Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg
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sten unmittelbar zugewiesener Arbeit. Die hauptsächliche Ursache für diesen<br />
Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> Vermittlung von Arbeit über den Markt liegt nicht in den<br />
wachsenden Eingriffen <strong>der</strong> öffentlichen Hand in die Wirtschaft o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Entstehung des Wohlfahrtsstaates o<strong>der</strong> in den Errungenschaften des Klassenkampfs—obwohl<br />
dies alles zu diesem Ergebnis beigetragen hat. Die Hauptursache<br />
liegt in <strong>der</strong> inneren Logik des Kapitalismus selbst und in seiner beson<strong>der</strong>en<br />
Dynamik von Akkumulation und Wettbewerb. Natürlich kann unmittelbar,<br />
direkt zugeteilte Arbeit begleitet sein von Finanzbuchhaltung; das ist in den<br />
bürokratisch geplanten Wirtschaftssystemen <strong>der</strong> UdSSR, Chinas o<strong>der</strong> Osteuropas.<br />
<strong>der</strong> Fall. Das aber bedeutet keineswegs Zuteilung über den Markt.<br />
Wenn die Ersatzteile für Lastwagen bei General Motors im Betrieb X, die<br />
Karosserien für die Fahrzeuge im Betrieb Y hergestellt werden und die Montage<br />
im Betrieb Z durchgeführt wird, dann bedeutet die Tatsache, daß die<br />
Computerausdrucke, die den Transport <strong>der</strong> Ersatzteile begleiten und bis ins<br />
Kleinste gehende Kostenberechnungen enthalten, keineswegs, daß <strong>der</strong> Betrieb<br />
X Ersatzteile an den Betrieb Y „verkauft“. Verkauf beinhaltet einen Wechsel<br />
des Eigentümers und zugleich eine tatsächliche Aufsplitterung <strong>der</strong> Entscheidungsgewalt,<br />
die eine wirkliche Autonomie <strong>der</strong> Eigentums— und <strong>der</strong> finanziellen<br />
Interessen wi<strong>der</strong>spiegelt. Nicht <strong>der</strong> Markt, son<strong>der</strong>n das geplante Ziel <strong>der</strong><br />
Lastwagenproduktion bestimmt die Anzahl <strong>der</strong> herzustellenden Karosserien.<br />
Die Karosseriebau-Werkstatt kann nicht „bankrott“ gehen, weil sie „zu viele“<br />
Einheiten an die Montage-Werkstatt geliefert hat.<br />
Natürlich herrscht nach wie vor eine kapitalistische Marktwirtschaft in dem<br />
Sinne, daß alle diese Vorgänge typischerweise auf das Stadium <strong>der</strong><br />
Zwischenverarbeitung von Waren beschränkt sind—d.h. <strong>der</strong> Waren, bevor sie<br />
den Endkunden erreichen. (Wir sagen hier Kunde statt Verbraucher, weil <strong>der</strong><br />
Kunde auch eine an<strong>der</strong>e Fabrik sein kann, die Maschinen, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Staat, <strong>der</strong><br />
Waffen kauft). Aber ihre Wirkungsweise beruht mehr und mehr auf Mechanismen,<br />
die nicht vom Markt ausgehen, und zwar nicht nur auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Produktion, son<strong>der</strong>n auch auf dem <strong>der</strong> Zirkulation. Die Tatsache, daß die ökonomische<br />
Vergesellschaftung <strong>der</strong> Arbeit unter <strong>der</strong> Herrschaft des Kapitals begleitet<br />
wird von und verflochten ist mit zunehmend politischen Formen <strong>der</strong><br />
Arbeitszuteilung, die nicht dem Markt entspringen, macht die Wi<strong>der</strong>sprüche<br />
im ganzen Prozeß nur noch explosiver.<br />
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