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Jahresbericht 2012

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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong>


Impressum<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> des SCI – Deutscher Zweig e.V.Herausgeber:Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.V.i.S.d.P.: Ulrich Hauke, BonnRedaktion: Sabine Joó, KölnLayout: Eric Thiel, ErlangenDruck: kessoprint, BonnAuflage: 1.700Mitwirkende:Für die Mitwirkung am <strong>Jahresbericht</strong> danken wir: KatharinaBasin, Lukas Böhm, Barbara Funck, Leonie Gläss, MichaelGromke, Ulrich Hauke, Stefanie Hegele, Karin Heinrich,Sophia Heyne, Fabian Israel, Julia Jauemette, Naemi Jordan,Anna Keuchen, Thomas Klostermann, Sandra Kowalski,Michael Kreutz, Anna Lang, Lisa Monhoff, Margit Pietrzyk,Nico Schernbeck, Julia Schiewind, Mareike Weibezahl, LisaWevelsiep, Katharina Wittmann, Kathrin Wünnemann,Philipp Zelzer.Bildquellen:SCI, CampleiterInnen, Teilnehmende.Ich persönlich habe die Zeit im Camp genossen, auch wenn die Organisation etwas anstrengendwar. Ich habe wunderbare Menschen kennen lernen dürfen und viel über die Geschichte desNationalsozialismus und die Zwangsarbeit in Deutschland gelernt. Ich weiß jetzt einiges überKirgistan, ein Land, von dem ich zuvor nicht einmal wusste, wo es liegt. Und ich kann ein bisschenRussisch, das ich unbedingt ausbauen möchte, um auch irgendwann einmal nach Russland zugehen. Ich will nächstes Jahr auf jeden Fall wieder an einem Workcamp teilnehmen, ob alsCampleiterin oder als Teilnehmerin, weiß ich allerdings noch nicht.Leonie G., Campleiterin Gedenkstätte Augustschacht, 28.7.-11.8.<strong>2012</strong>2<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


All diese vielfältigen „Friedens-Karawanen“,die wir als SCI im letzten Jahr organisierthaben, wären ohne vielfältige finanzielleUnterstützung, ohne die Koordination durchunsere hauptamtlichen Mitarbeiter und ohneden Einsatz von tausenden ehrenamtlichenStunden unserer Aktiven und Projektpartnernicht umsetzbar gewesen.Für Ihren/deinen Beitrag, der uns im Jahr <strong>2012</strong>unsere vielen Projekte ermöglicht hat,bedanken wir uns im Namen des Vereins ganzherzlich!Amitiés und viel Freude beim Lesen unseres<strong>Jahresbericht</strong>s wünschen IhnenMargit Pietrzyk und Michael Gromkefür den Vorstand <strong>2012</strong>Abbildung 1: Nachhaltiges EssenGeschichte des SCIDer Service Civil International (SCI) ist eine derältesten Friedens- und Freiwilligenorganisationenin Deutschland. Er verfügt über einNetzwerk von 44 Zweigen in fünf Kontinentenund arbeitet mit rund 80 Partnerorganisationenmit ähnlichen Zielen zusammen.Das erste Projekt, ins Leben gerufen vonSchweizer PazifistInnen, bestand 1920 ausdem Wiederaufbau eines im Ersten Weltkriegzerstörten Dorfes bei Verdun. An deminternationalen Einsatz haben schweizerische,französische, englische und deutscheFreiwillige mitgearbeitet. Es folgten Camps inGebieten, die von schweren Naturkatastrophenbetroffen waren. Diese Einsätzewaren schon damals sehr international. In den30er Jahren fand das erste Camp in einemanderen Kontinent statt, nämlich in Indien.Im Zweiten Weltkrieg mussten viele SCI-Zweige ihre pazifistische Arbeit aufgrund dernationalsozialistischen Terrorherrschaft einstellen.Umso stärker expandierte der SCI nach1945, als Hunderte von Wiederaufbauprojektenentstanden.Der deutsche Zweig des SCI wurde 1946gegründet, als Freiwillige für Flüchtlinge imGrenzdurchgangslager Friedland bei GöttingenStälle zu Unterkünften umbauten. Vertriebeneund Flüchtlinge aus Ostdeutschland undOsteuropa sowie entlassene Kriegsgefangeneaus Russland, die nach Westen strömten,wurden dort registriert. Seit 1948 ist der SCI inDeutschland als gemeinnützig anerkannt.Neben der praktischen Aufbauhilfe setzte sichder SCI für die Möglichkeit derKriegsdienstverweigerung ein. Das Motto„Deeds and Words“ – „Taten und Worte” zeigtbeide selbst definierten Aufgabenfelder desSCI: zum einen praktische Arbeit, zum anderendie inhaltliche Auseinandersetzung mitFriedensarbeit. Durch den Einsatz für Frieden,soziale Gerechtigkeit und den Schutz derUmwelt möchte der SCI einen Beitrag zumenschenwürdigen Lebensbedingungen füralle leisten.Schon in den 50er Jahren kam es zumAustausch mit osteuropäischen Ländern, umim Kalten Krieg Feindbilder abzubauen. DieseKontakte wurden nach dem Fall des EisernenVorhangs Anfang der 90er Jahre intensiviert.Der deutsche Zweig des SCI war maßgeblicham Aufbau von SCI-Strukturen undFreiwilligenorganisationen in osteuropäischenLändern und in der ehemaligen Sowjetunionbeteiligt. Ebenso fördert der SCI denAustausch von Freiwilligen aus und nach4<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sowieNahost.Die Projekte des deutschen SCI werden vomBundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend, vom Bundesministeriumfür wirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung, von der EuropäischenKommission und weiteren Geldgeberngefördert.Auf internationaler Ebene arbeitet der SCIunter anderem im Coordinating Committee ofInternational Voluntary Services (CCIVS) mit,dem Koordinierungsgremium derFreiwilligendienste bei der UNESCO.Außerdem hat der SCI konsultativen Statusbeim Europarat.Abbildung 2: Workcamp in DeutschlandStruktur des SCIDer SCI stützt sich auf zwei Säulen. Die ersteSäule besteht aus den Aktiven, den ArbeitsundLokalgruppen und dem Vorstand. Diezweite Säule bildet die Geschäftsstelle. Der SCIhat rund 4oo Mitglieder. Diese können inunterschiedlicher Intensität die Arbeit desVereins unterstützen. Wer aktiv sein will, musshingegen kein Mitglied sein, um in vielfacherHinsicht und zu unterschiedlichen Zeiten demVerein zu helfen. Anderseits braucht keinMitglied eine Funktion im SCI zu übernehmen.AktiveFreiwilliges Engagement ist die Grundidee derSCI-Arbeit. Jeder Freiwillige, jede Freiwillige ineinem Workcamp leistet einen freiwilligen undunentgeltlichen Arbeitsbeitrag zu einemgemeinnützigen Projekt. Oft ist dies derBeginn eines längeren gesellschaftlichenEngagements innerhalb oder außerhalb desSCI.Ohne die Ausbildung der CamleiterInnendurch die Aktiven könnten die rund 50Workcamps in Deutschland nicht stattfinden.Ohne die Durchführung von einem DutzendVor- und Nachbereitungsseminaren durch dieAktiven könnten die Freiwilligen nicht in denCamps im Süden der Weltkugel oder dieLangzeitfreiwilligen in ihren Projektenarbeiten. Ohne die Aktiven wäre der SCI inDeutschland nicht so bekannt. Und ohne dieÜbernahme von unerwarteten und geplanten,von einmaligen und Routineaufgaben durchdie Aktiven gäbe es den deutschen Zweig desSCI nicht.VorstandIm Jahr <strong>2012</strong> bestand der Vorstand des ServiceCivil International – Deutscher Zweig e.V. ausSabine Wieck, Steffi Koch, Margit Pietrzyk(geb. Draxler) und Michael Gromke.Wie von der Mitgliederversammlung Anfang<strong>2012</strong> beschlossen, haben wir uns verstärkt mitden Themen Fundraising, der Sicherung derfinanziellen Situation des SCI und der Klärungvon Haftungsfragen für Vorstandsmitgliederdes Vereins befasst.Ein weiterer Schwerpunkt war dasFreiwilligenmanagement, bei dem wir z.B.Freiwillige verschiedener Arbeits- undLokalgruppen zu Telefonkonferenzeneingeladen haben, um eine Vernetzung zustarten.Daneben haben wir uns mit den ThemenÖffentlichkeitsarbeit in Form von Mitarbeit an<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 5


einem Konzept für die Neugestaltung unsererWebseite beteiligt und Texte für Gewinnungvon Projektpartnern überarbeitet.Im Bereich des internationalen SCI haben wirVertreter für verschiedene internationaleTreffen entsandt. Zwei Vorstandsmitgliederhaben an der internationalenMitgliederversammlung des SCI in Malaysiateilgenommen und dort unsere Interessenvertreten (siehe Seite 12).Vorstandmitglieder haben auch am IncomingProgramm, an der Peace Caravan und anverschiedenen Seminaren und Treffen vonArbeitsgruppen und an Workcampsteilgenommen.internationalen SCI-Konferenzen undTagungen.Arbeitsgruppen<strong>2012</strong> gab es folgende Arbeitsgruppen (AG),deren Mitglieder über die ganze Republikverstreut sind: die Nord-Süd-AG, die LongTerm Volunteering-AG (LTV-AG), die Bildungs-AG und die Redaktion der VereinszeitungAmitiés. Zu den Aufgaben der Arbeitsgruppengehört beispielweise, Freiwillige für ihrenEinsatz vorzubereiten, CampleiterInnenauszubilden oder Seminare zu planen unddurchzuführen.Neben diesen vielen verschiedenenTätigkeiten, die es uns erlaubt haben, den SCIaktiv mitzugestalten, haben wir auch unsererechtlichen Pflichten, z.B. in Form vonPrüfung des Haushaltes und der Finanzentwicklung,wahrgenommen.Die Mitgliederversammlung findet regelmäßigzu Beginn eines Jahres statt und wählt denBundesvorstand für ein Jahr. <strong>2012</strong> bestand derVorstand aus vier Personen: drei Frauen undeinem Mann. Da niemand als Bundesvorsitzende/rkandidiert hatte, wurden allevier als Beisitzende gewählt.Schwerpunkte der Vorstandsarbeit waren derStrategische Plan des internationalen SCI-Netzwerks, die Weiterentwicklung des Profilsdes SCI als Friedensorganisation, dieFörderung der Zusammenarbeit allerVereinsebenen und des Freiwilligenmanagements,die Öffentlichkeitsarbeit sowiedie Begleitung der Geschäftsstelle beifinanziellen und personellen Entscheidungen.Darüber hinaus nahmen Vorstandsmitgliederan verschiedenen Seminaren undVersammlungen in Deutschland teil undvertraten den deutschen SCI-Zweig aufAbbildung 3: Workcamp in DeutschlandLokalgruppenIn einigen Städten haben sich Aktive inLokalgruppen zusammengeschlossen. IhreAufgaben und Ziele setzen sich die Mitgliederselbst. Sie variieren deswegen von Stadt zuStadt. (Näheres siehe unter „Lokalgruppen“auf Seite 33.)Zurzeit bestehen vier Lokalgruppen, nämlich inBerlin, Hamburg, Köln/Bonn und in der RegionSachsen. In einigen Städten hat der SCIdarüber hinaus lokale Kontaktpersonen.GeschäftsstelleDie Geschäftsstelle bildet neben denEhrenamtlichen die zweite Säule des SCI.Sie übernimmt Aufgaben, die Fachkompetenzund Kontinuität erfordern und die über dieMöglichkeiten von Ehrenamtlichen6<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


hinausgehen. Die MitarbeiterInnenorganisieren und koordinieren Workcamps,Langzeitdienste und Seminare, sie vermittelndie Freiwilligen in Workcamps undLangzeitprojekte und stellen derenVorbereitung sicher, sie entwickeln dieProjekte im Inland, sie beantragenFördermittel und rechnen diese ab und vielesandere mehr. Bei vielen dieser Aktivitätenstimmen sie sich eng mit Ehrenamtlichen undAktiven ab. Jede Arbeitsgruppe hat im Büroeine Referentin bzw. einen Referenten alsAnsprechpartnerIn, mit der/dem siegemeinsam Aktionen, Programme undSeminare planen und umsetzen. Auch dieLokalgruppen werden von einerHauptamtlichen unterstützt.<strong>2012</strong> waren in der Geschäftsstelle in Bonnacht Hauptamtliche angestellt, einige vonIhnen in Teilzeit. Darüber hinaus gestalteteeine hauptamtliche Mitarbeiterin in Berlin dieArbeit des SCI in Nord- und Ostdeutschland.Die Hauptamtlichen wurden unterstützt voneiner Auszubildenden, von zwei Freiwilligenund im Verlauf des Jahres von rund zehnPraktikantinnen aus dem In- und Ausland.Während die Hauptamtlichen in der Regelschon viele Jahre beim SCI tätig sind, arbeitenFreiwillige und PraktikantInnen ein bis sechsMonate beim SCI.Arbeitsfelder des SCIWorkcampsSeit seinem Entstehen bilden Workcamps denSchwerpunkt der Aktivitäten des SCI.Workcamps sind kurzfristige Freiwilligeneinsätzevon bis zu vier Wochen, sie finden ininternationalen Gruppen statt. Dasgemeinsame Leben und Arbeiten regt dazu an,sich mit anderen Kulturen auseinander zusetzen, voneinander zu lernen und, wenn manso will, ein Stück Utopie zu gestalten. DieFreiwilligen arbeiten in Gruppen von zehn biszwanzig Personen in sozialen, ökologischenund kulturellen Projekten. Der SCI begrüßt dieTeilnahme älterer Menschen und vonPersonen mit körperlichen oder anderenEinschränkungen. Fachkenntnisse undbesondere handwerkliche Fähigkeiten sind inder Regel nicht erforderlich, stattdessenerwartet der SCI Engagement undAufgeschlossenheit. Neben der Arbeitbeschäftigen sich die Freiwilligen im sog.„Studienteil“ mit den Zielen und mit der Arbeitihres Einsatzprojekts, mit lokalen Problemenund ihren globalen Auswirkungen sowie mitden politischen, sozialen und kulturellenVerhältnissen in der Region. Und sie genießengemeinsam ihre Freizeit.Zusammenfassend ist festzustellen, dass dieQualität und die Effizienz der Arbeit desdeutschen Zweiges des SCI ganz wesentlichdem großen Engagement und der gutenZusammenarbeit von Ehrenamtlichen undHauptamtlichen zu verdanken ist.<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 7


