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Willy Nr.15 - Westfälische Wilhelms-Universität Münster

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Wilhelmine<strong>Nr.15</strong>Nr. 15, 2007, herausgegeben von der Gleichstellungsbeauftragten der Westfälischen <strong>Wilhelms</strong>-Universität MünsterWas kommt daauf uns zu?Studienbeiträge und HochschulfreiheitsgesetzDie neue Prorektorin:Dr. Marianne RavensteinDie neue Gleichstellungsbeauftragte:PrivatdozentinDr. Christiane FrantzDoppelkarriere:Das erste PaarDas Gehirn:Unterschiede beiMännern und FrauenFFP:Think Thank fürFamilienpolitik


InhaltsverzeichnisTitelthema Studienbeiträge und Hochschulfreiheitsgesetz2 - 3 Studienbeiträge – Was bedeuten sie für die Gleichstellung?4 - 5 Wirbel um die studentische Gleichstellungsbeauftragte. Das HochschulfreiheitsgesetzGleichstellungsprojekte6 - 7 Frauenförderpreis: Flexibilität für Mütter im Labor7 - 8 Gleichstellung: Ein Problem der Biologie?8 Karrieretipps für WissenschaftlerinnenBerichte aus der WWU10 -11 Doppelkarriere an der Uni Münster12 Girls’ Day13 Meldungen14 -15 Uni Münster als Think Tank für BundesfamilienpolitikPersonalia16 Bilanz der scheidenden Gleichstellungsbeauftragten Dr. Marianne Ravenstein17 Fragen an die neue Prorektorin für Lehre, Studienreform, studentische Angelegenheiten und Weiterbildung18 Die Informationsmanagerin: Privatdozentin Dr. Christiane Frantz ist neue Gleichstellungsbeauftragte19 Stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte ist Margarete Schönert19 -20 Dritte Amtszeit für Jessica Upritchard20 -21 MeldungenGender Studies22 -23 Wie funktionieren die Gehirne von Männern und Frauen?24 Geschlecht in der politischen ÖkonomiePorträt25 Schöne Beweise – klare Argumente. Die Mathematikprofessorin Nina Gantert26 -27 Begeisterung für altes Papier. Dr. Sabine Happ,Archivarin der Universität MünsterRubriken28 Rezension9 Kurz berichtet29 Impressum


Liebe Leserinnen und Leser,Die Universitäten stehen zurzeitvor besonderen gleichstellungspolitischenHerausforderungen.Die europäische Bildungspolitikfordert von den deutschen HochschulenAnstrengungen in SachenGeschlechtergerechtigkeit, bei demExzellenzwettbewerb des Bundesist Gender Mainstreaming einBeurteilungskriterium, und durchdas in Nordrhein-Westfalen seitBeginn des Jahres in Kraft getreteneHochschulfreiheitsgesetzsind die Hochschulen zu einerstärkeren Professionalisierung ihrerGleichstellungsarbeit aufgefordert.Auch die aktuelle Auseinandersetzungum Studienbeiträge ander Universität Münster kann ausgleichstellungspolitischer Perspektivebetrachtet werden.Mit mehreren Frauen auf der Leitungsebeneist die WWU diesenHerausforderungen gut gewachsen.Neben der Rektorin Prof’in Dr.Ursula Nelles und der KanzlerinDr. Bettina Böhm ist nun auchdie langjährige Gleichstellungsbeauftragte,Dr. Marianne RavensteinMitglied des Rektorats. Als Prorektorinkümmert sie sich umLehre, Studienreform, studentischeAngelegenheiten und Weiterbildung.Neue Gleichstellungsbeauftragteist Privatdozentin Dr. ChristianeFrantz. Und fast zeitgleichhat das ganze Team im Gleichstellungsbürogewechselt. Wir stellendie neuen Mitarbeiterinnen vor.Die Wilhelmine-RedaktionEditorialZwischen Karriere und LebenNetzwerk für Nachwuchswissenschaftlerinnen an der WWUUnterstützung bei Karriereplanungund Bewerbungstrainingbietet das Netzwerk für Nachwuchswissenschaftlerinnenan derWWU. Seit April 2004 organisierendie Wissenschaftlerinnen ausacht Fachbereichen Workshopsund Seminare, zum Beispiel zuBerufungs- und Auswahlverfahren.Die Teilnehmerinnen desNetzwerks treffen sich ein biszweimal pro Semester. Beim vergangenenTreffen im Januar habensie eine Liste mit möglichen Themenfür die nächsten zu organisierendenWorkshops zusammengestellt.Dazu gehört die gegenseitigeUnterstützung durch Netzwerkeund Mentoring, aber auchdie Konkurrenz unter Wissenschaftlerinnen,das Leiten vonProjekten sowie KommunikationsundVerhandlungsstrategien imUmgang mit Kolleg/-innen undVorgesetzten. Mit der Frage "Wiemanage ich meine Zeit zwischenKarriereplanung und Leben?"möchten sich die Nachwuchswissenschaftlerinnenebenfalls beschäftigen.Das nächste Treffen ist für Mittwoch,7. März, ab 19.30 Uhr geplant.Wissenschaftlerinnen, die indas Netzwerk aufgenommen werdenmöchten, können sich an eineder beiden Sprecherinnen wenden:Dr. phil. Katrin SpäteE-Mail: spaete@uni-muenster.deDr. med. Annette StaeblerE-Mail:Annette.Staebler@ukmuenster.deEditorial1


Was kommt da auf uns zu?StudienbeiträgeWas bedeuten sie für die Gleichstellung?Die Universität Münster ist die letzte große Hochschule in Nordrhein-Westfalen, die noch keine Studienbeiträge eingeführt hat. Nach einergrößeren Diskussion in der Senatssitzung im Januar wurde die Entscheidungnoch einmal vertagt. Nun wird der Senat der WWU im März darüberbeschließen, ob Studienbeiträge zum Wintersemester 2007/08 eingeführtwerden. In der allgemeinen Aufregung um das Für und Wider zu Studienbeiträgengeht ein besonderer Kritikpunkt allerdings unter: Studienbeiträgestehen in dem Verdacht, die Gleichstellungsbemühungen an den Hochschulennicht gerade zu unterstützen. Die Wilhelmine sagt, warum, undzeigt Lösungsmöglichkeiten auf.Zu Beginn des Wintersemesters2006/2007 musste WissenschaftsministerAndreas Pinkwart einräumen,dass die Zahl der Studienanfänger/-innendurch die Einführungvon Studienbeiträgen inNordrhein-Westfalen gesunkenist. Die ersten Schätzungen derHochschulen ergaben, dass sichim Vergleich zum Vorjahr 5,3 Prozentweniger an einer Universitätoder Fachhochschule eingeschriebenhaben. Noch lassen sich dieseZahlen nicht geschlechtsspezifischaufschlüsseln, aber unterden Abiturient/-innen, die sichaufgrund der Studienbeiträgegegen ein Studium entscheidenoder zumindest gegen ein Studiumin NRW, könnten überproportionalviele Frauen sein.RückzahlungsverpflichtungenDies ist zumindest die Befürchtungder Gleichstellungsbeauftragtender Hochschulen und Universitätsklinikades Landes NRW(LaKoF). In einer Stellungnahmezum Studienbeitragsgesetz begründetdie LaKoF ihre Sorge mit dengeschlechterungleichen Einkommenschancen.Frauen benötigtenlänger als Männer zur Erwirtschaftungdes gleichen Finanzbetragesund hätten, wenn sie zurFinanzierung der Studienbeiträgeein Darlehen aufnehmen müssten,wesentlich länger mit Rückzahlungsverpflichtungenzu kämpfen.Die Gleichstellungsbeauftragtenbelegen ihre Argumentationmit den Ergebnissen einer Studieder Hochschul-Informations-SystemGmbH (HIS) von 2005: Danachliegt das Einkommen vonFrauen mit Universitätsabschlussbei 70,8 Prozent des Einkommensvon Männern.Aufgrund der Übernahmevon Familienaufgaben hättendie meisten Frauen zudemhäufiger Zeiten, in denen ein eigenesEinkommen ganz fehlt.Verschuldung zumutbarDas Wissenschaftsministerium hältdie Befürchtungen von Schuldenbergenund unzumutbaren,eventuell lebenslänglichen Rückzahlungsverpflichtungenfür unbegründet.Wennman vom Bachelorals Regelabschluss ausgehe, lägendie Darlehenssummen für dieStudienbeiträge in der Mehrheitder Fälle bei 3000 bis 5000 Euro.Im Übrigen sei die Gesamtverschuldungssummefür BAFöG-Empfänger/-innen, die auch Lebenshaltungskostenzurückzahlenmüssen, im NRW-Modell auf10.000 Euro gedeckelt und einAusfallfonds springe ein, wennAbsolvent/-innen kein ausreichendesEinkommen erzielen.Studentinnen fühlen sich nichtbesonderes betroffenFür zumutbar halten die protestierendenMünsteraner StudentinnenStudienbeiträge zwar nicht.Die Sorge, dass die finanzielleBelastung für sie als Frauen nocheinmal schwieriger zu bewältigensein könnte, teilen sie allerdingsauch nicht. "Studienbeiträge betreffenFrauen und Männer gleichermaßen",sagt etwa eine Jurastudentin.Den Schluss, dass Studentinnenzu einer kürzeren undweniger kostspieligen Ausbildungtendieren, lassen indes die erstenAbsolvent/-innenzahlen derBachelor- und Masterstudiengängezu. Sie zeigen, dass der Frauenanteilbei den gestuften Studiengängenim Masterbereich abnimmt.Frauen bevorzugen BADarauf weisen die Autorinnender Studie „Gender-Aspekte beider Einführung und Akkreditierunggestufter Studiengänge“vom Netzwerk FrauenforschungNRW hin (s. auch S. 9). Laut dervon der Hochschulrektorenkonferenzveröffentlichten statistischenDaten (2005) lag der Frauenanteilim Wintersemester 2004/2Titelthema Was kommt da auf uns zu?


2005 bei 46,9 Prozent in BA-Studienfächernund bei 38,0 Prozentin den MA-Studienfächern. DieseTendenz zeigt sich keineswegs nurin den eher männerdominiertenIngenieur- und Naturwissenschaften,sondern gerade bei einemüberdurchschnittlichen Frauenanteilin den BA-Studiengängen, wieSprach-, Kultur- oder Sozialwissenschaften.Bei der Einführungvon Studienbeiträgen ist daherdarauf zu achten, dass Studentinnensich nicht mehrheitlich fürverkürzte BA-Studiengänge entscheidenund der weibliche wissenschaftlicheNachwuchs eherschrumpft als wächst, schreibendie Autorinnen der Studie.Die Studienbeitrags-Satzung kannHärten mildernDie Gleichstellungsbeauftragteder WWU, Dr. Christiane Frantz,zeigt sich angesichts dieser möglichenWirkung von Studienbeiträgenzwar nicht alarmiert, sagt aberandererseits: „Es ist sicher nochsehr früh, vermutlich zu früh, umeins zu eins von Studienzahlen inBachelor-Studiengängen auf Wirkungenvon Studienbeiträgen rückzuschließen.In jedem Fall sehe ichmeine Aufgabe im derzeitigenDiskussionsprozess an der WWUin punkto Studienbeiträge auchdarin, alles dafür zu tun, dass dasformulierte Ziel der Frauenförderungan unserer Universität nichtdurch mögliche Exklusion überStudienbeiträge wieder zunichtegemacht wird. Allerdings spiegeltsich im bisherigen Diskussionsverlaufwider, dass auch die Universitätsleitungentsprechende Vorsorgeüber die Studienbeitrags-Satzung treffen wird. Darauf wirdzu achten sein!“Vorschläge der LaKoFIn eine Anhörung zum Studienbeitragsgesetzvor dem zuständigenLandtagsausschuss habenVertreterinnen der LaKoF Vorschlägezu einer geschlechtergerechtenGestaltung von Studienbeiträgeneingebracht. Die Hochschulensollten beobachten, wiesich der Frauenanteil unter denStudierenden entwickelt und dokumentieren,welche Geschlechtergruppenvon den Maßnahmenprofitieren, in die die Studienbeiträgefließen. Werden die Mittelzum Beispiel auch für einegeschlechtersensible Lehre oderzur besseren Vereinbarkeit vonFamilie und Studium eingesetzt?Die Gleichstellungsbeauftragtenwollen an ihren Hochschulenzudem an der Entscheidung überdie Verwendung des Geldes beteiligtwerden. Schließlich haben sieMinister Pinkwart vorgeschlagen,dass nicht nur Studierende mitKindern, sondern auch solche, dieAngehörige zu pflegen haben,eine Ermäßigung bei den Studienbeiträgenbekommen.Befreiung für KindererziehungLaut Gesetz sollen studierendeEltern in der Tat von den Beiträgenbefreit werden, allerdings nurbis zu drei Semestern. Die Hochschulen,die ihre Studienbeitragsordnungenbereits verabschiedethaben gewähren in der Regeljedoch vier bis sechs beitragsfreieSemester für die Pflege undErziehung eines minderjährigenKindes. An der Universität Dortmunddürfen Studierende sogarbis zur Vollendung des 18.Lebensjahres ihres Nachwuchsesstudieren ohne Studienbeiträgezu bezahlen. Dr. Ute Zimmermann,Gleichstellungsbeauftragteder Uni Dortmund und zugleicheine der Sprecherinnen derLaKoF: „Die Fachhochschulenund Universitäten sind in ihrenBeitragsordnungen in vielen Punktenüber das hinaus gegangen, wasim Gesetz vorgesehen ist."Stipendien für StudentinnenAuch einige der Anregungen derLaKoF tauchen in den Beitragssatzungender Hochschulen wiederauf. Dies gilt zum Beispiel fürden Vorschlag, ein Stipendienwesenzu etablieren, das begabtenStudierenden ungeachtet ihrerwirtschaftlichen Lage ein Studiumermöglicht. Dies plant auchdie Uni Münster. Das Rektoratschlägt vor, fünf Prozent derBeiträge in eine Stiftung fließenzu lassen, aus der Stipendien fürbedürftige Studierende gewährtwerden sollen.Susanne KeilTitelthema Was kommt da auf uns zu? 3


