Verrückt nach alten Perlen - Sylvia Lott
Verrückt nach alten Perlen - Sylvia Lott
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Seite 88 | Der Hamburger im Frühling<br />
Modische Einkaufstipps<br />
Schöne Momente im Hinterhof<br />
Seit Ende 2008 arbeitet und präsentiert die<br />
Silber- und Goldschmiedin Sabine Schwer<br />
ihren barocken Schmuck in der »Remise« im<br />
Hans-Henny-Jahnn-Weg. Zugleich verkauft<br />
hier der freie Stylist Wolfram Neugebauer<br />
(früher Joop), der auch die »Stilwerk«-<br />
Trendshows betreut, erlesene Möbeldesign-<br />
Klassiker der 40-er bis 70-er Jahre. Weitere<br />
Interior-Raritäten stellt er im Vorraum des<br />
Nachbarn aus: beim Trendfriseur »4U«.<br />
Ab Ende April sollen im Hinterhof auch<br />
Lesungen und kleine Konzerte stattfinden<br />
Die Remise<br />
Hans-Henny-Jahnn-Weg 21, 22085 Hamburg,<br />
Telefon +49-40-41 92 98 19<br />
www.remise-hamburg.de<br />
Alles für die Braut im April<br />
Kleider, Kostüme, Mäntel für besondere<br />
Gelegenheiten, aus handgesmokten Wollmischungen,<br />
aus Kaschmir, Strick, Brüsseler<br />
Spitze und immer wieder Seide: Mit<br />
38 Unikaten eröffnete die Glamour- und<br />
Brautmoden-Designerin Tina Gattermann<br />
im November 2008 in Eppendorf ihren<br />
ersten Shop. Die Kundin wählt aus und<br />
bekommt das Teil ihrer Träume, oft luxuriös<br />
gefüttert mit Seide, exakt auf den Leib<br />
geschneidert. Es gibt auch zwei betörende<br />
exklusive Düfte. In der ersten Aprilwoche<br />
2009 dreht sich alles um Brautmode<br />
Tina Gattermann Shop<br />
Lenhartzstraße 17, 20249 Hamburg<br />
Telefon +49-40-52 59 17 60<br />
www.gattermann.eu<br />
Stark und stolz im Korsett<br />
Nach ihrer Urgroßmutter benannte Astrid<br />
Pflanz-Engelhardt, gelernte Kostümbildnerin,<br />
ihren kleinen Laden in Ottensen, weil sie<br />
die letzte Frau ihrer Familie war, die täglich<br />
ein Korsett trug. Das lange verfemte Schnürwerk<br />
erlebt ein Comeback. Immer mehr<br />
Frauen möchten einmal ein maßgeschneidertes<br />
Korsett tragen, auf einem Ball, zu<br />
ihrer Hochzeit, aber auch zum Beispiel im<br />
Job über einer weißen Bluse unterm Blazer.<br />
Sie fühlen sich damit nicht eingezwängt,<br />
sondern, so Astrid Engelhardt, „aufrecht,<br />
stark und stolz“. Mindestens drei Anproben<br />
sind nötig, der Preis liegt je <strong>nach</strong> Aufwand<br />
zwischen 500 und 600 Euro<br />
Korsettwerkstatt Auguste Bodenstein<br />
Am Rathenaupark 15, 22763 Hamburg<br />
Telefon +49-40-88 12 83 40<br />
www.korsettwerkstatt.de<br />
<strong>Verrückt</strong> <strong>nach</strong> <strong>alten</strong> <strong>Perlen</strong><br />
Daran hatten die Eltern von Natalie von Matt bestimmt nicht gedacht, als sie<br />
ihrer Tochter den englischen Spitznamen »Nuts« verpassten. Die »<strong>Verrückt</strong>e« stellt heute<br />
einmaligen Modeschmuck her, der vor allem eines schafft: gute Laune<br />
Fotos Martin Meiners | Text Dr. <strong>Sylvia</strong> <strong>Lott</strong><br />
Wenn Frauen keinen Schmuck tragen,<br />
kann das verschiedene Gründe haben.<br />
Zum Beispiel, dass Sie fürchten,<br />
ihre Kostbarkeiten zu verlieren. Meist<br />
aber verfügen sie schlicht über mehr<br />
Geschmack als Geld. Für diese Frauen<br />
bricht, sobald sie »Nuts & Pearls«<br />
entdeckt haben, eine neue Ära an.<br />
Und jene, die immer schon ein Faible<br />
für »Jewelry« hatten, kommen an<br />
dieser Adresse ohnehin nicht vorbei:<br />
In einem kleinen Laden-Atelier in der<br />
Turnerstraße 10 (im Karoviertel) finden<br />
sie Modeschmuck, der nichts »Unechtes«<br />
hat. Hier ist jedes Stück ein stilvolles<br />
Unikat, handgearbeitet von der<br />
Besitzerin Natalie von Matt (40), einer<br />
großen Blondine mit Modelfigur und<br />
einem unglaublich klar geschnittenen<br />
Gesicht. Eine ehemalige Werbekauffrau,<br />
die keine Mühen scheut, wenn’s darum<br />
geht, auf Reisen, Auktionen oder Flohmärkten<br />
an Vintage-Zutaten wie Glasperlen<br />
aus den 20-er bis 40-er Jahren zu<br />
kommen. Die mit ihrem Schwanenhals<br />
selbst die beste Werbe-Trägerin für kaskadenartig<br />
fallende Ohrgehänge ist. Die<br />
aber direkt sperrig wird, wenn sie ihren<br />
Schmuck anpreisen soll. Beim Thema<br />
Eigen-PR schwinde ihre Energie »innerhalb<br />
von Nano-Sekunden«, sagt sie.<br />
Da kann man ganz entspannt im<br />
Laden stöbern und staunen. Vor einer<br />