Mittelfristige DiensteWegen des Rückgangs an Freiwilligen inWorkcamps im Nord-Süd-Austausch undwegen der häufigen Nachfragen nachMöglichkeiten, einen Freiwilligendienst vonwenigen Monaten zu leisten, hat sich der SCIim Frühjahr <strong>2012</strong> entschlossen, ein Programmmit „mittelfristigen Diensten“ (Medium-Term-Volunteering) anzubieten. Diese sollen ein bisfünf Monate dauern und, abgesehen von derDauer, eher den Langzeitdiensten ähneln alsden Workcamps. Obwohl kaum Werbungdafür gemacht wurde, wurde das Programmerstaunlich gut nachgefragt. <strong>2012</strong> konntenbereits elf Freiwillige in den Globalen Südenvermittelt werden.LangzeitdiensteDie Freiwilligen können im Rahmenverschiedener Förderprogramme (z.B. derEuropäischen Kommission oder derBundesregierung) sechs bis zwölf Monatealleine oder mit anderen Freiwilligen in einemProjekt arbeiten. Ein Langzeitdienst erfordertin der Regel eine größere Selbstständigkeit,mehr Anpassungs-, Team-, DurchsetzungsundKontaktfähigkeit sowie bessereSprachkenntnisse als die Teilnahme an einemWorkcamp.Der SCI hat im Jahr 2011 zum wiederholtenMal das Gütesiegel „Quifd“ für die Qualitätseiner Arbeit bei der Entsendung vonLangzeitfreiwilligen verliehen bekommen(siehe Abbildung 4).Art derFreiwilligendiensteSeminareJahr2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Workcamps 51 37 36 32 25 18MTV(mittelfristigeDienste)LTV(langfristigeDienste)Seminare im In- und Ausland bilden eineweitere Programmform des SCI. Dazu gehörtderen Planung, Organisation, Durchführungund Evaluation. Vorbereitungs- undAuswertungsseminare sind für Freiwilligekonzipiert, die an Workcamps in denSüdkontinenten teilnehmen. Info-,Vorbereitungs-, Ausreise- und Rückkehrerseminaresind Bestandteile der pädagogischenBegleitung der Langzeitfreiwilligen. CampleiterInnenwerden für die Leitung der rund 50Workcamps in Deutschland ausgebildet.Schließlich führt der SCI für Haupt- undEhrenamtliche einige Fortbildungsseminaresowie internationale Trainings zuunterschiedlichen Themen durch, z.B. zumFreiwilligenmanagement, zur Friedens- undKonfliktforschung, zum Klimawandel oder zuanderen Geschichts- und Politikfeldern.1120 29 52 60 29 39Total 71 66 88 93 54 68Tabelle 1: Anzahl der vermittelten Freiwilligen inWorkcamps, in mittel- und in langfristige Freiwilligendienstedes Globalen Südens von 2007 bis <strong>2012</strong>Abbildung 4: Qualitätssiegel Quifd8<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


FinanzenDie Daten des Jahresabschlusses 2011 gebeneinen Überblick über die Finanzierungsstrukturdes deutschen SCI-Zweigs. Wegen derkomplizierten Förderungs- und Abrechnungsmodalitätenliegt der Jahresabschluss <strong>2012</strong>erst nach Redaktionsschluss vor.Tabelle 2 auf Seite 10 zeigt: Der SCI beantragtmit einem relativ kleinen Anteil anEigenmitteln aus Spenden undMitgliederbeiträgen ein Vielfaches anProjektgeldern. Spendengelder werden alsoeffizient eingesetzt und erzielen eine großeWirkung. Das Personal des SCI wird zumweitaus größten Teil unmittelbar für dieEntwicklung, Vorbereitung, Durchführung undEvaluation der Projekte sowie der damitverbundenen Beantragung und Abrechnungvon Fördermitteln eingesetzt. Zudem konnteder Umfang der Projekte in den letzten Jahrenbei weitgehend unverändertem Geschäftsstellen-Teamdeutlich gesteigert werden.FörderungenFür die finanzielle Unterstützung unsererArbeit und unserer Projekte im Jahre <strong>2012</strong>danken wir den folgenden Förderungsgebern: Auswärtiges Amt, Berlin Bundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend (BMFSFJ), Berlin Bundesministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Bonn Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW),Paris Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW),Potsdam Europäische Kommission, Brüssel Europarat, Directorate of Youth and Sport,Straßburg Evangelischer Entwicklungsdienst (EED), Bonn Jugend für Europa, Nationalagentur, Bonn Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald,Freiburg Mauderli Fund, Service Civil International –Schweizer Zweig, Bern Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, BonnSpendenNoch vor wenigen Jahren konnte der SCI seineProjekte im Wesentlichen durch öffentlicheGelder und andere Zuschüsse finanzieren. InZeiten knapper Kassen wird dies schwieriger,die Beantragung und die Abrechnung vonFördermitteln werden aufwendiger (auchwenn diese nach wie vor das mit Abstandwichtigste finanzielle Standbein für dieProjekte des SCI darstellen). Deshalbgewinnen andere Einnahmen zunehmend anBedeutung. Hierzu zählen vor allem Spenden.Im Jahr <strong>2012</strong> erhielt der SCI Spenden in Höhevon insgesamt 132.772 Euro. Ein großer Teildavon ist nicht zweckgebunden, was einbesonderes Vertrauen in unsere Arbeitausdrückt und dem SCI Freiräume für seineArbeit eröffnet. Tabelle 3 auf Seite 11 gibteine Übersicht über die Spenden, die der SCIfür seine Arbeit erhalten hat und für seineProjekte einsetzen konnte. Die Aufstellungzeigt: Beim SCI zählt jede Spende und jedefinanzielle Unterstützung. Das gilt für die inder Summe vergleichsweise hohen Eingängedurch die Spenderkreise für Langzeitdienste(69.400 Euro), mit deren großartiger Hilfe derSCI seine Langzeitdienst finanzieren kann. Diesgilt aber auch für die 30 Euro über SocialBay,einer Spendenplattform, über dieFreundinnen und Freunde des SCI Second-Hand-Artikel verkaufen und den Verkaufserlösanschließend dem SCI spenden.Erfreulich ist, dass sehr viele engagierteMitglieder und Aktive erstattete Fahrtkosten,Honorare oder sonstige Einnahmen an den SCIspenden. Diese Ertragsspenden sind in derSumme von 43.643 Euro enthalten – genausowie andere regelmäßige Spenden von vielenMenschen, die die Arbeit des SCIunterstützen. Damit unterstreichen sie nichtnur ihr ehrenamtliches Engagement, siestärken den SCI dadurch auch finanziell! Dennsie wissen: Ohne ihre auch materielleUnterstützung könnte der SCI viele Projektegar nicht realisieren, weil ihm dieadministrativen und personellen Ressourcenfehlen!<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 9


Abschluss für das Jahr 2011 2010 2009VereinMitgliedsbeiträge/Spenden + 173.763,09 € + 214.418,32 € + 172.767,85 €davon Abgrenzung Spenden für das Folgejahr - 26.718,44 € - 42.397,98 € - 39.873,70 €periodenfremde Aufwendungen und Erträge + 12.669,73 € + 7.025,40 € + 1.689,20 €Vereinskosten - 13.206,42 € - 13.192,52 € - 11.144,47 €Vermögensverwaltung + 1.986,58 € + 1.792,92 € + 1.464,67 €GeschäftsstelleBruttopersonalkosten(Geschäftsführung, Verwaltung) - 60.807,75 € - 83.435,71 € - 88.644,43 €sonstige Kosten Geschäftsstelle(Administration, Versicherungen etc.) - 56.862.20 € - 70.716,83 € - 69.046,23 €ProjekteAufwendungen Projekte - 757.177,52 € - 819.000,64 € - 714.464,56 €Davon abgerechnete Personalkosten + 61.081,46 € + 63.498,08 € + 46.461,06 €Personalkosten Projekte - 190.162,84 € - 180.924,39 € - 181.002,20 €Zuschüsse Projekte + 661.774,28 € + 754.340,18 € + 674.425,73 €Anmeldegebühren + 55.010,00 € + 59.267,74 € + 75.125,62 €Kostenerstattungen Projektpartner + 135.222,27 € + 146.647,80 € + 141.108,94 €Tabelle 2: Jahresabschluss 2011 und Vergleichszahlen von 2010 und 200910<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


SpendenanlassSpendenbrief im Frühjahr zurFinanzierung der Peace CaravanSpendenbrief im Dezember zuminternationalen Tag der FreiwilligenSpenderkreise für die längerfristigenFreiwilligendiensteSpenden für Freiwilligeneinsätze inCernowitz in der UkraineSpenden für Workcamprojekte(Latrinenbau) in TogoSpenden des Nord-Süd-UnterstützerkreisesSpenden3.670 €6.799 €69.400 €1.160 €7.320 €750 €Spenden über SocialBay 30 €Allgemeine Spenden zur Unterstützungder Arbeit und der Projekte des SCI43.643 €Summe aller Spenden 132.772 €Tabelle 3: Spenden und Spendenanlässe <strong>2012</strong>DANKE ! Deshalb geht eingroßes Dankeschön an alle Privatpersonen,Unternehmen und Mitglieder, die uns mitihrer Spende unterstützen. Ohne ihren Beitragwären Vielfalt, Qualität und Anzahl unsererFreiwilligendienste und Projekte nichtvorstellbar. Auch geförderte Projekte setzen inder Regel einen signifikanten Eigenanteil beider Finanzierung voraus, den wir überSpenden und Mitgliederbeiträge abdecken.Mit Spenden können wir aber auch Projektedurchführen, die uns unterstützenswert undwertvoll erscheinen, für die sich aber keineöffentliche Förderung finden lässt. Dies ist unsbesonders wichtig, weil wir dadurch unsereUnabhängigkeit bewahren.Der SCI –ein internationalesNetzwerk44 Zweige, in über 90 Ländern aktiv, mehr als1.000 Workcamps weltweit, über 150Freiwillige in Langzeitprojekten und das allesjedes Jahr wieder…Das Grundnetzwerk besteht aus 44 Zweigen,das heißt Organisationen, die - wie derdeutsche SCI - als SCI-Zweig in ihren jeweiligenLändern fungieren. Diese sind natürlichunterschiedlich groß, leisten unterschiedlichviel und haben sehr unterschiedliche Zahlenvon Freiwilligen. Trotzdem stehen alle Zweigebei der internationalen Mitgliederversammlung(ICM) auf einer Ebene und habenjeweils nur eine Stimme. Neben den Zweigengibt es in verschiedenen LändernPartnerorganisationen. Diese sind in der RegelNGOs, mit denen es zum Teil bereits einejahrzehntelange Zusammenarbeit gibt.Manchmal handelt es sich auch um sehr jungeOrganisationen, denen der SCI hilft, neueProjekte zu starten. Durch diese internationaleZusammenarbeit kann der SCI Kurz- undLangzeitfreiwilligendienste in mehr als 90Ländern anbieten.Abbildung 5: Arbeit im Workcamp RübenauDa der Kontakt über Ländergrenzen hinwegsich manchmal als sehr schwierig erweist, sind<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 11


