Chancen und Gefahren von Online Communities - Saferinternet.at
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Safer InternetQualit<strong>at</strong>ive Studie über <strong>Chancen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gefahren</strong><strong>von</strong> Social <strong>Communities</strong>Studienleitung <strong>und</strong> Berichtslegung: Mag. Michael Schaefberger – Institut für JugendkulturforschungWien/2010Institut für JugendkulturforschungAlserbachstraße 18 / 7.OG, 1090 WienTel. +43/ (0)1 / 532 67 95E-Mail: jugendforschung@jugendkultur.<strong>at</strong>
Safer InternetII.StudiendesignDie Studie ist multimethodisch angelegt. Im ersten Schritt wurden mittels eines qualit<strong>at</strong>ivenInstrumentariums Motive, Hintergründe, <strong>Gefahren</strong> <strong>und</strong> Erfahrungen <strong>von</strong> UserInnen sowielebensweltliche Konsequenzen der Nutzung <strong>von</strong> „Social <strong>Communities</strong>“ erhoben.In einem darauf folgenden Modul wurden auf Basis der qualit<strong>at</strong>iven Untersuchung bestimmteFragestellungen quantit<strong>at</strong>iv erfasst, mit dem Ziel, bestimmte Nutzungsarten, das Ausmaßunterschiedlicher Gefährdungen sowie gefährdete Zielgruppen messen zu können.II.19 Fokussierte Interviews (Friendship-Pairs)Aufgr<strong>und</strong> der sensiblen Them<strong>at</strong>ik <strong>und</strong> der zu explorierenden Altersgruppen wurde die Methodefokussierter Interviews gewählt. Hier empfiehlt es sich, vor allem bei sehr jungen ProbandInnen,die Interviews mit dem besten Fre<strong>und</strong>/der besten Fre<strong>und</strong>in durchzuführen. Dieses Setting sorgtfür ein höheres Sicherheitsgefühl der Kinder/Jugendlichen in der Interviewsitu<strong>at</strong>ion <strong>und</strong> somitauch für eine entspannte Interview<strong>at</strong>mosphäre. Zusätzlich sind die zu behandelnden Themen<strong>von</strong> hoher Relevanz im Fre<strong>und</strong>eskreis, wo sich ein möglichst alltagsnahes Setting anbietet. DieInterviews wurden anhand eines teilstrukturierten Leitfadens durchgeführt.Dieser Erhebungsschritt dient einerseits dazu, tiefgehende empirische Bef<strong>und</strong>e (Motive,Handlungsweisen, Gefährdungspotenziale, Ängste etc.) aus dem Alltag der Kinder/Jugendlichenzum besseren Verständnis der Them<strong>at</strong>ik zu erhalten, andererseits sollen die Ergebnisse die Basisfür einen nachfolgenden quantit<strong>at</strong>iven Untersuchungsteil bilden.Ort der Interviews: Wien, Studio jugendkultur.<strong>at</strong>Anzahl der Interviews: 9 (5m/4w), altersmäßig ausgewogen verteilt.Weitere Screeningkriterien: Schultyp (HS, AHS etc.), stark online-affin, intensive Nutzung <strong>von</strong>Social-<strong>Communities</strong>/<strong>Online</strong> Portalen mit eigenem Profil.Dauer: ca. 1,5 hDurchführungszeitraum: August 20094
Safer InternetStruktur der Stichprobe: 9 Friendship-Pairs(12m, AHS/12m, AHS) / (12m, AHS/12m, AHS) / (13w, KMS/15w, AHS) / (14w, AHS/14m, AHS) /(15m, HTL/17m, HTL) / (16m, AHS/16m, Lehre) / (16w, KMS/16w, KMS) / (17w, AHS/18w,Studium) / (17m, Lehre/18m, Lehre)II.2Österreichweite quantit<strong>at</strong>ive ErhebungIm zweiten Schritt wurden unter anderem die in Phase 1 erhobenen qualit<strong>at</strong>iven D<strong>at</strong>enquantifiziert. Ging es im ersten Schritt vor allem darum, unterschiedliche (wahrgenommene/nichtwahrgenommene) Gefährdungspotenziale zu explorieren, werden diese imzweiten Schritt ihrem Umfang/Ausmaß nach erhoben. Die gewählte face-to-faceBefragungsmethodik gilt nach wie vor als die hochwertigste Art der Befragung <strong>und</strong> erlaubthöchste Aussagequalität.Stichprobengröße: n=402Quotenstichprobe: repräsent<strong>at</strong>iv für die österreichischen 11- bis 19jährigenDurchführungszeitraum: November 2009Struktur der Stichprobe:GeschlechtAlterHäufigkeit Prozent Häufigkeit Prozentmännlich 204 50,7 11-14 Jahre 198 49,3weiblich 198 49,3 15-19 Jahre 204 50,7Gesamt 402 100,0 Gesamt 402 100,0OrtsgrößeB<strong>und</strong>eslandHäufigkeit Prozent Häufigkeit ProzentGroßstadt 138 34,3 Burgenland 14 3,5Mittelstadt 104 25,9 Kärnten 30 7,5Kleinstadt 160 39,8 Niederösterreich 88 21,9Gesamt 402 100,0 Oberösterreich 49 12,2Salzburg 25 6,2Schultyp Steiermark 69 17,2Häufigkeit Prozent Tirol 32 8,0Volksschule 1 0,2 Vorarlberg 14 3,5Hauptschule 120 29,9 Wien 81 20,1AHS 91 22,6 Gesamt 402 100,0Poly 32 8,0BMS 24 6,0BHS 75 18,7Berufsschule/Lehre 59 14,7Gesamt 402 100,05
Safer InternetErgebnisse der qualit<strong>at</strong>iven ErhebungI. Internetnutzung allgemeinAlle ProbandInnen nutzen das Internet regelmäßig. Da gezielt nur User <strong>von</strong> Social <strong>Communities</strong>bei der Untersuchung berücksichtigt werden sollten, ergibt sich dies aus der Stichprobe, wo dieintensive Nutzung ein wesentliches Selektionskriterium bei der Rekrutierung derTeilnehmerInnen darstellte.Die tägliche Nutzung des Mediums Internet ist bei den Kids <strong>und</strong> Jugendlichen bereits zurAlltagsselbstverständlichkeit geworden, genauso wie das Konsumieren <strong>von</strong> TV-Angeboten. ImSchnitt zeigen sich bei der Nutzungsfrequenz kaum mehr geschlechter- oder altersspezifischeDifferenzen. Allein bei den Nutzungsarten <strong>und</strong> der Nutzungsintensität lassen sich signifikanteUnterschiede feststellen. Im Schnitt sind die ProbandInnen zwei bis drei St<strong>und</strong>en pro Tag online,je nachdem, welcher Beschäftigung sie im Netz nachgehen. Besonders beliebt sind dieAbendst<strong>und</strong>en (Kernzeit je nach Alter zwischen 19.00 <strong>und</strong> 22.00 Uhr) - dies trifft sowohl auf dieeinzelnen UserInnen selbst, als auch auf ihre Kommunik<strong>at</strong>ionspartnerInnen in den sozialen<strong>Online</strong>-Netzwerken zu - wo sie über die nötige Zeit, Ruhe <strong>und</strong> Ressourcen verfügen, um sich füreinen längeren Zeitraum dem Web zu widmen. Tagsüber sind im normalen Schulalltag dieAktivitäten kürzer, gleichzeitig wird oft jede Gelegenheit genutzt, um in das Netz einzusteigen.Sei es via Handy, dem eigenen Laptop oder dem PC in der Schule – das Web ist ein zeitaktuellesMedium <strong>und</strong> will auch zeitnah genutzt werden.<strong>Online</strong>-Games nehmen vor allem für männliche Jugendliche einen beträchtlichen Teil desFreizeitbudgets in Anspruch. Gespielt werden sowohl Browser-Games, Mini Games als auch<strong>Online</strong>-Rollenspiele (RPG`s – Role Playing Games) beziehungsweise <strong>Online</strong>-Shooter. Bei denjungen Frauen spielt diese Art der Nutzung keine dominante Rolle, Kommunik<strong>at</strong>ion <strong>und</strong>Musikkonsum sind für sie <strong>von</strong> weit größerer Bedeutung. Pl<strong>at</strong>tformen wie „YouTube“ wiederumkennen kaum Alters- oder Geschlechtergrenzen – neueste Musikvideos, Lieblingsserien,verpasste Live-Sendungen oder unterhaltsamer usergenerierter Content – hier findet jederetwas für sich. Bei den meisten Jugendlichen gleichfalls beliebt ist der Ch<strong>at</strong> auf MSN.Das World Wide Web ist auch im Lernalltag der jungen Gener<strong>at</strong>ion bereits fest verankert. Diegenutzte Palette reicht hier <strong>von</strong> <strong>Online</strong>-Recherchen für Hausaufgaben über spezifische6
Safer InternetSchülerInnenpl<strong>at</strong>tformen der jeweiligen Schule, spezifischen <strong>Communities</strong> wie beispielsweise„schueler.vz“ bis hin zu <strong>Online</strong>-Lerngemeinschaften. Somit werden auch bestimmte Aufgabendes Ausbildungsprozesses verstärkt in <strong>Online</strong>-Strukturen ausgelagert.Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass die <strong>Online</strong>-Welt im Alltagsleben derJugendlichen fest etabliert <strong>und</strong> nicht mehr wegzudenken ist. Schule, Arbeit, Spiel,Kommunik<strong>at</strong>ion – das Internet nimmt einen immer größer werdenden Anteil am Zeit- <strong>und</strong>Medienbudget der Kids <strong>und</strong> Jugendlichen für sich in Anspruch <strong>und</strong> setzt seinen Siegeszug innahezu allen Alltagsbereichen fort. Der Computer bleibt immer länger online, auch wenn mansich parallel dazu anderen Beschäftigungen widmet. Bei der heutigen Jugend ist es gang <strong>und</strong>gäbe, Medien parallel zu konsumieren. Welches Medium aktuell die höchste Aufmerksamkeitbekommt hängt in den meisten Fällen vom stärksten <strong>und</strong> interessantesten Reiz ab. Diese Reizekönnen sich – wie auch die Aufmerksamkeit der Jugendlichen – oft <strong>und</strong> schnell abwechseln. Diesist besonders für die Kommunik<strong>at</strong>ion im Netz relevant, da neue Nachrichten laufend aktuellabgerufen werden können.Words of relevant mouth:Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ein bis drei St<strong>und</strong>en. Wenn ich am Abend reingehe, so um 7, da bleibich meistens bis 11, aber da bin ich dann nicht nur im Internet, da mache ich auch etwasanderes.“Männlich/17 Jahre/HTL: „Also da wir ja auch viel für die Schule brauchen, also wir haben einePl<strong>at</strong>tform für die Schule, also ich schätze mal sicher 3-4 St<strong>und</strong>en täglich, also nicht immer aktiv,also am Computer halt.”Weiblich/13 Jahre/KMS: „Ich 8 St<strong>und</strong>en in der Woche. Da höre ich mir Musik an, ch<strong>at</strong>te ich,surfe im Internet, oder schau mir Videos an <strong>und</strong> mache auch was für die Schule.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Ich auch täglich, am Wochenende spiele ich länger, <strong>und</strong> unter derWoche so 2 St<strong>und</strong>en pro Tag, am Wochenende 5 St<strong>und</strong>en.”Weiblich/14 Jahre/AHS: „’Youtube’ <strong>und</strong> halt die ganzen Serien, die kann man dann nachlesen,oder eben Videos schauen, Spiele spielen, so Girls-Spiele, so kochen <strong>und</strong> so.“7
Safer InternetII. Social <strong>Communities</strong>II.1 Kriterien für die Auswahl <strong>von</strong> <strong>Communities</strong>Alle ProbandInnen sind zumindest in einer Social Community aktiv, die Mehrheit nutzt oder h<strong>at</strong>bereits mehrere genutzt. Bei der Auswahl der TeilnehmerInnen wurde darauf geachtet, dassverschiedene <strong>Communities</strong> in der Untersuchung Berücksichtigung finden. Die meistgenanntenPl<strong>at</strong>tformen der Wiener Kids <strong>und</strong> Jugendlichen sind „netlog“ <strong>und</strong> „facebook“, „myspace“ folgtschon etwas abgeschlagen, „schülervz“ beziehungsweise „studivz“ werden nur vereinzeltgenannt.Der erste Kontakt mit einer Community erfolgt in nahezu jedem Fall durch Empfehlung <strong>von</strong>Fre<strong>und</strong>Innen oder MitschülerInnen. Diese Empfehlungen entscheiden auch darüber, in welcheCommunity zuerst eingestiegen wird. Das wichtigste Kriterium für die Nutzung einer Pl<strong>at</strong>tform istjedenfalls die Anzahl der Fre<strong>und</strong>Innen <strong>und</strong> Bekannten, die jeweils angemeldet sind. Erst inweiterer Folge, wenn man in verschiedenen <strong>Communities</strong> angemeldet ist <strong>und</strong>Vergleichsmöglichkeiten gegeben sind, spielen unterschiedliche Fe<strong>at</strong>ures <strong>und</strong> das Handling eineRolle.Bei der Nutzung der topgenannten Pl<strong>at</strong>tformen „netlog“ <strong>und</strong> „facebook“ zeigen sich deutlichealtersmäßige Unterschiede. Der Einstieg in die Communitywelt erfolgt in jungen Jahren meistüber „netlog“, mit zunehmendem Alter konzentriert man sich auf „facebook“. Dies ergibt sichnicht zuletzt aus den den ProbandInnen bekannten bzw. <strong>von</strong> ihnen vermutetensoziodemografischen Altersmerkmalen der jeweiligen Gemeinschaften. Ein Phänomen, das beijungen Zielgruppen beispielsweise auch im Rahmen <strong>von</strong> Lokalbesuchen beobachtet werdenkann. Viele ältere Jugendliche meiden bewusst ihre früheren Lieblingslokale, um sich klar <strong>von</strong>dem als „Kinder“ empf<strong>und</strong>enen Publikum zu distanzieren – sie „wachsen“ somit im Laufe derZeit aus der Einsteigerpl<strong>at</strong>tform „netlog“ heraus. Umgekehrt grenzen sich „Kids“ via „netlog“bewusst <strong>von</strong> der „erwachseneren“ Community „facebook“ ab. „Netlog“ bietet vor allem fürjüngere <strong>at</strong>traktive Fe<strong>at</strong>ures <strong>und</strong> wird somit auch eindeutig als jünger gesehen, auf „facebook„tummeln sich dann schon vermehrt Eltern, Verwandte oder LehrerInnen.Generell erfolgt die Nutzung verschiedener <strong>Online</strong>-Gemeinschaften allerdings nicht nach dem„exklusiven Oder“-Prinzip. Ganz im Gegenteil, die parallele Nutzung verschiedener Anbieter8
Safer Internetfindet bei den meisten ProbandInnen ihre Berechtigung – „netlog“ um beispielsweise mitjüngeren KlassenkollegInnen Kontakt zu halten, „facebook“ (unter anderem) zusätzlich für denKontakt mit älteren Personen wie Familie oder Verwandte.Words of relevant mouth:Weiblich/15 Jahre/AHS: „Ich war mal bei ‚myspace’, aber ich habe mittlerweile das Passwortvergessen, jetzt bin ich da schon Ewigkeiten nicht mehr drinnen gewesen.“Männlich/15 Jahre/HTL: „‚Facebook’ – auf ‚netlog’ war ich früher, aber das war mir schon zublöd, weil da sind zu viele kleine Kinder schon, darauf hab ich keinen Bock, das ist einfachunnötig.Weiblich/18 Jahre/Studeium: „Auf ‚facebook’, ‚netlog’, ‚myspace’, ‚schülerVZ’.“Männlich/12 Jahre/KMS: „Nur ‚netlog’, ‚facebook’ mag ich nicht.”Weiblich/13 Jahre/KMS: „Weil viele meiner Fre<strong>und</strong>innen drinnen sind.“Männlich/18 Jahre/Lehre: „Fre<strong>und</strong>e haben’s mir gesagt (‚netlog’), <strong>und</strong> da hab ich’s mirangeschaut – da hab i mir dacht, ist ur-leiwand. Bei ‚facebook’ kenn ich mich nicht aus – dasschaut ur komisch aus.“Männlich/15 Jahre/HTL: „Auf ‚myspace’ bin ich auch, aber auf ‚facebook’ sind einfach mehrFre<strong>und</strong>e <strong>von</strong> mir.”… „Weil ich Fotos <strong>von</strong> einer Party <strong>von</strong> einem Fre<strong>und</strong> sehen wollte, hab mich(‚myspace’) angemeldet, die Fotos angeschaut <strong>und</strong> dann war ich nicht mehr dort.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Auf ‚facebook’ sind die meisten meiner Verwandten <strong>und</strong> meineSchulfre<strong>und</strong>e sind eher auf ‚netlog’.“II.2 Vor- <strong>und</strong> Nachteile der <strong>Communities</strong>Bei der allgemeinen Einstiegsfrage über Vor- <strong>und</strong> Nachteile der, beziehungsweise Unterschiedezwischen den <strong>Communities</strong> fällt auf, dass spontan kaum <strong>Gefahren</strong> oder besondere Nachteilethem<strong>at</strong>isiert werden. Die jeweiligen Nennungen ergeben sich hauptsächlich ausAltersunterschieden <strong>und</strong> den unterschiedlichen Nutzungspräferenzen. Wie schon festgestelltwird auch bei dieser Frage festgestellt, dass „netlog“ vor allem <strong>von</strong> jüngeren genutzt wird,„facebook“ ein weit breiteres Altersspektrum abdeckt.9
Safer Internet„Netlog“ punktet besonders bei den angebotenen Spielen, dem spielerischen Umgang mit denProfilen <strong>und</strong> der stärkeren Öffentlichkeit (die Profile sind generell besser einsehbar als bei„facebook“), die es erlaubt, ein exakteres Bild <strong>von</strong> anderen UserInnen zu bekommen <strong>und</strong> neueLeute kennen zu lernen. Gleichzeitig lädt diese Offenheit aber auch vermehrt dazu ein, „gefakte“(erf<strong>und</strong>ene) Profile zu generieren. Dies passt auch gut zu den jüngeren Altersgruppen, die darinoft auch ein spielerisches Element sehen, wenn sie sich mit falschen Angaben über andereMitglieder lustig machen können. Das verspielte Bild <strong>von</strong> „netlog“ wird abger<strong>und</strong>et durchFe<strong>at</strong>ures wie beispielsweise „smilies senden“ oder „BuddyPoke“Die Designmöglichkeiten <strong>von</strong> „netlog“ erlauben, dem eigenen Profil einen stärkeren (imVergleich zu „facebook“) individuellen Charakter zu verpassen beziehungsweise die eigenePerson besser <strong>und</strong> umfangreicher zu inszenieren. Verstärkt wird „netlog“ <strong>von</strong> männlichenJugendlichen – dies zeigt sich beispielsweise deutlich bei den Probanden mitMigr<strong>at</strong>ionshintergr<strong>und</strong>, auch wenn diese bereits 18 sind – zum Anbahnen <strong>von</strong> Kontakten mitdem weiblichen Geschlecht genutzt.Der starke Öffentlichkeitsaspekt <strong>von</strong> „netlog“ stellt gleichzeitig aber auch einen Nachteil für jeneUserInnen dar, die sich durch permanente Kontaktanfragen genervt fühlen – sowohl die Art alsauch die Frequenz der Fre<strong>und</strong>schaftsanfragen betreffend. Hier<strong>von</strong> sind vor allem junge Frauenbetroffen, die männlichen Jugendlichen sehen in „netlog“ teilweise schon eine reine D<strong>at</strong>ing-Pl<strong>at</strong>tform. Als weiterer Nachteil wird erwähnt, dass es nicht schwer fällt, Passwörter/Profile zuhacken bzw. auch Viren zu verbreiten – eine sehr offene Community erleichtert hier denMissbrauch.„Facebook“ wird als priv<strong>at</strong>er, älter, intern<strong>at</strong>ional <strong>und</strong> als die größere Community gesehen.Weniger zur schnellen Anbahnung <strong>von</strong> Kontakten (Aufreißen), als vielmehr für dieKommunik<strong>at</strong>ion mit Fre<strong>und</strong>Innen <strong>und</strong> älteren Personen aus dem Verwandten- oderBekanntenkreis geschaffen. Die Möglichkeiten, sich zu inszenieren, sind bei „facebook“ nachAnsicht der ProbandInnen deutlich eingeschränkter im Vergleich zu „netlog“. DemInszenierungsaspekt kommt somit bei „netlog“ eine weit stärkere Bedeutung zu.10
