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Chronik der Schule Mauer Ein Zeitzeugenbericht 1892

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Auszug aus Manuskript – noch mit Fehlern<br />

behaftet, Verbesserungen u. Ergänzungen<br />

vorgesehen, Ausdruck z.T. auf billigem<br />

Papier, dadurch oft mangelhafte Bildqualität.<br />

20. Juni 2004<br />

Teil 1 /01.07.2004


<strong>Chronik</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

<strong>Mauer</strong><br />

<strong>Ein</strong><br />

<strong>Zeitzeugenbericht</strong><br />

<strong>1892</strong> – 1919<br />

Zusammengestellt<br />

von Heinz Böhm<br />

Teil 1 /01.07.2004


Transkription, Zusammenstellung, Bildgestaltung, Graphik, Druck<br />

Ing. Heinz Böhm, 1230 Wien Speisingerstraße 242<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 3 -<br />

<strong>Ein</strong>leitung<br />

In <strong>der</strong> alten Volksschule <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Mauer</strong> wurde gewissenhaft eine Schulchronik geführt.<br />

Band 2 ist ein Buch 28 x 40 cm groß, dunkelgrün gebunden und mit einem großen Schulschild<br />

<strong>der</strong> ‚<strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong>’ versehen. Die <strong>Ein</strong>tragungen in akribischer Kurrentschrift<br />

geschrieben, mit Ansichtskarten versehen und Zeitungsausschnitten ergänzt.<br />

Der Schwiegervater von Rudolf Apflauer, Herr Feitek hat das Buch aus dem Schutt gezogen,<br />

als die Maurer Volks- und Hauptschule in <strong>der</strong> Bendagasse abgetragen und neu aufgebaut<br />

wurde.<br />

Frau Roswitha Blaschek hat als Erste den Versuch eines Auszuges gewagt. Vorliegen<strong>der</strong><br />

Text ist nun eine komplette Abschrift dieses Zeitdokuments <strong>der</strong> Lokalgeschichte von <strong>Mauer</strong>.<br />

Es wurde zuerst eine genaue Transkription <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong>texte unter <strong>Ein</strong>haltung von Schreibweise<br />

und Form verfaßt. Um jedoch einem breiten Publikum die Lesbarkeit zu erleichtern wurden<br />

in vorliegen<strong>der</strong> Fassung eine weitgehend einheitliche Formatierung gewählt, die Interpunktion<br />

<strong>der</strong> heutigen Schreibweise angepaßt und alle Abkürzungen ausgeschrieben. Ausgenommen<br />

auch heute übliche o<strong>der</strong> verständliche Kürzungen, wie für Anreden (Hr., Fr., Frl.,<br />

Hw.), Geldbeträge (fl, kr, K, h) u.d.gl. Beibehalten wurde die Rechtschreibung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Zeit mit Ausnahme <strong>der</strong> kurrenten s-Schreibung, da diese mo<strong>der</strong>ne Computer-Schriftsätze nicht<br />

unterstützen.<br />

In nachfolgenden Seiten wurden die Abschriften <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> und Anmerkungen zu Bil<strong>der</strong>n<br />

konsequent in Kursivschrift gehalten und nicht im Blocksatz gesetzt, notwendige Ergänzungen<br />

in eckigen Klammen hinzugefügt. Alle Erläuterungen, Bil<strong>der</strong>klärungen o<strong>der</strong> Ausführungen<br />

zur Lokalgeschichte wurden in Normalschrift und Blocksatz ausgeführt.<br />

Nicht mehr gebräuchliche Wörter o<strong>der</strong> Fremdwörter wurden in Fußnoten erklärt. Allgemeines<br />

in einem Glossar erläutert.<br />

Verfaßt wurde die <strong>Chronik</strong> vom jeweiligen Oberlehrer <strong>der</strong> Volksschule <strong>Mauer</strong>: Franz<br />

Schmied <strong>1892</strong> – 1894, Ernst Stuppöck 1894 – 1909 und Rudolf Glaser 1909 – 1920, wobei<br />

die letzten Jahre vor <strong>der</strong> Pensionierung immer vom Nachfolger nachgetragen wurden.<br />

Selbstverständlich enthält die Schulchronik jährlich ausführliche Angaben über den Schülerstand,<br />

über Anzahl von Schulklassen, Wechsel von Lehrkräften, Mitglie<strong>der</strong> des Ortsschulrates,<br />

Schulfeiern und Schulausflüge. Darüber hinaus machte aber je<strong>der</strong> Oberlehrer zusätzlich<br />

zahlreiche <strong>Ein</strong>träge über das Lokal- o<strong>der</strong> Staatsgeschehen.<br />

Oberlehrer Franz Schmid wird von seinen Nachfolger großer Fleiß und minutiöse Genauigkeit<br />

beschieden, auch war er bis zu seinem Tod als Regenschori in <strong>der</strong> Pfarre <strong>Mauer</strong><br />

tätig. Große Verdienste erwarb er durch Sammlung von Daten für eine <strong>Chronik</strong> von <strong>Mauer</strong>.<br />

Die <strong>Ein</strong>tragungen entsprechen diesem Charakter.<br />

Oberlehrer Ernst Stuppöck wird als ein mit unermüdlicher Arbeitskraft, ausgezeichneter<br />

Mann, <strong>der</strong> sich eifrigste in allen Zweigen des Unterrichtsbetriebes betätigte, beschrieben. Großes<br />

Verständnis hatte er für die Botanik und hervorragende Kenntnisse im Garten- und Obstbau<br />

sowie <strong>der</strong> Bienenzucht. Exakte Berichte über das Wettergeschehen und die Auswirkungen<br />

auf den Wein- und Obstbau in <strong>Mauer</strong> sind jährlich in seinen <strong>Ein</strong>tragungen enthalten.<br />

Oberlehrer Rudolf Glaser, auch Mitglied <strong>der</strong> Gemeindevertretung von <strong>Mauer</strong>, berichtet zusätzlich<br />

viel über Lokal- und Staatspolitik, kommentiert den Zerfall <strong>der</strong> Monarchie bis zur<br />

Gründung <strong>der</strong> 1. Republik Österreichs. Er fügt <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> eine große Anzahl Ansichtskarten<br />

von <strong>Mauer</strong> bei, klebt Zeitungsberichte ein und illustriert ausführlich das Geschehen im und<br />

nach dem 1. Weltkrieg.<br />

Unbewußt spannen die <strong>Ein</strong>tragungen einen Bogen von patriotischer Heldenverehrung<br />

anläßlich <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>bestattung gefallener Krieger <strong>1892</strong>, über einen chauvinistischen<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 4 -<br />

Patriotismus bei den Jubiläumsfeiern für Kaiser Franz Joseph I. 1898 und 1908, bis zur Not<br />

im 1. Weltkrieg und dem Zerfall <strong>der</strong> Monarchie 1918.<br />

Die in <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> enthaltenen Bil<strong>der</strong> und Zeitungsausschnitte wurden<br />

zumeist bei den zugehörigen Textstellen eingefügt, vielfach mit Bildmaterial aus öffentlichen<br />

und privaten Archiven ergänzt. Sie sollen die <strong>Ein</strong>tragungen über Personen, Geschehnisse o<strong>der</strong><br />

Ereignisse bildlich ergänzen. Fallweise wurde auch ergänzend eine kurze Biographie o<strong>der</strong> kurzgefaßte<br />

geschichtliche Abhandlung dazu verfaßt.<br />

Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Oberlehrer Ernst Stuppöck <strong>der</strong> Großvater meiner Mutter<br />

war, diese in seiner Familie aufgewachsen ist, und ich noch heute das einstige Oberlehrerhaus,<br />

Wienerstraße 21, jetzt Speisingerstaße 242, bewohne.<br />

Herzlich danken möchte ich allen, die mir bei dieser Arbeit geholfen haben. Vor allem<br />

Familie Apflauer die mir die <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> borgten.<br />

Hr. Karl Buberl, Fr. Abrahamczik, Fr. Mag. Ayad sowie dem Bezirksmuseum Liesing, die<br />

Unterlagen, Informationen, Dokumente und zahlreiche Bil<strong>der</strong> zu Verfügung stellten.<br />

……….<br />

……….<br />

Teil 1 /01.07.2004


Inhaltsverzeichnis<br />

- 5 -<br />

<strong>Ein</strong>leitung ..............................................................................................................................................................................- 3 -<br />

Volksschule in <strong>der</strong> Wienerstraße 5 (heute Speisingerstraße 258) ...........................................................................- 7 -<br />

<strong>Ein</strong>tragung von Oberlehrer Franz Schmid ...................................................................................................................- 8 -<br />

Jahr <strong>1892</strong>...............................................................................................................................................................................- 9 -<br />

Oberlehrer Franz Schmid ...............................................................................................................................................- 9 -<br />

Albrechtsorden für Bürgermeister Franz Graßler................................................................................................... - 15 -<br />

<strong>Mauer</strong> um 1890 ............................................................................................................................................................. - 16 -<br />

Plan von <strong>Mauer</strong> b. Wien .............................................................................................................................................. - 18 -<br />

Friedhöfe in <strong>Mauer</strong>....................................................................................................................................................... - 18 -<br />

Marienpark am Reiterberg........................................................................................................................................... - 19 -<br />

Schuljahr <strong>1892</strong>/93............................................................................................................................................................. - 20 -<br />

Gemeindearzt Dr. Alfred Kühne................................................................................................................................ - 20 -<br />

Obere Kaserne............................................................................................................................................................... - 26 -<br />

Waldgasse...................................................................................................................................................................... - 27 -<br />

Mechitaristen in <strong>Mauer</strong>................................................................................................................................................ - 28 -<br />

Volksschulklasse Ende 19. Jahrhun<strong>der</strong>t................................................................................................................... - 31 -<br />

Klassenfoto Oberlehrer Ernst Stuppöck mit 42 Kin<strong>der</strong>n ....................................................................................... - 32 -<br />

Erste <strong>Ein</strong>tragungen von Oberlehrer Ernst Stuppöck............................................................................................... - 33 -<br />

Schuljahr 1894/95............................................................................................................................................................. - 34 -<br />

Untere Kaserne.............................................................................................................................................................. - 35 -<br />

Pfarrer Jakob Lamm .................................................................................................................................................... - 36 -<br />

25jähriges Pfarrer-Jubiläum von Hw. Hr. Jacob Lamm......................................................................................... - 38 -<br />

Marienhaus..................................................................................................................................................................... - 40 -<br />

Fürsorge für Kin<strong>der</strong>, Kranke....................................................................................................................................... - 42 -<br />

Maurer Heimat-Jahrbuch 1928 ................................................................................................................................... - 42 -<br />

Schuljahr 1895/96............................................................................................................................................................. - 42 -<br />

Oberlehrer Ernst Stuppöck.......................................................................................................................................... - 45 -<br />

Schuljahr 1896/97............................................................................................................................................................. - 46 -<br />

Bürgermeister Franz Graßler ...................................................................................................................................... - 49 -<br />

Schuljahr 1897/98............................................................................................................................................................. - 54 -<br />

Jüdische Grabsteine...................................................................................................................................................... - 54 -<br />

Schuljahr 1898/99............................................................................................................................................................. - 59 -<br />

Tod Ihrer Majestät........................................................................................................................................................ - 59 -<br />

Kaiser Franz Josef Denkmal am Maurer Hauptplatz.............................................................................................. - 60 -<br />

Klassenfoto 4. Classe 1898 /99 .................................................................................................................................. - 64 -<br />

Schuljahr 1899/1900........................................................................................................................................................ - 66 -<br />

Belobende Anerkennung............................................................................................................................................. - 68 -<br />

Schuljahr 1900/1901........................................................................................................................................................ - 69 -<br />

Flora Jelinek................................................................................................................................................................... - 69 -<br />

Pfarrer Johann Nepomuk Schramm........................................................................................................................... - 70 -<br />

Schuljahr 1901/02............................................................................................................................................................. - 72 -<br />

Klassenfoto 4. Klasse, 2. Abt., 5. Schulj. 1901-02 ................................................................................................. - 75 -<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 6 -<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 7 -<br />

Volksschule in <strong>der</strong> Wienerstraße 5<br />

(heute Speisingerstraße 258)<br />

Wegen stetiger Zunahme <strong>der</strong> Schüleranzahl<br />

und bevorstehen<strong>der</strong> <strong>Ein</strong>führung <strong>der</strong> achtjährigen<br />

Schulpflicht wurde in <strong>Mauer</strong> 1868<br />

eine größere <strong>Schule</strong> erfor<strong>der</strong>lich. Die neue<br />

<strong>Schule</strong> wurde in <strong>der</strong> Wienerstraße auf <strong>der</strong> s.g.<br />

Halterwiese (heute Speisingerstraße 258,<br />

Goetheanistische Studienstätte) errichtet.<br />

Das Schulgebäude wurde in regelmäßiger<br />

Form, direkt an <strong>der</strong> Straße erbaut, mit einem<br />

Stockwerk, in <strong>der</strong> Front 11 Fenster im 1. Stock<br />

und 10 ebenerdig.<br />

Die <strong>Schule</strong> war bei Erbauung zweiklassig,<br />

das Gebäude wurde auch für Gemeinde- und<br />

)<br />

wohnungszwecke genutzt. <strong>Ein</strong>e dritte Klasse<br />

kam im Jahre 1871 und die vierte Klasse im<br />

Jahre 1873. In den Jahren 1885 und 1886 wurden<br />

die fünfte und sechste Klasse eröffnet.<br />

Seit Errichtung eines eigenen Gemeindhauses<br />

im Jahre 1887 dient das Gebäude nur mehr<br />

schulischen Zwecke n.<br />

Im Jahr 1901 hatte die <strong>Schule</strong> 7 Klassenzimmer,<br />

1 Konferenzzimmer, 1 Kabinett, 3<br />

Vorzimmer, einen Turnsaal und eine Schuldienerwohnung,<br />

außerdem war ein mit Linden<br />

und Fichten bepflanzter Hof als Spielplatz<br />

und ein großer Schulgarten vorhanden.<br />

Bild oben: Wienerstraße (heute Speisingerstraße) Blick Richtung Hauptplatz. Rechts Rathaus<br />

(heute Volkshochschule) und Volksschule (heute Goetheanistische Studienstätte), links die<br />

Parkmauer des Krassny Schlössl (später Rathauspark). Bild Mitte: Blick in die an<strong>der</strong>e Richtung.<br />

Links Station <strong>der</strong> Dampftramway, anschließend Volksschule und Rathaus.<br />

Bil<strong>der</strong> aus <strong>Chronik</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> 01.07.200423:09:54


- 8 -<br />

Erste <strong>Ein</strong>tragung von Oberlehrer Franz Schmid<br />

Kopie aus <strong>Chronik</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Teil 1 / 01.07.2004 23:09:54


- 9 -<br />

Jahr <strong>1892</strong><br />

Die <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> mit Band 2 beginnt am 16. Aug. <strong>1892</strong> mit <strong>Ein</strong>tragungen<br />

von Oberlehrer Schmid, die zuerst einen Rückblick auf Geschehnisse im Zuge <strong>der</strong> kriegerischen<br />

Auseinan<strong>der</strong>sätzungen im Jahre 1866, und dann einen ausführlicher Bericht<br />

über die Wie<strong>der</strong>beisetzung damals gefallener Soldaten am neuen Maurer Friedhof enthalten.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 1]<br />

<strong>Mauer</strong>, am 16. Aug. <strong>1892</strong><br />

„Soweit meine Erinnerungen<br />

reichen, kommt mir eine so erhebende<br />

Feier, wie die heutige, nicht vor.<br />

Nach dem für unsere Waffen im<br />

Norden <strong>der</strong> Monarchie so unglückliche<br />

Feldzüge – unser und unserer<br />

verbündeten Heere kämpften gegen<br />

Preußen, indes uns im Süden Italien<br />

angriff, das jedoch zu Land von<br />

unserer tapferen Armee unter<br />

Erzherzog Albrecht und zur See von<br />

unserer schwachen aber desto<br />

tapferen Marine unter Admiral<br />

Tegetthoff geschlagen wurde – kamen<br />

Theile <strong>der</strong> k.k. österreichischen und<br />

fast die ganze königl. Sächsische<br />

Armeen gegen Wien und Umgebung zur<br />

zeitweiligen <strong>Ein</strong>quartierung.<br />

So kamen auch nach <strong>Mauer</strong> (nach den<br />

Aufzeichnungen des damaligen, nun<br />

seelige Hochw. Hr. Pfarrers Friedrich<br />

Zifka) 2000 Mann mit 700 Pferden, von<br />

denen an ihren Verwundungen 16<br />

starben. Der inzwischen aufgetretenen<br />

Cholera erlagen aber noch viele<br />

sächsische und österreichische<br />

Soldaten. Alle wurden auf einem Theile<br />

<strong>der</strong> Exercier-Wiese (dem<br />

sogenannten „Militär=Friedhof“)<br />

beerdigt, und es wurden im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahre noch an<strong>der</strong>e dahin gebracht,<br />

während schon vor, dann während und<br />

nach <strong>der</strong> sogenannten „Franzosenzeit“<br />

viele, die ehedem als Freund und<br />

Feind gegenüber gestanden waren, in<br />

Ruhe und Frieden zum ewigen Schlaf<br />

gebettet worden waren.<br />

Unter an<strong>der</strong>em wurde auch in<br />

stiller Nacht <strong>der</strong> ehemalige Feldmarschalleutnant<br />

Eynatten, <strong>der</strong> sich<br />

während des Krieges gegen das mit Napoleon<br />

III. verbündete Italien im<br />

Jahr 1859 Strafbares zu Schulden<br />

kommen ließ und seine Schuld mit<br />

eigener Hand sühnte, begraben.<br />

Oberlehrer<br />

Franz Schmid<br />

Oberlehrer Franz Schmid<br />

Geboren am 20.8.1839 in Korneuburg. Er<br />

besuchte dort die Unterrealschule und 1855/56<br />

den Pädagogischen Kurs. Danach war er an <strong>der</strong><br />

Realschule Stipendist.<br />

1857 wurde er Unterlehrer an <strong>der</strong> zweiklassigen<br />

Volksschule in Patzmannsdorf. In dieser<br />

Zeit legte er auch die Lehrerprüfung ab und<br />

Erwarb die Berechtigung als Hauptschullehrer.<br />

Danach war er an <strong>der</strong> Bernadischen<br />

Haupt- und Unterrealschule in Wien sowie <strong>der</strong><br />

Pfarrschule und späteren Volksschule in Meidling<br />

tätigt.<br />

Vom 15.2.1872 bis 1.11.1896 schließlich<br />

Oberlehrer an <strong>der</strong> Volksschule <strong>Mauer</strong>.<br />

Franz Schmid war Mitgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> freiwilligen<br />

Feuerwehr, Chormeister des Männergesangsverein<br />

und vom 1.3.1872 bis zu seinem<br />

Tod Regenschori in <strong>der</strong> Pfarre <strong>Mauer</strong>. <strong>Ein</strong> großer<br />

