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Städtebau<br />

zukunft <strong>wohnen</strong><br />

architekturconsulting altbaumodernisierung strategische bestandsentwicklung<br />

strategische bestandsentwicklung<br />

60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers Kapellen<br />

1


Impressum<br />

Praxisprojekt „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“ Moers-Kapellen Achterathsfeld<br />

Architekturconsulting, Altbaumodernisierung,<br />

Strategische Bestandsentwicklung<br />

Kooperation:<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> <strong>und</strong> Stadtentwicklung, Dipl.-Ing. Gisela Schmitt<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Landesplanung, Dipl.-Ing. Michael Kloos<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Wohnbau der RWTH Aachen, Dipl.-Ing. Bernd Kusserow<br />

Institut <strong>für</strong> Landes- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung <strong>und</strong> Bauwesen ILS<br />

NRW, Prof. Dipl.-Ing. Ulli Meisel<br />

Rhein Lippe Wohnen GmbH, vertreten durch Herrn Kathenbach <strong>und</strong><br />

Herrn Dingermann<br />

Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen VdW<br />

mit Unterstützung des Planungsamtes der Stadt Moers<br />

Praxisnahe Ausbildung im Fachbereich Architektur an der RWTH<br />

Aachen im Sommersemester 2006<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> <strong>und</strong> Stadtplanung<br />

Prof. Dr.-Ing. Klaus Selle<br />

Fakultät <strong>für</strong> Architektur, RWTH Aachen<br />

Dipl.-Ing. Gisela Schmitt<br />

Postfach<br />

52056 Aachen<br />

Tel.: +49 (0)241-80983-00<br />

Fax.: +49 (0)241-80921-37<br />

schmitt@pt.rwth-aachen.de<br />

www.pt.rwth-aachen.de<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>und</strong> Institut <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Landesplanung<br />

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Kunibert Wachten<br />

Fakultät <strong>für</strong> Architektur, RWTH Aachen<br />

Dipl.-Ing. Michael Kloos<br />

Postfach<br />

52056 Aachen<br />

Tel.: +49 (0)241-80 95033<br />

Fax.: +49 (0)241-80 92138<br />

kloos@isl.rwth-aachen.de<br />

www.isl.rwth-aachen.de<br />

Bearbeitung durch:<br />

Janine Müller, Sarah Ginski, Katerina Gimpel<br />

Überarbeitete Aufl age<br />

Aachen 2007<br />

2<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />

60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers Kapellen<br />

Der Wohnungsmarkt wird in den letzten Jahren von einer<br />

Umbruchphase geprägt, die sich in einer räumlichen Ausdifferenzierung<br />

der Teilmärkte <strong>und</strong> einem gewandelten<br />

Verhalten der Nachfrager widerspiegelt. Die demographische<br />

Entwicklung, der wirtschaftliche Strukturwandel <strong>und</strong><br />

die gesellschaftlichen Veränderungen bedingen Folgen <strong>für</strong><br />

den Wohnungsmarkt, denen mit geeigneten Strategien von<br />

Seiten der Kommunen, Wohnungsunternehmen, Investoren<br />

<strong>und</strong> Planer begegnet werden muss. Vor allem die langfristig<br />

entspannten Märkte scheinen <strong>für</strong> eine neue Beziehung<br />

zwischen Anbietern <strong>und</strong> Nachfragern zu sorgen, der K<strong>und</strong>e<br />

auf dem Wohnungsmarkt <strong>und</strong> sein Marktverhalten rücken<br />

in den Vordergr<strong>und</strong> des Interesses. Dabei lassen sich die verschiedenen<br />

Präferenzen, individualisierten Ansprüche <strong>und</strong><br />

ausdifferenzierten Bedürfnisse der Nachfrager kaum noch<br />

eindeutigen Verhaltens- <strong>und</strong> Nachfragemustern zuordnen.<br />

Im Umgang mit dem Bestand, dessen Modernisierung <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung, erfordert dies vielfach neue Denkmuster<br />

<strong>und</strong> Verfahren, die verstärkt individuelle K<strong>und</strong>enwünsche<br />

mit einbeziehen.<br />

Vor allem die Wohnungswirtschaft hat ein Interesse an zukunftsfähigen<br />

<strong>und</strong> nachfrageorientierten Konzepten zur<br />

Weiterentwicklung ihrer Wohnungsbestände. Zahlreiche<br />

Verfahren <strong>und</strong> Methoden der Bestandsentwicklung <strong>und</strong> des<br />

Architektur-Consultings sind hier in den letzten Jahren praktisch<br />

erprobt <strong>und</strong> umgesetzt worden. Auch in der Architekten-<br />

<strong>und</strong> Planerausbildung an den Hochschulen rückt neuerdings<br />

das „Planen <strong>und</strong> Bauen im Bestand“ immer stärker in<br />

den Vordergr<strong>und</strong>, oft jedoch noch ohne hinreichenden Bezug<br />

zu den Problemen <strong>und</strong> Aufgaben der Praxis.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wurde ein Studienangebot an der<br />

Architekturfakultät der RWTH Aachen entwickelt, das an eine<br />

Initiative des Verbandes der Wohnungswirtschaft Rheinland<br />

Westfalen (VdW) zur Kooperation mit Hochschulen in NRW<br />

anknüpft. Ziel dieser Initiative ist es, die Anforderungen der<br />

Wohnungswirtschaft an strategische Bestandsentwicklung<br />

in Ausbildungskonzepte einzubringen <strong>und</strong> an konkreten<br />

Projekten zu erproben. Im sogenannten „Praxisprojekt“, in<br />

dem der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> <strong>und</strong> Stadtentwicklung,<br />

der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Landesplanung sowie<br />

der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Wohnbau gemeinsam mit dem ILS NRW<br />

<strong>und</strong> dem VdW NW kooperieren, wurden unter dem Titel „<strong>Zukunft</strong><br />

Wohnen“ – unter Einbeziehung bereits existierender<br />

Studienangebote - neue praxisorientierte Entwurfsprojekte<br />

konzipiert. Kerngedanke dieser Kooperation ist, dass seitens<br />

der Wohnungswirtschaft Wohnungsbestände vorgeschlagen<br />

werden, <strong>für</strong> deren spezifi sche Fragestellungen dann im Rahmen<br />

der Lehrveranstaltungen des „Praxisprojekts“ von den<br />

Studentinnen <strong>und</strong> Studenten zukunftsgerichtete Entwick-<br />

Vorwort<br />

lungsvorschläge erarbeitet werden. Ziel dieser engen Verknüpfung<br />

von Praxis <strong>und</strong> Lehre ist, die Berufsausbildung auf<br />

aktuelle Fragestellungen der Wohnungswirtschaft abzustimmen<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig den berufl ichen Nachwuchs an diese<br />

Themenstellungen heranzuführen.<br />

Im vergangenen Sommersemester wurden in diesem Kontext<br />

arbeitsteilig zwei Projekte zur Bearbeitung angeboten. In<br />

dem vorliegenden Band ist das Studienprojekt „Strategische<br />

Bestandsentwicklung“ die 60er Jahre Siedlung Achterathsfeld<br />

in Moers Kapellen“ veröffentlicht. Im Rahmen des Projektes<br />

sollte ein städtebauliches <strong>und</strong> strategisches Konzept zur<br />

Weiterentwicklung des Stadtquartiers erarbeitet werden.<br />

Die Aufgabe bestand darin, der Wohnungsbaugesellschaft<br />

„Rhein Lippe Wohnen GmbH“ als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> zukünftige<br />

Planungs- <strong>und</strong> Investitionsentscheidungen mögliche Denkrichtungen<br />

zur Bestandsentwicklung aufzuzeigen. Es sollten<br />

Perspektiven <strong>für</strong> die zukünftige Entwicklung des Bestandes<br />

entwickelt werden, die sich auf eine sorgfältige Analyse des<br />

regionalen Wohnungsmarktes, der räumlichen <strong>und</strong> sozialen<br />

Situation im Stadtteil <strong>und</strong> der vorhandenen Gebäudestruktur<br />

stützen.<br />

Besonderer Dank gilt an dieser Stelle der „Rhein Lippe Wohnen<br />

GmbH“, namentlich Herrn Dingermann <strong>und</strong> Herrn Kathenbach,<br />

die das Studienprojekt engagiert begleitet <strong>und</strong><br />

tatkräftig unterstützt haben <strong>und</strong> somit das Zustandekommen<br />

des diesjährigen Praxisprojektes ermöglichten.<br />

Gisela Schmitt<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

RWTH Aachen<br />

Michael Kloos<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Landesplanung<br />

RWTH Aachen<br />

3


Vorwort<br />

Rhein Lippe Wohnen GmbH<br />

Kooperationspartner im Praxisprojekt<br />

“Wer sich der Praxis hingibt ohne Wissenschaft, ist wie der<br />

Steuermann, der ein Schiff ohne Ruder <strong>und</strong> Kompass besteigt<br />

<strong>und</strong> nie weiß, wohin er fährt.“<br />

Diese Worte Leonardo da Vincis lassen erahnen, dass es schon<br />

immer Mahner bedurfte, die aufzuzeigen versuchten, wie das<br />

theoretische Durchdringen <strong>und</strong> die praktische Erfahrung in<br />

Einklang miteinander gebracht werden können. Für Leonardo<br />

da Vinci scheint eines ganz klar gewesen zu sein: Ohne Theorie<br />

als Navigator <strong>für</strong> die praktische Umsetzung geht gar nichts.<br />

Hat diese Meinung des großen Universalgenies aus dem 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert heute noch Bestand? Sicherlich.<br />

Wäre es anders, würden wir alle nicht so großen Wert<br />

auf eine f<strong>und</strong>ierte wissenschaftliche Ausbildung unserer<br />

Nachwuchskräfte legen. Auch wir in der Wohnungswirtschaft<br />

profi tieren ja von den innovativen Ideen <strong>und</strong> Theorien, die<br />

gerade die universitäre Ausbildung unserer Diplom-Ingenieure<br />

garantiert. Und dennoch darf auch ein Universitätsbetrieb<br />

niemals den Bezug zu den Belangen der Wirtschaft verlieren,<br />

sondern muss seine Forschung <strong>und</strong> Lehre am tatsächlichen<br />

Bedarf in den Unternehmen orientieren.<br />

Uns als Wohnungsunternehmen, dessen strategische<br />

Ausrichtung auf dem Erhalt <strong>und</strong> der Weiterentwicklung<br />

seiner Bestände liegt, hat es deshalb sehr gefreut, als das<br />

Institut <strong>für</strong> Landes- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung ILS <strong>und</strong><br />

der Fachbereich Architektur an der RWTH Aachen sich Anfang<br />

2006 an uns wandten, um uns <strong>für</strong> ein sicherlich heute noch<br />

sehr ungewöhnliches praxisorientiertes Architektur-Projekt<br />

zu gewinnen. Endlich ging es einmal nicht um Erkenntnisse<br />

im Neubau von Wohnimmobilien, sondern ganz gezielt<br />

um mögliche Weiterentwicklungsstrategien bestehender<br />

Siedlungen. Hier ein Praxisbeispiel beizusteuern <strong>und</strong> in den<br />

Dialog zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> Wirtschaft zu treten, das<br />

schien uns sehr lohnenswert zu sein. Und die Erfahrung der<br />

vergangenen zwölf Monate hat uns in dieser Einschätzung<br />

bestärkt.<br />

Denn schon kurz nachdem wir den Projektbeteiligten unsere<br />

60er-Jahre-Siedlung in Moers-Kapellen-Achterathsfeld<br />

vorgestellt <strong>und</strong> ihnen sowohl technische Unterlagen wie<br />

demographische Daten zur K<strong>und</strong>enzusammensetzung in<br />

der Siedlung zur Verfügung gestellt hatten, standen wir<br />

im engen Gedankenaustausch zu den Studierenden. Der<br />

Informationsbedarf war zunächst groß <strong>und</strong> es hat viel<br />

Freude gemacht, den jungen Leuten bei der Entwicklung<br />

ihrer ersten Schritte beratend zur Seite zu stehen. Wir haben<br />

den Studenten eine Arbeitsplattform <strong>für</strong> praxisorientiertes<br />

Arbeiten gegeben, sie haben sich bei der Präsentation ihrer<br />

Ergebnisse mit wichtigen Impulsen <strong>und</strong> Denkanstößen <strong>für</strong><br />

4<br />

Städtebau<br />

neue Überlegungen zur Weiterentwicklung unserer Siedlung<br />

revanchiert.<br />

Einiges von dem, was uns der folgende Projektbericht<br />

an Handlungsansätzen aufzeigt, werden wir in unsere<br />

konzeptionellen Überlegungen aufnehmen. Wir haben<br />

gelernt, wie wichtig es manchmal sein kann, von der eigenen<br />

Arbeit zurückzutreten <strong>und</strong> den Blickwinkel zu erweitern. Und<br />

diesen „Weitwinkel“ haben wir dem Praxisprojekt „<strong>Zukunft</strong><br />

Wohnen“ zu verdanken.<br />

Forschung <strong>und</strong> Praxis müssen sich in der Wohnungswirtschaft<br />

in <strong>Zukunft</strong> noch weiter verzahnen. Praxisprojekte wie das<br />

hier vorgestellte Projekt „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“ weisen da in die<br />

richtige Richtung. Davon sind wir überzeugt. Gemeinsam<br />

sollten wir den eingeschlagenen Weg fortsetzen, zum Wohle<br />

aller <strong>und</strong> ganz besonders zum Wohle der Menschen, die in<br />

unseren Beständen leben.<br />

Heinz-Peter Dingermann<br />

Geschäftsführung<br />

Rhein Lippe Wohnen GmbH<br />

Reiner Kathenbach<br />

Abt. Technik/Qualitätsmanagement


6<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />

60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers Kapellen<br />

Rhein Lippe Wohnen GmbH<br />

Kooperationspartner im Praxisprojekt<br />

1 Einführung<br />

1.1 Einleitung<br />

Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />

1.2 Arbeitsprozess<br />

Aufgabenstellung <strong>und</strong> Methodik<br />

1.3 Wandel auf dem Wohnungsmarkt<br />

Nachfragerpräferenzen <strong>und</strong> Wohnqualität<br />

2 Standortanalyse des Planungsgebietes<br />

2.1 Standortprofi l<br />

.............................................................................................................................................................. 25<br />

Moers als Stadt zwischen Ruhrgebiet <strong>und</strong> Niederrhein<br />

Stadtentwicklung<br />

Infrastruktur<br />

Wohnungsmarkt Moers<br />

Inhalt<br />

................................................................................ 25<br />

............................................................................................................................................. 26<br />

....................................................................................................................................................... 26<br />

Moers-Kapellen als eigenständiger Stadtteil<br />

Achterathsfeld<br />

Bewohnerstruktur<br />

2.2 Siedlungsbausteine<br />

Verkehr<br />

.................................................................................................................................. 27<br />

............................................................................................... 28<br />

.................................................................................................................................................. 28<br />

............................................................................................................................................ 29<br />

................................................................................................................................................ 32<br />

............................................................................................................................................................... 32<br />

Siedlungs- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur<br />

Typische Konstruktionen <strong>und</strong> Schadensbilder<br />

Nutzungen <strong>und</strong> Infrastruktur<br />

Frei- <strong>und</strong> Grünraumstruktur<br />

Entwicklungspotenziale<br />

3 Zentrale Entwicklungsziele<br />

3.1 Bestand erhalten<br />

Charakteristische Homogenität<br />

.......................................................................................................................... 3<br />

60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers Kapellen“<br />

........................................................................................................................................... 4<br />

Kooperationspartner im Praxisprojekt<br />

...................................................................................................................................................................... 13<br />

Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />

............................................................................................................................................................ 14<br />

Aufgabenstellung <strong>und</strong> Methodik<br />

.................................................................................................................... 16<br />

Nachfragerpräferenzen <strong>und</strong> Wohnqualität<br />

................................................................................................................ 35<br />

............................................................................................. 49<br />

......................................................................................................................... 51<br />

........................................................................................................................... 55<br />

.................................................................................................................................. 69<br />

........................................................................................................................................................ 75<br />

Charakteristische Homogenität<br />

7


Inhalt<br />

4 Handlungsempfehlungen<br />

8<br />

3.2 Identität stärken<br />

Gartenstadt als Imageträger<br />

3.3 Neue Zielgruppen ansprechen<br />

Mögliches Nachfragerprofi l<br />

3.4 Differenzierte Wohnformen schaffen<br />

Bildung von Wohnfeldern<br />

3.5 Soziale Infrastruktur entwickeln<br />

Ausformung einer sozialen Mitte<br />

4.1 Verkehr <strong>und</strong> Erschließung<br />

Veränderungen im Erschließungssystem<br />

4.2 Öffentliche Grünräume<br />

Grün als Identitätsstifter<br />

4.3 Lineare Mitte<br />

Schaffung sozialer Einrichtungen<br />

4.4 Prinzipien<br />

Entwicklung von Garten- <strong>und</strong> Modernisierungsgr<strong>und</strong>sätzen<br />

4.5 Gartenprinzipien<br />

Maßnahmen in den Außenbereichen<br />

4.6 Modernisierungsprinzipien<br />

Änderungen an Gr<strong>und</strong>rissen, Fassaden <strong>und</strong> bauphysikalischem Zustand<br />

4.7 Wohnfelder<br />

4.8 Schlusswort<br />

Wohnfeld „Gehobenes Familien-Wohnen“<br />

Wohnfeld „Günstiges Familien-Wohnen“<br />

Wohnfeld „Betreutes Wohnen mit Kindern“<br />

Wohnfeld „Starter <strong>und</strong> Senioren“<br />

Wohnfeld „Betreutes Wohnen im Alter“<br />

Prioritäten <strong>und</strong> Umsetzungsstrategien<br />

Städtebau<br />

...................................................................................................................................................... 77<br />

Gartenstadt als Imageträger<br />

........................................................................................................................... 81<br />

Mögliches Nachfragerprofi l<br />

............................................................................................................. 83<br />

Bildung von Wohnfelder<br />

...................................................................................................................... 85<br />

Ausformung einer sozialen Mitte<br />

.................................................................................................................................... 89<br />

Veränderungen im Erschließungssystem<br />

........................................................................................................................................ 106<br />

Grün als Identitätsstifter<br />

.............................................................................................................................................................. 114<br />

Schaffung sozialer Einrichtungen<br />

..................................................................................................................................................................... 118<br />

Entwicklung von Garten- <strong>und</strong> Modernisierungsgr<strong>und</strong>sätzen<br />

....................................................................................................................................................... 121<br />

Maßnahmen in den Außenbereichen<br />

................................................................................................................................ 131<br />

n den Gr<strong>und</strong>rissen, Fassaden <strong>und</strong> bauphysikalischen Zustand<br />

................................................................................................................................................................. 135<br />

.................................................................................................... 135<br />

......................................................................................................... 140<br />

.................................................................................................. 148<br />

.................................................................................................................... 151<br />

......................................................................................................... 156<br />

................................................................................................................................................................. 160<br />

ioritäten <strong>und</strong> Umsetzungsstrategien


Städtebau<br />

5 Anhang<br />

5.1 Gartenstadt heute<br />

Beispiele <strong>für</strong> moderne Gartenstädte<br />

5.2 Qualitative Passantenbefragung<br />

Wohnzufriedenheit der Siedlungsbewohner<br />

5.3 Quellenverzeichnis<br />

Inhalt<br />

.................................................................................................................................................... 167<br />

Beispiele <strong>für</strong> moderne Gartenstädte<br />

...................................................................................................................... 169<br />

Wohnzufriedenheit der Siedlungsbewohner<br />

................................................................................................................................................ 175<br />

9


10<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Einführung<br />

1<br />

11


12<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Das Praxisprojekt „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“ verfolgt als wesentlichen<br />

Gr<strong>und</strong>satz, praxisrelevante Aufgaben in Kooperation mit der<br />

Wohnungswirtschaft zu bearbeiten <strong>und</strong> in das Studienangebot<br />

einzubinden. Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung von<br />

Konzepten vor einem praxisnahen Hintergr<strong>und</strong>, aufbauend<br />

auf einer ausführlichen Analyse des Ist-Zustandes sowie Gesprächen<br />

mit beteiligten Akteuren aus der Praxis.<br />

Konzeptentwicklung<br />

Im Rahmen des Praxisprojektes 2006 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“ sollte<br />

nun <strong>für</strong> die 60er Jahre Siedlung Achterathsfeld in Moers-<br />

Kapellen ein städtebauliches <strong>und</strong> strategisches Konzept zur<br />

Weiterentwicklung des Stadtquartiers erarbeitet werden.<br />

Die Aufgabe bestand darin, der Wohnungsbaugesellschaft<br />

„Rhein Lippe Wohnen GmbH“ Handlungsstrategien <strong>und</strong><br />

Entwurfsideen als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> ihre zukünftigen Planungs-<br />

<strong>und</strong> Investitionsentscheidungen aufzuzeigen.Es sollte ein<br />

Konzept entwickelt werden, das sich mit der bestehenden<br />

städtebaulichen Situation auseinandersetzt <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

<strong>Zukunft</strong>sperspektiven eröffnet. Das Konzept sollte sich<br />

auf eine sorgfältige Analyse stützen, welche die allgemeinen<br />

Tendenzen in der Stadtentwicklung, den regionalen Wohnungsmarkt,<br />

die räumliche <strong>und</strong> soziale Situation im Stadtteil<br />

sowie die Beschaffenheit der Gebäude mit einbezieht.<br />

Einführung<br />

1.1 Einleitung<br />

Praxisprojekt 06 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />

Da das Planungsgebiet in seiner eher peripheren Lage in<br />

Konkurrenz zu innerstädtischen Wohnstandorten gesehen<br />

werden muss, sollte gleichzeitig eine Auseinandersetzung<br />

mit der aktuellen Fachdebatte über die „Qualität urbanen<br />

Wohnens“ erfolgen, um auch hieraus kreative <strong>und</strong> innovative<br />

Ansätze zur Weiterentwicklung der Siedlung abzuleiten. Außerdem<br />

galt es, vorhandene bauliche, städtebauliche <strong>und</strong> sozialräumliche<br />

Qualitäten der Siedlung herauszuarbeiten <strong>und</strong><br />

neue, nachfrageorientierte Qualitäten zu entwickeln.<br />

Zentrale Fragenstellung<br />

Wichtige zentrale Fragen waren hierbei, wie sich das Wohnen<br />

im Laufe der Jahre verändert hat <strong>und</strong> wie es heute stattfi ndet,<br />

was sich in <strong>Zukunft</strong> verändern wird <strong>und</strong> worin die Gründe <strong>für</strong><br />

diese Entwicklung liegen.<br />

Wie sieht ein zukunftstauglicher Wohnstandort aus? Welche<br />

Rolle spielt heutzutage die künftige Qualität des Wohnraums,<br />

seine Architektur, seine Ausstattung, der Zustand <strong>und</strong><br />

Zuschnitt sowie die Lage der Wohnung? Welche Rolle spielt<br />

die Qualität des Wohnumfeldes, also die sozialräumliche Situation,<br />

die infrastrukturelle Ausstattung <strong>und</strong> das Preis-Leistungs-Verhältnis?<br />

Was muss ein Wohnstandort bieten, um <strong>für</strong><br />

(ausgewählte) Nutzergruppen attraktiv zu sein?<br />

13


Einführung<br />

1.2 Arbeitsprozess<br />

Aufgabenstellung <strong>und</strong> Methodik<br />

Im Rahmen des Praxisprojektes 2006 „<strong>Zukunft</strong> Wohnen“<br />

sollte ein Konzept erarbeitet werden, welches eine sinnvolle<br />

<strong>und</strong> zukunftsfähige Weiterentwicklung des Wohnquartiers<br />

Achterathsfeld in Moers-Kapellen ermöglicht.<br />

Bei diesem Quartier handelt es sich um eine Wohnsiedlung<br />

der 60er Jahre, die heute nicht mehr in allen Belangen den<br />

aktuellen Wohnanforderungen entspricht. Als Reaktion auf<br />

die künftige Nachfragesituation auf dem Wohnungsmarkt<br />

wurden daher Handlungsstrategien entwickelt, die den<br />

Standort Achterathsfeld zukunftstauglich machen sollen.<br />

Diese können der Wohnungsbaugesellschaft „Rhein Lippe<br />

Wohnen GmbH“ im Rahmen einer Umgestaltung als wesentliche<br />

Planungshilfen dienen.<br />

Die Konzeption der Handlungsstrategien knüpft dabei an die<br />

bestehenden städtebaulichen <strong>und</strong> funktionalen Aspekte der<br />

Siedlung an. Eine ausführliche Analyse der räumlichen, sozialen<br />

<strong>und</strong> funktionalen Situation der Siedlung sowie der aktuellen<br />

Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt dienten als<br />

Basis <strong>für</strong> die Erarbeitung eines innovativen Konzeptes (vgl.<br />

hierzu auch Abb.1, Arbeitsprozess).<br />

Um sich der Thematik zu nähern, wurden in einem ersten<br />

Arbeitsschritt allgemeine Daten zum Wohnungsmarkt ausgewertet<br />

<strong>und</strong> Informationen zum Siedlungsgebiet zusammengestellt.<br />

Unterschiedliche Medien dienten dazu als Informationsquellen.<br />

Im Wesentlichen wurden Literatur- <strong>und</strong><br />

14<br />

Städtebau<br />

Internetrecherchen durchgeführt sowie zahlreiche vom<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> zur Verfügung gestellte Texte zum Thema „Wohnen“<br />

durchgearbeitet. Darüber hinaus wurden als praxisrelevante<br />

Akteure die Wohnungsbaugesellschaft „Rhein Lippe<br />

Wohnen GmbH“ <strong>und</strong> das Planungsamt der Stadt Moers kontaktiert,<br />

die weitere Informationen beisteuerten <strong>und</strong> sich zu<br />

vertiefenden Interviews bereit erklärten. Mehrere Ortsbegehungen,<br />

eine intensive Kartierung des Standortes sowie die<br />

Auswertung von umfangreichem Foto-, Karten- <strong>und</strong> Planmaterial<br />

erbrachte zusätzliche Aspekte. Wesentliche empirische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen lieferte darüber hinaus die Auswertung einer<br />

qualitativen Passantenbefragung. Aus der Zusammenführung<br />

von Informationen <strong>und</strong> deren Bewertung ließen sich<br />

sowohl Potentiale als auch Defi zite der Siedlung feststellen.<br />

Aus der Standortbewertung konnten zunächst zentrale Entwicklungsziele<br />

abgeleiten werden, die in einem Rahmenplan<br />

ganzheitlich dargestellt wurden. Darüber hinaus ließen sich<br />

prioritäre Handlungsschwerpunkte festlegen, die <strong>für</strong> das<br />

neue Image der Siedlung von entscheidender Bedeutung<br />

sind. Beispielhaft wurden daraufhin einige Bereiche des<br />

Quartiers genauer betrachtet <strong>und</strong> insbesondere Maßnahmen<br />

zur Aufwertung der Freiräume durchgespielt.<br />

Als Abschluss des Projektes erfolgte die Erarbeitung konkreter<br />

Planungsschritte <strong>und</strong> Handlungsstrategien, anhand derer<br />

die Umsetzung des Konzeptes in die Praxis erfolgen könnte.


