility des „Saibo“ Racks.


Am Ende ihres Advanced<br />

Trainings wird <strong>Tania</strong> als<br />

Unterstützung für einen<br />

europäischen Raumfl ug<br />

abberufen.<br />

Kosmodrom in Baikonur,<br />

Kasachstan.<br />

Ein europäischer Kollege von <strong>Tania</strong> kurz vor dem Start in Begleitung zweier<br />

Kosmonauten.


Zur vorgesehenen Zeit steigt<br />

die Rakete Semiorka unter<br />

ohrenbetäubendem Lärm in die Lüfte.<br />

Ich hoffe, dass ich bald an<br />

der Reihe bin...<br />

Während die Sojuskapsel auf dem Flug zur Raumstation ist und dort andockt, ist <strong>Tania</strong> im Kontrollzentrum TsUP in Koroliew, einem Vorort<br />

von Moskau.*<br />

* TsUP: Tsentr Upravlenya Paltotom.<br />

Sie ist dort Crew Interface Coordinator (oder CIC) und stellt sicher, dass die Telefonkommunikation mit ihrem europäischen Kollegen im All<br />

klappt.<br />

OK, Pedro, here are the recommendations for today’s<br />

activities.**<br />

** OK, Pedro, hier sind die Empfehlungen für deine heutigen Aufgaben.<br />

*** Verstanden, <strong>Tania</strong>, leg los.<br />

Roger, <strong>Tania</strong>, go<br />

ahead.***


Am Ende der Mission reist <strong>Tania</strong> in die kasachische Steppe. Dieses Mal, um an den Rückholmaßnahmen der Crew teilzunehmen.<br />

Alles klar, <strong>Tania</strong>, los geht’s. Sie haben gerade das Bremsmanöver<br />

eingeleitet.<br />

In 10.000 m Höhe und 15 Minuten vor der<br />

Landung öffnet sich der Hauptfallschirm<br />

der Sojus.<br />

Alles klar, ich empfange<br />

das Funksignal.<br />

Achtung<br />

Aufprall...<br />

Nach der Trennung der Module nähert sich die Kapsel den<br />

immer dichter werdenden Schichten der Atmosphäre.


Nur Mut, wir holen euch da<br />

raus!<br />

OK, langsam...<br />

Wow<br />

die müssen gut<br />

durchgerüttelt worden sein da<br />

drin.<br />

Endlich, die Klappe ist auf...<br />

<strong>Tania</strong>! Wie schön, wieder bekannte Gesichter<br />

zu sehen!<br />

Willkommen auf dem blauen Planeten<br />

und Glückwunsch zu deiner tollen<br />

Mission!<br />

Hi Pedro!<br />

Eine Stunde später fl iegt <strong>Tania</strong> zusammen mit der Crew im Hubschrauber<br />

nach Astana, der Hauptstadt von Kasachstan.<br />

Wie fühlst du dich, Pedro?<br />

Meine Beine sind noch ein bisschen<br />

schwer, aber sonst geht‘s.


Da sind sie. Jetzt werde<br />

ich ihr die Nachricht<br />

überbringen können...<br />

Hallo Michel!<br />

<strong>Tania</strong>?<br />

Liebe <strong>Tania</strong>, es ist jetzt offi ziell! Du<br />

bist für eine Wissenschaftsmission<br />

in der Internationalen Raumstation<br />

berufen worden! Du wirst in achtzehn<br />

Monaten mit dem amerikanischen<br />

Shuttle fl iegen.<br />

Pack deine Koffer. In<br />

zwei Wochen geht es nach<br />

Houston.<br />

YEAH!<br />

Wie wir gerade erfahren haben, ist eine europäische Astronautin für einen amerikanischen Shuttlefl ug benannt worden. Es handelt sich hierbei<br />

um eine zehntätige Mission, während der <strong>Tania</strong> Bradley für ein wichtiges wissenschaftliches Programm in der Internationalen Raumstation<br />

verantwortlich sein wird.


In der Folge absolviert <strong>Tania</strong> ein umfangreiches Programm in den unterschiedlichen Trainingszentren der internationalen Partner.<br />

Houston.<br />

Köln.<br />

Sternenstädtchen.<br />

Also wirklich, ich werde mich niemals an<br />

diese Zeitverschiebungen gewöhnen!...


