zekazin 2/2012 - zeka, Zentren körperbehinderte Aargau
zekazin 2/2012 - zeka, Zentren körperbehinderte Aargau
zekazin 2/2012 - zeka, Zentren körperbehinderte Aargau
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Das Magazin von <strong>zeka</strong> zentren <strong>körperbehinderte</strong> aargau 2/<strong>2012</strong><br />
Körperbehinderungen,<br />
die man nicht sieht<br />
Ausbau des Psychomotorik-<br />
Angebots
2<br />
Impressum<br />
20. Ausgabe Oktober <strong>2012</strong><br />
Auflage:<br />
<strong>zeka</strong> • zin Das Magazin von <strong>zeka</strong> zentren <strong>körperbehinderte</strong><br />
aargau erscheint zweimal jährlich. Die<br />
Auf lage der Nummer 2/<strong>2012</strong> beträgt 5600 Stück.<br />
<strong><strong>zeka</strong>zin</strong> ist das Informationsorgan für Kinder und<br />
Jugendliche, Bewohnerinnen und Bewohner, Eltern<br />
und Angehörige, Mitarbeitende, Stiftungsgremien<br />
sowie Freundinnen und Freunde von <strong>zeka</strong>.<br />
Redaktion / Adressänderungen:<br />
<strong>zeka</strong> Geschäftsstelle<br />
Guyerweg 11<br />
Postfach 233<br />
5004 Aarau<br />
Tel. 062 838 21 68 / Fax 062 838 21 30<br />
E-Mail: <strong><strong>zeka</strong>zin</strong>@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
Redaktionsteam:<br />
Christine Egger,<br />
Stv. Leiterin Marketing, PR und Fundraising<br />
Dorothea Hauri, Sonderschullehrerin Baden<br />
Thomas Müller, Teamleiter Aarau<br />
Sonja Rohr, Kauffrau kontor<br />
Ueli Speich, Stiftungsleiter<br />
Gestaltung:<br />
buschö & Partner AG<br />
Picardie, 5040 Schöftland<br />
Druck und Versand:<br />
buschö & Partner AG<br />
Picardie, 5040 Schöftland<br />
Redaktionsschluss <strong><strong>zeka</strong>zin</strong> 1/2013<br />
11. März 2013<br />
PC 50-144-3<br />
Titelbild:<br />
Medina singt an der Schulschlussfeier Baden<br />
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
Impressum 2<br />
«Grüezi» 3<br />
<strong>zeka</strong> aus Klientenperspektive:<br />
Wir wissen nicht genau was Madeleine hat 4<br />
Medina: Ich will nichts Besonderes sein 6<br />
Wie stark behindert eine Gehbehinderung? 7<br />
Erfahrungen mit Behinderungen, die nicht auf<br />
Anhieb sichtbar sind 8<br />
Was unsichtbar ist, ist nicht zwangsläufig auch<br />
inexistent 10<br />
Gezielte Stärkung der Psychomotorik-Therapie:<br />
Ein Bekenntnis des Kantons <strong>Aargau</strong> zu einem<br />
wichtigen Angebot 14<br />
Neue Infrastrukturen in Aarau 15<br />
Beratung und Prävention in der Psychmotorik-<br />
Therapie bei <strong>zeka</strong> 16<br />
<strong>zeka</strong> eröffnet Ausstellung «Malerei – unterwegs» 19<br />
Spenden für <strong>zeka</strong> 20<br />
Vorweihnächtliche Anlässe 22<br />
Was macht eigentlich … Tamara Haller? 23<br />
Willkommen 24<br />
Interne Wechsel/Wiedereintritte 26<br />
Adieu 26<br />
Gratulation 27<br />
Dienstjubiläen <strong>2012</strong> 27<br />
Ein Tag im Leben von 28<br />
Veranstaltungskalender <strong>2012</strong>/2013 30<br />
Adressen 31
«Grüezi»<br />
Liebe Kinder und Jugendliche<br />
Liebe Bewohnerinnen und Bewohner<br />
Liebe Eltern und Angehörige<br />
Liebe Mitarbeitende<br />
Liebe Freundinnen<br />
und Freunde von <strong>zeka</strong><br />
Sie hören von einem Menschen, der an einer schweren<br />
Körperbehinderung leidet. Woran denken Sie? Was<br />
stellen Sie sich vor? Natürlich: Das muss doch sicher<br />
eine Rollstuhlfahrerin oder ein Rollstuhlfahrer sein!<br />
Der Rollstuhl wirkt als das «Symbol», das Erkennungsmerkmal<br />
für Menschen mit einer Körperbehinderung.<br />
Kaum jemand kann sich vorstellen, dass es zahlreiche<br />
Körperbehinderungen gibt, welche auf den ersten<br />
Blick gar nicht als solche erkennbar sind. Während die<br />
besonderen Bedürfnisse von Rollstuhlfahrerinnen und<br />
Rollstuhlfahrern inzwischen (beinahe) überall auf Verständnis<br />
und Akzeptanz stossen, haben es Menschen<br />
mit unsichtbaren körperlichen Behinderungen manchmal<br />
besonders schwer: Sie sind in vielen alltäglichen<br />
Verrichtungen stark eingeschränkt und müssen sich<br />
zudem immer wieder aufs Neue erklären. Und nicht<br />
immer stossen sie dabei auf tatsächliches Verständnis:<br />
Die auch heute noch vorhandenen Spuren der vor<br />
einigen Jahren lancierten Debatte um sogenannt<br />
«Schein invalide» lassen grüssen.<br />
Wir erledigen Wir erledigen<br />
derung ohne Rollstuhl zu meistern? Und wie reagieren<br />
andere Wanderer, wenn ein zwar quickfidel erscheinender,<br />
aber an einem schweren Herzfehler leidender<br />
zwölfjähriger Junge die Bergwanderung auf den<br />
Schultern seines Papis absolviert? Und sind kurze Unaufmerksamkeiten<br />
und Gedächtnisstörungen einer<br />
Teenagerin wirklich nur auf deren «fehlenden<br />
Willen»zurückzuführen, weil die Krankheit Epilepsie<br />
eben für die Mitmenschen nicht sichtbar ist?<br />
Einen weiteren Schwerpunkt widmen wir unserem<br />
Angebot Psychomotorik: In enger Zusammenarbeit<br />
mit weiteren Trägerschaften und dem Departement<br />
Bildung, Kultur und Sport konnten wir im Kanton <strong>Aargau</strong><br />
auf den 01. Januar <strong>2012</strong> das Angebot der Psychomotorik-Therapie<br />
erweitern und entscheidend stärken.<br />
Besonders erfreulich aus Sicht von <strong>zeka</strong>: Wir weiten<br />
nicht einfach das bisherige Therapieangebot aus,<br />
sondern ergänzen dieses mit einem zusätzlichen Beratungsauftrag.<br />
Diese Beratung kommt in erster Linie<br />
Lehrkräften der Volksschule zugute. Damit und mit<br />
der vereinzelten Bildung von Grossgruppen in Therapien<br />
und weiteren alternativen Therapieformen erreichen<br />
wir bei beschränkten Mitteln letztlich wesentlich<br />
mehr Klientinnen und Klienten als bisher.<br />
Wir freuen uns, wenn wir mit dieser Nummer Ihr Verständnis<br />
für Menschen mit unsichtbaren Körperbehinderungen<br />
schärfen können. Viel Vergnügen bei der<br />
Bewusst lassen wir in dieser Nummer direkt Betroffene Lektüre!<br />
Ihre Ihre unsere unsere Räume Räume und und<br />
selbst zu Wort kommen: Wie fühlen sich Eltern, wenn<br />
das Kind an einer offensichtlichen Behinderung leidet,<br />
aber keine Büroarbeit<br />
Diagnose Büroarbeit<br />
vorliegt? Was erlebt eine junge Menüvorschläge<br />
Frau, welche sich bemüht, den Alltag trotz Gehbehin- Ueli Speich, Stiftungsleiter<br />
und… und… für Ihren für Ihren Anlass. Anlass.<br />
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2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
3
4<br />
<strong>zeka</strong> aus Klientenperspektive:<br />
Wir wissen nicht genau, was Madeleine hat<br />
Aufgrund der internationalen Tätigkeit meines Mannes leben wir alle paar Jahre in einem anderen<br />
Land. Unsere Tochter Madeleine ist 2004, wie ihr älterer Bruder Alex, in Kairo in Ägypten auf die<br />
Welt gekommen. Sie entwickelte sich im ersten Jahr ohne grosse Auffälligkeiten. Sie war ein ruhiges<br />
Kind mit einem gesunden Appetit. Als wir 2005 nach Japan weiterzogen, fing Madeleine – damals<br />
etwa 14 Monate alt – an, gewisse Entwicklungsmeilensteine nicht mehr zu erreichen.<br />
Wir dachten zuerst, dass sie durch den Umzug etwas<br />
verunsichert worden sei, begannen uns aber Sorgen<br />
zu machen, als sie mit 18 Monaten immer noch keine<br />
Gehversuche unternahm. Der erste Kinderarzt, der<br />
Madeleine in Tokio untersuchte, sagte nur, sie sei<br />
«geistig zurückgeblieben» und überwies sie an einen<br />
Neurologen. Dieser teilte, sehr zu unserer Erleichterung,<br />
die pauschale Beurteilung nicht, schickte Madeleine<br />
aber dennoch in ein öffentliches Behindertenzentrum,<br />
wo sie zuerst wöchentliche, später monatliche<br />
Therapiesitzungen bekam.<br />
Diese Therapie – vom Staat kostenlos angeboten – erschien<br />
für mein ungeübtes Auge wie eine Kombinati-<br />
on von Ergotherapie, Physiotherapie und Psychomotorik.<br />
Madeleine ging sehr gerne an die spielerisch gestalteten<br />
Sitzungen und lernte dabei viel Japanisch, da<br />
die Therapeutin keine Fremdsprachen konnte (was<br />
auch für mich eine Herausforderung war!). Mit 3 Jahren<br />
kam Madeleine, wie alle Kinder in Japan, in den<br />
Kindergarten. Sie ging in einen lokalen japanischen,<br />
privat geführten Kindergarten, in dem sie viel liebevolle<br />
Unterstützung erhielt. Alle Kinder wurden dort<br />
akzeptiert, wie sie waren; sie wurden aber auch gefordert,<br />
das zu erreichen, was sie leisten konnten.<br />
Als wir 2009 in die Schweiz zogen, kam Madeleine<br />
nach dem schweizerischen System ins 2. Kindergar-
tenjahr. Ihre Lehrerin wusste zunächst nicht recht, was<br />
sie mit einem Kind anfangen sollte, das viel besser Japanisch<br />
und Englisch konnte als Dialekt, und das<br />
Hochdeutsch so gut wie nie gehört hatte. Aber auch<br />
Madeleines Fein- und Grobmotorik fielen auf, und<br />
ihre schwache Muskulatur machte es für sie schwierig,<br />
die regelmässigen Waldspaziergänge mit Freude<br />
mitzumachen. Das Zählen von Gegenständen fiel Madeleine<br />
schwer. Wegen ihrer motorischen Schwierigkeiten<br />
suchten wir für Madeleine Therapiemöglichkeiten<br />
wie die, die sie in Japan hatte – was sich als regelrechter<br />
Spiessrutenlauf herausstellte. Sie dann zu<br />
den einzelnen Therapiesitzungen zu begleiten, war<br />
für mich ebenfalls anstrengend. Im Hinblick auf ihre<br />
Einschulung wurde Madeleine vom Schulpsychologischen<br />
Dienst abgeklärt. Wir waren anfänglich etwas<br />
verunsichert, als die Empfehlung gemacht wurde, Madeleine<br />
sollte in eine Sonderschule eingeschult werden<br />
– wir hatten eher erwartet, dass ein drittes Jahr<br />
Kindergarten vorgeschlagen würde, oder eine integrative<br />
Einschulung.<br />
Es wurde uns aber bald klar, dass <strong>zeka</strong> genau der richtige<br />
Ort für Madeleine ist. Die Schule machte ihr vom<br />
ersten Tag an Spass. Nicht nur der Unterricht, auch das<br />
Umfeld, das Mittagessen im Externat und die Therapien<br />
scheinen ihr zu gefallen. Sie fühlt sich durch die<br />
Lehrerinnen und die anderen Betreuerinnen und Betreuer<br />
bestens unterstützt. Dies fängt schon bei der<br />
täglichen Fahrt im Schulbus an. Am Rechnen hat sie<br />
allerdings immer noch überhaupt keine Freude.<br />
Wenn sie integrativ eingeschult worden wäre, hätten<br />
wir die Therapien, die sie braucht, nach dem Schultag<br />
weiterhin selber organisieren müssen. Für Madeleine,<br />
die sehr schnell müde wird, wäre dies eine weitere Belastung<br />
gewesen. Besondere Freude hat Madeleine an<br />
der Hippotherapie, die sie einmal in der Woche in der<br />
Schule besuchen darf. Die Lehrerinnen und die Sozialpädagogin<br />
haben immer wieder innovative Lösungen<br />
gefunden, wie Madeleine geholfen werden kann, ihre<br />
Fähigkeiten zu verbessern. Als Eltern merken wir, dass<br />
