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Untitled - Wissenschaft Online

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Gestirne und<br />

magische Steine<br />

Das berühmteste vorgeschichtliche Denkmal in Europa<br />

ist zweifellos der imposante Steinkreis von Stonehenge<br />

im südenglischen Wiltshire. Mit seinen gewaltigen Megalithpfeilern<br />

und torähnlichen ‘Trilithen’ ist der zwischen<br />

etwa 3000 und 1000 v. Chr. benutzte und immer wieder<br />

umgebaute Kultring nahezu jedem Schulkind bekannt. Weit<br />

verbreitet ist auch sein Ruf als an den Gestirnen ausgerichtetes<br />

‘Sonnenobservatorium’ und Himmelsheiligtum. Zwar<br />

ist unter den Prähistorikern bis heute heftig umstritten,<br />

ob sich mit dem komplexen Megalithbauwerk (von griech.<br />

megas = ‘groß’ und lithos = ‘Stein’) tatsächlich die Sonnen-<br />

und Mondphasen, Tag- und Nachtgleichen und sogar<br />

Sonnen- und Mondfinsternisse vorausberechnen ließen,<br />

wie manche Astronomen und Laienforscher behaupten.<br />

Allgemein anerkannt ist jedoch der Bezug des Steinkreises<br />

zur Sommersonnenwende: Alljährlich am 21. Juni geht die<br />

Sonne dort am nördlichsten Punkt ihres Jahreslaufs über<br />

der mehr als 500 m langen sog. ‘Prozessionsstraße’ und dem<br />

heelstone (= ‘Fersenstein’) im Nordosten auf und leuchtet<br />

exakt durchs Zentrum der Anlage. Diesem Ereignis wohnen<br />

wie vielleicht schon in der Vorgeschichte Jahr für Jahr viele<br />

Tausend Zuschauer und Esoterikbegeisterte bei, die sich<br />

früher, als dieses Massenspektakel zeitweise verboten war,<br />

mitunter handfeste Auseinandersetzungen mit der Polizei<br />

lieferten.<br />

Exakt auf die Wintersonnenwende sechs Monate später<br />

ist dagegen das Megalithgrab von Newgrange in Irland ausgerichtet,<br />

das sich unter einem 85 m breiten und 12 m hohen<br />

künstlichen Erd- und Steinhügel befindet. Von seinem Eingang<br />

führt ein schmaler, 19 m langer Gang zu der mit einem<br />

Der Gollenstein bei Blieskastel im Saarland ist mit über<br />

6 m Höhe einer der größten Menhire Mitteleuropas. Die<br />

kleine Kultnische in seiner Mitte wurde in christlicher Zeit<br />

eingearbeitet.<br />

Die Sonnenheiligtümer und<br />

Megalithen der Jungsteinzeit<br />

Der Steinkreis von Stonehenge in England, das<br />

berühmteste vorgeschichtliche Denkmal Europas. War es<br />

ein Himmelsobservatorium?<br />

Steingewölbe ausgestatteten neolithischen Grabkammer.<br />

Jedes Jahr am 21. Dezember wandert ein Lichtstrahl der<br />

aufgehenden Sonne durch eine eigens dafür geschaffene<br />

Öffnung über dem Hügeleingang den Gang entlang bis zu<br />

der Kammer, wodurch diese ins helle Morgenlicht getaucht<br />

wird.<br />

Ähnliche Bezüge zum Sonnenlauf und zu den Gestirnen<br />

werden mal mehr, mal weniger überzeugend auch den kilometerlangen<br />

Steinreihen von Carnac und zahlreichen weiteren<br />

Megalithdenkmälern in Westeuropa zugeschrieben. Die<br />

eifrigsten Verfechter dieser sog. ‘Archäoastronomie’ waren<br />

lange Zeit indes archäologisch wenig vorgebildete und statt<br />

dessen mit bisweilen übergroßer Phantasie ausgestattete<br />

Naturwissenschaftler und Laienforscher, weshalb diese am<br />

Schnittpunkt von Archäologie und Astronomie angesiedelte<br />

Spezialdisziplin lange Zeit in der archäologischen Fachwelt<br />