Städtebau<br />

Analyse<br />

städtebauliches Konzept<br />

Arbeitsprozess<br />

Methodische Vorgehensweise Inhaltliche Ergebnisse<br />

Informationen sammeln:<br />

- Internet- <strong>und</strong> Literaturrecherche<br />

Informationen sammeln:<br />

- Internetrecherche<br />

- Auswertung von Foto- <strong>und</strong> Planmaterial<br />

- Ortsbesichtigung <strong>und</strong> Kartierung<br />

- Passantenbefragung<br />

- Gespräche mit der Wohnungsbaugesellschft<br />

Rhein LIppe Wohnen GmbH <strong>und</strong><br />

dem Stadtplanungsamt Moers<br />

Bewertung der Analyseergebnisse <strong>und</strong><br />

Anwendung auf das Planungsgebiet<br />

Stärkung der Potentiale<br />

Ausgleich der Defi zite<br />

Maßnahmen im öffentlichen Raum<br />

Organisationsstruktur der Siedlung<br />

Maßnahmen im gemeinschaftlichen Raum<br />

Anwendung der Prinzipein auf die<br />

Wohnfelder<br />

Abb. 1: Graphische Darstellung des Arbeitsprozesses<br />

Analyse des Wohnungsmarktes<br />

Analyse des Planungsgebietes<br />

Entwicklung eines Standortprofi ls<br />

Ableiten von zentralen Entwicklungszielen<br />

Ableiten von Handlungsschwerpunkten<br />

Entwicklung von Prinzipien<br />

Gestaltung der Wohnfelder<br />

Wandlungen auf dem Wohnungsmarkt:<br />

- Qualität statt Quantität<br />

- unterschiedliche Nutzergruppen mit<br />

unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

Einführung<br />

- Homogene, ursprüngliche Siedlung<br />

(Erscheinungsbild, Bewohner- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur)<br />

- hoher Anteil an Freiräumen<br />

- Ländliche Lage mit Anbindung an Ballungszentrum<br />

<strong>Zukunft</strong>tauglicher Standort Achterathsfeld<br />

- Potentiale: regionale Lage, Einheitlichkeit<br />

<strong>und</strong> Ursprünglichkeit, vorhandene<br />

Infrastruktur, hoher Grünanteil<br />

- Defi zite: Bebauungs- <strong>und</strong> Bewohnerstruktur,<br />

Identitätsverlust<br />

Bestand erhalten<br />

Identität stärken<br />

neue Zielgruppen ansprechen<br />

differenzierte Wohnformen schaffen<br />

soziale Infrastruktur entwickeln<br />

Verkehr <strong>und</strong> Erschließung<br />

Öffentliche Grünräume<br />

Lineare Mitte<br />

Wohnfelder<br />

Modernisierungsmaßnahmen<br />

Außenraumgestaltung<br />

Gehobenes Familien-Wohnen<br />

Günstiges Familien-Wohnen<br />

Betreutes Wohnen mit Kindern<br />

Starter <strong>und</strong> Senioren<br />

Betreutes Wohnen im Alter<br />

15


Einführung<br />

1.3 Wandel auf dem Wohnungsmarkt<br />

Nachfragerpräferenzen <strong>und</strong> Wohnqualität<br />

Welche Chancen besitzt der Standort Achterathsfeld zukünftig<br />

im Hinblick auf den sich wandelnden Wohnungsmarkt?<br />

Entspricht das dort vorhandene Wohnungsangebot der aktuellen<br />

<strong>und</strong> künftigen Nachfrage <strong>und</strong> welche Nutzergruppen<br />

werden mit diesem Angebot angesprochen? Wer könnte<br />

zukünftig in der Siedlung <strong>wohnen</strong>? Entsprechen das Wohnungsangebot,<br />

das Wohnumfeld <strong>und</strong> die infrastrukturellen<br />

Einrichtungen in Achterathsfeld den aktuellen qualitativen<br />

Anforderungen?<br />

Um diese entscheidenden Fragen beantworten zu können,<br />

werden zunächst die allgemeinen Tendenzen auf dem sich<br />

gr<strong>und</strong>legend wandelnden Wohnungsmarkt untersucht. Darüber<br />

hinaus müssen die Wohnbedürfnisse vorhandener <strong>und</strong><br />

potentieller Nutzergruppen ermittelt werden, um mit einem<br />

innovativen Konzept ein Angebot zu schaffen, das auf die<br />

Nachfrage reagiert.<br />

Wandel des Wohnungsmarktes<br />

Der Wohnungsmarkt war lange Zeit durch einen Mangel an<br />

Wohnraum geprägt. Durch die stetig wachsende Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> Urbanisierung war der Wohnraum seit der Industrialisierung<br />

in den Städten stets knapp <strong>und</strong> durch die großen<br />

Zerstörungen während des zweiten Weltkrieges stieg die<br />

Wohnungsnot in der Nachkriegszeit besonders stark an. Man<br />

reagierte auf diese Situation mit der Schaffung neuen Wohnraums,<br />

im Wesentlichen bestimmt durch staatliche Eingriffe.<br />

Seit einigen Jahren ist der Wohnungsmarkt jedoch einem Abb. 2: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland<br />

16<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Abb. 3: Verteilung der Haushalte 1961 Abb. 4: Verteilung der Haushalte 2010<br />

gr<strong>und</strong>legenden Wandel unterworfen. Es handelt sich dabei<br />

momentan um einen entspannten <strong>und</strong> nachfrageorientierten<br />

Markt, da mit einem Überhang an Wohnraum das Angebot<br />

an Wohnraum größer ist als die Nachfrage.<br />

Die Zahl der Wohnungssuchenden geht stetig zurückgeht.<br />

Immer wichtiger werden daher Wohnqualitäten als Entscheidungskriterien<br />

wie die Lage der Wohnung, ihr Zuschnitt <strong>und</strong><br />

Ausstattungsstandard. Nicht „die schnelle Versorgung breiter<br />

Bevölkerungsschichten mit Wohnraum“ [Krings-Heckemeier]<br />

ist entscheidend, sondern die „Qualität der Angebote“<br />

[Krings-Heckemeier].<br />

Insgesamt ist auch die Neubautätigkeit stark zurückgegangen<br />

<strong>und</strong> die Erhaltung, Sicherung, Modernisierung <strong>und</strong> Verwaltung<br />

des Bestandes gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />

Demographische Entwicklung<br />

Die demographische Entwicklung stellt einen entscheidenden<br />

Faktor <strong>für</strong> den Wohnungsmarkt dar, da sich durch sie<br />

Rückschlüsse auf die Anzahl <strong>und</strong> Art der potentiellen Mieter<br />

ziehen lassen. Die Anzahl der deutschen Bevölkerung ist nach<br />

Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes insgesamt rückläufi<br />

g, 1999 lag sie bei etwa 82 Millionen (s. Abb.2). Die Prognose<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes geht davon aus, dass bis<br />

2050 die Zahl der Gesamtbevölkerung um etwa 12 Millionen<br />

auf 70 Millionen Einwohner sinken wird [<strong>Zukunft</strong> Wohnen<br />

2005]. Dies hängt mit der stark sinkenden Geburtenrate zusammen,<br />

die trotzt steigender Lebenserwartungen <strong>und</strong> Migration<br />

nicht ausgeglichen werden kann. Während es 1950<br />

knapp 1 Million Neugeborene gab, sind es laut der Prognose<br />

2050 nur noch knapp 600.000. Die Alterspyramide zeigt,<br />

dass die Bevölkerung 2050 insgesamt deutlich älter sein wird<br />

als 1950 (vgl. Abb.2). Die ältesten Personen werden etwa 10<br />

Jahre älter sein als noch vor 100 Jahre. Daraus folgt, dass der<br />

Anteil der über 60-Jährigen deutlich höher sein wird als bisher<br />

<strong>und</strong> die Bevölkerung zunehmend älter wird. 2050 wird<br />

der größte Anteil der Bevölkerung laut Prognosen zwischen<br />

60 – 65 Jahre alt sein, wohingegen 1950 der größte Anteil der<br />

Bevölkerung im Bereich der 40 – 45 Jährigen lag.<br />

Insgesamt wird in <strong>Zukunft</strong> auf Gr<strong>und</strong> der sinkenden Bevölkerungszahl<br />

auch weniger Wohnraum benötigt. Ein Großteil<br />

der potentiellen Nutzergruppen hat auf Gr<strong>und</strong> der veränderten<br />

Altersstrukturen neue Anforderungen an den Wohnraum.<br />

Einführung<br />

Das Wohnen mit Kindern spielt heute nur eine geringere Rolle,<br />

dagegen werden immer mehr altengerechte Wohnungen<br />

nachgefragt.<br />

Haushalte<br />

Während die Anzahl der Bevölkerung stetig abnimmt, ist<br />

bei der Entwicklung der Haushalte die gegenläufi ge Tendenz<br />

zu beobachten, die Anzahl der Haushalte steigt. Unter<br />

anderem alternative Lebensformen fi nden seit den 70/80er<br />

Jahren zunehmende Akzeptanz, was zu neuen Formen des<br />

Zusammenlebens führt. Zu Beginn des Jahrh<strong>und</strong>erts war<br />

der Mehrfamilienhaushalt, bestehend aus der traditionellen<br />

Familie, die dominierende Haushaltsform. 1961 bildete die<br />

Kleinfamilie mit einem Kind die größte Haushaltsgruppe,<br />

gefolgt von der Familie mit zwei Kindern (vgl. auch Abb.3).<br />

Prognosen zur Folge wird dagegen 2010 der Single-Haushalt<br />

die Mehrzahl der Haushaltsgruppe bilden (s. Abb.4).<br />

Außerdem entstanden in den letzten Jahren ganz neue<br />

Haushaltstypen, welche die Vielfalt an Haushalten deutlich<br />

steigen ließen. Alleinerziehende oder Homosexuelle Paare<br />

oder bilden beispielsweise neue Lebensformen, die es 1961<br />

in dieser Form noch nicht gab. Eine weitere Veränderung der<br />

Haushaltsstruktur betrifft die Größe der Haushalte. Diese<br />

hat im Laufe der Zeit abgenommen. Während 1961 Drei- bis<br />

Vierpersonenhaushalte dominierten, wird es 2010 vor allem<br />

Ein- oder Zweipersonenhaushalte geben. Gleichzeitig steigt<br />

jedoch der Flächenverbrauch pro Kopf. In einer Wohnung, in<br />

der damals eine Familie mit mehreren Kindern wohnte, leben<br />

heute oft Paare ohne Kinder. Der Anspruch an Wohnraum<br />

<strong>und</strong> -qualität ist dabi insgesamt stark angestiegen.<br />

Nutzergruppen <strong>und</strong> Lebensstile<br />

Um das Angebot auf dem Wohnungsmarkt optimal auf die<br />

Nachfrage abstimmen zu können, sollten die Wohnbedürfnisse<br />

der verschiedenen Nutzergruppen ermittelt werden.<br />

In den vergangen Jahrh<strong>und</strong>erten wurde als Differenzierung<br />

der Gesellschaft meist eine Einteilung in verschiedene Klassen<br />

vorgenommen, die sich durch die Schulbildung, den<br />

Beruf, die Einkommensverhältnisse <strong>und</strong> den Sozialstatus ergaben<br />

[Beck, 1986]. Neue Analysemethoden zur Differenzierung<br />

der Gesellschaft arbeiten hingegen mit den Begriffen<br />

„soziale Milieus“ <strong>und</strong> „Lebensstile“ als Alternative zu dem<br />

17


Einführung<br />

bisher verwendeten Begriffen „Gesellschaftsschicht“ oder<br />

„Klasse“ [Rudolph-Cleff, 1996]. Die Kriterien zur Einteilung<br />

der Gesellschaft in die einzelnen Lebensstile orientieren sich<br />

an Interessen wie z.B. den Freizeitformen, den Lebenszielen<br />

<strong>und</strong> Wünschen, der politischen Gr<strong>und</strong>haltung <strong>und</strong> der Konsumweise<br />

der jeweiligen Bevölkerungsgruppe. Jede Person<br />

hat dabei heute vielfältige Wahlmöglichkeiten zu Lebensgestaltung,<br />

da kaum noch allgemeingültige Wertvorstellungen<br />

existieren. An dieser Stelle sollen zwei Studien exemplarisch<br />

<strong>für</strong> die Einteilung der Gesellschaft in verschiedene Lebensstilgruppen<br />

genannt werden: das Milieukonzept von SINUS<br />

sowie die Spellerbergstudie.<br />

Lebensstilstudien<br />

SINUS Sociovision beschäftigt sich bereits langjährig mit der<br />

psychologischen <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen Forschung<br />

<strong>und</strong> Beratung. In den 70er Jahren wurden auf Basis von<br />

mehr als tausend Interviews Milieustudien erstellt, die die<br />

Gesellschaft in mehrere „soziale Milieus“ einteilten. Seit dem<br />

ergänzt das Heidelberger Institut die vorhandenen Daten<br />

stetig durch die Auswertung regelmäßig erhobener standardisierter<br />

Fragebögen. Das SINUS-Institut teilt die Gesellschaft<br />

in zehn Milieus ein, die sich wiederum die vier Hauptgruppen<br />

Etablierte, Postmaterielle, moderne Performer <strong>und</strong><br />

Bürgerliche Mitte gliedern lassen. Die anderen Gruppen besitzen<br />

sind geringeren Umfangs (s. Abb.5). Ein Milieutyp fasst<br />

nach diesem Ansatz Menschen zusammen, die hinsichtlich<br />

ihrer Lebensauffassung – also Wertorientierungen, Lebenszielen,<br />

Stilisierungen –<strong>und</strong> Lebensweisen starke Ähnlichkeiten<br />

aufweisen. [sinus-sociovision]<br />

Die Spellerbergstudie, verfasst von Annette Spellerberg<br />

(Jun.-Prof. Stadtsoziologie) <strong>und</strong> Nicole Schneider (Dipl.-<br />

Soz.), teilt die Gesellschaft in neun Lebensstile ein. Diese<br />

Studie ist eine erste vergleichende Untersuchung zur Wohnorientierung<br />

verschiedener Lebensstilgruppen (vgl. Abb.6),<br />

die Wohnformen <strong>und</strong> Diskrepanzen zwischen Wohnsituation<br />

<strong>und</strong> Wohnbedürfnissen differenziert nach Lebensstilen<br />

betrachtet. Ihr Lebensstilbegriff bezeichnet sichtbare<br />

Verhaltensweisen <strong>und</strong> handlungsleitende Einstellungen<br />

[schader-stiftung]. Die große Bedeutung der verschiedenen<br />

Lebensstile <strong>für</strong> den Wohnungsmarkt wird hier besonders<br />

erkennbar. Wohngemeinschaften besitzen andere Raumansprüche<br />

als Familien, wobei diese ebenfalls differenzierte<br />

Anforderungen an Wohnraum <strong>und</strong> -umgebung stellen können.<br />

Eine Kleinfamilie (Dreipersonenhaushalt) hat andere<br />

Bedürfnisse als eine Großfamilie, in der u.U. auch mehrere<br />

Generationen leben. Darüber hinaus nimmt das Wohnen bei<br />

verschiedenen Haushaltsformen einen unterschiedlichen<br />

Stellenwert ein. Um langfristig bestehen zu können, muss<br />

der Wohnungsmarkt auf diese Vielzahl unterschiedlicher Anforderungen<br />

reagieren.<br />

Standortentscheidungen sind heute keine langfristigen Entscheidungen<br />

mehr, da sowohl Firmen wie auch Privatpersonen<br />

auf Gr<strong>und</strong> der größeren Mobilität häufi g den Wohnstandort<br />

wechseln. Die Abb.7 zeigt, dass die innerstädtische<br />

Umzugsrate allein von 1990 bis 2000 durchschnittlich von<br />

gut sechs auf knapp zehn Umzüge gestiegen ist.<br />

Aufgabe der Planer ist es in diesem Zusammenhang, Raum-<br />

18<br />

Städtebau<br />

angebote zu schaffen, die auf die aktuellen Entwicklungen<br />

reagieren können. Es ist vor allem eine hohe Flexibilität der<br />

Gr<strong>und</strong>risse gefragt, die sowohl wechselnde Nutzer wie auch<br />

wechselnde Nutzungen aufnehmen können. Alternativ kann<br />

der Wohnungsmarkt durch eine zunehmende Spezialisierung<br />

auf bestimme Nutzergruppen reagieren.<br />

Wirtschaftlicher Strukturwandel<br />

Der wirtschaftliche Strukturwandel von der Industrie- zur<br />

Dienstleistungs- <strong>und</strong> Informationsgesellschaft wirkt sich<br />

ebenfalls auf den Wohnungsmarkt aus. Bisher war man bemüht,<br />

die Nutzungen Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten zu trennen, da<br />

„das Arbeiten“ als erhebliche Beeinträchtigung der Wohnqualität<br />

angesehen wurde. Das Arbeiten, vor allem in der industriellen<br />

Produktion, war häufi g mit Lärm, Verschmutzungen<br />

<strong>und</strong> Emissionen verb<strong>und</strong>en. Der Anteil der Beschäftigten<br />

im Industriegewerbe ist jedoch deutlich zurückgegangen<br />

<strong>und</strong> die meisten Beschäftigten sind heute im Dienstleistungsbereich<br />

tätig. Zusätzlich haben sich Arbeitsprozesse<br />

durch den Einsatz neuer Technologien extrem verändert.<br />

Oft sind weder feste Arbeitsplätze, noch Standorte oder Arbeitszeiten<br />

gefragt. Neue Medien <strong>und</strong> eine erhöhte Mobilität<br />

machen es möglich, zu jeder Zeit von jedem Ort aus zu<br />

arbeiten. Die Trennung zwischen Arbeiten <strong>und</strong> Wohnen, die<br />

im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert die Konzeptionen der Stadtplanung <strong>und</strong><br />

Architekten dominierte, wird zunehmend obsolet. Stattdessen<br />

wird nun angestrebt, Wohnstandorte mit einem hohen<br />

Grad an Mischnutzung zu konzipieren. Eine Mischung von<br />

Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten erscheint attraktiv, um ein Quartier<br />

dauerhaft zu beleben. Zusätzlich werden andere Nutzungen<br />

wie Freizeitmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung der<br />

Wohngebiete gefordert. Das Angebot des Wohnungsmarktes<br />

muss demnach heute gleichermaßen auf neue Anforderungen<br />

an den Wohnraum wie auch auf das Wohnumfeld<br />

eingehen.<br />

Wohnqualitäten<br />

Der Wohnungsmarkt muss heute auf neue Wohnbedürfnisse<br />

der Nutzer eingehen. Die Erfüllung derselben führt zu einer<br />

hohen Wohnzufriedenheit, welche einerseits da<strong>für</strong> sorgt,<br />

dass die Fluktuation innerhalb eines Wohngebietes gering<br />

ist <strong>und</strong> andererseits zu einer gesteigerten Nachfrage führt.<br />

Es gibt viele Kriterien, die die Wohnzufriedenheit wesentlich<br />

beeinfl ussen. Wohnzufriedenheit erhöht die Lebensqualität<br />

<strong>und</strong> geht einher mit „Wohlbefi nden <strong>und</strong> psychischer Stabilität“<br />

[Städtebaukongress, 2001]. „Zufriedene Bewohner engagieren<br />

sich <strong>für</strong> ihre Wohnumwelt <strong>und</strong> gehen mit ihrer Wohnung<br />

<strong>und</strong> Gemeinschaftseinrichtungen besonders pfl eglich<br />

um“ [Städtebaukongress, 2001]. Wohnzufriedenheit hat somit<br />

eine große soziale Bedeutung <strong>für</strong> ein Wohnquartier.<br />

Einer der ausschlaggebenden Faktoren <strong>für</strong> die Zufriedenheit<br />

der Bewohner sind die Eigentumsverhältnisse. „Am wenigsten<br />

zufrieden sind im Allgemeinen die […] Bewohner großer<br />

Mietshäuser, am zufriedensten sind diejenigen, die im eigenen<br />

Einfamilienhaus <strong>wohnen</strong>“ [Städtebaukongress, 2001].<br />

Als weitere Faktoren sind der Wohnraum pro Kopf, der wohnungseigene<br />

Freiraum sowie die Wohnkosten zu nennen.<br />

Neben der eigentlichen Wohnung spielt das Wohnumfeld


Städtebau<br />

Abb. 5: Soziale Lage <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>orientierung der Sinus-Milieus<br />

Abb. 6: Einordnung der Lebensstilgruppen nach Spellerberg<br />

Einführung<br />

19


Einführung<br />

Abb. 7: Darstellung der gestiegenen Umzugsrate<br />

Abb. 8: Wanderungsverluste an das Umland bei Familien mit Kindern<br />

Abb. 9: Unterschiedliche Motive <strong>für</strong> die Abwanderung<br />

20<br />

Städtebau<br />

eine entscheidende Rolle. Dazu zählen beispielsweise funktionierende<br />

Nachbarschaften, eine geringe Kriminalitätsrate<br />

oder möglichst geringe Umweltbelastungen.<br />

Einerseits muss der Wohnraum Privatheit <strong>und</strong> Raum zur<br />

Selbstentfaltung bieten, andererseits müssen jedoch Nachbarschaften<br />

bestehen, die soziale Kontakte, Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Zugehörigkeitsgefühl vermitteln. Es ist vorteilhaft, wenn<br />

Nachbarn ähnliche Interessen <strong>und</strong> Vorlieben besitzen, da so<br />

nachbarschaftliche Hilfeleistungen <strong>und</strong> sozialer Zusammenhalt<br />

gefördert werden. Durch eine erhöhte soziale Kontrolle<br />

steigt außerdem das Sicherheitsgefühl, welches durch überschaubare<br />

Wohnobjekte noch verstärkt wird.<br />

Wohngegend <strong>und</strong> Wohnform sollten soziale Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Identifi kation hervorrufen. Dabei sind die Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Plege der Gebäude <strong>und</strong> der Umgebung von entscheidender<br />

Bedeutung <strong>für</strong> die Darstellung der Bewohner nach<br />

Außen.<br />

Ein hoher Anteil an Wohnen im Eigentum bietet <strong>für</strong> eine<br />

Siedlung oft Vorteile. Zuständigkeiten sind so eindeutig<br />

geklärt <strong>und</strong> die Fluktuation ist oft geringer. Die Bewohner<br />

kennen sich untereinander häufi g besser. Jeder Bewohner<br />

wünscht jedoch auch ein gewisses Maß an Repräsentation.<br />

Vielfältige Bauformen innerhalb eines Quartiers fördern die<br />

Bildung von Identitäten <strong>und</strong> erleichtern so die Selbstdarstellung<br />

nach Außen [Städtebaukongress, 2001].<br />

Die Gr<strong>und</strong>risse müssen großzügig <strong>und</strong> fl exibel geschnitten<br />

sein, das heißt, es sollte ausreichend große, nutzungsneutrale<br />

Räume innerhalb einer Wohnung geben. Hilfreich ist es,<br />

wenn Wohnraum erweiterbar ist <strong>und</strong> sich so an veränderte<br />

Haushaltsgrößen anpassen kann.<br />

Ein nahe gelegenes öffentliches Grün- <strong>und</strong> Freifl ächenangebot<br />

erhöht zusätzlich die Wohnzufriedenheit. Zum einen<br />

sorgen Grünfl ächen <strong>für</strong> ein ausgeglichenes Klima innerhalb<br />

urbaner Strukturen <strong>und</strong> sind somit wichtige ökologische Flächen.<br />