Sechs Monate später im Johnson Space Center der NASA in Houston, wenige Wochen vor der großen Reise...<br />

<strong>Tania</strong> absolviert einen Test als Bordkommandantin im<br />

Motion Base Shuttle Simulator, einem beweglichen<br />

Simulator des Space Shuttles.<br />

Plötzlich...<br />

Roger, two-engine RTLS abort.<br />

Two-engine RTLS checklist:<br />

abort mode is RTLS. Abort<br />

button pushed.*<br />

* Alles klar, Rückkehr zum<br />

Startort mit zwei Triebwerken.<br />

Nach Checkliste Abbruchmodus<br />

RTLS, Kommando zum Abbruch<br />

geben.<br />

? Was ist das..??<br />

Mist, Motor drei ist ausgegangen!<br />

OK, dieses Mal geht’s nicht ins All.<br />

Und schon bin ich wieder auf dem<br />

Weg zurück zum Kennedy Space<br />

Center, um das Shuttle zu landen.<br />

Jetzt liegt’s an dir, <strong>Tania</strong>...<br />

In 45 km Höhe trennen sich die SRBs oder Solid Rocket<br />

Boosters (Feststoffraketen) wie vorgesehen ab.<br />

* Wir bestätigen die Abtrennung der SRB.<br />

Houston, Atlantis, we<br />

confi rm SRB separation.*<br />

Houston, Atlantis, number three main engine<br />

has failed.*<br />

OK, Atlantis, you are ”GO“ for a two-engine<br />

RTLS abort“.**<br />

* Motor drei ist ausgefallen.<br />

** OK Atlantis, holen Sie das Manöver Rückkehr<br />

zum Startort mit zwei Triebwerken ein. (RTLS:<br />

Return to Launch Site)<br />

Einige Minuten später während einer perfekten<br />

Landung im manuellen Modus...<br />

Atlantis, control, gear<br />

down, over.*<br />

Roger, gear down and<br />

locked.**<br />

Main gear at ten feet... fi ve<br />

feet… four feet… two feet…<br />

one, contact.***<br />

* Das Fahrwerk ist ausgefahren.<br />

*Verstanden, Fahrwerk ausgefahren und<br />

verriegelt.<br />

*** Fahrwerk bei 10 Fuß, 5, 3, 2, 1, Kontakt.


Also,<br />

Bill?<br />

Bravo <strong>Tania</strong>, das hast du gut<br />

gemacht! Du bist bereit! Ist<br />

dein Flug immer noch für den<br />

18. Juli vorgesehen?<br />

Kent möchte dich sofort<br />

sehen.<br />

Kent?<br />

Aufgrund der aktuellen Probleme<br />

auf der Raumstation ist die<br />

Zielsetzung deines Fluges<br />

verändert worden.<br />

Herein.<br />

Für die Reparatur sind jetzt<br />

die Ausstiege wichtiger. Deine<br />

Wissenschaftsmission wurde<br />

abgesagt. Du fl iegst nicht.<br />

Was?<br />

Ja. Nach diesem intensiven<br />

Training kann ich es kaum<br />

noch erwarten, endlich oben<br />

zu sein.<br />

Das ist nicht wahr...<br />

Alles bricht so kurz vor<br />

dem Ziel zusammen!<br />

?<br />

Ja?<br />

Ah, <strong>Tania</strong>. Ich habe<br />

schlechte Nachrichten<br />

für dich...<br />

<strong>Tania</strong>!<br />

?<br />

Es tut mir Leid, <strong>Tania</strong>, es wird<br />

nur aufgeschoben. Du wirst so<br />

bald wie möglich neu berufen.


Gebrochenen Herzens fl iegt <strong>Tania</strong> einige Wochen später mit<br />

der T-38* zum Kennedy Space Center in Florida, um beim<br />

Start ihrer Freunde und alten Crewkollegen dabei zu sein.<br />

* Northrop T-38: Flugzeug der amerikanischen Astronauten<br />

Unglaublich, dass das Shuttle<br />

ohne mich fl iegt...<br />

Alle Anstrengungen umsonst!<br />

Ich habe das seltsame Gefühl,<br />

zu nichts nütze zu sein... Der<br />

Astronautenberuf kann manchmal<br />

ganz schön undankbar sein.