Safer InternetWords of relevant mouth:Männlich/12 Jahre/KMS: „Das ist gut, ‚netlog’, da kann man viel machen, also eben auchch<strong>at</strong>ten, Nachrichten senden mit smileys <strong>und</strong> so.”Männlich/12 Jahre/KMS: „Bei ‚netlog’ kann man gemeinsam Spiele gegen andere Spielen <strong>und</strong>bekommt Punkte.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Bei ‚netlog’ kann man ein eigenes Design für das Profil machen, bei‚facebook’ nicht. Ich glaube, auf ‚facebook’ sind mehr Leute.“Weiblich/15 Jahre/AHS: „Ich finde, ‚facebook’ ist es etwas für die ganze Welt, da findet manLeute <strong>von</strong> überall. Auf ‚netlog’ findet man alle <strong>und</strong> kann sich auch alle Profile ansehen.‚facebook finde ich, ist da priv<strong>at</strong>er.“Weiblich/13 Jahre/KMS: „Ein Nachteil bei ‚netlog’ ist, dass man schnell einen Virus bekommt.Und Passwörter gestohlen werden. Wenn man sich gut auskennt, kann man die Internetadresse<strong>von</strong> Personen auf ‚netlog’ finden <strong>und</strong> kann sie adden, das finde ich als Nachteil.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Auf ‚facebook’ kann man auch so Tages-St<strong>at</strong>usnachrichten schreiben,auf ‚facebook’ kann man voll viel machen, da kannst du mehr hinschreiben, was du machst oderwie du denkst.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Auf ‚netlog’ da gibt es dieses ‚BuddyPoke’, ich glaube ‚netlog’ ist eheretwas für kleine Kinder, es macht Spaß seine Seite zu designen, auf ‚facebook’ sind voll vieleErwachsene drinnen, da kann man so ziemlich jeden finden. Bei ‚facebook’ ist das Ch<strong>at</strong> besserals bei ‚netlog’.“Männlich/18 Jahre/Lehre: „Bei ‚netlog’ kannst du suchen nach Mädchen, Alter, <strong>von</strong> wo <strong>und</strong> so.Kannst auch Profilseite anlegen.”Männlich/18 Jahre/Lehre: „Bei ‚facebook’ kenn ich mich nicht aus – das schaut ur komisch aus.Da kannst du nur die finden, die du beim Namen kennst.“Männlich/16 Jahre/Lehre: „Also ich hab ‚netlog’ <strong>und</strong> ‚facebook’ auch, das ist mit meinerMutter, weil meine Familie lebt in Kro<strong>at</strong>ien <strong>und</strong> da tauschen wir immer die Fotos aus, das isteigentlich nur das Profil <strong>von</strong> meiner Mutter.“Männlich/16 Jahre/BHS: „Ich finde, ‚facebook’ ist da, um sich Fre<strong>und</strong>e anzusehen, die mankennt, bei ‚netlog’ bekommt man immer wieder Fre<strong>und</strong>schaftsanfragen <strong>von</strong> Leuten, die manüberhaupt nicht kennt. Es trauen sich immer mehr, Leute anzuschreiben oder eine Nachricht zusenden oder einen Kommentar zu schreiben.“11
Safer InternetIII.3 Art, Frequenz <strong>und</strong> Dauer der NutzungIntensität <strong>und</strong> Dauer der Nutzung <strong>von</strong> <strong>Communities</strong> variieren <strong>und</strong> sind sowohl <strong>von</strong> der Art derNutzung als auch <strong>von</strong> der Nutzungssitu<strong>at</strong>ion abhängig. Insgesamt, auch wenn manche seltener<strong>und</strong> eher kurz in die <strong>Communities</strong> einsteigen, kann bei allen eine regelmäßige Nutzungfestgestellt werden.Für alle ProbandInnen besonders relevant ist die Möglichkeit, mit Fre<strong>und</strong>Innen zukommunizieren. IntensivnutzerInnen sind ständig online, um neue Nachrichten oderEntwicklungen in den <strong>Communities</strong> sofort zu bemerken <strong>und</strong> auch zeitnah darauf reagieren zukönnen. Andere User wiederum steigen gezielt nur für eine kurze Zeit – dies im Schnitt abermehrmals täglich – ein, um Neuigkeiten zu sehen <strong>und</strong> Kontakt zu halten. Am längsten online sinddie Jugendlichen abends, nachdem die verpflichteten Tagesaktivitäten (Schule, Hausaufgaben)erledigt sind. Hier läuft dann der Computer länger, wenn auch oft nur im Hintergr<strong>und</strong>.Die Nutzung ist jedenfalls eine Frage des Zeitbudgets <strong>und</strong> der Nutzungssitu<strong>at</strong>ion. Verfügt manüber mehr Zeit, so beschäftigt man sich oft nur „aus Langeweile“ intensiver mit den<strong>Communities</strong> – betrachtet Profile, added Fre<strong>und</strong>e etc. Sind die Zeitressourcen knapp, beschränktman sich auf das wesentliche. In wenigen Ausnahmefällen werden die <strong>Communities</strong> alsPl<strong>at</strong>tform für eigene werbliche Aktivitäten genutzt, um beispielsweise die eigene Karriere als DJzu promoten.Für die meisten interessant sind auch bestimmte Gruppen zu den unterschiedlichstenThemenbereichen. Die Palette reicht hier <strong>von</strong> politischen Gesinnungsgruppen über Hobbies bishin zu Fangemeinschaften oder einfachen „Spaßgruppen“, die mit witzigen Namen ausgest<strong>at</strong>tetsind <strong>und</strong> oft schräge Ansichten vertreten. In letzter Zeit merklich zugenommen haben dieAktivitäten verschiedener kommerzieller Marken beziehungsweise Anbieter <strong>von</strong>Dienstleistungen. In den aktuellen Marketingbudgets finden sich immer mehr Posten für „Belowthe Line Aktivitäten“ (Maßnahmen außerhalb traditioneller Kommunik<strong>at</strong>ionskanäle wie TV,Radio, Print etc.). Eine moderne Marke kann heutzutage nicht mehr darauf verzichten, auch inden <strong>Online</strong>-Gemeinschaften vertreten zu sein.12
Safer InternetNebst den bisher genannten Nutzungsmöglichkeiten nehmen Bilder jedenfalls die zentraleStellung in den <strong>Communities</strong> bzw. innerhalb der einzelnen Profile ein, Videos – meist aufgr<strong>und</strong>des höheren Aufwands – nur zum Teil. Bilder in die eigenen Profile zu stellen sowie Bilder <strong>von</strong>anderen zu betrachten ist – neben Kommunik<strong>at</strong>ion – eine der Hauptbeschäftigungen in den<strong>Communities</strong>. Die Motive der Bilder beziehen sich vor allem auf das eigene soziale Umfeld bzw.auf die eigene Biografie – Party, Urlaub, Haustiere, Hobbies etc. Nebst dem eigenen Profilbildsind Fotos, auf denen man mit Fre<strong>und</strong>en zu erkennen ist oder wo Fre<strong>und</strong>e abgelichtet sind,besonders wichtig. Dieses Gemeinschaftserlebnis teilt man im Nachhinein nochmals mitanderen, die teilweise auch das Einstellen <strong>von</strong> derartigen Bildern fordern. Folgt man aktuellenAuseinandersetzungen mit Jugendkommmunik<strong>at</strong>ion, stößt man des öfteren auf die Aussage:„Jugendkommunik<strong>at</strong>ion ist eine ästhetisierte, bildzentrierte Kommunik<strong>at</strong>ion“. Dieses Phänomenfindet sich sowohl im öffentlichen (auch werblichen) als auch im priv<strong>at</strong>en Bereich. Über Bilderinszenieren Jugendliche ihren Lifestyle, lassen Symbole sprechen <strong>und</strong> kommunizieren damit ihreeigene, persönliche Botschaft <strong>und</strong> Identität.Nebst den persönlichen Aufnahmen spielen generell auch witzige, schräge Bilder eine Rolle, dieman zur Unterhaltung betrachtet <strong>und</strong> auch Fre<strong>und</strong>Innen darauf hinweist. Hier kommen vorallem Videos ins Spiel. Finden sich selbst gemachte Videos noch seltener als Bilder in denProfilen, erfreuen sich Fremdvideos mit hohem Unterhaltungswert großer Beliebtheit. DieQuellen sind oft nicht nachvollziehbar, einen nahezu unerschöpflichen F<strong>und</strong>us bieten allerdingsVideopl<strong>at</strong>tformen wie beispielsweise „YouTube“. Wobei sich die Jugendlichen in keinster Weisedafür interessieren, wo die verschiedenen Aufnahmen schlussendlich herkommen <strong>und</strong> ob es sichhier um eine Copyrightverletzung handelt.Einen wesentlichen Nutzungsanreiz, vor allem für die männlichen Jugendlichen, bilden <strong>Online</strong>Games. „Netlog“ <strong>und</strong> auch „facebook“ bieten hier eine Vielzahl <strong>von</strong> Möglichkeiten, mit anderenCommunitymitgliedern gemeinsam zu spielen. Games können generell sehr zeitintensiv sein <strong>und</strong>bergen, aus der eigenen Sicht mancher User, ein gewisses Suchtpotenzial.Words of relevant mouth:Männlich/16 Jahre/AHS: „Bei mir ist die Seite immer offen <strong>und</strong> ich schau halt ab <strong>und</strong> zu hin, obirgendwas Neues passiert ist. Also, süchtig, na ja nicht.“Weiblich/15 Jahre/AHS: „So circa 7 bis 8 St<strong>und</strong>en“. „Man sieht sich Fotos an, die jemanddraufstellt, ch<strong>at</strong>tet <strong>und</strong> schreibt mit Leuten, schaut sich Videos an, auf „facebook“ kann manSpiele spielen.“13
Safer InternetWeiblich/14 Jahre/AHS: „Da hast du auch mehrere Fenster offen, <strong>und</strong> da schaust du dann ab<strong>und</strong> zu ins ‚facebook’“. „Ich bin mehr so spät am Nachmittag oder am Abend drinnen.“Männlich/15 Jahre/HTL: „Das meiste was ich mach im ‚facebook’ ist Werbung. Wenn ich woaufleg’ als DJ, dann poste ich das <strong>und</strong> geb’ den Link rein. Man erreicht viele Leute <strong>und</strong> kriegtFeedback.”Männlich/18 Jahre/Lehre: „Zu Haus <strong>von</strong> 9 bis 10 bis Mitternacht.“ „Ich stelle Fotos rein, dasmacht doch jeder – solche beeindruckende Fotos.”Weiblich/17 Jahre/AHS: „Eigentlich die ganze Zeit, so parallel. In allen Pl<strong>at</strong>tformen parallel.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Ich bin in ein paar Gruppen Mitglied. Z.B. bei dieser Lichterketteoder Gruppen zu Michael Jackson. Bei ‚myspace’ habe ich auch einige Anfragen <strong>von</strong> kleinenösterreichischen Bands bekommen.“III.4 Friendlists <strong>und</strong> KontakteIm Schnitt geben die Befragten an, insgesamt um die 150 bis 200 Fre<strong>und</strong>e in den Friendlists derverschiedenen <strong>Communities</strong> gesammelt zu haben, wobei dies jeweils da<strong>von</strong> abhängig ist, wielange die Jugendlichen bereits Mitglied sind bzw. welche Community sie nutzen. Die jüngerenEinsteiger beschränken sich meist noch auf eine überschaubare Anzahl „echter“ Fre<strong>und</strong>e. Jemehr Friends die Liste zeigt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass nicht alle persönlichbekannt sind. Wobei die Befragten angeben – sie alle bezeichnen sich nicht als manische„Friendssammler“ im Gegens<strong>at</strong>z zu ihnen bekannten Profilen, wo mehrere tausend Fre<strong>und</strong>eangeben sind –, dass ihnen die überwiegende Mehrheit persönlich bekannt ist, unabhängigda<strong>von</strong>, wie oft sie mit ihnen persönlichen Austausch haben. Dies trifft beispielsweise aufMitschülerInnen aus früheren Schulen (z.B. Volksschule) zu, mit denen man gerne weiterhinKontakt hält. Eine Möglichkeit, die vor der Ära der Social <strong>Communities</strong> kaum gegeben war.Prinzipiell wird nicht beliebig „geadded“. Hinzugefügt wird auf Empfehlung <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>Innenoder auch Fre<strong>und</strong>Innen <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>Innen – also Kontakte, die in den Listen der bereitsbekannten Mitglieder aufscheinen <strong>und</strong> somit ein gewisses Gr<strong>und</strong>vertrauen vorausgesetztwerden kann. Es kommt auch vor, dass bestimmte Profile oder Gruppen, die sich durch einebesondere Beliebtheit oder eine bedeutende „Friendlist“ auszeichnen, hinzugefügt werden,wodurch das eigene Profil aufgewertet werden soll – dies ist vor allem bei den jüngerenUserInnen ein Thema. Diese Profile können mit „Kultnamen“ (z.B. Harry Potter) oder den14
Safer InternetNamen <strong>von</strong> Stars registriert sein. Wer t<strong>at</strong>sächlich dahinter steckt, ist <strong>von</strong> geringerem Interesse,den Jugendlichen ist allerdings durchaus bewusst, dass meist eine andere Person das Profilerstellt h<strong>at</strong>.Zusätzlich entscheiden die unterschiedlichen Funktionalitäten der <strong>Communities</strong>, wie vieleFre<strong>und</strong>e in der Liste sind bzw. welche zusätzlich geadded werden. Bei „netlog“ sind, wie schonerwähnt, die Details <strong>von</strong> Profilen öffentlicher als beispielsweise bei „facebook“, somit verfügtman hier über umfangreichere Inform<strong>at</strong>ionen über andere <strong>und</strong> kann somit leichter entscheiden,ob man bis d<strong>at</strong>o unbekannte Personen zu den eigenen Fre<strong>und</strong>en hinzufügt.Auch wenn sich die „Friendlists“ in verschiedenen <strong>Communities</strong> oft überschneiden, so findensich doch auch Unterschiede, sowohl die Anzahl als auch bestimmte Personen betreffend. DieGründe hierfür sind unterschiedlich. Einerseits hängt es <strong>von</strong> der Art der Nutzung der<strong>Communities</strong> ab – Gamer haben im Schnitt weit mehr Kontakte – als auch <strong>von</strong> Veränderungeninnerhalb der Lieblingscommunities, wenn man beispielsweise aus „netlog“ „herauswächst“ <strong>und</strong>sich in weiterer Folge stärker auf „faceboook“ konzentriert. Generell kann also nicht festgestelltwerden, dass die Jugendlichen stark unterschiedliche, communityspezifische Fre<strong>und</strong>eskreisehaben. Wenn Unterschiede gef<strong>und</strong>en werden, dann vor allem bei Neukontakten, also jenenPersonen, die man ausschließlich über die <strong>Online</strong>-Gemeinschaft kennen lernt. Bei den jüngsten(unter 12 Jahre) lässt sich noch feststellen, dass die meisten Fre<strong>und</strong>Innen/KlasssenkollegInnennoch keine Community nutzen – mangels Computer, Bekanntheit, Interesse oderInternetzugang.Zusätzlich entscheidet, wie lange die Jugendlichen bereits in einer bestimmten CommunityMitglied sind bzw. ob man aufgr<strong>und</strong> eines Missbrauchs des eigenen Profils durch andere – diestrifft auf eine Minderheit zu – ein neues Profil anlegen musste.Der für alle UserInnen wichtigste Aspekt der <strong>Online</strong>-Gemeinschaften ist jedenfalls, dass Kontaktmit Personen gehalten werden kann, wo ein persönliches Treffen nicht oft möglich ist. Hier spieltbeispielsweise auch der Kontakt mit (intern<strong>at</strong>ionalen) Urlaubsbekanntschaften eine, wenn auchuntergeordnete, Rolle. Zusätzlich ist das Kommunik<strong>at</strong>ionsverhalten in den <strong>Communities</strong> oft einanderes als im persönlichen Gespräch. Kurze Nachrichten austauschen, bei den Profilen derFre<strong>und</strong>e nach Neuem zu suchen geht schnell <strong>und</strong> ist unaufwändig – eine Art der Kommunik<strong>at</strong>ion,die prinzipiell mit SMS <strong>und</strong> E-Mail begann <strong>und</strong> ihre Fortsetzung in diesen Pl<strong>at</strong>tformen findet, wo15
Safer Internetnoch eine Vielzahl an zusätzlichen Möglichkeiten – hier vor allem im visuellen Bereich –angeboten wird. Die Möglichkeit, einfach Kommentare abzugeben, zu bewerten, den eigenenSt<strong>at</strong>us anzugeben etc. bietet eine neue Kommunik<strong>at</strong>ionsvielfalt, die die traditionelle Schreib<strong>und</strong>Sprachkultur immer mehr ersetzt.Ein wesentlicher Vorteil der <strong>Communities</strong> ist somit, dass man schnell <strong>und</strong> übersichtlich eineVielzahl <strong>von</strong> Kontakten auf verschiedene Art <strong>und</strong> Weise in kurzer Zeit bedienen kann – eineMöglichkeit, die offline verschlossen bleibt. Gleichzeitig sind längere Ch<strong>at</strong>s nicht ausgeschlossen,auch mit Personen, mit denen man offline nicht so lange kommunizieren würde. Bei denmännlichen Jugendlichen – wie bereits erwähnt – findet sich verstärkt das Kontakthalten zubeziehungsweise das Kennenlernen <strong>von</strong> Mädchen.Generell kann bei der Nutzung unterschieden werden zwischen geplanter, gezielter Aktivität <strong>und</strong>einfacher Reaktion auf Langeweile, wo man eben zum Zeitvertreib online ist <strong>und</strong> beobachtet,was sich in den <strong>Communities</strong> so abspielt.Auch offline sind die Aktivitäten in „netlog“ & Co. <strong>von</strong> Interesse. Es wird über St<strong>at</strong>usmeldungenanderer gesprochen, es werden Neuigkeiten them<strong>at</strong>isiert oder außergewöhnliche Vorfällegeschildert. Besonders „blöde“ oder abfällige Kommentare im Netz bzw. Personen, denen manaus diversen Gründen mit Antip<strong>at</strong>hie begegnet, sind ebenfalls Gesprächsthema in der Schule<strong>und</strong>/oder im Fre<strong>und</strong>eskreis. Ein Streit kann beispielsweise durch die in „netlog“ gegebeneMöglichkeit des „BuddyPoke“ entstehen, wo man virtuelle Ohrfeigen oder Schläge austeilenkann. Die jugendlichen Gamer wiederum unterhalten sich über neue Spieler <strong>und</strong> neueSpielerInnen in den <strong>Communities</strong>. Eine weiteres, nicht überraschendes Thema unter denmännlichen Befragten, sind Mädchen. Egal ob man diese gerade neu kennengelernt h<strong>at</strong> oderschon länger mit diesen kommuniziert.Der Einstieg in die <strong>Communities</strong> erfolgt noch immer hauptsächlich über den PC, wobei dieMöglichkeit, via Handy in die Gemeinschaften einzusteigen, allen bekannt ist. Selbst genutzthaben es bis d<strong>at</strong>o aber nur zwei der Befragten. Gegen die Nutzung spricht vor allem derKostenaspekt – die Gebühren hierfür werden generell als sehr hoch empf<strong>und</strong>en. Ein Problem vorallem für die Jüngeren, deren Telefonrechnung noch <strong>von</strong> den Eltern bezahlt wird <strong>und</strong> diese auchim Falle einer bemerkbaren Überschreitung <strong>von</strong> ihnen kontrolliert wird. Auch verfügt noch nichtjeder Jugendliche über einen Internetzugang am Handy, somit verhindern auch noch technische16