Zum anderen bieten sie Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> die Anwohner. Darüber hinaus sind private Außenräume<br />

in Form eines Balkons, einer Terrasse oder eines<br />

Gartens sehr positiv besetzt.<br />

Auch der Faktor Verkehr schlägt sich auf die Wohnzufriedenheit<br />

nieder. Es ist wichtig, dass ein Quartier gut erschlossen<br />

ist <strong>und</strong> die alltäglichen Ziele schnell erreicht werden können<br />

(mit dem PKW ,zu Fuß, per Rad, per ÖPNV). Jedoch führt hoher<br />

motorisierter Durchgangsverkehr oft zu Lärmbelästigungen<br />

<strong>und</strong> Gefährdungen, insbesondere <strong>für</strong> Kinder. Für den<br />

ruhenden Verkehr sollten vor allem hausnahe Stellplätze zur<br />

Verfügung stehen [Krings-Heckemeier]. Innerhalb der Stadt<br />

lassen sich diese Kriterien besonders <strong>für</strong> Familien nur unzureichens<br />

erfüllen. Es gibt „wenig differenzierte Bauformen“<br />

<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>stücke sind klein. [Krings-Heckemeier].<br />

Stadt-Umland-Wanderung<br />

Ein allgemeiner Trend auf dem Wohnungsmarkt ist daher,<br />

vor allem im Bereich der Familien, schon seit vielen Jahren<br />

die Stadt-Umland-Wanderung (Suburbanisierung). Viele<br />

Kriterien zur Wohnzufriedenheit lassen sich im Umland der<br />

Ballungsgebiete zu einem angemessenen Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis am einfachsten realisieren. [Krings-Heckemeier].<br />

Außerdem wird so dem Wunsch nach dem Wohnen im Grü-


Städtebau<br />

Abb. 10: Stadt-Umland-Wanderung in Nordrhein-Westfalen<br />

Stagnation<br />

bis 2,5% Zuwachs<br />

bis 5,0% Zuwachs<br />

bis 10,0% Zuwachs<br />

über 10,0% Zuwachs<br />

nen entsprochen Die Abb.8 zeigt, dass unter den Umlandabwanderern<br />

ein hoher Anteil junger Haushalte mit Kindern<br />

fällt. Als Hauptursachen <strong>für</strong> die Abwanderung in das Umland<br />

werden insbesondere die Reduzierung der Umweltbelastungen,<br />

die Verbesserung des sozialen Umfeldes <strong>und</strong> die<br />

Bildung von Eigentum benannt (vgl. Abb.9). Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

gilt, dass die Bevölkerung in den Ballungsgebieten abnimmt,<br />

in ländlichen Gegenden hingegen tendenziell ansteigt. Die<br />

Abb.10 stellt die Wanderungen der letzten Jahre innerhalb<br />

von Nordrhein-Westfalen dar, welche die Städte wie auch die<br />

umliegenden Gemeinden vor Probleme stellen. Meist handelt<br />

es sich bei den abwandernden Bewohnern um fi nanzstarke<br />

Bevölkerungsschichten, die daraufhin in den Städten<br />

fehlen. Die Kaufkraft im Innenstadtbereich wird geschwächt,<br />

die Steuerverluste nehmen zu <strong>und</strong> die Infrastruktur wird<br />

ungleich ausgelastet. Während die Straßen der Städte auf<br />

Gr<strong>und</strong> des hohen Pendlerverkehrs hoch belastet sind, werden<br />

viele Infrastruktureinrichtungen wie Kindergärten <strong>und</strong><br />

Schulen nur noch unzureichend genutzt. Gleichzeitig fehlen<br />

diese Einrichtungen aber in den ländlichen, umliegenden<br />

Gemeinden.<br />

Einführung<br />

Verlust<br />

Stagnation<br />

bis 2,5% Zuwachs<br />

bis 5,0% Zuwachs<br />

über 5,0% Zuwachs<br />

Als Gegenbewegung zur Suburbanisierung lässt sich seit<br />

einigen Jahren ein anderer Trend auf dem Wohnungsmarkt<br />

beobachten: die sog. „Reurbanisierung“. Die Ausmaße sind<br />

insgesamt deutlich geringer, in den letzten Jahren waren<br />

jedoch deutliche Tendenzen <strong>für</strong> die Rückkehr vieler Bewohner<br />

in die Innenstädte zu erkennen. Vor allem <strong>für</strong> die ältere<br />

Bevölkerung ist das urbane Leben vorteilhaft. Einerseits sind<br />

die Wege kürzer, es gibt ein kulturelles Freizeitangebot <strong>und</strong><br />

soziale Einrichtungen <strong>und</strong> Dienstleistungen fi nden sich auf<br />

engem Raum. Ebenso positiv erscheint das dichte kulturelle<br />

Leben der Stadt <strong>für</strong> Jüngere <strong>und</strong> Alleinstehende, die den<br />

Kontakt zu Gleichgesinnten suchen. Dieser Prozess wird auch<br />

als „Renaissance des urbanen Wohnens“ bezeichnet [Städtebaukongress,<br />

2001].<br />

Resümierend lässt sich feststellen, dass die Entwicklungen<br />

auf dem Wohnungsmarkt oftmals gegenläufi g sind <strong>und</strong> viele<br />

Prozesse gleichzeitig ablaufen. Die Frage nach den Chancen<br />

eines Wohnstandortes <strong>für</strong> die <strong>Zukunft</strong> kann daher nur vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der Kenntniss von Bewohnernanforderungen<br />

<strong>und</strong> Nachfragerpräferenzen beantwortet werden.<br />

21


22<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Standortanalyse<br />

des Planungsgebietes<br />

2<br />

23


24<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Abb. 11: Standort Moers in NRW<br />

Standortanalyse<br />

2.1 Standortprofi l<br />

Lage <strong>und</strong> Umgebung<br />

Nachdem im vorherigen Kapitel ein kurzer Überblick über die<br />

aktuellen, den Wohnungsmarkt beeinfl ussenden Faktoren<br />

gegeben wurde, rückt nun der Standort Achterathsfeld selbst<br />

in den Fokus der Untersuchungen. Die hier herausgestellten<br />

Untersuchungsaspekte werden später mit den Rahmenbedingungen<br />

des Wohnungsmarktes verknüpft, auf dessen<br />

Gr<strong>und</strong>lage die Entwicklung eines innovativen Konzeptes zur<br />

Aufwertung der Siedlung <strong>und</strong> dauerhaften Vermietung der<br />

Wohnbestände entwickelt wird.<br />

Im Folgenden Abschnitt wird ein Standortprofi l erstellt, in<br />

welches die Analyse der regionalen Bedeutung des Standortes<br />

sowie einzelner Siedlungsbausteine einfl ießt. Auf diese<br />

Weise sollen die Potentiale <strong>und</strong> Defi zite der Siedlung ermittelt<br />

werden. Sowohl die räumlichen als auch die funktionalen<br />

<strong>und</strong> sozialen Zusammenhänge werden daraufhin untersucht<br />

<strong>und</strong> bewertet.<br />

Moers als Stadt zwischen Ruhrgebiet <strong>und</strong> Niederrhein<br />

Das Planungsgebiet Achterathsfeld ist ein Siedlungsteil von<br />

Kapellen. Kapellen wurde 1975 eingemeindet <strong>und</strong> gehört<br />

seitdem zur Stadt Moers.<br />

Moers liegt in Nordrhein-Westfalen am westlichen Rande des<br />

Ruhrgebietes in unmittelbarer Nähe von Duisburg (s. Abb.11).<br />

Die Stadt liegt im Kreis Wesel <strong>und</strong> gehört somit zur Region<br />

25


Standortanalyse<br />

Abb. 12: Moers in der Region Niederrhein<br />

Abb. 13: Gewerbegebiete in der Region r<strong>und</strong> um Moers<br />

Abb. 14: Freizeit <strong>und</strong> Erholungsgebiete der Region<br />

26<br />

Städtebau<br />

Niederrhein. Sie ist mit gut 100.000 Einwohnern die größte<br />

Stadt im Kreis Wesel, wenn auch nicht die Kreisstadt. Moers<br />

liegt im äußersten Süden des Kreises, nur wenige Kilometer<br />

westlich von Duisburg. In der geschichtlichen Entwicklung<br />

ist der Bezug von Moers zum Ruhrgebiet groß, da die Stadt<br />

<strong>und</strong> ihre Umgebung ebenso wie das Ruhrgebiet stark durch<br />

den Bergbau geprägt waren. Es existierten mehrere Zechen<br />

<strong>und</strong> Bergbauanlagen, die heute größtenteils stillgelegt sind.<br />

Gleichzeitig ist Moers jedoch auch landwirtschaftlich geprägt<br />

<strong>und</strong> entspricht damit eher dem Bild des Niederrheins.<br />

Durch die räumliche Lage am Rande des Ruhrgebiets <strong>und</strong><br />

des linken Niederrheins (s. Abb.12) besitzt Moers ein doppeltes<br />

Image, welches es öffentlichkeitswirksam nach außen<br />

trägt. Einerseits handelt es sich um eine Großstadt <strong>und</strong> einen<br />

Wirtschaftsstandort, andererseits wird „ländliche Idylle“ <strong>und</strong><br />

das Leben „im Grünen“ angeboten.<br />

Stadtentwicklung<br />

Bereits 2.500 v.Chr. gab es im Stadtgebiet Moers erste Ansiedlungen.<br />

Im 12.-11. Jahrh<strong>und</strong>ert v. Chr. errichteten die<br />

Römer hier eines ihrer Lager <strong>und</strong> im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde<br />

Moers als „Murse“ erstmals urk<strong>und</strong>lich in den Heberegistern<br />

des Klosters Werden erwähnt.<br />

Der Name der Stadt leitet sich wohl von Moor oder Morast ab<br />

<strong>und</strong> ist darauf zurückzuführen, dass der damals noch mäandrierende<br />

Rhein am Niederrhein große Sumpffl ächen schuf,<br />

innerhalb derer sich die Menschen auf den höher gelegenen<br />

Plätzen ansiedelten. 1300 erhielt die Siedlung die Stadtrechte<br />

<strong>und</strong> wurde mit Hilfe von Mauern, Wall <strong>und</strong> Graben befestigt.<br />

Bis 1900 war die Stadt abgesehen von vereinzelten Industrie<br />

betrieben der Textilverarbeitung durch die Landwirtschaft<br />

geprägt. Mit dem Einzug des Bergbaus Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

in Moers, veränderte sich das soziale <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Gefüge des bis dahin eher „beschaulichen Landstädtchens“<br />

nachhaltig.<br />

Der erste Rheinpreussen-Schacht (IV) im Stadtgebiet von<br />

Moers wurde 1904 abgeteuft (1962 geschlossen). Von 1904<br />

bis 1913 wurde <strong>für</strong> r<strong>und</strong> 10.000 Zuwanderer die Zechen- <strong>und</strong><br />

Arbeitersiedlung Meerbeck-Hochstraß errichtet.<br />

Nach dem Wegbruch der Industrie orientierte sich Moers<br />

wirtschaftlich neu <strong>und</strong> legte den Schwerpunkt auf den<br />

Dienstleistungsbereich. Viele der alten Gewerbegebiete<br />

wurden saniert <strong>und</strong> stehen heute als Wohngebiete oder<br />

Dienstleistungsparks zur Verfügung. Der Verlust der Arbeitsplätze<br />

wurde durch die Ansiedlung neuer Gewerbeformen<br />

ausgeglichen. Neben den Gewerbegebieten der Stadt Moers<br />

bieten die Gewerberegionen Duisburg, Krefeld <strong>und</strong> Kamp-<br />

Linfort wichtige Erwerbsmöglichkeiten <strong>für</strong> die Bewohner der<br />

Region <strong>und</strong> Achterathsfeld (vgl. auch Abb.13).<br />

Infrastruktur<br />

Wie bereits erwähnt, wird das Erscheinungsbild von Moers<br />

nicht nur durch das Industrie- oder Dienstleistungsgewerbe<br />

bestimmt. Es gibt ebenfalls große landwirtschaftlich<br />

genutzte Flächen, sowie eine Reihe von Wäldern mit Seen.<br />

Alte Bergwerksanlagen sind mittlerweile begrünt <strong>und</strong> bieten<br />

so Raum <strong>für</strong> Naherholung <strong>und</strong> Freizeitangebote (s. Abb.14).<br />

Eine besondere Freizeitmöglichkeit bieten die drei überregi-


Städtebau<br />

onalen Radwege: der Grafschafter Rad- <strong>und</strong> Wanderweg, der<br />

Wanderweg Moersbach <strong>und</strong> der Streckenabschnitt der NiederRheinRoute.<br />

Kulturelle Veranstaltungen fi nden sowohl in<br />

Moers selbst wie auch in der näheren <strong>und</strong> weiteren Umgebung<br />

statt.<br />

Die verkehrstechnische Anbindung an das Umland funktioniert<br />

überdurchschnittlich gut, was Moers <strong>für</strong> viele Bevölkerungsschichten<br />

als Wohnstandort attraktiv macht. Von<br />

Süden nach Norden verläuft die A57 Düsseldorf-Nimwegen,<br />

von Osten nach Westen die A45 Kempen/Venlo-Duisburg.<br />

Darüber hinaus gibt es mehrere Landstraßen z.B. Richtung<br />

Krefeld, Moers, Neukirchen-Vlyn <strong>und</strong> Kamp-Lintfort. Auch<br />

der Stadtteil Kapellen ist damit gut an das Straßennetz von<br />

Stadt <strong>und</strong> Region angeschlossen (s. Abb.15). Außerdem gibt<br />

es eine Verbindung von Duisburg bis nach Xanten über den<br />

Schienenverkehr. Internationale angeb<strong>und</strong>en ist Moersüber<br />

den nahe gelegenen Duisburg-Ruhrort Hafen <strong>und</strong> den Düsseldorfer<br />

Flughafen.<br />

Wohnungsmarkt Moers<br />

Moers <strong>und</strong> die Umgebung besitzen insgesamt gute Standtortbedingungen<br />

<strong>und</strong> sind daher <strong>für</strong> den Wohnungsmarkt<br />

interessant.<br />

Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung unterscheidet sich in<br />

den einzelnen Regionen sehr stark. Während in NRW allgemein<br />

ein abnehmender Trend erkennbar ist, die Bevölkerung<br />

in Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebiet abgenommen hat<br />

<strong>und</strong> weiter abnimmt, wird es in ländlichen Regionen hingegen<br />

zu einem leichten Anstieg der Bevölkerungszahlen<br />

kommen. Im Kern des Ruhrgebietes wurden im Zeitraum von<br />

1990 bis 2000 Verluste von 2,5% der Bevölkerung verzeichnet<br />

[Wohnungsbauförderungsanstalt Nordrhein-Westfalen,<br />

2002, 21]. Im nördlichen Bereich von NRW, der sehr stark<br />

ländlich geprägt ist, werden Bevölkerungsgewinne von bis<br />

zu 5% erreicht. Moers verzeichnete in den Jahren 1996 bis<br />

2000 einen geringen Wanderungsgewinn von bis zu 2,5%.<br />

Die Prognosen gehen jedoch davon aus, dass der Kreis Wesel<br />

in <strong>Zukunft</strong> sinkende Bevölkerungszahlen zu verzeichnen<br />

haben wird. Bis 2020 wird die Anzahl der Bevölkerung um 0<br />

bis 5% zurückgehen (s. Abb.16). Dies hängt vor allem mit der<br />

niedrigen Geburtenrate <strong>und</strong> dem Sterbeüberschuss zusammen.<br />

Der Kreis Wesel wird jedoch andererseits durch Zuwanderung<br />

gestärkt (s. Abb.17). Diese Zuzüge sind hauptsächlich<br />

aus dem angrenzenden Ballungsraum Ruhrgebiet zu verzeichnen.<br />

Im Rahmen der Stadt-Umland-Wanderung stellt<br />

der Kreis Wesel stellt ein wesentliches Austauschgebiet des<br />

Ruhrgebietes dar. Der Zuwachs aus Duisburg in die unmittelbare<br />

Nachbarschaft ist dabei besonders hoch (s. Abb.18).<br />

Die Anzahl der Kinder im Kreis Wesel wird laut Prognose mit<br />

einem zukünftig zu erwartenden Anteil von nur noch 25%<br />

relativ stark abnehmen. Gleichzeitig wird die Anzahl der Bevölkerung<br />

über sechzig mit Werten von 20-30% stark ansteigen.<br />

Diese beiden negativen Faktoren werden die Entwicklung<br />

der Bevölkerung dauerhaft beeinfl ussen. Insgesamt gilt<br />

Moers aber als eine Region, <strong>für</strong> die Stagnation vorausgesagt<br />

wird [Wfa, 2002].<br />

Die Bodenpreise als ein weiterer wichtiger Aspekt des Wohnungsmarktes<br />

sind im Ruhrgebiet auf Gr<strong>und</strong> der hohen Dich-<br />

Abb. 15: Verkehrsanbindung von Moers<br />

Standortanalyse<br />

Abb. 16: Regionale Bevölkerungsentwicklung in den kreisfreien Städten<br />

<strong>und</strong> Kreisen 2002 bis 2020<br />

kreisfreie Stadt<br />

Kreis<br />

Veränderung der Bevölkerung<br />

insgesamt in Prozent des<br />

Bestandes vom 1.1.2002<br />

unter -10<br />

-10 bis unter -5<br />

-5 bis unter 0<br />

0 bis unter +5<br />

+5 bis unter +10<br />

+10 <strong>und</strong> mehr<br />

Abb. 17: Komponenten der regionalen Bevölkerungsentwicklung im<br />

Zeitraum 2002 bis 2020<br />

27


Standortanalyse<br />

28<br />

Zuzüge<br />

Fortzüge<br />

Bilanz<br />

Düsseldorf Essen Krefeld Mülheim<br />

a.d.Ruhr<br />

524<br />

498<br />

27<br />

426<br />

471<br />

-45<br />

Abb. 18: Die wesentlichen Austauschgebiete Duisburgs im Umland<br />

Abb. 19: Gr<strong>und</strong>stückspreise in NRW 1997-2001<br />

336<br />

256<br />

-80<br />

Abb. 20: Lage der Siedlung Achterathsfeld zu Kapellen<br />

553<br />

583<br />

-30<br />

Oberhausen Kreis Kleve Kreis<br />

Mettmann<br />

Kreis Wesel<br />

773<br />

829<br />

-56<br />

263<br />

701<br />

-438<br />

279<br />

343<br />

-64<br />

Gr<strong>und</strong>stückspreise<br />

1997-2001<br />

keine Angaben<br />

Stagnation, Abnahme<br />

Anstieg bis zu 15%<br />

Anstieg bis zu 25 %<br />

Anstieg um mehr als 25%<br />

2470<br />

3855<br />

-1385<br />

Städtebau<br />

te <strong>und</strong> des Platzmangels vergleichsweise hoch <strong>und</strong> werden<br />

in Teilen zukünftig noch steigen. Von 1997 bis 2001 sind die<br />

Bodenpreise in weiten Teilen des Ruhrgebietes bereits um<br />

15,1 bis 25% angestiegen (s. Abb.19). In ländlichen Regionen<br />

fi el der Anstieg hingegen gr<strong>und</strong>sätzlich etwas geringer aus.<br />

Für Moers wurde ein Anstieg von r<strong>und</strong> 15% verzeichnet.<br />

Moers-Kapellen als eigenständiger Stadtteil<br />

Moers-Kapellen ist ein Stadtteil südwestlich von Moers, der<br />

1975 im Zuge der kommunalen Neuordnung eingemeindet<br />

wurde. Er grenzt im Nordosten an Neukirchen-Vluyn im Westen<br />

an Luit <strong>und</strong> Niep (beide zu Neukirchen-Vluyn), im Süden<br />

an Traar (zu Krefeld) <strong>und</strong> im Osten an Rumeln-Kaldenhausen<br />

(zu Duisburg).Noch heute erkennt man anhand der Lage<br />

<strong>und</strong> der Infrastruktur die ehemalige Eigenständigkeit. In Kapellen<br />

leben etwa 4.800 Einwohner, die hauptsächlich einem<br />

status-orientierten Milieu (Aareon Wohnungsmarktanalyse<br />

2005) zugeordnet werden können. Es gibt in Kapellen etwa<br />

1.200 Wohngebäude, wobei es sich in der Mehrzahl um Reihen-<br />

oder Doppelhäuser handelt.<br />

Im Zentrum fi nden sich alle Infrastruktureinrichtungen, die<br />

<strong>für</strong> das alltägliche Leben benötigt werden (s. auch Abb.21,<br />

22). Es gibt sowohl Lebensmittelgeschäfte (z.B. Aldi, Bäckerei)<br />

als auch sonstigen Einzelhandel (Elektroladen, Drogeriemarkt,<br />

Blumengeschäft, Gartencenter, Schuhgeschäft, etc.)<br />

Außerdem sind verschiedene Dienstleister (z.B. Fahrschule,<br />

Optiker, Telekom, Friseur, Sparkasse, Volksbank, Ärztehaus,<br />

Apotheke) ansässig sowie soziale Einrichtungen (kath. <strong>und</strong><br />

ev. Kirche, Kindergarten, etc.) <strong>und</strong> die Gastronomie (Pizzeria,<br />

China-Restaurant, Grill-Imbiss, Eiscafé etc.).<br />

In den letzten Jahren ist die Versorgung ausgeweitet worden.<br />

Im Süden der Siedlung sind neue große Flächen entstanden,<br />

auf denen sich hauptsächlich große Lebensmitteldiscounter<br />

(Plus, Edeka etc.) angesiedelt haben. Ergänzt werden diese<br />

durch Imbisse <strong>und</strong> kleine Geschäfte wie zum Beispiel ein Blumenladen<br />

(Abb.23). Durch diese Neuentwicklung wurde das<br />

Zentrum von Kapellen in südlicher Richtung erweitert.<br />

Achterathsfeld<br />

Achterathsfeld bildet eine zusammenhängende Wohnsiedlung<br />

im Stadtteil Kapellen (s. auch Abb.20). Heute leben<br />

in diesem Quartier etwa 2.500 Bewohner verteilt auf 1.200<br />

Wohnungen in knapp 500 Wohngebäuden.<br />

Es handelt sich um eine „typische Siedlung“ der Nachkriegzeit,<br />

wie sie auf Gr<strong>und</strong> der großen Wohnungsknappheit<br />

damals oftmals entstanden. Zwei Drittel der gesamten Bebauung<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland stammt aus der<br />

gleichen Baualtersklasse wie die Gebäude in Achterathsfeld.<br />

Für die Siedlung besteht dadurch eine große Konkurrenz, da<br />

viele vergleichbare Projekte am Markt vorhanden sind. Dabei<br />

gelten die Bestände der Nachkriegszeit in der Regel nicht als<br />

erhaltenswert.<br />

Das Quartier Achterathsfeld wurde ursprünglich als Bergarbeitersiedlung<br />

errichtet. Im Süden, der Achterathsheide, gab<br />

es eine Schachtanlage der Bergbauindustrie (s. Abb.24), <strong>für</strong><br />

deren Beschäftigte man durch die Errichtung der Siedlung<br />

arbeitsnahen Wohnraum schaffen wollte. So entstand die<br />

neue Siedlung Achterathsfeld Ende der 50er, Anfang der


Städtebau<br />

60er Jahre in Form einer „typischen Bergarbeitersiedlung auf<br />

der grünen Wiese“. Die Siedlung wurde in einer vergleichsweise<br />

knappen Zeitspanne errichtet. Die ersten Häuser wurden<br />

1956 gebaut. Vier Jahre später, 1960, war ein Großteil der<br />

Siedlung bereits fertig gestellt. Die letzten Gebäude wurden<br />

Mitte der 60er Jahre vollendet. Seitdem gab es nur wenige<br />

bauliche Veränderungen innerhalb der Siedlung.<br />

Die im Laufe der Jahre durchgeführten Veränderungen<br />

wurden vor allem bei den privaten Gebäuden vorgenommen.<br />

Das Gebiet hatte mit durch den Bergbau bedingten<br />

Setzungen zu kämpfen, weshalb lange Zeit unklar war, ob<br />

die Siedlung überhaupt eine <strong>Zukunft</strong> hat. Dies ist einer der<br />