einen eher fragwürdigen Ruf genoss.<br />

Gestirne und magische Steine 27


Bei uns in Deutschland spielte sie bis vor kurzem in der<br />

offiziellen Forschung so gut wie gar keine Rolle, weil große<br />

Steinkreise – sog. Cromlechs – oder umfangreiche Steinreihen<br />

– Alignements genannt – hierzulande praktisch nicht<br />

vorkommen (vgl. Ausflugstipps im Anhang). Die ersten<br />

nordeuropäischen Bauern der sog. ‘Trichterbecherkultur’<br />

vor etwa 5000 bis 6000 Jahren schufen zwar zahlreiche über<br />

ganz Norddeutschland verstreute Megalithdenkmäler, doch<br />

diese beschränkten sich anders als in Westeuropa nahezu<br />

ausschließlich auf imposante Großsteingräber und einzeln<br />

in der Landschaft aufgestellte Steinpfeiler, die sog. Menhire<br />

(vgl. Kasten auf S. 30/31 und 34 sowie Ausflugstipps im<br />

Anhang). Diese Grabstätten und ‘Hinkelsteine’ verfügten<br />

kaum über geeignete ‘Peilungslinien’ für eine systematische<br />

Himmelsbeobachtung und wurden daher abgesehen von<br />

einer in prähistorischer Zeit durchaus geläufigen Orientierung<br />

nach den Himmelsrichtungen auch kaum jemals mit<br />

astronomischen Vorgängen in Verbindung gebracht.<br />

Die Lübbensteine bei Helmstedt<br />

im Sonnenuntergang.<br />

28 Gestirne und magische Steine<br />

Sonnentempel 2000 Jahre vor Stonehenge<br />

In den vergangenen 25 Jahren hat sich indessen völlig<br />

überraschend gezeigt, dass auch die vorgeschichtlichen Menschen<br />

hierzulande den Lauf der Gestirne intensiv beobachteten<br />

und bereits 2000 Jahre vor Stonehenge über imposante<br />

Sonnen- und vielleicht auch Gestirnheiligtümer verfügten.<br />

Diese Kultstätten blieben den Archäologen freilich lange<br />

Zeit verborgen, weil sie anders als Stonehenge und die westeuropäischen<br />

Megalithanlagen nicht aus unverwüstlichem<br />

Stein, sondern wie die auf Seite 23 ff. erwähnten Erdwerke<br />

ausschließlich aus Erde und Holz errichtet wurden. Sie<br />

hinterließen infolgedessen keine oberirdischen Spuren und<br />

entgingen bis vor kurzem fast vollständig dem Blick der<br />

Forschung oder wurden zumindest in ihrer Bedeutung nicht<br />

richtig erkannt. Mittlerweile weiß man aber, dass es sich um<br />

die „frühesten Monumental[bauten] hierzulande“ handelte,<br />

und zwar um eine „nach astronomischen Gesichtspunkten<br />

orientierte Großarchitektur“, wie der maßgeblich an ihrer<br />

Entdeckung beteiligte Münchner Geophysiker Helmut<br />

Becker schreibt. 1<br />

Erste Spuren dieser sog. Kreisgrabenanlagen oder ‘Rondelle’<br />

fanden Archäologen in den 1970er Jahren an Fundstätten<br />

in Tschechien und in Niederösterreich, wo mit um<br />

die hundert Anlagen auch der regionale Verbreitungsschwer-


Das jungsteinzeitliche Sonnenheiligtum von Goseck<br />

(Sachsen-Anhalt) bei der Ausgrabung in einer Luftaufnahme.<br />

punkt dieser Erdwerke liegt. Die erste Kultanlage dieses Typs<br />

in Deutschland kam gleichfalls in den 1970er Jahren auf<br />

der Schalkenburg bei Quenstedt in Sachsen-Anhalt zutage,<br />

nachdem bereits 1919 ein Rondell bei Kothingeichendorf in<br />

Niederbayern angegraben, aber nicht in seiner Bedeutung<br />

erkannt worden war.<br />

Zu einer systematischeren Erforschung dieser Kreisgrabenanlagen,<br />

die sich durch herkömmliche Ausgrabungen<br />