Safer InternetEinschränkungen diese Art der Nutzung, die in absehbarer Zukunft aufgr<strong>und</strong> der Neuentwicklung<strong>von</strong> Handys kein Thema mehr sein werden. Cool würde man es jedenfalls finden, sozwischendurch – auch in der Schule – in die Community einzusteigen <strong>und</strong> zu kommunizieren.Sollten die Kosten keine gravierende Rolle mehr spielen, würde die überwiegende Mehrheitdiese Möglichkeit nutzen.Words of relevant mouth:Weiblich/17 Jahre/AHS: „So um die 200. Bei mir sind es teilweise unterschiedliche Friends inden verschiedenen <strong>Communities</strong>.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Bei ‚facebook’ hab ich ca. 8 bis 10 <strong>und</strong> bei ‚netlog’ hab ich nur meineallerbesten Fre<strong>und</strong>e, das sind nicht mehr als 4.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „200 bis 300.“ „Auf ‚netlog’ habe ich die meisten, da habe ich 200. Beimir überschneiden sich die Fre<strong>und</strong>e auf den <strong>Communities</strong>.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Ich kenne alle außer vielleicht 2 Leute. Ich hab auch Fre<strong>und</strong>e, die ichnicht kenne, aber da schau ich bei dem rein <strong>und</strong> dann sehe ich, dass ein Fre<strong>und</strong> <strong>von</strong> mir einFre<strong>und</strong> <strong>von</strong> ihm ist.“Weiblich/13 Jahre/KMS: „Ich kenne auch nicht alle Leute in den <strong>Communities</strong>. Die lernt mankennen, indem sie einen anch<strong>at</strong>ten. Ich füge auch Fre<strong>und</strong>e meiner Fre<strong>und</strong>e hinzu.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Eigentlich nur mit denen, mit denen wir wirklich befre<strong>und</strong>et sind,aber mit denen aus der Schule, die ich so geadded habe, habe ich mich noch nie getroffen. Ichfind’s gut, weil ich jetzt mit Leuten aus meiner Volksschule Kontakt habe, die ich bei ‚netlog’oder ‚facebook’ gef<strong>und</strong>en habe, das finde ich cool.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Wenn mir Fre<strong>und</strong>e <strong>von</strong> ihr z.B. eine Einladung schicken, dann nehmeich die schon an. Manchmal bekomme ich auch <strong>von</strong> irgendwelchen Menschen eine Einladung,ich habe nichts gegen Türken, aber in letzter Zeit habe ich einige Anfragen <strong>von</strong> türkischenTypen bekommen, da nehme ich den Fre<strong>und</strong>schaftsantrag nicht an.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Angenommen wir sehen etwas aufregendes <strong>von</strong> irgendwem, den wirkennen, dann reden wir darüber. Wir reden über Personen <strong>und</strong> Nachrichten <strong>von</strong> Leuten.“Männlich/12 Jahre/AHS: „(Mit Handy) Schreib ich kurz bei ‚netlog’ – ‚Hallo ich schau gradeinen coolen film, schaust du den auch?’ - <strong>und</strong> so.”Männlich/16 Jahre/HTL: „Es gibt ja auch so Gruppen bei ‚netlog’, wo alle drin sind, die ausKlosterneuburg sind, oder alle, die im Strandbad waren oder so.”Weiblich/15 Jahre/AHS: „Hin <strong>und</strong> wieder lästert man auch über wen, wenn man jemandenblöden geaddet h<strong>at</strong>, wenn man sich mit der Fre<strong>und</strong>in trifft. Aber so im Internet nicht.“17
Safer InternetIII. Bekanntheit <strong>und</strong> der Ruf im NetzIII.1 BekanntheitIm Netz bekannt oder berühmt zu sein bzw. zu werden, wird nicht als hohe Kunst angesehen, dieBefragten selbst sind nicht an einer großen Bekanntheit interessiert. Das Rezept des Ruhms isteinfach: entweder wird ein berühmter Name verwendet, Aufmerksamkeit erregende Fotos oderVideos ins Netz gestellt oder es werden möglichst viele Fre<strong>und</strong>schaftsanfragen gesendet – hiergibt es bereits Programme, die dies für den User erledigen, nach Auskunft der UserInnenallerdings für die <strong>Communities</strong> bereits gesperrt sind. Gleichzeitig kann man auch neg<strong>at</strong>iveBerühmtheit erreichen, indem man möglichst viele UserInnen „verarscht“ oder beleidigt.Auffallen um jeden Preis – ob im positiven oder neg<strong>at</strong>iven Sinne – heißt somit die Devise, diezum „Netzruhm“ führt. Dies kann einerseits durch eine schräge, witzige oder peinlicheSelbstdarstellung erfolgen, oder einfach durch auffallendes, schräges M<strong>at</strong>erial geschehen, dasins Netz gestellt wird.Prinzipiell wird es für das eigene Image positiv gesehen, mehrere Fre<strong>und</strong>Innen zu haben. „WoFre<strong>und</strong>e sind, kommen Fre<strong>und</strong>e dazu“ – ein abgewandelter Alltagsspruch der besonders fürNetzwerke gilt. Noch nie war es so einfach, eine Vielzahl <strong>von</strong> Menschen kennenzulernen <strong>und</strong> mitdiesen über verschiedenste Kanäle <strong>und</strong> auf verschiedene Art <strong>und</strong> Weise Kontakt zu haben. DieseMöglichkeit h<strong>at</strong> aber auch Grenzen in den <strong>Communities</strong> – mit zu vielen Fre<strong>und</strong>Innen wirkt manunglaubwürdig, vor allem aus dem Gr<strong>und</strong>, dass niemand wirklich glaubt, dass es sich hier umwirkliche Fre<strong>und</strong>e handelt. So kein kommerzieller Aspekt dahinter steht, vermuten die BefragtenSelbstdarstellerInnen, die im realen Leben soziale Hemmungen zeigen. Junge Männer fühlen sichwiederum <strong>von</strong> Bildern mit gut aussehenden Frauen angesprochen, die dann auch, nach Meinungeiniger männlicher Befragter, aufgr<strong>und</strong> dessen eine Vielzahl <strong>von</strong> Anfragen bekommen. Fühlensich manche auch dadurch genervt unterstellt man anderen, diese Reaktion gezielthervorzurufen.Die Befragten selbst geben sich eher zurückhaltend ihre Bekanntheit betreffend, ein zu hoherBekanntheitsgrad wird überwiegend neg<strong>at</strong>iv assoziiert. Wobei im Bekanntenkreis sich durchausPersonen finden, die mit der Zahl ihrer „friends“ angeben – dies wird generell nicht sonderlichgeschätzt.18
Safer InternetWords of relevant mouth:Weiblich/14 Jahre/AHS: „Je mehr Leute man kennt, desto bekannter ist man <strong>und</strong> wird man. Solernt man viele Leute kennen.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Es ist wichtig, viele Leute in der friendlist zu haben.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Das müssen nicht viele, aber coole Bilder <strong>und</strong> Fotos sein. Wenn manimmer das gleiche Gesicht oben h<strong>at</strong>, nicht Verschiedenes. Ich find’s auch cool, wenn jemandetwas bearbeitet.“Weiblich/18 Jahre/Studentin: „Es gab einmal dieses Emo-Mädel, die irgendwelche Fre<strong>und</strong>egesucht h<strong>at</strong>, <strong>und</strong> ein Video auf ‚YouTube’ gegeben h<strong>at</strong>. Das habe ich lustig gef<strong>und</strong>en.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Andere anschreiben. Vielleicht eine Nachricht schicken: Hey, schaudir mal das coole Video an!“Männlich/12 Jahre/AHS: „Eher das Gegenteil. Ich mag es einfach nicht, wenn mich jederkennt.“Männlich/15 Jahre/HTL: „Ich find es eher abstoßend, wenn er 600 Fre<strong>und</strong>e h<strong>at</strong>, weil da weißman gleich, dass der vielleicht 100 da<strong>von</strong> kennt.”Männlich/16 Jahre/Lehre: „Na ja, ich kenn so ein Programm, das heißt ‚netlog kicker’, da drücktman drauf <strong>und</strong> es sucht tausende Leute in einer Sek<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die sehen dann, dass er einenbesucht h<strong>at</strong>, obwohl er es nicht einmal war.“Männlich/16 Jahre/AHS: „Sie h<strong>at</strong> sich nackt fotografiert, das Foto reingestellt <strong>und</strong> nach einerhalben St<strong>und</strong>e wurde es gelöscht. Es h<strong>at</strong>te 10.000 Besucher.“Männlich/18 Jahre/Lehre: „Ein Fre<strong>und</strong> <strong>von</strong> mir h<strong>at</strong> gesagt, schau wie viel Fre<strong>und</strong>e ich hab <strong>und</strong>Kommentare <strong>und</strong> so weiter, ja solche Leute gibt es. Die meisten geben an damit.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Ja, wenn er bekannt ist aus dem Fernsehen, ist es schon cool wennman den h<strong>at</strong>.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Mein Profil gut ausst<strong>at</strong>ten, verschiedene Bilder, lustige Bilder, Videos,auch viele Fre<strong>und</strong>e, dann glauben die anderen: Ah, der h<strong>at</strong> viele Fre<strong>und</strong>e, vielleicht ist der nettoder so.”19
Safer InternetIII.2 Darstellung <strong>und</strong> SelbstdarstellungDer Darstellung im Netz sind kaum Grenzen gesetzt. Jeder h<strong>at</strong> die Möglichkeit, sich besser oderanders zu beschreiben als er/sie ist, bewusst Verfremdungen vorzunehmen oder einfach auchmit anderen Identitäten zu spielen. Besonders für die Jüngeren ist das Spiel mit den Identitätenverlockend. Sie befinden sich meist noch in der Phase auf der Suche nach der eigenen Identität,in der man Probierhandlungen setzt <strong>und</strong> das Feedback des sozialen Umfelds darauf für sichinterpretiert. In einer Zeit, wo Kinder – auch in ihrem Eigenverständnis – immer früher zuJugendlichen werden, <strong>und</strong> in der Eltern oder Schule aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Zeitknappheit odermangelndem Wissen oder Verständnis für das Umfeld der Kinder im Gegens<strong>at</strong>z zu früher immerweniger Handlungsanweisungen geben können, ist die junge Gener<strong>at</strong>ion oft auf sich alleinegestellt. SJugendforscher sprechen hier <strong>von</strong> den Phänomenen der „Selbstsozialis<strong>at</strong>ion“beziehungsweise der „Sozialis<strong>at</strong>ion im Fre<strong>und</strong>eskreis“. Diese gesellschaftlichen Voraussetzungen<strong>und</strong> die n<strong>at</strong>ürliche Neugier der Kinder in Bezug auf Grenzerfahrungen berücksichtigend ist esnicht verw<strong>und</strong>erlich, dass das Web dazu genutzt wird, in verschiedene Rollen zu schlüpfen <strong>und</strong>Reaktionen darauf abzutesten.Die Gründe dafür sind unterschiedlich, zwei Hauptaspekte können aus der Befragung herausidentifiziert werden. Einerseits – so vermuten auch die Jugendlichen selbst – bedeutet diesesSpiel oder Besserstellen die Möglichkeit für Personen, die im „realen“ Alltag aus ihrer Sichtmanchen Ansprüchen keineswegs genügen können, sich einer größeren Öffentlichkeitselbstbewusst zu präsentieren <strong>und</strong> dadurch Beliebtheit oder Coolness zu generieren.Andererseits bereitet es wiederum den jüngeren ein diebisches Vergnügen, eine Rolle zuübernehmen <strong>und</strong> damit andere Mitglieder der <strong>Communities</strong> zu „verarschen“. Ob ein 12jährigersich als 80jährige Frau aus Afghanistan auf Männersuche ausgibt oder 14jährige Mädchen sichälter machen <strong>und</strong> Männer mit sonderbaren Vorlieben anschreiben – der Spaßfaktor ist meistgewiss. Und solange es bei diesen nach Ansicht der Jugendlichen „harmlosen“ Streichen bleibt,wird ihrer Ansicht nach auch niemand geschädigt <strong>und</strong> das eigene Gewissen kaum belastet.Zusätzlich geschieht die „Verarsche“ anonym, wo – so es geschickt angegangen wird – niemandje die UrheberInnen identifizieren kann.Generell wird allerdings konzediert, dass prinzipiell jeder Mensch – ob Jugendlicher oderErwachsener – dazu neigt, die Eigendarstellung im positiven Sinne zu übertreiben. Auch wenndie ProbandInnen dies selbst kaum zugeben. Die Grenzen der „übertriebenen“ Darstellung sind20
Safer Internetfließend. Die Palette reicht hier <strong>von</strong> leichter Bildkosmetik mittels desBildbearbeitungsprogrammes „Photoshop“ bis hin zum Einstellen <strong>von</strong> Bildern mitdurchtrainierten Körpern <strong>von</strong> Jugendlichen, die selbst aufgr<strong>und</strong> ihres übergewichtigen Äußerenmittels Ästhetik wenig punkten können.Insgesamt überwiegt aber die Wahrheit über das dargestellte Ich, kleine Unwahrheiten wiefalsche Altersangaben – beispielsweise um sich in Seiten mit Altersbegrenzung einzuloggen –gehören zum Netzleben einfach dazu. Die „Wahrheit“ gilt am wenigsten für die genanntenSelbstdarsteller im Netz, welche die <strong>Communities</strong> vor allem dazu nutzen, sich als besonders coolzu zeigen <strong>und</strong> gerade als männlicher Jugendlicher das weibliche Geschlecht zu beeindrucken.Und eben auch nicht für jene bereits genannten, die sich im realen Leben als „<strong>und</strong>erdogs“ inihrem Umfeld sehen.Die - auch als „Personal Identity Management“ bezeichnete – Darstellung der eigenen Person istprinzipiell eine Selbstverständlichkeit <strong>und</strong> ein zentraler Aspekt im Netz. Fängt dies in jungemAlter oft mit starker Überzeichnung oder Verfremdung an, verliert man als Jugendlicher mitzunehmendem Alter das Interesse am „Basteln“ an der eigenen Person. Beschränkt man sichhauptsächlich auf den echten Fre<strong>und</strong>eskreis, ist dies weder nötig noch wird es positiv gesehen.Den Unterschied macht die größere Öffentlichkeit aus. Jugendliche sind tagtäglich mit Medienkonfrontiert, wo die oft aufgesetzte (Selbst-)Darstellung <strong>von</strong> Personen Normalität geworden ist.Sie durchschauen diese Mechanismen <strong>und</strong> nutzen sie auch für sich selbst. Die Möglichkeit bietetihnen eben jene Öffentlichkeit des Netzes, wo weit bessere Möglichkeiten als im „realen“ Alltagbestehen, einmal „Star für 15 Sek<strong>und</strong>en“ zu sein. „Youtube“ macht es vor: Empfehlungen fürbestimmte Videos wachsen sich oft virusgleich binnen kürzester Zeit zu einer wahrhaftenPandemie aus – wo sich der 13jährige Schüler aus Okinawa über das Video eines 15jährigenLehrlings aus Wien Ottakring amüsiert <strong>und</strong> den Link seinem älteren Bruder nach Providence,Rhode Island sendet. „Der Star aus dem Gemeindebau“, ein Schema, das nicht zuletzt auch vomTV mit seinen Reality-Shows oder Doku-Soaps seit Jahren vorgeführt wird, <strong>und</strong> das dieGesellschaft im Umgang mit sich selbst in den Medien nachhaltig geprägt h<strong>at</strong>.Über den eigenen Ruf im Netz denkt man eher weniger bewusst nach. Allen TeilnehmerInnender Interviews ist klar, dass Beschimpfungen <strong>und</strong> peinliche Fotos (wie beispielsweise im Zustandder Trunkenheit oder Nacktfotos) tunlichst nicht öffentlich gemacht werden sollten. Für sichselbst sehen die meisten allerdings kaum ein Risiko, da die Befragten ihrer Meinung nach über21