W i r b elUni Münster will auch StudentinnenDas sieht die neue Gleichstellungsbeauftragteder UniversitätMünster, Privatdozentin Dr. ChristianeFrantz, anders. Nach Rücksprachemit der Rechtsabteilungder WWU geht sie davon aus, dassdie Universitäten selbst in ihrerGrundordnung regeln können, obsie auch Studierende für die Wahlder Stellvertreterinnen zulassenwollen. „Und ich möchte es so beibehalten,dass aus allen StatusgruppenStellvertreterinnen fürdie Gleichstellungsbeauftragtengewählt werden können“, fügtFrantz hinzu. Die ehemalige GleichstellungsbeauftragteDr. MarianneRavenstein hatte sich eigens ineinem Brief an das Ministeriumgewandt, um die im Gesetzentwurfvorgesehene Regelung, dassauch die Stellvertreterinnen derGleichstellungsbeauftragten einabgeschlossenes Hochschulstudiumvorweisen müssen, wieder zukippen. Mit Erfolg, so dass für dieVertreterinnen aus der Gruppeder weiteren Mitarbeiterinnenalles beim Alten bleibt. Frantz verweistzudem darauf, dass die Fachbereichs-Gleichstellungsbeauftrag-um die studentische GleichstellungsbeauftragteDas Hochschulfreiheitsgesetzund seine Folgenfür die GleichstellungAm 1. Januar 2007 ist das Hochschulfreiheitsgesetz(HFG) inKraft getreten. Bis Anfang 2008haben die staatlichen Fachhochschulenund Universitäten inNordrhein-Westfalen nun Zeit, umihre Hochschulordnungen zu ändernund die neuen Bestimmungenumzusetzen.Was ändert sich durchdas HFG für die Gleichstellungsarbeit?Land gibt Fachaufsicht abDie grundlegendste Neuerung bestehtdarin, dass das Land dieFachaufsicht über die Hochschulenabgibt. Diese soll zukünftig dasneu eingeführte Gremium desHochschulrates übernehmen. Auchin die Gleichstellung an den Hochschulenmischt sich das Land dannnicht mehr ein. Bislang gab es zweiMitarbeiterinnen im Ministeriumfür Innovation, Wissenschaft, Forschungund Technologie (MIWFT)als Ansprechpartnerinnen für GenderMainstreaming und Frauenförderung.Diese konnten zum Beispielauch bei Berufungsverfahren,in denen die Gleichstellungsbeauftragteeiner Hochschule ein vonder Liste des Fachbereichs abweichendesSondervotum abgab, durchBestellung weiterer Gutachten dieRangfolge der Bewerber/-innen aufder Liste verändern.tragten an den Universitäten undFachhochschulen einher. Die Amtsinhaberinnenmüssen sich stärkerprofessionalisieren und Kenntnissein Recht, Personalwesen und Organisationsentwicklungerwerbenoder bereits mitbringen. Laut einesSprechers des MIWFT ist dies derGrund, warum Studierende imHFG für dieses Amt nicht mehr inFrage kommen sollen. Auch alsStellvertreterinnen sollen sie nichtmehr gewählt werden können.Und für die Juristen des MIWFTist diese Lesart juristisch auchnicht anfechtbar.Politischer WilleDiese Aufgaben entfallen zukünftig,da die Hochschulen selbst fürdie Einhaltung der Gleichstellungsgrundsätzeverantwortlich sind.Damit geht eine größere Verantwortungder Gleichstellungsbeauftenim HFG gestärkt worden sind.Sie sind nun mit beratender StimmeMitglied in den Berufungskommissionen.Bislang wurdedies zwar in der Regel so gehandhabt,war aber nicht gesetzlichvorgeschrieben.WiderstandAngesichts der unterschiedlichenInterpretationen des Gesetzeswar der Unmut bei den studentischenGleichstellungsbeauftragtenbislang groß: „Es kann nichtsein, dass die größte Gruppe derFrauen an den Universitätenkeine Vertreterin mehr aus deneigenen Reihen haben soll“, sagtetwa die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragteder UniversitätBochum, Marta Pello-García.Jessica Upritchard von der UniMünster, kann zwar verstehen,dass Studierende nicht die Funktionder zentralen Gleichstellungsbeauftragtenübernehmen sollen.„Ich kann allerdings nicht nachvollziehen,warum eine Studentin- auch unter einem HFG - nichtihre Stellvertreterin sein soll“, sodie stellvertretende Gleichstellungsbeauftragteaus der Gruppeder Studierenden. Die Mehrheitder studentischen Gleichstellungsbeauftragtenbefürchtet nach wievor, dass ihnen der Zugang zumAmt zukünftig verbaut sein könnte.Daher versucht die KOSTA,die Kommission der studentischenGleichstellungsbeauftragten inNRW, Klarheit zu schaffen undgegebenenfalls, wie bereits imVorfeld der Verabschiedung desGesetzes, weiter zu protestieren.HochschulratBereits den Entwurf zum neuenHFG haben die Gleichstellungsbeauftragtenan den Hochschulen4Titelthema Was kommt da auf uns zu?


sagt Bettina Zeis. Eine bessereAusgangslage von Frauen bei denBewerbungen könne aber erstdann erreicht werden, wenn derFrauenanteil im wissentschaftlichenMittelbau bundesweit zugenommenhat.Zeis und Tudzynski sind seit 1999Gleichstellungsbeauftragte des FachbereichsBiologie. Dr. Bettina Zeisist Wissenschaftliche Mitarbeiterinam Institut für Zoophysiologie,Privatdozentin Dr. BettinaTudzynski lehrt am Institut fürBotanik. Tudzynski hat inzwischendie Studienberatung übernommen.Als stellvertretende FB-Gleichstellungsbeauftragte ist ihrPrivatdozentin Dr. Sylvia Kaiser,Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie,gefolgt.Susanne KeilGleichstellung- ein Problem der Biologie?Ein Blick in die Hörsäle des Fachbereichs13 verdeutlicht, dass Biologieals Studienfach für beideGeschlechter attraktiv ist. Das giltauch für die neuen Bachelor- undMaster-Studiengänge. Doch einBlick auf die Lehrenden zeigt,dass noch deutlich häufiger einMann am Rednerpult steht: Beiden Professor/-innen liegt derAnteil weiblicher Hochschullehrerderzeit bei 22 Prozent, imsogenannten „Mittelbau“ bei 35Prozent.Erhebung zu HindernissenUm Frauenfördermaßnahmen aufdie Ursachen der geringen Repräsentanzvon Frauen in diesen Hierarchieebenenabstimmen zu können,wurde 2004 eine Befragungvon Studierenden und Beschäftigtendurchgeführt. Es konnten 372Fragebögen ausgewertet werden,die zu etwa 60 Prozent von Frauenund zu etwa 40 Prozent von Männernstammten. Sie wurden gebeten,Aussagen zu ihrer persönlichenBerufsplanung sowie zuGründen für den geringen Frauenanteilbei Hochschullehrern zumachen. Die Analyse zeigt, dasseine wissenschaftliche Karriere fürFrauen und Männer gleichermaßenvon hoher Attraktivität ist.Von den Studierenden im Hauptstudiumsehen 69 Prozent ihr Zielin einer wissenschaftlichen Laufbahn.Unter den befragten Doktorandenstreben 71 Prozent der Männerund 74 Prozent der Frauen einewissenschaftliche Karriere an.Karriereziel Professur?Die Differenzierung der angestrebtenPosition in der Hochschul-Hierarchiezeigt allerdingsklare Unterschiede. Frauen wollenhäufig unterhalb der Professoren-Ebenewissenschaftlich tätigsein (Studentinnen: 40 Prozent,Doktorandinnen: 46 Prozent versus15 Prozent und 27 Prozent derMänner entsprechender Gruppen).Die Laufbahn des Hochschullehrersbevorzugen nur 33Prozent der Studentinnen und 28Prozent der Doktorandinnen, aber46 Prozent und 44 Prozent dermännlichen Pendants.Kind und Karriere?Ist das Hauptproblem für dieGleichstellung in der Biologiealso die immer noch schwierigeBalance zwischen wissenschaftlicherTätigkeit und einer Familienphase?Das bestätigen die gegebenenAntworten zu bevorzugten Arbeitszeiten:Die Reduzierung derwöchentlichen Arbeitszeit zur Kindererziehungerwägen mit etwa 31Prozent der Studentinnen und 24Prozent der Doktorandinnen Frauendreimal häufiger als Männer.Der Karriere wegen auf Kinderverzichten wollen nur wenige (6Prozent beider Geschlechter).Eine Familienphase mit reduzierterWochenarbeitszeit ist wiederumbei einer Tätigkeit im Mittelbauleichter zu realisieren als inder Projektleitungsfunktion. DieEbene des Mittelbaus wird vermutlichaus diesem Grund vonFrauen häufiger angestrebt. DerZeitpunkt der Familienphase, dieoft im Anschluss an Studium bzw.Promotion realisiert wird, scheintdaher mit verantwortlich zu seinfür die Abnahme des Frauenanteilsauf den nachfolgenden Hierarchieebenen.Obwohl Frauen sich ebenso häufigwie Männer im Studium oderder Promotionsphase eine wissenschaftlicheBerufstätigkeit vorstellenkönnen, liegt ihr Anteil beiden Bewerbern auf Hochschullehrerstellenin der Münsteraner Biologiebei geringen 18 Prozent.Gleichstellungsprojekte 7


Folgen für FrauenförderungFrauenfördermaßnahmen müssensich daher an junge Wissenschaftlerinnenwenden und dazu beitragen,den Anteil erfolgreicher Bewerbungenauf Positionen im Hochschulbereichzu erhöhen. Maßnahmenzur Vereinbarkeit vonwissenschaftlicher Karriere undKindererziehung entsprechen inbesonderer Weise den Problemendieser Zielgruppe (s. Flexibilitätfür Mütter im Labor). Mit derUmstellung auf die neuen Studiengängemit Bachelor- und Master-Abschluss haben sich sicher auchdie Vorstellungen zur anschließendenBerufstätigkeit verändert.Eine Fortschreibung der Analysesoll daher im Rahmen der Evaluationim März 2007 erfolgen.DesiderataIst also die weibliche Biologie daszentrale Hindernis für die Gleichstellung?Im Gegensatz zur Mutterschaftist die spätere Versorgungund Erziehung des Kindesalleine durch die Frau kein Naturgesetz.Der notwendige gesellschaftlicheBewusstseinswandelkönnte durch die geplanten Maßnahmender Bundesregierung unterstütztwerden, Erziehungsurlaubfür Väter attraktiver zumachen. Wenn dann eine Bewerberinim Vorstellungsgespräch aufeinen Personalchef trifft, der gerademehrere Männer zur Familienpausebeurlaubt hat, rückt daseigentliche Ziel vielleicht näher:dass unabhängig vom Geschlechtdie Leistung über die beruflicheEntwicklung entscheidet.Bettina ZeisWie können Frauen in den NaturwissenschaftenKarriere machen? Dieser Frage wurde im Rahmender Jahrestagung der Deutschen ZoologischenGesellschaft in Münster ein eigenes Symposiumgewidmet. Rund 50 Teilnehmer/-innen diskutiertenam 18. September 2006 die Situation von Biologinnenund Physikerinnen und erörterten, welcheBedeutung die Vernetzung mit anderen Wissenschaftlerinnenfür den persönlichen Erfolg hat.Daten lieferten hierzu Prof’in Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals(Hamburg) für Physikerinnen inDeutschland und Dr. Bettina Zeis für die Situationin Münster.Da eine hervorragende Qualifikation alleine nichtausreicht, um Karriere zu machen, stellte IsabelBeuter (Bonn) vom CEWS, Center of ExcellenceWomen in Science, Netzwerkmöglichkeiten und -aktivitäten für Wissenschaftlerinnen vor. Mit anderenzusammen könne auch politisch darauf Einflussgenommen werden, für welche Forschung Geld zurVerfügung gestellt wird, so Beuter. Das CEWS bieteals zentrale Koordinationsstelle in Deutschlandetwa durch die Wissenschaftlerinnen-DatenbankFemConsult hierzu die Möglichkeit. Auf europäischerEbene empfahl Beuter die European Platformof Women Scientists, EPWS.Karrieretippsfür WissenschaftlerinnenAuch die DFG ist sensibilisiertDass die Sensibilität für Chancengleichheit in derWissenschaft auch in der Deutschen Forschungsgemeinschaftmit ihren diversen Fördermöglichkeitengewachsen ist, belegte Dr. Sonja Ihle (Bonn) inihrem Vortrag. So würde etwa eine familienbedingteörtliche Unflexibilität einer Antragstellerin mit Kindernberücksichtigt. Bei der Bewilligung von Sonderfoschungsbereichensei die Einbindung von Wissenschaftlerinnenein Begutachtungskriterium, unddie DFG unterstütze die Einrichtung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten.Seit Dezember 2004 könnensich Wissenschaftlerinnen auf einer eigenen Websiteüber Hintergründe, Zahlen und Fakten zur Chancengleichheitin der Wissenschaftsförderung durchdie DFG informieren.Kontrovers diskutierten die Teilnehmerinnen desSymposiums über die Einführung einer Quote beider Forschungsförderung sowie über den Vorschlag,die Anträge zu anonymisieren. Einig waren sichaber alle darin, dass das Begutachtungsverfahren fürdie Antragsteller/-innen möglichst transparentgemacht werden sollte.Internetadressen:www.cews.orgwww.femconsult.dewww.epws.orgwww.dfg.de/wissenschaftliche_karriere/chancengleichheitske8Gleichstellungsprojekte


