Zukunft wohnen.indd - Lehrstuhl für Planungstheorie und ...
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Städtebau<br />
zukunft <strong>wohnen</strong><br />
architekturconsulting altbaumodernisierung strategische bestandsentwicklung<br />
strategische bestandsentwicklung<br />
60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers Kapellen<br />
1
Impressum<br />
Praxisprojekt „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“ Moers-Kapellen Achterathsfeld<br />
Architekturconsulting, Altbaumodernisierung,<br />
Strategische Bestandsentwicklung<br />
Kooperation:<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> <strong>und</strong> Stadtentwicklung, Dipl.-Ing. Gisela Schmitt<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Landesplanung, Dipl.-Ing. Michael Kloos<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Wohnbau der RWTH Aachen, Dipl.-Ing. Bernd Kusserow<br />
Institut <strong>für</strong> Landes- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung <strong>und</strong> Bauwesen ILS<br />
NRW, Prof. Dipl.-Ing. Ulli Meisel<br />
Rhein Lippe Wohnen GmbH, vertreten durch Herrn Kathenbach <strong>und</strong><br />
Herrn Dingermann<br />
Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen VdW<br />
mit Unterstützung des Planungsamtes der Stadt Moers<br />
Praxisnahe Ausbildung im Fachbereich Architektur an der RWTH<br />
Aachen im Sommersemester 2006<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> <strong>und</strong> Stadtplanung<br />
Prof. Dr.-Ing. Klaus Selle<br />
Fakultät <strong>für</strong> Architektur, RWTH Aachen<br />
Dipl.-Ing. Gisela Schmitt<br />
Postfach<br />
52056 Aachen<br />
Tel.: +49 (0)241-80983-00<br />
Fax.: +49 (0)241-80921-37<br />
schmitt@pt.rwth-aachen.de<br />
www.pt.rwth-aachen.de<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>und</strong> Institut <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Landesplanung<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Kunibert Wachten<br />
Fakultät <strong>für</strong> Architektur, RWTH Aachen<br />
Dipl.-Ing. Michael Kloos<br />
Postfach<br />
52056 Aachen<br />
Tel.: +49 (0)241-80 95033<br />
Fax.: +49 (0)241-80 92138<br />
kloos@isl.rwth-aachen.de<br />
www.isl.rwth-aachen.de<br />
Bearbeitung durch:<br />
Janine Müller, Sarah Ginski, Katerina Gimpel<br />
Überarbeitete Aufl age<br />
Aachen 2007<br />
2<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />
60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers Kapellen<br />
Der Wohnungsmarkt wird in den letzten Jahren von einer<br />
Umbruchphase geprägt, die sich in einer räumlichen Ausdifferenzierung<br />
der Teilmärkte <strong>und</strong> einem gewandelten<br />
Verhalten der Nachfrager widerspiegelt. Die demographische<br />
Entwicklung, der wirtschaftliche Strukturwandel <strong>und</strong><br />
die gesellschaftlichen Veränderungen bedingen Folgen <strong>für</strong><br />
den Wohnungsmarkt, denen mit geeigneten Strategien von<br />
Seiten der Kommunen, Wohnungsunternehmen, Investoren<br />
<strong>und</strong> Planer begegnet werden muss. Vor allem die langfristig<br />
entspannten Märkte scheinen <strong>für</strong> eine neue Beziehung<br />
zwischen Anbietern <strong>und</strong> Nachfragern zu sorgen, der K<strong>und</strong>e<br />
auf dem Wohnungsmarkt <strong>und</strong> sein Marktverhalten rücken<br />
in den Vordergr<strong>und</strong> des Interesses. Dabei lassen sich die verschiedenen<br />
Präferenzen, individualisierten Ansprüche <strong>und</strong><br />
ausdifferenzierten Bedürfnisse der Nachfrager kaum noch<br />
eindeutigen Verhaltens- <strong>und</strong> Nachfragemustern zuordnen.<br />
Im Umgang mit dem Bestand, dessen Modernisierung <strong>und</strong><br />
Weiterentwicklung, erfordert dies vielfach neue Denkmuster<br />
<strong>und</strong> Verfahren, die verstärkt individuelle K<strong>und</strong>enwünsche<br />
mit einbeziehen.<br />
Vor allem die Wohnungswirtschaft hat ein Interesse an zukunftsfähigen<br />
<strong>und</strong> nachfrageorientierten Konzepten zur<br />
Weiterentwicklung ihrer Wohnungsbestände. Zahlreiche<br />
Verfahren <strong>und</strong> Methoden der Bestandsentwicklung <strong>und</strong> des<br />
Architektur-Consultings sind hier in den letzten Jahren praktisch<br />
erprobt <strong>und</strong> umgesetzt worden. Auch in der Architekten-<br />
<strong>und</strong> Planerausbildung an den Hochschulen rückt neuerdings<br />
das „Planen <strong>und</strong> Bauen im Bestand“ immer stärker in<br />
den Vordergr<strong>und</strong>, oft jedoch noch ohne hinreichenden Bezug<br />
zu den Problemen <strong>und</strong> Aufgaben der Praxis.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wurde ein Studienangebot an der<br />
Architekturfakultät der RWTH Aachen entwickelt, das an eine<br />
Initiative des Verbandes der Wohnungswirtschaft Rheinland<br />
Westfalen (VdW) zur Kooperation mit Hochschulen in NRW<br />
anknüpft. Ziel dieser Initiative ist es, die Anforderungen der<br />
Wohnungswirtschaft an strategische Bestandsentwicklung<br />
in Ausbildungskonzepte einzubringen <strong>und</strong> an konkreten<br />
Projekten zu erproben. Im sogenannten „Praxisprojekt“, in<br />
dem der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> <strong>und</strong> Stadtentwicklung,<br />
der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Landesplanung sowie<br />
der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Wohnbau gemeinsam mit dem ILS NRW<br />
<strong>und</strong> dem VdW NW kooperieren, wurden unter dem Titel „<strong>Zukunft</strong><br />
Wohnen“ – unter Einbeziehung bereits existierender<br />
Studienangebote - neue praxisorientierte Entwurfsprojekte<br />
konzipiert. Kerngedanke dieser Kooperation ist, dass seitens<br />
der Wohnungswirtschaft Wohnungsbestände vorgeschlagen<br />
werden, <strong>für</strong> deren spezifi sche Fragestellungen dann im Rahmen<br />
der Lehrveranstaltungen des „Praxisprojekts“ von den<br />
Studentinnen <strong>und</strong> Studenten zukunftsgerichtete Entwick-<br />
Vorwort<br />
lungsvorschläge erarbeitet werden. Ziel dieser engen Verknüpfung<br />
von Praxis <strong>und</strong> Lehre ist, die Berufsausbildung auf<br />
aktuelle Fragestellungen der Wohnungswirtschaft abzustimmen<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig den berufl ichen Nachwuchs an diese<br />
Themenstellungen heranzuführen.<br />
Im vergangenen Sommersemester wurden in diesem Kontext<br />
arbeitsteilig zwei Projekte zur Bearbeitung angeboten. In<br />
dem vorliegenden Band ist das Studienprojekt „Strategische<br />
Bestandsentwicklung“ die 60er Jahre Siedlung Achterathsfeld<br />
in Moers Kapellen“ veröffentlicht. Im Rahmen des Projektes<br />
sollte ein städtebauliches <strong>und</strong> strategisches Konzept zur<br />
Weiterentwicklung des Stadtquartiers erarbeitet werden.<br />
Die Aufgabe bestand darin, der Wohnungsbaugesellschaft<br />
„Rhein Lippe Wohnen GmbH“ als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> zukünftige<br />
Planungs- <strong>und</strong> Investitionsentscheidungen mögliche Denkrichtungen<br />
zur Bestandsentwicklung aufzuzeigen. Es sollten<br />
Perspektiven <strong>für</strong> die zukünftige Entwicklung des Bestandes<br />
entwickelt werden, die sich auf eine sorgfältige Analyse des<br />
regionalen Wohnungsmarktes, der räumlichen <strong>und</strong> sozialen<br />
Situation im Stadtteil <strong>und</strong> der vorhandenen Gebäudestruktur<br />
stützen.<br />
Besonderer Dank gilt an dieser Stelle der „Rhein Lippe Wohnen<br />
GmbH“, namentlich Herrn Dingermann <strong>und</strong> Herrn Kathenbach,<br />
die das Studienprojekt engagiert begleitet <strong>und</strong><br />
tatkräftig unterstützt haben <strong>und</strong> somit das Zustandekommen<br />
des diesjährigen Praxisprojektes ermöglichten.<br />
Gisela Schmitt<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />
RWTH Aachen<br />
Michael Kloos<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Landesplanung<br />
RWTH Aachen<br />
3
Vorwort<br />
Rhein Lippe Wohnen GmbH<br />
Kooperationspartner im Praxisprojekt<br />
“Wer sich der Praxis hingibt ohne Wissenschaft, ist wie der<br />
Steuermann, der ein Schiff ohne Ruder <strong>und</strong> Kompass besteigt<br />
<strong>und</strong> nie weiß, wohin er fährt.“<br />
Diese Worte Leonardo da Vincis lassen erahnen, dass es schon<br />
immer Mahner bedurfte, die aufzuzeigen versuchten, wie das<br />
theoretische Durchdringen <strong>und</strong> die praktische Erfahrung in<br />
Einklang miteinander gebracht werden können. Für Leonardo<br />
da Vinci scheint eines ganz klar gewesen zu sein: Ohne Theorie<br />
als Navigator <strong>für</strong> die praktische Umsetzung geht gar nichts.<br />
Hat diese Meinung des großen Universalgenies aus dem 16.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert heute noch Bestand? Sicherlich.<br />
Wäre es anders, würden wir alle nicht so großen Wert<br />
auf eine f<strong>und</strong>ierte wissenschaftliche Ausbildung unserer<br />
Nachwuchskräfte legen. Auch wir in der Wohnungswirtschaft<br />
profi tieren ja von den innovativen Ideen <strong>und</strong> Theorien, die<br />
gerade die universitäre Ausbildung unserer Diplom-Ingenieure<br />
garantiert. Und dennoch darf auch ein Universitätsbetrieb<br />
niemals den Bezug zu den Belangen der Wirtschaft verlieren,<br />
sondern muss seine Forschung <strong>und</strong> Lehre am tatsächlichen<br />
Bedarf in den Unternehmen orientieren.<br />
Uns als Wohnungsunternehmen, dessen strategische<br />
Ausrichtung auf dem Erhalt <strong>und</strong> der Weiterentwicklung<br />
seiner Bestände liegt, hat es deshalb sehr gefreut, als das<br />
Institut <strong>für</strong> Landes- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung ILS <strong>und</strong><br />
der Fachbereich Architektur an der RWTH Aachen sich Anfang<br />
2006 an uns wandten, um uns <strong>für</strong> ein sicherlich heute noch<br />
sehr ungewöhnliches praxisorientiertes Architektur-Projekt<br />
zu gewinnen. Endlich ging es einmal nicht um Erkenntnisse<br />
im Neubau von Wohnimmobilien, sondern ganz gezielt<br />
um mögliche Weiterentwicklungsstrategien bestehender<br />
Siedlungen. Hier ein Praxisbeispiel beizusteuern <strong>und</strong> in den<br />
Dialog zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> Wirtschaft zu treten, das<br />
schien uns sehr lohnenswert zu sein. Und die Erfahrung der<br />
vergangenen zwölf Monate hat uns in dieser Einschätzung<br />
bestärkt.<br />
Denn schon kurz nachdem wir den Projektbeteiligten unsere<br />
60er-Jahre-Siedlung in Moers-Kapellen-Achterathsfeld<br />
vorgestellt <strong>und</strong> ihnen sowohl technische Unterlagen wie<br />
demographische Daten zur K<strong>und</strong>enzusammensetzung in<br />
der Siedlung zur Verfügung gestellt hatten, standen wir<br />
im engen Gedankenaustausch zu den Studierenden. Der<br />
Informationsbedarf war zunächst groß <strong>und</strong> es hat viel<br />
Freude gemacht, den jungen Leuten bei der Entwicklung<br />
ihrer ersten Schritte beratend zur Seite zu stehen. Wir haben<br />
den Studenten eine Arbeitsplattform <strong>für</strong> praxisorientiertes<br />
Arbeiten gegeben, sie haben sich bei der Präsentation ihrer<br />
Ergebnisse mit wichtigen Impulsen <strong>und</strong> Denkanstößen <strong>für</strong><br />
4<br />
Städtebau<br />
neue Überlegungen zur Weiterentwicklung unserer Siedlung<br />
revanchiert.<br />
Einiges von dem, was uns der folgende Projektbericht<br />
an Handlungsansätzen aufzeigt, werden wir in unsere<br />
konzeptionellen Überlegungen aufnehmen. Wir haben<br />
gelernt, wie wichtig es manchmal sein kann, von der eigenen<br />
Arbeit zurückzutreten <strong>und</strong> den Blickwinkel zu erweitern. Und<br />
diesen „Weitwinkel“ haben wir dem Praxisprojekt „<strong>Zukunft</strong><br />
Wohnen“ zu verdanken.<br />
Forschung <strong>und</strong> Praxis müssen sich in der Wohnungswirtschaft<br />
in <strong>Zukunft</strong> noch weiter verzahnen. Praxisprojekte wie das<br />
hier vorgestellte Projekt „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“ weisen da in die<br />
richtige Richtung. Davon sind wir überzeugt. Gemeinsam<br />
sollten wir den eingeschlagenen Weg fortsetzen, zum Wohle<br />
aller <strong>und</strong> ganz besonders zum Wohle der Menschen, die in<br />
unseren Beständen leben.<br />
Heinz-Peter Dingermann<br />
Geschäftsführung<br />
Rhein Lippe Wohnen GmbH<br />
Reiner Kathenbach<br />
Abt. Technik/Qualitätsmanagement
6<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />
60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers Kapellen<br />
Rhein Lippe Wohnen GmbH<br />
Kooperationspartner im Praxisprojekt<br />
1 Einführung<br />
1.1 Einleitung<br />
Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />
1.2 Arbeitsprozess<br />
Aufgabenstellung <strong>und</strong> Methodik<br />
1.3 Wandel auf dem Wohnungsmarkt<br />
Nachfragerpräferenzen <strong>und</strong> Wohnqualität<br />
2 Standortanalyse des Planungsgebietes<br />
2.1 Standortprofi l<br />
.............................................................................................................................................................. 25<br />
Moers als Stadt zwischen Ruhrgebiet <strong>und</strong> Niederrhein<br />
Stadtentwicklung<br />
Infrastruktur<br />
Wohnungsmarkt Moers<br />
Inhalt<br />
................................................................................ 25<br />
............................................................................................................................................. 26<br />
....................................................................................................................................................... 26<br />
Moers-Kapellen als eigenständiger Stadtteil<br />
Achterathsfeld<br />
Bewohnerstruktur<br />
2.2 Siedlungsbausteine<br />
Verkehr<br />
.................................................................................................................................. 27<br />
............................................................................................... 28<br />
.................................................................................................................................................. 28<br />
............................................................................................................................................ 29<br />
................................................................................................................................................ 32<br />
............................................................................................................................................................... 32<br />
Siedlungs- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur<br />
Typische Konstruktionen <strong>und</strong> Schadensbilder<br />
Nutzungen <strong>und</strong> Infrastruktur<br />
Frei- <strong>und</strong> Grünraumstruktur<br />
Entwicklungspotenziale<br />
3 Zentrale Entwicklungsziele<br />
3.1 Bestand erhalten<br />
Charakteristische Homogenität<br />
.......................................................................................................................... 3<br />
60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers Kapellen“<br />
........................................................................................................................................... 4<br />
Kooperationspartner im Praxisprojekt<br />
...................................................................................................................................................................... 13<br />
Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />
............................................................................................................................................................ 14<br />
Aufgabenstellung <strong>und</strong> Methodik<br />
.................................................................................................................... 16<br />
Nachfragerpräferenzen <strong>und</strong> Wohnqualität<br />
................................................................................................................ 35<br />
............................................................................................. 49<br />
......................................................................................................................... 51<br />
........................................................................................................................... 55<br />
.................................................................................................................................. 69<br />
........................................................................................................................................................ 75<br />
Charakteristische Homogenität<br />
7
Inhalt<br />
4 Handlungsempfehlungen<br />
8<br />
3.2 Identität stärken<br />
Gartenstadt als Imageträger<br />
3.3 Neue Zielgruppen ansprechen<br />
Mögliches Nachfragerprofi l<br />
3.4 Differenzierte Wohnformen schaffen<br />
Bildung von Wohnfeldern<br />
3.5 Soziale Infrastruktur entwickeln<br />
Ausformung einer sozialen Mitte<br />
4.1 Verkehr <strong>und</strong> Erschließung<br />
Veränderungen im Erschließungssystem<br />
4.2 Öffentliche Grünräume<br />
Grün als Identitätsstifter<br />
4.3 Lineare Mitte<br />
Schaffung sozialer Einrichtungen<br />
4.4 Prinzipien<br />
Entwicklung von Garten- <strong>und</strong> Modernisierungsgr<strong>und</strong>sätzen<br />
4.5 Gartenprinzipien<br />
Maßnahmen in den Außenbereichen<br />
4.6 Modernisierungsprinzipien<br />
Änderungen an Gr<strong>und</strong>rissen, Fassaden <strong>und</strong> bauphysikalischem Zustand<br />
4.7 Wohnfelder<br />
4.8 Schlusswort<br />
Wohnfeld „Gehobenes Familien-Wohnen“<br />
Wohnfeld „Günstiges Familien-Wohnen“<br />
Wohnfeld „Betreutes Wohnen mit Kindern“<br />
Wohnfeld „Starter <strong>und</strong> Senioren“<br />
Wohnfeld „Betreutes Wohnen im Alter“<br />
Prioritäten <strong>und</strong> Umsetzungsstrategien<br />
Städtebau<br />
...................................................................................................................................................... 77<br />
Gartenstadt als Imageträger<br />
........................................................................................................................... 81<br />
Mögliches Nachfragerprofi l<br />
............................................................................................................. 83<br />
Bildung von Wohnfelder<br />
...................................................................................................................... 85<br />
Ausformung einer sozialen Mitte<br />
.................................................................................................................................... 89<br />
Veränderungen im Erschließungssystem<br />
........................................................................................................................................ 106<br />
Grün als Identitätsstifter<br />
.............................................................................................................................................................. 114<br />
Schaffung sozialer Einrichtungen<br />
..................................................................................................................................................................... 118<br />
Entwicklung von Garten- <strong>und</strong> Modernisierungsgr<strong>und</strong>sätzen<br />
....................................................................................................................................................... 121<br />
Maßnahmen in den Außenbereichen<br />
................................................................................................................................ 131<br />
n den Gr<strong>und</strong>rissen, Fassaden <strong>und</strong> bauphysikalischen Zustand<br />
................................................................................................................................................................. 135<br />
.................................................................................................... 135<br />
......................................................................................................... 140<br />
.................................................................................................. 148<br />
.................................................................................................................... 151<br />
......................................................................................................... 156<br />
................................................................................................................................................................. 160<br />
ioritäten <strong>und</strong> Umsetzungsstrategien
Städtebau<br />
5 Anhang<br />
5.1 Gartenstadt heute<br />
Beispiele <strong>für</strong> moderne Gartenstädte<br />
5.2 Qualitative Passantenbefragung<br />
Wohnzufriedenheit der Siedlungsbewohner<br />
5.3 Quellenverzeichnis<br />
Inhalt<br />
.................................................................................................................................................... 167<br />
Beispiele <strong>für</strong> moderne Gartenstädte<br />
...................................................................................................................... 169<br />
Wohnzufriedenheit der Siedlungsbewohner<br />
................................................................................................................................................ 175<br />
9
10<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Einführung<br />
1<br />
11
12<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Das Praxisprojekt „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“ verfolgt als wesentlichen<br />
Gr<strong>und</strong>satz, praxisrelevante Aufgaben in Kooperation mit der<br />
Wohnungswirtschaft zu bearbeiten <strong>und</strong> in das Studienangebot<br />
einzubinden. Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung von<br />
Konzepten vor einem praxisnahen Hintergr<strong>und</strong>, aufbauend<br />
auf einer ausführlichen Analyse des Ist-Zustandes sowie Gesprächen<br />
mit beteiligten Akteuren aus der Praxis.<br />
Konzeptentwicklung<br />
Im Rahmen des Praxisprojektes 2006 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“ sollte<br />
nun <strong>für</strong> die 60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers-<br />
Kapellen ein städtebauliches <strong>und</strong> strategisches Konzept zur<br />
Weiterentwicklung des Stadtquartiers erarbeitet werden.<br />
Die Aufgabe bestand darin, der Wohnungsbaugesellschaft<br />
„Rhein Lippe Wohnen GmbH“ Handlungsstrategien <strong>und</strong><br />
Entwurfsideen als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> ihre zukünftigen Planungs-<br />
<strong>und</strong> Investitionsentscheidungen aufzuzeigen.Es sollte ein<br />
Konzept entwickelt werden, das sich mit der bestehenden<br />
städtebaulichen Situation auseinandersetzt <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
<strong>Zukunft</strong>sperspektiven eröffnet. Das Konzept sollte sich<br />
auf eine sorgfältige Analyse stützen, welche die allgemeinen<br />
Tendenzen in der Stadtentwicklung, den regionalen Wohnungsmarkt,<br />
die räumliche <strong>und</strong> soziale Situation im Stadtteil<br />
sowie die Beschaffenheit der Gebäude mit einbezieht.<br />
Einführung<br />
1.1 Einleitung<br />
Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />
Da das Planungsgebiet in seiner eher peripheren Lage in<br />
Konkurrenz zu innerstädtischen Wohnstandorten gesehen<br />
werden muss, sollte gleichzeitig eine Auseinandersetzung<br />
mit der aktuellen Fachdebatte über die „Qualität urbanen<br />
Wohnens“ erfolgen, um auch hieraus kreative <strong>und</strong> innovative<br />
Ansätze zur Weiterentwicklung der Siedlung abzuleiten. Außerdem<br />
galt es, vorhandene bauliche, städtebauliche <strong>und</strong> sozialräumliche<br />
Qualitäten der Siedlung herauszuarbeiten <strong>und</strong><br />
neue, nachfrageorientierte Qualitäten zu entwickeln.<br />
Zentrale Fragenstellung<br />
Wichtige zentrale Fragen waren hierbei, wie sich das Wohnen<br />
im Laufe der Jahre verändert hat <strong>und</strong> wie es heute stattfi ndet,<br />
was sich in <strong>Zukunft</strong> verändern wird <strong>und</strong> worin die Gründe <strong>für</strong><br />
diese Entwicklung liegen.<br />
Wie sieht ein zukunftstauglicher Wohnstandort aus? Welche<br />
Rolle spielt heutzutage die künftige Qualität des Wohnraums,<br />
seine Architektur, seine Ausstattung, der Zustand <strong>und</strong><br />
Zuschnitt sowie die Lage der Wohnung? Welche Rolle spielt<br />
die Qualität des Wohnumfeldes, also die sozialräumliche Situation,<br />
die infrastrukturelle Ausstattung <strong>und</strong> das Preis-Leistungs-Verhältnis?<br />
Was muss ein Wohnstandort bieten, um <strong>für</strong><br />
(ausgewählte) Nutzergruppen attraktiv zu sein?<br />
13
Einführung<br />
1.2 Arbeitsprozess<br />
Aufgabenstellung <strong>und</strong> Methodik<br />
Im Rahmen des Praxisprojektes 2006 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />
sollte ein Konzept erarbeitet werden, welches eine sinnvolle<br />
<strong>und</strong> zukunftsfähige Weiterentwicklung des Wohnquartiers<br />
Achterathsfeld in Moers-Kapellen ermöglicht.<br />
Bei diesem Quartier handelt es sich um eine Wohnsiedlung<br />
der 60er Jahre, die heute nicht mehr in allen Belangen den<br />
aktuellen Wohnanforderungen entspricht. Als Reaktion auf<br />
die künftige Nachfragesituation auf dem Wohnungsmarkt<br />
wurden daher Handlungsstrategien entwickelt, die den<br />
Standort Achterathsfeld zukunftstauglich machen sollen.<br />
Diese können der Wohnungsbaugesellschaft „Rhein Lippe<br />
Wohnen GmbH“ im Rahmen einer Umgestaltung als wesentliche<br />
Planungshilfen dienen.<br />
Die Konzeption der Handlungsstrategien knüpft dabei an die<br />
bestehenden städtebaulichen <strong>und</strong> funktionalen Aspekte der<br />
Siedlung an. Eine ausführliche Analyse der räumlichen, sozialen<br />
<strong>und</strong> funktionalen Situation der Siedlung sowie der aktuellen<br />
Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt dienten als<br />
Basis <strong>für</strong> die Erarbeitung eines innovativen Konzeptes (vgl.<br />
hierzu auch Abb.1, Arbeitsprozess).<br />
Um sich der Thematik zu nähern, wurden in einem ersten<br />
Arbeitsschritt allgemeine Daten zum Wohnungsmarkt ausgewertet<br />
<strong>und</strong> Informationen zum Siedlungsgebiet zusammengestellt.<br />
Unterschiedliche Medien dienten dazu als Informationsquellen.<br />
Im Wesentlichen wurden Literatur- <strong>und</strong><br />
14<br />
Städtebau<br />
Internetrecherchen durchgeführt sowie zahlreiche vom<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> zur Verfügung gestellte Texte zum Thema „Wohnen“<br />
durchgearbeitet. Darüber hinaus wurden als praxisrelevante<br />
Akteure die Wohnungsbaugesellschaft „Rhein Lippe<br />
Wohnen GmbH“ <strong>und</strong> das Planungsamt der Stadt Moers kontaktiert,<br />
die weitere Informationen beisteuerten <strong>und</strong> sich zu<br />
vertiefenden Interviews bereit erklärten. Mehrere Ortsbegehungen,<br />
eine intensive Kartierung des Standortes sowie die<br />
Auswertung von umfangreichem Foto-, Karten- <strong>und</strong> Planmaterial<br />
erbrachte zusätzliche Aspekte. Wesentliche empirische<br />
Gr<strong>und</strong>lagen lieferte darüber hinaus die Auswertung einer<br />
qualitativen Passantenbefragung. Aus der Zusammenführung<br />
von Informationen <strong>und</strong> deren Bewertung ließen sich<br />
sowohl Potentiale als auch Defi zite der Siedlung feststellen.<br />
Aus der Standortbewertung konnten zunächst zentrale Entwicklungsziele<br />
abgeleiten werden, die in einem Rahmenplan<br />
ganzheitlich dargestellt wurden. Darüber hinaus ließen sich<br />
prioritäre Handlungsschwerpunkte festlegen, die <strong>für</strong> das<br />
neue Image der Siedlung von entscheidender Bedeutung<br />
sind. Beispielhaft wurden daraufhin einige Bereiche des<br />
Quartiers genauer betrachtet <strong>und</strong> insbesondere Maßnahmen<br />
zur Aufwertung der Freiräume durchgespielt.<br />
Als Abschluss des Projektes erfolgte die Erarbeitung konkreter<br />
Planungsschritte <strong>und</strong> Handlungsstrategien, anhand derer<br />
die Umsetzung des Konzeptes in die Praxis erfolgen könnte.
