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Prüfungen gut durchdacht

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Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong>Ein Arbeitsinstrument für LehrpersonenJuli 2008Silvia AnastasiadesHelena Gabriel NuttHelene HoferRegula Peter Gassmann


Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong> 1Prüfungen sind ein wesentliches Element des Schulalltags. Sie zeigen Ihnen und den Lernenden, ob der Unterrichtals ein Zusammenspiel zwischen Lehren und Lernen gelungen ist und letztlich die Bildungsziele erreichtwerden konnten. Deshalb ist es uns wichtig, dem Thema Prüfungen besonderes Augenmerk zu widmen.Die folgenden Ausführungen spiegeln das Resultat mehrerer Gespräche zwischen Lehrpersonen und sind ganzbewusst aus dem Blickwinkel der Praxis formuliert.Wir unterscheiden fünf Phasen: Planung, Redaktion, Durchführung, Bewertung und Nachbereitung.Die PlanungAchten Sie bei der Planung darauf, dass Sie:• eine sinnvolle Verteilung über das Semester gewährleisten.• auf saisonal bedingte Spitzenzeiten im Ausbildungsbetrieb Rücksichtnehmen.• Anzahl Prüfungen in ausgewogenem Verhältnis zur Anzahl Lektionenpro Woche wählen.• Prüfungen frühzeitig ankündigen, damit die Klasse Zeit und Gelegenheithat, Fragen zu stellen.• Transparenz in Bezug auf den Prüfungsstoff und die Lernziele sicherstellen.Die RedaktionDie Prüfung zu schreiben bildet das Kernstück der ganzen Vorbereitung.Deshalb sollten Sie diesem Teil des Prozesses die grösste Aufmerksamkeitschenken.VariationIndem Sie zwischen verschiedenen Prüfungsarten variieren, ermöglichenSie Ihren Lernenden, sich weiter zu entwickeln. Nutzen Sie deshalbdas ganze Spektrum, führen Sie mündliche und schriftliche Prüfungendurch, lassen Sie die Lernenden präsentieren oder Dokumentationenerstellen.EinstiegGewährleisten Sie einen einfachen Einstieg in die Prüfung.Dazu eignen sich Fragen der Kompetenzstufe 1 (Wissen):BeispielJeder Stoff erhält seine Bezeichnung auf Grund seines charakteristischen Aussehensund seiner typischen Merkmale. 2 P.Ergänzen Sie die Tabelle sinngemäss.Beschreibung:Bezeichnung:Dickes Streichgarngewebe, das auf beidenSeiten geraut ist.Serge© Silvia Anastasiades/Helena Gabriel Nutt/Helene Hofer/Regula Peter Gassmann


Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong> 2Klare FormulierungFormulieren Sie in einfachen, kurzen Sätzen und stellen Sie sicher, dassdie Fragestellung berufsrelevant ist.BeispielMit welchen offenen Fragen können Sie in ein Verkaufsgespräch einsteigen?Schreiben Sie drei unterschiedliche Fragen in direkter Rede auf. 3 P.VorentlastungBeginnen Sie die Fragestellung oder den Auftrag mit einer Vorentlastung.Diese dient zur Einstimmung ins Thema und gibt Anhaltspunkte, die denLernenden helfen, sich in den Sachverhalt der Frage hineinzudenken.BeispielIm Wald treffen Sie auf eine prächtige Eiche, deren Stamm mit Moos bedeckt ist.In der Krone entfalten sich dicke, grosse Misteln. Beim genaueren Hinsehenentdecken Sie auf den besonnten Blättern saftiggrüne Blattläuse und auf feuchterenBlättern echten Mehltau. Auf dem am Boden herumliegenden Holz spriessenweisse Schirmpilze.Alle diese Lebewesen ernähren sich auf unterschiedliche Weise. 3 P.Ordnen Sie mit Verbindungslinien zu.• SchirmpilzeVollschmarotzer • Blattläuseautotroph • echter MehltauHalbschmarotzer • MistelSaprophyt • Moos• EicheHinweis zu den AntwortenMachen Sie deutlich, in welcher Form und Anzahl Sie die Antwortenwünschen.BeispielDas Besatzmaterial einer Haarbürste wird auf verschiedene Weise im Bürstenkörperbefestigt.Nennen Sie vier Besteckungsverfahren für die Haarbürste. 2 P.____© Silvia Anastasiades/Helena Gabriel Nutt/Helene Hofer/Regula Peter Gassmann


Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong> 3Gute AbbildungenVerwenden Sie nur einwandfreie Abbildungen, Skizzen und Bilder. Jenach Aufgabe kann es sinnvoll sein, wenn Sie ergänzende Anschauungsmaterialien(Modelle) zur Verfügung stellen. Nutzen Sie Tafel, Presenterund Pinwand.BesispielSie haben Kenntnisse über den Blutkreislauf des Menschen.a) Zeichnen Sie bei den Blutgefässenmit den Nummern 8, 11, 13, 15,20, 3 und 5 die Fliessrichtung desBlutes mit Pfeilen () in die Figurein.4P.b) Färben Sie alle Nummern für dieTeile, die arterielles Blut enthaltenrot, jene mit venösem Blut blau.(Gefässe die weder arterielles nochvenöses Blut enthalten lassen sieungefärbt.)4P.AnforderungsniveauSteigern Sie die Anforderungen sowohl innerhalb einer Prüfung, als auchim Verlauf der Ausbildung. Bauen Sie unterschiedliche Anforderungsniveausein.Beispiel(innerhalb der Prüfung)I. Der Farbkreis ist eine wichtige Grundlage für den Coiffeur. Er hilft zum TeilFehlfärbungen zu korrigieren. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie denFarbkreis kennen.(Wissen)Nennen Sie die Grundfarben. 1.5 P.II. Erklären Sie den Begriff Komplementärfarben mit drei Aussagen. 3 P.(Verständnis)© Silvia Anastasiades/Helena Gabriel Nutt/Helene Hofer/Regula Peter Gassmann


Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong> 4III. Sie haben einer Kundin die Haare blondiert. Nach der Blondierung weisendie Haare vor allem auf Längen und Spitzen einen sehr starken Orangetonauf.Nennen Sie drei Fehlerquellen, die für dieses Resultat verantwortlich seinkönnen und erklären Sie, welchen Einfluss diese auf den Färbevorgang haben.(Anwendung)_ ½ P.1 P._ ½ P.1 P._ ½ P.1 P.Beispiel(im Verlauf der Ausbildung)1. LehrjahrA Nennen Sie drei Wachstumsfaktoren für Pflanzen. 1½ P.(Wissen)___2. LehrjahrB Erklären Sie den Einfluss von Licht auf das Pflanzenwachstum. 2 P.(Verständnis und Anwendung)3. LehrjahrCVergleichen Sie die Lebensbedingungen im natürlichen Lebensraum vonEchinocactus grusonii und Aechmea fasciata und leiten Sie daraus die optimalenPflegemassnahmen für diese beiden Pflanzen ab. 4 P.(Analyse und Synthese)Echinocactus grusoniiAechmea fasciataLebensraumLebensraumPflegemassnahmenPflegemassnahmen© Silvia Anastasiades/Helena Gabriel Nutt/Helene Hofer/Regula Peter Gassmann


Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong> 5PunktzahlBeispielMachen Sie bei der Bewertung ersichtlich, wie viele Punkte Sie pro Aufgabevergeben.Achten Sie darauf, dass die Punktzahl im Verhältnis zum Anforderungsniveauder Prüfungsfrage steht. Für die Angabe der Punktzahl haben Sieverschiedene Möglichkeiten. Durch eine einheitliche Gestaltung innerhalbder Prüfung (z.B. Punktzahl jeweils am rechten Rand oder Hinweisam Ende der Fragestellung) schaffen Sie Klarheit.Um ein Baumwollgarn herzustellen, sind mehrere Arbeitsgänge notwendig.Ordnen Sie die Arbeitsabläufe in der korrekten Reihenfolge:4 P.Jede richtige Zuordnung ergibt ½ Punkt.A Lockern, B Spinnen, C Doublieren und Strecken, D Kardieren,E Öffnen, F Vorspinnen, G Kämmen, H Reinigen1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.BeispielFrau Seiler möchte ihre Locken in den Spitzen etwas länger halten. Sie willaber am Ansatz eine weichere Welle und nicht zuviel Volumen.Max. 3 Punktea Welche Wickeltechnik würden Sie anwenden.1 Punkt für dieWickeltechnikbBegründen Sie Ihre Wahl.2 Punkte fürdie BegründungPunktzahl und GliederungDurch eine Gliederung der Aufgabe wird die Verteilung der Punkte übersichtlicher.(z.B. a, b)BeispielAls Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben wir die Möglichkeit, impolitischen Geschehen aktiv mitzuwirken.a Ergänzen Sie die Lücken mit der korrekten Aussage:Wenn eine Gruppe von Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern möchte,dass die Bundesverfassung geändert wird oder ein neuer Artikel darinaufgenommen wird, kann sie zum Beispiel den exakten Text dieses Artikelsformulieren und dann für _____________________________ Unterschriftensammeln. Sie hat dafür ________________ Monate Zeitund braucht mindestens _______________ (Anzahl) gültige Unterschriften.Wenn ihr das gelingt, wird nach einem längeren Verfahrenüber diesen Vorschlag zur Änderung der Bundesverfassung abgestimmt.b Damit der Vorschlag angenommen wird, braucht es das Volksmehr das Ständemehr das Volks- und das Ständemehr.¼¼¼¼© Silvia Anastasiades/Helena Gabriel Nutt/Helene Hofer/Regula Peter Gassmann


Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong> 6AbwechslungSorgen Sie dafür, dass die Prüfungen abwechslungsreich sind. BenutzenSie unterschiedliche Aufgabetypen.Lassen Sie: zeichnen, Texte verfassen, zuordnen, vergleichen, beschreiben,beschriften etc..Die Liste der Verben zur Formulierung von Lernzielen ist dabei sehr hilfreich.(Anhang I)GestaltungGestalten Sie die Prüfungsblätter übersichtlich und überladen Sie diesenicht. Lassen Sie genügend Platz für Lösungen. Dies ist nicht nur für dieLernenden angenehm, es erleichtert Ihnen selbst die Korrektur.Tipp: Ob der Platz ausreicht, überprüfen Sie, in dem Sie die Lösungenhandschriftlich eintragen.SchlusskontrolleBevor Sie die Prüfung einsetzen, vergewissern Sie sich anhand der folgendenCheckliste, ob die wichtigsten Kriterien erfüllt sind.Checkliste• Ist der Prüfungsstoff abgedeckt?• Sind die Fragen und Aufgaben berufsrelevant?• Enthält die Prüfung verschiedene Aufgabentypen?• Sind Unterschiedliche Anforderungsniveaus berücksichtigt?• Sind die Formulierungen eindeutig und verständlich?• Ist die Rechtschreibung überprüft (Tippfehler!)?• Sind die Punkte gesetzt?• Ist die Gestaltung übersichtlich?• Hat es genügend Platz für Lösungen?Die DurchführungFühren Sie die Prüfung mit klaren Rahmenbedingungen durch. SorgenSie für eine ruhige Umgebung, machen Sie klare Zeitvorgaben und gebenSie die Verhaltensregeln bekannt.Die BewertungDurch eine gewissenhafte und faire Korrektur schaffen Sie bei den LernendenVertrauen. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie die im Vorausfestgelegten Bewertungskriterien einhalten und einen verbindlichen Notenschlüsselverwenden.NotenberechnungAls Basis für die Notenberechnung eignet sich die Formel:erreichte Punkte · 5maximal Punkte(+ 1) = erreichte NoteBeispiel Hat eine Lernende an einer schriftlichen Prüfung von 42 möglichen Punkten 29Punkte erreicht, erhält sie gemäss der folgenden Rechnung die Note 4,5.29 · 5(+ 1) = 4,4542Eine Tabelle zur Umwandlung von Punkten in Notenwerte finden Sie im AnhangII.Sie können selbstverständlich auch andere Notenschlüssel einsetzen. Dabei istwichtig, dass Sie Ihre Bewertungskriterien den Lernenden transparent machen.© Silvia Anastasiades/Helena Gabriel Nutt/Helene Hofer/Regula Peter Gassmann


Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong> 7Die NachbereitungSchenken Sie der Prüfung auch nach der Bewertung Beachtung. HaltenSie den vereinbarten Rückgabetermin ein und besprechen Sie die Prüfungbei Bedarf mit der Klasse. Evaluieren Sie Ihre eigene Arbeit, indemSie auch Feedback von Ihren Lernenden einholen.FeedbackAls möglicher Fokus eignen sich Fragen zur:• Gestaltung der Prüfung• Verständlichkeit• Übereinstimmung mit dem Unterrichtsstoff• persönlichen Vorbereitung der LernendenSeien Sie bereit, Veränderungen vorzunehmen. Die Lernenden fühlensich dadurch ernst genommen. Dies wirkt sich positiv auf die Weiterarbeitmit der Klasse aus und ist eine wichtige Voraussetzung, um Verantwortungfür das eigene Lernen zu übernehmen.© Silvia Anastasiades/Helena Gabriel Nutt/Helene Hofer/Regula Peter Gassmann


Prüfungen <strong>gut</strong> <strong>durchdacht</strong> 9Anhang IITabelle zur Umwandlung von Punkten in NotenwerteMaximal erreichbare Punktezahl12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 Note12 14 16 18 19+20 21+22 23+24 25+26 27+28 29+30 31+32 33+34 35+36 37+38 38-40 40-42 6.011 12+13 14+15 16+17 17+18 19+20 21+22 23+24 24-26 26-28 28-30 29-32 31-34 33-36 34-37 36-39 5.59+10 11 12+13 14+15 15+16 17+18 18-20 20-22 21-23 23-25 24-27 26-28 27-30 29-32 30-33 32-35 5.08 10 11 12+13 13+14 15+16 16+17 17-19 19+20 20-22 21-23 23-25 24-26 25-28 26-29 28-31 4.57 8+9 9+10 10+11 11+12 13+14 14+15 15+16 16-18 17-19 18-20 19-22 20-23 21-24 22-25 24-27 4.06 7 8 9 9+10 10-12 11-13 12-14 13-15 14-16 15-17 16-18 17-19 18-20 18-21 19-23 3.55 5+6 6+7 7+8 7+8 8+9 9+10 10+11 10-12 11-13 12-14 12-15 13-16 14-17 14-17 15-18 3.03+4 4 4+5 5+6 5+6 6+7 6-8 7-9 7-9 8-10 8-11 9-11 9-12 10-13 10-13 11-14 2.52 3 3 3+4 3+4 4+5 4+5 4-6 5+6 5-7 5-7 6-8 6-8 6-9 6-9 7-10 2.01 1+2 1+2 1+2 1+2 2+3 2+3 2+3 2-4 2-4 2-4 2-5 2-5 2-5 2-5 3-6 1.50 0 0 0 0 0+1 0+1 0+1 0+1 0+1 0+1 0+1 0+1 0+1 0+1 0-2 1Weiterführende Literatur finden Sie in der Schulbibliothek im Zimmer 201.© Silvia Anastasiades/Helena Gabriel Nutt/Helene Hofer/Regula Peter Gassmann

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