Am nächsten Tag...<br />

T minus 7... we have the go for the main engines start... three…two…one…<br />

Schon wieder ein Start, den ich nur vom<br />

Boden aus verfolgen kann... Werde ich eines<br />

Tages dabei sein?<br />

Sechs Monate sind vergangen. <strong>Tania</strong> ist in ihrem Büro im EAC.<br />

OK, ich halte mir die dritte<br />

Januarwoche frei, um an dem<br />

Tauchtraining teilzunehmen.<br />

Das wird eine Abwechslung zum<br />

ewigen Büroalltag...<br />

Sorry, <strong>Tania</strong>, aber....<br />

?<br />

Viel Glück, Jungs!<br />

..... dein Tauchtraining ist<br />

gecancelt!<br />

Wieso<br />

das denn??


Das MCOP* hat dich für den nächsten<br />

Langzeitfl ug zur ISS berufen.<br />

Wow!<br />

* MCOP: Multilateral Crew Operations Pannel: Organ, das sich um die Berufungen für die Flüge kümmert.<br />

Glückwunsch, <strong>Tania</strong>. Deine Geduld hat sich<br />

gelohnt. Du hast es verdient. Bravo!<br />

Danke,<br />

Michel.<br />

Und das Sahnehäubchen<br />

ist, dass du drei Ausstiege<br />

machen wirst!<br />

Ich glaube, ich träume.<br />

Das ist mehr als ich mir je<br />

erhofft hatte!<br />

Das gibt’s doch nicht...!<br />

Gut, ich hoffe, dieses Mal klappt alles...


Jetzt geht das Training noch einmal richtig los und umfasst nun auch Übungen für die Ausstiege und Simulationen in der Sojuskapsel.<br />

Dieses Mal soll <strong>Tania</strong> von Baikonur aus zur Raumstation starten.


Der Tag „X“ in der Steppe von Kasachstan.<br />

Los <strong>Tania</strong>! GO! GO!<br />

Dieses Mal klappt’s!<br />

In nur zwei<br />

Stunden bin ich im<br />

Weltraum!<br />

Sie hat ganz schön viel geleistet, seit sie zu<br />

uns ins EAC gekommen ist. Wir können stolz<br />

auf sie sein!


Acht Minuten nach dem Start befi ndet sich<br />

die Raumkapsel in der Erdumlaufbahn.<br />

Was für eine Aussicht! Das ist... das ist<br />

unbeschreiblich! Das übersteigt meine<br />

kühnsten Träume!<br />

<strong>Tania</strong>, just have a look outside! This<br />

is our very fi rst sunset! *<br />

* <strong>Tania</strong>, schau mal raus. Das ist unser erster Sonnenuntergang!<br />

Nach zweitägiger Reise und vierunddreißig Erdumrundungen dockt die<br />

Sojuskapsel an die Internationale Raumstation an.<br />

* Mission Control Center – Houston.<br />

Zu gleicher Zeit im Kontrollraum der Mediziner im EAC.<br />

Ich habe gerade Nachricht von Ulrich bekommen. Nach seinem<br />

ersten Gespräch mit <strong>Tania</strong> kann er bestätigen, dass es ihr gut<br />

geht und sie sich an die<br />

Schwerelosigkeit gewöhnt.<br />

Wie sind die Bedingungen an Bord?<br />

Es ist alles o.k., Filippo,<br />

<strong>Tania</strong> bestätigt, dass<br />

die Temperatur und die<br />

Luftfeuchtigkeit normal<br />

sind.<br />

Danke Volker, ich gebe die Info weiter an den ISS Crew Arzt<br />

im MCC-H.*<br />

Mit einer Geschwindigkeit von 28.000 km/h bewegen<br />

sich die Astronauten in anderthalb Stunden um<br />

die Erde und erleben sechzehn Sonnenauf- und<br />

untergänge pro Tag.<br />

Und endlich trifft man auf die derzeitigen Bewohner.<br />

Hallo <strong>Tania</strong>! Willkommen an Bord!