meist nur in kleinen Ausschnitten erfassen lassen, kam<br />

es aber erst durch den gezielten Einsatz neu entwickelter<br />

archäologischer Techniken seit den 1980er Jahren, bei dem<br />

vor allem die bayerische Bodendenkmalpflege eine wegweisende<br />

Rolle spielte. Durch systematische Beobachtungsflüge<br />

und prospektive Aufnahmen aus der Luft entdeckte und dokumentierte<br />

der Luftbildarchäologe Otto Braasch seit 1980<br />

in Niederbayern ein halbes Dutzend solcher am Boden nicht<br />

mehr sichtbarer Rondelle, die in der Folgezeit von Helmut<br />

Becker mit dem neu entwickelten Verfahren der ‘geomagnetischen<br />

Prospektion’ flächendeckend untersucht und dokumentiert<br />

wurden. Dieses auf der Messung des natürlichen<br />

Erdmagnetfelds und seiner ‘Störung’ durch archäologische<br />

Objekte beruhende ‘Bodenradar’ ermöglicht es, sehr viel<br />

kostengünstiger und schneller als durch archäologische Ausgrabungen<br />

nahezu exakte Pläne von Bodendenkmälern zu<br />

erhalten, die spätere gezielte Ausgrabungen erleichtern.<br />

Dank dieser systematischen High-Tech-Forschung, die<br />

seit 1990 auch auf die neuen Bundesländer ausgeweitet<br />

wurde, sind in Süd- und Mitteldeutschland heute mehr als<br />

zwei Dutzend Kreisgrabenanlagen bekannt und zum Teil<br />

auch untersucht. Ihrem Fundmaterial zufolge stammen sie<br />

durchweg aus der Zeit zwischen 5000 und 4600 v. Chr. Ihre<br />

Erbauer waren Menschen aus den sog. mittelneolithischen<br />

Kulturgruppen, die das Erbe der vorangegangenen Linienbandkeramiker<br />

(vgl. S. 16ff.) angetreten hatten. Sie errichteten<br />

die Erdwerke zumeist in der Nähe ihrer Dörfer und inmitten<br />

der dicht besiedelten damaligen Kulturlandschaften,<br />

deren religiöse und soziale Mittelpunkte die Kreisgrabenanlagen<br />

offenbar waren. Trotz des beträchtlichen Bauaufwands<br />

legte dabei anscheinend jede Siedlungsgemeinschaft Wert<br />

auf ihr ‘eigenes’ Heiligtum, so dass beispielsweise die acht<br />

bekannten niederbayerischen Rondelle nur jeweils 3 bis 6<br />

km voneinander entfernt liegen.<br />

Wohl am besten erforscht und überdies als einzige deutsche<br />

Anlage vollständig im Gelände rekonstruiert und damit in<br />

Originalgröße vor Ort zu besichtigen ist aber eine mitteldeutsche<br />

Anlage – das 1991 entdeckte und von 2002 bis<br />

2004 ausgegrabene Sonnenheiligtum von Goseck 30 km<br />

südlich von Halle in Sachsen-Anhalt. An seinem Beispiel<br />

wollen wir im Folgenden die wesentlichen Merkmale dieser<br />

jungsteinzeitlichen Kultanlagen exemplarisch unter die<br />

Lupe nehmen.<br />

Das Sonnenheiligtum von Goseck<br />

Die zu Beginn des 5. Jts. v. Chr. erbaute Gosecker Kultstätte<br />

bestand aus einem annähernd kreisrunden Ringgraben von<br />

71 m Durchmesser, der im Inneren von zwei konzentrischen<br />

Palisadenringen mit 56 und 49 m Durchmesser ergänzt<br />

wurde (Abb. S. 33). Diese Kombination aus in die Erde eingetieften<br />

Rundgräben und begleitenden Holzpalisaden ist auch<br />

für die anderen Rondelle in Mitteleuropa kennzeichnend,<br />

die teilweise sogar über zwei oder drei bis zu 5 m breite und<br />

tiefe Grabenringe verfügen, wobei die übliche Kreisform<br />

zwischen rund und elliptisch variieren kann.<br />

Der von außen her nicht einsehbare Innenraum der<br />