Madeleine von dieser professionellen Unterstützung<br />
sehr profitiert. Wenn sie gerne in die Schule geht, ist<br />
alles andere auch viel einfacher.<br />
Madeleine hat eine schwache Muskulatur und Probleme<br />
mit ihrer Koordination und mit Grob- und Feinmotorik,<br />
aber was genau sie hat, wissen wir nicht. Bei<br />
einer gründlichen Abklärung in den USA wurde eine<br />
ganze Reihe von genetischen Erkrankungen ausgeschlossen<br />
und es wurde festgestellt, dass Gehirn und<br />
Gehör normal sind. Mit der Zeit haben wir mit Freude<br />
feststellen können, dass sie hier auch ihre Stärken hat,<br />
da Madeleine sich für Landkarten und Sprachen begeistert<br />
(sie kann Englisch, Deutsch, Dialekt und immer<br />
noch etwas Japanisch und geht jede Woche in die<br />
Japanischschule nach Luzern) und ein fantastisches<br />
Gedächtnis hat, besonders für Sachen, die sie gehört<br />
hat.<br />
Wir werden in ein paar Jahren wieder ins Ausland ziehen.<br />
Die Frage nach der geeigneten Schule für Madeleine<br />
wird sich dann erneut stellen. Bis dann aber sind<br />
wir froh, dass sich Madeleine auf die volle Unterstützung<br />
im <strong>zeka</strong> verlassen kann.<br />
Text und Fotos: Melissa Woods Nelson, Mutter von<br />
Madeleine Nelson<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
5
6<br />
Medina: Ich will nichts Besonderes sein<br />
Wenn Sie die 16-jährige Medina sehen, treffen Sie auf eine aufgestellte junge Frau, die sich gerne<br />
schön macht, mit ihren Freundinnen über Gott und die Welt diskutiert und ihre Idole hat wie alle anderen<br />
Teenager auch. Behindert – ja, aber leicht, denn man sieht nichts. Und doch muss Medina seit<br />
ihrem Unfall in der Kindheit eine Halbseitenlähmung akzeptieren, die ihre Tätigkeiten mit der rechten<br />
Hand einschränkt und ihr das Lernen erschwert. Fühlt sie sich behindert oder nicht? Lassen wir<br />
sie doch selber zu Wort kommen.<br />
Fühlst du dich selber behindert?<br />
Nein, eigentlich nicht. Mir geht es vergleichsweise<br />
gut, andere habe es schwerer als ich. Meine Behinderung<br />
habe ich akzeptiert, sie gehört zu mir.<br />
Natürlich wäre auch ich froh, keine Behinderung zu<br />
haben. Aber im Grossen und Ganzen bin ich glücklich.<br />
In welchen Situationen bereitet dir die Behinderung<br />
Mühe?<br />
In Alltagssituationen wie beim Barrenturnen, beim<br />
Knöpfezuknöpfen, beim Putzen oder Hüten von Kindern.<br />
So werde ich immer wieder mit der Behinderung<br />
konfrontiert. Dann kann ich mit Neid auf andere, mit<br />
Wut wegen der Behinderung oder auch mit Traurigkeit<br />
reagieren. Immer besser kann ich das Beste aus<br />
meiner Situation machen.<br />
Du kannst deine Behinderung gut verstecken. Warum<br />
machst du das?<br />
Ich will nichts Spezielles sein oder besonders beachtet<br />
werden.<br />
Hast du schon schlechte Erfahrungen gemacht, wenn<br />
jemand deine Behinderung sieht?<br />
Als ich noch jünger war, wurde ich öfter gehänselt,<br />
heute eigentlich nicht mehr. Ich kann meine Behinderung<br />
besser erklären, wenn ich darauf angesprochen<br />
werde. In meinem Freundeskreis bin ich so akzeptiert<br />
wie ich bin. Da bin ich Medina, nicht behindert.<br />
Wenn jemand deine Behinderung sieht, wie möchtest<br />
du darauf angesprochen werden?<br />
Am liebsten gar nicht. Mir darf man auch ganz normal<br />
die Hand geben. Alle Menschen haben irgendwo eine<br />
Behinderung oder etwas Spezielles. Man fragt ja auch<br />
niemanden, weshalb er eine krumme Nase oder so<br />
blonde Haare habe.<br />
Medina, vielen Dank für das interessante Gespräch.<br />
Fragen: Dorothea Hauri, Oberstufenlehrerin <strong>zeka</strong> Baden<br />
Antworten: Medina, Oberstufenschülerin <strong>zeka</strong> Baden<br />
Foto: Markus Häfeli, Teamleiter Kindergarten/Unterstufe<br />
<strong>zeka</strong> Baden
Wie stark behindert eine Gehbehinderung?<br />
Frau Emini, seit 1 1 /2 Jahren Mitarbeiterin an einem geschützten Arbeitsplatz im kontor, hat seit ihrer<br />
Geburt eine Gehbehinderung. Eine Behinderung also, die man erst sieht, wenn Frau Emini aufsteht<br />
und umhergeht. Frau Emini trägt zeitweise Beinschienen, andere Hilfsmittel benötigt sie nicht. Auf<br />
kürzeren Gehstrecken kommt sie gut ohne Unterstützung klar. Sie erzählt uns aus ihrer Schulzeit und<br />
was sie heute macht.<br />
Vom Kindergarten bis zum 10. Schuljahr besuchte ich<br />
die <strong>zeka</strong>-Schule in Baden-Dättwil. Irgendwann in der<br />
Mittel- oder Oberstufe besuchte ich während einer <strong>zeka</strong>-Projektwoche<br />
die öffentliche Schule an meinem<br />
Wohnort in Bremgarten. Ich fühlte mich sehr unwohl,<br />
alles war anders. Ich war die einzige Schülerin mit einer<br />
Behinderung. Während der Pausen sass ich alleine da,<br />
weil ich nicht mitspielen konnte. Aber auch die Fragen,<br />
was ich denn habe und das Unverständnis, wenn ich<br />
etwas nicht machen konnte, machten es mir schwer.<br />
Ich war noch nicht bereit, einen solchen Schritt zu wagen<br />
und mich einfach so in der «Öffentlichkeit» zu bewegen.<br />
Zum Glück konnte ich weiterhin die <strong>zeka</strong>-Schule<br />
besuchen, wo ich vor Ort alle Therapiemöglichkeiten<br />
hatte, die ich brauchte.<br />
Das 11. Schuljahr absolvierte ich an der BWS (Berufswahlschule)<br />
bei <strong>zeka</strong> in Aarau, wo ich wochentags zusammen<br />
mit sechs andern SchülerInnen mit Behinderungen<br />
im Internat wohnte. Hier lernte ich, was es<br />
heisst, jeweils nur am Wochenende mit der Familie in<br />
der gewohnten Umgebung zusammen zu sein. Das war<br />
für mich sehr schwierig, unter anderem weil ich wegen<br />
meiner Behinderung nicht so viel unterwegs sein konnte,<br />
wie eine Person, die im Rollstuhl sitzt und sich deshalb<br />
besser alleine fortbewegen kann. Da begann ich<br />
mich mit handwerklichen Dingen wie Schmucklöten,<br />
Holzarbeiten usw. zu beschäftigen. Zudem habe ich<br />
auch viel für die Haushaltsführung gelernt. Arbeiten<br />
wie Kochen und Putzen gingen ganz gut. Lebensmittel<br />
einkaufen war und ist für mich auch heute noch schwierig.<br />
Schwere Taschen tragen kann ich nicht, weil ich<br />
beim Gehen das Gleichgewicht nicht gut halten kann.<br />
In diesem Jahr fiel der Entscheid für meine berufliche<br />
Zukunft. Am liebsten hätte ich eine Verkaufslehre machen<br />
wollen, aber wegen meinen Beinen ging das leider<br />
nicht. Ich wurde zu schnell müde und konnte nicht<br />
lange stehen. Für mich kam nur eine sitzende Tätigkeit<br />
in Frage. In der Stiftung Rodtegg in Luzern absolvierte<br />
ich eine 2-jährige Ausbildung als Büroassistentin PrA.<br />
Ich erlernte Arbeiten wie Buchhaltung, Telefonieren,<br />
Bestellungen via Internet machen und vieles mehr. Anfangs<br />
wohnte ich in einer Wohngruppe, später dann<br />
angeschlossen an die Gruppe allein in einem Studio.<br />
Jetzt konnte ich meinen Haushalt nahezu selbstständig<br />
führen. Das war richtiges Probewohnen.<br />
Seit dem 7. März 2011 arbeite ich im kontor als Büroassistentin<br />
PrA. Ich erledige Büroarbeiten wie Rechnungen<br />
erstellen, mache Versandarbeiten und bin am<br />
Empfang des Wohnhaus <strong>Aargau</strong> tätig. Auf meinem<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
7
8<br />
Erfahrungen mit Behinderungen, die nicht<br />
auf Anhieb sichtbar sind<br />
Unsere Tochter hat eine Epilepsie, welche sich in verschiedenen Anfallsformen zeigt. Nicht immer ist<br />
es einfach für die Jugendliche, damit umzugehen. Schwierig ist es auch für die Umgebung, wenn unsere<br />
anscheinend völlig gesunde Tochter scheinbar nicht aufpasst oder sich zu wenig anstrengt.<br />
Die kurzen Absenzen werden von ihr und der Umgebung<br />
kaum wahrgenommen, aber es gehen Informationen<br />
für unsere Tochter verloren, da sie kurz nicht auf<br />
Empfang ist. Die Gesprächspartner haben dann das<br />
Gefühl, es interessiere sie nicht oder sie passe nicht<br />
auf. Bei Gruppenarbeiten und -ausflügen muss sie<br />
manchmal bei den Mitschüler/innen nachfragen, was<br />
jetzt zu tun sei.<br />
Bei grösserer körperlicher Anstrengung, zum Beispiel<br />
im Turnunterricht oder nach einem längeren Spurt auf<br />
den Bus, hat unsere Tochter manchmal kleine Anfälle.<br />
Bei diesen ist sie bei Bewusstsein, kann aber nicht<br />
mehr sprechen und sich nicht mehr richtig bewegen.<br />
Sie muss versuchen, den Anfall wieder zu lösen. Gelingt<br />
das Lösen nicht, führt dies zu einem grossen Anfall<br />
mit Sturz und Bewusstlosigkeit. Das Lösen eines<br />
Anfalls ist natürlich schwierig in einem Umfeld, das<br />
nicht weiss, was sich in unserer Tochter abspielt, und<br />
stösst deshalb oft auf Unverständnis.<br />
Weg zur Arbeit im Bus sehen mich Menschen manchmal<br />
komisch an, wenn ich aufstehe und aussteige.<br />
Oder Kinder tuscheln, wenn sie mich gehen sehen. Es<br />
stört mich noch immer, aber ich kann besser damit umgehen<br />
als früher.<br />
Schon bald wage ich einen nächsten grossen Schritt.<br />
Das Probewohnen in Luzern hat mir gezeigt, dass ich<br />
selbstständig genug bin, um alleine zu wohnen. Ich<br />
werde nächstens in eine eigene Wohnung ziehen und<br />
freue mich schon sehr darauf.<br />
Text und Foto: Resmije Emini, kontor-Mitarbeiterin geschützter<br />
Arbeitsplatz und Sonja Rohr, Kauffrau kontor
Im <strong>zeka</strong> ist das entsprechende Umfeld vorhanden, in<br />
welchem unsere Tochter trotz den kurzen Absenzen<br />
nicht als faule und unaufmerksame Schülerin angeschaut<br />
wird. Sie wird dort so gut und umsichtig gefördert,<br />
dass sie hoffentlich eine normale Lehre machen<br />
und ihr Leben später ohne Unterstützung meistern<br />
kann. Den Religionsunterricht besucht unsere Tochter<br />
ganz normal in Baden. Der Besuch ist kein Problem,<br />
einzig bei Weekends und Gebetsnächten müssen spezielle<br />
Regelungen getroffen werden, da Schlafmangel<br />
Anfälle begünstigt.<br />
Der Alkohol ist für viele Menschen mit nicht sichtbaren<br />
Behinderungen ein Problem. Viele Medikamente wirken<br />
nicht mehr gleich, wenn Alkohol (auch in Desserts)<br />
eingenommen wird, bzw. das Sturzrisiko nimmt zu,<br />
wenn das Gehen leicht eingeschränkt ist. Die epileptischen<br />
Anfälle werden in der Regel durch den Konsum<br />
von Alkohol begünstigt. Da der Verzicht auf Alkohol<br />
vielfach von den Kollegen als Schwäche angeschaut<br />
wird, ist es schwierig für die Jugendlichen, sich abzugrenzen,<br />
ohne die Behinderung zu erwähnen, da sie<br />
sonst ganz ausgegrenzt werden.<br />
Was unserer Tochter persönlich noch wichtig ist: Es ist<br />
ihr ein Anliegen, dass ihre Umwelt nicht stets Angst<br />
um sie hat und sie zur Vorsicht mahnt. Sie hat einen<br />
recht langen Prozess durchgemacht und kann heute<br />
mit ihrer Behinderung gut umgehen. Das bedeutet,<br />
