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anfänge - Stadtsportbund Bonn eV

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VORWORT<br />

… der Oberbürgermeisterin der Stadt <strong>Bonn</strong><br />

Das 100jährige Bestehen des <strong>Stadtsportbund</strong>es<br />

ist eines der herausragenden<br />

Jubiläen, die wir 2008 in <strong>Bonn</strong><br />

feiern können. Dem <strong>Stadtsportbund</strong><br />

und allen seinen Mitgliedern möchte<br />

ich im Namen der Stadt <strong>Bonn</strong>, aber<br />

auch persönlich herzlich hierzu gratulieren.<br />

Sport bewegt und verbindet, er bringt<br />

Menschen aus allen gesellschaftlichen<br />

und beruflichen Gruppen<br />

zusammen, schafft Gemeinsamkeit<br />

und Integration und er ist Grundlage<br />

für Gesundheit und Wohlbefinden. Wir<br />

in <strong>Bonn</strong> wissen um die Bedeutung des<br />

Sports. Insgesamt sind fast 78.000<br />

<strong>Bonn</strong>erinnen und <strong>Bonn</strong>er Mitglied in<br />

einem der rund 280 Sportvereine und<br />

rund 110 Betriebssportgemeinschaften.<br />

Neben dem Breitensportangebot<br />

von A wie Aikido, über L wie Lacrosse<br />

bis hin zu W wie Wasserspringen wird<br />

in <strong>Bonn</strong> auch Spitzensport betrieben.<br />

Die Basketballer der Telekom-Baskets,<br />

die Fechter des OFC, die<br />

Schwimmer des SSF oder die Badmintonspieler<br />

des 1. BC Beuel gehören zu<br />

den Aushängeschildern des <strong>Bonn</strong>er<br />

Sports. Und auch als Gründungsort<br />

des NOK, Sitz der Nationalen Anti-<br />

Doping-Agentur und des IPC macht<br />

die Sportstadt <strong>Bonn</strong> national und<br />

international von sich reden.<br />

Als Dachorganisation aller gemeinnützigen<br />

Sportvereine und Fachverbände<br />

vertritt der <strong>Stadtsportbund</strong> hier in<br />

<strong>Bonn</strong> die Interessen des Sports. Sein<br />

Ziel ist es, den Sport in seiner Vielfalt<br />

zu fördern und dafür einzutreten, dass<br />

allen <strong>Bonn</strong>erinnen und <strong>Bonn</strong>ern die<br />

Möglichkeit gegeben wird, sich sportlich<br />

zu betätigen. Ohne breite Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Marketing und aktive<br />

Ehrenamtliche und Sponsoren könnte<br />

der Sport seine Breitenwirkung und<br />

seine Spitzenleistungen nicht hervorbringen.<br />

Der <strong>Stadtsportbund</strong> ist seit<br />

100 Jahren vorbildlicher und engagierter<br />

Interessenvertreter des <strong>Bonn</strong>er<br />

Sports. Viele Aktionen und Veranstaltungen<br />

verdanken wir seinem Engagement<br />

und dem seiner Mitglieder.<br />

Für den großen Einsatz und die geleistete<br />

Arbeit aber auch die vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit zwischen Stadt<br />

und <strong>Stadtsportbund</strong>, möchte ich mich<br />

auch im Namen aller <strong>Bonn</strong>er Bürgerinnen<br />

und Bürger bedanken. Ich wünsche<br />

dem <strong>Stadtsportbund</strong> ein sportlich-bewegtes<br />

Jubiläumsjahr und alles<br />

Gute für die Zukunft.<br />

(Bärbel Dieckmann)<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

1


2<br />

VORWORT<br />

… des 1. Vorsitzenden<br />

des <strong>Stadtsportbund</strong>es <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Vor 100 Jahren schlossen sich auf<br />

Anregung von Professor Ferdinand<br />

August Schmidt 30 Sportvereine zur<br />

„Vereinigung <strong>Bonn</strong>er Turn- und Sportvereine“<br />

zusammen. Heute zählt der<br />

<strong>Stadtsportbund</strong>, wie diese Sportvereinigung<br />

seit 1969 genannt wird,<br />

280 Sportvereine mit ca. 72.000 Mitgliedern.<br />

Die vorliegende Chronik des <strong>Stadtsportbund</strong>es<br />

dokumentiert in Wort<br />

und Bild die Entwicklungen, Veränderungen,<br />

Schwerpunkte und Aktivitäten<br />

des Sports in unserer Stadt. Es ist<br />

auch eine Dokumentation der gesellschaftlichen<br />

Wandlungen, die den<br />

Sport in <strong>Bonn</strong> beeinflusst haben und<br />

denen der Sport sich auch in Zukunft<br />

stellen muss. Wie die Stadt den Strukturwandel<br />

nach dem <strong>Bonn</strong>-Berlin<br />

Beschluss vollzogen hat, so wird der<br />

Sport diesem Wandel auch Rechnung<br />

tragen; nicht nur dahingehend, dass<br />

die Einwohnerzahl gestiegen ist, sondern<br />

auch dass die Arbeitsplätze<br />

erheblich zugenommen haben. Deutlich<br />

ist weiterhin eine Veränderung im<br />

Freizeitverhalten unserer Bevölkerung<br />

feststellbar und auch die Veränderung<br />

in der Motivation, weswegen Sport<br />

betrieben wird. Ebenso verändert sich<br />

auch in <strong>Bonn</strong> der Altersaufbau der<br />

Bevölkerung. Diese Gegebenheiten<br />

müssen Konsequenzen für den Sport<br />

haben, denen er sich nicht verschließen<br />

darf.<br />

Dass der <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong> in diesem<br />

Jahr sein 100 jähriges Bestehen<br />

begehen kann, ist in großem Maße<br />

den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in den Sportvereinen<br />

zu verdanken. Wir sollten nicht aufhören,<br />

immer wieder auf das unverzichtbare<br />

Engagement der Ehrenamtlichen<br />

in unserer Gesellschaft hinzuweisen<br />

und es hervorzuheben. Hier wird<br />

Außergewöhnliches geleistet! In einer<br />

marktwirtschaftlichen Gesellschaft<br />

nimmt die Bereitschaft, ein Ehrenamt<br />

zu übernehmen, immer stärker ab.<br />

Der Sport ist davon qualitativ und<br />

quantitativ betroffen. Um die Bereitschaft<br />

zum Ehrenamt zu stärken, ist<br />

ein Katalog von Maßnahmen organisatorischer,<br />

ideeller und parafinanzieller<br />

Art notwendig.<br />

Ich bedanke mich sehr bei dem Autor<br />

dieser Chronik, Sigurd Panne, und<br />

wünsche allen Lesern viel Freude<br />

beim Lesen.<br />

Heinz-Helmich van Schewick<br />

1. Vorsitzender <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong>


VORWORT<br />

… des Präsidenten des LandesSportBundes<br />

Nordrhein-Westfalen, Walter Schneeloch<br />

Liebe Freunde des <strong>Bonn</strong>er Sports,<br />

der <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong> e.V. kann in<br />

diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen<br />

feiern. Dies ist Anlass genug, um<br />

zurückzublicken, gleichzeitig aber<br />

auch nach vorne zu schauen, Pläne für<br />

die Zukunft zu machen und mit Mut<br />

und Initiative an neue Aufgaben heranzugehen.<br />

Seit 100 Jahren hat sich der <strong>Stadtsportbund</strong><br />

<strong>Bonn</strong> e.V. – als die Dachorganisation<br />

der gemeinnützigen Sportvereine<br />

auf kommunaler Ebene in der<br />

Stadt <strong>Bonn</strong> – zur Aufgabe gemacht,<br />

die Interessen der Sportvereine<br />

gegenüber der Stadt zu vertreten und<br />

allen Bürgerinnen und Bürgern dieser<br />

Stadt – ganz unabhängig von ihrer<br />

sozialen, kulturellen oder politischen<br />

Herkunft – die Möglichkeit zu geben,<br />

unter zeitgemäßen Bedingungen<br />

Sport zu treiben.<br />

Den Menschen die Teilnahme an<br />

Bewegung, Spiel und Sport zu ermöglichen<br />

ist in unserer Gesellschaft vor<br />

dem Hintergrund einer immer<br />

umfangreicher und gewichtiger werdenden<br />

Freizeit wichtiger denn je!<br />

Aus tiefster Überzeugung bin ich der<br />

Meinung, dass der Sport einen erheblichen<br />

Beitrag dazu leisten kann, das<br />

Leben eines jeden Menschen in unse-<br />

rem Lande lebenswerter, zufriedener<br />

und ausgeglichener zu gestalten.<br />

Dafür setze ich mich – als Präsident<br />

des LandesSportBundes Nordrhein-<br />

Westfalen – jeden Tag auf’s Neue<br />

immer wieder gerne und unermüdlich<br />

ein.<br />

Ausschlaggebend dafür sind sicherlich<br />

Ihre bürgernahen, bedürfnisorientierten,<br />

vielfältigen Sport- und Bewegungsangebote<br />

und die vielseitigen<br />

Aktivitäten im Gesundheits-, Freizeit-,<br />

Breiten- und Leistungssportbereich.<br />

Sie werden mir wahrscheinlich Recht<br />

geben, wenn ich behaupte, dass die<br />

280 Sportvereine, die im <strong>Stadtsportbund</strong><br />

<strong>Bonn</strong> integriert sind, eine tragende<br />

Säule des gesellschaftlichen<br />

Stadtlebens darstellen.<br />

Im Sinne des Sports wünsche ich mir,<br />

dass der <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

auch in Zukunft die Belange des<br />

Sports in der Öffentlichkeit weiterhin<br />

so erfolgreich vertritt und das sich<br />

seine Mitgliedsvereine auch in<br />

Zukunft weiterhin so aktiv wie bisher<br />

engagieren.<br />

Alles Gute!<br />

Walter Schneeloch<br />

Präsident des LandesSportBundes<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

3


4<br />

VORWORT<br />

… von Dieter Steffens,<br />

Mitglied des Rates der Bundesstadt <strong>Bonn</strong><br />

und Sportausschussvorsitzender<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Wenn ein rundes Jubiläum gekommen<br />

ist, so ist dies immer ein Grund zum<br />

gratulieren und feiern. Dies gilt insbesondere<br />

dann, wenn nicht die Zahl der<br />

zurückliegenden Jahre entscheidet,<br />

sondern mehr noch das, was in dieser<br />

Zeit geleistet worden ist. Der <strong>Stadtsportbund</strong><br />

hat allen Anlass dazu eine<br />

stolze Bilanz seiner vielfältigen Arbeit<br />

zu ziehen.<br />

Denn der Sport ist Teil unseres kulturellen<br />

und sozialen Lebens. Kein anderer<br />

Bereich unserer Gesellschaft bindet<br />

und verbindet so viele Menschen<br />

wie der Sport. Er trägt zu Lebensqualität,<br />

Lebensfreude und Gesundheit<br />

bei.<br />

Die Organisation des Sports beruht<br />

neben den Schulen auf unabhängigen<br />

Vereinen und Verbänden, wie dem<br />

<strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong>, die fast aus-<br />

schließlich ehrenamtlich geführt werden.<br />

Dieses freiwillige ehrenamtliche Engagement<br />

vieler Mitglieder des <strong>Stadtsportbund</strong>es,<br />

ist Ausprägung von<br />

gemeinschaftsfördernder Eigeninitiative<br />

und gelebter Eigenverantwortlichkeit.<br />

Deshalb leistet der Sport einen unbezahlbaren<br />

Beitrag zur Identifikation,<br />

zur Integration, zur Einübung sozialen<br />

Verhaltens, zur Anerkennung des<br />

Leistungsprinzips, zur Gesundheit<br />

und Lebenshilfe.<br />

Zum Schluss verbleibt mir nur noch,<br />

dem <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong>, seinem<br />

Vorstand und Mitgliedern herzlich zu<br />

gratulieren und für die Zukunft alles<br />

Gute und weiterhin viel Erfolg zu wünschen.<br />

Dieter Steffens


Prof. Dr. F. A. Schmidt ........................................1908-1919<br />

Fritz Schröder ....................................................1919-1927<br />

Dr. Hans Schwarzer ..........................................1927-1932<br />

Dr. Josef Franken ..............................................1932-1933<br />

Klaus Daub........................................................1933-1937<br />

Peter Reinhartz..................................................1937-1941<br />

Dr. Hubert Claessen..............................................bis 1949<br />

Otto Schumacher Hellmond ..............................1949-1952<br />

Vorwort 00<br />

Anfänge des <strong>Stadtsportbund</strong>es <strong>Bonn</strong> e.V. 00<br />

Pakt für den Sport in <strong>Bonn</strong> 00<br />

Sparkassenstiftung 00<br />

die letzten 20 Jahre des SSB 00<br />

Zukunft des <strong>Stadtsportbund</strong>es 00<br />

Ferdinand August Schmidt 00<br />

Geschichte des Deutschen Sportabzeichen 00<br />

Vor 1908 00<br />

Sonderbereich Seniorensport 00<br />

2000-Jahr-Feier 00<br />

Landesturnfest 00<br />

Basketball-Länderspiel vs. Israel im Pennenfeld 00<br />

Rugby vs. Samoa 00<br />

Ringen, Großer Preis 00<br />

Schwimmm-EM mit Römerbad und Wasserball in Beuel 00<br />

Sportkulturen der Welt<br />

Radsport 00<br />

Fußball 00<br />

Frauenfußball 00<br />

Ringen 00<br />

Badminton 00<br />

Hockey 00<br />

Tennis 00<br />

Boxen 00<br />

Fechten 00<br />

Turnen 00<br />

Basketball 00<br />

Volleyball 00<br />

Schwimmen 00<br />

Rudern 00<br />

Impressum<br />

INHALT<br />

Liste der ehemaligen Vorsitzenden des SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Max Horster ......................................................1952-1956<br />

Heinz Stelling....................................................1956-1958<br />

Hermann Henze ................................................1958-1964<br />

Eberhard Nöller ................................................1964-1970<br />

Jürgen Theuerkauff............................................1970-1972<br />

Horst Dettmann ................................................1972-1973<br />

Jürgen Theuerkauff............................................1973-1974<br />

Hannelore Kendziora ........................................1974-2003<br />

<strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Am Frankenbad 2<br />

53111 <strong>Bonn</strong><br />

Tel. 0228/96 54 763<br />

Fax 0228/96 54 764<br />

e-Mail: kontakt@ssb-bonn.de<br />

Internet: www.ssb-bonn.de<br />

Vertretungsberechtigte:<br />

Heinz-Helmich van Schewick<br />

(1. Vorsitzende)<br />

Ulrich Dahl (2. Vorsitzender)<br />

Uschi Klein (2. Vorsitzende)<br />

Thomas Medewaldt (Kassenwart)<br />

Redaktion<br />

Olaf Schwarz<br />

Peter Mähler<br />

Sigurd Panne<br />

Herstellung:<br />

Köllen Druck & Verlag GmbH<br />

Ernst-Robert-Curtius-Str. 14<br />

53117 <strong>Bonn</strong><br />

Fotonachweis:<br />

Ronald Friese,<br />

Wolfgang Henri,<br />

Archiv GA<br />

Titelseite:<br />

Michael Güls<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

5


6<br />

DARSTELLUNG<br />

Der <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Als Interessenvertretung von ca. 280 Sportvereinen mit<br />

rund 70.000 Mitgliedern ist es die Aufgabe des <strong>Stadtsportbund</strong>es<br />

<strong>Bonn</strong>, die Entwicklung und Förderung des<br />

Vereinssports voranzutreiben und zu unterstützen.<br />

Der <strong>Stadtsportbund</strong> berät und fördert seine Mitglieder<br />

und vertritt durch seinen Vorstand die Interessen der <strong>Bonn</strong>er<br />

Sportvereine gegenüber dem LandesSportBund NRW,<br />

der Stadt <strong>Bonn</strong> und anderen staatlichen Stellen. Er informiert<br />

die <strong>Bonn</strong>er Bürger rund um den Sport in <strong>Bonn</strong>.<br />

<strong>Stadtsportbund</strong> fördert<br />

• Projekte und Veranstaltungen<br />

• Übungsleiter, Trainer, Organisationsleiter und Jugendleiter<br />

• sportliche und allgemeine Jugendarbeit<br />

• Qualitätssiegel der Sportvereine<br />

• Gründung neuer und die Erweiterung bestehender Vereine<br />

• Sportabzeichen<br />

Projekte, Aktionen und Dienstleistungen<br />

• Förderung der sportlichen und allgemeinen Jugendarbeit:<br />

SportActionsBus - Sportler und Jugend gegen<br />

Gewalt und Extremismus, Kinder in Bewegung, Sport<br />

im Ganztag – Koopertaion Schule / Sportverein,<br />

schwer mobil, Bewegungskindergärten, Basketballund<br />

Fußballevents im sozialen Brennpunkt, Ferienprogramm<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

• Schaffung qualitätsgesicherter Gesundheitsangebote:<br />

Projekte im Gesundheitssport: mach2 – besser essen –<br />

mehr bewegen, Überwinde deinen inneren Schweinehund<br />

• Projekt „Integration ausländischer Mitbürger“<br />

• Pakt für den Sport – Interessenvertretung der Sportvereine<br />

in der Politik<br />

• Präsentation der <strong>Bonn</strong>er Sportvereine beim Tag des<br />

<strong>Bonn</strong>er Sports u. a. Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit<br />

für Vereine, Veranstaltungen, Aktionstage,<br />

Sportevents, Broschüren und Informationsmaterialien<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

• Spiel- und Sportgeräteverleih<br />

• Beratung: Vereinsberatung (im System VIBSS = Vereins-,<br />

Informations-, Beratungs- und Schulungssystems<br />

des LSB) Beratung und Unterstützung bei der<br />

Antragsstellung von Fördergeldern, Beratung der <strong>Bonn</strong>er<br />

Bürger/innen, Beratung und Unterstützung der<br />

Vereine bei Neugründung<br />

• Qualifizierung: Ausbildungspartner des LandesSport-<br />

Bundes und der Fachhochschule Remagen, Übungsleiterbörse,<br />

Qualifizierung von Mitarbeitern, Kurs- und<br />

Workshopangebote<br />

• Information: Hinweis auf Vereinsveranstaltungen, Veröffentlichung<br />

der Sport- und Bewegungsangebote der<br />

Vereine, Broschüren<br />

• Sportabzeichen (Bearbeitung, Ehrung, Qualifizierung)<br />

• Veranstaltungen: Aktionstage, Präsentationen für Vereine,<br />

Sportevents


Sportjugend im <strong>Stadtsportbund</strong><br />

Wir machen die Jugend stark!<br />

"Sportjugend.........????? Spielt Ihr Fußball oder Tennis<br />

oder Basketball, Golf vielleicht? Ihr habt was mit Doping<br />

zu tun und den Olympischen Spielen, oder doch nicht?<br />

Doch, jetzt weiß ich es. Mein Sohn hat an einem Basketball-Turnier<br />

teilgenommen, mitten in der Nacht. Und die<br />

Freundin meiner Tochter hat irgendeine Ausbildung<br />

gemacht, ein halbes Jahr lang, jedes zweite Wochenende.<br />

Wie hieß das noch? Ja genau, Übungsleiterin ist sie geworden<br />

und darf eine Sportgruppe sogar ganz offiziell an<br />

einer Offenen Ganztagsschule leiten."<br />

So oder so ähnlich könnte die Antwort auf die Frage "Kennen<br />

Sie die Sportjugend <strong>Bonn</strong>?" lauten. Erst lautes Nachdenken,<br />

dann sukzessive Annäherung, Schritt für Schritt.<br />

Die Fußballjugend kennt jeder. Die spielen jedes Wochenende<br />

mit mehreren Mannschaften hinten auf dem<br />

Aschenplatz (mittlerweile auch auf Kunstrasen).<br />

Aber bei der Sportjugend <strong>Bonn</strong> muss man oder frau schon<br />

genauer hinschauen. Hier werden keine Olympioniken<br />

oder Weltmeister auf den Weg gebracht. Etwas weniger<br />

spektakulär und medienträchtig, aber doch mit einer nicht<br />

unbedeutenden gesellschaftlichen und sozialen Relevanz.<br />

Der geneigte Leser möge sich selber ein Bild machen, hier<br />

und jetzt in Bild und Text oder natürlich auch später zum<br />

Beispiel bei einem Besuch bei der Sportjugend <strong>Bonn</strong> im<br />

<strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Unser Ziel ist es, möglichst viele junge Menschen zu motivieren,<br />

sportlich aktiv zu sein und ihnen durch Sport und<br />

Spiel in der Gemeinschaft Anregungen und Möglichkeiten<br />

zu geben, ihre Persönlichkeit zu bilden und soziales Verhalten<br />

zu fördern.......<br />

Darunter kann sich immer noch nicht jeder so direkt etwas<br />

vorstellen. Also etwas konkreter.<br />

Unsere Aufgaben und Schwerpunkte<br />

Die Sportjugend <strong>Bonn</strong> ist Interessenvertretung von über<br />

33000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

aus den <strong>Bonn</strong>er Sportvereinen.<br />

Damit lässt sich doch schon mal etwas anfangen.<br />

Hierbei konzentrieren wir uns besonders auf Förderung<br />

des Kinder- und Jugendsports in <strong>Bonn</strong>.<br />

Dies ist ja nun nahe liegend.<br />

Dazu werden ausgebildete Fachkräfte benötigt. Somit ist<br />

ein Schwerpunkt unserer Arbeit die Qualifizierung durch<br />

Aus- und Fortbildung von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in der Jugendarbeit. Im Einzelnen<br />

sind das:<br />

Gruppenhelfer-Ausbildung<br />

Fortbildungen für Gruppenhelfer<br />

Übungsleiter C-Ausbildung<br />

JUGEND<br />

Fortbildungen für Übungsleiter im Bereich Bewegungserziehung<br />

für 6-12jährige, Gesundheitstraining für Kinder<br />

Qualitätszirkeltage im Gesundheitsbereich für Kinder<br />

Workshops für Übungsleiter an den Offenen Ganztagsgrundschulen<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

7


JUGEND<br />

Die außerschulische Jugendbildung ist der Sportjugend<br />

ein gewichtiges Anliegen - und das für alle. Denn die<br />

Sportvereine bilden das Zentrum der Kinder- und Jugendbildung<br />

im gemeinnützigen Sport. Mit ihren vielfältigen<br />

Bildungsangeboten leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag<br />

zur Ausgestaltung kommunaler Bildungslandschaften.<br />

Die Jugendabteilungen der Sportvereine sind gegenwärtig<br />

schon in vielfältige Bildungsnetzwerke in <strong>Bonn</strong> eingebunden.<br />

Schwerpunkte ihrer Netzwerktätigkeit sind die<br />

Kooperationen mit anderen Trägern der Jugendhilfe, mit<br />

Tageseinrichtungen für Kinder und mit Schulen.<br />

Für alle - Die Welt ist zusammengerückt. Menschen verschiedenster<br />

Herkunft treffen sich hier in unserem Lande<br />

und natürlich auch in <strong>Bonn</strong>. Kann der Sport an dieser Stelle<br />

etwas dazu beisteuern, ein harmonisches und konfliktfreies<br />

Miteinander zu entwickeln?<br />

Die integrierende Wirkung des Sports sollte nicht überschätzt,<br />

aber auch nicht unterschätzt werden - und damit<br />

ist Bewegung, Spiel und Sport an sich gemeint und auch<br />

das gezielt eingesetzte und entsprechend modifizierte<br />

Sportangebot.<br />

So ist unser SportActionBus unermüdlich seit Jahren<br />

unterwegs. Soziale Brennpunkte werden angefahren, um<br />

dort zum Beispiel in unserem Soccercourth Kinder und<br />

Jugendliche nach speziell ausgestalteten Spielregeln miteinander<br />

Fußball spielen zu lassen - Fair Play. Das ist Integration<br />

von jungen Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern<br />

und sozialen Schichten - durch Sport.<br />

Basketball um Mitternacht, Soccer um Mitternacht für die<br />

etwas Älteren, am Nachmittag für die etwas Jüngeren, so<br />

lauten u.a. die Bezeichnungen der Maßnahmen, die in dieser<br />

Hinsicht das Ziel haben, integrativ und gewaltpräventiv<br />

wirksam zu sein. Aber jedem sollte klar und bewusst<br />

sein: Sport ist kein Allheilmittel, aber auch nicht ohne Wirkung.<br />

Zur Prävention gehört auch die Suchtprävention. Eine<br />

genauso heikle wie schwierige Thematik, natürlich auch<br />

im Sport und Sportverein. Die Mitarbeit in Arbeitskreisen<br />

mit der Entwicklung entsprechender Maßnahmen wurde<br />

begonnen und soll weiter fortgeführt werden.<br />

Was Sport so alles kann oder auch nicht.......<br />

Auch die Gesundheitsförderung durch Bewegung, Spiel<br />

und Sport darf dann nicht fehlen. Kinder mit mangelnden<br />

Bewegungserfahrungen, Sport und Ernährung so heißen<br />

nur zwei von zahlreichen Förderprogrammen, durch die<br />

Kinder und Jugendliche möglichst früh und entwicklungsgemäß<br />

zu einem Bewusstsein für Ihre Gesundheit und<br />

ihren Körper angeleitet werden - präventiv, bevor das Kind<br />

sozusagen in den Brunnen gefallen ist<br />

Internationale Begegnungen (Marokko, Kaliningrad/Russland)<br />

Partizipation der Kinder und Jugendlichen<br />

Förderung der gleichberechtigten Teilhabe von Mädchen<br />

und jungen Frauen im Sport<br />

Förderung von Bewegungserziehung<br />

Zusammenarbeit mit den Fachverbänden des Sports<br />

sind weitere Tätigkeitsfelder, für welche sich die Kolleginnen<br />

und Kollegen der Sportjugend engagiert einsetzen.<br />

Ferner Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen,<br />

Beratung und Unterstützung bei der Organisation und<br />

Durchführung von Jugendangeboten u.v.a.m.<br />

Wer jetzt immer noch nicht den rechten Einblick in die<br />

Arbeit der Sportjugend <strong>Bonn</strong> gewonnen hat, der kann eine<br />

der Broschüren Sportangebote für Kinder oder richtig fit<br />

(900 Breitensportangebote aus den Breichen Kinder,<br />

Jugendliche, Erwachsene, Senioren, Gesundheit und<br />

Sportabzeichen) anfordern.<br />

So, jetzt ist die Sportjugend fast "am Ende", fast!<br />

Last but not least! Eines unserer wichtigsten Handlungsfelder<br />

ist die Offene Ganztagsschule - kurz OGS oder<br />

"Über" wie einige der kindlichen Akteure der<br />

ersten bis vierten Klasse liebevoll ihre OGS zu nennen<br />

pflegen.<br />

Übungsleiter der Sportvereine oder Zivildienstleistende,<br />

die ihr Jahr bei einem Sportverein absolvieren, machen<br />

mit den OGS-Kindern am Nachmittag Sport. Das können<br />

Fachsportarten wie z. B. Fußball, Judo, Turnen, Tanzen,<br />

oder allgemeine Bewegungs- und Spielangebote sein.<br />

Hier setzt sich die Sportjugend <strong>Bonn</strong> mit ihrer Koordinierungsstelle<br />

Sport im Ganztag dafür ein, dass sie Offene<br />

Ganztagsschulen und Sportvereine vor Ort zusammenbringt<br />

und in ihrer Planung der Bewegungs- , Spiel- und<br />

Sportangebote berät, bei der Umsetzung unterstützt und<br />

begleitet - wenn es gewünscht wird.<br />

100 Jahre <strong>Stadtsportbund</strong>! Schaut man sich allein nur die<br />

Projekte an, die sich die Sportjugend <strong>Bonn</strong> in ihre Agenda<br />

bis jetzt geschrieben hat, werden die nächsten 100 Jahre<br />

höchst arbeitsintensiv, interessant und sehr kurzweilig<br />

werden. Wir sind ja noch jung oder fühlen uns zumindest


ZUKUNFT<br />

Zukunft des <strong>Stadtsportbund</strong>es<br />

Die Maxime für die Arbeit des <strong>Stadtsportbund</strong>es <strong>Bonn</strong><br />

in allen Gliederungen und gleichzeitig Wertmaßstab für<br />

den Einsatz seiner Ressourcen ist das Leitbild. Die sich<br />

ständig verändernden gesellschaftlichen Gegebenheiten<br />

sind auch Herausforderungen für den Sport. Darauf<br />

hat der Sport zu reagieren. Diese Grundfeststellung fordert<br />

Entwicklungen heraus und erschließt neue Aufgabenfelder.<br />

Auch Bewährtes muss auf den Prüfstand und<br />

kann gegebenenfalls zur Kontinuität in der Arbeit führen.<br />

Eine Zusammenarbeit aller im Sport Tangierten ist<br />

die Bedingung, Bewährtes und Neues zusammenzuführen.<br />

Integrierte Sportentwicklungsplanung ist ein Beitrag<br />

zur Stadtentwicklung, ist Teil eines unfassenden Entwicklungsprozesses<br />

auf dem Weg in die Stadt der Zukunft.<br />

Der „Pakt für den Sport“, den der <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong><br />

mit der Stadt abschließen sollte – wie in einigen Städten<br />

und Kreisen bereits erfolgt – ist ein neues sportpolitisches<br />

Instrument auf dem Weg zur „sportgerechten<br />

Stadt“. Wir sind in <strong>Bonn</strong> auf einem guten Weg, z. B.<br />

dadurch, dass der <strong>Stadtsportbund</strong> seit kurzem im Sportausschuss<br />

auf Sportentscheidungen im politischen<br />

Bereich beratend mitwirkt. Die Kommunalverfassung verhindert<br />

noch die Stimmberechtigung in den entsprechenden<br />

Gremien.<br />

Wichtig ist dem <strong>Stadtsportbund</strong> weiterhin die gute<br />

Zusammenarbeit mit allen Sportfraktionen im Rat der<br />

Stadt <strong>Bonn</strong>. Jeder versteht sich als die „Lobby“ des<br />

Sports und orientiert sich über Parteigrenzen hinweg an<br />

seinen Aufgaben. Zu prüfen ist eine stärkere Verzahnung<br />

von <strong>Stadtsportbund</strong> und Sportverwaltung, um die<br />

Sportstadt <strong>Bonn</strong> noch handlungs- und leistungsfähiger<br />

zu machen. Dabei könnten Aufgaben der Verwaltung<br />

vom <strong>Stadtsportbund</strong> koordinierend übernommen werden.<br />

In dieser Konsequenz einer neuen Aufgabenverteilung<br />

ist eine Aufstockung der Hauptamtlichkeit notwendig.<br />

Die Möglichkeit, u. a. Projektförderung oder die Institution<br />

„freiwilliges soziale Jahr“ soll in Zukunft unter dem<br />

Aspekt „Personalfinanzierung“ verstärkt ausgeschöpft<br />

werden.<br />

Der Wandel des Altersaufbaus unserer Gesellschaft, der<br />

Wandel der Bevölkerungsstruktur im allgemeinen und insbesondere<br />

in <strong>Bonn</strong> nach dem <strong>Bonn</strong>-Berlin-Beschluss sind<br />