Gosecker Kreisgrabenanlage hatte einen Durchmesser von<br />

knapp 50 m und wies keinerlei Siedlungsspuren auf, was<br />

gleichfalls charakteristisch für die Erdwerke dieses Typs<br />

ist. Allerdings fanden sich in ihm mehrere Gruben mit<br />

menschlichen Skelettresten, die auch in anderen Rondellen<br />

vorkomme<br />

Gestirne und magische Steine 29


Megalithische Großsteingräber<br />

Megalithische Großsteingräber (von<br />

griech. megas = ‘groß’ und lithos = ‘Stein’)<br />

sind neben Menhiren (vgl. S. 34) die häufigsten<br />

Megalithdenkmäler in Deutschland.<br />

Etwa tausend von ihnen existieren<br />

heute noch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen<br />

und Mecklenburg-Vorpommern,<br />

wo die von den Gletschern der letzten Eiszeit<br />

zurückgelassenen großen Felsblöcke<br />

(= ‘Findlinge’) ein geeignetes Rohmaterial<br />

und das Vorbild zur Errichtung der<br />

Megalithbauten lieferten. Doch auch bis<br />

hinunter nach Nordhessen und Sachsen-<br />

Anhalt kommen vereinzelte Großsteingräber<br />

vor.<br />

Die meisten dieser Megalithanlagen<br />

stammen aus der jungsteinzeitlichen<br />

‘Trichterbecherkultur’ vor etwa 5000 Jahren,<br />

die nach ihrem charakteristischen<br />

Tongefäßtyp benannt und im nördlichen<br />

Mitteleuropa weit verbreitet war. Ihre<br />

Angehörigen waren die ersten echten<br />

Ackerbauern und Viehzüchter nördlich der<br />

Mittelgebirge und wurden früher auch als<br />

‘Großsteingräberleute’ bezeichnet.<br />

Als die einfachste Form der von ihnen<br />

erbauten megalithischen Grabkammern<br />

gilt der aus zwei senkrechten Tragsteinen<br />

und einem waagrecht darüber gelegten<br />

Deckstein bestehende sog. ‘Urdolmen’.<br />

Diese steintischförmige Grabkammer von<br />

oft nur 2 m Größe diente in der Regel zur<br />

Bestattung eines einzelnen Toten. Schon<br />

bald errichteten die Trichterbecherleute<br />

durch Aneinanderreihung einer größeren<br />

Anzahl solcher steinernen Jochkonstruktionen<br />

aber auch sog. ‘Großdolmen’ und<br />

‘Ganggräber’, die nach den in ihrem<br />

Inneren aufgefundenen Skelettresten und<br />

Totenbeigaben offenkundig für eine größere<br />

Anzahl aufeinanderfolgender Bestattungen<br />

bestimmt waren. Es handelte sich<br />

bei ihnen also nicht mehr nur um Einzel-,<br />

sondern um Gemeinschaftsgräber, in denen<br />

vielleicht nach Art von Familiengrüften<br />

oder Dorffriedhöfen über Generationen<br />

hinweg immer wieder die Verstorbenen<br />

eines ganzen Familienclans oder einer<br />

30 Gestirne und magische Steine<br />

Siedlungsgemeinschaft beigesetzt wurden<br />

(vgl. S. 22/23).<br />

Wie moderne Experimente und Analysen<br />

gezeigt haben, war es mit einer<br />

entsprechenden Anzahl von Arbeitskräften<br />

ohne weiteres möglich, die mehrere Tonnen<br />

schweren Trag- und Decksteine dieser<br />

Megalithgräber mit einfachsten Hilfsmitteln<br />

wie Zugschlitten oder Rollhölzern an<br />

ihren Aufstellungsort zu transportieren<br />

und dort mit Hilfe von Seilen, hölzernen<br />

Hebeln und Erdrampen aufzurichten und<br />

Der imposante Dolmen von<br />

Stöckheim nahe der ehemaligen<br />

innerdeutschen Grenze zeigt mit<br />

seinem gewaltigen Deckstein sehr<br />

schön die Bauweise neolithischer<br />

Großsteingräber.