So lernt <strong>Tania</strong> ihre neue Bleibe für die<br />

nächsten sechs Monate kennen.<br />

Und sofort beginnt sie mit ihrem umfangreichen<br />

Arbeitsprogramm.<br />

Es ist absolut genial, so herum zu schweben und<br />

durch diese riesige Raumstation zu fl iegen. Diese<br />

Bewegungsfreiheit ist so überraschend und so<br />

natürlich zugleich.<br />

Einige Wochen später ist die Aufregung groß, denn ihr erster Ausstieg<br />

steht bevor.<br />

Wow! Das ist<br />

einfach überwältigend!<br />

180 Grad purer Schönheit!<br />

Und ich bin nur noch ein<br />

kleiner Satellit der Erde...


Während dieses langen Aufenthaltes<br />

im Weltraum wird <strong>Tania</strong> keine Zeit<br />

haben, sich zu langweilen. Sie wird<br />

ein umfangreiches wissenschaftliches<br />

Programm im Columbus-Modul<br />

und -Labor und drei spektakuläre<br />

Weltraumspaziergänge machen.<br />

Ende<br />

Zeichnungen: Pierre-Emmanuel Paulis<br />

Buch & Text: Hervé Stévenin, Jean Coisne, Pe Paulis<br />

Farben: Françoise Pirart und Alain Maury


Astronaut werden?<br />

Die Teilnahme an Flügen zur Internationalen Raumstation (ISS) wird für die europäischen<br />

Astronauten den Großteil der Missionen der kommenden Jahre ausmachen. Fünf<br />

Astronauten der ESA sind bereits zur Raumstation gefl ogen, weitere Missionen sind in<br />

Vorbereitung.<br />

Geduld und Ausdauer<br />

Es gibt keine Astronauten- oder Kosmonautenschule. Man könnte höchstens von einer<br />

Art „Weltraumausbildung“ reden, denn die Raumfahrtagenturen der unterschiedlichen<br />

Partner des ISS Programms entscheiden über den Inhalt und nehmen die Auswahl der<br />

Astronauten und des Trainingsprogramms vor. Die USA mit der NASA, Kanada mit der<br />

CSA, Russland mit der RSA, Japan mit der JAXA und schließlich Europa mit der ESA legen<br />

die Auswahlkriterien und die Anzahl der Astronauten entsprechend der Vereinbarungen<br />

über die zukünftigen Flugmöglichkeiten fest und teilen sich das Training.<br />

Der Bedarf jeder Organisation an Astronauten variiert je nachdem, welches Raumfahrzeug<br />

genutzt wird, welche Art von Missionen vorgesehen sind und nach Wichtigkeit der<br />

Beiträge zum ISS Programm. Dieser Bedarf, sowohl quantitativ als auch qualitativ,<br />

spiegelt sich in der Auswahlpolitik einer Agentur wider: So hat die ESA, da sie über keine<br />

eigenen bemannten Raketen als Zugang zum Weltraum für Astronauten-Raumfl üge<br />

verfügt, ein reduzierteres Kontingent an Missionen als die NASA (7 Astronauten für jeden<br />

Shuttlefl ug vor dem Columbiaunglück) oder als die russische Raumfahrtagentur RSA mit<br />

3 Kosmonauten in jeder Sojus.<br />

Die letzte von der NASA im Mai 2004 auserwählte Astronautenklasse umfasst elf Personen,<br />

die in drei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt sind:<br />

- Piloten: 2 Testpiloten der US Air Force und des US Marine Corps<br />

- Missionsspezialisten: 3 Ingenieure des Johnson Space Center der NASA, 2 Mediziner<br />

(1 von der NASA), 1 Kommandant einer US Navy Spezialeinheit<br />

- Missionsspezialisten aus dem Bildungsbereich: 3 Lehrer der Naturwissenschaften<br />

Sie sind zwischen 28 und 43 Jahre alt und reihen sich nun in die Gruppe der 101 aktiven<br />

Astronauten der NASA ein, von denen 51 bereits vor September 2004 ins All gefl ogen<br />

sind. Russland hat 44 aktive Astronauten, von denen bereits 18 vor September 2004<br />

gefl ogen sind. Das Europäische Astronautencorps, das 1999 durch Zusammenschluss der<br />

verschiedenen nationalen Astronauten der ESA Mitgliedsländer gegründet wurde, umfasst<br />

zur Zeit (2004) 15 aktive Astronauten.<br />

Wie läuft die Auswahl ab?<br />

Wissenschaftler, Ingenieure, Ärzte, Piloten (manchmal sind sie alles gleichzeitig!) machen<br />

den Großteil der Kandidaten aus.<br />

Der erste Schritt ist die Ausschreibung einer Weltraumorganisation, die die wichtigsten<br />

medizinischen Kriterien, die bevorzugte Altersgruppe, das Mindestausbildungsniveau<br />

und der auch die Anzahl, die Altersgruppe, das Ausbildungsniveau, die verlangte<br />