Verdienste ist auch seine Sammlung von<br />

Daten für eine <strong>Chronik</strong> von <strong>Mauer</strong><br />

Am 4. 9. 1901 starb Franz Schmid in <strong>Mauer</strong><br />

im 62sten Lebensjahr.<br />

Bild Archiv Abrahamczik Teil 1 01.07.2004 23:09:54


Franz Schmid<br />

Oberlehrer<br />

Nun folgen Berichte einiger<br />

Zeitungen.<br />

- 10 -<br />

Es schreibt das „Wiener Tagblatt: “Gestern vormittags<br />

fand auf dem Friedhof zu <strong>Mauer</strong> die Wie<strong>der</strong>beerdigung von<br />

im Jahr 1866 gefallenen Kriegern unserer und <strong>der</strong> sächsischen<br />

Armee in einem gemeinsamen Grabe statt. Gestern<br />

nachts wurden die Gebeine in 10 Särgen auf den<br />

Ortsfried-<br />

Bild Archiv Abrahamczik Teil 1 01.07.2004 23:09:54


- 11 -<br />

hof gebracht. <strong>Ein</strong> Lorbeerkranz, <strong>der</strong> eine schwarz-gelbe<br />

Schleife hatte, trug die Widmung: „In treu bewahrter<br />

Erinnerung die Kameraden<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 2]<br />

<strong>der</strong> k. u. k. österreichisch-ungarischen Armee“, ein<br />

zweiter mit weißgrünem Bande trug die Anschrift: „den<br />

braven österreichischen und sächsischen<br />

Waffengefährten.“<br />

Zur Feierlichkeit, die um 10 Uhr begann, rückten die<br />

in <strong>Mauer</strong> dislocierten 2 Compagnien des<br />

Infanterie=Regiments Freiherr von Fejervary No 46 mit<br />

Musik unter dem Commando des Majors Kratky aus und<br />

postierten sich mit <strong>der</strong> Front an <strong>der</strong> südlichen<br />

Schmalseite des Grabes. 20 Mann nahmen als Sargträger am<br />

Grabe Aufstellung. Auch <strong>der</strong> Oberst des Regiments Müller<br />

von Seehof war mit dem Regiments Adjutanten Oberleutnant<br />

Müller und vielen dienstfreien Officieren erschienen,<br />

ferner <strong>der</strong> Commandant des 26. Infanterie=Brigarde<br />

Generalmajor Schmedes, <strong>der</strong> Commandant <strong>der</strong> 13. Infanterie=Truppendivision<br />

Feldmarschalleutnant Schmidt mit<br />

dem Generalstabschef <strong>der</strong> Division Major Ritter v.<br />

Schwartz.<br />

Als delegierter <strong>der</strong> sächsischen Armee kam <strong>der</strong><br />

Brigadier Generalmajor v. Zeschau mit dem ihm<br />

zugetheilten Dragoner Rittmeister Eduard Fischer. Als<br />

Gäste waren anwesend: <strong>der</strong> deutsche Botschafter Prinz zu<br />

Reuß und <strong>der</strong> techn. Militär-Attache F. Zek, Freih. v.<br />

Scudier, Bezirkshauptmann v. Roretz, Bürgermeister<br />

Graßler und die Gemeindevertretung von <strong>Mauer</strong>.<br />

Militärpfarrer Koffler segnete, assistiert von <strong>der</strong><br />

Pfarrgeistlichkeit von <strong>Mauer</strong>, die Gebeine <strong>der</strong><br />

katholischen Österreicher ein, warf Erde in das Grab und<br />

sprach:<br />

„Ruhet sanft, ihr tapferen, feldemuthigen Krieger,<br />

die ihr im Kampfe für Kaiser und Vaterland euer Leben<br />

geopfert. Ruhet sanft im Mutterschoße. Wie schön war<br />

Euer Los, zu sterben den großen Tod für Kaiser und<br />

Vaterland! Was thut <strong>der</strong> brave Soldat für Kaiser und<br />

Vaterland? Er verläßt seine Familie, verläßt alle,<br />

die ihm lieb und theuer sind, opfert seine Freiheit,<br />

seine Gesundheit, sein Leben. Ruhet sanft im<br />

himmlischen Frieden, brave, tapfere und heldenmuthige<br />

Kampfesgenossen! Der allmächtige Gott nehme Euch im<br />

Reich seiner Lieben auf! Ruhet sanft, liebe, treue<br />

Bundesgenossen, heldenmuthige Sachsen, Ihr habt Eure<br />

Bundesgenossenschaft treu uns aufbewahrt bis zum Tod!<br />

Gott, <strong>der</strong> jede edle Regung des Herzen kennt, wird<br />

Eure Bundesgenossenschaft jenseits belohnen!“<br />

Hierauf spielte die Kapelle 1 Strophe von „Wir werfen<br />

uns danie<strong>der</strong>“, dann sprach <strong>der</strong> Superintendant Professor<br />

Dr. Lebering an den Särgen <strong>der</strong> Sachsen.<br />

DerRedner knüpft an das Bibelwort an vom Berge Horeb:<br />

„Der Ort, da du aufstehst, ist ein heilig Land“, welches<br />

Obwohl die<br />

Gemeinde den<br />

Platz für das<br />

Grab<br />

unentgeltlich<br />

widmete,<br />

wurde we<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Bürgermeister<br />

noch die<br />

Gemeindevertretung<br />

eingeladen,<br />

son<strong>der</strong>n<br />

erschien auf<br />

<strong>Ein</strong>ladung des<br />

Bürgermeister<br />

s.<br />

Teil 1 / 01.07.2004


- 12 -<br />

von diesem Orte gelte, an dem neben unseren vaterländischen<br />

Kriegern auch die treuen verbündeten aus<br />

schwerer, trübseliger<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 3]<br />

Vergangenheit ruhen. Im Jahr 1866, dem dunkelsten und<br />

sorgenvollsten, daß jemals über Österreich hereingebrochen,<br />

- wie stehen sie da, treu und fest, klar und<br />

wahr, uns zur Seite mit gutem Schwerte und warmen Herzen,<br />

die Söhne des Sachsenlandes! Unvergessen soll es<br />

bleiben, bis auch nur ein österreichisches Herz noch<br />

schlägt, wie das Sachsenland mit König und Armee und <strong>der</strong><br />

ganzen Volksseele unserem bedrängten Vaterlande<br />

beigestanden, im Donner <strong>der</strong> Geschütze, im Auge all <strong>der</strong><br />

feindlichen Massen, voran Feuer und Rauchdampf,<br />

rückwärts des Stromes tückische Fluten! Noch erinnern<br />

wir uns, wie die jugendlichen Gestalten mit dem<br />

freundlichen Antlitz in unserer Kaiserstadt gewandelt,<br />

durch Manneszucht und echt deutscher Treuherzigkeit die<br />

Sympathien unserer gemüthsverwandten Bevölkerung im<br />

Fluge gewannen. – Der Redner sagte weiters, er habe die<br />

Sachsen in den Lazaretten und an den Gräbern <strong>der</strong> Kameraden<br />

dulden und trauern gesehen und müsse Zeugnis geben<br />

von ihrer tiefen Religiosität, mit <strong>der</strong> sie des Krieges<br />

tausendfaches Leid überwanden und schloß mit <strong>der</strong> Apostroph:“<br />

doch sollen wir von ihrem neuen Grabe nur mit<br />

diesem Rückblick in die Nacht <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

scheiden? Schimmert es nicht zugleich wie ein neues<br />

Morgenroth? Antworte, mächtiges Österreich, du<br />

diamantener Ring, umfassend einen Strauß kräftig,<br />

herrlich aufblühen<strong>der</strong> Völker, die im uralten Vaterhaus<br />

gar nicht an<strong>der</strong>s können, als schließlich in unbesiegbarer<br />

Liebe und <strong>Ein</strong>tracht die Hände sich zu reichen<br />

zum Riesenwall gegen jeden Feind ihres Familienheiligthums.<br />

Sind die Blutgefilde Böhmens nicht wie<strong>der</strong> zur<br />

grünen Au neuen, blühenden Volkslebens, die Schlachtsaaten<br />

nicht zur Ernte herrlicher Früchte neubelebter<br />

Vaterlandsliebe geworden? Ist’s nicht, als wollten diese<br />

Totengebeine wie<strong>der</strong> lebendig werden und ihre Verklärung<br />

feiern in dem neuen Bund, <strong>der</strong> uns heute nicht nur mit<br />

Sachsen, son<strong>der</strong>n mit dem Gesamtvolke <strong>der</strong> ruhmreichsten<br />

Denker<br />

Dichter und Helden vereinigt nach ewigen Gesetzen <strong>der</strong><br />

Natur und <strong>der</strong> sittl. Weltordnung! – Und so segne ich<br />

Euch denn von neuem ein, treue Waffengenossen <strong>der</strong><br />

glorreichen sächsischen Armee! Ruhet nun mehr in<br />

ungestörtem Frieden, nach ausgelittenen Trennungsschmerzen<br />

von <strong>der</strong> geliebten Heimat, von Threuen Eltern<br />

und Geschwistern, von <strong>der</strong> süßen Hoffnung auf des<br />

Ruhmes und <strong>der</strong> Liebe Kränze! – Du aber, o allallwalten<strong>der</strong><br />

Herr, über Leben und Tod, laß sie dir auch in<br />

diesem neuen Leichenfelde befohlen sein! Uns aber, die<br />

wir noch freudig wandeln im Licht <strong>der</strong> Sonne, im Land <strong>der</strong><br />

Lebendigen, laß auch von dieser Todtenfeier mit dem<br />

ernsten Vorsatz heimkehren: auszubrüten deine Liebesgabe<br />

des Lebens im Dienste <strong>der</strong> Menschenfreundlichkeit, denn<br />

Aus dem<br />

„Fremden=Blatt“.<br />

Teil 1 / 01.07.2004


- 13 -<br />

nur sie ist Gottesfreundschaft, nur sie berechtigt uns,<br />

zu flehen um den alttestamentarischen Segen: Lange zu<br />

Leben im Land <strong>der</strong> Väter und glücklich zu sein!“ – Dr.<br />

Lebering segnete darauf die Gebeine ein und schloß seine<br />

Rede, die gleich den Worten des Pfarrers tiefen <strong>Ein</strong>druck<br />

machten mit dem Gebete: „Vater unser“.<br />

[<strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 4]<br />

Nun trat Feldmarschalleutnant Schmidt, <strong>der</strong> gleich den<br />

überigen Generälen und Officieren in Gala-Uniform war,<br />

vor die Front und sprach:<br />

„Soldaten! Über ein Vierteljahrhun<strong>der</strong>t ist<br />

dahingegangen, seit viele unserer Kameraden und 118<br />

Soldaten <strong>der</strong> königlich Sächsischen Armee, <strong>der</strong>en<br />

irdische Hülle soeben durch Priester des allmächtigen<br />

Gottes eingesegnet worden sind, fielen. Auf den Ruf<br />

ihres erhabenen obersten Kriegsherrn sind sie alle,<br />

getreu ihrem Eide, ihrer Soldatenpflicht, zu den<br />

Fahnen geeilt und haben für unser theures Vaterland<br />

gekämpft, geblutet, gerungen. Sie haben treu zu<br />

unserer Seite gehalten, und viele sind den im Kampf<br />

erlittenen Wunden erlegen o<strong>der</strong> wurden von tückischer<br />

Krankheit dahingerafft. Wir stehen nun an <strong>der</strong> neuen<br />

Grabstätte dieser braven Kameraden. Unser Herz<br />

trauert noch, doch in hoher Achtung für jene, die wir<br />

betrauern, hebt sich warm unsere Brust. Für uns sind<br />

sie niemals todt; sie sind nur von uns geschieden,<br />

sie leben fort in unseren Soldatenherzen wegen ihrer<br />

Hingebung, ihrer Selbstlosigkeit, ihrer Ausdauer und<br />

aller ihrer Soldatentugenden. Sie leben fort in den<br />

Herzen ihrer obersten Kriegsherrn, ihrer Waffengefährten,<br />

<strong>der</strong>en hoher Vertreter bei <strong>der</strong> heutigen<br />

Feier auch an unserer Seite gekämpft und gerungen<br />

haben und mit uns in treuer und weihevoller Erinnerung<br />

an diesem Grabe stehen. Bald wird ein Stein<br />

dieses Grab zieren, <strong>der</strong> die Namen aller dieser Braven<br />

<strong>der</strong> Nachwelt verkünden wird. Aber belohnen<strong>der</strong> als<br />

vergänglicher Stein ist das Denkmal treuen Angedenken,<br />

das wir je<strong>der</strong>zeit im Herzen bewahren, solange<br />

ein Soldat <strong>der</strong> öst.=ung. Armee noch denkt und fühlt.<br />

Niemals werden wir unserer treuen, wackeren Verbündeten<br />

vergessen.“<br />

Hierauf sprach noch <strong>der</strong> königlich sächsische General von<br />

Zeschau:<br />

„Im Auftrag Sr. Majestät des Königs Albert von<br />

Sachsen, unseres allergnädigsten Kriegsherrn, hat<br />

mich das königlich sächsische Kriegsministerium hieher<br />

gesendet um an dieser Feier Theilzunehmen als<br />

Vertreter Sr. Majestät des Königs. Die kirchliche<br />

Feier, welche soeben Diener Gottes vorgenommen, hat<br />

mich tief bewegt, noch mehr aber die kernig<br />

herzlichen Worte Sr. Excellenz <strong>der</strong> Herrn<br />

Feldmarschalleutnant Schmidt. Ich ergreife jetzt das<br />

Wort, um den Dank auszusprechen. Jedes sächsische<br />

Herz muß sich gehoben fühlen, wenn es hört, wie <strong>der</strong><br />

Teil 1 / 01.07.2004


- 14 -<br />

erhabene Monarch <strong>der</strong> österreichisch=ungarischen<br />

Monarchie, Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I., wie<br />

die Armee unserer verstorbenen Kameraden ehrten.<br />

Ruhen sie auch scheinbar in frem<strong>der</strong> Erde; so rühren<br />

sie doch behütet und bewahrt von treuer<br />

Kameradschaft. Sowie sie im Leben, treu bis zum Tod,<br />

heldenmüthig an <strong>der</strong> Seite ihrer Bundesge<br />

fährten gekämpft, so wird ihr Andenken in jedem<br />

sächsischen Herzen<br />

Gefühle <strong>der</strong> Dankbarkeit für sie nie aufhören lassen.<br />

Kameraden! Ihr ruhet hier in geweihter Erde und laßt<br />

mich jetzt den letzten militärischen Ehrengruß laut<br />

über Eurem Grabe Euch zurufen:<br />

[<strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 5]<br />

Zu Hause wird es verkündet werden, wie militärische<br />

Treue in Österreich geehrt wird. Mit Gottes Hilfe ist<br />

die Kette unzerreißbar, welche die deutsche Armee mit<br />

<strong>der</strong> glorreichen österreichisch=ungarischen verbindet.<br />

Ich danke Seine Excellenz dem Herrn Feldmarschalleutnant<br />

Schmidt für die Ehren, die er unseren Kameraden<br />

wi<strong>der</strong>fahren ließ, ich drücke ihm und allen, die bei<br />

<strong>der</strong> erhebenden Feier mitgewirkt, den Dank meines<br />

erhabenen Königs, meines Vaterlandes aus. Ruhet<br />

sanft, tapfere Kameraden!“<br />

Major Kratky commandierte den Tambour zum Signal<br />

„Abschlagen“ worauf die ausgerückten 2 Compagnien die<br />

Generaldecharge gaben und die Musik die Volkshymne<br />

spielte. Die Särge wurden nun in das Grab gesenkt. Um ½<br />

11 Uhr fuhren die Theilnehmer nach <strong>der</strong> Stadt und die<br />

Truppe rückte mit Musik ein.<br />

----------------------------<br />

Decoration für den Bürgermeister.<br />

Die Wiener Zeitung vom 23. Februar 1893 „Amtlicher<br />

Theil“ enthält u.a.:<br />

Seine k. u. k. apostolische Majestät haben mit<br />

allerhöchster Entschließung vom 28. Jänner d. J.<br />

allergnädigst zu gestatten geruht, ………<br />

daß <strong>der</strong> Gemeindevorsteher von <strong>Mauer</strong> Franz Graßler das<br />

Ritterkreuz zweiter Classe des königlich sächsischen<br />

Albrecht-Ordens annehmen und tragen darf. [siehe nächste Seite]<br />

----------------------------<br />

Decharge = Entlastung Tambour = Trommler<br />

Teil 1 / 01.07.2004


Archiv Mag. Ch. Ayad<br />

- 15 -<br />

Albrechtsorden für Bürgermeister Franz Graßler<br />

Wir Albert, von Gottes Gnaden König von Sachsen,<br />

etc. etc. etc. haben uns bewogen gefunden<br />

dem Bürgermeister Graßler in <strong>Mauer</strong> b Wien<br />

als ein Zeichen Unseres Wohlwollens,<br />

das Ritterkreuz II. Kl. des Albrechtsordens<br />

zu verleihen. Zu dessen Urkund ist das gegenwärtige<br />

Decret ausgefertigt, von Uns eigenhändig<br />

unterzeichnet und mit Unserem königlichen<br />

Siegel versehen worden<br />

Dresden, am 20. October <strong>1892</strong> Albert


- 16 -<br />

Gesehen 9. Juni 1893<br />

Siegert, kk. Bezirksschulinspektor.[Unterschrift]<br />

D. Kurt Klimesch<br />

kk. inspicieren<strong>der</strong> Amtsarzt<br />

<strong>der</strong> kk. N.Ö. Statthalterei .[Unterschrift]<br />

Außerordentliche Hitze<br />

Im August stieg die Hitze vom 14. an (+25°) eines Tages<br />

auf +32 Grad im Schatten. In den Weingärten gehen viele<br />

Trauben an Traubenfäule zugrunde.<br />

----------------------------<br />

Infections=Krankheiten<br />

Vom 20. - 31. August sind 25 Masern= und 2 Typhusfälle<br />

gemeldet.<br />

(? verschwiegen)<br />

Der Schulbeginn wird in <strong>der</strong> Sitzung des Ortsschulrat<br />

vom 31. August vom 1. September auf die 2. Hälfte des<br />

Monates verschoben. In <strong>der</strong>selben Sitzung wird zum<br />

Schuldiener<br />

Anton Rohrer ernannt.<br />

Ferner wurden folgende Lehrmittel angekauft:<br />

a) in Kästchen: Seidenspinner, Flachs, Kreuzspinne,<br />

Fle<strong>der</strong>maus; b) Igel ausgestopft. Zusammen 11 fl<br />

<strong>Mauer</strong> um 1890<br />

Übersicht <strong>der</strong> Schülerzahl.<br />

[nicht angegeben]<br />

Nach <strong>der</strong> Volkszählung 1890 war <strong>Mauer</strong> ein Ort mit 415 Häuser und 2126 <strong>Ein</strong>wohner<br />

(1994 Zivil- u. 132 Militärpersonen, 1074 mänlich, 1052 weiblich, Katholiken 2021,<br />

Evangelisch 75, Israeliten 7 An<strong>der</strong>e 23, Deutsche 1900, böhm.-mähr.-slowakisch 9)<br />

<strong>Mauer</strong> gehörte seit 1. Jän. 1890 zur Bezirkshauptmannschaft Hietzing–Umgebung, seit<br />

1. Jän. 1904 zum Gerichtsbezirk Liesing.<br />

Am 3. Sept. 1894 erfolgte die Umbennenung auf <strong>Mauer</strong> bei Wien. 1900 wurden 476<br />

Häuser und 2706 <strong>Ein</strong>wohner, 1910 bereits 525 Häuser und 3423 <strong>Ein</strong>wohner gezählt.<br />

Nebenstehen<strong>der</strong> Kartenausschnitt zeigt <strong>Mauer</strong> um 1890. Das Gebiet um den Ortskern<br />

ist zur Gänze unverbaut, es waren dort Fel<strong>der</strong>, Wiesen und Weingerten. Zahlreiche<br />

heutige Straßenzüge sind noch Feldwege. Aber auch das Ortszentrum ist nur dünn<br />

besiedelt, zwischen Hauptstraße (heute Endresstraße) und Langegasse befinden sich<br />

bedeutende Grünzonen.