dass sie weiss, was ihr nicht gut tut. Und wenn es zu<br />
einem kleinen Anfall kommt, gibt sie klare Anweisungen,<br />
was zu tun ist. Sie möchte möglichst eine<br />
ganz normale junge Frau sein.<br />
Text: A. und B. Rufener, Eltern einer Oberstufenschülerin<br />
des <strong>zeka</strong> Baden<br />
Fotos: Eltern Rufener und M. Häfeli, Teamleiter KG, US<br />
im <strong>zeka</strong> Baden<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
9
10<br />
Was unsichtbar ist, ist nicht zwangsläufig<br />
auch inexistent<br />
Wenn ich jeweils das Auto auf dem Behindertenparkplatz abstelle, mein Sohn und ich aussteigen,<br />
ohne dass einer von uns sich in einen Rollstuhl setzt, dann überkommt mich jedes Mal dasselbe Gefühl:<br />
Ich würde gerne mit dem Behindertenausweis winken und allen Leuten erklären, dass unser<br />
Sohn einen sehr schweren Herzfehler hat, dass er keine 200 m schafft, ohne eine Pause einzulegen<br />
und ich demzufolge mit Berechtigung diesen Parkplatz benutze. Schon lange habe ich erkannt, dass<br />
eine Behinderung für andere sichtbar sein muss, damit sie als solche akzeptiert wird.<br />
Herzkranken Kindern sieht man meist nicht auf Anhieb<br />
an, dass sie krank sind, und so werden ihre Ressourcen<br />
von der Umgebung oft überschätzt. Bei unserem<br />
Sohn war es so, dass sein schwerer Herzfehler<br />
bis zu seinem zehnten Altersjahr für Laien nicht wirklich<br />
sichtbar war. Leider entwickelte er im Laufe seines<br />
Wachstums eine schwere Wirbelsäulenverkrümmung,<br />
die einen grossen Rippenbuckel zur Folge hat. Weil<br />
dieser deutlich erkennbar ist, und der Gang in der Folge<br />
eher gekrümmt wirkt, wird unser Sohn nun offen-<br />
bar als behindert wahrgenommen. Wurde dadurch<br />
sein und mein Leben einfacher?<br />
Schwierige Zeit als Kleinkind<br />
Die Kleinkinderzeit war deshalb schwierig, weil etliche<br />
Menschen seine unsichtbare Behinderung als eher ungefährlich<br />
einstuften. So sehr er damals um sein Leben<br />
kämpfte: für viele wirkte er nicht ernsthaft krank.<br />
Gerade bei Kindern können sich die Leute nicht vorstellen,<br />
dass diese zwar gesunde Beine und Muskeln<br />
haben, aber trotzdem nicht fähig sind, eine längere<br />
Strecke zurück zu legen, weil ihnen schlichtweg die<br />
Luft dazu fehlt.<br />
Fleisch zerkleinern oder Butter aufs Brot streichen<br />
braucht Kraft. Den Schulkameraden am anderen Ende<br />
des Dorfes zu besuchen, ist nicht einfach möglich; die<br />
Schultasche wiegt schnell zu viel und der Schulweg ins<br />
dörfliche Schulhaus kann alleine nicht bewältigt werden.<br />
Die kleinste alltägliche Handlung wird sofort zur<br />
Marathonleistung. Erklären Sie dies alles einer Beraterin<br />
der IV, die daran ist, die Hilflosenentschädigung für<br />
Ihr Kind zu überprüfen, während sie dabei von einem<br />
putzgesund wirkenden, kleinen, aber pfiffigen Kerl<br />
angestrahlt wird! Sie reden sich als Mutter den Mund<br />
fuslig und spüren trotzdem immer irgendwie, dass<br />
man Ihnen kaum Glauben schenkt.<br />
Wenn solche Kinder älter werden, kompensieren sie<br />
oft die mangelnden Bewegungsmöglichkeiten mit<br />
starken kognitiven Fähigkeiten. So wurden wir einmal<br />
bei einer weiteren Überprüfung gefragt, wieso ein<br />
Oberstufenschüler, der so gute Noten schreibe, nicht<br />
in der Lage sei, eine Lösung zu finden, wie er ohne<br />
Taxi die Schule erreiche. Es sind nicht immer die Gesetze,<br />
die falsch sind. Aber es sind manchmal die Menschen<br />
dahinter, die daraus etwas Unerträgliches machen.<br />
Nicht allen SachbearbeiterInnen der IV waren<br />
Feingefühl und Sachverstand einfach so gegeben (ob-
wohl ich klar festhalte, dass wir der Institution IV<br />
dankbar sind, denn vieles wäre ohne deren Finanzierung<br />
nicht möglich gewesen). Als Mutter tat ich mich<br />
sowieso schwer, Hilfe bei der Betreuung meines kranken<br />
oder behinderten Kindes anzunehmen. Wenn ich<br />
aber zudem jedes Mal ausführlich erklären musste,<br />
dass es wirklich ernsthaft krank ist, fiel mir dies noch<br />
viel schwerer.<br />
Herausforderung Kindergarten!<br />
Während des Kindergartens habe ich meinen Sohn<br />
täglich hin und her transportiert. Er war der einzige,<br />
der den Chindsgiweg noch im Kinderwagen absolvierte.<br />
Die Kinder und die anderen Eltern haben das<br />
begriffen, ich hatte ja während den vielen Wartezeiten<br />
genügend oft die Möglichkeit, alle aufzuklären.<br />
Was ich vorerst als mühsam empfand, hat nachträglich<br />
den Grundstein für eine gute Primarschulzeit gelegt.<br />
Unser Dorf ist nicht wirklich gross und so wussten<br />
mit der Zeit alle, dass sein Handicap zwar auf den ersten<br />
Blick nicht sichtbar, aber trotzdem ernster Natur<br />
war. Es war schön, mich nicht mehr ständig erklären<br />
zu müssen.<br />
Schon die Kindergartenzeit hat mich aber sehr gefordert.<br />
Ich fühlte mich oft, als wäre mein Tag ausgefüllt<br />
mit Unterwegssein. Damit meine Familie auch etwas<br />
zu Mittag essen konnte, spurtete ich jeweils vom Kindergarten<br />
nach Hause, um kurz danach denselben<br />
Weg in die andere Richtung erneut zurückzulegen.<br />
Die Schulzeit und die Begleitung durch <strong>zeka</strong><br />
Die Zukunftsperspektiven, als die Einschulung nahte,<br />
wurden nicht rosiger und meine Ängste, komplett<br />
überfordert zu sein, nicht kleiner. Ich erinnere mich<br />
kaum noch, wie wir auf den Heilpädagogischen Beratungs-<br />
und Begleitdienst des <strong>zeka</strong> gestossen sind. Auf<br />
jeden Fall sassen eines schönen Tages zwei Leute an<br />
meinem Küchentisch, die andeuteten, dass mein Alltag<br />
so nicht sein müsse. Ihrem Optimismus, in unserem<br />
Dorf jemanden zu finden, der die Aufgabe einer<br />
Assistenz übernehmen würde, stand ich persönlich<br />
kritisch gegenüber. Doch genau zu Beginn der<br />
Einschulung stellten sie mir Susanne Rutishauser vor.<br />
Fortan hatte ich während vieler Jahre eine treue Assistenz<br />
an meiner Seite, die mit unserem Sohn den<br />
Schulweg bewältigte, ihn auf Ausflügen begleitete<br />
und diese mit den Lehrern auch mitorganisierte. Frau<br />
Rutishauser hat schnell begriffen, dass seine unsichtbare<br />
Behinderung existent war und sie hat dafür gekämpft,<br />
dass unser Sohn diesbezüglich ernst genommen<br />
wurde. War beispielsweise am Spiel- und Sporttag<br />
ein Ball zu hart und damit für ihn zu gefährlich, so<br />
überzeugte sie die Organisatoren freundlich, doch ei-<br />
nen weicheren Ball zu benutzen. Auf diese Weise war<br />
unser Sohn ins Spielgeschehen involviert, anstatt nur<br />
vom Spielfeldrand aus zusehen zu müssen.<br />
Während der ganzen Schulzeit habe ich von Seiten<br />
<strong>zeka</strong> nie erlebt, dass jemand die Schwere der Behinderung<br />
in Frage gestellt hätte. Es braucht viele Faktoren,<br />
dass ein Kind mit einer schweren Krankheit, wie<br />
sie unser Sohn hat, die Regelschule absolvieren kann.<br />
Ein ganz wichtiger Teil war die Assistenz, wie <strong>zeka</strong><br />
diese anbietet. Ich bin heute noch sehr froh und dankbar<br />
für die vielen, mich entlastenden Momente, die<br />
mir diese Begleitung über die Jahre geschenkt hat.<br />
… und die Freizeitgestaltung?<br />
In unserer Freizeit haben wir hingegen öfters schmerzlich<br />
die Erfahrung machen müssen, welche Assoziationen<br />
die unsichtbare Krankheit unseres Sohnes in anderen<br />
Menschen hervorruft: Wir Eltern wanderten<br />
schon immer gerne und so hat mein Mann seinen<br />
Sohn bis zu seinem zehnten Altersjahr stets auf seinen<br />
Schultern über viele Berge getragen. Mit zunehmendem<br />
Alter begannen dann andere Wanderer auf uns<br />
zu reagieren: «Ich möchte auch auf den Schultern von<br />
Papi reiten“ oder «Laufen wäre aber gesünder für<br />
dich!“ Solche und andere Aussagen wurden meist direkt<br />
an unseren Sohn gerichtet, welcher ja nichts lieber<br />
getan hätte, als «zu laufen“. Es gab Tage, da be-<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
11
12<br />
gegneten wir solchen Leuten mit einem Lächeln, an<br />
anderen aber «gefror es uns im Gesicht»…<br />
Unser Sohn hatte früher ein sehr lautes Atemgeräusch.<br />
Ich erinnere mich gut, als wir einmal mit einem<br />
Ehepaar in einer Gondel sassen und die Frau ihm in<br />
gehässiger Art mitteilte, dass sie sein lautes Atmen an<br />
ihre Grossmutter erinnere. Es war einer dieser Tage, an<br />
denen ich nicht lächeln und nicht über das Gesagte<br />
hinwegsehen mochte. Noch heute schmunzeln wir<br />
bei der Erinnerung an die Erleichterung der Frau, als<br />
sie die Gondel endlich verlassen durfte. Diese Talfahrt<br />
wurde für sie sprichwörtlich zu einer solchen.<br />
Der Ballenberg ist ein wunderschöner Park mit alten<br />
Häusern, den wir auch unseren Kindern näher bringen<br />
wollten. Da er sehr weitläufig ist, haben wir einen<br />
Rollstuhl benutzt. Wenn wir ihn jeweils vor den Häusern<br />
abstellten und unser Sohn fröhlich hinaushüpfte,<br />
um alles zu erkunden, war das für die Augen anderer<br />
ein «ungewöhnliches“ Geschehen. Da war er dann<br />
also wieder, dieser «Parkplatzmoment“, wo ich gerne<br />
eine Erklärungsrunde einberufen hätte. Ich weiss<br />
nicht, warum ich diesen Drang auch heute immer<br />
noch so sehr verspüre!<br />
Nun also mit achtzehn Jahren ist der stark deformierte<br />
Rücken als Behinderung deutlich sichtbar. Dass unser<br />
Sohn nicht schnell und nicht weit gehen kann, wird<br />
damit in Verbindung gebracht. Ich mag und will nicht<br />
allen Menschen erklären, dass dies nur bedingt die Ursache<br />
ist. Heute tuscheln einige Menschen heimlich<br />
über ihn. Doch ich bekomme vielfach gut mit, wie die<br />
Leute davon sprechen, dass er ein Armer sei oder darüber<br />
spekulieren, was ihm wohl fehle. Zudem, und
das erleben wir nun auch, wird jemand mit einer körperlichen<br />
Behinderung oft als geistig eingeschränkt<br />
taxiert. Während unser Sohn in jüngerem Alter als<br />
zwar kleines, aber dafür pfiffig-kluges Kerlchen eingeschätzt<br />
wurde, überlegen die Menschen nun bei der<br />
ersten Begegnung, ob er wohl auch kognitiv unter<br />
einem Defizit leide. Weil zudem auch seine Körpergrösse<br />
eher gering ist, reden manche in Kleinkindersprache<br />
mit ihm. Er wird nicht als Erwachsener ernst<br />
genommen, Stimmbruch hin oder her.<br />
Wünsche für die Zukunft<br />
Ich glaube nicht, dass eine sichtbare oder eine unsichtbare<br />
Behinderung unserer Kinder im Alltag mehr<br />
Schwierigkeiten macht. Die Kinder und wir Eltern müssen<br />
in beiden Fällen üben, damit umzugehen. Viel<br />
wichtiger wäre es, dass die Menschen vermehrt lernen,<br />
zu denken und zuzuhören, bevor sie reden. Wenn sich<br />
ein Kind in einer Situation anders verhält als üblich, so<br />