Safer Internet„Gos“ <strong>und</strong> „No Gos“ in den <strong>Communities</strong> informiert sind <strong>und</strong> sich dementsprechend vorsichtigverhalten. Erzählungen über neg<strong>at</strong>ive Konsequenzen sind den meisten bekannt, allerdings trifftman auch immer wieder auf ähnliche Stories, die schlussendlich auch das Potenzial zur„Legendenbildung“ besitzen.Words of relevant mouth:Weiblich/14 Jahre/AHS: „Wir waren im Computerraum in der Schule <strong>und</strong> da war mir langweilig,<strong>und</strong> da sind wir auf ‚netlog’ gegangen <strong>und</strong> haben die Idee gehabt, dass wir ein Profil machen,bei dem wir 30 Jahre alt sind, da haben wir uns dann verrechnet <strong>und</strong> waren 36. Dann habe ichein Bild <strong>von</strong> einer älteren Frau im Internet gesucht <strong>und</strong> mich beschrieben wie eine 30jährigeFrau <strong>und</strong> noch ein Bild <strong>von</strong> einem Kind reingegeben <strong>und</strong> gesagt, dass das meine Nichte ist. DasProfil war ziemlich ich. Wir haben dann so was geschrieben, was eine Frau halt schreiben würdein dem Alter, so ich fahre gerne an das Meer z.B. Einen Tag danach haben wir voll vieleKommentare gekriegt, <strong>von</strong> Männern, die sich mit uns treffen wollten.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ich finde es arg, wenn Leute Bilder mit der Alkoholflasche machen. Dakommen sie sich vielleicht cool vor.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Ich stelle Fotos rein, weil auch viele Fre<strong>und</strong>e darauf zugreifenkönnen, <strong>und</strong> eine Beschreibung.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ich würde keine freizügigen Fotos reinstellen, weil es komischkommt.“Weiblich/17 Jahre/AHS: „Ich glaube, das ist normal. Wer stellt sich denn selber schlecht hin.“„Das macht eigentlich eh jeder.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Hin <strong>und</strong> wieder finde ich es lustig, wenn man sich als jemand anderesdarstellt. Wenn man sich z.B. älter macht, als man eigentlich ist.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Ich gebe mich immer als total hirnkranker Idiot aus <strong>und</strong> schreibimmer irgendwelche Nachrichten, wo tausend Seiten immer nur ’Hahahahaha’ steht.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Ich habe einen Fre<strong>und</strong>, der heißt auch Lukas, der ist ziemlich dick <strong>und</strong>stellt sich immer als Bodybuilder dar.“Weiblich/15 Jahre/AHS: „Ich glaube, das ist irgendwie normal. Manche verändern mit demComputer die Fotos, damit es besser aussieht <strong>und</strong> besser wirkt.“Männlich/18 Jahre/Lehre: „Sag immer die Wahrheit.”Männlich/18 Jahre/Lehre: „Nicht blöd schreiben. Für mich ist es nicht wichtig, einen guten Rufzu haben – es gibt eh genug blöde Kommentare.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Du kannst dein eigenes Bild verwalten – dass nur dein Kopf drauf istauf einem Körper mit Sixpack oder so. Würde ich schon machen – aus Spaß halt.”22
Safer InternetIV. Der schlechte RufEin schlechter Ruf im Netz kann verschiedene Gründe haben, wobei nicht eindeutig festzulegenist, wie der Ruf genau definiert wird. Sind es kleine Öffentlichkeiten, wie beispielsweise derengste Bekanntenkreis, oder eine größere Öffentlichkeit <strong>von</strong> UserInnen, die über bestimmteProfile urteilen? Gr<strong>und</strong>sätzlich kann festgestellt werden, dass ein schlechter Ruf für dieBefragten selbst kein besonders wichtiges Thema darstellt. Wie schon im letzten Kapitelerläutert, sehen sich die Befragten wenig gefährdet, aufgr<strong>und</strong> ihrer Aktivitäten ein schlechtesImage zu bekommen. Mit Ausnahme <strong>von</strong> gezielten „Spaß-Aktionen“, wo ein Profil einenbestimmten Ruf bekommen kann, aber nicht die anonyme Person, die dahinter steht – diepersönliche Verbindung <strong>und</strong> somit auch eine persönliche Betroffenheit ist hier nicht gegeben.Nahezu jeder der Jugendlichen kennt Beispiele <strong>von</strong> Mitgliedern, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Aktioneneinen schlechten Ruf bekamen. Die meist genannten Gründe sind Beschimpfungen oderoffensive bzw. freizügige Fotos – <strong>von</strong> sich selbst oder <strong>von</strong> anderen mit dem Ziel, diese zuverunglimpfen. Über solche Mitglieder wird dann auch offline gesprochen, wo der schlechte Rufweiter getragen <strong>und</strong> somit noch untermauert wird. Manche der TeilnehmerInnen haben auchschon ihrer Meinung nach inkorrektes Verhalten gemeldet. Ansonsten setzt man die Person aufdie Blacklist <strong>und</strong> h<strong>at</strong> somit seine Ruhe.Auch hier muss wiederum unterschieden werden zwischen spielerischen Aspekten <strong>und</strong> bewusstpersönlich schädigenden Aktionen. Für Jüngere spielt wiederum der spielerische Spaß-Aspekt,eine Rolle. Sie machen sich keine Gedanken über Konsequenzen da sie mit extra zu diesemZweck erstellten Profilen arbeiten.Anders ist es, wenn es um den persönlichen Bereich <strong>und</strong> um Personen geht, die in diesem einerelevante Rolle spielen. Sei es, dass versucht wird, den Exfre<strong>und</strong> oder die Exfre<strong>und</strong>in zuverunglimpfen, „lästige“ MitschülerInnen zu beschimpfen oder andere Ethnien mit rassistischenÄußerungen zu provozieren. Hier sind oft tief emotionale Komponenten die Auslöser, wo dieIniti<strong>at</strong>orInnen auch leichter identifizierbar sind, da sie ihre „echten“ Profile dafür verwenden. Ofthandelt es sich hierbei um Racheaktionen <strong>von</strong> Personen, die sich ungerecht behandelt oder tiefverletzt fühlen. Das Netz bietet hier eine Öffentlichkeit, in der die intendiert destruktive Wirkungentsprechend inszeniert <strong>und</strong> auch zelebriert werden kann. Die Konsequenzen sind für sie inerster Linie nicht <strong>von</strong> Relevanz, die neg<strong>at</strong>iven Auswirkungen können aber nachhaltig sein.23
Safer InternetInsgesamt scheint ein schlechter Ruf die Ausnahme zu bilden. Die Befragten haben ihrer Ansichtnach damit kein Problem, sie bezeichnen sich als vorsichtig <strong>und</strong> empfinden ihr Verhalten nichtals schädigend. Diese Aussagen lassen somit auf ein ausgeprägtes Problembewusstsein <strong>und</strong> einewichtige Rolle des eigenen Ruf im Netz schließen.Extreme Konsequenzen <strong>von</strong> rufschädigendem Verhalten bilden die Ausnahme. Eine Sperre desProfils durch den Provider oder das Setzen auf die Blacklist genügen im Normalfall, um dasProblem aus der Welt zu schaffen. Die Befragten wissen <strong>von</strong> extremeren Beispielen zu berichten,eine direkte Betroffenheit zeigen sie in diesem Zusammenhang nicht.Zusammenfassend kann zum Ruf im Netz festgestellt werden, dass die Jugendlichen hiersicherlich lockerer damit umgehen als im „realen“ Leben, wo Beschimpfungen nicht über denComputer <strong>und</strong> ein virtuelles Profil getätigt werden, sie vielmehr face-to-face damit konfrontiertsind.Words of relevant mouth:Männlich/12 Jahre/AHS: „Ich hab mich mal bei einem Browser-Game angemeldet <strong>und</strong> ich habmir einen schlechten Ruf gemacht, indem ich mir immer bei anderen Accounts eingeloggt habe,ich habe tausendmal versucht, die Passwörter rauszufinden.“Männlich/17 Jahre/HTL: „Ist mir egal – meine Fre<strong>und</strong>e wissen ja, wie ich bin <strong>und</strong> mir ist egal,was die denken.”Weiblich/16 Jahre/BMS: „Ich habe mal so was mitbekommen, wo sich jemand als jemandanderes ausgegeben h<strong>at</strong> <strong>und</strong> einen schlechten Ruf gemacht h<strong>at</strong>. Die haben auf ‚netlog’ Fotosrauskopiert <strong>und</strong> andere Leute beschimpft.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Wir haben dann in ‚netlog’ Missbrauch gemeldet. Dann wird dasProfil, auf das der Missbrauch gemeldet wurde, gelöscht.“Männlich/16 Jahre/Lehre: „Man kann schon einen schlechten Ruf haben, wenn man, wie schongesagt, jemanden beschimpft, dann schalten sich die Fre<strong>und</strong>e <strong>von</strong> dem ein <strong>und</strong> dann erfahrendas immer mehr.“Männlich/16 Jahre/AHS: „Eine h<strong>at</strong> da Nacktfotos <strong>und</strong> das hab ich schon gemeldet, weil das h<strong>at</strong>da nicht dazu gehört.“Männlich/17 Jahre/Lehre: „Ja, manche schon, man hört’s <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>en – die kenn’ ich auchüber die Community, die reden dann hinter ihm her, dann kommt der Ruf.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Wenn er blöde Fotos rauf gibt zum Beispiel – wo er den Mittelfingerzeigt.”24
Safer InternetWeiblich/15 Jahre/AHS: „Wenn die Person das dann auch merkt, dann glaube ich schon. Ichglaube, dass die Person auch im wirklichen Leben auch einen schlechten Ruf h<strong>at</strong>.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ja zum Beispiel, wenn man Bilder rein gibt, die freizügig sind.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Man findet es halt eigenartig. So richtig ein schlechter Ruf ist das abernicht.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Einer wurde mal ausgeschlossen, weil er immer heimlich Fotosgemacht h<strong>at</strong> <strong>und</strong> die aber niemand sehen wollte… Das waren Fotos <strong>von</strong> Betrunkenen. Mit derZeit h<strong>at</strong> niemand mehr über die Fotos geredet <strong>und</strong> er wurde dann vom Fre<strong>und</strong>eskreisausgeschlossen.“V. Personensuche im NetzIn etwa zwei Drittel der Befragten haben bereits nach sich selbst im Internet gesucht. DerAuslöser hierfür war nahezu ausschließlich kein besonderer Anlassfall, sondern Empfehlung <strong>von</strong>Fre<strong>und</strong>Innen, allgemeines Interesse oder einfach Langeweile. Gesucht wurde mittels „google“oder „123people“, einer Seite, die Namen <strong>und</strong> persönliche Inform<strong>at</strong>ionen (Bilder,Communityzugehörigkeit, Webartikel, Blogs etc.) sammelt. Generell fanden die ProbandInnenkaum Inform<strong>at</strong>ionen über sich selbst, <strong>und</strong> wenn, dann ihrer Ansicht nach nichts Spektakuläres,das die Befragten in einem schlechten Licht erscheinen lassen könnte. In diesem Zusammenhangstellen manche Jugendliche fest, dass viele – <strong>und</strong> darunter auch problem<strong>at</strong>ische – Inform<strong>at</strong>ioneneher für ältere Personen relevant sein könnte.Ebenfalls zwei Drittel haben bereits nach anderen Personen im Netz gesucht. Die Gründe sindvielfältig – oft wird jemand gesucht, den man beispielsweise auf einer Party oder in einem Lokalkennen gelernt h<strong>at</strong>. Wobei im Normalfall gleich beim persönlichen Kontakt gefragt wird, ob diejeweilige Person Mitglied einer Community ist.Weiters wird nach Fre<strong>und</strong>Innen, Familienmitgliedern, LehrerInnen oder Personen desöffentlichen Lebens (Stars, fiktive Kultfiguren aus Filmen etc.) gesucht. Die Suche nach Personenim Netz ist meist allerdings eine Beschäftigung, die nicht intensiv betrieben wird bzw. nicht <strong>von</strong>besonders hohem Interesse ist.25
Safer InternetIn Alltagssitu<strong>at</strong>ionen kann es auch vorkommen, dass jemand bestimmte Inform<strong>at</strong>ionen(beispielsweise den Beziehungsst<strong>at</strong>us) <strong>von</strong> sich preisgibt, deren Wahrheitsgehalt man mittelsWeb überprüfen möchte.Words of relevant mouth:Männlich/12 Jahre/AHS: „Mein Fre<strong>und</strong> h<strong>at</strong> mir eben erzählt <strong>von</strong> ‚123people’ <strong>und</strong> dann wollteich einfach mal ausprobieren, wie gut das funktioniert, <strong>und</strong> hab mich selber eingegeben.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Mich hab ich gef<strong>und</strong>en, weil ich bei einem Golfclub bin <strong>und</strong> weil ichbei der freiwilligen Feuerwehr bin.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Ich war mal Volleyball spielen, da sind halt die ganzen Pl<strong>at</strong>zierungen<strong>von</strong> mir gekommen <strong>und</strong> auch Inform<strong>at</strong>ionen <strong>von</strong> der Schule.“Männlich/16 Jahre/Lehre: „Nichts über mich. Und dann hab ich meinen Spitznamen bei ‚netlog’eingegeben <strong>und</strong> dann kam sofort das ‚netlog’-Profil. Wenn man den Namen eingibt, alsoVorname, Nachname, kommen meistens andere Leute mit demselben Nachnamen.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ich glaube, ein Problem ist es doch eher für ältere Personen.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Wenn ich jemanden kennenlerne schau ich, ob der auch in<strong>Communities</strong> ist.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Wo die Lehrer wohnen zum Beispiel. Ich habe schon alle Lehrergegoogelt.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Ja, meinen V<strong>at</strong>er, der ist Fußballer. Da hab ich einiges gef<strong>und</strong>en. Ichwollte wissen, ob da über ihn steht, ob das die Wahrheit ist oder so – im ‚google’ gesucht <strong>und</strong>die Links angeschaut. Oder die Mannschaft, wo er spielt, gesucht, da findet man sicher was.”Männlich/17 Jahre/Lehre: „Die Lebensgeschichte <strong>von</strong> Sängern, Fußballern <strong>und</strong> so.”VI. D<strong>at</strong>enschutz <strong>und</strong> Priv<strong>at</strong>sphäreVI.1 Das eigene ProfilIm Laufe der Befragung wurden die Jugendlichen gebeten, zumindest eines ihrer Profilevorzustellen, dies geschah direkt während des Interviews mittels <strong>Online</strong>-Einstieg. Dievorgestellten Profile zeigten auf den ersten Blick wenig Spektakuläres bzw. keine D<strong>at</strong>en oderBilder, die objektiv als problem<strong>at</strong>isch eingestuft werden könnten. Die meisten der Angaben26
Safer Internetwaren wahrheitsgetreu, abgesehen da<strong>von</strong>, dass die jüngeren ein falsches Geburtsjahrangegeben h<strong>at</strong>ten, um die Alterskontrolle der Provider zu umgehen. Geburtsd<strong>at</strong>um, Geschlecht,Wohnsitz, sexuelle Ausrichtung oder Hobbies wurden fast ausschließlich wahrheitsgetreuangegeben.Nicht angegeben wurden die genaue Wohnadresse, Telefonnummer <strong>und</strong> auch die persönlichee-mail-Adresse – die meisten Jugendlichen verfügen allerdings über eine Spam-Adresse (eineAdresse, die extra eingerichtet wird, beispielsweise für diverse Anmeldungen, denen oft eineFlut <strong>von</strong> mails folgt), die keinen Rückschluss auf die Person zulässt. Diese wird auch oft in den<strong>Communities</strong> verwendet.Die Mehrzahl der ProbandInnen h<strong>at</strong> ihr Profil unter einem „Nickname“ (Pseudonym) eingerichtet– dies trifft besonders auf „netlog“ zu, Mitglieder <strong>von</strong> „facebook“ tendieren vermehrt dazu, deneigenen Namen anzugeben. Die gewählten „Nicknames“ haben unterschiedliche Hintergründe –Tipps <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>Innen, Zufall (so man einen Vornamen angeben möchte <strong>und</strong> dieser schonvergeben ist, kombiniert man ihn mit einer Zahl), witziger Ausdruck einer Persönlichkeit, Name<strong>von</strong> Vorbildern (z.B. DJ’s) etc. Somit sagt in manchen Fällen bereits der Nickname einiges überdie dahinter stehende Person aus.Im Zentrum des Profils stehen Bilder, die die User selbst zeigen oder <strong>von</strong>/mit Fre<strong>und</strong>Innen zuverschiedenen Anlässen (Urlaub, Party, Geburtstag, Fußballm<strong>at</strong>ch etc.). Die Profilbilder selbstwerden sorgsam ausgewählt <strong>und</strong> in einigen Fällen auch bearbeitet – so man über dieentsprechenden Programme wie Photoshop <strong>und</strong> die nötigen Kenntnisse verfügt –, um einenmöglichst guten Eindruck zu hinterlassen bzw. cool <strong>und</strong> interessant zu wirken. Die Bilder in denProfilen zeigen durchwegs Alltagssitu<strong>at</strong>ionen, somit machen sich die UserInnen auch kaumGedanken über Konsequenzen eines möglichen Missbrauchs. Jene, die ihre Bilder ohnehin nurfür Fre<strong>und</strong>Innen freigeschaltet haben, sehen überhaupt kein Problem darin. Videos, Hobbies,Lieblingsserien im TV, die bevorzugten Musik-Acts, Gästebücher oder St<strong>at</strong>usanzeigen r<strong>und</strong>en dasStandardprofil ab.Besonders wichtig sind selbstverständlich auch die Fre<strong>und</strong>e bzw. die „Friendlist“. Hier zeigen sichauch vereinzelt interessante geschlechterspezifische Differenzen – ein Lehrling mitMigr<strong>at</strong>ionshintergr<strong>und</strong> zeigt beispielsweise nur Frauen in seiner „Friendlist“ – nicht zuletzt einHinweis darauf, wofür er die Community hauptsächlich nutzt.27