in diesen internationalen Strukturen einigeinternationale Treffen und Konferenzennotwendig. Denn die Arbeit von Angesicht zuAngesicht ist besonders wichtig – neben derKommunikation per E-Mail oder über dasTelefon. So gibt es zum Beispiel ein Treffen zurAuswertung der Workcamps oder Schulungenzur Vermittlung von Freiwilligen in dieWorkcamps. Diese werden auf internationalerEbene organisiert, um Erfahrungenauszutauschen und die gemeinsame Arbeitabzustimmen. In diesem Bericht sollen zweiTreffen kurz vorgestellt werden, an denen derdeutsche SCI im Jahr <strong>2012</strong> teilgenommen hat.North-South-Platform-MeetingJedes Jahr werden die Treffen von anderenZweigen ausgerichtet, damit die Organisationnicht immer bei den gleichen Aktiven ausdenselben Zweigen liegt. Im Jahr <strong>2012</strong> hatteder deutsche SCI das Glück, das North-South-Platform-Meeting (NSPM) auszurichten. DieseKonferenz ist eine Plattform zum Austauschzwischen den SCI-Zweigen des GlobalenNordens und den Partnern und Zweigen ausdem Globalen Süden. Das Treffen findet meistim Anschluss an das Incoming-Programm(siehe Seite 31) statt, da so bereits vieleRepräsentanten aus dem Süden vor Ort inEuropa sind.Zum NSPM trafen sich nun Anfang Oktober<strong>2012</strong> VertreterInnen aus 25 Ländern in derNähe von Darmstadt, um vier Tage überverschiedene Dinge zu sprechen. Nachdem inden letzten Jahren auf diesen Treffen vielegrundlegende inhaltliche und strukturellePunkte diskutiert wurden und damit einigegenerelle Aussagen zur Arbeit desinternationalen Netzwerks gemacht wurden,war es <strong>2012</strong> Zeit, sich nach der Theorie wiedermehr den praktischen Seiten des Austauscheszuzuwenden.Das Treffen selbst stand daher unter demThema „(Re-)Activate your Working Group“.Auf internationaler Ebene ist der SCI ähnlichorganisiert, wie in Deutschland, das heißt fürdie globalen Räume Südamerika, Afrika, Asienund den südlichen Mittelmeerraum/NahenOsten gibt es Working Groups(Arbeitsgruppen), die sich speziell mit denProjekten in den jeweiligen Regionenbeschäftigen. Diese sind international mitFreiwilligen aus SCI-Zweigen, von Partnerorganisationenoder von Projektpartnern besetzt.Wegen der großen Entfernungen ist derpersönliche Austausch in den Working Groupsoft sehr schwierig, und die Arbeit aufinternationaler Ebene gerät dadurch sehr insStocken. Das NSPM <strong>2012</strong> diente dazu, dassalle Working Groups Impulse für ihre Arbeitbekommen haben und mit neuer Kraft in dasneue Jahr gehen konnten.Neben dieser Stärkung der Arbeitsgruppenund der Versorgung mit vielen neuen Ideenfür eine effektivere Zusammenarbeit ging esauch um das „Tagesgeschäft“. So wurden z.B.die Workcamps mit einzelnen Partnernausgewertet. Aber es ging auch darum,einfach mal die Leute persönlich kennen zulernen, die man sonst nur über Telefon oderMail kennt. Abschließend kann man sagen,dass alle Teilnehmenden des Treffens sehrzufrieden waren und sie mit viel neuer Energiefür die Arbeit in ihren Organisationenzurückgekehrt sind.Ich hatte eine wunderschöne Zeit in Palästinaund möchte das Projekt „Tent of Nations" gernejedem weiter empfehlen, der sich mit derSituation der Palästinenser in der Westbank, mitdem Thema Nahost-Konflikte oder einfach nurmit Farmarbeit beschäftigen will.Lukas B., Bethlehem / Palästina, 9.-19.7.<strong>2012</strong>International Committee MeetingNeben dem Treffen mit den Partnern undZweigen aus dem Globalen Süden gibt es injedem Jahr eine weitere institutionalisierte12<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Konferenz, das International CommitteeMeeting (ICM). Dieses Treffen fungiert alsinternationale Mitgliederversammlung, beider alle anerkannten Zweige des SCIanwesend sind. Um der Internationalität desSCI gerecht zu werden, wird dieses Treffenjeweils zweimal in Europa ausgerichtet und imdritten Jahr in Asien. Die anderen Kontinentewerden meist außen vor gelassen, da es dortwenigekoordinieren in Zusammenarbeit mit deminternationalen Sekretariat die Arbeit des SCIweltweit. Daneben wurden verschiedenePapiere verabschiedet, die teilweise einenaktuellen weltpolitischen Bezug hatten (z.B.eine Resolution zur Solidarität mit den imBürgerkrieg leidenden Menschen in Syrien),die Strukturen des SCI betrafen (z.B. einEntschluss zur Fortführung der Treffen derGeschäftsführer der SCI-Zweige) oder denZweigen direkte Hilfe bei aktuellen Problemengaben (z.B. wegen der rückläufigen Zahlen vonFreiwilligen in Workcamps).Die vier Tage wurden von allen Delegiertenund weiteren Teilnehmenden als sehrproduktiv angesehen und geben uns alsdeutschem Zweig auch wieder die Sicherheit,dass wir nicht nur eine deutsche Organisationsind sondern in einem weltweiten Netzwerkzusammenarbeiten.Abbildung 6: Workcamp in Sambiaoder keine Zweige gibt. Nach der Ausrichtungdurch den belgischen SCI im Jahr 2011 hat sichfür <strong>2012</strong> der malaysische SCI-Zweig beworben.Das 74. ICM in der SCI-Geschichte fand alsoAnfang Dezember <strong>2012</strong> in Kuala Lumpur, derHauptstadt Malaysias, statt.Der deutsche SCI hatte mit drei Vertreterneine relativ große Delegation. Deshalb konnteer in allen Bereichen sehr aktiv mitarbeitenund hatte fast zu allen Themen Expertinnenoder Experten dabei, die sich entsprechend indie Diskussionen eingebracht haben. Dieinternationale Mitgliederversammlung ist –ähnlich wie die des deutschen SCI-Zweigs – einMix aus Diskussion im Plenum, Arbeit inWorkshops und vielen Gesprächen zwischeneinzelnen Personen.Als interessantes Ergebnis kann man die Wahldes neuen internationalen Vorstands sehen.Es befinden sich jetzt sechs Personen aus fünfZweigen im Vorstand. Diese vertreten deninternationalen SCI nach außen undMichael K.Peace CaravanDie Idee der Peace Caravan entstand 2010 aufeinem Seminar in Albanien. <strong>2012</strong> fand diesesProjekt in Europa statt, worüber im folgendenBericht erzählt wird.Erfahrungen mit der Peace CaravanDie SCI-Gruppe "No More War" (NMW) wurde2010 anlässlich des 90-jährigen Jubiläums desSCI von Aktiven der SCI-Zweige in Italien,Rumänien, der Schweiz und Deutschlandgegründet. Die Peace Caravan ist ein Projektdieser Gruppe. Die Idee dahinter ist, dieantimilitaristischen Wurzeln des SCI durchProjekte und Aktionen bekannter zu machen.So entstand die Idee der Peace Messengers,die sich mit gewaltfreier Kommunikation undFriedenspädagogik beschäftigen, Workcampsbesuchen und dort Workshops zu diesenThemen durchzuführen.<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 13


Abbildung 7: Die Peace Caravan vor dem Kölner DomDie Teilnehmenden der Peace Caravan reistenim Sommer <strong>2012</strong> in vier Kleingruppen von achtPersonen durch 13 europäische Länder, umeinen Austausch von Ideen und einen Diskursüber das Thema Frieden anzuregen. Hierzuwurden die verschiedensten Methoden undMittel eingesetzt, vom Straßentheater bis zuminformellen Workshop mit Passanten in derStadt oder Teilnehmenden in Workcamps.Außerdem wurden Unterschriften für einFriedensmanifest gesammelt, das Forderungenan PolitikerInnen zur Abrüstung und zurAbschaffung von Diskriminierung beinhaltet.Besuch und Aktionen in KölnEine Route der Peace Caravan (die Etappen derPeace Caravan wurden als Routen bezeichnet)startete in Köln. Dort stellten sie zusammenmit den Teilnehmern des Incoming Programms(siehe Seite 31) eine Straßenaktion auf derDomplatte auf die Beine. Sie besuchten einveganes Workcamp in Bernkastel-Kues an derMosel. Mit Flüchtlingskindern aus einer KölnerSchule entwickelten sie kleine Theaterszenenund Bilder zu den Themen und stellten sie –über alle Sprachbarrieren hinweg –anschließend der gesamten Schulklasse vor.Am letzten Wochenende in Köln fuhr die PeaceCaravan zusammen mit einigen Mitgliedernder SCI-Lokalgruppe (siehe Seite 33) in einEifeldorf, um dort an einem Wochenendworkcampteilzunehmen und in einemHospizgarten tatkräftig Gartenarbeit zuverrichten.Besuch und Aktionen in RomAnfang der nächsten Woche brach die Gruppeper Zug nach Rom auf und traf dort in La Cittàdell‘ Utopia (einer alten umgebauten Villa) aufein Workcamp, mit dem sie einen anregendenWorkshop zum Thema Diskriminierung,Rassismus und Frieden durchführte. Außerdemtrafen sie dort zwei Flüchtlinge aus derElfenbeinküste, die ihnen ihre Erfahrungenwährend der Flucht nach Europa und ihrejetzige Situation als quasi rechtlose, illegaleArbeitskräfte auf den Obst- undGemüseplantagen im Süden Italiensschilderten. Für ein bisschen Sightseeing inRom war natürlich auch Zeit. So machte eineTeilnehmerin eine kleine Stadtführung durchRom inklusive Colosseum, Trevi-Brunnen etc.Besuch und Aktionen in BarcelonaAnschließend ging es mit der Fähre (20 Std.Dauer) nach Barcelona. Auf der Fähre gab esetwas Zeit, um auszuruhen und neue Kräfte zusammeln. In Barcelona empfing uns eineDelegation des SCI Catalunya mit einemWillkommensplakat. Wir wurden von einemlokalen Fernseh- und Radiosender gefilmt undinterviewt. SCI Catalunya hatte für uns ein14<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


abwechslungsreiches Programm vorbereitet.Wir nahmen z.B. am UnabhängigkeitstagKataloniens teil, wo wir bei einemInformationsstand des SCI Catalunya als"lebende Bücher" die Fragen von PassantInnenbeantworteten. Wir schauten uns die riesigeDemonstration aus nächster Nähe an unddiskutierten dabei die Bedeutung von dieserArt von friedlichen Demonstrationen undunsere Erfahrungen in anderen Ländern mitDemonstrationen.Workcamps inDeutschlandProjektpartner<strong>2012</strong> organisierte der SCI 49 Workcamps inDeutschland. Die inhaltliche Verteilung derWorkcamps auf die international festgelegtenThemenfelder wird aus Tabelle 4 auf Seite 16ersichtlich. Wie in den vergangenen Jahrenstanden Camps zu Umweltthemen mit guteinem Drittel aller Workcamps an der Spitze,gefolgt von Camps gegen Faschismus undRassismus mit 18%, Camps für Kinder,Jugendliche und alte Menschen mit 16% sowieCamps für Kunst, Kultur und Lokalgeschichtemit 14%. Die Reihenfolge hat sich gegenüberden vergangenen Jahren kaum geändert.Camps in attraktiven Städten wie Berlin,Hamburg und Tübingen waren, wie in denVorjahren, wieder sehr gefragt.Abbildung 8: Trainingseinheit im “No More War”-Travelling WorkcampWir machten einen Ausflug nach Girona, wowir ein Workcamp besuchten und den mitAbstand besten gemeinsamen Workshopdurchführten. Wir setzten uns wieder mitFrieden und Gewaltfreiheit auseinander undveranschaulichten die Thematik mitTheatermethoden.Am letzten Tag waren wir wieder in Barcelona.Wir bereiteten die Abschlussparty für diePeace Caravan vor, die wir zusammen mit einpaar TeilnehmerInnen der vorherigen Routennach Barcelona und Leuten aus dem „No moreWar“-Team feierten.Der Blog der Peace Caravan ist zu finden unterhttp://caravan.no-more-war.net.Anna K.Von den 49 Camps fanden vier zum ersten Malstatt, dagegen 15 mindestens zum zehntenMal. Diese Kontinuität zwischen den lokalenProjektpartnern und der SCI-Geschäftsstellekann als Zeichen einer vertrauensvollenZusammenarbeit gewertet werden und liegtsicherlich an den langjährigen Erfahrungenund guten Kontakten der ProjektreferentInnenin der Geschäftsstelle und in Berlin. Eine Listealler Projektpartner findet sich auf Seite 17.Der Trend, dass die meisten Workcamps nurzwei anstatt drei Wochen dauern, hält an. DieGründe sind unterschiedlich, u.a. fällt esschwer, CampleiterInnen für dreiwöchigeCamps zu finden. Auch die Vermittlung vonFreiwilligen ist schwieriger.CampleiterInnenIm Jahre <strong>2012</strong> leiteten 67 CampleiterInnen 49Workcamps in Deutschland. Die Genderbilanzwar mit 34 Frauen und 33 Männern seit 20Jahren wieder einmal ausgeglichen. Wichtigesund schwieriges Anliegen des SCI ist in jedem<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 15


