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Zaltho Sangha

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ZALTHO SANGHAIMPRESSUM:VEREINSSITZ: <strong>Zaltho</strong> DeutschlandAltstadtstrasse 121 b - 51379 LeverkusenVerantwortlich für den Inhalt:REDAKTION: Marion LukasE-MAIL: info@zaltho.deVERSAND: <strong>Zaltho</strong>-Deutschlandwww.zaltho.de oder www.zaltho.org<strong>Zaltho</strong> <strong>Sangha</strong>RUNDBRIEF 2. HALBJAHR 2004Gemeinschaft für Frieden und soziale Aussöhnung e.V.2/2004zutiefst und wahrhaftig leben. „Ja, natürlichhabe ich etwas zu essen für sie. Suchen siesich etwas aus! Was möchten sie denngerne haben? Möchten sie auch nochCroutons und frische Kräuter auf dieSuppe? Möchten sie noch etwas zu trinken?“In diesen Momenten ist es mir so schwergefallen, dieses Geschenk anzunehmen.Denn ich kann so schlecht annehmen – weilich so schlecht geben kann. Gleichzeitigkamen mir immer wieder Tränen derRührung. Ich habe tiefer verstanden, dass icherst dann wirkliche Großzügigkeit in meinemLeben leben kann, wenn ich weiß, dassich selber nichts verliere, dass ich keinenMangel erleide, das ich nicht „weniger“werde oder weniger habe, wenn ich – z.B.ein Lächeln - gebe.Marion GenRaiDie nächsten beiden Tage waren größtenteilssonnig und die Säulen aller Tage warendie Treffen am Domplatz, morgens undabends um sieben Uhr, zur Zen-buddhistischenMeditation und Andacht. Jedes Mal,morgens wie abends, kamen Mitglieder der<strong>Sangha</strong> oder Freunde und Bekannte unsererGruppe oder auch mal Vorübergehende dazu.Dreimal haben wir Orte aufgesucht, dieim Dritten Reich mit viel Leiden verbundenwaren: das Gestapo-Gefängnis im El-De-Haus, der alte Bahnhof Deutz auf demMessegelände, von dem aus viele TausendJuden aus Köln und Umgebung und mehr alsTausend Sinti und Roma ins Vernichtungslagernach Auschwitz-Buchenwald transportiertworden sind; das Monument neben derBahnbrücke, das ebenfalls an die Ermordungvon Juden und Randgruppen im Dritten Reicherinnert.Zu diesen Plätzen sind wir schweigend imBewusstsein, was damals geschehen ist,gegangen. Wir haben uns im gemeinsamenSchweigen mit diesen Orten und ihrerGeschichte verbunden und reinigende undheil(ig)ende Rituale durchgeführt(Niederwerfungen von Claude AnShin,Rezitationen, z.B. des Herz-Sutras).Johanna Angyo KapferAn dieser Stelle möchten wir Euch gerneüber die Verwendung der Spendengelder, diedurch die Teilnehmer des Kölner Straßenretreatsgesammelt wurden, informieren: Es sindinsgesamt 5905,00 Euro DANA von den Teilnehmerngesammelt worden. Die Gruppe hatsich dafür entschieden, das Geld an folgendeInstitutionen bzw. Privatpersonen zu spenden:Die Toiletten-Crew vom Domplatz, die unskostenlosen Zugang ermöglicht hat, erhält60,00 Euro.Das Hausmeister-Ehepaar der Pfarrei St.Heribert (sie haben uns in der letzten Nachtin der katholischen Pfarrei ganz fürsorglichbetreut) erhält einen Blumenstrauß undPralinen in Höhe von 50,00 Euro.Den restlichen Betrag erhalten folgendesechs Institutionen bzw. Organisationen zugleichen Teilen (965,80 Euro):■ Maximilian-Kolbe-Werk (Hilfswerk fürehemalige KZ-Häftlinge im Zeichen derVersöhnung)■ Gulliver (Drogenhilfe, Kleiderkammer undEssensausgabe in Köln)■ Emmaus (Kleiderkammer und Suppenküchein Köln)■ SSM (Sozialistische Selbsthilfe in KölnMülheim)■ Claude AnShin Thomas und seine Arbeit■ El-De-Haus (NS-Dokumentationszentrumund Gedenkstätte Gestapo-Gefängnis inKöln)Alle Beträge wurden bereits überwiesen.Einen kleinen Bericht hierüber werdet Ihr imnächsten Rundbrief finden.Wer bzgl. der Verwendung der Spendengelderweitere Fragen hat, kann sich gerne mitMarion GenRai, als Kassenwartin der <strong>Zaltho</strong><strong>Sangha</strong>, in Verbindung setzen.HINWEISE ZU WEITEREN VERANSTALTUNGEN:Wir werden erst in der nächsten Ausgabeeinen ausführlichen Terminkalender für Veranstaltungenmit Claude AnShin Thomas inEuropa abdrucken. Er wird höchstwahrscheinlichvon Ende August bis AnfangNovember 2005 für uns da sein. Es sind nochTermine frei, so dass man Wiebke KenShin beiInteresse an einer Einladung bevorzugt Endedieses Jahres kontaktieren kann.Am 09.10.2004 wird Claude AnShin nocheinmal kurzfristig nach Frankfurt kommen, umsein im Theseus Verlag erscheinendes Audio-Buch „Krieg beenden – Frieden leben“ aufder Buchmesse vorzustellen. Gelesen wird dasBuch von dem Schauspieler Robert Atzornder u.a. durch die Serie: Unser Lehrer DoktorSpecht sowie als Tatort-Kommissar inDeutschland bekannt ist. Auch er wird auf derBuchmesse dabei sein.Es wird also eine längere Zeit keineRetreats mit Claude AnShin geben.Aus - unter anderem - genau diesem