Städtebau<br />
Analyse<br />
städtebauliches Konzept<br />
Arbeitsprozess<br />
Methodische Vorgehensweise Inhaltliche Ergebnisse<br />
Informationen sammeln:<br />
- Internet- <strong>und</strong> Literaturrecherche<br />
Informationen sammeln:<br />
- Internetrecherche<br />
- Auswertung von Foto- <strong>und</strong> Planmaterial<br />
- Ortsbesichtigung <strong>und</strong> Kartierung<br />
- Passantenbefragung<br />
- Gespräche mit der Wohnungsbaugesellschft<br />
Rhein LIppe Wohnen GmbH <strong>und</strong><br />
dem Stadtplanungsamt Moers<br />
Bewertung der Analyseergebnisse <strong>und</strong><br />
Anwendung auf das Planungsgebiet<br />
Stärkung der Potentiale<br />
Ausgleich der Defi zite<br />
Maßnahmen im öffentlichen Raum<br />
Organisationsstruktur der Siedlung<br />
Maßnahmen im gemeinschaftlichen Raum<br />
Anwendung der Prinzipein auf die<br />
Wohnfelder<br />
Abb. 1: Graphische Darstellung des Arbeitsprozesses<br />
Analyse des Wohnungsmarktes<br />
Analyse des Planungsgebietes<br />
Entwicklung eines Standortprofi ls<br />
Ableiten von zentralen Entwicklungszielen<br />
Ableiten von Handlungsschwerpunkten<br />
Entwicklung von Prinzipien<br />
Gestaltung der Wohnfelder<br />
Wandlungen auf dem Wohnungsmarkt:<br />
- Qualität statt Quantität<br />
- unterschiedliche Nutzergruppen mit<br />
unterschiedlichen Bedürfnissen<br />
Einführung<br />
- Homogene, ursprüngliche Siedlung<br />
(Erscheinungsbild, Bewohner- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur)<br />
- hoher Anteil an Freiräumen<br />
- Ländliche Lage mit Anbindung an Ballungszentrum<br />
<strong>Zukunft</strong>tauglicher Standort Achterathsfeld<br />
- Potentiale: regionale Lage, Einheitlichkeit<br />
<strong>und</strong> Ursprünglichkeit, vorhandene<br />
Infrastruktur, hoher Grünanteil<br />
- Defi zite: Bebauungs- <strong>und</strong> Bewohnerstruktur,<br />
Identitätsverlust<br />
Bestand erhalten<br />
Identität stärken<br />
neue Zielgruppen ansprechen<br />
differenzierte Wohnformen schaffen<br />
soziale Infrastruktur entwickeln<br />
Verkehr <strong>und</strong> Erschließung<br />
Öffentliche Grünräume<br />
Lineare Mitte<br />
Wohnfelder<br />
Modernisierungsmaßnahmen<br />
Außenraumgestaltung<br />
Gehobenes Familien-Wohnen<br />
Günstiges Familien-Wohnen<br />
Betreutes Wohnen mit Kindern<br />
Starter <strong>und</strong> Senioren<br />
Betreutes Wohnen im Alter<br />
15
Einführung<br />
1.3 Wandel auf dem Wohnungsmarkt<br />
Nachfragerpräferenzen <strong>und</strong> Wohnqualität<br />
Welche Chancen besitzt der Standort Achterathsfeld zukünftig<br />
im Hinblick auf den sich wandelnden Wohnungsmarkt?<br />
Entspricht das dort vorhandene Wohnungsangebot der aktuellen<br />
<strong>und</strong> künftigen Nachfrage <strong>und</strong> welche Nutzergruppen<br />
werden mit diesem Angebot angesprochen? Wer könnte<br />
zukünftig in der Siedlung <strong>wohnen</strong>? Entsprechen das Wohnungsangebot,<br />
das Wohnumfeld <strong>und</strong> die infrastrukturellen<br />
Einrichtungen in Achterathsfeld den aktuellen qualitativen<br />
Anforderungen?<br />
Um diese entscheidenden Fragen beantworten zu können,<br />
werden zunächst die allgemeinen Tendenzen auf dem sich<br />
gr<strong>und</strong>legend wandelnden Wohnungsmarkt untersucht. Darüber<br />
hinaus müssen die Wohnbedürfnisse vorhandener <strong>und</strong><br />
potentieller Nutzergruppen ermittelt werden, um mit einem<br />
innovativen Konzept ein Angebot zu schaffen, das auf die<br />
Nachfrage reagiert.<br />
Wandel des Wohnungsmarktes<br />
Der Wohnungsmarkt war lange Zeit durch einen Mangel an<br />
Wohnraum geprägt. Durch die stetig wachsende Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> Urbanisierung war der Wohnraum seit der Industrialisierung<br />
in den Städten stets knapp <strong>und</strong> durch die großen<br />
Zerstörungen während des zweiten Weltkrieges stieg die<br />
Wohnungsnot in der Nachkriegszeit besonders stark an. Man<br />
reagierte auf diese Situation mit der Schaffung neuen Wohnraums,<br />
im Wesentlichen bestimmt durch staatliche Eingriffe.<br />
Seit einigen Jahren ist der Wohnungsmarkt jedoch einem Abb. 2: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland<br />
16<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Abb. 3: Verteilung der Haushalte 1961 Abb. 4: Verteilung der Haushalte 2010<br />
gr<strong>und</strong>legenden Wandel unterworfen. Es handelt sich dabei<br />
momentan um einen entspannten <strong>und</strong> nachfrageorientierten<br />
Markt, da mit einem Überhang an Wohnraum das Angebot<br />
an Wohnraum größer ist als die Nachfrage.<br />
Die Zahl der Wohnungssuchenden geht stetig zurückgeht.<br />
Immer wichtiger werden daher Wohnqualitäten als Entscheidungskriterien<br />
wie die Lage der Wohnung, ihr Zuschnitt <strong>und</strong><br />
Ausstattungsstandard. Nicht „die schnelle Versorgung breiter<br />
Bevölkerungsschichten mit Wohnraum“ [Krings-Heckemeier]<br />
ist entscheidend, sondern die „Qualität der Angebote“<br />
[Krings-Heckemeier].<br />
Insgesamt ist auch die Neubautätigkeit stark zurückgegangen<br />
<strong>und</strong> die Erhaltung, Sicherung, Modernisierung <strong>und</strong> Verwaltung<br />
des Bestandes gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />
Demographische Entwicklung<br />
Die demographische Entwicklung stellt einen entscheidenden<br />
Faktor <strong>für</strong> den Wohnungsmarkt dar, da sich durch sie<br />
Rückschlüsse auf die Anzahl <strong>und</strong> Art der potentiellen Mieter<br />
ziehen lassen. Die Anzahl der deutschen Bevölkerung ist nach<br />
Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes insgesamt rückläufi<br />
g, 1999 lag sie bei etwa 82 Millionen (s. Abb.2). Die Prognose<br />
des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes geht davon aus, dass bis<br />
2050 die Zahl der Gesamtbevölkerung um etwa 12 Millionen<br />
auf 70 Millionen Einwohner sinken wird [<strong>Zukunft</strong> Wohnen<br />
2005]. Dies hängt mit der stark sinkenden Geburtenrate zusammen,<br />
die trotzt steigender Lebenserwartungen <strong>und</strong> Migration<br />
nicht ausgeglichen werden kann. Während es 1950<br />
knapp 1 Million Neugeborene gab, sind es laut der Prognose<br />
2050 nur noch knapp 600.000. Die Alterspyramide zeigt,<br />
dass die Bevölkerung 2050 insgesamt deutlich älter sein wird<br />
als 1950 (vgl. Abb.2). Die ältesten Personen werden etwa 10<br />
Jahre älter sein als noch vor 100 Jahre. Daraus folgt, dass der<br />
Anteil der über 60-Jährigen deutlich höher sein wird als bisher<br />
<strong>und</strong> die Bevölkerung zunehmend älter wird. 2050 wird<br />
der größte Anteil der Bevölkerung laut Prognosen zwischen<br />
60 – 65 Jahre alt sein, wohingegen 1950 der größte Anteil der<br />
Bevölkerung im Bereich der 40 – 45 Jährigen lag.<br />
Insgesamt wird in <strong>Zukunft</strong> auf Gr<strong>und</strong> der sinkenden Bevölkerungszahl<br />
auch weniger Wohnraum benötigt. Ein Großteil<br />
der potentiellen Nutzergruppen hat auf Gr<strong>und</strong> der veränderten<br />
Altersstrukturen neue Anforderungen an den Wohnraum.<br />
Einführung<br />
Das Wohnen mit Kindern spielt heute nur eine geringere Rolle,<br />
dagegen werden immer mehr altengerechte Wohnungen<br />
nachgefragt.<br />
Haushalte<br />
Während die Anzahl der Bevölkerung stetig abnimmt, ist<br />
bei der Entwicklung der Haushalte die gegenläufi ge Tendenz<br />
zu beobachten, die Anzahl der Haushalte steigt. Unter<br />
anderem alternative Lebensformen fi nden seit den 70/80er<br />
Jahren zunehmende Akzeptanz, was zu neuen Formen des<br />
Zusammenlebens führt. Zu Beginn des Jahrh<strong>und</strong>erts war<br />
der Mehrfamilienhaushalt, bestehend aus der traditionellen<br />
Familie, die dominierende Haushaltsform. 1961 bildete die<br />
Kleinfamilie mit einem Kind die größte Haushaltsgruppe,<br />
gefolgt von der Familie mit zwei Kindern (vgl. auch Abb.3).<br />
Prognosen zur Folge wird dagegen 2010 der Single-Haushalt<br />
die Mehrzahl der Haushaltsgruppe bilden (s. Abb.4).<br />
Außerdem entstanden in den letzten Jahren ganz neue<br />
Haushaltstypen, welche die Vielfalt an Haushalten deutlich<br />
steigen ließen. Alleinerziehende oder Homosexuelle Paare<br />
oder bilden beispielsweise neue Lebensformen, die es 1961<br />
in dieser Form noch nicht gab. Eine weitere Veränderung der<br />
Haushaltsstruktur betrifft die Größe der Haushalte. Diese<br />
hat im Laufe der Zeit abgenommen. Während 1961 Drei- bis<br />
Vierpersonenhaushalte dominierten, wird es 2010 vor allem<br />
Ein- oder Zweipersonenhaushalte geben. Gleichzeitig steigt<br />
jedoch der Flächenverbrauch pro Kopf. In einer Wohnung, in<br />
der damals eine Familie mit mehreren Kindern wohnte, leben<br />
heute oft Paare ohne Kinder. Der Anspruch an Wohnraum<br />
<strong>und</strong> -qualität ist dabi insgesamt stark angestiegen.<br />
Nutzergruppen <strong>und</strong> Lebensstile<br />
Um das Angebot auf dem Wohnungsmarkt optimal auf die<br />
Nachfrage abstimmen zu können, sollten die Wohnbedürfnisse<br />
der verschiedenen Nutzergruppen ermittelt werden.<br />
In den vergangen Jahrh<strong>und</strong>erten wurde als Differenzierung<br />
der Gesellschaft meist eine Einteilung in verschiedene Klassen<br />
vorgenommen, die sich durch die Schulbildung, den<br />
Beruf, die Einkommensverhältnisse <strong>und</strong> den Sozialstatus ergaben<br />
[Beck, 1986]. Neue Analysemethoden zur Differenzierung<br />
der Gesellschaft arbeiten hingegen mit den Begriffen<br />
„soziale Milieus“ <strong>und</strong> „Lebensstile“ als Alternative zu dem<br />
17
Einführung<br />
bisher verwendeten Begriffen „Gesellschaftsschicht“ oder<br />
„Klasse“ [Rudolph-Cleff, 1996]. Die Kriterien zur Einteilung<br />
der Gesellschaft in die einzelnen Lebensstile orientieren sich<br />
an Interessen wie z.B. den Freizeitformen, den Lebenszielen<br />
<strong>und</strong> Wünschen, der politischen Gr<strong>und</strong>haltung <strong>und</strong> der Konsumweise<br />
der jeweiligen Bevölkerungsgruppe. Jede Person<br />
hat dabei heute vielfältige Wahlmöglichkeiten zu Lebensgestaltung,<br />
da kaum noch allgemeingültige Wertvorstellungen<br />
existieren. An dieser Stelle sollen zwei Studien exemplarisch<br />
<strong>für</strong> die Einteilung der Gesellschaft in verschiedene Lebensstilgruppen<br />
genannt werden: das Milieukonzept von SINUS<br />
sowie die Spellerbergstudie.<br />
Lebensstilstudien<br />
SINUS Sociovision beschäftigt sich bereits langjährig mit der<br />
psychologischen <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen Forschung<br />
<strong>und</strong> Beratung. In den 70er Jahren wurden auf Basis von<br />
mehr als tausend Interviews Milieustudien erstellt, die die<br />
Gesellschaft in mehrere „soziale Milieus“ einteilten. Seit dem<br />
ergänzt das Heidelberger Institut die vorhandenen Daten<br />
stetig durch die Auswertung regelmäßig erhobener standardisierter<br />
Fragebögen. Das SINUS-Institut teilt die Gesellschaft<br />
in zehn Milieus ein, die sich wiederum die vier Hauptgruppen<br />
Etablierte, Postmaterielle, moderne Performer <strong>und</strong><br />
Bürgerliche Mitte gliedern lassen. Die anderen Gruppen besitzen<br />
sind geringeren Umfangs (s. Abb.5). Ein Milieutyp fasst<br />
nach diesem Ansatz Menschen zusammen, die hinsichtlich<br />
ihrer Lebensauffassung – also Wertorientierungen, Lebenszielen,<br />
Stilisierungen –<strong>und</strong> Lebensweisen starke Ähnlichkeiten<br />
aufweisen. [sinus-sociovision]<br />
Die Spellerbergstudie, verfasst von Annette Spellerberg<br />
(Jun.-Prof. Stadtsoziologie) <strong>und</strong> Nicole Schneider (Dipl.-<br />
Soz.), teilt die Gesellschaft in neun Lebensstile ein. Diese<br />
Studie ist eine erste vergleichende Untersuchung zur Wohnorientierung<br />
verschiedener Lebensstilgruppen (vgl. Abb.6),<br />
die Wohnformen <strong>und</strong> Diskrepanzen zwischen Wohnsituation<br />
<strong>und</strong> Wohnbedürfnissen differenziert nach Lebensstilen<br />
betrachtet. Ihr Lebensstilbegriff bezeichnet sichtbare<br />
Verhaltensweisen <strong>und</strong> handlungsleitende Einstellungen<br />
[schader-stiftung]. Die große Bedeutung der verschiedenen<br />
Lebensstile <strong>für</strong> den Wohnungsmarkt wird hier besonders<br />
erkennbar. Wohngemeinschaften besitzen andere Raumansprüche<br />
als Familien, wobei diese ebenfalls differenzierte<br />
Anforderungen an Wohnraum <strong>und</strong> -umgebung stellen können.<br />
Eine Kleinfamilie (Dreipersonenhaushalt) hat andere<br />
Bedürfnisse als eine Großfamilie, in der u.U. auch mehrere<br />
Generationen leben. Darüber hinaus nimmt das Wohnen bei<br />
verschiedenen Haushaltsformen einen unterschiedlichen<br />
Stellenwert ein. Um langfristig bestehen zu können, muss<br />
der Wohnungsmarkt auf diese Vielzahl unterschiedlicher Anforderungen<br />
reagieren.<br />
Standortentscheidungen sind heute keine langfristigen Entscheidungen<br />
mehr, da sowohl Firmen wie auch Privatpersonen<br />
auf Gr<strong>und</strong> der größeren Mobilität häufi g den Wohnstandort<br />
wechseln. Die Abb.7 zeigt, dass die innerstädtische<br />
Umzugsrate allein von 1990 bis 2000 durchschnittlich von<br />
gut sechs auf knapp zehn Umzüge gestiegen ist.<br />
Aufgabe der Planer ist es in diesem Zusammenhang, Raum-<br />
18<br />
Städtebau<br />
angebote zu schaffen, die auf die aktuellen Entwicklungen<br />
reagieren können. Es ist vor allem eine hohe Flexibilität der<br />
Gr<strong>und</strong>risse gefragt, die sowohl wechselnde Nutzer wie auch<br />
wechselnde Nutzungen aufnehmen können. Alternativ kann<br />
der Wohnungsmarkt durch eine zunehmende Spezialisierung<br />
auf bestimme Nutzergruppen reagieren.<br />
Wirtschaftlicher Strukturwandel<br />
Der wirtschaftliche Strukturwandel von der Industrie- zur<br />
Dienstleistungs- <strong>und</strong> Informationsgesellschaft wirkt sich<br />
ebenfalls auf den Wohnungsmarkt aus. Bisher war man bemüht,<br />
die Nutzungen Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten zu trennen, da<br />
„das Arbeiten“ als erhebliche Beeinträchtigung der Wohnqualität<br />
angesehen wurde. Das Arbeiten, vor allem in der industriellen<br />
Produktion, war häufi g mit Lärm, Verschmutzungen<br />
<strong>und</strong> Emissionen verb<strong>und</strong>en. Der Anteil der Beschäftigten<br />
im Industriegewerbe ist jedoch deutlich zurückgegangen<br />
<strong>und</strong> die meisten Beschäftigten sind heute im Dienstleistungsbereich<br />
tätig. Zusätzlich haben sich Arbeitsprozesse<br />
durch den Einsatz neuer Technologien extrem verändert.<br />
Oft sind weder feste Arbeitsplätze, noch Standorte oder Arbeitszeiten<br />
gefragt. Neue Medien <strong>und</strong> eine erhöhte Mobilität<br />
machen es möglich, zu jeder Zeit von jedem Ort aus zu<br />
arbeiten. Die Trennung zwischen Arbeiten <strong>und</strong> Wohnen, die<br />
im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert die Konzeptionen der Stadtplanung <strong>und</strong><br />
Architekten dominierte, wird zunehmend obsolet. Stattdessen<br />
wird nun angestrebt, Wohnstandorte mit einem hohen<br />
Grad an Mischnutzung zu konzipieren. Eine Mischung von<br />
Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten erscheint attraktiv, um ein Quartier<br />
dauerhaft zu beleben. Zusätzlich werden andere Nutzungen<br />
wie Freizeitmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung der<br />
Wohngebiete gefordert. Das Angebot des Wohnungsmarktes<br />
muss demnach heute gleichermaßen auf neue Anforderungen<br />
an den Wohnraum wie auch auf das Wohnumfeld<br />
eingehen.<br />
Wohnqualitäten<br />
Der Wohnungsmarkt muss heute auf neue Wohnbedürfnisse<br />
der Nutzer eingehen. Die Erfüllung derselben führt zu einer<br />
hohen Wohnzufriedenheit, welche einerseits da<strong>für</strong> sorgt,<br />
dass die Fluktuation innerhalb eines Wohngebietes gering<br />
ist <strong>und</strong> andererseits zu einer gesteigerten Nachfrage führt.<br />
Es gibt viele Kriterien, die die Wohnzufriedenheit wesentlich<br />
beeinfl ussen. Wohnzufriedenheit erhöht die Lebensqualität<br />
<strong>und</strong> geht einher mit „Wohlbefi nden <strong>und</strong> psychischer Stabilität“<br />
[Städtebaukongress, 2001]. „Zufriedene Bewohner engagieren<br />
sich <strong>für</strong> ihre Wohnumwelt <strong>und</strong> gehen mit ihrer Wohnung<br />
<strong>und</strong> Gemeinschaftseinrichtungen besonders pfl eglich<br />
um“ [Städtebaukongress, 2001]. Wohnzufriedenheit hat somit<br />
eine große soziale Bedeutung <strong>für</strong> ein Wohnquartier.<br />
Einer der ausschlaggebenden Faktoren <strong>für</strong> die Zufriedenheit<br />
der Bewohner sind die Eigentumsverhältnisse. „Am wenigsten<br />
zufrieden sind im Allgemeinen die […] Bewohner großer<br />
Mietshäuser, am zufriedensten sind diejenigen, die im eigenen<br />
Einfamilienhaus <strong>wohnen</strong>“ [Städtebaukongress, 2001].<br />
Als weitere Faktoren sind der Wohnraum pro Kopf, der wohnungseigene<br />
Freiraum sowie die Wohnkosten zu nennen.<br />
Neben der eigentlichen Wohnung spielt das Wohnumfeld
Städtebau<br />
Abb. 5: Soziale Lage <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>orientierung der Sinus-Milieus<br />
Abb. 6: Einordnung der Lebensstilgruppen nach Spellerberg<br />
Einführung<br />
19
Einführung<br />
Abb. 7: Darstellung der gestiegenen Umzugsrate<br />
Abb. 8: Wanderungsverluste an das Umland bei Familien mit Kindern<br />
Abb. 9: Unterschiedliche Motive <strong>für</strong> die Abwanderung<br />
20<br />
Städtebau<br />
eine entscheidende Rolle. Dazu zählen beispielsweise funktionierende<br />
Nachbarschaften, eine geringe Kriminalitätsrate<br />
oder möglichst geringe Umweltbelastungen.<br />
Einerseits muss der Wohnraum Privatheit <strong>und</strong> Raum zur<br />
Selbstentfaltung bieten, andererseits müssen jedoch Nachbarschaften<br />
bestehen, die soziale Kontakte, Kommunikation<br />
<strong>und</strong> Zugehörigkeitsgefühl vermitteln. Es ist vorteilhaft, wenn<br />
Nachbarn ähnliche Interessen <strong>und</strong> Vorlieben besitzen, da so<br />
nachbarschaftliche Hilfeleistungen <strong>und</strong> sozialer Zusammenhalt<br />
gefördert werden. Durch eine erhöhte soziale Kontrolle<br />
steigt außerdem das Sicherheitsgefühl, welches durch überschaubare<br />
Wohnobjekte noch verstärkt wird.<br />
Wohngegend <strong>und</strong> Wohnform sollten soziale Anerkennung<br />
<strong>und</strong> Identifi kation hervorrufen. Dabei sind die Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Plege der Gebäude <strong>und</strong> der Umgebung von entscheidender<br />
Bedeutung <strong>für</strong> die Darstellung der Bewohner nach<br />
Außen.<br />
Ein hoher Anteil an Wohnen im Eigentum bietet <strong>für</strong> eine<br />
Siedlung oft Vorteile. Zuständigkeiten sind so eindeutig<br />
geklärt <strong>und</strong> die Fluktuation ist oft geringer. Die Bewohner<br />
kennen sich untereinander häufi g besser. Jeder Bewohner<br />
wünscht jedoch auch ein gewisses Maß an Repräsentation.<br />
Vielfältige Bauformen innerhalb eines Quartiers fördern die<br />
Bildung von Identitäten <strong>und</strong> erleichtern so die Selbstdarstellung<br />
nach Außen [Städtebaukongress, 2001].<br />
Die Gr<strong>und</strong>risse müssen großzügig <strong>und</strong> fl exibel geschnitten<br />
sein, das heißt, es sollte ausreichend große, nutzungsneutrale<br />
Räume innerhalb einer Wohnung geben. Hilfreich ist es,<br />
wenn Wohnraum erweiterbar ist <strong>und</strong> sich so an veränderte<br />
Haushaltsgrößen anpassen kann.<br />
Ein nahe gelegenes öffentliches Grün- <strong>und</strong> Freifl ächenangebot<br />
erhöht zusätzlich die Wohnzufriedenheit. Zum einen<br />
sorgen Grünfl ächen <strong>für</strong> ein ausgeglichenes Klima innerhalb<br />
urbaner Strukturen <strong>und</strong> sind somit wichtige ökologische Flächen.<br />
Zum anderen bieten sie Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> die Anwohner. Darüber hinaus sind private Außenräume<br />
in Form eines Balkons, einer Terrasse oder eines<br />
Gartens sehr positiv besetzt.<br />
Auch der Faktor Verkehr schlägt sich auf die Wohnzufriedenheit<br />
nieder. Es ist wichtig, dass ein Quartier gut erschlossen<br />
ist <strong>und</strong> die alltäglichen Ziele schnell erreicht werden können<br />
(mit dem PKW ,zu Fuß, per Rad, per ÖPNV). Jedoch führt hoher<br />
motorisierter Durchgangsverkehr oft zu Lärmbelästigungen<br />