- 17 -


- 18 -<br />

Plan von <strong>Mauer</strong> b. Wien<br />

Ausschnitt aus Generalplan von Wien um 1891<br />

Im Zuge josefinischer Reformen mußten<br />

die pfarrlichen Friedhöfe im Umkreis <strong>der</strong><br />

Kirchen aufgehoben und an den Ortsrand<br />

verlegt werden. In <strong>Mauer</strong> wurde 1785 ein<br />

neuer Pfarrfriedhof an <strong>der</strong> „Straße nach<br />

Wien“ (heute Pfarrkin<strong>der</strong>garten, Speisingerstraße<br />

230, Ecke Franz-Asenbauergasse) errichtet.<br />

Der Friedhof wurde 1867 zur Aufnahme<br />

neuer Gräber zu klein und eine Erweiterung<br />

aus sanitären Gründen, wegen <strong>der</strong> nahen<br />

Verbauung, nicht erlaubt.<br />

Von <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Mauer</strong> wurde ein neuer<br />

Gemeindefriedhof auf dem Reiterberg errichtet.<br />

(heute Friedhof <strong>Mauer</strong>, Friedensstraße<br />

6 - 16). Der Friedhof wurde am 30. Nov.<br />

1867 eingewe iht und <strong>der</strong> alte Friedhof mit<br />

gleichen Datum geschlossen. Bis 1. Jän. 1878<br />

durften noch in den gemauerten Grüften Beisetzungen<br />

vorgenommen werden. Ab 1888<br />

hatte die Kirche als Eigentümer das Recht<br />

an<strong>der</strong>weitig über den Grund zu verfügen.<br />

Militärfriedhof Pfarrfriedhof Gemeindefriedhof<br />

Exercierplatz Wienerstraße Reiterberg<br />

Friedhöfe in <strong>Mauer</strong><br />

Aber erst Anfang 1893 wurden mit Vorarbeiten<br />

zur Auflassung des alten Friedhofs be -<br />

gonnen und im Laufe des Jahres die Exhumierung<br />

<strong>der</strong> Grüfte, Übertragung und Wie<strong>der</strong>be -<br />

stattung im neuen Friedhof durchgeführt.<br />

Zum Allerheiligenfest 1893 fanden die letzten<br />

Gräberbesuche statt.<br />

Der eigene Militärfriedhof am Exzerzierplatz<br />

(heute Ecke Heudörflgasse/Franz-Asenbauergasse),<br />

wo von 28. Feb. 1795 bis 25. Juni<br />

1881 Bestattungen stattfanden, wurde bereits<br />

<strong>1892</strong> aufgelassen und die Begrabenen exhumiert<br />

und im neuen Gemeindefriedhof wie -<br />

<strong>der</strong>bestattet.<br />

Der Friedhof auf dem Reiterberg mußte bereits<br />

1876 (geweiht 30. Dez. 1876) und 1988/ 89<br />

(geweiht 30. Mai 1889) erweitert werden. 1925<br />

wurde auch <strong>der</strong> Marienpark mit <strong>der</strong> Marienaussicht<br />

in den Friedhof einbezogen (geweiht 1.<br />

Nov. 1925).


- 19 -<br />

Marienpark am Reiterberg<br />

(heute Friedhof <strong>Mauer</strong>)<br />

Panorama von <strong>Mauer</strong> von ‚unterhalb <strong>der</strong> Marienaussicht’<br />

(heute etwa Franz-Graßler- Gasse)<br />

Der Marienpark mit Marienaussicht war<br />

am Reiterberg südlich des Gemeindefriedhofs<br />

gelegen. Der Holzpavillion im Marienpark<br />

wurde 1897 vom „Verein zur Pflege <strong>der</strong><br />

Orts-Interessen und Geselligkeit für <strong>Mauer</strong>“<br />

(Verschönerungsverein) errichtet.<br />

Marienaussicht im Marienpark am Reiterberg<br />

1925 wurde <strong>der</strong> Marienpark aufgelassen<br />

und in den Friedhof Reiterberg einbe zogen.<br />

Das Gebiet ist heute jener Teil des Maurer<br />

Friedhofs mit Aufbahrungshalle und Urnenhain.<br />

Bil<strong>der</strong> aus <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Teil 1 /01.07.2004


- 20 -<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 7]<br />

Schuljahr <strong>1892</strong>/93<br />

Dasselbe sollte mit 1. September beginnen. Da aber<br />

seit 20. August vielfache Erkrankungen (außer 3<br />

Erwachsenen meistens schulpflichtige Kin<strong>der</strong>) an Masern,<br />

auch einige an Typhus und Keuchhusten vorkamen, so<br />

beschloß <strong>der</strong> Ortsschulrat am 31. August den Beginn des<br />

Schuljahres auf die 2. Septemberhälfte zu verlegen.<br />

In 2 weiteren Sitzungen am 16. und am<br />

18. d. M. wurde durch den beigezogenen<br />

Communal=Arzt Dr. Alfred Kühne<br />

festgestellt, daß bis circa 24. – 26. September<br />

alle nachher Erkrankten hergestellt<br />

sein werden.<br />

Diese Verschiebung des Schulbeginnes wurde<br />

mit Bericht des Ortsschulrat vom 1. Sept.<br />

Z. 37, löblichen Bezirks-Schulrat zur<br />

Genehmigung angezeigt, worauf mit Erlaß<br />

vom 2. Sep. Z. 1238 entschieden wurde,<br />

daß <strong>der</strong> Beginn des Schuljahres vom<br />

löblichen Bezirks-Schulrat später<br />

bestimmt werden solle. Auf die neuerliche<br />

<strong>Ein</strong>gabe vom 18. Sept. Z. [nicht angegeben], kam<br />

keine Erledigung, und erst am 22. theilte<br />

<strong>der</strong> Bürgermeister, Hr. Franz Graßler, dem<br />

Schulleiter mit, daß <strong>der</strong> kk. Bezirkshauptmann<br />

mündlich die Eröffnung<br />

angeordnet habe. (Tags vorher war Sitzung<br />

des Bezirks-Schulrats, dessen Mitglied<br />

<strong>der</strong> Hr. Bürgermeister ist.)<br />

Gleich darauf verfaßte <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> 16 Kundmachungen, womit <strong>der</strong><br />

Eröffnung für den 24. festgesetzt wurde.<br />

Distanzritt<br />

Wien – Berlin und umgekehrt.<br />

Neuerliche Masernerkrankungen<br />

Vom 1. Oktober an erkrankten wie<strong>der</strong><br />

meist schulpflichtige Kin<strong>der</strong>, insbeson<strong>der</strong>e<br />

aus <strong>der</strong> untern Classen an den<br />

Masern, und mit ihnen mußten viele an<strong>der</strong>e<br />

aus den oberen Classen zu Hause bleiben.<br />

Dem Leiter <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> wurden 47 Fälle<br />

gemeldet und 22 an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> durften die<br />

<strong>Schule</strong> nicht besuchen.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 8]<br />

Lehrbefähigungs-Prüfung<br />

Nachdem <strong>der</strong> löbliche Bezirkschulrat Hietzing Umgebung<br />

beiden provisorischen Unterlehrern Hr. Glaser Rudolf und<br />

Gemeindearzt<br />

Dr. Alfred Kühne<br />

Dr. Alfred Kühne wurde am 26.12.1857 in<br />

Eibenschitz in Mähren geboren.<br />

Gemeindearzt in <strong>Mauer</strong>, wohnhaft Kirchengasse<br />

8 (heute Geßelgasse).<br />

Wegen seiner beson<strong>der</strong>en Verdienste um<br />

die Gemeinde <strong>Mauer</strong> wurde ihm am 7.12.<br />

1906 die Erhernbürgerschaft verliehen.<br />

Verstorben am 21. Dez. 1908, begraben<br />

am Maurer Friedhof.<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 21 -<br />

Pagler Karl die Genehmigung zur Ablegung <strong>der</strong><br />

Lehrerbefähigungs=Prüfung ertheilt hatte, erhalten ihre<br />

Classen vom 3. Nov. an auf die Dauer <strong>der</strong>selben Ferien,<br />

da eine Supplierung zweier Classen ohne weitere<br />

Lehrkraft unmöglich ist. Insbeson<strong>der</strong>e ist<br />

ausschlaggebend, daß eben die meisten erkrankten Kin<strong>der</strong><br />

aus diesen Classen sind, sich in nächster Zeit in<br />

Reconvalescenz befinden und höchst wahrscheinlich mit<br />

ihren Lehrer gleichzeitig einrücken werden.<br />

So im Verein mit dem Hr. Vorsitzenden des Ortsschulrats<br />

bestimmt am 27. Oct. 92 abends ½ 6 Uhr.<br />

Schuldiener-Wohnung<br />

Die bisher vom Wachmann Kurzdeck über Anordnung <strong>der</strong><br />

Gemeinde bewohnte Schuldieners-Wohnung bezieht <strong>der</strong><br />

Schuldiener am 28. Oct. 92<br />

Mil<strong>der</strong> Herbst<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> Nacht von. 21. auf 22. Oct., in <strong>der</strong><br />

es bei etwas über 0° schneite, ist <strong>der</strong> Herbst mild und<br />

schön. Allerheiligen schön. – Allerseelen etwas<br />

Nebelreisen. Das Laub <strong>der</strong> Bäume ist fast ganz grün. Erst<br />

um den 10. beginnt es zu fallen.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 9]<br />

Totale Mondesfinsternis<br />

Am Abend des 4. Nov. geht <strong>der</strong> Mond um 4.30 Uhr abends<br />

verfinstert auf (totale Mondesfinsternis). Um 5.15 Uhr<br />

steht er hoch am Himmel und seine linke Seite zeigt eine<br />

sichelförmige Beleuchtung, die stetig zunimmt; bis gegen<br />

7 Uhr die ganze Scheibe beleuchtet erscheint.<br />

Kin<strong>der</strong>krankheiten<br />

Nicht genug an den bisherigen, tritt noch <strong>der</strong><br />

Scharlach, und zwar sehr zahlreich auf. Wie es mit dem<br />

Schulbesuch und mit dem Fortschritt aussieht, kann sich<br />

je<strong>der</strong>mann leicht vorstellen<br />

1893 und 94<br />

Prüfung<br />

Lehrerausbildung<br />

Hr. Rudolf Glaser legte sie in Die Lehrerausbildung erfolgte damals in ei-<br />

Krems ab und kehrte am 9. Nov. ner 4 jährigen Lehrer- und Lehrerinnenbild-<br />

zurück; Karl Pagler in Wien und ungsanstalt, in <strong>der</strong> Regel zwischen dem 15.<br />

übernimmt seine Classe am 9. Nov. – und 19. Lebensjahr.<br />

beide durchgekommen.<br />

Das erworbene Reifezeugnis berechtigt zur<br />

Anstellung als provisorischer Unterle hrer<br />

Vertheilung <strong>der</strong> Lehrkräfte o<strong>der</strong> provisorischer Lehrer. Nach einer zwei-<br />

I. Classe: Hr. Karl Pagler jährigen praktischen Tätigkeit im Schuldienst<br />

II. Classe: Hr. Rudolf Glaser war für eine definitive Anstellung Lehrer- eine Lehr-<br />

III. Classe Kn.: Hr. Anton Gromus befähigungsprüfung abzulegen.<br />

ausbildung<br />

Es war dies<br />

III. Classe M.: Frl. Frie<strong>der</strong>ike eine Gibale schriftliche und mündliche Prüfung<br />

IV. Classe M.: Frl. Amalie Schöppl durch eine Kommission, unterschiedlich für<br />

IV. Classe Kn.: Hr. Franz Schmid Volksschulen und Bürgerschulen.<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 22 -<br />

Witterung und die Folgen<br />

Am Allerheiligentag +6° und etwas Nebel. 2.<br />

Nebelreisen, 18. 11. -4°, 24. und 26. -6°, dann bis Ende<br />

bei –10° R, December beginnt mit +1°, 19. 12. +10°, Hl.<br />

Abend und Christfest -6°, Ende -10°.<br />

Neujahr 1893 -8°; 2. 1. heftiges Schneegestöber bei<br />

heftigem Wind, 3. abends Tramway eingestellt – auch<br />

große Bahnen verschneit – erst 5.15 Uhr nachmittag Wien<br />

– <strong>Mauer</strong> und 6. – 2.15 Uhr von Perchtoldsdorf.<br />

Mittwoch 4., Frl. Schöppl stockheiser, Frl. Gibale<br />

krank, Hr. Gromus erscheint nicht, -<br />

5., Frl. Schöppl zu Hause Frl. Gibale krank, Hr.<br />

Gromus erscheint nicht, IV. und III. Knaben und Mädchen<br />

zusammen unter Schulleiter.<br />

Samstag 7., Frl. Gibale gesund – Frl. Schöppl nicht.<br />

<strong>Ein</strong> seltsames Ehepaar<br />

Am 10. Jänner fand die Trauung des verwitweten Hauers<br />

Balthasar Rucker (71 Jahre) mit <strong>der</strong> Hauerswitwe<br />

Magdalena Zeif (70 Jahre) statt.<br />

I. Gehaltsclasse<br />

Endlich, nachdem seit 1877 mehrmals (ich glaube 5)<br />

Gesuche abschlägig beschieden worden waren, findet das<br />

Gesuch <strong>der</strong> Ortsschulrat vom 20. 2. 92 günstige<br />

Erledigung und <strong>Mauer</strong> (auch Ha<strong>der</strong>sdorf und Purkersdorf)<br />

sind in die I. Gehaltsclasse eingereiht.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 10]<br />

Strenge Kälte<br />

Im Jänner sank das Thermometer am 16. bis -15°<br />

Inspection<br />

Des Herrn k.k. Bezirksschulinspector<br />

I. [nicht angegeben]<br />

II. Am Freitag, 9. Juni 1893<br />

Nach Durchsicht <strong>der</strong> Amtsschriften Conferenz. (Schull.<br />

folgt nach Kalksburg)<br />

Photograph<br />

Hr. Carl Zins nimmt die Schüler gruppenweise ab<br />

zuletzt den Lehrkörper (schlechtes Wetter).<br />

Bezirksarzt<br />

Dr. Rauchegger erkundigt sich auf Grund <strong>der</strong><br />

1893<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 23 -<br />

eingesandten Berichte über die Infections-<br />

Krankheiten, insbeson<strong>der</strong>e über Scharlach bei<br />

solchen Kin<strong>der</strong>n, welche die Masern überstanden<br />

hatten und revidiert die Genesungs-Zettel, von<br />

denen er 3 mitnimmt, 27.1. 1893<br />

Radfahrer Wien - Berlin<br />

Am 29. Juni 93<br />

Fischer aus München langte nach 31 Stunden und<br />

Minuten als erster in Berlin ein<br />

Religionsprüfung<br />

[keine Angaben]<br />

Hitze<br />

Am 8. Juli bei +21°R mit Zustimmmung des Vorsitzenden<br />

frei.<br />

Am 10. Juli und 11. +23°<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 11]<br />

Schlussfeier<br />

Am 15. Juli wie bisher mit Anschluß <strong>der</strong> Ausstellung<br />

<strong>der</strong> weiblichen Handarbeiten.<br />

Vom Ortsschulrat erschienen die Herrn Timmel,<br />

Eichinger, Smrzka und Dietz. Hr. Bürgermeister Graßler<br />

(auch Ortsschulrat Mitglied) ist von amtswegen<br />

verhin<strong>der</strong>t; ferner <strong>der</strong> Hochw. Hr. Cooperator Laurenz<br />

Ebner; Hochw. Hr. Pfarrer verreist.<br />

Der langen Gedichte (IV. Classe Mädchen) wegen Ende<br />

nahe 10 Uhr.<br />

__________________<br />

R Abk.f. Réaumur = Temeraturskala, 1° R entspricht 1,25° C<br />

Cooperator (Kooperator) = Hilfsgeistlicher, Kaplan<br />

<strong>1892</strong> /93<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 24 -<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 12]<br />

Schuljahr 1893/94<br />

Der Lehrer Hr. Rudolf Glaser muß vom 17. Juli an auf<br />

8 Wochen nach Wr. Neustadt zum 84. Jägerregiment zur<br />

Abrichtung einrücken.<br />

Reparaturen und Neuherstellungen<br />

Alle Räumlichkeiten werden ausgebessert und gefärbelt;<br />

ebenso die Aussenseiten des Hauses.<br />

Beim Ausgang in den Hof wird ein Verschlag mit 2<br />

Seiten=Ausgangstüren hergestellt. Ferner erhalten die 2<br />

ebenerdigen Gangfenster und das Abortfenster im 1.<br />

Stocke innen ein zweites Fenster. Ferner wird noch eine<br />

6. Rolltafel angeschafft (Tattendorf, Hilber, mit<br />

Schwammschale 28 fl.) – Oberlehrer fuhr mit. Dann werden<br />

(mit Ausnahme <strong>der</strong> Bänke mit Eisengestell) alle<br />

Schulbänke ausgebessert und frisch angestrichen.<br />

Ferner erhalten alle Classen sowie <strong>der</strong> Turnsaal je 1,<br />

die größte Classe aber 2 Ventilations=Vorrichtungen an<br />

einem oberen Fensterflügel. Auch das Haustor wird<br />

ausgebessert und frisch gestrichen.<br />

Das Kabinet des Oberlehrer (mit dem Doppelfenster)<br />

sowie das ebenerdige (Lehrer=) Zimmer werden frisch<br />

bemalt, die Küche gefärbelt, <strong>der</strong> Herd neu hergerichtet<br />

und erhält einen neuen Bratröhre, und rings als<br />

Verzierung ….[keine weitern Angaben)]<br />

Planken werden ausgebessert, auch die Holzschupfen<br />

------------------------------<br />

Der Canal von Korinth<br />

Derselbe wurde am 3. Aug. 1893 eröffnet. Er hat eine<br />

Länge von 6320 m, eine Breite von 22 m und eine Tiefe<br />

von 8 m. Über den Canal führt eine stählerne Brücke <strong>der</strong><br />

Eisenbahn von Patras nach Athen. Beginn <strong>der</strong> Arbeiten Mai<br />

1882.<br />

-----------------------------<br />

Schulbeginn<br />

Am 1. September mit feierlicher Christmesse; weil<br />

Freitag „dem Jesu Herzen singe“. Nach letztem Evangelium<br />

„Heiliger Christ“ – Gebet – „Wir ehren dich“.<br />

Dann in <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Versetzung <strong>der</strong> aufsteigenden und<br />