Grundewurde die <strong>Zaltho</strong> <strong>Sangha</strong> gegründet. UnserBestreben ist es, die aus der japanischenTradition kommende Soto-Zen BuddhistischePraxis, so wie Claude AnShin sie lehrt, weiterzu üben. Hierfür treffen wir uns im Abstandvon ca. 6 - 8 Wochen zu gemeinsamen Retreats.Derzeit treffen wir uns häufig in KölnMülheim in den Räumlichkeiten des SSM –zuletzt am Wochenende des 11. und 12.September. Ihr seid ganz herzlich eingeladen,an den Terminen teilzunehmen. Ihr findet dieAnkündigungen immer auf unserer Webseite,Ihr erhaltet eine Einladung per Email oderkönnt gerne Kontakt halten, indem Ihr jemandenaus dem Vorstand anruft. Ihr könnt auchgerne ein solches Wochenende ausrichten.Auch bei den Regionalen Gruppen gibt esimmer wieder einmal einzelne Achtsamkeitstage.Wenn Ihr also gerne in einerGemeinschaft praktizieren möchtet, dann meldetEuch und bleibt in Kontakt.Weiterhin sammele ich Stoffstücke, um einFoto: Dirk EsserKesa (eine buddhistische Robe) für ClaudeAnShin daraus nähen zu lassen. Er hat sichgewünscht, dass dieses aus den Stoffstückender <strong>Sangha</strong> zusammengesetzt wird. Wer alsogerne ein Stück Stoff beitragen möchte kannmir gerne eines an meine Anschrift übersenden(vgl. Impressum). Das Stück Stoff solltemindestens 40x60 cm groß und schwarz oderdunkelblau sein. Bitte einen gut nähbaren Stoffübersenden - also keine Seide oder Satin.Vielen lieben Dank! Marion GenRaiEIN ERFAHRUNGSBERICHT DER ORGANISATORIN JANINE MÜLLER – Claude AnShin Thomas in Belzig – Seite 2ANKÜNDIGUNG DER PILGERWANDERUNG von Claude AnShin Thomas im Zeitraum September bis Oktober 2004 – Seite 3EINWÖCHIGES RETREAT IN STEINEN – Eine Reflektion – Seite 4DIE WURZELN DER GEWALT – Vortrag von Claude AnShin Thomas – Seite 5STRAßENRETREAT 2004 IN KÖLN – Teilnehmer berichten – Seite 6-7SPENDENGELD VERWENDUNG,TERMINE


Liebe Freundeund <strong>Sangha</strong> MitgliederWie immer freue ich mich, Euch den2. Rundbrief des Jahres 2004 präsentierenzu dürfen.Im Blickpunkt dieses Jahres standen insbesonderedie 2 Wochen-Retreats in Belzig undSteinen, das Straßenretreat in Köln sowie der2. Besuch von Claude AnShin Thomas auf derWewelsburg. Hierzu habe ich einige Artikelvon Teilnehmern zusammengestellt. Über einigeVeranstaltungen werden wir jedoch erst imnächsten Rundbrief berichten. Ferner findetIhr auf Seite 5 dieser Ausgabe einen Vortragvon Claude AnShin zum Thema: „Die Wurzelnder Gewalt“.Auf Seite 3 und 4 findet Ihr einen Textauszugaus Claude AnShins Vortrag in Belzig.Wiebke KenShin hat eine Information überClaude AnShins Aktivitäten in den nächstenMonaten verfasst (vgl. Seite 3).Im übrigen wurde das Bild auf der letztenSeite von Dirk Esser gemacht. Dirk hat ClaudeAnShin dieses Jahr als Fotograf zu sehr vielenVeranstaltungen begleitet und hunderte vonwunderbaren schwarz-weiß Bildern aufgenommen.Es ist geplant, hieraus einen Kalenderfür das Jahr 2006 entstehen zu lassen.Jetzt wünsche ich Euch erst einmal viel Spaßbeim Lesen des Rundbriefes und beim Anschauender Bilder!Herzlichst, Eure:Marion GenRai, für die RedaktionEIN ERFAHRUNGSBERICHT DERORGANISATORIN JANINE MÜLLER– Claude AnShin Thomas in BelzigVom 3.-12. Mai 2004 war Claude AnShinThomas in Belzig bei Berlin.Die Veranstaltungenumfassten zwei Schulbesuche im Gymnasiumund in der Gesamtschule, einen öffentlichenVortrag in der Stadt (8000 Einwohner), einenAchtsamkeitstag und ein viertägiges Retreat imZEGG (Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung).Ich hatte mich dafür entschieden,die Veranstaltungen zu organisieren,damit ich selbst mit Claude AnShin praktizierenund lernen kann und damit in meinem Umfeldmehr Menschen verstehen, wie tief die Praxisder Achtsamkeit wirkt, so wie ich sie selbsterlebt habe. Die Schulbesuche vorzubereitenwar Heilung für mich, da ich nach abgeschlossenerAusbildung als Grund- und Hauptschullehrerinvor jetzt schon 28 Jahren die Schuleverlassen habe. Im Alter von 25 empfand ich dieSchule als unmenschlich für Lehrer und Schüler,hatte selbst aber auch keinerlei innere Substanz,es anders zu machen.Da ich hier in einer festen Gemeinschaftlebe, habe ich erkannt, dass ich 13 Jahre langnicht gefühlt habe, mit welchen Menschen inBelzig ich lebe. Und was es heißt, aus zwei verschiedenenGesellschaftssystemen und Kulturenzu kommen. Jetzt kenne und schätze ichdie Menschen dort. Die Stadt hat ein Gesichtfür mich bekommen.Deutlich konnte ich meine eigenenBewertungen beobachten, und loslassen.Nein, beim Metzger hänge ich kein Plakatauf. Ich esse kein Fleisch und will auch nichtszu tun haben damit. Nach einer Woche habeich es doch aufgehängt.Wie kann