Gesichtspunkte, weshalb das nahezu ursprüngliche Erscheinungsbild<br />

der Siedlung bis heute erhalten geblieben ist. Die<br />

Siedlung ist durch eine große Homogenität gekennzeichnet,<br />

die durch die einheitlichen Ziegelsteinfassaden einen hohen<br />

Wiedererkennungswert erhält. Die größtenteils ähnlichen<br />

Bauformen werden von großen Grünfl ächen durchzogen.<br />

Mittlerweile sind die Setzungen abgeschlossen <strong>und</strong> keine<br />

größeren Schäden verzeichnet worden. Daher kann nun<br />

über die <strong>Zukunft</strong> des Quartiers nachgedacht werden. In den<br />

letzten Jahren wurden einige Häuser bereits saniert, neu errichtet<br />

oder neue Baugebiete wurden ausgeschrieben. Auch<br />

die Erweiterungen des Zentrums von Kapellen sind auf diese<br />

Zusammenhänge zurückzuführen. Den einzigen großen<br />

Eingriff in das Erscheinungsbild der Siedlung stellt die Errichtung<br />

die vielzähligen Garagen dar, die das Bild im Laufe der<br />

Zeit teilweise verändert haben.<br />

Geplant wurde die Siedlung in den 50er Jahren nach den<br />

Leitideen des Städtebaus der damaligen Zeit. Die Stadt sollte<br />

begrünt <strong>und</strong> aufgelockert sein. Die Funktionen Wohnen <strong>und</strong><br />

Arbeiten wurden strikt voneinander getrennt, weil das Arbeiten<br />

oft mit Emissionen <strong>und</strong> Lärmbelästigungen verb<strong>und</strong>en<br />

war. Als „Bergarbeitersiedlung“ ist das Quartier jedoch in unmittelbarer<br />

Nähe zum Arbeitsplatz, der Schachtanlage in der<br />

Achterathsheide, gegründet worden (vgl. Abb. 24).<br />

Die Siedlungsstruktur ergibt sich aus gleichen Häuserzeilen,<br />

bestehend aus gleichen Gebäudetypen, die durch kurze<br />

Zeilenbebauung additiv aneinander gesetzt wurden. So<br />

werden Wohnungstypen gebildet, die normiert, typisiert<br />

<strong>und</strong> rationalisiert sind. Akzentuiert wird das homogene Erscheinungsbild<br />

der Siedlung durch Wohnhochhäuser in der<br />

Siedlungsmitte. Hier befi ndet sich ein kleines Zentrum, das<br />

die Gr<strong>und</strong>versorgung des Quartiers sicherstellt. Die Erschließung<br />

der Siedlung funktioniert über ein hierarchisches Straßensystem<br />

mit Hauptverkehrs- <strong>und</strong> Wohnstraßen.<br />

Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft<br />

hat in Achterathsfeld durch den Wegfall des Bergbaus<br />

direkte Auswirkungen <strong>und</strong> es wird deutlich, dass sich die<br />

Faktoren Bevölkerungstruktur, die Arbeits- sowie die soziale<br />

Situation vor diesen neuen Hintergründen verändert haben.<br />

Es wird nochmals deutlich, dass <strong>für</strong> die Gesamtsiedlung ein<br />

zukunftsfähiges Konzept notwendig ist.<br />

Bewohnerstruktur<br />

Heute leben in Achterathsfeld knapp 2.500 Bewohner, die<br />

größtenteils dem statusorientierten Arbeitermilieu (Aareon<br />

Wohnungsmarktanalyse 2005) zugeordnet werden können.<br />

Abb. 21: Zentrum des Stadtteils Kapellen<br />

Abb. 22: Moers-Kapellen Zentrum<br />

Abb. 23 Discounter in Kapellen<br />

Standortanalyse<br />

29


Standortanalyse<br />

Abb. 24: Lageplan der Siedlung mit Bezug zur ehemaligen Schachtanlage<br />

30<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Abb. 25: Bergarbeiter als Bewohner in der Gründungszeit Abb. 27: Momentan vorhandene Bewohnergruppe<br />

Viele von ihnen sind bereits während der Gründungszeit in<br />

die Siedlung gezogen (vgl auch Abb.25) <strong>und</strong> waren damals<br />

primär im produzierenden Gewerbe tätig. Das Wohnungsangebot<br />

richtete sich hauptsächlich an die in den 50er <strong>und</strong><br />

60er Jahren vorhandene Haushaltsstruktur der Kleinfamilie.<br />

Die Bewohnerstruktur war insgesamt sehr homogen aufgebaut,<br />

da die Bewohnerschaft über ähnliche Einkommensverhältnisse<br />

verfügte <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong> der Familienverhältnisse<br />

oft ähnliche Ansprüche an das Wohnen hatte. Dies führte<br />

unter anderem zu gut funktionierenden Nachbarschaftsverhältnissen.<br />

Durch den großen Anteil an privaten Eigentümern wurde<br />

<strong>und</strong> wird die Sozialstruktur gestärkt. Die Bewohner besitzen<br />

ein großes Interesse an einer funktionierenden Gesamtsiedlung,<br />

da sie sich durch den Erwerb von Eigentum mit einer<br />

langfristigen Perspektive an die Siedlung geb<strong>und</strong>en haben.<br />

Außerdem wird durch Vererbung oder Verkauf von Eigentum<br />

die Nachfolge von neuen Bewohnern automatisch geregelt.<br />

Mittlerweile sind die Bewohner gealtert <strong>und</strong> die damaligen<br />

Kinder aus dem Haus. So lässt sich die heutige Alters- <strong>und</strong><br />

Haushaltsstruktur der Siedlung erklären (s. Abb.26,28). Zwar<br />

entspricht die Überalterung dem allgemeinen Trend der Bevölkerungsentwicklung,<br />

aus der Aareon Wohnungsmarktanalyse<br />

geht jedoch hervor, dass diese in Achterathsfeld besonders<br />

hoch ist. Fast 30% der Bevölkerung sind bereits über<br />

Standortanalyse<br />

63 Jahre alt. Vergleicht man die Zahlen mit denen aus Moers,<br />

stellt man fest, dass dort der Anteil der jüngeren Bevölkerung<br />

deutlich höher ist. Hier sind nur etwa 21% der Bevölkerung<br />

über 63 Jahre alt. Der Anteil der Kinder ist in Achterathsfeld<br />

mit 18,71% deutlich geringer als der in Moers (24,56%) (Aareon<br />

Wohnungsmarktanalyse 2005).<br />

Die Haushaltsstruktur in Moers (s. Abb.28) lässt darauf schließen,<br />

dass dort ein recht hoher Anteil an Familien mit Kindern<br />

lebt. In Achterathsfeld hingegen leben vor allem Ehepaare<br />

oder Personen, deren Partner bereits verstorben sind. Hier<br />

beträgt der Anteil an Ein- <strong>und</strong> Zweipersonenhaushalten<br />

74,34%, in Moers sind es r<strong>und</strong> 5% weniger. Die homogene<br />

Bewohnerstruktur der Vergangenheit mit ähnlichen Interessenslagen,<br />

Einkommensverhältnissen <strong>und</strong> Familienverhältnissen,<br />

hat sich bis in die heutige Zeit hinein erhalten.<br />

Die Wirtschaftstruktur hat sich jedoch gewandelt. Es gibt<br />

kaum noch Arbeitsplätze im Bergbau <strong>und</strong> die Schachtanlage<br />

in der Achterathsheide wurde längst geschlossen. Da das<br />

ursprüngliche Milieu hier dementsprechend kaum noch vorhanden<br />

ist, muss zukünftig ein neues Klientel mit dem Wohnungsangebot<br />

angesprochen werden.<br />

Durch die starke Überalterung könnte es künftig vermehrt zu<br />

Leerständen innerhalb der Sieldung kommen, da die Bewohneranzahl<br />

auf Gr<strong>und</strong> des fortschreitenden Alters der Generation<br />

stetig weiter abnimmt.<br />

Abb. 26: Altersstruktur Stadt Gemeinde Moers / Achterathsfeld Abb. 28: Haushaltsstruktur Stadt Gemeinde Moers / Achterathsfeld<br />

31


Standortanalyse<br />

2.2 Siedlungsbausteine<br />

Nach Beschreibung des Standortprofi ls des Quartiers<br />

Achterathsfeld sollen im Folgenden seine wesentlichen<br />

Siedlungsbausteine erörtert werden. Das Spektrum umfasst<br />

Verkehr <strong>und</strong> Erschließung, die Siedlungs- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur,<br />

Nutzungen <strong>und</strong> Infrastruktur sowie Grün- <strong>und</strong> Freiräume.<br />

Verkehr<br />

Erschließung<br />

Die Siedlung wird zu drei Seiten nach Osten, Norden <strong>und</strong><br />

Westen durch zwei Landstraßen begrenzt (s. Abb.29). Es gibt<br />

insgesamt fünf Siedlungseingänge, von denen vier <strong>für</strong> den<br />

motorisierten Verkehr nutzbar sind (vgl. auch Abb.30, 31).<br />

Bei dem fünften Siedlungseingang handelt es sich um einen<br />

fußläufi gen Erschließungsweg nach Kapellen. Diese fußläufi -<br />

ge Erschließung endet auf dem Parkplatz eines Discounters<br />

<strong>und</strong> wird von dort aus nicht weiter geführt. Die Anbindung<br />

an Kapellen erscheint damit verbesserungsbedürftig.<br />

Das innere Straßensystem<br />

Die gesamte Siedlung ist verkehrsberuhigt <strong>und</strong> die zugelassene<br />

Höchstgeschwindigkeit beträgt 30km/h. Das innere<br />

Erschließungssystem der Siedlung ist hierarchisch aufgebaut<br />

(s. Abb.29). Als oberste Kategorie sind Hauptstraßen (s.<br />

Abb.33,34) vorhanden, die den Durchgangsverkehr in Form<br />

einer „Erschließungsschleife“ durch die Siedlung leiten. Be-<br />

32<br />

Städtebau<br />

sonders die beiden Hauptzugänge sind als Zugänge von<br />

den Landstraßen zum Zentrum der Siedlung stark befahren.<br />

Entlang dieser Straßen liegen außerdem die Haltestellen des<br />

ÖPNV.<br />

Als untergeordnete Kategorie gibt es schmale Wohnstraßen<br />

(s. Abb.35). Die meisten sind als Stichstraßen ausgebildet,<br />

sodass sie nur von den Anwohnern der jeweiligen Straße<br />

genutzt werden. Innerhalb der kleinräumigen Wohnbereiche<br />

ist der Durchgangsverkehr damit reduziert, was zu einer<br />

ruhigen <strong>und</strong> sicheren Lage der Wohngebäude führt. Die<br />

Stichstraßen sind oftmals über Gartenwege miteinander verb<strong>und</strong>en,<br />

die nur fußläufi g erschlossen werden können (vgl.<br />

Abb.32).<br />

Ruhender Verkehr<br />

Das Parken stellt in der Siedlung kein funktionales Problem<br />

dar (vgl. Abb.36, 37, 40), da ausreichend Stellplätze vorhanden<br />

sind. Es gibt sowohl genügend öffentliche Parkplätze,<br />

meist in Form von Parktaschen entlang der Hauptstraßen<br />

(s.Abb.38), wie auch private Stellplätze, meist Garagen (s.<br />

Abb.39). Insgesamt stehen den etwa 1.200 Haushalten 1.250<br />

Stellplätze zur Verfügung. Momentan sind ca. 760 Stellplätze<br />

in Form von Garagen <strong>und</strong> ca. 490 Stellplätze im Freien vorhanden.<br />

Das Angebot ist mit einem Stellplatzschlüssel von<br />

1,02 pro Wohneinheit <strong>und</strong> zusätzlichen öffentlichen Stellplätzen<br />

ausreichend <strong>für</strong> die Siedlung. Im Zentrum besteht


Legende<br />

Städtebau<br />

Landstraße L 398 Richtung Moers-Kapellen<br />

Kreisstraße K 1 Anschluß an L 475 Richtung Krefeld<br />

Hauptstraßen<br />

Nebenstraßen<br />

Wohnstraßen<br />

Abb. 29: Erschließungssystem der Siedlung<br />

Stichstraße<br />

Haupteingang<br />

Nebeneingang<br />

Anschluß an Kapellen<br />

Standortanalyse<br />

33


Standortanalyse<br />

Abb. 30: Haupteingang von der Landstraße<br />

Abb. 31: Nebeneingang in die Siedlung<br />

Abb. 32: Fußläufi ger Übergang nach Kapellen<br />

34<br />

Abb. 33: Hauptstraße durch das Quartier<br />

Abb. 34: typische Nebenstraße<br />

Abb. 35: Blick in eine Wohnstraße<br />

Städtebau


Städtebau<br />

darüber hinaus ein vermehrtes Parkangebot.<br />

Die Garagen stellen jedoch ein gestalterisches Problem dar,<br />

da sie im Laufe der Zeit ohne System in die Siedlung eingefügt<br />

wurden <strong>und</strong> das Erscheinungsbild erheblich beeinträchtigen.<br />

Insgesamt ist im Laufe der Jahre eine Art „Garagenlandschaft“<br />

sowohl in den privaten Außenräumen (s.<br />

Abb.42) als auch im öffentlichen Straßenraum entstanden<br />

(s. Abb.43), die allgemein als störend empf<strong>und</strong>en wird. Viele<br />

Garagen stehen in den Gartenbereichen <strong>und</strong> zerstören diese<br />

Räume (vgl. Abb.44). Die ursprünglich klare Struktur der<br />

Siedlung wirkt dadurch häufi g unübersichtlich (vgl. Abb.40).<br />

Außerdem handelt es sich oftmals um Fertiggaragen, die<br />

nicht in das Erscheinungsbild der sonst vorhandenen Bebauung<br />

mit Ziegelfassaden passen (vgl. Abb. 39). Ein qualitatives<br />

Potenzial der zusätzlichen Garagen ist jedoch, dass diese<br />

prinzipiell Räume defi nieren <strong>und</strong> Raumkanten schaffen können<br />

(Abb.46).<br />

vorhandene Stellplätze im Freien<br />

vorhandene Garagen<br />

Standortanalyse<br />

Abb. 36: Schwarzplan der Siedlung ohne Garagen Abb. 37: Schwarzplan der Siedlung mit Garagen <strong>und</strong> Stellplätzen<br />

Fazit<br />

Das Erschließungssystem ist durch verschiedene Ausprägungen<br />

von Öffentlichkeit gekennzeichnet. Während einige<br />

Bereiche von sehr vielen Passanten durchquert werden oder<br />

sogar der Öffentlichkeit als Aufenthaltsraum dienen, werden<br />

andere nur gemeinschaftlich oder gar privat genutzt.<br />

Insgesamt eignet sich das Erschließungssystem gut <strong>für</strong> eine<br />

Wohnsiedlung, da die Wohnbereiche ruhig liegen, aber optimal<br />

erschlossen sind , wenngleich das Erschließungssystem<br />

an einigen Stellen effi zienter gestaltet werden könnte.<br />

Der ruhende Verkehr verursacht nur an wenigen Stellen<br />

funktionale Probleme. Insbesondere die zusätzlichen Fertiggaragen<br />

werfen jedoch vielfach gestalterische Fragen auf.<br />

Siedlungs- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur<br />

Die Baustruktur innerhalb der Siedlung ist sehr homogen,<br />

Abb. 38: Parktaschen entlang der Hauptstraße Abb. 39: Hauptsächlich vorhandene Fertiggaragen<br />

35


Standortanalyse<br />

36<br />

Legende<br />

funktionierende Parkplätze<br />

funktional problematische Parkplätze<br />

raumbildende Garagen erhaltenswerte Garagen<br />

Abb. 40: Vorhandene Park- <strong>und</strong> Garagensituation in Achterathsfeld<br />

funktional problematische Garagen<br />

gestalterisch problematische Garagen<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Standortanalyse<br />

Abb. 41: Ungelöste Parksituation Abb. 44: Raumstörende Garagenhöfe im rückwärtigen Bereich<br />

Abb. 42: Garagenlandschaft der privaten Garagen<br />

Abb. 43: Parkplatz mit funktionalem Problem<br />

Abb. 45: Gestalterisch hochwertige, ursprüngliche Garagen<br />

Abb. 46: Garagen als Raumkante<br />

37


Standortanalyse<br />

38<br />

1956-1959<br />

1960-1965<br />

2005<br />

Abb. 47: Unterschiedliche Baujahre der Gebäude Abb. 48: Verteilung der Wohnungsgrößen<br />

da die Gebäude bis auf wenige Ausnahmen zur gleichen Zeit<br />

von einer Wohnungsbaugesellschaft errichtet wurden (vgl.<br />

Abb.47). Sie wurden <strong>für</strong> eine homogene Bewohnerstruktur<br />

mit annähernd gleichen Ansprüchen an Wohnqualitäten<br />

errichtet, sodass sich auch die Gr<strong>und</strong>risse der Wohnungen<br />

kaum voneinander unterscheiden.<br />

Das Erscheinungsbild der Siedlung ist durch ihre klare Struktur<br />

gekennzeichnet. Kurze Zeilenbebauung gleicher Gebäudetypen<br />

steht traufständig entlang der Wohnstraßen (vgl.<br />

Abb.49, 50). Die Ziegelsteinfassaden dominieren das Bild<br />

<strong>und</strong> geben der Siedlung ein identitätsstiftendes Bild mit „eigenen<br />

Charme“.<br />

Die Bebauung lässt sich zunächst durch die unterschiedliche<br />

Geschossigkeit einteilen. Vorzufi nden sind hauptsächlich<br />

zwei- <strong>und</strong> dreigeschossige Gebäude (s. Abb.51). Ein schmales<br />

achtgeschossiges <strong>und</strong> ein lang gestrecktes fünfgeschossiges<br />

Gebäude treten dazwischen als Sonderbauten in den Vorder-<br />

2-Zimmer Wohnungen<br />

3-Zimmer Wohnungen<br />

4-Zimmer Wohnungen<br />

Städtebau<br />

gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> akzentuieren das Siedlungsbild. Darüber hinaus<br />

existiert ein viergeschossiger Gebäudekomplex in der Nähe<br />

der Schule, sowie vereinzelte eingeschossige Bungalows, die<br />

hauptsächlich Sondernutzungen enthalten.<br />

Die Bebauung der Siedlung lässt sich in zwei Arten unterteilen.<br />

Die Mehrfamilienhäuser sind zu ca. 21,30 % vertreten, die<br />

Einfamilienhäuser in mit ca. 70,65% (s. Abb.52).<br />

Die größtenteils privaten Einfamilienhäuser liegen hauptsächlich<br />

am Rande der Siedlung. Bei den meisten handelt es<br />

sich um zweigeschossige Reihenhäuser mit Satteldach <strong>und</strong><br />

privatem Garten. Sie stehen traufständig zur Straße <strong>und</strong> besitzen<br />

i.d.R. charakteristische Fassaden aus Ziegelsichtmauerwerk<br />

(vgl. auch Abb.53). Die Wohnfl äche beträgt etwa 80<br />

m². An der rückwärtig gelegenen Straße haben viele Hausbesitzer<br />

in Eigenregie Garagen errichtet, um eine sichere <strong>und</strong><br />

hausnahe Stellplatzmöglichkeit <strong>für</strong> ihr Auto zu schaffen.<br />

Die Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen sind im Besitz<br />

Abb. 49: Traufständiger Gebäudetyp zur Hauptstraße Abb. 50: Traufständiger Gebäudetyp zu den Wohnstraßen


Städtebau<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Abb. 51: Geschossigkeit der Gebäude<br />

4<br />

5<br />

8<br />

von Wohnungsbaugesellschaften. Sie liegen tendenziell in<br />

der Mitte der Siedlung entlang der Hauptstraßen (Abb.52).<br />

Es handelt sich um dreigeschossige Zeilenbebauung mit<br />

Satteldach (Abb.54). Die Fassaden bestehen aus Ziegelsichtmauerwerk.<br />

Die Mehrfamilienhäuser sind als Zweispänner mit innen liegendem<br />

Treppenhaus organisiert. Es gibt zwei Wohneinheiten<br />

pro Geschoss <strong>und</strong> damit insgesamt sechs pro Gebäude.<br />

Die Häuser liegen traufständig entweder einzeln oder bis zu<br />

vierfach aneinander gereiht entlang der Wohnstraßen.<br />

Ein wesentliches Kriterium zur Bewertung der Bebauung<br />

ist die Ausrichtung des Gebäudes zur Sonne, da die Wohnqualität<br />

erheblich durch die Besonnungsdauer <strong>und</strong> die<br />

Ausrichtung der Außenräume beeinfl usst wird. Sehr gute<br />

Bedingungen ergeben sich durch eine Ausrichtung der Aufenthalt-<br />

<strong>und</strong> Außenräume nach Süden, Süd-Osten oder Süd-<br />

Westen. Die Sonnenscheindauer ist hier <strong>für</strong> die genannten<br />

Einfamilienhäuser<br />

Mehrfamilienhäuser<br />

Abb. 52: Verteilung der Eigentümerstruktur<br />

Standortanalyse<br />

Räume am längsten. Die Funktionsräume wie Küche <strong>und</strong> Bad<br />

sollten ebenso wie das Schlafzimmer nach Norden gerichtet<br />

sein. Aber auch eine Ausrichtung der Aufenthaltsräume nach<br />

Westen ist sinnvoll, da der Nutzer des Wohnraumes vor allem<br />

am Abend (nach der Arbeit) die Sonne genießen kann. Bei<br />

einer Ausrichtung nach Osten hingegen werden die Räume<br />

nur morgens besonnt. Die schlechtesten Wohnqualitäten<br />

ergeben sich durch eine Ausrichtung der Aufenthalts- <strong>und</strong><br />

Außenräume nach Norden, da diese so ständig im Schatten<br />

liegen.<br />

Innerhalb der Siedlung sind die meisten Gebäude optimal<br />

zur Sonne ausgerichtet (vgl. Abb.55). Es gibt nur wenige Gebäude,<br />

deren Aufenthaltsräume <strong>und</strong> Außenfl ächen nicht genügend<br />

besonnt werden (s. Abb.54). An diesen Stellen sind<br />

Eingriffe zur Steigerung der Wohnqualität erforderlich.<br />

Für die Außenräume in Form von Balkonen <strong>und</strong> Terrassen<br />

wie auch Gärten spielt die Besonnungszeit eine große Rolle.<br />

Abb. 53: Reihenhäuser mit charakteristischer Zieglfassade Abb. 54: Mehrfamilienhaus mit Ziegelstein- <strong>und</strong> Putzfasade<br />

39


Standortanalyse<br />

40<br />

Legende<br />

optimale Lage schlechte Lage<br />

Süd-Ost<br />

Süd-West<br />

Süd<br />

West<br />

Nord-Ost<br />

Abb. 55: Orientierung der Gebäude zur Sonne sowie zum Straßenraum<br />

Ost<br />

Eingang<br />

Balkone<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Typ A<br />

Abb. 56: Typ A - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />

Je nach Dauer <strong>und</strong> Tageszeit der Besonnung sind die Flächen<br />

<strong>für</strong> unterschiedliche Nutzer geeignet.<br />

Gebäudetypen<br />

In der Siedlung sind fünf verschiedene Gebäudetypen (Typ<br />

A-E) vorhanden sowie einige vereinzelt vorkommende Sondertypen.<br />

Da die Gebäudetypen insgesamt stark standardisiert<br />

sind, liegen die Unterschiede lediglich in der Ausrichtung<br />

der Aufenthaltsräume <strong>und</strong> der Gestaltung der Balkone.<br />

Die Gr<strong>und</strong>risse sind mit ca. 60m² alle ähnlich groß. Fast jede<br />

Wohnung besteht aus drei Zimmern (vereinzelt gibt es auch<br />

Zwei- oder Vier-Zimmer-Wohnungen), einer Küche, einer<br />

Diele, einem Bad, einem Gäste-WC <strong>und</strong> einem eingeplanten<br />

Abstellschrank in der Diele. Den Wohnungen, abgesehen<br />

Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />

Standortanalyse<br />

Wohnen 14,2 qm Bad 3,3 qm<br />

Kochen 6,5 qm WC 0,9 qm<br />

Schlafen 11,1 qm Flur 5,6 qm<br />

Kind 10,1 qm gesamt 51,7 qm + Balkon 1,3 qm<br />

Abb. 57: Typ A - Gr<strong>und</strong>riss<br />

von den Balkonen, keine speziellen Außenräume zugeordnet.<br />

Die Fassaden sind wie bereits erwähnt als Ziegelfassaden<br />

mit unterschiedlich stark ausgeprägten Teilputzfl ächen<br />

ausgeführt.<br />

Typ A<br />

Beim Typ A (vgl. dazu Abb.56-59) befi ndet sich die Erschließung<br />

auf der sonnenabgewandten Seite. Der Balkon liegt<br />

auf der gegenüberliegenden Seite <strong>und</strong> ist in Richtung Süden<br />

zum Garten orientiert. Er ist schräg in die Wohnung eingelassen<br />

<strong>und</strong> kragt aus der Fassade heraus . Daraus ergibt sich<br />

eine Akzentuierung der ansonsten mit weitgehend einheitlichen<br />

Fenstern versehenen Fassade.<br />

Abb. 58: Typ A - Ansicht der Eingangsseite Abb. 59: Typ A - Ansicht der Gartenseite<br />