<strong>und</strong> Gefährdungen, insbesondere <strong>für</strong> Kinder. Für den<br />
ruhenden Verkehr sollten vor allem hausnahe Stellplätze zur<br />
Verfügung stehen [Krings-Heckemeier]. Innerhalb der Stadt<br />
lassen sich diese Kriterien besonders <strong>für</strong> Familien nur unzureichens<br />
erfüllen. Es gibt „wenig differenzierte Bauformen“<br />
<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>stücke sind klein. [Krings-Heckemeier].<br />
Stadt-Umland-Wanderung<br />
Ein allgemeiner Trend auf dem Wohnungsmarkt ist daher,<br />
vor allem im Bereich der Familien, schon seit vielen Jahren<br />
die Stadt-Umland-Wanderung (Suburbanisierung). Viele<br />
Kriterien zur Wohnzufriedenheit lassen sich im Umland der<br />
Ballungsgebiete zu einem angemessenen Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis am einfachsten realisieren. [Krings-Heckemeier].<br />
Außerdem wird so dem Wunsch nach dem Wohnen im Grü-
Städtebau<br />
Abb. 10: Stadt-Umland-Wanderung in Nordrhein-Westfalen<br />
Stagnation<br />
bis 2,5% Zuwachs<br />
bis 5,0% Zuwachs<br />
bis 10,0% Zuwachs<br />
über 10,0% Zuwachs<br />
nen entsprochen Die Abb.8 zeigt, dass unter den Umlandabwanderern<br />
ein hoher Anteil junger Haushalte mit Kindern<br />
fällt. Als Hauptursachen <strong>für</strong> die Abwanderung in das Umland<br />
werden insbesondere die Reduzierung der Umweltbelastungen,<br />
die Verbesserung des sozialen Umfeldes <strong>und</strong> die<br />
Bildung von Eigentum benannt (vgl. Abb.9). Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
gilt, dass die Bevölkerung in den Ballungsgebieten abnimmt,<br />
in ländlichen Gegenden hingegen tendenziell ansteigt. Die<br />
Abb.10 stellt die Wanderungen der letzten Jahre innerhalb<br />
von Nordrhein-Westfalen dar, welche die Städte wie auch die<br />
umliegenden Gemeinden vor Probleme stellen. Meist handelt<br />
es sich bei den abwandernden Bewohnern um fi nanzstarke<br />
Bevölkerungsschichten, die daraufhin in den Städten<br />
fehlen. Die Kaufkraft im Innenstadtbereich wird geschwächt,<br />
die Steuerverluste nehmen zu <strong>und</strong> die Infrastruktur wird<br />
ungleich ausgelastet. Während die Straßen der Städte auf<br />
Gr<strong>und</strong> des hohen Pendlerverkehrs hoch belastet sind, werden<br />
viele Infrastruktureinrichtungen wie Kindergärten <strong>und</strong><br />
Schulen nur noch unzureichend genutzt. Gleichzeitig fehlen<br />
diese Einrichtungen aber in den ländlichen, umliegenden<br />
Gemeinden.<br />
Einführung<br />
Verlust<br />
Stagnation<br />
bis 2,5% Zuwachs<br />
bis 5,0% Zuwachs<br />
über 5,0% Zuwachs<br />
Als Gegenbewegung zur Suburbanisierung lässt sich seit<br />
einigen Jahren ein anderer Trend auf dem Wohnungsmarkt<br />
beobachten: die sog. „Reurbanisierung“. Die Ausmaße sind<br />
insgesamt deutlich geringer, in den letzten Jahren waren<br />
jedoch deutliche Tendenzen <strong>für</strong> die Rückkehr vieler Bewohner<br />
in die Innenstädte zu erkennen. Vor allem <strong>für</strong> die ältere<br />
Bevölkerung ist das urbane Leben vorteilhaft. Einerseits sind<br />
die Wege kürzer, es gibt ein kulturelles Freizeitangebot <strong>und</strong><br />
soziale Einrichtungen <strong>und</strong> Dienstleistungen fi nden sich auf<br />
engem Raum. Ebenso positiv erscheint das dichte kulturelle<br />
Leben der Stadt <strong>für</strong> Jüngere <strong>und</strong> Alleinstehende, die den<br />
Kontakt zu Gleichgesinnten suchen. Dieser Prozess wird auch<br />
als „Renaissance des urbanen Wohnens“ bezeichnet [Städtebaukongress,<br />
2001].<br />
Resümierend lässt sich feststellen, dass die Entwicklungen<br />
auf dem Wohnungsmarkt oftmals gegenläufi g sind <strong>und</strong> viele<br />
Prozesse gleichzeitig ablaufen. Die Frage nach den Chancen<br />
eines Wohnstandortes <strong>für</strong> die <strong>Zukunft</strong> kann daher nur vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> der Kenntniss von Bewohnernanforderungen<br />
<strong>und</strong> Nachfragerpräferenzen beantwortet werden.<br />
21
22<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Standortanalyse<br />
des Planungsgebietes<br />
2<br />
23
24<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Abb. 11: Standort Moers in NRW<br />
Standortanalyse<br />
2.1 Standortprofi l<br />
Lage <strong>und</strong> Umgebung<br />
Nachdem im vorherigen Kapitel ein kurzer Überblick über die<br />
aktuellen, den Wohnungsmarkt beeinfl ussenden Faktoren<br />
gegeben wurde, rückt nun der Standort Achterathsfeld selbst<br />
in den Fokus der Untersuchungen. Die hier herausgestellten<br />
Untersuchungsaspekte werden später mit den Rahmenbedingungen<br />
des Wohnungsmarktes verknüpft, auf dessen<br />
Gr<strong>und</strong>lage die Entwicklung eines innovativen Konzeptes zur<br />
Aufwertung der Siedlung <strong>und</strong> dauerhaften Vermietung der<br />
Wohnbestände entwickelt wird.<br />
Im Folgenden Abschnitt wird ein Standortprofi l erstellt, in<br />
welches die Analyse der regionalen Bedeutung des Standortes<br />
sowie einzelner Siedlungsbausteine einfl ießt. Auf diese<br />
Weise sollen die Potentiale <strong>und</strong> Defi zite der Siedlung ermittelt<br />
werden. Sowohl die räumlichen als auch die funktionalen<br />
<strong>und</strong> sozialen Zusammenhänge werden daraufhin untersucht<br />
<strong>und</strong> bewertet.<br />
Moers als Stadt zwischen Ruhrgebiet <strong>und</strong> Niederrhein<br />
Das Planungsgebiet Achterathsfeld ist ein Siedlungsteil von<br />
Kapellen. Kapellen wurde 1975 eingemeindet <strong>und</strong> gehört<br />
seitdem zur Stadt Moers.<br />
Moers liegt in Nordrhein-Westfalen am westlichen Rande des<br />
Ruhrgebietes in unmittelbarer Nähe von Duisburg (s. Abb.11).<br />
Die Stadt liegt im Kreis Wesel <strong>und</strong> gehört somit zur Region<br />
25
Standortanalyse<br />
Abb. 12: Moers in der Region Niederrhein<br />
Abb. 13: Gewerbegebiete in der Region r<strong>und</strong> um Moers<br />
Abb. 14: Freizeit <strong>und</strong> Erholungsgebiete der Region<br />
26<br />
Städtebau<br />
Niederrhein. Sie ist mit gut 100.000 Einwohnern die größte<br />
Stadt im Kreis Wesel, wenn auch nicht die Kreisstadt. Moers<br />
liegt im äußersten Süden des Kreises, nur wenige Kilometer<br />
westlich von Duisburg. In der geschichtlichen Entwicklung<br />
ist der Bezug von Moers zum Ruhrgebiet groß, da die Stadt<br />
<strong>und</strong> ihre Umgebung ebenso wie das Ruhrgebiet stark durch<br />
den Bergbau geprägt waren. Es existierten mehrere Zechen<br />
<strong>und</strong> Bergbauanlagen, die heute größtenteils stillgelegt sind.<br />
Gleichzeitig ist Moers jedoch auch landwirtschaftlich geprägt<br />
<strong>und</strong> entspricht damit eher dem Bild des Niederrheins.<br />
Durch die räumliche Lage am Rande des Ruhrgebiets <strong>und</strong><br />
des linken Niederrheins (s. Abb.12) besitzt Moers ein doppeltes<br />
Image, welches es öffentlichkeitswirksam nach außen<br />
trägt. Einerseits handelt es sich um eine Großstadt <strong>und</strong> einen<br />
Wirtschaftsstandort, andererseits wird „ländliche Idylle“ <strong>und</strong><br />
das Leben „im Grünen“ angeboten.<br />
Stadtentwicklung<br />
Bereits 2.500 v.Chr. gab es im Stadtgebiet Moers erste Ansiedlungen.<br />
Im 12.-11. Jahrh<strong>und</strong>ert v. Chr. errichteten die<br />
Römer hier eines ihrer Lager <strong>und</strong> im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde<br />
Moers als „Murse“ erstmals urk<strong>und</strong>lich in den Heberegistern<br />
des Klosters Werden erwähnt.<br />
Der Name der Stadt leitet sich wohl von Moor oder Morast ab<br />
<strong>und</strong> ist darauf zurückzuführen, dass der damals noch mäandrierende<br />
Rhein am Niederrhein große Sumpffl ächen schuf,<br />
innerhalb derer sich die Menschen auf den höher gelegenen<br />
Plätzen ansiedelten. 1300 erhielt die Siedlung die Stadtrechte<br />
<strong>und</strong> wurde mit Hilfe von Mauern, Wall <strong>und</strong> Graben befestigt.<br />
Bis 1900 war die Stadt abgesehen von vereinzelten Industrie<br />
betrieben der Textilverarbeitung durch die Landwirtschaft<br />
geprägt. Mit dem Einzug des Bergbaus Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
in Moers, veränderte sich das soziale <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Gefüge des bis dahin eher „beschaulichen Landstädtchens“<br />
nachhaltig.<br />
Der erste Rheinpreussen-Schacht (IV) im Stadtgebiet von<br />
Moers wurde 1904 abgeteuft (1962 geschlossen). Von 1904<br />
bis 1913 wurde <strong>für</strong> r<strong>und</strong> 10.000 Zuwanderer die Zechen- <strong>und</strong><br />
Arbeitersiedlung Meerbeck-Hochstraß errichtet.<br />
Nach dem Wegbruch der Industrie orientierte sich Moers<br />
wirtschaftlich neu <strong>und</strong> legte den Schwerpunkt auf den<br />
Dienstleistungsbereich. Viele der alten Gewerbegebiete<br />
wurden saniert <strong>und</strong> stehen heute als Wohngebiete oder<br />
Dienstleistungsparks zur Verfügung. Der Verlust der Arbeitsplätze<br />
wurde durch die Ansiedlung neuer Gewerbeformen<br />
ausgeglichen. Neben den Gewerbegebieten der Stadt Moers<br />
bieten die Gewerberegionen Duisburg, Krefeld <strong>und</strong> Kamp-<br />
Linfort wichtige Erwerbsmöglichkeiten <strong>für</strong> die Bewohner der<br />
Region <strong>und</strong> Achterathsfeld (vgl. auch Abb.13).<br />
Infrastruktur<br />
Wie bereits erwähnt, wird das Erscheinungsbild von Moers<br />
nicht nur durch das Industrie- oder Dienstleistungsgewerbe<br />
bestimmt. Es gibt ebenfalls große landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen, sowie eine Reihe von Wäldern mit Seen.<br />
Alte Bergwerksanlagen sind mittlerweile begrünt <strong>und</strong> bieten<br />
so Raum <strong>für</strong> Naherholung <strong>und</strong> Freizeitangebote (s. Abb.14).<br />
Eine besondere Freizeitmöglichkeit bieten die drei überregi-
Städtebau<br />
onalen Radwege: der Grafschafter Rad- <strong>und</strong> Wanderweg, der<br />
Wanderweg Moersbach <strong>und</strong> der Streckenabschnitt der NiederRheinRoute.<br />
Kulturelle Veranstaltungen fi nden sowohl in<br />
Moers selbst wie auch in der näheren <strong>und</strong> weiteren Umgebung<br />
statt.<br />
Die verkehrstechnische Anbindung an das Umland funktioniert<br />
überdurchschnittlich gut, was Moers <strong>für</strong> viele Bevölkerungsschichten<br />
als Wohnstandort attraktiv macht. Von<br />
Süden nach Norden verläuft die A57 Düsseldorf-Nimwegen,<br />
von Osten nach Westen die A45 Kempen/Venlo-Duisburg.<br />
Darüber hinaus gibt es mehrere Landstraßen z.B. Richtung<br />
Krefeld, Moers, Neukirchen-Vlyn <strong>und</strong> Kamp-Lintfort. Auch<br />
der Stadtteil Kapellen ist damit gut an das Straßennetz von<br />
Stadt <strong>und</strong> Region angeschlossen (s. Abb.15). Außerdem gibt<br />
es eine Verbindung von Duisburg bis nach Xanten über den<br />
Schienenverkehr. Internationale angeb<strong>und</strong>en ist Moersüber<br />
den nahe gelegenen Duisburg-Ruhrort Hafen <strong>und</strong> den Düsseldorfer<br />
Flughafen.<br />
Wohnungsmarkt Moers<br />
Moers <strong>und</strong> die Umgebung besitzen insgesamt gute Standtortbedingungen<br />
<strong>und</strong> sind daher <strong>für</strong> den Wohnungsmarkt<br />
interessant.<br />
Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung unterscheidet sich in<br />
den einzelnen Regionen sehr stark. Während in NRW allgemein<br />
ein abnehmender Trend erkennbar ist, die Bevölkerung<br />
in Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebiet abgenommen hat<br />
<strong>und</strong> weiter abnimmt, wird es in ländlichen Regionen hingegen<br />
zu einem leichten Anstieg der Bevölkerungszahlen<br />
kommen. Im Kern des Ruhrgebietes wurden im Zeitraum von<br />
1990 bis 2000 Verluste von 2,5% der Bevölkerung verzeichnet<br />
[Wohnungsbauförderungsanstalt Nordrhein-Westfalen,<br />
2002, 21]. Im nördlichen Bereich von NRW, der sehr stark<br />
ländlich geprägt ist, werden Bevölkerungsgewinne von bis<br />
zu 5% erreicht. Moers verzeichnete in den Jahren 1996 bis<br />
2000 einen geringen Wanderungsgewinn von bis zu 2,5%.<br />
Die Prognosen gehen jedoch davon aus, dass der Kreis Wesel<br />
in <strong>Zukunft</strong> sinkende Bevölkerungszahlen zu verzeichnen<br />
haben wird. Bis 2020 wird die Anzahl der Bevölkerung um 0<br />
bis 5% zurückgehen (s. Abb.16). Dies hängt vor allem mit der<br />
niedrigen Geburtenrate <strong>und</strong> dem Sterbeüberschuss zusammen.<br />
Der Kreis Wesel wird jedoch andererseits durch Zuwanderung<br />
gestärkt (s. Abb.17). Diese Zuzüge sind hauptsächlich<br />
aus dem angrenzenden Ballungsraum Ruhrgebiet zu verzeichnen.<br />
Im Rahmen der Stadt-Umland-Wanderung stellt<br />
der Kreis Wesel stellt ein wesentliches Austauschgebiet des<br />
Ruhrgebietes dar. Der Zuwachs aus Duisburg in die unmittelbare<br />
Nachbarschaft ist dabei besonders hoch (s. Abb.18).<br />
Die Anzahl der Kinder im Kreis Wesel wird laut Prognose mit<br />
einem zukünftig zu erwartenden Anteil von nur noch 25%<br />
relativ stark abnehmen. Gleichzeitig wird die Anzahl der Bevölkerung<br />
über sechzig mit Werten von 20-30% stark ansteigen.<br />
Diese beiden negativen Faktoren werden die Entwicklung<br />
der Bevölkerung dauerhaft beeinfl ussen. Insgesamt gilt<br />
Moers aber als eine Region, <strong>für</strong> die Stagnation vorausgesagt<br />
wird [Wfa, 2002].<br />
Die Bodenpreise als ein weiterer wichtiger Aspekt des Wohnungsmarktes<br />
sind im Ruhrgebiet auf Gr<strong>und</strong> der hohen Dich-<br />
Abb. 15: Verkehrsanbindung von Moers<br />
Standortanalyse<br />
Abb. 16: Regionale Bevölkerungsentwicklung in den kreisfreien Städten<br />
<strong>und</strong> Kreisen 2002 bis 2020<br />
kreisfreie Stadt<br />
Kreis<br />
Veränderung der Bevölkerung<br />
insgesamt in Prozent des<br />
Bestandes vom 1.1.2002<br />
unter -10<br />
-10 bis unter -5<br />
-5 bis unter 0<br />
0 bis unter +5<br />
+5 bis unter +10<br />
+10 <strong>und</strong> mehr<br />
Abb. 17: Komponenten der regionalen Bevölkerungsentwicklung im<br />
Zeitraum 2002 bis 2020<br />
27
Standortanalyse<br />
28<br />
Zuzüge<br />
Fortzüge<br />
Bilanz<br />
Düsseldorf Essen Krefeld Mülheim<br />
a.d.Ruhr<br />
524<br />
498<br />
27<br />
426<br />
471<br />
-45<br />
Abb. 18: Die wesentlichen Austauschgebiete Duisburgs im Umland<br />
Abb. 19: Gr<strong>und</strong>stückspreise in NRW 1997-2001<br />
336<br />
256<br />
-80<br />
Abb. 20: Lage der Siedlung Achterathsfeld zu Kapellen<br />
553<br />
583<br />
-30<br />
Oberhausen Kreis Kleve Kreis<br />
Mettmann<br />
Kreis Wesel<br />
773<br />
829<br />
-56<br />
263<br />
701<br />
-438<br />
279<br />
343<br />
-64<br />
Gr<strong>und</strong>stückspreise<br />
1997-2001<br />
keine Angaben<br />
Stagnation, Abnahme<br />
Anstieg bis zu 15%<br />
Anstieg bis zu 25 %<br />
Anstieg um mehr als 25%<br />
2470<br />
3855<br />
-1385<br />
Städtebau<br />
te <strong>und</strong> des Platzmangels vergleichsweise hoch <strong>und</strong> werden<br />
in Teilen zukünftig noch steigen. Von 1997 bis 2001 sind die<br />
Bodenpreise in weiten Teilen des Ruhrgebietes bereits um<br />
15,1 bis 25% angestiegen (s. Abb.19). In ländlichen Regionen<br />
fi el der Anstieg hingegen gr<strong>und</strong>sätzlich etwas geringer aus.<br />
Für Moers wurde ein Anstieg von r<strong>und</strong> 15% verzeichnet.<br />
Moers-Kapellen als eigenständiger Stadtteil<br />
Moers-Kapellen ist ein Stadtteil südwestlich von Moers, der<br />
1975 im Zuge der kommunalen Neuordnung eingemeindet<br />
wurde. Er grenzt im Nordosten an Neukirchen-Vluyn im Westen<br />
an Luit <strong>und</strong> Niep (beide zu Neukirchen-Vluyn), im Süden<br />
an Traar (zu Krefeld) <strong>und</strong> im Osten an Rumeln-Kaldenhausen<br />
(zu Duisburg).Noch heute erkennt man anhand der Lage<br />
<strong>und</strong> der Infrastruktur die ehemalige Eigenständigkeit. In Kapellen<br />
leben etwa 4.800 Einwohner, die hauptsächlich einem<br />
status-orientierten Milieu (Aareon Wohnungsmarktanalyse<br />
2005) zugeordnet werden können. Es gibt in Kapellen etwa<br />
1.200 Wohngebäude, wobei es sich in der Mehrzahl um Reihen-<br />
oder Doppelhäuser handelt.<br />
Im Zentrum fi nden sich alle Infrastruktureinrichtungen, die<br />
<strong>für</strong> das alltägliche Leben benötigt werden (s. auch Abb.21,<br />
22). Es gibt sowohl Lebensmittelgeschäfte (z.B. Aldi, Bäckerei)<br />
als auch sonstigen Einzelhandel (Elektroladen, Drogeriemarkt,<br />
Blumengeschäft, Gartencenter, Schuhgeschäft, etc.)<br />
Außerdem sind verschiedene Dienstleister (z.B. Fahrschule,<br />
Optiker, Telekom, Friseur, Sparkasse, Volksbank, Ärztehaus,<br />
Apotheke) ansässig sowie soziale Einrichtungen (kath. <strong>und</strong><br />
ev. Kirche, Kindergarten, etc.) <strong>und</strong> die Gastronomie (Pizzeria,<br />
China-Restaurant, Grill-Imbiss, Eiscafé etc.).<br />
In den letzten Jahren ist die Versorgung ausgeweitet worden.<br />
Im Süden der Siedlung sind neue große Flächen entstanden,<br />
auf denen sich hauptsächlich große Lebensmitteldiscounter<br />
(Plus, Edeka etc.) angesiedelt haben. Ergänzt werden diese<br />
durch Imbisse <strong>und</strong> kleine Geschäfte wie zum Beispiel ein Blumenladen<br />
(Abb.23). Durch diese Neuentwicklung wurde das<br />
Zentrum von Kapellen in südlicher Richtung erweitert.<br />
Achterathsfeld<br />
Achterathsfeld bildet eine zusammenhängende Wohnsiedlung<br />
im Stadtteil Kapellen (s. auch Abb.20). Heute leben<br />
in diesem Quartier etwa 2.500 Bewohner verteilt auf 1.200<br />
Wohnungen in knapp 500 Wohngebäuden.<br />
Es handelt sich um eine „typische Siedlung“ der Nachkriegzeit,<br />
wie sie auf Gr<strong>und</strong> der großen Wohnungsknappheit<br />
damals oftmals entstanden. Zwei Drittel der gesamten Bebauung<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland stammt aus der<br />
gleichen Baualtersklasse wie die Gebäude in Achterathsfeld.<br />
Für die Siedlung besteht dadurch eine große Konkurrenz, da<br />
viele vergleichbare Projekte am Markt vorhanden sind. Dabei<br />
gelten die Bestände der Nachkriegszeit in der Regel nicht als<br />
erhaltenswert.<br />
Das Quartier Achterathsfeld wurde ursprünglich als Bergarbeitersiedlung<br />
errichtet. Im Süden, der Achterathsheide, gab<br />
es eine Schachtanlage der Bergbauindustrie (s. Abb.24), <strong>für</strong><br />
deren Beschäftigte man durch die Errichtung der Siedlung<br />
arbeitsnahen Wohnraum schaffen wollte. So entstand die<br />
neue Siedlung Achterathsfeld Ende der 50er, Anfang der
Städtebau<br />
60er Jahre in Form einer „typischen Bergarbeitersiedlung auf<br />
der grünen Wiese“. Die Siedlung wurde in einer vergleichsweise<br />
knappen Zeitspanne errichtet. Die ersten Häuser wurden<br />
1956 gebaut. Vier Jahre später, 1960, war ein Großteil der<br />
Siedlung bereits fertig gestellt. Die letzten Gebäude wurden<br />
Mitte der 60er Jahre vollendet. Seitdem gab es nur wenige<br />
bauliche Veränderungen innerhalb der Siedlung.<br />
Die im Laufe der Jahre durchgeführten Veränderungen<br />
wurden vor allem bei den privaten Gebäuden vorgenommen.<br />
Das Gebiet hatte mit durch den Bergbau bedingten<br />
Setzungen zu kämpfen, weshalb lange Zeit unklar war, ob<br />
die Siedlung überhaupt eine <strong>Zukunft</strong> hat. Dies ist einer der<br />
Gesichtspunkte, weshalb das nahezu ursprüngliche Erscheinungsbild<br />
der Siedlung bis heute erhalten geblieben ist. Die<br />
Siedlung ist durch eine große Homogenität gekennzeichnet,<br />
die durch die einheitlichen Ziegelsteinfassaden einen hohen<br />
Wiedererkennungswert erhält. Die größtenteils ähnlichen<br />
Bauformen werden von großen Grünfl ächen durchzogen.<br />
Mittlerweile sind die Setzungen abgeschlossen <strong>und</strong> keine<br />
größeren Schäden verzeichnet worden. Daher kann nun<br />
über die <strong>Zukunft</strong> des Quartiers nachgedacht werden. In den<br />
letzten Jahren wurden einige Häuser bereits saniert, neu errichtet<br />
oder neue Baugebiete wurden ausgeschrieben. Auch<br />
die Erweiterungen des Zentrums von Kapellen sind auf diese<br />
Zusammenhänge zurückzuführen. Den einzigen großen<br />
Eingriff in das Erscheinungsbild der Siedlung stellt die Errichtung<br />
die vielzähligen Garagen dar, die das Bild im Laufe der<br />
Zeit teilweise verändert haben.<br />
Geplant wurde die Siedlung in den 50er Jahren nach den<br />