Aufnahme <strong>der</strong> eintretenden Schüler, dann frei.<br />

Samstag: Stundenpläne, Lehrbücher, Lehrmittel,<br />

Schulordnung, etc.<br />

Montag ordentlicher Unterricht.<br />

Teil 1 /01.07.2004


Gibale<br />

- 25 -<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 13]<br />

Besetzung <strong>der</strong> Classen durch die Lehrkräfte<br />

I. Cl. Hr. Lehrer Karl Pagler<br />

II. Cl. (1.) Frl. Lehrerin Frie<strong>der</strong>ike<br />

II. Cl. (2.) Hr. Lehrer Rudolf Glaser<br />

III. Cl. Hr. Lehrer Anton Gromus<br />

IV. Cl. Kn. Oberl. Franz Schmid<br />

IV. Cl. M. Frl. Lehrerin Amalie Schöppl<br />

Hr. Lehrer Karl Pagler übernimmt überdies Gesang und<br />

Schreiben in <strong>der</strong> IV. Cl. Knaben.<br />

93 und 94<br />

Teil 1 /01.07.2004


Obere Kaserne<br />

„Standpunkt: von <strong>der</strong><br />

Besitzung Sanssouci“<br />

Obere Kaserne<br />

Vor<strong>der</strong>seite gegen<br />

Kaserngasse<br />

Nach Aufhebung des Jesuitenorden 1773<br />

ging die Grundherrschaft <strong>Mauer</strong> in Staatsbe -<br />

sitz über. Die „Engelsburg“, das ehemalige Exerzicienhaus<br />

<strong>der</strong> Jesuiten sowie Schloß <strong>Mauer</strong><br />

im Gereute wurde zu Kasernen, später die Obere<br />

und Untere Kaserne genannt.<br />

1775 wurde als erstes, das aus vier Kompanien<br />

bestehende ‚Neumüllerische Grenadierbataillon’<br />

nach <strong>Mauer</strong> verlegt. Die Gebäude<br />

wurden danach von manch an<strong>der</strong>en Bataillonen<br />

Grenadieren, Linieninfanterie -Regimentern<br />

o<strong>der</strong> Feldjägern bezogen.<br />

Das 1838 in die Kasernen dislozierte Gre -<br />

nadierbataillon bestand aus 700 Mann, 18 Offi<br />

- 26 -<br />

Obere Kaserne<br />

Engelsburg<br />

zieren und 2 Stabsoffiziere. Im Jahr 1848 waren<br />

Teile <strong>der</strong> Wiener Nationalgarde untergebracht.<br />

1866 diente die obere Kaserne als Militärspital.<br />

Wegen Baufälligkeit wurde die Untere<br />

Kaserne 1894 abgebrochen.<br />

Anfang August 1914 verließ die letzte Garnison<br />

<strong>Mauer</strong>, zwei Kompanien des mährischen<br />

Feldjägerbataillons Nr. 25. Während des 1.<br />

Weltkrieges bestand in <strong>der</strong> Engelsburg eine<br />

Fliegerbaujungenschule (Vorläufer einer Fachschule<br />

für Flugzeugtechnik).<br />

1923 erwarb die Gemeine <strong>Mauer</strong> die „Obere<br />

Kaserne“ und wurde bis 1926 abgetragen.<br />

Bil<strong>der</strong> aus <strong>Chronik</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Teil 1 /01.07.2004


- 27 -<br />

Waldgasse<br />

heute Maurer Langegasse<br />

Erholungsheim ‚Sans Souci’ in <strong>der</strong> Langegasse.<br />

(heute Wohnhausanlage zwischen Kaserngasse und Kroißberggasse)<br />

Waldgasse (heute Maurer Langegasse zwischen Kalksburger Straße und Waldgrenze)<br />

Standort Maurer Langegasse 136, Blickrichtung Rodaunerstraße.<br />

Bil<strong>der</strong> aus <strong>Chronik</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Teil 1 /01.07.2004


- 28 -<br />

Hr. Lehrer Rudolf Glaser übernimmt überdies Zeichnen<br />

und Turnen in <strong>der</strong> IV. Cl. Knaben<br />

Während <strong>der</strong> Oberlehrer 2 halbe Stunden Schreiben in<br />

II. Cl., 2. A. und 2 halbe Stunden Singen in<br />

<strong>der</strong>selben, vereinigt mit II. Cl. 1. Abteilung<br />

übernimmt.<br />

Schulbeschreibung<br />

(im Juli vorgenommen) hat ergeben<br />

172 Kn 166 M. zus. 338 Sch.<br />

Hinzugekommen 13 Kn. 10 M. 23 Sch.<br />

Heutiger Stand 185 Kn. 176 M. zus. 361 Sch.<br />

------------------------------<br />

Armenischer Katholikos<br />

Mackertich besuchte am 2. September<br />

die hiesige Nie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong><br />

Mechitaristen, reiste am 3. nach Odessa<br />

ab und wird über Tiflis und Eriwan<br />

seine Residenz Edschmiazin (Kleinasien)<br />

erreichen.<br />

------------------------------<br />

Denkmal Andreas Hofer<br />

Auf dem Berge Isel wurde am 28.<br />

September in Gegenwart Sr. Meijestät<br />

des Kaisers enthüllt.<br />

------------------------------<br />

Der Verschönerungs-Verein <strong>Mauer</strong><br />

lässt auf dem Spielplatz im Hofe und am<br />

ehemaligen Turnplatze 2, respective 1<br />

Bank aufstellen. 29. September.<br />

------------------------------<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 13]<br />

Beeidigung <strong>der</strong> jungen Soldaten<br />

Zum erstenmal fand am 1. Nov. die Beeidigung <strong>der</strong><br />

zuletzt (1. Oct.) eingerückten Soldaten statt. Hier<br />

sind caserniert 2 Compagnien des 46. Jägerregiments. –<br />

Um 9 Uhr feierliche Messe, bei welcher <strong>der</strong><br />

Regenschori (und Oberlehrer) „Hier liegt vor deiner<br />

Majestät“ spielt (aber niemand singt).<br />

Obst und Wein<br />

An Obst – insbeson<strong>der</strong>e an Zwetschken – spendet das<br />

Jahr reiche Ernte. Der schöne Sommer und <strong>der</strong> trockene<br />

Herbst brachte den Wein zur herrlichen Reife. An<br />

Quantität wie im Vorjahre, theilweise sogar reichlicher<br />

– an Qualität übertrifft er viele seiner<br />

Vorgänger.<br />

Inspection<br />

Bericht v.<br />

14. Aug. 94<br />

an l.<br />

B.S.R.<br />

Mechitaristen in <strong>Mauer</strong> Mechitaristen<br />

In <strong>Mauer</strong> ist die Mechitaristenkongregation<br />

in <strong>Mauer</strong><br />

seit 1873 ansässig, ein Zweig des 1701 in<br />

Konstantinopel vom armenischen Mönch<br />

Mechitar gegründeten katholischen Orden,<br />

<strong>der</strong> 1810 auch nach Wien kam.<br />

Im Jahr 1883 wurde ein Klosterneubau mit<br />

Hauskapelle in <strong>Mauer</strong>, Langegasse 22 (heute<br />

Langgasse 36) fertiggestellt. Die Nie<strong>der</strong>lassung<br />

besteht bis zum heutigen Tag.<br />

Der Orden för<strong>der</strong>t das Studium <strong>der</strong> orentalischen<br />

Sprachen, besitzt wertvolle Handschriften,<br />

eine große Bibliothek, betreibt<br />

wissenschaftkliche Erforschung <strong>der</strong> armenischen<br />

Literatur, besitzt eine eigene Druckerei<br />

und gibt eine Zeitschrift für Armen-<br />

1893 u. 94<br />

die Messe<br />

las ein<br />

Feldpater<br />

am 28.<br />

Dec. 1893<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 29 -<br />

Der Herr k.k. Bezirksschul-Inspector Eduard Siegert<br />

inspiciert alle Classen theils am 17. November 1893,<br />

theils am 1. Juni 1894. Derselbe heißt die Trennung<br />

<strong>der</strong> überfüllten II. Classe nach Abtheilungen gut.<br />

------------------------------<br />

Teil 1 /01.07.2004


Cooperator<br />

- 30 -<br />

Hw. Hr. Laurenz Ebner verläßt <strong>Mauer</strong> und wirkt nun in Wien<br />

IX., Pfarre Lichtenthal. Sein Nachfolger Hw. Hr. Augustin<br />

Langaschek übernimmt die Stelle am selben Tage. Auch<br />

dieser verläßt <strong>Mauer</strong> Ende März 1894<br />

und kommt nach Ottakring. Ihm folgt am 20. April Hw. Hr.<br />

Franz Skopek.<br />

------------------------------<br />

Erkrankung<br />

Am Ostersonntag (25. März) erkrankte <strong>der</strong> Lehrer<br />

Rudolf Glaser an einer Lungenentzündung und schwebte am<br />

9. Tage zwischen Leben und Tod. Seine kräftige<br />

Constitution jedoch siegte und dann begann er langsam zu<br />

genesen.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 13]<br />

Die Kin<strong>der</strong> aller Classen brachten reichlich Blumen<br />

herbei, welche wir ihm dann nach Liesing schickten.<br />

Der Leiter <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> verfügte inzwischen<br />

Halbtagsunterricht für seine und die I. Cl., welchen Hr.<br />

Lehrer Karl Pagler übernahm. Selbstverständlich Bericht<br />

an den löblichen Bezirksschulrat.<br />

Am 18. Juni übernimmt <strong>der</strong> Genesene wie<strong>der</strong> seine<br />

Classe.<br />

-------------------------------<br />

Trockenheit.<br />

Infolge Schneemangels im vergangenen Winter und <strong>der</strong><br />

Regenlosigkeit während des Frühjahrs versiegen viele<br />

Brunnen und es herrscht unempfindlicher Wassermangel.<br />

Erst am 22. April stellte sich etwas Regen ein und 8<br />

Tage später ein ausgiebiger, <strong>der</strong> mehrere Tage anhielt.<br />

Am Medardus=Tage 1) Regen; fast alle Sonntage werden<br />

verregnet. Das empfindet am meisten <strong>der</strong> neue Pächter des<br />

Gemeinde-Gasthauses „zur Weintraube“ – Hr. Rudolf<br />

Ludescher, <strong>der</strong> dasselbe seit 1. März gegen 2800 fl.<br />

jährlich Pacht übernommen hat. Der vorige Pächter – Hr.<br />

Anton Feerl – zahlte etwas über 2200 fl., <strong>der</strong>selbe<br />

privatisiert jetzt.<br />

-------------------------------<br />

dort wohnt er<br />

bei seinen<br />

Eltern<br />

Temp. sank<br />

bis +6° R<br />

Bild Schulmuseum in Michelstetten Teil 1 /01.07.2004


- 31 -<br />

Volksschulklasse<br />

Ende 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Bild Schulmuseum in Michelstetten Teil 1 /01.07.2004


Striks<br />

- 32 -<br />

Ende April strikten die Tischler, dann die Maurer.<br />

-------------------------------<br />

Schlussfeier, 14. Juli<br />

Schulleiter erkrankt am 10. Juli an heftiger<br />

Halsentzündung, muß zwei Tage das Bett hüten, spielt,<br />

jedoch trotz zurück gebliebener Heiserkeit Orgel, wie<br />

sonst, „Wohin soll ich mich wenden“ Im Turnsaal zuerst<br />

die 3 unteren Classen, dann die 3. und zuletzt beide 4.<br />

Classen. Die 4. Cl. Mädchen trägt ein Gedicht unisono 2)<br />

vor.<br />

__________________<br />

1) Medardus-Tag = 8. Juni<br />

2) unisono = <strong>Ein</strong>klang, (alle Stimmen singen od. spielen denselben Ton)<br />

Klassenfoto<br />

Oberlehrer Ernst Stuppöck mit 42 Kin<strong>der</strong>n<br />

im bis heute praktisch unverän<strong>der</strong>ten Hinterhof <strong>der</strong> alten Volksschule <strong>Mauer</strong> in <strong>der</strong><br />

Wienerstraße (heute Speisingerstraße 258, Goetheanistiches Studienstätte)<br />

Bild Archiv Karl Buberl Teil 1 /01.07.2004


Bild: Bezirksmuseum Liesing Teil 1<br />

/01.07.2004<br />

- 33 -<br />

Erste <strong>Ein</strong>tragungen von Oberlehrer Ernst Stuppöck


- 34 -<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 16]<br />

Schuljahr 1894/95<br />

Die Schulbeschreibung (Juli) hat ergeben<br />

183 Knaben 168 Mädchen = 351 Kin<strong>der</strong>.<br />

davon übersiedelten23 Knaben 33 Mädchen 56<br />

Kin<strong>der</strong><br />

die Bürgerschule<br />

Liesing besuchten 17 Knaben -- 17 Kin<strong>der</strong><br />

An<strong>der</strong>e <strong>Schule</strong>n 1 Knabe 2 Mädchen 3 Kin<strong>der</strong><br />

Privatunterricht 1 Knabe 2 Mädchen 3 Kin<strong>der</strong><br />

Die Volksschule <strong>Mauer</strong> besuchten somit<br />

141 Kn. 131 M. 272 Kin<strong>der</strong><br />

wahrscheinlicher<br />

Zuwachs im Sommer 32 Kn. 38 M. 70 Kin<strong>der</strong><br />

Schülerstand im Sommer 1895 342<br />

Schüler<br />

Pagler<br />

Lehrkörper und Klassen-Vertheilung<br />

I. Cl. Hr. Rudolf Glaser<br />

II. Cl. 1.Abth. Hr. Carl<br />

II. Cl. 2.Abth. Fr.<br />

Frie<strong>der</strong>ike Hettler<br />

III. Cl. Hr. Gromus Anton<br />

IV. Cl. Knaben Hr. Franz Schmid<br />

IV. Cl. Mädchen Frl. Amalie<br />

Schöppl<br />

Die <strong>Schule</strong> begann am 16. September mit dem üblichen<br />

feierlichen Gottesdienst.<br />

Schüler-Ausflug<br />

Am 21. September nach Schönbrunn (Freitag). Im<br />

Gasthause „zum Engel“ in Hietzing wurde Mittag gespeist<br />

um 2 Uhr das Palmenhaus besucht, um 4 Uhr war Jause<br />

wie<strong>der</strong> bei „Engel“ und um 6 Uhr führte ein Extrazug<br />

heimwärts. Die Fahrt bewilligte die Dampf-Tramway<br />

gratis.<br />

Reblaus<br />

In Maurer Weingebiet wurde [diese am] 26. 9. constatiert<br />

und zwar in den „Leiten“ und „Kroißbergen“.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 17]<br />

Wassernoth<br />

Dieselbe machte sich infolge des trockenen Sommers<br />

bis 7. October sehr fühlbar, sodaß bis zu dieser Zeit<br />

täglich 2 Wasserwägen Trinkwasser zuführen mußten.<br />

Am 23. 11. 1894 und 20. 3.<br />

1895 wurde die hiesige<br />

Volksschule vom k.k. Bezirksschulinspector<br />

inspiciert.<br />

29. Jänner: die kleine<br />

Caserne wird abgetragen.<br />

NB.<br />

Von dem mit<br />

Decret v.<br />

1.11. 1896<br />

Z. 1676<br />

ernannten<br />

Oberlehrer<br />

E. Stuppöck<br />

nachgetrage<br />

n<br />

Bild: Bezirksmuseum Liesing Teil 1 /01.07.2004


14. Februar Rebveredelung in<br />

Perchtoldsdorf, woran viele junge<br />

Leute aus <strong>Mauer</strong> und <strong>der</strong><br />

Schulleiter Franz Schmid teilnahmen<br />

Untere Kaserne<br />

(vormals Schloß <strong>Mauer</strong>, Areal<br />

Heudörflgasse-Gebirgsgasse-<br />

Schmiedeckgasse-Schloßbergasse)<br />

- 35 -<br />

Bild: Bezirksmuseum Liesing Teil 1 /01.07.2004


- 36 -<br />

18. Februar Seine Hoheit Erzherzog Albrecht in Arco<br />

an Lungenentzündung gestorben.<br />

23. Februar Jubiläum Seiner Hochwürden<br />

Herr Pfarrer Jakob Lamm.<br />

Die Extra-Beilage des „Neuigkeits<br />

Weltblattes“ vom 24. 2. 1895 schreibt:<br />

„……. 25 Jahre sind mit dem heutigen Tage<br />

verflossen, seit <strong>der</strong> hiesige Ortspfarrer<br />

Herr Jakob Lamm …… seinen unermüdliche und<br />

segensreiche Thätigkeit dem Seelenheile <strong>der</strong><br />

Gemeinde widmete.“<br />

„Der gefeierte Jubilar ist am 19. Juni<br />

1833 zu Iglau geboren und erfreut sich trotz<br />

seiner 61 Jahre einer ungewöhnlichen<br />

Rüstigkeit. Nach absolvierten Studien wirkte<br />

er eine Zeit lang in einer kleinen Gemeinde<br />

des Marchfeldes und bis zum Jahre 1863 als<br />

Cooperator in Atzgersdorf, Hierauf wurde er<br />

zum Pfarrer in Kalksburg ernannt, wo er bis<br />

zum Jahre 1870 wirkte;<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 18]<br />

am 14. Februar d. J. erfolgte seine Ernennung zum<br />

Pfarrer von <strong>Mauer</strong>, welches Amt er am 23. 2. 1870 antrat<br />

und dem er nun durch ¼ Jahrhun<strong>der</strong>t ununterbrochen in<br />

selbstloser Weise seine Kräfte weiht.“<br />

„Groß und zahlreich sind die Verdienste, die sich <strong>der</strong><br />

edle Priester ….. erworben. Wir wollen nur ein Werk<br />

erwähnen, das er <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Mauer</strong> zum freundlichen<br />

Gedenken gerichtet hat. <strong>Ein</strong>e Kin<strong>der</strong>bewahranstalt an<br />

Stelle des aufgelassenen alten Friedhofes. Er verstand<br />

es, vornehme Gönner für das edle Werk zu gewinnen und<br />

spendete selbst einen namhaften Betrag. In kaum ½ Jahr<br />

war <strong>der</strong> vom Bürgermeister und Baumeister Grassler<br />

errichtete Bau beendet und soll nun mehr im Juni seiner<br />

Bestimmung übergeben werden ……..“<br />

„Von <strong>der</strong> allseitigen Beliebtheit, <strong>der</strong>en sich <strong>der</strong><br />

hochherzige Priester Priesterjubilar erfreut, zeigen<br />

die zahlreichen Sympathiebeweise von Nah und Fern, …..<br />

darunter das Ehrenbürgerdiplom <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Mauer</strong>“<br />

„Heute Samstag, am Festtage wurde <strong>der</strong> Jubilar um 9<br />

Uhr von <strong>der</strong> gesamten Schuljugend vom Pfarrhof in<br />

feierlichem Zuge zur Kirche geleitet.“ (Hier hielt die<br />

Schülerin <strong>der</strong> IV Cl. beiliegende Ansprache)“ [siehe Seite<br />

29/30]<br />

„Nach dem Hochamte, das <strong>der</strong> Jubilar selbst<br />

celebrierte, begab er sich gefolgt von zahlreichen<br />

Pfarrkin<strong>der</strong>n zur Kin<strong>der</strong>bewahranstalt, wo seiner die<br />