41


Standortanalyse<br />

Typ B<br />

Beim Typ B (s. dazu Abb.60-64) liegen im Gegensatz zu Typ A<br />

die Erschließung <strong>und</strong> der Balkon auf einer Seite, so dass der<br />

Balkon zum Vorgarten hinausragt. Typ B besitzt den gleichen<br />

schrägen, in die Wohnung eingelassenen Balkon wie Typ A.<br />

Der Typ B existiert sowohl als Einzelhaus (s.Abb. 62) wie auch<br />

als Zeilenhaus (s. Abb.63)<br />

Abb. 60: Typ B - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />

42<br />

Typ B<br />

Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />

Wohnen 17,5 qm Bad 3,5 qm<br />

Kochen 6,3 qm WC 1,2 qm<br />

Schlafen 14,0 qm Flur 3,5 qm<br />

Kind 10,1 qm gesamt 57,0 qm + Balkon 1,3 qm<br />

Abb. 61: Typ B - Gr<strong>und</strong>riss<br />

Abb. 62: Typ B als Einzelhaus - Ansicht der Eingangsseite<br />

Abb. 63: Typ B als Zeilenhaus - Ansicht der Eingangsseite<br />

Abb. 64: Typ B als Zeilenhaus - Ansicht der Gartenseite<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Typ C<br />

Der Typ C (s. auch Abb.65-69) funktioniert von der Erschließung<br />

her wie Typ A <strong>und</strong> wird demnach von der sonnenabgewandten<br />

Seite her erschlossen. Die Aufenthaltsräume <strong>und</strong><br />

der Balkon orientieren sich zum Garten. Allerdings hat der<br />

Balkon eine einfache eckige Form, ist zu Teilen in die Wohnung<br />

integriert <strong>und</strong> kragt teilweise aus. Ein weiterer Unterschied<br />

zu den Typen A <strong>und</strong> B stellt die starke horizontale Gliederung<br />

der Fassade dar, die durch Teilputzfl ächen zwischen<br />

den Fenstern entsteht. Dieser Effekt wird durch die Anordnung<br />

horizontaler Lisenen, welche die Putz- <strong>und</strong> Fensterfl ächen<br />

einfassen, noch betont.<br />

Typ C<br />

Abb. 65: Typ C - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />

Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />

Wohnen 15,4 qm Bad 5,9 qm<br />

Kochen 7,2 qm WC 1,0 qm<br />

Schlafen 13,2 qm Flur 6,9 qm<br />

Kind 7,5 qm gesamt 57,4 qm + Balkon 3,0 qm<br />

Abb. 66: Typ C - Gr<strong>und</strong>riss<br />

Abb. 67: Typ C - Ansicht der Eingangsseite<br />

Abb. 68: Typ C - Ansicht der Gartenseite<br />

Abb. 69: Typ C - Fassadenvariante des Eingangsbereichs<br />

Standortanalyse<br />

43


Standortanalyse<br />

Typ D<br />

Der Typ D (s. Abb.70-74) funktioniert gr<strong>und</strong>sätzlich wie Typ B,<br />

d.h. die Erschließung <strong>und</strong> die Aufenthaltsräume mit Balkon<br />

liegen auf der gleichen Seite. Der Balkon ist jedoch vollständig<br />

in die Gebäudeumrisse eingefasst <strong>und</strong> somit auch komplett<br />

überdacht. Ähnlich wie Typ C weist Typ D Teilputzfl ächen<br />

auf, die den sonnenabgewandten Seiten des Gebäudes eine<br />

starke Horizontalität verleihen. Im Gegensatz hierzu entsteht<br />

auf der sonnenzugewandten Seite durch die Anordnung der<br />

Balkone sowie die Akzentuierung der Treppenhäuser eine<br />

starke Vertikalität. Insgesamt entsteht eine starke Staffelung<br />

<strong>und</strong> somit eine relativ facettenreiche Fassade entsteht.<br />

Abb. 70: Typ D - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />

44<br />

Typ D<br />

Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />

Wohnen 16,5 qm Bad 3,5 qm<br />

Kochen 6,5 qm WC 1,3 qm<br />

Schlafen 13,5 qm Flur 4,2 qm<br />

Kind 10,5 qm gesamt 56,2 qm + Balkon 3,9 qm<br />

Abb. 71: Typ D - Gr<strong>und</strong>riss<br />

Abb. 72: Typ D als kurze Hauszeile - Ansicht der Eingangsseite<br />

Abb. 73: Typ D als lange Hauszeile - Ansicht der Eingangsseite<br />

Abb. 74: Typ D als lange Hauszeile - Ansicht der Gartenseite<br />

Städtebau


Städtebau Standortanalyse<br />

Typ E<br />

Im Gegensatz zu Typ A bis D bildet der Typ E (Abb.75-78) einen<br />

4-geschossigen Bau mit Flachdach. Er ist zum einen als<br />

Zweispänner mit 2-3-Zimmer-Wohnungen organisiert, zum<br />

anderen als Zweispänner mit Appartementwohnungen. Die<br />

Wohnungen haben rechteckige auskragende Balkone auf<br />

der Querseite zum Eingang hin <strong>und</strong> eingelassene, vollständig<br />

überdachte Balkone auf der Längsseite zum Hof hin.<br />

Typ E<br />

Abb. 75: Typ E - Räumliche Verteilung in der Siedlung<br />

Abb. 77: Typ E - Ansicht der Eingangsseite<br />

Abb. 76: Typ E - Ansicht der Längsseite mit Eingangsbereichen Abb. 78: Typ E - Ansicht der Gartenseite<br />

45


Standortanalyse<br />

Sondertyp Orchideenstraße 2<br />

Bei dem Sonderbau (s. Abb.79-82) in der Orchideenstraße<br />

2 handelt es sich um einen Gebäudetyp, der den normalen<br />

Mehrfamilienhaustypen ähnelt, jedoch nur über 2-Zimmer-<br />

Wohnungen verfügt. Die Erschließung <strong>und</strong> die Aufenthaltsräume<br />

liegen auf unterschiedlichen Seiten, jedoch befi nden<br />

sich letztere <strong>und</strong> somit auch der eckige, auskragende Balkon<br />

auf der sonnenabgewandten Nordseite. Dies verringert die<br />

Aufenthaltsqualität der dortigen Aufenthaltsräume entscheidend.<br />

Abb. 79: Sondertyp Orchideenstraße 2 - Verteilung in der Siedlung<br />

46<br />

Sondertyp Orchideenstraße<br />

Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />

Wohnen 18,4 qm Bad 4,5 qm<br />

Kochen 6,8 qm Flur 4,4 qm<br />

Schlafen 12,8 qm gesamt 56,2 qm + Balkon 3,9 qm<br />

Abb. 80: Sondertyp Orchideenstraße 2 - Gr<strong>und</strong>riss<br />

Städtebau<br />

Abb. 81: Sondertyp Orchideenstraße 2 - Ansicht der Eingangsseite<br />

Abb. 82: Sondertyp Orchideenstraße 2 - Ansicht der Gartenseite


Städtebau Standortanalyse<br />

Sondertyp „Laubengang“<br />

Ein weiterer Sonderbau ist das mit einer Laubengangerschließung<br />

versehene Gebäude in der Asternstraße (vgl.<br />

Abb.83-86). Es befi ndet sich am Kopfende des zentralen<br />

Grünstreifens auf der anderen Seite der Hauptstraße. Es handelt<br />

sich um einen fünfgeschossigen Bau mit Flachdach <strong>und</strong><br />

außen liegendem Treppenhaus. Der dort integrierte Aufzug<br />

ermöglicht an dieser Stelle eine barrierefreie Erschließung.<br />

Pro Etage sind vom offen liegenden Laubengang aus acht 2-<br />

Zimmer-Wohnungen zu erreichen, die einen auf der Rückseite<br />

des Gebäudes liegenden, eckigen, auskragenden Balkon<br />

besitzen.<br />

Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />

Wohnen 15,5 qm Bad 4,5 qm<br />

Kochen 6,6 qm Kammer 1,8 qm<br />

Schlafen 14,0 qm Flur 4,5 qm<br />

gesamt 57,4 qm + Balkon 3,3 qm<br />

Abb. 84: Sondertyp Laubengang - Gr<strong>und</strong>riss<br />

Abb. 85: Sondertyp Laubengang - Ansicht der Eingangsseite<br />

Typ Laubengang<br />

Abb. 83: Sondertyp Laubengang - Verteilung in der Siedlung<br />

Abb. 86: Sondertyp Laubengang - Ansicht der Gartenseite<br />

47


Standortanalyse<br />

Sondertyp „Achtgeschosser“<br />

Den letzten Sonderbau bildet das achtgeschossige Gebäude<br />

mit Maisonnette-Wohnungen. Es liegt direkt neben dem<br />

Sondertyp „Laubengang“ an einer der wichtigsten Kreuzungen<br />

der Siedlung <strong>und</strong> besitzt somit zwei „Schauseiten“ (s.<br />

Abb. 87-91). Das Thema Ziegel kommt hier besonders stark<br />

zum Ausdruck, zumal die einzelnen Geschosse über durchbindende<br />

Deckenplatten hervorgehoben sind. Dies macht<br />

das Prinzip des Gebäudes deutlich <strong>und</strong> lässt die innere Struktur<br />

von außen erkennen. Es handelt sich auch hierbei um<br />

ein Gebäude mit Flachdach, Laubengangerschließung <strong>und</strong><br />

Aufzug, jedoch mit einem innen liegenden Treppenhaus. Es<br />

ist als Fünfspänner ausgebildet mit insgesamt 20 Drei-Zimmer-Wohnungen,<br />

die wie bereits erwähnt, als Maisonnette-Wohnungen<br />

ausgebildet sind. Die Eingangsebene der<br />

Wohnungen befi ndet sich abwechselnd in der oberen <strong>und</strong> in<br />

der unteren Etage. Die Erschließungsebenen des Gebäudes<br />

liegen in der zweiten, dritten, sechsten <strong>und</strong> siebte Etage des<br />

Gebäudes. Die eckigen, komplett auskragenden Balkone mit<br />

einer Fläche von ca. 1,5m², orientieren sich nach Süden.<br />

48<br />

Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />

Schlafen 17,8 qm Bad 3,0 qm<br />

Kind 10,5 qm Flur 3,7 qm<br />

gesamt 35,0 qm<br />

Abb. 88: Sondertyp Achtgeschosser - Gr<strong>und</strong>riss EG der Schlafebene<br />

Abb. 90: Sondertyp Achtgeschosser - Ansicht der Eingangsseite<br />

Typ Achtgeschosser<br />

Abb. 87: Sondertyp Achtgeschosser - Verteilung in der Siedlung<br />

Wohnfl ächen pro Wohneinheit<br />

Städtebau<br />

Wohnen 17,8 qm/ 16,2 qm Kochen 8,7 qm/ 6,5 qm<br />

WC 1,6 qm/ 1,7 qm Flur 7,0 qm/ 3,3 qm<br />

gesamt 35,1 qm/ 27,7 qm + Balkon 3,0 qm<br />

Abb. 89: Sondertyp Achtgeschosser - Gr<strong>und</strong>riss 1.OG der Wohnebene<br />

Abb. 91: Sondertyp Achtgeschosser - Ansicht der Rückseite


Städtebau Standortanalyse<br />

Typische Konstruktionen <strong>und</strong> Schadensbilder<br />

Alle Gebäude der Siedlung Achterathsfeld sind in fortwährenden<br />

Bauphasen zwischen den Jahren 1956-1965 entstanden.<br />

Da die Gebäude weitestgehend noch dem ursprünglichen<br />

Zustand erhalten sind, entsprechen sie damit nicht<br />

mehr den heutigen bauphysikalischen Anforderungen. Die<br />

nebenstehende Tabelle zeigt die typischen Konstruktionen<br />

<strong>und</strong> Bauteile der einzelnen Baujahresgruppen von Wohnhäusern<br />

im Vergleich. Aus dieser Übersicht gehen typische<br />

Schadensbilder hervor, die vermehrt an Gebäuden aus den<br />

Jahren von 1950 bis 1970 festgestellt wurden. Dabei lassen<br />

sich die wesentlichen Schadensbilder <strong>für</strong> die einzelnen Bauteile<br />

folgendermaßen zusammenfassen:<br />

Außenwände:<br />

- dünne Außenwände aus gut wärmeleitenden Steinen<br />

erzeugen Kondensatanfall im Innenraum<br />

- unzureichende oder schadhafte Abdichtungen führen zur<br />

Durchfeuchtung von Kellerwänden<br />

- mangelhafte Schall- <strong>und</strong> Wärmedämmung der Außenwände<br />

liegen fast immer vor<br />

- Wärmebrücken auf Gr<strong>und</strong> von nur 11,5cm dicken Fensterbrüstungen<br />

- zum Teil Wärmebrücken an auskragenden Betonplatten<br />

mit Kondensatausfall<br />

- Betonabplatzungen im Bereich auskragender Balkone bzw.<br />

allgemein an Sichtbetonfl ächen führen zum Rosten von<br />

Stahleinlagen<br />

- durch mangelhafte Abdichtung von Balkonen <strong>und</strong> Loggien<br />

kommt es zu Feuchteproblemen<br />

Fenster, Außentüren:<br />

- <strong>und</strong>ichte, verzogene Holzfensterrahmen <strong>und</strong> Wandanschlüsse<br />

- schadhafte Fensterbeschläge <strong>und</strong> Schließteile<br />

- mangelhafter Wärme- <strong>und</strong> Schallschutz durch Einfachverglasung<br />

- reparaturbedürftige Außentüren <strong>und</strong> Türbeschläge<br />

Dach:<br />

- vereinzelter Schädlingsbefall an Holzteilen<br />

- reparaturbedürftige Dachdeckung, zum Teil fehlende<br />

Unterspannbahn unter der Deckung<br />

- fehlende oder unzureichende Wärmedämmung der Dachfl<br />

ächen gegen die Außenluft<br />

- schadhafte Dachrinnen, Fallrohre <strong>und</strong> Dachanschlüsse<br />

- schadhafte Dachaufbauten wie Gauben<br />

- Alterung <strong>und</strong> Undichtigkeit von Dichtungsbahnen <strong>für</strong><br />

Flachdächer<br />

Innenwände:<br />

- 6 bis 11,5 cm dünne Innenwände als Plattenwände in<br />

Wohnungen<br />

- mangelhafter Schall- <strong>und</strong> Wärmeschutz<br />

- Stahlfachwerk in dünnen Innenwänden zur Lastabtragung<br />

- in Teilbereichen Schäden am Wandputz<br />

Fußböden:<br />

- Magnesitgeb<strong>und</strong>ene Verb<strong>und</strong>estriche auf Massivdecken,<br />

die Metallleitungen angreifen<br />

- mangelhafter Trittschallschutz durch Verb<strong>und</strong>estriche<br />

Sanitärinstallation:<br />

- schadhafte Wasser- <strong>und</strong> Abwasserleitungen Abb. 92: Übersicht typischer Kontruktionen nach Baujahresgruppen<br />

49


Standortanalyse<br />

- fehlende Warmwasserbereitung <strong>für</strong> Bad, Küche oder Bereitung<br />

über Kohleboiler<br />

Heizung:<br />

- Einzelofenheizung an mehreren Kaminzügen <strong>für</strong> Kohle, Gas<br />

<strong>und</strong> Öl<br />

- gemauerte Kaminzüge mit Versottungsgefahr<br />

- Zentralheizungen ohne ausreichende Regelmöglichkeit<br />

- Heiz-Rohrleitungen sind überdimensioniert <strong>für</strong> Schwerkraftheizung<br />

- Erneuerung der Wärmeerzeuger von Zentralheizungen<br />

Elektroinstallation:<br />

- erneuerungsbedürftige Elektroleitungen, Dosen, Schalter<br />

<strong>und</strong> Brennstellen<br />

- erneuerungsbedürftige Absicherungen, Verteilungen <strong>und</strong><br />

Unterverteilungen<br />

Die Gebäude der Siedlung Achterathsfeld sind also speziell<br />

hinsichtlich dieser typischen Schadensbilder zu untersuchen.<br />

Aus der Analyse geht hervor, dass es bei den vorliegenden<br />

Gebäuden hauptsächlich Schallschutz-, Wärme- <strong>und</strong> Feuchteprobleme<br />

(<strong>und</strong> daraus resultierende statische Mängel) sowie<br />

schadhafte Sanitär- <strong>und</strong> Elektroinstallationen gibt, die<br />

es im Zuge der Gebäudesanierung unbedingt auszubessern<br />

gilt. Die Eingriffsmaßnahmen müssen jeweils abhängig vom<br />

bauphysikalischen Zustand der einzelnen Gebäude bemessen<br />

werden.<br />

Einzelne Teile der Siedlungbebauung wurden vor kurzem bereits<br />

modernisiert <strong>und</strong> entsprechen daher bereits den heutigen<br />

Anforderungen. Die anderen Gebäude, die sich nach wie<br />

vor auf dem Stand der 60er Jahre befi nden, sollten dringend<br />

an die veränderten nutzerspezifi schen Anforderungen angepasst<br />

werden.<br />

Aktuelle Bauprojekte<br />

In den letzten Jahren wurden bereits erste Gebäude durch<br />

50<br />

Neubau<br />

Modernisierung aktuell<br />

Modernisierung abgeschloßen<br />

Neubaugebiete<br />

Abb. 93: Übersicht der aktuellen Bauprojekte in Achterathsfeld<br />

Städtebau<br />

die Wohnungsbaugesellschaft saniert bzw. modernisiert<br />

(vgl. Abb.93). Entsprechend dem unterschiedlichen Schadensbild<br />

wurden verschiedene Sanierungsmaßnahmen vorgenommen:<br />

Drei Gebäudekomplexe in der Orchideenstraße sind bereits<br />

modernisiert <strong>und</strong> an die heutigen Wohnbedürfnisse von Familien<br />

angepasst worden. Bei den Häusern im Anemonen-<br />

<strong>und</strong> im Fuchsienweg kam es zum Abriss der alten Gebäude<br />

<strong>und</strong> zu ersetzendem Neubau. Es wurden neue Mehrfamilienhäuser<br />

mit veränderten Gr<strong>und</strong>fl ächen <strong>und</strong> unterschiedlich<br />

großen Wohnungen geschaffen (s. Abb. 94). Ähnliche<br />

Maßnahmen sind <strong>für</strong> die folgenden zwei Jahre <strong>für</strong> einzelne<br />

Komplexe in der Rheinstraße, der Friedrich-Ebert-Straße <strong>und</strong><br />

der Maiblumenstraße geplant. Die Gebäude sollen abgerissen<br />

<strong>und</strong> mit veränderter Aufteilung in ähnlicher Form wieder<br />

neu errichtet werden. Aktuell fi nden Modernisierungsmaßnahmen<br />

an vier Gebäuden in der Friedrich-Ebert-Straße<br />

statt. Sie bedingen den temporären Auszug der Mieter sowie<br />

deren Rückzug in die modernisierten Wohnungen nach Abschluss<br />

der Arbeiten.<br />

Darüber hinaus entstehen neue kleine Wohngebiete im Quartier,<br />

denn der offene Siedlungsrand zur Landschaft macht<br />

eine Erweiterung der Siedlung möglich. Zurzeit werden in<br />

zwei Bereichen der Siedlung neue freistehende Einfamilienhäuser<br />

oder Doppelhäuser errichtet. Im Süd-Osten der Siedlung<br />

entsteht eine neue Solarsiedlung. Auch diese Neuplanungen<br />

deuten darauf hin, dass der Standort Achterathsfeld<br />

durchaus zukunftsträchtig ist.<br />

Fazit<br />

Bei einem Großteil der Gebäude liegen bauphysikalische<br />

Mängel vor, die dringender Ausbesserungsmaßnahmen bedürfen,<br />

um die Wohnungen auch in <strong>Zukunft</strong> rentabel vermieten<br />

zu können. Darüber hinaus sind die Gr<strong>und</strong>risse sehr klein,<br />

was in der Aufteilung zu verwinkelten <strong>und</strong> engen Räumen<br />

Abb. 94: Neubau am Fuchsienweg


Städtebau Standortanalyse<br />

führt. Eine barrierefreie Erschließung ist nur im Sondertyp<br />

„Laubengang“ möglich. Alle anderen Gebäude sind durch einen<br />

Sockel vom Boden abgesetzt <strong>und</strong> eignen sich somit nur<br />

bedingt <strong>für</strong> eine altengerechte Wohnform.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der guten Ausrichtung der Gebäude ist die Wohnqualität<br />

der meisten Wohnungen jedoch hoch. Es gilt zwar,<br />

<strong>für</strong> einige Problembereiche (vgl. Abb.95-100) durch entsprechende<br />

Eingriffe sinnvolle Lösungen zu schaffen, insgesamt<br />

kann die Gebäudesubstanz in Achterathsfeld jedoch durch<br />

die vorhandenen Qualitäten durchaus gestärkt werden. Eine<br />

besonders große Qualität liegt darin, dass die meisten Gebäude<br />

bis heute nahezu unverändert erhalten geblieben<br />

sind. Dies betrifft vor allem die charakteristischen Ziegelfassaden,<br />

die der Siedlung ihr einheitliches Erscheinungsbild<br />

verleihen, <strong>und</strong> so das gesamte Siedlungsbild positiv prägen.<br />

Nutzungen <strong>und</strong> Infrastruktur<br />

Achterathsfeld wurde als eigenständige Wohnsiedlung konzipiert,<br />

die auf Gr<strong>und</strong> dessen neben der Wohnnutzung auch<br />

Abb. 97: Fehlender Bezug zum Garten<br />

Abb. 95: Nutzungskonfl ikt zwischen Wohnen <strong>und</strong> Einzelhandel Abb. 98: Unübersichtliche Erschließung<br />

Abb. 96: Schlechte Wohnqualität aufgr<strong>und</strong> der Ausrichtung<br />

Abb. 99: Mangelhafte Eingangssituation<br />

51


Standortanalyse<br />

52<br />

Legende<br />

fehlender Bezug Garten-Haus<br />

mangelhafte oder gestörte Eingangssituation<br />

Abb. 100: Darstellung der wesentlichen Bebauungsdefi zite an einzelnen Gebäuden<br />

Städtebau<br />

geringe Wohnqualität aufgr<strong>und</strong> der Orientierung, Ausrichtung,<br />

Nutzung<br />

Nutzungskonfl ikt Wohnen-Einzelhandel


Legende<br />

Städtebau<br />

Kirche<br />

Kindergarten<br />

Gr<strong>und</strong>schule<br />

Medizin<br />

Dienstleistung<br />

Versorgung/ Einzelhandel<br />

Gastronomie<br />

Verknüpfung der Infrastruktur<br />

Abb. 101: Vorhandene Infrastruktureinrichtungen in Achterathsfeld<br />

Standortanalyse<br />

53


Standortanalyse<br />

Abb. 102: Einzelhandel Abb. 103: Medizinische Versorgung<br />

sonstige Infrastruktureinrichtungen beherbergt (s. Abb.101).<br />

Vor allem in der Mitte der Siedlung befi nden sich in den Erdgeschossen<br />

der Gebäude Ladenfl ächen, wodurch hier eine<br />

Nutzungsmischung sowie das Zentrum der Siedlung entsteht.<br />

Während sich im Erdgeschoss Einzelhandel, Gastronomie<br />

<strong>und</strong> Dienstleister befi nden, ist in den Obergeschossen<br />

Wohnnutzung angeordnet.<br />

Bei den Betrieben handelt es sich meist um kleinteiligen<br />

Einzelhandel. Außerdem gibt es Dienstleister, welche zum<br />

Beispiel die medizinische Gr<strong>und</strong>versorgung gewährleisten<br />

(Abb.103). Darüber hinaus gewährleisten die neu entstandenen<br />

großen Discounter wie Aldi, Plus <strong>und</strong> Edeka am Übergang<br />

zwischen Kapellen <strong>und</strong> Achterathsfeld die tägliche Versorgung.<br />

Dort wurde die Infrastruktur in den letzten Jahren<br />

ausgebaut. Das Zentrum von Kapellen hat sich dadurch nach<br />

Süden zur Siedlung hin verschoben, was der Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

von Achterathsfeld zugute kommt.<br />

Weiterhin sind verschiedene soziale Einrichtungen innerhalb<br />

der Siedlung vorhanden. Im Quartier verteilen sich z.B.<br />

Kirchen, eine Schule <strong>und</strong> ein Kindergarten. Andere soziale<br />

Einrichtungen bilden das Pfl egezentrum am Silbersee, die<br />

Abb. 104: Vereinzelt auftretende Leerstände im Einzelhandel Abb. 105: Anlieferungshöfe<br />

54<br />

Städtebau<br />

Arbeiterwohlfahrt Kapellen oder die Offene Einrichtung <strong>für</strong><br />

Kinder Kapellen.<br />

In der Siedlung selbst gibt es auch einige Freizeitmöglichkeiten.<br />

Spiel- <strong>und</strong> Sportplätze, der Tennisplatz, Sportvereine <strong>und</strong><br />

der Freizeitpark mit großem Kinderspielplatz, Fußball- <strong>und</strong><br />

Basketballplatz sowie Liegewiesen <strong>und</strong> einen Ententeich,<br />

bieten Raum <strong>für</strong> Spiel <strong>und</strong> Sport. Darüber hinaus befi ndet<br />

sich das Schloss Lauersfort als kulturelles Angebot in der<br />

Nähe des Freizeitparks <strong>und</strong> die schnelle Verbindung nach<br />

Moers sichert die Nutzung weiterer kultureller Angebote.<br />

Insgesamt ist die Siedlung infrastrukturell gut erschlossen.<br />

Allerdings kommt es zu immer höheren Leerständen im Bereich<br />

des Einzelhandels (s. Abb.104). Die Nutzungsmischung<br />

im Bereich des Zentrums führt ebenfalls zu Konfl ikten, da<br />

die unterschiedlichen Nutzungen unterschiedliche Anforderungen<br />

aufweisen. Für die gewerbliche Nutzung muss zum<br />

Beispiel die Anlieferung sowie die Lagerung von Produkten<br />

<strong>und</strong> Material gewährleistet sein. Diese Tatsache steht somit<br />

in Konfl ikt mit grünen Wohnhöfen <strong>und</strong> deren Nutzung als<br />

gemeinschaftlicher Außenraum (vgl. Abb.105).