Leitideen des Städtebaus der damaligen Zeit. Die Stadt sollte<br />
begrünt <strong>und</strong> aufgelockert sein. Die Funktionen Wohnen <strong>und</strong><br />
Arbeiten wurden strikt voneinander getrennt, weil das Arbeiten<br />
oft mit Emissionen <strong>und</strong> Lärmbelästigungen verb<strong>und</strong>en<br />
war. Als „Bergarbeitersiedlung“ ist das Quartier jedoch in unmittelbarer<br />
Nähe zum Arbeitsplatz, der Schachtanlage in der<br />
Achterathsheide, gegründet worden (vgl. Abb. 24).<br />
Die Siedlungsstruktur ergibt sich aus gleichen Häuserzeilen,<br />
bestehend aus gleichen Gebäudetypen, die durch kurze<br />
Zeilenbebauung additiv aneinander gesetzt wurden. So<br />
werden Wohnungstypen gebildet, die normiert, typisiert<br />
<strong>und</strong> rationalisiert sind. Akzentuiert wird das homogene Erscheinungsbild<br />
der Siedlung durch Wohnhochhäuser in der<br />
Siedlungsmitte. Hier befi ndet sich ein kleines Zentrum, das<br />
die Gr<strong>und</strong>versorgung des Quartiers sicherstellt. Die Erschließung<br />
der Siedlung funktioniert über ein hierarchisches Straßensystem<br />
mit Hauptverkehrs- <strong>und</strong> Wohnstraßen.<br />
Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft<br />
hat in Achterathsfeld durch den Wegfall des Bergbaus<br />
direkte Auswirkungen <strong>und</strong> es wird deutlich, dass sich die<br />
Faktoren Bevölkerungstruktur, die Arbeits- sowie die soziale<br />
Situation vor diesen neuen Hintergründen verändert haben.<br />
Es wird nochmals deutlich, dass <strong>für</strong> die Gesamtsiedlung ein<br />
zukunftsfähiges Konzept notwendig ist.<br />
Bewohnerstruktur<br />
Heute leben in Achterathsfeld knapp 2.500 Bewohner, die<br />
größtenteils dem statusorientierten Arbeitermilieu (Aareon<br />
Wohnungsmarktanalyse 2005) zugeordnet werden können.<br />
Abb. 21: Zentrum des Stadtteils Kapellen<br />
Abb. 22: Moers-Kapellen Zentrum<br />
Abb. 23 Discounter in Kapellen<br />
Standortanalyse<br />
29
Standortanalyse<br />
Abb. 24: Lageplan der Siedlung mit Bezug zur ehemaligen Schachtanlage<br />
30<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Abb. 25: Bergarbeiter als Bewohner in der Gründungszeit Abb. 27: Momentan vorhandene Bewohnergruppe<br />
Viele von ihnen sind bereits während der Gründungszeit in<br />
die Siedlung gezogen (vgl auch Abb.25) <strong>und</strong> waren damals<br />
primär im produzierenden Gewerbe tätig. Das Wohnungsangebot<br />
richtete sich hauptsächlich an die in den 50er <strong>und</strong><br />
60er Jahren vorhandene Haushaltsstruktur der Kleinfamilie.<br />
Die Bewohnerstruktur war insgesamt sehr homogen aufgebaut,<br />
da die Bewohnerschaft über ähnliche Einkommensverhältnisse<br />
verfügte <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong> der Familienverhältnisse<br />
oft ähnliche Ansprüche an das Wohnen hatte. Dies führte<br />
unter anderem zu gut funktionierenden Nachbarschaftsverhältnissen.<br />
Durch den großen Anteil an privaten Eigentümern wurde<br />
<strong>und</strong> wird die Sozialstruktur gestärkt. Die Bewohner besitzen<br />
ein großes Interesse an einer funktionierenden Gesamtsiedlung,<br />
da sie sich durch den Erwerb von Eigentum mit einer<br />
langfristigen Perspektive an die Siedlung geb<strong>und</strong>en haben.<br />
Außerdem wird durch Vererbung oder Verkauf von Eigentum<br />
die Nachfolge von neuen Bewohnern automatisch geregelt.<br />
Mittlerweile sind die Bewohner gealtert <strong>und</strong> die damaligen<br />
Kinder aus dem Haus. So lässt sich die heutige Alters- <strong>und</strong><br />
Haushaltsstruktur der Siedlung erklären (s. Abb.26,28). Zwar<br />
entspricht die Überalterung dem allgemeinen Trend der Bevölkerungsentwicklung,<br />
aus der Aareon Wohnungsmarktanalyse<br />
geht jedoch hervor, dass diese in Achterathsfeld besonders<br />
hoch ist. Fast 30% der Bevölkerung sind bereits über<br />
Standortanalyse<br />
63 Jahre alt. Vergleicht man die Zahlen mit denen aus Moers,<br />
stellt man fest, dass dort der Anteil der jüngeren Bevölkerung<br />
deutlich höher ist. Hier sind nur etwa 21% der Bevölkerung<br />
über 63 Jahre alt. Der Anteil der Kinder ist in Achterathsfeld<br />
mit 18,71% deutlich geringer als der in Moers (24,56%) (Aareon<br />
Wohnungsmarktanalyse 2005).<br />
Die Haushaltsstruktur in Moers (s. Abb.28) lässt darauf schließen,<br />
dass dort ein recht hoher Anteil an Familien mit Kindern<br />
lebt. In Achterathsfeld hingegen leben vor allem Ehepaare<br />
oder Personen, deren Partner bereits verstorben sind. Hier<br />
beträgt der Anteil an Ein- <strong>und</strong> Zweipersonenhaushalten<br />
74,34%, in Moers sind es r<strong>und</strong> 5% weniger. Die homogene<br />
Bewohnerstruktur der Vergangenheit mit ähnlichen Interessenslagen,<br />
Einkommensverhältnissen <strong>und</strong> Familienverhältnissen,<br />
hat sich bis in die heutige Zeit hinein erhalten.<br />
Die Wirtschaftstruktur hat sich jedoch gewandelt. Es gibt<br />
kaum noch Arbeitsplätze im Bergbau <strong>und</strong> die Schachtanlage<br />
in der Achterathsheide wurde längst geschlossen. Da das<br />
ursprüngliche Milieu hier dementsprechend kaum noch vorhanden<br />
ist, muss zukünftig ein neues Klientel mit dem Wohnungsangebot<br />
angesprochen werden.<br />
Durch die starke Überalterung könnte es künftig vermehrt zu<br />
Leerständen innerhalb der Sieldung kommen, da die Bewohneranzahl<br />
auf Gr<strong>und</strong> des fortschreitenden Alters der Generation<br />
stetig weiter abnimmt.<br />
Abb. 26: Altersstruktur Stadt Gemeinde Moers / Achterathsfeld Abb. 28: Haushaltsstruktur Stadt Gemeinde Moers / Achterathsfeld<br />
31
Standortanalyse<br />
2.2 Siedlungsbausteine<br />
Nach Beschreibung des Standortprofi ls des Quartiers<br />
Achterathsfeld sollen im Folgenden seine wesentlichen<br />
Siedlungsbausteine erörtert werden. Das Spektrum umfasst<br />
Verkehr <strong>und</strong> Erschließung, die Siedlungs- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur,<br />
Nutzungen <strong>und</strong> Infrastruktur sowie Grün- <strong>und</strong> Freiräume.<br />
Verkehr<br />
Erschließung<br />
Die Siedlung wird zu drei Seiten nach Osten, Norden <strong>und</strong><br />
Westen durch zwei Landstraßen begrenzt (s. Abb.29). Es gibt<br />
insgesamt fünf Siedlungseingänge, von denen vier <strong>für</strong> den<br />
motorisierten Verkehr nutzbar sind (vgl. auch Abb.30, 31).<br />
Bei dem fünften Siedlungseingang handelt es sich um einen<br />
fußläufi gen Erschließungsweg nach Kapellen. Diese fußläufi -<br />
ge Erschließung endet auf dem Parkplatz eines Discounters<br />
<strong>und</strong> wird von dort aus nicht weiter geführt. Die Anbindung<br />
an Kapellen erscheint damit verbesserungsbedürftig.<br />
Das innere Straßensystem<br />
Die gesamte Siedlung ist verkehrsberuhigt <strong>und</strong> die zugelassene<br />
Höchstgeschwindigkeit beträgt 30km/h. Das innere<br />
Erschließungssystem der Siedlung ist hierarchisch aufgebaut<br />
(s. Abb.29). Als oberste Kategorie sind Hauptstraßen (s.<br />
Abb.33,34) vorhanden, die den Durchgangsverkehr in Form<br />
einer „Erschließungsschleife“ durch die Siedlung leiten. Be-<br />
32<br />
Städtebau<br />
sonders die beiden Hauptzugänge sind als Zugänge von<br />
den Landstraßen zum Zentrum der Siedlung stark befahren.<br />
Entlang dieser Straßen liegen außerdem die Haltestellen des<br />
ÖPNV.<br />
Als untergeordnete Kategorie gibt es schmale Wohnstraßen<br />
(s. Abb.35). Die meisten sind als Stichstraßen ausgebildet,<br />
sodass sie nur von den Anwohnern der jeweiligen Straße<br />
genutzt werden. Innerhalb der kleinräumigen Wohnbereiche<br />
ist der Durchgangsverkehr damit reduziert, was zu einer<br />
ruhigen <strong>und</strong> sicheren Lage der Wohngebäude führt. Die<br />
Stichstraßen sind oftmals über Gartenwege miteinander verb<strong>und</strong>en,<br />
die nur fußläufi g erschlossen werden können (vgl.<br />
Abb.32).<br />
Ruhender Verkehr<br />
Das Parken stellt in der Siedlung kein funktionales Problem<br />
dar (vgl. Abb.36, 37, 40), da ausreichend Stellplätze vorhanden<br />
sind. Es gibt sowohl genügend öffentliche Parkplätze,<br />
meist in Form von Parktaschen entlang der Hauptstraßen<br />
(s.Abb.38), wie auch private Stellplätze, meist Garagen (s.<br />
Abb.39). Insgesamt stehen den etwa 1.200 Haushalten 1.250<br />
Stellplätze zur Verfügung. Momentan sind ca. 760 Stellplätze<br />
in Form von Garagen <strong>und</strong> ca. 490 Stellplätze im Freien vorhanden.<br />
Das Angebot ist mit einem Stellplatzschlüssel von<br />
1,02 pro Wohneinheit <strong>und</strong> zusätzlichen öffentlichen Stellplätzen<br />
ausreichend <strong>für</strong> die Siedlung. Im Zentrum besteht
Legende<br />
Städtebau<br />
Landstraße L 398 Richtung Moers-Kapellen<br />
Kreisstraße K 1 Anschluß an L 475 Richtung Krefeld<br />
Hauptstraßen<br />
Nebenstraßen<br />
Wohnstraßen<br />
Abb. 29: Erschließungssystem der Siedlung<br />
Stichstraße<br />
Haupteingang<br />
Nebeneingang<br />
Anschluß an Kapellen<br />
Standortanalyse<br />
33
Standortanalyse<br />
Abb. 30: Haupteingang von der Landstraße<br />
Abb. 31: Nebeneingang in die Siedlung<br />
Abb. 32: Fußläufi ger Übergang nach Kapellen<br />
34<br />
Abb. 33: Hauptstraße durch das Quartier<br />
Abb. 34: typische Nebenstraße<br />
Abb. 35: Blick in eine Wohnstraße<br />
Städtebau
Städtebau<br />
darüber hinaus ein vermehrtes Parkangebot.<br />
Die Garagen stellen jedoch ein gestalterisches Problem dar,<br />
da sie im Laufe der Zeit ohne System in die Siedlung eingefügt<br />
wurden <strong>und</strong> das Erscheinungsbild erheblich beeinträchtigen.<br />
Insgesamt ist im Laufe der Jahre eine Art „Garagenlandschaft“<br />
sowohl in den privaten Außenräumen (s.<br />
Abb.42) als auch im öffentlichen Straßenraum entstanden<br />
(s. Abb.43), die allgemein als störend empf<strong>und</strong>en wird. Viele<br />
Garagen stehen in den Gartenbereichen <strong>und</strong> zerstören diese<br />
Räume (vgl. Abb.44). Die ursprünglich klare Struktur der<br />
Siedlung wirkt dadurch häufi g unübersichtlich (vgl. Abb.40).<br />
Außerdem handelt es sich oftmals um Fertiggaragen, die<br />
nicht in das Erscheinungsbild der sonst vorhandenen Bebauung<br />
mit Ziegelfassaden passen (vgl. Abb. 39). Ein qualitatives<br />
Potenzial der zusätzlichen Garagen ist jedoch, dass diese<br />
prinzipiell Räume defi nieren <strong>und</strong> Raumkanten schaffen können<br />
(Abb.46).<br />
vorhandene Stellplätze im Freien<br />
vorhandene Garagen<br />
Standortanalyse<br />
Abb. 36: Schwarzplan der Siedlung ohne Garagen Abb. 37: Schwarzplan der Siedlung mit Garagen <strong>und</strong> Stellplätzen<br />
Fazit<br />
Das Erschließungssystem ist durch verschiedene Ausprägungen<br />
von Öffentlichkeit gekennzeichnet. Während einige<br />
Bereiche von sehr vielen Passanten durchquert werden oder<br />
sogar der Öffentlichkeit als Aufenthaltsraum dienen, werden<br />
andere nur gemeinschaftlich oder gar privat genutzt.<br />
Insgesamt eignet sich das Erschließungssystem gut <strong>für</strong> eine<br />
Wohnsiedlung, da die Wohnbereiche ruhig liegen, aber optimal<br />
erschlossen sind , wenngleich das Erschließungssystem<br />
an einigen Stellen effi zienter gestaltet werden könnte.<br />
Der ruhende Verkehr verursacht nur an wenigen Stellen<br />
funktionale Probleme. Insbesondere die zusätzlichen Fertiggaragen<br />
werfen jedoch vielfach gestalterische Fragen auf.<br />
Siedlungs- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur<br />
Die Baustruktur innerhalb der Siedlung ist sehr homogen,<br />
Abb. 38: Parktaschen entlang der Hauptstraße Abb. 39: Hauptsächlich vorhandene Fertiggaragen<br />
35
Standortanalyse<br />
36<br />
Legende<br />
funktionierende Parkplätze<br />
funktional problematische Parkplätze<br />
raumbildende Garagen erhaltenswerte Garagen<br />
Abb. 40: Vorhandene Park- <strong>und</strong> Garagensituation in Achterathsfeld<br />
funktional problematische Garagen<br />
gestalterisch problematische Garagen<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Standortanalyse<br />
Abb. 41: Ungelöste Parksituation Abb. 44: Raumstörende Garagenhöfe im rückwärtigen Bereich<br />
Abb. 42: Garagenlandschaft der privaten Garagen<br />
Abb. 43: Parkplatz mit funktionalem Problem<br />
Abb. 45: Gestalterisch hochwertige, ursprüngliche Garagen<br />
Abb. 46: Garagen als Raumkante<br />
37
Standortanalyse<br />
38<br />
1956-1959<br />
1960-1965<br />
2005<br />
Abb. 47: Unterschiedliche Baujahre der Gebäude Abb. 48: Verteilung der Wohnungsgrößen<br />
da die Gebäude bis auf wenige Ausnahmen zur gleichen Zeit<br />
von einer Wohnungsbaugesellschaft errichtet wurden (vgl.<br />
Abb.47). Sie wurden <strong>für</strong> eine homogene Bewohnerstruktur<br />
mit annähernd gleichen Ansprüchen an Wohnqualitäten<br />
errichtet, sodass sich auch die Gr<strong>und</strong>risse der Wohnungen<br />
kaum voneinander unterscheiden.<br />
Das Erscheinungsbild der Siedlung ist durch ihre klare Struktur<br />
gekennzeichnet. Kurze Zeilenbebauung gleicher Gebäudetypen<br />
steht traufständig entlang der Wohnstraßen (vgl.<br />
Abb.49, 50). Die Ziegelsteinfassaden dominieren das Bild<br />
<strong>und</strong> geben der Siedlung ein identitätsstiftendes Bild mit „eigenen<br />
Charme“.<br />
Die Bebauung lässt sich zunächst durch die unterschiedliche<br />
Geschossigkeit einteilen. Vorzufi nden sind hauptsächlich<br />
zwei- <strong>und</strong> dreigeschossige Gebäude (s. Abb.51). Ein schmales<br />
achtgeschossiges <strong>und</strong> ein lang gestrecktes fünfgeschossiges<br />
Gebäude treten dazwischen als Sonderbauten in den Vorder-<br />
2-Zimmer Wohnungen<br />
3-Zimmer Wohnungen<br />
4-Zimmer Wohnungen<br />
Städtebau<br />
gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> akzentuieren das Siedlungsbild. Darüber hinaus<br />
existiert ein viergeschossiger Gebäudekomplex in der Nähe<br />
der Schule, sowie vereinzelte eingeschossige Bungalows, die<br />
hauptsächlich Sondernutzungen enthalten.<br />
Die Bebauung der Siedlung lässt sich in zwei Arten unterteilen.<br />
Die Mehrfamilienhäuser sind zu ca. 21,30 % vertreten, die<br />
Einfamilienhäuser in mit ca. 70,65% (s. Abb.52).<br />
Die größtenteils privaten Einfamilienhäuser liegen hauptsächlich<br />
am Rande der Siedlung. Bei den meisten handelt es<br />
sich um zweigeschossige Reihenhäuser mit Satteldach <strong>und</strong><br />
privatem Garten. Sie stehen traufständig zur Straße <strong>und</strong> besitzen<br />
i.d.R. charakteristische Fassaden aus Ziegelsichtmauerwerk<br />
(vgl. auch Abb.53). Die Wohnfl äche beträgt etwa 80<br />
m². An der rückwärtig gelegenen Straße haben viele Hausbesitzer<br />
in Eigenregie Garagen errichtet, um eine sichere <strong>und</strong><br />
hausnahe Stellplatzmöglichkeit <strong>für</strong> ihr Auto zu schaffen.<br />
Die Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen sind im Besitz<br />
Abb. 49: Traufständiger Gebäudetyp zur Hauptstraße Abb. 50: Traufständiger Gebäudetyp zu den Wohnstraßen
Städtebau<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Abb. 51: Geschossigkeit der Gebäude<br />
4<br />
5<br />
8<br />
von Wohnungsbaugesellschaften. Sie liegen tendenziell in<br />
der Mitte der Siedlung entlang der Hauptstraßen (Abb.52).<br />
Es handelt sich um dreigeschossige Zeilenbebauung mit<br />
Satteldach (Abb.54). Die Fassaden bestehen aus Ziegelsichtmauerwerk.<br />
Die Mehrfamilienhäuser sind als Zweispänner mit innen liegendem<br />
Treppenhaus organisiert. Es gibt zwei Wohneinheiten<br />
pro Geschoss <strong>und</strong> damit insgesamt sechs pro Gebäude.<br />
Die Häuser liegen traufständig entweder einzeln oder bis zu<br />
vierfach aneinander gereiht entlang der Wohnstraßen.<br />
Ein wesentliches Kriterium zur Bewertung der Bebauung<br />
ist die Ausrichtung des Gebäudes zur Sonne, da die Wohnqualität<br />
erheblich durch die Besonnungsdauer <strong>und</strong> die<br />
Ausrichtung der Außenräume beeinfl usst wird. Sehr gute<br />
Bedingungen ergeben sich durch eine Ausrichtung der Aufenthalt-<br />
<strong>und</strong> Außenräume nach Süden, Süd-Osten oder Süd-<br />
Westen. Die Sonnenscheindauer ist hier <strong>für</strong> die genannten<br />
Einfamilienhäuser<br />
Mehrfamilienhäuser<br />
Abb. 52: Verteilung der Eigentümerstruktur<br />
Standortanalyse<br />
Räume am längsten. Die Funktionsräume wie Küche <strong>und</strong> Bad<br />
sollten ebenso wie das Schlafzimmer nach Norden gerichtet<br />
sein. Aber auch eine Ausrichtung der Aufenthaltsräume nach<br />
Westen ist sinnvoll, da der Nutzer des Wohnraumes vor allem<br />
am Abend (nach der Arbeit) die Sonne genießen kann. Bei<br />
einer Ausrichtung nach Osten hingegen werden die Räume<br />
nur morgens besonnt. Die schlechtesten Wohnqualitäten<br />
ergeben sich durch eine Ausrichtung der Aufenthalts- <strong>und</strong><br />
Außenräume nach Norden, da diese so ständig im Schatten<br />
liegen.<br />
Innerhalb der Siedlung sind die meisten Gebäude optimal<br />
zur Sonne ausgerichtet (vgl. Abb.55). Es gibt nur wenige Gebäude,<br />
deren Aufenthaltsräume <strong>und</strong> Außenfl ächen nicht genügend<br />
besonnt werden (s. Abb.54). An diesen Stellen sind<br />
Eingriffe zur Steigerung der Wohnqualität erforderlich.<br />
Für die Außenräume in Form von Balkonen <strong>und</strong> Terrassen<br />
wie auch Gärten spielt die Besonnungszeit eine große Rolle.<br />
Abb. 53: Reihenhäuser mit charakteristischer Zieglfassade Abb. 54: Mehrfamilienhaus mit Ziegelstein- <strong>und</strong> Putzfasade<br />
39
Standortanalyse<br />
40<br />
Legende<br />
optimale Lage schlechte Lage<br />
Süd-Ost<br />
Süd-West<br />
Süd<br />
West<br />
Nord-Ost<br />
Abb. 55: Orientierung der Gebäude zur Sonne sowie zum Straßenraum<br />
Ost<br />
Eingang<br />
Balkone<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Typ A<br />
Abb. 56: Typ A - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />
Je nach Dauer <strong>und</strong> Tageszeit der Besonnung sind die Flächen<br />
<strong>für</strong> unterschiedliche Nutzer geeignet.<br />
Gebäudetypen<br />
In der Siedlung sind fünf verschiedene Gebäudetypen (Typ<br />
A-E) vorhanden sowie einige vereinzelt vorkommende Sondertypen.<br />
Da die Gebäudetypen insgesamt stark standardisiert<br />
sind, liegen die Unterschiede lediglich in der Ausrichtung<br />
der Aufenthaltsräume <strong>und</strong> der Gestaltung der Balkone.<br />
Die Gr<strong>und</strong>risse sind mit ca. 60m² alle ähnlich groß. Fast jede<br />
Wohnung besteht aus drei Zimmern (vereinzelt gibt es auch<br />
Zwei- oder Vier-Zimmer-Wohnungen), einer Küche, einer<br />
Diele, einem Bad, einem Gäste-WC <strong>und</strong> einem eingeplanten<br />
Abstellschrank in der Diele. Den Wohnungen, abgesehen<br />
Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />
Standortanalyse<br />
Wohnen 14,2 qm Bad 3,3 qm<br />
Kochen 6,5 qm WC 0,9 qm<br />
Schlafen 11,1 qm Flur 5,6 qm<br />
Kind 10,1 qm gesamt 51,7 qm + Balkon 1,3 qm<br />
Abb. 57: Typ A - Gr<strong>und</strong>riss<br />
von den Balkonen, keine speziellen Außenräume zugeordnet.<br />
Die Fassaden sind wie bereits erwähnt als Ziegelfassaden<br />
mit unterschiedlich stark ausgeprägten Teilputzfl ächen<br />
ausgeführt.<br />
Typ A<br />
Beim Typ A (vgl. dazu Abb.56-59) befi ndet sich die Erschließung<br />
auf der sonnenabgewandten Seite. Der Balkon liegt<br />
auf der gegenüberliegenden Seite <strong>und</strong> ist in Richtung Süden<br />
zum Garten orientiert. Er ist schräg in die Wohnung eingelassen<br />
<strong>und</strong> kragt aus der Fassade heraus . Daraus ergibt sich<br />
eine Akzentuierung der ansonsten mit weitgehend einheitlichen<br />
Fenstern versehenen Fassade.<br />
Abb. 58: Typ A - Ansicht der Eingangsseite Abb. 59: Typ A - Ansicht der Gartenseite<br />
41
Standortanalyse<br />
Typ B<br />
Beim Typ B (s. dazu Abb.60-64) liegen im Gegensatz zu Typ A<br />
die Erschließung <strong>und</strong> der Balkon auf einer Seite, so dass der<br />
Balkon zum Vorgarten hinausragt. Typ B besitzt den gleichen<br />
schrägen, in die Wohnung eingelassenen Balkon wie Typ A.<br />
Der Typ B existiert sowohl als Einzelhaus (s.Abb. 62) wie auch<br />
als Zeilenhaus (s. Abb.63)<br />
Abb. 60: Typ B - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />
42<br />
Typ B<br />
Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />
Wohnen 17,5 qm Bad 3,5 qm<br />
Kochen 6,3 qm WC 1,2 qm<br />
Schlafen 14,0 qm Flur 3,5 qm<br />
