Heilende Messer«, Tuttlingen - Landesstelle für Museumsbetreuung ...
Heilende Messer«, Tuttlingen - Landesstelle für Museumsbetreuung ...
Heilende Messer«, Tuttlingen - Landesstelle für Museumsbetreuung ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
über nehmen die örtlichen Tourist-Infos in wachsender Zahl die<br />
Ver mittlung von Museumsführungen und treten in der Rolle des<br />
ersten Ansprechpartners <strong>für</strong> die Museumsbesucher auf. Je größer<br />
die Museen sind und je attraktiver ihre bauliche Unter brin -<br />
gung, desto besser lassen sich die Museumsräume als Schau -<br />
plätze gesellschaftlicher Ereignisse gegen Entgelt zur Ver fü -<br />
gung stellen. Das Museum ist als kulturell anspruchsvoller und<br />
zugleich repräsentativer öffentlicher Ort <strong>für</strong> Veranstaltungen besonders<br />
gefragt.<br />
Die Mehrzahl der baden-württembergischen Museen ist traditionell<br />
fest in die Vereinskultur der Gemeinden eingebunden, sei<br />
es direkt durch Vereinsträgerschaften, durch die Kooperation<br />
mit örtlichen Heimat- und Geschichtsvereinen oder durch eigens<br />
gegründete Freundeskreise und Fördergesellschaften. An -<br />
gesichts der anhaltend prekären Lage der öffentlichen Haus -<br />
halte erhält die Unterstützung durch gemeinnützige Förder ver -<br />
eine wachsende Bedeutung, da diese als Spendensammler auch<br />
<strong>für</strong> kommunale Einrichtungen tätig werden, und so zum Beispiel<br />
bei Sammlungsankäufen unverzichtbare Unterstützung bieten<br />
können. Darüber hinaus übernehmen die Mitglieder nicht selten<br />
erhebliche ehrenamtliche Funktionen in den Bereichen Aufsicht,<br />
Information, Pflege des Sammlungsbestandes, aber auch bei<br />
Marketingmaßnahmen.<br />
Von Stillstand kann also keine Rede sein. Auf der anderen<br />
Seite ist nicht zu verkennen, dass die finanziellen Spielräume<br />
der Museen in der Regel sehr begrenzt sind und, von wenigen<br />
Ausnahmen abgesehen, dies schon immer waren. Die derzeitige<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise macht wenig Hoffnung, dass<br />
sich hieran kurzfristig etwas ändern könnte. Eines allerdings<br />
sollte dabei nicht übersehen werden: Trotz der allgemein angespannten<br />
Finanzlage bei den Kommunen in den vergangenen<br />
Jahren sind Museumsschließungen bislang auf Einzelfälle beschränkt<br />
geblieben. Der Entschluss, ein Museum aufzulösen, hat<br />
thema<br />
in der Regel vielfältige Gründe und ist nicht monokausal auf<br />
›Sparmaßnahmen‹ zurückzuführen. Sparmaßnahmen zwingen<br />
aller dings die Museen, auf die Lage der kommunalen Finanzen<br />
zu reagieren: Es wird versucht Personalkosten durch Stel len -<br />
kon zentration einzusparen. Darüber hinaus werden auf breiter<br />
Front Öffnungszeiten reduziert bis hin zur befristeten oder vorläufigen<br />
Einstellung des Museumsbetriebs.<br />
Nichtsdestotrotz: Auch wenn dies aus der Perspektive des einzelnen<br />
Museumsvereins oder des einzelnen Museumsleiters im<br />
Einzelfall anders aussehen mag: Die Museumslandschaft Ba -<br />
den-Württemberg scheint insgesamt zumindest so stabil, dass<br />
vernünftige Entwicklungsperspektiven nicht auf den Feldern des<br />
Utopischen abgesteckt werden müssen. Die Museen sind ein<br />
fest verankerter Bestandteil der kommunalen Kultur- und Bil -<br />
dungs angebote. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sich<br />
solche Angebote stets aufs Neue in der Praxis bewähren müssen:<br />
Das ist ein nicht geringer Teil ihrer Aufgabe. Museen sind<br />
eben kein Hort der Tradition, sondern sie bewahren Objekte,<br />
die jenseits unserer Gegen wart stehen und die wir als Zeug nis -<br />
se vergangener Zukunft zu lesen gelernt haben. Mu seen müssen<br />
stets aufs Neue zeigen, dass die Einsicht ›Zukunft braucht<br />
Herkunft‹ mehr ist als eine wohlfeile Besinnungsformel <strong>für</strong> Sonn -<br />
tagsreden. Unruhe beliebt ihnen dabei nicht erspart, aber es<br />
scheint, sie seien in der Lage, das auszuhalten.<br />
1 Museen in Baden-Württemberg. Herausgegeben von der Lan des stelle <strong>für</strong> Museums betreu ung<br />
Baden-Württemberg und dem Museumsverband Baden-Württemberg e.V. Bearbeitet von Dina<br />
Sonn tag. Stuttgart: Theiss Verlag 2009. 6., völlig neu bearbeitete Auflage, 534 Seiten mit 488 far bi -<br />
gen Abbildungen, Klap penbroschur, ISBN 978-3-8062-2254-8.<br />
2 Den hier vorgestellten Zahlen liegen zum einen die jährlichen Berichte des Instituts <strong>für</strong> Muse -<br />
ums forschung der Staatlichen Museen zu Berlin zugrunde, das die jährliche Statistische Gesamterhebung<br />
an den Museen der Bundesrepublik Deutschland durchführt und publiziert, des weiteren<br />
die Erhebungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg sowie die Auswertung<br />
der Museumsdatenbank der <strong>Landesstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Museumsbetreuung</strong>, aus der auch der eingangs<br />
erwähnte Museumsführer generiert wird.<br />
3 Abrufbar über den laufend aktualisierten Ausstellungskalender unter ‹www.netmuseum.de› mit<br />
eigenen Recherchemöglichkeiten im Ausstellungsarchiv.<br />
3<br />
museums.brief / 01.2009