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destination ägypten<br />
Wer eine Kreuzfahrt auf dem Nassersee macht, reist gemächlich durch die pharaonische<br />
Vergangenheit und entdeckt zugleich Hochleistungen moderner Ingenieurskunst.<br />
Künstliches MEER<br />
■ Leise plätschern die Wellen einmal an<br />
die Bordwand, dann wieder an die Hafenmauer,<br />
fast unmerklich und sanft wie eine<br />
Kinderwiege schaukeln sie das Schiff hin<br />
und her. Bevor die Reise von Assuan aus<br />
gen Süden startet, liegt das Fünf-Sterne-<br />
Schiff Omar El Khayam als schwimmendes<br />
Hotel im Hafen der Großstadt. Für einige<br />
Passagiere ist nach dem Einschiffen<br />
Landgang angesagt. Als Auftakt einer<br />
Kreuzfahrt über Ägyptens berühmten<br />
Stausee, den Nassersee.<br />
Beim Bummel durch den geschäftigen<br />
Basar von Assuan tauchen die Gäste direkt<br />
ins orientalische Leben ein. Grelle Lampen<br />
beleuchten Gewürzberge in kräftigem Rot,<br />
Ockergelb und Milchschokoladenbraun.<br />
Pfefferminze duftet mit Zimt und Currypulver<br />
um die Wette. Natürlich fehlt auch<br />
der Laden mit den Galabiyas nicht. Für<br />
Fans von Galabiya-Partys gehören die typischen<br />
arabischen Gewänder auf alle Fäl-<br />
le hier schon ins Gepäck. Anders als auf<br />
dem Nil, wo fliegende Händler immer<br />
wieder neben den Kreuzfahrtschiffen unterwegs<br />
sind, besteht auf dem riesigen<br />
Staussee später kaum noch die Möglichkeit,<br />
die bodenlange Kleidung für die<br />
Bord-Galabiya-Party zu kaufen.<br />
Reich der Nubier. In Assuan, ehemals<br />
antike Grenzstadt, sind die Einflüsse Afrikas<br />
und des einstigen nubischen Königreichs<br />
deutlich zu spüren. »Das Königreich<br />
erstreckte sich von Assuan im Norden am<br />
Nil entlang bis nach Khartum im Süden«,<br />
doziert Mohamad, der ägyptische Führer.<br />
Als vor rund 40 Jahren der Assuan-Staudamm<br />
gebaut wurde, mussten viele Nubier<br />
ihr Land verlassen und zogen nach Assuan<br />
oder Kom Ombo. Auf der Elephantine-Insel,<br />
die den Nil in Assuan in zwei breite<br />
Kanäle unterteilt, führt der Spaziergang<br />
vorbei an nubischen Dörfern zu den Über-<br />
resten der Tempel, die einst für die Götter<br />
Khnum und Satet errichtet wurden.<br />
Auf der gegenüberliegenden Nilseite<br />
im botanischen Garten gibt es später im<br />
Schatten alter Bäume eine Pause von der<br />
ersten Lektion in ägyptischer Geschichte.<br />
Die Stühle sind mit bunten Knüpfteppichen<br />
ausgelegt, der Minztee dampft in den<br />
kleinen Goldrandgläsern. Durch das Grün<br />
der Bäume fällt der Blick auf das Old Cataract<br />
Hotel. Hier schrieb Agatha Christie<br />
Teile ihres Weltbestsellers »Tod auf dem<br />
Nil«. Derzeit ist die Terrasse mit dem Ausblick<br />
auf die Elephantine-Insel allerdings<br />
geschlossen. Nach Renovierung soll das zu<br />
Sofitel gehörende Haus im Frühjahr 2010<br />
wieder eröffnen.<br />
In der Morgendämmerung legt das<br />
Schiff ab. Ein früher Start wird auch für<br />
die nächsten Reisetage typisch. Frühmorgens<br />
gewaltige Geschichtsdenkmäler, wie<br />
etwa die Tempelanlagen von Kalabscha<br />
32 TRAVEL ONE 2.9.2009<br />
Foto: stockXpert.de