11.07.2015 Aufrufe

KONSENSUSVORSCHLAG - Ferring

KONSENSUSVORSCHLAG - Ferring

KONSENSUSVORSCHLAG - Ferring

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>KONSENSUSVORSCHLAG</strong>Verwendung vorbereiteter Diagnoseprotokolle (Beispiel sieheAbb.1) wird empfohlen.Enuresis nocturna Ja NeinNässt Ihr Kind in der Nacht ein?Alter > oder = 5 JahreWarnzeichenFalls die Antwort auf auch nur eine einzige der folgendenFragen „JA” ist, liegt möglicherweise keine simple „monosymptomatischeEnuresis” vor und eine weiterführendeDiagnose ist unbedingt indiziert!Urologische Symptome* Ja NeinHarnverlust tagsüber?Miktionsfrequenz/Tag > 8malMiktionsfrequenz/Tag < 3malImperativer Harndrang?Elterliches Drängen zur Miktionnotwendig?Portionsweises Urinieren?Begleiterkrankungen der Niereund/oder HarntraktVorgeschichte* Ja NeinHarnwegsinfekte?Vorangegangene erfolgloseTherapieversucheStuhlgang** Ja NeinVerstopfung?Stuhlspuren in der Unterwäsche?Trinkverhalten*** Ja NeinTrinkt das Kind abends/nachtsübermäßig?Psychologie** Ja NeinVerhaltensauffälligkeiten oderandere psychologischeProbleme evident (z.B. ADHS)?* Hinweis auf dyskoordinierte Blasenentleerung** Risiko für Therapieversagen*** Risiko für Nebenwirkungen bei medikamentöser TherapieAbb.1EDH – Enuresis Diagnose HilfeBasisdiagnostik1 Anamnese: Einnässsymptomatik (seit wann, Häufigkeit),Miktionsanamnese (Miktionshäufigkeiten, Drangsymptomatik,Stakkatomiktion), Trinkgewohnheiten (Trinkmengen,Trinkzeitpunkt, vor dem Schlafengehen?), Stuhlanamnese(Obstipation, Enkopresis), Vorerkrankungen (Harnwegsinfekte),Sozialanamnese, Familienanamnese (weitereErkrankungsfälle in der Familie, frühere Erkrankung bei denEltern), Bewertung der psychologischen Gesamtsituation(Verhaltensauffälligkeiten, Angststörungen, Belastungssituationen).2 Miktions-Trink-Stuhlprotokoll: Das Führen eines Miktions-Trink-Stuhlprotokolls steht im Mittelpunkt der Basisdiagnostik,da die anamnestischen Angaben der Eltern undKinder meist nicht ausreichen, um die Blasenfunktionund das Trink- sowie Stuhlverhalten der Kinder ausreichendbeurteilen zu können. Das Miktionsprotokoll – vom betroffenenKind gemeinsam mit seinen Eltern anhand einesVordrucks geführt – soll über mindestens 48 Stunden ineinem repräsentativen Zeitabschnitt geführt werden.Die Interpretation des Miktions-Trink-StuhlprotokollsDas ideale Miktions-Trink-Stuhlprotokoll beinhaltet Angabenüber den Tagesablauf (Wann geht das Kind zu Bett? Wannsteht es auf?) das Trinkverhalten (Wann trinkt das Kind was undwie viel? Wird eine abendliche Flüssigkeitseinschränkungbeachtet oder gehört zum Beispiel dasabendliche „Milchflascherl“ noch zum Ritual?) das Miktionsverhalten (Wie häufig entleert das Kinddie Blase? Wie groß ist das aktuelleMiktionsvolumen? Macht das Kind auch am Tag gelegentlichin die Hose? Geht das Kind noch einmaldirekt vor dem Schlafengehen zur Toilette und entleertdie Blase oder geht es mit voller Blase zu Bett? Wannnässt das Kind nachts ein – vor Mitternacht, nachMitternacht, erst in den frühen Morgenstunden? Nässtes gar mehrfach in der Nacht ein?) die Nachtharnmenge (Liegt eine nächtliche Polyurievor?) Zur Bestimmung der Nachtharnmenge werden dieKinder zweimal nächtlich geweckt und zur Toilette geschickt,alternativ kann die Windel abgewogen werden. Die nächtlichenMiktionsvolumina