Kurz berichtetWie kommt Gender in neue Studiengänge?Die Einführung von BachelorundMasterstudiengängen bietetdie Chance, in die neuen CurriculaGender-Module zu integrieren.Wie geschlechtergerecht ein neuerStudiengang konzipiert ist,könnte dann bei der Zertifizierungdurch eine Akkreditierungsagenturgeprüft werden. DieseChance wird bislang selten genutzt,wie eine jetzt veröffentlichteStudie des Netzwerks FrauenforschungNRW belegt.Die Experteninterviews mit Vertreternund Vertreterinnen vonAkkreditierungsagenturen und demAkkreditierungsrat ergaben, dassdie Agenturen das Kriterium Geschlechtergerechtigkeitnur dannprüfen, wenn es in dem zu akkreditierendenStudiengang eineRolle spielt. Falls nicht, wird diesemPrüfkriterium auch nicht weiternachgegangen. Die geringeSensibilität für Gender-Aspektemag damit zusammenhängen,dass nur wenige Frauen an derLeitung des Akkreditierungssystemsbeteiligt sind (s. Tabelle). ImAkkreditierungsrat etwa sitzen 15Männer und zwei Frauen, der Vorstandbesteht ausschließlich ausMännern. Das Fazit der Bestandsaufnahme:Unter dem Strich spieltdie Gleichstellung bei der Zulassungneuer Studiengänge bislangkeine Rolle. Und dies obwohl dieKultusministerkonferenz im Jahr2004 entsprechend der Linie dereuropäischen Bildungspolitik festhält,dass der Gender Mainstreaming-Ansatzim Akkreditierungssystemberücksichtigt werden soll.Auf der Grundlage dieser Erkenntnisseentwickeln die Auto-rinnen der Studie, die vom Ministeriumfür Innovation, Wissenschaft,Forschung und Technologiein Nordrhein-Westfalen gefördertwurde, Handlungsempfehlungennicht nur für die Akkreditierungsagenturenund den Akkreditierungsrat,sondern auch für diePolitik auf Bundes- und Landesebenesowie für die Hochschulen.Darüber hinaus legen sie für47 Studienfächer Vorschläge fürfachspezifische Lehrinhalte ausder Frauen- und Geschlechterforschungvor. Diese rund 170 Seitenumfassenden Hinweise zu Lehrzielen,zur Form der Integrationder Inhalte der Geschlechterforschungin die Studiengänge undzur Frage, welche Studienphasehierzu am geeignesten ist, wurdenvon Expert/-innen zur FrauenundGeschlechterforschung imjeweiligen Fach entwickelt.Frauen MännerVorstand 0 3Geschäftsstelle 3 2Akkreditierungsrat 2 15Stiftungsrat 2 9Quelle: StudieDamit ist in der Studie zugleich dieKlage der Agenturen widerlegt, esgäbe keine Gender-Expert/-innen.In einem eigenen Kapitel werdenzu jedem der 47 Fächer noch weitereFachfrauen und -männer zurBegutachtung von Studiengängenunter Gender-Aspekten genannt.Best Practice-Beispiele aus verschiedenenHochschulen runden dieAnregungen und Empfehlungendieser umfangreichen Studie ab.Gender-Aspekte bei der Einführungund Akkreditierunggestufter Studiengänge – eineHandreichung, Ruth Becker,Bettina Jansen-Schulz, BeateKortendiek, Gudrun Schäfer,Studien Netzwerk FrauenforschungNRW Nr. 7, 320 Seiten.Münsteraner Theologin erhält fürihren Beitrag zur Studie denFrauenförderpreis 2006 der WWUAuch Münsteraner Wissenschaftlerinnenwaren an der Studie"Gender-Aspekte bei der Einführungund Akkreditierunggestufter Studiengänge" beteiligt.Die Vorschläge zur Integrationvon Lehrinhalten aus der FrauenundGeschlechterforschung in dieKatholische Theologie hat AndreaQualbrink zusammen mit Kolleginnenerarbeitet. Qualbrink istWissenschaftliche Mitarbeiterinam Seminar für TheologischeFrauenforschung. Der mit 20.000Euro dotierte Frauenförderpreiswird ihr bei einem Empfang vordem Schloßgartenfest am 6. Juli2007 verliehen. Laut Vergabekommissionleistet die von derDiplom-Theologin vorgelegte Ausarbeitung"Gendersensible Theologinnenund Theologen" einennachhaltigen Beitrag, um genderequality bei der Internationalisierungvon Fächern und Universitätenin Studien- und Forschungsprogrammezu implementieren.Susanne KeilKurz berichtet9


Berichte aus der WWUDoppelkarriere an der Uni MünsterThorsten Reusch und AnnaBockelmann haben sich für dieUniversität Münster entschieden.Sie bot beiden Wissenschaftlerndie Möglichkeit, mit ihren Kindernam gleichen Ort zu lebenund zu arbeiten.Er suchte eine Professorenstelle,sie wollte nach der Elternzeit wiederals Wissenschaftliche Mitarbeiterintätig sein. Und am liebstenwollten die Biologen aufgrundihrer beiden Kinder inDeutschland bleiben. Doch dieBemühungen, ihre beruflichenLaufbahnen gemeinsam an einemOrt fortzusetzen, blieben inDeutschland zunächst erfolglos.Thorsten Reusch und AnnaBockelmann hatten allerdings jeweilseine Zusage der Universitätim niederländischen Groningen.Vetternwirtschaft?In Deutschland sind Universitätenrar, die Wissenschaftlerpaaredabei unterstützen, für beide eineadäquate Stelle vor Ort zu finden.Bislang kam eher der Verdachtder Vetternwirtschaft auf, wennauch für die Partnerin oder denPartner eines oder einer Berufeneneine Stelle organisiert wurde.Da dies in den angelsächsischenLändern aber eine gängige Praxisist, verliert Deutschland immermehr der so genannten Doppelkarrierepaare.In einer Befragungder AG Wissenschaftspolitik derJungen Akademie Berlin-Brandenburgvon 2001 gaben 50 Prozentder Hochschulen an, schoneine Rufabsage wegen der fehlendenPerspektive für den Partnererhalten zu haben.Eine Stelle für den PartnerUm der Auswanderung dieser,laut Statistik oftmals sehr erfolgreichenForscher/-innen zu begegnen,haben der Stifterverband fürdie Deutsche Wissenschaft unddie Claussen-Simon-Stiftung 2005das „Aktionsprogramm Doppelkarrierepaare“ins Leben gerufen.Es stellt finanzielle Mittelbereit, mit denen Universitätenden entsprechend qualifiziertenPartner eines Wissenschaftlers fürsechs Jahre beschäftigen können.Zusammen mit der UniversitätMünster haben Thorsten Reuschund Anna Bockelmann einenAntrag für diese Unterstützunggestellt und eine der jährlich dreiFörderungen erhalten. ThorstenReusch hat seine Professur amInstitut für Evolution und Biodiversitätder WWU bereits zum 1.November 2005 angetreten, AnnaBockelmann ist seit dem 1. Oktober2006 Wissenschaftliche Mitarbeiterinam gleichen Institut.Unterstützung durch die WWUErst kurz bevor Thorsten Reuscheinen Ruf von der UniversitätMünster erhielt, erfuhren die Wissenschaftlervon dem AktionsprogrammDoppelkarriere. Zu diesemZeitpunkt tendierten dieBiologen noch dazu nach Groningenzu gehen. Aber als Reuschund Bockelmann eine möglicheFörderung durch das Aktionsprogrammins Spiel brachten, erklärtender Fachbereich Biologie, dasRektorat und die Kanzlerin derWWU sofort ihre Bereitschaft, siebei der Antragstellung zu unterstützen.Ohne diese Hilfe wäre esauch nicht gegangen, denn dieHälfte der Stelle von Bockelmannwird durch das Programm desStifterverbandes finanziert, jeweilsein Viertel tragen die Universitätund der Fachbereich Biologie.Zudem musste die UniversitätRechenschaft darüber ablegen,wie sie Wissenschaftlerpaare bislangunterstützt hat, und sich verpflichten,dies auch in Zukunft zutun. Etwa zwei Monate nachAntragstellung hatten die Biologendie Bewilligung auf demTisch. Bockelmann: „Als klar war,dass wir mit dieser Lösung inDeutschland bleiben können,haben wir Münster gegenüberGroningen den Vorzug gegeben.“Gemeinsam arbeiten und lebenAnna Bockelman, 35, und ThorstenReusch, 41, haben sich in Kielkennen gelernt. Sie befand sich inder Endphase ihrer Diplomarbeit,er hatte gerade seine Promotionabgeschlossen. Seitdem hattendie beiden immer wieder Phasen,in denen sie gemeinsam aneinem Ort arbeiten konnten undsolche, in denen sie getrenntwaren. So haben die Biologenbereits über ein Jahr zur gleichenZeit in Groningen gearbeitet.„Wir hatten unabhängig voneinanderAnträge für einen Forschungsaufenthaltin GroningenDoppelkarriere an der Uni Münster10 Berichte aus der WWU


gestellt, weil hier eine derbesten Universitäten fürÖkologie und Evolutionsbiologieist“, erklärt Bockelmann.Danach hat sich dasWissenschaftlerpaar eineinhalbJahre lang nur allezwei Wochen gesehen.Einen gemeinsamen Lebens-und Arbeitsort hattensie zuletzt in Plön, woReusch Arbeitsgruppenleiteram Max-Planck-Institut für Limnologie (Lehrevon den Binnengewässern) war,Bockelmann ihre Promotion fertigstellte und direkt danach ihr erstesKind zur Welt brachte. Bockelmannkümmerte sich erst einmalum den Sohn und wurde in derElternzeit zum zweiten Mal Mutter.Reusch habilitierte sich. Danachbegann für beide die Suchenach neuen Beschäftigungsmög-März 2003 deutlich wurde.Die meisten Wissenschaftlerinnenhabeneinen Lebenspartner,der ebenfalls wissenschaftlichqualifiziertist. Anna BockelmannsWunsch war es, in denersten zwei Jahren mithalber Stelle und danachwieder voll zuAnna Bockelmann und Thorsten Reusch mit Greta und Ennoarbeiten. Und so ist esjetzt auch mit demlichkeiten, die nun in Münster zu Fachbereich Biologie und dereinem guten Ende gekommen ist. Universität Münster für zunächstfünf Jahre vereinbart. Für Bockelmannist eine Stelle geschaffenworden, auf der sie sich mit ihrenArbeitsschwerpunkten Evolutionsökologieund Naturpädagogiksowie der Didaktik beschäftigenkann.Chancen für WissenschaftlerinnenVerbesserte Karrieremöglichkeitenfür Wissenschaftlerpaare bedeutenzugleich auch mehr Chancenfür Frauen in der Wissenschaft,wie auf einer Tagung desStifterverbandes und der DeutschenForschungsgemeinschaftimSusanne KeilDas Aktionprogramm Doppelkarrierepaare des Stifterverbandesund der Claussen-Simon-Stiftung ist zunächstauf drei Jahre angelegt. 2005, 2006 und 2007 kommenjeweils drei Paare in den Genuss der Förderung. Davonkönnen allerdings nur die Universitäten oder außeruniversitärenForschungseinrichtungen profitieren, die exzellenteWissenschaftler aus dem Ausland gewinnen oder derenAuswanderung mit entsprechenden Angeboten für diePartner verhindern. 2005 konnten neben den Biologen,deren Weggang in die Niederlande verhindert wurde, einPhysikerpaar von Schottland nach Regensburg und zweiBiowissenschaftler von New York nach Berlin geholt werden.Von den ab 2006 geförderten Paaren kommen zweiaus den USA. Zwei Zeithistoriker arbeiten jetzt an derLMU München, eine Astroteilchenphysikerin und einMediziner an der RWTH Aachen. Die Wissenschaftlerpaaremüssen nicht verheiratet sein, aber in einer Lebensgemeinschaftleben.Bei allen bislang geförderten Paaren werden durch dasProgramm Stellen im wissenschaftlichen Mittelbau finanziert.Zwar wollten die Stifter ursprünglich auch die Mittelfür Juniorprofessuren oder Stiftungsprofessuren (W2) zurVerfügung stellen, das ließ sich jedoch nicht umsetzen.„Da sind wir bei den Universitäten regelrecht vor dieWand gelaufen“, so Peter Beck, beim Stifterverband verantwortlichfür das Programm. Die Hochschulen müssensich an die gesetzlichen Vorgaben halten, nach denen eineProfessur ergebnisoffen ausgeschrieben werden muss.In den USA haben viele Universitäten offizielle Programmeeingerichtet, um auch dem Lebenspartner eine adäquateStelle anbieten zu können. In Europa ist die EidgenössischeTechnische Hochschule (ETH) Zürich dieVorreiterin bei der Unterstützung von Wissenschaftlerpaaren.Dort ist eine Mitarbeiterin eigens damit beauftragt,bei der Stellensuche in anderen Berufsfeldern sowiebei der Wohnungssuche oder Kinderbetreuung zu helfen.Eine ähnlich aktive Unterstützung bieten in Deutschlanddie Universitäten Heidelberg und Göttingen. Die Ruhrgebietsuniversitätenund Münster wollen folgen. So wird dieWWU einen Dual Career Service einrichten, der es durcheinen Finanzierungsfonds ermöglicht, für Ehepartner eineadäquate Arbeitsstelle innerhalb der Hochschule zu finden.Darüber hinaus soll er den Ehepartnern bei derSuche nach einer Beschäftigung außerhalb der Universitätbehilflich sein.Das Aktionsprogramm Doppelkarrieren läuft 2007 allerdingszunächst aus. Dann wird erst einmal Bilanz gezogenund der Erfolg dieser Förderung geprüft. Andere Fördermöglichkeitenfür Wissenschaftspaare bietet die DFG mitdem Angebot „Eigene Stelle“ sowie zum Teil auch mitdem Emmy Noether-Programm.skewww.stifterverband.dewww.dfg.de/wissenschaftliche_karriere/chancengleichheit/doppelkarriereBerichte aus der WWU 11