wird dies Gründe haben. Kein Kind, das gesund ist,<br />
wird sich freiwillig und dauernd in einen Rollstuhl setzen.<br />
Wenn jemand eine Behindertenparkkarte hat, haben<br />
das die Anderen zu akzeptieren und nicht zu beurteilen.<br />
Zudem ist es vollkommen verkehrt, einen<br />
Menschen, der anders aussieht, lautstark zu bemitleiden.<br />
Ob sichtbare oder unsichtbare Behinderung, die<br />
Natur, die uns schafft, ist nicht immer perfekt. Respekt<br />
aber hat trotzdem jeder Mensch verdient.<br />
«The Canterville Ghost»<br />
Zweisprachiges Theater von Marlis Olsen nach<br />
einer Geschichte von Oscar Wilde<br />
aufgeführt von Oberstufen-Schülerinnen und<br />
-Schülern des <strong>zeka</strong> Aarau<br />
Rechtzeitig zu Halloween laden die Oberstufen-<br />
Schülerinnen und -schüler des <strong>zeka</strong> Aarau zu dieser<br />
Theater-Aufführung ein. Reisen Sie mit nach<br />
Irland zum Schloss Canterville und erleben Sie,<br />
wie Geister erlöst werden.<br />
Aufführungen:<br />
• Mittwoch, 31. Oktober <strong>2012</strong>, 19.00 Uhr<br />
Turnhalle <strong>zeka</strong> Zentrum für <strong>körperbehinderte</strong><br />
Kinder, Girixweg 20, Aarau<br />
• Freitag, 2. November <strong>2012</strong>, 19.00 Uhr<br />
ristoro, <strong>zeka</strong> Wohnhaus <strong>Aargau</strong>, Hochstrasse 6,<br />
Baden-Dättwil<br />
Diagnose Herzfehler!<br />
Die Elternvereinigung für das herzkranke Kind bietet betroffenen<br />
Familien Begleitung und Unterstützung in regionalen<br />
Gruppen, aktuelle Informationen und Freizeitangebote<br />
für Herzkinder und deren Familien. Weitere<br />
Infos entnehmen sie unserer Homepage: www.evhk.ch<br />
Elternvereinigung für das herzkranke Kind<br />
Sekretariat<br />
Neuhusstrasse 35 c<br />
8630 Rüti<br />
Telefon 055 260 24 52<br />
info@evhk.ch<br />
Ich wünsche mir mehr Toleranz im Umgang mit Menschen<br />
mit Behinderung und ich fordere, dass man<br />
auch Menschen mit Behinderungen ernst nimmt. Ausserdem<br />
hoffe ich, dass sich Menschen mit Behinderungen<br />
vermehrt trauen, an die Öffentlichkeit zu treten.<br />
Denn das, was sie uns mitteilen, ist oft viel weiser<br />
als all das Geplapper vieler Gesunder.<br />
Monika Stulz ist die Mutter von Stephan, der während<br />
der Schulzeit vom Heilpädagogischen Beratungs- und<br />
Begleitdienst von <strong>zeka</strong> betreut wurde.<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
13
14<br />
Gezielte Stärkung der Psychomotorik-<br />
Therapie: Ein Bekenntnis des Kantons<br />
<strong>Aargau</strong> zu einem wichtigen Angebot<br />
Bestrebungen in der Volksschule wie das Projekt «Bewegte Schule <strong>Aargau</strong>» oder das Schwerpunktprogramm<br />
«gsund und zwäg i de Schuel» zeigen, dass das Departement Bildung, Kultur und Sport<br />
(BKS) die Wichtigkeit der Thematik rund um die körperliche, motorische und wahrnehmungsbezogene<br />
Entwicklung der Kinder und Jugendlichen erkannt hat und den veränderten gesellschaftlichen<br />
Rahmenbeziehungen Rechnung tragen will.<br />
Kinder von heute haben teilweise verblüffende Fertigkeiten<br />
im Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln.<br />
Diese sind aber oft reizarm und wenig stimulierend<br />
für die sinnliche Wahrnehmung und die körperliche<br />
und motorische Entwicklung. Auf der anderen<br />
Seite klagen Lehrmeister, dass sie Berufslernende<br />
anleiten müssten, welche noch nie in ihrem bisherigen<br />
Leben einen Besen in der Hand hielten, und daher<br />
nicht wissen, wie sie mit diesem umgehen sollen.<br />
Der Anteil der Kinder mit Unterstützungsbedarf in der<br />
körperlichen, motorischen und wahrnehmungsbezogenen<br />
Entwicklung ist nach Einschätzung der Fachpersonen,<br />
welche täglich mit diesen Kindern arbeiten,<br />
gestiegen. Gleichzeitig ist die Bevölkerung des Kantons<br />
<strong>Aargau</strong> in den letzten zehn Jahren um 14 Prozent<br />
gewachsen. Dabei hat sie sich nicht nur mengenmässig,<br />
sondern auch bezüglich ihrer sozialen Struktur<br />
verändert.<br />
Nach Jahren unveränderter Finanzierungsmechanismen<br />
in der Psychomotorik hat das Departement BKS<br />
in den Jahren 2010 und 2011 die Angebote durch externe<br />
Fachpersonen überprüfen lassen. Diese externe<br />
Überprüfung hat bestätigt, worauf die Anbieter von<br />
Psychomotorik-Therapie schon länger hingewiesen<br />
hatten: Der Bedarf an Psychomotorik-Therapie hat in<br />
den letzten Jahren stark zugenommen. Daneben wurde<br />
den Anbietern von Psychomotorik-Therapie im<br />
Kanton <strong>Aargau</strong> aber auch eine sehr hohe fachliche<br />
Qualität ihrer Arbeit attestiert.<br />
Eine generelle Erhöhung der Ressourcen hätte kurzfristig<br />
eine gewisse Beruhigung zur Folge gehabt. Längerfristig<br />
wäre dies aber sicher wenig wirksam gewesen,<br />
da davon auszugehen ist, dass sich die Bedarfslage<br />
weiter verändert. Gemeinsam mit den Psychomotorikambulatorien<br />
wurden deshalb die Angebote differenziert<br />
und die Ressourcen um rund 25 Prozent ge-<br />
zielt erhöht. Dadurch verfügt der Kanton <strong>Aargau</strong> seit<br />
diesem Jahr über ein Angebot, welches im interkantonalen<br />
Vergleich gut abschneidet und den veränderten<br />
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Rechnung<br />
trägt. Die Differenzierung erfolgte in erster Linie im<br />
Bereich Abklärung. Hier konnte von den guten Erfahrungen<br />
einzelner Therapiestellen profitiert werden.<br />
Die externe Überprüfung machte ihre Erkenntnisse für<br />
alle Anbieter von Psychomotorik-Therapie zugänglich.<br />
So wurde nach dem Modell der Best Practice die klassische<br />
Abklärung um die teilweise neuen Instrumente<br />
Erstberatung, Kurzintervention, Kontrollen und Triage<br />
ergänzt. Letztere beinhaltet eine Empfehlung bezüglich<br />
des weiteren Vorgehens und eventuell eine Festlegung<br />
der Therapieform. Als Standard gilt: Spätestens<br />
drei Monate nach der Anmeldung muss eine diagnostische<br />
Massnahme und/oder ein Beratungsgespräch<br />
erfolgen.<br />
Auch die Therapie wurde bezüglich ihrer Form ausdifferenziert.<br />
Wir unterscheiden heute folgende Formen<br />
von Psychomotorik-Therapie: Projekte mit Schulen<br />
bzw. Schulklassen, Einzeltherapie, Therapie in der<br />
Kleingruppe und Therapie in der Grossgruppe. Letztere<br />
Therapieform kann im Sinne einer Systembefähigung<br />
zum Beispiel in Kindergärten oder Schulen angeboten<br />
werden. Die Interventionen müssen eine klar<br />
ausformulierte Zielsetzung haben. Sie werden nicht<br />
als Langzeitangebot geführt, sondern sind als «Projekte»<br />
zur Vermittlung von fachlichem Know-how<br />
ausgelegt.<br />
Für viele Psychomotorik-Therapiestellen ist diese Ausdifferenzierung<br />
nicht neu. Neu ist aber für die meisten,<br />
dass ein verstärktes Augenmerk auf die Wahl der<br />
Therapieform für jedes Kind gelegt wird. Daneben<br />
nimmt die Beratung mit ihrem integrierten Auftrag für<br />
Prävention und Öffentlichkeitsarbeit weiterhin einen<br />
wichtigen Stellenwert ein.
Durch die Ausdifferenzierung der Angebotspalette<br />
hat sich der Spielraum für die Psychomotorik-Therapie<br />
im Kanton <strong>Aargau</strong> erweitert. Vor allem aber kommt<br />
die Erhöhung der Ressourcen direkt den Kindern zu,<br />
welche nun überall im Kanton ein vergleichbares Angebot<br />
haben. Es werden mit den zusätzlichen Ressourcen<br />
nicht einfach Wartelisten reduziert, sondern<br />
grundsätzlich wirksamere Massnahmen ermöglicht.<br />
Jedes Kind, das einen Bedarf an Psychomotorik-Therapie<br />
aufweist, erhält sehr schnell eine erste Massnah-<br />
Neue Infrastrukturen in Aarau<br />
Die Schulanlage Telli in Aarau platzt seit Langem aus<br />
allen Nähten. Der dringend notwendige Um- und<br />
Ausbau ist seit Jahren von Seiten der Einwohnergemeinde<br />
der Stadt Aarau als Mit- und Grundeigentümerin<br />
der Schulanlage blockiert. Die Ausweitung des<br />
Angebotes an Psychomotorik erforderte deshalb kreative<br />
Lösungen:<br />
• Das ehemalige Bierdepot der Brauerei Salmen an<br />
der Weihermattstrasse 76 – gleich vis à vis der<br />
Geschäftsstelle am Guyerweg 11 – konnten wir<br />
me zugewiesen. Zudem können Schulen nun direkter<br />
vom Know-how der Psychomotorik-Fachpersonen<br />
profitieren. Das Department BKS ist überzeugt, dass<br />
eine nächste Evaluation in einigen Jahren ein erfreulicheres<br />
Bild zur Versorgungslage Psychomotorik im<br />
Kanton <strong>Aargau</strong> abliefern wird.<br />
Text: Andreas Beck, Fachmitarbeiter Kinder- und Jugendbereich,<br />
Abteilung Sonderschulung, Heime und Werkstätten,<br />
Departement BKS<br />
<strong>zeka</strong> Geschäftsstelle und Ambulante Therapie- und Beratungsstelle, Guyerweg 11 in Aarau<br />
kurzfristig mieten und zweckmässig ausbauen.<br />
Seit Anfang August <strong>2012</strong> stehen für die Psychomotorik<br />
zwei schmucke neue Therapieräume zur Verfügung.<br />
• Ebenso kurzfristig konnten wir die Liegenschaft<br />
Guyerweg 11 käuflich erwerben. In diesem Gebäude<br />
sind seit mehreren Jahren die Geschäftsstelle von<br />
<strong>zeka</strong> sowie die übrigen ambulanten Angebote auf<br />
dem Platz Aarau untergebracht. Mit dem Kauf<br />
konnten wir uns diese Räume langfristig sichern.<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
15
16<br />
Beratung und Prävention in der<br />
Psychmotorik-Therapie bei <strong>zeka</strong><br />
Neue Psychomotorik-Therapiestelle, Weihermattstrasse 76 in Aarau<br />
<strong>zeka</strong> begrüsst die Erweiterung des Angebotes durch den Kanton. Wie aber sieht die praktische Umsetzung<br />
in der Psychomotorik-Therapie aus? Marianne Schneitter und Ursula Kyburz, beides langjährige<br />
Psychomotorik-Therapeutinnen bei <strong>zeka</strong>, erzählen aus der Praxis:<br />
<strong>zeka</strong> bietet seit 1975 Psychomotorik-Therapie an.<br />
Könnt ihr den Leserinnen und Lesern des <strong><strong>zeka</strong>zin</strong> kurz<br />
erklären, was Psychomotorik-Therapie ist und an wen<br />
sie sich richtet?<br />
Psychomotorik richtet sich an Kinder mit Beeinträchtigungen,<br />
die ihnen den Alltag erschweren. Diese Beeinträchtigungen<br />
können auf den folgenden Ebenen<br />
auftreten: Bewegung, Wahrnehmung und Verhalten,<br />
logisches Denken, Handlungsplanung und Emotionen.<br />
Das können z. B. Kinder sein, die Schwierigkeiten<br />
beim Schreiben haben, sich beim Turnen nicht<br />
an die Sprossenwand getrauen, nicht in ein Spiel einsteigen<br />
wollen oder Angst vor Bällen haben, weil sie<br />
deren Geschwindigkeit nicht einschätzen können.<br />
Meist werden die Kinder wegen einer Bewegungs-<br />
oder Verhaltensauffälligkeit angemeldet, oder wenn<br />
ein Leidensdruck vorhanden ist.<br />
In der Psychomotorik-Therapie können die Verhaltens-<br />
und Handlungsmöglichkeiten erweitert werden.