Kind 10,1 qm gesamt 57,0 qm + Balkon 1,3 qm<br />
Abb. 61: Typ B - Gr<strong>und</strong>riss<br />
Abb. 62: Typ B als Einzelhaus - Ansicht der Eingangsseite<br />
Abb. 63: Typ B als Zeilenhaus - Ansicht der Eingangsseite<br />
Abb. 64: Typ B als Zeilenhaus - Ansicht der Gartenseite<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Typ C<br />
Der Typ C (s. auch Abb.65-69) funktioniert von der Erschließung<br />
her wie Typ A <strong>und</strong> wird demnach von der sonnenabgewandten<br />
Seite her erschlossen. Die Aufenthaltsräume <strong>und</strong><br />
der Balkon orientieren sich zum Garten. Allerdings hat der<br />
Balkon eine einfache eckige Form, ist zu Teilen in die Wohnung<br />
integriert <strong>und</strong> kragt teilweise aus. Ein weiterer Unterschied<br />
zu den Typen A <strong>und</strong> B stellt die starke horizontale Gliederung<br />
der Fassade dar, die durch Teilputzfl ächen zwischen<br />
den Fenstern entsteht. Dieser Effekt wird durch die Anordnung<br />
horizontaler Lisenen, welche die Putz- <strong>und</strong> Fensterfl ächen<br />
einfassen, noch betont.<br />
Typ C<br />
Abb. 65: Typ C - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />
Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />
Wohnen 15,4 qm Bad 5,9 qm<br />
Kochen 7,2 qm WC 1,0 qm<br />
Schlafen 13,2 qm Flur 6,9 qm<br />
Kind 7,5 qm gesamt 57,4 qm + Balkon 3,0 qm<br />
Abb. 66: Typ C - Gr<strong>und</strong>riss<br />
Abb. 67: Typ C - Ansicht der Eingangsseite<br />
Abb. 68: Typ C - Ansicht der Gartenseite<br />
Abb. 69: Typ C - Fassadenvariante des Eingangsbereichs<br />
Standortanalyse<br />
43
Standortanalyse<br />
Typ D<br />
Der Typ D (s. Abb.70-74) funktioniert gr<strong>und</strong>sätzlich wie Typ B,<br />
d.h. die Erschließung <strong>und</strong> die Aufenthaltsräume mit Balkon<br />
liegen auf der gleichen Seite. Der Balkon ist jedoch vollständig<br />
in die Gebäudeumrisse eingefasst <strong>und</strong> somit auch komplett<br />
überdacht. Ähnlich wie Typ C weist Typ D Teilputzfl ächen<br />
auf, die den sonnenabgewandten Seiten des Gebäudes eine<br />
starke Horizontalität verleihen. Im Gegensatz hierzu entsteht<br />
auf der sonnenzugewandten Seite durch die Anordnung der<br />
Balkone sowie die Akzentuierung der Treppenhäuser eine<br />
starke Vertikalität. Insgesamt entsteht eine starke Staffelung<br />
<strong>und</strong> somit eine relativ facettenreiche Fassade entsteht.<br />
Abb. 70: Typ D - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />
44<br />
Typ D<br />
Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />
Wohnen 16,5 qm Bad 3,5 qm<br />
Kochen 6,5 qm WC 1,3 qm<br />
Schlafen 13,5 qm Flur 4,2 qm<br />
Kind 10,5 qm gesamt 56,2 qm + Balkon 3,9 qm<br />
Abb. 71: Typ D - Gr<strong>und</strong>riss<br />
Abb. 72: Typ D als kurze Hauszeile - Ansicht der Eingangsseite<br />
Abb. 73: Typ D als lange Hauszeile - Ansicht der Eingangsseite<br />
Abb. 74: Typ D als lange Hauszeile - Ansicht der Gartenseite<br />
Städtebau
Städtebau Standortanalyse<br />
Typ E<br />
Im Gegensatz zu Typ A bis D bildet der Typ E (Abb.75-78) einen<br />
4-geschossigen Bau mit Flachdach. Er ist zum einen als<br />
Zweispänner mit 2-3-Zimmer-Wohnungen organisiert, zum<br />
anderen als Zweispänner mit Appartementwohnungen. Die<br />
Wohnungen haben rechteckige auskragende Balkone auf<br />
der Querseite zum Eingang hin <strong>und</strong> eingelassene, vollständig<br />
überdachte Balkone auf der Längsseite zum Hof hin.<br />
Typ E<br />
Abb. 75: Typ E - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />
Abb. 77: Typ E - Ansicht der Eingangsseite<br />
Abb. 76: Typ E - Ansicht der Längsseite mit Eingangsbereichen Abb. 78: Typ E - Ansicht der Gartenseite<br />
45
Standortanalyse<br />
Sondertyp Orchideenstraße 2<br />
Bei dem Sonderbau (s. Abb.79-82) in der Orchideenstraße<br />
2 handelt es sich um einen Gebäudetyp, der den normalen<br />
Mehrfamilienhaustypen ähnelt, jedoch nur über 2-Zimmer-<br />
Wohnungen verfügt. Die Erschließung <strong>und</strong> die Aufenthaltsräume<br />
liegen auf unterschiedlichen Seiten, jedoch befi nden<br />
sich letztere <strong>und</strong> somit auch der eckige, auskragende Balkon<br />
auf der sonnenabgewandten Nordseite. Dies verringert die<br />
Aufenthaltsqualität der dortigen Aufenthaltsräume entscheidend.<br />
Abb. 79: Sondertyp Orchideenstraße 2 - Verteilung in der Siedlung<br />
46<br />
Sondertyp Orchideenstraße<br />
Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />
Wohnen 18,4 qm Bad 4,5 qm<br />
Kochen 6,8 qm Flur 4,4 qm<br />
Schlafen 12,8 qm gesamt 56,2 qm + Balkon 3,9 qm<br />
Abb. 80: Sondertyp Orchideenstraße 2 - Gr<strong>und</strong>riss<br />
Städtebau<br />
Abb. 81: Sondertyp Orchideenstraße 2 - Ansicht der Eingangsseite<br />
Abb. 82: Sondertyp Orchideenstraße 2 - Ansicht der Gartenseite
Städtebau Standortanalyse<br />
Sondertyp „Laubengang“<br />
Ein weiterer Sonderbau ist das mit einer Laubengangerschließung<br />
versehene Gebäude in der Asternstraße (vgl.<br />
Abb.83-86). Es befi ndet sich am Kopfende des zentralen<br />
Grünstreifens auf der anderen Seite der Hauptstraße. Es handelt<br />
sich um einen fünfgeschossigen Bau mit Flachdach <strong>und</strong><br />
außen liegendem Treppenhaus. Der dort integrierte Aufzug<br />
ermöglicht an dieser Stelle eine barrierefreie Erschließung.<br />
Pro Etage sind vom offen liegenden Laubengang aus acht 2-<br />
Zimmer-Wohnungen zu erreichen, die einen auf der Rückseite<br />
des Gebäudes liegenden, eckigen, auskragenden Balkon<br />
besitzen.<br />
Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />
Wohnen 15,5 qm Bad 4,5 qm<br />
Kochen 6,6 qm Kammer 1,8 qm<br />
Schlafen 14,0 qm Flur 4,5 qm<br />
gesamt 57,4 qm + Balkon 3,3 qm<br />
Abb. 84: Sondertyp Laubengang - Gr<strong>und</strong>riss<br />
Abb. 85: Sondertyp Laubengang - Ansicht der Eingangsseite<br />
Typ Laubengang<br />
Abb. 83: Sondertyp Laubengang - Verteilung in der Siedlung<br />
Abb. 86: Sondertyp Laubengang - Ansicht der Gartenseite<br />
47
Standortanalyse<br />
Sondertyp „Achtgeschosser“<br />
Den letzten Sonderbau bildet das achtgeschossige Gebäude<br />
mit Maisonnette-Wohnungen. Es liegt direkt neben dem<br />
Sondertyp „Laubengang“ an einer der wichtigsten Kreuzungen<br />
der Siedlung <strong>und</strong> besitzt somit zwei „Schauseiten“ (s.<br />
Abb. 87-91). Das Thema Ziegel kommt hier besonders stark<br />
zum Ausdruck, zumal die einzelnen Geschosse über durchbindende<br />
Deckenplatten hervorgehoben sind. Dies macht<br />
das Prinzip des Gebäudes deutlich <strong>und</strong> lässt die innere Struktur<br />
von außen erkennen. Es handelt sich auch hierbei um<br />
ein Gebäude mit Flachdach, Laubengangerschließung <strong>und</strong><br />
Aufzug, jedoch mit einem innen liegenden Treppenhaus. Es<br />
ist als Fünfspänner ausgebildet mit insgesamt 20 Drei-Zimmer-Wohnungen,<br />
die wie bereits erwähnt, als Maisonnette-Wohnungen<br />
ausgebildet sind. Die Eingangsebene der<br />
Wohnungen befi ndet sich abwechselnd in der oberen <strong>und</strong> in<br />
der unteren Etage. Die Erschließungsebenen des Gebäudes<br />
liegen in der zweiten, dritten, sechsten <strong>und</strong> siebte Etage des<br />
Gebäudes. Die eckigen, komplett auskragenden Balkone mit<br />
einer Fläche von ca. 1,5m², orientieren sich nach Süden.<br />
48<br />
Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />
Schlafen 17,8 qm Bad 3,0 qm<br />
Kind 10,5 qm Flur 3,7 qm<br />
gesamt 35,0 qm<br />
Abb. 88: Sondertyp Achtgeschosser - Gr<strong>und</strong>riss EG der Schlafebene<br />
Abb. 90: Sondertyp Achtgeschosser - Ansicht der Eingangsseite<br />
Typ Achtgeschosser<br />
Abb. 87: Sondertyp Achtgeschosser - Verteilung in der Siedlung<br />
Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />
Städtebau<br />
Wohnen 17,8 qm/ 16,2 qm Kochen 8,7 qm/ 6,5 qm<br />
WC 1,6 qm/ 1,7 qm Flur 7,0 qm/ 3,3 qm<br />
gesamt 35,1 qm/ 27,7 qm + Balkon 3,0 qm<br />
Abb. 89: Sondertyp Achtgeschosser - Gr<strong>und</strong>riss 1.OG der Wohnebene<br />
Abb. 91: Sondertyp Achtgeschosser - Ansicht der Rückseite
Städtebau Standortanalyse<br />
Typische Konstruktionen <strong>und</strong> Schadensbilder<br />
Alle Gebäude der Siedlung Achterathsfeld sind in fortwährenden<br />
Bauphasen zwischen den Jahren 1956-1965 entstanden.<br />
Da die Gebäude weitestgehend noch dem ursprünglichen<br />
Zustand erhalten sind, entsprechen sie damit nicht<br />
mehr den heutigen bauphysikalischen Anforderungen. Die<br />
nebenstehende Tabelle zeigt die typischen Konstruktionen<br />
<strong>und</strong> Bauteile der einzelnen Baujahresgruppen von Wohnhäusern<br />
im Vergleich. Aus dieser Übersicht gehen typische<br />
Schadensbilder hervor, die vermehrt an Gebäuden aus den<br />
Jahren von 1950 bis 1970 festgestellt wurden. Dabei lassen<br />
sich die wesentlichen Schadensbilder <strong>für</strong> die einzelnen Bauteile<br />
folgendermaßen zusammenfassen:<br />
Außenwände:<br />
- dünne Außenwände aus gut wärmeleitenden Steinen<br />
erzeugen Kondensatanfall im Innenraum<br />
- unzureichende oder schadhafte Abdichtungen führen zur<br />
Durchfeuchtung von Kellerwänden<br />
- mangelhafte Schall- <strong>und</strong> Wärmedämmung der Außenwände<br />
liegen fast immer vor<br />
- Wärmebrücken auf Gr<strong>und</strong> von nur 11,5cm dicken Fensterbrüstungen<br />
- zum Teil Wärmebrücken an auskragenden Betonplatten<br />
mit Kondensatausfall<br />
- Betonabplatzungen im Bereich auskragender Balkone bzw.<br />
allgemein an Sichtbetonfl ächen führen zum Rosten von<br />
Stahleinlagen<br />
- durch mangelhafte Abdichtung von Balkonen <strong>und</strong> Loggien<br />
kommt es zu Feuchteproblemen<br />
Fenster, Außentüren:<br />
- <strong>und</strong>ichte, verzogene Holzfensterrahmen <strong>und</strong> Wandanschlüsse<br />
- schadhafte Fensterbeschläge <strong>und</strong> Schließteile<br />
- mangelhafter Wärme- <strong>und</strong> Schallschutz durch Einfachverglasung<br />
- reparaturbedürftige Außentüren <strong>und</strong> Türbeschläge<br />
Dach:<br />
- vereinzelter Schädlingsbefall an Holzteilen<br />
- reparaturbedürftige Dachdeckung, zum Teil fehlende<br />
Unterspannbahn unter der Deckung<br />
- fehlende oder unzureichende Wärmedämmung der Dachfl<br />
ächen gegen die Außenluft<br />
- schadhafte Dachrinnen, Fallrohre <strong>und</strong> Dachanschlüsse<br />
- schadhafte Dachaufbauten wie Gauben<br />
- Alterung <strong>und</strong> Undichtigkeit von Dichtungsbahnen <strong>für</strong><br />
Flachdächer<br />
Innenwände:<br />
- 6 bis 11,5 cm dünne Innenwände als Plattenwände in<br />
Wohnungen<br />
- mangelhafter Schall- <strong>und</strong> Wärmeschutz<br />
- Stahlfachwerk in dünnen Innenwänden zur Lastabtragung<br />
- in Teilbereichen Schäden am Wandputz<br />
Fußböden:<br />
- Magnesitgeb<strong>und</strong>ene Verb<strong>und</strong>estriche auf Massivdecken,<br />
die Metallleitungen angreifen<br />
- mangelhafter Trittschallschutz durch Verb<strong>und</strong>estriche<br />
Sanitärinstallation:<br />
- schadhafte Wasser- <strong>und</strong> Abwasserleitungen Abb. 92: Übersicht typischer Kontruktionen nach Baujahresgruppen<br />
49
Standortanalyse<br />
- fehlende Warmwasserbereitung <strong>für</strong> Bad, Küche oder Bereitung<br />
über Kohleboiler<br />
Heizung:<br />
- Einzelofenheizung an mehreren Kaminzügen <strong>für</strong> Kohle, Gas<br />
<strong>und</strong> Öl<br />
- gemauerte Kaminzüge mit Versottungsgefahr<br />
- Zentralheizungen ohne ausreichende Regelmöglichkeit<br />
- Heiz-Rohrleitungen sind überdimensioniert <strong>für</strong> Schwerkraftheizung<br />
- Erneuerung der Wärmeerzeuger von Zentralheizungen<br />
Elektroinstallation:<br />
- erneuerungsbedürftige Elektroleitungen, Dosen, Schalter<br />
<strong>und</strong> Brennstellen<br />
- erneuerungsbedürftige Absicherungen, Verteilungen <strong>und</strong><br />
Unterverteilungen<br />
Die Gebäude der Siedlung Achterathsfeld sind also speziell<br />
hinsichtlich dieser typischen Schadensbilder zu untersuchen.<br />
Aus der Analyse geht hervor, dass es bei den vorliegenden<br />
Gebäuden hauptsächlich Schallschutz-, Wärme- <strong>und</strong> Feuchteprobleme<br />
(<strong>und</strong> daraus resultierende statische Mängel) sowie<br />
schadhafte Sanitär- <strong>und</strong> Elektroinstallationen gibt, die<br />
es im Zuge der Gebäudesanierung unbedingt auszubessern<br />
gilt. Die Eingriffsmaßnahmen müssen jeweils abhängig vom<br />
bauphysikalischen Zustand der einzelnen Gebäude bemessen<br />
werden.<br />
Einzelne Teile der Siedlungbebauung wurden vor kurzem bereits<br />
modernisiert <strong>und</strong> entsprechen daher bereits den heutigen<br />
Anforderungen. Die anderen Gebäude, die sich nach wie<br />
vor auf dem Stand der 60er Jahre befi nden, sollten dringend<br />
an die veränderten nutzerspezifi schen Anforderungen angepasst<br />
werden.<br />
Aktuelle Bauprojekte<br />
In den letzten Jahren wurden bereits erste Gebäude durch<br />
50<br />
Neubau<br />
Modernisierung aktuell<br />
Modernisierung abgeschloßen<br />
Neubaugebiete<br />
Abb. 93: Übersicht der aktuellen Bauprojekte in Achterathsfeld<br />
Städtebau<br />
die Wohnungsbaugesellschaft saniert bzw. modernisiert<br />
(vgl. Abb.93). Entsprechend dem unterschiedlichen Schadensbild<br />
wurden verschiedene Sanierungsmaßnahmen vorgenommen:<br />
Drei Gebäudekomplexe in der Orchideenstraße sind bereits<br />
modernisiert <strong>und</strong> an die heutigen Wohnbedürfnisse von Familien<br />
angepasst worden. Bei den Häusern im Anemonen-<br />
<strong>und</strong> im Fuchsienweg kam es zum Abriss der alten Gebäude<br />
<strong>und</strong> zu ersetzendem Neubau. Es wurden neue Mehrfamilienhäuser<br />
mit veränderten Gr<strong>und</strong>fl ächen <strong>und</strong> unterschiedlich<br />
großen Wohnungen geschaffen (s. Abb. 94). Ähnliche<br />
Maßnahmen sind <strong>für</strong> die folgenden zwei Jahre <strong>für</strong> einzelne<br />
Komplexe in der Rheinstraße, der Friedrich-Ebert-Straße <strong>und</strong><br />
der Maiblumenstraße geplant. Die Gebäude sollen abgerissen<br />
<strong>und</strong> mit veränderter Aufteilung in ähnlicher Form wieder<br />
neu errichtet werden. Aktuell fi nden Modernisierungsmaßnahmen<br />
an vier Gebäuden in der Friedrich-Ebert-Straße<br />
statt. Sie bedingen den temporären Auszug der Mieter sowie<br />
deren Rückzug in die modernisierten Wohnungen nach Abschluss<br />
der Arbeiten.<br />
Darüber hinaus entstehen neue kleine Wohngebiete im Quartier,<br />
denn der offene Siedlungsrand zur Landschaft macht<br />
eine Erweiterung der Siedlung möglich. Zurzeit werden in<br />
zwei Bereichen der Siedlung neue freistehende Einfamilienhäuser<br />
oder Doppelhäuser errichtet. Im Süd-Osten der Siedlung<br />
entsteht eine neue Solarsiedlung. Auch diese Neuplanungen<br />
deuten darauf hin, dass der Standort Achterathsfeld<br />
durchaus zukunftsträchtig ist.<br />
Fazit<br />
Bei einem Großteil der Gebäude liegen bauphysikalische<br />
Mängel vor, die dringender Ausbesserungsmaßnahmen bedürfen,<br />
um die Wohnungen auch in <strong>Zukunft</strong> rentabel vermieten<br />
zu können. Darüber hinaus sind die Gr<strong>und</strong>risse sehr klein,<br />
was in der Aufteilung zu verwinkelten <strong>und</strong> engen Räumen<br />
Abb. 94: Neubau am Fuchsienweg
Städtebau Standortanalyse<br />
führt. Eine barrierefreie Erschließung ist nur im Sondertyp<br />
„Laubengang“ möglich. Alle anderen Gebäude sind durch einen<br />
Sockel vom Boden abgesetzt <strong>und</strong> eignen sich somit nur<br />
bedingt <strong>für</strong> eine altengerechte Wohnform.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der guten Ausrichtung der Gebäude ist die Wohnqualität<br />
der meisten Wohnungen jedoch hoch. Es gilt zwar,<br />
<strong>für</strong> einige Problembereiche (vgl. Abb.95-100) durch entsprechende<br />
Eingriffe sinnvolle Lösungen zu schaffen, insgesamt<br />
kann die Gebäudesubstanz in Achterathsfeld jedoch durch<br />
die vorhandenen Qualitäten durchaus gestärkt werden. Eine<br />
besonders große Qualität liegt darin, dass die meisten Gebäude<br />
bis heute nahezu unverändert erhalten geblieben<br />
sind. Dies betrifft vor allem die charakteristischen Ziegelfassaden,<br />
die der Siedlung ihr einheitliches Erscheinungsbild<br />
verleihen, <strong>und</strong> so das gesamte Siedlungsbild positiv prägen.<br />
Nutzungen <strong>und</strong> Infrastruktur<br />
Achterathsfeld wurde als eigenständige Wohnsiedlung konzipiert,<br />
die auf Gr<strong>und</strong> dessen neben der Wohnnutzung auch<br />
Abb. 97: Fehlender Bezug zum Garten<br />
Abb. 95: Nutzungskonfl ikt zwischen Wohnen <strong>und</strong> Einzelhandel Abb. 98: Unübersichtliche Erschließung<br />
Abb. 96: Schlechte Wohnqualität aufgr<strong>und</strong> der Ausrichtung<br />
Abb. 99: Mangelhafte Eingangssituation<br />
51
Standortanalyse<br />
52<br />
Legende<br />
fehlender Bezug Garten-Haus<br />
mangelhafte oder gestörte Eingangssituation<br />
Abb. 100: Darstellung der wesentlichen Bebauungsdefi zite an einzelnen Gebäuden<br />
Städtebau<br />
geringe Wohnqualität aufgr<strong>und</strong> der Orientierung, Ausrichtung,<br />
Nutzung<br />
Nutzungskonfl ikt Wohnen-Einzelhandel
Legende<br />
Städtebau<br />
Kirche<br />
Kindergarten<br />
Gr<strong>und</strong>schule<br />
Medizin<br />
Dienstleistung<br />
Versorgung/ Einzelhandel<br />
Gastronomie<br />
Verknüpfung der Infrastruktur<br />
Abb. 101: Vorhandene Infrastruktureinrichtungen in Achterathsfeld<br />
Standortanalyse<br />
53
Standortanalyse<br />
Abb. 102: Einzelhandel Abb. 103: Medizinische Versorgung<br />
sonstige Infrastruktureinrichtungen beherbergt (s. Abb.101).<br />
Vor allem in der Mitte der Siedlung befi nden sich in den Erdgeschossen<br />
der Gebäude Ladenfl ächen, wodurch hier eine<br />
Nutzungsmischung sowie das Zentrum der Siedlung entsteht.<br />
Während sich im Erdgeschoss Einzelhandel, Gastronomie<br />
<strong>und</strong> Dienstleister befi nden, ist in den Obergeschossen<br />
Wohnnutzung angeordnet.<br />
Bei den Betrieben handelt es sich meist um kleinteiligen<br />
Einzelhandel. Außerdem gibt es Dienstleister, welche zum<br />
Beispiel die medizinische Gr<strong>und</strong>versorgung gewährleisten<br />
(Abb.103). Darüber hinaus gewährleisten die neu entstandenen<br />
großen Discounter wie Aldi, Plus <strong>und</strong> Edeka am Übergang<br />
zwischen Kapellen <strong>und</strong> Achterathsfeld die tägliche Versorgung.<br />
Dort wurde die Infrastruktur in den letzten Jahren<br />
ausgebaut. Das Zentrum von Kapellen hat sich dadurch nach<br />
Süden zur Siedlung hin verschoben, was der Gr<strong>und</strong>versorgung<br />
von Achterathsfeld zugute kommt.<br />
Weiterhin sind verschiedene soziale Einrichtungen innerhalb<br />
der Siedlung vorhanden. Im Quartier verteilen sich z.B.<br />
Kirchen, eine Schule <strong>und</strong> ein Kindergarten. Andere soziale<br />
Einrichtungen bilden das Pfl egezentrum am Silbersee, die<br />
Abb. 104: Vereinzelt auftretende Leerstände im Einzelhandel Abb. 105: Anlieferungshöfe<br />
54<br />
Städtebau<br />
Arbeiterwohlfahrt Kapellen oder die Offene Einrichtung <strong>für</strong><br />
Kinder Kapellen.<br />
In der Siedlung selbst gibt es auch einige Freizeitmöglichkeiten.<br />
Spiel- <strong>und</strong> Sportplätze, der Tennisplatz, Sportvereine <strong>und</strong><br />
der Freizeitpark mit großem Kinderspielplatz, Fußball- <strong>und</strong><br />
Basketballplatz sowie Liegewiesen <strong>und</strong> einen Ententeich,<br />
bieten Raum <strong>für</strong> Spiel <strong>und</strong> Sport. Darüber hinaus befi ndet<br />
sich das Schloss Lauersfort als kulturelles Angebot in der<br />
Nähe des Freizeitparks <strong>und</strong> die schnelle Verbindung nach<br />
Moers sichert die Nutzung weiterer kultureller Angebote.<br />
Insgesamt ist die Siedlung infrastrukturell gut erschlossen.<br />
Allerdings kommt es zu immer höheren Leerständen im Bereich<br />
des Einzelhandels (s. Abb.104). Die Nutzungsmischung<br />
im Bereich des Zentrums führt ebenfalls zu Konfl ikten, da<br />
die unterschiedlichen Nutzungen unterschiedliche Anforderungen<br />
aufweisen. Für die gewerbliche Nutzung muss zum<br />
Beispiel die Anlieferung sowie die Lagerung von Produkten<br />
<strong>und</strong> Material gewährleistet sein. Diese Tatsache steht somit<br />
in Konfl ikt mit grünen Wohnhöfen <strong>und</strong> deren Nutzung als<br />
gemeinschaftlicher Außenraum (vgl. Abb.105).