morbiden Backsteinwand kommt das<br />
Filigrane ihrer Pretiosen besonders zur<br />
Geltung. Sie sind an Torsi, Rahmen und<br />
Leinwänden in Szene gesetzt. Unter<br />
einem nierenförmigen Präsentiertisch<br />
in der Mitte steht eine breite Schale<br />
mit Restperlen – »mein Pendant zur<br />
Wursttheke«: Kinder dürfen sich eine<br />
Perle aussuchen. Der übrige Raum ist<br />
in Altrosa und Goldbraun geh<strong>alten</strong>,<br />
wie Perlglanz und Messing, den Farben<br />
ihres Corporate Design. Natalie von<br />
Matt sitzt meist an ihrem maßgefertigten<br />
Arbeitstisch hinten im Laden<br />
und zaubert Nachschub. Ob Wickelkette,<br />
Creolen oder Bettelarmband – ihre<br />
Kreationen sind opulent, romantisch<br />
und dennoch zart. Sie haben Poesie<br />
und Charakter, eine gewisse Leichtigkeit<br />
und Eleganz, manchmal etwas<br />
mädchenhaft Verspieltes oder auch<br />
Augenzwinkerndes. Kurz: Sie machen<br />
gute Laune.<br />
Man kann sich Stücke aus der aktuellen<br />
Kollektion aussuchen, das meiste<br />
so zwischen 30 und 500 Euro. Oder<br />
zugucken, wie etwas entsteht. In großen<br />
Schubladen mit kleinen Fächern<br />
schimmern silberne Rosen, Schmetterlinge<br />
und Herzen, Zuchtperlen,<br />
alte Knöpfe, Perlmutt-Sterne, Messing-Blätter<br />
aus den 50ern, pinkfarbene<br />
Turmalin-Tropfen, Anden-Opale,<br />
geschliffene Glasteile von Jugendstil-<br />
Lampen, Rauchquarz, türkisfarbener<br />
Apatit, bunt geschuppte Fische, Achat-<br />
Buddhas, facettierter Citrin, witzige<br />
geflügelte Püppchen, Astkoralle und<br />
vieles mehr. »Diese Auswahl kann<br />
auch zur Verzweiflung führen«, weiß<br />
Natalie von Matt. Doch Kunden können<br />
auch gleich sehen, was möglich<br />
wäre und sich individuell beraten las-<br />
»Schmuck muss<br />
von sich aus eine<br />
Schönheit und<br />
Bedeutung haben«,<br />
findet Natalie<br />
von Matt, die für<br />
ihre Arbeiten nur<br />
echte Materialien<br />
verwendet, um sie<br />
dann in dem kleinen<br />
aber feinen Laden<br />
im Karoviertel<br />
zu präsentieren<br />
sen. »Schauen Sie doch mal zu Hause<br />
<strong>nach</strong>«, sagt die Designerin dann oft,<br />
»bringen Sie alte Schmuckschätze<br />
mit.« Sie arbeitet gern Einzelteile ein,<br />
an denen Erinnerungen hängen – an<br />
ein Fest, eine Begegnung… »Schmuck<br />
soll etwas Persönliches sein.«<br />
2003 schuf Natalie von Matt ihren<br />
Erstling, »für ein Prinzessinnenkleid«:<br />
eine Kette, an der sich ein Frosch emporhangelte.<br />
Ein Gag, ein Riesenerfolg,<br />
dem eine Reihe märcheninspirierter<br />
Schmuckstücke folgte. Schon damals<br />
brauchte sie längst keine Frösche mehr<br />
zu küssen. Natalie von Matt ist, inzwischen<br />
seit elf Jahren, mit ihrem Prinzen<br />
verheiratet: Jean-Remy von Matt, einer<br />
der beiden Chefs der Werbeagentur<br />
Jung von Matt. Sie wohnen mit seinen<br />
beiden Kindern in Harvestehude. Der<br />
Job brachte sie zusammen. Die aus<br />
dem Saarland stammende Natalie verkaufte<br />
Werbezeiten für Pro7/SAT1. »Wir<br />
sind beide Workaholics, jeder war die<br />
halbe Woche unterwegs.« Und weil sie<br />
immer schon gerne etwas Handwerkliches<br />
machen wollte, eröffnete sie<br />
2005 ihr Geschäft. (Seit zweieinhalb<br />
Jahren kann man auch per Mausklick<br />
ordern: www.nutsandpearls.com)<br />
»Nuts« (engl. verrückt) ist übrigens<br />
ihr Spitzname, den verdankt sie ihren<br />
Eltern. Heute beflügelt sie ihre <strong>Verrückt</strong>heit<br />
<strong>nach</strong> <strong>Perlen</strong> & Co., Experimente<br />
zu wagen. Sie verbindet Farben,<br />
Formen und Materialien, »wie man’s<br />
eigentlich nicht macht, wenn man’s gelernt<br />
hat.« Geht aber, mancher Juwelier<br />
staunt. Und ihr bringt es »wahnsinnig<br />
Spaß.« Zum Schluss hat Natalie von<br />
Matt noch einen Tipp für schmucklose<br />
Frauen, die diesen Zustand ändern<br />
möchten. »Das weiß ich aus eigener<br />
empirischer Forschung: Frauen, die<br />
nie Schmuck tragen, kriegen auch nie<br />
Schmuck geschenkt.« Während denen<br />
gegeben wird, die schon haben. »Es<br />
kommt vor, dass Fremde mir einfach<br />
ihre Ketten in den Laden bringen und<br />
schenken«, freut sie sich. So leben alte<br />
Geschichten auf geheimnisvolle Weise<br />
in neuen Arrangements weiter …<br />
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