plus die erste Harnmenge nach demAufwachen in der Früh geben Auskunft über dieNachtharnmenge. die Stuhlgewohnheiten (Wie häufig hat das KindStuhl? Wie ist die Konsistenz? Neigt das Kind zurObstipation?).Aktuelle Miktionsvolumina am Tag und Nachtharnproduktionjeweils in Abhängigkeit vom Trinkverhalten sind für die weitereTherapieentscheidung und den Erfolg einer Behandlungunverzichtbar. Das Miktionsprotokoll inklusive Erklärung kannvon der Startseite der Club-Mondkind-Homepage (www.clubmondkind.at)heruntergeladen werden.4


<strong>KONSENSUSVORSCHLAG</strong>BehandlungsmethodeEvidenzgradEmpfehlungsgradAntidiuretika (DDAVP)DDAVP + Alarm11AA1 Melt 120μg vor demSchlafengehenAlarmtherapieAnticholinergika12ABnach einer Woche trocken1 Melt 120μg für 6-8 Wochennach einer Woche nass2 Melt 120μg für 6-8 WochenDesmopressintherapie: Sie gilt als Mittel der ersten Wahl,wenn die Enuresis auf eine zu hohe nächtliche Harnproduktionbei normalem aktuellem Miktionsvolumen zurückgeht (nächtlichePolyurie definiert als die Harnmenge, die mehr als 130% der EBCbeträgt). Als Strukturanalogon des ADH bewirkt Desmopressindie Reduktion der nächtlichen Harnproduktion. Die EMA empfiehltden Einsatz der Melt-Tablette, da diese Darreichungsformohne Flüssigkeit eingenommen werden kann. Der Vorteil derDesmopressintherapie liegt in einem vergleichsweise raschenWirkungseintritt (bis spätestens zehn Tage nach Therapiebeginn).Kommt das Kind unter der Einmalgabe nicht trocken über dieNacht, so kann in Einzelfällen die zu verabreichende Dosis aufgeteilt(nicht verdoppelt!) werden: Die erste Hälfte soll verabreichtwerden, wenn das Kind schlafen geht, die zweite Hälfte, wenndie Eltern schlafen gehen. Die Wirksamkeit derDesmopressintherapie in dieser Indikation ist durch Studien mithöchster Evidenz gesichert. Die Therapie hat denEmpfehlungsgrad A entsprechend den internationalen Kriteriender WHO erhalten. Neue Studien weisen darauf hin, dass sichdas Ausschleichen der Behandlung positiv auf das Rückfallrisikoauswirkt (Therapieschema siehe Abb.2). Die direkte Ansprechrateauf die Desmopressintherapie beträgt 91%. Je nach Studie undAnwender werden die Erfolgsraten auf 75-85% geschätzt(Neveus et al.).Die Betroffenen und Angehörigen (Eltern) müssen auf die möglicheNebenwirkung der Wasserintoxikation hingewiesen werden.Die Einhaltung der Einnahmevorschriften muss sichergestelltsein.Alarmtherapie + Desmopressintherapie: Findet man imMiktions-Trink-Stuhlprotokoll sowohl ein vermindertes aktuellesMiktionsvolumen als auch eine erhöhte nächtlicheUrinproduktion oder hat die alleinige Desmopressingabe beierhöhter nächtlicher Urinproduktion nicht zum gewünschtenErfolg geführt, so kann die Anwendung einer Desmopressingabein Kombination mit einer Alarmtherapie in Erwägung gezogenwerden. Die Wirksamkeit dieser Kombinationstherapie ist durchStudien abgesichert. Die Therapie hat den Empfehlungsgrad Aentsprechend den internationalen Kriterien der WHO erhalten(Kamperis et al.).Anticholinerge Therapie: Eine anticholinerge Therapie alsMonotherapie bei einer Enuresis nocturna reicht meist nicht aus.Sie kann bei Bedarf in Kombination mit einer Desmopressingabeeingesetzt werden (Neveus et al.).Abb.2trockennass1 Melt 60μg für 4 WochentrockenabsetzennassVorzeitige AuslassundAbsetzversuchesind