Taschenlampen und Radios gebaut,Computer zerlegtGirls’ DayDas sind die Materialien, die für den Bau einer einfachenTaschenlampe bereit liegen: Drath, eine Batterie,ein kleiner Schalter, eine Plastikflasche,Watte,Alufolie, eine Glühbirne. Dann können die Mädchenanfangen: die Flasche aufschneiden und denoberen Teil, der nun als Kelch für die kleine Glühbirnedient, mit Alufolie auskleiden, damit das Lichtgebündelt wird. Den unteren Teil mit Watte ausfüllen,die kleine Glühbirne mit dem Drath und diesenmit der Batterie verbinden ...Voller Eifer folgen dieMädchen den Anweisungen der Physikstudentinnensowie den Bauplänen. Nach etwa zweieinhalbStunden präsentiert jede stolz ihre leuchtendeTaschenlampe.Dieses Mitmach-Experiment, bei dem die Mädchenerleben konnten, dass Elektronik nicht schwer seinmuss, war nur eines der vielen Angebote der UniversitätMünster beim Girls’ Day 2006.Am FachbereichPhysik ging der Praxisphase am Vormittag einkurzer Vortrag von Prof’in Dr. Cornelia Denz voraus,in dem die Hochschullehrerin 25 Schülerinnen imAlter von zehn bis 15 Jahren die Verknüpfung vonPhysik und Philosophie erläuterte und ihnen Mutmachte, ein naturwissenschaftliches Studium odereinen technischen Beruf anzustreben. Danach wurdenin kleineren Gruppen nicht nur Taschenlampen,sondern auch Radios gebaut.Selbst an das Innenleben von Computern wagtensich die Schülerinnen an diesem Tag heran. AmInstitut für Wirtschaftsinformatik zerlegten sieComputer in ihre Bestandteile, lernten Prozessorund Arbeitsspeicher kennen und bauten die Rechnerunter fachkundiger Anleitung wieder zusammen.Warum Kinder ihren Eltern ähneln, konntendie Teilnehmerinnen des Girls’ Day am Institut fürIntegrierte Genomik der Medizinischen Fakultäterfahren. Dr. Sabine König erläuterte Erbinformationenund gab ihnen Werkzeuge für die Analytikder Körperbausteine zur Hand.Der Girls’ Day bot an der Universität Münster abernicht nur Einblicke ins Studium, sondern auch indie Ausbildungsberufe der Feinwerkmechanikerin,der Biologielaborantin und der Fachkraft für Lagerwirtschaftin der Apotheke und des Zentrallagers.Und mittags stärkten sich alle in der Mensa.Schülerinnen erforschen das Innenleben eines Computers.Der Bau der Taschenlampe erfordert Konzentration.Die Taschenlampe brennt.12 Berichte aus der WWU


Meldung upm/skeDie Stimmgewalt von FrauenDie Germanistin Prof’in MartinaWagner-Egelhaaf hat jetzt gemeinsammit Dr. Doerte Bischoff denzweiten Sammelband zum Thema“Rhetorik und Geschlechterdifferenz”vorgelegt. Unter dem Titel“Mitsprache, Rederecht, Stimmgewalt”werden die Vorträge dokumentiert,die auf der InternationalenSommerschule im August2004 gehalten wurden. Finanziertwurde die Sommerschule überden Frauenförderpreis der WWU.Einige weitere Beiträge zum Themaergänzen den Band. Im Mittelpunktsteht die öffentliche Rede,also ein Bereich, der jahrtausendelangtraditionell den Männernvorbehalten war. Dabei entlarvendie Autorinnen und Autoren dielange behauptete Gender-Neutralitätder Rhetorik als Trugschluss.Meldung upm/skeKirchenämter für FrauenZum Tabubruch rief im Wintersemestereine der ersten Promovendinnender Katholisch-TheologischenFakultät in Münster auf. „Frauendürfte weder das Diakonat noch dasPriesteramt verweigert werden!“,sagte Prof’in Dr. Irene Willig, die aufEinladung des Seminars für TheologischeFrauenforschung über dasThema "Ämter in der Kirche - EinTabu für Frauen" sprach. In ihremVortrag analysierte die Theologindie lehramtlichen Texte zur Nichtordinationvon Frauen.Seit gut einem Jahr widmet sich einProjekt am Seminar für TheologischeFrauenforschung den ersten Promovendinnender Katholisch-TheologischenFakultät in Münster, zu denenProf’in Dr.Willig zählt.Sie hat die Erwachsenenbildungim Bistum Mainzmit aufgebaut und war als Professorinund Rektorin an der KatholischenFachhochschule Mainz tätig.Handeln für michEin studienbegleitendes Orientierungs- undBeratungsangebot für StudentinnenWelche Studierende kennen sienicht, die Tücken des Uni-Alltags?Ein mulmiges Gefühl oderstarke Angst vor der nächstenPrüfung, mangelnde Motivation,fehlender Durchblick im Organisationschaos,finanzielle Probleme.Wahrscheinlich hat jederschon kleinere oder größere Krisendurchlebt. Meist bewältigtman die Schwierigkeiten allein,doch manchmal wächst einem dasStudium einfach über den Kopf.Studentinnen, deren Probleme häufiganders gelagert sind als dieihrer männlichen Kommilitonen,müssen weder mit kleinen Unsicherheitennoch mit großen Krisenallein bleiben. Dafür sorgt inMünster mit Unterstützung desBüros der Gleichstellungsbeauftragtendie Autonome FrauenForschungsStelle. „Handeln fürmich“ heißt das Beratungsangebot,das im Jahr 2003 ins Lebengerufen wurde. Nach dem Motto„Beratung statt Gebühren“ entstanddas Projekt nicht zuletzt alsReaktion auf die Einführung derStudiengebühren nach dem Studienkontenfinanzierungsgesetz.Seitdem hilft die auf Erwachsenen-und vor allem Frauenbildungspezialisierte DiplompädagoginAnne Neugebauer Studentinnenbei Problemen rund ums Studium.Die unterschiedlichsten Fragentauchen auf: Ist das Studium wirklichdas richtige für mich? Wiekann ich mein Studium möglichstschnell abschließen? Wie organisiereich die Betreuung meinerKinder während des Examens?Wie bewältige ich meine Ängste?Patentrezepte kann „Handeln fürmich“ natürlich nicht bereithalten,vielmehr werden die Studentinnendabei unterstützt, ihreeigenen, persönlichen Wege ausder Misere zu finden. Auf diesemWeg wird ihnen nach Kräftengeholfen, ein besonderer „Service“ist zum Beispiel die Begleitungvon stark angstgeplagtenFrauen zu ihren Prüfungen.Übrigens steht die vor zwanzigJahren gegründete AutonomeFrauenForschungsStelle auch außerhalbder Sprechzeiten von„Handeln für mich“ für Besucherinnenoffen. Montags von 14-16Uhr und dienstags bis freitags von10-12 Uhr gibt es eine Bibliothek,ein Archiv und vieles mehr zu entdecken.Kristina ScharmacherAnsprechpartnerin:Anne Neugebauervon der FrauenForschungsStelleMünster e.V.,Achtermannstr. 10 - 12,48143 Münster,Tel. 0251/51 11 95(dienstags 10 - 12 Uhr),e-mail:a.neugebauer@muenster.deHandeln für mich ist einAngebot des Gleichstellungsbürosder WWU Münster inKooperation mit der Frauen-ForschungsStelle Münster e.V.,dem Autonomen Frauenreferatdes Uni-AStA, dem Referatfür Sozialpolitik des Uni-AStA, und dem AutonomenFrauenreferat des AStA derFachhochschule Münster.Berichte aus der WWU 13


alsUni MünsterThink Thankfür Familien-politikInstitut erforscht Grundlagen für eine familienfreundliche PersonalpolitikBundesfamilienministerin Dr. Ursulavon der Leyen hat eineArbeitsgruppe gebildet, die einKonzept für eine nachhaltigeFamilienpolitik entwickeln soll.Eine der sechs Wissenschaftler/-innen, die ab November 2006 inregelmäßigen Abständen mit derBundesfamilienministerin zusammentreffen,ist die MünsteranerPolitikwissenschaftlerin Prof’in Dr.Irene Gerlach. Auf dem Gebietder Familienpolitik ist sie nicht nurdurch ihre Forschung und Lehrean der WWU ausgewiesen, sondernauch als Projektleiterin desForschungszentrums FamilienbewusstePersonalpolitik (FFP). Voreinem Jahr ist das FFP als einein Deuschland einmalige wissenschaftlicheEinrichtung an derWWU gegründet worden. Es untersuchtdie betriebswirtschaftlichenEffekte familienfreundlicherMaßnahmen in Unternehmen. Unddiese interessieren das Bundesfamilienministeriumbei seinem Bemühen,Eltern die Vereinbarkeitvon Beruf und Familie zu erleichtern.Finanziert wird das FFPvon der berufundfamilie GmbH,einer Initiative der GemeinnützigenHertie-Stiftung.Gründung 2005Da Irene Gerlach bereits seit 1998Mitglied des WissenschaftlichenBeirats für Familienfragen beimBundesfamilienministerium ist undenge Kontakte zur Hertie-Stiftunghat, ist sie gebeten worden, sich umdie Grundlagenforschung zu kümmern.„Das konnte ich als Politikwissenschaftlerinnatürlich nichtalleine leisten“, so Gerlach. Daherhat sie 2005 zuammen mit Prof. Dr.Alexander Dilger vom Institut fürÖkonomische Bildung, Münster,und Prof. Dr. Dr. Helmut Schneider,jetzt Steinbeis-HochschuleBerlin, das Forschungszentrumfür Familienbewusste Personalpolitikgegründet.Öffentliches InteresseDie ersten Forschungsergebnisse,die das FFP im März 2006 publikgemacht hat, sind auf großesöffentliches Interesse gestoßen.Sie liefern Hinweise darauf, dassUnternehmen mit umfassendenfamilienfreundlichen Maßnahmenweniger Krankmeldungen und einegeringere Fehlzeitquote haben.Zwar handelt es sich bei dieserersten Untersuchung um eineFallstudie mit exlplorativem Charakter;die Befragung von knapp100 auditierten familienfreundlichenUnternehmen deckt allerdingsStrukturen und Tendenzenauf, die in größer angelegten Studienweiter untersucht werdenkönnen. Dies gilt zum Beispiel fürdie Feststellung, dass die Mitarbeiter/-innensehr engagierter familienfreundlicherUnternehmennach der Elternzeit schneller wiederan den Arbeitsplatz zurückkehrenund dementsprechend auchschneller wieder in die Arbeitsabläufeintegriert sind. Sollte sichdiese Beobachtung in weiterenUntersuchungen bestätigen, sostützt sie den aktuellen Perspektivwechselin der Familienpolitik.„Bei dem Elterngeld, das maximal14 Monate gezahlt werden kann,handelt sich um einen grundsätzlichneuen Ansatz, dessen Zieleine möglichst kurze Elternzeitist“, so Gerlach.ZeitsouveränitätEtwa 140 einzelne familienfreundlicheMaßnahmen in den achtHandlungsfeldern Arbeitszeit, -ort,-organisation, Informations- undKommunikationspolitik, Führungskompetenz,Personalentwicklung,Entgeldbestandteile und geldwerteLeistungen sowie Service für Familienhat das FFP bei den auditiertenUnternehmen gezählt. Dabeiversuchen die Betriebe den Mitarbeiter/-innenam ehesten einegrößere Zeitsouveränität zu ermöglichen.An zweiter Stelle stehenHilfen bei der Kinderbetreuung,was wiederum die zeitlicheFlexibilität der Eltern erhöht. Insgesamtseien die Maßnahmenaber breit gefächert und je nachUnternehmen ganz spezifisch, betontGerlach.PolitikberatungEin weiteres Ergebnis der Studieist, dass sich die Mehrheit der 72befragten Unternehmen im Kontextder familienbewussten Personalpolitikeine stärkere Rolle desStaates wünscht. Genannt wurdenhier vor allem Anreizstrukturen,zum Beispiel finanzieller Art.Auch bei der Frage, wie solcheAnreize aussehen könnten, istwieder die Grundlagenforschungdes FFP gefragt, das sich als Politikberaterinversteht. Auf derGrundlage der bisherigen Ergebnisseempfiehlt die Wissenschaftlerinzum Beispiel bei öffentlichenAufträgen familienfreundliche Betriebezu bevorzugen. Auch einigelokale Bündnisse für Familienhaben sich bereits an das FFPgewandt. Sie wollten wissen, welchefamilienfreundlichen Maß-14 Berichte aus der WWU


nahmen in welchen UnternehmenErfolg versprechend sind. „Damitdie Bündnisse die betrieblichePolitik vor Ort koordinieren können,habe ich dort Vorträge gehalten“,berichtet Irene Gerlach. EinzelneUnternehmen berät dasFFP allerdings nicht.Zukünftige ForschungUm gezielt forschen zu können,haben die Mitarbeiter/-innen desFFP zunächst den Forschungsstandzum Thema erarbeitet undzwei grundlegende Arbeitspapiereherausgegeben. Im Februar 2006veranstaltete das Forschungszentrumeine Fachtagung, im Juni wares auf einer Personalfachmesse inWiesbaden vertreten.Nachdem sich die erste Fallstudiemit den auditierten erwerbswirtschaftlichenUnternehmen befassthat, werden derzeit in einer zweitenUntersuchung die betriebswirtschaftlichenEffekte familienfreundlicherMaßnahmen in nichterwerbswirtschaftlichen Betriebenbeleuchtet. „Im öffentlichenDienst, in Krankenhäusern, Kommunalverwaltungen,Ministerienund Kammern wird sich die Situationdurch die gesetzlichen Vorgabenzur Gleichstellung ganzanders darstellen“, so die Politikprofessorin.2007 werden dann zumVergleich auch nicht auditierteUnternehmen befragt.Die Forschung am FFP ist langfristigangelegt. Geplant ist, die Veränderungenin der Betriebsstrukturder Unternehmen von Jahr zuJahr zu dokumentieren und aufzeitverzögerte Wirkungen familienbewussterMaßnahmen zu achten.„Unser Ziel ist es, bald inbarer Münze berechnen zu können,ob sich Familienfreundlichkeitfür die Unternehmen auszahlt“,so Gerlach.Susanne KeilDurch das audit berufundfamiliekönnen sich Unternehmen alsfamilienfreundlich zertifizierenlassen. Es wird durch denEuropäischen Sozialfonds gefördertund steht unter der Schirmherrschaftder Bundesministerinfür Familie, Senioren, Frauen undJugend, Ursula von der Leyen,sowie des Bundesministers fürWirtschaft und Technologie, MichaelGlos. Die ersten Zertifikatewurden 1999 vergeben. Seit 2002wird das audit auch Hochschulenunter dem Titel „audit familiengerechtehochschule“ angeboten.Inzwischen haben mehr als 280Unternehmen, Institutionen undHochschulen mit rund 550.000Beschäftigten das audit durchlaufen.Auch die Universität Münsterwird sich als familienfreundlicheHochschule auditieren lassen.www.beruf-und-familie.deBeispiel: Stadtwerke MünsterDurch besonders familienfreundlicheMaßnahmen zeichnet sichdie Stadtwerke Münster GmbHaus. Für alle Mitarbeiter/-innen anPC-Arbeitsplätzen besteht dieMöglichkeit, zu Hause zu arbeiten.Die Stadtwerke haben zudemein Eltern-Kind-Büro eingerichtet,das den Beschäftigten ermöglicht,im Notfall das Kind mit zurArbeit zu bringen. In dem Bürosteht ein PC-Arbeitsplatz mitallen Programmen, die im Unternehmengenutzt werden, und eshat einen Bereich mit Kuschelkissenund verschiedensten Spielzeugenfür die Kinder. „Wenn einElternteil morgens an der Tür desKindergartens 'Heute geschlossenwegen Läusen' liest, kann er mitdem Kind zur Arbeit kommenund zumindest die wichtgstenAufgaben erledigen“, sagt dieGleichstellungsbeauftragte SabineSchwack. In der Mitarbeiterzeitschriftinformiert sie regelmäßigauf der Familienseite überdie Maßnahmen des Unternehmens.Die Führungskräfte werdendurch Vorträge, zum Beispiel zurWork-Life-Balance, zum familienfreundlichenDenken angeregt. Indem technischen Unternehmenüberwiegen die männlichen Mitarbeiter,und so wird die Möglichkeitzur Teilzeit auch von ihnengenutzt. „Wir haben zum Beispieleinen Gas- und Wassermonteur,der nur in den Wintermonatenarbeitet“, so Schwack“, seine Frauist als Bademeisterin im Sommerbeschäftigt, und dann ist er alsVater gefragt“.Berichte aus der WWU 15