Berufserfahrung usw. festlegt. Wenn man sich bewirbt, erhält man einen umfangreichen<br />

Fragebogen. Gesundheitliche Aspekte, Berufserfahrung, Tätigkeiten, Motivation und<br />

vieles mehr werden hier erfragt. Dieser Fragebogen ist bereits ein erster Filter: Sobald die<br />

Bewerber erkennen, wie hoch die Anforderungen sind, verzichten viele freiwillig. Wenn<br />

man aber ausdauernd genug ist, den Fragebogen bis zum Ende auszufüllen, beginnt erst<br />

der wirkliche Wettbewerb, denn am Ende wird es nur eine Handvoll Auserwählte geben.


Nach einem ersten Auswahlverfahren können bereits 80% der erhaltenen Bewerbungen<br />

aussortiert werden. Wenn man zu den Glücklichen zählt, die diese erste Hürde überwinden,<br />

wird man zu einer umfangreichen medizinischen Untersuchung vorgeladen. Hat man auch<br />

diese wichtige Etappe gemeistert, erwarten einen weitere noch spezifi schere medizinische<br />

Tests: die Zentrifuge, die Druckluftkammer, der Drehstuhl und psychologische Tests.<br />

Diese ermöglichen es, die Gruppe der noch übrig gebliebenen Kandidaten weiter zu<br />

verkleinern. Für die Finalisten folgen nun Gespräche, bei denen allgemeine, technische und<br />

wissenschaftliche Fragen beantwortet werden müssen. So wird ausgewertet, ob ihr Profi l den<br />

Anforderungen der Agentur entspricht. Eine schnelle Auffassungsgabe beim Erlernen von<br />

Fremdsprachen kann im Übrigen ein Plus im Auswahlverfahren sein - Englisch und Russisch<br />

sind im Programm der Raumstation unerläßlich! Die endgültige Nominierung obliegt einem<br />

Komitee, das in letzter Instanz entscheidet und die Handvoll Glücklichen auswählt.<br />

Endlich! Sie haben es geschafft! Herzlichen Glückwunsch, aber Ihre Astronautenausbildung<br />

hat gerade erst begonnen!<br />

Der Aufbau des Trainings<br />

Einmal ausgewählt, muss man einem festgeschriebenen Studienablauf folgen, der von allen<br />

Astronauten absolviert werden muss, die zur Internationalen Raumstation fl iegen werden.<br />

Diese Flüge sind Hauptbestandteil des bemannten Raumfl uges in den nächsten Jahren.<br />

Training in drei Phasen<br />

Der Studienablauf ist in Zusammenarbeit aller Partner des Programms entwickelt worden.<br />

Er ist in drei aufeinanderfolgende Phasen aufgeteilt:<br />

Phase 1: Basistraining<br />

Phase 2: Fortgeschrittenentraining<br />

Phase 3: Training für einen bestimmten Flug<br />

Sehen wir uns die verschiedenense Phasen etwas genauer an.<br />

Das Basistraining<br />

Für die europäischen Astronauten fi ndet das ca. ein Jahr dauernde Basistraining im EAC<br />

(European Astronaut Centre) in Köln, Deutschland, statt. Während dieser Zeit erlangen


die neu ausgewählten Astronauten die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten ihres<br />

zukünftigen Berufs: Theoriestunden in Raumfahrtwissenschaft und über die verschiedenen<br />

benutzten Systeme (hauptsächlich die Raumstation, das amerikanische Shuttle, die russischen<br />

Raumfähren Sojus und Progress). Das Erlernen der russischen Sprache ist ebenfalls Teil des<br />

Basistrainings. Außerdem wird von jedem Partner des Raumstationsprogramms unabhängig<br />

voneinander ein Sporttraining durchgeführt, das im Hinblick auf die Vorbereitung auf<br />

mögliche Ausstiege aus der Raumstation auch Tauchtraining beinhaltet. Das körperliche<br />