übereinander zu schieben. Im Mittelalter<br />

und in der Frühen Neuzeit erschien dies<br />

den Menschen hingegen unvorstellbar,<br />

und so wurden die Großsteingräber ehrfurchtsvoll<br />

als Bauwerke und Ruhestätten<br />

von Riesen angesehen, was sich in ihrer<br />

Bezeichnung als ‘Hünengräber’ oder ‘Hünenbetten’<br />

und in zahllosen Sagen und<br />

Legenden niedergeschlagen hat. Dieser<br />

scheinbar ‘übermenschlichen’ Monumentalität<br />

und wuchtigen Eleganz verdanken<br />

die Megalithanlagen auch heute noch ihre<br />

geheimnisvolle und mystische Aura.<br />

Man muss sich bei ihrer Betrachtung<br />

aber stets darüber im Klaren sein, dass die<br />

großen Steinkammern dieser monumentalen<br />

Grabstätten, die ihr heutiges Erscheinungsbild<br />

so stark prägen, zur Zeit ihrer<br />

Benutzung fast immer von einem Erdhügel<br />

überdeckt und damit von außen her gar<br />

nicht sichtbar waren. Je nach Grabtypus<br />

besaß dieser heute zumeist völlig verschwundene<br />

Hügel eine eher rundliche<br />

oder eine langgestreckt-rechteckige Form;<br />

außen konnte er mit einem Steinring oder<br />

weiteren ‘megalithischen‘’ Blöcken eingefasst<br />

sein, die zum Teil heute noch erhalten<br />

sind. Wir haben in den heutigen Dolmen<br />

und ‘Hünengräbern’ somit nur noch die<br />

Ruinen bzw. den steinernen ‘Kern’ dieser<br />

einstigen Begräbnisstätten vor uns, und<br />

ihr heutiges Erscheinungsbild entspricht<br />

keineswegs dem vor 5000 Jahren, als die<br />

Anlagen eher gewöhnlichen Grabhügeln<br />

oder Erdrampen ähnelten.<br />

Wie andere vor- und frühgeschichtliche<br />

Monumentalgräber dürften auch<br />

die megalithischen Grabanlagen eine<br />

wichtige Rolle im Toten- und Ahnenkult<br />

ihrer Zeit gespielt haben. Als weithin<br />

in der Landschaft sichtbare Denkmäler<br />

und Erinnerungsstätten unterstrichen<br />

sie gewiss den Anspruch der einzelnen<br />

Siedlungsgemeinschaften auf ihr jeweiliges<br />

Territorium und trugen zur mentalen<br />

Verwurzelung der Menschen in ihrer<br />

Heimat bei. Ob sie auch sonst als kultische<br />

Mittelpunkte Bedeutung besaßen, ist trotz<br />

späterer volkstümlicher Bezeichnungen<br />

wie ‘Heidenopfertisch’ oder ‘Teufelsaltar’<br />

völlig offen. Konkrete Belege dafür gibt es<br />

nicht, und auch von den Bestattungsriten<br />

selbst ist mit Ausnahme der Totenbeigaben<br />

und in einigen Grabkammern auf-<br />

Der ‘Teufelsbackofen’ im Everstorfer<br />

Forst nahe Wismar verfügt noch über<br />

den äußeren Steinkreis als ursprüngliche<br />

Einfassung des Grabhügels.<br />

gefundener Tontrommeln kaum etwas<br />

übrig geblieben. So sind die einzigen<br />

konkreten Kultzeugnisse aus diesen Großsteingräbern<br />

Bilddarstellungen von tanzenden<br />

Gestalten, Rindergespannen oder<br />

als ‘Dolmengöttin’ gedeuteten Gebilden,<br />

die in einigen von ihnen auf die Wände<br />

graviert oder gepickt wurden (vgl. auch<br />

Ausflugstipps im Anhang). Der tiefere<br />

Sinn dieser Bildmotive bleibt uns frei-<br />

lich verschlossen, so dass die ‘magischen<br />

Steine’ ungeachtet aller archäologischen<br />

Bemühungen ihr Geheimnis bis heute ein<br />

Stück weit bewahrt haben.<br />

Auf dem Bildstein von Anderlingen<br />

(Niedersachsen) sind mehrere tanzende<br />

Gestalten dargestellt, die mittlere mit<br />

einem Beil in Händen.<br />

Gestirne und magische Steine 31


