BERGKNAPPE 120 - Bergbau Silberberg
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Seit Beginn der Aufwältigungsarbeiten bestand bei<br />
uns ein grosses Gefühl der gegenseitigen Verantwortung.<br />
Schlichtweg fehlte aber die Erfahrung,<br />
in gewissen Situationen damit richtig umzugehen.<br />
Schliesslich gräbt man nicht jeden Tag einen solch<br />
gefährlichen Stollen aus.<br />
Die beiden Hauptprotagonisten in voller Aktion.<br />
(Foto Jann Rehm)<br />
Nur zu Fuss, über einen ausgesetzten und steinschlaggefährdeten<br />
Felsenweg, der bei nasser Witterung<br />
über äusserst glitschige Treppenstufen<br />
führt, erreicht man den «Dalvazzer». Nach alten<br />
Plänen von Bergmeister Landthaler (1822) soll der<br />
Stollen etwa 180 m lang sein. Die heutige Strecke<br />
ist aber nach ungefähr 50 m im Bereich der alten<br />
Tagbauspalte «Maximilian» aus dem 15./16. Jahrhundert<br />
verschüttet. Unser Ziel war es, diesen Abschnitt<br />
wieder frei zu legen. Von Anfang an lag die<br />
grösste Herausforderung im Erstellen von umfangreichen<br />
Schutzvorkehrungen gegen den allgegenwärtigen<br />
Steinschlag. Diese Schutzeinbauten erforderten<br />
eine Menge Holz, welches durch einen<br />
koordinierten Helikoptereinsatz zur Knappenhausruine/Poche<br />
eingeflogen wurde. Zwei Ladungen<br />
Rundholz von 3 m Länge und einem Stammdurchmesser<br />
von 35 bis 40 cm standen nun zur<br />
Verfügung. Im Stollen drinnen zogen wir von Zeit<br />
zu Zeit, natürlich aus sicherem Abstand, mit der<br />
Seilwinde an altem verstürztem Bauholz oder an<br />
Felsbrocken, die aus der Sturzmasse hervorschauten.<br />
Dabei kam es immer wieder zu grösseren Verschüttungen.<br />
Ohne Seilwinde und Generator wäre<br />
diese gefährliche Arbeit nicht möglich gewesen.<br />
Die Gefahr, erschlagen zu werden, wäre viel zu<br />
gross. So hatten wir auch ausreichend Licht, was<br />
wiederum mehr Sicherheit bedeutet. Die eingeflogenen<br />
schweren Baumstämme mussten für die Sicherungsarbeiten<br />
zuerst vor Ort mit der Motorsäge<br />
der Länge nach halbiert werden. Erst danach konnten<br />
wir sie drinnen im Stollen anpassen und einbauen.<br />
Das immer wieder nachrutschende Lockermaterial<br />
führte dazu, dass über längere Zeit immer<br />
an der gleichen Stelle geschaufelt werden musste.<br />
Ein Hinein und Hinaus mit der Schubkarre durch<br />
das streckenweise enge Stollenprofil von maximal<br />
1,50 m Höhe war nur in stark gebückter Haltung<br />
und «Helm auf» möglich. Unzählige Schubkarren<br />
voll Schutt und Geröll wurden so durch Walter ans<br />
Tageslicht befördert und über die grosse Halde<br />
ins Schaftälitobel hinuntergekippt. Es schien, als<br />
kämen wir nicht vom Fleck, und dennoch konnten<br />
sich die Verhältnisse in der Verschüttungszone<br />
sehr schnell ändern. Grosse Felsbrocken, z. T. mit<br />
einem Gewicht von über 2 Tonnen, kamen zum<br />
Vorschein und versperrten uns den Weg. Für ein<br />
Weiterkommen benötigten wir nun sprichwörtlich<br />
schwereres Gerät. Benzinbohrmaschine, Spaltkeile<br />
und Trennscheibe kamen zum Einsatz. Pro Arbeitsschritt<br />
bohrten wir drei bis vier Löcher von<br />
30 mm Durchmesser und setzten dann Spaltkeile<br />
ein. Ohne grossen Kraftaufwand konnten wir so<br />
mit gleichmässigen Fäustelschlägen das Gestein<br />
spalten. Zuerst hörte man die Risse, erst danach<br />
sah man sie. Anschliessend wurden die Spaltstücke<br />
mit Hilfe von Brecheisen und schwerem Vorschlaghammer<br />
in tragbare Einzelstücke zerlegt.<br />
Jetzt aber erschwerten zusätzlich Staub, Lärm und<br />
tückische Abgase das Arbeiten. Beinahe erlitt ich<br />
von den Benzinabgasen der Bohrmaschine eine<br />
Rauchgasvergiftung. Die Frischluftzirkulation war<br />
durch unser zuvor eingebautes Sicherheitsdach<br />
stark eingeschränkt, was ich viel zu spät realisierte.<br />
Handelsübliche Staubmasken, die wir natürlich<br />
trugen, nützten wenig bis nichts. Nach einem<br />
zweiwöchigen Husten war dann alles wieder<br />
überstanden. Walter und ich hatten manchmal<br />
grosses Glück und mussten unsere Schutzengel<br />
hart beanspruchen. Lange Zeit wussten wir nicht<br />
so recht, mit welchen Problemen wir hier drinnen<br />
konfrontiert würden. Unsere einzelnen Arbeitsschritte<br />
oder Strategien mussten häufig geändert<br />
und den neuen Situationen angepasst werden,<br />
<strong>BERGKNAPPE</strong> 1/ 2012 Seite 5