ich erwarten,dass die Menschen aus der Stadt zueinem Vortrag mit einem amerikanischenZen-Mönch kommen, wenn ich selbst Scheuklappenhabe. Wenn ich will, dass dieWelt anders wird, verbundener wird, mussich selbst anders leben. Immer wieder verbandich mich mit dem tiefsten Grund dessen,warum ich das alles mache: Mir undanderen ein Werkzeug zu erschließen, wieder Einzelne und damit das Zusammenlebender Menschen humaner werden kann.Mit dieser Festigkeit ging ich in die Cafeteriaim Krankenhaus, die Therme, den Fotoladen,den Optiker usw.Zusätzlich war die Vorbereitung ein Weg, indem ich dauernd mit dem Unbekannten inBerührung kam. Würde ich mich blamierenund keine Leute zum Vortrag kommen?Würde ich ein finanzielles Minus machen?Würden die Schulen mir die kalte Schulterzeigen? Immer wieder habe ich die Verknüpfungdes Ganzen mit einem persönlichenErfolg losgelassen. Ständig kamen neueIdentifizierungen, mit denen ich die Kontrolleüber den Erfolg behalten wollte. Was für einStress, als es dann am Achtsamkeitstagzunächst zu wenig zu essen gab, weil 10 Teilnehmermehr kamen als angemeldet. Einewunderbare Achtsamkeitsübung für die Gier,wenn ich nicht ein Image zu verlieren gehabthätte. Anhaftung an die Vollkommenheit, mitder Kehrseite, dass ich mich und andere verurteile,wenn Fehler passieren.Schließlich war es auf allen Ebenen einefruchtbare Zeit. Schüler und Lehrer an denSchulen wünschen sich einen weiteren Besuchvon Claude AnShin im kommenden Jahr.Wie hat sich alles ausgewirkt? ClaudeAnShin hat viele durch seinen Lebenswegbeeindruckt. Selbst in eine Praxis einzutretenist ein viel längerer Weg. Einige in der Gemeinschafthaben ihn verstärkt aufgenommen.Gerade ist Sommercamp im ZEGG. Wirhaben 120 Gäste. Jeden Morgen gibt es einestille Meditation auf dem Campus, unseremzentralen Platz. Wir haben eine Glocke derAchtsamkeit, die, auf dem ganzen Platz hörbar,zum Innehalten einlädt.Ich selbst habe mich seit Mai noch tiefer aufdie Praxis des achtsamen Sprechens und tiefenZuhörens eingelassen. Jedes Mal fühle ich denWiderstand, die Sicherheit meine souveräneRolle zu verlassen und tiefer von mir zu sprechen.Auf geheimnisvolle Weise wird es mirselbstverständlicher, mein ganzes Sein, mitLicht und Schatten, in ein Gespräch einfließenzu lassen. Dafür bin ich dankbar.Janine MüllerANKÜNDIGUNG DERPILGERWANDERUNGvon Claude AnShin Thomas imZeitraum September bis Oktober 2004Claude AnShin Thomas setzt die bemerkenswertespirituelle Praxis der Pilgerwanderungdieses Jahr in den USA fort, undzwar als Markierung der Veröffentlichung deramerikanischen Version seines Buches am14. September 2004. Er wird von Concord,Massachusetts durch New York City nachWashington DC gehen. Als Zen BuddhistischerMönch und internationaler Aktivist fürGewaltlosigkeit wird er die sehr alte Praxisdes Pilgerns weiter belegen, indem er in buddhistischenRoben und ohne Geld zu Fußunterwegs sein wird. Die Pilger werden allesNotwendige auf dem Rücken tragen und imGeiste der buddhistischen Tradition desAlmosenbetteln, genannt Takuhatsu, entlangdes Weges um Unterkunft und Nahrung betteln.Claude AnShin bekräftigt weiterhin, dassKrieg kein Ergebnis unserer menschlichenNatur ist, aber "kollektiver Ausdruck individuellenLeidens". Die Samen des Kriegesund der Gewalt werden früh und oftgepflanzt. Claude AnShin zeigt uns, wie jedereinzelne von uns die Kraft und Stärke besitzt,Krieg zu beenden.“Jeder hat seinen eigenen enen Krieg.Mögen wir gemeinsam gauf einePilgererwanderung aufbrechen,genaudiese Kriege zu beenden und wahr-haftig Frieden Fzu leben.”Claude AnShin ThomasWir brauchen Eure finanzielle Unterstützungwährend des Pilgerns und darüber hinaus,um das Magnolia Zen Zentrum und ClaudeAnShins Leben und Arbeit zu erhalten.Bitte überweist großzügig auf das Konto:GLS Gemeinschaftsbank eG, BLZ 43060967,Kontonummer: 8038737101Für weitere Informationen wendet euch andie Webseite http://www.zaltho.org oderhttp://www.zaltho.deViele herzliche GrüßeWiebke KenShin AndersenMitarbeiterin der <strong>Zaltho</strong> Foundation,Inc. & Assistentin von Claude AnShin ThomasDANKE FÜR EUER DANA!An dieser Stelle möchte ich in meinem eigenenNamen und im Namen des Vorstandes der<strong>Zaltho</strong> Sanghe e.V. die Gelegenheit nutzen, einmalvon ganzem Herzen Dankeschön zu sagen.Ein Dankeschön an all die Menschen, die esdurch ihre Spenden – insbesondere ausgelöstdurch die Telefonspendenaktion Ende vergangenenJahres, als auch den SpendenbriefAnfang diesen Jahres - möglich machen, dassClaude AnShin Thomas und der Verein ihreArbeit fortführen können. Herzlichen Dankfür Eure Großzügigkeit!In diesem Jahr ist