Jahr, genügend geeignete und qualifizierteCampleiterInnen zu finden. Eine guteCampleitung trägt wesentlich zum Erfolg einesWorkcamps bei und erleichtert dieZusammenarbeit mit dem lokalenProjektpartner. Für diese Aufgabe werdenjedes Jahr bis zu 100 CampleiterInnen gesucht.Jeder Tag war ein Erlebnis. Das Schwimmennach der Arbeit im Bodensee war toll.Christine C. aus der Ukraine, Workcamp inSipplingen am BodenseeEin wichtiger Aspekt in unseren Ausbildungsseminarenfür CampleiterInnen ist es, diesedarauf vorzubereiten, gemeinsam mit denFreiwilligen ihres Workcamps einen Study PartAbbildung 9: Kuchen backen in einem Workcamp inJänkendorfIm Workcamp spielt Selbstorganisation einegroße Rolle. Angeregt wird eine Reflexion überEigenverantwortung und Selbstbeteiligung imGruppenprozess im Sinne der Gemeinschaftsbildung.Darüber hinaus machen wir dieCode Projektbereich Anzahl %1 Antifaschismus, Antirassismus, Flüchtlinge und ethnische Minderheiten 9 18 %2 Nord/Süd Solidarität 1 2 %3 Frieden und Abrüstung 4 2 %4 Menschen mit Behinderungen 1 2 %5 Kinder, Jugendliche, alte Menschen 8 16 %6 Ökologie und Naturschutz 15 31 %7 Geschlechterrollen und Sexualität 1 2 %8 Sozial Benachteiligte 1 2 %9 Kunst, Kultur und Lokalgeschichte 7 14 %10 Lebensgemeinschaften 2 4 %Summe aller Workcamps 49Tabelle 4: Aufteilung der Workcamps auf verschiedene Projektbereiche in Deutschland im Jahr <strong>2012</strong>Zu organisieren. Auch wurde und wird auf dasAnliegen des Travelling Workcamps und derdiesjährigen Peace Caravan aufmerksamgemacht, um Interesse zu wecken und dieAkzeptanz eines Besuches der PeaceMessengers in den Workcamps zu erreichen(siehe Seite 13).zukünftigen CampleiterInnen in unserenVorbereitungsseminaren mit den Zielen undStrategien des internationalen SCI vertrautund thematisieren konkrete Aspekte, z.B. dasThema Friedenserziehung.In den letzten Jahren achten wir bei derVerpflegung in den Vorbereitungsseminarenmehr und mehr auf Kriterien derNachhaltigkeit. Beispielsweise berücksichtigenwir beim Einkauf die Aspekte biologisch,regional, saisonal, fair gehandelt undmöglichst wenig Fleisch.16<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Projektpartner in DeutschlandProjektpartner PLZ ORTGedenkstätte Ehrenhain Zeithain 01619 ZeithainEvangelische Stadtjugendarbeit Esta e. V. 02826 GörlitzHolderbusch e. V. 02906 Jänkendorf bei NieskyTheatervision e.V. 04277 LeipzigKommune Schmiede 4 04425 Sehlis/TauchaFörderverein Natura Miriquidica e.V. 09496 PobershauBodhiCharya 10247 Berlinmezen - Medienkompetenzzentrum Pankow 10409 BerlinmanCheck 10439 BerlinHendrik-Kraemer-Haus 10969 BerlinVereinigung für Jugendhilfe Berlin e.V. 12057 BerlinFriedenszentrum Martin-Niemöller-Haus 14195 BerlinJugendhof Brandenburg e. V. 14641 Berge bei NauenSchloss Trebnitz, Bildungs- und Begegnungszentrum e.V 15374 Müncheberg, Ortsteil TrebnitzJugendherberge Ravensbrück 16798 FürstenbergMahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Pädagogische Dienste 16798 FürstenbergStiftung Lebenspark 17217 Alt RehseEichhof 17279 RutenbergFörderverein Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin e.V. 19288 WöbbelinWohn- und Ferienheim Heideruh e.V. 21244 Buchholz in der NordheideAlimaus, Hilfsverein St. Ansgar e.V. 22767 HamburgSoziale Stadt Elmshorn-Hainholz 24117 KielAWO-Bürgerzentrum Räucherei 24143 Kielartefact - Zentrum für nachhaltige Entwicklung 24960 GlücksburgJugendhof Godewin e.V. 29456 HitzackerNaturschutzbund Gehrden 30989 GehrdenLebenshilfe Minden e.V. 32425 MindenEvangelische Pflegedienste Haus Kreuzberg 36269 PhilippsthalLebens-und Agrarkulturelle Initiative e. V. 37318 MarthHarz-Weser-Werkstätten gGmbH Wohnstätte 37520 OsterodeLandschaftspflegestation Hexhof 40629 Düsseldorfsci: Jugendsozialzentrum, Barbara Schule 47443 MoersSCI Moers e.V. 47443 MoersGedenkstätte Augustaschacht e.V. 49205 HasbergenSozialistische Selbsthilfe Köln-Mühlheim 51063 KölnOscar-Romero-Haus 53111 BonnVerband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V. 53111 BonnIJAB 53175 BonnJugendfarm Bonn e. V. 53229 BonnKönigsfarm 54472 LongkampDiakonische Hausgemeinschaften e.V. 69126 HeidelbergSchwäbischer Heimatbund 70182 StuttgartRegierungspräsidium Tübingen, Referat 56 72072 TübingenTourist-Information Sipplingen 78354 SipplingenStadtteilzentrum Vauban 037 e.V. 79100 FreiburgRegierungspräsidium Freiburg, Referat 56 79114 FreiburgStadt Vogtsburg, Ortsverwaltung Schelingen 79233 Vogtsburg im KaiserstuhlKreisjugendring Dachau 85221 DachauDokumentationsstelle Goldbacher Stollen e.V. 88662 ÜberlingenGedenkstätte Buchenwald 99427 Weimar-BuchenwaldGenossenschaft auf Schloss Tonndorf 99438 TonndorfGemeinde Wechmar 99869 WechmarTagungshaus Rittergut 99955 LützensömmernTabelle 5: Liste der lokalen Projektpartner in Deutschland im Jahr <strong>2012</strong><strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 17


Freiwillige in Workcamps<strong>2012</strong> hat der SCI 512 Freiwillige in seineWorkcamps in Deutschland vermittelt, 80%von ihnen waren Frauen. Die meistenFreiwilligen, nämlich 74%, gehörten zurHerkunftslandAnzahlder FreiwilligenRussland 82Spanien 69Tschechien 45Ukraine 42Serbien 32Polen 26Japan 26Taiwan 25Italien 18Türkei 18Tabelle 6: Die Top 10 der Herkunftsländer, aus denendie Freiwilligen <strong>2012</strong> nach Deutschland kamen.Altersgruppe der 18 bis 25-Jährigen. 407 derFreiwilligen waren aus dem Ausland angereist,im SCI-Sprachgebrauch die sog. „Incomings".105 Freiwillige (einschließlich der 67CampleiterInnen) kamen aus Deutschland.Darüber hinaus haben an vielen CampsFreiwillige aus dem Umfeld des lokalenProjektpartners teilgenommen.Die Anzahl der Freiwilligen aus denosteuropäischen Ländern war nach wie vorhoch, die aus westeuropäischen Länderndagegen - mit Ausnahme von Spanien -rückläufig. Die zehn Herkunftsländer, ausdenen die meisten Freiwilligen kamen, findensich in Tabelle 6. Es standen die gleichenLänder an der Spitze wie im Vorjahr: Russland,Spanien, Tschechien und die Ukraine.Die Vermittlung von Freiwilligen aus Nicht-EU-Ländern ist besonders arbeitsaufwendig.Freiwillige aus visumpflichtigen Ländern (wiez.B. Russland, der Ukraine oder Kirgistan)benötigen ein Einladungsschreiben unddiverse Dokumente, damit sie ein Visumbeantragen können. Die rechtlichen undbürokratischen Hürden für die Erteilung einesVisums haben in den letzten Jahren nichtabgenommen, obwohl der SCI und andereeinschlägige Organisationen gegenüber dennationalen Regierungen, der europäischenKommission und dem Europarat dieProblematik seit Jahren anmahnen.In diesem Jahr fand zum dritten Mal eineKooperation mit der Volksrepublik China statt,die, wie in den vergangenen Jahren sehr gutverlaufen ist. Es wurden neun Studierende derTechnischen Universität in Peking in unsereWorkcamps vermittelt.Die Leute, die man auf der Straße trifft, sindunglaublich freundlich. Jeder grüßt, fragt,woher man kommt und fängt gerne einGespräch an. … Man muss darauf gefasstsein, dass in Sambia alles ein wenig lauterund chaotischer ist. Viele Dinge benötigenoftmals mehr Zeit, das erlebt man beimGeldwechseln, beim Fahren mit dem Bus oderbeim Einkaufen. Deswegen sollte manreichlich Gelassenheit und Flexibilitätmitbringen.Stefanie H., Livingstone, Sambia,28.7. - 11.8.<strong>2012</strong>Erfahrungen in DüsseldorfMehr als jedes dritte Workcamp inDeutschland findet im ökologischen oderUmweltbereich statt. Deswegen wird imFolgenden ein Workcamp beschrieben, daszwei Campleiterinnen vom 11.8. bis zum1.9.<strong>2012</strong> in einem Naturschutzgebiet inDüsseldorf geleitet haben.„Hilfe den Bodenbrütern“Die Gruppe bestand aus sieben weiblichen undvier männlichen Teilnehmern, die aus Spanien,der Ukraine, Russland und der Türkei kamen.Das Workcamp fand dieses Jahr zum 15. Malzusammen mit der LandschaftspflegestationHexhof in Düsseldorf statt. Somit konntenTeilnehmer und Campleitung von denErfahrungen des Hexhof-Teams profitieren.18<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Darüber hinaus zeigte sich deutlich, dass auchdie Mitarbeiter des Hexhofs Spaß an demWorkcamp und der Zusammenarbeit mit derinternationalen Gruppe hatten. Herr B., unserAnsprechpartner, war für uns rund um die Uhrerreichbar, und es war schnell klar, dass wiruns bei Problemen jeglicher Art an ihn wendenkonnten. Das Camp war in Zelten mitFeldbetten untergebracht. Ansonsten konntenwir die Einrichtungen des Hexhofs, wie denAufenthaltsraum, die Küche, das Badezimmerund die Tischtennisplatte in Anspruch nehmen.Ziele des WorkcampsDas Hauptziel des Workcamps war, eine Inselim Düsseldorfer Naturschutzgebiet Elbsee zuentwalden. Dies war notwendig, weil dieBäume das Brüten verschiedener Vogelartenam Boden verhinderte. Weiterhin sollte eineSteilwand als Sichtschutz zu denWassersportlern errichtet werden. Ein weiteresZiel war das interkulturelle Kennenlernen, waswir vor allem während der Freizeitgestaltungerfolgreich gemeistert haben. Das dritte Ziel,der Gruppe etwas von Deutschland zu zeigen,haben wir bei verschiedenen Ausflügenerreicht.besten in Zusammenarbeit von zwei bis dreiPersonen gelang. Die ausgerissenen Bäumewurden gesammelt und dorthin gebracht, woder Sichtschutz errichtet werden sollte. Auchhier brauchte es immer mehrere Hände, sodass wir schnell lernten, zusammen zuarbeiten. Dies sorgte, neben dem gutenGruppen- und Gemeinschaftsgefühl, für jedeMenge Spaß, vor allem wenn wir es endlichgeschafft hatten und der Baum nachgab.Der einzige Wermutstropfen war der früheArbeitsbeginn: morgens 7 Uhr Abfahrt zurArbeit! Dafür waren wir meistens um 14 Uhrwieder zurück und hatten genug Zeit zurFreizeitplanung und freitags frei.Unser StudienteilGleich zur Beginn unserer Arbeit auf der Inselwurden wir von einem Biologen in die Floraund Fauna der Insel eingeführt und auf dieBedeutung der Insel als Naturschutzgebiet undBrutplatz für verschiedene Vogelartenhingewiesen. Dies war besonders wichtig, weilwir die Insel ja von Bäumen befreien mussten,was auf den ersten Blick verwirrend war.Zusätzlich wurde eine Fledermauswanderungorganisiert, und wir hatten die Möglichkeit, beieiner Vogelberingung zuzusehen. Nebenökologischen Themen haben wir uns vor allemin kleineren Gesprächsrunden mit Themenrund um interkulturelles Lernen und Rassismusauseinandergesetzt. Zudem fanden Ausflügestatt, u.a. nach Düsseldorf, Köln undAmsterdam.FazitAbbildung 10: Frische Nahrung im Workcamp inJänkendorfUnsere ArbeitWir haben erfolgreich die Insel von kleinen undmittelgroßen Bäumen befreit. Sie wurdenherausgezogen oder ausgegraben, was amDie Arbeit war zwar körperlich anstrengend,hat aber sehr viel Spaß gemacht. Teilnehmer,die schon "camperfahren" waren, beurteiltendieses Camp als ihr schönstes. Besondersgefallen hat uns, dass sie sich nicht nur untereinander, sondern auch mit den Mitarbeiterndes Hexhofs so gut verstanden haben.Barbara F. und Ann L.<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 19