Im geschützten Rahmen der Therapie kann bei ängstlichen<br />
Kindern das Selbstvertrauen aufgebaut werden.<br />
Als Psychomotorik-Therapeutinnen schaffen wir<br />
Räume und Möglichkeiten, in denen sich das Kind anders<br />
erleben kann als in seiner gewohnten Umgebung.<br />
Wir schauen zuerst, was das Kind kann und<br />
nicht, was es nicht kann. Darauf bauen wir auf. Von<br />
den Stärken ausgehend können wir Themen angehen,<br />
in denen das Kind kompetent werden soll. Sehr<br />
wichtig ist unsere Haltung, mit der wir dem Kind begegnen.<br />
Allein schon, dass wir dem Kind etwas zumuten,<br />
bewirkt oft schon Fortschritte.<br />
Ihr beide arbeitet seit vielen Jahren als Psychomotorik-<br />
Therapeutinnen bei <strong>zeka</strong>. Was hat sich an eurem Beruf<br />
in dieser Zeit verändert?<br />
Mit der Einführung der Blockzeiten wurde die Stundenplanung<br />
massiv erschwert. Wir können kaum<br />
noch Kinder am Vormittag behandeln. Die Therapien<br />
verlagern sich auf den späten Nachmittag.<br />
Vom Inhalt und von der Klientel her gibt es keine<br />
grossen Veränderungen im Beruf. Hingegen hat<br />
sich das Anmeldeverfahren geändert. Dadurch ist<br />
der Entscheid, ob wir ein Kind aufnehmen oder<br />
nicht, anspruchsvoller geworden. Früher waren es<br />
die Kinderärzte, die ein Kind angemeldet haben.<br />
Heute können sich Eltern und Lehrpersonen, die<br />
Auffälligkeiten beobachten, direkt an uns wenden.<br />
Je nach Person werden die Auffälligkeiten und der<br />
Leidensdruck mehr oder weniger wahrgenommen.<br />
Mehr als früher beachten wir das gesamte Umfeld<br />
des Kindes, bevor wir über eine Therapieaufnahme<br />
entscheiden. Diese Neuerungen machen sehr viel<br />
Sinn.<br />
Zugenommen haben die Beeinträchtigungen in der<br />
Graphomotorik. Ausserdem stellen Kindergarten-<br />
Lehrpersonen fest, dass die Kinder nicht mehr die gleichen<br />
Erfahrungen mitbringen wie früher. Sie haben<br />
weniger Möglichkeiten, sich zu bewegen und oft fehlen<br />
auch Erfahrungen im Umgang mit verschiedenen<br />
Materialien. Eltern sind ängstlicher geworden. Sie<br />
können oder wollen Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt<br />
nach draussen gehen lassen. Und es ist oft nicht<br />
mehr üblich, dass Kinder zuhause mit der Schere<br />
«schnippseln» oder kneten oder das Geschirr abtrocknen.<br />
Ein einprägsames Beispiel ist der Lichtschalter,<br />
den man früher drehen musste. Heute muss man nur<br />
noch drücken und oft übernimmt sogar ein Sensor<br />
die se Funktion! In den letzten Jahren sind deshalb immer<br />
mehr Projekte entstanden, welche in Kindergarten<br />
und Schule die Bewegungsaktivitäten fördern. Ursula<br />
Kyburz arbeitet z. B. in einem Projekt «Kinder in<br />
Bewegung» mit, das von der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
seit 6 Jahren für Lehrpersonen in Kindergärten,<br />
Primarschulen, Krippen und Spielgruppen angeboten<br />
wird.<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
17
18<br />
Der Kanton <strong>Aargau</strong> hat das Angebot erweitert. Was<br />
bedeuet das für euch als Psychomotorik-Therapeutinnen?<br />
Wie sieht heute das konkrete Angebot aus?<br />
Neu bieten wir nicht nur Therapien an, sondern auch<br />
Beratungen. Wir nennen dies eine Kurzintervention<br />
(bis 8 Stunden). Wir können z. B. einer Mutter das<br />
Wissen über die Zusammenhänge vermitteln und aufzeigen,<br />
warum das Kind Schwierigkeiten hat. Und<br />
dann können wir Übungsmöglichkeiten und Tricks<br />
zeigen, wie zuhause mit dem Kind auf eine lustvolle<br />
Weise geübt werden kann. Mit einem Jungen, der<br />
nicht schreiben und zeichnen wollte, auf der Strasse<br />
aber immer einen Polizisten spielte und den Verkehr<br />
regelte, haben wir auf Papier eine Strassenkreuzung<br />
mit Autos, Velos und Fussgängern gezeichnet. Es<br />
kann auch sein, dass wir einem Vater sagen, er solle<br />
mit seinem Sohn «rammeln».<br />
Das Beratungsangebot richtet sich auch an Lehrpersonen.<br />
Wenn diese eine Beobachtung machen, sich<br />
aber nicht sicher sind, können wir das Kind im Unterricht<br />
beobachten und der Lehrperson Hinweise<br />
geben, auf was sie achten muss. Im Kindergarten<br />
können wir ein Kind im Spiel beobachten und<br />
manchmal direkt eingreifen und ein Thema bearbeiten.<br />
Manchmal beraten wir auch ganze Lehrerteams<br />
oder wir beo bachten Gruppen von Kindern aus verschiedenen<br />
Klassen. Selbstverständlich werden die<br />
Eltern immer darüber informiert. Für Lehrpersonen<br />
ist es wichtig, eine Fachstelle zu haben, an die sie<br />
sich wenden können. Durch die Inputs, die wir in<br />
Klassen geben können, sind auch schon Kurse entstanden,<br />
die wir ganzen Teams auf Anfrage anbieten<br />
können.<br />
Angebotserweiterung heisst, wir können in die Schulen<br />
gehen und mit den Lehrpersonen zusammen ein<br />
Thema behandeln. Dadurch können wir unser Know<br />
How präventiv einbringen. Sowohl Lehrpersonen als<br />
auch Kinder profitieren davon.<br />
Wer kann ein Kind zur Psychomotorik-Therapie anmelden<br />
und wer bezahlt die Therapie?<br />
Lehrpersonen empfehlen den Eltern, ihr Kind anzumelden.<br />
Ein Kind anmelden können aber auch Ärzte<br />
oder Schulpsychologen. Auch Früherzieherinnen machen<br />
die Eltern auf die Psychomotorik-Therapie aufmerksam.<br />
Psychomotorik ist ein schulisches Angebot.<br />
Die Kosten trägt der Kanton.<br />
Was gefällt euch am besten an eurem Beruf, was ist<br />
eher schwierig?<br />
Marianne Schneitter: Ich schätze vor allem die grosse<br />
Freiheit in der Arbeitsweise. Ich kann einerseits meine<br />
langjährige Erfahrung in der Beratung mit Schulfachleuten<br />
und Eltern einfliessen lassen. Andererseits<br />
habe ich viel Gestaltungsmöglichkeiten in der Therapie.<br />
Zwar vereinbare ich Ziele, aber ich muss keinen<br />
Lehrplan erfüllen. Ich habe in jeder Therapiestunde die<br />
Freiheit, auf das Kind einzugehen.<br />
Ursula Kyburz: Mir gefallen die abwechslungsreiche<br />
Arbeit und die Herausforderung, die darin besteht, jedes<br />
Kind auf seinem individuellen Entwicklungsweg<br />
zu begleiten. Das ist sehr anspruchsvoll, aber auch<br />
vielfältig. Eher schwierig finde ich die zunehmende<br />
Komplexität, die durch die verschiedenen Ansprüche<br />
(Eltern, Kindergarten, Schule, Institution, Kanton) zugenommen<br />
hat.<br />
Marianne Schneitter und Ursula Kyburz: Das Schönste<br />
an unserem Beruf ist, dass die Kinder so gerne in die<br />
Therapie kommen. Und dass es den Eltern gut geht,<br />
wenn sie merken, dass dem Kind die Therapie viel bedeutet.<br />
Ein Kind, das nach einer Therapiepause seit<br />
April wieder kam, sagte von sich aus, dass es alles sehr<br />
vermisst habe. Nach der Therapiestunde meinte es,<br />
dass es ganz sicher an alles denken werde, was es in<br />
der Therapie gemacht habe. Die Therapie ist für das<br />
Kind sinnstiftend und wertvoll und macht deshalb<br />
Veränderungen möglich.<br />
Text: Christine Egger, Stv. Leiterin Marketing, PR und<br />
Fundraising<br />
Fotos: Christine Egger und Ueli Speich, Stiftungsleiter
<strong>zeka</strong> eröffnet Ausstellung «Malerei – unterwegs»<br />
An der Vernissage vom 15. Juni <strong>2012</strong> waren Sadhyo Niederberger, Kurt Hediger und Jakob E. Omlin<br />
anwesend. Sie gehören zu den fünf Kunstschaffenden, die im <strong>zeka</strong> Wohnhaus <strong>Aargau</strong> ihre Werke<br />
ausstellen. Auch von Curt Manz und Cosimo Gritsch sind Bilder zu sehen. Ein Teil des Verkaufserlöses<br />
kommt Menschen mit Körperbehinderungen zugute.<br />
Der Gang im <strong>zeka</strong> Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
ist 90 Meter lang. An einem Ende befindet<br />
sich das Informatikzimmer vom<br />
<strong>zeka</strong> Zentrum Baden, am anderen der<br />
ökumenische Kirchenraum von Dättwil.<br />
Dazwischen liegen das Restaurant<br />
ristoro und der Mittagstisch von Dättwil. Während<br />
in den oberen Geschossen Menschen mit Körperbehinderungen<br />
wohnen und arbeiten, ist das Erdgeschoss im<br />
Wohnhaus <strong>Aargau</strong> öffentlich.<br />
In den hellen und grossen Räumen kommen die Bilder<br />
der Kunstschaffenden sehr schön zur Geltung. Mit «Malerei<br />
– unterwegs» eröffnet <strong>zeka</strong> die erste Ausstellung in<br />
diesem knapp zwei Jahre alten Gebäude. Ueli Speich,<br />
Stiftungsleiter von <strong>zeka</strong>, begrüsste die rund 70 Gäste zur<br />
Vernissage mit den Worten: «Das Wohnhaus <strong>Aargau</strong> ist<br />
ein integratives Projekt. Herzlich willkommen!»<br />
Ueli Speich, Stiftungsleiter von <strong>zeka</strong>, Kurt Hediger, Carlo Mettauer,<br />
Bereichsleiter Schulen von <strong>zeka</strong>, Sadhyo Niederberger, Jakob E.<br />
Die Ausstellung dauert bis am 12. Januar 2013. Zu se- Omlin.<br />
hen sind 37 Werke. Auf der Website sind die Bilderliste<br />
und Fotos der Werke aufgeschaltet. Petra Bolfing, Leiterin Marketing, PR und Fundraising<br />
Persönliche Bildbetrachtung<br />
Eine meiner Bekannten, Karola Stettler – selber<br />
Kunstmalerin –, hat mir den Ratschlag mitgegeben,<br />
dass nur die Augen und die Fantasie des Betrachters<br />
eines Bildes massgebend sind, egal aus<br />
was für Beweggründen der Künstler es gemalt<br />
hat.<br />
Das Bild «Quasimodo» von Cosimo Gritsch würde ich<br />
«Der Bucklige»nennen. Im Gegensatz zu anderen Gemälden,<br />
die mir teilweise sehr gut gefallen, kann ich<br />
diesem Bild nichts abgewinnen. Es bedrückt mich und<br />
hinterlässt einen schalen Geschmack, da ändert es<br />
auch nicht, dass die grüne Farbe mich beruhigen sollte,<br />
sie tat es nicht. Wieso ich doch über dieses Bild schreibe,<br />
hat folgenden Grund: Mir kam schon beim ersten<br />
Betrachten in den Sinn, es könnte sich um einen Ban-<br />
ker handeln. Der Name «Der Bucklige»<br />
rührt daher, dass die Banken nach dem<br />
Immobiliendesaster, der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise doch langsam einen<br />
Buckel bekommen müssten. Auf der<br />
einen Seite verlieren Zig-zehntausende<br />
ihre Arbeitsstelle, verschiedene<br />
Unternehmen gehen ein,<br />
und anderseits garniert das oberste Kader<br />
der Banken Boni in Millionenhöhe. Die Allgemeinheit<br />
trägt die Kosten für diese Ungerechtigkeit.<br />
Der Bart verdeckt einen grossen Teil des Gesichts, der<br />
die Schamesröte verbirgt. Es drängt sich mir aber der<br />
Verdacht auf, dass sich die Banker keiner Schuld bewusst<br />
sind.<br />
Helmut Kaiser, Bewohner des Wohnhaus <strong>Aargau</strong> von<br />
<strong>zeka</strong><br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
19
20<br />
Spenden für <strong>zeka</strong><br />
Spende von Implenia Bau AG<br />
Am 2. Mai <strong>2012</strong> haben Maurizio<br />
Gio vanelli und Martin Burger von<br />
der Implenia Bau AG die <strong>zeka</strong> Geschäftsstelle<br />
in Aarau besucht und<br />
eine Spende von 5000 Franken<br />
überreicht. Ganz herzlichen Dank!<br />
Zu ihrem langjährigen Engagement gegenüber <strong>zeka</strong><br />