Gemeinde-<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 19]<br />

verretung harrte, und nahm daselbst die feierliche<br />

<strong>Ein</strong>weihung statt.“<br />

„Hier empfing er auch die Glückwünsche <strong>der</strong><br />

Pfarrer<br />

Jakob Lamm<br />

Bild Arciv Abrahamczik Teil 1 /01.07.2004


- 37 -<br />

Gemeindvertretung, des kath. Schulvereines, des<br />

Gesangvereines und <strong>der</strong> Feuerwehr, welch’ allen er in<br />

tiefempfundener Rede dankte.“<br />

„Wir schließen mit dem Wunsche, es möge <strong>der</strong> eifrige<br />

Seelenhirt noch viele Jahre seinem erhabenen Berufe und<br />

seinem versöhnlichen Wirken erhalten bleiben.“<br />

22. März wurde die hiesige Volksschule von k.k.<br />

Landesschulinspector Herrn J. Hülsenbeck<br />

inspiciert, und drückte <strong>der</strong>selben seine<br />

Zufriedenheit aus.<br />

1. Juni wurde <strong>der</strong> „Kin<strong>der</strong>garten“ im „Marienhaus“<br />

eröffnet.<br />

Bild Arciv Abrahamczik Teil 1 /01.07.2004


- 38 -<br />

25jähriges Pfarrer-Jubiläum von Hw. Hr. Jacob Lamm<br />

Archiv Karl Buberl Teil 1 /01.07.2004


- 39 -<br />

Archiv Karl Buberl Teil 1 /01.07.2004


- 40 -<br />

12. Juni fand die diesjährige Bezirkslehrer-Conferenz<br />

statt.<br />

17. Juni oculierte Herr Gaa, Gärtner, Bäumchen im<br />

Schulgarten und zeigte es 23 Schülern <strong>der</strong> 4.<br />

Classe.<br />

15. Juli fand die feierliche Schlußfeier statt, woran<br />

sich sämtliche Ortsschulräthe beteiligten<br />

Schülerstand am Schulschlusse des Schuljahres<br />

Knaben Mädchen<br />

I. Cl. 23 33 = 66 Schüler [56?]<br />

II. Cl. 1. 35 25 = 60 Schüler<br />

II. Cl. 2. 34 30 = 64 Schüler<br />

III. Cl. 42 70 = 102 Schüler<br />

IV. Cl. 22 -- = 22 Schüler<br />

IV. Cl. -- 20 = 22 Schüler<br />

336 Schüler<br />

Marienhaus<br />

heute Pfarrkin<strong>der</strong>garten Speisingerstraße 230<br />

Marienhaus ‚ebenerdig’ erbaut 1893/94<br />

Ecke Wienerstraße -Leitengasse, heute Speisingerstraße -Franz Asenbauergasse<br />

Das Marienhaus wurde 1893/94 unter<br />

Pfarrer Jakob Lamml von <strong>der</strong> Pfarre <strong>Mauer</strong><br />

mit Hilfe wohltätiger Unterstützer auf dem<br />

Vorplatz zum ehemaligen Pfarrfriedhof<br />

Ecke Wienerstraße -Leitengasse (heute Speisingerstraße<br />

-Asenbauergasse) als „Kin<strong>der</strong>bewahrungsanstalt“<br />

errichtet.<br />

Das Gebäude wurde innerhalb eines ½<br />

Bil<strong>der</strong> aus <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Teil 1 /01.07.2004


Jahres von Baumeister Graßler erbaut und<br />

am 14. Feb. 1895 von Pfarrer Jakob Lamml,<br />

zum 25jährigen Jubiläum als Pfarrer von<br />

<strong>Mauer</strong> eingeweiht. Am 1. Juni 1895 wurde<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten im ‚Marienhaus ’ eröffnet.<br />

Der ehemalige Friedhof wurde zum Hausgarten<br />

des Marienhauses und dient seitdem<br />

den Kin<strong>der</strong>n als Spiel- und Erholungsplatz.<br />

- 41 -<br />

Die Führung des Hauses übernahmen<br />

Schwe stern ‚Der Kongregation <strong>der</strong> Töchter<br />

des göttlichen Heilands ’, die sich seit 1857 in<br />

Wien neben Kin<strong>der</strong>betreuung und Jugen<strong>der</strong>zie<br />

hung auch <strong>der</strong> Haus -Krankenpflege<br />

widmeten.<br />

Um die <strong>Ein</strong>nahmequellen zu erhöhen und<br />

Bil<strong>der</strong> aus <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Teil 1 /01.07.2004


Dadurch war genügend Raum zur Erteilung<br />

des Unterrichts in weiblichen Handarbeiten<br />

sowie für Arbeitsausstellungen und<br />

Theate rvorstellungen vorhanden.<br />

einem vie lseitig laut gewordenen Wunsch<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung zu entsprechen wurde im<br />

Marienhaus auch eine Arbeitsschule für größere<br />

Mädchen untergebracht. Die Eröffnung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsschule, auch ‚Industrieschule’ ge -<br />

nannt, erfolgte mit Bewilligung des k.k. N.Ö.<br />

Landesschulrates vom 17. 11. 1896.<br />

Nun zeigte sich bald, daß die Räume des<br />

Hauses unzureichend waren und im Jahr<br />

1899 wurde das Gebäude um ein Stockwerk,<br />

mit eine m Saal, ein Musikzimmer, ein Arbeitszimmer<br />

und Zimmer für die Klosterschwestern,<br />

erhöht. Die Genehmigung durch<br />

die Bezirkshauptmannschaft Hietzing Umgebung<br />

erfolgte am 27. Juli 1899, Z. 21. 964.<br />

Der Umbau geschah in den Monaten August<br />

und September, die Kosten betrugen 9500 fl.<br />

An <strong>der</strong> Front wurde die Inschrift ‚Industrieschule’<br />

und ‚Kin<strong>der</strong>garten’ angebracht.<br />

- 42 -<br />

Marienhaus ‚einstöckig’ umgebaut 1899<br />

(heute Pfarrkin<strong>der</strong>garten Speisingerstraße 230 )<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 20]<br />

Die Gemeindevertretung von <strong>Mauer</strong> för<strong>der</strong>te<br />

die gemeinnützige Arbeit <strong>der</strong> Anstalt<br />

durch jährliche Unterstützungsbeiträge.<br />

Fürsorge für Kin<strong>der</strong>, Kranke.<br />

Maurer Heimat-Jahrbuch 1928<br />

Schuljahr 1895/96<br />

Bil<strong>der</strong> aus <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Teil 1 /01.07.2004


- 43 -<br />

Das Schuljahr begann Montag den 2. September mit dem<br />

üblichen Gottesdienste, worauf am nächsten Tage <strong>der</strong><br />

regelmäßige Unterricht begann.<br />

In <strong>der</strong> 1. Conferenz wurden die Classen folgen<strong>der</strong>maßen<br />

vertheilt:<br />

Knaben Mädchen<br />

1. Cl. Fr. Frie<strong>der</strong>ike Hettler mit 24 18<br />

2. Cl. 1. Abth. Hr. Glaser Rudolf 18 27<br />

2. Cl. 2. Abth. Hr. Gromus Anton 26 17<br />

3. Cl. Hr. Pagler Carl 26/22 48 15/25 40<br />

4. Cl. Kn. Hr. Schmied Franz 32<br />

4. Cl. Fr. Schöppl Amalie 29<br />

Schülerstand 148 131<br />

279<br />

Der Schulbesuch hat sich im Laufe des Jahres nicht<br />

gebessert. Es waren 8.67 % entschuldigt, 1.76 % nicht<br />

entschuldigte Schulversäumnisse.<br />

Im Laufe des Schuljahres wurde <strong>der</strong> von<br />

Klosterschwestern geleitete Kin<strong>der</strong>garten im<br />

„Marienhause“ von Kin<strong>der</strong>n besucht.<br />

Schulbeginn<br />

Classeneinte<br />

ilung und<br />

Schülerzahl<br />

Schulbesuch<br />

Weihnachtsbe<br />

scherung<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 44 -<br />

Zu Weihnachten fand die Betheilung armer Schüler<br />

statt und es wurden vom Ortsschulrathe vertheilt:<br />

110 Paar Schuhe, 72 Röcke,<br />

8 Klei<strong>der</strong>, 2 Stk. Klei<strong>der</strong>stoffe,<br />

12 Paar Strümpfe, 1 Stk. Leinwand,<br />

8 Tücher.<br />

Schuhe, Röcke und Klei<strong>der</strong> wurden um den Betrag von 332<br />

fl 50 kr angeschafft, welcher theils von<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 21]<br />

den Hausbesitzern, theils von den Sommerparteien vom<br />

Ortsschulrath gesammelt wurde, das Übrige wurde in natura<br />

gespendet.<br />

Am 27 Dezember mußte die <strong>Schule</strong> wegen Masern–<br />

Erkrankungen bis 7. Jänner geschlossen werden, und da<br />

dieselben bis dahin zunehmen, bleibt die <strong>Schule</strong> bis 13.<br />

Janner geschlossen.<br />

Am 10. Mai 1896 sucht Herr Oberlehrer Franz Schmid um<br />

seine Pensionierung infolge Kränklichkeit an und wird<br />

seinem Ansuchen vom hohem Landesschulrathe dahin<br />

stattgegeben, daß Herr Oberlehrer mit Schluß des<br />

Schuljahres in Pension tritt.<br />

Herr Unterlehrer Carl Pagler unternimmt im Juni 1895<br />

einen Ausflug nach „Rother Stadl“ von wo die Kin<strong>der</strong><br />

mittels Stellwagen <strong>der</strong> Firma „Dietz und Hengl“<br />

unentgeltlich abgeholt werden. Die Schüler sowie viele<br />

teilnehmende Eltern unterhielten sich trefflich und<br />

entzückt über das genossene Vergnügen bringen die<br />

Schüler ihren Gönnern bei ihrer Ankunft am Hauptplatz<br />

ein Hoch aus und singen ihre schönsten Lie<strong>der</strong> und zum<br />

Schluß die Volkshymne.<br />

15. Juli Schulschluß findet die feierliche<br />

Schulmesse statt und hierauf die übliche Schulfeier im<br />

Turnsaale.<br />

Nach Beendigung <strong>der</strong>selben überreicht <strong>der</strong> Lehrkörper<br />

dem Herrn Oberlehrer Franz Schmid, sowie <strong>der</strong> Lehrerin<br />

Fräulein Amalie Schöppl anläßlich<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 22]<br />

<strong>der</strong> Vollendung ihrer 40-jährigen Dienstzeit im<br />

Conferenz-Zimmer je ein prachtvolles Album.<br />

Herr Graf Hotitz schenkt <strong>der</strong> Volksschule <strong>Mauer</strong> ein<br />

noch gut erhaltenes Pianino zu Schulzwecken (12. 2.<br />

1895).<br />

Der Sommer dieses Jahres war ausnehmend feucht, so<br />

daß sich die ältesten Bewohner wohl seit 20 – 30 Jahren<br />

keines solchen erinnern. Der Wein wurde zumeist<br />

grünfaul, <strong>der</strong> größte Theil <strong>der</strong> Beeren reifte gar nicht<br />

aus, <strong>der</strong> gepreßte Most war schon sehr sauer. Auch <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>krank<br />

heiten und<br />

Schulschluß<br />

Schulausflug<br />

Schulschluß<br />

Geschenk eines<br />

Pianos<br />

Feuchtigkeit<br />

des<br />

Sommers und<br />

Schlechter<br />

Wein<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 45 -<br />

fertige Wein (1897) zeichnete sich durch seltene Saure<br />

aus und hat sehr wenig Alkohol–Gehalt.<br />

Ernst Stuppöck wurde 30. Dez. 1853 in Steyer<br />

O.Ö. geboren, als ehel. Sohn von Ignaz Stuppöck,<br />

k.k. Realschullehrer und Theresia, geb.<br />

Schubert.<br />

Zwischen 1873 und 1876 war Ernst Stuppöck<br />

provisorischer Lehrer in Pöchlarn a/d Donau,<br />

in Hafnerbach, Bez. St. Pölten und <strong>Mauer</strong>bach,<br />

N.Ö. 1876 wurde er zur Lehrbefähigkeitsprüfung<br />

zugelassen.<br />

Oberlehrer Ernst Stuppöck<br />

Von 1877 bis 1896 war Ernst Stuppöck Lehrer<br />

in <strong>der</strong> Volksschule bzw. späteren Mädchenvolksschule<br />

in Atzgersdorf. Dort heiratete<br />

er auch am 30. Aug. 1881 Maria Hirschbold,<br />

die Tochter des Georg Hirschbold und<br />

Josepha geb. Scherrer, Hausbesitzer und<br />

Bäckermeister in Atzgersdorf. Der Familie<br />

wurden 7 Kin<strong>der</strong> geboren.<br />

Am 31. Oktober 1896 erfolgte die Ernennung<br />

zum Oberlehrer <strong>der</strong> Volkschule <strong>Mauer</strong><br />

Teil 1 /01.07.2004


- 46 -<br />

Schuljahr 1896/97<br />

Dasselbe begann, wie gewöhnlich am 1. September<br />

(Dienstag) mit dem üblichen feierlichen Gottesdienste.<br />

Da <strong>der</strong> Nachfolger des pensionierten Oberlehrer Herrn<br />

Schmid noch nicht ernannt, bleibt die <strong>Schule</strong> unter<br />

seiner Leitung und wurden die Classen, wie folgt<br />

vertheilt:<br />

1. Cl. Hr. Gromus Anton<br />

2. Cl. 1. Abth. Fr. Hettler Frie<strong>der</strong>ike<br />

2. Cl. 2. Abth. Hr. Oberlehrer Franz Schmied<br />

3. Cl. Hr. Pagler Karl<br />

4. Cl. Kn. Hr. Glaser Rudolf<br />

4. Cl. Frl. Schöppl Amalie<br />

In <strong>der</strong> am 4. September stattgefundenen<br />

Ortsschulraths-Sitzung<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 23]<br />

wird <strong>der</strong> Terno-Vorschlag für die Besetzung <strong>der</strong><br />

Oberlehrerstelle berathen. Herr Oberlehrer Schmid wird<br />

unter Berufung auf § 13 des Landesgesetzes vom 12. 10.<br />

1876 aufgefor<strong>der</strong>t, die Sitzung zu verlassen und kommt<br />

nach längerer Debatte dieser Auffor<strong>der</strong>ung unter Protest<br />

nach. Dieser Protest wird vom Landesschulrathe als<br />

zurechtbestehend anerkannt und <strong>der</strong> Ortsschulrath zu<br />

einem neuerlichen Vorschlag aufgefor<strong>der</strong>t.<br />

In <strong>der</strong> am 29. IX. abgehaltenen Sitzung wird <strong>der</strong>selbe<br />

Vorschlag wie in <strong>der</strong> ersten Sitzung erstattet und zwar<br />

1. Ludwig Denk aus Atzgersdorf<br />

2. Johann Dungl aus Breitenfurt<br />

3. Josef Großmann aus Ollersburg<br />

Vier Competenten wurden unberücksichtigt gelassen.<br />

Der Bezirksschulrath ernannte aber ohne Rücksicht<br />

auf den Vorschlag in <strong>der</strong> am 10. October 1896<br />

abgehaltenen Sitzung den Lehrer Ernst Stuppöck aus<br />

Atzgersdorf zum Oberlehrer in <strong>Mauer</strong>. Kurz darauf<br />

erfolgte mit Erlaß des k.k. Landesschulrathes die<br />

Anstellung desselben. Am 3. November 1896 trat <strong>der</strong><br />

neuernannte Oberlehrer seinen neuen Posten an.<br />

Donnerstag den 4. wurde <strong>der</strong>selbe dem im Turnsaale<br />

versammelten Lehrkörper und den Kin<strong>der</strong>n vorgestellt. Der<br />

Obmannstellvertreter Herr Richthammer wendet sich in<br />

seiner Ansprache an den Oberlehrer, die Lehrer und die<br />

Schuljugend. Oberlehrer Stuppöck erwi<strong>der</strong>t und ermahnt<br />

die Schüler ihres scheidenden Oberlehrers stets mit<br />

Dankbarkeit zu gedenken und ihm diese durch Achtung und<br />

freundlichen Gruß je<strong>der</strong>zeit zu bezeugen, wie bisher.<br />

Am 9. November erste Local–Conferenz unter Oberlehrer<br />

Stuppöck<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 24]<br />

Bei <strong>der</strong> am 23. 12. 1896 stattfindenden Betheilung<br />

(31. X.<br />

1896<br />

Z. 11249)<br />

[siehe nächste<br />

Seite]<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 47 -<br />

armer Kin<strong>der</strong> wurde vertheilt:<br />

95 Paar Schuhe, 15 Röcke,<br />

16 Klei<strong>der</strong><br />

2 Klei<strong>der</strong>stoffe, 12 Paar Strümpfe<br />

9 Stk. Tücher und 12 Hemden<br />

(Betrag 345 fl)<br />

_______________________<br />

Terno öster. f. Terne = Zusammenstellung von drei Nummern, Namen<br />

competent = befugt berechtigt, Competent, (Kompetent) = Mitbewerber<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 48 -<br />

Ernst Stuppöck, Ernennung zum Oberlehrer<br />

Nachdem <strong>der</strong> hohe k.k. Landesschulrat mit<br />

Erlaß vom 31.Oktober 1896 Z. 11249 Ihre<br />

hieramtliche Präsentation zum Oberlehrer in<br />

<strong>Mauer</strong> b. Wien bestätigt hat, so werden Sie<br />

angewiesen, diesen Posten sogleich anzutreten<br />

und sich zu diesem Behufe dem Ortsschulrathe<br />

in <strong>Mauer</strong> vorzustellen. Behufes Ausfertigung<br />

Ihres Decretes haben Sie einen 12 fl 50 kr<br />

Stempel anher einzusenden.<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 49 -<br />

Am 15. Februar starb <strong>der</strong> Obmannstellvertreter und 1.<br />

Gemein<strong>der</strong>ath Herr Willibald Richthammer eines<br />

plötzlichen Todes. Er legte sich um 2 Uhr nachmittags<br />

gesund zur Ruhe, um nicht wie<strong>der</strong> zu erwachen. An ihm<br />

verlor die <strong>Schule</strong> einen wahren Freund, <strong>der</strong> stets<br />

bestrebt war, das Beste <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zuzuwenden.<br />