Workcamps im AuslandWer an einem Workcamp im Auslandteilnehmen möchte, hat die Wahl unter mehrals 1.000 Projekten, die in einerinternationalen Datenbank erfasst und nachverschiedenen Kriterien (Thema, Arbeit, Land,Termine, Dauer, etc.) online abgerufenwerden können. Der deutsche SCI-Zweigarbeitet für die Vermittlung seiner Freiwilligenmit dem internationalen SCI-Netzwerkzusammen, das die 44 SCI-Zweige und etwa 80Partnerorganisationen umfasst. So kann derSCI Workcamps in etwa 90 Ländern anbieten.Partnerorganisationen sind in der Regelebenfalls Freiwilligenorganisationen, dieähnliche Ziele verfolgen wie der SCI und mitdenen der SCI Austauschvereinbarungenabgeschlossen hat.Abbildung 11: Workcamp in Kosovo<strong>2012</strong> wurden 138 Freiwillige für Workcampsim Ausland vermittelt. (Die Zahl umfasst auchdie Freiwilligen, die in Länder des GlobalenSüdens vermittelt wurden. Diese werden imKapitel „Austausch in den Globalen Süden“,Seite 22 ff., noch mal gesondert behandelt.)63% waren Frauen, 87% zählten zurAltersgruppe der 18 bis 35-Jährigen. Bei denausreisenden Freiwilligen standen westeuropäischeZielländer (Island, Schweiz, Spanien)an der Spitze (siehe Tabelle 7 auf dieser Seite).ZiellandAnzahl AusreisenderIsland 20Spanien 9Tschechien 7Belgien 7Großbritannien 6Italien 6Schweden 4Türkei 4Tabelle 7: Beliebteste Zielländer für ausreisendeWorkcampteilnehmende <strong>2012</strong>Erfahrungen in KosovoCampberichtDas Workcamp im Kosovo fand vom 16. biszum 26.9.12 in Plemetina statt. Wir warenneun internationale TeilnehmerInnen und eineReihe Jugendlicher aus Plemetina. Dieses Jahrergab es sich, dass die meisten internationalenFreiwilligen männlich und zwischen 20 und 40Jahre alt waren. Die Einheimischen, auchdavon die meisten männlich, waren dagegenjünger. Es wurde meist auf Englischkommuniziert und für die Jugendlichen ausPlemetina waren immer Übersetzer zur Stelle.Ich habe mit Philipp W. bei der FamilieMustafa gewohnt, die sich sehr herzlich umuns gekümmert hat. Im Haus nebenan, in demauch ein Teil der Familie lebte, wohnten nochzwei Teilnehmer und der Rest bei anderenFamilien im Dorf. Die internationalenFreiwilligen kamen aus den unterschiedlichstenLändern, z.B. Spanien, den USA,Italien, Österreich, Serbien, Deutschland usw.Abbildung 12: Workcamp in Kosovo20<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Mein Grund, an diesem Workcampteilzunehmen: Ich wollte mit Romazusammenzuleben und etwas über das Lebenin Plemetina zu erfahren. Ich erhoffte mir, dieRomakultur und das Kosovo besser kennen zulernen. Das Projekt betreffend war es mirwichtig, dass ein guter Austausch stattfand,wir ein Ziel vor Augen hatten und dass einFokus auf der künstlerischen Auseinandersetzungvor Ort lag. Außerdem wollte ichinteressierte Menschen aus unterschiedlichenLändern mit verschiedensten Hintergründen,Ansichten und Interessen kennen lernen undmich austauschen.Die TeamerInnen kümmerten sich sehr gut umden Ablauf des abwechslungsreichenProgramms. Wir hatten am Anfang viel Zeit,uns kennen zu lernen. Alles war gutorganisiert: Wir hatten sowohl Übersichtspläne,um uns daran während des Tagesorientieren zu können, als auch genügendFreiraum, um miteinander ins Gespräch zukommen, in unseren Familien zu sein, eigenenIdeen nachgehen zu können oder kleinereAusflüge zu machen. Die TeamerInnenverfügten über gute Erfahrungen darin, dieGruppe zu stärken und aufkommendeProbleme schnell zu lösen. Man konnte sieimmer ansprechen und sie gingen aufmerksamauf alle Probleme und Anregungen ein. Dazuwaren vor allem auch die "reflection times"am Ende des Tages gut, in denen man sich inkleinen Gruppen mit je einem/einer TeamerInzusammensetzte, um den Tag und alleaufkommenden Fragen und Probleme zubesprechen.Das Projekt sah vor, dass die internationalenFreiwilligen und die Jugendlichen ausPlemetina zusammen in Kleingruppenkünstlerisch mit Themen und Problematikenwie Diskriminierung und „Freedom ofMovement" auseinandersetzten - Themen, diein der Romakultur, speziell in Plemetina undunter den Jugendlichen dort auftreten. Dazukonnten wir uns entscheiden entweder amComic- oder Stop Motion-Workshopteilzunehmen. In den Workshops standen unsExperten zur Seite, die uns Technikenbeibrachten und die eigenen Ideen bis zumEnde begleiteten. Am Ende sollten dieErgebnisse in Pristina präsentiert werden.Abbildung 13: Workcamp in KosovoWir hatten viel Freiheit, uns in das Programmeinzubringen, und wir wurden gut umsorgt. Ichkonnte eigene Erfahrungen und Ideenentwickeln und andere dafür begeistern. DieKooperation untereinander war sehr gut undwir brachten am Ende tolle Sachen hervor.Wichtig war am Ende auch die Diskussion umden Aspekt der Nachhaltigkeit des Projekts.Den Jugendlichen ein Sprachrohr zu bieten,verschiedene Kulturen in Austausch zubringen, gegen Vorurteile anzukämpfen undSelbstbewusstsein zu stärken, sind wichtigePunkte und Ziele. Jedoch lässt sich fragen,inwieweit man erreichen kann, die speziellenProblematiken, die dort herrschen, nachhaltigzu verändern.Besonders hervorheben möchte ich dieBegegnungen, besonders mit denEinheimischen und den anderen Freiwilligen.Die Aufgeschlossenheit, die im Campherrschte, ermöglichte einen tollen Austauschund viel Spaß - auch am Abend, als das<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 21


offizielle Programm vorbei war und wirgemeinsam aßen, spielten, Musik machtenusw. Nicht zu vergessen unser wunderbaresVerhältnis zu unserer Gastfamilie und dasgroße Engagement des GAIA-Teams. MeineErwartungen an das Workcamp wurdenübertroffen. Es haben sich Freundschaftengebildet, und ich hoffe, der Kontakt bleibt zuvielen bestehen. Ich habe mich sehr wohlgefühlt und viel gelernt, so dass ich das Kosovoauf jeden Fall wieder bereisen möchte – wasich zusammen mit Philipp W. bereits getanhabe.Katharina W.Abbildung 14: No more War, Travelling WorkcampAustausch in denGlobalen SüdenDer Nord-Süd-Austausch umfasstWorkcamps und Mittelfristige Freiwilligendienstein Afrika, Asien, Südamerika undNahost einschließlich Nordafrika. In derNord-Süd-Arbeitsgruppe engagieren sichvor allem ehemalige Freiwillige, die selbstan einem Nord-Süd-Austausch teilgenommenhaben. Diese bemühen sich, in engerZusammenarbeit mit dem Nord-Süd-Referat der Geschäftsstelle in Bonn, vorallem um die Vorbereitung und Betreuungvon Freiwilligen innerhalb der Nord-Süd-Programme.Bisher handelte es sich dabei primär umzwei- bis vierwöchige Workcamps. <strong>2012</strong>wurde erstmals ein mittelfristigerFreiwilligendienst mit einer Dauer voneinem bis fünf Monaten angeboten, andem im ersten Jahr bereits elf Freiwilligeteilgenommen haben. Die Hälfte vonihnen machte einen Freiwilligendienst inMittel- und Südamerika, eine kleinereAnzahl in Afrika und Asien. ImWorkcampbereich sieht die Kontinentenverteilunghingegen anders aus: Dortwurden von den achtzehn Freiwilligen diemeisten in ein Workcamp nach Afrikavermittelt. Nahost und das nördlicheAfrika belegten den zweiten und Asien dendritten Platz. Nach Mittel- und Südamerikawurde im Unterschied zum mittelfristigenFreiwilligendienst kein Workcampervermittelt. Während die Anzahl derFreiwilligen im Workcampbereich weitersinkt, sind mit dem mittelfristigenFreiwilligendienst die Vermittlungszahlenim Nord-Süd-Bereich im Vergleich zumVorjahr leicht gestiegen.Ich fahre gerne zu den Arbeitsgruppentreffendes SCI, weil man dort tolle Leute trifft, mitdenen man über interessante Themendiskutiert.Teilnehmer am Nord-Süd-AG-Treffen,13.-15.4.<strong>2012</strong>Nord-Süd-Seminare<strong>2012</strong> wurden zwei Vorbereitungsseminarefür zukünftige Freiwillige angeboten.Während der drei- bis viertägigenSeminare geht es darum, einen Raum zuschaffen, um über die eigene Motivation,an einem Freiwilligendienst teilzunehmen,zu reflektieren, Fragen, Erfahrungen und22<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Informationen bezüglich des Ablaufs einesFreiwilligendienstes oder der Gesundheitsvorsorgeauszutauschen und übermögliche Lösungsansätze für schwierigeSituationen zu diskutieren. Ein besondererFokus liegt dabei auf der kritischenReflexion der eigenen Rolle während einesFreiwilligendienstes. Im Rahmen desSeminars sollen Bilder des GlobalenSüdens als entwicklungsbedürftig unddes/der Freiwilligen als HelferIn in Fragegestellt werden. Idealerweise sollte derFreiwilligendienst einen Austausch aufAugenhöhe darstellen.Um den Freiwilligen auch im Nachhineineine Möglichkeit zu bieten, sich über ihreErlebnisse auszutauschen, wurde imletzten Jahr ein Auswertungsseminar imRahmen des Herbstfestes angeboten. DasHerbstfest ist der Saisonabschluss desGesamtvereins.Die Nord-Süd-Arbeitsgruppe trifft sichjedes Jahr im Frühjahr und im Herbstgemeinsam mit der Arbeitsgruppe für dieLangzeitdienste, um die Vorbereitungsseminarezu planen, die Workcamps undProjekte der Saison in Zusammenarbeitmit den beteiligten Partnern zu evaluierenund neue Projekte anzustoßen.Außerhalb dieses Kernbereiches warenMitglieder der Arbeitsgruppe auch inanderen Projekten des deutschen undinternationalen SCI aktiv. So beteiligtensich Freiwillige am Incoming-Programm(siehe Seite 31), dem North-South-Platform-Meeting (siehe Seite 12), odernahmen an einem Seminar zurThematisierung von Kultur teil.UVIKIUTA ist eine erfahrene Workcamporganisation,die sehr auf die Sicherheitder Freiwilligen achtet. … Wir stellten auchfest, dass sich das Vorbereitungsseminardes SCI auszahlt: Viele andere Europäerkamen unvorbereitet und mit völligfalschen Erwartungen hinsichtlichUnterkunft, Arbeit undWorkcamporganisation nach Tansania.Fabian I. und Philipp Z., Workcamp inDaresalaam in Tansania, 30.7.-13.8.<strong>2012</strong>VermittlungszahlenEin Trend, der sich bereits in den letztenJahren abzeichnet, setzt sich fort: Die Zahl,der Freiwilligen, die für ein Workcampausreisen, sinkt, während die Zahl derlängerfristigen Einsätze kontinuierlichsteigt. <strong>2012</strong> kamen zu den längerfristigenEinsätzen (elf- bis zwölfmonatigenFreiwilligendienste) noch die ein- bisfünfmonatigen Einsätze. In diesem Jahrwurden 18 WorkcamperInnen, elfFreiwillige für einen mittelfristigen und 39für einen langfristigen Dienst vermittelt(siehe Seite 8). Von den Workcamperngingen die meisten, nämlich elf nachAfrika südlich der Sahara, nach Palästinaund Nordafrika sechs, und drei nach Asien(siehe Seite 24). Von den mittelfristigenFreiwilligen gingen die meisten nachEcuador (sechs), drei nach Vietnam undzwei nach Afrika (siehe Seite 25).<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 23