Training umfasst auch Parabelflüge, während der man 20 Sekunden lang die Schwerelosigkeit<br />

simulieren kann. Und schließlich werden während des Überlebenstrainings die verschiedenen<br />

Situationen nachgestellt, die mit der Rückkehr auf die Erde zu tun haben, zum Beispiel eine<br />

Wasserlandung oder eine Landung in unbewohntem Gebiet.<br />

In Europa ist dieses Training auf der Grundlage der wissenschaftlichen und technischen<br />

Erfahrung der Astronauten aufgebaut. Es wird vom Europäischen Astronautenzentrum aus<br />

geleitet.<br />

Die Vorgehensweise der NASA ist ein wenig anders. Dort absolvieren die Astronautenkandidaten,<br />

die ASCAN (für „astronaut candidate“) genannt werden, ein vier Jahre<br />

dauerndes Basistraining, in dem sie Grundlagen der Astronautik und der amerikanischen<br />

Raumfahrtsysteme (Space Shuttle, Raumstation) und der die Missionen betreffenden<br />

Arbeitsverfahren lernen. Fliegen der T38, Theorie- und Praxiskurse, Russischkurse,<br />

Simulatortraining, Überlebenstraining, Tauchtraining, Parabelflüge und EVA Vorbereitung<br />

(Vorbereitung auf Ausstiege ins All und Weltraumspaziergänge) gehören auch dazu.<br />

Während dieser ganzen Zeit arbeiten jedoch alle Kandidaten parallel noch an anderen<br />

Raumfahrtprojekten mit, zum Beispiel in der Planung neuer Raumfahrzeuge oder der<br />

Verbesserung der aktuellen Systeme. Am Ende dieser Ausbildung sind sie zertifi zierte „aktive<br />

Astronauten“.<br />

In Russland erstreckt sich das Basistraining der Kosmonauten auf mehrere Jahre. Es<br />

beinhaltet hauptsächlich die Grundlagen der Kosmonautik, das Beherrschen der russischen<br />

Systeme der Raumstation, des bemannten Transportfahrzeugs Sojus, des automatischen<br />

Frachtfahrzeugs Progress, der Systeme zum Ausstieg ins All und der Annäherungs- und<br />

Andockverfahren im All. Wie bei den anderen Partnern, gehören auch hier Parabelflüge,<br />

Überlebenstraining und Tauchtraining zur Ausbildung.


Das Fortgeschrittenentraining<br />

Nach dieser Grundausbildung werden den Astronauten Aufgaben zugewiesen, die es ihnen<br />

ermöglichen, ihre neu erworbenen Fähigkeiten beim Support von bemannten Missionen unter<br />

Beweis zu stellen: Entwicklung neuer Raumfahrtausrüstungen, Verbesserung der bestehenden<br />

Systeme, Teilnahme an der Vorbereitung oder an der Durchführung von Raumfahrtmissionen,<br />

Übernahme der Rolle des CAPCOM oder „Crew Interface Coordinator“ zur Sicherstellung<br />

der Kommunikation mit den Mannschaften im All. Parallel hierzu bilden sie sich individuell<br />

weiter, indem sie Zusatztrainings absolvieren, die es ihnen ermöglichen, sich in bestimmten<br />

Gebieten wie Robotik, EVA, Informatik, Annäherung und Andocken zu spezialisieren. Sie<br />

können außerdem an speziellen Trainingsprogrammen für die Internationale Raumstation<br />

teilnehmen. In diesem Fall kommen Sie in eine internationale Astronautenklasse, die im<br />

Hinblick auf eine mögliche Berufung zu einem Flug als feststehendes Crewmitglied oder<br />

als Ersatzcrew ein ISS Trainingsprogramm absolviert. Mit ihren amerikanischen, russischen,<br />

europäischen, kanadischen und japanischen Kollegen absolvieren sie ein Programm, das sie in<br />

die Trainingseinrichtungen aller Partner führen wird.<br />

Jeder Partner ist verantwortlich für das Training aller Astronauten an den Elementen, die<br />

ihren Beitrag zur Raumstation darstellen. Für Europa sind dies:<br />

- das bemannte Modul Columbus<br />

- das Frachtfahrzeug Automated Transfer Vehicle (ATV)<br />

- die vier Nutzlasten/ Experimente Biolab (Biology Laboratory), FSL (Fluid Science<br />