Auch gegenüber dem Lehrkörper benahm sich <strong>der</strong>selbe<br />

stets sehr zuvorkommend. Er war auch sonst allgemein<br />

beliebt. Selbstverständlich nahm die Schuljugend und <strong>der</strong><br />

Lehrkörper an <strong>der</strong> Leichenfeierlichkeit theil.<br />

Erst am 25. 4. respective 2. 5. d. J. constituierte<br />

sich <strong>der</strong> Ortsschulrath neu. Herr Timel, Obmann des<br />

Ortsschulrathes legte seine Stelle nie<strong>der</strong> und es wurde<br />

Herr Bürgermeister Franz Graßler zum Obmann, Hr. Timel<br />

zum Stellvertreter gewählt. Leo Diez, früher langjährig<br />

Mitglied des Ortsschulrathes tritt für Hrn. Richthammer<br />

ein.<br />

Auch Herr Hamf scheidet wegen Übersiedlung aus dem<br />

Ortsschulrathe und tritt Ersatzmann Hr. Beier ein, so<br />

daß <strong>der</strong> Ortsschulrath folgen<strong>der</strong>maßen zusammen gestellt<br />

ist<br />

Obmann: Hr. Franz Graßler, Bürgermeister<br />

Obmann Stellvertr.: Hr. Carl Timel<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 25]<br />

Schulaufseher: Hr. Franz Asenbauer<br />

Mitglie<strong>der</strong>: Hr. Leo Dietz<br />

Hr. Beier<br />

Hr. Ernst Stuppöck, Oberlehrer<br />

Rückblick über das Schuljahr<br />

Nach <strong>der</strong> Schulbeschreibung waren<br />

376 Schüler 185 Kn. 191 Md.<br />

zu Beginn des Schuljahres 126 Kn. 140 Md.<br />

waren eingetragen: 266 Sch.<br />

am Ende 140 Kn. 164 Md.<br />

304<br />

von Sommerparteien 20 Kn. 30 Md.<br />

besuchten die <strong>Schule</strong> 50<br />

Übersiedelt sind 20 Kn. 9 Md.<br />

ausgetreten 5 Kn. 2 Md.<br />

gestorben 1 Md.<br />

37<br />

dazu während des 14 Kn. 11 Md<br />

Jahres eingetreten 25<br />

(ohne Sommerpart.)<br />

Die Mittelschule besuchten 3 Schüler, die Bürgerschule<br />

in Liesing 14 Schüler, 1 Schüler ist Idiot, 1 leidet an<br />

Epilepsie.<br />

Die Gesamtschulversäumnisse waren 4784 entschuldigt<br />

und 616 nicht entschuldigte [Ganzschultage].<br />

Angezeigt wegen schlechten Schulbesuches wurden 40<br />

Bürgermeiste<br />

r<br />

Franz<br />

Graßler<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 50 -<br />

Parteien,<br />

verwarnt vom Bezirksschulrath 28 Parteien,<br />

Gestraft 7 Parteien.<br />

__________________<br />

respective = beziehungsweise<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 51 -<br />

Willibald Richthammer Bäckermeister <strong>Mauer</strong> Hauptplatz<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 52 -<br />

Lehrmittel wurden neu angeschafft:<br />

Hölzel’s Anschauungsbil<strong>der</strong> 8 Stk.<br />

Lentemann: große naturgeschichtliche Abbildungen 22<br />

Stk.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 26]<br />

<strong>Ein</strong> skelettierter Pferdefuß sammt Huf<br />

<strong>Ein</strong> skelettierter Fuß eines Rindes<br />

<strong>Ein</strong> skelettierter Fuß eines Schweins<br />

<strong>Ein</strong>e neue auss. Rechenmaschine<br />

Die defecten Bücher <strong>der</strong> Schülerbibliothek wurden neu<br />

gebunden, ebenso die <strong>der</strong> Lehrerbibliothek. Das Werk<br />

„Österreich in Wort und Bild“ wurde completiert und neu<br />

gebunden. <strong>Ein</strong>e Vermehrung <strong>der</strong> Bände fand nicht statt.<br />

Der Schulgarten wurde vom Oberlehrer herzurichten<br />

begonnen und wurden vom löblichen Ortsschulrathe schon<br />

im Herbst 14 Zwergbäume (Pyramiden) sowie 40<br />

verschiedene Wildlinge angeschafft, im Frühjahre dann<br />

verschiedene Gesträuche Nußbäume, Zwetschkenbäume,<br />

Cordons etc. so daß es möglich wurde aus dem<br />

sogenannten Schulgarten wirklich einen Garten zu<br />

machen. Dazu wurde <strong>der</strong> Grund des einen Viertels, das<br />

ganz mit sogenannten „Beier“ Triticum repens, (gem.<br />

Guegge) durchwuchert war; 1 m tief rigolt.<br />

Die Gemeinde ließ 10 Fuhren Schotter für die Wege<br />

führen und dieselben herrichten; auch wurde auf<br />

Rechnung <strong>der</strong>selben im Schulgarten ein Lusthaus erbaut.<br />

Am 25. 3. wurde mit Unterweisung des Oberlehrers<br />

Stuppöck von Inzersdorf 46 Wildlinge veredelt, wozu<br />

<strong>der</strong>selbe auch Edelreiser beistellte. Auch Herr Lehrer<br />

Hei<strong>der</strong> aus Inzersdorf machte sich durch Beschneiden <strong>der</strong><br />

gänzlich verschnittenen älteren Bäume verdienstlich.<br />

Bis Schluß waren von den veredelten Bäumchen 34 Stk.<br />

gesund entwickelt.<br />

(Ausführliches enthält das Buch über den Schulgarten)<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 27]<br />

Die <strong>Schule</strong> wurde von Herrn Inspector Eduard Siegert<br />

zweimal inspiciert, am 6. 11. und 15. 2.; die<br />

Religionsprüfung fand am 24. 6. statt.<br />

Am 30. 6. wurde ein gemeinsamer Schulausflug nach<br />

Rothenstadl unternommen, wobei <strong>der</strong> Ortsschulrath für<br />

mittellose Theilnehmer die Jause bezahlte. Herr Dietz<br />

Ortsschulrathmitglied stellte unentgeltlich 6 Stellwagen<br />

zur Heimfahrt bei, denn es drohte lei<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Regen.<br />

Am 14. Juli fand die Schlußmesse und Schlußfeier<br />

statt. Bei letzterer wurden folgende Lie<strong>der</strong> gesungen:<br />

Die Ehr Gottes von Ludwig v. Beethoven<br />

Frühlingszeit von ibt.<br />

Waldandacht von ibt<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 53 -<br />

Das Blümchen Wun<strong>der</strong>hold von Fraz Stain<br />

Die Volkshymne<br />

Nach Absingen <strong>der</strong> ersten 2 Lie<strong>der</strong> wurde von 5 Schülern<br />

Gedichte vorgetragen. <strong>Ein</strong>e kurze Ansprache des<br />

Oberlehrers beendete die Feier.<br />

_______________________<br />

rigolen = tief pflügen o<strong>der</strong> umgraben<br />

ibd. Abk. f. ibidem = ebenda, ebendaselst<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 54 -<br />

Schuljahr 1897/98<br />

In den Ferien Ende Juli traten heftige Regengüsse<br />

ein, welche nicht nur in <strong>der</strong> Umgebung, son<strong>der</strong>n in fast<br />

allen österreichisch. Län<strong>der</strong>n großen Schaden<br />

anrichteten. Der Regen wütete bei heftigem Sturm 8 – 10<br />

Tage und erreichte das Hochwasser am 30. 7. seinen<br />

höchsten Stand. Eisenbahndämme wurden unterwaschen und<br />

die Bahnen unfahrbar so z.B. die Südbahn bei Baden war<br />

<strong>der</strong> Viaduct arg beschädigt worden. Dort richtete die<br />

Schwechat an Häusern viel Schaden an und riß mehrere<br />

Häuser weg. Auch die Liesing war sehr hoch gestiegen.<br />

<strong>Mauer</strong> blieb infolge seiner Lage vom Hochwasser verschont<br />

und<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 28]<br />

machten die Regengüsse we<strong>der</strong> in den Wein- noch<br />

Obstgärten einen Schaden.<br />

Der Wein gedieh in diesem Jahr gut sowohl was<br />

Qualität als Quantität betrifft, soweit<br />

selbstverständlich nicht die Reblaus in „Peronospora“ um<br />

sich gegriffen haben.<br />

Auch die Zwetschkenernte liefert ein nicht zu<br />

unterschätzendes Erträgnis (per kg 6-8 Kr), um so mehr<br />

als in Nachbarlän<strong>der</strong>n und auch in unseren Nachbarorten<br />

diese Frucht ausblieb.<br />

Vorstehend die Photographie zweier Grabsteine, welche<br />

Herr Groß, Maler hier <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> spendete.<br />

Diese Grabsteine wurden 1895 gelegentlich <strong>der</strong><br />

Demolierung <strong>der</strong> unteren Kaserne in <strong>Mauer</strong> aus den<br />

Grundmauern ausgegraben. Übersetzung:<br />

I) Mein Stolz wurde von mir gerissen, als mein<br />

frommes Weib verschied, meine Frau Judith, die<br />

Hochwasser<br />

Weinernte<br />

Obst<br />

Jüdische<br />

Grabsteine<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 55 -<br />

Tochter des Rabbi Chanina. Wurde beerdigt am 2ten<br />

Neumontage des Monates Ijas im Jahre 182 (1422).<br />

Die Seele <strong>der</strong> Verstorbenen sei aufgenommen im<br />

Bunde des ewigen Lebens.<br />

II) Hier ruht das Mädchen Schmul, die Tochter des<br />

Rabbis Ponchas<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 28]<br />

gestorben im Jahre <strong>der</strong> kleinen Rechnung 102<br />

(1342). Die Seele <strong>der</strong> Verstorbenen sei aufgenommen<br />

im Bunde des ewigen Lebens<br />

Das Schuljahr begann Mittwoch den 2. September mit<br />

dem üblichen feierlichen Gottesdienst. Hierauf fand die<br />

Eröffnungs–Conferenz statt.<br />

Der eigentliche Unterricht beginnt Donnerstag den 2.<br />

September<br />

Die Classen sind folgen<strong>der</strong> maßen vertheilt:<br />

1: Cl. Hr. Pagler 4. Cl.(resp. 3. Cl.)<br />

Oberlehrer<br />

2. Cl. Hr. Gromus 5. Cl. Kn. Hr. Glaser<br />

3. Cl. Fr. Hettler (resp. 4. Cl.)<br />

(resp. 2. Cl. 2. Abth.) 5. Cl. Md. Frl. Schöppl<br />

Am 5. Dezember 1897 erfolgte die Zustellung des<br />

Erlasses des hochlöblichen Landes–Schulrathes dto. 26.<br />

XI. 1897 Z. 12243 wonach dem Gesuche des Ortsschulrathes<br />

um Erweiterung <strong>der</strong> 4 Cl. Volksschule keine folge<br />

gegeben, jedoch „die Unterrichtsertheilung und<br />

Gruppierung <strong>der</strong> Schüler nach dem Lehrplane einer 5 Cl.<br />

Volksschule gestattet wird“<br />

Am 17. Dezember 1897 fand die Neuwahl des<br />

Ortsschulrathes statt. Da dessen Wahlperiode abgelaufen.<br />

Es wurden untenstehende Herrn gewählt und constituierte<br />

sich <strong>der</strong> Ortsschulrath am 30. December bei folgen<strong>der</strong>maßen;<br />

Obmann: Hr. Winterstein, Kaufmann<br />

Stellvertreter: Hr. Graßler,<br />

Bürgerm.<br />

Cassier: Dietz Leo, Stellfuhrinhaber<br />

Aufseher: Asenbauer, Dachdeckermeister<br />

Schriftführer: Oberlehrer<br />

Mitglied: Binna, Wirtschftsbesitzer<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 30]<br />

Bei <strong>der</strong> am 23. 12. stattfindenden<br />

Weihnachtsbetheilung wurden folgendes ausgetheilt:<br />

90 Paar Schuhe,<br />

13 Klei<strong>der</strong>, 12 Röcke<br />

9 Stk. Tücher im Gesamtwert von 293 fl 10kr<br />

Am 9. Nov. 1897 und 4. Febr. 1898 wurde die <strong>Schule</strong> vom<br />

Schulbeginn<br />

Classen –<br />

Verteilung<br />

Gruppierung<br />

und<br />

Unterrichtsertheilung<br />

wie<br />

5cl. <strong>Schule</strong><br />

bewilligt<br />

Ortsschulrat<br />

Neuerung<br />

Weihnachtsbetheilung<br />

Insp. durch<br />

Bezirksschul-<br />

Inspector<br />

dto.<br />

Landeschul-<br />

Inspector<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 56 -<br />

Hr. Bezirksschulinspector Eduard Sigert inspiciert und<br />

drückte <strong>der</strong>selben seine Zufriedenheit aus. Gleichzeitig<br />

beantragte <strong>der</strong>selbe die Teilung <strong>der</strong> 4. respective 3 Cl.<br />

welche 88 Schüler ohne Sommerparteien faßte.<br />

Am 16. III. d. J. wird die <strong>Schule</strong> vom Hr.<br />

Landesschulinspector Josef Hülfenbeck inspiciert und<br />

spricht <strong>der</strong>selben gleichfalls seine Zufriedenheit aus<br />

mit Beanstandung <strong>der</strong> Überfüllung <strong>der</strong> 4. Cl. (4. und 5.<br />

Schuljahr).<br />

Mit Zuschrift des Bezirksschulrathes vom 7. pra. 12.<br />

März Z.172 wird <strong>der</strong> Ortsschulrath aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

über die Bereitstellung eines weiteren Lehrzimmers zu<br />

äußern. Derselbe beschließt in einer Sitzung vom 18.<br />

III. auf das Feuerwehr Depot ein Stockwerk aufzusetzen.<br />

Herr Leo Dietz bekämpft dieses Projekt und beantragt<br />

die Erbauung einer neuen <strong>Schule</strong> in Aussicht zu nehmen.<br />

Vorläufig möge provisorisch <strong>der</strong> Sitzungssaal des<br />

Gemeindehauses als Classe verwendet werden.<br />

Bereitstellung<br />

eines<br />

Lehrzimmer<br />

Schulbau<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 57 -<br />

Gleichzeitig beschließt <strong>der</strong> Ortsschulrath sich mittels<br />

eines Geldbetrages von 15 fl an <strong>der</strong><br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 31]<br />

vom Bezirksschulrath beschlossenen Beteiligung an <strong>der</strong><br />

Landesausstellung „Jugendhalle“ anläßlich <strong>der</strong> Kaiser<br />

Jubiläums-Ausstellung im Prater zu beteiligen.<br />

Die Religionsprüfung fand am 22. Juni 1898 nachmittags<br />

3 Uhr statt.<br />

Mit Erlaß des Landesschulrathes dto 13. 6. 1898 Z.<br />

5744 int. mit Bezirksschulrath Zuschrift dto. 17. Juni<br />

1898 Z. 728 wird die Erweiterung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> auf 5<br />

Classen bewilligt.<br />

Am 11. Juli wurde mit den Schülern <strong>der</strong> 3., 4. und 5.<br />

Classen ein Ausflug zur Geißbergmeierei bei<br />

Kaltenleutgeben und zum Berg Höllenstein unternommen,<br />

wozu <strong>der</strong> Ortsschulrath für arme Kin<strong>der</strong> 10 fl bewilligte.<br />

Am 13. Juli fand um ½ 8 Uhr die feierliche Schulmesse<br />

statt hierauf die Schlußfeier mit folgendem Programm:<br />

1. Die Ehre Gottes Chor von Ludwig v. Beethoven<br />

2. Das Heidenröslein von Heinrich Werner<br />

3. Ansprache des Hr. Obmannes und Verlesung <strong>der</strong><br />

aufsteigenden Schüler<br />

4. Gedichte und Ansprache eines Schülers<br />

5. Ansprache des Oberlehrers<br />

6. Volkshymne<br />

Jahresbericht<br />

Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Schulbeschreibung 1897<br />

394 Schüler<br />

Davon übersiedelten 102 Schüler<br />

Schulbesuch <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> am Anfang am Ende<br />

des Schuljahres<br />

149 K 153 M 168 K 176 M<br />

Während des Schuljahres<br />

traten ein: 41 K 42 Md.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 31]<br />

Austretende rsp. Übersiedelnde: 9 K 6 Md.<br />

41 K 49 Md.<br />

Höhere <strong>Schule</strong>n besuchten: 13 K 3 Md.<br />

Privatunterricht: -- 9 Md.<br />

Zahl <strong>der</strong> entschuldigten Ganztage = 5290<br />

Zahl <strong>der</strong> nicht entschuldigten Ganztage = 501<br />

Schultage: 235 – 243 (in den höheren Classen Beicht-<br />

und Communiontage)<br />

An Krankheiten herrschten in den Wintermonaten in<br />

einzelnen Fällen Masern und Feuchtblattern, ohne daß die<br />

<strong>Schule</strong> geschlossen werden mußte, im Juni „Mumps“.<br />

Von Sommerparteien besuchten die <strong>Schule</strong><br />

25 K 26 Md.<br />

Kaiser-Jubil.<br />

Ausstellung<br />

Jugendhalle<br />

Religionsprüf<br />

ung<br />

Bewilligung<br />

<strong>der</strong><br />

5 Cl. <strong>Schule</strong><br />

Schulausfl<br />

ug<br />

Schulfeier<br />

Jahresberic<br />

ht<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 58 -<br />

Angezeigt wurden: 44 Schüler (Vorj. 40)<br />

Verwarnt 25 Schüler (Vorj. 28)<br />

Gestraft 7 Schüler (Vorj. 7)<br />

Neue Lehrmittel wurden folgende angeschafft:<br />

1 Winter’sche Electrisier-Maschine (Scheiben-Durchm.<br />

40 cm),<br />

1 großer Globus,<br />

Landkarten aus Asien, Amerika, Australien, Afrika,<br />

Nie<strong>der</strong>österreich von Schober. <strong>Ein</strong>ige ausgestopfte<br />

Säugethiere und Vögel, Pflanzenbil<strong>der</strong> von Hartinger,<br />

einige Anschauungsbil<strong>der</strong> (Hochofen, Dampfer, Plakate<br />

<strong>der</strong> Südbahn) Physikalische und chemische Apparate im<br />

Werte von 30 fl. Neue Zeichenvorlagen von Bayr. Die<br />

Lehrerbibliothek wurde um 5 Werke vermehrt.<br />

Die Schülerbibliothek durch Ankauf von 31 Büchern<br />

erweitert.<br />

Im Schulgarten wurden an <strong>der</strong> Nordseite 7 Pyramiden<br />

angekauft in <strong>der</strong> Baumschule Klenert in Graz, gesetzt, im<br />

Schuljahr 1898 abermals 16 Obstbäume, sämtliche vom<br />

Ortsschulrath gekauft.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 31]<br />