Safer InternetWords of relevant mouth:Männlich/12 Jahre/AHS: „Beim Geburtsd<strong>at</strong>um ist das Jahr gefälscht, weil da muss man ja einbisschen älter sein, um ein Profil anlegen zu können.“Männlich/12 Jahre/AHS: „’Little Kerim’. Mir h<strong>at</strong> der Name irgendwie gefallen, weil manche sinddeprimiert wegen der Größe <strong>und</strong> mir ist das wurscht.” „Das Foto (mit Mädchen) hab ich leichtbearbeitet mit Photoshop – das lernt man in der Schule.” „Meinen Namen ja, bei ‚facebook’schon, bei ‚netlog’ nicht. Bei ‚facebook’ kenn ich ja alle.”Weiblich/16 Jahre/BMS: „Ich habe Fotos <strong>von</strong> mir <strong>und</strong> meiner besten Fre<strong>und</strong>in, dann diewichtigsten Leute, meinen Bruder, dann habe ich Sprüche stehen, die ich immer ändere, wennich was Neues finde, meinen Namen, in welche Schule ich gehe, sexuelle Orientierung, ein Foto,das ich für die Jenni <strong>und</strong> mich gemacht habe, ein Video <strong>und</strong> noch Gästebucheinträge <strong>und</strong> nochum die tausend Bilder. E-Mail-Adresse <strong>und</strong> Telefonnummer habe ich nicht drinnen, nicht einmalmein Geburtsd<strong>at</strong>um... Das ist mir alles zu persönlich, wenn wer meine E-Mail Adresse habenwill, dann kann er mich sehen.“Männlich/16 Jahre/Lehre: „Also das Foto oben, das war auf Partys. Da die Lieblingsband,Fußballklub, meine Hobbies, das steht alles da. Geburtsd<strong>at</strong>um, Beziehungsst<strong>at</strong>us. Das sindmeine Bilder, die hab ich reingestellt. Mit meinen Fre<strong>und</strong>en beim Rapidm<strong>at</strong>ch, beim Fortgehengibt es da auch ein paar.“Männlich/17 Jahre/Lehre: Nickname: „12_deli_55“. „In der Türkei gibt’s Autokennzeichen mitden Nummern die schauen so aus, <strong>und</strong> Deli bedeutet verrückt.” „Nachname braucht keiner –die Leute mit denen ich unterwegs bin, kennen meinen Familiennamen, die anderen brauchendas nicht wissen, der Name reicht schon.” „Ich hab nur Name, Geburtsd<strong>at</strong>um, St<strong>at</strong>us, nichtmehr, dann h<strong>at</strong> man ein Thema zum ch<strong>at</strong>ten.”Männlich/12 Jahre/AHS: Nickname – „Adrian 2506.”„Adrian war schon vergeben, dann hab icheinfach Zahlen dazugegeben, merk ich mir am besten.” „War überall ehrlich.”Weiblich/14 Jahre/AHS: „Anna heiße ich, weil meine Fre<strong>und</strong>in meinte, ich sollte einen anderenNamen hinschreiben. Da steht das Geschlecht <strong>und</strong> das Alter, dann noch, wo ich wohne, dasteht Hobbies, meine Muttersprache deutsch, mein Bild, bei ‚Über mich’ habe ich nur einen S<strong>at</strong>zstehen, dann habe ich ein Bild.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Geschlecht, welche Serien ich mag, meine E-Mail-Adresse, <strong>und</strong> wo<strong>von</strong>man Fan ist <strong>und</strong> in welchen Gruppen man Mitglied ist. Ich würde nie meine Adresse angeben,weil ich finde, dass Adresse <strong>und</strong> Telefonnummern persönlich sind.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Da habe ich meinen Beschreibungstext <strong>von</strong> mir. Da schreib ich,dass ich eine beste Fre<strong>und</strong>in <strong>und</strong> eine Fernbeziehung habe. Da sind Bilder <strong>von</strong> meinem 18tenGeburtstag, eine Anwendung, Videos. Das zeigt an, seit wie vielen Tagen ich mit meinem Fre<strong>und</strong>zusammen bin. Da sieht man ein Männchen, das Gefühle präsentiert, dann sieht man meineFre<strong>und</strong>e, einen Blog, 2 Videos <strong>von</strong> mir <strong>und</strong> einer Fre<strong>und</strong>in habe ich oben <strong>und</strong> dann habe ich mirauch Events rausgesucht, wo ich war. Und dann sind da noch Gästebucheinträge, <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>en,die ich nicht kenne.“28
Safer InternetVI.2 Öffentlichkeit der Profile <strong>und</strong> SchutzmaßnahmenDer Anteil jener befragten Communitymitglieder, die ihr Profil nur für ihre Fre<strong>und</strong>Innenfreigeben <strong>und</strong> jener, deren Profil für alle sichtbar ist, hält sich in etwa die Waage. EinHauptargument für den freien Zugang ist der subjektiv wahrgenommene geringe, <strong>und</strong> somitauch unproblem<strong>at</strong>ische Inform<strong>at</strong>ionsgehalt.In diesem Zusammenhang spielt wiederum die Hauptnutzungsart eine entscheidende Rolle.Sieht man die <strong>Communities</strong> vor allem als Tool, um mit seinen Fre<strong>und</strong>Innen in Kontakt zu bleiben,h<strong>at</strong> man wenig Interesse, dass persönliche Details öffentlich einsehbar sind. Nicht zuletzt erspartman sich durch diese Einschränkung (manchmal unangenehme) Kommentare <strong>von</strong> Unbekannten.Weiters wird das Argument gebracht, dass wenn jemand sich für ein bestimmtes Profil auswelchem Gr<strong>und</strong> auch immer interessieren sollte, er/sie ja eine Anfrage stellen könne.In Bezug auf Sicherheitseinstellungen lässt sich ein deutliches Inform<strong>at</strong>ionsdefizit feststellen. EinProband h<strong>at</strong>te während des Interviews diesbezüglich ein „Aha-Erlebnis“ während er sein Profilzeigte, als er bestimmte Schutzmöglichkeiten zum ersten Mal entdeckte. Andere wiederumvermeinen, dass bei Anlegen eines Profils in „facebook“ autom<strong>at</strong>isch sämtlicheSicherheitseinstellungen aktiviert sind. Manche Befragte können nicht mit Sicherheit angeben,ob <strong>und</strong> welche Schutzmechanismen bei ihrem Profil eingestellt sind.Generell ist sich jeder der Befragten sicher zu wissen, welche Inhalte den Weg in das Web findendürfen <strong>und</strong> welche nicht, also in welchen Bereichen man aufpassen muss. Die Jugendlichenberichten kaum <strong>von</strong> eigenen Neg<strong>at</strong>iverfahrungen – mit Ausnahme der jüngeren ProbandInnen,die, wie schon erwähnt, in den <strong>Communities</strong> Provok<strong>at</strong>ionen setzen. Für alle gilt: Wenn daseigene Profil einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist, sollte man so vorsichtig wie möglich sein.Wobei die eigene Vorsicht alleine oft nicht genügt, wenn andere beispielsweise unerlaubt Fotosverbreiten.Möglichen Konsequenzen der eigenen Handlungen ist man sich mit zunehmendem Alterbewusst. Gerade im beruflichen Bereich sehen die älteren Jugendlichen <strong>Gefahren</strong>, wennbeispielsweise ein potenzieller Arbeitgeber an zu viele (neg<strong>at</strong>ive) Inform<strong>at</strong>ionen herankommt –der hier immer wieder zitierte Klassiker sind „Sauffotos“, also Fotos, die die ProtagonistInnen inerheblich angetrunkenem Zustand zeigen.29
Safer InternetGenerell als störend wird empf<strong>und</strong>en, wenn bestimmte Personen, die man beispielsweisegerade kennengelernt h<strong>at</strong>, das Netz zu Recherchezwecken benutzen <strong>und</strong> auch vor demFre<strong>und</strong>eskreis nicht halt machen. Diese Aktivität wird als unangenehme <strong>und</strong> unlautere Spionageempf<strong>und</strong>en.Fälle, wo besonders unangenehme Konsequenzen des sorglosen Umgangs mit persönlichenD<strong>at</strong>en – dies ist allerdings kein communityspezifisches Problem – drohen, beziehen sich aufgezielten Betrug im Internet, wo Jugendlichen niemals angeforderte oder einfach fiktiveLeistungen <strong>von</strong> dubiosen Anbietern in Rechnung gestellt werden <strong>und</strong> die Betroffenen oft nichtnachvollziehen können, wie es dazu kommen konnte. Polizeiliche Anzeigen bilden zwar eineAusnahmeerscheinung, dennoch kann es auch in Fällen besonderer Verunglimpfung zuAktivitäten der Exekutive kommen. Manche Erzählungen lassen die Vermutung zu, dass diePolizei auch eigeniniti<strong>at</strong>iv, vor allem in Fällen mit körperlicher Gewalt, tätig wird.Einig sind sich alle, dass weder die genaue Adresse noch die Telefonnummer in den <strong>Communities</strong>angegeben werden sollten. Gerade in Bezug auf die Telefonnummer können die Jugendlichenüber neg<strong>at</strong>ive Erfahrungen berichten, wo nach Angabe der Nummer binnen kurzer Zeit eineVielzahl <strong>von</strong> fremden Personen angerufen h<strong>at</strong>. Ein einschneidendes Erlebnis, das dazu führt, dassderselbe Fehler nur einmal passiert.Words of relevant mouth:Weiblich/14 Jahre/AHS: „Meine Seite kann jeder anschauen, bei manchen muss man mit dembefre<strong>und</strong>et sein, aber bei mir nicht, ich habe nicht soviel persönliche Sachen, deswegen ist mirdas eigentlich egal, bei ‚netlog’ kann man das so machen, dass die Fotos nur <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>engesehen werden.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ich habe gar nicht gewusst, dass es diese Einstellungen gibt.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Mein Onkel h<strong>at</strong> mal Fotos <strong>von</strong> seinem Oberkörper ins Internetgestellt, die dann die ganze Familie gesehen h<strong>at</strong>, ich glaub das war ihm ziemlich peinlich, er h<strong>at</strong>sie dann wieder raus gegeben.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Ich nutze keine Priv<strong>at</strong>sphäre-Einstellungen bei ‚netlog’. Aber esgibt welche für Fotos <strong>und</strong> Videos. Ich nutze sie nicht, weil ich eh nichts Besonderes oben hab.“Weiblich/17 Jahre/AHS: „Ich nutze die Einstellungen, weil ich nicht will, dass so viele meineSeite sehen. Sie können mich ja adden <strong>und</strong> meine Seite ansehen, wenn sie mich kennenlernenwollen.“30
Safer InternetMännlich/12 Jahre/AHS: „Nur meine Fre<strong>und</strong>e. Aber weiß ich nicht sicher. Und wenn wer meineEmail-Adresse h<strong>at</strong> <strong>und</strong> mir Blödsinn schickt, dann kann man ja auch einen Spam-Filter machen<strong>und</strong> die Adresse <strong>von</strong> dem eingeben.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Ja, da! Priv<strong>at</strong>sphäre-Einstellungen. Habe das vorher nicht gewusst.“Männlich/17 Jahre/Lehre: „Bei ‚facebook’ können eh nur die Fre<strong>und</strong>e die Seite sehen, bei‚facebook’ weiß ich gar nicht, ob es Priv<strong>at</strong>sphäreeinstellungen gibt. Bei ‚netlog’ weiß ich, dass esEinstellungen für Bilder gibt, dass es nur die Fre<strong>und</strong>e sehen können.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Eigentlich sollte man sich nirgends anmelden, wenn man Angst davorh<strong>at</strong>.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Ja, wenn man einen guten Job haben will <strong>und</strong> jeder auf dein Profilzugreifen kann, dann finde ich das nicht so gut. Auf ‚netlog’ habe ich keine Priv<strong>at</strong>sphäre-Einstellungen, nur auf ‚facebook’. Hobbies können dann zum Problem werden, wenn manirgendwelche komischen Hobbies h<strong>at</strong>.“Weiblich/17 Jahre/AHS: „Über mich persönlich nicht, aber als ich meinen Fre<strong>und</strong> kennengelernthabe, h<strong>at</strong> der auf einmal alles über meine Fre<strong>und</strong>e rausgef<strong>und</strong>en, das h<strong>at</strong> mich einbisschen erstaunt. Mich persönlich würde das schon stören.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Ein Fre<strong>und</strong> <strong>von</strong> mir h<strong>at</strong> einmal irgendwo seine Adressereingeschrieben, halt so total unterbewusst halt, <strong>und</strong> wollt sich irgendwo anmelden <strong>und</strong> einpaar Tage später h<strong>at</strong> er eine Rechnung zugeschickt bekommen über 1000 Euro.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Ich hab einmal wo meine Telefonnummer angegeben <strong>und</strong> das dannsofort rückgängig gemacht. Ich hab drei Anrufe die Minute bekommen.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Meinem Onkel ist das schon einmal auf den Kopf gefallen. Ein Fre<strong>und</strong><strong>von</strong> ihm h<strong>at</strong>te gefilmt, wie er fremdgegangen ist. Die Frau h<strong>at</strong> das dann gef<strong>und</strong>en. Bei‚YouTube.“Männlich/16 Jahre/AHS: „Nein, außer wenn man Sauf-Fotos h<strong>at</strong>. Es könnt sein, dass sie michkontrollieren <strong>und</strong> sehen, ich bin 15. Wenn der Name noch steht, können sie ja leicht rausfinden,wer das ist.“Männlich/18 Jahre/Lehre: „Bei einem Fre<strong>und</strong> h<strong>at</strong> aufgenommen, wie er rauft mit einem, derh<strong>at</strong> es auf ‚netlog’ gestellt <strong>und</strong> die Polizei h<strong>at</strong> das gef<strong>und</strong>en.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Handy-Nummer gebe ich nicht an – die könnten zu Problemenführen. Oder wenn man schreibt ‚Scheiß Türken.’ oder so – das gibt auch Streit zum Beispiel.”Weiblich/14 Jahre/AHS: „Das weiß ich nicht, es erzählen zwar viele, dass die das Internetdurchforsten, aber ich kann mir das nicht vorstellen, weil wenn ein 30jähriger Job sucht, könnendie ihn nicht verurteilen für Bilder, wie er 15 war.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ich hab eigentlich keine Angst, das einzige was ich nicht will ist, dassmeine Verwandten sich das anschauen. Wenn man jetzt die ur priv<strong>at</strong>en Sachen einstellt braucht31
Safer Internetman sich auch nicht w<strong>und</strong>ern, wenn das andere Leute mitbekommen. Da muss man sich schonvorher überlegen was man schreibt. Da ist jeder selbst für sich verantwortlich, jeder der sichdort anmeldet, sollte alt genug sein <strong>und</strong> wissen, was er macht.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Ich würde mein Profil löschen, wenn nur D<strong>at</strong>en da stehen, diejeder sehen kann <strong>und</strong> niemanden etwas angehen.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Einmal h<strong>at</strong> mich einer als Neger beschimpft <strong>und</strong> ich hab daspolizeilich angekurbelt. Die Polizei h<strong>at</strong> sich dann auch bei dem gemeldet <strong>und</strong> er musste dannGeldstrafe zahlen. Ich hab ihn bei einem <strong>Online</strong>-Game angegriffen, war stärker <strong>und</strong> ihn h<strong>at</strong> dashalt gestört <strong>und</strong> dann h<strong>at</strong> er mich geschimpft.“Männlich/15 Jahre/HTL: „Nicht irgendwo voll saufen, wo man niemanden kennt.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Im Internet kann mir ja nichts passieren.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Ich kenne eine Geschichte <strong>von</strong> einem Fre<strong>und</strong>. Der h<strong>at</strong> ein Foto <strong>von</strong>sich mit einer zerbrochenen Flasche in seiner Hand ins Internet gestellt <strong>und</strong> die Gastfamilie inAmerika h<strong>at</strong> das gesehen, dann durfte er nicht fahren, weil die gedacht haben, er sei einPsychop<strong>at</strong>h.“VII. Bilder <strong>und</strong> VideosVII.1 Einstellen <strong>und</strong> ErlaubnisWie schon dargestellt bilden Bilder <strong>von</strong> sich selbst <strong>und</strong> im/vom Fre<strong>und</strong>eskreis ein zentralesElement des persönlichen Profils. Besonders beliebt sind hier Partyfotos im Fre<strong>und</strong>eskreis.Wobei die Befragten meist genau darauf achten, keine peinlichen oder nachteiligen Fotos <strong>von</strong>sich selbst einzustellen. Wobei „peinlich“ bzw. „nachteilig“ jeweils unterschiedliche Definitionenzulassen. Das in den obigen Originalzit<strong>at</strong>en erwähnte Foto im volltrunkenen Zustand,beispielsweise mit einer zerbrochenen Glasflasche in der Hand, kann objektiv als nachteiliggewertet werden. Bilder der eigenen Person, wo man sich subjektiv als ästhetisch nichtbesonders gut getroffen empfindet, müssen <strong>von</strong> anderen nicht gleichzeitig genausowahrgenommen werden. Hier spielt dann mehr die persönliche Eitelkeit im Rahmen der eigenenImagepflege im Netz eine Rolle – weniger objektiv nachvollziehbare, neg<strong>at</strong>ive Folgen.32
Safer InternetFotos dienen vor allem dazu, um andere visuell am eigenen oder gemeinsamen Leben teilhabenzu lassen bzw. am Leben anderer selbst teilzuhaben. Persönliche oder gemeinsame Erlebnissewerden dadurch dokumentiert <strong>und</strong> bilden auch die Gr<strong>und</strong>lage für ausgiebigen Gesprächsstoff.Eine Möglichkeit, die schlussendlich erst durch Social <strong>Communities</strong> auf eine standardisierte,einfach handzuhabende Ebene gebracht wurde <strong>und</strong> dieser somit auch zum schnellen Durchbruchverhalf. Gleichzeitig wäre diese Entwicklung ohne Handys mit Kamerafunktion kaum möglichgewesen.Peinliche Situ<strong>at</strong>ionen haben die Befragten selbst kaum erlebt. Es kann zwar durchausvorkommen, dass Fotos im Netz erscheinen, wo die eigene Person abgebildet ist <strong>und</strong> die manlieber nicht sehen würde, besondere Aufregung oder Angst vor Konsequenzen entstehen dabeiaber meist nicht. Hier herrscht dann die f<strong>at</strong>alistische Einstellung vor, dass man vor manchemMissbrauch einfach nicht gefeit ist.Die zentrale Frage nach der Einholung einer Erlaubnis, bevor Bilder <strong>von</strong> Personen ins Netzgestellt werden, hängt schlussendlich vor allem <strong>von</strong> der Art des Fotos ab. Generell wird beisubjektiv als harmlos bewerteten Fotos mehrheitlich nicht dezidiert nachgefragt. Auchempfindet es die Mehrheit der Jugendlichen nicht als problem<strong>at</strong>isch, wenn andere derartigeBilder, wo sie selbst gezeigt werden, in Profile integrieren. Prinzipiell sieht die Mehrheit dieEinholung einer Erlaubnis als die korrekte Vorgehensweise, im Community-Alltag wird diesesPrinzip allerdings oft durchbrochen, nicht zuletzt einfach aus organis<strong>at</strong>orischen Gründen. Wärendie Communitymitglieder dazu verpflichtet, jede Person, die auf einem Foto abgelichtet wurdediesbezüglich zu kontaktieren, würde die Verwendung <strong>von</strong> Bildern zu einem erheblichenMehraufwand führen <strong>und</strong> schlussendlich auch dazu, dass da<strong>von</strong> Abstand genommen werdenwürde. So jemanden ein Foto stört, wird es aus dem Profil entfernt – vor allem im Fre<strong>und</strong>eskreisstellt dies kaum ein Problem dar.Words of relevant mouth:Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ich finde, das kann man eh sagen, wenn es einen stört. Ich würde esrunter geben, wenn es jemanden stört. Es gibt auch Leute die geben die Fotos nicht raus, wennsie dir nicht gefallen, das finde ich dann gemein. Einmal ist mir das passiert bei einer Fre<strong>und</strong>in,die h<strong>at</strong> die Fotos nach einigen Gesprächen dann eh runter gegeben.“33