Laboratory), EDR (European Drawer Rack) und EPM (European Physiology Modules)<br />

Die Phase des Fortgeschrittenentrainings setzt sich aus mehrwöchigen Abschnitten zusammen<br />

und dauert ein bis zwei Jahre, während der sie sich mit allen Modulen und Systemen der<br />

Raumstation, den Nutzlasten und den Transportmöglichkeiten zur Raumstation vertraut<br />

machen. Die Raumstation entwickelt sich schnell und ständig kommen neue Elemente hinzu,<br />

die man bis ins kleinste Detail kennen muss. Dennoch bleibt das Training allgemein und<br />

erstreckt sich nicht auf spezifi sche Aspekte zukünftiger Missionen.<br />

Die Astronauten verbringen ihre Zeit in den folgenden Einrichtungen:<br />

- Houston (NASA Johnson Space Center)<br />

- Moskau: Sternenstädtchen (Gagarin Kosmonauten Trainings Zentrum)<br />

- Montreal: Kanadische Raumfahrt-Agentur (CSA)<br />

- Tsukuba Space Centre, Japan<br />

- Köln, EAC (European Astronaut Centre)<br />

Am Ende dieser Phase können sie für einen Kurzzeitfl ug (ca. 2 Wochen für einen Taxifl ug)<br />

oder eine Langzeitmission (4-6 Monate für einen „Increment“ Flug als Mitglied der<br />

Langzeitbesatzung) benannt werden.<br />

Die Anforderungen der Mission bestimmen die Qualifi kationen, die sie mitbringen müssen:<br />

- „Benutzer“ ist das für alle Systeme zu erlangende Basisniveau.<br />

- Das Niveau „Operator“ ermöglicht die Inbetriebnahme eines Systems und die Leitung<br />

desselben.<br />

- Das Niveau „Spezialist“, das Astronauten qualifi ziert, beim Auftreten von Problemen<br />

einzugreifen und Initiative zu übernehmen, da sie über profunde Kenntnisse dieses<br />

Systems verfügen.<br />

Das spezifi sche Flugtraining<br />

Bravo! Ein Astronaut ist für einen speziellen Flug ausgewählt worden. In der Regel wird<br />

man zuerst in eine Ersatzmannschaft berufen, um im Falle von Problemen die Stelle eines<br />

der Mitglieder der ersten Mannschaft einzunehmen. Dieses Training dauert ungefähr<br />

18 Monate und befasst sich hauptsächlich mit den Besonderheiten des Fluges und der


enutzten Mittel:<br />

profunde Kenntnis<br />

der Systeme, der Prozeduren<br />

und der auszuführenden<br />

Experimente. Ein<br />

enger Zeitplan und ein großes<br />

Arbeitspensum stehen bevor, sowie<br />

zahlreiche Reisen zwischen den verschiedenen<br />

Trainingseinrichtungen bis drei Monate vor dem Flug.<br />

In Köln wird man in speziellen Kursen und Trainingssessions an den Simulatoren und<br />

Modellen die Techniken der Inbetriebnahme des Columbus-Moduls und seiner Laborracks<br />

erlernen. Die verschiedenen an Bord vorhandenen Nutzlasten sind den Astronauten somit<br />

schon vertraut und sie können alle vorgesehenen Experimente durchführen. Schließlich<br />

lernen sie, wie man die Annäherung des Transportfahrzeugs ATV (Automated Transfer<br />

Vehicle) überwacht, das zur Versorgung der Raumstation mit Wasser, Luft und Treibstoff<br />

dient, sowie zum Transfer von ungefähr 5 Tonnen an Vorräten in die Module.<br />

Nach diesen 18 Monaten fl iegt die erste Mannschaft zur Raumstation... und unser<br />

Astronaut kehrt zu seinen projektbezogenen Tätigkeiten in der Agentur zurück. Da er über<br />

eine wertvolle Trainingserfahrung als Mitglied einer Ersatzmannschaft verfügt, befi ndet er<br />

sich jetzt in der Gruppe der Astronauten, die als nächstes für einen Flug berufen werden.<br />

Seine noch frischen Erfahrungen und umfangreichen Kenntnisse der Raumstation sind ein<br />

wesentlicher Vorteil für die zukünftigen Missionen.


