fl doku/innen_band_6 Kopie - Landesverwaltung Liechtenstein
fl doku/innen_band_6 Kopie - Landesverwaltung Liechtenstein
fl doku/innen_band_6 Kopie - Landesverwaltung Liechtenstein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kultur und Sport
Fürstentum Liechtenstein
Eine Dokumentation
Band 6
Inhaltsverzeichnis
Kultur 5
Gesetzliche Grundlagen und Organisation staatlicher Kulturpolitik 6
Finanzielles 7
Bildende und angewandte Kunst 8
Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein 9
Kunstmuseum Liechtenstein 12
Status und Geschichte 12
Die Sammlung 13
Das Kunstmuseum Liechtenstein 14
Ausstellungen und Kunstvermittlung 15
Theater, Tanz und Bühnen in Liechtenstein 16
Theater am Kirchplatz 18
Geschichte und Organisation 18
Programm 20
Musik in Liechtenstein 21
Josef Gabriel Rheinberger 23
Literatur und Verlage, Film und Kino 25
Pen-Club Liechtenstein 27
Liechtensteinische Landesbibliothek 29
Gründung 29
Aufgaben 29
Räumliche Entwicklung 30
Die Bibliotheksbestände und ihre Benützung 31
Bibliotheksnetzwerke und Katalogverbünde 33
Kulturpflege 34
Der Historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein 35
Liechtensteinisches Landesmuseum 38
Kultur und Sport
Postmuseum 40
Die Liechtensteiner Briefmarken 40
Weitere Kulturträger 42
Archive in Liechtenstein 43
Liechtensteinisches Landesarchiv 43
Hausarchiv der regierenden Fürsten von Liechtenstein 45
Gemeindearchive 45
Kirchliche Archive 46
Josef Rheinberger-Archiv 46
Denkmalschutz und Architektur in Liechtenstein 47
Sport in Liechtenstein 49
Leitlinien der staatlichen Sportförderung 49
Institutionen des öffentlichen Sportwesens 53
Finanzierung der Sportförderung 57
Der Liechtensteinische Olympische Sportverband 60
Freizeit 61
Wichtige Adressen und Öffnungszeiten 62
Impressum 64
Bild Seite 4: Mimmo Paladio «Cavallo» (1996); Bronze, Stahl und Blattgold; 380 x 263 x 113 cm
Standort: Burg Gutenberg, Balzers
Kultur
Kultur und Sport
«Kunst ist ja in Liechtenstein eine Dienstleistung! Zwar eine ohne Auftrag, aber
dennoch ...» – «Mit Begabung hat die Kunst hierzulande nichts zu tun!
Oder mit Talent!» – «Oder gar mit Können! Hier kommt die Kunst nach wie
vor von Gunst! Und von Gönnen!» – «Und natürlich von Gönnern!» –
«In Ermangelung einer eigentlichen Kundschaft ist ja der Günstler auf
die Günstlinge angewiesen.» – «Auf Leute, Finanzdienstleister meist, die
sich etwas Kunst gönnen. So wird die Gunst, wenn sie zur Kunst wird, von
Dienstleistern gemacht.»
Etwas weniger überspitzt formuliert: Das kulturelle Leben in Liechtenstein ist geprägt
von strukturellen Besonderheiten, die sowohl Schwierigkeiten darstellen
als auch Chancen sind. Die meisten dieser Strukturmomente hängen mit den
kleinen Verhältnissen des Landes zusammen: Liechtenstein besitzt keine Stadt,
in der sich an Kunstakademien oder Konservatorien ein reges kulturelles Leben
entfalten könnte, in der sich verschiedene Kulturszenen im dauernden Austausch
oder Wettstreit befinden könnten. Zwar verfügt das Land – gemessen
an der Grösse – über ein sehr reichhaltiges Kulturleben, die «kritische Masse»
an Kunstschaffenden und Kulturveranstaltern kann allerdings kaum erreicht
werden, es fällt unter diesen Bedingungen schwerer, das Kunstschaffen kritisch
zu betrachten und zu beurteilen. Das zwingt Liechtenstein dazu, in beständigem
Austausch mit dem Ausland zu sein. Liechtensteins Künstlerinnen und Künstler
gehen ins Ausland zur Ausbildung, Liechtenstein lädt ausländische Kunstschaffende
ins Land ein. So kann gerade diese Kultur in scheinbar prekären Verhältnissen
eine vornehme Aufgabe erfüllen: Sie öffnet die Augen für Fremdes, sie
lässt sich aus fremden Augen betrachten.
Liechtenstein befindet sich wirtschaftlich in einer ausgezeichneten Lage und hat
damit die Möglichkeit, zu einem kulturellen Zentrum zu werden. Das Theater
am Kirchplatz und das Kunstmuseum Liechtenstein strahlen weit in die Region
aus und mit den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein befindet sich eine
der berühmtesten Sammlungen alter Kunst in Liechtenstein. Liechtenstein hat
eine grosse Anzahl an privaten Sammlern und Gönnern und die Privatwirtschaft
wurde sich in den letzten Jahren auch zunehmend ihrer Verantwortung für öffentliche
und kulturelle Interessen bewusst.
Traditionelle Formen der Kultur geniessen in Liechtenstein einen hohen Stellenwert.
Das Vereinsleben ist sehr aktiv und übernimmt einen grossen Teil der Aufgabe,
Heimat zu vermitteln und dem Land die Kultur zu erhalten.
Liechtensteinische Kultur ist im Vergleich zum Ausland stark geförderte Kultur.
Sie bedarf auch dieser Förderung, ist sie doch nicht einfach lokale Kultur, sondern
gleichzeitig regionale und nationale Kultur, welche einen Teil der liechtensteinischen
Identität darstellt. Wie in andern Bereichen, etwa der Aussenpolitik,
Dialog aus «Hirsch & Wurscht»,
der Produktion 2000 des
Liechtensteiner Gabaretts LiGa;
Text: Mathias Ospelt
5
6
muss der Staat auch in der Kulturpolitik grosse Anstrengungen unternehmen –
weil Liechtenstein Staat sein will.
Gesetzliche Grundlagen und Organisation staatlicher Kulturpolitik
Einen eigentlichen Kulturartikel in der liechtensteinischen Verfassung gibt es
nicht. Hier wird auf den ersten Artikel im Abschnitt «Von den Staatsaufgaben»
verwiesen, der den Staat mit der «Förderung der gesamten Volkswohlfahrt» als
oberster Aufgabe beauftragt. Seit einem Gesetzeserlass von 1964 (und späteren
Überarbeitungen) besteht in Liechtenstein ein Kulturbeirat als Kommission der
Regierung. Mit dem Kulturförderungsgesetz von 1990 wurde die Kulturpolitik
und -förderung neu geregelt. Als Zielsetzung wird hier formuliert: «Das Land
fördert im Interesse der Gesamtbevölkerung kulturelle Tätigkeiten. Es schafft die
Voraussetzung für die Organisation und Ausübung kultureller Tätigkeiten insbesondere
dann, wenn sie im Lande ausgeübt werden oder in einer besonderen
Beziehung zum Land stehen.»
Staatliche Kulturpolitik ist dem Ressort «Kultur» zugeordnet. Für die Musikschule
und die Kunstschule ist das Ressort «Bildungswesen» zuständig. Die
beiden wichtigsten Institutionen sind der Kulturbeirat, der die Regierung bei der
Förderung und Koordination der kulturellen Tätigkeit berät und die Stiftung
«Pro Liechtenstein» verwaltet, sowie die Stabsstelle für Kulturfragen, die 1999
für die Umsetzung kultureller Aktivitäten geschaffen wurde. Die Regierung arbeitet
darauf hin, ein Amt für Kultur einzurichten, das in sich alle staatlichen
Tätigkeiten für die Belange der Kultur vereinigen soll. Da sich (wie z.B. bei der
Musik- und der Kunstschule) die Ressorts «Bildungwesen» und «Kultur» immer
wieder ergänzen oder überschneiden, sei hier auf den Band 4 «Bildung» dieser
Publikationsreihe verwiesen.
Ein grosses Augenmerk schenkt die Regierung der internationalen Zusammenarbeit.
Liechtenstein engagiert sich in der UNO, im Europarat, bei der Internationalen
Bodenseekonferenz IBK und in der «Konferenz der Kulturbeauf-
Kultur und Sport
tragten der Ostschweizer Kantone und des Fürstentums Liechtenstein». Als
Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), der selbst auch eine «Arbeitsgruppe
für kulturelle Angelegenheiten» unterhält, kann Liechtenstein am
Kulturförderungsprogramm der EU teilnehmen.
Finanzielles
2000 hat der Staat für die Kultur über 25 Mio. Schweizer Franken ausgegeben,
davon 7 Mio. als Investitionen. Die rund 18 Mio. entsprechen 2,8 Prozent der
gesamten Ausgaben aus der Landesrechnung 2000. Die höchsten Budgetposten
bilden die Aufwendungen für die Musikschule (3,3 Mio.), die Landesbibliothek
(1,5 Mio.), das Theater am Kirchplatz (2,2 Mio.), das Kunstmuseum
Liechtenstein (5,8 Mio.) sowie das Postmuseum und die Briefmarkengestaltung
(2,4 Mio.). Diese Zahlen ergeben eine erstaunlich hohe Pro-Kopf-Belastung. Wie
nicht anders zu erwarten, sind die Auslagen für Kultur in einem Kleinstaat
wesentlich höher als in andern Staaten. Im Vergleich zur Schweiz gibt
Liechtenstein pro Kopf auf Landesebene 4,5-mal soviel aus, auf Gemeindeebene
steigt die Zahl um das 5,5fache.
Der Liechtenstein-Pavillon an
der Expo 2000 in Hannover
7
8
Bildende und angewandte Kunst
Die bildende und angewandte Kunst ist von allen Facetten liechtensteinischer
Kultur jener Teil, der im Ausland den höchsten Bekanntheitsgrad erlangt hat.
Das liegt in erster Linie an den weltberühmten Sammlungen des Fürsten von
Liechtenstein und am Kunstmuseum Liechtenstein, das mit dem neuen Museumsbau
einen Ausstellungsort mit grosser Strahlkraft bekommen hat, aber
auch an vielen erfolgreichen Künstlern und Künstlerinnen, die seit Jahrzehnten
immer wieder auf sich aufmerksam machen.
Momentan beschäftigen sich rund 50 Kunstschaffende in Liechtenstein professionell
mit Malerei und Bildhauerei. Sie können dabei auf grosse Förderung von
staatlicher und privater Seite zählen und finden im Land beim Publikum relativ
grosses Interesse für ihre Arbeiten und eine sehr gute Infrastruktur. Der Kulturbeirat
der Regierung fördert das Kunstschaffen durch Kulturaustauschprojekte
und durch das regelmässige Ausschreiben von Werkjahrstipendien, die es der
Künstlerin oder dem Künstler erlauben, sich ohne finanzielle Sorgen auf ein
Projekt oder eine Weiterbildung konzentrieren zu können. Weiter unterstützt
er die zeitgenössische Kunst mit seiner Sammlung, für die er regelmässig Werke
liechtensteinischer Kunstschaffender erwirbt und indem er finanzielle und strukturelle
Hilfe leistet, wenn es um die Planung von Ausstellungen oder das
Veröffentlichen von Werkkatalogen geht.
Die Liechtensteinische Kunstgesellschaft wurde ursprünglich mit dem Ziel gegründet,
ein Kunsthaus zu errichten und zu betreiben. Nachdem dieses Ziel mit
dem Kunstmuseum Liechtenstein erreicht wurde, fungiert die Kunstgesellschaft
als Veranstalterin von Vorträgen und Kunstbetrachtungen. Sie unterstützte 1993
die Gründung der Kunstschule Liechtenstein, welche als Vor- oder Förderstufe
einer Kunstakademie oder einer Kunstgewerbeschule Menschen jeden Alters in
verschiedenen Fächern ausbildet.
Das Land bietet eine grosse Anzahl an Möglichkeiten, Kunstwerke auszustellen
und zu verkaufen: das Kunstmuseum Liechtenstein, das Theater am Kirchplatz,
die Galerie «DoMuS» (Dorfmuseum) und das Haus Stein-Egerta in Schaan, die
Tangente und das Pfrundhaus in Eschen, die Alte Weberei und das Atelier 11 in
Triesen, der Verein Schichtwechsel in Vaduz sowie eine Reihe privater Galerien
und anderer Austeller wie z.B. Bankinstitute und Geschäftshäuser.
Mit dem Werk und dem Nachlass bedeutender Künstler Liechtensteins befassen
sich mehrere Stiftungen, so die Prof. Ferdinand Nigg Stiftung, die Kanonikus Anton
Frommelt Stiftung und die Prof. Eugen Zotow-Ivan Miassojedoff-Stiftung.
Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein
Kultur und Sport
Die Fürstlichen Sammlungen bilden den herausragendsten kulturellen Schatz,
der in Liechtenstein zu finden ist. Davon zeugen zahlreiche wissenschaftliche
Publikationen und das grosse Echo, welches die Sammlungen bei grossen
Ausstellungen in Luzern (1948), New York (1985/86), Jerusalem und Luxemburg
(beide 1995) fand. In Liechtenstein konnten die Sammlungen noch nie
in ihrem ganzen Umfang gezeigt werden. Zwar gab es in den 1960er- und
1980er-Jahren Bestrebungen, in einem grossen Kunsthaus die Fürstlichen und
Peter Paul Rubens (1577–1614)
«Venus vor dem Spiegel»
(ca. 1613–1614)
Holz; 124 x 98 cm
Inv. Nr. G 120
9
10
Oben:
Adriaen de Fries (1545–1626)
«Christus im Elend» (1607)
Bronze; Höhe: 149 cm
Inv. Nr. S 515
Unten:
Dionysio Miseroni
(ca. 1607–1661)
«Maienkrug» (1638/39)
Rauchquarz; Bronze und
Silber vergoldet; Email
Höhe: 37,5 cm
Inv. Nr. 310
Staatlichen Sammlungen gemeinsam auszustellen, das Projekt des Kunsthauses
scheiterte jedoch. Weiterhin besteht die Idee, für die Fürstlichen Sammlungen
ein eigenes Haus zu bauen. Immerhin stehen den Besuchern seit 1952 in einem
regelmässigen Turnus von drei bis vier Jahren themenbezogene Ausstellungen
offen. Bis ins Jahr 2000 waren diese im Engländerbau zu sehen, mit der Eröffnung
des Kunstmuseums haben sie neben der Staatlichen Kunstsammlung einen
neuen, wenngleich auch weiterhin begrenzten Platz gefunden.
1608 wurde Karl von Liechtenstein (1569–1627) von Kaiser Rudolf II. in den erblichen
Fürstenstand erhoben. In zweierlei Hinsicht legte er den Grundstein für die
Fürstlichen Sammlungen: Zum einen schloss er mit seinen Brüdern Maximilian
und Gundaker den Familienvertrag, der u.a. den Familienbesitz zum unteilbaren
und unveräusserlichen Gesamtbesitz (Fideikommiss) erklärte. Zum andern besass
er eine ausgeprägte Vorliebe für Gegenstände und Geräte aus Gold, Silber und
Edelsteinen. Durch ihn kam es zur Schaffung einer eigenen Silberkammer, die
1623 von der «Guardaroba» getrennt und eigenständig inventarisiert wurde. Die
«Guardaroba» selbst umfasste Teppiche, Möbel, Gold- und Silbergeräte sowie
Gemälde und zahlreiche Bergkristallgefässe. Als Obersthofmeister Rudolfs II. in
Prag ohnehin für die Verwaltung der kaiserlichen Werkstätten zuständig, vergab
er bedeutende Aufträge an Goldschmiede und Edelsteinschneider, insbesondere
aber an den kaiserlichen Kammerbildhauer Adriaen de Fries (1545–1626), dessen
für Karl geschaffene lebensgrosse Bronzeplastiken auch heute noch zu den
herausragenden Werken der Fürstlichen Sammlungen gehören.
Als eigentlicher Gründer der Sammlungen aber gilt Karls Sohn Fürst Karl Eusebius
(1611–1684). Nachdem es seinem Vater und dessen Brüdern gelungen war,
auch nach aussen die Grundlage für ein wirtschaftliches, soziales und kulturelles
Wohlergehen der Familie zu schaffen, galt seine Sorge der Pflege und dem Ausbau
des Familienbesitzes. Als einem «Mann der Künste» war ihm gewiss, dass
es die Pflicht eines Fürsten «adelichen Gemiets» sei, «curios zu sein, was Schenes,
Statliches, Rares und Künstliches zu schatzen und zu lieben». Er verfasste
mit grosser Sachkenntnis die Schrift «Werk von der Architectur» und betätigte
sich als Bauherr von vielen Kirchen, Schlössern und Residenzen. Für die Fürstlichen
Sammlungen erwarb er feinste Werke der Malerei, der Skulptur und des
Kunsthandwerks oder vergab Aufträge zur Schaffung solcher Werke. Die Sammlungen
dehnten sich in verschiedene Gattungen aus. Weit über das dem Fürstenstand
angemessene Kultur- und Repräsentationsbewusstsein hinaus wirkte
hier seine kennerschaftliche Liebe und die begeisterte Leidenschaft zur Kunst.
Mit Fürst Johann Adam Andreas (1657–1712) erlebten das Fürstenhaus und seine
Sammlungen einen Höhepunkt während der Blütezeit des österreichischen
Barock. Johann Adam I. («der Reiche») erwarb seiner Familie ein Stadtpalais
nahe der Hofburg in Wien und baute dieses und das Gartenpalais unter Mithilfe
von italienischen Künstlern zu «Gesamtkunstwerken» aus, in denen die Fürsten
ihre wahrhaft barocke Hofhaltung im Zentrum des Reiches entfalteten. Am Rande
des Reiches erwarb er das heutige Territorium des Fürstentums Liechtenstein
und sicherte sich mit diesen reichsunmittelbaren Territorien einen Sitz im Reichsfürstenrat.
Die Sammlungen wurden von Schloss Feldsberg nach Wien gebracht
und fortan dem Fideikommiss unterstellt. Johann Adam I. führte ausgiebig
Kultur und Sport
Korrespondenz mit Künstlern seiner Zeit und erweiterte die Sammlungen um
ihren heute bedeutensten Teil: Er erwarb Gemälde von Peter Paul Rubens
(darunter den Decius Mus Zyklus), von Anton van Dyck und von anderen
Meistern des flämischen und italienischen Barock.
Fürst Josef Wenzel (1696–1772) tat sich vor allem als Feldherr und Diplomat hervor.
Auf seinen ausgedehnten Reisen im Auftrag des Kaisers suchte er Begegnungen
mit Künstlern und war vor allem an französischer Kunst interessiert. Mit
der barocken Nachblüte unter Josef Wenzel endet die grosse Sammlertätigkeit
der Fürsten. Alois II. erweiterte die Bestände mit Werken aus dem Wiener Biedermeier.
Mit Johannes II. (1840–1929) erfuhren die Sammlungen eine weitere Ausdehnung
und zugleich ihre Begrenzung: Der Fürst war nicht interessiert an der
Kunst seiner Zeit und verzichtete daher auf einen Anschluss an die Moderne, dagegen
erwarb er viele Werke aus dem 14., 15. und frühen 16. Jahrhundert und
erweiterte so die Sammlungen, die sich bis anhin auf die Zeit zwischen dem 16.
und frühen 19. Jahrhundert konzentrierten. In seine Ära fällt zudem der Verlust
der Hälfte des liechtensteinischen Territoriums in Böhmen und Mähren nach dem
Ersten Weltkrieg und die Restaurierung von Schloss Vaduz, das 1938 zur Residenz
der Fürsten und zum neuen Zuhause der Sammlungen werden sollte.