PersonaliaFoto: M. Jaeckel„Ich musstedas Amt erstmit einempositivenImageversehen.“Die einschneidendste Veränderungkam schon im Jahr ihres Amtsantritts.Im April 1999 war Dr.Marianne Ravenstein zur „Frauenbeauftragten“,wie die Funktion damalsnoch hieß, gewählt worden, imNovember verabschiedete die Landesregierungin Nordrhein-Westfalendas Landesgleichstellungsgesetz.Dies hatte zur Folge, dass bei derVergabe der leistungsbezogenenMittel an die Universitäten auchGleichstellungsgesichtspunkte eineRolle spielten. „Damit das soerworbene Geld nicht nach demGießkannenprinzip, sondern nacheinem Anreizsystem verteilt wird,habe ich ein universitätseigenesFrauenförderprogramm vorgeschlagen,das bis heute existiert“, erzähltMarianne Ravenstein. Siebeneinrechtdie Männer nicht Schlangestehen, um diese Funktion zuübernehmen. Kein Wunder, dennin den Fachbereichen bedeutetdiese Aufgabe zusätzliche Arbeit.Auch Marianne Ravenstein erklärtesich 1999 erst dann bereit,für das Amt der zentralen Gleichstellungsbeauftragtenzu kandidieren,als sichergestellt war, dasssie nicht nur von der Hälfte ihrerArbeitszeit freigestellt wird, sonderndass das Institut für Kommunikationswissenschaftdarüber hinausentsprechende finanzielle Kompensationsmittelerhält.Die bisherige Gleichstellungsbeauftragteder WWU, Dr. MarianneRavenstein ist seit dem 1. OktoberProrektorin für Lehre, Studienreform,studentische Angelegenheitenund Weiterbildung. Seit 1999 hattesie die Entwicklung der UniversitätMünster auf ihre Geschlechtergerechtigkeithin geprüft. Ein Rückblick.halb Jahre hat die AkademischeDirektorin am Institut für Kommunikationswissenschaftim Nebenamtdie Entwicklung der UniversitätMünster auf ihre Geschlechtergerechtigkeithin geprüft,bei den Rektoratssitzungen undden Sitzungen der Senatskommissionenberatend mitgearbeitetund Stellenbesetzungs- und Berufungsverfahrenbegleitet.Neues LandesgleichstellungsgesetzIn diesen Jahren hat sich in SachenGleichstellung im Land und an derUniversität Münster viel getan.Durch das Landesgleichstellungsgesetzwaren auch alle Fachbereiche,die Verwaltung und die zentralenwissenschaftlichen Einrichtungenaufgefordert, Frauenförderplänezu erstellen. Zudem musstenalle Fachbereiche eigene Gleichstellungsbeauftragtebenennen. MarianneRavenstein hat diesen Prozessmaßgeblich unterstützt.Finanzielle Kompensation gesichertDabei hat sie immer wieder dieErfahrung gemacht, dass auf derEbene der Fachbereiche undFakultäten die Frauen und erstWissenschaftskarriere kaum planbarRavenstein war zu dieser ZeitMitglied der damals noch existierendenFrauenkonferenz, ein reinesWahlgremium, in dem Frauenaus allen Statusgruppen vertretenwaren, um die Frauenbeauftragteund ihre Stellvertreterinnen zuwählen. „Ich hatte beobachtet,wie schwierig die Situation vonNachwuchswissenschaftlerinnen ist,dass eine Karriere für Frauenschwer zu planen war und dieStrukturen einer Gleichberechtigungim Wege standen“, soRavenstein.Beteiligung nun selbstverständlichIhre ersten Monate als Gleichstellungsbeauftragtebestanden vorallem aus vielen Gesprächen, indenen sie mit den Entscheidungsträgernder Universität Kontaktaufnehmen und vielmals Vorurteilenbegegnen musste. „Obwohlmeine Vorgängerin Dr. ChristaGoenner-Radig bereits den Bodenfür die Gleichstellungsarbeitgeebnet hatte, bestand wohlimmer noch die Befürchtung, ichkäme als Feministin daher“, erinnertsich die 50-Jährige. Wenn16 Personalia


man sie dann kennen gelernthatte, sei die Erleichterung oftgroß gewesen: Ach, Sie sind dieFrauenbeauftragte! Sie sind jaeigentlich ganz nett! habe sie dannoft zu hören bekommen. „Ich musstedas Amt erst mit einem positivenImage versehen.“ Inzwischensei es in der Regel völlig selbstverständlich,dass man sie zu Berufungskommissionenund Stellenbesetzungsverfahreneinlade. Alssich diese Routinen eingespielthatten, konnte sich Ravensteinauch stärker um Frauenfördermaßnahmenkümmern.Förderung für FrauenEnde 2001 wurde ein neuer Frauenförderrahmenplanfür die UniMünster verabschiedet. In diesemist unter anderem festgelegt, dassdie Universitätsverwaltung derGleichstellungsbeauftragten jährlichaktuelle Daten zur Situationvon Frauen und Männern an derWWU vorlegt. Im gleichen Jahrwurden erstmals Maßnahmen ausdem universitätseigenen Frauenförderprogrammfinanziert. Etwadie Hälfte des Geldes steht denFachbereichen zur Verfügung, diehieraus per Antrag Fortbildungenoder Forschungsreisen für Nachwuchswissenschaftlerinnenfinanzierenkönnen. Die andere Hälftewird für fachbereichsübergreifendeMaßnahmen ausgegeben. Finanziertwurden beispielsweise baulicheund organisatorische Veränderungen,die sogenannte „Angst-Räume“ verhindern, ein Mentoring-Programm,Coaching undFortbildungen zur Karriereplanung.Darüber hinaus war Ravensteinan einer Projektgruppebeteiligt, die ein Personalentwicklungskonzeptfür die Verwaltungder Uni Münster erarbeitet hat.Seit 2001 hat die Gleichstellungsbeauftragteauch eine eigenehomepage (www.uni-muenster.de/Gleichstellung/).Beratung zur ElternzeitEinen Großteil ihrer Zeit hatMarianne Ravenstein für Beratungenin ihrem Büro genutzt.AmHerzen lagen und liegen ihr dieNachwuchswissenschaftlerinnen,die wissen möchten, wie sie ihreKarriere mit Kind planen können,wie die Elternzeit genutzt werdenkann und welche Möglichkeitender Weiterbeschäftigung es gibt.Susanne Keil„Ohne Studierende wären wir alle nicht an der Uni“Fragen an Dr. Marianne Ravenstein, neue Prorektorin fürLehre, Studienreform, studentische Angelegenheiten undWeiterbildung.Frau Ravenstein, was reizt Sie ammeisten an Ihrer neuen Aufgabe?Ich kann auf Universitätsebenedie Ziele verfolgen, die ich alsAkademische Direktorin am Institutfür Kommunikationswissenschaftvorangetrieben habe: füreine exzellente Lehre sorgen. Diebeiden universitären AufgabenForschung und Lehre müssengleich wichtig genommen werden.Dabei geht es um ein attraktivesLehrangebot, um Fragen der Studienorganisationund um einegute Beratung der Studierenden.Was möchten Sie in Ihrer Amtszeiterreichen?Am Ende des Prozesses der Studienreformmöchte ich, dass dieWWU über die Bachelor-Abschlüssehinaus sehr gute und profilierteMasterprogramme anbietenkann, jeweils eng verknüpftmit dem Forschungsprofil im Fach.Die Doktorandenausbildung sollstrukturierter werden. Dies giltneben den Graduate Schools undden Graduiertenzentren insbesonderefür die Individualpromotion.Hier soll nicht nur die fachlicheBetreuung verbessert werden,sondern wir wollen sowohl auf einewissenschaftliche Laufbahn alsauch auf eine Karriere außerhalbder Hochschule vorbereiten.Welche Bedeutung hat bei diesenZielen die Geschlechtergerechtigkeit?Die Brille, mit der ich die Entwicklungder Universität Münsterals Gleichstellungsbeauftragte begleitethabe, werde ich natürlichnicht einfach ablegen. Inzwischenwird Gleichstellung als universitäreQuerschnittsaufgabe gesehen undsoll bei allen Prozessen, eine Rollespielen. Dafür werde ich Sorgetragen.KurzvitaDr. Marianne RavensteinAkademische Direktorin am Institutfür KommunikationswissenschaftGeb. 31.01.1957, Studium der Publizistikund Kommunikationswissenschaft,Soziologie und Geschichte anden Universitäten München undMünster.Promotion 1986; 1986 bis 1988 WissenschaftlicheAngestellte im Rahmeneines Forschungsprojektes zurEinführung des Kabelfernsehens imAuftrag des Landes NRW; seit 1989am Institut für Kommunikationswissenschaft(IfK) der Universität Münster;seit August 2001 als AkademischeDirektorin.Forschungsschwerpunkte: Medienwirkungsforschung,Rezeptionsforschung,Politische Kommunikation,Neue Medien, Multimedia.Von April 1999 bis September 2006Gleichstellungsbeauftragte der WWU.Seit Oktober 2006 Prorektorin fürLehre, Studienreform und studentischeAngelegenheiten.Personalia 17


Die InformationsmanagerinPrivatdozentin Dr. Christiane Frantz ist neue Gleichstellungsbeauftragte„Ich möchte zunächst den Stand derGleichstellungsarbeit von MarianneRavenstein halten und nicht sofortviele Projekte initiieren“, sagt dieneue zentrale Gleichstellungsbeauftragtean der Universität Münster,Privatdozentin Dr. ChristianeFrantz, „es ist eine hohe Anforderung,so jemandem zu folgen“. Am25. Oktober ist die Hochschuldozentinvom Senat zur Nachfolgerinvon Dr. Ravenstein gewählt worden.Frantz, der die Gleichstellungsarbeitan der Uni Münster durch ihreMitgliedschaft in der Gleichstellungskommission,besonders aberdurch ihre Funktion als Gleichstellungsbeauftragtedes FachbereichsErziehungswissenschaft und Sozialwissenschaftenvertraut ist, möchtesich zunächst gut in ihr neuesAmt einarbeiten. Sie sieht ihreSchwerpunkte in der Nachwuchsförderungund bei der Vereinbarkeitvon Familie und Beruf. Aktuellsteht auch die Auseinandersetzungmit dem Hochschulfreiheitsgesetzund den Studienbeiträgenaus Gleichstellungsperspektive an.Für die Förderung des weiblichenwissenschaftlichen Nachwuchsesist Frantz als Mitbegründerin einesNetzwerkes für Nachwuchswissenschaftlerinnenprädestiniert. Zudemresultiert ihre Motivation, sichfür Gleichstellung zu engagieren,aus persönlichen Erfahrungenbeim Übergang vom Studium zumBerufsleben als Wissenschaftlerin:„Da merkt man dann doch, wiestark die Zugangschancen begrenztsind und dass die Strukturenund Netzwerke Frauen nichtimmer einschließen.“Damit ihr Engagement sich nichtnur auf die Wissenschaftlerinnenkonzentriert, will sie beim ThemaVereinbarkeit von Familie undBeruf ihr Augenmerk besondersauf die weiteren Mitarbeiter/-innen richten. Vor allem verstehtFrantz ihre Rolle als Gleichstellungsbeauftragteaber als eine ArtInformationsmanagerin: „Ich habedie Möglichkeit, ein Thema auf dieTagesordnung zu setzten undInteressen sichtbar zu machen.“Die Politikwissenschaftlerin möchteMenschen mit Kompetenz undEngagement zusammenbringen undsie institutionell, organisatorischund gegebenenfalls finanziell unterstützen.Dies kann sie sich zumBeispiel für kleinere Projekte ander Schnittstelle Gender undMigrationshintergrund vorstellen.Gender Mainstreaming bedeutetfür die 36-Jährige sich nicht nur aufdie Frauen an der WWU zu konzentrieren,sondern auch die Männerdort zu fördern, wo sie unterrepräsentiertsind.Dass Christiane Frantz mit demeigenen Werdegang zufrieden ist,hält sie für eine wichtigte Voraussetzungfür ihr neues Amt. TrotzHabilitation im Jahr 2004 hat siedie Stelle als Akademische Rätin,die ihr das Institut für Politikwissenschaftin Münster angebotenhat, angenommen: „Ich bin damitraus aus der Existenzfrage, habeden Kopf frei zum Denken undkann interessante Sachen machen.“Susanne KeilDie Politikwissenschaftlerin ist keineGeschlechterforscherin. „Vielleichtist es sogar ganz gut, wenn mandie inhaltliche Beschäftigung mitden Gender-Fragen von demAmt der Gleichstellungsbeauftragtentrennt“, sagt sie. Ihre ArbeitsundForschungsschwerpunkte sindZivilgesellschaft, Demokratie, politischeEliten und Nichtregierungsorganisationen.Darüber hinaus beschäftigtsie sich mit Europa undqualitativer Sozialforschung. Seitdem 1. Oktober dieses Jahres ist sieSprecherin eines deutsch-niederländischenGraduiertenkollegszu zivilgesellschaftlichen Verständigungsprozessen.Will auch Männer fördern: die neue Gleichstellungsbeauftragte Christiane Frantz18 Personalia