Noch ein wenig Geduld (aber daran ist unser Astronaut ja mittlerweile gewöhnt) und<br />

es ist sein großer Tag! Ihm wird seine Berufung zu einem Lanzeitfl ug zur Raumstation<br />

mitgeteilt, dieses Mal als Mitglied der ersten Mannschaft. Es stehen ihnen nun anderthalb<br />

Jahre intensiven Spezialtrainings zur Vorbereitung auf die neuen Aufgaben bevor, die im<br />

All auf sie warten.<br />

Ein immer noch enger Zeitplan und großes Arbeitspensum verlangen ihnen ihre gesamte<br />

Energie ab, und sie werden ihre Zeit wieder damit verbringen, zwischen den verschiedenen<br />

Trainingseinrichtungen in der ganzen Welt hin- und her zu pendeln. Die Zeitverschiebung<br />

wird ihr ständiger Begleiter während dieser 18 Monate werden.<br />

Der Flug: der Abschluß eines langwierigen Prozesses<br />

Endlich, der Tag des Starts! Ein einziger Wettlauf, rechtzeitig alle Vorbereitungen und<br />

Trainingseinheiten abzuschließen, die letzten Nachbesserungen an den Ausrüstungen und<br />

Abläufen, die letzten technischen Tests und medizinischen Checks vor den Kommissionen,<br />

die die Astronauten als fl ugtauglich befähigen. Ihre Familie haben sie nur selten gesehen,


die Uhren scheinen sich schneller zu drehen, jeder will etwas von ihnen und sie haben<br />

kaum Zeit, daran zu denken, die wenigen persönlichen Dinge einzupacken, die sie<br />

mitnehmen dürfen.<br />

Während sie in ihren Raumanzügen, umgeben von Technikern, die die letzen<br />

Überprüfungen ihrer Ausrüstung vornehmen, den Ankleidevorgang über sich ergehen<br />

lassen, wird vielen die enorme Verantwortung, die auf Ihren Schultern lastet, bewusst.<br />

Diese Frauen und Männer sind nur die letzten Glieder einer langen menschlichen Kette,<br />

die Jahre an Arbeit für den Erfolg der Mission, die ihnen anvertraut wurde, geopfert<br />

haben. Sie selbst jedoch sind die fi nale ausführende Kraft, das letzte Glied der Kette,<br />

notwendig zur Durchführung der Aufgaben im All. Doch durch sie nehmen auch diese<br />

Menschen an diesem großen Abenteuer teil! Die ganzen Jahre der Entbehrungen und<br />

der intensiven Vorbereitung tragen jetzt endlich Früchte, und tief in ihrem Innern<br />

wissen sie: Ich bin bereit!<br />

Ein letzter Blick zu ihren Lieben, eine letzte Stellungnahme für die Presse, und im Bus,<br />

der sie zum Startort fährt, nutzen sie den kurzen Augenblick der Ruhe, um noch einmal<br />

die Startabläufe durchzugehen. Sie versuchen sich die Eindrücke während des Starts<br />

vorzustellen. Die Kameraden haben von ihren Flügen erzählt, von dem unglaublichen


Arbeitspensum an Bord,<br />

das einen manchmal<br />

vergessen läßt, dass<br />

man im All ist. Dann die<br />

Rückkehr, der immense Druck<br />

der Medien während einiger Tage, die Debriefi ngs mit den Technikern<br />

und Wissenschaftlern, schließlich die Rückkehr zur Projektarbeit, um andere<br />

Projekte, andere Missionen für andere Astronautenkollegen vorzubereiten...<br />

Die Tür des Raumfahrzeugs schließt sich, ein letztes Winken, ein letztes<br />

ermutigendes Lächeln... Sie haben es geschafft, sie reisen zu den Sternen! Erst<br />

einmal nur einige hundert Kilometer hoch, aber das ist nur ein erster Schritt.<br />

Vielleicht haben sie in einigen Jahren die Möglichkeit, an Erkundungsflügen zum<br />

Mond oder zu Mars teilzunehmen?<br />

Aber das ist eine andere Geschichte...

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