Lüttich<br />

N<br />

S<br />

NIEDER-<br />

LANDE<br />

N o r d s e e<br />

Borkum<br />

Schleswig-Holstein<br />

Cuxhaven Lübeck<br />

Wismar<br />

Grevesmühlen Boitin<br />

Wilhelmshaven<br />

Horsten<br />

Bremerhaven<br />

Hamburg<br />

Hamburg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Schwerin<br />

Oldenburg Hude Bremen<br />

Bremen Schwienau-<br />

Harpstedt<br />

Melzingen<br />

Verden<br />

Uelzen<br />

Cloppenburg<br />

Beckstedt<br />

Wildeshausen<br />

Niedersachsen<br />

Eberswalde<br />

Bippen<br />

Berlin<br />

Berlin<br />

Osnabbrück<br />

Hannover<br />

Sachsen-Anhalt Potsdam Frankfurt/Oder<br />

Braunschweig<br />

Hildesheim<br />

Magdeburg Brandenburg<br />

Bielefeld<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Detmold<br />

Goslar<br />

Xanten<br />

Externsteine<br />

Quedlingburg<br />

Cottbus<br />

Recklinghausen<br />

Herne<br />

Essen<br />

Dortmund<br />

Bruchhauser Göttingen Langen-<br />

Steine<br />

eichstädt Halle/Saale<br />

Düsseldorf Menden<br />

Münden-<br />

Kassel Wiershausen<br />

Leipzig<br />

Kosaken-<br />

Züschen<br />

Nebra<br />

berg<br />

Sachsen Meißen<br />

Köln<br />

Fritzlar Niederdorla Jena Goseck<br />

Dresden<br />

Aachen<br />

Bonn<br />

Marburg<br />

Erfurt<br />

Thüringen<br />

Chemnitz<br />

Nettersheim<br />

Hessen<br />

Rhein<br />

E i f e l<br />

Helgoland<br />

Goloring Koblenz<br />

Glauberg<br />

Rheinland- Martberg<br />

Pfalz<br />

Schwarz-<br />

Hochscheid erden<br />

Frankfurt<br />

Prag<br />

Mainz Darmstadt<br />

Jungfernhöhle<br />

Trier<br />

Bamberg<br />

Tawern<br />

Sybillenkreuz<br />

Würzburg Esperhöhle<br />

TSCHECHISCHE<br />

Saarland Worms<br />

Neuhaus<br />

Wallerfangen<br />

REPUBLIK<br />

Schwarzen- Kaiserslautern<br />

(Rabenfels)<br />

acker Gimmeldingen<br />

Nürnberg<br />

Saarbrücken Gollenstein Speyer Baden-<br />

Landau<br />

Württemberg<br />

Spellenstein<br />

Herxheim<br />

St. Ingbert Gersheim-<br />

Mundelsheim<br />

Karlsruhe<br />

Bayern<br />

Reinheim<br />

Eberdingen-Hochdorf<br />

Nördlingen<br />

Regensburg<br />

Leinfelden- Stuttgart<br />

Echterdingen<br />

Ofnethöhle Ingolstadt<br />

Straßburg<br />

Heidenheim<br />

Künzing<br />

Vogelherdhöhle Manching<br />

Tübingen<br />

Faimingen<br />

Landshut Passau<br />

FRANKREICH<br />

Weilheim<br />

Ulm<br />

Augsburg<br />

Riegel<br />

Heidentor<br />

Freiburg<br />

Heuneburg<br />

Villingen-<br />

Schwenningen<br />

München<br />

ÖSTERREICH<br />

Basel<br />

w a l d<br />

S c h w a r z -<br />

SCHWEIZ<br />

Sylt<br />

W e s t e r w a l d<br />

Zürich<br />

DÄNEMARK<br />

Flensburg<br />

Süderbrarup<br />

Schleswig<br />

Weser<br />

T a u n u s<br />

O d e n -<br />

w a l d<br />

Bodensee<br />

Heide<br />

Donau<br />

Main<br />

S c h w ä b i s c h e A l b<br />

Reichenau<br />

Kempten<br />

Kiel<br />

H a r z<br />

Elbe<br />

T h ü r i n g e r W a l d<br />

S p e s s a r t<br />

A l p e n v o r l a n d<br />

Fehmarn<br />

Forggensee<br />

Isar<br />

Rostock<br />

B a y e r . W a l d<br />

Inn<br />

O s t s e e<br />

Rügen<br />

E r z g e b i r g e<br />

Salzburg<br />

Saßnitz<br />

Usedom<br />

Bornholm<br />

POLEN<br />

Oder<br />

Stettin<br />

0 20 40 60 80 100 km<br />

Übersichtskarte 153

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