Herausforderungen für die Aktivitäten des <strong>Stadtsportbund</strong>es<br />

und der <strong>Bonn</strong>er Sportvereine.<br />

10 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Der <strong>Stadtsportbund</strong> versteht sich als Dienstleiter, Servicepartner<br />

und Fürsprecher der <strong>Bonn</strong>er Sportvereine. Er<br />

berät und begleitet sie partnerschaftlich in ihrer Arbeit. Er<br />

wird sich weiterhin in den sportpädagogischen Aufgabenfeldern<br />

und seinen organisatorischen Strukturen an<br />

aktuellen Qualitätsstandards orientieren. Die Aus- und<br />

Fortbildungen sind wichtige Vorraussetzungen hierfür,<br />

deshalb müssen die Qualifizierungen weiter ausgebaut<br />

werden.<br />

Im Bewusstsein seiner gesellschaftlichen Position und<br />

Verantwortung hat sich der Sport und damit auch der<br />

<strong>Stadtsportbund</strong> verstärkt den Projekten im Rahmen von<br />

„Integration“ und „benachteiligter Kinder und Jugendlichen“<br />

anzunehmen. Als wichtiger Bestandteil von „Integration<br />

durch Sport“ führt der <strong>Stadtsportbund</strong> Aktionstage,<br />

Veranstaltungen, wie Streetsoccer- und Basketballevents<br />

in sozialen Brennpunkten oder in Stadtteilen mit<br />

hohem Ausländeranteil durch. Die Übungsleiterausbildung<br />

für Migrantinnen hat der <strong>Stadtsportbund</strong> als äußerst<br />

wichtiges Element zur Integration erkannt und wird dieses<br />

Projekt realisieren.<br />

Dem Gesundheitsaspekt jeder Zielgruppe wird der <strong>Stadtsportbund</strong><br />

durch Projekte wie „mach2 – besser essen,<br />

mehr bewegen“, „schwer mobil“, „Kinder in Bewegung“,<br />

oder „anerkannter Bewegungskindergarten“ aktiv Rechnung<br />

tragen. Auch das Engagement des Sports in der<br />

„Offenen Ganztagsschule“ wird weiterhin eine wichtige<br />

Aufgabe sein.<br />

Dem zunehmenden Alkoholkonsum bei Kindern und<br />

Jugendlichen wird durch das Projekt „ Keine Kurzen für die<br />

Kurzen“ angegangen werden.<br />

Der <strong>Stadtsportbund</strong> wird einen Arbeitsschwerpunkt wieder<br />

verstärkt auf die Zielgruppe älterer Mitbürger richten.<br />

Das Programm „aktiv und gesund älter werden“ wird mit<br />

neuen Projekten gezielte Schwerpunkte im Rahmen von<br />

Vernetzung umgesetzt werden. So wird besonders förderungswürdige<br />

Vereinsaktionen im gesundheitsorientierten<br />

Seniorensport prämiert.<br />

Der <strong>Stadtsportbund</strong> wird weiterhin das Ziel verfolgen,<br />

dass alle Menschen aktiv an Bewegungs- und Sportangeboten<br />

einer schützenswerten Umwelt teilnehmen<br />

können.


Stiftung Sport der Sparkasse <strong>Bonn</strong><br />

Heinz-Helmich van Schewick<br />

Seit ihrer Gründung im Jahr 1988<br />

hat die Sparkasse Köln/<strong>Bonn</strong><br />

durch die „Stiftung Sport der<br />

Sparkasse in <strong>Bonn</strong>“ über 2,8<br />

Mio Euro für den <strong>Bonn</strong>er Nachwuchssport<br />

zur Verfügung<br />

gestellt. Mit diesen Geldern werden<br />

talentierte Nachwuchssportler<br />

<strong>Bonn</strong>er Sportvereine<br />

unterstützt.<br />

Talentierter Nachwuchssportler<br />

im Sinne der Satzung der „Stiftung<br />

Sport der Sparkasse in<br />

<strong>Bonn</strong>“ ist, wer bisher schon hervorragende<br />

Leistungen erbracht<br />

hat und bei dem anzunehmen<br />

ist, dass durch Förderung der<br />

Stiftung eine deutliche Leistungssteigerung<br />

zu erwarten ist.<br />

Vorraussetzung für diesen<br />

sportlichen Erfolg sind optimale<br />

Bedingungen, welche viel Geld<br />

kosten. Hierbei spielen unter<br />

anderem die Trainer und die<br />

Geräte eine erhebliche Rolle.<br />

Über die Vergabe der Fördermittel<br />

entscheidet der Stiftungsvorstand<br />

auf Empfehlung eines<br />

fachkundigen Gutachterausschusses<br />

hin, dem unter anderem<br />

ehemalige Leistungssportler<br />

angehören. Auch die Stadt<br />

<strong>Bonn</strong> ist durch das Sport- und<br />

Bäderamt eingebunden und gibt<br />

eine Stellungnahme ab.<br />

In der Vergangenheit ist die Teilnahme<br />

an Europa- oder Weltmeisterschaften<br />

sowie Olympischen<br />

Spielen Dank der Stiftung<br />

Sport für mehrere Sportlerinnen<br />

und Sportler, die auch hervorragende Platzierungen<br />

erreicht haben, ermöglicht worden.<br />

Neben diesen Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern<br />

werden auch junge Talente in Einzelsportdisziplinen und<br />

Mannschaftssportarten gefördert.<br />

FÖRDERUNG<br />

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In der heutigen Zeit werden die Sponsoren im Sport<br />

immer weniger. Die „Stiftung Sport der Sparkasse in<br />

<strong>Bonn</strong>“ ist jedoch eine feste Größe in der Sportlerförderung<br />

in <strong>Bonn</strong>. Der <strong>Stadtsportbund</strong> weiß dieses Engagement<br />

zu würdigen.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

11


Überblick aus der Arbeit des SSB<br />

Eckpunkte der vergangenen 20 Jahre<br />

1988 richtete der SSB den Tag des Sports auf dem Marktplatz<br />

und das Familienfest in der Rheinaue aus.<br />

1989 wurden die Stadtmeisterschaftsmedaillen angeschafft.<br />

18.000 Zuschauer und Teilnehmer kamen zu der Veranstaltung<br />

„Trimm Trab“ am 6.5.1989.<br />

Eine große Veranstaltung war das Landesturnfest vom 22.-<br />

25.6.1989.<br />

Am 16.9.1989 richtete der SSB das Treffen der Stadt- und<br />

Kreissportbünde für den Landessportbund in der Godesberger<br />

Stadthalle aus.<br />

An dem Tag endete die Laufstaffel des DSB auf dem Münsterplatz.<br />

Im November startete der SSB das Projekt „Sport mit Aussiedlern“<br />

1990 Der Modell-Lehrgang „Sport mit Älteren“ wird eingeführt.<br />

16.9.1990 wird die neue Hardtberghalle eröffnet.<br />

1991 Radio <strong>Bonn</strong>/Rhein-Sieg geht auf Sendung. Der SSB<br />

gehört der Veranstaltungsgesellschaft an.<br />

1992 findet in der Rheinaue das Spielfest „Sportkulturen der<br />

Welt“ statt.<br />

Sportler aus aller Welt stellen aus ihrem Kulturkreis Spiele vor.<br />

Der SSB arbeitet monatelang mit dem DSB, dem LSB und dem<br />

Sportamt <strong>Bonn</strong> an der Vorbereitung. Es kommen über 50.000<br />

Besucher.<br />

Seit der Zeit waren jedes Jahr Sportfeste des SSB in der Rheinaue,<br />

auf dem Marktplatz oder auf dem Münsterplatz.<br />

1995 fanden die ersten Gespräche zur Gründung des Stadtforums<br />

statt und die <strong>Bonn</strong>er Sportvereine kamen zur 1. Sitzung<br />

über das Stadtforum am 12.07 zusammen.<br />

1996 wurden Hallenbenutzungsgebühren eingeführt! Der<br />

SSB richtete eine Demonstration vor dem alten Rathaus aus.<br />

Die Beteiligung war groß.<br />

Am 3.7.1996 gab es das 1. Hearing über die Zukunft des <strong>Bonn</strong>er<br />

Sport.<br />

1997 am 5.2.1997 richtete der SSB das 2. Hearing aus.<br />

1998 am 10.05.1998 richtete der SSB den ersten Breitensporttag<br />

aus.<br />

Am 5.9.1998 gab es den 1. <strong>Bonn</strong>er Frauentag im Sportpark<br />

Nord.<br />

1999 gab es den 2. Breitensporttag.<br />

Die Hallennutzungsgebühr wird wieder abgeschafft.<br />

1.9.1999 eine weitere Tagung des Stadtforums findet statt.<br />

Die ersten 2.000 Exemplare der Broschüre „<strong>Bonn</strong> Aktiv“ wurden<br />

hergestellt.<br />

2000 Endlich bekommt der SSB eine hauptamtliche Breitensportreferentin:<br />

Frau Böcker.<br />

Folgende Projekte konnten daher eingeführt werden: „Jugend<br />

mit Zukunft“, „Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen“,<br />

„Sport der Älteren“.<br />

Das Magazin „richtig fit“ und „<strong>Bonn</strong> Aktiv“ geht in Serie.<br />

Am 3.9.2000 ist in der Rheinaue das Sportfestival „Eine Stadt<br />

in Bewegung“.<br />

Die Broschüre „Kids und Teens on Tour“ wird zu erstenmal veröffentlicht.<br />

Das Netzwerk Seniorensport wird in Angriff genommen.<br />

Projekte „Schule und Verein“ wird ins Leben gerufen.<br />

2002 am 11.5.2002 wird der SportActionBus auf dem Münsterplatz<br />

präsentiert.<br />

Im Sommer ist der 1. Austausch marokkanischer Jugendlichen<br />

mit deutschen Jugendlichen.<br />

Der SSB bekommt seine 2. hauptamtliche Kraft und richtet<br />

das Symposium „Kinder in Bewegung“ aus.<br />

2003 Nach 28 Jahren Vorsitz beim SSB tritt Hannelore Kenziora<br />

zurück und Heinz-Helmich van Schewick wird zum Vorsitzenden<br />

gewählt.<br />

Eine Kooperation mit dem Kreissportbund Siegburg wird<br />

erwägt.<br />

Im Juli wird der SSB Koordinierungsstelle „Sport im Ganztag“<br />

und hält eine Informationsveranstaltung dazu ab.<br />

2004 ab Januar gibt es das Projekt „Basketball um Mitternacht“.<br />

Im Sommer findet der 2. Austausch mit marokkanischen<br />

Jugendlichen statt.<br />

Am 26.8.2004 wird in der Stadthalle Bad Godesberg über die<br />

Zukunft der <strong>Bonn</strong>er Sportvereine diskutiert.<br />

28.11.2004 wird zum ersten mal der Aktionstag „Kinder in<br />

Bewegung“ angeboten. Der Aktionstag finde seitdem jährlich<br />

statt.<br />

2005 gab es wieder eine Informationsveranstaltung „Pakt für<br />

den Sport“.<br />

2. Aktionstag „Kinder in Bewegung“.<br />

Die gemeinsame Arbeit mit dem Kreissportbund Rhein-Sieg<br />

im sogenannten Qualifizierungszentrums <strong>Bonn</strong>/Rhein Sieg<br />

wird aufgenommen und am 7.6. der Presse vorgestellt.<br />

Der 3. Aktionstag „Kinder in Bewegung“ ist am 19.6.2005.<br />

2006 Der SSB wird VIBSS-Partner des LSB und führt seitdem<br />

regelmäßig KURZ und GUT Seminare für Vereinsvorstände<br />

durch.<br />

2007 Der SSB bekommt einen Sitz und eine Stimme im<br />

Sportausschuss.<br />

Anfang des Jahres wird der SSB Koordinierungsstelle für<br />

„mach2“ für den Regierungs-bezirk Köln.<br />

11.3.2007 Forum „Offene Ganztagsschule – Fluch oder Chance<br />

für die Vereine.<br />

Der „Tag des Sports“ findet am 2.6.2007 statt und erfreut sich<br />

wieder großem Interesse.<br />

Seit September koordiniert der SSB das Projekt „Bewegungskindergärten“<br />

für den Rhein/ Sieg Kreis, den Kreis Euskirchen<br />

und für <strong>Bonn</strong>.<br />

2008 Der SSB wird Koordinierungsstelle für das Projekt<br />

„schwer mobil“.


14<br />

ANFÄNGE<br />

Von der Luststeuer in der Kaiserzeit bis<br />

zur Demonstration gegen Gebühren<br />

Hohe Sprünge vor dem Rathaus beim Auftagt des Landesturnfest<br />

Foto: Ronald Friese<br />

Hundert Jahre <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong>. Das klingt langweilig,<br />

riecht nach Vereinsmief, lässt Besserwisser an kleinkarierte<br />

Ehrenamtler denken. Falsch. Der runde Geburtstag<br />

der Dachorganisation der 280 Sportvereine ist durchaus<br />

eine Möglichkeit, sich an spannende Momente in<br />

einem unfassbaren Jahrhundert zu erinnern. Vom Kampf<br />

des „ernstlichen“ Sports gegen die Luststeuer bis zu den<br />

Neu<strong>anfänge</strong>n nach zwei Weltkriegen. Vom Betrug der Radfernfahrer<br />

vor hundert Jahren bis zum Empfang der<br />

Doping-Sünder im alten Rathaus. Von der Missachtung<br />

des Sports in den Ausgleichsverträgen nach dem Verlust<br />

der Hauptstadtfunktion bis zur kraftvollen Demonstration<br />

gegen Sportstättennutzungsgebühren. Der Rückblick auf<br />

einige wenige lückenhafte Momentaufnahmen <strong>Bonn</strong>er<br />

Sporttreibens basiert auf dem Archiv des General-Anzeigers<br />

und den von dieser Zeitung veröffentlichten Jubiläumsbeilagen.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

von Sigurd Panne<br />

Wie wichtig Sport für Leben und Gesundheit ist, hatten<br />

<strong>Bonn</strong>er Sportpioniere vor mehr als hundert Jahren<br />

längst erkannt. Ferdinand August Schmidt war 1891 Mitbegründer<br />

des Zentralausschusses für Volks- und<br />

Jugendspiele. Sein Motto: „Heraus aus den Hallen auf<br />

den grünen Rasen und Ergänzung des bisherigen<br />

Turnens durch Bewegungsspiele im Freien.“ Heute wissen<br />

wir, dass Bewegung für Kinder so wichtig ist wie<br />

Zähneputzen. Eine <strong>Bonn</strong>er Psychologin hat herausgefunden,<br />

dass Grundschulkinder, die regelmäßig Sport<br />

treiben, bei Lesekompetenz und Konzentrationsfähigkeit<br />

Vorteile haben. Bewegung gibt es sogar auf Krankenschein.<br />

Die Stadtsportbünde haben hier immer als Vorreiter<br />

gewirkt, im Stillen mit viel Engagement ohne großes<br />

Geld. Ihren Dienst für die Allgemeinheit hat die angeblich<br />

größte Bürgerinitiative Deutschlands in Zeiten der<br />

egoistischen Vereinzelung nie an die große Glocke hängen<br />

können. Was wäre der Sport ohne das Ehrenamt,<br />

ohne den Einsatz zahlloser Übungsleiter, Vorstandsmitglieder<br />

und anderer Helfer? Die Stadt <strong>Bonn</strong> hat ihre<br />

Sportförderung kontinuierlich zurückgefahren. Für Pessimisten<br />

ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Fördermittel<br />

von Stadt und Land ausbleiben. Sportvereine<br />

waren über Generationen Orte, an denen sich Menschen<br />

aus allen Gesellschaftsschichten begegneten. Sie<br />

haben grundlegende Veränderungen überlebt. Was wird<br />

in hundert Jahren sein? Eine starke Lobby ist wichtiger<br />

denn je.<br />

In <strong>Bonn</strong> am Rhein sorgte 1908 der Aalkrieg für Schlagzeilen.<br />

Holländische Fischer machten mit Spezialbooten fette<br />

Beute. Trotz Genehmigung gab´s große Aufregung von<br />

Köln bis Koblenz. Der Kongostaat war noch belgische<br />

Kolonie. In Berlin wurde ein Flottengesetz gegen englische<br />

Panzerkreuzer verabschiedet. In der <strong>Bonn</strong>er Eisenbahnfrage<br />

hatte Kaiser Wilhelm II. seinen Widerstand<br />

gegen eine Hochlage des Bahnkörpers aufgegeben.<br />

Majestät höchstselbst sah den Blick auf die Poppelsdorfer<br />

Allee und den Kreuzberg beeinträchtigt. In London fanden<br />

Olympische Spiele in 109 Disziplinen statt. Mit dabei, der<br />

<strong>Bonn</strong>er Tennisspieler Otto Froitzheim, der Silber gewann.<br />

Und die hiesigen Sportvereine träumten von einer Mini-<br />

Olympiade in der Gronau.<br />

Zunächst aber ging es um eine Kräftigung der Interessenvertretung<br />

des Sports. Die Luststeuer drohte. Eine städtische<br />

Finanzkommission wollte bei sportlichen Veranstaltungen<br />

drei Mark kassieren, wenn Eintrittsgeld erhoben ☞


ANFÄNGE<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

15


16<br />

ANFÄNGE<br />

wurde. Für Preise an die Sieger waren in der „Lustbarkeits-Steuerordnung“<br />

je nach Wert steigende Sätze vorgesehen.<br />

Betroffen: „Fußballclubs und Turnvereine sowie<br />

die übrigen ernstlichen sportlichen Veranstaltungen.“<br />

Preiskegeln oder „unvernünftige Kirmeßgeschichten“<br />

wurden ohnehin besteuert.<br />

Es kam zu wortreichen Auseinandersetzungen im Stadtrat.<br />

Besonders der Stadtverordnete Ferdinand August<br />

Schmidt bekämpfte die Vorschläge. General-Anzeiger<br />

vom 1. Februar 1908: „Eine sportliche Veranstaltung ist<br />

keine öffentliche Lustbarkeit, sondern eine Gelegenheit,<br />

bei der junge Leute ihre Kräfte stählen und im Wettkampf<br />

gegeneinander erproben. Turnvereine hätten ohnehin<br />

seit Jahren kein Eintrittsgeld erhoben. Und auch die Fußballclubs<br />

so lange nicht, wie sie den Hofgarten benutzten.<br />

Jetzt aber hätten sie ein teures Grundstück am<br />

Baumschuler Wäldchen gepachtet. Aber die 50 Leute, die<br />

dahin kommen und Eintrittsgeld bezahlen, bringen der<br />

Stadt höchstens 2.50 Mark Steuern ein, denn die Zaungäste<br />

bezahlen nichts.“<br />

Den Aufwand für die Vereine mag der Sportfreund etwas<br />

dramatisiert haben: „Der Kassierer muss erst aufs Rathaus<br />

und die Sache anmelden und 15 Groschen Stempel<br />

zahlen. Die Billets müssen abgestempelt werden und<br />

nachher muss der junge Mann nochmals zur Abrechnung<br />

hin. Da solche Wettspiele ziemlich häufig vorkommen,<br />

könnte der Arbeitgeber des Kassierers schließlich sagen,<br />

Sie gehen entweder aus dem Verein oder aus meinem<br />

Geschäft.“ Polemisch auch der Hinweis auf die jungen<br />

Leute, die den ganzen Sonntag in der Wirtschaft Skat<br />

spielten, bei denen die Stadt auch nicht abkassiere.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Fazit: Der ernstliche Sport wurde von der Luststeuer verschont,<br />

allerdings mit Einschränkungen. Bei Siegprämien<br />

im Wert von mehr als 100 Mark gehen 35 Mark in die<br />

Stadtkasse, liegt der Geldwert über 300 Mark, sind es<br />

45 Mark. Vergeblich verwahrte sich der Stadtverordnete<br />

Simon gegen das Argument, dass es bei Preisen von mehr<br />

als 100 Mark nicht mehr um Sport, sondern nur noch um<br />

Kommerz gehe: „Beim Tennisspiel und beim Eislauf kommen<br />

zwar hohe Preise zur Verteilung, darum steht dieser<br />

Sport doch ebenso hoch wie ein anderer.“ Das Basta von<br />

Oberbürgermeister Spiritus beendete die Diskussion:<br />

„Die Herrschaften, die diesem Sport huldigen, können<br />

auch die Steuer tragen.“<br />

Durch den Ermäßigungsbeschluss gingen dem Stadtkämmerer<br />

geschätzte Einnahmen in Höhe von etwa 5000 Mark<br />

verloren. Die Einnahmen aus der Hundesteuer blieben mit<br />

24000 Mark unverändert.<br />

Ferdinand August Schmidt, der so erfolgreich gegen die<br />

Luststeuer gekämpft hatte, war der Übervater des <strong>Bonn</strong>er<br />

Sports. Schon 1882 hatte er den „Verein für Körperpflege“<br />

gegründet, der zuletzt seine Tätigkeit eingestellt hatte.<br />

1908 wurde er als Vereinigung <strong>Bonn</strong>er Turn- und Sportvereine<br />

wiederbelebt. Vorsitzender bis 1919: natürlich F. A.<br />

Schmidt. Das war die Keimzelle des heutigen Stadtsport-<br />

Bundes. Ziel: Organisation einer jährlich stattfindenden<br />

Mini-Olympiade. Der General-Anzeiger vom 13. Januar<br />

1908: „Vaterländische Festspiele unter Mitwirkung aller<br />

Vereine, die sich die Pflege der Leibesübungen angelegen<br />

sein lassen, sollen im Sommer hier stattfinden, und zwar,<br />

wenn möglich in der Gronau. Eine Versammlung der in<br />

Betracht kommenden Vereine hat am Samstag abend dem<br />

Plane der Festspiele einstimmig zugestimmt.“ Als ewigen<br />

Wanderpreis stiftete der <strong>Bonn</strong>er Turn-Verein von 1860<br />

einen Bronzeabguss der „Schmidt-Plakette“, die man<br />

dem Professor als Dank für 25-jährige Vorstandsarbeit<br />

verliehen hatte. Erster Gewinner: der <strong>Bonn</strong>er Schwimmverein;<br />

aber nur, weil die <strong>Bonn</strong>er Athleten-Gesellschaft<br />

freiwillig verzichtete. Das galt damals als Zeichen der Eintracht<br />

unter den Vereinen.<br />

Die Spiele, an denen 15 Vereine teilnahmen, lockten am<br />

30. August 1908 Tausende <strong>Bonn</strong>er in die Gronau. Zwischen<br />

Stadthalle mit Bierkirche und Bismarckturm gab es<br />

Fußball, Faustball, Schlagball, aber auch Eilbotenlauf<br />

oder Dauerstemmen. Im Saal siegte der Radklub Schwalbe<br />

in Radball und Reigenfahren. Segelwettbewerbe auf<br />

dem Rhein und ein Drei-Kilometer-Schwimmen im 18 Grad<br />

Celsius kalten Strom faszinierten die Zuschauer. Der veranstaltende<br />

Festausschuss war zufrieden: „Nichts ist<br />

geeigneter, eine Nation jung zu erhalten, als der Sport;<br />

denn er verlangt freudige selbstlose Hingabe, zähe Ausdauer,<br />

harte Entbehrungen und ernste Arbeit.“<br />

Alt und Neu: das Ernst-Moritz-Arndt Haus war lange Jahre<br />

dieeinzige Sportstätte <strong>Bonn</strong>s Foto:Ronald Friese


Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges blieben die<br />

Vaterländischen Festspiele das krönende <strong>Bonn</strong>er Sportfest<br />

des Jahres. 1919 fanden die ersten „Vaterländischen“<br />

nach dem Krieg statt. Der Dachverband der organisierten<br />

Vereine war in Zweckverband für Leibesübungen umgetauft<br />

worden.<br />

1933 war dann Schluss mit lustig und Selbstbestimmung<br />

des Sports. Die Deutsche Reichs-Zeitung schilderte,<br />

wie <strong>Bonn</strong> den 1. Mai feierte: „Am Nachmittag<br />

bewegte sich der Festzug der Sportvereine am Rhein<br />

entlang zur Gronau. Den Zug eröffneten die Reiterverei-<br />

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ANFÄNGE<br />

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

xxxxxxxxxxxx<br />

ne, dann folgten in bunter Reihenfolge die Gruppen der<br />

einzelnen Vereine.“ Vom spannenden Verlauf der verschiedenen<br />

Staffeln wurde berichtet, „woraus der <strong>Bonn</strong>er<br />

Fußball-Verein und die Polizeischule als Sieger hervorgingen“.<br />

Im Sommer 1933 berichtet der Westdeutsche Beobachter<br />

über Gleichschaltungen in den Generalversammlungen<br />

der <strong>Bonn</strong>er Sportvereine. Der Zweckverband wurde<br />

1934 aufgelöst. An seine Stelle trat die Ortsgruppe <strong>Bonn</strong><br />

des Reichsbundes für Leibesübungen. Die richtete 1937<br />

ein Kreisfest aus. „Aber trotz Pflichtteilnahme waren ☞<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

17


18<br />

ANFÄNGE<br />

Jubel vor dem ehemaligen Hotel Bergischer Hof wo Toni Turek und die Fußballnationalmannschaft<br />

1954 nach ihrem WM-Sieg untergebracht waren Foto: Archiv GA<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.


nicht mehr als 800 Sportler am Start“, so Josef Holthausen<br />

in seiner <strong>Bonn</strong>er Sportgeschichte. Der Deutsche<br />

Reichsbund mutierte zum Nationalsozialistischen<br />

Reichsbund für Leibesübungen, der im Juli 1939 erneut<br />

ein Kreissportfest ausrichtete. Ansonsten sind die Fakten<br />

dürftig, da die „Überlieferung der <strong>Bonn</strong>er Stadtverwaltung<br />

fast ausnahmslos an der kritischen Schwelle<br />

1933 abreißt“, wie es in einer Veröffentlichung des<br />

Stadtarchivs heißt.<br />

Der Neuanfang nach dem Krieg begann im Chaos wie auf<br />

allen Gebieten. So die Bestandsaufname von Stadtjugendpfleger<br />

und Turnwart Willi Detrois in den offiziellen<br />

Mitteilungen des Zweckverbandes für Leibesübungen, der<br />

sich schon 1946 neu konstituierte. „Noch leben wir in<br />

Wüsten. Zu den Oasen gehört der Sport“, schrieb ein Journalist.<br />

Es entstanden Fachsparten, die Ausschüsse bildeten,<br />

um mit Genehmigung der Besatzungsbehörden den<br />

Sport in geordnete Bahnen zu lenken. Dr. Hubert Claessen,<br />

lange Vorsitzender des BFV und Schatzmeister des<br />

Deutschen Fußball-Bundes, übernahm den Vorsitz, den er<br />

bis zur Jahreshauptversammlung 1949 innehatte.<br />

1949 erlebte die kommende Bundeshauptstadt die<br />

Bundesfeier der deutschen Sportjugend. „Jugendfragen<br />

stehen zwar nicht im Grundgesetz, aber in unserem Herzen“,<br />

rief Bundespräsident Theodor Heuss am 25. September<br />

20000 Menschen in der Gronau zu. Erstmals<br />

wehte nach der tags zuvor im Museum Koenig erfolgten<br />

Bildung des Nationalen Olympischen Komitees die Olympische<br />

Flagge, dort wo heute am Langen Eugen die UN-<br />

Flagge flattert. Beifall erntete Heuss, als er den Schlager<br />

zitierte: „Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im<br />

Fußball-Tor. Sagen wir es richtiger: Ich stehe jetzt im Bundes-Tor.“<br />

Die Bundesfeier der deutschen Sportjugend war mit<br />

einem Treffen der Schuljugend und der Jugendverbände<br />

vor dem Alten Rathaus eingeleitet worden. Sie fand<br />

sonntags ihre Fortsetzung. „Papa“ Heuss empfing an<br />

der Rheinseite des Bundeshauses unterschiedlichste<br />

Stafetten: Läufer aus Frankfurt, Autos aus Hamburg,<br />

Radfahrer aus München, Motorradfahrer aus Berlin.<br />

Während der Veranstaltung paradierten 700 Ruderboote,<br />

600 Kanus und 40 Segelboote mit den hiesigen Wassersportlern<br />

an der Präsidententribüne vorbei. Kanzler<br />

Konrad Adenauer ließ im Kabinettsprotokoll festhalten:<br />

Die German-Open im Syncorn-Schwimmen sind europaweit<br />

Treffpunkt der besten Sportlerinnen im Frankenbad<br />

Foto: Roland Friese<br />

ANFÄNGE<br />

„Gestern war ein Jugendtag in <strong>Bonn</strong>. Ein solches Band<br />

zwischen Bevölkerung und Parlament ist natürlich wichtig.“<br />

1951 gab es wieder „Vaterstädtische Festspiele“, wohlgemerkt<br />

keine „Vaterländischen“. Höhepunkt der<br />

ersten Nachkriegsveranstaltung war neben den Stadtmeisterschaften<br />

ein Sportfest der <strong>Bonn</strong>er Volksschulen.<br />

„Vor 5000 begeisterten Zuschauern zeigten an einem<br />

Mittwochnachmittag 2000 Schüler und Schülerinnen<br />

ein einmaliges Programm,“ erinnert sich Chronist Holthausen.<br />

Es ging aufwärts. 400 000 Mark stellte die Stadt schon<br />

1954 für den Sport zur Verfügung, wie die Delegierten der<br />

54 Turn- und Sportvereine des Zweckverbandes bei ihrer<br />

Jahreshauptversammlung im alten Stadthaus am Bottlerplatz<br />

dankbar registrierten. „Erfreulich hoch“ nannte das<br />

sogar der Sportreferent des Bundesinnenministeriums,<br />

da auf „Bundesebene in einem gleichlautenden Etat lediglich<br />

600000 Mark zur Verfügung standen“. ☞<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

19


20<br />

ANFÄNGE<br />

Ein Stafettenläufer aus Konstanz überbrachte Bundespräsident Theodor Heuss als Gruß eine Urkunde aus der Bodensee-<br />

