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Franz Gmainer-Pranzl - polylog. Zeitschrift für interkulturelles ...

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& medienWas das Differenzmanagement bzw. den Umgangmit Fremdheit betrifft, zählt Verf. nebenOffenheit, Neugierde und Respekt auchVorurteilsfreiheit und Toleranz auf, wobeisie letztere sehr differenziert charakterisiert:Toleranz ist weder als »mangelnde Auseinandersetzungsbereitschaft«noch als »falscherKulturrelativismus« zu verstehen, sondernals »Basis für Empathie, welche als Fähigkeitzum Perspektivenwechsel beschrieben wird«(S. 179). Das Integrationsmanagement schließlichmeint die Kompetenzen der Flexibilität, derKomplexitätsreduktion, der Frustrations- sowieder Ambiguitätstoleranz, die in der Fähigkeitbesteht, »mit Mehrdeutigkeiten umzugehenund das innovative Potential dieser zuerkennen« (S. 183).Im Anschluss an diese vielschichtige Darstellung»interkultureller Kompetenz« entwickeltVerf. Ansätze von »interkulturellemCoaching«, das sie grundsätzlich als »ressourcenorientierteInterventionsform« ansieht,»die brachliegende oder unbewusste Fähigkeitenin Wert zu setzen versucht, indem diebetroffene Person in professioneller Weise aufdiese aufmerksam gemacht und das Erstehender entdeckten Ressourcen behutsam und verstärkendbegleitet wird« (S. 186). Mit »Coaching«ist also nicht das Anlernen von Verhaltensweisenoder das Aufdrängen einer neuenSichtweise gemeint, sondern eine intensiveForm, aus Erfahrungen zu lernen, Selbstreflexiongezielt zu fördern und vor allem kulturelleDifferenz wahrzunehmen, zu verwerteund zu fühlen (vgl. S. 201–205). Mit diesemAnsatz ist der Ausgangspunkt dieser Auseinandersetzungmit dem »Lernraum Interkultur«wieder eingeholt: »Die zentraler Thesedieser Arbeit ist, dass Differenz erkannt, anerkanntund gemeistert werden muss« (S. 1).Interkulturelle Kompetenz, und das ist wohlein entscheidendes Ergebnis dieser Überlegungen,besteht nicht in einem »universalenÜberstandpunkt«, sondern im bewussten,kreativen und lernbereiten Umgang mit jenenDifferenzen, die den »Lernraum Interkultur«letztlich ausmachen. Verf. bringt es abschließendauf den Punkt: »Kulturelle Differenz istdie Ressource der sich vernetzenden Weltgesellschaft«(S. 220).Mit dieser klar strukturierten Arbeit, diesich im Schnittpunkt von Sozialwissenschaft,Entwicklungszusammenarbeit und interkulturellerPhilosophie bewegt, hat MargretSteixner gezeigt, dass die Forderung, »vonfremden Kulturen zu lernen«, keine Floskelbleibt, wenn man sich die Mühe macht, dasfaszinierende und komplexe Geschehen interkulturellerBegegnung sorgfältig zu analysierenund als produktive Lernerfahrung – ichmöchte sagen: als Curriculum der Humanität– zu begreifen.»Die Erfahrung von Differenzbringt zwangsläufig die Einsichtmit sich, dass die Welt nichtnur so ist, wie man dieseimmer gesehen hat, sonderntiefgehende Unterschiede innerhalbder kulturellen Systemebestehen. Diese Einsicht solltein der Weise prozessiert werden,dass die Bereitschaft, Differenzauszuhalten, geübt und positivbesetzt werden kann«(S. 205)<strong>polylog</strong> 20Seite 111

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