Städtebau<br />
Abb. 106: Durchgrünte Straßenzüge<br />
Frei- <strong>und</strong> Grünraumstruktur<br />
Der Grünraum spielt in der Siedlung eine große Rolle, da der<br />
Anteil der Frei- <strong>und</strong> Grünfl ächen gemessen an der Gesamtfl äche<br />
sehr hoch ist (vgl. auch Abb.106-108).<br />
Schon von Außen vermittelt die Siedlung durch eine starke<br />
Bepfl anzung einen grünen Eindruck. Durch die aufgelockerte<br />
Siedlungsstruktur entstehen große Flächen, die größtenteils<br />
mit Rasen, Sträuchern <strong>und</strong> Bäumen bepfl anzt wurden.<br />
Durch die starke Durchgrünung <strong>und</strong> die organische Form<br />
der Siedlung sind insgesamt starke Bezüge zu Arbeitersiedlungen<br />
der Vorkriegszeit erkennbar, die unter dem Leitbild<br />
der „Gartenstadt“ errichtet wurden. In Achtertahsfeld lassen<br />
sich vier unterschiedliche Arten von Frei- <strong>und</strong> Grünräumen<br />
unterscheiden.<br />
Zum einen gibt es das öffentliche Grün. Dazu zählen der<br />
Siedlungsrand, die grüne Mitte sowie die zwei Grünfi nger,<br />
Abb. 108: Hoher Grünfl ächenanteil bezogen auf die Gesamtfl äche<br />
Abb. 107: Bepfl anzung am Straßenrand<br />
Abb. 109: Die Birke als charakteristischer „Eingangsbaum“<br />
Standortanalyse<br />
die sich durch die Siedlung ziehen. Sie sind <strong>für</strong> alle Bewohner<br />
zugänglich <strong>und</strong> dienen als Treffpunkte.<br />
Darüber hinaus gibt es halböffentliche Grünräume, die sich<br />
i.d.R vor den Gebäuden befi nden. Außerdem verfügen die<br />
Mehrfamilienhäuser über gemeinschaftliche, die Einfamilienhäuser<br />
über zugeordnete private Freiräume.<br />
Die benannten Räume unterscheiden sich wesentlich in ihrer<br />
Dimension, ihrer Zugänglichkeit, ihrer Eingrenzung, ihrer<br />
Funktion <strong>und</strong> Gestaltung sowie der Zuständigkeit, voneinander.<br />
Für die Gesamtsiedlung besteht ein Bepfl anzungskonzept.<br />
Am Anfang jeder Wohnstraße stehen Birken, die den Zugang<br />
markieren. Ebenso taucht dieser Baum in viele Vorgärten der<br />
Mehrfamilienhäuser wieder auf (s. Abb.109). Im Zentrum der<br />
Siedlung befi nden sich hauptsächlich große Ahorn- <strong>und</strong> Lindenbäume.<br />
55
Standortanalyse<br />
Siedlungsrand<br />
Der Siedlungsrand besitzt zum einen die Funktion, eine klare<br />
Begrenzung der Siedlung zu schaffen. Er grenzt das Quartier<br />
nach außen hin ab <strong>und</strong> repräsentiert es gleichzeitig. Außerdem<br />
soll <strong>für</strong> die Bebauung des Randlage eine gewisse Privatsphäre<br />
geschaffen werden. Insgesamt gibt es vier verschiedene<br />
Typen des Siedlungsrandes, die unterschiedlich auf<br />
diese Anforderungen reagieren. Die ersten drei Typen haben<br />
gemeinsam, dass die Lage des Randes klar durch die Landstraßen<br />
defi niert ist. Daraus ergibt sich eine Art Insellage <strong>für</strong><br />
die gesamte Siedlung.<br />
Typ 1 „Siedlungskopf“<br />
Der Typ „Siedlungskopf“ dient als Zugangsbereich von Kapellen<br />
aus. Hier schafft eine große Rasenfl äche einen repräsen-<br />
Abb. 113: Straßenschnitt des Siedlungsrandes<br />
56<br />
Städtebau<br />
Abb. 110: Rasenfl äche als repräsentativer Abstand Abb. 111: Bäume verhindern den direkten Einblick in die Siedlung<br />
Abb. 112: Siedlungsrand mit Radweg
Städtebau<br />
Abb. 114: Schutz der Bebauung durch die Bepfl anzung Abb. 115: Angrenzendes Ackerland<br />
Abb. 116: Vielschichtige Wegeführung<br />
Abb. 117: Straßenschnitt des Typs Allee<br />
Standortanalyse<br />
tativen Abstand zur Straße. (s. Abb.110). Große Bäume versperren<br />
den direkten Blick in die Siedlung (vgl. Abb.111,112).<br />
Allein durch den Abstand wird jedoch kein repräsentativer<br />
Eingang <strong>für</strong> Achterathsfeld gebildet, da der Übergang unzureichend<br />
ist. Es besteht zwar eine Straßenüberquerung,<br />
die den Weg jedoch nicht weiter geführt, sondern in einem<br />
Trampelpfad mündet, der auf den Parkplatzfl ächen der neu<br />
angeordneten Discounter endet (vgl. Abb.113).<br />
Typ 2 „Allee“<br />
Der Typ „Allee“ an der östlichen Landstraße dient als Pufferzone<br />
zwischen der Landstraße <strong>und</strong> der Bebauung. Er ist als<br />
breiter Grünzug ausgebildet, der durch dichte Bepfl anzung<br />
die dahinter liegende Bebauung vor Einblicken schützt (s.<br />
Abb.114,115). Dennoch ist sie von Außen her ablesbar. Auf<br />
der anderen Seite des Grünzuges grenzt eine Wohnstraße<br />
mit Parkmöglichkeiten an. Parallel zur Straße verläuft ein<br />
57
Standortanalyse<br />
Abb. 118: Siedlungsrand Typ Abstandshalter<br />
Abb. 120: Siedlungsrand Typ Allee<br />
Abb. 121: Straßenschnitt des Typs Abstandhalter<br />
58<br />
Abb. 119: Siedlungsrand Typ Abstandshalter an anderer Stelle<br />
Städtebau<br />
Radweg, der durch eine hohe Baumallee von der Landstraße<br />
getrennt wird (vgl. Abb.116). Der Siedlungsrand bietet durch<br />
diese vielschichtige Wegeführung Schutz vor Blicken <strong>und</strong><br />
Verkehrslärm, wird aber gleichzeitig zu einer Schauseite der<br />
Siedlung <strong>und</strong> repräsentiert sie nach Außen (s. Abb.117).<br />
Typ 3 „Abstandshalter“<br />
An der westlich verlaufenden Landstraße befi ndet sich der<br />
Siedlungsrand des Typs „Abstandhalter“ (s. Abb.128). Auch<br />
hier dient ein Grünstreifen als Schutz <strong>für</strong> die dahinter liegende<br />
Bebauung vor der Belästigung durch den Verkehr. Allerdings<br />
ist der Abstand viel geringer als beim vorherigen Typ,<br />
da die Bebauung direkt an das Grün angrenzt <strong>und</strong> es keine<br />
Wohnstraße <strong>und</strong> keinen Radweg gibt, die zusätzliche Distanz<br />
schaffen (vgl. Abb.119-121).
Städtebau<br />
Abb. 122: Undefi nierte Siedlungsgrenze<br />
Abb. 124: Landschaftlicher Feldweg<br />
Abb. 125: Angrenzendes Ackerland<br />
Abb. 123: Übergang zur Landschaft<br />
Standortanalyse<br />
Typ 4 „Landschaft“<br />
Zur Landschaft hin ist der Siedlungsrand nicht klar defi niert.<br />
Er wird durch verschiedene Elemente wie Straßen, private<br />
Gärten sowie das ebenfalls angrenzende Schulgr<strong>und</strong>stück<br />
gebildet (Abb.122-126). Dadurch ergeben sich Ausblicke <strong>und</strong><br />
Eingänge in den Landschaftsraum. Dieser bietet ökologisch<br />
wertvolle Flächen zur Kalt- <strong>und</strong> Frischluftproduktion <strong>und</strong><br />
dient als Erholungsraum <strong>und</strong> Bereich <strong>für</strong> Freizeitmöglichkeiten.<br />
An vielen Stellen enden die Wege jedoch am Rand<br />
der Bebauung, so dass die Vernetzung der Siedlung mit der<br />
Landschaft fehlt (s. Abb.127).<br />
Der Siedlungsrand ist zu drei Seiten größtenteils klar defi niert<br />
<strong>und</strong> repräsentiert damit nach Außen hin das innere grüne<br />
Konzept der Siedlung. Man kann von Außen ablesen, dass es<br />
sich um eine durchgrünte, aufgelockerte Siedlung handelt,<br />
die sich an der vierten Seite zur Landschaft öffnet.<br />
Abb. 126: Begrenzung durch eine Straße<br />
59
Standortanalyse<br />
60<br />
Legende<br />
Siedlungsrand Typ Allee<br />
Siedlungsrand Typ Kopf<br />
Siedlungsrand Typ Abstand<br />
Abb. 127: Bewertende Darstellung der Siedlungsränder<br />
Landschaft<br />
fehlende Vernetzung<br />
fehlende Verbindung<br />
vorhandener Weg vorhandene Bäume<br />
mangelhaft gestalteter Übergang/ Barriere<br />
Städtebau
Städtebau Standortanalyse<br />
Abb. 128: Grüne Mitte als Orientierungsraum<br />
Grüne Mitte<br />
Die Mitte der Siedlung wird durch eine Grünfl äche gebildet,<br />
die einen Orientierungsraum <strong>für</strong> die gesamte Siedlung darstellt<br />
(s. Abb.128). Er stellt ein Gegenüber <strong>für</strong> die Ladenzeilen<br />
<strong>und</strong> sozialen Einrichtungen dar <strong>und</strong> akzentuiert sie. Der<br />
Grünraum ist einer der Räume mit dem höchsten Öffentlichkeitsgrad<br />
innerhalb der Siedlung. Es handelt sich hierbei um<br />
eine große Rasenfl äche mit altem Baumbestand, vor allem<br />
hohen Ahornbäumen.<br />
Der Grünraum dient hauptsächlich als Durchgangraum (vgl.<br />
Abb. 129). Das Wegesystem innerhalb des Grünraums ist hierarchisch<br />
aufgebaut. Es gibt einen Hauptweg in Längsrichtung<br />
sowie einige Querverbindungen als Nebenwege.<br />
Zu den angrenzenden Wohnhäusern grenzen Mulchbeete<br />
mit hohen Bäumen <strong>und</strong> niedrigen Sträuchern den Grünraum<br />
ab. Darüber hinaus gibt es jedoch keine klare Trennung zu<br />
Abb. 130: Straßenschnitt der Grünen Mitte<br />
Abb. 129: Grüne Mitte als Durchgangsraum<br />
den gemeinschaftlichen Außenräumen, die somit nicht als<br />
solche erkennbar sind.<br />
Zur Seite der Ladenzeilen ist er offen. Da er als zentraler Bereich<br />
dient <strong>und</strong> somit die hauptsächliche Anlaufstelle der<br />
Siedlung bildet, ist er mit mehreren Parkplätzen <strong>und</strong> Parktaschen<br />
versehen (s. Abb.130). Diese wirken jedoch teilweise<br />
störend, da der lange, schmale Grünraum in einzelne Teilbereiche<br />
zerfällt.<br />
Insgesamt besitzt der Grünstreifen in der Mitte der Siedlung<br />
bisher keine funktionsgerechte Nutzung.<br />
Kleiner Grünfi nger<br />
Durch die Siedlung ziehen sich zwei große Wiesen als Grünfi<br />
nger zwischen der Bebauung. Der kleine Grünfi nger dient<br />
dabei auf Gr<strong>und</strong> seiner Dimensionierung <strong>und</strong> Proportionen<br />
als Durchgangsraum <strong>und</strong> Grünvernetzung. Er besteht<br />
aus einer Rasenfl äche, die nach Osten hin durch eine<br />
61
Standortanalyse<br />
Abb. 131: Grünfi nger als Durchgangsraum Abb. 132: Absperrungen im Grünraum<br />
Baum- <strong>und</strong> Strauchreihe abgeschlossen wird (s. Abb.134).<br />
Begrenzt wird er weiterhin durch Einfamilienhausbebauung<br />
(s. Abb.131,132). Auf der westlichen Seite steht diese Parallel<br />
zum Grünstreifen, so dass die Gärten an den Grünraum stoßen.<br />
Hier verläuft unmittelbar entlang der Gärten ein Weg, zu<br />
dem sich die Bewohner sehr stark durch Garagen, Zäune <strong>und</strong><br />
Hecken abschotten. Der Weg ist befahrbar, um die Garagen<br />
<strong>und</strong> privaten Gärten erreichen zu können <strong>und</strong> stellt die einzigen<br />
Zugänge zum Grünraum dar. Auf der östlichen Seite des<br />
Grünstreifens stehen die Häuser im rechten Winkel, so dass<br />
das Grün abwechselnd an Häuser <strong>und</strong> Gärten stößt. Die Gärten<br />
sind vor allem mit Hecken begrenzt <strong>und</strong> abgeschottet.<br />
Die Wegeverbindungen enden am Grünraum, sodass sich im<br />
Laufe der Zeit Trampelpfade gebildet haben (s. Abb.133). Das<br />
ist ein eindeutiges Zeichen da<strong>für</strong>, dass Wegeverbindungen<br />
fehlen.<br />
Abb. 134: Straßenschnitt des kleinen Grünfi ngers<br />
62<br />
Abb. 133: Trampelpfad<br />
Städtebau
Städtebau Standortanalyse<br />
Abb. 135: Großer Grünfi nger als große Wiese<br />
Großer Grünfi nger<br />
Der große Grünfi nger ist etwas breiter. Er wird ebenfalls<br />
durch Einfamilienhausbebauung begrenzt, die jedoch auf<br />
beiden Seiten senkrecht zum Grünraum steht (s. Abb.135).<br />
Die Stichstraßen zwischen den einzelnen Häusern werden<br />
durch Wegeverbindungen durch den Grünraum miteinander<br />
verb<strong>und</strong>en. Auf beiden Seiten des Grünfi ngers verläuft ein<br />
Weg, der nur fußläufi g erschlossen ist.<br />
Der Grünraum besteht auch hier aus einer großen Wiese, die<br />
jedoch durch einzelne Baum- <strong>und</strong> Strauchgruppen nur teilweise<br />
zu überblicken ist (s. Abb.138). Außerdem wird durch<br />
die Veränderung der Breite des Raumes eine gewisse räumliche<br />
Spannung erzeugt.<br />
Beide Grünfi nger sind durch dichte Bepfl anzung, Bebauung<br />
<strong>und</strong> nicht einsehbare Wegeführungen von der Hauptstraße<br />
sowie dem zentralen Bereich der Siedlung abgeschottet <strong>und</strong><br />
Abb. 138: Straßenschnitt des Großen Grünfi ngers<br />
Abb. 136: Eingang in den großen Grünfi nger von der Hauptstraße aus<br />
Abb. 137: Absperrung zum Siedlungsrand hin<br />
63
Standortanalyse<br />
64<br />
Legende<br />
Siedlungsrand Typ Allee<br />
Siedlungsrand Typ Kopf<br />
Siedlungsrand Typ Abstand<br />
Grüne Mitte<br />
kleiner Grünfi nger<br />
Abb. 139: Defi zite der öffentlichen Grünräume<br />
Landschaft<br />
vorhandener Weg<br />
fehlende Vernetzung<br />
fehlende Verbindung<br />
fehlender Übergang/ Eingang<br />
großer Grünfi nger mangelhaft gestalteter Übergang/ Barriere<br />
vorhandene Bäume<br />
Städtebau
Städtebau Standortanalyse<br />
Abb. 140: Undefi nierte Spielfl äche Abb. 141: Unattaktive Lage von Speilgeräten<br />
daher nur eingeschränkt frequentiert (s. Abb.136). Sie beinhalten<br />
kaum genutzte Flächen, sind im Wesentlichen ungestaltet<br />
<strong>und</strong> bieten auf Gr<strong>und</strong> von fehlenden Sitzgelegenheiten<br />
relativ wenig Aufenthaltsqualitäten (vgl. Abb.137).<br />
Spielplätze<br />
Es gibt andererseits verschiede Spielplätze innerhalb der<br />
Siedlung, die unterschiedliche Nutzergruppen ansprechen.<br />
Zum einen gibt es öffentliche Spielfl ächen in Form der beiden<br />
Grünfi nger. Zum anderen bieten der Schulhof <strong>und</strong> ein<br />
Spielplatz hinter der Schule Spielmöglichkeiten. Die Qualitäten<br />
der Spielfl ächen hängen sehr stark von der räumlichen<br />
Lage <strong>und</strong> Dimension ab. Außerdem verfügen einige Mehrfamilienhäuser<br />
in den gemeinschaftlichen Außenräumen über<br />
Spielplätze (s. Abb.140-144).<br />
Diese sind jedoch oft nicht kindgerecht eingerichtet, unzu-<br />
Abb. 142: Fehlender Bezug zum Haus<br />
Abb. 143: Gering ansprechende Gestaltung Abb. 144: Versteckte, nicht sozial kontrollierbare Lage<br />
65
Standortanalyse<br />
Abb. 145: Keine ansprechende Gestaltung Abb. 147: Vorgarten eines Mehrfamilienhauses<br />
reichend eingegrenzt <strong>und</strong> bieten darüber hinaus nur geringe<br />
Aufenthalts- <strong>und</strong> Sitzgelegenheiten <strong>für</strong> die Eltern oder Begleitpersonen.<br />
Hier wird großer Handlungsbedarf gesehen.<br />
Es gibt quantitativ viel Spielfl äche innerhalb der Siedlung, jedoch<br />
wenig qualitativ hochwertige Spielmöglichkeiten.<br />
Restfl ächen als Abstandhalter<br />
Ein Großteil der in der Siedlung vorhandenen Grünfl ächen<br />
wird nicht genutzt. Sie dienen lediglich als Abstandfl ächen<br />
(s. Abb.145,146). Dabei handelt es sich um einfache Rasenfl ächen<br />
oder Grünraum mit vereinzelten Bäumen, Sträuchern<br />
<strong>und</strong> Hecken. Sie schaffen Distanz zur Straße, bieten Sicherheit<br />
vor dem Verkehr <strong>und</strong> Lärmschutz, dienen als Abstand<br />
<strong>und</strong> Sichtschutz zum Nachbarn <strong>und</strong> zu Passanten, trennen<br />
verschiedene Funktionen <strong>und</strong> fassen die Siedlung räumlich<br />
ein.<br />
Der öffentliche Grünraum bietet viele „grüne Inseln“ innerhalb<br />
der Siedlung. Als Raum zur Begegnung <strong>und</strong> Kommunikation<br />
der Bewohner stellt er ein großes Potential <strong>für</strong> die<br />
66<br />
Städtebau<br />
Siedlung dar. Auf Gr<strong>und</strong> der teilweise schlechten Zugänglichkeit<br />
<strong>und</strong> ihrer Größe bleiben die Räume jedoch oftmals<br />
ungenutzt.<br />
Halböffentliche Räume<br />
Als halböffentliche Räume werden Freifl ächen bezeichnet,<br />
die <strong>für</strong> alle einsehbar, aber nicht zugänglich sind. In der Regel<br />
handelt es sich dabei um die Vorgartenbereiche der Häuser<br />
oder die Außenräume der sozialen Einrichtungen.<br />
Die Vorgärten dienen der Repräsentation der einzelnen Gebäude<br />
<strong>und</strong> der Nutzung durch deren Bewohner. Die Mehrfamilienhäuser<br />
verfügen alle über einen Vorgartenbereich,<br />
der als Übergangszone von der öffentlichen Straße in den<br />
privaten Wohnraum dient <strong>und</strong> daher stets einen gewissen<br />
Abstand bietet (s. Abb.147,148). An diesen Bereich werden einerseits<br />
hohe gestalterische, andererseits jedoch auch hohe<br />
funktionale Ansprüche gestellt. Die Erschließung der Gebäude<br />
funktioniert über einen möglichst direkten, befestigten<br />
Weg zum Haus. Am Anfang dieses Weges befi nden sich<br />
Abb. 146: Undefi nierte Restfl äche Abb. 148: Funktionsfl äche im Vorgartenbereich
Städtebau Standortanalyse<br />
Abb. 149: Eigeninitiative im halböffentlichen Garten<br />
meist die Mülltonnen. Neben dem Eingang sind oft einige<br />
Fahrradständer platziert. Neben den funktionalen Aspekten<br />
haben die Bewohner häufi g auch einen gestalterischen Anspruch<br />
an diesen Bereich.Oft wird der Bereich durch eine Birke<br />
gekennzeichnet (vgl.Abb.147). Einige Bewohner pfl anzten<br />
zusätzlich Blumen <strong>und</strong> Hecken an (s. Abb.149).<br />
Teilweise dient der Raum auch als Aufenthaltsfl äche <strong>und</strong><br />
Kommunikationsraum, da einige Häuser innerhalb der Siedlung<br />
ihre Aufenthaltsräume <strong>und</strong> den Balkon zum Vorgarten<br />
hin ausgerichtet haben. Je nach Lage des Gebäudes innerhalb<br />
der Siedlung können verschiedene Aufenthaltsqualitäten<br />
<strong>und</strong> Repräsentationsgrade vorliegen. Bei der Lage in<br />
der Siedlungsmitte bildet die belebte Mitte eine interessante<br />
Aussicht <strong>und</strong> somit eine Qualität. Bei der Lage an einer Wohnstraße<br />
sind die Ruhe, das Sicherheitsgefühl <strong>und</strong> die Privatheit<br />
die Qualitäten (vgl. Abb.150).<br />
Je nach Lage <strong>und</strong> Funktion sind die Vorgärten unterschiedlich<br />
gestaltet. Meist sind sie jedoch durch Rasenfl ächen mit<br />
vereinzelten Bäumen oder Sträuchern sowie Hecken oder<br />
Abb. 151: Schulhof mit hoher Akzeptanz<br />
Abb. 150: Vorgarten mit Aufenthaltsqualität<br />
Zäunen begrenzt.<br />
Die Außenbereiche der sozialen Einrichtungen zeichnen sich<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich durch geplante <strong>und</strong> gepfl egte Anlagen aus.<br />
Sie sind im Privatbesitz bzw. durch öffentliche Finanzierung<br />
oder Privatbeteiligung realisiert worden. Sie dienen als Nutzraum<br />
entsprechend der jeweiligen Nutzungsintensität von<br />
Außenräumen in Bezug auf die jeweilige Einrichtung.<br />
Im Bereich der Schule oder des Kindergartens wird der Raum<br />
sehr stark genutzt (s. Abb.151). Im Bereich der Kirche dient er<br />
jedoch hauptsächlich als Repräsentationsraum (s. Abb.152).<br />
Die halböffentlichen Räume bilden einen wichtigen Faktor<br />
zur Darstellung der Siedlung im öffentlichen Raum. Oftmals<br />
werden die Räume jedoch auf die bloße Funktion eines Abstandhalters<br />
reduziert <strong>und</strong> repräsentieren weder die Gebäude<br />
noch ihre Bewohner nach Außen.<br />
Gemeinschaftliche Räume<br />
Als gemeinschaftliche Freiräume werden Räume bezeichnet,<br />
die <strong>für</strong> die Bewohner eines Hauses oder <strong>für</strong> eine bestimmte<br />
Abb. 152: Repräsentative Rasenfl äche im Bereich der Kirche<br />
67
Standortanalyse<br />
Nutzergruppe zugänglich sind, <strong>und</strong> daher nicht <strong>für</strong> alle einsehbar<br />
sein sollen.<br />
Neben dem Vorgartenbereich verfügen die Mehrfamilienhäuser<br />
über Gartenbereiche, die gemeinschaftlich genutzt<br />
werden können. Der Garten sollte gr<strong>und</strong>sätzlich als Aufenthaltsfl<br />
äche dienen. Hier gibt es jedoch auch qualitative Unterschiede.<br />
Bei Häusern, deren Aufenthaltsräume sich zur<br />
Straße hin orientieren fehlt auf Gr<strong>und</strong> fehlender Balkone der<br />
Bezug zwischen Bebauung <strong>und</strong> rückwärtigem Grünraum, so<br />
dass die Gärten i.d.R. selten genutzt werden (vgl. Abb.153).<br />
Der einzige Zugang zu den rückwärtigen Grünräumen verläuft<br />
durch den Keller <strong>und</strong> mündet mit einer schmalen Treppe<br />
ins Freie. Früher wurden die Gärten vor allem durch die<br />
Funktion des Wäsche Trocknens belebt. Diese Funktion wird<br />
heute jedoch nur noch vereinzelt von den Gärten übernommen,<br />
da die meisten Bewohner zu diesem Zecke technische<br />
Geräte nutzen. Somit bleiben die Gärten größtenteils ungenutzt.<br />
68<br />
Städtebau<br />
Abb. 153: Aufenthaltsfl ächen orientieren sich zum Eingang Abb. 154: Nicht eindeutig eingefasste <strong>und</strong> zugeordnete Grünfl äche<br />
Oftmals sind die Gärten der Bebauung nicht klar zugeordnet<br />
<strong>und</strong> <strong>und</strong>efi niert (s. Abb.154). Räumliche <strong>und</strong> optische<br />
Grenzen werden durch die Bebauung selber, durch Garagen,<br />
Bepfl anzung oder die angrenzende Straße gebildet. Oft ist<br />
der Raum jedoch nicht zum öffentlichen Raum hin abgegrenzt,<br />