Stadt Foto: Archiv GA<br />

Der Dachverband der Vereine war ein rühriger Veranstalter.<br />

Schmidt-Schroeder-Spiele, Vaterstädtische Festspiele,<br />

Stadtmeisterschaften aller Sportarten und Winterhallensportfest<br />

standen auf dem Programm. Eine<br />

Besonderheit war die Rheinuferstaffel, ebenfalls veranstaltet<br />

vom Zweckverband für Leibesübungen <strong>Bonn</strong>-<br />

Stadt. Erster Sieger 1954 und Gewinner des Wanderpreises<br />

des Bundespräsidenten: Duisburg vor Oberhausen,<br />

Hagen und <strong>Bonn</strong>. Vorläufer war 1922 ein Staffelwettkampf<br />

von der Godesburg bis zum Drachenfels.<br />

Rheinuferstaffel, Vaterstädtische oder Rheinische Heimatspiele<br />

gibt es nicht mehr.<br />

Außerhalb der Stadtgrenzen hatten sich ebenfalls<br />

Interessenvereinigungen des Sports gebildet, aber<br />

erst am 16. März 1957 in der Bad Godesberger Stadthalle<br />

ein Kreissportbund für den Landkreis <strong>Bonn</strong>. Rund<br />

175 000 Menschen lebten damals in den drei kreisangehörigen<br />

Städten Bad Godesberg, Beuel und Rheinbach<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

sowie in den Ämtern Bornheim, Duisdorf, Meckenheim,<br />

Ollheim, Rheinbach und Villip. „Bei der Erörterung der<br />

Notwendigkeit eines solchen Zusammenschlusses ist<br />

die besondere Lage der westdeutschen Landjugend –<br />

geminderte Volksgesundheit und anstrengende Landarbeit<br />

– zu unterstreichen“, berichtete damals der GA.<br />

Beklagt wurde der unzureichende Turnunterricht in den<br />

Dorfschulen, weil vor allem Lehrkräfte fehlten. Wörtlich:<br />

„Die rund 100 Turn- und Sportvereine des Landkreises<br />

fristen unter schweren Verhältnissen ihr Dasein.“ Daher<br />

wurde der neue Kreissportbund als Instanz gesehen,<br />

die Anliegen des Sports bei den Kommunalbehörden<br />

besser zur Geltung zu bringen.<br />

Auf der letzten Jahreshauptversammlung des <strong>Bonn</strong>er<br />

Zweckverbandes vor der kommunalen Neuordnung im<br />

März 1968 gab es bis auf die angeblich ungerechte Verteilung<br />

der Hallenstunden wenig zu kritisieren. Gelobt<br />

wurden die großzügige Gestaltung des im Bau befind- ☞


lichen Sportparks Nord, der Baubeginn der Endenicher<br />

Sporthalle und der Klubheime von Schwarz-Weiß in<br />

Ippendorf sowie Blau-Gold in Dransdorf. Bemerkenswert<br />

war vor 30 Jahren ein Antrag von Dr. Paul Haaß, des Vorsitzenden<br />

des <strong>Bonn</strong>er TV: Der 1. Vorsitzende des Zweckverbandes<br />

solle automatisch Sitz und Stimme im städtischen<br />

Sportausschuss und ein Mitspracherecht bei der<br />

Turnhallenverteilung haben. Das wurde aus rechtlichen<br />

Gründen abgelehnt. Erst seit 2007 hat der <strong>Stadtsportbund</strong><br />

Sitz und Stimme im zuständigen Ausschuss des<br />

Stadtparlaments. Andere Städte in NRW waren schneller,<br />

auch bei der Zuweisung öffentlicher Fördermittel an die<br />

Vereine. Im Oktober 1969 wird der neue Stadtsport-Bund<br />

<strong>Bonn</strong> gegründet. Der „Groß-<strong>Bonn</strong>er“ Sportdezernent<br />

Dr. Fritz Brüse versprach bei der Gründungsversammlung<br />

Gebührenfreiheit für Hallen und Plätze.<br />

ANFÄNGE<br />

Von den Auswirkungen des Falls der Mauer blieben 1993<br />

selbst Sportvereine nicht verschont. Mit mehr als sieben<br />

Millionen Mark musste sich <strong>Bonn</strong> an der Finanzierung der<br />

Deutschen Einheit beteiligen. Der Sport sollte in einer<br />

Größenordnung von 1.5 Millionen Mark zur Kasse gebeten<br />

werden, machte der damalige Oberstadtdirektor Dieter<br />

Diekmann im Juni auf der Mitgliederversammlung des<br />

<strong>Stadtsportbund</strong>es deutlich. „Wir sind doch nicht die Spardose<br />

der Nation“, räsonierte SSB-Vorsitzende Hannelore<br />

Kendziora. „Auch die Kultur kann ihren Beitrag leisten.“ Es<br />

gehe nicht an, dass Oper und Schauspiel jährlich mit Millionen<br />

gefördert würden, der Sport bei Streichungen hingegen<br />

immer als Erster herhalten müsse. Diekmann versprach<br />

immerhin, die kostenfreie Benutzung der Sportstätten<br />

beizubehalten und die Zuschüsse für Jugendarbeit<br />

nicht zu kürzen. Um den Problemen des Sports weiter ☞<br />

Aufmarsch zum Rheinischen Landesturnfest 1989 auf dem Marktplatz Foto: Roland Friese<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

21


22<br />

ANFÄNGE<br />

Gehör zu verschaffen, wurde die Bildung eines Sportforums<br />

angeregt.<br />

Um Grundsätzliches ging es im März 1995. <strong>Stadtsportbund</strong><br />

und Vertreter der Vereine beratschlagten über<br />

neue „Richtlinien für die Sportförderung der Stadt<br />

<strong>Bonn</strong>“. Fundamentale Änderungen waren nicht<br />

erwünscht, da die Stadt „über ausgezeichnete Sportförderung<br />

verfügt“, wie es im Protokoll heißt. Aber angesichts<br />

der klammen Kassen sollte geprüft werden, ob es<br />

Möglichkeiten finanzieller Einsparungen ohne wesentliche<br />

Einschränkungen der Vereinsarbeit gebe. Kuchen<br />

essen, ohne ihn anzuschneiden. Fazit: Es sollte geprüft<br />

werden, ob nicht die Stiftung der Sparkasse verstärkt<br />

den Übungsbetrieb fördern könne. Auf jeden Fall sollte<br />

stets der Breitensport Schwerpunkt der städtischen<br />

Sportförderung sein, nicht der Hochleistungssport. Ausdrücklich:<br />

„Keine finanziellen Schranken für Jugendliche.“<br />

Die Stadtverwaltung brachte einen weiteren Sparvorschlag<br />

ins Spiel. Es sollte geprüft werden, „ob Verwaltungsaufgaben<br />

vielleicht sogar besser von Organen<br />

der Selbstverwaltung des Sports wahrgenommen werden<br />

können“. Allerdings wusste man vor 13 Jahren auch,<br />

„dass mit einer ehrenamtlichen Besetzung ein solches<br />

Projekt nicht bewältigt werden kann. Voraussetzung ist<br />

der Einsatz qualifizierter hauptamtlicher Kräfte, eine<br />

dies ermöglichende Finanzausstattung (auch seitens der<br />

entlasteten Stadt)“.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

te damals Wilhelm Koch. Der Vorsitzende des <strong>Bonn</strong>er<br />

Turnvereins 1860 plädierte für einen Runden Tisch, mit<br />

dem <strong>Stadtsportbund</strong> als zentraler Anlaufstelle. Agieren<br />

statt reagieren lautete sein Motto: „Das setzt jedoch voraus,<br />

dass die Stadt die Sorgen und Probleme der einzelnen<br />

Vereine auch kennt.“ Deutlich die Kritik in einem<br />

Kommentar des General-Anzeigers: „Die Interessenvertretung<br />

der <strong>Bonn</strong>er Vereine wird kaum wahrgenommen<br />

und schläft, so scheint es, den Schlaf des Gerechten. Das<br />

mag nicht einmal so sehr die Schuld der gewählten Vertreter<br />

sein. Die Vereine zollen dem SSB offenkundig Desinteresse.“<br />

Zur Mitgliederversammlung des SSB im Mai in der Sparkasse<br />

am Friedensplatz kamen rund 120 Vereinsmitglieder,<br />

so viele wie nie zuvor. In ihrer Rede über „grundsätzliche<br />

Fragen der künftigen <strong>Bonn</strong>er Sportpolitik“ verteidigte<br />

die Oberbürgermeisterin und künftige Verwaltungschefin<br />

die Kürzungen im Sportbereich. Mit etwa zehn Prozent<br />

sei der Sport nur „minimal gerupft“ worden. Die städtischen<br />

Zuschüsse für jugendliche Mitglieder seien nicht<br />

angetastet worden. Es sei sicher, dass weitere Sparkonzepte<br />

greifen müssten, machte Bärbel Dieckmann deutlich,<br />

dass von der Stadt keine Wunderdinge zu erwarten<br />

seien. Auch die Einführung von Benutzungsgebühren für<br />

Sportstätten wollte sie nicht ausschließen. Städtische<br />

Sportförderung solle keinesfalls abgebaut werden. Aber:<br />

„Das Ziel muss Konzentration und Gewichtung sein.“ Zwar<br />

habe man ein großes Interesse daran, dass in <strong>Bonn</strong> Leistungssport<br />

betrieben werde. Doch habe die finanzielle<br />

Förderung hier ihre Grenzen.<br />

Alles bestens? Mitnichten. „Unsere Vereine haben bisher<br />

nicht laut genug ihre Ansprüche geltend gemacht“, klag- ☞


Ehrenamtlichkeit<br />

in <strong>Bonn</strong>er<br />

Sportvereinen:<br />

423 Sportvereine<br />

und Betriebs-<br />

Sportgemeinschaften<br />

mit<br />

79165 Mitglieder,<br />

3000 ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter,<br />

das sind<br />

15000 Stunden<br />

pro Woche<br />

ehrenamtliches<br />

Engagement,<br />

60000 Stunden<br />

pro Monat,<br />

720000 Stunden<br />

im Jahr<br />

Foto:<br />

Ronald Friese<br />

ANFÄNGE<br />

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xxxx<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

23


24<br />

ANFÄNGE<br />

Mit heftiger Kritik reagierte Hannelore Kendziora, die SSB-<br />

Vorsitzende, auf die geplanten Sportstättennutzungsgebühren:<br />

„Da werde ich wild. Dagegen werden wir kämpfen.“ Von<br />

der Mitgliederversammlung hatte sie insgesamt mehr Kritik<br />

an den Plänen der Stadt erwartet. „Aber Sportler sind seltsame<br />

Leute. Sie neigen dazu, bei Widerstand zurückzustecken<br />

und sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren,<br />

auch mit weniger Geld. Unser Fehler ist vielleicht, dass wir<br />

nicht häufig genug an die Öffentlichkeit gehen.“<br />

Regelrecht verprellt fühlte sich der Sportwart des <strong>Stadtsportbund</strong>es,<br />

Helmut Bamberger. Statt zu kassieren, sollte<br />

die „Kommune prüfen, inwieweit sie in der Lage ist, die<br />

gesellschaftsrelevanten Dienste der Vereine zu bezahlen“.<br />

Es gehe nicht mehr nur ums Sparen, sondern darum,<br />

„dass die Vereine kommunale Aufgaben wahrnehmen,<br />

von denen die Kommune gar nicht mehr weiß, dass es im<br />

eigentlichen Sinne ihre Aufgaben sind“.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Im Rathaus hatte man immerhin Bauchschmerzen. In<br />

einem Brief an den <strong>Stadtsportbund</strong> stellte Dieckmann<br />

klar, dass sie Gebühren nicht für sinnvoll halte: „Ich kann<br />

aber nicht völlig ausschließen, dass die Stadt <strong>Bonn</strong> bei<br />

einer weiteren Verschärfung der Finanzkrise auch zu<br />

unpopulären Maßnahmen gezwungen wird.“ Versöhnlich<br />

dagegen das Angebot, den Vereinen bei der Sponsorensuche<br />

und bei der Entwicklung neuer Finanzierungsmodelle<br />

zu helfen. „Ich bin gern bereit, Türen zu öffnen<br />

und Verbindungen herzustellen“, schrieb sie an den<br />

SSB.<br />

Im September 1995 gab es einen letzten Versuch, die Kürzungen<br />

zu kippen. Vier Stunden lang demonstrierte der<br />

<strong>Stadtsportbund</strong> bei strömendem Regen auf dem Markt.<br />

Besonders tapfer schlugen sich die Jugendlichen aus<br />

20 Vereinen, die auf der Bühne vor dem alten Rathaus<br />

einen Querschnitt ihres Trainingsprogramms vorführten. ☞<br />

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Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann ließ wenig Hoffnung:<br />

„<strong>Bonn</strong> ist die höchstverschuldete Stadt Nordrhein-<br />

Westfalens. Es gibt im kommenden Jahr keinen Bereich,<br />

den man bei den städtischen Sparmaßnahmen ausklammern<br />

darf.“<br />

Fazit am Ende eines turbulenten Jahres: Von dem hochtrabenden<br />

Begriff Sportstadt war nicht viel übrig geblieben.<br />

Nach der Pro-Berlin-Entscheidung 1991 war ein Katalog<br />

von Maßnahmen aufgelistet worden, damit das Markenzeichen<br />

„<strong>Bonn</strong> – Stadt des Sports“ weiterhin Bestand<br />

hatte. Allein 500000 Mark waren jährlich für die Durchführung<br />

hochkarätiger Sportveranstaltungen vorgesehen.<br />

Im Etatentwurf für 1996 blieben 100000 Mark übrig und<br />

die Frage, warum ausgerechnet die Sportförderung nach<br />

der Pro-Berlin-Entscheidung in den <strong>Bonn</strong>-Verträgen über<br />

die Ausgleichszahlungen nicht berücksichtigt wurde. Ist<br />

überhaupt ein entsprechender Antrag an das zuständige<br />

Städtebauministerium gestellt worden? Einen einstimmi-<br />

ANFÄNGE<br />

Autogrammwünsche ohne Ende bei Steffi Grafs Schaukampf in der Hardtberghalle Foto: Ronald Friese<br />

gen Ratsbeschluss gab es jedenfalls. Möglicherweise hat<br />

es die größte <strong>Bonn</strong>er Bürgerinitiative hier versäumt, ausreichend<br />

Druck zu machen. Energische Wegelagerer wie in<br />

der Kultur waren Fehlanzeige.<br />

Im Januar 1996 wurden die Gebühren mit knapper rotgrüner<br />

Mehrheit im Sportausschuss abgesegnet. Davon<br />

erhoffte sich die Stadt 500000 Mark Mehreinnahmen.<br />

Jugendliche blieben verschont. Die Gebühren wurden als<br />

befristeter Solidarbeitrag der Sportvereine zur Sanierung<br />

der Stadtkasse deklariert. Späte Einsicht des damaligen<br />

Kultur- und Sportdezernenten Jochem von Uslar: „Wir<br />

hätten in den Vorjahren klüger sein und mauern müssen.“<br />

Der Sport habe in der Vergangenheit stets mehr<br />

Vorleistungen als andere Ressorts erbracht, doch werde<br />

es ihm jetzt nicht honoriert. In der Februar-Ratssitzung<br />

wurden die Gebühren beschlossen – mit Aufschub bis<br />

Juni, was die erhofften Mehreinnahmen auf 350000 Mark<br />

reduzierte.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

25


26<br />

ANFÄNGE<br />

Alle Proteste hatten nichts genutzt. Der Fußballkreis setzte<br />

im Februar 1996 gar einen kompletten Spieltag ab.<br />

Massiv die Vorwürfe des Jugendsekretärs des Fußballverbandes<br />

Mittelrhein, Wolfgang Watzke: „Die Stadt spart<br />

nicht, sie plündert aus.“ Und Kreisvorsitzender Armin<br />

Ebner drohte bei einer Protestkundgebung im Tannenbusch<br />

unverhohlen, dass die 32000 Mitglieder des <strong>Bonn</strong>er<br />

Fußballkreises die Gebühreneinführung bis zur nächsten<br />

Wahl in schlechter Erinnerung behalten würden.<br />

Die Vereine waren misstrauisch geworden, wie es künftig<br />

mit der Unterstützung durch die Stadt weitergeht.<br />

Trotz Fußball-EM im Fernsehen kamen gut 50 Vereinsvertreter<br />

zur Mitgliederversammlung des SSB am 20.<br />

Juni. Der neue Sportamtsleiter Jörg Petermann sprach<br />

über seine Vorstellungen zur Zusammenarbeit mit den<br />

Vereinen, die wiederum erinnerten daran , dass er sich<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

für die Aufwertung des Sports einsetzen solle. Kritische<br />

Töne schlug die SSB-Vorsitzende Hannelore Kendziora in<br />

ihrem Jahresbericht an. Sie bedauerte das uneinheitliche<br />

Bild, das einige Vereine in der Gebührenfrage geboten<br />

hätten. Einige hätten so getan, als hätten sie das Geld<br />

auf dem Schreibtisch liegen. „Da wäre mehr Solidarität<br />

gefordert gewesen.“<br />

Dennoch hatte der schlafende Riese seine Kraft demonstriert.<br />

Ein weiter Weg vom Engagement weniger sportbegeisterter<br />

Kommunalpolitiker in der Kaiserzeit bis zur organisierten<br />

Interessenvertretung im neuen Jahrtausend.<br />

1999 sind die Hallennutzungsgebühren auf Antrag der<br />

CDU-Fraktion mehrheitlich gestrichen worden. Wortlaut<br />

des Ratsprotokolls: „Auf die Erhebung des zum 1. Juni 1996<br />

eingeführten Kostenbeitrages für die Nutzung der städtischen<br />

Sportanlagen wird am 1. Januar 2000 verzichtet“.<br />

Bei den Leckerbissen des <strong>Bonn</strong>er Sports ließ sich<br />

auch Bundespräsident Richard von Weizsäcker<br />

sehen<br />

Foto: Ronald Friese


ANFÄNGE<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

27


28<br />

PIONIER<br />

Ferdinand August Schmidt brachte die<br />

<strong>Bonn</strong>er Bürger in der Kaiserzeit auf Trab<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Am Anfang des modernen Sports<br />

in <strong>Bonn</strong> stand ein Geheimrat. Professor<br />

Dr. Ferdinand August<br />

Schmidt, am 25. Juli hier geboren,<br />

brachte nicht nur die Bürger am<br />

Rhein auf Trab. Er war einer der<br />

ersten bedeutenden deutschen<br />

Sportpioniere überhaupt. Im heutigen<br />

Neudeutsch würde man möglicherweise<br />

bewundernd von einem<br />

rastlosen Alphatier sprechen.<br />

Vor hundert Jahren klang das<br />

anders. „Oberbürgermeister Spiritus<br />

feierte den Jubilar als deutschen<br />

Mann, der seine Ideale zur<br />

Tat durchführt. Was Schmidt einmal<br />

als richtig erkannt habe, dafür<br />

trete er ein mit blanken Waffen.<br />

Mag er manchmal wie ein Donnerwetter<br />

dreinfahren, er hat immer<br />

vor Augen, dass der Kampf nur gilt<br />

dem Interesse seiner lieben Vaterstadt<br />

und seines deutschen Vaterlandes.“<br />

Das war am 8. Februar<br />

1908, als F. A. Schmidt im Dreikaisersaal<br />

an der <strong>Bonn</strong>gasse geehrt<br />

wurde, weil er den <strong>Bonn</strong>er Turnverein<br />

25 Jahre als Vorsitzender angeführt<br />

hatte und er am gleichen Tag<br />

sein 25jähriges Professoren-Jubiläum<br />

feiern konnte.<br />

So martialisch, wie vom Stadtoberhaupt<br />

charakterisiert, kann der<br />

Menschenfreund nicht gewesen<br />

sein. Der angehende Arzt hatte in<br />

seiner <strong>Bonn</strong>er Studienzeit erfahren,<br />

„wie viele Schäden, wie viele<br />

Verbildungen und Verkümmerungen<br />

des Körpers, wie viele Krankheiten<br />

entstehen, die sich wohl<br />

hätten vermeiden lassen, wenn<br />

von Jugend aus dem Körper das<br />

geworden wäre, dessen er zu einer<br />

gesunden Entwicklung bedarf: Turnen<br />

und Spiel in Luft und Sonne.<br />

So beschreibt der verstorbene GA-<br />

Sportredakeur Josef Holthausen in<br />

seiner Sportgeschichte einer Stadt ☞


Deutscher Sportpionier: Diese Urkunde<br />

bekam Ferdinand August Schmidt<br />

für seine „25-jährige Wirksamkeit als<br />

Vorsitzender des <strong>Bonn</strong>er Turnvereins“<br />

überreicht.<br />

Repros: Michael Güls<br />

PIONIER<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

29


30<br />

PIONIER<br />

(1961) einen der engagiertesten <strong>Bonn</strong>er der damaligen<br />

Zeit. Festhalten am starren Hallenturnbetrieb war nicht das<br />

Ding des <strong>Bonn</strong>er Bewegungspapstes. Sein Motto: „Heraus<br />

aus den Hallen auf den grünen Rasen und Ergänzung des<br />

bisherigen Turnens durch Bewegungsspiele im Freien!“<br />

Sachlich, nüchtern der Weltverband für Sportmedizin<br />

2003 bei seinem Kongress in Leipzig: Bereits vor mehr als<br />

hundert Jahren haben deutsche Mediziner auf den Wert<br />

regelmäßig betriebener Körperübungen für die Gesunderhaltung<br />

und Leistungsfähigkeit des Menschen bis ins<br />

hohe Alter hingewiesen. Stellvertretend sei genannt Ferdinand<br />

August Schmidt mit seinen Standardwerken: „Die<br />

Leibesübungen nach ihrem körperlichen Übungswert dargestellt“<br />

(1893), „Unser Körper“ (1899), „Physiologie der<br />

Leibesübungen“ (1905) und „Das Schulkind nach seiner<br />

körperlichen Eigenart und Entwicklung (1914). Es blieb<br />

nicht aus, dass der Experte zu ausführlichen Vortragsreisen<br />

nach Schweden und in die USA eingeladen wurde.<br />

Die Leitfigur des Sports in der Kaiserzeit blieb immer auch<br />

Praktiker. Er war leitender Schularzt und 32 Jahre Stadtverordneter,<br />

Mitbegründer des Vereins Beethovenhaus<br />

(bis zum Tod Vorsitzender) und des Vereins zur Rettung<br />

des Siebengebirges. Ohne Schmidt und elf weitere Bürger,<br />

die das verfallende Anwesen kauften, würde es Beethovens<br />

Geburthaus möglicherweise heute nicht mehr<br />

geben. Als Student war er dem <strong>Bonn</strong>er Turnverein 1860<br />

beigetreten, dessen Vorsitzender er 1882 wurde. Damals<br />

wurde auf sein Betreiben auch der Verein für Körperpflege<br />

in Volk und Schule gegründet. Freiwillige Spiele der<br />

Volksschuljugend und der höheren Lehranstalten auf dem<br />

Arndtplatze standen auf dem Programm. Erstmals wurde<br />

eine Turnabteilung für Mädchen gebildet.<br />

1908 fanden sich dann auf Schmidts Betreiben etwa 30<br />

Organisationen zusammen zur Vereinigung <strong>Bonn</strong>er Turnund<br />

Sportvereine. Das war der Vorläufer des heutigen<br />

<strong>Stadtsportbund</strong>es, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag<br />

feiert.<br />

Wenn es heute Tausende von Übungsleitern überall in<br />

Deutschland gibt, ist das auch ein Verdienst des <strong>Bonn</strong>er<br />

Sportpioniers und der hiesigen Universität. Im Winter<br />

1892/93 begann an der Uni unter Leitung von Fritz Schröder<br />

der erste Lehrgang zur Ausbildung von Turnlehrern.<br />

Den sportärztlichen Unterricht erteilte über 30 Jahre Sanitätsrat<br />

Schmidt, der auch dafür gesorgt hatte, dass <strong>Bonn</strong><br />

eine der ersten Städte war, die einen geregelten schulärztlichen<br />

Dienst einrichtete. Städtische Spielkurse waren<br />

kostenfrei. Allerdings mussten fünf Mark berappt werden.<br />

Dafür gab es „verschiedene die körperliche Erziehung<br />

sowie die Jugendspiele betreffende Schriften. Nach<br />

beendigtem Lehrgang wurden sämtlichen Teilnehmern<br />

Zeugnisse über ihrer Befähigung als Spielleiter ausgestellt.<br />

Anmeldungen für den Übungsleiterlehrgang waren<br />

an Schmidt zu richten, der 1908 bilanzierte: „Im Jahre<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

1907 wurden im deutschen Reiche 1318 Spielleiter und<br />

809 Spielleiterinnen ausgebildet.<br />

Nicht alle Vorhaben waren von Erfolg gekrönt. Bereits im<br />

Mai 1891 war in Berlin von Emil Freiherr von Schenckendorff<br />

der Zentralausschuss zur Förderung der Volks- und<br />

Jugendspiele gegründet worden. Mitgründer F. A. Schmidt<br />

war über 25 Jahre der Vertreter des Berliner Reichstagsabgeordneten.<br />

In der damaligen Kontroverse zwischen<br />

Turnen und Sport präsentierte sich der Zentralausschuss<br />

als Initiator einer gemeinsamen Spielbewegung, um seine<br />

Neutralität zu belegen. Aus lokalen vaterländischen Festspielen<br />

sollten die besten Athleten der damals betriebenen<br />

Sportarten ermittelt werden. Die sollten sich dann<br />

zum Deutschen Olympia am Niederwald-Denkmal in<br />

Rüdesheim treffen. Die Planung für die Durchführung lag<br />

in den Händen von Schmidt.<br />

Konkurrenz drohte aus Athen. Beim heute unverständlichen<br />

Streit über die Beteiligung Deutschlands am Olympia<br />

1896 wurde Schmidt vom Zentralausschuss beauftragt,<br />

das Antwortschreiben an das griechische Organisationskomitee<br />

zu entwerfen. (Dr. Karl Lennartz, 1981).<br />

Neben der Deutschen Turnerschaft stemmte sich der <strong>Bonn</strong>er<br />

im Herbst 1895 deutlich gegen eine Teilnahme. Er war<br />

für Verzicht zugunsten eines deutsch-nationalen Olympia.<br />

Dafür entwickelte er ein eigenes Festprogramm.<br />

Daraus wurde nichts, nicht zuletzt, weil die Deutsche Turnerschaft<br />

einen Bedeutungsverlust ihrer Turnfeste fürchtete.<br />

Sie war nur noch für dezentrale Nationalfeste zu<br />

haben. Aus der Traum. Enttäuscht kehrte Schmidt 1897<br />

dem Vorstand der Deutschen Turnerschaft, dem er zehn<br />

Jahre angehört hatte, den Rücken.<br />

Dafür hatte der Zentralausschuss auf einem anderen Gebiet<br />

einen durchschlagenden Erfolg. In Preußen, wo die Spielbewegung<br />

entstanden war, gab es 1908 erstmals einen Posten<br />

im Haushalt des Kultusministeriums. Um Leibesübungen<br />

zu einem „die Schulzeit überdauernden Bedürfnis“ zu<br />

machen, wurden 200 000 Mark bewilligt. Das „bedeutete<br />

eine offizielle Anerkennung des Sports als Kulturgut.<br />

Zugleich eröffnete sie eine neue Ära der Sportfinanzierung,<br />

schreibt Christiane Eisenberg in ihrem Buch „English sports<br />

und deutsche Bürger“ (1999). Aus dem Zentralausschuss<br />

wurde 1921 der Deutsche Reichsausschuß für Leibesübungen<br />

als Vorläufer des Deutschen Sportbundes.<br />

Am 14. Februar 1929 starb der Geheime Sanitätsrat Dr. F. A.<br />

Schmidt im Alter von 77 Jahren. Seine letzte Ruhestätte<br />

fand der Ehrenbürger der Stadt <strong>Bonn</strong> auf dem Alten Friedhof<br />

an der Bornheimer Straße.<br />

von Sigurd Panne


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Pakt für den Sport in <strong>Bonn</strong><br />