schreibt die Implenia Bau AG Folgendes:<br />
«Wie jedes Jahr verzichtet die Implenia Bau AG auf<br />
Kundengeschenke und spendet das Geld an gemeinnützige<br />
Organisationen. Wir durften für <strong>zeka</strong> schon<br />
Projekte in den Bereichen Strassenbau + Umbau realisieren<br />
und das stets in sehr guter Zusammenarbeit. Da<br />
uns die Visionen und die Arbeit von <strong>zeka</strong> sehr überzeugen,<br />
freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit.»<br />
<strong>zeka</strong> dankt der Implenia Bau AG ganz herzlich für die<br />
grosszügige Spende sowie die treue Unterstützung!<br />
Spende von der Hunde- und Katzenpension<br />
Röti<br />
Petra Bolfing und Barbara Koller bei der Spendenübergabe durch<br />
Karl und Sandra Güntert.<br />
Ueli Speich und Petra Bolfing von <strong>zeka</strong> mit Maurizio Giovanelli, PC-<br />
Leiter Hoch- und Umbau, <strong>Aargau</strong>, Implenia Bau AG, und Martin<br />
Burger, PC-Leiter Strassen- und Tiefbau, <strong>Aargau</strong>, Implenia Bau AG.<br />
Seit 40 Jahren führt die Familie Güntert eine Hunde-<br />
und Katzenpension in Mumpf. Grund genug zum Feiern<br />
und einen Tag der offenen Türe zu organisieren!<br />
Hunderte von Interessierten schauten am 16. Juni hinter<br />
die Kulissen. Besonders spannend waren die verschiedenen<br />
Shows mit Begleit- und Polizeihunden, mit<br />
Dackeln und Islandhunden und mit den tanzenden<br />
Vierbeinern. Familie Güntert organisierte zudem einen<br />
Hunde-Sponsorenlauf und verwöhnte die Gäste<br />
kostenlos in der Festwirtschaft. Sämtliche Spenden<br />
fürs Essen und Trinken kamen <strong>zeka</strong> zugute. Am<br />
Schluss des Tages überreichten Karl und Sandra Güntert<br />
den beiden Vertreterinnen von <strong>zeka</strong>, Barbara Koller<br />
und Petra Bolfing, eine Spende von 2848.85 Franken.<br />
Ganz herzlichen Dank für diesen sehr wertvollen<br />
Beitrag!<br />
Der älteste Sohn der Familie Güntert, Thomas, hat im<br />
<strong>zeka</strong> Zentrum Aarau die Oberstufe absolviert. Interessiert<br />
es Sie, was er heute macht? Lesen Sie den Beitrag<br />
dazu im <strong><strong>zeka</strong>zin</strong> 1/<strong>2012</strong> auf Seite 14–15.<br />
Petra Bolfing, Leiterin Marketing, PR und Fundraising
Dank Spenden von <strong>zeka</strong> im Schulsportlager<br />
der Oberstufe<br />
Deborah Bossard besucht die 4. Sekundarklasse<br />
in Seengen. Sie geht aufgrund ihrer Körperbehinderung<br />
an Stöcken. Den Schulweg bewältigt<br />
sie im Rollstuhl. Debbie wird vom Heilpädagogischen<br />
Beratungs- und Begleitdienst von <strong>zeka</strong><br />
begleitet. Dank Spenden konnte sie dieses Jahr<br />
am Schulsportlager der Oberstufe Seengen teilnehmen.<br />
<strong><strong>zeka</strong>zin</strong> hat Debbie ein paar Fragen gestellt:<br />
Ist es das erste Mal, dass du an einem Sportlager teilnehmen<br />
konntest?<br />
Nein, ich war letztes Jahr auch schon dabei. Zudem<br />
habe ich mehrmals an Lagern von Plusport, der Dachorganisation<br />
des Schweizerischen Behindertensports,<br />
teilgenommen. Dort hatte ich zum ersten Mal Kontakt<br />
mit Michael. Er ist als Skilehrer speziell ausgebildet für<br />
die Begleitung und Instruktion von Sportlern mit einer<br />
Körperbehinderung. Er hat mich neu auch im Schulsportlager<br />
der Schule Seengen begleitet.<br />
An welchen Aktivitäten konntest du teilnehmen und<br />
was hat dir am besten gefallen?<br />
Am liebsten bin ich Skifahren gegangen. Dieses Jahr<br />
habe ich angefangen, Monoskibob zu fahren. Auf<br />
nicht sehr steilen Pisten kann ich selbstständig damit<br />
fahren, in steilerem Gelände mit Hilfe meines Begleiters.<br />
Am Skilift kann der Monoskibob eingeklinkt werden.<br />
So konnte ich überall fahren. Es war oft sehr lustig.<br />
Am Abend haben wir dann Fotos angeschaut<br />
und unsere Erlebnisse ausgetauscht. Für mich war es<br />
toll, dass ich zum zweiten Mal zusammen mit meiner<br />
Klasse am Schulsportlager teilnehmen konnte.<br />
Warum brauchte es Spenden, damit du teilnehmen<br />
konntest?<br />
Dank der Spende von <strong>zeka</strong> konnte der Einsatz von Michael<br />
finanziert werden. Mit seiner Unterstützung<br />
Öffentliche Veranstaltung<br />
Vertrauen und Loslassen<br />
Zum Spannungsfeld zwischen Abhängigkeit und Eigenständigkeit bei Menschen mit Behinderung<br />
Der selber von einer schweren Körperbehinderung betroffene Journalist und Nationalrat<br />
Christian Lohr aus Kreuzlingen berichtet von seiner eigenen Entwicklung<br />
und davon, wie er sein Leben heute meistert.<br />
Dienstag, 6. November <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr im <strong>zeka</strong> Wohnhaus <strong>Aargau</strong>, Hochstrasse 6,<br />
5405 Baden-Dättwil<br />
1/<strong>2012</strong><br />
Debbie mit dem Monoski-Bob unterwegs.<br />
konnte ich überall dabei sein. Ich bin zusammen mit<br />
meinen Klassenkameraden Ski gefahren und gehörte<br />
dazu.<br />
Vielen Dank, dass du dich für das Interview zur Verfügung<br />
gestellt hast. <strong>zeka</strong> wünscht dir einen guten Abschluss<br />
deiner Schulzeit und auch im nächsten Winter<br />
viel Freude am Skifahren.<br />
Text: Christine Egger, Stv. Leiterin Marketing, Fundraising<br />
und PR<br />
Foto: Familie Bossard, Eltern von Debbie<br />
Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
21<br />
21
22<br />
Vorweihnächtliche Anlässe<br />
Adventsmarkt <strong>2012</strong><br />
Am 8. Dezember <strong>2012</strong> findet der Badener<br />
Adventsmarkt statt. Das Atelier-<br />
Team des Wohnhaus <strong>Aargau</strong> hatte<br />
letztes Jahr zum ersten Mal daran teilgenommen.<br />
Es war ein sehr erfolgreicher<br />
Einstand. Die Vorbereitungen<br />
für dieses Jahr laufen bereits – trotz<br />
sommerlichen Temperaturen über 30°.<br />
Doch Erfolg hat seinen Preis! Es gilt abzuklären,<br />
was in welchen Farben angeboten<br />
werden soll. Eine gute Vorbereitung<br />
der Advents- und Weihnachtsartikel<br />
ist der halbe Garant, um an den Ersterfolg<br />
anzuknüpfen. Ideen werden im<br />
Team gesammelt, besprochen, manche<br />
verworfen und wieder andere bis zur<br />
Produktionsreife gestaltet. Ob das hergestellte<br />
Produkt ein Verkaufshit wird,<br />
zeigt sich dann am Adventsmarkt. Entscheidend<br />
wird auch sein, dass der<br />
Stand des <strong>zeka</strong>-Ateliers gut besucht und tatkräftig mit<br />
Käufen unterstützt wird.<br />
Wo trifft man sich am 8. Dezember <strong>2012</strong>?<br />
Am 22. Badener Adventsmarkt auf dem Kirchplatz in<br />
Baden. Nichts wie hin!<br />
Kerzen ziehen für einen guten<br />
Zweck!<br />
Samstag, 17. November bis Samstag, 8. Dezember<br />
<strong>2012</strong><br />
Der Verein Kerzenziehen organsiert auch dieses Jahr<br />
das traditionelle Kerzenziehen auf dem Bahnhofplatz<br />
in Baden. Der Erlös kommt Menschen mit einer Behinderung<br />
in der Region Baden-Wettingen zugute.<br />
Alles übers Kerzenziehen – seien es Öffnungszeiten,<br />
Informationen zum Mithelfen, usw. – finden Sie auf<br />
der Webseite www.kerzenziehen-baden.ch.<br />
Übrigens: Das Sekretariat des Vereins Kerzenziehen<br />
Baden wird von Mitarbeitenden vom kontor Bürozentrum,<br />
<strong>zeka</strong>, Baden-Dättwil geführt.<br />
Adventsfenster<br />
Das <strong>zeka</strong>-Wohnhaus hatte sich schon letztes Jahr entschieden,<br />
beim traditionellen Gestalten eines Adventsfensters<br />
mitzumachen. Die Elterngruppe Dättwil organisiert<br />
und koordiniert den Brauch des Adventfensters.<br />
Als «Adventszauber – Adventsfenster in Dättwil» zeigt<br />
sich das vorweihnachtliche Dorfbild der Bevölkerung.<br />
Jedem Fenster wird ein Datum zugeordnet, an dem<br />
das Fenster von interessierten Menschen betrachtet<br />
werden kann. Die Gestaltung des Fensters obliegt<br />
ganz dem Gastgeber. Auch hier wird die Entscheidung<br />
früh getroffen, wie das Fenster gestaltet werden soll.<br />
Einige Gastgeber offerieren auch Glühwein, Punsch<br />
und Weihnachtsgebäck.<br />
Am 20. Dezember <strong>2012</strong> sind alle interessierten Personen<br />
eingeladen, sich selber ein Urteil zum Adventsfenster<br />
im <strong>zeka</strong>-Wohnhaus zu bilden. Ein grosses Fenster,<br />
warme Getränke und Weihnachtsgebäck warten<br />
auf eine möglichst grosse Besucherzahl.<br />
Helmut Kaiser, Teilnehmer Atelier/Bewohner Wohnhaus<br />
<strong>Aargau</strong>
Was macht eigentlich … Tamara Haller?<br />
Tamara ist 19 Jahre alt. Sie kam nach der 4. Primarschulklasse<br />
ins <strong>zeka</strong>-Zentrum nach Aarau. Ihr<br />
Handicap ist eine leichte Hemiplegie.Vor einiger<br />
Zeit sagten mir Kollegen, dass Tamara Haller im<br />
Tellizentrum in der Blumenabteilung des Coop<br />
arbeitet. Das war natürlich eine willkommene<br />
Gelegenheit, wieder einmal mit einer unserer<br />
«Ehemaligen» zu sprechen. Gerne besuchte ich<br />
Tamara – kam sie doch bei ihrem <strong>zeka</strong> Eintritt zunächst<br />
in meine Klasse.<br />
Ich vereinbarte mit Tamara einen Termin für den folgenden<br />
Tag. Schon da war ich sehr erstaunt. Ich hatte<br />
sie als eine zurückhaltende, fast scheue Schülerin in Erinnerung.<br />
Hier stand eine sehr selbstbewusste junge<br />
Frau vor mir und strahlte. So blieb es auch während des<br />
Interviews. Aufgestellt beantwortete sie die Fragen.<br />
Tamara, erzähl bitte über deine berufliche Situation<br />
Ich habe nach der Schulzeit bei <strong>zeka</strong> eine Attest-Ausbildung<br />
in der Branche «Flower» im Coop in Wohlen<br />
gemacht. Diese habe ich mit einem Notendurchschnitt<br />
von 5,2 (!) abgeschlossen. So konnte ich gleich eine<br />
Ausbildung als Detailhandelsfachfrau beginnen. Ich<br />
arbeite im Coop in der Blumenabteilung und an der<br />
Kasse und gehe 1 1 /2 Tage wöchentlich zur Schule. Im<br />
nächsten Sommer habe ich ausgelernt.<br />
Herzliche Gratulation zu diesem tollen Werdegang!<br />
Was war dein Hauptmotor bei dieser Entwicklung?<br />
Ich wollte nicht in einer IV-Institution meine Ausbildung<br />
machen und gern etwas mit Blumen arbeiten. In<br />
der Berufsschule war es schon hart. Bei der Attest-<br />
Ausbildung weniger, aber jetzt in der Volllehre muss<br />
ich viel lernen. Meine Eltern unterstützen mich sehr.<br />
Mein Handicap spielt keine grosse Rolle.<br />
Was wünscht du dir für die Zukunft?<br />
Gern würde ich in einem kleinen Blumenladen oder in<br />
der Papeterie arbeiten.<br />
Wie hast du <strong>zeka</strong> in Erinnerung?<br />
Am Anfang hatte ich Mühe wegen der Rollstühle und<br />
so. Aber es war gut, dass mein Handicap akzeptiert<br />
wurde. Es war eine gute Zeit, spannend und lustig.<br />
Schön war unser Tanz, wo ich mit Stock und Zylinder<br />
mit einer Gruppe aufgetreten bin.<br />
Herzlichen Dank Tamara!<br />
Text und Foto: Christina Schneegans, Lehrerin Mittel- und<br />
Oberstufe <strong>zeka</strong> Aarau<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
23
24<br />
Willkommen<br />
Bischof Marianne,<br />
pädagogische Assistentin<br />
HPB<br />
Chiquet Cathrin,<br />
Ergotherapeutin-Stv. Aarau<br />
Fedeli Christine,<br />