sinnlos!trockennass3 Melt 60μg für 4 Wochentrockennass2 Melt 60μg für 4 Wochentrockennass1 Melt 60μg für 4 WochentrockenabsetzennassManagement der Minirin 0,2mg Tabletten-TherapieDie Behandlungsstrategien sind richtungsweisend zu verstehen,wie sich jedoch die Therapie des einzelnen Patienten letztlichgestaltet, liegt im Ermessen des behandelnden Arztes.Besondere Vorsichtsmaßnahmen im Rahmen einerDesmopressintherapie (Vande Walle et al.)Desmopressin ist als grundsätzlich sicheres Medikament miteinem geringen Nebenwirkungspotential und gutemWirkungsprofil einzuschätzen. Dennoch wurden in derVergangenheit, als Desmopressin noch in Form des Nasenspraysappliziert wurde, Fälle von Wasserintoxikationen undHyponatriämie als seltene, aber schwere Nebenwirkung berichtet.Daher ist der Nasenspray für die Verwendung bei Enuresisnicht mehr zugelassen. Bisher gibt es keine Berichte über derartigeschwerwiegende Nebenwirkungen durch die orale Tabletteoder die Schmelztablette. Nachdem aber Desmopressin unabhängigvon der Darreichungsform dieses unerwünschte Potentialbesitzt, erfordert die Verordnung einer solchen Therapie besondereärztliche Sorgfalt und umfassende Aufklärung der Patientenund deren Angehörigen (Eltern). Es ist sicherzustellen, dass dievorgeschriebenen Regeln zum Trinkverhalten im Rahmen einerDesmopressintherapie tatsächlich eingehalten werden. DiePatienten und deren Angehörige (Eltern) sind anzuweisen, beimAuftreten jedweder Symptome, die auf eine möglicheWasserretention hinweisen (Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen,Gewichtszunahme, Krämpfe), unverzüglich ärztlicheBetreuung in Anspruch zu nehmen.6


<strong>KONSENSUSVORSCHLAG</strong>Die Ursache für das Auftreten dieser Nebenwirkung kann in individuellenSchwankungen der Desmopressin-Halbwertszeitund/oder in der Missachtung der Trinkvorschriften liegen. In 50%der berichteten Fälle traten die Symptome innerhalb der erstendrei Behandlungswochen auf; die Hälfte der Patienten befandsich im Alter zwischen fünf und sieben Jahren (Vande Walle et al.).Stellenwert der Klinischen PsychologieIndikationen für eine klinisch-psychologische Behandlung imRahmen der Enuresis-Therapie sind einerseits sehr großersekundärer Leidensdruck und andererseits das Vorhandenseinvon Faktoren, welche die Symptomatik aufrechterhalten (möglichersexueller Missbrauch, familiäre Dynamiken, Konflikte imUmfeld). Eine spezifische klinisch-psychologische „Behandlung“des Einnässens gibt es in dem Sinne nicht, dies ist aber auchnicht das Ziel der Intervention.Von der Problematik der Enuresis bzw. Inkontinenz des Kindesist meistens die ganze Familie betroffen; zum Zeitpunkt derVorstellung haben die Angehörigen oft schon einen langenLeidensweg hinter sich. Der Leidensdruck kann enorm sein undsich (unter Umständen äußerst unausgewogen) auf verschiedeneFamilienmitglieder aufteilen. Unbehandeltes oder zu spät behandeltesBettnässen führt zu sozialem Fehlverhalten der betroffenenKinder (Hjalmas et al.).Zu den typischen Interventionen zählen die Stützung derBeteiligten in Einzelgesprächen und der Versuch derNeupositionierung der Rollen einzelner Familienmitglieder imRahmen von Gruppensitzungen. Häufig lastet die Verantwortungfür die Situation auf einer Person (meistens der Mutter). Oft ist eszielführend, dem Kind je nach