Die beiden Weltkriege hatten die Familie in eine schwierige Lage gebracht, was
Fürst Franz Josef II. (1906–1989) zu umstrittenen Verkäufen wertvollster Kunstwerke
zwang. Der wirtschaftliche Aufschwung seit 1970 erlaubt es dem damaligen
Erbprinzen und heutigen Fürsten Hans-Adam II. nun wieder, zahlreiche
bedeutsame Werke zu erwerben, sodass die Sammlungen wieder im Wachstum
begriffen sind.
Rembrandt (1606–1669)
«Amor mit Seifenblase» (1634)
Leinwand; 74,7 x 92,5 cm
Inv. Nr. G 880
11
Links: Wilhelm Lehmbruck
«Kleiner weiblicher Torso»
(‹Hagener Torso›)
(1910/11)
Steinguss; 69,5 cm
Rechts: Absalon
«Cellule no 5» (1992)
Holz, Karton und weisse Paste;
4,30 x 2,40 m
12
Kunstmuseum Liechtenstein
Status und Geschichte
Im Juli 2000, kurz vor dem Einzug in den neuen Museumsbau, wurde die «Liechtensteinische
Staatliche Kunstsammlung» den neuen Anforderungen angepasst
und bekam neben einem neuen rechtlichen und finanziellen Rahmen auch
einen neuen Namen: «Kunstmuseum Liechtenstein». Wie schon die Vorgängerin
ist das Kunstmuseum Liechtenstein eine Stiftung des öffentlichen Rechts und
wird von der Regierung finanziert.
Anlass zur Gründung der Sammlung war eine grosse Schenkung im Jahre 1967:
Graf Maurice Arnold von Bendern (1879–1968) schenkte der Regierung des
Fürstentums Liechtenstein zehn Gemälde aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert.
Seit der darauf folgenden Gründung der Staatlichen Kunstsammlung wird
am Aufbau einer Sammlung von Kunstwerken des 19. und des 20. Jahrhunderts
gearbeitet und damit ein zeitlicher Anschluss an die bedeutenden Kunstsammlungen
des Fürsten von Liechtenstein vollzogen, die Kunstwerke vom
ausgehenden Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts umfassen. Das
Kunstmuseum Liechtenstein übernimmt mithin die Aufgabe, dem Land Liech-
Kultur und Sport
tenstein ein Stück seiner kulturellen Identität zu geben, da es gerade die Kunst
jener Zeit ausstellt und sammelt, in der das Land zu seiner heute gültigen Gesellschaftsform
und den heute wirksamen wirtschaftlichen Strukturen gefunden
hat. Damit leistet das Kunstmuseum zugleich einen wichtigen Beitrag zur Integration
Liechtensteins in die internationale kulturelle Gemeinschaft. Schliesslich
vermittelt das Kunstmuseum zwischen der Kunst und den Künstlerinnen und
Künstlern einerseits und dem Publikum in seinen verschiedenen Ausprägungen
andererseits. Erster Konservator war während 27 Jahren Dr. Georg Malin, 1996
wurde er von Dr. Friedemann Malsch abgelöst, der nach Umwandlung der
Staatlichen Kunstsammlung nun Direktor des Kunstmuseum Liechtenstein ist.
Die Sammlung
Die Sammlungsbestände des Kunstmuseum Liechtenstein sind kontinuierlich
erweitert und gezielt verstärkt worden. Dabei bilden graphische Arbeiten sowie
Skulpturen, plastische und andere dreidimensionale Werke die Schwerpunkte,
ergänzt von Gemälden verschiedener Epochen. Drei inhaltliche Grundlinien definieren
den Zeitraum seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und bilden gleichzeitig
die Konstanten in der Sammlungspolitik des Kunstmuseum Liechtenstein:
– Rationale Ansätze: Zwischen Konkretion und Transzendenz
– Anthropologische Methoden: Vom Surrealismus und seinen geistigen Erben
– Der Beitrag Italiens zur internationalen Kunstentwicklung seit 1900:
Futurismus und Arte Povera
Im Hinblick auf den Neubau des Kunstmuseums konnte die Sammlungstätigkeit
seit 1996 so verstärkt werden, dass die grundlegende Ausrichtung des Sammlungsprofils
zur Eröffnungsausstellung im Jahr 2000 durch Eigenbesitz vorgestellt
werden konnte.
Die Erweiterung der Sammlungsbestände erfolgte durch Ankäufe aus eigenen
Mitteln sowie mit Zuwendungen von privater Seite, namentlich der Lampadia-
Stiftung, Vaduz, die seit vielen Jahren durch bedeutende finanzielle Beiträge
viele Neuerwerbungen ermöglicht hat. Auch andere Stiftungen haben durch
Schenkungen geholfen, die Sammlung zu erweitern, ausserdem erfolgten
Schenkungen durch die Regierung, von Seiten der liechtensteinischen Wirtschaft
und von Privatpersonen des In- und Auslands. Schliesslich kam die
Sammlung in den Genuss von Leihgaben aus Privatbesitz, namentlich der
Sammler Parvati und Per Sandven, Oslo.
Neben den Sammlungen, die im Museum zu besichtigen sind, besitzt das Kunstmuseum
Liechtenstein verschiedene Werke, die in den verschiedenen liechtensteinischen
Gemeinden im Aussenraum zu sehen sind: die Stele «Fünf Anrufungen»
(1990) von Karl Prantl in Bendern, die Bronzeskulptur «Figure in a Shelter»
(1983) von Henry Moore, das «Tor der Freiheit» (1983) von Eduardo Chillida und
der «Z-Würfel» (1997) von Georg Malin in Vaduz, das Bronze-Pferd «senza
titolo» (1997) von Mimmo Paladino in Balzers sowie die vier Skulpturen im Park
der Erwachsenenbildungsstätte Stein-Egerta in Schaan, von denen etwa
«Stufenschichtung» (1996) von Claus Bury erwähnt sei.
13
Das Kunstmuseum
Liechtenstein in Vaduz wurde
am 12. November 2000
eröffnet
14
Das Kunstmuseum Liechtenstein
Im Jahr 2000 konnte das Kunstmuseum Liechtenstein den neuen Bau im Zentrum
von Vaduz beziehen. Der Weg dahin war von langem Suchen geprägt: Seit
den frühen 1970er-Jahren teilte sich die Kunstsammlung mit dem Tourismusbüro
und dem Postmuseum den Engländerbau, ein ehemaliges Spielcasino.
Auch wenn eine Renovierung Mitte der 1980er-Jahre einen Museumsbetrieb
gewährleistete, konnte doch das grösste Problem des Platzmangels nicht behoben
werden. Bereits zehn Jahre vor dieser Renovation entstand die Idee eines
grossen Kunsthauses, in welchem sowohl die Fürstlichen Sammlungen als auch
die Staatliche Kunstsammlung ausgestellt werden sollten. Das Projekt gelangte
in den 1980er-Jahren zur Baureife, wurde an einer Volksabstimmung auch
angenommen und scheiterte dann an Rechtsstreitigkeiten. Nach diesem Scheitern
blieb die Idee lange liegen, bis sich 1996 eine private «Stiftung zur Errichtung
eines Kunstmuseums» gründete, die ihr Ziel sehr rasch erreichte. Sie brachte
85 Prozent der erforderlichen Geldmittel auf, ergänzt von Geldern des Staates
und der Gemeinde Vaduz, und trieb ihr Bauvorhaben in Zusammenarbeit mit
Staat und Gemeinde voran. Nach einem Architekturwettbewerb fand im
November 1998 der Spatenstich statt und bereits im August 2000 konnte die
Stiftung das betriebsbereite Museum als Geschenk dem Land Liechtenstein
übergeben. Die Stiftung Kunstmuseum Liechtenstein ist fortan Betreiberin des
Museums, der Staat hat die Mittel auf rund 2,8 Millionen Schweizer Franken
pro Jahr aufgestockt.
Der Bau der Architekten Morger, Degelo und Kerez aus Basel und Zürich ist ein
monolithischer Block, in dessen Aussenhaut aus geschliffenem Basalt-Zementgemisch
sich die Umgebung des Kunstmuseums spiegelt. Unübersehbar gross,
Kultur und Sport
ist es doch kein protzender Bau und überrascht durch seine Anpassungsfähigkeit,
sei es, dass seine Fassade je nach Wetterverhältnissen einen anderen
Charakter erhält, sei es, dass die Fassade die benachbarten Bauten in ihre Ruhe
und Tiefe aufnimmt. Die wenigen Öffnungen erlauben Einblicke in einzelne
Räume: in die grosse Eingangshalle mit einer Bibliothek, dem Museumsshop
und einer Cafeteria, in einzelne Arbeitsräume der Verwaltung und in den
Seitenlichtsaal. Von aussen nicht sichtbar, befinden sich im Obergeschoss vier
Oberlichtsäle, welche sich um das zentrale Treppengeschoss gliedern. Zusammen
mit dem im Erdgeschoss liegenden Kunstlichtsaal und dem Auditorium im
Untergeschoss wird der Bau aus museumstechnischer Sicht allen Anforderungen
gerecht. Und mit seinem «Café im Kunstmuseum» bildet er auch ein
gesellschaftliches Zentrum in Vaduz und in der Region.
Ausstellungen
und Kunstvermittlung
Im Zentrum stehen die Werke des
Kunstmuseums, die nun zum ersten
Mal fast in ihrer ganzen Breite
gezeigt werden können. Sie sollen
monographische Einzelausstellungen
ergänzen, sollen immer wieder
unter neuen Aspekten und in neuen
Facetten gezeigt werden und
werden immer kontrastiert durch
die Ausstellung von Teilen der Fürstlichen
Sammlungen, welche ihren
Platz in einem Oberlichtsaal gefunden
hat und die alten Meister neben
die moderne Kunst stellt.
Das Auditorium wird für Vorträge, Konzerte oder Lesungen genutzt und soll
auch der Kunst mit neuen Medien dienen. Im Weiteren lädt das Kunstmuseum
Liechtenstein alljährlich eine Künstlerin oder einen Künstler zu einem
dreimonatigen Arbeitsaufenthalt («artist in residence») und einer anschliessenden
Ausstellung nach Vaduz.
Das Kunstmuseum Liechtenstein arbeitet in der Vermittlung der Kunst eng mit
der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft und der Kunstschule Liechtenstein zusammen,
der ein Schulungsraum zur Verfügung gestellt wird. Auch beteiligt es
sich am Aufbau eines museumspädagogischen Dienstes.
Forum Kunsttreff:
Nicole Ohneberg
(Bildmitte) im Gespräch
mit Besuchern des
Kunstmuseums
15
Oben: Ausschnitt aus dem
Liechtensteiner Gabarett (LiGa)
Unten: «Mink – a fantasy
story», Tanz und Theater von
Jacqueline Beck und
Ralph Vogt
16
Theater, Tanz und Bühnen in Liechtenstein
Liechtensteins Bühnenleben konzentriert sich sehr im Theater am Kirchplatz,
lässt sich aber nicht darauf beschränken. Während das Theater am Kirchplatz
Künstler und Besucher von weither anlockt, bleibt die professionelle Bühnenkunst
auf wenige Einzelpersonen beschränkt.
Mit dem Liechtensteiner Gabarett (LiGa) wurde 1994 das
politische Kabarett im Fürstentum Liechtenstein erfolgreich
wieder belebt: Die professionelle dreiköpfige Truppe tritt
seit 1999 auch im Ausland auf und erhielt mit dem Förderpreis
der Internationalen Bodenseekonferenz und dem
«Josef Gabriel Rheinberger Preis» der Gemeinde Vaduz
bereits zwei sehr renommierte Auszeichnungen.
Im Bereich des Tanztheaters sind in Liechtenstein immer
wieder erfolgreiche Projekte zu sehen. Jacqueline Beck als
Choreographin geniesst in Liechtenstein und weit über die Landesgrenzen
hinaus einen guten Ruf. Die Tanzarena Liechtenstein tritt bei verschiedenen Anlässen
auf und wirkt oft auch bei Operetten und Musicals mit.
Kultur und Sport
Auf dem Gebiet des Laientheaters hat Liechtenstein eine reiche Tradition. Die
Theatergruppen werden meist von Vereinen getragen und führen unter zum Teil
professioneller Regie Schwänke und leichte Stücke auf. Erwähnenswert ist die
Schülertheatergruppe Sisyphos des Liechtensteinischen Gymnasiums, die seit
Jahren auch bei anspruchsvollen Stücken grosse Leistungen zeigt.
Neben den Bühnen des Theaters am Kirchplatz findet
Kleinkunst ihre Auftrittsmöglichkeiten auch auf den Bühnen
von Schloss Gutenberg in Balzers, des Vereins Alte
Weberei in Triesen und in den Gemeindesälen sowie in verschiedenen
Gasthäusern. Zudem bieten Vaduz und auch
Schaan mit seinen vielfältigen Veranstaltungen im Rahmen
des Kultursommers Liechtenstein der Musik und der Strassenkunst
eine reizvolle Ambiance.
Links: Ausschnitt aus «Martha»,
Oper von Friedrich von Flotow,
Opernverein Vaduz, 2001
Unten: Ausschnitt aus dem
Musical «Joseph and the
amazing dreamcoat» von
Andrew Lloyd Webber
17
18
Das Theater am Kirchplatz
in Schaan, kurz TaK
genannt
Theater am Kirchplatz
Das Theater am Kirchplatz (TaK) bildet das Zentrum des liechtensteinischen Bühnenschaffens
und geniesst weit über die Landesgrenzen hinaus einen hervorragenden
Ruf.
Geschichte und Organisation
Gegründet wurde das TaK 1970. Im 1964 ins Leben gerufenen Kabarett «Kaktus»
fanden sich junge Leute zusammen, welche nicht nur Theater machen,
sondern auch ein Theater haben wollten. Diese Gruppe war neben dem Erarbeiten
von Eigenproduktionen sehr bemüht, immer wieder Künstler nach Liechtenstein
einzuladen. 1970 wurde das Schaaner Vereinshaus an der Reberastrasse
nahe der Kirche in «Theater am Kirchplatz» umbenannt, hier fanden sich im
ersten Spieljahr (1970/71) bereits 10’000 Besucher ein. Alois Büchel, Texter des
«Kaktus» und treibende Kraft für ein Theater, stritt lange für die Sache, bis es
1972 im komplett umgebauten Theater (Architekt Ernst Gisel, Zürich) zur Eröffnungsvorstellung
kam. Im selben Jahr gab sich das Theater die rechtliche Struktur
einer Genossenschaft.
Unter der Intendanz von Alois Büchel erarbeitete sich das Theater einen grossartigen
Ruf, der von weither Zuschauer und viele Grössen der europäischen Bühnen
anzog. Die Aktivitäten weiteten sich zusehends aus: Kleinkunst wurde
Kultur und Sport
geboten neben symphonischen Konzerten (im Vaduzersaal), Jazzgrössen
besuchten Schaan und Eigenproduktionen riefen ein grosses Echo hervor, eine
Galerie entwickelte sich zu einer eigentlichen TaK-Sammlung, mit dem TaKino
in Schaan wurde eine Probe- und Kleinkunstbühne geschaffen.
Zu Beginn der 1990er-Jahre kam es zum Zerwürfnis zwischen dem Intendanten
Alois Büchel einerseits und der Genossenschaft und der Gemeinde Schaan
andererseits. Kurt Weiss übernahm die Leitung des TaK. Das Theater verlor das
Vertrauen vieler Besucher, das Programm wurde zusehends dünner, die
wirtschaftliche Lage immer prekärer. Während das TaK von verschiedenen Seiten
schon fast totgesagt wurde, konnte für die Spielzeit 1997/98 mit Georg
Rootering ein Indentant gefunden werden, der seitdem die Aufmerksamkeit des
Publikums wieder weg von den Gerichten auf die Bühne hin lenken konnte. Das
TaK befindet sich wirtschaftlich und inhaltlich wieder im Aufwind und die Altlasten
können angesichts des wachsenden Publikumzuspruchs ruhiger angegangen
werden. Seit 2000 ist die Krise überwunden.
Neben den Einnahmen aus dem Kartenverkauf und Spenden von verschiedenen
Seiten darf die TaK-Genossenschaft mit Subventionen rechnen, die vom Land
Liechtenstein und den Gemeinden Schaan und Vaduz aufgebracht werden.
Primarschule in Ruggell
Gert Voss (links) und
Ignaz Kirchner (rechts)
in Jean Genets «Die Zofen»,
Gastspiel des Burgtheaters
Wien
19
20
Hans Rudolf Twerenbold
(links), Mathieu Carrière
{Mitte) und Eveline Ratering
(rechts) in der TaK-
Eigenproduktion des
«Herakles» von Euripides
Programm
Heute präsentiert sich das TaK als klassisches
Dreispartenhaus (Sprech-, Musikund
Tanztheater) mit einem zusätzlichen
grossen Konzertangebot. Das TaK nimmt
darüber hinaus als heimliches Staatstheater
noch weitere Aufgaben wahr: Es
betreut ein eigenständiges Kindertheater,
führt eine Galerie, ermöglicht die Zusammenarbeit
mit liechtensteinischen Bühnenkünstlern
ausserhalb des TaK und hat
im TaKino mit dem «Filmclub Frohsinn»
einen Mieter, der für ein reichhaltiges
Studiokinoprogramm besorgt ist. Das
Stammhaus an der Reberastrasse bietet
340 Plätze, der Vaduzer Saal 640 und das
TaKino 120.
Als Theater von Rang in der Region weiss das TaK ein reichhaltiges Programm
anzubieten. Mit den Worten des Intendanten Georg Rootering (Rede 1999):
«Im Theater am Kirchplatz finden im Schnitt 130 Vorstellungen im Jahr statt. Es
handelt sich dabei um eine grosse Palette der Bühnenkünste. Hier erleben Sie
Schauspiel, Boulevard, Volkstheater, Jazz, Lesungen, Tanz, Ballett, Diskussionen,
Literaturpreisverleihungen, Ausstellungen, Vernissagen, Kino, Kabarett, Kinderund
Jugendtheater, Vorträge, Randgruppenveranstaltungen, Konzerte, Musiktheater,
Kleinkunst, Akrobatik, Workshops etc. Nennen Sie mir ein Theater, das
ähnlich viele Richtungen beheimatet. Wir haben hier ein Juwel, das aus Liebhaberei
entstanden ist und in zwei Jahren auf eine dreissigjährige Geschichte zurückblickt.
Die vielfältige Programmierung ist so etwas wie eine kleine Tradition
geworden, weil das Land so klein ist und der kunstinteressierte Mensch in seinem
Theater so ziemlich alles finden sollte, was er sonst nur in der Grossstadt
vorfinden könnte.»
Im Konzert und Theater sind Künstlerinnen und Künstler von Weltrang dem Haus
eng verbunden und gewährleisten eine hochrangige Spielplangestaltung. Der
Erfolg des Hauses stimmt zuversichtlich und stellt einen Neubau in Aussicht, der
das Theater in neuem Glanz erscheinen liesse, den das Haus inhaltlich bereits
heute erreicht hat.
Musik in Liechtenstein
Kultur und Sport
Liechtenstein ist ein überaus musikalisches Land mit einer grossen Tradition und
Breitenwirkung. Als grösster Verband im kulturellen Leben vereinigt der Fürstlich
Liechtensteinische Sängerbund nicht weniger als 36 Chöre unter seinem Dach
(13 gemischte Chöre, 3 Frauen-, 8 Männer-, 6 Kinder- und 6 Jugendchöre). Dazu
finden sich in den 11 Gemeinden 10 Blasmusikvereine, die sich im Liechtensteinischen
Musikverband organisiert haben. Zwei Operettenbühnen sorgen
abwechslungsweise für eine jährliche Produktion, welche auch Besucherinnen
und Besucher aus der weiteren Region anzuziehen vermag. Der Opernverein
Vaduz, ein alljährlich durchgeführtes Musikseminar und zwei symphonische
Orchester (Symphonisches Orchester Liechtenstein und Orchesterverein Liechtenstein-Werdenberg)
mit grosser Ausstrahlung vervollständigen das Spektrum
im traditionellen Musizieren. Im professionellen und halbprofessionellen Bereich
haben sich zwei Ensembles einen internationalen guten Ruf verschafft: die
Werdenberger Kammermusiker und der Big Band Verein Liechtenstein.