Am 22.01.2002 vereinbarten die Landessregierung, vertreten<br />

durch den „Minister für Städtebau und Wohnen,<br />

Kultur und Sport“ und der Landessportbund Nordrhein-<br />

Westfalen in einer verbindlichen Erklärung einen „Pakt für<br />

den Sport“.<br />

Dieser „Pakt für den Sport“ sollte als Grundlage auch für<br />

Vereinbarungen auf kommunaler Ebene zwischen den<br />

Städten bzw. Kreisen und den jeweiligen Sportbünden<br />

sein.<br />

Zielsetzung dieses Paktes ist es, auf Landesebene den<br />

Sport entsprechend dem Auftrag der Landesverfassung<br />

weiter zu entwickeln und umfassend zu fördern. Dabei<br />

soll die Autonomie des Sports gewahrt bleiben und für<br />

alle Beteiligten erforderliche Planungssicherheit geschaffen<br />

werden. In allen gesellschaftlichen Bereichen sollte<br />

der Sport gestärkt werden; dies trifft insbesondere auf<br />

den Breiten- und Spitzensport, den Schulsport und den<br />

Vereinssport zu.<br />

Neue sportpolitische Ansätze sollen mehr Menschen als<br />

bisher – möglichst im Rahmen der organisierten Vereine –<br />

für die Teilnahme am Sport gewinnen, auch diejenigen,<br />

die bisher keinen Zugang zum Sport gefunden haben. Der<br />

Sport soll auch für den einzelnen auf Dauer attraktiv sein.<br />

Die Umsetzung dieser Ziele ist nur zusammen mit den<br />

Kommunen und den Sportbünden möglich. Sie stehen in<br />

diesem Zusammenhang in besonderer Verantwortung.<br />

Die Sportangebote sollen so vielfältig und attraktiv<br />

gestaltet werden, dass sie alle Personengruppen erreichen.<br />

Sport für alle bedeutet zum Beispiel den Ausbau<br />

gesundheitsorientierter Angebote auf hohem Niveau und<br />

die Schaffung flächendeckender Sportmöglichkeiten für<br />

ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Der Zugang zum<br />

Sport wird im Kindes- und Jugendalter geprägt, dem muss<br />

Rechnung getragen werden. Mädchen und Frauen, Angehörige<br />

unterschiedlicher Kulturen und Religionsgemeinschaften<br />

sowie Menschen mit Behinderungen müssen mit<br />

spezifischen Maßnahmen angesprochen werden.<br />

Diese Grundaussagen akzeptierend ist die Sportentwicklung<br />

auch in <strong>Bonn</strong> als integraler Bestandteil der Stadtentwicklung<br />

nachhaltig zu fördern. Es muss jedoch auch<br />

anerkannt werden, dass die finanzielle Förderung von<br />

Maßnahmen und Projekten durch die Stadt dem „Haushaltsvorbehalt“<br />

unterliegt.<br />

Aufgabenschwerpunkte für die kommenden Jahre werden<br />

gemeinsam von der Stadt <strong>Bonn</strong> und dem <strong>Stadtsportbund</strong><br />

PAKT<br />

gesetzt. Dass hierbei verschiedene Ämter einbezogen<br />

werden müssen, ist eine Selbstverständlichkeit. Auftretende<br />

Zielkonflikte sollten einvernehmlich und zeitnah<br />

gelöst werden.<br />

Die bisherige vertrauensvolle Zusammenarbeit sollte<br />

fortgesetzt und weiter entwickelt werden. Dass seit kurzer<br />

Zeit zwei Mitglieder des <strong>Stadtsportbund</strong>es dem<br />

Sportausschuss als Berater angehören, ist ein gutes<br />

Beispiel und wird auch in anderen Kommunen angestrebt.<br />

Da der Sport eine große soziale und gesundheitspolitische<br />

Bedeutung hat, ist die Schaffung einer<br />

Einrichtung, in der die Stadt, <strong>Stadtsportbund</strong>, Kindertageseinrichtungen,<br />

Schulen, Fachausschüsse, Jugendorganisation<br />

und Gesundheitsamt koordiniert zusammenarbeiten,<br />

zu prüfen.<br />

Berücksichtigt werden im „Pakt für den Sport in <strong>Bonn</strong>“<br />

sollte auch der Bereich Sportstätten. Neben notwendig<br />

erscheinender sukzessiver Neuplanung sollten vorhandene<br />

Sportstätten auf den Prüfstand und jeweils den veränderten<br />

sozialen und sportlichen Bedürfnissen angepasst<br />

und modernisiert oder gegebenenfalls einer anderen<br />

Nutzung zugeführt werden. Die partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen beinhaltet<br />

auch die Einbeziehung von Vereinsangeboten bei<br />

der Gestaltung des kompensatorischen Sportunterrichts<br />

und der Offenen Ganztagsschule. Vor allem der anerkannten<br />

gesundheitlichen Bedeutung des Sports im Kindes-<br />

und Jugendalter sollte in einer Vernetzung und<br />

Zusammenwirken der verschiedenen Einrichtungen<br />

umgesetzt werden.<br />

Die ehrenamtliche Tätigkeit in unseren Sportvereinen<br />

macht das sehr breite Angebot für die Bürgerinnen und<br />

Bürger in allen Altersgruppen möglich. Zur Stärkung und<br />

Sicherung des Ehrenamtes in den Sportvereinen werden<br />

jährlich Mitarbeiter durch die Stadt bzw. den <strong>Stadtsportbund</strong><br />

mit der Sportplakette ausgezeichnet.<br />

Zahlreiche Sportstätten werden den Sportvereinen kostenlos<br />

zur Verfügung gestellt. Der <strong>Stadtsportbund</strong> profitiert<br />

für seine Aus- und Fortbildungsmaßnahmen auch von<br />

dieser Nutzungsmöglichkeit.<br />

Diese Unterstützung des Sports durch die Bereitstellung<br />

der Sportstätten sollte möglichst beibehalten werden.<br />

Wenn dieser „Pakt für den Sport in <strong>Bonn</strong>“ zwischen der<br />

Stadt <strong>Bonn</strong> und dem <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong> geschlossen<br />

wird, wird ein bedeutender Schritt in Richtung zukunftsorientierter<br />

Stadtentwicklung getan.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

33


34<br />

VOR 1908<br />

Winterzauber bis zum Ersten Weltkrieg<br />

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„Die älteste Vereinigung <strong>Bonn</strong>er Bürger zum Betrieb von<br />

leiblichen Übungen ist die St.-Sebastianus-Schützen-<br />

Gesellschaft, welche zu Schutz und Trutz der Bürgerschaft<br />

am Ausgang des Mittelalters im Jahre 1473 gegründet<br />

wurde.“ Das schreibt Ferdinand August Schmidt 1926 in<br />

seiner „Geschichte von Turnen, Spiel und Sport in <strong>Bonn</strong>“.<br />

Richtiges Sportschießen veranstalten die „Sebastianer“,<br />

später in Bruderschaft umgetauft, erst 1863, als sie im<br />

August das 1. Rheinische Präzisions-Schießen organisieren.<br />

Premiere auch 1905: In der so genannten Schützenvilla<br />

in Poppelsdorf an der Lotharstraße geht das Große<br />

Rheinische Bundesschießen über die Bühne. Im Mai 1910<br />

wird eine neue Anlage im Tannenbusch eingeweiht. Bis<br />

heute ist der Schützenhof im Eigentum der Bruderschaft.<br />

Die Anfänge des Sports in <strong>Bonn</strong> sind eng verknüpft mit der<br />

Entwicklung des Turnens und der Burschenschaften. Ab<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

1817 gibt es einen Turnplatz vor der Universität. Unter den<br />

Studenten bildet sich eine akademische Turngemeinde, der<br />

auch der Dichter Hoffmann von Fallersleben angehört. Ein<br />

Jahr später werden die Turnerschaften nach dem Aachener<br />

Kongress als politisch suspekt aufgelöst, Turnen am <strong>Bonn</strong>er<br />

Gymnasium wird zu Ostern 1819 eingestellt. „Nur der Professor<br />

Ernst Moritz Arndt setzte mit seinen Studenten in seinem<br />

einsam an der Koblenzer Straße (Adenauerallee) gelegenen<br />

Garten heimlich das Turnen fort“ (F. A. Schmidt). Nach<br />

dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. dürfen die<br />

Geräte dann 1842 wieder aufgebaut werden. Drei Jahre später<br />

hat die Universität einen neuen Turnplatz am Baumschulwäldchen.<br />

Ein 1948 gegründeter Bürger-Turnverein<br />

bleibt nur ein Jahr in Bewegung, löst sich schnell wieder auf.<br />

Erst 1860 wird auf einem Platz an der heutigen Kölnstraße<br />

der <strong>Bonn</strong>er Turnverein gegründet. „Nach dem Tode von


Ernst Moritz Arndt (1860) erreichten die <strong>Bonn</strong>er Turner<br />

durch eine von allen deutschen Turnvereinen unterstützte<br />

Massenpetition, dass das Arndthaus der Stadt <strong>Bonn</strong> übergeben<br />

wurde mit der Aufgabe, den Platz vor dem Haus für<br />

alle Zeiten turnerischen Zwecken zu widmen“ (F. A.<br />

Schmidt). Der Arndtplatz bleibt dann viele Jahre der einzige<br />

Turn- und Spielplatz. Im Oktober 1880 entsteht in einer<br />

ehemaligen Klosterkirche an der Kapuzinerstraße <strong>Bonn</strong>s<br />

erste Turnhalle. Im Juli 1876 wird der Gau Sieg-Rhein<br />

gegründet. Erster Beitritt: <strong>Bonn</strong>er Turnverein und Siegburger<br />

Turnverein. Später mit dabei: „Vater Jahn“ in Poppelsdorf<br />

(1888), „Rheinland“ in Kessenich (1893) oder ATV<br />

<strong>Bonn</strong> (1894).<br />

Mitbegründer des Gaus war Turninspektor Fritz Schröder,<br />

neben Ferdinand August Schmidt einer der bedeutenden<br />

Sportpioniere der Kaiserzeit. Er war Stadtverordneter,<br />

Turninspektor für die <strong>Bonn</strong>er Schulen, Gauturnwart, Organisator<br />

der Vaterländischen Festspiele und Rheinischen<br />

Bannerwettkämpfe sowie Vorstandsmitglied im Vorläufer<br />

des <strong>Stadtsportbund</strong>es. Unzählige Turnlehrer und Turnlehrerinnen<br />

sind in seinen Lehrgängen in <strong>Bonn</strong> ausgebildet<br />

worden.<br />

Der BTV 1860 hatte 1872 den Mut, als ganz junger Verein<br />

zum IV. Deutschen Turnfest nach <strong>Bonn</strong> einzuladen. Es wurde<br />

ein Fiasko. Die Hofgartenwiese durfte nicht benutzt werden.<br />

Auf dem Venusberg musste ein provisorischer Festplatz entwaldet<br />

werden, auf dem 33 Barren, 33 Recks und anderes<br />

VOR 1908<br />

Gerät Platz fanden. Ein Festzug konnte wegen wolkenbruchartigen<br />

Regens erst mit mehrstündiger Verspätung beginnen.<br />

An einem anderen Tag führte Dauerregen zum Abbruch<br />

der Wettkämpfe. Die Folgen waren ein finanzielles Defizit<br />

und trübe Erinnerungen der knapp 4000 Gäste, darunter<br />

englische Turner, die erstmals Keulenschwingen in Deutschland<br />

vorführten und im Steinstoßen glänzten.<br />

Wassersport hat am Rhein eine lange Tradition. Zwischen<br />

Erster und Zweiter Fährgasse gab es seit 1818 einen von<br />

Oberbürgermeister Windeck eingerichteten Schwimmplatz,<br />

der später in die Gronau verlegt wurde. Eine eigene<br />

Badeanstalt baute sich die Universität 1826 in Beuel unter<br />

dem Rektorat von August Wilhelm von Schlegel. Dann<br />

bekam <strong>Bonn</strong> 1905 mit dem Viktoriabad sein erstes Hallenbad.<br />

Sofort bildete sich der <strong>Bonn</strong>er Schwimmverein, der<br />

Schwimmklub Salamander folgte 1909.<br />

Rudern ist mit dem <strong>Bonn</strong>-Beueler Ruderclub seit 1865<br />

nachgewiesen. Die Auflösung des Vereins führte 1882 zur<br />

Gründung des <strong>Bonn</strong>er Ruderclubs. Das schwimmende<br />

Bootshaus nebst drei Vierern und einem Zweier zog über<br />

den Rhein an die Erste Fährgasse. Keimzelle des Schülerruderns<br />

war der Gymnasial-Ruderverein am Königlichen<br />

Gymnasium, dem heutigen Beethoven-Gymnasium. Zur<br />

Gründung 1895 steuerte Kaiser Wilhelm II. 2000 Mark bei.<br />

Der Akademische Ruder-Club Rhenus, im Mai 1890 gegründet,<br />

gilt als die älteste akademische Ruderverbindung<br />

Deutschlands.<br />

Der erfogreiche Sechser-Kunstreigen des Radtouristenvereins 1898 in den zwanziger Jahren Foto: Archiv GA<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

35


36<br />

VOR 1908<br />

Auch kraftstrotzende Muskelmänner waren vor der<br />

Jahrhundertwende aktiv. 1894 wurde der Athleten-Verein<br />

Eiche gegründet. Im <strong>Bonn</strong>er Norden formierte sich<br />

1899 die <strong>Bonn</strong>er Athleten-Gesellschaft. In Kessenich<br />

gab es seit 1901 den Turn- und Stemmclub, der später in<br />

ASV Siegfried <strong>Bonn</strong>-Süd umgetauft wurde. Unter dem<br />

Namen wurde er weit über die Rheinlande berühmt.<br />

Um 1880 rieben sich die <strong>Bonn</strong>er verwundert die Augen.<br />

Englische Studenten hatten mit ihren Zweirädern ein bis<br />

dahin unbekanntes Fortbewegungsmittel mitgebracht.<br />

Erste „Fahrstunden“ für gut betuchte Bürgersöhne gab<br />

es im Hofgarten. 1883 wurde der Rad- und Rollsport-<br />

Verein gegründet, der damit einer der ältesten Radsportvereine<br />

Deutschlands ist.<br />

Auch Hockey kam aus England an den Rhein. Das allererste<br />

Spiel auf deutschem Boden soll 1896 in <strong>Bonn</strong><br />

stattgefunden haben. Englische Internatsschüler des<br />

Godesberger Pädagogiums gegen das <strong>Bonn</strong>er Königliche<br />

Gymnasium lautete die Paarung. Mangels Masse<br />

schlief der Spielverkehr wieder ein. 1903 wurde dann<br />

der <strong>Bonn</strong>er Hockey-Club gegründet.<br />

Montgolfieren sollen in den Urzeiten des Luftsports<br />

schon 1784 in <strong>Bonn</strong> aufgestiegen sein. Verbürgt ist,<br />

dass im Februar 1905 am Godesberger Gaswerk erstmals<br />

ein Freiballon seine Reise aufnahm. Am <strong>Bonn</strong>er<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Gaswerk stieg im März 1908 ein Ballon mit dem Namen<br />

„Rhein“ auf.<br />

Heute kaum vorstellbar, welchen Eislauf-Boom es<br />

einmal in <strong>Bonn</strong> gab. „Die städtischen Eisplätze in der<br />

Gronau, dem Adolfsplatz und vor dem Arndthaus waren<br />

stark besucht“, schrieb der General-Anzeiger im Januar<br />

1908. „Auf dem Sportplatz des <strong>Bonn</strong>er Eisklubs herrschte<br />

in den Nachmittagsstunden gleichfalls ein reges<br />

Treiben.“ Auch Königliche Hoheit Prinzessin zu Schaumburg-Lippe<br />

„erschien gegen vier Uhr, um dem Eislauf<br />

obzuliegen“. Den Anstoß hatte im Winter 1879 ein<br />

Professor der Landwirtschaftlichen Hochschule gegeben,<br />

der den Mühlenweiher der Poppelsdorfer Brauerei<br />

entsprechend herrichten ließ. Noch besser machte es<br />

der Verein für Körperpflege, ein Vorläufer des SSB. Aus<br />

dem städtischen Rohrnetz wurde der Arndtplatz<br />

bespritzt und als Eisbahn der Schuljugend kostenlos zur<br />

Verfügung gestellt. Das wiederum animierte den 1880<br />

gegründeten <strong>Bonn</strong>er Eisklub (BEC), auf dem Gelände an<br />

der Reuterstraße jeden Winter eine prächtige Eisfläche<br />

anzubieten. 1895 gab es dort Deutsche Meisterschaften<br />

im Schnelllauf und im Eiskunstlauf, und 1905 gar Europameisterschaften<br />

im Eiskunstlauf. Mit Ausbruch des<br />

Ersten Weltkrieges verschwand der Winterzauber. Der<br />

BEC kam in Zahlungsschwierigkeiten, löste sich auf und<br />

vermachte seine Anlage der Stadt <strong>Bonn</strong>.<br />

GA<br />

Steherrennen lockten in den Nachkriegsjahren tausende <strong>Bonn</strong>er in das ehemalige Poststadion mit seinem Beton-Oval<br />

Foto: Archiv GA


38<br />

GESCHICHTE<br />

Geschichte des Deutschen Sportabzeichen<br />

1912<br />

Die Hauptversammlung des Deutschen Reichsausschusses<br />

für Olympische Spiele beschließt eine „Auszeichnung für<br />

vielfältige Leistung auf dem Gebiet der Leibesübungen“.<br />

Der Begriff Sportabzeichen wird noch vermieden, um die<br />

Turner mit einer gleichlautenden Ehrung nicht zu verärgern.<br />

1921<br />

Das Deutsche Sportabzeichen für Frauen wurde eingeführt.<br />

1925<br />

Genehmigung eines Reichsjugendabzeichens für Jungen.<br />

Der Reichsausschuss für Leibesübung hatte lange gezögert,<br />

dieses Jugend-Abzeichen einzuführen.<br />

1927<br />

Genehmigung des Reichsjugendabzeichens für Mädchen<br />

1937<br />

Im Mai 1933 übernahm der Nationalsozialismus in<br />

Deutschland auch die Kontrolle über den Sport. Das<br />

Sportabzeichen passte in sein Konzept zur Gesunderhaltung<br />

der Bevölkerung und entging damit der Abschaffung.<br />

Das Deutsche Reichssportabzeichen wurde am 1. Juli 1937<br />

sogar als Ehrenzeichen staatlich anerkannt (Orden).<br />

Sportabzeichen in <strong>Bonn</strong><br />

Untrennbar mit<br />

dem Namen Günter<br />

Lausberg verbunden,bemühte<br />

sich in der Vergangenheit<br />

auch<br />

die Politikprominenz<br />

um das<br />

Erlangen des<br />

Sportabzeichens.<br />

Waren alle Kriterien<br />

erfüllt musste<br />

aber noch die Hürde der ordnungsgemäßen Abgabe<br />

aller Unterlagen beim Sportabzeichenobmann des<br />

<strong>Stadtsportbund</strong>es <strong>Bonn</strong> erfolgen. Nach gewissenhafter<br />

und kritischer Prüfung wurde das Abzeichen verliehen.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

1951<br />

Das DSB-Präsidium beschließt die Wiedereinführung<br />

eines bundeseinheitlichen Sportabzeichens für Männer,<br />

Frauen und Jugendliche.<br />

1952<br />

An diesem Stichtag treten bundeseinheitlich die neu<br />

verabschiedeten Bedingungen und Regeln für das Sportabzeichen<br />

in Kraft.<br />

1953<br />

Prüfungen können im Schulsport abgenommen werden.<br />

Vor allem Kinder und Jugendliche sollen gewonnen<br />

werden.<br />

1958<br />

Im Bundesgesetzblatt erscheint ein Erlass, der das Sportabzeichen<br />

zur bisher einzigen gesetzlich anerkannten und<br />

geschützten Sportauszeichnung macht. Es gilt damit auch<br />

offiziell als Orden. Das Deutsche Sportabzeichen wird<br />

gesetzlich geschützt.<br />

1961<br />

Das Behindertensportabzeichen wird eingeführt.<br />

In den folgenden Jahren fiel die Abnahmezahl<br />

bis auf 1400 im Jahr 2005 ab, zeigt seit<br />

2006 aber wieder eine deutlich steigende<br />

Tendenz.<br />

Am 30.08.2008 wird es im Rahmen der 100<br />

Jahrfeierlichkeiten den 1. <strong>Bonn</strong>er Sportabzeichen<br />

Tag geben.<br />

Sportabzeichenabnahme<br />

von<br />

1972–2000


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JUBILÄUM<br />

Spektakulärer Spitzensport<br />

Das ereignisreichste Jahr der <strong>Bonn</strong>er Sportgeschichte<br />

waren die Veranstaltungen 1989 anlässlich der 2000<br />

Jahr-Feier der Stadt. 50000 Zuschauer erlebten fantastische<br />

Titelkämpfe bei den Schwimm-Europameisterschaften.<br />

Die prickelnde Atmosphäre beim Herzschlagfinale<br />

der deutschen Gold-Staffel im bestens vorbereiteten<br />

Römerbad blieb ebenso lange in Erinnerung wie die<br />

Begeisterungsstürme, die der Turniersieg der deutschen<br />

Wasserballer im Ennertbad auslöste. Überschwänglich<br />

bedankte sich der Europäische Schwimm-<br />

Verband: „Es waren wunderschöne Europameisterschaften.<br />

Dankeschön <strong>Bonn</strong>! Dankeschön Bundesrepublik<br />

Deutschland!“<br />

Länderspiel in <strong>Bonn</strong> – diese Schlagzeile gab es in der Vergangenheit<br />

nur selten zu lesen. Nicht so im Jubiläumsjahr.<br />

Stimmungsmäßiger Höhepunkt war das Basketball-Länderspiel<br />

gegen Israel. Mit rund 2000 Zuschauern war die<br />

Sporthalle Pennenfeld bis auf den letzten Platz gefüllt.<br />

Auch wenn es eine deutsche 91:96 - Niederlage gab, an<br />

40 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

der ausgelassenen Stimmung auf den Rängen konnte sie<br />

nichts ändern. Ohnehin wurde <strong>Bonn</strong> für Basketball ein<br />

gutes Pflaster. Dank seines Amerikaners Arvid Kramer<br />

stand der Godesberger TV in dieser Saison vor dem Aufstieg<br />

in die 1. Bundesliga.<br />

Ein voller Erfolg war auch das Badminton-Länderspiel<br />

gegen die UdSSR. 750 Zuschauer entfachten einen derartigen<br />

Ansturm auf die Erwin-Kranz-Halle, dass die Partie<br />

erst eine halbe Stunde später als vorgesehen beginnen<br />

konnte. Die Zuschauer bekamen Badminton vom Feinsten<br />

zu sehen, als der deutsche Ranglisten-Erste Guido Schänzer<br />

den Europameisterschaftsdritten Antropov 15:12,<br />

15:13 bezwang. Am Ende gab es zwei Sieger: Die UdSSR<br />

gewann 5:2, und Veranstalter 1. BC Beuel erhielt Lob von<br />

allen Seiten. Zufrieden mit der Zuschauerzahl war auch<br />

der <strong>Bonn</strong>er THV, der zum 3. Mal ein Hockey-Länderspiel<br />

gegen die Niederlande ausrichtete.<br />

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Drei Generationen gemeinsam bei einer Veranstaltung am<br />

Start – das Motto des 10. Rheinischen Landesturnfestes in<br />

<strong>Bonn</strong> „Turnen mit der ganzen Familie“ ließ sich kaum trefflicher<br />

dokumentieren. Familien-Atmosphäre war es dann<br />

auch, die die fast 13 000 Teilnehmer im Juni in der Bundeshauptstadt<br />

verbreiteten. Altersbeschränkungen gab es<br />

ohnehin keine. Mit ihren fünf Lenzen war Katja Brusch<br />

gleich 85 Jahre jünger als Hedwig Röttger-Pas, die sich<br />

beim Leistungstest bewährte.<br />

Der Mammut-Beteiligung entsprach das Mammut-Programm:<br />

146 Wettkämpfe hatte der RTB ausgeschrieben,<br />

hinzu kamen Rahmen- und Sonderveranstaltungen, Sit-<br />

JUBILÄUM<br />

LIFESTYLE<br />

zungen und Besprechungen. An allen Ecken und Enden<br />

wimmelte es; <strong>Bonn</strong> hatte sich für vier Tage in eine große<br />

Turnhalle verwandelt.<br />

Im Rathaus und auch bei vielen Bürgern hat der Jubel bei<br />

der EM oder an der Marathonstrecke zu einem grundlegenden<br />

Sinneswandel geführt: Sportliche Höhepunkte,<br />

wie anlässlich der 2000-Jahr-Feier, muss es auch in<br />

Zukunft geben. Sport gehörte bei den Stadtvätern im weitesten<br />

Sinne zur Kultur, und von der wussten sie eigentlich,<br />

dass man sie finanziell kräftig unterstützen muss.<br />

Heute ist von dem neuen Denken angesichts leerer Kassen<br />

nicht mehr viel übrig geblieben. GA<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

41


JUBILÄUM<br />

42 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.


‡ schwierig bedeutet<br />

nicht unmöglich ‡<br />

Nicht immer ist die Lösung auf den ersten<br />

Blick erkennbar. Dann braucht man einen<br />

Partner, der sucht, wo andere nicht<br />

suchen. Der sieht, was andere nicht sehen.<br />

Und der realisiert, was andere nicht mal<br />

versuchen. Was dürfen wir mit Ihnen<br />

möglich machen?<br />

‡ ideen nach vorn ‡<br />

cbd


SENIOREN<br />

Sonderbereich Seniorensport<br />

Seit Ende der 1980er Jahre wird der „Sport der Älteren“<br />

im Rahmen der Breitensportentwicklung des Landessportbundes<br />

NRW mit Unterstützung der Landeregierung<br />

als ein neues Aufgabenfeld gefördert.<br />

Dieser Sonderbereich hatte schon seit etlichen Jahren<br />

außerhalb der Sportinstitutionen in verschiedenen sozialen<br />

Einrichtungen Fuß gefasst. Als besonderes Vorbild<br />

kann das Deutsche Rote Kreuz genannt werden, das mit<br />

einer beachtlichen konzeptionellen Basis eine eigene<br />

Übungsleiterausbildung aufgebaut hatte. Schon im Jahre<br />

1970 wurden in den Kreisverbänden des DRK die ersten<br />

Altengymnastikgruppen gegründet. Im Laufe der folgenden<br />

Jahre wurden die Aktivitäten auf die Wassergymnastik<br />

und den Seniorentanz ausgeweitet, und 1990 konnte der<br />

Verband anlässlich seiner 20jährigen Arbeit mit dem<br />

Alterssport in seiner Bundesschule in Meckenheim bei<br />

<strong>Bonn</strong> ein großes Symposium feiern.<br />

Als weiterer wichtiger Vorläufer des Seniorensports darf<br />

das Modell „Sport für betagte Bürger“ in Mönchengladbach<br />

gelten, das durch Privatinitiative bereits im Jahre<br />

1968 entstanden ist und wesentlich über den Deutschen<br />

Paritätischen Wohlfahrtsverband mitfinanziert wurde und<br />

im Selbstverständnis – zukunftweisend! – eine Organisation<br />

eines „sozialen Altensports“ war. Als einmalig darf<br />

hervorgehoben werden, dass es den rührigen Gründern<br />

um die damalige erste Vorsitzende Käthe Stroetges gelungen<br />

war, in ihrer Stadt ein eigenes Sportzentrum für<br />

betagte Bürger zu errichten.<br />

Als eine besonders auch für den <strong>Bonn</strong>er Raum wichtige wissenschaftliche<br />

Stütze kann schließlich die Arbeit der national<br />

und international renommierten Gerontologin, Frau Professor<br />

Ursula Lehr, gelten, die aufbauend auf ihr Standardwerk<br />

„Psychologie des Alterns“ für das inzwischen zum<br />

Gemeingut gewordene moderne Bild der selbständigen<br />

und aktiven Älteren warb. Damit hatte sie für alle Konzepte<br />

des Seniorensports oder des Alterssports oder der 60-plus-<br />

Initiativen eine Grundorientierung vorgegeben. Profitiert<br />

haben davon viele <strong>Bonn</strong>er Senioren, die als Gasthörer ihre<br />

Veranstaltungen an der <strong>Bonn</strong>er Universität besuchten, zu<br />

denen sich auch der Verfasser dieser Zeilen zählt. Beeinflusst<br />

wurden aber auch viele Seniorensportfunktionäre<br />

und -interessierte, die auf den diversen Fortbildungsveranstaltungen,<br />

Fachtagungen und Projektkonferenzen ihre<br />

Gastvorträge oder ihre Statements zu zentralen Fragen, wie<br />

z.B. zur demografischen Entwicklung oder zur besonderen<br />

Situation der älteren Frauen, diskutierten.<br />

Beim Landessportbund NRW bildete sich zuerst eine Expertenrunde,<br />

die sog. „Landesarbeitsgemeinschaft Sport mit<br />

44 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Älteren“, ein Zusammenschluss von Vertretern des Landessportbundes,<br />

des Rheinischen und des Westfälischen Turnerbundes<br />

sowie des Kultusministeriums, die dann zwei<br />

Jahre später in einen eigenen, dem Präsidium direkt unterstellten<br />

„Ausschuss Sport mit Älteren“ überging. Dieser<br />

wurde geleitet von dem Mitglied des Landtages, Uwe Herder,<br />

was sich für die politische Durchsetzung der neuen<br />

Schwerpunkte und Konzepte als sehr förderlich erwies.<br />

Da es schon nach den ersten Überlegungen zur Konkretisierung<br />

des Generalauftrags „Förderung des Sports mit<br />

Älteren“ klar war, dass es um Konzepte und Maßnahmen<br />

zur Steigerung der Teilnehmer- und Mitgliederzahlen<br />

gehen müsse, war es auch nicht strittig, dass eine breite<br />

Mobilisierung der Vereine vor Ort vonnöten war. Die Zahl<br />

der älteren Mitglieder – so das Credo des damaligen Vizepräsidenten<br />

des LSB, Johannes Eulering, – sollte in den<br />

nächsten 10 Jahren verzehnfacht werden.<br />

Auf diesem Wege kam das Thema Seniorensport Anfang<br />

der neunziger Jahre auch im <strong>Bonn</strong>er <strong>Stadtsportbund</strong> auf<br />

die Tagesordnung. Wegen günstiger lokaler Besonderheiten<br />

bzw. besonderer personeller Umstände bekam das<br />

neue Aufgabenfeld beim <strong>Stadtsportbund</strong> in den Folgejahren<br />

eine hohe Priorität.<br />

Da waren einmal die naheliegenden Kontakte zu dem hiesigen<br />

Sportwissenschaftlichen Institut (SWI) der Universität<br />

<strong>Bonn</strong>. 1<br />

Diese bekamen dadurch eine erhöhte Aktualität, dass an<br />

diesem Institut der bisherige Studienschwerpunkt für Studierende<br />

für das Lehramt am Gymnasium (und für die<br />

Realschule) aufgegeben werden musste und seit dem WS<br />

1990/91 ein neuer Magisterstudiengang Sportwissenschaft<br />

mit dem Schwerpunkt Alterssport eingerichtet<br />

wurde.<br />

Die bisherigen Beziehungen konnten dadurch intensiviert<br />

werden, dass ein Dozent des Instituts, dessen<br />

besonderer Arbeits- und Forschungsschwerpunkt schon<br />

seit den siebziger Jahren der Seniorensport war, als Beisitzer<br />

in den Vorstand des SSB <strong>Bonn</strong> gewählt worden<br />

war.<br />

Außerdem war auch der Umstand ein Pluspunkt für <strong>Bonn</strong>,<br />

dass Sandra Horschel, eine der ersten Absolventinnen des<br />

neuen Magister-Studiengangs, beim LSB in dem Arbeitsbereich<br />

„Sport der Älteren“ eine Anstellung fand, der sich<br />

dadurch zum Glücksfall entwickelte, dass diese Seniorensport-Expertin<br />

als Breitensportreferentin zum SSB <strong>Bonn</strong><br />

wechselte.