individuellem Entwicklungsstandmehr Eigenverantwortung zu übertragen, aber auch andereAngehörige verstärkt einzubinden.Gestörte Kommunikations- und Beziehungsmuster (z.B. übermäßigesVerwöhnen) werden thematisiert, ebenso sozialeKompetenzen des Kindes, mögliche Konflikte mit Einfluss auf dieSymptomatik und familienübliche Stressbewältigungsmuster.Eigenständigkeit, Selbstwertgefühl und Ablösung sollen gefördertwerden. Bei erfolgreicher Intervention ist häufig eine substanzielleMotivationssteigerung die Folge (Butler).Einsatzmöglichkeiten alternativmedizinischer MethodenFür die wachsende Inanspruchnahme komplementärer und alternativerBehandlungsmöglichkeiten ist das zunehmendeBewusstsein der Eltern in dieser Hinsicht maßgeblich, ebensowie der Wunsch, im Gesundheitsmanagement ihrer Kinder proaktivtätig sein zu können, und die Annahme, dass dieseMethoden weniger Nebenwirkungen aufweisen.Derzeit existiert auf dem Level strenger EBM-Kriterien keine ausreichendeEvidenz für einen eindeutigen, nachweisbaren undreproduzierbaren Effekt untersuchter Komplementärmethoden inder Behandlung der Enuresis. Umgekehrt gibt es aber auch keineausreichenden Daten, die eine Ineffektivität demonstrieren. Esfindet sich schwache Evidenz für Effekte von Hypnose,Akupunktur und Chiropraktik; praktisch keine Evidenz liegt fürdiätetische Maßnahmen, Faradisation und Homöopathie vor. Diepublizierte Datenlage unterstützt den Einsatz dieser Verfahrennicht, bis prospektive, kontrollierte, randomisierte Studien aufwissenschaftlicher Basis mit ausreichender Fallzahl einen definitivenWirksamkeitsnachweis erbringen können.Reduktion nächtlicherHarnproduktionDesmopressinFlüssigkeitsrestriktionDiuretika tagsüberDiät (Ca, Osmotic load)Vergrößerung derBlasenkapazitätAlarmtherapieBlasenrehabilitationFlüssigkeitszufuhrAnticholinergika Allgemeinmediziner: Ein Erstkontakt beim Allgemeinmedizinerist in jedem Fall vorteilhaft, da dieser häufig das betroffeneKind und dessen Familie gut kennt. Die Therapie derEnuresis kann nach exakter Abklärung wie dargelegt (Anamnese,Miktions-Trink-Stuhlprotokoll, klinische Untersuchung, Urindiagnostik,Ultraschall) sicherlich im primärmedizinischen Bereich(Kinderfacharzt, Arzt für Allgemeinmedizin) durchgeführt werden.Dabei fällt dem Kinderfacharzt bzw. Arzt für Allgemeinmedizin oftdie wichtige Aufgabe der Therapiekoordination und Kontrolle zu,sowie der Kontakt und die Verknüpfung mit spezialisiertenEnuresisambulanzen.HoheNachtharnmengeNormale FBCDesmopressin1. WahlBehandlungsstrategienHoheNachtharnmengeReduzierte FBCKombinationstherapieDDAVP + AlarmNormaleNachtharnmengeReduzierte FBCAlarmtherapie1. WahlQualitätskriterien für den AmbulanzbetriebDie Aufgabe einer Enuresisambulanz liegt zum einen in derBetreuung von Enuretikern als Erstanlaufstelle; darüber hinaushat sie die Aufgabe, jene Patienten zu übernehmen, die in derniedergelassenen Praxis nicht ausreichend diagnostisch abgeklärtoder therapiert werden können. Die Möglichkeiten einerEnuresisambulanz müssen daher über die Basisdiagnostik hinausgehen,und sämtliche personelle und apparative Ressourcenfür die erweiterte Diagnostik müssen zur Verfügung stehen.Dabei ist auf das junge Alter der typischen EnuresispatientenRücksicht zu nehmen.7