sondern von allen Seiten zugänglich <strong>und</strong> einsehbar,<br />
so dass keine Privatsphäre entstehen kann. Es gibt keine klaren<br />
Grenzen, die die Räume defi nieren. Außerdem sind die<br />
Zuständigkeiten ungeklärt, so dass sich die Anwohner nicht<br />
verantwortlich fühlen. Vereinzelt kommt es vor, dass Mieter<br />
vor ihrem Balkon im Erdgeschoss kleine Beete angelegt haben<br />
<strong>und</strong> bepfl anzen sowie durch eigenständige Umbauten<br />
Zugänge zum Garten gebildet haben, um diesen intensiver<br />
zu nutzen (vgl. Abb.155,156). Dies lässt darauf schließen, dass<br />
mieterseits ein Bedürfnis vorhanden ist, die vorhandenen<br />
Freiräume intensiver zu nutzen.<br />
In den meisten Fällen handelt es sich bei den gemeinschaftlich<br />
genutzten Außenräumen um <strong>und</strong>efi nierte Räume ohne<br />
Abb. 155: Selbst angelegter Zugangsweg zur Grünfl äche Abb. 156: Von Mietern geschaffene Zugänge zum Garten
Städtebau<br />
Abb. 157 Zugang zum privaten Garten<br />
Begrenzung, die oft ungenutzt sind, da es die vorgesehene<br />
Funktion nicht mehr gibt. Sie bieten keine Aufenthaltqualitäten<br />
<strong>und</strong> sind schlecht zugänglich.<br />
Private Grünräume<br />
Die privaten Außenräume sind den Einfamilienhäusern zugeordnet<br />
<strong>und</strong> werden stark genutzt <strong>und</strong> gepfl egt (Abb.157).<br />
Zum öffentlichen Raum hin schotten sie sich stark ab, um<br />
die gewünschte Privatsphäre zu gewährleisten. Man muss<br />
jedoch auch hier zwischen privaten Vorgärten <strong>und</strong> rückwärtigen<br />
Gartenbereichen unterscheiden.<br />
Je nach Lage <strong>und</strong> Gegenüber der Vorgärten sind sie unterschiedlich<br />
stark gestaltet, da sie genau wie die Vorgärten der<br />
Mehrfamilienhäuser unterschiedliche Funktionen erfüllen<br />
müssen <strong>und</strong> der Drang nach Repräsentation der Bewohner<br />
unterschiedlich stark ist. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind sie jedoch entweder<br />
bepfl anzt, gepfl astert oder werden durch eine einfache<br />
Rasenfl äche gebildet. Es ist zu erkennen, dass Vorgärten,<br />
die in der gleichen Straße liegen, oftmals ähnlich gestaltet<br />
sind. Die Abgrenzung vom öffentlichen Straßenraum geschieht<br />
durch Hecken oder Zäune in unterschiedlichen Höhen<br />
<strong>und</strong> Dichten oder durch einen Wechsel im Bodenbelag.<br />
Die Gärten dienen sowohl als Erholungs- <strong>und</strong> Freizeitfl äche<br />
wie auch als Repräsentationsmöglichkeit <strong>und</strong> Mittel der<br />
Selbstentfaltung. Der rückwärtige Gartenbereich ist meist<br />
durch Garagen abgeschottet, was zur einer erheblichen Ver-<br />
Standortanalyse<br />
kleinerung der Gartenfl äche führt. Die Parkmöglichkeit erscheint<br />
damit wichtiger als die Größe der Gartenfl äche. Deutlich<br />
zu erkennen ist die extreme Abschottung durch Zäune,<br />
Hecken oder sonstige Bepfl anzung zur Straße sowie zu benachbarten<br />
Gr<strong>und</strong>stücken. Dadurch entsteht in den Gärten<br />
eine sehr private Atmosphäre, die zu einer starken Nutzung<br />
<strong>und</strong> intensiven Pfl ege führt.<br />
Die Zuständigkeiten sind eindeutig, sodass sich jeder mit seinem<br />
Freiraum identifi ziert <strong>und</strong> ihn nach seinen persönlichen<br />
Bedürfnissen gestaltet <strong>und</strong> nutzt. Daher sind die Handlungsmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> den Planenden in diesen Bereichen eher<br />
gering, weshalb sie hier nicht näher untersucht bzw. umgeplant<br />
werden sollen. Gr<strong>und</strong>sätzlich lässt sich jedoch feststellen,<br />
dass ein privater Garten den Wohnraum erweitern kann<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> eine hohe Wohnzufriedenheit der Bewohner sorgt.<br />
Fazit<br />
In den Grünräumen liegt ein großes Potential <strong>für</strong> die Siedlung.<br />
Sie geben ihr eine Identität <strong>und</strong> prägen den Charakter<br />
der Siedlung entscheidend mit. Jedem Haus ist ein ausreichend<br />
großer Grünraum zugeordnet, der bei entsprechender<br />
Gestaltung die Wohnqualität deutlich erhöhen könnte.<br />
Es gibt viele unterschiedliche Grünraumtypen, die verschiedene<br />
Funktionen erfüllen <strong>und</strong> unterschiedliche Qualitäten<br />
bieten. Dies ist jedoch nicht erkennbar, da alle Grünräume<br />
sehr ähnlich gestaltet sind <strong>und</strong> als Rasenfl ächen mit vereinzelten<br />
Bäumen <strong>und</strong> Sträuchern ausgebildet. Ein differenzierter<br />
Charakter ist nicht ablesbar, weshalb das große, prinzipiell<br />
vorhandene Grümraumpotenzial nur an sehr wenigen Stellen<br />
erkennt <strong>und</strong> genutzt wird <strong>und</strong> ansonsten derzeit nur gering<br />
zur Steigerung der Wohnqualität beiträgt (vgl. Abb.158).<br />
Entwicklungspotentiale<br />
Neben einigen neuen Faktoren, die den Standort<br />
Achterathsfeld zukunftstauglich machen können, bestehen<br />
jedoch vorhandene Defi zite in verschiedenen Bereichen, die<br />
verbessert werden müssen, damit die bisher intakte Siedlung<br />
auf die heutigen Anforderungen reagieren kann <strong>und</strong> <strong>für</strong> das<br />
Wohnangebot weiterhin eine Nachfrage besteht.<br />
Regionale Lage<br />
Einer der wichtigsten Aspekte ist die gute Lage <strong>und</strong> die optimale<br />
Anbindung an das Verkehrsnetz. Durch die gute Anbindung<br />
an umliegende Ballungszentren wird die Siedlung <strong>für</strong><br />
neue Nutzergruppen aus diesen Zentren als Wohnstandort<br />
interessant. Die regionale Lage ist attraktiv, da Moers, das<br />
Ruhrgebiet <strong>und</strong> die umliegende Landschaft viele Arbeits-,<br />
Erholungs- <strong>und</strong> Freizeitmöglichkeiten bieten.<br />
Infrastruktur<br />
Gleichzeitig handelt es sich beim Quartier Achterathsfeld<br />
um eine eigenständige Siedlung, die als Ganzes funktioniert<br />
<strong>und</strong> ablesbar ist. Es gibt ein Zugehörigkeitsgefühl <strong>und</strong> eine<br />
Identität innerhalb der Siedlung, die sich klar nach Außen hin<br />
abgrenzt. Dies wird durch das Zentrum gestärkt. Es hält die<br />
Siedlung zusammen, gibt ihr einen Mittelpunkt <strong>und</strong> gliedert<br />
sie. Die vorhandene Infrastruktur muss daher erhalten <strong>und</strong><br />
gestärkt werden. Zurzeit kann das Zentrum die tägliche Ver-<br />
69
Standortanalyse<br />
70<br />
Legende<br />
Vorgärten<br />
Höfe<br />
Funktion Aufenthalt, hohe Aufenthaltsqualität<br />
Funktion Aufenthalt, geringe Aufenthaltsqualität<br />
Funktion Abstand, mangelnde Gestaltung<br />
mangelhafte Gestaltung<br />
mangelhafte Gestaltung <strong>und</strong> fehlende Zuordnung<br />
Abb. 158: Defi zite in gemeinschaftlichen Grünräumen<br />
Landschaft<br />
mangelnde Gestaltung, Einfassung, fehlende Zuordnung,<br />
unangepasste Dimensionierung<br />
sonstige gut funktionierende Höfe<br />
<strong>und</strong>efi nierte Restfl ächen<br />
private Grünräume<br />
ungenutzte Spielplätze<br />
Städtebau
Städtebau<br />
sorgung nicht leisten <strong>und</strong> es kommt zu vermehrt auftretenden<br />
Leerständen, die das Zentrum schwächen.<br />
Die ergänzende Infrastruktur in Kapellen erhöht die Attraktivität<br />
von Achterathsfeld als Wohnstandort. Durch die Verlagerung<br />
des Zentrums Kapellen Richtung Süden, rückt die<br />
neue Infrastruktur näher an Achterathsfeld heran, so dass die<br />
Wege, die zur täglichen Versorgung zurückgelegt werden<br />
müssen, viel kürzer werden.<br />
Bewohnerstruktur<br />
Die vorhandene Bewohnerstruktur hat in der Vergangenheit<br />
zu funktionierenden Nachbarschaftsverhältnissen <strong>und</strong><br />
ehrenamtlichem Engagement der Bürger geführt. Durch die<br />
große Anzahl an privaten Eigentümern besteht eine stabile<br />
Sozialstruktur. Der Verlust der früheren Identität als Bergarbeitersiedlung<br />
ist jedoch ein Manko. Heute ist dieser historische<br />
Hintergr<strong>und</strong> innerhalb der Siedlung kaum noch ablesbar<br />
<strong>und</strong> dient nicht länger als identitätsstiftendes Element.<br />
Außerdem ist die ursprüngliche Zielgruppe kaum noch vorhanden.<br />
Siedlungs- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur<br />
Ein weiteres Potential ist die Einheitlichkeit <strong>und</strong> Ursprünglichkeit<br />
der Siedlung. Die Bebauungsdichte ist gering <strong>und</strong> die<br />
Siedlung stark durchgrünt. Durch ihren aufgelockerten Gartenstadtcharakter<br />
erweckt sie den Eindruck des „ländlichen<br />
Wohnens“. Gleichzeitig sind jedoch durch die Gliederung,<br />
Anordnung <strong>und</strong> Form der Gebäude sowie die vorhandene<br />
Infrastruktur urbane Strukturen vorhanden. Die Ursprünglichkeit<br />
ist vor allem an den Fassaden der Gebäude zu erkennen.<br />
Diese erzeugen ein eigenes idyllisches Bild, da der Ziegel<br />
„Charme“ <strong>und</strong> „Wohnlichkeit“ vermittelt. Trotz des Alters<br />
der Bausubstanz wirken die Ziegel nicht alt oder verschmutzt<br />
(wie es verputzte Fassenden tun würden), so dass die Siedlung<br />
insgesamt ein gepfl egtes Erscheinungsbild vermittelt.<br />
Die Bebauung kann jedoch kaum den heutigen Wohnbedürfnisse<br />
entsprechen. Zum einen liegen im Bereich der Gebäude<br />
bauphysikalische Mängel vor, zum anderen werden<br />
die Zuschnitte <strong>und</strong> Größen der Wohneinheiten den heutigen<br />
Qualitätsmaßstäben nicht mehr gerecht. Die Bebauung ist<br />
insgesamt zu einheitlich, da es nur eine geringe Variation<br />
von Bau- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>rissformen gibt.<br />
Standortanalyse<br />
Außenräume<br />
Das größte Potential der Siedlung liegt klar in den Grünräumen,<br />
die in der Siedlung in großem Maße vorhanden sind. Sie<br />
bestimmen das Siedlungsbild <strong>und</strong> können darüber hinaus<br />
der Siedlung eine Identität geben, da sowohl öffentliche wie<br />
auch private Grünräume die Wohn- <strong>und</strong> Lebensqualität innerhalb<br />
eines Quartiers erhöhen. Beides ist in Achterathsfeld<br />
ausreichend vorhanden. Jedoch liegt in der Nutzung <strong>und</strong> Gestaltung<br />
der öffentlichen <strong>und</strong> gemeinschaftlichen Räume ein<br />
großes Defi zit. Zugehörigkeiten sind nicht ablesbar, es gibt<br />
Barrieren, die die Zugänglichkeit in den öffentlichen Raum<br />
erschweren <strong>und</strong> kaum kinderfre<strong>und</strong>liche Spielmöglichkeiten.<br />
Im Bereich der Übergangszone zwischen Kapellen <strong>und</strong><br />
Achterathsfeld bestehen darüber hinaus große funktionale<br />
Probleme. Die unzureichend ausgebildeten Querungsmöglichkeiten<br />
verursachen eine gestörte Verbindung zu den in<br />
den letzten Jahren neu entstandenen Versorgungs- <strong>und</strong> Infrastruktureinrichtungen<br />
in Kapellen Süd.<br />
Die Parksituation stellt an vielen Stellen ein gestalterisches<br />
Problem dar. Dies wirkt sich stark auf das Erscheinungsbild<br />
der Siedlung <strong>und</strong> deren Wohnqualität aus.<br />
Aus den Erkenntnissen der Analyse ergeben sich nun die folgenden<br />
weiterführenden Fragestellungen:<br />
Wer wird in Achterathsfeld <strong>wohnen</strong> <strong>und</strong> welche Wohnungsangebote<br />
sind da<strong>für</strong> in welcher baulichen Form erforderlich?<br />
Welche Wohnumgebung <strong>und</strong> Infrastruktur benötigen diese<br />
Nutzer in welcher Lage? Gibt es einen Bedarf an speziellen<br />
Wohnformen, wie zum Beispiel altersspezifi schen Wohnraum?<br />
Wie können die vorhandenen Bewohnerstrukturen<br />
in der Siedlung gehalten, gleichzeitig jedoch im Hinblick<br />
auf die starke Vergreisung neue Zielgruppen angesprochen<br />
werden? Welche Wohnumgebung benötigen solche neuen<br />
Nutzergruppen? Welche Teile der Siedlung können erhalten,<br />
welche Ergänzungen müssen vorgenommen werden? Welche<br />
Veränderungen sind an den Gebäudebeständen selber<br />
erforderlich, um diese an aktuelle Nutzererfordernisse anzupassen?<br />
Hierbei sind insbesondere die sich in den letzten Jahren stark<br />
wandelnden Wohnbedürfnisse bestimmter Zielgruppen am<br />
Wohnungsmarkt zu berücksichtigen, die nicht immer mit<br />
den Zuständen der vorhandenen Gebäudebeständen im<br />
Einklang stehen.<br />
71
72<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Zentrale Entwicklungsziele<br />
3<br />
73
74<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Um ein Konzept zur Aufwertung der Siedlung Achterathsfeld<br />
entwickeln zu können, müssen zunächst zentrale Entwicklungsziele<br />
defi niert werden, welche die Basis <strong>für</strong> alle weiteren<br />
Maßnahmen innerhalb der Siedlung bilden.<br />
Bestand erhalten<br />
Ein Konzept zur Aufwertung der Siedlung sollte bestandsorientiert<br />
ausgerichtet sein. In diesem Fall wurde der Bestand in<br />
den vergangenen Jahren kaum verändert, weshalb die Siedlung<br />
in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten ist.<br />
Dies ist ein großer Vorteil im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Siedlungen aus der gleichen Zeit.<br />
Durch das einheitliche Erscheinungsbild erhält die Siedlung<br />
einen gewissen Charme <strong>und</strong> wird als zusammenhängende<br />
Struktur erkennbar (s. Abb.159). Veränderungen sollten die<br />
Abb. 159: Homogenes Erscheinungsbild der Siedlung<br />
Zentrale Entwicklungsziele<br />
3.1 Bestand erhalten<br />
Charakteristische Homogenität<br />
Ordnung der Siedlung nicht zerstören. Die Bebauungsdichte<br />
sollte weiterhin gering <strong>und</strong> die charakteristischen Gebäude<br />
weiterhin erkennbar bleiben. Die Bebauung ist aktuell<br />
gekennzeichnet größtenteils zwei- <strong>und</strong> dreigeschossige<br />
Gebäude mit Satteldach <strong>und</strong> Ziegelfassade. Diese <strong>für</strong> die<br />
Siedlung besonders prägende Aspekt sollte weiterhin betont<br />
<strong>und</strong> die Erhaltung des Erscheinungsbildes des Quartiers<br />
unbedingt beibehalten werden. Das Ziegelsichtmauerwerk<br />
spielt <strong>für</strong> den ursprünglichen Charakter <strong>und</strong> die Einheitlichkeit<br />
der Bebauung eine große Rolle. Es verleiht der Siedlung<br />
in Kombination mit der ausgedehnten Durchgrünung einen<br />
ruhigen <strong>und</strong> idyllischen Charakter, der, wie bei der durchgeführten<br />
Passantenbefragung mehrfach betont wurde (vgl.<br />
auch Kapitel 5.2), von den Bewohnern sehr geschätzt wird<br />
(s. Abb.160-165).<br />
75
Zentrale Entwicklungsziele<br />
Abb. 160: Charakteristische Ziegelfassaden prägen das Erscheinungsbild<br />
76<br />
Städtebau<br />
Abb. 163: Neue Putzfassaden beeinträchtigen das homogene Erscheinungsbild<br />
Abb. 161: Alte Ziegelfassaden Abb. 164: Putzfassade bei Neubauten<br />
Abb. 162: Neue Ziegelfassaden Abb. 165: Putzfassaden bei modernisierten Objekten
Städtebau<br />
Abb. 166: Die frühere Siedlungsidentität ging verloren<br />
Zentrale Entwicklungsziele<br />
3.2 Identität stärken<br />
Gartenstadt als Imageträger<br />
Identität der Gründungszeit<br />
Aktuell zeichnet sich Achterathsfeld hauptsächlich durch<br />
seine städtebaulichen Elemente als 60er Jahre Siedlung aus.<br />
Die homogene Bebauungsstruktur innerhalb der Siedlung<br />
ist darauf zurückzuführen, dass die Bewohner früher ähnliche<br />
Bedürfnisse an den Wohnraum besaßen. Die vorhandene<br />
Identität der Siedlung ist sehr stark durch die homogene<br />
Bewohnerstruktur innerhalb des Quartiers geprägt, welche<br />
sich durch seine Entstehungsgeschichte erklärt. Die Siedlung<br />
wurde damals <strong>für</strong> Bergarbeiterfamilien errichtet, die allgemein<br />
ähnliche Lebensbedingungen in Bezug auf Einkommen,<br />
Alter, Familienstand etc. aufwiesen. Sie konnten sich damals<br />
über das Image einer Bergarbeitersiedlung identifi zieren.<br />
Handlungsbedarf<br />
Die Identität der Bergarbeitersiedlung ging in den vergangenen<br />
Jahren jedoch verloren, da der Bergbau heute in<br />
Achterathsfeld keine Rolle mehr spielt (s. Abb.166). Die Nutzergruppe<br />
der Bergarbeiter gibt es demnach heute nicht mehr.<br />
Heute ist es auch im Siedlungsbild nicht mehr ablesbar, dass<br />
es sich um eine ehemalige Bergarbeitersiedlung handelt.<br />
Um das Wohnangebot in Achterathsfeld dauerhaft vermie-<br />
77
Zentrale Entwicklungsziele<br />
Abb. 167: Gartenstadt als Identitätsträger Abb.168 Wohnen im Grünen als Identitätsträger<br />
ten <strong>und</strong> vermarkten zu können, müssen neue Nutzergruppen<br />
angesprochen werden. Dabei kommt einer Siedlung ein<br />
positives Image zu Gute, so dass <strong>für</strong> es Achterathsfeld gilt,<br />
eine neuen Identität bzw. ein neues Leitbild <strong>für</strong> die Siedlung<br />
zu schaffen.<br />
Gartenstadt als Identitätsträger<br />
Die Bedeutung der Entwicklung eines zentralen Leitbildes<br />
wird besonders in dem vom Institut <strong>für</strong> Raumplanung der<br />
Universität Dortm<strong>und</strong> veröffentlichten Text über die „Konsequenzen<br />
<strong>für</strong> ein neues Leitbild“ deutlich. Darin heißt es:<br />
„Gerade angesichts der Fülle <strong>und</strong> Komplexität heute bestehender<br />
Probleme <strong>und</strong> Anforderungen kommt der Funktion<br />
eines integrierten Leitbildes eine neue Bedeutung zu. Hierbei<br />
sollte das Leitbild wieder ein Bild darstellen, das in den<br />
Hinterköpfen der Planer <strong>und</strong> der Bürger vorhanden ist <strong>und</strong><br />
als Wertesystem eine Entscheidungshilfe <strong>für</strong> die verschiedensten<br />
Probleme bietet. In der heutigen Zeit fehlt die große<br />
Vision, die hinter der Planung stehen soll. Das Gartenstadtleitbild<br />
war eine solche große Idee; ihre Stärke lag besonders<br />
in ihrem ganzheitlichen Ansatz, eine Qualität, die bei den<br />
heutigen Leitbildern vermisst wird <strong>und</strong> bei einer Neuinterpretation<br />
des Gartenstadtleitbildes wesentlich sein kann“<br />
[Institut <strong>für</strong> Raumplanung, 1999, S.30] (vgl. auch Abb. 167).<br />
Gemäß dieses Gedankens <strong>und</strong> dem vielfachen allgemeinen<br />
der Bevölkerung nach dem privaten Eigenheim mit Garten<br />
<strong>und</strong> dem daraus resultierenden aktuellen Trend der Stadt-<br />
Umland-Wanderung wird in der Stadtplanung immer wieder<br />
das Thema der Gartenstadt aufgegriffen <strong>und</strong> an die heutigen<br />
Bedürfnisse angepasst (s. Abb. 168).<br />
Die Gartenstadt bietet sich als Imageträger an, da man mit<br />
ihr positive Assoziationen verbindet. Sie steht <strong>für</strong> das ges<strong>und</strong>e<br />
Leben im Grünen <strong>und</strong> im Einfamilienhaus in einer überschaubaren,<br />
jedoch selbstständigen Einheit. Die Gartenstadt<br />
vermittelt zwischen dem ländlichen <strong>und</strong> urbanen Wohnen<br />
mit einer großen Nähe zu Grün- <strong>und</strong> Freizeitfl ächen. Sie bietet<br />
sichere, grüne Spielinseln <strong>für</strong> Kinder <strong>und</strong> ist daher besonders<br />
attraktiv <strong>für</strong> Familien. Der wohnungszugehörige Freiraum<br />
bietet Möglichkeiten zur Selbstentfaltung <strong>und</strong> erfüllt<br />
78<br />
Städtebau<br />
den Wunsch nach einem eigenen Garten. Die umliegenden<br />
Wälder <strong>und</strong> Wiesen dienen als Raum <strong>für</strong> Sport, Freizeitgestaltung<br />
<strong>und</strong> Naherholung. Durch die stadtnahe Lage <strong>und</strong> die<br />
gute eigene Infrastruktur ist zum einen die optimale Versorgung<br />
<strong>und</strong> zum anderen die Nähe zum Arbeitsplatz gesichert<br />
[Gartenstadt-weiche.de]. Die Gartenstadt entspricht somit<br />
den Wohnbedürfnissen der Abwanderer aus den Ballungsgebieten.<br />
Achterathsfeld kann sich, genau wie es auch schon bei vielen<br />
anderen (Neubau-)Siedlungen umgesetzt wurde, durch<br />
die Schaffung der nachgefragten Wohnformen den bestehenden<br />
Trend der Stadt-Umland-Wanderung auf dem Wohnungsmarkt<br />
zu nutze machen.<br />
Historische Gartenstadt<br />
Die Gartenstadt-Bewegung war eine der großen sozialen<br />
Ideen des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, ein Traum vom besseren, glücklicheren<br />
Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten.<br />
Die Idee der Gartenstadt wurde von dem Briten Ebenezer<br />
Howard 1898 als Stadttypus mit sozialreformerischer Zielsetzung<br />
entwickelt. Er entwarf ein Modell der planmäßigen<br />
Stadtentwicklung als Reaktion auf die schlechten Wohn- <strong>und</strong><br />
Lebensverhältnisse sowie die horrend steigenden Bodenpreise<br />
in den stark gewachsenen Großstädten. Gr<strong>und</strong>gedanke<br />