„Wir haben gesetzliche Grundlagenund hilfreiche Instrumente,wie das Landesgleichstellungsgesetzund den Frauenförderrahmenplander Uni Münster. Wirmüssen nur immer wieder dafürsorgen, dass sie angewandt werden“,sagt Margarete Schönert.Seit August ist sie Gleichstellungsbeauftragtefür die weiteren Mitarbeiter/-innenan der WWU. Fürdie Beschäftigte der Universitätsbibliothekist es oberstes Ziel,dass Gender Mainstreaming verinnerlichtwird. Um dieses zuerreichen will sie sich für entsprechendeSchulungen für Führungskräftestark machen.Gut zwei Jahre war der Posten derstellvertretenden Gleichstellungsbeauftragtenaus der Gruppe derweiteren Mitarbeiter/-innen nichtbesetzt. Nun haben sie wieder eineAnsprechpartnerin.Margarete Schönerthat sich in der Vergangenheitin der Kommunalpolitik für dieGleichstellung engagiert, nun vertrittsie dieses Anliegen an derUniversität Münster. In den 90erJahren war sie auch schon einmalMitglied der damaligen Frauenkonferenzder WWU. „Ich erinne-„Gender Mainstreaming mussverinnerlicht werden“Mit Margarete Schönert gibt es wieder eine neue stellvertretende Gleichstellungsbeauftragteaus der Gruppe der weiteren Mitarbeiter/-innenre mich noch gut an die anfänglichenKämpfe um Räume, um Personal,ja selbst um Stifte“, sagt die61-Jährige, „das hat viel Energiegekostet.“Die Energie hat Margarete Schönertaufgebracht, weil ihr Lebenanders verlief als sie es sich vorgestellthatte. Geprägt durch die Herkunftihrer norwegischen Muttererschien es ihr ganz selbstverständlich,dass Frauen berufstätig sind.Doch nach ihrem Examen alsBibliothekarin heiratete Schönert,bekam zwei Söhne und musstebedingt durch die berufliche Mobilitätihres Mannes immer wiederden Wohnort wechseln. „Es hatmich sehr genervt, dass ich so nichtdazu kam, mich selbst um einenArbeitsplatz zu kümmern.“ Dasänderte sich als ihre Familie einelängere Perspektive in Münsterbekam. Doch da stieß MargareteSchönert auf ungeahnte Hindernisse:„Die meisten verstanden nicht,warum ich als Frau eines gut verdienendenMannes arbeiten wollte,es gab keine Teilzeitstellen undkeine Kinderbetreuung.“ EineAnstellung fand sie schließlich ander Uni Münster, wo sie heute alsDiplombibliothekarin in der Schlagwortabteilungarbeitet. Die Beratungzu Teilzeit, Elternzeit unddem neuen Elterngeld liegt ihr daherbesonders am Herzen. WeitereSchwerpunkte ihrer Arbeit werdendie Arbeitssituation von Frauensowie das WeiterbildungsprogrammH2 sein, das Mitarbeiter/-innenin Hochschulverwaltungen zu einerHöherqualifizierung verhelfensoll. Bei Letzterem will MargareteSchönert insbesondere beobachten,inwieweit Frauen davon profitieren.Sie möchte zudem an Vorstellungsgesprächenteilnehmen,sollte es um Stellen gehen, aufdenen Frauen noch unterrepräsentiertsind, wie im Bereich der Technikoder Elektromechanik.In ihrer neuen Funktion verstehtsie sich auch als Informationsvermittlerin.Sie plant einen e-mail-Verteiler für die Gleichstellungsbeauftragtenaus der Statusgruppeder weiteren Mitarbeiterinnen inden Fachbereichen und hält inGleichstellungsfragen Kontakt mitdem Personalrat. Wichtig ist ihrauch der Austausch mit Gleichstellungsbeauftragtenauf kommunalerEbene.Dritte Amtszeit für Jessica UpritchardErneut zur studentischen Gleichstellungsbeauftragten gewähltDie neue studentische Gleichstellungsbeauftragteist eine alteBekannte. Bereits zum dritten Malist Jessica Upritchard im Oktober2006 zur studentischen Gleichstellungsbeauftragtengewählt worden.Der 27-Jährigen macht dieseAufgabe so viel Spaß, dass sie sichnach einem einjährigen Aufenthaltin den USA erneut für dasAmt zur Verfügung gestellt hat.Davor hat die Pädagogikstudentinvon 2003 bis 2005 im Gleichstellungsbüroder Universität Müns-ter gearbeitet.Jessica Upritchardweißalso, was aufsie zukommt:die Vorbereitung des Girls’ Day2007 in Kooperation mit der StadtPersonalia 19


Münster und den verschiedenenInstituten der WWU, die Mitarbeitbei Madame Courage, eine Initiative,die allein erziehenden Studierendenwährend der Examensphaseeinen Zuschuss zahlt, der Austauschund die Vernetzung mitanderen studentischen Gleichstellungsbeauftragtenan den Universitätenin NRW.Am wichtigsten ist Upritchardallerdings die Beratung. Den Löwenanteilmacht dabei die Unterstützungder werdenden Elternunter den Studierenden aus. AuchStudentinnen oder Studenten, diesexuell belästigt worden sind, könnensich an Jessica Upritchardwenden, die weitere rechtliche Betreuungübernimmt dann allerdingsdie zentrale Gleichstellungsbeauftragte.„Die Arbeit ist nicht nurvielseitig, sie ist vor allem sinnvollund notwendig“, resumiert sie ihreErfahrungen aus den vergangenenzwei Amtsjahren.Die Wahrnehmung ihrer Funktionunter den Studierenden hält sieallerdings für verbesserungswürdig.„Wenn sie Eltern werden,dann finden sie auch den Weg zumir“, berichtet Upritchard, dennsie weiß Bescheid über finanzielleHilfen und andere Fördermöglichkeiten.Ansonsten sei ihr Amtden Studierenden wohl wenigerbekannt. Wenn sie Kommilitoninnenvon ihrer Aufgabe erzählt,muss sie diese oft rechtfertigen.'Warum ist das denn notwendig?',wird meistens gefragt. „Ich glaube,im Studium fühlen sich die Frauennoch völlig gleichberechtigt. Dassdas nicht immer so ist, erfährt manerst, wenn man arbeitet“.Ihr Interesse für Gleichstellungsfragenresultiert aus der familiärenSituation, in der sie aufgewachsenist. „Meine Mutter warselbst Studentin als sie michbekommen hat“, erzählt sie, „ichwar schon früh in einem Studen-tenkindergarten und habe spätererlebt, wie meine Mutter Berufund Familie unter einen Hut gebrachthat.“ Ihr erstes Referat inder Schule hat sie über dieGeschichte der Deutschen Frauenbewegunggehalten und auchan der Uni sind Gender Studiesein Schwerpunkt von ihr.Jetzt liest sie sich neben ihrenExamensvorbereitungen erst einmalin die vielen neuen Bestimmungenund gesetzlichen Regelungen,zum Beispiel zum Elterngeldein. „Man muss sich umfassendinformieren und viel nachfragen,um das Amt gut auszufüllen“,weiß sie. Neuen Beratungsbedarferwartet sie beim ThemaStudienbeiträge. „Dies ist geradefür die Eltern unter den Studierendenwieder ein Thema, weil diemeisten aufgrund der Betreuungder Kinder länger studieren.“Susanne KeilMeldung upm/skeMeldung upm/skeErste Professorin für Urologie in NRWProf’in Dr. Sabine Kliesch vom Universitätsklinikum Münster (UKM) istdie erste Professorin für Urologie in Nordrhein-Westfalen. Seit Januar2006 ist die Medizinerin leitende Oberärztin der Klinik für Urologiedes UKM. Im vergangenen Sommer wurde sie zur außerplanmäßigenProfessorin ernannt. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit liegenim Bereich der Andrologie und der Hodentumorerkrankung.In Deutschland gibt es nur vier Professorinnen für Urologie. KlieschsKolleginnen arbeiten in Hamburg, in Baden-Württemberg sowie imSaarland. Mittlerweile praktizieren allerdings immer mehr Fachärztinnenin diesem Bereich. So sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaftfür Urologie (DGU) heute immerhin 8,5 Prozent der Vertreterdieser Fachdisziplin weiblich - eine Entwicklung, die auch Frauen wieProf’in Kliesch zu verdanken sei, wie die DGU herausstellt.Physikerinnen auf ErfolgskursProf’in Dr. Cornelia Denz vom Institutfür Angewandte Physik derUniversität Münster wurde in denVorstand der Europäischen OptischenGesellschaft berufen. Denoptischen Technologien kommteine Schlüsselfunktion bei derLösung zukünftiger Aufgaben derGesellschaft zu, so etwa in denBereichen Gesundheit, Umweltoder Informationstechnologie.Ein mit 1000 Euro dotierter Preisfür die Didaktik des Sachunterrichtsging 2006 an Dr. HildeKöster vom Institut für Didaktikder Physik der WWU. Mit demFaraday-Preis der Gesellschaft fürDidaktik des Sachunterrichts werdenherausragende Arbeiten zurEntwicklung des Unterrichts inden naturwissenschaftlichen Fächernausgezeichnet.20 Personalia


Meldung upm/skeStudentin ersingt sich ersten PreisMit einem vielseitigen Programmvon Bach bis Stockhausen überzeugtedie Mezzosopranistin SimoneEisele die Jury eines Gesangswettbewerbs.Die 23-jährigeStudentin von Prof’in Annette Kochan der Musikhochschule Münstererrang den ersten Preis beimEuregio Vocalisten Concours inTerborg in den Niederlanden.Meldung upm/skeDänische Professorin verstärktWirtschaftswissenschaftlerAm Lehrstuhl Betriebswirtschaft desFachbereichs 4 lehrt seit dem WintersemesterProf’in Dr. Nicole Branger.Die 34-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin,die zuletzt als Assistenzprofessorinan der Universität fürSüddänemark in Odense tätig war,wird insbesondere das FinanceCenter Muenster (FCM) verstärken.Mit dem Antritt ihrer Professurist die Dänin nicht zum erstenMal in Deutschland. Sie wurde ander Technischen Universität in Karlsruhepromoviert und habilitiertesich an der Goethe-UniversitätFrankfurt am Main. Danach folgtenGastaufenthalte in den USA. DieWirtschaftswissenschaftlerin freutsich über die Kooperationsmöglichkeitenam FCM und engagiert sichfür Nachwuchswissenschaftler.Forschungen rund um dasBrustkrebsrisikoDr. Petra Stute hat imSeptember 2006 ein ForschungsstipendiumderFirma Akzo Nobel OrganonGmbH erhalten.Die mit 7500 Euro dotierteForschungsförderungwird die Medizinerin,die an der Frauenklinikdes UniversitätsklinikumsMünster tätig ist, füreine geplante Forschungsarbeitüber genetische Aspekte der Brustentwicklungnutzen. Bereits imApril ist Petra Stute von derDeutschen Menopause-Gesellschaftder Christian-Lauritzen-Preis verliehen worden. DiesenPreis in Höhe von 5000 Euroerhielt sie für ihre Untersuchungenzum Einfluss von körpereigenenund fremden Hormonen aufdie Östrogenproduktion im Brustgewebe.Seit einem USA-Aufenthalt inden Jahren 2001 bis 2002 forschtStute auf dem Gebiet, das in jüngsterZeit für viel Diskussionsstoffsorgt: Von der gängigen Form derBehandlung von Wechseljahrsbeschwerden,der so genannten Hormonersatztherapiemit einer Östrogen/Gestagen-Kombinationwirdnämlich vermutet, dass sie einennegativen Effekt auf das Brustgewebehat, dass sie das Brustkrebsrisikoerhöht. Petra Stutes Untersuchungenkonzentrierten sich zunächstnicht auf bereits erkranktes,sondern auf normales Gewebe.Indem sie gesundes Brustgewebevon weiblichen Affen vorPetra Stuteund nach der Menopausesowie währendder Stillzeit verglich,konnte die Ärztin zeigen,dass körpereigeneHormone die lokaleÖstrogensynthese beeinflussen.Dass auchdie Hormonersatztherapiedie Östrogensynthesein normalem Brustgewebeerhöht, konnte durch eine weitereStudie bewiesen werden. Vorallem die Kombination aus Östrogenund Gestagen scheint hiereine starke Wirkung zu besitzen.Nachdem sie ihr Studium in Giessenabsolviert hatte, war PetraStute einige Jahre lang an der Klinikfür Gynäkologie und Geburtshilfeder Universität zu Kölntätig. Seit dem Jahr 2002 arbeitetdie 34-jährige Medizinerin nun ander Frauenklinik des münsterschenUniversitätsklinikums. Fürihre Forschungen wird sie zurzeitmit diversen Preisen belohnt.Allein in diesem Jahr gewann sieaußerdem den Young InvestigatorAward der InternationalenGesellschaft für GynäkologischeEndokrinologie und den NewInvestigator Award NAMS dernordamerikanischen Menopausegesellschaft.Das Stipendium ermöglichtder Medizinerin nun einenachtwöchigen Forschungsaufenthaltan der US-amerikanischenWake Forest University inWinston Salem in North Carolina.Kristina ScharmacherPersonalia 21