ZielländerFreiwilligeBotswana 2Kenia 1Sambia 1Tansania 5Marokko 4Palästina 2Indonesien 1Sri Lanka 2Total 18Tabelle 8: Anzahl und Zielländer vermittelterFreiwilliger in Workcamps in den Globalen Süden <strong>2012</strong>Das Workcamp fand vom 18. bis 29. Juli <strong>2012</strong>in Muttur statt.WorkcampberichtIn Kandy angekommen wurden wir von denMitarbeitern des SCI-SL sehr herzlichempfangen. Das Büro der Organisationbefindet sich in der Blue Rose School. Zuerstbekamen wir Informationen über den SCI in SriLanka. Darüber hinaus wurden wir von einemArzt des örtlichen Krankenhauses über Krankheitenund medizinische Präventionsmaßnahmenunterrichtet, wobei der Fokus auf derRegion Tricomalee, in der unser Workcampstattfinden sollte, lag.Mit zwei andern ausländischen Freiwilligenaus der Schweiz und Österreich sowiemehreren einheimischen Freiwilligen fuhrenwir am nächsten Tag mit dem öffentlichen Busnach Muttur. Auch wenn die Reise lang undanstrengend war, gewannen wir einen gutenersten Eindruck von der abwechslungsreichenLandschaft Sri Lankas. Nachmittags kamen wirim „Peace Centre“ anAbbildung 15: Workcamp in RübenauErfahrungen in Sri LankaAls Beispiel für ein Workcamp im GlobalenSüden folgt ein Bericht aus Sri Lanka. Der SCI-Zweig in Sri Lanka wurde 1963 gegründet undist seitdem aktiv. Das Büro befindet sich inKandy. SCI-Sri Lanka (SCI-SL) spielt einewichtige Rolle bei der Förderung von Friedenund nationaler Integration im Lande. Der SCI-SL war sehr aktiv, um das Aushandeln einesAbkommens im Nationalitätenstreit voranzutreiben.Jedes Jahr organisiert der SCI-SL zehnbis 15 mehrwöchige Workcamps sowieverschiedene Wochenendaktionen. An diesenAktionen nehmen Menschen ausverschiedenen ethnischen Gruppen aus SriLanka und aus der ganzen Welt teil. Zwischendem SCI-SL und dem SCI-D besteht seitJahrzehnten eine sehr gute Zusammenarbeit.Unser Workcamp sollte mehrere Aufgabenerfüllen:1. Streichen der Wände des örtlichenKrankenhauses2. Errichten eines Zauns3. Organisation von Spielnachmittagen mitden Kindern aus der Nachbarschaft4. Teilnahme an einer Schulung für zukünftigeVorschullehrer5. Streichen der Möbel des Peace Centers und6. Beginn mit der Anlage eines organischenGartensDie Freiwilligen haben als Team gutharmonisiert, und jeder trug zum Erfolg desWorkcamps bei. Jeden Abend, nach demEssen, wurde von unserem Campleader ein„house meeting“ abgehalten. Jeden Tagwurden zwei Freiwillige, ein Ausländer und einEinheimischer, für den Küchendienst bestimmt.24<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Dies gab uns die einmalige Gelegenheit, dieKüche von Sri Lanka kennenzulernen.Da in Muttur überwiegend Muslime leben, undeiner der einheimischen Freiwilligen auchMoslem war, konnten wir die verschiedenenreligiösen Bräuche kennenlernen. Dazu gehörtdie traditionelle Fastenzeit, der Ramadan,dessen Regeln und Abläufe wir hautnahmiterleben konnten. Bei verschiedenenGelegenheiten kamen wir auch mit der lokalenBevölkerung in Kontakt. Wir wurdenbeispielsweise zum Tee eingeladen, oder einanderes Mal bekamen wir einen Einblick in dieverschiedenen Schritte der Milchverwertung.Mittelfristiger DienstSeit dem Frühjahr <strong>2012</strong> wird zusätzlich zuWorkcamps und Langzeitdiensten MediumTerm Volunteering (MTV) angeboten. Dieswurde auf Grund der Nachfrage derFreiwilligen ins Leben gerufen. Die Freiwilligenhaben in den ein bis fünf Monate mehr Zeitsich in dem Land einzusetzen, als in einemWorkcamp. Die Vorbereitung wurde mehr andas LTV-Programm angepasst. <strong>2012</strong> konntenbereits elf Freiwillige in den Globalen Südenvermittelt werden: sechs gingen nachEcuador, drei nach Vietnam und je eine nachTansania und Togo (siehe Tabelle 9).Gerade die Zusammenarbeit mit denMenschen aus verschieden Kulturkreisen undunterschiedlichsten Alters war sehrinteressant. Durch das Zusammenlebenentwickelten sich teilweise engeFreundschaften. Alles in allem haben wir vielewichtige Eindrücke gesammelt und hatten eineunvergessliche Zeit.Julia S. und Thomas K.ZielländerFreiwilligeTogo 1Tansania 1Vietnam 3Ecuador 6Total 11Tabelle 9: Anzahl und Zielländer vermittelter MTV-Freiwilliger in den Globalen Süden <strong>2012</strong>Erfahrungen auf den Galapagos-InselnMeine MotivationSchon nach dem Abschluss der Realschuleverspürte ich den Drang, ein anderes Landkennen zu lernen. Jedoch wollte ich nichteinfach so in ein Land reisen und dort Urlaubmachen, sondern etwas Sinnvolleres als einenUrlaub unternehmen.Abbildung 16: Workcamp in SambiaIch hatte eine ausgesprochen schöne Zeitin Vietnam. Die vielen Eindrücke, die ichdort gesammelt habe, werden mich nochlange begleiten und mich in meinemDenken und Handeln positiv beeinflussen.Sophia H., MTV-Einsatz in VietnamAlso entschloss ich mich dazu, das Ganze miteiner Aufgabe zu verbinden, um auf dieseWeise, Land und Leute aus einem anderenBlickwinkel kennen zu lernen. Ich persönlichmeine, dass man auf diesem Weg viel mehrvon dem Auslandsaufenthalt hat. Manunterstützt eine Organisation, die in ihremLand Gutes tut und trägt dazu bei, dass esMenschen oder auch der Natur besser geht.Letztendlich entschied ich mich für ein Projekt<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 25


in Ecuador auf den Galapagos-Inseln im Herbst<strong>2012</strong> von fünf Wochen Dauer. Kurz darauf, socirca zwei Monate später, ging es auch schonlos.Meine UnterkunftNachdem mich Giovanni, der Manager derOrganisation, am Flughafen abgeholt hatte,bekam ich eine kleine Führung auf derHacienda, die für die nächsten fünf Wochenmein Zuhause darstellen sollte. Es ist eineinfaches, aber schönes Häuschen, welchesmitten in der Natur liegt. Die Stadt ist mit demTaxi in ca. 20 Minuten zu erreichen.Lebensmittel musste jeder Freiwillige für sichselbst einkaufen; jedoch durfte man so vielObst und Gemüse aus dem Garten nehmen,wie man wollte. Wasser wurde auch von derHacienda zur Verfügung gestellt. SeineWäsche musste man mit der Hand waschenoder in die Stadt zu einer Wäscherei bringen.gepflanzt oder Kühe gemolken. Wir halfen imKindergarten oder bei der Hippotherapie. DieHippotherapie ist für behinderte Kindergedacht. Sie werden in verschiedenenPositionen auf ein Pferd gesetzt und das Pferdgeht mit ihnen eine gewisse Strecke. Die Arbeitdes Freiwilligen besteht darin, das Kind zustützen und zu halten damit es nichtherunterfällt. Diese Therapie wurde mittwochsund freitags den betroffenen Familienunentgeltlich angeboten.Ab 16 Uhr gab es Freizeit. Insgesamt war dieArbeit auf der Hacienda abwechslungsreichund es wurde nie langweilig.Mein AufgabengebietMorgens um 8 Uhr fing die Arbeit an. Nacheinem kurzen Marsch zur Arbeitsstelle fingman an, Brombeeren oder eine bestimmteBaumart, die die Insel zu überwuchern droht,zu entfernen. Darin bestand hauptsächlichmeine Arbeit. Diese Arbeit ist anstrengend,und man sollte auf jeden Fall mit einerRegenjacke, mit Arbeitshandschuhen, Gummistiefelnund einem Mittel gegen Moskitosversorgt sein. Ich befand mich in der zweitenJahreshälfte dort, wenn das Wetter auf demBerg, wo sich die Hacienda befindet,schlechter ist. Während des Morgens wird eine20-minütige „Orangenpause" eingelegt, in derman so viele Orangen von den Bäumenpflücken konnte, wie man essen konnte.Nach der Mittagspause um 14 Uhr musstenzwei der Freiwilligen das Haus putzen, dieanderen gingen nochmals zur Arbeit. Eswurden beispielsweise viele Zäune gebaut,Gartenarbeit verrichtet, Unkraut gejätet undAbbildung 17: Workcamp in SambiaMeine Umgebung und FreizeitAlle, die ich auf der Hacienda kennen gelernthabe, waren sehr nett und ich verstand michmit allen super. Ich kannte auch schnell einpaar Einheimische und knüpfte schnell weitereKontakte. Nach der Arbeit oder an denWochenenden sind wir beinahe immer in dieStadt gefahren, wo man in unzähligenAgenturen Touren buchen, Internetcafesbesuchen oder in einem Cafe oder Restaurantsitzen konnte. Am Abend ging es meistens ineine Bar zum Pool spielen und danach in dieDisco, wo früher oder später immer Salsagetanzt wird.26<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Es gibt einen kleinen, schönen Strand in derStadt, sowie weitere, die man zu Fuß oder mitdem Taxi erreichen kann. Man wird dabei mitgroßer Sicherheit auf die unzähligen Seelöwen,die überall in der Stadt entlang der Promenadezu finden sind, und auf Meeresschildkrötenstoßen. Auf keinen Fall sollte man eineSchnorchelmaske und eine Unterwasserkameravergessen.Sandra M.einzulassen und eine sprachliche und sozialeKompetenzen. Aus diesem Grunde muss auchdie Vorbereitung eine andere sein, d.h. sie istlänger und intensiver als die Vorbereitung fürdie Workcamper.Die Erfahrungen, die ich während meinesAufenthaltes und in meinem Projekt inTansania machen konnte, werden mir auch inZukunft helfen. Vor allem habe ich anSelbstständigkeit und Selbstbewusstseingewonnen.Julia J., MTV-Einsatz in TansaniaFörderprogramm "weltwärts"Abbildung 18: Workcamp in JänkendorfLangzeitdiensteWie bereits in den vergangenen Jahren gingdie Nachfrage nach einer Vermittlung ein einWorkcamp zurück, und zwar zu Gunsten vonlängerfristigen Freiwilligendiensten. DieseTendenz wird sehr deutlich aus der Tabelle 1auf Seite 8.<strong>2012</strong> standen der Vermittlung von 18Freiwilligen in Workcamps 39 Langzeiteinsätzegegenüber. Hinzu kamen erstmalig elfmittelfristige Freiwilligeneinsätze, die eineLänge von einem bis fünf Monaten haben. Dielängerfristigen Dienste unterscheiden sichdeutlich von den Workcampeinsätzen. Sieerfordern eine größere Selbstständigkeit undFlexibilität, die Bereitschaft, sich auf spezielleBedingungen im Projekt und im GastlandDas vom Bundesministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)2007 gestartete Förderprogramm "weltwärts"richtet sich an Personen zwischen 18 und 27Jahren. Die Einsätze dauern sechs bis 24Monate, beim SCI zehn bis zwölf Monate.Viele Freiwillige entschließen sich, nach demAbitur zu einem solchen Auslandsaufenthalt,was zur Folge hat, dass das Durchschnittsalterder meisten Langzeitfreiwilligen niedriger istals das der Workcamper.<strong>2012</strong> wurden 31 Personen (17 Frauen und 14Männer) über das "weltwärts-Programm"vermittelt. Ein Freiwilliger beendete seinenFreiwilligeneinsatz vorzeitig. Die beliebtestenLänder waren Ecuador (mit elf Freiwilligen),Togo und Indien (mit je acht Freiwilligen).InternationalerJugendfreiwilligendienstZum 1. Januar 2011 wurde der internationaleJugendfreiwilligendienst (IJFD) vom Bundesministeriumfür Familie, Senioren, Frauen undJugend ins Leben gerufen. Er ermöglicht unsvor allem, die bisher ungeförderten Einsätze inWesteuropa und in den USA in einemstaatlichen Förderprogramm anzubieten. DerIJFD steht ebenfalls den 18- bis 27-Jährigenoffen und ist vor allem im sozialen undökologischen Bereich ein Lern- und<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 27