<strong>KONSENSUSVORSCHLAG</strong>Empfehlungen für den Aufbau und Betrieb vonEnuresisambulanzen Ambulanzzeiten: Der Ambulanzbetrieb am Nachmittagerweist sich als günstig, da der Ambulanzbesuch außerhalb derSchulzeit stattfinden kann. Nachmittags ist der üblicherweisehektische Arbeitsalltag in den Ambulanzen bereits abgeklungen,was sich für die Betreuung der jungen Patienten als vorteilhafterweist. Räumlichkeiten: Es sollte zumindest ein abgegrenzter Raumzur Verfügung stehen, der vom umliegenden Krankenhausbetriebabgeschirmt werden kann, wodurch die Untersuchung und dasArzt-Patient-Elterngespräch nicht durch äußere Einflüsse gestörtwerden. Eine kindgerechte Einrichtung dieses Ambulanzraumeswäre wünschenswert. Personeller Bedarf: Für den Betrieb einer Enuresisambulanzbedarf es zumindest einer für das Spezialgebiet ausgebildetenärztlichen Fachkraft. Es ist sicherzustellen, dass diese Fachkraftauch tatsächlich die Patientenbetreuung in der Ambulanz übernimmtund die Aufgabe nicht an anderes ärztliches Personal(Assistenzärzte, Turnusärzte etc.) delegiert wird. Für die pflegerischeBetreuung ist eine Fachkraft mit geeigneterZusatzausbildung nötig (z.B. DGKS mit Ausbildung inUrotherapie oder Stoma- und Inkontinenzversorgung). Eine möglicheUnterstützung erfährt der Ambulanz- undOrdinationsbetrieb durch die Schulung von AssistentInnen, diediese befähigt, Miktionsprotokolle auszuhändigen und zu erläutern.Die Verfügbarkeit dieser Option richtet sich allerdings nachden jeweiligen Gegebenheiten, sodass hier keine allgemeinenEmpfehlungen ausgesprochen werden können. Verfügbare Fachkräfte: Eine Enuresisambulanz soll sichdurch die rasche Verfügbarkeit zusätzlicher Fachkräfte auszeichnen,sodass keine weitere Terminvereinbarung notwendig ist.Dazu gehören unter anderem klinische Psychologen,Radiologen, Physiotherapeuten, Urologen, Neurologen, Pädiater. Materieller Bedarf: Die apparativen Möglichkeiten sollenneben der Basisdiagnostik inklusive Ultraschall und Harnanalytikauch sämtliche erweiterten diagnostischen Maßnahmen zulassen(Uroflow/EMG, MCU, Blasendruckmessung, Urodynamik,Isotopenuntersuchung). Zusätzlich: Auflegen von Informationsmaterial (Folder,Broschüren etc.) für die Betroffenen. Qualitätssicherung: Für den Betrieb einer Spezial-ambulanzist es unerlässlich, Maßnahmen zur Qualitätssicherung zu treffen.Die regelmäßige Teilnahme an Schulungen der Mitarbeiter derAmbulanz ist als obligatorisch anzusehen. Darüber hinaus istauch ein ambulanzinternes Qualitätssicherungsprogramm durchDatenerfassung und Auswertung mit Hilfe geeigneterDatenbankprogramme wünschenswert.Referenzen:Butler RJ Childhood nocturnal enuresis: developing a conceptual framework, ClinPsychol Rev 2004; 24:909-931Butler RJ et al., Exploring potential mechanisms in alarm treatment for primarynocturnal enuresis. Scand J Urol Nephrol 2007; 41:407-413Glazener CM and JH Evans., Simple behavioural and physical interventions fornocturnal enuresis in children. Cochrane Database Syst Rev 2 2004:CD003637Hjalmas K et al., Nocturnal enuresis: an international evidence based managementstrategy. J Urol 2004; 171:2545-2561Järvelin MR et al., Enuresis in seven-year-old children. Acta Paediatr Scand 1988;77:148-153Kamperis K et al., Combination of the enuresis alarm and desmopressin: secondline treatment for nocturnal enuresis. J Urol 2008; 179:1128-1131Neveus T et