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Klausur zur Vorlesung Mathematische Logik - Fakultät für ...

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Universität Heidelberg 25. Januar 2012Institut <strong>für</strong> InformatikProf. Dr. Klaus Ambos-SpiesDipl.-Math. Thorsten Kräling<strong>Klausur</strong> <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong><strong>Mathematische</strong> <strong>Logik</strong>– LÖSUNGEN –Aufgabe 1 (Aussagenlogik - 8 Punkte)Gegeben seien die folgenden aussagenlogischen Formeln.ϕ ≡ A 0 ∨ A 1ψ ≡ (A 0 ∧ (A 2 → A 1 )) ∨ (¬A 0 ∧ (A 2 ↔ ¬A 1 ))χ ≡ A 2 → A 0 ∧ A 1Zeigen Sie, dass χ aus ϕ und ψ folgt, das heißt, dass {ϕ, ψ} χ gilt.LÖSUNG. Wir stellen die Wahrheitstafeln <strong>für</strong> ϕ, ψ und χ auf.A 0 A 1 A 2 A 0 ∨ A 1 ≡ ϕ A 0 ∧ (A 2 → A 1 ) ¬A 0 ∧ (A 2 ↔ ¬A 1 ) ψ A 2 → A 0 ∧ A 1 ≡ χ0 0 0 0 0 0 0 10 0 1 0 0 1 1 00 1 0 1 0 1 1 10 1 1 1 0 0 0 01 0 0 1 1 0 1 11 0 1 1 0 0 0 01 1 0 1 1 0 1 11 1 1 1 1 0 1 1Man sieht, dass unter jeder Belegung, unter der ϕ und ψ wahr sind, auch χwahr ist, womit die Behauptung bewiesen ist.


Aufgabe 2 (Aussagenlogik - 8 Punkte)Die 3-stellige Schwellenfunktion s 2 : {0, 1} 3 → {0, 1} mit Schwelle 2 ist definiertdurch{1, falls x 0 + x 1 + x 2 ≥ 2s 2 (x 0 , x 1 , x 2 ) =0 sonst.Geben Sie eine Boolesche Formel in disjunktiver Normalform an, die s 2 darstellt.Verwenden Sie hierzu das in der <strong>Vorlesung</strong> angegebene allgemeine Verfahren.LÖSUNG. Um eine Formel ϕ f in DNF zu erhalten, die eine Boolesche Funktionf (n) darstellt, stellt man zunächst die Wertetabelle von f auf. Die Eingabetupel(i 1 , . . . , i n ), <strong>für</strong> die die Funktion f den Wert 1 annimmt, ergeben danngerade die Klauseln von ϕ f , wenn man die Eingabe i k = 0 durch das Literal¬A k und i k = 1 durch das Literal A k ersetzt.Im Falle von s 2 erhalten wir die Wertetabelleund hieraus die Formelx 1 x 2 x 3 s 2 (x 1 , x 2 , x 3 )0 0 0 00 0 1 00 1 0 00 1 1 11 0 0 01 0 1 11 1 0 11 1 1 1ϕ s2 ≡ (¬A 1 ∧ A 2 ∧ A 3 ) ∨ (A 1 ∧ ¬A 2 ∧ A 3 ) ∨ (A 1 ∧ A 2 ∧ ¬A 3 ) ∨ (A 1 ∧ A 2 ∧ A 3 ).


Aufgabe 3 (Prädikatenlogik - 8 Punkte)Sei L = L(


Aufgabe 4 (Prädikatenlogik - 8 Punkte)Geben Sie den Wortlaut des Kompaktheitssatzes (in der Version <strong>für</strong> den Folgerungsbegriff)an und leiten Sie diesen aus dem Vollständigkeitssatz und demKorrektheitssatz her (geben Sie dazu auch diese beiden Sätze an).LÖSUNG. Der Kompaktheitssatz lautet:Ist T eine L-Theorie und σ ein L-Satz, der aus T folgt (d.h. T σ), dann gibtes eine endliche Teiltheorie T 0 ⊆ T , so dass σ aus T 0 folgt, d.h. T 0 σ.Der Vollständigkeitssatz lautet:Ist T eine L-Theorie und σ ein L-Satz, so gilt T σ ⇒ T ⊢ σ.Der Korrektheitssatz lautet:Ist T eine L-Theorie und σ ein L-Satz, so gilt T ⊢ σ ⇒ T σ.Der Kompaktheitssatz lässt sich nun wie folgt beweisen:T σ⇒ T ⊢ σ [nach Vollständigkeitssatz]⇒ T 0 ⊢ σ <strong>für</strong> ein endliches T 0 ⊆ T [nach Endlichkeitssatz <strong>für</strong> die Beweisbarkeit]⇒ T 0 σ [nach Korrektheitssatz].