Im Zentrum des musikalischen Lebens steht die Liechtensteinische Musikschule,
an der fast ein Zehntel der Bevölkerung eingeschrieben ist und die mit ihren jährlich
rund 180 Veranstaltungen allgegenwärtig ist. Die bedeutendste Veranstaltung
sind dabei die Internationalen Meisterkurse, die seit 1971 jeden Sommer
bedeutende Lehrer und Studenten aus vielen Konservatorien in den Bereichen
klassischer Musik und Jazz nach Vaduz laden. Sie finden vorwiegend in den
Räumen der Musikschule statt, werden aber nicht von ihr organisiert.
Das musikalische Jahr ist reich befrachtet: Zur Fasnachtszeit treten 7 Guggamusiken
mit ihren schrägen Klängen auf, im «Triesenberger Frühling» lädt der
Verein Triesenberger Kirchenkonzerte zu einer Konzertreihe ein. Im Sommer finden
im Rahmen des Liechtensteiner Kultursommers zahlreiche Veranstaltungen
Das Symphonische Orchester
Liechtenstein spielte im Herbst
2001 in Strassburg Werke von
Josef Gabriel Rheinberger
21
V.l.n.r.: Jazz in der Tangente in
Eschen, das Little Big One in
Vaduz und eine Harmoniemusik
22
statt, die grössten unter ihnen sind das Open Air Festival Little Big One, das sich
seit 1993 etablieren konnte und mittlerweile über 15’000 Besucher nach Vaduz
lockt, und die Liechtensteinischen Gitarrentage (LiGiTa). Im Herbst zeigt die
Liechtenstein Musical Company LMC im Zweijahresrhythmus ein Musical und
der Verein Freunde der Liechtensteinischen Blues- und Rockmusik präsentiert
am «Soundtschäk» Neues von den rund 30 Bands mit den Stilrichtungen Rock,
Blues, Heavy Metal und Funk. Hausgemachter Jazz und neue elektronische Musik
sind in Liechtenstein selten zu vernehmen, der Verein Tangente allerdings betreibt
seit Ende der 1970er-Jahre in Eschen einen exquisiten Jazzclub, der sich
mit Weltstars und experimentellem Jazz in einem geografisch erstaunlich grossen
Radius sein Stammpublikum erworben hat.
Ein weiterer bedeutender Veranstalter ist das Theater am Kirchplatz, das alljährlich
bedeutende Symphonieorchester und grosse Interpreten der klassischen
Musik, des klassischen Jazz, Liedermacher und Ballettabende in sein Programm
aufnehmen kann.
Für die kleinere Kunst stehen der Musik zudem die Bühne der Alten Weberei in
Triesen, das Haus Stein-Egerta der Erwachsenenbildung in Schaan und das Haus
Gutenberg in Balzers zur Verfügung.
Liechtenstein besitzt mit der Musikschule zwar eine sehr gute Volksmusikschule,
konnte ohne Stadt aber nie zu einem musikalischen Zentrum werden. Wer sich
für die Musik als Beruf entscheidet, muss für die Lehrjahre ins Ausland. Mit dem
Konservatorium im benachbarten Feldkirch (A) ist der Weg allerdings nicht weit.
Der bedeutendste Musiker Liechtensteins ist Josef Gabriel Rheinberger (*1839
in Vaduz, †1901 in München), in dessen Geburtshaus sich heute der Hauptsitz
der Musikschule befindet. Ihm folgten in Liechtenstein viele weitere Komponisten,
deren Einfluss aber meist auf das Land beschränkt blieb. In jüngster Zeit
aber macht Marco Schädler (*1964) hier eine Ausnahme.
Josef Frommelt hat sich als Initiator und eigenverantwortlicher Organisator der
Liechtensteinischen Meisterkurse, als langjähriger Leiter der Musikschule und als
Präsident der Europäischen Musikschulunion EMU um die Musik in Liechtenstein
und deren Ansehen im Ausland sehr verdient gemacht. Ebenfalls verdankt
ihm Liechtenstein die Sammlung, Rekonstruktion und Niederschrift alter liechtensteinischer
Musik (rund 200 Tänze aus dem 19. Jahrhundert).
Josef Gabriel Rheinberger
Kultur und Sport
Der Komponist und Kompositionslehrer Josef Gabriel Rheinberger wurde am
17. März 1839 in Vaduz als Sohn des Fürstlichen Rentmeisters Johann Peter
Rheinberger und der aus dem graubündischen Disentis stammenden Maria
Elisabeth Carigiet geboren. Das aussergewöhnliche musikalische Talent des
Knaben wurde früh durch den Dorfschullehrer und Organisten
Sebastian Pöhly von Schaan entdeckt und gefördert, sodass der kleine
Josef schon im Alter von sieben Jahren den Organistendienst in der
dem Geburtshaus benachbarten Florinskapelle übernehmen konnte.
Unter der geschickten Anleitung seines Lehrers entstanden bereits
erste Kompositionen, neben kleineren Orgelstücken auch eine
dreistimmige Messe, die bei Gottesdiensten aufgeführt wurde.
Nach einer kurzen Lehrzeit beim Chorregenten Philipp Schmutzer in
Feldkirch (Vorarlberg) trat der Zwölfjährige 1851 in die königliche
Musikschule in München ein. Hier fand der junge Eleve neben
tüchtigen Lehrern wie Johann Georg Herzog (Orgel), Julius Joseph
Maier (Harmonielehre und Kontrapunkt), Emil Leonhard (Klavier) und
später Franz Lachner jenen kulturellen Nährboden, der die Grundlage
seines späteren Schaffens bildete.
Durch Organistendienste in verschiedenen Kirchen Münchens wuchs er in die
auf Orlando di Lasso zurückgehende Münchner Chortradition hinein und lernte
auch die von Caspar Ett begonnenen kirchenmusikalischen Reformbestrebungen
kennen; daneben öffnete ihm sein väterlicher Freund und Nestor Prof. Dr.
Karl Emil von Schafhäutl den Weg zur Wiener Klassik. So standen Rheinbergers
Studienjahre doppelt im Zeichen des Konservatismus: Die Schulung an den alten
Meistern formte entscheidend sein handwerkliches Können und bei den
neueren Meistern lernte er vor allem im Studium von Johann Sebastian Bach,
Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven.
1859 wurde er als Klavierlehrer an jenes Konservatorium berufen, an dem er
kurz zuvor seine Ausbildung beendet hatte, und nur ein Jahr später folgte seine
Anstellung als Lehrer für Kontrapunkt und Komposition. Zusätzlich übernahm
er 1864 die Leitung des Oratorienvereins und für drei Jahre die Stelle eines
Solorepetitors an der Königlichen Hofoper, die er nach seiner Berufung als Professor
für Komposition und Orgelspiel an die neu gegründete «Königliche
Musikschule» wieder aufgab. Im selben Jahr 1867 heiratete er Fanny von Hoffnaass,
eine vielseitig begabte Frau, die sich im lokalen Bereich als Schriftstellerin
und Übersetzerin einen Namen gemacht hatte. Auf ihren Gatten, den sie in
ihren Aufzeichnungen «Curt» nennt, übte sie in künstlerischen Fragen einen
grossen Einfluss aus. Bis zu ihrem Tod am 31. Dezember 1892 führte sie gewissenhaft
die Tagebücher und die Korrespondenz und schrieb auch zahlreiche
Texte zur Vertonung.
Josef Gabriel Rheinberger
23
24
Oben: «An die Heimath»,
Gedicht von J. B. Büchel,
Komposition von
J. Rheinberger, München,
23. Juni 1896 (Leihgabe
Emanuel Vogt, Balzers/RhAV)
Unten: Das Geburtshaus von
Josef Gabriel Rheinberger in
Vaduz, heute ist darin die
Liechtensteinische Musikschule
untergebracht
Trotz labiler Gesundheit und einem hartnäckigen Leiden an der rechten Hand,
das zeitweise selbst das Schreiben sehr erschwerte, schrieb Rheinberger neben
seiner Tätigkeit als Lehrer zahlreiche Werke auf allen musikalischen Gebieten:
Messen, Oratorien, zwei Opern, Singspiele, zwei Symphonien, Kammermusik,
Klavier- und Orgelwerke, darunter zwanzig Orgelsonaten, die bahnbrechend in
dieser Gattung waren.
Obwohl Rheinberger zahlreiche Ehrungen erhielt, musste er am Ende seines
Lebens erkennen, dass die Zeit sein künstlerisches Schaffen eingeholt hatte.
«... Man ist jetzt überhaupt schnell Todt; Mancher ist es schon längst und merkt
es nur nicht», schrieb er ein Jahr vor seinem Tod an eine Bekannte. Resigniert
und müde legte er seine Ämter als Lehrer und Inspektor der Königlichen Musikschule
im Herbst 1901 nieder und starb wenige Wochen später am 25. November
des gleichen Jahres in seinem Heim in München.
Josef Rheinberger war trotz der grossen Zahl seiner Werke kein Vielschreiber.
Die ihm eigene Beherrschung des musikalischen Handwerks und eine strenge
Arbeitsdisziplin erlaubten eine verhältnismässig rasche Arbeitsweise. Neben seinen
Kompositionen, vor allem der Orgel- und Kirchenmusik, blieb er auch als
Musikpädagoge von weitreichendem Einfluss in Erinnerung. Zu seinen Schülern
gehörten Komponisten wie Engelbert Humperdinck, Ermanno Wolf-Ferrari,
Ludwig Thuille, aber auch Horatio Parker, der Lehrer von Charles Ives und George
Chadwick, durch welche das Musikleben der USA stark beeinflusst wurde. Auch
der Dirigent Wilhelm Furtwängler und der Physiker Max Planck zählten zu
seinem Schülerkreis. Hans von Bülow, Freund und Förderer Rheinbergers, bezeichnet
ihn als «idealen Kompositionslehrer, unübertroffen in ganz Deutschland
und darüber hinaus».
Literatur und Verlage, Film und Kino
Gemessen an seiner ländlichen Struktur und seiner Kleinheit
verfügt Liechtenstein über ein sehr lebendiges literarisches
Schaffen und ein reiches Verlagswesen. Liechtensteinische
Literatur ist dabei eine eher jüngere Erscheinung. Bis weit ins
20. Jahrhundert hinein war Liechtenstein in erster Linie idyllischer
Schauplatz in den Werken ausländischer Schriftsteller
und Schrifstellerinnen, vereinzelt entstand auch romantische
Heimatliteratur – Gedichte und kleine Geschichten, die oft in
einem liechtensteinischen Dialekt niedergeschrieben wurden.
Traditionell besitzt Liechtenstein eine reiche Sagenwelt des
ausgehenden Mittelalters und eine bäuerliche Kultur des Geschichtenerzählens,
diese beiden Stränge wurden in den letzten
Jahren wieder aufgenommen und finden Eingang in die
moderne Literatur. Im Ausland allerdings ist es vor allem die
weniger an die «Heimat» gebundene junge liechtensteinische
Lyrik, die Erfolge verzeichnen kann und auch ausländische Verleger
findet.
Der Literatur werden in Liechtenstein mehrere Plattformen
geboten. Alle zwei Jahre finden in Schaan die Liechtensteiner
Literaturtage statt, an welchen Dichter und Dichterinnen aus
dem In- und Ausland aus ihren Werken lesen und diese zur
Diskussion stellen. Weitere Lesungen organisieren regelmässig
das Theater am Kirchplatz, der Verein Alte Weberei und der
Verein Schichtwechsel.
In Liechtenstein sind diverse Verlage ansässig, von denen
wenigstens zwei Dutzend Publikationen für ein breites Publikum
produzieren. Auch finden sich immer wieder renommierte
ausländische Verlegerinnen und Verleger zur Zusammenarbeit
mit liechtensteinischen Verlegern bereit, wenn es darum geht,
liechtensteinische Geschichte, Kunst oder Literatur von internationalem
Interesse zu publizieren. An der Frankfurter Buchmesse
präsentiert sich neben wenigen liechtensteinischen Verlagen
auch das Land Liechtenstein seit dem Jahr 2000
regelmässig. Ein weiterer wichtiger Träger ist der PEN-Club
Liechtenstein, er fördert literarisches Schaffen durch Preisvergaben,
durch seine Ausschreibung eines Landesschreibers und
durch die Herausgabe der Zeitschrift Zifferblatt. Der Verlag der
Liechtensteinischen Akademischen Gesellschaft LAG wurde
1972 mit dem Ziel gegründet, geisteswissenschaftliche und kulturelle
Beiträge auf hohem Niveau zu publizieren und dadurch
über aktuelle, für Liechtenstein relevante Fragen beizutragen.
Kultur und Sport
25
26
Liechtenstein nimmt
seit 1998 regelmässig mit
einem Länderstand an der
Frankfurter Buchmesse teil
Michael Donhauser,
geboren in Vaduz und
wohnhaft in Wien,
erhielt im Jahr 2001 den
Mondseer Lyrikpreis
Für die Leser und Leserinnen stehen in vielen Gemeinden Gemeinde- und Schulbibliotheken
zur Verfügung, die Landesbibliothek bildet das Zentrum und die
Sammelstelle allen literarischen und publizistischen Schaffens in Liechtenstein.
Sehr bescheiden nimmt sich das Angebot an Buchhandlungen aus, ebenso gibt
es kein eigentliches Feuilleton in den liechtensteinischen Massenmedien.
Im Bereich Film und Kino führte Liechtenstein lange Zeit ein unscheinbares Dasein.
Drei kleine Kinos im Land haben mit grosser Konkurrenz im benachbarten
Ausland zu kämpfen, zu einem Publikumsmagnet hat sich allerdings das sommerliche
Film-Fest Vaduz entwickelt. Das inländische Filmschaffen ist im Aufbruch,
erst seit kurzem sind hier Erfolge vorzuweisen: Junge liechtensteinische
Filmschaffende im Ausland beschäftigen sich mit Liechtenstein, Sebastian
Frommelt gelang mit «Für Gott, Fürst und Vaterland», einem Film über Liechtensteins
Geschichte während des Zweiten Weltkriegs, ein im Inland viel
diskutierter Film, und Daniela Marxers «Im Wunderland», ein Dokumentarfilm
über Liechtensteins jüngste Geschichte und seinen Finanzplatz, wurde an den
Solothurner Filmtagen gezeigt und erhielt sehr gute Kritiken.
PEN-Club Liechtenstein
Kultur und Sport
Auf Initiative von Manfred Schlapp wurde 1978 als autonomes Zentrum des
Internationalen PEN-Clubs der PEN-Club Liechtenstein gegründet Die Zielsetzung
des Clubs ist in Artikel 2 der Statuten niedergeschrieben: «Der Zweck
des Vereins besteht in der Erfüllung der Internationalen PEN-Charta. Darüber
hinaus ist es Ziel des PEN-Clubs Liechtenstein, gemäss der internationalen
Orientierung des Fürstentums Liechtenstein über die Grenzen hinaus als Katalysator
literarischer Entwicklungen zu wirken.»
Seit seinem Bestehen ist der PEN-Club Liechtenstein bemüht, im Geiste der Internationalen
PEN-Charta und im Sinne der Statuten grenzenüberschreitend
wirksam zu sein. Er tut dies durch Verleihungen von Preisen, durch Veröffentlichungen
und Veranstaltungen.
Das «Zifferblatt»
Jährlich erscheint das «Zifferblatt», eine literarische Schriften-Reihe des PEN-
Clubs Liechtenstein. Im «Zifferblatt» erscheinen die Arbeiten der Preisträger
(Liechtenstein-Preis), die «Visitenkarten» (literarische Beiträge der Mitglieder)
oder die Berichte von Symposien, die der PEN-Club Liechtenstein veranstaltet
(«Österreich von aussen», «Wege aus dem Hass», «Das verratene Gewissen»,
«Versuchskaninchen Mensch»).
Der Liechtenstein-Preis
Der «Liechtenstein-Preis zur Förderung junger literarischer Talente» wurde
1980 erstmals verliehen. Ursprünglich wurde er in Anlehnung an die Kürzel
P.E.N. (Poetry, Essay, Novel) ausgeschrieben. Die Ausschreibung lud junge Leute
ein, mit Gedichten, essayistischen oder erzählenden Prosatexten am Wettstreit
um den «Liechtenstein-Preis» teilzunehmen. In der Folge stand er mehrheitlich
im Zeichen der Lyrik und einmal im Zeichen der Dramatik. Der «Liechtenstein-Preis»
geniesst internationales Ansehen und ist mit 25’000 Schweizer
Franken dotiert. Die Ausschreibung richtet sich zwar an deutschschreibende
Autoren, doch sie ist auf kein Land beschränkt
Der Peter-Surava-Preis
1998 hat der PEN-Club Liechtenstein in memoriam seines verdienten Mitgliedes
Peter Surava alias Ernst Steiger den Peter-Surava-Preis geschaffen. Der
Preis ist mit 25’000 Schweizer Franken dotiert. Er wird alle zwei Jahre verliehen,
mit dem Ziel, das Andenken an Peter Surava zu bewahren und Menschen
auszuzeichnen, die sich so wie er für Verfolgte, Entrechtete und Ausgebeutete
27
28
einsetzen, Menschen also, deren Tun von Zivilcourage und Gerechtigkeitssinn
geprägt ist. Der Preis soll die Geehrten ermutigen und all jene anspornen, die
im Geiste von Peter Surava tätig sind. 1999 wurde der Peter-Surava-Preis erstmals
verliehen, und zwar an das «Writers-in-Prison-Committee» in London. Der
Preisträger 2001 ist Rupert Neudeck, der Leiter des Komitees «Cap Anamur».
Landesschreiber
Dank einer Stiftung konnte Manfred Schlapp das Fundament für die Institution
eines Landesschreibers legen. Für den Landesschreiber stehen ein Jahresstipendium
von 50’000 Schweizer Franken und freie Unterkunft zur Verfügung.
Die Nationalität spielt keine Rolle. Der Landesschreiber ist zehn Monate
lang (Ende August bis Ende Juni) Gast im Fürstentum Liechtenstein. Er oder sie
ist ungebunden und frei in der Arbeit. Es wird vom Landesschreiber oder der
-schreiberin jedoch ein literarisches «Abschiedsgeschenk» erwartet, das den
Raum und die Zeit des Aufenthaltes in poetischer, essayistischer und/oder novellistischer
Form reflektiert.
Der Erste mit der Aufgabe «literarische Spuren seines Aufenthaltes zu hinterlassen»
ist Robert Menasse, der nach längerem Südamerika-Aufenthalt nun in
Wien und Amsterdam lebt und arbeitet. Er hat sein Amt als Landesschreiber
im September 2001 angetreten.
Liechtensteinische Landesbibliothek
Gründung
Kultur und Sport
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, in einer Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs,
unmittelbar nach der glanzvollen 150-Jahrfeier der liechtensteinischen Souveränität,
erfolgte der entscheidende Anstoss zur Gründung der Landesbibliothek.
Verbesserte wirtschaftliche Verhältnisse und verstärktes Besinnen auf die Werte
der Eigenstaatlichkeit liessen die Idee einer eigenen liechtensteinischen Nationalbibliothek
Wirklichkeit werden. Das Fehlen einer zentralen Sammel- und Dokumentationsstelle
für landeskundliches Schrifttum hatte eine private Initiative
geweckt, die schliesslich 1961 zur Gründung der Liechtensteinischen Landesbibliothek
als Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Vaduz führte. Organe
der Stiftung sind der Stiftungsrat, die Bibliothekskommission und der Landesbibliothekar.
