auche ich schon noch ein bisschenKonzentration“, rief Erichmit immer stärker anschwellenderStimme die Bande zur Ordnung.„Außerdem habe ich mit Zwiebeleine Uhr gemeint. Wir wollen dochschließlich <strong>nach</strong> Fahrplan verkehren,oder?“„Psssssssst, silentium …!“, ermahnteJosef mit erhobenem Zeigefingerdie anderen. „Der Meister hatgerufen, wie die gestrenge Mama zuWeih<strong>nach</strong>ten bei ihren Kindern, umnicht in letzter Minute das Christkindzu verschrecken.“ – „Mein Gott, seidihr heute blööööd“, konterte Erich:„Wenn <strong>nach</strong>her nicht alles tipptoppfunktioniert, bin natürlich ich wiederschuld! Vielen Dank, liebe Freunde!“Dass ja nichts verkehrt verkehrtInzwischen hatte HaJo schon einenkleinen Teil seiner Schätze hereingebracht.„Guckt mal hier, ist das nichtein tolles Gerät?“ Er packte eine E 52aus. „Und schaut mal da, eine E 95 vonBrawa, die Maschinen machen dochwas her, die können wir doch …“ Abernoch bevor er den Satz zu Ende brachte,hakte Bruno schon ein: „Ja, tolleKaliber hast du da. Grundsätzlichkannst du ja auf deiner neuen Bahnfahren, womit du willst, da hast duganz recht. Da wir aber heute auchnoch ein paar Bilder für die MIBAschießen sollen, scheint es wohl amsinnvollsten, sich zuerst mal mit denFahrzeugen zu befassen, die auf derdargestellten Strecke eingesetzt wordenwären“, dozierte Bruno.„Und das heißt?“, fragte HaJo undfügte an: „Ich bin Bürgermeister von<strong>Weyersbühl</strong> und entscheide über dasGeschehen im Ort!“ – „Im Ort vielleicht,bei der Bahn aber nicht. Maach, watde wills, aber heute wird <strong>nach</strong> meinerPfeife getanzt, äh … gefahren.Also es verkehren nur der Streckeangemessene Loks und Zuggarnituren,wie Pt 2/3, T 3, T 9, T 12, T 14, G4, G 8, deine diversen 98-er, E 60, E63, E 69, vielleicht gerade noch eineE 44 und natürlich hauptsächlichdeine schönen Triebwagen wie VT135, ET 65 und ET 85. Das ist dochschon eine ganz schöne Auswahl,oder nicht, Herr HaJo Wolf, seinesZeichens Bürgermeister von <strong>Weyersbühl</strong>am Rhein?“, ließ sich Brunoziemlich diktatorisch vernehmen.„Und was ist denn mit meinen anderenSchätzchen wie S 3, S 10, P 8, P 10„Wie wor dat noch? Wo kütt dä Droht jetz hin?“ Erich versucht <strong>nach</strong> längerer Schaffenspause,sich wieder in die Geheimnisse der selbstentworfenen Elektrik einzuarbeiten. Josef lässt derweildie Blicke über die Anlage schweifen und kanns noch gar nicht glauben: „Wir hams geschafft;mer sinn wirklich fädisch!“Unten: „Siehste, hab ich dir doch jesacht“, belehrt Bruno den Anlagenbesitzer. „So ein kleinerFelsen hier auf der Ecke gibt doch einen optisch viel besseren Abschluss, als noch son StückFestungsmauer!“ – „Jo, leeven Jott, Do has jo räch … Wat bin ich fruh, dat deDiskussione jetz e Engk jefunge han.“MIBA-Miniaturbahnen 12/2009 51
