Bezirksverbände - Unionhilfswerk
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»Postille« Nr. 57<br />
Im Februar 2005 begann<br />
das UNION-<br />
HILFSWERK, ambulante<br />
pflegerische Versorgung<br />
auch in der<br />
Nacht anzubieten. Den<br />
Anfang machte damals<br />
der Pflegedienst Friedrichshain.<br />
Schritt für<br />
Schritt nahmen weitere<br />
Pflegedienste dieses<br />
Angebot in ihre Leistungskataloge<br />
auf, so<br />
dass heute Patienten in<br />
Hohenschönhausen,<br />
Weißensee und Prenzlauer<br />
Berg Pflegeleistungen<br />
auch in den<br />
Nachtstunden in Anspruch<br />
nehmen können.<br />
Die 24-Stunden Rundumversorgungunterscheidet<br />
sich gravierend<br />
von dem Angebot einer<br />
nächtlichen Rufbereitschaft,<br />
die in der häuslichen<br />
Krankenpflege<br />
seit langer Zeit bereitgestellt<br />
wird. Bei der<br />
pflegerischen Betreuung<br />
in der Nacht sind<br />
die Pflegekräfte mit<br />
genauen Tourenplänen<br />
ihren »Nachtpatien-<br />
- 12 -<br />
Eine Tour durch Friedrichshain<br />
Pfleger Tino Pajdzik versorgt Patienten in der Nacht<br />
ten« zugeteilt.<br />
Tino Pajdzik ist ein<br />
Pfleger, der Nacht für<br />
Nacht in Friedrichshain<br />
Patienten versorgt.<br />
Der 43-jährige arbeitet<br />
im Pflegedienst Friedrichshain<br />
in der Grünberger<br />
Straße und ist<br />
dort auf seinen eigenen<br />
Wunsch ausschließlich<br />
für die pflegerische Versorgung<br />
von Patienten<br />
in der Nacht eingeteilt.<br />
Bevor er seine nächtliche<br />
Tour beginnt,<br />
schaut er sich die Liste<br />
mit den Namen der Patienten<br />
genau durch,<br />
hält noch einmal Rücksprache<br />
mit dem Spätdienst,<br />
ob bei einem der<br />
Patienten eventuell Besonderheiten<br />
zu berücksichtigen<br />
sind, und<br />
überprüft die Ausrüstung.<br />
Die Zahl der Einsätze<br />
pro Nacht variiert<br />
und kann sich auch<br />
kurzfristig, zum Beispiel<br />
durch die Entlassung<br />
eines Patienten<br />
aus dem Krankenhaus,<br />
ändern. In dieser Nacht<br />
stehen 25 Einsätze auf<br />
der Liste von Tino<br />
Pajdzik — auf geht´s.<br />
Der Pfleger versorgt<br />
mit großer Sachkenntnis,<br />
freundlicher Zuwendung<br />
und häufig<br />
einer Prise Humor „seine“<br />
Patienten im Alter<br />
zwischen 35 und 95<br />
Jahren; alle haben die<br />
Pflegestufe II oder III.<br />
„Wie geht es Ihnen<br />
denn heute“, fragt Tino<br />
Pajdzik die Patientin.<br />
Er stellt ihr diese Frage<br />
ganz bewusst bei jedem<br />
Besuch. „Ich muss<br />
fragen, in den Kopf kann<br />
ich nicht reingucken“,<br />
meint er dazu erklärend.<br />
Manche Patienten<br />
möchten nicht Auskunft<br />
über ihr Befinden<br />
geben und müssen<br />
stets einen kleinen Anstoß<br />
bekommen. Bei einem<br />
Multiple-Sklerose-<br />
Patienten, der gern<br />
Schach spielt, nimmt<br />
sich Tino Pajdzik ein<br />
paar Minuten, um ein,<br />
zwei Züge auf dem<br />
Schachbrett zu setzen.<br />
Gemeinsam mit Pflegedienstleiterin Heike Schiemann bespricht<br />
Tino Pajdzik seinen nächtlichen Tourenplan.<br />
Auch nach vielen Berufsjahren<br />
ist Mitgefühl<br />
immer wieder ein Thema<br />
in der Arbeit mit<br />
schwerkranken Patienten.<br />
Tino Pajdzik gesteht,<br />
„dass es ihm bisweilen<br />
richtig an die Seele<br />
geht.“<br />
Sicher muss der Arbeitsablauf<br />
durch fachliche<br />
Routine getragen<br />
werden — schon allein<br />
aufgrund der zeitlichen<br />
Enge im Einsatz —,<br />
aber gerade die kurze<br />
Zeit des persönlichen<br />
Kontakts beim Besuch<br />
ist bisweilen sehr emotional.<br />
Natürlich geht es<br />
zuallererst um die richtige<br />
pflegerische Versorgung<br />
unter Berücksichtigung<br />
aller ärztlichen<br />
Hinweise und hygienischen<br />
Pflichten.<br />
Aber auch die persönliche,<br />
menschliche Ebene<br />
spielt, zumal in der<br />
Nacht, eine Rolle. Manche<br />
Patienten möchten<br />
sich gern unterhalten.<br />
Sehr wichtig ist die Versorgung<br />
mit Getränken,<br />
bei anderen geht<br />
es um Schlafkontrolle.<br />
„Ich habe mir den Job<br />
ausgesucht und ich helfe<br />
gerne“, erzählt Tino auf<br />
der Fahrt zum nächsten<br />
Patienten. Im Friedrichshainer<br />
Team fühle<br />
er sich sehr wohl, was<br />
nicht unwesentlich damit<br />
zusammenhänge,<br />
dass Pflegedienstleiterin<br />
Heike Schiemann<br />
großen Wert auf ein<br />
gutes Arbeitsklima legen<br />
würde.<br />
Ihre Arbeit in der<br />
häuslichen Krankenpflege<br />
ist für alle Mitarbeiter<br />
immer wieder<br />
eine große Herausforderung.<br />
Auch weil die<br />
Pflege im privaten Umfeld<br />
Vertrauenssache<br />
ist. Zugleich geht es<br />
immer auch um die Gewinnung<br />
neuer »Kunden«,<br />
um den Aufbau<br />
guter Beziehungen zu<br />
den Patienten und zu<br />
deren Angehörigen —<br />
zum Beispiel durch die<br />
Bezugspflege. Das bedeutet,<br />
dass möglichst<br />
ein festes Team von Mitarbeitern<br />
immer wieder<br />
zu einem Patienten<br />
kommt.<br />
Ständig steht in allen<br />
Pflegediensten des<br />
UNIONHILFSWERK<br />
die fachliche Fort- und<br />
Weiterbildung sowie<br />
die Entwicklung individuellerServiceangebote<br />
– eben wie die<br />
Nachtversorgung – auf<br />
der Tagesordnung.<br />
Iris Lusch<br />
Recherche und Foto:<br />
Christopher Leuchte