Aufsichtsbehörde ist die Regierung. Die Kleinheit liechtensteinischer
Verhältnisse machte Vielseitigkeit, nicht Spezialisierung erforderlich. So
wurden in der Landesbibliothek drei Bibliothekstypen vereinigt: Nationalbibliothek,
wissenschaftliche Bibliothek und Volksbibliothek. Darüber hinaus
wurden Landesarchiv und Landesbibliothek unter gemeinsame Leitung gestellt.
Aufgaben
In der Funktion einer Nationalbibliothek sammelt die Landesbibliothek alles, was
in Liechtenstein gedruckt oder verlegt wird, was Liechtensteinerinnen und
Liechtensteiner geschrieben haben, was Liechtenstein und seine Nachbarschaft
betrifft. Sie beschränkt sich jedoch nicht nur auf das gedruckte Schrifttum, auch
Blick in die Liechtensteinische
Landesbibliothek, die im Jahr
2001 das 40-jährige Jubiläum
feierte
29
30
Der Lesesaal mit
22 Arbeitsplätzen
Bild- und Tondokumente sollen ihre Sammlung zu einem Gesamtbild liechtensteinischen
Schaffens ergänzen. Die Sammlung ist Grundlage für jede Beschäftigung
mit Liechtenstein, seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die gesetzliche
Pflicht für alle inländischen Drucker und Verleger, der Landesbibliothek
Belegexemplare aller von ihnen produzierten Werke abzuliefern, hilft entscheidend
mit bei diesem Sammelauftrag. Erschlossen wird das landeskundliche
Schrifttum durch die von der Bibliothek jährlich herausgegebene ‹Liechtensteinische
Bibliographie›.
Als wissenschaftliche Bibliothek bildet die Landesbibliothek eine wichtige Komponente
der kulturellen, bildungspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklung
Liechtensteins. In dieser Funktion hält sie die für Studium und Beruf notwendige
Fachliteratur bereit, beschafft oder vermittelt Informationen von ausländischen
Bibliotheken.
Als Volksbibliothek dient sie allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen,
indem sie gute Medien zur Belehrung, Unterhaltung und zu einer sinnvollen
Freizeitgestaltung vermittelt.
Die Landesbibliothek verwaltet neben eigenen Beständen auch solche verschiedener
so genannter Depotbibliotheken, wie die Landes-Lehrer-Bibliothek, die
Bibliotheken des PEN-Clubs Liechtenstein, des Sportbeirats, des Fischereivereins
und des Philatelistenvereins.
Räumliche Entwicklung
Erste Heimstätte der Landesbibliothek war von 1961 bis 1968 die so genannte
alte Realschule, die ursprünglich als Landtags- und Gerichtsgebäude errichtet
worden war. Das Gebäude wurde 1970 gesprengt, um einem geplanten Neubau
Platz zu machen, in dem die Fürstliche Waffensammlung und Gemäldegalerie
sowie die Landesbibliothek untergebracht werden sollten.
Seit Dezember 1968 befindet sich der Hauptbestand der Bibliothek in gemieteten
Räumen im AHV-Verwaltungsgebäude. Obwohl dort nach und nach weitere
Räume zugemietet werden konnten,
mussten von Beginn an Depotbestände
ausserhalb gelagert werden. Als Büchermagazine
dienten von 1972 bis 1985 Zivilschutzräume
im Liechtensteinischen Gymnasium
und von 1981 bis 1993 ein Doppelpavillon
beim AHV-Gebäude. Durch
einen Wassereinbruch in die Zivilschutzräume
wurde 1985 der eingelagerte
Buchbestand von ca. 30’000 Bänden zerstört.
Seither verfügt die Landesbibliothek
dort nur noch über einen Lagerraum für
Mobiliar und Bibliotheksmaterial. Der
Pavillon, in dem 1988 eine Ludothek
eingerichtet worden war, musste 1993 im
Hinblick auf die Arealüberbauung «Real»
geräumt werden. Als Ersatz für die entgangenen
Büchermagazine wurden 1987
Kultur und Sport
in Triesen (Industriestrasse 5) und 1993 in
Vaduz (Pflugstrasse 30) Lagerräume gemietet.
Die Ludothek fand 1994 in Schaan
eine provisorische Ersatzunterkunft. Im
Zuge der Aufstockung des AHV-Gebäudes
erhielt die Landesbibliothek 1986,
sozusagen als Geschenk zu ihrem 25. Geburtstag,
im 2. und 3. Obergeschoss neu
gestaltete und erweiterte Räumlichkeiten.
Es war dies die letzte Ausweitung an
ihrem «Hauptsitz».
Schon früh war man bemüht, der Landesbibliothek
eine eigene Heimstätte zu geben.
Als Standorte vorgesehen waren im
Vaduzer Städtle das projektierte Bankund
Postgebäude (1964), die Planungsobjekte
Kunsthaus (1968/69), Post und
Kongresshaus (1971), dann das Vaduzer
Rathaus (1974), die alte Schule in Schaan
und die alte Post und Telefonzentrale in
Vaduz (1976), schliesslich der Engländerbau
mit einer Erweiterung in Richtung
Landesmuseum (1983). Zuletzt war im
Rahmen des 1989 eingeleiteten Architekturwettbewerbs
für eine Arealüberbauung
westlich der Marktplatzgarage der
Neubau einer Landesbibliothek berücksichtigt.
Obwohl die Zielsetzung eines eigenen Gebäudes
für die Landesbibliothek grundsätzlich
stets unbestritten war, ist das Anliegen
bis heute unerfüllt geblieben. Mit
dem jüngsten Umbau des AHV-Gebäudes
1997/98 ist dieses Ziel für die Landesbibliothek
jedoch entscheidend näher gerückt.
Der Bibliothek wurden zusätzlich
zur bestehenden Nutzfläche von ca. 910 m 2 das Dachgeschoss und weitere Teile
des Kellergeschosses, insgesamt ca. 380 m 2, zugewiesen. Mittelfristig sollen ihr
auch die provisorisch noch vom Amt für Volkswirtschaft genutzten Flächen zur
Verfügung gestellt werden. Die Landesbibliothek wird dann an ihrem Hauptsitz
eine Nutzfläche von rund 2460 m 2 aufweisen.
Die Bibliotheksbestände und ihre Benützung
Die Landesbibliothek ist heute zu einem bedeutenden Informations- und Dokumentationszentrum
herangewachsen. Ihr Gesamtbestand stieg von 16’260
Bänden im Jahre 1965 auf 123’150 Bände im Jahre 1984. Trotz des Verlustes
von ca. 30’000 Bänden durch den Wasserschaden im Jahre 1985 vergrösserte
Oben: Ausleihe
Unten: Im Multimediaraum
stehen 6 PC-Arbeitsplätze mit
Zugang zum Internet zur
Verfügung
31
32
Sonderkredite der Regierung
und private Spenden
ermöglichen den ständigen
Ausbau der bibliophilen und
grafischen Sammlung
sich ihr Buchbestand bis 1991 auf knapp 150’000 Bände. Dazu kamen annähernd
10’000 Einheiten so genannte Nonbooks und grafische Sammelobjekte.
1998 umfasst der Gesamtbestand annähernd 200’000 Medien: Bücher, Zeitschriften,
Zeitungen, Video- und Tonkassetten, Schallplatten, CDs, CD-ROMs,
Mikrofiches und Mikrofilme. Der jährliche Gesamtzuwachs an Medien beträgt
ca. 4000 bis 5000 Einheiten. Etwa 55 Prozent des Zuwachses sind Ankäufe, 45
Prozent Geschenke oder Belegexemplare.
Der Anteil der Liechtensteinensia beträgt etwa 76’000 Einheiten. Das seit der
Bibliotheksgründung entstandene liechtensteinische Schrifttum ist weitgehend
vollständig vorhanden. Auf antiquarischem Weg konnte auch der grösste Teil
an älteren Werken, darunter viele schöne und wertvolle Raritäten, erworben
werden. Rund 105’000 Bände, Bücher und
Zeitschriften sowie 13’000 audiovisuelle
Medieneinheiten sind den Aufgabenbereichen
«Volksbibliothek» und «Wissenschaftliche
Bibliothek» zuzuordnen.
Seit ihrer Gründung hat die Landesbibliothek
auch dem schönen Buch und der alten
Grafik Aufmerksamkeit geschenkt.
Sonderkredite der Regierung und grosszügige
private Spenden ermöglichten den
Aufbau einer bibliophilen und grafischen
Sammlung. So besitzt sie kostbare Faksimileausgaben
und eine Sammlung alter
Ansichten und Karten von Liechtenstein
und seiner Nachbarschaft.
Nur knapp die Hälfte des Bibliotheksbestandes
befindet sich im ehemaligen AHV-
Verwaltungsgebäude, dem eigentlichen
Bibliotheksgebäude am Gerberweg 5 in
Vaduz. Der Rest ist aus Platzmangel in einem Aussendepot eingelagert.
Die Medien im Bibliotheksgebäude sind grösstenteils für das Publikum frei zugänglich.
Der Freihandbereich im 2. Obergeschoss umfasst einen Teil der Volksbibliothek
mit Belletristik, Videos, CDs und eine eigene Abteilung für Kinder und
Jugendliche. In einer kleinen Cafeteria werden Tages- und Wochenzeitungen
aufgelegt. Der Freihandbereich im 3. Obergeschoss bietet ausschliesslich Sachbücher
und andere Medien mit Sachinformation. Im 4. Obergeschoss wird ein
Grossteil der Zeitschriften präsentiert. Es stehen acht Leseplätze zur Verfügung.
Im gleichen Geschoss befindet sich der Lesesaal mit 22 Arbeitsplätzen, rund
10’000 Büchern, vor allem Nachschlagewerken und einer vollständigen liechtensteinischen
Zeitungssammlung. Im Multimediaraum werden dem Publikum
6 PC-Arbeitsplätze mit Zugang zum Internet und zu den Katalogen und CD-
ROM-Werken der Landesbibliothek geboten. Ein Mikrofilm-Lese-Kopiergerät,
verbunden mit einem Scanner, erlaubt eine optimale Verarbeitung und den
Transfer von Informationen auf die verschiedenen Datenträger. Vollständig erneuert
ist der Arbeitsplatz der Patentbibliothek. Hier können die auf etwa 3000
CD-ROM-Scheiben gespeicherten internationalen Patentdokumentationen eingesehen
werden. Zudem besteht via Internet ein direkter Zugang zu den Daten
des Europäischen Patentamts.
Kultur und Sport
Die Bibliotheksbenützung hat seit der Gründung stetig zugenommen. Markant
angestiegen ist die Ausleihe 1986 nach dem Umbau und der Erweiterung der
Freihandbücherei im AHV-Gebäude. Heute trifft es pro Einwohner im Jahr gut
zwei ausgeliehene Medien aus der Landesbibliothek. Rund 4000 Personen benützen
mindestens einmal jährlich die Bibliothek. Seit ihrer Gründung haben
sich bis Ende 1999 rund 22’000 Leserinnen und Leser eingeschrieben. Die jährliche
Gesamtausleihe ist auf fast 90’000 Einheiten gestiegen. Sie wird nach dem
jüngsten Umbau weiter wachsen. Die Leserschaft stammt aus allen Gemeinden
des Landes und aus der schweizerischen und österreichischen Nachbarschaft.
Bibliotheksnetzwerke und Katalogverbünde
St. Galler Bibliotheksnetz
Die Landesbibliothek gehörte bis Ende 1999 als Teil des St. Galler Bibliotheksnetzes
zum Kreis jener Bibliotheken, die das System SIBIL anwendeten. So
konnten neben dem Bestand der Landesbibliothek zusätzlich auch die Bestände
dieser Bibliotheken abgefragt werden, die sich zu einem Katalogverbund zusammengeschlossen
hatten. Es waren dies neben dem St. Galler Bibliotheksnetz
mit der Kantonsbibliothek (Vadiana), der Deutschschweizer Verbund (DSV) mit
den Universitätsbibliotheken von Basel und Bern und der Westschweizer Verbund
(RERO) mit allen grösseren Bibliotheken. Über OPAC zugänglich war zudem
der ETHICS-Verbund mit ETH-Bibliothek und Zentralbibliothek in Zürich.
Aleph500, ein neues Bibliothekssystem – Informationsverbund
Deutschschweiz (IDS)
1996 haben die Bibliotheken der deutschsprachigen Schweizer Universitäten
entschieden, ihre verschiedenen Automatisationssysteme durch ein einziges,
neuartiges Bibliothekssystem zu ersetzen. Folgende Bibliotheken und Netzwerke
haben sich zum Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) zusammengeschlossen:
das Bibliotheksnetzwerk der Universitäten Basel und Bern, das Zürcher
Netzwerk mit der ETH-Bibliothek und der Zürcher Zentralbibliothek, das
Bibliotheksnetzwerk der Universität Zürich, die Bibliotheken der Universität St.
Gallen und die Luzerner Zentralbibliothek. Der Verbund IDS umfasst etwa 250
Bibliotheken mit etwa 230’000 Nutzern und einem Volumen von 16 Millionen
Medieneinheiten.
Liechtensteinisches Bibliotheksnetz
Die Liechtensteinische Landesbibliothek hat sich 1998 entschlossen, das System
Aleph500 selbständig zu übernehmen und Zentrum eines lokalen liechtensteinischen
Mehrbibliothekensystems zu werden. Am 1. Dezember 1999 wurde der
Betrieb mit dem neuen System eröffnet. Am neuen liechtensteinischen Bibliotheksnetz
können Schul- und Gemeindebibliotheken sowie weitere Bibliotheken,
beispielsweise diejenigen der Fachhochschule Liechtenstein, des Liechtenstein-Instituts,
der Internationalen Philosophischen Akademie und des Liechtensteinischen
Gymnasiums, teilnehmen. Die Kommunikation mit dem St. Galler-
Netz und anderen Bibliotheksverbünden wird via Internet verbessert und
ausgebaut.
33
34
Kulturpflege
Viele Institutionen in Liechtenstein widmen sich der Kulturpflege, ohne dass
sie in der hier gewählten Einteilung (Bildende Kunst, Theater, Musik, Literatur
und Film) einem Kapitel zugewiesen werden könnten. Das sind vor allem die
Museen und viele kleinere Initiativen, die spartenübergreifend arbeiten.
Oben links: Hanneke Beaumont «Fragment de temps» (1993); Bronze (VP Bank-Kulturstiftung)
Oben rechts: Ausstellung «Ivan Miassojedoff/Eugen Zotof 1881–1993. Spuren eines Exils» in Vaduz (1997/98)
Unten links: Die «Galerie am Lindenplatz» in Vaduz
Unten rechts: Das «Atelier 11» in Triesen
Der Historische Verein für das Fürstentum
Liechtenstein
Kultur und Sport
Das Gründungsdatum des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein
ist der 10. Februar 1901. Bei der an diesem Tag stattfindenden ersten Jahresversammlung
in Vaduz wurden 67 Gründungsmitglieder gezählt. Sie hatten sich
zum Ziel gesetzt, «die vaterländische Geschichtskunde einschliesslich der Urgeschichte
zu fördern und die Erhaltung der natürlichen und geschichtlich gewordenen
Eigenart zu pflegen» (Paragraph 1 der Vereinsstatuten).
Dies ist auch heute noch das Hauptanliegen des Historischen Vereins. Diese Zielsetzung
umfasst jedoch nicht nur rückwärts gerichtete Forschung, sondern beinhaltet
vielmehr eine ständige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des
Landes. Darüber hinaus ist es dem Verein ein Anliegen, dem liechtensteinischen
Staat wie auch seinen Bürgerinnen und Bürgern bei der Suche nach Identität
zu helfen. Geschichte soll hierbei im umfassendsten Sinn als das prägende Element
der staatlichen Eigenart bewusst gemacht werden.
Seit seiner Gründung veröffentlicht der Verein ein Jahrbuch, das sämtlichen Vereinsmitgliedern
(gegenwärtig sind es rund 830) zugestellt wird. Die bisher erschienen
Bände (100 Bände bis Ende 2001) gelten in ihrer Gesamtheit als das
bedeutendste Werk zur liechtensteinischen Landeskunde im weitesten Sinne.
Das Jahrbuch enthält Abhandlungen über die ältere und neuere Geschichte des
Fürstenhauses, des Landes, seiner Gemeinden und Pfarreien sowie Urkunden
und andere Quelleneditionen zur Landesgeschichte. Ab 1942 erschien – vorerst
als Anhang zum Jahrbuch – das liechtensteinische Urkundenbuch. Die Publikation
der Urkunden konnte 1998 in einem ersten Teil (Urkunden bis 1416) abgeschlossen
werden, diese sind auch in separaten Sammelbänden verfügbar. Im
Jahrbuch befinden sich ausserdem Berichte über archäologische Grabungen,
Funde und Erwerbungen, Beschreibungen von Baudenkmälern und Abhandlungen
über alte Sitten, Bräuche und Sagen, ebenso Arbeiten zu sprach- und
rechtsgeschichtlichen, geografischen und naturwissenschaftlichen Themen.
Neben dem Jahrbuch gibt es eine ganze Reihe namhafter Sonderpublikationen,
für die der Verein verantwortlich ist oder an denen er beteiligt war: So erschien
1950 in der Reihe «Die Kunstdenkmäler der Schweiz» der Sonderband «Fürstentum
Liechtenstein», der gegenwärtig unter der Trägerschaft des Historischen
Vereins neu bearbeitet wird; 1987 erfolgte die Publikation «Liechtenstein –
fürstliches Haus und staatliche Ordnung», die auf ein Seminar zurückgeht, welches
die Universität Tübingen und der Historische Verein gemeinsam in Vaduz
veranstalteten. Ebenso sei in diesem Rahmen das 1993 erschienene Buch «Die
Wiederherstellung von Schloss Vaduz», verfasst von Elisabeth Castellani Zahir,
erwähnt. Eine wichtige Publikation zur Zeitgeschichte ist das vom Historischen
Verein und dem Chronos Verlag Zürich 1997 (Zweitauflage: 2000) gemeinsam
herausgegebene zweibändige Werk von Peter Geiger «Krisenzeit. Liechtenstein
35
36
Seit der Gründung
veröffentlicht der Verein
ein Jahrbuch, 2001
erschien Band 100
in den Dreissigerjahren 1928–1939». Eine gemeinsame Publikation der genannten
beiden Verlage ist auch das 1998 erschienene, ebenfalls zweibändige Werk
«Nach Amerika!», in welchem Norbert Jansen und Pio Schurti als Hauptautoren
das Schicksal von liechtensteinischen Auswanderern beleuchten.
Neben diesen Publikationen beteiligt sich der Historische Verein auch an anderen
wissenschaftlichen Projekten und entsprechenden Publikationen. Im Bereich
der Mundartforschung etwa veranlasste der Verein 1960 die Aufnahme liechtensteinischer
Mundarten auf Schallplatten und beteiligt sich seit dieser Zeit
auch an der Schaffung und Herausgabe eines vorarlbergisch-liechtensteinischen
Sprachatlasses.
Zwei bedeutende, langfristige Projekte des Historischen Vereins sind das «Liechtensteiner
Namenbuch» sowie das «Historische Lexikon für das Fürstentum
Liechtenstein». Das Projekt «Liechtensteiner Namenbuch» konnte mit der 1999
erfolgten Publikation des sechsbändigen Werkes «Die Orts- und Flurnamen des
Fürstentums Liechtenstein» den Werkteil I abschliessen. Der weniger umfangreiche
Werkteil II (Personennamen) wird im Jahre 2002 abgeschlossen sein. Das
Historische Lexikon ist ein wissenschaftliches Projekt, in welchem das geschichtliche
Wissen über das Fürstentum Liechtenstein von den Anfängen bis zur Gegenwart
aufgearbeitet und integral in lexikografischer Form (Buch und Datenbank)
aufbereitet wird. Bis Ende 2000 stand das Historische Lexikon unter der
Trägerschaft des Historischen Vereins. Organisatorische Neuerungen bewirkten,
dass dieses Projekt von 2001 bis zu seinem Abschluss im Jahre 2006 unter eine
staatliche Trägerschaft gestellt sein wird.