Die im Herbst angekauften Wildlinge wurden vom<br />

Oberlehrer veredelt. Auch haben Schüler <strong>der</strong> 4. und 5.<br />

Classe 44 Bäumchen unter dessen Anleitung veredelt<br />

(Näheres im Buch Schulgarten)<br />

Die allgemeine Witterung des Winters war milde, nur<br />

einmal fiel ca. ½ m hoher Schnee, <strong>der</strong> rasch zerging. Die<br />

Kälte war gering, die Winde heftig. Der Frühling kühl,<br />

die Vegetation schritt langsam vorwärts, trotzdem man<br />

auf den milden Winter das Gegentheil hoffte. Die<br />

Baumblüte war günstig und reich, doch fielen die meisten<br />

Blüten ab. Der Sommer war meist kühl, erst <strong>der</strong> schöne<br />

Herbst entschuldigte hierfür.<br />

Die Weinernte fiel in Bezug auf Qualität gut aus, die<br />

Quantität ließ manches zu wünschen übrig; Obst-<br />

insbeson<strong>der</strong>e Zwetschkenernte gering<br />

Am 18. Aug. wurde die Gasbeleuchtung mit Auer Brenner<br />

eingeführt<br />

Pyramiden =<br />

Lehrmittel<br />

Bibliothek<br />

Schulgarte<br />

n<br />

Witterung<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 59 -<br />

Schuljahr 1898/99<br />

Das Schuljahr begann in <strong>der</strong> üblichen Weise am 1.<br />

September.<br />

----------------------------<br />

<strong>Ein</strong>e grauenvolle, alle Tiefen <strong>der</strong> Empfindungen<br />

aufrüttelnde Kunde durcheilte am 10. September 1898 die<br />

Welt.<br />

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin,<br />

Allerhöchst welche sich auf einem Ausflug in<br />

Genf befanden, wurden am 10. September d. J. um<br />

¾ 1 Uhr nachmittag, auf dem Weg vom Hotel<br />

Beaurivage zum Schiffe von einem in Paris<br />

geborenen italienischen Anarchisten namens<br />

Lucheni, durch einen Dolchstich in die<br />

Herzgegend schwer verwundet. In das genannte<br />

Hotel gebracht, verschieden Ihre Majestät eine<br />

halbe Stunde darnach.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 34]<br />

Schulbeginn<br />

Tod Ihrer<br />

Majestät<br />

Im Gemüthe aller Fühlenden herrscht<br />

unnennbares Leid im Anhören dieser Schreckensbotschaft<br />

vom Genfer-See, drängendes Mitgefühl<br />

mit dem Schmerze unseres Kaisers und das<br />

drückende Bewußtsein, daß das Haus des Jubels,<br />

Österreich, in ein Trauerhaus verwandelt ist.<br />

----------------------------<br />

Der Hof-Separatzug mit <strong>der</strong> Leiche weiland Ihrer Majestät <strong>der</strong> Kaiserin<br />

traf am 15. d. M. um 10 Uhr abends in Wien (Westbahnhof) ein. Das<br />

feierliche Leichenbegängnis fand um 17. d. M. 4 Uhr nachmittags,<br />

statt.<br />

----------------------------<br />

Am 19. fand ein feierliches Requiem für Ihre Majestät<br />

statt, woran die Schuljugend theilnahm.<br />

----------------------------<br />

Mit Erlaß des h. k.k. Landesschulrathes vom 30. 9.<br />

1898 Z. 9846 wird die Trennung <strong>der</strong> überfüllten 4.<br />

Classe in 2 Paar Abtheilungen und <strong>der</strong> Bestellung einer<br />

provisorischen (7tn) Lehrkraft bewilligt.<br />

Am 1. Nov. tritt Herr Josef Stachl seinen Dienst als<br />

provisorischer Unterlehrer hier an und übernimmt die 4.<br />

Cl. A.<br />

----------------------------<br />

Am 2. December sind es 50 Jahre, daß Seine Majestät<br />

Kaiser Franz Josef I. den Thron Österreichs bestieg.<br />

Seine Völker wollen ihre Gefühle <strong>der</strong> Liebe, Treue<br />

und Dankbarkeit Ausdruck verleihen, und so wird dieser<br />

Tag trotz <strong>der</strong> traurigen Ereignisse im kaiserlichen<br />

Hause allerorts in entsprechen<strong>der</strong> Weise gefeiert.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 35]<br />

Am Vortag ist <strong>Mauer</strong> abends beleuchtet, alle Fenster<br />

erstrahlen im Lichte, Fahnen und Bil<strong>der</strong> Seiner Majestät<br />

Trauergott<br />

esdienst<br />

Trennung<br />

<strong>der</strong> 4. Cl.<br />

Dienstantri<br />

tt des Hr.<br />

Stachl<br />

Kaiser 50<br />

jähr.<br />

Jubiläum<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 60 -<br />

schmücken die Häuser.<br />

Am Festtage selbst wird auf dem Hauptplatz eine<br />

Jubiläums-Kaiserbüste feierlich enthüllt.<br />

Die Schuljugend besucht um ½ 8 Uhr früh die Kirche<br />

und nimmt an dem für sie bestimmten feierlichen<br />

Gottesdienst theil. Hierauf hält Oberlehrer Ernst<br />

Stuppöck an die im Turnsaal versammelten Schüler eine<br />

län- gere Ansprache, worin die Bedeutung des Tages<br />

erklärt und den Kin<strong>der</strong>n<br />

________________<br />

weiland = verstorben<br />

die Dankesschuld jedes Österreichers für die vielen von<br />

Seiner Majestät seinen Unterthanen gespendeten<br />

Wohlthaten nahegelegt wird.<br />

Um ½ 10 Uhr findet ein feierliches Hochamt statt,<br />

woran die Gemeindevertretung, <strong>der</strong> Ortsschulrath, das<br />

Offiziers-Corps und viele <strong>der</strong> angesehensten Bürger und<br />

Bürgersfrauen theilnahmen.<br />

Nach demselben Aufstellung <strong>der</strong> Schuljugend und<br />

Honoratioren um die Büste. Während die Hülle fällt,<br />

singt <strong>der</strong> Männergesang-Verein unter Leitung des<br />

Oberlehrer das Lied „Mein Vaterland, mein Oesterreich“<br />

von Fiby.<br />

Die Honoratioren, darunter die Lehrerschaft, wurden<br />

mit silbernen Denkmünzen betheilt, nachdem die Schüler<br />

bereits bei ihrer Feier mit bronzenen Medaillen, sowie<br />

einer Festschrift betheilt wurden.<br />

Hw. Hr. Pfarrer spricht nachher die Festrede.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 36]<br />

<strong>Ein</strong> Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, sowie das<br />

Absingen <strong>der</strong> Volkshymne von den Versammelten schließt<br />

die hohe Feier.<br />

----------------------------<br />

Jubiläums-<br />

Büste<br />

Kaiser<br />

Franz Josef<br />

Denkmal<br />

Teil 1 /01.07.2004


am Maurer Hauptplatz<br />

Die Errichtung des Denkmals, anläßlich<br />

des 50jährigen Regie rungs Jubiläums Seiner<br />

Majestät Kaiser Franz Joseph I, wurde von<br />

Bürgermeister Franz Graßler angeregt und<br />

die Kosten hierfür durch freiwillige Spenden<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Gemeindeausschusses,<br />

des Ortsschulrates und von Ortsbewohner<br />

aufgebracht.<br />

Der Sockel und die <strong>Ein</strong>fassung wurde aus<br />

Kaiserstein mit einem Eisengitter, das Postament<br />

aus 3 Stufen mit einem ornamentalen<br />

Sockel aus Granit gefertigt, darauf mit vergoldeten<br />

Buchstaben eingemeiselt die Inschriften,<br />

„Zur Erinnerung an das 50 jährige Regierungs-Jubiläum<br />

Seiner Majestät des Kaiser<br />

- 61 -<br />

Franz Joseph I“ gegen den Hauptplatz zu, auf<br />

<strong>der</strong> rückwärtigen Seite „die dankbaren Bewohner<br />

de r Gemeinde <strong>Mauer</strong>“ sowie links<br />

„1848“ und rechts „1898“.<br />

Auf diesem Sockel stand das gegossens Postament<br />

aus Bronze mit erhabenen Buchstaben<br />

F.J. I. und <strong>der</strong> meisterhaft ausgeführten<br />

Büste des Monarchen.<br />

Im Inneren des hohlen Postamentes wurde<br />

eine Urkunde eingeschlossen, welche auf die<br />

Feier bezugnehmende Daten enthält.<br />

Das Denkmal hatte eine Höhe von 3,2 m.<br />

Nach Darstellung des polit. Bez. Hietzing Umgebung<br />

1901<br />

Teil 1 /01.07.2004


- 62 -<br />

Der Schulchronik ist an dieser Stelle auch die Denkschrift von D.S. Mayer - Rosenau<br />

„Zur Erinnerung an die Enthüllungsfeier in <strong>Mauer</strong> bei Wien, 2. Dezember 1898. Aus<br />

Anlaß des 50 jährigen Regierungs.Jubiläums Seiner Majestät Kaiser Josef I.“ beigefügt.<br />

Am 23. 12. fand die Betheilung armer Schüler statt,<br />

wobei auch ein Christbaum im Turnsaale aufgestellt<br />

wurde. Es wurden verteilt:<br />

90 Paar Schuhe, 16 Röcke und 11 Klei<strong>der</strong>, von einem<br />

gesammelten Betrag von 290 fl.<br />

Außerdem wurden vertheilt:<br />

16 Stk. Stoffreste, 12 Paar Strümpfe<br />

18 Stück Tücher respective Shawl. 8 Paar Galloschen,<br />

7 Unterjackerl und 6 Mützen<br />

----------------------------<br />

Schon bei <strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> 4. Cl. Im November erwies<br />

sich die Nothwendigkeit eines weiteren Classenzimmers<br />

und wurde mit Bewilligung des Bezirksschulraths<br />

sogenannter Nachunterricht in <strong>der</strong> 2tn Classe von 2-4 h<br />

eingeführt. Derselbe wurde bis Februar beibehalten;<br />

dann aber über Beschluß des Ortsschulrath dem<br />

Oberlehrer die Wohnung gekündet und ihm 350 fl jährliches<br />

Quatiergeld zugesprochen. Die Wohnung wird zu<br />

einer Classe adaptiert, was bis Ostern fertiggestellt<br />

ist, so daß am 5. April die Classe bezogen und<br />

regelmäßiger Unterricht ertheilt werden kann.<br />

----------------------------<br />

Im Juni traten häufige Erkrankungen an Masern und<br />

Scharlach auf.<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 37]<br />

Infolge dessen wurde über Auftrag des<br />

Bezirksschulraths dto. 6. 7. 1899 die <strong>Schule</strong> am 8. Juli<br />

geschlossen, und mußte auch die Schlußfeier unterbleiben<br />

Jahresbericht:<br />

Zahl <strong>der</strong> Schüler nach <strong>der</strong> Schulbeschreibung 1898<br />

362 + 62 Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Sommerparteien<br />

178 K 184 M<br />

Schulbesuch 150 K 158 M aus <strong>Mauer</strong> 308<br />

30 K 32 M aus Wien<br />

370<br />

An<strong>der</strong>e <strong>Schule</strong>n besuchten von den 362 Schülern 15<br />

Schüler, häuslichen Unterricht erhielten 14 Schüler.<br />

Übersiedelt und ausgetreten beim Beginn 23, keine<br />

<strong>Schule</strong> besuchten wegen Krankheit 2.<br />

Zahl <strong>der</strong> entschuldigten versäumen Ganztage 5001<br />

(5.76%)<br />

nicht entschuldigten Ganztage 374<br />

(0.43%)<br />

Schultage 233 respective 235<br />

Angezeigt wurden: 42, Verwarnt: 25, Gestraft: 9<br />

Weihnachtsbetheilung<br />

Nachunterrich<br />

t<br />

Adaptierung<br />

<strong>der</strong><br />

Oberlehrerswohnung<br />

zu Classe<br />

Vorzeitige<br />

Schulschließu<br />

ng wegen<br />

Masern


- 63 -<br />

Der Winter war sehr milde, nur einmal schneite es und<br />

da nur höchstens 20 cm hoch, auch war es meist<br />

entsprechend warm; nur gegen Ende des Winters Ende Feber<br />

anfangs März ging das Thermometer auf kurze Zeit auf 8 –<br />

10° R herunter. Das Frühjahr war aber trotzdem durchaus<br />

nicht milde. Rauhe Winde und kalte Nächte hemmten die<br />

Vegetation, beson<strong>der</strong>s die Blühte <strong>der</strong> Obstbäume und des<br />

Weines sehr. Im Frühjahr (April) fanden auch beinahe in<br />

ganz Mitteleuropa große<br />

Witterung


Bild Archiv Karl Buberl<br />

- 64 -<br />

Überschwemmungen statt; ebenso im September (15. – 20.),<br />

so daß vielfach bedeutende Erdabrutschungen und große<br />

Verkehrsstörungen an den Bahnen vorkamen<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 38]<br />

Die Obsternte war gering, Zwetschken gab es fast gar<br />

keine. Der Wein gerieth mittelmäßig. Es war zwar nicht<br />

wenig, aber die späte Blüthe und die ungünstige<br />

Witterung im September – kühl und naß – beeinträchtigte<br />

die Reife. <strong>Ein</strong> frühzeitiger Frost – 8. October –<br />

beschleunigte die Lese sehr, die am 15. schon beendet<br />

war.<br />

Klassenfoto 4. Classe 1898 /99<br />

Kooperater Karl Weczerczik und Lehrer Rudolf Glaser mit 66 Schüler<br />

1.Reihe v.l.n.r.: Korezky, Zangerl, Jatschka, Pirnik, Billschitz, Baumann, Beer,<br />

Lanner, Gam, Mölzer, Jäger, Sommer, Bayer, Raab, Wastl, Wenzl<br />

2. Reihe v.l.n.r.: Weiniger, Hartmann, Buhlschleis, Zeitlinger, Kohn, Stachl,<br />

Weczerczik, Glaser, Knöfler, Bewosky, Hengl, Lang, Weihs, Mendl, Fischer,<br />

Lindauer<br />

3. Reihe v.l.n.r.: Schwarz, Goldschmid, Richter, Schumeister, Lange, Bein, Faißy,<br />

Rosenbichler, Zeller, Slasek, Banner, Sima, Herreth, Greiml, Sinel


Bild Archiv Karl Buberl<br />

- 65 -<br />

4. Reihe v.l.n.r.: Tsirner, Kirnbauer,Seidl, Buchlik, Zeif, Steiner Wodsky,<br />

Prchlitz, Bernheier, Pernky, Hödl, Hafner, Fegerl, Loth, Brenner, Zeif<br />

Frz., Schimmerling<br />

dahinter stehend v.l.n.r.: Freudenschuß, Mittelböck


- 66 -<br />

Schuljahr 1899/1900<br />

Das Schuljahr begann am Freitag den 1. September mit<br />

dem feierlichen Gottesdienste.<br />

Mit Erlaß des Landesschulrathes vom 26. X. 1899 Z.<br />

12143 wird die Honorierung <strong>der</strong> Arbeitsstunden bewilligt<br />

und da die hiesigen Lehrerinnen denselben nicht<br />

übernehmen, wird Frl. Goss Anna aus Tissa Böhmen zur<br />

Arbeitslehrerin ernannt, welche am 1. December ihren<br />

Dienst antritt.<br />

Am [nicht angegeben] wird die <strong>Schule</strong> vom Herrn k.k.<br />

Bezirksschulinspector inspiziert.<br />

Am Vortage des Weihnachtsabends wird im Turnsaal ein<br />

großer Christbaum aufgestellt und werden an arme Kin<strong>der</strong><br />

vertheilt:<br />

86 Paar Schuhe, 18 Röcke, 12 Klei<strong>der</strong><br />

2 Stk. Stoff und 12 Paar Strümpfe<br />

Jedes Kind erhielt außerdem ein Päckchen Apfel<br />

und Bäckerei.<br />

Am [nicht angegeben] wurde die <strong>Schule</strong> das zweitemal<br />

inspiciert. Dem Oberlehrer Ernst Stuppöck und<br />

Unterlehrere Rudolf Glaser wird mit Decret des<br />

Bezirksschulrathes vom 5. I. 1900 Z. 2058 die belobende<br />

Anerkennung ausgesprochen. [siehe nächste Seite]<br />

Der Winter war abnorm und außerordentlich<br />

schneereich. Beson<strong>der</strong>s erwähnenswert ist <strong>der</strong> am 30. März<br />

nach schon ziemlich angenehmen Tagen eingetretene enorme<br />

Schneefall. Es schneite 3 Tage, anfangs ziemlich naß,<br />

sodaß wegen Ungangbarkeit <strong>der</strong> Wege am 31. März kein<br />

Unterricht stattfinden konnte, zu solcher Zeit sehr<br />

ungewöhnlich. In <strong>der</strong> Nacht vom 31. März zum 1. April<br />

trat plötzlich Thauwetter ein. Der 1 m hochliegende<br />

Schnee schmolz rapide, das Wasser rann, die ganze Breite<br />

<strong>der</strong> Langegasse einnehmend, hinab und überschwemmte die<br />

<strong>Ein</strong>gänge <strong>der</strong> Häuser, ebenso in <strong>der</strong> Kaserngasse und<br />

Hauptstraße. Größere Dimensionen nahm die Überschwemmung<br />

in dem tieferen Atzgersdorf, Liesing, beson<strong>der</strong>s aber in<br />

Mödling an. Selbst die Dampftramway mußte den Verkehr<br />

einstellen.<br />

Aus Anlaß des 70jährigen Geburtsfestes Seiner<br />

Majestät fand die Schlußfeier beson<strong>der</strong>s festlich statt.<br />

Herr Unterlehrer Glaser hielt eine Festrede; patriotische<br />

Gedichte und Lie<strong>der</strong> wurden vorgetragen.<br />

Jahresbericht:<br />

Zahl <strong>der</strong> Schüler nach <strong>der</strong> Schulbeschreibung: 385<br />