war die Schaffung von Siedlungen mit privaten <strong>und</strong><br />
öffentlichen Grünanlagen bei gleichzeitigem Angebot von<br />
Arbeitsstätten.<br />
Die historische Gartenstadt war eine eigenständige Einheit,<br />
deren Schwerpunkt bei der Wohnnutzung lag (Abb. 169).<br />
Es ging darum, attraktiven Wohnraum in einer grünen, ges<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> sozialen Umgebung <strong>für</strong> Arbeiter zu schaffen.<br />
Der Arbeitsplatz sollte schnell erreicht werden, weshalb die<br />
Siedlungen meist gut durch öffentliche Verkehrsmittel an<br />
die Umgebung angeschlossen waren. Ein Zentrum in der<br />
Mitte der Siedlung mit sozialen Einrichtungen bildete das<br />
Rückgrad. Durch eine Zonierung der Siedlung in verschiedene<br />
Bereiche wurde diese gegliedert. So fanden sich unterschiedliche<br />
Einkommensschichten in einer Siedlung wieder.<br />
Das Eigenheim oder eigentumsähnliche Wohnformen waren
Städtebau<br />
Abb. 169: Historische Gartenstadt: Margarethenhöhe in Essen Abb. 170: Historische Gartenstadt: typischer Straßenraum<br />
typisch (vgl. Abb. 170). Das Erscheinungsbild war geprägt<br />
durch große private Grünfl ächen, öffentliche Grünringe <strong>und</strong><br />
Gemeinschaftsräume. Das Grün zog sich durch die gesamte<br />
Siedlung, meist in Form von streng angelegter Bepfl anzung.<br />
Außerdem bestimmte eine homogene Bebauung das Erscheinungsbild.<br />
Es gab vorwiegend ein- bis zweigeschossige<br />
Typenhäuser mit Satteldach. Die Erschließung der Siedlung<br />
funktionierte über ein hierarchisches Straßensystem. Insbesondere<br />
im <strong>und</strong> in Randlagen des Ruhrgebiets, wo das Leitbild<br />
der Gartenstadt zur Schaffung von „ges<strong>und</strong>em Wohnraum“<br />
<strong>für</strong> Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte von Industriebetrieben<br />
recht häufi g Verwendung fand, ist diese Form des Wohnens<br />
im Grünen bis heute bekannt <strong>und</strong> positiv besetzt.<br />
Gartenstadt heute<br />
Dass die Prinzipien der historischen Gartenstadt auch heutzutage<br />
noch oft angewandt werden, kann anhand vielzähliger<br />
Beispiele bestätigt werden. Einen Verweis auf die aktuell<br />
bevorzugten Qualitäten der Gartenstadt fi ndet man in der<br />
Veröffentlichung der Universität Dortm<strong>und</strong> in einem Artikel<br />
über das „Leitbild <strong>für</strong> eine Neue Gartenstadt“: „Gartenstadt<br />
verkörpert die Vorstellung einer kompakten, autarken, von<br />
der sie umgebenden Landschaft klar abgegrenzten Siedlung<br />
von einer bestimmten Größe, die sich in einer bestimmten<br />
Entfernung zum Oberzentrum befi ndet. […] Die Bebauung<br />
ist verdichtet <strong>und</strong> die Bauweise wird durch ökologische Kriterien<br />
bestimmt. Die Freifl ächen weisen eine hohe ökologische<br />
Qualität auf. Es fi ndet eine Mischung der Funktionen Arbeiten,<br />
Wohnen, Versorgung <strong>und</strong> Freizeit statt. […] Die Gartenstadt<br />
ist sozial durchmischt, sie bietet eine besondere Qualität<br />
an Aktions- <strong>und</strong> Kommunikationsmöglichkeiten […]. Die<br />
Gestaltung der Siedlung trägt zum Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
bei. Gartenstadt bedeutet eine optimale Verbindung<br />
zwischen maximal umweltverträglicher Siedlungsentwicklung<br />
<strong>und</strong> maximaler Sozialverträglichkeit. Sie verbindet also<br />
ökologische Tragfähigkeit mit einem hohen Maß an Identifi -<br />
kationsmöglichkeiten“ [Institut <strong>für</strong> Raumplanung 1999, S.42]<br />
(s. Abb. 171,172).<br />
In einer Veröffentlichung der IBA Emscher Park werden die<br />
„Vier Säulen der Gartenstadt heute“ beschrieben: „Die Gartenstadt<br />
ist bereits gebaut – <strong>und</strong> sie muss neu erf<strong>und</strong>en werden.<br />
Ein Widerspruch? Dazu gibt es zunächst vier Erklärungen.<br />
Zusammen bilden sie Anforderungen an ein tragfähiges<br />
Gartenstadtmodell .<br />
Abb. 171: Die Gartenstadt Margarethenhöhe funktioniert noch heute Abb. 172: Neue Formen der Gartenstadt<br />
Zentrale Entwicklungsziele<br />
79
Zentrale Entwicklungsziele<br />
Abb. 173: Formenelemente der Gartenstadt in Achterathsfeld von oben<br />
1. Der Erhalt einer Siedlung macht eine Weiterentwicklung<br />
notwendig. Wenn „alte“ Bewohner bleiben, muss es Raum<br />
<strong>für</strong> „junge“ geben. Nur so können soziale <strong>und</strong> kulturelle Einrichtungen<br />
erhalten <strong>und</strong> neu belebt werden […].<br />
2. Freiraum ist nächst der Wohnung das höchste Gut einer<br />
Gartenstadt. Öffentliche <strong>und</strong> private Freiräume <strong>und</strong> sorgfältig<br />
differenzierte Übergangsräume machen den Charakter<br />
gartenstädtischer Siedlungen aus, sie machen ihre Gebrauchsqualitäten<br />
sichtbar […].<br />
3. Ökonomische Qualitäten zeigt die Siedlung im kostengünstigen<br />
Bauen, in Unterhalts- <strong>und</strong> Reparaturfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
sowie in sozial tragbaren Wohnkosten. Kluge Reinvestitionen<br />
von Gewinnen aus Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen – dies<br />
vor allem im öffentlichen Bereich – müssen Selbstverständnis<br />
<strong>und</strong> Selbstverpfl ichtung von Eigentümern <strong>und</strong> Kommunen<br />
bleiben.<br />
4. Nicht das fertige Produkt, sondern der Prozess des Bauens,<br />
des Weiterentwickelns macht die Qualitäten der Siedlung<br />
aus. Nicht die Form der Gartenstadt ist wichtig, sondern die<br />
Identifi kation der Bewohner, ihre Beteiligung am Zustandekommen.<br />
So gesehen kann eine neue Gartenstadt auch […]<br />
im Umbau einer Großsiedlung der sechziger oder siebziger<br />
Jahre entstehen. Im Prozess können alte <strong>und</strong> neue Qualitäten<br />
der Siedlung konkretisiert, vereinbart <strong>und</strong> gestaltet werden.“<br />
[Zlonicky, 1999, S.38-39]<br />
Diese Thesen werden durch mehrere bereits realisierte, jeweils<br />
an die besonderen Verhältnisse angepasste Gartenstadtprojekte<br />
bestätigt (siehe Anhang: Gartenstadt heute).<br />
Gartenstadt Achterathsfeld<br />
Ein Großteil der Elemente, welche die historische Gartenstadt<br />
prägen, sind in Achterathsfeld bereits vorhanden. Die Siedlung<br />
ist durch den hohen Grünanteil geprägt, der <strong>für</strong> eine<br />
Gartenstadt typisch ist. Es gibt viel privaten Grünraum, einen<br />
Grünring sowie öffentliche Grünfl ächen. Zum anderen ist die<br />
80<br />
Abb. 174: Typische Gartenstadtelemente in Achterathsfeld<br />
Städtebau<br />
Bebauung innerhalb der Siedlung sehr homogen. Akzentuiert<br />
wird die Siedlung durch ihre grüne Mitte, in der sich das<br />
Zentrum befi ndet. Auch das Erschießungssystem funktioniert<br />
durch den hierarchischen Aufbau ähnlich wie das einer<br />
Gartenstadt. Außerdem erinnern die Lage im Grünen mit den<br />
guten Verkehrsanbindungen <strong>und</strong> die organischen Gr<strong>und</strong>formen<br />
an die historische Gartenstadt (Abb.173,174).<br />
Das Thema Gartenstadt bildet somit einen idealen Imageträger,<br />
um die neuen Bewohner von den Qualitäten der<br />
Siedlung zu überzeugen. Das Grün sollte sich als roter Faden<br />
durch die Siedlung ziehen. Dies lässt sich sowohl über die<br />
bereits vorhandenen öffentlichen Grünräume wie auch über<br />
private Grün- <strong>und</strong> Außenfl ächen regeln. Da der Grünfl ächenanteil<br />
gemessen an der Gesamtfl äche der Siedlungen relativ<br />
hoch ist, bieten die vielen Grün- <strong>und</strong> Freifl ächen ein großes,<br />
noch ausbaufähiges Potential. Durch die angrenzende Landschaft<br />
sind auch größere Natur- <strong>und</strong> Naherholungsgebiete<br />
schnell erreichbar.<br />
Darüber hinaus müssen Eigenheime oder eigentumsähnliche<br />
Wohnformen zur Verfügung stehen. Die unterschiedlichen<br />
Dienstleistungs- <strong>und</strong> sozialen Einrichtungen entlang<br />
der Hauptstraße halten die Siedlung zusammen <strong>und</strong> geben<br />
ihr als eigenständige Einheit eine neue Identität. Das Zentrum<br />
belebt die Siedlung <strong>und</strong> bildet einen Mittelpunkt, einen<br />
zentralen Ort der Kommunikation.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der vielen bereits vorhandenen Elemente der<br />
Gartenstadt, kann das Image einer modernen Gartenstadt in<br />
Achterathsfeld leicht realisiert werden <strong>und</strong> der Siedlung dadurch<br />
eine neue Identität verleihen. Handlungsschwerpunkte<br />
liegen in der Schaffung einer sozialen Siedlungsmitte, der<br />
Aufwertung der Grünräume sowie der Zonierung der Siedlung.<br />
Dies wird durch die Schaffung von Wohnfeldern mit eigenen<br />
Identitäten <strong>und</strong> unterschiedlichen Außenraumtypen<br />
erreicht.
Städtebau<br />
Abb. 175: Vorschläge <strong>für</strong> neue Nutzergruppen in Achterathsfeld<br />
Bei der Schaffung von Wohnraum <strong>für</strong> neue Nutzergruppen<br />
kann man sich, wie bereits erwähnt, die allgemeinen Trends<br />
auf dem Wohnungsmarkt zu Nutze machen (vgl. Kapitel 1.3).<br />
Die Stadt-Umland-Wanderung spielt <strong>für</strong> den ganzen Kreis<br />
Wesel eine große Rolle, da er als Austauschgebiet des Ruhrgebietes,<br />
speziell von Duisburg, dient. Diesen Trend kann man<br />
aufgreifen, indem man die Abwanderer aus den Ballungsgebieten<br />
in Achterathsfeld auffängt. Die Siedlung eignet sich<br />
hierzu auf Gr<strong>und</strong> der guten Anbindung <strong>und</strong> der zentralen<br />
Lage. Das Wohnen im Grünen ist einer der ausschlaggebenden<br />
Punkte, weshalb die Menschen aus den Ballungsgebieten<br />
abwandern. Meist handelt es sich dabei um Familien mit<br />
Kindern, die besonders das Sicherheitsgefühl des ländlichen<br />
Zentrale Entwicklungsziele<br />
3.3 Neue Zielgruppen ansprechen<br />
Mögliches Nachfragerprofi l<br />
Lebens suchen. In den Ballungsgebieten werden das hohe<br />
Verkehrsaufkommen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Gefahren<br />
besonders <strong>für</strong> Kinder als Belastung empf<strong>und</strong>en.<br />
Das Wohnungsangebot muss erweitert werden, um den<br />
heutigen Ansprüchen von Familien zu entsprechen. Gleichzeitig<br />
müssen jedoch auch die derzeitigen Bewohner berücksichtigt<br />
werden. Da viele von ihnen bereits über sechzig<br />
sind, müssen altengerechter Wohnraum <strong>und</strong> dementsprechende<br />
Dienstleistungen angeboten werden. Dies ist <strong>für</strong><br />
die <strong>Zukunft</strong> der Siedlung von großer Bedeutung, denn so<br />
können auch künftige Generationen bis ins hohe Alter in der<br />
Siedlung verbleiben <strong>und</strong> müssen ihren Wohnstandort nicht<br />
auf Gr<strong>und</strong> mangelhafter Versorgung verlassen. Wichtig bei<br />
der Schaffung von Wohnraum <strong>für</strong> neue Nutzergruppen ist,<br />
dass verschiedene Altersgruppen angesprochen werden (s.<br />
Abb.175), so dass die Siedlung ständig belebt ist <strong>und</strong> nicht<br />
in einigen Jahren bedingt durch die Altersstrukturen vor den<br />
gleichen Problemen wie heute steht.<br />
Bisher war in der Siedlung hauptsächlich ein statusorientiertes<br />
Arbeitermilieu vorhanden [Aareon Wohnungsmarktanalyse<br />
2005]. Dabei handelt sich mittlerweile hauptsächlich<br />
um Zugehörige der Nachkriegsgeneration, Senioren über 55<br />
81
Zentrale Entwicklungsziele<br />
Abb. 176: Durchmischte Bewohnerstrukturen der bürgerlichen Mitte<br />
Jahre, die größtenteils pensioniert sind.<br />
Im Laufe der Jahre sind starke nachbarschaftliche Bündnisse<br />
entstanden. Besonders im Bereich der Einfamilienhäuser<br />
werden diese durch die Eigentumsverhältnisse gestärkt.<br />
Vereinzelt sind in den vergangenen Jahren junge Familien<br />
neu in die Siedlung hinzugezogen.<br />
Es bietet sich an, das Wohnungsangebot künftig vor allem<br />
verstärkt an die in den Sinusmilieus als „Bürgerliche Mitte“<br />
bezeichnete Bevölkerungsschicht zu richten. Dabei handelt<br />
es sich um eine statusorientierte, kinderfre<strong>und</strong>liche Bevölkerungsgruppe,<br />
deren Einkommen im mittleren Bereich liegt.<br />
Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Angestellte, Beamte<br />
<strong>und</strong> Facharbeiter. Die Bevölkerungsgruppe strebt nach<br />
berufl icher <strong>und</strong> sozialer Etablierung sowie nach gesicherten<br />
82<br />
Städtebau<br />
Abb. 177: Durchmischte Bewohnerstrukturen der bürgerlichen Mitte<br />
<strong>und</strong> harmonischen Verhältnissen. Der Lebensrahmen wir<br />
dadurch geprägt, dass sie sich bevorzugt mit Gleichgesinnten<br />
<strong>und</strong> Gleichsituierten umgeben. Sie zeigen Leistung <strong>und</strong><br />
Zielstrebigkeit. Berufl icher Erfolg, eine gesicherte Position<br />
<strong>und</strong> die Etablierung in der Mitte der Gesellschaft sind ihnen<br />
wichtig. Es wird viel Geld in die Ausstattung des Wohnraums<br />
investiert, der meist im städtischen Raum liegt. Der Altersschwerpunkt<br />
ist breit gestreut. Er liegt zwischen 30 <strong>und</strong> 50<br />
Jahren [Sinus Sociovision 2006]. Diese neue Zielgruppe umfasst<br />
somit Familien in unterschiedlichen Lebensabschnitten<br />
<strong>und</strong> Formen: Angefangen bei jungen Startern, die in naher<br />
<strong>Zukunft</strong> eine Familie gründen werden, über Familien mit Kindern<br />
in unterschiedlichen Altersstufen bis hin zu Alleinerziehenden<br />
mit Kindern (Abb.176,177).
Städtebau<br />
Abb. 178: Bildung von nutzerspezifi schen Wohnfeldern<br />
Zentrale Entwicklungsziele<br />
3.4 Differenzierte Wohnformen schaffen<br />
Bildung von Wohnfeldern<br />
Die Siedlung lässt sich in unterschiedliche Zonen einteilen.<br />
Durch differenzierte Lagebedingungen, Bebauungsarten<br />
<strong>und</strong> Zustände der Bebauung, Qualitäten der Freiräume sowie<br />
die angrenzende Infrastruktur ergeben sich verschiedene<br />
Wohngebiete, die sich <strong>für</strong> verschiedene Nutzergruppen<br />
eignen (vgl. auch Abb.178).<br />
Das Wohnungsangebot der Siedlung ist sehr homogen <strong>und</strong><br />
monostrukturell. Es gibt hauptsächlich Dreizimmerwohnungen,<br />
die in der Gründungsphase der Siedlung <strong>für</strong> Familien<br />
geschaffen wurden. Da der Raumbedarf jedoch gestiegen<br />
ist, eignen sich die kleinen Wohnungen heute nur noch <strong>für</strong><br />
wenige Nutzergruppen. Die etwa 40-50 m² großen Wohnungen<br />
werden den Ansprüchen von Singles, jungen Paaren<br />
<strong>und</strong> Senioren gerecht. Für eine Familie reicht das Raumangebot<br />
jedoch nicht aus, da der Bedarf an Wohnfl äche pro Kopf<br />
seit den 60er Jahren stark gestiegen ist. Die eingeschränkte<br />
Angebotsvielfalt an Wohnraum muss daher durch mehr<br />
Gr<strong>und</strong>rissvielfalt, größere Wohneinheiten, fl exible Räume<br />
<strong>und</strong> Aufwertung der bestehenden Wohnungen erweitert<br />
werden. Mögliche Maßnahmen wären Wohnungsvergrößerungen<br />
durch Zusammenlegung, Anbau oder Gr<strong>und</strong>rissveränderungen<br />
innerhalb der Wohnung zur Schaffung neuer,<br />
83
Zentrale Entwicklungsziele<br />
großzügiger Räume. Die Gesamtanzahl an Wohnungen kann<br />
verringert werden, die Qualität der einzelnen Wohnungen<br />
muss hingegen steigen.<br />
Auch die Möglichkeit der barrierefreien Erschließung von<br />
Wohngebäuden stellt ein Kriterium dar, woraus sich innerhalb<br />
der Siedlung unterschiedliche Nutzergruppen ableiten<br />
lassen. Bestimmte Gebäude können durch geringe Umbaumaßnahmen<br />
barrierefrei erschlossen werden <strong>und</strong> eignen<br />
sich damit besonders <strong>für</strong> die Nutzung durch Senioren.<br />
Somit ist die Schaffung differenzierter Wohnformen ein zentrales<br />
Entwicklungsziel. Es gilt, eine durchmischte Bewohnerstruktur<br />
innerhalb der Siedlung zu erreichen mit unterschiedlichen<br />
Lebensstilen, Generationen <strong>und</strong> Haushaltstrukturen.<br />
Durch unterschiedliche Schwerpunkte des Wohnungsangebotes<br />
innerhalb verschiedener Bereiche der Siedlung sollen<br />
unterschiedliche Bewohnergruppen in Wohnfeldern zusammengefasst<br />
werden. Gleichzeitig ist jedoch eine Mischung<br />
84<br />
Städtebau<br />
der verschiedenen Nutzergruppen innerhalb eines Wohnfeldes<br />
anzustreben.<br />
Die Bebauung wird nutzerspezifi sch aufgewertet, da die verschiedenen<br />
Nutzergruppen unterschiedliche Anforderungen<br />
an Wohnraum haben <strong>und</strong> die Gebäudezustände sich innerhalb<br />
der Siedlung unterscheiden. Es ergeben sich somit unterschiedliche<br />
Maßnahmen in den einzelnen Wohnfeldern.<br />
Es wird vorgeschlagen, insgesamt fünf Wohnfelder mit verschiedenen<br />
Wohnungs- <strong>und</strong> Freifl ächenformen zu schaffen.<br />
Dabei wird differenziert in familiengerechte Wohnungen mit<br />
drei bis sechs Zimmern <strong>und</strong> Drei- <strong>und</strong> Zweizimmerwohnungen<br />
sowie Appartements. Der Nutzergruppe entsprechend<br />
gibt es im Außenraum private Gärten oder Gemeinschaftsgärten,<br />
die gemäß den Bewohnerbedürfnissen gestaltet<br />
werden. Die einzelnen Wohnfelder bieten Wohnraum <strong>für</strong> das<br />
„Gehobene Familien-Wohnen“, das „Günstige Familien-Wohnen“,<br />
das „Betreute Wohnen mit Kindern“, <strong>für</strong> „Starter <strong>und</strong><br />
Senioren“ sowie <strong>für</strong> das „Betreute Wohnen im Alter“.
Städtebau<br />
Abb. 179: Schaffung einer sozialen Siedlungsmitte<br />
Zentrale Entwicklungsziele<br />
3.5 Soziale Infrastruktur entwickeln<br />
Ausformung einer sozialen Mitte<br />
Die Versorgung der Siedlung wird größtenteils durch die Infrastruktur<br />
in Kapellen abgedeckt. Das ehemalige Zentrum<br />
der Siedlung wird zur täglichen Versorgung kaum noch benötigt.<br />
Dennoch sollen bestehende Dienstleistungen, die<br />
sich über die Jahre hinweg bewährt haben, erhalten <strong>und</strong><br />
zusätzlich neue Angebote geschaffen werden (vgl. Abb.179).<br />
Der Schwerpunkt liegt hierbei im sozialen Bereich. Service-<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungsangebote spielen eine immer größere<br />
Rolle. Ein zentrales Entwicklungsziel besteht daher in der<br />
Schaffung einer sozialen Siedlungsmitte mit sozialen Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> Freizeitangeboten, Dienstleistung <strong>und</strong> der<br />
Möglichkeit zur Gr<strong>und</strong>versorgung <strong>für</strong> alle Nutzergruppen<br />
(Familien, Senioren, Starter).<br />
Die infrastrukturellen Einrichtungen sollten sich dabei entlang<br />
der Hauptstraße durch die gesamte Siedlung ziehen,<br />
sodass sie mit allen bisher bestehenden sozialen Einrichtungen<br />
verb<strong>und</strong>en werden. Somit entsteht eine lineare Mitte,<br />
die sich durch die gesamte Siedlung zieht <strong>und</strong> das Rückgrad<br />
der Siedlung bildet. Gekennzeichnet wird sie durch einen<br />
charakteristischen Kugelbaum.<br />
85
86<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Handlungsempfehlungen<br />
4<br />
87
88<br />
Städtebau
Städtebau<br />
Abb. 180: Drei verschiedene Eingangstypen in die Siedlung<br />
Handlungsempfehlungen<br />
4.1 Verkehr <strong>und</strong> Erschließung<br />
Veränderungen im Erschließungssystem<br />
Die beschriebenen fünf zentralen Entwicklungsziele führen<br />
an dieser Stelle zu folgenden konkreten Handlungsempfehlungen<br />
<strong>und</strong> Umwetzungs maßnahmen.<br />
Eindeutige Zugänge schaffen<br />
Es gibt drei verschiedene Formen der Siedlungseingänge<br />
im Quatier: Haupteingänge, Nebeneingänge <strong>und</strong> fußläufi ge<br />
Übergänge (vgl. auch Abb. 180). Die Analyse verdeutlicht die<br />
wesentlichen Konfl iktpunkte in diesen Bereichen, die es zu<br />
lösen gilt (Abb. 181,182).<br />
Die Haupteingänge bilden die Zugänge zum zentralen Bereich<br />
der Siedlung <strong>und</strong> führen zu den infrastrukturellen Einrichtungen<br />
entlang der linearen Mitte. Außerdem bilden die<br />
damit verb<strong>und</strong>enen Hauptstraßen den wesentlichen Durchgangswege<br />
<strong>für</strong> den Autoverkehr durch die Siedlung.<br />
Die Eingänge dienen zur öffentlichen Erschließung der Siedlung<br />
<strong>und</strong> sind deshalb ausreichend breit <strong>und</strong> übersichtlich<br />
gestaltet (vgl. Abb.184,185). Sie zeichnen sich durch gute<br />
Zugänglichkeit, Erkennbarkeit <strong>und</strong> Orientierung aus. Durch<br />
die in diesen Bereichen konzentrierten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung<br />
(durch Materialwechsel, Profi lverengung,<br />
89