Gemäss den 1912 revidierten Statuten gehörte es auch zu den Aufgaben des
Historischen Vereins, «Ausgrabungen zur Erforschung ur- und frühgeschichtlicher
Siedlungen unseres Landes auszuführen» und «die seiner Obsorge anvertraute
Sammlung liechtensteinischer Altertümer möglichst zu erweitern». Damit
ist einerseits die archäologische Forschung, andererseits die Museumstätigkeit
angesprochen. Der Historische Verein hat seit seiner Gründung bis zum Erlass
des ersten Denkmalschutzgesetzes 1944 in eigener Regie und mit staatlicher
Unterstützung, danach (bis Ende 1998) im gesetzlichen Auftrag der Regierung
Ausgrabungen durchgeführt und die archäologische Forschung betreut. Seit
Anfang 1999 sind die mit der archäologischen Forschung und Aufarbeitung
betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb der liechtensteinischen
Kultur und Sport
Landesverwaltung dem Hochbauamt angegliedert. Die Zusammenarbeit mit
dem Verein bleibt indessen eng, da die wissenschaftlichen Ergebnisse der archäologischen
Forschung weiterhin im Jahrbuch des Vereins oder auch in vereinseigenen
Sonderpublikationen erscheinen werden. Der Historische Verein
war zudem ein Mitbegründer des liechtensteinischen Landesmuseums, dem er
seine umfangreichen Sammlungen aus dem Bereich der Geschichte, der Volkskunde
und der Kunst zur dauernden Verfügung gestellt hat.
Das Tätigkeitsfeld des Historischen Vereins hatte sich im Laufe seiner nunmehr
100-jährigen Geschichte immer mehr ausgedehnt. Gewisse Institutionen, deren
Bestehen ohne den Verein nicht denkbar wäre, sind – wie oben erwähnt – heute
selbständig geworden oder sie wurden einer anderen Trägerschaft unterstellt.
Der Verein ist dennoch ausgefüllt, auch wenn er sich heute wieder vermehrt auf
die eingangs angesprochenen Kernaufgaben sowie auf die Herausgabe des
Jahrbuches und die weitere Verlagstätigkeit konzentriert. Lange Zeit wurden die
Vereinsgeschäfte von den ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitgliedern wahrgenommen.
Im Jahre 1992 wurde schliesslich mit der Schaffung einer Geschäftsstelle
der Vereinsvorstand von administrativen Aufgaben weitgehend entlastet.
Die Geschäftsführung besteht in einer 50-Prozent-Stelle. Ihr Sitz befindet sich
im Mehrzweckgebäude der Landesverwaltung in Triesen. In den Räumen der
Geschäftsstelle befindet sich die Fachbibliothek des Historischen Vereins mit
annähend 3000 Bänden. Ein weiteres Arbeitsinstrument für die Historikerinnen
und Historiker ist die umfangreiche Tauschschriftenbibliothek, entstanden durch
den Schriftentausch mit einer Vielzahl von wissenschaftlichen Institutionen in
ganz Europa.
Der Verein finanziert seine Aktivitäten durch die jährlichen Mitgliederbeiträge,
aber auch durch finanzielle Zuwendungen von Seiten des Landes, der Gemeinden
sowie von privaten Gönnerinnen und Gönnern. Dazu zählt seit der Vereinsgründung
im Jahre 1901 auch stets das fürstliche Haus Liechtenstein.
37
Madonna von Erasmus Kern,
Feldkirch, aus dem Rosenkranz-
Altar der alten Pfarrkirche
von Triesen. Um 1640. Holzgeschnitzt,
mit originaler Fassung.
Höhe 113,5 cm. Aus den
Sammlungen des Liechtensteinischen
Landesmuseums
38
Architekturmodell des sich
seit Herbst 1998 im Aufbau
befindenden Liechtensteinischen
Landesmuseums (im
Bild oben). Die Neueröffnung
ist für das Jahr 2003 geplant.
Architektur:
Franz Brunhart, Johannes
Brunner und Christoph
Kranz, Balzers
Liechtensteinisches Landesmuseum
Die Eröffnung des Landesmuseums im Juni 1954 geht auf die Initiative und die
jahrelangen Bemühungen des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein
zurück. Dieser hatte seit seiner Gründung 1901 eine umfangreiche Sammlung
von Kunst- und Kulturgut angelegt, die er in einer permanenten Ausstellung
der Öffentlichkeit präsentieren wollte. Dem Historischen Verein oblag bis
zur vorübergehenden Schliessung des Museums 1967 auch dessen Betreuung.
Anlässlich der Neueröffnung in der ehemaligen fürstlichen Taverne in Vaduz –
einem Anfang des 16. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnten historischen
Gebäude – erhielt das Museum 1972 den Status einer selbständigen Stiftung
des öffentlichen Rechts.
Gemäss Statut besteht der Stiftungszweck in der Sammlung, Erhaltung und
Ausstellung liechtensteinischen Kulturgutes sowie in der Förderung des Verständnisses
für die Landeskunde und die Geschichte Liechtensteins. Der Stiftungsrat,
die Museumskommission und der Konservator zeichnen aufgrund
ihrer statutarisch festgelegten Kompetenzen und Pflichten für die Führung des
Landesmuseums verantwortlich.
Die Hauptanliegen des Liechtensteinischen Landesmuseums sind ein auf die Region
bezogenes, breit angelegtes Sammeln, Bewahren und Forschen sowie die
lebendige Vermittlung an ein möglichst grosses Publikum. Den Besucherinnen
und Besuchern soll ein vielseitiger Einblick in die Geschichte und das Kulturerbe
Liechtensteins gewährt werden. Ein wichtiges Instrument für eine Vertiefung
des Wissens und des Verständnisses wie auch zur Belebung des Museumsbetriebs
bilden die Wechselausstellungen. Das Landesmuseum hat seit seinem
Kultur und Sport
Bestehen rund fünfzig solcher Veranstaltungen organisiert, in denen Objekte
aus den eigenen Depotbeständen, die normalerweise nicht zu besichtigen sind,
sowie Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen gezeigt wurden.
Die Sammlungen des Liechtensteinischen Landesmuseums lassen sich wie folgt
gliedern:
– Archäologie
– Geologie, Kartografie
– Bildende Kunst
– Kunstgewerbe
– Kulturgeschichte
– Volkskunde
– Gewerbe, Industrie
– Münzen, Medaillen, Siegel
– Militärgeschichte
– Tibetica (Spezialsammlung)
Seit 1994 betreut das Landesmuseum eine Aussenstelle. In Schellenberg wurde
das bis heute älteste bekannte Holzhaus Liechtensteins als ländliches Wohnmuseum
eingerichtet. Es ist weitgehend in seiner originalen spätmittelalterlichen
Raum- und Baustruktur erhalten. Die Ausstattung vergegenwärtigt die
bäuerliche Lebensweise, die unser Land bis in die 1950er-Jahre prägte.
1992 musste das Landesmuseum in Vaduz seinen Ausstellungsbetrieb einstellen,
da das Gebäude von Bautätigkeiten in der Nachbarschaft schwer in Mitleidenschaft
gezogen wurde und so die Sicherheit für das Ausstellungsgut und
die Besucher nicht mehr gewährleistet werden konnte. Im Frühjahr 2003 wird
die renovierte «Fürstliche Taverne» zusammen mit dem Landesverweserhaus
und einem Erweiterungsbau an der Rückseite wieder ihrer Bestimmung als
Liechtensteinisches Landesmuseum übergeben werden können, inhaltlich ergänzt
und erweitert durch eine naturkundliche Abteilung.
Links: Bauernstube aus dem
abgebrochenen Haus Büchel im
Oberbühl in Gamprin, einem
ehemaligen Lehen des Klosters
St. Luzi in Chur, Anfang des 17.
Jahrhunderts. Heute im Liechtensteinischen
Landesmuseum
Rechts: Ehemalige Telefon-
Vermittlerstation im
Regierungsgebäude in Vaduz,
um 1940. Aus den Sammlungen
des Liechtensteinischen
Landesmuseums
39
40
Postmuseum
Das Postmuseum des Fürstentums Liechtenstein besteht seit 1930. Die Briefmarken-Ausgaben
ab 1912 und die davon vorhandenen Entwürfe, Stichplatten,
Probedrucke usw. sowie die eingetauschten Briefmarken der Weltpostvereinsstaaten,
zahlreiche Dokumente und historische Postgeräte waren Ansporn,
eine eigene Sammlung anzulegen. Aus Anlass der Gründung wurde dem Postmuseum
eine wertvolle philatelistische Sammlung geschenkt.
1936 wurde das Postmuseum auch als Ausstellung eröffnet. Seither wechselte
es mehrmals seinen Standort und ist derzeit im Erdgeschoss des Engländergebäudes
in Vaduz untergebracht. Bald schon sollen ihm weitere Räume im ersten
Obergeschoss desselben Gebäudes zur Verfügung gestellt werden. Seine Aufgabe
ist das Sammeln, Konservieren und Ausstellen von Material, das die
liechtensteinische Philatelie und Postgeschichte dokumentiert. Die Bestände des
Postmuseums umfassen unter anderem:
– die philatelistische Liechtenstein-Sammlung, ergänzt durch Vorlagen
und Belege aus der Briefmarkenherstellung
– die Sammlung der Briefmarken der Weltpostvereinsstaaten
– postgeschichtliche Dokumente (Bilder, Illustrationen, Fotografien,
Korrespondenz, Karten, Briefe), Geräte und Einrichtungen
– Kunstwerke von Briefmarken-Entwerfern
– die postgeschichtliche und philatelistische Bibliothek.
In der permanenten Ausstellung wird ein repräsentativer Querschnitt durch die
gesamte Liechtenstein-Philatelie gezeigt, erweitert durch Original-Briefmarkenentwürfe
und Material aus der Druckvorstufe sowie postgeschichtliche Dokumente,
Geräte und Einrichtungen. Wechselausstellungen ergänzen das Programm.
Regelmässig werden auch Briefmarken-Ausstellungen mit Liechtenstein-Exponaten
beschickt. Das Postmuseum wird durch das Amt für Briefmarkengestaltung
geleitet und ist somit Teilbereich der Landesverwaltung.
Die Liechtensteiner Briefmarken
Liechtensteiner Briefmarken gibt es seit 1912. Zuvor erledigten Boten oder die
offizielle Österreichische Post in Liechtenstein den Import und Export der Post
für Liechtenstein. Erhaltene Briefe mit heute seltenen Stempeln aus der damaligen
Zeit sind Zeugnis dafür.
Ab 1852 verwendete man in Liechtenstein die Marken der kaiserlich-königlichen
(k.k.) österreichischen Post. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Ruf
nach eigenen liechtensteinischen Briefmarken immer lauter. Doch die Verhandlungen
mit der k.k. österreichischen Post erwiesen sich als zäh und kompliziert.
1912 erschienen erstmals Liechtensteiner Briefmarken mit der Aufschrift «k.k.
österreichische Post im Fürstentum Liechtenstein». Daneben verwendete man
Kultur und Sport
weiterhin auch österreichische Briefmarken bis in Folge des Ersten Weltkriegs
die vertraglichen Bindungen zur k.k. österreichischen Post am 1. März 1920
gelöst wurden.
Auch der neue Postvertrag mit der Schweiz erlaubte dem Fürstentum Liechtenstein
die Herausgabe eigener Briefmarken, nun mit Taxwerten in Schweizer
Franken. Bei Inkrafttreten der Vereinbarungen standen aber die erforderlichen
Briefmarken noch nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Deshalb wurden
einerseits Marken österreichischer Währung mit Rappenwerten überdruckt
und andererseits vorübergehend auch Schweizer Briefmarken verwendet.
Noch vor der Auflösung des Postvertrags mit Österreich hatte die liechtensteinische
Regierung Herstellung und Vertrieb der Briefmarken gegen eine jährliche
Lizenzgebühr einem privaten Konsortium übergeben. Diese Gesellschaft missbrauchte
die vertraglichen Freiheiten zur Anfertigung zahlreicher Fehldrucke
und Abarten in riesigen Auflagen: Die Liechtenstein-Philatelie geriet als Folge
davon in ein schlechtes Licht und löste den Konsortiumsvertrag umgehend auf.
Seither konnte sich die Liechtenstein-Philatelie einen guten Namen schaffen und
geniesst heute ein weltweit hohes Ansehen. Eine stets seriöse Ausgabenpolitik,
die zudem nur bescheidene finanzielle Forderungen an den Sammler stellt, hat
massgeblich dazu beigetragen.
Gelegentlich sorgte die Ausgabepolitik für grosses Aufsehen in der Welt der
Philatelie: So wurde z.B. 1934 aus Anlass der Liechtensteinischen Landesausstellung
ein Briefmarken-Block zu 5 Franken herausgegeben, der aber wegen
des hohen Preises nur zu einem sehr kleinen Teil der bereitgestellten Auflage
abgesetzt werden konnte. Der Rest wurde vernichtet. Eine Marke des 5-Franken-Blocks
gilt heute als die höchst bezahlte liechtensteinische Sammlermarke.
1960 kam es zu einem Engpass, als der Bedarf an erstmals herausgegebenen
Europa-Marken stark unterschätzt wurde. Die starke, bisher in solch einem Ausmass
unbekannte Nachfrage liess eine riesige Spekulationswelle einsetzen.
Die Minnesänger-Motive von 1961 markierten den Beginn eines neuen bunten
Zeitalters der Liechtensteiner Briefmarke. Die ersten vielfarbigen Drucke waren
ein meisterhaftes Zeugnis moderner Drucktechnik und verliehen der liechtensteinischen
Briefmarke neuen Glanz.
Die Erlöse aus dem Verkauf der Briefmarken bildeten während Jahrzehnten eine
sehr wichtige Einnahmequelle für den Staat. Heute ist die fiskalische Bedeutung
der Briefmarken nicht mehr so gross. 1995 betrug der Anteil der Verkaufserlöse
für Wertzeichen an den Staatseinnahmen noch etwa 3 Prozent.
Die Selbstdarstellung des Staates in seiner Vielfalt gilt als Grundsatz bei der Wahl
der Themen und Motive. An den Entwürfen arbeiten vorwiegend einheimische,
zuweilen auch ausländische Kunstschaffende. Die Herstellung der Marken erfolgt
bei spezialisierten Briefmarken-Druckereien im Ausland.
Die Kreation und Produktion neuer Marken gehören zu den Aufgaben des
Amtes für Briefmarkengestaltung. Die Postwertzeichenstelle der Regierung besorgt
Marketing und Verkauf an eine Vielzahl von Abonnenten in aller Welt.
41
42
Tangente
Schichtwechsel
Atelier 11
Haus Stein-Egerta
DoMuS
Pfrundhaus
Alte Weberei Triesen
Kultur verbindet
Walser Heimatmuseum
Trachtenvereinigung
Antikmuseum
Skimuseum
Weitere Kulturträger
Der 1979 gegründete Verein Tangente betreibt in Eschen einen Jazzclub von internationalem
Renommee und zeigt in seiner Galerie Ausstellungen regionaler
Künstlerinnen und Künstlern.
Der Verein Schichtwechsel bemüht sich um die Kommunikation zwischen den
Kunstschaffenden und fördert kulturelle Projekte im Bereich der bildenden
Kunst und ihrer Grenzräume. Als weiteres Ziel seiner Arbeit nennt der Verein
die Erschliessung neuer geistiger und materieller Räume für die Kunst und den
Aufbau einer Kunst- und Aktionshalle Liechtenstein.
Die Aterrana-Stiftung setzt sich für Kulturaustausch ein und unterhält das Atelier
11, das sie für Ausstellungen nutzt oder ausländischen Künstlern und
Künstlerinnen im Rahmen von Kulturaustauschprojekten zur Verfügung stellt.
Das Haus Stein-Egerta ist das Zentrum der Erwachsenenbildung. An diesem Ort
finden die Liechtensteiner Literaturtage und die Liechtensteiner Exkurse statt,
ebenso regelmässige Ausstellungen von einheimischen Kunstschaffenden.
Das Schaaner Dorfmuseum DoMuS vereinigt eine Galerie und ein Museum und
führt zahlreiche Veranstaltungen durch, die das Dorfleben bereichern. Ebenso
bietet das Eschner «Pfrundhaus» Vereinen und Kunstschaffenden Räume zur
vielfältigen Nutzung.
Der Verein «Alte Weberei Triesen» betreibt im Dachgeschoss der ehemaligen
Textilfabrik eine Bühne, die für Kleinkünstler und zahlreiche Veranstaltungen
einen Platz mit einer besonderen Atmosphäre bietet.
Der Verein «Kultur verbindet» will einheimische Kultur fördern und ihr Plattformen
im Ausland verschaffen. Seit seiner Gründung im Jahre 1997 konnten
durch seine Arbeit schon einige Musikformationen im Ausland auftreten.
Im Walser Heimatmuseum in Triesenberg begegnet der Gast dem bäuerlichen
Leben der alten Walser. Neben Geräten für die Haus- und Landwirtschaft finden
sich viele Zeugnisse des religiösen Lebens und der Geschichte der ausgewanderten
Walser. Die Ausstellung wird ergänzt durch die sehenswerte Sammlung
von Plastiken aus Baumgebilden des einheimischen Künstlers Rudolf Schädler.
Neben Museen wie diesem trägt auch die Liechtensteinische Trachtenvereinigung
viel zur Bewahrung von volkstümlicher Kultur bei. Sie setzt sich ein für
die Erhaltung der Mundarten, des Volkstheaters, des Liedes und des Tanzes, der
Sitten und Bräuche.
Zwei interessante Kuriosa in der liechtensteinischen Museumslandschaft bilden
das Antikmuseum in Schaan mit seinen historischen Rechen- und Schreibmaschinen
sowie das Skimuseum in Vaduz, welches mittlerweile über 300 Paar
Skier sowie viel anderes Anschauungsmaterial aus 150 Jahren Ski- und Wintersportgeschichte
und als Juwelen der Sammlung Originalabriebe von 4500
Jahre alten Felszeichnungen der alten nordischen Skifahrer zeigen kann.
Archive in Liechtenstein
Liechtensteinisches Landesarchiv
Kultur und Sport
Die zentralen Aufgaben des Landesarchivs bestehen in der Erhaltung und Nutzbarmachung
der schriftlichen Unterlagen der Landesbehörden. Das Archiv dokumentiert
die Tätigkeit dieser Behörden und trägt damit sowohl zur Rechtssicherheit
als auch zur demokratischen Entwicklung des Landes bei. Darüber
hinaus nimmt es einen kulturellen Auftrag wahr, indem es wichtige Dokumente
zur liechtensteinischen Geschichte sammelt und aufbewahrt. Das Landesarchiv
leistet einen wichtigen Beitrag zur Bildung einer liechtensteinischen Identität.
Das Landesarchiv erfüllt sowohl öffentliche als auch private Informationsbedürfnisse.
Die primäre Funktion ist die eines «Gedächtnisses» für die staatlichen Behörden:
Es sichert und verwaltet jene Unterlagen, die zur Dokumentation bzw.
zur Rekonstruktion von wichtigen staatlichen Vorgängen (Landesverwaltung,
Gerichte, Landtag) notwendig sind.
Nicht weniger wichtig ist die sekundäre Funktion: das Zugänglichmachen dieser
Informationen für die Öffentlichkeit und damit die Schaffung von Transparenz
über die staatlichen Tätigkeiten. Dies ist eine Vertrauen schaffende Funktion,
die für die demokratische Entwicklung unseres Landes von grosser Bedeutung
ist. Nach Ablauf einer Sperrfrist von 30 Jahren (bei besonders schützenswerten
Personenakten von 80 Jahren) sind die Bestände des Landesarchivs auch für
Private zugänglich. Eine Benützung ist nur in den Räumen das Archivs möglich.
