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Würdigung - zum Tod von Otto Ineichen vom ... - Stiftung Speranza

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Würdigung <strong>zum</strong> <strong>Tod</strong> <strong>von</strong> Nationalrat <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong><strong>von</strong>- e.Nationalrat Hans Rudolf Gysin, Vizepräsident <strong>Stiftung</strong>srat <strong>Stiftung</strong> <strong>Speranza</strong>- Ständerat Luc Recordon, Vizepräsident Verein Energieallianz«Ich bewege garantiert!»Der am 8. Juni 1941 geborene Luzerner Nationalrat <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> ist am 6. Juni 2012 viel zufrüh <strong>von</strong> uns allen gegangen. Er wird uns in bester Erinnerung bleiben, als Macher, alserfolgreicher Unternehmer, als volksverbundener Politiker und mit Bestimmtheit als einer derimmer bewegt hat und das garantiert!Was es heisst, ganz unten zu sein, erfuhr <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> am eigenen Leib. Vor mehr als 30Jahren schöpfte er in einem Kloster im Glauben Hoffnung und die Idee für <strong>Otto</strong>'sSchadenposten - später <strong>Otto</strong>'s Warenposten, heute <strong>Otto</strong>'s. Aus unglaublich harten Anfängenhat er sich hochgearbeitet und das Unternehmen zu respektablem Erfolg geführt.Zustimmung erhielt <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> als politischer Quereinsteiger, der 2003 als populärerUnternehmer direkt in den Nationalrat gewählt wurde, bei den Wiederwahlen 2007 und 2011<strong>von</strong> links bis rechts. Bei den letzten Nationalratswahlen erreichte er das mit Abstand besteResultat im Kanton Luzern. Seine Partei, die FDP, wollte er als Unternehmerpartei mitsozialem und ökologischem Profil stärker positionieren. Als typischer Luzerner Landliberalerwusste <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong>, dass der Mensch nicht alles weiss und auch nicht alles planbar ist. Mitentwaffnender Offenheit konnte er in Diskussionen zugeben, dass er etwas nicht konnte oderein anderer etwas besser wusste. Dass er jederzeit auch offen über seine Fehler undVersäumnisse reden konnte, hat ihn für alle sympathisch gemacht.Der «Prix Jeunesse 2009» oder die Auszeichnung <strong>zum</strong> «Schweizer Politiker des Jahres2010» zeigen, dass <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong>’s Schaffen grosse Anerkennung bei einer breitenÖffentlichkeit fand. Vieles tat er allerdings im Hintergrund ohne dafür die verdienteAnerkennung zu erhalten.Nicht nur die JugendEiner breiten Öffentlichkeit wird <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> als Kämpfer gegen die Jugendarbeitslosigkeitin Erinnerung bleiben. Er ermutigte und unterstützte junge Leute, zeigte ihnen Perspektivenauf und ermöglichte Hilfe zur Selbsthilfe. <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> wollte verhindern, dass Junge ohneLehrstelle in ein Loch der Hoffnungslosigkeit fallen. Deshalb gründete er am 8. Mai 2008 die<strong>Stiftung</strong> <strong>Speranza</strong>, die bis heute mit ihrem Projekt «Networker» mehr als 10‘000 neueAusbildungsplätze geschaffen hat. Das «Institut für Bildung» (IfB) der <strong>Stiftung</strong> <strong>Speranza</strong> istein Kompetenzzentrum für die berufliche Integration <strong>von</strong> Jugendlichen und jungenErwachsenen mit Mehrfachproblematiken. Dieses IfB hat schon über 500 Jugendliche undjunge Erwachsene nachhaltig beruflich integriert.<strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> wusste aber auch, dass aktuell rund 30‘000 Personen nach ihrem 50.Altersjahr in der Schweiz auf Stellensuche sind und kaum eine Chance mehr haben, sich inden Arbeitsmarkt einzugliedern. «Das darf nicht sein!» sagte <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> und so startete erSeite 1 (<strong>von</strong> 4)