Sonderschullehrerin Aarau<br />
Haller Erika,<br />
Leiterin Pflegedienst/Stv.<br />
Bereichsleiterin Erwachsene<br />
Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
John Walter,<br />
pädagogischer Assistent<br />
HPB<br />
Boxler Therese,<br />
Office-Angestellte Aarau<br />
Ernst Jacqueline,<br />
Praktikantin Sozialpädagogik<br />
Baden<br />
Gaigg Andreas,<br />
Sozialpädagoge in Ausbildung<br />
Internat Aarau<br />
Hauri-Spinogatti Nadia,<br />
Schwimmassistentin<br />
Aarau<br />
Kanellou Anna,<br />
pädagogische Assistentin<br />
HPB<br />
Burger Hermann,<br />
Sonderschullehrer Aarau<br />
Fabian Deborah,<br />
kaufmännische Praktikantin<br />
Aarau<br />
Gehrig Maya,<br />
Sonderkindergärtnerin-<br />
Stv. Aarau<br />
Hirt Samuel,<br />
Lernender Fachmann<br />
Betriebsunterhalt Wohnhaus<br />
<strong>Aargau</strong><br />
Keller-Frey Ursula,<br />
Heilpädagogin HPB<br />
Buser Jacqueline,<br />
Logopädin Aarau<br />
Fasnacht Laura,<br />
Praktikantin Sozialpädagogik<br />
Externat Aarau<br />
Grüter Jeena,<br />
Pflegefachfrau mit Tagesverantwortung<br />
Wohnhaus<br />
<strong>Aargau</strong><br />
Hobbs Brian,<br />
Schwimmassistent-Stv. Baden<br />
Marti Jasmin,<br />
Physiotherapeutin Aarau
Meier Daniela,<br />
Schwimmassistentin<br />
Baden<br />
Müller Franziska,<br />
Pflegemitarbeiterin<br />
Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Patoncini Noemi,<br />
Pflegefachfrau im Nachtdienst<br />
Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Safdari Mojtaba,<br />
Fachmann Betriebsunterhalt<br />
i.A. Aarau<br />
Späti Isabelle,<br />
Sonderschullehrerin-Stv.<br />
Aarau<br />
Meyer Ballesteros Silvia,<br />
Sonderschullehrerin Aarau<br />
Müller Marco,<br />
Sonderschullehrer Baden<br />
Rappel Elke,<br />
Berufsbildnerin/Lehrlingsbetreuerin<br />
Wohnhaus<br />
<strong>Aargau</strong><br />
Schaaf Beatrice,<br />
Schwimmassistentin<br />
Aarau<br />
Stampfli Larissa,<br />
kaufmännische Praktikantin<br />
Geschäftsstelle Aarau<br />
Milasinovic Igor,<br />
kaufmännischer Praktikant<br />
Baden<br />
Müller Mirjam,<br />
Logopädin Aarau<br />
Richiger Gabriela,<br />
Sonderschullehrerin<br />
Baden<br />
Schwarb Fabienne,<br />
Musikgrundschullehrerin<br />
Baden<br />
Tschudin Pamela,<br />
Sozialpädagogin Baden<br />
Müller Elizabeth,<br />
Mitarbeiterin Raumpflege<br />
Aarau<br />
Oulouda Samira,<br />
Praktikantin Pflege und<br />
Betreuung Wohnhaus<br />
<strong>Aargau</strong><br />
Rutschmann Tanja,<br />
Logopädin Baden<br />
Schönenberg Martina,<br />
Sonderschullehrerin<br />
Baden<br />
Umbricht Antoinetta,<br />
pädagogische Assistentin<br />
HPB<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
25
26<br />
Van der Zaag-Blom<br />
Ingrid,<br />
pädagogische Assistentin<br />
HPB<br />
Zingg Anina,<br />
Praktikantin/Assistentin<br />
Leiter Facility Management<br />
Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Adieu<br />
Wenger Ines,<br />
Ergotherapeutin Aarau<br />
Zobrist Esther,<br />
pädagogische Assistentin<br />
HPB<br />
Austritte:<br />
Bäbler Tabea, kaufm. Praktikantin Geschäftsstelle<br />
Aarau; Bieber Andrea, Praktikantin Sozialpädagogik<br />
Externat Aarau; Brenner Yvonne, Schwimmassistentin<br />
Aarau; Brumann Neftci Jacqueline, Früherzieherin<br />
Baden; Eglin-Puschmann Lilo, Logopädin Aarau;<br />
Fedakar Ipek, Insos-Lernende Wohnhaus <strong>Aargau</strong>;<br />
Friedli Dürrenmatt Doris, Ergotherapeutin Aarau;<br />
Gashi Zemrije, Mitarbeiterin Raumpflege Aarau;<br />
Kaeser Katrin, Logopädin Aarau; Keil Nadine, Sonderschullehrerin<br />
Baden; Mages Sabrina, kaufm.<br />
Praktikantin Aarau; Maurer Elizabeth, Pflegefachfrau<br />
im Nachtdienst Wohnhaus <strong>Aargau</strong>; Michel Eveline,<br />
Physiotherapeutin Aarau; Müller Ruth, Musikgrundschullehrerin<br />
Baden; Ramadani Fazile, Prakti-<br />
Wetter Sabin,<br />
Psychomotoriktherapeutin<br />
Lenzburg<br />
Interne Wechsel/Wiedereintritte<br />
Egger Bolliger Christine, Stv. Leiterin Marketing, Fundraising<br />
und PR; Lüscher Bianca, Personalassistentin<br />
Aarau; Michel Eveline, Früherzieherin Baden; Ramada-<br />
Zeltner Bernhard,<br />
Chauffeur-Stv. Baden<br />
ni Fazile, Lernende Fachangestellte Gesundheit Wohnhaus<br />
<strong>Aargau</strong>; Stalder Elisabeth, Sonderschullehrerin<br />
Aarau<br />
kantin Pflege und Betreuung Wohnhaus <strong>Aargau</strong>;<br />
Rohrer Corinne, Pflegemitarbeiterin Wohnhaus <strong>Aargau</strong>;<br />
Roser Nicole, Office-Angestellte Aarau; Scheurmann<br />
Susanne, Leiterin Pflegedienst Wohnhaus<br />
<strong>Aargau</strong>; Schläpfer Ursula, Praktikantin Logopädie<br />
Aarau; Scholer Regula, Sonderschullehrerin Baden;<br />
Senn Robin, Lernender Fachmann Betriebsunterhalt<br />
Aarau; Simon Renate, Praktikantin Psychomotorik<br />
Wettingen; Soler Elena, Praktikantin Sozialpädagogik<br />
Baden; Tanner Patrick, Sozialpädagoge HF Baden;<br />
Thanner Svenja, Praktikantin Logopädie Aarau;<br />
Thut Conny, Personalfachfrau Geschäftsstelle Aarau;<br />
Wampfler Ruth, Sonderschullehrerin Baden; Zemp<br />
Manuela, Pflegemitarbeiterin Wohnhaus <strong>Aargau</strong>;<br />
Zillig Stephanie, Ergotherapeutin-Stv. Aarau
Gratulation<br />
Zur Geburt von:<br />
Valentin und Oliver, 30. Mai <strong>2012</strong>, Zwillingssöhne<br />
von Alexandra und Stefan Aeschbach; Elisa, 6. September<br />
<strong>2012</strong>, Tochter von Giovanni und Corinne Pascariello;<br />
Lenjo Aurelio, 12. September <strong>2012</strong>, Sohn<br />
von Denise und Dominique Uebersax<br />
Zur Hochzeit von:<br />
Markus Leimbacher und Romi Ruedin am 11. Mai<br />
<strong>2012</strong>; Andrea Keller und Martin Seiler am 29. Juni<br />
<strong>2012</strong>; Malaika Wyss und Ivan Circone am 24. August<br />
<strong>2012</strong>; Markus Häfeli und Susanne Zehnder<br />
am 14. September <strong>2012</strong>, Sara Keller und Martin<br />
Zbinden am 29. September <strong>2012</strong><br />
Dienstjubiläen <strong>2012</strong><br />
Zu 5 Dienstjahren<br />
Arslan Nimet, Raumpflegerin Baden; Bobst Thanh,<br />
Pflegefachfrau/Sozialpädagogin Aarau; Burkhalter<br />
Anna, pädagogische Assistentin Aarau; Burkhalter<br />
Pia, Schwimmassistentin Aarau; Deppeler Denise,<br />
pädagogische Assistentin HPB Aarau; Fessel Thomas,<br />
Chauffeur Aarau; Gobbi Meier Antoinette,<br />
Sonderschullehrerin Baden; Kirchhofer Rainer,<br />
Teamleiter Baden; La Rosa Susan, pädagogische<br />
Assistentin HPB; Maier Klaus Susanne, Sonderschullehrerin<br />
Aarau; Marzo Stefanie, pädagogische Assistentin<br />
Aarau; Peterhans Gabriela, schulische Heilpädagogin<br />
Baden; Peterhans Dorothea, pädagogische<br />
Assistentin HPB; Schmid Corinne, Früherzieherin<br />
Aarau.<br />
Zu 10 Dienstjahren<br />
Baumann Walter, Chauffeur Aarau; Fischer Dorli,<br />
pädagogische Assistentin Aarau; Gauger Irene,<br />
Logopädin Baden; Graf Tanja, Leiterin Atelier Wohnhaus<br />
<strong>Aargau</strong>; Hersberger Käthi, Fachlehrerin Englisch<br />
Baden; Mettauer Carlo, Bereichsleiter Schulen;<br />
Rohner Karl, Chauffeur Baden; Scheuner Elisabeth,<br />
Heilpädagogin HPB Aarau; Styger Katharina, pädagogische<br />
Assistentin Baden; Sägesser Christa, pädagogische<br />
Assistentin Aarau; Ullmann Judith, Pflegefachfrau/Sozialpädagogin<br />
Aarau.<br />
Zu 15 Dienstjahren<br />
Meier Elisabeth, pädagogische Assistentin Baden;<br />
Müller Thomas, Teamleiter Aarau; Roser Heidi,<br />
Sozialpädagogin Aarau; Schneitter Marianne,<br />
Psychomo toriktherapeutin Zofingen; Veuve Grieder<br />
Nicole, Psychomotoriktherapeutin Wettingen.<br />
Zu 20 Dienstjahren<br />
Zürcher Elisabeth, Teamleiterin Aarau<br />
Zur Pensionierung<br />
Seit 10 Jahren hat Ruth Wampfler als Sonderschullehrerin<br />
im <strong>zeka</strong> Zentrum Baden Schülerinnen und<br />
Schüler der Unterstufe unterrichtet.<br />
Die Kinder standen<br />
für sie immer im Mittelpunkt<br />
ihrer Aktivitäten.<br />
Mit grossem Wissen und<br />
methodischer Vielfalt hat<br />
sie die Entwicklung des<br />
einzelnen Kindes aufgebaut<br />
und gefördert. Sie hat<br />
es stets verstanden, die<br />
Kinder zu motivieren und<br />
zu begeistern. Im Team<br />
Kindergarten/Unterstufe<br />
hat sich Ruth engagiert den Herausforderungen gestellt<br />
und geeignete Lösungsansätze für alle Beteiligten<br />
gesucht. Wir danken Ruth herzlich für ihr grosses<br />
Engagement und ihre Verbundenheit mit <strong>zeka</strong>. Für<br />
den Neubeginn im Ruhestand wünschen wir Ruth alles<br />
Gute und viel Freude.<br />
Ruth Müller hat sich seit 12 Jahren als Musikgrundschullehrerin<br />
und während 3 Jahren als Instrumentallehrerin<br />
Lex musica in der<br />
Schule Baden engagiert<br />
dafür eingesetzt, die Schülerinnen<br />
und Schüler für<br />
Musik und Rhythmus zu<br />
begeistern. Mit viel Herzblut<br />
und Freude hat sie einen<br />
lebendigen und vielfältigen<br />
Unterricht gestaltet<br />
und die Kinder in Ukulele,<br />
Blockf löte, Keyboard<br />
und Djembé unterrichtet.<br />
An festlichen Anlässen<br />
und Schulschlussfeiern haben die Kinder das Gelernte<br />
stets mit Begeisterung vorgeführt. Wir danken Ruth<br />
ganz herzlich für ihr langjähriges und grosses Engagement<br />
und wünschen ihr viel Freude und alles Gute im<br />
neuen Lebensabschnitt.<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
27
28<br />
Ein Tag im Leben von<br />
... Petra Bolfing<br />
Trotz meiner sehr interessanten Arbeit bei <strong>zeka</strong> als Leiterin<br />
Marketing, PR und Fundraising hatte mich das<br />
Fernweh wieder arg gepackt. Dank eines Urlaubs darf<br />
ich neue Länder kennen lernen. Velofahren, schlafen,<br />
essen, trinken – und staunen! Das ist jetzt mein Alltag.<br />
In bin unterwegs in Kirgistan.<br />
Ich staune über die Vielfalt des Landes. Innerhalb einer<br />
Handvoll Kilometer verändert sich die Landschaft von<br />
extrem trockenen Hügeln in äusserst fruchtbares Land<br />
– und umgekehrt. Die Bauern ernten gerade Tomaten,<br />
Zwiebeln, Chilischoten und Melonen. Ich staune über<br />
die Kombination zwischen Herkömmlichem und Modernem.<br />
Ein Junge transportiert auf seinem Esel gemächlich<br />
einen Heuballen und hört dazu Musik von<br />
seinem Natel. Ein anderer rollt auf ersten Modellen<br />
von Inlineskates des Weges. Alte Herrenschlarpen dienen<br />
als Handschutz. Vor einer Jurte spielen zwei Teenager<br />
Volleyball. Und ich staune insbesondere über die<br />
grenzenlose Gastfreundschaft der Kirgisen. Zwei Bänke<br />
vor dem Haus und ein paar Petflaschen lassen uns<br />
tief im Süden des Landes anhalten, um etwas zu trinken<br />
zu kaufen. Der frische, kalte Schwarztee ist bei 38<br />
Grad eine Wohltat! Wir unterhalten uns so gut es geht<br />
auf Russisch. Als wir zahlen wollen, winkt unser Gastgeber<br />
vehement ab – füllt uns eine Flasche mit wunderbarem<br />
Tee und schenkt uns dazu Äpfel, Brot und<br />
Kekse sowie die besten Wünsche für die Reise. Täglich<br />
beobachte ich Neues und freue mich über eindrückliche<br />
Begegnungen.<br />
Wie aber sieht ein Tag nun aus? Mein Tag richtet sich<br />