Gender StudiesWie funktionierendie Gehirne Frauen?von Männern undProf’in Dr. Dr. Bettina Pfleiderer erforscht GeschlechtsunterschiedeBettina PfleidererMädchen sind bereits zu Schulzeitenbesser in Sprachen, währenddie Jungs in Mathe und Naturwissenschaftenvorne liegen. Ein weiteresVorurteil in unserer Gesellschaft?Vielleicht nicht: Prof’inDr. Dr. Bettina Pfleiderer zeigtmit ihrer Forschung, dass es deutlichegeschlechterspezifische Unterschiedebei der Verarbeitungvon Sprache gibt.Dass Mann und Frau unterschiedlicharbeitende Gehirne haben, istbekannt. „Zwar ist das männlicheGehirn größer als das weibliche,aber dafür arbeitet das weiblicheHirn um so effektiver“, so Pfleiderer,die am Institut für Radiologieder Universität Münster als wissenschaftlicheMitarbeiterin arbeitet.Geschlechtsspezifische Differenzenin Hinblick auf Sprache und räum-liche Orientierung konnten bereitsnachgewiesen werden.Worindie Unterschiede genau liegen, istjedoch bislang wenig bekannt.Die promovierte Chemikerin undMedizinerin stellte fest, dass derStoffwechsel im vorderen Stirnlappenbereich(präfrontaler Cortex)offensichtlich eine wichtigeRolle für die verbale Intelligenzbei Frauen spielt. Sie konnte zeigen,dass Sprache je nach Geschlechtunterschiedlich im Gehirnverarbeitet wird.Gesucht:das Sprachareal der MännerMit Hilfe der Magnetresonanzspektroskopieuntersuchte Pfleidererdie Gehirnregion von Männernund Frauen und bestimmtedie Aminosäure N-Acetylaspertat(NAA). „NAA ist sozusagen einMarker für Dichte und Funktionalitätder Nervenzellkörper in dergrauen Substanz des Gehirns“, soPfleiderer. Die NAA-Werte wurdenanschließend mit dem verbalenIntelligenz-Score, den Ergebnisseneines Wortschatz-Testes,der untersuchten Frauen undMänner verglichen. Dabei konntebei Frauen eine hohe Korrelationzwischen beiden Werten festgestelltwerden. „Wir konnten deutlicheinen positiven Zusammenhangzwischen Sprachintelligenzund Nervenzellenaktivität in unsereruntersuchten Hirnregion zeigen“,so Pfleiderer.Dieser Zusammenhang konntebei Männern nicht gefunden werden:„Wir sind noch auf der Suchenach dem vergleichbaren Spracharealfür Männer“, erklärt die Forscherin.Allerdings sagen die Ergebnissenicht aus, dass Männerweniger Sprachintelligenz aufweisen,betont Pfleiderer. So könne eszum Beispiel sein, dass Männereine weiter hinten im Hirn liegendeRegion nutzen. Sicher scheintnur, dass Männer eher die linkeGehirnhälfte beanspruchen, währendFrauen Sprache in beidenGehirnhälften verarbeiten. Dasverbale Intelligenzareal der Männerzu finden ist damit eines dernächsten Ziele der Ärztin.Wissenschaftspreise gewonnen„Das ist es, was mich an der Forschungso fasziniert: Nie hat manein endgültig feststehendes Ergebnis,sondern es werden immerneue Fragen aufgeworfen“, erzähltsie begeistert. Ihre wissenschaftlicheKarriere begann die44-Jährige mit einem Chemiestudiumin Tübingen, das sie inMainz mit Promotion abschloss.„Schon während des Studiumshabe ich gemerkt, dass ich Dingeanders wahrnehme und ganzanders an sie herangehe als meinmännlich dominiertes Umfeld“, er-22 Gender Studies


klärt Pfleiderer einen der Motivationsgründefür ihre Arbeit. Neugierdeund die Faszination führtensie zu einem fünfjährigen Forschungsaufenthaltan der HarvardMedical School in Boston undschließlich zum Studium derHumanmedizin in Münster. ImJuni 2005 promovierte sie mitsumma cum laude über das Thema„Metabolische Korrelate verbalerIntelligenz im präfrontalenCortex (DLPFC) bei Frauen“,durch die sie den Geschlechterunterschiedder verbalen Intelligenzzeigt. Ihre Ergebnisse wurdennicht nur in der Fachzeitschrift‘Neuroscience’ veröffentlicht, sondernsind auch mit dem Wissenschaftspreis2005 des DeutschenÄrztinnenbundes ausgezeichnetworden. Bereits 2003 ist Pfleidererals erster deutschen Wissenschaftlerinder Maria Sibylla Merian-Preis verliehen worden. Der vomEssener Kolleg für Geschlechterforschungvergebene und mit7.500 Euro dotierte Wissenschaftspreiswürdigte insbesondereihre Forschungsarbeitzum Nachweis von Silikonin der Leber von Frauenmit Brustimplantaten.Sprache und MusikNeben dem Phänomen Spracheinteressiert sich Pfleiderer für diegeschlechterspezifische Verarbeitungvon Musik und Tönen. Sotestet die privat selber leidenschaftlicheKlavier- und Geigenspielerin,wie die Gehirne vonMännern und Frauen reagieren,wenn man ihnen Töne vorspielt.Auffallend bei den Untersuchungen,die mit Hilfe der Kernspintomografievorgenommen werden,ist, dass Männer sich deutlichschneller an den Ton gewöhnenund eher abschalten. „Obwohlder Reiz gleich ist, habituierenMänner mehr, während Frauenaufmerksam bleiben.“„Ich will verstehen, warum dieDinge bei Männern und Frauenanders sind“, erklärt sie. Unddabei geht es ihr nicht darum zusagen, dass Frauen besser oderschlechter sind, „sondern ich willein besseres Verständnis dafürvermitteln, dass es gut ist, dass wiranders sind.“ Umso wichtiger istes ihr hierbei, nicht mehr sofort indie feministische Ecke gestecktzu werden, weil sie über Geschlechterunterschiedeforscht. „TypischFrau“ hatte Pfleiderer öftergehört, wenn sie von ihren Themenberichtete.Forschen für die TherapieMittlerweile aber wird mehr undmehr erkannt, dass es wichtig istdie Unterschiede zwischen Frauenund Männern zu kennen, geradewenn es um die Behandlungvon Krankheiten geht. So hat manzum Beispiel festgestellt, dassMedikamente bei den Geschlechternunterschiedlich wirken. Wennzum Beispiel nach UnfällenSprachstörungen auftreten, so lassensich bei Frauen eher Verletzungenim vorderen und bei Männernim hinteren Gehirn feststellen.„Auch haben Frauen einanderes Schmerzempfinden“, erläutertPfleiderer.Therapieeffektelassen sich so besser verstehen. Sowirken die Behandlungen nachSchlaganfällen oder bei Depressionenbei Mann und Frau unterschiedlich.Und genau das macht für sie dieForschung so reizvoll. „Die Ergebnissespiegeln sich im Lebenwider“, erläutert Pfleiderer. Dazuarbeitet sie interdisziplinär mitPsychiatern, Psychologen, Mathematikernund Philologen zusammen.„Man bleibt grundsätzlichkein Fachidiot, sondern kommtüber die Grenzen mit anderenLeuten ins Gespräch“.Mit ihrer Motivation begeistertsie auch andere: So erklärte sie imZuge der Münsteraner Kinderuniden jungen Zuhörern, wie dasmenschliche Gehirn funktioniert.Zusammen mit ihren Doktorantendrehte die Mutter zweierTöchter einen kurzen James-Bond-Film, der den Kindernerklärt, warum Lügendetektorennicht funktionieren. Pfleiderer:„Man darf sich nicht allein in derWissenschaft verlieren. Und dennochist es wichtig, dass man sichmit neugieriger Leidenschaft einbringt.“Katharina JungeBettina PfleidererGender Studies 23


Liberalisierung des Marktesund GeschlechtergerechtigkeitEU-Projekt zu internationaler politischer Ökonomie und ihren Auswirkungenauf Frauen und MännerDie Vogelgrippe in Asien hattefür Männer und Frauen ganz unterschiedlichewirtschaftliche Folgen:Währenddie Inhaber von Geschäften,in der Regel Männer,Ausgleichszahlungen von der Regierungerhielten, gingen die Frauen,die auf kleinen Bauernhöfenmit der Aufzucht beschäftigt sind,leer aus. Ein Beispiel für die Bedeutungder Kategorie Geschlechtin der politischen Ökonomie.Erster Workshop in MünsterAm Institut für Politikwissenschaftwird derzeit ein Forschungsantragzu diesem Thema vorbereitet.Prof’in Dr. Brigitte Young möchteeiner der Grundannahmen derGeschlechterforschung, dass auchFinanzmarktpolitik keineswegs geschlechtsneutralgestaltet wird, vertiefendeund umfassendere Untersuchungenim EU-Verbund folgenlassen. Neben der kritischenSichtung der Forschung zu Welthandel,Finanzmärkten, Privatisierungund Governance aus Geschlechterperspektivedienen dreiinternationale Konferenzen zurAufarbeitung des Themas. Bereitsim Sommer 2006 fand in Münsterein Workshop mit 30 Teilnehmer/-innen aus elf Ländern statt. Diskutiertwurde zum Beispiel, inwieweitdas in Privatisierungsprozesseeingehende Wissen geschlechtsspezifischvorstrukturiert ist und sozu ungleichen Auswirkungen führt.Koordiniert wird das interdisziplinäreund internationale Projektvon Prof’in Dr.Young vom Institutfür Politikwissenschaft der WWUund Prof. Dr. Christoph Scherrervom Fachbereich Politikwissenschaftder Universität Kassel.Teil eines EU-ExzellenznetzwerksDas Projekt „Gender in InternationalPolitical Economy“ (GIPE),ist Teil des von der EU-Kommissionseit 2005 geförderten europäischenExzellenznetzwerks GAR-NET (Global Governance, Regionalisation& Regulation:The Roleof the EU), dem neben 43 weitereneuropäischen Universitätenauch die WWU angehört. Unter„Governance“ werden beispielsweiseüberstaatliche Regierungsstrukturenund Regelungen, wiedie World Trade Organization(WTO) und ihre Handelsvereinbarungen,verstanden.Mitdem umfassendenForschungsantrag, deraus den Vorarbeiten zu GIPE resultierensoll, wollen die Verantwortlicheneine Forschungsförderungim 7. EU-Forschungsrahmenprogrammbeantragen.Konferenz 2007 in BudapestDie nächste GIPE-Konferenzwird im Februar 2007 in Budapestausgerichtet. Die Teilnehmer/-innen werden sich unter anderemmit der Frage beschäftigen, ob einWiderspruch zwischen der Liberalisierungdes Marktes undGeschlechtergerechtigkeit bestehtund ob internationale Verträgeund Konventionen zu Gleichstellungführen können. In der Arbeitsgruppe„Gendered GovernanceStructures“ soll angedachtwerden, inwieweit mit Instrumenten,wie Gender Budgeting oderGender Mainstreaming Länderüberschreitende Regierungsstrukturengebildet werden können, dieauf eine größere Geschlechtergerechtigkeithinwirken.InternetplattformZwischen den Konferenzen treibendie Projektbeteiligten übereine Kommunikations- und Informationsplattformihre Arbeit weitervoran.Auch für dieses virtuelleNetzwerk und die öffentlicheWebsite www.garnet-eu.org zeichnetdie Uni Münster verantwortlich:Prof. Dr. Lothar Grob(Wirtschaftsinformatik) und Prof’inYoung obliegt die Pflege und Weiterentwicklungder Kommunikationsplattform.Susanne Keil24 Gender Studies


PorträtsSchöne BeweiseklareArgumenteDie MathematikprofessorinDr. Nina Gantert„Mathematik hat mir schon in derSchule viel Spaß gemacht“, blicktNina Gantert zurück. „Mir gefälltdie Denkweise, die Schönheit derBeweise und die Klarheit der Argumente.“Heute ist Gantert Professorinam Institut für MathematischeStatistik der Westfälischen<strong>Wilhelms</strong>-Universität Münster unddamit eine der wenigen weiblichenLehrenden in der Mathematik.Zurück zur DefinitionSich mehr als 20 Jahre mit Mathematikzu beschäftigten, prägtnatürlich auch im Alltag. „Ichertrage es nicht, wenn geschwafeltwird“, erzählt die 44-Jährige. Sieschätzt es, wenn Menschen wissen,worüber sie reden und nicht lediglichSchlagwörter in den Raumwerfen. „Das Tolle an der Mathematikist, dass man immer zurückzur Definition gehen kann“, fasstsie ihre Motivation zusammen.Ein Thema, das die Schweizerinschon früh fasziniert hat, ist dieModellierung von Zufallsphänomenen.Hier geht es darum,Prozesse zu konstruieren, die realistischePhänomene und ihremögliche Reaktion auf Störungenvon außen beschreiben. „An derWahrscheinlichkeitstheoriegefällt mir zum Beispiel die Beziehungzu anderen Bereichen, wieder Mathematischen Biologieoder der Physik“, so Gantert.PionierrolleIhr Studium der Mathematikbegann sie in ihrer HeimatstadtZürich bis sie 1991 ihrem Doktorvaternach Bonn folgte. Dort promoviertesie über „Einige großeAbweichungen der BrownschenBewegung“. Von 1993 bis 2000arbeitete Gantert als wissenschaftlicheAssistentin an der TUBerlin, unterbrochen von längerenForschungsaufenthalten inIsrael und Frankreich. Nach einerProfessur am Institut für MathematischeStochastik der UniversitätKarlsruhe, folgte sie 2004einem Ruf der Universität Münster.Dort ist sie nicht nur Hochschullehrerinfür MathematischeStatistik, sondern auch die Gleichstellungsbeauftragtedes FachbereichsMathematik und Informatik.Wirkliche Schwierigkeiten sindihr durch ihre Pionierrolle alsFrau in der Mathematik bishernoch nicht begegnet. „Klar bin ichhäufig die einzige Frau auf Tagungenoder in Gremien“, lacht sie,„aber man kann auch als Minderheitganz gut existieren“. In unangenehmeSituationen, in denen siesich als Frau benachteiligt odernicht ernst genommen fühlte, seisie deswegen noch nie gekommen.„Aber natürlich wünsche ich mir,dass sich mehr Frauen für dieMathematik interessieren undbegeistern“.Mathematik in der Praxis„Wir wollen den Frauenanteilunter den Lehrenden des Fachbereichesdeutlich erhöhen“, erklärtGantert, die bereits auf langjährigeErfahrung als Gleichstellungsbeauftragtein Berlin und Karlsruhezurückblicken kann. Eines derersten Projekte von Gantert isteine Vortragsreihe mit Absolventinnendes Fachbereichs. Geradeda die Mathematik, mit Ausnahmedes Lehrerberufes, kein klarumrissenes Berufsfeld hat, sollendie Praxisberichte der Absolventinnenden Studentinnen eine Orientierunggeben. „Wir wollen dieStudentinnen für einen Diplomabschlussoder eine Promotionmotivieren“, berichtet Gantert.Lediglich elf Prozent der Promotionender letzten fünf Jahren sindvon Frauen abgeschlossen worden.So gibt es bereits im Graduiertenkolleg„Analytische Topologieund Metageometrie“ zwei Stipendienspeziell für Frauen. AuchSchülerinnen sollen schon früh fürein Studium der Mathematikbegeistert werden. „Wobei dietechnischen Fächer es da nochschwieriger haben“, sagt Gantertund schmunzelt, „Mathematikgibt es ja immerhin als Schulfach“.Katharina JungePorträt 25