Städtebau<br />

Abb. 106: Durchgrünte Straßenzüge<br />

Frei- <strong>und</strong> Grünraumstruktur<br />

Der Grünraum spielt in der Siedlung eine große Rolle, da der<br />

Anteil der Frei- <strong>und</strong> Grünfl ächen gemessen an der Gesamtfl äche<br />

sehr hoch ist (vgl. auch Abb.106-108).<br />

Schon von Außen vermittelt die Siedlung durch eine starke<br />

Bepfl anzung einen grünen Eindruck. Durch die aufgelockerte<br />

Siedlungsstruktur entstehen große Flächen, die größtenteils<br />

mit Rasen, Sträuchern <strong>und</strong> Bäumen bepfl anzt wurden.<br />

Durch die starke Durchgrünung <strong>und</strong> die organische Form<br />

der Siedlung sind insgesamt starke Bezüge zu Arbeitersiedlungen<br />

der Vorkriegszeit erkennbar, die unter dem Leitbild<br />

der „Gartenstadt“ errichtet wurden. In Achtertahsfeld lassen<br />

sich vier unterschiedliche Arten von Frei- <strong>und</strong> Grünräumen<br />

unterscheiden.<br />

Zum einen gibt es das öffentliche Grün. Dazu zählen der<br />

Siedlungsrand, die grüne Mitte sowie die zwei Grünfi nger,<br />

Abb. 108: Hoher Grünfl ächenanteil bezogen auf die Gesamtfl äche<br />

Abb. 107: Bepfl anzung am Straßenrand<br />

Abb. 109: Die Birke als charakteristischer „Eingangsbaum“<br />

Standortanalyse<br />

die sich durch die Siedlung ziehen. Sie sind <strong>für</strong> alle Bewohner<br />

zugänglich <strong>und</strong> dienen als Treffpunkte.<br />

Darüber hinaus gibt es halböffentliche Grünräume, die sich<br />

i.d.R vor den Gebäuden befi nden. Außerdem verfügen die<br />

Mehrfamilienhäuser über gemeinschaftliche, die Einfamilienhäuser<br />

über zugeordnete private Freiräume.<br />

Die benannten Räume unterscheiden sich wesentlich in ihrer<br />

Dimension, ihrer Zugänglichkeit, ihrer Eingrenzung, ihrer<br />

Funktion <strong>und</strong> Gestaltung sowie der Zuständigkeit, voneinander.<br />

Für die Gesamtsiedlung besteht ein Bepfl anzungskonzept.<br />

Am Anfang jeder Wohnstraße stehen Birken, die den Zugang<br />

markieren. Ebenso taucht dieser Baum in viele Vorgärten der<br />

Mehrfamilienhäuser wieder auf (s. Abb.109). Im Zentrum der<br />

Siedlung befi nden sich hauptsächlich große Ahorn- <strong>und</strong> Lindenbäume.<br />

55


Standortanalyse<br />

Siedlungsrand<br />

Der Siedlungsrand besitzt zum einen die Funktion, eine klare<br />

Begrenzung der Siedlung zu schaffen. Er grenzt das Quartier<br />

nach außen hin ab <strong>und</strong> repräsentiert es gleichzeitig. Außerdem<br />

soll <strong>für</strong> die Bebauung des Randlage eine gewisse Privatsphäre<br />

geschaffen werden. Insgesamt gibt es vier verschiedene<br />

Typen des Siedlungsrandes, die unterschiedlich auf<br />

diese Anforderungen reagieren. Die ersten drei Typen haben<br />

gemeinsam, dass die Lage des Randes klar durch die Landstraßen<br />

defi niert ist. Daraus ergibt sich eine Art Insellage <strong>für</strong><br />

die gesamte Siedlung.<br />

Typ 1 „Siedlungskopf“<br />

Der Typ „Siedlungskopf“ dient als Zugangsbereich von Kapellen<br />

aus. Hier schafft eine große Rasenfl äche einen repräsen-<br />

Abb. 113: Straßenschnitt des Siedlungsrandes<br />

56<br />

Städtebau<br />

Abb. 110: Rasenfl äche als repräsentativer Abstand Abb. 111: Bäume verhindern den direkten Einblick in die Siedlung<br />

Abb. 112: Siedlungsrand mit Radweg


Städtebau<br />

Abb. 114: Schutz der Bebauung durch die Bepfl anzung Abb. 115: Angrenzendes Ackerland<br />

Abb. 116: Vielschichtige Wegeführung<br />

Abb. 117: Straßenschnitt des Typs Allee<br />

Standortanalyse<br />

tativen Abstand zur Straße. (s. Abb.110). Große Bäume versperren<br />

den direkten Blick in die Siedlung (vgl. Abb.111,112).<br />

Allein durch den Abstand wird jedoch kein repräsentativer<br />

Eingang <strong>für</strong> Achterathsfeld gebildet, da der Übergang unzureichend<br />

ist. Es besteht zwar eine Straßenüberquerung,<br />

die den Weg jedoch nicht weiter geführt, sondern in einem<br />

Trampelpfad mündet, der auf den Parkplatzfl ächen der neu<br />

angeordneten Discounter endet (vgl. Abb.113).<br />

Typ 2 „Allee“<br />

Der Typ „Allee“ an der östlichen Landstraße dient als Pufferzone<br />

zwischen der Landstraße <strong>und</strong> der Bebauung. Er ist als<br />

breiter Grünzug ausgebildet, der durch dichte Bepfl anzung<br />

die dahinter liegende Bebauung vor Einblicken schützt (s.<br />

Abb.114,115). Dennoch ist sie von Außen her ablesbar. Auf<br />

der anderen Seite des Grünzuges grenzt eine Wohnstraße<br />

mit Parkmöglichkeiten an. Parallel zur Straße verläuft ein<br />

57


Standortanalyse<br />

Abb. 118: Siedlungsrand Typ Abstandshalter<br />

Abb. 120: Siedlungsrand Typ Allee<br />

Abb. 121: Straßenschnitt des Typs Abstandhalter<br />

58<br />

Abb. 119: Siedlungsrand Typ Abstandshalter an anderer Stelle<br />

Städtebau<br />

Radweg, der durch eine hohe Baumallee von der Landstraße<br />

getrennt wird (vgl. Abb.116). Der Siedlungsrand bietet durch<br />

diese vielschichtige Wegeführung Schutz vor Blicken <strong>und</strong><br />

Verkehrslärm, wird aber gleichzeitig zu einer Schauseite der<br />

Siedlung <strong>und</strong> repräsentiert sie nach Außen (s. Abb.117).<br />

Typ 3 „Abstandshalter“<br />

An der westlich verlaufenden Landstraße befi ndet sich der<br />

Siedlungsrand des Typs „Abstandhalter“ (s. Abb.128). Auch<br />

hier dient ein Grünstreifen als Schutz <strong>für</strong> die dahinter liegende<br />

Bebauung vor der Belästigung durch den Verkehr. Allerdings<br />

ist der Abstand viel geringer als beim vorherigen Typ,<br />

da die Bebauung direkt an das Grün angrenzt <strong>und</strong> es keine<br />

Wohnstraße <strong>und</strong> keinen Radweg gibt, die zusätzliche Distanz<br />

schaffen (vgl. Abb.119-121).


Städtebau<br />

Abb. 122: Undefi nierte Siedlungsgrenze<br />

Abb. 124: Landschaftlicher Feldweg<br />

Abb. 125: Angrenzendes Ackerland<br />

Abb. 123: Übergang zur Landschaft<br />

Standortanalyse<br />

Typ 4 „Landschaft“<br />

Zur Landschaft hin ist der Siedlungsrand nicht klar defi niert.<br />

Er wird durch verschiedene Elemente wie Straßen, private<br />

Gärten sowie das ebenfalls angrenzende Schulgr<strong>und</strong>stück<br />

gebildet (Abb.122-126). Dadurch ergeben sich Ausblicke <strong>und</strong><br />

Eingänge in den Landschaftsraum. Dieser bietet ökologisch<br />

wertvolle Flächen zur Kalt- <strong>und</strong> Frischluftproduktion <strong>und</strong><br />

dient als Erholungsraum <strong>und</strong> Bereich <strong>für</strong> Freizeitmöglichkeiten.<br />

An vielen Stellen enden die Wege jedoch am Rand<br />

der Bebauung, so dass die Vernetzung der Siedlung mit der<br />

Landschaft fehlt (s. Abb.127).<br />

Der Siedlungsrand ist zu drei Seiten größtenteils klar defi niert<br />

<strong>und</strong> repräsentiert damit nach Außen hin das innere grüne<br />

Konzept der Siedlung. Man kann von Außen ablesen, dass es<br />

sich um eine durchgrünte, aufgelockerte Siedlung handelt,<br />

die sich an der vierten Seite zur Landschaft öffnet.<br />

Abb. 126: Begrenzung durch eine Straße<br />

59


Standortanalyse<br />

60<br />

Legende<br />

Siedlungsrand Typ Allee<br />

Siedlungsrand Typ Kopf<br />

Siedlungsrand Typ Abstand<br />

Abb. 127: Bewertende Darstellung der Siedlungsränder<br />

Landschaft<br />

fehlende Vernetzung<br />

fehlende Verbindung<br />

vorhandener Weg vorhandene Bäume<br />

mangelhaft gestalteter Übergang/ Barriere<br />

Städtebau


Städtebau Standortanalyse<br />

Abb. 128: Grüne Mitte als Orientierungsraum<br />

Grüne Mitte<br />

Die Mitte der Siedlung wird durch eine Grünfl äche gebildet,<br />

die einen Orientierungsraum <strong>für</strong> die gesamte Siedlung darstellt<br />

(s. Abb.128). Er stellt ein Gegenüber <strong>für</strong> die Ladenzeilen<br />

<strong>und</strong> sozialen Einrichtungen dar <strong>und</strong> akzentuiert sie. Der<br />

Grünraum ist einer der Räume mit dem höchsten Öffentlichkeitsgrad<br />

innerhalb der Siedlung. Es handelt sich hierbei um<br />

eine große Rasenfl äche mit altem Baumbestand, vor allem<br />

hohen Ahornbäumen.<br />

Der Grünraum dient hauptsächlich als Durchgangraum (vgl.<br />

Abb. 129). Das Wegesystem innerhalb des Grünraums ist hierarchisch<br />

aufgebaut. Es gibt einen Hauptweg in Längsrichtung<br />

sowie einige Querverbindungen als Nebenwege.<br />

Zu den angrenzenden Wohnhäusern grenzen Mulchbeete<br />

mit hohen Bäumen <strong>und</strong> niedrigen Sträuchern den Grünraum<br />

ab. Darüber hinaus gibt es jedoch keine klare Trennung zu<br />

Abb. 130: Straßenschnitt der Grünen Mitte<br />

Abb. 129: Grüne Mitte als Durchgangsraum<br />

den gemeinschaftlichen Außenräumen, die somit nicht als<br />

solche erkennbar sind.<br />

Zur Seite der Ladenzeilen ist er offen. Da er als zentraler Bereich<br />

dient <strong>und</strong> somit die hauptsächliche Anlaufstelle der<br />

Siedlung bildet, ist er mit mehreren Parkplätzen <strong>und</strong> Parktaschen<br />

versehen (s. Abb.130). Diese wirken jedoch teilweise<br />

störend, da der lange, schmale Grünraum in einzelne Teilbereiche<br />

zerfällt.<br />

Insgesamt besitzt der Grünstreifen in der Mitte der Siedlung<br />

bisher keine funktionsgerechte Nutzung.<br />

Kleiner Grünfi nger<br />

Durch die Siedlung ziehen sich zwei große Wiesen als Grünfi<br />

nger zwischen der Bebauung. Der kleine Grünfi nger dient<br />

dabei auf Gr<strong>und</strong> seiner Dimensionierung <strong>und</strong> Proportionen<br />

als Durchgangsraum <strong>und</strong> Grünvernetzung. Er besteht<br />

aus einer Rasenfl äche, die nach Osten hin durch eine<br />

61


Standortanalyse<br />

Abb. 131: Grünfi nger als Durchgangsraum Abb. 132: Absperrungen im Grünraum<br />

Baum- <strong>und</strong> Strauchreihe abgeschlossen wird (s. Abb.134).<br />

Begrenzt wird er weiterhin durch Einfamilienhausbebauung<br />

(s. Abb.131,132). Auf der westlichen Seite steht diese Parallel<br />

zum Grünstreifen, so dass die Gärten an den Grünraum stoßen.<br />

Hier verläuft unmittelbar entlang der Gärten ein Weg, zu<br />

dem sich die Bewohner sehr stark durch Garagen, Zäune <strong>und</strong><br />

Hecken abschotten. Der Weg ist befahrbar, um die Garagen<br />

<strong>und</strong> privaten Gärten erreichen zu können <strong>und</strong> stellt die einzigen<br />

Zugänge zum Grünraum dar. Auf der östlichen Seite des<br />

Grünstreifens stehen die Häuser im rechten Winkel, so dass<br />

das Grün abwechselnd an Häuser <strong>und</strong> Gärten stößt. Die Gärten<br />

sind vor allem mit Hecken begrenzt <strong>und</strong> abgeschottet.<br />

Die Wegeverbindungen enden am Grünraum, sodass sich im<br />

Laufe der Zeit Trampelpfade gebildet haben (s. Abb.133). Das<br />

ist ein eindeutiges Zeichen da<strong>für</strong>, dass Wegeverbindungen<br />

fehlen.<br />

Abb. 134: Straßenschnitt des kleinen Grünfi ngers<br />

62<br />

Abb. 133: Trampelpfad<br />

Städtebau


Städtebau Standortanalyse<br />

Abb. 135: Großer Grünfi nger als große Wiese<br />

Großer Grünfi nger<br />

Der große Grünfi nger ist etwas breiter. Er wird ebenfalls<br />

durch Einfamilienhausbebauung begrenzt, die jedoch auf<br />

beiden Seiten senkrecht zum Grünraum steht (s. Abb.135).<br />

Die Stichstraßen zwischen den einzelnen Häusern werden<br />

durch Wegeverbindungen durch den Grünraum miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en. Auf beiden Seiten des Grünfi ngers verläuft ein<br />

Weg, der nur fußläufi g erschlossen ist.<br />

Der Grünraum besteht auch hier aus einer großen Wiese, die<br />

jedoch durch einzelne Baum- <strong>und</strong> Strauchgruppen nur teilweise<br />

zu überblicken ist (s. Abb.138). Außerdem wird durch<br />

die Veränderung der Breite des Raumes eine gewisse räumliche<br />

Spannung erzeugt.<br />

Beide Grünfi nger sind durch dichte Bepfl anzung, Bebauung<br />

<strong>und</strong> nicht einsehbare Wegeführungen von der Hauptstraße<br />

sowie dem zentralen Bereich der Siedlung abgeschottet <strong>und</strong><br />

Abb. 138: Straßenschnitt des Großen Grünfi ngers<br />

Abb. 136: Eingang in den großen Grünfi nger von der Hauptstraße aus<br />

Abb. 137: Absperrung zum Siedlungsrand hin<br />

63


Standortanalyse<br />

64<br />

Legende<br />

Siedlungsrand Typ Allee<br />

Siedlungsrand Typ Kopf<br />

Siedlungsrand Typ Abstand<br />

Grüne Mitte<br />

kleiner Grünfi nger<br />

Abb. 139: Defi zite der öffentlichen Grünräume<br />

Landschaft<br />

vorhandener Weg<br />

fehlende Vernetzung<br />

fehlende Verbindung<br />

fehlender Übergang/ Eingang<br />

großer Grünfi nger mangelhaft gestalteter Übergang/ Barriere<br />

vorhandene Bäume<br />

Städtebau


Städtebau Standortanalyse<br />

Abb. 140: Undefi nierte Spielfl äche Abb. 141: Unattaktive Lage von Speilgeräten<br />

daher nur eingeschränkt frequentiert (s. Abb.136). Sie beinhalten<br />

kaum genutzte Flächen, sind im Wesentlichen ungestaltet<br />

<strong>und</strong> bieten auf Gr<strong>und</strong> von fehlenden Sitzgelegenheiten<br />

relativ wenig Aufenthaltsqualitäten (vgl. Abb.137).<br />

Spielplätze<br />

Es gibt andererseits verschiede Spielplätze innerhalb der<br />

Siedlung, die unterschiedliche Nutzergruppen ansprechen.<br />

Zum einen gibt es öffentliche Spielfl ächen in Form der beiden<br />

Grünfi nger. Zum anderen bieten der Schulhof <strong>und</strong> ein<br />

Spielplatz hinter der Schule Spielmöglichkeiten. Die Qualitäten<br />

der Spielfl ächen hängen sehr stark von der räumlichen<br />

Lage <strong>und</strong> Dimension ab. Außerdem verfügen einige Mehrfamilienhäuser<br />

in den gemeinschaftlichen Außenräumen über<br />

Spielplätze (s. Abb.140-144).<br />

Diese sind jedoch oft nicht kindgerecht eingerichtet, unzu-<br />

Abb. 142: Fehlender Bezug zum Haus<br />

Abb. 143: Gering ansprechende Gestaltung Abb. 144: Versteckte, nicht sozial kontrollierbare Lage<br />

65


Standortanalyse<br />

Abb. 145: Keine ansprechende Gestaltung Abb. 147: Vorgarten eines Mehrfamilienhauses<br />

reichend eingegrenzt <strong>und</strong> bieten darüber hinaus nur geringe<br />

Aufenthalts- <strong>und</strong> Sitzgelegenheiten <strong>für</strong> die Eltern oder Begleitpersonen.<br />

Hier wird großer Handlungsbedarf gesehen.<br />

Es gibt quantitativ viel Spielfl äche innerhalb der Siedlung, jedoch<br />

wenig qualitativ hochwertige Spielmöglichkeiten.<br />

Restfl ächen als Abstandhalter<br />

Ein Großteil der in der Siedlung vorhandenen Grünfl ächen<br />

wird nicht genutzt. Sie dienen lediglich als Abstandfl ächen<br />

(s. Abb.145,146). Dabei handelt es sich um einfache Rasenfl ächen<br />

oder Grünraum mit vereinzelten Bäumen, Sträuchern<br />

<strong>und</strong> Hecken. Sie schaffen Distanz zur Straße, bieten Sicherheit<br />

vor dem Verkehr <strong>und</strong> Lärmschutz, dienen als Abstand<br />

<strong>und</strong> Sichtschutz zum Nachbarn <strong>und</strong> zu Passanten, trennen<br />

verschiedene Funktionen <strong>und</strong> fassen die Siedlung räumlich<br />

ein.<br />

Der öffentliche Grünraum bietet viele „grüne Inseln“ innerhalb<br />

der Siedlung. Als Raum zur Begegnung <strong>und</strong> Kommunikation<br />

der Bewohner stellt er ein großes Potential <strong>für</strong> die<br />

66<br />

Städtebau<br />

Siedlung dar. Auf Gr<strong>und</strong> der teilweise schlechten Zugänglichkeit<br />

<strong>und</strong> ihrer Größe bleiben die Räume jedoch oftmals<br />

ungenutzt.<br />

Halböffentliche Räume<br />

Als halböffentliche Räume werden Freifl ächen bezeichnet,<br />

die <strong>für</strong> alle einsehbar, aber nicht zugänglich sind. In der Regel<br />

handelt es sich dabei um die Vorgartenbereiche der Häuser<br />

oder die Außenräume der sozialen Einrichtungen.<br />

Die Vorgärten dienen der Repräsentation der einzelnen Gebäude<br />

<strong>und</strong> der Nutzung durch deren Bewohner. Die Mehrfamilienhäuser<br />

verfügen alle über einen Vorgartenbereich,<br />

der als Übergangszone von der öffentlichen Straße in den<br />

privaten Wohnraum dient <strong>und</strong> daher stets einen gewissen<br />

Abstand bietet (s. Abb.147,148). An diesen Bereich werden einerseits<br />

hohe gestalterische, andererseits jedoch auch hohe<br />

funktionale Ansprüche gestellt. Die Erschließung der Gebäude<br />

funktioniert über einen möglichst direkten, befestigten<br />

Weg zum Haus. Am Anfang dieses Weges befi nden sich<br />

Abb. 146: Undefi nierte Restfl äche Abb. 148: Funktionsfl äche im Vorgartenbereich


Städtebau Standortanalyse<br />

Abb. 149: Eigeninitiative im halböffentlichen Garten<br />

meist die Mülltonnen. Neben dem Eingang sind oft einige<br />

Fahrradständer platziert. Neben den funktionalen Aspekten<br />

haben die Bewohner häufi g auch einen gestalterischen Anspruch<br />

an diesen Bereich.Oft wird der Bereich durch eine Birke<br />

gekennzeichnet (vgl.Abb.147). Einige Bewohner pfl anzten<br />

zusätzlich Blumen <strong>und</strong> Hecken an (s. Abb.149).<br />

Teilweise dient der Raum auch als Aufenthaltsfl äche <strong>und</strong><br />

Kommunikationsraum, da einige Häuser innerhalb der Siedlung<br />

ihre Aufenthaltsräume <strong>und</strong> den Balkon zum Vorgarten<br />

hin ausgerichtet haben. Je nach Lage des Gebäudes innerhalb<br />

der Siedlung können verschiedene Aufenthaltsqualitäten<br />

<strong>und</strong> Repräsentationsgrade vorliegen. Bei der Lage in<br />

der Siedlungsmitte bildet die belebte Mitte eine interessante<br />

Aussicht <strong>und</strong> somit eine Qualität. Bei der Lage an einer Wohnstraße<br />

sind die Ruhe, das Sicherheitsgefühl <strong>und</strong> die Privatheit<br />

die Qualitäten (vgl. Abb.150).<br />

Je nach Lage <strong>und</strong> Funktion sind die Vorgärten unterschiedlich<br />

gestaltet. Meist sind sie jedoch durch Rasenfl ächen mit<br />

vereinzelten Bäumen oder Sträuchern sowie Hecken oder<br />

Abb. 151: Schulhof mit hoher Akzeptanz<br />

Abb. 150: Vorgarten mit Aufenthaltsqualität<br />

Zäunen begrenzt.<br />

Die Außenbereiche der sozialen Einrichtungen zeichnen sich<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich durch geplante <strong>und</strong> gepfl egte Anlagen aus.<br />

Sie sind im Privatbesitz bzw. durch öffentliche Finanzierung<br />

oder Privatbeteiligung realisiert worden. Sie dienen als Nutzraum<br />

entsprechend der jeweiligen Nutzungsintensität von<br />

Außenräumen in Bezug auf die jeweilige Einrichtung.<br />

Im Bereich der Schule oder des Kindergartens wird der Raum<br />

sehr stark genutzt (s. Abb.151). Im Bereich der Kirche dient er<br />

jedoch hauptsächlich als Repräsentationsraum (s. Abb.152).<br />

Die halböffentlichen Räume bilden einen wichtigen Faktor<br />

zur Darstellung der Siedlung im öffentlichen Raum. Oftmals<br />

werden die Räume jedoch auf die bloße Funktion eines Abstandhalters<br />

reduziert <strong>und</strong> repräsentieren weder die Gebäude<br />

noch ihre Bewohner nach Außen.<br />

Gemeinschaftliche Räume<br />

Als gemeinschaftliche Freiräume werden Räume bezeichnet,<br />

die <strong>für</strong> die Bewohner eines Hauses oder <strong>für</strong> eine bestimmte<br />

Abb. 152: Repräsentative Rasenfl äche im Bereich der Kirche<br />

67


Standortanalyse<br />

Nutzergruppe zugänglich sind, <strong>und</strong> daher nicht <strong>für</strong> alle einsehbar<br />

sein sollen.<br />

Neben dem Vorgartenbereich verfügen die Mehrfamilienhäuser<br />

über Gartenbereiche, die gemeinschaftlich genutzt<br />

werden können. Der Garten sollte gr<strong>und</strong>sätzlich als Aufenthaltsfl<br />