nach der Sonne. Um 6.30 Uhr ist es hell. Heute erwache<br />
ich bei 4 Grad. Das Zelt steht direkt neben einem<br />
breiten eiskalten Fluss. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen<br />
heisse ich zum Frühstück sehr willkommen!<br />
Bald ist alles verpackt und beladen. Ich steige<br />
aufs Velo. Die Reise kann weiter gehen.<br />
Die letzte Ortschaft liegt ca. 80 km hinter mir. Auch<br />
heute erwarte ich wenig Verkehr. Die Strasse führt<br />
über ein sehr weites Hochplateau auf ca. 2300 m.ü.M.<br />
Links und rechts erheben sich gewaltige Bergketten.<br />
Die rund 50 km bis zur Passhöhe auf 3100 m ü.M. sind
Bild Seite 26: Hochebene in Kirgistan auf 2300 m ü.M.<br />
geprägt von weit über das grüne Land verteilten Bauernhöfen.<br />
Die Familien leben in dieser Region in Jurten.<br />
Ich sehe unzählige Pferde, Ziegen, Schafe, Fohlen<br />
sowie einige Kühe und Hunde. Bauern treiben die<br />
Herden an. Kinder spielen, üben sich im Eselreiten<br />
oder winken uns freundlich zurückhaltend zu. Da hocken<br />
zwei Männer draussen auf ihren Fersen, der eine<br />
hält den Spiegel, damit sich der andere beim Rasieren<br />
sehen kann. Da trotten drei Jungs durch die Wiese;<br />
der älteste zieht den jüngsten in einem Leiterwagen.<br />
Sie winken uns zu. Eine Gruppe Männer hockt am Boden.<br />
Sie scheinen etwas Wichtiges zu besprechen.<br />
Aus dem Schornstein einer Jurte steigt dichter Rauch<br />
empor. Was wohl gekocht wird? Wäsche ist auf den<br />
Wiesen zum Trocknen ausgelegt.<br />
Auch die sogenannte Moderne hat Einzug gehalten.<br />
Kaum eine Jurte ohne Auto daneben. Gekocht wird<br />
heute offenbar nicht mehr nur in der Jurte, sondern<br />
auch in alten kleinen Containern auf Rädern. Ich sehe<br />
sogar zwei kleine Solarpanels, zweifle aber, ob diese<br />
in der scheinbar stromlosen Gegend, wo es auch kein<br />
fliessend Wasser gibt, wirklich im Gebrauch sind. Aber<br />
wer weiss?<br />
Nach Mittag ist die Passhöhe erreicht. Immer wieder<br />
ein eindrücklicher und bewegender Moment! Die<br />
Landschaft auf der anderen Seite ändert sich schlagartig.<br />
Die weite grüne Steppenlandschaft weicht<br />
Zelten am Fluss.<br />
einem engen, gebirgigen Tal. Ich könnte geradezu in<br />
der Schweiz unterwegs sein. Die Bauern verschwinden.<br />
Stattdessen wird während Dutzenden von Kilometern<br />
Honig am Strassenrand angeboten. Schade<br />
habe ich mich in Bishkek schon eingedeckt. Zu gerne<br />
hätte ich ein Glas bzw. eine Petflasche gekauft, die<br />
teilweise mit Fanta angeschrieben sind. Eine gute Art<br />
von Recycling. Nur zu oft sehen wir vor allem die schönen<br />
Picknick-Plätze mit sehr viel Plastik und Müll zugedeckt!<br />
Auch die nächste Nacht verbringen wir an einem<br />
Fluss. Zelt aufstellen ist gewöhnlich meine Aufgabe.<br />
Dafür werde ich bekocht. Moderne Rollenverteilung<br />
könnte man sagen. Aufgrund des ausgeklügelten<br />
Benzinkochers trifft wohl aber eher zu: jedem Mann<br />
sein technisches Spielzeug. Mir solls recht sein!<br />
Nach anstrengender Fahrt auf der Passhöhe.<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
29
30<br />
Veranstaltungskalender <strong>2012</strong>/2013<br />
<strong>2012</strong> Anlass Ort<br />
Mi 24. Oktober Öffentliche Informationsveranstaltung «Wie ungeschickt dürfen <strong>zeka</strong> Therapiestelle Muri<br />
Kinder sein?» mit KD Dr. med. Sepp Holtz<br />
Mi 31. Oktober «The Canterville Ghost»: Ein Theater von Marlis Olsen nach<br />
der Geschichte von Oscar Wilde, aufgeführt von Schülerinnen<br />
und Schülern des <strong>zeka</strong> Aarau<br />
<strong>zeka</strong> Zentrum Aarau<br />
Fr 2. November «The Canterville Ghost»: öffentliche Aufführung zu Halloween ristoro Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Sa 3. November Herbstfest Ambulatorium Baden <strong>zeka</strong> Zentrum Baden<br />
Sa/So 3./4. November Die <strong>zeka</strong>-Rollers nehmen am Sternschnuppen-Cup in<br />
Sumiswald teil<br />
Sumiswald<br />
Di 6. November Öffentliche Informationsveranstaltung «Vertrauen und<br />
Loslassen» mit NR Christian Lohr<br />
ristoro Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Di 6. November Räbeliechtli-Umzug mit Primarschule Höchi <strong>zeka</strong> Zentrum Baden<br />
Do 8. November Nationaler Zukunftstag mit Beteiligung <strong>zeka</strong> Aarau <strong>zeka</strong> Zentrum Aarau<br />
Fr 9. November Schweizerische Erzähl- und Lesenacht <strong>zeka</strong> <strong>Zentren</strong> Aarau und Baden<br />
Fr 23. November Nachmittag schulfrei (Fachbereichssitzungen) <strong>zeka</strong> <strong>Zentren</strong> Aarau und Baden<br />
Sa 17. November bis Kerzenziehen (viele Mitarbeitende und Kinder von <strong>zeka</strong> Bahnhofplatz Baden<br />
Sa 8. Dezember<br />
nehmen teil, ist aber kein Anlass von <strong>zeka</strong>)<br />
Mi 5./Di 11./Do 20. Dez. Adventssingen mit Primarschule Höchi <strong>zeka</strong> Zentrum Baden<br />
Sa 8. Dezember <strong>zeka</strong>-Stand am Badener Adventsmarkt Kirchplatz Baden<br />
Sa 8. Dezember Stand der BWS von <strong>zeka</strong> am Läbkuchen-Contest im Telli Einkaufszentrum Telli Aarau<br />
Do 20. Dezember Weihnachtsfenster-Präsentation für die Öffentlichkeit mit<br />
Glühwein-Apéro und Weihnachts-Dinner für Bewohnerinnen<br />
Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
und Bewohner, deren Angehörige, für Mitarbeitende, deren<br />
Angehörige und Freunde<br />
ristoro Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Sa 22. Dezember<br />
2013<br />
Beginn Weihnachtsferien <strong>zeka</strong> <strong>Zentren</strong> Aarau und Baden,<br />
Therapiestellen Lenzburg, Muri,<br />
Wettingen, Rheinfelden, Zofingen,<br />
Mo 7. Januar Schulbeginn <strong>zeka</strong> <strong>Zentren</strong> Aarau und Baden<br />
Mo 28. Januar Beginn Sportferien <strong>zeka</strong> Zentrum Aarau<br />
Mo 4. Februar Beginn Sportferien <strong>zeka</strong> Zentrum Baden<br />
Mo 4. bis Fr 8. Februar Spielwoche Frühbereich Ambulatorium Baden <strong>zeka</strong> Zentrum Baden<br />
Mo 11. Februar Schulbeginn <strong>zeka</strong> Zentrum Aarau<br />
Mo 18. Februar Schulbeginn <strong>zeka</strong> Zentrum Baden<br />
Do 21. Februar Fondueplausch mit musikalischer Unterhaltung für Klienten,<br />
Mitarbeitende und Öffentlichkeit<br />
ristoro Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Mi 27. Februar Informationsabend beider Schulen zur Berufsfindung und<br />
beruflichen Integration<br />
<strong>zeka</strong> Zentrum Aarau<br />
So 10. bis Fr 15. März Schneelager in der Lenk <strong>zeka</strong> Zentrum Aarau/Lenk<br />
Mo 11. März bis<br />
Fr 15. März<br />
Projektwoche Kindergarten/Unterstufe/Mittelstufe <strong>zeka</strong> Zentrum Aarau<br />
Fr 29. März bis<br />
Karfreitag/Ostern <strong>zeka</strong> <strong>Zentren</strong> Aarau und Baden,<br />
Mo 1. April<br />
Therapiestellen Lenzburg, Muri,<br />
Wettingen, Rheinfelden, Zofingen<br />
Voraussichtlich<br />
Di 9. bis Do 11. April<br />
Projektwoche Jubiläum 25 Jahre Schulanlage Höchi Baden <strong>zeka</strong> Zentrum Baden<br />
Mo 15. April Beginn Frühlingsferien <strong>zeka</strong> <strong>Zentren</strong> Aarau und Baden<br />
Mo 29. April Schulbeginn <strong>zeka</strong> <strong>Zentren</strong> Aarau und Baden<br />
Fr 3. Mai Dance-Night für die Öffentlichkeit/Disco Night ristoro Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Do/Fr. 9./10. Mai Auffahrtsbrücke: schul- und therapiefrei <strong>zeka</strong> <strong>Zentren</strong> Aarau und Baden,<br />
Therapiestellen Lenzburg, Muri<br />
Wettingen, Rheinfelden, Zofingen,<br />
So 26. Mai Vernissage zur Ausstellung von Ursula Hunziker (Skulpturen)<br />
und Heiri Bachmann (Bilder)<br />
ristoro Wohnhaus <strong>Aargau</strong><br />
Do 30. Mai Frohleichnam <strong>zeka</strong> Zentrum Baden<br />
Fr 14. Juni öffentliche Sommerparty mit Liveband, Grilladen und Salat<br />
sowie Dessertbuffet<br />
ristoro Wohnhaus <strong>Aargau</strong>
Adressen<br />
<strong>zeka</strong> Geschäftsstelle<br />
Guyerweg 11 Tel. 062 838 21 31<br />
Postfach 233 Fax 062 838 21 30<br />
5004 Aarau <strong>zeka</strong>@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
<strong>zeka</strong> Wohnhaus <strong>Aargau</strong> Tel. 056 484 86 86<br />
Hochstrasse 6 Fax 056 484 86 87<br />
5405 Baden-Dättwil wohnhaus.aargau@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
kontor Tel. 056 484 86 86<br />
Hochstrasse 6 kontor@kontor-ag.ch<br />
5405 Baden-Dättwil<br />
ristoro Tel. 056 484 86 70<br />
Hochstrasse 6 ristoro@ristoro.ch<br />
5405 Baden-Dättwil<br />
<strong>zeka</strong> Schulen und Internat Aarau<br />
<strong>zeka</strong> Zentrum für <strong>körperbehinderte</strong> Kinder Tel. 062 838 21 38<br />
Girixweg 20 Fax 062 838 21 41<br />
Postfach 233 sekretariat.aarau@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
5004 Aarau<br />
<strong>zeka</strong> Zentrum für <strong>körperbehinderte</strong> Kinder Tel. 056 470 92 22<br />
Dättwilerstrasse 16 Fax 056 470 92 20<br />
5405 Baden-Dättwil sekretariat.baden@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
<strong>zeka</strong> Ambulatorien Angebot<br />
Guyerweg 11, Postfach 233 Heilpädagogische Früherziehung<br />
5004 Aarau Logopädie<br />
Tel. 062 838 21 31 Heilpädagogischer Beratungs- und Begleitdienst<br />
sekretariat.aarau@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
Weihermattstrasse 76 Psychomotorik-Therapie<br />
5004 Aarau<br />
Tel. 062 837 10 81<br />
psymot.aarau@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
Dättwilerstrasse 16 Heilpädagogische Früherziehung<br />
5405 Baden-Dättwil Logopädie, Psychomotorik-Therapie<br />
Tel. 056 470 92 22 Heilpädagogischer Beratungs- und Begleitdienst<br />
sekretariat.baden@<strong>zeka</strong>-ag.ch Physiotherapie, Ergotherapie<br />
Aarauerstrasse 26 Heilpädagogische Früherziehung<br />
5630 Muri Logopädie<br />
Tel. 056 664 90 61 Heilpädagogischer Beratungs- und Begleitdienst<br />
sekretariat.muri@<strong>zeka</strong>-ag.ch Physiotherapie, Ergotherapie<br />
Gleis 1 Psychomotorik-Therapie<br />
Niederlenzer Kirchweg 1<br />
5600 Lenzburg<br />
Tel. 062 892 30 03<br />
psymot.lenzburg@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
Marktgasse 61 Heilpädagogische Früherziehung<br />
4310 Rheinfelden Logopädie<br />
Tel. 056 484 86 85 Heilpädagogischer Beratungs- und Begleitdienst<br />
sekretariat.rheinfelden@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
Schönaustrasse 25 Psychomotorik-Therapie<br />
5430 Wettingen<br />
Tel. 056 484 86 80<br />
psymot.wettingen@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
Untere Brühlstrasse 11 Psychomotorik-Therapie<br />
4800 Zofingen<br />
Tel. 062 752 22 57<br />
psymot.zofingen@<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
Website www.<strong>zeka</strong>-ag.ch<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
31
zentren<br />
<strong>körperbehinderte</strong><br />
aargau<br />
Bilder von Sadhyo Niederberger (oben) und Kurt Hediger (unten),<br />
Ausstellung «Malerei – unterwegs» im Wohnhaus <strong>Aargau</strong>, Baden-Dättwil (bis Januar 2013)