al., Evaluation of and treatment for monosymptomatic enuresis: astandardization document from the International Children's Continence Society.J Urol 2010; 183:441-447Vande Walle J et al., Desmopressin 30 years in clinical use: a safety review. CurrDrug Saf 2007; 2:232-23810006Impressum: Konsensusvorschlag ist eine Publikation von MEDahead, Gesellschaft für medizinische Information m.b.H., A-1070 Wien, Seidengasse 9/Top 1.1, office@medahead.at.Für den Inhalt verantwortlich: MEDahead, Chefredaktion: Dr. Judith Moser. Hinweis: Die in dieser Publikation dargestellten Empfehlungen stellen das Wissenund die Erfahrungen der teilnehmenden Ärzte und Psychologen dar. Angaben über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen von pharmazeutischenSpezialitäten entnehmen Sie bitte der aktuellen österreichischen Fachinformation. Trotz sorgfältiger Prüfung übernimmt der Medieninhaber keinerlei Haftung fürinhaltliche oder drucktechnische Fehler. Die in dieser Publikation verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur ineiner Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowieder Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung desVerlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden. Mit freundlicherUnterstützung von <strong>Ferring</strong> Arzneimittel GmbH.8


FALLBEISPIELE & DEREN INTERPRETATIONFall 1Miktions-Trink-Stuhlprotokoll eines fünf Jahre alten KnabenInformationen aus dem Miktions-Trink-Stuhlprotokoll: Tagesablauf: Schlafenszeit 20:45 Uhr bis 8:30 UhrTrinkverhalten: Einfuhr 1575ml/24 h Keine abendliche Flüssigkeitseinschränkung, trinktzum Teil noch geringe Mengen, wenn schon im Bett(siehe linke Markierung)Miktionsverhalten: Ausfuhr 1225ml/24 h Miktionsfrequenz: ca. 7 Miktionen/Tag(+ einmal bei Stuhlentleerung) Doppelmiktion vor dem Zubettgehen(siehe rechte Markierung) Aktuelles Miktionsvolumen 150ml (EBC 180ml) Nachtharnmenge: 310ml Stuhlgewohnheiten: keine Obstipation, weicher StuhlWeitere Informationen aus der Anamnese: Primäre Enuresis Keine Harninkontinenz am Tag, keineDrangsymptomatik Einnässfrequenz: 6 bis 7 Nächte/Woche Zeitpunkt des Einnässens: meist nach Mitternachtoder in den Morgenstunden Leidensdruck hoch Einzelkind Bislang keine TherapieInterpretation: Hohe Nachtharnmenge, normalesMiktionsvolumenTherapieempfehlung:1 Allgemeine Verhaltensmaßnahmen und Änderungdes Trinkverhaltens mit Verlagerung derHaupttrinkmenge auf die erste Tageshälfte undFlüssigkeitseinschränkung am späten Nachmittagund Abend2 Positive Rückmeldung und Belohnungen für dasEinhalten der allgemeinen Verhaltensmaßnahmenund insbesondere für trockene Nächte3 Bei Persistenz der Symptomatik Desmopressintherapie9


FALLBEISPIELE & DEREN INTERPRETATIONFall 2Miktions-Trink-Stuhlprotokoll eines sechs Jahre alten KnabenInformationen aus dem Miktions-Trink-Stuhlprotokoll: Tagesablauf: Schlafenszeit 19:45 Uhr bis 6:30 UhrTrinkverhalten: Einfuhr 1400ml/24 h Keine abendliche Flüssigkeitseinschränkung, abendlicherJoghurtdrink gehört zum Ritual (sieheMarkierung)Miktionsverhalten: Ausfuhr 505ml + 100ml + ?