Aufgabe 5 (Prädikatenlogik - 8 Punkte)Sei L = L(+; 0) die Sprache der Gruppentheorie.Erinnerung: Eine L-Struktur ist eine Gruppe, falls sie ein Modell der Gruppenaxiomeist.ϕ 1 ≡ ∀x∀y∀z((x + y) + z = x + (y + z)) [Assoziativität]ϕ 2 ≡ ∀x(0 + x = x) [0 linksneutral]ϕ 3 ≡ ∀x∃y(y + x = 0) [Existenz von Linksinversen]Eine L-Struktur G = (G; + G ; 0 G ) heißt Torsionsgruppe, falls sie eine Gruppeist und <strong>für</strong> jedes g ∈ G eine Zahl n ≥ 1 existiert, so dassg + G g + G . . . + G g = 0 G} {{ }n Summandengilt.Beispiele <strong>für</strong> Torsionsgruppen sind die zyklischen Gruppen (Z n ; + Zn ; 0) <strong>für</strong> n ≥1, wobei Z n = {0, 1, . . . , n − 1} ist und a + Zn b = a + b modulo n.Zeigen Sie, dass die Klasse der Torsionsgruppen nicht ∆-elementar ist.LÖSUNG. Wir führen den Beweis durch Widerspruch. Angenommen, dieKlasse T G = {G : G ist Torsionsgruppe} wäre ∆-elementar, das heißt es gäbeeine Menge T von L-Sätzen, <strong>für</strong> die gilt:T G = {G : G ist L − Struktur und G T }.Erweitere die Sprache L dann um ein neues Konstantensymbol c <strong>zur</strong> SpracheL ′ und betrachte die L ′ -TheorieT ′ = T ∪ {c + c + . . . + c ≠ 0 : n ≥ 0}.} {{ }n SummandenWir zeigen, dass jede endliche Teiltheorie T 0 ⊆ T ′ erfüllbar ist, so dass nach demKompaktheitssatz also auch T ′ erfüllbar ist. Sei da<strong>für</strong> T 0 eine solche endlicheTeiltheorie. Dann gibt es ein m ≥ 1, so dassT 0 ⊆ T ∪ {c + c + . . . + c ≠ 0 : 1 ≤ n ≤ m}} {{ }n Summandengilt. Ein Modell dieser Theorie ist aber (Z n+1 ; + Zn+1 ; 0, 1), d.h. die L ′ -Struktur,die man erhält, wenn man in der zyklischen Gruppe mit Individuenbereich Z n+1das Konstantensymbol c durch 1 interpretiert. Damit ist T 0 erfüllbar.Da T ′ erfüllbar ist, muss es ein Modell G von T ′ geben. Wegen G T ′ undT ⊆ T ′ gilt G T , d.h. als L-Struktur betrachtet, ist G eine Torsionsgruppe.Andererseits gilt c G + G c G + G . . . + G c} {{ G ≠ 0}G <strong>für</strong> alle n ≥ 1, so dass G keinen SummandenTorsionsgruppe sein kann – ein Widerspruch!


(Eine Alternativlösung, die sogar ohne neue Konstantensymbole auskommt,betrachtet statt T ′ die TheorieT ′′ = T ∪ {∀x(x ≠ 0 → x + x + . . . + x ≠ 0) : n ≥ 1}.} {{ }n SummandenDiese ist offenbar nicht erfüllbar, aber jede endliche TeiltheorieT 0 ⊆ T ∪ {∀x(x ≠ 0 → x + x + . . . + x ≠ 0) : 1 ≤ n ≤ n} {{ }0 }n Summandenbesitzt das Modell (Z p ; + Zp ; 0) <strong>für</strong> eine Primzahl p > n 0 , was wie zuvor zumWiderspruch führt.)