das Projekt «Jobintegration 50plus» für ältere Arbeitslose. Er wollte, dass auch dieseZielgruppe <strong>von</strong> der Wirtschaft eine faire Chance erhalte und möglichst viele wieder den Wegin den Arbeitsprozess finden.Nicht unerwähnt bleiben darf sein Engagement für die KMUs, für Kinderkrippen«sperantino», für die traditionelle Lehre und den Mittelstand. Er hat so viele Projekteangerissen, so viele Lösungen angestossen, so viele Ideen im Kopf herumgewälzt, dass garnicht alle aufgezählt werden können. Er wollte stets Missstände offenlegen und pragmatischbeheben, dabei suchte er aber nie die Konfrontation. Der Dialog und der Kompromiss warenihm wichtiger, er war eben ein grundanständiger Mensch und Politiker, der allen stets mitRespekt begegnete.Feinfühliger Visionär<strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> hatte ein ausgeprägtes Sensorium für Themen, welche Politik und Gesellschaftbewegen. Und das oft schon Jahre voraus. 2008, als die Energiewende noch kein Themawar in der öffentlichen Diskussion, gründete <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> zusammen mit der damaligenStänderätin Simonetta Sommaruga die überparteiliche «Allianz Energetische Gebäudesanierung- JETZT!». In Windeseile, innert vier Stunden, konnte <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> in der Sommersession2008 zehn eidgenössische ParlamentarierInnen aus den fünf grossen Parteien undbeider Räte hinter die Idee, das enorme Energiesparpotenzial im Gebäudebereich auszuschöpfen,hinter sich scharen. Der wohl spektakulärste Erfolg der Allianz: die Teilzweckbindungder CO 2 -Abgabe zur Förderung energetischer Gebäudesanierungen.Noch im selben Jahr, im September 2008, gründete <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> den Verein Energieallianz.Das 1. Projekt «Türöffner» diente der Sensibilisierung <strong>von</strong> Wohneigentümern. Über 3'000Gebäudechecks hat der Verein ausgestellt. Viele Wohneigentümer führten aufgrund derGrobanalyse dann Sanierungsarbeiten durch.Das 2. Projekt «Power 40+» (Umschulung <strong>von</strong> gut qualifizierten, über 40-jährigen Stellensuchenden<strong>zum</strong> Energieberater Gebäude) war im Jahr 2010 so erfolgreich, dass es seit2011 eine nationale Arbeitsmarktmassnahme ist. Hier kommt das soziale Engagement <strong>von</strong><strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> voll <strong>zum</strong> Ausdruck: Er wollte Stellensuchenden, welche aufgrund ihres AltersMühe haben, wieder in den 1. Arbeitsmarkt zu gelangen, eine Chance in einemzukunftsträchtigen Berufsfeld eröffnen.Im April 2011 hat <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> mit seiner Energieallianz ein 13-Punkte-Programm <strong>zum</strong>Energieumbau Schweiz verabschiedet. Das Papier nahm den rund einen Monat später gefallenenEntscheid <strong>von</strong> Bundesrat und Parlament vorweg: Sukzessiver Atomausstieg, Förderungder Erneuerbaren und der Energieeffizienz, Bildungsoffensive in Cleantech-Berufenund, und, und…Ein typisches <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong>-Projekt ist auch das Projekt «Energietäler» (energieautonomeRegionen). Die Regionen sollen eine möglichst hohe Energieautonomie anstreben, indemdie einheimischen Ressourcen genutzt werden. Das schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfungin der Region. <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> war stets ein Verfechter der kommunalen und regionalenAktivitäten. Hier wissen die Entscheidungsträger, wo<strong>von</strong> sie reden - hier sind dieMacher.Seite 2 (<strong>von</strong> 4)