Bildungsdienst. <strong>2012</strong> wurden acht Freiwilligeüber dieses Programm vermittelt (sieheTabelle 10 auf dieser Seite).Europäischer FreiwilligendienstSchon seit langem nehmen wir jedes Jahrzwei Langzeitfreiwillige im SCI-Büro auf. 2011konnten wir die Geschäftsstelle des SCI inBonn als Aufnahmeprojekt für denEuropäischen Freiwilligendienst anerkennenlassen und damit die finanzielle Förderungsicherstellen. <strong>2012</strong> konnten wir eineFreiwillige aus Serbien und einen Freiwilligenaus Slowenien in Bonn begrüßen. Sie wurdenin der Workcampvermittlung eingesetzt undkonnten, je nach eigenem Interesse, weitereAufgaben in der Organisation von Seminarenund Trainings wahrnehmen. Die beidenFreiwilligen wurden von Mitgliedern der SCI-Lokalgruppe Köln/Bonn als MentorInnenbetreut.ermöglichen auf diese Weise eine engeKooperation beider Arbeitsgemeinschaften.<strong>2012</strong> fanden darüber hinaus sieben, von derLTV-AG inhaltlich und personell durchgeführteSeminare statt: drei Informations-, zweiVorbereitungs und zwei Rückkehrerseminare,die Informationsseminare waren dreitägig, dieRückkehrerseminare waren fünftägig und dieVorbereitungsseminare dauerten acht Tage.Die Seminare finden möglichst im hessischenoder niedersächsischen Raum statt, damit dieAnreise für keine/n TeilnehmerIn extrem langist.Programm / LandweltwärtsFrauen Männer gesamtTogo 6 2 8Tansania 2 1 3Thailand 0 1 1Indien 3 5 8Equador 6 5 11weltwärts gesamt 17 14 31IJFD* NordenIJFD* SüdenGroßbritannien 3 0 3USA 1 1 2Kenia 2 1 3IJFD* gesamt 6 2 8Total 23 16 39Abbildung 19: Workcamp in KosovoArbeitsgruppe für LangzeitdiensteDie LTV-AG besteht aus ca. 20 ehemaligenLangzeitfreiwilligen, die sich unterschiedlichintensiv engagieren, je nachdem, wie es ihrStudium oder ihr Beruf zulassen. DieMitglieder kommen aus allen TeilenDeutschlands. Im Jahr treffen sie sichmehrmals zu AG-Treffen und Seminaren, zumHerbstfest, auf der Mitgliederversammlung,und sie arbeiten vor allem über eineMailingliste zusammen. Die AG-Treffen findengemeinsam mit der Nord/Süd-AG statt; sie* IJFD = Internationaler JugendfreiwilligendienstTabelle 10: Anzahl der über verschiedene Programme inverschiedene Zielländer vermittelten Langzeitfreiwilligen28<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Ich erfahre zum ersten Mal in meinem LebenMomente situativer Diskriminierung. Diesesind meistens positiver Natur, dennoch, odergerade deswegen, sind sie unangenehm.Beispielweise werde ich allein durch dieNennnung meiner Nationalität in Togo per sefür einen guten, fleißigen und tüchtigenMenschen gehalten.Nico S., LTV in TogoErfahrungen in TogoViele Langzeitfreiwillige arbeiten in ihrenGastländern als Hilfs- oder Assistenzlehrer inSchulprojekten, sowohl in Grund- als auch inweiterführenden Schulen. Sie ersetzen keineLehrer, sondern assistieren ihnen. Sie leitenSprach-, Kunst-, Theater- oder Sportkurse undandere Arbeitsgemeinschaften oder gebenNachhilfeunterricht. Während ihres Einsatzesschreiben sie Tätigkeitsberichte (nach einem,fünf und acht Monaten) und einenAbschlussbericht. Im Folgenden werdenAuszüge aus einem Zwischenberichtwiedergegeben, den Nico nach fünf Monatenaus Togo geschickt hat, wo er seit September<strong>2012</strong> als Assistent Teacher für Deutsch undEnglisch arbeitet.Meine Arbeit als Assistent Teacher amLycee des deux, Nyogbo / TogoMein Aufgabenbereich hat sich in den letztenWochen stark verändert. Dies hängt in ersterLinie damit zusammen, dass ich die Terminale(13. Klasse) in Deutsch zugeteilt bekommenhabe und diese zusammen mit der zuständigenDeutschlehrerin, Frau E., unterrichte. Wirtreffen uns einmal die Woche, um gemeinsamden Unterricht vorzubereiten. Dies ist eine tolleSache, und ich habe das Gefühl, es entsprichtgenau dem, was man sich unter Solidaritätund Kooperation zwischen Lehrer und Volontärvorstellen darf. Bei der Vorbereitung kann ichFrau E. eine gute Hilfestellung geben, wasVokabeln, Aussprache und Satzstellungangeht; andererseits ergründe ich, dank ihr,völlig neue Zusammenhänge der deutschenGrammatik. Auf Basis dieser gemeinsamenVorbereitung gestalten wir den Unterricht,wovon die Schüler, denke ich, profitieren.Dem Englischlehrer habe ich angeboten, beider Korrektur von Hausarbeiten behilflich zusein.Weitere Aufgaben, die ich mir inzwischengesucht habe.Neben der Tätigkeit als assistent teacher leiteich mit meinem Co-Volontär Julian den Kurs„Initiation à la lecture francaise", welcherschon seit Mitte Oktober läuft. MitZustimmung der Schulleitung haben wirbegonnen, zuerst afrikanische Novellen zulesen um später auf den Roman von GeorgeOrwell „Animal Farm“ umzusteigen. Besondersmit den Schülern, die freiwillig kommen,macht uns der Kurs sehr viele Freude.Des Weiteren leite ich immer noch, einmal inder Woche für zwei Stunden, einenDeutschklub für die wenigen Schüler des Lycèe,die nach der Schule noch Zeit, Motivation undLust haben, ihre Fremdsprachenkenntnisse zuverbessern. Zurzeit wiederholen wir dieThemen aus dem Unterricht, klärengrammatikalische Fragen und machen vieleÜbungen. Sobald die Gruppe etwas größerwird, habe ich mir vorgenommen, etwasAnspruchsvolleres mit ihnen zu unternehmen.In dieser Woche wird zum ersten Mal unserLesekurs für jüngere Schüler der dreiGrundschulen des Dorfes beginnen. Die Ideeist, die Bibliothek dadurch auch für diejüngeren Schüler zugänglich zu machen.Weitere Ideen sind ein monatlicher Filmklub,für den uns ein lokaler Verein bereits denVerleih eines Beamers versprochen hat, eineEinheit zur Berufsorientierung mit Referentenaus verschiedenen Berufen und Studiengängenfür die Mittel- und Oberstufe sowie einLesewettbewerb im Rahmen der semaineculturelle mit Preisverleihung.<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 29


Ich fühle mich ausgefüllt, auch weil ichzusätzlich einmal wöchentlich die Chancehabe, mit dem Philosophielehrer und Julian imRahmen eines zweieinhalbstündigen Diskussionskreiseszum Thema „Philosophie derGeschichte" meinen Intellekt zu benutzen.Zurzeit behandeln wir die Vernunft derGeschichte von Hegel auf Französisch.Abbildung 20: Arbeitseinsatz in SambiaMeine Gastfamilie und die Menschen ummich herumMeine Gastmutter ist ein wahrer Segen fürmeinen Freiwilligendienst. Sie ist sehrhilfsbereit, und wir verstehen uns richtig gut.Ich freue mich immer, nach Hause zu kommen,sie zu umarmen und die obligatorischenFloskeln auf Ewe auszutauschen, bevor wir unsweiter auf Französisch unterhalten. Ich binauch sehr froh und dankbar darüber, dass sieschon des Öfteren mit mir über sehr privateDinge gesprochen und mir damit signalisierthat, dass sie mich als voll integriertesFamilienmitglied wahrnimmt. Mit meinemGastvater habe ich auch ein gutes, abervergleichsweise weitaus oberflächlicheresVerhältnis, was auch damit zusammenhängendürfte, dass er oft unterwegs ist. Trotzdemhabe ich in ihm eine der wenigen Personen imDorf gefunden, mit dem ich längere Gesprächeüber Politik und aktuelle Geschehnisseweltweit führen kann. Auch ist er sehr daraninteressiert, meinen Wortschatz in Ewe täglichzu erweitern. Mit meinem Gastbruder Bonihabe ich mittlerweile ein wirklich brüderlichesVerhältnis. Wir haben viel Spaß zusammen,spielen zusammen, ich helfe ihm bei denHausaufgaben und ab und zu nervt er mich -wie ein richtiger Bruder eben.Ich habe viele nette Menschen in Nyogbo,Kpalimé und Lomé kennen gelernt. Besondersmit den Leuten von ASTOVOT, derPartnerorganisation des SCI, habe ich ein sehrgutes Verhältnis. Im Dorf verstehe ich michauch sehr gut mit den meisten Schülern: Miteinem oder zwei aus meiner Terminalklassebin ich auch locker befreundet. Öfters habe ich- wie andere Volontäre auch - das Problem,dass ich mich bei Gesprächen, die ich mitwildfremden Leuten führe, frage, ob diesePerson jemals mit mir ins Gespräch hättekommen wollen, wenn sie mich nicht schonaus weiter Entfernung weiß hätte leuchtensehen. Ich finde, die Tatsache, dass ich weißbin und die oft im Gespräch auftretendeGeldfrage macht es einem schwer,Freundschaften auf der Basis von vollemVertrauen zu schließen. Ich beschwere michnicht darüber, da ich die Gründe für dasoberflächliche Interesse an meiner Person gutnachvollziehen kann. Ich bin höchstens einbisschen traurig, die Gewissheit zu haben, andiesen Konditionen wenig bis gar nichtsändern zu können.Was ich über meine Rolle als FreiwilligerdenkeIn meine Rolle als Freiwilliger habe ich micherst einleben müssen. Gerade am Anfang desVolontariats fand ich es besonders schwierig,mit dem unglaublich positiven Bildumzugehen, welches die Leute von mir, meinerArbeit und dem, was ich repräsentiere, hattenund haben. Mittlerweile habe ich es beinaheschon aufgegeben, den Leuten zu eröffnen,dass ich meine Arbeit und meinen Aufenthaltin Togo als durchaus sinnvoll erachte - sonstwäre ich ja nicht hier - aber, dass in erster Linieich es bin, der von diesem Volontariat30<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


profitiert. Ich bin vielleicht ein Stück weit dazubereit, mir anzumaßen, einen kleinen Beitragzur Optimierung des Deutschunterrichtes undzur Verbesserung der Bibliothek in Nyogbo zuleisten, aber so oft als der weiße Ritter vonfernab dargestellt zu werden, der ohne eigeneAnsprüche hilflosen Togolesen helfen würde,geht völlig an der Realität vorbei. Ich werde,soweit meine Erkenntnis, bisher auf jeden Fallin besonderer Weise behandelt. Wobei ichfestgestellt habe, dass es in Nyogbomittlerweile wesentlich weniger solcheVorkommnisse gibt als in Kpalimé. Dies hängtmit Sicherheit damit zusammen, dass ich mitden meisten Menschen in Nyogbo schonlängere Gespräche führen und somit einetiefer gehende Bekanntschaft machen konnte.Als Herausforderung an die Zukunft undAufgabe an mich möchte ich gerne versuchen,viel öfter und bewusster positiven wienegativen Vorurteilen bzw. Binsenweisheiten,seien sie nun von meinem Gegenüber oder vonmir in den Raum geworfen, zu widerlegen.Nico S.Ganz besonders beeindruckt hat mich der inmeinem Gastland wesentlich stärker als inDeutschland verbreitete Sinn fürGemeinschaft, der Blick für denMitmenschen und die daraus resultierendeHilfsbereitschaft der Menschenuntereinander.leisten. Damit die Entsendung von Freiwilligenin Workcamps des Globalen Südens trotzdemkeine Einbahnstraße bleibt, laden einigeeuropäische SCI-Zweige jeden Sommererfahrene Freiwillige von SCI-Zweigen undPartnerorganisationen aus den Südkontinentenein, um einen Monat an einemWorkcamp in Belgien, Italien, der Schweizoder Irland und im September an einementwicklungspolitischen Bildungsprojekt inDeutschland teilzunehmen. Die Gäste sind oftdas erste Mal in Europa. Sie sollen nicht nureinen Einblick in soziale, wirtschaftliche undkulturelle Aspekte der europäischenLebenswirklichkeit erhalten, sondern auch dieMöglichkeit zu einem Süd-Süd-Austauschbekommen. Ein solches Programm führt derInternationale SCI seit vielen Jahren unterdem Namen "Incoming-Programm" durch.Seit mehreren Jahren findet als Höhepunktdes Programms im September einSchulprojekt in Köln statt, bei dem dieFreiwilligen zu einem bestimmten ThemaWorkshops mit Schülern und Schülerinnendurchführen. Mit diesem Schulprojekt sollenJugendliche für entwicklungspolitischeThemen sensibilisiert werden.Mareike W., 30.6.-11.8.<strong>2012</strong> in EcuadorDas Incoming-ProgrammFreiwillige aus Afrika, Asien, Mittel- undSüdamerika und Nahost können sich dieTeilnahme an einem europäischen Workcampin der Regel aus finanziellen Gründen nichtAbbildung 21: Workcamp in SambiaIn diesem Jahr wurden von SCI-Zweigen undPartnerorganisationen je ein/e VertreterInaus Indien, Kambodscha, Palästina, Malawi,Sambia, Zimbabwe, Mexico und Perueingeladen. Zu ihnen gesellten sich einige<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 31