Eine Ausleihe ist nur für besondere Zwecke gestattet (z.B. Ausstellungen, Fotoreproduktionen
oder Restaurationen). Benützerinnen und Benützer haben über
den Zweck ihrer Nachforschungen Auskunft zu erteilen und müssen sich auf
Verlangen ausweisen. Mit Einwilligung des Archivs können Kopien erstellt
werden.
43
44
Die Bestände des Landesarchivs reichen vereinzelt ins Spätmittelalter zurück. Der
mehrfache Wechsel der Landesherrschaft auf dem heutigen liechtensteinischen
Staatsgebiet seit dem Mittelalter führte zu einer stark gestörten Überlieferung.
Grosse Teile der alten Bestände vor ca. 1790 gingen verloren. Nach dem Amtsantritt
von Landvogt Franz Xaver Menzinger im Jahre 1788 wurde das Archiv
neu organisiert. Seither ist die Überlieferung bei den Beständen der Regierung
und des Landgerichts gut bis sehr gut, beim Landtag (seit 1862) und den Ämtern
der Landesverwaltung hingegen sehr unterschiedlich. Da wichtige Dokumente
aus der Zeit vor 1790 verloren gingen, gehört es auch zu den Aufgaben
des Archivs, Dokumente zu erfassen und nachzuweisen, die in andern Archiven
über Liechtenstein vorhanden sind.
Das Landesarchiv wurde erst 1961 als eigenes Amt geschaffen. Bis dahin wurden
die Archivalien von den Behörden verwaltet, bei denen sie entstanden sind.
Dies hat in vielen Fällen zu den erwähnten sehr bedauerlichen Verlusten geführt,
da manchmal wahllos Akten vernichtet wurden. 1961 wurde nicht nur eine eigene
Amtsstelle, sondern auch ein Archivgebäude geschaffen. Das ursprüngliche
Magazin erwies sich bald als viel zu klein und musste in der Zwischenzeit
mehrfach erweitert werden, da die Ablieferungen der staatlichen Behörden
lawinenartig zugenommen haben. Seit den 1980er-Jahren musste deshalb auch
das Personal aufgestockt werden, was wiederum zu einer intensiveren Nutzung
geführt hat. Das drängendste Problem ist heute ein grosszügiger Neubau, der
es ermöglicht, die wertvollen Archivalien optimal aufzubewahren.
Die Bestände des Landesarchivs sind strikt nach dem so genannten Provenienzprinzip
aufgebaut, d.h. sie werden nach ihrer Herkunft strukturiert und damit
in dem Zusammenhang belassen, in dem sie entstanden sind.
Das ganze Archiv ist in drei Abteilungen unterteilt. Die erste Abteilung bilden
die so genannten Hauptbestände: die historischen und modernen Verwaltungsakten
der staatlichen Behörden. Dieses Schriftgut gelangt nicht aufgrund einer
Sammeltätigkeit ins Archiv, sondern aufgrund der gesetzlichen Ablieferungspflicht
der staatlichen Organe. Alle staatlichen Behörden sind aufgrund des Archivgesetzes
verpflichtet, ihr Schriftgut dem Landesarchiv abzugeben, sobald sie
es nicht mehr für ihre amtlichen Tätigkeiten benötigen. Ein grosser Teil der Geschäftsunterlagen
hat jedoch keinen historischen Wert und kann vernichtet
werden. Dies darf jedoch nicht wahllos geschehen, sondern nur aufgrund einer
fundierten und systematischen Bewertung.
Die zweite Abteilung des Landesarchivs besteht aus den so genannten Nebenbeständen:
Archive von Pfarreien, Gemeinden, Vereinen oder Firmen, Nachlässe
von Privatpersonen usw. Diese Archivalien dokumentieren nicht staatliche Tätigkeiten
und stellen für Historikerinnen und Historiker äusserst wertvolle Ergänzungen
zur staatlichen Überlieferung dar. Für diese Bestände ist charakteristisch,
dass sie nicht ans Archiv abgegeben werden müssen, sondern aufgrund einer
Schenkung, eines Ankaufs oder aber als Leihgabe ins Landesarchiv gelangen.
Meistens sind die abgebenden Personen einfach davon überzeugt, dass ihre Dokumente
hier am sichersten aufgehoben sind und der Nachwelt erhalten
bleiben. Einige wichtige Nebenbestände seien hier beispielhaft aufgezählt: alter
Bestand des Gemeindearchivs Triesen, Archiv des ehemaligen Dekanats Liechtenstein,
Pfarrarchiv Bendern, Pfarrarchiv Eschen, Archiv der fürstlichen Domänen-
Kultur und Sport
verwaltung, Firmenarchiv Jenny, Spoerry & Cie., Pfadfinderarchiv, Archiv des
FL-Sängerbundes, sog. Schädler-Urkunden, Nachlass J. B. Büchel usw.
Die dritte Abteilung besteht aus verschiedenen Sammlungen, die vom Archiv
selber angelegt und aufgebaut werden: Urkunden, Staatsverträge, Amtsdruckschriften,
Fotos, Filme, Tonaufnahmen, Siegel, Pläne und Karten, Presseausschnitte,
Flugblätter, Mikrofilme, Abschriften und Kopien aus andern Archiven.
Vereinzelt werden auch Objekte (Bilder, Medaillen etc.) aufbewahrt. All diese
Sammlungen haben einen klaren Bezug zu Liechtenstein.
Pfarrbücher, die für Familienforscher besonders interessant sind, können im
Landesarchiv auf Mikrofilmen eingesehen werden. Schliesslich besitzt das Landesarchiv
noch eine Handbibliothek mit wichtigen landeskundlichen und
archivwissenschaftlichen Publikationen. Auch diese Bibliothek ist eine Präsenzbibliothek,
d.h. es werden keine Bücher ausgeliehen.
Hausarchiv der regierenden Fürsten von Liechtenstein
Das Fürstenhaus von Liechtenstein besitzt ein eigenes Hausarchiv, in dem Unterlagen
zur Familien- und Besitzgeschichte des Hauses, aber auch wichtige Informationen
zur Geschichte des Staats Liechtenstein zu finden sind, da die Fürsten
von Liechtenstein seit der Entstehung des Fürstentums Liechtenstein in alle
wichtigen Entscheidungen einbezogen waren.
Das fürstliche Hausarchiv ist eines der am besten erhaltenen Adelsarchive im
deutschsprachigen Raum überhaupt. Die Bestände des Hausarchivs sind geteilt:
Der mengenmässig grössere Teil der Archivalien (darunter die Wirtschaftsakten
und die Plansammlung) befindet sich in Wien, wo die Familie Liechtenstein bis
kurz vor dem Zweiten Weltkrieg residierte. Während des Zweiten Weltkriegs
wurde dann ein Teil des Hausarchivs – die Urkunden, Handschriften und die
Akten zur Familiengeschichte – ins Schloss Vaduz gebracht, wo die Familie seit
1938 residiert. Die Benutzungsmöglichkeit ist auf Grund der personellen
Voraussetzungen eingeschränkt und muss von Fall zu Fall abgesprochen
werden.
Gemeindearchive
Die Gemeinden besitzen eigene Archive, die in erster Linie die Tätigkeit der
Gemeindebehörden dokumentieren. Die älteren Bestände in den Gemeindearchiven
wurden fast ausnahmslos in den 1950er-Jahren von Fridolin Tschugmell
geordnet und erfasst. Mehrere Gemeinden haben in den letzten Jahren erhebliche
Anstrengungen zur sicheren Aufbewahrung ihrer Unterlagen gemacht.
Die Ordnungs- und Erschliessungsarbeiten wurden intensiviert, die alten Pergamenturkunden
oft transkribiert.
In den Gemeindearchiven werden vielfach auch Unterlagen von Vereinen oder
Alpgenossenschaften aufbewahrt. Die meisten Gemeindearchive bauen überdies
Sammlungen zu bestimmten Themen auf (z.B. Fotosammlung, Druckschriften
etc.). Auskunft über die Bestände der einzelnen Gemeindearchive und
die Benützungsmöglichkeiten gibt die jeweilige Gemeindeverwaltung.
45
46
Kirchliche Archive
Das grösste kirchliche Archiv ist das Archiv des ehemaligen Dekanats, das nach
dessen Auflösung im Landesarchiv deponiert wurde. Dieses hat einen klaren
Schwerpunkt in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, reicht aber bis
in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück, wenn man die Akten des ehemaligen
Landesvikariats mit einbezieht.
Einige der insgesamt zehn katholischen Pfarreien haben ihr Archiv (oder Teile
davon) im entsprechenden Gemeindearchiv oder im Landesarchiv deponiert. Als
besonders wertvolle Dokumente sind die Pfarrbücher, die Urbarien und die Pfarreirechnungen
hervorzuheben. Die Pfarrbücher sind mikroverfilmt. Die entsprechenden
Mikrofilme können im Landesarchiv eingesehen werden.
Von den Archiven der evangelischen Kirchen befinden sich einige wenige Unterlagen
aus dem 19. Jahrhundert im Landesarchiv.
Josef Rheinberger-Archiv
Der Vaduzer Bürger Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) war zu seiner Zeit
einer der bedeutendsten Komponisten in Europa. Um das musikalische Werk
Rheinbergers zu pflegen, wurde 1944 aufgrund einer Initiative von Severin
Brender und Walter Kaufmann das Josef Rheinberger-Archiv in Vaduz gegründet.
Es erhielt von der Familie Rheinberger bedeutende Leihgaben (Briefe an die
Familie, Fotos, Erinnerungsstücke usw.) zur Aufbewahrung. Der Staat unterstützte
den Aufbau einer Rheinberger-Dokumentation mit erheblichen finanziellen
Mitteln (Ankauf von gedruckten Notenwerken, Schallplatten, Musikkassetten,
CDs und Publikationen). Vereinzelt konnten auch Handschriften erworben
werden. Der grösste Teil des eigentlichen musikalischen Nachlasses befindet
sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.
In einer ersten Phase bis in die 1960er-Jahre bestand der Schwerpunkt der Tätigkeiten
des Archivs im Sammeln von Notenwerken und Literatur. Nachdem
Harald Wanger 1960 die Leitung des Archivs übernommen hatte, verlagerte sich
der Schwerpunkt mehr und mehr auf die Förderung von wissenschaftlichen
Publikationen und die Unterstützung von Aufführungen der Werke Rheinbergers.
Von 1982 bis 1986 wurde vom Rheinberger-Archiv eine neunbändige Ausgabe
mit Briefen und Dokumenten Josef Rheinbergers herausgegeben. 1988
wurde mit einer wissenschaftlichen Gesamtedition der Werke begonnen, die
schliesslich aus insgesamt 48 Bänden und einzelnen Supplementbänden bestehen
wird. 1989 wurde aus Anlass des 150. Geburtstags Rheinbergers in Vaduz
und Berlin eine grosse Ausstellung gezeigt. 2001 wurde eine Reihe von Veranstaltungen
aus Anlass seines 100. Todestags durchgeführt.
Bis 1998 war das Rheinberger-Archiv eine selbständige Institution, die jedoch
keinen klaren rechtlichen Status hatte. Nach der Pensionierung des Archivleiters
wurde der Aufgabenbereich neu organisiert und die Betreuung der Archivalien
dem Liechtensteinischen Landesarchiv übertragen. Für die wissenschaftliche Bearbeitung
der Gesamtausgabe wurde eine eigene Editionsstelle beim Carus-
Verlag geschaffen.
Kultur und Sport
Denkmalschutz und Architektur in Liechtenstein
Mit der Einführung des ersten Denkmalschutzgesetzes Liechtensteins im Jahre
1944 sollten die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, den Erhalt
der Denkmäler des Landes für künftige Generationen weitmöglichst sicherzustellen.
Einer grossen Anzahl Privatpersonen, Institutionen der Gemeinden sowie des Landes
ist es zu verdanken, dass bis heute rund 150 Objekte formell unter Denkmalschutz
gestellt werden konnten. Durch fachgerecht durchgeführte Arbeiten an Denkmälern
– dazu gehören Burganlagen, Häusergruppen, Einzelbauten, archäologische Ausgrabungsstätten,
Kunstobjekte, Schriften, Gebrauchsgegenstände u.v.a.m. –
Alt und Neu:
Oben: Die denkmalgeschützte
ÖBB-Haltestelle, Schaanwald
Unten: Das neue Postgebäude
in Eschen (Architektur:
Franz Marok, Schaan, in
Zusammenarbeit mit Ivan
Cavegn, Schaan)
47
48
Wohnhaus an der Landstrasse
in Triesen
(Architektur: Silvio, Marogg, Triesen)
soll deren Substanz möglichst ungeschmälert erhalten bleiben.
Die sich mit der Zeit wandelnden Wertvorstellungen, technischer
Fortschritt sowie individuelle Bedürfnisse zwingen den Denkmalschutz
aber auch dazu, nach Möglichkeit den Veränderungen
offen gegenüberzustehen. In vielen Fällen gilt es dann, Veränderungen
an schützenswerten oder bereits geschützten Objekten
in behutsamer Weise durchzuführen.
Auch wenn Liechtenstein in Anbetracht der Kleinheit des Landes
sowie der einst ärmlichen Verhältnisse nur eine bescheidene Anzahl
von Denkmälern mit internationaler Bedeutung aufzuweisen hat,
so liegt ein grosser Teil der Bemühungen doch im Erhalt jener
Objekte, deren Bedeutung andernorts vielfach verkannt wird.
Schutz und Pflege einstmals einfacher Bauernwohnhäuser im
Mitteldorf von Vaduz sowie im Oberdorf von Triesen lassen jedoch
erkennen, dass auch Bauten anonymer Architektur besonderes
Augenmerk verdienen. Vermehrte Anerkennung gebührt zudem
einer beträchtlichen Anzahl von Gegenständen des täglichen
Gebrauchs, den Bauten des Ingenieurwesens sowie der zeitgenössischen
Kunst und Architektur. Hier gilt es im Besonderen, durch
intensive Aufklärungsarbeit eine vermehrte Sensibilisierung der
Bevölkerung zu erzielen.
Mit dem rasanten Wandel des Bauernstaats Liechtenstein in einen
hochindustrialisierten Staat mit einem starken Finanzplatz vollzog
sich auch in der Architektur ein Wandel. Die Notwendigkeit des
funktionalen bäuerlichen Wohnungsbaus entfiel und wurde nicht
ersetzt durch eine neue Baukultur. So ist denn die Architektur (im
privaten wie im öffentlichen Bereich) zu grössten Teilen gekennzeichnet
durch eine Vielzahl von Baustilen, die vor allem den sehr
unterschiedlichen Neigungen der Bauherren und manchmal auch
dem Zufall zu gehorchen scheinen. Die zunehmenden Probleme in
der Raumplanung scheinen hier eine Wende zu bringen: Die Bauherrschaften,
zumal jene der öffentlichen Hand und der finanzstarken
Privatwirtschaft werden sich der städtebaulichen Verantwortung
bewusst. Immer mehr grosse Bauvorhaben finden ihre
Realisierung nach Architekturwettbewerben. Einen weiteren Beitrag
zur Baukunst leisten der Staat und die Gemeinden: Seit einem
Regierungsbeschluss von 1967 und dem Inkrafttreten des Kulturförderungsgesetzes
1990 muss grundsätzlich bei allen staatlichen
und subventionierten Bauten ein Prozent der Bausumme für Kunst
am Bau aufgewendet werden. Diese Gestaltung des öffentlichen
Raumes liefert viele Denkanstösse über die Bedeutung der Architektur
und bildet mittlerweile gleichzeitig auch einen interessanten
Einblick ins zeitgenössische Kunstschaffen.
Mitte: Das Schulzentrum Mühleholz in Vaduz steht unter Denkmalschutz;
Baujahr: 1970–72, in späteren Jahren erweitert (Architektur: Ernst Gisel, Zürich)
Unten: Das Haus Banzer, Oberdorf, Triesen; spätmittelalterliches Wohnaus;
1999 unter Denkmalschutz gestellt und in den folgenden Jahren renoviert
Sport in Liechtenstein
Kultur und Sport
Sport hat in Liechtenstein eine grosse und breit abgestützte Bedeutung. Auf der
einen Seite hat die gesamte Bevölkerung neben der individuellen sportlichen
Betätigung die Möglichkeit, die Angebote einer Vielzahl von Sportvereinen zur
Ausübung verschiedener Sportarten wahrzunehmen. Diese Möglichkeit wird
rege genutzt. Breitensport bedeutet Bewegung, Ausgleich zum Arbeitsleben,
Ruhe, Wohlbefinden und nicht zuletzt Förderung der Volksgesundheit. Dank
der schon vor mehreren Jahren aus den USA nach Europa «herübergeschwemmten»
Fitnesswelle dürfte der Breitensport noch mehr an Bedeutung
gewonnen haben. Auf der anderen Seite hat Liechtenstein trotz seiner Kleinheit
schon einige Spitzensportler und Spitzensportlerinnen hervorgebracht, die
aufgrund ihrer Leistungen den Namen Liechtenstein in die Welt getragen haben
und noch tragen und dem Land dadurch zu vermehrter Bekanntheit verhelfen.
Sport, sei es Breiten-, Leistungs- oder Spitzensport, hat in sozial- und gesundheitspolitischer
Hinsicht eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf die Gesellschaft.
Das ist Grund und Beleg dafür, dass der Sport – der sich zu einem Grossteil
im Rahmen privater Vereine und Verbände abspielt – von der öffentlichen
Hand gefördert werden soll und muss. Die dargelegte Wirkung des Sports liegt
im öffentlichen Interesse und rechtfertigt die Unterstützung durch den Staat. In
diesem Bewusstsein leistet auch das Land Liechtenstein bedeutende Beiträge
zur Förderung des Sportwesens.
Nachfolgend soll ein Überblick über die verschiedenen Bereiche des öffentlichen
Sportwesens und der Sportförderung verschafft werden. Dazu wird vorerst die
Leitlinie kurz dargelegt, nach welcher sich der Staat im Rahmen seiner Fördertätigkeit
richtet. Weiters wird Auskunft über die Organisation und die Institutionen
des öffentlichen Sportwesens, die Zuständigkeiten und Tätigkeiten der
einzelnen Institutionen sowie die von der öffentlichen Hand für die Sportförderung
zur Verfügung gestellten Mittel einschliesslich der Kriterien, nach
welchen diese grundsätzlich vergeben werden, gegeben.
Leitlinien der staatlichen Sportförderung
Bedeutung
Als Grundsatz kann festgehalten werden, dass aus staatlicher Sicht einer breiten
und qualifizierten Sportausübung eine wichtige sozial-, gesundheits- und
gesellschaftspolitische Bedeutung zukommt. Der Sport ist ein existenzieller Pfeiler
für die Entfaltungsmöglichkeiten des Einzelnen sowie von Gruppen und für
die Erhaltung und Förderung der Volksgesundheit. Dieser Aspekt gewinnt gerade
in einer Zeit des Wohlstands und einer zunehmenden Bewegungsarmut,
verbunden mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten, ständig an Bedeutung.
49
50
Städtlelauf in Vaduz
Gemeindesportfest in Ruggell
Das Bewusstsein um diese Aspekte sollte, als Teil der Ausbildung und Erziehung
junger Menschen, so früh wie möglich vermittelt werden. Deshalb war und ist
es ein Anliegen des Staates, in der Schule den Sport als Pflichtfach vorzusehen
und den Schulsport im Allgemeinen zu fördern. Die Lehrpläne aller Schularten
beinhalten die regelmässige sportliche Betätigung der Schüler im Umfang von
2 bis 4 Wochenstunden (je nach Schultyp und Schulstufe). Der Schulsport vermittelt
den Kindern und Jugendlichen verschiedene
Bewegungserfahrungen und soll
durch entsprechende Massnahmen Haltungsschäden
und damit verbundene Langzeitschäden
vorbeugen. Ferner tragen viele Sportarten
zur Förderung von Teamgeist und Sozialisation
bei. Zudem weckt der Schulsport vielfach die
Freude am Sport und bietet die Basis für den
Eintritt in einen Sportverein, womit eine über
die Schulzeit hinausgehende sportliche Tätigkeit
verbunden ist. Neben der allgemeinen Bedeutung
als einem Teil des Bildungswesens
bietet der Schulsport weitere Varianten der
schulisch-sportlichen Betätigung, so den «freiwilligen»
Schulsport, spezielle Sportanlässe
wie Sportlager und Schulsporttage und auch
verschiedene Wettkampftätigkeiten.