Safer InternetWeiblich/14 Jahre/AHS: „Ich finde, es ist nichts dabei, wenn man Partyfotos raufstellt, außerman h<strong>at</strong> welche oben, wo man schon ur hinüber ist. Von anderen interessieren mich die Fotosschon.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Es kommt darauf an, ob sie lustig peinlich oder einfach nur peinlichsind.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Von einigen Fre<strong>und</strong>en wird verlangt, die Fotos online zu stellen,um sich die auch anzusehen. Dann kommt es halt an, auf welcher Community die Fre<strong>und</strong>esind.“ „Ich habe einmal ein Foto gesehen <strong>von</strong> einer Party, wo ich auch war, die ich eigentlichnicht sehen wollte. Da habe ich dann einfach meine Markierung weggegeben.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Es gab mal ein Video, da h<strong>at</strong> ein Fre<strong>und</strong> so eine St<strong>und</strong>enanzeigegesehen <strong>und</strong> die ist runter <strong>von</strong> 24 auf 0 <strong>und</strong> man h<strong>at</strong> gesehen, wie er lernt dabei, aber das wargefälscht, das Video <strong>und</strong> das war sehr peinlich <strong>und</strong> er wurde die ganze Zeit als Streberbeschimpft. Das h<strong>at</strong> sein Bruder reingestellt.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Fotos in Unterwäsche würde ich nicht reinstellen.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Kommt drauf an, wie ich auf den Foto aussehe. Wenn ich fortgehe<strong>und</strong> ich Alkohol getrunken hab, dann will ich nicht, dass die raufgestellt werden.“Männlich/16 Jahre/AHS: „Es ist zu anstrengend. Wenn ich jedes Foto, auf dem ein Fre<strong>und</strong> draufist, frage, ob ich es raufstellen darf…“Männlich/12 Jahre/AHS: „Wenn man so ein peinliches Foto findet, sagt man, dass sie es runtergeben sollen – wenn er das nicht macht, kann man das melden <strong>und</strong> es wird dann autom<strong>at</strong>ischgelöscht.”VII.2 Problem<strong>at</strong>ische Bilder/Videos <strong>und</strong> KonsequenzenIn etwa ein Drittel der Befragten geben an, bereits mit Bildern in den <strong>Communities</strong> konfrontiertworden zu sein, auf denen sie ihrer Ansicht nach peinlich oder nachteilig dargestellt waren. ImNormalfall – da es fast ausschließlich im Bekannten- oder Fre<strong>und</strong>eskreis passiert - lässt sich dasProblem leicht lösen, indem man dies einfach them<strong>at</strong>isiert <strong>und</strong> um Entfernung ersucht. Überbesonders problem<strong>at</strong>ische Erfahrungen können die Jugendlichen kaum berichten.Alle ProbandInnen haben hier bereits ein Problembewusstsein entwickelt, sie wissen auch überneg<strong>at</strong>ive Erfahrungen anderer zu berichten. Dabei handelt es sich vor allem um die ThemenMobbing, Beziehungsprobleme oder andere, prinzipiell stark emotionalisierende Bereiche. Die34
Safer Internetübliche Konsequenz bestand darin, dass diese Bilder dem Provider gemeldet <strong>und</strong> die Profile derVerursacherInnen gesperrt wurden.Ins Netz gestellte Bilder oder Videos <strong>von</strong> LehrerInnen sind ein durchaus bekanntes <strong>und</strong> auchselbst schon erlebtes Phänomen. Bis auf wenige Ausnahmen reagieren LehrerInnen, so dieInhalte <strong>von</strong> den SchülerInnen zum Teil auch als harmlos bezeichnet werden, äußerst ungehalten<strong>und</strong> verlangen meist unter Androhung <strong>von</strong> Konsequenzen, dass diese Inhalte vom Netzgenommen werden – im Normalfall geschieht dies dann auch. Nachzuvollziehen, werschlussendlich die UrheberInnen waren, ist für die Betroffenen allerdings kaum möglich.Aktiv sind hier vor allem wieder die jüngeren Communitymitglieder, die Älteren zeigen sichzurückhaltender. Oft beinhalten die „Streiche“ gegen LehrerInnen auch beleidigendeKommentare. Spricht man sie darauf an, zeigen sie sich im Nachhinein durchaus einsichtig,dennoch bleiben derartige Aktionen für sie weiterhin reizvoll. Differenziert man nachGeschlecht, zeigen sich die männlichen Jugendlichen klar in der Vorreiterrolle.Sorgen macht man sich insgesamt kaum. So es sich nicht um Nacktfotos oder andere provokanteBilder oder Videos handelt, sehen die Jugendlichen kein Problem. Sie berufen sich auf ihrjugendliches Alter – wo es ihrer Ansicht nach vollkommen normal ist, Parties zu feiern <strong>und</strong> hierauch „ausgelassen“ fotografiert zu werden. Die Mehrheit ist zusätzlich der Meinung, dass solcheBilder nur für kurze Zeit für Gesprächsstoff sorgen <strong>und</strong> schnell wieder vergessen werden. Dassdas Netz selbst nichts „vergisst“ ist für die Jugendlichen kein Thema.Words of relevant mouth:Männlich/18 Jahre/Lehre: „Wenn ich ihn nicht kenne, würde ich sagen, wer bist du, warumhast du mein Foto auf deiner Seite.”Männlich/17 Jahre/Lehre: „Ja, seit letzten Freitag kenn ich das schon, da war ich auf einerGeburtstagsfeier <strong>von</strong> einer Fre<strong>und</strong>in, die h<strong>at</strong> vielleicht Fotos raufgegeben.”Männlich/17 Jahre/Lehre: „Video schon, ein Fre<strong>und</strong> h<strong>at</strong> in der Werkst<strong>at</strong>t Video gemacht, wie’sausschaut <strong>und</strong> so dann ist der Ausbildner gekommen, den h<strong>at</strong> er mitgefilmt <strong>und</strong> nach 2 bis 3Mon<strong>at</strong>en ist die Chefin gekommen, h<strong>at</strong> gesagt, das könnte zur Anzeige kommen, weil man nichtgefragt h<strong>at</strong>. Ich find’s okay, wenn man fragt oder er Bescheid weiß – der Ausbildner h<strong>at</strong>’s janicht gewusst – er ist gekommen <strong>und</strong> h<strong>at</strong> gesagt, er soll das Video löschen.”Männlich/16 Jahre/Lehre: „Kommt darauf an. Für manche Leute, die eine Fre<strong>und</strong>in haben <strong>und</strong>dann gibt es ein Video, wo er sich mit einer anderen unterhält, das ist dann für ihn nicht so gut.“35
Safer InternetMännlich/16 Jahre/AHS: „Ja, es wurde ein Profil erstellt. Dann h<strong>at</strong> der Lehrer es erfahren <strong>und</strong>es gab viel Stress in der Schule, aber sie haben nicht herausgef<strong>und</strong>en, wer das war.“Männlich/16 Jahre/Lehre: “Missbrauch melden, das geht am schnellsten. Es gab eine Fre<strong>und</strong>in,die verarscht wurde, weil jemand sie nicht mochte, <strong>von</strong> der wurden ziemlich peinliche Fotosraufgestellt <strong>und</strong> die Person wurde dann ganz gesperrt.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Ich habe ihr gesagt, dass sie es runter gibt <strong>und</strong> das h<strong>at</strong> sie auchgemacht.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Die Lehrerin h<strong>at</strong> sich total beschwert <strong>und</strong> wollte, dass es runtergenommenwird. Obwohl man die Professorin nur für 2 Sek<strong>und</strong>en sieht. Das war unnötig.“Männlich/17 Jahre/HTL: „Das ist mir egal, was die anderen Leute über mich denken, ich mussja niemanden beeindrucken.”Männlich/15 Jahre/HTL: „Das wird <strong>von</strong> den Medien übertrieben – das sind vielleicht ein paarFälle.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Wir haben einmal unseren Lehrer gefilmt, wie er mit einer Krocha-Kappe gekrocht h<strong>at</strong>. Wir haben es auf unsere Schul-Website gestellt, aber da haben wir dieGenehmigung dafür bekommen.“Weiblich/18 Jahre/Studentin: „Ja, das war ein Beziehungsdrama <strong>und</strong> der Ex-Fre<strong>und</strong> h<strong>at</strong>halbnackte Fotos <strong>von</strong> ihr raufgestellt. Das war ein Kampf, dass er die Fotos wieder runter gibt.Da mussten wir uns ziemlich arg mit ihm auseinandersetzen. Im Endeffekt h<strong>at</strong> es funktioniert,aber es h<strong>at</strong> eine Woche gedauert.“Weiblich/18 Jahre/Studentin: „Es kommt darauf an, wie weit das geht. Wenn es ein Angriffgegen die Priv<strong>at</strong>sphäre ist, dann ist das nicht in Ordnung.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ich habe sie urlange überreden müssen, dass sie die runter gibt. Sieh<strong>at</strong> nicht verstanden, warum ich das nicht möchte, dass sie die Bilder herzeigt. Wenn manwirklich scheiße ausschaut, kann man das ja sagen.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Ich glaube, wenn man peinliche Fotos sieht <strong>von</strong> früher, sind die dannnicht mehr peinlich <strong>und</strong> man lacht dann drüber. Man denkt sich, da war ich noch jünger <strong>und</strong>kleiner. Nein, ich glaube nicht.“Weiblich/14 Jahre/AHS: „Da haben Burschen <strong>von</strong> einem anderen Buben sein Dings fotografiert<strong>und</strong> dann herumgezeigt. Die waren dann auch so dumm <strong>und</strong> sind auf irgendwelche Pornoseitengegangen, <strong>und</strong> haben die Emailadressen <strong>von</strong> anderen Leuten, eh <strong>von</strong> ihm, angegeben.Angenommen dem passiert etwas, weil er noch nicht 18 Jahre ist, <strong>und</strong> sich da angemeldet h<strong>at</strong>,obwohl er sich ja wirklich gar nicht angemeldet h<strong>at</strong>, das finde ich nicht mehr lustig.“Weiblich/15 Jahre/AHS: „Ich glaube, man redet dann ein paar Tage darüber, aber das war esdann auch schon.“36
Safer InternetVIII. Sexuelle Inhalte <strong>und</strong> ObszönitätenWenig überraschend ist der kommerziell erfolgreichste Bereich im Internet auch in den<strong>Communities</strong> ein Thema. Für das Verständnis ist es vorab hilfreich, das Thema Pornographie imInternet kurz näher zu beleuchten.Der Konsum <strong>von</strong> pornographischen Bildern oder Videos ist für die Jugendlichen eineSelbstverständlichkeit. Das Einstiegsalter wird immer jünger, aus Sicht der ProbandInnen erfolgtder erste Kontakt im Schnitt mit 12 Jahren, wobei die Kernzielgruppe der Pornographie weiterhinmännlich dominiert bleibt. Diese haben mehrheitlich auch kein Problem damit, die Nutzungzuzugeben – beinahe schon eine Selbstverständlichkeit im Zeitalter des Web. Pornoseiten sindgenauso offline ein Thema, es werden Empfehlungen gegeben, Links ausgetauscht odergemeinsam vor dem PC Seiten verglichen.Die Verwendung <strong>von</strong> intimen Fotos im Netz bildet sicherlich die Ausnahme. Wobei – nicht zuletztaufgr<strong>und</strong> der starken Multiplik<strong>at</strong>orwirkung im Netz, man spricht hier auch <strong>von</strong> „viraler“Verbreitung – die Mehrheit auf die eine oder andere Art <strong>und</strong> Weise damit konfrontiert wordenist. Generell stößt dies allerdings auf Ablehnung – vor allem bei den weiblichen Jugendlichen –die dahinter vor allem einen nahezu „krankhaften“ Hang zur Eigeninszenierung vermuten.Extreme Beispiele (nicht alleine auf die <strong>Communities</strong> bezogen) mit Eins<strong>at</strong>z einer Webcam zeigendie Sch<strong>at</strong>tenseiten des Web – vor allem aufgr<strong>und</strong> des leichten Zugangs auch für Jugendliche zuSeiten mit durchaus bedenklichen Darstellungen.Erklären können sich die Jugendlichen diese Form der Selbstdarstellung nur dadurch, dass dieseArt des Exhibitionismus auf Interesse <strong>und</strong> positives Feedback in der Öffentlichkeit stößt.Prädestiniert hierfür ist wiederum die jüngere (Inszenierungs-)Pl<strong>at</strong>tform „netlog“, bei „facebook“weiß man weniger über solche Erfahrungen zu berichten. Anders sieht es aus, wenn intimeBilder <strong>von</strong> anderen eingestellt werden, um die darauf gezeigte Person zu verunglimpfen bzw. inder Öffentlichkeit bloßzustellen. Wichtigster Auslöser dafür sind die schon erwähntenRacheakte, wenn also beispielsweise jemand die Trennung <strong>von</strong> seiner Fre<strong>und</strong>in/Partnerin – hierwurde bewusst nicht gegendert, da dies wiederum fast ausschließlich Männer betrifft -nachhaltig neg<strong>at</strong>iv inszenieren möchte. Zusätzlich wird aber auch festgestellt, dass bestimmtePersonentypen generell an der Verunglimpfung anderer ihr Vergnügen finden.37
Safer InternetEine Reaktion darauf erfolgt in den meisten Fällen zu spät. Es genügt oft, dass ein Bild eineSt<strong>und</strong>e online ist, um eine Öffentlichkeit <strong>von</strong> mehreren tausend UserInnen zu erreichen, diedann mittels oft nicht vorteilhaften Kommentaren ihre „Anteilnahme“ zeigen. Da es in keinsterWeise genügt, solche digitalen Inhalte selbst zu entfernen oder ein Profil sperren zu lassen, umzu verhindern, dass diese weiter im Netz kursieren, kann ein nachhaltiger Schaden für dieBetroffenen nicht ausgeschlossen werden. Die Provider scheinen dieses Problem ernst zunehmen <strong>und</strong> verstärkt Filter einzusetzen.Die – oft obszöne – „Anmache“ in den <strong>Communities</strong> ist sehr verbreitet <strong>und</strong> betrifft hauptsächlichweibliche Jugendliche. Die ProbandInnen wissen, je mehr man <strong>von</strong> sich selbst der Öffentlichkeitpreisgibt <strong>und</strong> je offensiver man sich inszeniert, desto stärker wird dies <strong>von</strong> anderen alsAufforderung zur Kontaktanbahnung empf<strong>und</strong>en. Es bleibt dann allerdings den Kontaktiertenüberlassen, ob sie hier in einen Dialog einsteigen oder dies ablehnen. Bei zu starker Frequenzbleibt immer noch die Sperre durch die „Blacklist“, in extremen Fällen die Sperre des jeweiligenProfils.Words of relevant mouth:Männlich/17 Jahre/Lehre: „Jeder sieht Pornos, also 100% der Burschen. Die Mädchen frag ichso was nicht.”Weiblich/14 Jahre/AHS: „Auf MSN h<strong>at</strong> mir meine Fre<strong>und</strong>in eine Adresse <strong>von</strong> einem Manngegeben <strong>und</strong> der h<strong>at</strong> dann geschrieben <strong>und</strong> h<strong>at</strong> dann angefangen <strong>von</strong> einer Webcam zu reden<strong>und</strong> ich hab gesagt ich habe keine <strong>und</strong> er h<strong>at</strong> sie dann angeschalten um sich vor der Kameradann selbst zu befriedigen. Das war ein eigenartiger Typ, der war auch ziemlich rassistisch. Daswar voll arg <strong>und</strong> wirklich schlimm war, dass sein Neffe dabei auch noch hinten vorbei gegangenist. Ich hab das dann abgebrochen <strong>und</strong> ihn geblockt, weil das war mir dann zu arg.“Weiblich/13 Jahre/KMS: „Die ganzen Buben aus der Klasse machen das. Auch am PC in derKlasse. In der Schule können sie so was eigentlich ziemlich leicht machen. Bei einer Kollegin sinddie Burschen einmal auf eine Pornoseite <strong>und</strong> ihr V<strong>at</strong>er war dann wütend, weil der kontrolliertimmer nach, auf welchen Seiten sie ist.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Pornos, ja. Solche Leute haben wir auch in unseremBekanntenkreis. Bei meinen Fre<strong>und</strong>en h<strong>at</strong> das mit 13 begonnen, eher männliche Fre<strong>und</strong>e, weilMädels machen das nicht so oft.“Weiblich/15 Jahre/AHS: „In ‚netlog’ gibt’s sicher intimere Fotos, die so verschickt werden. In‚facebook’ glaube ich nicht. Eine entfernte Fre<strong>und</strong>in h<strong>at</strong> einmal ein Bild reingestellt, so ein BH-Foto oder so, <strong>und</strong> die wollte, dass man einen Kommi dazu schreibt.“38
Safer InternetWeiblich/18 Jahre/Studium: „In dem speziellen Fall mit den halbnackten Fotos war’s aus Rache.Andere freuen sich darüber, anderen Menschen einfach zu schaden. Manche stellen das aberauch selbst rauf. Eigene Gründe sind, sich gut präsentieren zu wollen.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Ich hab mal via Bluetooth einen Penis geschickt bekommen, einfachso, in der U-Bahn.“Männlich/16 Jahre/Lehre: „Es gab schon fremde Leute, die ich nicht kenne. Die haben mirNacktbilder geschickt. Da hab ich Missbrauch gemeldet.“Männlich/17 Jahre/Lehre: „Bei ‚netlog’ gehen Nacktfotos nicht – früher war’s aber nicht so.Auch Schimpfwörter sind gesperrt.”Weiblich/16 Jahre/BMS: „Ja, die fragen, ob ich solo bin <strong>und</strong> solche Sachen. Und machen mireinen Fre<strong>und</strong>esantrag, aber ich lehne die immer ab.“Weiblich/13 Jahre/KMS: „Mir ist so etwas auch schon einmal passiert, aber ich nehme solcheLeute nicht als Fre<strong>und</strong>e an. Da steht dann drinnen ‚He du schaust ja voll süß aus‘.“XIX. Cybermobbing <strong>und</strong> ReaktionenCybermobbing – also das Mobbing <strong>von</strong> Personen mittels öffentlicher Beschimpfung in derWeböffentlichkeit oder die Veröffentlichung spezifischer Bilder oder Videos im Netz – ist einmedial hochpräsentes Thema. Oft wird das Netz alleine dafür verantwortlich gemacht, einZugang, der sich bei genauerer Betrachtung als nicht haltbar erweist. Gewalt <strong>und</strong> Mobbing inSchulen sind heutzutage keine Ausnahmeerscheinung. Wobei es kaum Studien gibt, diebeweisen können, dass sich die Schulgemeinschaft in den letzten Jahrzehnten verstärkt in dieseRichtung entwickelt h<strong>at</strong>. Betrachtet man die für Jugendliche schwierigen Rahmenbedingungen –Überlastung der LehrerInnen <strong>und</strong> Eltern, ein <strong>von</strong> vielen als antiquiert bezeichnetesAusbildungssystem, die größer werdende Schere zwischen sexueller, kultureller <strong>und</strong> sozialerReife sowie, nicht zuletzt durch die neuen Medien entstandene Reizüberflutung – lassen sichmanche Reaktionen junger Menschen erklären, ohne dass bestimmte Verhaltensweisen alssozial akzeptiert gesehen werden können. Der zunehmende Druck in allen Lebensbereichen, seies in der Schule, der Arbeit oder selbst in der Freizeitgestaltung, sowie ein oft ungernthem<strong>at</strong>isiertes Problem, die neg<strong>at</strong>ive Einstellung manchen Ethnien gegenüber, führt oft zuFrustr<strong>at</strong>ion <strong>und</strong> übersteigerter Aggression, die sich in Form <strong>von</strong> Gewalt manifestieren kann. Ein39