/24h Miktionsfrequenz: ca. 7 Miktionen/Tag Miktion vor dem Zubettgehen Aktuelles Miktionsvolumen 125ml (EBC 210ml) Nachtharnmenge: 100ml + die Harnmenge in derWindel (Windelgewicht wurde nicht bestimmt).Mehrfach nächtliches Einnässen, Bett bzw. Windelbei jedem Wecken nass!!! Stuhlgewohnheiten: keine ObstipationWeitere Informationen aus der Anamnese: Primäre Enuresis Gelegentliche tropfenweise Harninkontinenz am Tagzum Beispiel beim Spielen, nachmittags ausgeprägterals morgens, Drangsymptomatik Einnässfrequenz 7 Nächte/Woche Zeitpunkt des Einnässens: mehrfach nachts Leidensdruck bei den Eltern hoch, beim Kind gering Bislang keine TherapieInterpretation: Aktuelles Miktionsvolumen deutlichgeringer als die zu erwartende Blasenkapazität (EBC),normale Nachtharnmenge, V.a. unreife überaktive BlaseTherapieempfehlung:1 Aufklärung und Beruhigung der Eltern, allgemeineVerhaltensmaßnahmen und Änderung desTrinkverhaltens mit Verlagerung der Haupttrinkmengeauf die erste Tageshälfte und Flüssigkeitseinschränkungam späten Nachmittag und Abend2 Positive Rückmeldung und Belohnungen für dasEinhalten der allgemeinen Verhaltensmaßnahmen undinsbesondere für trockene Nächte3 Bei Persistenz der Symptomatik und entsprechendemLeidensdruck: BettnässeralarmgerätAnm.: Eine anticholinerge Therapie als Monotherapiebei einer Enuresis mit geringem Miktionsvolumen undnormaler nächtlicher Harnproduktion reicht meist nichtaus. Bei Bedarf kann die anticholinerge Therapie inKombination mit einer Desmopressin- oder einerAlarmtherapie eingesetzt werden.10


FALLBEISPIELE & DEREN INTERPRETATIONFall 3Miktions-Trink-Stuhlprotokoll eines acht Jahre alten MädchensInformationen aus dem Miktions-Trink-Stuhlprotokoll: Tagesablauf: Schlafenszeit 20:00 Uhr bis 7:00 UhrTrinkverhalten: Einfuhr Tag 1: 700ml/24 h, Tag 2: 440ml/24 h Abendliche FlüssigkeitseinschränkungMiktionsverhalten: Ausfuhr Tag 1: >1180ml/24 h(730ml am Tag + 450ml in der Nacht + ?Einnässvolumen) Tag 2: >1145ml/24h(665ml am Tag + 480ml in der Nacht + ?Einnässvolumen) Miktionsfrequenz: 4 Miktionen/Tag Letzte Miktion zum Teil mehrere Stunden vor demZubettgehen (siehe Markierung) Aktuelles Miktionsvolumen 250ml (EBC 270ml) Nachtharnmenge: Nacht 1: >450ml, Nacht 2: >480ml,Windelgewicht bzw. Einnässvolumen wurden nichtbestimmt Stuhlgewohnheiten: Obstipation, harter StuhlWeitere Informationen aus der Anamnese: Primäre Enuresis Keine Tagessymptomatik, keine Harninkontinenz amTag Im Vorfeld wiederholte erfolglose Therapieversuchebei verschiedenen Ärzten Familie ist „miktionsprotokollerfahren“ Leidensdruck der Familie hoch, Motivation zurKooperation geringInterpretation: Aktuelles Miktions-Trink-Stuhlprotokollnicht aussagekräftig!! Mehrere Faktoren – u.a. die starkeMinusbilanz über mehrere Tage – sprechen dafür, dassdas Protokoll erfunden wurde oder zumindest unvollständigist.Therapieempfehlung:1 Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung!2 Schaffen einer Vertrauensbasis3 Ggf. interdisziplinäre Betreuung der Familie gemeinsammit einem klinischen Psychologen4 …..Wir bedanken uns bei Frau OA Dr. Tanja Becker für die Bereitstellung der Kasuistiken.11


12INFORMATIONEN