Schulbesuchende bei Beginn 170 K + 177 Md<br />

= 347<br />

bei Schluß 226 K + 206 Md = 432<br />

Schüler von Sommerparteien 110<br />

Inspectio<br />

n<br />

Belobung<br />

Temperature<br />

n bis -<br />

18°kamen<br />

mehreremale<br />

vor und<br />

hielten<br />

jedessmal<br />

einige Zeit<br />

an<br />

Hochwasser<br />

31. März<br />

1. April<br />

70 jähr.<br />

Geburtsfe<br />

st<br />

S:<br />

Majestät<br />

Teil 1/01.07.2004


- 67 -<br />

Zahl <strong>der</strong> entschuldigten versäumen Ganztage [nicht<br />

angegeben]<br />

Zahl <strong>der</strong> nicht entschuldigten Ganztage [nicht angegeben]<br />

Schultage [nicht angegeben]<br />

Angezeigt wurden: 30, Verwarnt: 16, Gestraft: 5<br />

Teil 1/01.07.2004


Belobende Anerkennung<br />

- 68 -<br />

Der Bezirkschulrath hat in seiner Sitzung<br />

vom 3. Jänner 1900 beschlossen,<br />

Ihnen wegen Ihrer eifrigen umsichtigen<br />

Leitung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> und Ihrer regen,<br />

zielbewusten, von den besten Erfolgen<br />

begleiteten Lehrwirksamkeit die belobende<br />

Anerkennung auszusprechen.<br />

Teil 1/01.07.2004


- 69 -<br />

Schuljahr 1900/1901<br />

Das Schuljahr begann am 1. September (Samstag)<br />

in herkömmlicher Weise.<br />

Schüler laut Schulbeschreibung: 418<br />

Schulbesuchende zu Beginn 347<br />

Fremde <strong>Schule</strong>n (Mittel-, Bürger<br />

schule, Instit. Etc.) besuchen 71<br />

Industrielehrerein Goss legt ihre Stelle<br />

zurück; an <strong>der</strong>en Stelle wird Frl. Flora Jelinek<br />

ernannt.<br />

Der Wein gedieh nach einem schönen, lei<strong>der</strong><br />

trockenen Sommer in Bezug auf Güte vorzüglich;<br />

auch die Quantität war soweit sie nicht verlauste<br />

Weingärten betrifft, zufriedenstellend. Auch<br />

<strong>der</strong> Herbst war selten Schön beinahe bis<br />

Allerheiligen.<br />

Donnerstag den 22. November besuchten die Schüler <strong>der</strong><br />

V. Classen Knaben und Mädchen das naturhistorische<br />

Museum, wozu <strong>der</strong> Ortsschulrath den Tag für diese Classen<br />

frei gab. Mit 5 Stellwagen fuhren die Schüler bis zum<br />

Museum und wurden unter Begleitung von Hr. Obmann, Hr.<br />

Schulaufseher und des Ortsschulrat Mitglieds Hr. Bina<br />

sowie des Hr. Cooperators und Oberlehrers durch die Säle<br />

geführt. Hierauf Besichtigung des Maria Theresien-<br />

Denkmales, <strong>der</strong> Denkmale im inneren und äußeren Burghofe,<br />

wo gerade Wachablösung stattfand, über den Graben und<br />

Stephansplatz in eine Volksküche, wo die Kin<strong>der</strong> mit<br />

Suppe, Fleisch samt Gemüse und Mehlspeise<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 41]<br />

zu aller Zufriedenheit bewirtet wurden. Nach einem<br />

kleinen Umweg durch Kärntnerstraße und Bazar wie<strong>der</strong> auf<br />

den Lobkowitzplatz, um mit den Stellwagen zu Hause zu<br />

fahren. Ankunft 6 ½ Uhr in <strong>Mauer</strong>.<br />

______________________<br />

Weihnachtsbetheilung: von 538 K 60 h, welche wie<br />

alljährlich gesammelt wurden, waren vertheilt worden<br />

83 Paar Schuhe, 16 Röcke, 5 Hosen, 10 Klei<strong>der</strong><br />

Außerdem wurden 2 Stk. Stoff zu 14 Klei<strong>der</strong> á 3 – 4 m<br />

und darüber, 5 diverse Kleidungsstücke, 12 Paar<br />

Strümpfe und 6 Umhängtücher dem Ortsschulrathe zur<br />

Betheilung übergeben.<br />

Im Turnsaal wurde ein großer Christbaum aufgestellt<br />

und alle Schüler nach Absingen eines Weihnachtsliedes<br />

mit Bäckerei und Obst betheilt.<br />

______________________<br />

Nach dem schönen Herbst trat nach Allerheiligen<br />

feuchte regnerische Witterung ein, aber meist mild bis<br />

Ende December. Erster ausgiebiger Schneefall vom 31.<br />

Flora Jelinek<br />

Museums<br />

besuch<br />

Weihnacht<br />

s<br />

betheilun<br />

g<br />

Winter<br />

Witterun<br />

g<br />

Langdauern<br />

e strenge<br />

Kälte<br />

Blutregen<br />

Teil 1/01.07.2004


- 70 -<br />

XII. auf 1. I. 1901. Kälte hält bis 20. I; nach kurzem<br />

Thauwetter am 27. I. abermals Kälte bis Februar; 15.<br />

II. 15°R Kälte; 16. II. viel Schnee bei uns, sowie<br />

Deutschland und Italien, wo seit 1844 – 45 <strong>der</strong> strengste<br />

Winter. Schnee in Nizza (Riviera) Rom, Venedig; den 23.<br />

II. –15 °R; Köln 22 °, Turin -17°, Wien -14°R; erst<br />

Samstag den 24. II. 0° - +1°; 25. Tauwetter, 26.<br />

herrlicher Tag. Weiters nebelig und trüb. Am 11. III.<br />

auf 12. III. Schlamm und sogenannter Blutregen im nördlichen<br />

Italien bis Obersteyermark (Knittelfeld, Admont).<br />

Am 22. III. abermals Schneeverwehungen und Schnee in<br />

Sachsen und den Algeu;<br />

[<strong>Chronik</strong> d er <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 42]<br />

Fortwährend Schneien; 29. III. arges Schneegestöber<br />

bei -6°, so daß <strong>der</strong> Verkehr auf den Bahnen stockt. Vom<br />

1. April an erst zunehmende Wärme.<br />

Mai und Juni sehr schöne Witterung, andauernd aber<br />

abnorm heiß, so daß Befürchtungen schlechter Ernte<br />

laut werden. Endlich 20. Juni ein ausgiebiger Regen in<br />

Deutschland und Österreich. Abermals heiß bis 1. Juli,<br />

dann Gewitter und Regen.<br />

Den 4. III. Montag (bei sehr schlechtem Wetter)<br />

wurde die <strong>Schule</strong> das erstemal, den 12. IV. das zweite<br />

Mal inspiciert. Herr Inspector ist zufrieden und<br />

beantragt den Belobung des Herrn Gromus und <strong>der</strong> Frau<br />

Hettler (Oberlehrer und Hr. Glaser früher belobt)<br />

Am 1. II. tritt Herr Pfarrer Jakob Lamm in den<br />

Ruhestand, und nachdem <strong>der</strong>selbe Dienstag den [nicht<br />

angegeben] das letztemal Unterricht ertheilt hat, sendet<br />

er an den Oberlehrer ein Schreiben, worin er dies<br />

anzeigt.<br />

Am 30. Mai hielt Hw. Hr. Pfarrer Johann<br />

Schramm, bisher Pfarrer in Laab, seinen<br />

<strong>Ein</strong>zug in <strong>Mauer</strong>. Über <strong>Ein</strong>ladung des<br />

Bürgermeisters fahren <strong>der</strong>selbe, dann<br />

<strong>der</strong> Obmann des Ortsschulrathes Johann<br />

Winterstein<br />

und Oberlehrer dem neuen Pfarrer bis zur<br />

Gemeindegrenze am Rodaunerberg entgegen<br />

zur Begrüßung.<br />

[<strong>Chronik</strong> d. <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 43]<br />

Unter Glockenläuten hielt Hr. Pfarrer<br />

seinen <strong>Ein</strong>zug, an den Reihen <strong>der</strong><br />

aufgestellten Schuljugend vorüberfolgend,<br />

begrüßt von Gemeindeausschuß, Feuerwehr,<br />

Gesang Verein und dem Volke. Der frühere<br />

Pfarrer hält eine Ansprache, <strong>der</strong><br />

Gesangverein singt das Lied: „Es ist <strong>der</strong><br />

Tag des Herrn“ Hierauf <strong>Ein</strong>zug in die<br />

Kirche und kurzer Segen.<br />

Tropische<br />

Hitze<br />

Inspection<br />

Pensionierung<br />

des Pfarrer<br />

Lamm<br />

Ankunft des<br />

neuernannten Pfarrers<br />

Pfarrer Johann Nepomuk Schramm<br />

Teil 1/01.07.2004


- 71 -<br />

Dienstag den 4. IV. erscheint <strong>der</strong> neue<br />

Hr. Pfarrer das erstemal in <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, am<br />

Thore vom Schulobmann und Aufseher<br />

begrüßt, und wird von ihnen in den<br />

Turnsaal geleitet, wo ein Mädchen (Wöhr<br />

aus <strong>der</strong> II. Cl.) ein Gedicht aufsagt,<br />

Oberlehrer in einer Ansprache Hr. Pfarrer<br />

begrüßt und die Lehrkräfte vorstellt,<br />

worauf Hr. Pfarrer in freundlichster Weise<br />

erwi<strong>der</strong>t. Am 23. IV. fand die feierliche<br />

Instalation statt.<br />

Samstag den 22. abend Sonnwendfeier bei <strong>der</strong><br />

Aussichtshütte am Rodaunerberg, veranstaltet von <strong>der</strong><br />

Ortsgruppe <strong>der</strong> Ostmark in Liesing.<br />

Am 20. IV. constatierte <strong>der</strong> Ortsarzt das<br />

Überhandnehmen <strong>der</strong> Masern seit anfangs Juni und<br />

beantragt die Schließung <strong>der</strong> I. Cl., wegen Erkrankung<br />

zweier Kin<strong>der</strong> des Oberlehrers mußte <strong>der</strong>selbe, <strong>der</strong><br />

ohnedies nicht im Schulhause wohnte vom Schulhause<br />

fernbleiben.<br />

Schulschluß am 13. VI. wie gewöhnlich<br />

1 ter Schulbesuch desselben<br />

feierlicher Empfang<br />

Sonnwendfeier<br />

Masern<br />

Schulschluß<br />

Teil 1/01.07.2004


- 72 -<br />

[<strong>Chronik</strong> d. <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 44]<br />

Schuljahr 1901/02<br />

Montag den 2. September beginnt das Schuljahr mit dem<br />

feierlichen Gottesdienst.<br />

Schülerzahl nach Schulbeschreibung: 442<br />

<strong>Schule</strong>rzahl zu Beginn 367<br />

Fremde <strong>Schule</strong>n (Mittelschulen, Bürgerschule, etc.)<br />

75<br />

Für die bis 1. Nov. beurlaubte respective dann<br />

pensionierte Lehrerin Amalie Schöppl wird Frl. Beidl<br />

Adele provisorisch ernannt und erhält bis 1. Nov. keine<br />

Remuneration.<br />

-------------------------------<br />

Infolge <strong>der</strong> anhaltenden Trockenheit bleibt in den<br />

meisten Brunnen das Wasser aus und wird in großen<br />

Bottichen auf Kosten <strong>der</strong> Gemeinde von Haus zu Haus<br />

zugeführt.<br />

-------------------------------<br />

Am Mittwoch den 4. Sept. stirbt Oberlehrer Schmid<br />

und wird am 6. d. M. unter großer Beteiligung aller<br />

Vereine, <strong>der</strong> Gemeinde, <strong>der</strong> Lehrerschaft und vieler<br />

Ortsbewohner zu Grabe getragen. Nachdem das letzte<br />

Grablied, von Collegen gesungen, verklungen war, hielt<br />

Bürgerschuldirektor von Liesing Hr. Josef Bühl, am<br />

offenen Grab dem verblichenen einen Nachrufe.<br />

Oberlehrer Schmid war am 20. VIII. 1839 zu Korneuburg<br />

geboren. Er besuchte die dortige Unterrealschule durch 2<br />

Jahre und machte dann daselbst den pädagogischen Curs im<br />

Jahre 1855/56 mit. Nach Absolvierung desselben war Schmid<br />

durch ½ Jahr Stipendist an obgenannter Anstalt. Am 26. 4.<br />

1857 wurde er zum Unterlehrer an <strong>der</strong> zweiklassigen<br />

Volksschule in Patzmannsdorf ernannt,<br />

[<strong>Chronik</strong> d. <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 45]<br />

wo er bis Ende September 1858 verblieb.Während dieser<br />

Zeit legte er in Wien die Lehrerprüfung ab und erwarb<br />

sich ein Zeugnis als Hauptschullehrer. Hierauf war er<br />

Stipendist an <strong>der</strong> Bernardschen Haupt- und Unterrealschule<br />

in Wien und kam am 26. 8. 1861 als Lehrer an die<br />

damaligen Pfarr-, später Haupt- und dann sechsklassige<br />

Volksschule zu Meidling. Am 15. II. 1872 wurde er zum<br />

Oberlehrer an <strong>der</strong> hiesigen dreiklassigen Volksschule<br />

ernannt. Seit 1. Nov. 1896 lebte er im Ruhestand.<br />

Schmid war Mitgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> freiwilligen Feierwehr, in<br />

den 70er Jahren Chormeister des Männergesang–Vereins<br />

und bis zu seinem Lebensende Regenschori. Er gehört<br />

durch mehrere Perioden <strong>der</strong> Gemeindevertretung an.<br />

Der Verstorbene hinterläßt eine schwerkranke Witwe,<br />

eine Tochter und einen Sohn (Lehrer in Liesing)<br />

-------------------------------<br />

Den 13. 9. unendlich sehr starker, wolkenbruchartiger<br />

Schulanfang<br />

Prov. Lehrerin<br />

ernannt<br />

Wassernoth<br />

Tod des<br />

Oberlehrer<br />

Schmid<br />

Vernichtun<br />

g d.<br />

Zwetsch-<br />

kenernte<br />

durch<br />

Regen<br />

Teil 1/01.07.2004


- 73 -<br />

Regen. Der die reiche Zwetschkenernte über Nacht total<br />

vernichtete, indem die Zwetschken aufspringen und<br />

abfallen. Die Gartenbesitzer erleiden großen Schaden.<br />

Am 16.1.02 wütete ein heftiger Sturm. Kein Haus blieb<br />

unbeschädigt. In <strong>der</strong> Friedhofgasse wurde <strong>der</strong> dem Hr.<br />

Riga gehörige gemauerte Stadel ganz demoliert. Die<br />

<strong>Mauer</strong>n waren umgeworfen, das Dach lag in Theilen<br />

gerissen darauf.<br />

-------------------------------<br />

Die Weinlese beginnt heuer ausnahmsweise sehr<br />

zeitlich 19. September Donerstag den 3. Oktober ist<br />

überall schon alles fertig damit. Qualität sehr gut,<br />

Quantität weniger als im Vorjahr.<br />

-------------------------------<br />

Der Herbst verlief sehr schön und größten theils<br />

trocken; vorherrschen<strong>der</strong> Wind, wie im vorigen Winter<br />

Südost. Bis Weihnachten we<strong>der</strong> Schnee noch Eis.<br />

Die durch Pensionierung des Frl. Schippl erledigte<br />

Lehrerstelle erhielt Hr. Glaser. <strong>Ein</strong>gereicht hatten<br />

noch <strong>der</strong> Sohn des<br />

[<strong>Chronik</strong> d. <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 46]<br />

verstorbenen Oberlehrers und ein Fräulein.<br />

-------------------------------<br />

Mit Erlaß vom 4. I. 1902 Z 16190 *) bewilligte <strong>der</strong><br />

kk. Landesschulrath mit Zustimmung des Landes-<br />

Ausschusses die Umwandlung <strong>der</strong> bisherigen<br />

provisorischen Parallel-Classe zur 4. Cl. in eine<br />

definitive Classe und systemisiert für diese 7 Cl. das<br />

Lehrpersonal wie folgt<br />

1 Oberlehrer, 4 Lehrer= ev. Lehrerinnenstellen<br />

2 definitive Unterlehrer<br />

respective Unterlehrerinnen<br />

/: 1 Lehrer= und 1 definitive Unterlehrer Stelle<br />

also neu :/<br />

-------------------------------<br />

Am 16. I. wüthete ein heftiger Sturm. Kein Haus<br />

blieb unbeschädigt. In <strong>der</strong> Friedhofgasse wurde <strong>der</strong> dem<br />

Hr. Riha gehörige gemauerte Stadel ganz demoliert. Die<br />

<strong>Mauer</strong>n waren umgeworfen, das Dach lag in Theilen<br />

gerissen darauf.<br />

------------------------------<br />

Besemer, <strong>der</strong> sich fälschlich „Edler Ritter von<br />

Besemer“ nannte und voriges Jahr im April wegen<br />

Banknotenfälschungen in <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schlossberggasse<br />

gelegenen Villa verhaftet wurde, wird am 21. III. d. J.<br />

wegen dieses Delictes zu 7 Jahren, sein Helfer Kani zu 3<br />

½ Jahre verurteilt. Der Geldgeber hatte sich in Senilen<br />

erschossen.<br />

Besemer war mit den neuesten photographischen<br />

Reproductions-Apparaten versehen und hatt alle<br />

Vorarbeiten zur Verfertigung falscher Noten vollendet,<br />

aber noch keine fertigen Noten ausgegeben.<br />

-------------------------------<br />

Ed. Siegert kk. B.S. Inspector [Unterschrift]<br />

Weinle<br />

se<br />

Gutes<br />

Weinjahr<br />

Herbstwitt<br />

erung.<br />

Lehrerstel<br />

lenBesetzu<br />

ng<br />

Systemisierung<br />

des<br />

Lehrstatu<br />

s<br />

*) k.k.<br />

B.S.R. H.<br />

U. Z. 26<br />

v.<br />

9.1.1902<br />

Sturm<br />

Banknotenfälscher<br />

in <strong>Mauer</strong><br />

Teil 1/01.07.2004


- 74 -<br />

Die neu systemisierte Lehrerstelle erhält (21. V.)<br />

Herr Pagler. <strong>Ein</strong>gereicht hat noch <strong>der</strong> Sohn des<br />

verstorbenen Oberlehrer.<br />

[<strong>Chronik</strong> d. <strong>Schule</strong> <strong>Mauer</strong> Seite 47]<br />

Hr. Schmid, welcher auch den Organisten Dienst führt,<br />

wurde aber vom Ortsschulrate nicht vorgeschlagen.<br />

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Vor Schluß des Schuljahres fand ein gemeinsamer<br />

Ausflug auf den „Lichtenstein“ statt, woran sämtliche<br />

Lehrkräfte und Hr. Cooperator Carl Tierner teilnahmen.<br />

<strong>Ein</strong>en Teil <strong>der</strong> Kosten (24 K) bestritt <strong>der</strong> Ortsschulrat.<br />

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Am Schlusse des Schuljahres besuchten die <strong>Schule</strong><br />

192 Kn gegen 177 Md zu Beginn<br />

233 Md 189 Md<br />

425 366<br />

darunter 88 Kin<strong>der</strong> von Sommerparteien<br />

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Das Frühjahr war im April dem Wachstum günstig, <strong>der</strong><br />

Mai mit seinen 4 - 5 tägigen Frösten um den 10. d. M.<br />

herum kalt und feucht, ebenso Juni und Juli kühl mit<br />

vielem Regen und starkem Gewitter. Der Wein kam schön<br />

zur Blüte und entwickelte sich nur langsam. Die<br />

Obsternte, beson<strong>der</strong>s Zwetschken Haben die Maifröste<br />

vernichtet. Es wird die Besorgnis laut, daß <strong>der</strong> Wein<br />

überhaupt nicht reif wird.<br />

Teil 1/01.07.2004


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Klassenfoto 4. Klasse, 2. Abt., 5. Schulj. 1901-02<br />

Kooperater Thurner, Lehrer Pagel ?? und Lehererin Flora Jelinek<br />

mit 41 Kin<strong>der</strong><br />

1. Reihe v.l.n.r.: Wenzl K., Zangerl, Rehfeld, Mölzer, Stiegler J., Buhl K., Wastl, Gam,<br />

Schwarz, Sommer, Hengl A., Kontzky, L., Lang St. Lanna Jos., Beer, Taferner L.,<br />

Raab L.,<br />

2. Reihe v.l.n.r.: Bein K., Doll, Kirnbauer, Hitz, Herretts L., Zeif Jos., Brenner R., Hoffmann,<br />

Schunser B., Richter W., Stachl M., Fuchs M., Hönigmann, Bernherer Rom., Faßy Jos.,<br />

Rosenbichler, Seidl, Sturm Mendl<br />

3. Reihe v.l.n.r.: Prchlik K., Kiernbauer H., Fegal Ludw., Studlik E., Zeif K., Beer R.<br />

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Faschingszeitung vom Faschingssonntag 22. Feb. 1903<br />

Teil 1/01.07.2004

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