Diese drei Instanzen <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong>, Landessportbund<br />

NR, Institut für Sportwissenschaft Uni <strong>Bonn</strong> ergaben<br />

ein Funktionsdreieck, in dem der SSB <strong>Bonn</strong> für den neuen<br />

Arbeitsschwerpunkt Seniorensport, wie man so sagt „gut<br />

aufgestellt“ war.<br />

Die Versuche des SSB <strong>Bonn</strong>, die Zielgruppe der Älteren im<br />

größeren Umfang über die Vereine zu erreichen, sollen<br />

hier auf die folgenden drei Initiativen konzentriert werden:<br />

1. So wurde eine spezielle Übungsleiter-Ausbildung für<br />

den Seniorensport konzipiert, an der sich der SSB <strong>Bonn</strong><br />

als eine der ersten externen Ausbildungsstätten in<br />

NRW beteiligte. 2<br />

Ort der Ausbildung: Institut für Sportwissenschaft und<br />

Sport der Uni <strong>Bonn</strong><br />

Lehrkräfte: D. Schmidt, IfSS <strong>Bonn</strong>; R. Siehler, Lehrteam<br />

des LSB.<br />

Diese Kurse für die Seniorensport-Übungsleiter haben<br />

mittlerweile eine lange Tradition. Sie werden bis heute<br />

regelmäßig angeboten, teilweise in Kooperationen mit<br />

anderen Stadt- und Kreissportbünden und ergänzt<br />

durch Fortbildungen für die in der Seniorensport-Praxis<br />

stehenden Übungsleiterinnen und Übungsleiter.<br />

2. Der zweite Schritt zur Steigerung der Zahl der sportaktiven<br />

Älteren in den Vereinen betrifft „die Öffentlichkeitsarbeit“,<br />

d.h. das Rühren der Werbetrommeln. Hier<br />

konnten wiederum Dozenten des Instituts für Sportwissenschaft<br />

und Sport einspringen, die selbst neugierig<br />

waren, was mit einer sorgfältig geplanten, konzertierten<br />

Aktion zu bewegen sei. So wurden fünf verschiedene<br />

Standorte im <strong>Bonn</strong>er Stadtgebiet ausfindig<br />

gemacht, an denen bei genügend Nachfrage Kursangebote<br />

für Ältere stattfinden sollten. Es wurde mit Amateurwissen<br />

und hoher Motivation eine Kampagne veranstaltet,<br />

über die gleichzeitig an den fünf Standorten<br />

dasselbe Werbeprogramm mit Informationen über Sinn<br />

und Zweck und die vorgesehenen Inhalte durchgezogen<br />

werden sollte.<br />

Wichtig: es gab dazu reichlich Kaffee und gute Plätzchen<br />

(Markenware), gemäß dem unbestrittenen Erfahrungssatz:<br />

„ohne Kaffee läuft bei den Senioren gar nichts!“<br />

Am Schluss dieser Werbe-Matinee stand die an jeden<br />

Gast gestellte Frage: „Würden Sie ab nächsten Diens-<br />

SENIOREN<br />

tag von 10 – 11 Uhr an einem kostenlosen Kurs „Seniorensport“<br />

einfach einmal versuchsweise teilnehmen?“<br />

Ergebnis: an drei von fünf Standorten waren genügend<br />

Interessenten, und dort wurden zu den angegebenen Terminen<br />

die Versuchskurse mit dem Arbeitstitel „Gesundheitsvorsorge<br />

durch Bewegung“ (G<strong>eV</strong>oBe) durchgeführt.<br />

An zwei der drei Versuchsorte werden heute noch Seniorensportgruppen,<br />

mit zwei oder drei Gruppen hintereinander,<br />

erfolgreich betreut.<br />

3. Ein auch zunächst vom Landessportbund gefördertes<br />

Projekt ist die Erstellung eines Verzeichnisses aller im<br />

Raum <strong>Bonn</strong> stattfindenden Sport- und Bewegungsangebote<br />

für Senioren/-innen, das es älteren Interessenten<br />

erleichtern soll, ein wohnortnahes und zeitlich wie auch<br />

inhaltlich passendes Angebot ausfindig zu machen. Das<br />

ist eine absolut sinnvolle Serviceleistung, die sich in der<br />

Praxis allerdings als sehr aufwendig erweist.<br />

Ein solches Verzeichnis macht nur Sinn, wenn der Nutzer<br />

sich auf die Angaben zu Zeit und Ort der Veranstaltungen<br />

verlassen kann. Wer sich mit Mühe aufrafft und sich nach<br />

dem Plan eine passende Übungsgelegenheit ausgesucht<br />

hat, dann aber feststellen muss, dass der Termin oder<br />

die Ortsangabe nicht stimmen, der kommt nie wieder!<br />

Auch für das Jahr 2007 ist eine solche Broschüre wieder<br />

mit einer Auflage von 3000 Exemplaren gedruckt worden,<br />

vor allem auch dank der Unterstützung durch die<br />

Barmer Ersatzkasse <strong>Bonn</strong>.<br />

Die Idee dieses hier nur skizzenhaft in einigen zentralen<br />

Aspekten dargestellten Großprojektes des Breitensports<br />

war es:<br />

„möglichst jedem älteren Menschen, in vertretbarer<br />

Entfernung von seinem Wohnort ein seinen Wünschen<br />

und seinen Möglichkeiten entsprechendes<br />

Sport- und Bewegungsangebot zu machen.“<br />

Das insgesamt sehr vielschichtige Projekt hat natürlich<br />

nicht alle Erwartungen erfüllt. Es hat aber doch einiges<br />

bewegt und beachtliche Fortschritte in der Mobilisierung<br />

der älteren Menschen erzielt.<br />

Der <strong>Stadtsportbund</strong> war an prominenter Stelle dabei und<br />

war mitverantwortlich für diese im ganzen erfolgreiche<br />

Arbeit. Dieter Schmidt<br />

1 ab 1984/85 umbenannt in Institut f. Sportwissenschaft u. Sport (IfSS)<br />

2 Siehe den Erfahrungsbericht des ersten Übungsleiter-Lehrgangs 1991 und Abschlußbericht des Modellprojekts Sport der Älteren, 1996<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

45


46<br />

KULTUREN<br />

Sportkulturen der Welt<br />

Resümee:<br />

Das Festival „ Sportkulturen der Welt“ war ein gelungener<br />

Versuch, Bewegungskulturen anderer Länder vorzustellen.<br />

Im Sinne des „ Sports für alle“ wurde einer breiten<br />

Öffentlichkeit Sport, Spiel und Tänze anderer Länder<br />

zugänglich gemacht.<br />

Interessierten aus anderen Teilen der Welt wurde die<br />

Eigenarten der Bewegungskulturen nahe gebracht, so<br />

dass sie im Sinne eines kulturellen Austausches<br />

bekannter wurden.<br />

Auch für die Sportwissenschaft, die Sportförderung und<br />

Sportentwicklung war dies eine Möglichkeit, die Problematik<br />

unterschiedlicher Kulturen in Sport, Spiel und<br />

Tanz zu analysieren.<br />

Besonders stolz stimmte die Organisatoren, dass die<br />

Japaner erst mal auf europäischem Boden Yabusame,<br />

eine Kombination aus Bogenschießen und Reiten, präsentierten.<br />

Zum erstenmal in der Geschichte des Sports<br />

waren niederländische Fierljeppen, Krabi Krabong aus<br />

Teilnehmerstruktur:<br />

627 Teilnehmer aus 36 Ländern von fünf Kontinenten<br />

Afrika:<br />

Burkina Faso 15<br />

Mosambik 11<br />

Sambia 8<br />

Simbabwe 14<br />

Asien:<br />

China 21<br />

Indonesien 16<br />

Iran 15<br />

Japan 65<br />

Korea 18<br />

Singapur 16<br />

Thailand 25<br />

Australien 5<br />

Europa:<br />

Belgien 19<br />

Dänemark 10<br />

Deutschland 148<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Thailand und die rituelle Kraftsport-Gymnastik Zurkaneh<br />

aus dem Iran zu bewundern.<br />

Des weiteren testeten die Organisatoren ein alternatives<br />

Gastronomiekonzept, um den nach einer solchen<br />

Großveranstaltung anfallenden Müll zu reduzieren. Die<br />

Besucherinnen und Besucher waren aufgefordert, das<br />

mit Pfand versehende Einweggeschirr zurückzugeben.<br />

Da es sich bei dieser Veranstaltung um eine Weltpremiere<br />

handelte, blieben einige organisatorische Probleme<br />

und auch kleine Panne nicht aus. Das Gelingen dieser<br />

Veranstaltung und seiner völkerverbindenden Wirkung<br />

konnte dies aber nicht beeinträchtigen.<br />

Dieses Festival gab die Möglichkeit, Menschen aus so<br />

vielen Teilen der Welt kennenzulernen, viele verschiedene<br />

Sprachen zu hören, etwas über die Lebensweise und<br />

Kultur dieser Länder zu erfahren. Es herrschte eine<br />

freundliche und fröhliche Stimmung. Politische und religiöse<br />

Probleme zwischen den einzelnen Nationen<br />

schien es nicht zu gebe.<br />

Frankreich 14<br />

Großbritannien 10<br />

Island 4<br />

Israel 18<br />

Italien 8<br />

Lettland 15<br />

Litauen 16<br />

Niederlande 15<br />

Österreich 12<br />

Polen 12<br />

Portugal 15<br />

Russland 4<br />

Schweiz 29<br />

Ungarn 14<br />

Südamerika:<br />

Argentinien 10<br />

Brasilien 16<br />

Peru 13<br />

Uruguay 10


Kölner Stadt-Anzeiger 27.06.1992<br />

KULTUREN<br />

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100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

47


KULTUREN<br />

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48 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Express, <strong>Bonn</strong>, 29.06.1992


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Eines meiner schönsten Erlebnisse während meiner Zeit<br />

als Vorsitzende des <strong>Bonn</strong>er <strong>Stadtsportbund</strong>es war die<br />

Mitarbeit in dem Gremium, welches die „Sportkulturen<br />

der Welt“, dem 1. Internationalen Festival – <strong>Bonn</strong> vorbereitete.<br />

Zum Gremium gehörten Vertreter des Deutschen<br />

Sportbundes, des Landessportbundes, der Stadt <strong>Bonn</strong>,<br />

des <strong>Stadtsportbund</strong>es und des Kulturministeriums.<br />

Dies verlangte vorbereitend konzentrierte Arbeit im<br />

Organisationsbüro. An dem Sportevent „Sportkulturen<br />

der Welt“ vom 24. bis 28. Juni 1992 nahmen 36 Nationen<br />

aus 5 Kontinenten teil, was zu einer Teilnehmerzahl von<br />

641 Aktiven führte. Das Fest begann am 25.06.1992 mit<br />

einem Begegnungsabend an fünf Veranstaltungsorten<br />

Durch die freundliche Unterstützung <strong>Bonn</strong>er Sponsoren<br />

konnten die Mittel für die Verpflegung aufgebracht<br />

werden, was den Veranstaltern Kosten in Höhe von<br />

ca. 40.000 DM ersparte. Am Freitag um 10.45 Uhr war die<br />

offizielle Eröffnung auf dem Marktplatz in <strong>Bonn</strong>, begleitet<br />

von einem Bühnenprogramm.<br />

Am folgenden Tag fand ein wissenschaftliches Symposium<br />

an der <strong>Bonn</strong>er Universität statt. Das Bühnenprogramm<br />

fand am Vormittag in der Zeit von 11.00 bis<br />

13.00 Uhr mit einem an fünf unterschiedlichen Orten verteilten<br />

Bühnenprogramm statt. Am Abend wurde mit<br />

einer großen Gala in einem Zirkuszelt Höhepunkte der<br />

Sportkulturen vor ca. 2.000 Zuschauern gezeigt, wonach<br />

sich die Mitarbeiter und Delegationen zu einem großen<br />

Fest versammelten.<br />

Die Hauptversammlung am Sonntag, den 26.06.1992<br />

begann bei strahlendem Sonneschein mit zahlreichen<br />

Attraktionen und Mitmachaktionen. Hinzu kamen Volkstänze<br />

aus Uruguay, Ungarn, Simbabwe, Israel und Sambia,<br />

Horseball, „Sibirisches Lasso“, Wushu, Yubasanne<br />

aus Japan und „Lion Acrobatics“ aus China sowie Pato<br />

aus Argentinien<br />

Der Landessportbund dokumentierte das Fest der Sportkulturen<br />

der Welt. Auch die Presse hielt sich mit Lob nicht<br />

zurück und berichtete über das gelungene Fest an dem<br />

ca. 120.000 Besucher Freude hatten.<br />

von Hannelore Kendziora<br />

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KULTUREN<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

49


RADSPORT<br />

Unglaublich bis zum bitteren Ende<br />

xxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxxxxxFoto: Wolfgang Henry<br />

Betrug und Radsport: Das war immer<br />

ein Thema. Bei der 620 Kilometer<br />

langen Radfernfahrt von Basel nach<br />

Kleve, die vor hundert Jahren durch<br />

<strong>Bonn</strong> rollte, kamen von 132 Fahrern<br />

41 ins Ziel. „Davon ist über ein Drittel<br />

wegen Benutzens unerlaubter Mittel,<br />

namentlich des Anhängens an Automobile,<br />

gestrichen worden.“ So der<br />

General-Anzeiger lakonisch in einer<br />

Notiz vom 20. Juni 1908. Auch die<br />

ersten fünf Ankömmlinge wurden<br />

disqualifiziert. Der allgemeinen Radsportbegeisterung<br />

hat das keinen<br />

Abbruch getan. „Bereits 1884 fuhr<br />

ein Mitglied mit seinem Hochrad von<br />

<strong>Bonn</strong> nach Berlin und erregte in<br />

Sportkreisen nicht geringes Aufsehen<br />

mit dieser Leistung“, registrierte<br />

der <strong>Bonn</strong>er Radfahrer Verein von<br />

1883 voller Stolz. Zweimal sind seine<br />

50 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Mitglieder über den Brenner bis Italien<br />

gefahren: „Einmal mit dem<br />

Hochrad, ja bis Pau in den Pyrenäen<br />

sind <strong>Bonn</strong>er Radler vorgedrungen.“<br />

Der traditionsreiche BRV, der heute<br />

als <strong>Bonn</strong>er Rad-und Rollsport-Verein<br />

vor allem im Breitensport aktiv ist,<br />

gilt als ältester Radsport-Club in<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Das erste große Radrennen gab es im<br />

Juli 1893 auf der damaligen Rennbahn<br />

an der Reuterstraße. Fahrer aus<br />

Aachen oder Köln, Rotterdam oder<br />

Chicago waren am Start. Wegen der<br />

hohen Kosten mussten die Veranstalter<br />

nach wenigen Jahren die Segel<br />

streichen. Erst der 1932 gegründete<br />

RSC Sturmvogel <strong>Bonn</strong> erweckte den<br />

Straßenrennsport zu neuem Leben.<br />

Bei „Rund um <strong>Bonn</strong>“ gingen im<br />

August 1933 über 150 Fahrer auf die<br />

Strecke. Bis zum Kriegsbeginn trugen<br />

die Sturmvögel dieses Rennen<br />

noch viermal aus.<br />

Aus „Rund um <strong>Bonn</strong>“ wurde 1946<br />

„Rund in <strong>Bonn</strong>“. Es war ein Rundstreckenrennen<br />

mit Streckenverlauf<br />

überwiegend in der Nordstadt. Erster<br />

Titelträger war der amtierende deutsche<br />

Meister aus Breslau. Rudi Mirke<br />

hatte seinen Titel im Kriegsjahr 1944<br />

gewonnen. Auch das gab es damals.<br />

Der Prämiensegen ließ in den mageren<br />

Nachkriegsjahren keine Wünsche<br />

offen. 2000 Reichsmark wurden verteilt,<br />

außerdem reichlich Kalorien in<br />

Form von Fleisch, Brot oder Apfelkuchen.<br />

1947 wurde um das „Grüne<br />

Band vom Rhein“ gefahren. Es war<br />

ein Rundstreckenrennen über sechs


Etappen in Solingen, <strong>Bonn</strong>, Aachen,<br />

Mönchengladbach, Düsseldorf und<br />

Köln.<br />

<strong>Bonn</strong> blieb ein gutes Pflaster für den<br />

Radsport. 15000 Zuschauer säumten<br />

die Strecke, als im Mai 1994 Außenseiter<br />

Dirk Baldinger vor dem amtierenden<br />

Weltmeister Jan Ullrich die<br />

deutsche Straßenmeisterschaft der<br />

Radamateure in Pützchen gewann.<br />

Auch in der „Hölle von Roleber“<br />

hatte Ullrich das Blatt nicht mehr<br />

wenden können. „Werbung für den<br />

Radsport“ bescheinigte der Bund<br />

Deutscher Radfahrer Cheforganisator<br />

Siggi Thiele vom RSC Sturmvogel<br />

<strong>Bonn</strong>.<br />

Es kam die große Zeit eines <strong>Bonn</strong>er<br />

Rennstalls; und wer hätte damals<br />

geahnt, dass wenige Jahre später die<br />

Helden des Radsports vom Sockel in<br />

den Rinnstein kippen? 1991 steigt die<br />

Deutsche Telekom ins Radsport-<br />

Sponsoring ein. Anfang 1995 wird Jan<br />

Ullrich, der Vizemeister von Pützchen<br />

und eines der größten Radsporttalente<br />

aller Zeiten, verpflichtet. Bei<br />

den deutschen Radsportmeisterschaften<br />

der Profis in Beuel sorgt im<br />

Februar 1999 das Team Deutsche<br />

Telekom für den totalen Triumph. Mit<br />

Jan Ullrich gewinnt am Ende der<br />

Mann, der wohl von Teamleiter Walter<br />

Godefroot von vornherein dazu<br />

auserkoren war. Der zweite und der<br />

dritte Platz gehen an die Telekomfahrer<br />

Jochen Aldag und Erik Zabel.<br />

„Purpurfarben prägte ein in <strong>Bonn</strong><br />

stationierter Radrennstall (zuletzt in<br />

RADSPORT<br />

der alten Kurfürstenbrauerei beheimatet)<br />

über 16 Jahre die bunte Trikotwelt<br />

des Pelotons, auch leistungsmäßig<br />

war die Mannschaft bisweilen<br />

einzigartig“, so die Fachpresse.<br />

1996 gewinnt Bjärne Riis die Tour.<br />

Ein Jahr später löst Jan Ullrich als<br />

erster deutscher Tour-Sieger der<br />

Geschichte einen Radsport-Boom<br />

aus, der das Sponsoring der <strong>Bonn</strong>er<br />

Firma zu einem der effektivsten der<br />

deutschen Sportgeschichte werden<br />

lässt. Zabel gewinnt drei Etappen,<br />

das Team entscheidet die Mannschaftswertung.<br />

„Seitdem bricht in<br />

<strong>Bonn</strong> im sommerlichen Juli das Tourde-France-Fieber<br />

aus“, hält der <strong>Bonn</strong>er<br />

Historiker Manfred van Rey in<br />

seiner Stadtgeschichte fest.<br />

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100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

51


RADSPORT<br />

Dann das Doping-Jahr 2007: das letzte<br />

Kapitel einer unglaublichen<br />

Erfolgsgeschichte. Die Deutsche<br />

Telekom zieht sich im November mit<br />

sofortiger Wirkung als Sponsor des<br />

T-Mobile Teams zurück. Zu lange<br />

hatte man in der Zentrale auf die<br />

Selbstreinigungskräfte einer offen-<br />

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52 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

sichtlich systematisch verseuchten<br />

Dopingszene gesetzt. Keiner weiß<br />

derzeit, wie es weltweit mit dem<br />

Velo-Zirkus weitergehen wird. Bei<br />

der <strong>Bonn</strong>er Staatsanwaltschaft wird<br />

am 14. April 2008 ein Verfahren<br />

wegen Betruges gegen Jan Ullrich<br />

eingestellt, obwohl die Justiz davon<br />

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ausgeht, dass Ullrich gedopt hat. Die<br />

Tagesthemen vermelden: „Die <strong>Bonn</strong>er<br />

Etappe von Jan Ullrichs Justiz-<br />

Tour ist damit abgeschlossen.“<br />

Andere Dopingverfahren laufen weiter.<br />

Mit dem Telekom-Abschied aus der<br />

Lügenszene gehören die Bilder vom<br />

unbeschreiblichen Jubel auf dem<br />

Marktplatz der Vergangenheit an.<br />

Immerhin: Jan Ullrich bleibt der<br />

Mensch, der sich bisher am häufigsten<br />

in das Goldene Buch dieser<br />

Stadt eintragen durfte.<br />

von Sigurd Panne


FUSSBALL<br />

Einmal deutscher Meister - <strong>Bonn</strong>er SC<br />

54 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Als der Frauenfußball richtig ins Rollen<br />

kam, war die damalige Bundeshauptstadt<br />

dabei. Kaum zu glauben: Der<br />

<strong>Bonn</strong>er SC hatte Anfang der 1970er<br />

Jahre eines der besten Teams in der<br />

Bundesrepublik. Höhepunkt 1975:<br />

Nach einem 4:2 - Endspielsieg gegen<br />

Bayern München kannte der Jubel von<br />

rund 2500 Zuschauern im Pennenfeldstadion<br />

keine Grenzen. „Die Damen<br />

hatten erstmals erreicht, was den Fußball<br />

Herren noch nie beschieden war<br />

und wahrscheinlich auch so bald nicht<br />

beschieden sein wird: Man war deutscher<br />

Fußballmeister“, so eine BSC-<br />

Chronik. Seitdem führt der Club den<br />

Titel in seinem Briefkopf.<br />

Wenn es damals schon eine Nationalmannschaft<br />

gegeben hätte, der BSC<br />

hätte den Stamm gestellt. Spielerinnen<br />

wie Anne Haarbach-Trabant, Christa<br />

Nüsser, Erika Neuenfeld oder Helga<br />

Bastubbe gehörten zur Spitzenklassevon<br />

der trickreichen Jamaikanerin<br />

Beverly Ranger ganz zu schweigen. Erst<br />

1982 gab es eine Frauennationalmannschaft.<br />

Haarbach-Trabant hatte den<br />

BSC längst verlassen und war Mannschaftsführerin<br />

des Auswahlteams.<br />

Bereits 1957 war auf einer Mitgliederversammlung<br />

von Tura <strong>Bonn</strong> die Gründung<br />

einer Frauenfußballabteilung in<br />

die Wege geleitet worden. Aber der<br />

Ein Hoch der erfolgreichen Trainerin: Nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft<br />

lassen die BSC-Damen Anne Trabant hochleben. Foto: Ronald Friese<br />

Eine Ehrenrunde mit dem Meisterpokal laufen die BSC-Fußballerinnen im Pennenfeld. Von links: Beverly Ranger, Charlotte<br />

Nüsser, Monika Bädorf, Christa Nüsser, Helga Neuenfeldt. Foto: Ronald Friese


Deutsche Fußball-Bund wollte vom<br />

Gekicke des anderen Geschlechts<br />

nichts wissen. Auf einem Verbandstag<br />

verbot der DFB 1955, den ihm angeschlossenen<br />

Vereinen Frauenabteilungen<br />

zu gründen. Begründung: „Im<br />

Kampf um den Ball verschwindet die<br />

weibliche Anmut, Körper und Seele<br />

erleiden unweigerlich Schaden, und<br />

das Zurschaustellen des Körpers verletzt<br />

Schicklichkeit und Anstand.“<br />

Erst 1970 wurde das Verbot aufgehoben,<br />

1973 die Austragung einer deutschen<br />

Fußballmeisterschaft der<br />

„Damen“ beschlossen. Der erste<br />

Anlauf des BSC auf die deutsche Meisterschaft<br />

scheiterte 1974. Die Damen<br />

vom Mittelrhein überstanden die Vorrunde<br />

und unterlagen erst im Halbfi-<br />

nale dem späteren Meister TuS Wörrstadt<br />

mit 1:3. Ein Jahr später gelang<br />

der Titelgewinn. Dann war schnell<br />

Schluss mit der Herrlichkeit. Ab 1981<br />

spielte Frauenfußball im BSC keine<br />

Rolle mehr.<br />

Wie sehr sich die Zeiten in der Szene<br />

geändert haben, konnte man über die<br />

Jahre in der <strong>Bonn</strong>er Hardtberghalle<br />

beim DFB-Hallenpokal der Frauen<br />

beobachten.<br />

Der Top-Event des Frauenfußballs<br />

wurde eine Erfolgsgeschichte mit<br />

erheblichen Fernsehzeiten. Aber der<br />

Wegzug drohte nicht zuletzt, weil die<br />

Hardtberghalle wegen des großen<br />

Zuschauerandrangs zu klein geworden<br />

war. Auch Verhandlungen über<br />

FUSSBALL<br />

Das Ende eines Top-Events: In diesem Jahr fand der DFB-Hallenpokal der Frauen zum letzten Mal in der Hardtberghalle<br />

statt. Foto: Ronald Friese<br />

die Bereitstellung des neuen Telekom-<br />

Dome der <strong>Bonn</strong>er Baskets brachten<br />

keinen Erfolg, obwohl die Deutsche<br />

Telekom als Titelsponsor eingestiegen<br />

ist. Der <strong>Bonn</strong>er Konzern wird den<br />

Pokal in den kommenden drei Jahren<br />

unterstützen.<br />

Die letzte Auflage des DFB-Pokals in<br />

<strong>Bonn</strong> gewann im Januar 2008 Turbine<br />

Potsdam. Im Januar 2009 wird der Frauenpokal<br />

in Magdeburg ausgetragen.<br />

GA<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

55


FUSSBALL<br />

Der lange Weg zur Fusion: BFV und TuRa<br />

geben ihr Eigenleben auf<br />

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Es war der Kracher über Jahrzehnte.<br />