ein Betrag in Höhe vonrund 5.600,00 Euro aus der Telefon- undBriefaktion zusammengekommen. Hierüberhaben wir uns sehr gefreut und es war ausgesprochenhilfreich.Auch in diesem Jahr wollenwir mit unserer Mithilfe weitermachen undzwar mit dem Ziel die Spendensumme weiteranwachsen zu lassen, damit Claude AnShinThomas auch während der Pilgerwanderungund der USA-Buchtour genügend Hilfe erfährt,um seine Arbeit und das Magnolia ZenZentrum aufrecht erhalten zu können. Undnatürlich auch weil wir möchten, dass erweiterhin zu uns nach Europa kommen kann.Zu eurer Information hat er mir noch mal mitgeteilt,dass die monatlichen Fixkosten für ihnca.3.500,00US Dollar betragen.Dies umfasstsämtliche Kosten, wie die Abtragung der Hausdarlehen,Hausversicherung, Grundsteuern,Strom, Gas, genereller Bürobedarf, Zendo-Bedarf und <strong>Zaltho</strong>- Auto. Das ist ja eigentlichgar nicht so viel, aber Claude AnShin deckt dieKosten ganz alleine bzw. mit Hilfe der <strong>Zaltho</strong>Foundation und braucht darüber hinaus dringenddie Hilfe von uns, der <strong>Sangha</strong>.Es hat mich sehr berührt, so viel Unterstützungvon einer großen Interessengemeinschaftzu erfahren. Es hat mir gezeigt, dass eintiefer Wunsch nach Spiritualität und der Weitergabedes Dharma – der Lehren – da ist unddass Menschen bereit sind, dies zu unterstützenund aufrecht zu erhalten.Ich möchte aber auch von ganzem HerzenRoger ShoShin, Karen, Johanna, Markus undAnne-Marie danken, die sich bereit erklärthaben, insgesamt ca. 1000 Menschen persönlichanzurufen und so unmittelbar um eineSpende zu bitten.Für mich selber war es bereits das 2. Mal,den Mut aufzubringen zum Hörer zu greifenund zu bitten. Es ist eine sehr intensive Praxis,die viele tiefe und sehr unterschiedlicheErfahrungen von Widerständen, Ängsten,Verbundenheit, sich getrennt fühlen, Distanzund Nähe in mir ausgelöst hat. Ich habe in dieserZeit viele gute Gespräche gehabt.Letztendlich hat das Bitten für mich dazugeführt, dass ich feststellen durfte, dass eswirklich eine große <strong>Sangha</strong>, eine großeGemeinschaft gibt. Ich bin froh, mit so vielenvon Euch unmittelbaren Kontakt am Telefongehabt und so die Gelegenheit erhalten zuhaben, Euch besser kennen zu lernen.In Gassho, EureMarion GenRai2 3


DIE WURZELN DER GEWALT –Vortrag von Claude AnShin ThomasHingefahren bin ich mit nicht allzu großenErwartungen, ein bisschen auchVerpflichtung, Commitment. DienstagAbend: Ankommen bei der Familie Sloangegen halb sieben Uhr: Eine warme Suppe -eine neue Gruppe. Nicht mehr so viel Angstwie früher.Während des Retreats hatte ich teilweisedas „Gefühl“ von etwas Gelangweilt sein –mich nicht so einzulassen, innerlich nicht dabeizu sein: „Mir geht es nicht schlecht, aber auchnicht so richtig gut“; ein bisschen so was von„keine Gefühle“, ein mehr gedachtes alsgefühltes Vermissen von Liebe, Glücklichsein;keine richtige Sehnsucht, kein richtiges Leiden.Diese Grundbefindlichkeit hat sich geändert,als es am letzten Morgen bei der „Frage undAntwort Meditation“ um Selbstwert, Sich-Angenommen- oder Nicht-Angenommen-Fühlen und Trauer gegangen ist. Was tue ich,wenn eigene Gefühle wach werden, auch alsResonanz auf Gefühle von anderen? Ich mussmich nicht davon überschwemmen oder fortreißenlassen – aber ich muss deswegen nicht(mehr) abspalten (dissoziieren) oder eine (zu)große Distanz einnehmen. Kontrolle ohne zukontrollieren. Das war kein punktuellesEreignis während des Retreats, sondern eineweitere Perle in der Kette meiner persönlichenErfahrungen.DER WEG DER ERLEUCHTUNG ISTUNÜBERTREFFLICH; ICH GELOBEIHN ZU VERKÖRPERN •Claude war gefragt worden, wie er so langebewegungslos sitzen könne. Er antwortete,dies habe sich z.T. aus dem langjährigenPraktizieren entwickelt. Aber noch wichtigersei: Es sei gar nicht so, dass er sich nicht bewege,sondern er bewege sich durchaus, nurhandele es sich um sehr subtile Bewegungen.Ich hatte dies mit dem „Sitzen ohne sich zubewegen“ auch lange Zeit nicht so genau verstanden.Je vertrauter ich mit der Zen-Meditationspraxiswerde, umso stärker nehme ichdie Lebendigkeit und Kraft, die darin liegtwahr, bei anderen die praktizieren und zunehmendbei mir selbst. Was für ein Kontrast zuEINWÖCHIGES RETREAT IN STEINEN – Eine Reflektionden Vorstellungen (meist aufgrund vonVorurteilen und oberflächlicher Wahrnehmung)von „völliger Bewegungslosigkeit“, was jaErstarrung und somit Tod bedeutete.Die Erfahrung von mehr Lebendigkeit undKraft mache ich nicht nur im Körperlichen,z.B. beim Sitzen, sondern genauso mit mentalenProzessen und eben auch mehr im emotionalenBereich: Also nicht mehr in dieErstarrung (oder