Begeisterung für altes PapierDr. Sabine Happ, Archivarin der Universität Münster„Das graue und angestaubte Imageunserer Arbeit stimmt schonlange nicht mehr“, lacht Dr. SabineHapp zwischen endlosen Regalreihen.Und das glaubt man derLeiterin des Universitätsarchivsaufs Wort. Die Herrin über einescheinbar unzählbare Menge vonDokumenten, die auf verschiedensteArt und Weise mit der UniMünster zusammenhängen, berichtetvon Internet und digitalenMedien, von Öffentlichkeitsarbeitund Ausstellungen.RegalkilometerUngefähr vier Kilometer Materiallagern in den Archivräumen amLeonardo-Campus.Verwahrt werdenAkten und Unterlagen sämtlicherEinrichtungen der Universität.Von der Verwaltung über dieFakultäten bis hin zu den Instituten,von Personalakten bis zuFlugblättern und Plakaten; jederTeilbereich der WWU ist dazuverpflichtet, seine Schriftstückedem Universitätsarchiv anzubieten.Umzugskartons voller auszuwertenderMaterialien stapeln sichhier vor den Regalen. Frau Happund ihre Mitarbeiter müssen überihr Schicksal entscheiden. Was isterhaltenswert, historisch interessant,wichtig aus rechtlicher Sicht?Was kann entsorgt werden? Dieausgewählten Dokumente werdendann aufgearbeitet, haltbarund vor allem benutzbar gemacht.EntdeckungenDas Archiv ist nämlich für jedermannzugänglich. Viele Interessentenkommen, um hochschul- undwissenschaftsgeschichtliche Untersuchungenanzustellen, ebensohäufig gibt es aber auch Anfragenzu bestimmten Personen. Biogra-Dissertation, Arbeit, JobsErste Erfahrungen in der Archivarbeitwurden dann nach dem Studiumin der Promotionszeit gesammelt.Während die Doktorandinan ihrer Dissertation über mittelalterlicheStadtgeschichte arbeitete,war sie im Archiv derKonrad-Adenauer-Stiftung in St.Augustin und im Universitätsarchivin Bonn beschäftigt, wo siesogar als stellvertretende Leiterinfungierte. Damit nicht genug, dieenergiegeladene Bonnerin erledigtenoch weitere Jobs wie Annoncentippenbei Zeitungen oder diverseBüroarbeiten.Mit dem Doktortitel in der Tascheging es im Jahr 2001 nach Heidelberg.Sabine Happ wirkte in dennächsten Jahren bei unterschiedlichenProjekten des dortigen Universitätsarchivsmit und war außerdeman einem Archivprojekt derUnibibliothek in Stuttgart beteiligt.Parallel begann sie in Potsfensuchen Informationen, Ahnenforschererkundigen sich nachihren Vorfahren, die an der UniMünster studiert haben. In letzterZeit kämen zum Beispiel immerwieder Anfragen nach JosephRatzinger, erzählt Sabine Happ.Über den jetzigen Papst BenediktXVI., der vor vielen Jahren kurzam Seminar für Dogmatik undDogmengeschichte der WWU tätigwar, sei allerdings nicht vielMaterial vorhanden. Dafür stießHapp bei Recherchen auf Menschen,denen an der WWU zurZeit des Nationalsozialismus Unrechtwiderfahren ist. Bereits imJahr 2000 veröffentlichte die Unieine Liste mit 47 Namen. Im Sommer2006 wurde diese Liste aufgrundder Entdeckungen Happsum sechs Personen erweitert.Schwarze RobenÜbrigens werden nicht nur Schriftstücke,sondern auch Talare für dieUniversität aufbewahrt. Zu besonderenAnlässen können die schwarzenRoben, die an der WWU eigentlichnicht mehr in Gebrauchsind, ausgeliehen werden.Das Archiv besteht seit 1912, dasälteste Dokument stammt ausdem Jahr 1780: der erste Matrikelbandder Uni Münster, der sicherin einem Stahlschrank verschlossenliegt.Und inmitten all des alten Papiersund der Aktenberge bewegt sichvoller Energie und LebensfreudeSabine Happ. Die Freude an ihrerArbeit als Archivsleiterin merktman ihr deutlich an. Ein Faible füraltes Material und Papiere braucheman natürlich schon, um imArchiv glücklich zu werden. Aberwas könnte es für eine HistorikerinFaszinierenderes geben?Leidenschaft GeschichteNach dem Abitur stellte die geboreneBonnerin ihre schonwährend der Schulzeit erwachteFaszination für Geschichte aberzunächst zurück. Ein Geschichtsstudiumerschien ihr als „brotloseKunst“, also entschied sich SabineHapp erst einmal für eine Kombi-Ausbildung bei der Stadt Bonn.Als Anwärterin auf den gehobenenDienst wechselte sie zwischenFachhochschule und Praktikum inder Stadtverwaltung. Nach ihrerAusbildung arbeitete sie als Sachbearbeiterinim Bauordnungsamt.Doch obwohl ihr die TätigkeitSpaß machte, fehlte ihr das Herzblut,und so begann Happ paralleldoch noch ein Studium der Geschichteund Germanistik.26 Porträt


dam eine nebenberufliche Ausbildungzur Diplom-Archivarin. Dochnoch bevor sie den Abschlussmachen konnte, wurde die Historikerinim Jahr 2005 zur Leiterindes Universitätsarchivs in Münsterernannt.Wenig Zeit für Privates„Seitdem ich hier bin, habe ich leiderkaum noch Zeit, mich um dieAusbildung zu kümmern“, erklärtHapp, die nicht nur im Archivarbeitet, sondern auch eine Positionbei der im MünsteranerSchloss ansässigen „ArbeitsgruppeFortbildung im Sprecherkreisder Universitätskanzler“ übernommenhat. Als Geschäftsführerinder Arbeitsgruppe organisiert sieFortbildungen für Universitätskanzlerin ganz Deutschland.Nicht zuletzt leitetsie eine Übung am historischenInstitut. ZwischenLeonardo-Campus,Schloss, Fortbildungin Potsdam undGeschäftsreisen hat dievielbeschäftigte Fraukaum Zeit für Privates.Als Ausgleich zur vielenArbeit spielt sie gernKlavier.senschaft verbinden, die Faszinationfür alte Quellen wird kombiniertmit ihrer Freude am Umgangmit Menschen. Und natürlichwird nicht mehr nur mit verstaubtenAkten gearbeitet, sondernauch mit dem Internet unddigitalen Medien.Fröhlich inmitten von Aktenbergen: Sabine HappArchivlandschaft wie in BerlinGerade in Münster sei die Arbeitreizvoll und abwechslungsreich,denn hier existiere eine seltenbreite Archivlandschaft, die sonstnur in Großstädten wie Berlin undMünchen zu finden sei. Es gibtneben dem Uniarchiv das Stadtarchiv,das Staatsarchiv Münster, dasBistumsarchiv sowie das WestfälischeArchivamt. Und besondersdas Archiv der so breitgefächertenWestfälischen <strong>Wilhelms</strong>-Universitätbiete einen bunten Straußvon Aufgaben.Ausnehmend wichtig in diesemAufgabenfeld ist für die Historikerindie Öffentlichkeitsarbeit.Hier legt sie einen Schwerpunktihres Wirkens. „Ich versuche dieÖffentlichkeitsarbeit zu pushen,Umgang mit MenschenArbeit und Stress scheinenaber bei Frau Happkeine Spuren zu hinterlassen.Gelassen und gut gelauntbewegt sie sich in den Räumendes Archivs, nimmt sich Zeit fürdie Benutzer. Sie liebt die Vielfaltihrer Tätigkeit, die Arbeit alsArchivarin hält die unterschiedlichstenFacetten bereit. Ihre Verwaltungskenntnisselassen sichperfekt mit dem Interesse für WisdasArchiv soll bekannter werden.Nicht zuletzt bei den unterschiedlichenEinrichtungen der Universität,die sich ihrer Pflicht, uns alleUnterlagen anzubieten, oft garnicht bewusst sind.“Dazu gehört auch das Vorbereitenvon Ausstellungen, so wie im vergangenenJahr zum Thema „Wiedereröffnungder Universität Münsternach 1945“ in Zusammenarbeitmit Studierenden der Geschichteund dem KunsthistorikerDr. Jörg Niemer.Frauenstudium an der WWUFür das Jahr 2008 ist gemeinsammit der Universitäts- und Landesbibliothekund dem Stadtmuseumeine weitere Ausstellung geplant:„100 Jahre Frauenstudium an derUni Münster“. Zum Wintersemester1908 wurdenin Preußen erstmalsFrauen zum Studium zugelassen,nachdem sieseit 1905 in MünsterGasthörerinnen sein durften.„Reichlich spät“, wiedie Archivleiterin feststellt,„an anderen Universitätendurften Frauenzumeist schon früherVorlesungen besuchen.“Diese Projekte werdenbestimmt nicht die letztensein, die Sabine Happund ihre Mitarbeiter betreuen.Die Leiterin desUniversitätsarchivs scheint vorBegeisterung für ihren Beruf zusprühen, man kann sie sich kauman einem anderen Arbeitsplatzvorstellen. Immerhin wollen jaauch noch drei freie Regalkilometergefüllt werden.Kristina ScharmacherPorträt 27


RezensionenImmer mehr Frauen machensich selbstständig und gründenein eigenes Unternehmen.Auch für Hochschulabsolventinnenkannder Schritt in die Selbstständigkeiteine berufliche Alternative sein.Da lohnt ein Blick in die Geschichtevon Unternehmensgründungendurch Frauen, um aus denErfahrungen der Ex- oder Noch-Chefinnen zu lernen. Die JournalistinSibylle Plogstedt leistet mitihrem Buch über Frauenbetriebeaber noch etwas: sie stellt ihreBedeutung für die deutsche Wirtschaftheraus.Mehr als 10.000 Stellen sind nachPlogstedts Recherchen bis heutedurch die Frauenbewegung in densiebziger Jahren entstanden. DieFrauen gründeten Frauenbuchlädenoder -ferienhäuser und experimentiertenmit der Verknüpfungvon Leben und Arbeit. Diese erstenFrauenkollektive, in denenausschließlich Frauen für Kundinnenarbeiteten, die überwiegendebenfalls in der Frauenbewegungaktiv waren, bilden den Ausgangspunktihrer Untersuchung. Anhandqualitativer Interviews mitGründerinnen von damals bisheute zeichnet sie die Entwicklungder Frauenbetriebe nach.Dabei hat die Autorin kein wissenschaftlichesBuch geschrieben,sondern ein journalistisches. DerAufbau ist chronologisch. In deneinzelnen Kapiteln konzentriertsie ihre Analyse auf das Innovativeund Besondere an den Frauenbetriebenund wirft gleichsamSchlaglichter auf die Entwicklung:von den ersten Gründungen autonomerFrauenprojekte über denEinfluss der Wende bis hin zu denVom Frauenbuchladenzum Frauenfinanzdienstaktuellen Ich-AGs und Klüngel-Netzwerken. Die Themen, die sieherausarbeitet, sind denn auch diezunächst bewusst gemiedenenHierarchien, die Tabus wie Schönheitoder Macht, sowie die späterzu bewältigenden AnforderungenDiversifizierung, Effektivität undKostenkontrolle.Wie wird ein feministisches Projekt,das aufgrund der Lehrsätzeder Frauenbewegung die wirtschaftlichnotwendigen Prozessenicht durchführen kann, zu einemUnternehmen mit dem Ziel derProfitmaximierung? Plogstedt beantwortetdiese Fragen so: Dieersten Dogmen, die den Frauenbetriebenzu schaffen machten,fielen durch die feministische Theorie:Aus den Opfern wurden Mittäterinnen,Gleichheit und Schwesterlichkeitwich dem Blick aufUnterschiede und Widersprüche.Eine noch wichtigere Rolle spielteallerdings der Einfluss der Wiedervereinigung1989.Die Verständigung zwischen OstundWestfrauen war aufgrund unterschiedlicherErfahrungen undZiele schwierig.Die Westfrauen verlorenihren Glauben, dass gleicheBildungschancen für Frauen, wiees sie in der DDR gab, automatischzur Gleichberechtigung führen.Und mit dem Rückgang derFrauenbewegung mussten die Frauenprojekteum ihre Kundinnenkämpfen. Die Ostfrauen zeigtenden Westfrauen zudem bald, dassauch Frauenhäuser klare Hierarchienvertragen und man nurgegen Geld arbeiten sollte.Plogstedts Fazit: DenFrauenbetrieben ist esnach und nach gelungen,sich von ihrer dogmatischenPhase zu verabschieden undprofessionell zu arbeiten.Als Mitbegründerin der feministischenZeitschrift Courage istSibylle Plogstedt mehrfach persönlichmit dem Thema ihresBuches verwoben. So hat Courage,selbst ein Frauenprojekt, dieEntwicklung der Frauenprojektevon Anfang an journalistisch begleitet.Der Autorin gelingt es, dieeigenen Erfahrungen mit demdurch die Untersuchung angelegtenBlick von außen zu verbinden.Susanne KeilSibylle Plogstedt: Frauenbetriebe.Vom Kollektiv zur Einzelunternehmerin.Ulrike Helmer Verlag,2006.28 Rezensionen


ImpressumWilhelmine Nr. 15Februar 2007Auflage: 2.000Herausgeberinnen:Dr. Marianne Ravenstein undDr. Christiane Frantz,die ehemalige und neueGleichstellungsbeauftragteder Westfälischen <strong>Wilhelms</strong>-Universität MünsterAnschrift:Büro der Gleichstellungsbeauftragtender Universität MünsterGeorgskommende 2648143 MünsterTel.: (0251) 83-29 70 8Fax: (0251) 83-29 70 0E-mail: gleichstellungsbeauftragte@uni-muenster.deRedaktion:Dr. Susanne KeilE-mail: susanne-keil@t-online.deMitarbeiterinnen dieser Ausgabe:Katharina JungeKristina ScharmacherIllustrationen:Juliane GrünthalFotos:Christina Scharmacher (1)Elena Neuhaus (2)Susanne Keil (5)Layout:Annette GallnerTitelumschlag:Gestaltung Annette GallnerFoto:Annika StraussDruck:Sieweke Druck, SoestRedaktionsschluss dieser Ausgabe:9. Januar 2007

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