<strong>Bonn</strong>er Fußball Verein gegen Tura.<br />

Beim <strong>Bonn</strong>er Fußball-Klassiker flogen<br />

die Fetzen, pilgerten bis zu 12000<br />

Zuschauer ins Stadion. Vom „Hass-<br />

Derby“ zwischen Akademikern (BFV)<br />

und Arbeitern wurde reißerisch<br />

berichtet. Heute kaum vorstellbar. Wo<br />

sind die Arbeiter? Die Trennungslinie<br />

zwischen den gegensätzlichen Fangemeinden<br />

soll an <strong>Bonn</strong>er Talweg/Bornheimer<br />

Straße verlaufen sein. Angefangen<br />

hat das alles im Juli 1908, im<br />

Gründungsjahr des Stadtsport-Bundes,<br />

als Tura noch Borussia war, Geld<br />

im Fußball eine untergeordnete Rolle<br />

spielte. Schluss mit Stadt-Derby war<br />

im April 1965, als BFVäuzer und Tura-<br />

56 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

ner ihr Eigenleben aufgaben. Die beiden<br />

Clubs fusionierten zum <strong>Bonn</strong>er SC<br />

(BSC). Übrigens: Von den 68 Lokalkämpfen<br />

der traditionsreichen Auseinandersetzung<br />

gewann der <strong>Bonn</strong>er<br />

Fußball-Verein 33, Tura <strong>Bonn</strong> 28, sieben<br />

Spiele endeten remis.<br />

Die Anfänge des Fußballs in <strong>Bonn</strong> reichen<br />

weiter zurück. Heimlich und still,<br />

da belächelt und verspottet, kickten<br />

vor allem Jugendliche auf dem Platz<br />

vor dem Arndt-Haus, auf dem Venusberg,<br />

an der Reuterstraße oder am<br />

Kessenicher Feld (heutige Elisabethkirche).<br />

Aus einer 1899 gegründeten<br />

„Combinierten <strong>Bonn</strong>er Fußballmannschaft“<br />

wurde 1901 der <strong>Bonn</strong>er Fuß-<br />

ball-Verein. „Als später das Universitätskuratorium<br />

gelegentlich die Hofgartenwiese<br />

für Wettspiele freigab, tat<br />

der Fußballsport in <strong>Bonn</strong> den entscheidenden<br />

Schritt an die Öffentlichkeit,“<br />

wusste der General-Anzeiger damals<br />

zu berichten.<br />

Berühmt war in der Zeit bis zum Ausbruch<br />

des Ersten Weltkrieges die vom<br />

Westdeutschen Spielverband gegründete<br />

Zehnerliga, eine illustre Gesellschaft,<br />

vergleichbar angeblich mit der<br />

heutigen Bundesliga: Kölner SC 99,<br />

Alemannia Aachen, SC Mönchengladbach,<br />

Preußen Duisburg oder Essener<br />

Turnerbund gehörten dazu. Die erste<br />

Saison 1902/1903 sah den <strong>Bonn</strong>er FV


ungeschlagen. Erst im letzten Spiel<br />

unterlagen die <strong>Bonn</strong>er 0:1 in Köln, was<br />

Köln 99 erstmals die „Westdeutsche“<br />

bescherte.<br />

Längst war der BFV auch international<br />

ins Geschehen eingestiegen. Ende<br />

April 1908 ist beispielsweise ein Team<br />

aus der heutigen Partnerstadt Oxford<br />

zu Gast an der Richard-Wagner-<br />

Straße. „Vor den Augen Ihrer Königlichen<br />

Hoheit Prinzessin Viktoria zu<br />

Schaumburg-Lippe wurde auf beiden<br />

Seiten mit Ernst und Eifer gekämpft,“<br />

urteilte der General-Anzeiger. Die<br />

Engländer siegten mit 6:0 Von der<br />

damaligen Pilgerstätte <strong>Bonn</strong>er Fans<br />

ist nichts geblieben. Autobahn und<br />

„Endenicher Ei“ haben sich ihren Weg<br />

gebahnt.<br />

1904 wird der FC Borussia <strong>Bonn</strong><br />

gegründet, der 1921 mit der Fußballabteilung<br />

des <strong>Bonn</strong>er Turnvereins von<br />

1860 zusammengeht. Man nannte<br />

sich nun „Turn-und Rasenspiele im<br />

<strong>Bonn</strong>er TV, kurz Tura. Unter großen<br />

Opfern aller Vereinsmitglieder wurde<br />

bis 1927 das „Schmidt-Schneiders-<br />

Stadion“ am Lievelingsweg gebaut.<br />

Finanziell schon damals nicht ohne<br />

Risiko. Als man die Zinsen für das<br />

Baudarlehen nicht mehr zahlen konnte,<br />

versteigerte die Stadt <strong>Bonn</strong> das<br />

Stadion für 85000 Mark an die Post.<br />

Den meisten <strong>Bonn</strong>ern ist die heute<br />

noch brach liegende Anlage als Poststadion<br />

bekannt.<br />

Hier gab es nach dem Krieg am<br />

9. September 1945 das erste Freundschaftsspiel<br />

gegen die Elf der in <strong>Bonn</strong><br />

stationierten 5th Guard Brigade, das<br />

die Engländer 6:1 gewannen. Überragend<br />

Mittelstürmer Gallacher vom FC<br />

Chelsea. Die Briten waren auch<br />

dabei, als im November 1945 die<br />

erste Meisterschaftssaison begann.<br />

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FUSSBALL<br />

Am 1. Dezember erlebten im Poststadion<br />

12000 Zuschauer das Gastspiel<br />

von Schalke 04. Die Knappen, noch<br />

einmal mit Szepan und Kuzorra,<br />

gewannen 1:0 gegen eine an diesem<br />

Tag groß aufspielende Tura. Das<br />

Poststadion war am 6. Mai 1948 auch<br />

Schauplatz vom möglicherweise<br />

größten lokalen Fußballereignis. Vor<br />

16000 Zuschauern besiegte der 1. FC<br />

Kaiserlautern mit dem Kern der späteren<br />

Weltmeistermannschaft die<br />

Turaner 12:3. Fußball war in den Jahren<br />

der Wiedergeburt des <strong>Bonn</strong>er<br />

Sports ein Lebenselexier auch am<br />

Rhein.<br />

Ihr schönstes Jahr erlebte „die Tura“<br />

1962, erst Mittelrheinmeister und<br />

Westdeutscher Meister. Dann der<br />

Höhepunkt der Vereinsgeschichte:<br />

Im Endspiel um die „Deutsche“ verloren<br />

die Turaner vor 12000 Zuschauern<br />

in Wuppertal unglücklich gegen<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

57


FUSSBALL<br />

Tegel mit 0:1. Allein in <strong>Bonn</strong> waren<br />

4500 Karten verkauft worden. Bis<br />

zum Vizemeister hat es bisher<br />

keine andere <strong>Bonn</strong>er Mannschaft<br />

geschafft.<br />

Das Eigenleben der Traditionsvereine<br />

hatte 1965 ein Ende, finanzielle<br />

Ressourcen spielten eine immer<br />

größer werdende Rolle. Am 18. Juni<br />

gründeten BFV und Tura den <strong>Bonn</strong>er<br />

SC. „Ein Zusammenschluß ist ein<br />

Gebot der Stunde. Die Entwicklung<br />

des Fußballs in Deutschland<br />

zwingt uns dazu, für die Zukunft<br />

zu planen, dabei kann nur Einigkeit<br />

von Nutzen sein“, so Dr. Hubert Claessen,<br />

erster Nachkriegsvorsitzende des<br />

SSB und Schatzmeister des DFB auf<br />

der Gründungsversammlung.<br />

Hiesige Fußballfreunde fragen sich<br />

immer noch, wenn sie sich interessieren,<br />

ob das, was damals als Gebot der<br />

Stunde bezeichnet wurde, nicht eine<br />

Fehlentscheidung war.<br />

Das sportliche Auf und Ab des BSC<br />

zu schildern sprengt den Rahmen<br />

der Chronik Ende der 60er Jahre pilgerten<br />

noch durchschnittlich 5000<br />

Zuschauer in die Gronau, um<br />

„ihrem“ BSC die Traue zu halten.<br />

Lange vorbei. Bundesweite Schlagzeilen<br />

gab es 1977, als der Verein<br />

pleite war und der Deutsche Fußball-<br />

Bund (DFB) dem damaligen Zweitligisten<br />

die Lizenz entzog. „BSC-Spieler<br />

kassierten wie Minister“, so der<br />

GA am 22. Juni 1977. Beispielsweise<br />

bekam der Ex-Gladbacher Uli Surau<br />

13000 Mark monatlich dafür, dass er<br />

im Nordpark auf der Bank saß.<br />

Schlagzeilen auch, als die komplette<br />

Nationalmannschaft von Kuba verpflichtet<br />

wurde. Ihre Teilnahme am<br />

Spielbetrieb verhinderte letztlich der<br />

Kölner Regierungspräsident.<br />

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58 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

2008 ist das Aushängeschild des<br />

<strong>Bonn</strong>er Fußball in der Bedeutungslosigkeit<br />

versunken. Seit Jahren finanziell<br />

abhängig von einem einzigen<br />

Geldgeber dümpelt der Club in der<br />

Oberliga. Er droht sechstklassig zu<br />

werden, wenn er die Qualifikation für<br />

die neue die neue NRW-Liga nicht<br />

schafft.<br />

Immerhin: Die Nachwuchsarbeit des<br />

Vereins mit dem Stadtwappen auf<br />

dem Trikot ist immer vorbildlich gewesen.<br />

So schafften die A-Junioren 1999<br />

den Aufstieg in die damalige Regionalliga<br />

– heute Bundesliga West. Mit<br />

Unterbrechungen gehörten sie bis<br />

2007 zu den 42 besten deutschen<br />

Nachwuchsmannschaften. In dieser<br />

Saison spielt die B-Jugend des BSC in<br />

der Bundesliga, ist allerdings von<br />

Abstiegssorgen geplagt.<br />

GA


FUSSBALL<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

59


FUSSBALL<br />

60 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.


FUSSBALL<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

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FUSSBALL<br />

62 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.


FUSSBALL<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

63


RINGEN<br />

Geldnot zwingt den TKSV zum Rückzug<br />

Unter „kaiserlicher Protektion“ standen<br />

in <strong>Bonn</strong> die Ringer. Prinzessin<br />

Victoria von Schaumburg-Lippe, die<br />

Schwester Kaiser Wilhelms II., war<br />

dem <strong>Bonn</strong>er Schwerathletik-Sport<br />

ausgesprochen zugetan und übernahm<br />

bei großen Ringerturnieren oft<br />

die Schirmherrschaft. So hatte sie<br />

auch den „Fürstenpreis“, einen silbernen<br />

Becher mit Gravur, ausgesetzt. Er<br />

wurde alljährlich anlässlich der „Vaterländischen<br />

Festspiele“ in der Gronau<br />

ausgerungen, deren Endkämpfen<br />

neben der Prinzessin auch viele Offiziere<br />

der <strong>Bonn</strong>er Königshusaren beiwohnten.<br />

Und diese Endkämpfe waren stets<br />

interessant, gab es doch keine<br />

Gewichtsklassen. Das gefiel den<br />

behäbigen Schwergewichtlern gar<br />

nicht, machten ihnen doch die Leichtgewichte<br />

schwer zu schaffen. Von<br />

besonderer Rasanz war der Endkampf<br />

1913, als der Leichtgewichtler Heinrich<br />

Zander auf den gut 80 Pfund schwereren<br />

<strong>Bonn</strong>er Gastwirt Fritz Vidua traf<br />

und ihn auf die Schultern legte.<br />

Ringer-Turniere in <strong>Bonn</strong>, das waren<br />

auch nach Ende des Ersten Weltkrieges<br />

gesellschaftliche Ereignisse. Bei internationalen<br />

Turnieren in der Beethovenhalle<br />

und im Dreikaisersaal mussten<br />

die Räumlichkeiten häufig wegen Überfüllung<br />

polizeilich geschlossen werden.<br />

Ein neuer Start wurde nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg bereits im Dezember<br />

1945 versucht. Zwischen „Eiche <strong>Bonn</strong>“<br />

und „Siegfried 02 <strong>Bonn</strong>-Süd“ kam es<br />

zu interessanten Lokalbegegnungen<br />

auf dem Reuterplatz oder in den zu<br />

dieser Zeit oft in <strong>Bonn</strong> weilenden Zirkussen<br />

auf dem Frankenplatz. Den<br />

Stellenwert des Ringens in <strong>Bonn</strong> verdeutlichen<br />

auch die zahlreichen deutschen<br />

Meisterschaften und Länderkämpfe<br />

im Metropoltheater am Markt,<br />

im Festsaal Kemp, in der Hans-Riegel-<br />

Halle in Kessenich und in der Duisdorfer<br />

Sporthalle an der Schmittstraße.<br />

64 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

2000 Zuschauer sahen im Januar 1959<br />

die deutsche 4:5-Niederlage gegen<br />

die Türkei.<br />

Das weitere Ringer-Geschehen in<br />

<strong>Bonn</strong> ist eng mit dem Duisdorfer Peter<br />

Nettekoven verknüpft. Der Weltergewichtler<br />

setzte Anfang der 50-er Jahre<br />

seine ersten Griffe beim Turn- und<br />

Kraftsportverein (TKSV) Duisdorf.<br />

Heute trainiert er mit großem Erfolg<br />

die Duisdorfer Bundesligamannschaft.<br />

Dazwischen liegen elf deutsche<br />

Meistertitel, die Teilnahme an<br />

sechs Weltmeisterschaften, den Olympischen<br />

Spielen in Mexiko und an drei<br />

Europameisterschaften sowie zahllose<br />

Länderkämpfe. Nettekoven, der<br />

in dieser Zeit für den Rekordmeister<br />

Heros Dortmund auf die Matte ging,<br />

war in den 60-er Jahren einer der<br />

bekanntesten deutschen Ringer.<br />

Als er 1967 das Training bei seinem Heimatverein<br />

übernahm, stiegen die Duisdorfer<br />

in kurzer Folge von der Bezirksklasse<br />

bis in die Bundesliga auf. Namen<br />

wie Peter Diefenthal, Rolf Monschau,


Wolfgang Gentzen und neuerdings Jörg<br />

Helmdach stehen seitdem für nationale<br />

wie internationale Erfolge.<br />

Insgesamt 15 Jahre hielten sich die Ringer<br />

des TKSV Duisdorf in der 1. Bundesliga,<br />

1986 wurde sogar die Endrunde<br />

um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft<br />

erreicht. Viele Duisdorfer wurden<br />

zum Teil mehrfach deutscher Meister -<br />

beispielsweise Rolf Monschau, Peter<br />

Diefenthal, Wolfgang Gentzen oder Jörg<br />

Helmdach. 1990 wurde in der Hardtberghalle<br />

ein modernes Trainingszen-<br />

trum eingerichtet, das seitdem vom Verein<br />

sowie von Bundes- und Landeskaderathleten<br />

genutzt wird.<br />

1993 reichen dann dennoch die finanziellen<br />

Mittel des Vereins nicht mehr<br />

aus: Er muss sich aus der 1. Bundesliga<br />

zurückziehen und in die Oberliga<br />

absteigen. Das sehen die Regeln des<br />

Ringer-Verbandes vor. Nach einigem<br />

sportlichem Auf und Ab gehören die<br />

Duisdorfer heute jedoch wieder zu den<br />

Spitzenteams in der 2. Bundesliga;<br />

LIFESTYLE RINGEN<br />

xxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxx<br />

xxxxxxxxxx<br />

xxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxx xxxxxxxxxx<br />

mittelfristig wollen sie zurück in die 1.<br />

Liga.<br />

2006 feierte der TKSV sein 100-jähriges<br />

Bestehen, 2008 richtete er aus diesem<br />

Anlass in der Hardtberghalle die deutschen<br />

Meisterschaften im griechischrömischen<br />

Stil aus. GA<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

65


BADMINTON<br />

Die Geburtsstätte liegt in <strong>Bonn</strong><br />

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde<br />

Badminton in unserem Land populär.<br />

Ohne Übertreibung kann man <strong>Bonn</strong> als<br />

die Geburtsstätte bezeichnen. Federführend<br />

waren die sportbegeisterten<br />

Gebrüder Riegel. Paul und Hans hatten<br />

das Federball-Spiel in Dänemark kennen<br />

und schätzen gelernt. Zwei Jahre<br />

spielte und trainierte man, ehe 1951 die<br />

Gründung des ersten Deutschen Badminton-Clubs<br />

(1. DBC) <strong>Bonn</strong> in der Bergstraße<br />

anstand. Alle Impulse für diesen<br />

Sport in Deutschland sollten in Zukunft<br />

aus <strong>Bonn</strong> kommen.<br />

In der Gründungsversammlung am<br />

14. September 1951 waren gleich so<br />

66 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

viele Badminton-Freunde anwesend,<br />

dass sofort eine Damen- und eine Herrenmannschaft<br />

aufgestellt werden<br />

konnten. Und schon 14 Tage später<br />

trat der 1. DBC <strong>Bonn</strong> mit großem<br />

Erfolg an die Öffentlichkeit. In Clausthal-Zellerfeld<br />

wurde eine deutschenglische<br />

Kombination „an die Wand<br />

gespielt“ Die Herren gewannen 10:0,<br />

die Damen 5:0.<br />

Neben der Turnhalle der Clara-Schumann-Schule<br />

war vor allem der neu<br />

erbaute Festsaal Kemp Austragungsort<br />

vieler Turniere. Doch mit der Zeit<br />

waren die Bedingungen nicht mehr<br />

zeitgemäß. Die rettende Idee, und<br />

eine revolutionierende zugleich, hatte<br />

Dr. Hans Riegel: Auf eigenem Grund<br />

und Boden baute er eine Sporthalle,<br />

die erste reine Badminton-Halle<br />

Deutschlands. Am Langwartweg entstand<br />

die 540 Quadratmeter große<br />

Sportstätte.<br />

Mit dem Gewinn der deutschen Einzelmeisterschaft<br />

begann Hans Walbrück<br />

die tolle Serie <strong>Bonn</strong>er Titelträger. Als in<br />

der Spielzeit 1956/57 erstmals eine<br />

Deutsche Mannschaftsmeisterschaft<br />

ausgetragen wurde, schmückte sich<br />

der 1. DBC auch mit diesem Titel. Die<br />

Überlegenheit der <strong>Bonn</strong>er Spieler<br />

drückt am besten die Tatsche aus, dass<br />

Die erste Sportstätte, die ausschließlich für Badminton errichtet wurde, steht heute immer noch in Kessenich auf dem<br />

Haribo-Gelände. Foto: Ronald Friese


Der junge Dr. Hans Riegel in seiner<br />

aktiven Zeit. Foto: Ronald Friese<br />

beim Thomas-Pokal-Spiel Deutschland<br />

– England im November 1954 ausschließlich<br />

Aktive des 1. DBC <strong>Bonn</strong> die<br />

deutschen Farben vertraten.<br />

Eigentlich waren es Betriebssportler,<br />

die den Badminton-Sport auf der<br />

rechten Rheinseite hoffähig machten.<br />

Angestellte der Firma Marquardt<br />

betrieben ihren Ausgleichssport derart<br />

intensiv, dass sie sich entschlossen,<br />

einen selbstständigen Badminton-Club<br />

zu gründen. Fast 50 Interessierte<br />

trafen sich am 20. September<br />

1955 im Musikraum der Realschule<br />

und gründeten den 1. BC Beuel. Schon<br />

im Folgejahr wurde die erstmalige<br />

Teilnahme am Verbandsspielbetrieb<br />

mit dem Aufstieg in die Landesliga<br />

gekrönt, ein Jahr später spielte man<br />

schon in der Oberliga.<br />

Den ersten ganz großen Erfolg schaffte<br />

die 1. Seniorenmannschaft 1964<br />

mit dem Gewinn der Westdeutschen<br />

Mannschaftsmeisterschaft. 1969,<br />

1970, und 1971 wurde in der Oberliga<br />

West jeweils der zweite Platz erreicht.<br />

Mit dem Gewinn der Landes-Vizemeisterschaft<br />

1971 qualifizierte man sich<br />

gleichzeitig für die neue Bundesliga.<br />

Aus der Oberligamannschaft blieben<br />

für die Bundesliga nur noch drei<br />

Aktive erhalten: Marieluise Zizmann-<br />

Wackerow, Roland Maywald und<br />

Alfred Kreuzberg. Doch „Alt und<br />

Jung“ harmonierten prächtig. Fünfmal<br />

(1972-1976) wurden die Rechtsrheinischen<br />

Deutscher Vizemeister. Die gute<br />

Jugendarbeit dokumentieren 13 Deutsche<br />

Meisterschaften in vier Jahren.<br />

Marieluise Zizmann-Wackerow war<br />

ein Aushängeschild der Beueler:<br />

1968, 1970 und 1972 wurde sie jeweils<br />

Vize-Europameisterin. Ganz oben auf<br />

dem Treppchen stand auch Roland<br />

Maywald. Zusammen mit Willi Braun<br />

wurde er 1972 und 1974 Europameister<br />

im Doppel, im Mixed fügte er<br />

zusammen mit Brigitte Steden 1975<br />

sogar die Vize-Weltmeisterschaft hinzu.<br />

So kurios es klingen mag, wahr ist es<br />

doch: Für zwei Deutsche Mannschaftstitel<br />

ist eigentlich das Finanzamt<br />

verantwortlich. Als angesichts<br />

der Körperschaftssteuerprüfung die<br />

Gefahr bestand, dass die sorgsam<br />

gehütete Rücklagenbildung der Beueler<br />

als steuerschädlich angesehen<br />

und die Gemeinnützigkeit in Frage<br />

gestellt werden könnte, musste der<br />

Club auf den Markt gehen. Man<br />

sicherte sich die Dienste des britischen<br />

Ranglistenspielers Garry Scott,<br />

BADMINTON<br />

und dessen Fahrt- und Aufenthaltskosten<br />

reduzierten die Rücklagen<br />

„angemessen“. Die Folge: 1981 und<br />

1982 ging die Deutsche Meisterschaft<br />

wieder ins Rechtsrheinische.<br />

Beuel blieb bis in das neue Jahrtausend<br />

einer der erfolgreichsten Clubs<br />

in der Bundesrepublik. Im Mai 2008<br />

stand der Verein erneut im Finale um<br />

die deutsche Meisterschaft. Nach<br />

einer 2:6-Niederlage im Hinspiel in<br />

Saarbrücken büßte der 1. BC Beuel<br />

auch vor heimischem Publikum drei<br />

Punkte ein und musste damit den<br />

Meistertitel dem 1. BC Bischmisheim<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

67


BADMINTON<br />

überlassen. Trainer Marc Hennes gab<br />

sich gefasst: „Natürlich ist es enttäuschend,<br />

nach einer Saison, in der man<br />

Tabellenerster wird, ein Finale so zu<br />

verlieren. Unseren Spielern stecken<br />

die lange Saison und die Olympia-<br />

Qualifikation in den Knochen, das hat<br />

man jetzt deutlich gesehen.“ Mit Birgit<br />

Overzier, Marc Zwiebler und dem<br />

Finnen Ville Lang haben sich gleich<br />

drei Teammitglieder für die Olympischen<br />

Spiele in Peking qualifiziert,<br />

was in Beuel dann doch noch Freudentaumel<br />

auslöste. GA<br />

Foto: Ronald Friese<br />

Foto: Ronald Friese<br />

68 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.


DHB wurde im Königshof gegründet<br />

<strong>Bonn</strong>er Sportler waren Pioniere des<br />

deutschen Hockeysportes. 1901<br />

wurde in Hamburg der erste deutsche<br />

Hockeyclub gegründet, zwei Jahre<br />

später nahm der <strong>Bonn</strong>er Hockeyclub<br />

den Spielbetrieb auf. Im Januar 1909<br />

fand in <strong>Bonn</strong> das erste internationale<br />

Hockeyturnier statt, bei dem nicht nur<br />

der <strong>Bonn</strong>er HC, sondern auch die<br />

deutsche Nationalmannschaft mit<br />

den <strong>Bonn</strong>ern Albert Brewer, F.<br />

Schmitz und Marx antrat. Der 1884 in<br />

<strong>Bonn</strong> geborene Brewer war in den<br />

ersten Jahren dieses Jahrhunderts<br />

vielleicht der beste deutsche Torhüter.<br />

1909 wurde im Hotel Royal, dem<br />

heutigen Königshof, auch der Deutsche<br />

Hockey-Bund (DHB) aus der<br />

Taufe gehoben. Es war vor allem ein<br />

Verdienst des <strong>Bonn</strong>ers Brewer, der<br />

HOCKEY<br />

die Anregung zur Verbandsgründung<br />

gegeben hatte und in den Vorstand<br />

gewählt wurde.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wurde in <strong>Bonn</strong><br />

auch schon Damenhockey gespielt.<br />

Einige sportbegeisterte Töchter verständnisvoller<br />

Eltern trainierten eifrig<br />

auf dem Venusberg und traten in<br />

einem mit Herren gemischten Team<br />

Rassige Spielszenen gab es 1994 beim Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland im Rahmen der Europameisterschaft<br />

in der Hardtberghalle. Foto: Ronald Friese xxxxxxxxxxxxxx<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

69


HOCKEY<br />

Gewinner des Silberschildes war der <strong>Bonn</strong>er HC 1911 und 1913. Hier die siegreiche Mannschaft von 1911. Fotos: Archiv des<br />

General-Anzeigers<br />

zu Wettspielen auf der Hofgartenwiese<br />

an (1902). Wenn auch der Damenhockey-Sport<br />

vor dem Ersten Weltkrieg<br />

mehr ein geselliges denn ein<br />

sportliches Ereignis war, so brachte<br />

es der <strong>Bonn</strong>er HC immerhin fertig, mit<br />

zwei Damenmannschaften in den Jahren<br />

von 1906 bis zum Kriegsausbruch<br />

aufzuwarten, die Clubkämpfe gegen<br />

Kölner und Düsseldorfer Damenmannschaften<br />

austrugen.<br />

Durch die Gründung des DHB erlebte<br />

der deutsche Hockeysport einen starken<br />

Aufschwung. Frankfurt 1880 stiftete<br />

den „Silberschild“, die wertvollste<br />

Trophäe des deutschen Hockeysports,<br />

die bis 1913 von Vereinsmannschaften<br />

als Wanderpreis ausgespielt<br />

wurde. 1911 und 1913 eroberte der<br />

<strong>Bonn</strong>er HC den Silberschild.<br />

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

hatten die <strong>Bonn</strong>er Hockey-<br />

70 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

spieler ihre erste Glanzzeit. 1914 war<br />

der <strong>Bonn</strong>er HC Trainingspartner der<br />

Nationalmannschaft, die auf dem<br />

Weg nach England war und dort<br />

bemerkenswerte Erfolge feierte. Das<br />

6:0 der <strong>Bonn</strong>er unterstreicht die<br />

Spielstärke des damaligen BHC.<br />

Die Fusion zwischen dem <strong>Bonn</strong>er HC<br />

und dem <strong>Bonn</strong>er Lawn-Tennis-Club –<br />

man nannte sich nun <strong>Bonn</strong>er Tennisund<br />

Hockey-Verein – brachte nach<br />

dem Ersten Weltkrieg die zweite<br />

Glanzphase im <strong>Bonn</strong>er Hockey. Zwischen<br />

1924 und 1926 war der BTHV<br />

ununterbrochen Rheinischer Meister<br />

und neben Etuf Essen, HC Düsseldorf<br />

und Rot-Weiß Köln führend in<br />

Deutschland.<br />

Und der BTHV bekam Konkurrenz in<br />

der eigenen Stadt. 1920 wurde die<br />

Hockey-Abteilung des „akademischen<br />

Sportklubs im <strong>Bonn</strong>er FV“ gegründet.<br />

Da man später auch Nichtakademiker<br />

aufnahm, änderte man den Namen in<br />

Hockey-Abteilung im BFV.<br />

Auch hier entstand bereits 1921 eine<br />

Damen-Abteilung. Als sich Ende Juli<br />

1949 die Fußball-Elf des BFV dem Vertragsspielertum<br />

zuwandte, trat die<br />

Abteilung geschlossen aus. Unter<br />

dem Namen „HTC Schwarz-Weiß<br />

<strong>Bonn</strong>“ machte man sich am 1 August<br />

1949 selbstständig.<br />

Leistungsstärker blieb jedoch der<br />

<strong>Bonn</strong>er THV, dessen Entwicklung eng<br />

mit seinem langjährigen Präsidenten<br />

Eberhard Nöller verbunden ist. Er war<br />

beteiligt, als sich der Club 1946 nach<br />

Wiederherstellung der zerstörten Tennis-<br />

und Hockeyplätze neu konstituierte,<br />

und in seine Amtszeit fiel der<br />

Umzug vom Sträßchensweg ins Wasserland.<br />

GA


Der Siegeszug war nicht zu stoppen<br />

Ausgerechnet vom <strong>Bonn</strong>er Eisclub<br />

wurde um die Jahrhundertwende das<br />

„Internationale“, eines der bekanntesten<br />

Tennis-Turniere in Deutschland,<br />

ausgerichtet. Das Engagement<br />

von Bankier Oskar Simon und der in<br />

<strong>Bonn</strong> lebenden Kaiser-Schwester<br />

Prinzessin Victoria zu Schaumburg-<br />

Lippe hatten den Eisclub mit über<br />

20 Plätzen an der Reuterstraße zur<br />

rheinischen Tennishochburg werden<br />

lassen. Als die Meisterschaften 1914<br />

zum letzten Mal ausgetragen wurden,<br />

waren 400 Aktive am Start. Im<br />

Herren-Finale besiegte der Frankfurter<br />

Oskar Kreuzer Lokalmatador Otto<br />

Froitzheim. Als Student der Rechte<br />

hatte sich der gebürtige Straßburger<br />

im Wintersemester 1903 an der<br />

<strong>Bonn</strong>er Uni eingeschrieben und sich<br />

wie sein Vater dem Corps Teutonia<br />

angeschlossen. 1904 gewann er in<br />

Wiesbaden sein erstes großes internationales<br />

Turnier. Er entwickelte<br />

sich zu einem der besten deutschen<br />

Spieler, sicherte sich elf Meisterschaften,<br />

kam beim Daviscup zum<br />

Einsatz und gewann 1908 die Silbermedaille<br />

bei den Olympischen Spielen<br />

in London.<br />

Wurden die „Internationalen“ zunächst<br />

vom <strong>Bonn</strong>er Eisclub durchgeführt,<br />

übernahm der <strong>Bonn</strong>er Lawn-<br />

Tennis-Verein bald die Organisation.<br />

Der 1905 gegründete Club verband<br />

sich 1919 mit dem <strong>Bonn</strong>er Hockey-<br />

Club zum <strong>Bonn</strong>er Tennis-und Hockeyverein<br />

(BTHV).<br />

TENNIS<br />

Ein Jahr später wurde der Grundstein<br />

zum zweiten Großverein gelegt. Im<br />

<strong>Bonn</strong>er Fußball-Verein bildete sich<br />

eine eigene Tennis-Abteilung. Als<br />

die Kicker sich 1949 dem damals<br />

verteufelten Profifußball zuwendeten,<br />

kam es zur Absplitterung und<br />

Neugründung als HTC Schwarz-Weiß<br />

<strong>Bonn</strong>.<br />

Ihre erfolgreichste Zeit hatten die<br />

Schwarz-Weißen in den 60er Jahren.<br />

Höhepunkt war der Titelgewinn der<br />

Herren um Daviscup Spieler Bernd<br />

Weinmann, die sich 1966 überraschend<br />

die Deutsche Meisterschaft<br />

sicherten. Die Vorentscheidung<br />

gelang dem HTC im ersten Spiel der<br />

Endrunde in Berlin. Mit 6:3, 6:8, 6:4<br />

bezwangen die <strong>Bonn</strong>er den als<br />

Sonderklasse im Tennisverband Rheinbezirk war der HTC Schwarz-Weiß <strong>Bonn</strong> 1971. Von links: Walter Rhode, Max Huenges,<br />