Menschenfreund<strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> liebte die Menschen und die Menschen liebten ihn. Unermüdlich sein Einsatzfür die Schwächeren. Kein Mensch, der nicht direkt mit <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> sprechen konnte, wennihn Sorgen plagten. <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> kannte keine Berührungsängste. Seine Handy-Nummerwar sozusagen öffentlich. Jeder und jede konnte ihm jederzeit anrufen. Kein Aufwand warihm zu gross, um jemandem zu helfen.Die Menschen dankten es ihm <strong>von</strong> Herzen. Wo immer <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> war, die Leute, die ihnsahen, lächelten ihm zu, reichten ihm die Hand, gratulierten ihm für sein Engagement,wünschten ihm weiterhin viel Erfolg und Kraft. <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> lächelte stets zurück und redetemit den Leuten, egal ob es ein Arbeiter oder ein Direktor oder ein Bundesrat war. Er genossdie Anerkennung aus dem Volk. Dies gab ihm die Kraft, sich weiter für die Schwächsten indieser Gesellschaft einzusetzen und Missstände aufzudecken, auch wenn dies nicht überallgleich gut ankam. Unermüdlich und unabhängig ging er seinen Weg, immer wollte er der Gesellschaftetwas <strong>vom</strong> Glück, das er hatte, weitergeben.Ein Politiker mit ProfilMit seinem einzigartigen Sensorium für Themen und Menschen, seiner Gradlinigkeit undseinem Kämpfertum, hob sich <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> wie kein zweiter aus der Masse der Politiker ab.Seine Begabung, Menschen über die Parteigrenzen hinaus zusammenzubringen, ist legendär.Seine Anteilnahme am Schicksal anderer Menschen und sein Einsatz für Leute, dienicht immer auf der Sonnenseite des Lebens standen, unvergesslich. Er verstand es wiekein anderer, Menschen in Schwierigkeiten aufzurichten und ihnen Zuversicht und Perspektivenzu vermitteln. Dabei blieb er immer bescheiden, selbstlos. Sehr wahrscheinlich warer sich Zeit seines Lebens nicht bewusst, wie beliebt er bei den Leuten war, wie sehr seinEngagement geschätzt wird.RastlosSich für andere einzusetzen und für wichtige Themen, insbesondere im Bereich Bildung undEnergie, zu kämpfen, war für ihn selbstverständlich. Da kannte er keine Grenzen undarbeitete oft bis zur Erschöpfung. Und dies, obwohl er effizient wie kein Zweiter an dieHerausforderungen heranging. Er war ein faszinierender Schnelldenker, ein kreativer Chaot,wie er sich selbst nannte.Wenige Tage Ferien gönnte er sich. Und wenn er einmal ausspannte, tat er auch das aktiv:Letzten Sommer fuhr er mit Freunden mit dem Bike <strong>von</strong> Basel nach Köln. Eine weitere Passion<strong>von</strong> ihm: Langlauf.Viel Freude bereiteten ihm auch seine 4 Enkeltöchter. Mit ihnen ging er in den Zirkus,schaute er sich Fussballspiele an (FC Luzern!), spielte stundenlang mit ihnen und freute sichselbst wie ein Kind, wenn es seinen Enkelinnen gut ging und sie sich glücklich an ihnschmiegten.Selbstredend, wie stolz er auf seine mittlerweile vier erwachsene Söhne ist, wo<strong>von</strong> zwei –der Älteste und der Jüngste – sein 1. Lebenswerk, die Firma <strong>Otto</strong>’s, weiterführen. Unendlichdankbar war <strong>Otto</strong> auch immer seiner geliebten Frau Hilde. Nicht selten hat er betont, dass erohne seine Hilde nie das geworden wäre, was er war.Seite 3 (<strong>von</strong> 4)


<strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> bewegte und war ständig in Bewegung. Ironie des Schicksals, dass er nichtwie die meisten Menschen im Bett, sondern auf dem Weg, auf dem Weg ins Bundeshaus,verstarb?Mit <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> verlieren wir einen echten Menschenfreund, einen der profiliertestenPolitiker und Kämpfer für die Nachhaltigkeit in der Energie- wie auch in der Bildungspolitik.<strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong> hinterlässt eine immens grosse Lücke: Als Mensch, als Unternehmer und alsPolitiker. Eine unvergleichbare charismatische Persönlichkeit geht ihren Weg weiter, aberleider nicht mehr in seiner geliebtem „Sursi“, seinem Kanton, seiner Schweiz, sondern inanderen Sphären.Wir vermissen <strong>Otto</strong> <strong>Ineichen</strong>, danken ihm für alles, was er für uns getan hat, und sindunendlich traurig.Für die <strong>Stiftung</strong> <strong>Speranza</strong>e.Nationalrat Hans Rudolf GysinVizepräsident <strong>Stiftung</strong>srat <strong>Stiftung</strong> <strong>Speranza</strong>Für den Verein EnergieallianzStänderat Luc RecordonVizepräsident der EnergieallianzSeite 4 (<strong>von</strong> 4)

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