Safer InternetThema, dass in den Medien oft überrepräsentiert ist <strong>und</strong> dadurch den Anschein derAllgemeingültigkeit <strong>und</strong> „Normalität“ entstehen lässt.Nebst den im Vergleich zu früher sicherlich problem<strong>at</strong>ischeren Rahmenbedingungen h<strong>at</strong> dasWeb hier einen eigenen, nicht unbedeutenden Stellenwert. Das Netz ist sicherlich nicht derHauptverursacher <strong>von</strong> Mobbing, da gewalttätige Akte nicht virtuell, sondern im realenSchulalltag passieren. Dennoch bietet es ein leicht erreichbares öffentliches Publikum, wo auchbeim Thema Gewalt der Inszenierungsaspekt eine immer gewichtigere Rolle spielt. War früherdie Wahrnehmung aggressiver Akte auf die kleine Teilöffentlichkeit der Schule (SchülerInnen,LehrerInnen, Eltern) beschränkt, kann man heute aufgr<strong>und</strong> der technischen <strong>und</strong>kommunik<strong>at</strong>iven Möglichkeiten binnen kurzer Zeit ein weit größeres Publikum erreichen. DieseT<strong>at</strong>sache bringt unter anderem mit sich, dass der Druck auf die Opfer <strong>und</strong> neg<strong>at</strong>iveKonsequenzen für diese um ein Vielfaches höher ist im Vergleich zur Pre-Net Ära.Diese Mechanismen werden <strong>von</strong> Teilen der Net-Gener<strong>at</strong>ion selbstverständlich, bewusst <strong>und</strong>gezielt eingesetzt, ohne sich schlussendlich über die möglichen Auswirkungen auf dieBetroffenen Gedanken zu machen. Diese Aktionen, in manchen Bereichen einfach auch alstraditionelle Schulrituale zu identifizieren, sind keineswegs eine Erfindung derVernetzungsgesellschaft. Dennoch: der Aspekt der größeren Öffentlichkeit erhöht sicherlich denReiz, hier zu agieren. Da derartige Aktionen oft nur dazu dienen, die eigene „Coolness“ zuunterstreichen bzw. das eigene Ego zu stärken, nehmen manche Jugendliche diese Gelegenheitzum Anlass, ihre Auseinandersetzungen mittels Video zu dokumentieren <strong>und</strong> sich damit in derÖffentlichkeit zu inszenieren.In diesem Kontext trifft die festgestellte Problem<strong>at</strong>ik beide Geschlechter – sowohl alsVerursacherInnen als auch als Betroffene –, sie ist vom Gr<strong>und</strong>ans<strong>at</strong>z her somit keinhauptsächlich männliches Phänomen. Allerdings werden die zur Verfügung stehendenMöglichkeiten des Cybermobbings <strong>von</strong> männlichen <strong>und</strong> weiblichen Jugendlichen unterschiedlichgenutzt. Die männliche Gewalt zeigt sich körperlicher, offensiver <strong>und</strong> nutzt weit stärker dasMedium Video – die generell stärkere Videoaffinität bei männlichen Jugendlichen zurVerbreitung <strong>von</strong> Botschaften wurde bereits erwähnt –, bei weiblichen Jugendlichen dominierenverbale <strong>und</strong> oft auch subtilere Mittel, um Druck auf andere auszuüben. Die höhereGewaltbereitschaft <strong>von</strong> Männern ist kein neu zu beobachtendes Phänomen, findet aber im Web<strong>und</strong> vor allem auch in den <strong>Communities</strong> eine logische Fortsetzung. Die Folgen dieser Art des40
Safer InternetMobbings können dazu führen, dass sich die Betroffenen aus sämtlichen <strong>Communities</strong>verabschieden.Eine sich verstärkende Tendenz findet sich im Bereich der Auseinandersetzung verschiedenerEthnien untereinander. Für im Alltag erlebte neg<strong>at</strong>ive Erfahrungen, <strong>von</strong> denen viele Jugendlicheberichten können, bieten <strong>Communities</strong> ebenfalls eine Pl<strong>at</strong>tform zur Abarbeitung bzw.Weiterführung <strong>von</strong> Konflikten – selbstverständlich können auch Konflikte in den <strong>Online</strong>-Gemeinschaften entstehen, die Gewalt selbst findet ihren Ursprung in den Alltagserlebnissen.Rassistische Ansätze bilden nicht mehr nur eine unrühmliche Ausnahme, sondern sind für vieleSchülerInnen alltägliche Realität. Auch hier sind <strong>Communities</strong> prob<strong>at</strong>e Kommunik<strong>at</strong>ionskanälefür die Verbreitung bestimmter Gesinnungen.Die Möglichkeiten des Mobbings beschränken sich allerdings nicht auf die Dokument<strong>at</strong>ion <strong>und</strong>Kommentierung <strong>von</strong> Gewaltakten. Die gezielte Verbreitung <strong>von</strong> Unwahrheiten, das Hacken <strong>und</strong>der Missbrauch anderer Profile sowie die Verfremdung <strong>von</strong> Fotos der Betroffenen etc. zeigen dieVielfalt des „Mobbing-Toolkits“. Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus. Primär nimmtman die Problemlösung selbst in die Hand, oft mit Unterstützung des Fre<strong>und</strong>eskreises. Wobeimännliche Jugendliche wiederum verstärkt dazu tendieren, Gleiches mit Gleichem zu vergelten<strong>und</strong> notfalls auch zu Mitteln der Gewalt zu greifen. Das allgemein prob<strong>at</strong>este Mittel istwiederum die Meldung <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene Sperren der Urheberprofile. DieHauptansprechpersonen in Problemfällen sind die Fre<strong>und</strong>e, Eltern spielen eine geringe,LehrerInnen nahezu überhaupt keine Rolle.Als einen wesentlichen Gr<strong>und</strong> für derartige Aktivitäten sehen die Jugendlichen nicht nur dieIntention, andere in ein schlechtes Licht zu rücken, sondern sich selbst als besonders „cool“darzustellen. Abgesehen <strong>von</strong> der Darstellung <strong>von</strong> Gewalt unterstellen die ProbandInnen, dassgerade Personen, die sich im „realen“ sozialen Leben als benachteiligt fühlen, besonders anfälligdafür sind, sich mittels Verunglimpfung anderer über diese zu erheben. Wo das NetzMöglichkeiten bietet, über die man im normalen Schullalltag nicht verfügt, <strong>und</strong> wo dieKonsequenzen als weit harmloser empf<strong>und</strong>en werden als in einer „Face-to-Face“-Situ<strong>at</strong>ion.Words of relevant mouth:Männlich/17 Jahre/Lehre: „Um Fre<strong>und</strong>en zu zeigen, ich bin stark, aber im Gegenteil – die sindschwach.”41
Safer InternetMännlich/16 Jahre/Lehre: „Ja, das hab ich bei ‚facebook’ erlebt. Ein Teil der Klasse mag denanderen nicht, <strong>und</strong> der Teil wird <strong>von</strong> den anderen beschimpft. Da kommen auch Schimpfwortevor, meistens geht es auch auf seine Mutter, obwohl er sie nicht kennt. Er schreibt manchmalwas zurück, weitere Schimpfworte, <strong>und</strong> das hört eigentlich nie auf dann.“Männlich/12 Jahre/AHS: „Mein Fre<strong>und</strong> ist ein Inder <strong>und</strong> wurde öfter im Internet als Negerbeschimpft. Bei einer Spiele-Pl<strong>at</strong>tform. Er h<strong>at</strong> sich dann abgemeldet <strong>von</strong> dem Spiel. Es gibt javiele, die faken <strong>und</strong> dann machen sie auch solche Dinge.“Männlich/17 Jahre/Lehre: „Ich hab ihn auch sperren lassen – kenn ich auch im Priv<strong>at</strong>en – habich gestritten mit ihm – h<strong>at</strong> auch auf ‚netlog’ mich gef<strong>und</strong>en – h<strong>at</strong> Sachen geschrieben, soSchimpfwörter geschrieben – hab ich gemeldet <strong>und</strong> er ist gesperrt worden.”Weiblich/16 Jahre/BMS: „Ich habe mal eine Seite entdeckt, wo sie Fotos retouchiert haben <strong>und</strong>voll gemeine Sachen gemacht. Und einmal ist jemand in ein Profil <strong>von</strong> jemandem andereneingestiegen <strong>und</strong> h<strong>at</strong> einfach alle D<strong>at</strong>en <strong>von</strong> der Person <strong>und</strong> ihrem Fre<strong>und</strong> angegeben.“Männlich/18 Jahre/Lehre: „Ich würd’ den Typen fragen, wieso er das macht. Der soll mit mirpersönlich reden – das sagt man ins Gesicht – wenn er noch weiter redet, dann treff’ ich denschon, das geht eher gewalttätig dann.”Männlich/16 Jahre/Lehre: „Das ist die Priv<strong>at</strong>sphäre, da können dir die Lehrer nicht helfen.Außer, wenn es Klassenkollegen sind.“Weiblich/16 Jahre/BMS: „Das sind eigentlich meistens die Leute, die eh schon im realen Lebennicht so viele Fre<strong>und</strong>e haben.“Männlich/17 Jahre/HTL: „Da kann man nichts dagegen machen. Melden schon, beim Anbieter –wenn man keine anderen Möglichkeiten weiß – Hauptsache das Video ist weg.”Männlich/17 Jahre/HTL: „Dann lässt man sie blockieren oder lässt sie löschen. Für mich ist daserledigt, wenn er Fre<strong>und</strong>e sekkiert, ist mir das wurscht.”Männlich/12 Jahre/AHS: „Bei Internet-Browser-Games gibt es solche Foren, da kann man dasreinstellen. Die Game-Oper<strong>at</strong>or, die regeln das dann einfach. Ich habe schon zwei, dreimalProbleme mit Mobbing gehabt, die haben mir so geholfen.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Das habe ich schon öfters mitbekommen, vor allem mit 13, 14war ich in einem Ch<strong>at</strong> aktiv. Da wurden meine beiden Ch<strong>at</strong>fre<strong>und</strong>e ziemlich fertig gemacht. Dawird dann geschrieben, wie blöd sie sind, oder irgendwas verarscht, was sie gesagt odergemacht haben. Ein Fre<strong>und</strong> <strong>von</strong> mir h<strong>at</strong> sich einmal einen Spaß draus gemacht, sich alsMädchen auszugeben <strong>und</strong> verschiedene Typen anzuschreiben, die auf Cybersex stehen <strong>und</strong> h<strong>at</strong>die halt dann angeschrieben <strong>und</strong> h<strong>at</strong> die total verarscht.“Weiblich/18 Jahre/Studium: „Mobbing im Internet ist ziemlich extrem, manche löschen sichdann komplett aus verschiedenen Foren. Es kann halt überall geschimpft <strong>und</strong> geschriebenwerden in den Foren <strong>und</strong> irgendwelche Fotos verunstaltet werden.“42
Safer InternetX. ConclusioDie <strong>Online</strong>-Welt ist im Alltagsleben der Jugendlichen fest etabliert <strong>und</strong> nicht mehr wegzudenken.Nahezu alle Alltagsbereiche sind da<strong>von</strong> betroffen. Ob Schule, Arbeit, Spiel oder Kommunik<strong>at</strong>ion– das Internet nimmt einen immer größer werdenden Anteil am Zeit- <strong>und</strong> Medienbudget derZielgruppe für sich in Anspruch <strong>und</strong> setzt seinen Siegeszug im Kinder- oder Jugendzimmer fort.Sie bleiben dabei immer länger online <strong>und</strong> nutzen oft mehrere Medien gleichzeitig, wo deraktuell stärkste Reiz eines Mediums die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Telefonieren, ch<strong>at</strong>ten,oder fernsehen – alles kann mehr oder weniger gleichzeitig passieren.Erfolgte die <strong>Online</strong>-Mediennutzung bis d<strong>at</strong>o überwiegend st<strong>at</strong>ionär, ermöglicht dietechnologische Weiterentwicklung zunehmend den mobilen Zugriff. Laptops mit WLAN oderWebsticks, viel mehr noch moderne Handys mit Internetzugang sorgen dafür, dass in absehbarerZeit der Zugang zum Web zu jeder Zeit <strong>und</strong> an jedem Ort verfügbar ist. Gerade für Jugendliche,die in vieler Hinsicht die Führerschaft bei der Nutzung neuer Technologien innehaben, bietetdieser Fortschritt ein weites Feld an Nutzungsmöglichkeiten.Im Rahmen dieser Entwicklungen erleben die so genannten Social <strong>Communities</strong> einenregelrechten Boom. Die Nutzung dieser <strong>Online</strong>-Vergemeinschaftungen ist im jugendlichen Alltagbereits zu einer fixen Bestandsgröße <strong>und</strong> zum unverzichtbaren Eigenpräsent<strong>at</strong>ions- <strong>und</strong>Kommunik<strong>at</strong>ionstool geworden. Wurde in früheren Webzeiten vor allem textlich kommuniziert,rückt die Bildkommunik<strong>at</strong>ion immer stärker in den Vordergr<strong>und</strong>. Dies unterstreicht denallgemeinen Trend in der Jugendkommunik<strong>at</strong>ion, wo die Schreib-/Lesekultur immer stärker <strong>von</strong>der bild- <strong>und</strong> symbolhaften Verbreitung <strong>von</strong> Botschaften verdrängt wird. Sind junge Frauen nocheher textaffin, so spielen bei männlichen Jugendlichen die Bildmedien, insbesondere Videos,eine stärkere Rolle.Der Erstkontakt mit den <strong>Communities</strong> erfolgt bereits in jungen Jahren. Auch wenn dasEinstiegsalter bei den meisten Providern mit zumindest 14 Jahren vorgegeben ist, bildet dieskeine Barriere für 11- oder 12jährige, mit falschen Altersangaben am Communitylebenteilzuhaben.43
Safer InternetDie wichtigsten Pl<strong>at</strong>tformen für Österreichs Jugendliche sind „netlog“ <strong>und</strong> „facebook“. Während„netlog“ als die Einsteigerpl<strong>at</strong>tform gilt, wo sich überwiegend jüngere Mitglieder aufhalten,deckt „facebook“ eine weitaus breitere Altersgruppe ab <strong>und</strong> wird <strong>von</strong> den Jugendlichen als„erwachsenere“ Community gesehen. Mit zunehmendem Alter distanziert man sich <strong>von</strong> denAktivitäten jüngerer Mitglieder <strong>und</strong> wählt eine Gemeinschaft, in der nicht vor allem 11- bis14jährige das Gemeinschaftsleben <strong>und</strong> Kommunik<strong>at</strong>ionsverhalten prägen.Die Unterschiede in der Altersstruktur prägen auch das Nutzungsverhalten in den einzelnen<strong>Communities</strong>. In der jungen Pl<strong>at</strong>tform „netlog“ stehen Selbstinszenierung, spielerische Aspekte<strong>und</strong> für die männlichen Jugendlichen die Kontaktanbahnung mit dem weiblichen Geschlecht imVordergr<strong>und</strong>. So der laufende Kontakt mit Fre<strong>und</strong>Innen oder Bekannten bei allen Social<strong>Communities</strong> den zentralen Aspekt darstellt, dienen Pl<strong>at</strong>tformen wie „netlog“ verstärkt zumAusloten <strong>von</strong> Grenzen, dem Spiel mit Identitäten, medialer Inszenierung <strong>und</strong> somit zuletzt auchzur eigenen Identitätsformung <strong>und</strong> Sozialis<strong>at</strong>ion der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen. Dies zeigt sichauch in der Darstellung der Mitgliederprofile, wo verschiedene Designmöglichkeiten genutztwerden <strong>und</strong> die im Vergleich zu anderen <strong>Communities</strong> im Schnitt öffentlicher zugänglich sind.Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unterstützen hierbei diese Entwicklung. Waren nochvor 20 Jahren klarere Strukturen, vor allem durch Eltern <strong>und</strong> Lehrerinnen, im Rahmen desIdentitätsfindungsprozess vorgegeben <strong>und</strong> mediale Inszenierungsmöglichkeiten kaumvorhanden, so sehen sich die Jugendlichen heutzutage mit einer Vielzahl <strong>von</strong> Angeboten <strong>und</strong>Möglichkeiten mit immer weniger Orientierungshilfen durch klassische Institutionenkonfrontiert. Kinder treten immer früher in das Jugendlichenalter <strong>und</strong> somit auch in die Welt derErwachsenen – wie beispielsweise eben auch in die „facebook“-Welt – ein <strong>und</strong> müssen ihreSozialis<strong>at</strong>ion immer mehr in die eigenen Hände nehmen. Die wichtigste Rolle spielt hierbei derFre<strong>und</strong>eskreis, der sich in der gleichen Situ<strong>at</strong>ion befindet. Erwachsene können immer wenigerauf diese Prozesse Einfluss nehmen – sei es aus Mangel an Know-How über den jugendlichenAlltag, aufgr<strong>und</strong> zeitlich begrenzter Ressourcen oder der eigenen Überforderung im alltäglichenLeben.„Facebook“ bildet das „reifere“ Pendant zu „netlog“. Finden sich auch hier alle bei „netlog’“genannten Aspekte, so schützt das breitere Altersspektrum die Community vor einer generellenInfantilisierung. Die Kommunik<strong>at</strong>ion tritt in den Vordergr<strong>und</strong>, die Öffentlichkeit wird stärkergemieden <strong>und</strong> mit zunehmendem Alter tritt die mediale Selbstinszenierung in den Hintergr<strong>und</strong>.44