Erschlaffung) zu gehen.In den Kontakt und Austausch mit anderenist für mich mehr Bewegung und Lebengekommen. In Analogie mit den subtiler werdendenBewegungen beim Sitzen: DieSchmerzen und damit Abwehr undWiderstand sind nicht mehr so gewaltig wieam Anfang; und es gibt soviel zu entdecken.DIE WIRKLICHKEIT IST GRENZENLOS;ICH GELOBE SIE ZU ERGRÜNDEN ·Von dem Vertrauen, das Claude AnShin inden Weg und in die „geschickten Hilfsmittel“verkörpert, bin ich sehr beeindruckt.Wie einfacherscheint es, „das achtsame Sprechen undtiefe Zuhören“ und wie viel Kraft steckt darin!Ich hatte mich immer nach einer Gruppegesehnt, in der ich im Kontakt zu mir selbstUND zu anderen sein kann. Gleichzeitigbefürchtete ich, dass es das für mich niemalsgeben würde.Claude AnShins Vertrauen in Buddha(Geist), den Dharma (Weg) und in die <strong>Sangha</strong>(Gemeinschaft) hat sich auf unsere konkreteGruppe, jede und jeden einzelnen von uns,die zum Retreat gekommen waren, übertragen.Durch dieses Vertrauen, das er ausstrahlt,wird es möglich, dass eigenes Vertrauenzu sich selbst und zum Weg entstehenund wachsen kann. Für mich persönlichbedeutet das auch: Kontrolle zu lockern oderloszulassen, mich nicht mehr für andere oderdie Gruppe verantwortlich zu fühlen und dieVerantwortung für mich selbst dabei zu vernachlässigen.Dies ist ein Entwicklungsprozess,der in Verbindung mit ClaudeAnShin und der <strong>Sangha</strong> in Gang gekommen,aber längst noch nicht abgeschlossen ist undnoch viel Zeit brauchen wird und darf.DIE VERBLENDUNGEN SINDUNERSCHÖPFLICH; ICH GELOBESIE ZU BEENDEN·Ich habe mein Schreiben unterbrochen –Achtsamkeit, nicht gierig zu sein, fertigzustellen;wie in den Unterweisungen zurArbeitsmeditation. Ich sitze im Zug nachhause,im Großraumwagen. In der übernächstenReihe sitzt ein Paar mit zwei kleinen Kindern,Junge und Mädchen, etwa vier und fünf Jahrealt. Es entstand eine nervöse, aggressivgewalttätigeund aufgeladenen Atmosphäre.Die in der Nähe sitzenden Fahrgäste habennach und nach diese Umgebung verlassen,Flucht. Ich konnte es auch nicht gut ertragen,eigene Erinnerungen wurden geweckt. Ich warauch schon dabei, meine Flucht zu planen,mit „guten Gründen“: „Hier kann ich dochnicht meditieren!“ Als mir das bewusst wurde,begann ich erst innezuhalten und dann fürmich zu rezitieren, ganz leise, aber unterschwelligwahrnehmbar.Und es dauerte gar nicht lange: zuersthörte das Schreien, dann das aufgeregteschnelle Reden auf. Und dann meditierte ichstill – und um mich herum war es ebenfallsstill geworden. Nur ab und zu Sprechen, ganzruhig und zufrieden. Ich war sehr berührtdavon und ich begann sehr tief zu weinen,ohne genau zu wissen warum. Und jetzt nochbeim Schreiben herrscht hier immer nocheine sehr schöne, zufriedene und lebendigeRuhe.DIE WESEN SIND ZAHLLOS;ICH GELOBE SIE ZU BEFREIEN ·Für das Retreat hätte es keinen besserenOrt geben können, bzw. ohne diesen Ort wäredas Retreat ein anderes gewesen. Die Atmosphärewar frei und großzügig und dochvon ganz viel Geborgenheit und Fürsorgegeprägt. Dafür möchte ich, sicherlich imNamen aller, Euch, Petra und Ken aus tiefemHerzen und in Zuneigung danken.In Gassho:Johanna KapferDer Prozess der buddhistischen Praxisbesteht für mich darin, die Beschaffenheitmeines Lebens zu untersuchen,bzw. auseinanderzupflücken. Allemeine Ideen, alle meine Gedanken, alle meineWahrnehmungen und Vorstellungen. DiePraxis der Meditation besteht darin, mich mitmeinen Konzepten in Kontakt zu bringen, sodass ich das Leben direkter erfahren kann.Gewalt ist niemals eine Lösung! Natürlichist es eine Wahl, die ich treffen kann undjeden Tag wird diese von Menschen getroffen– aber es ist niemals eine Lösung.Es gibt eine grundlegende Belehrung, welcheBuddha an uns weitergegeben hat: Die Belehrungdes Karma. Aber dies ist nichts, wases ganz speziell nur im Buddhismus gibt.Karmaist das Gesetz von Ursache und Wirkung - dasist auch ein zentrales Gesetz der Physik.Karma existiert weiterhin in den christlichenLehren: „Du wirst ernten, was du gesät hast“ –das ist Karma – eines von diesen Naturgesetzen,das wir nicht verletzen können, ohnedass es dafür Konsequenzen geben wird.Wo liegen die Wurzeln der Gewalt? Liegensie in den wirtschaftlichen Strukturen, liegensie in den Bildungsstrukturen? Existieren siein den religiösen Strukturen oder unserenRechtsstrukturen? Nirgendwo dort existierendie Wurzeln der Gewalt. Die Wurzeln derGewalt existieren hier in uns, in jedemEinzelnen.In dem Augenblick, wo wir nach außen projizieren,und sagen, dort liegt das Problem, sinddas bereits die Wurzeln der Gewalt.Und damitvermeiden wir die ganz wesentliche Verantwortung,die