In der guten altenZeit war sogar dieZukunft noch besserund der Dorftratschfand von Mensch zuMensch unter deralten Linde statt.Niemand konnte sichdamals vorstellen,dass man dereinstper Tastatur chattetund twittert …Obwohl Erich auch jetzt noch nichtganz fertig war, konnte dennoch derFahrbetrieb schon mal aufgenommenwerden. Der Einfachheit halber wandertendie beiden 98er über die rechtlange Strecke als Erste in die kleineLokstation, denn die Vorräte waren„<strong>nach</strong> der langen Stillstandszeit imKarton“, wie HaJo grinsend meinte,aufgebraucht.Dann folgten die ersten Zuggarnituren:T 14 mit einem langen Güterzugam Haken und natürlich die drei TriebwagenVT 135, ET 65 und ET 85.Das ist wie Weih<strong>nach</strong>ten„Joode Morje, Herr Lehrer!“ Damals warauch ein einfacher Dorfschullehrer noch eineRespektsperson. Und außerdem ließen sichJungens und Mädel noch an Haarschnitt undKleidung unterscheiden …Unten: Auch beim Stückgutverkehr ging esdamals gemächlich zu. Die Rationalisierungwar noch in weiter Ferne.Als die ersten Züge aus den Tunnelnder Auffahrten rollten und sich in angepassterGeschwindigkeit aus der Schattenbahnhofsebenelangsam über diebeiden Brücken Richtung Bahnhof begaben,kam in den Gesichtern der vierTeam-<strong>Mit</strong>glieder etwas von der jungenhaftenBegeisterung auf, die bei richtigenEisenbahnfans nicht ans tatsächlicheAlter gebunden ist. Bei ihrenBlicken ließ Weih<strong>nach</strong>ten untermChristbaum aus seligen Zeiten grüßen.HaJo meinte für seine Verhältnisseungewohnt anerkennend: „Ich glaube,auf das, was wir hier geschaffen haben,können wir ganz schön stolz sein, auchwenn Erich sein ansonsten in solchenSituationen angebrachtes ,Feinchen‘noch nicht hat vernehmen lassen.“„Feinchen“, murmelte Erich wie aufBestellung.und …?“, protestierte HaJo. Wiederkam er nicht zum Ende, weil Bruno unbeeindrucktauf streckenspezifischenEinsatz drängte.„Also gut“, gabt sich HaJo kleinlautgeschlagen, soweit ihm das überhauptmöglich war, fügte aber gleich an: „Machenwir es so, aber wenn du weg bist,dann …!“ – „… kannst du selbstverständlichmachen, was du willst“, beendeteBruno die Diskussion.Das Spiel kann beginnenInzwischen war Josef auch mit seinerPutzorgie fertig geworden und verlangtenoch auf dem Boden hinter der Anlagesitzend <strong>nach</strong> Arbeit: „HaJo, reichmir mal die Lok- und die Waggonkartonsan, wie du sie eingesetzt habenwillst.“ – „Ich hab hier doch gar nichtszu sagen“, maulte HaJo scheinbar beleidigt.„Das wäre aber das erste Mal“,lästerte Josef aus der Tiefe und fügtean: „Mach schon weiter, von hier untenkann man sie besser aufgleisen. Dastört keine Oberleitung.“So wanderten die bereits genanntenTriebwagen ebenso aufs Gleis wieGüter- und Personenzugwaggons. DerSchattenbahnhof bot – bezogen auf dieAnlagengröße – dazu genügend Platz,wenn auch von HaJos über Jahrzehntegesammelten Schätzen nur ein Bruchteilgleichzeitig zum Einsatz kommenkonnten.EpilogNatürlich ist <strong>Weyersbühl</strong> II noch nichtganz fertig. Nicht nur, dass die eineoder andere Steuerungskomponentenoch optimiert werden kann, auch dieLandschaftsgestaltung lässt insbesonderehinsichtlich der dargestellten FloraErgänzungen zu. Auch der Wasserfallhat noch nicht sein endgültigesAussehen. Den Hintergrund hatten unsereFreunde ohnehin erst provisorisch<strong>nach</strong> Ausrunden der Ecken als blauenFond gestrichen. Auch fehlen noch dieMZZ-Module, mit deren Hilfe mehr Tiefein das Arrangement zu zaubern ist.Last, but not least steht die Patinierungnahezu des gesamten Fahrzeugbestandesan. Und was sich alles sonoch an Detailverbesserungen ergebenkann, ist noch gar nicht abzusehen.Aber das ist ja das Schöne an einer Modellbahn:Sie ist nie ganz fertigund damit auch nie langweilig! bk52 MIBA-Miniaturbahnen 12/2009