INFORMATIONENClub MondkindAnlaufstelle für betroffene Familien ...Bettnässen ist für Eltern und Kinder eine tägliche körperlicheund seelische Belastung und dennoch für sehr vieleFamilien ein Thema, über das man nicht spricht. AusGründen der Scham, der Unsicherheit etwas „falsch“gemacht zu haben und weil die betroffenen Familienmeist zu wenig über das Erscheinungsbild Enuresisnocturna, seine Häufigkeit und gute Behandelbarkeitwissen, kommen viele Kinder erst sehr spät zu einer effizientenBehandlung. Oder überhaupt nicht: Weniger alsein Drittel aller betroffenen Kinder werden adäquattherapiert.Club Mondkind ist als unabhängiger und neutraler Vereinin erster Linie Anlaufstelle für Familien mit bettnässendenKindern. Zentrales Anliegen des Club Mondkind ist es,den Familien mögliche Wege aus der belasteten Situationzu zeigen und sie zu informieren. Eltern erfahren hier denkürzesten Weg zum Spezialisten und somit schnelleHilfe, sehr persönliche Betreuung und sie werden umfassendüber das Symptom Bettnässen informiert. Einkosten-loses Infopaket enthält eine österreichweite Listemit spezialisierten Ärzten und Enuresis-Ambulanzen, einMiktionsprotokoll inkl. Erklärung, Infos über Ursache undBehandlung sowie Tipps für den Umgang mit derKrankheit. Wesentliche Botschaften des Clubs sind, dassrasche Abklärung sowie Behandlung wichtig sind, umnegative psycho-soziale Entwicklungen zu verhindern,dass Bettnässen sehr gut behandelbar ist und dassweder Kind noch Eltern schuld am nächtlichen Einnässenhaben. Denn: Kein Kind muss heute noch wegenBettnässen leiden!... und Partner für spezialisiertes FachpublikumAlle Aktivitäten des Club Mondkind werden von einemwissenschaftlichen Beirat unterstützt. Seine hochkarätigenMitglieder* garantieren und signalisieren dieSeriosität und medizinische Relevanz der Information, dieüber den Verein an die Experten und betroffenenFamilien transportiert wird.Neben Anlaufstelle für Familien versteht sich der ClubMondkind auch als Partner für spezialisierte Mediziner,Schwestern und Psychologen. Dem medizinischenFachpublikum wird auf der Webseite des Vereins(www.clubmondkind.at) die Möglichkeit zum Austausch,Wissenstransfer und zur Informationsgewinnunggegeben. Des Weiteren werden der neueKonsensusvorschlag, die aktuellen Diagnose- undTherapie-Übersichten sowie das neue Miktionsprotokollauf der Homepage zum Download angeboten. AktuelleFachvorträge, themenspezifische Artikel in medizinischenFachmedien, Publikationen, rezente Studienergebnisseund eine Auswahl an ausgesuchten Linksrunden das vielfältige Angebot ab.Zum zweiten Mal und erneut unter dem Vorsitz vonUniv.-Doz. Dr. Marcus Riccabona und Univ.-Prof. Dr.Christian Radmayr veranstaltete Club Mondkind einTreffen von Experten aus den österreichischen Enuresis-Ambulanzen sowie zahlreichen niedergelassenen Ärzten,Therapeuten und Psychologen, um Erfahrungen undWissen auszutauschen. Ziel dieser Treffen ist dieEvaluierung und Aktualisierung des bestehendenKonsensusvorschlags sowie Ansätze und Lösungen füreine Verbesserung der qualitativen und strukturellenVersorgung von Enuresis-Kindern zu finden.* Wissenschaftlicher Beirat Club Mondkind (in alphabetischer Reihenfolge): Dr. Romana Altenhuber, OA Dr. Tanja Becker, Ass. Prof. Dr. Angelika Etele-Hainz, OA Dr. Elisabeth Frigo, DGKSSieglinde Gratzl, Univ.-Prof. Dr. Helmut Madersbacher, Univ.-Doz. Dr. Gunther Primus, Univ.-Prof. Dr. Christian Radmayr, Univ.-Doz. Dr. Marcus Riccabona, Mag. Christian ZnivaInfo & Kontakt Club Mondkind: Website: www.clubmondkind.at; Postadresse: Postfach 5, 1109 Wien;E-Mail: elisabeth.leeb@clubmondkind.at; Club-Telefon: 0664/60 90 810013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!