wir selber haben - nämlichaufzuwachen.Das heißt nicht, dass wir damit dieSchwierigkeiten, die in all diesen Strukturenauch existieren, entschuldigen.Diese Strukturen entstehen ja durch vieleEinzelpersonen – wenn der Einzelne heilt,dann kümmert sich die jeweilige Struktur bzw.Institution um sich selbst. Wer ist für dieHeilung des Einzelnen verantwortlich? Wirselbst. Jeder Einzelne von uns ist verantwortlichfür sein eigenes Erwachen. Niemand kanndas für uns tun.Wenn du willst, dass die Weltanders wird, kann das geschehen - das ist diegute Nachricht – wenn du bereit bist, anderszu leben.In mir existieren alle vorangegangenenGenerationen. Mein Vater ist in mir, meinGroßvater ist in mir, meine Mutter ist in mir...alle vorangegangenen Generationen überall inRaum und Zeit existieren hier in mir. Genauso,wie sie in dir existieren. Es ist wichtig zu diesemessentiellen Punkt zu erwachen. DieFamiliengeschichten sind wichtig...Ich habe hier in Deutschland auch einen Teilmeiner militärischen Ausbildung erhalten,bevor ich nach Vietnam gegangen bin – natürlichhabe ich euch nie als Menschen gesehen,denn im Prozess der Militärausbildung, imProzess, Feinde zu schaffen, habe ich selbstmeinen Kontakt zu meiner Menschlichkeit verloren.Wennich also keinen Kontakt zu meinereigenen Menschlichkeit habe, dann habe ichnatürlich auch keinen Zugang zurMenschlichkeit des Anderen. Das ist die gegenseitigeVerbundenheit aller Dinge. KeineHandlung geschieht ohne Konsequenz. Wenndu einen Reissack in China fallen lässt, hat daseine Auswirkung in Mexiko. Und wir beginnenjetzt zu sehen, wie sich das auswirkt – jemandzieht sich in China eine Krankheit zu, undplötzlich ist die ganze Welt davon infiziert. Esist immer so, es ist auch immer schon sogewesen, nur jetzt werden wir uns dessenstärker bewusst. Wo liegen die Wurzeln derGewalt? In uns, nicht da draußen, sondern inuns. Ich möchte euch deswegen einladen, aufzuwachen.Wir sind immer dabei, Feinde zu schaffenund wir schaffen endlos Trennung, um unseremLeiden zu entkommen. Um unserer Verantwortungzu entkommen.Ich fühle mich unbehaglich, ich fühle michunsicher, dann brauche ich auch jemanden,dem ich dafür die Schuld zuschieben kann. MitSicherheit kann ich selbst nicht dafür dieVerantwortung übernehmen.Wenn wir wollen, dass es in der Welt anderswird, dann müssen wir anders leben. Wirkönnen nicht erwarten, dass die Welt sichändert, um unseren Erwartungen zu entsprechen.Das wäre ein bisschen so, als wolleman, dass ein Apfelbaum Trauben trägt.Wenn ich will, dass mein Leben sich ändert,dann kann ich mich nicht dort hindenken. Esist gleichgültig, wie viele Bücher ich lese, esist auch egal wie sehr ich meinen Geist anrege,ich kann mich nicht in eine neue Lebensweisehinein denken, sondern ich muss michin eine neue Denkweise hinein leben.Wie kann ich das machen? Erstmal braucheich einen starken Wunsch, zu ergründen – undzwar jene Orte in mir selbst, die ich mir erziehungsgemäßnormalerweise nicht ansehe.Wozu Buddha uns eingeladen hat, ist anzuhalten,ruhig zu werden um diesen Ort der stillenReflektion zu betreten. Und während desProzesses des Anhaltens, habe ich dieGelegenheit der Natur meines Leidens zubegegnen – dadurch, dass ich bereit bin, dies zubeobachten.Ein Beispiel: Um mit der Ablenkung aufzuhören,um diese ganzen Ausfluchtswege abzuschneiden,habe ich bestimmte innereVerpflichtungen getroffen. Eine grundlegendeVerpflichtung ist, keine Rauschmittel zu mir zunehmen. Kein Alkohol, kein Tabak, keine anderenDrogen. Als ich mit diesen ganz offensichtlichenAblenkungen aufhörte, hatte ichdie Gelegenheit, zu beobachten, welche dienächsten Ebenen der Ablenkung sind und mitdenen aufzuhören. Es geht darum zu entdekken,was diese Ablenkungen sind und mit ihnenaufzuhören...Wie viel Zeit verbringen wir im gegenwärtigenAugenblick? Es ist wichtig zu erkennen,was uns daran hindert, im gegenwärtigenAugenblick zu leben. Der Atem ist ein Hilfsmittel,dies zu tun. Die Wurzeln der Gewaltliegen in unserem Mangel an bewusstemGewahrsein.Wenn du hierher gekommen bist, um großeOffenbarungen darüber zu hören, wo nun dieWurzeln der Gewalt liegen, wirst du dies nichtvon mir bekommen, weil sie hier in uns liegen.Für mein Leben bin ich selbst verantwortlich.Wenn ich möchte, dass mein Kind ein gutesLeben hat, dann muss ich mein eigenes Lebengut leben, da mein Kind in einem ganz wahrenSinne eine Reinkarnation von mir ist. Wie ofthaben wir selbst gesagt: „Ich will nicht wiemeine Eltern werden.“ Und je mehr ich nichtso wie sie sein will, desto mehr werdeich genau wie sie – weil ich sie bin – ihr Lebenformte meine Art und Weise, wie ich michdem Leben annähere. Es ist sehr wichtig, dassman mit seinen Eltern Frieden schließt.Ich kann natürlich nichts daran ändern, wiemeine Mutter und mein Vater leben – was ichtun kann, ist die Art zu verändern, wie meineMutter und mein Vater in mir leben – in kannbeide in mir heilen und dadurch kann ich allevergangenen Generationen so, wie sie in mirexistieren, heilen. Tatsächlich kann ich dasgesamte Universum heilen, weil das gesamteUniversum genau hier in mir existiert...To be continued....4 5