Alex Kurucz, Jürgen Faßbender, Rolli Kaiser, Dr. Rainer Janson, Axel Geuer und Walter Klee. Foto: Ronald Friese<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

71


72<br />

BOXEN<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

unschlagbar eingeschätzten Abonnementgewinner<br />

RW Berlin. Der DTC<br />

Hannover konnte den Siegeszug<br />

dann auch nicht mehr aufhalten und<br />

unterlag mit 4:5. Im folgenden Jahr<br />

richtete Schwarz-Weiß auf der Anlage<br />

an der Reuterstraße die Endrunde<br />

der Deutschen Meisterschaft aus,<br />

musste sich aber mit dem vierten<br />

Platz begnügen.<br />

1972 war der HTC erneut Ausrichter<br />

der Endrunde. Die <strong>Bonn</strong>er, die in<br />

Gruppe B der neu gegründeten<br />

Bundesliga den 1. Platz belegt hatten,<br />

erreichten auf ihrer neuen Anlage in<br />

Ippendorf zwar das Endspiel, waren<br />

vor 1000 Zuschauern gegen RW Berlin<br />

beim 2 :7 allerdings chancenlos. Den<br />

einzigen Einzelpunkt sicherte sich Jürgen<br />

Fassbender, der Christian Kuhnke<br />

mit 5:7, 6:3, 6:1 bezwang. Mit dem<br />

Weggang des Daviscup-Spielers und<br />

mehrmaligen Deutschen Meisters<br />

Fassbender endete auch die erfolgreiche<br />

Ära des HTC. Nach dem Bundesliga-Abstieg<br />

1975 spielte er noch<br />

einige Jahre in der Regionalliga, ehe er<br />

wie auch der BTHV in der Drittklassigkeit<br />

versank.<br />

GA<br />

Elf deutsche Meisterschaften und als<br />

Höhepunkt olympisches Silber in<br />

London: Otto Froitzheim


BOXEN<br />

Die rheinische Bulldogge aus Buschdorf<br />

Im Katholischen Vereinshaus an der<br />

Josefstraße hatten <strong>Bonn</strong>er Boxer ihre<br />

erste Heimstatt. Dort kam es 1910 zu<br />

„boxerischen Auseinandersetzungen“,<br />

wohl mehr Kirmes-Gaudi als harter<br />

Schlagabtausch. Boxen war verpönt.<br />

Igittigitt. Bei den Olympischen Spielen<br />

in London nahmen 1908 ausschließlich<br />

britische Boxer teil. Erst 1919 konstituierte<br />

sich der Deutsche Amateur-Boxverband<br />

in Berlin. 1921 wurde der <strong>Bonn</strong>er<br />

Box- und Fecht-Club (ab 1930 BBC)<br />

aus der Taufe gehoben. Im heutigen<br />

Westfälischen Hof an der Theaterstraße<br />

gegenüber der Beethovenhalle gab<br />

es den ersten richtigen Kampftag<br />

gegen eine Stadtauswahl aus Koblenz.<br />

Die geladene <strong>Bonn</strong>er Prominenz saß in<br />

schwarzem Anzug mit Fliege am Ring.<br />

„Es war einfach feierlich“, beschreibt<br />

GA-Chronist Josef Holthausen das<br />

gesellschaftliche Ereignis.<br />

<strong>Bonn</strong>s bekanntester Boxer war Adolf<br />

Heuser aus Buschdorf. 30 Amateurkämpfe<br />

absolvierte er für den BBC im<br />

Halbschwergewicht. Vier Jahre blieb<br />

die „rheinische Bulldogge“ als Profi<br />

ungeschlagen. Sein unerbittlicher<br />

Kampfstil machte Heuser schnell für<br />

den amerikanischen Markt interessant.<br />

1931 wurde der Sprung über den großen<br />

Teich gewagt. Reihenweise knockte<br />

Heuser seine Gegner aus. Im April<br />

Adolf Heuser erlitt seinen ersten klassischen<br />

K. o. gegen den großen Max<br />

Schmeling. Bild: Archiv des General-<br />

Anzeigers<br />

1933 dann endlich der WM-Kampf<br />

gegen Maxie Rosenbloom. Nach<br />

14 schweren Kämpfen in 15 Monaten<br />

hatte Heuser viel Substanz verloren. Im<br />

New Yorker Madison Square Garden<br />

gab es nach 15 Runden die erste Punktniederlage.<br />

Es folgten Europatitel und<br />

1937 der Welttitel der nicht anerkannten<br />

Internationalen Boxing Union im<br />

Schwergewicht. Im Juli 1939 kam die<br />

Chance gegen den großen Max Schmeling.<br />

Nach nur hundert Sekunden lag<br />

Heuser am Boden. Es war für ihn sein<br />

erster klassischer K.o. 1949 war<br />

Schluss nach 125 Profikämpfen. Adolf<br />

Heuser verstarb am 5. September 1988<br />

im <strong>Bonn</strong>er Landeskrankenhaus.<br />

1928 erhielt der BBC mit der Boxabteilung<br />

des Post SV <strong>Bonn</strong> einen großen<br />

Konkurrenten mit einer der kampfstärksten<br />

Staffeln Deutschlands. Gotthard<br />

Stein wurde 1935 Deutscher<br />

Meister im Mittelgewicht und Peter<br />

Vosen Vizemeister im Schwergewicht.<br />

Mit der Betriebssportgemeinschaft<br />

der Leichtmetall-Werke gab es Anfang<br />

der dreißiger Jahre drei Boxclubs in<br />

<strong>Bonn</strong>, deren Lokalkämpfe sportliche<br />

Delikatessen waren.<br />

Den Zweiten Weltkrieg überlebte allerdings<br />

nur der BBC. Im Metropol-Kino<br />

und in Zirkusarenen wurden die ersten<br />

Kämpfe ausgetragen. International<br />

war der BBC damals stark gefragt.<br />

1952 boxte eine Londoner Stadtauswahl<br />

in <strong>Bonn</strong>. 1953 kam eine Mannschaft<br />

aus der DDR in die Bundeshauptstadt.<br />

Heute kaum zu glauben,<br />

dass die <strong>Bonn</strong>er 18:2 gewannen. 1954<br />

folgten ein Kampf gegen eine US-Auswahl<br />

und ein 11:9 gegen Amsterdam.<br />

Das Fernsehen war live dabei. Es<br />

waren die goldenen Jahrzehnte des<br />

Vorsitzenden Theo Wenz. GA<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

73


FECHTEN<br />

Der OFC <strong>Bonn</strong> begann im Untergrund<br />

Wird man nach dem international<br />

bekanntesten <strong>Bonn</strong>er Sportverein<br />

gefragt, kann es eigentlich nur eine<br />

Antwort geben: Olympischer Fecht-<br />

Club (OFC) <strong>Bonn</strong>. Seine Fechter wurden<br />

Olympiasieger und Weltmeister,<br />

errangen bei Weltcupturnieren Siege<br />

und hervorragende Platzierungen und<br />

sammelten weit über 200 deutsche<br />

Meistertitel.<br />

Die Gründungsgeschichte des 1949<br />

entstandenen Vereins begann mit der<br />

Verurteilung von drei fechtbegeisterten<br />

Schülern durch das Militärgericht.<br />

Trotz des Fechtverbots durch die Alliierten<br />

war in <strong>Bonn</strong> nämlich heimlich<br />

gefochten worden, hatte es seit 1947<br />

eine „Fechtsportgemeinschaft <strong>Bonn</strong><br />

gegeben. Im heutigen Bundeshaus,<br />

damals Pädagogische Akademie, wurden<br />

vor Zuschauern die Clubmeister-<br />

74 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

schaften ausgetragen. Jene „Untergrundfechter“,<br />

unter ihnen der langjährige<br />

OFC- und Fechterbund-Präsident<br />

Dr. Elmar Waterloh, transportierten<br />

ihre zerlegten Waffen versteckt in<br />

Jackenärmeln und Hosentaschen.<br />

Dennoch wurden drei erwischt und<br />

von dem britischen Militärgericht zu<br />

20 Mark Geldstrafe verurteilt.<br />

„Fechten“, so Staatsanwalt Captain<br />

Cavell in seinem Plädoyer, „hat immer<br />

zum Universitätsleben in Deutschland<br />

gehört. Es ist jedoch nicht mehr angebracht,<br />

diesen Sport auszuüben. Ein<br />

warnendes Beispiel muss zeigen, dass<br />

selbst Sportfechten zu den verbotenen<br />

Sportarten in Deutschland gehört!“<br />

Die Verurteilten und ihre „Mitverschwörer“<br />

störte die Verurteilung<br />

jedoch wenig. Sie gründeten am<br />

12. November 1949 den OFC <strong>Bonn</strong>. Erst<br />

am 27. November wurde im Kleinen<br />

Plenarsaal des Bundesrates der Deutsche<br />

Fechterbund wiedergegründet.<br />

157 Clubs hatten ihre Delegierten entsandt.<br />

Nach dem Festakt am Vormittag<br />

fand nachmittags im Studentenhaus<br />

das erste öffentliche Fest-Schau-<br />

Turnier nach dem Kriege statt, das in<br />

der Begegnung zwischen dem Deutschen<br />

Meister Erwin Casmir und dem<br />

italienischen Titelträger Perno seinen<br />

Höhepunkt hatte. Wohlgemerkt: In<br />

dieser Zeit war das Fechten noch<br />

immer offiziell verboten. Erst ein halbes<br />

Jahr später hob die Alliierte Hohe<br />

Kommission das Fechtverbot auf.<br />

Wie beliebt das Fechten schon vor<br />

dem Zweiten Weltkrieg war, zeigen die<br />

Kämpfe zwischen den Universitäten<br />

von <strong>Bonn</strong> und Oxford. Der letzte vor<br />

Das Mekka der Fechter war in den ersten Nachkriegsjahren die Mensa an der Nassestraße. Foto: Archiv des General-<br />

Anzeigers


FECHTEN<br />

Spalier für einen Florett-Weltmeister: Alexander Koch auf dem Weg zum Eintrag ins Goldene Buch. Foto: Ronald Friese<br />

Grenzenloser Jubel bei der Florett-DM 1986 im Sportpark Nord: Klaus Reichert und Thomas Theuerkauff im Finale gegen<br />

Tauberbischofsheim. Foto: Ronald Friese<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

75


FECHTEN<br />

dem Weltkrieg wurde am 9. Dezember<br />

1936 in der völlig überfüllten Mensa<br />

vor 1200 Zuschauern ausgetragen.<br />

Der Aufstieg des OFC <strong>Bonn</strong> nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg vollzog sich rasch<br />

und führte nach einer kurzen Aufbauphase<br />

bereits 1951 zur ersten Deutschen<br />

Juniorenmeisterschaft. Vier<br />

Jahre später gelang der Durchbruch<br />

auch bei den Senioren: Die Florettund<br />

Säbelmannschaften entthronten<br />

die alten Meister und dominierten<br />

fünf Jahre lang.<br />

<strong>Bonn</strong> war die Hochburg des deutschen<br />

Fechtsports geworden. Sportler wie<br />

Gudrun und Jürgen Theuerkauff, Dr.<br />

Elmar Waterloh und Eberhard Mehl<br />

stehen für diese Zeit. Länderkämpfe in<br />

<strong>Bonn</strong> vor über 1000 Zuschauern gegen<br />

Ungarn, Frankreich, Italien und England<br />

waren keine Seltenheit. Bei den<br />

Olympischen Spielen 1960 gewannen<br />

Jürgen Theuerkauff und Eberhard Mehl<br />

mit der Florettmannschaft die Silbermedaille,<br />

Gudrun Theuerkauff wurde<br />

mit dem Florett-Team Vierte.<br />

Die sportliche Krönung erlebte der<br />

Club am 17. November 1961. Bundespräsident<br />

Wilhelm Lübke verlieh dem<br />

OFC <strong>Bonn</strong> als erstem deutschem Verein<br />

das Silberne Lorbeerblatt.<br />

Nach dem wenig erfolgreichen<br />

Abschneiden des deutschen Sports<br />

bei den Olympischen Spielen in Sydney<br />

reduzierte das Bundesinnenministerium<br />

die Anzahl der Bundesleistungszentren<br />

– und, weil Fechten mit<br />

dem Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim<br />

überproportional gefördert<br />

wurde, wurde das <strong>Bonn</strong>er Zentrum<br />

zum Bundesstützpunkt zurückgestuft.<br />

Den Leistungen tat dies in <strong>Bonn</strong> keinen<br />

Abbruch. Weiterhin kommen die<br />

besten deutschen Degenfechterinnen<br />

und Florettfechter aus dem Nordpark<br />

– nicht zuletzt ein Verdienst der beiden<br />

Bundestrainer Manfred Kaspar<br />

und Uli Schreck.<br />

So wird Claudia Bokel vom OFC <strong>Bonn</strong><br />

2001 in Nimes (Frankreich) Einzel-<br />

76 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Weltmeisterin, 2003 wechselt sie<br />

nach Tauberbischofsheim. Dafür<br />

kommt 2004 Imke Duplitzer aus Heidenheim<br />

zum OFC. Sie steht bis heute<br />

für zahllose Weltcupsiege und regelmäßige<br />

Silber- und Bronzemedaillen<br />

auf Weltmeisterschaften und bei den<br />

Olympischen Spielen 2004 in Athen.<br />

Ohnehin trainiert heute mit Duplitzer,<br />

Britta Heidemann und Marijana Markovic<br />

(beide Leverkusen) die komplette<br />

Nationalmannschaft in der Bundesstadt.<br />

Gleiches gilt für das Florettteam, in<br />

dem mit dem für Koblenz fechtenden<br />

Peter Joppich (Einzel-Weltmeister<br />

2003, 2006 und 2007) und dem <strong>Bonn</strong>er<br />

Benjamin Kleibrink zwei Ausnahmefechter<br />

stehen. Mit seinen 22 Jahren<br />

sollte Kleibrink in den kommenden<br />

Jahren dafür sorgen können, dass<br />

beim OFC Florettfechten auf höchstem<br />

Niveau garantiert ist – sofern der<br />

finanziell stets klamme OFC <strong>Bonn</strong> sein<br />

Aushängeschild halten kann.<br />

GA<br />

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TURNEN<br />

BTV: Der Ahnherr der Sportbewegung<br />

„Wenn alle deutschen Turner so treu<br />

zum Kaiser stehn, wie wir am Rheinesstrande.<br />

Wird Deutschland nie vergehen.“<br />

Das posaunte der Präsident<br />

des Turnerbundes <strong>Bonn</strong>-West beim<br />

Stiftungsfest am 10. Mai 1908 in den<br />

Saal. Sieben andere Vereine beteiligten<br />

sich an Parademarsch, Preisturnen,<br />

Ringen und Stemmen. Den Verein<br />

gibt es nicht mehr und die alten Treueschwüre<br />

auch nicht. Die Turnvereine<br />

als Vorreiter des heutigen Sports<br />

haben wohl die radikalsten Veränderungen<br />

im Verlauf der letzten 100<br />

Jahre bewältigt, auch in <strong>Bonn</strong>.<br />

Ahnherr der hiesigen Sportbewegung<br />

ist der <strong>Bonn</strong>er Turn-Verein, der am<br />

7. Mai 1860 gegründet wurde. Vereine<br />

wie ATV, BFV oder Tura sind aus ihm<br />

hervorgegangen. Auch bei der Gründung<br />

des Siegburger TV, des TV Eitorf<br />

oder des TV Euskirchen stand er Pate.<br />

Die Freiwillige Feuerwehr <strong>Bonn</strong>s hat<br />

im BTV ihren Ursprung, die Turner-<br />

Feuerwehr war der Vorreiter.<br />

Geturnt wurde in den Sälen der unterschiedlichsten<br />

Kneipen, mit heutigen<br />

Standards nicht im geringsten vergleichbar.<br />

„Wiesengelände oder<br />

Lehmboden waren gang und gäbe,<br />

wie an der Kölnstraße (heute Bildungsanstalten),<br />

im Mohrengräbchen<br />

(gegenüber dem Bahnhof) und der<br />

Wiese an der Ecke Poppelsdorfer<br />

Allee/Kronprinzenstraße“, so Josef<br />

Holthausen in seiner <strong>Bonn</strong>er Sportgeschichte.<br />

1880 bezog der BTV seine<br />

erste Turnhalle an der Kapuzinerstraße.<br />

1899 entstand die Doppelturnhalle<br />

an der Hundsgasse.<br />

Vor dem BTV war 1848 schon der Akademische<br />

Turnverein gegründet worden,<br />

nachdem 1844 an der Universität<br />

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100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

77


TURNEN<br />

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eine Turnanstalt eingerichtet und ein<br />

Turnlehrer angestellt worden war. Der<br />

Akademische Turnverein existierte<br />

allerdings nur zehn Jahre.<br />

Auf eine lange Geschichte kann der<br />

Godesberger Turnverein zurückblicken.<br />

Am 21. Januar 1988 fanden sich<br />

im heutigen „Aennchen“, damals<br />

noch Gastwirtschaft Schumacher,<br />

etwa 20 Godesberger zusammen und<br />

gründeten den GTV, der heute immer<br />

noch einer größten Vereine der<br />

Bundesstadt ist. Auch der GTV hatte<br />

einen in den 60er Jahren gegründeten<br />

Vorgänger, der aber mit Ende des Krieges<br />

1871 erlosch.. Erster Vereinshöhepunkt<br />

für den GTV war 1895 das Gauturnfest,<br />

das rund 1000 Turner nach<br />

Godesberg führte. Noch bedeutender<br />

sollte das zweite Gauturnfest werden,<br />

an dem sich im Jahr 1906 nicht weniger<br />

als 3000 Turner beteiligten.<br />

1894 war in <strong>Bonn</strong> mit dem Allgemeinen<br />

Turnverein ein zweiter Stadtverein<br />

gegründet worden, vorwiegend von<br />

„Abtrünnigen“ des BTV. Als Übungsstätte<br />

diente zunächst ein Raum in der<br />

Gaststätte „Zur Reichshalle“ in der<br />

Maxstraße, dort, wo heute das Stadt-<br />

78 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

haus steht. 65 ATV-er nahmen bereits<br />

ein Jahr später am Gauturnfest in Bad<br />

Godesberg teil. 1896 wurde der<br />

Übungsbetrieb in die neue Halle der<br />

Stiftsschule verlegt. Zum Vereinslokal<br />

wurde die Gaststätte „Im Bären“ in<br />

der Acherstraße auserkoren, die es<br />

heute nicht mehr gibt.<br />

Die turnerische Entwicklung nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg wurde von Fritz<br />

Schellmann geprägt, der auch im<br />

Turngau und im Zweckverband für Leibesübungen<br />

Verantwortung übernahm.<br />

Seine Ära brachte bis 1956 die<br />

Wiederaufnahme des Ringtennisspiels,<br />

die Gründung der ersten Hausfrauen-Abteilung,<br />

den Übertritt des<br />

Kanu-Clubs Wiking und die Geburt<br />

einer Badminton-Abteilung. Prellball,<br />

für viele Zeitgenossen sicher ziemlich<br />

exotisch, wird heute noch im ATV<br />

gespielt. Ein Jugendteam konnte sich<br />

erst kürzlich als westdeutscher Meister<br />

für die Qualifikation zur deutschen<br />

Meisterschaft durchsetzen.<br />

Heute ist sportlich gesehen Bescheidenheit<br />

bei den Turnern eine Zier. „Mit<br />

über fünf Millionen Mitgliedern in über<br />

20000 Vereinen gehört der Deutsche<br />

Turnerbund (DTB) zu den größten<br />

Sportverbänden Deutschlands. Dennoch<br />

nehmen immer weniger Turnvereine<br />

am Ligabetrieb für Gerätturnen<br />

teil. Anders beim BTV“, heißt es auf<br />

der Homepage des ältesten noch existierenden<br />

<strong>Bonn</strong>er Sportvereins. Die<br />

Gründe für das Desinteresse an einer<br />

traditionellen olympischen Sportart<br />

sind vielfältig. Dass „Turnen und Sport<br />

nicht nur in der Kaiserzeit, sondern<br />

noch bis 1933 streng getrennte Sparten<br />

waren“ (<strong>Bonn</strong>s ehemaliger Stadtarchivar<br />

Dietrich Höroldt), weiß heute<br />

kaum noch jemand.<br />

Anfang 2008 berichtet der GA über<br />

eine knappe Niederlage des BTV<br />

gegen den KTV Ruhr-West. Dennoch:<br />

„Ein tolles Ergebnis für die <strong>Bonn</strong>er,<br />

die erstmals gegen einen der Großen<br />

der Rheinlandliga drei Gerätewertungen<br />

gewinnen konnten.“ Gerätturnen<br />

hat im neuen Jahrtausend in normalen<br />

Sportvereinen kaum noch Zukunft. Ein<br />

gewisser Stolz ist geblieben: „Mit den<br />

heutigen Anforderungen in der Rheinlandliga<br />

hätte man früher problemlos<br />

bei deutschen Meisterschaften turnen<br />

können“, so BTV-Trainer Manfred<br />

Thumser. GA


BASKETBALL<br />

Ameisenstaat der Baskets funktioniert<br />

Als am 14. Mai 1999 7.000 <strong>Bonn</strong>er auf<br />

dem Münsterplatz die zweite deutsche<br />

Vizemeisterschaft mit viel Musik<br />

und einem prächtigen Feuerwerk<br />

feiern, steht <strong>Bonn</strong>s Oberbürgermeisterin<br />

Bärbel Dieckmann vor einer<br />

neuen, großen Halle als Eistorte. Sie<br />

verspricht an diesem emotionsgeladenen<br />

Abend keine neue Halle, aber<br />

die Prüfung aller Wege, wie man<br />

dahin kommen könnte. Denn im Mai<br />

1999 standen die Basketballfans in<br />

einer 800 Meter langen Schlange, um<br />

eine der 3.500 Eintrittskarten für die<br />

Hardtberghalle zu ergattern. Das<br />

symbolisierte besser als alles andere<br />

die Bedürfnislage des Telekom Baskets<br />

<strong>Bonn</strong> e.V. und seiner vielen<br />

Anhänger. Dass die Baskets in einer<br />

spannenden Finalserie Alba Berlin<br />

mit 2:3 unterlegen waren, hatte auch<br />

sein Gutes: Denn die Meisterschaft<br />

hätte Europaliga bedeutet, und dann<br />

hätte man dem „Global player“ und<br />

Hauptsponsor Deutsche Telekom AG<br />

erklären müssen, dass Basketball-<br />

Europaliga mangels ausreichend großer<br />

Halle in der Sportstadt <strong>Bonn</strong> gar<br />

keine Zulassung bekommen hätte.<br />

Heute, im Sommer 2008, sieht die<br />

neue Telekom-Baskets-Halle ihrer Fertigstellung<br />

entgegen. Bis dahin war es<br />

seit 1999 ein langer, steiniger Weg.<br />

Aber er war kürzer als jener von den<br />

ersten Basketballteams in <strong>Bonn</strong> bis zu<br />

dem geschilderten Zwischengipfel am<br />

14. Mai 1999: Wer hätte es 1979 für<br />

möglich gehalten, dass einmal eine<br />

Randsportart wie Basketball in <strong>Bonn</strong><br />

den Münsterplatz füllen würde?<br />

Die Gründung des Basketballkreises<br />

<strong>Bonn</strong> datiert aus dem Jahre 1970. Ein<br />

Unikum, denn er reicht von Bad Münstereifel<br />

in der Eifel über Bad Honnef<br />

Groß war der Jubel auf dem Münsterplatz<br />

nach dem Gewinn der zweiten<br />

deutschen Vizemeisterschaft. Ein Bad<br />

in der Menge nehmen Derek Phelps<br />

und Arvid Kramer. Foto: Ronald Friese<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