deutsche Teilnehmerinnen, zwei Trainerinnen,die in das Thema einführten und zweiCampleiterinnen, die die organistoricheVerantwortung übernahmen. Beeinflusstdurch die aktuelle Debatte in Deutschlandüber Nahrungsmittelverschwendung wurdedas Thema "Wer hungert hier im Überfluss?"gewählt. Alle wohnten zusammen in einerGemeinschaftsunterkunft in der Nähe desRheins.Erfahrungen im SchulprojektÜber das diesjährige Incoming Programm hateine deutsche Teilnehmerin den folgendenBericht geschrieben:Das ThemaIn den ersten neun Tagen wurden dieTeilnehmerInnen in die Themen " Hunger" und"Nahrungsmittelüberfluss" eingeführt. Dabeiwurde auch immer der Bezug zum eigenenLand hergestellt. So wurde mir wiederbewusst, dass nach dem Zweiten Weltkrieg inDeutschland großflächig gehungert wurde.Andererseits fand ich eine Studie zurLebensmittelverschwendung: Die meistenLebensmittel (60%) werden tatsächlich vonuns Konsumenten weggeworfen. Das hatte ichnicht erwartet.Anschließend gingen wir auf verschiedeneGründe für Hunger im Detail ein: vonKlimawandel über Landraub hin zuLebensmittelspekulation. Dabei erschüttertemich das Thema „Landraub" am meisten, dafast alle Teilnehmenden zum Teil sogarpersönliche Erfahrungen damit im eigenenLand gemacht hatten. Abschließendbeschäftigten wir uns mit Alternativen undmöglichen Lösungen für die Probleme.Durch die theoretische Beschäftigung mit demThema Essen war dieses auch im Campalltagständig präsent. Die TrainerInnen wünschtensich, dass wir, statt im nahe gelegenen Lidl,besser im Rewe fair gehandelte Produkte ausder Region mit Biosiegel einkauften.Außerdem wurde eine Gemüsekiste beimBiobauern bestellt und ein Essenskomiteegewählt, das darauf achten sollte, dass unsereLebensmittel und Essensreste nicht verdarben.Aber natürlich mussten diese hehrenAnsprüche gelegentlich der Realität weichen:Auch wir mussten verschimmelten Frischkäseund saure Milch wegwerfen, die Gemüsekistewurde von keinem der ausländischenTeilnehmer in ihrer Funktion überhauptwahrgenommen, und der Lidl bekam doch deneinen oder anderen unserer Gäste zu Gesicht.Einen kleinen Erfolg konnten die Trainerinnemjedoch bei Luciano verzeichnen: Ihr Traininghatte eine, von ihm so genannte, „Revolutionin seinem Kopf" ausgelöst: Während dieanderen TeilnehmerInnen am liebsten jedenTag mindestens einmal Fleisch essen wollten,beschloss er, mindestens während seiner Zeitin Deutschland vegetarisch zu essen; vielleichtauch darüber hinaus, wer weiß?Abbildung 22: Workcamp in SambiaDie ArbeitDie Aufgabe bestand darin, zu dem gewähltenThema sich Schulworkshops zu überlegen.Diese sollten in Schulen in der RegionKöln/Bonn stattfinden, in der Regel mit 20 bis30 SchülerInnen der 10. bis 12. Klasse. Indiesem Jahr hatten sich sieben gemeldet: eineHauptschule, zwei Gesamtschulen und vierGymnasien.32<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


Für die Vorbereitung der Workshops standendrei Tage des Trainingsprogramms zurVerfügung. Wir bildeten drei Teams. MeinTeam wählte das Thema „Landraub" fürunseren Workshop, während die anderen zumThemenkomplex „Hunger" versus "Überfluss"ihre Workshops vorbereiteten.Einen Workshop durchzuführen hieß zunächsteinmal, in Allerherrgottsfrühe aufzustehen. Dawir um acht Uhr in der Schule sein sollten undwir für die Anreise mit dem ÖPNV ein bis zweiStunden benötigten, klingelte der Weckermeist schon um fünf Uhr.Die Arbeit mit den SchülerInnen verlief mitmeinem Team besser als erwartet. Vom erstenWorkshop an begeisterten Luciano (auch ohneEnglischkenntnisse), Subhash und Monica dieSchülerInnen. Meine Aufgabe war in ersterLinie, die Kommunikation durch deutschenglischeÜbersetzungen zu unterstützen. Diepositive Rückmeldung von den Schulenbestätigte mein Gefühl, dass die Workshopsals Erfolg gewertet wurden.Das DrumherumFür unser leibliches und seelisches Wohl warenwir selbst verantwortlich. Wir mussten alsoeinkaufen, kochen, aufräumen und putzen. Dadie meisten TeilnehmerInnen am liebstenmorgens, mittags und abends warm gegessenhätten, wurde zumindest mittags und abendsgekocht, was natürlich viel Zeit kostete, dafüraber meist sehr gut schmeckte.Um mehr gemeinsam zu unternehmen, fehlteoft Zeit und Lust, die lieber zum Faulenzen undSchlafen genutzt wurde. Aber einiges habenwir dann doch unternommen. Wir haben einenÖkobauern besucht, eine Stadtführung durchKöln incl. Dombesichtigung gemacht und dasBrühler Schloss besichtigt. Wir fuhren miteinem Schiff von Bonn zum Drachenfels, denwir dann bestiegen, wir besuchten denSchrebergarten eines Lokalgruppenmitgliedsund aßen den Kürbis, der auf ihremKomposthaufen gereift war, als Suppe.Zusammenfassend kann ich nur betonen, dassich ein paar wunderschöne Wochen beimdiesjährigen Incoming-Programm verbrachthabe, und dass ich den Eindruck hatte, dass esden ausländischen Gästen auch sehr gut beiuns gefallen hat.Kathrin W.LokalgruppenEs gibt über Deutschland verteilt Lokalgruppenund lokale Ansprechpartner. Menschen, die anWorkcamps teilgenommen haben, einenlänger- oder mittelfristigen Freiwilligendienstgemacht haben, ehemalige CampleiterInnen,Aktive und Interessierte, Studierende undRentnerInnen, Arbeitssuchende und Berufstätigekommen zusammen, um den SCI inihrer Region bekannt zu machen und anderefür Freiwilligenarbeit zu begeistern. IhreTätigkeitsfelder suchen sie sich selbst, diedeswegen auch von Lokalgruppe zuLokalgruppe variieren und oft von denInteressen und Berufen der Lokalgruppenmitgliederabhängen.Lokalgruppen bestehen zurzeit in Berlin,Hamburg, Köln/Bonn und Sachsen.Beispielhaft stellen wir in diesem Jahr dieLokalgruppe Hamburg vor.Abbildung 23: Workcamp in Sambia<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 33


Lokalgruppe HamburgUnsere Aktivitäten fanden <strong>2012</strong> auf folgendenFeldern statt:ÖffentlichkeitsarbeitDieses Jahr ließen unsere Kapazitäten nureinen Stand, und zwar wie im letzten Jahr, aufder Kieler Woche zu. Ferner plakatierten undverteilten wir Flyer im Rahmen einerKneipentour im Schanzenviertel, in Stadtteilen,in denen wir wohnen, in Schulen undKirchengemeinden. Zudem schrieben wir einenBrief an SCI-Mitglieder in und um Hamburg,um möglicherweise "alte Hasen" wieder zuaktivieren. Wir verschickten 13 Briefe underhielten zwei positive Rückmeldungen.Politische AktionenIm Frühjahr waren wir Unterstützer derKampagne "Jugend gegen Neonazis" undnahmen an Kundgebungen gegen Neonazisteil. Auch beteiligten wir uns an einer Demogegen Rassismus.Karin H.Workcamps in und um HamburgWir sehen es als eine unserer Aufgaben an, diebestehenden Workcamps zu begleiten und zubetreuen, sofern dies gewünscht wird. Dasbedeutet, dass wir die Camps je nach Bedarfbesuchen, um mit ihnen Kontakt zu haben, wirorganisieren die Vorstellung des SCI oderStadtrundgänge und bieten nach den CampsUnterkünfte an.Bereits seit zehn Jahren findet das sogAlimaus-Workcamp statt. Es handelt sich umeine Essensausgabe mit Kleiderkammer fürObdachlose und Arme in St Pauli. DerCampleiter war in diesem Jahr sehr autark undbenötigte von unserer Seite nur wenigUnterstützung. Es gab eine Stadtführungdurch St. Pauli und das Schanzenviertel zuBeginn des Workcamps und einige Treffen zumgemeinsamen Musikhören im Stadtpark undauf Straßenfesten in der Hamburger City.Zudem organisierten wir eine kostenloseRathausführung.Zu Gast für einen Tagesbesuch in Hamburgwar dieses Jahr ein Workcamp aus Hitzacker.Im Anschluss eines Workcamps in Glücksburgkamen einige Workcampteilnehmer alsÜbernachtungsgäste nach Hamburg.Abbildung 24: Schwere Arbeit im Workcamp inRübenauEs gab immer wieder tolle Situationen: ZumBeispiel wurde ich auf dem Rückweg von derSchule (wo Naemi unterrichtet) von dreiälteren Herren angesprochen; sie hättenschon von mir gehört, was ich hier mache,und sie würden mir gerne Gitarre vorspielen.Und da saß ich dann in Ecuador im Schattenbei 30 Grad und hörte mir castellanischeChansons an.Naemi J., LTV in Ecuador34<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.


GlossarAGAktiveBAGBMZCCIVSCLEFDGlobaler SüdenICMIJFDIncomingIncoming-ProgrammLGLTVMTVNMWNGONSPMOutgoingPCPOTQuifdSCI-DTeamerArbeitsgruppe im SCIPersonen, die sich ehrenamtlich im SCI engagierenBildungs-AG , eine Arbeitsgruppe, die CampleiterInnen ausbildetBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und EntwicklungCoordinating Committee of international Voluntary Services(Koordinierungsgremium der Freiwilligendienste bei der UNESCO)CampleiterInnen sind in Workcamps die VertreterInnen des SCI undübernehmen die organisatorische und pädagogische LeitungEuropäischer Freiwilligendienstseit Ende der 80er Jahre Bezeichnung für Entwicklungs- und SchwellenländerInternational Committee Meeting, das ist die internationaleMitgliederversammlung der SCI-ZweigeInternationaler Jugendfreiwilligendienstnach Deutschland einreisende/r Freiwillige/rJährliches Programm für Freiwillige aus dem Globalen SüdenLokalgruppe des SCILong Term VolunteeringMedium Term VolunteeringNo more War, eine Initiative von Internationalen SCI-AktivenNon Governmental Organisation (Nichtregierungsorganisation)North South Platform Meeting, Internationales Treffen der am Nord-Süd-Austausch beteiligten Zweige und Partneraus Deutschland ausreisende/r Freiwillige/rPeace CaravanPlacement Officer Training (Training der Freiwilligen, die in den Bürosder SCI-Zweige die Workcamp-Vermittlung machen)Qualität in FreiwilligendienstenService Civil International - Deutscher ZweigPerson, meist Freiwillige/r, die auf den Seminaren für den inhaltlichenbzw. methodischen Teil verantwortlich ist.<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V. 35


Der SCI auf einer SeiteDer Service Civil International, kurz SCI, ist einegemeinnützige, internationale Organisation, diesich durch Freiwilligenarbeit für Frieden,gewaltfreie Konfliktlösung, soziale Gerechtigkeit,nachhaltige Entwicklung und interkulturellenAustausch einsetzt. Der SCI verfügt über einNetzwerk von 38 nationalen Zweigen auf fünfKontinenten und arbeitet mitPartnerorganisationen in 50 weiteren Ländernzusammen.Der SCI ist Mitglied im Deutschen ParitätischenWohlfahrtsverband (DPWV), die Arbeit des SCI inDeutschland wird vom Bundesministerium fürFamilie, Senioren, Frauen und Jugend, von derEuropäischen Kommission und anderen Geldgeberngefördert. Auf internationaler Ebene arbeitet derSCI im Koordinierungsgremium fürFreiwilligendienste (CCIVS) der UNESCO mit und hatkonsultativen Status beim Europarat.Der wichtigste Arbeitsschwerpunkt des SCI sind sogenannte Workcamps, Freiwilligeneinsätze ininternationalen Gruppen, die zwei bis vier Wochendauern. In der Regel kommen zehn bis zwanzigjunge Menschen aus verschiedenen Ländernzusammen und unterstützen mit ihrer freiwilligenund unentgeltlichen Arbeit lokale Projekte. Zu denEinsatzfeldern zählen Arbeiten im Umweltschutz, inder Kinder- und Jugendhilfe oder in sozialen undkulturellen Einrichtungen sowie in Projekten gegenAusgrenzung, Diskriminierung, Faschismus undRassismus. Aber ein Workcamp bedeutet nicht nurArbeit, sondern auch zusammen zu leben und zulernen, Kontakte zu knüpfen und Spaß zu haben.Der SCI vermittelt weiterhin auchFreiwilligendienste, die zwischen drei und zwölfMonaten dauern. Die sog. Long Term Volunteersarbeiten üblicherweise alleine oder in kleinenGruppen in einem Projekt.Darüber hinaus organisiert der SCIverschiedene Bildungsmaßnahmen undStudienfahrten sowie Vor- undNachbereitungsseminare für Teil-nehmendean den Programmen.KontaktSCI Deutscher Zweig e.V.Blücherstraße 1453115 BonnTelefon: 0228 212086Fax: 0228 264234E-Mail: info@sci-d.deWebseite: www.sci-d.deNewsletter: www.sci-d.de/cms/?newsletterSCI Facebook:http://de-de.facebook.com/SCI.GermanyAuf der Webseite finden Sie Informationenüber den SCI, Teilnahmebedingungen, eineDatenbank mit den angebotenenWorkcamps, Berichte ehemaligerTeilnehmerInnen, eine Darstellung derArbeits- und Lokalgruppen, Informationenfür Spender, Projektpartner und Pressesowie die anstehenden Termine.SpendenkontoService Civil International (SCI)Kontonummer: 9 600 941Bank: Sparkasse KölnBonnBLZ: 370 501 98SWIFT-CODE: COLSDE33IBAN: DE62 3705 0198 0009 6009 4136<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> – Service Civil International – Deutscher Zweig e.V.

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