STRAßENRETREAT 2004 IN KÖLNTeilnehmer berichtenBESTELLFORMULAR:Bitte die Anzahl der gewünschten Artikel und Beträge in die Spalten eintragen.Artikel Preis / Anzahl BetragBuch von Claude AnShin Thomas 14,90Krieg beenden – Frieden lebenCD-Köln 2002 8,-Du hast eine Wahl - Krieg beenden-Frieden lebenca. 74 MinutenCD-Bielefeld 2002 8,-Die Dinge anders tun –spirituelle Richtlinien für das tägliche Lebenca. 74 MinutenDoppel-CD-Scheibbs 2002 13,-Aus der Spirale der Gewalt heraustretenTeil 1 und Teil 2 ca. 130 MinutenCD-Wien 2002 8,-Leid überwinden –die Spirale der Gewalt durchbrechenca. 80 MinutenBroschüre gebunden 6,-Praxis und Disziplin für das tägliche LebenDinA-4 30 SeitenAufkleber: 1,-Gewalt ist niemals eine Lösung(Falls Sie nur Aufkleber bestellen: Portokosten 1.- )PORTO UND VERPACKUNG 2,50SummeDen Bestellschein senden Sie bitte an:JOHANNA KAPFER – FUCHSKAMP 6 – 33619 BIELEFELDTel.: 0521/173566 - jkapfer@debitel.netDen Gesamtbetrag überweisen Sie bitte im Voraus an:<strong>Zaltho</strong> <strong>Sangha</strong> - GLS Gemeinschaftsbank BLZ 430 609 67 - Kontonummer 8038737100Name:Anschrift:ggf.Telefon:e-mail:Datum und Unterschrift:Ich kam zum ersten Mal mit Claude AnShinThomas in Frankfurt, im Jahr 2003, näherin Kontakt. Die klare und bedingungsloseHaltung faszinierte mich und löste bestimmteProzesse in mir aus, die mich neugierig machten.Ich hatte bereits von den Straßenretreatsgehört und entschied mich, bei der nächstenMöglichkeit in Deutschland teilzunehmen.Als ich die Bedingungen hörte, nichtwaschen in der Woche vor dem Retreat und1080 Euro DANA sammeln, ging ich dochetwas in die Knie. Das kam mir alles viel vor.Dennoch hatte ich mich entschieden undbegann im März, Geld zu sammeln. MeineUmgebung reagierte interessiert und meistsehr positiv. Ich machte einen „Probelauf“und wusch mich 5 Tage nicht, was wenigerschlimm war als befürchtet. Also konnte ichauch vor dem Retreat noch arbeiten undmusste keinen Urlaub wegen unzumutbaremGestank machen.Als das Retreat dann näher kam, stiegmeine Angst, meine Motivation sank. Bis zumRetreat stieg die Angst ständig weiter ohnedass ich hätte sagen können, wovor ich denngenau Angst hatte. Der Beginn unseres Unternehmensbegann mit einem kleinen Erdbeben.Claude erklärte, er würde nicht mituns auf die Straße gehen, da das Commitmentund die Motivation nicht ausreichendseien. Es ging nun darum, zu entscheiden, obwir die Erfahrung des Straßenretreats aufjeden Fall machen wollten und uns vom Lehrerunabhängig machen wollten. Es war die ersteÜbung, ganz bei mir zu bleiben und für michzu entscheiden. Ich entschied mich ebensowie Roger dagegen. Sechs aus unsererGruppe zogen also ohne Claude los, zusammenmit Wiebke.Alles verwirrend! Claude entschied dann,mit Roger und mir doch loszugehen. Ich hattemich um nichts gekümmert, wollte mal nichtalles kontrollieren im Vorfeld wie sonst undstellte bald fest, dass wir wirklich draußenschlafen werden bei der Kälte und dass ichmit dem, was ich an Kleidung trug, frierenwürde ohne Ende (hatte ich mich doch geradenoch gegen meine Sandalen entschiedenund immerhin geschlossene Schuhe angezogen).In letzter Minute bekam ich im SSMnoch einen Satz Extrakleidung. Irgendwie hattenwir Glück an diesem verwirrendenAbend und fanden für uns drei ausreichendDecken. Erschöpft schlief ich unter einerBrücke gegen Regen geschützt, einigermaßenwarm, ein. Es war die einzige Nacht, die ichgut geschlafen habe. In den anderen Nächtenhielten innere Prozesse mich wach.Am nächstenMorgen trafen wir die „andere“ Gruppeam Dom wieder, sie sahen munter und sehrmüde aus.Wir praktizierten getrennt in zweiGruppen, es war ein schmerzhafter Prozesswahrscheinlich für uns alle und die Erfahrung,wie Trennung sich anfühlt. Am folgendenAbend waren wir dann endlich eine Gruppenach verschiedenen Prozessen, die einzelneGruppenteilnehmer mit Claude führten.Die Regeln und Umgangsformen auf diesemRetreat waren mir nicht klar, ich musstesie mir im Laufe der Zeit erschließen, machtedabei natürlich Fehler ohne Ende, warunachtsam, fühlte mich schuldig für alles mögliche,was ich übersehen hatte und so begannendie