79


BASKETBALL<br />

bis Eitorf oder<br />

Neunkirchen. So<br />

wurde er einer der<br />

größten Deutschlands.<br />

Aber es sind<br />

die Vereine, die<br />

eine Sportart in<br />

der Öffentlichkeit<br />

pushen – oder<br />

nicht. Im Basketballkreis<br />

<strong>Bonn</strong><br />

waren das<br />

zunächst der<br />

Godesberger TV<br />

(GTV), der Rhöndorfer<br />

TV und seit<br />

1973 auch der SC<br />

Fortuna <strong>Bonn</strong>.<br />

Im unmittelbaren<br />

<strong>Bonn</strong>er Stadtgebiet<br />

ist zunächst<br />

der GTV der unangefochtenePlatzhirsch.<br />

Unter Trainer<br />

Werner Otto, Studiendirektor an<br />

der Otto-Kühne-Schule, marschiert<br />

der GTV von der Bezirksliga bis in die<br />

Regionalliga (1980). Ottos Stab übernehmen<br />

Klaus Molkenthin und später<br />

Anton Feier, Lehrer am Aloisiuskolleg.<br />

Letzterer schafft 1986/87 den Aufstieg<br />

in die 2. Bundesliga und 1990 im<br />

Nachrückverfahren sogar den Erstliga-Aufstieg.<br />

1.500 Fans pilgern<br />

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80 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

damals zum Basketball in den Sportpark<br />

Pennenfeld. Ein sportliches und,<br />

wie sich später herausstellt, wirtschaftliches<br />

Abenteuer. Der Basketball<br />

in der Universitätsstadt <strong>Bonn</strong> hat<br />

damals eine schwache wirtschaftliche<br />

Basis: eine Mischung aus Kleinsponsoren,<br />

Weihnachtsbaum- und Tankstellen-Blumen-Verkauf.<br />

Doch die<br />

eigentliche Basis sind Herzblut und<br />

Talent des Lebenskünstlers Feier, der<br />

dem Toyota-Werbespruch „Nichts ist<br />

unmöglich“ eine neue Dimension gibt.<br />

1991 ist der GTV wieder zweitklassig.<br />

Gleichzeitig ist in <strong>Bonn</strong>-Kessenich mit<br />

der Fortuna ein neuer Platzhirsch herangewachsen.<br />

Der Student Wolfgang<br />

Wiedlich hatte dort 1979 mit acht<br />

Schülern neu angefangen und 12 Jahre<br />

später gemeinsam mit Bernd Schulte<br />

zur Wißen einen Club mit 164 Aktiven<br />

reifen lassen. Das Herrenteam war in<br />

der 2. Kreisliga gestartet und inzwischen<br />

– „Mit Karacho durch die Klassen“<br />

(Basketball-Zeitung) – in der<br />

Regionalliga angekommen. Nachdem<br />

GTV und Fortuna 1989 das erste Basketball-Länderspiel<br />

(Deutschland –<br />

Israel) in <strong>Bonn</strong> veranstaltet hatten und<br />

sich näher kamen, meldete der General-Anzeiger<br />

1992 eine „Elefanten-<br />

Hochzeit“: Die Basketball-Abteilungen<br />

GTV und Fortuna fusionierten unter<br />

der Präsidentschaft des bisher vereinslosen<br />

Dr. Hans Braun zum BG <strong>Bonn</strong> 92<br />

e.V. – sportlich eine Macht, aber wirtschaftlich<br />

weiter schwächelnd.<br />

Erst der Einstieg der Deutschen Telekom<br />

weckte den schlummernden Riesen<br />

„Basketball“ in der Universitäts


stadt <strong>Bonn</strong>. Am 27. April 1995<br />

wurde der Telekom Baskets<br />

<strong>Bonn</strong> e.V. gegründet, in dem<br />

sich der männliche Leistungsbasketball<br />

konzentrierte.<br />

Bereits am 27. April 1996 war<br />

unter Cheftrainer Bruno Soce<br />

und Sport-Manager Arvid Kramer<br />

der Erstliga-Aufstieg perfekt.<br />

Es folgte der von Skeptikern<br />

als „Größenwahnsinn“<br />

kritisierte Umzug in den „Eiskeller“<br />

Hardtberghalle. Doch<br />

der ist schnell aufgetaut.<br />

Bereits in ihrer 1. Erstliga-Saison<br />

stürmen die Telekom Baskets<br />

1997 ins Finale und schreiben<br />

damit als Aufsteiger deutsche<br />

Basketballgeschichte. Die<br />

Begeisterung in <strong>Bonn</strong> kennt<br />

keine Grenzen. Gestern noch<br />

gegen Salzkotten, heute gegen<br />

Sevilla: Zwischen 1997 und<br />

2005 legen die Baskets mehr<br />

als 130.000 km kreuz und quer<br />

durch Europa zurück, darunter<br />

auch zu Zielen in Israel und in<br />

Russland hinter dem Ural.<br />

Als Baskets-Präsident Braun 1998<br />

überraschend im Alter von 58 Jahren<br />

stirbt, übernehmen Arvid Kramer und<br />

Wolfgang Wiedlich die Führung des<br />

Clubs. Kramer als Geschäftsführer der<br />

Baskets GmbH, die als wirtschaftlicher<br />

Träger für den Bundesliga-Spielbetrieb<br />

verantwortlich ist, und Wiedlich<br />

als Präsident des e.V., der heute<br />

rund 500 Kinder und Jugendliche in<br />

Sachen Basketball trimmt.<br />

Die Basketball-Begeisterung in <strong>Bonn</strong><br />

hat seit 1999 nicht nachgelassen. Und<br />

im Hintergrund gärt weiter das Hallenprojekt.<br />

Wiedlich hält es in dieser<br />

Angelegenheit mit Feier: Nichts ist<br />

unmöglich, aber 2004 verlässt Kramer,<br />

der Ex-NBA-Spieler (Denver Nuggets)<br />

und Sport-Manager, <strong>Bonn</strong> und kehrt in<br />

seine US-Heimat zurück. Das Team um<br />

Hans-Günter Roesberg (1. Vorsitzender),<br />

Michael Mager (Marketing/<br />

Medien) und Wiedlich bastelt unterdessen<br />

weiter am Zukunftsprojekt<br />

„Halle“. Der Baskets-Präsident hat sich<br />

in den Kopf gesetzt, seinen Club und<br />

die Fans nicht der „Knute eines Hallen-<br />

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betreibers“ auszusetzen. Und er findet<br />

im Architekten Jan van Dorp einen<br />

visionären Mitstreiter. Im Stillen sammelt<br />

Wiedlich von 2000 bis 2006 rund<br />

zehn Millionen Euro Sponsorengelder<br />

und Zuschüsse. Als Medien, Fans und<br />

die Öffentlichkeit glauben, das Projekt<br />

sei still und leise ad acta gelegt worden,<br />

beginnen im Herbst 2006 auf dem<br />

Grundstück an der Autobahnausfahrt<br />

<strong>Bonn</strong>-Hardtberg die Bagger zu rollen,<br />

und alle reiben sich die Augen.<br />

20 Monate später ist aus der mutigen<br />

Vision eine Realität aus Stahl und<br />

Beton geworden: eine Haupthalle für<br />

6.100 Zuschauer, dazu ein Ausbildungszentrum<br />

für die 500 Kinder und<br />

Jugendlichen der Baskets. Der Telekom-Dome<br />

ist bundesweit das erste<br />

Hallenprojekt dieser Dimension in<br />

einer Randsportart. Als es in der Bauphase<br />

eng wird mit dem Geld, packen<br />

alle mit an. Bei strömendem Regen<br />

schieben die Fans Schubkarren übers<br />

Gelände, gefüllt mit Pflastersteinen,<br />

Sand und Schotter. Der so genannte<br />

Ameisenstaat der Baskets funktioniert<br />

. GA<br />

BASKETBALL<br />

Highlights<br />

1997, 1999 und 2001:<br />

Deutscher Vize-Meister<br />

2001 und 2002:<br />

Viertelfinale im Saporta-Cup<br />

(2001: Bologna/2002: Valencia)<br />

7. April 2000:<br />

Zuschauer-Europarekord (18.506)<br />

im Vereins-Basketball<br />

(Telekom Baskets <strong>Bonn</strong> –<br />

Alba Berlin)<br />

Januar 2007:<br />

Baubeginn der neuen Halle<br />

für 6.100 Zuschauer<br />

mit Ausbildungszentrum<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

81


BASKETBALL<br />

„Geschlechtertrennung“ unter dem Korb<br />

Mit der Gründung der Telekom Baskets<br />

1992 vollzog sich im <strong>Bonn</strong>er Basketball<br />

eine „Geschlechtertrennung“<br />

– die Männer spielten künftig bei den<br />

Baskets, die Damen gründeten die BG<br />

<strong>Bonn</strong> `92. In der Saison 1994/95<br />

begann die Zusammenarbeit mit dem<br />

in Bad Godesberg ansässigen Norman-Rentrop-Verlag<br />

(heute Verlag für<br />

die deutsche Wirtschaft). Und diese<br />

Unterstützung war von Erfolg gekrönt:<br />

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82 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

Der Weg führte aus der Regionalliga<br />

auf (fast) direktem Weg in die 1.<br />

Bundesliga. Höhepunkte der bisherigen<br />

BG-Geschichte: Die deutsche<br />

Vizemeisterschaft 2001/2002 und<br />

Platz drei im Deutschen Basketball-<br />

Pokal 2003.<br />

Untrennbar verbunden mit den Erfolgen<br />

sind zwei Spielerinnen. Die über<br />

400 fache kanadische Nationalspiele-<br />

rin Anna Stammberger, die ein Jahrzehnt<br />

lang die Geschicke des Vereins<br />

als Spielerin und Trainerin mitgestaltet<br />

hat, und Irina Minch, Olympiasiegerin<br />

und Vizeweltmeisterin mit Russlands<br />

Nationalteam, die zwischen<br />

1999 und 2004 in Bad Godesberg<br />

spielte. In der Saison 2004/2005<br />

konnte sich die BG Rentrop nicht mehr<br />

in der 1. Bundesliga halten und stieg<br />

in die 2. Liga ab. GA


Oben: xxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxx<br />

Unten: xxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxx xxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx<br />

BASKETBALL<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

83


VOLLEYBALL<br />

In der Blütezeit europäische Spitze<br />

Den Weckruf der Sportart Volleyball<br />

erlebte die Bundesrepublik Deutschland<br />

während der Olympischen Spiele<br />

1972 in München. Zehntausende Deutsche<br />

konnten live oder am Bildschirm<br />

anschauen, wie attraktiv das Treiben<br />

am Netz ist und wollten es auch ausprobieren.<br />

Zu dem Zeitpunkt, als der<br />

Volleyball-Boom begann, war das Pritschen<br />

und Baggern in <strong>Bonn</strong> schon<br />

recht etabliert. 1963 hatte Magda Settegast<br />

mit Schülerinnen des Clara-<br />

Schumann-Gymnasiums die erste<br />

Frauenmannschaft gegründet, ein Jahr<br />

später folgte Eberhard Müller, der mit<br />

Leichtathleten die Volleyball-Abteilung<br />

des KTV Südstern <strong>Bonn</strong> eröffnete, der<br />

sich rasch an die nationale Spitze<br />

schmetterte: 1970 Meisterschaftsdritter<br />

hinter dem USC Münster und 1860<br />

München, 1972 Vizemeister in der so<br />

genannten Olympialiga.<br />

Der große Wurf gelang 1974. <strong>Bonn</strong>s<br />

beste Volleyballer waren mittlerweile<br />

zu den SSF <strong>Bonn</strong> übergetreten und<br />

gewannen vor heimischer Kulisse die<br />

deutsche Meisterschaft. Angeführt<br />

wurde das Team von einem Ausnahmekönner:<br />

Anton Mozr, genannt<br />

„Tonda“, hatte 216 Länderspiele für<br />

die damalige CSSR bestritten, bevor<br />

er sich vom <strong>Bonn</strong>er Coach Peter Zietlow<br />

überreden ließ, seine Zelte am<br />

Rhein aufzuschlagen und die Volleyballer<br />

dort in den Feinheiten seines<br />

Sports zu unterweisen. Mozr war ein<br />

fantastischer Zuspieler mit begnadeten<br />

Händen und großem strategischem<br />

Geschick, der Volleyball auf<br />

einem Niveau darbot, wie man es in<br />

dieser Stadt noch nicht gesehen<br />

hatte. Um sich herum scharte er ein<br />

ambitioniertes Team, das sich im<br />

Meisterschaftsfinale gegen 1860 München<br />

mit 3:1 die Krone aufsetzte.<br />

Neben Mozr ließen sich Otfried von<br />

Lüdinghausen, Sprungwunder Jack<br />

Hein, der angehende Apotheker mit<br />

der linken Klebe, Toni Rimrod, Dieter<br />

Markus, Bernd Wehrenberg, Dieter<br />

Naber, Udo Teichert und Ralph Martens<br />

feiern. „Wir hatten eine Ausnahmemannschaft<br />

zusammen“, erinnert<br />

sich Dieter Markus, „mit dieser Besetzung<br />

waren wir europäische Spitze.“<br />

Doch die frühe Blütezeit war schon<br />

bald beendet. Als der Hamburger SV<br />

mit dem Scheckbuch wedelte, packten<br />

Mozr, Hein und Wehrenberg ihre Koffer<br />

und zogen in die Hansestadt. Die Meis-<br />

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84 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

termannschaft war gesprengt, es<br />

begann eine Zeit des Aufbaus, die sieben<br />

Jahre dauerte. 1981 schafften es<br />

die SSF ein zweites und letztes Mal,<br />

sich die nationale Krone aufzusetzen.<br />

Angeführt von Dieter Markus, der das<br />

Team als Spielertrainer übernommen<br />

hatte, gelang den <strong>Bonn</strong>ern eine Sensation.<br />

Obwohl sie in der Liga bereits weit<br />

abgeschlagen waren, ließen sie in der<br />

zweiten Saisonhälfte alle Konkurrenten<br />

hinter sich. Dieses Mal keine Ausnahmemannschaft,<br />

sondern ein Kollektiv,<br />

das wie Pech und Schwefel zusammenhielt,<br />

schlugen die SSF die weit höher<br />

eingestufte Konkurrenz aus Paderborn,<br />

Gießen, München und Leverkusen.<br />

Unvergesslich das letzte Saisonspiel im<br />

Sportpark Nord, als die SSF gegen<br />

Leverkusen unbedingt gewinnen mussten,<br />

im fünften Satz jedoch bereits mit<br />

8:14 zurücklagen, bevor sie die wundersame<br />

Wende schafften. Ein Krimi, den<br />

niemand vergessen wird, der dabei war.<br />

Am Telefon (Handys oder Internet gab<br />

es noch nicht) erlebten die Spieler aus<br />

Paderborn mit, wie das Ensemble um<br />

die Routiniers Dieter Markus, „Robby“<br />

Effler und Ernst Schäfer sowie die<br />

Youngster Robert Schöll, Norbert Sund<br />

und Volker Plinke, das von Coach Karl-<br />

Heinz Brandt von der Bank aus geführt<br />

wurde, die Sensation perfekt machte.<br />

Das Fachblatt „deutsche volleyballzeitschrift“<br />

berichtete seinerzeit, Abteilungsleiter<br />

Fritz Hacke sei „beim nächtlichen<br />

Umzug durch die <strong>Bonn</strong>er<br />

Gemeinde bereits aus der ersten Kneipe<br />

herausgetragen worden“.<br />

Die 80-er Jahre waren die Blütezeit<br />

des <strong>Bonn</strong>er Volleyballs. Mit den SSF<br />

und dem TSV, dessen Volleyballer<br />

später zur <strong>Bonn</strong>er Fortuna wechselten,<br />

spielten zwei Klubs in der Männer-Bundesliga.<br />

Dazu kamen die Frauen<br />

des Godesberger TV, die ebenfalls<br />

erstklassig agierten. Auf Zweitliga-<br />

Niveau schmetterten die SSF-Zweitvertretung<br />

und die Godesberger<br />

Reserve sowie aus dem Umland der


TV Menden und der TV Troisdorf. Nicht<br />

alle zur gleichen Zeit, doch es gab im<br />

<strong>Bonn</strong>er Volleyball zeitweise drei Erstund<br />

zwei Zweitligisten in einer Saison.<br />

Eine solche Leistungsdichte war und<br />

ist im deutschen Vereinsvolleyball einzigartig.<br />

Genau das war allerdings auch das Problem,<br />

das später zum Niedergang beitragen<br />

sollte. Weil die Vereinsfürsten<br />

nie über den Tellerrand ihres Clubs hinausblicken<br />

wollten, gelang die im Wettbewerb<br />

so dringend benötigte Bündelung<br />

der Kräfte nicht. Erst als die <strong>Bonn</strong>er<br />

Volleyballer in der Drittklassigkeit<br />

verschwunden waren, taten sich SSF<br />

und Fortuna zusammen.<br />

Doch zuvor gab es noch einen letzten<br />

großen Titel: 1987 hatte sich wieder<br />

eine Mannschaft zusammengefunden,<br />

die zu Großem berufen war. Der koreanische<br />

Ausnahmezuspieler Hee Wan<br />

Lee und der spektakuläre Angreifer<br />

Frank Winkler bildeten bei Fortuna <strong>Bonn</strong><br />

ein Duo, das seinesgleichen suchte.<br />

Ergänzt wurde dieses Team durch<br />

Akteure wie Manfred Kaiser, Olaf<br />

Becker, Jörg Postma und Norbert Sund.<br />

Die Fortuna gewann den deutschen<br />

Pokal und scheiterte in der Meisterschaft<br />

knapp am Hamburger SV. Spiele<br />

der Mannschaft aus der Südstadt waren<br />

so angesagt, dass sich beim Europapokal-Auftritt<br />

gegen Animo Sneek sogar<br />

Bundespräsident Richard von Weizsäcker<br />

im Sportpark Nord die Ehre gab.<br />

Doch als der Denker und Lenker Hee<br />

Wan Lee nach Leverkusen ging, war es<br />

mit der Herrlichkeit vorbei. Zudem<br />

drehte Hauptsponsor Klöckner-Moeller<br />

den Geldhahn zu, der Niedergang<br />

begann. Erst stiegen die SSF, später<br />

die Fortuna aus der 1. Liga ab. Sie<br />

kehrten nie mehr zurück.<br />

Volleyball auf Weltklasseniveau mit<br />

<strong>Bonn</strong>er Beteiligung gibt es jedoch<br />

VOLLEYBALL<br />

Beachvolleyball am Beethoven-Denkmal lockt in jedem Sommer zahlreiche Zuschauer in die Innenstadt. Foto: Ronald<br />

Friese<br />

immer noch. Auf Sand. In der Sportart<br />

Beachvolleyball, die seit 1996 olympisch<br />

ist, haben die Zwillingsbrüder<br />

Christoph und Markus Dieckmann eine<br />

beeindruckende Karriere hingelegt. Die<br />

Söhne der <strong>Bonn</strong>er Oberbürgermeisterin<br />

Bärbel Dieckmann begannen ihre<br />

Karriere unter dem Hallendach bei der<br />

Fortuna, bis sie sich entschieden, als<br />

Zweierteam im Sand durchzustarten.<br />

Sie schafften es bis in die nationale<br />

Spitze, doch als sie die Qualifikation zu<br />

den Olympischen Spielen 2000 in Sydney<br />

verpassten, trennten sie sich. Mit<br />

neuen Partnern begann ihre erfolgreichste<br />

Zeit: Markus wurde mit Jonas<br />

Reckermann zweimal Europameister<br />

und Olympianeunter 2004 in Athen.<br />

Inzwischen hat er seine Karriere verletzungsbedingt<br />

beendet. Christoph<br />

sicherte sich 2004 in Athen mit Andreas<br />

Scheuerpflug Rang fünf, mit Julius<br />

Brink holte er sich 2006 in Den Haag<br />

den Titel als Europameister.<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

85


SCHWIMMEN<br />

SSF waren einmalig in den Rekordlisten<br />

Die Schwimm- und Sportfreunde<br />

<strong>Bonn</strong>, mit rund 5000 Mitgliedern einer<br />

der größten Sportvereine der Bundesrepublik,<br />

haben nicht nur <strong>Bonn</strong>er<br />

Sportgeschichte geschrieben, sondern<br />

das Schwimmsportgeschehen in<br />

Deutschland entscheidend mitgeprägt.<br />

Besonders erfolgreich waren<br />

die Jahre von 1963 bis 1986. Waren<br />

vorher exakt 51 Deutsche Meisterschaften<br />

errungen worden, so wurde<br />

die Erfolgsbilanz bis zum März 1986<br />

um 102 Meisterschaften vergrößert,<br />

86 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

so dass die SSF jetzt mit 153 Einzel-,<br />

Staffel- oder Mannschaftsmeisterschaften<br />

der erfolgreichste deutsche<br />

Schwimmverein sind. In den Rekordlisten<br />

für Einzel- oder Staffelrennen ist<br />

der Namen von Aktiven der SSF 181<br />

mal vermerkt.<br />

Keimzelle der ungewöhnlichen Erfolge<br />

ist das Frankenbad, dessen Bau 1958<br />

vom Stadtrat beschlossen wurde. Der<br />

damalige SSF-Vorsitzende Hermann<br />

Henze und Sportamtsleiter Franz<br />

Hermann Nettersheim (rechts)<br />

schreibt über ein erfolgreiches Kapitel<br />

<strong>Bonn</strong>er Schwimmgeschichte. Foto:<br />

Ronald Friese<br />

Pfennings führten daraufhin das<br />

Kleinkinderschwimmen ein. Damit<br />

und mit dem obligatorischen Schulschwimmunterricht<br />

für alle 4. Schuljahre<br />

gab sich SSF-Boss Henze aber<br />

keineswegs zufrieden. Er war es, der<br />

als Erster für den Bereich des Deutschen<br />

Schwimm-Verbandes eine Trennung<br />

zwischen der notwendigen<br />

sportlichen Trainings- und Wettkampfarbeit<br />

im Becken und der organisatorischen<br />

Arbeit außerhalb des Beckens<br />

schuf. So gewann er Hermann Nettersheim,<br />

Mitarbeiter des Sportamtes<br />

der Stadt <strong>Bonn</strong>, für die Position des<br />

Technischen Leiters. Gemeinsam mit<br />

den Trainern wurde nun die sportliche<br />

Aufbauarbeit forciert, und so konnten<br />

1968 bei den deutschen Jugendmeisterschaften<br />

in Hamburg sechs <strong>Bonn</strong>er<br />

Jugendmannschaften im Endkampf an<br />

den Start gehen. Sie krönten diese<br />

sportliche Arbeit mit zwei zweiten<br />

Plätzen, drei dritten Plätzen und<br />

einem vierten Platz.<br />

Auch als Ausrichter großer Veranstaltungen<br />

machten sich die SSF bald<br />

einen Namen. 1968 gab es in <strong>Bonn</strong> die<br />

ersten Internationalen Deutschen Hallenmeisterschaften<br />

auf der 25-Meter-<br />

Bahn. Hans Fassnacht schwamm als<br />

erster Mensch die 400 Meter unter<br />

vier Minuten. Ab Oktober 1968 wurde<br />

Weltrekordler Gerhard Hetz Cheftrainer<br />

bei den SSF. Und als 1969 der<br />

Sportpark Nord fertiggestellt wurde,<br />

konnten die SSF als erster deutscher<br />

Schwimmverein eine 50-Meter Trainingsbahn<br />

ihr eigen nennen. <strong>Bonn</strong><br />

wurde zur Schwimmhochburg.<br />

Aus diesen Jahren bis 1972 sind<br />

Namen zu nennen wie Hans Lampe,<br />

der 1970 in einem einmaligen Rennen<br />

über 100 m Schmetterling Europameister<br />

wurde. Sein Bruder, Werner


Lampe, wurde Europameister ebenfalls<br />

1970 in Barcelona, und<br />

erschwamm bei den Olympischen<br />

Spielen eine Silber- und eine Bronzemedaille.<br />

Immer mehr deutsche Spitzenschwimmer<br />

erkannten die Gunst<br />

der Stunde und wechselten zu den SSF<br />

<strong>Bonn</strong>. Der Club blieb jedoch seinem<br />

Grundsatz treu, die eigene Jugendarbeit<br />

nicht zu vernachlässigen. Helga<br />

Niemann, Walter Mack, Norbert Verweyen,<br />

Rainer Jacob, Werner Lampe<br />

und Hans Lampe schwammen für den<br />

Deutschen Schwimmverband bei den<br />

Olympischen Spielen in München.<br />

So hat der verstorbene Hermann Nettersheim<br />

1988 in einer Jubiläumsbeilage<br />

des General-Anzeigers ein überaus<br />

erfolgreiches Kapitel <strong>Bonn</strong>er<br />

Schwimmgeschichte beschrieben. Er<br />

selber war bei Olympia 1972 in München<br />

Leiter des Wettkampfbüros für<br />

Schwimmen, Springen und Wasserball.<br />

Aber in erster Linie war Nettersheim<br />

eine der bekanntesten Persönlichkeiten<br />

des <strong>Bonn</strong>er Sports. Dem „Hans<br />

Dampf in allen Gassen“ bescheinigte<br />

Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann<br />

bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes,<br />

dass er „das Leben<br />

in <strong>Bonn</strong> mitgeprägt“ hat: Über 30 Jahre<br />

Verdienste um den <strong>Bonn</strong>er Vereinssport<br />

als stellvertretender Leiter des<br />

Sportamtes, als Vorstandsmitglied im<br />

<strong>Stadtsportbund</strong>, als quirliger Organisator<br />

unterschiedlichster Sportereignisse<br />

und nicht zuletzt als Schwimmwart der<br />

SSF. Dass 1989 Schwimm-Europameisterschaften<br />

in den städtischen Bädern<br />

stattfanden, ist dem nimmermüden<br />

Einsatz Nettersheims zu verdanken.<br />

SCHWIMMEN<br />

Gäste aus der früheren DDR bei der Europameisterschaft im Römerbad in guter Stimmung: „Die DDR ist zwar nicvht groß,<br />

doch uns’re Schwimmer sind famos.“ Foto: Ronald Friese<br />

Die Entwicklung bei den SSF ist weitergegangen.<br />

2005 feierte <strong>Bonn</strong>s größter<br />

Verein mit mehr als 7500 Mitgliedern<br />

das 100jährige Bestehen. Die Liste der<br />

sportlichen Erfolge der unterschiedlichen<br />

Abteilungen ist viel zu lang für<br />

diese Chronik. Bei den Olympischen<br />

Spielen in Peking schickt <strong>Bonn</strong>s größter<br />

Verein im August zwei Damen ins<br />

Rennen um die Medaillen: Lena Schöneborn<br />

hat sich durch ihren vierten<br />

Platz bei den Europameisterschaften<br />

der Modernen Fünfkämpfer in Riga als<br />

erste Deutsche das Ticket nach Peking<br />

gesichert. Nina Schiffer muss sich für<br />

die Norm des Deutschen Schwimmverbandes<br />

um zwei Sekunden verbessern.<br />

Im Juni in Mexico kann sie es durchaus<br />

noch schaffen.<br />

GA<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

87


SCHWIMMEN<br />

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88 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

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RUDERN<br />

Als Regattaplatz nur bedingt geeignet<br />

Das schwimmende Bootshaus an der Ersten Fährgasse, das von 1909 bis 1922 benutzt wurde. Foto: Archiv des General-<br />

Anzeigers<br />

Gerudert worden ist auf dem Rhein<br />

wohl seit Menschengedenken. Rudersport<br />

ist für <strong>Bonn</strong> und Umgebung seit<br />

1865 nachgewiesen. Damals gab es in<br />

Beuel einen ersten Ruderclub mit<br />

einem schwimmenden Bootshaus auf<br />

schwankenden Petroleumfässern. Die<br />

Auflösung dieses an beiden Ufern<br />

beheimateten Vereins, aus welchen<br />

Gründen auch immer, führte 1882 zur<br />

Gründung des <strong>Bonn</strong>er Ruder-Vereins.<br />

Kommerzienrat Louis Wessel trat als<br />

einziges Mitglied des aufgelösten<br />

Clubs in den neuen Verein über. „Von<br />

Beginn an legte der Verein auf den<br />

geselligen und freundschaftlichen Verkehr<br />

der Mitglieder untereinander<br />

besonderen Wert und sorgte durch<br />

seine Statuten dafür, dass dem Verein<br />

durch strenge Aufnahmebedingungen<br />

ein hohes gesellschaftliches Ansehen<br />

90 100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

gesichert wurde“, schreibt Karl Gutzmer<br />

1982 in seiner Vereinschronik, die<br />

in den <strong>Bonn</strong>er Geschichtsblättern veröffentlicht<br />

wurde. Schon früh gab es<br />

enge Kontakte zum Düsseldorfer<br />

Ruderverein und zum Krefelder Ruderclub,<br />

die sich zum Mittelrheinischen<br />

Regattaverband zusammenschlossen.<br />

Bis 1914 wurde gemeinsam und reihum<br />

jedes Jahr eine Regatta ausgerichtet.<br />

Dann kam der Erste Weltkrieg. Das<br />

Bootshaus wurde in einem Siegarm<br />

bei Mondorf vertäut, 1919 dennoch<br />

von der britischen Besatzungsmacht<br />

entdeckt und nach Köln abgeschleppt.<br />

In einer Nacht- und Nebel-Aktion<br />

konnten acht Boote vor der Beschlagnahme<br />

gerettet werden. Dennoch:<br />

„Der gelegentlich aufflackernde Wille<br />

zum Wiederaufbau erlahmte schnell<br />

an der allgemeinen Hoffnungslosigkeit“<br />

(Gutzmer).<br />

Erst nach der Inflation wurde 1925 der<br />

Ruderbetrieb wieder aufgenommen. Bis<br />

1928 wurden sechs neue Boote angeschafft,<br />

über 600 Fahrten mit fast 14000<br />

Kilometern wurden in diesem Jahr registriert.<br />

Bemerkenswert: 1928 durften<br />

erstmals Frauen ins Vereinsboot, allerdings<br />

nur Angehörige von Mitgliedern.<br />

Der Chronist: „Rudern in gemischter<br />

Mannschaft war damals erst recht verpönt.“<br />

1930 feiert der Verein nach Überwindung<br />

zahlreicher Widrigkeiten die Einweihung<br />

seines neuen Bootshauses<br />

am Wilhelm-Spiritus-Ufer als Mittelpunkt<br />

des sportlichen und geselligen<br />

Lebens. Aber es dauerte bis 1938 bis


erstmals seit 1914 wieder eine Trainingsmannschaften<br />

verpflichtet wurde.<br />

Ein Jahr später erfolgte der erste siegreiche<br />

Start im Achter in Koblenz. Der<br />

Ausbruch des Zweiten Weltkrieges<br />

unterbrach die sportliche Entwicklung<br />

zunächst nicht. Erst 1943, als auch die<br />

17-Jährigen schon eingezogen wurden,<br />

endete der Trainingsbetrieb.<br />

Das Kriegsende ist bitter. Nach der<br />

Sprengung der <strong>Bonn</strong>er Rheinbrücke<br />

im März 1945 hat die abziehende<br />

Wehrmacht sogar in Ruderbooten den<br />

Strom überquert, die damit für das<br />

Vereinsleben verloren sind.<br />

Dennoch: Am 10.April 1947 fand eine<br />

erste Mitgliederversammlung statt,<br />

obwohl einige Pessimisten eine Weiterführung<br />

des Vereins für sinnlos hielten.<br />

Der Mut wird belohnt, hält Gutzmer<br />

fest: „Nach dem Abzug der Besatzungstruppen<br />

erhielt der Verein eine ansehnliche<br />

Entschädigungssumme, mit der<br />

die restliche Hypothek vom Neubau<br />

1932 getilgt und die Anschaffung neuer<br />

Boote finanziert werden konnte“.<br />

Nach einer ganzen Reihe von sportlichen<br />

Erfolgen wurde in den 50er Jahren<br />

immer deutlicher, dass Vereine<br />

ohne festen Trainer kaum noch Siegchancen<br />

bei Regatten haben. Hinzu<br />

kam, dass der zunehmende Schiffsverkehr<br />

das Training immer stärker<br />

behinderte. So verlagerte der Verein<br />

den Sportbetrieb von der Rennruderei<br />

auf das Wanderrudern.<br />

<strong>Bonn</strong> hatte als Regattaplatz ohnehin<br />

nie eine nennenswerte Rolle gespielt.<br />

RUDERN<br />

Die bereits weit gediehenen Planungen<br />

für eine Regattastrecke in der<br />

Rheinaue wurden nicht verwirklicht.<br />

Nach internen Wettfahrten des Westdeutschen<br />

Regatta-Verbandes fand<br />

1949 eine offene Herbst-Regatta statt,<br />

an der sich 14 Vereine beteiligten.<br />

1950 wurde eine „Regatta der Bundeshauptstadt“<br />

mit 26 Vereinen ausgerichtet.<br />

Ein Jahr später gab es die<br />

letzte offene Regatta. Wegen Strömung<br />

und Rheinbogen „war ein Sieg<br />

in <strong>Bonn</strong> nur der Gunst des Zufalls,<br />

aber nicht sportlicher Leistung zu dan-<br />

Hoher Besuch: Bundeskanzler Helmut<br />

Kohl tauft beim BRV zusammen mit<br />

<strong>Bonn</strong>er Ruderern 1992 einen<br />

Deutschland-Achter. Foto: Ronald<br />

Friese<br />

100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

91


G U T I N F O R M I E R T .<br />

Vom Zeitungsverlag zum Medienhaus.<br />

119 Jahre und<br />

nur eine Falte.<br />

www.ga-bonn.de

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