JOACHIM KRÓL - Steigenberger Hotels and Resorts
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Die Frau ließ ihren Rollkoffer auf dem violetten Teppich bei der gläsernen<br />
Schiebetür stehen und ging, ohne sich um die <strong>and</strong>eren Gäste zu kümmern,<br />
die hinter ihr hereinkamen und dem Hindernis umständlich ausweichen<br />
mussten, auf eine Hotelangestellte zu.<br />
Linda Oberti, die Frau hinter dem Tresen, war Front Office Manager und<br />
damit Chefin der gesamten Administration und zuständig für praktisch<br />
alles, was sich im Haus bewegte, vom Koffer über den Wagenmeister bis zu komplizierten<br />
Gästen wie diesem Claus Bergfried, Clubbesitzer aus Oldenburg, der angeblich seine Kreditkarte<br />
verloren hatte und jedes Zimmermädchen des Diebstahls bezichtigte. Die schwarz gekleidete<br />
Blondine, die jetzt vor ihr st<strong>and</strong>, war kein Stammgast und hatte kein Recht, ihren<br />
Koffer mitten im Eingangsbereich abzustellen. Trotzdem lächelte Linda Oberti souverän,<br />
ähnlich, wie sie heute morgen Claus Bergfried erklärt hatte, dass er, wenn er seine Kreditkarte<br />
verloren habe, mit der EC-Karte oder in bar bezahlen müsse.<br />
„Sie haben ein Zimmer gebucht?“<br />
„Ein Einzelzimmer für zwei Nächte, auf den Namen Schenck, Sibylle.“<br />
Zwei Stunden später klopfte es an der Tür von Zimmer 369. Kurz zuvor hatte Sibylle<br />
Schenck einen Anruf von der Rezeption erhalten. Ein Dr. Robertsen warte in der Bar auf sie.<br />
„Soll raufkommen“, hatte sie kurz angebunden erklärt.<br />
Den Mann an der Tür hatte sie noch nie gesehen. „Sie sind hier verkehrt.“ Sibylle Schenck,<br />
die in München als Maklerin für Hochpreis-Immobilien arbeitete und gewohnt war, Leute,<br />
die in ihren Augen keinen Sinn ergaben, abzuwimmeln, zog den Gürtel ihres Morgenmantels<br />
enger.<br />
„Da denken’S falsch, gnä‘ Frau“, sagte der Mann. „Ich bin Ihr Selbstmörder.“<br />
Danach verloren sich die Gedanken und Worte der jungen Maklerin in einer Art existenzieller<br />
Baugrube. Als die Hausdame Susanne Biller die Tote f<strong>and</strong>, hing diese am Gürtel ihres<br />
Morgenmantels, der an der Vorhangstange verknotet war. Dank der Tatsache, dass Sibylle<br />
Schenck permanent streng auf ihre Diät achtete, hatte die Stange den Körper der Frau gut<br />
getragen und war nicht zerbrochen. Vor dem Fenster lag ein umgekippter Sessel.<br />
Das Beseitigen derartiger Spuren bereitete Executive Housekeeper Biller und ihren Kolle-<br />
The woman left her wheeled suitcase on the purple carpet, just clear of the<br />
sliding glass door. She approached one of the female hotel employees, oblivious<br />
to the other guests who walked into the lobby behind her, forcing<br />
them to navigate awkwardly around the obstacle. The woman behind the<br />
reception desk was front office manager Linda Oberti. This meant, she was<br />
in charge of all administrative matters, <strong>and</strong> responsible for virtually everything<br />
that went on in the building: from supervising the head porters to dealing with difficult<br />
guests, such as a certain Claus Bergfried. Bergfried, a club owner from Oldenburg, claimed<br />
to have lost his credit card, <strong>and</strong> had gone on to accuse every single chambermaid of theft.<br />
The blonde woman, who was dressed in black <strong>and</strong> presently st<strong>and</strong>ing in front of Oberti,<br />
was not a regular guest. Neither did she have the right to put down her suitcase in the middle<br />
of the foyer. Nevertheless, Linda Oberti smiled confidently –a smile similar to the one she had<br />
worn earlier that morning, when she had explained to Claus Bergfried that if he had lost his<br />
credit card, he would have to settle up using his debit card or cash.<br />
“Do you have a reservation, madam?”<br />
“A single room for two nights. For Sibylle Schenck.”<br />
Two hours later, there was a knock on the door of room 369. Only moments before, Sibylle<br />
Schenck had received a call from the reception informing her that a Dr. Robertsen was waiting<br />
for her in the bar. “Tell him to come upstairs,” she had ordered brusquely.<br />
She had never seen the man at the door before. “You’ve got the wrong room.” In her job as<br />
an estate agent specialising in high-end real estate in Munich, Sibylle Schenck was used to<br />
getting rid of people who she suspected were not viable clients. She pulled the belt of her<br />
dressing gown tighter.<br />
“It’s you who’s mistaken, ma’am,” said the man. “I’m here to commit your suicide.”<br />
When housekeeper Susanne Biller found the dead woman, the latter was hanging, suspended<br />
by the neck with the belt of her dressing gown, which had been tied to the curtain<br />
rail. Thanks to the fact that Sibylle Schenck had been permanently on – <strong>and</strong> had stringently<br />
stuck to – a diet, the rail had supported her weight, <strong>and</strong> had not broken in two. An armchair<br />
lay on its side, in front of the window.<br />
S te i g e n b e rger wo r l d<br />
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