inneren Prozesse, meine tiefen Konditionierungen,z.B. alles richtig zu machenund mein nicht gerade liebevoller Umgangmit mir in diesem Zusammenhang selbst, inden Vordergrund zu treten. Weiterhin fandich das Leben auf der Straße zwar anstrengend(Wetter, Betteln um Essen, die ganzeSorge um den Körper), aber das alles wurdeweniger wichtig. Ich hatte mit Claude einigeIndividualtalks, in denen er mir sehr vieleFragen stellte. Konflikte, die ich seit Jahrenmit mir herumtrage und die ich bisher nichtlösen konnte, tiefe Ängste, Handlungen, wegendenen ich mich schäme usw. all das kamauf einmal aus mir raus. Claude hatte bei denGesprächen nichts davon gewertet, hat mirlediglich viele, viele Fragen gestellt, teilweiseauf Antworten bestanden und mir viel vonsich selbst in ähnlichen Situationen erzählt.Irgendetwas in mir kam mehr zu Ruhe, irgendetwasanderes wurde unruhiger.Da ich mich auf dem Straßenretreat aufnichts zurückziehen konnte, wir auch immerin diesem Gruppenprozess miteinanderwaren, war ich auch meinen Themen gnadenlosausgesetzt. Die alltägliche Achtsamkeit inden kleinen Dingen, der Kontakt mit denanderen Teilnehmern, viele ganz persönlicheGespräche mit den anderen, die Großzügigkeit,die wir erfuhren, halfen, dass dieDinge in mir arbeiten konnten, ohne irgendwieden Boden unter mir zu verlieren.Als das Straßenretreat zu Ende ging, warich froh. Ich hatte etwas gewagt in meinemLeben, viel dafür bekommen, bin um Erfahrungenreicher, fühle deutlich wenigerAngst, habe unmittelbareren Kontakt zuanderen Menschen und war aber auch sehrerschöpft. Bereits am Tag nach dem Retreatfingen Dinge in meinem Leben an sich zuklären, an denen ich nun schon lange erfolglos„rumgedoktert“ hatte. Nun werde ichsehen, was weiter passiert. Ich bin offenergeworden, mache weniger Pläne.Kalika SchlumbergerWEITERE STIMMEN ZUMSTRAßENRETREAT„Ich habe Stunden damit zugebracht, nurLeute zu beobachten – eine Tätigkeit, die mirin meinem „normalen“ Alltag eher langweiligerscheinen würde. Ich war sehr erstaunt darüber,wie viel Verschiedenes z.B. auf demKölner Domplatz innerhalb einer Stunde passiert.Dies war dann auch in keiner Weiselangweilig, sondern eher spannend – ja, so alsob ich ein spannendes Video ansehe.In mir entstand die Vermutung,dass es eigentlichkeine Langeweile, die durch äußereUmstande auf mich trifft, geben könne. DasGefühl der Langeweile entsteht immer dann inmir, wenn ich nicht bereit bin, die ständigenVeränderungen die ja pausenlos subtil undweniger subtil in meiner Umgebung stattfinden,wahrnehmen zu wollen. Oder um ein in buddhistischenKreisen häufiger gebrauchtes Wortzu verwenden, wenn ich nicht achtsam bin.“Roger ShoShinObwohl ich das Retreat aus persönlichenGründen vorzeitig beendete, hat es mir verschiedeneDinge klar gemacht. Leid undGewalt in jeder Form steckt oftmals tiefer inmir / in uns als wir / ich glauben. Erfahrungenaus unserem Leben prägen uns lange, langeZeit auch wenn wir uns scheinbar mit ihnenarrangiert haben, vielleicht sogar glauben, siewirklich bearbeitet zu haben. Das Zusammenkommenvon günstigen Bedingungenreicht oftmals, um vieles wieder ans Licht zuholen. Dann ist es an mir / an uns dieses tatsächlichzu transformieren um zu heilen. Inder wenigen Zeit, die ich teilnehmen konnte,habe ich Schmerz, Wut, Trauer, Liebe undMitgefühl erfahren. Einen Teil konnte ich heilen,einen Teil nahm ich wieder mit.Vieles ausmeiner Vergangenheit, welches ich über Jahremitschleppte, blieb zurück auf der Straße.Ich habe mich verändert, wozu und wohinbleibt abzuwarten. Es war die richtige Zeit,der richtige Ort, die richtige Gruppe undClaude AnShin die richtige Person in diesemMoment. Für diese Erfahrung bin ich sehrdankbar.Ich verneige mich vor allen die mich begleitethaben, die mir die Möglichkeit gaben inmich hineinzuschauen, mich zu spüren. Ich verneigemich mit Demut vor denen, die nichtzurück können von diesem Ort. Mögen sie alleund alle fühlenden Wesen Glück erfahren.Un-SanMir hat am meisten die Großzügigkeit derKölner „zu schaffen“ gemacht. Ich hatte damitgerechnet, abgewiesen und beschimpft zuwerden. So wie ich es oft bei Bettlern undObdachlosen getan habe. Stattdessen habe ichüberwiegend zutiefst großzügige Menschenerlebt. Die ohne Misstrauen, ohne Groll, einfachnur großzügig und selbstlos, ganz selbstverständlichEssen gegeben haben. In diesenMomenten war ich so tief berührt.Zu wissen, dass es nicht nur Menschengibt, die sich „nur“ um ihr eigenes Wohlbemühen, sondern zu entdecken, dass esMenschen gibt, die den Gedanken des Dana– des selbstlosen, großzügigen Gebens –6 7

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