Safer InternetEin für Jugendliche weiterer wichtiger Aspekt bei „facebook“ ist, dass oft auch Eltern oderVerwandte Mitglieder dieser Gemeinschaft sind, mit denen man einerseits Kontakt hält,andererseits aber auch stärker darauf achtet, dass diese in die eigenen Aktivitäten im Netz wenigEinblick haben, somit die Priv<strong>at</strong>sphäre der Profile höhere Bedeutung erhält. Trotz oder aufgr<strong>und</strong>der dargestellten Unterschiede sind viele Jugendliche bei mehreren <strong>Communities</strong> gleichzeitigMitglied. Je nachdem, wofür sie genutzt werden <strong>und</strong> wo welche Personen aus dem näherensozialen Umfeld präsent sind.Der schon erwähnte, für alle Mitglieder zentrale Nutzungsaspekt der <strong>Communities</strong> ist dieMöglichkeit, mit einer Vielzahl <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>Innen regelmäßig Kontakt halten zu können. DieserBenefit betrifft vor allem jene, die man persönlich nur sehr selten trifft. Dies ist auch, bei einerdurchschnittlichen Anzahl <strong>von</strong> 100 bis 200 Personen in den „Friendlists“, zeittechnisch kaumdurchführbar. Verlor man früher regelmäßig den Kontakt zu Urlaubsbekanntschaften oderehemaligen MitschülerInnen, sind diese heute in den Gemeinschaften integriert. Hier beweistdas Web wieder einmal, dass die Beschäftigung mit Computer <strong>und</strong> Internet keineswegs zusozialer Isol<strong>at</strong>ion führt.Kontakte pflegen bzw. der Kommunik<strong>at</strong>ionsaspekt generell (beispielsweise via Ch<strong>at</strong>) machenallerdings nur einen Teil des Reizes aus. Die Möglichkeit, Bilder <strong>und</strong> Videos in das eigene Profil zuintegrieren, hebt die <strong>Communities</strong> <strong>von</strong> „klassischen“ Arten der Internetkommunik<strong>at</strong>ion (Mail,Ch<strong>at</strong>) ab. Wie schon erwähnt, entwickelt sich die Kommunik<strong>at</strong>ion immer stärker in Richtungsymbol- <strong>und</strong> bildorientierter. Das eigene Profilbild, Bilder <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>Innen, Urlaubsfotos <strong>und</strong> –vor allem bei Jugendlichen besonders beliebte – Partyfotos etc. ermöglichen es dem sozialenUmfeld, stärker am eigenen Leben teilzuhaben. Und vize versa nimmt man selbst bei anderendaran teil. Bilder <strong>und</strong> Videos einzustellen, <strong>von</strong> anderen zu betrachten, andere auf gef<strong>und</strong>eneaufmerksam zu machen <strong>und</strong> Kommentare dazu abzugeben bilden einen wesentlichen Teil derAktivitäten in den <strong>Communities</strong>.Gleichzeitig erfüllen diese <strong>Online</strong>-Gemeinschaften noch eine andere, vor allem für Jugendliche,zentrale Funktion im Rahmen der Eigendarstellung. Wie schon kurz im Zusammenhang mit derBeschreibung der Pl<strong>at</strong>tform „netlog“ gestreift, bildet die Inszenierung der eigenen Person einenwesentlichen Aspekt. Egal, ob sehr viel oder weniger Wert auf den positiven Auftritt im eigenenProfil gelegt wird, man möchte sich doch <strong>von</strong> seiner besten Seite bzw. besonders „cool“ zeigen.Dies führt allerdings auch dazu, dass sowohl in der Eigenbeschreibung als auch der bildhaften45
Safer InternetDarstellung übertrieben <strong>und</strong>/oder auch gefälscht wird. Sei es, dass Fotos mitBildbearbeitungsprogrammen verschönt, verfremdet oder gänzlich andere Bilder verwendetwerden, die Möglichkeiten sind vielfältig, je nachdem, welche Reaktionen damit hervorgerufenwerden wollen. Ist dies im engeren, persönlich bekannten Fre<strong>und</strong>eskreis kaum <strong>von</strong> Bedeutung,spielt dieser Aspekt, gerade für jüngere, in der Öffentlichkeit der <strong>Communities</strong> eine wichtigeRolle. Die Möglichkeit, an der eigenen Identität Veränderungen vorzunehmen <strong>und</strong> diese auchinteressanter zu gestalten, übt einen eigenen Reiz aus. Sei es, dass dies aus wahrgenommenenpersönlichen Defiziten oder Problemen mit der sozialen Integr<strong>at</strong>ion im „echten“ Leben geschiehtoder einfach nur, um sich ein wenig in den Vordergr<strong>und</strong> zu rücken – die <strong>Communities</strong> sorgendafür, dass man sich nicht nur einer kleinen Teilöffentlichkeit präsentieren kann.Auch diese Entwicklung wurde nicht alleine <strong>von</strong> den Social <strong>Communities</strong> ausgelöst. Jugendlicherezipieren in den Medien seit Jahren verstärkt den Hang zur medialen Selbstdarstellung. Egal obes sich um Talk-Shows, Reality-Form<strong>at</strong>e wie „Big Brother“ oder Doku-Soaps handelt – dem„normalen“ Menschen auf der Straße wird es ermöglicht, als „Medienstar“ in die Wohnzimmereiner breiten Öffentlichkeit zu gelangen. Genau dies passiert auch in Videopl<strong>at</strong>tformen wie„YouTube“, wo sich ein besonders witziges oder schräges Video binnen kurzer Zeit wie ein Virusverbreitet <strong>und</strong> die UrheberInnen plötzlich eine Millionenöffentlichkeit erreichen können. Diesalles ist den Jugendlichen bekannt <strong>und</strong> sie können somit auch ihre eigenen Str<strong>at</strong>egienentwickeln, diese Mechanismen für sich zu nutzen.Zurück zu den Nutzungsmöglichkeiten in den <strong>Communities</strong>. Besonders beliebt bei männlichenJugendlichen sind <strong>Online</strong>-Spiele, wo man oft mit mehreren tausend Mitgliedern gemeinsamspielt <strong>und</strong> auch neue Bekanntschaften knüpft. Die einzelnen Angebote der Pl<strong>at</strong>tformen sindvielfältig <strong>und</strong> können nicht umfassend erwähnt werden – aber die Möglichkeit St<strong>at</strong>usanzeigenüber die eigene Befindlichkeit abzugeben, Kommentare bei anderen zu hinterlassen oder beieinem Quiz mitzumachen, werden gerne genutzt.Fre<strong>und</strong>e spielen, wie bereits dargestellt, eine bedeutende Rolle in den <strong>Communities</strong>. Hierfürwerden „Friendlists“ angelegt, wo man die jeweiligen Profile hinzufügen kann. Je kleiner dieseListe ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass man mit allen bekannt ist. Große „Friendlists“dienen wieder vor allem der Selbstinszenierung <strong>und</strong> um eine große Beliebtheit zudokumentieren – dies wird allerdings <strong>von</strong> den Jugendlichen durchschaut. Weiters finden Profilemit Namen <strong>von</strong> Stars oder fiktiven Kultfiguren (beispielsweise Harry Potter) großen Zuspruch.46
Safer InternetAuch wenn sich die Jugendlichen bewusst sind, dass sich dort meist andere Personen dahinterverbergen, so können diese durchaus die „Friendlist“ aufwerten. Auch Gruppen in den<strong>Communities</strong> zu allen möglichen Themen erfreuen sich großer Beliebtheit.Große Bekanntheit in den Gemeinschaften zu generieren fällt somit nicht schwer. Auffallen umjeden Preis – ob positiv oder neg<strong>at</strong>iv – sorgt für die Verbreitung eines bestimmten Images.Wobei die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen nicht zur großen Darstellung in derÖffentlichkeit tendiert. Für Jüngere beispielsweise noch mit hohem Spaßfaktor verb<strong>und</strong>en, mitfalschen Profilen andere UserInnen zu „verarschen“, distanziert man sich mit zunehmendemAlter <strong>von</strong> solchen Aktionen. Vor allem nicht mit dem eigenen Profil – die eigene Imagepflege <strong>und</strong>somit auch der gute Ruf im Netz sind den meisten Jugendlichen wichtig. Nicht zuletzt wiederumim Rahmen einer positiven Eigeninszenierung. Gleichzeitig wissen die UserInnen auch genau, wieein schlechter Ruf entstehen kann. Dies kann selbst oder <strong>von</strong> anderen gesteuert werden.Zeichnet sich der eigene Kommunik<strong>at</strong>ionsstil überwiegend durch Beleidigungen aus oder stelltman intime oder peinliche Fotos <strong>von</strong> sich ins Netz, kann der Ruf schnell ruiniert werden. Anderekönnen mittels Mobbing den Ruf anderer beeinträchtigen.Einen zentralen Bestandteil der öffentlichen Diskussion über Vor- <strong>und</strong> Nachteile <strong>von</strong><strong>Communities</strong> bilden neg<strong>at</strong>ive Konsequenzen, die für Mitglieder entstehen können. ExtremeBeispiele, wie Selbstmord aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Mobbing, der Verlust eines Arbeitspl<strong>at</strong>zes oder dasHacken <strong>von</strong> Mitgliederd<strong>at</strong>en werden medial stark inszeniert. Sind solche Konsequenzen auchprinzipiell möglich, so entspricht dies in keinster Weise dem Community-Alltag der UserInnen.Die genannten Beispiele sind auch vielen Jugendlichen bekannt, eigene Erfahrungen in diesemAusmaß können allerdings nicht berichtet werden. Auch wenn aus dem weiteren Bekanntenkreis<strong>von</strong> verschiedenen Neg<strong>at</strong>iverfahrungen berichtet werden kann, so sind diese meist weit <strong>von</strong> dengenannten Extremen entfernt.Beschimpfungen, „blöde“ Kommentare oder aufdringliche Kontaktgesuche bilden denHauptbereich der unangenehmen Erlebnisse. Wobei die Jugendlichen sehr pragm<strong>at</strong>isch damitumgehen – nervende VerehrerInnen oder KommentarschreiberInnen werden auf die „Blacklist“gesetzt, womit sie bestimmte Profile nicht mehr kontaktieren können. In schlimmeren Fällen, beiextremen Äußerungen oder der missbräuchlichen Verwendung <strong>von</strong> Bildern, wendet man sich anden Provider, um das Urheberprofil sperren zu lassen. Um Probleme zu lösen, sind wiederum dieFre<strong>und</strong>Innen die wichtigsten Ansprechpartner, wo R<strong>at</strong> <strong>und</strong> Hilfe gesucht wird. LehrerInnen47
Safer Internetspielen keine, Eltern nur bedingt <strong>und</strong> fast ausschließlich nur bei Fällen, wo JugendlicheRechnungen für fiktive Dienste übermittelt bekommen, eine Rolle. Nur vereinzelt wird auch dieHilfe der Polizei in Anspruch genommen.Dennoch dürfen die <strong>Gefahren</strong> in den <strong>Communities</strong> nicht unterschätzt werden. Cybermobbing –also das bewusste <strong>und</strong> konsequente „Niedermachen“ <strong>von</strong> anderen – ist kein singuläresPhänomen mehr. Wobei vorab festgestellt werden muss, dass das Gr<strong>und</strong>problem nichthauptsächlich durch die Existenz <strong>von</strong> <strong>Communities</strong> hervorgerufen wird, sondern meist imSchulalltag seinen Auslöser findet. Die Gemeinschaften schaffen allerdings Pl<strong>at</strong>tformen, wodurch die Einbindung einer größeren Öffentlichkeit ein weit höherer Druck erzeugt werden kannals beispielsweise nur im Klassenraum. Rel<strong>at</strong>iv neu – Handys <strong>und</strong> Internet machen es möglich –<strong>und</strong> aktuell ist das filmische Festhalten <strong>von</strong> Gewaltszenen, wo Jugendliche <strong>von</strong> anderengeschlagen bzw. körperlich missbraucht werden. Diese Videos finden dann oft ihren Weg insNetz <strong>und</strong> werden <strong>von</strong> den VerursacherInnen auch entsprechend promoted. Zusätzlich wirdbeschimpft, werden Unwahrheiten verbreitet oder verfremdete Fotos der Betroffeneneingestellt. Den letzten Ausweg finden diese dann oft nur darin, sich aus allen <strong>Communities</strong>fernzuhalten. Eine Konsequenz, die durchaus als soziale Exklusion bezeichnet werden kann.Nicht nur SchülerInnen, auch LehrerInnen sind da<strong>von</strong> betroffen. Wobei es hier nicht umGewaltdarstellung geht, sondern das heimliche Aufnehmen – bevorzugt in peinlichenSitu<strong>at</strong>ionen – während des Schultages. Die Betroffenen behelfen sich normalerweise mit derpauschalen Androhung <strong>von</strong> Konsequenzen, die einzelnen Urheberinnen können allerdings kaumausgeforscht werden.Das Thema Sex macht auch vor den <strong>Communities</strong> keinen Halt. Wenig verw<strong>und</strong>erlich, wenn dieJugendlichen berichten, dass man im Schnitt schon im Alter <strong>von</strong> 12 Jahren den Erstkontakt mitpornographischen Inhalten h<strong>at</strong> <strong>und</strong> im Alter <strong>von</strong> 15 dies bereits zur Normalität geworden ist. Giltdies vor allem für männliche Jugendliche, die sehr offen damit umgehen, werden auch jungeFrauen damit konfrontiert. Genau lässt sich dies nicht beurteilen, da dies kein Thema für denintergeschlechtlichen Dialog darstellt <strong>und</strong> Mädchen generell weniger Interesse daran zeigen.Dafür müssen sie sich verstärkt mit sexueller „Anmache“ in den <strong>Communities</strong>auseinandersetzen. Mag dies auch sehr unangenehm sein, so finden sich doch schnell Wege –wie die schon erwähnte „Blacklist“ oder verstärkte Sicherheitseinstellungen – die hier Abhilfeschaffen können. Dass sich auch Personen in den Gemeinschaften finden, die dort ihre sexuellen48
Safer InternetObsessionen ausleben, kann kaum verhindert werden. Und manche Jugendliche sind auch selbstschon an derartige Profile ger<strong>at</strong>en.Schlussendlich stellt sich die allgemeine, für alle Beteiligten relevante Frage nach derD<strong>at</strong>ensicherheit bzw. der Priv<strong>at</strong>sphäre in den <strong>Communities</strong>. Dies beinhaltet sowohl dieEinschätzung, wie Communites generell gegen Eingriffe Fremder gewappnet sind, inwieweitpersönliche Angaben <strong>und</strong> Inhalte der Öffentlichkeit zugänglich sind <strong>und</strong> auch welcheKonsequenzen bei offenem D<strong>at</strong>enzugang für sie entstehen können.Generell fühlen sich die meisten Jugendlichen beim Thema „mögliche Veröffentlichung ihrerangegebenen D<strong>at</strong>en“ recht sicher – in der Annahme, dass sie über Inhalte, die Problemeauslösen können, gut Bescheid wissen <strong>und</strong> dieses Wissen auch bei ihrer Selbstdarstellung <strong>und</strong>ihren Aktivitäten in den Gemeinschaften einsetzen. Vor allem die weiblichen Jugendlichen zeigeninsgesamt einen weit vorsichtigeren, vernünftigeren Umgang mit diesem Thema als ihremännlichen Pendants, deren Spieltrieb in Kombin<strong>at</strong>ion mit männlichen Ritualen ein offensiveres,weniger reflektiertes Verhalten zum Vorschein bringt. Der Gr<strong>und</strong>tenor lautet jedenfalls: „Werpeinliche oder unangenehme Dinge ins Netz stellt, ist selber schuld.“ Hier geht es vor allem umintime oder peinliche Bilder <strong>und</strong> Partyfotos, wo man in betrunkenem Zustand in oftaußergewöhnlichen Situ<strong>at</strong>ionen abgelichtet wurde.Gleichzeitig kann man nicht verhindern, dass solche Fotos, die <strong>von</strong> anderen aufgenommenwurden, verbreitet werden. Gelingt es meist, die UrheberInnen da<strong>von</strong> zu überzeugen, diesewieder vom Netz zu nehmen, ist damit nicht gesichert, dass diese nicht schon weiter verbreitetworden sind. Darüber machen sich die UserInnen schlussendlich aber wenige Sorgen. Sprichtman die Problem<strong>at</strong>ik an, dass solche Inhalte ihnen in Zukunft Probleme, beispielsweise beikünftigen ArbeitgeberInnen bereiten können, verweisen sie meist auf ihr junges Alter, wo dieseArt <strong>von</strong> extravagantem Verhalten normal <strong>und</strong> entschuldbar sein müsste. Weiters wirdangemerkt, dass dieses Problem vor allem für ältere UserInnen zutrifft.Das Wissen um Einstellungen zur Sicherung der Priv<strong>at</strong>sphäre erweist sich überwiegend als sehrlückenhaft. Manche Jugendliche können nicht angeben, ob ihr Profil für alle Mitglieder oder nurfür einen eingeschränkten Fre<strong>und</strong>eskreis sichtbar ist. Hier sind es vor allem die jüngeren,unerfahrenen UserInnen, die sich darüber auch wenig Gedanken machen, generell trifft diesesmangelnde Know-How allerdings auf alle Altersgruppen zu. Den wenigsten ist bewusst, welche49
Safer Internetverschiedenen Möglichkeiten die Provider zum Schutz anbieten – dies lässt allerdings auchdarauf schließen, dass es die Anbieter den Mitgliedern nicht unbedingt leicht machen, diese zuerkennen <strong>und</strong> auch zu verstehen.Zum Schluss soll mit einer These, die aktuell in den Medien kursiert, auf Basis dieserUntersuchung aufgeräumt werden: Dass die Priv<strong>at</strong>sphäre immer durchlässiger wird <strong>und</strong> dieseauch zunehmend an Bedeutung für die Menschen verliert. Die höhere Durchlässigkeit mag durchdie Netzwerke gegeben <strong>und</strong> das Selbstinszenierungspotential gestiegen sein, dennoch achtet dieweit überwiegende Mehrheit der Jugendlichen sehr wohl darauf, dass sehr priv<strong>at</strong>e Dinge nichteiner allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich sind. Gestiegen ist allerdings der Adress<strong>at</strong>enkreis(„friends“), also der Kreis jener Personen, die am eigenen Priv<strong>at</strong>leben verstärkt teilhabenkönnen. Dass auch andere Einsicht in manche Bereiche nehmen können liegt oft einerseitsdaran, dass es den Jugendlichen an Wissen über die möglichen Schutzmechanismen fehlt,andererseits dass bestimmte Inhalte nicht als besonders priv<strong>at</strong> bewertet werden. Schlussendlichkann auf Basis dieser Untersuchung festgestellt werden, dass sich die Priv<strong>at</strong>sphäre durch die<strong>Communities</strong> ausdehnt – sowohl Inhalte als auch Adress<strong>at</strong>enkreis betreffend. Keineswegs kanndem Schluss gefolgt werden, dass die Priv<strong>at</strong>sphäre kaum mehr eine Rolle spielt <strong>und</strong> inabsehbarer Zeit gänzlich im öffentlichen Raum verschwindet.50