Der Breitensport dient der aktiven Freizeitgestaltung und der Gesundheitsförderung,
verbunden mit verschiedenen positiven Aspekten: Ausleben des natürlichen
Bewegungsdrangs; unterschiedliche individuelle Ausgestaltungsmöglichkeiten;
Möglichkeit zum Spiel; Abbau von Schranken durch ein gemeinsames
Erlebnis; Vermittlung eines gesunden Gefühls für den eigenen Körper; Vollbringung
einer (körperlichen) Leistung sowie Ausgleich zum Alltag.
Der Breitensport steht bei der staatlichen Sportförderung wegen seiner breit
gestreuten Vielschichtigkeit und des damit verbundenen weit reichenden
Wirkungsgrades bezogen auf die Gesamtbevölkerung
im Vordergrund. Die Förderung
erfolgt durch die finanzielle Unterstützung von
Sportanlagen, von Trainingsmöglichkeiten und
Hilfsmitteln, durch Abgabe von Leihmaterial
und insbesondere auch durch die Unterstützung
der Verbände und Vereine im Land.
Unter Leistungssport wird die intensive Trainings-
und Wettkampftätigkeit im Rahmen
von nationalen und/oder internationalen
Meisterschaften auf der Basis des Amateursports
verstanden. Der Staat unterstützt teilweise
die Trainingsaktivitäten, die Durchführung
von internationalen Grossanlässen und
deren Besuche im Ausland, hier insbesondere
die Beschickung bei Olympischen Spielen.
Kultur und Sport
Durch den internationalen Aspekt, der in den Leistungssport einfliesst, und
durch den Umstand, dass im Bereich des Leistungssports ein internationales
Mitwirken von Amateursportlern möglich und sinnvoll ist, wird der Name Liechtenstein
über die Grenzen hinausgetragen. Darüber hinaus kann dem Leistungssport
insofern Vorbildcharakter attestiert werden, als der Leistungssportler an
die Grenze seiner Leistungsfähigkeit geht, obwohl er neben seiner sportlichen
Tätigkeit im normalen Berufsleben steht oder zumindest nicht über die erforderlichen
Grundlagen (insbesondere in finanzieller Hinsicht) verfügt, um seine
Sportart professionell ausüben zu können.
Spitzensport zu betreiben heisst, auf dem sportlichen Niveau der Weltbesten zu
sein, was heute im Rahmen des Amateursports kaum oder nicht mehr möglich
ist. Liechtenstein ist ein kleiner Staat, so dass das Potenzial an Spitzensportlern
schon aufgrund der Einwohnerzahl beschränkt ist. Auch wenn für den Staat die
breiten Interessen im Bereich des Sports (Breitensport) eindeutig im Vordergrund
stehen müssen, ist darauf hinzuweisen, dass
erfolgreiche Spitzensportlerinnen und Spitzensportler
«Botschafter» und «Werbeträger»
für den Staat sind, aus dem sie stammen oder
für welchen sie an Wettkämpfen starten. Insbesondere
Spitzensportlerinnen und Spitzensportler,
aber auch alle anderen im sportlichen
Bereich Aktiven leisten über den Sport ganz
allgemein und auch auf besondere Art einen
Beitrag an die liechtensteinische Kultur sowie
an die kulturellen und in diesem Zusammenhang
auch aussenpolitischen Anstrengungen
Liechtensteins. Zudem sind Aktive im Spitzensport
Idole und können als solche Vorbildfunktion
haben, was insbesondere auf jugendliche
Menschen motivierend wirken kann.
Gerade die Teilnahme an Weltmeisterschaften
und Olympischen Spielen hat Liechtenstein
immer wieder positive Schlagzeilen beschert. Es sei nur an die grossartigen Erfolge
der liechtensteinischen Skifahrer und Skifahrerinnen erinnert. Auch die
Modellfluggruppe Liechtenstein darf sich rühmen, in der Spitze mitzufliegen.
Aus diesen Überlegungen heraus soll der Staat an der gezielten Förderung des
Spitzensports mitwirken. Zum einen kann der Staat für eine optimale Infrastruktur
sorgen, soweit dies die Verhältnisse zulassen. Liechtenstein verfügt
ohne Zweifel über eine sehr gute Infrastruktur, insbesondere auch mit Blick auf
die neuen Sportstätten in Schaan (Leichtathletik) und Vaduz (Fussball). Zum
anderen spielt die finanzielle Komponente eine bedeutende Rolle, da Spitzensport
heute nur noch in Form des Profisports denkbar ist. Dies ist mit einem
hohen Bedarf an finanziellen Mitteln verbunden, welche von den betreffenden
Aktiven zumindest so lange nicht aus eigenen Kräften aufgebracht werden
können, als sie nicht im Zuge allfälliger Erfolge zu den Spitzenverdienern aufsteigen.
Primär ist es dabei die Aufgabe der einzelnen Sportverbände, für die
notwendigen Voraussetzungen zu sorgen. Nicht zu vergessen ist auch das aus
Im Jahr 2000 feierte die
Schwimm- und Badeanstalt
Mühleholz Vaduz den
40. Geburtstag
51
52
dem Profisport nicht mehr wegzudenkende private Sponsoring. Der Staat
fördert den Spitzen- und Leistungssport in Form von einmaligen oder jährlich
wiederkehrenden finanziellen Beiträgen oder durch sonstige Unterstützungsmassnahmen,
die sich fördernd auswirken.
Sportgesetz
Am 1. April 2000 ist das Sportgesetz in Kraft getreten. Es stellt die erstmalige
Regelung des Sports auf gesetzlicher Ebene dar und bildet heute die Grundlage
für die staatliche Sportförderung. Neben den Bereichen Schulsport, «Jugend
und Sport» und Breitensport finden erstmals der Behinderten-, Senioren-, Leistungs-
und Spitzensport explizit Erwähnung. Organisationen, Personen und
Personengruppen können nach Massgabe allgemeiner Grundsätze und bei
Erfüllung bestimmter Voraussetzungen in den Genuss von öffentlichen Förderungsmassnahmen
kommen. Besonders im Leistungs- uns Spitzensport konnten
dank dem neuen Gesetz erhebliche Verbesserungen für die Sportlerinnen
und Sportler erzielt werden: So werden seit Januar 2001 monatlich fixe Beträge
an die Eliteathletinnen und -athleten ausbezahlt. Dies im Sinne einer gezielten,
der Sportlerin bzw. dem Sportler unmittelbar zugute kommenden Förderung.
Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, werden im Sportgesetz
die staatlichen Stellen und deren Aufgaben klar definiert: Regierung, Sportkommission
und Dienststelle für Sport. Als «Fachgremium» wurde ein Spitzensportausschuss
gebildet, der für die Beurteilung der Gesuche zuständig zeichnet.
Der zweite wesentliche Bestandteil des Sportgesetzes, neben der Sportförderung,
ist die Dopingbekämpfung. Die Dopingproblematik kann nicht mehr
allein durch die Sportverbände gelöst werden, da das Umfeld der Sportler
immer häufiger und in zunehmenden Masse in die Vorkommnisse involviert ist
und daher rechtlich mehr zur Verantwortung gezogen werden muss. Daher
wurden zeitgemässe und umfassende Bestimmungen zum Thema Doping in das
Gesetz aufgenommen.
Finanzielle Entwicklung der Sportförderung
Im Zuge dieser Verbesserungen wurden auch die finanziellen Mittel, die der
Staat dem Sport zur Verfügung stellt, angehoben. Insgesamt wurde der Sport
im Jahre 2001 mit rund 3 Mio. Schweizer Franken unterstützt. Zusätzlich konnten
verschiedene Projekte in Bezug auf die Verbesserung der Sportinfrastruktur
wie das Rheinpark Stadion in Vaduz und die Leichtathletikanlage in Schaan dank
der Finanzierung durch Land und Gemeinden verwirklicht werden.
Haus des Sports
Der Bedeutung des Sports wurde einerseits durch die genannten rechtlichen
und finanziellen Massnahmen Rechnung getragen. Zusätzlich gelang es, die
massgeblichen staatlichen und privaten Sportstellen bzw. -organisationen unter
einem Dach zu vereinen und somit eine zentrale Anlaufstelle zu schaffen. So
präsentiert sich heute das Verwaltungsgebäude Rietacker 4 in Schaan als «Haus
des Sports». Im zweiten Stockwerk befinden sich dort die Büroräumlichkeiten
der Sportkommission, der Dienststelle für Sport, des Liechtensteinischen Olympischen
Sportverbandes (LOSV) und des Liechtensteiner Skiverbandes (LSV). Die
räumliche Nähe dieser wichtigen staatlichen und privaten Sportorganisationen
und -stellen schafft Synergien, von denen die ganze liechtensteinische Sportfamilie
profitiert.
Institutionen des öffentlichen Sportwesens
Kultur und Sport
Regierung
Die Regierung ist als oberstes staatliches Exekutiv-Organ für die Durchführung
der Landesverwaltung in Gemässheit der Landesverfassung und der Gesetze
verantwortlich (Art. 78 Abs. 1 LV). Im Rahmen dieser Stellung bestimmt die
Regierung auf der Grundlage der verfassungsmässigen Aufträge an den Staat
im Bereich der Volkswohlfahrt und der Volksgesundheit unter anderem auch
über die Politik im Bereich des Sports bzw. der Sportförderung. Eine der wichtigsten
Aufgaben der Regierung im Hinblick auf die Realisierung von Sportförderung
ist es demnach, beim Landtag im Rahmen des Landesvoranschlags jährlich
die für die Sportförderung benötigten Mittel zu beantragen. Die Regierung
wird zum einen von der Sportkommission und zum anderen von der Dienststelle
für Sport unterstützt. Zuständig innerhalb der Regierung ist das Ressort Sport.
Sportkommission der Regierung
Mit dem Sportgesetz vom 16. Dezember 1999 hat die Regierung eine Sportkommission
zur Förderung und Koordination des Sports errichtet. Sie hat folgende
Aufgaben:
a) die Regierung in Fragen des Sports zu beraten
b) die Beschlussfassung über den jährlichen Voranschlag und Jahresbericht
zuhanden der Regierung
c) die Entscheidung über die Ausrichtung von Förderungsbeiträgen
d) die Durchführung von Jugend und Sport
Im Rheinpark Stadion in Vaduz
wurden 1999 die Lie-Games
(8. Europäische Kleinstaatenspiele)
feierlich eröffnet
53
54
Schwimmwettbewerb
anlässlich der Lie-Games
Die Sportkommission besteht aus sieben stimmberechtigten Mitgliedern, die
von der Regierung auf vier Jahre bestellt werden. Der Präsident wird von der
Regierung ernannt. Der Liechtensteinische Olympische Sportverband (LOSV) hat
Anspruch auf drei Sitze. Der Leiter der Dienststelle für Sport und der Schulsportinspektor
nehmen beratend an den Sitzungen teil. Entsprechend der Aufgabenumschreibung
beschäftigt sich die Sportkommission mit allen Belangen des
Sports, insbesondere mit der Sportförderung. Ferner erfüllt die Sportkommission
eine wichtige Funktion in (sport-)politischer Hinsicht, da durch seine Zusammensetzung
den Anliegen der zentralen Sportinstitutionen im Bereich des privaten
Sports (Liechtensteinischer Olympischer Sportverband, LOSV), von Jugend
+ Sport (J+S) und des Schulsports (Turninspektor) in diesem die Regierung beratenden
Gremium Gehör verschafft werden kann. Dadurch ist die Berücksichtigung
der einzelnen Interessen grundsätzlich gewährleistet. Zudem stellt die
Sportkommission im Sinne der obigen Ausführungen eine wichtige Verbindung
zwischen dem zuständigen Regierungsmitglied bzw. der Regierung und den
privaten Institutionen des Sports dar.
Spitzensportausschuss
Der Spitzensportausschuss besteht aus sieben stimmberechtigten Mitgliedern.
Die Sportkommission und der Vorstand des LOSV entsenden je zwei Mitglieder
aus ihren Reihen. Die Sportkommission benennt zusätzlich einen Athleten- und
einen Trainervertreter und einen Vertreter aus der Privatwirtschaft. Der Spitzensportausschuss
hat folgende Aufgaben:
– die Ausarbeitung von Reglementen betreffend die Gewährung von Förderbeiträgen
für den Spitzen- und Leistungssport zuhanden der Sportkommission
– die Abgabe von Empfehlungen an die Sportkommission betreffend Gewährung,
Aufhebung, Kürzung, Rückerstattung, Ersatz und Höhe von Förderbeiträgen
gemäss den nachfolgenden Bestimmungen
Dienststelle für Sport
Mit Inkrafttreten des Sportgesetzes am 1. April
2000 wurde die frühere «Dienststelle für Jugend
und Sport» in «Dienststelle für Sport»
umbenannt. Sie unterstützt die Regierung in
sämtlichen Fragen und Bereichen des Sports.
Für die Besorgung der laufenden Geschäfte
kann die Regierung der Sportkommission die
Mitarbeit der Dienststelle für Sport zur Verfügung
stellen. Die Dienststelle für Sport ist die
Geschäftsstelle der Sportkommission der Regierung
und ist in dieser Funktion für die Durchführung
des «Jugend + Sport»-Programms
zuständig. Ferner unterstützt sie den Spitzensportausschuss
als Ansprechpartner und Anlaufstelle
für Verbände und Sportler. Die Dienststelle für Sport ist dem Ressort
Sport unterstellt und nimmt von Amtes wegen beratenden Einsitz in die
Sportkommission. Als Geschäftsstelle der Sportkommission und in enger Zusammenarbeit
mit diesem Gremium ist sie eine wichtige Ansprechpartnerin für
den öffentlich-rechtlichen Bereich des Sports.
Kultur und Sport
«Jugend + Sport»
In Liechtenstein wird das in der Schweiz erfolgreiche Förderprogramm
Jugend und Sport (J+S, Sportförderung für
Jugendliche im Alter von 10 bis 20 Jahren) seit dem 1. Juli
1979 angeboten. Durch die Initiative des damaligen Sportbeirates
und den Abschluss eines Abkommens am 8. April
1981 zwischen der Schweiz und Liechtenstein konnte diese
bedeutende Verbindung erreicht werden. Jugend + Sport
(J+S) hat den Auftrag, den Sport für die Jugend zu fördern.
Das Land Liechtenstein übernimmt die Kosten für die
Ausbildung und die Aktivitäten von Leiterinnen und Leitern
in Vereinen und Jugendorganisationen. Aus dem Sportfächerkatalog
mit über 70 Sportarten der Eidgenössischen
Sportschule in Magglingen werden 24 Sportfächer in Liechtenstein
angeboten, welche den Jugendlichen zwischen 10
und 20 Jahren erlauben, Aktivitäten in Form von Sportfachkursen
auszuwählen. Betreut von kompetenten Leiterinnen
und Leitern, die sich systematisch weiterbilden,
können sie auf ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten ausgerichtete
Sportarten ausüben. Um den Qualitätsstand der
Leiterinnen und Leiter aufrecht zu erhalten, bietet J+S Liechtenstein
jährlich in Zusammenarbeit mit den Kantonalen
Sportämtern der Region Ostschweiz ein Aus- und Fortbildungsprogramm
an. Im Weiteren steht das gesamte Kursprogramm
der Eidgenössischen Sportschule in Magglingen
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Liechtenstein zur Verfügung. Jedes
Jahr vermitteln über 600 Leiterinnen und Leiter ihr Wissen an über 4000 Jugendliche
in rund 14’000 Trainingsstunden in Vereinen, Clubs und Jugendgruppen,
mit einheitlichen Zielen und unter kundiger Leitung.
Wer profitiert von J+S? In erster Linie kommen das vielfältige Angebot und der
Unterricht durch gut ausgebildete Leiterinnen und Leiter den Jugendlichen
zugute. Durch die Entschädigung an die Leitenden und Organisationen können
allfällige Kosten für die Teilnehmenden tief gehalten werden. Vereine und
Jugendgruppen profitieren von den ausgebildeten Leiterinnen und Leitern, den
Entschädigungen für die Aktivitäten und von weiteren Leistungen wie der
Abgabe von Leihmaterial. Gute Leitende sind besonders im Jugendbereich
wichtig. Leiterinnen und Leiter profitieren nicht nur von der finanziellen Entschädigung,
sondern besonders von den verschiedenen Bildungsangeboten (Grundausbildung,
Weiter- und Fortbildung). Für den Sport in Liechtenstein sind die
einheitlichen Ausbildungsprogramme und die ausgebildeten Leitenden von
Vorteil. Es darf angenommen werden, dass die Liechtensteiner Erfolge im internationalen
Sport auch auf J+S zurückzuführen sind. Die Basis für spätere Erfolge
wird im Kindes- und Jugendalter gelegt, und viele Spitzensportler haben ihre
erste sportliche Ausbildung im Rahmen von J+S erhalten.
Schulamt (Schulsport)
Obligatorischer Schulsport: Die Verordnung über den obligatorischen Turnunterricht
an den Elementarschulen wurde am 28. Oktober 1987 in Kraft gesetzt.
Der Tennissport hat in
Liechtenstein viele
Anhängerinnen und Anhänger
55
56
Der Turnunterricht an den
Schulen Liechtensteins ist
obligatorisch
Heute ist der obligatorische Sportunterricht
inhaltlich und umfangmässig über die Stufenlehrpläne
geregelt. Mit Ausnahme der ersten
beiden Klassen der Sekundarstufe, auf der die
Anzahl Sportlektionen anlässlich des Internationalen
Jahres der Jugend auf vier Lektionen
erhöht wurde, finden auf allen Stufen der
Pflichtschule drei wöchentliche Lektionen
Sportunterricht statt. Auf der Primarstufe wird
der Unterricht mehrheitlich durch die Stufenlehrkräfte
erteilt, während auf der Sekundarstufe
vorwiegend Fachlehrkräfte eingesetzt
werden. Derzeit sind im liechtensteinischen
Schuldienst 30 Sportlehrerinnen und Sportlehrer
beschäftigt.
Zusätzliche Sportförderungsprogramme: Der
Freiwillige Schulsport wurde im Dezember
1979 provisorisch, im März 1983 definitiv eingeführt.
Das aufgrund von Erfahrungen überarbeitete und heute gültige Reglement
wurde am 5. Oktober 1993 in Kraft gesetzt. Darin sind die Aufgaben, Zielsetzungen
und organisatorischen Rahmenbedingungen des Freiwilligen Schulsports
festgehalten.
Spezielle Sportanlässe der Schulen: Die Organisation von Schulsportlagern obliegt
den einzelnen Schulen. In der Regel kommt jedes Schulkind im Laufe der
Primarschulzeit und im Laufe der Sekundarschulzeit in den Genuss von je einer
Sportwoche. Sportwochen werden als Wanderwochen, Wintersportwochen
oder polysportive Sommerlager durchgeführt. In der Regel führen die Schulen
pro Jahr je einen Schulsporttag im Sommer und im Winter durch. Dabei werden
im Sommer meist Geschicklichkeitsspiele, leichtathletische Disziplinen und
Turniere der grossen Sportspiele angeboten. Bei den Wintersporttagen steht Skifahren,
Snowboardfahren und Eislaufen im Vordergrund. In einzelnen Schulen
werden diese Aktivitäten durch Wandertage und Schwimmtage ergänzt.