äche dienen. Hier gibt es jedoch auch qualitative Unterschiede.<br />

Bei Häusern, deren Aufenthaltsräume sich zur<br />

Straße hin orientieren fehlt auf Gr<strong>und</strong> fehlender Balkone der<br />

Bezug zwischen Bebauung <strong>und</strong> rückwärtigem Grünraum, so<br />

dass die Gärten i.d.R. selten genutzt werden (vgl. Abb.153).<br />

Der einzige Zugang zu den rückwärtigen Grünräumen verläuft<br />

durch den Keller <strong>und</strong> mündet mit einer schmalen Treppe<br />

ins Freie. Früher wurden die Gärten vor allem durch die<br />

Funktion des Wäsche Trocknens belebt. Diese Funktion wird<br />

heute jedoch nur noch vereinzelt von den Gärten übernommen,<br />

da die meisten Bewohner zu diesem Zecke technische<br />

Geräte nutzen. Somit bleiben die Gärten größtenteils ungenutzt.<br />

68<br />

Städtebau<br />

Abb. 153: Aufenthaltsfl ächen orientieren sich zum Eingang Abb. 154: Nicht eindeutig eingefasste <strong>und</strong> zugeordnete Grünfl äche<br />

Oftmals sind die Gärten der Bebauung nicht klar zugeordnet<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong>efi niert (s. Abb.154). Räumliche <strong>und</strong> optische<br />

Grenzen werden durch die Bebauung selber, durch Garagen,<br />

Bepfl anzung oder die angrenzende Straße gebildet. Oft ist<br />

der Raum jedoch nicht zum öffentlichen Raum hin abgegrenzt,<br />

sondern von allen Seiten zugänglich <strong>und</strong> einsehbar,<br />

so dass keine Privatsphäre entstehen kann. Es gibt keine klaren<br />

Grenzen, die die Räume defi nieren. Außerdem sind die<br />

Zuständigkeiten ungeklärt, so dass sich die Anwohner nicht<br />

verantwortlich fühlen. Vereinzelt kommt es vor, dass Mieter<br />

vor ihrem Balkon im Erdgeschoss kleine Beete angelegt haben<br />

<strong>und</strong> bepfl anzen sowie durch eigenständige Umbauten<br />

Zugänge zum Garten gebildet haben, um diesen intensiver<br />

zu nutzen (vgl. Abb.155,156). Dies lässt darauf schließen, dass<br />

mieterseits ein Bedürfnis vorhanden ist, die vorhandenen<br />

Freiräume intensiver zu nutzen.<br />

In den meisten Fällen handelt es sich bei den gemeinschaftlich<br />

genutzten Außenräumen um <strong>und</strong>efi nierte Räume ohne<br />

Abb. 155: Selbst angelegter Zugangsweg zur Grünfl äche Abb. 156: Von Mietern geschaffene Zugänge zum Garten


Städtebau<br />

Abb. 157 Zugang zum privaten Garten<br />

Begrenzung, die oft ungenutzt sind, da es die vorgesehene<br />

Funktion nicht mehr gibt. Sie bieten keine Aufenthaltqualitäten<br />

<strong>und</strong> sind schlecht zugänglich.<br />

Private Grünräume<br />

Die privaten Außenräume sind den Einfamilienhäusern zugeordnet<br />

<strong>und</strong> werden stark genutzt <strong>und</strong> gepfl egt (Abb.157).<br />

Zum öffentlichen Raum hin schotten sie sich stark ab, um<br />

die gewünschte Privatsphäre zu gewährleisten. Man muss<br />

jedoch auch hier zwischen privaten Vorgärten <strong>und</strong> rückwärtigen<br />

Gartenbereichen unterscheiden.<br />

Je nach Lage <strong>und</strong> Gegenüber der Vorgärten sind sie unterschiedlich<br />

stark gestaltet, da sie genau wie die Vorgärten der<br />

Mehrfamilienhäuser unterschiedliche Funktionen erfüllen<br />

müssen <strong>und</strong> der Drang nach Repräsentation der Bewohner<br />

unterschiedlich stark ist. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind sie jedoch entweder<br />

bepfl anzt, gepfl astert oder werden durch eine einfache<br />

Rasenfl äche gebildet. Es ist zu erkennen, dass Vorgärten,<br />

die in der gleichen Straße liegen, oftmals ähnlich gestaltet<br />

sind. Die Abgrenzung vom öffentlichen Straßenraum geschieht<br />

durch Hecken oder Zäune in unterschiedlichen Höhen<br />

<strong>und</strong> Dichten oder durch einen Wechsel im Bodenbelag.<br />

Die Gärten dienen sowohl als Erholungs- <strong>und</strong> Freizeitfl äche<br />

wie auch als Repräsentationsmöglichkeit <strong>und</strong> Mittel der<br />

Selbstentfaltung. Der rückwärtige Gartenbereich ist meist<br />

durch Garagen abgeschottet, was zur einer erheblichen Ver-<br />

Standortanalyse<br />

kleinerung der Gartenfl äche führt. Die Parkmöglichkeit erscheint<br />

damit wichtiger als die Größe der Gartenfl äche. Deutlich<br />

zu erkennen ist die extreme Abschottung durch Zäune,<br />

Hecken oder sonstige Bepfl anzung zur Straße sowie zu benachbarten<br />

Gr<strong>und</strong>stücken. Dadurch entsteht in den Gärten<br />

eine sehr private Atmosphäre, die zu einer starken Nutzung<br />

<strong>und</strong> intensiven Pfl ege führt.<br />

Die Zuständigkeiten sind eindeutig, sodass sich jeder mit seinem<br />

Freiraum identifi ziert <strong>und</strong> ihn nach seinen persönlichen<br />

Bedürfnissen gestaltet <strong>und</strong> nutzt. Daher sind die Handlungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> den Planenden in diesen Bereichen eher<br />

gering, weshalb sie hier nicht näher untersucht bzw. umgeplant<br />

werden sollen. Gr<strong>und</strong>sätzlich lässt sich jedoch feststellen,<br />

dass ein privater Garten den Wohnraum erweitern kann<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> eine hohe Wohnzufriedenheit der Bewohner sorgt.<br />

Fazit<br />

In den Grünräumen liegt ein großes Potential <strong>für</strong> die Siedlung.<br />

Sie geben ihr eine Identität <strong>und</strong> prägen den Charakter<br />

der Siedlung entscheidend mit. Jedem Haus ist ein ausreichend<br />

großer Grünraum zugeordnet, der bei entsprechender<br />

Gestaltung die Wohnqualität deutlich erhöhen könnte.<br />

Es gibt viele unterschiedliche Grünraumtypen, die verschiedene<br />

Funktionen erfüllen <strong>und</strong> unterschiedliche Qualitäten<br />

bieten. Dies ist jedoch nicht erkennbar, da alle Grünräume<br />

sehr ähnlich gestaltet sind <strong>und</strong> als Rasenfl ächen mit vereinzelten<br />

Bäumen <strong>und</strong> Sträuchern ausgebildet. Ein differenzierter<br />

Charakter ist nicht ablesbar, weshalb das große, prinzipiell<br />

vorhandene Grümraumpotenzial nur an sehr wenigen Stellen<br />

erkennt <strong>und</strong> genutzt wird <strong>und</strong> ansonsten derzeit nur gering<br />

zur Steigerung der Wohnqualität beiträgt (vgl. Abb.158).<br />

Entwicklungspotentiale<br />

Neben einigen neuen Faktoren, die den Standort<br />

Achterathsfeld zukunftstauglich machen können, bestehen<br />

jedoch vorhandene Defi zite in verschiedenen Bereichen, die<br />

verbessert werden müssen, damit die bisher intakte Siedlung<br />

auf die heutigen Anforderungen reagieren kann <strong>und</strong> <strong>für</strong> das<br />

Wohnangebot weiterhin eine Nachfrage besteht.<br />

Regionale Lage<br />

Einer der wichtigsten Aspekte ist die gute Lage <strong>und</strong> die optimale<br />

Anbindung an das Verkehrsnetz. Durch die gute Anbindung<br />

an umliegende Ballungszentren wird die Siedlung <strong>für</strong><br />

neue Nutzergruppen aus diesen Zentren als Wohnstandort<br />

interessant. Die regionale Lage ist attraktiv, da Moers, das<br />

Ruhrgebiet <strong>und</strong> die umliegende Landschaft viele Arbeits-,<br />

Erholungs- <strong>und</strong> Freizeitmöglichkeiten bieten.<br />

Infrastruktur<br />

Gleichzeitig handelt es sich beim Quartier Achterathsfeld<br />

um eine eigenständige Siedlung, die als Ganzes funktioniert<br />

<strong>und</strong> ablesbar ist. Es gibt ein Zugehörigkeitsgefühl <strong>und</strong> eine<br />

Identität innerhalb der Siedlung, die sich klar nach Außen hin<br />

abgrenzt. Dies wird durch das Zentrum gestärkt. Es hält die<br />

Siedlung zusammen, gibt ihr einen Mittelpunkt <strong>und</strong> gliedert<br />

sie. Die vorhandene Infrastruktur muss daher erhalten <strong>und</strong><br />

gestärkt werden. Zurzeit kann das Zentrum die tägliche Ver-<br />

69


Standortanalyse<br />

70<br />

Legende<br />

Vorgärten<br />

Höfe<br />

Funktion Aufenthalt, hohe Aufenthaltsqualität<br />

Funktion Aufenthalt, geringe Aufenthaltsqualität<br />

Funktion Abstand, mangelnde Gestaltung<br />

mangelhafte Gestaltung<br />

mangelhafte Gestaltung <strong>und</strong> fehlende Zuordnung<br />

Abb. 158: Defi zite in gemeinschaftlichen Grünräumen<br />

Landschaft<br />

mangelnde Gestaltung, Einfassung, fehlende Zuordnung,<br />

unangepasste Dimensionierung<br />

sonstige gut funktionierende Höfe<br />

<strong>und</strong>efi nierte Restfl ächen<br />

private Grünräume<br />

ungenutzte Spielplätze<br />

Städtebau


Städtebau<br />

sorgung nicht leisten <strong>und</strong> es kommt zu vermehrt auftretenden<br />

Leerständen, die das Zentrum schwächen.<br />

Die ergänzende Infrastruktur in Kapellen erhöht die Attraktivität<br />

von Achterathsfeld als Wohnstandort. Durch die Verlagerung<br />

des Zentrums Kapellen Richtung Süden, rückt die<br />

neue Infrastruktur näher an Achterathsfeld heran, so dass die<br />

Wege, die zur täglichen Versorgung zurückgelegt werden<br />

müssen, viel kürzer werden.<br />

Bewohnerstruktur<br />

Die vorhandene Bewohnerstruktur hat in der Vergangenheit<br />

zu funktionierenden Nachbarschaftsverhältnissen <strong>und</strong><br />

ehrenamtlichem Engagement der Bürger geführt. Durch die<br />

große Anzahl an privaten Eigentümern besteht eine stabile<br />

Sozialstruktur. Der Verlust der früheren Identität als Bergarbeitersiedlung<br />

ist jedoch ein Manko. Heute ist dieser historische<br />

Hintergr<strong>und</strong> innerhalb der Siedlung kaum noch ablesbar<br />

<strong>und</strong> dient nicht länger als identitätsstiftendes Element.<br />

Außerdem ist die ursprüngliche Zielgruppe kaum noch vorhanden.<br />

Siedlungs- <strong>und</strong> Bebauungsstruktur<br />

Ein weiteres Potential ist die Einheitlichkeit <strong>und</strong> Ursprünglichkeit<br />

der Siedlung. Die Bebauungsdichte ist gering <strong>und</strong> die<br />

Siedlung stark durchgrünt. Durch ihren aufgelockerten Gartenstadtcharakter<br />

erweckt sie den Eindruck des „ländlichen<br />

Wohnens“. Gleichzeitig sind jedoch durch die Gliederung,<br />

Anordnung <strong>und</strong> Form der Gebäude sowie die vorhandene<br />

Infrastruktur urbane Strukturen vorhanden. Die Ursprünglichkeit<br />

ist vor allem an den Fassaden der Gebäude zu erkennen.<br />

Diese erzeugen ein eigenes idyllisches Bild, da der Ziegel<br />

„Charme“ <strong>und</strong> „Wohnlichkeit“ vermittelt. Trotz des Alters<br />

der Bausubstanz wirken die Ziegel nicht alt oder verschmutzt<br />

(wie es verputzte Fassenden tun würden), so dass die Siedlung<br />

insgesamt ein gepfl egtes Erscheinungsbild vermittelt.<br />

Die Bebauung kann jedoch kaum den heutigen Wohnbedürfnisse<br />

entsprechen. Zum einen liegen im Bereich der Gebäude<br />

bauphysikalische Mängel vor, zum anderen werden<br />

die Zuschnitte <strong>und</strong> Größen der Wohneinheiten den heutigen<br />

Qualitätsmaßstäben nicht mehr gerecht. Die Bebauung ist<br />

insgesamt zu einheitlich, da es nur eine geringe Variation<br />

von Bau- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>rissformen gibt.<br />

Standortanalyse<br />

Außenräume<br />

Das größte Potential der Siedlung liegt klar in den Grünräumen,<br />

die in der Siedlung in großem Maße vorhanden sind. Sie<br />

bestimmen das Siedlungsbild <strong>und</strong> können darüber hinaus<br />

der Siedlung eine Identität geben, da sowohl öffentliche wie<br />

auch private Grünräume die Wohn- <strong>und</strong> Lebensqualität innerhalb<br />

eines Quartiers erhöhen. Beides ist in Achterathsfeld<br />

ausreichend vorhanden. Jedoch liegt in der Nutzung <strong>und</strong> Gestaltung<br />

der öffentlichen <strong>und</strong> gemeinschaftlichen Räume ein<br />

großes Defi zit. Zugehörigkeiten sind nicht ablesbar, es gibt<br />

Barrieren, die die Zugänglichkeit in den öffentlichen Raum<br />

erschweren <strong>und</strong> kaum kinderfre<strong>und</strong>liche Spielmöglichkeiten.<br />

Im Bereich der Übergangszone zwischen Kapellen <strong>und</strong><br />

Achterathsfeld bestehen darüber hinaus große funktionale<br />

Probleme. Die unzureichend ausgebildeten Querungsmöglichkeiten<br />

verursachen eine gestörte Verbindung zu den in<br />

den letzten Jahren neu entstandenen Versorgungs- <strong>und</strong> Infrastruktureinrichtungen<br />

in Kapellen Süd.<br />

Die Parksituation stellt an vielen Stellen ein gestalterisches<br />

Problem dar. Dies wirkt sich stark auf das Erscheinungsbild<br />

der Siedlung <strong>und</strong> deren Wohnqualität aus.<br />

Aus den Erkenntnissen der Analyse ergeben sich nun die folgenden<br />

weiterführenden Fragestellungen:<br />

Wer wird in Achterathsfeld <strong>wohnen</strong> <strong>und</strong> welche Wohnungsangebote<br />

sind da<strong>für</strong> in welcher baulichen Form erforderlich?<br />

Welche Wohnumgebung <strong>und</strong> Infrastruktur benötigen diese<br />

Nutzer in welcher Lage? Gibt es einen Bedarf an speziellen<br />

Wohnformen, wie zum Beispiel altersspezifi schen Wohnraum?<br />

Wie können die vorhandenen Bewohnerstrukturen<br />

in der Siedlung gehalten, gleichzeitig jedoch im Hinblick<br />

auf die starke Vergreisung neue Zielgruppen angesprochen<br />

werden? Welche Wohnumgebung benötigen solche neuen<br />

Nutzergruppen? Welche Teile der Siedlung können erhalten,<br />

welche Ergänzungen müssen vorgenommen werden? Welche<br />

Veränderungen sind an den Gebäudebeständen selber<br />

erforderlich, um diese an aktuelle Nutzererfordernisse anzupassen?<br />

Hierbei sind insbesondere die sich in den letzten Jahren stark<br />

wandelnden Wohnbedürfnisse bestimmter Zielgruppen am<br />

Wohnungsmarkt zu berücksichtigen, die nicht immer mit<br />

den Zuständen der vorhandenen Gebäudebeständen im<br />

Einklang stehen.<br />

71


72<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Zentrale Entwicklungsziele<br />

3<br />

73


74<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Um ein Konzept zur Aufwertung der Siedlung Achterathsfeld<br />

entwickeln zu können, müssen zunächst zentrale Entwicklungsziele<br />

defi niert werden, welche die Basis <strong>für</strong> alle weiteren<br />

Maßnahmen innerhalb der Siedlung bilden.<br />

Bestand erhalten<br />

Ein Konzept zur Aufwertung der Siedlung sollte bestandsorientiert<br />

ausgerichtet sein. In diesem Fall wurde der Bestand in<br />

den vergangenen Jahren kaum verändert, weshalb die Siedlung<br />

in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten ist.<br />

Dies ist ein großer Vorteil im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Siedlungen aus der gleichen Zeit.<br />

Durch das einheitliche Erscheinungsbild erhält die Siedlung<br />

einen gewissen Charme <strong>und</strong> wird als zusammenhängende<br />

Struktur erkennbar (s. Abb.159). Veränderungen sollten die<br />

Abb. 159: Homogenes Erscheinungsbild der Siedlung<br />

Zentrale Entwicklungsziele<br />

3.1 Bestand erhalten<br />

Charakteristische Homogenität<br />

Ordnung der Siedlung nicht zerstören. Die Bebauungsdichte<br />

sollte weiterhin gering <strong>und</strong> die charakteristischen Gebäude<br />

weiterhin erkennbar bleiben. Die Bebauung ist aktuell<br />

gekennzeichnet größtenteils zwei- <strong>und</strong> dreigeschossige<br />

Gebäude mit Satteldach <strong>und</strong> Ziegelfassade. Diese <strong>für</strong> die<br />

Siedlung besonders prägende Aspekt sollte weiterhin betont<br />

<strong>und</strong> die Erhaltung des Erscheinungsbildes des Quartiers<br />

unbedingt beibehalten werden. Das Ziegelsichtmauerwerk<br />

spielt <strong>für</strong> den ursprünglichen Charakter <strong>und</strong> die Einheitlichkeit<br />

der Bebauung eine große Rolle. Es verleiht der Siedlung<br />

in Kombination mit der ausgedehnten Durchgrünung einen<br />

ruhigen <strong>und</strong> idyllischen Charakter, der, wie bei der durchgeführten<br />

Passantenbefragung mehrfach betont wurde (vgl.<br />

auch Kapitel 5.2), von den Bewohnern sehr geschätzt wird<br />

(s. Abb.160-165).<br />

75


Zentrale Entwicklungsziele<br />

Abb. 160: Charakteristische Ziegelfassaden prägen das Erscheinungsbild<br />

76<br />

Städtebau<br />

Abb. 163: Neue Putzfassaden beeinträchtigen das homogene Erscheinungsbild<br />

Abb. 161: Alte Ziegelfassaden Abb. 164: Putzfassade bei Neubauten<br />

Abb. 162: Neue Ziegelfassaden Abb. 165: Putzfassaden bei modernisierten Objekten


Städtebau<br />

Abb. 166: Die frühere Siedlungsidentität ging verloren<br />

Zentrale Entwicklungsziele<br />

3.2 Identität stärken<br />

Gartenstadt als Imageträger<br />

Identität der Gründungszeit<br />

Aktuell zeichnet sich Achterathsfeld hauptsächlich durch<br />

seine städtebaulichen Elemente als 60er Jahre Siedlung aus.<br />

Die homogene Bebauungsstruktur innerhalb der Siedlung<br />

ist darauf zurückzuführen, dass die Bewohner früher ähnliche<br />

Bedürfnisse an den Wohnraum besaßen. Die vorhandene<br />

Identität der Siedlung ist sehr stark durch die homogene<br />

Bewohnerstruktur innerhalb des Quartiers geprägt, welche<br />

sich durch seine Entstehungsgeschichte erklärt. Die Siedlung<br />

wurde damals <strong>für</strong> Bergarbeiterfamilien errichtet, die allgemein<br />

ähnliche Lebensbedingungen in Bezug auf Einkommen,<br />

Alter, Familienstand etc. aufwiesen. Sie konnten sich damals<br />

über das Image einer Bergarbeitersiedlung identifi zieren.<br />

Handlungsbedarf<br />

Die Identität der Bergarbeitersiedlung ging in den vergangenen<br />

Jahren jedoch verloren, da der Bergbau heute in<br />

Achterathsfeld keine Rolle mehr spielt (s. Abb.166). Die Nutzergruppe<br />

der Bergarbeiter gibt es demnach heute nicht mehr.<br />

Heute ist es auch im Siedlungsbild nicht mehr ablesbar, dass<br />

es sich um eine ehemalige Bergarbeitersiedlung handelt.<br />

Um das Wohnangebot in Achterathsfeld dauerhaft vermie-<br />

77


Zentrale Entwicklungsziele<br />

Abb. 167: Gartenstadt als Identitätsträger Abb.168 Wohnen im Grünen als Identitätsträger<br />

ten <strong>und</strong> vermarkten zu können, müssen neue Nutzergruppen<br />

angesprochen werden. Dabei kommt einer Siedlung ein<br />

positives Image zu Gute, so dass <strong>für</strong> es Achterathsfeld gilt,<br />

eine neuen Identität bzw. ein neues Leitbild <strong>für</strong> die Siedlung<br />

zu schaffen.<br />

Gartenstadt als Identitätsträger<br />

Die Bedeutung der Entwicklung eines zentralen Leitbildes<br />

wird besonders in dem vom Institut <strong>für</strong> Raumplanung der<br />

Universität Dortm<strong>und</strong> veröffentlichten Text über die „Konsequenzen<br />

<strong>für</strong> ein neues Leitbild“ deutlich. Darin heißt es:<br />

„Gerade angesichts der Fülle <strong>und</strong> Komplexität heute bestehender<br />

Probleme <strong>und</strong> Anforderungen kommt der Funktion<br />

eines integrierten Leitbildes eine neue Bedeutung zu. Hierbei<br />

sollte das Leitbild wieder ein Bild darstellen, das in den<br />

Hinterköpfen der Planer <strong>und</strong> der Bürger vorhanden ist <strong>und</strong><br />

als Wertesystem eine Entscheidungshilfe <strong>für</strong> die verschiedensten<br />

Probleme bietet. In der heutigen Zeit fehlt die große<br />

Vision, die hinter der Planung stehen soll. Das Gartenstadtleitbild<br />

war eine solche große Idee; ihre Stärke lag besonders<br />

in ihrem ganzheitlichen Ansatz, eine Qualität, die bei den<br />

heutigen Leitbildern vermisst wird <strong>und</strong> bei einer Neuinterpretation<br />

des Gartenstadtleitbildes wesentlich sein kann“<br />

[Institut <strong>für</strong> Raumplanung, 1999, S.30] (vgl. auch Abb. 167).<br />

Gemäß dieses Gedankens <strong>und</strong> dem vielfachen allgemeinen<br />

der Bevölkerung nach dem privaten Eigenheim mit Garten<br />

<strong>und</strong> dem daraus resultierenden aktuellen Trend der Stadt-<br />

Umland-Wanderung wird in der Stadtplanung immer wieder<br />

das Thema der Gartenstadt aufgegriffen <strong>und</strong> an die heutigen<br />

Bedürfnisse angepasst (s. Abb. 168).<br />

Die Gartenstadt bietet sich als Imageträger an, da man mit<br />

ihr positive Assoziationen verbindet. Sie steht <strong>für</strong> das ges<strong>und</strong>e<br />

Leben im Grünen <strong>und</strong> im Einfamilienhaus in einer überschaubaren,<br />

jedoch selbstständigen Einheit. Die Gartenstadt<br />

vermittelt zwischen dem ländlichen <strong>und</strong> urbanen Wohnen<br />

mit einer großen Nähe zu Grün- <strong>und</strong> Freizeitfl ächen. Sie bietet<br />

sichere, grüne Spielinseln <strong>für</strong> Kinder <strong>und</strong> ist daher besonders<br />

attraktiv <strong>für</strong> Familien. Der wohnungszugehörige Freiraum<br />

bietet Möglichkeiten zur Selbstentfaltung <strong>und</strong> erfüllt<br />

78<br />

Städtebau<br />

den Wunsch nach einem eigenen Garten. Die umliegenden<br />

Wälder <strong>und</strong> Wiesen dienen als Raum <strong>für</strong> Sport, Freizeitgestaltung<br />

<strong>und</strong> Naherholung. Durch die stadtnahe Lage <strong>und</strong> die<br />

gute eigene Infrastruktur ist zum einen die optimale Versorgung<br />

<strong>und</strong> zum anderen die Nähe zum Arbeitsplatz gesichert<br />

[Gartenstadt-weiche.de]. Die Gartenstadt entspricht somit<br />

den Wohnbedürfnissen der Abwanderer aus den Ballungsgebieten.<br />

Achterathsfeld kann sich, genau wie es auch schon bei vielen<br />

anderen (Neubau-)Siedlungen umgesetzt wurde, durch<br />

die Schaffung der nachgefragten Wohnformen den bestehenden<br />

Trend der Stadt-Umland-Wanderung auf dem Wohnungsmarkt<br />

zu nutze machen.<br />

Historische Gartenstadt<br />

Die Gartenstadt-Bewegung war eine der großen sozialen<br />

Ideen des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, ein Traum vom besseren, glücklicheren<br />

Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten.<br />

Die Idee der Gartenstadt wurde von dem Briten Ebenezer<br />

Howard 1898 als Stadttypus mit sozialreformerischer Zielsetzung<br />

entwickelt. Er entwarf ein Modell der planmäßigen<br />

Stadtentwicklung als Reaktion auf die schlechten Wohn- <strong>und</strong><br />

Lebensverhältnisse sowie die horrend steigenden Bodenpreise<br />

in den stark gewachsenen Großstädten. Gr<strong>und</strong>gedanke<br />

war die Schaffung von Siedlungen mit privaten <strong>und</strong><br />

öffentlichen Grünanlagen bei gleichzeitigem Angebot von<br />

Arbeitsstätten.<br />

Die historische Gartenstadt war eine eigenständige Einheit,<br />

deren Schwerpunkt bei der Wohnnutzung lag (Abb. 169).<br />

Es ging darum, attraktiven Wohnraum in einer grünen, ges<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> sozialen Umgebung <strong>für</strong> Arbeiter zu schaffen.<br />

Der Arbeitsplatz sollte schnell erreicht werden, weshalb die<br />

Siedlungen meist gut durch öffentliche Verkehrsmittel an<br />

die Umgebung angeschlossen waren. Ein Zentrum in der<br />

Mitte der Siedlung mit sozialen Einrichtungen bildete das<br />

Rückgrad. Durch eine Zonierung der Siedlung in verschiedene<br />

Bereiche wurde diese gegliedert. So fanden sich unterschiedliche<br />

Einkommensschichten in einer Siedlung wieder.<br />

Das Eigenheim oder eigentumsähnliche Wohnformen waren


Städtebau<br />

Abb. 169: Historische Gartenstadt: Margarethenhöhe in Essen Abb. 170: Historische Gartenstadt: typischer Straßenraum<br />

typisch (vgl. Abb. 170). Das Erscheinungsbild war geprägt<br />

durch große private Grünfl ächen, öffentliche Grünringe <strong>und</strong><br />

Gemeinschaftsräume. Das Grün zog sich durch die gesamte<br />

Siedlung, meist in Form von streng angelegter Bepfl anzung.<br />

Außerdem bestimmte eine homogene Bebauung das Erscheinungsbild.<br />

Es gab vorwiegend ein- bis zweigeschossige<br />

Typenhäuser mit Satteldach. Die Erschließung der Siedlung<br />

funktionierte über ein hierarchisches Straßensystem. Insbesondere<br />

im <strong>und</strong> in Randlagen des Ruhrgebiets, wo das Leitbild<br />

der Gartenstadt zur Schaffung von „ges<strong>und</strong>em Wohnraum“<br />

<strong>für</strong> Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte von Industriebetrieben<br />

recht häufi g Verwendung fand, ist diese Form des Wohnens<br />

im Grünen bis heute bekannt <strong>und</strong> positiv besetzt.<br />

Gartenstadt heute<br />

Dass die Prinzipien der historischen Gartenstadt auch heutzutage<br />

noch oft angewandt werden, kann anhand vielzähliger<br />

Beispiele bestätigt werden. Einen Verweis auf die aktuell<br />

bevorzugten Qualitäten der Gartenstadt fi ndet man in der<br />

Veröffentlichung der Universität Dortm<strong>und</strong> in einem Artikel<br />

über das „Leitbild <strong>für</strong> eine Neue Gartenstadt“: „Gartenstadt<br />

verkörpert die Vorstellung einer kompakten, autarken, von<br />

der sie umgebenden Landschaft klar abgegrenzten Siedlung<br />

von einer bestimmten Größe, die sich in einer bestimmten<br />

Entfernung zum Oberzentrum befi ndet. […] Die Bebauung<br />

ist verdichtet <strong>und</strong> die Bauweise wird durch ökologische Kriterien<br />

bestimmt. Die Freifl ächen weisen eine hohe ökologische<br />

Qualität auf. Es fi ndet eine Mischung der Funktionen Arbeiten,<br />

Wohnen, Versorgung <strong>und</strong> Freizeit statt. […] Die Gartenstadt<br />

ist sozial durchmischt, sie bietet eine besondere Qualität<br />

an Aktions- <strong>und</strong> Kommunikationsmöglichkeiten […]. Die<br />

Gestaltung der Siedlung trägt zum Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

bei. Gartenstadt bedeutet eine optimale Verbindung<br />

zwischen maximal umweltverträglicher Siedlungsentwicklung<br />

<strong>und</strong> maximaler Sozialverträglichkeit. Sie verbindet also<br />

ökologische Tragfähigkeit mit einem hohen Maß an Identifi -<br />

kationsmöglichkeiten“ [Institut <strong>für</strong> Raumplanung 1999, S.42]<br />

(s. Abb. 171,172).<br />

In einer Veröffentlichung der IBA Emscher Park werden die<br />

„Vier Säulen der Gartenstadt heute“ beschrieben: „Die Gartenstadt<br />

ist bereits gebaut – <strong>und</strong> sie muss neu erf<strong>und</strong>en werden.<br />

Ein Widerspruch? Dazu gibt es zunächst vier Erklärungen.<br />

Zusammen bilden sie Anforderungen an ein tragfähiges<br />

Gartenstadtmodell .<br />

Abb. 171: Die Gartenstadt Margarethenhöhe funktioniert noch heute Abb. 172: Neue Formen der Gartenstadt<br />

Zentrale Entwicklungsziele<br />

79


Zentrale Entwicklungsziele<br />

Abb. 173: Formenelemente der Gartenstadt in Achterathsfeld von oben<br />

1. Der Erhalt einer Siedlung macht eine Weiterentwicklung<br />

notwendig. Wenn „alte“ Bewohner bleiben, muss es Raum<br />

<strong>für</strong> „junge“ geben. Nur so können soziale <strong>und</strong> kulturelle Einrichtungen<br />

erhalten <strong>und</strong> neu belebt werden […].<br />

2. Freiraum ist nächst der Wohnung das höchste Gut einer<br />

Gartenstadt. Öffentliche <strong>und</strong> private Freiräume <strong>und</strong> sorgfältig<br />

differenzierte Übergangsräume machen den Charakter<br />

gartenstädtischer Siedlungen aus, sie machen ihre Gebrauchsqualitäten<br />

sichtbar […].<br />

3. Ökonomische Qualitäten zeigt die Siedlung im kostengünstigen<br />

Bauen, in Unterhalts- <strong>und</strong> Reparaturfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

sowie in sozial tragbaren Wohnkosten. Kluge Reinvestitionen<br />

von Gewinnen aus Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen – dies<br />

vor allem im öffentlichen Bereich – müssen Selbstverständnis<br />

<strong>und</strong> Selbstverpfl ichtung von Eigentümern <strong>und</strong> Kommunen<br />

bleiben.<br />

4. Nicht das fertige Produkt, sondern der Prozess des Bauens,<br />

des Weiterentwickelns macht die Qualitäten der Siedlung<br />

aus. Nicht die Form der Gartenstadt ist wichtig, sondern die<br />

Identifi kation der Bewohner, ihre Beteiligung am Zustandekommen.<br />

So gesehen kann eine neue Gartenstadt auch […]<br />

im Umbau einer Großsiedlung der sechziger oder siebziger<br />

Jahre entstehen. Im Prozess können alte <strong>und</strong> neue Qualitäten<br />

der Siedlung konkretisiert, vereinbart <strong>und</strong> gestaltet werden.“<br />

[Zlonicky, 1999, S.38-39]<br />

Diese Thesen werden durch mehrere bereits realisierte, jeweils<br />

an die besonderen Verhältnisse angepasste Gartenstadtprojekte<br />

bestätigt (siehe Anhang: Gartenstadt heute).<br />

Gartenstadt Achterathsfeld<br />

Ein Großteil der Elemente, welche die historische Gartenstadt<br />

prägen, sind in Achterathsfeld bereits vorhanden. Die Siedlung<br />

ist durch den hohen Grünanteil geprägt, der <strong>für</strong> eine<br />

Gartenstadt typisch ist. Es gibt viel privaten Grünraum, einen<br />

Grünring sowie öffentliche Grünfl ächen. Zum anderen ist die<br />

80<br />

Abb. 174: Typische Gartenstadtelemente in Achterathsfeld<br />

Städtebau<br />

Bebauung innerhalb der Siedlung sehr homogen. Akzentuiert<br />

wird die Siedlung durch ihre grüne Mitte, in der sich das<br />

Zentrum befi ndet. Auch das Erschießungssystem funktioniert<br />

durch den hierarchischen Aufbau ähnlich wie das einer<br />

Gartenstadt. Außerdem erinnern die Lage im Grünen mit den<br />

guten Verkehrsanbindungen <strong>und</strong> die organischen Gr<strong>und</strong>formen<br />

an die historische Gartenstadt (Abb.173,174).<br />

Das Thema Gartenstadt bildet somit einen idealen Imageträger,<br />

um die neuen Bewohner von den Qualitäten der<br />

Siedlung zu überzeugen. Das Grün sollte sich als roter Faden<br />

durch die Siedlung ziehen. Dies lässt sich sowohl über die<br />

bereits vorhandenen öffentlichen Grünräume wie auch über<br />

private Grün- <strong>und</strong> Außenfl ächen regeln. Da der Grünfl ächenanteil<br />

gemessen an der Gesamtfl äche der Siedlungen relativ<br />

hoch ist, bieten die vielen Grün- <strong>und</strong> Freifl ächen ein großes,<br />

noch ausbaufähiges Potential. Durch die angrenzende Landschaft<br />

sind auch größere Natur- <strong>und</strong> Naherholungsgebiete<br />

schnell erreichbar.<br />

Darüber hinaus müssen Eigenheime oder eigentumsähnliche<br />

Wohnformen zur Verfügung stehen. Die unterschiedlichen<br />

Dienstleistungs- <strong>und</strong> sozialen Einrichtungen entlang<br />

der Hauptstraße halten die Siedlung zusammen <strong>und</strong> geben<br />

ihr als eigenständige Einheit eine neue Identität. Das Zentrum<br />

belebt die Siedlung <strong>und</strong> bildet einen Mittelpunkt, einen<br />

zentralen Ort der Kommunikation.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der vielen bereits vorhandenen Elemente der<br />

Gartenstadt, kann das Image einer modernen Gartenstadt in<br />

Achterathsfeld leicht realisiert werden <strong>und</strong> der Siedlung dadurch<br />

eine neue Identität verleihen. Handlungsschwerpunkte<br />

liegen in der Schaffung einer sozialen Siedlungsmitte, der<br />

Aufwertung der Grünräume sowie der Zonierung der Siedlung.<br />

Dies wird durch die Schaffung von Wohnfeldern mit eigenen<br />

Identitäten <strong>und</strong> unterschiedlichen Außenraumtypen<br />

erreicht.


Städtebau<br />

Abb. 175: Vorschläge <strong>für</strong> neue Nutzergruppen in Achterathsfeld<br />

Bei der Schaffung von Wohnraum <strong>für</strong> neue Nutzergruppen<br />

kann man sich, wie bereits erwähnt, die allgemeinen Trends<br />

auf dem Wohnungsmarkt zu Nutze machen (vgl. Kapitel 1.3).<br />

Die Stadt-Umland-Wanderung spielt <strong>für</strong> den ganzen Kreis<br />

Wesel eine große Rolle, da er als Austauschgebiet des Ruhrgebietes,<br />

speziell von Duisburg, dient. Diesen Trend kann man<br />

aufgreifen, indem man die Abwanderer aus den Ballungsgebieten<br />

in Achterathsfeld auffängt. Die Siedlung eignet sich<br />

hierzu auf Gr<strong>und</strong> der guten Anbindung <strong>und</strong> der zentralen<br />

Lage. Das Wohnen im Grünen ist einer der ausschlaggebenden<br />

Punkte, weshalb die Menschen aus den Ballungsgebieten<br />

abwandern. Meist handelt es sich dabei um Familien mit<br />

Kindern, die besonders das Sicherheitsgefühl des ländlichen<br />

Zentrale Entwicklungsziele<br />

3.3 Neue Zielgruppen ansprechen<br />

Mögliches Nachfragerprofi l<br />

Lebens suchen. In den Ballungsgebieten werden das hohe<br />

Verkehrsaufkommen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Gefahren<br />

besonders <strong>für</strong> Kinder als Belastung empf<strong>und</strong>en.<br />

Das Wohnungsangebot muss erweitert werden, um den<br />

heutigen Ansprüchen von Familien zu entsprechen. Gleichzeitig<br />

müssen jedoch auch die derzeitigen Bewohner berücksichtigt<br />

werden. Da viele von ihnen bereits über sechzig<br />

sind, müssen altengerechter Wohnraum <strong>und</strong> dementsprechende<br />

Dienstleistungen angeboten werden. Dies ist <strong>für</strong><br />

die <strong>Zukunft</strong> der Siedlung von großer Bedeutung, denn so<br />

können auch künftige Generationen bis ins hohe Alter in der<br />

Siedlung verbleiben <strong>und</strong> müssen ihren Wohnstandort nicht<br />

auf Gr<strong>und</strong> mangelhafter Versorgung verlassen. Wichtig bei<br />

der Schaffung von Wohnraum <strong>für</strong> neue Nutzergruppen ist,<br />

dass verschiedene Altersgruppen angesprochen werden (s.<br />

Abb.175), so dass die Siedlung ständig belebt ist <strong>und</strong> nicht<br />

in einigen Jahren bedingt durch die Altersstrukturen vor den<br />

gleichen Problemen wie heute steht.<br />

Bisher war in der Siedlung hauptsächlich ein statusorientiertes<br />

Arbeitermilieu vorhanden [Aareon Wohnungsmarktanalyse<br />

2005]. Dabei handelt sich mittlerweile hauptsächlich<br />

um Zugehörige der Nachkriegsgeneration, Senioren über 55<br />

81


Zentrale Entwicklungsziele<br />

Abb. 176: Durchmischte Bewohnerstrukturen der bürgerlichen Mitte<br />

Jahre, die größtenteils pensioniert sind.<br />

Im Laufe der Jahre sind starke nachbarschaftliche Bündnisse<br />

entstanden. Besonders im Bereich der Einfamilienhäuser<br />

werden diese durch die Eigentumsverhältnisse gestärkt.<br />

Vereinzelt sind in den vergangenen Jahren junge Familien<br />

neu in die Siedlung hinzugezogen.<br />

Es bietet sich an, das Wohnungsangebot künftig vor allem<br />

verstärkt an die in den Sinusmilieus als „Bürgerliche Mitte“<br />

bezeichnete Bevölkerungsschicht zu richten. Dabei handelt<br />

es sich um eine statusorientierte, kinderfre<strong>und</strong>liche Bevölkerungsgruppe,<br />

deren Einkommen im mittleren Bereich liegt.<br />

Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Angestellte, Beamte<br />

<strong>und</strong> Facharbeiter. Die Bevölkerungsgruppe strebt nach<br />

berufl icher <strong>und</strong> sozialer Etablierung sowie nach gesicherten<br />

82<br />

Städtebau<br />

Abb. 177: Durchmischte Bewohnerstrukturen der bürgerlichen Mitte<br />

<strong>und</strong> harmonischen Verhältnissen. Der Lebensrahmen wir<br />

dadurch geprägt, dass sie sich bevorzugt mit Gleichgesinnten<br />

<strong>und</strong> Gleichsituierten umgeben. Sie zeigen Leistung <strong>und</strong><br />

Zielstrebigkeit. Berufl icher Erfolg, eine gesicherte Position<br />

<strong>und</strong> die Etablierung in der Mitte der Gesellschaft sind ihnen<br />

wichtig. Es wird viel Geld in die Ausstattung des Wohnraums<br />

investiert, der meist im städtischen Raum liegt. Der Altersschwerpunkt<br />

ist breit gestreut. Er liegt zwischen 30 <strong>und</strong> 50<br />

Jahren [Sinus Sociovision 2006]. Diese neue Zielgruppe umfasst<br />

somit Familien in unterschiedlichen Lebensabschnitten<br />

<strong>und</strong> Formen: Angefangen bei jungen Startern, die in naher<br />

<strong>Zukunft</strong> eine Familie gründen werden, über Familien mit Kindern<br />

in unterschiedlichen Altersstufen bis hin zu Alleinerziehenden<br />

mit Kindern (Abb.176,177).


Städtebau<br />

Abb. 178: Bildung von nutzerspezifi schen Wohnfeldern<br />

Zentrale Entwicklungsziele<br />

3.4 Differenzierte Wohnformen schaffen<br />

Bildung von Wohnfeldern<br />

Die Siedlung lässt sich in unterschiedliche Zonen einteilen.<br />

Durch differenzierte Lagebedingungen, Bebauungsarten<br />

<strong>und</strong> Zustände der Bebauung, Qualitäten der Freiräume sowie<br />

die angrenzende Infrastruktur ergeben sich verschiedene<br />

Wohngebiete, die sich <strong>für</strong> verschiedene Nutzergruppen<br />

eignen (vgl. auch Abb.178).<br />

Das Wohnungsangebot der Siedlung ist sehr homogen <strong>und</strong><br />

monostrukturell. Es gibt hauptsächlich Dreizimmerwohnungen,<br />

die in der Gründungsphase der Siedlung <strong>für</strong> Familien<br />

geschaffen wurden. Da der Raumbedarf jedoch gestiegen<br />

ist, eignen sich die kleinen Wohnungen heute nur noch <strong>für</strong><br />

wenige Nutzergruppen. Die etwa 40-50 m² großen Wohnungen<br />

werden den Ansprüchen von Singles, jungen Paaren<br />

<strong>und</strong> Senioren gerecht. Für eine Familie reicht das Raumangebot<br />

jedoch nicht aus, da der Bedarf an Wohnfl äche pro Kopf<br />

seit den 60er Jahren stark gestiegen ist. Die eingeschränkte<br />

Angebotsvielfalt an Wohnraum muss daher durch mehr<br />

Gr<strong>und</strong>rissvielfalt, größere Wohneinheiten, fl exible Räume<br />

<strong>und</strong> Aufwertung der bestehenden Wohnungen erweitert<br />

werden. Mögliche Maßnahmen wären Wohnungsvergrößerungen<br />

durch Zusammenlegung, Anbau oder Gr<strong>und</strong>rissveränderungen<br />

innerhalb der Wohnung zur Schaffung neuer,<br />

83


Zentrale Entwicklungsziele<br />

großzügiger Räume. Die Gesamtanzahl an Wohnungen kann<br />

verringert werden, die Qualität der einzelnen Wohnungen<br />

muss hingegen steigen.<br />

Auch die Möglichkeit der barrierefreien Erschließung von<br />

Wohngebäuden stellt ein Kriterium dar, woraus sich innerhalb<br />

der Siedlung unterschiedliche Nutzergruppen ableiten<br />

lassen. Bestimmte Gebäude können durch geringe Umbaumaßnahmen<br />

barrierefrei erschlossen werden <strong>und</strong> eignen<br />

sich damit besonders <strong>für</strong> die Nutzung durch Senioren.<br />

Somit ist die Schaffung differenzierter Wohnformen ein zentrales<br />

Entwicklungsziel. Es gilt, eine durchmischte Bewohnerstruktur<br />

innerhalb der Siedlung zu erreichen mit unterschiedlichen<br />

Lebensstilen, Generationen <strong>und</strong> Haushaltstrukturen.<br />

Durch unterschiedliche Schwerpunkte des Wohnungsangebotes<br />

innerhalb verschiedener Bereiche der Siedlung sollen<br />

unterschiedliche Bewohnergruppen in Wohnfeldern zusammengefasst<br />

werden. Gleichzeitig ist jedoch eine Mischung<br />

84<br />

Städtebau<br />

der verschiedenen Nutzergruppen innerhalb eines Wohnfeldes<br />

anzustreben.<br />

Die Bebauung wird nutzerspezifi sch aufgewertet, da die verschiedenen<br />

Nutzergruppen unterschiedliche Anforderungen<br />

an Wohnraum haben <strong>und</strong> die Gebäudezustände sich innerhalb<br />

der Siedlung unterscheiden. Es ergeben sich somit unterschiedliche<br />

Maßnahmen in den einzelnen Wohnfeldern.<br />

Es wird vorgeschlagen, insgesamt fünf Wohnfelder mit verschiedenen<br />

Wohnungs- <strong>und</strong> Freifl ächenformen zu schaffen.<br />

Dabei wird differenziert in familiengerechte Wohnungen mit<br />

drei bis sechs Zimmern <strong>und</strong> Drei- <strong>und</strong> Zweizimmerwohnungen<br />

sowie Appartements. Der Nutzergruppe entsprechend<br />

gibt es im Außenraum private Gärten oder Gemeinschaftsgärten,<br />

die gemäß den Bewohnerbedürfnissen gestaltet<br />

werden. Die einzelnen Wohnfelder bieten Wohnraum <strong>für</strong> das<br />

„Gehobene Familien-Wohnen“, das „Günstige Familien-Wohnen“,<br />

das „Betreute Wohnen mit Kindern“, <strong>für</strong> „Starter <strong>und</strong><br />

Senioren“ sowie <strong>für</strong> das „Betreute Wohnen im Alter“.


Städtebau<br />

Abb. 179: Schaffung einer sozialen Siedlungsmitte<br />

Zentrale Entwicklungsziele<br />

3.5 Soziale Infrastruktur entwickeln<br />

Ausformung einer sozialen Mitte<br />

Die Versorgung der Siedlung wird größtenteils durch die Infrastruktur<br />

in Kapellen abgedeckt. Das ehemalige Zentrum<br />

der Siedlung wird zur täglichen Versorgung kaum noch benötigt.<br />

Dennoch sollen bestehende Dienstleistungen, die<br />

sich über die Jahre hinweg bewährt haben, erhalten <strong>und</strong><br />

zusätzlich neue Angebote geschaffen werden (vgl. Abb.179).<br />

Der Schwerpunkt liegt hierbei im sozialen Bereich. Service-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsangebote spielen eine immer größere<br />

Rolle. Ein zentrales Entwicklungsziel besteht daher in der<br />

Schaffung einer sozialen Siedlungsmitte mit sozialen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Freizeitangeboten, Dienstleistung <strong>und</strong> der<br />

Möglichkeit zur Gr<strong>und</strong>versorgung <strong>für</strong> alle Nutzergruppen<br />

(Familien, Senioren, Starter).<br />

Die infrastrukturellen Einrichtungen sollten sich dabei entlang<br />

der Hauptstraße durch die gesamte Siedlung ziehen,<br />

sodass sie mit allen bisher bestehenden sozialen Einrichtungen<br />

verb<strong>und</strong>en werden. Somit entsteht eine lineare Mitte,<br />

die sich durch die gesamte Siedlung zieht <strong>und</strong> das Rückgrad<br />

der Siedlung bildet. Gekennzeichnet wird sie durch einen<br />

charakteristischen Kugelbaum.<br />

85


86<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Handlungsempfehlungen<br />

4<br />

87


88<br />

Städtebau


Städtebau<br />

Abb. 180: Drei verschiedene Eingangstypen in die Siedlung<br />

Handlungsempfehlungen<br />

4.1 Verkehr <strong>und</strong> Erschließung<br />

Veränderungen im Erschließungssystem<br />

Die beschriebenen fünf zentralen Entwicklungsziele führen<br />

an dieser Stelle zu folgenden konkreten Handlungsempfehlungen<br />

<strong>und</strong> Umwetzungs maßnahmen.<br />

Eindeutige Zugänge schaffen<br />

Es gibt drei verschiedene Formen der Siedlungseingänge<br />

im Quatier: Haupteingänge, Nebeneingänge <strong>und</strong> fußläufi ge<br />

Übergänge (vgl. auch Abb. 180). Die Analyse verdeutlicht die<br />

wesentlichen Konfl iktpunkte in diesen Bereichen, die es zu<br />

lösen gilt (Abb. 181,182).<br />

Die Haupteingänge bilden die Zugänge zum zentralen Bereich<br />

der Siedlung <strong>und</strong> führen zu den infrastrukturellen Einrichtungen<br />

entlang der linearen Mitte. Außerdem bilden die<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Hauptstraßen den wesentlichen Durchgangswege<br />

<strong>für</strong> den Autoverkehr durch die Siedlung.<br />

Die Eingänge dienen zur öffentlichen Erschließung der Siedlung<br />

<strong>und</strong> sind deshalb ausreichend breit <strong>und</strong> übersichtlich<br />

gestaltet (vgl. Abb.184,185). Sie zeichnen sich durch gute<br />

Zugänglichkeit, Erkennbarkeit <strong>und</strong> Orientierung aus. Durch<br />

die in diesen Bereichen konzentrierten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung<br />

(durch Materialwechsel, Profi lverengung,<br />

89

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