Aufgabe 6 (Prädikatenlogik - 14 Punkte)Sei L = L(f; c 0 , c 1 ) die Sprache, die das 1-stellige Funktionszeichen f und diezwei Konstantensymbole c 0 und c 1 enthält. Sei ferner die L-Theorie T gegebendurchT = {c 0 ≠ c 1 , ∀x(f(x) ≠ x)}.(a) (2 Punkte) Geben Sie ein Modell A von T mit Individuenbereich {0, 1} an.(b) (1 Punkt) Geben Sie ein Modell B von T mit Individuenbereich N an, beidem f B (n) = n + 2 <strong>für</strong> alle n ∈ N und c B 0 , c B 1 ≤ 1 gilt.(c) (1 Punkt) Zeigen Sie, dass T konsistent ist.(d) (2 Punkte) Zeigen Sie, dass T nicht vollständig ist, indem Sie explizit einenSatz σ angeben, <strong>für</strong> den weder T ⊢ σ noch T ⊢ ¬σ gilt (mit Begründung).(e) (3 Punkte) Zeigen Sie, dass <strong>für</strong> alle L-Terme t, t ′ gilt:T ⊢ t = t ′ ⇔ t ≡ t ′ .(f) (3 Punkte) Zeigen Sie, dass T keine Henkin-Theorie ist. (Tipp: Zeigen Sie,dass <strong>für</strong> den Existenzsatz σ ≡ ∃x(x ≠ c 0 ∧x ≠ c 1 ) die Henkin-Eigenschaft nichterfüllt ist.)(g) (2 Punkte) Zeigen Sie, dass <strong>für</strong> das Termmodell A T von T gilt: A T T .LÖSUNG. (a) Eins der zwei möglichen Modelle ist A = ({0, 1}; f A ; 0, 1) mitf A (0) = 1, f A (1) = 0.(b) Ein Modell, das die gewünschten Eigenschaften besitzt, ist B = (N; f B ; 0, 1)mit f B (n) = n + 2 <strong>für</strong> alle n ∈ N.(c) Da T ein Modell besitzt (siehe (a) und (b)), ist T erfüllbar. Da jede erfüllbareTheorie konsistent ist (wegen des Korrektheitssatzes), ist T konsistent.(d) Da T nach (a) und (b) ein zweielementiges sowie ein unendliches Modellbesitzt, genügt es, den Satzσ ≡ ∀x∀y∀z(x = y ∨ x = z ∨ y = z)zu betrachten, der aussagt, dass es höchstens zwei Elemente gibt. Es kann wederT σ gelten, da sonst B σ gelten müsste, noch T ¬σ, da sonst A ¬σgelten müsste. Nach dem Korrektheitssatz kann damit auch weder T ⊢ σ nochT ⊢ ¬σ gelten.(e) Gilt t ≡ t ′ , so gilt offensichtlich T t = t ′ und nach dem Vollständigkeitssatzdann auch T ⊢ t = t ′ (alternativ kann man rein syntaktisch argumentierenund sich auf das Gleichheitsaxiom G1 zusammen mit der Substitutionsregelberufen).Umgekehrt gelte T ⊢ t = t ′ . Dann gilt auch T t = t ′ nach dem Korrektheitssatzund folglich B t = t ′ , d.h. t B = t ′B . Alle L-Terme besitzen die Gestaltf n (c 0 ) oder f n (c 1 ) <strong>für</strong> ein n ≥ 0. Wäre t ≡ f n (c 0 ) und t ′ ≡ f n′ (c 1 ), so gältet B = 2n ≠ 2n ′ + 1 = t ′B , da links eine gerade, rechts eine ungerade Zahl steht(entsprechend im umgekehrten Fall).


Gilt t ≡ f n (c 0 ) und t ′ ≡ f n′ (c 0 ), so gilt t B = 2n = 2n ′ = t ′B genau dann,wenn n = n ′ , also t = t ′ gilt. Analog argumentiert man im Fall t ≡ f n (c 1 ) undt ′ ≡ f n′ (c 1 ).(f) Wäre T eine Henkin-Theorie, so müsste zu jedem L-Existenzssatz σ = ∃xϕein konstanter L-Term t existieren mit T ⊢ ∃xϕ → ϕ[t/x], und damit auchT ∃xϕ → ϕ[t/x]. Wir zeigen, dass dies <strong>für</strong> ϕ ≡ x ≠ c 0 ∧ x ≠ c 1 nicht der Fallist.Betrachte da<strong>für</strong> die L-Struktur A ′ = ({0, 1, 2}; f A′ ; 0, 1) mit f A′ (0) = 1,f A′ (1) = 0 und f A′ (2) = 0. Es gilt offensichtlich A ′ T und A ′ ∃x(x ≠c 0 ∧ x ≠ c 1 ). Gälte nun T ∃xϕ → ϕ[t/x], so müsste es einen konstanten Termt geben mit A ′ t ≠ c 0 ∧ t ≠ c 1 , d.h. t A′ ≠ 0, 1. Es gilt aber <strong>für</strong> jeden Termt ≡ f n (c 0 ), dasst A′ ={0 falls n gerade1 sonstund <strong>für</strong> jeden konstanten Term t ≡ f n (c 1 ), dass{1 falls n geradet A′ =.1 sonst(g) Wir zeigen, dass das Modell B von T aus Aufgabenteil (b) isomorph zumTermmodell ist, wobei der Isomorphismus h : N → {¯t : t konstanter L − Term}gegeben ist durch{fh(n) =m (c 0 ) falls n = 2mf m (c 1 ) falls n = 2m + 1.h surjektiv: Ist t ein konstanter L-Term, so ist t von der Form f m (c 0 ) oderf m (c 1 ). Dann ist h(2m) = ¯t bzw. h(2m + 1) = ¯t, also liegt ¯t im Wertebereichvon h. Somit ist h surjektiv.h injektiv: Sind n ≠ n ′ , so gilt nach Definition h(n) = ¯t und h(n ′ ) = ¯t ′ mitt ≢ t ′ . Nach (e) folgt T ̸ t = t ′ , also h(n) = ¯t ≠ ¯t ′ = h(n ′ ).h(c B ) = c A T<strong>für</strong> jede Konstante c: Es gilt h(c B 0 ) = h(0) = ¯c 0 = c A T0 undh(c B 1 ) = h(1) = ¯c 1 = c A T1 .h(f B (n)) = f A T(h(n)) <strong>für</strong> jedes Funktionssymbol f und alle n ∈ N: Es gilt{h(f B f(n)) = h(n+2) =m+1 (c 0 ) = f A T(f m (c 0 )) = f A T(h(n)) falls n = 2mf m (c 1 ) = f A T(f m (c 1 )) = f A T(h(n)) falls n = 2m + 1.

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