Wettkampftätigkeiten im Rahmen des Schulsports: Jährlich finden Schülermeisterschaften
der Sekundarschulen in den Sportarten Badminton, Basketball,
Fussball, Unihockey und Volleyball statt. Die Klassenteams bereiten sich im
Schulsport auf ihre Turniereinsätze vor. Die Schülermeisterschaften werden in
Zusammenarbeit mit Fachverbänden organisiert und erfreuen sich grosser
Beliebtheit. Seit vielen Jahren nehmen Teams aus liechtensteinischen Sekundarschulen
am jährlich stattfindenden Schweizerischen Schulsporttag teil. Liechtenstein
ist seit 1974 Mitglied der Internationalen Schulsportföderation und
nimmt regelmässig an verschiedenen Wettkämpfen aktiv teil. In den vergangenen
Jahren wurden Wettkämpfe in den Disziplinen Fussball, Kunstturnen,
Skifahren, Leichtathletik, Tischtennis, Schwimmen und Volleyball beschickt.
Finanzierung der Sportförderung
Kultur und Sport
Allgemeines
Die Finanzierung der Sportförderung mit öffentlichen Mitteln erfolgt über das
Landesbudget mit folgenden Hauptbereichen: Schulsport, Jugend + Sport, Breitensport,
Leistungs- und Spitzensport, Dopingprävention und über die Dachorganisation
der Sportverbände (LOSV). Zusätzlich werden durch Subventionsbeiträge
des Landes (Gross-)Projekte zur Verbesserung der für den Sport zur
Verfügung stehenden Infrastruktur unterstützt.
Schulsport
Für ausserordentliche Schulsportanlässe steht ein jährliches Budget zur Verfügung.
Die Aufteilung dieses Budgets ist von Jahr zu Jahr verschieden. Neben der
Durchführung von nationalen Sporttagen und Schülermeisterschaften gehört
auch die Beschickung des Schweizerischen Schulsporttags zum festen Programm
der Schulsportförderung. Ebenso werden jährlich verschiedene Wettkampfanlässe
der Internationalen Schulsportföderation beschickt, sofern diese in Europa
stattfinden. Die Selektion und Vorbereitung der Schülerteams erfolgt dabei
sinnvollerweise in enger Kooperation mit den Fachsportverbänden.
Jugend und Sport
Der Hauptteil der Ausgaben dient zur Finanzierung der Sportfachkurse. Darunter
fallen alle qualifizierten Trainingseinheiten und Lagertage, die von den anerkannten
Leitern über die Sportvereine der Dienststelle für Sport angemeldet und
abgerechnet werden. Weiters werden die Bereiche Leiterausbildung und Leiterfortbildung
finanziell unterstützt. Die Leistungen, welche das Land Liechtenstein
an die Schweiz im Rahmen der Zusammenarbeit
in J+S erbringt, sind in einem Abkommen
geregelt. Hierfür wird ein jährlicher Beitrag an
das Bundesamt für Sport (BASPO) in Magglingen
gerichtet. Neben diesen Beiträgen werden
weiters eigene Aktivitäten der Dienststelle für
Sport wie Sportlager, Spezialkurse usw. unterstützt.
Breitensport
Das Budget sieht unter diesem Titel die Mittel
der allgemeinen Sportförderung vor. Darunter
fallen insbesondere Beiträge an die liechtensteinischen
Sportverbände. Neben den allgemeinen
Verbandsbeiträgen werden Mittel aus
diesem Konto u.a. für internationale Mitgliedsbeiträge,
Beiträge an Breitensportorganisationen/Senioren-
und Behindertensport, Infrastrukturbeiträge
und die Finanzierung von
Breitensportanlässen verwendet. Die Verteilung der Mittel, die als Jahresbeiträge
an die Verbände zur Verfügung stehen, erfolgt nach einem durch die
Sportkommission ausgearbeiteten System, das verschiedene Kriterien wie
Mitgliederzahl, Ausbildungsgrad der Trainerinnen und Trainer, Aktivitäten und
Auch liechtensteinische
Radfahrer kämpften an den
Lie-Games 1999 um Medaillen
57
58
Brigitte Heeb-Batliner
und Marco Büchel gehören
u.a. dem A-Kader des
Liechtensteinischen
Skiverbandes LSV an
Teilnahme an Wettkämpfen berücksichtigt. Nach Ermittlung der Kennzahlen
gemäss diesen Kriterien wird aufgrund eines Schlüssels die prozentuale Aufteilung
der Mittel an die einzelnen Verbände vorgenommen.
Leistungs- und Spitzensport
Der Leistungs- und Spitzensport erfährt eine gesonderte Förderung. Sie besteht
im Wesentlichen in der (Mit)finanzierung der Teilnahme an internationalen
Wettkämpfen im Ausland und der Organisation von Sportveranstaltungen im
Inland. Zudem gibt es eine direkte Förderung von Athletinnen und Athleten,
welche Leistungs- und Spitzensport betreiben, und Beiträge an talentierte Nachwuchssportler,
welche eine Sportschule im Ausland besuchen.
Dopingprävention
Der Staat fördert die Dopingprävention
durch Ausbildung, Information,
Beratung, Dokumentation
und Forschung. Der LOSV
wurde beauftragt die Dopingkontrollen
durchzuführen, welche
vom Staat finanziert werden.
Verfahren
Die Anträge der Sportverbände
und Sportvereine werden direkt
an die Sportkommission gerichtet.
Zum einen ist die Sportkommission
das Gremium, welches
im Rahmen der einzelnen Förderbereiche
die Entscheidung über
Gewährung, Aufhebung, Kürzung,
Rückerstattung und Ersatz
von Förderbeiträgen auf Empfehlung
des Spitzensportausschusses
fällt. Zum anderen hat die Sportkommission
die Funktion der beratenden
Anlaufstelle für die privaten
Träger des Sportwesens.
Landessubventionen
Zur Sportförderung des Staates
im weiteren Sinne ist die Bereitstellung
von finanziellen Mitteln
gemäss dem Gesetz vom 3. Juli
1991 über die Ausrichtung von
Landessubventionen zu zählen.
Dabei sind die zweckgebundenen
Unterstützungsleistungen an Gemeinden,
Genossenschaften, Verbände,
Vereine und andere Orga-
Kultur und Sport
nisationen sowie an Private zu verstehen. Besondere Bedeutung erlangen diese
Beiträge im Zusammenhang mit der Sicherung eines Teils der Finanzierung von
Grossprojekten der Gemeinden oder von Projekten, die gemäss Landtagsbeschluss
von landesweitem oder regionalem Interesse sind. Die Voraussetzungen
und das Verfahren hierfür sind im Gesetz geregelt.
Auf diesem Wege konnte das
Land in der Vergangenheit wiederholt
wichtige Hilfestellung bei
der Schaffung und Verbesserung
der bestehenden Infrastruktur für
den Sport leisten. Das beste Beispiel
hierfür ist der Bau des Rheinpark
Stadions in Vaduz, der durch
den Staat subventioniert wurde.
Dieses schöne Kleinstadion, das
Platz für ca. 3500 Zuschauer bietet,
konnte nach einer kurzen
Bauzeit von etwas mehr als einem
Jahr am 15. Juli 1998 eingeweiht
werden.
Die moderne Anlage mit regionalem
Charakter wird heute vor
allem für den Fussballsport benutzt.
Einerseits trägt der Liechtensteinische
Fussballverband seine Heimspiele und in Zukunft alljährlich das
Cupfinale im Rheinpark aus, andererseits wird es vom FC Vaduz als Platzclub
für seine Meisterschaftsspiele benutzt. Um den internationalen Ansprüchen zu
genügen, wurde das Stadion unter Berücksichtigung der international geltenden
Normen des Weltfussballverbandes FIFA und der Europäischen Fussballunion
UEFA gebaut. Die Anlage steht aber auch für andere Sportarten und
Nutzungsmöglichkeiten (Konzerte etc.) zur Verfügung. Am 24. Mai 1999 haben
im Rheinpark Stadion die Eröffnungsfeierlichkeiten anlässlich der 8. Europäischen
Kleinstaatenspiele, den Lie-Games 1999, stattgefunden.
Andere bedeutende Beispiele staatlicher Förderung des Sportstättenbaus sind
die Leichtathletikanlage in Schaan und der Center Court der Tennisanlage Vaduz.
Zusätzlich zu dieser Unterstützung in Form von Landessubventionen stellt
das Land dem liechtensteinischen Sport eigene Bauten und Anlagen zur
Nutzung bereit. Zu erwähnen sind hierbei die Sportanlagen des Liechtensteinischen
Gymnasiums und des Schulzentrums Unterland. Alle staatlichen Bemühungen
im Bereich der Infrastruktur sind vom Gedanken getragen, den Bedürfnissen
aller Interessen- und Altersgruppen bestmöglich Rechnung zu tragen,
und sie sollen dem Erfordernis der Wirtschaftlichkeit genügen. Sport- und Freizeitanlagen
sollen zu Begegnungsstätten im Rahmen der sinnvollen Freizeitgestaltung
werden.
Der Fussballsport erfreut in
Liechtenstein Gross und Klein
59
Hanni Weirather-Wenzel
gewann diverse Medaillen an
Olympischen Winterspielen
und Skiweltmeisterschaften
Bei den Olympischen Spielen
in Sydney 2000 nahm das
Fürstentum Liechtenstein
seit 1936 insgesamt zum 13.
Mal bei Sommerspielen teil.
In Australien war Liechtenstein
durch Ulrike Kaiser im
Judo (Bild) sowie Oliver
Geissmann bei den Schützen
vertreten
60
Der Liechtensteinische Olympische
Sportverband
Der Liechtensteinische Olympische Sportverband, kurz LOSV genannt, ist als
Dachorganisation der Verbände und Vereine der direkte Ansprechpartner in
allen Fragen des Sports. Der LOSV unterstützt und berät die Organisationen
in ihren Tätigkeiten und Entwicklungen für den Sport in Liechtenstein, sofern
diese den Grundsätzen der Sportethik entsprechen
(Umwelt, Fairness, Doping, Diskriminierung
usw.).
In seinen Ressorts bearbeitet der Liechtensteinische
Olymische Sportverband folgende Bereiche
des Sports (alphabetische Reihenfolge):
– Ausbildung
– Breitensport
– Dienstleistungen
– Olympisches
– Spitzensport
Dabei hält sich der LOSV an die international
gültigen Abmachungen bezüglich des Dopings
und der Fairness. Er orientiert sich an den
demographischen Gegebenheiten des Landes
und schont Umwelt und Natur. Er bemüht sich
im Interesse der Verbände und Vereine ständig um eine konstruktive Zusammenarbeit
mit der Sportkommission. Das Sportbüro ist dabei ein integraler
Bestandteil dieser Bemühungen. Der LOSV beschafft die finanziellen Mittel für
spezielle Aufgaben wie beispielsweise Olympiabeschickungen oder das Elitesportkonzept,
ohne dass die Finanzpolitik der Verbände und Vereine dabei
tangiert wird. Er sieht sich auch als Anlaufstelle für alle Sportinteressierten.
Zudem ist er bestrebt, den Sport allen Bevölkerungsteilen des Landes näher zu
bringen.
Freizeit
Neben den vielen Freizeitmöglichkeiten, die
nicht ohne weiteres den bereits erwähnten
Bereichen Kultur oder Sport zugeordnet
werden können, gibt es zahlreiche Aktivitäten
und Unternehmen, die hier genannt werden
sollen. Einen weiteren Bereich der Freizeit
deckt die Weiterbildung ab, hier sei vor allem
die Stiftung Erwachsenenbildung erwähnt,
mehr darüber in Band 4 «Bildung» dieser
Dokumentationsreihe. Ein anderer Bereich von
Freizeitgestaltung soll zu einem späteren
Zeitpunkt im Band «Brauchtum» näher beschrieben
werden.
Eine wichtige soziale Funktion übt Liechtensteins
einzige landesweite Jugendorganisation
aus: Die Pfadfinder und Pfadfinderinnen
Liechtensteins haben in jeder Gemeinde eine
Abteilung und total rund 900 Mitglieder.
Der Seniorenbund ist Interessenvertreter und
Freizeitgestalter zugleich. Neben seinen politischen
Aktivitäten fördert er den Dialog unter
den Generationen und organisiert eine Vielzahl
von Anlässen für ältere Menschen.
Kultur und Sport
Der Liechtensteiner Alpenverein unterhält zwei
Hütten in den Liechtensteiner Bergen und organisiert übers Jahr Wanderungen,
Skitouren, Ausflüge im Sommer und Winter sowie Informationsveranstaltungen.
Mit der «Rheinmark» hat das Fürstentum Liechtenstein auch eine farbentragende
akademische Verbindung.
In Liechtenstein haben sich eine grosse Anzahl Vereine von ausländischen Bewohnern
gebildet, die den Kontakt unter den Landsleuten erhalten, den Liechtensteinern
und Liechtensteinerinnen ein Stück ihrer Heimat näher bringen und
ein sinnvolles Freizeitangebot bieten wollen.
Weiter gibt es in Liechtenstein eine Vielzahl an Vereinen, welche Menschen mit
gleichen Hobbys oder Interessen versammeln, seien das nun Fussballfans, Krippenfreunde,
Ponyhalter oder die Hells Angels.
Oben: Die Pfadfinder und
Pfadfinderinnen Liechtensteins
messen sich unter anderem bei
nationalen Wettbewerben
Unten: Für die liechtensteinischen
Seniorinnen und
Senioren ist der Computer
kein Fremdwort
61
62
Wichtige Adressen und Öffnungszeiten
Allgemeine Informationen
Presse- und Informationsamt
9490 Vaduz
Telefon +423-236 67 21
Fax +423-236 64 60
www.presseamt.li
presseamt@llv.li
Stabsstelle für Kulturfragen
9490 Vaduz
Telefon +423-236 60 80
thomas.buechel@skf.llv.li
Museen
Liechtensteinisches Landesmuseum
Telefon +423-236 75 50
Eröffnung Frühjahr 2003
Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32
9490 Vaduz
Telefon +423-235 03 00
Fax +423-235 03 29
www.kunstmuseum.li
mail@kunstmuseum.li
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag
10 bis 17 und Donnerstag bis 20 Uhr
Briefmarkenmuseum
Städtle 37
9490 Vaduz
Telefon +423-236 61 05
Fax +423-236 61 09
www.pwz.li
Öffnungszeiten: April bis Oktober
täglich 10 bis 12 und 13.30 bis 17.30 Uhr
November bis März bis 17 Uhr
Walser-Heimatmuseum Triesenberg
Dorfzentrum
9497 Triesenberg
Telefon +423-262 19 26 oder 265 50 10
Fax +423-262 19 22
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag
13.30 bis 17.30 Uhr,
Samstag 13.30 bis 17 Uhr,
Sonntag 14 bis 17 Uhr
(Juni, Juli und August)
DoMuS-Museum und Galerie
der Gemeinde Schaan
Rathaus
9494 Schaan
Telefon +423-237 72 71
Fax +423-237 72 79
Öffnungszeiten: Freitag 14 bis 20 Uhr,
Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr
www.schaan.li
domus@schaan.li
Ski-Museum
St. Luzistrasse 1
9490 Vaduz
Telefon +423-232 15 02
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag
14 bis 18 Uhr oder nach tel. Vereinbarung
Bäuerliches Wohnmuseum «Biedermann-Haus»
Schellenberg
Im Dorf 12
9488 Schellenberg
Telefon +423-373 44 34
Öffnungszeiten: April bis Oktober erster und
letzter Sonntag des Monats 14 bis 17 Uhr
Kulturveranstalter
Theater am Kirchplatz
Reberastrasse 10/12, Postfach 763
9494 Schaan
Telefon +423-237 59 60
Fax +423-237 59 61
www.tak.li
theater@tak.li
Tangente
Musik und Kunst
Haldengasse 510
9492 Eschen
Telefon +423-373 28 17
Fax +423-373 49 49
www.tangente.li
info@tangente.li
Bildung und Forschung
Liechtensteinische Landesbibliothek
Gerberweg 5
9490 Vaduz
Telefon +423-236 63 62
Fax +423-232 63 75
www.lbfl.li
labibl@firstlink.li
Liechtensteinisches Landesarchiv
Städtle 49
9490 Vaduz
Telefon +423-236 63 40
Fax +423-236 63 59
www.landesarchiv.li
landesarchiv@llv.li
Liechtensteinische Musikschule
St. Florinsgasse 1
9490 Vaduz
Telefon +423-235 03 30
Fax +423-235 03 31
Kunstschule Liechtenstein
Essanestrasse 736
9492 Eschen
Telefon +423-373 34 88
www.lol.li/kunstschule
flkunst@schule.lol.li
Erwachsenenbildung Stein-Egerta Anstalt
In der Stein-Egerta 26
9494 Schaan
Telefon +423-232 48 22
Fax +423-232 48 31
www.stein-egerta.li
info@stein-egerta.li
Historischer Verein für das Fürstentum
Liechtenstein
Messinastrasse 5, Postfach 626
9495 Triesen
Telefon +423-392 17 47
Fax +423-392 19 61
www.hvfl.li
hvfl@hvfl.li
Kultur und Sport
Liechtenstein-Institut
Oberbendern 2
9487 Bendern
Telefon +423-373 30 22
Fax: +423-373 54 22
www.liechtenstein-institut.li
admin@liechtenstein-institut.li
Öffnungszeiten der Präsenzbibiothek:
Montag bis Freitag 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr
Sport
Dienststelle für Sport
Im Rietacker 4
9494 Schaan
Telefon +423-236 63 30
Fax +423-236 63 33
stefano.naescher@ds.llv.li
Liechtensteiner Olympischer Sportverband
Im Rietacker 4
Postfach 427
9494 Schaan
Telefon +423-232 37 57
Fax +423-233 16 73
www.losv.li
sekretariat@losv.li
Tourismus
Liechtenstein Tourismus
Städtle 37
9490 Vaduz
Telefon +423-232 14 43
Fax +423-263 73 44
www.tourismus.li
touristinfo@liechtenstein.li
Zweigbüro Malbun
9497 Triesenberg-Malbun
Telefon +423-263 23 41
Fax +423-263 73 44
malbuninfo@liechtenstein.li
63
64
Herausgegeben vom Presse- und Informationsamt, Vaduz
Literatur
Kulturgemeinschaft Liechtenstein, Regierung des FL, Vaduz 2000
Sport in Liechtenstein, Regierung des FL, Vaduz 1999
Bericht und Antrag der Regierung an den Landtag des FL betr. Zielsetzungen und
Prioritäten der liechtensteinischen Kulturpolitik, Vaduz 2000
Texte
Amt für Briefmarkengestaltung
Dienststelle für Sport
Hochbauamt/Denkmalschutz
Liechtensteinisches Landesarchiv
Liechtensteinisches Landesmuseum
Joachim Batliner
Klaus Biedermann
Friedemann Malsch
Alois Ospelt
Daniel Quaderer
Georg Rootering
Manfred Schlapp
Harald Wanger
Uwe Wieczorek
Konzept, Redaktion und Produktionsleitung
Elisabeth Sele, Mauren
Gestaltung und digitale Produktion
Claudia Wachter AG, Werbeagentur, Schaan
Fotos und Bildnachweis
Close up AG, Triesen
Edition Fuchs & Hase, Triesen
Fotoform +, Hannover
Paul Frick, Liechtensteinisches Landesmuseum
Alfons Kieber, Mauren
Mychalzik & Cornaker, Frankfurt
Heinz Preute, Vaduz
Brigitt und Eddy Risch, Schaan
Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein, Schloss Vaduz
Philipp Schönborn
Theater am Kirchplatz, Schaan
V.Com, Sven Beham, Vaduz
Atelier Walter Wachter, Schaan
Ruedi Walti, Basel
LOSV, Schaan
Heinz Michels, Schaan
Druck
Hilty Buch- und Offsetdruckerei, Schaan
Buchbinderarbeiten
Buchbinderei Thöny AG, Vaduz
© Presse- und Informationsamt, Vaduz, 2001
Gedruckt in Liechtenstein